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Full text of "Gartenflora; zeitschrift für garten- und blumenkunde"

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GARTENFLORA, 


Allgemeine Munatsigrifi 
für 


deutsche, russische und schweizerische Garten- und Blumenkunde und 
Organ des Kaiserlichen Russischen Gartenbau -Vereius in St. Petersburg, 


Unter Mitwirkung vieler 


Botaniker und Gärtner Deutschlands, Russlands und der Schweiz 


herausgegeben und redigirt 


von 


Dr. Eduard Regel, 


Kais. Russ. Siaatsratb, Ober-Botaniker des Kais. Bot. Gartens in St. Petersburg, Vice- Präsident des Kais. Russ, 
Gartenbauvereins in St. Petersburg, Ehrenmitgliede, Mitgliede, Correspondirendem Mitgliede vieler Gelehrten- 
und Gartenbaugesellschaften,, Inhaber mehrerer hoher Orden. 


Mitherausgeber für Deutschland: 
-H. Jäger, Fr. Francke, Paul Sorauer, 
Hofzärtner in Eisenach. Kgl. Bot. Gärtner in Erlangen. Vorsteher der Landwirtbschaftlichen Versushs- 
f station zu Dahme bei Jüterbog. 


A. Senoner, E. Mayer, 
in Wien. Hofgärtner in Carlsruhe. 


Mitherausgeber für die Schweiz: 
E. Origies, 


Obergärtner am Bot. Garten in Zürich. 


Mitherausgeber für Russland: 


Dr. F. von Herder, E. Ennder, 
Bibliothekar am Kaiserlichen Botanischen Garten zu Erster Gärtner am Kaiserlichen Botanischen 
St. Petersburg. Garten zu St. Petersburg. 


Verlag von Ferdinand Enke 


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VARHRAN., BIN. 
, 1 


Schnellpressendruck von C. H. Kunstmann. a 


. Originalabhandlungen. 


1) Abgebildete Pflanzen. 


a)Spathiphyllum Spathiphyllopsis) Mina. 
hassae Tejism et Binnd. 


(Siehe Tafel 637 Fig. 1—3.) 


Aroideae, 


Glabrum; foliorum lamina ovato-ob- | scheide und des Blüthenkolbens, den 


longa, basi in petiolum supra geniculum 
angustata, apice longe acuminata, venis 
patenti-adscendentibus, intervenio saepis- 
sime venis tribus secundariis percurso ; 
petiolo vaginato, quam lamina paullo 
breviore; spatha elliptico- oblonga, basi 
decurrente, apice cuspidata, argentea, 
margine venisque in pagina inferiore vi- 
rescentibus; spadice pedunculo sub pol- 
lieari suffulto, parte fertili sesquipollieari 
eandido, — 

Der hiesige Garten erhielt die bei- 
stehend abgebildete schöne Aroidee aus 
dem Botanischen Garten in Buitenzorg 
als Spathiphyllopsis Minahassae 
Tejism. et Binnend. und unter die- 
sem Namen finden wir auch im Catalo- 
gus plantarum quae in horto botanico 
Bogoriensi coluntur pag. 66 eine Aroi- 
dee, jedoch ohne Beschreibung aufge- 
führt *). Die weisse Farbe der Blüthen- 


*) Nach einem Citat in Ender Index 
Aroidesrum ist diese Pflanze im Index se- 
minum horti Lugdunensis 1863 beschrieben, 
der in der Sammlung unserer Cataloge fehlt. 

I. 1370, 


Bau der Blumen theilt diese Art mit 
Spathiphyllum Wendlandi Schott, und 
Sp. cannifolium, welches wir im fol- 
genden Hefte einlässlicher auf die Gal- 
tungscharaktere und die Untergattung 
Spathiphyllopsis besprechen werden. — 

Blätter sämmtlich wurzelständig. 
Der schneidige Blattstiel 6—7 Zoll lang. 
Die freudig grüne Blattfläche ist läng- 
lich-oval, am Grunde verschmälert sich 
solche oberhalb des Gelenkes in einen 
kurzen Stiel, vorn ist solche lang zuge- 
spitzt und zwischen den Seitennerven 
ist dieselbe gemeiniglich von 3 Nerven 
zweiter Ordnung durchzogen und wird 
bis 12 Zoll lang und bis 6 Zoll breit. 
Der etwas zusammengedrückte stielrunde 
Blüthenstiel wird fast so lang als die 
Blätter. Die länglich-elliptische, fein zu- 
gespitzte Blüthenscheide ist ungefähr 6 
Zoll lang und 2 Zoll breit, ziemlich 
flach und zurückgebogen, silberweiss 
und nur am Rande und auf der Rück- 
seite die Nerven etwas grünlich, am 
Grunde läuft dieselbe ungefähr 1 Zoll 
lang an dem Blüthenstiel herab. Blühet 

l 


2 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


im October und gehört zu den schönen, | Fig. 1. Blüthenscheide und Blü- 


sehr zu empfehlenden Aroideen, die im | 


niedrigen Warmhause cultivirt, leicht 
und sicher gedeihen. Stammt von Me- 
nado (Sunda-Inseln). (E. R.) 


thenkolben in natürlicher Grösse, 

Fig. 2. Dito Blatt. 

Fig. 3. Ein blühendes Exemplar, 
verkleinert. 


bb Oneidium dimorphum Rgl. 


(Siehe Tafel 637 Fig. 4—6.) 


Orchidesae 


Oneidium $. 7. Pentapetala Macro- 
petala, rostello subulato, labello trilobo 
Lindl. Folia Orchidacea. 

O0. dimorphumRgl.; pseudobul- 
bis oblongis, compressis; foliis 2—3 ter- 
minalibus, oblongo-lanceolatis, obtusius- 
eulis; floribus paniculatis, sepalis obova- 
tis, concavis, obtusissimis; petalis ovato- 
oblongis, margine crispis, sepala sub- 
duplo superantibus; labello dimorpho, 
aut trilobo, lobis lateralibus patentissi- 
mis suborbieularibus, lobo intermedio 


ovato-subrotundo integro paullo minori- 


bus: aut labelli subintegri lobis latera- 
libus minutissimis dentiformibus; cristae 
tubereulis 3—5 - carnosis; columna ba#i 
in mentem oblongum producta, apiece 
aurieulis duabus oblongis carnosis apice 
gibbosis patentissimis; rostello subulato. 
— Flores aurei, fusco maculati, — Bra- 
silia, 


Oneidium lancifolium Lindl., eui spe- | 


eies nostra affınis: foliis acntis, sepalis 
linearibus, labelli lobo intermedio bilobo, 


eristae tubereulis plurimis, floribus ho- 


mogeneis faeile dignoseitur. 

Herr Gautier sendete die Knollen 
dieses auffallenden Oncidium an den 
hiesigen Botanischen Garten von der 
Insel St. Catherine (Brasilien). Die gold- 
gelben, braun tiegerartig gefleckten Blu- 


| men stehen in Rispen, deren vollstän- 
dige Entwiekelung wir an unserem 
Exemplare nicht beobachteten, da die 
Spitze der Rispe verkümmerte und nur 
ein Seitenast mit 4 Blumen zur Ent- 
wickeiung kam. Von diesen 4 Blumen 
besitzen 2 eine 3 theilige Lippe, deren 
rechtwinkelig abstehende rundliche Ba- 
sallappen nur wenig kürzer als der un- 
getheilte Mittellappen, während bei den 
2 anderen Blumen die Basallappen der 
Lippe zu einem kleinen Zahn verküm- 
mert, so dass hier die Lippe ungetheilt 
und nach diesen Blumen unsere Art 
zum $. 8 von Lindley (Integrilabia) fal- 
len müsste. Wir konnten aber weder 
in $. 7, zu dem wir unsere Art neben 
O. laneifolium Lindl. stellen, noch in 
$. 8, noch endlich in Lindley’s $. Hi 
sect. Heterantha, in welcher Abtheilung 
einige Oncidien mit verschiedenartig ge- 
bildeten Blumen beschrieben sind, diese 


Art auffinden, so dass wir sie für eine 
noch unbeschriebene Art halten, die bei 
vollständiger Entwickelung zu den hüb- 
schesten Arten mit goldgelben, braun 
getiegerten nicht grossen Blumen zu 
rechnen sein dürfte. Die länglichen zu- 
sammengedrückten Scheinknollen, welche 
auf ihrer Spitze 2—3 länglich -lanzett- 
liche stumpfliche Blätter tragen, sowie 


I. Originalabhandlungen. 3 


Blumenblätter, die fast noch einmal so | trägt, machen ausserdem diese Art vor 


lang als die Kelchblätter, und endlich | allen anderen kenntlich. 


die eigenthümliche Griffelsäule, deren 
Grund in eine kinnförmige Spitze nach 
vorn vorgezogen, deren Narbe in eine 
schnabelförmige Spitze vorgezogen, wäh- 
rend solche sich unterhalb der Spitze 
in 2 längliche, in einen fleischigen Wulst 
endigende und gerade abstehende Ohren 


(E. R.) 


Fig. 4. Blume in natürlicher Grösse, 
mit ungetheilter Lippe. 

Fig. 5. Dito mit 3-lappiger Lippe. 

Fig. 6. Die Griffelsäule von der 
Seite gesehen, vergrössert. 


c) Begonia boliviensis Hook 


(Siehe Tafel 638.) 


Begoniaceae. 


B. boliviensis Hook. Bot. Mag. tab. 
5657. 

Wir haben dieser wunderbar schö- 
nen Begonia schon nach der Abbildung 
des Botanical Magazine gedacht. Solche 
ward von Weddell in den Cordilleren 
Bolivia’s entdeckt und durch das Eta- 
blissement des Hrn. J. Veitch in Lon- 
don in Cultur gebracht, 

Es ist das gleich der B. octope- 
tala, Martiana etc. eine knollige Art, 
die im Winter ganz zurückzieht. Bildet 
dicht verästelte, 11/2 Fuss hohe kahle 
Büsche mit grazil überhängenden Aesten 
und saftigen hellblaugrünen Stengeln. 
Die kurzgestielten hellgrünen Blätter 
aus schief herzförmigem Grunde läng- 
lich-lanzettlich, doppelt gesägt und die 
Sägzähne in eine Borste ausgehend. Die 
scharlachrothen Blumen gehören zu den 
grössten des Geschlechts und sind in 
Folge ihrer niekenden Stellung an den 
überhängenden Zweigen doppelt reizend. 


Die Cultur dieser Pflanze ist schr 
leicht und äusserst dankbar, und es wird 
sich daher diese Art schnell und rasch 
als eine beliebte Florblume für den 
Sommer verbreiten. Wird durchaus 
trocken durchwintert. Im Februar ver- 
pflanzt man die Knöllchen in frische 
Erde, wozu eine zur Hälfte mit Haide- 
erde vermischte lehmige Erde oder eine 
etwas weniger mit Lehmerde urd mit 
Sand versetzte kräftige Lauberde ge- 
wählt wird. Im Zimmerfenster oder im 
warmen Gewächshaus treiben die Knöll- 
chen bald aus und entwickeln bei lich- 
tem Standorte, fusshohe Triebe, die im 
Sommer reichlich blühen. Vermehrung 
durch Stecklinge im Frühlinge. Eignet 
sich höchst wahrscheinlich auch zur De- 
koration von Blumengruppen im freien 
Lande, wozu wie von Begonia Martiana 
Exemplare im Topfe vorgezogen und 
mit diesen in den freien Grund einge- 
senkt werden müssten. (E. R.): 


4 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


dd Agave heteracantha Zuce. 


(Siehe Tafel 639.) 


L-4,l029 


Beschreibung von Jacobi: „Die Aga- 
ven“ pag. 41 u. 42. 


„A. heteracantha, Zuce. Act. Acad. 
„Caes. Leop. Nat. Cur, XVI. 2. page. 675. 
„Salm in H. Dyck. pag. 8 u. 303 und 
„in Bonpl. VII. pag. 92. C. Koch I. e. 
„Pag. 46. Munt. Phyt. cur. fol. 314 t. 
„95. Alo& ferox? Hernan. Lib. VII. 
„272. Mexcalmeil ? 

„A. acaulis; foliis late lanceolatis 
„planis viridibus, margine castaneo cor- 
„neo dentato eincetis, dentibus valde ap- 
„proximatis compressis deltoideis acumi- 
„natis magnitudine ac direetione variis 
„reetis vel uncinatis, spina terminali 
„valida reeta subulata. Zuce. 

„Auch hier müssen wir hinzufügen, 
„dass die uns bekannt gewordenen Pflan- 
„zen dieser schönen Art im Alter kurze 
„Stämme bilden, sowie dass der End- 
„stachel, wie bei allen zu dieser Ab- 
„theilung gehörenden Pflanzen, ge- 
„rinnt ist. 

„Die zahlreichen Blätter sind auf- 
„recht abstehend, auf der Oberseite flach, 
„unterhalb flach gewölbt, gerade, starr, 
„I'/, Fuss lang und in der Mitte 21/, 
„Zoll breit, abwärts ein wenig verschmä- 
„lert, in einen 11/, Zoll langen ge- 
„rinnten Endstachel spitz auslau- 
„fend. Die dem hornartigen Rand auf- 
„sitzenden Randstacheln von sehr ver- 
„schiedener Form und Grösse, platt auf 
„breiter Basis, entweder gerade oder 
„auch sowohl auf- wie abwärts gekrümmt. 
„Unseres Erachtens dürfte diese Pflanze 
„identisch mit der in Munting’s phyto- 
„graphia euriosa abgebildeten Alo& ferox 


„sein. Uns ist wenigstens keine Agave 


ceae, 


„bekannt, welche ausser dieser mit der 
„dort dargestellten Pflanze irgend eine 
„Aehnlichkeit hätte.“ Jacobi. 


Beschreibung der Blüthe nach dem in 
München lebenden Exemplare. 


Blüthenschaft stielraund, (202 
Centimeter lang. Durchmesser am 
Grunde ca. 4 Centimeter, an der Spitze 
ca. 2 Centimeter), vom Grunde an mit 
Bracteen versehen; letztere sind am 
untern Theil des Schaftes weniger zahl- 
reich, häutig, bis 8 Centimeter lang, 
meist in einen Haken endigend. Fig. 8, 
Nach oben, in der Nähe des Blüthen- 
standes, werden sie gedrängter, kleiner, 
unbewaffnet; alle sind in Spiralen ange- 
ordnet. 

Blüthen stiellos, paarweise in der 
Achsel einer Braetee, dichtgestellt , den 
Blüthenschaft ganz einhüllend, beim 
Oeffnen einige Tropfen Honigsaft ent- 
haltend. 

Das 6blätterige glockige Pe- 
rigon lichtgelb bis olivengrün gefärbt, 
am Grunde verwachsen zu einer ver- 
engten kurzen Röhre, die auf dem 
Fruchtknoten sitzt; Perigon nach dem 
Blühen eintroeknend, ohne abzufallen. 

Die 6 Staubfäden in der Mitte 
der Perigonblätter aufgewachsen, doppelt 
so lang als das Perigon. 

Antheren in Längsspalten auf- 
springend. 

Pollen orangefarben, mit rosen- 
kranzartigen Erhebungen; letztere sind 
netzförmig über die Oberfläche verbrei- 
tet; Durchmesser des Pollens 60 — 70 
Mieromillimeter. 


I. Oviginalabhandlungen. 1) 


Der Griffel von gleicher Länge | verändert; die Blätter sind gleich grün 


wie die Staubfäden und wie Jer unter- 
ständige Fruchtknoten 3fäche- 
rig. — Jedes Fach des Fruchtknotens 
enthält 2 Reihen anatroper centralstän- 
diger Eier. 

Nach dem Verblühen wuchsen die 
Früchte bis zu einer gewissen Grösse 
heran, fielen aber nach einander unge- 
reift sämmtlich ab, während an der 
Spitze des Blüthenschaftes eine grosse 
Zahl von Sprösslingen sich bildete, die 
statt der gereiften Samen zur Vermeh- 
rung dienen, 

München im August 1869. 
Dr. A. Dodel. 

P. S. Ein Theil der abgenomme- 
nen Sprösslinge hat bereits Wurzel und, 
um das Wurzelwachsthum der anderen 
zu beschleunigen, wurde die Spitze des 
Blüthenschaftes mit Sphagnum einge- 
bunden. 

Für die Verbreitung der unseres 
Wissens wenig verbreiteten Agave, die 
mit zu den schönsten gezählt werden 
darf, kann somit gesorgt werden. — 

Sie blühte im Monat Februar und 
ist gegenwärtig noch nicht im Mindesten 


x 


und kräftig, M. Kolb. 


Erklärung der Abbildung: 


Fig. 1 a der untere Theil der Pflanze. 
Fig. 1b der Blüthenstand. Beide Figu- 
ren verkleinert, 

d. Verwelkte Blumen. 

e. Frische Blumen, 

c. Knospen. 

Fig. 2. Je 2 Blumen in natürlicher 
Grösse. 

Fig. 3. Längsdurchschnitt durch eine 
Blume. Natürliche Grösse. 

Fig. 4. Querdurchschnitt durch den 


Fruchtknoten. 10 Mal vergrössert. 

Fig. 5. OQuerdurchschnitt durch 
eine Anthere. 30 Mal vergrössert. 

Fig. 6. Schematischer Grundriss 
der Blume. 

Fig. 7. Der obere Theil eines 
Blattes. Natürliche Grösse. 


Fig. 8. Bracteen vom untern Theil 
des Blüthenschaftes. 

Höhe des Blüthenschaftes 202 Cen- 
timeter, 

Länge der Blätter 45 Centimeter, 


2) Tectona grandis L. fül. 


Seit Spätjahr 1867 hat der bota- |von der holländischen Regierung, die 


nische Garten zu Carlsruhe diesen für 


die Holzproduction Indiens so sehr ge- 
schätzten und wichtigen, zu den Verbe- 
naceen gehörigen Baum in einigen Exem- 
plaren von Java eingeführt und scheint 
derselbe bis jetzt unserer Gewächshaus- 
cultur sich accomodiren zu wollen. 

Der Djati-, auch Tiek- oder Tek- 
baum genannt, kömmt in Vorder- und 
Hinterindien vor, auf dem Sunda-Archi- 
pel, Java, Borneo, Sumatra und wird 
seines vorzüglichen Holzes wegen, zumal 


seit Jahren junge, praktisch und theo- 
retisch gebildete Forstleute in ihrem 
wohlverstandenen Interesse zu diesem 
ausschliesslichen Zweck nach Java sen- 
det, häufig angebaut und forstwirthschaft- 
lieh behandelt. Der Tekbaum wächst 
daselbst, Wälder bildend, auf trockenem, 
steinigem und sandigem Boden, häupt- 
sächlich auf der östlichen und westlichen 
Seite der Insel, wo Trockenheit und 
Hitze vorherrschend sind, wird aber 
allerwärts auf Java, jedoch nicht höher 


6 Gartentlora Deutschlands. Russlands und der Schweiz. 


als 500° über d. M. angetroffen. Er bil- 
det einen Baum von gewöhnlich 50—60’ 
Höhe, selten von 70—80’ und hat etwa 
im 100. Jahre seine grösste Grösse er- 
reicht mit einer Dicke von 4. Er wird 
gewöhnlich im 40.— 50. Jahre gefällt, 
Im März und April stehen auf Java die 
Djatiwälder in voller Blüthe und Blatt- 
sehmuck , im Juli werfen sie ihre Blät- 
ter ab und tragen im November ihre 
Früchte. Das Djatiholz, das seiner Härte 
und Dauerhaftigkeit halber sehr geschätzt 
wird, ist beinahe die einzige Holzart 
Indiens, die von den so sehr gefürchte- 
ten Termiten nicht angegriffen wird, was 


Belaubung wegen als Zierpflanze. Wir 
hoffen sogar, dass, wenn die Eigenthüm- 
lichkeiten der Cultur der Pflanze in den 
Gewächshäusern besser gekannt sind, 
es mit der Zeit gelingen wird, dieselbe 
in kleineren Exemplaren, (bei voller 
Lichteinwirkung) zur Blüthe zu bringen, 
wo alsdann der endständige, pyramidale, 
sehr grosse Blüthenstrauss ohne Zweifel 
ihren Werth als Gewächshauspflanze er- 
höhen wird. Tectona grandis L. fil. ist 
in Hinsicht ihres Vorkommens am zweck- 
mässigsten im warmen oder wärmsten 
Gewächshaus an trockener Stelle zu 
eultiriren und während ihrer sehr aus- 


einestheils durch seine Härte, andern- | gesprochenen Ruheperiode von November 
theils durch seinen eigenthümlichen, pe- | bis März oder April sehr trocken zu 


netranten Geruch sich erklären lässt. 
Das eultivirte Djatiholz wird dem wild- 
wachsenden vorgezogen. 

Teetona grandis wird nicht allein 
als technisch wichtige Pflanze in den 
Gärten sich Eingang verschaffen, sondern 


auch ihrer schönen, grossen frischgrünen | 


halten. Die Erde dürfte, im Hinblick 
auf ihr natürliches Vorkommen, eine mit 
ziemlicher Menge Sand und etwas Lehm 
zersetzte Haideerde sein, welche Mischung 


wir bisher mit Erfolg angewendet haben. 
E, M. 


3) Sarracenia purpurea aus Samen gezüchtet. 


Wir haben, wie es auch anderwärts | Güte der Samen überzeugt hatten, zur 


schon öfter geschah, nach vorausgegan- 
gener Befruchtung von der merkwürdi- 
gen und bei der Culiur (Gartenflora 
1867 pag. 130) grosse Ausdauer erfor- 
dernden Sarracenia purpurea L. Samen, 
allerdings in geringer Quantität geerntet, 
welcher aber, trotz vollkommener Aus- 
bildung nicht zum Keimen gebracht 
wurde. Wir haben nun bei einer ähn- 
lichen Ernte, die etwa 10 gute Samen 
ergab, die möglichste Vorsicht und Auf- 
merksamkeit gebraucht, um ein günsti- 
ges Resultat zu erzielen. Wir haben, 
nachdem wir uns thunlichst von der 


rascheren Beförderung des Keimens die- 
selben einer erhöhten Temperatur aus- 
gesetzt, aber nach 5 monatlichem Zu- 
warten kein Resultat erzielt. Nachdem 
wir uns nun wiederholt von dem unver- 
sehrten Vorhandensein der Samen über- 
zeugt hatten, wurden dieselben, unserem 
schon früher ausgesprochenen Grund- 
satze gemäss, dass da, wo die Pflanze 
ihr Gedeihen findet, auch die Samen- 
bildung und Keimung der Samen statt- 
finden muss, in Gesellschaft der Mutter- 
pflanze behandelt, so dass die Samen 
den Winter über mit derselben im Kalt- 


T, Originalabhandlungen. 7 


hause, nahe dem Licht, bei einem Tem- 
peraturminimum von — 1° R. aufge- 
stellt und stets feucht gehalten wurden. 
Der Erfolg war ein sehr günstiger, die 
Samen, 7 von 10 keimten, nachdem die- 
selben bereits 13 Monate angebaut wa- 
ren! Für ähnliche Aussaaten von Sar- 
racenien ist es wohl nicht unwichtig, 
zu bemerken, dass die Samen mindestens 
ein Mal in der Zeit des Legens und 
Keimens in frische Erde verbracht wer- 
den müssen, indem auf der stets feuch- 
ten, gewöhnlich torfreichen Erde sich 


leicht Moose ansiedeln und so überhand | zu jener Zeit entwickelte, 


nehmen, dass es den Samen unmöglich 
ist, mit ihren zarten Blättehen die dichte 
Decke zu durehbrechen. Für die heu- 
tige Ansicht über die Befruchtung der 
Pflanzen und für die im Allgemeinen 
angenommene oder vielmehr aufgestellte 
Theorie gegenseitiger Befruchtung mag 
das unwiderlegliche Factum, das durch 
verschiedene andere noch an Bedeutung 
gewinnen kann, nicht ohne Interesse 
sein, dass die oben besprochenen ge- 
keimten Samen von einer einzigen Blüthe 
herstammten, die die Pflanze überhaupt 
E.M. 


3) Die Blumen der Parkwiesen und ihre Anzucht. 


Den schönsten Schmuck der Wiesen | Farbe, 4) dass sie dem Futter keine 


bilden die darin vorkommenden Blumen. 
Ist derselbe schon in dem Tieflande hie 
und da sehr reich und mannichfaltig, so 
steigert er sich in den Gebirgsthälern 
bis zur mittleren Höhe in einer Weise, 
dass der Wanderer oft staunend davor- 
steht und sich fragen muss: ist das ein 
Garten oder Natur? Leider entbehren 
die künstlich angesäeten Wiesen in den 
meisten Fällen dieser natürlichen Blu- 
menpracht, und wir sollten uns bemühen, 
dieselbe künstlich zu erreichen. Da der 
Park ohnedies eine Kunstschöpfung ist, 
so nehmen wir keinen Anstand, den 
Wiesen auch fremde Blumen einzufügen, 
was um so nothwendiger ist, da einige 
der schönsten einheimischen Blumen 
nicht in allen Lagen und Gegenden ge- 
deihen, abgesehen von den Voralpen- 
pflanzen und Sumpfwiesenpflanzen. 

Bei der Auswahl sind vier Haupt- 
rücksichten zu beobachten: 1) die Blüthe- 
zeit vor oder nach der Heuernte, 2) die 
Bodenbeschaffenheit und Lage, 3) die 


schädlichen Betsandtheile zuführen, son- 
dern womöglich gutes Futter liefern. Es 
ist selbstverständlich, dass Wiesenblu- 
men nur dann von Werth sind, wenn 
sie vor der Mähzeit des Heues blühen, 
also im Mai und Juni. Auf die Blumen 
des zweiten Wuchses ist wenig zu zäh- 
len, obschon es einige gibt, welche nicht 
allein nochmals blühen, sondern über- 
haupt erst im Sommer ihre Stengel ent- 
wickeln, daher beim Mähen wenig be- 
schädigt werden. Hierunter will ich aus- 
drücklich die so schön blühende aber 
schädliche Herbstzeitlose (Colchicum au- 
tumnale) nicht mit verstanden haben. 
In Bezug auf die Beschaffenheit des 
Bodens, (wobei weniger die chemischen 
Bestandtheile, als die physikalische Be- 
schaffenheit in Geltung kommt), haben 
wir Wiesen von gewöhnlicher Beschaffen- 
heit und sehr trockene oder nasse Wie- 
sen zu unterscheiden und die Pflanzen 
danach auszuwählen. Hinsichtlich der 
Farbe haben wir zu beachten, dass wir, 


8 Gartenflora Dentschlands. Russlands und der Schweiz. 


da Weiss und Gelb in den Naturwiesen 
hinlänglich vertreten ist, hauptsächlich 
danach trachten, blaue und rothe Blu- 
men einzuführen, und dass wir die Far- 
ben nicht auf der ganzen Wiese mischen, 
sondern bald da bald dort vorherrschen 
lassen. Was endlich die Beschaffenheit 
des Futters betrifft, so ist es durchaus 
nöthig, dass dieses in keiner Art schlech- 
ter durch die Blumenzierde wird. Man 
könnte und muss eigentlich noch andere 
Rücksichten nehmen, z. B. dass einige 
Pflanzen lieber im Schatten wachsen, 
aber es würde zu weit führen, alle 
solehe Nebenrücksichten anzuführen, und 
Gärtner, welehe so weit gehen, müssen 
ohnedies schon Kenntnisse über den 
Standort und die Natur der etwa anzu- 
wendenden Pflanzen haben. 

Die Wiesenblumen werden theils 
durch Ansaat hineingebracht, indem man 
sie zugleich mit dem Grassamen säet 
oder später Maulwurfserde zur Aussaat 
benutzt, oder gepflanzt, wozu man eben- 
falls Maulwurfslöcher und andere schlecht 
mit Gras bestandene Stellen benutzt. 

Die Anzahl der schönblühenden 
Wiesenpflanzen ist so gross, dass man 
nur eine Flora Deutschlands und der 
Schweiz durchzusuchen brauchte, um 
fast auf jedem Blatte eine hübsche 
Pflanze zu finden. Wir wolien es aber 
nicht so weit treiben, sondern uns auf 
eine kleine Anzahl beschränken. 

In der nachstehenden Auswahl setze 
ich diejenigen voraus, welche ich als die 
schönsten und geeignetsten kenne. All- 
gemein verbreitete Pflanzen wie Klee 
(Trifolium pratense), Lychnis flos Cu- 
euli, Latbyrus pratensis u. a. m. sollen 
nicht besonders erwähnt werden. 


A. Blumen für normale, weder 
nasse noch trockene Wiesen, 


Aquilegia, Akley, die meisten Arten 


und Spielarten mit blauen, violetten, 
rothen und weissen Blüthen, lieben nörd- 
liche und östliche Abhänge, die wenig- 
stens im Frühjahre Feuchtigkeit genug 
haben, und halten sich im Schatten 
besser. Die Akley werden leicht durch 
Samen in die Wiesen gebracht. Blüthe 
im Juni. 

Anemone nemorosa (auch fl. pl.), 
pratensis und ranunculoides, auf schat- 
tigen Waldwiesen. Blüthe April und 
Anfang Mai. Pflanzen von Knollen im 
Herbst. . 

Achillea Ptarmiea fl. pl. (Ptarmica 
vulgaris) mit weissen gefüllten Blüthen. 
Diese schöne Pflanze liebt etwas feuchte 
Plätze und wird durch Einpflanzen an- 
gebracht, wo sie sich auf geeignetem, 
lockerem Boden schnell verbreitet. 

Crocus vernus, Crocus in vielen 
Farben, blüht von Beginn des Gras- 
wuchses und verlangt. etwas feuchten 
Stand, jedoch ohne stagnirendes Boden- 
wasser. Pflanzen der Zwiebeln im Herbst. 

Campanula, viele Arten, die Mehr- 
zahl aber für trockene Wiesen vortheil- 
hafter zu verwenden. Am meisten wir- 
ken C. glomerata und speciosa, zwischen 
hohem Gras die grosse C. maerantha. 
Ansaat leicht, bei einigen jedoch besser 
Einpflanzen. 

Centaurea, mehrere Arten und fast 
alle hübsch. Die prachtvolle C. mon- 
tana, mit grossen blauen Blumen, kommt 
nur in der Nähe von Bäumen und wo 
noch viel Humus (vorzüglich von Baum- 
wurzeln) am Boden ist, vor. Pflanzung. 

Dianthus Carthusianorum (auch fl. 
pl., mit gefüllten Blumen), prächtig blut- 
roth, liebt mehr trockene Stellen und. 
nicht hohen Graswuchs. Die gemeine 
Karthäusernelke wird durch Samen, die 
gefüllte durch Pflanzung angebracht. 
Auch D. eruentus lässt sich verwenden, 
und hat die einfache Blüthe noch mehr 


Z7IT1 


etB 


YSIM. 


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3. Spathiphyllum Minahasfae 


I. Originalabhandlungen. 0) 


Wirkung als die der vorigen. An Wald- 
rändern auf feuchtem Boden kommt D. 
superbus fort, undauf guten Bergwiesen 
mit nicht zu hohem Gras wird sich D. 
barbatus, die Bartnelke vielleicht durch 
Samenausfall von selbst fortpflanzen. 

Doronicum Pardalianches gedeiht 
unter denselben Bedingungen wie Aqui- 
legia und glänzt durch grosse gelbe Blü- 
then. Vermehrung durch Einsaat oder 
Pflanzung. 

Gagea lutea, pratensis u. a., wie 
Crocus, und ebenso früh blühend. 

Galanthus nivalis, Schneeglöckchen, 
wie Crocus und Gagea. 

Galega officinalis,, prächtige, nahr- 
hafte Wiesenpflanze, welche leider ab- 
gemäht werden muss, wenn sie zu blü- 
hen beginnt. 

Geranium pratense, mit grossen 
blaven Blumen, scheint nur auf kalk- 
haltigem schwerem Boden längere Zeit 
Wiesenpflanze zu bleiben. Das noch 
schönere G. macrorrhizum und das 
schönste von allen, das fremde G. platy- 
petalum, mit grossen violetten Blumen, 
lieben beide mehr Schatten, 

Gladiolus communis, Bouch6&anus, 
imbrieatus und ähnliche prächtige Arten 
gedeihen vortreflliich, doch fällt die 
Blüthezeit leider mit der Mähzeit fast 
zusammen. Anpflanzung durch Zwiebeln. 

Hesperis matronalis, einfache Nacht- 
viole, lila oder weiss; durch Aussaat; 
muss zuweilen neu angesäet werden, 
wenn der Same nicht am Platze reift. 

Inula, Alant, mehrere Arten mit 
grossen gelben Blüthen, jedoch nur so- 
weit der Schatten der Waldbäume reicht, 
Durch Pflanzung. 

Leucojum vernum, Frühlingsknoten- 
blume, Märzenblume, auch grosses 
Schneeglöckchen genannt, wie Galanthus 
und Crocus. 

Lupinus, die meisten ausdauernden 


Lupinen, besonders die als L. perennis 
und grandifolius bekannten Arten mit 
ihren Spielarten. Anzucht durch Samen, 
welche in Maulwurfshaufen gelegt 
werden. Prachtvolle Wiesenpflanze., 


Lychnis diurna (L. dioica rubra und 
L. sylvatica) mit rothen Blüthen, und 
L. vespertina (L. dioica alba und pra- 
tensis) mit weissen Blüthen, besonders 
die erstere zu empfehlen, jedoch nur an 
Waldrändern und unter Bäumen fort- 
kommend. Säet sich bei nicht zu frühem 
Grasschnitt von selbst aus, muss jedoch 
zuweilen erneuert werden, weil diese 
Pflanzen nur eine zweijährige Dauer 
haben und beim tiefgehenden Mähen 
des zweiten Grasschnittes die Samen- 
pflanzen oft beschädigt werden, 


Medicago sativa, der Luzerneklee, 
sowie mehrere andere schönblühenrde 
Arten. Schöne und zugleich gute Wie- 
senpflanzen, die einmal im Wiesenbe- 
stand vorhanden, fast immerwährende 
Dauer haben,” wenn der Boden nicht 
ganz kalkarm und flach ist. Wird zu- 
gleich mit dem Grassamen gesäet, jedoch 
tiefer untergebracht. 


Melilotus vulgaris und andere aus- 
dauernde Arten sind nur an Stellen zu 
empfehlen, wo sandiger trockener Boden 
eine dichte Grasnarbe verhindert, beson- 
ders wo an Gewässern überschwemmte 
Plätze von gutem Boden entblöst und 
mit Geröll und Sand angefüllt sind, 
Durch Ansaat. 


Muscari botryoides und racemosum 
(Botryanthus), Traubenhyazinthe mit 
blauen Blümchen, beide wie Galanthus 
und Crocus. 

Myosotis alpestris (M. sylvatica var. 
alpestris und montana), das reizende 
Alpenvergissmeinnicht, säet sich an 
Waldrändern im Schatten von selbst 
aus, und braucht nur zuweilen nachge- 


10 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


säet zu werden, indem man den Samen | breiten. Auf einschürigen Wiesen kann 


bei Regen in das Gras streut. 

Nareissus Pseudo-Nareissus und poe- 
tieus, ebenso gefüllte Spielarten werden 
wie Crocus behandelt. Erstere gedeiht 
nur auf im Frühjahr feuchtem Boden, 
letztere am besten an Gebüschrändern. 

Ornithogalum nutans, mit hyazinthen- 
artig gelormten Blüthen, und O. umbel- 
latum, mit ähnlichen, aber in Dolden 
stehenden Blüthen, sind zwar nicht far- 
benprächtig, aber es machen sich doch 
die silberweissen grossen Blumen sofort 
von anderen Blumen bemerklich. Durch 
Legen von Zwiebeln. 

Orobus lathyroides und andere Arten 
mit schönen Blüthen sind zugleich gute 
Futterpflanzen. Durch Saat und bei ge- 
ringem Samenvorrath dureh Einpflanzen. 

Orchis. Diese prächtigen Blumen 
wachsen nur auf Berg- und Waldwiesen, 
feucht, dabei abhängig, so dass nie 
Wasser stagnirt, und nur zwischen kur- 
zem Gras. Hat man solche Plätze, 30 
verlohnt es der Mühe, einige Plätze nahe 
an Wegen mit den schönsten Arten zu 
schmücken, was nur durch Anpflanzung 
von Knollen möglich ist. 

Papaver bracteatum und orientale 
sind imponirende Wiesenpflanzen, die 
sehr leicht durch Samenfall verwildern, 
aber nur für Wiesen passen, welche vor 
Juli nicht gemäht werden. Die grossen 
hochrothen Blüthen sind wohl die gröss- 
ten der Art. 

Phaca astragalina (Astragalus alpi- 
nus) ist eine schöne und nahrhafte Pilanze 
mit violetten und weissen Schmetterlings- 
blumen, gedeiht jedoch nur auf Berg- 
wiesen mit kurzem Gras. Durch An- 
Saat, 

Phyteuma orbiculare. NReizende 
dunkelblaue Blume für feuchte Berg- 
wiesen mit kurzem Graswuchs, dabei 
gutes Futter. Wie die vorige zu ver- 


man in Gebirgen häufig Samen sammeln, 
welcher auf besseren Wiesen gewöhn- 
lich nicht reift, 

Pimpinella magna. Ohne eigentlich 
schöne Blüthen zu haben, bilden die 
schwarzrothen Blüthenköpfe dieser Pflanze 
auf feuchteren Bergwiesen eine so auf- 
fallende Erscheinung, dass man dieselbe 
in ähnlichen Verhältnissen anpflanzen 
sollte, 

Primula elatior und offieinalis, Schlüs- 
selblume, erstere in der Nähe von Bäu- 
men, letztere nur im Baumschatten auf 
ehemaligem Waldboden und zwischen 
Gebüsch, blühen von Beginn des Gras- 
wuchses im März und April und bilden 
eine angenehme Erscheinung. Bei gros- 
sem Vorrath an Samen oder Pflanzen 
sollte man den Versuch machen, die 
röthlich und roth blühenden Gartenspiel- 
arten von P. elatior in der Wiese hei- 
misch zu machen. 

Ranunculus repens fl. pleno. Da 
der gemeine Hahnenfuss so gut auf 
feuchten Wiesen wächst, so müsste es 
nicht schwer fallen, anstatt dessen die 
Gartenform mit grossen gefüllten Blumen 
dort einzubürgern. 

Salvia pratensis, die Wiesensalbei, 
ist eine der schönsten Wiesenpflanzen 
mit prächtig blauen Blüthen, scheint 
aber nur auf kalkhaltigem Lehmboden 
beimisch zu sein und verbreitet sich dort 
zum Nachtheil der Grasnutzung oft über- 
mässig. Leicht durch Ansaat einzu- 
führen. 

Scilla bifolia, amoena und andere 
frühblühende Arten sind wie Crocus, 
Galanithus und Muscari leicht durch 
Zwiebeln einzubürgern und blühen vor 
dem Graswuchs, kommen jedoch, wie 
auch die übrigen genannten Pflanzen 
nur zwischen nicht zu hoch werdenden 
Gräsern gut fort. 


I. Originalabhandlungen, 


Vieia Craeca, Sepium und andere 


a1 


Dianthus, auf Gebirgsebenen die präch- 


schönblühende ausdauernde Wicken ge- | tige, heilsame Arnica montana, in der 


hören zu den schönsten Wiesenblumen, 
müssen jedoch an Gebüschen angebracht 
werden, woran sich die mehrere Fuss 
hohen rankenden Stengel halten können. 
Durch Ansaat. 

Viola, Ausser dem gemeinen wohl- 
riechenden Veilchen und andern einhei- 
mischen Arten empfiehlt sich besonders 
die ausländische V,.cornuta mit grossen 
hellblauen oder violetten Blüthen, Es 
wird nicht schwer halten, dieses schöne 
Veilchen durch Anpflanzung zu ver- 
breiten. 


B. Blumen für trockene Wiesen. 


Die Anzahl der Pflanzen für trockene 
Wiesen ist sehr gross, allein es tritt hier 
der Umstand vermehrt ein, dass viele 
erst im Hochsommer blühen, gleichwohl 
aber beim ersten Grasschnitt im Juni 
schon so weit entwickelt sind, dass mit 
wenigen Ausnahmen die Blüthenbildung 
verloren geht, Es kommen aber in 
grossen Landschaftsgärten Plätze vor, 
welche eigentlich nur zur Schafweide 
gut sind, gleichwohl aber nicht abge- 
hütet werden, daher in den meisten Jah- 
ren nur einen Grasschnitt im August 
geben, „einschürig* sind, oder auch gar 
nicht gemäht werden können. Solche 
Wiesen werden zuweilen förmliche Blu- 
mengärten, indem reichblühende Pflanzen 
in Menge vorkommen, darunter auf Kalk- 
boden auch verschiedene Orchideen. 
Dort herrscht wilder Thymian (Thymus 
Serpyllum) mit andern schönen Lippen- 
blumen, die zierlichen kleineren Cam- 
panula mit blauen Blüthen, die reizen- 
den Polygala-Arten mit blauen und röth- 
lichen Blüthen, die Genista, die im 
Herbst blühenden Gentianen, die lilien- 
artigen Anthericum, verschiedene Pflan- 
zen aus der Familie der Papilionaceen, 


Nähe der Alpen Globularia, Daphne 
Cneorum und andere subalpinische Ra- 
senpflanzen entwickeln dort ihre ganze 
Pracht. Wer solche kaum einen Nutzen 
bringende Flächen. besitzt, möge sie 
durch Ansiedelung schöner Blumen, 
sowohl einheimischer *) als fremder be- 
reichern. Für solche einschürige oder 
zweischürige trockene Wiesen eignen 
sich die meisten in der vorigen Abthei- 
lung genannten frühblühenden Zwiebel- 
und Knollengewächse, vorausgesetzt dass 
sie 


im Frühjahr Feuchtigkeit genug 
haben. 

Achillea Millefolium flore rubro. 
Diese prächtige Form der gemeinen 


Schafgarbe, weiche auch in den Blumen- 
gärten häufig ist, kommt nur auf ein- 
schürigen Wiesen zur Blüthe, vereiuzelt 
noch auf solchen, welche im Frühjahre 
feucht sind, daher schon im Mai gemäht 
werden können. Durch Anpflanzung. 

Anthemis tinctoria, eine Pflanze der 
trockensten Wiesen mit orangegelben 
prächtigen Blumen, verhält sich ganz 
wie Achillea und lässt sich leicht durch 
Saat ansiedeln. 

Anthericum ramosum, Liliago, Li- 
liastrum (Czackia Liliastrum), kleinen 
weissen Lilien gleichend , besonders die 
letztere prachtvoll und für Blumengärten 
nicht genug zu empfehlen, blüht vor der 
Heuernte und verträgt im Sommer die 
grösste Trockenheit, wenn der Boden 
nur bis Juni Feuchtigkeit genug hat. 


*) Freunde der einheimischen Wiesen- 
flora mache ich auf die in der Zeitschrift 
„Natur“ 1868 erschienenen Artikel „das 
deutsche Grasland“ von Dr. Carl Mül- 
ler aufmerksam. Es ist dies wohl das Voll- 
ständigste und Anziehendste, was über die- 
sen Gegenstand geschrieben worden ist, 


12 


Anpflanzung durch knollige Wurzelstöcke 
im Herbst. 

Anthyllis Vulneraria, mit gelben, 
braun schattirten grossen Blüthen hat 
zwar keine grosse Farbenwirkung, ge- 
fällt aber durch seine Form und ist eine 
gute Futterpfllanze für die trockensten 
Lagen. Durch Ansaat. 

Arnica montana, Wohlverley, Johan- 
nisblume, mit grossen kurzgestielten 
goldgelben Blumen ist der grösste 
Schmuck hochgelegener, bis im Vorsom- 
mer feuchter Bergwiesen *) und könnte 
wohl in geeigneten Lagen eingeführt 
werden, dabei zugleich Nutzen bringen, 
indem man die Blumen für Apotheken 
sammelt. 

Aster alpinus mit sehr grossen hell- 
violetten Blüthen eignet sich sehr gut 
für trockene Wiesen und wird dort bald 
heimisch, erfriert auch nicht, was in ge- 
lockertem Boden zuweilen vorkommt. 

Betonica offieinalis ist eine unserer 
zierlichsten Wiesenpflanzen mit rothen 
Blumenköpfen, für trockene, etwas schat- 
tige Stellen besonders geeignet. 

Bellis perennis fl. pleno. Da man 
sich leider die gemeinen Gänseblümcehen 
im Gartenrasen als unvertilgbar gefallen 
lassen muss, so sehe ich keinen Grund, 
warum man nicht auch die rothen ge- 
füllten Gartenformen (Tausendschönchen) 
auf Wiesen anpflanzen sollte. Dieselben 
müssten jedoch im Frühjahr feucht sein. 

Campanula. Ausser den einheimi- 
scher Arten für trockene Wiesen, als 


*) Wächst nicht nur auf höheren Ge- 
birgen, sondern auch auf Bergwiesen unter 
und nicht viel über 1000 Fuss Meereshöhe, 
z. B. im sächsischen „Vogtlande“, in der 
Waldgegend östlich von der Thüringer Saale, 
im Frankenwald zwischen Thüringen, Böh- 
men und Sachsen, wo alle Wiesen damit 
bedeckt sind. 


ET 
NIT 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


C. rotundifolia und rapunculoides u. a. m., 
empfiehlt sich auch die Gartenform C., 
soldanelliflora mit gefüllten gefranzten 
Blüthen, sowie die subalpinische, aber 
in den Gärten häufig gezogene C. pulla 
und pusilla. 

Corydalis cava, fabacea und solida. 
Zierliche, einander sehr ähnliche Pflanzen 
des ersten Frühlings, mit blassrothen 
oder weissen Blumen, welche jedoch 
nur in der Nähe von Wald fortkommen. 
Durch Knollen leicht anzusiedeln, 

Coronilla varia, weiss und rosenroth, 
ist eine der schönsten Blumen trockener 
Wiesen und verhält sich wie die unten 
beschriebene Hippocrepıs und Lotus, 
Weniger zu empfehlen ist ©. minima 
(vaginalis) und montana. 

Vianthus. Ausser den schon unter 
A genannten Arten gehören hierher D. 
atrorubens und deltoides, 

Genista germanica, anglica und tinc- 
toria sind fast überall die Begleiter von 
trockenem Boden und zeigen zwar die 
schlechtesten Wiesen an, sind aber mit 
ihren lebhaft goldgelben zahlreichen 
Blumen ein grosser Schmuck. Diese 
Pflanzen gedeihen nur da, wo spät oder 
nieht gemäht wird. 

Euphrasia officinalis, Augentrost. 
Diese zierliche Pflanze stellt sich in 
Berggegenden von selbst ein und cha- 
rakterisirt die Flora des Spätsommers 
nach der Grummeternte. Durch Ansaat. 

Hedysarum ÖOnobrychis, (Onobry- 
chis sativa), die Esparsette verbindet, 
wie keine andere Pflanze Sehönheit mit 
Güte des Futters, und schmückt mit 
ihren rosenrothen Blumen vor und nach 
der Heuernte trockene Wiesen auf schwe- 
rem kalkreichem Boden, kommt jedoch 
auf kalkarmen Plätzen nicht fort. Durch 
Ansaat. 

Helianthemum vulgare ist in ver- 
schiedenfarbig gelben, auch rothen ge- 


I. Originalabhandlungen. 


füllten Spielarten in den Gärten, welche | 


man leicht auf Plätzen, welche nicht 
oder spät gemäht werden, ansiedeln 
könnte, 

Hieracium aurantiacum mit grossen 
orangerothen Blüthen ist eine Pracht- 
pflanze trockener Wiesen, und breitet 
sich, einmal angepflanzt von selbst aus. 

Hippocrepis comosa ist eine reizende 
kleeartige Pflanze mit goldgelben Blü- 
then, gedeiht besonders auf Kalkboden, 
selbst in trockenster Lage üppig und 
verbessert das Futter, wo kaum Stein- 
klee (Trifolium repens) fortkommt, Ein- 
mal durch Einsaat vorhanden, breitet sie 
sich durch Samenfall gern weiter aus, 
bildet jedoch nie grössere Bestände. 

Jasione montana, wovon jetzt die 
Samenverzeichnisse eine niedrigere Form 
als Jasione humilis anführen, bildet dun- 
kelblaue Blüthenköpfe von grosser Schön- 
heit. Auf dem trockensten Bergrasen 
wildwachsend, wird sie sich besonders 
leicht einbürgern. Da die Pflanze zwei- 
jährig ist, so muss der Same vor dem 
Mähen reif werden, Hie und da kommt 
die Abart major mit 2° hohen Stengeln 
vor. Jasione perennis, der vorigen 
ähnlich, ist seltener, dürfte aber als aus- 


dauernde Pflanze den Vorzug verdienen. | 
Lavatera thuringiaca, mit grossen | 


rothen, seltener weissen malvenartigen 
Blüthen ist ein treuer Freund des trocken- 
sten Lehm- und Kalkbodens, der mehr 
in Gärten gezogen zu werden verdient, 
als der Fall ist, aber für trockene Wie- 
sen besonders schätzbar ist. 

Linum perenne, austriacum und 
ähnliche Leinarten mit schönen blauen 
Blüthen gedeihen vortrefflich auf trocke- 
nen Wiesen. Sollten die Blüthenstengel 
beim ersten Mähen noch nicht ganz ent- 
wickelt sein, so blühen sie abgeschnitten 
aus Seitentrieben im Nachsommer, Durch 
Ansaat, vielleicht zugleich mit dem Grase. 


13 


Lotus cornieulatus, dem genannten 
Hippocrepis sehr ähnlich, aber durch 
halb oder ganz braunrothe Blüthenköpfe 
unterschieden, verhält sich wie genannte 
Pflanze, liebt aber mehr Waldränder und 
siedelt sich auch auf feuchten unfrucht- 
baren Plätzen, gern auf Maulwurfs- und 
Ameisenhaufen an. 

Medicago und Melilotus erwähne 
ich nochmals als auch für ganz trocke- 
nen Boden geeignet und sich frisch er- 
haltend, wenn fast alle andern Pflanzen 
vor Trockenheit abgestorben sind, voraus- 
gesetzt, dass die Wurzeln tief zwischen 
Fels- oder Schuttboden eindringen 
können. 

Ornithogalum nutans und umbella- 
tum kommen auch auf trockenem, be- 
sonders sandigem Wiesenboden gut fort. 

Orobus vernus, eine reizende Blume 
für schattige Stellen, gedeiht nur, wenn 
die Wiese im Frühling genug Feuchtig- 
keit und der Boden Lehm hat. Mehrere 
andere Arten, z. B. tuberosus kommen 
besser und auch sonnig fort, sind aber 
weniger schön. 

Oxytropis montana (Astragalus mon- 
tanus L.) mit wirklich prächtigen rosen- 
rothen Blüthen müsste sich in Berggär- 
ten leicht einbürgern lassen. 

Phlox verna, mit prachtvollen, gros- 
sen rosenrothen Blumen verwildert gern 
im Rasen durch Ausläufer, blüht lange 
vor der Mähzeit und verspricht Erfolg. 
Wahrscheinlich würden Ph. divaricata 
mit hellvioletten Blüthen und Ph. rep- 
tans mit purpurrothen Blüthen als Wie- 
senbewohner einzubürgern sein. 

Polygala amara, vulgaris und major, 
erstere mit wunderschönen indigoblauen, 
die übrigen mit hellrothen Blumen, die 
letztere noch einigemal so gross als die 
ersteren und von grosser Schönheit, sind 
ächte Trocken - Wiesenpflanzen und tra- 
gen zur Bildung einer dichten Rasen- 


14 


narbe bei. P. major, nur in Unter- 
österreich wild vorkommend, scheint den 
Weg noch nicht in die Gärten gefunden 
zu haben und verdient es doch so sehr. 

Prunella grandiflora und vulgaris, 
mit schönen violetten Blüthenköpfen, 
verhalten sich wie Betonica, Orobus 
und ähnliche Wald-Wiesenpflanzen. 

Scutellaria alpina, mit der Abart 
rubella, erinnert an die schöne Collinsia 
bicolor mit ihren schönen zweifarbigen 
Blumen und gedeiht vortrefillich auf 
trockenen Wiesen, wo sie lange vor der 
Heuernte blüht. 

Stellaria holostea ist mit den zahl- 
reichen glänzend weissen Blüthen im 
Frühjahr eine so auflallende Erscheinung, 
dass sie als Wiesenpflanze zwischen an- 
dern bevorzugt werden sollte. Durch 
Ansaat. 

Sisyrinchum anceps, das Grasauge 
der Nordamerikaner, eine niedrige Iridee 
mit blauen Blumen, ist eine ächte Gras- 
pflanze, blüht im Mai reizend, vergeht 
aber bald im Grase und muss daher für 
sich ganze Plätze einnehmen. Hier kann 
die Pflanze mit gemäht werden. Durch 
Pflanzung. Same hat bei mir nie ge- 
keimt, obschon er sich massenhaft bildet 
und vollkommen wird. 

Trifolium rubens, Klee mit oft bis 
3 Zoll langen Blüthenköpfen von leb- 
haft purpurrother Farbe, ist die schönste 
einheimische Art, ersetzt daher für un- 
sere Zwecke alle übrigen. Er kommt 
an den trockensten Stellen und in jedem 
Boden noch gut fort, verlangt aber die 
Nähe und zu Tageszeiten den Halb- 
sehatten der Bäume. Durch Ansaat. 

T'hermopsis lupinoides, mit grossen 
gölben Schmetterlingsblumen, greift auf 
sandigen Wiesen durch seine vielen Aus- 
läufer schnell Platz und bildet einen 
prächtigen Frühlingsschmuck. 

Veronica. Unter den vielen hüb- 


Ra: PFI HE 
‘ ' ? 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


schen Arten dieser Gattung verdienen 
die blaublühenden Bevorzugung und 
sind nur die niedrigen zu gebrauchen, 
Als solche nenne ich: V. Chamaedrys, 
hellblau, dunkel geadert; V. offieinalis, 
hellblau, zuweilen weisslich ; V. prostrata, 
blassblau oder weisslich; V, latifolia; 
V. austriaca; V. incana u. a. m. 


C. Blumen für nasse Wiesen. 


Hierzu gehören viele unter A ge- 
nannte Pflanzen, welche sich auch an 
feuchte Standorte gewöhnen und dort 
meist üppiger werden. Da die Mehrzahl 
ziemlich hoch wird, so gehören sie auch 
zwischen hohes Gras. Es gibt indessen 
auch nasse Waldwiesen mit kurzem 
Gras und niedrigen Blumen, namentlich 
wenn dieselben den Charakter der Haide 
und des Moors annehmen. Die eigent- 
lichen Moorwiesen, welche selten ge- 
mähet werden, haben ihre Charakter- 
blumen, unter denen wohl Gentiana 
Pneumonanthe die schönste in Nord- 
und Mitteldeutschland ist, während in 
den subalpinen Gegenden und Ebenen 
am Fusse der Alpen noch andere präch- 
tige, im Frühling blühende Arten, als 
G. acaulis, verna u. a. hinzukommen. 
Kommt in einem Park eine solche Moor- 
fläche vor, so hat man die beste Gele- 
genheit, darauf ausser den Gentianen 
eine Menge der schönsten Pflanzen an- 
zubringen, z. B. Primula Auricula und 
farinosa, Globularia, Parnassia palustris, 
Swertia perennis, Orchideen mancher 
Art, Wulfenia carinthiaca, Hoteia japo- 
nica u. a. m. 

Caltha palustris, die Sumpfdotter- 
blume, bildet mit ihren grossen gelben 
Blüthen den ersten Frühlingsschmuck 
nasser Wiesen und niedriger Grabenufer. 
Man kann auch die gefüllte Gartenform 
verwenden. 

Eriophorum angustifolium, latifolium 


I. Originalabhandlungen. 


und alpinum. Diese Wollgräser sind 
mit ihren schweeweissen Federbüscheln 
ein so besonderer Schmuck der Sumpf- 
wiesen, dass man sie gelegentlich an- 
pflanzen sollte. 

Geranium, Storchschnabel, Zu den 
schönsten ihres Geschlechts gehören: 
G. palustre und sanguineum. Auch G. 
pratense kommt an nassen Stellen vor. 

Lotus major (uliginosus) durch 
höheren Wuchs und grössere, vielblu- 
mige Blüthenköpfe von L. corniculatus 
verschieden. Liebt aus Sümpfen vor- 
stehende Erhöhungen. 

Lysimachia Nummularia, eine am 
Boden liegende reichblühende zierliche 
Pflanze, wird im hohen Grase nicht be- 
merkt, ist aber unübertrefflich an nack- 
ten Ufern von Gräben und Teichen, wo 
die Zweige den nackten Boden bedecken. 

Myosotis palustris, das Wasserver- 
gissmeinnicht, bedarf keiner Empfehlung. 

Menyanthes trifoliata , Fieber- oder 
_ Bitterklee, ist eine Prachtblume vom 
Ansehen einer hellrothen weiss gerän- 
derten Hyazinthe, sollte gleich dem Ver- 
gissmeinnicht die Gräben schmücken, 

Pedieularis. Schöne Blüthen haben 
besonders die alpinen Arten, mit denen 
man auf Moorboden Versuche machen 
könnte. 

Parnassia palustris zeigt ihre hüb- 
schen schneeweissen Blüthen häufig mit 
dem Wollgras “(Eriophorum) zugleich, 
scheint aber mehr Waldwiesen zu lieben. 

Polemonium coeruleum, auf Garten- 
beeten oft so kümmerlich, ist eine wahre 
Sumpfblume, und verdient, obschon von 
kurzer Blüthezeit, auf Sumpfwiesen be- 
sondere Bevorzugung, da die blauen 
Blüthen sehr auffallen und die Blätter 
den Boden gut decken. Durch Ansaat, 

Polygonum Bistorta, mit hellrosen- 
rothen, in Trauben stehenden Blüthen 
ist eine schöne 


15 


pflanze, nimmt aber leicht von ganzen 
Flächen Besitz. 

Sceutellaria_galericulata , hellviolett, 
S. hastifolia, dunkelviolett, und 8. mi- 
nor, violett, gehören zu den schöneren 
Wiesenblumen und sind ein Schmuck 
der Ufer. 

Stachys palustris, mit hellpurpur- 
rothen Blüthen, verhält sich wie die vo- 
rigen, nimmt aber an günstigen Stand- 
orten durch weitgehende Ausläufer leicht 
zu grosse Flächen ein. 


D. Nicht auf Nutzwiesen geeig- 
nete Wiesenblumen. 


Im Park, wo es nicht auf die grösste 
Ausnutzung des Bodens ankommt, sie- 
deln sich auf feuchtem Boden am Rande 
der Wiesen, besonders am Rande der 
Ufer und Gräben, um einzelne Sträucher 
und Gebüsche oft von selbst verschie- 
dene schöne hohe Pflanzen an, die nicht 
mit dem Grase gemäht werden können, 
weil sie schlechtes Futter geben und zu 
hartstengelig oder grossblätterig sind. 
Man sollte nun nieht nur die einheimi- 
schen Pflanzen dieser Art begünstigen 
und beim Mähen schonen, sondern auch 
ganze Strecken anpflanzen, dazu fremde 
von besonderer Schönheit und leichtem 
Fortkommen anpflanzen. Als solche nenne 
ich unter den wildwachsenden: Symphy- 
tum offieinale mit blauen oder rothen 
Blüthen, Spiraea Aruneus und Ulmaria 
(besonders die gefüllte Gartenform, 
welche schönere, reiner weisse Blumen 
hat), Achillea Ptarmica (Ptarmica vul- 
garis) il. pl., Lythrum Salicaria (beson- 
ders die schönere Gartenform, welche 
unter dem Namen L. speciosum bekannt 
ist), verschiedene Aconitum, Lysimachia 
vulgaris, punetata und thyrsiflora, Eupa- 
torium cannabinum und purpureum, La- 
thyrus sylvestris und latifolius, Aster 


I ” 
ausdauernde Wiesen- | Amellus, Iris Pseudo- Acorus, Hemero- 


16 


eallis fulva und flava u. a. m. Denkt 
man sich unter andern Pflanzen von 
ausländischen noch Diclytra (Dicentra) 
spectabilis, die schönsten Päonien, Soli- 
dago, Spiraea lebata (venusta), Galega, 
Aconitum, hohe Veronica, Delphinium, 
Eupatorium ageratoides, Clematis integri- 
folia und recta, Campanula grandis, 
macrantha und liliflora, Lilium, Phlox 
(hohe Gartenspielarten), Funkia, Aster, 
Bocconia cordata var. japonica, Band- 
gras, Heracleum, Lupinus grandifolius 
und andere schön blühende oder schön 
belaubte Stauden hinzu, von Schling- 
pflanzen den zierlichen weiblichen Hopfen, 
die weisse einheimische Zaunwinde (Ca- 
lystegia oder Convolvulus Sepium) mit 
C. dahurica, den hochwachsenden La- 
thyrus giganteus u.a. m., So muss man 
zugeben, dass sich mit diesen Mitteln, 
fast ohne andere Pflege, als das An- 
pflanzen und Abschneiden im Herbst, 
eine höchst anziehende Wildniss schaffen 
lässt, welche einen ungewöhnlichen 
prächtigen Schmuck eines Parkes dar- 
stellt und besonders von einem erhöhten 
Wege aus gesehen von grosser Wirkung 
ist. Ich schuf solche Staudenwildnisse 
schon zufällig, indem die im Frühjahr 
abgestochenen Stöcke und Wurzeln von 
Stauden mit zur Auffüllung eines abge- 
schwemmten Ufervorsprungs verwendet 
wurden, diesen bald bedeckten und sich 
von da weiter verbreiteten, so dass ich 
sie stellenweise am Ufer wieder vertil- 
gen lassen musste, 


Schlussbemerkung über die Ver- 
wendung der Blumen. 


Obschon Andeutungen gegeben wur- 


Gartentlora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


den, wie diese oder jene Pflanze zu ver- 
wenden sei, so will ich doch im Allge- 
meinen nochmals bemerken, dass solche 
Verschönerungen künstlicher Art natür- 
lich nur an Plätzen anzubringen sind, 
wo man die Blumen in der Nähe sieht, 
also an Wegen, in der Ansicht von An- 
höhen. Die Wald-Wiesenpflanzen wür- 
den an Stellen anzusiedeln sein, wo ein 
Weg den Waldrand erreicht, und sich 
auch unter den Bäumen fortsetzen, 

Unter den vielen genannten Pflan- 
zen fehlt noch manche schöne, besonders 
geeignete, die ich vergessen haben mag. 
Man wird aber auch an dieser Auswahl 
genug haben, und kann diejenigen wäh- 
len, welche Gedeihen an einem Orte 
versprechen und leicht zu haben sind. 
Leider ist Letzteres bei vielen Pflanzen 
nicht der Fall, indem sie nur in bota- 
nischen Gärten cultivirt werden, wohl 
auch nicht. Die einheimischen hat man 
selbst zu geeigneter Zeit aufzusuchen 
und in den Garten zu bringen, und es 
findet sich glücklicherweise in Deutsch- 
land fast in jedem Städtchen ein Apo- 
theker oder Lehrer, welcher die Flora 
der Umgegeud kennt. 

Bei dieser Gelegenheit will ich nicht 
unterlassen, mitzutheilen, dass dieser 
Artikel seine Entstehung einem aller- 
höchsten Auftrage des Grossherzogs Carl 
Alexander von Sachsen Weimar ver- 
dankt, welcher dahin lautet, auf einem 
Theile des Berges der Wartburg die ein- 
heimische Ortsflora zu vereinigen, na- 
mentlich die ausgerotteten Pflanzen der 
Wald- und Felsenwildniss des Ortes 
wieder anzupflanzen. d. 


II. Neue Zierpflanzen. 


A 


I. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 


a) Neue Pflanzen, 
Catalog des Hrn. J. Linden in Brüssel 
und Gent. 


Herr J. Linden hat seit dem 1. Mai 1869 
auch das Etablissement des Herrn A. Ver- 
schaffelt in Gent übernommen. Das Etablis- 
sement des Hrn. A. Verschaffelt wird unter 
diesem Namen fortgeführt. Briefe an letz- 
teres sind unter der Adresse „Director 
M. Gloner 52, Rue du chaume & Gent“ 
einzusenden. Briefe für das Etablissement 
in Bruxelles nach wie vor unter der Adresse: 
„J. Liuden“. 

Zu bemerken ist noch, dass Hr. J. Lin- 
den auch die Herausgabe von Illustration 
horticole übernommen hat und dass Herr 
A. Verschaffelt in der ersten Zeit noch in 
dem Etablissement zu Gent die Geschäfte 
führen hiltt. 

Als neue Einführungen werden für das 
Frühjahr 1870 angeboten: 


1) Alloplectus bicolor Linden. Ist ein 
würdiger Concurrent von A. congestus, spe- 
ciosus und Schlimii, sowohl in Bezug auf 
Schönheit der Blumen, als auch in Betreff der 
grossen sammtigen Blätter von dunkelgrü- 
ner Färbung, die durch einen silberweissen 
centralen Längstreif noch gehoben wird. 


2) Ananas Mordilona Linden. Stammt 
aus den Gebirgen Columbien’s aus einer 
Höhe von 6000° über dem Meere. Die Frucht 
erhält ein Gewicht von 10 Pfund und ist im 
Vaterland unter dem Namen „Mordilona® 
bekannt, der Geschmack derselben ist vor- 
züglich und die Farbe ein schönes Violett. 
Zur Cultur derselben sind viel geringere 
Wärmegrade als zur Cultur der gewöhn- 
lichen Ananas nothwendig, und Herr Linden 
glaubt, dass dieselbe im Süden Frankreich’s, 
wie auf der iberischen Halbinsel und in Ita- 
lien im Freien angebaut werden könnte. 

3) Begonia rosiflora. Aus den Anden 
L 1870. 


beschrieben im | Peru’s von einer Höhe von 12,000 Fass. 


Stengellose Art. Blätter fast kreisrund nie- 
renförmig. Die Blüthenschafte tragen 35—5 
lebhaftrothe Blumen, welche so gross wie 
die von B. Veitchii. 


4) Begonia vernicosa. Eine rankende 
Art, Blattstiele tragen an der Spitze zurück- 
gebogene starke Haare. Blattflächen sehr 
gross, rundlich und spitz, schön glänzend- 
grün, unterhalb wie die Blattstiele roth. 
Blumen rosa und weiss. 


5) Brownea antioquensis Linden. Aus 
Antioquia in Columbien und wird von Herrn 
Linden in Blatt und Blume als die schönste 
bis jetzt in Europa eingeführte Art be- 
schrieben. ö 


6) Croton aucubifolium, Heillianum und 
masimum sind wohl nur schöne Formen des 
Codiaeum pictum. 


7) Oyanophyllum spectandum Linden. 
Stammt aus dem östlichen Peru und steht 
nicht hinter Cyan. magnificum zurück, 
von dem es sich durch lang zugespiizte und 
nach dem Grunde zu mehr verschmälerte 
Blätter unterscheidet, die ausserdem nicht 
metallisch glänzen, sondern sammtig. 


8) Distiacanthus scarlatinus Linden. — 
Schöne Bromeliacee vom Amazonenstrom, 
die auf der Ausstellung zu Gent ala Brome- 
lia amazonica ausgestellt war. Die Herz- 
blätter färben sich scharlach. 


9) Dracaena Macleayi und Dr. nigro- 
rubra. Zwei Formen von Cordyline Jac- 
quini. — 


10) Ficus dealbata Linden. Schöne 
Decorationspflanze mit grossen, oberhalb 
dunkelgrünen, unterhalb dicht silberweiss- 
filzigen Blättern, die bis 11/, Fuss lang und 
fast 1 Fuss breit werden. 


2 


18 


11) Ficus macrocarpa Linden. Stammt 
aus einer Höhe von 8000 Fuss üher dem 
Meere aus den Gebirgen Columbien’s. Wird 
ein Baum von 20—30 Fuss Höhe. Die gros- 
sen glänzenden Blätter gleichen denen von 
F. elastica, die Früchte werden so gross wie 
eine Orange und besitzen einen angenehmen 
Geschmack. 


12) Grias zamorensis Linden. Stammt 
aus der heissen Zone der Proxinz Loxa 
(Peru). Strauch mit oval-lanzettlichen Blät- 
tern von 1!/, Fuss Länge. Schöne strauchige 
Decorationspflanze des Warmhauses. 


13) Matisia cordata Humb. Bompl. — 
Schöner Baum aus den temperirten Regio- 
nen Columbien’s. Die grossen Blätter ähneln 
denen einer Catalpa und die Früchte sind 
in der Heimath sehr geschätzt und bekannt 
als Chupa-Chupa. (Sterculiaceae). 


14) Rhopala granatensis. — Aus den 
hohen Gebirgen Columbiens mit fein zer- 
theilten Blättern. 


15) Selaginella setosa Linden. Aus Co- 
lumbien. Die Blättchen sind oberhalb samm- 
tisgrün, unterhalb rosaschimmernd. 


16) Torreya bogotensis. Conifere von 
pyramidalem Wuchse aus der kalten Zone 
der Provinz Bogota. 


17) Oibotium spectabile. Baumartiges 
Farm für’s Kalthaus. Aehnlich dem Cibo- 
tium regale, die Spreuschuppen die den 
Stamm decken aber heller und die Wedel 
kleiner. (E. R.) 


b) Neue buntblätterige Pelargonien 
aus Carter’s Catalog. 


Die Herren James Carter und Co., 
237. 238. High Holborn. London. W.C. em- 
ptehlen die folgenden, auf den englischen 
Ausstellungen prämirten buntblätterigen Scar- 
let-Pelargonien, von denen auch zum Theil 
Abbildungen gegeben sind. 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


18) Pelargonium Prince of Wales. 
(Carter). (Mit Abbildung). Eine Sorte von 
robustem Wuchs. Mittelfeld des Blattes 
grün, dann eine flammige schwarzpurpurne 
Zone, die in eine breite carminscharlachrothe 
Zone übergeht und letztere wiederum mit 
dem goldgelben Blattrand umsäumt. Blüthen- 
dolde scharlach. 


19) P. Mr. Dunett. (Carter). Aehnlich 
der vorhergehenden Sorte, der Wuchs aber 
gedrängter und die schwarzbraune flammige 
Zone etwas breiter. (Gleichfalls mit Ab- 
bildung). 


20) P. Sir Robert Napier. (Carter). 
(Mit Abbildung). Die schwarzpurpurne Zone 
reicht hier mit ihrer Flamme bis zum gelben 
Rand und trägt die scharlach-carmin Färbung 
nur in Form von unregelmässigen Flecken 
am äussern Rand. Blumen rosa. 


21) P. Sultana Valide. (Carter). Aehn- 
lich Prince of Wales, der goldgelbe Rand 
aber breiter. Nach der Mutter des Sultans 
in Folge des Besuchs des Sultans im Orystal- 
Palace genannt. 


292) Phoebus. (Morris). Aehnlich und 
besonders deshalb empfohlen, weil diese 
Sorte die schöne Färbung des Laubes auch 
den Winter hindurch halten soll. 


23) Black Prince (Carter). Mittelfeld 
des Blattes gelbgrün, dann folgt eine breite 
chokoladenbraune und schwarz geflammte 
Zone. Blattrand gelb, Blumen scharlach. 
(Mit Abbildung). 


24) Josephine (Carter). Aehnlich der 
vorhergehenden Sorte, die breite chokoladen- 
farbene Zone auf gelbem Grunde. Die 
scharlach Blumen in sehr grossen Dolden. 


25) Anthony (Carter). Aehnlich der 
vorhergehenden Sorte, Blumen aber lachs- 
farben. Aehnlich sind ferner Cleopatra 
(Carter) und Southern, Belle (Morris). Die 
letztere soll von allen bekannten die tiefste 
chokoladenfarbene Zone tragen. 


II. Neue Zierpflanzen. 


ec) NeuePflanzen, beschrieben in Wil- 
liam Bull’s Catalog pr. 1869—1870. 


36) Alocasia hybrida. Bastard zwischen 
A. Lowii und A. metallica. Blätter in der 
Form zwischen beiden Arten, oberhalb dun- 
kelolivengrün mit elfenbeinweissen Rippen 
und Randung, unterhalb purpur. 


27) Bertolonia primuliflora. (Melasto- 
maceae). Eingeführt aus Ecuador. Niedrige 
Pflanze mit oval-lanzettlichen Blättern, welche 


oberhalb glänzend dunkelgrün und unterhalb 


purpur. Die zart rosarothen, ziemlich gros- 
sen Blumen in straussförmigem Blüthen- 
stande auf Blüthenstielen, die länger als die 
Blätter. 


28) Cassia calliantha. (Leguminosae). 
Aus Brasilien. Die Blätter gefiedert. Blätt- 
chen 8— 13 paarig, länglich -linear, vorn in 
einen Mucro ausgehend, unterhalb blaugrün. 
Die grossen goldgelben Blumen in spitzen- 
ständigen traubenförmigen Rispen. 


29) Curculigo recurvata variegata. Form 
mit silberweiss gestreiften Blättern von die- 
ser beliebten Decorationspflanze. 


30) Cypripedium Beichenbachi.  Erd- 
orchidee aus Costa Rica. Blätter glänzend- 
grün, lederartig, gekielt, 1!/,—2 Fuss lang 
und ungefähr 1!/, Zoll breit, zugespitzt. — 
Blüthenschaft 2 Fuss hoch und oft verästelt, 
bis 20—40 Blumen tragend. Das obere 
Kelchblatt breit-lanzettlich, 2 Zoll lang, grün 
und rothbraun geadert. Die mit einander 
verwachsenen seitlichen Kelchblätter bilden 
ein concaves ovales, das so lang als die 
Lippe. Blumenblätter 4 Zoll lang, schmal 
und nach der Spitze zu allmälig abnehmend, 
am Grunde grün mit rothbraunen Rand- 
linien, nach der Spitze zu rothbraun, Lippe 
pantoffelförmig, grün und rothbraun gezeich- 
ne. Das Staminodium mit schwarzen 
Haaren gewimpert und ausserdem ein Höcker 
auf jeder Seite der Griffelsäule. 


31) Dracaena albicans. 
seeinseln, 


Von den Süd- 
Die schmalen langen Blätter un- 


19 


gefähr 2 Zoll breit, in einen langen rinnen- 
förmigen Blattstiel verschmälert, glänzend- 
grün mit hellgrünem oder weisslichem 
Rande. 


32) Dracaena amgusia. Von den Süd- 
seeinseln. Die langen schmalen Blätter un- 
gefähr 1 Zoll breit, in einen röthlichen Blatt- 
stiel verschmälert, oberhalb dunkelgrün, 
unterhalb purpur angelaufen. 


33) Dracaena excelsa. Von den Süd- 
seeinseln. Blätter aufrecht, breit-länglich, 
vorn spitz, am Grunde in einen Blattstiel 
verschmälert, von bronze-rothbrauner Fär- 
bung, oberhalb und unterhalb blaugrün. An 
älteren Pflanzen die Blätter ausserdem mit 
rosenrothen Streifen gezeichnet. Wohl eine 
der vielen Formen von Cordyline Jacquini, 


34) Dracaena spectabilis. Von den Süd- 
seeinseln. Ueberhängende breite längliche 
spitze Blätter, die in einen grünen Blattstiel 
verschmälert. Blattfläche von dunkelgrüner 
leicht broneirter Färbung, unterhalb röthlich. 


35) Eincephalartos M’Keni. Südafrika. 
Die jungen Exemplare tragen 2 Fuss lange, 
im Umfange elliptische Blätter, die feder- 
schnittig. Blattstiel und ein Theil der Rha- 
chis wollig. Fiederblättchen schmal-lanzett- 
lich, vorn einzelne stachelige Zähne tragend, 
die untersten Blättchen kürzer. 


36) Entelea Bakeri. Aus Neuholland. 
Kalthauspflanze von der Tracht der bekann- 
ten Sparmannia. 


37) Fraxinus longicuspis. Ein Baum 
Japan’s mit 4 seitigen Aesten, die mit linsen- 
förmigen Warzen besetzt sind. Blätter 
2—3 paarig gefiedert, Fiederblättchen lanzett- 
lich, welche bei erwachsenenen Pilanzen in 
eine lange Spitze ausgehend, während solche 
an jungen Pflanzen stumpf. (E. R.) 


d) Abbildungen blühender Pflanzen 
in Revue horticole 1869. 


38) Anagyris foetida L. 
I%* 


L7 


Ein 


Strauch 


20 


aus der Familie der Papilionaceen, welcher 
auf den Balearen, in Frankreich, Sardinien, 
Sieilien, Algier, Griechenland gemein ist; — 
derselbe ist einer der wenigen oder viel- 
leicht der einzige, welcher seine Blätter im 
November und seine Blüthen im December — 
Februar entfaltet. — Wenn man die Blätter 
etwas reibt, so geben sie einen widrigen 
Geruch; geruchlos sind Holz und Blüthen. 
(p. 290). 


39) Cheiranthus Cheiri fl. pl. fol. var. 
Morren hat die Arsicht ausgesprochen, 
dass „eine gefüllte Blume ein Uebermaass 
von Gesundheit sei und der Albinismus die 
Folge einer Schwächung der Lebensfunctio- 
nen“. — Ein solcher Antagonismus wurde 
schon im Jahre 1865 an einem gelben Lack 
beobachtet, welcher gefüllte Blumen und 
panachirte Blätter hatte. — Ein weiteres 
gleichartiges Exemplar ist 2—5 Decim. hoch, 
ästig, die Blätter spitz -lanzettförmig , licht- 
grün mit weissem Rand. Die Blüthen voll- 
kommen gefüllt, zu 6— 10 auch mehr auf 
einem Aste von violettbrauner Farbe. Die 
Cultur dieser Varietät ist sehr schwierig, im 
Winter ist sie im Orangeriehause zu bewah- 
ren und im Frühjahr wieder ins freie Land 
Die Blüthen entwickeln sich 
(p. 311). 


zu versetzen. 
im Januar—März. 


40) Choisya ternata H. B. et K. aus 
Mexico. Dieser Strauch ist noch wenig in 
den Gärten verbreitet; der Museumsgarten 
in Paris dürfte vielleicht in Europa der ein- 
zige Ort sein, in welchem diese Pflanze eul- 
tivirt wird. Es ist ein kräftiger Strauch mit 
langgestielten, elliptisch-länglichen gefieder- 
ten dunkelgrün glänzenden Blättern, die 
Blüthen sind weiss, doldenförmig vertheilt, 
mit fünf Blumenblättern und mit aufrecht- 
stehenden Staubgefässen, die im Centrum 
der Blume eine Art Krone bilden; sie sind 
sehr fein wohlriechend.. Diese Pflanze, 
welche in den ersten Tagen des Frühjahrs 
blüht, dürfte eine gesuchte Marktpflanze wer- 
den, umsomehr da ihre Cultur sehr leicht ist. 

(p. 332). 


41) Prune violette americaine. Kräftiger 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


sehr fruchtbarer Baum mit regelmässig oval- 
elliptischen Blättern von glänzendgrüner 
Farbe an der oberen und von blassgrüner, 
fast weisslichter Farbe an der unteren Seite. 
Früchte sehr gross, abgerundet an beiden 
Enden, an der einen Seite mit einer wenig 
tiefern Furche, mit einem starken, 1 Cent. 
langen Stiel, die Schale ist rosafarben vor 
der Reife, dann wird sie dunkelviolett und 
mit einem blaulichten Reif überzogen; das 
Fleisch ist gelblich, wie durchsichtig, nicht 
am Kerne anhängend; der Geschmack etwas 
säuerlich; diese Pilaume reift in der zweiten 
Woche des August; sie gehört zu den vor- 
züglichsten Varietäten. 


42) Adenocalymna nitidum Mart. Durch 
längere Zeit als Aden. comosum bekannt, 
gereicht den Warmhäusern zu grosser 
Zierde; die langen Stengel können an den 
Säulen, Mauern bis zur Decke hinaufgezogen 
werden, von wo sie dann zierlich mit glän- 
zenden gelben Blumen im Januar und Fe- 
bruar reichlich herabhängen. (p. 195). 


43) Canna Jean Vandael. Johann Sis- 
ley in Montplaisir — Lyon — Rhone — hat 
seit mehreren Jahren Kreuzungen vorgenom- 
men zwischen C. nepaulensis und C, glauca, 
die sich durch grosse Blumen und Ausdauer 
auszeichnen. Die ersten im Jahre 1866 in 
Handel gebrachten Erzeugnisse waren C. 
Marechal Vaillant und Depute Henon, darauf 
(1867) folgten C. Daniel Hooibrenk, später 
(1868) Edouard Morren mit punctirten Blu- 
men und Jean Vandael, die aus Marechal 
Vaillant und Depute Henon stammt. Die 
Blätter sind aufrechtstehend, lanzettspitzig, 
grünlichblau, die Blumen sehr gross, von 
hoch granatrother Farbe — eine prachtvolle 
Varietät! Alle Varietäten sind in Zwergform, 
blühen sehr reichlich und eignen sich be- 
sonders für kleine Gärten, wo sie von gros- 
sem Effecte sind. — Herr Chale ist der 
Ansicht, dass diese Varietät mit C. iridiflora 
gekreuzt, ein höchst werthvolles gros .u- 
miges Product geben dürfte, (@. 171). 


44) Cattleya amethysteglossa Rchb. — 
auf einzelnen Stengeln sitzen die weisser 


II. 


mit schön violettlilafarbigen Punkten, die 
Lippen etwas gefranst, meist in der Mitte 
mit breitem Saume von sehr schöner rosa- 
violetter Farbe. Diese Pflanze im Topf mit 
Sphagnum cultivirt gedeiht sehr kräftig. 

(p- 212). 


45) Edwarsia grandiflora Sal. (Edw. 
macrophylla Wend., Edw. tetraptera Poir., 
Podalyria tetraptera Poir., Sophora tetra- 
ptera Ait.) ist wohl keine Novität, aber sel- 
ten und wenig gekannt; sie verdient alle 
Beachtung. Im Monat März bedeckt sich 
die Pflanze mit sehr schönen dunkelgelben 
Blüthen, die reichlich an kurzen mit rosa- 
rothen Haaren versehenen Stielen trauben- 
förmig hängen. (p. 234). 


"46) Heliconia densiflora Hort. Par. Aus 
dem Wurzelstocke erheben sich 40—60 Cent. 
hohe Stengel, aus welchen die auf eben so 
langen Stielen oval-lanzettförmigen, unten 
herzförmig ausgeschnittenen Blätter sich 
entfalten, von lebhaftem Grün an beiden 
Seiten, mit einem an der Unterseite hervor- 
stehenden lichtgrünen, mehr weniger weiss- 
lichtem Nerve — eine Verlängerung des 
Blattstiels, und welcher auf der Oberseite 
die Form einer Rinne bildet. Aus der Mitte 
der älteren Stämme erscheint die Inflores- 
cenz mit aufrechtstehenden, sehr spitzen 
coralrothen, an der Basis mehr weniger 
orangerothen, nachenförmigen Bracteen, 
welche eigentlich die Schönheit aller dieser 
Pflanzen bilden; aus diesen Bracteen oder 
Spatha erscheinen die orangegelben, an der 
Spitze weiss und schwarz oder purpurfarb 
gefleckten Blumen. Diese Musacee blüht im 
November und December. (p. 274). 


Notizen. 


21 


47) Naegelia Sceptre corail. Eine der 
schönsten Erwerbungen Van Houtte’s, die 
ja in keinem Warmhause fehlen sollte, da 
sie mit ihren zahlreichen fingerhutartig an 
einer ährförmigen Rispe herabhängenden 
zinoberrothen, unterst auf gelbem Grunde 
punktirten Blumen von November bis in 
April eine herrliche Zierde bilden. 

(p. 154). 


48) Anthurium Lindigii — empfehlens- 
werth durch seine Tracht, durch seine schö- 
nen Blätter und durch seine seltene Farbe 
der Blüthe, nämlich weiss in’s lichtfleisch- 
rothe, roth gestreift, welche bei den 
Anthurien und nahestehenden Gattungen 
gewöhnlich grünlich ist, 


49) Phytolacca purpurascens Hort. — 
Clemencaux lenkt die Aufmerksamkeit 
der Floriculturisten auf diese schöne interes- 
sante, im Handel noch wenig verbreitete 
Pflanze, die in Paris seit einigen Jahren zur 
Verwendung kommt u. z. isolirt stehend 
auf Grasplätzen, wo sie von grossem Effecte 
ist. Der Stengel ist purpurroth, wie Firniss 
glänzend, die Blüthen purpurroth, hängen 
traubenförmig und die darauf folgenden 
glänzenden fleischigen Beeren von weinig- 
purpurner Farbe geben dieser Pflanze ein 
prachtvolles Ansehen. 


50) Ribes albidum — verdiente grössere 
Beachtung wegen seiner weissen Blüthen; 
dieser Strauch mit Ribes sanguineum, oder 
noch besser mit R. atrosanguineum vermengt, 
bildet sehr effectvolle Gebüsche, wodurch 
die eigenthümliche Schönheit beider hervor- 
gehoben wird. (S—r.) 


IM. Notizen. 


”]) Der Congress in Hamburg. 
a) Gegen das Rosen weiss, den weis- 
sen die Rosen verheerenden Schimmelpilz 
wird von Professor Schultz in Rostock eine 


Schwefelmilch oder eine Lösung von Schwe- 
fel-Calium und grüner Seife in Wasser 
(1 Theil Seife in 40—50 Theilen Wasser), 
von Professor Hallier in Jena Schwefelblüthe, 


- serer aus 


22 


von Herın Dr. Focke aus Bremen endlich 
das Verbrennungsproduct des Schwetels, die 
schwefelige Säure empfohlen. Letztere wird 
in flüssiger Form, nämlich als in Wasser 


aufgelöstes schwetelsaures Natron angewen- | 


det, ein Mittel das sich auch 
Hausschwamm bewährt hat. 


gegen den 


b) In Bezug des Einflusses der Boden- | 


temperatur auf unsere Culturen ward von 
Lucas nachgewiesen, dass während des 
Nachts eine um 4° höhere Temperatur des 
Untergrundes als die der Luft einen sehr 
vortheilhaften Einfluss auf das Wachsthum 
habe. Dr. Lucas leitet aus dem Umstande, 
dass im Frühlinge der Untergrund des Bo- 
dens eine niedrigere, im September eine 
höhere Temperatur im Verbältniss zur Luft 
besitze, die Erscheinung her, dass viele un- 
wärmeren Ländern stammenden 
Zierpflanzen und Blattpflanzen erst im Juli, 
August und September den üppigsten Wuchs 
zeigen. Als Beispiel führte er an, dass bei 
einem Melonenkasten in Folge 
Bodentemperatur der Fruchtansätz nicht 
stattfand. Er habe den Boden tüchtig mit 
warmem Wasser begiessen lassen und in 
Folge dessen hätte Fruchtansatz stattgefun- 
den. Ebenso habe er bemerkt, dass Melo- 
nen da wo der Boden kalt gewesen sei, 
einen weniger würzigen Geschmack erhalten. 
Es wurde allgemein anerkannt, dass Beob- 
achtungen über Temperatur der Wärme des 
Untergrundes des Bodens sehr wünschbar 
seien. 

e) Die Frage, durch welche Mittel dem 
Obstbau eine allgemeine Verbreitung ge- 
geben werden kann und wodurch der An- 
bau solcher Sorten gehoben werden kann, 
die einen hohen wirthschaftlichen Werth be- 
sitzen, ward einlässlich behandelt. Professor 
Seelig aus Kiel sprach sich für Erhebung 
einer Statistik des Obstbaues und dessen 
Ertrags aus, um dem Bauer und Gartenbe- 
sitzer den Nutzen des Obstbaues anschau- 
licher zu machen. Die Herren Niepraschk 
und Lucas weisen darauf hin, dass durch 
Verwendung des Obstes als Volksnahrung, 
sowie besonders durch Einführung der Con- 
servirungsmethoden desselben, als zu Mus, 
getrocknet als Schnitzen und zu Obstweinen 


niedriger 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


der Obstbau am schnellsten und wirksam- 
sten ausgebreitet werde. Einführung rich- 
tiger Obstbenutzung sei deshalb das rich- 
tigste Mittel zur Ausbreitung des Obstbaues. 


d) Von Dr. Lucas wird darauf hinge- 
dass bei richtiger Behandlung und 
richtiger Ernährung des Obstbaums, (wozu 
er freilich das in trockenen Sommern nicht 
durchzuführende Begiessen der Bäume rech- 
Obsternten erzielt 


wiesen, 


net), jährlich werden 


könnten. 

e) In Folge einer von dem Schlesischen 
Gartenbauverein aufgestellten Frage wird 
zunächst darauf hingewiesen, dass an den 
Dämmen und Böschungen der Eisenbahn 
von Dresden nach Böhmen, ebenso an den 
Belgischen Eisenbahnen schon Zwergobst 
und Kirschen angepflanzt seien. Die Ver- 
sammlung beschliesst in Folge dessen: „Es 
ist wünschenswerth, dass in ganz Deutsch- 
land überall, wo der Boden es gestattet, die 
Böschungen der Eisenbahnen mit Obstbäu- 


men bepflanzt werden und ist diese Reso- 


lution den betreffenden Regierungen und 
Eisenbahn - Directionen Kenntniss 
bringen. 


zur zu 


f) Ueber den Erfolg des Ringelns beim 
Weinstock werden nur von Dr. Lucas ein- 
gehende Versuche mitgetheilt. Darnach soll 
das Ringeln nicht zu häufig angewendet 
werden, da es dem Weinstock schädlich sei. 
Wo man es anwende, müsse die Operation 
dann ausgeführt werden, wenn nach dem 
Abblühen die Beeren so gross wie eine 
kleine Erbse. Der Erfolg des Ringelns sei 
14 Tage frühere Reife und Ausbildung grös- 
serer Beeren. 


g) Die Frage, welchen Eintluss die 
Entwickelung des Samens auf die daraus 
hervorgehende Pflanze habe, wird von Lucas 
dahin beantwortet, dass kein Unterschied 
vorhanden sei. Von Professor Seelig aber 
dahin, dass frühreife Samen kränkliche 
Pflanzen geben. Nach der Erfahrung des 
Referenten beantwortet sich diese Frage da- 
hin, dass je vollkommener und besser der 
Same ausgebildet, desto kräftiger der Wuchs 
der daraus hervorgehenden Pflanze. Darauf 
beruht z. B. die Auswahl des schwersten 


II. Notizen. 


Samens zur Aussaat bei unsern Körner- 
früchten. 

h) Welche Traubensorten sind 
zum Anbau im Norden Deutschlands 
als gute Tafeltrauben zu empfehlen? 
Dr. Lucas empfiehlt den frühen Malingre, 
den Italienischen Malvasier und die Jacobs- 
Traube. Herr Sehönthier in Breslau hat seit 
18 Jahren jährlich vom „Schwarzen Muska- 
teller® gute Ernten gehabt. Herr Professor 
Seelig sagt, dass der „Kleine rothe Burgun- 
der“ eine der verbreitetsten Rebsorten im 
Norden Deutschlands sei. (Warum ist der 
Pariser-Gutedel, früher eine der verbreitetsten 
Sorten, nicht erwähnt?) — 

i) Warum befinden sich seit 15 — 
20 Jahren alle Orangerien (Samm- 
lungen von Orangenbäumen) in so 
elendem Zustande? Die gefallenen Be- 
merkungen bestätigen das vom Referenten 
schon früher Ausgesprochene, dass nämlich 
die Orangerien jetzt nicht mehr zum Modeton 
gehören, daher vernachlässigt werden. Der 
Orangenbaum muss im Winter ruhen, darf 
seinen Trieb erst im Freien bilden oder we- 
nigstens soll er denselben erst beginnen, 
wenn schon sehr reichlich gelüftet wird. 
Früher waren grosse Häuser ohne Oberlicht 
nur mit Orangenbäumen gefüllt, jetzt eulti- 
virt man gemeinsam mit den Orangenbäu- 
men viele andere Pflanzen, und das bedingt 
allmäliges Zurückgehen der Orangenbäume 
in Folge ungeeigneter Cultur gemeinsam 
mit andern Pflanzen. 

k) Der Ort der nächsten Versammlung 
1872 ward noch nicht bestimmt. — Wir 
pfliehten da Dr. Lucas Ansicht durch und 
durch bei, dass nämlich Congresse mit be- 
stimmtem Zwecke nur dann Aussicht auf 
ordentliches Gedeihen haben, wenn mit den- 
selben Ausstellungen von kleineren Dimen- 
sionen, und bei dem gegebenen Zwecke von 
ausschliesslich Obst und Gemüse verbunden 
werden. Die Frühjahrs- Ausstellungen den 
Blumen, die Herbst-Ausstellungen den Nutz- 
pflanzen und die Fachmänner werden sich 
gemüthlicher als beim Zusammenströmen 
zu grosser Menschenmassen vereinigen 
können. 

(E. R.) 


23 


2) Notizen aus Journalen Austra- 
lien’s über Garten- und Feldbau. 


a) Pflanzenkrankheiten. Mit den 
aus andern Erdtheilen eingeführten Pflanzen 
sind nach Europa auch viele schädliche Un- 
kräuter und Krankheiten, theils durch Pflan- 
zenparasiten, theils durch Insekten bedingt, 
eingeschleppt worden. So ist die berüch- 
tigte Kartoffelkrankheit, die Weinkrankheit 
etc. sicherlich eingeschleppt. 

Wie es uns ergeht, so ergeht es umge- 
kehrt den Ländergebieten der neuen Welt 
mit Unkräutern und Krankheiten, die von 
Europa eingeschleppt werden. Derartige 
Beispiele gaben wir schon. Ein Ferneres ist 
die Krankheit des rothen Rostes der Cerea- 
lien, die in Australien jetzt schon ganz all- 
gemein verbreitet und in hohem Grade 
schädlich auftritt, und auch dort von den 
kleinen Pilzschmarotzern „Puccinia graminis 
und P. straminis® erregt wird. Herr Dr. 
Schomburgh in Adelaide machte verschie- 
dene Versuche und brachte unter andern 
mit Rost behaftete Gramineen auf kurze Zeit 
in's Warmhaus neben andere nicht mit Rost 
behaftete Gramineen und siehe das Resultat 
war, dass auch diese erkrankten. Im Jahr- 
gange 1868 pag. 57 gaben wir die kurze 
Beschreibung der Entwickelungsgeschichte 
des Getreiderostes nach Körnicke. Dort ist 
schon darauf hingewiesen, dass Puceinia 
straminis auch durch die im Herbst sich 
bildenden Dauersporen als Rost sich aus- 
breiten kann, bevor solche sich zur voll- 
kommenen Pilzform des Aecidium auf den 
Blättern des Huflattigs ausgebildet hat. Die 
in Australien von Dr. Schomburgh ange- 
stellten Versuche machen es aber wahr- 
scheinlich, dass auch P. graminis durch die 
Sporen des Rostpilzes sich auf dem Getreide 
und anderen Gramineen zum Verderben un- 
serer Culturen schnell verbreitet, ohne zu- 
vor zur vollkommenen Pilzform, dem Aeci- 
dium Berberidis übergegangen zu sein. Uns, 
die wir gar oft die bedeutende Ausbreitung 
der Rostkrankheit auch da beobachteten, wo 
keine Berberis-Sträucher wachsen, war es 
stets wahrscheinlich, dass die Puccinia-Form, 
ohne den Kreislauf ihrer Formbildung zu 


24 


vollenden, als Puceinien-Form sich auch di- 
rect fortpflanzen könne. 

b) Pflanzendiebstähle. Von gros- 
sem Interesse war uns, die wir in Europa 
und auch hier in Russland an ähnlichen 
Schäden leiden, die Klage, der wir in einem 
Journale begegnen, über die Diebereien an 
seltenen Pflanzen im Botanischen Garten zu 
Adelaide. Doch begegnen wir dort einem 
viel strengeren Rechtsgefühl, als wir das an 
irgend einem Orte Europa’s in dieser Rich- 
tung ausgebildet gefunden haben. 

Zunächst wird dort gesagt, dass der 
Director des botanischen Gartens in Adelaide 
einen Preis von 25 L. Sirgl. daraufgesetzt 
habe, wer irgend eine Person festnehmen 
helfe, die Pflanzen stehle. Der Referent be- 
klagt sich nun darüber, dass endlich eine 
Person festgenommen worden sei und dass 
diese einem so gutmüthigen Richter über- 
wiesen worden sei, dass der betreffende 
Dieb nur 25 L. Strlg. habe Strafe zahlen 
und nicht längere Zeit habe sitzen 
müssen. — Dann ergeht sich der Referent 
in der sehr richtigen Betrachtung, dass ein 
für das Publikum bestimmter öffentlicher 
Garten jedem einzelnen Besucher die Pflicht 
auferlege, solchen gleich einem gemeinsamen 
Eigenthum mit bewahren zu helfen. 

Dahin sind wir in Europa allerdings 
auch gekommen, solche öffentliche Gärten 
dem Schutze des Publikums zu übergeben. 
Was hilft es aber, wenn wir selbst bei dem 
gebildeten Publikum noch oft so verdrehte 
Rechtsbegriffe antreffen, welche Unterschiede 
zwischen „Stehlen“, „Mausen“, „Klemmen“ 
etc. machen, Begriffe die so verworren, dass 
sie nicht anerkennen, dass der welcher der 
öffentlichen Sicherheit anvertraute Gegen- 
stände nimmt, gleichviel seien dies abge- 
schnittene Stecklinge oder Blumen, oder 
seien dies ganze ausgerissene Pflanzen, die 
in die Tasche irgend eines feinen Herrn 
oder einer feinen Dame wandern, nach un- 
serer Ansicht in moralischer Richtung viel 
strafbarer ist, als der arme verhungerte 
Bettler, der vom Tische des Bäckers ein 
Brödchen stiehlt. 

Der eine der gebildeten Gesellschaft an- 
gehörige, (gleich ob er selbst stiehlt oder 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Auftrag zum Stehlen gibt), sagt vielleicht, 
ich bin zu sehr Liebhaber, was ich mir mit 
Geld nicht verschaffen kann, habe ich mir 
daher auf andere Weise zu verschaffen ge- 
sucht; — der andere sagt aber noch mit 
viel kräftigeren Gründen, ich war halb ver- 
hungert und ich habe genommen wozu ich 
kein Geld hatte, um es zu kaufen!! 

Wir anerkennen, dass es allerdings noch 
ein anderes Stehlen in öffentlichen Gärten 
gibt, das ist das Stehlen um des Gewinnes 
Leider geschieht aber auch dieses 
meist in Veranlassung und Auftrag von 
Pflanzenfreunden. Falsch erscheint es uns, 
dass in solchen Fällen nur der Dieb und 
nicht auch der Auftraggeber vom Gesetze 
bestraft wird. 

Das Publikum ist fast eben so sehr bei 
Diebstählen in öffentlichen Gärten betheiligt, 
wie der Obergärtner oder Director des In- 
stituts. Den der die Pflanzen gepflegt hat, 
der sich über solche innigst freute, den 
schmerzt der Verlust oder die Zerstörung 
des eben Hergestellten allerdings empfind- 
lich. Das Publikum bedenke aber, dass, 
wenn es nicht mithilft, solche öffentliche 
Gärten zu schonen und in Schutz zu neh- 
men, doch nur das Publikum am meisten 
dabei leidet. Die Liebe und Freude des 
Gärtners muss durch solchen Frevel einer- 
seits abgeschwächt werden, oder derselbe 
findet, das Publikum sei der Beachtung, die 
diesem gewidmet ward, nicht werth und 
nimmt alle guten und werthvollen Pflanzen 
unter besonderen Verschluss, wo solche nur 
von Wenigen gesehen werden können. 

c) Expedition nach dem Norden. 
Nach dem Norden Neuholland’s ist eine 
grossartige Expedition abgegangen. Die- 
selbe steht unter einem obersten Befehls- 
haber. Ein ganzes Schiff ward für diese 
Expedition eingerichtet, die aus 20 Officieren 
und 100 Mann und verschiedenen Naturfor- 
schern besteht. Behufs der Expeditionen 
von der Küste in das Innere des Landes 
sind derselben 45 Pferde und 10 Zugochsen 
etc. beigegeben. Im December 1868 verliess 
diese Expedition Melbourne. 

Aus brieflichen Berichten, die vom 
Herrn Homeyer stammen und die wir der 


willen. 


ER 


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II. 


Güte des Herrn Schomburgh in Adelaide 
verdanken, geht hervor, dass die Expedition 
am 5. Februar 1869 den Port Darwin an 
der Nordküste Neuholland’s erreichte. Es 
ist das ein am Timor-Meer liegendes Bassin 
von 5—6 Meilen Länge und 5—4 Meilen 
Breite mit einer durchschnittlichen Wasser- 
tiefe von 55—100 Fuss, so dass dieser Ha- 
fen den grössten Schiffen einen sichern An- 
kergrund gestattet. Hier warf das Schiff 
Anker und die Expedition betrat das feste 
Land an der Nordküste. Als Botaniker für 
diese Expedition fungirt Herr Friedrich 
Schultz und als Assistent desselben Herr 
Homeyer. Also 2 Deutsche sind es, die 
im fernen Neuholland den reichen Norden, 
der ein tropisches Klima besitzt, in Bezug 
auf dessen Pflanzenschätze erforschen sollen. 
Der deutsche Michel ist sich aber überall 
gleich und schon auf der Reise zu Schiffe 
brach der Krieg zwischen den beiden Ge- 
lehrten aus, so dass der Assistent bald einer 
andern Abtheilung der Expedition beige- 
geben ward, während das mitgenommene 
Material zum Sammeln dem Botaniker Hrn. 
Schultz blieb. 

Am 4, Mai 1869, im Port Darwin, hat 
der Botaniker Schultz schon die erste Liste 
der gesammelten Pflanzen und Samen, im 
Ganzen 254 Nummern gedruckt. Diese Liste 
liegt vor uns und ist so zweckmässig, dass 
wir deren Einrichtung hier noch erläutern. 

Jede Art trägt statt jeder Bezeichnung 
nur eine Nummer in der ersten Columne. 
In der zweiten findet sich das Datum, wann 
gesammelt, in der dritten die Angabe der 
Bodenverhältnisse, wo die Pflanze wächst. 
Fernere Columnen enthalten die Angabe der 
Höhe der Pflanze, ob solche einjährig, peren- 
nirend, strauchartig oder baumartig oder 
schlingend, die Farbe des Stammes, der 
Blätter, des Kelches, der Blumenblätter, der 
Staubfäden, des Griffele und endlich noch 
besondere Bemerkungen. Wir finden ein 
solches Schema um so zweckmässiger, als 
es Bemerkungen enthält, die bei der Unter- 
suchung nützlich und ohne besondere Auf- 
zeichnung verloren gehen. — 

Die Flora ist nach Herrn Homeyer’s 
Bericht um Port Darwin reich und üppig, 


Notizen. 95 
wenn gleich nicht so üppig wie z. B. die 
der tropischen fruchtbaren Gegenden Bra- 
silien’s. Die Waldungen sind gleich denen 
Südaustralien’s, nicht undurchdringlich dicht 
gleich tropischen Waldungen, sondern licht 
und leicht, enthalten dagegen eine grosse 
Mannigfaltigkeit von Arten und Gattungen, 
Wie im Süden Australien’s, so sind auch 
hier noch die Eucalypten die vorherr- 
schende Baumform, daneben aber Baumfor- 
men der Tropen, als Sterculien, Terminalien, 
Ficus, Coccoloben, Simaruben, Meliaceen. — 
Das Unterholz bilden Hakea, Grevillea, Cy- 
cadeen, ein schöner grossblätteriger Hibis- 
cus und andere strauchige Malvaceen, ran- 
kende Convolvulaceen und Leguminosen. 
Dazwischen wachsen üppige 8—10 Fuss 
hohe Gräser, welche dem Vordringen grös- 
sere Schwierigkeiten als das licht wachsende 
Gemenge der Holzgewächse entgegensetzen. 

Als Epiphyten gedenkt Herr Homeyer 
eines schönen Epidendrum und einer bis 15 
Fuss an den Bäumen emporkletternden ei- 
genthümlichen Osmundacee, welche nur an 
der Spitze ihrer kletternden Zweige die 
fructifieirenden Blätter bildet. 

Im Gegensatz zu Südaustralien fällt im 
Norden den Winter hindurch viel Regen 
und selbst noch im Laufe des April gab es 
fast täglich noch starke Regengüsse. In 
Folge dessen ist die Zahl der verschiedenen 
Farn (Filices) ziemlich reich. Nicht sind 
es baumartige Formen, die hier vorkommen, 
sondern Arten von kleineren Grössenverhält- 
nissen in den mannigfachsten Gestaltungen. 
So arbeitet sich aus dem dichten Gestrüpp 
ein gleich einem Tropaeolum windendes 
Farn empor, mit zartem Stengel und Blät- 
tern, die denen einer Paris gleichen. Ein 
anderes Farn baut sich dichotom in Schirm- 
form auf, wird nur !/, Fuss hoch und trägt 
seine Fruchtwedel in Form eines Corymbus> 
so dass es an einen Cyperus erinnert. Die- 
ses kleine seltsame Farn scheint sehr selten 
zu sein, da bis jetzt nur an einem Wasser- 
falle oberhalb „Peels Wells“ einige Exem- 
plare gefunden wurden. Von der Gattung 
Adiantum sah der Berichterstatter nur 
eine Art, die gleich vielen Asplenium-Arten 
an den Spitzen der Wedel allenthalben junge 


26 


Pflänzchen bildet, die sich sofort bewurzeln. 
Merkwürdig ist es, dass trotz dieser schnel- 
len Art der Vermehrung doch bis jetzt nur 
wenige Exemplare dieses Farns gefunden 
wurden. 

In Betreff der Culturfähickeit des Bo- 
dens glaubt Herr Homeyer, dass auf dem 
schwarzen Morastboden, der zur Regenzeit 
unter Wasser steht, die Cultur des Reis und 
des Zuckerrohrs, und auf dem trocken lie- 
genden braunen eisenhaltigen Boden die 
Cultur der Baumwolle sehr gute Resultate 
geben müsste. Da wo in den Morästen 
(Swampo) das Wasser den grössten Theil 
des Jahres stehen bleibt, wächst eine blaue 
Nymphaea (N. gigantea?). Auf höher lie- 
gendem Boden kommt auch eine Palme mit 
hohem Stamme vor, mehr im Innern soll 
diese Palme in Trupps von 40—50 Exem- 
plaren wachsen. Dieselbe wird als Kohl- 
palme bezeichnet, dürfte aber kaum die Eu- 
terpe oleracea sein. 

Aus einlässlichen Berichten mehrerer 
anderer Theilnehmer der Expedition, die 
wir aus „The South Australian Register“, 
einer täglich in Adelaide erscheinenden Po- 
litischen Zeitung vom Riesenformat der 
Times entnehmen, spricht sich zunächst die 
allgemeine Ansicht aus, dass Darwin- 
Hafen ein ganz vorzüglicher Hafen sei, 
wo bald eine dauernde Ansiedelung zur Co- 
lonisation des Nordens Australien’s gegrün- 
det werden müsse. 

Nachdem die Expedition das Adelaide 
gegenüber liegende Känguruh-Land aus der 
Sicht verloren,' war Savoo-Island das erste 
Land, das sie in Sicht bekam. Es ist das 
eine kleine im Südwesten von Timor lie- 
gende Insel. Nun kamen Ratte -Island, 
Damo und ein Theil der Südküste von Ti- 
mor in Sicht. Die mächtigen Vulkane von 
Timor waren auf eine Entfernung von 90 
Meilen (engl.) sichtbar. 

Am 5. Februar warf die Monta im 
Darwin-Hafen Anker, alle Theilnehmer der 
Expedition vollständig gesund und nur 2 
Pferde hatte man verloren. Alle Berichter- 
statter stimmen darüber überein, dass der 
Pflanzenwuchs üppig sei. Stellenweise der 
Boden trocken und mit vielem gutem süs- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


sem Wasser, stellenweise weite Sümpfe, in 
denen die Pferde oft bis zum Sattelknopi 
einsanken und ein äusserst üppiger Gras- 
wuchs; das Gras 6—7 Fuss hoch, so dass 
der Reiter zu Pferde im Grase verschwindet. 
Die Waldungen enthalten gutes Bauholz, der 
Boden fruchtbar, so dass alle Bedingungen 
zu einer Colonie vorhanden. 

Die Einwohner sind ein kleiner Schlag 
von Negern von erbärmlichem Aussehen, 
besonders die Weiber entsetzlich elend und 
hässlich, aber dabei gutmüthig und unge- 
fährlich. 

Das Bauholz stark und dick und von 
sehr geradem Wuchs. In den Vertiefungen 
der Pflanzenwuchs sehr dicht und üppig, 
Bambusen und Schlingpflanzen machen das 
Vordringen hier sehr schwierig. Die Felsen 
der an 80 Fuss hoch sich erhebenden Küste 
oder wo solche zu Tage treten, bestehen 
aus Eisenstein (ironstone) und Quarz. Von 
Vögeln sieht man schöne Papageien, Tau- 
ben, Geier, Pelikane u. s. w. Fische und 
Krabben in zahlreicher Menge. Landthiere 
dagegen fast gar nicht, nicht einmal Kängu- 
ruh’s. Muskito’s sind selten, doch sagen 
die Einwohner, dass diese lästigen Thiere 
zur heissen Jahreszeit häufiger seien. Da- 
gegen findet sich in allen Wäldern eine 
grüne Ameise massenhaft, welche empfind- 
lich beisst und das Wandern durch die Wal- 
dungen sehr erschwert. 

Im Uebrigen sind alle Berichterstatter 
einmüthig in Betreff des guten sicheren Ha- 
fens, des schönen und fruchtbaren Landes 
und stellen Darwin-Port jedem der anderen 
Hafenplätze und Colonien Südaustralien’s 
vollständig gleich oder noch über solche. 

Schliesslich wollen wir noch bemerken, 
dass die Expedition eine Typographie am 
Bord hat und dass aus den Berichten der 
verschiedenen Theilnehmer sofort eine Zei- 
tung „Monta Herald and Northern Territory 
Gazette“ am Bord des Schiffes gedruckt 
wird, welche alle Wochen einmal erscheint 
und so oft als Gelegenheit nach Süd-Austra- 
lien gesendet wird. (E. R.) 


3) Mittel gegen kranke Birnen. 


Hr. E. Baltet hat bei kranken Birnen, 


IV. Literatur. 


namentlich bei der fleckigen Winter- 
doyenne die Schwefelung mit grösstem 
Erfolge angewendet, welche wohl bei allen 
krankhaften Erscheinungen von Obstgattun- 
gen angewendet werden könnte. Baltet 
beschreibt sein Verfahren (Rev. hort. 1869 
p. 224) und gibt an, die erste Schwefelung 
vorzunehmen sobald sich die Frucht ansetzt, 
dann sobald sie sich wendet, nämlich wenn 
der Nabel gegen unten hängt. Auf diese 
Schwefelung entwickeln sich die Früchte re- 
gelmässig, verlieren ihre Flecke, ihre fast 
steinige Härte und wachsen weiter. 


4) Die Blutlaus. Auf den Apfel- 
bäumen am Rhein fand Baron Babo im 
heurigen Frühjahre die Blutlaus (Schizo- 
neura lanigera Htg.); diese lebt in Gesell- 
schaft, bohrt sich fest in den Ast und lässt 
sich erkennen durch einen weissen Baum- 
wollenknäuel; in Folge des Aufsaugens der 
Nahrungssäfte entsteht eine Schwächung in 
der Vegetation des Baumes, die Blätter wer- 
den gelb, fallen ab und im Spätjahre zeigt 


N. 


1) R. W.A. Wörmann, der Garten- 
Ingenieur. Achte Abtheilung. Das 
Praktische Feldmessen und seine An- 
wendung in der Gärtnerei. Berlin bei 
Ernst Schotte u. Comp. Mit 7 Tafeln. 


Wir haben dieses vorzügliche Buch 
schon wiederholt besprochen und freuen uns, 
wieder eine neue Abtheilung desselben an- 
zeigen zu können. Die Anleitung, welche 
in denselben zum Vermessen von Grund- 
stücken und zur Uebertragung von Plänen 
auf Grundstücke gegeben ist, ist so fasslich 
und gut geschrieben und baut von den ein- 
fachsten Aufgaben zu den complizirteren so 
logisch auf, dass wir kein besseres Buch in 
dieser Richtung kennen, an dessen Hand 
der Unerfahrene bald sich in das Wesen 


N 


sich ein verdorrtes Astgeripp mit Hunderten 
von jaustgrossen Auswüchsen, die aus un- 
regelmässigen Zellenmassen gebildet und in 
Folge der Vergrösserung der Wunden und 
durch Vermehrung der wolligen Theile ent- 
standen sind. Bemerkenswerth ist, dass 
dieses Insekt keine anderen Obstbäume, wie 
Birnen, Pflaumen etc angreift, wenn sie 
auch unter Äpfelbäumen vermengt sind, sie 
bleiben alle verschont. Zur Vertilgung die- 
ser Blutlaus ist es nöthig, kaum dass die 
ersten Anfänge an dem Baum durch die 
weisse Wolle sichtbar sind, diese Stellen 
allsogleich mit Bürsten zu bearbeiten oder 
mit Theer zu bestreichen — letzteres Mittel 
ist vorzuziehen, da dadurch nicht allein das 
Thier getödtet, sondern auch die Fortschlep- 
pung der Wolle verhindert wird, indem sie 
zusammenklebt und somit unschädlich ge- 
macht wird. — Schliesslich bemerkt Baron 
Babo (Weinlaube), dass durch Baumsen- 
dungen solches Insekt sehr leicht verbreitet 
wird. (S—.) 


Literaiur. 


der Sache sicher und leicht hineinfinden 
kann. Auf den beigegebenen Tafeln sind 
ausserdem die Aufgaben erläutert, so dass 
jeder sich leicht zurecht finden wird, der an 
der Hand des geehrten Verfassers von den 
einfachsten Aufgaben zu den schwierigeren 
weiter geht. Es ist daher diese Abtheilung 
nicht blos dem Gärtner zum Selbst- Unter- 
richt, sondern besonders auch zum Leit- 
faden an Gartenbau- und Landwirthschaft- 
lichen Schulen zu empfehlen. 


(E. R.) 


2) Dr. A. Engler, Index criticus 
specierum atque synonymorum 
generis Saxifraga. Vindobonae 
1869. Besonderer Abdruck aus den 


28 


Verhandlungen der Zoologisch - Bota- 
nischen Gesellschaft in Wien. 


Eine alphabetische Aufzählung aller bis 
jetzt beschriebenen Saxifraga-Arten nebst 
vollständiger Synonymie und Citaten. Eine 
vorzügliche und gleichzeitig schr nützliche 
Arbeit, die nur den Wunsch erweckt, dass 
von allen schwierigen Gattungen derartige 
eritisch bearbeitete Verzeichnisse existiren 
möchten. (E. R.) 


3) Fr. v. d. Osten-Sacken und F. J. 
Ruprecht, Sertum Tianschanicum. 
Botanische Ergebnisse einer Reise im 
mittleren Thian-Schan. Extraabdruck 
aus den Memoires de l’Academie des 
Sciences de St. Petersbourg tom. XIV. 
N. 4 — 


Es ist das der Bericht über eine Reise 
in das Gebirgsland westlich und südwest- 
lich vom Issyk-Kul See. Diese Gegend ist 
nur theilweise früher von Semenow nach 
Pflanzen durchforscht worden. Baron Osten- 
Sacken kam aber viel mehr nach Südwesten 
als Semenow und brachte wie der Letztere 
eine reiche Ausbeute von Pflanzen mit, die 
der Akademiker F. J. Ruprecht bestimmt 
hat. Eine ziemlich bedeutende Zahl von 
Arten sind vom gleichen Autor in diesem 
Werke als neue Arten beschrieben. Baron 
Osten-Sacken stieg bis über 12,000 Fuss 
hoch und fand gleich Semenow in den obe- 
ren Regionen dieser als „Mittler Thian- 
Schan“ bezeichneten Gebirgszüge eine reiche 
Alpenflora, die theils viel Aehnlichkeit mit 
der des Altai, theils mit der des Himalaya 
hat. — (E. R.) 


4) Nestel’s Rosengarten, in der 
Schweizerbart’schen Verlagshandlung 
in Stuttgart. 


Es geht dieses Werk lieferungsweise 
weiter und ist jedem Rosenfreund als ein 
elegantes schönes Werk für den Salontisch 
zu empfehlen. Die Zeichnungen von Anna 
Peters und der Farbendruck von W. G. 
Bausch sind wahrhaft meisterhaft und wir 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


können mit voller Ueberzeugung sagen, dass 
nirgends bessere Abbildungen von Rosen 
erschienen sind , als diese Nestel’s Rosen- 
garten in gross Octav bringt. Jedes Heft 
bringt 3 Tafeln. Ein älteres z. B. vor uns 
liegendes Heft von 1869 enthält: 
Rosa Jean Touais, schöne tief- 
rothe grosse gefüllte Blume aus der 
Gruppe der remontirenden Rosen. 
R. Belle Normande. Sehr dicht 
und regelmässig gefüllte rosarothe 
Blume der gleichen Abtheilung. 
R. Anna Alexiff. Tief rosarothe, 
dicht gefüllte remontirende Rose. 
(E. R.) 


5) M. Woronin, Mikroskopische 
Untersuchungen. (Microspisches- 
kia Isledowania. C. Petersburg 1869). 
In Quart mit 6 Tafeln. 


Enthält die Entwickelungsgeschichte von 
3 Pilzen, nämlich von Sphaeria Lemaneae 
Cohn. Sordaria fimiseda D. Ntirs. und Ar- 
throbothrys oligospora Fresen., begleitet von 
vorzüglichen Zeichnungen der verschiedenen 
Entwickelungszustände, vom Autor selbst ge- 
zeichnet. 


6) Bericht über die Verhandlun- 
gen der Section für Obst- und 
Gartenbau der Schlesisehen Ge- 
sellschaft für vaterländische 
Cultur im Jahre 1868. 


Ausser den laufenden Verhandlungen 
und Angelegenheiten des Vereines finden 
wir da verschiedene ganz interessante Ab- 
handlungen, von denen wir kurz hier die 
Resultate unseren Lesern mittheilen: 

Niedrige buschige vollblühende 
Exemplare von Pyrethrum (Chrysan- 
themum) sinense zieht der Hr. Handels- 
gärtner Kühnau, indem er im Juni Steck- 
linge macht und dann in ein Mistbeet aus- 
pflanzt. Im Herbste werden dieselben in 
Töpfe gepflanzt und liefern breite niedrige 
vollblühende Exemplare. Früher gemachte 
Stecklinge liefern zu hoch werdende Exem- 
plare. Wiederholt gestutzte Exemplare 


DR. PER 


IV. Literatur, 


blühen nur spärlich und später gemachte 
Stecklinge bleiben zwar sehr niedrig, be- 
wurzeln sich aber nur sehr wenig und ver- 
ästeln sich wenig. — Diese Bemerkungen 
gelten jedoch nur für die spätblühenden Va- 
rietäten von Chrysanthemum, die frühblühen- 
den Abarten werden schon an und für sich 
nicht hoch und blühen reich in niedrigen 
Exemplaren. 

Der gleiche Verfasser empfiehlt Schi- 
zostylis coccinea zum Herbstflor im 
Kalthause und für den gleichen Zweck Tri- 
eyrtis hirta. Um von letzterer Pflanze nied- 
rige reichblühende Exemplare zu erhalten, 
pflanzte derselbe Exemplare mit nur einem 
Triebe im März einzeln in Töpfe. Im Mai 
wurden diese Exemplare auf ein sonniges 
Beet im Freien verpflanzt. Als die Stengel 
5 Zoll hoch waren, wurden denselben die 
Spitzen abgekneipt, worauf solche allerdings 
anfänglich nur langsam viele Seitentriebe 
zeigen. Wenn sich im September Blüthen- 
knospen zu zeigen beginnen, werden die 
Exemplare in Töpfe gepflanzt und liefern 
bis zum October fusshohe schönblühende 
Pflanzen mit 5—8 Seitenzweigen. 

General-Lieutenant v. Jacobi empfiehlt 
sehr, Stadt-Anlagen durch Anlegung guter 
Wege tür ihren Zweck noch entsprechender 
zu machen. 

Herr Kühnau empfiehlt Coronilla 
glauca als Kronenbäumchen zu ziehen, 
Ende Mai naclı der Blüthe schneide man 
die Exemplare zu diesem Zweck zurecht, in- 
dem man ihnen einen 2—3 Fuss hohen 
Stamm lässt und die Krone so gut formirt 
als dies angeht. Nun pflanzt man solche 
in’s freie Land auf guten Gartenboden und 
stutzt im Sommer nur zuweilen einzelne der 
zu stark wachsenden Zweige der Krone, 
Im Herbst pflanzt man vorsichtig ein und 
stellt die Pflanzen in einem Kalthause so 
auf, dass die Krone frei und licht steht. Die 
folgenden Frühjahre blühen derartige Exem- 
plare ausserordentlich reich und schön. Man 
giesse stark ausgewurzelte Exemplare wö- 
ehentlich 2 Mal auf den feuchten Ballen mit 
füssigem Dünger. Ein solcher Guss ver- 
hindert das Abfallen der Blätter und bedingt 
reichlicheres und länger andauerndes Blühen. 


29 


Ausserdem enthält das in Rede stehende 
Buch noch viele gute Erfahrungen und Ar- 
tikel, so über Promenalen von Loesener, 
über den Schnitt des Weinstockes von Bra- 
gulla, über Herstellung eines kranken Cycas 
von Grunert, über Cultur der Gunnera 
scabra im freien Lande von Grunert, über 
Decoration kalter ‘Gewächshäuser im Som- 
mer von Schlegel, etc. (E. R.) 


7) Dr. H. Karsten, der Chemismus der 
Pflanzenzelle, eine morphologisch-che- 
mische Untersuchung der Hefe mit 
Berücksichtigung der Natur, des Ur- 
sprungs und der Verbreitung der Con- 
tagien. Wien 1869 bei W. Braumiüller. 


Diese Schrift Karsten’s einlässlicher zu 
besprechen, gehört nicht in das Bereich der 
Gartenflora.. Es genüge daher hier zu sa- 
gen, dass Herr Karsten mit der Mehrzahl 
der Forscher die Urerzeugung der Zelle in 
der Hefe nicht anerkennt und die Zellbildung 
in den verschiedenartigen Hefen (Weinhefe, 
Bierhefe, Essighefe etc.) auf Keime zurück- 
führt, die aus der Luft oder schon mit den 
zur Hefe verwendeten Stoffen in die Hefe 
übergeführt werden. 

Weiter haben seine Untersuchungen 
Herrn Karsten zur Ueberzeugung gebracht, 
dass die Hefepilze keine selbstständigen Or- 
ganismen, sondern nur auf niederer Stufe 
der Ausbildung verharrende Bildungsstadien 
höher entwickelter Schimmelpilze seien, in- 
dem Herr Karsten selbst aus den Hefepilzen 
verschiedene Schimmelpilze (Mucor, Pene- 
eillium etc.) erzogen. 

Weiter stellt Herr Karsten in Folge sei- 
ner Untersuchungen die Ansicht auf, dass 
aus den gleichen Hefepilzen, je nach Ver- 
änderung der Nahrung, die gegeben werde, 
verschiedene Pilzformen sich entwickelten. 

Endlich nimmt Karsten mit Hallier an, 
dass Hefeformen (Microsporon, (Micrococeus), 
Achorion und Trichophyton (Oidium), oder 
überhaupt Mycelien und Gonidien von Pil- 
zen) auf der Haut des menschlichen Körpers 
ihre eigenthümliche Weiterbildung je nach 
den Eigenthümlichkeiten der betreffenden 
Haut oder der Prädisposition zeigen und so 


30 


die Verbreiter der Contagien und Miasmen 
werden. 

In ganz kurzen Worten geben wir den 
Inhalt dieser Schrift, die wir allen denen 
empfehlen, die sich für diese Studien inte- 
ressiren. Zu bemerken sei es uns erlaubt» 
dass das Gebiet der Untersuchungen, wel- 
ches Herr Dr. Karsten betreten hat, zu den 
allerschwierigsten gehört, wo Täuschungen 
selbst bei der grössten Exactität sehr leicht 
möglich. 

Herr Karsten dürfte daher in Betreff 
mehrerer der ausgesprochenen Ansichten 
zahlreiche Gegner finden. Selbst der Re- 
ferent, der von der möglichsten Exactität 
von Karsten’s Beobachtungen vollständig 
überzeugt, ist schon a priori in einzelnen 
Punkten entgegengesetzter Ansicht, soferne 
Karsten’s Beobachtungen nämlich nicht mit 
früher gefundenen und zahlreich bestätigten 
Gesetzen übereinstimmen. 

Wir glauben, dass Herr Karsten durch- 
aus Recht hat, wenn er die Ansicht aufstellt, 
dass die Hefepilze nur ein niedriges Ent- 


wickelungsstadium von verschiedenartigen 
Schimmelpilzen seien, welche gleich den | 
Uredo- und Puccinia-Arten in diesem 


niederen Entwickelungs- Stadium verharren, 


so lange ihnen nicht die geeigneten Ver- 
hältnisse zur Entwickelung zum höher orga- 
nisirten Schimmelpilz geboten werden. Wir 
bezweifeln ferner Karsten’s Beobachtungen, 
dass sich je nach veränderter Nahrung auch 
verschiedene Arten von Schimmelpilzen aus 
den Hefepilzen bildeten, durchaus nicht. Wir 
halten aber im Uebrigen an dem allgemein 
gültigen Gesetz fest, dass z. B. aus den von 
Mucor- oder Penicillium-Sporen entstan- 
denen Hefenpilzen sich auch nur wiederum 
Mucor oder Pencillium bilden kann, 
aber nicht bald das eine, bald das andere 
oder irgend eine andere Pilzform. Je nach 
den veränderten Verhältnissen werden eben 
nur die von den einen oder den andern 
Schimmelpilzen stammenden und in ihren 
einfachsten Formen einander sehr ähnlichen 
Hefepilze zur höheren Entwickelung kom- 
men könsen, die andern aber sich nicht 
weiter entwickeln. 

Ein ebenso dunkles Gebiet ist das der 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Contagien und Miasmen bei Menschen und 
Thieren. Von den pflanzlichen Organisınen, 
die dabei gefunden werden, ist noch nir- 
gends nachgewiesen, dass solches die Urhe- 
ber und Verbreiter der Krankheit sind. Ja 
es ist dies nicht einmal wahrscheinlich, da 
diese einfachsten Pilzformen immer vorhan- 
den, die Contagien und Miasmen aber glück- 
licher Weise nicht immer auftreten. Den 
Stoff, der solche bedingt zu entdecken, wird 
der Wissenschaft wohl noch gelingen, aber 
ob Formen von Hefepilzen in 
der Vegetation im thierischen Organismus 
erzeugten Abänderungen solche erzeugen, 
dafür dürfte auch Karsten’s Schrift den Be- 
weis noch nicht leisten, wenn schon die 
Frage dadurch wieder um einen Schritt wei- 
ter geführt ist. (E. R.); ’ 


8) Bulletin de la Societe Royale 
de Botanique de Belgique. Tom. 
VII. N. 1. Bruxelles 1869. 


Enthält folgende Abhandlungen: 


F. Van Horen, Beobachtungen über 
die Physiologie der Lemnaceen. 


A. Cognac, Musci pleurocarpi der 
Belgischen Flora. Dieselben sind 
nach der analytischen Methode zu- 
sammengestellt und die Charaktere 
sind nur von der Stellung, Nervatur 
und Form der Blätter genommen. 


L. Pire, Beschreibung der 
acrocarpi der Flora Belgiens, 


Musei 


A, Martinis, über Alsine 


Dumotrt. 


pallida 


E. Marchal, Aufzählung der in der 
Umgegend von Vise wachsenden 
Moose. 


9) Bulletin de la Societe Impe- 
riale des Naturalistes de Mos- 
cou, 1859. Heft 3. 


Enthält die bei der Humboldtfeier in 
Moscau von Trautschold, Schurowsky, Liu- 
bimow, A. Fischer von Waldheim, Weinberg 
und G. Fischer von Waldheim gehaltenen 
Reden in Russischer Sprache. 


Da in ni cn | 
Bi 
h 


> 


ihren bei 


V. Neuestes. 


10) D. Hooker, Bericht über den Bota- 
nischen Garten in Kew für das Jahr 
1868. — 


Die Zahl der Besucher war 1868 im 
Ganzen 502,369. Im Uebrigen bespricht der 
Bericht die neu ausgeführten Baulichkeiten 
und Pflanzungen im Garten, den Zugang 
von lebenden Pflanzen, Herbarien und Ge- 
genständen des Museums. Lebende Pflanzen 
empfing das Institut im Ganzen 2316 Exem- 
plare, Samen 3302 Päckchen und das Her- 
barium empfing die grosse Sammlung von 
20,000 Arten von M. G. Gay und ausserdem 
12,800 Nummern von verschiedenen Seiten. 


11) Carter, Practical Gardener. 
London, E.Marborough and Comp. 1869. 


Dieses kleine Gartenbuch im Preise von 
1 Sh. hat in Zeit von wenigen Monaten die 
3. Auflage, und zwar jede Auflage zu 10,000 
Exemplaren, erlebt. Dasselbe gibt zunächst 
eine Uebersicht der Arbeiten im Garten und 
Gewächshause nach den Monaten. Dann 
gibt es Zeichnungen von Blumengruppen 
nebst Angabe zu deren Bepflanzung und 
schliesslich wendet sich der Verfasser zur 
Besprechung einzelner der beliebteren Gar- 
tenpflanzen, wie z.B. von Auriceln, Calceo- 
larien, Fuchsien, Rosen etc. (E. R.) 


YV. Neu 


1) Berichtigungen zur Preisliste 
der Internationalen Gartenbau-Aus- 
stellung zu Hamburg. 


Es erhielten nachträglich: 

Herr Hofgärtner H. Wendland, Her- 
renhausen für Conophallus bullifer S. 
eine goldene Medaille. 

Herr F. L. Stueben, Hamburg für 
2 Paar Lorbeerbänme eine silberne Medaille. 

Herr Fr. Harms, Eimsbüttel für 3 
hochstämmige buntblätterige Zonale -Pelar- ' 


31 


12) Peziza Kauffmanniana Tich. 


Herr Tichomirow hat diesen Pilz als 
einen Schmarotzer am Hanf entdeckt. Das 
Sclerotium des Pilzes bildet sich in sehr 
verschiedenartiger Gestalt, von bald sphäri- 
scher, bald walzenförmiger Form in der 
Höhlung des Hanfstengels. Aus diesen Scle- 
rotien entsteht im folgenden Jahre, wo 
solche in der Erde zum Keimen kommen, 
der vollkommene Pilz von becherförmiger 
Gestalt, den Tichomirow nach Herrn Pro- 
fessor Kauffmann genannt hat. 


15) Notiser ur Sällskapets pro 
Fauna et Flora Fennica. Tionde 
Häfted, Med tvä Taflor och än Karta, 
Helingfors 1869. 


An Botanischen Abhandlungen enthält 
dieses Heft: 


W. Nylander, Observationes eirca 
Pezizas Fenniae, 

P. A. Karsten, Monographia Peziza- 
rum fennicarum. 

Otto E. A. Hjelt, L.J. Prytz, Florae 
Fennicae Breviarium. Ex schedulis 
auctoris continuatio. 


(E. R.) 


estes® 


gonien eine silberne und eine broncene 


Medaille. 

Herr H. Tümler, Hamburg für 25 
Sorten Verbenen eine silb. Medaille. 

Herr J. J. Schröder, Hamburg dito 
eine bronc. Medaille. 

Herr Fr. Harms, Eimsbüttel für 5 
Stück hochstämmige. Heliotrop. eine silb. 
und eine bronc. Medaille. 

Herr F. Gloede, Beauvais für eine 
im Freien ausgepflanzte Gruppe Gladiolus 
eine silberne Medaille. 


32 


Herr Universitätsgärtner W. Hochstet- 
ter, Tübingen für ein Coniferen - Herba- 
rium eine goldene Meäaille. 

Herr Angelo Socola, New-Orleans 
für ein Sortiment von Reisarten eine silb. 
Medaille. 


2) Die Kaiserlich Russische Gartenbau- 
Gesellschaft hat narhträglich eine grosse 
Zahl von Medaillen, sowohl Exponenten, als 
andern um die Ausstellung verdienten Per- 
sonen ertheilt. Die vollständige Liste die- 
ser nachträglich zuerkannten Preise geben 
wir in der folgenden Nummer zugleich mit 
der Liste der Allerhöchst bewilligten Aus- 
zeichnungen. 


3) An die Stelle des seitherigen Präsi- 
denten der Kaiserlichen Leopoldinisch-Caro- 
linischen deutschen Akademie der Natur- 
forscher, des Dr. C. G. Carus, gestorben 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


am 28. Juli 1869 in Dresden, ist Professor 
Behn in Hamburg zum Präsidenten ge- 
wählt worden. 


4) Ausstellungen. Die K. K. Gar- 
tenbau -Gesellschaft in Wien hat Ende Sep- 
tember eine Herbst- Ausstellung veranstaltet, 
von der das Organ dieser Gesellschaft, der 
Gartenfreund in Nr. 10 eine einlässliche Be- 
schreibung gibt. 


5) Von der Internationalen Gartenbau- 
Ausstellung und Congress in St. Petersburg 
hat Herr O. M. Baum, Director der Gar- 
tenbauschule zu Pensa, einen Bericht in 
Russischer Sprache herausgegeben. Der 
Bericht dieser Ausstellung in der Garten- 
flora ist auch als besonderer Abdruck ver- 
theilt worden und in Russischer Sprache in 
den Westnik der Gesellschaft übergegangen. 


Be 


Taf 642. 


PRO 


% 


Necrolog 


von Ferdinand Jacob Ernst Enke. 


Der Unterzeichnete ergreift dieses Mal mit Wehmuth die Feder, Gilt 
es doch einem Manne den Nachruf zu weihen, mit dem derselbe seit mehr 
denn 19 Jahren in der lebhaftesten Correspondenz und in herzlichen freund- 
schaftlichen Verhältnissen gestanden, dem Manne, der in Verbindung mit dem 
Unterzeichneten die Gartenflora gegründet und durch die schweren Zeiten 
des Anfanges bis auf die jetzige Zeit hindurch geführt hat, 

Ferdinand Jacob Ernst Enke, dessen Portrait unsere Leser auf 
Tafel 642 erhalten, ward am 8. October 1810 zu Erlangen geboren und starb 
am 8. December 1869. Schon in seinem siebenten Jahre verliess F. Enke 
das elterliche Haus, um in dem Dittmar’schen Institute zu Nürnberg seine 
erste Bildung zu erhalten. Sein Vater, der Universitätsbuchhändler J. E. Enke, 
hatte F. Enke als seinen ältesten Sohn zum Buchhändler bestimmt und 
schiekte denselben nach seiner Confirmation im dreizehnten Lebensjahre in 
die Buchhandlung von Vandenhoeck und Ruprecht in Göttingen in die 
Lehre. In diesem gastlichen Hause, dessen sich so mancher von seinen Stu- 
dienjahren in Göttingen mit Dankbarkeit und Liebe erinnert, fand auch 
F. Enke eine herzliche Aufnahme, wie für das eigene Kind ward ihm Sorge 
getragen und noch im späteren Lebensalter erinnerte er sich mit dankbarem 
Herzen seiner Lehrzeit in diesem Hause *). 

Es ist ein lebendiges Zeugniss des lebendig strebenden Geistes unseres 


verewigten Freundes, dass er sich nicht blos dem praktischen Theile des | 


Buchhandels mit energischer Kraft widmete, sondern dass ef IM den wenigen 


*) Einige Jahre nachdem F. Enke Göttingen verlassen, war dem Referenten vier 
Jahre lang der stete Zutritt zu den Familienzirkeln der damaligen Chefs dieses 
Hauses, Ruprecht und Dankwärts gestattet. Beide nebst ihren liebenswürdigen 


Gattinnen haben schon lange das Zeitliche gesegnet, der warme herzliche Dank 


so vieler ist denselben gefolgt. 


II, 1870, 3 


34 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Musestunden auch noch seine theoretischen Studien eifrigst fortsetzte. Das 
ersparte Taschengeld diente dazu, den Privat-Unterricht in den alten Spra- 
chen zu bezahlen und so machte seine eiserne Willenskraft es möglich, wäh- 
rend seiner Lehrzeit in Göttingen auch das Maturitätsexamen an dem Gym- 
nasium zu absolviren. Es war nämlich unseres F. Enke Lieblingswunsch, 
sieh dem Studium der Medicin zu widmen. Obgleich diesem nun niehts mehr 
im Wege stand, so fügte er sich doch dem dringenden Wunsche seines Va- 
ters, den schon ergrifienen Beruf eines Buchhändlers nicht aufzugeben. Es 
ist dies einer der schönsten Züge in dem Charakter unseres verewigten 
Freundes, dass nachdem sein energischer Wille die Schranken durchbrochen, 
die ihn von der Erreichung seines Lieblingswunsches trennten, er als gehor- 
samer Sohn sich den Wünschen seines Vaters fügte, 

Im ferneren Verlaufe seiner Ausbildung als Buchhändler war F, Enke 
Geschäftsführer bei Kesselring in Hildburghausen, Commis bei Bon in Königs- 
berg, in der Rieger’schen Buchhandlung in Augsburg und endlich bei Heub- 
ner in. Wien. Sein lebhaftes heiteres Gemüth, sein treuer und redlicher Cha- 
rakter, seine Tüchtigkeit und ausdauernder Fleiss gewannen ihm, wo er hinkam, 
| die Liebe und Achtung von Freunden und Vorgesetzten. 

N Am 27. December 1836 vermählte sich der Verewigte mit Natalie 
Emma Frieda Leidner und am 1. Januar 1837 übernahm er die von sei- 
nem Vater überlassene Sortimentsbuchhandlung in Erlangen. Seinem Drange, 
i die höchsten Stufen zu erklimmen, war sein Geschäftskreis aber bald zu 
| enge und so gründete er schon 1838 sein Verlagsgeschäft, das im Laufe der 
|| Zeit sich würdig an die Seite der geachtetsten und bedeutendsten Verlags- 
| handlungen Deutschlands gestellt hat. 
| Als Verlagsbuchhändler war er fern von jenem kleinlichen und ängst- 
| lichen Bedenken. Gründliche Einsicht einerseits, aber auch Wohlwollen und 
Liebe zur Sache, leiteten seine vielseitigen Unternehmungen. So zeigte sich 
‘ in seinen Verlagsartikeln die Lieblings-Neigung der Jugend. Dr. Cannstatt’s 
| Pathologie und Therapie war sein erstes Verlagswerk und überhaupt traten 
Mediein, Naturwissenschaften, sowie auch Jurisprudenz unter seinen zahlrei- 
chen Verlagsartikeln in den Vordergrund. Von dem Dahingeschiedenen ging 
die erste Idee zur Herausgabe der grossen Sammelwerke über „Allgemeine 
und Speeielle Pathologie und Therapie“, redigirt von Viichow, — sowie über 
„Allgemeine und Speeielle Chirurgie“, redigirt von Billroth und Pitha aus; 
er veranlasste nieht nur deren Herausgabe, sondern führte solche auch mit 
dem alle seine Unternehmungen zeichnenden Ernste und mit der ihm eigenen 
Energie fort. Ausser den schon genannten Namen von Autoren, deren Werke 
|| er verlegte, sind noch als besonders hervorragend in der Wissenschaft die 
| von Oppolzer, R. v. Mohl, Mittermaier, Schwarze ete, zu nennen. 
Wir gehen damit zu dem uns am nächsten liegenden Gebiete, zu dem 
des Gartenbaues über. F. Enke’s lebendiger Sinn für die Naturwissenschaften, 
sowie für die Schönheiten der Natur und für reine ungetrübte Freuden, 


Necrolog von Ferdinand Jacob Ernst Enke. 35 


er En ET FE RER ETEROIN TE TETTEFEEEIEFTER EEE 


welche dem Menschen durch deren sinnigen Genuss hienieden bereitet wird, 
hatte ihn auch zu einem wahren Freund und Förderer des Gartenbaues ge- 
macht. Ein auf dem Burgberge gelegenes Grundstück seines Vaters ward 
von ihm übernommen und mit Ueberwindung aller entgegenstehenden Schwie- 
rigkeiten in einen reizenden Sommeraufenthalt für sich und seine Familie 
umgeschaffen. Alle Erholungsstunden von angestrengter Geschäftsthätigkeit 
berutzte er, diesen seinen Lieblingsaufenthalt jährlich zu verschönern und ihn 
mit künstlerischem Verständniss zu einem reizenden Garten umzuwandeln, in 
dem er die Blumen mit Liebe pflegte und deren Gedeihen sich erfreute. In 
den hier erbauten Gewächshäusern waren es vorzugsweise die Camellien, die 
in reicher Auswahl von ihm cultivirt wurden. 

Im Sommer des Jahres 1851 auf einer Erholungsreise, die F. Enke in 
die Schweiz machte, da besuchte er auch den Referenten im Botanischen 
Garten zu Zürich. Schon lange hatte sich der Unterzeichnete mit der Idee 
getragen, der von ihm seit 1843 herausgegebenen „Schweizerischen Zeitschrift 
für Gartenbau* eine der Zeit und der wissenschaftlichen Entwickelung des 
Gartenbaues angemessenere Form zu geben. Der Verewigte, als ein warmer 
Freund des Gartenbaues, ergriff sofort die ihm ausgesprochene Idee der Grün- 
dung einer Gartenbauschrift, welche neben Abbi:dung und Beschreibung der 
in Deutschland und den Nachbarländern auftauchenden neuen Zierpflanzen das 
ganze Gebiet des Gartenbaues umfassen und eine Verbindung von den Lehren 
der Wissenschaft mit den Erfahrungen der Praxis erstreben sollte, mit der 
ihm eigenen Lebendigkeit und Energie, so dass schen im Januar 1852 das 
erste Heit der Gartenflora erscheinen konnte und zwar in der gleichen Form 
und im gleichen Umfange, wie solche jetzt noch erscheint. 

Seit jener Zeit hat der Referent, trotz seiner nach Petersburg erfolgten 
Uebersiedelung die Redaktion der Gartenflora fortgeführt, während er aber 
1852 als einziger Herausgeber auf dem Titelblatt stand, hat die Gartenflora 
seitdem in Deutschland, der Schweiz und in Russland sich tüchtige Mitarbeiter 
erworben, die zugleich die verschiedenen Richtungen des Gartenbaues ver- 
treten und deren Namen einen geachteten Klang besitzen. Schwer war da- 
her der Anfang für den Redaktor, schwerer aber noch für den Verleger, der 
in den ersten Jahren dem Unternehmen bedeutende pecuniäre Opfer ge- 
bracht hat. 

Der Referent hat ohne Vorreden und Ansprachen an seine Leser, ohne 
| pompöse Ankündigungen, ohne irgend eines jener Mittel zu gebrauchen, die 
man wohl anzuwenden pflegt, um neue Unternehmungen in das Leben zu 
rufen, das Steuerruder der Gartenflora unentwegt in der Hand gehalten und 
den Cours derselben nicht nach rechts, nicht nach links abweichen lassen. 


Die Gartenflora hat in Folge dessen auch ihre Wanderung um die Erde an- | 


getreten, sie hat aber, weil der Cours nicht hinüber und herüber schwankte, 
auch nur den Leserkreis gefunden, der unmittelbar zum Fahrwasser der Gar- 
ı tenflora gehört, das heisst den Kreis aller derer, die zugleich für Wissenschaft 


BASE 


3* 


36 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


und praktische Erfahrungen im Gebiete des Gartenbaues ein lebhaftes Interesse 
haben. 

F. Enke war zu sehr gewiegter Fachmann und Verleger, um da nicht 
einzusehen, dass eine rein praktische Richtung der Gartenflora eine viel be- 
deutendere Verbreitung verschaffen müsste und sprach dies auch ein Mal dem 
Unterzeichneten gegenüber aus. Der bestimmten Erklärung des Referenten 
gegenüber, dass er nur eine Gartenzeitung von der Richtung der Gartenflora 
redieiren könne, hat der Verewigte niemals wieder seinen Wunsch wiederholt 
und gleich dem Referenten ein Unternehmen fortgeführt, das in unserer Zeit 
sich wohl eine allgemeine Achtung erkämpft hat, aber bei der niedrigen Stel- 
lung des Preises der Gartenflora zu den Leistungen weder dem Verleger, noch 
ii dem Redaktor pecuniären Nutzen brachte. Der Referent hat es vermieden, 
I sich seinen Lesern gegenüber jemals in dieser Weise auszusprechen, seinem 
| verewigten lieben Freund gegenüber fühlt er es aber als heilige Pflicht, dies 
i allen den Lesern der Gartenflora in allen Theilen der Erde mitzutheilen, viel- 
| leicht dass die Darlegung der uneigennützigen Liebe, mit der die Gartenflora 
| vom Verleger und dem Redaktor im Zeitraum von 18 Jahren getragen wurde, 
| jeden der Leser der Gartenflora veranlasst, derselben in noch weiteren Krei- 
| sen Eingang zu verschaffen, damit wenn auch der Referent über kurz oder 
lang seine Augen schliesst, das einzige consequent seine bezeichnete Richtung 
| verfolgende deutsche Organ im Gebiete des Gartenbaues die überleben möge, 
welche mit warmer Liebe für den Gartenbau dasselbe gegründet haben. 

Es bleibt uns nun noch übrig, unserem dahingegangenen Freund als 
Privatmarın im Kreise seiner Familie einen kurzen Blick zuzuwerfen. 

Er bewahrte sich bis an sein Lebensende jene Kindlichkeit des Gemü- 
| thes, welche ihm von jedem, mit dem er in Berührung kam, nur das Beste 
| glauben liess. Täuschte er sich in dieser Beziehung, so trug er still für sich 
allein, denn wo er kein Lob spenden konnte, da schwieg er lieber. 

Seiner Familie lebte der Verewigte mit aufopfernder Liebe, in ihrem 
Kreise fand er seine süssesten Freuden und wahren Lebensgenuss. Wo es 
galt die Seinigen zu erfreuen, da war ihm keine Arbeit und Mühe, kein 
Opfer zu gross. Im Laufe der Jahre wurden ihm sieben Kinder geboren, 
von welchen drei Töchter, Laura, Maximiliane und Marie, und ein 
Sohn, Alfred, noch am Leben sind. Im Jahre 1861 feierte F. Enke 
seine silberne Hochzeit, — mit innigem Dank gegen Gott konnte er dieses 
schöne Fest noch im Kreise der Seinigen begehen. Wenige Jahre darauf, am 
Weihnachtstage des Jahres 1866, verlor er seine innig geliebte Gattin nach 
langem schwerem Leiden. Hatte er auch im Jahre darauf die Freude, seine 
älteste Tochter zu vermählen, so war doch mit dem Tode seiner Frau seine 
Lebensenergie gebrochen. Seit zwei Jahren von Unterleibsbeschwerden heim- 
gesucht, suchte er vergeblich im Sommer 1869 im Bade gründliche Heilung. 
Wohl flammte wenig Wochen vor seinem Tode seine alte Energie wiederum 
auf, er nahm die Leitung seines Geschäftes wieder in die Hand, schrieb dem 


Necrolog von Ferdinand Jacob Ernst Enke. 37 


Referenten noch in dieser Zeit mehrere freundliche Briefe, in denen die Hoff- | 
nung auf baldige gänzliche Genesung sich wiederspiegelte. Ende November 
trat sein Leiden von Neuem energischer denn je auf und artete zu einer Un- | 
terleibsentzündung aus. Muthig und ergeben in den Willen Gottes, sah er 
dem Tode mit vollem Bewusstsein ins Auge, Er versammelte noch einmal |f 
alle die Seinigen um sich und verschied ruhig und ohne Kampf */412 Uhr 
Nachts am 8. December mit Worten der innigsten Liebe und zärtlichsten Für- 
sorge auf den Lippen. Kinder nun betet für mich! waren seine letzten Worte, 
worauf er seine Hände faltete und heim zur vorangegangenen Gattin ging. — 

Nach dem Tode des Verewigten hat die Familie beschlossen, das Ver- || 
lagsgeschäft von F. Enke unter der gleichen Firma und im Geiste des Grün- 
ders fortzuführen. 

Zur Fortführung des Geschäftes ist Herrn Paul Wagner Procura ertheilt. 
Was der Selige also hier gegründet, was er hier angestrebt, geht nicht ver- || 
loren, sondern lebt in seinen Kindern, in seinem Geschäfte fort. Die Liebe, 
der Dank und die Verehrung der Seinigen und seiner zahlreichen Freunde 
folgen ihm. 


E. Regel. 


OT ER 


. Originalabhandlungen. 


1) Abgebildete Pflanzen. 


a)Spathiphyllum cannaefolium Schott. 


(Siehe Tafel 640.) 


Aroideae 


Spathiphyllum cannaefolium Schott. 
Aroideae tab. 1. — Schott. prodr. pag. 
424. Monstera cannaefolia Knth. 
enum. II pag. 61. — Pothos cannae- 
folius Dryand. in Bot. Mag. tab. 603. — 
Bot. Cab. tab. 471. — Rudge pl. Guian. 
tab. 33. — Kern. hort, tab. 416. — 
Massowia cannaefolia C, Koch. Bot, 
Zeitung X. 277. — 

Die Gattung Spathiphyllum zerfällt 
nach Schott in 3 Unterabtheilungen. In 
die erste dieser Unterabtheilungen (Spa- 
thiphyllopsis Teysm. et Binnend.) gehö- 
ren die Arten, deien den Fruchtknoten 
umgebende Blumenblättchen (sepala) in 
einen Becher verwachsen. In die 2. Un- 
terabtheilung gehören die Arten mit un- 
tereinander nicht verwachsenen Blumen- 
blättern und einem Fruchtknoten, der 
kaum länger als diese, Die 3. Unter- 
abtheilung bilden die Arten mit nicht 
verwachsenen Blumenblättern und einem 


| Fruchtknoten, der bedeutend dieselben 


überragt. 

Alle bekannten Spathiphyllum-Arten 
sind stammlose Pflanzen mit lang ge- 
stielten länglichen oder lanzettlichen 
oder elliptischen Blättern, die ungetheilt, 
meist sehr ansehnlich gross und fieder- 
nervig. In der als Decorationspflanzen 
jetzt so beliebten Familie der Aroideen 
gehören solche zu den für decorative 
Zwecke im Warmhaus und Zimmer sehr 
zu empfehlenden Arten. Die Blüthen- 
scheide umhüllt zwar anfangs den Blü- 
thenkolben, später aber breitet sich 
solche aus. Am Grunde ist dieselbe 
vom Blüthenkolben frei oder mit dem- 
selben verwachsen, bald beiderseits grün 
oder grüngelb, bald aussen grün, bald 
beiderseits weiss. 

Zur ersten Unterabtheilung dieser 
Gattung gehört die beistehend abgebil- 
dete Art, die schon im Jahre 1789, als 


I. Originalabhandlungen. 


erste Art dieser Gattung, in den Bota- 
nischen Garten zu Kew bei London aus 
Südamerika eingeführt wurde. Blattstiel 
etwas kürzer als die Blattfläche, vom 
Grunde bis an den Grund des Gelenk- 
stückes des Blattgrundes oder doch we- 
nigstens bis ein Zoll unterhalb desselben 
scheidig mit halbstielrundem gerippten, 
etwas schärflich anzufühlendem Rücken. 
Blattfläche elliptisch - lanzettliich, am 
Grunde in das auf der vordern Seite 
schwach gefurchte Gelenkstück verschmä- 
lert, vorn zugespitzt, bis 1!/, Fuss lang 
und bis 51/, Zoll breit. Blüthenscheide 
länglich-elliptisch, zugespitzt, bis 61], 
Zoll lang und 2 Zoll breit, aussen grün, 
innen schön weiss. Blüthenkolben wal- 
zig, gelblich-weiss, !/5 kürzer als die 
Blüthenscheide, am Grunde von einem 
mit der Blüthenscheide nicht verwachse- 
nen, kaum !/, Zoll langen besonderen 
Stiel getragen. Blüthenschaft stielrund. 

Zur gleichen Abtheilung gehört Sp. 
Minahassae Teysm. et Binnd,, welche 
Art aber eine beiderseits weisse Blüthen- 
Scheide besitzt und von uns im letzten 
Hefte abgebildet wurde. 

Aus der zweiten Unterabtheilung 
von Spathiphyllum scheint noch keine 
Art in Cultur zu sein, 

Aus der dritten Unterabtheilung 
blüheten bis jetzt 3 Arten im hiesigen 
Garten und zwar alle 3 mit Blüthen- 
scheiden, die beiderseits grün und nur 
auf der innern etwas heller, und deren 
Blüthenkolben am Grunde mit der Scheide 
verwachsen. Unter diesen ist Spathi- 
phyllum heliconifolium Schott. 
die schönste und stattlichste Art. Uep- 
pige Exemplare tragen Blätter mit 2—3 
Fuss langen länglichen dunkelgrünen 
Blattflächen, die am Rande sehr stark 
wellig. Die robusten Blattstiele sind bis 
zum Gelenkstück scheidig und der Rand 
der Scheide wellig. 


39 


Spathiphyllum laneifolium 
Schott besitzt weniger grosse, aber 
doch über fusslange elliptische oder 
elliptisch-lanzettliche Blattflächen, die 
kaum wellig und deren Blattstiel eben- 
falls bis zum Gelenkstück unterhalb der 
Blattfläche, scheidig. 

Spathiphylilum longirostre 
Schott geht in den Gärten gemeiniglich 
als Sp. Friedrichsthali. Länglich-lanzett- 
liche, gleichfalls kaum wellige Blätter, 
deren stielrunder Blattstiel nur ungefähr 
bis zur Hälfte oder nur ein klein wenig 
höher hinauf scheidig, unterscheiden 
diese Art, 

Eine Art mit schmal -lanzettlichen 
Blättern, die aber noch nicht blühete, 
erhielten wir als Sp. lanceolatum 
C. Koch. — Endlich erhielten wir 
noch eine, wie es scheint neue sehr 
ausgezeichnete Art vom Botanischen 
Garten in Zürich, die wahrscheinlich 
von Roezl aus Mexico eingeführt wurde. 
Diese noch unbenannte Art wollen wir 
vorläußg Spathiphyllum Ortgiesi 
taufen, vielleicht dass solche aber gar 
einer andern Gattung angehört, Der 
Wuchs ist sehr gedrungen, da die ellip- 
tischen zugespitzten, über I Fuss langen 
und bis 7 Zoll breiten Blätter mehr als 
noch einmal so lang als der Blatistiel, 
Auffallend unterscheidet sich diese Art 
aber schon dadurch von allen andern 
Spathiphyllum- Arten, dass das Gelenk- 
stück am Grunde des Blattstieles gänz- 
lich fehlt und die oberhalb hellgrüne, 
unterhalb weissgrüne Blattfläche unmit- 
telbar in den breiten welligen Rand der 
Blattscheide übergeht. 

Spathiphyllum blandum Schott, vom 
Autor nach cultivirten Exemplaren be- 
schrieben, sah der Referent noch nicht 


in Cultur. 


Die Qultur der Spathiphyllum-Arten 


"schliesst sich der der andern Aroideen 


40 


an. Will man schöne üppige Exemplare 
erziehen, dann wende man eine lockere 
Humuserde (3 Theile einer lockern Tori- 
oder Haideerde, 1 Theil lehmiger Rasen- 
erde, untermischt mit gehacktem Torf- 
moos) an, gebe den Pflanzen nicht zu 
kleine Töpfe, verpflanze einmal im Früh- 
jahr und einmal im Sommer und be- 
giesse fleissig. Dazu gebe man den 
Pflanzen einen Standort im Warmhaus 


oder auch im Zimmer, so dass sie sich | 


Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. 


frei nach allen Seiten ausbreiten können, 
Im übrigen können sie in hohen Häu- 
sern zwischen anderen grossen Pflanzen 
eultivirt werden und verlangen keinen 
Standort dicht unter den Fenstern. Sp. 
heliconifolium bildet bei solcher Cultur 
grosse üppige Exemplare von bedeuten- 
dem Effect, aber auch alle andern sind 
schön und verdienen allgemeine Cultur 
im Gewächshause und warmen Zimmer, 
(E. R.) 


b) Aerides nobile Warn 


(Siehe Tafel 641.) 


Orcehidesaz e, 


Aerides nobile Warn. in Warner | nächst mit Aer. odoratum verwandt, 


Select Orchidaceous Plants, II, — Foliis 
apice oblique-truncatis; racemis pendulis, 
multifloris laxis, foliis multo longioribus; 
labelli cueullati infundibularis laciniis la- 
teralibus erectis, apice rotundato-trunca- 
tis, intermedia lanceolata obtusata inflexa, 
calcare incurvo. 

Diese stattliche Art blühte im Som- 
mer 1869 in unserer Sammlung, Leider 
steht uns das englische Bilderwerk des 
Herrn Robert Warner, in welchem 
diese Orchidee zuerst publieirt wurde, 
nicht zur Verfügung und können wir da- 
her über Vaterland, Einführung u. S. w. 
nichts Näheres berichten. — Sie ist zu- 


aber grösser, gestreckter in allen Thei- 
len. Die Blätter sind länger und weit- 
läufiger gestellt, die Traube bis 3 Fuss 
lang, die einzelnen Blüthen grösser, aber 
weit lockerer gestellt als bei A. odo- 
ratum. In Form und Färbung der 
Blüthen dem A.odoratum ähnlich, hat 
sie auch denselben starken, aber sehr 
angenehmen Duft, der das ganze Orchi- 
deenhaus zur Blüthezeit erfüllt. Eine 
rasch- und hochwüchsige Art, robust und 
leichtblühend, noch selten in den Samm- 
lungen, aber sehr empfehlenswerth. 


(E. O.) 


2) Tillandsia Lindeniana Rg]. und T. Lindeni Morr. 


Seite 195 des letzten Jahrganges | Ausstellung zu Petersburg in Blüthe aus- 
der Gartenflora bemerkten wir, dass das | gestellte Exemplar von T. Lindeniana 
Aon J, Linden auf der Internationalen | uns von der von uns Gartenflora 1869 


HEN? kenn } 


a 


I. Originalabhandlungen. 


pag. 193 tab. 619 als T. Lindeniana ab- 
gebildeten und beschriebenen Pflanze 
verschieden zu sein scheine, dass wir 
aber nur deshalb noch keine Trennung 
beider Arten vorgenommen, weil Herr 
J. Linden uns die Versicherung gab, dass 
die von ihm vertheilten Pflanzen alle 
aus den Samen der blühend von ihm 
ausgestellten Pflanze erzogen seien, 
Wir legten nun diese Frage auch 
dem berühmten Sammler des Hrn. J. Lin- 
den, dem Hrn. G. Wallis vor. Der- 
selbe schrieb uns unterm 21. Oct. 1869: 
„Die von Herrn Linden als Tillandsia 
gesammelte Pflanze ward von mir als 
Epiphyt in den Wäldern der Peruani- 
schen Provinz Huanca-bamba gesammelt. 
Die von Ihnen beschriebene und abge- 
bildete Pflanze muss sich aber auf eine 
andere Species beziehen, welche ich bei 
Zazoranga sammelte und von der ich 
Hrn, Linden Samen einsendete.* — 
Endlich ging uns nun auch noch 
das November - December - Heft von Bel- 
gique horticole zu, in welchem unser ge- 
ehrter und berühmter College, Hr. Prof. 
E, Morren, die Darstellung und Beschrei- 
bung der von ihm als Tillandsia 
Lindeni aufgestellten Art gibt, dersel- 
ben Pflanze, die Linden auch in blühen- 
dem Zustande in Petersburg ausstellte. 
Auch Hr. E. Morren macht pag. 323 von 
Belgique horticole darauf aufmerksam, 
dass die von ihm abgebildete und be- 
schriebene Pflanze von der von uns ab- 
gebildeten wesentlich verschieden sei. 
Nach diesen seitdem gesammelten 
Daten sind T, Lindeniana Rgl. und T. 
Lindeni Morr. zwei gut verschiedene 
Arten, Nach dem Rechte der Priorität 
behält unsere, schon im Samencatalog 
des Petersburger Gartens 1868 beschrie- 
bene Pflanze den Namen Tillandsia Lin- 
deniana, Morren’s erst ein Jahr später 


4 


anderen Namen erhalten und geben wir 
daher dieser letzteren Art den Namen 
TillandsiaMorreniana, weil solche 
von unserm berühmten Mitarbeiter im 
Felde der Gartenliteratur, Hrn. E, Morren, 
zuerst aufgestellt und beschrieben wor- 
den ist. Wir unterscheiden beide Arten 
durch foigende Diagnosen: 

T. Lindeniana Rgl. (Rgl. Index 
sem. h. Petr. 1868 pag. 92 sub T. Lin- 
deni. — Grtfl. 1869 pag. 194 tab, 619): 
foliis subulato - ensiformibus, patente -re- 
curvis, subglabris; spica compressa, di- 
sticha, subquinqueflora, folia superante; 
bracteis eymbiformi-carinatis, plus minus 
acuminatis, inferioribus viridibus, supre- 
mis leviter rubescentibus; corollis maxi- 
mis, azureis, fauce tuboque albis; sta- 
minibus petalorum unguibus per paria 
adnatis; stigmate trilobo, lobis apice 
connexis (?) — 

Ecuador prope Zazoranga, 
Wallis, — 

T.MorrenianaRgl. (T. Lindeni 
Morr. in Belg. hort. Nov. 1869 pag. 521 
cum icone); foliis subulato-ensiformibus, 
patente-recurvis, subglabris; spica com- 
pressa, disticha, ovato-oblonga, eireiter 
20-flora, folia aequante, bracteis cymbi- 
formi-carinatis, apice truncatis, partibus 
externis laete carminato coloratis; corol- 
lis maximis, purpureo-coeruleis, concolo- 
ribus; staminum filamentis liberis; stig- 
matibus tribus, patentibus, plumosis. — 

Provineia Huanca-bamba, (Peruvia). — 

Die beiden hier unterschiedenen Ar- 
ten unterscheiden sich von allen bis 
jetzt bekannten Tillandsia-Arten schon 
durch die fast kahlen, nicht mit jenem 
eigenthümlichen kleiig-schuppigen Ueber- 
zug dicht besetzten Blätter. Indem wir 
unsere Leser bitten, die citirte Tafel und 
Beschreibung der T. Lindeniana Rgl. in 
der Gartenflora zu vergleichen, finden 


legit 


beschriebene Art muss dagegen einen | sick die Unterschiededer T. Morreniana 


42 


in folgenden Charakteren: Die Blüthen- 
ähre der letzteren ist nur so lang als 
die Blätter, ist ferner vielblumig (bis 
20blumig) und wird von vielen oben 
abgestutzten Brakteen gebildet, welche 
eine rosarothe Färbung besitzen und 
die zweizeilige zusammengedrückte, läng- 
lich-ovale Aehre zusammensetzen. Blu- 
menkrone etwas kleiner, aus der azur- 
blauen Färbung ins röthliche spielend, 
am Grunde und an der Röhre gleich- 
farbig. Die Träger der Staubfäden sind 
frei und nicht mit dem Nagel der Blu- 
menblätter verwachsen. Endlich stehen 


N EEE 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


auch die 3 Narben, welche den Frucht- 
knoten krönen auseinander und sind 
federförmig. — 

Wir legen auf diesen letzteren Cha- 
rakter auch jetzt noch keinen Nachdruck, 
denn die Narbe der von uns von T,Lin- 
deniana untersuchten Blume könnte auch 
monströs gewesen sein. 

Wir bemerken schliesslich noch, 
dass fast alle von Linden vertheilten 
Pflanzen die Tillandsia Lindeniana Rgl, 
sein werden, da, wie es scheint, Linden’s 


| ganze Anzucht gerade dieser Art ange- 


hört. — (E. R.) 


3) Die Bekleidung trockener Abhänge in Landschaftsgärten. 


Während in feuchten schattigen La- 
gen sich jeder Abhang, sei er auch 
roher Fels, schnell von selbst mit Grün 
bekleidet, bieten trockene, der Sonne 
sehr ausgesetzte Abhänge in den Gärten, 
welche aus Rücksichten für die Scenerie 
nicht mit Gehölz bepflanzt werden dür- 
fen, oder wegen Mangel an Boden nicht 
bepflanzt werden können, einen traurigen 
Anblick. In den meisten Fällen macht 
man Grasflächen daraus. Glückt es auch, 
in einem feuchten günstigen Jahre Gras- 
saaten aufzubringen, und zerreissen 
starke Regen nicht die noch lockere Bo- 
denschicht, so bleibt das eigentliche Gras 
doch selten lange erträglich schön, und 
es nehmen unsere einheimischen „Hun- 
ger- und Steppenpflanzen“, als Habicht- 
kräuter (Hieracium), Schafgarbe (Achil- 
lea millefolium) und andere Pflanzen 
des trockensten Grasbodens sehr bald 
von der Stelle Besitz. Sehen auch 
solche Abhänge im Frühjahr leidlich 
aus, so sind sie doch im Sommer in ih- 
rer Kahlheit und Farblosigkeit wahrhaft 


hässlich. Aber es kommen auf manchen 
Stellen wegen Mangel einer genügenden 
Bodenschicht nicht einmal solche gras- 
artige Trockenwiesenpflanzen auf, und 
so wird der Abhang ein wüster Platz, 
an welchem jeder starke Regen unschöne 
Veränderungen bewirkt. Man hat viel- 
fach Ersatzpflanzen für Gräser, welche 
eine Art Rasen bilden, zusammengestellt 
und auch angewendet, und es ist aller- 
dings möglich, auch solche sterile heisse 
Abhänge zu begrünen. Damit ist zwar 
viel gewonnen und das Abschwemmen 
des Bodens verhindert, aber ein schöner, 
angenehmer Bestandtheil des Gartens 
wird darum der Abhang doch nicht. 
Grössere steile Rasenhänge dieser Art 
sind schon unschön und langweilig, 
wenn sie mit leidliichem Rasen begrünt 
sind, aber wahrhaft abschreckend, wenn 
dieses nicht der Fall ist. Nur durch 
Unterbrechung mit Gebüsch können 
solche Plätze zu einem verschönernden 
Bestandtheile des Gartens gemacht wer- 
den. Aber eigentliche Gebüsche sind 


I. Originslabhandlunger. 


45 


wiederum oft nicht anwendbar, indem | doch wird man wohl thun, sich auf ei- 


sie entweder zu hoch werden oder aus 
Boden- und Wassermangel nicht aufkom- 
men, wenigstens nie schön werden. In 
diesem Falle kommen uns die Sträucher 
mit kletternden und liegenden Aesten zu 
Hilfe, und durch sie wird es möglich, 
‚auch den sterilsten steılsten Abhang 
schön und abwechselnd zu begrünen 
‚und zugleich dadurch den Boden gegen 
Abschwemmung etwas zu schützen. Be- 
dürfniss und Geschmack müssen bestim- 
men, ob der ganze Abhang mit solchen 
Gehölzen bedeckt werden soll, oder ob 
sie mit Rasen und Rasen-Ersatzpflanzen 
‚abwechseln sollen. Das Letztere wird 
meistens schöner sein, und es halten 
sich die krautartigen Bodendeckpilanzen 
zwischen den Sträuchern viel länger 
grün, als alleinstehend, sehen auch nicht 
so traurig aus, wenn sie in Folge von 
Trockenheit absterben. 

Besonders wichtig werden solche 
Sträucher an Stellen, wo der Boden 
entweder überhaupt zu schlecht ist, z. B, 
auf Sand-, Schutt- und Geröllhaufen, 
ferner auf Felsboden. Man kann wohl 
hie und da Vertiefungen mit guter Erde 
ausfüllen oder Pflanzlöcher für einige 
Sträucher machen, nicht aber auf grosse 
Strecken. Ein einziger sich ausbreiten- 
der Schling- oder Legstrauch dagegen 
kann im glücklichen Falle eine grosse 
Bodenfläche vollständig bedecken. Man 
braucht also blos an diejenigen Plätze 
zu pflanzen, wo es möglich ist, und 
überzieht von da die nackten sterilen 
Plätze. Was dazwischen leer bleibt 
füllt sich von selbst mit Pflanzen aus, 
welche unter solchen Verhältnissen fort- 
kommen, und so entsteht eine Abwech- 
selung, die zur Schönheit des Gartens 
‚sehr viel beitragen kann. 

Die Zahl der zu diesem Zwecke 
verwendbaren Gehölze ist ziemlich gross, 


nige der besten zu beschränken. Obenan 
stehen die verschiedenen Arten von Ly- 
cium, wovon eine einzige Pflanze eine 
Fläche von 120—200 Quadratfuss über- 
ziehen kann, und die nur an Abhängen 
ihre ganze Schönheit entwickeln. Die 
sonst für den Garten lästige Eigenschaft, 
viele Wurzelausläufer zu bilden, die 
selbst Mauern durchdringen, wird hier 
zu einer guten, indem dieselben den 
Boden zusammenhalten und die Ausbrei- 
tung :begünstigen. — Vortrefflich sind 
ferner die meisten Arten. der rankenden 
Lonicera (Caprifolium), welche man an- 
fangs über Drähte zieht oder an einge- 
schlagenen Pflöcken befestigt. Auch 
diese Pflanze entwickelt so gezogen ihre 
Reize viel vortheilhafter als an Gelän- 
dern oder Lauben, wo man meistens un- 
ten kahles Holz, von den köstlichen 
Blüthen aber sehr wenig sieht, während 
an Abhängen die Blüthen sich vollstän- 
dig zeigen, von den kahlen Stengeln 
und Zweigen dagegen nichts zu sehen 
ist. Stehen einzelne Bäume oder höhere 
Sträucher dazwischen, oder stellt man 
abgestorbene ästige Baumstücke auf, an 
welchen die Lonicera hinaufklettern kön- 
ner, 80 steigert sich der Effect und die 
Mannigfaltigkeit in unübertrefflicher 
Weise, Das im Anfang nothwendige 
Anbinden und Ziehen unterbleibt später 
ganz. — 

In gleicher Weise verwendet man 
die nordamerikanischen Vitis-Arten, de- 
ren helles freudiges Grün angenehm 
neben dem etwas grauen der Lycium 
und Caprifolium hervortritt, ja an grös- 
seren Abhängen nöthig ist, um Einför- 
migkeit zu vermeiden. — Ist der Ab- 
hang nicht zu heiss und sonnig, so er- 
füllt der Jungfernwein (Ampelopsis) den- 
selben Zweck auf andere Art durch sein 
dunkles glänzendes Grün. — Aehnlich 


44 


und eben so schön in der Belaubung | 
sind die rankenden Rhus (Rhus radicans, 
-Toxicodendron u. a.), welche an den 
sterilsten sonnigsten Plätzen, vorzüglich 
im Steinschutt ausgezeichnet fortkommen 
und mit ihren Wurzeln und Wurzeltrie- 
ben den Boden befestigen. Leider sind 
diese Pflanzen so giftig, dass man sie 
nur an Plätze bringen kann, wo man 
sicher ist, dass Kinder und mit der Ge- 
fahr unbekannte Personen nicht hinge- 
langen. — Ausgezeichnet sind die mei- 
sten grösseren Brombeer-Arten, als Ru- 
bus fruticosus, corylifolius, laciniatus, 
occidentalis u. a. m., darunter auch die 
gefüllten Spielarten. Die Brombeeren 
bauen sich ungemein malerisch und 
mit ihren langen Bogenruthen ganz ab- 
weichend von anderen Pflanzen. Da 
aber die Blüthen tragenden Zweige all- 
jährlich absterben und zuweilen so häss- 
lich aussehen können, dass man sie im 
Garten nicht dulden kann, so muss man 
Brombeeren so pflanzen, dass der Zu- 
gang nicht zu sehr erschwert ist. In 
Sandboden ist Prunus (Cerasus) Susque- 
hanae (Cerasus glauca Mönch, C. pumila 
Lois.) vortreffllich zur Bodenbedeckung 
und bildet ein frisches Grün, während 
in Steinschutt P. Chamaecerasus (Erd- 
weichsel) dieselben Dienste leistet. Ich 
unterlasse, die minder wichtigen geeig- 


os 


Gartentlora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


neten Pflanzen mit abwerfenden Blättern 
aufzuführen, bemerke aber, dass die 
Scenerie noch reizender wird, wenn 
ausser diesen Hauptpflanzen noch an- 
dere, nicht so gut deckende Schling- 
pflanzen dazwischen angebracht werden, 
welche sich selbst überlassen sich an 
andere anhängen, als Clematis, Atragene, 
Menispermum, Apios frutescens, Tecoma 
radicans, Celastrus scandens, Cissus u. 
a. m. 

Wahrhaft malerisch und abwech- 
selnd wird eine solche Anlage erst durch 
die Mitwirkung der Juniperus mit liegen- 
den Zweigen, deren feines dunkles Grün 
den Schatten des Bildes hervorbringt. 
Es sind hauptsächlich J. Sabina, sabi- 
noides (J. Sabina tamariscifolia), pro- 
strata, squamata. Ausserdem könnte 
man noch Taxus baccata var. pendula 
(Taxus oder Podocarpus Devastoni der 
Gärten), sowie Cotoneaster microphylla, 
beide nahe am Wege, in einigen Fällen 
auch Pinus Pumilio verwenden. 

Wer eine solche reizende Wildniss 
schafft, wird nicht nur ein wüstes Stück 
Land für die Schönheit und Abwechse- 
lung des Gartens gewinnen, sondern auch 
die Singvögel herbeiziehen, die in den 
schwer zugänglichen Dickichten Schutz 
finden. J. 


4) Die Fruchtsäfte. 


(Nach einem von Herrn Professor Trapp in der Petersburger Gartenbaugesellschaft 


gehaltenen Vortrage. 


Eir Jeder weiss, welche weite prak- 
tische Bedeutung die Säfte unserer 
Früchte besitzen, und wie dieselben all- 
täglich bei der Bereitung von erfrischen- | 


In Westnik veröffentlicht. 


den Getränken, Eingemachtem, Gefrore- 
nem, Syrup, Liqueuren, Confect u. dgl. 
mehr ihre Verwendung finden. 

Die Hauptbestandtheile der Frucht- 


I. Originalabhandlungen. 


säfte sind Säuren, Fruchtzucker, 
Pektinstoffe, Färbstoffe und Spu- 
ren ätherischer Oele, 

Von Säuren finden sich in den 
Früchten die Apfel-, Citronen- und 
Weinsteinsäure, 

Die Apfelsäure bildet einen Be- 
standtheil des Fruchtsaftes der Aepfel, 
insbesondere der sauren Aepfel, der Ber- 
beritze, Vogelbeere, Mispel u. 8. w. 
Citronensäure enthalten die Citronen, 
Stachelbeeren, Johannisbeeren, Erdbee- 
ren, Kirschen, Hagebutten, Moosbeeren 
(Vaceinium Oxycoccos) u. a., Wein- 
steinsäure die Weintraube, Tama- 
rinde, Ananas und die Maulbeere. 

Diese Säuren blieben bis zu den neue- 
ren Fortschritten der organischen Chemie 
unbekannt. Der schwedische Chemiker 
und Pharmaceut Scheele stellte 1769 
die Weinsteinsäure aus dem Weinstein 
dar. 1784 entdeckte derselbe die Citro- 
nensäure, 1785 die Apfelsäure. Die ver- 
schiedenen Quantitäten Säure, welche 
der Obstsaft enthält, lassen sich bestim- 
men, wenn man letzteren mit wasser- 
freiem kohlensaurem Natron sättigt. 

Der Fruchtzucker findet sich in 
grosser Menge in den süssen Aepfeln, 
Zwetschgen und anderen süssen Früch- 
ten, welche demselben ihren süssen Ge- 
schmack verdanken. Unter den ver- 
schiedenen Bestimmungsmethoden ist die 
Gährung zu nennen. Am leichtesten 
und schnellsten lässt sich der Gehalt an 
Fruchtzucker wegen seiner Eigenschaft, 
Kupferoxydin Oxydul zu verwandeln,durch 
die Felinger Probe erkennen. Diese 
Flüssigkeit, welche ausser Kupfervitriol 
Aetznatron uni weinsteinsaures Kali und 
Natron enthält, muss zuerst gekocht 
werden; darauf wird die zu untersuchende 
Lösung des Fruchtzuckers zugesetzt, in 
Folge dessen ein ziegelrother Nieder- 
schlag von Kupferoxydul entsteht. Die 


45 


Felinger Probe gibt die kleinsten Quan- 
titäten von Fruchtzucker an. 

Als dritter Hauptbestandtheil des 
Fruchtsaftes sind die Pektinstoffe *) 
zu nennen. Diese Stoffe bilden die Gal- 
lerte, welche entsteht, wenn man etwas 
abgestandenen Himbeer - oder Johannis- 
beersaft mit Zucker kocht und dann ab- 
kühlen lässt. Dieselben wurden von 
Braconnot?, Vauquelin, Reignault, Mul- 
der und dem Russen Chodnew unter- 
sucht. 

Die unreifen Früchte enthalten die 
im Wasser unlösliche Pektose, welche 
unter dem Einflusse von Säuren in das 
lösbare Pektin, den Bestandtheil der 
reifen Früchte, übergeht. 

Fruchtsäfte lassen sich nur dann 
lange Zeit aufbewahren, wenn die Pek- 
tinstoffe aus denselben ausgeschieden 
sind. Frisch ausgepresster Fruchtsaft 
ist undurchsichtig , dickflüssig und zu- 
sammenhängend; Löschpapier lässt den- 
selben nicht durch, Setzt man solchen 
Saft einige Tage in einem nicht fest ge- 
schlossenen Glase einer Temperatur von 
20° aus, so wird derselbe durch das 
Abstehen dünnflüssig und durchsichtig, 
Auf dem Boden des Gefässes findet man 
dann einen sandartigen Niederschlag von 
Pektinstoffen, nach deren Ausscheidung 
der Fruchtsaft keine Gallerte mehr bildet. 

Die Farbe des Fruchtsaftes wird 
durch den in den Früchten enthaltenen 
Farbstoff bedingt. Die Farbstoffe ver- 
halten sich gegen den Einfluss der Ath- 
mosphäre, gegen Säuren, Basen u. 8. w. 
auf die mannigfaltigste Weise. Ueber 
ihre Zusammensetzung wissen wir noch 
wenig. 

Der eigentliche Duft vieler Früchte, 
z. B. der Waldhimbeere, der Erdbeere, 


*) n»tos gallertartig. 


46 


Ananas, des Apfels hängt von speeifisch | hält sich lange. 


verschiedenen ätherischen Oelen ab. 
Wir gewinnen diese ätherischen Oele, 
indem wir die Früchte in Wasser destil- 
liren. Jedoch ist ihr Quantum so ge- 
ring, dass wir sie nur im destillirten 
Wasser aufgelöst darstellen können; aus- 
serdem erleiden manche ätherische Oele 
durch die Destillation Veränderungen in 
ihrer Zusammensetzung. Ebensowenig 
können wir die ätherischen Oele der 
Blumen rein darstellen, sondern wir su- 
chen sie an ein fettes Oel zu binden. 

Aus dem Angeführten ergeben sich 
einige praktische Regeln für die Be- 
handlung des Fruchtsaftes. Der frische, 
trübe dickflüssige Saft muss erst einige 
Zeit abstehen, damit die Pektinstoffe aus- 
scheiden. Syrup aus schlecht abgestan- 
denem Safte, wie man ihn häufig sieht, 
ist trüb, flockig und verdirbt bald. Bei 
der Darstellung eines guten Fruchtsaftes, 
z. B. des Himbeer- und Moosbeersaftes, 
wird auf folgende Weise verfahren: Man 
zerstampfe die gereinigten Beeren in 
einem Steingut- oder Porzelianmörser 
zu Brei und lasse denselben 
Tage stehen, worauf man den Saft durelı- 
seiht und den festen Rest auspresst. Den 
Saft lasse man einige Tage in einer 
gegen Staub und Infusorien oberfläch- 
lich durch übergedecktes Papier ge- 
schützten Flasche abstehen, giesse ihn 
dann vorsichtig von dem (aus Pektin- 
stoffen bestehenden) Niederschlage ab 
und lasse ihn noch durch Löschpapier 
durch. 

Der Franzose Appert führte zuerst 
eine Methode ein, um den Saft haltbar 
zu machen. Er füllte den von Pektin- 
stoffen gereinigten Saft in Flaschen bis 
2), Zoll unter der Oeffnung, verkorkte 
die Flaschen und stellte sie einige Stun- 
den in einen Kessel mit siedendem Was- 
Derartig behandelter Fruchtsaft 


einige 


ser. 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Es gibt noch eine an- 
dere Methode, Haltbarkeit des Saftes zu 
bezwecken. Man stelle die Flaschen mit 
dem Safte offen in siedendes Wasser 
und füge diesem Wasser noch etwas 
Kochsalz bei, so dass seine Temperatur 
über 1000 C. steigt. Während des 
Kochens korke man die Flaschen fest 
zu, nehme sie dann aus dem Kessel und 
bringe sie in den Keller. Diese Methode 
hat den Zweck, den Saft luftleer zu 
machen, wodurch eine bedeutende Halt- 
barkeit bedingt wird. Aus dem vorrä- 
thigen Safte lässt sich zu jeder Zeit ein 
Fruchtsyrup bereiten, indem man auf 
1 Theil Saft 2 Theile der besten Raffı- 
nade Zuckers nimmt und zusammen in 
einem Kessel kochen lässt. Den Syrup 
seiht man darauf durch Leinwand oder 
Flanell durch. Auf die angegebene 


‘Weise lässt sich Saft und Syrup aus 


Johannisbeeren, Erdbeeren, Kirschen, 
Himbeeren, Maulbeeren, Heidelbeeren, 
Berberitzen, Moosbeeren u. S. w, dar- 
stellen. 

Bei der Bereitung des Saftes und 
Syrups ist die Wahl des Gefässes von 
Bedeutung. Die zarteren Farbstoffe, be- 
sonders die violetten, erleiden in metal. 
lenen Geschirren Veränderungen; darum 
sollte Heidelbeeren-, Maulbreren-, Holun- 
dersaft in porzellanenen oder allenfalls 
in zinnernen Gefässen gewonnen werden, 
Die rothen Frachtsäfte sind weniger em- 
pfindlich und können darum in sorgfäl- 
tig gescheuerten kupfernen Kesseln ge- 
kocht werden. Nach dem Kochen muss 
aber der Saft alsbald in uicht metallische 
Gefässe umgegos-en werden, damit der- 
selbe kein Kupfer absorbirt. Die Gegen- 
waıt dieses giftigen Metalles lässt sich 
leicht erkennen, wenn man ein reines 
Messer oder eine Nadel in die Flüssig- 
keit eintaucht und auf dieselben metalli- 
sches Kupfer roth niederschlagen sieht. 


I. Originalabhandlungen. 


"Luft und Wärme verändern mit der 
Zeit die Eigenschaften des Fruchtsaftes. 
Reiner Sauerstoff färbt rothen Saft in 
einigen Tagen braun. Kohlenoxydgas 
färbt denselben in kurzer Zeit schmutzig- 
braun. Die Kohlensäure wirkt erhaltend, 
weshalb ınan versucht hat, die verschie- 
denen Fruchtsäfte mit Kohlensäure zu 
sättigen und so haltbar zu machen. 
Chlor, Chlorverbindungen und schweflige 
Säure wirken entfärbend. 

Die Fruchtsäfte werden zur Berei- 
tung von allerhand flüssigen und trocke- 
nen Conserven benutzt, worin man es in 


47 


bracht hat. Je mehr Zucker hinzuge- 
than wird, desto leichter halten sich die- 
selben. Weiter bereitet man aus dem 
Fruchtsafte die feinsten Fruchtliqueure. 
Den Conserven aus Früchten verleiht 
man durch verschiedene Arten von 
Fruchtäther (der übrigens keineswegs 
aus den Früchten selbst gewonnen wird) 
den Duft einer bestimmten Frucht, z.B. 
den Erdbeer-, Himbeerduft u. s. w, 
Während dieser Fruchtäther unschädlich 
ist, hat man sich zu hüten, dass den 
Conserven und Liqueuren kein Bitter- 
mandelöl und keine arsenikhaltigen Ani- 


Russland zu grosser Vollkommenheit ge- | linfarben beigemischt sind. 


5) Gedanken zur Hebung des Gärtnerstandes und zur Beförde- 
rung des Gartenbaues durch von Gärtner- und Gartenbau - Ver- 


eine zu zgründende Unterrichte-Curse, 


Aus Veranlassung des im October- 
hefte v. J. dieser Zeitschrift veröffentlichten 
Reglements für die Prüfung der Gärt- 
nergehülfen und Lehrlinge aus Görlitz 
und Umgegend und der hieran geknüpf- 
ten Bemerkungen des Herrn Hofgärtners 
Jäger, fühle ich mich gedrungen, diesen 
Gegenstand etwas genauer ins Auge zu 
fassen und meine vielleicht unmassgeb- 
lichen‘Ansichten hierüber niederzulegen. 

Vor Allem muss es wohl dem Gar- 
tenbau-Vereine der Ober -Lausitz hoch 
angerechnet werden, dass er der erste 
ist, der für die Bildung der Gärtner we- 
nigstens etwas zu thun sich entschliesst, 
der vielleicht den Anstoss gegeben ha- 
ben dürfte, dass man allgemeiner auf 
die Ausbildung junger Gärtner in Zu- 
kunft mehr Gewicht legen wird, dass 
auch andere Gartenban-Vereine zu der 
Ueberzeugung gelangen werden, eine 
Hauptbedingung zur Entwiekelungsfähig- 


keit des Gartenbaues in dem Bildungs- 
grade seiner Träger suchen zu müssen, 
Und seine Träger sind nicht nur Garten- 
besitzer, sondern auch Privatgärtner und 
Gartengehülfen. Man wolle nur beden- 
ken, wie viel Sinn für schöne Anlagen, 
für Pflanzen und Blumen, Privatgärtner 
erwecken könnten, wenn sie es verstün- 
den. Dass aber der Gartenbau - Verein 
der Ober-Lausitz das Examen hingestellt 
habe, um die wandernden und betteln- 
den Gärtner zu beseitigen, nur der Lä- 
stigkeit wegen, oder gar dass die exa- 
minirten Gärtner zum Betteln privilegirt 
sein sollten, wird wohl Niemand ernst- 
lich glauben. Jedenfalls ist es zunächst 
seine Absicht, den Gärtnerstand sittlich 
zu heben, um dadurch naturgemäss auch 
das lästige Betteln und Vagabundiren zu 
beseitigen. 

Was thut aber zu diesem Zwecke 
der Gartenbau-Verein der Ober-Lausitz 2 


48 


Er stellt nackt und schroff ein Examen 
hin, zu dem jeder Gärtner gegen Ent- 
richtung von 2 Thlr. (gut haushälterisch 
ist hierbei die Casse des Vereines be- 
dacht) zugelassen werden soll. Schliess- 
lich verspricht der Verein jedem, der 
das Examen bestanden, seine Empfehlung. 

Dass dies nicht die Mittel sind, eine 
allgemeine Bildung der Gärtner herbei- 
zuführen, den Gärtnerstand sittlich zu 
heben und das Beiteln und Vagabundi- 
ren zu beseitigen, wird zur Genüge ein- 
leuchten. Auch Herr Hofgärtner Jäger 
scheint dies zu empfinden, indem ihn 
das Examen an’s Zunftmässige erinnert, 
wogegen er sich ausdrücklich verwahrt. 

Um aber die Mittel zur Hebung des 
Gärtnerstandes zu finden, muss man sich 
wohl vorher ein Bild von demselben entwer- 
fen und seine Gebrechen offen darlegen, 

Durch mein Gehülfenleben an den 
verschiedensten Orten habe ich vielfach 
Gelegenheit gehabt, Missstände kennen 
zu lernen und zu empfinden, sowie ich 
in meiner Eigenschaft als Vorsitzender 
des Berliner Gärtner-Vereins noch fort- 
während von Mitgliedern gerechtfertigte 
Klagen hören und Missstände sehen 
muss. Erfreulich ist die Wissbegierde 
der Mitglieder des (200 Mann starken) 
Berliner Gärtner-Vereins, traurig die Un- 
wissenheit derselben. Wir haben uns 
genöthigt gesehen, einen Cursus für die 
deutsche Sprache, der ganz unglaublich 
nothwendig ist, und einen desgleichen 
für Planzeichnen, verbunden mit dem 
für den Gärtner Nothwendigsten aus der 
Geometrie, einzurichten. Erfreulich ist 
nun die Strebsamkeit, die die Theilneh- 
mer entwickeln, traurig die lange Arbeits- 
zeit, die es ihnen unmöglich macht, die 
nothwendigen Arbeiten zu Hause anzu- 
fertigen; traurig ist es ferner zu verneh- 
men, dass oft ihre Wohnung ihnen nicht 
gestattet, schriftliche Arbeiten, geschweige 


hier FR PER 
y ER 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


denn Gartenpläne daheim anzufertigen, 
weil ihr Zimmer, wenn man diesen Raum 
so nennen darf, keinen Tisch enthält, 
oder zu klein ist, um einen solchen fas- 
sen zu können, einen Ofen nie gesehen 
hat und auf Beleuchtung deshalb ver- 
zichten muss, weil sein, oder richtiger 
seine Bewohner die Mittel dazu nicht 
erschwingen können. Ja, traurig ist der 
geringe Gehalt, wie ihn besonders Han- 
delsgärtner zahlen und der oft kaum 
die Hälfte desjenigen eines gewöhnlichen 
Tagearbeiters beträgt. Und diese Miss- 
stände kommen oft genug in ganz re- 
spactabeln Gärtnereien vor! Entsetzlich 
traurig ist endlich die Thatsache, dass 
es überhaupt eine solche Unmasse un- 
wissender, oft verkommener Individuen 
gibt, die den Namen „Gärtner“ führen 
und zwar gewöhnlich laut Briefes und 
Siegels und oft obendrein in grossen, 
renommirten Gärtnereien gelernt haben. 
Es muss wohl jeden achtbaren Gärtner 
cmpfindlich berühren, wenn er bedenkt, 
wie die Gärtner, oft grosser, schöner, 
mit Glashäusern versehener Privatgärten 
so ganz den Bedienten gleichgestellt 
sind, andererseits muss es ihn aber auch 
hetrüben, im Interesse der Sache, wenn 
er seinen Blick auf die Leute richtet, 
die diesen Gärten vorstehen und sieht, 
welcher Art dieselben sind. Ich muss 
es ehrlich gestehen, dass ich gar nicht 
einsehe, warum eine Herrschaft ihrem 
Gärtner, nur weil er Gärtner ist, eine 
höhere Stellung als dem Bedienten ein- 
räumen soll, wenn er mit diesem auf 
gleicher Bildungsstufe steht! — Dieses 
so oft beklagte Verhältniss des Gärtners 
zu seinem Prineipale ist also gewöhnlich 
ein ganz natürliches und muss nothwen- 
digerweise so lange bestehen, bis, viel- 
leicht erst in fernerer Zukunft, durch 
zweckmässige Einrichtungen und Mass- 
regeln herangezogen, eine Generation 


I. Originalabhandlungen. 


gebildeter Gärtner das Feld beherrschen 
wird. 

Wie kommt es aber, dass es um 
den Gärtnerstand so schlimm bestellt 
ist? — Der Hauptgrund ist nach meiner | 
Ansicht in dem Umstande zu suchen, 
dass die Principale auf die Wahl der 
Lehrlinge meistens gar kein Gewicht 
legen, dieselben sodann als Arbeitskraft 
ausbeuten, und ihnen weder Unterricht 
angedeihen lassen, noch überhaupt Zeit 
und Gelegenheit geben, sich fortzubilden 
und zu unterrichten. Ich kann hier den 
Eigennutz und die Gewissenlosigkeit sehr 
vieler, besonders Handelsgärtner, nicht 
unerwähnt lassen, die sich ein halbes 
Dutzend Lehrlinge halten, nur um Ge- 
hülfen und Arbeiter zu sparen, das Lehr- 
geld einstreichen, die Lehrlinge fast 
buchstäblich zu Allem benutzen und 
ihren Verpflichtungen gegen dieselben 
in keiner Weise nachkommen. 

Wenn ein Principal einen beliebigen, 
aller Elementarkenntnisse baaren dum- 
men Jungen als Lehrling aufnimmt, für 
dessen Ausbildung nichts thut, nach 
drei pflichtgemäss abgethanen Jahren 
demselben einen Lehrbriei ausstellt und 
ihn somit dem Stande einreiht, dem er 
selbst angehört, so lässt sich auch nichts 
dagegen sagen, wenn ein anderer Per- 
sonen, die nicht als Lehrlinge eintraten, 
Lehrzeugnisse ausstellt, es lässt sich 
dann nichts dagegen sagen, wenn sich 
Personen als Gärtner geriren, die nichts 
gelernt haben und nichts verstehen und 
man wird sich nicht veranlasst sehen, 
letztere von ersteren zu unterscheiden. 
Nur der Ersparniss halber wird man vor- 
ziehen, statt der Arbeiter solche soge- 
nannte Gärtnergehülfen zu engagiren, 
die, wiederum der Ersparniss halber, von 
Prineipalen massenhaft in die Welt ge- 
schickt werden. 

Dass es keine leichte Aufgabe ist, 

IL, 1870, 


49 


diese jammervollen Zustände zu heben, 
ist nicht zu verkennen; dennoch glaube 
ich, dass vor Allem gärtnerische Gesell- 
schaften denselben durch Wort und That 
erfolgreich entgegenwirken und deren 
Beseitigung endlich herbeiführen könn- 
ten. — Und wenn man zur Ausbildung 
junger Gärtner, wie es in $. 1 des be- 
treffenden Reglements heisst, anstatt des 
Examens einen Uniterrichtseursus setzen 
wollte, so würde man, nach meiner Mei- 
nung, das Richtige getroffen haben, was 
mit Sicherheit in der wumfassendsten 
Weise bildend einzuwirken nicht verfeh- 
len könnte. 

Die Art und Weise dieses Unter- 
richtes, sowie die zweckmässigste Ein- 
richtung solcher Curse überhaupt um- 
fassend erörtern zu wollen, dürfte zu 
weit gegriffen sein. Wenn dieser Ge- 
danke jemals zur Wirklichkeit werden 
sollte, wird sich das Zweckmässigste 
von selbst herausstellen. — Es 
würde sich jedenfalls empfehlen, die nö- 
thigen Schulkenntnisse zur Bedingung 
der Aufnahme in den Cursus zu machen. 
Diese von Gärtner- und Gartenbau-Ver- 
einen zu gründenden Unterrichts - Curse 
würden sich eines äusserst lebhaften 
Zuspruches zu erfreuen haben, und ich 
bin überzeugt, dass die Theilnehmer in 
Berlin nach Hunderten zählen würden. 
Die Mitglieder der Vereine würden nicht 
umhin können, ihre Leute zum Besuche 
des Cursus zu veranlassen und das Bei- 
spiel würde dann weiter wirken. Es 
würde das Ehrgefühl eines Prineipals 
berühren, wenn man seine Gehülfen und 
Lehrlinge als unreif zurückwiese, und 
er würde, um dies zu vermeiden, auf 
die Wahl seiner Leute nothwendiger- 
weise grössere Sorgfalt verwenden müssen. 

Unsere Gärtner - Lehranstalten kön- 
nen verhältnissmässig nur Wenige auf- 
nehmen, und wie vielen offenen Köpfen 

4 


schon 


50 


ist es unmöglich, dieselben zu besuchen; 
Unterrichts-Curse aber können überall 
eingerichtet werden. Zöglingen eigent- 
licher Anstalten macht man oft, zuweilen 
vielleicht mit Recht, den Vorwurf, dass 
sie unpraktische Theoretiker seien; aus 
den Cursen aber würden theoretische 
Praktiker und also tüchtige Gärtner her- 
vorgehen; dieselben würden beliebt und 
gesucht sein, gut bezahlt und geachtet 
werden, und sind erst diese Curse überall 
zum Durchbruch gekommen, so wird 
man bald allgemein keinen als ordent- 
lichen Gärtner anerkennen, der nicht 
auf einer höheren Bildungsstufe steht, 
der neben der Kenntniss der praktischen 
Handgriffe nieht auch in die Theorie 
seines Faches gründlich eingeweiht ist. — 
Jetzt findet gerade das umgekehrte Ver- 
hältniss des eben Gesagten statt. — 

Die Aeusserung eines Gärtners, dass 
er lieber einen jungen Menschen aus 
der Schule als von der Schule in sein 
Geschäft als Lehriing aufnehme, em- 
pörte mich vor Jahren auf’s Tiefste; 
heute erkläre ich mich in einer Hinsicht 
mit ihm einverstanden, nicht etwa dass 
ein Lehrling möglichst unwissend sein 
sollte, sondern dass er möglichst jung 
eintrete, wenn ihm nur Mittel und An- 
regung zu seiner Weiterbildung gegeben 
werden, 

Etwas diesen mir vorschwebenden 
Cursen Aehnliches besteht meines Wis- 
sens in Deutschland nicht, wohl aber in 
Frankreich. In Angers ist es der cours 
d’arborieulture, der von der Gartenbau- 
Gesellschaft zu Angers, wenn ich nicht 
irre, gegründet ist und auch unterhalten 
und geleitet wird. Ein Mr. Constant 
Lemoine ist als Lehrer angestellt, der 
Sonntag Morgens mehrere Stunden prak- 
tisch und theoretisch in dem eigens zu 
diesem Zwecke angelegten Muster-Form- 
baum - Garten unterrichtet. 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


nehmern wird, um sich privatim zu un- 
terrichten und das Gesagte zu repetiren, 
ein kleines, von Mr. Lemoine in Fragen 
und Antworten geschriebenes Werkchen 
unentgeldlich verabfolgt. Der Unterricht 
ist ebenfalls unentgeldlich. Dieses, ob- 
gleich äusserst nützliche Institut ist aber, 
da es nur den Obstbau zu fördern be- 
stimmt ist, für unsere Zwecke zu ein- 
seitig. Doch auch zur Förderung des 
Obstbaues wird diese sonst ganz vor- 
treffliche Einrichtung wenig beizutragen 
vermögen, so lange nur wenige der Zög- 
linge ihr Werkehen lesen, die meisten 
nur nothaürftig entziffern und viele gar 
nicht enträthseln können. — In Paris 
hält im Jardin des plantes Mr. Carriere 
Vorträge, an denen die Gehülfen des 
Gartens sich unentgeldlich betheiligen 
können; inwieweit dieselben öffentlich 
sind, vermag ich nicht zu sagen. Ausser- 
dem bestehen noch verschiedene Privat- 
curse, wie z. B. von Lepere, Chevalier, 
in Montreuil ete. Mr. Lepere lässt sich 
von jeder Person für jeden Vortrag mit 
1 Frc. honoriren. — In Paris ist für 
die Ausbildung der Gärtner, soviel mir 
bekannt, sonst gar nichts gethan. Zwar 
legt sich die Muette, gleichsam zum 
Spott, den Namen einer Gärtner-Lehran- 
stalt bei, verdient denselben aber durch- 
aus nicht, da ihr alle, eine Gärtner- 
Lehranstalt charakterisirenden Merkmale 
fehlen. Ich halte diese Berichtigung 
nicht für überflüssig, da es eine in 
Deutschland vielfach verbreitete irrthüm- 
liche Meinung ist, dass die Muette eine 
Gärtner-Lehranstalt sei. Die Muette ist, 
um mich dieses Ausdruckes zu bedienen, 
eine Pflanzenfabrik, und Fabriken sind 
keine Bildungsanstalten! — 
Schliesslich habe ich noch der Mühe 
des Herrn Hofgärtners Jäger zu gedenken, 
die, wie mir von mehreren seiner frühe- 


Den Theil- | ren, ihm zu Dank verpflichteten Zög- 


' vr 


linge mitgetheilt wurde, Herr Hofgärtner 
Jäger auf die Ausbildung seiner Lehr- 
linge verwendet. Ebenso muss ich die 
Bemühungen des Herrn Garten-Inspektors 
Bouch& in Berlin dankend anerkennen, 
der nicht nur jede Gelegenheit wahr- 
nimmt, Gehülfen und Zöglinge zu be- 
lehren, sondern auch für dieselben wäh- 
rend der Wintermonate das gesammte 
Gebiet der Gärtnerei umfassende Vor- 
träge hält. Auch diese Beispiele dürften 
in hohem Grade Nachahmung verdienen. 

Indem ich Vorstehendes der Oeffent- 
lichkeit übergebe, halte ich es nicht für 
unwahrscheinlich, dass mir einige Stellen 
über Missstände und Missbräuche als 
unzart ausgelegt werden; indess, ich 
habe weder eine Unwahrheit gesagt, 
noch etwas übertrieben, vielmehr hätte 
ich, ohne die Wahrheit zu verletzen, 
recht wohl mit noch grelieren Farben 
zeichnen können. Ich halte es für noth- 
wendig, dass solche Uebelstände, wie 


ich sie geschildert, obgleich wohl allge- | 


Originalabhandlungen. 


51 


mein bekannt, öffentlich und laut aus- 
gesprochen werden. 

In meinen ausgesprochenen Gedan- 
ken zur Errichtung von Unterrichts- 
Cursen das Vollkommenste gegeben zu 
haben masse ich mir keineswegs an, 
sondern gebe vielmehr diese Angelegen- 
heit Allen, besonders Gärtner- und Gar- 
tenbau-Vereinen zur Erwägung und wei- 
teren Ausführung anheim. Ich kann 
mich der Hoffnung nicht verschliessen, 
dass sich gärtnerische Gesellschaften fin- 
den werden, die die von mir angeführ- 
ten und sonstigen Missstände und Miss- 
bräuche bekämpfen und unterdrücken 
und sich die, vielleicht mit einigen Opfern 
verbundene, aber ehrenhafte, dankens- 
werthe und lohnende Aufgabe stellen 
werden, durch Gründung von Unterriehts- 
Cursen und andere geeignete Mittel eine 
Generation tüchtiger, gebildeter, prakti- 
scher Gärtner heranzuziehen, 

Berlin im December 1869. 
HA. Lindemuth, 


6) Vietoria regia im Bot. Garten 


In Europa verhält sich Victoria re- 
gia wie eine annuelle Pflanze. In Wahr- 
heit scheint dieselbe aber nach den uns 
aus Adelaide von Hrn. R. Schomburgk 
vorliegenden Nachrichten eine mehr- 
jährige Pflanze zu sein. Während bei 
uns in Petersburg kräftig blühende Pflan- 
zen schon Anfang September zu blühen 
aufhören und mit Eintritt der kürzeren 
Tage im October sowohl alte als auch 
junge noch in Töpfen stehende Pflanzen 
bei Anwendung aller Sorgfalt absterben, 
verhält sich diese Pflanze unter Einfluss 
des subtropischen Klimas von Adelaide 
in Süd- Australien ganz anders. 


2u Adelaide in Süud- Australien. 


andere Verhalten ist aber nicht eine 
Folge des Rinflusses der Wärme, denn 
auch in Adelaide ist der Victoria ein 
besonderes Gewächshaus wie bei uns in 
Europa gebaut worden, — sondern ledig- 
lich Folge des Lichteinflusses. In Peters- 
burg unterm 60° n. Br. hört das Blühen 
der Vietoria Anfangs September (a. St.) 
oder Ende September (n. St.) auf. In 
Deutschland hält die Blüthezeit schon 
um 4—6 Wochen länger an. 

Im Bot. Garten zu Adelaide ward 
der Victoria 1868 ein Gewächshaus ge- 
baut. Am 15. November 1868 begann 


Dieses | solche zu blühen und blühete bis zunı 


4*® 


9 


nd 


A) 


2. Novbr. 1869 unaufhörlich weiter, so 
dass sie in diesem Zeitraum 112 Blüthen 
brachte, Während der Blüthezeit wur- 
den die Blätter kleiner, indem sie von 
61/, Fuss Durchmesser auf 5 Fuss zu- 
rückgingen und ebenso verloren sie den 


Gartenilora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


aufwärts gekrüämmten Rand. Nach dem 
Abblühen zeigte die Pflanze wieder eine 


| kräftigere Vegetation, indem die Blätter 


wieder grösser wurden und auch wieder 
den eigenthümlichen aufwärts gekrümm- 
ten Rand bildeten, (E. R.) 


Se 5 une Ener, 


7) Verwendung krautartiger Pflanzen, besonders Lysimaehia 
Nummularia als Uferbedeckung. 


Es kommt in allen Landschaftsgär- 
ten vor, dass im Sommer der Wasser- 
stand künstlicher Seen und Teiche so 
niedrig wird, dass ein nackter Strand 
entsteht, welcher einen hässlichen Grenz- 
strich zwischen Wasser und begrünten 
Ufern bildet. Da dieses Uebel fast nie 
durch Zufluss von Wasser beseitigt wer- 
den kann, so muss auf Deckung dieses 
rohen Bodens gesehen werden. Ich habe 
zu diesem Zwecke das Sumpfvergiss- 
meinnicht, Myosotis palustris, verwendet 
gesehen und selbst verwendet, habe aber 
gefunden, dass es den Zweck zur un- 
vollkommen erfüllt. Besser ist Festuca 
(Glyceria) fluitans, ein Gras, dessen 
lange breite Blätter bei hohem Wasser- 
stand schwimmen und das Wasser bis 
8S—10 Fuss vom Ufer bedecken, bei sin- 
kendem Wasser aber sich anf den Bo- 
den legen und diesen förmlich bedecken, 
so vollständig, wie keine andere Pflanze. 
An kleinen Wasserstücken kann man 
die nicht schönen sehr hohen Blüthen- 
stengel abschneiden, es legen sich je- 
doch dieselben bei Trockenheit ebenfalls 
graziös im Bogen abwärts. Beträgt die 
im Sommer trockengelegte Teichfläche 
in der Breite nicht über zwei Fuss, so 
gibt es keine schönere Pflanze, als Ly- 
simachia Nummularia, Pflanzt man da- 
von eine Einfassung dicht an den Was- 
serrand, so legen sich die reichbeblät- 


| 


terten Stengel bei sinkendem Wasser 
abwärts, hängen an hohen Ufern sogar 
senkrecht herab, bedecken das hässliche 
nackte Ufer und schützen zugleich die 
blosgelegsten Wurzeln am Ufer gegen 
Vertroeknen. L. Nummularia hat ein 
helles freudiges Grün, breitet die gros- 
sen fast runden Blätter ganz wie zur 
Decke gemacht nach zwei Seiten aus, 
und zeigt die grossen gelben Blumen 
in Menge, gleichsam wie goldene Perlen 
auf einem grünen Bande aufgereihet, 
Natürlich ist dieser Schmuck nur vom 
gegenüberliegenden Ufer und vom Was- 
ser zu sehen, wie ja auch die Hässlich- 
keit nur von dieser Seite auffällt. Für 
kleine Wasserstücke empfehle ich Lysi- 
machia Nummularia ausschliesslich, sie 
wird aber noch gewinnen, wenn neben 
den gelben Blumen hie und da die him- 
melblauen des Vergissmeinnicht erschei- 
nen, Für grosse Uferflächen sollte man 
als Hauptpflanze die Festuca anwenden, 
die beiden genannten aber nicht aus- 
schliessen. Lysimachia Nummularia fin- 
det sich auf den meisten feuchten Wie- 
sen, wo sie wegen unliebsamer Ausbrei- 
tung nicht gern gesehen ist, und man 
findet sie am leichtesten nach der Heu- 
ernte, indem die liegenden Stengel meist 
der Sense entschlüpfen. Auch Festuca 
fluitans ist allgemein verbreitet. J. 


TI, Neue Zierpflanzen.. 


53 


s) Homalonema singaporense Rgl. 


Wir erhielten diese Art als H. spe- | läufig noch als Art. 


cies e Singapore aus dem Botanischen 
Garten in Berlin. Dasselbe steht dem 
H.rubescens Knth. ausserordentlich 
nahe, ja so nahe, dass man solches mit 
gleichem Rechte als Form desselben be- 
trachten könnte. Da aber bei den Aroi- 
deen später bei der definitiven Fesstel- 
lung der Arten ein ganz anderer Maass- 
stab für die specifischen Unterschiede 
angenommen werden muss, als dies von 
Schott und Anderen geschehen ist, so 
unterscheiden wir unsere Pflanze vor- 


Von H. rubescens 
unterscheidet sie sich durch nur am 
Grunde röthliche Blattstiele, nach der 
Spitze des Blattstieles geht die Färbung 
allmälig in ein etwas ins röthliche schim- 
merndes ÖOlivengrün über. Blattfläche 
dunkelolivengrün, unterhalb etwas heller. 
Der Blüthenkolben ist stets von der 
Blüthenscheide ganz umschlossen und 
um ungefähr !/, kürzer als diese. — 
Alles andere stimmt mit H. rubes- 
cens gänzlich überein. (E. R.) 


ll. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 


1) Pelargonium zonale Victovre de Lyon. 
Eine gefüllt blühende Sorte, erzogen vom 
Herrn Sisley. Die zahlreichen Blumen der 
Dolde dicht gefüllt, von johannisbeerrother 
Färbung mit violetter Nüancirung. Blätter 
schwach gezont. Diese Sorte zeichnet sich 
durch die durchaus neue Färbung aus. 


2) Pelargonium zonale Clemence Royer. 
Gleichfalls von Herrn Sisley erzogen. Die 
gefüllten schön rosarothen Blumen stehen 
in grossen Dolden, besitzen gleichsam eine 
violette Nüaneirung. — 

Beide Sorten werden von Herrn Han- 
delsgärtner Alegatiere in Lyon ausge- 
boten. — 


3) Gymnothrix latifolia Schulies. Eine 
Graminee aus Montevideo, von wo einige 
lebende Exemplare an den Garten des Mu- 
seums in Paris gesendet wurden und zwar 
durch Herrn A. Lasseaux, welcher seit 17 
Jahren sich dort angesiedelt hat. 

Es ist eine perennirende Pflanze von 


haften Boden ins freie Land gepflanzt wer- 
den die Schafte bis 10 Fuss hoch, besetzt 
mit überhängenden Blättern von mehr als 
1 Fuss Länge und 1—2 Zoll Breite. Das 
Grün der Blätter ist lebendig, mit helleren 
weisslichen Mittelnerven. Die in dichten 
Aehren stehenden Blüthen erscheinen selbst 
im Pariser Klima erst spät im Herbste, so 
dass dieses Gras nur als schöne grüne De- 
corationspflanze zu empfehlen ist. Ob die- 
ses schöne decorative Gras, dessen Stengel 
jährlich absterben, im Klima von Paris im 
freien Lande aushält, darüber liegen noch 
keine Erfahrungen vor. Bei uns muss das- 
selbe schon im Kalthause überwintert und 
im Frübjahre ausgepflanzt werden. 
(Revue hort.) 

4) Berichtigung. Die als Monopa- 
na Ghiesbreghti von uns beschriebene Ara- 
liacee (Grtfl. 1869 pag. 35 tab. 606 ist nach 
dem Monographen der Hederaceen, Herrn 
Berthold Seemann in London mit Oreopanax 
xalapense Dne. (Hedera xalapensis D. C.) 
synonym. Herr Seemann theilt uns mit, 


grossem decorativem Effect. In guten nahr- | dass uns ein Exemplar mit männlichen 


54 


Blüthen und zwar mit nicht ordentlich aus- 
gebildeten einjährigen und nur in einem 
Griffel ausgehenden Ovarien zur Untersuch- 
ung vorgelegen habe, während die Blumen 
mit vollkommen weiblichen Fructifications- 
organen aus einem Fruchtknoten mit 3—6 
Griffeln und Fächern bei Oreopanax bestehen. 

Wir erkennen die Richtigkeit der Be- 
merkungen des Herrn Dr. Seemann an und 
redueiren unsere Monopanax also auf Oreo- 
panax zalapense Morr. et Dne. in Revue 
_hort. 1854 pag. 108. 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Ferner gaben wir pag. 112 der Garten- 
flora 1869 eine Berichtigung zu Herrn Pitt’s 
Artikel. Von den erwähnten Pflanzen sen- 
dete uns Herr Jäger getrocknete Exemplare 
der Achillea umbellata ein, welche wir als 
die ächte Achilleau umbellata Sibth. et Sm. 
anerkennen. Bei der Berichtigung von Ar- 
temisia spec. de St. Petersbourg schrieben 
wir aus Versehen Artemisia procera, wäh- 
rend es Artemisia scoparia Walst. et Kit. 
heissen muss. (E. R.) 


II. Notizen 


3) Bericht über die Zucht des Ei- 
chenspinnersim Jahre 1869 von dem 
Gartenbau-Verein in Bamberg. Seit 


dem Jahre 1865 werden von der Gattin un-! 


seres Vereinsmitgliedes, Herrn Oberpostmei- 
sters Baumann dahier, Zuchtversuche mit 
dem japanesischen Eichenspinner Bombyx 
Yama-mayu gemacht, welche bisher stets 
von günstigem Erfolge begleitet waren. 

Im verflossenen Jahre wurden bei die- 
ser Zucht ungefähr 12,000 Eier erzielt, von 
welchen gegen 8000 an verschiedene Zucht- 
liebhaber in Bayern, Baden, Oesterreich, 
Norddeutschland, Russland und der Schweiz 
abgegeben und ungefähr 4000 zur Fortsetz- 
ung der eigenen Zuchtzurückbehalten wurden. 

Diesen Zuchtversuchen diente im Allge- 
meinen das Verfahren zur Grundlage, wel- 
ches in der Brochüre des Herrn Öberpost- 
meisters Baumann: „Die Zucht der japane- 
sischen Seidenraupe Bombyx Yama- mayu 
1865 bei Buchner in Bamberg“ näher be- 
schrieben ist und sämmtliche Zuchtversuche 
in und ausser Bayern, bei welchen die in 
dieser Brochüre gegebene Anleitung sorg- 
fältige Beachtung fand, hatten sich, soweit 
Nachrichten hierüber anher gelangt sind, 
eines sehr günstigen Erfolges zu erfreuen. 
Insbesondere hat hiebei der hier gezogene 
Same als sehr gesund und lebenskräftig sich 
erwiesen und verhältnissmässig weit mehr 


Raupen geliefert als der direet aus Japan 
importirte zu liefern pflegt. 

Die Bamberger Zucht wurde heuer auf 
das 4!/, Stunden von hier entfernte Dort 
Unterleiterbach verlegt, woselbst ein nahes 
Eichenwäldchen zugleich die Gelegenheit bot, 
mit einigen Raupen auch einen Zuchtversuch 
im Freien anzustellen. Dieser Versuch hat 
den Beweis geliefert, dass der japanesische 
Eichenspinner in unserem Klima auch im 
Freien bestens gedeiht und keinerlei Schutzes 
gegen die Unbilden der Witterung bedart. 
Die zur Freizucht bestimmten Raupen wur- 
den nämlich unmittelbar nach dem Auskrie- 
chen bereits in der letzten Woche des Mo- 
nats April theils an niedere, theils an höhere 
Eichenstauden des Wäldehens gebracht, de- 
ren Blätterknospen eben aufgebrochen wa- 
ren, und sie entwickelten sich daselbst trotz 
der häufigen Regen und Stürme, sowie der 
mehrmals eingetretenen heftigen Fröste, 
durch welche selbst das Laub Schaden litt, 
eben so schön und gesund, wie die im Zim- 
mer gezogenen Raupen. 

‘Weder an den im Freien noch an den 
in den Zimmern zu Unterleiterbach gezoge- 
nen Raupen hat sich irgend eine Krankheits- 
erscheinung gezeigt; jedoch sind von den letz- 
teren eine ziemlich grosse Anzahl in Folge von 
Verwundungen durch grosse Spinnen, Umfallen 
der Wasserkrüge, durch Zertreten etc. etc. zu 


IV. Literatur, 


Grunde gegangen und von den ersteren 
einige durch die Vögel verzehrt worden. 
Ungeachtet dieser Verluste lieferte die 
Zucht noch immer gegen 3000 Cocons. 
Durch diese bis in die fünfte Generation 
fortgesetzten, ununterbrochen günstigen 
Zuchtversuche dürfte die Acclimatisations- 
fähigkeit des japanesischen Eichenspinners 
zur Genüge dargethan und die dringendste 
Aufforderung zur allgemeinen Verbreitung 
und namentlich zur Einführung der Freizucht 
gegeben sein, durch welche in jedem Dorfe 
jede Eichenstaude und jede Eichenhecke mit 
dem nützlichen Insekt belebt, die zur Ge- 
winnung der Lohrinde bestimmten Eichen- 
bestände vorher zur Weidenzucht ausgenützt 
und ganze Eichenwäldchen in ganze Eichen- 
plantagen ohne Beeinträchtigung ihrer son- 
stigen Erträgnisse umgewandelt werden 
könnten. Wir glauben daher die allgemeine 
Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand len- 
ken zu sollen und erklären uns zugleich be- 
reit, Bezug von Yama-mayu-Eiern bester 


55 


Qualität um den Preis von 2 Thir. per Hun- 
dert und von 12 Thlr. per Tausend zu ver- 
mitteln. 


2) Der landwicthschaftliche Verein zu 
Ghistelles hat einen Preis von 1000 Frances 
ausgesetzt für das Auffinden eines perennen 
Hybriden, einerseits unter den Gramineen: 
Elymus arenarius, E. philadelphieus, Triti- 
cum acutum, T. pungens, Ammophila arena- ® 
ria oder unter andern Species aus der Gruppe 
Agropyrum, — und.andererseits unter dem 
Roggen, Weizen, Hafer, Gerste. — — Der 
Zweck dieser Preisausschreibung besteht 
darin, die reichlich an der westlichen Küste 
Frankreichs wildwachsenden Pflanzen mit- 
telst künstlicher Befruchtung verwenden zu 
können. Der Concurs wurde schon im Oc- 
tober 1868 ausgeschrieben, dauert aber auf 
fünf 'nachfolgende Jahre. — Preisbewerber 
können die Erfolge ihrer Untersuchungen 
dem Vereine vorlegen, sobald sie überzeugt 
sind, den Zweck erlangt zu haben. (S—r.) 


VW, Literatur. 


1) H. Jäger, die Baumschule. Vollstän- 
dige Anleitung zur Anzucht der Obst- 
bäume zum Betriebe der Baumschule 
im Grossen und Kleinen, sowie Ge- 
winnung neuer Obstsorten aus Samen. 
Dritte vermehrte und verbesserte Auf- 
lage. Leipzig bei Otto Spamer, 1868. 


Wir haben die früheren Auflagen dieses 
Werkes in der Gartenflora schon besprochen 
und wie alle die zahlreichen Gartenbücher 
unseres geehrten Freundes als guten prak- 
tischen Rathgeber für alle Fälle schon em- 
pfehlen können, In dieser 3. Auflage sind 
eine Menge von neueren Erfahrungen im 
Gebiete des Obstbaues noch aufgenommen, 
sowie solche auch durch zahlreichere Ab- 
bildungen illustrirt ist. 

Sehr anzuerkennen ist es, dass der Ver- 


fasser die Quellen eitirt, denen er seine Zu- 
sätze entnimmt und wodurch er für sein 
Werk eine seltene Vollständigkeit in Bezug 
auf das was in der Richtung des Buches in 
der neuesten Zeit gethan und empfohlen 
worden ist, erzielt hat. 

Für den unerfahrenen Gartenfreund wäre 
es wohl wünschbar gewesen, wenn bei der 
Fülle des Stoffes der Verfasser erst seine 
Ansicht und dann andere Ansichten gleich- 
sam als Anfang für die, welche Versuche 
machen wollen, gegeben hätte. Nehmen wir 
als Beispiel die Wildlinge, so werden da 
z. B. für den Apfel und die Birne neben 
den Kernwildlingen und den für Zwergobst 
allgemein gebräuchlichen Sorten mehrere 
aufgeführt, die wenigstens nach unseren Er- 
fahrungen viel schlechtere Resultate geben. 
So für den Apfel der Pyrus baccata (die 


56 


Veredlungen nehmen schlecht an und an 
der Veredlungsstelle bildet sich später ein 
dicker Wulst), für die Birne der Weissdorn 
(die Veredlungen wachsen gut an, gehen 
später aber im üppigsten Wachsthum oft 
schnell zurück). Ferner sind als Unterlagen 
tür Birnen aufgeführt die Eberesche (Pyrus 
aucnparia), der Elsbeerbaum (Pyrus tormi- 
nalis), ferner Pyrus intermedia, Cotoneaster 
vulgaris, Amelanchier vulgaris und Pyrus 
arbutifolia, welches doch alles Unterlagen 
"sind, die entweder schwierig annehmen oder 
gleich dem Crataegus nicht dauerhafte Bäume 
liefern. Jedenfalls stehen solche weitaus den 
Kernwildlingen, dem Doucin- und Paradies- 
apfel etc. und der Quitte als Unterlagen 
nach und auch der geehrte Verfasser würde 
bestimmt diese andern nicht als Unterlagen 
wählen. 

Dass solche zur Vollständigkeit der Ar- 
beit aufgeführt billigen wir, wir vermissen 
aber den entschiedenen Rath, derartige Wild- 
linge gar nicht oder nur zu Versuchen an- 
zuwenden und so lange nicht bewährte Er- 
fahrungen vorliegen, die altbekannten und 
bewährten Unterlagen zu wählen. 

Wir geben diese Bemerkungen zu denı 
vortreffllichen in Rede stehenden Buche mehr 
nur deshalb, um den Herrn Verfasser zu 
überzeugen, dass wir sein Buch mit dem 
grössten Interesse eingeschen und empfehlen 
es gleich allen Werken unseres geehrten 
Freundes und Mitarbeiters zur allgemeinsten 
Anschaffung. (E. R.) 


2) W. Ulrich, Englische und französi- 
sche Gartensprache, oder Hülfsbüch- 
lein für Kunst- und Handelsgärtner 
bei geschäftlicher Anwendung eng- 
lischer und französischer Ausdrücke. 
Weimar 1869, bei Fr. Voigt. 


Es ist bekannt. dass in der Sprache 
eines jeden Geschäftes im Laufe der Zeit 
eine Menge fachlicher Ausdrücke sich ein- 
bürgern, welche in keinem Lexikon eine Be- 
rücksichtigung finden. Das vorliegende 
Büchlein berücksichtigt gerade derartige 
Worte und Redensarten und stellt, besonders 
die geschäftliche Correspondenz betreffend 
ganze Sätze in allen 3 Sprachen nebenein- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


ander. Somit bildet die in Rede stehende. 
Schrift für jeden Gärtner, der nicht längere 
Zeit in Frankreich und England lebte, ein 
sehr nützliches Hülfsbüchlein. Noch nütz- 
licher und leichter gebräuchlich würde sol- 
ches sein, wenn demselben für die deutsche 
Sprache ein kurzer alphabetischer Index an- 
gehängt sein würde. Für eine folgende 
Auflage empfehlen wir das dem Herrn Ver- 
fasser. (E. R.) 


3) E. Lucas, Director des Pomologischen 
Instituts zu Reutlingen. Taschenbuch 
für Pomologen, Gärtner und Garten- 
freunde. 8. Jahrgang und 9. Jahrgang. 
Ravensburg bei Eugen Ulmer. 


Es liegen uns die beiden letzten Jahr- 
gänge dieses von uns wiederholt angezeig- 
ten Taschenbuches vor. Dasselbe gibt den 
Lehrplan des Pomologischen Instituts, im 
Anhange das vollständige Verzeichniss der 
abgebbaren Gegenstände und den Kern bil- 
den Erfahrungen über Obstbau, die im In- 
stitute zu Reutlingen gemacht wurden. Letz- 
tere werden theils von den Lehrern, theils 
von den Zöglingen mitgetheilt und geben 
das lebhafteste Zeugniss, dass unseres ge- 
ehrten Freundes reger Sinn und unermüd- 
licher Eifer für die Fortschritte des Obst- 
baues im ganzen Pomologischen Institut zu 
Reutlingen herrscht. Der Athem der Liebe 
und der Freude, mit dem alles in die Hand 
genommen wird, durchweht alles und gibt 
uns das erfreuliche Zeugniss der einfluss- 
reichen und aufopfernden Thätigkeit des Dr. 
Lucas, dessen Institut seine segensreiche 
Wirksanıkeit auf immer weitere Kreise aus- 
breitet. 

In Reutlingen fand 1867 auch die letzte 
AllgemeineDeutsche Obst- und Trau- 
ben-Ausstellung statt, verbunden mit 
einem Pomologischen Congress. Wir sagen 
die letzte, denn die Hamburger Ausstellung 
gehört in das Gebiet der grossen Internatio- 
nalen Ausstellungen, verbunden mit gross- 
artigem Volkstest. 

Als Resultate des Congresses in Reut- 
lingen tragen wir nur ein paar Bemerkungen 
nach: 

Lucas erklärte gegenüber den Klagen, 


IV. Literatar. 


* 


dass Veredlungen auf Quitte schlecht an- 
nähmen, man möge die stark treibenden 
Varietäten der Metzer-Quitte und der von 
Angers als Unterlage verwenden und diese 
auf kräftigen Boden pflanzen, dann wären 
die Resultate bessere. 

Im Allgemeinen werden Wildlinge von 
Aepteln und Birnen und zwar von Holzäpfeln 
und Feldbirnen empfohlen. Wir nehmen 
Anlass, dagegen ein Wort einzulegen. Man 
spricht so häufig von den Wildlingen von 
Holzäpfeln und Feldbirnen. Wir sind der 
Ansicht, dassin Wahrheit solche sehr selten 
in Anwendung kommen und auch gar keine 
besseren Resultate, als die Wildlinge von 
allen Sorten von Most- und Schnitz- Obst 
geben. Letztere liefern bei ihrer Verwen- 
dung die Hunderte von Centnern von Ker- 
nen, welche jährlich von den Samenhandl 
lungen vertheilt werden, nicht aber Holz- 
äpfel und Holzbirnen, die ja ebenfalls nur 
als Flüchtlinge der Cultur in unsere Wälder 
und Felder übergegangen, betrachtet werden 
müssen. Wer wollte denn die Massen von 
Samen schaffen, wenn wirklich für die Folge 
nur Wildlinge von Holzäpfeln und Holzbir- 
nen verwendet werden sollten. 

Unsere Versuche hier in einer rauhen, 
ja der rauhesten nordöstlichsten Versuchs- 
station für unsern Obstbau haben uns all- 
mälig gelehrt, die gleichsam mit den ersten 
Begriffen eingesogenen Vorurtheile und ein- 
geschleppten falschen Bezeichnungen für 
ganz andere Dinge abzustreifen. Je mehr 
wir uns in dieser Beziehung von altlıerge- 
brachten Ideen emaneipiren, je besser ist 
das für das Fortschreiten auf dem Boden 
der Wissenschaft und praktischen Fort- 
schritte. — 

Je näher der Apfel dem ursprünglichen 
wilden Zustande, je schlechtere Resultate 
liefern die von demselben genommenen 
Kerne zur Aussaat als Wildlinge, das ist die 
gegentheilige Erfahrung, die wir gemacht. 
Als wilde Stammform des Apfels betrachten 
wir Pyrus prunifolia Willd. und P. baccata L. 
Letzteren speciell als Stammform für die 
Russischen Klaräpfel. Wildlinge beider neh- 
men bei der Veredlung schlecht an, behal- 
ten ein schwächeres Wachsthum als die auf- 


57 


gesetzte Sorte und darum bildet sich an der 
Veredlungsstelle später eine wulstige An- 
schwellung. Das geht soweit, dass sogar 
die Formen von P. baccata und prunifolia 
besser auf gewöhnliche Apfelwildlinge, als 
auf sich selbst veredelt annehmen. 

Die besten und geeignetsten Wildlinge 
für unsere gewöhnlichen Hochstämme, das 
sind die Sorten, die in den speciellen Ge- 
genden am besten gedeihen, oder überhaupt 
als die härtesten und in Boden und Lage 
unempfindlichsten Sorten für die Cultur im 
Grossen anemptohlen werden, wie gerade 
das Most- und Schnitzobst, von dem in Wahr- 
heit ®°/,oo der in Handei befindlichen Samen 
stammen. 

Ein zweiter, gleichfalls durch alle Bü- 
cher hindurchgehender, auf reiner Annahme 
beruhender Irrthum ist der der Abänderun- 
gen, denen die aus edlen Sorten erzogenen 
Wildlinge ausgesetzt sein sollen, sowie deren 
Neigung, zum wilden Zustande zurückzu- 
kehren. 

Wer, {ragen wir, hat von den Herren 
Pomologen in dieser Beziehung bis jetzt ge- 
nau controllirte Versuche gemacht? 

Unter solchen genau controllirten Ver- 
suchen verstehen wir solche, wo die Samen 
von bestimmten und einzeln stehenden Sor- 
ten, so dass solche nicht durch nebensiehende 
Bäume beiruchtet sein können, genommen 
sind. $ 

Solche Samen müssen besonders ausge- 
säet und unter ähnlichen Culturbedingungen 
wie die Mutterpflanze erzogen werden, und 
dann stellen wir gerade die enigegenstehende 
Ansicht auf, dass wohl eine geringe Varia- 
tion, aber kein Zurückgehen zum wilden 
Zustande stattfinden wird!! 

Wo dagegen derartige Versuche unter 
dem Einfluss ganz anderer Einflüsse gemacht 
werden, da wird allerdings eine Abänderung 
eintreten, nämlich eine von Klima, Cultur 
und Boden bedingte, wie ja sogar unsere 
als Individuum fortgepflanzien Sorten unter 
anderen Verhältnissen, d. h. z. B. als Hoch- 
stamm, Spalier, Zwergstamm, auf gutem und 
nahrungslosem Boden, in günstigem und un- 
günstigem Klima Früchte liefern, die selbst 
der geübte und bewanderte Pomologe kaum 


58 


auf die gleiche Abstammung zurückführen 
kann. 

Wir werden diesen Gegenstand in der 
Kürze einlässlicher besprechen und kehren 
damit zum Pomologen-Congress zurück. 

Für die Kirschen wird möglichst zeitige 
Veredlung, schon Ende Februar, empfohlen. 
Bei Aprikosen empfiehlt Maurer, nur den 
untersten Theil des Edelreises zu verwenden 
und die Veredlung in ein Moosbüschel ein- 
zuhüllen. 

Auf den mannichfachen anderweitigen 
Inhalt des Taschenbuchs können wir nicht 
näher eintreten, da müssen wir unsere Leser 
bitten, sich dieses nützliche Buch für billi- 
gen Preis selbst anzuschaffen und sich die 
Perlen der Erfahrung für ihre eigenen Cul- 
turen anzueignen. (E. R.) 


4) Allgemeine Samen- und Pflan- 
zen-Ofterte, herausgegeben von B. 
Thalacker in Erfurt, 


Es ist das ein für den Vertrieb von 
Pflanzen und Samen, für Stellengesuche von 
Gärtnern etc. sehr nützliches Unternehmen 
sowohl für Gärtner als Pflanzenfreunde. Er- 
scheint 2 Mal im Monat und alle zur Auf- 
nahme bestimmten Anzeigen sind Herrn B. 
Thalacker einzusenden. Die Petitzeile zu 
40 Buchstaben wird mit 4 Sgr. honorirt. — 
Unter den Anzeigen kommt auch maänches 
Curiosum. So zeigt Herr M. Krippernick 
ein grosses Lager von Alpenpflanzen an und 
nennt 10 Arten. Von diesen genannten 10 
Arten ist nur Cyclamen europaeum eine 
Alpenpflanze, alles andere keine, darunter 
auch 2 (Primula aurea und Digitalis aurea) 
Arten, wo man sich erst erkundigen muss, 
was für Pflanzenarten damit gemeiut sind. 

(E. S.) 


5) Dr. M. Meitzen, Plan einer chemi- 
schen Lehrmethode für Industrielle. 
Leipzig 1867, bei E. H. Mayer. 


Das Schriftchen zeigt die Nothwendig- 
keit des Studiums der Chemie für Indu- 
strielle.. Der Verfasser gibt in demselben 
die Darstellung der Methode die er selbst 
anwendet und sagt, wenn der Lernende 
4 Mal in jeder Woche und dann jedes Mal 


EEE 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


2—3 Stunden nach einander nach dieser 
Methode Unterricht erhalte, er nach einem 
Jahre so weit sein würde, sich selbstständig 
fortzuhelfen. (E. R.) 


6) E. Lucas, Kurze Anleitung zum Obst- 
dörren und zur Musbereitung. Dritte 
Auflage. Ravensburg bei Eugen Ulmer, 
1869. 


Schon die erste Auflage dieses Schrift- 
chens fand die allgemeinste Anerkennung. 
Die folgenden Auflagen geben stets das Re- 
sultat der ferneren Versuche und der an 
verschiedenen Orten seitdem in grossem 
Maassstabe angewendeten Methoden. So ist 
dieses Schriftchen unseres geehrten Freun- 
des, das anfänglich schon vorzüglich, mit 
jeder Auflage noch besser geworden ist, 
jedem, der sich mit dem Dörren des Obstes 
oder mit der Bereitung von Mus aus solchem 
beschäftigen will, als ein treuer und gedie- 
gener Rathgeber zu empfehlen. (E. R.) 


7) E. Lucas, Kurze Anleitung zur Obst- 
cultur, als Leitfaden bei Vorträgen 
über Obstbau. Ravensburg bei E. 
Ulmer, 1869. 


In dem kurzen Zeitraum von 4 Jahren 
ist von der vorliegenden Schrift schon eine 
neue Auflage nothwendig geworden, der 
beste Beweis für deren Güte und Brauch- 
barkeit als Leitfaden zum Unterricht an Se- 
minarien und an Schulen, die dem Garten- 
bau, der Landwirthschaft gewidmet sind. 
Das Buch behandelt in kurzen Lehrsätzen 
alle Theile des Obstbaues und ist dieser 
neuen Auflage auch noch die Topfobstzucht 
beigegeben. Auf 4 grossen Tafeln ist das 
Nothwendigste erläutert, (E. R.) 


8) M. Seubert, Excursionsflora für 
Nord- und Mitteldeutschland. Ravens- 
burg bei Eugen Ulmer, 1869. 


Das Buch ist in klein Octav (Taschen- 
format). Vorausgesendet ist eine Uebersicht 
der Gattungen nach dem Linn@’schen Sy- 
steme. Die Bestimmung der Gattungen ist 
dadurch sehr erleichtert, dass solche nach 
scharfen und leichtfasslichen Charakteren 


IV. Literatur, 


nach analytischer Methode in jeder Classe 
wieder zusammengestellt sind. 

Die Arten sind wiederum mit kurzen 
Worten gut charakterisirt und wo die Gat- 
tungen zahlreichere Arten enthalten, sind 
solche wiederum zur leichteren Bestimmung 
nach allgemeinen Charakteren in Gruppen 
zusammengestellt. Eine mit vollster Sach- 
kenntniss und scharfer Kritik zusammenge- 
stellte Flora zur schnellen Bestimmung zwei- 
felhafter Arten auf Excursionen. (E. R.) 


9) E. Lucas, der Cider oder Obstwein. 
Ravensburg 1869, bei E. Ulmer. 


Der geehrte Verfasser hat mit diesem 
Sehriftchen wirklich eine Lücke in der Li- 
teratur ausgefüllt. Wohl gab es Schriften 
über diesen Gegenstand. Die einen berück- 
sichtigten aber nur locale Interessen, so dass 
sie keine allgemeine Verbreitung finden 
konnten, während andere zu sehr in das 
Gebiet der Wissenschaft hineinreichten, um 
als praktischer Leitfaden zur Bereitung des 
Obstweines dienen zu können. Unser ge- 
ehrter Freund Dr. E. Lucas gibt nun zuerst 
die Darstellung der in Frankreich, in Frank- 
furt und Schwaben, in der Schweiz und 
England gebräuchlichen Methoden, worauf 
er schliesslich eine allgemeine Darstellung 
einer rationellen Mostbereitung folgen lässt, 
die für jederman verständlich. 

Wer also Obstwein bereiten will, schaffe 
sich dieses wohlfeile Schriftchen (30 kr. das 
Exemplar) an und studire es. Darstellung 
eines bessern Obstweines aus der gleichen 
Waare ist die nothwendige Folge einer ra- 
tionellen Bereitung. (E. R.) 


10) M. Mizul, der Haus- Küchengarten, 
bei Dementieff in Petersburg. In Rus- 
sischer Sprache. 


Die erste vollständige Anweisung zur 
Pflege des Kiüchengartens. Dem Texte sind 
zur Erläuterung zahlreiche Holzstöcke bei- 
gedruckt. Der Russische Titel ist „Domaschny 
Agorod*. (E. R.) 


11) E. Lucas, die Lehre vom Banm- 
schnitt, Zweite Auflage mit 6 litho - 


59 


graphirten Tafeln und 106 Holzschnit- 
ten. Ravensburg bei E. Ulmer, 1869. 


Dieses Buch ist das Ergebniss langjähri- 
ger Versuche, die der Verfasser in seinem 
Pomologischen Institute zu Reutlingen an- 
stellte und ausführen liess. Die Lehren der 
Baumzüchter Frankreichs wurden für das 
deutsche Klima geprüft und nach den Ver- 
hältnissen, die das rauhere deutsche Klima 
bietet, wie besonders auch in Bezug auf 
Vereinfachung der Arbeit abgeändert. Hier- 
aus ist eine Anleitung zum Baumschnitt in 
Bezug auf die mannichfachen Formen von 
Zwerg- und Spalierobst hervorgegangen, wie 
solche für das mittlere Deutschland die vor- 
trefflichsten Resultate geliefert hat. 

Die in Rede stehende Schrift nimmt da- 
her in der Anleitung, die sie zu der Aus- 
führung der Arbeiten gibt, speciell auf die 
Jahreszeiten Rücksicht, in denen der Früh- 
jahrs-, Sommer- und Herbsitschnitt ausgeführt 
werden muss, gibt zunächst die allgemeinen 
Regeln und schreitet so fort zu den Regeln 
je nach Obstsorten und der Form der Bäume. 
Sie bekämpft (und das ist auch nach unse- 
ren Erfahrungen im noch kälteren Klima 
ein sehr wichtiger Punkt), das zu häufige 
Entspitzen der Triebe und den zu kurzen 
Schnitt. Wir haben hier in Petersburg unter 
Befolgung der Lehren der Obstzüchter Frank- 
reichs durch zu kurzen Schnitt in den ersten 
Jahren unseren Bäumen mannichfachen Scha- 
den gethan und sind für alle Obstbaumfor- 
men von dem zu kurzen Schnitt gänzlich 
zurückgekommen, und zwar ganz besonders 
gilt das, bevor die Fruchtbarkeit eingetre- 
ten, die dann den Wuchs des Baumes von 
selbst mässigt. Biegen, Quetschen, Drehen, 
Herunterbinden etc. sind zur Zeit des üppi- 
gen Triebes bessere Mittel zur Mässigung 
des Wuchses und befördern sicherer die Ent- 
wickelung von Fruchtholz, als das unnatür- 
liche zu oft wiederholte Entspitzen. Der zu 
kurze Herbst- oder Frühjahrs-Schnitt hat fer- 
ner in einem Klima, wie das Petersburgs, 
wo die Vegetationsperiode wieder zwei Mo- 

| nate kürzer als im mittleren Deutschland, 
noch die nachtheilige Einwirkung, dass der 
Trieb zu üppig und vollsaftig wird, im 


60 


Herbste nicht so gut ausreift und daher dem 
schädlichen Einfluss des Winters mehr aus- 
gesetzt ist. 

In Bezug auf Führung des Schnittes em- 
pfiehlt Lucas bei allen den Schnitten, die 
nur den Zweck des vorläufigen Einstutzens 
haben, den Schnitt zwischen 2 Augen zu 
führen und später den absterbenden Zweig- 
theil fortzunehmen. Unsere Erfahrungen ha- 
ben uns belehrt, dass dieses Verfahren 
bei jedem Schnitt im kalten nordi- 
schen Klima das bessere ist, und selbst 
da wo ganze Aeste fortgenommen werden 
müssen, lassen wir im ersten Jahre einen 
Stummel stehen, der erst im folgenden Früh- 
jahre beseitigt wird. Das gleiche gilt auch 
beim Einstutzen auf ein oberstes Auge, das 
zum Leittrieb bestimmt ist. Auch hier schnei- 
den wir zwischen den Augen und entfernen 
den absterbenden Theil erst später. 

So gehen unsere Beobachtungen über 
Obsteultur im hohen Norden parallel den 
von Lucas empfohlenen Abänderungen des 
französischen Schnittes für das mitteldeutsche 
Klima, indem wir diese Abänderungen noch 
im verstärkten Maassstabe in Bezug auf Jah- 
reszeit, Art des Schnittes und Führung des 
Schnittes ausführen müssen. 

Unser geehrter Freund Lucas hat sich 
durch sein Wirken und Schaffen für den 
deutschen Obstbau, durch die Verwendung 
der gesammelten reichen Erfahrungen zur 
Bildung tüchtiger Fruchtgärtner, die wir 
früher in Deutschland fast gar nicht hatten, 
und endlich durch seine Schriften, welche 
in klarer und bündiger Sprache seine Erfah- 
rungen jedermann zugänglich machen, ganz 
ungewöhnlich hervorragende Verdienste um 
den deutschen Obstbau erworben. Das in 
Rede stehende Werk gehört in den Kreis 
dieser sehr verdienstvollen Schriften und 
wird von uns nachdrücklichst jedem Obst- 
freund und Gartenbesitzer zur Anschaffung 
empfohlen. (E. R.) 


12) Bulletin delaSocietelmperiale 
des Naturalistes de Moscou. 
Annee 1868, N. 3 u. 4. 


An Botanischen Abhandlungen enthalten 
diese beiden Hefte: 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


a) F.vonHerder, Plantae Raddeanae. 
Es ist das die Fortsetzung und zwar aus 
der Familie der Compositen, die Gattungen 
von Echinops bis Centaurea. 

b) L. Gruner, Aufführung der Pflan- 
zen des Gouvernements Katherinoslaw und 
eines Theils der Krim. 

c) Th. Teplouchoft, Beitrag zur 
Kenntniss von Pinus abovata Ledb. — Der 
Verfasser ist der Ansicht, dass Pinus obo- 
vata Ledb. (Picea obovata Lk.), nur eine 
FormvonPinusAbiesL. (Picea excelsaLk.), 
mit mehr abgerundeten Schuppen des Zapfeus 
sei. Er zeigt auch, dass P. obovata Ledb. 
Zapfen besitze, die gleich den Zapfen der 
P. Abies später hängen, während Ledebour 
solche als aufrecht beschreibt. — Nach un- 
serer Ansicht dürften sich diese Differenzen 
dadurch erklären, dass Ledebour seine Pinus 
obovata später mit Pinus orientalis des Cau- 
casus vereinigte und seine Beschreibung nach 
der Fichte des Caucasus gab. Diese Cau- 
casische Fichte ist eine von Picea obovata 
Lk. gut geschiedene Art. Die ganze Tracht 
derselben ist gedrungen und die hier aus 
Samen erzogenen Exemplare frieren jährlich 
bei uns bis zum Schnee ab, ganz wie Abies 
Nordmanniana und Abies pectinata. (Pinus 
PiceaL.) Picea obovata Lk. ist dagegen 
im Petersburger Klima ebenso durchaus hart 
wie die gewöhnliche Fichte (Picea excelsa). 
Auch wir sahen von der letzteren aus Finn- 
land schon Formen mit mehr abgerundeten 
Zapfenschuppen und dürfte daher die Picea 
obovata des Ural und Altai vielleicht richti- 
ger alsForm zuPicea excelsa gezogen werden. 

d) E. Regel und F. v. Herder. Auf- 
führung der Pflanzen der Soongorei und Tur- 
kestan’s von Semenow und Sewerzow ge- 
sammelt. Es ist das der Schluss dieser Arbeit, 
die ohne die Nachträge im Ganzen 1234 Ar- 
ten aufführt. 

e) N. Kauffmann, die männliche Blü- 
the von Casuarina quadrivalvis. 

f) Iwan Tschistiakow, Beiträge zur 
Entwickelung der Cuticula, in russ. Sprache. 


13) Göppert, über algenartige Einschlüsse 
in Diamanten. 


In den Diamanten kommen zuweilen 


IV. Literatur. 


kleine mikroskopische körnige grüngefärbte 
Einschlüsse vor. Göppert zieht solche zu 
den einzelligen Algen und nennt die eine 
Form Protococcus adamanticus und die an- 
dere Palmoglocites adamanticus. Zugleich 
findet derselbe in der Natur dieser Einschlüsse, 
dass der Diamant auf nassem Wege, aus 
Zersetzungsprocessen anorganischer und or- 
ganischer Stoffe entstanden sei, indem sich 
als Endresultat der Verwesung Kohlenstoff 
in Substanz und zwar krystallisirt abgeschie- 
den habe, wie dies Liebig schon 1843 aus- 
gesprochen. 


14) Ferdinand Müller, Bericht über 
den Botanischen Garten in Melbourne 
im Jahre 1868. 


Unsere Antipoden überflügeln uns. Der 
Botanische Garten in Melbourne iin Australien, 
bisher unter der Direction des Herrn Ferd. 
Müller, ist jetzt eins der grossartigsten Insti- 
tute der Art, die existiren. Die Wege im 
Garten haben jetzt eine Gesammtlänge von 
22'/, Meilen und sind mit Alleen von Bäu- 
men bepflanzt. Es sind das die Bäume 
aller Theile der Welt, die hier im freien 
Lande gedeihend prächtige Alleen bilden. 
Da wächst unsere europäische Pinus silve- 
stris, Mughus, Pinater, Laricio, maritima ne- 
ben Pinus insignis, canariensis, Nordmannia, 
den Araucaria- Arten, da sind all die Coni- 
feren Australien’s, Asien’s, Nordamerika’s 
vertreten und wechseln ab mit den baum- 
artigen Cordylinen, mit Platanus und unse 
rer Trauerweide (Salix babylonica), mi 
mächtigen Eucalyptus und Acacia Lophantha 
mit Fraxirus, Populus, Olea europaea, Gle 
ditschia, Quercus Ilex und Q. Suber, Phoe 
nix ete. — 

Der Yarra-River strömt am Garten vor- 
bei und in der Mitte desselben ist ein gros- 
ser See mit Inseln ausgegraben. 

Ausserdem sind die Pflanzen noch grup- 
penweise nach den Familien zusammenge- 
stellt. Von Palmen gedeihen ausser Phoe- 
nix und Chamaerops die Jubaea spectabilis 
Chili’s, die Livistona chinensis China’s, die 
Seaforthia und mehrere andere Palmen Neu- 
seeland’s ganz vortrefllich im freien Lande, 


| 


61 


Bäume sind in den letzten Jahren im Gan- 
zen 30,000 gepflanzt worden. 

Längs der Ufer des Sees und des Flus- 
ses gruppiren sich das Gynerium argenteum, 
Calla, Melaleuca ericifolia, Tamarix, Ulmen, 
Eichen, Casuarina, Weiden, Ampelodesmos, 
Mühlenbeckia zu lieblichen und imposanten 
Gruppen. Selbst der indische Bambus und 
‘die Papyrusstaude (Cyperus Papyrus) gedeiht 
auf den Inseln vorzüglich. Untermischte 
Goodenia, Rosen und andere Blüthensträucher 
bringen einen angenehmen Contrast in diese 
Decoration der Ufer. 

An Felsenparthien wachsen Agave, Aloe, 
Mesembrianthemum und Pelargonien. Von 
den Australischen Farnbäumen, die jetzt auch 
in die Gärten Europa’s massenhaft eingewan- 
dert, sieht man Hunderte von Exemplaren 
in besonderen Parthien vereinigt. Hecken 
sind von Pittosporum eugenioides und P. un- 
dulatum gebildet, da diese sich vorzugsweise 
zu solcher Cultur eignen. 


Der Königlichen Wasserlilie (Victoria 
regia), welche wiederholt und andauernd ge- 
blüht hat, ist ein besonderes Gewächshaus 
erbaut. 


Auch die China-Cultur ist angebahnt 
worden und bereits sind an 10,000 der ver- 
schiedenen Chinabäume (Cinchona succirubra, 
Calisaya, officinalis) angepflanzt worden. 


Es würde uns zu weit führen, wollten 
wir all der Pflanzenmassen dieses Gartens 
gedenken, der mit dem von Australischen 
Wasservögeln belebten See ein Areal von 
400 Acres einnimmt und der seinen Flor und 
schnelles Emporblühen der Energie und der 
rastlosen Thätigkeit des Directors, des Hrn. 
Ferdinand Müller verdankt. Nach den 
neuesten Berichten scheint es, dass seine 
Verdienste dort nicht die verdiente Anerken- 
nung gefunden haben. 


Dem Bericht ist ein detaillirter Plan des 
Gartens beigegeben, der ein genaues Bild 
der Anlage des Gartens, sowie der Bepilan- 
zung desselben gibt. 


Aus einem Nachtrage zu diesem Berichte 
ersehen wir, dass der mit Glas oder Calico 
bedeckte Raum, der vorzugsweise zur An- 
zucht der aus allen Theilen der Welt ein- 


62 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. y 


wandernden Pflanzen bestimmt ist, ungefähr | Verwüstungeu desselben zu schützen, den 


1/, Acre Areal beträgt. dieser Fluss im Winter bei hohem Wasser- 
Die eingeführten und dem freien Lande | stande anrichtet. 
übergebenen Pflanzen blühen meistens schon Als eingeführte Nutzpflanzen wurden 


nach kurzer Zeit und tragen auch Frucht. | zahlreiche Sorten unserer Reben, verschiedene 
So trug der Feuerbusch (Flame-tree, Mespi- | Sorten von Zuckerrohr, die Saffran-Pflanze, 
lus pyracantha) zahlreiche Früchte, die | der Sesam, das Tussac-Gras der Falklands- 
Alleen (!!!) von Grevillea beginnen zu blühen | Inseln, der Rhamnus utilis China’s, der Man- 
und bringen, wie sich das leicht denken | gostan, die Avocato-Pfilaume, die Theepflanze, 


lässt, einen herrlichen Effect hervor. die Carya- und Juglans- Arten Nordame- 
In die Gewächshäuser sind z. B. die | rika’s und vieles andere angebaut. 
buntblätterigen Caladien, die buntblätterigen Das nach Art des Museums in Kew ein- 


schönen Begonien, die zahlreichen schönen | gerichtete Museum erhielt zahlreiche Berei- 
Gesneriaceen der Gärten Europa’s, die | cherungen, ebenso die grossen Herbarien. 
Schlauchpflanzen (Sarracenia) und die Flie- Bei Besprechung der Sammlungen der 
genfänger-Pflanze (Dionaea) Nordamerika’s | Pflanzen Australien’s im Museum sagt Müller: 
eingewandert. „Es dürfte wenig bekannt sein, dass die 
Eine unserer annuellen Zierpflanzen, die | Blätter unseres gewöhnlichen Eucalyptus in 
Cryptostemma calendulacea oder die | Cigarren nach dem Process von Ramel ver- 
weissblumige Ringelblame des Vorgebirges | wandelt werden und dass sie ebenfalls als 
der guten Hoffnung, die bei feuchtem Wetter | ein vortreffliches Mittel gegen intermittirende 
ihre Blumen schliesst, ist zu einem der | Fieber zu nennen sind. 
schlimmsten Unkräuter des Botanischen Gar- Nach den ausserordentlich reichen Her- 
tens und der Colonie geworden. F. Müller | barien von Pflanzen Australien’s wird von 
vertheidigt sich deshalb gegen den ihm ge- | Bentham und Müller die Flora Australien’s 
machten Vorwurf, als sei er es, der diese | bearbeitet, von der jetzt der 4. Band erschie- 
Pflanze dort eingeführt und verbreitet habe, | nen ist, so dass bis jetzt schon 5000 Arten 
indem er ganz richtig darauf hinweist, dass | von Pflanzen Australien’s indiesem Werke be- 
schon lange vor ihm (1833) Herr Baron von | schrieben sind, und wird von Dr. F. Müller 
Hügel von dieser Pflanze als einem der | darauf hingewiesen, dass ein ähnliches Werk 
schlimmsten Unkräuter Australien’s spricht. | noch nicht über die Flora Europa’s existirt. 
Einen Wink, welche Schwierigkeiten die Dr. Müller hat die besten Jahre seines 
ausserordentliche Trockenheit des Sommers | Lebens der Einrichtung und den Arbeiten 
in jenen Gegenden den Culturen bereitet, | für den Bot. Garten in Melbourne, wie für 
gibt uns der Umstand, dass der grosse See | die Erforschung der Flora Neu-Holland’s ge- 
im Sommer ganz austrocknet. Derselbe wird | widmet und hat sich unvergängliche Ver- 
daher jetzt so sehr ausgetieft, dass sein Bo- | dienste um das Institut, dem er vorsteht, 
den tiefer als der niedrigste Stand des Yarra- | besonders aber unvergängliche allgemeine 
Rivers zu liegen kommt. Mit dem gewon- | Verdienste um die Erforschung der Flora 
nenen Erdreich werden aber längs des Yarra- | Neuholland’s und um Vertheilung der Schätze 
Rivers hohe Dämme hergestellt, um vor den | derselben erworben. (E. R.) 


V. Neuestes 


Ausstellungen. Als Aussteller werden nur Mitglieder der 

1) Die Königliche Gesellschaft für Acker- | Gesellschaft zugelassen. Das Programm ent- 
bau und Botanik in Gent veranstaltet vom | hält 87 Concurrenzen und kann durch den 
11.—13. April 1870 die 132. Ausstellung. ' Secretair der Gesellschaft (Monsieur Edmond 


V. Neuestes. 


Claus, Seeretaire-Adjoint dela Societe Royale 
d’Agrieulture et de Botanique de Gand, rue 
Digue de Brabant 20, Gand) bezogen werden. 


2) Die Gesellschaft Flora für Bota- 
nik und Gartenbau im Königreiche Sach- 
sen wird vom 13.—19. April eine Ausstellung 
von Pflanzen, Blumen und Früchten in dem 
Saale der Brühl’schen Terrasse zu Dresden 
veranstalten. Die Concurrenz ist frei, doch 
ist festgestellt, dass mit Ausschliessung des 
16. Concurrerzpunctes die Pflanzen selbst 
gezogen sein müssen oder dass der Einsen- 
der solche mindestens 3 Monate in seiner 
Cultur hatte. 

Die Preisaufgaben sind folgende: 

A. 
Preis der Friedrich-August-Stiftung, beste- 
hend in vier Augustd’or. 

„Für eine durch Reichthum und Schön- 
heit der Blüthen, oder durch ihr erstmaliges 
Blühen sich auszeichnende Pflanze, welche 
jedoch reine Species sein muss. 

Als Accessit eine goldene Medaille 
für eine zweite, sich gleichfalls vortheilhaft 
auszeichnende Pflanze. 

B. 

Für jeden der nachgenannten Gegen- 
stände sind drei Preise, und zwar 

als erster Preis eine goldene Medaille, 

als zweiter Preis eine grosse silberne 

Medaille und 

als dritter Preis eine kleine silberne 

Medaille 
ausgesetzt. 

1) Für einen oder mehrere durch Farbe 
und Bau sich vortheilhaft auszeichnende, vom 
Aussteller selbst gezüchtete Sämlinge indi- 
scher Azaleen, welche noch richt in den 
Handel gekommen sind. 

2) Für eine Anzahl der neuesten und zum 
ersten Male hier blühenden indischen Azaleen. 

3) Für die reichhaltigste und schönste 
Sammlung blühender Azaleen. 

4) Für eine Anzahl der neuesten und zum 
ersten Male hier blühenden Camellien. 

5) Für die reichhaltigste und schönste 
Sammlung blühender Camellien. 

6) Für eine Anzahl der neucsten und zum 
ersten Male hier blühenden Rhododendreen, 


63 


wobei aber vom Aussteller selbst gezüchtete 
Sämlinge zunächst berücksichtigt werden. 

7) Für die reichhaltigste und schönste 
Sammlung blühender Rhododendreen. 

8) Für eine Anzahl der neuesten und zum 
ersten Male hier blühenden Rosen. 

9) Für die reichhaltigste und schönste 
Sammlung blühender Rosen. 

10) Für die reichhaltigste und schönste 
Sammlung blühender Orchideen. 

11) Für die reichste und schönste Samm- 
lung der neuesten tropischen Blattpflanzen. 

12) Für eine Aufstellung einer Anzahl 
gut eultivirter Exemplare von Coniferen. 

13) Für eine Aufstellung einer Anzahl gut 
eultivirter Exemplare von Palmen. 

14) Für ein Sammlung schön blühender 
neuholländischer Pflanzen oder Eriken. 

15) Für das reichhaltigste und schönste 
Sortiment blühender Hyaeinthen. 

16) Für neue Einführungen. 

C. 

17) Eine goldene Medaille für eine ausge- 
zeichnete Leistung auf dem Gebiete der Gärt- 
nerei nur unter einstimmiger Znerkennung 
aller Herren Preisrichter. 

D 
Zwei Preise und zwar 
als erster Preis eine grosse silberne 
Medaille und 
als zweiter Preis eine kleine silberne 
Medaille. 

18} Für eine Aufstellung einer Anzahl gut 
eultivirter Exemplare von Farnen. 

19) Für die schönste Sammlung blühender 
Sträucher für’s freie Land. 

20) Für die reichhaltigste und schönste 
Sammlung blühender Zwiebelgewächse mit 
Ausnahme der Hyaecinthen. 

21) Für gut getriebene Früchte. 

22) Für gut getriebenes Gemüse. 

E. 
Zwei Preise und zwar 
als erster Preis eine kleine silberne 
Medaille und 
als zweiter Preis ein Ehrenzeugniss 

23) Für eine Anzahl blühender Stauden, 

24) Für ein geschmackvolles Arrangement 
von Topfpflanzen. 

25) Für gut conservirte Früchte, 


64 


Für geschmackvolle Anwendung abgeschnit- 
tener Blumen, und zwar 
26) In strenger Form, wie Ball-Bouquets. 
27) In freier Form, wie Tafel-Bouquets. 
28) In Arrangements von Haarschmuck. 
29) In beliebigen andern Formen, sowie 
30) Acht Preise und zwar 
vier silberne Medaillen und 
vier Ehrenzeugnisse 
für die besten Sammlungen von sogenannten 
Flor- und Modepflanzen. 

Die Nichtertheilung eines ersten Preises 
unter B., D. und E. schliesst keineswegs die 
Ertheilung der andern Preise aus. 

Ausserdem stehen den Herren Preisrich- 
tern noch eine grosse silberne Medaille für 
die vorzüglichste Leistung der 26., 27., 28. 
und 29. Aufgabe, sowie fünf kleine silberne 
Medaillen und die Ertheilung von Ehren- 
Zeugnissen zur freien Verfügung. 

Die Einlieferung der grösseren Decora- 
tionspflanzen findet: Sonnabend den 9. April, 
die der übrigen Ausstellungspflanzen Montag 
den 11. und Dienstag den 12. April statt. 

Später eingelieferte Ptlanzen können nur 
dann volle Berücksichtigung finden, wenn 
der vorhandene Platz es noch gestaltet. 

Die geehrten Herren Einsender werden 
ausserdem noch freundlich ersucht, die Ver- 
zeichnisse der Ausstellungs-Gegenstände recht 
zeitig und spätestens bis Dienstag den 12. 
April Nachmittags 5 Uhr einzusenden und 
unter genauer Angabe der Preisaufgaben, 
um welche dieseiben zu coneurriren geden- 
ken, noch ein zweites Verzeichniss ohne 
Namensunterschrift für die Herren Preis- 
richter beizulegen. 

Alle Anfragen ete. sind an den Vorstand 
der Commission, Herrn Königl. Gartendirec- 
tor Krause in Dresden zu richten. 


3) Herr Gustav Wallis, der 14 Jahre 
lang in Südamerika sich aufhielt und vor- 
zugsweise das noch theils unbekannte Quell- 
gebiet des Amazonenstroms untersuchte, 
weilte diesen Sommer in Europa, um seine 
von langen mühsamen Arbeiten angegriffene 
Gesundheit herzustellen. 

Seine letzte, 1860 von Rio angetretene 
Reise führte ihn längs des Gebietes des Ama- 
zonenstroms bis nach Peru, Ecuador und 
Columbien. 

Während dieser letzten Reise lebte er 
fast ausschliesslich unter den zahlreichen 
Indianerstämmen jener Gegenden, deren Ge- 
sammtzahl derselbe auf 500 anschlägt. Der 
grösste Theil dieser Stämme ist friedlicher 
Natur, treibt Ackerbau. Nur einzelne Stämme 
sind als Menschenfresser bekannt, aber auch 
diese ziehen nicht auf Krieg und Beute aus, 
um diesem Genusse zu fröhnen, sondern 
verzehren nur das Fleisch zufällig erschla- 
gener Feinde. 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


In der nur von Indianerstäimmen be- 
wohnten Provinz Maranhao in Brasilien, 
welche vom Pindarefluss durchströmt ist, 
erwähnt Wallis des Stammes der Timbiras 
als des einzigen ihm bekannten Stammes, 
der nur von Mord und Raub lebt und dessen 
Angehörigen keinen festen Wohnsitz haben. 
Die Weiber dieses Stammes sind sehr ver- 
kommen und hässlich, die Männer aber 
schöne kräftige Gestalten. 

Es ist von uns bereits wiederholt er- 
wähnt worden, dass es Wallis war, der 
den grössten Theil der schönen neuen von 
J. Linden in Cultur gebrachten Pflanzen 
auf diesen Reisen im Innern Brasilien’s, 
Peru’s, Ecuador’s und Venezuela’s sammelte, 
Welche Mühseligkeiten derselbe dabei zu er- 
tragen hatte, yeht am besten daraus hervor, 
dass er mehrmals tief im Innern von seinen 
Indianischen Begleitern plötzlich verlassen 
ward und nun auf einem auf Untiefen fest- 
gefahrenen Boote mitten in der weiten Wild- 
niss mit seinen Sammlungen allein zurückblieb. 

Wallis geht jetzt für J. Linden’s 
Rechnung nach China und den Philippinen. 
Möge seine geschwächte Gesundheit den 
Strapazen dieser neuen Reisen trotzen, dann 
wird dieser ebenso anspruchslose als ener- 
gisch thätige Mann auch die Pflanzenschätze 
dieser Gebiete den Gärten Europa’s durch 
Hrn. J. Linden’s Vermittelung erschliessen 
helfen. \ (E. R.) 

4) Dr. Ferdinand Müller in Mel- 
bourne in Süd-Australien hat seine Stellung 
als Director des Botanischen Gartens daselbst 
aufgegeben und wird dort nur in seiner Ei- 
genschaft als der Botaniker des Gouverne- 
ments weiter wirken, Die segensreiche Wirk- 
samkeit des. hochverdienten Mannes um die 
Erforschung der Pflanzenschätze Austraiien’s 
wird daher auch für die Folge die gleiche 
bleiben. Dennoclı werden die zahlreichen 
Freunde und Verelirer des Dr. Müller, der 
nicht nur alle Bestrebungen für den Garten- 
bau in Südaustralien in seiner Stellung als 
Director des Gartens zu Melbourne kräftig 
unterstützte, sondern auch in gleicher Weise 
allen wissenschaftlichen verwandten Institu- 
ten aller Welttheile die Pflanzenschätze Neu- 
holland’s zugänglich machte, mit Bedauern 
den Rücktritt desselben von seiner Stellung 
als Director des Botanischen Gartens ver- 
nehmen. So viel uns bekannt, war Herr F. 
Müller in deu letzten Jahren sehr leidend 
und deshalb längere Zeit, indem er Seebäder 
gebrauchte, von Melbourne abwesend. 

An Dr. Müller’s Stelle ist Herr Fer- 
gusson zum Director des Bot. Gartens in 
Melbourne gewählt worden. (E. R.) 

5) Herr Th. Caruel hat die Professur 
der Botanik für Pharmaceuten in Florenr 
niedergelegt und an seine Stelle wurde Herz - 
Professor Parlatore ernannt. (S—r.) 


. Originalabhandlungen. 


1) Abgebildete Pflanzen. 


a) Loeselia coceinea 6 Don. 


(Siehe Tafel 643 Fig. 1.) 


Polemoniaceae. 


Loeselia coceinea G. Don. gen. syst. | solche selten 


IV. 249. — 
318. — 
pag. 44. tab. 365. — H. mexicana Lam. 
diet. ill. pag. 154. — Cantua Hoitzia 
Willd. spec. I. p. 878. — C. coceinea 
Poir, diet. suppl. I, pag. 80. — 

Der hübsche Halbstrauch, von dem 
Fig. 1 der in Rede stehenden Tafel einen 
Blüthenzweig darstellt, stammt aus Mexico 
und ist schon seit mehr als 3 Jahr- 
zehenten in Cultur. Wie so manche 
schöne Pflanze ist auch diese wieder 
mehr aus den Gärten verdrängt worden, 
so dass solche jetzt zu den selteneren 
Gartenpflanzen gehört. Wenn verwandte 
halbstrauchige Pflanzen Mexico’s, wie die 
Cantua-Arten, wieder aus den Gärten 
verschwinden, dann erklärt sich das, weil 


II. 1870, 


reichlich blühen. Die 


Benth. in D.C. prodr. IX. | Loeselia entwickelt aber jährlich von 
Hoitzia coceinea Cav. ic. IV, | August bis November auf jedem Zweige 


Massen der schönen Blumen, so dass sie 
wirklich zu den allgemein empfehlens- 
werthen Florblumen gehört. 

Ein Halbstrauch von 3—5 Fuss 
Höhe. Blätter, Kelche und junge Aeste 
von drüsentragenden Haaren rauh. 
Blätter oval-lanzettlich, kurz gestielt, 
spitz, scharf gesägt. Blumen röhrig, 
scharlachroth, fast 1 Zoll lang. Wird 
bei 5—7° R. durchwintert und kann 
ebensowohl zum Auspflanzen in’s freie 
Land in sonniger warmer Lage, wie 
zur Topfeultur als Blüthenstrauch ver- 
wendet werden. Vermehrung durch Steck- 
linge. (E. R.) 


66 


bp) Musa Ensete 6mel. 


vr 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


(Siehe Tafel 643 Fig. 2—3) 


Musaceae, 


Musa Ensete Gmel, Syst. nat. |nach der Aussaat müssen die jungen 


II. pag. 567. — Hook. in Bot. Mag. 
Ser. III. tom. XVII. tab. 5223—5224. 

Wir haben der im tropischen Abys- 
sinien heimischen Musa Ensete schon 
wiederholt gedacht und von ihr gesagt, 
dass wir keine Pfianze kennen, welche 
mehr als diese das Bild der Ueppigkeit 
und Grossartigkeit des Pflanzenwuchses 
der Tropen versinnlicht. Eia im hiesi- 
gen Garten blühendes Exemplar gibt 
uns die Veranlassung, auf diese Pflanze 
zurückzukommen, indem wir gleichzeitig 
beistehend unter Fig. 2 ein sehr ver- 
kleinertes Bild der blühenden Pflanze 
und ausserdem unter Fig. 3 eine Blume 
in natürlicher Grösse wiedergeben, welene 
jedoch verkehrt, das heisst der Frucht- 
knoten nach oben gestellt ist. 

Im Jahre 1853 sendete der eng- 
lische Consul zu Mussauah Samen 
dieser herrlichen Pllanze an William 
Hooker, welche keimten und von denen 
1 Exemplar im Jahre 1860 im Palmen- 
haus zu Kew blüliete. Seitdem hat diese 
Pflanze wiederholt in den Botanischen 
Gärten Europa’s geblühet, so in Berlin, 
in München etc., und in Algerien tragen 
jetzt jährlich dort angepflanzte Exem- 
plare Früchte, deren Samen von den 
Samenhandlungen verbreitet werden. 

Wer die verhältnissmässig kleinen 
Samen erhält, glaubt nicht, dass solches 
die Samen der mächtigen MusaEnsete 
seien. Im Warmhause ausgesäet keimen 
solche nicht schwer. Die junge Pflanze 
hat aber während des ersten Jahres der 
Entwickelung mehr das Aussehen einer 
Canna, als das einer Musa. Im Winter 


Pflanzen einen lichten Platz auf dem 
Tisch eines niedrigen Warmhauses er- 
halten und sorgsam behandelt werden, 
da sie in diesem ersten Winter trotz 
ihres robusten Ansehens ziemlich em- 
pfindlich sind. Im Frühjahr des 3. oder 
4. Jahres bereitet man den Platz vor, 
auf dem mehrmals verpflanzte und gut 
vorcultivirte Pflanzen im hohen Warm- 
hause ins freie Land ausgepflanzt wer- 
den. Man gräbt hierzu eine mindestens 
8 Fuss im Durchmesser haltende und 
3—4 Fuss tiefe Grube aus. Man fülle 
diese mit frischem mit Laub gemischtem 
Pferdedünger aus, und wenn der Dünger 
zu brennen beginnt, wird solcher zu- 
sammengetreten, Dünger von Neuem 
übergebracht und etwas mit Erde be- 
deckt. Wenn sich der Dünger nun von 
Neuem setzt, bringst man abermals Dün- 
ger auf und bildet über diesen einen 
5—6 Fuss hohen, oben einige Fuss brei- 
ten Hügei aus mit verrottetem Kuhdün- 
ger versetzter lehmiger Rasenerde. Auf 
der Spitze dieses Hügels pflanze man 
die Pflanze ein. Die Seiten des Hügels 
kann man mit Touffsteinen umgeben 
und diese wieder mit Pflanzen decoriren, 
welche jedoch im Topfe bleiben müssen. 

Diese Hügelpflanzung ist deshalb 
anzuempfehlen, weil wegen der starken 
Düngerunterlage der Hügel von selbst 
sich allmälig immer mehr und mehr 
setzt, und je höher solcher über dem 
Niveau des Bodens bleibt, je wärmer 
bleibt das Erdreich, in das diese riesige 
Pflanze ihre Wurzeln entsendet und je 
besser und kräftiger deren Gedeihen bis 


I. Originalabhandlungen. 


zur Entwickelung des Blüthenschaftes, 
welches gleichzeitig auch die Periode 
des Absterbens der Pflanze, da solche 
nieht gleich den andern Musa-Arten aus 
dem Grunde des Schaftes Sprossen treibt. 

Diese wunderbare Pflanze erreicht 
in 5—7 Jahren nach dem Aussäen ihre 
riesigen Verhältnisse. Der Schaft hat 
dann am Grunde 1—1!/, Fuss im Durch- 
messer, wird 10—16 Fuss hoch und 
jedes der mächtigen Blätter erreicht 
eine Länge von 14—19 Fuss. Aus dem 
Herzen der Blätter entwickelt sich der 
robuste nach unten gebeugte Blüthen- 
schaft, der anfänglich einen dichten 
Kolben von dicht übereinander liegenden 
Bracteen bildet. Später treten dieselben 
auseinander und am innern Grunde trägt 
jede Bractee eine grosse Menge dicht 
zweireihig gesteliter Blumen. Die Früchte 
bleiben viel kleiner als bei den andern 
Musa-Arten und sind nicht essbar. In 


ce) Zygopetalum maxillare Lodd. 


67 


Abyssinien heisst die Pflanze Anseit. 
Sie war schon den Alten bekannt und 
Iris, die Gottheit der Aegypter, wird 
oft abgebildet, sitzend zwischen den 
Blättern der Ensete, oder man findet auf 
Obelisken, wo das Flusspferd (das Sinn- 
bild des Nils) die Ensete (als Sinnbild 
der Fruchtbarkeit) zerstört, also Hinweis 
auf Ueberschwemmungen des Nils in zu 
grossem Maasssitabe. Man geniesst fer- 
ner an jüngeren Pflanzen die inneren 
ganz weissen Blätter des Schaftes, welche 
sich, wenn der Schaft abgeschnitten 
wird, ganz im Innern desselben finden. 
Diese werden abgekocht und mit Milch 
und Butter gegessen. Ebenso liefert 
bei älteren Pflanzen der junge in der 
Entwickelung begriffene Blüthenschaft, 
noch bevor er aus dein Herzen der Blät- 
ter hervortritt, ein köstliches dem Pal- 
menkohl ähnliches Gemüse. — 
(E. R.) 


van 


Gautieri. 


(Siehe Tafel 644.) 


Orchidezae. 


Z. maxillare Lodd. «. typi- |silien) sammelt und davor an verschie- 


cum; floribus pollices 2 in diametro, — 
Z. maxillare Lodd. Bot. Cab. tab. 1776. 
— Bot. Mag. tab, 3686. — 
Z.maxillareLodd. ß.Gautieri; 
floribus pollices 3 in diametro. — Z. 
Gautieri Lem, in Illustr. hort. tab. 535. 
Wir erhielten die Exemplare des 
Zygopetalum Gautieri direet vom Herrn 
Hippolite Gautier in St. Catherine, einem 
Manne, der mit hingebender Liebe die 
Pflanzen der Provinz St. Catherine (Bra- 


dene Gärten Europa’s von Zeit zu Zeit 
sendet. Wir waren gespannt, diese wirk- 
lich schöne Pflanze blühen zu sehen 
und in Wahrheit übertraf die blühende 
Pflanze noch die von Lemaire gegebene 
Abbildung. Schon Lemaire stellt es 
selbst in Frage, ob Z. Gautieri eine gute 
Art sei. Habituell im Wachsthume 
weicht dieselbe durch üppigeres Wachs- 
thum und das mehr verlängerte kriechende 
Rhizom von Z. maxillare ab. Die Blu- 
J® 


68 


men sind Z. maxillare durchaus gleich 
gebildet und nur um !/; im Durchmesser 
breiter. Blühet eben so dankbar als Z, 
maxillare und ist in blumistischer Be- 
ziehung eine sehr werthvolle Neuigkeit, 
kann jedoch nur als eine grossblumige 
üppige Form von Z. maxillare betrachtet 
werden. Cultur im Orchideenhause bei 
10—13° R. im Winter, oder auch im 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


xillare. Wächst auf der Insel St. Ca- 
therine epiphytisch an Farnbäumen. 
(E. R.) 
1) Blüthenstand in natürlicher 
Grösse. 
2) Eine junge, von den Basalblät- 
tern noch umhüllte Scheinknolle, in na- 
türlicher Grösse. 


3) Ein blühendes Exemplar, stark 


niedrigen Warmhause gleich dem Z. ma- | verkleinert. 


d) Lonicera Buprechtiana Rgl. 


(Siehe Tafel 645.) 


Lonicereae 


L. Ruprechtiana; ramulis puberulo- 
pubescentibus; foliis opacis elongato- 
elliptieis, acuminatis, supra laxe-, subtus 
dense - pubescentibus; pedicellis folio 
4-plo brevioribus; floribus pallide-Havis; 
germinibus glabris, basi liberis. — 

Eine mit L. chrysantha Turez. 
(Grtfl. tab. 404) nahe verwandte Art, die 
im Amur- und Ussuri-Gebiet zu Hause 
ist und von Ruprecht als eine Abart 
von L. chrysantha beschrieben wurde. 
(Xylosteum chrysanthum $. subtomento- 
sum Rupr. pl. Maak. n. 55. — Lonicera 
chrysantha subtomentosa Maxim, prim. 
fl. amur. pag. 136). 

In Wahrheit bildet aber unsere L. 
Ruprechtiana eine gute Art. Hun- 
derte von Exemplaren, welche in dem 
Arboretum des hiesigen Botanischen Gar- 
tens blüheten und die alle aus Samen 
erzogen waren, zeigten keinerlei Ueber- 
gänge nach L. chrysantha, während auch 


L. ehrysantha nur schwach von L. Xy- 
losteum verschieden ist. Es unterschei- 
det sich unsere Art von L. Xylosteum 
und L. chrysantha durch kurz behaarte 
Aestchen, dureh Blätter die mattgrün, 
länglich -elliptisch, zugespitzt, oberhalb 
lax und unterhalb dichter kurz behaart, 
durch Blüthenstiele die etwas länger als 
der 4. Theil des Blattes, durch Blumen 
die blassgelb und durch Fruchtknoten 
die kahl und ohne jede drüsige Behaa- 
rung, welche den beiden verwandten 
Arten am Fruchtknoten eigenthümlich, 
Blühet Anfang Juni in Petersburg, 
ungefähr S8—10 Tage nach L. chry- 
santha, bildet 4—6 Fuss hohe Sträu- 
cher, die auch unsere härtesten Winter 
ohne Deckung ertragen und eignet sich 
ebensowohl zum frei pflanzen wie für 
Bosquete als schöner, ausserordentlich 
reich blüherder Blüthenstrauch. 
(Regel.) 


I. Originalabhandlungen, 


69 


3) Verhinderung von Algenbildung in Teichen. 


Welche Calamität es dem Gärtner |im Schlamme die Bildung dieses Un- 
verursacht, grössere Wasserparthien oder ! krautes im Entstehen vertilge. 


Teiche von den sich nur zu häufig bil- 
denden Algen zu reinigen, ist gewiss 
jedem Gärtner bekannt, der auf seinen 
Wasserparthien mit diesem Unkraute zu 
thun hat, 

Wasserparthien sird nur dann schön 
und erfüllen ihren Zweck als Zierde des 
Parkes, wenn selbe auf ihrer Oberfläche 
wenigstens einen reinen Wasserspiegel 
zeigen. 

Dieses lästige Unkraut, diese Algen 
von den Wasserparthien zu entfernen 
und nebenbei einen kleinen Ertrag zu 
erzielen, soll der Zweck meines kleinen 
Aufsatzes sein, 

Als ich im Jahre 1865 von Ungarn 
nach Bielitz als herzoglicher Schloss- 
gärtner versetzt und mir die Umgestal- 
tung des sozusagen nach gar keinem 
System angelegten Gartens übertragen 
wurde, musste das alte verfallene Bassin 
einem kleinen, eirca 400 DJ® haltenden 
Teiche Platz machen. In dem alten 
Bassin kamen die Algen verschiedener 
Gattung in solchem Maasse vor, dass 
man Selbes alle Wochen 3 bis 4Mal rei- 
nigen musste, wo die eine Sorte Algen 
in Form eines grünen Gewebes, das auf 
demBoden desTeiches wurzelte, die vor- 
herrschendste war, 

Ich hoffte durch die Umgestaltung 
und Vertiefung dieses lästige Unkraut 
zu entfernen, allein vergebens, Kaum 
war der Teich 4 Tage mit Wasser ge- 
speist, als dieses Unkraut neuerdings zu 
wuchern begann. Ich putzte und kratzte 
den Boden des Teiches rein aus, aber 
vergebens, 

Nun kam ich auf den Einfall, ob 
nicht irgend eine sich im Schlamme auf- 


haltende Fischgattung durch das Wühlen | 


nuscriptes eingezahlt. 


Ich legte zu diesem Zwecke 20 Stück 
Karpfen ein, selbe aber starben, da das 
zufliessende Wasser Färbestoffe enthielt, 
bald ab. 

Ich machte einen zweiten Versuch 
mit dem Einsetzen von 30 Schleihen 
(Oyprinus tinca). Zu meiner grössten 
Freude bemerkte ich schon nach acht 
Tagen, dass die Algen gänzlich ver- 
schwanden und bis zum heutigen Tage 
zeigt sich von dem verhassten Unkraut 
keine Spur. 

Die Schleihen gedeihen vorirefflich 
und ist noch keine abgestanden, auch 
vermehren sich dieselben vortrefflich. 
Die Schleihe gehört zur 1. Familie der 
karpfenartigen Fische, wird 9 Zoll bis 
2 Fuss lang und 2 bis 9 Pfd. schwer. 

Hiemit schliesse ich meinen kurzen 
Bericht, sollte selber günstige Aufnahme 
finden, so werde ich mit Nächstem so 
frei sein, über einige andere im Garten- 
fache gemachte Erfahrungen Bericht zu 
erstatten. 

Josef Reschow, 
Herzogl. Sonthowski’scher Schlossgärtner 
in Bielitz. 


Nachschriftvon E. Regel. 


Die obige Mittheilung einer sehr 
wichtigen Erfahrung herzlichst verdan- 
kend, werden uns fernere Mittheilungen 
sehr willkommen sein *), 


*) Neu zukommenden Mitarbeitern be- 
merken wir, dass das Honorar für Mitthei- 
iungen am Ende des Jahres für alle im Laufe 
des Jahres gegebenen Beiträge von der Buch- 
handlung exact berichtigt wird. Nur wo die- 
ses besonders verlangt wird, wird das Ho- 
norar sogleich nach dem Absetzen des Ma- 


(E. R) 


70 


Wir sprechen dem geehrten Verfas- 
ser den Wunsch aus, uns durch die 
Vermittelung der Buchhandlung ein ge- 
troeknetes Exemplar der betreffenden 
Alge zu senden, um festzustellen, was 
für eine Pflanze gemeint ist. Nach der Be- 
schreibung der Vegetation scheint uns 
eher ein Potamogeton oder eine andere 
Wasserpflanze, als eine Alge darunter 
verstanden zu sein. 


3) Die vortheilhafteste Weise, 


Der Gärtner bewilligt ungern den 
erforderlichen Theil seines Gartens zu 
dem eintönigen und verhältnissmässig 
wenig einträglichen Kartoffelbau. Es 
wird ihm deshalb von Interesse sein, 
über die nach einer neuen Methode des 
Kartoffelbaues, in Verbindung mit dem 
Anbau von anderen Gartenfrüchten an- 
gestellten Versuche Nachricht zu erhal- 
ten, welche Methode den doppelten Vor- 
theil gewährt, die Kartoffeln in den am 
wenigsten guten und sogar in den feuch- 
testen oder schaittigsten Theil des Gar- 
tens verweisen zu können, und dennoch 
bei einem geringen Mehraufwande von 
Pflege und Arbeit eine bedeutend grös- 
sere und bessere Ernte zu erzielen. 

Im Frühjahre 1868 wurde ich von 
einem Verwandten aus Holstein darauf 
aufmerksam gemacht, dass dort ein Herr 
Gülich, der kürzlich aus Amerika zurück- 
gekommen sei, im vorigen Frühjahre 
eine neue Methode Kartoffeln zu bauen 
angewandt habe und dass die Resultate 
dieser Methode glänzend ausgefallen 
seien. Da mir diese Mittheilung erst ge- 
macht wurde, als die Kartoffeln schon 
gepflanzt waren, so konnte ich damals 
nur noch einen kleinen Versuch machen, 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


Zugleich fragen wir unsere geehrten 
Leser an, ob einer derselben sichere Er- 
fahrungen gemacht, auf welche Weise 
die Meerlinse (Lemna minor) von 
Teichen vertilgt werden kann. Auch 
hier hilft häufiges Reinigen sehr wenig. 
Das Halten von Enten ward uns von 
verschiedenen Seiten als rationellstes 
Mittel bezeichnet. 


Kartoffeln im Garten zu hauen. 


der mir aber von wenigen Pflanzkartof- 
feln so viele schöne und grosse Kar- 
toffeln lieferte, dass ich die neue Me- 
thode im folgenden Jahre in grösserem 
Maassstabe anzuwenden beschloss. 

Im vorigen Jahre habe ich mich nun 
von der Vortrefflichkeit der Gülich’schen 
Methode überzeugt und werde fortfahren 

| sie anzuwenden, da sie an sich vortheil- 

hafter und in Verbindung mit dem An- 
bau anderer Gemüse jedenfalls viel ein- 
träglicher und interessanter ist, als die 
gewöhnliche Art, Kartoffeln zu pilanzen 
und zu behandeln. 

Für diejenigen, welche noch nicht 
mit der Gülich’schen Methode bekannt 
sein sollten, will ich sie in der Kürze 
angeben und zwar so, wie ich sie ange- 
wandt habe. 

Das Land wird im Herbste mässig 
gedüngt, jedoch habe ich auch auf un- 
gedüngtem Lande eine schöne Ernte ge- 
habt. Im Frühjahre werden die Kartof- 
feln zur gewöhnlichen Zeit gepflanzt, 
doch muss man dazu nur die grössten 
und vollkommen gesunden wählen. Die 
Reihen lege ich je vier Fuss von einan- 
der entfernt und lasse die in den Reihen 
ebenfalls vier Fuss von einander entfernt 


I. Originalabhandlungen. 


71 


gelegten Kartoffeln der nächsten Reihe | liche Kartoffeln vollkommen ausgewach- 
schräg gegenüber stehen oder lege sie | sen und keine kleine darunter sind, auch 


in sogenannten Verband. Es werden 
keine Löcher gemacht, sondern die Kar- 
toffeln werden auf den flachen Boden 
gelegt und zwar so, dass die Augen 
nach oben kommen. Es wird auf jede 
Stelle nur eine Kartoffel gelegt, etwas 
angedrückt und dann mit Erde so weit 
bedeckt, dass über ihr ein kleiner Hügel 
von etwa 4 Zoll Höhe entsteht. Wenn 
die Kartoffelstengel heranwachsen, so 
werden die Hügel durch Heranziehen 
von Erde allmälig erhöht, so dass sie 
schliesslich die ansehnliche Höhe von 
fast 2 Fuss oder etwa 2], Meter haben. 
Durch das Aufwerfen der Erde oben auf 
den Haufen, der dadurch natürlich auch 
verhältnissmässig an Umfang und Breite 
zunimmt, werden die Stengel der Kar- 
toffelpflanzen zunächst nach den Seiten 
auseinandergetrieben; sie müssen sich 
dann bei fortwährender Erhöhung des 
Haufens allmälig horizontal auseinander- 
legen, und müssen zu diesem Zwecke 
sanft niedergedrückt und mit Erde be- 
festigt werden. Man muss darauf achten 
und durch oben auf den Haufen befe- 
stigte Erde nöthigenfalls erzwingen, dass 
die Stengel ihre horizontale Lage beibe- 
halten, denn diese verhindert, dass Regen 
und Feuchtigkeit an den Stengeln hin- 
unterziehen und an die jungen Kartoffeln 
gelangen, die nach meiner Erfahrung ge- 
rade hierdurch so leicht krank und faul 
werden. 

Die auf diese Art gebauten Kar- 
toffeln machen allerdings mehr Mühe 
und Arbeit als die auf die gewöhnliche 
Weise gepflanzten und bearbeiteten, allein 
bei der Ernte wird man staunen über 
die Menge schöner, sehr grosser und 
gesunder Kartoffeln, welche man in einem 
80 bearbeiteten Haufen über der Erde 
trocken beisammen findet. Da sämmt- 


der Haufen so sehr viel weniger sind, 
so ist das Geschäft des Aufrodens oder 
die Ernte sehr viel leichter bewerk- 
stelligt. 

Besonders zu empfehlen ist diese 
Gülich’sche Methode für nassen Boden 
und für schattige Lagen. Im nassen 
Boden werden die Kartoffeln dadurch vor 
der darin sonst fast immer stattfindenden 
Krankheit bewahrt, und in schattiger 
Lage, in der man beim gewöhnlichen 
Kartoffelbau nur wenige kleine Kartof- 
feln bekömmt, erhält man eine reichliche 
schöne Ernte. Auf Plätzen, die von 
Bäumen dicht beschattet waren und wo- 
hin kein Sonnenstrahl drang, habe ich 
zu meinem Erstaunen viele vortreffliche 
Kartoffeln erhalten. 

Wenn die Kartoffelhügei vollkom- 
men fertig sind, so pflanze ich zwischen 
die Reihen derselben alle Arten Kohl, 
auch Runkelrüben, Zuckerrüben und 
Rotherüben, welche dazwischen vortreff- 
lich gedeihen, und welche zu behäufeln 
noch Zeit ist, wenn die Kartoffeln ge- 
erntet werden. 

Ich habe zum Anbau nach dieser 
Methode eine weisse mittelfrühe Sorte 
Kartoffeln genommen, die von Mitte Juli 
bis Ende October schmackhaft ist; ganz 
besonders aber zu empfehlen für den 
Gärten ist neben dieser der Anbau der 
nichtblühenden sogenannten Fünfwochen- 
Nieren-Kartoffel, in den Verzeichnissen 
der Handelsgärtner auch wohl Grabbel- 
oder Tasie-Kartoffei genannt. Sie ist 
die früheste aller Kartoffeln, wird schon 
Anfang Juni, ja bisweilen schon Ende 
Mai essbar und hat dann dennoch durch- 
aus nicht den seifenartigen Geschmack, 
den andere Früh-Kartofieln anfänglich 
haben, sondern ist wegen ihres Wohl- 
geschmackes sehr beliebt und gesucht, 


72 


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Da diese Kartoffel aber nur wenige | fang Juni bis Anfang Juli nach Bedarf 


Keime hat und selten mehr als 12 bis 
15 Stück von einer erfolgen, und da sie 
wie gesagt sehr früh geerntet wird und 
also von der Krankheit nicht zu leiden 


hat, so pflanze ich sie nieht nach der 


Gülich’schen Methode, sondern auf die 
alte Weise sehr nahe, und verbinde ihren 
Anbau mit dem Gurkenbau und zwar 
auf folgende Art: 

Ich bepflanze ein im Herbste leicht 
gedüngtes Stück Land zuerst mit einer 
Reihe Kartoffeln auf 5/4 Fuss Entfer- 
nung vom Wege und lege jedesmal eine 
Kartoffel auf 5/, Fuss Entfernung von 
der nächsten in eine flache Grube. Dann 
lasse ich einen Raum von 31/, Fuss 
Breite für die Gurkenpflanzung frei; 
hierauf folgen vier Reihen Kartoffeln in 
je Ja Fuss Entfernung von einander, 
dann wieder 31/, Fuss Raum für Gur- 
ken, dann wieder vier Reiben Kartoffeln 
und so fort, bis endlich wie zu Anfang 
eine Reihe Kartoffeln 5/, Fuss vom Wege 
entfernt den Abschluss bildet, 

Wenn die Kartoffeln herangewach- 
sen sind, so werden sie auf die früher 
gebräuchliche Weise mässig behäuft. 
Anfang Mai werden die für die Gurken 
bestimmten 31/, Fuss zwischen den Kar- 
toffeln frisch gedüngt und die Gurken- 
kerne gelegt. Da die Kartoffeln niedri- 
ses und wenig Kraut haben, so sind sie 
weder beim Düngen und Umgraben hin- 
derlich, noch verschatten sie demnächst 
die Gurken. Sie werden dann von An- 


N 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


aufgenommen. Die Gurken können sich 
nun vollständig ausbreiten, da jedes Gur- 
kenfeld eine Breite von 6 Fuss hat und 
die dazwischenliegenden Wege noch 5/, 
Fuss breit sind. 

Die Vortheile dieser Verbindung des 
Anbaues der Gurken mit den Früh-Kar- 
toffeln sind danach offenbar erheblich, 
da der Gurkenbau an sich schon sehr 
einträglich ist, 

Ich bemerke noch, dass ich diejeni- 
gen Nieren-Kartoffeln, welche ich zur 
Saat bis Mitte August stehen lasse, auf 
die Gülich’sche Weise pflanze, ihnen je- 
doch nur 3 Fuss Entfernung gebe. Hie- 
durch erhalte ich für das folgende Jahr 
nur grosse schöne Kartoffeln, die zur 
Saat durchaus nöthig sind, wenn man 
grosse Kartoffeln ernten will. Eine 
Zwischenpflanzung von Kohl etc. kann 
auch hier stattfinden. 

Dass auch für den Landwirth das 
Bauen der Kartoffeln im Grossen auf 
Gülich’sche Art mit der oben erwähnten 
Zwischenpflanzung von Kohl oder Run- 
kelrüben vortheilhafter ist, als die ge- 
wöhnliche Art Kartoffeln zu pflanzen, 
scheint kaum zweifelhaft; noch weniger 
zweifelhaft aber ist es, dass feuchtes 
oder beschattetes Land, wenn es mit 
Kartoffeln bestellt werden soll, nur nach 
der Gülich’schen Methode einen guten 
Ertrag liefern kann, 

Rittmeister A. Borchers 
in Hildesheim. 


4) Der Botanische Garten zu Adelaide in Süud-Asstralien. 


Dr. R. Schomburgk, auch durch | dem bisherigen Director des Botanischen 


seine Reisen in Engl. Guiana bekannt, 
ist der Director dieses Gartens, gleich 


Gartens in Melbourne, Hrn. Dr. F. Müller, 
ein Deutscher von Geburt. Der Garten 


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I. Originalabhandlungen. 


hat einen Flächeninhalt von ungefähr 
106 Acres. Derselbe ist durchsetzt von 
einer unregelmässigen Schlucht, in der 
im Winter ein Flüsschen strömt. Der 
Boden ist lehmig und eignet sich zur 
Cultur der verschiedenartigen Pflanzen 
sehr gut. Zur Decoration des Gartens 
dient ein kleiner See von 2 Acres Flä- 
ehenraum, in dem mehrere Inseln liegen, 
ferner Bassins mit Springbrunnen, Sta- 
tuen etc. und ein Flächenraum von 55 
Acres ist nach dem natürlichen Style 
in einen reizenden Park verwandelt. Von 
einem kleinen Hügel, auf dem die Statue 
einer Niobe steht, hat man reizende 
Blicke nach den verschiedenen Seiten 
des Gartens. Sehr reich ist die Samm- 
lung der Siräucher und Bäume, welche 
theils einzeln, theils parthienweise ange- 
pllanzt sind, jedoch so, dass jede ein- 
zelne Art sich vollkommen entwickeln 
kann. Als Pflanzen die im freien Grunde 
noch vollkommen gut gedeihen, sind 
ausser den Pflanzenarten Australien’s 
und Europa’s beispielsweise Ficus indica, 
Fieus sycamorus, Brescia madagascarien- 
sis, Guilandina Bonduc, Cerbera The- 
vetia, Cassia Candolleana, Tecoma velu- 
tina hervorzuheben, Reich ist die Samm- 
lung der im freien Lande angepflanzten 
Coniferen, unter denen ein 20 Fuss hohes 
Exemplar von Cupressus elegans beson- 
ders schön. Wasserpflanzen, als die ver- 
schiedenen Nymphaea-Arten, Aponogeton 
distachyum etc, zieren die Wasserflächen 
und die Ufer und Inseln sind mit Cype- 
rus Papyrus, Gynerium, Bambusen etc. 
reizend verziert. 

Die grösste Schwierigkeit bestand 
für die Decoration des Gartens darin, 
ein Gras ausfindig zu machen, das auch 
zur Zeit der heissen und trockenen Jah- 
reszeit die Grasflächen mit einem schö- 
nen Grün schmückt. Als das geeignetste 
Gras erwies sich in dieser Beziehung 


73 


Cynodon Daectylon. Die reiche 
Sammlung von Saftpflanzen ist theils 
gruppenweise angepflanzt, theils werden 
die zarteren derselben in grossen Waard’- 
schen Kästen eultivirt. Der Cultur der 
annuellen Pflanzen und der perenniren- 
den Stauden sind theils besondere Par- 
thien gewidinet, theils sind solche zur 
Decoration der Blumengruppen verwen- 
det. Zur Bepflanzung der letzteren die- 
nen ausserdem Verbenen, Üinerarien, 
Mimulus, Chrysanthemum, Lobelien und 
müssen endlich um einen beständigen 
Flor unterhalten zu können, Florblumen 
massenhaft in Töpfen vorgezogen wer- 
den, um zur erneuten Bepflanzung zu 
dienen, so Dianthus Heddewigi, Phlox 
Drummondi, Lobelien, Verbenen etc, Die 
mehr als 300 Abarten umfassende Samm- 
lung von Rosen ist zu einer besonderen 
Parthie im orientalischen Geschmack ver- 
einist, in deren Centrum eine Amazonen- 
gruppe von Kiss aufgestellt ist. 

Ein Theil des Gartens an der Nord- 
westseite ist zur Anlage einer Anpflan- 
zung der Gewächse nach dem natür- 
lichen Systeme bestimmt, ausserdem 
werden hier auch Versuche mit Nutz- 
pflanzen aller Art gemacht. Eines der 
wichtigsten hier bis jetzt erhaltenen Re- 
sultate ist die Einführung des Guinea- 
Grases „Panicum giganteum*, welches 
eine der wichtigsten Futterpflanzen für 
Süd-Australien werden dürfte, 

Der Königlichen Wasserlilie (Vie- 
toria regia) ist ein besonderes Gebäude 
von 57 Fuss Länge und 40 Fuss Breite 
erbaut, in dessen Mitte in einem 36 Fuss 
langen und 26 Fuss breitem Bassin die 
Vietoria fast das ganze Jahr hindurch 
in Blüthe steht. Im gleichen Hause be- 
findet sich auch die Sammlung der Or- 
chideen, der Aroideen und einzelner in- 
teressanter Pianzen. Unter letzteren 
haben z. B. Sanchezia nobilis, Sphaero- 


74 


stema marmoratum, ferner von Aroideen 
das Anthurium leuconeurum, Alocasia 
metallica, ebenso wie die zahlreichen 
Orchideen, Begonien und andere be- 
liebte Warmhauspflanzen ihre "Wande- 
rung in Waard’schen Kästen aus den 
Gärten Europa’s nach dem Süden Neu- 
holland’s glücklich vollbracht, ja selbst 
Pflanzen der Südseeinseln, wie die bunt- 
blätterigen Croton-Arten sind erst in 
Europa eingeführt worden, um von da 
nach Neuholland zurückgebracht zu wer- 
den. Um das Victoria-Haus rings herum 
sind reich geschmückte Blumenparterres 
und mannichfache Fontainen ange- 
bracht. 


In besonderen Gewächshäusern wer- 
den ausserdem mannichfache andere 
Pflanzen cultivirt, so die Sammlung der 
Farn, Palmen etc,, während andere zur 
Anzucht der Pflanzen für die Blumen- 
parthien dienen, 


Das Museum enthält vorzugsweise 
die Stämme der Baumarten Australien’s, 
ausser einer Sammlung von Früchten, 
Samen, Modellen etc. 


Mit dem Garten in Verbindung steht 
ein Zoologischer Garten, in dem man 
die wilden Raubthiere der Tropen, Affen- 
familien, sowie die Nutz- und Hausthiere 
der ganzen Welt, schöne Sammlungen 
von Vögeln etc. beobachten und bewun- 
dern kann. 


Erst im Jahre 1856 ward der Bota- 
nische Garten zu Adelaide gegründet, 
Der erste Direetor und Gründer dessel- 
ben war Herr G. Francis, zu dessen 
Andenken im Garten auch ein Obelisk 
erbaut ist. Ihm folgte der jetzige Direc- 
tor Herr R. Schomburgk. Unter dem 
Einfluss der energischen Thätigkeit des 
Letzteren hat der Garten die bedeutende 
Ausdehnung erhalten, von der wir die 


näheren Angaben im Obigen machten. | Förderer und Verehrer, 


Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. 


Wir haben bei Besprechung des 
Berichtes von Dr. Ferd. Müller über den 
Bot. Garten in Melbourne bereits jenes 
grossartigen Instituts und der Bestre- 
bungen für Botanik und Gartenbau in 
Australien gedacht. Binnen Jahrzehen- 
ten sind dort volkreiche Städte und mit 
ihnen europäische Cultur und Comfort 
emporgeblühet. Der Drang des Wissens 
wirkt als mächtiger Hebel für Erforschung 
des Innern dieses Welttheiles, die Cultur 
breitet sich von den Küsten nach dem 
Innern aus, grosse politische Zeitungen, 
wie fein Illustrirte Zeitungen erscheinen 
dort wie in Europa, Botanische Werke 
über die Flora Australien’s in schöner 
Ausstattung und von zahlreichen vor- 
züglich ausgeführten Tafeln geben das 
Resultat der gelehrten Arbeiten von F. 
Müller und Andern, wissenschaftliche Ex- 
peditionen in’s Innere und den fernen 
Norden werden ausgerüstet, öffentliche 
populäre Vorlesungen verbreiten die Liebe 
zu den Naturwissenschaften, die Pilan- 
zenschätze Australien’s kommen jährlich 
in Form von Samen und ebenso selbst 
in lebenden. Pflanzen massenhaft nach 
Europa, so die mächtigen Stämme der 
dortigen Farnbäume, der eigenthüm- 
lichen Cycadeen etc. in ganzen Schifis- 
ladungen. 

Von Europa wandern aber theils in 
Samen, theils in lebenden Pflanzen, letz- 
tere in Waard’schen Kästen, jenen auf 
dem Deck der Dampfschiffe reisenden 
Gewächshäusern, die in die Gärten Eu- 
ropa’s aus allen Theilen der Welt ein- 
geführten Pflanzen hin nach dem ent- 
ferntesten der Welttheile, um auch dort 
dem in Europa herrschenden Modeton 
in Bezug auf Garteneultur Ausdruck zu 
geben. Geht es aber mit solcher Schnel- 
ligkeit fort, findet dort der Gartenbau 
auch fernerhin so zahlreiche Freunde, 
so ist vielleicht 


I. Originalabhandlungen. 


die Zeit nicht so ferne, wo unser altern- | 
des Europa von dem in frischer Jugend- 
kraft aufblühenden Welttheilen 


der | 


75 


neuen Welt mehr empfangen wird, als 


es dagegen geben kann, — 
(E. R.) 


5) Formen der Entwiekelung der höheren Pflanzen und deren 
Einfluss auf unsere Culturen., 


Bei den Pilzen, Algen etc. sind die 
Entwickelungs -Stadien der Art in der 
neueren Zeit vielfach besprochen worden 
und haben den nicht ganz richtigen Na- 
men „Generations-Wechsel“ er- 
halten, 

Schon früher haben wir darauf hin- 
gewiesen, dass ähnliche Stadien der Ent- 
wickelung, die wir als „Periode der 
Unfruchtbarkeit“ und „Periode 
der Fruchtbarkeit“ bezeichnen wol- 
len, sich auch bei den höheren Pflanzen 
finden, und dass diese Perioden bei der 
Mehrzahl der Stauden und Holzgewächse 
sich auch durch verschiedene Blattformen 
etc. kenntlich machen. 

Beginnen wir mit den Monokoty- 
ledonen, so wollen wir zunächst auf 
die Wasserpflanzen hinweisen, welche 
in der Periode der Fruchtbarkeit über 
das Wasser sich erhebende Blätter be- 
sitzen. Von diesen bildet z. B. Sagit- 


Wasser kommt, da bleibt solche den 
ganzen Sommer hindurch in dem Zu- 
stande der Unfruchtbarkeit und bildet 
nur jene eigenthümlichen Schwimmblät- 
ter. In diesem Zustande fand Ende 
August letzten Jahres Herr Höltzer 
im hiesigen Botanischen Garten eine 
Colonie von Pflanzen, die ein der Val- 
lisneria "ähnliches Aussehen hatten, 
und glaubte Vallisneria gefunden zu 
haben, die nach einigen Floristen in der 
Newa vorkommen soll, in authentischen 
Exemplaren von diesem Standort, aber 
in keinem Herbarium sich befindet. Die 
Untersuchung zeigte, dass eine ganz 
andere Nervatur vorhanden war und dass 
ein Theil der Pflanzen Sagittaria sa- 
gittifolia L, und ein anderer Theil 
derselben Sparganium ramosumL. 
in der Periode der Unfruchtbarkeit war. 
Auf solche Pfanzen mag sich auch wohl 
die Sage, dass Vallisneria in der 


taria sagittifolia L. in der ersten | Newa gefunden sei, redueiren. 


Periode der Unfruchtbarkeit unter der 
Oberfläche des Wassers sich befindende 
lange lineare durchsichtige Blätter, welche 
an die Blätter der Vallisneria erinnern. 
Erst in der Periode der Fruchtbarkeit 
entwickeln sich die über das Wasser 
erhebenden Blätter, welche eine pfeil- 
förmige Blattfläche besitzen und nun er- 
hebt sich auch aus dem Herzen der 
Blüthenschaft. Sagittaria wächst gemei- 
niglich in ruhigem seichtem Wasser, 


Wo solche zufällig in rasch fliessendes | gen 3 Entwickelungsperioden, 


Die Zwiebelgewächse und 
Knollengewächse der Gruppe der 
Monocotyledonen nennen wir als Pflan- 
zen, bei denen die Zwiebelbildung nach 
dem Keimen, die Periode der Unfrucht- 
barkeit, die nach einem oder mehreren 
Jahren erst erfolgende Bildung des Blü- 
thenschaftes die Periode der Fruchtbar- 
keit bezeichnet. 

Die Palmen mit hohem Stamm 
und spitzenständigem Blüthenstand zei- 
Davon 


76 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


gehören 2 der Periode der Unfruchtbar- | gen Zweigen und kahlen herzförmigen 
keit, 1 der Periode der Fruchtbarkeit | Blättern der zweiten Form in der Pe- 


an. In der ersten Periode bildet sich 
nur der Stammgrund, welcher immer 
dieker und dieker wird. Bei manchen 
Arten kann diese Periode mehrere Jahr- 
zehente dauern, Sie ist der Periode der 
Zwiebelbildung bei den Zwiebelgewäch- 
sen analog. 

Dann beginnt die Periode der Bil- 
dung des säulenförmig emporwachsenden 
Stammes, die ebenfalls eine Reihe von 
Jahren in Anspruch nimmt, aber bei den 
Arten mit spitzenständigem Blüthenstand 
doch nur der Schaftbildung der Lilien 
vergleichen ist. Bei eintreiender 
Fruchtbarkeit begrenzt der endständige 
Blüthenstand das Spitzenwachsthum, so 
bei Caryota, Arenga etc. und der Stamm 
stirbt gleich dem Schaft der Lilie ab, 
nur mit dem Unterschiede, dass meist 
von oben nach unten fortschreitend sich 
aus den Knoten des Stammes noch Blü- 
thenstände entwickeln. Diese nach un- 
ten fortschreitende Entwickelung von 
Blüthenständen des absterbenden Stam- 
mes kann wieder mehrere Jahre in An- 
spruch nehmen. 

Bei den zur Abtheilung der Dico- 
tyledonen gehörigen Holzgewächsen geht 
ebenf«lls stets die Periode der Unfrucht- 
barkeit der der Fruchtbarkeit voraus und 
zeigen beide Perioden auch oft auffal- 
lende Unterschiede in Bezug auf Blatt- 
forn oder. Vegetation. 

Die beiden Formen unserer gemei- 
nen Birke, die Betula pubescens und 
Betula verrucosa besitzen in der Periode 
der Unfruchtbarkeit in Gestalt und Be- 
haarung der Blätter sehr bedeutende 
Unterschiede, in der Periode der Frucht- 
barheit nähern sich solche aber wieder 
in ihren Charakteren. Die diebtbehaar- 
ten Zweige und Blätter der ersteren 
Form sind von den kahlen stark drüsi- 


zu 


riode der Unfruchtbarkeit sehr verschie- 
den von einander, in der Periode der 
Fruchtbarkeit sind beide kahl und die 
Form der viel kleineren Blätter zeigt 
keine so auffallenden Unterschiede mehr. 
Auf Triften jährlich vom Vieh abgefres- 
sene Exemplare oder aus dem Grunde 
des Stammes ausbrechende Wasserschosse 
behalten die Form der unfruchtbaren 
Pflanze bei. 

Ganz ähnliche Verhältnisse finden 
sich bei unseren Pappeln. Man ver- 
gleiche da z. B. die aus den Wurzeln 
ausbrechenden Triebe der Zitterpappel 
(Populus tremula), der lorbeerblätterigen 
Pappel (Populus laurifolia) und anderer 
mit der Form der Blätter der fruchtba- 
ren Zweige des Baumes und man glaubt, 
wie dies auch bei den Birken der Fall 
ist, man hätte ganz verschiede:e Pflanzen- 
Arten vor sich, während beides doch nur 
Entwiekelungsformen des gleichen Indi- 
viduums. — 

Bei unseren perennirenden Pflanzen 
finden sich ähnliche Verhältnisse, da 
hier aber die Periode der Unfruchtbar- 
keit viel kürzer ist, so ist die Form der 
Wüurzelblätter, welche die Periode der 
Unfruchtbarkeit kennzeichnet, sowie die 
der zweiten Periode angehörige abwei- 
chende Form der Stengelblätter hinläng- 
lich bekannt und gibt zu keinen Ver- 
wechslungen Anlass. Unsere Huflattig- 
Arten geben ein Beispiel auffallender 
Verschiedenheit beider Vegetationsperio- 
den. Bei Erziehung aus Samen dauert 
die Periode der Unfruchtbarkeit bei letz- 
teren Pflanzen einige Jahre, bei der 
schon fruchtbaren Pflanze fällt die Pe- 
riode der Unfruchtbarkeit auf den Som- 
mer, wo mit der Verlängerung des Rhi- 
zoms sich die grossen mächtigen Wur- 
zelblätter bilden, und dieser Periode folgt 


I. Originalabhandlungen. 


[dt 


die Periode der Fruchtbarkeit im ersten | Namen sendete seiner Zeit Herr Maxi- 


Frühjahre, wo die nur mit schuppenför- 
migen Blättern besetzten Blüthenschafte 
erscheinen, 

Wir wollen aus der Reihe der per- 
ennirenden Pflanzen noch eine sehr be- 
kannte Wasserpflanze nennen. Es ist 
das Nelumbium speciosum. In der 
Periode der Unfruchtbarkeit bildet das- 
selbe nur auf dem Wasser schwimmende 
Blätter. In früheren Zeiten, wo die 
Vietoria-Häuser in den Gärten noch nicht 
existirten und in den Botanischen Gär- 
ten einzelne Wasserpflanzen als Merk- 
würdigkait in kleinen Gefässen eultivirt, 
oder man könnte richtiger sagen gemiss- 
handelt wurden, da erinnert sich der 
Referent recht wohl, Jahrzehente das 
Nelumbium nur in dieser Form der Pe- 
riode der Unfruchtbarkeit gesehen zu 
haben. Beginnt dagegen unter Einfluss 
günstigerer Culturbedingunger die Pe- 
riode der Fruchtbarkeit, dann erheben 
sich die Blätter auf langen Stielen über 
das Wasser und werden da gleich Schir- 
men getragen, und nun erheben sich 
auch bald die Blüthenstiele zwischen 
den Blättern. 

Zu den Holzpflanzen zurückkehrend 
wenden wir uns zu den Schlingpflanzen. 
Da ist z. B. die Periode der Unfrucht- 
barkeit und Fruchtbarkeit bei unserm 
Epheu durch auffallend verschiedene 
Blattform gekennzeichnet und manche 
der in den Gärten cultivirten Formen 
verdanken ihren Ursprung der unge- 
schlechtlichen Fortpflanzung in den Pe- 
rioden der verschiedenen Formbildung. 
Ein anderes interessantes Beispiel er- 
wähnten wir kürzlich. Es ist das des 
Rhynchospermum jasminoides, eine jähr- 
lieh in unseren Gewächshäusern dank- 
bar blühende Schlingpflanze China’s und 
Japan’s, Ein Synonym dieser Pflanze 
ist Malouetia asiatica. Unter letzterem 


mowicz dem hiesigen Garten eine bunt- 
blätterige Form mit dünneren Stengeln, 
kleineren Blättern, die keine Neigung 
zum Blühen zeigte. Die gleiche Form 
hatte der Petersburger Garten auch 
schon früher, aber grünblätterig, von 
Herrn von Siebold erhalten. Grosse 
starke Exemplare dieser grünblätterigen 
Form kennt der Referent nun seit 14 
Jahren, aber immer blieben solche in 
ihren Charakteren sich gleich und zeig- 
ten keine Blumen. 

Nach den von Herrn Maximowiez 
gegebenen Erläuterungen ist die von 
uns als Malouetia asiatica mit grünen 
und bunten Blättern cultivirte Form die 
in der Periode der Unfruchtbarkeit ver- 
harrende Form, wie solche auch in Japan 
an freien sonnigen Plätzen und an son- 
nigen Felsen sich findet, ohne zu blühen. 
Da wo diese Pflanze aber in der Nähe 
von Bäumen und Sträuchern wächst, da 
klimmt solche ziemlich hoch empor und 
bildet nun die fruchtbare Form, wie wir 
solche unter dem Namen von Rhyncho- 
spermum jasminoides in den Gärten cul- 
tiviren. ; 

Interessant ist dieses Beispiel be- 
sonders deshalb, weil es uns einen Fin- 
gerzeig gibt, wie in dieser Beziehung 
bei der Vermehrung auf ungeschlecht- 
lichem Wege die verschiedenen Formen 
der Entwickelung der gleichen Art ihre 
Eigenthümlichkeiten festhalten. Beide 
Formen sind in unsere Gärten aus den 
Gärten Japan’s eingeführt worden, wo 
unser jährlich blühendes Rhynechosper- 
mum jasminoides aus Stecklingen der 
schon fruchtbaren Form fortgepflanzt 
wurde, während die als Malouetia asia- 
tica cultivirte Pflanze aus Stecklingen 
der unfruchtbaren Form, wie solche auf 
freien Plätzen sich findet, gewonnen 
wurde, 


78 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


Wir gehen damit zu unseren Aepfel- | aber durchaus gleichartig, alle zeigten 


und Birnbäumen über. 

Wenn man von unseren edlen in 
den Gärten eultivirten Aepfelsorten die 
Kerne sammelt und solche besonders 
aussäet, so ist man erstaunt, daraus 
Pflanzen hervorgehen zu sehen, die in 
den ersten Jahren nach der Aussaat 
ganz das Aussehen von dem wilden 
Holzapfel haben. Die Zweige endigen 
in Stacheln und die Blätter sind klein. 

Man benutzt nun gemeiniglich der- 
artig gewonnene junge Bäume als Wild- 
linge und glaubt, dieselben seien wieder 
ausgeartet. 

Dem ist aber nicht so, sondern man 
hat hier nur bei dem jungen aus Samen 
erzogenen Exemplare die Form der ersten 
unfruchibaren Periode vor sich. Man 
lasse nur solche Pflanzen unveredelt 
stehen, nehme denselben die unteren 
Aeste und lasse solche emporwachsen, 
dann sieht man, dass diese gleichen, an- 
scheinend wilden Püanzen später nach 
oben stachellose kräftise Triebe mit 
grossen Blättern bilden, welche denen 
der edlen Form durchaus ähnlich sind. 
Treiben am Grunde des Stammes aber 
wieder Wasserschosse aus, so haben 
diese wieder die Gestalt der unfrucht- 
baren Form. 

Der Referent hatte nicht blos einige 
derartige Versuche vor Augen, sondern 
es wurden in seiner der Acclimatisation, 
oder wenn man lieber will der Erpro- 
bung der Sorten auf ihre Ausdauer ge- 
widmeten Baumschule behufs der Er- 
ziehung neuer Sorten Tausende der- 
artiger Versuche gemacht. Dazu wurden 
die Kerne der edelsten und zartesten 
Aepfel des Auslandes wie die des In- 
iandes benutzt. Diese Kerne wurden 
meist vom Referenten selbst gesammelt und 
einzeln nach Sorten oder gemischt aus- 
gesäet, Alle diese Sorten verhielten sich 


ohne Ausnahme in den ersten 3—5 Jah- 
ren der Entwickelung stachelige Aeste 
und kleine Blätter und erst später edle 
Triebe. 

Die scheinbar zum wilden Zustande 
zurückschlagende Form der Sämlinge ist 
demgemäss durchaus normal, es ist die 
Form der Periode der Unfruchtbarkeit, 
und mit der Entwickelung der scheinbar 
ersten edlen Zweige fängt die Periode 
der Fruchtbarkeit an, 

Es gilt nun im Allgemeinen die An- 
sicht, und der Reierent theilte diese An- 
sieht selber, dass die Operation der Ver- 
edlung, weil solche dem schnellen Auf- 
steigen des Saftes ein Hinderniss ent- 
segenstelle, auf frühere Fruchtbarkeit 
hinwirke. Dem ist aber nicht so. Die 
frühere Fruchtbarkeit tritt bei veredelten 
Bäumen nur deshalb ein, weil man zum 
Veredeln Edelreiser wählt, die von der 
fruchtbaren Form gewonnen sind und 
sich verhalten, wie wir das von den 
Stecklingen des Rhynchospermum jasmi- 
noides zeigten. Dass die Veredlung als 
Operation ‚in dieser Beziehung gar kei- 
nen Einfluss zeigt, das zeigt ein ein- 
facher Versuch. Man gibt den Rath, 
die Triebe der aus Kernen edler Aepfel 
und Birnen gezogenen Pflanzen zur Ver- 
edlung zu benutzen, um auf diese Weise 
schneller Früchte zu erlangen. Man führe 
diese Operation nur aus, wie das bei uns 
geschah, und man wird sehen, dass das 
von der Samenpflanze genommene Edel- 
reis in den ersten Jahren der Entwicke- 
Inng ganz die gleiche Formbildung zeigt 
wie die Samenpflanze selbst. Soll daher 
in solchen Fällen Veredlung angewendet 
werden, muss man schon warten, bis die 
Samenpflanze Zweige der fruchtbaren 
(edlen) Form zu bilden beginnt und 
diese erst zur Veredlung wählen. 

Dies ist ein Rath, den wir, gestützt 


1. Originalabhandlungen. 


auf unsere Beobachtungen, in diesen wie 
in mannichfachen anderen Fällen geben 
können. Nicht blos beim Apfel, sondern 
bei allen Holzgewächsen, wo es darauf 
ankommt, schon an niedriger bleibenden 
Exemplaren Blumen und Früchte zu er- 
halten, da nehme man die Stecklinge 
oder Edelreiser von der fruchtbaren Form, 
die bereits Blumen und Frucht getragen. 

Eine zweite Beobachtung dürfte 
ebenfalls in Bezug auf Erziehung neuer 
edler Sorten von Aepfeln und Birnen 
für ein bestimmtes Klima aus Samen 
einen ausgesprochenen praktischen Werth 
haben. 

Um schneller zu unserem Ziele zu 
kommen, zogen wir die Samenpflanzen 
edler Sorten nicht als Hochstämme, son- 
dern als Cordon. Allerdings bildeten 
dieselben an der Spitze zuletzt auch die 
edlen Aeste, an dem unteren Theile des 
Stammes aber, wo die Seitenäste im 
Herbste kurz zurückgeschnitten wurden, 
bildeten sich aus dem Stamme und den 
Augen der Seitenäste aber keine kurze 
Fruchtzweige, sondern von Neuem wilde 
Triebe. Wir stutzten deshalb die Seiten- 
zweige später im Sommer nur auf 6—8 
Augen und die aus deren oberen Augen 
im gleichen Jahre austreibenden Zweige 
zweiter Ordnung (Geiz) wurden auch 
noch im Laufe des Sommers wiederholt 
auf ungefähr 2 Augen eingekneipt. 

Mit Verwunderung sahen wir, dass 
gerade diese kurz zurückgestutzten Geiz- 
triebe sich zu Fruchtholz umzubilden 


79 


begannen und entnahmen daraus für die 
Praxis die Lehre, dass da wo man aus 
Samen erzogene Aepfel und Birnen als 
Cordons erziehet, um möglichst bald 
Früchte von denselben zu erhalten, der 
Schnitt ein ganz anderer sein muss als 
da wo man veredelte Exemplare zu die- 
ser Cultur verwendet, da man aus den 
unteren Augen der Seitenzweige erster 
Ordnung bei wurzelächten Cordons nie- 
mals Fruchtholz erziehen wird. Es müs- 
sen da, je näher der Wurzel, um so 
mehr Seitenästchen 3. und 4. Ordnung 
erzogen werden, bevor die Periode der 
Fruchtbarkeit eingeleitet wird und alle 
später aus dem Stamme direct austrei- 
benden Seitenästchen müssen ganz ent- 
ferot werden. Wir rathen daher, bei 
aus Samen erzogenen Cordons die Sei- 
tenäste erster Ordnung schon bald nach 
deren Austreiben auf 3—4 Augen zu 
entspitzen. Die noch im Sommer er- 
scheinenden Geiztriebe, oder die Seiten- 
äste 2. und 3. Ordnung werden dann 
abermais auf 2 Augen entspitzt und 
beim Herbstschnitt wird nur das nicht 
reif gewordene Holz entfernt, Während 
also bei den Cordons, die aus veredelten 
Bäumchen gebildet sind, das Bestreben 
dahin gerichtet ist, aus den unteren Au- 
gen der Seitenäste 1. Ordnung das Frucht- 
holz zu erziehen, muss das bei aus $a- 
men erzogenen Exemplaren aus den un- 
teren Augen der Aestchen 3.—5. Ord- 
nung geschehen. (E. Regel.) 


6) Der Botanische Garten zu Buitenzorg in Java, 


Nach allem was wir bis jetzt von |die bis jetzt im rein tropischen Klima 
diesem Institute gehört haben, so ist es | der Pflanzen - Cultur gewiümet worden 
eine der bedeutendsten Garten-Anlagen, | sind. 


80 


Es liegt uns gegenwärtig der Cata- 
log dieses Gartens vor. In demselben 
sind fast 10,000 Arten Pflanzen aufge- 
führt, die dort im freien Lande cultivirt 
werden und darunter z. B. über 200 
Arten Palmen. 

Dieser Catalog ist 1866 von Herrn 
Teysmann und dessen Assistenten Herrn 
Binnendyk herausgegeben, also dürfte 
jetzt die Zahl der dort ceultivirten Pflan- 
zen noch viel bedeutender sein. 

Ferner erhielten wir vor Kurzem 
einen Plan des Gartens mit Angabe der 
Bepflanzung des Gartens. Aus diesem 
Plan geht hervor, dass das den Garten 
bildende Grundstück von ziemlich qua- 
dratischer Form 475 Ruthen lang und | 
300 Rth. breit, also einen Flächenraum 
von 142,500 [TIJRth. besitzt. 

Wunderbar schön sollen die An- 
pflanzungen von Palmen und von Pan- 
daneen sein, sowie überhaupt alle Fa- 
milien der Tropen hier im freien Lande 
vertreten sind. 

Bei dem hohen Interesse, das der 
Botanische Garten in Buitenzorg für 
Europäische Gärten hat, da durch dieses 
Institut zahlreiche Pflanzen der Sunda- 
inseln jährlich nach Europa eingeführt 


N ne Se 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


werden, wäre es wohl wünschbar, wenn 
uns einmal ein genauerer Bericht über 
dieses grossartige Institut, über die Zeit 
dessen Gründung, über seine Direetoren 
und Gärtner mitgetheilt würde. 

Der Plan zeigt, dass ziemlich im 
Centrum des Gartens ein grosses Palais 
(wahrscheinlich das des Gouverneurs) 
liegt, dass ferner besondere Wohnungen 
für 2 Gärtner und ein besonderes Ge- 
bäude für das Herbarium erbaut ist. Der 
Garten selbst ist im natürlichen Style 
angelegt, die Pflanzen des Arboretums 
und die perennirenden Pflanzen sind 
durch den ganzen Garten vertheilt und 
nach Familien gruppirt, wobei jedoch 
einzelne Familien sich mehrfach wieder- 
holen. 

So viel uns bekannt waren Hasskarl 
und Junghuhn in früheren Jahren am 
Garten thätig. Im letzten Jahrzehent 
stand Hr. Teysmann dem Garten vor. 

Mit Anfang des Jahres 1869 ward 
Herr Hugo Scheffer als Director des 
Gartens angestellt, und Herr Teysmann 
ist jetzt ausschliesslich mit dem Sam- 
meln von Pflanzen im Indischen Archipel 
für den Buitenzorger Garten beschäftigt. 

(E. R.) 


) Bemerkungen über einjährige Zierpflanzen und zwar vor- 
zugsweise über die in den letzien Jahren als Neuheiten em- 
pfohlemen. 


Anagallis longifolia (Jühlke | 
Nachfolger). Ist eine blaublühende Form 
der A. collina Schousb. Die ge- 
wöhnliche blaublühende Form geht als 
A. Philipsii und die rothblumige Form 
als A. fruticosa und A. Monelli in den 
Gärten. 

Andıyala 


varia Lowe var. 


cheiranthifolia. Eine Composite aus 
Madeira, die als A. cheiranthifolia ver- 
breitet ist. Wird bis 2 .Fuss hoch. 
Stengel und Blätter weissfilzig behaart, 
die unteren Blätter bucktig, die Stengel- 
blätter lanzettlich-ganzrandig und sitzend. 
Blüthenköpfe goldgelb, in spitzenständi- 
gen Corymben. Macht wegen der weis- 


1. Originslabhandlungen. 


sen Belaubung einen guten Effect und 
muss in Töpfen im Treibbeet ausgesäet 


lich starke Pflanzen ins freie Land pflau- 
zen zu können, damit solche nicht zu | 
spät zu kräftiger Entwickelung und in 
Blüthe kommt. — 

Bidens Schimperi 
Schultz. Composite aus Abyssinien, 
die der B, ferulaefolia D. C. ähnlich 
und ungefähr 2 Fuss hoch. Blattstiele, 
Blüthenstiele und Hüllkelch behaart. 
Blattlappen des doppelt gefiederten Blat- 
tes verkehrt-länglich, am Rande kurz- 
haarig gewimpert. Blüthenköpfe mit 
goldgelben Bandblumen. Achänen linear 
und flach gedrückt, mit 2—3 ziemlich 
langen Grannen, die mit rückwäris ge- 


werden, um im Frühjahr schon nd 


C. H. 


neren Achänen länger als die des Um- 
kreises. Gleich B. ferulaefolia kaum als 
Florblume zu empfehlen. 

Browallia elataL. und Br. de- 
missa L. Diese beiden Arten sind von 
einander gar nicht verschieden und wer- 
den schon in De Candolle’s Prodromus 
unter Br. demissa vereinigt. Verschie- 
den ist Browallia viscosa H.B. K. 
Diese letztere stammt aus Peru und ent- 
wickelt ins freie Land in warmer Lage 
ausgepflanzt ihre niedlichen dunkelblauen 
reichlich. Synonym ist Br. 
Czerwiakowskyana Warsz., weiche 
sowohl von Handels- Gärtnereien, sowie 
auch von manchen Botanischen Gärten 
noch immer gleichzeitig mit der durch- 
aus identischen Br. viscosa angeboten 
wird. 

Clarkia gauroides Dongl. 
Ward ursprünglich von Douglas aus Ca- 
lifornien eingeführt, scheint jetzt aber 
in den Gärten fast wieder verschwunden 
zu sein, da sie kleinblumiger und weni- 
ger schön als Cl. pulchella und Cl, ele- 
gans, Die lilafarbenen Blumenblätter 

IL 1870, 


Blumen 


richteten Borsten besetzt sind. Die in 


! 


8i 


sind rhomboidal und tragen am Grunde 
je ein kleines Oehrchen. Aus von Ür. 
Tiling aus Californien erhaltenen Samen 
erzogen wir im hiesigen Garten im letz- 
ten Jahre diese Pflanze wiederum. 


Convolvolus unicaulis (Be- 
nary). Eine Form von C. tricolor L., 
die sich von der gewöhnlichen dunkel- 
azurbiau blühenden Form durch etwas 
aufrechteren Wuchs zu unterscheiden 
scheint. 


Cuphea Zimapani Roezl. — 
Früher erhielten wir eine Form von C. 
lanceolata Ait. als €. Zimapani. Im 
letzten Jahre erhielten wir sowohl als 
(. Zimapani wie als C. ocimoides 
aus Paris eine Pflanze, die gut von Ü. 
lanceolata verschieden ist. Die Blätter 
sind oval-länglich oder fast herzförmig- 
oval. Blumen gross, tief purpur und 
nur die obern beiden grossen Petalen 
mit etwas hellerem Rande. Eine hübsche 
dankbar biühende Pflanze für leichten 
warmen Boden. 


Datura humilis Desf. (Desf, 
eat. ed. III. adn. pag. 396). Wir erhiel- 
ten diese seltene Pflanze als D. fastuosa 
fl. pleno luteo aus dem Garten von Hu- 
ber freres in Hyeres. Diese Pflanze 
kann wie D, fastuosa als annuelle warme 
einjährige Pflanze, oder auch als mehr- 
jährige Warmhauspflanze cultivirt wer- 
den. Blätter aus abgerundetem oder 
auch aus herzförmigem Grunde oval, 
spitz, ganzrandig oder nach dem Grunde 
zu gross buchtig gezähnt, Die trichter- 
förmige Blume wird 8 Zoll lang. Saum- 
lappen der Blumenkrone zurückgebogen, 
fein zugespitzt und von ledergelber Fär- 
bung. — Die Blumen sind oft gefüllt. 
Kapsel mit Stacheln besetzt. 


Eschscholtzia albo-rosea 
(Benary). Ist eine hübsche Abart von 
E. californica Cham,, mit weissen, von 

Ö 


8 


aussen undeutlich 
Blumen. 

GiliaachilleifoliaBenth. Wird 
häufig mit der ähnlichen G. capitata 
Sims. verwechselt. Letztere besitzt 
kahle Kelche und vorstehende Staub- 
fäden, während G. achilleifolia durch 
grössere Blumen, behaarte Kelche und 
Staubfäden, die kürzer als die Blumen- 
krone, sich leicht unterscheidet. Gilia 
multicaulis Benth. endlich stimmt 
in den Blumen mit G. achilleifolia über- 
ein, doch stehen solche in lockeren Blü- 
thenständen und nicht in dichten Köpfen 
wie bei G. capitata und G. achilleifolia. 
G. millefolia F. et M., G. inconspicua 
F. et M. und G. laciniata R. et Pav. 
sind unbedeutende, die Cultur im Zier- 
garten nicht verdienende Arten. 

Lasthenia canescens Rgl. — 
Von F. A. Haage als Helenium Dou- 
glasii erhalten. Ist ähnlich der L. gla- 
brata Lindl., aber allenihalben mit weis- 
ser angedrückter Behaarung bekleidet. 

Monardella undulata Bnth, 
Labiatae. Wir erhielten von dieser für 
die Cultur neuen Pflanze Samen vor 
Herrn Dr. Tiling in Californien. Eine 
einjährige bis 1 Fuss hohe Pilanze, die 
einer Monarda ähnlich sieht. Ist überall 
sehr kurz behaart und besitzt einen star- 
ken aromatischen Geruch. Blätter läng- 
lich -lanzettlich, spitz, ganzrandig, kurz 
gestielt. Blumen lila, in dichten spitzen- 
ständigen Köpfen, die wieder von brei- 
ten grünen und etwas roth geaderten 
Bracteen umgeben sind. Die Lappen 
der gelippten Blumenkrone endigen in 
eine löffelföürmige Klappe, die auf der 
innern Seite drüsig. 

Oenothera odorataJacg. Aus 
Patagonien. Der aufrechte 2 Fuss hohe 
Stengel ist wie der Fruchtknoten ab- 
stehend behaart, Blätter linien -lanzett- 
lich, schwach gezähnt, Blumen in lan- | 


rosa angehauchten 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


gen Trauben längs der Stengel, gross, 
gelb und im Abblühen röthlich. Kommt 
in zwei Formen vor. 

a. glaucescens, mit blaugrünen 
Blättern. 

ß. virescens, mit grünen Blättern, 
Letztere in den Gärten als O. Sellowi, 
OÖ. macrosirhon, O. micans und O. un- 
dulata verbreitet und jetzt wieder von 
Benary als O. macrantha ausgegeben. 
Ist eine hübsche effectvolle, aber sehr 
an die gemeine O. biennis erinnernde 
Art. — 

OenotheraDrummondi Hook. 
Texas. Kleine dicht weichhaarige Art 
mit aufsteigenden Stengeln und nach 
dem Grunde zu tief buchtig gezähnten 
Blättern. Die ziemlich grossen ansehn- 
lichen Blumen sind hellgelb und bei 
einer Abart weiss, 

Oenothera (Godetia) amoena 
Lehm. Californien. Eine sehr bekannte 
und unter vielen Namen jährlich in den 
Catalogen angebotene schöne einjährige 
Pflanze, deren Samen, wie von den bei- 
den vorhergehenden, gleich in’s freie 
Land gesäet werden. Die Stammart be- 
sitzt rosa -lila grosse Blumen und jedes 
Blumenblatt trägt in seiner Mitte einen 
purpurnen grossen Fleck. — Syn. ist 
0. Lindleyi Dougl. 

var. Lehmanniana ist ähnlich, aber 
nur der Grund der Blumenblätter 
ist purpur und der Mittelfleck fehlt. 

Hierzu gehört Godetia Lehmanniana 

Spach., G. splendens, G. rubieunda 

splendens und G. diversifolia der 

Gärten. 
var, roseoalba. Blumenblätter heil- 
rosa mit purpurnem Mittelfleck. 

Synonym sind Oenothera roseoalba 

Lehm., Godetia roseoalba der Gär- 
ten, Sowie neuerdings von einigen 

Samenhandlungen als Godetia ver- 

sicolor grandiflora angeboten. 


I. Originalabhandlungen. 


83 


var. rubicunda; hat lebhaft rosa- | tur. — Podolepis acuminataR.Br. 


 rothe Blumen ohne Flecken. Sy- 

nonym sind Oenothera rubicunda 

Torr. et Gray und Godetia rubi- 

eunda Lindl. 

var. the bride; eine von Benary in 
den Handel gegebene Form mit 
hellrosarothen Blumenblättern mit 
dunkelpurpurnem Mittelfleck. 

Alle anderen zur Untergattung Go- 
detia gehörenden Oenotheren, die gut 
specifisch verschieden sind, sind viel we- 
niger schön als die Formen von 0. 
amoena. Solche wirklich verschiedene 
Arten sind Oenothera (Godetia) le- 
pida Lindl. (God. venosa und insignis 
der Gärten), und O.tenella Cav, (God. 
Cavanillesii Spach. G. Romanzowii der 
Gärten). 

Oxalis valdiviensisBarneoud 
und Palava flexuosa Mast. Diesen 
beiden ausgezeichnetsten neuen annuel- 
len Pflanzen des letzten Jahres haben 
wir besondere Artikel und Abbildungen 
gewidmet. 

Polanisia trachysperma Torr. 
et Gray. (Capparideae). — Südliche 
Staaten Nordamerika’s. Eine 2—3 Fuss 
hohe aufrechte Pflanze, einer Cleome 
sehr ähnlich. Ueberall fein drüsig be- 
haart und das Kraut von penetrantem 
aromatischem Geruch, Blättehen lan- 
zettlich oder lanzettlich- oval, zu 3 auf 
der Spitze eines gemeinschaftlichen Blü- 
thenstiels, Blumen weiss, in spitzen- 
ständigen Trauben, von den röthlichen 
Staubfäden lang überragt. — Hübsche 
Pflanze, die warm und zeitig ausgesäet 
werden muss. 

Podolepis acuminata R. Br, 
Die als P.chrysantha, afünis und canes- 
cens in den Gärten verbreiteten Pflanzen 
gehören zu P. acuminata. Die ächte P. 
chrysantha Endl, war noch nicht in Cul- 


ward zuerst in Aiton hortus Kewensis 
ed. II tom, V pag. 52 beschrieben, aus- 
serdem in De Candolle Prodr. VI. 162. 
Im Botanical Magazine tab. 966 findet 
sich eine Abbildung dieser in den Gär- 
ten als P. chrysantha jetzt allgemein 
verbreiteten Pflanze unter dem Namen 
von „Scalia jaceoides.* 

Solanum armatum R.Br. Neu- 
holland. Als S. Hystrix von Herrn F, 
Müller in Melbourne erhalten, von die- 
sem letzteren aber durch mehrblumige 
Blüthenstiele verschieden. Fast unbe- 
haart, dagegen überall mit geraden Sta- 
cheln besetzt. Die wild wachsende 
Pflanze ist ziemlich kleinblätterig, im 
eultivirten Zustande sind aber die läng- 
lich-ovalen spitzen Blätter bis 8 Zoll 
lang und bis 3!/, Zoll breit, ausserdem 
buchtig flach fiederlappig und auf dem 
freudiggrünen Grunde von helleren Ner- 
ven durchzogen. Die 2- bis mehrblu- 
migen Blüthentrauben treten aus den 
Zwischengelenkstücken hervor. Blumen 
blassblau. Schöne decorative Art, welche 
warm ausgesäet und bis zum Auspflan- 
zen in’s freie Land zu starken Exem- 
plaren vorgezogen werden muss, 

Tropaeolum Lobbiano-Smi- 
thii. In den Gärten als Tr. Hockianum 
und Tr. Zipseri verbreitet. Ziemlich 
hoch rankende Art mit schildförmigen, 
5—7-lappigen Blättern. Die Blattlappen 
entweder flach abgerundet oder mehr 
vorgestreckt und immer in einen Mucro 
vorgezogen. Blumenblätter orangegelb 
mit tief orangerother breiter Mittelbinde 
und langem linearem Nagel; Platte der 
Blumenblätter verkehrt-oval- keilförmig, 
vorn lappig-gezähnt, Zähne in eine 
Granne ausgehend. Ein hübscher Bastard 
zwischen Tr. Smithii und Tr. Lobbianum, 
der mittelhoch rankt. E. Regel, 


6* 


84 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


8) Die Erziehung von Coniferen unter Decekschirmen., 


Der Forsteulter, welche uns schon 
mit manchen wichtigen Erfahrungen 
über Baumzucht bereichert hat, verdan- 
ken wir abermals einen wichtigen Bei- 
trag zur Cultur der Coniferen in den 
ersten Lebensjahren. Bekanntlich haben 
die Nadelhölzer, besonders die Tannen 
(Abies) in den ersten Jahren ein sehr 
schwaches Wachsthum, bilden einseitig 
breite Seitenzweige, bleiben aber im 
Gipfeitrieb zurück, so dass eine 3—6 jäh- 
rige Tanne oft zweimal breiter als hoch 
ist. Ueberdies leiden die jungen Pflan- 
zen durch Frost, einerseits durch „Auf- 
frieren“, indem der Frost die Pflänzchen 
hebt, so dass die Wurzeln über dem 
Boden liegen, andererseits durch Erfrie- 
ren der jungen Triebe im Frühjahr, 
worunter besonders die frühtreibenden 
griechischen Tannen leiden. Will man 
die jungen Coniferen schnell vorwärts 
bringen, so bleibt nichts anderes übrig, 
als sie in den ersten Jahren in Töpfen 
zu cultiviren und frostfrei zu überwin- 
tern. Wie viel Mühe dieses macht, wis- 
sen wir alle, Ich 
Culturmethode, wie in neuerer Zeit in 
den östlichen Theilen des Thüringer 
Waldes, sowie in dem anstossenden 
Frankenwalde die Weiss- oder Edeltan- 
nen (Abies pectinata) mit so grossem 
Erfolg gezogen werden, dass eine drei- 
jährige Tanne so gross ist wie sonst 
eine sechsjährige, wobei nie Frostschä- 
den vorkommen. Diese Methode wird 
gegenwärtig auch in den Saatschulen 
der hiesigen Gegend eingeführt. 

Das Verfahren ist folgendes: Man 
legt die Saatbeete von Ost nach West 
oder so, dass sie vom Wald beschattet 
werden. Nachdem die Saat fertig ist, 
überbaut man das ganze Beet mit einer 


komme nun zu der 


Art Hütte von Fichten- oder Tannen- 
zweigen, welche nach Süden geschlos- 
sen, nach Norden offen ist. Man schlägt 
an dem Nordrande des Saatbeetes Pfähle 
ein, befestigt bei 3 Fuss Höhe Stangen 
und steckt nun lange Nadelholzzweige 
auf der anderen Seite so in die Erde, 
dass die Spitzen auf den Stangen auf- 
liegen. Reichen die Zweige nicht so 
weit, so muss hie und da von oben 
eine Lücke zugesteckt werden, oder 
man muss eine zweite Stangenreihe tie- 
fer zum Tragen der kürzeren Zweige 
anbringen. Diese Decke wird dadurch 
befestigt, dass man auf die Zweige 
nochmals Stangen legt, diese mit Bän- 
dern verbindet und so die Zweige ein- 
klemmt und festhält, Diese Art der 
Bedeckung ist einfach, natürlich aber 
nicht Vorschrift, wenn nur der Zweck: 
Schutz gegen die Sonne erfüllt wird. 
Die Nordseite bleibt offen. Nach und 
nach fallen die Nadeln ab und es ent- 
stehen in der Bedeekung Lücken, welche 
alljährlich im Frühling ausgebessert 
Liegt hoher Schnee, so wird 
beim Thauen so viel als möglich auf 
das Saatbeet geworfen, um die Winter- 
feuchtigkeit zu vermehren. Im zweiten 
Jahre werden die Sämlinge verpflanzt, 
wobei die Bedeekung beseitigt und spä- 
ter wieder gut ausgebessert wird. So 
bleiben die jungen Tannen bis zum 
fünften oder sechsten Jahre unter dem 
nach und nach immer lichter werden- 
den Dache und gedeihen hier wunder- 
bar, wozu offenbar auch die Bedeckung 


werden. 


des Bodens mit den abfallenden Nadeln 


mit beiträgt; erfrieren nie im Frühjahr 

und werden nicht vom Frost gehoben. 
Der Gärtner wird diese Culturweise 

nach seinen Verhältnissen einzurichten 


‘ns 


I Originalabhandlungen. 


und zu verändern wissen und hat natür- 
lich nicht nöthig, sich Nadelholzzweige 
weit herkommen zu lassen, wenn dies zu 
theuer ist, denn Decken von Rohr, Holz- 


8 ° 


stäben ete, müssen dieselben Dienste 
leisten. Es handelt sich nur darum, die 
jungen Pflanzen beständig unter Schatten 
zu halten. d. 


9) Die Verwendung der Eucalyptus zur Decoration im Freien. 


Seit einigen Jahren wird Eucalyp- 
tus globulus vielfach in Landschaftsgär- 
ten ausgepflanzt und überrascht durch 
sein schnelles Wachsthum, sowie durch 
den hübschen Effect der graugrünen 
Blätter. Fragt man, wie gerade diese 
Art zu diesem Vorzug gekommen ist, 
diese allein, so muss man antworten: 
durch Zufall, denn E, globulus ist we- 
der mehr als andere Arten geeignet zu 
diesem Zwecke, noch schöner, ja sogar 
nicht einmal so effeetvoll wie einige an- 
dere Arten mit mehr silberweissen Blät- 
tern. E. globulus wurde, weil man ge- 
rade zufällig diese Art in die Hände be- 
kam, in den Anlagen von Paris ausge- 
pflanzt und dadurch erhielt er das Pri- 
vilegium, überali für schön zu gelten. 
Wer auf solche Decorationspflanzen 
hielt, liess sich Samen kommen, der mit 
fetter Schrift in den Verzeichnissen und 
pomphaften Worten empfohlen wurde. 


mit den benannten identisch sind). Man 
möge damit nur Versuche machen. In 
England, wo man seit Langem Eucalyp- 
tus versuchsweise ganz im Freien eulti- 
virte und Jahrzehente lang im Winter 
erhielt, bis eine stärkere Kälte sie tödtete, 
wird man Erfahrungen gemacht haben, 
welche Arten sich besonders empfehlen 
dürften *). So viel ich mich erinnere, 
galt E. montana (coceigera J. D. Hook.) 
für besonders hart und unempfindlich 
gegen Kälte. E. globulus hat bei mir 
6 Grad Kälte ohne merklichen Schaden 
ertragen, und werde ich ihn, da er zum 
Erfrieren bestimmt ist, weiter beob- 
achten. 

Die Eucalypten bilden — dies ist 
nicht zu läugnen — einen ganz eigen- 
thümlichen Gartenschmuck und zeigen 
sich sofort auch dem Laien als seltsame 
Ausländer. Sie verdienen daher Ver- 
wendung in solchen Gärten, welche über- 


Mancher Gärtner hatte vielleicht Samen | haupt alle geeigneten Pflanzen zur De- 


von anderen Arten Eucalyptus, aber es 
fiel ihm nicht ein, dieselben zu dem 


gleichen Zwecke zu verwenden, weil es | 


in Paris nicht geschehen und keine 
Deutsche Gartenzeitung davon berichtet. 
Und doch gibt es in den botanischen 
Gärten noch andere schönere Arten von 
Eucalyptus, und grössere Samenhand- 
lungen bieten davon Samen zum Ver- 
kauf (z. B, Haage und Schmidt in Er- 
furt 1869 40 Arten, unter den unbe- 
stimmten aber wohl auch solche, die 


coration im Freien verwenden, aber 


auch nurin Solchen, und es ist Un- 


sinn, wenn der Besitzer eines kleinen 


*) Da ich jetzt ausser Eucalyptus glo- 
bulus keine andere Art cultivire, so wäre 
es erwünscht, wenn ein Kenner dieser Pflan- 
zengattung die schönsten namhaft machen 
wollte. Ich weiss nur noch so viel davon, 
dass es ausser E. pulverulenta noch mehrere 
Arten mit ganz silberweissen, sehr grossen 
Blättern gibt. J. 


86 


_ Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


Gartens, der vielleicht nur ein Dutzend | E. globulus besonders betrifft, so ist er 
Plätze für einzelne Prachtpflanzen dieser ! nur im ersten und zweiten Jahre schön. 


Art hat, viel schönere, für ihn passen- 
dere Pflanzen weglässt, um den langen 
fremden Eindringling aufzunehmen. Was 


Später nehmen die Blätter eine viel 
schmälere, fast sichelförmige Gestalt 
und eine olivengrüne Farbe an. J. 


ll. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 


NeuePflanzen, empfohlenin Florist 
und Pomologist. 


1) Clematis Thomas Moore. Eine der 
schönsten hybriden Formen aus der Gruppe 
von Cl. Jackmanni, mit 8 Zoll im Durch- 
messer haltenden schwarzblauen Blumen. 

In England halten die von Jackmann 
erzogenen schönen hybriden Clematis zwi- 
schen Cl. lanuginosa und Cl. Viticella im 
freien Lande aus. Bei dem Reichthum und 
der Masse, in der die grossen tiefblauen 
Blumen erscheinen, kann man mit Recht 
sagen, dass es keine Schlingpflanze gibt, 
welche einen besseren Effect als diese hybri- 
den Clematis hervorbringen. C. Th. Moore 
ist dazu noch eine der schönsten Formen. 

In England verwendet man solche bei 
ihrem ausserordentlich raschen Wachsthum 
zu allen möglichen Zwecken, so zur Beklei- 
dung von Pfeilern, zur Bildung von Festons, 
zur Bekleidung von Mauern und Verauden, 
j man zieht sogar in Kübeln Ausstellungs- 
pflanzen vor, wo diese dankbaren Pflanzen 
in Buschform gebunden, zur Zeit der Blüthe 
gleichsam nur einen grossen dichten, mit 
den mächtigen dunkelblauen Blumen be- 
deckten Busch bilden. Bei uns in Peters- 
burg hält selbst Clematis Viticella nur unter 
dichter Bedeckung aus und bildet im freien 
Lande selten stark wuchernde Schlingpflan- 
zen. Wir erziehen daher die schönen For- 
men wie Cl. Jackmanni theils im Topf, 
theils aber — und hierzu sind solche ganz 
besonders zu empfehlen — in kalten Ge- 
wächshäusern unter den Fenstern hin. Wer- 
den die in letzter Weise cultivirten Pflanzen 


im Kalthause in’s freie Land gepflanzt, dann 
erhält man üppige Exemplare, die von Ende 
April bis zum Juni mit Tausenden von Blu- 
men blühen. Für die Frühjahrsmonate sind 
die hybriden Clematis, für die Herbst- und 
Wintermonate die Lapageria die schönsten 
Schlingpflanzen für unsere kalten Gewächs- 
häuser. — 


2) Neue buntblätierige Beetpflanzen. — 
Als solche zur Auspflanzung im Freien zum 
Arrangement von Blumenbildern werden em- 
pfohlen: 

Oineraria acanthifolia. Aehnlich der 
C. maritima. Ein niedriger Strauch mit sil- 
berweissen Blättern, aber mehr mit Blättern 
von der Form einer Distel. Das Wachs- 
thum ist stark und muss man die betreffen- 
den Pflanzen auf die Höhe zurückbinden, 
welehe die Form des Beetes erheischt. 

Achyrocline Sandersiü. _Weisslaubige 
Pflanze, welche nur 6—8 Zoll hoch wird 
und daher als Contrastpflanze zu Althernan- 
theren, Lobelien etc. benutzt werden kann. 

Abutilon Thompson? ist nur eine bunt- 
blätterige Form von A. striatum. 

(E. R.) 


3) Cyelamen neapolitanum fimbriatum. 
Herr Prof. Terraciano in Neapel entdeckte 
im Königl. Garten von Caserta, dann auch 
auf der Strasse von Paratella gegen S. Leu- 
cio unter Gesträuch eine schöne elegante 
Form von Cyclamen neapolitanum Ten., 
welche auch in jeder Beziehung verdiente, 
in Blumengärten eingeführt zu werden, er- 
stens wegen ihrer lieblichen Form und 


II. Notizen. 


dann weil zur Herbstzeit wohl wenige Pflan- 
zen im Freien ihre Blüthen entfalten. Ter- 
r&ciano beschreibt (N. giorn. bot. ital, 
1870 Nr. 1) folgenderweise: Cyclamen nea- 


87 


politanum f. fimbriatum Terrac.: Petalis ad 
apicem fimbriato dentatis, fimbriis inaequa- 


‚libus, media filiformi longiore, — 


(S—r.) 


II. 


1) Weinkrankheiten. Die Wein- 
reben sind immerfort noch mehreren Krank- 
heiten unterworfen, da ist der sehr altbe- 
kannte Pilz Oidium, da kommt ein zweiter 
hinzu — Sporotrichum, da kommen die 
„Schwindpocken“, dann kommen die Trau- 
benmotten und andere Insekten und so geht 
es immer fort. Einige Gegenden sind wahr- 
lieh grossen Verlusten ausgesetzt. 

Die „Schwindpocken“, die Th. Nietner 
schon im Jahre 1850 in den Gärten von 
Sanssouci beobachtet hatte, wurden von L. 
Böhm im vorigen Jahre nur an einzelnen 
Veltlinerstöcken in Banat (Weisskirchen) 
bemerkt, heuer aber sind dieselben derart 
aufgetreten, dass alle Fechsung verloren ist 
(die Weinlaube). Die Blattränder schrumpfen 
zusammen, werden blasig, braun, die schwä- 
cheren Triebe schrumpfen ebenfalls zusam- 
men, die Rinde der jungen Reben werden 
auch braun gefleckt; diese Krankheit, welche 
den grössten Theil des Sommers hindurch 
fortdauert, zeigt sich epidemisch nur bei 
dem grünen Veltliner (grüner Muscateller), 
sporadisch tritt sie auf beim weissen und 
rothen Muscateller, bei dem s. g. blauen 
Ochsenauge, bei der Sultaninnen - Traube, 
weissen Geisdutte u. a. — Gänzlich befreit 
sind Gewürz-Traminer, rother Steinschiller 
und Magyarka, wenn diese Rebsorten sich 
auch unter den Veltlinern vorfinden sollten. 
Als Ursache dieser Krankheit gibt Hr. Böhm 
die Safıstockung an, die in Folge öfteren 
Temperaturwechsels im Frühjahre eintritt 
— als Vorbeugungsmittel will Böhm den 
Weingarten so spät als möglich bearbeiten 
lassen. 

Auch in Südtirol (Mezzo lombardo) hat 
sich diese Krankheit gezeigt, sie greift aber 


Notizen. 


allda nicht alle Rebengattungen gleich stark 
an, eine dem Wälschriessling ähnliche Sorte 
blieb z. B. ganz verschont; sie tritt auch 
mehr auf lehmreichen Boden auf, als im 
leichten Sandboden; auch hier wird die nie- 
dere Temperatur im Frühjahre als Ursache 
angegeben, 

In der Provinz Verona und Mantua ha- 
ben sich an den Beeren der schwarzen Mus- 
cattraube braune kreisrunde flache Flecke 
gezeigt, die gegen die Mitte zu wie mit 
weissem Pulver bestreut zu sein scheinen, 
welches bei genauer mikroskopischer Unter- 
suchung sich als ein neuer Pilz — Sporo- 
trichum — zu erkennen gab, welcher sich 
von dem bekannten Oidium dadurch unter- 
scheidet, dass dieses die ganze Beere mit 
einer weissen Pelurie bedeckt, während der 
neu aufgetretene Pilz sich nur auf der Ober- 
fläche der braunen Flecke und nie darüber 
hinaus zeigt. 

Die in Frankreich erschienene Blattlaus 
— Phylloxera vastatrix — hat sich in Oester- 
reich und Italien bis jetzt nicht gezeigt; — 
das österreichische Ackerbau-Ministerium hat 
die landwirthschaftlichen Gesellschaften auf- 
gefordert, ihre Mitglieder auf diesen neuen 
Traubenfeind aufmerksam zu machen und 
bei dem ersten Erscheinen desselben allso- 
gleich die Wiener zoologisch-botanische Ge- 
sellschaft in Kenntniss zu setzen. 

Grossen Schaden bringt der Trauben- 
wiekler (Traubenmotte, Heu- und Sauer- 
wurm, Gosse), welcher in den gespaltenen 
Weidenbändern, mit welchen die Reben ge- 
bunden sind, in den Pfählen überwintert und 
im April sich als Schmetterling entwickelt, 
zum zweiten Male erscheint dieser nach dem 
Abfallen der Blüthe; — Verbrennen der 


88 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


alten Weidebänder, Reinigung der Reben u. | cyanocephala, Calathus u. m. a.), dann sind 
dgl.kann vor Fortpflanzung der Motte schützen, | die Ichneumonen, welche als Parasiten auf‘ 
vor allem aber soll (nach der Zeitschrift des | den Larven und Puppen aufsitzen, dann wird 
Gartenbau - Vereines in Botzen) den Vögeln, ! der Schutz der Vögel scharf betont etc, — 
besonders der Kohl- oder Spiegelmaise, dem | Graf Consolati hat mit Erfolg einen star- 
Rothschwänzchen, aller Schutz gewährt wer- | ken Tabakabsud (!/, Pf. ungebeizten Tabak 
den. — Im Grossherzogthum Baden ist die- |in 6 Maas Wasser) angewendet; in die 
ser Traubenwurm in solcher Menge aufge- | kalte schwarze Tabakbrühe werden die von 
treten, dass eine empfindliche Verminderung | der Moite besetzten Trauben hineingetaucht 
des Herbstertrages zu befürchten ist, das | und gleich wieder herausgenommen, der 
Handels-Ministerium hat in Folge dessen | Wurm stirbt augenblicklich und die Traube 
eine Belehrung bekannt gegeben, wie die- | leidet dabei gar nichts. (Die Weinlaube). 
selbe fern zu halten sei (die Weinlaube). 
Nach derselben sind die zusammengeballten 
Traubenblüthen mittelst kleiner Scheeren oder 
Zängelchen zu entfernen, das Gespinnst zu 
zerreissen und der Wurm zu zerdrücken, 
durch Anzünden nächtlicher Feuer, um die 
Motten anzuziehen, in welchem sie dann 
verbrennen, dann durch das Aufsuchenr und 
Verbrennen der Puppen an den Reben. Reb- 
pfählen über Winter oder im Frühjahre, das 
Verbrennen der abgeschnittenen Reben, des 
Heitstrohes, der Heitweiden etc. — In den 
Umgebungen von Görz hat sich die Moite | jetzt aber auch bald von einzelnen Samen- 
auch gezeigt. handlungen zum Verkauf ausgeboten werden. 
Hr. Levi gibt (Atti della soc. Wagri- | Diese Maschine, von der wir beistehend 


colt. di gorizia) detaillirte Mittheilung über | die Abbildung geben, ward von einem Gar- 
die Lebensverhältnisse der zweiten und drit- 


ten Generation dieser Motte — es waren nur 
gewisse Traubensorten, welche von der er- 
steren angegriffen wurden, und zwar die 
frühzeitigen mit langem Stiele, wie die Ri- 
bolla auf Hügeln, die Pinots, Auvergnat, 
Alicante. Caillaba u. a. piemontesische Sor- 
ten auf der Ebene; weniger gesucht wurden 
Refosco und Corvino; gänzlich unversehrt 
verblieben die Trauben mit kurzem dicken 
Stengel (die Rheintrauben, schwarzer und 
rother Muscat). — Die Motie der dritten 
Generation hatte einen anderen Geschmack, 
sie liebt vor allem die Lambrusca, Kadarka, 
weniger entsprechend sind Malaga, Marzemina 
und einige piemontesische Trauben, gänzlich 
beseitigt werden Johannisberger oder Riss- 
ling und einige Varietäten der Glora. — Als 
Mittel gibt Levi die Einführung in den 
Weingärten von fleischfressenden Käfern, 
namentlich Carabiceen (Procrustes coriaceus, 
Calosoma sycophanta, Carabus italicus, Lilia 


2) Handsäemaschine. Ein der ein- 
fachsten und darum besten Maschinen zur 
Aussaat solcher Pflanzen, die massenhaft 
ausgesäet werden, ist die, welche Herr J. 
Butt in Bury St. Edmonds construirt hat. 
Dieselbe war auf der Ausstellung in Ham- 
burg ausgestellt und haben wir seitdem 
auch Muster derselben nach Petersburg er- 
halten. Sie ist durch Herrn J. P. Jensen u. 
Comp., Neueburg 20 in Hamburg zu 5 Thlr. 
zu beziehen, wahrscheinlich dürfte solche 


a 


tenarbeiter erfunden. Sie ermöglicht durch- 
aus gleichmässige Aussaat in je eine Reihe, 
erspart Arbeit und Samen und ermöglicht 
ganz bequeme, schnelle und exacte Aussaat 
des Samens im Küchengarten, so von Man- 
gold, Rothen Rüben, Ackerrüben, Bohnen, 
Erbsen und Kohlen, — in der Baumschule 
von Apfel- und Birnsamen, Crataegus und 


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andern ungeflügelten nicht gar zu kleinen 
Samen. 

Wer je tagelang selbst Samen in’s freie 
Land reihenweise aussäete, der weiss, was 
dies für eine mühsame Arbeit, die auch den 
des Bückens gewohnten Rücken empfindlich 
und schmerzlich angreift, wenn die Arbeit 
exact ausgeführt werden soll. Mit der in 
Rede stehenden Maschine können nun viele 
Samen viel schneller, ohne besondere An- 
strengung, mit Ersparung des Samenmate- 
rials und der Exaciheit der Maschine und 
endlich noch in kürzerer Zeit in die Erde 
gebracht werden. Ein trichterförmiger Blech- 
kasten nimmt die Samen auf. Unten ist 
derselbe durch einen Schieber geschlossen. 
Sobald nun die Maschine vom Arbeiter vor- 
wärts bewegt wird, wird durch das Rad der 
Schieber in Bewegung gesetzt und lässt 
durch eine ruckweise vortretende Oeffnung 
ein bis mehrere Samenkörner durch eine 
Röhre in die Furche fallen, welche Rad und 
Furchenzieher vorzu geöffnet haben. Die 
Grösse der Oeffnung in dem sich bewegen- 
den Schieber je nach Grösse der Samen und 
der Menge derselben, die man durchfallen 
lassen will, wird durch eine besondere 
Schraube regulirt. (E. R.) 


3) Ein Pilz als Raupenvertilger. 
Ein gewisser Baron von Günther veröffent- 
licht die Beobachtung, dass die Raupen der 
so überaus verheerend auftretenden Kie- 
ferneule, welche im nordöstlichen Deutsch- 
land, Polen u. a. O. meilenlange Wälder 
verwüstet, oft in wenigen Tagen verschwin- 
den, indem sie vom Baum fallen, in ge- 
krümmter Stellung liegen und hart auzu- 
fühlen sind. Untersucht man sie näher, so 
ist nicht nur der Oberkörper mit feinem 
Staub bedeckt, sondern auch das Innere 
theilweise damit angefüllt. Es soll dieser 
gelbe Staub ein feiner Pilz sein, welcher, 
einmal vorhanden, so plötzlich sich verbrei- 
tet, dass Millionen Raupen davon befallen 
werden. Baron Günther macht nun den 
Vorschlag, man solle diesen Staub sammeln, 
ihn luftig und trocken in Gläsern aufheben 
und beim Erscheinen der gefährlichen Rau- 
pen auf eine Anzahl derselben ausstreuen, 


Notizen. 


89 


von wo er sich in kurzer Zeit auf alle übri- 
gen verbreiten würde. Die Richtigkeit, die- 
ser Angaben muss erst noch durch Gelehrte 
bestätigt werden. Sollte es sich aber so 
verhalten, so liegt der Gedanke nahe, ob 
man den Pilz nicht auch auf andere Raupen 
verbreiten und so unsere Garten- und Obst- 
baumverwüster vertilgen könnte. Zum Aus- 
streuen der Pilzsporen würde sich warmes 
feuchtes Wetter empfehlen, wo sich bekannt- 
lich Pilze besser entwickeln als bei trocke- 
nem, und man hätte dabei zu verfahren wie 
beim Schwefeln des Weinstocks. 3. 


4) Die meistenFormen von IlexAqui- 
tolium sind nicht nur durch die Cultur in 
Gärten entstanden, sondern finden sich auch 
im wilden Zustande. So fand ich z. B. auf 
der Insel Rügen an der Stelle, wo die durch 
ihre seltsame Oede ausgezeichnete Dünen- 
Landenge „die schmale Haide“ (zwischen 
dem Jasmunder Botten und dem offenen 
Meere), in die Halbinsel Jasmund übergeht 
und der erste Berg vor den Hütten von 
Neu-Mukrane bis nahe an den Strand vor- 
tritt, in einer grossen Gruppe am Fusse des- 
selben fast alle Gartenformen vereinigt, mit 
Ausnahme der buntblätterigen, sogar die 
stachellose fast ganzrandige Abart, welche 
in den Gärten als Ilex laurifolia verbreitet 
ist. Diese überreich mit hochrothen Samen 
bedeckten, bis 15 Fuss hohen Sträucher ge- 
währten einen prächtigen Anblick, welcher 
durch die silberweissen Federbüsche der 
Samen von Clematis Vitalba, welches überall 
emporrankte, noch vermehrt wurde. Hätte 
ich diese verschiedenen Formen nicht auf 
einer Gruppe vereinigt gefunden, so würde 
ich geschlossen haben, der verschiedene 
Standort und Boden habe sie hervorge- 
bracht. J. 


5) Die Etiketten in Glaskapseln, 
welche viel gerühmt worden sind und für 
unverwüstlich in der Schrift gehalten wer- 
den, bewähren sieh nicht, indem der Ver- 
schluss entweder den Eintritt der Luft unge- 
hindert erlaubt, oder nicht luftdichtist. Durch 
den Temperaturwechsel setzt sich innerhalb 
die Feuchtigkeit tropfbar an (das Glas 


90 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


schwitzt, wie man sagt) und Schrift und 
Papier werden zerstört. Besser wiürden 
Etiketten sein, wo das Papier mit dem Na- 
men fest zwischen zwei zusammengekitteten 
Glasstreifen liegt, in derselben Weise wie 
man kleine Gegenstände zu beständiger mi- 


kroskopischer Beobachtung aufbewahrt. Es 
handelt sich eigentlich nur darum, dass 
man den rechten Kitt dazu findet, ferner 
möchte die Befestigung zum Anhängen einige 
Schwierigkeiten machen. J. 


VW. Literatur. 


1) Von Spitzbergen zur Sahara. 
Stationen eines Naturforschers in Spitz- 
bergen, Lappland, Schottland, der 
Schweiz, Frankreich, Italien, dem 
Orient, Egypten und Algerien. Von 
Charles Martins, Director des bo- 
tanischen Gartens in Montpellier. Mit 
Vorwort von C. Vogt. Aus dem Fran- 
zösischen von A. Bartels. 2 Bände 
in 8°. Jena 1868. 


Mit vollem Rechte empfieiilt Carl Vogt 
in einem Vorworte das vorliegende Werk; 
denn Martins ist keiner jener Monographisten, 
welche durch Zählen von Federn oder Ab- 
klatschen von Zähnen die Wissenschaft er- 
schöpft zu haben glauben, seine Forschun- 
gen und Reisen erstrecken sich über einen 
Raum, den nur wenige Forscher durchmes- 
sen zu haben sich rühmen können, über 50 
Breitegrade, von den aus dem Eismeere her- 
vorragenden Felsenkämmen Spitzbergen’s 
bis zu den glühenden Sandebenen der Sa- 
hara, und der Styl, in dem diese Gegenden 
beschrieben, alle zur physischen Geographie 
gehörenden Fragen erörtert und die höch- 
sten Probleme der Wissenschaft besprochen 
werden, ist eben so klar und verständlich 
wie angenehm und unterhaltend. Martins’ 
Werk ist ein populäres Werk im besten 
Sinne des Wortes. 

Martins bespricht zunächst in einer Ein- 
leitung (I. p. 1—45) die Pflanzengeographie 
und ihre neuesten Fortschritte indem er auf 
die ersten Arbeiten in der Pflanzengeogra- 
phie, auf Linne, Tournefort, Buffon, auf den 


Abbe Giroud Soulasie und auf den englischen 
Landwirth Arthur Young, auf Saussure und 
Ramond zurückgeht, um bei den epoche- 
machenden Arbeiten A. v. Humboldt’s, G. 
Wahlenberg’s, A. P. und Alph. De Can- 
dolle’s länger zu verweilen. Daran reiht 
sich eine Pflanzenstatistik — (Martins nimmt 
mit Alph. De Candolle 400,000 bis 500,000 
Pflanzenarten an) — und eine Besprechung 
der verschiedenen Einflüsse, welche die Ver- 
theilung der Pflanzen auf der Erdoberfläche 
bestimmen. Den Schluss dieser Einleitung 
bildet eine Erörterung der Bedingungen, 
unter welchen die Naturalisation und die 
Acclimatisation der Gewächse stattfindet und 
das Erscheinen der Pflanzenarten auf der 
Oberfläche des Erdballs sich gestaltet hat. 
Darauf folgt eine eingehende Beschrei- 
bung von Spitzbergen (I. p. 65 — 132), wo 
uns zunächst die Beschreibung der Flora 
Spitzbergen’s und eine Aufzählung der Pha- 
nerogamen von Spitzbergen, verglichen mit 
der der Phanerogamen des Faulhorngipfels, 
| des Jardin des Mer de glace de Chamouni, 
der Grands Mulets, des Monte Rosa und des 
St. Theodulpasses interessirt. Die Anzahl 
der Phanerogamen Spitzbergen’s ist äusserst 
beschränkt, sie beläuft sich nur auf 93; von 
diesen 93 Phanerogamen Spitzbergen’s sind 
69 Arten in Scandinavien, 28 in Frankreich, 
81 in Grönland, 58 an den Lancaster-, Bar- 
row- und Melville-Strassen, 53 auf der Halb- 
insel Taimyr, 11 auf dem Faulhorngipfel, 
8 auf dem Jardin des Mer de glace de Cha- 
mouni, 5 auf den Grand Mulets, 10 auf dem 
| Monte Rosa und 3 auf dem Gipfel des St. 


IV. - Literatar. 


Theodulpasses vorhanden. — Im TI. Theile 
ist ausserdem noch besonders zu erwähnen: 
Martins’ Reise in Lappland vom Eismeere 
bis zum Bottnischen Meerbusen: eine Auf- 
zählung der Pilanzen aus der Umgegend 
von Karesuands (p. 209), und eine Bespre- 
chung derPflanzenbesiedelung der britischen, 
der Shetland- und Faroer- Inseln, sowie Is- 
lands (p. 222), wobei Martins (an der Hand 
von Watson und Forbes) eine Reihe von 
Pflanzenwanderungen nachweist, welche die 
brittischen Inseln allmälig bevölkert haben 
und deren Verschiedenheit im Asturischen, 
im Nordischen und im Germanischen Typus 
der Grossbritanischen Flora erkennbar sind. 


Der II. Theil von Martins Stationen 
führt uns nach dem Süden, und zwar auf 
den Mont Ventoux in der Provence, wo er 
die verschiedenen Pflanzenregionen am Süd- 
abhange und am Nordabhange dieses Ber- 
ges schildert (p. 125). Die niedrigste Re- 
gion, welcher alle Pflanzen der Ebene ange- 
hören, kennzeichnet sich durch die Aleppo- 
föhre und durch den Oelbaum; dieser folgt 
eine schmale Zone, charakterisirt durch die 
immergrüne Eiche, eben dieselbe, welche 
der Erzeugung der Trüffel so günstig ist. 
Eine von baumartigen Gewächsen entblösste 
Region folgt unmittelbar auf die beiden er- 
sten; hier herrschen der Buchsbaum, der 
Thymian, der Lavendel , Nepeta graveolens 
und die Schwalbenwurz (Vincetoxicum ofü- 
einale) in Ansehung der Grösse und der 
Zahl. Man muss sich bis 1150 Meter höher 
erheben, um abermals die baumartige Vege- 
tation anzutreffen; sie besteht aus Buchen, 
welche bis zu 1660 Meter hinansteigen, be- 
gleitet von einer Anzahl Pflanzen, welche 
zum Theil schon der subalpinen Zone der 
mitteleuropäischen Gebirge angehören, wie 
dem Kreuzdorn, dem Johannisbeerbusche, 
der Levkoje, der Pestwurzel, dem Alpen- 
sauerampfer, dem Alpenmispelbaum, dem 
Bergwundklee u. s. w. In der Höhe von 
1700 Meter ist die Kälte zu lebhaft, der 
Sommer zu kurz und die Winde zu heftig, 
als dass die Buche noch fortkommen könnte, 
hier ist der letzte Vertreter der baumartigen 
Vegetation die Bergföhre (Pinus uncinata). 


91 


Sie steigt bis zu einer Höhe von 1810 Me- 
ter hinan und bildet mit dem gemeinen 
Wachholder die äusserste Grenze der baum- 
artigen Vegetation. Höher hinauf erscheint 
der raseubildende Steinbrech (Saxifraga cae- 
spitosa), der orangefarbene Mohn, das Veil- 
chen des Mont Cenis, der Traganth mit 
blauen Blüthen und ganz oben auf dem 
Gipfel (in einer Höhe von 1911 Meter) das 
Alpenrispengras, die Feldwolfsmilch und die 
gemeine Brennnessel, welche überall zum 
Vorschein kommt, wo der Mensch ein Haus 
— hier eine Kapelle — baut oder gebaut 
hat. — 

Der Botanische Spaziergang längs der 
Küsten von Kleinasien, Syrien und Egypten 
(p. 179) führt uns über Malta, Syra nach 
Smyrna, nach Konstantinopel und von da 
aus über Rhodus nach Syrien und nach 
Esypten. Es ist sehr schwer, Einzelnes aus 
dem farbenreichen Gemälde herauszunehmen ; 
mit am Gelungensten scheint uns die Be- 
schreibung der berühmten Platane von Bu- 
jukdere oder der Platane Gottfried von Boul” 
lions. Dieselbe ist das riesigste Gewächs 
was Martins je gesehen, ihr Umfang beträgt 
33 Meter und die höchste Höhe der Laub- 
krone etwa 60 Meter. Sie ist kein Baum, 
sondern ein Wald. — Nicht minder anziehend 
ist die Beschreibung des Acclimatisations- 
gartens von Hamma bei Algier (p. 221), des 
Waldes von Edough bei Bona (p. 240) und 
der Dattelpailmen in den Oasen der Sahara 
(p. 290). Martins hat den Acclimatisations- 
garten von Hamma zu verschiedenen Zeiten, 
im Jahre 1852 und im Jahre 1864 besucht 
und ist so am Besten im Stande, die colos- 
salen Fortschritte zu constatiren, welche die- 
ser Garten in einem Zeitraume von 12 Jah- 
ren unter einer einsichtigen Direction ge- 
macht hat. Der Botaniker ist hier im Stande, 
Gewächse in ihrer freien Entwickelung zu 
bewundern, die er sonst nur durch getrock- 
nete Proben oder durch die rhachitischer 
Individuen der europäischen Treibhäuser 
kannte; er wird von jenem verwickelten 
Blide durchdrungen, das man die Phy- 
siognomie einer natürlichen Fami- 
lie nennt. Wer dieses Bild deutlich erfasst 
und die Erinnerung daran bewahrt, ist mit 


2 


dem botanischen Gefühl begabt, einer 
Fähigkeit, welche das Studium entwickelt, 
deren Keim aber in uns Jiegt. So weit 
Martins. — Kein wahrhaft Gebildeter wird 
seine „Stationen von Spitzbergen zur Sahara“ 
ohne Genuss und Belehrung aus der Hand 
legen. (F. v. H.) 


3) Aus vier Welttheilen. Ein Reise- 
tagebuch in Briefen von Max Wi- 
chura. Breslau 1868. 8°, 


Dieses Tagebuch, bestehend aus einer 
Reihe von Briefen, welche während der 
Reise Wichura, bekanntlich botanisches Mit- 
glied der Preussischen Expedition nach Ost- 
Asien, an seine Mutter gerichtet hat, wurde 
nach dem jähen Tode des Verfassers von 
dessen Bruder A. Wichura, K. Pr. Haupt- 
mann, einem grösseren Publikum zugänglich 
gemacht, und wir können dem Herausgeber 
für diese Gabe nur dankbar sein, denn ge- 
rade der ungezwungene Ton in den Briefen 
an die Mutter, welche zunächst ja nur für 
die nächsten Angehörigen der Familie zur 
Kenntnissnahme bestimmt waren, legt am 
meisten Zeugniss ab von der scharfen Be- 
obachtungsgabe, von der regen Empfäng- 
lichkeit für die Natur und von dem ernsten 
wissenschaftlichen Streben des allzufrüh Da- 
hingeschiedenen. 

Wichura reiste an Bord der Thetis von 
Portsmouth nach Madeira. Schon hier er- 
füllten die stolz aufsteigenden Palmen und 
andere südliche Pflanzenformen seine Seele 
mit Entzücken und reichbeladen mit botani- 
schen Schätzen kehrt er stets von seinen 
Ausflügen in’s Innere der Insel nach Fun- 
chal zurück. „Was hilft es“, schreibt er in 
seinem ersten Brief vom 30. März 1859 aus 
Madeira an seine Mutter, „wenn ich von Caec- 
tus- und Alo&öbewachsenen Schluchten, von 
Zuckerrohrfeldern, Kaffeebäumen, Granaten, 
riesigen Oleandern und Erythrina -Bäumen, 
Bananen, Sirelitzien und Palmen erzähle? 
Du siehst sie nicht. Göthe’s „Kennst Du 
das Land wo die Citronen blüh’n“ gibt eine 
Idee, aber an die Wirklichkeit reicht sie 
doch nicht heran.“ — Von Madeira ging es 
weiter nach Rio de Janeiro, wo ein kurzer 
Aufenthalt in der Tijuca, einem Thale, 1200’ 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


hoch, mitten in den ‚Bergen drin, gemacht 
wurde. Hier war der Pflanzenreichthum der 
Umgebung wahrhaft überwältigend. Tro- 
pische Orchideen, Farnbäume, Palmen, Ba- 
nanen und unzählige unbekannte Baumge- 
stalten liessen Wichura zweifeln, wo er zu- 
erst anfangen solle. Alle Morgen ging er 
mit hochheraufreichenden Wasserstiefeln aus- 
gerüstet in den thautriefenden Wald und 
kam schon nach wenigen Stunden zurück, 
weil die Büchse schon gefüllt war. Dann 
wurde eingelegt und umgelegt, bis nach 
sechs Tagen das mitgenommene Löschpapier 
so voll war, dass eine Pause im Botanisiren 
gemacht werden musste. Wichura bemerkt 
dabei: wenn ich ein Jahr auf der Tijuca 
bliebe und nichts thäte wie botanisiren, ich 
glaube, ich würde nicht fertig werden. — 
Nach 14tägigem Aufenthalte ging es dann 
weiter durch die Sundastrasse nach Singa- 
pore, wo abermals ein kurzer Aufenthalt 
von 10 Tagen genommen wurde. Die Flora 
der Umgebungen Singapore’s fand Wichura 
sehr interessant uud scheuerte nach Kräften 
ein. „Sehr schön sind die schlank geschaf- 
teten Areca-Palmen, die hier überall eultivirt 
werden. Myristica moschata, welche die 
Muskatnüsse liefert, bildet ganze Plantagen. 
Es sind mässig hohe Bäume mit dunklem 
immergrünem Laube, aus welchem die gel- 
ben Früchte wie Orangen hervorleuchten. 
Mimosa pudica wächst als Unkraut in den 
Strassen der Stadt. In den Sümpfen und 
Brüchen gegen das Meer hin gedeihen die 
Rhizophoren, deren in Reisebeschreibungen 
so häufig gedacht wird“. — Von Singapore 
reiste Wichura an Bord der Thetis durch 
die Formosastrasse nach Jeddo; da aber bei 
der ungeheuren Ausdehnung der Stadt sich 
hier nicht recht botanisiren liess, so beschloss 
Wichura, nach kurzem Aufenthalte in Jeddo, 
wo der Preuss. Gesandtschaft ein Haus ein- 
geräumt worden war, nach Yokuhama über- 
zusiedeln, wo er sich ein Pferd anschafite, 
einen Reitknecht und japanesischen Bedien- 
ten engagirte, welcher ihn auf seinen Ex- 
cursionen begleitete und ihm beim Einlegen 
der Pflanzen behülflich war. Was die Vege- 
tation in Japan anbelangt, so übertraf sie 
Wichura’s Erwartungen bei Weitem. „Die 


IV. Literatur. 


japanesische Flora ist reich an schönblühen- 
den Gewächsen, wovon in unseren Gärten 
die Camellia, Paulownia, Hortensia, Kerria 
u. s. w. Zeugniss ablegen. Keine Kunst der 
Gärtner aber vermag in unserer Heimath 
den wundervollen Eindruck wiederzugeben, 
den in Japan die bunte Vereinigung nordi- 
scher und tropischer Pflanzenformen hervor- 
bringt. Japan hat eine Palme mit fächer- 
förmigen Blättern und 10— 12 Fuss hohem 
Stamme. Das Bambusrohr wächst hier 
überall häufig. Auch Bananen gedeihen 
noch an geschützten Orten, wenn sie es 
auch nicht zur Fruchtentwickelung bringen. 
Und neben diesen tropischen Pflanzen gibt 
es hier eine Fülle dunkler Coniferen, die zu 
der anmuthigen Leichtigkeit des Bambus 
einen herrlichen Contrast geben. Dazu noch 
eine Merge Bäume mit immergrünem Laube, 
Lorbeer, Eichen u. s. w., zierlich gefiederte 
Mimosen, Epheu, Immergrün, wilder Wein. 
Botanisch ist die Gegend nun gar enorm 
interessant. Bei aller Verwandtschaft mit 
der heimathlichen Flora ist sie doch im Ein- 
zelnen davon ganz verschieden“. Wichura 
ist überzeugt, dass noch weit über die Hälfte 
der japanesischen Pflanzen unbekannt sind. 
— „Von Früchten“, berichtet Wichura Ende 
October1860 weiter, „sind mir die aus dem 
nördlichen Japan hierher kommenden Trau- 
ben das Liebste. Sie haben alle dieselbe 
muskatellerartige braunrothe Farbe und tra- 
gen grosse sehr süsse Beeren. Japan eigen- 
thümlich ist eine orangengelbe Frucht von 
eiförmiger Gestalt, bald apfel- bald nnr 
pflaumengross und von einem süssen -an 
Eierpflaumen erinnernden Geschmack. Sie 
heisst in der Landessprache Kaki und ge- 
hört in die Familie des Ebenholzes. Aepfel 
gibt es hier gar nicht, wohl aber Birnen, 
zwar saftig, doch von rübenartig rohem Ge- 
schmacke. Kastanien und Wallnüsse, letz- 
tere von den unserigen verschieden und viel 
ölreicher, pflegen als Dessert unsere Tafel 
zu zieren. Von Wurzelknollen: Bataten, 
Yams und schr gute Kartoffel. Unter den 
Hülsenfrüchten zeichnet sich eine schmale 
Bohne durch Zartheit und Wohlgeschmack 
aus, Die Japanesen entwickeln überhaupt 
in der Cultur des Bodens eine ungemeine 


93 


Betriebsamkeit und Alles, was irgend als 
Dünger sich verwenden lässt, wird mit äus- 
serster Sorgfalt gesammelt und zu Pulver 
getrocknet in concentrirtester Form auf die 
Aecker gebracht.“ — Von Yokuhama begab 
sich Wichura Ende Deceniber 186) 
Nangasaki, und eine närrische Schicksals- 
füigung war es, dass drei Botaniker an Bord 
des Schiffes zusammentrafen: Mr. Fortune, 
der viele Reisen in China gemacht hat, Mr. 
Veitch, der Sohn des reichen Handel!sgärt- 
ners zu Chelsea, und Wichnra. Ende Ja- 
nuar 1861 fand Wichura bei Nangasaki noch 
als herbstlichen Ueberrest hin und wieder 
eine verspätete Aster und schon fing das 
Frühjahr an sich sichtlich zu regen; denn 
Herbst und Frühling grenzen hier unmittel- 
bar aneinander. Die an den Ackerrändern 
bereits blühenden Tazetten erinnerten an die 
deutsche Winterzimmerflora und in den Wäl- 
dern verbreitete eine weissblühende Daphne 
einen wundervollen Örangengeruch. Die 
Camellien (C. Sasanqua) mit ihren dunkel- 
blutrothen Blüthen, gelben Staubfäden, lackir- 
ten dunkelgrünen Blättern und oft mehr als 
fussdieken hohen Stämmen sind ebenfalls 
nicht selten in den Wäldern und eine wun- 
dervolle Zierde derselben. Ganz besonders 
reizend macht sich eine schon seit Weih- 
nachten in voller Blüthe stehende Pflaume, 
Prunus Mume, deren säuerlich schmeckende 
Früchte die Japaner einsalzen und essen. 
Mit ihren weissen Blüthen sieht sie unseren 
Obstbäumen ganz ähnlich, doch hat sie man- 
ches vor Sie riecht sehr 
schön und die röthlichen Kelche, die unge- 
stielt an den grünen Zweigen sitzen, stechen 


nach 


ihnen voraus. 


von diesen und den weissen Blüthenblättern 


reizend ab. Dazu kommen noch die zahl- 
reichen Farnkräuter und Moose, die sich in 
den schattigen Schluchten von Nangasaki 
noch viel häufiger als in denen von Yoku- 
hama angesiedelt haben. 

Bis Ende Februar verweilte Wichura 
noch in Nangasaki, dann begab er sich mit 
der Thetis nach Shangai, welches ihm je- 
doch in allem, was Botanik heisst, ein ganz 
unerspriesslicher Aufenthalt blieb, denn 
ausser Forsythia viridissima, einer Magnolie 
mit grossen weissen Blüthen und einem 


94 


Elaeagnus mit goldgelben doldenförmigen 
Blüthen war dort nichts zu sehen. Von 
Shangai ging es zunächst nach Hongkong 
und zwar vorüber an der Insel Formosa, 
— „der Schönen“ — welche sich in dem 
südlichen Dufte, der die fernen Gegenstände 
wie mit einem zarten Schleier umhüllte, 
noch viel schöner ausnahm. Auch war die 
Jahreszeit die denkbar günstigste, denn der 
Frühling hatte die Bäume eben mit zartem 
frischem Grün bekleidet und auf den be- 
nachbarten Hügeln blühte es von Ranunceln, 
Veilchen, Potentillen, Primeln, so dass einem 
ganz heimathlich hätte zu Muthe werden 
können, wenn nicht auch viele südliche For- 
men, baumartige Malvaceen, in der Nähe 
des Flusses Pandanusse, eine cactusähnliche 
Euphorbia und an schattigen Abhängen eine 
wunderschöne weisse Lilie, dem Lilium ja- 
ponicum ähnlich, aber mit noch grösserer 
Blüthe, die Illusion gestört hätten. Von 
Hongkong ging es nach kurzem Aufenthalte 
nach Canton, von Canton nach Macao und 
von Macao nach der Hauptstadt der Philip- 
pinnen, nach Manila. Von hier aus machte 
er eine Reise in dasInnere von Luzon: „ein 
wahrhaft tropischer Ritt“, wie Wichura be- 
richtet. „Glühende im Zenith stehende Sonne, 
fernes Gewitter, dichte Pflanzungen von 
Cocos- und Arecapalmen, Bananen n. dgl. 
Unterwegs machte ich zum ersten Male die 
Bekanntschaft der Cocosmilch. Ein India- 
nerjunge kletterte mit affenartiger Behendig- 
keit an dem himmelhohen Stamme hinauf 
und warf ein paar Früchte herunter, die in 
ihrem Innern eine Masse des kühlenden und 
erquickenden Saftes enthielten. Er ist fast 
wasserhell und wird hier zu Lande auch 
ganz richtig, nicht Cocosmilch, sondern agua 
de Coco genannt. Der folgende Tag führte 
mich in eine der benachbarten Bergschluch- 
ten, die an interessanten Schlingpflanzen 
und Aroideen sich reich erwies. Hochstäm- 
mige Mimosen oder Akazien erhoben sich 
kerzengerade, die anderen Bäume überragend. 
Es gab einen schönen Abend und die dun- 
keln mächtigen Mangobäume, gemischt mit 
Palmen, Bambus, Tamarinden gaben in der 
Abendsonnenbeleuchtung die herrlichsten 
Bilder“. — Von Manila begab sich Wichura 


> 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


an Bord der Thetis nach Samboanga auf 
Mindanao, von hier nack kurzem Aufent- 
halte nach Maccassar auf Celebes und von 
da nach Batavia auf Java, wo ein längerer 
Aufenthalt gemacht wurde. Auf der Fahrt 
von Batavia nach Buitenzorg erkrankte Wi- 
chura am Sumpffieber, erholte sich jedoch 
nach 3 Wochen schon wieder so weit, dass 
er in den berühmten botanischen Garten 
von Buitenzorg gehen und hier unter den 
interessanten Pflanzen sich umhertreiben und 
so nach und nach wieder genesen konnte. 
Betrachten wir noch zum Schlusse mit Wi- 
chura diese grossartige Anstalt, welche un- 
ter ihrem Director Teyssmann in Kurzem 
einen Weltruf erhalten hat. „Der Garten 
zerfällt in einen oberen und in einen unte- 
ven Theil. Der obere, mit dem Palais an 
den Hirschpark anstossend, liegt 833’ über 
dem Meere; der untere, das Thal des Grenz- 
flusses Tjiwolong, liegt etwa 60° tiefer und 
ist bei Weitem kleiner als der andere. An 
Wasser fehlt es nicht und so vereint der 
Garten in der That Alles, was zu einer 
schönen Landschaft gehört: Abwechslung 
von Berg und Thal, Wasserreichihum, Men- 
schenverkehr und schöne Baulichkeiten. Ja 
auch für Fernsicht ist gesorgt, denn der 
7000° hohe, in mehrere Gipfel gespaltene 
Berg Salak erhebt sich etwa 3 Stunden von 
hier. Besonders hat man, wo das Plateau 
des Gartens ziemlich steil gegen den Tjiwo- 
long abfällt, einen reizenden Blick über den 
Fluss, die dahinter allmälig sich erhebenden 
Reisfelder und auf den Berg Bandjar, der 
hier den Horizont begrenzt. Ein botanischer 
Garten in den Tropen muss etwas Anderes 
sein als bei uns; er bedarf keiner Warm- 
häuser und der Himmel selbst bildet den 
Crystallpalast, der die Palmen, Farne, Or- 
chideen u.s. w. überdacht. Die Hauptmasse 
bilden grosse Bäume meist mit immergrü- 
nem Laube oder Sträucher. Dadurch und 
durch die stattlichen Palmen gewinnt der 
Garten ein von dem unserer Gärten ganz 
abweichendes Ansehen“, — Doch wir kön- 
nen auf das Einzelne nicht näher eingehen 
und verweisen desshalb den Leser auf p. 
312—318 des in seiner einfachen Erzählungs- 
weise durchweg fesselnden Reisetagebuchs. 


V. Neuestes. 


Ende December 1860 trat Wichura die Heim- 
reise an: von Batavia nach Singapore, von 
hier nach Ceylon, wo ein kurzer Aufenthalt 
in Paradenia, in Candy und in Point de 
Galle gemacht wurde. Von hier ging es 
nach Calcutta, nach Madras, nach Darjiling 
im Sikkim-Himalaya, von Calcutta nach Suez 
und von hier, nach einem kurzen Aufent- 


v. Neu 


Internationale Ausstellung von Ge- 
genständen des Gartenbaues in St. 
Petersburg (1869). 


Unseren Berichten über diese Ausstel- 
lung haben wir noch das Folgende nachzu- 
tragen: 


A) Sr. Majestät der Kaiser geruhte an 
unsere Gäste die folgenden Auszeichnungen 
zu vertheilen: 


1) Geschenke aus Topas und Malachit 
an die Herren D. Hooker, Murray und Hogg. 

2) Den Annenorden zweiter Classe den 
Herren Cannart d’Hamale, Oppermann, Fenzl, 
Göppert und Koch. 

3) Den Stanislausorden zweiter Classe 
den Herren J. Linden und De Brau. 

4) Den Annenorden dritter Classe den 
Herren E. Morren, Orphanides, A. Verschaf- 
felt, Krelage und A. Bouquier. 

5) Den Stanislausorden dritter Classe 
den Herren Parlatore, Visiani, Ahles, Rau- 
wenhoff, Jühlke, C. Bouche, Kolb, Eiffner, 
Kegeljan, Neubert und Dalliere. — 


B) Nachträgliche Bestimmungen der 
Kaiserlichen Russischen Gartenbaugesell- 
schaft, 


1) Für ihre Verdienste um die Ausstel- 
lung verlieh die Gesellschaft: 

a) Dem Präsidenten der Gesellschaft, 
Hrn, S. A. Greig, die Goldene Medaille nach 
dem Stempel der Grossen silbernen Medaille 


95 


halte in Egypten, über Triest in die Heimath, 
wo er im August 1862 wieder eintraf. — 
Es war ihm nicht vergönnt, die Bearbeitung 
seiner botanischen Ausbeute zu vollenden, 
denn inmitien seiner Arbeiten wurde er am 
26. Februar 1866 vom Tode abberufen. 

(F. v. H.) 


estes. 


nebst einer besonderen Adresse, überreicht 
von einer besonderen Deputation des Ver- 
eines. 


b) Dem Vicepräsidenten Hrn. E. Regel 
die Ausserordentliche goldene Medaille, nach 
dem Stempel der Mittleren silbernen Me- 
daille. 

c) Dem Secretair Hrn. P.J. Wolkenstein 
die grosse goldene Medaille. 

d) Die Mittlere goldene Medaille den 
Herren Ender, Gratscheff und Kupinsky. 

e) Die Kleine goldene Medaille dem 
Fürsten Gagarin und den Herren Kosatschok, 
Mizkewitsch, Petlin, Uspensky, Schwezow 
und Schöpf. 

f) Die Mittlere silberne Medaille den 
Herren Malischeffsky, Romanow, Lwofisky, 
Petrow, Heinemann, Niepraschk, Masters, 
Carriere, Duchartre, Maximowiez, Rosanow, 
Alkie, Newolsky, Mess und Prudnikow. 

g) Die grosse Bronzene Medaille den 
Mitgliedern der Commissionen, ferner sämmt- 
lichen Herren Experten und Congressmit- 
gliedern, die keine andere Medaille oder 
Auszeichnung erhielten, sowie endlich allen 
Deputirten von Gesellschaften, Universitäten 
und Instituten. 


h) Allen Mitgliedern des Vereines die 
kleine bronzene Medaille als Andenken. 


2) Auf die Vorstellung von Mitgliedern 
der Preisgerichte, nach der Allgemeinen 
Sitzung des Preisgerichtes dem Bureau der 


96 


Gesellschaft eingegeben, erhielten nachträg- 
lich die folgenden Aussteller, deren Einsen- 
dungen etwas zu spät eingegangen oder 
übersehen worden waren: 


Herr E. Andr& in Paris für Pläne die 
Kleine goldene M. 


Herr S. Assel in Petersburg für Blumen- 
tische die Bronzene M. 


Herr F. Assel in Petersburg für Aqua- 
rien die Bronzene M. 


Herr Biseau d’Hautville in Brüssel für 
Früchte die Bronzene M. 


Herr Bouchard in Lyon für Früchte die 
Bronzene M. 


Herr Wallis, Sammler des Hrn. J. Lin- 
den, für seine Sammlungen lebender Pflan- 


zen, von J. Linden ausgestellt, die Kleine 
Gold. M. 


Die Württemberger Centralstelle für 
Früchte die Grosse silberne M. 


Herr J. Gratscheff in Petersburg für Ra- 
dies die Mittl. silb. M. 

Herr Gögginger in Riga für Pinus Pichta 
und Fruchtbäume die Kleine gold. M. 

Herr Jemilianow in Petersburg für eine 
Gruppe blühender Pflanzen die Grosse silb. 
Medaille. 

Herr Seeberg in Petersburg für Blumen- 
tische die Bronzene M. 

Herr Kranz in Porl für einen Ventilator 
die Bronzene M. 

Herr Correo de Mello in Brasilien für 
eine Sammlung neuer Bignoniaceen die 
Grosse silb. M. 

Herr Cuming und Edmond in London 
für Pläne von eisernen Gewächshäusern die 
Mittl. silb. M 

Herr Maurer in Jena für eine Sammlung 
Nüsse die Mittl. silb. M. 

Herr Ostroumow in Petersburg 
künstliche Blumen die Bronz. M. 

Madame Solsky in Petersburg für einen 
Phönix die Mittl. silb. M. 

Herr Unterrainer in Innspruck für Topf- 
verzierungen die Bronz. M. 

Herr Schmidt und Keerl in Cassel für 
Gartenmöbel und Blumentische die Mittlere 
silb, M. 


für 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Herr Schickler in Stutigart für Blumen- 
tische die Mittl. silb. M. 

Madame Spilewsky in Petersburg für 
künstliche Blumen die Bronz. M 

Herr Späth in Berlin für Formbäume 
von Obstbäumen die Grosse silb. M. 

Herr Schröder in Moskau für eine Samm- 
lung Coniferen die Grosse silb. M. 

Herr Eggmann in St. Petersburg für 
eine Gruppe Azalea indica die Mittl. silb. M. 

Herr Enke in Moskau für Alsophila au- 
stralis die Mitt]. silb. M. 

Herr Erber in St. Petersburg für Früchte 
die Mittl. silb. M. 


In den monatlichen Ausstellungen wurden 
folgende Prämien vertheilt. 


Am 18. Oct. 1869. 

Die Mittl. silb. Medaille Herrn Wyttnow 
(für Rosen) und Tschassownikow (für Anoec- 
tochilus). 

Die Kleine silberne Medaille Herrn Par- 
menow (für Gemüse), Pleschanow (tür Ge- 
müse) und Petlin (für Aralia Sieboldi in 
Blüthe). 

Die Bronzene Medaille Herr Gratschew 
Sohn (für baumartige Reseden). — Endlich 
erhielt Herr Gaugler (für ein Sortiment 
Aepfel) die Mittl. silb. M. 

In der Sitzung am 8. Nov. 1869. 

Die Mittl. silb. M. Herrn Enger im Bot. 
Garten (für blühende Orchideen) und Herrn 
Wyttnow (für blühende Rosen). 

Die Kleine silb.M. Herrn Burmester im 
Botan. Garten (für eine Sammlung Gymno- 
gramme), Hrn. Mewes im Bot. Garten (für 
buntbl. Pflanzen), Hrn. Erber (für Melonen). 

Die Bronzene Medaille Hrn. Ender (für 
Epiphyllum truncatum). 

Am 20. December 1869. 

Hrn. Ender die Mittl. silb. Medaille (für 
eine Sammlung Aroideen) und Hrn. Enger 
im Botan. Garten die Kl. silb. Medaille (für 
blühende Orchideen). 

Am 10. Januar 1870. 

Die Kleine silberne Medaille Herrn 
Gratschew Sohn (für aufbewahrte Gemüse) 
und die Mittlere silberne Medaille Herrn 
Wyttnow (für blühende Libonien, Maiblumen 
und Hyaeinthen). — 


l. Originalabhandlungen. 


1) Abgebildete Pflanzen. 


a) Lilium tigrinum Gawl. £ flore pleno. 


(Siehe Tafel 646.) 


Ki. a 


L. tigrinum Gawl; caule laxe la- 
nato; foliis sparsis, sessilibus, anguste 
lanceolatis; axilliis bulbiferis; floribus 
thyrsoideo - paniculatis, singulis folio 
bracteiformi ovato fultis, nutantibus; se- 
palis revolutis, intus papillosis, sulco 
nectarifero distincto. L. tigrinum 
Gawl. Bot. Mag. tab. 1237. — Redoute 
Lil. VII. tab. 395. — VIII. tab. 475. — 
Knth, enum. IV. pag. 259. — L. spe- 
ciosum Andr. Bot. Rep. tab. 586. — 
Das Lilium tigrinum stammt aus China 
und ward im Jahre 1804 in den Bota- 
nischen Garten in Kew eingeführt und 
1810 von Gawl in Bot. Magazine abge- 
bildet und beschrieben. Loureiro hatte 
dasselbe in seiner Flora Cochinchina’s | 
als eine Form von L, pomponium auf- 
geführt. Die zurückgerollten Blumen- 
blätter unterscheiden dasselbe von L. 
spectabile und L. bulbiferum. Die 
Pflanze ist übrigens bekannt genug und 
gehört zu den schönsten Lilien, die im 


1870, IV. 


ceae, 


freien Lande selbst noch im Petersbur- 
ger Klima überdauern. 
mehrt sich sowohl durch die an den 
Zwiebeln entstehenden Brutzwiebeln, 
wie durch kleinere Zwiebelknospen, die 
sich in den Achseln der Blätter aus- 
bilden. Der robuste Blüthenschaft wird 
3—4 Fuss hoch und trägt auf seiner 
Spitze die Traube der grossen mennig- 
rothen und im Innern braunroth ge- 
fleckten Blumen. 

Wer die gefüllte Abart, die unsere 
beistehende Tafel darstellt, zuerst einge- 
führt oder erzogen, ist uns unbekannt. 
Auf der Hamburger Internationalen Aus- 
stellung war ein blühendes Exemplar 
ausgestellt, und Herr Max Leichtlin 
in Carlsruhe, der jetzt die vollständigste 
Sammlung von Lilien besitzt, sendete 
uns eine Skizze einer Blume eines Exem- 
plares, das bei demselben blühete und 
nach dieser ist die beistehende Abbildung 
angefertigt worden. (E. R.) 


Dasselbe ver- 


98 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


bp) Palavia flexnosa Masters. 


(Siehe Tafel 647.) 


Malvacezae. 


P. flexuosa, annua, pilis stellatis 
laxe adspersa; caule a basi ramoso, ra- 
mis adscendentibus flexuosis; foliis pe- 
tiolatis, alternis; petiolo Jaminam subae- 
quante; foliis caulinis pinnati -v. bi- 
pinnati - seetis; segmentis ovato - ob- 
longis, acutis; stipulis subulato-lanceola- 
tis, persistentibus; pedunculis axillaribus, 
solitariis, unifloris, folia aequantibus v. 
superantibus; calyeis late campanulati 
5-fidi segmentis late ovalis acutis; co- 
rolla calyceem duplo-triplo superante; 
carpellis pluriserialibus, @ngestis, obli- 
que ovatis, rugoso-retieulatis. 

Eine der hübschesten annuellen 
Pflanzen, die in den letzten Jahren ein- 
geführt ward. Wird 1—2 Fuss hoch, 
bildet dichte, vom Grunde aus sich ver- 


ästelnde Büsche und entwickelt während | 


des ganzen Sommers in den Achseln 
aller Blätter die schönen lilafarbenen 
Blumen, die im Grunde weiss und dann 
noch ınit einem dunklerem Auge ge- 
zeichnet. Schön zur Bepflanzung von 
Blumenbeeten auf sonnigem Standort 
und darf nicht zu dicht gepflanzt wer- 
den, Anzucht gleich der anderer harter 
einjähriger Pflanzen im Mistbeete oder 
Topfe, (E. R,) 


a) Der Blüthenstiel mit einem aus 
mehreren Reihen zusammengehäufter 
Früchtchen bestehenden Fruchtköpfchen, 
von dessen Grunde der Kelch ent- 
fernt ist. 

b) Ein einzeines runzeliges Frücht- 
chen, vergrössert. 


cd Anthurium aralifolium 


(Siehe Tafel 648.) 


Aroideae 


Glaberrimum; acaule. Petiolus se- 
miteres, supra planus, 8— 12 poll. lon- 
gus; geniculum semiteres, vix semiun- 
ciale. Lamina folii coriacea, pedato- 
5—7-loba, ambitu e basi cordato-hastata 
ovato-oblonga, 9—12 poll. longa, 5—7 
poll. lata, glaueo-viridis, nervis pallidio- 
ribus pieta; lobi lanceolato-oblongi, 
acuti v. obtusiuseuli, integerrimi v. sub- 
undulato-sinuato-repandi, lobo intermedio 


ceteris subduplo longiore, lateralibus 
deerescentibus saepe subfalcatis v. acu- 
minatis; costa media ad basin libera, 
laterales supra basin pedato-ramosae; 
pseudoneurum a margine remotum. Pe- 
dunculus teres, petiolis subduplo lonsior, 
basin versus purpurascens. Spatha ovata, 
acuminata, basi ampleetens, reflexa, viridis 
purpureoque tincta, spadice erasso sessili 
eylindrico leviter curvato subtriplo brevior. 


I. Originalabhandlungen. 


Herr Jean Verschaffelt hatte das in 
Rede stehende Anthurium auf der Inter- 
nationalen Ausstellung in Petersburg 
als von ihm eingeführte Neuheit ausge- 
stellt. Als Vaterland gibt derselbe Neu- 
Caledonien an. Uns ist das unwahr- 
scheinlich, wenigstens sahen wir unter 
den uns aus Neucaledonien ziemlich voli- 
ständig mitgetheilten Sammlungen trocke- 
ner Pilanzen nichts ähnliches. Als mit 
A. pedato-radiatum Schott zunächst ver- 
wandt, dürfte wohl auch das Vaterland 
dieser Art das tropische Amerika sein. 

Eine der schönsten stengellosen Ar- 
ten der Gattung Anthurium, die als De- 
eorationspflanze für’s Zimmer und Warm- 
haus den schönsten Arten dieser Gat- 
tung sich anreiht. Durchaus unbehaart, 
Blattstiele und Blätter heli blaugrün. 
Blattstiele halbstielrund, auf der oberen 
Seite fach, S—12 Zoll lang. Blatt- 
flächen von 3 Haupinerven durchzogen, 
von denen die beiden seitlichen am 
Grunde fussförmig verästelt sind. Haupt- 
und Seitennerven sind ausserdem heller 
als die Blattfläche. Letztere aus herz- 


99 


speerförmigem Grunde oval-länglich, fuss- 
förmig in 3—7 Lappen getheilt, von 
denen der Mittellappen bedeutend länger 
als die immer kleiner werdenden Seiten- 
lappen, die längeren Lappen länglich- 
lanzettlich, spitz oder zugespitzt, meist 
mit buchtig ausgeschweiftem etwas wel- 
ligem Rande. Die jüngsten Blattstiele 
gleich dem bis 2 Fuss langen stielrun- 
den Blüthenstiele röthlich. Blüthen- 
scheide oval, zugespitzt, am Grunde um- 
fassend, grün und roth nüancirt, zurück- 
geschlagen, fast 3 mal kürzer als der 
dicke walzige etwas gekrümmte Blüthen- 
kolben. 

Cultur gleich der der andern Arten 
dieser Gattung. Im Zimmer rathen wir 
solche in recht lockere Erde zu pflanzen, 
in einem Untersatze zu halten, viel zu 
begiessen und selbst im Sommer zuwei- 
len einen Dungguss zu geben. Kann 
auf einem lichten Standort eultivirt wer- 
den, wo jedoch die Sonne gar nicht oder 
nur während der Morgen- oder Abend- 
stunden einwirkt. (E. R.) 


2) Workau und dessen Gärten. 


Die Versammlung der Russischen | 


Naturforscher im September 1869 in 
Moskau gab den Anlass, dass auch der 
Referent diese Hauptstadt des Herzens 
Russlands besuchte. Vor nicht langer 
Zeit ward von beredtem Munde Moskau’s 
in diesen Blättern gedacht. Der Referent 
theilt ganz die dort ausgesprochenen 
Ansichten und bestätigt, dass auch er 
noch keine Stadt gesehen, welche so- 
wohl von der Höhe des Kremls, (also 
vom Mittelpunkte der Stadt aus gesehen), 
als von den Höhepunkten an den Gren- 


zen der Stadt, sowie endlich von den 
fernen Sperlingsbergen aus gesehen, 
einen ähnlichen Eindruck der Grossartig- 
keit, des fremden orientalischen Charak- 
ters und zugleich der Lieblichkeit und 
der Anmuth des Bildes gewährt. 

Von einem der höheren Thürme 
der Stadtgrenzen aus gesehen, wie z.B. 
von der Plattform des Thurmes der 
Sternwarte, vom Thurme des Alexandri- 
nen-Palais ete. da erhebt sich die Stadt 
im weiten Halbzirkel amphitheatralisch 
nach der Höhe des Kremls hin. Die 

ei % 


100 


Hunderte der goldenen und buntfarbigen 
breiten Kuppeln der Thürme strecken 
ihre Spitzen über die Massen der grün 
bedachten Häuser heraus und gränzen 
sich als meist auf den höheren Punkten 
erbaut am Horizonte ab, die Häuser im 
Vordergrund liegen aber zerstreut zwi- 
schen den Bäumen kleinerer und grösse- 
rer Gärten, während in der Tiefe die 
Moskwa sich hinschlängelt und weiter 
hin der Höhenzug der Sperlingsberge 
den Horizont begrenzt. 

Wie magesNapoleonI. zu Muthe 
gewesen sein, als er auf dem Kamm 
des Höhenzugs der Sperlingsberge ange- 
kommen das wunderbare Panorama. der 
Zarenstadt vor sich hatte. Wieder einen 
andern Charakter hat dort das Bild. 
Nicht Moskau ist es mehr, dessen Häu- 
ser und Kirchen am Horizont sich ab- 
setzen, sondern da liegt die ganze Stadt 
vor dem erstaunten Blick, Unten im 
Thal zu den Füssen, da schlängelt sich 
die Moskwa hin, rechts die bewaldete 
Fortseizung des Höhenzugs der Sper- 
lingsberge mit eingestreuten Häusern, 
Kirchen etc., im Mittelgrund selbst die 
auf vielen Hügeln erbaute Zarenstadt 
in einem Durchmesser von 3—4 Stun- 
den, umgeben von Parks, Villen, Fabri- 
ken, malerisch liegenden Klöstern und 
einzelnen Kirchen. Im Hintergrunde 
aber schweift der Blick bis zu den be- 
deutendsten Höhenpunkten des Moskauer 
Gouvernements, bis zu denen von Klyn, 
welche man mit dem Bahnzug von Pe- 
tersburg kommend überschritten hat. 

Wahrhaftig eine herrliche wunder- 
bare Landschaft, die wenn solche der 
Abendländer plötzlich und ohne Vorbe- 
reitung sehen würde, er sich in das Be- 
reich der Fabeln von Tausend und Eine 
Nacht zurückversetzt glaubte, ein Wahn, 
in dem er noch bestärkt werden müsste, 
würde er von da in einen jener mäch- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


tigen Säle des Kaiserpalais des Kreml 
versetzt, deren reich verzierte Wände 
und Thüren von Gold strotzen, oder 
wenn er in einem andern Saale alle die 
von Juwelen strotzenden Kronen erblickt, 
mit denen die Zaren von den ältesten 
Zeiten bis jetzt gekrönt wurden, oder 
die den Königen von Polen und andern 
unterworfenen Ländergebieten ange- 
hörten!!! 

Wir wollen hier aber nicht von den 
im Kreml aufgehäuften Schätzen reden, 
die da an die Märchen der Morgenwelt 
erinnern, sondern wir wollen der Perlen 
der Pflanzenwelt gedenken, die allent- 
halben in und um Moskau’s Häusermeer 
eingestreut sind. 


Il. Der Botanische Garten. 


Director Hr. Professor Kaufmann. 
Obergärtner Herr Lungershausen. 
Dieser Garten hat ausschliesslich den 
Zweck, dem Professor das Material zur 
Demonstration, den Studenten das Ma- 
terial zur Untersuchung zu liefern. Lei- 
der sind im Allgemeinen in dieser Be- 
ziehung die Botanischen Gärten Russ- 
land’s übel daran, denn zu den Zeiten 
der Blüthe der Pflanzen im Sommer 
sind 3 volle Monate Ferien. Die Pflan- 
zen des freien Landes können darum, 
wenn im Herbste die Collegien wieder 
beginnen, wenig Material zum Studium 
liefern. Sehr anzuerkennen ist es, dass 
Prof. Kaufmann diesem Uebelstande von 
sich aus einigermassen dadurch abgehol- 
fen hat, dass er auch im Sommer alle 
Wochen ein Mal den in Moskau heimi- 
schen oder dort bleibenden Studenten 
Demonstrationen im Botanischen Garten 
hält. Director und Gärtner wirken übri- 
gens in Moskau auf das energischeste 
zusammen, mit kleinen Mitteln mehr zu 
leisten, als man zu erwarten berechtigt 
ist, — Der Moskauer Botanische Garten 


I. Originalabhandlungen. 


101 


in allen seinen einzelnen Abtheilungen | der-Garten einige mittelhohe stattliche 


ist in gutem Zustande erhalten und ent- 
spricht allen Anforderungen, die man 
an ein solches Institut machen kann. 
Der Garten im Freien ist durch hübsche 
Blumengruppen geziert, und der ziem- 
lich ausgedehnte Garten enthält ein gu- 
tes Arboretum, in dem manche grosse 
stattliche Exemplare von Bäumen zur 
Manvichfaltigkeit beitragen, während die 
an dieselben angehängten Namen dem 
Charakter der Anstalt entsprechen, so 
z. B. schöne grosse Exemplare von Pi- 
cea alba und Pinus Strobus, 

Der Winter ist in Moskau wegen 
der continentalen östlichen Lage eher 
strenger als der Petersburger. Es halten 
daher im Allgemeinen in Moskau ziem. 
lich die gleichen Holzgewächse wie in 
Petersburg aus. Da der Sommer aber 
in Moskau wärmer und länger als der 
Petersburg’s ist, so reift das Holz der 
Bäume dort besser und so kommt es, 
dass noch einzelne Arten ausdauern, 
die in Petersburg nicht mehr angetroffen 
werden. Als solche wollen wir nennen 
Prunus spinosa, die Schlehe, welche 
in Petersbnrg fast jährlich zum Schnee 
abfriett. Ebenso Colutea arbores- 
cens, der Blasenstrauch, der in Peters- 
burg nur in Stadtgärten mit sehr ge- 
schützter Lage gedeiht. Ebenso verhält 
sich Tamarix germanica, Von der 
Italienischen Pyramiden-Pappel, die wohl 
mit Unrecht als Form zu der in Peters- 
burg noch wilden Schwarzpappel 
gezogen wird, erwähnte der Referent 
schon früher einmal, dass in Paulowsk 
bei Petersburg in sehr geschützter Lage 
ein Exemplar, das jährlich stark einge- 
bunden wurde, eine Reihe von Jahren 
sein Dasein mühsam gefristet hatte, dass 
solches aber jetzt auch das Zeitliche 
gesegnet hat, In Moskau dagegen stehen 
in dem den Kreml umgebenden Alexan- 


Exemplare, die freilich auch jährlich ein- 
gebunden werden müssen. Auch im 
Botanischen Garten sahen wir diese Art. 
Morus- Arten halten in Petersburg nicht 
dauernd aus. Wohl fristeten im Botani- 
schen Garten eine Zahl von Exemplaren 
von Morus alba eine Reihe von Jah- 
ren das Leben, froren aber immer tiefer 
herab, bis sie endlich zu Tode siechten, 
In Moskau frieren solehe wohl zum 
Schnee ab, geben aber doch jährlich 
ziemlich kräftige Triebe. Besonders 
schön sahen wir z. B. im Zoologischen 
Garten eine Morus-Pflanzung in ge- 
sehützter Localität. Auch Ailanthus, 
der in Petersburg kaum 2 Jahre nach 
einander aushält, findet sich im Moskauer 
Botanischen Garten als jährlich herab- 
frierender, aber doch kräftig treibender 
Strauch, Die von der Moskauer Accli- 
matisationsgesellschaft angestrebte Sei- 
denzucht, von der auf Morus und 
der auf Ailanthus lebenden Seidenraupe 
dürfte sich aber doch nur in sehr ge- 
schützten Localitäten und da nur müh- 
samer und unsicherer als unter günsti- 
geren Verhältnissen durchführen lassen. 

Im Botanischen Systeme boten die 
eultivirten Perennien und annuellen Pflan- 
zen ziemlich den gleichen Anblick wie 
in allen Botanischen Gärten, indem sie 
da wie überall mit der gleichen Schwie- 
rigkeit kämpfen, die darin zu suchen 
ist, dass Pflanzen der verschiedenartig- 
sten Loealitäten und Bodenarten auf 
gleicher Localität und auf gleichem Bo- 
den zusammengestellt sind. Im Botan. 
Garten zu Petersburg ‚haben wir daher 
schon seit einer Reihe von Jahren dahin 
getrachtet, neben dem Systeme verschie- 
denartige Localitäten für die Wasser- 
pflanzen, die Sumpfpflanzen, die Schat- 
tenpflanzen, die Pflanzen des Waldhumus 
herzustellen und haben solche ausser- 


102 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


dem so viel als möglich nach den ver- | pigen Exemplaren, wie überhaupt sorg- 


schiedenen Florengebieten 
gruppirt und dabei vorzügliche Resultate 
erhalten. In Cultur schwierige Pflanzen 
haben sich dabei, wie wir früher zeig- 
ten, bei uns ganz heimisch: gemacht, so 
Trientalis, Linnaea, Empetrum, die Py- 
rola-Arten etc. Einer für rauhe Klimate 
sehr zu beachtenden knolligen peren- 
nirenden Schlingpflanze wo!len wir noch 
gedenken, welche im Moskauer Botani- 
schen Garten und anderen Gärten Mos- 
kau’s schon häufig ist und ganze Wände 
und Zäune bekleidet. Es ist das die 
Thladiantha dubia Naudin, aus 
Japan, mit Blättern, die denen der Cu- 
eurbita perennis ähnlich, und fast glocken- 
förmigen zahlreichen gelben Blumen. 
Leider scheint in Russland bis jetzt nur 
die männliche Pflanze eingeführt zu 
sein. Solche sahen wir auch in Peters- 
burg bei Herrn Heddewig im freien 
Lande blühen und ertrug dieselbe unser 
Klima ohne alle Deckung. Bei den 
wenigen harten Schlingpflanzen für’s 
freie Land im mittleren Russland ist 
diese Art für unsere Gärten zur Beklei- 
dung von Lauben, Veranden etc, sehr 
zu beachten. Unter den holzigen Schling- 
pflanzen sahen wir im Moskauer Bota- 
nischen Garten auch Periploca 
graeca, die da niedergelegt und ge- 
deekt gut aushält, während solche bei 
uns in Petersburg stets abfror. 

Die Sammlungen von Gewächshaus- 
pflanzen des Botanischen Gartens in 
Moskau sind nicht reich, wohl aber ent- 
halten solche eine gute Auswahl von 
Repräsentanten von Gattungen, Fami- 
lien, offieinellen und Nutzpflanzen zum 
Unterricht, die nach Familien zusammen- 
gestellt waren. Unter diesen heben wir 
schöne Exemplare der ächten Selagi- 
nella lepidophylla hervor, ebenso 
Sanchezia nobilis in schönen üp- 


zusammen- ! fältige und verständige Cultur die Pflan- 


zen der Gewächshäuser vortheilhaft aus- 
zeichnet. 


I, Der Garten der Landwirth- 

schaftlichen Akademie zu Pe- 

trowski-Rasumowsky bei Mos- 
kau. 


Eine Stunde von Moskau liegt die 
unter dem Herrn Minister der Domainen 
v. Selony stehende und unter dessen 
Auspicien gegründete Landwirthschaft- 
liche Academie. Herr N. J. von Jeles- 
now war deren erster Director. Der 
Obergärtner ist Herr Schföder und der 
Gehülfe desselben Herr Wobst. 

Es ist das eine sehr bedeutende 
Anstalt, die Russland würdig eingerichtet 
und ausgestattet und deren Besuch so 
bedeutend, dass die grossen Localitäten 
die Studenten kaum alle aufzunehmen 
vermögen. Da sind in besonderen Lo- 
calitäten und in den schönen Hörsälen 
des neuerbauten palastartigen Hauptge- 
bäudes alle die zum Unterricht in Zoo- 
logie, Chemie, Physik, Botanik, Geo- 
logie und der praktischen und technischen 
Landwirthschaft nöthigen reichen Samm- 
lungen von Modellen, Präparaten, Ge- 
räthschaften, Maschinen, ferner die Her- 
barien, Zoologischen und Mineralogischen 
Sammlungen aufgestellt und bilden bei 
dieser noch jungen Akademie einen so 
mannichfachen und vollständigen Com- 
plex von Sammlungen für alles das, 
was dem gebildeten Land- und Forst- 
wirth noth thut zu wissen, wie solche 
wenige andere ältere Anstalten besitzen. 

Zu den Culturen uns wendend ist 
geregelte Forstwirthschaft und Cultur 
aller der verschiedenen Nutzpflanzen für 
unsere LandwirthschaftlichenVerhältnisse 
wegen der Kürze der Zeit (die Akade- 
mie besteht erst seit einigen Jahren) 


I. Originalabhandlungen. 


noch weniger ausgebildet, als dies die 
Zukunft bringen wird. Die Abtheilung 
des Gartenbaues ist aber für die Zwecke 
der Akademie schon sehr vollständig 
vertreten. Die Gewächshäuser umfassen 
eine Auswahl von Pflanzen für den Un- 
terricht und die Decoration des Gartens, 
In der Abtheilung der Gemüse befinden 
sich alle für uns geeigneten Arten in 
regelmässigser vorzüglieher Cultur. Der 
Garten vor dem in schönem Style er- 
bauten Hauptgebäude der Akademie ist 
noch aus früheren Zeiten im französi- 
schen Style angelegt und ist durch Blu- 
menparterres und Blumengruppen zweck- 
mässig verziert. Unter diesen erlauben 
wir uns auf einige uns interessante 
Pflanzen und Gruppen hinzuweisen. 

Ein Sortiment vorzüglich schöner 
Gladiolus diente zur Verschönerung der 
Mischgruppen, was umsomehr hervorzu- 
heben ist, weil dasselbe grossentheils 
vom Herrn Wobst aus Samen erzogen 
wurde. Eine selır schöne Gruppe von 
Hydrangea hortensis, umgeben 
von Scarlet-Pelargonien, musste das 
Auge jedes Kenners auf sich ziehen. 
Die Exemplare kaum 1 Fuss hoch und 
auf der Spitze dennoch 1—3 mächtige 
Blüthendolden tragend, die das ganze 
Beet regelmässig deckten. Diese Pflan- 
zen waren aus Stecklingen der im Früh- 
jahr ausireibenden Seitenäste erzogen, 
dann bis zur Blüthe im Topfe erzogen, 
und nun erst zu dieser wahrhaft impo- 
nirenden Gruppe vereinigt. 

Als Einzelpflanze zur Decoration 
fielen mir mannshohe ausserordentlich 
kräftige Exemplare von Eucalyptus 
globulus auf, die durch sehr grosse 
blauweisse Blätter sich auszeichneten., 
Es waren das Samenpflanzen des ver- 
gangenen Jahres, die nun im zweiten 
Jahre auf gewöhnlichem kräftigem lehmi- 
gem Gartenboden in’s freie Land ausge- 


103 
pflanzt worden waren, um dann im 
Herbste weggeworfen zu werden. Wir 


empiehlen diese Pflanze in dieser Weise 
der Verwendung. 

vie Artemisia scoparia der 
Steppen Russland’s, oder die Artemisia 
spec. de St. Petersbourg des Gartens 
des Herrn Benary in Erfurt *) ist wirk- 
lich eine schöne Einzelpflanze, wenn 
solche auf sehr kräftigem Boden und 
durchaus geschütztem sonnigem warmem 
Standorte und nach allen Seiten frei 
steht. Sie ähnelt dann einem 3—5 
Fuss hohen kräftigen dichten Exemplar 
von Tamarix mit hängenden Zweigen. 
Auch Artemisia annua ist bei ähnlicher 
Cultur sehr zu empfehlen, aber weniger 
sehön. 

Mit ganz besonderer Liebe werden 
von Herrn Schröder die Baumschulen 
gepllegt. Da sind sowohl Obstbäume 
wie alle die in unserem Klima aushal- 
tenden Bäume und Sträucher massen- 
haft vertreten. Darunter auch, was man 
in anderen Baumschulen nicht findet, ein 
zahlreiches Sortiment von Salix, wie 
überhaupt vom Herrn Schröder in dieser 
Beziehung alles gesammelt und für un- 
ser Klima probirt wird, was er von den 
verschiedensten Seiten erhalten kann. 
Die Baumschulen haben eine sehr be- 
deutende Ausdehnung, sie sind zugleich 
der Stamm zu cinem neuen Arboretum 
des Parkes. 

Der Park mag an 70 Disjätinen 
(200 Morgen) an Ausdehnung haben. 
Der grösste Theil desselben ist ursprüng- 
lich im französischen Style angelegt 
worden, wie dies überhaupt bei dem 
grössten Theile der grösseren Gartenan- 


*) Wie kann ein solch verkehrter Name 
einer gemeinen Pflanze, den wir schon wie- 
derholt berichtigt haben, 3 Jahre lang in 
den Catalogen paradiren ? 


104 


lagen um Moskau und Petersburg der | 


Fall ist. Was später dazu gekommen 
ist, ward im natürlichen Style angelegt. 
Schön und lieblich ist die Parthie um 
den grossen See, dessen natürlich grup- 
pirte Uferparthien mit einzelnen schönen 
Exemplaren mächtiger Bäume einen 
prächtigen Anblick gewähren. 


Der Garten von Semen Pe- 
trowitsch Lepeschkin. 


II. 


Herr S. P. Lepeschkin besass 
bis jetzt den Garten, der als der an sel- 
tenen Pflanzen des Warm- und Kalt- 
hauses reichste in Moskau gelten konnte. 
Leider hat Herr Lepeschkin seit kurzer 
Zeit alle seine Warmhauspflanzen abge- 
geben und hält für die Folge nur noch 
Kalthauspflanzen. 

Unter diesen heben wir hervor eine 
Sammlung Azalea indica, theils in 
den neuesten und seltensten Sorten, 
theils in jenen prächtigen Ausstellungs- 
Exemplaren, die zwar in Belgischen 
Gärten angekauft, jetzt aber schon seit 
2—4 Jahren selbst cultivirt und in der 
regelmässigen dichten Form der flach- 
kugeligen mächtigen Kronen nichts zu 
wünschen übrig lassen, also die Ansicht 
vieler Gärtner Russland’s, dass bei uns 
diese Pflanzen sich nicht in gleicher 
Vollkommenheit weiter cultiviren liessen, 
wiederlegen. 

In ähnlicher Vollkommenheit und 
Schönheit sind die Camellien als Kro- 
nenbäume, Pyramiden ete,, sowie in den 
besten Sorten vertreten und die schönen 
schwarzgrünen Blätter sprechen für die 
ausgezeichnete Cultur. 

Rhododendron sind in grosser 
Auswahl, alle in schönen niedrigen 
Exemplaren vertreten. 

Von Punica nana standen einige 
Exemplare mit kugelförmiger Krone von 
1°/, Fuss Durchmesser in voller Blüthe., 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


“ 


Endlich sammelt Herr Lepeschkin 
noch die buntblätterigen Kalthauspflan- 
zen mit besonderer Liebhaberei. Da 
sind die vielfach zertheilten und roth- 
blätterigen Formen von Acer palma- 
tum vertreten. Ferner sah ich neben 
den allgemeiner verbreiteten buntblät- 
terigen Kalthauspflanzen schöne bunt- 
blätterige Abarten von Rhamnus Alater- 
nus, Castanea vesca, all’ die neuen For- 
men von Aucuba japonica etc. 


IV. Der Alexandrinen-Garten. 


Unter dem Inspector der Kaiserlichen 
Gärten in Moskau, Herrm C. F. Enke, 
stehen sämmtliche Kaiserliche Parks und 
Gewächshäuser in Moskau. Der Ale- 
xandrinen-Garten, wo sich auch die Ge- 
wächshäuser befinden, wird gewöhnlich 
Neskutschenoi-Garten genannt. In Wahr- 
heit sind da 3 grosse Parks vereinigt, 
nämlich der Alexandrinen-Garten, der 
von dem Grafen Orlow stammt, ferner 
ein zweiter vom Fürsten Galitzin und 
ein dritter Garten oder der Neskut- 
schenoi-Garten, von dem Fürsten Tschi- 
chaffskoi stammend. 

Die gut unterhaltenen Gewächshäu- 
ser enthalten eine Auswahl der schön- 
sten Decorationspflanzen und Florblu- 
men des Warmhauses und Kalthauses, 
worunter auch die neueren, selteneren 
und werthvolleren. Im Zeitraum von 
wenigen Jahren hat Herr Enke die 
früher unbedeutenden Pflanzen - Samm- 
lungen dieses Gartens zu den reichsten 
und besten Moskau’s erhoben. Unter 
den Kalthauspflanzen ist die Sammlung 
der Coniferen nicht blos in vorzüglicher 
Cultur, sondern es ist solche auch sehr 
vollständig. In besonders schönen Exem- 
plaren sind alle Araucarien vertreten. 
Von den jetzt als Modepflanzen cultivir- 
ten Agaven cultivirt Herr Enke ein voll- 


Taf 646. 


er 
”. 


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“ a» 


Taf. 646. 


v 


| 
| 


I. Originalabhandlungen. 


ständiges Sortiment in schönen und star- 
ken Exemplaren. 

In den Warmhäusern eine reiche 
Sammlung von Palmen, Dracaenen und 
den mannichfaltigen in neuerer Zeit ein- 
geführten Decorations- und Blatipflanzen, 

Der grosse Park bietet reizende 
Parthien mit der Aussicht nach Moskau. 
Das hügelige Terrain fällt in theils stei- 
len Abhängen, theils tief eingeschnitte- 
nen Schluchten nach der Moskwa ab 
und bildet schon natürlich schöne und 
wilde Parthien. Vieles ist in den letz- 
ten Jahren schon geschehen, die Baum- 
parthien und Rasenflächen, wo solche 
mehr oder weniger verwildert, waren in 
Ordnung zu bringen, vieles bleibt da 
aber noch der Zukunft aufbewahrt und 


105 


wird dadurch erschwert, dass viele Theile 
des Parks im alten französischen Ge- 
schmack mit geraden Wegen und Alleen 
angelegt waren. 

Vom Dach des Palais geniesst man 
eine der schönsten Ansichten von Mos- 
kau. Um das Palais sind im Sommer 
der grösste Theil der Kalthauspflanzen 
zur Decoration aufgestellt und das Blu- 
menparterre vor dem Palais ist von der 
Meisterhand des Herrn Enke mit vieler 
Berechnung, feinem Geschmack und ge- 
nauer Kenntniss des Materials, mit dem 
er arbeitet, angelegt. 

Wir haben uns einige der Blumen- 
bilder und Gruppen notirt und theilen 
solche unseren Lesern mit. 


Fig. I. 


1. Pelargonium zonale Reine d’or, (gelbrandiges Blatt). 
Pelargonium zonale quadricolor, (buntblätterig weiss und 


carmin gezonte Blätter). 


3. Iresine Herbstii, (dunkelblutrothes Blatt). 
4. Pelargonium zonale Flower of day, (silberweiss gerandetes 


Blatt). 


5. Pelargonium Mistress Pollok. 


6. Weg mit rothem Sand um das im Rasen liegende Beet. 


Wir haben bei den einzelnen Grup- | Disposition stehenden Pflanzen ändern, 
pen die Bepflanzung angegeben, wie |immer aber hat man darauf zu sehen, 
solche von Herrn Enke gewählt wurde. | dass der Farbencontrast der nebenein- 


Natürlich kann man solche nach den zur 


ander gestellten Pflanzen so bedeutend 


Coleus atropurpureus. (Blätter schwarzroth). 


Hydrangea Hortensia in fusshohen blühenden Exemplaren. | So 


Schmale Wege mit rothem Sand bestreut um das ganze im Ki 


Telanthera amoena. (Blätter lebhaft roth und grün). 

Hydrangea japonica fol. argenteo variegatis. (Weiss pana- 
chirte Rlätter). 

Iresine Herbstüi. 

Pelargonium zonale Bijou. (Silberweiss gerandetes Blatt). 


Cineraria maritima. (Silberweiss behaarte fiederschnittige 
Blätter). f 

Hydrangea japonica fol. argenteo variegatis. 

Telanthera amoena. 

Weg mit rothem Sande um das im Rasen liegende Beet. 


Ill. 


Phlox Drummondi, chamois blühend. N 
Lobelia erinoides, dunkelazurblau blühend. " 
Bouvardia Jaequini, blühend, Blumen scharlach. IE NT 


! 


Blumenbild gleich Fig: I oder I. 


' Rasen liegende Blumenparterre. 


I. Originalabhandlungen. 


ist, dass die Zeichnung in dem Blumen- 
stück hervorgehoben wird. Wir haben 
ausserdem nur einige derartige Blumen- 
stücke herausgehoben. Es versteht sich 
von selbst, dass die Zeichnung mannich- 
fach wechseln kann. Wir sahen z. B. 
solche mit auf dunklem Grunde einge- 
sticktem Kreuz oder Stern, Gruppen in 
Form von Arabescen ete. 

Sollen derartige Gruppen einen gu- 
ten Effect machen, so müssen zur Bil- 
dung derselben besondere niedrige bu- 
schige, oben gleichhohe Exemplare vor- 
gezogen werden. Die Aufstellung sei 


Fig. IV, 


107 


der Art, dase die Gruppe vom Mittel 
nach Aussen sich allmälig abrundet. Wo 
nicht vorstehende hochstämmige Exem- 
plare wie auf Fig. IV verwendet werden, 
sei die bedeutendste Höhe der in An- 
wendung kommenden Exemplare 1—1!, 
Fuss. Je niedriger und buschiger ge- 
zogen alle Exemplare, je besser der 
Effect. Bei der Aufstellung werden auf 
allen mehrfarbigen Gruppen die Exem- 
plare mit sammt den Töpfen eingegra- 
ben und wo irgend eine der zur Zeich- 
nung verwendeten Pflanzen-Arten unan- 
sehnlich wird, muss sofort die ganze 


f 


Die Bäumchen sind hochstämmig gezogene Heliotrop in voller 


Blüthe, 
Dieselben sind umpflanzt bei 
mit Centaurea ragusina. 


mit Ligularia Kaempferi. 


SOSE LII 


Fabaria. 


(Silberweiss behaarte Blätter). 

mit Sedum Fabaria fol. variegatis. (Gelb gercheckte Blätter). 
(Gelb getupfte Blätter). 

mit Hydrangea japonica fol. variegatis. 

mit Sedum atropurpureum. Rothblätterige Abart von Sedum 


7—71. Koniga maritima mit weiss panachirtem Blatt. 


8—8. Telanthera Bettzichiana. 


9. Funkia lancifolia fol. albo - variegatis. 
10—10. Mit rothem Sande ausgestreute Wege. 


108 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Abtheilung durch vorräthig gehaltene | zen weisen wir nur noch einmal auf die 


andere Blüthen- oder Decorationspflanzen 
ersetzt werden. Nur auf diese Weise 
gelingt es, derartige Blumenbilder so 
herzustellen, dass sie z. B. von der 
Höhe eines Balkons aus gesehen jenen 
reizenden Farbenschmelz und Effect her- 
vorbringen, wie solches bei den Grup- 
pen des Herrn Enke der Fall war. Wo 
endlich wie auf Fig. III mehrere ge- 
trennte Gruppen das Blumenstück bilden, 
da kann auch in’s freie Land gepflanzt 
werden. 

Wir rathen also denjenigen, welche 
derartige Blumenstücke zusammenstellen 
wollen, lieber auf dem Hauptpunkt des 
Blumenparterres nur ein einziges Blu- 
menbild zu bilden und dieses dafür recht 
sorgsam und gut zu unterhalten, da der 
Effect nur bei sorgsamer Unterhaltung 
erreicht wırd. 


In Betreff der verwendeten Pflan- | 


beiden Hydrangea-Arten hin, Ueber 
fusshoch gezogene üppig blühende Exem- 
plare der gemeinen Hortensia sprachen 
wir schon bei Betrachtung des Gartens 
in Petrowsky-Rasumowsky. Bei Herrn 
Enke sahen wir dieselben in ähnlicher 
Weise gezogen und in gleicher Schön- 
heit. Die Hydrangea japonica mit 
weissbuntem Blatt wird in den Moskauer 
Gärten in grossen Massen als Gruppen- 
pflanze angewendet, aber stets nur in 
juugen kräftigen Exemplaren von höch- 
stens 1 Fuss Höhe und bringen die Zu- 
sammenstellungen mit dieser Pflanze 
wirklich einen sehr guten Effect hervor. 
Bei der Schnelligkeit und Leichtigkeit 
der Vermehrung dieser Pflanze aus kräf- 
tigen Stecklingen kann solche auch 
leicht zu Decorationen in grossen Mas- 
sen producirt werden. 

Zu den speciel! besprochenen Zu- 


Fig. V. 


1. Iresine Herbstii fol. aureo-variegatis. 


aderte Blätter). 


(Grüne goldfarben ge- 


Helichrysum petiolatum (H. tomentosum hort.) Blätter 


2—2. Iresine Herbstii. 
3—3. Telanthera amoena, 
4—4. Cineraria maritima. 
5—5. Hydrangea japonica fol. argenteo - variegatis. 
6—6. 
silberweiss behaart. 
7-1. 


Lobelia erinoides, dunkelazurblau blühend. 


I. Originalabhandlungen. 


109 


sammenstellungen von Blumen haben |als Iwan der Grausame sich einen 
wir schliesslich noch zu bemerken, dass ! Gedenkstein in der Geschichte gestellt 


dies alles nur einzelne Bruchstücke des 
grossen Blumenparterres waren, welches 
auf einem grossen Rasenplatz unmittel- 
bar vor dem Palais und theils nach der 
Moskwa abfallend in reizender Weise 
angebracht war. Von der Höhe des 
Balkons herab glich solches einem mit 
reichen Stickereien versehenen Teppiche, 
wo auf grünem Grunde die mannichfal- 
tigen Figuren eingeflochten waren, die 
theils von feuernden und effectvollen 
Blumen, theils von dem bunten oder 
dunklen Laube der Decorationspflanzen 
gebildet wurden. 

Ausser den Gewächshäusern und 
dem Parke des eben besprochenen Gar- 
tens stehen unter des Herrn Enke Auf- 
sicht noch der Petrowsky-Park, der 
Kreml-Garten, der Wintergarten im 
Kreml und der Park zu Kolomsk. Das 
Palais des letzteren, 8 Werst von Mos- 
kau entfernt liegenden Parkes war der 
Sommersitz jenes Gewaltherrschers, der 


hat. Hier sind auch die ungefähr 30 
Disjätinen (150 Morgen) grossen Obst- 
gärten und Baumschulen. Auch diese 
Obstgärten haben in den letzten fürch- 
terlichen Wintern von 1865 bis 1868, 
aber besonders von 1867 bis 1868 so 
stark gelitten, dass der grösste Theil 
der alten Fruchtbäume, die eine jähr- 
liche Rente von 4000 Rbl. abwarfen, 
abgestorben ist. 

Von den Culturen des Herrn Enke 
wollen wir endlich noch das hervor- 
heben, dass es demselben gelang, die 
schwierig wachsenden Proteaceen Neu- 
holland’s durch Anhänger, die im No- 
vember gemacht wurden, ziemlich sicher 
zu vermehren. Die Stecklinge der Kalt- 
hauspflanzen mit immergrünem Laube, 
die als schwerwachsend bekannt sind, 
steckt derselbe gleichfalls im October 
und November im kalten Vermehrungs- 
hause, — (E. R.) 

(Schluss folgt). 


3) Winterschnitt bei unseren Bäumen und Sträuehern, die ge- 
eignetsie Zeit für denselben. 


Wir finden in neuerer Zeit in den 
verschiedenen Organen des Gartenbaues 
wiederholt dıe Frage aufgeworfen, wel- 
ches die geeignetste Zeit für den Win- 
terschnitt sei, ob der Herbst nach dem 
Fall der Blätter uder das erste Frühjahr. 

Gegen den Herbstschnitt wird ge- 
meiniglich eingewendet, dass in Folge 
dessen das Erfrieren der jungen Bäume, 
an denen man ja den Schnitt vorzugs- 
weise anwendet, leichter eintrete. Der 
Frühjahrsschnitt wird mit nicht minder 


sind Mangel an Zeit, wodurch der 
Schnitt meist zu weit hinausgeschoben 
wird, wenn die Bäume schon in Saft 
und die oberen Augen, welche gerade 
fortgeschnitten worden, schon weit aus- 
gebildet sind, während die unteren, auf 
die geschnitten werden soll, in der Ent- 
wickelung zurückgeblieben sind. 

Der Referent, der in eineın viel un- 
günstigeren Klima, unterm 60. Grad 
n. Br. seine Versuche in Bezug auf 
Obst- und Baumculturen macht, also 


wichtigen Argumenten bekämpft, als da | den Einfluss der Winterkälte viel mehr 


110 


zu fürchten hat, als die in milderen Kli- 
maten Operirenden, stellt sich dennoch 
unbedingt auf Seite derer, welche den 
Herbstschnitt dem Frühjahrsschnitt vor- 
ziehen. Man nehme denselben nur 
stets mit dem Fall der Blätter vor, 
sehneide niemals dicht über dem Auge, 
sondern ungefähr in der Mitte des Zwi- 
schenknotenstückes ab und lasse der 
Vorsicht halber stets ein Auge mehr 
stehen, als dies im Frühjahr zu ge- 
schehen pflegt. 

Bei solehen Vorsichtsmassregeln hat 
man eine verderblichere Einwirkung des 
Frostes nicht zu fürchten, ja es halten 
sich derartig im Herbste zeitig geschnit- 
tene Bäume und Sträucher sogar oft 
noch besser als nicht geschnittene, im 
Falle sie nämlich nicht ausgereiftes Holz 
besassen, das durch diesen frühen Schnitt 
beseitigt wird und wodurch zugleich 
noch auf besseres Ausreifen des stehen 
bleibenden Holzes vor dem vollständigen 
Eintritt des Winters hingewirkt wird. 

Unsere Holzgewächse, wenngleich 
scheinbar nach dem Fall der Blätter 
bis zur Entwickelung des neuen Triebes 
vollständig ruhend, befinden sich doch 
stets in einer bestimmten Thätigkeit. 
Da werden die Nahrungsstoffe im Innern 
der Zellen im Spätherbst erst in feste 
Reservestoffe verwandelt, um im Früh- 
jahr wiederum zur Entwickelung des 
neuen Triebes gelöst zu werden, da wer- 
den ferner ganz allmälig die Knospen 
für den Trieb des folgenden Jahres vor- 
gebildet, so dass solche oft schon mit- 
ten im Winter bedeutend grösser als im 
Herbste beim Falle der Blätter. Die 
obersten gesunden Augen des letzten 
Jahrestriebes bilden sich da, wie wir 
schon andeuteten, viel mehr aus als die 
unteren. Wenn nun erst im Frühjahre 
geschnitten wird, So müssen gerade die 
grössten und am vollkommensten aus- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


gebildetsn Augen fortgeschnitten werden. 
Es hat dies einen doppelten Nachtheil. 
Einerseits schneidet man damit gerade 
den Theil des Reises weg, auf den die 
Thätigkeit der Pflanze vorzugsweise 
während der Ruheperiode verwendet 
wurde und wohin auch die meisten 
Nahrungsstoffe in Folge dieser Arbeit 
sich ablagerten, es ist also eine unnütze 
Vergeudung von Kraft und Schwächung 
der Pflanze mit dem Frühjahrssehnitt in 
um so höherem Grade verbunden, je 
späier man die Öperation ausführte. 
Der andere Nachtheil ist nicht geringer. 
Indem man erst im Frühjahr auf die 
unteren Augen der Zweige zurückschnei- 
det, welche noch sehr schwach oder fast 
gar nicht entwickelt, erhält man einen 
späteren und viel weniger kräftigen 
Trieb. Dieser weniger kräftige Trieb 
ist theils Folge des späteren Austrei- 
bens des nicht gehörig  vorgebildeten 
Auges, ganz speciell aber Folge davon, 
dass gerade der an Nahrungsstoffen 
reichste Theil des Reises fortgeschnitten 
wird. Beim Frühjahrssehnitt 
schädigt man also Baum oder 
trauch durch Arbeits- und 
Kraftverlust gleichzeitig, 

Wird dagegen im Herbst mit dem 
Fall der Blätter geschnitten, so hat die 
Bewegung der Nahrungsstoffe nach den 
vorzugsweise thätigen Augen noch nicht 
begonnen, es tritt also ein verhältniss- 
mässig viel geringerer Verlust an Nah- 
rungsstoffen durch den Schnitt ein und 
es treten nun ferner die unteren zur 
Zweigbildung bestimmten Augen an die 
Stelle der oberen und bilden sich zum 
kräftigen Triebe im Laufe des Spät- 
herbstes, Winters und ersten Frühjahrs 
vor. Beim Sommerschnitt können dann 
die durch den Herbstschnitt veranlassten 
Unregelmässigkeiten verbessert werden, 
indem man dann das über dem Auge 


x 


| 


I. Originalabhandlungen. 


stehengebliebene Zweigstück abschnei- | 
det und wo ein Auge zu viel ausgetrie- 
ben haben sollte, dieses einfach aus- 
bricht oder nachschneidet, wenn das 
oberste Auge erfroren oder gerade über- 
flüssig sein sollte, 

Was wir im Obigen sagten, gilt fast 
für alle Holzgewächse, insbesondere aber 
für unsere in den Baumschulen vorge- 
zogenen jungen Obstbäume, ferner für 
den Schnitt von Spalieren und Form- 
bäume. Ganz speeiell endlich auch für 
den Weinstock, der beim späten Früh- 
jahrsschnitt durch den Saftverlust (das 
Bluten) so sehr leidet. Das frühzeitige 
Wegschneiden des unreifen Holzes wirkt 
ausserdem sowohl beim Weinstock wie 
überhaupt bei allen im Garten eultivir- 
ten holzigen Schlingpflanzen, und zwar 
vorzugsweise bei denen , die als zart im 
Winter zum Boden niedergelegt werden 
müssen, besonders günstig auf bessere 
und sichere Ueberwinterung respective 
vorhergehendes besseres Ausreifen des 
stehenbleibenden Holzes. 

Wo das fortgeschnittene junge Holz 
als Edelreiser oder Steckholz benutzt 
werden soll, da darf man den Schnitt 
nicht zugleich mit dem Fall der Blätter 


111 


vornehmen, weil zu dieser Zeit die 
Zweige des Jahrestriebes noch nicht 
genugsam zu diesem Zwecke vorbereitet 
oder mit anderen Worten noch nicht 
gehörig ausgereift und genugsam reich 
an Reservenahrungsstoffen sind. In die- 
sem Falle muss der Schnitt im ersten 
Frühjahre, wenn der Boden noch gefro- 
ren oder selbst im Winter vorgenommen 
werden. Besser ist es aber noch, man 
schneidet, (wo das die Verhältnisse er- 
lauben), die zu Edelreisern und Steck- 
holz bestimmten Zweige von älteren 
Exemplaren, welche sonst wenig oder 
gar nicht mehr geschnitten werden müs- 
sen*) und zwar Anfang Winters oder 
im ersten Frühjahre. Dies gilt ganz be- 
sonders von unseren Obstbäumen, von 
denen kräftige schon tragbare Exemplare 
die besten Edelreiser liefern, weil solche 
als besonders reich an Reservenahrungs- 
stoffen leichter anwachsen und dann als 
von schon fruchtbaren Bäumen genom- 
men auch zu früherer Fruchtbarkeit ge- 
neigt sind. (E. R.) 


*) Der Weinstock macht da eine be= 
kannte Ausnahme. 


2) Neue Wasserheizungen fur Gewächshäuser. 


Wir empfehlen als in jeder Hin- | 
sieht vorzüglich die neuen Constructio- 
nen von Röhrenkesseln für Wasserhei- 
zungen, geheizt durch Coaks, wie solche 
jetzt in England von vielen der grösse- 
ren Geschäfte, so von Th. Green und 
Sohn (London 54. 55. Blackfriarsroad), 
H. Ormson (London, Stanley Bridge 
Kingsroad, Chelsea), Cumming Edmonds 


(London, Lillie Bridge, Richmond road, 
Fulham) und anderen angefertigt wer- 
den. Wir haben im hiesigen Botani- 
schen Garten für 4 grosse neugebaute 
Gewächshäuser 8 solcher Heizungen 
construirt und können kaum genugsam 
dieselben loben, da sie alle Vortheile 
vereinigen, welche man von Heizungen 
in Gewächshäusern nur verlangen kann. 


I 
12 


112 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Dieselben sind, wie die beistehende | Vortheil der sehr gleichmässigen Erwär- 
Abbildung des Ofens zeigt, ganz aus | mung, so dass wenn Nachts auf die 


Eisen construirt, auch am Ofen ist kei- | niedrigsten Grade geheizt wird, unter 
nerlei Mauerwerk angebracht. Man stellt | Einfluss des Tageslichts die Wärme von 
einen Solchen Ofen in einen unter dem | selbst bei Tage höher steigt. Ferner 
Fussboden des Gewächshauses ange- | sehr leichte durchaus nicht mühsame 
brachten unterirdischen Raum oder unter | Heizung und bei solider Construction 
eine Terrasse, Nur wo man den Ofen | durchaus keine Reparaturen, wobei die 
in’s Gewächshaus selbst stellen muss, | Geschäfte für 10 Jahre Garantie leisten. 
muss solcher zur Vermeidung der stark In pecuniärer Beziehung sind der- 
ausströmenden Wärme noch einen ge- | artige Heizungen bedeutend billiger als 
mauerten Mantel erhalten. Mit dem |in Kupfer ausgeführte Heizungen. Die 
Ofen werden so viel gusseiserne Röhren- | gleichmässig ausströmende Wärme ist 
reihen verbunden und durch das Ge- | trocken, verhindert aber nicht, der Luft 
wächshaus geleitet, als dies die Grösse 
des Gewächshauses erfordert. Mittelst 

Krahnen ist die Einrichtung gemacht, 
dass man je nach Bedarf so viele der 
Röhrenstränge erwärmen kann, als das 
nothwendig ist. 

Im Innern des Ofens liegen anstatt 
des Kessels Röhren, wie in jedem Röh- 
renkessel, um die das Feuer herum 
brennt, so dass die Erwärmung des Was- | auch eine nachhaltige Bedeutung hat. 
sers sehr schnell vor sich geht. Viel billiger ist hier solidere, etwas 

Besondere Vorzüge dieser Heizungen | theurere, als unsolide billigere Arbeit. 
sind: Eine gleichmässige, den Pflanzen | Wer hätte das nicht schon bei Wasser- 
sehr zuträgliche Wärme. Der grosse | heizungen erfahren. (E. R.) 


beliebigen Grad von Feuchtigkeit zu 
geben, kurz es sind nach unserer voll- 
kommenen Ueberzeugung diese Art von 
Heizungen die besten und vollkommen- 
sten für alle Arten von Gewächshäusern. 
Dabei ertheilen wir den Rath, sich bei 
der Bestellung an ein solides bewährtes 
Geschäft zu wenden, dessen Garantie 


durch Bespritzen des Bodens etc, einen 


Taf 647 


II. Neue Zierpflanzen. 


113 


I. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 


a) Abgebildet in „Flore des serres etc.“ | Unter den vielen schönen Capzwiebeln, die 


1) Oncosperma Van Houtteanum Herm. 
Wendl. (Areca nobilis Hort.) — Eine sehr 
elegante Fiederpalme von den Sechellen, 
durch das Etablissement Van Houtte zu- 
erst eingeführt. Die mit langen, dünnen, 
glänzend schwarzen Stacheln spärlich be- 
setzten Blattstiele sind von ziegelrother Farbe. 
Leider ist diese schöne Art von zärtlicher 
Constitution, und will nur bei Bodenwärme 
im Warmhause gut gedeihen. (Taf. 1798). 


2) Deutzia crenata 8. et Z. fl. pleno. 
Einer unserer schönsten neueren Ziersträu- 
cher, von Fortune aus japanischen Gärten 
eingeführt und jetzt schon in allen Baum- 
schulen zu finden. Als durchaus harter, 
reich und schön blühender Strauch allge- 
mein empfehlenswerth. (Taf. 1799—1801). 


3) Delphinium hybr. pulchrum. Lieb- 
habern von schönen Freilandstauden darf 
noch immer das alte D. pulchrum als un- 
übertroffen in seiner reinen licht himmel- 
blauen Färbung empfohlen werden und be- 
sonders als Gegenstück zu dem bekannteren 
dunkelblauen D. formosum. Dieperenniren- 
den Delphinium-Arten werden durch Thei- 
lung der Stöcke leicht vermehrt, die gün- 
stigste Zeit ist dazu der September, die ge- 
theilten Pflanzen können dann noch vor dem 
Einwintern sich bewurzeln. (Taf. 1804). 


4) Cerasus caproniana ranunculiflora 
V. Houtte. — Nach Van Houtte ist diese 
Sauerkirsche, die in französischen Baum- 
schulen auch als Cerasus Rhexii und in 
holländischen als Cerasus flore pleno nova 
geht, die schönste aller gefüllt blühenden 
Kirschen. Die grossen, rein weissen Blu- 
men zeigen eine sehr starke regelmässige 
Füllung und stehen meistens in 3-blüthigen 
Dolden. (Taf. 1805). 


5) Lachenalia pendula tricolor Tratt. — 
IV. 1870, 


in früheren Jahren mit grosser Vorliebe 
eultivirt wurden, dann aber in Vergessenheit 
geriethen und wieder verloren gingen, haben 
die niedlichen Lachenalia-Arten mit bewun- 
dernswerther Zähigkeit trotz aller Ungunst 
der Zeiten das Feld zu behaupten gewusst. 
In vielen Sammlungen, in welchen sonst 
gar keine Zwiebelpflanzen mehr vorhanden, 
findet man noch diese Lachenalien, als Pro- 
letarier behandelt freilich, — sie gehören 
eben zu den genügsamen zähen Naturen, 
die nicht so leicht auszurotten sind. Und 
es wäre Schade darum, wenn sie verloren 
gingen, denn sie sind eben so hübsch als 
genügsam und es muss daher rühmend an- 
erkannt werden, dass Van Houtte, der 
passionirte Freund von Zwiebelpflanzen, es 
sich seit Jahren zur Aufgabe machte, der 
Zeitströmung zum Trotz an der Cultur die- 
ser Pflanzen festzuhalten und hin und wie- 
der eine derselben in Bild und Wort den 
Lesern seines vortrefflichen Werkes empfeh- 
lend vorzuführen. Uns heimelt es allemal 
an, wenn wir unter den Abbildungen neuer 
Pflanzen plötzlich auf eine alte liebe Be- 
kanntschaft ireffen, die uns zurückführt in 
alte, längst vergangene Zeiten. — Die La- 
chenalia pendula tricolor, vom Cap der gu- 
ten Hoffnung vor langen Jahren eingeführt, 
hat schon unseren Urgrosseltern Freude ge- 
macht, soll sie uns deshalb weniger werth 
sein? — Die kleine Zwiebel treibt 2 ver- 
hältnissmässig grosse, eirund -lanzettliche, 
aufrechtstehende Blätter und eine gerade 
Blüthentraube von schön rosacarminrother 
Färbung mit grünen Spitzen und innen gelb. 
Die Lachenalia-Arten blühen in den ersten 
Frühlingsmonaten, ruhen blattlos in den 
heissen Sommermonaten und können im 
Kalthause überwintert werden, an einer 
sonnigen Stelle, nahe den Fenstern. 
(Taf. 1806). 


6) Coelogyne cristata Lindl. — Diese 
schöne Orchidee ist schon in einem früheren 


3 


114 


Jahrgange der Gartenflora (Jahrg. VII, Taf. 
245) abgebildet worden, wir wollen hier nur 
daran erinnern, dass sie zu den leicht in 
jedem Warmhause zu cultivirenden und 
dankbar blühenden Arten gehört und ihre 
schneeweissen Blüthentrauben mitten im 
Winter entwickelt. 
wenn hängend in Körben cultivirt. Manche 
Gärtner klagen, dass sie zwar gut gedeihe 
und viele Knollen mäche, aber nicht blühen 
wolle; — nachdem die jungen Knollen im 
Sommer völlig ausgewachsen sind, lasse 
man die Pflanzen 2—3 Monate lang recht 
tüchtig austrocknen, bis die Knollen anfan- 
gen, durch die Trockenheit runzlig zu wer- 
den, sie werden dann gewiss zur Blüthe 
kommen. Man will es nur zu gut machen 
und fürchtet, die Pflanzen würden durch 
monatelanges Entziehen des Wassers leiden, 
vergisst aber dabei, dass sie in den heimath- 
lichen Wäldern eine lange trocken - heisse 
Jahreszeit, in der kein Regen fällt, durchzu- 
machen haben und also von Natur aus dar- 
auf angewiesen sind, eine längere Ruhezeit 
in trockenem Zustande zu haben. 
(Taf. 1807). 


7) Ilex Agquifolium ciliato-aureo-margv- 
natum. — Eine kleine Zwergform der Stech- 
palme, mit sehr kleinen, schmal-lanzettlichen, 
stark sägezähnigen Blätiern, die hübsch 
soldgelb gerandet sind. Diese hübsche ge- 
drängt wachsende Form wächst sehr lang- 
sam und ist daher besonders für Topfeultur 
geeignet. (Taf. 1811). 


8) Quercus rubra L. — Die bekannte 
amerikanische Scharlach-Eiche, die von Ca- 
nada durch die Vereinigten Staaten bis nach 
Georgia hinunter vorkommt, bildet einen 
schönen kräftigen Waldbaum, der 80 — 90 
Fuss Höhe erreicht. Die Blätter nehmen im 
Spätherbst vor dem Abfallen eine prächtige 
hochrothe Färbung an, Landschaftsgärtner 
sollten daher diesen schönen Baum in pas- 
sender Zusammenstellung mit anderen Laub- 
hölzern um so häufiger verwenden, als er 
in unserem Klima eben so hart und viel 
raschwüchsiger ist als unsere gemeine Eiche 
und jetzt billig in grösseren Baumschulen 


s 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Sie gedeiht amı besten | 


EEE 


zu haben ist, seit die zuerst nach Europa 
eingeführten Exemplare erwachsen sind und 
angefangen habeu Früchte zu tragen. Das 
Holz dieser Eichenart soll nur geringen 
Werth haben als Nutzholz. 

(Taf. 1812—13). 


3) Zygopetalum cerinum Rehb. fil. — 
Diese hübsche Orchidee wurde schon im 
Jahrgange 1867 der Gartenflora pag. 18 
nach der Abbildung im Botanical Magazine 
besprochen als Huntleya cerina Lindl. — 
Herr Prof. Reichenbach hat in einer neueren 
Bearbeitung der Gattung Zygopetalum die 
von ihm selber früher aufgestellten Gattun- 
gen Bollea, Pescatorea, Warscewiezella, Ke- 
fersteinia und die Lindley’schen Gattungen 
Promenaea und Huntleya sämmtlich cassirt 
und als Sectionen zur Gattung Zygopetalum 
gebracht, die dadurch jetzt auf 29 Arten an. 
gewachsen ist, während er andererseits Zy- 
gopetalum rostratum Hook. und Z. Kegelii 
Rchb. fil. ausschied und für dieselben eine 
neue Gattung Zygosepalum gründete. 

(Taf. 1815). 


10) Rhododendron hybr. Fleur de Flandre. 
V. Houtte. — Eine sehr schöne neue Form 
von Freiland-Rhododendron; die sehr gros- 
sen Blumen sind rosacarmin, auf den obe- 
ren Blumenblättern mit reicher Zeichnuug 
von schwarzen Flecken auf hellem Grunde. 
Van Houtte erinnert daran, dass man alte 
Gruppen von Rhododendron durch starkes 
Zurückschneiden in’s alte Holz wieder total 
verjüngen kann und etwa alle 10 Jahre 
diese Radicalkur vornehmen solle. — Da 
die schönen Sorten sämmtlich auf Unterlagen 
von geringerer Schönheit veredelt sind und 
durch das starke Zurückschneiden gewöhn- 
lich auch die Unterlage veranlasst wird zum 
Austreiben zahlreicher Triebe, die später die 
edien Triebe rasch überflügeln und schliess- 
lich ganz unterdrücken, so muss man nicht 
versäumen, die Gruppe wiederholt durchzu- 
sehen und alle Triebe, die aus dem Boden 
oder unterhalb der Veredlungsstelle hervor- 
brechen, zeitig zu entfernen. Die Triebe, 
die oberhalb der ersten Verzweigung des 
Hauptstammes erscheinen, sind schon als 


II. Neue Zierpflanzen. 


ächt zu betrachten, da die Veredlung immer 
auf unverzweigte Samenpflanzen vorgenom- 
men wird; wir erwähnen dies, weil die Ver- 
edlungssielle selber in späteren Jahren ge- 
wöhnlich nicht mehr zu erkennen ist. 

(Taf. 1816—17). 


il) Alocasia Jenningsii Hort. Veitch. — 
Das Etablissement Veitch erhielt diese über- 
raschend schöne Aroidee von Ostindien. — 
Die grossen schildförmigen, aus herzförmi- 
gem Grunde breit-ovalen Blätter sind zwi- 
schen den Blattrippen mit je einem grossen 
schwarzvioletten Flecken auf sattgrünem 
Grunde geziert, der so gross ist, dass er 
nur in schmalen Rändern den Rippen und 
dem Rande entlang die grüne Grundfarbe 
des Blattes unbedeckt lässt. — Diese so sel- 
tene schwarzviolette Blattzeiehnung ist äus- 
serst effecetvoll, besonders im Contrast mit 
den nahe verwandten, roth und weiss pana- 
chirten Caladien, mit denen diese neue Alo- 
casia die gleiche Cultur theilt. 

(Taf. 1818—19). 


12) Trieyrtis? fol. striatis. Van Houtte 
kaufte die Edition dieser hübschen, weiss 
panachirten Staude vom verstorbenen Dr. 
von Siebold, der sie von Japan eingeführt 
hatte. Sie hat noch nicht geblüht und es 
ist daher noch zweifelhaft, ob sie zur Gat- 
tung Trieyrtis gehört; da sie ausdauert, darf 
sie inzwischen als hübsche Blattpflanze des 
freien Landes Liebhabern solcher buntblät- 
terigen Pflanzen empfohlen werden. 

(Taf. 1820). 


13) Mimulus luteus fol. variegatis. — 
Die weiss und rosa gerandeten Blätter, der 
kurze gedrungene Habitus dieser Pflanze 
wird dieser niedlichen Varietät Eingang ver- 
schaffen bei Freunden panachirter Pflanzen. 
Im Winter verlangt sie einen hellen Stand- 
ort im Kalthause, im Sommer kann sie in’s 
Freie gepflanzt werden. (Taf, 1822). 


14) Begonia diersifolia Grah. Diese 
alte, uralte mexicanische Species verdient 
den Freunden schöner Pflanzen, die nicht 
nach der Neuheit sondern nach der Schön- 


115 


heit fragen, in Erinnerung gebracht zu wer- 
den und zwar als ganz vorzüglich geeignet 
für Freilandeultur während der Sommer- 
monate. Hier zeigt diese Pilanze erst ihre 
ganze Schönheit und bildet anstatt hoch- 
stengliger, wenig verzweigter, blassrosa 
blühender Exemplare, wie die Topfcultur 
sie bisher kannte, gedrungene Büsche, die 
sich bedeeken mit sehr grossen, schön rosa- 
purpur gefärbten Blumen. Ein freier son- 
niger Standort und eine lockere humusreiche 
Erde sind erforderlich zu ihrem Gedeihen; 
mit Eintreten der ersten Fröste nimmt man 
die knolligen Wurzeln aus der Erde und 
überwintert sie frostfrei in trockener Erde. 

(Taf. 1823). 

(E. 0.) 


b) Abgebildet im Botanical Magazine. 


15) Odontoglossum Krameri Rchb. fü. 
(Orchideae). Rchb. fil. in Gardn. Chron. 1868 
pag. 98 cum ic. xylogr. — Floral Magazine 
t. 406). — Eine herrliche Art, vielleicht die 
schönste aller Odontoglossen, mehr als die 
meisten ihrer Verwandten durch die Zart- 
heit des Colorits an eine Phalaenopsis er- 
innernd. Ihre Einführung verdanken wir 
Herrn Kramer, einem intelligenten jungen 
Sammler (Sohn des Obergärtners von Flott- 
beck-Park bei Hamburg), welcher im Aut- 
trage der Firma James Veitch und Söhne 
schon verschiedene Reisen in überseeische 
Länder machte und welchem zu Ehren diese 
neue Art ihren Namen erhielt. Er entdeckte 
dieselbe in den kälteren Regionen der Cor- 
dilleren von Costa Rica. Im Etablissement 
Veitch blühte sie zum ersten Male im Jahre 
1868; sie zeichnet sich nicht allein durch 
Schönheit, sondern auch durch Leichtigkeit 
des Blühens und durch lange Dauer der 
Blüthenperiode aus; hierzu kommt noch, 
dass sie zur Cultur keiner hohen Wärme- 
grade bedarf. — Scheinknollen fast kugel- 
rund, sehr gepresst, 1t/, Zoll im Durch- 
messer, einblätterig, graugrün, Blätter 7—9 
Zoll lang, 11/,—2 Zoll breit, gekielt, glatt, 
weder gerippt noch gefaltet. Blütkenstand 
4-8 Zoll lang, 3—5blumig, hängend, hori- 
zontal oder auch aufsteigend, hin- und her- 
gebogen, grün. Blumen 1?/, Zoll im Durch- 

g* 


116 


messer, Petalen und Sepalen ungleich und 
einander ähnlich, länglich, spitz, in der Mitte 
blassröthlich -violett, mit breitem weissem 
Rande. Labellum kurzhalsig, vierkantig, 
gelb, an der Vorderseite tief ausgehöhlt, 
mit zwei aufrechten Anschwellungen. Lip- 
pensaum fast viereckig, an der Spitze zwei- 
lappig mit abgerundeten Ecken, zurückge- 
bogen, blassviolett mit zwei zusammenflies- 
senden mondförmigen weissen Flecken am 
Grunde, von denen jeder nach innen von 
einem concentrischen rothbraunen Bande 
eingefasst ist. Auf dem Grunde der Lippe 
finden sich einige Punkte von gleicher Fär- 
bung. (Taf. 5778). 
16) Plumeria lutea R. et Pav. (Apo- 
cyneae). R. et Pav. Fl. peruv. II. p. 21 t. 
142. — Alph. D. C. Prodr. VIII. p. 391). — 
Diese schon längst in die Gärten eingeführte 
schönblühende Warmhauspflanze wurde von 
Ruiz und Pavon nach Exemplaren beschrie- 
ben und abgebildet, welche dieselben in den 
Gärten Peru’s unter den Namen Ücarhuas 
Suche oder Suche amarillo cultivirt fanden. 
Ein wenig verästelter glatter Baum von 10 
—20 Fuss Höhe, Aeste und Zweige dick, 
grün, genarbt, Blätter an der Spitze der 
Zweige zusammengedrängt, 8—18 Zoll lang, 
länglich-elliptisch, in den kurzen Blattstiel 
herablanfend, zugespitzt, auf der Oberfläche 
dunkelgrün, unten blasser. Blüthenstand 
endständig, fast schirmförmig, beinahe so 
lang als die Blätter, vielblumig, Blüthen- 
stiele aufrecht, grün, mit halbmondförmigen 
rothen Narben nach dem Abfallen der Brac- 
teen. Blumen sehr angenehm riechend. 
Kelchröhre grün, becherförmig, 5lappig. 
Blumen 4 Zoll im Durchmesser, Abschnitte 
breit eiförmig, stumpf, dreimal so lang als 
die dünne, leicht gebogene Röhre, sehr blass- 
roth, am Grunde hell goldgelb, inwendig 
behaart. (Taf. 5779). 


17) Dendrobium densiflorum Wall. var. 
albo-lutea. (Orchideae), — D. densiflorum 
Wall. Cat. Nr. 200. — Lindl. in Wall. pl. 
as. rar. p. 40. — Bot. Mag. t. 3418. — Bot. 
Reg. t. 1828. — Diese neue Abart des D. 
densiflorum ist die gewiss am reichsten 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


blühende und in vielen Beziehungen die ele- 
ganteste Form desselben. Der eifrige Samm- 
ler C. Parish fand sie in den Wäldern von 
Moulmein und theilte sie an Low & Co. in 
Upper Clapton mit, von dort erwarb sie 
Wentworth Buller, Esq. zu Strete-Raleigh 
in Devon, wo sie zuerst blühte und unter 
der Benennung D. thyrsiflorum im März 
1867 in der Königlichen Gartenbau - Gesell- 
schaft ausgestellt wurde. Zweige 6—9 Zoll 
lang, gegliedert; Knoten genähert, zusam- 
mengedrückt, gefurcht, die Glieder mit häu- 
tigen Scheiden umgeben. Blätter nicht zahl- 
reich, 3—6 Zoll lang, zweireihig, dunkel- 
grün, lederartig, breit-lanzettlich, undeutlich 
genervt. Traube seitlich, zurückgebogen, 
hängend, 1 Fuss lang; Blüthen sehr zahl- 
reich, zwei Zoll im Durchmesser haltend. 
Sepalen und Petalen gleichgestaltet, verkehrt- 
eiförmig, länglich und stumpf; die beiden 
seitlichen Sepalen am Grunde sackartig ver- 
wachsen, fast weiss, nicht gestreift wie bei 
der Stammart. Lippe lebhaft orange, kreis- 
rund, gefranzt, an Grösse und Form voll- 
kommen D. densiflorum gleichend. 
(Taf. 5780). 


18) Vaccinium reflexum J. D. Hook. 
(Vaecinieae). — Diese wunderschöne Felsen- 
pflanze der Anden wurde schon von ver- 
schiedenen Reisenden gefunden, so von Pro- 
fessor Jameson zwischen Cuenca und Loxa, 
von Warscewiez an den Quellen des Mara- 
non und in Ecuador von Seemann. Die 
Ehre der Einführung in die Gärten gebührt 
aber dem eifrigen, leider auf seinen Reisen 
verstorbenen Sammler der Herren Veitch, 
dem Mr. Pearce, dem wir in der neuesten 


Zeit die Einführung mancher herrlichen 
Pflanze zu verdanken haben. Er fand die 
obengenannte Art in Bolivien. Vorzüglich 


sind es die hängende Tracht, die glänzend 
dunkelgrüne Farbe der Blätter, welche nach 
den Zweigen zurückgebogen sind, ferner die 
lebhaft rothe Färbung der jungen Triebe 
und die dunkelrothen Blumen, welche diese 
Art auszeichnen, die in V. densiflorum 
Benth. ihre nächste Verwandte hat, aber 
dennoch durch die netzförmig geaderten Blät- 
ter und den weniger robusten Bau leicht zu 


II, Neue Zierpflanzen. 


117 


unterscheiden ist. Der dünne holzige Stamm | überragend und an der Spitze den einfachen 


ist am Grunde verzweigt; Zweige 1—2 Fuss 
lang, an den Felsen herabhängend, spärlich 
vertheilt, blattreich und mit kurzer, ein we- 
nig rauher Behaarung. Blätter klein, zu- 


rückgebogen oder horizontal abstehend, */; 


Zoll lang, fast sitzend, länglich-lanzettförmig, 
spitz, mit Ausnahme der Basis, scharf ge- 
sägt, lederartig, oben dunkelgrün in’s pur- 
purne fallend, unten blassroth, netzförmig 
geadert, mit Adern, die auf beiden Seiten 
stark hervortreten. Doldentraube klein, viel- 
oder wenigblumig. Blüthenstiele mit kleinen 
grünen vergänglichen Bracteen besetzt. 
Kelchröhre fast kugelig, fünflappig, leder- 
artig. Corolle roth, lederartig, becherförmig 
oder fast kugelig, fünfkantig. Lappen klein, 
stumpf, am Grunde zusammengeschnürt, 
Staubfäden weiss. Ovarium fünffächerig. 
Griffel platt. Verlangt jedenfalls mit den 
Arten der Gattung Thibaudia und den süd- 
amerikanischen Heidelbeersträuchern die 
gleiche Cultur im temperirten Gewächshause 
bei 5—8° R. Wärme. (Taf. 5781). 


19) Geonoma Ghiesbrechtiana Lind. et 
Wendl. (Palmae). — (Lind. et Wendl. in 
Linnaea XXVIII. p. 345. — Calyptrogyne 
Ghiesbrechtiana H. Wendl. in Bot. Zeit. XVII. 
p- 72). Eine schöne decorative Palme, die 
im Königlichen Garten in Kew seit längerer 
Zeit eultivirt wird und durch Ghiesbrecht aus 
Chiapas eingeführt wurde. Sie bildet mit 
G. spieigera ©. Koch eine von den ächten 
Geonomen durch unwesentliche Verschieden- 
heiten abweichende Untergattung. Diese 
Unterschiede hielt Wendland hinreichend zur 
Begründung einer neuen Gattung, die er 
wegen des mützenförmigen Deckels der 
weiblichen Blüthen Calyptrogyne nannte. 
Stamm kurz oder fehlend. Blätter gefiedert, 
2—5 Fuss lang, Fiedern gegenüberstehend 
oder abwechselnd, sitzend, von ungleicher 
Breite; die breiteren 6—10 nervig, die schmä- 
leren 1—2nervig, gewöhnlich zu 6—12 auf 
jeder Seite der Spindel stehend. Der Zwi- 
schenraum von einer Fieder zur andern dif- 
ferirt von !/, bis 2 Zoll. Blattstiele am 
Grunde breit scheidenförmig, 5 Zoll bis 1!/, 
Fuss lang. Blüthenstiel aufrecht, die Blätter 


ungetheilten, 9—12 Zoll langen Kolben tra- 
gend. Scheide länglich-linear, spitz, kürzer 
als der Kolben, endlich abfallend. Männliche 
Blumen zahlreich und etwas gedrängt ste- 
hend, zu dreien in Vertiefungen des Kolbens 
eingesenkt. Weibliche Blüthen nicht cinge- 
schlossen, abstehend, der obere mützenför- 
mige Theil derselben abfallend. 

: (Taf. 5782). 


20) Dipladenia boliviensis J. D. Hook. 
(Apocyneae). — Wiederum eine Einführung 
der Firma James Veitch and Sons, in deren 
Etablissement sie zuerst im Juni 1868 blühte 
und welche verdient, wegen ihrer Schönheit 
überall cultivirt zu werden. Während man 
bis jetzt das Vorkommen der Gattung Di- 
pladenia aut die östliche Küste Amerika’s, 
von Trinidad bis Südbrasilien beschränkt 
glaubte, wurde diese neue Art von Mr. 
Pearce in Bolivien entdeckt. Sie steht als 
Art der auf Tafel 4414 des Botanical Maga- 
zine abgebildeten Dipl. urophylla Hook. vom 
Orgelgebirge in Brasilien am nächsten, ist 
aber zu unterscheiden durch die kürzer zu- 
gespitzten Blätter, durch den engeren Schlund 
der Corolle und durch die weissen Blumen. 
Die ganze Pflanze vollkommen glatt; die 
runden dünnen Zweige sind windend. Blät- 
ter gestielt, 2-—-31/, Zoll lang, länglich und. 
in eine stumpfe Spitze verschmälert, auf der 
Oberseite dunkelgrün und glänzend, unter- 
seits blassgrün. Traube fast endständig oder 
achselständig, 3—4blumig. Am Grunde der 
kurzen .‚gedrehten Blüthenstielchen stehen 
kleine Bracteen. Kelchlappen kurz eiförmig, 
zugespitzt, grün, am Grunde mit Drüsen 
besetzt.. Corolle fast tellerförmig; die enge 
Röhre und der Schlund eylindrisch, erstere 
!/, Zoll lang, letztere zweimal so lang als 
die Röhre und ein halbmal breiter als die- 
selbe, inwendig goldgelb. Corollensaum 
von wunderschön perlweisser Färbung, Ab- 
schnitte breit-elliptisch, zugespitzt, mit 
stumpfen Enden. — Verlangt in den freien 
Grund eines Warmhauses gepflanzt zu wer- 
den, um willig seine Blüthen zu ent- 
falten. — 

(Taf. 5783). 


iA ’ 


118 


21) Pterodiscus luridus J. D. Hook. — 
(Pedalineae). — Eine bemerkenswerthe Er- 
scheinung in den trockenen Distrikten Süd- 
Afrika’s ist das Vorkommen einer Menge 
von Pflanzen aus den verschiedensten Fa- 
milien, welche kurze dieke Stämme oder 
vielmehr Strünke besitzen, «ie sich wenige 
Zoll über dem Erdboden erheben und die 
beim Beginne der feuchten Jahreszeit aus 
denselben einige wenige kurze, krautarlige 
oder Sleischige blattreiche Blüthenzweige 
treiben. Hierher gehören Arten aus den 
Familien der Ampelideae, Compositae, As- 
elepiadeae, Apocyneae, Convolvulaceae, Pe- 
dalineae und wahrscheinlich noch von An- 
dern; darunter auch dieses höchst interes- 
sante Gewächs, welches der Garten in Kew 
aus-Grahams Town in der Capcolonie er- 
hielt, woselbst es in dem Bezirke Albany 
wild wächst; es blühte zuerst in Kew im 
Juli 1868 und erwies sich als eine gleich 
P. speeiosus (Bot. M. t. 4117) sehr merk- 
würdige Pflanze. Der dicke knollige Stamm 


ist am Kewer Exemplare 1 Fuss hoch, co- 


nisch; der untere breitesie Theil 2!/, Zoll 
im Durchinesser, an der Spitze hingegen 
nur °/, Zoll diek, mit heiler Rinde bedeckt. 
Zweige einjährig, 6—8 Zoll lang, ausge- 
breitet, etwas hin- und hergebogen, ebenso 
wie die Blätter mit einer pulverigen Masse 
überzogen. Blätter 2—3 Zoll lang, ausge- 
breitet. linear-elliptisch, bis gegen die Mitte 
der Fläche fiederspaltig; Lappen */, Zoll 
lang, dreieckig,. stumpf, wie die mittlere 
Fläche oben dunkelgrün. unterseits heller. 
Stiele kurz, mit je einer angedrückten Drüse 
zu beiden Seiten. Blumen einzeln, achsel- 
ständig, sehr kurz gestielt, am Grunde zwei- 
drüsig. Kelchlappen lanzeitlich, ungleich. 
Corolle 14/, Zoll lang. Röhre schwach ge- 
krümmt, vertikal zusammengedrückt, blass- 
grün. Schlund verkehrt-nierenförmig, zu- 
sammengezogen. Lappen abgestumpft, blass 
schmutzig-orange oder bräunlich. Verlangt 
Cultur im temperirten Suceulenten- Hause, 


wird in eine Mischung von magerer Erde | 
und Steinen gepflanzt und dem vollen Son- ı 


nenlichte ausgesetzt. (Taf. 5784). 


22) Moraea bulbifera Jacg. (Irideae). — 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Jacg. Hort. Schoenbr, II. t. 197. — Klatt in. 
Linn. XXXIV. p. 565. — Schon zu Ende 
des vorigeu Jahrhunderts in Wien einge- 
führt, wurde diese schöne und leichtblühende 
Capzwiebel von Jacquin in seinem Hortus 
Schoenbrunnensis beschrieben und abgebil- 
det. Wie so viele dieser leider in unserer 
Zeit vernachlässigten Pflanzen scheint sie 
wieder verloren gegangen zu sein und erst 
in den letzten Jahren wurde sie durch Hrn, 
Cooper, den unermüdlichen Sammler von 
Mr. Wilson Saunders wieder in England 
eingeführt; sie wächst in verschiedenen Be- 
zirken von Süd- Afrika. Zwiebeln von der 
Grösse einer Wallnuss, umgeben von un- 
zähligen Bulbillen. Stengel steif, 1—3 Fuss 
hoch, kantig, glatt, wiederholt gegabelt, hin- 
und hergebogen, blattreich. Blätter öfter in 
den Achseln bulbillentragend, zweizeilig, 
länger als der Stengel, am Rande und am 
Kiele etwas rauh und fein gezähnt. Blumen 
gestielt, 2 Zoll im Durchmesser, goldgelb. 
Lappen fast gleichförmig, elliptisch, stumpf, 
leicht zurückgebogen, die 3 äusseren am 
Grunde dunkel gefleckt. Staubbeutel pur- 
purroth; Pollen gelb. (Taf. 5785). 


25) Griffima diryades Vell. (Amarylli- 
deae). — Amaryllis dryades Vell. Fl. flum. 
I. p. 180, Ic. I. t. 117. — Kth. syn, V. p. 
544 (nomen tantum), -— Griffinia dryades 
Vell. Fi. flum. Index p. 3. — Diese neu- 
eingeführte Art, welche schon Vellozo zu 
Ende des vorigen Jahrhunderts kannte, über- 
trifft noch an Schönheit die auf der 5666. 
Taiel des bot. Mag. abgebildete und mehr- 
fach in der Gartenflora besprochene Gr. Blu- 
menavia C. Koch et Bche. Vorkommend in 
den feuchten Wäldern in der Umgegend von 
Rio de Janeiro, verdanken wir gleich der 
Moraea ihre Einführung Herrn Saunders, bei 
dem sie auch im Jahre 1868 zuerst blühte. 
Sie ist im Habitns robuster als alle andern 
Arten ihres Geschlechts, denn der finger- 
dicke Blüthenschaft trägt 10—14 blau-lilla 
und in der Miite weiss gelärbie Blumen. 
Zwiebeln fast so breit als lang, unten flach. 
Blätter mit langen Stielen von der Dicke 
eines kleinen Fingers, am Grunde mit ge- 
schlossenen Scheiden. Blattfläche lederartig, 


I 
4 


7 
} 


I. Neue Zierpflanzen. 


einen Fuss und mehr lang, 5-6 Zoll breit, 
lebhaft grün, länglich -lanzettlich, fast spitz, 
mit vielen stark hervortretenden Nerven und 
durchscheinenden Netzadern. Blüthenschaft 
dieker als die Blattstiele, rund, 1!/, Fuss 
hoch, mit 5—6 anderthalb Zoll langen Brac- 
teen, die sich vom Grunde aus allmälig ver- 
schmälern und zurückgebogen sind. Blü- 
thenstiele kurz. Blumenkrone 4 Zoll lang 
und vollständig aufgeblüht 4!/, Zoll im 
Durchmesser. Röhre eylindrisch. Saum am 
Grunde höckerig, breit trichterförmig, Lap- 
pen ungleich; die unteren kürzer und schmä- 
ler, die drei oberen einander genähert, jeder 
24/, Zoll lang, bei einer Breite von 2/, Zoll, 
zurückgebogen. Staubfäden in die Röhren- 
mündung eingesenkt, der obere aufrecht, 
die übrigen abstehend. Antheren blassgelb. 
(Taf. 5786). 


24) Phaleria laurifolia J. D. Hook. — 
(Thymeleae). — Phaleria Jack in Mal. mise. 
I. p. 59. — Drymispermum Reinwardt Syl- 
loge nov. plant. Ratisb. 1828. p. 15. t.2. — 
Dr.laurifolium Dene. in Ann. sc. nat. Ser. 2. 
XIX. p. 39. t. 1. fig. a. — Meissn. in D.C. 
Prodr. XIV. pars II. p. 604. — Dieser auf 
Timor wildwachsende immergrüne Strauch 
für das Warmhaus, mit daphne-ähnlich rie- 
chenden Blumen wurde dem Königlichen 
Garien in Kew durch Mr. Thwaites aus 
Ceylon zugesandt. Schon im Jahre 1822 
hatte Jack die Gattung Phaleria im zweiten 
Bande der Malayan Miscellanies, eines Wer- 
kes, welches in der Druckerei der Missionäre 
von Bencoolen auf Sumatra gedruckt wurde, 
aufgestellt und beschrieben, Dieses Werk 
ist aber in Europa so selten, dass es von 
den continentalen Botanikern nicht beachtet 
wurde und daher kommt es, dass Reinwardt 
6 Jahre später die gleiche Gattung Drymi- 
spermum nannte, ein Name, welcher, ob- 
gleich verbreiteter, dem ersteren doch nach- 
steken muss, Strauch von 4—8 Fuss Höhe, 
anfrecht, immergrün, mit einer zähen brau- 
nen Rinde bedeckt. Blätter 4-5 Zoll lang, 
die oberen gegenständig, die untersten ab- 
wechselnd, alle sehr kurz gestielt, länglich- 
lanzettförmig, zugespitzt, glatt und glänzend, 
Doldentraube endständig, 6—-8blumig; Blü- 


119 


thenstiele kurz, Bracteen linear- elliptisch, 
wollig an der Spitze und an den Rändern. 
Blumen sitzend, Röhre ?/, Zoll lang, 4—7- 
lappie. Lappen zurückgebogen, sehr blass- 
gelb. (Taf. 5787). 


25) Sieriphoma paradoxum Eindl. (Cap- 
parideae). — Endl. ex Karst. Ausw. Gew. 
Venez. p. 10 cum. icone. — Planch. in Fl. 
d. Serres VI. t. 534 et 535. — Capparis 
paradoxa Jacq. Hort. Schönbr. I. p. 58 t. 3. 
— Steriphoma cleomoides Spgl. — Wie- 
derum eine schon mehrmals eingeführte 
Pflanze, die bereits in der Gartenflora 1865 
pag. 22 besprochen wurde. (Taf. 5788). 


26) Aphelandra acutifolia Nees. 
(Acanthaceae). — Nees in D.C. Prodr. XI. 
p- 299. — Eine in Mexico, Peru, Neugranada 
etc. vielfach vorkommende Pflanze, die je- 
doch hinsichtlich ihrer Blumen zu den 
prachtvollsten ihrer Gattung gehört und die 
durch das Etablissement Veitceh eingeführt 
wurde, wo sie im October 1868 zuerst blühte. 
Ein aufrechter glatter Strauch mit vierkan- 
tigen Zweigen. Blätter 4—8 Zoll lang, häu- 
tig, glatt, länglich- oval, zugespitzt und an 
der Spitze stark verschmälert, am Grunde 
in den Blattstiel herablaufend, graugrün. 
Rispe endständie, sitzend und steif aufrecht- 
stehend, 4—6 Zoll lang und mit den Brac- 
teen ?2/,—1!/, Zoll breit. Spindel weich be- 
haart. Bracteen länglich-oval, zugespitzt, 
gegen die Mitte hin scharf gezähnt, grün 
mit purpurnem Rande. Blumen 11/,—1!], 
Zolllang, leuchtend vermillon gefärbt. Kelch- 
lappen aus breitem Grunde lanzettlich, all- 
mälig. zugespiizt. Röhre der Corolle dünn, 
Saum 1!/, Zoll im Durchmesser, die obere 
Lippe gewölbt, sehr concav, die untere län- 
ger, 8lappig. Seitenabschnitte ?/, Zoll lang, 
länglich-spathelförmig, die mittleren fast 
2 mal so lang und im Verhältnisse breiter. 
Ovarium weich behaart. (Taf. 5789). 


27) Myrcia amplexicaulis J. D. Hook. 
(Myrtaceac). — Eugenia amplexicaulis Vell. 
Fl. flum. V. t. 44. — Gomidesia ampl. Berg 
in Mart. Fl. bras. Myrt. p. 13. — Ein Strauch 
oder vielleicht ein kleiner Baum, einheimisch 


120 


in der Umgebung von Rio de Janeiro, wel- 
cher bei einer Höhe von 3—5 Fuss in den 
Warmhäusern des Kew-Gartens blühte. Die 
ganze Pflanze ist mit einem wolligen, samm- 
tig-weichen Ueberzuge bedeckt, Zweige steif 
aufrecht, rund, von der Dicke eines Gänse- 
kiels. Blätter gegenständig, 10—16 Zoll 
lang, schmal-elliptisch, zugespitzt, auf bei- 
den Seiten flaumig, unten netzförmig ge- 
adert und mit zahlreichen hervortretenden, 
stark divergirenden Seitennerven versehen. 
Blüthenbüschel aus den oberen Achsen ent- 
epringend, 6—10 Zoll lang, wenig verzweigt, 
gegenüberstehend und ausgebreitet. Blumen 
in Bündeln gestellt, 3/,—1 Zoll im Durch- 
messer. Kelehröhre fünflappig, Petalen 
kreisrund, weiss. Staubfäden viel länger als 
die Petalen. (Taf. 5790). 


28) Oypripedium Parishiüt Rechb. fil. — 
(Orchideae). — Rchb. fil. in Flora 1869 p. 
322 et Gardn. Chronicle 1869 p. 814 cum 
ic. xylogr.). Lange Zeit war das C. insigne 
der einzige bekannte Repräsentant dieser 
Gruppe der Cypripedien, zu denen später 
C. laevigatum und C. Stonei hinzukamen 
und wo auch diese neue, von Rev. C. Parish, 
einem grossen Verehrer der Orchideen in 
Moulmein entdeckte und an den Kew-Garten 
gesandte Art gehört. Die Abbildung im 
Botanical Magazine ist nach einem kräftigen, 
bei den Herren Veitch und Söhne cultivirten 
Exemplare gemacht. Von ihren Verwandten 
hauptsächlich unterschieden durch den ro- 
busteren Bau, ungestreifte Rückseite der 
Sepalen, die abgestumpften Petalen, durch 
die Form der Lippe und die Gestalt der 
Staubfäden. Stengel 4—8 Zoll hoch, dicht- 
-beblättert; Blätter 8 Zoll lang, 2 Zoll breit, 
lederartig, deutlich linirt, glänzend grün, 
schief abgerundet, an der Spitze zweitheilig. 
Blüthenstiel 1!/,—2 Fuss hoch, stark und 
mit zotitigen Haaren bedeckt, 3— 5blumig. 
Hüllblätter gross, spathellörmig, oval, zuge- 
spitzt, von grüner Farbe. Ovarium 2 Zoll 
lang, ebenfalls wollig-behaart; Sepalen 2 Zoll 
lang, 1—1!/, Zoll breit, ausgebreitet, hell- 
grün. Petalen 4—5 Zoll lang, hängend, li- 
nirt, gewuuden; auf den untern ?2/, ihrer 
Länge purpnrfarben mit blassem Rande; an 


: \ 
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ° 


der Spitze abgerundet und gewimpert; der 
Rand des oberen Drittels ist grün und trägt 
hin und wieder auffallende warzenartige 
Auswüchse. Lippe am Grunde abgerundet, 
grün oder purpurröthlich, 1!/, Zoll lang, 
mit weit geöffnetem Limbus und aufrecht- 
stehenden Oehrchen. Staubfäden grün, läng- 
lich, 2theilig. (Taf. 5791). 


29) Ceropegia Sandersoni Decaisne in 
litt. (Asclepiadeae). — Diese höchst beach- 
tenswerthe Pilanze wurde von Herrn John 
Sanderson in Natal an den Ufern eines Ne- 
benflusses des Umgeni auf steinigem Boden 
entdeckt und im Jahre 1868 an den botani- 
schen Garten in Kew geschickt. Den Namen 
gab Decaisne, dem nur eine Zeiehnung der 
Pflanze vorlag, provisorisch zu Ehren des 
Entdeckers. Sie erscheint verschieden von 
den verwandten Arten durch starke, einer 
Vanille ähnliche Stienge!,, ferner durch ihre 
dicken fleischigen Blätter und durch die 
merkwürdige Farbe und Structur ihrer halb- 
durchsichtigen Blumen. Der windende Sten- 
gel ist fleischig, selten verzweigt; Blätter 
weit von einander stehend, kurzgestielt, 
12/9—21/, Zoll lang, herzförmig, abgestumpft, 
dickfleischig und dunkelgrün wie der Sten- 
gel; Blüthenstengel kurz, 3—4blumig, ach- 
selständig und gebogen. Bracteen klein, 
pfriemenförmig; Kelchblätter grün, !/, Zoll 
lang. Blumenkrone 2!/, Zoll lang, am 
Grunde gebogen, über 2 Zoll im obern 
Durchmesser. Die an .der Basis grüne 
Röhre ist nach obenhin aufgeblasen und 
endigt in einen 5zackigen durchscheinenden 
triehterförmigen Rand, welcher“mit matt- 
grünen Netzadern bedeckt ist und 5 lappen- 
arlige, grünspanfarbene 
trägt, die das Aussehen sich zusammen- 
neigender, am Rande 2lappiger Lippen ha- 
ben. Die sich umlegenden Ränder der letz- 
teren sind mit einer Reihe durchsichtiger 
glatter, aufrechistehender Härchen besetzt. 
Staubfäden gelb. (Taf. 5792). 


Verlängerungen 


30) Acer rufinerve Sieb. et Zuce. var. 
albo-limbata. (Acerineae). — S. et Z. El. 
Japon. II. t. 158. — Miqu. Prolus. Fl. Jap. 
p. 20. — Ein schöner buntblätteriger japa- 


II. Neue Zierpflanzen. 


121 


nischer Ahorn, dessen Stammart sich unter | ist — Blumen wie bei allen Dorstenien ori- 


den Einführungen des Herrn Akademikers 
C. J. Maximowicz befindet und im St. Pe- 
tersburger botanischen Garten cultivirt wird. 
Ein grosser Baum mit starken Aesten mit 
blassrothen Blati- und Blüthenstielen und 
oft ebenso gefärbter Mittelrippe der Blätter. 
Diese sind aus herzförmigem Grunde, hand- 
förmig getheilt, 3-- 5lappig, scharf doppelt- 
gezähnt, oben glatt, unterseits an den Ner- 
ven mit einem schwachen rostfarbenen wol- 
ligen Ueberzuge; Lappen deltoid, plötzlich 
in eine schwanzartige Spitze verlaufend; die 
seitlichen kürzer als der mittlere. Blüthen- 
traube einfach, vielblumig, Blüthen kurzge- 
stielt. — Die abgebildete, weiss gerandete 
Abart erhielt der Garten in Kew von der 
Firma Standish, welche denselben im Mai 
1869 in der Königlichen Gartenbau- Gesell- 
schaft ausstellten. (Taf. 5793). 


31) Primula pedemontana Thom. (Pri- 
mulaceae). — Thomas. Pl. exs. Koch Sy- 
nops. Fl. germ. et helv. Ed. II. p. 675. — 
Eine längst bekannte, in die Gruppe der 
Pr. Auricula gehörende Primel aus den höch- 
sten Regionen der schweizer und piemonte- 
sischen Alpen und eine der reizendsten Pflan- 
zen jener Gegenden. (Taf. 5794). 


32) Dorstenia argentata J. D. Hook. 
(Moreae). Eine schöne buutblätterige Warm- 
hauspflanze, welche der Botanische Garten 
in Kew durch Herrn Wilson Saunders in 
Reigate erhielt und die aus Süd- Brasilien 
stammt; Herbarien- Exemplare erhielt das- 
selbe Institut von Dr. Fritz Müller in St. 
Catherine. — Stamm fast einfach, stielrund, 
aufrecht, niedrig, die blätterreichen Zweige 
6—12 Zoll lang, dunkelpurpur, weichbehaart, 
von der Dicke eines Gänsekiels, Blätter zahl- 
reich, wechselständig, 3—5 Zoll lang, läng- 
lich- oder schmal-lanzettlich, in eine stumpfe 
Spitze auslaufend; am Rande buchtig-gezähnt, 
dunkelgrün mit breitem silberfarbenen Mit- 
telstreifen, welcher mitunter grün marmorirt 


ginell, aber ohne allen gärtnerischen Werth. 
(Taf. 5795). 


33) Drosophyllum lusitamicum L. (Dro- 
seraceae). Abermals eine Pflanze der euro- 
päischen Flora, schon von Linne beschrie- 
ben und in Spanien, Portugal etc. vorkom- 
mend. Es ist eine Moorpflanze mit verhält- 
nissmässig grossen gelben Blumen. — Sie 
wurde durch Herrn Goeze, welcher den bo- 
tanischen Garten in Coimbra leitet, lebend 
und ir Samen nach Kew gesandt, wo sie 
im April des vergangenen Jahres 
blühte, 


zuerst 
(Taf. 5796). 


34) Mackaya bella Harvey. (Acantha- 
ceae). Harv. in Proc. Dubl. Univ. Bot. et 
Zool. Ass. ined. — Thesaur. capensis t. 13. 
— Eine wunderschöne Pflanze von Port 
Natal, vorkommend an den Ufern des Ton- 
gat-Flusses und entdeckt durch M. J. San- 
derson, durch welchen der Kew-Garten auch 
lebende Exemplare erhielt, die im Mai 1869 
im dortigen Palmenhause zur Blüthe kamen. 
Ein kleiner fast glatter Strauch mit ruthen- 
förmigen Zweigen. Blätter kurz gestielt, 
abstehend, länglich-eiförmig, 2—4 Zoll lang, 
buchtig-gezähnt, an der Spitze zusammen- 
gezogen, stumpf oder zugespitzt, geadert. — 
Traube 4—6 Zoll lang, vielblumig, endstän- 
dig, einseitig, Hüllblätter gegenständig, klein. 
Blumen seitlich, aufrecht, Kelch 5theilig. 
Segmente pfriemig. Blumenkrone fast 2 Zoll 
lang, blass lila, mit feinen zarten purpur- 
farbenen Netzadern überzogen, unten röhrig, 
oben glockenförmig, mit einem tief fünflap- 
pigen, ungleichen, ausgebreiteten Saume. 
Die Segmente desselben sind länglich, 
stumpf, Staubfäden kürzer als der Saum. 
Griffel fadenförmig. Die Gattung benannte 
Harvey zu Ehren seines alten Freundes, des 
Herrn Dr. J. T. Mackay in Dublin, Heraus- 
gebers einer Flora hibernica. (Taf. 5797). 

(Ender). 


122 


1) Hecken von Fuchsien. Auf der 
internationalen Ausstellung in Hamburg im 
September 1869 sah man an zwei verschie- 
denen Plätzen Hecken von Fuchsia als Ein- 
fassung und zwar die Sorte Madame Cor- 
nelissen mit weisser einfacher Corolle. Die 
eine Hecke vor dem chinesischen Pavillon 
stand den ganzen Sommer und war pracht- 
voll, die andere aber erst blühend gepflanzt, 
daher unbedeutend. Der Aussteller war der 
bekannte Fr. Harms in Eimsbüttel bei Ham- 
burg. Referent benutzt hohe Fuchsien schon 
seit 20 Jahren in ähnlicher Weise als Wände 
einer Laube, verwendete aber nur die klein- 
blumige jedoch sehr starktriebige alte Sorte 
F. gracilis, welche nur noch selten in den 
Gärten gefunden wird. Dieselbe bildet auch 
prächtige Pyramiden, welche Form, bei- 
läufig bemerkt, in den Gärten gar nicht so 
oft gefunden wird, als sie verdient. Wer die- 
selben anziehen will, findet auch unter den 


neuen grossblumigen Sorten von geeignetem 
Wuchs. J. 


2) Bodenwärme in Gewächshäu- 
sern. Eine meines Wissens einzig dastehende 
Einrichtung besitzt das Palmenhaus im Bo- 
tanischen Garten zu Berlin, in dem der ganze 
Fussboden erwärmt wird. Dasselbe steht 
auf einem Gewölbe, welches die Heisswas- 
ser- und Dampfheizungsapparate mit den 
Wärmekammern enthält, Die letzteren wer- 
den durch Dampf und die Kessel erwärmt 
und besitzen oft eine Temperatur über 40 
Grad. Der Boden ist daher fortwährend 
durchwärmt, was natürlich auf die Vegeta- 
tion sehr günstig wirkt. Dies ist aber nicht 
der heuptsächlichste und einzige Zweck, son- 
dern die Wärmekammern unter der Erde 
dienen als Reservoir, aus welchen in der 
kürzesten Zeit so viel Wärme zugelassen 
werden kann als nöthig ist, wenn die Was- 
serheizungen nicht hinreichen. Diese Art 
der Heizung verdient die grösste Beachtung 
und söll sogar verhältnissmässig wenig Heiz- 
' aufwand erfordern. Der Erfinder ist Herr 
Garteninspector Bouche. J. 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz 


a ae 00 
22 Pal ion 
/ Fikh 
n sr 
DR 


Notizen. 


3) In Braunschweig hat sich schon vor 
längerer Zeit eine Spargelbaugesell- 
schaft auf Actien gegründet, welche Spar- 
gel im Grossen baut und verwerthet. Die 
Sache verdient an solchen Orten Nachahmung, 
wo der Gemüsebau in den Händen der klei- 
nen Leute nicht vorwärts kommt. So vor- 
trefflich derselbe betrieben wird, wo er sich 
in den Händen von Gärtnerfamilien fast erb- 
lich befindet, und so wohl diese fleissigen 
Leute sich dabei befinden, so kommt doch 
der Gemüsebau auch an Orten, wo Bedarf 
ist, aus dem Grunde nicht auf, weil die 
„kleinen Leute“, welche sich damit abgeben 
möchten, meist keinen Besitz, oder wo sie 
ein wenig Land haben, kein Betriebskapital 
haben, deshalb stets Taglöhner bleiben. Be- 
diente man sich dieser Gemüsebauer als 
Arbeiter einer Gesellschaft, vielleicht mit 
einem Antheile am Gewinne, so muss es 
möglich sein, den Gemüsebau zu heben. 
ist der Zweck erreicht, so kann man Ein- 
richtungen trefien, dass aus den Taglöhnern 
Pächter, aus dem fleissigen Pächter endlich 
ein Grundeigenthümer wird. Wie mancher 
Sumpf harrt noch des fleissigen Gemüse- 
züchters, um eine Goldgrube zu werden. 

J. 


4) Getriebener Spargel. Auf der 
Hamburger Ausstellung im September 1869 
sah man schönen geiriebenen Spargel aus- 
gestellt von der „Spargelbau- Actiengesell- 
schaft“ in Braunschweig und dem als Spar- 
gelzüchter schun in Ruf stehenden Handels- 
gärtner Hübner in Bunzlau. Der eine war 
zwar nicht als getriebener bezeichnet, son- 
dern als „frischgestochener“, musste aber 
doch wohl mit Mist getrieben sein, denn die 
Stengel waren über 8 Zoll lang. Es zeigt 
dies, dass man sich dieses beliebte Gemüse 
auch schen im Spätsommer verschaffen 
könnte, Natürlich würden diejenigen Spar- 
gelanlagen die besten Erfolge geben, welche 
im Frühjahr nicht gestochen wurden, denn 
wenn die Stengel schon im Mai vollkommen 
ausgebildet sind, so kann die Pflanze um 


2 - III. Notizen. 


einen ganzen Monat früher in Ruhezustand 
kommen, als wenn sie bis Ende Juni ge- 
stochen werden und die Stengel sich erst 
im Juli ausbilden. d. 


5) Etiquetten aus 
Auf der Hamburger Ausstellung im Herbst 


schuk (Gummi) mit erhabener oder ver- 
tiefter Schrift. Solche sind unzerbrechlich 
und die Schrift kann nie unleserlich werden. 
Sie sind indess nur zum Anhängen prak- 


tisch. Es fragt sich nur, ob der Preis eine | 
| !/ bis 2/, des ganzen Durchmessers. 


allgemeine Anwendung erlaubt. 
J. 


Meiner Abhandlung über die Begrünung 
trockener Abhänge in Parkanlagen, wo kein 


zutragen, dass, nach Beobachtungen des 
trockenen Sommers von 1868: und 1869 
keine Pfianze der Trockenheit so widersteht 


wie mehrere Arten von Genista mit liegen- | 


den oder niedrigen Stengeln, besonders G. 
finetoria, pilosa und ähnliche. Während 
auf den hiesigen trockenen Bergwiesen im 
Walde keine Spur mehr von Rasengrün zu 
sehen war, sogar die darin zerstreut vor- 
kommenden Büsche von Lotus corniculatus 


Staub zerreiben liess, hielt sich Genista 
tinetoria so dunkelgrün, dass es mit den 
nahen Fichten wetteiferte. Obschon diese 


Genista, wo sie ungestört bleiben, kleine | 
Sträucher bilden, so bleiben sie doch auf 


Mähewiesen rasir, kommen sogar selten zur 
Blüthe. 
Begrünung trockener Abhänge benutzen, so 
müssen sie vereinigt angebracht werden, 
denn zwischen verbranntem nnd vertrock- 


netem Gras und Kräutern würde das frische | 
dunkle Griin ihrer Blättehen nur stören. die | 


traurige Farbe der Dürrung nur anffallender 
machen. J: 


7) Verschiedenheit der Jahres- 
ringe bei Laub- und Nadelholz. Der 
voriges Jahr in Schwetzingen verstorbene 


Kautschuk. | 
|sind die Jahresringe an den Aesten auf 
1869 befanden sich auch Etiketten von Kaut- | 
|obern Seite stärker, so dass die Markröhre 
| nicht im Mittelpunkte liegt, sondern beim 
| Nadelholz oberhalb, beim Laubholz unter- 


| Erklärung dieser Abweichung suchen, 
6) Genista als Ersatz von Rasen. | 


| Aeste von Einfluss 
| wo ich schliessen will, habe ich noch eine 
| Anzahl Abschnitte von 8 Holzarten unier- 
| sucht und bin zu der Ueberzeugung gelangt, 
| dass die erwähnte Abweichung fast nur bei 
| wagerecht oder bereits geneigten Aesten vor- 
braun wurden, ja selbst die nicht daraus | 
vertilgbare Haide (Calluna vulgaris) sich zu | 


123 


bekannte Dr. Schimper machte während sei- 
nes Aufenthalts in Jena folgende, so viel 
ich weiss noch nicht veröffentlichte Beob’ 
achtung, die ich ebenfalls vielfach bestätigt 
gefunden habe. An Nadelholzbäumen, am 
auffailendsten bei Kiefern (Pinus sylvestris) 


der untern Seite, beim Laubholz auf der 


halb des Mittelpunktes, Die Abweichung 
vom Mittelpunkte beträgt in einzelnen Fällen 
Ge- 
lehrte mögen nach der wissenschaftlichen 
Ich 
selbst halte die Stellung der Nadeln und 
Blätter sowie der Zweige für einflussreich, 


doch fehlt es.mir noch an einem Haltpunkt, 
eigentlicher Rasen gedeiht, habe ich nach- | 


aus dem man die Regel feststellen könnte. 


| Ich werde meine Versuche fortsetzen und 
| fordere Andere auf, recht viele Durchschnitte 


zu machen, dabei aber zugleich zu beob- 
achten, inwiefern der Neigungswinkel der 
ist. Im Augenblicke, 


kommt. Bei dem Holze der Pyramideneiche 
mit aufwärtsstehenden Aesten liegt die Mark- 


| röhre im Mitielpunkte, und fast unmerklich 
| ist die Abweichung bei Kastanienästen (hän- 


senden), auffallend bei Prunus Padus., An 
einem Birkenaste ist der Mittelpunkt an der 
Seite nahe am Stamme richtig, 2 Fuss tie- 


| fer, wo der Ast abwärts geneigt war, ganz 
Will man aber diese Pflanzen zur | 


auffallend einseitig. Am auffallendsten fand 
ich bei dieser letzten Untersuchung Fichten- 


 äste mit unterhalb stärkeren Jahresringen. 


J. 


8) Wassermelonen. Hr. A. Dumas 
in Gers bei Leetoure hatte im Jahre 1867 
einige schwarze Samenkerne der Hilopa- 
Wassermelone gesäet und aus selben Früchte 
von bis zu 14 Kilogr. Gewicht erlangt, die 
aber nicht schwarze, sondern grüne Samen- 
kerne hatten, das Fleisch war weiss, fest 


124 


und sie erlangten ihre volle Reife im darauf- 
folgenden März. Gekocht waren diese Me- 
lonen wohl von angenehmem Geschmack, 
aber hinterliessen im Munde einen kleinen 
Geschmack von Pfeffer. Hr. Dumas ist be- 
reit, von seinen Melonensamen Kerne abzu- 
geben. 

Ueber diese Hilopa-Melone bemerkt 
Naudin (]. c. p. 271), dass sie eine Varie- 
tät der Kelopa aus dem Caffernlande sei, 
die Samen zeigen sonderbare Verschieden- 


VW. Lite 


® 
1) F. Jühlke, über die Hülfsmittel zur 
Verbesserung der Landwirthschaft- 
lichen Culturpflanzen. Berlin bei E. 
Krause. 


Es ist das ein Vortrag, den unser ge- 
ehrter Freund im Club der Landwirthe in 
Berlin gehalten. Es werden in demselben 
die rationellen Hülfsmittel besprochen zur 
Erhöhung der Erträge beim Anbau der 
Landwirthschaftlichen Culturpflanzen und 
werden diese Rathschläge von einem Mann 
gegeben, der sich selbst ein ganzes Men- 
schenalter mit der rationellen Cultur dieser 
Pflanzen beschäftigt hat. 

Der Anbau der für bestimmte Klimate 
geeignetsten Racen gehört zu den Rath- 
schlägen, die da gegeben werden. Wir kön- 
nen in das Detail nicht eingehen und wie- 
derholen hier nur, was Jühlke über den 
frihen Erfurter Zwerg-Blumenkohl sagt. 
Diese Sorte wird als die beste Abart des 
Blumenkohls, die bis jetzt existirt, empfoh- 
len. Dieselbe ward vom Gemüsegärtner 
Martin Haage im Dreienbrunnen zu Erfurt 
erzogen. Die Geschichte der Entstehung 
dieser Abart ist die folgende. Im Jahre 
1828 bezog Friedrich Adolph Haage jun. in 
Erfurt eine grössere Quantität Blumenkohl- 
samen vom Vorgebirge der guten Hoffnung. 
Herr M. Haage zog von diesem Capischen 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


heit in Grösse, Form und Farbe in einer 
und derselben Frucht, so dass man glauben 
möchte, man habe verschiedene Speeies vor 
sich — es finden sich schwarze, gelbe, rothe, 
weisse, marmorirte ete., glatte, runzlichte, 
glänzende etc. Kerne. Im Caffernland sind 
die Früchte süss, saftig, aber auch bitter 
und gehen in das höchst bittere und sogar 
giftige über. (Cucumis caffer, amarissimus 


etc.) — (S—r.) 


raiun 


Blumenkohl 12 Jahre nach einander Samen. 
Za Anfang der vierziger Jahre zeigten sich 
eine Zahl von Pflanzen mit niedrigem Strunke 
und grossen umfangreichen Köpfen. Diese 
Pflanzen wurden isolirt und von ihnen Sa- 
men zum fernern Anbau gezogen. Aber- 
mals dauerte es 12 Jahre, bevor aus diesen 
Mutterpflanzen unter fortgesetzter Isolirung 
der Exemplare mit den niedrigsten Strunken 
und den am dichtesten gebauten Köpfen 
die Rage des Frühen Erfurter Zwerg-Blumen- 
kohls hervorging. 

Dieses vom Herrn Jühlke verbürgte Bei- 
spiel der Entstehung einer ausgezeichneten 
und vorzüglichen neuen Race zeigt am be- 
sten, dass etwas wirklich Gutes in die- 
sem Bereich, nicht von heute auf morgen, 
sondern nur durch jahrelange Auslese und 
Isolirung erzogen werden kann. (E. R.) 


2) Dr. E.Hallier, H.Maurer, J. Zorn, 
Seidenbau-Zeitung für Norddeutsch- 
land. Mauke’s Verlag in Jena. 


Am Ende jeden Monats erscheint eine 
Nummer zu 1 Bogen Text in Quart; Preis 
des Jahrganges 1 Thlr. 10 Sgr. In Jena hat 
sich eine Gesellschaft für Seidenbau gebildet 
und ebenso ist dort eine Versuchsstation für 
den Seidenbau gestiftet worden. Die dort 
theils praktisch gewonnenen Resultate, theils 
jene Resultate welche Hr. Prof. Hallier durch 


IV. Literatur. 


Beobachtungen mittelst des Mikroskops er- 
hält, werden in dieser Zeitschrift gegeben. 
Die Probenummer liegt vor uns. Was die 
Ausstattung betrifft ist Papier und Druck 


vorzüglich, den Artikeln des Hrn. Hallier 


fehlen aber zum bessern Verständniss die 
Erläuterung durch Holzschritte. (E. R.) 


3) Taschenbuch für Pomologen, 
Gärtner und Gartenfreuude, 
herausgegeben vom Pomologischen 
Institut in Reutlingen durch Dr. Ed. 
Lucas. Neunter Jahrgang. Mit 25 
Abbildungen. Ravensburg, Verlag von 
Eugen Ulmer 1869. 


In gewohnter Weise bringt auch dieser 
neunte Jahrgang des Taschenbuchs eine 
Reihe von belehrenden und interessanten 
Abhandlungen über verschiedene Specialitä- 
ten des Gartenbaues, vorzugsweise der Nutz- 
gärtnerei in erschöpfender Behandlung. Die- 
selben sind, da mehrere Verfasser noch an- 
gehende Gärtner und Schriftsteller sind, von 
sehr verschiedenem Werth; doch kommt es 
uns vor, als ob dieser neunte Jahrgang an 
Gediegenheit der Abhandlungen über ver- 
schiedene seiner Vorgänger hervorrage. Die 
X Abtheilungen sind: I. Allgemeines (nur 
über Obstbau). II. Neue Werkzeuge und 
Materialien. Ill. Allgemeiner Pflanzenbau 
(nur die Verwerthung des Chausseeabraums 
zur Düngung der Obstbäume enthaltend, da- 
her etwas seltsam plazirt). IV. Gemüsebau 
und Treiberei. V. Pomologie und Obsteul- 
tur. VI. Baumschnitt und Topfobstzucht. 
VI, Weinbau. VIII. Landschaftsgärtnerei 
und Gehölzzucht (enthält nur die Beschrei- 
bung eines Obstgärtchens mit krummen 
Wegen, was wohl wenig mit Landschafts- 
gärtnerei zu thun hat). IX. Blumenzucht. 
X. Landwirthschaft und Verschiedenes. Aus 
dem ersten Artikel erfahren wir, dass man 
auch in Württemberg, welches wir für das 
Muster-Obstland zu halten gewöhnt sind, 
noch für nöthig hält, zum Obstbau aufzu- 
muntern, denn er trägt die Ueberschrift: 


125 


Wenn Württemberg noch solche Anstren- 
gungen macht, dann haben andere Länder 
noch vielmehr Ursache dazu. Auch der 
zweite Artikel klagt, dass in Rheinhessen 
(abermals ein als gesegnete Obstgegend be- 
trachtetes Ländchen) die Obsteultur noch 
zurück sei. Was haben wir Andern da 
nicht nachzuholen? Uebrigens sind die vor- 
geschlagenen Mittel zur Besserung für alle 
Gegenden mustergiltig. Unter den neuen 
Werkzeugen wird Siedhof’s Veredlungsmes- 
ser, wie es scheint aus vollster Ueberzeu- 
gung, als besonders zweckmässig zum Ocu- 
liren empfohlen. Die damit verbundenen 
Vortheile springen sofort in die Augen, nur 
haben wir ein Bedenken, nämlich, dass es 
sehr schwer ist, eine concave Krümmung 
(Einbiegung) gut zu schleifen. Conklöng’s 
Unkrautharke scheint uns mit dem steifen 
Stiel weniger vortheilhaft als Schleicher’s 
Ziehkarst, welcher die Arbeit ähnlich ver- 
richtet. Hexamer’s Zinkenhacke mit 6 Zin- 
ken benutzen wir schon lange nach eigener 
Erfindung und lassen breit gesäete Gemüse 
damit lockern. Interessant ist das zum Ver- 
edeln dienende Instrument „Metrogreff“, über 
welches uns ein Urtheil noch abgeht. Es 
dient gleichsam als Messinstrument für den 
Veredlungsschnitt. Wir müssen unsere Mu- 
sterung einstellen, da noch viele recht gute 
oder interessante Abhandlungen zu bespre- 
chen. Angenehm war uns, zu bemerken, 
dass die früher gerügte Schülerhaftigkeit 
mancher Arbeiten in diesem Jahrgang we- 
nig auffällt, ein Beweis, dass sorgfältiger 
redigirt worden ist. J. 


4) Die Blattpflanzen und deren 
Cultur im Zimmer. VonDr. Leo- 
pold Dippel. Mit 44 nach der Na- 
tur gezeichneten Abbildungen. Wei- 
mar 1869. Verlag von B. Fr. Voigt. 


Ein Blumenfreund und glücklicher Züch- 
ter von Pflanzen im Zimmer hat es unter- 
nommen, die von ihm bevorzugten Blatt- 
pflanzen, welche für das Zimmer geeignet 


„Welches sind die Ursachen, dass die Obst- | sind, zu beschreiben und abzubilden, sowie 


eultur in Württemberg noch nicht eine 
höhere Vollkommenheit erlangt hat?* etc. 


ihre Behandlung anzugeben. Es ist dies 
ein sehr nützliches Unternehmen, indem all- 


126 


gemeine Gartenbücher , ja sogar allgemeine 
Anleitungen zur Zimmergärtnerei, wie z. B. 
die beiden neuesten Werke dieser Speciali- 
tät, „der Zimmergarten“ von Dr. E. Regel 
und E. Ender (Zürich 1869), und „Zimmer- 
und Hausgärtnerei“ von H. Jäger (Stuttgart 
1870) sich auf eine Beschreibung oder gar 
Abbildung auch nur der vorzüglichsten 
Pflanzen nicht einlassen können. Wir sind 
erstaunt, welche Pflanzen der Verfasser mit 
Glück im Zimmer cultivirt, viele, welche die 
beiden genannten Werke nicht gewagt ha- 
ben, aufzunehmen, weil es an Thatsachen 
fehlte. Sollte man wirklich Palmen wie Ca- 
ryota urens im Zimmer aufziehen können? 
Wir fürchten fast, dass der Verf. in seiner 
Auswahl zu weit geht, wenn es auch, wie 
einzelne Fälle beweisen, nicht unmöglich 
ist, in grossen hellen Räumen solche Pflan- 
zen zu cultiviren. Die Beschreibungen sind 
nicht botanisch, aber gut und meist treffend. 
Warum der Verfasser bei einer unwissen- 
schaftlichen Beschreibung dennoch eine wis- 
senschaftliche Eintheilung und Anordnung 
gewählt hat, bleibt uns dunkel. Doch hat 
die Zusammenstellung nach Familien das 
Gute, dass eine gemeinschaftliche Culturan- 
weisung vorausgehen konnte. Die lithogra- 
phirten Abbildungen sind mit grosser Treue 
ausgeführt, indem man den Pflanzen es so- 
gar ansieht, dass es keine im Glashause 
eultivirten Musterexemplare sind. Die erste 


Tafel enthält 7 Palmen (incl. Cycas) mit | 


Fiederblättern, die zweite 5 Fächerpalmen, 
die dritte 7 Dracänen (Cordylinen), wobei 
wir D. nutans ungern vermissen, da sie eine 
der besten für das Zimmer ist, unter den 
bandblätterigen die beste. Die vierte Tafel 
enthält Musaceen und Seitamineen, die fünfte 
Aroideen, die sechste 4 Ficus, Aralia, Be- 
gonia, Theophrasta u. a. m. Ein genaues 
vollständiges Inhaltsverzeichniss kann als 
Register dienen, doch wäre ein solches im- 
merhin zweckmässig und zwar die botani- 
schen von den deutschen Namen getrennt, 
Die Ausstattung dieses Buches, welches 
doch keinen Anspruch auf ein Prachtwerk 
macht, ist eine ausserordentlich schöne. 
J. 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


5) Beccari, Giornale botanico ita- 
liano. Firenze 1869. 


Seit dem Jahre 1832 hatte Italien kein 
Journal, welches speciell die Botanik ver- 
treten; — nun hat Herr O. Beccari, der 
sich längere Zeit auf Borneo den botani- 
schen Studien gewidmet hatte, unterstützt 
von zahlreichen Wissenschaftsmännern ein 
Journal zu veröffentlichen begonnen, wel- 
ches in jeder Richtung den gleichartigen 
vorzüglicheren Journalen des Auslandes an 
die Seite zu stellen ist. — Diese Zeitschrift, 
deren vier Helte im Jahre erscheinen, bringt 
Original-Abhandlungen, eine Journal-Revue, 
literarische Notizen u. s. w.; die typogra- 
phische Ausstattung ist vortrefflich, die 
Illustrationen ausgezeichnet, der Preis mäs- 
sig gestellt (16 Francs mit portofreier Zu- 
sendung). — Unter den verschiedenen Ab- 
handlungen, welche in dem im Jahre 1869 
erschienenen Hefte enthalten sind, erwähnen 
wir die von Carnel über Cyelanthera ex- 
plodens Naud. (Cyel. elastica) mit 1 Taf.; — 
von Beccari über zwei neue Pflanzen = 
Balanophora reflexa Becc. und Burgmansia 
Lowi Bcc., von Borneo (mit 2 Taf.); — 
dann die von Caruel angegebene Methode, 
um die Pflanzen-Cataloge der botanischen 
Gärten in Ordnung zu halten, — er bemerkt, 
dass sehr oft Pflanzen in solchen Gärten 
chne Namen, oder was noch schlechter ist, 
mit unrichtigen Namen, oder mit verwech- 
selten Etiquetten u. dgl. versehen sind; schon 
in Mailand und letzterer Zeit in Florenz (im 
botanischen Garten dei »impliei) hat Prof. 
Caruel seinen Catalog auf folgende Weise 
eingerichtet. In einem Buche von grossem 
Formate sind sechs Colonnen aufgeführt; in 
der 1. Colonne findet sich die fortlaufende 
Nummer, welche mit jener übereinstimmt, 
welche auf einem kleinen Blechtäfelchen an 
jedem Pflanzen-Individuum angebracht ist; 
die 2. Colonne enthält den Namen, unter 
welchem die Pflanze eingesendet wurde; die 


3. Colonne den Tag des Einlaufes, die Pro-. 


venienz und ob Pflanze oder Same; in der 
4. Colonne wird der berichtigte Name der 
Species eingetragen, wenn solches nöthig; 
in der 5. Colonne wird die Stelle mit eini- 


V. Personalnotizen und Neuestes. 


gen conventionellen Zeichen angegeben, 
welche die Pflanze im Garten einnimmt und 
in der 6. Colonne endlich werden verschie- 
dene Bemerkungen eingetragen, wie dass die 
Pflanze abgestorben, eingetauscht u. s. w. — 
Die Blechtäfelchen müssen an der Pflanze 
derart angebracht sein, dass sie nicht so 
leicht abzunehmen und zu verwechseln seien, 
so auch dürfen die schon verwendeten nicht 
für ein anderes Individuum benützt werden; 
— ein solcher Catalog dient für Bäume, 
Gesträuche und perenne Pflanzen, — für 
einjährige Pflanzen ist ein zweiter Catalog 
aufzulegen mit nur drei Colonnen: für die 
laufende Nummer, für den Namen, unter 
welchem der Same oder die Pflanze einge- 
langt und für den richtiggestellten Namen. 
Herr Prof. Caruel glaubt, auf eigene Er- 
fahrung gestützt, diese Catalogisirung jedem 
Gartendirector anempfehlen zu dürfen. — 
Von Prof. Gennari in Cagliari ist ein Ver- 
zeichniss jener im freien Lande cultivirten 
Pflanzen gegeben, welche bei der im Januar 


127 


d. J. stattgefundenen Kälte (— 3 — 4° R 3) 
einigen Schaden erlitten haben oder ganz 
abgestorben sind, wie letzteres der Fall war 
bei Kleinia neriifolia (1 Met. hoch), Kl. fieoi- 
des und Alo& ciliolata; Blätter und junge 
Zweige waren beschädigt bei Grabowskia 
baerharvifolia, Ficus elastica, F. bengalensis, 
Datura suaveolens, Morus cucullata, Musa 
paradisiaca, Lantana camara u. m. a. — 
Auch Dr. N. Torracciano, Director des 
K. Gartens in Caserta bringt eine Liste von 
Pflanzen, die ebenfalls im Freien cultivirt 
bei einer Kälte von 50 Anfangs d. J. theils 
abgestorben oder sonst beschädigt worden 
sind; das erstere war der Fall bei Pelargo- 
nium zonale, Amicia zygomeris, Aralia um- 
bellifera, Habrothamnus Schottii, Bignonia 
capensis, Ficus ferruginea, Crassula arbores- 
cens, Cr.lactea, Alo&glauca u. m. a.; Blätter 
oder die Spitzen der Zweige wurden beschä- 
digt bei: Solanum fragrans, Eucalyptus glo- 
bulus, E, salicifolia, Melaleuca densa, Cassia 
Fieldii, Salvia fulgida u. s. 3. ST. 


V. Personalnotizen und Neuestes 


1) F. Unger, Hofrath und Professor 


in Gratz, ward am 183. Februar dieses Jah- | wirthschäft genannt. 


res in seinem Bette ermordet gefunden. — 
Unger, dessen persönliche Bekanntschaft wir 
in den 40er Jahren in Zürich machten, war 
ein liebenswürdiger allgemein geachteter 
Mann, der jedoch in Foige seiner freisinni- 
gen Anschauungen von der Gegenparthei 
vielfach angegriffen wurde. Der Botanischen 
Welt ist derselbe durch das von St. End- 
licher und Unger herausgegebene Werk 
„Grundzüge der Botanik“ und ferner 
durch das von ihm 1846 publicirte Werk 
„Grundzüge der Anatomie und Phy- 
siologie der Pflanzen“ allgemein be- 
kannt, Unter den Botanikern Oesterreichs 
hatte F. Unger neben Fenzl die geach- 


als Candidat tür das Ministerium der Länd- 
Ueber seine Ermor- 
dung schwebi noch ein Dunkel, angedeutet 
wird nur, dass der Verdacht auf eine Per- 
sönlichkeit falle, die man, so lange die 
Schuld nicht festgestellt sei, nicht nennen 
könne. 


2) Der Botanische Garten dei Simpliei 
in Florenz ist von der Regierung dem Mu- 
nieipium überlassen worden und Herr Prof. 
Caruel ist in Folge dessen als Director des 
Gartens abgetreten. ? 


5) Herr C. Maximowicz, bekannt 
durch seine Reisen am Amur und in Japan, 
sowie durch sein Werk „Primitiae Florae 


tetste Stellung, ja er wurde sogar einmal | amurensie* ete., ist zum Oberbotaniher und 


128 


Herr v. Glehn zum ersten Conservator am 
Botanischen Garten in Petersburg ernannt 
worden. (E. R.) 


4) Johann Bayer, pens. General-In- 
spector der Oesterreichischen Staatseisen- 
bahngesellschaft ist am 14. Februar d. J. in 
einem Alter von 68 Jahren zu Steyr in 
Oberösterreich am Herzschlage gestorben. 
Den Botanikern ist er bekannt durch seine 
Monographie der Gattung Tilia, welche in 
dem Jahresberichte der Botanisch - Zoologi- 
schen Gesellschaft zu Wien erschienen ist 
und durch sein Botanisches Excursionsbuch 
für das Erzherzogthum Oesterreich ob und 
unter der Enns. (h) 


5) Joseph Hackel, ehemal. Professor 
der Oekonomie, ist am 20. Novbr. 1869 in 
dem hohen Alter von 87 Jahren zu Leit- 
meritz gestorben. Bereits im J. 1809 war 
er Mitarbeiter an Pohl’s Tentamen florae 
Bohemiae. (h) 


6) Herr Victor von Janka ist zum 
Custos der botanischen Abtheilung am un- 
garischen Nationalmuseum in Pesth ernannt 
worden. (h) 


7) Dr. Georg Holzner wurde zum 
Professor der Naturgeschichte und Pflanzen- 
physiologie an der 
Centralstelle zu Weihenstephan ernannt. 

(h) 


landwirthschaftlichen | 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


8) Dr. J. Milde in Breslau ist zum 
Professor ernannt worden. (h) 


9) Dr. L. Dippel hat die Professur 
für Botanik an der polytechnischen Schule 
und die Direction des botanischen Gartens 
in Darmstadt übernommen. (h) 


10) Dr. E, Pfitzer hat die Stelle eines 
Assistenten am botanischen Institute zu Bonn 
erhalten. 


(h) 


11) Das von Schultz Bip. hinterlas- 

sehr reichhaltige Compositen- oder 
Cassiniaceen- Herbarium hat E. Cosson in 
Paris käuflich erworben. 


sene 


(h) 


12) Das berühmte Delessert’sche bo- 
tanische Museum ist nach Beschluss der 
Erben F. Delessert’s aufgelöst worden, das 
Herbarium nach Genf gekommen, die Biblio- 
thek der des Institut de France einverleibt. 
Dem bisherigen Conservator des Museums 
Delessert, Herrn Laseque, welcher 37 Jahre 
lang demselben vorstand, wurde bei seinem 
Scheiden aus dem bisherigen Wirkungskreise 
von den Pariser Botanikern in feierlicher 
Sitzung der Societe botanique ein schöner 
silberner Pokal überreicht. 


(h) 


TIER. 08 


l. Originalabhandlungen. 


1) Abgebildete Pflanzen. 


a) Atragene alpinaLl. 


(Siehe Tafel 649.) 


Ranunculaceae. 


A. alpina L. spec. 764. — Jacq. | Stengel, Blattsiiele und Blumen sind 
fl. austr. tab. 241. — Rchb. ie, fl. germ. | mehr oder weniger kurzhaarig. Blätter 


IV. tab. 60. — Clematis alpina Mill. 
diet. n. 9. — D.C. prodr. I. p. 10. — 

Suffruticosa, subvolubilis, foliis op- 
positis, petiolatis, biternatim sectis den- 
tatis v. incisisgue; pedunculis terminali- 
bus folia subaequantibus v. superantibus; 
sepalis ovato-elliptieis v. oblongo-lanceo- 
latis, acutis v. acuminatis; petalis bre- 
vibus, stamina circiter aequantibus, spa- 
thulatis, apice rotundato-obtusis v. emar- 
ginatis. — 

Unsere Tafel gibt die Abbildung 
eines niedrigen Halbstrauches, dessen 
schwach winderde Stengel in den Gär- 
ten gemeiniglich kaum spannenlang oder 
nur einige Spannen lang werden, wäh- 
rend solche da wo sie wild wachsen oft 
ziemlich hoch auf anderen Sträuchern 
emporrauken, Wächst in den Alpen 
Europa’s und in Sibirien. Die jüngeren 

Y. 1870. 


gegenständig, doppelt 3theilig und die 
Blättchen oval- oder länglich-lanzettlich, 
mehr oder weniger zugespitzt, einfach 
oder doppelt sägezähnig oder selbst lap- 
pig geschlitzt. Auf der Spitze der Aeste 
steht je ein langer Blüthenstiel, der so 
lang oder etwas länger als die Blätter 
ist und an der zurückgebogenen Spitze 
die nickende Blume trägt. Blume glocken- 
förmig. Die 5 Kelchblätter sind gross, 
blumenkronenartig gefärbt, oval-lanzett- 
lich oder länglich-lanzettlich, zugespitzt 
oder spitz. Die Blumenblätter sind 
2 mal kürzer als die Kelchblätter, keil- 
förmig und an der breiteren Spitze 
stumpf oder ausgerandet. 

Schon in der Florula ajanensis ver- 
einigte der Referent A. sibirica und A. 
ochotensis mit A. alpina, da alle diese 
Arten in einander übergehen, Unsere 

9 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und ‚der Schweiz. 


130 


beistehende Abbildung stellt a 
Formen dar, von denen einzelne erst in | 
Cultur entstanden sind. 


Die Form mit zugespitzten gelben 
oder weissen Kelchblättern, die vom 
Baikal bis zum Osten Sibiriens verbrei- 


tet ist. (V Fig. d. 
Es sind dies: ar (Vers ed) 


Atragene alpina d. lilacina; 
sepalis oblorgo-lanceolatis, acuminatis, 
lilaeinis. — (S. Fig. a). 

Eine aus Samen in Cultur gefallene 
Form. — 


A. alpinalL. «&. genuina; sepa- 
lis oblongo-lanceolatis, acuminatis; caeru- 
leis. (8. Fig. b). 

Es ist das die Form der Alpen Eu- 
ropa’s, zu der die oben aufgeführten Ci- 
"tate gehören. Blaue länglich-lanzettliche 
zugespitzte Blumenblätter zeichnen solche 
aus, 


Atragenealpina ealbida; se- 
palis oblongo-lanceolatis, acuminatis, al- 
bidis, basi lilaeinis. 

Gleiehfalls eine in Cultur entstan- 
dene Form. (Vergl. Fig. e). 


— 


A. alpina ß. ochotensis; sepa- 
lis ovato-elliptieis, acutis, caeruleis. — 
Rgl. et Tiling. fl. ajan. p. 23. — Regel. 
fl. uss. n. 5. — Rgl. fl. sib. or. pag. 9. | die Formen der Atragene alpina wegen 
— Clematis ochotensis Podr. suppl. II. ihres niedrigen Wuchses nicht zu em- 
298. — D.C. prodr. I. pag. 10. — Atra- pfehlen. Man cultivirt solche daher 
ähnlich wie Stauden und benutzt sie 
zur Bepflanzung von Blumenbeeten. 


genr ochotensis Pall. fl. ross. II. 138. — 
Ledb. fl. ross. I. p. 4. — Atr. alpina 


var. platysepala Maxim. prim. pag. 12. — 
Atr. platysepala Trauiv. et Mey. fl. och. 
pag.5n, 2, — 

Es ist das eine blaublumige Form 
des Ostens Asiens mit etwas breiteren 
spitzen (nieht zugespitzten) Kelchblät- 
tern. — (Vergl. Fig, ce). 


A. alpina y. sibirica; sepalis 
oblongo -lanceolatis, acuminatis, ochro- 
leueis v. albidis. — Rgl. et Tiling. A. 
ajan. pag. 23. — Regl. fl. sib. or. p. 9 
N. 6. Maxim, prim. pag. 23. — 
Trautv. pl. Schrenk. in Bull. de Mose. 
XXI. p. 58. — Atr. alpina Ledb. fl. 
ross. I. p. 4. — :!Clematis sibirica Mill. 
diet, n. 12, — D.C. prodr. I. p. 10. — 


Liebt eine lehmige Rasenerde, gedeiht 
aber auch in jedem Gartenboden. Im 
Winter schützt man durch Deckung mit 
Moos oder Laub. (E. R.) 


Fig. f. Eine Blume von der die 
gefärbten blumenkronenartigen Kelch- 
blätter abgenommen sind, so dass man 
die die Fructificationsorgane umgeben- 
den Blumenblätter sieht. 


g. Ein einzelnes Blumenblatt. 
h. Ein Staubfaden. 


i. Die Fruchtknoten 
der Blume. 


im Centrum 


Als eigentliche Schlingpflanzen sind - 


I. Originalabhandlungen. 


131 


b) Odontoglossum Rossi Lindl. 


(Siehe Tafel 650.) 


Orchideace, 


Od. Rossi Lindl., Sert. Orch. 
sub t. 25; Bot. Reg. 1839, t. 48. — 
Eine der lieblichsten Orchideen Mexico’s, 
woselbst sie in den temperirten Regio- 
nen in Eichenwäldern die Stämme der 
immergrünen Eichen mit ihren zarten 
Blüthen ziert. Sie wurde zuerst von 
Barker schon vor mehr als 30 Jahren 
und seither wiederholt eingeführt, ohne 
jemals bäufig zu werden in den Samm- 
lungen. Wir erhielien im Frühjahr 1869 
einen grösseren Import dieser schönen 
Art von unserm Freunde Roezl, der 
sie unter dem Namen Od. Ehrenbergi 
uns sandte und dabei bemerkte, diese 
Art sei sehr variabel in Färbung, Zeich- 
nung und Grösse, so dass es schwer 
sei, unter einer Menge blühender Exem- 
plare zwei ganz gleiche zu finden. Die 
Grundfarbe ändere vom zarten reinen 
Weiss bis zum fast dunklen Purpur und 
die Flecken von Gelbgrün bis zum Pur- 
purbraun. — Von dem nahe verwandten 
und in der Tracht durchaus ähnlichen 
Od. Ehrenbergi soll sich Od. Rossi 
besonders durch die Lippenschwielen 
unterscheiden, die bei letzterem vorne 
in 2 Zähne auslaufen und gelb gefärbt 
Sind, während bei Od. Ehrenbergi 
dieselben in einer ungetheilten Spitze 


enden und weiss sind. — Ob diese Cha- 
raktere wirklich constant sind und daher 
die specifische Trennung rechtfertigen, 
vermögen wir nicht zu entscheiden, be- 
zweifeln es aber, — 

Unser abgebildetes Exemplar zeich- 
net sich durch die Grösse der Blumen 
aus, die einen Durchmesser von nahezu 
3 Zoll erreichen, während die Blumen 
sonst etwa 2 Zoll im Durchmesser hal- 
ten. Troiz der zarten Textur haben 
die Blumen eine lange Dauer und sind 
von grosser Schönheit. 

Scheinknollen eirund, zweischneidig 
zusammengedrückt, einblätterig; Blatt 
länglich-lanzett, mit feiner Stachelspitze, 
Blüthenschaft wurzelständig, überhän- 
gend, 1—3 blüthig; Bracteen dünnhäutig, 
gekielt, zugespitzt; Sepalen lineal-lan- 
zettlich, scharf zugespitzt, die Rückseite 
gekielt, Petalen länglich-oval, spitz, wel- 
lig gerandet; Lippe aus fast herzförmiger 
Basis eirund, am Rande stark gekräuselt, 
Lippenschwiele vorne in 2 divergirenden 
Zähnen endend, Säule flügellos. 

Cultur in der kühleren Abtheilung 
des Orchideenhauses. Nach Roezl sind 
leichte Fröste in jenen Eichwäldern, 
der Heimath dieser Orchidee, keines- 
wess selten. (E. 0.) 


c) Atragene macropetala Ledb. 


(Siehe Tafel 651.) 


Ranuneulaceae 


A. macropetala; caule volubili; | tis 'v. ovato-oblongis v. oblongo lanceo- 
foliis biternatis; segmentis petiolatis ova- | latis, basi rotundatis v. cordatis, nune 


0*r 


132 


simplieibus, nune bi-trifidis, integerrimis 
v, ineisis v. serratis; sepalis oblongis, 
acutis, utrinque villosulis; petalis oblon- 
gis, acuminatis, sepala aequantibus, — 
Affinis A. alpinae, caule altiore volubili, 
petalis sepalis aequantibus faeile dignos- 
eitur. — Ledb. fl. alt. II. pag. 367 in 
nota. — Ledb. fl. ross. I. tab. 4. — 
Rgl. fl. sib. or. pag. 10 tab. I. (forma 
foliis magis laeciniatis). 

Die A. macropetala Ledb. stammt 
aus der Mandschurei und ist in unseren 
Gärten noch ziemlich selten. Sie ist 
der A. alpina verwandt, unterscheidet 
sich aber durch holzige, mehrere Fuss 
hoch schlingende Stengel und die blauen 
schönen Blumen, bei denen die 4 äus- 
seren, dem Kelche entsprechenden Blät- 
ter so lang als die 4 folgenden inneren 
Blätter, welche der Blumenkrone ent- 
sprechen. Darauf folgen nach innen 
einige Kreise heller gefärbte Blättchen, 
die spathelförmig und kürzer, es sind 
dies sterile Staubfäden. Dann erst fol- 
gen die Kreise fruchtbarer Staubfäden, 
sowie im Centrum der Blume die zahl- 
reichen Griffel, die mit einem bartig be- 
haarten, auch an den Früchtchen sitzen 
bleibenden Griffel gekrönt sind. — 

Eine hübsche Schlingpflanze, die 
ins freie Land gepflanzt 6-—-8 Fuss hoch 
emporschlingt und ganz unbehaart ist. 
Die gegenständigen freudig grünen Blät- 
ter tragen auf gemeinschaftlichem Blatt- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


stiele zu 3 stehende gestielte Blättchen 
von sehr wandelbarer Form, indem sie 
bald ungetheilt, bald 2—3theilig und 
ausserdem ganzrandig oder bald mehr 
bald weniger gezähnt oder selbst ge- 
schlitzt sind. Die schönen blauen Blu- 
men stehen einzeln und nickend auf der 
Spitze eines Blüthenstiels, der stets aus 
der Spitze der kürzeren Seitenäste steht. 

Diese hübsche Schlingpflanze hält 
im Klima Deutschlands im freien Lande 
aus, in Petersburg muss solche aber als 
Topfgewächs cultivirt werden. Einge- 
führt ward dieselbe schon vor mehr als 
30 Jahren durch den Botanischen Gar- 
ten in Dorpat und von da aus in ein- 
zelne Botanische Gärten Deutschlands 
verbreitet, So sahen wir dieselbe schon 
vor 30 Jahren im Botanischen Garten 
in Bonn blühen. Vermehrung durch 


| Samen und mittelst Veredlung auf die 
| Wurzeln von Clematis Viticella. 


(E. R.) 


Erklärung der Abbildung: 


a) Kelchblatt. 

b) Blumenblatt. 

c. ec) Sterile Staubfäden. 

d. e) Staubfäden. 

f) Die Griffel. 

Alle in natürlicher Grösse. 

e) Ein Staubfaden mit Anthere, ver- 

grössert. — 


2) Moskau und dessen Gärten. 


(Schluss). 


V. Der Garten des Herrn Semen | bedeutende Ausdehnung und dient den 
Petrowitsch Lepeschkin in der | Einwohnern Moskau’s als eine der be- 


Nähe des Petrowski-Parkes, 


liebtesten Promenaden im Sommer. Der- 


Der Petrowski-Park besitzt eine sehr | selbe enthält schön angelegte Parthien, 


di 


- I. Originalabhandlungen, 133 


bietet kühlenden Schatten und frisches 
saftiges Grün den Flüchtlingen aus der 
Stadt und den Besuchern aus den in 
der Umgebung des Parkes in grossen 
Mengen befindlichen Landhäusern. Das 
Palais dieses Parkes hat dadurch ge- 
schichtliches Interesse erhalten, dass 
Napoleon I., nachdem Moskau bereits 
an allen Enden in Flammen stand, hier 
seine Wohnung aufschlug. — Auch Hr. 
S. P. Lepeschkin, dessen Garten in der 
Stadt wir schon besprochen, bewohnt 
ein Landhaus in der Nähe des Petrowski- 
Parkes. Dieser Garten ist erst seit kur- 
zer Zeit angelegt. Der Rasenplatz vor 


einem aufgeputzten Salon mit Nipp- 
tischen und Blumenschmuck ebenso 
ähnlich wie einem Garten. Die Wege 
mit rotheın Sand ausgestreut so rein 
und nett, als wären solche soeben erst 
angelegt. Der Rasenplatz vor dem 
Hause wird wöchentlich mit der Maschine 
geschnitten und bei trockenem Wetter 
täglich gespritzt. Längs der Wege be- 
grenzen den Rasen aus Thon gefertigte 
durchbrochene Bordüren, die die Farbe 
von gusseisernen haben und etwas we- 
niger als ein Fuss hoch sind. In den 
Ecken des Rasenplatzes liegen kleine 
Blumenbilder ungefähr von der Gestalt 


dem Hause und dessen Umgebung sieht | wie die beistehende Figur 3 solche zeigt. 


Fig. 3. 


Fig. 1. 


Die einzelnen Grüppchen des Blu- 
menbildes sind mit niedrigen in Töpfen 
vorgezogenen Pflanzen besetzt, wie wir 
das von den Gruppen des Herrn Enke 
besprachen und zwar z. B. 

a. mit Coleus, 

b.b. mit Telanthera amoena, 

c. mit Iresine Herbstii, 

d.d. 


Den äusseren Kreis um ein solches 
Blumenbild bildet eine ungefähr !/, Fuss 
hohe Einfassung aus Thon von gelber 
Farbe, wie solche Fig. 1 darstellt. Die 
einzelnen Grüppchen sind wieder mit 
Einfassungen aus ungefärbtem Thon von 
der Gestalt der Figur 2 und ungefähr 
2!/; Fuss hoch umgeben und der Raum 


mit Pelargonium zonale Bijou, | zwischen beiden Einfassungen ist mit 


134 


Gartenflora Deutschlands, 


rothem Sand ausgestreut. Dieser rothe 
Sand, von dem wir wiederholt sprachen, 
besteht aus pulverisirtem rothgebranntem 
Thone. — 

Zwischen den Gruppen sind einzelne 
Exemplare seltener und neuer Decora- 
tionspflanzen aufgestellt, so von Phor- 
mium tenax fol. variegatis und andern. 
Ausserdem sind ganze Gruppen von Pe- 
largonium zonale Mistress Pollok und 
andern der besten buntblätterigen Pelar- 
gonien gebildet und schöne Figuren hel- 
fen den Reichthum der Decoration des 
Rasenplatzes vollenden. Uebersieht man 
den ganzen Rasenplatz vom Balkon aus, 
so laufen jenseits des Rasenplatzes dem 
Weg nach Festons von Schlingpflanzen, 
zu beiden Seiten der Villa sich anschlies- 
send umgibt eine Decoration von Muster- 
exemplaren von Kugelbäumen und Py- 
ramiden von Laurus nobilis, Buxus, 
Rhododendron etc., zwischen denen wie- 
der schöne Figuren aufgestellt, die jen- 
seitige Wegkante der Seiten und verbin- 
det das Landhaus gleichsam mit dem 
Schmuckgarten vor dem Hause. Im 
Allgemeinen erscheint die ganze Deco- 
ration etwas überladen, aber der Ge- 
sammt-Eindruck derselben macht einen 
guten Effect und jede Einzelheit, welche 
die Gesammtdecoration bildet, ist ausge- 
wählt und verdient Beachtung für sich. 


VI. Die Handelsgärtnerei der 
Herrn Gebrüder Fomin in Mos- 
kau. 


Unter den dem Referenten bekann- 
ten Handelsgärtnereien Russlands ist 
das nicht nur eine der bedeutendsten, 
sondern es ist solche zugleich durch die 
Eleganz der Einrichtung ausgezeichnet. 

In der Stadt besteht das Lokal aus 
dem grossen eleganten Verkaufslokal in 
der Petroffsky-Strasse und zwei grossen 
Gewächshäusern, die als elegante Win- 


Russlands und der Schweiz. 


tergärten für Kalt- und Warmhauspflanzen 
eingerichtet sind. Aus den Gewächs- 
häusern tritt man in einen für den In- 
nenraum einer Stadt sehr bedeutenden 
Garten mit grossem Teich, der hübsch 
und geschmackvoll angelegt und vorzüg- 
lich unterhalten ist. Im Sommer trin- 
ken die Stadtbewohner hier Mineral- 
wasser und machen da ihre Promenade, 

Vor der Stadt besitzen die Herren 
Fomin einen grösseren Garten, wo in 
230 Gewächshänsern die zum Verkauf in 
dem Stadtlokal bestimmten Pflanzen vor- 
gezogen werden. Besonders reich fand 
der Referent die Sammlung der Warm- 
hauspflanzen. Da waren nicht blos alle 
die zahlreichen für Zimmereultur be- 
liebten Decorationspflanzen massenhaft 
in schönen Exemplaren vertreten, son- 
dern auch Palmen, Aroideen etc. sahen 
wir in grosser Auswahl. Von Baumfarn 
einzelne schöne grosse Exemplare, so 
von Cyathea dealbata, eine ziemlich voll- 
ständige Sammlung von Maranten mit 
den letzten Neuigkeiten, ein starkes 
Exemplar von Dichorisandra mosaica, 
Rhapis flabelliformis foliis aureo - varie- 
gatis, Cycas Ruminiana und Zamia Ghel- 
linkii in sehr starken Pilanzen, die bunt- 
blätterigen Dieffenbachia-Arten, Sphero- 
synen und Sanchezia in gut eultivirten 
Pflanzen, prächtige Exemplare von Musa 
vittata und Pandanus ornatissimus und 
endlich noch eine Pflanze, die den Na- 
men Neottia spectabilis trägt. Es 
ist das eine Pflanze, über deren Einfüh- 
rung wir nichts sagen können und die 
zu den besten buntblätterigen Warm- 
hauspflanzen gehört. Die wurzelstän- 
digen Blätter sind breit-oval, fast einen 
Fuss lang, saftig dunkelgrün und mit 
Silberfleeken schön gezeichnet. Die 
Wurzel ist fleischig. Die Herren Fomin 
waren so freundlich, diese schöne neue 
Pflanze dem Petersburger Botanischen 


I. Originalabhandlungen. 


135 


Garien zu überlassen und so werden | beerstraüch (Morus alba), die doch über 


wir wohl später mehr über dieselbe be- 
richten können. 


VI. Der Zoologische Gartenin 
Moskau. 


Der Zoologische Garten besitzt einen 
‚ziemlich bedeutenden Umfang und bietet 
namentlich der kleine See in demselben 
anmuthige und schöne Wasserparthien. 
Die Anlagen desselben, sowie die Accli- 
matisationsabtheilung für Pflanzen stehen 
unter der Leitung des Herrn Obergärt- 
ners Demur. 

Der Zoologische Garten ist erst seit 
einigen Jahren angelegt und enthält 
eine ziemlich reiche Sammlung lebender 
Thiere, die im Sommer zerstreut im Gar- 
ten placirt sind, aber wie die Thiere des 
viel kleineren Zoologischen Gartens in 
St. Petersburg jährlich viel von der Un- 
gunst des Klimas zu leiden haben, 

Zur Ausschmückung der verschie- 
denen Parthien des Gartens werden von 
Herrn Demur vorzugsweise Blattpflanzen 
verwendet, und zwar theils annuelle, 
theils solche, von denen im Frühjahre 
kräftige Stecklingspflanzen vorgezogen 
werden, wie Ferdinanda und andere. 
Ausserdem sind hochstämmige Fuchsien, 
Erythrinen und Canna massenhaft ver- 
wendet. Von letzteren empfiehlt und 
verwendet Herr Demur vorzugsweise die 
Canna Warszewiezii coceinea, deren 
röthliches Laub gut zur Decoration sich 
eignet und die doch jährlich dankbar 
blüht. Guten Effect machten auch grosse 
Gruppen der silberweiss behaarten Cine- 
raria maritima, von einer Bordüre schar- 
lachrother Scarlet-Pelargonien und noch 
einem Kranz der weissblumigen Matri- 
caria Parthenium flore pleno umgeben. 

In der der Acelimatisation gewid- 
meten Abtheilung des Gartens sahen 
wir Anpflanzungen vom weissen Maul- 


mannshoch waren und deren kräftigem 
Wuchse es nicht anzusehen war, dass 
solche 11,000 Seidenraupen ernährt 
hatten. Die Japanische Yamswurzel 
(Dioscorea Batatas) hält hier ebenfalls 
schon seit mehreren Jahren im freien 
Lande aus. Mit den Obsteulturen ist 
erst der Anfang gemacht worden, doch 
sahen wir gut gezogene Cordons von 
Aepfeln und Birnen theils als Einfassung 
verwendet, sowie ferner gute junge Py- 
ramiden von Aepfelbäumen und einzelne 
als Kesselbaum gezogene Johannisbeeren. 
Auch Gynerium argenteum, das in Pe- 
tersburg auch unter sorgfältiger Deckung 
jährlich erfriert, hat hier und in einigen 
anderen Gärten Moskaus schon mehrere 
Jahre unter Deckung die Winter im 
freien Lande ertragen. Zur Blüthe ist 
es bei dieser Cultur in Moskau jedoch 
noch nicht gekommen, während ein im 
Kübel cultivirtes starkes Exemplar im 
Petersburger Botanischen Garten, das 
nur den Sommer hindurch im Freien 
aufgestellt wurde, in den letzten Jahren 


jährlich zur Blüthe kam, 


VIiI. DerGarten des Herrn Alexei 
Wassiliewitsch Lepeschkin. — 
Obergärtner Herr Semen Petrowitsch 
Bogatirew. 


Dieser Garten cultivirt vorzugsweise 
sangbare Handelspflanzen und kann als 
eigentlicher Handeisgarten betrachtet 
werden. Dem Ruf als einem der tüch- 
tligsten Gärtner Moskaus, den Herr Bo- 
gatirew hat, entsprechen die Pflanzen- 
sammlungen. Nirgends sahen wir besser 
gezogene Exemplare von Dracaenen, 
Marantaceen und den buntblätterigen 
Decorationspflanzen des Warmhauses, 
und diese alle wiederum in grosser 
Menge. Ausserdem Cycadeen, Palmen 
etc. Die Hoya bella blühete in mehre- 


136 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


ren Exemplaren, im Kalthause schöne | Gartenfreunde zu Moskau“ gehörige Gar- 


Camellien und im. Freien zahlreiche 
Fruchtbäume in Kübeln zum Verkaufe. 

Am meisten interessirte den Refe- 
renten die Ananas-Zucht des Herrn Bo- 
gatirew. Alles kräftige Pflanzen mit 
dunkelgrünem Laube ohne eine Spur 
von Ungeziefer. Die Früchte hatten 
durchschnittlich 5—8 Pfund. Dieses 
Resultat ist um so beachtenswerther, als 
die stärkeren Pflanzen im Sommer alle 
im Mistbeete und in den freien Grund 
hölzerner hoher Mistbeete ausgepflanzt 
cultivirt werden und nur die schwäche- 
ren Pflanzen im Topfe cultivirt werden. 
In den Beeten selbst besteht die Erde, 
in welche ausgepflanzt wird, aus einer 
gut verrotteten Düngererde. Da wo eine 
Pflanze eingepflanzt werden soll, wird 
vor dem Einpflanzen eine hinlänglich 
breite und tiefe Grube gemacht, diese 
wird mit lehmiger Rasenerde ausgefüllt 
und dahinein wird gepflanzt. 

Im Herbst werden diejenigen Exem- 
plare, die im Laufe des Sommers nicht 
zur Blüthe- und Fruchtbildung gelang- 
ten, mit Erdballen ausgehoben. In die- 
sem Zustande, ohne dass solche in Töpfe 
gepflanzt werden, werden solche bei 
5—6° R. in einem Gewächshause und 
zusammen mit den kleineren in Töpfen 
stehenden Exemplaren durchwintert und 
den Winter hindurch gar nicht begossen, 

In vorzüglichen sehr schönen Exem- 
plaren sahen wir hier auch die buntblät- 
terigen und als sehr zart bekannten 
Ananas, welche nach Herrn Bogatirew’s 
Versicherung die gleiche Behandlung 
geniessen, 3 


IX. Die Gartenbau-Schule 
Studenez bei Moskau. 


zu 


Unmittelbar vor dem Thore, unweit 
des Observatoriums und des Zoologischen 
Gartens liegt der der „Gesellschaft der 


ten, Studenez genannt. Die Gesellschaft 
besitzt hier ein sehr grosses Grundstück, 
ein Geschenk Ihrer Majestät der verstor- 
benen Kaiserin, unter deren Protektorat 
diese Gesellschaft sich gebildet hat. 
Früher noch eonstituirt als die Peters- 
burger Gartenbau - Gesellschaft, hat die 
Moskauer Gesellschaft schon lange einen 
bedeutenden Einfluss auf die Hebung 
des Gartenbaues in Russland ausgeübt. 
Nach der Bildung des Petersburger Gar- 
tenbau -Vereins standen beide Gesell- 
schaften eine Zeit lang in einer die Mit- 
tel beider Gesellschaften zersplitternden 
Concurrenz, indem beide Gesellschaften 
ein monatlich erscheinendes, mit Abbil- 
dungen versehenes Gartenbau - Journal 
in Russischer Sprache herausgaben. 

Jetzt aber hat sich zwischen beiden 
Gesellschaften, die in so inniger Verbin- 
dung mit einander stehen, dass jedes 
Mitglied der Moskauer Gesellschaft auch 
die Rechte eines Mitgliedes der Peters- 
burger Gesellschaft besitzt — und so 
umgekehrt, — das einzig richtige Prin- 
zip ausgebildet, durch welches beide 
Gesellschaften, jede in ihrer Weise, ihren 
mächtigen Einfluss auf die Hebung des 
Gartenbaues in Russland bewahrheiten 
können, nämlich: das Prinzip der Thei- 
lung der Arbeit. 

Die Petersburger Gartenbau-Gesell- 
schaft gibt nach wie vor ihr Gartenbau- 
Journal, den „Westnik“ heraus, von dem 
gegenwärtig an 700 Exemplare über alle 
Theile von Russland verbreitet werden. 
Die Moskauer Gartenbau - Gesellschaft 
dagegen hat seit mehreren Jahren ihr 
Gartenbau -Journal eingehen lassen und 
hat unter dem Einfluss ihres gegenwär- 
tigen Präsidenten, des Herrn von Ak- 
scherumow, (eines Mannes der nicht 
nur ein eifriger Freund des Gartenbaues, 
sondern auch mit Energie und Auf- 


I. Originalabhandlungen. 


opferung für das Wohl der Gesellschaft 
thätig ist), sich in den letzten Jahren 
damit beschäftigt, den Garten in Stu- 
denez in allen seiner Abtheilungen zu 
heben, die alten baufälligen Gewächs- 
häuser durch neuerbaute von zweckmäs- 
sigerer Form zu ersetzen und die schon 
länger bestehende, von der Moskauer 
Gartenbau -Gesellschaft zu Studenez 
eingerichtete Gartenbau-Schule zu heben 
und fördern. 

Die Aufgabe, welche die Moskauer 
Gesellschaft in dieser letzteren Beziehung 
sich gegenwärtig stellt, ist auch nach 
unserer Ansicht die für unsere hiesigen 
Verhältnisse gerade nothwendige. E3 
sollen da nämlich Gärtner gebildet wer- 
den, wie solche zur Beaufsichtigung und 
Bearbeitung kleinerer Gärten, in denen 
Gemüse, Obstbäume und etwas Blumen 
zur Zierde des Gartens und Zimmers 
eultivirt werden, nothwendig sind. 

Bei den jetzigen Verhältnissen Russ- 
lands ist es schwierig, junge Leute als 
Lehrlinge zu erhalten, die schon ordent- 
liche Schulkenntnisse besitzen, denn 
solche ziehen es vor, entweder einen 
solchen Weg zu gehen, der ihren Ein- 
tritt in den Staatsdienst und Beamten- 
stand ermöglicht, oder endlich in ein 
Fach einzutreten, das ihnen eine bes- 
sere und einträglichere Carriere zu er- 
öffnen scheint, sei es als Kaufmann oder 
in irgend einem technischen Beruf. Die 
Moskauer Gartenbau-Gesellschaft nimmt 
deshalb Knaben ohne Schulbildung un- 
entgeltlich auf, beköstigt und bekleidet 
diese, gibt denselben in den ersten Jah- 
ren den entsprechenden Schulunterricht 
und bildet solche in den späteren Jah- 
ren in praktischer und theoretischer Rich- 
tung zu Gärtnern, die ohne besondere 
Rechte aus der Anstalt treten, dann 
aber leicht Stellen als Gärtner in dem 
oben angegebenen Sinne finden, wo 


137 


solche selbst thätig arbeiten sollen, zu- 
gleich aber auch befähigt sind, die Ver- 
waltung kleinerer Gärten im Innern mit 
zu übernehmen. Gerade an solchen 
Gärtnern ist bei uns gegenwärtig stets 
Mangel, während für tüchtig und höher 
gebildete Gärtner, wie z. B. für solche, 
welche das Obergehülfen - Examen in 
Preussen bestanden haben oder bestehen 
könnten, jetzt sehr selten sich passende 
Stellen finden, da die zahlreichen gross- 
artigen Gärten der reichen Aristokratie 
Russlands seit der Emancipation der 
Bauern, in Folge des Mangels an wohl- 
feilen Arbeitskräften zum grossen Theil 
eingegangen oder doch gegen früher be- 
deutend zurückgegangen sind. 

Wir erinnern in dieser Beziehung 
daran, dass z. B. einer der bedeutend- 
sten und berühmtesten wissenschaftlich 
eingerichteten Gärten, der des Grafen 
Rasumowsky, dem Fischer als Director 
vorstand, ein Privatgarten war und dass 
es im Innern Russlands gegenwärtig 
noch manche in früheren Zeiten von 
Engländern, Deutschen und Franzosen 
angelegte Privat-Parke gibt, die bis eine 
Meile im Durchmesser besitzen. Wäh- 
rend solche früher von Hunderten von 
Arbeitern in Ordnung gehalten wurden, 
verwildern sie jetzt allmälig, wo deren 
Unterhaltung bedeutende Summen kosten 
würde, die nun dem Landbau zugewen- 
det werden müssen, 

Auch die Gärten mit den ausge- 
dehnten Treibereien, mit grossen Oran- 
gerien und Gewächshäusern nehmen aus 
dem gleichen Grunde im Innern Russ- 
lands immer mehr ab oder nehmen mehr 
Verhältnisse an, dass zu deren Leitung 
gerade Gärtner nothwendig, wie solche 
die Moskauer Gartenbau- Gesellschaft 
bilden will. 

In Studenez sind daher alle Theile 
des Gartenbaues vertreten, um den Lehr- 


138 


Gartenflora Deutschlands, 


lingen Gelegenheit zur Ausbildung zu 
geben, Der Garten enthält schöne Ge- 
hölzparthien, eine Baumschule, einen 
gut unterhaltenen Blumen- und Gemüse- 
garten. Der Obstbau, soweit solcher im 
freien Lande möglich, sowie die Erzieh- 
ung von Topfobst und die Obsttreiberei 
im Gewächshause sind gerade jetzt an- 
gebahnt worden. In den Gewächshäu- 
sern befindet sich eine gut eultivirte 
Sammlung der beliebtesten Decorations- 
pflanzen und Florblumen zur Verzierung 
des Zimmers und Gartens. Ausserdem 
besitzt die Gartenbaugesellschaft in der 
Stadt eine Samenhandlung, welche wohl 
eines der bedeutendsten derartigen Ge- 
schäfte Russlands sein dürfte. Dem 
Garten in Studenez steht der Obergärt- 
ner Müller vor, die Samenhandlung 
wird dagegen ganz selbstständig von 
Herrn Immer geführt. 

So hat die Moskauer Gartenbau- 
Gesellschaft unter den Auspieien ihres 
mit aufopfernder Liebe und rastloser 
Thätigkeit wirkenden Präsidenten Ak- 
scherumow jetzt einen Weg betreten, 
der dem Gartenbau Russlands zum nach- 
haltigen Segen gereichen muss, 

Des Herrn Akscherumow’s Woh- 
nung zeugt von dessen Liebe zum Gar- 
tenbau. Wir sahen bei ihm die Zim- 
mereultur in einer Ausdehnung und mit 
einer Sorgfalt betrieben, wie wir das in 
dem Massstabe noch nicht gesehen. Da 
findet man grosse Exemplare von Pal- 
men, Aroideen, baumartigen Liliaceen, 
Coniferen, den mannichfachen härteren 
Blattpflanzen des Warmhauses etc. zu 
Hunderten, die alle den Winter hindurch 
im Zimmer eultivirt werden und in ganz 
vorzüglicher Cultur sich befinden. Im 
Sommer wird ein Theil dieser Pflanzen 
in dem kleinen hübsch eingerichteten 
Hausgarten zu dessen Decoration aufge- 
stellt. Ausserdem hat Hr. Akscherumow 


Russlands und der Schweiz, 


an der Südseite des Hauses ein kleines 
Gewächshaus ohne Heizung, das nur im 
Sommer aufgestellt wird und zur Anzucht 
der Pflanzen, sowie zur Aufstellung der 
| Kalthauspflanzen, der zartern Coniferen 
etc. im ersten Frühjahre und im Spät- 
jahre dient, im Winier wandern aber 
alle diese Pflanzen in die ausgedehnten 
Räume der Wohnung. 

Möchte des Herrn Akscherumow 
segensreiche Thätigkeit dem Moskauer 
Gartenbau-Vereine noch recht lange er- 
halten bleiben! 


X, Die Promenaden im Innern 


Moskau’s. 


Es gibt wohl kaum eine zweite 
Hauptstadt in Europa, wo im Innern der 
Stadt Alleen und Promenaden von Sei- 
ten der Stadt in grösserer Ausdehnung 
angelegt sind. Solche Anlagen im In- 
nern grosser Städte haben eine aner- 
kannte Wichtigkeit für die Gesundheit 
derjenigen Bewohner, welche im Som- 
mer durch ihre Geschäfte in der Stadt 
zurückgehalten werden oder nicht die 
Mittel besitzen, sich auf dem Lande auf- 
zuhalten. Leider haftet aber auch die- 
sen Stadt- Anlagen ein Fehler an, der 
leider zu häufig vorkommt. Man ver- 
wendet auf die Anlage grosse Summen, 
bestimmt aber nicht eine genügende 
Summe für deren Unterhaltung, Früher 
war das in Moskau in hohem Grade der 
Fall, so lange der Herr Fintelmann 
lebte, dem von der Stadt die Aufsicht 
und Unterhaltung aller dieser über einen 
sehr weiten Raum zerstreuten Stadtian- 
lagen übertragen war. Seit dessen Tode 
ist die Unterhaltung dieser Alleen und 
Squares an verschiedene Gärtner über- 
geben und die ausgesetzten Summen 
genügen nicht zur guten Unterhaltung. 
Nachdem wir nun im obigen Berichte 
des lebhaften Interesses gedacht haben, 


I. Neue Zierpflanzen. 


das unter den Bewohnern Moskau’s für 
den Gartenbau herrscht, schliessen wir 
mit dem Wunsche, dass auch in dieser 
Beziehung alles mögliche gethan werden 
möchte, damit er alten berühmten Za- 


139 


im Innern der Stadt erhalten bleiben 
mögen. Wir weisen in dieser Beziehung 
auf Paris hin, wo trotz der grossen 
Schwierigkeiten in der neuesten Zeit, 
freilich unter Verwendung sehr bedeu- 


renstadt ihr schöner grüner Pflanzen- | tender Summen, so schöne Resultate er- 


schmuck und die schönen Promenaden | langt worden sind. 


(E. Regel). 


. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 


a) Abgebildet im Botanical Magazine. 


1) Aörides japonicum Lind. et Icchb. fil. 
(Orchideae). Eine mit A&. radicosum Rich. 
nahe verwandte Art, die schon Gartenfl. 1864 
p- 152 besprochen wurde. (Taf. 5798). 


2) Nertera depressa Banks et Sol. (Ru- 
biaceae). B. et S. in Gärtn. Frut. I p. 124 
t. 26.— D.C.Prodr. IV p. 451. — N. repens 
R. et P. Fl. peruv. I p. 60 t. 90. — Eıy- 
throdanum alsiniforme Pet. Th. Fl. Trist. 
@Acunha p. 42 t. 10. — Gomezia granaten- 
sis Mutis in L. fil. suppl. p. 29. — G. ame- 
ricana Mirb. (teste Steud.). — Diese längst 
bekannte, zur Zeit ihrer Blüthe höchst un- 
bedeutende, aber durch die sich lange con- 
servirenden, durchsichtigen, orangegelben 
Früchte eine der niedlichsten Felsenpflanzen, 
die in den antarctischen Gebirgsregionen 
der südlichen Hemissphäre sehr verbreitet 
ist, z. B. auf den Falklands-Inseln, Cap-Horn, 
Neuseeland, Tasmannien, Chili, Peru ete. — 
Das abgebildete Exemplar blühte in Kew 
im Juni und trug im August Früchte, die 
sich einen grossen Theil des Winters hin- 
durch conservirten. Es ist ein niedriges, 
dichtrasiges, mit kleinen gelbgrünen Blumen 
bedecektes Pflänzchen, welches in allen Thei- 
len glatt ist. Blätter 1,—!/, Zoll lang, ei- 
förmig, lederig oder fast fleischig; Blattstiele 
fast so lang als die Blätter, Stengel vier- 
kantis, Blumen einzeln, sitzend, !/,, Zoll 
lang, Früchte kugelförmig, lebhaft orange. 

(Taf. 5799). 


EEE BEE EEE EEE EEE EEE EEE BEER EEE EEE 


3) Bignonia purpurea Lodd. (Bignonia- 
ceae). — D.C. Prodr. IX p. 171 (nomen 
tantum). — Diese schöne Warmhaus-Schling- 
pflanze, welche schon längere Zeit im Pal- 
menhause zu Kew cultivirt wird, wurde be- 
reits vor 30 Jahren im Botanischen Garten 
zu Liverpool gepflegt. Sie ist zunächst mit 
B. speciosa Hook. verwandt, der sie sowohl 
im Habitus als in der Grösse der Blumen 
ähnlich ist. — Ein glatter Ranker mit dün- 
nen Zweigen ; Blätter zweitheilig, Stiel kurz, 
1/, Zoll lang, gewöhnlich in eine lange, 
heruntergebogene Ranke auslaufend. Blätt- 
chen 21/,—3%/, Zoll lang, verkehrteiförmig- 
lanzeitlich, plötzlich verschmälert und in 
eine scharfe Spitze auslaufend, auf der Ober- 
fläche dunkelgrün, unten blasser. Die kurz- 
gestielten Blumen erscheinen zu Paaren aus 
den Blattwinkeln, am Grunde der Stielchen 
befinden sich kleine pfriemenförmige Hüll- 
blättchen. Kelch */, Zoll lang, röhrig- 
glockenförmig, au der Mündung gefaltet, mit 
5 kurzen, stumpfen, conischen Zähnen. Blü- 
thenkrone purpurfarben, mit breitem weissen 
Schlunde; Röhre trichterförmig, 1 Zoll lang, 
Lappen abgerundet, fast gleich. Staubfäden 
und Griffel eingeschlossen. (Taf. 5800). 


4) Ootyledon Salzmanni Boiss. (Crassu- 
laceae). Boissier Voy. en Esp. p. 224, t. 63, 
fig. 6.— Walp. Repert. II p. 258. — Eine 
schöne einjährige Felsenpflanze, buschig und 
dicht mit Drüsenhaaren bedeckt. Stengel 
aufrecht, blattreich, an der Spitze eine grosse 
Traube schön goldgelber Blumen tragend. 


140 


Blätter 1/„—?/, Zoll lang, auseinanderstehend, 
gebogen, stielrund, sehr dick und fleischig, 
grün, rothbraun gestreift und gespitzt, Co- 
rolle trichterförmig, goldgelb; Röhre ?/, Zoll 
lang, mit rothbraunen Punkten und Strichen. 
Vaterland Spanien. (Taf. 5801). 


5) Mormodes Greeni J. D. Hook. — 
(Orchideae). — Eine neue und prachtvolle 
Art, die im Juni 1869 bei Herrn W. Wilson 
Saunders blühte; derselbe hatte sie in einer 
Auction von importirten Orchideen erstan- 
den. Ihren Namen erhielt sie zu Ehren des 
tüchtigen und intelligenten Gärtners des 
Herrn Saunders, des Herrn Charles Green. 
Scheinknollen breit, zweischneidig; Blätter 
schmal -lanzettlich, 1— 1?/, Fuss lang, all- 
mälig zugespitzt, oben dunkelgrün, unten 
fast grau; Rispe sehr lang, hängend, viel- 
blumig; Blumen horizontal, 21/, Zoll im 
Durchmesser, aussen weisslich; Perianthal- 
blätter oval, schwach zugespitzt, die äusse- 
ren schmäler, 1!/, Zoll lang, concav, innere 
Fläche blassgelb, dichtbedeckt mit länglichen 
tiefrothen Flecken. Lippe aufwärts gebogen, 
viel länger als die Perianthalblätter, schmal, 
allmälig aus dem fadenförmigen, fleischigen, 
!/, Zoll breitem Grunde verbreitert zu einem 
sehr concaven, kreisrunden Ende, welches 
am Rande unregelmässig gezähnt ist. Grund 
der Lippe dunkelpurpur, innere Fläche gelb 
mit rothen Flecken, an der Spitze lila. 

(Taf. 5802). 


6) Vellozia elegans Ol. (Vellozieae). — 
Oliver mss. ex Balf. in Trans. Bot. Soc. 
Edinb. IX p. 79 et 189. — Talbotia elegans 
Balf. 1. c. p. 192 (nom. tant.). — Eine aus 
dem südlichen Afrika (Cap oder Madagaskar) 
durch Herrn Fox Talbot eingeführte interes- 
sante Pflanze, die in den botanischen Gärten 
zu Kew und Edinburgh eultivirt wird. — 
Ganze Pflanze glatt; Stengel hin- und her- 
gebogen, 6 Zoll hoch, einfach, oben beblät- 
tert, unten dicht mit den faserigen Ueber- 
resten alter Blätter bedeckt. — Letztere in 
drei Reihen stehend, zurückgebogen, 4—8 
Zoll lang, linear-lanzettlich, scharfkielig, zu- 
gespitzt. gegen das Ende gezähnt, am Grunde 
scheidig. Blüthenstand endständig, in 3—5 


Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz, 


dünne 2—6 Zoll lange Blüthenstielchen ge- 
theilt. Blume als Knospe blasslila, später 
reinweiss, 1!/, Zoll im Durchmesser, ohne 
Hüllblätter. Perianthialsegmente auseinan- 
derstehend, eiförmig, schwach zugespitzt, 
die drei äusseren schmäler als die inneren. 
Staubfäden 6, aufrecht. Antheren fast sitzend, 
linienförmig, stumpf. Ovarium verkehrt-ei- 
förmig, dreikantig. (Taf. 5803). 


7) Calochortus uniflorus Hook. et Arn, 
(Liliaceae). — H. et A. Bot. Beech. p. 398 
t. 94. — Cyclobothra uniflora Kth. Enum. 
IV. p. 669. — Eine kleine niedliche Pflanze, 
welche der Kew-Garten durch Herrn Bolan- 
der aus St. Franeisco in Californien erhielt, 
und zwar unter der Benennung C. lilacinus. 
Sie wächst auf der Hochebene von Santa 
Cruz nach den Angaben von M. A. Wood, 
welcher die Liliaceen Californiens und des 
Oregongebietes in den Proceedings of the 
Philadelphia Academy monographisch be- 
schrieben hat. — Zwiebel klein, eiförmig, 
1/, Zoll lang, mit einer durchsichtigen, dün- 
nen Haut bedeckt. Wurzelblätter am Grunde 
scheidig, 4—6 Zoll lang, !/,—!/, Zoll breit, 
sehr schmal -lanzettlich, zugespitzt, mit vie- 
len schwachen Nerven und umgekehrten 
Rändern. Blüthenschaft 5—8 Zoll lang, 
dünn, wenig beblättert, ein- oder mehrblu- 
mig. Blumen dünnstielig, 1!/;, Zoll im 
Durchmesser, blassrosa. Sepalen schmal, 
länglich, zugespitzt, um ein Dritttheil kür- 
zer als die Petalen, nach aussen roth ge- 
adert. Petalen auseinanderstehend, verkehrt- 
eiförmig, keilig, undeutlich ausgebissen. 
Verlangt mit den Capzwiebeln gleiche Cultur. 

(Taf. 5804). 


8) Rhodoiypus kerrioides $. et Z. Fl. 
Jap. p. 187. (Rosaceae). — Beschrieben 
und abgebildet Gartenflora 1866, p. 150, 
t. 505, fig. 2 et 3. (Taf. 5805). 

9) Iris nudicaulis Lam. (Irideae). — 
Lam. Encyel. III p. 296. — Rchb. Ic. Fl. 
germ. IX p. 4 t. 331. — Iris bohemica 
Schmidt, Böh. Cent. IV p. 506. — Eine 
längst bekannte Schwertlilie aus der Gruppe 
der I. germanica, die in Böhmen, Schlesien, 


II. Neue Zierpflanzen. 


Volhynien u. s. w. wild wächst, ziemlich 
niedrig bleibt und schöne grosse, 21/,—3!/, 
Zoll im Durchmesser haltende_ tief- violetie 
Blumen trägt. (Taf. 5806). 


10) Eria vestita Lindl. (Orchideae). — 
Ldl. in Bot. Reg. 1844 p. 79 t.2. — Den- 
drobium vestitum Wall. cat. Nr. 2005 in 
part. — Diese höchst originelle Orchidee 
wurde bereits durch Wallich in Singapore 
entdeckt, kommt aber auch in Süd-Borneo 
und Manilla vor. Die ganze Pflanze ist mit 
zahlreichen weichen Haaren bedeckt. Sten- 
gel aufsteigend, 6—10 Zoll lang, von der 
Dicke eines kleinen Fingers, beblättert; 
Blätter lanzettlich, spitz, abstehend und zu- 
rückgebogen, 5—7 Zoll lang, 1?/,—1?/, Zoll 
breit, von beiden Seiten behaart, vielnervig. 
Blüthentraube achselständig, hängend, 5—6 
Zoll lang, vielblumig, Spindel hin- und her- 
gebogen, am Grunde mit kurzen breiten 
Scheiden bedeckt. Blüthenhüllblätter breit, 
1,—1 Zoll lang, eiförmig, kreisrund, weiss 
mit einem breiten blutrothen Rande. Blu- 
men sitzend, Perianthalblätter orangeroth, 
gebogen, 1 Zoll lang, fast !/, Zoll im Durch- 
messer. Sepalen verwachsen, lanzettlich, 
Spitze zurückgebogen. Petalen länglich- 
linear, weiss, mit ihren Spitzen zwischen 
den Sepalen hervorragend. Lippe weiss, 
am Grunde mit 2 langen stumpfen Ohren. 
Verlangt Cultur in der wärmsten Abtheilung 
des Orchideenhauses. (Taf. 5807). 


11) Androsace pubescens D.C. (Primu- 
laceae). — D.C. Fl. frang. III p. 438. — A. 
alpina Gaud. Fl. helv. II p. 107. — Eine 
bekannte, aber selten in den Gärten culti- 
virte Pflanze der pyrenäischen und schwei- 
zer Hochalpen, daselbst 7000—9000 Fuss 
über dem Meeresspiegel vorkommend. Bil- 
det dichte Rasen und bedeckt ganze Felsen- 
flächen. Blumen einzeln an den Enden der 
Zweige, zahlreich, weiss. (Taf. 5808). 


12) Blandfordia aurea J. D. Hook — 
(Liliaceae). Die australische Gattung 
Blandfordia, von der bis jetzt 5 Arten culti- 
virt wurden, hat durch Einführung dieser 
neuen Art einen interessanten Zuwachs er- 


141 


halten. Die durch die Herren J. Veitch und 
Söhne aus Neusüdwallis importirten Exem- 
plare blühten zuerst im Juni des verflosse- 
nen Jahres. Sie ist am nächsten verwandt 
mit B. nobilis RBr. und vielleicht nur eine 
Abart derselben. Von, den getrockneten 
Exemplaren letztgenannter Art unterscheidet 
sie sich durch mehr glockenförmige Blumen 
und von den Abbildungen durch die Farbe 
derselben Eine stengellose Pflanze mit zahl- 
reichen, in zwei Reihen stehenden, rauhen, 
grasartigen,, sehr schmalen linearen, 8—12 
Zoll langen, !/;—!/, Zoll breiten Blättern, 
die allmälig zu einer sehr dünnen Spitze 
verschmälert, dunkelgrün, doppelt gefurcht 
von oben, blass, gestreift und scharfgekielt 
von unten und am Rande rauh sind. Blü- 
thenschaft 1— 1!/, Fuss hoch, sehr dünn, 
ceylindrisch, mit wenigen lanzettlichen, pfrie- 
menförmigen, sitzenden Bracteen bedeckt, 
3—5blumig. Blüthenstielchen 11/,—2 Zoll 
lang, von unten an grün, nach oben gelb. 
Bracteen viel kürzer als die Stielchen, pfrie- 
grün. Perianthium 1!/, Zoll 
lang und an der Mündung fast eben so breit, 
glockenförmig, über der Basis leicht zusam- 
mengezogen, leuchtend goldgelb; Segmente 
fast halbkreisrund, stumpf, undeutlich drei- 
nervig, stumpfendig, die drei äusseren mit 
einem grünen Flecken. Staubfäden gelb. 
Ovarium grün, sehr dünn. Muss wie alle 
Blandfordien temperirten Warmhause 
gehalten werden. Vermehrung durch Thei- 
lung der abgeblühten Pflanzen oder durch 
Samen. (Taf. 5809). 


menförmig, 


im 


13) Gladiolus cruentus Moore. (Irideae). 
Moore in Gardn. Chron. 1868 p. 1139. — 
Diese wirklich prachtvolle neue Art wurde 
durch Herrn Bull in Chelsea aus der Colonie 
Nata) in Südafrika eingeführt und blühte 
zuerst bei ihm im September 1868. Als Art 
verwandt mit G. cardinalis, welche in der 
gleichen Gegend vorkommt, aber durch 
Grösse und Farbe der Blumen sowohl, als 
auch durch die gekerbten Perianthalabschnitte 
unterschieden. Schaft 2—3 Fuss hoch, dick 
und aufrecht. Blätter in zwei Reihen stehend, 
4—1?/, Fuss lang, %/,—1 Zoll breit, Iinear- 
schwertförmig, allmälig zugespitzt, dunkel- 


142 


grün mit grauem Schimmer. Aehre zwei- 
reihig, 6— 10 Zoll lang, sehr dichtblumig. 
Hüllblätter schmal-lanzettlich, die untersten 
6 Zoll lang, nach oben allmälig kürzer, alle 
grün und krautartig. Blumen 4 Zoll im 
Durchmesser, breit glockenförmig, brillant 
scharlachfarbig, am Grunde des Schlundes 
gelbweiss mit roth punktirt. Perianthalröhre 
11), Zoll lang, aussen weiss, Segmente ver- 
kehrt-eiförmig, alle in der Form einander 
gleich, aber die untern drei um ein Dritt- 
theil schmäler als die obern, alle stumpf 
und abgerundet, mit einer deutlichen Kerbe; 
die beiden untern seitlichen dunkler als die 
übrigen, mit einem blassroth gesprenkelten 
Querbande gegen die Mitte und zwei vom 
Grunde bis zur Mitte am Rande hinlaufen. 
den weissen Streifen. Staubfäden scharlach; 
Antheren purpurroth. Cultur wie alle Cap- 
zwiebeln. (Taf. 5810). 


14) Vanda Denisoniana Bens. et Rchb. 
(Orchideae). — B. et Rechb. in Gard. Chron. 
1869 p. 528. — Wiederum eine Entdeckung 
des Obersten Benson, durch denselben an 
die Herren J. Veitch und Söhne mitgetheilt 
und im April 1869 in deren Etablissement 
zur Blüthe gekommen. Sie stammt aus dem 
Arracan-Gebirge. Stengel kurz, Blätter rie- 
menförmig, 6— 10 Fuss lang, ?2/,—?/, Zoll 
breit, rauh, zurückgebogen, an der Spitze 
tief zweispaltig; Abschnitte ungleich matt- 
grün, glänzend. Rispe 5 Zoll lang, aufstei- 
gend, 5—6blumig. Blumen zwei Zoll im 
Durchmesser, reinweiss, mit einer schwachen 
orangefarbenen Zeichnung am Grunde der 
Lippe. Segmente des Perianthiums von glei- 
cher Länge. Rückensepale länglich, spathel- 
förmig, die zwei seitlichen viel breiter, tief 
eiförmig, zugespitzt, Petalen spathelförmig. 
Lippe am Grunde zweilappig; Lappen geigen- 
förmig, geöhrt. (Taf. 5811). 


15) Aloe Oroucheri J. D. Hook. (Lilia- 
ceae-Asphodeleae). — Eine schon längst in 
Kew cultivirte Art aus der Abtheilung Ga- 
steria, die aber erst jetzt zur Blüthe kam. 
Ihr Ursprung ist unbekannt, wahrscheinlich 
stammt sie aber vom Cap der guten Hofl- 
nung. Sie wurde zu Ehren des Chefs der 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Vermehrungs-Abtheilung des Kew- Gartens 
benannt, unter dessen intelligenter Leitung 
auch die Dickpflanzen im genannten Eta- 
blissement cultivirt werden. Zunächst mit 
A. candicans Haw. und A. acinacifolia Jacq. 
verwandt. Stammlos; Blätter zahlreich, 
nach allen Richtungen ausgebreitet, zurück- 
gebogen, eine dichte Rosette bildend, 1 Fuss 
lang, 3—3!/, Zoll breit am Grunde, nach 
oben allmälig verschmälert, plötzlich in ein 
abgerundetes mit einer hakigen ®|, Zoll 
langen Spitze versehenes Ende verlaufend; 
dunkelgrün, mit länglichen weisslichen 
Flecken, welche oft wiederum eine grüne 
Mitie haben. Oberfläche der Blätter breit 
gefurcht. Schaft 2—2!/, Fuss lang, nach 
oben vielverzweigt; Blumen zahlreich, hän- 
gend, 2 Zoll lang. Perianthium röhrig, cy- 
lindrisch, leicht gekrümmt, in der Mitte zu- 
sammengezogen, über und unter derselben 
etwas aufgeblasen; untere Hälfte blassrosa, 
obere weiss mit grünen Adern. Staubfäden 
gelb, ein wenig hervorstehend. 
(Taf. 5812), 
(Ender). 


b) Abgebildet in Seemann’s „Journal 
of Botany*“. 


16) Godwinia gigas Seem. Journ. of 
Bot. 1869 p. 313. (Aroideae), Im Januar 
1869 entdeckte Herr Dr. Berthold Seemann, 
dessen unermüdlichem Eifer die europäischen 
Gärten schon manche neue und schöne 
Pflanze verdanken, auf dem Chontales - Ge- 
birge in Nicaragua, nahe bei der Javali- 
Mine zwischen Buschwerk in der Nähe klei- 
ner Bäche diese neue Aroidee, welche, ver- 
wandt mit Amorphophallus, die grösste aller 
bis jetzt bekannten Arten dieser Familie so- 
wohl in Blatt als Blüthe darstellt. — Die 
Knolle hat einen Umfang von 2 Fuss 2 Zoll 
und ein Gewicht von 90— 92 Unzen (unge- 
fähr 6 Pfund) und ist oberhalb mit einem 
Quirle von Wurzeln bedeckt, welche ihr das 
Ansehen eines Mannskopfes verleihen. Am 
unteren Theile der Knolle befinden sich 
keine Wurzeln und dort ist dieselbe voll- 
kommen glatt und weiss. Aus ihr entspringt 
ein einziges Blatt, dessen Stiel an dem 
grössten Exemplar, welches Herr Dr. See- 


II. Neue Zierpflanzen. 


mann in Nicaragua gemessen hat, 10 Fuss 
Länge und 10 Zoll Umfang hatte. Derselbe 
ist dicht bedeckt mit kleinen dornigen Aus- 
wüchsen und ausserdem von schwefelgelber 
Farbe mit purpurnen Flecken. Die Blatt- 
scheibe, welche auf beiden Seiten grün ist, 
hat eine Länge von 3 Fuss 8 Zoll, so dass 
das ganze Blatt 13 Fuss 8 Zoll lang ist; 
die Blattscheibe ist in 3 Hauptabschnitte ge- 
theilt, welche alle zu wiederholten Malen 
gabelförmig getheilt sind; die Endspitzen 
aller Theilchen sind eiförmig zugespitzt; der 
Blüthenstiel ist bei einem Umfange von 4 
Zoll gegen 3 Fuss lang, hat am Grunde 
mehrere grosse Hüllbiätter und ist mit gleich- 
artigen Auswüchsen bedeckt wie der Blatt- 
stiel; die grösste Curiosität ist jedoch die 
Blüthenscheide, welche 1Fuss 11 Zoll lang 
und 1 Fuss 8 Zoll breit ist. Sie ist an der 
Basis zusammengerollt, gegen die Spitze hin 
gewölbt, offen, nicht abfallend und hat eine 
dicke lederartige Textur, ist nach aussen 
von dunkelbläulicher, ins bräunliche über- 
gehender Farbe, von innen braunroth, je- 
doch mit Ausschluss des Grundes und des 
den Kolben bedeckenden Theils, welcher 
weisslich-gelb gefärbt ist. Der Kolben selbst 
ist nur 9 Zoll lang und ungefähr 9 Linien 
im Durchmesser und trägt hermaphrodite 
Blumen; er ist ceylindrisch, aufrecht, frei 
und wird von der Spatha weit überragt; 
die dichtgedrängten Blüthehen haben ein 
sechssepaliges Perigonium; die ausgebrei- 
teten Sepalen sind an der Spitze gewölbt. 
Staubfäden 12; Griffellänglich, Narbe 3thei- 
lig; Frucht unbekannt. — Die Pflanze ent- 
wickelt sich mit immenser Schnelligkeit und 
der Blume entströmt der vielen Aroideen 
und andern dunkelgefärbten Blumen eigen- 
thümliche starke Geruch. Die neue Gattung, 
deren nächste Verwandte Dracontium und 
Amorphophallus sind, wurde zu Ehren des 
Herrn George Godwin, eines Architekten, 
benannt, welcher in der neueren Zeit viel 
zur Verschönerung London’s beigetragen 
hat, Autor von „Another Blow for life“ ist 
und die „Art Union of London* gründete. 
(Taf. 96 u. 97). 


(Ender). 


145 


c) Abgebildet in „Illustration horti- 
cole*. 


17) Allamanda nobilis Th. Masters (Taf. 
588) und Griffinia Blumenavia C. Koch et 
Bche. (Taf. 589) wurden bereits nach andern 
Quellen besprochen; erstere Gartenfl. 1869 
p-. 345; letztere Gartenfl. 1867 p. 153. 


18) Camellia Principessa Clotilda. Eine 
schöne neue Spielart, in die Abtheilung der 
imbriquirten und zugleich nelkenartig ge- 
streiften Camellien gehörend und in Italien 
gezüchtet. Die Blumen sind von mittlerer 
Grösse und von einer ausserordentlichen 
Frische des Colorits. Die Grundfarbe ist 
ein rosa überhauchtes Weiss mit carmoisin- 
rothen Bändern und Strichen. Habitus, Blu- 
menfülle und Leichtigkeit des Blühens las- 
sen bei dieser Sorte nichts zu wünschen 
übrig. (Taf, 590). 


19) Ledenbergia roseo-aenea Ch. Lem. 
(Phytolaccaceae). — Ledenbergia Kl. mse. 
in Herb. Karst. 1846. Moqu. in D.C. Prodr. 
XII p. 14. — Diese durch eine einzige Art, 
L. seguierioides Kl. repräsentirt gewesene, 
von Dr. Karsten in Caracas gefundene Gat- 
tung ist hier durch eine neue interessante 
Art vermehrt, die Herr Baraquin am oberen 
Amazonenstrom entdeckte und lebend an 
das Etablissement Ambr. Verschaffelt sandte. 
Eine niedrige Pflanze von robustem halb- 
strauchartigem Wuchse und geneigt, sich 
vom Grunde aus zu verzweigen, wobei die 
glatten glänzenden cylindrischen fleischigen 
Zweige die Höhe von 3 Fuss erreichen. 
Blüthentraube einfach, hängend, übergebo- 
gen, Blüthen dicht gedrängt, auf der Achse 
sitzend, schwärzlich-purpur und weiss. Blät- 
ter gegenständig, am Grunde fast herzför- 
mig geöhrt, dick-lederartig, am Rande wel- 
lenförmig; auf der obern Fläche dunkelgrün, 
metallisch glänzend, unten leuchtend violett. 
Es dürfte dies die gleiche Pflanze sein, die 
in der Revue horticole (1. Mai 1869) als 
Phytolacca purpurascens erwähnt ist. Ver- 
mehrt sich leicht aus Stecklingen und ist 
als Blattpflanze zum Auspflanzen in’s Freie 
während des Sommers zu empfehlen, 

(Taf. 591). 


144 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


20) Epidendrum conspicuum Ch. Lem. | antha Th. Masters in Gardn. Chron. 1869 


(Orchideae). — Stammt aus Bahia und ist 
ebenfalls eine Einführung des Herrn Am- 
broise Verschaffel. Scheinknollen zwei- 
gliederig, gerippt, 4—6 Zoll lang; die leder- 
artigen, eng aneinanderstehenden Blätter 
sind ausserordentlich zäh, an der Spitze 
2theilig. Blumen 1?/, Zoll im Durchmesser; 
die Segmente sind von ungleicher Breite, 
aber gleichlang; die äussern sind länglich 
und zugespitzt, die innern mehr abgerundet. 
Alle sind weiss und zart rosa gestreift; 
diese Streifen sind bei den innern Segmen- 
ten von lebhafterer Färbung. Labellum 
weiss mit einem Gunkelweinrothen Limbus. 
Die Blumen sind geruchlos und stehen zu 
15—20 an einer überhängenden Rispe. 
(Taf. 592). 


21) Clerodendron speciosum hort. (Ver- 
benaceae). — Ein in England gezüchteter 
Bastard zwischen Cl. Thomsonae Balf. und 
Cl. splendens G. Don., welcher sich vom 
ersteren, dem er in der Tracht gänzlich 
gleich ist, durch einen eylindrischen, bräun- 
lich gestreiften Kelch, aufrechtstehende 
Blüthen und etwas robustere Staubfäden 
unterscheidet. (Taf. 593). 


22) Pleroma macranthum Hook. (Mela- 
stomaceae). — Hook. in Bot. Mag. t. 5721. 
Lasiandra macrantha Seem. — Eine bis jetzt 
in ihrer Art unübertroffene Pflanze, welche 
der vielbedauerte Libon in St. Catherine 
(Brasilien) entdeckte und deren ganze Edition 
Linden an das Etablissement W. Bull in 
London abtrat. Ein krautartiger Halbstrauch 
mit 5 Zoll langen breit-lanzettlichen spitzen 
Blättern und gegen 6 Zoll im Durchmesser 
haltenden tiefvioletten Blumen. Die Petalen 
haben in der Mitte je einen purpurröthlichen 
Flecken, von denen Strahlen von gleicher 
Farbe ausgehen, die sich bis an den Rand 
hin ausbreiten, die Antheren neigen sich in 
Büscheln und gehen nicht auseinander, wie 
die Abbildung des Botanical Magazine zeigt. 
Cultur im temperirten Hause wie alle übri- 
gen Melastomaceen. (Taf. 594). 


33) Tacsonia quitensis Benth. var. eri- 


Avr. 10. (Passifloreae). — Als T. eriantha 
Benth. nach der Abbildung des Botanical 
Magazine im vorigen Jahre erwähnt (Gar- 
tenfl. 1869 p. 296). (Taf. 595). 


24) Camellia Madame Rudolphe Abel. 
Eine hübsche grossblumige imbriquirte Va- 
rietät mit länglichen abgerundeten Petalen, 
rosa mit violettem Scheine, breit weissge- 
streift. Blüht leicht und dankbar und wurde 
bei Ambr. Verschaflelt aus Samen erzogen. 

(Taf. 596). 


25) Posoqueria multiflora Ch. Lem. — 
(Rubiaceae-Cinchoneae). — Eingeführt bei 
Ambr. Verschaffelt durch M. Gautier in St. 
Catherine (Brasilien) und die im Jahre 1867 
zuerst in obengenanntem Etablissement 
blühte. Ein immergrüner Strauch mit brei- 
ten länglich-ovalen gegenüberstehenden leder- 
artigen Blättern, die fast einen Fuss lang 
sind; Blüthendolden 12—15blumig. Blumen 
schneeweiss, eigenthümlich süsslich riechend, 
3—4 Zoll lang, 5theilig. — Ein willig blü- 
hender Warmhausstrauch. (Taf. 597). 


26) Peperomia Verschaffelti Ch. Lem. 
(Piperaceae). Eine mit P. marmorata Hook. 
(Bot. Mag. t. 5568) nahe verwandte neue 
Art, welche das Etablissement A. Verschaf- 
felt durch Mr. Baraquin aus den Gegenden 
des obern Amazonenstromes erhielt. Ver- 
glichen mit P. marmorata ist diese Art we- 
niger hoch, aber mehr verzweigt; Stengel 
und Stiele sind bedeutend länger und flei- 
schiger, rosa durchscheinend (nicht grün). 
Die Blattflächen von feinkörniger Textur; 
auf der 5nervigen Oberfläche befinden sich 
glänzend silberweisse Flecken, welche zwi- 
schen den Hauptnerven besonders gross 
sind. Die Unterseite der Blätter ist hell- 
grün und fleckenlos. (Taf. 598). 


27) Primula cortusoides L. var. grandi- 
flora. (Primulaceae). — Eine grossblumige 
Form der längst bekannten und oft bespro- 
chenen sibirischen P. cortusoides L., welche 
ein Herr Courderoy in Blewbury (England) 
aus Samen erzog und die vielleicht aus 


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einer Befruchtung der letzteren mit P. chi- 
nensis hervorgegangen sein könnte. 
(Taf. 599). 


28) Cordyline Guilfoylei Hort. Lind. 
(Liliaceae- Asparageae). — Diese herrliche 
Pflanze erregte die Aufmerksamkeit der Ken- 
ner schon auf der St. Petersburger Inter- 
nationalen Pflanzen-Ausstellung im Frühjahre 
1869, wo sie gleichzeitig von Veitch und 
von Linden ausgestellt war. — Sie soll in 
Neuseeland durch einen Herrn Guilfoyle ent- 
deckt worden sein, dessen Namen sie auch 
trägt. Stamm dichtbeblättert. Blätter läng- 
lich-lanzettlich, zugespitzt, überhängend, hell- 
grün, dunkelgrün, rosa und gelblich weiss 
panachirt. Blattstiel tief gekielt; Blattfläche 
2—21/, Fuss lang, 2—2!/, Zoll breit. Blatt- 
spitze in einen langen weichen Dorn aus- 
laufend. Blüthen bis jetzt unbekannt. 

(Taf. 600). 


29) Restrepia antennifera H. B. Kith. 
(Orchideae). — R. maculata Lindl. Orch. 
Linden. Nr. 19. — Diese in Neu-Granada, 
Columbien, Merida, Ocanna, Bogota in 
Höhen von 6,000 — 12,000 Fuss häufig vor- 
kommende Orchidee ist schöner als die mei- 
sten ihrer Verwandten, von denen sie sich 
durch auffallend grosse Blumen auszeichnet. 
Blätter eiförmig-lanzettlich, 2 Zoll lang, le- 
derartig dick, Blattstiele mit trockenhäutigen 
Scheiden dichtbedeckt. Blüthenstiele ein- 
blumig. Aeussere Segmente aufrecht, aus 
lanzettlichem Grunde fadenförmig mit ver- 
dickter Spitze, dunkelgestreift; die übrigen 
mit dem langen und breiten purpurfarbigen 
dicht braun punktirten Limbus verwachsen. 
Im temperirten Hause zu cultiviren. 

(Taf. 601). 


30) Camellia Giardino Santarelli. Im 
Garten des Herrn Santarelli aus Samen ge- 
züchtet und durch das Etablissement Am- 
broise Verschaffelt in den Handel gebracht. 
Blumen sehr gross, wundervoll imbriquirt, 
lebhaft kirschroth, unregelmässig weiss ge- 
streift oder bandirt, (Taf. 602). 


31) Drymonia Turialwae Hanst, 
V, 1870, 


(Ges- 


Neue Zierpflanzen. 


145 


neraceae). — Eine neue, von Wallis auf 
dem Vulcan Turialva in der Provinz Vera- 
gua entdeckte Art mit prachtvoller Belau- 
bung. Ein krautiger Halbstrauch von 1—2 
Fuss Höhe. Blätter S—10 Zoll lang, am 
Grunde herzförmig, am Rande kraus-gekerbt, 
auf der Oberfläche stark gepresst und ziem- 
lich blasig; dunkelgrün mit silberweissen 
Flecken, unterseits weinroth. — Blüthen- 
trauben vielblumig. Blumen 1!1/,—2 Zoll 
lang, weiss mitrosa Schein; Kelch leuchtend 


ziegelroth. — Herrliche Aquisition für’s 
temperirte Gewächshaus. (Taf. 603). 
32) Poire Josephine de Binche. Eine, 


neue Birne von mittlerer Grösse, von Mrs. 
Biseau d’Hauteville in Binche (Belgien) aus 
Samen der Josephine de Malines gezogen 
und von Ambr. Verschaffelt in den Handel 
gebracht. (Taf. 604). 


33) Cattleya superba Schomb. var. splen- 
dens. (Orchideae). — Diese herrliche Ab- 
art der längstbekannten C. superba (Gar- 
tenfl. 1855 p. 61) wurde durch Wallis in 
Rio-Negro entdeckt und an das Etablissement 
Linden gesandt Sie unterscheidet sich von 
der Stammart durch grössere Blumen und 
durch eine viel lebhaftere Färbung. 

(Taf. 605). 
(Ender). 


d) Besprochen in „Revue horticole*. 


34) Ampelopsis tuberosa und Amp. na- 
piformis sind Schlingpflanzen, welche zu 
Mauerbekleidungen sehr geeignet sind; ob 
ihre Wurzeln, knollenartig von der ersteren, 
rübenförmig von der zweiten, durch Wa- 
schungen ihren bittern Geschmack verlieren, 
ist noch nicht versucht worden; unter der 
Asche gebraten haben sie ihre Bitterkeit 
beibehalten. Herr Carriere stellt (Rev. 
hort. 1870 p. 16) die Frage, ob diese zwei 
Pflanzen zu zwei verschiedenen Arten ge- 
hören; er wirft nochmals die Frage über 
das Wesen der Species auf und bemerkt: 
„Vespece est une creation de notre esprit“. 


35) Hebechnium urolepis De Cand. ist 
eine aus Brasilien stamraende, 60—80 Cent. 
10.4 


146 


hohe Pflanze, welche an der Basis sich in 
reichliche Aeste theilt, die sich derart in die 
Höhe erheben, so dass sie einen verkehrten 
Kegel darstellen — nämlich die Spitze nach 
unten und oben eine im Verhältniss zur Höhe 
sehr breite Fläche. Die Blüthen in Form 
eines Strausses geordnet sind sehr zahlreich, 
von 25—30 Cent. in Umfang, von sehr schö- 
ner lila-rosa Farbe. Als Einfassung verdient 
sie alle Beachtung; sie blüht in den Herbst- 
monaten sehr erfreulich; sie wird als Markt- 
pflanze sehr geachtet sein. (S. 30). 


36) Vallota grandiflora — diese ist 
wohl eine schon längst bekannte Pflanze, 
aber sie verdient noch immer in Erinnerung 
gebracht zu werden — sie ist von besonde- 
rer Zierlichkeit und sehr leicht zu cultiviren. 
Die Zwiebel ähnelt jener der Amaryllis — 
aus dieser erheben sich fächerartig die gegen 
40 Cent. langen und 3 Cent. breiten dunkel- 
grünen Blätter und aus einer rosafarbigen 
gestreiften Spatha erhebt sich der gegen 25 
Cent. hobe eylindrische Stamm mit dolden- 
förmig vertheilten, schön hochrothen, 8 Cent. 
grossen Blumen. Diese entfalten sich im 
Juni, erhalten sich längere Zeit hindurch; 
sind die Zwiebel kräftig, so erheben sich 
nach und nach mehrere Blüthenstengel und 
der Flor dauert noch länger. Längs einer 
gegen Mittag gelegenen Mauer gepflanzt er- 
halten sich die Zwiebeln auch über Winter 
im Freien, nur mit etwas Laubwerk bedeckt. 

(5. 50). 


37) Pecher & bois jaune. — Diese Pfr- 
sichsorte verdient nicht so sehr Erwähnung 
in Bezug auf die Qualität der Frucht, als 
vielmehr wegen der Schönheit der Zweige, 
die sehr oft von starker orangerother Farbe 
sind und daher einen Plaiz als Zierbaum 
verdient. Die Farbe der Zweige wird um 
so mehr dunkler, je wärmer das Klima und 
je mehr der Baum den Sonnenstrahlen aus- 
gesetzt ist. Die Zweige sind in Bezug auf 
ihre Farbe jenen der Salix vitellina und Sal. 
vitellina rubra ähnlich. Hr. D&mouilles 
zu Toulouse besitzt eine grosse Anzahl sol- 
cher Pfirsichbäiume in schönen kräftigen 
Exemplaren. — — Bei dieser Gelegenheit 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


wollen wir auch der Pfirsiche mit gefüllten 
cochenillrothen Blüthen erwähnen, welche 
häufig in Gärten als Zierbäume cultivirt 
werden. — Diese tragen auch Früchte, wohl 
nicht von solcher Grösse und Schmackhaf- 
tigkeit wie die andern, aber sie sind doch 
geniessbar, namentlich wird (Rev. hort.) die 
Persica camelliaeflora zu diesem Behufe an- 
empfohlen, welche mit sehr grossen gefüll- 
ten Blüthen prangt und sehr reichliche 
Früchte trägt. 


38) Neue Handelspflanzen. — Anfangs 
April d. J. werden bei dem Gärtner Herrn 
Ale&gatiere zu Montplaisir-Lyon (Rhone) 
zwei neue Varietäten von Pelargonium in- 
quinans im Handel erscheinen u. z. eine Vic- 
toire de Lyon, die bei der Ausstellung in 
Lyon den ersten Preis erhielt (12 Frs.) und 
eine Clömence Royer mit prachtvollen rosa- 
farbigen gefüllten Blumen (8 Frs.) So auch 
werden fünf neue Remontants-Varietäten von 
Nelken in Handel kommen: Leonce de Lam- 
bertye, F. Herineq, Bossin, Th. Denis und 
A. du Breuil. — Hr. Boucharlat sen. zu 
Caluere (Rhone) bringt gefüllte neue Pelar- 
gonien, einfache zur Section der Nosegays 
gehörige Pelargonien, ein Pelargonium ru- 
bescens, dann neue Lantana, Cameleon u, 
m. & — Unter den im Blumencataloge des 
Hrn. Audibert (La Crau d’Hyeres) aufge- 
führten Pflanzen verdient specielle Erwäh- 
nung die Perilla nankinensis fol. varieg., 
welche in Bezug auf Habitus, Form, Vege- 
tation der Typusart P. nankinensis ähnlich 
ist, deren Blätter aber weiss gefleckt, mit 
rothen Streifen eingefasst sind und schwarze 
Punkte durchschimmern lassen, welche Far- 
benmischung der Pflanze ein ganz eigenthüm- 
liches Ansehen gibt. Herr Audibert culti- 
virt auch die besten Varietäten von Oelbaum 
die auf Olea sylvestris gepfropft die geeig- 
netsten Früchte zur Oelfabrikation bringen, 
— Hr. Colette, Obstbaumzüchter zu Rouen 
wird im künftigen Herbst d. J. sechs neue 
Birnsorten ausgezeichnetster Qualität in Han- 
del bringen, nämlich: Barillet Deschamps 
aus Samen der Soldat-Laboureur, — sie 
reift im Februar — April, ist sehr fruchtbar 


und eignet sich zu Spalier-Pyramiden; — 


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III. Notizen. 


147 


Poire Colette, ausSamen der Winter-Doyenne, | sie grössere Anzahl von Augen hat. Es ist 


kommt zur Reife im December—Februar, ist 
sehr fruchtbar, dient ebenfalls zu Spalier- 
Pyramidenform; — Bergamotte de Rouen, 
aus Samen der Besi tardive, reift April—Juni, 
sehr fruchtbar, in allen Formen zu ziehen; 
— Bon Chretien F. Prevel, Sämling von 
Winter-Colmar, reift Januar— April, frucht- 
bar, zu Pyramide in Spalier zu ziehen; — 
President d’Esteinlot, Sämling von Soldat- 
Laboureur, Reife August — October, sehr 
tragbar; — Bergamotte tardive Collette, 
Sämling von Doyenne d’Alencon, Reife: 
April—Juni, tragbar; beide letztere in allen 
Formen. — Die Samenhändler Courtois- 
Gerard und Pavard in Paris bringen eine 
neue Erdäpfelsorte — Reine de Mai — in 
Handel; sie ist ein Sämling der s. g. Mar- 
jolin, aber viel fruchtbarer als diese, indem 


Im Ne 


1) Abgeschnittene Rosen als 
Handels-Artikel. Ein vorzüglicher Ro- 
senzüchter in Lyon, Herr Dalmaizin, ver- 
sieht vom 1. April bis zur Hälfte Mai den 
Pariser Markt fast ganz allein mit abge- 


schnittenen Rosen — er eultivirt nur vier 
Sorten — la reine, Jules Margottin, Päonia 
und Madame Laffay — von welchen er über 


tausend Stöcke besitzt, welche ihm in be- 
sagtem Termin einen Ertrag von über 1500 
Franes bringen und zwar verkauft er das 
Dutzend Rosenblumen zu 1.80—2.40 Frances. 
Um eine reichliche Blüthe zu erlangen be- 
schneidet er die Rosenstöcke niemals. 
(Rev. hort. p. 225). 


2) Die Varietäten von Clematis 
lanuginosa. Er. Jackman zu Woking 
in England hat im Jahre 1858 begonnen, 
Clematis lanuginosa mit Blüthenstaub von 
Clem, Viticella, Hendersonii und Viticella 
atrorubens zu befruchten und erhielt im 
Jahre 1862 Blumen von mannichfaltiger 


Form, unter welchen Cl, Jackmani und Ol, | 


eine frühzeitige Varietät, sie kann genossen 
werden sobald die Blätter gelb werden, sie 
ist von vorzüglichstem Geschmacke zu die- 
ser Zeit, erhält diesen wohl auch ein paar 
Monate, aber verliert ihn durch eine allzu- 
lange Aufbewahrung. Wenn man die Sache 
genau erwägt, so ist es bei jeder Frucht 
so, je länger diese über ihre Reifezeit auf- 
bewahrt wird, desto mehr verliert sie an 
ihrem Aroma, daher sollte man, um das 
ganze Jahr hindurch wohlschmeckende Erd- 
äpfel zu haben, dreierlei Sorten anpflanzen, 
frühzeitige und spätzeitige (diese für den 
Winter) und dann solche, die zwischen die- 
sen zwei Perioden zur Reife gelangen; bei 
der reichlichen Anzahl von Varietäten, die 
im Handel erscheinen, dürfte es leicht sein, 
die geeignetsten zu wählen. (S—r.) 


tizen. 


rubroviolacca die vorzüglichsten waren, we- 
gen der Grösse, Farbe und Reichhaltigkeit 
der Blumen, sowie wegen der ausdauernden 
kräftigen Vegetation. Erstere bildet einen 
kletternden Strauch (Abbild. 211), nament- 
lich wenn in lockeren, reichlich gedüngten 
Boden gepflanzt, er wiedersteht jedem Ein- 
flusse der Winterkälte auch ohne Bedeckung. 
Nicht selten treibt er in einem Jahre Triebe 
von 2.50--3 Met. Länge; — die Blumen ha- 
ben einen Umfang von 12—15 Cent., sind 
von schöner purpurvioleiter Farbe und die 
4—6 Kelchblätter sind in der Mitte roth ge- 
adert. Die Blüthen entfalten sich reichlich 
vom Juli bis in October. Beachtenswerth 
ist die neue Verwendungsart in den Gärten 
in den Umgebungen von London dieser 
Kletterpflanze als Grasteppich ; dieselbe wird 
auf der Oberfläche des Bodens ausgebreitet 
und zwischen den grünen Blättern erheben 
sich sehr effeetvoll die unzähligen violetten 
Blüthen; einige Gärtner unterstellen niedere 
Gitter, um die Pflanze vor Feuchtigkeit und 
Insekten zu schützen. Auch als Bordure ist 
10 * 


148 


ihre Verwendung sehr empfehlenswerth. — 
Clematis rubro-violacca hat in vieler Bezieh- 
ung mit der Cl. Jackmani grosse Aehnlich- 


keit. (I. ec. p. 209). 
(S—r.) 


3) Gute Bohnen. Hr. Bossin gibt 
in der Rev. hort. (Aprilheft 1869) ein Ver- 
zeichniss mehrerer neuen empfehlenswerthen 
Bohnen; darunter finden wir z. B. die Hari- 
cot Lecomte, eine neue Varietät von der 
Form der s. g. Butterbohne, weiss mit brau- 
nem Flecke am Nabel; sie gelangt zu einer 
Höhe von 2—3 Mei., die Schoten sind 15— 
230 Cent, lang und 2 Cent. breit, in jeder 
finden sich 5—7 Bohnen; — Haricot riz 
de la Chine, wahrscheinlich Dolichos ungui- 
culatus, lata nana mit kleinen Bohnen von 
Farbe wie frische Butter und einem brau- 
nen Fleck am Nabel; diese Zwergsorte trägt 
sehr spät; — Haricot de Mexique bringt 
15—20 Cent. lange Schoten mit 5—8 weis- 
sen schwarzgefleckten Bohnen, die sowohl 
grün als getrocknet von vortrefflichem Ge- 
schmacke sind. — Haricot comtesse de 
Chambord, eine Zwerg-Varietät mit kräftiger 
Vegetation, trägt höchst reichliche Schoten 
(gegen 150—200 auf einem Stocke) mit 
weissen glänzenden fast runden Bohnen, die 
ebenfalls so wie eben erwähnte mexicanische 
grün und getrocknet sehr wohlschmeckend 
ist. — Haricot d’Espagne & fleurs rouges 
bildet Stauden von 3—4 Met. Höhe, ist reich- 
lich mit Blüthen und Früchten bedeckt bis 
zum Eintritt des Frostes; diese Bohnensorte 
dient eher für Ziergärten als für Küchen- 
gärten, da die Blüthen von schöner cochenill- 
rother Farbe sind, die Bohnen aber von we- 
nigem Geschmacke, da der Balg zu hart; 
eine Varietät von dieser hat zweifarbige 
Blüthen, halb roth, halb weiss. — Sehr em- 
pfehlenswerth ist Haricot d’Espagne (H. 
monstre, H. de Smyrne), welche bei zweck- 
‚mässiger Cultur nach Mayer (S. 172) eine 
Höhe von 10— 12 Met. erreicht; sie trägt 
sehr fruchtbar, sehr geschmackvoll sind 
auch die Schoten; — Haricot de Lima (Pha- 
seolus lunatus?) ist so fruchtbar, dass 40— 
50 Stöcke genügend sind, um. das ganze 
Jahr hindurch einer Bürgerfamilie die nöthige 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


Zuspeise zu bieten; vom Fuss bis zum Gip- 
fel ist die Pflanze immerfort mit Blüthen, 
grünen und dürren Schoten besetzt, diese 
sind 15 —20 Cent. lang, 2—3 Cent. breit 
und enthalten 3—5 Samen sehr gross, ellip- 
tisch, grünlich und von vortrefflichem Ge- 
schmacke. Nach Bossin (p. 145) soll das 
Abzwicken der Bohnen auf den reichlicheren 
Ertrag grossen Einfluss haben. (S—r.) 


4) In das Budget des k. k. öster- 
reichischen Ackerbau-Ministeriums 
wurde pro 1869 ein Betrag von 3000 fl. für 
Samenvertheilung eingestellt, nämlich zu 
Prämien für gute Sämereien, landwirthschaft- 
liche und Futtergräser; für heuer ist man 
aber davon abgegangen und es wurden 
Subventionen zum Ankauf von Sämereien 
bestimmt. — In der „Samenbeschaffungs- 
Commission“ hatte Hr. L. Abel die Abhal- 
tung einer grösseren Ausstellung für Gar- 
tenbau- und Landwirthschafts-Sämereien in 
Wien im Herbste 1870 angeregt, welche 
einen grossen Einfluss auf die inländische 
Samenzucht üben und feststellen könnte, 
welche Samen im Inlande gegenwärtig schon 
erzeugt werden und welche Personen sich 
damit beschäftigen; — ferner wurde ausser 
der Errichtung von Samenmärkten auch die 
Gründung von Samenhallen als wünschens- 
werth befunden. 

Die oberwähnte ministerielle Commis 
sion hat sich im Prineipe ausgesprochen *), 
Stipendien für Schüler der Gartenbau-Gesell- 
schaft zu bestimmen behufs Entsendung der- 
selben nach Erfurt, Quedlinburg u. a. Ö,, 
um die praktischen Kenntnisse zu erlangen, 
welche bei dem dortigen Handelsbetrieb mit 
Sämereien oder bei dem Zierblumen-Export 
üblich sind. Zu diesem Zwecke hat Herr 
Dr. Mitscha der k. k. Gartenbau - Gesell- 
schaft einen Betrag von 300 fl. zur Verfü- 
gung gestellt, welcher im Jahre 1870 als 
Reisestipendium für zwei der vorzüglichsten 
Schüler dienen soll. 


| (S—r.) 


*) Landwirthschaftliches Wochenblatt des 
k. k. Ackerbau-Ministeriums. Wien 1869. 


ö 
X 


Bil 


5) Missbildungen am Mais. I 
der December- (1869) Versammlung der k.k. 


_ zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien 


besprach Herr Dr. G. Krafft die vielfachen 


 Missbildungen, die er an den Maispflanzen 


in der kleinen ungarischen Tiefebene zu be- 
obachten Gelegenheit hatte! Dr. Krafit er- 
läuterte die hauptsächlichsten teralologischen 
Bildungen so in der männlichen als in der 
weiblichen Inflorescenz, die zahlreiche Ent- 
wiekelung von Uebergängen der männlichen 
Blüthen zu Zwitter und schliesslich zu weib- 
liehen Blüthen in der männlichen Inflores- 
eenz der Rispen der Maispflanzen durch all- 
mälige Verkümmerung der Staubblätter un- 
ter gleichzeitiger Förderung der Fruchtblät- 
ter, ferner die Umwandlung der weiblichen 
Blüthen in der weiblichen Inflorescenz (der 
Maiskolben) zu Zwitter und zu männlichen 
Blüthen durch suecessive Verkümmerung 
der Fruchtblätter unter gleichzeitiger  För- 
derung der Staubblätter. Nach vergleichen- 
der Darstellung dieser Uebergänge bei den 
abnormen Bildungen der Maisblüthe mit der 
normalen Entwickelung derselben und nach 
Nachweisung, dass die bisherige Erklärungs- 
weise des Erscheinens weiblicher Blüthen 
in der Rispe und männlicher Blüthen am 
Kolben der Maispflanze durch vorschreitende 
Metamorphose der Staub- in Fruchtblätter 
oder respective rückschreitende Metamor- 
phose der Frucht- in Staubblätter nicht stich- 
haltig sei, kam Dr. Kraft zu folgender 
Schlussfolgerung: 1) dass die Blüthen der 
Maispflanze ihrer Anlage nach nicht einge- 
schlechtlich, sondern hermaphrodit seien ; — 
dass 2) bei ihrer normalen Entwickelung in 
der gipfelständigen Inflorescenz durch Abort 
der Fruchtblätter männliche und an dem 
azillaren Blüthenstande durch Abort der 
Staubblätter weibliche Blüthen entstehen, 
und 3) dass bei der normalen Entwickelung 
die verschiedensten Uebergänge der einge- 
schlechtlichen zu den zweigeschlechtlichen 
Blüthen, der männlichen zu den weiblichen 
Blüthen und umgekehrt gefunden werden. 
(S—r.) 


6) J. Milde über die geographi- 
sche Verbreitung der Equiseten: Das 


Notizen, 


149 


Festland von Neu-Holland besitzt gar keine 
und ganz Afrika nur 3 Equiseten und von 
diesen gehört die eine Art, E. arvense, sogar 
zu den grössten Seltenheiten, und eine an- 
dere, E. Telmateia, ist nur auf Nordafrika 
beschränkt, während die dritte, E. ramosis- 
simum, in ganz Afrika und nicht selten vor- 
kommt. 

Die meisten und eigenthümlichsten Ar- 
ten, nämlich 21, besitzt Amerika, von die- 
sen kommen 9 in Amerika ausschliesslich 
vor; die 12 Arten Europa’s finden sich, mit 
Ausnahme einer einzigen (desE. trachyodon) 
auch in diesem Erdtheile. Es lassen sich 
deutlich drei Gebiete unterscheiden: das 
nordamerikanische, das südamerikanische 
und das vermwittelnde mexicanische. Unter 
den nordamerikanischen gehen nur E. ro- 
bustum und E. ramosissimum auch bis Me- 
xico und das letztere sogar durch Südame- 
rika. Die übrigen Arten Nordamerika’s ha- 
ben wieder eine sehr verschiedene Ausbrei- 
tung: E. arvense, E. Telmateia, E. hiemale 
gehen am weitesten nach Süden, bis Cali- 
fornien; E. sylvaticum geht vom Norden bis 
zum 37° N. Br.; E. pratense bis zum 43° 
N. Br.; E. limosum bis zum 37° N. Br.; E. 
palustre bis zum 49° N. Br.; E. laevigatum 
bis zum 43° N. Br.; E. variegatum bis zum 
43° N. Br.; E. scirpoides bis zum 40° N. 
Br. hinab, 

In Mexiko kommen vor 5 Arten: E. 
Schaffneri, E. myriochaeton, E. mexicanum, 
E. robustum und E. ramosissimum. Von 
diesen gehen E. Schaffneri, E. myriochaetum 
und E. ramosissimum auch noch weiter bis 
Südamerika; Die 3 westindischen Arten 
kommen zugleich auch in Südamerika vor 
(E. bogotense, E. giganteum, E. ramosissi- 
mum). Ausser den bereits erwähnten Arten 
finden sich in Südamerika: E. Martii, E. xy- 
lochaetum, E. pyramidale, im Ganzen 8. 
Besonders hervorzuheben ist, dass dieser 
Equiseten-Reichthum sich nur auf die West- 
küste bezieht. Von der Ostküste sind im 
Ganzen nur 4 Arten bekannt und zwar E. 
bogotense aus Brit. Guyana, und aus Bra- 
siliien nur 5: E. giganteum, E. pyramidale 
und E. Martii. 

In Asien kommen im Ganzen 14 Arten 


150 


vor, nämlich alle europäischen, mit Aus- 
nahme von E. trachyodon und E. litorale; 
dafür hat es vor Europa voraus: E. diffu- 
sum, E.debile, E.robustum und E. Sieboldi. 
Im nördlicheren Asien finden sich: E. ar- 
vense, E. Telmateia, E. sylvaticum, E. pra- 
tense, E. palustre, E. limosum, E. hiemale, 
E. variegatum, E. scirpoides, E. ramosissi- 
mum. Dieses letzte aber nur im Altai, in 
Japan und südlicher. E. Telmateia ist nur 
auf den Westen beschränkt, namentlich in 
Syrien, Persien; fehlt schon im Altai und 
östlicher. 

Am Reichsten ist der Norden Europa’s 
an Equiseten; hier finden sich alle ausser 
E. Telmateia, E. ramosissimum und E. tra- 
chyodon, nämlich E. arvense, E. sylvaticum, 
E. pratense, E. palustre, E. limosum, E. li- 
torale, E. hiemale, E, variegatum und E. 
seirpoides. 

E. Telmateia erreicht seinen nördlich- 
sten Punkt auf den dänischen Inseln, E. ra- 
mosissimum bei Breslau, Halle, Dresden, 
bei Gnadau und bei Neustrelitz. E. arvense 
kommt in Gebirgen noch im äussersten Sü- 
den von Spanien vor, E. sylvaticum bis 
zum 41°, E. palustre bis zum 44°, E. limo- 
sum bis zum 46° N. Br. vor. E. pratense 
geht zwar bis zum 46. und 42° N. Br. hinab, 
überschreitet aber nach Westen hin nicht 
den 24—25° östl. Länge auf dem Continente 
Europa’s, fehlt also in Frankreich und Spa- 
nien. 

In Europa, noch auffallender aber in 
Amerika, erreichen die Equiseta phaneropora 
ihre grösste Ausdehnung im Norden und 
treten im Süden ganz zurück, wofür dann 
die E. cryptopora in neuen Formen und 
Arten eintreten. — Eine vermittelnde Stel- 
lung nimmt Japan ein; es besitzt das ihm 
ganz allein eigenthümliche E. Sieboldi, aus- 
serdem E. arvense, E. palustre, E. hiemale, 
E. debile, E. ramosissimum; also nördliche 
und südliche Arten. 

Im tropischen Asien finden sich im 
Ganzen 6 Arten: E. arvense im Himalaya 
neben E. diffusum, E. debile, E. ramosissi- 
mum, E. hiemale und E. robustum. E. de- 
bile hat von allen die grösste Verbreitung: 
es geht durch die ostindischen Inseln weiter 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


westlich bis Japan, nach den Viti-Inseln 
und nach Neu-Caledonien. 

In ganz Europa wurden 12 Arten bis- 
her beobachtet und unter diesen ist nur E. 
trachyodon vom Rhein und aus Grossbritan- 
nien ihm ganz allein eigenthümlich. Den 
Süden bewohnen fast nur E. Telmateia und 
E. ramosissimum. Das letzte hat von allen 
Arten die grösste Verbreitung: es kommt 
in allen Erdtheilen vor und geht vom 53° 
N. Br. bis zum 330 S. Br. 

(F. v. H. aus Milde’s Mono- 
graphia Equisetorum). 


7) Einige Notizen aus: The Florist 
and the Pomologist, herausgegeben von 
R. Hogg, Th. Moore and William Paul, 

a) Blumenbeete. Herr William Plestes 
empfiehlt die folgenden Zusammenstellungen 
als sehr eflectvoll: 

1) Im Centrum des Bectes Pelargonium 
Amy Hogg, umgeben von P. Madame 
Vaucher. 

2) Pelargonium Stella im Centrum des 
Beetes, umgeben von Alyssum mari- 
timum fol. variegatis. 

3) Pelargonium Mrs. Pollock im Centrum 
des Beetes, umgeben von Verbena 
Purple King mit einer Einfassung von 
Cerastinm tomentosum. 

4) Ein 4lappiges Beet. Im Centrum ein 
Quadrat von Perilla nankinensis. Die 
4 Lappen sind gefüllt mit Pelargonium 
Countess of Warwick. Um das Ganze 
eine Reihe von Pelargonium Baron 
Ricasoli mit einer Einfassung von Ce- 
rastinm tomentosum. 

5) In das Centrum eines Beetes wird 
Verbena Purple King geptlanzt mit 4 
bis zum Rande gehenden Bändern und 
der Zwischenraum wird mit Alyssum 
maritimum fol. variegatis ausgefüllt. 

6) In die Mitte des Beetes wird ein ge- 
rades Band von Perilla nankinensis 
gepflanzt, auf beide Seiten eine Reihe 
von Centaurea candidissima (C. ragu- 
sina L.) und rings herum Amarantus 
melancholicus. — 

b) Herr William Tilleri empfiehlt Thuja 
Lobbii als Heckenpflanze. 


RS ge Sala N BUN \ ! x j N 2 a TR DR. N 


IV. Literatar. 


c) Die frühe rosenrothe Kartotfel 
(the early rose potato der Nordamerikaner) 
wird als eine sehr reichtragende, frühreifende 
und wohlschmeckende Sorte empfohlen. 

d) Herr Edw. Bennet empfiehlt die ge- 
füllten Stockrosen durch Stecklinge zu ver- 
mehren, die zur Zeit der Blüthe am Grunde 


1) Gesammelte Aufsätze aus dem Gebiete 
der Naturökonomie und Physiokratie. 
Herausgegeben von Dr. Carl Am- 
merling. Mit 1 Tabelle und 6 Ta- 
feln Abbildungen. Prag 1868. 8°. 
p- 352. 


Der Inhalt der vorliegenden Schrift ist 
ein sehr mannichfaltiger und reichhaltiger, 
man muss sich aber erst in die eigenthüm- 
liche Ausdrucksweise des Verfassers hinein- 
lesen, ehe man die gebrauchten Ausdrücke, 
wie „Naturgewältigungsorganismus“, „Natur- 
gewältigungskunde“, „Gebahrungskunde* u. 
8. w. verstehen lernt, 

Von botanischem Interesse sind die Auf- 
sätze: über „die Siechperiode der Birken in 
den Kundraticer Waldungen nächst Prag“; 
„Beobachtunger von wechselnder Land- 
schaftsbekleidung“; in jenem verbreitet er 
sich über das auch anderwärts beobachtete 
Altern der Birkenbestände, während andere 
Waldbäume, wie Zitterespe, Eiche, Weiss- 
buche undKiefer sich noch in vollem männ- 
lichen Gedeihen“ befinden; in diesem über 
das Verschwinden der Buchen und Eichen 
und deren Verdrängung durch „Schwarz- 
wald“, d. h. durch Fichten- und Kiefernbe- 
stände. Diese „Landschaftsveränderungen“ 
rubrizirt der Verfasser unter dem Fremd- 
worte: „Metachorie*. — Unter der Rubrik 
„Complex-, Turnuss- und Functions- Beob- 
achtungen an einzelnen Pflanzen“ finden wir 
interessante Mittheilungen über Schwämme, 
über Hopfencultur, über die Spargel und 


151 


der blühenden Stengel abgeschnitten wer- 
den. Ein bis zwei zu Stecklingen geeignete 
Triebe finden sich dort stets und aus ihnen 
erzogene junge Pflanzen sollen stets das 
beste Resultat für die Cultur geben. 

(E. R.) 


ratur. 


deren Feinde, Obstbaumeultur, Obstkrank- 
heiten; daran reihen sich „Zoologische Com- 
plex-Beobachtungen* über schädliche und 
nützliche Insekten; „Anthropologisch-physio- 
kratische Beobachtungen“ und „Vorschläge 
zur Organisirung physiokratischer Vereine, 
Stationen® etc. 

Das Buch ist wie gesagt ein sehr reich- 
haltiges und enthält eine Masse der interes- 
santesten Beobachtungen über Pflanzencultur 
und Lebensweise schädlicher und nützlicher 
Insekten, ist aber leider mit so vielen 
Fremdwörtern gespickt, dass es dadurch 
vielen Lesern ganz unverständlich und un- 
zugänglich wird. (F. v. H.) 


2) Histoire des plantes. Monographie 
des Renonculacees, des Dilleniacees, 
des Magnoliac&es, des Anonacees, des 
Monimiacees et des Rosacees. Par 
H. Baillon. 1868 & 1869. gr. 8°. 
tome I. 488 pag. 


Der erste Band dieses stattlichen Wer- 
kes liegt jetzt in 6 Heften, welche die oben- 
genannten Familien monographisch bearbei- 
tet enthält, vor. Auch vom 2. Bande ist 
bereits ein Heft: Monographie des Connara- 
cees et des Legumineuses-Mimosces erschie- 
nen. Es erscheint in Gross-Octav, auf schö- 
nem Papier, in splendidem Druck und reich- 
lich mit Holzschnitten illustrirt, welche theils 
die einzelnen Gattungsrepräsentanten, theils 
nur einzelne Blüthen und Früchte, theils 
auch nur einzelne Blüthen- oder Fruchttheile, 
Durchschnitte, Diagramme, Analysen u. s. w. 


t 


452 


bringen und die vorliegenden Monographien 
justructiver und belehrender machen. 
Trotzdem können die bis jetzt erschie- 
nenen Hefte auf den umfassenden Titel von 
„Monographien“ eigentlich keinen Anspruch 
machen, erfüllen jedoch den Zweck, der wie 
wir hören, dabei ins Auge gefasst war, näm- 
lich einer allgemein zugänglichen und popu- 
lären Pflanzenbeschreibung nach ihren 
Hauptfamilien und hier wieder nach deren 
Hauptgattungsrepräsentanten, vollkommen, 
und wäre es daher sehr wünschenswerth, 
wenn ein so lehrreiches Werk aus dem Ge- 
biete der leider jetzt so sehr vernachlässig- 
ten systematischen Pflanzenkunde bald einen 
seiner Aufgabe gewachsenen deutschen 
Uebersetzer und einen deutschen Verleger 
fände, der ebensowenig an der äusseren 
Ausstattung sparen möchte, wie es der fran- 
zösische Verleger (L. Hacchette) gethan hat. 
(F. v. H.) 


3) Die Preussische 
nach ÖOst-Asien. 
Quellen. Botanischer Theil. Die 
Tange. Mit VIII Illustrationen. Be- 
arbeitet von Georg von Martens. 
Berlin 1866. gr. 8°. 


Expedition 
Nach amtlichen 


Der Bearbeiter ist der Vaier des Herrn 
E. v. Martens, welcher als Zoolog die Ex- 
vedition mitmachte, sich besonders mit Meer- 
_thieren beschäftigte und so auch viele Meer- 
pflanzen sammelte. Ein anderer Theil der 
hier bearbeiteten Algen war von O. Schott- 
müller, welcher im Interesse der botanischen 
Gärten die Reise mitmachte, gesammelt 
worden und weitere Älgen lieferte noch der 
Botaniker der Expedition, Regierungsrath 
Wichura und der Geognost Freiherr von 
Richthofen. — Der Bearbeitung zu Grunde 
liegt Kützing’s Species Algarum, und sie 
zerfällt geographisch in 3 Haupttheile: 1) die 
Tange aus dem Atlantischen Weltmeere; 
2) das Gebiet des indischen und stillen 
Weltmeeres innerhalb der Wendekreise und 
3) das Gebiet des nordchinesischen und ja- 
panischen Meeres vom Wendekreise bis 45° 
N.Br, — Als Anhang findet sich noch eine 
Aufzählung der Wasserpflanzen aus anderen 
Abtheilungen des Pflanzenreiches (Characeen, 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. " 


Rhizopteriden, Monocotyledonen und Dico- 
tyledonen), theils Süsswasserpflanzen, theils 
Meerphanerogamen, welche E. v. Martens 
von der Reise mitgebracht hat. — Die Nlu- 
strationen sind von der bewährten Hand 
Schmidt’s meisterhaft executirt. 

(F. v.H) 


4) Reise Seiner Majestät Fregatte 
Novara um die Erde. Botani- 
seher Theil. 1. Band. Algen be- 
arbeitet von A. Grunow. Wien 1867. 
4°. Mit 11 Tafeln. 


Die Mehrzahl der hier bearbeiteten Al- 
gen wurde von Jelinek, dem Pflanzensamm- 
ler der Expedition erbeutet, ausserdem liegt 
auch noch das von Frauenteld, Scherzer und 
Hochstetter gesammelte Material vor. — Die 
Fundorte sind z. Th. dieselben wie die der 
preussischen Expedition, doch ist die Aus- 
beute im Ganzen eine reichere, weil mehrere 
Localitäten, wie das Cap der guten Hoffnung, 
die Nicobaren und Neuseeland speeieller be- 
rüchsichtigt und nicht nur Algae, sondern 
auch Diatomaceae von Grunow in das Be- 
reich seiner Bearbeitung gezogen wurden. 

Die Tafeln sind theils von dem Bear- 
beiter, theils von Schimma, die Mehrzahl 
von Sommer auf Stein gezeichnet und aus 
der K. K. Hof- und Staatsdruckerei hervor- 


gegangen. (F. v. H.) 


5) Die Blumenwelt nach ihren deut- 
schen Namen, Sinn und Deutung. In 
Bildern geordnet von Johanna Na- 
thusius. Mit 28 lithographirten Ab- 
bildungen nach grösseren Oelbildern. 
Leipzig, Arnold’sche Buchhandlung 
1869. Zweite Auflage. 


Es gibt immer noch eine grosse Menge 
von Leuten, welche nicht begreifen können, 
warum es nicht für jede Pflanze einen deut- 
schen Namen gibt, sogar solche, die man 
schlechtweg Gelehrte nennt, weil sie einst 
Lateinisch und Griechisch gelernt haben. 
Sie werden nicht einmal beruhigt, wenn 
man ilhınen Namen wie Resede, Rose, Au- 
rikel, Verbene, Heliotrop etc. nennt, die Je- 
der wie Deutsch gebraucht. Auch die Ver- 
fasserin gehört zu dieser unter den Damen 


IV. Literatur. 


begreiflicherweise sehr stark vertretenen 
Partei und hat sich die undankbare Mühe 
gemacht, aus alten Büchern und neueren 
sprachwissenschaftlichen Werken die ver- 
gessenen deutschen Namen auszusehreiben 
und den botanischen beizufügen. Wer die 
deutschen Pflanzennamen kennt, wird sich 
nicht wundern, wenn er Tausende in dem 
Buche findet, welche Niemand kennt und 
kennen lernen will. Hat man doch oft auf 
jedem Dorfe einen andern Namen und jedes 
alte Weib wieder einen besonderen. Dann 
stammen viele Namen selbst von Gelehrten 
und aus Apotheken und sind oft blos Ueber- 
setzungen und Umschreibungen der lateini- 
schen. Von unserem Staudpunkte aus hal- 
ten wir also die Mühe, welche sich die Ver- 
fasserin gegeben hat, für zwecklos aufge- 
wendet. Aber wir erkennen auch an, was 
Anderen gefällt, und da es, wie gesagt, Viele 
gibt, die nach deutschen Namen suchen, so 
werden sie in dem angezeigten Buche finden, 
was sie suchen, zuletzt aber die Unsicher- 
heit der deutschen Benennungen erkennen 
und viele recht abgeschmackt finden. Sie 
werden sich schliesslich durch das Buch 
selbst unserer Ansicht nähern, die dahin 
geht, dass zwar viele deutsche Namen von 
einheimischen oder allgemein verbreiteten 
Pflanzen Annahme und allgemeinen Gebrauch 
verdienen, die meisten aber unsicher und 
abgeschmackt sind. Es ist viel hübscher, 
wenn man im gewöhnlichen Gespräch Gold- 
regen (Cytisus Laburnum), Schneeblatt (Vi- 
burnum Opulus), Herzblume (Dielytra), 
Schlüsselblume (Primula), Vergissmeinnicht 
(Myosotis, aber ja nicht übersetzt „Mäuse- 
ohr“), Sammtveilchen, auch Gedenkemein 
und Stiefmütterchen (Viola tricolor) u. a. m. 
sagt, aber es ist lächerlich, wenn man Ta- 
getes erecta „stinkende Hoffahrt“ nennen 
will u.a.m. Seinen Zweck erfüllt das Buch 
gut und gibt auch meistens Erklärungen. 
Die Bilder sind zum Theil originell erfun- 
den, einige sogar geistreich, der Mehrzahl 
nach aber sehr gewöhnlich in der Idee. 
Nicht übel ist die eigenthümliche Eintheilung 
in Gruppen, als: Gott Vater, Sohn und hei- 
liger Geist. Kreuz und Leiden des Herrn. 
Himmel und Engelwelt. Christliche Tugen- 


153 


den. Altes und neues Testament. Johan- 
nesblumen. Marienblumen. Kalender der 
Heiligen. Sünde, Tod und Teufel u. s. w. 
Da den Namen der Verfasserin auch eine 
Schriftstellerin trägt, welche bei der alt- 
lutherischen orthodoxen Partei sehr beliebt 
ist, indem ihre Erzählungen eine fromme 
Richtung haben, (übrigens besser und jun- 
gen Damen dienlicher sind als viele andere 
Unterhaltungslectüre), so sind sie bei den 
Freisinnigen nicht beliebt, werden sogar mit 
Unrecht für bedenklich gehalten. Auch diese 
Capitelüberschriften können leicht so ge- 
deutet werden, als sei das Buch von dieser 
frommen Dame und habe orthodoxe Zwecke. 
Dem ist aber nicht so und wir finden wei- 
ter hinten auch eben so gut weltliche Ueber- 
schriften, sogar zuweilen ein Körnchen Hu- 
mor. Die Ueberschriiten sind einfach durch 
den Anklang der Namen gebildet, z. B. Je- 
hovablümchen, Christwurz u. s. w. Gänse- 
blümchen (mit einem Bild, wo eine Gans 
das Blümchen im Schnabel hält, Taubenkopf 
(Cucubalus), eine Taube als Nachbarin der 
Gans in der Gruppe) u. a. m. — Schliess- 
lich empfehlen wir das nette Buch Damen 
und Kindern als lehrreich und amüsant zu- 
gleich. J. 


6) Der rationelle Weinbau oder die 
Lehre von den Organen, der Ernäh- 
rung und dem Wachsthum des Wein- 
stocks, mit Eintheilung und Charak- 
teristik der Rebensorten; von der 
Stockvermehrung durch Reben und 
Samen, von der Anpflanzung, der 
Stockbildung, vom Rebenschnitt und 
der Erziehung des Weinstocks, von 
den Weinstocksschäden und den Ar- 
beiten am Rebstock, sowie vom Wirth- 
schaftsbetriebe des Weinbaues. Von 
Bernhard Marak und unter Mitwir- 
kung von Friedrich Marak. Mit 
Atlas von 13 Foliotafeln und 163 Ab- 
bildungen. Weimar 1870. Verlag von 
Bernhard Friedrich Voigt. 


Unter diesem überlangen Titel finden 
wir ein fleissiges, höchst bedeutsames Werk, 
welches so viele eigenthümliche Vorzüge in 
sich vereinigt, dass es nicht nur neben den 


* 


154 


besten vorhandenen Büchern über Weinbau 
bestehen kann, sondern auch in manchen 
Dingen den Vorzug verdieut. Das in neue- 
rer Zeit so vielfach gemissbrauchte und be- 
sonders in landwirthschaftlichen Schriften 
falsch angewendete Wort rationell kommt 
diesem Buche mit Recht zu. Es beschreibt 
nicht blos, gibt nicht nur Culturanweisungen, 
sondern rechnet auch, gibt einen Wirth- 
schaftsplan, zeigt, wo und wie der Weinbau 
etwas einbringt und gutes Product erzeugt 
und wo nicht, gibt sorgfältige Beobachtun- 
gen über den Ertrag gewisser Sorten und 
gewisser Culturarten mit Berücksichtigung 
von Lage und Boden. Kurz das Buch be- 
handelt den Weinbau in so „rationeller“ 
Weise, wie neuerdings in den bessern Wer- 
ken über Landwirthschaft. Ob diese Be- 
rechnungen und Schlüsse immer richtig 
sind, müssen wir den Verfassern zu verant- 
worten überlassen. Die Abbildungen in dem 
zugehörigen Atlas sind sehr instructiv ge- 
halten und oft ist die Schönheit der Deut- 
lichkeit geopfert, indem blos Linien ange- 
geben sind, was auch vollkommen genügt. 
Sie stellen nicht nur alle Arten des Wein- 
abschnitties und der Stockbildungen vor, 
welche irgendwo mit Vortheil angewendet 
worden sind, darunter uns ganz neue, son- 
dern auch ganze Pflanzungen (Weinberge) 
mit der Stellung und geometrisch bestimm- 
ten Entfernung der Rebstöcke, je nach Sorte 
und Lage; ferner den Neigungswinkel der 
Abhänge gegen verschiedene Himmelsgegen- 
den u. s. w. Wir möchten das Buch gerne 
ein „östreich’sches“ nennen, nach der Hei- 
math des Verfassers in Niederöstreich und 
zwar im guten Sinne des Wortes. Wenn 
auch Oestreich noch keine Rheingauer Weine 
erzeugt hat, so ist doch dort der Weinbau 
eigentlich viel verbreiteter als im Westen 
Deutschlands und man hat dort viele Erfah- 
rungen gesammelt, woran man anderwärts 
nicht gedacht hat. Dabei ist jedoch das 
Buch keineswegs provinziell, sondern hat 
die besten Werke des Auslandes zur Ver- 
vollständigung benutzt. Da der Inhalt so 
lang und vielseitig ist, dass man ihn nicht 
kurz wiedergeben kann, so möge hier noch 
ein auf denselben bezüglicher Auszug aus 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


dem Vorwort Platz finden. Es heisst darin: 
„Der erste Abschnitt umfasst als einleiten- 
der Theil eine allgemeine Charakteristik 
des Weinstockes nach seinen naturhistori- 
schen Merkmalen, seinem Vorkommen und 
seiner Verbreitung und den allgemeinen Be- 
dingungen seiner Entwickelung nach den 
Grundsätzen der Pflanzenphysiologie — und 
die Eintheilung (Classification) der bekann- 
testen Rebensorten nach Classen, Ordnungen, 
Gruppen und Arten im Sinne des von den 
anerkanntesten Autoren angenommenen Sy- 
stems. Daran reiht sich die Eintheilung der 
einzelnen Rebsorten nach der Art ihrer Ver- 
wendung mit Rüchsichf auf Traubengrösse, 
Reifezeit und Triebkraft. — Der zweite Ab- 
schnitt ist der speciellen Naturgeschichte des 
Weinstockes gewidmet und umfasst in der 
Lehre vom innern und äussern Bau des 
Weinstockes: 1) den anatomischen Bau und 
die physiologische Bedeutung der Elemen- 
tarorgane; 2) den Bau, die Entwickelung 
und Bestimmung der äusseren Organe nach 
ibrer Unterscheidung als vegetative, dann 
in Fortpflanzungs- und Vermehrungsorgane 
mit der den Functionen der Organe entspre- 
chenden Darstellung des Ernährungspro- 
cesses. — Die weiteren 4 Abtheilungen be- 
handeln die Grundsätze der Rebenzucht nach 
den herrschenden Cultursystemen und zwar 
die Regeln für die Anzucht der Reben, 
Behandlung der Setzreben; das Einpflanzen 
nach den bewährtesten Methoden; den Re- 
bensatz mit der Differenzbemessung nach 
dem Schattenwinkel der Stockhöhe im Reihen- 
satze; für die Umbildung des Schösslings in 
den Stamm und dessen Ueberführung in das 
Kopf- und Schenkelformsystem , die Heran- 
bildung der gebräuchlichen Stockformen 
durch die verschiedenen Methoden des Re- 
benschnittes und der Stockerziehung. — Der 
7. Abschnitt ist den Krankheiten des Wein- 
stockes, den sonstigen Beschädigungen des- 
selben und den durch Erfahrung erprobten 
Mitteln der Abwehr und des Schutzes ge- 
widmet, wärend der 8. Abschnitt die Arbei- 
ten für die Weinstockspflege im Jahreslauf 
nach den Arbeitsepochen des Jahres einge- 
theilt zusammenfasst. Im 9. Abschnitte hat 
es der Verfasser versucht, die Grundsätze 


IV. Literatur. 


der landwirthschaftlichen Wirthschafts - und 
Betriebslehre in ihrer Anwendung auf den 
Weinbaubetrieb darzustellen, durch möglichst 
eingehende Erörterungen der Bedingungen 
für die technische Einrichtung der Weinan- 
lagen; der Bodenausnutzung und darauf ge- 
gründeten Düngerbemessung ...... ; sowie 
endlich durch Entwickelung des Löhnungs- 
massstabes für Arbeiter und für Winzerfa- 
milien mit und ohne Grundnutzung.“ — Der 
Reichthum des Buches ist in diesen wenigen 
Worten hinlänglich angedeutet. Auf eine 
Kritik einzelner Dinge können wir nicht ein- 
gehen. Aber wenn wir dabei auch Fehler 
auffänden, so würden wir dennoch das schön 
ausgestattete Werk jedem dem Fortschritt 
ergebenen Weinbauer angelegentlich em- 
pfehlen. J. 


7) Der Privatgarten in. moderner 
Weise. Eine Andeutung, die Privat- 
gärten vermittelst der Zierbäume, Zier- 
sträucher, Blumen- und Blattpflanzen, 
Obstbäume, Fruchtsträucher und Ge- 
müse nach moderner Weise anzulegen, 
umzugestalten und zu bepflanzen, 
nebst allgemeiner Beschreibung und 
Culturangabe der dabei erwähnten 
Gewächse. Von Ludwig Schröter. 
Cöthen, Paul Schettler 1870. 


Der Titel gibt den Inhalt des kleinen 
Buches fast vollständig und spricht auch die 
Tendenz schon aus, dass der moderne Gar- 
ten — darunter versteht der Verfasser Gär- 
ten in landschaftlicher natürlicher Form — 
der allein berechtigte sei. Darüber liesse 
sich streiten und sicher ist gerade im Haus- 
garten oder Privatgarten (was wir für das- 
selbe halten) die Regelmässigkeit recht oft 
an ihrem Platze. Wir sind aber selbst der 
Meinung, dass kleine Privatgärten recht gut 
landschaftlich sein können, wenn man davon 
das Gemüse und die künstlich geformten 
Obstbäume ausschliesst. Dies will aber der 
Verfasser nicht und er legt gerade eine 
Lanze für die Einführung der Gemüse im 
Schmuckgarten ein, will das Gemüse förm- 
lich mit den Zierpflanzen verschmelzen. Wir 
und wohl fast alle unbefangenen, wirklich 


erfahrenen Sachverständigen halten eine 


155 


solche Vereinigung für unschön und unprak- 
tisch und denken, die Schönheit sowohl als 
der Nutzen werden mehr gewinnen, wenn 
Gemüse und Schmuckpflanzen getrennt blei- 
ben. Das Bestreben, die alten hässlichen 
Privatgärten, deren es noch in jeder Stadt 
in Menge gibt und die besonders in kleine- 
ren Städten allgemein sind, zu modernisiren, 
ist nur lobenswerth zu nennen und der Verf. 
zeigt Geschmack und gute Beobachtungs- 
gabe. Im Allgemeinen wird der richtige 
Weg vorgezeichnet und zwar in einer 
Sprache, die für noch ganz unerfahrene 
Dilettanten berechnet ist und überzeugen 
will. Dies wird in vielen Fällen gelingen, 
in anderen aber wird der Leser rathlos 
stehen. Es kann dies nicht anders sein, 
denn wenn in einem kleinen Buche einzelne 
Dinge ganz vollständig und weitläufig er- 
zählt werden, (eigentlich die rechte Art für 
Leute, die gar nichts verstehen), so müssen 
andere zu kurz wegkommen. Enthält doch 
die kleine Schrift die Beschreibung einer 
ganzen Menge von Zierpflanzen, so vollstän- 
dig, go dass manche eine halbe Seite ein- 
nimmt (z. B. Abies nobilis, wobei sogar die 
Anzucht aus Samen angegeben ist). Wo will 
da Raum für andere Dinge herkommen ? 
Wir halten dies für einen Fehler, obschon 
die Beschreibungen treffend und die Cultur- 
angaben richtig sind. Alles an seinem rech- 
ten Platze: das muss des Schriftstellers erste 
Regel sein. Das richtige Verhältniss sollte 
der Verfasser, nachdem er schon so viele 
Bücher geschrieben, endlich kennen gelernt 
haben. Ist die Anleitung im Allgemeinen 
gut, so ist es nicht auch die Auswahl der 
Pflanzen. Wer sich so enge Grenzen setzt, 
darf auch nicht Pflanzen empfehlen, welche 
der kleine Privatmann nicht gebrauchen, 
nicht haben kann. Und an grosse Privat- 
gärten hat doch der Verfasser nicht gedacht? 
Er schreibt für kleine Leute, setzt aber die 
Mittel und Pflanzenschätze grosser Gärten 
voraus. Uebrigens wird das Buch eine gute 
Wirkung nicht verfehlen und wir machten 
die Ausstellungen daran nur aus dem Grunde, 
um vor Fchlgriffen zu bewahren. 


156 


8) O0. Heer, die neuesten Entdeckungen 
im hohen Norden. Zürich 1869 bei 
Fr. Schulthess. 

Der geehrte Verfasser bespricht zunächst 
die Whymper’sche Expedition nach Grönland. 
Grönland ist gegenwärtig ganz vergletschert, 
ein ungeheures Gletschermeer deckt Berg 
und Thal und schiebt seine Gletscher in das 
Meer hinaus. Nur an den Küsten, auf den 
Halbinseln und kleinen Inseln ist das Land 
noch stellenweise eisfrei, so auf der von 
einem 6000 Fuss hohen Gebirge durchzoge- 
nen Halbinsel Noarsoak. In diesem Gebirge 
fisden sich in einem braunrothen stark eisen- 
haltigen Gestein zahlreiche fossile Pflanzen 
eingebettet, die zu sammeln der Zweck von 
Whymper war. Auf der Insel Disco wurden 
fossile Pflanzen in Sandstein eingebettet ge- 
funden, sowie grosse Braunkohlenlager. 

Nach diesen von Whymper gesammel- 
ten fossilen Pflanzen, sowie nach anderen 
die Heer von früheren Expeditionen erhielt, 
schildert Heer die frühere Flora Grönlands, 
dieses jetzt ganz mit einem hohen Eismeer 
bedeckten Landes, in der folgenden Weise: 

„Zur Zeit als die Sandsteine abgelagert 
wurden, muss im hohen Norden ein ausge- 
dehntes Festland bestanden haben. Damals, 
zur Zeit der miocenen oder Tertiär-Periode, 
herrschte in Deutschland und der Schweiz 
ein subtropisches Klima. In den immergrü- 
nen Lorbeerwäldern und Palmenhainen lebte 
eine reiche Thierwelt, nach Typen, die jetzt 
nur in der warmen und heissen Zone vor- 
kommen. Nach Norden veränderte sich aller- 
dings das Bild, doch fand sich in Grönland 
bei 70° n. Br. noch eine Flora, die mit der 
jetzigen vom Norden Italiens verglichen 
werden kann. Riedtgräser und Schilirohre 
wuchsen zwischen mächtigen Sumpfeypressen 
(Taxodium distichum) in den Morästen, aus- 
serdem fanden sich daselbst aber auch noch 
wie jetzt bei uns Birken, Erlen, Pappeln und 
Sparganien und Menyanthes streckten ihre 
Blumen aus dem Wasser hervor. 

Im Walde herrschte ein wunderbarer 
Reichthum an Baum- und Strauchformen. 
Am häufigsten war ein mächtiger Nadelholz- 
baum (Sequoia Langsdorfii), verwandt den 


Riesenbäumen dCaliforniens.. Ebenso ein 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Zapfenbaum mit breiten farnartigen Blättern 
(Salisburia adiantoides). Sehr zahlreich wa- 
ren die Laubbäume vertreten und während 
unsere Waldungen nur 2 Eichen - Arten ber- 
gen, enthielten die Waldungen Grönland’s 
deren 9 und von diesen hatten 4 immergrüne 
Blätter. Ferner fanden sich 2 Buchen, 1 
Kastanie, 2 Platanen, 3 Juglans, ausserdem 
Magnolien, Sassafras, Amber-Bäume (Liqui- 
dambar) und selbst 2 Ebenholz-Bäume (Dios- 
pyros). 

Das Strauchwerk bildeten Corylus, Rhus, 
Cralaegus, Iex, Rhamnus, zwischen denen 
Weinreben, Epheu und die Sarsaparilla an 
den Baumstämmen emporrankten. 

Dann bespricht Heer die Resultate der 
von Schweden im Jahre 1868 nach Spitz- 
bergen entsendeten Expedition, an der aus- 
ser Professor Nordenskiöld, Malmengren und 
Fries noch 5 andere Naturforscher Schweden’s 
Theil nahmen. Zunächst berührte diese Ex- 
pedition die Bären-Inseln, deren graue kahle 
Berge eine sehr sparsame und ärmliche Ve- 
getation aufweisen, während dort Steinkoh- 
lenlager entdeckt wurden und in den solche 
umschliessenden Steinschichten eine Menge 
fossiler Pflanzenarten aufgefunden wurden. 

Von den Bären-Inseln ging die Expedi- 
tion nach .der Westküste Spitzbergen’s, wo 
mehrere Wochen zur Untersuchung des Lan- 
des verwendet wurden. Die Küsten Spitz- 
bergen’s sind ein zerrissenes wildes Land 
und Meerzungen (Fiords) greifen tief in das 
Land hinein, während wilde zackige Glet- 
schermassen in diese Fiords münden. Auf 
der Südseite der grossen Eisfiords zeigten 
sich an einzelnen geschützten Stellen Colo- 
nien schönblühender Alpenpflanzen, so in 
einen grünen Moosteppich eingestreute Büsche 
von Silene acaulis, Polemonien, Saxifraga 
oppositifolia, Dryas, Papaver und andern 
zierlichen Gewächsen. Der Sommer ist dort 
sehr angenehm. Früher fuhren im Sommer 
jährlich Hunderte von Schiffen dahin, welche 
dem Wallfischfang oblagen und am Strande 
in Bretterbuden wohnte die Mannschaft. Jetzt 
ist der Wallfisch in diesen Meeren schon 
fast ausgerottet und nur noch wenige Schiffe 
gehen dahin, um den weissen Delphin zu 
fangen. 


” BEN IV. Literatur. 


Während die andern Naturforscher in 
ihren Richtungen sich fleissig beschäftigten, 
untersuchten die Geologen Nordenskiöld und 
Nauckoff die Gebirgsformationen und sammel- 
ten an der Westspize des Eisfiöürds am Cap 
Steratschin in einem schwarzen Schiefer zahl- 
reiche fossile Pflanzen. Im September machte 
Nordenskiöld den Versuch, weiter nach Nor- 
den vorzudringen und kam bis 81!/,0 n. Br., 
dem höchsten Punkt nach Norden, der über- 
haupt von einem Schiff bis jetzt erreicht 
worden ist. Von hier aus musste nach ver- 
geblicher Anstrengung, weiter nach Norden 
vorzudringen, die Rückreise angetreten 
werden. 

Die Fragmente von fossilen Pflanzen, 
‚welche die Expedition in grosser Menge mit- 
gebracht, lassen Heer nun zu den folgenden 
Schlüssen über die Bären-Inseln und Spitz- 
bergen kommen: 

„Die Flora war daselbst zur Steinkoh- 
lenzeit fast ganz übereinstimmend mit der 
gleichzeitigen Mittel- und Südeuropa’s. 

Calomiten (Bäume von der Tracht der 
Schachthalme und Casuarinen), Sigillarien 
(hohe Bäume mit säulenförmigen schön ge- 
zierten Stämmen, die auf der Spitze der 
Zweige grosse Büschel langer schmaler 
Blätter trugen, rur entfernt mit unseren Ly- 
copodiaceen verwandt) und Lepidodendren 
bildeten den Hauptbestand der Waldungen. 
Nach der Steinkohlenzeit ist Spitzbergen 
wieder in’s Meer versunken, wie der Mu- 
scheln und Meerihiere enthaltende Kalk zeigt, 
der die Steinkohlenlager deckt, Zur Tertiär- 
zeit endlich deckte Spitzbergen eine ähnliche 
Flora, wie solche oben von Grönland ge- 
schildert wurde, doch scheinen in Spitzber- 
gen die Nadelhölzer noch mehr als in Grön- 
land dominirt zu haben, 

Auf die Tertiärzeit folgte die Eiszeit, 
die im hohen Norden wie in ganz Europa, 
Mittel- und Nordasien die Pflanzen des mil- 
den Klima’s verrichtete. Während aber auf 
dem Continent der Eiszeit die klimatischen 


157 


Verhältnisse der Jetztzeit folgten, behielt der 
hohe Norden das kalte Klima, unter dessen 
Einfluss Spitzbergen und Grönland jetzt noch 
mit mächtigen Gletschern bedeckt ist und 
die Baumvegetation dort wie es scheint für 
immer vernichtet ist. 

In einer andern kleinen Schrift über die 
„Miocene Flora der Polarländer* 
hatte Heer sich früher schon einlässlicher 
über die Flora der Tertiärzeit jener im hohen 
Norden liegenden Gebiete ausgesprochen. 
Damals kannte Heer schon 162 Arten der 
Pflanzen, die jene Länder bevölkerten und 
unter diesen 128 holzartige Gewächse. Unter 
den Nadelhölzern Tannen, Föhren, Fichten, 
den noch jetzt lebenden Arten Amerika’s 
verwandt. Ferner waren die Gattungen Se- 
quoia, Taxodium, Thujopsis, Glyptostrobus 
aus der Familie der Coniferen vertreten. 
Unter den Buchen (Fagus) war eine ziem_ 
lich häufige Art, unserer gemeinen Buche 
nahe verwandt. Von Quercus sind 8 Arten 
aufgefunden, welche mit noch jetzt in Nord- 
amerika lebenden Arten ähnlich. Am häu- 
figsten von allen Laubbäumen waren 2 Pap- 
peln, Weiden dagegen selten, ferner waren 
Platanen, Liriodendron, Birken, Ahorn, Mag- 
nolien und Linden vertreten. Zu ihnen ge- 
sellten sich einzelne unserer nördlichen Halb- 
kugel jetzt fremde Holzgewächse, die der 
Familie der Proteaceen anzugehören scheinen. 

Heer bespricht hier auch die verschie- 
denen Hypothesen über diese gewaltige Um- 
änderung des Klimas im hohen Norden und 
hält eine schon früher von ihm vertheidigte 
Ansicht als die wahrscheinlichste fest, dass 
unsere Erde, indem sie mit dem ganzen 
Sonnensystem den Weltenraum durchsegelt, 
im Laufe der Jahrtausende auch solche Par- 
thien des Weltenraumes berühre, wo bald 
mehr bald weniger Sterne und also auch 
eine verschiedene Temperatur, die wieder 
ihren Rückeinfluss auf die Erde ausübe. 

(E. R.) 


158 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Vv. Personalnotizen und Neuestes 


1) Strassburg, den 15. November |und forstwirthschaftlichen undhor- 


1869. Heute starb dahier nach fast einjäh- 
rigem schweren Leiden Proiessor Friedrich 
Kirschleger. Derselbe wurde am 6. Ja- 
nuar 1804 in Münster, Oberrhein, geboren, 
Seine Studien machte er am protestantischen 
Seminar und arbeitete einige Zeit unter der 
Leitung des Professors der Botanik Chr. 
Nesiler zu Strassburg. Später begab er sich 
nach Paris, wo er Medicin studierte und 
praktizirte dann als Doctor Medicinae in sei- 
ner Vaterstadt als praktischer Arzt. Im J. 
1834 wurde er zum Professor an der Phar- 
macieschule und zum Agrege der medicini- 
schen Facultät in Strassburg ernannt. 

Die erste botanische Arbeit Kirschleger’s 
war eine Aufzählung der Elsässischen Pflan- 
zen. Bald darauf erschien sein Prodrome 
de la flore d’Alsace und nach dem sein 
Hauptwerk: die Flore d’Alsace in 3 Bänden 
in den Jahren 1852 — 1862. Eben mit der 
Bearbeitung einer zweiten Auflage dieser 
Flore beschäftigt, überraschte ihn der Tod, 
ala kaum der 1. Theil des Buches beendigt 
war. (h) 


2) Am 7. Nov. 1869 starb zu Prag 
Dr. Rob. Hoffmann, Professor der aualy- 
tischen Chemie am dortigen Polytechnicum, 
den Botanikern durch seine Jahresberichte 
über die Fortschritie auf dem Gesammtge- 
biete der Agricultur-Chemie 1858—1868 vor- 
theilhaft bekannt. (h) 


3) Am 15. Jan. d. J.starb zu Schnep- 
fenthal in Thüringen Professor Dr. Otmar 
Harald Lenz in einem Alter von 71 Jah- 
ren. Als Lotanischer Schriftsteller ist er 
bekannt durch seine „Gemeinnützige Natur- 
geschichte“, durch sein Buch über die nütz- 
lichen und schädlichen Schwämme, für welches 
ihm Fries seine Anerkennung durch die Wid- 
mung der Agaricinen-Gattung Lenzites aus- 
sprach, und durch seine „Botanik der alten 
Griechen und Römer*. (F. v. H.) 


4) Im Herbste des laufenden Jahres soll 
in Wien eine Ausstellung von land- 


ticolen Sämereien stattfinden mit dem 
Zwecke: einen Ueberblick zu haben über 
alle bis jetztin Oesterreich gebauten Garten-, 
Land- und Forstwirthschalts-Sämereien; — 
zu ermitteln, welche Personen sich mit Er- 
folg der Samenzucht und dem Samenhandel 
widmen und schliesslich um durch diese 
Ausstellung einen Uebergang zu künftigen 
Samenmärkten anzubahnen. — Dieser Aus- 
stellung wird das K.K. Ackerbau-Ministerium 
eine Subventiou von 1500 fl. und mehrere 
Siaatspreis-Medaillen zur Verfügung stellen. 
(S—T.) 


5) Hr. Dr. Syrski, Mitglied der ost- 
asiatischen Expedition, ist von seiner Reise 
zurückgekehrt und hat ausser einigen Car- 
tons von Cupaneser Grains auch noch eine 
grössere Anzahl von Gemüsesämereien aller 
Art aus verschiedenen Gegenden von Japan 
mitgebracht. Diese werden insgesammt mit 
einigen aus Yokohama gebrachten lebenden 
Pflanzen dem Hrn. Prof. Fenzl zur Bestim- 
mung und zu Einleitung zu Anbauversuchen 
übergeben. 

Hr. Bar. Ransonnet, ebenfalls Mitglied 
besagter Expedition, hat eine Anzahl von 
in Japan gebauten Sorghum-Arten eingesen- 
det, die den Landwirthschaftsgesellschaften 
in Görz, Triest, Rovigno und auch in Bozen 
zu Anbauversuchen mitgetheilt werden. — 

Hr. Dr. Scherzer hat eine Sendung 
avisirt von verschiedenen in Bangkok (Siam.), 
Canton, Pecking, Yeddo, Yokohama ange- 
kauften und erworbenen landwirthschaftlichen 
Geräthen, die für das Wiener landwirthschaft- 
liche Museum bestimmt sind, (S—r.) 


6) Ausstellungen in Frankreich. 
Im Mai (22.--24.) d. J. wird in Versailles 
auch eine Ausstellung von Gartenbau-Pro- 
ducten und Geräthen stattfinden, wobei der 
erste Preis, eine goldene Medaille, für das 
schönste Exemplar eines baumförmigen He- 
liotropiums,, der zweite Preis, eine silberne 
Medaille, für die schönsten Reseda-Pflanzen 
in Topf bestimmt sind, ausserdem sind noch 
108 Preise angegeben. (S—r.) 


\ 


V. Personalnotizen und Neuestes. 


7) [Skizze]. Franz Unger, geboren 
im Jahre 1800 zu Leiterbach in Steiermark, 
widmete sich anfangs den juridischen Stu- 
dien, wendete sich aber dann der Mediein 
zu, deren Studium er in Wien begonnen 
und in Prag beerdet hatte. Ohngeachtet der 
damaligen polizeilichen Schwierigkeiten reiste 
U. ohne Pass nach Deutschland, verkehrte 
dort viel mit Studenten, welche den Burschen- 
schaftskreisen angehörten und theilweise an 
der Ermordung Sand’s betheiligt waren; in 
Folge dessen wurde U. nach seiner Zurück- 
kunft drei viertel Jahre lang gefangen ge- 
halten — der Metternich'schen Polizei war 
U.s Verkehr nicht unbekannt! — Im Fürst 
Colloredo’schen Hause nahm U. dann die 
Stelle eines Hauslehrers an und im Jahre 
1827 wurde er zum Doctor der Mediein pro- 
movirt. Die ersten drei Jahre weilte U. als 
praktischer Arzt in Stockerau (nächst Wien), 
dann übersiedelte er nach Tirol (Kitzbich]) 
und im Jahre 1833 endlich wurde er als 
Professor am Johanneum zu Gratz und im 
Jahre 1850 an der Universitätzu Wien; vom 
Jahre 1366 lebte er in Gratz in Pension. — 
Von Interesse sind die Kämpfe, die U. mit 
dem Clerus zu bestehen hatte, er wurde un- 
ausgesetzt verdächtigt, beaufsichtigt und ver- 
folgt, er wurde als ein Verführer der Jugend 
denuneirt. — Unger trat immer für die Sache 
der Freiheit ein, wie es namentlich aus sei- 
nen Vorlesungen über „die Geschichte der 
Schöptung“ und aus seiner Rede, die er als 
Präsident des naturwissenschaftlichen Ver- 
eins in Gratz hielt, sich erwiesen hatte. — 
An dem zu Ehren Vogit’s gegebenen Ban- 
quette am 12. Februar d. J. konnte er we- 
gen mehrtägiger Indisposition (Hexenschuss) 
nicht theilnehmen — am darauffolgenden 
Morgen wurde erim Bette todt gefunden. — 
Am 8. Febr. hatte U. den Dr. Holzinger über 
einen Vortrag consultirt, den er am 26. unter 
dem Titel „Katholische Botanik“ im natur- 
wissenschaftlichen Vereine halten wollte. 


(S—t.) 


8) Oxycoccus macrocarpusPers. 
Amerikanische grossfrüchtige Moosbeere. Es 
ist von dieser Pflanze, welche allgemeiner 


159 


unter dem Namen Vaccinium macrocarpum 
Ait. oder unter dem englischen Namen 
„Crawberry“ bekannt ist, kürzlich durch 
unsern deutschen Landsmann Hrn. Dr. Sied- 
hof in North-Hoboken eine grössere 
Zahl von Früchten und auch von Pflanzen 
nach Europa gekommen. Die Gartenflora 
wird in Kurzem eine Abbildung dieser Pflanze 
bringen und solche dann einlässlicher be- 
sprechen. Unsern Lesern zur Autklärung 
sei heute nur bemerkt, dass O. macrocarpus 
unserm O. palustris Pers. (Vaccinium Oxy- 
coccos L., Moosbeere, Gluchwa (Russisch)) 
sehr ähnlich ist. Wie diese letztere Pflanze 
bei uns in Sümpfen auf Polstern des Sumpf- 
mooses wächst und ihre dünnen fadenför- 
migen Aeste und Zweige nach allen Seiten 
niederliegen und wurzeln, ganz so wächst 
OÖ. macrocarpus in den Sümpfen Nordame- 
rika’s. — 

Wenn diese Pflanze also in der nächsten 
Zukunft anempfohlen wird, dann täusche 
ınan sich nicht, denn in gewöhnlichen Gär- 
ten wird dieselbe nicht wachsen. Aber in 
den Ebenen Norddeutschland’s und über- 
haupt überall da, wo ungefähr 1 Fuss unter 
der Oberfläche des Bodens Grundwasser 
steht, wird man solche anbauen können. Es 
können mithin natürliche Sümpfe für deren 
Cultur benutzt werden, denn künstliche für 
solche herzustellen dürfte sich kaum der 
Mühe lohnen. — 

Die Beeren sind denen der Sumpfbeere 
ähnlich, aber bedeutend grösser (von der 
Grösse einer Büchsenkugel), sind kugelrund 
oder, bei einer Abart länglich, gelb und mit 
rother Deckfarbe bald ganz, bald nur theil- 
weise überzogen. Bei einer Abart sind die 
Beeren tief blutroth. Das Fleisch der Bee- 
ren ist schwammig, weiss oder röthlich und 
besitzt den gleichen stark sauern Geschmack 
wie das unserer Moosbeere. 

In Nordamerika ceultivirt man melırere 
Abarten der Crawberry in ziemlich grossem 
Massstabe. Die reifen Beeren weıden mit 
wenig Wasser langsam abgekocht und die 
Schaalen dann mittelst eines Durchschlages 
abgesondert. Versüsst dienen sie so als 
Compott, zu Saucen, Kuchen u. =. £. 

(E. R.) 


160 


9) Petersburg, Anfang April. An- 
fang des Winters mild, im Januar starke 
Kälte und fiel das Thermometer bis auf 
— 34% Cels. März und Anfang April bestän- 
dig hell, ein blauer italienischer Himmel, 
schöne warme Sonne des Tages, Nachts fiel 
aber das Thermometer stets auf — 3° bis 
— 120 Cels. — So verschwand der Schnee 
allmälig. Erst den 2./14. April hatten wir 
in Petersburg die erste frostfreie Nacht bei 
mildem Südwinde, trotzdem hatten sich an 
sonnigen Stellen schon am 1. April die Blu- 
men von Galanthus und Tussilago Farfara 
im freien Lande geöffnet. 

In Petersburg scheint der kalte Nach- 
winter und die Fröste auf den offenen Bo- 
den wenig geschadet zu haben. Dagegen 
hörten wir von Riga Klagen, dass die feine- 
ren Obstsorten sämmtlich gelitten hätten. 

Aus Moskau, Woronesch ete. liegen uns 
ähnliche Witterungsberichte vor. 

In Tiflis trat Anfang (Mitte) März eine 
tropische Hitze ein. Den Winter hindurch 


fand fast kein Wasser- oder Schneefall statt, | 


so dass schon Anfang März die Quellen und 
Bäche sparsam flossen, weshalb man den 
empfindlichsten Wassermangel für den Som- 
mer befürchtet. Am 26. Februar blüheten 
Primula und Mandelbäume, am 2. März Ul- 
mus und Fraxinus und am 6./18. März Pru- 
nus, Nonnea lutea, Erdbeeren, Hyaecinthus, 
Lonicera chinensis und Cyclamen Coum 
hatten schon abgeblühet. (E. R.) 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


S: IH BR RGE 


10) Der Gartenbau-Verein in Potsdam 
hat einen Jahresbericht veröffentlicht über 
die in den 27 Sitzungen desselben gehalte- 
nen Vorträge. (E. R.) 


11) Die „Societe Imperiale et Centrale 
d’Horticulture de France zu Paris“ veranstal- 
tet am 27, Mai und am 20. Juni dieses Jah- 
res im Palais de l’Industrie auf den Elisei- 
schen Feldern Blumenausstellungen. 


(E. R.) 


12) Der Berliner Gärtner-Verein 
hat seinen Bericht für 1869 vertheilt. In 
den Sitzungen desselben wurden 48 Vor- 
träge gehalten. Die 3 besten Vorträge sol- 
len für die Folge prämirt werden. Ausser- 
dem waren Lehrceurse eingerichtet worden 
und so that der Verein alles was in seinen 
Kräften stand, um zur Heranbildung tüch- 
tiger gebildeter Kräfte unter den Fachge- 
nossen das Seinige beizutragen. (E. R.) 


13) Anfangs Januar waren in Adelaide 
in Australien so heisse trockene Winde ein- 
getreten, dass alle Pflanzen aus kühleren 
Klimaten, so die Neuseeland’s, bedeutend 
litten und theilweise wie versengt waren. 


(E. R.) 


. Originalabhandlungen. 


1) Abgebildete Pflanzen. 


a) Paneratium speciosum Salsb. 


(Siehe Tafel 652.) 


Aımaryllide'ae. 


P. speciosum Salsb, in Linn. trans. 
II. 73, tab. 12. — Bot. Mag. tab. 1458. 
— Willd. spec. II. 44. — Redoute Lil. 
VII. tab. 412. — Hymenocallis speciosa 
Salsb. in Hort. trans. I. 340. — Knth. 
enum. V. 664. — Foliis elliptico-lanceo- 
latis, in petiolum canaliculatum attenua- 
tis, aculis; scapo compresso, ancipiti; 
foliis breviore, plurifloro (7—15 floro); 
floribus breviter pedicellatis; spatha 
diphylla; coronae sinubus ligula bifida ; 
ovarii loculis biovulatis. — 

Wir gaben die Abbildung dieses 
aus Westindien stammenden und seit 
langer Zeit in unsern Gärten eingeführ- 
ten Zwiebelgewächses, weil wir diese 
schöne Pflanze als eine derjenigen em- 
pfehlen können, welche nicht nur zu den 
schönsten ihres Geschlechtes gehört, 
sondern weil solche auch im warmen 
Wohnzimmer cultivirt, besser als im Ge- 


Winter die köstlich duftenden grossen 
weissen Blumen entwickelt. Fig. 3 der 
beistehenden Tafel gibt die verkleinerte 
Abbildung eines im Zimmer des Refe- 
renten im October zur Blüthe gekomme- 
nen Exemplares, Fig. 2 eine einzelne 
Blume und Fig. 4 ein.einzelnes Blatt in 
Lebensgrösse. Die dunkelgrünen ellip- 
tisch-lanzettlichen, fast fleischigen Blätter, 
die ungefähr 1!/, Fuss lang und nach 
allen Seiten überhängen, machen die 
Pflanze, solche nicht in 
Blüthe, zu einer schönen Decorations- 
pflanze, — in Blüthe rivalisirt dieselbe 
in Bezug auf Schönheit der in reich- 
blumiger Dolde stehenden Blumen und 
den köstlichen starken Geruch derselben 
mit den schönsten Gebilden der Pflan- 
zenwelt. Die Cultur ist sehr einfach. 
Man pflanze in eine lehmige Rasenerde, 
gebe im Sommer zuweilen einen Dung- 


auch wenn 


wächshause gedeihet und jährlich im | guss und gebe der Pilanze einen Stand- 


VI 1870, 


11 


162 


ort im Fenster oder auf einem Tische 
vor dem Fenster in sonniger oder auch 
nur in einer Lage, wo die Sonne we- 
nigstens während eines Theils des Tages 
hinkommt. Liebt ziemlich reichliche Be- 
wässerung und muss jährlich im Früh- 
jahre, ohne die Wurzeln stark zu be- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Während im Zimmer diese Pflanze, 
wenn die Zwiebel erst die gehörige 
Stärke erreicht hat, jährlich blühet, ist 
es selten, dass solche im Gewächshause 
zur Blüthe kommt. In den Sitzungen 
des Petersburger Gartenbauvereins wur- 
den wiederholt Exemplare von Blumen- 


schädigen, in einen etwas grössern Topf | freunden ausgestellt, die im Zimmer zur 


gepflanzt werden. Brutzwiebein, 
sich etwa gebildet haben sollten, werden 
bei dieser Gelegenheit abgenommen und 
in besondere Töpfe gepflanzt. 


bp) Abutilon megapotamicum A. St. 


die | Blüthe gebracht worden waren. 


(E, R,) 


Hil 


(Siehe Tafel 653.) 


Malvaceae 


A. megapotamıcum A. St. Hil. et 
Naud. in Ann. Sc. nat. serie II. tom. 18 
pag. 49. — Flore des serres XV, tab. 
1599. — Abutilen vexillarium E. Morr. 
Belg. hort. anno 1864. oct. — 

Das A. megapotamicum stammt aus 
den Gebirgen der Provinz Rio- Grande 
in Brasilien. Dasselbe ist zwar jetzt 
schon in den Gärten ziemlich verbreitet, 
verdient aber auch einzuwandern in die 
Wohnhäuser aller Pflanzenfreunde, wes- 
halb wir die Aufmerksamkeit unserer 
Leser dieser eben so zierlichen als dank- 
bar blühenden Pflanze zuwenden wollen. 

Dasselbe bildet einen niedrigen 
Strauch von 2—4 Fuss Höhe, mit zahl- 
reichen dünnen, langen und überhängen- 
den Aesten. Blätter aus breiterem herz- 
förmigem Grunde, lang, deltaförmig zu- 
gespitzt, 3—5lappig, gezähnt und fast 
kahl. Blumen auf dünnen herabhängen- 
den Stielen in den Blattachseln. Kelch 
äufgeblasen, 5Skantig, 


Die keilförmigen Blumenblätter hellgelb 
und am Grunde purpur. Das Bündel 
der tiefvioletten Staubfäden überragt die 
gelben Blumenblätter. 

Eine Pflanze von sehr leichter Cul- 
tur, die im Winter eine trockene Luft, 
einen hellen Standort und eine Tempe- 
ratur von 5 bis höchstens 100 R. ver- 
langt. Gedeiht fast in jeder Erde, liebt 
Beimischung von düngenden Bestand- 
theilen und einen von Zeit zu Zeit wie- 
derholten Dungguss. Im Sommer ins 
freie Land gepflanzt bildet solche dichie 
vollblumige niedrige Sträucher. 

Dem Pflanzenfreunde, der kein Ge- 
wächshaus besitzt, empfehlen wir das 
A. megapotamicum zur Cultur im Zim- 
mer als Spalier, wie das die Fig. b un- 
serer Tafel in verkleinertem Maasstabe 
nach einem vom Referenten im Zimmer 


| eultivirten Exemplare zeigt. 


Man weise der Pflanze einen Stand- 


tief purpurroth. | ort in einem sonnigen Zimmerfenster an. 


2, 


I. Originalabhandlungen. 


163 


Wenn im Frühlinge der neue Wuchs | diese Weise schnell, die Zweige hängen 


beginnt, werden die dünnen Triebe am 
Spalier vertheilt und den zu lang wer- 
denden wiederholt die Spitze ausgekneipt. 
Will man wegen des übeln Geruches im 
Zimmer den Dungguss vermeiden, so 
pflanze man in grösseren Topf und mische 
der lockeren Erde reichlich Hornspäne 
bei. Das Spalier bekleidet sich auf 


nach allen Seiten gracil herab und im 
April zeigen sich bereits zahlreiche 
Knospen, worauf die Pflanze fast unaus- 
gesetzt den ganzen Sommer hindurch 
blüht. Im Sommer Standort vor einem 
offenen Fenster oder im Freien auf 
Balkon oder einer Blumentrage. 
(E. R.) 


ce) Clethra barbinervis Sieb. et Zuce 


(Siehe Tafel 654.) 


Ericaceae, 


C. barbinervis Sieb, et Zuec. 


den Nerven haarig und in den Venen- 


Abh. der math. phys. Klasse der Königl. | achseln bartig. Blumen weiss, in spitzen- 


bayr. Ac. d. Wissensch. IV. 3. p. 128. 
Die beistehend abgebildete Pflanze 
gehört zu den Sträuchern Japan’s mit 
fallendem Laube und dürfte gleich den 
Clethra-Arten Nordamerika’s im Klima 
Deutschland’s im freien Lande überdauern. 
Herr Maximowiez, wie der Japanese 
Tschonoski, sendeten dem Kaiserlichen 
Botanischen Garten Samen in grösserer 
Menge ein, der von hier aus vertheilt 
wurde, so dass diese Olethra jetzt schon 
in vielen Gärten sich finden dürfte. 
Blätter gestielt, abwechselnd, aus 
keilföürmigem Grunde verkehrt -länglich 
oval, scharf gesägt, oberhalb kurz rauh- 
lich behaart, unterhalb besonders an 


ständigen Trauben oder Rispen. Blatt- 
stiele, Blüthenstiele und Blüthenstiel- 
chen mit rostfarben schillernder Behaa- 
rung. Bracteen bald abfallend. Staub- 
fäden und Griffel ragen aus der Blume 
hervor. 

Blühet im Juli und wird aus Samen 
fortgepflanzt, der auf mit Wald- oder 
Torferde gefüllte Töpfe ausgesäet wird. 
Später liebt die Pflanze eine ähnliche, 
aber mit Lehm versetzte Erde. 

(E, R.) 


a) Ein Staubfaden mit der Anthere, 
vergrössert. 


%) Die Vögel im Garten. 


Von H. Jäger. 


Sind auch die Vögel nicht wesent- | höhen sie doch seinen Reiz und sind der 
lich nothwendig in einem Garten, so er- | Mehrzahl nach willkommene Gäste, Selbst 


11 * 


164 


der gefrässige Kirschendieb, der Sper- 
ling, hat seine Freunde. Die Vögel sind 
die Lieblinge der Menschen, die poeti- 
schen Gestalten in den Lüften, ihre 
wunderbare Wanderschaft, ihre ewige 
Beweglichkeit, die Art ihrer Fortpflan- 
zung, ihr Nestbau, Schönheit, Beweglich- 
keit und bei vielen Vögeln vertraulicher 
Anschluss an die Menschen, alles dieses 
und noch anderes trägt dazu bei, dass 
den Vögeln der Vorzug unter den Thie- 
ren gegeben wird. A. E. Brehm sagt 
in seinem bekannten Werke: „Illustrirtes 
Thierleben“: „Die Säuger sind die 
Nutzthiere, die Vögel die Vergnügungs- 
thiere des Menschen. Jene müssen zol- 
len und geben, wenn sie vom Menschen 
nicht vertilgt werden wollen, diese ge- 
niessen einen Vorzug vor allen übrigen 
Thieren. Sie besitzen des Menschen 
Wohlwollen und des Menschen Liebe. 
— — — — Sie sind unsere Schooss- 
kinder und Lieblinge“. 

Wenn die Mehrzahl der Stadtbe- 
wohner sich mit dem Kanarienvogel oder 
Papagei im Käfig begnügen muss, so 
sind die Besitzer der Gärten in der 
glücklichen Lage, die liebenswürdigen 
und willkommenen befiederten Gäste 
gleichsam einzuladen, ohne dass ihre 
Bewirthung etwas kostet und dennoch 
belohnen sie durch Gesang, Tänze und 
Luftproductionen, die ihnen Niemand 
nachmacht, die freundliche Einladung. 
Wo nur zwei Bäume zusammen stehen 
und einige dichte Büsche am Boden sich 
ausbreiten, da finden sich selbst in gros- 
sen Städten Vögel ein. Je freier der 
Garten liegt, je mehr er den Vögeln 
Schutz und Nahrung bietet, desto reich- 
licher werden sie sich einstellen. Selbst 
der kleine zwischen den Häusern liegende 
Stadtgarten, obschon von den meisten 
Vögeln gemieden wegen Katzen, Mangel 
an Wasser, Bäumen und Ruhe, wird von 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


den furchtlosen Gartenfinken, den haus- 
liebenden Rothschwänzchen, selbst von 
einigen Arten Grasmücken aufgesucht. 
Es ist gewiss, dass der Mensch die Vö- 
gel anziehen kann, indem er sie nicht 
stört und ihnen einen sichern, sorglosen, 
nahrungsreichen Aufenthalt bereitet. Jede 
Sorge für die befiederten Gartenbewohner 
belohnt sieh reichlich durch immer zu- 
nehmende Bevölkerung, Erhöhung des 
Genusses und grösseren Nutzen. Ich 
werde den letzteren nicht zum Gegen- 
stand meiner Besprechung machen, da 
schon so viel und Gutes über den Nutzen 
der Vögel als Vertilger der Gartenfeinde 
geschrieben worden ist, sondern der 
Zweck dieser Zeilen ist, die Erhöhung 
des Naturgenusses im Garten durch die 
Vögel darzustellen und die Mittel anzu- 
geben, wie dieselben in die Nähe der 
Wohnungen gezogen und darin gefesselt 
werden können. Am meisten sind na- 
türlich die Singvögel geschätzt, und 
wenn auch viele unbedeutende Sänger 
darunter sind, so tragen sie doch zur 
Belebung des Ganzen bei und selbst der 
schleehteste Gesang findet bekanntlich 
Seine Freunde. 

Wir wollen später diejenigen Vögel 
besonders berücksichtigen, welche auch 
den kleinen Garten mit nur wenigem 
Gehüsch und einigen Bäumen besuchen; 
wenn aber von Genuss im Allgemeinen 
die Rede ist, so können wir keine so 
engen Grenzen setzen und müssen auch 
den Park mit in Betrachtung ziehen. 
Grössere Gärten sind meist reicher an 
Vögeln als der Wald und die gemeine 
Landschaft, denn die meisten lieben die 
Nähe der Menschen, besonders aber den 
Schutz, den ihnen der Garten vollstän- 
diger bietet als die offene Landschaft. 

Kaum ist der Schnee geschmolzen, 
so singt auch schon der Goldammer 
(Emmerling), unser treuer Wintergenosse, 


I. Originalabhandlungen. 


165 


sein einfaches Lied von der sonnigen | Mauerloch, singt und paart sich aber 
Baumspitze und bald stimmt der Buch- | erstspäter und wird, so laut und fleissig 


fink mit seinem kräftigen abwechslungs- 
reichen Schlag ein, aber oft gewinnt 
diesen früheren Sängern des Jahres die 
schwarze Amsel (Schwarzdrossel) den 
ersten Frühlingsgruss ab, lenn auch sie 
hält, wenn es ihr nicht an Nahrung iehlt, 
treu den Winter bei uns aus und macht 
sich mit ihrer tiefen Schwärze vor allen 
Vögeln auf dem Schnee bemerklich. Er- 
freut der unbedeutende etwas heissere 
Gesang der Ammer durch seine früh- 
lingskündende Melodie und der Fink 
durch seinen hellen munteren Schlag 
fast zu allen Stunden des hellen milden 
Frühlingstages, so entzückt die Amsel 
dagegen mit ihren tiefen Flöten in den 
frühen Morgen- und späten Abendstun- 
den, selbst an kalten Morgen und Aben- 
den, wenn nur die Sonne oder das Mor- 
gen- und Abendroth um den auserkore- 
nen höchsten Wipfel spieli. Hat der 
Garten einige junge Nadelholzbäume, 
Wachholder, Eiben- (Taxus) Büsche oder 
sonst dichte grüne Gesträuche und gegen 
Wind geschützte Stellen, so lässt fast 
gleichzeitig mit Finken und Amseln, 
sicher aber schon im März, das liebliche 
Rothkehlchen (Kehlröthen) seine schöne 
reine laute Stimme hören, bald leis wie 
Aeolsharfen, bald mit der Stärke des 
Kanarienvogels, ohne sich stören zu las- 
sen, wenn Jemand vorübergeht oder da- 
neben arbeitet. Auch dieser frühe Sän- 
ger überwintert einzeln bei uns, obschon 
die meisten den Winter im Süden von 
Europa zubringer und leider von den 
vogelmörderischen Italienern zu vielen 
Tausenden gefangen und verspeist wer- 
den. Unterdessen kommt die Bachstelze 
(das Ackermännchen), macht vom First 
des Daches unermüdlich seine zierlichen 
Verbeugungen und bittet um ein Plätz- 
chen hinter der Dachriune oder im 


sie auch ihre nicht schöne Stimme er- 
hebt, von anderen Sängern übersungen 
und vom Heer der Sperlinge überschrieen. 
Aber oft werden die Frühlingsboten 
durch einen hässlichen Nachwinter mit 
Schnee wieder zum Schweigen gebracht, 
manche für immer wegen Mangel an 
Nahrung. Ist aber der Schnee nur vor- 
übergehend und die Luft nicht kalt, so 
lässt die Aınsel sich auch an solchen 
winterlichen Tagen hören und der Edel- 
fink schmettert seinen Doppelschlag auch 
aus den beschneiten Bäumen. Im April, 
oft schon früher, kommt die Singdrossel 
(Ziemer , Zippe) und der erste Morgen 
nach ihrer nächlich-winterlichen Reise, 
hört auch schon ihr tiefes Flöten. Hat 
uns schon manchen Morgen die Amsel 
ins Freie gelockt und manchen Abend 
bis in die Dämmerung gefesselt, so stei- 
gert sich der Genuss bei der Singdrossel 
zum Entzücken, denn ihr Gesang ist 
noch viel lieblicher. Man mag sich 
kaum trennen von dem lieblichen Sänger, 
der fast noch länger als die Amsel in 
die Nacht hinein singt. Suchst du die 
singende Drossel, so richte deine Blicke 
immer nach der höchsten Spitze eines 
hohen Baumes, denn sie singt nur über 
allen Wipfeln. Wie köstlich ist bei 
hellem Sonnenschein ein Gang durch 
den buschreichen Garten, auf reinlichen 
trockenen Wegen und welchen Genuss 
bieten dabei die ersten Boten des Früh- 
lings! Besonders genussreich wird der 
Garten, wenn sich viele immergrüne 
Bäume und Sträucher darin befinden, 
denn diese locken nicht nur Vögel an, 
sondern zaubern uns bei warmen Tagen 
gleichsam in die nachkommende schönere 
Jahreszeit hinüber. N 

Bis Mitte April kann man die nach 
und nach ankommenden Vögel einzeln 


166 


beobachten und ihren ersten Gesangs- 
gruss belauschen. Aber gegen Ende 
dieses Monats kommen so viele auf ein- 
mal, das es aus jedem Busche tönt. Sehr 
laut macht sich der kleine Zaunkönig 
(König im Schnee) mit seinem wunder- 
bar lauten Schmettergesang. Er bleibt 
zwar im Winter da, hält sich aber doch 
meist im Walde auf und kommt erst im 
Frühling in Baum- und busehreiche Gär- 
ten. Die Stieglitze und Bluthänflinge 
holen den letzten Samen aus dem tür- 
kischen Hollunder (Syringa), wenn sie 
nicht etwa noch Astersamen und andern 
Blumensamen auf den noch nicht geord- 
neten Beeten oder Wegwart- (Cichorium 
Intybus) und Wegtrittsamen auf dem 
Rasen des Parks finden und zwitschern 
dabei abwechselnd ihr angenehmes Lied. 
Der Grünling (Grünhänfling) weiss, wie 
unbedeutend sein Gesang ist, setzt sich 
deshalb in Masse auf hohe Bäume und 
gibt einen Chorgesang zum Besten, der 
gern und leicht überhört wird. Ebenso 
halten es die Staare, aus deren Chor 
manchmal eine ganz fremde Singweise, 
einem andern Singvogel abgelernt, her- 
austönt. Sobald sich in dem Gebüsch 
ein hellgrüner Schimmer zeigt, bei uns 
in Mitteldeutschland zwischen dem 12. 
und 23. Mai, so weckt dich eines Mor- 
gens heller Nachtigallenschlag unter 
deinem Fenster aus dem Schlafe und 
wenn du ein Herz hast und Gefühl für 
das Schöne, so ist dies dir das freudigste 
Ereigniss, das du den Freunden wieder- 
erzählst, damit auch sie konımen und 
schwelgen. Leider gibt es nicht überall 
Nachtigallen und keine Macht der Erde 
ist im Stande, sie in einer Gegend hei- 
misch zu machen, wo sie nicht selbst 
gerne wohnen, Dafür haben aber einige 
östliche Gegenden Deutschlands in der 
Tiefebene den noch volltönerigen Spros- 
ser, sehr viele Gegenden die grosse Gar- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


tengrasmücke, deren lieblicher Gesang 
den Uebergang von der Amsel zur Nach- 
tigall bildet, fast alle das heitere Schwartz- 
plätichen (Plattenmönch) mit dem köst- 
lichen hellen reinen Gesang und andere 
Grasmückenarten. 

Wir sind nun jetzt recht in der 
Concertzeit. Noch vor Tagesgrauen 
stimmt das Hausrothschwänzchen seinen 
nicht gerade melodischen und das Gar- 
ten- oder Waldrothschwänzchen den lieb- 
lich hellen Gesang an. Wo grosse Holz- 
parthien im Garten sind, lässt die Wald- 
taube vorsichtig ihrRucken, im westlichen 
Deutschland die Turteltaube ihr heiteres 
Girren hören. An Gewässern singt das 
Blaukehlehen und der Schilfsänger, in 
der Nähe von Nadelwald das zierliche 
Goldhähnchen. Plötzlich fast über Nacht 
ist's allenthalben grün geworden und es 
jubelt aus allen Büschen „der Mai, der 
Mai ist da!“ Zuletzt, wenn längst alles 
grün und die Luft sommerlich warm ist, 
lässt der muntere Pirol (die Goldamsel) 
seinen nur aus 3—4 Noten bestehenden 
tiefen, weithinschallenden Gesang bald 
da bald dort aus dem dichtesten Laub- 
dach der höchsten Bäume weit über die 
ganze Landschaft erschallen. Willst du 
einmal alle Vögel zusammen hören, so 
stehe mit Tagesanbruch auf und gehe 
in den Garten. Das ist ein Klingen 
und Singen, Girren und Schwirren, kaum 
hörst du die gehaltenen starken Töne 
der Drossel heraus aus dem allgemeinen 
Jubel. Viele Vögel hören schon gegen 
8 oder 9 Uhr auf, einige sogar schon um 
7 Uhr auf zu singen. Unter letzteren 
ist auch die Nachtigall, die dann oft 
eine Pause macht. Dafür beginnt sie, 
wenn es nicht zu heiss ist, oft vor Mittag 
wieder und macht erst gegen Abend 
nach 6 Uhr eine Pause. Wenn die Nach- 
tigall schlägt, hört das Ohr fast keinen 
andern Vogel mehr. Darum ist es gut, 


I. Originalabhandlungen. 167 


dass sie oft Pausen macht, wenn andere | santen Vorfälle alle aufzählen und be- 


singen und selten länger als zwei Mo- 
nate singt. Ist die Nachtigallenzeit zu 
Ende, so hörst du wieder auf Amsel und 
Drossel, auf Hänfling, Schwarzplättchen, 
Grasmücke und Rothkehlchen, die zum 
Theil unter günstigen Umständen den 
ganzen Sommer fortsingen. Gegen Ende 
des Sommers versuchen es hin und wie- 
der junge Amseln und Rothkehlcehen mit 
Singen, freilich mit schwacher Stimme, 
aber doch leidlicher als die angehenden 
Musiker unter den Menschen, In eini- 
gen besonders beglückten Gegenden 
schlagen auch Nachtigallen zweimal im 
Jahre, vermuthlich wenn sie zweimal 
brüten. 

Bekannt ist die Zahmheit der Nach- 
tigall, die sich auch von einer grossen 
Gesellschaft unter dem Baum, worauf 
sie schlägt, nicht stören lässt. Aber 
auch andere Vögel gewöhnen sich so an 
uns, dass sie in grösster Nähe ihr Lied 
erschallen lassen. So setzte sich ein 
Schwarzplättehen, das sein Nest vor mei- 
nem Hause hatte, oft auf einen Linden- 
zweig über dem Tische, wenn wir assen, 
und Finken und andere Körnerfresser 
holen sich ohne Scheu die Brodkrüm- 
chen von der Erde neben dem Tische, 
Kuckuk, Pirol und Häher lassen sich 
freilich nicht nahe kommen, aber man 
ist auch zufrieden, sie nur ans der Ferne 
zu hören, besonders den Häher, den 
 hässlichen Schreier. 

Ausser dem Gesang gewährt das 
Beobachten des munteren Vogellebens, 
ihr Nestbau, die Nester selbst und das 
Füttern der Jungen, das Kämpfen der 
Männchen während der Paarungszeit, das 
ängstliche Sorgen für die Brut bei 
drohender Gefahr, das Verfolgen der 
Raubvögel u. s. w. Unterhaltung und 
Genuss, Wer möchte alle Einzelheiten 
dieses bewegten Vogellebens, die interes- 


schreiben? Aber sie bieten eine Fülle 
von Unterhaltung, besonders die Nester 
und das Benehmen gegen Raubvögel. 
Wie mamnichfaltig sind die Nester in 
Hinsicht auf Oertlichkeit, Bau und Eier. 
In dem Grasmückennest vor dem Hause 
findest du eine Menge bekannter Dinge: 
als blonde und braune Haare von dei- 
nen Kindern oder Geschwistern , bunt- 
farbige seidene oder wollene Fädchen von 
der Stickerei der Frau und der Schwe- 
ster, kleine Seidenfleckchen von bekann- 
ten Kieidern u. s. w. Alles Brauchbare 
wird beigesucht und nützlich verwendet. 
Wie reizend ist das kunstvolle kugel- 
förmige Nest des Zaunkönigs in be- 
schatteter Mauerritze oder im immergrü- 
nen Busche und in der dichten Epheu- 
wand. Wie kunstvoll ist das mit weis- 
sen Baumflechten bekleidete Finkennest 
an den gleichfarbigen Baumstamm ge- 
heftet. Wie kühn sitzt das Nestchen 
des geschwätzigen Schilfsängers auf drei 
schwankenden Rohrstengeln über dem 
Wasser und das Nest der kleinen Kriek- 
ente auf einer thurmartigen errichteten 
Insel im seichten Wasser zwischen Bin- 
sen und Schilf. Wie viel hundertmal 
schlüpft die muntere Meise mit Räupchen 
in den hohlen Baum, um ihre zwanzig 
hungrigen Jungen darin zu füttern, denn 
jeder kleine Nimmersatt bekommt wohl 
50 Räupchen täglich, was für eine Brut 
von zwanzig Jungen die hübsche Summe 
von 1000 Raupen gibt, ein Beweis für 
die Nützlichkeit dieser und anderer Vögel. 
Kaum weniger fleissig fliegt der muntere 
Staar in den künstlich bereiteten Brut- 
kasten auf dem Obstbaume. Wie vor- 
sichtig sind alle Vögel, selbst die furcht- 
losesten, wenn sie in das Nest fliegen, 
besonders wenn sie die Jungen füttern. 
Jeder Vogel macht, sowie Menschen in 
der Nähe sind, einen Umweg zum Neste 


168 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


und hält das Würmcehen oder Räupchen | gefallen, wenn ich die Kinder zum Nest 


oft lange Zeit im Schnabel, ehe er sich 
zum Nest wagt. Wie zutraulich und 
furchtlos sitzen sie dagegen auf dem 
Nest fest, wenn man sich ihnen vorsich- 
tig naht. Du siehst oft nur den Schna- 
bel oder den Kopf mit den klugen um 
Schonung bittenden Augen, oder die 
Spitze des Schwanzes über dem Nest- 
rande. Man meint sie greifen zu kön- 
nen, was aber unter hundert Malen kaum 
einmal gelingen möchte. Man könnte 
viele Vögel unvorsichtig nennen, so offen 
und zugänglich bauen sie oft die Nester, 
wenn es nicht Vertrauen zum Menschen 
und Furchtlosigkeit wäre. Vor allen ist 
die Nachtigall sorglos, denn sie baut 
zwar in dichtes Gebüsch, aber nahe an 
die Erde und bleibt fast immer sitzen, 
bis du die Hand nach ihr ausstreckst. 
Manche Vögel verlassen das Nest, wenn 
es oft besucht wird, wenn die Bier an- 
gegriffen wurden, aber in dem Garten, 
wo sie die Menschen als Freunde ken- 
nen und lieben gelernt haben, lassen sie 
sich oft die häufigsten und auflallendsten 
Störungen gefallen. Ich fand einst An- 
fang Mai, wo die Vögel durch die offe- 
nen Fenster in die Gewächshäuser tlie- 
gen, darin das fast fertige Nest eines 
sogenannten Müllerchens (eine kleine 
Grasmücke). Dies Bäumchen wurde im 
Freien, nahe beim alten Standort aufge- 
stellt und das Vögelchen fand sich wie- 
der ein, legte Eier und brütete fertig. 
Unter vielen andern Fällen noch einen 
zweiten: Ein Schwarzplättchen hatte auf 
eine Topfpflanze, eine grosse baumartige 
Haide, 5 Fuss hoch über der Erde ge- 
baut, nur zwei Schritte von meiner Haus- 
thür, wo täglich viele Menschen so nahe 
vorbeigingen, dass sie den Zweig streif- 
ten, worauf das Nest sass, wo Kinder 
den Tag über spielten und lärmten. Es 
liess sich nicht stören und es sich ruhig 


hinaufhob, so nahe, dass wir uns Auge 
in Auge sahen. So zutraulich macht 
solche Vögel ein rücksichtsvolles Be- 
nehmen, Schonung und Abhaltung von 
wirklicher Gefahr! 

Besonders reich an Beobachtungen 
ist der Monat Juni, die Zeit, wo die 
meisten jungen Vögel aus dem Neste 
geflogen sind. Mit welcher Sorge wer- 
den sie da bewacht, zusammengehalten 
und gewarnt, wenn eine Katze oder ein 
Raubvogel in der Nähe ist. Allerdings 
wird dann oft das ängstliche Geschrei 
mancher Vögel, besonders der Hausroth- 
schwänzchen wirklich unangenehm, be- 
sonders wenn ein räuberischer Häher, 
Würger, eine Elster oder ein Rabe in 
der Nähe ist. Dann wird man aber auch 
oft Zeuge einer allgemeinen Verfolgung 
dieser Feinde der Singvögel, bei welcher 
Bachstelzen und Meisen stets die kühn- 
sten Angreifer sind. Bachstelzen, Schwal- 
ben und Meisen gehen sogar auf Tag- 
raubvögel, als Falken, Habichte, Weiher 
us. w. und verfolgen sie weit weg mit 
lautem Geschrei. 

Auch die Art, wie die Vögel ihrer 
Nahrung nachgehen, gibt viel Stoff zu 
Betrachtungen und Unterhaltung, beson- 
ders bei den Insektenfressenden Vögeln. 
So kann man z. B. im hohen Sommer, 
wenn es viele Maikäferlarven (Engerlinge) 
gibt, sehen, wie die Amseln und Dros- 
seln auf dem Rasen welke Pflänzchen 
aus der Erde ziehen, um den Engerling, 
den sie als Ursache des Welkens erken- 
nen (weil er die fleischige Wurzel ab- 
gefressen hat), tief herauszuholen, wobei 
sie mit dem Schnabel trichterförmige 
Löcher einbohren. 

Kommt dann der Spätsommer und 
Herbst, wo alle jungen Vögel sich auf 
eigene Faust nähren und die Bevölkerung 
versechsfacht ist, wo Strichvögel in Masse 


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I. Originalabhandlungen. 


aus den Wäldern und nördlichen Gegen- 
den kommen, um den in den Parkgärten 


169 


schnäbel u. a. m.) herbei. Ebenso 
Wachholderbeeren, das Lieblingsgericht 


vorhandenen Samen und Früchten zuzu- | einiger Drosselarten und anderer Vögel 


sprechen, dann zeigt sich das muntere 
Vogelleben wieder von einer anderen 
Seite. Wenn die Lebensbäume Samen 
haben, so stellen sich schon im August 
die Zeisige zu Hunderten ein und hän- 
gen massenweise schaukelnd an den 
dünnen Zweigen, um den beliebten Sa- 
men herauszuholen. Durstig falien sie 
dann schaarenweise über nahe Wässer- 
chen her, wobei sie leider oft mit Leim- 
ruthen gefangen werden. Dasselbe ist 
von Samenbäumen von Erlen und Bir- 
ken der Fall. Nicht weniger lustig ist 
es, andere Samenfresser zu belauschen, 
wie sie sich an Beeren und trockenen 
Samen vergnügen. Vor allen sind die 
Hollunder- oder Fliederbeeren, die Vo- 
gelbeeren (Ebereschen),, Pfaffenhütchen 
und Traubenkirschen gesucht, allerdings 
auch die Kirschen, Himbeeren und Jo- 
hannisbeeren, aber der Verlust wird nur 
merklich, wenn andere Beeren noch nicht 
reif sind. Da halten manche Vögel ge- 
wisse Bäume förmlich für ihr Eigerthum 
und machen es anderen streitig, wobei 
es an Kampf nicht fehlt. Besonders an- 
massend sind die Amseln, die sich das 
Ansehen geben, als hätten sie die Vo- 
gelbeeren gepachtet, Gimpel und andere 
Strichvögel nicht leiden wollen, ja sogar, 
am Beerenstrauch gestört, sich gegen 
Menschen zornig geberden und bei Man- 
gel an anderen Beeren kaum vertreiben 
lassen. Wer wollte den nützlichen Ver- 
tilgern der schädlichen Engerlinge, den 
lieblichen Sängern nicht gerne einige 
Beeren oder Kirschen gönnen? Sie be- 
zahlen ja redlich. Sorgt man für An- 
pflanzungen anderer Beerensträucher, so 
ist der Schaden auch nicht bedeutend. 
Auch die Nadelholzbäume ziehen ver- 
schiedene Vögel (Goldhähnchen, Kreuz- 


|und die Sommerrosen, an denen die 


drolligen Meisen herumhämmern. 

Wie unterhaltend ist es ferner, die 
Vögel auf der Tränke in kleinen Ge- 
wässern zu Sehen, wie sie ihren Durst 
löschen und sich baden. Noch interes- 
santer wird der Garten, wenn ein Teich 
oder ein fliessendes Wasser wilde Was- 
servögel anzieht, als wilde Enten ver- 
schiedener Art, Eisvögel, Strandläufer 
u. Ss. w. 

Der Herbst bringt eine Menge Strich- 
und Zugvögel, welche den Garten für 
gewöhnlich nicht bewohnen, darunter 
manche seltene schöne Erscheinung. So 
die schon genannten Zeisige, Goldhähn- 
chen, bunte Spechte (die jedoch in gros- 
sen Parkgärten mit hohlen Bäumen auch 
nisten), Seidenschwänze, Gimpel, Wach- 
holder-, Wein- und Misteldrossel, Wiede- 
hopf, Regenpfeifer, Meisen, Hänflinge 
u. 8, w. Wo es grosse Teiche gibt, 
stellen sich oft seltene Wasservögel ein, 
besonders im Winter, wenn die Sümpfe 
gefroren sind und sie im Garten offenes 
Wasser finden, An einigen Orten lassen 
sich weisse Möven (Seeschwalben) in 
Schaaren in wasserreichen Gärten nie- 
der, um zu brüten und im August wie- 
der zu verschwinden. So sind sie z. B. 
bei Wien in allen Gärten, wo Wasser 
ist und im Englischen Garten bei Mün- 
chen dicht vor dem Schloss des Prinzen 
Karl in solcher Masse vorhanden, dass 
ihr Geschrei lästig wird. 

Kommt dann der Winter, so ge- 
währt die Beobachtung des Vögellebens 
wieder Unterhaltung und Vergnügen, 
und es gelingt um so eher, da der Arten 
weniger und die Gebüsche entlaubt sind. 
Wie munter schwärmen die Schaaren 
der lustigen Meisen verschiedener Art 


170 


umher, mit ihnen die zierlichen Gold- 
hähnehen, die kleinsten aller einheimi- 
schen Vögel. Wenn man sie rastlos an 
den Baumzweigen suchen sieht, begreift 
es sich, dass eine einzige Meise, wie 
Dr. Gloger mittheilt, täglich 10,000 
Schmetterlingseier verzehren kann, wenn 
sie auch nur !/, Lth. von dieser Speise 
zu sich nimmt. Wie zutraulich kommen 
die Körnerfressenden Finken, Goldammer 
und auch die Sperlinge, diese scheuen 
Diebe, auf den Hof. Wo sich schwar- 
zer Boden zeigt, kratzen Nahrung suchend 
allerlei Vögel, besonders Amseln und 
Rothkehlchen in der Erde und wenn im 
Garten gegraben wird, hüpft das freund- 
liche Rothkehlchen zutraulich, jedoch 
immer fluchtbereit, dem Arbeiter vor den 
Füssen umher. Gimpel, Seidenschwänze 
mit prächtigem Gefieder kommen und 
gehen und sitzen oft in Schaaren auf| 
den Bäumen. Die schwarze Amsel hüpft 
über den Schnee und schönfarkige Spechte 
verschiedener Art hämmern und klopfen 
an den Bäumen, mit Spechtmeisen und 
Baumläufern um die Wette. Zuweilen 
kommen Flüge von Kreuzschnäbeln nach 
Fichten- und Tannensamen. Die etwa 
stehengebliebenen Stockrosen werden von 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Kohlmeisen, Salatstauden mit Samen von 
Stiglitzen und Hänflingen häufig besucht. 
Die vertrockneten Hollunderbeeren, Faul- 
baumbeeren, Rainweiden, Hartriegel und 
die immergrünen, auf den Bäumen 
schmarotzenden Mistel mit den glasarti- 
gen klebenden Beeren ziehen eine Menge 
von Vögeln an. Noch mehr die schim- 
mernden rothen Vogelbeeren auf den 
Ebereschen, um die sich alle Drossel- 
sorten, Gimpel, Meisen, Häher, Seiden- 
schwänze u. a. versammeln. Wo ein 
offenes Wasser ist, sieht man zuweilen 
prächtig blaue Eisvögel. So gibt fast 
jeder Tag Unterhaltung und Belehrung. 
Diese wenigen Beispiele und An- 
gaben werden genügen, um zu zeigen, 
welchen Genuss die Vögel im Garten zu 
bieten vermögen, wenn die Umstände 
günstig und die Menschen ihre Freunde 
sind. Betrachten wir nun die Mittel, 
welche anzuwenden sind, um die lieben 
Gartenfreunde anzuziehen und zu fesseln. 
Es sind hauptsächlich geeignete Plätze 
und Gehege für ihren Aufenthalt, be- 
sonders für die Bruten, Schutz, Nahrung 
und Wasser im weitesten Sinne. 
(Schluss folgt). 


3) Ueber Anlage und Bepflanzung eines Beerenobstgartens. 


Ehe ich zu der speciellen Behand- 
lung des Themas übergehe, möchte ich 
einige Worte vorausschicken, deren Be- 
achtung allen Lesern angelegentlichst 
empfohlen wird. 

Auf dem Gebiete des gesammten 
Gartenwesens, in welchem so innig 
Kunst und Wissenschaft mit der Natur 
verbunden sind, in welchem alle Pro- 


auch sagen die Steine so vielfache und 
nützliche Anwendung finden und in wel- 
chem so viele Menschen auf eine für 
das Gemeinwohl äusserst nützliche Weise 
Beschäftigung finden, ist in neuerer Zeit 
ein freudiger Aufschwung, ein rasches 
Emporblühen, ein allgemeines Streben 
nach einem höheren Ziel unverkennbar, 

Fürsten und Völker, Hoch und Nie- 


ducte der Schöpfung, man dari wohl | drig, Arm und Reich interessiren sich 


I. Originalabhandlungen, 


lebhaft für den Beruf des Gärtners, für 
seine Leistungen und Erzeugnisse. Im- 
mer mehr lernt man kennen, dass die 
Gartenkunst in allen ihren Theilen von 
den wohlthätigsten Folgen für alle Ver- 
hältnisse ist. Durch immer weitere An- 
lagen von Parks und Gärten, seien sie 
oft auch von noch so geringer Ausdeh- 
nung, wird der Sinn und das Gefühl 
für diese edle Kunst geweckt und ver- 
mehrt, der Geschmack wird durch sie 
veredelt und wir selbst mit ihm. Aber 
nicht blos der Sinn und das Gefühl des 
Menschen wird bei dem Anblick einer 
durch Kunst angemessen verschönerten 
Natur veredelt, nicht blos wird sein 
Interesse an der Sache und ihren Pfle- 
gern geweckt, sondern er wird auch 
durch die Beschäftigung mit und in ihr 
von anderen für seinen Geist und Kör- 
per schädlichen Einflüssen ferngehalten, 
er geniesst die Freuden, welche ihm 
eine Thätigkeit in diesem Feld bereitet 
mit mehr Lust als die, welche ihm ein 
sinnliches Leben bereitet. Sein Gemüth 
wird in heiterer Stimmung erhalten, 
seine Liebe zu der ihn umgebenden Na- 
tur gesteigert, die Freuden an seinen 
belohnten Mühen, das Gelingen eigener 
Operationen spornt an zu erneuter Thä- 
tigkeit und neuem Wirken und Schaffen. 

So lebt der Mensch, dessen Sinn 
für die Natur geweckt ist, viel glück- 
lieher und zufriedener; bei eintretenden 
trüben Tagen, in welchen die Wolke 
des Kummers ihn umgibt, findet er in 
ihr stets aufheiternde und ermunternde 
Zerstreuung. Er sieht und beobachtet 
täglich, wie unaufhaltsam, und ebenso 
wie er, von tausend Gefahren bedroht, 
die Vegetation fortschreitet, er sieht, 
wie die Blume blüht und empfindet, 
welchen Duft sie verbreitet, er sieht den 
Baum mit Früchten behangen, die nütz- 
lich die Hausfrau verwendet, seine Au- 


171 


gen werden gestärkt durch saftig grü- 
nenden Rasen, er lauscht den Vögeln, 
die munter die Lüfte durchschweben, 
Schmetterlinge und allerlei Käfer bele- 
ben dasBild, das in den buntesten Far- 
ben, doch harmonisch vereinigt, seinen 
Augen entrollt wird. Wohl von Stein 
müsste der Mensch sein, an dessen Ge- 
fühl so gewaltige Eindrücke vorüber- 
gehen, wen könnten so schlagende Be- 
weise natürlicher Kraft nicht ermahnen 
und aufmuntern, auch seine Kräfte an- 
zustrengen und in edlem Wettstreit mit 
anderen seine Mitmenschen zu erfreuen 
und ihnen nützlich zu sein. 

Darum, verehrteste Leser, lasst uns 
vereint dahin streben, das Interesse und 
den Sinn anderer für unsere Sache zu 
gewinnen, uns ist ja vergönnt, so nütz- 
lich zum Wohl der ganzen Menschheit 
zu wirken. Wie gross die Theilnahme 
an sgärtnerischen Unternehmungen ist, 
beweisen Ausstellungen, wie zahlreich 
ist ihr Besuch, ein jeder erstaunt über 
unsere Leistungen, zollt die grösste Ach- 
tung unseren Fortschritten, er empfindet 
den hohen Werth und die Bedeutung 
des Berufes von Tag zu Tag mehr. 
Wie Grosses kann noch auf diesem Ge- 
biete geleistet werden, denn unerschöpf- 
lich sind die Quellen und ohne Gren- 
zen und Stillstand des Menschen Unter- 
nehmungen, Von jeher ist die Gärt- 
nerei eine Quelle des Wohlstandes und 
des Glückes gewesen, und immer kann 
sie ja nur Gutes und Nützliches bewirkt 
haben, nie zerstörend ist ihr Einfluss 
gewesen, immer belebend und ermun- 
ternd und nutzbringend greift sie ein in 
alle Verhältnisse. Die Hausfrau ver- 
wendet sorgfältig alle Gemüse und 
Früchte, sie schmückt mit Blumen die 
Zimmer und erfreut mit ihnen die Kin- 
der des Hauses, auf tausendfache Weise 
ist der wohlthätige Einfluss bemerkbar. 


172 


Der Beruf des Gärtners ist schwer, 
er wird leicht bei dem Gedanken an 
seine Bedeutung, an seinen allgemeinen 
Werth, an die Freuden, die er uns in 
so reichem Mass gewährt; eine ewige 
Abwechslung, die grösste Mannigfaltig- 
keit umgibt uns und fordert die Benutz- 
ung jeden Augenblickes, damit uns nichts 
entgehe und uns keine Erscheinung 
fremd bleibe. Von der frühesten Kind- 
heit bis zu den spätesten Jahren, ja bis 
zur Todesstätte begleiten uns die Blu- 
men, am Geburtstag, am Altar und noch 
im Sarge sind sie uns treu geblieben, 
die letzte Palme des Friedens geht mit 
uns in die kühle Erde, auf deren Hügel 
Blumen die Thränen der Hinterbliebenen 
lindern sollen. Also dürfen wir nicht 
müde werden und aufhören in unseren 
Schöpfungen, der grösste Dank liegt in 
dem Gefühl, anderen nützlich zu sein, 
so Schwer es oft wird und so gross die 
entgegentretenden Hindernisse oft sind. 

Nicht immer gestatten die gegebe- 
nen Verhäknnisse die Anlage eines grös- 
seren Gartens, nicht überall darf er 
ausschliesslich Zierpflanzen erhalten, er 
soll auch, verbunden mit den Annehm- 
lichkeiten, Nutzen gewähren. Obstanlagen 
erfordern einen grösseren Flächenraum, 
sorgsame Pflege, oft verbunden mit nicht 
unbedeutenden Geldkosten. In solchen 
Fällen nehme man zu Beerenobst Zu- 
flucht, es beansprucht weniger Raum, 
verlangt nicht so sorgsame Pflege und 
lohnt die geringe Mühe um so mehr. 
Seine Vermehrung ist leicht, die Behand- 
lung der Sträucher einfach und die 
strengste Kälte ist ohne schädlichen 
Einfluss auf dasselbe. 

Erdbeeren, Stachelbeeren, Johannis- 
beeren, Himbeeren und in neuerer Zeit 
auch Brombeeren sind allgemein beliebte 
Früchte, ihre Verwendung ist so viel- 


fach, das ganze Jahr hindurch geniessen | des regelmässig eingetheilten Gartens dar. 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


wir dieselben, schon im unreifen Zustand 
werden sie für den Winter eingelegt, im 
reifen labt uns ihr Saft an heissen Ta- 
gen, auch Getränke von ihnen bereitet 
sind schmackhaft und leicht herzustellen, 

Ich habe versucht, in dem beige- 
gebenen Plan *) eine Idee zu einem 
Beerenobstgarten zu geben, dessen Ein- 
richtung die Anpflanzung eines ziemlich 
grossen Sortiments von Beerenobst ge- 
stattet. Aber auch der Blumen ist ge- 
dacht worden, sie umschlingen in schma- 
len Bändern das Ganze, sie empfangen 
zuerst an der sprudelnden Fontaine den 
labenden Tropfen des Wassers, ihnen 
ist es vergönnt, ihresgleichen im Was- 
ser zu spiegeln. Sie verleihen dem 
Ganzen Abwechslung, sie geben ihm 
Farben und schmücken es reich. 

Dem Zweck des Ganzen entspre- 
chend ist die Anlage symmetrisch gehal- 
ten und in 4 gleichgrosse Theile getheilt, 
in deren Mitte ein Springbrunnen das 
Ganze belebt und dem fleissigen Gärt- 
ner genügend Wasser spendet. Die Wege 
entlang umschliessen Cordons von Johan- 
nisbeeren und Stachelbeeren (II, d) jeden 
einzelnen Theil, hinter ihnen sind Beete 
für Erdbeeren bestimmt, auf welchen 
der Obstfreund hinreichend Raum für 
ÖObstpyramiden finden wird, welche in 
einer Entfernung von 10‘ gepflanzt wer- 
den können. Um die einzelnen Erdbeer- 
sorten unvermischt zu erhalten, sind sie 
getrennt durch einen schmalen Rasen- 
streifen. An den Mittelwegen entlang 
sind schmale Beete für Reben (I, h) 
bestimmt und sie selbst in Form einer 
Guirlande gezogen. Die inneren Beete 
(I, d, e, f) sind für Stachelbeeren, Him- 
beeren und Johannisbeeren bestimmt, 
zwischen welchen Rasenwege den Zu- 


*) Der beistehende Holzschnitt stellt 2], 


I. Originalabhandlungen. 


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tritt zu jedem einzelnen Theil ermög- | auf ihnen allerhand zierlich Gewächs, 
lichen. Ist es geboten, den gegebenen | welches bunt den Boden bedeckt. Zwi- 


Raum noch mehr zu benutzen, so ge- 
nügt eine Entfernung der Beete unter- 
einander von 2‘, wodurch selbstverständ- 
lich noch mehr Beerenobststräucher an- 
gepflanzt werden können. An den We- 
gen entlang begleiten uns Blumenbeete, 
welche in langen Linien wohlthuend 
den sie umschliessenden Rasen durch- 
ziehen, hochstämmige Rosen überragen 


schen diesen und den Grenzen sind Fels- 
stücke geworfen, an denen ihrer Natur 
gemäss Brombeeren klettern (I, i) und 
hinter diesen schützt schliessendes Ge- 
büsch von Haselnüssen das Ganze, sie 
blühen wenn alles noch im Schlummer 
liegt und ihre Früchte schmücken den 
Weihnachtsbaum, 

Alle Grössenverhältnisse sind leicht 


| 
| 


174 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


ersichtlich aus dem untenstehenden | anheftet, sobald sie die Höhe des Pfahles 


Massstab. Die Cultur der Johannis- 
beeren und Stachelbeeren, Himbeeren 
und Brombeeren und Erdbeeren ist schon 
so viel in anderen Werken besprochen 
worden, dass ich sie wohl übergehen 
darf, und nur sei mir gestattet, ersteres 
Beerenobst in Cordonsform und die Rebe 
in einer specielleren Weise zu behan- 
deln. Zeichnung II d. gibt ein Bild 
hiervon. Ein gerader Wurzelschoss 
wird in der Höhe von 11/4, — 1!/,‘ ge- 
schnitten und der neue Trieb des letzten 
Auges an den Drahtzug angeheftet; sein 
alljährlicher Schnitt besteht darin, dass 
die Seitenzweige eingestutzt werden und 
der Beizweig nach Massgabe seiner 
Stärke beschnitten wird. Diese Erzieh- 
ungsmethode gewährt einen höchst zier- 
lichen Anblick und liefert sehr vollkom- 
mene Früchte. Die Anpflanzung der- 
selben auf den Beeten geschieht in 
Strauchform, woselbst ihre Vermehrung 
am Orte selbst leicht durch Absenker 
geschehen kann. Die Anpflanzung der 
Himbeeren ist auf der Zeichnung Il a, b 
deutlich angegeben. Bei den Brom- 
beeren ist nur zu beobachten, nie mehr 
als höchstens 2 Pflänzen zusammen zu 
bringen, da bei einer grösseren Menge 
leicht eine Wildniss das Ganze stören 
könnte. 

Andere Rücksichten erfordert die 
Anpflanzung der Rebe, wenn sie frei, 
ohne Spalier unsere Mühe lohnen soll. 
Wo Klima und Lage nicht zu Gunsten 
dieser Erziehungsweise sind, möge man 
es lieber aufgeben und an dem bezeich- 
neten Piatz (I h) Spaliere von Aepfeln 
und Birnen anpflanzen. Bei Anwendung 
dieser Methode, die Rebe als Guirlande 
zu ziehen, wird sie in einer Entfernung 
von 6‘ gepflanzt und dabei kurz auf 
zwei Augen geschnitten, welche Triebe 
man an einen 5’ hohen Pfahl senkrecht 


erreicht haben, werden sie gestutzt. Zur 
weiteren Erziehung schneidet man diese 


2 gewonnenen Triebe bei dem Herbst- 
schnitt noch einmal auf 2 Augen und 
erhält in Folge dieser Operation 4 Triebe, 
welche ganz so wie die beiden ersten 
behandelt werden. Bei dem diesmaligen 
Herbstschnitt werden nun die stärksten 
zwei dieser 4 zu Tragreben bestimmt 
und je nach ihrer Stärke beschnitten, 
während die schwächeren wieder zu 
Zapfen geschnitten werden. Während 
des Winters bedecke man den Rebstock 
mit Erde oder Tannenreisern u, dergl. 
In einer Höhe von 3° über dem Boden 
errichtet man einen Drahtzug von 2 
horizontallaufenden Dräthen, an welche 
die Tragruthen, sobald sie die gehörige 
Länge erreicht haben, angeheftet werden. 
Die Tragreben werden in einem sanften 
Bogen an zwei 11/,‘ hohe Pfählchen ge- 
bunden. Die Behandlung während des 
Sommers ist die nämliche, wie bei allen 
Weinspalieren, worüber in jedem Werk 
genügend Auskunft gegeben wird. Bei 
dem jedesmaligen Herbstschnitt werden 
die Tragreben dicht am Stock wegge- 
schnitten; man muss darauf bedacht 
sein, alljährlich 4 neue Triebe zu er- 


I. Originalabhandlungen. 


ziehen, von denen stets zwei zu Trag- 
reben bestimmt werden. Abgesehen von 
dem decorativen Werth dieser Erziehungs- 
methode gewährt sie noch den Vortheil, 
dass man den Rebstock wegen seiner 
geringen Höhe vor Frühjahrs- und zei- 
tigen Herbstfrösten durch Ueberdecken 
leicht schützen kann. Die Zeichnung II e 
stellt den Rebstock im herbstlichen Zu- 
stand nach dem Laubabfall dar, 1) Pfähl- 
chen, an welche im Frühjahr die Trag- 
reben angeheftet werden; 2) Mittelpfahl, 
zum Anheften der neuen Triebe als Er- | 


175 


satz der Fruchtreben; 3) Drahtzug zum 
Anheften der Fruchtzweige. Nachdem 
ich nun glaube, die Erläuterung meiner 
Zeichnung möglichst genügend ange- 
geben zu haben, möchte ich nochmals 
die Anlage von Beerenobstgärten in sol- 
chen Lagen empfehlen, wo rauhes Klima 
und geringer Raum anderen Anlagen 
hinderlich sind. 
Proskau bei Oppeln. 
C. Heinrich, 
Obergärtner am Königl. pomologischen 
Institut, 


4) Von Moskau nach dem Gouvernement Tschernigow. 


Von Moskau aus machte der Refe- 
rent im vergangenen Jahre noch einen 
weiteren Ausflug in das Tschernigow’sche 
Gouvernement. Die Eisenbahn, deren 
vortrefllich eingerichtete Waggons an 
Bequemlichkeit die der andern Länder 
wirklich überbieten, führt über Tula (be- 
rühmt durch seine grossen Fabriken von 
Gewehren und Stahlwaaren) nach Orel. 
Beide Städte wiederholen bei der Ansicht 
aus der Ferne das Bild Moskau’s im 
Kleinen. Von Orel gings dann noch auf 
der Orel- Witebsker Bahn bis Briänsk. 
Diese Stadt liegt auf dem Kamme eines 
steil abfallenden Hügels und gewährt 
mit ihren Kirchen einen reizenden An- 
blick. Aber sobald man nur die Eisen- 
bahn verlässt, um auf Art der Tarantasse 
gebauten Droschken, die anstatt auf Fe- 
dern auf 2 starken langen Schwebbäu- 
men ruhen, zur 5 Werst entfernten Stadt 
zu fahren, beginnen die Mühsale des 
Weges, der fast ungebahnt, theils durch 
Morast, theils über Triften führt. Nun 
gehts auf Telegen (gewöhnlichen, einem 


Fahrzeugen, die weder Federn noch 
Schwebbäume besitzen) auf den soge- 
nannten Poststrassen von Station zu 
Station weiter. Ein wenig Heu oder 
Stroh bildet den Sitz und muss, so gut 
es eben gehen will, die Elastizität der 
Federn ersetzen. Wie der Bauer, der 
auf seinem Leiterwagen wohlgemuth zur 
Stadt fährt, so gewöhnt sich eben der 
Reisende auch allmälig an diese Fuhr- 
werke und weiss sich durch die Kunst 
zu sitzen allmälig Erleichterung vor dem 
Stossen und Rütteln auf gewöhnlichen 
Feld- und Waldwegen bei einer Schnel- 
ligkeit des Fährens vor ungefähr 11/, 
Meile auf die Stunde zu verschaffen. 
Auf den Poststationen findet sich wenig- 
stens ein Zimmer mit ordentlichen von 
dem Staate unterhaltenen Möbeln, in 
dem man sich, bis das neue Fuhrwerk 
angeschirrt, erholen und auch allenfalls 
Thee, Eier und dergleichen Sachen er- 
halten kann. Bei solch einer Reise ins 
Innere fährt man gemeiniglich Tag und 
Nacht. Wehe aber wenn schlechtes 


kleinen Düngerwagen nicht unähnlichen | Wetter eintritt und bei dem schauerlichen 


176 


Schmutz der Wege, bei dem verdoppel- | derten Mühsalen der Reise wurde der . 


en Rütteln und Stossen die Reise fort- 
tgesetzt werden muss. Mit zusammen- 
gebissenen Zähnen glaubt der an solches 
Reisen noch ungewohnute, es müsse ihm 
die Seele aus dem Leibe herausgerüttelt 
werden und sucht bald sitzend, bald lie- 
gend, bald knieend seine Lage zu ver- 
bessern, die durch das neben ihm auf- 
gepackte Gepäck und der vorne Kkauern- 
den oder sitzenden Kutscher gerade nicht 
versüsst wird. — Wehe gar, wenn zu 
schlechtes Wetter ihn hindert weiter zu 
fahren und ihn zwingt, auf der Station 
zu übernachten. Da regts und kriechts 
von allen Seiten und auf etwas auf dem 
Boden ausgebreitetem Heue entgeht man 
noch leichter den Angriffen der verschie- 
den gestalteten kleinen zahlreichen Feinde, 
als auf dem zur Ruhe einladenden Divan. 

Doch genug der Schilderung, die 
da nur zeigen soll, mit welchen Schwie- 
rigkeiten der solches nicht gewohnte 
Reisende jetzt noch zu kämpfen hat, 
wenn er die Eisenbahn oder die gros:en 
Chausseen verlässt, um in das unweg- 
samere Innere des Landes mit gewöhn- 
lichen Post-Telegen, oder da, wo auch 
die Poststrasse aufhört, auf Bauernwagen 
vorzudringen. Den letzteren (den Bauern- 
wagen) sti noch rühmend nachgesagt, 
dass man auf denselben meist noch be- 
quemer als auf den Post-Telegen fährt, 
da hier dem Rücken durch ein ange- 
brachtes Flechtwerk aus Stricken oder 
anderem Material noch eine Stütze ge- 
boten wird. 

Wer grössere und längere Reisen 
im Innern macht, der kauft sich am 
besten einen Tarantas, in dem er sich 
dann so gemüthlich, als das gehen will, 
einrichtet. Da muss auclı nicht auf jeder 
Station alles aufs Neue wumgepackt 
werden. — 

Abgesehen von den oben geschil- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Referent reichlich durch die schönen 
Gegenden des Tschernigow’schen Gou- 
vernements belohnt. Der wellige und 
hügelige Boden ist theils von Liefen 
schroffen, vom Wasser allmälig ausge- 
wühlten Schluchten durchsetzt. Man 
sieht, wie dieselben zuweilen mitten auf 
der Hochebene beginnen und wie sie 
hier jährlich neue Fortschritte nach der 
Hochebene zu machen. Schöne Wal- 
dungen wechseln mit fruchtbaren Feldern 
von ungeheurer Ausdehnung, 

In den Waldungen iritt die um Pe- 
tersburg nur künstlich angepflanzte Eiche 
schon mit in den Vordergrund, ja zu- 
weilen dehnen sich reine Eichwaldungen 
ziemlich weit aus. Neben den rothen 
Beeren der Vogelbeere (Pyrus Aucuparia) 
schmückten auch die rothen Beeren des 
Evonymus verrucosa stellenweise 
den Wald, einzelne verspätete Exem- 
plare von Genista tinetoria standen hie 
und da noch in Blüthe und an lichteren 
Stellen wuchs Cytisus billorus in grossen 
Massen, während mit zahlreichen Früch- 
ten besetzte Haselnusssträucher stellen- 
weise das Unterholz bildeten. An den 
Strassen sieht man meistens Salix alba 
und an den Waldrandungen laden die 
Früchte von R, corylifolius, caesius und 
Idaeus zum Genusse ein. In den Gär- 
ten hatten die Aepfel- und Birnbäume 
nicht gelitten, während solche von Pe- 
tersburg bis südlich von Moskau den 
letzten strengen Wintern meistens gänz- 
lich zum Opfer gefallen waren. In den 
Sümpfen ist neben anderen auch bei 
Petersburg gemeinen Sumpf/pflanzen der 
Acorus Calamus häufig, während an den 
Randungen derselben Salix viminalis ung 
Salix stipularis in Massen vorkommen. 

Auf den Feldern nimmt die Cultur 
des Hanfes eine der wichtigsten Stellen 
ein, da der Hanf es ist, der dem Bauer 


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II. Neue Zierpflanzen. 4177 


und Gutsbesitzer vor allen andern Cul- | schon einige seltenere Pflanzen auf, so 
turpflanzen das baare Geld einträgt. Die | Veronica incana, Silene tatarica, Dian- 
Kaufleute gehen von Gut zu Gut und | thus Segnieri, Peucedanum Oreoselinum, 
kaufen den vorzüglichen hier gebauten | Pulsatilla patens, Potentilla alba, Ligu- 
Hanf auf, um ihn dann meist über Riga | stieum scoticum, Laserpitium prutheni- 
zu exportiren, Man sieht da Hanffelder | cum, BEuphorbia procera, Adenophora 
in grosser Ausdehnung. Der Hanfeultur | liliflora. Neben ihnen eine Menge an- 
wird daher der Dünger vorzugsweise zu- | derer Pflanzen von weiter Verbreitung, 
gewendet und dafür den andern Körner- | die aber um Petersburg gar nicht oder 
früchten entfremdet. Entfremdet weil | selten, wie Lilium Martagon, Serratula 
auf den gleichen Feldern Jahr aus Jahr | tinctoria, Dianthus Carthusianorum ete, 


ein ausschliesslich Hanf gebaut wird und An feuchten Stellen des Waldes ist 
die Körnerfrüchte gar nicht oder doch | Iris Güldenstädti häufig. Im dichtesten 
sehr selten gedüngt werden. schattigen Wald, da wächst neben den 


Die zwischen dem Getreide und auf | andern Pyrola-Arten auch die Chimo- 
brachliegenden Feldern wildwachsenden | phila umbellata, ferner Goodyera repens 
Pflanzen sind mit dem Samen des Ge- | und stellenweise das CGypripedium 
treides verbreitete Pflanzen. Man muss | guttatum,. Viel seltener noch ist das 
sich daher nicht wundern, in dem Her- |Cypripedium maecranthum, von 
zen Russlands eine ganz ähnliche Acker- | dem man, wenn man Tage lang die 
flora wie in Deutschland zu finden. diehtesten Waldungen durchkrochen, nur 

Interessanter schon ist die Flora | einzelne wenige Exemplare auffindet. 
auf den reinen Sandsteppen. Da wächst Unter den überall in Städten und 
unter andern Plantago arenaria, Heli- | Dörfern verbreiteten Schuttpflanzen ist 
chrysum arenarium, Herniaria odora und | besonders gemein die Elsholzia cristata. 
H. glabra massenhaft. (E. R.) 

In lichten Waldungen, da treten 


I. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 


Empfohlen in the Florist and Pomo- 2) Neue Pelargonien zwr Decoration von 
logist. Blumenbeeten. Das Blumencomite vom 10, 

1) Davallia hemiptera Moore. — Kleines | August 1869 zu Chiswick empfiehlt: 
Farn, eingeführt durch Low aus Borneo in Unter den goldfarben und braun gezon- 
das Etablissement des Herrn Veitch. Der |ten wurden mit den ersten Preisen gekrönt, 
Stengel kriecht und trägt 4—6 Zoll lange | P. the Moore, Pluto und W. F. Radcelyffe. 
einfach gefiederte Wedel. Die Fiederblätt- | Als ein schöner Abkömmling von P. Mistress 
chen gleichen denen eines Adiantum, unge- | Pollock wird P. Amy Richards sehr em- 
fähr !/, Zoll lang, länglich -dreiseitig, nur | pfohlen, das in Chiswick erzogen wurde. 
oberhalb der Mittelrippe entwickelt, auf der | Dasselbe besitzt ein sehr kräftiges Wachs- 
oberen Seite etwas gelappt und da die | thum und grosse breite Blätter, die noch 
Fruchthäufchen tragend. schöner als bei der Mutterpflanze colorirt 
(1869 p. 222 mit Holzschnitt), ! sind, Einen ersten Preis erhielt auch P. Sir 

VL 1870, 12 


178 


R. Napier, eine Form mit ausserordentlich 
dunkel colorirten Blättern. 

Unter den silberfarben gerandeten Pe- 
largonien erhielt einen ersten Preis P. Miss 
Kingsbury, eine viel versprechende schar- 
lachblühende Form von dichtem niedrigem 
compaktem Habitus und breiter silberfarbe- 
ner Randung. Den gleichen Preis erhielt 
P. William Underwood. Es ist das eine 
leicht gedeihende und sehr dankbar blühende 
Sorte mit dunkel gezonten Blättern und 
grossen, dichten und schönen Dolden orangen- 
rother Blumen von grossem Effect. Eben so 
effecetvoll ist /. Advancer (Bull’s) von nie- 
drigem Wuchs, grünen Blättern und eigen- 
thümlich glänzend rosaroth gefärbten Blu- 
men. P. Rose of Lee (Bull’s) ist eine kräf- 
tig und sehr dicht wachsende Sorte mit 
schwach gezonten Blättern und grossen 
dichten Dolden kleiner rosarother weiss- 
augiger Blumen. Endlich werden P. Fausta, 
P. Claude Lorrain, P. Lady Hawley und 


P. Stanstead Rival als schönblühende effect- | 


volle Beet-Pelargonien empfohlen. 

Am 21. September erhielt Veronica 
Blue Gum als schöne Beetpflanze einen er- 
sten Preis. Das dichte niedrige Wachsthum 
und unausgesetztes Erscheinen der blass- 
blauen Blumen den ganzen Sommer hin- 
durch empfehlen diese Sorte. Noch ausge- 
zeichneter war Viola Perfection, ein Bastard 
zwischen Viola cornuta und den gewöhn- 
lichen Pensees. Die Blüthenform von Viola 
cornuta aber fast 3 Mal grösser und von 
dunkel-malvenpurpurner Färbung. 

Auch 2 epheublätterige Sorten von Pe- 
largonien erhielten erste Preise, es sind das 
P. Willsı und P. Willst roseum. Die schmal 


In. 


1) Raphanus caudatus. Vor eini- 
gen Jahren ward diese jetzt schon bald wie- 
der verschollene Pflanze von einem Eng- 
lischen Handelsgärtner als ausgezeichnete 


Neuigkeit für den Gemüsegarten in den Han- 
[| 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


geschnittenen glänzend violett-rosarothen 
Blumen stehen in effectvollen Dolden, die 
in grosser Menge erscheinen. 

3) Dipladenia boliviensis Veitch. Einge- 
führt durch den Sammler des Herrn Veitch, 
Herrn Pearce aus Bolivia, in das Etablisse- 
ment des Herrn Veitch in Chelsea. Schöne 
Schlingpflanze für's Warmhaus. Aehnlich 
der D. urophylla, .die Blätter aber weniger 
zugespitzt und die weissen Blumen mit 
trichterförmiger längerer Röhre und 2 Zoll 
breitem Saume. 

Die D. boliviensis bildet einen dichten 
kahlen Schlingstrauch mit länglichen zuge- 
spitzten kahlen Blättern von 2—3 Zoll Länge. 
Blüthentrauben fast spitzenständig oder ach- 
selständig, in jeder Traube 3—4 Blumen. 
Die Blumen weiss mit goldgelbem Schlund. 
Blumen erscheinen im Sommer. 

(Mit Holzstock 1869 p. 234). 

4) Apfel, Annie Elizabeth. (Mit cololirter 
Abbildung 1869 p. 241). Ein sehr ansehn- 
!icher grosser Apfel, der im Ansehen an 
einen grossen Pfundapfel von plattrunder 
Gestalt erinnert. Gerippt, reif‘’gelbgrün, auf der 
Sonnenseite trübe verwachsene Röthe. Fleisch 
weiss, fest, mit angenehmem Arom. Zum 
Wirthschaftsgebrauch von December bis zum 
folgenden Herbst. Wird als einer der besten 
und ausgezeichnetsten Daueräpfel empfohlen, 
erzogen von Herrn Harrison u. Sohn in 
Leicester. 

5) Vanda Denisoniana Kchb. fil. Diese 
Vanda ward vom Oberst Benson in Burmah 
entdeckt und in das Etablissement des Hrn. 
James Veitch eingeführt. Aehnlich der V. 
Bensoni, der Wuchs aber viel robuster. 

(E, R.) 


Notizen. 


del gebracht und einige Korn für 1 Guinea 
verkauft. — Wir besprachen diese Pflanze 
schon und zeigten, dass solche keine Em- 
pfehlung verdiene. Manchen unserer Leser 
dürfte es aber interessiren, dass schon im 


RR 
2 


III. 


Jahre 1790 Neuenbahn der Jüngere diese 
‚Pflanze in Ehrhart's Beiträgen (Band VI 
pag. 130) besprach, die er bei sich im Gar- 
ten cultivirt hatte. Er sagt da „Raphanus 
caudatus hatte bei mir ?/, Fuss lange krumme 
schlangenförmige Schoten. Im Garten zu 
Upsala dagegen wurden die Schoten 3 Fuss 
lang, wobei jedoch zu bemerken ist, dass 
ich meine Exemplare im Topfe hatte!“ Also 
schon im vorigen Jahrhundert war R. cau- 
datus in deutschen und schwedischen Gär- 
ten verbreitet! und im Jahre 1867 wird 
solche als neue Gemüsepflanze empfohlen 
und der Same 1000 Mal theurer als Gold 
verkauft. War zur Zeit der Tulipomanie der 
Schwindel grösser ? (r.) 


9) Veredlung der Rosen. Hr. Metz 
bemerkt in dem von der K. K. Gartenbau- 
Gesellschaft veröffentlichte „Gartenfreund“, 
dass eine im Winter resp. Frühjahr mittelst 
Pfropfen, Anplatten oder Copuliren hoch- 
stämmig veredelte Rose nie so werthvoll 
ist, als eine im Sommer oculirte; wenn ge- 
rade ersteres geschehen müsse, so soll dies 
nur ganz niedrig an der Erde und möglichst 
bei Samenpflanzen, nicht bei aus Wäldern 
entnommenen Wildlingen stattfinden. Für 
den Producenten ist eine solche Methode 
freilich vortheilhaft, weil er zeitlich blühende 
Rosenstöcke in Handel bringen kann, für 
den Consumenten jedoch ist es nicht der 
Fall, da er nach der Blüthe fast immer 
kränkliche, hinsiechende Pflanzen vor sich 
hat. — Hr. Metz hält die hochstämmigen 
Rosen für eine übertriebene Liebhaberei, 
ausgenommen wenn sie als Allee angepflanzt 
werden; ein schönes Rosenbäumchen soll 
im Stamme nie höher als höchstens 3 Fuss 
sein. Vorzuziehen sind die niedrig veredel- 
ten Rosen, die sich zu Säulen, Pyramiden, 
Kugeln, Fächern heranbilden lassen. — Hr. 
Metz hat in Laibach eine Rosenschule mit 
mehreren Tausenden Oculanten von Hoch- 
stämmen und eben so viele wilde Samen- 
rosen oculirt, die im Herbst 1870 verkäuf- 
lich werden. Von Neuheiten werden nur 
Winterveredlungen auf Sämlinge gemacht 
und kommen schon im Mai in Handel. 

S-r.) 


Notizen. 


179 


3) Rhodea japonica. Rhodea japo- 
nica, eine Pflanze die den Uebergang bildet 
von den Asparagineen zu den Aroideen und 
namentlich zu den Gattungen Anthurium, 
Gymnostachys u. a. Die Structur ihrer 
Blüthe ist derart, dass behufs ihrer Befruch- 
tung der Kelch während der Blüthezeit zer- 
nagt werden müsse, welches durch die zahl- 
reich unter dieser Pflanze levenden Schnecken 
ausgeführt wird, sie kriechen an den Kolben 
hinan, nagen an einigen der Blüthenkelche, 
ohne jedoch den Fruchtknoten zu verletzen. 
Delpino (Asserv. e consid. sulla dicoga- 
mia etc. Atti della soc. ital. di sc. nat. Mi- 
lano 1869) glaubt, dass man mittelst zahl- 
reicher Anpflanzung dieser Rhodea die den 
Gärten so schädlichen Schnecken vertilgen 
könne, indem man alle Tage Morgens die 
unter den Pflanzen in grosser Menge vor- 
findlichen Exemplare sammelt. (S—r.) 


4) Baumwärtercurs. Bei der nie- 
derösterr. Landesweinbauschule in Kloster- 
neuburg wird im Frühjahre 1870 ein Obst- 
baumwärtereurs in’s Leben gerufen ; derselbe 
wird in den Monaten März, April und Mai 
abgehalten; er wird ein praktischer sein mit 
Ausnahme von drei Wochen, in welchen die 
Baumwärter an dem theoretisch - pomologi- 
schen Curse für Schullehrer und nach Wunsch 
auch an den Weinbergarbeiten, Hopfenbau, 
Maulbeerbaumschnitt u. a. theilnehmen kön- 
nen. Das Honorar, welches ein Baumwär- 
ter für den ganzen Curs zu entrichten hat, 
besteht in 10 fl., welches für dasjenige Per- 
sonal bestimmt ist, welches sich besonders 
mit den Obstbaumwärtern abzugeben hat. 
Die Landwirthschafts -Gesellschaft wird 10 
geeignete Männer aus Niederösterreich mit 
Stipendien & 70 fl. unterstützen. (S-—r.) 


5) Weinrebenausstellung. Behufs 
Ausarbeitung einer Ampelographie der Ab- 
ruzzen ladet Com. de Blasies, der Präsi- 
dent der in Florenz tagenden Ampelographi- 
schen Commission, alle Weinzüchter der 
Abruzzen ein, die in Teramo stattfindende 
Ausstellung reichlich zu beschicken, damit 
man wo möglich getreu eine Uebersicht 
aller in den Abruzzen cultivirten Rebsorten 

12° 


180 


erlangen könne; — zu diesem Behufe wä- 
ren am geeignetsten lebende Reben mit da- 
ranhängenden Trauben und an deren Seite 
die aus diesen Traubensorten erzeugten Weine. 
Um diese Ableger zu erhalten, müsste 
in der zweiten Hälfte des Februar von jeder 
Rebsorte ein Stock gewählt werden und von 
diesem zwei der kräftigsten Reben, die in 
ein geeignetes mit guter Erde und Asche 
gefülltes Gefäss gebracht, ihrem ferneren 
Wachsthume überlassen werden bis zur Zeit 
der Ausstellung, gegen welche zu sie vom 
Mutterstocke zu trennen wären, und auf 
solche Art können Weinreben in vollem Le- 
ben mit Trauben behangen, alle nöthigen 
Daten zu einem ampelographischen Studium 
geben. (S—r.) 


6) Ausstellung in Laibach. Der 
Krainer Gartenbau-Verein in Laibach 
hat beschlossen, im Laufe d. J. in dessen 
Garten eine grosse Anzahl von Gemüsen zu 
eultiviren und zwar von besseren und in 
Krain wenig oder gar nicht bekannten Sor- 
ten; so auch sollen verschiedene Dungme- 
thoden vorgenommen werden, um den Ein- 
fluss des Düngers in seiner verschiedenen 
Anwendung festzustellen. — Der Verein 
wird ein Journal führen, in welchem genaue 
Angaben über den Keimprocess und die Ent- 
wicklung bis zur Verpflanzung, über die 
weiteren Wachsthumsverhältnisse, über Stö- 
rungen im Vegetationsprocesse, über das 
Auftreten von Ungeziefer, über die Ernte, 
über Verwendung, Verwerthung u. Ss. w. ge- 
geben werden sollen. — Im Herbste d. Js. 
soll dann eine Ausstellung von Gartenpro- 
ducten stattfinden, wobei die im Vereins- 
garten cultivirten Normalexemplare zur An- 
sicht gebracht würden, mit welchen dann 
die zur Ausstellung gebrachten Localsorten 
verglichen werden können. — Preise u. z. 
zu 50, 25, 10 u. s. w. fl. erlangen nur Ge- 
müsezüchter für selbst cultivirtes Gemüse, 
diese müssen sich aber dann verpflichten, 
mit den neu einzuführenden Sorten grössere 
Flächen zu bebauen. 

Eine weitere Aufgabe des Vereins be- 
steht in der Hebung des Obstbaues, der in 
Krain noch darniederliegt; zu diesem Be- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


hufe wird der Verein einen Musterobstgarten 
einrichten und dann aus diesem Reiser zum 
Veredeln im Lande verbreiten, um hiedurch 
besseres Obst in Krain einzuführen. 

(S—t.) 


7) Weineultur und Heckenpflan- 
zung. Im Bericht der Verhandlungen der 
Section für Obst- und Gartenbau der Schle- 
sischen Gesellschaft finden wir 2 Bemerkun- 
gen aus Italien in Bezug auf Weincultur. 
Herr C. Pozzolo empfiehlt das Fortschnei- 
den des nicht ganz reifen Holzes und über- 
haupt alles des zu entfernenden Holzes, — 
mit andern Worten also den Schnitt der 
Rebe gleichzeitig mit der Weinlese vorzu- 
nehmen. Das Laub soll aber an den stehen- 
bleibenden Reben bleiben. Jährliche reich- 
liche Fruchtbarkeit soll die Folge solcher 
Behandlung sein. Auch in Deutschland ha- 
ben sich in der letzten Zeit wiederholt Stim- 
men erhoben, welche den Schnitt der Reben 
zeitig im Herbste empfehlen und solchen 
dem Winterschnitte vorziehen. 

Gegen die Weinkrankheit empfiehlt 
die Acclimatisationsgesellschaft in Sicilien 
das Impfen mit Schwefel. Obgleich uns die 
Wirkung dieses Impfens unverständlich, da 
bekanntlich der Schwefel sich nicht löst und 
nur die ihm anklebende freie schwefelige 
Säure ihren Einfluss auf Vernichtung der 
Schimmelpilze manifestirt, so führt doch die 
Acclimatisations- Gesellschaft in Palermo 
mehrere specielle Fälle an, wo grosse mäch- 
tige von der Weinkrankheit befallene Exem- 
plare, die schon mehrere Jahre keine Früchte 
mehr getragen, durch dieses Impfen wieder 
hergestellt wurden und im gleichen Jahre 
noch reichlich und vollkommen trugen. 
Diese Operation ist in folgender Weise aus- 
zuführen: 

Im Monat März, bevor der Weinstock 
in Saft tritt, macht man unten am Stocke 
1 bis 3 Längsschnitte je nach der Stärke 
der Pflanze und zwar so, dass an starken 
Exemplaren diese Längsschnitte in gleichen 
Entfernungen um den Stamm liegen. Jeder 
dieser Einschnitte wird 1 Zoll lang gemacht 
und nicht tiefer als bis in den Splint ge- 
führt und in jeden derselben wird mittelst 


I. 


eines stumpfen Messers Baumwolle, die stark 
mit Schwefel vermischt ist, eingebracht. Der 
Erfolg dieser Operation soll stets die voll- 
ständige Unterdrückung der Krankheit zur 
Folge gehabt haben. 

Hecken. Zur Anlage von 3—8 Fuss 
hohen Hecken empfiehlt Dr. Fintelmann in 
den Verh. d. Schles. Vereins, Pflanzen in 
der Baumschule vorzuziehen, solchen schon 
früh den Spitzentrieb auszuschneiden, damit 
sie sich von Grund auf verästeln und dann 
beim Pflanzen die Aeste der Exemplare mit 
einander zu verflechten. Als Pflanzen zu 
solchem Zwecke empfiehlt derselbe für feuch- 
ten und nassen Boden: *Alnus glutinosa und 
*A. incana, *Hippopha& rhamnoides, — für 
gewöhnliche nicht nasse Bodenarten: Tsuya 
canadensis, *Picea excelsa, Acer campestre, 
Acer monspessulanum, *Berberis vulgaris 
(nicht in der Nähe von Getreidefeldern), 
*Caragana arborescens, Carpinus Betulus 
und C. orientalis, Colutea arborescens, Cor- 
nus mascula, *Crataegus coccinea, Crataegus 
Oxyacantha, Cydonia vulgaris, Fagus sylva- 
tica, Nex Aquifolium , *Juniperus communis 
nnd J. virginiana (beide vorzugsweise für 
Sandboden), Morus alba, *Philadelphus co- 
ronarius, Abies pectinata, *Quercus peduneu- 
lata und Q. Robur, *Rhamnus cathartica, 
*Ribes alpinum, Taxus baccata, *Salices, 
*Tilia europaea, *Thuja oceidentalis, *Ulmus 
campestris und U. effusa. 

Wir bemerken, dass die mit * versehe- 
nen Arten auch noch bei Petersburg fort- 
kommen, Crataegus sanguinea, das nicht 
berücksichtigt ist, gilt mit Recht für das 
Petersburger Klima für die beste Hecken- 
pflanze, nächstdem Cr. coccinea, dann Cara- 
gana arborescens, auch aus Larix europaea 
und sibirica, sowie aus Abies Pichta werden 
hier schöne Hecken gebildet, (E. R.) 


8) Schutz nützlicher Thiere. Je- 
der Gartenbesitzer muss Sorge haben, so 
viel möglich die natürlichen Feinde der dem 
Garten- und Ackerbau schädlichen Thiere 
zu schützen; — dies geschieht in einigen 
Ländern gar nicht, in anderen allzuwenig, 
die Vögel werden immer noch schonungslos 
verfolgt, — ein Nistkästchen ist bei Vielen 


Notizen. 


# 


181 


ein noch ganz unbekanntes Ding. — Um 
auch zur Winterszeit den Vögeln Schutz 
und Nahrung zu bieten, wird (Rev. hort. 1870) 
die Anpflanzung von Diospyros Lotus, speciell 
aber von Dios. calycina oder virginiana an- 
empfohlen. Diese Bäume dienen zur Zierde 
des Gartens und die Früchte, welche bis in 
December—Januar am Baume hängen blei- 
ben, bieten den Holztauben, Amseln, Dros- 
seln u. a. die zu dieser Zeit sonst mangelnde 
Nahrung. Auch Rhamnus intermedius, eine 
durch sein Laubwerk prachtvolle Zierpflanze, 
bietet mit seinen Beeren namentlich den 
Amseln eine sehr gesuchte Nahrung. 
(S—r.) 


9) Ameisen und Nacktschnecken. 
Ein zur Vertilgung der Ameisen sehr aner- 
kanntes Mittel gibt der Secretair der Garten- 
bau-Gesellschaft zu Soisson, Hr. Velain, nach 
eigenen Erfahrungen. Es werden 500 Gr. 
Panamaholz in kleine Stückchen geschnitten, 
lässt diese in 1 Litt. Wasser durch 15—20 
Minuten sieden, abkühlen, und gibt dann 
250 Gr. Weingeist hinzu und nach 24 Stun- 
den seiht man es durch Leinen. Von dieser 
Flüssigkeit nimmt man 250 Gr. in einen 
Topf, gibt 500 Gr. Kohlentheer hinzu, und 
rührt dieses mit einer hölzernen Spatill tüch- 
tig herum. Zur Zeit des Gebrauches nimmt 
man von diesem letzteren Gemenge 100 Gr., 
verdünnt es mit 100 Litr. Wasser und schüt- 
tet dieses auf zwei Mal in die Ameisennester. 
Zur Bespritzung der mit Ameisen, Läusen 
u. a. behafteten Bäume nimmt man vom 
besagten Gemenge 50 Gr. und verdünnt es 
mit 10 Litr. Wasser. 

Um die Nacktschnecken von den Pflan- 
zen ferne zu halten, finden wir zwei Mittel 
angegeben; — das eine besteht darin, Kleie 
aufzustreuen,; — am Tage darauf früh Mor- 
gens, wenn noch der Reif vorhanden, oder 
bei regnichtem Wetter wird man die 
Schnecken alle beim Frass der Kleie finden, 
— da kann man sie also sehr leicht sam- 
meln, in einen Topf geben und siedendes 
Wasser darauf schütten (Ann. de la soc. 
d’hort. de Coulommieri). — Im andern Mit- 
tel finden wir Kalk angegeben; — dieser 
wird gepulvert, ebenfalls auf den Gängen 


182 


gestreut, die Schnecken finden augenblick- 
lich ihren Tod, sobald sie mit dem Kalk in 
Berührung kommen. 
(Bull. de la soc. d’agrie. de St. Pol.) 
(S—r.) 


10) Treibhäuser und Blumentöpte. 
In den Umgebungen von Paris findet sich 
eine grosse Anzahl von Treibhäusern zu 
dem Zwecke, die Blumenmärkte und die 
ersten Hötels der Stadt so frühzeitig als 
möglich mit Blumen zu versehen; — nicht 
jeder Gärtner jedoch erreicht seinen Zweck; 
um diesen zu erlangen erhöht er den Wärme- 
grad des Hauses, fällt aber dabei in die Ge- 
fahr, nur hoch aufgeschossene Pflanzen zu 
erhalten. — Da befolgt Hr. Prevots zu 
St. Cloud schon ein sichereres Verfahren; 
er zündet das Feuer im Ofen zwischen 4—6 
Uhr Morgens an, je nach der äusseren Lutt- 
temperatur; den ganzen Tag hindurch wird 
Luft eingelassen in das Haus (von der dem 
Winde entgegengesetzten Seite), dabei aber 
der grösste Wärmegrad entfaltet. Gegen 
4—5 Uhr Abends wird das Feuer ausge- 
löscht, die Fenster bedeckt, jedoch bleiben 
auch in der Nacht einige Oeffnungen unge- 
schlossen, damit immerfort frische Luft’ ein- 
ziehen könne, versteht sich darf diese nicht 
direct auf die Pflanzen gelangen — hiedurch 
wird das Aufschiessen 
mieden. 

Es gibt wohl Gegenden, in welchen 
grosser Mangel an Blumentöpfen herrscht 
und solche wegen des weiten Transportes 
allzutheuer kommen; — anstatt solcher 
Töpfe werden wohl hie und da Körbe aus 
geflochtenen Weiden- oder Haselnuss-Ruthen 
verwendet, wie sie zur Pflanzung von Obst- 
bäumen und Reben in Gebrauch sind, — 
aber der Director des botanischen Gartens 
auf St. Mauritius, Hr. Mac Ivor, hat ein 
ganz anderes neues sonderbares Material 
gefunden, um mit wenigen Kosten reichliche 
Mengen von Blumentöpfen zu erzeugen; — 
er nimmt Kuhlmist, — er hat auch einen 
höchst einfachen Apparat construirt, mittelst 
welchem er im Tage 1000 bis 1200 Töpfe 
anfertigen kann (Rev. hort. 1870 p. 34). — 
Diese Töpie sind sehr leicht, sehr porös; 


der Pflanzen ver- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


will man die in solche Töpfe gepflanzten 
Blumen in Grund setzen, so geschieht dies 
mit dem Topf selbst; dieser löst sich auf 
und dient dann zugleich als ein sehr werth- 
voller Dünger, der die Wurzeln der Pflanze 
in allen Richtungen durchdringt. Eine grös- 
sere Festigkeit kann man diesen Töpfen 
geben, wenn man dem Kuhmist etwas Sand, 
Werg, Wolle u. dgl. beimengt. (S-—r.) 


11) Obsthandelin Wien und Bozen. 
Im Allgemeinen bieten die Märkte in Wien 
grosse Mengen von minder edlen Obstsorten, 
es sind wohl auch edle Sorten nicht spär- 
lich vertreten, aber den Obstständen fehlt 
das geschmackvolle Arrangement, der Schutz 
gegen Witterungseinflüsse; so auch wird 
das Obst bei der Ernte und beim Transport 
schlecht behandelt. Zwei Drittel des Obstes 
kommt aus den Provinzen und aus dem 
Auslande und doch könnte Niederösterreich 
allein den ganzen Wiener Bedarf decken, 
namentlich jener feinen Sorten, wie man sie 
z. B. an Pariser Märkten reichlich vorfindet 
— hiezu gehört aber eine bessere Cultur 
des Obstbaumes, eine gute Wahl der Obst- 
sorten, ein sorgsameres Verfahren bei der 
Ernte und ein vorsichtigeres Transportwesen. 
Obschon die Obst- und Weinbauschule in 
Klosterneuburg manch Erspriessliches gelei- 
stet hat, die Landwirthschafts- und die Gar- 
tenbau-Gesellschaft in Wien auch schon den 
Weg angebahnt hat, so gibt es doch noch 
viel in dieser Richtung in Niederösterreich 
zu thun, — Es dürfte von Interesse sein, 
die auf den Wiener Märkten vorfindlichen 
Obstsorten kennen zu lernen; — Hr. Künst- 
ler hat über diesen Gegenstand in einer 
Versammlung der Landwirthschafts - Gesell- 
schaft einen Vortrag gehalten. — 

Erdbeeren und Himbeeren kommen aus 
der Umgebung von Wien, erstere gegen 
Ende Mai, die letzteren gegen Hälfte Juni. — 
Johannisbeeren und Stachelbeeren kommen 
auch aus den Umgebungen von Wien, aber 
auch aus Ungarn u. z. beiläufig um die Mitte 
des Monats Juni. — Heidelbeeren kommen 
ungefähr am 14. August, Preisselbeeren gegen 
Hälfte September aus entfernteren Orten 
Wien’s, Maulbeeren kommen aus Oedenburg 


III. Notizen. 


u 


gegen Hälfte Juni. — Die ersten Weintrau- 
ben kommen Ende Juli aus Italien, zur 
Hälfte August kommen die Portugieser, 
Spätroth, Gutedel u. a. aus dem weinreichen 
Baden und auch aus Ungarn. — So kom- 
men die ersten Kirschen auch aus Italien 
(Hälfte Mai), Ende Mai kommen sie aus 
Niederösterreich, aus Mähren und von Oeden- 
burg. — Weichseln kommen Anfangs Juni 
aus Italien, gegen Hälfte dieses Monats aus 
den Provinzen Oesterreichs. — Aprikosen 
aus Italien, Niederösterreich und Ungarn er- 
scheinen am Markte in der dritten Hälfte des 
Juni. — Im verflossenen Jahre fand man 
am 10. Juli die ersten Pfirsiche (Hartlinge, 
Nectarinen) aus Italien, am 17. Juli aus Nie- 
derösterreich und Ungarn. — Reire claude 
am 26. Juni aus Niederösterreich und Italien. 
— Pflaumen aus Italien am 7. August und 
aus anderen Ländern Oesterreichs am 21. 
d. M. — Kornelkirschen kommen auch zu 
dieser Zeit aus Niederösterreich. — Birnen 
finden sich Anfangs Juli aus Italien und um 
den 10. d.M. herum kommen sie aus öster- 
reichischen Ländern; Aepfel am 10. Juli, 
Quitten am 11. September beiläufig, Mispeln 
Anfangs October und Ebereschbeeren An- 
fangs September. Um die Hälfte September 
kommen die Kastanien aus Ungarn und 
auch aus Niederösterreich, die Maronen kom- 
men aus Italien, von daher kommen auch 
Anfangs Juli die Feigen, in kleiner Anzahl 
aus Gärten der Umgebungen Wiens; Nüsse 
sendet Steiermark und theilweise Wiens Um- 
gebung gegen Ende August; Zuckermelonen 
kommen aus Niederösterreich, Ungarn und 
Italien gegen Hälfte Juni und Wassermelo- 
nen in reichlichen Mengen aus Ungarn An- 
fangs Juli herum. 

Jedem Besucher der vorjährigen Blu- 
men- und Obstausstellung in Hamburg wird 
in Erinnerung sein die prachtvolle Reihe 
von Obstsorten aus der Umgegend von Bo- 
zen, — in allen Journalen war nur Lobens- 
werthes über dieselben gesprochen, wir wol- 
len aber doch auch noch etwas darüber er- 
wähnen. — Vor allem ist bemerkenswerth 
der weisse Rosmarinapfel; dieser gibt nicht 
alle Jahre eine günstige Ernte, höchstens 
jedes dritte oder vierte Jahr ist eine solche 


183 


ergiebig, Frost, Reif und Maikäfer sind die 
gefährlichsten Feinde, dann kommen die 
halbweissen und die rothen Rosmarin, die 
Edelrothen, die Krippeläpfel, die spitzen 
Leder-Reinetten, dann die Sommer- und Win- 
ter-Kaiserbirnen, die Grummetbirne — diese 
sind alle beliebte und stark gesuchte Obst- 
sorten; — ferner werden auch noch ver- 
langt die weisse Winter-Calville und der 
Napoleon-Apfel (dieser wurde von Lucas be- 
nannt: „vorzüglichster von Zallinger“); nach 
Pfirsichen ist auch grosse Nachfrage wegen 
ihrer frühen Reife, diesen wird aber bis 
jetzt nicht die sorgsamste Pflege gewidmet; 
es finden sich noch keine systematisirten 
Sorten vor. — Zur Ausfuhr gelangen in 
grossen Mengen die Tafeltrauben (Edel-Ver- 
natsch, Muscateltraube, Pieffertraube, Hart- 
ling, dann die Lang’sche Traube, die schon 
Mitte Juli reift u. a,), dann Aprikosen, Fei- 
gen, Kastanien, Wallnüsse, Josephszähre 
(Coix laeryma), welch letztere vielfach zu 
feinen Terrasse-Mosaikarbeiten Verwendung 
findet; — Limonien und Orangen werden 
reichlich in Orangerien gezogen, kommen 
aber weniger in Handel. 

In Bezug auf Auswahl und Verpackung 
wird mit pedantischer Sorgfalt vorgegangen, 
— jedes Stück muss höchst tadellos sein, 
ohne Wurmfrass, ohne Quetschung, ohne 
Rostflecken; — Pfirsiche, Feigen, Trauben 
werden Stück für Stück sorgsam in Seiden- 
papier gewickelt und mit Baumwolle in 
Körbe verpackt; — Aepfel, Birnen kommen 
ebenfalls in Seidenpapier, dann in gewöhn- 
liches Papier und dann in Originalkisten ge- 
packt; — Kastanien und Wallnüsse werden 
in Fässern versendet. Zu bedauern ist, dass 
bei Verladung und Expedition seitens der 
Eisenbahnen trotz der sorgfältigsten Ver- 
packung höchst schonungslos vorgegangen 
wird und Reclamationen wohl selten einen 
Erfolg bringen. (S—r.) 


12) Landwirthschaftlicher Unter- 
richt in Frankreich. Zu Eloges (Marne) 
wurde eine Ackerbauschule gegründet und 
die Leitung derselben dem Hrn. G. Kirgesser 
anvertraut; zur Vervollständigung wurde 
auch eine Gartenbauschule sammt hiezu nö- 


184 


thigem Versuchsgarten beigegeben. Zum 
Professor für Gartenbau und Botanik wurde 
Grat Lambertye ernannt. — In Clermont 
Ferrand wird ein öffentlicher unentgeldlicher 
Curs von Vorträgen über Obstbaumzucht 
gehalten von dem Chefgärtner Hrn. Citerne, 
verbunden mit praktischen Uebungen. — In 
Paris hat der Chefgärtner des Luxemburg- 
Palais, Herr Riviere, schon im Februar 
seine Vorlesungen über Baumecultur begon- 
nen, so auch Hr. Forney seine öffentlichen 
unentgeldlichen Vorträge über den Schnitt 
der Obstbäume. (S—ı.) 


13) Die Jute. Hr. Dr. Wiesner hat 
in der Decembersitzung des „Vereins zur 
Verbreitung naturwissenschaftlicher Kennt- 
nisse“ einen Vortrag gehalten über die Jute, 
welche aus dem Corchorus capsularis und 
Corch. olitorius stammt, welche beide Pflan- 
zen obschon einjährig doch oft eine Höhe 
von zwei Klafter erreichen. Die Faser be- 
sitzt die nöthige Festigkeit und Dauerhaftig- 
keit nur einige Zeit vor der Samenreife und 
an Menge übertrifft sie 2—4 Mal jene des 
Flachses und des Hanfes. Die Röste dauert 
nur eine Woche; hiezu werden die Corcho- 
russtengel von Blättern und Nebenzweigen 
befreit, in lockere Bündel zusammengelegt 
und in ein langsam fliessendes Wasser ge- 
legt; nach 2 Tagen bemerkt man schon, 
dass der Bast sich vom Holzkörper loslöst. 
Die Jute unterscheidet sich vom Manila-, 
Sesal- und Pitehanf durch ihre feine Faserig- 
keit, vom Sunn durch die Glätte, vom Hanf 
und Flachs durch grösseren seidenartigen 
Glanz. Einige ordinäre Jutesorten rühren 
von Urena sinuata und von Abelmoschus 
tetraphyllus her, deren Fasern mit schwefel- 
saurem Anilin behandelt eine goldgelbe 
Farbe erlangen wie die Jute, während der 
Hanf schwach gelblicht und der Flachs bei- 
nahe gar nicht gefärbt wird. — Die Jute 
wird in Indien zu Säcken (s. g. Gunnysäcke) 
verarbeitet, die nach Amerika ausgeführt 
zur Verpackung der Baumwolle dienen. Die 
in Schottland gearbeiteten groben Gewebe 
kommen nach Deutschland und Oesierreich, 
allwo sie trotz der hohen Preisen wohlfeiler 


% 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. r 


sind als die im Land von Hanf erzeugten 
Packsäcke. Grosser Theil von Getreide 
wird aus Ungarn in Jutesäcken ausgeführt. 


(S—ı.) 


14) Ueber die Errichtung von 
Gärtnerschulen hielt Hr. Regierungsrath 
Dr. Fenzl einen Vortrag in der Sitzung der 
Samenbeschaffungs-Commission in Wien am 
18. Januar d. J., in welchem er bemerkte, 
dass in Oesterreich an einzelnen gebildeten 
Gärtnern zu keiner Zeit Mangel war, wohl 
aber fehlte es an einer grossen Anzahl sol- 
cher gebildeter Männer und gut geschulter 
Hilfsarbeiter, in Folge dessen in den letzte- 
ren Jahren einige Lehranstalten für Gärtner 
gegründet wurden, wie in Brünn, Lemberg 
und Wien, die aber keineswegs noch den 
Anforderungen genügen, die man mit Recht 
fordern kann, um gut geschulte, für alle 
Zweige des Gartenbaues verwendbare Hilfs- 
arbeiter zu erhoffen und ausserdem ist auch 
noch die Anzahl solcher Schulen allzu gering. 

Bei Gründung einer Gärtnerschule wirft 
sich die Frage auf, welcher Art eine solche 
sein soll, eine niedere mit besonderer Be- 
rücksichtigung der landwirthschaftlichen 
Gärtnerei, als Basis der Zier- und Land- 
schafts-Gärtnerei zur Heranziehung von 
wohlgeschulten Gehilfen für Privat- und 
Handels-Gärtner jeder Art und Samenzüchter, 
oder eine höhere mit Berücksichtigung der 
Zier- und Landschafts-Gärtnerei behufs 
Heranbildung von Obergehilfen an grossen 
Handels-Etablissements, von Aspiranten auf 
Obergärtnerstellen an botanischen Gärten, 
Inspectoren und Gartendireetoren grosser 
Grundbesitzer und städtischer Anlagen. 

ad 1. Eine niedere Lehranstalt soll ein 
vermittelndes Glied zwischen rein landwirth- 
schaftlicher und exelusiver horticoler Bildung 
sein und daher wäre es genügend, den be- 
stehenden Ackerbauschulen eine besondere 
Abtheilung für landwirthschaftliche Gärt- 
nerei beizugeben, mit jedoch scharfer Tren- 
nung in der administrativen und praktischen 
Verwendung der Zöglinge. Dem Unterrichte 
über Bodenkunde, Düngerarten, Naturwis- 
senschaft, Kenntniss der Nutzpflanzen, Un- 


III. Notizen. 


kräuter, schädlicher *) Thiere u. s. w. könn- 
ten die Zöglinge beider Anstalten beiwoh- 
nen; speciell für die Schüler der Gärtner- 
schule müsste über Culturmethoden der ein- 
zelnen Gemüsepflanzen, der Bäume und 
Sträucher, über Samenzucht u. s. w. vorge- 
tragen werden. Prof. Fenzl erinnert an 
die landwirthschaftliche Gartenbauschule in 
Carlsruhe, in welcher die Vereinigung einer 
niederen Gärtnerschule mit einer Ackerbau- 
schule mit dem besten Erfolge stattfindet. 
ad 2. Eine höhere Anstalt für Gärtner 
wäre für Ocsterreich höchst wichtig, denn 
die allda vorhandenen tüchtigsten Gärtner 
sind meistentheils eingewanderte Deutsche, 
die in Deutschland, Belgien und Holland 
ihre Kenntnisse erworben haben. In Bezug 
auf solche Institute erwähnt Dr. Fenzl der 
Gärtnerschulen in Potsdam und Gent und 
bemerkt schliesslich, dass bei Gründung der- 
artiger Schulen jedenfalls die belgischen als 
Muster anzunehmen wären, an welchen das 
Verhältniss zwischen Theorie und Praxis 
richtig eingehalten, sehr viel gearbeitet und 
dabei die Ausbildung des Charakters für die 
spätere Uebung des Berufes berücksichtigt 
wird. (S—r.) 
15) Eine neueKrankheit des Wein- 
stockes. Mit der Masse neu eingeführter 


185 


turen nach dem andern verbreitet. — Die 
in Rede stehende Krankheit scheint vom 
Süden Frankreichs aus in den letzten Jahren 
sich verbreitet zu haben und ist von da 
nach England eingeschleppt worden, wo sie 
schon in vielen Gärten an den in den Ge- 
wächshäusern cultivirten Weinstöcken be- 
obachtet worden ist. Aus Deutschland lie- 
gen bis jetzt keine Beobachtungen über diese 
Krankheit vor und möger unsere Herren 
Gärtner und Weinbergbesitzer sich hüten, 
solche nicht auch als neuen Fluch unserer 
Culturen einzubürgern. Es ist diesmal keine 
mit einem Pilz in Verbindung stehende 
Krankheit, sondern es wird solche durch 
eine Blattlaus erzeugt, die unter der Epi- 
dermis der Blätter und der jüngern Wurzeln 
lebt. Planchon nennt solche Phylloxera 
vastatrix und Professor Westwood be- 
schreibt sie in Gardener’s Ohroniecle als 
Peritymbia Vitisiana. — Nach einem 
Bericht von Professor Planchon in „Comptes 
Rendus 1868“ erschien diese Krankheit zu- 
erst im Jahre 1865 im Süden von Frank- 
reich, erhielt dort den Namen „Etisie“ und 
richtete so bedeutende Verheerungen in den 
Weinbergen an, dass eine Commission zur 
Untersuchung der Krankheit ernannt wurde, 
Es zeigte sich dabei, dass es das Insekt 
war, von dem wir beistehend nach Prof. 


Pflanzen wird auch ein Feind unserer Cul- ' Westwood die Abbildung geben. Fig. a ist 


ein verkleinertes Weinblatt mit den Pusteln, 


*) Die Kenntniss der natürlichen Feinde 
der dem Obst- und Gartenbau schäd- 
lichen Thiere wäre wohl auch ange- 
zeigt, 


unter denen das Insekt lebt. Fig. b ist eine 
solche Pustel, in der ein weibliches Insekt, 
umgeben von zahlreichen Eiern sich befindet. 
e ist ein weibliches Insekt von der Bauch- 
seite, d von der Seite, beide vergrössert. 
e ist die stärker vergrösserte Arterie und 
f der stark vergrösserte Saugrüssel, mit dem 


186 


das Insekt die Epidermis der Blätter und 
jungen Wurzeln zerschneidet, löst und sich 
dann darunter verbirgt, um seine Eier abzu- 
setzen. Die männlichen Thierchen sind wie 
bei Aphis geflügelt. 

Am schädlichsten ist diese Krankheit, 
wenn solche an den Wurzeln erscheint. Ein 
französischer Weinbauer räth, Erde mit Y/,o 
—!/,, Steinkohlentheer zu vermischen und 
damit die ganze Pflanze zu überziehen. Von 
60 im Frühjahr befallenen Weinstöcken habe 
er auf diese Weise 50 vollständig gerettet, 
so dass sie ihre Früchte reiften, 5 blieben 
zweifelhaft und 5 starben ab. (E. R.) 


Gartenflora Deutschlands, 


16) Expedition nach dem Norden 


VW Lite 


1) R. Schomburgk, Bericht über den 
Botanischen Garten in Adelaide im 
Jahre 1869. 


Das Jahr war in Bezug auf Trockenheit 
eines der ungünstigsten. Trotzdem befindet 
sich das schöne und grosse Institut, von 
dem wir unsern Lesern wiederholt sprachen, 
im gedeihlichsten Zustande. Die heissen 
trockenen Winde der letzten Monate des 
Jahres hatten zwar viele aus dem kühlern 
Klimate Neuseeland’s stammende Pflanzen 
ganz getödtet, dennoch verlor der Garten 
nicht eine einzige Art gänzlich, indem im 
Schutz *) stehende Doubletten sich gehalten 
hatten. 


Als eine sehr werthvolle Einführung 
für die Weinbauer wird die Einführung der 
Sultana-Traube hervorgehoben und sei 


*) Gegen heisse Winde geschützte Stand- 
orte. Es versengen solche heisse 
Winde die Blätter, so dass solche 
schwarz werden, wie bei uns vom 
Froste. 


Russlands und der Schweiz, 


Ms 

Neuholland’s. Der erste Botaniker, Herr 
Schultze, hat schon verschiedene beträcht- 
liche Sendungen an trockenen Pflanzen und 
Samen an den Director des Botanischen Gar- 
tens zu Adelaide, Herrn R. Schomburgk, 
aus dem Norden Neuholland’s gemacht. Hr. 
Schomburgk hat davon mehreren wissen- 
schaftlichen Gärten Europa’s bereits mitgetheilt 
und die an den hiesigen Botanischen Garten 
gesendeten Samen beginnen zum Theil schon 
zu keimen. So werden unseren Pflanzen- 
sammlungen nun auch bald die bis jetzt 
grossentheils unbekannten Pflanzenschätze 
des tropischen Neuholland’s allmälig zugäng- 
lich gemacht werden. (E. R.) 


Palur 


diese jetzt in der Colonie schon ziemlich 
verbreitet. 


Der Wuchs des Grases zum Viehfutter 
hört zur heissen Jahreszeit fast ganz auf 
und viele Gräser sterben zu dieser Jahres- 
zeit ganz aus. Dr. Schomburgk bestätigt 
von Neuem die Vorzüge des Guinea- 
Grases, von dem gesagt wird, dass es 
3—4 Schnitte im Jahre in Australien geben 
werde. Als andere gute Gräser für Weiden 
im Süden Australiens werden aufgeführt 
Hemitaphrum glabrum, Elymus gi- 
ganteus, Festuca altissima, Pipta- 
therum Thomasii und P. multiflorum, 


Alopecurus pratensis, Hordeum ju- 
batum und Bromus mollis. Vielleicht 
dass diese Erfahrungen auch dem trockenen 
Süden Europa’s zu Gute kommen werden. 


Boehmeria nivea, diese wichtige 
Faserstoff liefernde Pflanze China’s passt 
nicht für den Süden Australien’s zum An- 
bau. Dagegen wird der Anbau von Morus 
behufs des Seidenbaues, sowie besonders 
auch der Anbau des Neuseeländer Flachses . 

| Phormium tenax) warm anempfoblen. 


® x R g 5 IV, 


Im Uebrigen breitet sich der Bericht 
über die verschiedenen Pflanzensammlungen 
und deren Vermehrung, über die werthvoll- 
sten Beiträge an Pflanzen zu den Samm- 
lungen etc. aus. 

Interessant ist es, welches Interesse das 
Publikum dem Botanischen Garten in Ade- 
laide schenkt, was am besten daraus her- 
vorgeht, dass der Besuch an Sonntagen und 
Feiertagen nicht unter 2,500 Personen fiel 
und sich bis auf 7,600 Personen erhob. 

Bestätigt wird abermals, dass Cynodon 
Dactylon sich als das beste Gras für Rasen- 
plätze während der heissen und trockenen 
Jahreszeit bewährte. (E. R.) 


2) A. de Bary, Prof. in Halle, über 
Schimmel und Hefe. Berlin 1869. 
C. G. Lüderitz’sche Buchhandlung. 


Es liegt uns hier eine jener populären 
Schriften vor, die von einem Gelehrten 
stammt, der das ganze Gebiet der Pilzkunde 
übersieht und derselben durch seine gründ- 
lichen Arbeiten eine ganz andere Gestaltung 
gegeben hat. Diese kleine Schrift ist mit 
dem klarsten Verständniss und doch in po- 
pulärer Sprache geschrieben, so dass solche 
jedem, der sich für Pilzkunde und die Stel- 
lung, welche Schimmelpilze im Haushalte 
des Menschen einnehmen, sehr zu empfeh- 
len ist, 

Zunächst führt uns De Bary einen 
Schimmelpilz vor, der auf eingemachten 
Früchten, an verwesenden Pflanzentheilen 
erst als weisser Ueberzug erscheint und 
später mit graugrünen staubigen Köpfen 
sich bedeckt. Herr De Bary hat das grosse 
Verdienst, viele solcher Pilze von ihrer ersten 
Entstehung aus der Spore durch ‘alle Phasen 
ihrer Entwickelung beobachtet zu haben. 
Bei den meisten dieser gründlich beobach- 
teten Pflanzenarten zeigte die genaue Beob- 
achtung, dass diese kleinen microskopischen 
Pflänzchen verschiedene Stadien der Ent- 
wickelung besitzen und dass diese verschie- 
denen Entwickelungsstadien der gleichen 
Pflauze mit verschiedenen Gattungsnamen in 
der Systematik bedacht wurden. 

Der in Rede stehende kleine Pilz ist 
als Aspergillus glaucus und Euro- 


Literatur, 


187 


tium herbariorum beschrieben. Aus der 
Spore (Keimzelle) entstehend bildet er erst 
eine fadige Unterlage (Mycelium). Aus den 
Fäden des Myceliums erheben sich zahlreiche 
Aeste von etwas stärkerem Durchmesser, 
welche sich ungefähr !/, Millimeter hoch 
erheben. Die Enden dieser Aeste, die man 
Conidienträger nennt,schwellen zu einem 
kugeligen Kolben an, der auf seiner oberen 
Seite eine Masse kurzer Fäden austreibt, an 
deren Ende sich einzelne kleine Zellen ket- 
tenförmig von oben nach unten abschnüren. 
Die kurzen Fäden des Kopfes nennt man 
Sterigmen, die sich abschnürenden Zellen 
sind ohne Befruchtung entstehende Keim- 
zellen oder Sporen und werden Conidien 
genannt. Die abfallenden Conidien sind 
graugrün und verursachen die später grau- 
grüne Färbung des Pflänzchens. Asper- 
gillus glaucus ist dieser kleine Pilz in 
diesem ersten Stadium der Bildung genannt 
worden. Die beistehende Figur gibt diese 


Bildungen nach De Bary und zwar sind: 
a das Mycelium, b ein Ast der Aspergillus- 
Form bei 190facher Vergrösserung, c der 
Conidienträger, d die kettenförmig in Coni- 
dien zerfallenden Sterigmen des Kopfes c, 


188 


stärker vergrössert; e ist eine Conidie welche 
gekeimt hat, bei 300maliger Vergrösserung. 

Ausserdem erzeugt aber das gleiche 
Mycelium noch eine zweite Art von Frucht- 
trägern. Es sind das dünne Aestchen, welche 
Anfangs an der Spitze sich korkzieherartig 
winden (siehe bei f). Später pressen diese 
Windungen des Fadens sich auf einander, 
so dass daraus ein fester schraubenförmiger 
Körper entsteht, wobei eine besondere Form 
eines geschlechtlichen Zeugungsprocesses 
stattfindet. In Folge dessen wird der Schrau- 
benkörper zu einem kugeligen Behälter 
(Schlauchfrucht Fig. g), die von einer 
zelligen Hülle umschlossen und im Innern 
zahlreiche Zellenreihen enthält. Gegen die 
Reife wird die Aussenschicht gelb und im 
Innern entstehen ovale schlauchförmige Zel- 
len (Sporenschläuehe Fig. h bei 600maliger 
Vergrösserung), in deren Innern je 8 Zellen 
(Sporen, oder hier, weil sie nicht das un- 
mittelbare Product der geschlechtlichen Be- 
fruchtung, Schlauchsporen genannt) liegen, 
die später herausfallen und keimen. 

Diese zweite Form von Fruchiträgern 
mit den Schlauchfrüchten erscheint immer 
erst nachdem das Mycelium schon die As- 
pergillus-Form gebildet hat. Hat das Pflänz- 
chen keine genügende Ernährung, so kommt 
nur die Aspergillus-Form vor, — fehlt es an 
Ernährung nicht, so entwickeln sich aus den 
gleichen Fäden des Myceliums die Frucht- 
träger mit den Schlauchfrüchten und ist 
diese letztere Form specieli als Eurotium 
herbariorum beschrieben worden. — 
(Fig. k eine keimende Schlauchspore). 

De Bary gibt nun noch mehrere solcher 
Beispiele, wegen derer wir unsere Leser 
auf das Schriftchen selbst verweisen. Dabei 
klärt er die eigenthümliche Selerotium -Bil- 
dung auf, jene eigenthümlichen im Innern 
der Gewebe lebender und absterbender Pflan- 
zen sich findenden kleinen schwarzen Kör- 
ner, welche einem runden schwarzen Samen 
gleichen. Diese Sclerotien kommen z. B. 
an Kohlblättern häufig vor. Es sind durch 
Verfilzung von Mycelium-Fäden eines Schim- 
melpilzes (Botrytis cinerea) entstandene 
Dauerorgane, welche im folgenden Frühjahre 
keimen und den Pilz fortpflanzen. Sie trei- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


-* io 
. 


ben bei ihrer Entwicklung aber nicht die 
flockige Form des Schimmelpilzes mit den 
Conidienträgern und Conidien, sondern ei- 
genthümliche Fruchtträger von becherförmi- 
ger Gestalt, die als Peziza-Arten beschrieben 
worden sind. — Botrytis cinerea ist also ein 
Schimmelpilz, dessen Entwicklungsgang drei 
verschiedene Formen durchläuft, die nicht 
nur als verschiedene Arten, sondern sogar 
als ganz verschiedene Gattungen aufgefasst 
wurden. Die erste Form ist der Schimmel- 
pilz, der sich sowohl aus den Conidien, wie 
aus den Schlauchsporen entwickelt. Das 
zweite Stadium ist das Dauer-Mycelium im 
Innern von Pflanzengeweben, als Sclero- 
tinm durum, echinatum etc. bekannt. 
Die dritte Form ist der aus dem Sclero- 
tium hervorgehende Becherpilz (Peziza), 
der die Schlauchfrüchte trägt. 

Der geehrte Verfasser zeigt nun, dass 
die meisten Schimmelformen solche ver- 
schiedene Stadien der Entwickelung besitzen 
dürften, dass aber die wenigsten, ja selbst 
viele unserer gemeinsten Pilzformen in Be- 
zug auf ihren Entwickelungsgang noch un- 
vollkommen bekannt sind. Bei der micro- 
skopischen Kleinheit der Objecte sind der- 
artige Untersuchungen durchaus nicht leicht, 
sondern lassen eine Menge unabsichtlicher 
Täuschungen zu, da es sehr schwierig ist, 
bei Aussaatversuchen zufällig beigemischte 
Sporen anderer Schimmelpilze, welche stets 
massenhaft in der Luft sich finden und sich 
überall absetzen, auszuschliessen. Daraus 
sind eine Menge von Irrthümern hervorge- 
gangen, wie dass aus den gleichen Schim- 
melsporen bald die, bald jene Schimmel- 
gattung hervorgehe. In der Entwicklung 
der Schimmelgattung bleiben sich aber die 
Schimmelpilze bei ihrer Fortpflanzung durch- 
aus treu, sie ändern nur ihre Form in Be- 
zug auf die Entwicklungsstadien zu niedri- 
ger oder höher entwickelter Form der Fruc- 
tification der gleichen Art. 

Eben so entschieden wendet sich der 
Verfasser gegen alle diejenigen, welche die 
Schimmelpilze nur als Zersetzungsproducte 
organischer Gebilde betrachten und solche 
aus Urerzeugung hervorgehen lassen. Je 
sorgfältiger in dieser Beziehung die Ver- 


Ei. 


IV. Literatur. 


suche angestellt worden sind, je sicherer ist 
da der Beweis geliefert worden, dass auch 
die Schimmelpilze stets nur aus Sporen her- 
vorgehen. Man hat da besonders als Be- 
weis für die Urerzeugung den Fall gebraucht, 
wo im Innern von Zellen lebender Pflanzen 
fructificirende Pilze gefunden worden sind. 

Unsere jetzige vollständigere Kenntniss 
der Schimmelpilze führt gerade zur entgegen- 
gesetzten Ansicht. Die Milliarden von Spo- 
ren und Conidien, welche diese kleinen 
Pilze bilden, schweben überall frei in der 
Luft, sind dem Staub beigemischt und setzen 
sich allenthalben an lebenden Pflanzentheilen 
ab. Wo solche den geeigneten Boden zur 
Vegetation finden, keimen sie, treiben 
ihre Mycelium-Fäden in das Innere des noch 
lebendigen oder absterbenden Pfianzentheils 
und leiten so gerade die Zersetzung ein, 
wie das z.B. an frischen gesunden Pflanzen- 
theilen vom Pilz der Kartoffel, des Weines 
ete. nachgewiesen worden ist. Bei dieser 
Art der Vegetation hat also auch das Auf- 
finden kleiner fructificirender Schimmelpilze 
im Innern von lebendigen Zellen durchaus 
nichts Wunderbares. 

Mit diesen Auseinandersetzungen geht 
der Verfasser zu den sogenannten Gährungs- 
pilzen über, welche in jeder gährenden Masse 


| 


189 


gefunden werden und den Gährungsprocess 
einleiten. 

Nach den Untersuchungen De Bary’s 
sind in neuester Zeit Ansichten ausgespro- 
chen worden, die zwar auf Thatsachen be- 
ruhen, obgleich diesen Thatsachen eine 
falsche Deutung gegeben worden ist, indem 
es ungemein schwer, sich hier vor Täu- 
schung zu bewahren. 

Thatsache ist es, dass in jede gährende 
Flüssigkeit auch Sporen und Conidien von 
Schirmmelpilzen in grösserer oder geringerer 
Menge fallen. Säet man daher die Pilze der 
gährenden Masse aus, so werden je nach 
dem Substrat, das man gibt, bald die einen, 
bald die andern Schimmelpilze aus der aus- 
gesäeten gährenden Masse hervorgehen, in- 
dem in Wahrheit zwischen die Gährungs- 
pilze der gährenden Flüssigkeit die Keime 
der verschiedenartigsten Schimmelpilze ein- 
gestreut sind. Hieraus hat man den Schluss 
gezogen, dass die Gährungspilze nur eine 
eigenthümliche Entwickelungsperiode der in 
die Gährungsflüssigkeit fallenden Keime von 
Schimmelpilzen seien. 

In Wahrheit zeigt De Bary, dass dies 
nur in einem Fall bei einem der gemein- 
sten Schimmelpilze, dem Mucor Mucedo der 
Fall sei, von dem die beistehende Abbildung 


190 Gartenflora Deutschlands, 
die Entwickelungsphasen zeigt, wenn er auf 
geeignetem Substrat an der Luft wächst. 
Bei 100maliger Vergrösserung sieht man bei 
a aus der Spore Mycelium-Fäden entstehen, 
bei b entspringt aus dem Mycelium ein 
Sporangiumträger, der auf der Spitze 3 Spo- 
rangien trägt. c ist eine schwächere Ver- 
grösserung eines Sporangiumträgers mit 
einem grossen Sporangium auf der Spitze 
und 2 Wirtel Sporangiolen tragender Aest- 
chen am Grunde. d zeigt ein Aestchen mit 
Sporangiolen in stärkerer Vergrösserung und 
e ein solches mit Conidien. f zeigt ein 
Mycelium bei 190facher Vergrösserung, bei 
g sind zwei Aeste dieses Myceliums in zahl- 
reiche kurze Glieder (Gemmen) getheilt, von 
denen jedes einzelne Glied abfallen und den 
Pilz vermehren kann. 

Fallen Keime dieses Pilzes in eine gäh- 
rungsfähige Zuckerlösung, dann bildet die- 
ser Pilz nur ein Mycelium aus sprossenden 
Gemmen, bildet keine Sporenträger aus und 
erregt durch Spaltung des gelösten Zuckers 
in Alkohol und Kohlensäure die Alkohol- 
gährung. Die beistehende Figur zeigt den 


Mucor Mucedo in dieser Wachsthumsperiode 
in der gährenden Zuckerlösung bei 375 ma- 
liger Vergrösserung, die im Uebrigen ganz 
der auf der vorhergehenden Figur bei g 
dargesteliten Gemmenbildung des Myceliums 
entspricht. 

Die im praktischen Leben so vielfach 
verwerthete Alkohol-Gährung wird aber 
nicht durch die Gemmen des Mucor Mu- 
cedo, sondern durch einen andern kleinen 
Gährungspilz, den Bierhefenpilz (Saccharo- 
myces cerevisiae) erregt. Die beistehende 


Russlands und der Schweiz. 


Figur gibt die Darstellung dieses Pilzes 


& 


gleichfalls bei 375maliger Vergrösserung. 
Derselbe besteht aus kleinen farblosen, kaum 
!/\oo Millimeter im Durchmesser haltenden 
Zellen, die in so ungeheurer Masse sich bil- 
den, dass sie in der vergohrenen Flüssigkeit 
als feine weissliche Masse sich absetzen, 
ebenso wie es die ungeheure Masse dieser 
kleinen mieroskopischen Pilzzellen ist, welche 
die Trübung der gährenden Flüssigkeiten 
bedingt. Unsere Figur zeigt bei c einzelne 
solcher Zellchen, an denen sich kleine Aus- 
stülpungen bilden, aus denen neue Zellen 
hervorgehen. Diese Zellchen lösen sich 
meist schr bald von einander los und an 
jeder einzelnen beginnt der gleiche Process 
von Neuem. Seltener bleiben sie noch eine 
Zeitlang kettenartig verbunden, wie dies bei 
a dargestellt ist. 

In der Hefe oder der gährenden Flüs- 
sigkeit zeigt dieser Hefepilz stets nur diese 
Form der Fortpflanzung. Säet man densel- 
ben aber in reines Wasser oder auf ein 
feuchtes Substrat aus, so entwickelt er nach 
einigen Tagen Zellen, in deren Innern sich 
durch freie Zellbildung die Schlauchsporen 
bilden, wie dies bei b von mehreren Zell- 
chen dargestellt ist. Die Entwicklung an- 
derer Schimmelpilze bei der Aussaat frischer 
Bierhefe beruht nach De Bary auf jenen 
oben geschilderten Irrungen, die bei der 
Masse und der Kleinheit der Objecete sehr 
leicht stattfinden können. — Zudem hat der 
Bierhefepilz durch Entdeckung seiner Frueti- 
fication, wie solche bei b-dargellt ist, seinen 
Abschluss gefunden. In der Hefe ist es das 
durch Conidienbildung der einfachsten Art 
sich rapid schnell fortpflanzende Mycelium. 
Ausserhalb der Hefe ist eine der einfachsten 
Formen der Bildung von Schlauchsporen. 
Es gibt ausserdem noch mehrere zur Gat- 


IV. Literatur. 


tung Saccharomyces gehörige Hefepilze, 
welche ganz ähnlichen Bildurgsgang zeigen, 
so der Weinhefepilz. Die weisse Haut 
(Kahn), die sich auf verderbendem Wein 
und Bier zeigt, ist das Product eines ähn- 
lichen Pilzes, der aber in gährungsfähiger 
Flüssigkeit niemals Alkoholgährung erregt, 
sondern Gegentheils seinen Einfluss als die 
Verwesung befördernd bethätigt, indem er 
den Alkohol und den Zucker zu Kohlensäure 
und Wasser oxydirt. 


In die gleiche Reihe von Pilzen gehört 
die Essigmutter, ein Pilz der die Oxydation 
des Alkohols zur Essigsäure vermittelt. 


Im Allgemeinen betrachtet, lernen wir 
so die grosse Mehrzahl der Schimmelpilze 
als solche kennen, deren Mycelium in lebende 
und absterbende Organismen eindringt, sich 
hier ansiedelt, besondere Aeste mit einfachen 
(Conidien) und im Innern anderer Zellen 
entstehenden Fructificationen (Schlauchspo- 
ren) bildet und überall wo sie sich ansiedeln 
den Process der Verwesung befördern, wo- 
durch die auf lebenden Organismen leben- 
den Schimmelpilze so schädlich werden. 


Wir lernten eine zweite Classe micro- 
skopisch kleiner Schimmelpilze kennen, die 
in gährenden Flüssigkeiten vegetirend Alko- 
holgährung, Essiggährung ete. bedingen und 
in der gährenden Flüssigkeit nur ein in Co- 
nidien zerfallendes Mycelium darstellen, wo- 
durch deren unglaublich schnelle Vermeh- 
rung bedingt ist. Auf andern Substrat aber 
nur eine einfachste Art von Sporenbildung 
zeigen. 


Es bleibt endlich noch eine Gruppe der 
kleinsten mieroskopischen Schimmelpilze 
übrig, die als Bacterien, Vibrionen, Zoogloea 
bekannt, die als intensive Erreger von Fäul- 
nisserscheinungen fast überall das Auftreten 
der Fäulniss begleiten. In die Reihe dieser, 
im Allgemeinen noch mangelhaft bekannten 
Formen gehört auch der neuerdings bei der 


Choleraepidemie vielfach genannte und 


191 


fälschlich als verbreitende Ursache vielfach 
genannte Micrococcos. 

Micrococcos aber gehört nach De 
Bary verschiedenen microskopischen Schim- 
melpilzen als einfachste mit kleinen Zellchen 
auftretende Form derselben an. (E. R.) 


3) G. H. K. Thwaites, Director des 
Botanischen Gartens in Peradeniya 
auf Ceylon. Bericht über den Gang 
des dortigen Botanischen Gartens von 
1866— 1867. 


Der Garten in Peradeniya enthält die 
Sammlungen der auf Ceylon heimischen 
Pflanzen. Ausserdem besonders eine grosse 
Sammlung von Palmen und tropischen 
Pflanzen anderer Länder. Mit dem Garten 
ist ein Herbariurn vereinigt und im Gebirge 
zu Hakgala ein grosser Versuchsgarten. 
Dort sind die verschiedenen Cinchona-Arten 
angepflanzt und gedeihen so gut, dass solche 
schon jährlich reichlich Samen liefern und 
C. officinalis sogar aus den ausgefallenen 
Samen von selbst aufging. — 

Ebenso gedeihen die Theepflanzungen gut. 

Die Chinesische Nessel (Boehmeria ni- 
vea) wuchert in ungeheurer Ueppigkeit und 
Vanilla trägt ihre Früchte in solchen Mas- 
sen, dass diese schon zu 10 Sh. per Pfund 
abgegeben wurden und später noch billiger 
geliefert werden können. 

Die nächsten Botanischen Gärten, die 
zu Mauritius, Porte Natal, Java, Calecutta 
stehen in lebhaftem Tauschverkehr mit dem 
Botanischen Garten in Peradeniya und Dr. 
Thwaites hat eine Flora der auf Ceylon 
wachsenden Pflanzen geschrieben , ist Auto- 
rität für die reichen Pflanzenschätze dieser 
Insel und steht auch für das Herbarium in 
lebhaftem Austausch mit den öffentlichen 
Herbarien anderer Länder. 

Die jährliche Ausgabe für den Botani- 
schen Garten in Peradeniya und die damit 
verbundene Versuchsstation betrug nahe an 
13,000 Thl. (E. R.) 


192 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


V. Neuestes. 


1) Kaiserlich Russische Garten- 
bau-Gesellschaft in Petersburg. 

Dieselbe hatte auch diesen Winter hin- 
durch monatlich 2 Sitzungen, in denen Vor- 
träge aus allen Gebieten des Gartenbaues 
gehalten wurden. Ausserdem war mit jeder 
Sitzung eine kleine Ausstellung verbunden 
und für die ausgestellten Gegenstände kamen 
2 Klassen silberner Medaillen und bronzene 
Medaillen zur Vertheilung. 

Am 26. April (8. Mai n. St.) fand die 
feierliche Jahressitzung statt. Sr. BR. Hoheit 
der H. Protektor des Vereins, der Grossfürst 
Nicolai-Nicolajewitsch konnte leider nicht 
beiwohnen und an Seiner Stelle hatte Sr. 
H. Ex. der Minister der Domainen, Hr. 
v. Selony den Vorsitz. Der Jahres-Bericht 
gab das Bild des regen Lebens der Gesell- 
schaft, welche auf ihre Kosten auch die In- 
ternationale Gartenbau-Ausstellung veran- 
staltet hatte. 

Dann verlas der Sekretair ein Dekret, 
durch welches auf Vorstellung der Kaiserl. 
Gartenbau-Gesellschaft durch den Herrn Mi- 
nister der Domainen, Sr. Majestät der Kai- 
ser geruht hatte, 21 Mitgliedern des Ver- 
eines für deren Verdienste um den Garten- 
bau und speciell um die Internationale Aus- 
stellung die folgenden Belohnungen zu er- 
theilen: 

Dem Sekretair Herrn von Wolken- 
stein den Wladimir-Orden 3. Grades. 

Dem Ehrenbürger J. A. Gratscheff 
den Annen-Orden 3. Grades. 

Dem Kaufmann 2, Gilde, Sapiwaloff, 
die goldene Medaille am Hals an dem Wla- 
dimirbande. 

Dem Hofgärtner Ruck und dem Öber- 
gärtner Schröder die goldene Medaille am 
Hals an dem Annenbande. 

Dem Handelsgärtner Rochel, Buck, 
Ritter, dem Garten-Inspektor Katzer, den 
Obergärtnern Bergemann, Lorjus, En- 
der, Höltzer, Freundlich die goldene 
Medaille am Hals an dem Stanislausbande. 

Den Hofgärtnern Grünerwald, Marco, 
den Obergärtnern Gaugler und Ganschu- 
row die silberne Medaille am Hals am Sta- 
nislausband. 

Den Obergärtnern N. 5. Gratscheff 
und Medwedew und dem Handelsgärtner 
Stegemann die kleine goldene Medaille 
im Knopfloch am Stanislausband. 

Wie alle Jahre, so war auch diesmal 
mit der Jahressitzung eine kleine Ausstel- 
lung verbunden. Drei der grossen Sääle des 
Admiralitätsgebäudes, dessen grosser Biblio- 
thek-Saal der Gesellschaft als Sitzungslocal 
dient, waren ganz mit Pflanzen decorirt. 
Der Blumenreichthum war so ausserordent- 


lich, dass die Ausstellung auf allgemeinen 
Wunsch auch noch den folgenden Tag ge- 
öffnet blieb. 

Es waren die Rhododendron, Azaleen, 
Levkoyen, Lack und zahlreiche Sträucher 
Neuholland’s, welche die Blüthenmasse bil- 
deten. Hervorheben wollen wir blos ein 
blühendes Exemplar der Wigandia urens 
vom Hrn. Ruck, Rhododendron Dahl- 
housii, ein grosses blühendes Exemplar 
von Hrn. Grünerwald. Eine Gruppe blühen- 
der Orchideen, worunter die seltene Vanda 
eristata und die liebliche Aerides Lindleyi, 
Oncidium Papilio etc., ferner grosse Exem- 
plare von Pogonia discolor aus dem Bota- 
nischen Garten. Von da stammte auch die 
zum ersten Male blühende Vrisia coral- 
lina, ein mächtiges Exemplar mit 4 Blüthen- 
dolden von Rhododendron Falconeri, 
ein üppiges blühendes Exemplar von Rud- 
gea macrophylla (Psychotria leuco- 
cephala), sowie eine Gruppe von mehreren 
Hundert Arten blühender Stauden, worunter 
eine Menge von Orchideen etc. (E. R.) 


2) Acelimatisations-Gesellschaft 
in Berlin. Der Herr Minister der land- 
wirthschaftlichen Angelegenheiten hat die- 
sem Verein ein Grundstück von mehr als 
15 Morgen Land als Versuchsgarten ange- 
wiesen. 

Dieser Acclimatisationsgarten soll eine 
Zierde der Stadt und eine Quelle der Beleh- 
rung werden. Die Mittel zur Einfriedigung, 
zum Bau von Gewächshaus und Gärtner- 
Wohnung und zur Anlage des Grundstücks, 
bezüglich Umwandlung desselben in einen 
Garten, sollen durch besondere Beiträge ge- 
deckt werden. Solche freiwillige Beiträge 
empfängt der Vorstand der Gesellschaft! — 
Vereine zu gemeinnützigen Zwecken treten 
an die Stelle des Staates und machen das 
möglich, wozu jener die Mittel nicht hat. 
Viele erringen da Erfolge, die dem Einzel- 
nen zu erringen unmöglich ist. (E. R.) 


3) St. Petersburg. Seit Menschen- 
gedenken haben wir die früheste Entwicke- 
lung. Den 18. Mai begannen wir im Bota- 
nischen Garten die Rasenplätze zu mähen. 
Am gleichen Datum hatten Sorbus Aucu- 
paria, Viburnum Opulus, Prunus Padus voll- 
kommen entwickelte Blätter und weit vor- 
gerückte Blüthenknospen. Eärchen, Syringen 
und Birken grün, Linden beginnen die Knos- 
pen zu entfalten. Sceilla cernua, Leucojum, 
Galanthus, Hepatica abgeblühet, Erythronium, 
Puschkinia, die Corydalis-Arten, Ranunculus 
Ficaria etc. in voller Blüthe. (E. R.) 


| 
; 


l. Originalabhandlungen. 


1) Abgebildete Pflanzen, 


a) Bredia hirsuta Blume. 


(Siehe Tafel 655.) 


Melastomaceae, 


Bredia Blume. (Blume in Mus. 
Lugd, Bat. I. tab. 4. — Naud. in Ann. 
d. sc. nat. ser. III. tom. 15. pag. 284. 
tab. 12). 

Flos 4-merus, 8-andrus. Calyeis 
turbinati dentes patenti-subrellexi, trian- 
gulari-lanceolati, infra apieem apieulato- 
mucronulati. Petala ovato-rhomboidea, 
acutiuseula v. obtusiuscula. _ Staminum 
4 majorum supra medium recurvorum 
aniherae lineari -subulatae, falcatae, ro- 
stellatae, basi sagittato-bilobae, dorso 
pariice breviter calcaratae; 4 minorum 
erectorum antherae subulatae, basi sub- 
sagittato-bilobae; antherae omnium bi- 
loculares, loculis apice 1-porosis, Ova- 
rium apice liberum, membrana cerenulata 
styli basin eircumdante coronatum, 4-lo- 
eulare. 

B. hirsuta Bl. (l. e.); frutex ja- 
ponicus, pedalis et ultra, ramosus, aniso- 
phyllus; ramis purpurascentibus, tereti- 
‚ VII, 1870, 


bus petiolis foliisque pilis setosis ad- 
spersis; foliis oppositis, petiolatis, in uno 
eodem jugo disparibus, e basi cordato- 
rotundata ovato-elliptieis, acutiuseulis 
quingue — v, quintuplinerviis, margine 
serrulato — ciliatis; paniculis terminali- 
bus, paucilloris; peduneulis pedicellis 
calycibusque puberulis, purpurascentibus 
floribus roseis, 3/, poll. in diametro. — 

Der beistehend abgebildete niedliche 
Blüthenstrauch fürs niedrige Warmhaus 
ward durch Hrn. Grönewegen in Amster- 
dam aus Japan in Cultur eingeführt. 
Derselbe wird 1—1!/, Fuss hoch, ist 
stark verästelt und entwickelt auf den 
Spitzen aller seiner Aeste im September 
und October seine zierlichen rosenrothen 
Blumen in reichlicher Menge. Aeste, 
Biattstiele und Blüthenstiele roth; Aeste 
stielrund und wie Blattstiele und Blätter 
mit einzelnen borstigen abstehenden 
Haaren besetzt. Blätter gegenständig, 

13 


194 


gestielt, ungleich gross, aus herzförmig- 
abgerundetem Grunde oval-elliptisch, 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Ein lieblicher niedriger buschiger 
und im Herbste sehr dankbar blühender 


spitzlich, Snervig, am Rande klein ge- | Strauch, der im Frühjahr und Sommer 


zähnelt und jeder Zahn in eine Borste 
ausgehend. Blumen in armblumigen 
Rispen auf den Spitzen aller Aeste, 
Kelch kreiselförmig, in 4 abstehend zu- 
rückgebogene, lanzettlich 3seitige Zähne 
ausgehend. Staubfäden 8; davon 4 grös- 
ser, mit zurückgebogenen Staubfäden 
und pfriemlich -sichelförmig gebogenen, 
am Grunde 2lappigen, auf dem Rücken 
in einen kurzen Sporn ausgehenden An- 
theren. Die 4 andern Staubfäden klei- 
ner, aufrecht, mit pfriemlichen geraden, 
am Grunde 2-lappigen Antheren. Die 
Antheren aller Staubfäden zweifächerig, 
an der Spitze sich mit einer Pore öff- 
nend. Blumenblätter 4, oval, schön rosa. 


durch ins warme Beet gemachte Steck- 
linge sich leicht und schnell fortpflanzen 
lässt. Liebt eine mit etwas Lehmerde 
versetzte Haide- oder Lauberde. 

(E. R.) 


Erklärung der Abbildung. 


1) Kelch mit Staubfaden und Griffel. 

2) Ein grösserer Staubfaden vom 
Rücken gesehen, 

3) Derselbe von vorn gesehen. 

4) Derselbe von der Seite gesehen. 

5) Einer der kleineren Staubfäden. 

6) Fruchtknoten und Griffel mit dem 


den Fruchtknoten krönenden häutigen 
sekerbten Ring. 
b) Trillium peudulum Schult, 
(Siehe Tafel 656 Fig. 1 und 2.) 
Sımmlata che are. 
den von Schultes gegebenen 


Trillium pendulum Schult.; | rikas 


ilore peduneulato cernuo; petalis ovatis 
v. ovato-subrotundis, acutis, albis, caly- 
cem ceireiter aequantibus; foliis subro- 
tundo-rhombeis, aeuminatis, subsessilibus, 
glaucis; ovario 6-costato, albo, apice 
rubro, stigmatibus tribus recurvis lineari- 
bus sessilibus. — Schult. syst, VII. 1502. 
— Trillium erectum £. album Knth. 
enum. V. 126. — Bot. Mag. tab. 1027. 
— Tr. erectum L. foliis laete viridibus, 
petalis atropurpureis acuminatis calycem 
superantibus, stylo atropurpureo dignos- 
eitur. 

Wir haben für die beistehend abge- 
bildete interessante Perennie Nordame- 


Namen beibehalten. Kunth zieht nach 
dem Vorgange von Sims unsere in Rede 
stehende Art als Form mit weissen Blu- 
men zu Tr. ereetum L. Wir wollen 
nun durchaus nicht behaupten, dass eine 
derartige Vereinigung nicht gerechtfer- 
tigt sei, — sondern wir, behalten nur 
deshalb den von Schultes gegebenen 
Namen bei, weil unsere Pflanze auch 
durch blaugrüne Färbung der Blätter, 
kleinere weisse Blumen mit nicht zuge- 
spitzten Blumenblättern, welche letztere 
ungefähr so lang als die Kelchblätter, 
und nur an der Spitze geröthetem Frucht- 
knoten sich von T. erectum L. unter- 


I. Originalabhandlungen. 


195 


scheidet, ja von dieser Art mehr Ver- | des Laubes, Blumenblätter die so lang 
schiedenheit zeigt, als manche andere | als die Kelchblätter, machen diese Art 
von Kunth beibehaltene Art. Wir halten | ausserdem kenntlich. 


daher bis zu einer erneuten Bearbeitung | 


der Gattung Trillium den Namen, den 
Schultes gab, fest. 

Eine schöne perennirende spannen- 
hohe Pilanze mit fleischiger Wurzel, aus 
der sich der spannenhohe Blüthenschaft 
erhebt, der auf seiner Spitze einen 3 blät- 
terigen Blattquirl trägt. Die nieckenden 
weissen Blumen, der an der Spitze ge- 
röthete Fruchtknoten, blaugrüne Färbung 


Blühet im ersten Frühjahre, liebt 
einen feuchten schattigen Standort und 
eine mit Haideerde stark versetzte Lehm- 
erde. Gehört wie alle Arten der bis 
jetzt in unseren Gärten wenig verbrei- 
teten Trillium-Arten zu den sehr zu em- 
pfehlenden zierlichen Stauden. Vermeh- 
rung durch Samen und Wurzeltheilung. 


(E, R.) 


ooPrimula villosa Jacg 


(Siehe Tafel 656 Fig. 3.) 


Primu 


Primula villosa Jacg. fl. austr. 
V. pag. 41 tab. A.T. 27. — Koch. syn. 
fl. germ. II ed. p. 676. — 

Eine allgemein bekannte Primel der 
Alpen Europas, die zur Bepflanzung 
halbschattiger Steinparthien, sowie zur 
Cultur als Topfstaude sehr zu empfehlen 
ist. Liebt eine lehmige Rasenerde, die 
etwa mit 1/, Torferde oder Lauberde 
vermischt wird. Im freien Lande deckt 
man die Pflanzen im Herbste etwas mit 
Moos zu. im Topfe eultivirt durchwin- 
tert man im Kalthause, im frostfreien 
Zimmer oder in einem Kasten im Freien, 
der im Winter mit Fenstern und Laden, 
oder auch nur mit Laden, und bei stren- 
serer Kälte ausserdem mit Laub bedeckt 
wird, Unsere schönen und zierlichen 
Alpenpflanzen verdienen es, neben all’ 
den in neuerer Zeit eingeführten Ge- 
wächsen eultivirt zu werden und bilden 
im ersten Frühjahre eine eigenthümliche 
Zierde des Gartens zu einer Zeit, wo 


laceace, 


andere Florblumen ihre Blumen noch 
nicht entwickelt haben. 

Die Gattung Primula gehört mit 
Recht seit langer Zeit zu den mit be- 
sonderer Liebhaberei im Garten geplleg- 
ten Gattungen. Wir hoffen daher, dass 
es unsere Leser interessiren dürfte, wenn 
wir hier einige Bemerkungen über die 
Arten dieser Gattung, sowohl über die 
in Cultur befindlichen, sowie über die 
bis jetzt in unsern Gärten noch nicht 
eingebürgerten Arten folgen lassen. 

Sehen wir von den zahlreichen For- 
men mancher Arten ab, die von Schott 
und Anderen als Arten beschrieben wor- 
den sind, so sind im Ganzen 70 Arten 
von der Gattung Primula bekannt, von 
denen 28 in Cultur und 42 noch nicht 
in Cultur eingeführt sind. Von den 
letzteren sind fast die Hälfte schöne Ar- 
ten, die unseren Gärten zur Zierde ge- 
reichen würden. 

Die grosse Mehrzahl aller bekannten 

13.7 


196 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Arten (67) wächst in der gemässigten | ten cultivirt, was die Handelsgärtner als 


und kalten Zone, oder auch auf den 
hohen Gebirgen der warmen Zone der 
nördlichen Halbkugel und nur 3 Arten 
kommen auf der südlichen Halbkugel 
vor. 

Nach den Welttheilen berechnet, 
kommt die grösste Zahl der Arten in 
Asien vor, wo im Ganzen 45 Arten wach- 
sen, von denen 5 auch in Europa vor- 
kommen. Dann folgt Europa mit 23 
Arten inclusive der 5 auch nach Asien 
übergehenden Arten. Mithin wären 38 
Arten Asien und 18 Arten Europa eigen- 
thümlich und 5 Arten beiden Welttheilen 
angehörend. 

In Amerika kommen nur 6 Arten 
vor und in Afrika findet sich in den 
Hochgebirgen Abyssiniens eine einzige 
Art. 

Nach diesen allgemeinen Bemer- 
kungen treten wir zur speeiellen Betrach- 
tung der Arten. 


A. Europa und Sibirien gemeinschaft- 
liche Arten. 


Die 7 hierher gehörenden Arten 
sind alle in Cultur, ja von mehreren der- 
selben sind in Cultur eine ganze Reihe 
von Formen entstanden. Die 3 gemein- 
sten Arten, welche auf Wiesen und in 
lichten Laubwaldungen wachsen, hat 
Linne als Pr. veris zusammengefasst, 
später wurden aus dieser Art 3 Arten 
gebildet, nämlich Pr. offieinalisJacg,, 
Pr. elatior Jacq. und Pr. acaulis 
Jaceg. Von diesen ist: 

1) Pr. offieinalis Jacg. unsere 
gemeine Schlüsselblume mit gelber Blu- 
menkrone, deren Saum becherförmig zu- 
sammengebogen. Im Altai kommt von 
derselben eine Form mit stark aufge- 
blasenem Kelche vor (Pr. offic. ß. inflata 
Ledb., Pr. macrocalyx Bnge.). Diese 
Art wird wohl nur in Botanischen Gär- 


Pr, veris und Pr. offieinalis anbieten, 
gehört zur folgenden Art. — Pr. sua- 
veolens Bart. ist ebenfalls nur eine Form 
von Pr. officinalis. 

2) Primula elatior Jacg. oder 
die Primel der Gärten kommt wild in 
lichten Laubwaldungen Europas, des 
Caucasus und in Sibirien bis zum Altai 
vor. Der flach ausgebreitete Saum der 
grösseren Blumenkrone unterscheidet 
solche von der vorhergehenden Art, und 
in Dolden auf einem gemeinschaftlichen 
Blumenstiele stehende Blumen bilden 
den Unterschied von der folgenden Art. 
Im wilden Zustande besitzen die Blumen 
meist eine schöne hellgelbe Farbe. Eine 
im Caucasus wachsende Abart mit pur- 
purrothen Blumen ist vom Marschall Bie- 
berstein als Pr. amoena beschrieben 
worden. 

Primula elatior ist die Primel der 
Gärten und oft mit Pr. offieinalis ver- 
wechselt. Die zahlreichen Gartenformen 
derselben, deren Blumen die mannich- 
fachsten Farben-Nüancen vom Gelb bis 
zum dunkelsten Roth zeigen, ja von der 
auch gefüllt blühende Abarten erzeugt 
worden sind, sind hinlänglich bekannt. 

3) Primula aucaulisJaeg. (Pr. 
srandiflora Lam.) wächst vorzugsweise in 
den Bergwaldungen Europas und des 
Caucasus. Solche ist durchaus der vor- 
hergehenden Art ähnlich, die gelben 
Blumen stehen aber einzeln auf langen 
Blüthenstielen, die aus den Blattachseln 
sich erheben. In der Cultur sind zahl- 
reiche Mittelformen zwischen beiden Ar- 
ten hervorgangen, welche solche gleich- 
sam in einander überführen. Die For- 
men mit gefüllten Blumen von gelber, 
weisser, rosarother, lilafarbener Färbung, 
welche als Pr. acaulis flore pleno sehr 
verbreitet sind, stellen aber noch die 
typische Form mit sitzenden Blüthen- 


I. Originalabhandlungen, 


stielehen dar. 


197 


Als Einfassungspflanzen | Sibiriens und kommt in wildem Zustande 


und zur Cultur im Topfe zur Blumen- | meist nur mit gelben Blumen vor. Eine 
treiberei im Winter sind diese gefüllten | selten wild vorkommende Form mit rothen 
schönen Formen mit Recht sehr beliebt | Blumen ist die Pr. venusta Hoppe. — 


und verbreitet. 

Auch im Petersburger Clima ge- 
deihen die 3 vorstehenden Arten noch 
in jedem Gartenboden gut im freien 
Lande, doch ist bei schneefreiem Boden 
und starken Frösten bei uns eine Laub- 
deckung anzurathen. 

4) Primulafarinosal. Ist eine 
der Primeln, welche auf feuchten Wie- 
sen in den Vorbergen der Alpen und 
dann wieder im Norden Europas, dann 
in ganz Sibirien wächst und sogar nach 
Neufoundland übertritt. In Schottland 
kommt eine etwas kleinere Form vor, 
welche Hooker Pr. scotica genannt hat. 
Um Petersburg ist diese Primel stellen- 
weise noch ziemlich häufig, so dass zur 
Blüthezeit oft ganze Wiesenflächen mit 
den rosarothen Blumen derselben geziert 
sind. Die elliptisch-lanzettlichen in den 
Blattstiel verschmälerten Blätter sind auf 
der unteren Seite mit einem pulverigen 
Ueberzug bekleidet. Die rosarothen Blu- 
men in Dolden auf der Spitze graciler 
Blüthenstiele. Im Garten eultivirt wird 
solche am schönsten, wenn man sie auf 
feuchten Boden pflanzt, der aus Moor- 
erde und lehmiger Rasenerde zu gleichen 
Theilen gemischt ist. In unserer der 
Cultur der heimischen Pflanzen gewid- 
meten Parthie blühen jährlich ganze 
Beete dieser schönen Art in üppiger 
Schönheit, — Im Caucasus wächst eine 
Form, die von Ruprecht als Pr. farini- 
fera unterschieden wird. Endlich ist 
auch noch eine andere Art des Caucasus, 
die Pr, darialiea nahe verwandt, die aber 
unterhalb grüne Blätter besitzt. 

5) Primula AuriculaL, Aurikel. 
Die Stammart der Garten-Aurikel wächst 


Die zahlreichen Formen der Aurikel, 
welche in Cultur entstanden sind und 
sich durch die schöne und mannichfache 
Färbung der Blumen u. s. f. kennzeich- 
nen, sind genugsam bekannt. Auch in 
Petersburg wird die Aurikel noch im 
freien Lande cultivirt, verlangt aber 
gleich den anderen bei uns ausdauernden 
Primeln der höheren Gebirge im Winter 
einen Schutz durch Bedeckung mit Moos 
oder mit Tannenzweigen. Wo Laub- 
deckung angewendet wird, darf solche 
erst nachdem der Boden gefroren auf 
die Pflanzen gebracht werden. 


B. Nur im nördlichen und mittleren 
Europa vorkommende Arten. 


6) Primula strieta Hornm. — 
Kommt in den Alpen Norwegens und 
Lapplands vor. Nahe verwandt der Pri- 
mula farinosa, aber viel kleinblumiger 
und weniger bestäubt. Wird in Botani- 
schen Gärten cultivirt und ist nicht als 
Zierpflanze zu empfehlen. — Wahlberg 
führt solche als Form von Pr. farinosa 
auf und Lehmann nennt sie in seiner 
Monographie der Primeln Pr. Horne- 
manniana. 

7) Primula villosaJacg. Diese 
schöne Primel ist nur in den Alpen Eu- 
ropas heimisch und ward von uns bei- 
stehend abgebildet. Mit Ausnahme der 
Pr. Auriceula ist unter den zahlreichen 
Primeln der Alpen diese Art in den 
Gärten noch am verbreitetsten. Sie 
kommt in zahlreichen Formen vor. Eine 
Form mit rein weissen Blumen ist in 
den Gärten als Primula nivea ver- 
breitet und ward von Hofimannsegg als 
Pr. alba beschrieben. Fernere Synonyme 


in den Alpen Europas und des Südens | oder leichte Formen sind: Pr. viscosa 


198 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Rehb. und D.C., Pr. hirsuta Vill. und | diese Art aus. Ist selten in Cultur und 


D.C., Pr. eiliata Schrenk, Pr. graveolens 
Hegetschw., Pr. pubescens Jacq., Pr. hel- 
vetiea Schleicher, Pr. eommutata Schott, 
Pr. rhaetica Gaud. und Pr. alpina Rchb, 
— Schön zur Cultur im Topfe und im 
freien Grunde. Bei letzterer Cultur im 
Winter starke Moosbedeckung, gleich wie 
bei den folgenden Alpenprimeln *). 

8) Primula latifolia Lapeyr. 
und der Bastard von dieser und Pr. in- 
tegrifolia, die Pr. Mureti Moritzi, wurden 
von uns tab. 118 der Gartenflora abge- 
bildet. Beide wachsen in den Hochalpen 
Graubündens und werden von Duby (in 
D.C. Prodr. VIN. p. 38) gleichfalls zu 
den Formen von Pr, villosa gestellt. 
Beide sahen wir lange Jahre in Cultur, 
ohne dass ein Uebergang stattfand. 

9) Primula earniolica Jacg. 
Wächst in den Alpen Kärnthens und ist 
als eine der schönsten Alpen - Primeln, 
die aber bis jetzt in den Gärten noch 
selten, sehr zu empfehlen. Dieselbe ist 
ähnlich der Pr, villosa, während aber 
letztere an den verkehrt-ovalen gekerb- 
ten Blättern und oft auch an Blüthen- 
stielen ete. kurz und dicht behaart ist, ist 
Pr. carniolica überall kahl und die ver- 
kehrt-ovalen Blätter schwach gekerbt 
oder ganzrandig. Die Blumen sind de- 
nen der Pr. villosa ähnlich, 

10) Primula integrifoliaL, — 
Wächst in den höchsten Alpen Europas. 
Flache elliptische ganzrandige klein ge- 
wimperte Blätter, ein niedriger Blüthen- 
stiel, der eine Dolde von 1—3 fast 
sitzenden Blumen trägt und schöne grosse 
rosenrothe oder lilafarbene Blumen, die 
denen der Pr. villosa ähneln, zeichnen 


*) Koch in der Syn. Flor. Germ. hält 
Pr. pubescens Jacq. (P. helvetica Schleicher) 
und Pr. rhaetica Gaud. (Pr. alpina) als gut 
unterschiedene Arten fest. 


gedeiht nicht im freien Lande, sondern 
muss im Topfe cultivirt werden. Syno- 
nyme sind: Pr. Clusiana Tausch., Pr. 
spectabilis Tratt., Pr. Candolleana Rei- 
chenb. — 

Aehnliche Arten, aber noch nicht 
in Cultur, sind: Pr. Floerkeana 
Schrad (Alpen Steyermarks), Pr. glu- 
tinosa Jacq. (Alpen Kärnthens und 
Tyrols) und Pr. Allioni Lois]. (Alpen 
Italiens) und Pr. lepontieca Brügger 
(Lepontische Alpen). 

11) Primula minima L. Eine 
Primel von den höchsten Alpen Steyer- 
marks, Kärnthens u. s. f., welche dichte 
Rasen bildet, deren kurze Aeste oben 
mit keilförmigen kahlen und nur an der 
abgestutzten Spitze gezähnten Blättern 
besetzt sind. Blüthenschafte kurz, ein- 
blumig oder selten zweiblumig. Blumen 
roth. Niedliche Pflanze, die schon lange 
in Cultur, die wir bis jetzt aber nur bei 
Topfeultur gut gedeihend beobachteten. 

12) Primula longiflora All. 
In den Alpen der südlichen Schweiz, 
Tyrols, Kärnthens, Piemonts zu Hause. 
Nahe verwandt in Tracht und in der 
weissen Bestaubung der unteren Blatt- 
seite der Primula farinosa. Die auf gra- 
eilen Blüthenschaften in Dolden stehen- 
den rosarothen oder purpurrothen Blu- 
men besitzen langgestreckte Blumen- 
röhren und sind die solche tragenden 
Blüthenstielehen kürzer als die Hüll- 
blättchen am Grunde der Dolde. Diese 
schöne Art wird in den Verzeichnissen 
mancher Gärten als in Cultur befindlich 
aufgeführt, wir sahen solche aber bis 
jetzt nicht in ächten Exemplaren in den 
Gärten. 


C. In den Alpen des südlichen Europa 
heimische Arten. 


13) Primula PalinuriPatagna. 


I, Originalabhandlungen. 


Es ist das eine auf dem Vorgebirge Pa- 
linuri in der Nähe von Neapel wach- 
sende Primel, welche mit Pr. Auricula 
viele Aehnlichkeit und gleich dieser Blü- 
thendolden gelber Blumen auf der Spitze 
der Blüthenschafte entwickeli:. Die am 
Rande kurzhaarigen Blätter sind in einen 
breiten Blattstiel verschmälert (Bl. bei 
Pr. Auricula kahl und sitzend) und die 
Hüllblätter der Dolde sind länger als 
die Blüthenstielchen. (Bei P. Auricula 
kürzer als die Blüthenstielehen). — Ist 
schon seit Anfang dieses Jahrhunderts 
in Cultur, hält aber selbst im Süden 
Deutschlands nicht im freien Lande aus, 
weshalb sich diese Primel nur zur Topf- 
eultur eignet. 

14) Primula marginata Curt. 
In den Pyrenäen und in den Alpen des 
südlichen Frankreich zu Hause, ist 
diese Art der Pr, villosa nahe verwandt. 
Kahle, nur am Rande weissmehlige und 
daselbst grosskerbig gezähnte Blätter 
unterscheiden solche leicht, Ebenfalls 
schon lange in Cultur und gleich der 
vorbergehenden Art nur zur Topfeultur 
geeignet. — 

In Tracht und Behaarung noch 
näher mit P. villosa übereinstimmend, 
aber gelbblumig, ist Primula ciliata Mo- 
retti aus den Italienischen Alpen, aber 
bis jetzt noch nicht in Cultur. 

15) Primula calycina Dub. — 
Stammt aus den Gebirgen der Umgebung 
des Comer-Sees im Norden Italiens und 
gehört zu den schönsten rothblumigen 
Primeln, Ist mit Primula_ integrifolia 
nahe verwandt, aber von viel üppigerem 
Wuchse, mit elliptisch-lanzettlichen, ganz- 
randigen, durchaus kahlen und weiss- 
randigen Blättern und 3— 5blumigen 
Blüthendolden. Ist jetzt in den Gärten 
selten und verdient allgemeinste Cultur 
als Topfstaude, 

Noch nicht in Cultur sind Primula 


199 


Polliniana Moretti, die zunächst 
mit Pr, integrifolia verwandt und wie 
diese in den Alpen Öberitaliens heimisch, 
und Pr. Perreiniana Flügge, die 
aus den Alpen Spaniens stammt und mit 
Primula elatior sehr nahe verwandt ist. 
Diese letztere scheint nur eine monströse 
Form mit tief getheiltem Kelche von Pr. 
elatior zu sein. 


D. Im nördlichen und mittleren Asien 
heimische Primeln. 

16) Primula cuneifolia Duby. 
Eine der schönsten Primeln des Ostens 
Sibiriens, die leider bis jetzt nicht in 
Cultur eingeführt wurde. Die langge- 
stielten kahlen Blätter sind keilförmig, 
verkehrt-oval und vorn tief und scharf 
gezähnt. Die grossen rosarothen oder 
tiefer rothen kurzgestielten Blumen in 
mehrblumigen Dolden, Verwandt und 
kaum verschieden ist Pr. saxifragifolia 
Lehm., die in Unalaschka heimisch ist. 

17) Primula sibirica Jacg. — 
Eine in ganz Sibirien verbreitete Art 
von der Tracht von Pr. farinosa. Blätter 
kahl, langgestielt, elliptisch, ganzrandig. 
Blättchen der Hülle vier bis sechs Mal 
kürzer als Blüthenstielehen und am 
Grunde mit ohrförmigem Anhängsel. 
Blumen langgestielt, in laxen Dolden 
auf gracilen hohen Schaften, rosaroth. 
ist schon lange in Cultur. Wird am 
geeignetsien als zweijährige Pflanze im 
Topfe eultivirt. Liebt Torferde und feuch- 
ten Standort. Die Cultur, ähnlich wie 
von Pr. farinosa, wollte uns noch nicht 
gelingen, vielleicht aber, dass diese 
hübsche Art bei einiger Sorgfalt doch 
ebenfalls auf diese Weise gedeihen dürfte. 

Eine Abart mit kleineren Blumen 


| kommt im höchsten Norden Norwegens 


und Russlands vor. Es ist diese als Pr. 
norwegica Betz, Pr. finnmarchica Jacg. 
und Pr. egallicensis Lehm. beschrieben 


200 


worden. — 


Synonyme der ächten Pr. | diese Art aus. 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Von den znnächst ver- 


sibiriea sind Pr. rotundifolia Pall. und | wandten beiden folgenden Arten ist sie 


Pr. intrusa Rehb. — Primula gigan- 
tea Jaeg. ist eine leichte Abart der 
Pr. sibirica mit gezähnelten Blättern. 
Pr. parvifolia Duby ist eine zweifel- 
hafte Art. 

18) Primula longiscapa Ledb. 
Wächst im Altai, in Baicalien und Da- 
hurien. Sehr ähnlich der Pr. farinosa 
und vielleicht nur eine Form derselben 
mit kahlen Blättern. Synonyme sind 
Pr. altaica Lehm,, Pr. davurica Sprengl., 
Pr. exaltata Lehm., Pr. intermedia Curt., 
Pr. undulata Fisch. — War früher in 
Cultur, gegenwärtig scheint diese Art 
sich nicht in den Gärten zu befinden. 

19) Primula cortusoides L. — 
Kommt in ganz Sibirien und Mittelasien 
und noch in den Gebirgen Japans vor. 
Von allen im mittleren Asien heimischen 
Primeln die verbreitetste in unseren Gär- 
ten, ausgezeichnet durch die langgestiel- 
ten herzförmig-ovalen Blätter, die be- 
haart und fast lappig-doppelt gekerbt. 
Die schönen rosenrothen Blumen auf gra- 
eilen Schaften in laxen Dolden. Aus 
Japan wurden neuerdings Abarten mit 
weissen und tiefer rothen Blumen ein- 
geführt. Hält auch im Petersburger 
Clima noch gut im freien Lande aus und 
liebt einen mit Humus vermengten locke- 
ren Lehmboden. 

20) Primula auriculata Lam. 
Eine sehr schöne Primel, die erst in 
den letzten Jahren durch den Kais, Bo- 
tanischen Garten in Petersburg von Neuem 
in Cultur gebracht wurde. Dieselbe ist 
im Altai, in den Gebirgen der Soongorei 
und im Caucasus heimisch. Verkehrt- 
längliche, in einen breitgeflügelten Blatt- 
stiel übergehende Blätter, die kahl und 
fein gezähnelt, ferner eine auf robustem 
Blüthenschaft stehende reichblumige 
dichte Dolde schöner Blumen zeichnen 


durch den Hüllkeleh am Grunde der 


| Blüthendolde verschieden, dessen äus- 


serste Blättchen am Grunde in einen 
ohrförmigen Lappen ausgehen und die 
ausserdem etwas länger als die Blüthen- 
stirlchen sind. — 

Es gibt mehrere schöne Abarten 
dieser Primel, nämlich: 

a. brevistyla. Blumen schön lila, 
mit tief ausgerandeten Lappen des 
Blumenkronensaums. Griffel kurz. 
(Pr. longifolia Lehm.) 

ß. longistyla. Aehnlich der vor- 
hergehenden. Griffel lang. Pr. 
pyenorhiza Ledb. (efr. Grtil. tab. 
391). Pr. glacialis Adam. 

y. luteola Rupr. Blumenkrone tief- 
gelb. Griffel gelb. (Cfr. Primula 
luteola Rupr. Grtfl. tab. 541). 

Die Formen der Pr, auriculata wer- 
den bald ihre Reise durch alle Gärten 
Europas machen, denn sie gehören noch 
im Petersburger Clima zu den im freien 
Lande gut ausdauernden Arten, die in 
jedem Gartenboden leicht und üppig ge- 
deihen. Lieben einen halbschattigen 
Standort und entwickeln jährlich ihre 
Blumen in ähnlicher Fülle und Schön- 
heit wie die Formen der Pr. elatior. 
An üppigen Exemplaren werden die 
kräftigen Blüthenschafte bis 1 Fuss hoch 
und tragen in der dichten Dolde eine 
grosse Masse von Blumen. 

21) Primula nivalis Pall. Ist 
in den höheren Gebirgen der Soongorei, 
des Caucasus, des Altai und von da bis 
zum Osten Sibiriens heimisch. Wir be- 
zeichnen solehe als eine der schönsten 
und ausgezeichnetsten Primeln, die 
bald in Cultur einzuführen wir 
als eine der Aufgaben der Natur- 
forscher Russlands bezeichnen. 
In der kräftigen Tracht, der Höhe der 


I. Originalabhandlungen. 


201 


Blüthenschafte, den vielblumigen diehten | unter dem letzteren falschen Namen in 


Blüthendolden und auch in der Form 
und Zahnung der Blätter, ähnelt diese 
Art der Pr. aurieulata. Die Blättchen 
des Hüllkelches sind aber am Grunde 
in keinen ohrförmigen Anhäugsel vor- 
gezogen, auch sind die Lappen des Blu- 
menkronensaumes verkehrt-oval und vorn 
nicht ausgerandet. Blumen schön rosa- 
roth oder purpurroth. — Aendert ab: 

@. typica. Blätter und Blüthenstiel- 
chen kahl. Es ist das die Form, 
die vom Caucasus bis zum Osten 
Sibiriens geht. Blumen 1, — 3; 
Zoll im Durchmesser, mit länglichen 
oder länglich- ovalen Lappen des 
Saumes der Blumenkrone. 

ß. farinosa. Unterseite der Blätter 
und Blüthenstielchen mit später 
verschwindendem kleiigem Ueber- 
zug belegt. — Diese Form ist in 
den Gebirgen der Soongorei und 
in Kamtschatka heimisch und die 
schönste uns bekannte Pri- 
mel. Die Blumen der dichten 
Dolden mit bis einen Zoll im Durch- 
messer haltendem Saum und ovalen 
Saumlappen. 

Verwandt und ebenfalls noch nicht 
in Gultur ist Pr. algida. Eine arm- 
blumige Blüthendolde und ausgerandete 
Lappen der Blumenkrone unterscheiden 
solehe. Dieselbe ist nur im Caucasus 
heimisch. — Ruprecht führt mehrere 
Abarten derselben mit bepuderten Blät- 
tern auf, die uns zu Pr. farinosa zu ge- 
hören scheinen. Eine dieser Abarten 
führten wir im Jahrg. 1863 der Garten- 
flora als Pr. farinosa var, „aucasica auf. 


E. Primeln des Orientes. 


22) Primula BoveanaDecaisn. 
Wächst auf dem Sinai und ward im Bot. 
Mag. tab. 2842 als Pr, vertieillata abge- 
bildet. Seit jener Zeit ist diese Art 


den Gärten Europas verbreitet, wo man 
solche als Topfgewächs im Kalthause. 
eultivirt. .Durchaus kahl. Blätter läng- 
lich-oval, vorn scharf und ungleich ge- 
zähnt, Am robusten Stengel finden sich 
2 bis mehrere Quirle von Blättern, in 
deren Achseln die gelben Blumen stehen, 
Kelch 4—$6 Mal kürzer als die Blumen- 
röhre, mit ungezähnten Lappen. 

Nahe verwandt ist die in Arabien 
wachsende ächte Pr, verticillata Forsk, 
deren Kelchlappen spitz gezähnt und fast 
so lang als die halbe Blumenröhre, s0- 
wie Pr. Aucheri Jaub. et Spach,, 
deren Heimath die Gebirge von Mascate. 
Pr. capitellata Boiss. Aus den 
Alpen des südlichen Persien. Aehnlich 
der Pr. farinosa, aber die Blumen in 
dichten Köpfen. — Pr. erassifolia 
Lehm., aus den Gebirgen des Orientes, 
scheint nur eine Form von Pr. nivalis 
zu sein. Die letzteren 4 Arten noch 
nieht in Cultur. 

Der Pr, Boveana ist endlich auch 
die einzige in-Afrika und zwar in den 
Gebirgen Abyssiniens wachsende Pr. 
sinensis Hochst. verwandt, deren 
gelbe Blumen einen wohl noch einmal 
so breiten Saum tragen, Gleichfalls noch 
nicht in Cultur. 


F. In Japan heimische Primeln. 


23) Primula japonica Asa 
Gray. Es ist das eine sehr stattliche, 
in Europa noch nicht eingeführte Art, 
von der uns aus Gärten Japans stam- 
mende trockene Exemplare vorliegen, 
die Hr. C. Maximowiez gesammelt hat. 
Unbehaart. Die länglich-ovalen, in den 
geflügelten Blattstiel verschmälerten, un- 
regelmässig gezähnten Blätter erinnern 
an die einer grossen üppigen Pr. elatior. 
Der üppige 1—1!/, Fuss hohe Blüthen- 
schaft trägt die tief rosarothen Blumen 


202 


in mehreren von linearen Bracteen ge- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz 


ter Dolde. Blüthenstielehen kurz, von 


stützten Quirlen, welche eine unterbro- | den Hüllblättchen überragt. 


chene Blüthentraube darstellen. Eine 
sehr schöne stattliche Primel, deren Ein- 


26) Primula erosa Wall. aus 
Kamoon. Sehr ähnlich der vorhergehen- 


führung aus den Gärten Japans wohl | den, muss aber als zarter auch im Clima 


bald stattfinden dürfte. Scheint die 
einzige Japan eigenthümliche Primel zu 
sein, da die andern in den Gebirgen Ja- 
pans wachsenden Primeln auch nach 
Mitielasien übergehen. 


G. Primeln Chinas. 


24) Primula praenitens Ker. 
(Pr. sinensis Lindl.) Die Chinesische 
Primel bedarf keiner Besprechung. Solche 
gehört zur kleinen Zahl der nie aus der 
Mode kommenden Pflanzen, da ihr dank- 
bares Blühen den ganzen Winter hin- 
durch im Kalthause und Doppelfenster, 
ferner die in neuerer erzogenen schönen 
Abarten solche mit Recht zu einem 
Lieblinge jedes Blumenfreundes stempelt. 


H. In den Hochgebirgen des Himalaya, 
Nepals und der Inseln Ostindiens hei- 
mische Primeln. 


Von den 22 hier vorkommenden 
Primeln sind bis jetzt nur 5 in Cultur. 
Es bieten daher die Hochgebirge des 
südlichen Asien für die Folge der Gar- 
teneultur noch eine reiche Ausbeute an 
schönen Primeln. Die in Cultur befind- 
lichen sind die folgenden: 

25) Primula denticulata Sm. 
Kommt in einer Höhe von 10 — 11,000 
Fuss über dem Meere in den Gebirgen 
Nepals vor, hält in den Gärten Deutsch- 
lands noch im freien Lande aus, hier in 
Petersburg gelang uns aber deren Cultur 
nur als Topfstaude. Die oval-lanzett- 
lichen runzeligen Blätter kahl und am 
Rande klein gezähnelt, unterhalb zuwei- 
len etwas weiss bepudert. Blumen rosen- 
roth, auf hohem gracilem Schaft in dich- 


Deutschlands eultivirt 
werden. 

27) Primula capitata Hook. 
Aus dem Sikkim -Himalaya. Achnlich 
der Pr. dentieulata, Blätter aber länglich- 
lanzettlich, stärker ungleich gezähnelt. 
Die tiefvioletten Blumen in dichten halb- 
kugeligen Köpfen. Cultur als Topf- 
staude. 

28) Primula involucrata Wall. 
Aehnlich der Pr. sibirica, Blätter aber 
klein gezähnelt und die Involucralblätter 
so lang oder fast halb so lang als die 
Blüthenstielchen. Cultur als Topfstaude. 

29) Primula mollis Nutt. Aus 
den Hochgebirgen Bootans. Ueberall 
mit langen Haaren weich behaart. Blät- 
ter langgestielt, gross, herzförmig-rund- 
lich, buchtig, flachlappig und klein ge- 
zähnelt. Die purpurrothen Blumen in 
von einander gerückten Quirlen auf der 
Spitze des Blüthenschaftes. Cultur als 
Topfstaude. 

Als noch nicht in Cultur befindlich 
sind zu nennen: Pr. prolifera Wall, 
in den Hochgebirgen von Sylhet, Ben- 
galien und Java. Gelbblumig, verwandt 
der Pr. Boveana und von Junghuhn als 
Pr. imperialis beschrieben. Der Blüthen- 
schaft, der quirlige Blätter und den quir- 
ligen Blüthenstand trägt, wird bis 3 Fuss 
hoch. Die wiederholt nach Europa und 
auch uns zugekommenen Samen dieser 
ausgezeichneten Art keimten nicht. Pr. 
floribunda Wall. aus Dheyrahdhoon. 
Behaart, ähnlich der Pr. Boveana. 

Als ausgezeichnet schöne Arten der 
Alpen Südasiens, die zur Einführung 
sehr zu empfehlen, nennen wir Pr. pur- 
purea Royle aus Nepal. Verwandt 


als Topfstaude 


I. Originalabhandlungen, 


der Pr, nivalis. Blätter verkehrt-lanzett- 
lieh, fast ganzrandig, unterhalb gleich 
den Blüthenstielehen dicht mit gelbem 
Puder überzogen. Blumen gross, tief 
purpur, mit nicht ausgerandeten Saum- 
lappen. Primula Stuarti Wall. aus 
Nepal, ähnlich der vorhergehenden, mit 
gelben Blumen, die jedenfalls die gröss- 
ten aller bekannten Primeln. Eine 
Prachtpilianze. — Schöne Arten sind 
Pr. reticulata Wall, Pr. speciosa 
Don. Pr. rosea Royle und Pr.ele- 
gans Dun. — Unbedeutender und kaum 
die Einführung als Florblumen verdie- 
nend sind: Pr. elliptica Royle, Pr. sikki- 
mensis Hook., Pr. fimbriata Wall., Pr. 
petiolaris Wall., Pr. micerophylla Don., 
Pr. rotundifolia Wall., Pr. obtusifolia 
Royle, Pr. pusilla Wall. und Pr. minu- 
tissima Jacgq. 


I. In Nordamerika heimische Arten. 


30) Primula mistassinica Mx. 


dd (lematis stans Sieh. 


203 


Aus Canada und Neu-Quebee. Die ein- 
zige Primel Amerikas, die wir bis jetzt 
in Cultüur sahen. Unbedeutende, mit Pr. 
strieta verwandte Art. Schöner ist die 
an der Beringsstrasse wachsende Pr. 
borealis Duby, welche mit Pr. sibi- 
rica nahe verwandt ist. Eine unbedeu- 
tende Art endlich ist die Pr. angustifolia 
Torrey. 


K. Im antarktischen Amerika heimische 
Arten. 


Es sind dies nur 3, von denen noch 
keine in Cultur. Die hübscheste der- 
selben ist noch die der Pr. farinosa sehr 
ähnliche Pr. magellanica Lehm., 
deren rosenrothe Blumen fast ungestielt 
und in dichten Köpfen stehen. Unbe- 
deutende kleinblumige Arten sind. Pr. 
deeipiens Duby und Pr. pistiifolia Griseb. 


| (E. R.) 


et Zuce. 


(Siehe Tafel 657.) 


Ranune 


Cl. stans Sieb. et Zuce, in Abh. 
der Königl. Bayr. Academie d. W, IV. 
II, pag. 177. — Walp. Ann. I. 953. — 
Mig. in Ann. Mus. Lugd. Bat. III. pag. 2, 
Eine niedrige halbstrauchige Cle- 
matis Japans mit aufrechtem nicht schlin- 


ulaceae 


kantig, Blätter gegenständig, langgestielt. 
Blattstiele halbstielrund, oberhalb rinnig, 
am Grunde verdickt und fast scheidig. 
Blattfläche in 3 Blättchen getheilt, von 
denen die beiden seitlichen kurzgestielt 
u gegenständig, das spitzenständige 


gendem Stengel, die aus Samen im K. | aber grösser und länger gestielt; alle 
Bot. Garten erzogen wurde, den Herr | Blättehen aus abgerundetem, oder fast 
C, Maximowiez in Japan sammelte. | herzförmigem, oder auch keilförmigem 
Ueberall mit sehr kurzen, nur unter Ver- | Grunde rundlich- oval, zugespitzt, ein- 
zrösserung bemerkbaren Härchen mehr | geschnitten-gezähnt oder zuweilen auch 
oder weniger dicht bekleidet. Aeste | fast 3-lappig. Blumen zweihäusig, weiss- 


204 


lich, in spitzenständiger gestielter Traube 
oder trugdoldenförmig verästelter trau- 
benförmiger Rispe. Ein im Clima | 


Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. 


Deutschland höchst wahrscheinlich noch 
ausdauernder Halbstrauch. — 
(E. R.). 


2) Die Vögel im Garten. 


(Schluss). 


Unter den geeigneten Plätzen ver- 
stehen sich im Garten nur Holzpflan- 
zungen verschiedener Art und für die 
Höhlenbrüter Höhlungen zum Nisten 
und Uebernachten. Schon der Obst- 
garten mit vielen Hecken, Gebüsche von 
Beerensträuchern, Zwergkirschen, Hasel- 
nüssen u. 8. w. gewährt vielen Vögeln 
Aufenthalt. So z. B. den Nachtigallen, 
Grasmücken verschiedener Art, Gold- 
und Gartenammern (Ortolanen), Rothkehl- 
chen, welche nebst mehreren andern in 
Gebüschen und Hecken brüten; Zaun- 
königen, Finken, Girlitzen (Grünhänf- 
ling), Stieglitzen, Fliegenschneppern, die | 
auf Bäumen nisten, Meisen, Gartenroth- 
schwänzchen, Staaren, Sperlingen,Specht- 
meisen, welche in hohle Bäume und zum 
Theil in künstliche Höhlungen bauen, 
endlich den Bachstelzen und Hausroth- 
schwänzchen, die Mauerlöcher und ge- 
schützte Stellen an Gebäuden wählen, 
der Schwalben als Hausvögel nieht zu 
gedenken. Kommen einige Ziersträucher 
und Bäume hinzu, darunter besonders 
immergrüne, als Taxus, Lebensbäume 
und Cedern, Buxus, Wachholderarten 
(Juniperus), so ziehen sie noch mehr 
Vögel herbei, weil einige gern darin 
nisten, die meisten übernachten und sich 
vor Raubvögeln hineinflüchten. Beson- 
ders lieben die Nachtigallen Lebens- 
baum und Cedern (Wachholder-Cedern), 
vorausgesetzt, dass andere niedrige 
Hecken und Sträucher in der Nähe sind, 


und auf Amseln, Drosseln und Roth- 
kehlchen üben sie ebenfalls die grösste 
Anziehungskraft. Diese wird für die 
Letzteren noch stärker, wenn sich einige 
Fichten in der Nähe befinden, oder an- 
dere hohe Waldbäume, auf deren Wip- 
feln sie ihren Gesang erschallen lassen, 
während das Nest selten über Manns- 
höhe zu suchen ist. Je grösser die 
Pflanzungen von Gebüsch, Heckenwerk 
und Bäumen sind, desto reichhaltiger 
an Arten und Individuen wird der Vö- 
gelstaat und es versteht sich, dass nahe 
Wäldehen oder andere holzreiche Zier- 
gärten in derselben Weise wirken. Da 
kommen mehr oder weniger die früher 
erwähnten Vögel dazu, am meisten na- 
türlich wo der Garten zum Park wird 
und waldige Parthien hat. Was die 
Singvögel insbesondere angeht, so sind 
diejenigen Gärten am reichsten daran, 
welche die meisten niedrigen dichten Ge- 
büsche haben. Viele höhere Bäume 
ziehen nur Amseln, Drosseln, Pirole, 
Spechte, den Kukuk, wilde Tauben und 
einige andere Vögel an, darunter auch 
die unwillkommenen Häher, Krähen und 
Elstern, sowie Raubvögel. Vor allen 
verlangen die Nachtigallen und Gras- 
mückenarten, darunter das gesangreiche 
Schwarzplättehen viele dichte niedrige 
Gebüsche. Ich kenne grössere Gärten, 
wo es viele Nachtigallen gab, so lange 
die Gebüsche und Bäume unten dicht 
waren, die aber nach und nach ‚ganz 


I. Originalabhandlungen. 


wegblieben, als der Garten zum Wald 
wurde. Im Gegentheil ziehen sich Nach- 
tigallen herbei, wenn solche Gärten ge- 
liehtet und durch Abschlagen der höhe- 
ren Bäume, auf Stockausschlag verjüngt 
werden. 

Dichte Hecken, besonders solche 
von immergrünen Gehölzen, gehören zu 
den besten Schutzmitteln und haben 
eine starke Anziehungskraft für die Vö- 
gel. Zwar nisten verhältnissmässig nicht 
viele darin, desto beliebter aber sind sie 
zum Schutz- und Schlafplatz. In Herbst- 
und Winternächten schlafen ganze Mas- 
sen von kleinen Vögeln in immergrünen 
Hecken, besonders wenn sie etwas gegen 
Wind geschützt sind. Bei Stürmen und 
anhaltendem Regen sitzen sie selbst bei 
Tage in dieser natürlichen Festung. Wer 
solche Hecken nicht hat und wo auch 
dichte grüne Gebüsche fehlen, der er- 
richte den Vögeln im Herbst einige 
Schlafplätze, indem von Stangen Pyra- 
miden gebildet werden, die man mit Na- 
delholzzweigen behängt (wie eine Hütte) 
und worin glatte Aeste als Sitzplätze 
angebracht werden. Wo man zärtliche 
Gehölze ceultivirt, da ergeben sich solche 
Vogelgehege ganz von selbst, indem ein 
Behängen der immergrünen Gehölze mit 
Nadelholzzweigen zu den besten Schutz- 
mitteln gehört. 

Ausserdem sollte man besondere 
Schutzgebüsche, kleine Wildnisse von 
dichten Sträuchern, besonders solche mit 
Dornen anlegen. Der beste aller Schutz- 
sträucher ist die wilde Stachelbeere, 
welche man sich leicht durch Aussenk 
schlechter Stachelbeeren verschafft. Die 
Aeste derselben legen sich auf den Bo- 
den und schlagen, wenn sich nach und 
nach durch Laubfall Erde bildet, Wur- 
zeln, so dass eine für Katzen und an- 
deres Raubzeug fast undurchdringliche 
Festung sich bildet. Noch schneller kommt 


205 


man zum Ziele, wenn man die Zweige 
zur Bewurzelung einlegt, oder auf die 
niedergehakten Erde streut. Nützlicher 
und schöner wird das Gebüsch, wenn 
man einige höhere Sträucher dazwischen 
pflanzt, besonders die so zierenden und 
durch ihre Dornen viel Schutz gewäh- 
renden wilden Rosen (Rosa canina und 
rubiginosa), indem sich die Vögel vor 
dem Ein- und Ausfliegen gern auf höhere 
hervorragende Aeste setzen, auch nur 
auf solchen singen. Pflanzt man dazu 
noch schlechte kleinbeerige Johannis- 
beeren, besonders rothe, und Himbeeren, 
so finden die Vögel auch Futter. Ge- 
stattet es aber der Platz, dass Halb- 
bäume und Bäume in den Vogelgehegen 
stehen können, so pflanzt man auch 
wilde Süsskirschen, Ebereschen (Sorbus 
aucuparia) und Hollundersträucher (Sam- 
bucus) dazwischen. Auch die Blüthen 
dieser Holzarten verschaffen den Vögeln 
Nahrung, indem die Insektenfresser eine 
Menge Thierchen in und um dieselben 
finden. Hierdurch werden besonders die 
Stachelbeeren nützlich, da sie die erste 
Gelegenheit zur Insektenjagd geben, 

Will man andere Gebüsche recht 
sicher für Vögel machen, so bestreut 
man den Boden dicht mit zerhackten 
Dornen, wodurch Katzen, Marder und 
Iltis abgehalten werden. Dies ist be- 
sonders in Stadtgärten nützlich, wo stets 
Katzen umherschleichen, die aber dann 
sehr wenig Schaden thun können. Fer- 
ner lasse man, was auch zur Erhaltung 
der Gebüsche gut ist, alles Laub liegen, 
damit die Vögel durch das Rascheln der 
dürren Blätter vor dem Nahen 
Feinde gewarnt werden, 

Eine besondere Berücksichtigung 
verlangen die Höhlenbrüter, wovon gegen 
20 verschiedene Arten bei uns einkeh- 
ren; diese nehmen nur da bleibenden 
Aufenthalt, wo sie Höhlungen zum Nisten 


ihrer 


Gartenflora Deutschlands, 


206 


und Uebernachten finden. Da nun na- 
türliehe und von Spechten ausgemeiselte 
Höhlen sich nur da finden, wo es alte 
Bäume mit todtem Holz gibt, was in 
Gärten selten der Fall ist, weil man die 
Obstbäume reinigt und ausputzt, sowie 
alte ganz beseitigt, so muss man für 
künstliche Höhlungen sorgen. Dies ge- 
schieht in manchen Gegenden in Obst- 
eärten allgemein (für die Kirschen fast 
zu viel) für die Staare, hie und da für 
Meisen, in anderen gar nicht. Diese 
müssen für die verschiedenen Vögel sehr 
verschieden eingerichtet sein. Einige 
brüten nur in tiefen dunklen Höhlungen, 
andere nur in halboffenen nur oberhalb 
bedeckten. Als Grundregel für alle 
künstliche Höhlungen kann gelten, dass 
sie nie aus neuem und neu Scheinendem 
hellem Material gearbeitet werden und 
keine andere Kunst daran sichtbar ist, 
als recht natürlich auszusehen, Die 
Nist- und Schlafkästen werden meist von 
Holz gemacht. Kisten von Thon, die 
man auch schon verwendet hat, werden 
nur von Bachstelzen, allenfalls Meisen 
bezogen, überhaupt von Vögeln, welche 
in Ermangelung von Baumhöhlen auch 
in Fels- und Erdlöchern nisten, Sehr 
zweckmässig und fast unverwüstlich sind 
Cocosnüsse; doch macht die Befestigung 
einige Schwierigkeit, indem man sie nicht 
nageln kann, freischwebend aber zu sehr 
vom Wind bewegt werden. Auch aus 
äusseren Cocosschalen gebildete Kästen 
empfehlen sich, wo man sie wohlfeil 
haben kann. 

ich will nun Anweisung für den 
Bau von Nist- und Schlafkästen für ver- 
schiedene Vögel nach anerkannt guten 
Mustern und Anweisung von gründlichen 
Vogelkennern geben. Da jeder Nist- 
kasten um so eher Bewohnung bekommt, 
je natürlicher er aussieht, so sind die 


Russlands und der Schweiz. 


sehen auch im Garten am schönsten aus. 
Man bereitet sie am einfachsten, indem 
man 7—8 Zoll starke Aeste mit fest- 
sitzender Rinde mit einem starken Nar- 
benbohrer ausbohrt, dann Boden und 
Deckel einfügt. Solche haben das An- 
sehen eines Stammes oder Astes, sind 
immer glatt und haben keine Ritzen, 
Bekommt einer Risse, so wird er durch 
einen Draht zusammengehalten. Diese 
Kästen werden entweder mit der langen 
Seite aufwärts gestellt, wobei das Flug- 
loch und die Sitzstange wie bei den aus 
Brettern gezimmerten angebracht wird, 
oder man richtet sie liegend ein, wo 
dann das Flugloch im Deckel einge- 
schnitten wird. Zu solchen Bohrkästen 
eignet sich am besten weiches Linden-, 
Aspen-, Pappel-, Weidenholz. Es ver- 
steht sich, dass hohle Aeste noch mehr 
vorzuziehen sind. Das Verhältniss der 
Bohrweite, Höhe u. s. w. ist dasselbe 
wie bei genagelten Kästen. Hat man 
alte Bäume im Garten mit ausgehöhlten 
Astiöchern, so richtet man diese ent- 
sprechend ein, indem man das faule Holz 
ausschneidet und dadurch die Höhle 
glatt, weiter und tiefer macht, dabei aber 
das Eingangsloch für kleine Vögel bis 
auf i!/, Zoll, für Staare weniger ver- 
kleinert, indem man es mit einem halt- 
baren Mörtel (z. B. Lehm mit Rinder- 
mist) ausfülit, oder mit einem Rinden- 
stück oder alten Brettstück, welches mit 
einem 1!/, Zoll weiten Flugloch ver- 
sehen ist, schliesst. Das Flugloch darf 
aber nicht so liegen, dass es hineinreg- 
nenkann. Man kann auch in Astgabeln, 
unter Krümmungen starker Aeste und 
am Stamm aus passenden Aststücken 
künstliche Höhlungen bilden, welche fast 
nicht bemerkt, deshalb von den Vögeln 
auch lieber benutzt werden. Hierbei hat 
man die weiter unten angegebenen Regeln 


aus Aststücken bereiteten am besten, | für künstliche Höhlungen zu beachten, 


I. Originalabhandlungen. 


Für alle Nistkästen will ich folgen- | 
des bemerken: Man bringe das Sitzstäb- 
chen, welches vor jedem Nistkasten an- 
gebracht werden muss, nicht in der Mitte 
davor, sondern an der Seite an und 
zwar bei Kästen wo die Höhlung ab- 
wärts geht (wie bei Staarkästen) auf 
einer beliebigen Seite, bei breiten, wo 
die Höhlung seitswärts geht, auf der 
rechten Seite an. Es geschieht dies 
weniger zur Bequemlichkeit des Einflie- 
gens, als zum Schutz, indem bei dieser 
seitlichen Stellung Elstern, Häher und 
Würger nicht wohl mit vorgereckten 
Hälsen bis zum Nest gelangen können *). 
Diese Sitzstöcke müssen von Holz mit 
der Rinde gemacht werden, am besten 
von Jungeiche und Hainbuche. Bei tie- 
fen Staarkästen, wo der Sitzstock stets 
in der Mitte sein kann, muss dieses in 
den Kasten hineinragen, damit der Aus- 
flug dadurch erleichtert wird. Bei Kästen, 
welche liegend angebracht werden sollen, 
muss das Flugloch auf der rechten Seite 
angebracht werden, indem erfahrungs- 
mässig in solchen Fällen fast alle Vögel 
links vom Flugloch nisten, wenn sie die 
Wahl haben. Das Flugloch darf nur 
so gross sein, dass der Vogel durch- 
schlüpfen kann, denn ist es weiter, so 
baut derselbe wegen Unsicherheit nieht 
in die Nisthöhle. Für alle kleinen Vögel 
ist 11/5 Zoll Oeffnung hinreichend, für 
Staare muss sie 2 Zoll betragen. 

Ich habe beistehend die Abbildung 
von 3 verschiedenen Formen von Nist- 
kästen, wie sie nach Dr. Gloger’s An- 
gaben angefertigt werden und käuflich 
zu haben sind **), 


*) Bei unseren Abbildungen ist, wie bei 
den meisten käuflichen Nistkästen, diese 
Vorsicht nicht genommen. 

**) Auf Anregung Gloger’s, des leider 
nun verstorbenen Freundes der Vögel, wel- 


207 
Fig. 1 ist für Staare, 12 Zoll hoch, 


Fig. 1. 


—ug 


I 5 


5'/ Zoll weit (innerer Durchmesser), 
Flugloch 2 Zoll weit. Dieselbe Form 
kleiner wird gern von Meisen, aber auch 
von Waldrothschwänzchen und anderen 
kleinen Höhlenbrütern benutzt. Bringt 
man darin 3 Sprossen schräg über ein- 


cher durch seine kleinen Bücher über Vogel. 
schutz u. s. w. weit und breit bekannt ge- 
worden ist, wurden zuerst in der königlich 
preuss. Strafanstalt zu Lichtenburg bei Prettin 
Nistkästen gemacht und verkauft. Seit eini- 
gen Jahren fertigt sie auch die Holzwaaren- 
fabrik von Frühauf in Schleussingen 
im Thüringer Walde. Die Abbildungen sind 
nach Schleussinger Küsten gemacht. 


208 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


ander an, so übernachten im Herbst und | Abbildungen, ein Ring angebracht ist, 


Winter darin gern Meisen, oft so viele 
als Platz haben. Fig. 2, etwa halb so 
gross wie ein Staarkasten, ist besonders 
bei Waldrothschwänzchen, welche nicht 
so dunkel sitzen mögen. Fig. 3 stellt 


Fig. 3. 


einen Kasten dar, wie er von Fliegen- 
schneppern, Bachstelzen und verschiede- 
nen andern kleinen Vögeln gern zum 
Nisten ausgewählt wird. 

Alle Kästen sind sechseckig, da sol- 
che lieber benutzt werden als viereckige. 
Sie sind genagelt und geleimt. Man 
wird aber besser thun, sie blos zu na- 
geln, und wo das Nest hinkommt, die 
Ritzen mit einem Holzkiti zu verstrei- 
chen. Den Deckel bildet ein Dach über 
dem Flugloche und ist abnehmbar, um 
die Kästen zuweilen von alten Nestern, 
Unrath, Spinnweben, Wespennestern u. 
dgl. zu reinigen. Das Holz ist gehobelt 
und mit Oelfarbe angestrichen. Beim 
letzten Anstrich werden sie mit zerrie- 
benem Baummoos bestreut, um rinden- 
artig zu erscheinen. Das ist jedoch sehr 
nutzlos und besser ist eine graue Milch- 
oder Leimfarbe, welche neu nicht so 
stark riecht. Wer viele Nistkästen auf- 
stellt, lässt sie selbst machen, damit sie 
billig kommen. Diese Kästen werden 
theils an Stangen befestigt und diese an 
Bäume genagelt, was jedoch hässlich 
aussieht und kostspielig und unnöthig 
ist, oder unmittelbar an Stämme und 
Acste genagelt, wozu, wie bei unsern 


oder durch ein Querholz in eine Ast- 
gabel gehängt. Letztere Art der Be- 
festigung ist die einfachste und ziemlich 
sicher. Es ist nicht gleichgiltig, wo und 
wie hoch die Nistkästen angebracht wer- 
den, denn wird hierin die Naturerfahrung 
ausser Acht gelassen, so gehn die Vögel 
nicht hinein. Staarkästen bringt man 
20—30 Fuss hoch und höher an. Auch 
Bachstelzen und Wendhälse bauen hoch, 
erstere aber auch niedrig, sogar in Mauer- 
löcher. Meisen bauen am liebsten in 
Nadelholzbäume, wo man die Kasten am 
Stamm 10—20 Fuss hoch befestigt. 
Rothschwänzchen nisten gern 10—15 
Fuss hoch in lichte Bäume, desgleichen 
Fliegenschnepper etwas niedriger. In 
der Regel muss man die Nistkästen so 
vertheilen, dass keiner dem andern nahe 
kommt, doch machen Staare darin eine 
Ausnahme, welche sich bereits an künst- 
liche Colonisation gewöhnt haben und 
zu 20 Paaren auf einem Baume wohnen. 

Die Vögel verlangen Schutz in jeder 
Beziehung, besonders aber Ruhe. Man 
vertreibe die Katzen durch jedes erlaubte 
Mittel und dulde die eigenen nicht im 
Garten, stelle Mardern und Iltissen nach, 
lasse die Wiese] (welche sonst als gute 
Mäusefänger nützlich werden) nicht über- 
hand nehmen, vertreibe die räuberischen 
Elstern, Häher, Raben, Würger und an- 
dere Raubvögel, vernichte Kukukseier, 
wo man sie zufällig in dem Nest der 
Singvögel findet (weil dabei die andere 
Brut verloren geht), schiesse nicht im 
Garten oder in der Nähe, störe nicht 
die Bruten und halte Andere, besonders 
die Kinder davon ab, stelle selbst nicht 
den Vögeln mit Schlingen, Leimruthen 
u. s. w. nach und habe ein wachsames 
Auge auf die Vogelfänger von Profession 
in und um den Garten. Diese Leute 
befinden sich oft unter den eigenen Ar- 


14.0390. 


) 


I. Originalabhandlungen. 


beitern und Nachbarn; man erkennt sie 
aber leicht an ihrer schleichenden spio- 
nirenden Weise und kann sie, da der 
Vogelfang in den meisten Ländern ge- 
setzlich verboten ist, leicht durch Auf- 
passen und Drohungen verscheuchen. 

Endlich sind reichliche Nahrung und 
Wasser zur Tränke und zum Baden 
Hauptbedingungen, um die Vögel in den 
Garten zu ziehes und darin zu fesseln. 
Die Insektenfresser finden zwar von 
selbst genug, die meisten naschen aber 
gern Beeren und nähren sich dabei im 
Winter, sowie auch von übrigen Samen. 
Ein grösserer parkartiger Garten bietet 
meist von selbst derartige Nahrung ge- 
nug, und in dem kleinen Park, welcher 
meine Wohnung umgibt und der zu den 
vögelreichsten Plätzen gehört, die man 
finden kann, sind weder Beerensträucher 
absichtlich für die Vögel angepflanzt, 
noch werden die Vögel gefüttert, ausser 
etwa im strengsten Winter mit alten 
Samen und Körnern. Aber wenn man 
einen Garten neu anlegt, wenn man erst 
Vögel herbeiziehen will, so ist es anzu- 
rathen, ganz besonders für die Lieblings- 
speise der Vögel zu sorgen, indem man 
Ebereschen, schwarz- und rothbeerige 
Hollundersträucher, Pfaffenhütchen, Faul- 
baum, Kreuzdorn, gewöhnliche und 
fremde Traubenkirschen (Prunus Padus, 
virginiana und serotina), Steinmispeln 
(Amelanchier), Weissdorn, wilde Kir- 
schen, Elsbeeren, Wachholderarten, Le- 
bensbäume, Nadelholz, Buchen, Birken, 
Erlen u. s. w. anpflanzt. Besonders soll- 
ten die so zierenden Vogelbeerbäume 
(Sorbus aucuparia), die Lieblingsfrucht 
vieler Vögel, sehr häufig angepflanzt 
werden, denn sie sind im Winter oft die 
einzige Nahrung für viele Vögel, im Noth- 
falle sogar der nützlichen Meisen, denen 
sie das Leben retten, wenn an den mit 
Schneeduft (Rauchfrost) 

VII, 1870, 


209 


überzogenen Bäumen den Vögeln das 
Aufsuchen der Insekteneier und Lärven 
unmöglich wird, wo dann in Laubwäl- 
dern viele Tausende in wenigen Tagen 
verhungern. Von den Wachholderarten 
und virginischen Cedern muss man stets 
mehrere pflanzen, weil es männliche und 
weibliche Bäume gibt. 

Es würde zu weit führen, von der 
Nahrung, die jeder Vogel liebt, beson- 
ders zu sprechen, was auch nicht nöthig 
ist, da, wenn viele der genannten Holz- 
artenim Garten sind, die verschiedensten 
Vögel Nahrung firden und weil bereits 
manches über die Nahrung angedeutet 
wurde. Will man ausserdem etwas Be- 
sonderes thun, so streue man für die 
Meisen die nicht gebrauchten Samen von 
Sonnenrosen (Helianthus), Kürbis und 
Gurken unter Fichten und Tannen oder 
andere grüne Büsche, lasse Sonnenrosen 
mit Samen stehen oder stecke die Köpfe 
davon im Garten umher, besonders an 
immergrünen Bäumen, dieses aber vor- 
zugsweise, wenn die Bäume beduftet 
oder mit Eis überzogen sind. Für Fin- 
ken, Hänflinge, Stieglitze lasse man ein 
Beet mit Salat, Spinat oder Cichorien 
Samen tragen und im Winter stehen, 
oder stecke die Büsche davon an Sträu- 
cher, Einige Hanfstauden mit Samen 
werden viele Vögel anlocken. Man lasse 
durch die Kinder die Samenstengel von 
Wegetritt und Wegewart (wilde Cicho- 
rien) sammeln und hänge Bündel davon 
an die Gebüsche. Will man in grosser 
Nahrungsnoth bei hohem Schnee etwas 
für die armen Vögel thun, so streue 
man alte Sämereien, Getreidekörner, 
Hanf, Kanarienvögelsamen, Mohn, Som- 
merrübsamen, trockene Heidelbeeren, Vo- 
gelbeeren, Brodkrümchen und Fleisch- 
stückchen an verschiedene bestimmte 
Plätze, nachdem man den Schnee davon 


und Glatteis | beseitigt oder schwarze Erde darauf ge- 


14 


210 


streut hat. Für die Nachtigallen, Spros- 
ser, Plattermönche (Schwarzplättchen) 
und grossen Grasmücken halten grosse 
Vogelfreunde eine besondere Mehlwür- 
merzucht, um diese vorzüglichsten Sän- 
ger an ihren Lieblingsplätzen zu füttern, 
wer aber Tauben hält findet sie auch 
häufig im Taubenschlage unter dem Mist 
und Nestern. Man steckt entweder die 
Mehlwürmer an die Spitze einer Nadel, 
welche auf einem Stock angebracht ist, 
oder legt sie mit eingedrücktem Kopfe 
auf einen Platz, den man von trockenem 
Laub und Gras gereinigt hat, so dass 
die braune Erde sichtbar ist. Freilich 
holen auch Müllerchen, Rothkehlchen 
und andere Insektenfresser gern die für 
die Nachtigall bestimmte köstliche Speise. 
Auch Ameiseneier sind willkommen und 
man verschafft sie sich ohne Kosten, 
wenn man dieselben mit den ganzen 
Haufen, deren es ja auch in den Gärten 
gibt, herbeiholt und in das Gebüsch 
streut, wo die Vögel sitzen. Wilde Tau- 
ben lockt man mit Anis und Lehm, wel- 
ches man gemischt in hölzernen Trögen 
aufstellt, jedoch ganz ohne Erfolg, wenn 
nicht von selbst Tauben den Ort be- 
suchen. Füttert man zu einer bestimm- 
ten Zeit, so gewöhnen sich die Vögel 
bald an diese und den Platz. Man muss 
zum Füttern vorzüglich die frühen Mor- 
genstunden und den Abend bald nach 
Sonnenuntergang wählen, weil dann alle 
Vögel nach Nahrung ausgehen. Die 
Fütterungsplätze müssen fern von Ge- 
bäuden und frei liegen. Allerdings kom- 
men Sperlinge, Finken und Goldammern 
sogar bis an das Fensterbrett. 

Wo kein passendes Wasser im Gar- 
ten oder dabei ist, werden nie Vögel 
einen bestimmten Wohnsitz nehmen, 
denn es ist ihnen unentbehrlich. Ein 
kleiner Bach, dessen Wasser stellenweise 
so seicht über Sand und Steine rieselt, ! 


| 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


dass ein kleiner Vogel darin waten kann, 
wird die meisten Vögel anziehen, denn 
sie kommen weit und breit herbei. Auch 
ein kleines stehendes Wasser mit flachem 
Ufer genügt, wenn es frisch ist, schon 
dem Bedürfniss. Leider sind solche pas- 
sende Wasser nicht häufig in den Gär- 
ten, man muss daher auf andere Weise 
sorgen. Vortrefflich lässt sich der Ab- 
fluss eines laufenden Brunnens benutzen, 
um ein kleines Bächlein in den Garten 
zu leiten, und selbst ein Pumpbrunnen 
genügt, wenn man den Abfluss in Was- 
ser haltende Pfützen oder Becken von 
Cement leitet, wo es täglich durch das 
beim Wasserpumpen überfliessende Was- 
Ser erneuert und frisch erhalten wird. 
Nur muss das Wasser in offenen Cement- 
oder in Brunnenröhren bis in den Gar- 
ten geleitet werden, damit es nicht in 
den Boden sickert, ehe es hingelangt. 
Da Wasser im Garten überhaupt eine 
Nothwendigkeit ist, so lässt sieh dies 
oft noch leichter machen. Wo auch 
solche Einrichtungen auf. Hindernisse 
stossen, pflegen Vögelfreunde täglich 
Wasser in schattig stehende flache Schüs- 
seln und ausgehöhlte Steine zu giessen, 
was in Ermangeluug von etwas Besse- 
rem ebenfalls Nutzen bringt. Besser ist 
es, wenn man in der Nähe des Brunnens 
im Garten kleine Becken von Cement, 
etwa eine Quadratelle gross und in der 
Mitte 2 Zoll tief, nach dem Rande flach 
auslaufend, anbringt und täglich kurz 
vor Mittag frisches Wasser hineingiesst. 
Solche Tränke- und Badeplätze werden 
bald der Versammlungsort aller Vögel 
der Nachbarschaft, und es nutzt diese 
Sorgfalt mehr als jede andere Maasregel. 
Die Trink- und Badeanstalt muss stets 
an einer offenen, aber womöglich schat- 
tigen Stelle angebracht werden, nicht 
aber im dichten Gebüsch, wie es manche 
für die Nachtigallen thun, oder gar neben 


| 
| 
| 


I. Originalabhandlungen. 


dem Neste, was nur die Brut stört. Für 
einen Vogel ist die Entfernung von 1000 
Fuss zur Tränke gering, und man braucht 
daher, wenn Wasser in der Nähe ist, 
sich gar keine Mühe darum zu geben. 

Es ist öfter versucht worden, ge- 
wisse Vögel, welche nicht von selbst 
einen Garten besuchen, weil sie über- 
haupt sich in der Gegend nicht bleibend 
aufhalten, besonders Nachtigallen, in 
einem Orte einheimisch zu machen, so 
viel ich weiss jedoch ohne Erfolg. Es 
geht über das menschliche Verständniss, 
warum einzelne Gegenden, welche alles 
bieten, was die Nachtigallen lieben, von 
ihnen gemieden und nur im Spätsommer 
strichweise besucht werden, während 
ringsum, oft eine Stunde davon, Nachti- 
gallen in Menge brüten und schlagen. 
Man mag es jedoch immerhin versuchen, 
sie einheimisch zu machen, freilich wird 
es ohne ziemliche Kosten nicht geschehen 


211 


können. Bringt man es dahin, dass ein 
eingeführtes Paar Junge erzieht, so ist 
deren Wiederkehr ziemlich gesichert, 
wenn sie nicht etwa auf der Reise ver- 
loren gehen. 

Ohne auf die zahmen Vögel ein- 
gehen zu können, erinnere ich nur daran, 
welche Zierde die verschiedenen Wasser- 
vögel, als Schwäne, Gänse und Enten 
verschiedener Art, ferner frei umherlau- 
fende Pfauen, Fasanen und andere Hüh- 
nerarten, schöne Tauben und was man 
sonst noch von zahmen Vögeln hält, für 
den Garten bilden; wie schön ein darin 
angebrachtes Vogelhaus, wie unterhal- 
tend ein schönes Hühnergehege mit fri- 
schem Rasen und Wasser, bevölkert von 
Gold- und Silberfasanen und den jetzt 
so zahlreichen fremden Hühnern, sowie 
von schön gezeichneten Haushühnern u. 
s. w. für die Besucher des Gartens ist. 


J. 


3) Die Spargelcultur in Russland, 


(Nach dem Russischen des Hrn. Gemüsegärtners Gratschofl im Westnik). 


Die Spargeln werden aus Samen ge- 
zogen. Die Samen werden vor der Aus- 
saat 5—7 Tage in Wasser aufgeweicht, 
das jeden Tag erneuert werden muss, 
Während man die andern Gemüsesamen 
auf Filz oder Leinwand zum Keimen 
bringt, genügt es bei Spargelsamen, die- 
selben einen Zoll hoch auf einer Bast- 
matte aufzuschichten, eine andere Bast- 
matte überzudecken und diese täglich 
anzufeuchten. Bei einer Temperatur 
von 10— 12° R. keimt der Samen in 
3—4 Tagen, oder, wenn er alt ist, et- 
was. später. 

Der gekeimte Samen wird auf zu- 
recht gemachte und gehörig gedüngte 


Beete ausgesäet. Zu diesem Zwecke 
zieht man alle 7— 9 Zoll weit Furchen 
quer über das Beet, in denen jede 
Pflanze 1 Zoll weit von der folgenden 
entfernt sein muss. Die Furchen wer- 
den 3/,—2 Zoll hoch mit Erde gedeckt 
und bleiben so bis zum Herbst. Im 
Herbste wird eine dünne Schicht Dün- 
ger übergebreitet, die zugleich als Deck- 
ungsmaterial dient. Im ersten Jahre ver- 
zweigt sich hier die Spargelpflanze vom 
Boden an, im zweiten erst 7 Zoll über 
der Erde, 

In den folgenden Jahren beschränkt 
man sich, die Beete rein zu halten und 
auf den Winter hin mit Dünger zu 

14 * 


212 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


decken, falls man ihn gerade im Ueber- | nach 3 oder 4 Jahren benutzt werden. 


fluss hat. 

Im vierten Jahre werden die Spar- 
geln aufs Gemüsefeld verpflanzt. Zu 
diesem Zwecke wird die ganze Humus- 
schicht des Bodens abgetragen und nun 
als Grund des Beetes 1 Arschine (21/,‘ 
hoch) Composterde oder Schutt, Abfälle 
u. dgl. aufgeworfen. Ueber dieser Un- 
terlage legt man mit der ausgegrabenen 
Erde das Beet an. Ein gutes Spargel- 
beet sollte 1—11/, Arschinen über dem 
Niveau des Bodens liegen, damit das 
Wasser nie stehen bleibt. Wenn das 
nicht möglich ist, muss auf andere Weise 
für den Weasserabzug gesorgt werden. 
In derartig zubereitetem tiefem Boden 
gehen die Spargelwurzeln 2—3 Arschi- 
nen tief. Das Beet erhält die Richtung 
von Norden nach Süden, seine Breite 
muss 2 Arschinen betragen. Die Wege 
zwischen den Beeten werden 9—10 Zoll 
breit gemacht. 

Jedes Beet wird mit drei Reihen 
Spargeln bepflanzt, wobei Verbandpilan- 
zung angewendet wird. Man gräbt die 
Pflanzlöcher 5 Zoll tiet und 10—12 Zoll 
breit aus und setzt in jedes 4 Spargel- 
pflanzen. Nach dem Pflanzen wird das 
Pflanzloch bis 3°/, Zoll unter dem Ni- 
veau der Beetoberfläche mit Erde ge- 
füllt. Das Verpflanzen 
im Mai vorgenommen, wenn die Pflan- 
zen zu treiben beginnen. Man verpflanzt 
bisweilen auch erst im Juni oder gar 
Ende Juni (a.St.); jedoch erschöpft das 
späte Verpflanzen die Spargeln zu sehr, 
indem dann die Triebe zurückgeschnitten 
werden und wieder von Neuem treiben 
müssen. 

Im Herbste werden die Vertiefungen 
um die Pflanzen herum ausgefüllt und 
das ganze Beet der Wärme wegen mit 
Dünger belegt. 

Die versetzten Spargeln können erst 


wird meistens | 


Früher sind sie noch zu dünn und kön- 
nen nur als Suppenspargeln dienen. Je 
länger die Spargeln im Boden gelassen 
werden, desto kräftiger bilden sie sich 
aus. Meistens erntet man das erste Mal 
im Mai des 3. oder 4. Jahres nach dem 
Verpflanzen, lässt dann die Pflanzen 
zwei Jahre ausruhen, wornach man sie 
zum Treiben benutzt. 

Die Spargeln können im Mistbeet 
von August bis Mai getrieben werden. 
Die Petersburger Gemüsegärtner wenden 
ein eigenes Treibverfahren an. Zu die- 
sem Zwecke wird Mist, meistens Stall- 
dünger, der kein Stroh enthält, auf 
Haufen gebracht, und wenn er sich er- 
wärmt hat, mit der Gabel umgewendet, 
feiner gemacht und so auf das Spargel- 
beet aufgetragen. Im August wird der 
Dünger 10—14 Zoll dick gelegt, im 
Winter 21 Zoll diek, damit die Erde 
gehörig aufthaut und erwärmt wird. Auf 
die Düngerschicht werden Bastmatten 
gebreitet und darüber strohiger Dünger 
gedeckt, sowohl der grösseren Wärme 
wegen, als auch, damit das Ammoniak 


des darunter liegenden frischen Düngers 


nicht verdunstet. Ueber den strohigen 
Dünger kommen wieder Bastmatten und 
schliesslich werden die Seiten des Beetes 
mit Dünger belegt. Zwei Tage nach 
dem Auftragen des Düngers muss der- 
selbe einmal gewendet werden, 

Der leichteren Erwärmung wegen 
ist es besser, den Dünger über zwei 
Beete zugleich aufzutragen. Die Tem- 
peratur in solchen Beeten soll 25—35° 
R. betragen. So lange die Spargeln 
noch nicht treiben, muss die Bodentem- 
peratur die grösste Höhe haben. Später 
darf die Temperatur nicht so hoch sein. 
Zu diesem Zwecke sowohl, als auch 
um der Luft Zutritt zum Beete zu ver- 
schaffen, werden von Zeit zu Zeit die 


Er 


N. 


Bastmatten und der Dünger bis zur Tiefe 
von 7 Zoll über dem Beete bei Seite 
geschoben, das untere mit der Gabel 
aufgelockert und so die Beete, je nach- 
dem das Wetter ist, 1—3 Tage aufge- 
deckt gelassen. Ist die Temperatur an 
einzelnen Stellen dennoch zu hoch, so 
wird kalte Erde übergedeckt. Schneit 
es, während die Beete aufgedeckt sind, 
so legt man Bastmatten und Stroh dar- 
über. 

Die Spargeln können auch im freien 
Lande getrieben werden. Man bringt 
zu diesem Zwecke einen Vorrath von 
strohigem Strassendünger auf das Ge- 
müseland, wo er indessen nicht auf 
Haufen kommen darf, sondern ausge- 
breitet liegen muss. Ueber diese Lage 
bringt man eine Lage Stalldünger, die 
blos ein Drittel Mächtigkeit der ersteren 
haben darf und lässt so den Vorrath 
den Winter über auf dem Felde liegen. 
Im Mai, wenn das Beet zum Treiben 
zurecht gemacht werden soll, trägt man 
nun von dem Spargelbeete erst zwei 
Zoll Erde ab, deckt den vorräthigen 
Dünger so wie er ist 5—9 Zoll hoch 
darüber und bringt nun darauf die vor- 
her abgetragene Erde. Je lockerer der 
Dünger ist, desto schöner werden die 
Spargeln wachsen. 

An der Stelle, an der sich die Sten- 
gel der Erdoberfläche nähern, bildet sich 
eine Erhöhung, worauf man beim Ein- 


Neue Zierpflanzen. 


213 


ernten Acht haben muss. Das Ausneh- 
men der Spargeln geschieht am besten 
mit der Hand. Alle 2 bis 6 Tage kann 
von Neuem geerntet werden. Eine Pflanze 
gibt 4—5 Mal der Reihe nach Ertrag, 

Im Mistbeete getriebene Spargel- 
pflanzen geben erst im zweiten Jahre 
nach der Ernte guten Ertrag. Beim 
Treiben im Freien kann jedes Jahr ge- 
erntet werden. 

Die Samen werden im September 
abgenommen, Man schneidet die gan- 
zen Stauden mit den Beeren ab, darauf 
werden die Beeren mit den Händen zer- 
rieben, mit Wasser begossen und noch- 
mals unter Wasser zerrieben, bis die 
Samen nach unten sinken und Fleisch 
und Schale obenauf schwimmen. Die 
Samen werden nun sorgfältig ausgewa- 
schen und darauf zum allmäligen Trock- 
nen im Winde auf einer Bastmatte aus- 
gelegt. 

Die getrockneten Samen werden in 
einem trockenen Raume, einem Schup- 
pen, auf dem Boden oder auch in einem 
mässig warmen Zimmer in Säcken auf- 
bewahrt. Gewöhnlich hängt man die 
Säcke an Pfeilern auf; jedenfalls dürfen 
sie dem Boden nicht zu nahe sein, da- 
mit sie nicht feucht werden und auch 
nicht mehrmals während des Winters 
frieren und aufthauen, wodurch die 
Keimfähigkeit verloren geht. 


Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 


1) Dahlia arborea. Die Herren Gebrü- | ist nicht mit D. imperialis zu verwechseln, 


der Huber (Ch. Huber et Comp., hortieul- 
teurs & Hyeres (Var-France)) geben gegen- 
wärtig eine neue Dahlia als D. ar- 
borea zu 20 Fr. das Stück aus. Dieselbe 


| 


ı mit der sie gar nichts zu thun hat. 
. der uns vorliegenden Abbildung gleicht sol- 


Nach 


‚ che vielmehr der gewöhnlichen D, variabilis. 


Dieselbe wird 6 Fuss hoch, bildet einen 


214 


stark verästelten Strauch mit grossen Blät- 
tern. Mit Ende des Monats December be- 
deckt sich diese Pflanze (in Hyeres im freien 
Lande eultivirt) mit einer Masse von Blumen, 
deren Entwickelung selbst ein Stand des 
Thermometers unter Null nicht beeinträch- 
tigt. Die grossen rosalila gefärbten Blüthen- 
köpfe sind anemonenartig gefüllt. 

Herr Huber empfiehlt diese neue Dahlie 
als eine vorzügliche Erwerbung zum Winter- 
flor in unseren Kalthäusern. Sicherlich wer- 
den in dieser Beziehung dieses Jahr zahl- 
reiche Versuche gemacht werden und bitten 
wir unsere Leser um Bericht, welcher Erfolg 
mit dieser neuen sehr empfohlenen Pflanze 
erlangt wurde. Auch wir ceultiviren solche 
schon und werden später Bericht geben. 

(E. R.) 


Neue oder empfehlenswerthe 
Pflanzen*). 


2) Ageratum Lasseauxi hat in seinem 
Aeusseren eine Aehnlichkeit mit Ager. mexi: 
canum, — verdient alle Beachtung, da diese 
Pflanze bis zum Eintritt des Frostes immer- 
fort mit sehr schön rosafarbigen Blüthen 
bedeckt ist **). 


3) Zxora javanıca floribunda blüht fast 
das ganze Jahr hindurch mit zahlreichen 
traubenförmigen cochenillrothen Blumen. 


4) Cerasus serrulata, ein noch wenig 
verbreiteter Strauch mit schönen gefüllten 
Blüthen, deren Blumenblätter fleischroth, an 
der Spitze gabelig und deren Kelch nach 
der Blüthe von blutrother Farbe verbleibt. 
Die Blätter sind ovalrund, glänzend, gezähnt, 
am Rand des Blattstieles stehen hervor- 
ragend zwei runde rothe Drüsen. 


5) Spiraes palmata, vor Kurzem aus 
Japan eingeführt, hat einige Aehnlichkeit 
mit Hoteia japonica. Aus der Mitte des bu- 
schigen Laubes erhebt sich der mit rosa- 
oder purpurrothen Blüthen bedeckte Strauss. 


*) Aus der Revue horticole 1870 Nr. 4—7. 
**) Mit Abbildung. 


Gartenflora Deutsehlands, Russlands und der Schweiz, 


6) Tritoma Uvaria verdient alle Beach- 
tung der Blumenfreunde und sollte in jedem 
Garten einen Ehrenplatz einnehmen. Aus 
der Mitte der langen, breiten und nach der 
Spitze zu leicht gebogenen Blätter, die einen 
fast 1 Met. grossen Busch bilden, erheben 
sich nach und nach den ganzen Sommer 
hindurch bis zum Beginn des Frostes meh- 
rere 1 Met. und mehr lange Blüthenstiele, 
die in einer Länge von 25 bis 50 Cent. mit 
einer Menge von scarlatrothen Blüthen be- 
deckt sind, die ins Orange, dann ins Gelbe 
übergehen, je nach der Dauer der Blüthezeit. 


7) Oryptomeria nigricans ist eine eigen- 
thümliche Pflanze wegen der rothbraunen 
Farbe, welche für gewohnlich nur die obere 
Hälfte der Blätter einnimmt, während die 
untere Hälfte grün ist; gegen den Winter zu 
aber breitet sich die Broncefarbe auch auf 
die untere Parthie aus. Die Blätter sind 
schmal, etwas gebogen wie die der Crypt. 
japonica und verschmälern sich noch mehr 
gegen die Spitze zu. In ornamentaler Be- 
ziehung verdient dieser Baum mit anderen 
grünblätterigen Coniferen, namentlich an der 
Seite der schönen und originellen Crypt. ele- 
sans volle Beachtung. Auch in wissenschaft- 
licher Richtung ist diese Crypt. nigricans 
von Interesse, da, wie Carriere bemerkt, 
sie Gelegenheit bietet zu ersehen, wie sich 
die Charaktere bilden und wie sich sehr 
wichtige Charaktere so plötzlich zeigen — 
ein Fingerzeig für die Vertheidiger der ab- 
soluten Species. 


8) Aponogeton distachyus ist eine alt- 
bekannte Pflanze, welche zur Verzierung der 
Wasserbassins in der schönen Jahreszeit 
dient, deren Blumen bei der Menge anderer 
blühender Pflanzen unbeachtet bleibt, alle 
Berücksichtigung jedoch im Winter verdient, 
um die Bassins in den Warmhäusern zu zie- 
ren. Zu diesem Behufe werden die Pflanzen 
in 12—15 Cent. grosse Töpfe eingesetzt, in 
ein Bassin eingestellt und die im Sommer 
erscheinenden Blüthen entfernt. Im Septem- 
ber werden die Töpfe aus dem Wasser ge- 
nommen und am Fusse einer gegen Norden 
stehenden Mauer gestellt, wo sie bis im Oc- 


II. Neue Zierpflanzen. 


tober immer feucht gehalten verbleiben, dann 
kommen sie ins Kalthaus an eine der Luft 
und dem Lichte leicht zugängliche Stelle. 
Ende November beginnt man die Töpfe in 
das Warmhaus im Bassin zu übertragen, wo 
sienach 15 Tagen schon ihre schönen weis- 
sen, wie Vanille wohlriechender. Blumen zu 
entfalten beginnen. 


9) Haussmannia jucunda, eine in die 
Familie der Bignoniaceen gehörige neue 
Pflanze aus Australien, von Dr. Müller in 
Melbourne dem Exprefecten von Paris, Hrn. 
Haussmann, gewidmet und die sich im Mu- 
seumsgarten von Paris findet. e 


10) Globularia Alypum L. verdient nach 
Hrn. Rantonnet von Hyeres alle Beachtung. 
Diese Pflanze, von den Einwohnern Bec de 
Passeroum benannt, findet sich mit Calluna 
vulgaris und bildet dichtes Gebüsch mit 
zahlreichen blauen Blüthen. Die Blätter bil- 
den einen ausgedehnten Handelsartikel, da 
sie allgemein als Abführmittel benützt werden. 


11) Daphne Gnidium L. (Sainbois oder 
Garou benannt) gedeiht auf wüsten trocke- 
nen Orten und um so viel schöner, je 
wärmer und trockener der Boden ist. Die 
Blüthen erscheinen in Rispen vertheilt, sie 
sind weiss und dauern von Februar bis in 
August hinein; sobald die Pflanze eine Höhe 
von 50 Cent. erreicht hat, kneipt man sie, 
damit sie sich in Zweige vertheile; wünscht 
man schöne dichte buschige Pflanzen, so 
schneidet man dreijährige Pflanzen an der 
Wurzel ab und diese geben zahlreiche Triebe. 
Kälte und Feuchtigkeit sind dieser Pflanze 
zwei grosse Feinde Die Rinde wird den 
Apothekern verkauft. Auch diese Pflanze 
glaubt Herr Rantonnet für Gärteu anem- 
pfehlen zu dürfen *). 


12) Euphorbia jacgwiniaeflor« sah Herr 
Boncenne in einem prachtvollen Exemplar 
im Garten des Hrn. Laral zu Fontenay-le- 


*) Nr. 10 und 11 halten im deutschen 
Clima im Freien nicht aus. (E. R.) 


215 


Comte. Dasselbe bedeckte ein Spalier in 
Fächerform von 3 Met. Grösse; mit ihren 
lanzettförmigen langgestielten Blättern und 
zahlreichen zinnoberrothen kleinen Axillar- 
Blüthen machte diese Euphorbia einen be- 
sonderen Effect. 


13) Violette Wilson ist eine von Herrn 
He&rincq neu beschriebene Varietät des ge- 
wöhnlichen Veilchens. — Hr. Ramel ent- 
deckte sie auf den Mauern von Oran; sie ist 
sehr wohlriechend, von sehr schöner blauer 
Farbe, hat einen 20—30 Cent. langen Stiel, 
wegen welchem diese Varietät wohl bald 
das gewöhnliche Veilchen ersetzen dürfte, 
da dieses sich so schwer zu Bouquets eignet. 

(Hortic. franc. Jan. 1870). (Sr.) 


44) Die Herren Thibaut und Kete- 
leer zu Sceaux haben seit März d. J. vier 
neue prachtvolle Begonien in Handel ge- 
bracht, nämlich: Begonia Marquise de Na- 
dasllac mit mittelgrossen Blättern, an der 
Unterseite von brillantrother Farbe, an der 
Oberseite in der Mitte metallweiss glänzend, 
ringsherum eine breite grünroth und metal- 
lisch weisse, hie und da schön roth punk- 
tirte Zone, aus welcher ebenfalls rothe 
Haare emporragen; die Blattstiele ebenfalls 
roth und haarig. — Begonia Bijou de Rou- 
gemont, die Blätter unterseitlich dunkelroth, 
glänzend, oberseitlich metallglänzend, mit 
einer grünrothen netzartigen Bordure am 
Rande. — Begonia Boulard, von purpur- 
rother Farbe an der Unterseite, dunkelgrün 
oder braun mit weissen Punkten und rothen 
Haaren an der Oberseite der Blätter. Diese 
drei Begonien erhielt Herr Boulard, Gärt- 
ner bei Marg. Nadaillac mittelst Befruch- 
tung der Begonia subpeltata mit einer Va- 
rietät der Beg. rex. — Die vierte Begonia 
— Smaragdina venulosa — ist ein Hybrid 
von Beg. smaragdina und Beg. Daedalea 
mit schönen grünen Blättern, roih gestreift. 
am Rande, an deren Unterseite sich ein 
Plexus von rosafarbiger Nervatur mit fein- 
wolligen silberfarbigen Haaren zeigt. Auch 
an der Oberseite zeigen sich hie und da 
silberfarbige Haare, die sich aber verlieren, 
sobald die Blätter älter werden. 


216 


15) Herr Bruant, Gärtner zu Poitiers, 
hat wieder einige neue Petunien in Handel 
gebracht, von welchen besondere Erwäh- 
nung verdient eine Zwerg-Petunie mit ein- 
fachen und gefüllten Blüthen, die sich zu 
Einfassungen sehr geeignet schickt und 
worüber Herr Carriere (Rev. hortie. 1870 
p- 62) bemerkt, dass diese Petunie den Be- 
weis liefere, wie sich die Racen bilden, die 
wohl von längerer Dauer seien als die s. g. 
Species. (Sr.) 


Neue Pflanzen. 


16) Azalea „Dr. Rieger“, ein von Hrn. 
Töpfer, Schlossgärtner in Reichenberg (Böh- 
men) gezogener Sämling, — weiss mit rosa- 
violett gerändert, ganz gefüllt, sehr gross- 
blumig und in jeder Beziehung vorzüglich. 


17) Pelargonium ‚„Buhm von Böhmen“, 


II. 


1) Missbildungen bei Umbellife- 

In einer der December- (1869) Sitz- 
ungen der Kais. Akademie der Wissenschaf- 
ten in Wien hatte Herr Dr. J. Peyritsch 
eine Abhandlung vorgelegt: „Ueber Bildungs- 
abweichungen bei Umbelliferen“. Er beob- 
achtete eine Reihe von Blüthenmissbildungen ; 
bei Carum Carvi fand er die Blumenblätter 
am Mittelnerv mit blattartigen Sprossungen 
dicht besetzt, statt der Staubgefässe standen 
doppelspreitige corollinische Gebilde und 
der Fruchtknoten fehlte. Bei Daucus Carota 
fand Dr. Peyritsch verschiedene Formen 
von Verbildungen der Staubgefässe; da wa- 
ren bei einer Pflanze an der Stelle der Staub- 
gefässe griffelähnliche Gebilde gefunden, die 
mit deutlicher Narbe versehen waren und 
deren Basis ähnlich den Stylopodien fleischig 
verdickt war; normal war der Fruchtknoten 
und vergrösserte sich nach dem Abfallen 


ren. 


der Blüthenblätter; — bei anderen Pflanzen 


waren statt der Staubgefässe blumenblatt- 
artige gelappte Gebilde, bei anderen Ver- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


ebenfalls ein von Herrn Töpfer gezogener 
Sämling, welcher in jeder Richtung „Mistress 
Pollok“ übertrifft. 


18) Gloxinia „Vicepräsident Siegmund“, 
ein von Herrn Kilian, Handelsgärtner in 
Reichenberg, gezogener Sämling; — tief 
dunkelblau, weisser Schlund, aufrechte grosse 
Blume. 


19) Gloxinia „Bürgermeister Schürmer“, 
zart rosa, weisser Schlund. 


20) Gloxinıa „Landtagsabgeordneter A. 
Jähnel“, dunkelrosenroth mit violettem 
Schlunde. 


21) Gloxinia „Med. Dr. Lahn“, schnee- 
weiss mit carminrothem Schlunde, aufrechte 
Blume. (Sr.). 


Netizen 


grünungen mit blattartiger Verbreiterung der 
Griffel, die mit randständigen Nerven ver- 
sehen waren u. 5. w. angetroffen. An Tori- 
lis Anthriscus wurden häufig luxurirende 
Axelsprossungen der Blüthen gesehen. Bei 
Peucedanum Chabraei fanden sich sämmt- 
liche Blüthentheile vergrünt, vergrössert, 
die Staubgefässe zu laubartigen gelappten 
Blättern umgewandelt, der Fruchtknoten war 
oftmals einfächerig, an deren Innenwandung 
mit blattartigen gepaarten Leisten, die sich 
in die Ränder der blattartigen Griffel fort- 
setzten. — 

In Betreff der ausschliesslichen Axen- 
oder Blattnatur des unterständigen Frucht- 
knotens der Umbelliteren bemerkt Dr. Pey- 
ritsch, dass die zahlreichen Bildungsabwei- 
chungen zu widersprechenden Folgerungen 
führen. Wenn einerseits der Bau jenes ein- 
fächerigen Fruchtknotens für die Blattnatur 
desselben spreche, in Folge welcher die 
Frochtknotenwandung aus den verwachsenen 
Basalstücken der Carpellarblätter bestehen 


Taf.b57 


II, Notizen. 


würde und deren eingeschlagene Ränder die 
Scheidewand bildeten, so lassen sich ande- 
rerseits zahlreiche Anomalien aufstellen, aus 
welchen hervorzugehen scheint, dass er zu 
den eigentlichen Torusbildungen gehört. — 
Hieher gehören die Fälle, bei denen der 
Kelch, die Blumenblätter und die Staubge- 
fässe an einer unter dem Kelchsaume sehr 
verdickten, aber soliden Anschwellung ange- 
heftet sind, dann jene, bei welchen griffel- 
ähnliche Gebilde statt der Staubgefässe vor- 
kommen u.s. w. — welche Fälle alle, nach 
Peyritsch beweisen, dass bei solchen Bil- 
dungen die Unterschiede zwischen Blatt und 
Stengel nach den herkömmlichen Schemen 
im Stiche lassen und daher in der Natur 
nicht begründet sind. (S-—r.) 


2) Pflanzenbau. Im Journal d’Agri- 
eulture Pratique theilt Herr E. Teysseire Er- 
fahrungen über den Anbau einer neuen 
Futterpflanze (Panicum virgatum, ausdauernde 
Hirse) mit. Die Pflanze kann sehr leicht 
aus Samen gezogen werden, der übrigens 
erst im October reift; indessen schlägt 
Teysseire vor, dieselbe auf ein Beet zu säen 
und die Pflänzchen später in Abständen von 
25— 30 Cent. (etwa 1 Fuss) auszupflanzen, 
Vortheilhafter sei es, im Herbst oder Früh- 
jahr Wurzelschösslinge zu pflanzen. Die 
Entwicklung der Pflanze is; übrigens im 
ersten Jahre eine langsame und erst im 
zweiten ist auf eine volle Ernte zu rechnen. 
Im mittleren Europa treibt die Pflanze erst 
gegen den Mai und blüht im August, wo 
sie.eine Höhe von 1—2 Metres (3—6 Fuss) 
hat; in günstigen Sommern gibt sie einen 
zweiten Schnitt von 40—50 Centimetres Höhe. 
Herr Teysseire präeisirt die Vorzüge der 
Pflanze also: 1) Panicum virgatum liefert 
die grösste Menge vegetabilischer Substanz; 
2) trotzdem diese Hirse äusserlich nicht ge- 
eignet erscheint, ein gutes Futter zu liefern, 
gibt sie doch ein von allem Vieh gern ge- 
fressenes Futter, insbesondere für Ochsen, 
Pferde und Schafe, vorzüglich in frischem 
Zustande; 3) sie ist im höchsten Grade aus- 
dauernd. (Ne, Pr.) 

Sollte damit nicht das Guinea-Gras 
gemeint sein, das aber nur im Süden Eu- 


217 


ropa’s zur Cultur zu empfehlen ist und von 
dem wir in den Berichten aus Neuholland 
sprachen. (E. R.) 


3) Chenille. Ursprünglich von Gärten 
Frankreichs, jetzt aber auch von verschie- 
denen Samenhandlungen Deutschland’s wer- 
den unter dem Namen Chenille die 
schneckenförmig eingekrümmten Hülsen- 
früchte von Scorpiurus vermiculatus, 
Scorpiurus subvillosus und Astra- 
galus hamosus vertheilt. Alle 3 Arten 
sind im südlichen und westlichen Europa 
heimische einjährige Pflanzen mit niederlie- 
genden Stengeln, die auch bei uns auf son- 
nigen Standort ins freie Land im ersten 
Frühjahr ausgesäet, noch im gleichen Som- 
mer ihre Früchte reifen. Die des Scorpiu- 
rus vermiculatus gleichen einer schnecken- 
artig zusammengekrümmten, mit Höckern 
besetzten Larve. Die von Scorpiurus sub- 
villosus sind viel dünner, mehr oder weni- 
ger spiralig eingerollt und auf dem Rücken 
stachelig. Die von Astragalus hamosus 
sind gleichfalls dünn, glatt und sichelförmig 
gekrümmt. In Frankreich sollen diese mit 
dem Gesammtnamen Chenille bezeichneten 
Hülsen zur Decoration vom Salate benutzt 
werden, Wir bezweifeln sehr, dass diese 
Art der Salatdecoration in Deutschland viele 
Nachahmer finden werde, denn diese Früchte 
sind trocken und nicht essbar, so dass sie 
eine unangenehme Zugabe auf dem Teller 
sein würden. Kleine Gurken, Samen von 
Tropaeolum majus, in Formen ausgeschnit- 
tene Scheiben von schwarzblauen Kartoffeln, 
rothen Rüben etc. dürften den Hausfrauen 
und Gästen besser als Salatdecoration be- 
hagen. 

Wir bemerken noch, dass auf den uns 
zugegangenen Päckchen von Chenille gesagt 
war, Früchte von Scorpiurus und Medi- 
cago. Wir fanden aber nur die Früchte 
der genannten Pflanzen und keine der gleich- 
falls stacheligen und mehr in Kreisform zu- 
sammengerollten zahlreichen Arten von Me- 
dieago dabei. Möglich aber, dass solche 
unter der gleichen Bezeichnung ausgegeben 
werden, (E. R.) 


218 


4) Rhodea japonica. Rhodea japo- 
niea, eine Pflanze die den Uebergang bildet 
von den Asparagineen zu den Aroideen und 
namentlich zu den Gattungen Anthurium, 
Gymnostachys u. a. Die Structur ihrer 
Blüthe ist derart, dass behufs ihrer Befruch- 
tung der Kelch während der Blüthezeit zer- 
nagt werden müsse, welches durch die zahl- 
reich unter dieser Pflanze lebenden Schnecken 
ausgeführt wird; sie kriechen an den Kolben 
hinan, nagen an einigen der Blüthenkelche, 
ohne jedoch den Fruchtknoten zu verletzen. 
Delpino (Osserv. e consid. sulla dicogamia 
ete. Atti della soc, ital. di se. nat. Milano 
1869) glaubt, dass man mittelst zahlreicher 
Anpflanzung dieser Rhodea die den Gärten 
so schädlichen Schnecken vertilgen könne, 
indem man alle Tage Morgens die unter den 
Pflanzen in grosser Menge vorfindlichen 
Exemplare sammelt. (S—r.) 


5) Spinne der schwarzen Johan- 
nisbeere. Unter den verschiedenen klei- 
nen Thierchen, welche sich unsere ÖObst- 
sträucher zu ihren Angriffen erkoren haben, 
ist in den letzten Jahren von Prof. West- 
wood ein fast microskopisch kleines Thier- 
chen beobachtet worden, das zwischen den 
Zweigknospen der „Schwarzen Johan- 
nisbeere“ lebt. Dieses Thierchen, von 
dem beistehend eine stark vergrösserte Ab- 
bildung gegeben ist, ist nur ?/,, Linie lang 
und !/;, Linie breit. Im Frühjahr vor Ent- 
wickelung des Triebes findet es sich mas- 


1) K. Koch, Dendrologie oder die 
Bäume, Sträucher und Halbsträucher, 
welche in Mittel- und Nord-Eyropa im 
Freien cultivirt werden. I. Theil. Po- 
lypetalen. Erlangen bei Ferdinand 
Enke, 1869. 


Schon längere Zeit liegt uns dieses Werk 
unseres geehrten Freundes vor, das zu den 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


senhaft zwischen den Knospenschuppen, und _ 
indem es diesen und den jüngsten Blättern 


wickelung des Triebes oder wenigstens die 
Entwickelung der Blumen. Nach Westwood 
ist es eine Acaridee, die zur Gattung 
Tetranchus gehören mag und mit der rothen 
Spinne verwandt ist. Das abgebildete Thier- 
chen ist eine Larve und nur die beiden Bor- 
sten am Hinterkörper deuten die Verwandt- 
schaft an. (E. R.) 


den Saft entzieht, verhindert es die Ent- 


ratur. 


bedeutendsten Werken im Gebiete des wis- 
senschaftlichen Gartenbaues gehört, das in 
neuerer Zeit erschienen ist. Wir wollten, 
bevor wir unser Urtheil über dieses Werk 
gaben, dasselbe genau kennen lernen, nicht 
blos flüchtig einsehen. 
Da der Referent selbst an einer Dendro- 
logie tür den Norden Europas, d. h. für das 
| Petersburger Clima, arbeitet und einen Theil 


IV. Literatur. 


dieser Arbeit schon in Russischer Sprache 
publicirt hat, so war ihm die Gelegenheit 
geboten, K. Koch’s Dendrologie zu gebrau- 
chen und zu studiren. 

Unser geehrter Freund ist einer der 
tüchtigsten jetzt lebenden Kenner der Gar- 
tenpflanzen. Den im freien Lande in Deutsch- 
land ausdauernden Holzgewächsen hat der- 
selbe seine ganz specielle Aufmerksamkeit 
zugewendet, so dass uns der geehrte Ver- 
fasser mit seiner Dendrologie, das Resultat 
eines langen Studiums, das Endresultat von 
Jahrzehente dauernder Vorarbeit und Beob- 
achtung gibt. 

Ueberall im Buche begegnen wir der 
umfassenden Kenntniss und der langjährigen 
Beobachtung, überall sehen wir das ganze 
weitschichtige Material aller vorausgegange- 
nen wichtigen Arbeiten benutzt, überall 
sehen wir, wie der Verfasser bis auf die 
Quellen zurückgeht. 
Arten sind gut gegeben und diesen ist aus- 
serdem das Resultat langjähriger Beobach- 
tung in Form über die Güte der Art, Ver- 
wandtschaft, über Tracht und Unterschiede 
von nahestehenden Arten beigegeben. — 
Das Vaterland, Verbreitung oder Einführung 
in unsere Gärten, das Verhalten der Art 
gegen den Einfluss des deutschen Climas, 
Formbildung, sowie endlich die weitschich- 
tige Synonymie, alles ist berücksichtigt. Wir 
selbst haben aus K. Koch’s Werke manche 
willkommene Belehrung geschöpft und em- 
pfehlen dasselbe als das beste und vollstän- 
digste, mit wissenschaftlicher Kritik und ein- 
gehender Kenntniss geschriebene Werk über 
die in Deutschland aushaltenden Holzarten. 

Gegenüber dieser aus vollster Ueber- 
zeugung ausgesprochenen Ansicht über den 
hohen Werth (sowohl in wissenschaftlicher 
wie praktischer Beziehung) von K. Koch’s 
Dendrologie, sei es uns auch erlaubt, in 
einigen Richtungen unsere divergirenden An- 
sichten auszusprechen. 

Bei der Anordnung des ganzen Werkes 
verschwimmt der Inhalt zu sehr, d. h. das 
Werk ist mehr dazu eingerichtet, um über 
irgend ein Holzgewächs des freien Landes, 
dessen Namen uns bekannt ist, nachzulesen, 
als um solches zu bestimmen. Es sind so 


Die Charaktere der 


219 


z. B. die Charaktere der Familien, der Gat- 
tungen, der Arten gegeben, aber es fehlen 
die Uebersichten nach kurzen scharfen Cha- 
rakteren, nach analytischer Methode. Solche 
Uebersichten dienen nicht blos zur Orien- 
tirung der Leser, zur Erleichterung der Be- 
stimmung der Arten, sondern sie üben auch 
einen sehr bestimmenden Einfluss auf die 
Ansichten des Verfassers aus, über das was 
als Art und was nur als Form aufzuführen 
ist. Gerade in der letzteren Richtung wei- 
chen in Folge dessen unsere Ansichten von 
denen des Herrn K, Koch vielfach ab. So 
hat z. B. Koch von Philadelphus 11 Arten 
angenommen, welche Gattung nach unserer 
Ansicht nur einige wenige Arten besitzt. 
Wir schliessen unsern kurzen Bericht 
über K. Koch’s Dendrologie mit dem leb- 
haften Wunsche, dass die Fortsetzung die- 
ses so wichtigen Werkes möglichst bald er- 
scheinen möge. (E. R.) 


2) Nestel’sRosengarten, Lieferung I, 
1869. Verlag der Schweizerbart’schen 
Buchhandlung in Stuttgart. 


Dieses von uns wiederholt besprochene 
Prachiwerk hat mit 1869 schon den vierten 
Jahrgang beendet und so den Beweis seiner 
vollen Lebensfähigkeit geliefert. Jedes Jahr 
erscheinen zwei Hefte in Gross-Quart, jedes 
Heft enthält vier Tafeln in Farbendruck von 
vorzüglichster Ausführung, mit Abbildungen 
der schönsten Rosen. Das Heft kostet 1!/, 
Thlr., also der Jahrgang 3 Thlr. — Wie 
wir schon früher hervorhoben, sind die Ab- 
bildungen so vorzüglich ausgeführt, dass 
dieses Rosenwerk als schöner Schmuck für 
jeden eleganten Salon-Tisch zu empfehlen 
ist. Das in Rede stehende Heft enthält an 
Abbildungen: 

Rosa hybr. rem, Marie Baumann. 
Eine tief- und doch lebhaft purpurroth ge- 
färbte Sorte, die Herr N. Baumann in Boll- 
willer aus Samen erzog. Wird zur Treiberei 
und zur Cultur im freien Lande als gut ge- 
füllte und grossblumige Sorte empfohlen. 

Rosa hybr. rem. Marie Boisse. 
Erzogen von Herrn Oger. Die grossen gut 
gefüllten Blumen rosa mit zart weisser 
Nüange. 


220 

Rosa hybr. rem. MadameDucamp. 
Diese von Herrn Fontaine erzogene Rose 
besitzt eine ausserordentlich brillante tief- 
rothe Färbung mit zinnober Schiller. Zur 
Treiberei und Landeultur, dankbar blühend, 
aber nicht dicht gefüllt. 

Rosa spinosissima (pimpinelli- 
tolia), blanche double, Aurora und 
Souvenir d’un ami. — Auch wir wid- 
meten (Gartenfl. 1862 tab. 352) den schönen 
gefüllten Pimpinell-Rosen eine Tafel und 
kurzen Artikel. Wir beschrieben damals 11 
verschiedene Abarten. In Nestel’s Rosen- 
garten werden 3 Abarten dargestellt, näm- 
lich die weiss-gefüllte, die rosa- und die zie- 
gelrosa-gefüllte Abart. Wenn wir in einer 
deutschen Zeitschrift eine solche Abart als 
Rosa pimpinellifolia flore albo aufführen, so 
hat das den ganz bestimmten Sinn, dass die 
Form in der lateinischen Sprache wissen- 
schaftlich für alle Völker bezeichnet wird. 
Was aber hat es für einen Sinn, fragen wir, 
wenn esin einer deutschen Zeitschrift heisst 
Rosa spinosissima blanche double? 

Wir sagten früher schon, dass die Pim- 
pinell-Rosen noch zu den wenigen, selbst 
im Petersburger Clima ohne Bedeckung 
durchaus harten Rosen gehören und dass 
solche vorzugsweise zur Bildung schöner 
Hecken zu empfehlen seien. Zu ähnlichen 
Zwecken werden dieselben auch von Herrn 
Nestel empfohlen. Im Aufblühen gehören 
die gefüllten Pimpinellrosen zu den zierlich- 
sten und niedlichsten Rosen. Ganz aufge- 
blühet werden solche aber flatterig, wie auch 
deren Blüthezeit sehr schnell vorübergeht. 


(E. R,) 
3) Buvry, Zeitschrift für Acclimati- 
sation. Berlin bei Reinhold Kühn. 
1869, 1870. 


Schon der achte Jahrgang dieser Zeit- 
schrift bringt die Resultate der Versuche 
der Mitglieder des Acclimatisations- Vereins 
in Berlin, sowie die Verhandlungen dieser 
Gesellschaft, welche jährlich an allgemeinem 
Interesse gewinnen. 

Wir heben diesmal das Folgende hervor: 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


reis (Zizania aquatica) wird in neuester 
Zeit wiederholt zum Anbau (auch bei uns in 
Russland) anempfohlen. Die in Berlin er- 
haltenen Resultate sprechen dafür, dass dort 
die Pflanze wohl gedeiht, aber deren Cultur 
als Nährpflanze kaum je dort, wie bei uns 
zu empfehlen sein würde. Schon das un- 
gleichmässige Ausfallen der Samen bildet 
einen Hinderungsgrund. Ausserdem behal- 
ten die Samen die Keimfähigkeit nur kurze 
Zeit. 

Einwirkung des Wildlings auf 
das Edelreis und umgekehrt des 
Edelreises auf die Unterlage. — Seit- 
dem Professor Hildebrand seine Beobach- 
tungen über die gepfropften Kartofeln ver- 
öffentlicht hat, ist diese Frage nicht etwa 
in ein neues Stadium getreten, sondern wird 
nur um so häufiger diseutirt. Hr. C. Bouche, 
Inspector des Botanischen Gartens in Berlin, 
hat eine Reihe von Versuchen durch Pfropfen 
verschiedener Kartoffelsorten auf einander 
gemacht. Das Resultat dieser Versuche ent- 
sprach unseren Erwartungen vollkommen, 
es zeigte sich nämlich keinerlei Einwirkung 
von Unterholz auf das Pfropfreis. In ähn- 
lichem Sinne sprach sich bei den Mitthei- 
lungen des Herrn ©. Bouche& der Hr. Pro- 
fessor Schultz von Schultzenstein aus, 
dass nämlich keine Einwirkung auf Form- 
bildung bei der Veredlung zweier verschie- 
dener Formen der gleichen Art, oder zweier 
verschiedener Arten auf einander stattfinde. 

Mit Recht tritt Prof. Schultz von Schultzen- 
stein in jener Abhandlung gegen das Wort 
Veredlung auf, das sich für Pfropfen u. s. f£. 
eingebürgert habe, indem das Propfen nur 
eine der Arten der individuellen Vermeh- 
rung, nicht aber eine Veredlung sei, da 
diese Operation keinen andern Zweck habe, 
als gerade die Eigenschaften der aufgesetz- 
ten Form treu zu erhalten. 

Veredlung (wenn man unter dem 
Ausdruck Veredlung die Umbildung gewisser 
Organe zu bestimmten Zwecken versteht) 
der wilden in Cultur gebrachten Pflanzenart 
finde nicht durch die Manipulation des 
Pfropfens etc. statt, sondern einzig durch 
Erziehung neuer Generationen aus Samen 


Der Nordamerikanische Wasser- | im Culturzustande. 


IV 


Wir haben uns lebhaft gefreut, diesen 
mit den Erfahrungen im Einklange stehen- 
den Ansichten zu begegnen. Auch wir ha- 
ben des Herrn Prof. Hildebrand angestellte 
Versuche wiederholt. Das Resultat dersel- 
ben werden wir baldigst mittheilen können. 
Hier wollen wir nur darauf hinweisen, dass 
im Falle Hildebrand’s Beobachtungen wirk- 
lich richtig gewesen wären, man in diesem 
Falle nach einer andern Erklärung hätte su- 
chen müssen, denn ein Ausnahmsfall kann 
eine Folgerung nicht entkräften, die auf Mil- 
lionen von Versuchen beruht, welche jähr- 
lich in den Baumschulen Europas durchge- 
führt werden und die alle den Beweis liefern, 
dass die Charaktere von Wildling und Edel- 
reis durch gegenseitige Einwirkung aufein- 
ander nicht umgeändert werden. 

Ueber die versuchsweise vorgenomme- 
nen Zuchten der verschiedenen in neuester 
Zeit eingeführten Seidenspinner des süd- 
lichen Asien liegen zahlreiche Berichte vor. 
Die Zuchten des Japanischen Maulbeerspin- 
ners (Bombyx Mori japonica) gelingen all- 
gemein nicht. Die Schuld wird auf die Eier 
geschoben, welche auf dem Transport gelit- 
ten hatten. Aus einem grossen Theil der 
Eier entwickelten sich keine Räupchen,, da 
wo sich solche entwickelten starben solche 
theils bald, theils später an einer Fleck- 
krankheit. Nur wenige Raupen gelangten 
zum Einspinnen und von den Eingesponne- 
nen lieferten nur einzelne Schmetterlinge. 

Aehnlich lautet der Bericht über den 
Ailanthus-Spinner (Bombyx Cynthia). 

Der japanische Eichenspinner (Bombyx 
Yama-Mayu) lieferte sowohl im Freien auf 
Q. Robur und pedunculata erzogen ein et- 
was günstigeres Resultat. Besonders gün- 
stige Ergebnisse erhielten z. B. der Garten- 
bau-Verein in Bamberg und Hr. C. Berg 
in Riga. Der Letztere machte seinen Ver- 
such ganz im Zimmer, liess bei 14—16° R. 
auskriechen und gab den Thierchen die 
Blätter von Q. pedunculata an in Wasser 
gesteckten Zweigen zum Fressen. 

Als den für das Clima Norddeutchlands 
geeignetsten Seidenspinner empfiehlt der Se- 
minarlehrer O. Zlik in Bielitz den Indischen 
Eichenseidenspinner, Die Eier liess derselbe 


Literatur. 


221 


im Zimmer bei 18° R. auskriechen. Die 
kleinen Räupchen verschmähten anfangs die 
jungen Blätter von Q. pedunculata und Ro- 
bur, dagegen frassen sie die Blätter von der 
amerikanischen Sumpfeiche (@. palustris), 
worauf sie einen Tag später auch die Blätter 
von Q. pedunculata verzehrten. Im Zimmer 
gefüttert wurden die Raupen zuletzt 3—4 
Zoll lang und spannen sich Ende August 
ein. Krankheitserscheinungen zeigten sich 
nicht. Die Cocons sind gelblich- oder grün- 
lich-braun, beim Auskochen wird der feste 
Faden aber rein-weiss. 50 Cocons gehen 
auf ein Pfund. Herr Dr. Henzi in Bern hatte 
gleichgute Resultate bei der Zucht dieses 
Spinners und er nährte die Räupchen von 
Anfang an mit den Blättern von Quercus 
peduneulata. 

Die Zucht des amerikanischen Seiden- 
spinners (Saturnia Cecropia) glückte dem 
Herrn Dr. Landois in Münster. Die Raupen 
wurden mit den. Blättern der Wollweide 
(Salix Caprea) und der Hainbuche (Carpinus 
Betulus) ernährt, welche sie begierig irassen. 
Die Zucht gelang vollkommen gut bis zum 
Auskommen der Cocons im folgenden Früh- 
jahr. Leider paarten sich die Schmetterlinge 
aber nicht, da die Männchen sich viel früher 
als die Weibchen entwickelten. Bei diesem 
Spinner, wie bei dem vorhergehenden, über- 
wintert man die Cocons an einem kühlen 
Orte und lässt sie im Herbste nicht mehr 
auskommen, Die männlichen und weiblichen 
Cocons erkennt man am Gewicht. Man wiegt 
eine bestimmte Zahl, nimmt von der ganzen 
das Durchschnittsgewicht für das einzelne 
Cocon. Die Cocons, welche dann einzeln 
gewogen schwerer als das Durchschnittsge- 
wicht, sind weiblich, die welche leichter, 
sind männlich. 

Herr Dr. C. Harz gibt ein Referat über 
Prof. A. Chatin’s Buch über die Trüffel- 
Cultur in Frankreich. Da wird gezeigt, dass 
in Frankreich jährlich für 16 Millionen Fes, 
Trüffeln verkauft werden. Dann werden die 
besten Trüffeln beschrieben. Es wird gesagt, 
dass sich die beste Sorte (Tuber cibarium 
Sibth.) in der Erde unter den Wurzeln von 
Quercus pubescens und Q. Ilex finden, dass 
andere Sorten ähnlich unter @. pedunculata 


222 


und sessiliflora, unter der Hainbuche, dem 
Wallnussbaum etc. vorkommen, dass sie 
sich besonders auf feuchtem kalkhaltigem 
Terrain finden, wo auch die zu ihrer Exi- 
stenz nöthigen Humusbestandtheile vorhan- 
den sind; dass man ferner junge Eichen- 
pflanzungen besonders zum Zwecke der 
Trüffeleultur anlege und dass sich die Trüf- 
feln stets nur in der Nähe der jungen Wur- 
zeln finden. Von der eigentlichen Cultur 
der Trüffel ist aber nichts gesagt. Wahr- 
scheinlich müssen zu diesem Zwecke reife 
ausgewachsene Trüffeln in der Nähe der 
jungen Wurzeln in die Erde gebracht wer- 
den. Trüffeleultur ist endlich nur in der 
Region des Weinstockes möglich. 
Interessant, wenngleich für unsere Ver- 
hältnisse zu günstig dargestellt, ist eine Ab- 
handlung des Herrn Dr. C. Bolle über die 
Californische Zuckerkiefer (Pinus 
Lambertiana). Dieselbe gedeiht noch im 
Nordosten Deutschlands ohne Schutz im 
freien Lande. Sie gedeiht nur auf einem 
trockenem, sonst sterilem quarzhaltigem Bo- 
den, auf feuchten Bodenarten erfriert solche 
im Winter. In den ersten 20—30 Jahren 
wächst dieser Baum langsam, dann aber 
wächster rasch und wird eine der grössten 
Arten in der Familie der Nadelhölzer. 
Zuckerkiefer heisst dieser Baum, weil 
das Kernholz alter Bäume eine süsse, ange- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


uehm schmeckende zuckerhaltige Substanz 
enthält. 
den im Clima Norddeutschlands ausdauern- 
den Nadelhölzern beizuzählen sein, die wohl 
als schöner Baum für Parkanlagen und Gär- 
ten, nicht aber zur Cultur als Nutzpflanze 
anzuempfehlen ist. (E. R.) 


4) E. Andre, un mois en Russie. 
Paris bei Victor Masson et fils, 1870. 


Herr E. Andre gibt in diesem schön 
ausgestatteten Werke eine Beschreibung sei- 
ner Reise von Paris nach Petersburg, von 
da über Moskau nach dem Gute Ostrada 


| des Grafen Orloff-Davidow, das an der Orel- 


Kursker Eisenbahn liegt. Von da weiter 
über Kursk, Kieff und nach der Krim. Aus- 
serdem enthält das Werk eine Beschreibung 
der Iniernationalen Ausstellung von Peters- 
burg, der Verhandlungen des Congresses und 
I Gärten in und um Petersburg. Ein 
leichter fliessender Styl, viel Humor und 
eine Russland günstige Auffassung zeichnet 
dieses Werk vortheilhaft aus. Ausserdem 
enthält es viele treffende Schilderungen, so 
dass solches einerseits als angenehme Lec- 
türe für jeden Freund des Gartenbaues, so- 


empfohlen werden kann. (E. R.) 


Mm andererseits als unterhaltend für alle 


Vv. Personalnotiz 


1) Herr Dr. S. Seemann schreibt in Be- 
trefi des von ihm herausgegebenen und all- 
gemein geachteten Journals „Journal of 
Botany“ das Folgende: 


April 12, 1870. 
Mehrfachen brieflichen Anfragen zu ge- 
nügen und weiteren Missverständnissen vor- 
zubeugen, erlaube ich mir Sie zu benach- 
richtigen, dass es allerdings meine Absicht 
war, Ende December 1869 das Journal of 


en und Neuestes 


Botany, British and Foreign mit dem 
Schlusse des siebenten Jahrgangs und der 
100-sten Tafel einzustellen. Hiesige Gelehrte 
haben jedoch durch ihren bekannten Aufruf 
an die Botaniker Englands, worin sie die 
hohen wissenschaftlichen Verdienste der Zeit- 
schrift und die vielen hehren Namen, welche 
darin glänzen, mit dankbarer Anerkennung 
hervorheben, dem Journal so manche neue 
Kräfte zugeführt und eine so reiche Subseri- 
bentenliste gesichert, dass ich mich ent- 


Demnach dürfte die P. Lambertiana ° 


V. Personalnotizen und Neuestes. 


schlossen habe, unterstützt durch Herrn Dr. 
Trimen vom Britischen Museum und Hrn. 
J. @. Baker vom königlichen Herbarium 
zu Kew, die Zeitschrift nicht nur weiter 
forterscheinen zu lassen, sondern auch die 
Verleger zu veranlassen, den Subscriptions- 
preis von 21 Schilling (= 7 Thaler) auf 12 
Schillinge (= 4 Thaler) per annum herab- 
zusetzen. Bestellungen darauf nehmen die 
Herren Ascher und Co., in Berlin, und in 
London die Verleger, Messrs. Taylor und 
Co., 10, Little Queen Street, Holborn, oder 
Buchhändler entgegen. Die einzelnen Num- 
mern werden am 1-sten eines jeden Monats 
veröffentlicht, dem Buchhandel jedoch schon 
am Tage vorher übergeben. Die Nummern 
für Januar—Mai incl. sind bereits erschienen. 
Es lag in der Absicht, das Journal nicht 
wie bislang durch Tafeln zu illustriren, da- 
für aber mehr Text zu liefern. Verschie- 
dene Gönner des Unternehmens haben mich 
jedoch in den Stand gesetzt, . nicht allein 
mehr Text als früher zu geben, sondern 
auch die übliche Zahl der Illustrationen ein- 
zuhalten, wenn nicht zu überschreiten. 

Indem ich Ihnen diese Anzeige ergebenst 
mache, erläube ich mir, Sie zu bitten, das 
Journal of Botany mit Beiträgen aus 
Ihrer Feder zu beehren und dasselbe in 
Ihren Kreisen zu empfehlen. 

B. Seemann. 


Wir empfehlen allen unseren sich für 
Botanik interessirenden Lesern dieses in je- 
der Beziehung lehrreiche und ausgezeichnet 
redigirte Journal. E. Regel. 


2) Witterung. Wann wäre der Mensch 
je zufrieden mit der Witterung. Von allen 
Seiten unr Klagen. Erst kalt und feucht 
und nun zu heiss und trocken. So tönt es 
mit der Furcht vor Missernten aus Frank- 
reich und England. Petersburg hatte sehr 
fruchtbares Wetter. Früh im Jahre Wärme, 
was hier selten ist, auch genügend Regen 
bei der Entwickelung. Ein Frost in die 
Blüthe war aber die Ursache, dass die Aepfel 
dieses Jahr wenig ansetzen. — Wir begeg- 
neten kürzlich in irgend einem Buche der 
Ansicht, dass in unserem Clima Spätfröste 
nicht vorkämen. Das ist aber irrig, denn 


223 


in Petersburg gibt es sogar keinen Sommer- 
monat, in dem es nicht in ungünstigen Jah- 
ren vorgekommen wäre, dass Bohnen, Gur- 
ken etc. erfroren. Gegenwärtig das Wetter 
heiss, bis + 230 R. Schattentemperatur, aus- 
serordentlicher Graswuchs und üppige Ent- 
wickelung von allem. Aus dem Osten Russ- 
lands wird geklagt, man habe gar kein 
Frühjahr gehabt. Bis zum 5./17. April 
Nachtfröste von 2—4° R. und kurz darauf 
Mittags bis + 200 R. — In Petersburg trat 
mit Ende Februar schon helles sonniges 
Wetter ein. In Folge waren alle Treibartikel 
von Gemüsen, Früchten, Rosen sehr wohl 
gerathen, Mit getriebenen Erdbeeren wurde 
Petersburg im April und Anfangs Mai or- 
dentlich überschwemmt, so dass täglich viele 
Centner auf den Markt kamen. 
® 

3) Blumenausstellungen. Die Gar- 
tenbaugesellschaft Feronia in Dresden ver- 
anstaltet in dem Zoologischen Garten zu 
Dresden vom 20—23 August eine Ausstel- 
lung von Blumen, Pflanzen und Gemüsen. 
Es sind Geldpreise von 10—30 Thlr. und 
ausserdem silberne und bronzene Medaillen 
ausgesetzt. Concurrenz ist frei. Programme 
sind durch Hrn.G. Engelhardt, Pillnitzer 
Strasse, Dresden, zu beziehen. 


4) Herr C. B. Clarke ist als Director 
des Botanischen Gartens in Caleutta und 
Dr. R. Scheffer als Director des Botani- 
schen Gartens in Buitenzorg ernannt wor- 
den. Herr C. Maximowicz ward zum 
Oberbotaniker am Botanischen Garten in 
Petersburg ernannt. 


5) Herr F. Schultz hat die zweite und 
dritte Liste der von ihm im Norden Austra- 
liens gesammelten Pflanzen publieirt, womit 
die Zahl derselben auf 810 ansteigt. 

(E. R.) 


6) Im Budget des k. k. österreichischen 
Ackerbau-Ministeriums für das Jahr 1870 
sind speciell für Landescultur eingestellt: 

fl. ö. W. 
für Errichtung von landwirth- 


schaftlichen Hochschulen , 50,000 


224 


für 


” 


zur 


n 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


das landwirthschaftliche Cen- 
tral-Museum 
landwirthschaftliche Versuchs- 
Stationen 

Subventionen zur Hebung des 
landwirthschaftlichen Unter- 
richtest ir. 0 DRRMBE.. DS 
Erntestatistik . . . 2.2. 
den Landescultur-Inspector in 
Dalmatien . 

Subventionen von Melioratio- 
nen, besonders Bewässer- 
ungs- und Entwässerungs- 
Unternehmungen 
Subventionen von Muster wirthe 
schaften"! 0 N2R% 
Subventionen von landwirth- 
schaftlichen Ausstellungen 
und Ausstellungsmärkte . 
Verbreitung landwirthschaft- 
licher Maschinen und Geräthe 
Verbesserung des Dünger- 
wesens! „innithun, al, 


fl. 6. W. 


10,000 


20,000 


115,000 
35,000 


fl. ö. W. 

für Samen-Vertheilung 3,000 

„ Obst-, Wein- und Gartenbau 40,000 
„ die Cultur von Handelsge- 

wächsen % 20,000 

„ Wiederbewaldung de Bakeiks 15,680 
„ das landwirthschaftliche Wo- 
chenblatt des Ackerbau -Mi- 

nisteriums . 5,000 


Diese aus dem landw. Wochenbl. des 


2,500 | k. k. Ackerbau - Ministeriums entnommenen 


20,000 


8,000 


8,000 


Daten geben uns ein sehr schönes Bild des 
Willens, die landwirthschaftlichen Verhält- 
nisse in Oesterreich zu heben und zu beför- 
dern. Die Errichtung einer Hochschule und 
eines landwirthschaftlichen Museums scheint 
jedoch noch nicht in Aussicht, obschon be- 
reits kostbare Sendungen aus Japan, China, 
Indien, vom Cap u. a. O. eingetroffen sind. 
Von Versuchs-Stationen sind zwei errichtet, 
eine chemische in Wien und die Seidenbau- 


10,000 | Station in Görz. 


10,000 


(Sr.) 


. Originalabhandlungen. 


1) Abgebildete Pfianzen. 


a) Amaryllis(Hippeastrum) pardina Hook 


Til ße. 


rubescens® 


(Siehe Tafel 658.) 


Amaryllidesae. 


Am. pardina Hook. fil. in Bot. Mag. 
tab. 5645, — 

Eine Amaryllis, welche Hr. Pearce, 
der Sammler des Hrn. James Veitch in 
Chelsea vor ungefähr 5 Jahren in Peru 
entdeckte und in lebenden Exemplaren 
in das Etablissement des Herrn Veitch 
einführte. Dalton Hooker gibt (l. c.) 
im Bot. Magazine eine Abbildung, die 
aber von unserer Pflanze durch stärker 
abstehende bedeutend breitere Petalen 
abweicht, welche auf hellgelbem Grunde 
ziegelroth gefleckt,. Vergleichen wir 
unsere Abbildung, die nach einem Exem- 
plar gemacht ist, welches der hiesige 
Garten aus dem Etablissement des Hrn, 
Veitch erhielt und das im April dieses 
Jahres bei uns blühete, dann steht un- 
sere Pflanze gleichsam in der Mitte zwi- 
schen der von Hooker abgebildeten Pflanze 


und A, reginae Linne Es sind nun 


die bei ihm blühende Pflanze mit Ama- 
ryllis reginae befruchten lassen und wir 


erhielten den Bastard, — oder A. par- 


dina ist keine Art und muss zu den 
Formen von A, reginae fallen. 

Da wir diese Frage nicht entschei- 
den können, so führten wir unsere Pflanze 
als eine Form von A. pardina auf, nei- ° 
gen uns aber zur Ansicht, dass wir es 
mit keinem Bastard, sondern nur mit 
einer Form von A. reginae zu thun 
haben, 

Cultur gleich der der andern Ama- 
ryllis-Arten im warmen Zimmer oder 
Gewächshause. Wir bemerkten schon 
früher, dass im warmen Zimmer die 
Amaryllis- Arten fortwährend in Vege- 
tation erhalten werden können und doch 
jährlich blühen. Im Warmhause culti- 
virt muss die Zwiebel nach der Blüthe 
unter Einfluss von Wärme und mässiger 


2 Fälle möglich. Entweder hat Veitch | Feuchtigkeit noch mehrere Monate in 


VIL 1870, 


15 


226 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Vegetation erhalten werden. Im Winter | auch nach dem Verpflanzen nicht früher, 


bleibt die Zwiebel dann ohne begossen 
zu werden an einem trockenen warmen 
Orte im Topfe stehen. Man verpflanzt 


im vollen Ruhezustande und begiesst | 


entwiokeln. 


bis sich nicht an starken Zwiebeln der 


Blüthenstand, an schwächeren Blätter 
(E. R,) 


db) Rhododendron Faleoneri Hook. fil. 


(Siehe Tafel 659.) 


Ericaceae. 


Rh. Faleoneri Hook. fil. Rhod. Sikk. 
Him. pag. 11 tab. X. — Bot. Mag. tab. 
4924. — Fl. des rerres tab. 1166— 1167. 

Das beistehend abgebildete Rhodo- 
dendron ist unter den von Dalton Hooker, 
dem jetzigen Direktor des Bot. Gartens 
in Kew bei London, im Sikkim Hima- 
laya entdeckten Rhododendron die aus- 
gezeichnetste Art. In einer Höhe von 
10,000 Fuss über dem Meere im öst- 
lichen Sikkim-Himalaya bildet es niedrige 
Bäume, Die dieken lederartigen Blätter 
sind wohl die grössten von allen be- 
kannten Rhododendron-Arten; dieselben 
werden von einem dicken, 1—2 Zoll 
langen Blaitstiel getragen, sind elliptisch 
oder oval von Gestalt, bis 13 Zoll lang 
und bis 61/, Zoll breit, oberhalb dunkel- 
mattgrün, kahl, mit starkem eingesenk- 
tem Adernetz, unterhalb wie an den 
jungen Aesten braunfilzig. Der Rand 
des Blattes ganzrandig oder etwas aus- 
geschweift, schwach zurückgekrümmt, 
die Spitze abgerundet mit sehr kurzem 
aufgesetztem Mucero. Blumen in dichten 
reichblumigen Köpfen. Blüthenstielchen 
1 Zoll lang und länger, dünn gelbbraun- 
filzig.. Eine aus dachziegelförmig über- 
einanderliegenden rundlichen zugespitz- 
ten und von aussen braunfilzigen Schup- 


pen bestehende Hülle umgibt den Blü- 
thenkopf, ist ungefähr so lang als die 
Blüthenstielchen und fällt beim Abblühen 
ab. Blumenkrone röhrig-glockig, über 
2 Zoll lang, mit 7lappigem übergeboge- 
nem Saum, weiss oder beim Abblühen 
leicht gelblich, im Grunde der Röhre 
mit einem Purpurfleck. Staubfäden 13 
—16. Fruchtknoten fllzig, mit kahlem 
Griffel gekrönt, der auf der Spitze eine 
grosse kopf-schildförmige Narbe trägt. 

Dieses schöne Rhododendron blühete 
bis jetzt selten. Im hiesigen Garten 
blüheten im letzten April im Kalthause 
gleichzeitig ein 3 Fuss hohes und ein 
fast 8 Fuss hohes Exemplar, Da über- 
haupt alle Sikkim-Rhododendron unserer 
Sammlung in den letzten Jahren viel 
häufiger und dankbarer blüheten, so 
glauben wir uns dahin aussprechen zu 
können, dass dies dankbarere Blühen 
eine Folge der veränderten Cultur ist. 
Während wir früher dieselben den Som- 
mer hindurch in niedrigen, gut gelüfteten, 
aber schwach beschatteten Kalthäusern 
stehen liessen, haben wir solche in den 
letzten Jahren den Sommer hindurch 
ganz im Freien und zwar auf durchaus 
sonnigem Standorte aufgestellt. 

Eine Abart des Rhododendron Fal- 


Be . 


I. Originalabhandlungen. 


coneri, die wir als var. minor bezeich- 
nen, erhielten wir unter dem Namen 
Rh. eximium. Die Blumenkronen des- 
selben sind etwas kleiner, ungefähr 11], 
Zoll lang, und die jüngsten in der Ent- 
wicklung begriffenen Blätter tragen auf 
beiden Seiten einen dichten rostbraunen 
Filz und werden erst später auf der obe- 
ren Seite kahl. Eine Blume dieser Ab- 
artist auf der gleichen Tafel bei b ab- 
gebildet. 

Da alle anderen Merkmale beider 
Pflanzen vollständig übereinstimmen, so 
glauben wir nicht irre gegangen zu sein, 


DH 


indem wir diese kleinblumigere Form 
als Abart zu Rh. Falconeri stellten, 
Ueber Vermehrung und Cultur der 
Rhododendron vom Sikkim haben wir 
früher im Westnik wiederholt gesprochen. 
(E. R.) 


a) Die Spitze eines blühenden Zwei- 
ges in natürlicher Grösse, 

b) Eine Blume von Rh. Falconeri 
var. minor in natürlicher Grösse. 

c) Der Fruchtknoten und | 

d) ein Staubfaden, beide vergrössert. 


c) Lepidozamia Peroffskyana Rgl. 


(Siehe Tafel 660.) 


Cycadeae. 


Lepidozamia Rgl. 
Soc, des Nat. de Moscou 1857, fig. 20, 
21. — Mig. prodr. syst. Cycadearum 
1861 pag. 10. — Catakidozamia Hill.?) 

Flores foeminei in conum sub- 
sessilem erassum maximum ovato-globo- 
sum dispositi. Carpophylla arete imbri- 
cata, basi stipitata; stipite terminato 
pelta cordato-ovata, a basi supra me- 
dium crassa, apice complanata attenuato- 
acuta v. subacuminata. Ovula pendula, 
utrinque ad peltae basin interiorem fo- 
veolam insidentia. — 

Truncus petiolorum basibus squa- 
matus. Folia vernatione recta, longe 
petiolata. Petioli basi perulis carnosis 
stipuliformibns suffulti. Foliola numerosa, 
basi decurrentia (nee callosa v. artieulata). 

Wir haben schon wiederholt ausge- 
sprochen, dass Lepidozamia Peroffs- 
kyana nach unserer Ansicht die schönste 
und imposanteste Cycadee ist, welche 


(Bull. de la 


in Europäischen Gärten cultivirt wird. 
Ein Exemplar dieser Pflanze fanden wir 
vor 15 Jahren im hiesigen Botanischen 
Garten als unbestimmte, von Zucearini 
aus Mexico eingeführte Pflanze vor und 
nach den habituellen Charakteren dieses 
Exemplares stellten wir damals die Gat- 
tung Lepidozamia auf und nannten 
die Art zu Ehren des damaligen hohen 
Chefs des Petersburger Botanischen Gar- 
tens, nach dem Grafen v. Peroffsky, 
dem zu Ehren z.B. auch Fischer Ery- 
simum Peroffskyanum aufstellte. 
Graf Perofisky war Pflanzenkenner 
und Pflanzenfreund in hohem Grade und 
sein schon im Jahre 1856 erfolgter Tod 
war ein grosser und schwerer Verlust 
für unser Institut und den Referenten, 
Wir hielten wie gesagt damals die 
in Rede stehende Pflanze für einen Bür- 
ger Mexicos. Professor Miquel, der be- 


rühmte Monograph der Cycadeen, hat 
y* 
2} 


. er solche mit Macrozamia. 


228 


aber die Identität unserer Pflanze mit 
einer im südlichen Neuholland heimischen 
Pflanze nachgewiesen. 

In Bezug auf die Gattung hat Mi- 
quel seine Ansicht verschiedentlich ge- 
ändert. Im Prodromus der Cycadeen 
nimmt Miquel unsere Gattung Lepido- 
'zamia an. In einer späteren Arbeit 
(Over de Cycadeen in Nieuw-Holland) 
vereinigt derselbe unsere Lepidozamia 
mit Encephalartos und in seiner 
letzten Arbeit endlich (Nieuwe Bijdragen 
tot de Kennis der Cycadeen) vereinigt 
Heir 
Walter Hill, Direktor des Botanischen 
Gartens in Brisbane im Norden Neu- 
hollands, scheint mit dem Namen Cata- 
kidozamia unsere Gattung Lepidozamia 
zu bezeichnen, wir haben aber die Be- 
schreibung Hill’s von dieser Gattung 
noch nicht auffinden können, so dass 
wir dies nur vermuthen. Was über die 
Bildung des weiblichen Blüthezapfens 
von Catakidozamia HopeiHill im 
Gardeners Chroniele 1865 pag. 1107 ge- 
Sagt ist, passt auch auf unsere Gattung 
Lepidozamia. 

Die Gattung Encephalartos mit 
der Lepidozamia vereinigt wird, ist nur 
im Süden Afrikas heimisch. Scharf unter- 
scheidet sich solche durch die Frucht- 
blätter der weiblichen Zapfen, welche 
bei Encephalartos vorn breit und abge- 
stutzt — abgerundet, — bei Lepidozamia 
in eine flachgedrückte, sich allmälig ver- 
schmälernde Spitze ausgeht. Ausserdem 
sind Jdie Blätter bei Encephalartos stets 
steifer und kürzer und tragen weniger 
meist stachelig gezähnte steifere Blätt- 
chen, welche am Grunde mit der Rha- 
chis des Blattes articulirt sind. 

Näher schon ist die allerdings eben- 
falls in Neuholland heimische Gatung 
Macrozamia verwandt. Diese letztere 
besitzt Fruchtblätter, die vorn abgerundet 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


— abgestutzt — und plötzlich in eine 
stechende hornartige Spitze vorgezogen 
sind. Die Blätter und Blättchen sind in 
der Tracht denen von Lepidozamia ähn- 
lich, aber bei letzterer sind die letzteren 
gerade, bei Macrozamia aber zur Zeit 
der Entwicklung spiralig aufgerollt und 
ferner sind bei Macrozamia auch die 
Blättchen am Grunde mit einer Schwiele 
versehen, welche bei Lepidozamia fehlt. 
Endlich ist der Grund des Blattstiels bei 
Macrozamia beiderseits mit einem stipel- 
artigen Blättehen verwachsen und daher 
der Blattstielgrund geohrt oder selbst 
kurzscheidig, während bei Lepidozamia 
sich beiderseits vom Grunde des Blatt- 
stiels ein fleischiges freies stipelföürmiges 
Blattorgan findet. — Wir halten es dem- 
gemäss für richtiger, die Gattung Lepi- 
dozamia, welche Miquel in seinem letzten 
Werke nur als Untergattung beibehielt, 
als durch natürliche und künstliche Cha- 
raktere begründet, beizubehalten. 

L. PeroffskyanaRgl.l.c. (1856). 
— Mig. Prodr. syst. Cycad. pag. 10. — 
Encephalartos Denisoni F. Müll. in Trans. 
Pharm. Soc. of Victoria II pag. 90 (1858). 
— Macrozamia Denisoni Moore et F. 
Müll. Fragm. Phyt. Austr. I pag. 41 et 
243 (1858). — Macrozamia Perofiskyana 
Mig. in Nieuwe Bijdr. tot de Kennis d., 
Cyc. pag. 56. — Lepidozamia minor 
Mig. mss. — Macrozamia gigas et erio- 
lepis A. Brongn. mss. — Macroz, Mac- 
leayi hort. — Catakidozamia Macleayi 
hort. — 

Wächst in Australien auf dem Hoch- 
land von Buckland, in den Waldungen 
bei Durando an der Moreton -Bai und 
im Gebiete der Flüsse Manning und 
Burnett und endlich auch in Queensland. 

Von unserem Exemplar, das im 
Sommer 1869 einen weiblichen Blüthen- 
zapfen entwickelte, geben wir Fig. f eine 
verkleinerte Abbildung. Fig, a ist der 


I. Originalabhandlungen. 229 


Blüthenzapfen in 1/, der natürlichen | Fruchtblätter 4 Zoll und darüber lang, 
Grösse. Fig. b ein Fruchtblatt mit 2 | ungefähr 3 Zoll breit, gestielt. Der auf 
Früchten von der unteren Seite, Fig. ce | dem Stiel stehende obere Theil des 
eines der obersten sterilen Fruchtblätter | Fruchtblattes ist innerhalb am Grunde 
und Fig. d der Grund eines Fruchtblaties | neben dem Stiele herzförmig und dann 
von der oberen Seite, die drei letzteren | rundlich-oval und in eine allmälig ver- 
in natürlicher Grösse. Bildet nach F. | schmälerte oder zugespitzte Spitze aus- 
Müller Stämme bis zu 20 Fuss Höhe | gehend. Der Rand des Fruchtblattes ist 
und bis zu 2 Fuss Durchmesser. Die | ausgeschweift oder wellig, oder trägt 
abstehenden langgestielten Blätter hängen | selten einzelne Zähne. Der äussere oder 
gracil über, werden 7—12 Fuss lang | obere Grund des Fruchtblattes 3lappig 
und tragen auf jeder Seite 80—100 Fie- | und die Lappen gezähnelt. Der Körper 
derblättchen. Blattstiel schwach 4seitig, | des Fruchtblattes ist bis zu ?/, seiner 
am Grunde bräunlichfilzig, sonst kahl. | Höhe kahl und in der Achse daselbst 
Blättehen schmal linien-lanzettlich, 6—8 | ungefähr 1 Zoll dick. Den oberen Dritt- 
Zolllang und kaum /, Zoll breit, ganz- | theil bildet die flachgedrückte, allmälig 
randig, am Grunde herablaufend und da- | nach oben verschmälerte und mit anlie- 
selbst weder artieulirtt noch schwielig. | gendem graubraunem Filz bekleidete 
Der weibliche Fruchtzapfen unseres Exem- | Spitze. An den obersten sterilen Schup- 
plars ist fast kugelig, etwasüber I Fuss | pen ist diese Spitze länger zugespitzt 
lang und so breit als Jang, nach Müller | und länger als der Körper des Frucht- 
wird derselbe bis 11/, Fuss lang. Die | blattes, (E. R.) 


2) Ob eigener oder fremder Pollen hei der Fruchtireihberei 
: bessere Dienste leistet? 


Bei meiner Wanderung durch die | früher Treiberei bleibt am Stamme hän- 
Fruchttreibereien in Zarsko&-Selo fiel | gen. Es sind das Früchte, die nicht mit 
mir die höchst sparsame Besetzung der | ihrem eigenen Pollen, sondern mit dem 
Früchte an den Pfirsich- und Pflaumen- | des Nachbarbaumes befruchtet worden 
Spalieren auf. Aus eigener früherer Er- | sind, sei es durch einen Luftzug, oder 
fahrung weiss ich, wenn dieselben sich | durch Verschleppung von Insekten. Nur 
mit ihrem eigenen Pollen befruchten, | hier zwei Beispiele aus der neuesten Zeit: 
sei es nun durch Schütteln der Bäume, Ich besitze ein kleines Pfirsich-Spa- 
oder durch Anschlagen der Spaliere, sie | lier im Topfe; es blühete seit 2 Jahren 
dennoch in grossen Massen Früchte an- | unter der besten Constellation, d. h. bei 
setzen; sie wachsen zu einer gewissen | schon geöffneten Fenstern. Bienen und 
Grösse, d. h. wenn wir den alten, üb- | Hummeln, die mir bei meinen Befruch- 
lichen Ausdruck gebrauchen wollen, bis | tungen sehr unliebsame Gäste sind, haben 
zum®Steinmachen, fallen aber dann in | ihr Mögliches auch an ihm gethan. Es 
eben so grossen Massen wieder ab und | setzten auch hier Früchte an, die später 
nur ein kleiner Procentsatz bei sehr | sämmtlich abfielen. Die Nichtacception 


230 


des eigenen Pollens bei den Hybriden 
war mir bekannt, nicht aber bei einer 
reinen Species. Kurz vor meiner Abreise 
nach Petersb, am 25. April stand das 
Pfirsich-Spalier wieder in Blüthe, zu glei- 
cher Zeit öffneten sich zwei Blumen eines 
im Topf befindlichen Pflaumenbäumchens. 
Ich befruchtete nun die Pistille der Pfirsich 
mit dem Pollen des Pfiaumenbäumchens, 
so weit dieselben ausreichten. Nach einer 
Abwesenheit von 3 Wochen fand ich das 
Pfirsich-Spalier mit neun Früchten be- 
setzt, dahingegen an dem Pflaumenbäum- 
chen nur vergelbte Früchte. 

Ein zweites Beispiel: ein Pyrus spec- 
tabilis, steht jetzt im freien Grund. Die- 
ser hat während meiner Abwesenheit ge- 
blüht und reichlich geblüht, aber nur 
zwei formenlose Früchtchen hängen an 
ihm. Ich wünschte sie blieben hängen, um 
mich zu überzeugen, ob die Früchte wie 
damals, als ich mit Pollen von Camellien 
befruchtete, kernenlos sein werden, 

Noch könnte ich Beispiele aus frühe- 
ren Zeiten anführen, die mir damals 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


räthselhaft waren, doch fürchte ich lang- 
weilig zu werden. Mit Sicherheit kön- 
nen wir aber den Grundsatz aufstellen: 
dass zur Erhaltung und Fortpflanzung 
| der Geschlechter der fremde Pollen der 
Nachbarpflanze nothwendig ist. Ein Hin- 
derniss, das sich zwischen dieser Mani- 
pulation einschiebt, muss ein Zurück- 
gehen der Geschlechter zur Folge haben. 

Den Gärtnern würde ich daher rathen, 
die Bedeutung des fremden Pollens stren- 
ger als bisher bei den Fruchttreibereien 
ins Auge zu fassen und nicht, wie noch 
häufig geschieht, dem Zufall die Befruch- 
tung zu überlassen, sondern dieselbe per- 
sönlich zu besorgen und zu leiten, Wenn 
es dann dennoch keine Früchte geben 
sollte, nun dann möge man die Factoren 
anderswo suchen. 

Mit welcher Geringschätzung von 
vielen Gärtnern die Befruchtung ange- 
sehen wird, mit welchen lächerlichen 
Bemerkungen sie dieselben stempeln, 
habe ich hinreichende Beweise erhalten. 

G. Brech in Saratow. 


3) Ueber Reinhaltung von Teichen, 


Der heurige starke Winter machte 
mir sehr vielen Kummer, ich fürchtete, 
meine Schleien im Teiche zu verlieren, 
denn der Teich ist blos 3 Fuss tief. 
Auch hatte ich noch einen Versuch mit 
Einlegung von Karpfen vorgenommen. 
Als das Thauwetter eintrat waren alle 
Karpfen todt, ich glaubte auch, dass die 
Schleien absterben würden, aber nicht 
eine ist umgekommen, ein Beweis, wie 
viel diese Fischgattung aushält. 

Auch sind hier 2 Schwäne, welche 
die strenge Kälte ganz gut im Freien 
ausgehalten hatten, nur musste täglich 


öfters das Eis aufgehackt werden. Früh 
Morgens waren wohl öfters die Schwäne 
mit den Federn ans Eis angefroren, aber 
dennoch haben sie sich sehr gut gehalten. 
Was die Frage über die Ausrottung 
und Entfernung der Meerlinse betrifft, 
werden diese meines Wissens wohl von 
den Enten gierig aufgezehrt, aber das 
beste und erspriesslichste Mittel sind 
nach meiner Erfahrung die Schwäne, 
denn ich kamnte grossartige Wasserpar- 
thien, die von Meerlinsen übersäet wa- 
ren und seit Einsetzung der Schwäne 
ganz rein sind. (J. Reschon). 


IL. Originalabhandlungen, 231 


4) Systematisch geordnete Uehersichtstabelle über die periodi- 
sehe Entwicklung der Freilandpflanzen im Kais. hotanischen 
Garten zu St. Petersburg während des Sommers 1869. 


Von 


Dr. F, G. von Herder. 


er | | Seele & 
SEE| =2 |sE5 | 28 8032: | 5 
Namen der Pflanzen äu& „2 208 | do2 == B=] 
Lu Se BEE 24 ad m 3 
SE SE BE 
ze A nn Bonn nu Berne Se nenn nern en nun nen nn ne nn een ng 
I. Thalamiflorae. 
Ranunculaceae. 
Clematis integrifolia L. 25. Juni ‚30. Juni 11. Sept. 
nn reetala: 26. Juni | 3. Juli 
na NiticellaL. 19. Sept. 
Thalictrum aquilegifolium L. 27. Juni | 7. Juli 30. Aug. | 8.Sept, 
a angustifolium L. 3. Aug. 10. Aug. 
5 alpinum L. 8. Juni |13, Juni 
2 elatum Jacgq. 6. Juli |12. Juli 
5 flavum L. 129. Juni 13. Juli |18. Juli 15. Aug. 
simplex L. 6. Juli 112, Juli 
Anemone Hepatica L. 28. Mai | 6. April] 9. Aprill25. April/27. Mai 
n nemorosa L. 21. April24. Mai |29. April| 6. Mai |13. Mai 27. Mai 
5 ranunculoides L, 21. Aprill15. Mai 29. April 9. Mai |13. Mai |27. Mai 
5 virginiana L. 10. Juli |15. Juli 
Adonis vernalis L. 13. Juni 113. Mai 119. Mai |27. Mai 27. Juni 
Myosurus minimus L. 13. Juni |20. Juni 112. Juli 
Ranunculus acris L. 15. Juni | 30. Mai 15. Juni 15. Aug, 
5 aconitifolius L. 18. Mai 21. Mai |27. Mai 
5 aquatilis L. 24. Juni 20. Juli 26. Juli 113. Aug. 118. Sept. 
. amplexicaulis L. | 1. Juni | 6. Juni 
5 auricomus L. 18. April18. Mai 10. Mai 15. Mai |20. Mai 10. Juni |10. Juli 
» eassubicus L. 18. April18. Mai |10. Mai 15. Mai |20. Mai |10, Juni |10. Juli 
» Ficaria L. 6. April| 6. Mai 124. April] 5. Mai 13. Mai |27. Mai 
n Flammula L. 24. Juni 30. Juni | 6. Juli | 6. Sept. 
” illyricus L. 14. Juni |20. Juni 
“ montanus Willd. 1. Juni | 6. Juni 
a polyanthemos L. 16. Juni |24. Juni 
5 repens L. 13. Juni |20. Juni 15. Aug. 
sceleratus L 16. Juni 16. Juni |24. Juni |24. Aug. | 
Caltha palustris L. 8. Juni 10. Mai 13. Mai 18. Mai | 8. Juni 18. Aug. 
Trollius altaicus C. A. Mey. 18. April18. Mai 115. Mai 19. Mai 25. Mai 15. Juni 113. Juli 
26. Aug. 
2. Bl. 
= asiaticus L. 27. Mai 27. Mai | 1. Juni 27. Jmi 20, Juli 
„ enropaeus L. 25. Aprill25. Mai 13. Mai 27. Mai | 1. Juni |27. Juni 15. Juli 
»„ patulus Salisb. 27. Mai 27. Mai | 1. Juni 27. Juni 20. Juli 
Aquilegia hybrida Sims, 30. Mai | 8. Juni 14. Ang. 
- glandulosa Fisch. var, 14. Aug. 
jacunda 1. Juni 113. Juni 
vulgaris L. 21, April 6. Juni |18. Mai 28. Mai | 6. Juni 18. Juli 30. Juli 
Delphinium elatum L. 9. Juli 15. Juli 


232 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


Blüthen offen 


Namen der Pflanzen 


Delphinium dasyanthum Kar. et 


Kir. 


rn formosum Hort. 


n 


hybridum Steph. 


n 


cheilanthum Fisch. 


lasiostachyum Fisch, 


” 
Aconitum Lycoctonum L. 
Actaea spicata L. 
Cimieifuga foetida L. 
Paeonia albifiora Pall. 


„ officinalis Retz. 


Berberis sibirica Pall. 
» vulgaris L. 
Mahonia Aquifolium Nutt. 


Epimedium macranthum Lindl. 


r Muschianum Mor. 


Dene. 

2 rubrum Morr, 

e violaceum Morr. 
Desne. 


Leontice altaica Pall. 


Nymphaea alba L. 
Nuphar luteum Sm. 


Papaver alpinum L. 

n nudicaule L. 

* orientale L. 

ns somniferum L. 
Chelidonium majus L. 
Corydalis angustifolia D.C. 


2 bracteata Pers. 
lutea D.C. 

5 Maschalliana Pers. 

N glauca Pursh. 

5 nobilis Pers. 
solida Sm. 


Fumaria ofäcinalis L. 
Dielytra formosa D.C. 
a spectabilis D.C. 


Nasturtium palustre R.Br. 
sylvestre R.Br. 


E,) 


et 


et 


spriessen 
gebildet 
Blüthen- 
stände frei, 
sichtbar 


Ausschlagen 
oder Hervor- 
Blätter aus- 


24, Juni |27. Mai 


Berberideae. 


| 4. Juni 
20. Juni !22. Mai 
24, Juni 110. Mai 

18. Mai 


24. Mai 


Nymphacaceae. 


Me 


Papaveraceae. 


| 1. Jmi 


124. ah Mai 19. Mai 


18. April 118. Mai 
17. Mai 


21. Apnil) 19. Mai 


19. Mai 


| 13. Juni 
19. Mai 


Crueiferae. 


21, Aprili21. Mai |23. April 


24. April 
29. April 


29. April 


Die ersten 


ou 
BEE 


Juli 
Juli 
. Juli 
Juni 
. Juli 
. Juli 
. Juni 


. Juni 
. Juni 
. Mai 
. Mai 


. Mai 
. Mai 


. Mai 
29. April 


27. 
1 


22. Juni 
22. Juni 


Allgemeine 
Blüthe oder 
Vollblüthe 


muo 
EEE: 


. Juli 
. Juli 
. Juli 
. Juni 
. Juli 
. Juli 
. Juni 


. Juni 
. Juni 
. Mai 

. Juni 


. Mai 
. Juni 


1. Juni 
6. Mai 


Juli 
. Juli 


. Juni 
. Juni 
. Juli 
. Juli 
. Juni 
. Mai 
. Mai 
. Juni 
Mai 
Juni 
. Mai 
. Mai 
. Mai 
. Juni 
Juni 


30. Juni 
30, Juni 


| 


| 


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a8 = 
3# © 
E23 = 
g= 3 
502 =} 
_— [ Fi 
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24, Juni 115. Aug. 


10. Juli 


30. Juni 
13. Juni 


hs Sept. 


18. Mai 


24, Juli 


18. Aug. 
17. Mail 
19. Mai 
19. Mai 


13. Juni |25. Juli 
19. Mai 


15. Aug. | 


EEE EEERELSNEE GR 
EEE 3% RK A FA / 


Ir $ 
Re 


un 


Barbarea vulgaris R Br. 
Turritis glabra L. 
Arabis arenosa Scop. 


b] 
- Cardamine amara L. 


” 
Hesperis matronalis L, 
Sisymbrium Sophia L. 

n 

„? 
Erysimum cheiranthoides L. 


”» 
Brassica campestris L. 


” 
Sinapis arvensis L. _ 
Berteroa incana D.C, 
Draba lutea Gilib. 


„  Incana L. 


b>] 
Cochlearia offieinalis L. 
” 
Thlaspi arvense L 
Lepidium ruderale L. 


Bunias orientalis L. 
Raphanus sativus L. 


Viola canina L, 
mirabilis L. 
palustris L. 


n 


n 


Drosera longifolia Hayne. 


7 
Parnassia palustris L. 


Gypsophila fastigiata L. 


n 


Branthus deltoides L, 


I. Originalabhandlungen, 233 
z a = | 
er a ee ee ae: 
See I ae | ng & 
Namen der Pflanzen SH 52 83 SE) e= 33 B= 
2. ae ade es © = 
= < 7 = E [=) = Aar Zi Bi 
En me u m eg ee | 
30 Mai |18. Mai |22. Mai |30. Mai |30. Juni |15. Aug. 
27. Mai |30. Mai |10. Juni |15. Juli 118. Aug. 
18. Mai |24. Mai 14. Juli 
bellidifolia L. 21. Aprilj30. Mai 19. Mai |27. Mai 26. Juni | 1. Aug. 
j 14. Juni |24. Juni |30. Juli 
pratensis L. 25. Mai 30. Mai 
20. Juni | 9. Juni |13. Juni |20. Juni |25. Juli 118. Aug. 
20. Juni | 5. Juli | 3. Aug. |28. Aug. 
strietissimum L. 1. Juli | 8. Juli 
Thalianum Gand. 24. Mai 30. Mai 
10. Juni |20. Juni |30. Juli 
hieracifolium L, 18. Juli 24. Juli 
25. Juni 15. Juni 125. Juni 25. Juli |10. Aug. 
Napus L. 15. Juni |25. Juni 30. Juli 
27. Juni | 7. Juli 15. Aug. 
6. Juli 113. Juli 
113. Mai |22. Mai [30. Mai 
27. Mai 118. Mai 27. Mai | 1. Juni |27. Juni |27. Juli 
tridentata L. 13. Mai 18. Mai 18. Juni |13. Juli |31. Juli 
19. Mai |25. Mai 
macrocarpa W. et K. 9. Juni ‚13. Juni 
21. Mai 26. Mai 26 Juli 
15. Juni |28. Juni |30. Juli 
Capsella bursa pastoris Mönch. 18. Mai |25. April10. Mai 118. Mai |18. Octob.110. Juli 
1. Juni | 9. Juni 120. Juni |24. Juli 118. Aug. 
18. Juli 25, Juli 
Violarieae. 
| 6. Juni 15. Mai |27. Mai | 6. Juni |30. Juni | 
27. Mai 14. Juni |15. Mai 19. Mai 122. Mai 124. Juni | 8. Aug. 
j 6. Juni 13. Mai 17. Mai 19. Mai | 6. Juni | 
tricolor L. hortensis I Mai 25. April13. Mai 125. Mai |25. Nov. e Juli 
1. Aug. 
L. arvensis 1. Mai |13. Mai 19. Mai | 
uliginosa Schrad. | 6. Juni 110. Mai 13. Mai 19. Mai | 6. Juni 
Droseraceae. 
| 3. Juli 115. Juli |24. Juli | | 
rotundifolia L. | | 3. Juli |12. Juli De Juli | | 
| | 3. Juli 113. Juli 115. Aug. 18. Sept. | 2. Sept. 
Sileneae. 
113. Juli |20. Juli |30. Juli | 
paniculata L. | 118. Juli |25. Juli | 3. Aug. | 
repens L. 24. Juni | 4. Juli 13. Juli | 
5. Juli | 5. Juli 12. Juli 24. Juli |30. Sept 
caesius Sm, 5. Juli 113. Juli ‚20, Juli 
plumarius L. 30. Mai 30. Mai |27. Juni 4. Juli | 4. Aug. 
Heddewigii Kcke. 13. Juli 19. Juli |25. Juli 
Seguieri Vill, 5. Juli | 5. Juli 120. Juli | 1. Aug. | 5. Octob 


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234 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 
TUE Br = Eu ' - 8 = on A 
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Bes | &3 |säu| 8 283 35 | 5 
Namen der Pflanzen AHs 3: 3835 5 = Ss2 Reis h= 
fe » : | orZ 
au an nee ee: 
<73 nn 7 = <5 > | 4b RE 
Dianthus arenarius L. 18. Juni 24. Juni |30. Juni 
Saponaria offieinalis L. 24. Juli | 3. Aug. 113. Aug 
Silene inflata Sm. 24. Juni | 3. Juli | 9. Juli 16, Juli /16. Sept. 
„  Armeria L. 1. Aug. | 8.Aug. 15. Aug. 
„  alpestris Jacq. 8. Juni 115." Juni 24. Juni | 
„  Italica Pers. 24. Juni |29. Juni | 6. Juli 
„  quadrifida L | 24. Juni 30. Juni | 6. Juli 
Lychnis flos cuculi L. 115. Juni |10. Juni 15. Juni |25. Juni |25. Juli 31. Aug. 
„  fulgens Fisch. | 1. Juli | 6. Juli 13. Juli 
„ Viscaria L. 12. Juni 12. Juni 20. Juni |25. Juni 25. Juli 20. Aug. 
Melandryum pratense Roehl. | ‚18. Juni 124. Juni 30. Juni |15. Aug. 
n sylvestre Roehl, - 22. Mai '26. Mai 110. Juni '30. Juli 
Alsineae. 
Sagina procumbens L. 18. Juni 24. Juni |30. Juni 
Arenaria peploides L. 13. Juni 19. Juni 113. Juli 
Moehringia trinervia Clairv. 15. Juni |10. Juni 15. Juni |25. Juni 25. Juli 
5 lateriflora Fzl. 30. Juni | 4. Juli 113. Juni 
‚Stellaria glauca With. 15. Juni 24. Juni 30. Juni | 5. Juli 
n graminea L. 15. Juni 20. Juni |30. Juni 115, Aug. 
: Holostea L. 22. Mai 26. Mai 30. Mai 
A longifolia Mühlbrg. 15. Juni 120. Juni 25. Juni | 6. Juli 
„ media Vill. (L.) 25. Mai 30. Mai |20. Juni 
(Alsine). | | | 
5 nemorum L. | 15. Juni 24. Juni |28. Juni | 6. Juli 
z radians L. | 20. Juli 125. Juli | 3. Aug 
Cerastinm arvense L. | 1. Juni | 5. Juni 15. Juni |30. Ang. 
5 tomentosum D.C. 5. Juli | 8. Juli 13. Juli 
viscosum L. 5. Juni | 1. Juni | 5. Juni 15. Juni 15. Juli 15. Aug. 
(triviale Lk.) 
Lineae. 
Linum alpinum L. | 1. Juni | 6. Juni 112. Juni | 
Malvaceae. 
Althaea multiflora Rchb. | 6. Aug. |12. Aug. |18. Aug. 
Lavatera thuringiaca L. 120. Juli |26. Juli |31. Juli 
Tiliaceae. 
Tilia europaea L. 14. Mai Ki Juni |19. Juni 19. Juli es Juli | 3. Aug. | 
(septemtrionalis Rupr.) | 
Hypericineae. 
Hypericum perforatum L. 130. Juni |30. Juni | 9. Juli | 3. Aug. | 9. Sept. 
n baeticum Boiss. 30. Juni | 9. Juli | 3. Aug. 
a quadrangulum L. 21. Jali |21. Juli 30. Juli |12. Sept. 


Namen der Pflanzen 


Acer dasycarpum Ehrh. 
„ platanoides L. 
„ tartaricum L. 


Impatiens Noli me tangere L. 


- parviflora D.C. 


Oxalis Acetosella L. 
„  corniculata L. 


Aesculus Hippocastanum L. 


Ampelopsis hederacea D.C. 


Vitis amurensis Rupr. 


Geranium palustre L. 


sSsysy33 333 


” 
Erodium 


albiflorum Ledeb. 
pratense L. 
pseudosibiricum Mey. 
sylvaticum L. 
collinum W. 
tuberosum L, 
Endressii Gay. 
pyrenaicum L. 
macrorhizon L. 
nodosum L, 
Reichardi D.C. 


Ruta graveolens L. 


I. Originalabhandlungen. 235 
nn 
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Acerineae. 
15. Mai 115. Juni | 6. Aprill28. April| 6. Mai 15. Mai 
13. Mai 15. Juni | 6. Mai 113. Mai 15. Mai 27. Mai |28. Sept. 
15. Mai 24. Juni |22. Mai 116. Juni |24. Juni | 6. Juli 110. Oct. 
Balsamineae. 
21. Mai 121. Juni | 6. Juli 113. Juli |24. Juli 11. Sept. 
| |20. Juni |15. Juni |20. Juni 30. Juni ‚30. Aug. 
Oxalideae. 
6. Mai | 6. Juni | 9. Mai |13. Mai |19. Mai 119. Juni 
24. Juni | 1. Juli |15, Juli 
Hippocastaneae. 
| 9. Mai 16. Juni 116. Mai |27. Mai | 1. Juni |16. Juni | 
Ampelideae. 
| 13. Juli |20. Juli |30. Juli | 
| | 9. Juni | 3. Juli |10. Juli 
Geraniaceae. 
130. Juni '30. Juni | 8. Juli 118. Aug. |31. Aug 
| | 1. Juni | 9. Juni 
25. Juni 25. Juni | 5. Juli 31. Aug. 
30. Mai | 9. Jwi | 
6. Juni ı 6. Juni 15. Juni 130. Juni 31. Aug 
| 9. Juli | 3. Aug. 
26. Mai | 6. Juni 
| 6. Aug. 13. Ang. | 
| 24. Juni _ 9.Sept. | 
| 25. Juni 1. Juli 
| 125. Juni | 6. Juli | 
| 30. Juni 15. Juli |30. Aug. 
Rutaceae. 
19. Juli |29. Juni | 
Diosmeae. 
119. Juni 29. Juni | 8; Sept. 


Dictamnus Fraxinella L. 


236 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Fu: , un 5 Mn" m b 
SEe| E35 [ads | a8 1333 35 5 
Namen der Pflanzen = I 8 = 3.3 Sr do = a3 = 
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Bon en Be as EICH = © a) 
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II Calyeiflorae. 
Celastrineae. 
Evonymus europaeus L. 115. Mai 15. Juni | 8. Juni |22. Juni |30. Juni | 8. Juli 
Ä latifolius Scop. 113. Mai 19. Mai | 6. Juni |12. Juni 
5 verrucosus Scop. 15. Mai (15. Juni | Kam nicht zur Blüthe und ging zurück. 
Rhamneae. 
Rhamnus cathartica L, 13. Mai 13. Juni |21. Mai | 9. Juni |15. Juni 30. Juni | 1. Oct. 
5 Frangula L. 13. Mai 13. Juni 22. Mai 15. Juni ‚24, Juni | 8. Juli ‚30. Sept. 
n tinctoria W. et K. 13. Mai 13. Juni |19. Mai | 6. Juni 10. Juni lee. Juni | 
Papilionaceae. 
Genista tinctoria L. 25. Juni |25. Juni |29. Juni | 4. Juli | 5.Sept. |28. Sept. 
Cytisus capitatus Jacq. | | 15. Juli |21. Juli 30. Juli 
» ratisbonnensis Schaeff. 13. Mai 13. Juni | 5. Juni ; 9. Juni 25. Juni ; 9. Juli 15. Aug. 
Thermopsis fabacea D.C, | 8. Juni 119. Mai |30. Mai | 8. Juni |30. Juni | 8. Aug. 
Lupinus nootkatensis Don. 19. Mai 15. Mai |19. Mai 25. Mai 25. Juni 25. Juli 
5 polyphyllus Lindl. 10. Juni 110. Juni 13. Juni 20. Juni 13. Juli 117. Aug, 
Ononis hircina Jacq. 25. Juli | 3. Aug. 13. Aug. 
Medicago falcata L. 1. Juli | 6. Juli | 3. Aug. 
Melilotus officinalis Lam. 13. Juli | 6. Juli 113. Juli |25. Juli |25. Oct. 
Trifolium pratense L. 14. Juni 10. Juni |14. Juni 24- Juni 24. Aug. 
5 Lupinaster L, 120. Juli 25. Juli | 3. Aug. 
” medium L. 15. Juni |20. Juni |26. Juni 
2) repens L. '20. Juni 115. Juni |20. Juni |26. Juni |26. Aug. 
e ambiguum M.B, 30. Juni | 4. Juli 110. Juli 
hybridum L, 6. Juli 112. Juli 113. Juli 18. Sept. 
Glyeyrrhiza lepidota Pursh. 15. Juli |21. Juli |30. Juli 
Caragana arborescens Lam. 14. Mai 14. Juni |21. Mai 30. Mai | 6. Juni |24. Juni 112. Aug. 
31. Ang. 
2. Bl. 
5 frutescens D.C. 110. Mai 10. Juni 121. Mai | 6. Juni |14, Juni 26. Juni 31. Juli 
»  Jubata Poir. 114, Mai 14. Juni | 6. Juni |12. Juni 20. Juni |30. Juni 
Galega officinalis L. 15. Juli 21. Juli 112. Aug 
Oxytropis diffusa Ledeb, 1.Aug. | 6.Aug. 13. Aug 
Astragalus maximus W. 6. Juli 12. Juli 
„ Cicer L. 13. Juli 118. Juli 
2 uncinatus Mönch, 10. Juli 15. Juli 
Hedysarum obscurum L. 16. Juni 8. Juni [16. Juni | 8. Juli |18, Aug. 
n sibirieum Poir. 18. Juli |25. Juli |30. Aug. } 
Vieia amoena Fisch. 25. Juni | 1. Juli 
"nlracca E. 24, Juni 4. Juli |15. Juli [115.Sept. 20. Sept. 
„  oroboides Wulf. 7. Juni 13. Juni 20. Oct. 
„ Sepium L. 24. Juni 19. Juni |25. Juni 25. Sept. 
sylvatica L., 24. Juni 24. Juni | 4. Juli | 4. Sept. 
Faba vulgaris Mill. 27. Juli 115. Aug 
Pisum maritimum L. | 24. Juni |30. Juni 
„  $ativum L. | 19. Juni |24. Juni 


I. Originalabhandlungen. 237 
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Ba = wisen as | SE | 28 2 
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Lathyrus pisiformis L. 15. Juni 13. Juni |25. Juni |15. Juli 
e palustris L. 3. Juli 10. Juli 
a pratensis L. 25. Juni 25. Juni | 5. Juli 115. Aug. 
# sylvestris L. 4. Juli 113. Juli 121. Juli | 9. Sept. 
n tuberosus L. 1. Juni | 6. Jwni 
Orobus niger L. 24. Juni |29. Juni | 4. Juli 
„  tuberosus L. 22. Mai 26. Mai |39. Mai 
vernus L. 21. Mai 13. Mai 18. Mai 21. Mai 13. Juni 
Phaseolus multiflorus Lam. 15. Juli 118. Juli 125. Juli 
n vulgaris L. 10. Juli 113. Juli |20. Juli 
Amysdaleae. 
Amygdalus nana L. | . Mai |22. Mai “ Mai 
Prunus Chamaecerasus L, 10. Mai 16. Juni 9, Mai |30. Mai | 6. Juni |16. Juni |18. Sept 
„  Cerasus L. 18. Mai . Mai 30. Mai |10. Juni |20. Juni 
„  Padus L. 8. Mai | 8. Jmi w Mai 21. Mai |25. Mai | 9. Juni 113. Aug 
„ semperflorens Ehrh. | | 4. Juli | 9. Juli 13. Juli 
„  Virginiana L. 8. Mai | 8, Jwni ls‘ Mai | 6. Juni | 9. Juni 120. Juni 115. Aug 
Rosaceae. 
Spiraea Aruncus L. 6. Juni | 6. Juni |19. Juni 26. Juni | 1. Aug. | 1. Oct. 
„ eallosa Thunb. 12. Mai 12. Juni | 4. Juli | 8. Juli 116. Juli 118. Aug. 
„  earpinifolia W. 12. Mai 12. Juni 15. Juni | 4. Juli '15. Juli 115. Aug. 
„ chamaedryfolia L. 9. Mai | 9. Jwmi 15. Mai | 5. Juni 10. Juni |24. Juni |30. Aug. 
»  Douglasii Hook. 20. Juli |29. Juli | 3. Aug. 
„ Nobleana Hook. 25. Juli | 3. Aug. 110. Aug. 
»„  Filipendula L. 24. Juni | 1. Juli | 8. Juli 
»„  erenata W. et K. 12. Mai 12. Juni |18. Mai | 6 Juni |14. Juni |24. Juni |12. Aug. 
= cana W. ei K. 1. Juni | 9. Juni 116. Juni 10. Aug. 
„  hypericifolia L. | 24. Mai |30. Mai | 7. Jwmi 
„  laevigata L. 25. April 25. Mai | 9. Mai |29. Mai | 6. Juni |20. Juni B Aug. 
„ media Schmidt. 6. Mai | 6. Juni 113. Mai 29. Mai | 6. Juni 20. Juni 112. Aug. 
n  obovata W. et K. 12. Mai 112. Jwi | 1. Juni | 9. Juni 20. Juni |30. Juni 
»  amurensis Rupr. 22. Mai | 9. Juni 13. Juni 18. Aug. 
»„  opulifolia L. 10. Mai 10. Juni |15. Juni |29. Juni | 4. Juli 15. Juli |30. Sept. 
n  Pallasii Rgl. 25. April 25. Mai |20. Juni | 6. Juli ‚13. Juli |26. Juli 
„  digitata W. 1. Juli | 6. Juli 112. Juli 
„  salieifolia L. 6. Mai | 6. Juni |10. Juni 20. Juni |28. Juni |15. Juli 
„  sorbifolia L. 18. April 18. Mai |20. Juni | 9. Juli 115. Juli | 1, Aug. 
„  tomentosa L. 15. Aug. |23. Aug. |27. Aug. 
„»„  teiloba L. 12. Mai 12. Juni | 8. Juni |22. Juni 25. Juni 115. Juli 
»  ulmifolia W. 9. Juni |16. Juni |25. Juni 
„  Ulmaria L. 30. Juni | 4. Juli | 3. Aug 
Geum montanum L. 1. Juni | 7. Juni | 8. Juli 18. Aug: 
„uziyale L. 6. Juni 118. Mai |30. Mai | 6. Juni ‚30. Juni 
„ urbanum L, 15. Juni |20. Juni |26. Juni 115. Aug. 
Enbus arcticus L. 27. Mai |19. Mai |27. Mai | 6. Juni | 6. Aug. | 8. Sept. 
n„  eaesius L. 24. Juni |29. Juni | 4, Juli 
»  Chamarmorus L. 27. Mai |19. Mai |22. Mai 127. Mai 116. Juni | 7. Juli 
n  fruticosus L. | 24. Juni 129. Juni | 4, Juli I 
„  Idaeus L, 16. Mai ' 6. Juni ' 6. Juni '20. Juni '25. Juni |20, Juli 25. Juli 


238 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


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Bes| E5 |af5s| 58 2335| 58 5 
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Namen der Pflanzen ads 2 |883 = 2 BI Es 3 
se se Bea 35 ae ee 
473 =) ® ae <> ri 
Rubus nobilis hort. Angl. 15. Juni |15. Juni |20. Juni 125. Juni | A. Oct, 
„ Nootkanus Mogin. 24. Juni | 1. Juli | 6. Juli 
„  odoratus L 12. Mai 12. Juni 16. Juni | 8. Juli |26, Juli | 4. Oct. 
»  Pparvifolius L. 13. Juli 20. Juli 30. Juli 
Fragaria vesca L. hort. 6. Mai 110. Juni | 3. Juni |10. Juni |24. Juni 24. Juli 10. Juli 
en Sy1Y. 10. Juni |22. Mai |27. Mai 10. Juni |30. Juli |12. Juli 
Comarum palustre L. 15. Juni [25. Juni | 5. Juli 18. Aug. |18. Aug. 
Potentilla alpestris Hall. 22. Mai 27. Mai | 3. Jwi 
n anserina L. 15. Juni | 3. Juni | 8. Juni 15. Juni 115. Aug. 
5 argentea L. 24. Juni | 4. Juli 115. Juli |30, Aug. 
5 chrysantha Trev. 6. Juni |13. Juni |20. Juni 
5 fruticosa L. 29. April15. Juni 15. Juni |25. Juni |25. Sept. | 8. Oct. 
n glabra Lodd. 29. Aprili15. Juni 8. Juni 115. Juni |15. Sept. | 8. Oct 
5 norvegica L. 13. Juni 13. Juni |25. Juni |25, Juli 
N Tormentilla Schrank. 8. Juni 8. Juni 25. Juni |30. Aug. 
® verna L. 1. Juni 118. Mai | 1. Juni 113. Juni 25. Juni 
Agrimonia Eupatoria L, 4. Juli 112. Juli |12. Aug. 
Rosa acicularis Lindl. 9. Juli 113. Juli 
„ alba L. 9. Juli 113. Juli 
„ alpina. L. 20. Juni |26. Juni 
„ canina L. 25. Juni | 5. Juli 28. Aug. 
„  tomentosa Sm. 4. Juli 10. Juli 
„ einnamomea L. 12. Mai 12. Juni 112 Juni |22. Juni |30. Juni |30. Juli |26. Aug. 
» gallica L. 26. Juni | 4. Juli 26. Aug. 
„ Gmelini Bnge. 12. Mai 12. Juni | 6. Juni | 9. Juni |20. Juni | 6. Juli 18. Sept. 
„ nitida Lindl. 112. Mai 112. Juni 25. Juni | 5. Juli |25. Juli |10. Oct. 
»„ pimpinellifolia L. 112. Mai 112 Jwi 14. Juni |24. Juni |24. Juli 110, Oct. 
rubiginosa L. 26. Juni |30. Juni 26. Aug. 
Alchemilla alpina L. 7. Juni 13. Juni 
” vulgaris L. 24. April24. Mai |19. Mai |21. Mai 26. Mai |26. Juni |18. Aug. 
Sanguisorba media L. 4. Juli 13. Juli 
” offieinalis L. 4. Juli 113. Juli 
& sitchensis ©. A. Mey. 13. Juli 20. Juli 
„ tenuifolia Fisch. 9. Juli | 3. Aug. 
Poterium Sanguisorba L. | 15. Aug. 20. Aug. 
Hoteia japonica Morr. et Desne. '12. Juli ' 3. Aug. 
Pomaceae. 
Crataegus coccinea L. 13. Mai 113. Juni | 1. Juni | 7. Juni 114. Juni |30. Juni 13. Oet. 
5 glandulosa W. | 26. Juni 30. Juni 
5 monogyna Jacq. 13. Mai |13. Juni | 13. Juni 119. Juni | 3. Juli |10. Oct. 
h nigra W. et K. 13. Mai 13. Juni | 14. Juni 20. Juni | 6. Juli 
J punctata Ait. 13. Mai 13. Juni 8. Juni 20. Juni 125. Juni | 8. Juli |22. Oct. 
> sanguinea Pall. 8. Mai | 8. Juni 113. Mai 5. Juni | 9. Juni |20. Juni |12. Sept. 
I subvillosa Schrad. 13. Mai 113 Juni | 1. Juni | 7. Juni 114 Juni |30. Juni |13. Oct. 
tanacetifolia Poir. | 26. Juni 30. Juni | 
Cotoneaster laxiflora Jacg. fill 113. Mai 13. Juni 15. Mai 29. Mai | 6. Juni | 6. Juli |15. Aug. 
n multiflora Bnge. 13. Mai 13. Juni 21. Mai | 8. Juni 15. Juni | 8. Juli | 8. Oct. 
R Nummularia F. et M,13. Mai 13. Juni 21. Mai 10. Juni 20. Juni 10. Juli | 8. Oct. 
5 tomentosa Lindl | 1. Juli | 9. Juli 13. Juli 
5 vulgaris Lindl. 9. Mai | 9. Juni 13. Mai |27. Mai | 6. Juni |27. Juni 15. Aug. 
Pyrus baccata L. 15. Mai 115. Juni |19. Mai 29. Mai | 6. Juni 19. Juni |28. Sept. 
„  cerasifera Tausch. 115. Mai 15. Juni |19. Mai |30. Mai | 6. Juni 119. Juni |28. Sept. 
»„ Malus L. 118. Mai 15. Juni '29. Mai ' 1. Juni | 6. Juni 20. Juni '20. Sept. 


I. Originalabhandlungen. 


239 


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Namen der Pflanzen sre 52 208 Sg So = = 

2 al 25 8358 od | 235 Fr: B 

Eoasssulasarı ae geeııS =) 

<= 22) Z = 2 <> ri 

Pyrus prunifolia Willd. 15. Mai 115. Juni ‚19. Mai km, Mai | 6. Juni 19. Juni |28. Sept. 

Sorbus Aucuparia L. 29. April;29. Mai 19. Mai 30. Mai | 6. Juni 24. Juni |18. Sept. 

Amelanchier Botryapium D.C. ı 13. Mai 22. Mai 125. Mai 

Onagrarieae. 

Epilobium angustifolium L, 5. Juli , 5. Juli |15. Juli 15. Aug. |31. Aug. |12. Sept. 
E hirsutum L. | 5. Juli | 5. Juli 124, Juli | 5. Aug. |18. Sept. |29. Sept. 
= montanum L. 29. Juni |, 9. Juli 18. Juli |18. Sept. |28. Sept. 
a palustre L. 29. Juni | 5. Juli |15. Juli |18. Sept. |28, Sept. 

Circaea alpina L. 30. Juni 4. Juli 10, Juli 

Hippurideae. 
Hippuris vulgaris L. | | 1. Juli | 6. Juli |18. Juli |18. Sept. | 
Callitrichineae. 
Callitriche autumnalis L. 30. Aug. |19. Sept. 
> verna L. 20. Mai |25. Mai | 6. Juni |24. Juni 
Lythrarieae. 
Lythrum Salicaria L. |25. Juni |29. Juni | 6. Juli |15. Juli |30. Sept. (18. Oct. 
Philadelpheae. 
Philadelphus coronarius L. 10. Mai 10. Juni |22. Juni |28. Juni | 4. Juli 116. Juli 
n laxus Schrad. 110. Juli |16. Juli |20. Juli | 
n tenuifolius Rupr. 122. Juni |26. Juni 30. Juni 
Gueurbitaceae. 
Cueumis sativus L. | | | 1. Juli | 5. Juli |13. Juli | 
Portulaceae. 
Portulaca oleracea L. 15. Juli |20. Juli |26. Juli 31. Aug. 
Tetragonia expansa Ait. 30, Juni | 4. Juli |10. Juli 
Crassulaceae. 
Sedum acre L. 20. Juni |26. Juni |30. Juni 
„  Kamtschaticum Fisch. 20. Juni 127. Juni |30. Juni 
„ BRhodiola D.C. 3. Mai 113. Mai 22. Mai 
„ Aizoon L. 24, Juni | 4. Juli 13. Juli 8. Sept. 
„ Stephani Cham. 22, Mai 30. Mai | 6. Jwni 
„  Forsterianum Sm. 1, Juli | 8. Juli 13, Juli 
»„ hybridum L. 4, Juli |13. Juli |20, Juli 8. Sept. 
n„ Ewersii Ledeb. 1. Aug. | 6. Aug. |13. Aug. 
„ spurium M.a.B. 4. Juli 13. Juli '20. Juli 


3 \ ’ { Im wi 


940 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


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Namen der Pflanzen Ho s=3 |$83 SE: S25 SE a 
177} = oO = 
ae 5 la 
Sedum Maximowiezii Rgl. | | I1e. Aug. I. Aug. |25. Aug. | | 
Sempervivum Doellianum Lehm. | 4. Juli |13. Juli 20, Juli | 
»  tecforum I. | 30. Juni | 6. Juli |13. Juli 
Grossularieae. 
Ribes aciculare Sm. 25. Aprill25. Mai /13. Mai |18. Mai | 1. Juni |15. Juni 
„ alpinum L. 25. April25. Mai |10. Mai |13. Mai 18. Mai | 6. Juni 
a n & 10. Mai /10. Juni 13. Mai |18. Mai 21. Mai |10. Juni |10. Aug. 
„ aureum Pursh. 29. April29. Mai 13. Mai 121. Mai 26. Mai |15. Juni 
„  euneatum Kar. et Kir, 29. April29. Mai 13. Mai |19. Mai |24. Mai |10. Juni 
„  Diacantha Pall. 29. April29. Mai 113. Mai |19. Mai |24. Mai 10. Juni 
„  Grossularia L. 29. Aprili29. Mai 10. Mai |13. Mai |18. Mai 31. Mai 31. Juli 
„  fNoridum 1’Herit. 10. Mai |10. Juni 19. Mai | 1. Juni | 8. Juni |24. Juui 


(intermedium Tausch.) j 
heterotrichum ©. A. Mey. |29. April29. Mai Kam nicht zur Blüthe und ging später ein. 


„  nigrum L. 29. Aprili29. Mai 13. Mai |21. Mai |26. Mai |10. Juni |10. Aug. 
»„  Ppetraeum Wulf, 9. Mai | 9. Juni 118. Mai /21. Mai 26. Mai ‚10. Juni ‚10. Aug. 
„  rubrum L. 12. Mai 112. Juni |18. Mai '21. Mai |26. Mai /10. Juni 20. Juli 
»„  triflorum Willd. 29. Aprill29. Mai |15. Mai |27. Mai |30. Mai |15. Juni 
Saxifrageae. 
Saxifraga caespitosa L. | | 13. Mai |22. Mai 
5 crassifolia L. 13. Mai |/22. Mai 27. Juli 
n enneifolia L, 30. Mai 10. Juni | 
5 Geum L. 27. Juni | 4. Juli 
5 exarata Vill, | 30. Mai 10. Jmni | 
a Hostii Tausch. 14. Juni |20. Juni 
n muscoides Wulf. | - 80. Mai [10. Juni 
& hypnoides L. 14. Juni |20. Juni 
"N rotundifolia L. 4. Juni |13. Juni 
umbrosa L. 6 Juli 113. Juli 
Chrysosplenium alternifolium L, 25. Aprill 6. Mai 
Heuchera americana L. 25. Juni | 4. Juli 18. Äug. 
n eylindrica Lindl. 27. Juni | 4, Juli 
micrantha Dougl. | 25. Juni | 4. Juli 
Mitella diphylla L. 20. Juni 127. Juni 
Umbelliferae. 
Astrantia major L. | 4. Juni |13. Juni |24. Juni 14. Aug. 
Eryngium Bourgati Gouan. 8. ame- 13. Juli /20. Juli 130. Juli 
thestinum Rgl. | 
Cicuta virosa L. | 4. Juli /16. Juli |27. Juli 
Aegopodium Podagraria L. 20. Juni 24. Juni |, 4. Juli 
Carum Carvi L, 110. Juni 115. Juni 24. Juni 
Pimpinella Saxifraga L. 10. Juli 16. Juli 27. Juli 
Bupleurum sachalinense F. Schmidt 1. Juli | 9. Juli 16 Juli 
Silans Besseri D.C. 20. Juli 29. Juli | 3. Aug. 
Libanotis condensata Fisch. 4. Juli 113. Juli 25. Juli 
Cnidium intermedium h. Vind. 4. Juli 13. Juli 25. Juli 
venosum Koch. 16. Juli |23. Juli | 3. Aug. 
Area Matellina Gärtn. 22. Mai | 1. Juni 110. Juni f 
„  &athamanthicum Jacq. 13. Juni 119. Juni | 4. Juli R 


Levisticum ofäcinale Koch. 1. Juli | 6. Juli |13. Juli 


2. 


IL. I ee &: a HE 
DEBERS > V d- 


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I. Originalabhandlungen, 241 
TTS GGG 
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Namen der Pflanzen SHe 32 zs.3 Sg s22 = a 
en | E 
gar ra 737 95 |S58 | Aene 
Archangelica officinalis Hoffm. | Io Juni | 4. Juli 13. Juli 
Thysselinum palustre Hoffm. 22. Juni |28. Juni | 6. Juli ‚18. Aug. 
Heracleum dissectum Ledeb. 24. Juni |29. Juni | 6. Juli 
5 Panaces L. 6. Juli 13. Juli |20. Juli 
5 sibiricum L. 6. Juni ‚14. Juni |20. Juni 
4 asperum M. a. B. 4. Juli |10. Juli |15. Juli 
n villosum Fisch. 29. Juni | 3. Juli 10. Juli 
- Wilhelmsii Fisch. et \ 
Lallem. 24. Juni |29. Juni | 6. Juli 3. Aug. 
Anthriscus nemorosa Spr. 22. Mai |30. Mai | 6. Juni 18. Aug. 
Tommasinia Szovitsii Boiss. 30. Juni | 4. Juli 112. Juli 
Chaerophyllum aureum L. 24. Juni |29. Juni | 6. Juli 
Myrrhis odorata Scop. 3. Juni ! 9. Juni '15. Juni 
Corneae. 
Cornus alba L. | 113. Mai | 5. Juni |13. Juni |26. Juni |20. Juli 
„  alternifolia L. fil, 22. Juni 28. Juni | 4. Juli 
„»  sanguinea L. | 3. Juli | 9. Juli 15. Juli 
„  suecica L. 15. Juni |20. Juni |2#. Juni 
Caprifoliaceae. 
Adoxa Moschatellina L, 15. Mai |24. Mai |30. Mai |10. Juni 
Sambucus Ebulus L, 10. Aug. 118. Aug. |25. Aug. 
h nigra L. 8. Mai | 8. Juni 15. Juni | 8. Juli 115. Juli | 3. Aug. | 1. Oct. 
Fr pubens Michx. 25. Aprill25. Mai 19. Mai |30. Mai | 6. Juni 113. Juni | 1. Aug. 
e racemosa L. 18. April18. Mai |29. Aprili21. Mai 26. Mai | 9. Juni |28. Juli 
Viburnum Lantana L. 9. Mai | 9. Juni |13. Mai |30. Mai | 6, Juni 126. Juni |18. Sept. 
A Lentago L. 13. Mai 9. Juni |20. Juni |26. Juni 10. Oct. 
a Opulus L. 29. April29. Mai 30. Mai |[20. Juni |30. Juni | 6. Juli 128. Sept. 
Lonicera alpigena L. 10. Mai |10. Juni 18. Mai |30. Mai | 6. Juni 24. Juni |24. Aug. 
a Caprifolium L. 25. April25 Mai 18. Mai |22. Juni 126. Juni 112. Juli | 8. Aug. 
5 chrysantha Turcz, 8. Mai | 8. Juni 10. Mai | 6. Juni |15. Juni 25. Juni 125. Juli 
e coerulea L. 24. April24. Mai 10. Mai |15. Mai |21. Mai 10. Juni 13. Juli. 
= Maximowiczii Rupr. 24. Juni | 1. Juli | 8, Juli 
5; nigra L. 8. Mai | 8. Juni 118. Mai | 5. Juni 10. Juni |24. Juni |24. Juli 
- tatarica L. 8. Mai | 8. Juni 114. Mai | 5. Juni 115. Juni |30. Juni | 1. Aug 
s Ruprechtii Rgl. 8. Mai | 8. Juni 10. Mai | 6. Juni 115. Juni 18. Juli 
= Xylosteum L. 8. Mai | 8. Juni 118. Mai |30. Mai | 6. Juni |24. Juni | 8. Aug- 
2 Perielymenum L. 13. Juli |20. Juli 27. Juli 
Linnaea borealis L. 6. Juni 114. Juni 124, Juni | 1, Aug. 
Diervilla canadensis W. 24. Juni ; 3. Juli |10. Juli 
Calyptrostigma Middendorffianum 
Trautv. et Mey. 8. Mai 20. Juni 114. Mai 125. Mai | 1. Juni |20. Juni |12. Sept. 
Symphoria racemosa Pursh. 24. Juni ' 3. Juli 10. Juli 2. Sept. 
Stellatae. 
Asperula odorata L. 6. Juni |13. Juni (20. Juni 
Galium Aparine L. | 24 Juni | 1. Juli 15 Juli 
n„  boreale L. 10. Juni 25. Juni | 5. Juli | 3. Aug. 
»  Mollugo L 10. Juni |25. Juni | 5. Juli | 3. Ang, 
7 palustre L. 25. Juni | 5. Juli |11. Juli 
” roubioides L. 25. Juni | 6. Juli 112. Juli 
e uliginosum L. 20. Juni |29. Juni | 9. Juli 
VII. 1870. 16 


Scabiosa sylvatica L. 


949 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 
wur == & Te | 2.8 ® 
SEE | 55 |a&5| 23 |S85| de 3 
m ©o2 rS ou = EZ = oO, en) = = 
Namen der Pflanzen Ho = go = oa Bord 3:3 R= 
2. (Emmi) NE PR Dee Br) B 
Bsma|) Sa |Ms@|ı 55 SE: | SE 
<7 = es 37. 
Galium verum L. 15. Juli |25. Juli | 4. Aug. | | 
„ kucidum All, 30 gel 19: Ta ER 
Valerianeae. 
Valeriana alliariaefolia Vahl. | 4. Juni |16. Juni |26. Juni 3. Aug. 
5 officinalis L. ı24. April; 8. Juni | 8. Juni |24. Juni | 4. Juli 31, Juli |15. Aug. 
2 montana L. | | 19. Mai |30. Mai | 6. Juni | | 
Dipsaceae. 
Cephalaria tartarica R. et Sch. | 20. Juli [27. Juli | 3. Aug. | 
29. Juni | 6. Juli |13. Juli | 


(Schluss folgt). 


I. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 


a) Abgebildet in „Illustration horti- 
coler. 


1) Epidendrum ambiguum Lindl. (Or- 
chideae). — Ldl. Fol. orchid. Ep. Nr. 56. — 
E. alatum Ldl. Bot, Reg. 1847 t.55; — nec 
Bat. Orch. mex. t. 18; nec Ldl. Pl. Hartweg. 
p. 92. — Eine schöne, mit E. longipetalum 
Ldl. und E. calocheilum Hook. oft verwech- 
selte Orchidee, welche schon 1847 zum ersten 
Male in der reichen Rucker’schen Sammlung 
blühte, später aber wieder verloren gegangen 
zu sein scheint und erst neuerdings wieder 
eingeführt wurde. Durch ihre Blüthenform 
mit E, conspicuum Ch. Lem. verwandt, aber 
ohne denselben in der Frische des Colorits 
zu erreichen, während sein Wohlgeruch und 
Blumenreichthum die genanrte Art über- 
trefien. Scheinknollen klein, aufrecht, stark 
gerieft und im Alter runzelig; die 3—4 Blät- 
ter stehen aufrecht, sind länglich-riemenför- 
mig, 5—6 Zoll lang, !/,—!/, Zoll breit. 
Rispe aus den jungen Scheinknollen zwischen 
den Blättern hervorkommend, zusammenge- 
setzt, hängend, eylindrisch, mit einem dich- 
ten weisslichen Netz bedeckt. Blume 1!/, 


Zoll im Durchmesser, gelblich-grün, Label- 
lum weiss und grösser als die andern Seg- 
mente; am Rande stark gekräuselt und mit 
carmoisin und violett fein gestreift und 
punktirt. Vaterland Guatemala. Cultur im 
temperirten Orchideenhause. (Taf. 606). 


2) Centrosolenia bullata Lem. (Gesnera- 
ceae). — Episcea tessellata h. Lind. — Diese 
herrliche, durch das Linden’sche Etablisse- 
ment eingeführte, von Wallis im südlichen 
Peru (Maynas) entdeckte Pflanze gehört in 
die Gruppe der Drymonien; sie ist jedoch 
von Episcea durch das Vorhandensein eines 
hypogynen Ringes, durch mit einander ver- 
wachsene Staubfäden und durch die Gestalt 
der Narbe unterschieden und gehört am 
wahrscheinlichsten in die von Bentham auf- 
gestellte Gattung Centrosolenia. Blätter 
gegenüberstehend, 10—12 Zoll lang, 5 Zoll 
breit, dunkelgrün, schwärzlich broncirt, ober- 
halb glänzend. Unterseite der Blätter wein- 
roth. Die ganze Blattfläche aus unterseits 
hohlen, nach oben erhöhten, dichtgedräng- 
ten, am Grunde 5—6kantigen und an der 
Spitze abgerundeten Kügelchen bestehend, 


7% 


II. Neue Zierpflanzen. 


welche durch Netzadern von einander ge- 
trennt sind. Blüthenstand achselständig. 
Blumen zahlreich, fast sitzend. Kelchblätter 
oval-lanzettlich, zugespitzt, gezähnt. Zwi- 
schen den blassgelben Blüthen befinden sich 
eine Menge grosser grüner Bracteen von 
ähnlicher Form wie die Kelchblätter. Blu- 
menröhre 1?/, Zoll lang. Limbus 5theilig; 
Theile gleichgestaltet. Cultur im sonnigen 
Warmhause. (Taf. 607). 


3) Chirita Ilacina Lem. (Cyrtandraceae), 
Wiederum eine von Wallis am Vulcan Chi- 
riqui entdeckte und durch Linden eingeführte 
Pflanze, deren systematische Stellung nach 
dem Ausspruche von Lemaire aber noch 
keineswegs als definitiv zu betrachten ist. 
Sie hat die Blüthen und die Tracht einer 
Chirita, ihren Staubgefässen nach zu urthei- 
len gehört sie jedoch zu den Gesneraceen. 
Stengel cylindrisch, weich behaart, an der 
Spitze zurückgebogen, 12—45 Zoll hoch, 
bräunlich. Blattistiele gegenüberstehend oder 
abwechselnd, am Grunde leicht angeschwol- 
len. Blätter herzförmig, am Grunde ungleich, 
. die äussere Seite fast zwei Mal so breit, 
scharfgespitzt. Oberfläche runzelig-blasig, 
glatt, mit kleinen erhabenen Punkten bedeckt, 
am Rande kerbzähnig. Blumen zahlreich, 
eine endständige Traube bildend, Blüthen- 
stiel 2—3blumig, mit der Blume 2—5 Mal 
kürzer als die Blätter und mit 2 sehr klei- 
nen Bracteen besetzt. Kelch 5lappig; Lappen 
länglich-linear, Corolle am Grunde bauchig, 
weiss, behaart, Limbus ausgebreitet, 5lappig, 
die unteren Lappen grösser als die übrigen, 
Farbe der Blume lila mit gelbem Schlunde, 
in der Nähe der Staubfäden mit einem röth- 
lich-schwarzen Flecke. (Taf. 608). 


4) Odontoglossum triumphans Echb. fil. 
(Orchideae). Rchb. in Bonpl. II p. 99. — 
Pescatorea t. 45. — Eine wunderschöne, 
mit O, Hallii Ldl. verwandte Art mit Blumen 
von 4 Zoll im Durchmesser. Sie wurde von 
Linden in der Provinz Pamplona in Neu- 
Granada in der Höhe von 8—9000 Fuss zu- 
erst entdeckt, später aber auch von Schlim 
und Wagener gesammelt. Sie verlangt Cultur 
in der kühlsten Abtheilung des Orchideen- 


243 


hauses wie alle diejenigen Arten, welche auf 
den hohen Cordilleren wachsen, wo die Win- 
tertemperatur zwischen + 4—8° R. differirt, 
Scheinknollen länglich-eiförmig, Blätter läng- 
lich-lanzettlich, schwach zugespitzt oder 
scharf. Traube länger als die Blätter, 8— 
10blumig. Die drei äusseren Segmente län- 
ger als die inneren, länglich -lanzettförmig, 
zugespitzt, mit einem wellenförmigen Rande; 
die inneren kürzer und breiter, weniger spitz, 
alle goldgelb mit regelmässigen grossen ka- 
stanienbraunen Flecken. Labellum herzför- 
mig, mit klauenähnlichen Auswüchsen, weiss, 
an der Spitze rosa. (Taf. 609). 


5) Vriesea Lindeni Lem. (Bromeliaceae). 
Die hier abgebildete Pflanze ist die Tillandsia 
Morreniana Rgl. (Vergl. Gartenfl. 1870 p. 40 
und 1869 p. 193). Lemaire nennt die Ab- 
bildung der T. Lindeniana auf Taf. 619 der 
Gartenflora unrichtig, kennt also nicht den 
wahren Sachverhalt. Hinzuzufügen wäre 
noch, dass die in der Illustration abgebildete 
Pflanze, also die T. Morreniana Rgl. auf der 
Pariser Weltausstellung zuerst als T. cyanea 
von Linden ausgestellt war. (Taf. 610). 


6) Fittonia gigantea Lind. (Acantha- 
ceae). Bereits besprochen und abgebildet. 
(S. Gartenfl. 1869, p. 259, t. 629). 

(Taf. 611). 


7) Houlletia tigrina Lind. (Orchideae). 
Nach einer Abbildung in Paxtons Flower 
Garden III t. 650 bereits besprochen. (S. 
Gartenfl. 1853 p. 155). (Taf. 612). 


8) Cochliostemma Jacobianum CO. Koch 
et Lind. (Commelynaceae). Diese ausge- 
zeichnete Pflanze, die auf mehreren interna. 
tionalen Ausstellungen excellirte, wurde 
schon wiederholt in diesen Blättern bespro- 


chen. (S. Gartenflora 1868 pp. 170, 277 u. 
307). (Taf. 615). 
9) Camellia Sangallı hort. Eine neue 


Spielart mit Blumen von mittlerer Grösse, 

weiss mit zart rosa übertuscht, jedes Blumen- 

blatt in der Mitte mit einem gelblichen Strei- 

fen; Form der C. imbricata; über den Ur- 

sprung wird keine Notiz gegeben. (Taf. 614). 
16 * 


244 


Mit diesem Hefte legt Herr Professor 
Lemaire die Redaction der „Illustration hor- 
ticole“ nieder, eines Journals, welches der- 
selbe gründete und 16 Jahre hindurch lei- 
tete. Wir können Lemaire’s Thätigkeit auf 
dem Gebiete der wissenschaftlichen Garten- 
literatur keine bessere Anerkennung zollen, 
als durch den aufrichtigen Wunsch, dass es 
seinem Nachfolger in der Redaction gelingen 
möge, die Illustration auch für die Folge 
auf gleicher Höhe fortzuführen und ihr den 
inneren Werth zu bewahren, der sie bisher 
so vortheilhaft ausgezeichnet hat. (Ender). 


b) Abgebildetim „Botanical Magazine. 


10) Dahlia imperialis Roezl. Beschrie- 
ben und abgebildet in der Gartenflora 1863 
p. 243, Taf. 407 u. 408. (Taf. 5813). 


11) Jerdonia indica Wight. (Didymo- 
carpeae). Wight Icon. pl. Ind. or. t. 1352. 
— Diese schon seit längerer Zeit sich in 
Cultur befindende Miniaturpflanze wurde 
durch Dr. Wight an den westlichen Abhän- 
gen des ostindischen Neilgherrie- Gebirges 
entdeckt und durch Major Beddome lebend 
in Kew eingeführt. Die Gattung erhielt ihren 
Namen zu Ehren eines berühmten Ornitho- 
logen, des Stabs-Chirurgen T. C. Jerdon von 
der indischen Armee. — Wurzelstock 2-—3 
Zoll lang, fleischig, knotig, an der Spitze 
verästelt. Blätter gegenständig, sehr dicht 
stehend, 1—2 Zoll lang, herzförmig, stumpf, 
unterseits glatt, oben leicht behaart. Die 
Nerven auf der Unterseite, die Blattstiele 
und die Ränder der Blätter mit röthlichen 
Härchen bewimpert. Die Oberseite dunkel- 
grün mit grünlich-weissen Flecken an der 
Mittelrippe und den Hauptadern entlang. 
Blüthenstiele achselständig, zahlreich, auf- 
recht, 1—3blumig. Blumen ?/, Zoll lang. 
Kelchlappen !/, Zoll lang, pfriemig - lanzett- 
lich, grün und behaart. Corolle leicht be- 
haart, blass-lila.. Röhre trichterförmig, in 
der Mitte zusammengeschnürt, aussen mit 
carmoisinrothen Adern; obere Lippe aus 
zwei kurzen gekerbten, untere aus drei län- 
geren abgerundeten Lappen bestehend. — 
Eine Art, die nur für grössere Sammlungen 


7 TALDAF FI 
Fa Ve Er 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Werth hat, da sie andern verwandten Pflan- 
zen gegenüber zu unscheinbar ist. 
(Taf. 5814). 


12) Phalaenopsis Parishii Rehb. fil. — 
(Orchideae). — Rechb. f. in Gard. Chron. 
1865 p. 410. — Xenia Orch. p. 144, t. 156, 
fig. I, 10.*— Eine durch Mr. Parish in den 
Wäldern von Birma entdeckte und an die 
Herren Low in Clapton gesandte Art, die 
zuerst bei Dawson und Day blühte. Das 
Exemplar des Kewer Gartens stammt vom 
Oberst Benson und blühte im Mai 1868. 
Stengel sehr kurz; Blätter zweireihig, läng- 
lich-lanzettlich, spitz, von dunkelgrüner Farbe 
und 2—4 Zoll lang, dichtgedrängt. Traube 
seitlich, 6—10blumig, Blumen dichtstehend, 
Hüllblätter klein, pfriemenförmig. Blüthen- 
stiel mit dem Ovarium 1 Zoll lang, weiss; 
Perianthium ?/, Zoll im Durchmesser, aus- 
einandergespreitzt; Sepalen weiss, das obere 
länglich, fast spitz, die seitlichen grösser, 
verbreitert eiförmig. Petalen ebenfalls weiss, 
spathelförmig, stumpf, so lang als das oberste 
Sepalum, Lippe mit einer kurzen Klaue; 
Saum 3ekig, an den Ecken geöhrt, lebhaft- - 
violett, am Grunde gelb. Verlangt die 
wärmste Abtheilung des Orchideenhauses, 
ist aber viel weniger schön als Ph. rosea, 
grandiflora, amabilis, Schilleriana etc. 

(Taf. 5815). 


135) Antigonon leptopus Hook. et Arn. 
(Polygoneae). — H. et A. Bot. Beech. p. 308 
t. 69. — Meissn. in. D. C. Prodr. XIV, pt. 1, 
p. 184. — Eine höchst interessante Schling- 
pflanze, in Mexico, Neu-Californien, Guate- 
mala, Jamaica und Neu-Granada einheimisch, 
die durch Farbe und Fülle der Blumen den 
Bougainvillien an die Seite gestellt werden 
kann. Ihre Einführung in die Gärten ver- 
danken wir Dr. Hillebrand, welcher aus Ho- 
nolulu Samen an den Königlichen Garten 
in Kew sandte, wo die daraus erzogenen 
im October des vorigen Jahres 
blühten. Ein glatter, dünner, höchstens im 
jungen Triebe etwas behaarter Ranker, 
Blätter 3—5 Zoll lang, pfeilig-eiförmig oder 
ei-herzförmig, am Grunde tief ausgeschnitten, 
pergamentig. Stiel !/3—1!/, Zoll lang. 


Pflanzen 


II. Neue Zierpflanzen. 


Traube achselständig und auch endständig. 
‚Stiel der Traube in eine sehr dünne, ver- 
zweigte, hakige Ranke auslaufend; Hüll- 
blätter pfriemig, Stielchen !/, Zoll lang, 
dünn. Sepalen lebhaft-rosa, */, Zoll lang; 
die äusseren herzförmig, spitz, am Rande 
zurückgebogen; die inneren viel schmäler, 
länglich, spitz. Staubfäden behaart, immer 
1 langer mit 2 kurzen abwechselnd. Ova- 
rium eiförmig, dreigriffelig; Narbe nieren- 
förmig. Wird jedenfalls dankbar blühen, 
wenn man einen Platz im freien Grunde 
eines temperirten Warmhauses geben kann. 
(Taf. 5816). 


14) Cucumis Anguria L. (Cucurbitaceae). 
L. Sp. pl. p. 1446. — Naud. in Ann. Se. nat. 
Ser. 4, vol. XI, p.11 et vol. XII, p. 108. — 
C. echinatus Mönch Method. p. 654. — C. 
anguroides Roem. Syn. Cucurb. p. 79. — 
Die altbekaunte westindische Gurke, welche 
einen Hauptbestandtheil der westindischen 
Pickles biklet. Wenn die Antillen wirklich 
ihre Heimath sein sollten, so ist dies wohl 
die einzige Art Cucumis, die in der neuen 
Welt vorkommt; möglicherweise ist sie aber 
weiter nichts als eine durch Cultur entstan- 
dene Form von C. Figarii oder C. prophe- 
tarum aus Afrika, denen sie ungemein ähn- 
lich ist; in neuerer Zeit wird dieselbe häufig 
in Algerien cultivirt, (Taf, 5817). 


15) Monolena primuliflora J. D. Hook. 
(Melastomaceae). — Bertolonia primuliflora 
hort. Bull. — Eine bemerkenswerthe Blatt- 
pflanze, eingeführt aus Neu-Granada durch 
Mr. William Bull, in dessen Etablissement 
zu Chelsea sie im November 1869 zuerst 
blühte, Triana nannte diese Art nach Exem- 
plaren, die Lechler in Peru sammelte, Mo- 
nolena Sprucei, aber da diese Benennung 
noch nicht publicirt ist, glaubte sich Dr. 
Hooker berechtigt, der Pflanze denjenigen 
Artennamen zu belassen, unter welchem sie 
in die Gärten eingeführt wurde. — Stengel 
dick, von der Grösse einer Haselnuss, nar- 
big. Blätter 4—6 Zoll lang, elliptisch, zu- 
gespitzt, 3—5.nervig vom Grunde aus. Ober- 
fläche lebhaft glänzend-grün; Unterseite und 
Stiel purpurroth. Blüthenstiele von verschie- 


245 


dener Länge, 2—3blumig. Blumen lebhaft- 
rosa, 1 Zollim Durchmesser; Centrum weiss. 
Antheren gelb. Bracteen kreisrund. Kelch- 
röhre stumpf dreikantig, kugelig. Lappen 
kurz, abgerundet; Petalen verkehrt-ei- oder 
herzförmig, fünf an der Zahl. (Taf. 5818). 


16) Delphinium nudicaule Torr. et Gr. 
(Ranuneulaceae). — Torr. et Gr. Fl. N. 
Amer. I, p. 33. — Ein schönes perenniren- 
des Delphinium aus Californien, zwar schon 
von David Douglas im Jahre 1835 entdeckt 
und später auch von anderen Sammlern ge- 
funden, aber erst in neuerer Zeit bei Mr. 
Thompson in Ipswich aus Samen gezogen. 
Von dem naheverwandten D. cardinale Hook. 
(B. M. t. 4887) unterscheidet es sich durch 
geringere Dimensionen, breitere Blattlappen 
mit kurzen Segmenten, lockere Rispe und 
durch kleinere biässere, mehr orangefarbene 
Blumen, fast glattes Perianthium und be- 
haarte Carpellen. Stengel 12—18 Zoll hoch, 
verästelt, glatt; Aestchen 10 — 14blumig. 
Wurzelblätter 2—2!/, Zoll im Durchmesser, 
3—7lappig; die bis in die Mitte oder fast 
bis auf den Grund reichenden Abschnitte 
verkehrt-eiförmig, keilig. Blüthenstielchen 
1—1!/, Zoll lang, abstehend; Bracteen klein, 
linienförmig; Blumen einschliesslich des Spor- 
nes 1!/, Zoll lang. Sepalen hell-orangeroth, 
concav, stumpf, kaum ausgebreitet; Sporn 
steif, fast gerade, etwas länger als die übrige 
Blume, Petalen von gleicher Länge wie die 
Sepalen, länglich-linear, hellgelb, die beiden 
oberen zweilappig, am Ende gewimpert; 
Carpellen drei, ausgebreitet und zurückge- 
bogen; netzaderig; Griffel dünn. — 

(Taf. 5819). 


17) Hoya australis R. Br. (Apocyneae). 
R. Br. Traill in Trans. Hort. Soc. VII p. 28. 
— Benth. Fl. austr. IV p. 346. — H. bica- 
rinata A. Gray in Proc. Amer, Ac. Sc. V 
p. 335. — H. Dalrympliana F. Müll. Rep. 
Burd. Exp. p. 16. — Wurde schon vor etwa 
einem Jahrhundert durch Sir Joseph Banks 
während der Reise des Capitains Cook am 
Endeavour-Flusse in Queenslaud entdeckt 
und später wiederholt durch Brown, Müller, 
Backhouse und Andere iu der Moreton-Bay, 


246 


in Rockhampton, am Clarence-Flusse und 
an andern Orten von Neu-Süd-Wallis und 
Queensland gefunden. Lebend eingeführt 
wurde sie aber erst durch James Backhouse, 
welcher sie 1865 nach Kew sandte. Sie 
blüht gewöhnlich im October und besitzt den 
Geruch eines Caprifolium. Eine epiphyte, 
saftige, rankende Pflanze. Blätter dunkel- 
grün, 2—3 Zoll lang, dickfleischig, kurzge- 
stielt, verkehrt-eiförmig oder fast kreisrund, 
stumpf oder etwas zugespitzt, an der Basis 
abgerundet oder fast herzförmig. Blumen 
weiss mit einem blassrothen Punkte in der 
Mitte, eine einfache Dolde bildend. Stielchen 
dünn, behaart, !/, Zoll lang oder länger. 
Corolle ausgebreitet, !/, Zoll im Durchmesser. 
Die Oberfläche fast glänzend und glatt, mit 
Ausnahme der Enden, welche etwas warzig 
und nicht zurückgebogen sind. Kronenab- 
schnitte horizontal abstehend, concav, am 
äusseren Rande stumpf, am inneren zuge- 
spitzt, gekrümmt, auf dem Rücken zwei- 
furchig. — Zur Cultur im temperirten Hause 
geeignet. (Taf. 5820). 


18) Ourcuma petiolata Roxb. (Seitami- 
neae-Zingiberaceae). Rxb. Fl. ind. I p. 37. 
— Rosc. Mon. pl. t. 100. — Horaninow 
Prodr. Monogr. Seit. p. 23. — Durch Mr.F, 
Carey aus den Wäldern von Pegu und Mar- 
taban in den botanischen Garten zu Calcutta 
eingeführt. Die Exemplare des Kewer Gar- 
tens stammen von Rey. C. Parish und blühten 
zuerst im September 1869. Nahe verwandt 
mit C. longa .und C. australasica (B. M. t. 
5620), unterscheidetsich aber durch die aus 
den Bracteen des Blüthenschaftes gebildeten 
ungewöhnlich tiefen Säcke und durch die 
dieser Art einzige abgerundete oder herzför- 
mige Basis der Blätter. Wurzelstock ziem- 
lieh dünn, mit kleinen, knolligen Wurzeln, 
beide inwendig gelb. Blätter 6—10 Zoll 
lang, länglich - lanzettlich, zugespitzt, 
Grunde herzförmig oder abgerundet, lebhaft- 
grün, unterseits ziemlich blass; Stiel 4— 6 
Zoll lang, sehr dünn; Rispe 5—6 Zoll lang, 
auf einem endständigen, kurzen dicken Blü- 
thenstiel stehend, welcher nach oben dicker 
wird und zuletzt mit Einschluss der Bracteen 
3—3!/, Zoll Durchmesser hat. Bracteen 


am 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


20—40, auf die Hälfte ihrer Länge verwach- 
sen, tiefe, die Blumen einschliessende Säcke 
bildend; die unteren nierenförmig, 1—1"!/, 
Zoll im Durchmesser, mit schmalem, zurück- 
gebogenem, abgerundetem Rande; die obe- 
ren in einen horizontal abstehenden, eiför- 
migen, fast spitzen Saum endend, welcher 
leuchtend-purpurroth gefärbt ist und dem 
Blüthenstande eine eigenthümliche Schön- 
heit verleiht. Blume blassgelb, wenig über 
die Bracteen hervorragend. Corollenröhre 
unten cylindrisch, oben glockenförmig; die 
drei äusseren Lappen breit eiförmig, concav, 
stumpf, die zwei seitlichen ziemlich länger 
als die andern. Lippe breit-nierenförmig, 
2/, Zoll im Durchmesser, zurückgebogen, 
dunkler gelb als die übrigen Theile. 
(Taf. 5821). 


19) Enkyanthus japonicus J. D. Hook. 
(Ericeae). Ein Halbstrauch fürs Kalthaus, 
durch die Herren Standish aus Japan einge- 
führt, wo er durch Sir Rutherford Alcock 
in der Nachbarschaft von Nagasaki entdeckt 
wurde, Blüht im Februar vor vollständiger 
Entwickelung der Blätter, erreicht aber seine 
höchste Schönheit im Herbste, wenn sich 
die Blätter goldgelb färben, wozu auch noch 
eine Menge rother Flecken kommen. Als 
Art näher dem sikkimschen E. himalaicus, 
als dem chinesischen E. quinqueflorus ver- 
wandt, aber von beiden durch die kugelige, 
mit einem völlig zusammengezogenen Munde 
versehene Corolle und durch die fünf grossen 
sackförmigen Auswüchse am Grunde der- 
selben verschieden. Blätter 1!/,—2 Zoll 
lang, gedrängt an den Spitzen der mit brau- 
ner Rinde bedeckten Zweige stehend; kurz- 
gestielt, elliptiisch oder verkehrt-eiförmig, 
spitz, am Rande gesägt, abfallend. Die ge- 
streiften gelbgrünen Bracteen verkehrt-eiför- 
mig, länglich, !/,„—!/, Zoll lang. Blumen 
zahlreich, herabhängend; Stielchen ?/, Zoll 
lang, völlig glatt. Kelch aus 5 kleinen ei- 
förmigen, pfriemigen Lappen bestehend. Co- 
rolle !/, Zoll im Durchmesser, rein-weiss, 
kugelförmig. Staubfäden eingeschlossen. 
Stigma hervorragend. Samenkapsel aufrecht- 
stehend, fast !/, Zoll lang. Verlangt Cultur 
in Haide-Erde. (Taf. 5822). 


II. Neue Zierpflanzen. 


20) Solanum venustum Kth. (Solanaceae). 
Kth. Sp. plant. nov. herb. reg. ber. p. 10. — 
Dunal in D.C. Prodr. XIII p. 83. — Eine 
aus Brasilien und zwar aus den südlichsten 
Provinzen stammende Schlingpflanze von 8 
—10 Fuss Höhe, welche schon seit längerer 
Zeit eultivirt wird, über deren Einführung 
wir aber nichts wissen. Die hin- und her- 
gebogenen Zweige glatt, Blätter weich, hell- 
grün, abwechselnd, langgestielt, länglich- 
eiförmig, am Grunde abgerundet, einfach 
oder 2—3theilig; das mittlere Blättchen dann 
9—31/, Zoll lang, die seitlichen viel kleiner, 
alle kurzgestielt. Blumen in herabhängen- 
den Trauben, welche 3—5 Zoll lang sind; 
Aestehen dünn, Kelch sehr klein, 5kantig, 
grün. Corolle ?/;, Zoll im Durchmesser, 
blass-lila, vom Grunde aus in 5 eiförmige, 
lanzettliche, spitze Lappen getheilt. Für das 
temperirte Haus zur Bekleidung kleiner Säu- 


len geeignet. (Taf. 5823). 
21) Erythrochiton Thypophyllanthus 


Planch. et Lind. (Rutaceae). — Ist die be- 
reits in der Gartenflora 1866, p.132, Taf. 507 
beschriebene und abgebildete Hypophyllan- 
thus Lindeni Rgl. — Ohne auf den Werth 
der Gattung hier näher einzugehen, da der- 
selbe an genannter Stelle genügend darge- 
legt ist, sei die Bemerkung erlaubt, dass es 
nur einem englischen Botaniker passiren 
kann, eine Pflanze oder vielmehr einen Na- 
men gänzlich zu ignoriren, welcher in einem 
vielverbreiteten Fachblatte, und dazu mit 
einer guten Abbildung begleitet, publieirt 
wurde. (Taf. 5824). 


22) Dendrobium lasioglossum Echb. fil. 
(Orchideae). Rchb. in Gard. Chron. 1868 
p- 682. — Entdeckt und eingeführt durch 
Oberst Benson aus den Wäldern von Birma 
und bei den Herren Veitch und Wentworth 
Buller, sowie im Königlichen Garten zu Kew 
zuerst im Februar 1868 blühend. Nahe ver- 
wandt mit dem philippinischen D. Ruckeri 
Lindl, Glatt, Zweige in Büscheln, dünn, 10 
—18 Zoll lang, hängend. Internodien 2—3 
Zoll lang, stielrund, !/,—!/, Zoll im Durch- 
messer, in der Mitte kaum angeschwollen. 
Blätter 3—5 Zoll lang, abwechselnd, lanzett- 


247 


lich, zugespitzt, hellgrün. Blumen in sehr 
kurzen, 2—3blumigen Trauben an den Glie- 
dern. Blüthenstiel hin- und hergebogen, !/, 
Zoll lang, weisslich-grün. Ovarium kurz, 
grün. Blumenkrone 1!/, Zoll im Durchmes- 
ser, ausgebreitet, weiss, mit Ausnahme der 
Seitenlappen des Labellums, welche röthlich 
gestreift sind. Sepalen ?/, Zoll lang, breit- 
eiförmig, schwach zugespitzt. Petalen etwas 
kleiner, breiter, stumpf. Lippe trichterför- 
mig, mit 2 abgerundeten, aufrechten, ausge- 
bissenen Seitenlappen und einem zurückge- 
bogenen Mittellappen, welcher einen wellen- 
förmigen Rand hat und dessen Discus mit 
einer Menge gelber rauher Haare .bedeckt 
ist. — (Taf. 5825). 
23) Paranephelius uniflorus Poepp. et 
Endl. (Compositae). P. et Endl. Nov. gen. 
pl. chil. III, p. 42, t. 248. — Walp. Ann. 
VI p. 103. — Weddell, Chloris andina I p. 
213. — Eine sehr schöne Topfstaude, be- 
merkenswerth durch die brillante Goldfarbe 
ihrer Blumen und durch die netzaderig ge- 
zeichneten hellgrünen Blätter, welche eine 
schneeweisse Unterseite haben. Sie stammt 
aus den Anden Perus und Boliviens, von wo 
Hr. W. W. Saunders Samen erhielt. Es ist 
eine Alpine, die in einer Höhe von 14—18000 
Fuss vorkommt. D. Hooker glaubt, dass 
alle 3 bis jetzt beschriebenen Species (P. uni- 
florus P. et E., P. ovatus Wedd. (ovalifolius 
A. Gray) und P. bullatus Wedd.) als Varie- 
täten einer einzigen Art zu betrachten seien. 
Wurzel spindelförmig, perennirend. Stengel 
fehlend oder nur 2—4 Zoll hoch. Blätter 
wurzel- und stengelständig, verkehrt-eiförmig 
oder verkehrt-eiförmig-lanzettlich, tief und 
unregelmässig scharf buchtig gezähnt, oder 
fast fiederlappig, mit scharf-gezähnten Lap- 
pen, oben dunkelgrün, runzelig, mit einge- 
senkten Adern, unterseits schneeweiss, mit 
angedrücktem wolligem Ueberzuge bedeckt. 
Blüthenstiel dick, dichtwollig. Involuerum 
glockenförmig, umgeben von blattartigen. 
zurückgeschlagenen, grünen Hüllblättern. 
Blüthenköpfe 2—5!/, Zoll im Durchmesser. 
Strahlenblüthen leuchtend-goldgelb; Discus 
orange; erstere ausgebreitet, sehr zahlreich, 
einreihig, 1—1!/, Zoll lang, unterseits be- 


248 


haart. Scheibenblüthen dünnröhrig, mit 
glockenförmigem Saume und 5 kleinen Lap- 
pen. — (Taf. 5826). 


24) Linaria tristis Mill. (Serophulari- 
neae). — Mill. Ic. t. 166. — Benth. in D.C. 
Prodr. X p. 281. — Antirrhinum triste L. 
Syst. veg. p. 465. — A. aerugineum Gouan. 
Ill. p. 38. — Ein unscheinbares Gewächs, 
welches im südlichen Spanien und auf den 
canarischen Inseln vorkommt uud kaum zu 
empfehlen ist. Blätter graugrün, Blumen 
gelb und braun. (Tat. 5827). 


25) Oenothera marginata Nutt. (Ona- 
grarieae). Nutt mss. in Hook. et Arn. Bot. 
Beech. Voy. Suppl. p. 343. — Torr. et Gray, 
FI.N. Amer. I p. 500. — Eine perennirende 
Oenothera, die schon 1842 von Nuttall auf 
den Rocky-Mountains in Ober-Californien 
entdeckt wurde; sie kommt auch im Oregon- 
und Missouri-Gebiete vor, wo sie von Tolmy, 
Burke und Geyer gesammelt wurde. Sten- 
gellos; Wurzel spindelförmig, holzig. Blätter 
zahlreich, 3—6 Zoll lang, sehr verschieden 
in Länge und Breite, spitz oder stumpf, ge- 
zähnt oder fiederspaltig. Blumen achselstän- 
dig, fast sitzend. Kelchröhre sehr lang und 
dünn, 3—6 Zoll lang, am Grunde ange- 
schwollen, am Ende trichterförmig. Kelch- 
lappen 1—2 Zoll lang, pfriemig-lanzettlich, 
zugespitzt, carminroth oder grünlich. Petalen 
sehr verschieden in der Grösse, fast so lang 
als breit, verkehrt-herzförmig, weiss, als 
Knospe blassroth. Staubfäden fast gleich- 
lang, grün, Griffel mit 4 Narben. Kapsel 
1 Zoll lang, länglich-eylindrisch, vierrippig, 
niedergestreckt. (Taf. 5828). 


26) Olavija macrophylla Miq. (Myrsi- 
neae). Ist gleich Clavija Riedeliana Rgl. var. 
floribus masculinis und war schon früher in 
der Gartenflora Jahrgang 1859 S. 245 be- 
schrieben und wird wiederholt besprochen 
und abgebildet werden. (Taf. 5829). 


27) Stylophorum japonicum Miq. (Pa- 
paveraceae). — Miq. Prol. Fl. Jap. p. 199. — 
Chelidonium japonicum Thbg. Fl. Jap. p. 221. 
— Ch. uniflorum $. et. Z. Abh. d. Bayr. 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Acad. IV, 2, p. 169. — Walp. Ann. I p. 956. 
— Hylomecon vernale Maxim. Prim. Fl. amur, 
p- 36 t. 3. — Eine harte Perenne aus Japan 
und dem Amurlande, eingeführt durch den 
botanischen Garten in St. Petersburg. Wur- 
zelstock dünn, gekrümmt, verästelt, an den 
Spitzen der Zweige 1—2 sehr langgestielte 
Blätter tragend; der dünne, aufrechte, 12— 
18 Zoll hohe Stengel trägt an der Spitze 2 
oder 3 Blätter mit achselständigen Blumen 
und am Grunde einige rundliche, stengelum- 
fassende, braune Scheidenblätter aus zwei 
gegenüberstehenden Fiederpaaren und einer 
Endfieder zusammengesetzt, fast sitzend, 
elliptisch oder lanzettlich, zugespitzt, unregel- 
mässig gesägt, die Endfieder 2—2!/, Zoll 
lang, wenig länger als die Seitenfiedern, am 
Grunde mehr verschmälert, zuweilen undeut- 
lich gelappt. Stengelblätter einfach, kürzer 
gestielt; selten besitzen die Blätter 5—6 Fie- 
derpaare. Blumen gelb, 1!/; —2 Zoll im 
Durchmesser, achselständig, gewöhnlich zu 
zweien stehend; Stielchen 1—1!/, Zoll lang, 
aufrecht. Sepalen häutig, sehr hinfällig; Pe- 
talen breit, verkehrt-eiförmig, an der Spitze 
abgerundet. Kapsel 1!/,—2 Zoll lang, sehr 
dünn, stielrund. (Taf. 5830). 


28) Narcissus Bulbocodium L. v. mono- 
phylla Bak. (Amaryllideae). Bak. in Gardn.- 
Chron. 1869 p. 529. — N. Clusii Dun. Mem. 
Ac. Se. Montp. p. 6 et 9. — Kth. Enum. V 
p- 897. — Walp. Ann. I p. 836. — Corbu- 
laria monophylla Durieu in Duch. Rev. Bot. II 
p. 425. — Kth. I. c. — Eine elegante nie- 
drige Abart des bekannten N. Bulbocodium, 
welche in Algier wächst und die dem Kew- 
Garten durch den General-Consul Oberst 
Playfair zugeschickt wurde. Die kleinen 
Zwiebeln von der Grösse einer Hagelnuss 
sind kugelrund, Häute russig-schwarzbraun, 
glänzend. Ein einziges, selten 2 Blätter sind 
4—6 Zoll lang, sehr schmal, halbstielrund, 
oberseits schwachrinnig, dunkelgrün. Schaft 
halb so lang als die Blätter, undeutlich 
3kantig. Blumen sehr kurz gestielt, auf- 
strebend oder horizontal, sehr blassgelb, 1!/, 
Zoll lang; Kronenröhre conisch, ?2/z Zoll 
lang. Lappen linear, ausgebreitet, spitz, etwa 
so lang als die Röhre. Krone sehr gross, 


II. Neue Zierpflanzen. 


1!/; Zoll im Durchmesser, halbkugelförmig, 
am Rande kraus und lappig. (Taf. 5831). 


29) Rhynchotechum ellipticum A. D.C. 
(Cyrtandreae). — A.D.C. in D.C. Prodr. IX 
p- 285 in nota. — Corysanthera elliptica 
Wall. Cat. Nr. 6411. — Im Königl. Botan. 
Garten zu Kew aus Samen erzogen, welche 
ein Herr Gammie vom Sikkim-Himalaya ein- 
sandte. Stengel 2—3 Fuss hoch, einfach, 
aufrecht, hin- und hergebogen, stielrund, von 
der Dicke eines Schwanenkiels; die oberen 
Theile der Pflanze, Stiele, Unterseite der 
jungen und die Nerven der älteren Blätter, 
sowie der Blüthenstand sind mit einer zar- 
ten ledergelben Wolle bedeckt. Blätter gegen- 
ständig, 6—10 Zoll lang, kurzgestielt, ver- 
kehrt-eiförmig-lanzettlich oder elliptisch, spitz 
und am Grunde in den Blattstiel verschmä- 
lert, stumpfzähnig. Nerven zahlreich, parallel, 
auseinanderstehend. Rispe achselständig, ver- 
zweigt, Aestchen sehr dünn; Kelchlappen !/, 
Zoll lang, pfriemig-lanzettlich, zugespitzt, 
Corolle !/, Zoll im Durchmesser, hellrosa 
mit einem zweilappigen blutrothen Flecken 
am Grunde der Oberlippe, welche zweilappig 
Unterlippe 3lappig; Lappen fast gleich, 
kreisrund; Staubfäden am Grunde der Kro- 
nenröhre eingesetzt. Antheren purpurroth. 
Beere !/, Zoll im Durchmesser, fast kugelig, 
weiss, durchsichtig, vielsamig. (Taf. 5832). 


ist. 


30) Orthosiphon stamineus Benth (La- 
biatae). — Benth. in Wall. Pl. As. rar. VII 
p.17 et in D.C. Prodr. XII p. 52. — Masters 
in Gard. Chron. 1869 p. 941 ce. icon. xylogr. 
— Ocymum grandiflorum Bl. Bijdr. p. 835 
nonL’Her. — Die Einführung dieser interes- 
santen Pflanze verdanken wir abermals dem 
berühmten Etablissement der Herren James 
Veitch & Söhne. Dieselbe hat einen grossen 
Verbreitungsbezirk, denn sie wächst in Assam, 
Birma, Siam, auf den Nicobaren und Philip- 
pinen, Java und Borneo und endlich am 
Cape Goole im Nordosten Australiens. — 
Eine krautige, 2—3 Fuss hohe Pflanze; auf- 
recht, vom Grunde an verästelt, behaart oder 
glatt, Zweige vierkantig; Blätter kurz oder 
langgestielt, 1— 3 Zoll lang, eiförmig oder 
rhombisch -eiförmig, am Grunde keilförmig 


249 


oder auch herzförmig; manchmal 
manchmal gelappt, oben dunkelgrün, unten 
blasser. Blüthenrispe einfach, dünn, 5— 10 
Zoll lang, aufrecht, sehr reichblumig. Blüthen 
zu 6—10 in je einem Quirle; Kelchröhre kurz, 
am Grunde abgerundet; Oberlippe aufrecht, 
kreisrund, Unterlippe mit zwei langen pfrie- 
menförmigen Mittelzähnen und 2 kürzeren, 
breiten, geöhrten Seitenzähnen. Corolle lila, 
Röhre !|, Zolllang, eng; untere Lippe läng- 
lich, schmal, concav, horizontal abstehend; 
obere Lippe eben so lang als breit, zurück- 
gebogen, 3lappig; Mittellappen gekerbt. 
Staubfäden blau, 1—1!/, Zolllang; Antheren 
dunkel. Die Pflanze soll sehr leicht und 
dankbar blühen, dabei überhaupt leicht zu 
cultiviren sein und dürfte deshalb als Flor- 
blume eine grosse Zukunft haben. 
(Taf. 5833). 


ganz, 


31) Vanda coerulescens Griff. (Orchi- 
deae). — Griff. Notulae p. 352, Icon. t. 331. 


— Lal. Fol. orch. Vanda p. 9. — Walp. 
Ann. VI p. 868. — Gard. Chron. 1870, p. 
529, fig. 97. — Diese mit V. coerulea ver- 


wandte, aber in allen ihren Theilen kleinere 
Art wurde von Griffith bei Bamo in Birma 
um das Jahr 1837 entdeckt, aber erst 30 
Jahre später durch den eifrigen Oberst Ben- 
son bei Veitch eingeführt, wo sie auch zu- 
erst im März 1870 blühte. Stengel von der 
Dicke eines kleinen Fingers, 1—2 Fuss lang, 
aufrecht, mit langen, dicken, hin- und her- 
gebogenen Wurzeln am Grunde der Blätter; 
letztere zahlreich, zweireihig und dichtstehend, 
5—7 Zoll lang, ?/;— 1!/, Zoll breit, oben 


doppeltgerinnt, sehr lederig, am Rande 
scharfkielig, Spitze des Blattes ?theilig, 
plötzlich keilförmig, Keile mit scharfen 


Spitzen. Trauben zahlreich, achselständig, 
hängend, 5—7 Zoll lang, Stiel grün, mit 
einer oder zwei kleinen anliegenden Schei- 
den; Blüthenstiele abstehend, mit dem dün- 
nen Ovarium 1!/, Zoll lang, etwas röther 
als die übrigen Theile der Blume. Letztere 
1—1!/,; Zoll im Durchmesser. Sepalen und 
Petalen fast gleich, ausgebreitet, eingebogen, 
wellenförmig oder gedreht, verkehrt-ei- oder 
spathelförmig, schwach zugespitzt, inwendig 
blass blaulila, auswendig etwas dunkler. 


250 


Lippe etwas schmäler als die Petalen, 3lappig; 
zwei Seitenlappen klein, dunkelblau, mit den 
Seiten der gleichgefärbten Columna verwach- 
sen; Mittellappen hervorstehend, zuweilen 
verkehrt-eiförmig und keilig; Ränder zurück- 
geschlagen, von derselben Farbe wie die Pe- 
talen. Sporn kürzer als die Lippe, blaulila; 
Antheren gelb. Eine ausgezeichnete Berei- 
cherung für die wärmste Abtheilung des Or- 
chideenhauses. (Taf. 5834). 


32) Acacıa Riceana Hensl. (Mimosaceae). 
Hensl. in Maunder’s Botanist III p. 135. — 
Hook. fil. Fl. Tasmann. I p. 106. — Benth. 
Fl. Austr. II p. 335. — A. setigera Hook., 
Ic. Plant. tab. 316. — Schon zu Anfang die- 
ses Jahrhunderts entdeckte Robert Brown 
diese wunderschöne Art im südlichen Theile 
von Tasmannien; aber erst lange nach ihrer 
Entdeckung sind Samen davon durch Gunn 
und Spring Rice nach England gekommen; 
zu Ehren des letzteren ist sie auch benannt 
worden. Ein glatter, kleiner, dunkelgrüner 
Baum mit hängenden Zweigen, welche nur 
an den Spitzen weich behaart sind. Phyllo- 
dien zerstreut oder quirlig, seitlich ange- 
drückt, sehr schmal, 1—2 Zoll lang, zuge- 
spitzt, stechend, steifer als bei verwandten 
Arten. Stipeln sehr klein, breit- eiförmig, 
häutig. Stielchen dünn, gespalten, länger 
als die Phyllodien. Blumen verhältnissmässig 
gross. Blumen einzeln oder zu zweien und 
dreien verbunden längs des sehr dünnen 
hängenden Stielchens stehend. — Eine der 
dankbarsten Arten dieser reichen Gattung, 
die sich zur Erziehung von Festons in kalten 
Gewächshäusern sehr gut eignet. 

(Taf. 5835). 


33) Arenaria purpurascens Ram. (Ca- 
ryophylleae). — Ramond in D.C. Fl. Frang. 
IV p. 785. — D.C. Prodr. I p. 410. — Ejusd. 
Ie. Gall. 1.45. — A. cerastioides Pers. Ench. I 
p. 502. — Cerastium Ramondi Fenzl. — 
Eine Art aus den Pyrenäen, die 3— 6 Zoll 
im Durchmesser haltende rasige Büsche bil- 
det. Zweige röthlich, aufsteigend, an der 
Spitze 1—3blumig. Blätter 1/,—?/, Zoll 
lang, hellgrün, sitzend, eiförmig, zugespitzt. 
Blumen !/,—?/, Zoll im Durchmesser, weiss, 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Staubfäden und Ovarium purpurroth. — Eine 
niedliche Perenne zur Topfeultur. 
(Tat. 5836). 


34) Grevillea Preissii Meissn. (Protea- 
ceae). Meissn. in D.C. Prodr. XIV p. 371. — 
Die Samen dieser niedlichen Art erhielt der 
Kew-Garten aus Perth in Südwest-Australien 
durch Hrn. Du Boulay. Schon früher wurde 
die Pflanze in der gleichen Gegend von Preiss 
und Drummond, und von Harvey am Swan 
river gefunden. Ein Strauch von 3—5 Fuss 
Höhe mit sparrigem Habitus, feinen blass- 
grünen Blättern, die gefiedert und an den 
obersten Fiedern gewöhnlich wiederholt ge- 
fiedert sind. Segmente, linear-stielrund, fast 
fadenförmig, spitz, aber weder rauh noch 
stechend, von unten einfach oder doppelt 
gerinnt, das ganze Blatt 1—2 Zoll lang. 
Traube endständig, sitzend, 1—1!/, Zoll lang, 
die Spindel wollig, Blumen zahlreich, seit- 
lich, mit 1—2 Linien langen Stielchen. Pe- 
rianthium glatt, an der Spitze zurückgeschla- 
gen, unten scharlachroth, oben gelb. Die 
langen fadenförmigen Griffel roth mit gelber 
Narbe. — Eine der feineren Arten, die jeden- 
falls eine aufmerksame Cultur verlangt. 

(Taf. 5837). 


35) Oyclonema myricoides Hochst. (Ver- 
benaceae). — Hochst. in Schimp. Pl. Abyss. 
Nr. 330. — Schauer in D.C. Prodr. II p. 675. 
— Spironema myricoides Hochst. 1. c. — 
Clerodendron myricoides R. Br. ? in Salt. 
Voyage, App. p. 64. — Ein kleiner Srauch 
aus Abyssinien, welcher zuKew im Palmen- 
hause cultivirt wird und alljährlich im Som- 
mer blüht. In seinem Vaterlande wächst er 
in einer Höhe von 7000 Fuss ü. d. Meere. 
Erreicht eine geringe Grösse, etwa 5 Fuss. 
Zweige kantig, welche nebst den Blatt- und 
Blüthenstielen und der Unterseite der Blätter 
mehr oder weniger behaart sind; Blätter 
1!/,—3 Zoll lang, gegenständig oder in 
Quirlen zu 3 und 4, fast sitzend oder kurz- 
gestielt, lanzettlich, verkehrt- eitörmig oder 
länglich-lanzettlich, zugespitzt, mehr oder 
weniger tief, stumpf- oder spitz-gezähnt, sel- 
ten ganzrandig. Die lockeren dreigetheilten 
Blüthenstielchen sind büschelweise in den 


II. 


Blattachseln vereinigt. Kelchröhre kugelig, 
Lappen breit, ungleich, ausgebreitet, eiförmig, 
stumpf. Kronenröhre !/, Zoll lang, blass- 
roth. Saum 1—1!/, Zoll breit; die 4 oberen 
Lappen fast gleich, elliptisch, stumpf, fast 
weiss; der unterste verkehrt-eiförmig-spathu- 
lat, viellänger, blau; Schlund behaart. Staub- 
fäden gekrümmt. (Taf. 5838). 


36) Hernandia Moerenhoutiana Guill. 
(Hernandiaceae). Guillemin. Zephyrit. 
Taitens. in Ann. sc. nat. 2. ser. VII p. 189. 
— Meissn. in D.C. Prodr. XV p.1, p. 264. — 
Diese mit der allbekannten H. Sonora nahe 
verwandte Pflanze stammt von den Pacific- 
Inseln und wird schon längere Zeit im Pal- 
menhause zu Kew cultivirt und blühte da- 
selbst zuerst im October 1869. Ein kleiner 
Baum mit aufrechten glatten Zweigen, wel- 
che mit Narben der abgefallenen Blätter be- 


II. 


1) Rheinische Gartenschrift. Haupt- 
organ des Verbands rheinischer Garten- 
bauvereine, herausgegeben vom Garten- 
bauverein für das Grossherzogthum 
Baden. Redigirt vonH. Göthe. Karls- 
ruhe bei Ch. Th. Groos. 


Diese Zeitschrift fährt fort, in ihrem 
fünften Jahrgange ausser Mittheilungen aus 
den Verhandlungen der Vereine mancherlei 
nützliche und interessante Mittheilungen zu 
bringen und gehört zu den besseren Garten- 
zeitschriften. Der Redacteur Herr H. Göthe, 
früher Gärtner und Lehrer am landwirth- 
schaftlichen Garten in Karlsruhe, ist gegen- 
wärtig Inspector der bekannten Gärten des 
Generalconsuls Lade in Geisenheim a. Rh. 
Aus diesem Grunde wird der Obstbau stets 
in dieser Zeitung einen bevorzugten Platz 
einnehmen. J. 


2) Erinnerungen eines Gärtners 
an die Blumen- und Pflanzen- 


Literatur. 


Lite 


251 


deckt sind. Blätter abwechselnd, lederig, 
langgestielt, 3—5 Zoll lang, jung elliptisch, 
alt breit ei-herzförmig, stumpf, oben glatt, 
Mittelrippe und Nerven etwas behaart, ganz- 
randig; Blattstiele 11/,—3 Zoll lang. Rispe 
dick, achselständig, fast glatt wie die Blätter, 
Bracteen !/, Zoll lang, elliptisch, stumpf, oft 
gestielt, auf beiden Seiten dicht behaart; In- 
volucralblättehen ähnlich den Bracteen, aber 
von gelber Farbe gleich den Blumen. Blu- 
men zu drei in einer Hülle, zwei männliche 
und eine weibliche. Erstere ?/; Zoll im 
Durchmesser. Sepalen 4, selten 5; verkehrt- 
eiförmig-lärglich. Petalen 4—5, ungleich, 
gewöhnlich mit den Sepalen eine unregel- 
mässige Reihe bildend. Weibliche Blumen 
ähnlich gebildet, alle von schmutzig - gelber 
Färbung. (Taf. 5839). 
(Ender). 


Falur. 


Ausstellung in Hamburg 1869. 
Verlag von J. E. Schwensen in Eckern- 
förde. 


Der ungenannte Verfasser (Hr. E. Hild, 
Obergärtner bei einem Herrn Hofjägermeister 
von Ahlefeld in Schleswig) hat einen aus- 
führlichen Bericht über die Schätze der Ham- 
burger Gartenbauausstellung verfasst, welche 
zwar als Manuscript gedruckt, also eigent- 
lich nicht zum Verkauf bestimmt war, aber 
doch vielleicht manchem Gärtner und Be- 
sucher der Ausstellung zur Auffrischung sei- 
ner Erinnerungen und Ergänzung der eige- 
nen Notizen dienen kann und deshalb will- 
kommen sein wird, Die Aufzeichnungen 
sind in der That so reich, wie sie uns in 
keinem Zeitungsbericht vorgekommen sind. 
An einigen falschen Pflanzennamen und 
Verstössen gegen die ne wird Niemand 
Anstoss nehmen. 


252 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


3) W. A. C. Niemann, der Teppich- | ist die sehr kurz gehaltene Beschreibung in 


gärtner. Hamburg 1870, bei J. F. 
Richter, mit 8 Plänen. 


Eine zeitgemässe Schrift, welche die 
Pläne von den Teppichbeeten gibt, die auf 
der Hamburger Internationalen Ausstellung 
von Tausenden von Fremden bewundert 
wurden. Ebenso enthält diese Schrift die 
Aufzählung der zur Bepflanzung verwendeten 
Pflanzen, mit Hinweisung auf den Plan. 

Wir besprachen in dem Artikel über 
Moskauer Gärten bei Gelegenheit der Be- 
sprechung des Neskutschnoi-Parkes und des 
' Gartens des Herrn Lepeschkin schon solche 
Teppich-Beete, in denen in regelmässigen 
Figuren durch buntblätterige Pflanzen und 
Florblumen möglichst scharfe Zeichnungen 
in verschiedenartigen Figuren hervorgebracht 
werden. 

Herr Niemann, jetzt Gärtner im Aus- 
stellungspark, gibt nun die Beschreibung 
(mit deutlichen Plänen begleitet) von den 
Teppichbeeten der Hamburger Ausstellung 
und wird des Tausenden von Gartenfreun- 
den eine willkommene Gabe sein, die Hrn. 
Niemannn sehr zu verdanken ist. Schwach 


Betreff der Anlage solcher Teppichbeete 
und entsetzlich ist die Bezeichnung der 
Pflanzen. Es wimmelt da von den gröbsten 
grammatikalischen Schnitzern, die jeder 
Quartaner herauscorrigiren könnte. Die Be- 
stimmung der Pflanzen, d.h. die Anwendung 
der oft falschen Gartennamen, wollen wir 
dabei gar nicht angreifen, es kann solche 
in einem von einem Gärtner geschriebenen 
Buche nicht richtig verlangt werden. Aber 
das andere kann nicht ungerügt bleiben, 
denn Schreibweisen wie „Sedum carnea fl. 
piena“, „Amaranthus Melanchior rubra® — 
oder selbst unter gewöhnlichen Gartennamen, 
wo das Pelargonium „Bijou* bezeichnet wird 
„Mrs. Byou (Pelargonie)“ sind so barbarisch, 
dass man von jedem, der ein Buch schreibt 
und in dieser Beziehung so roh unwissend 
ist, wenigstens verlangen kann, dass er sich 
seine Register corrigiren lasse. 

Der Gartenfreund möge daher über das 
Gerügte ein Auge zudrücken und das im 
Uebrigen sehr nützliche und auch sehr ele- 
gant ausgestattete Buch sich als Rathgeber 
tür Anlage und Bepflanzung von Teppich- 
beeten anschaffen. (E. R.) 


IV. Personalnotiz 


1) Herr Maurer in Jena schickt uns 
einen freundschaftlichen Protest gegen das, 
was wir kürzlich, pag. 159 der Gartenflora, 
über die Cranberry sagten. (Es muss 
„Cranberry*, nicht „Crawberry*, wie l. c. 
zwei Mal gedruckt ist, heissen). 

Herr Maurer theilt mit, dass Früchte 
und Pflanzen nicht allein durch Dr. Siedhof 
nach Europa gekommen seien. 

Ferner bemerkt Hr. Maurer, dass die 
Pflanzen der Oxycoccos macrocarpus in jeder 
Moorerde gut gedeihen und dass solche wahr- 
scheinlich auch in humösem Sandboden ge- 
deihen möchten. Endlich hat Hr. Maurer die 
Ansicht, dass die Cranberry durchaus nicht 


en und Neuestes. 


dass nach den Züchtern Amerikas sogar de- 
ren Cultur auf lehmhaltigem Sandboden 
möglich sei. 

Endlich ist Hr. Maurer der Ansicht, dass 
die Cranberry nicht allein in den Ebenen 
Norddeutschlands, sondern in allen gemäs- 
sigten Zonen, sofern man der Cultur der- 
selben einige Aufmerksamkeit widme, gut 
gedeihen möchte. 

Dies, sagt Maurer, der für alles Beeren- 
obst eine der wichtigsten Autoritäten ist, 
sind meine auf Erfahrung begründeten An- 
sichten. ; 

Der Referent ist schr dankbar für diese 
Benıerkungen, welche er hiermit seinen Le- 


auf Moorboden eultivirt werden müsse und | sern vorlegt. 


V. Personalnotizen und Neuestes, 


Versuche sind da allerdings in allen 
Richtungen zu machen und die müssen ent- 
scheiden. Wir selbst cultiviren im hiesi- 
gen Garten auf ausgedehnten künstlich her- 
gestellten Parthien Sumpf-, Moor- und Was- 
serptlanzen. Die Gluchwa oder Moosbeere 
(Oxycoccos pälustris Pers. Vaceinium Oxy- 
eoceos L.) wächst hier in allen Mooren auf 
Sandunterlage massenhaft wild. Die Beeren 
kommen das ganze Jahr hindurch (die Beeren 
halten sich den ganzen Winter hindurch) 
massenhaft auf den Markt und werden zu 
Saucen und vermengt mit Kartoffelmehl als 
eine Art Compot (hier Kisel genannt) oder 
auch zu Backwerken u. s. w. viel gebraucht. 
Wir haben auch diese Moosbeere in unserm 
Moorsumpf seit Jahren eingebürgert. Wo 
solche einen natürlichen, aus Torfmoos und 
Moorerde bestehenden und im Untergrunde 
feuchten Boden bekommen hat, bildet die- 
selbe dichte Rasen, deren zarte dünne Sten- 
gel nach allen Seiten hin niederliegen und 
auch jährlich blühen, aber doch nur selten 
Beeren ansetzen. Wo solche trockener auf 
Moorboden stehen wollen sie nicht gedeihen. 
Oxycoccos macrocarpus, die Cranberry, ist 
nun unserer Moosbeere so nahe verwandt, 
dass viele Autoren solche nur für eine Abart 
hielten. Dennoch sind wir der Ansicht des 
Hrn. Maurer, dass die Cranberry viel leichter 
sich unseren Culturen anschliessen wird, 
denn alle Pflanzen, die wir aus Amerika von 
derselben erhielten, sind auf einem von unten 
nassen, aus .-Moorerde und Torimoos beste- 
henden Boden sehr gut angewachsen, ja 
besser und leichter wuchsen dıe aus Amerika 
gekommenen Pflanzen, als vorsichtig unseren 
Torfmooren entnommene Rasen von der 
Moosbeere. Das Wachsthum der Cranberry 
ist ausserdem höher und einzelne Exemplare 
bildeten sogar Auch alle ausge- 
säeten Samen keimten leicht und haben die 
jungen Pflänzchen jetzt schon die Höhe von 
1-2 Zoll. In Näpfe in Torferde verstopfte 
Pflänzchen haben wir ohne Untersatz auf 
sonnigen Standort gestellt und auch hier ge- 
deihen solche freudig, so dass auch wir 
glauben, dass die Cranberry auch auf nicht 
sumpfigem Boden und selbstin einer Mischung 


Blumen. 


253 


aus Lehm, Sand und Moorerde gedeihen 
dürfte, was Versuche zeigen müssen. 

Eine andere Frage ist die, wird der An- 
bau derselben lohnend sein? Wir glauben 
nur dann, wenn solche in Mooren angebaut 
wird, wo andere Qulturpflanzen eben nicht 
gedeihen wollen, denn auf einem gewöhn- 
lichen, im Untergrunde trockenen Cultur- 
boden wird der Anbau von Erdbeeren, Him- 
beeren, Stachelbeeren lohnender sein. Der 
Geschmack der Cranberry stellt solche in 
die Categorie der Preiselbeere und Moosbeere. 
Zur Bereitung braucht es vielZucker und das 
entscheidet zu Gunsten des andern Beeren- 
obstes, das einmal mehr Frucht auf dem 
gleichen Raume liefern dürfte und ausser- 
dem beim Verkaufe einen höheren Preis be- 
haupten wird. 

Endlich ist bis jetzt der Beweis noch 
nicht geleistet, dass die Cranberry bei uns 
ebenfails reichlich Frucht tragen wird. Das 
Verhalten unserer Moosbeere in Culiur 
scheint dagegen zu sprechen. (E, R.) 


2) Becker, Scalongne et Michell 
in Haag (Niederlande) haben ein Garten- 
Etablissement gebildet, das sich ausschliess- 
lich mit Garten-Architeetur, d. h mit An- 
lage von Gärten und Anfertigung von Plä- 
nen zu diesem Zwecke beschäftigt. Auch 
alle Arten von Gartenbauwerken werden aus- 
geführt. 


3) Ausstellung von Obst, Gemüsen, 
blühenden und Blattpflanzen und Garten- 
industrie - Gegenständen, Sämereien etc. vom 
25. September bis zum 5. October in Wien. 
— Diese Ausstellung wird von der Kais. K. 
Gartenbau-Gesellschaft in Wien in den Blu- 
mensälen am Parkringe Nr. 12 veranstaltet. 

Als Aussteller wird jeder zugelassen. 
Es muss aber die Anmeldung mit der An- 
zeige, wie viel Quadrat-Fuss Platz nothwen- 
dig, acht Tage zuvor an die Adresse der Kanzlei 
der K.K. Gartenbau-Gesellschaft eingesendet 
werden. Das Veizeichniss der auszustellen- 
den Gegenstände muss bis zum 18. Septbr. 
eingesendet sein. 


254 


Die Annahme und Aufstellung der ein- |im Jahre 1837 gründete. 


gesendeten Gegenstände findet vom 19. Sep- 
tember bis inel. 23. September statt. Trans- 
portkosten gehen auf Rechnung der Aus- 
steller. 

Die Preisvertheilung findet am 4. Octo- 
ber statt und am 5. October werden die 
von Handelsgärtnern ausgestellten blühenden 
und Blattpflanzen öffentlich verkauft- 

Das Programm enthält 78 Concurrenz- 
punkte für Gemüse, Obst, Topfobstbäume, 
Obstsorten aus Samen erzogen, Obstbäume, 
Blattpflanzen und Blüthengewächse. 

Die Preise bestehen in Geldpreisen von 
1 Ducaten bis 20 Gulden, Vermeil-Medaillen, 
grossen und kleinen silbernen Medaillen. 
Das Programm kann von der Kanzlei der 
Kais. Königl. Gartenbau-Gesellschaft bezogen 
werden. — 


4) Ausstellungen. Eine Landwirth- 
schaftliche Ausstellung findet vom 18 —24. 
September in Czernowitz und vom 18. Sep- 
tember bis 2. October in Temesvar statt. — 
Endlich veranstaltete auch die Landwirth- 
schaftliche Gesellschaft zu Graz zur Jubel- 
feier der Gesellschaft von Ende September 
bis Anfang October eine Ausstellung von 
Erzeugnissen der Land- und Forstwirtbschatt. 
Die Gartenbeu-Gesellschaft Flora in Dresden 
eine Ausstellung vom 16.—21. September. 


5) Carl Alexander Anselm Frei- 
herr von Hügel starb am 2. Juni in 
Brüssel. Hügel’s Name steht als glänzen- 
des Gestirn am Himmel des Gartenbaues. 
Er war einer jener Männer, welche die Na- 
turwissenschaften, vorzugsweise aber die 
Pflanzenwelt, mit hingebender Liebe liebten. 
Seine Pflanzenliebe trieb ihn nach Neu- 
holland. Die Masse der Pflanzen, deren Ein- 
führung das Resultat seiner Reise war, be_ 
gründeten eine Epoche in der Geschichte 
unserer Gärten, indem er es war, der die 
Einführung jener Masse von zarten schönen 
Halbsträuchern und niedrigen Sträuchern, 
der vielen Proteaceen etc. vermittelte. Er 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Er war deren 
erster Präsident und später Ehrenpräsident. 
Er war es, der in Hitzing bei Wien einen 
feenhaften Gartensitz gründete und dort 
die Bewohner des fernen Neuhollands in 
Europäische Gärten einbürgerte. Die von 
ihm mitgebrachten Pflanzen und Herbarien 
bestimmte und beschrieb Endlicher. Seit 
dem Jahre 1850 war er Gesandter in Florenz 
und seit 1859 in Belgien, wo er z. B. an 
dem Botanischen Congress noch einen leb- 
haften Antheil nahm und als Preisrichter bei 
jener Ausstellung fungirte. (E. R,) 


6) +Dr. F. Kummer. Der Custos am 
k. Herbarium und im botanischen Garten 
zu München, Herr Dr. med. F. Kummer 
wurde am 12. October 1807 zu Ulm im 
Königreich Würtemberg geboren. 

Im Jahre 1810 kam er mit seinem Va- 
ter nach Augsburg und verblieb alldort bis 
1818. 

Von 1812—1818 besuchte er die Schule 
zu Augsburg, von 1818—1821 zu Moosburg 
und von 1822 an das Gymnasium zu Mün- 
chen. 

Er absolvirte im Jahre 1830 mit der 
Note „Ausgezeichnet“ das Gymnasium, trat 
im Spätjahr 1830 an die Universität über, 
widmete sich nach zweijährigen philosophi- 
schen Studien dem Fachstudium der Medi- 
ein und erreichte den Doctorgrad am Schlusse 
des Il. Semesters im Jahre 1835. 

Als im Jahre 1836 die Cholera auftrat, 
wurde er mit mehreren seiner Collegen 
nach Haidhausen bei München beordert und 
begann hier, kaum der Universität entrückt. 
seine medicinische Laufbahn, auf welcher 
er nach Erlöschen der Cholera ehrende An- 
erkennung und öffentliche Belobung erwarb. 

Der Verblichene unterzog sich im Jahre 
1837 dem medicinischen Staatsconcurse und 
bestand selben mit Auszeichnung, so dass 
ihm schon im Jahre 18538 das Physikat 
Berchtesgaden angetragen wurde, welches 
er aber ausschlug, weil er die medicinische 
Praxis niederlegen und sich dem Studium 
der Botanik widmen wollte, welchem Drange 


war es, der dieK.K. Gartenbau-Gesellschaft ler auch nachgab. 


IV, Personalnotizen und Neuestes. 


255 


Hier nun eröffnete sich ihm ein Feld, | mete dem Dr. Kummer die Gattung Kum. 


das zu betreten ihm leicht wurde, weil er 
schon während der Universitätsstudien mit 
Vorliebe die Botanik betrieb und durch sei- 
nen damaligen Freund, den nachherigen und 
nun verlebten Conservator des botanischen 
Cabinets, Herrn Dr. Otto Sendiner, mehr 
und mehr zu diesem Studium angeeifert 
wurde. 

Mit diesem machte er mehrere Reisen 
in die Gebirge und sammelte oft mit Lebens- 
gefahr die theuern Kleinodien, welche er 
mit aller Sorgfalt einlegte und trocknete. 

Er wurde bald hierauf als Adjunct am 
k. Herbarium angestellt und als seine Brauch- 
barkeit und sein eiserner Fleiss bei seinen 
Vorgesetzten bekannt wurden, im Jahre 1848 
zum Custos der botanischen Sammlungen 
befördert. 

In dieser Stellung kam er mit vielen 
Gelehrten in freundschaftliche Beziehungen, 
so dass er von mehreren botanischen Ge- 
sellschaften als Ehrenmitglied ernannt wurde. 

Im Jahre 1865 wurde ihm die höchste 
Ehre zu Theil, öfters von Ihrer Majestät der 
Königin Wittwe von Bayern in die königl. 
Residenz beschieden zu werden, woselbst 
ihm der ehrende Antrag zu Theil wurde, 
Ihrer Majestät einige Aufklärungen in der 
Botanik geben zu dürfen, sowie Allerhöchst 
Deren Privat-Herbarium zu ordnen, welchem 
Geschäfte er mit der grössten Freude oblag. 

In den letzten zwei Jahren nahm jedoch 
sein Gesundheitszustand eine andere Wen- 
dung, er kränkelte öfters, so dass er manche 
Woehe zu Hause verweilen musste, doch 
unterliess er es nicht, in seinem Lieblings- 
studium fortzufahren, } 

Am 20. und 21. März l. Js. wurde er 
nun in Folge einer Erkältung ernstlich krank, 
musste sich legen, nicht ahnend, dass der 
Tod schon am 22. März 1. J. Morgens 6 Uhr 
seinem thätigen Leben ein Ziel setzen würde, 

Mit rastlosem Eifer arbeitete Dr. Kum- 
mer im Kön. Herbarium unter Martius und 
Zuecarini, er gründete ein eigenes Garten- 
herbar im botanischen Garten zu München, 
überwachte fast ganz das ausgedehnte Sa- 
mentauschgeschäft mit den anderen botani- 


schen Gärten. Geheimrath v. Martius wid- 


meria, O.Sendtner beschrieb eine Gentiana 
als G.Kummeriana. Nach der Quieseirung 
des Geheimraths v. Martins war Dr. Kummer 
(1854—1857) stellvertretender Vorstand des 
K. Botanischen Gartens. — 

Wenn nicht in grösseren Kreisen dieses 
strebsamen Gelehrten gedacht ist, so trägt 
seine fast beispiellose Bescheidenheit daran 
lediglich die Schuld. 


7) Georg Lorch, geboren im De- 
cember 1829, war der Sohn ganz armer 
Leute in Türkheim (Rheinbayern) und wurde 
schon im siebenten Jahre verwaist. Der 
Ortsbürgermeister versorgte den schwäch- 
lichen Knaben bei einer höchst achtbaren 
Familie im benachbarten Elberstadt, wo der- 
selbe als wohl aufgenommenes Pflegekind 
mit den Kindern des Hauses eine sehr gute 
Erziehung genoss. Der durch Fleiss und 
Talente sich auszeichnende Knabe sollte ur- 
sprünglich studieren, beschäftigte sich aber 
lieber mit dem Gutsgärtner und mit der 
Pflanzenkunde in freier Natur, statt hinter 
den Büchern zu sitzen. Seine von ihm zärt- 
lich geliebten und hochverehrten Pflegeeltern 
legten dieser ausgesprochenen Neigung keine 
Hindernisse in den Weg und brachten ihn 
zu dem tüchtigen Gartendirector Metzger 
von Heidelberg, der das schöne Städtchen 
Türkheim mit Anlagen versah. Durch die- 
sen seinen ersten Fachlehrer kam Lorch 
nach Heidelberg, wo er namentlich bei Prof. 
Bischoff eifrig Botanik hörte und sich auch 
in dessen Hause und bei den Excursionen 
bedeutende botanische Kenntnisse sammelte. 
Von da kam Lorch nach Zürich zu dem 
Handelsgärtner Fröbel, bei dem er sich 
ebenfalls bald durch seine Begeisterung für 
die Gärtnerei und seine ausgedehnte Pflan- 
zenkenntniss hervorthat. Seine vieljährige 
Lehrzeit als Landschaftsgärtner beschloss 
Lorch im botanischen Garten zu München 
und in den Gärten des Meisters Skell, wor- 
auf er eine angenehme Stelle als Obergärt- 
ner auf der reizenden Villa Wesendonk bei 
Zürich erhielt. Von hier siedelte er zu Ende 
des Jahres 1863 als Nachfolger des Stadt- 
gärtners Schuster nach Basel über, wo er 


256 Gartenflora Deutschlands, 
ein reiches, seinen Fähigkeiten und Neigun- 
gen entsprechendes Feld der Thätigkeit fand. 
Von seinen hauptsächlichen Schöpfungen 
nennen wir nur die Anlage am St. Alban- 
thorgraben, die vor der Strafanstalt, die 
Umwandlung der Leonhardsschanze, die An- 
lage auf dem Kannenfeld- Gottesacker, die 
Umänderung des vorderen Spitalgartens. 
Lorch war wie bei seinen Vorgesetzten 


Russlands und der Schweiz. 


und Amtsgenossen,. so auch bei seinen Un- 
tergebenen geliebt und geachtet; er verdiente 
dies auch sowohl wegen seines Eifers für 
sein Amt, als wegen seines geraden, treuen 
Charakters und seiner humanen Gesinnungen, 
Basel verliert an Lorch einen sachkundigen, 
fleissigen und uneigennützigen Beamten, seine 
Familie ihr liebevoll besorgtes Haupt. Möge 
ihm die Erde leicht sein! 


IV. Angelegenheiten des Russischen Gartenbau -Vereins zu St. Peters- 
burg. 


Die Gartenbau-Gesellschaft hatte früher 
vom Mai bis Ende September Ferien. In 
diesem Jahre bestimmte die Gesellschaft 
einige Sitzungen im Laufe des Sommers. 
Die erste derselben fand am 15. Juli (27.) 
im Kais. Botan. Garten statt. Die ziemlich 
zahlreich- versammelten Mitglieder besich- 
tigten zunächst den Garten, der einen recht 
erfreulichen Anblick gewährte. — 

Das nasse Frühjahr und der trockene 
heisse Sommer haben eine für Petersburg 
seltene üppige Vegetation bewirkt. Das im 
letzten Jahre neu angelegte Arboretum des 
Parks mit seinen schwellend-grünen Rasen- 
plätzen, die nach den Florengebieten und 
nach Localitäten (Waldpflanzen, Sumpf- 
pflanzen, Wasserpflanzen) zusammengestell- 
ten Sammlungen perennirender Pflanzen, die 
ausgedehnten Sammlungen der Gewächs- 
hauspflanzen, für welche im Jahre 1869 vier 
grosse Gewächshäuser neu gebaut wurden, 
erregten allgemeine Zufriedenheit. Es folg- 
ten der Wanderung durch den Garten kurze 
Mittheilungen. Herr Ender zeigte mehrere 
Exemplare von Abutilon vor, auf welche 
die buntblätterige Abart veredelt worden 
war. Da wo Zweige seitlich angelegt wa- 
ren, behielten Edeireis und Wildling ihre 
Eigenthümlichkeiten. Ein auf die Spitze der 
grünblätterigen Form copulirter buntblät- 
teriger Zweig hatte aber den Einfluss geübt, 
dass auch die grünblätterige Unterlage ein 
buntgefärbtes Blatt gebildet hatte. Es ist 
dies nichts Neues, sondern ward schon von 
Noisette beobachtet (vergl. Rgl. Allg. Gar- 
tenbuch, I. Theil, pag. 371—372). 


Endlich wurden vom Referenten eine 
Anzahl der interessantesten Handels-Pflanzen, 
Gewürz- und Arznei-Pflanzen etc. vorgezeigt, 
welche der Botanische Garten gegenwärtig 
in vollständigster Auswahl cultivirt. 

Als allgemein interessante Pflanze, deren 
Cultur in diesem Jahre zum ersten Male im 
Botanischen Garten gelang, nennen wir 
schliesslich eine Wasserptlanze, nämlich den 
Desmanthus (Neptunia) natans. Eine 
Parthie Samen dieser Mimosee, die aus dem 
Botanischen Garten in Calcutta eingesendet 
waren, gingen gut auf. Der dünne Stengel 
erhob sich aufrecht und trug seine gefieder- 
ten Blätter, so dass die Pflanze ganz an 
andere einjährige Desmanthus- Arten erin- 
nerte. Ins Wasser eingesenkte Pflanzen 
schienen sogar kränklich zu werden. Trotz- 
dem liess der Referent die Töpfe einiger 
Pflanzen mit der Oberfläche 2—5 Zoll unter 
die Oberfläche des Wassers im Victoria- 
Hause einsenken. Bald beugten sich die 
aufrechten Stengel zum Wasser nieder und 
entwickelten nun den aus luftführenden 
Zellen gebildeten dieken Schwimmstengel, 
der überall mit Wurzeln und gefiederten 
Blättern besetzt ist. Hiernach ist die Cultur 
dieser interessanten Pflanze sehr einfach. 
Man säet die Samen im Frühjahre in Töpfe 
die in Untersätzen stehen, welche voll 
Wasser gehalten werden und zwar im war- 
men Hause aus. Hier werden die jungen 
Pflanzen bis 1 Fuss hoch und nun senkt 
man die Töpfe auf oben angegebene Weise 
ins Aquarium ein. — (E. R.) 


u 


. Originalabhandlungen. 


1) Abgebildete Pflanzen. 


a)Cypripedium (Selenipedium) caudatum 
Lind! 


(Siehe Tafel 661.) 


OÖOrchidesae. 


Selenipedium eaudatum Rehb. fil. in 
Pescatorea tab. 24. — Cypripedium cau- 
datum Lindl. Gen. et Spec. Orch. pag. 
531. — Hook. ie. VII, tab. 658. — 
Lindl. in Paxt. Fl. G. I, tab. 9. — Fl. 
des serres VI, tab. 566. 

Die Gaitung Selenipedium ist kaum 
von Cypripedium zu trennen. Die Eigen- 
thümlichkeit in den 
langen schwanzförmigen behaarten Zip- 
feln der Blumenblätter. Beim Oeffnen 
der Blume haben dieselben die Länge 
der Kelehblätter (A—41/, Zoll}, nun aber 
wachsen sie so rasch, dass sie schon 
4 Tage nach dem Oeffnen der Blume 
16—20 Zoll lang sind, Die kappenför- 
mige Lippe ist auch oft unregelmässig 
gebildet und bis zum Grunde aufge- 
schlitzt. In Bezug auf die Färbung der 
Blumen scheint diese aus Neugranada 
stammende Art häufigen Abänderungen 
unterworfen zu sein, 

IX, 1870, 


derselben besteht 


In der Pescatorea 


ist dieselbe mit weisslichen, grün geader- 
ten und gelb gespitzten Kelchblättern 
dargestellt. In der Flore des serres sind 
die Kelchblätter gelbgrün und nicht ge- 
adert, Bei dem Exemplar, nach dem 
unsere Abbildung gemacht ist, sind die 
Kelchblätter schmutziggelb, aussen grün 
und innen braunroth geadert, die ge- 
schwänzten Blumenblätter braunroth und 
am breiteren Grunde schwach gelb nüan- 
girt, und die Lippe unterhalb gelblich, 
oberhalb röthlich-braun. 

Wird in gewöhnliche Töpfe in eine 
Mischung aus lockerer lehmiger Rasen- 
erde mit etwas Beigabe von gehackten 
Moos und Haide- oder Moorerde eultivirt. 
Erhält einen Standort auf dem Tische 
des niedrigen Warmhauses dicht unter 
dem Glase, im Winter bei 10— 130 R, 
und bei spärlichem Begiessen, im Frühjahr 
und Sommer bei erhöhter Temperatur, 
Lüftung und reichlichem Begiessen, 

17 


258 


Wir bemerkten schon oben, dass 
bei Cypripedium caudatum häufig Blumen 
vorkommen, welche anstatt einer pan- 
toffelförmigen Lippe eine oben aufge- 
schlitzte Lippe besitzen. Mit Cypripe- 
dium caudatum in der Tracht sehr nahe 
verwandt ist Uropedium Lindeni 
Lindl., dessen flache Lippe gleich den 
Blumenblättern in einen langen Schwanz 
ausgeht. Auch diese Gattung dürfte mit 
grösserem Rechte zu Cypripedium zurück- 
fallen, als z. B. die Gattungen Brassa- 
vola, Cattleya, Laelia mit Bletia vereinigt 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


4 


- 


| werden. Diese letzteren bilden, wenn 
man Laelia und Cattleya auch vereinigen 
wollte, doch noch 3 sehr natürliche Gat- 
tungen, während Selenipedium und Uro- 
pedium mit Cypripedium in der Tracht 


durchaus übereinstimmen. (E. R.) 


Erklärung der Tafel. 


> 


a) Spitze eines Blüthenstiels mit 2 
Blumen und 

b) ein Blatt, beide in natürlicher 
Grösse. 


ce) Blühendes Exemplar, verkleinert. 


bb Rhododendron macrosepalum Maxim. 


(Siehe Tafel 662.) 


Ericaceae, 


(Sect. Azalea Pl.) Humile miserum; 
ramorum foliorumgue pube grisea patente 
molliter setosa; foliis (subcadueis) inno- 
vationum elliptieo-lanceolatis breve acu- 
minatis ad ramulorum apices aggregatis, 
ceteris obverse 
minoribus; umbellis plurifloris eoactaneis, 
basi squamis 


lancevlatis acutiuseulis 
numerosis membranaceis 
oblongis filiformibusque obvallatis ; pedun- 
eulis calycibusque aequilongis dense 
glanduloso-pubescentibus; sepalis lineari- 
bus vel lanceolato-linearibus longissime 
acuminatis sinus corollae superantibns; 
corollae campanulatae tubo brevi laeiniis 
oblongis vel carius corolla regulariter 
s-partita; laciniis lanceolato -linearibus, 
vel bilabiata; labio superiore trifido infe- 
riore bipartito; staminibus 5; capsula 
attenuato-ovata glandulos opubescente ca- 
lyci duplo triplove longiore erecto inclusa. 
Hab. in Nippon mediae alpe altis- 
sima Nikkoo, unde adveetum in hortulo 


meo colui atque observavi. E seminibns | 


eodem loco lectis in horto botanico pe- 
tropolitano educata prostant specimina 
primum florentia. — - 
Corolla rosea, lobis superioribus basi 
parce purpureo-maculati. — Maxim. 
diagn. pl. nov. Dec. VII. in Bull. Acad. 
St. Pötersb. XV, p. 228. 

Ambigit inter secet. Azaleam Pl. 
et Tsusiam P]. (conf. Planchon, in 
Revue horticole 1854 p. 43, habitu priori, 
characteribus diagnostieis posteriori pro- 
ximum, et quidem affıne Rh. lineari- 
folio Sieb. et Zuce., Rh. ledifolio 
Don, et Rh. Indieo Sweet. Primum 
differt praesertim floribus brevissime pe- 
dunculatis semper 5-partitis foliisque li- 
nearibus acutissimis, seeundum (in Ja- 
ponia sponte non obviun) statura elata, 
floribus 1—3, staminibus 10, capsula ovata 
truncata, tertium denique pube glandu- 
losa, staminibus 10 omnes fronde peren- 
nante rigidiore. — (Maxim.) 

Fig. 1 corolla bilabiata interdum 


numerosa; nunc 


I. Originalabhandlungen. 259 


proveniens. Fig. 2 corolla 5-partita, in | dieum). Die sehr langen Kelchblätter 
eodem individuo observata. Fig. 3 An- zeichnen diese Art vor den verwandten 
thera, et Fig. 4 stigma. magn. auct, | Arten aus. 


Fig. 5 eapsula matura. Fig. 6 prineipa- Unsern Lssern ist es bekannt, dass. 
lis summitas plantae Petropoli e semini- | die Gattung Azalea in neuerer Zeit wie- 
bus educatae, primum florentis. der eingezogen worden ist, da die künst- 


(Maxim.) lichen Charaktere (Zahl der Staubfäden 
Ein niedriger Strauch mit fallenden | ete.), auf die beide Gattungen gestützt 
Blättern, den Herr C. Maximowiez aus | sind, übergehen. 
Japan lebend in den Botanischen Garten Das Rn. macrosepalum ist auf dem 
in Petersburg einführte. Ist im Sinne | hohen Gebirge Nikkco auf der Insel Nip- 
der älteren Autoren eine Azalea und zu- pon zu Hause. Die Blumen sind lila- 
nächst verwandt mit der weissen Indi- | rosa, ziemlich gross und stehen in reich- 
schen Azalea (Rh. ledifolium) und der | blumigen Dolden. Cultur gleich der In- 
gewöhnlichen Indischen Azalea (Rh. in- | dischen Azalea. (E. R.) 


oClavija Riedeliana Rgl. 
(Siehe Tafel 663.) 


Th eros,pch rn ausiti elare, 


Cl. Riedeliana Rgl. Grill. 1859 | Hooker (Bot. Mag. tab. 5829) als Ci. 


pag. 245. — Ind. sem. h. Petr. 1859 | macrophylia abgebildet worden. Die 
pag. 41. — Cl. maecrophylla Miqu. ct | lIederartigen immergrünen Blätter sind 
Cl, ealoneura Mart. et Miq. Fl. Bras. X, | länglich - verkehrt- oval, in den kurzen 
pag. 275 — 277, Tab. 24 et 25. — Cl. | Blattstiel keilförmig verschmälert, vorn 


macrophylla Hook. Bot. Mag. tab. 5829. | zugespitzt und am Itande buchtig-dornig 

Den Gegegstand unserer Tafel bildet | gezähnt, 10 Zoll und darüber lang und 
ein vom Petersburger Garten aus Brasi- | bis 4 Zoli breit. Die orangenfarbenen 
lien eingeführter und daselbst schon vor | Blumen stehen in 5—7 Zoll langen über- 
40 Jahren von Riedel gesammelter Strauch, | hängenden, zwischen den Blättern aus 
der als schöne Decorationspflanze schon | dem Stamm hervortretenden Trauben, 
lange durch den Petersburger Garten in | Diese Form erhielten wir als Theophrasta. 
unseren Warmhäusern verbreitet ist. | latifolia und speeiosa aus mehreren Gärten. 
Diese Pflanze kommt in 2 dimorphen Die andere Form ist die Pflanze mit 
Formen vor. Die eine mit männlichen | hermaphroditen Blumen, die Miquel (l. e.) 
Blumen, die in langen überhängenden | als Cl. caloneura beschreibt. Die 
Trauben stehen, (Fig. a), stark verklei- | Blätter sind bei derselben länger gestreckt 
nert, ist von Miquel als ©]. macrophylla | und kleiner und seltener gezähnt, und 
in der Flora Brasiliensis (l. ec.) beschrie- | die hermaphroditen Blumen stehen in 
ben und abgebildet worden. Neuerdings | kurzen, 1 bis wenigblumigen, sitzenden 
ist diese männliche Pflanze auch von | oder kurzgestielten Trauben, welche 

17 * 


260 


knaulförmig ebenfalls aus dem Stamme 
zwischen den Blättern hervortreten. Von 
Van Houtte erhielten wir diese Form 
mit hermaphroditen Blumen als Theo- 
phrasta latifolia. (Fig. b ein stark ver- 
kleinertes Exemplar. Ausserdem culti- 
viren wir beide Formen schon seitdem 
Riedel solche einsendete im hiesigen 
Garten, auch beschrieb beide Formen 
als männliche und hermaphrodite Pflanze 
der Referent im Jahre 1859 in der Gar- 
tenflora und im Samencatalog des hiesi- 
gen Gartens als Clavija Riedeliana. 
Schon Miquel, dessen Arbeit in der Flora 
Brasiliensis etwas später erschien, sowie 
neuerdings Hooker im Aprilheft 1870 des 
Botanical Magazine haben dies übersehen. 
Beide kennen von ihrer Cl. macrophyllia 
nur männliche Blumen und von Cl. ca- 
loneura nur hermaphrodite Blumen. 

Beide Formen der dimorphen Cl. 
Riedeliana haben wir schon früher als 
zu den schönsten decorativen Warmhaus- 
pflanzen gehörend, empfohlen. In der 
Blüthezeit ist die Form mit männlichen 
Blumen schöner als die Form mit her- 
maphroditen Blumen. 

Es sind in neuester Zeit noch meh- 
rere andere Arten der Gattung Ülavija, 
vornehmlich von J. Linden, als verschie- 
dene Arten der Gattung Theophrasta in 
den Gärten verbreitet worden. Eine der- 
selben bildeten wir kürzlich ab (Cl. um- 
brosa). Die Theophrasta longifolia Jacg. 
und der Garten ist Clavija ornata 
D. Don., und die Pflanze, welche wir 
von Linden als Theophrasta macrophylla 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


erhielten, scheint Clavija integrifolia Mart. 
zu sein. Die andern Arten können wir 
erst beurtheilen, wenn solche blühen 
werden. 
| Bei der Gattung Theophrasta 
bleibt als einzige Art Theophrasta 
americana Sw. mit der Th. Jussieui 
synonym ist. 


Erklärung der Abbildung. 


a) Ein Exemplar der männlichen, 

b) ein Exemplar der hermaphroditen 
Pilanze, beide ungefähr 8 fach verkleinert. 

d) Ein Blatt der männlichen Pflanze 
und 

h) eine Blüthentraube 
beide in natürlicher Grösse. 

c) Ein Blatt der hermaphroditen 
Pflanze und 

f) ein Blüthenstand derselben, beide 
in natürlicher Grösse. 

g) Ein Durchschnitt der männlichen 
Blume. Im Centrum das Bündel der ver- 
wachsenen Staubfäden, rings herum die 
dem innern Grund der Blumenkrone an- 
gewachsenen Schuppen. Vergrössert. 

i) Ansicht einer geöffneten herma- 
phroditen Blume. Im Centrum der Griffel, 
ringsherum die freien Staubfäden und 
die mit solchen abwechselnden Schuppen. 
Aussen Kelchlappen und die mit diesen 
abwechselnden Blumenkronen, Lappen. 
Vergrössert. 

k) Längsdurchschnitt durch den 
Fruchtknoten, so dass man die an einer 
Mittelsäule befestigten Eier sieht. Ver- 
grössert. (E. R.) 


derselben, 


2) Die nordamerikanische Nloosheere und ihre Cultur, 


In neuerer Zeit tauchen hie und da 
Nachrichten auf, dass in den Neueng- 


landstaaten von Nordamerika der Anbau 
der Cranbeere, (wie wir wohl das 


I, Originalabhandlungen. 


englische Cranberry ®) ohne Bedenken 
übersetzen können), immer mehr an Be- 
deutung gewinnt und unerhörte Erträge 
bringt, und man hat daran die Hoffnung 
geknüpft, dass diese köstliche und kost- 
bare Beere auch in den Moorsümpfen 
und nassen Haiden von Nordeuropa werde 
angebaut werden können. Diese Zeitungs- 
nachrichten werden nicht verfehlen, Ver- 
suche hervorzurufen und die Einführung 
von Samen durch intelligente Handels- 
gärtner zu veranlassen®*). Vor allen 
Ländern dürfte Preussen und Russland 
Gelegenheit zum Anbau dieser Beeren- 
frucht geben, in Süddeutschland Bayern 
mit seinen ausgedehnten Mooren oder 
Moosen. Wo unsere einheimische Moos- 
beere (Vaceinium Oxycoceus L.) in hin- 
reichender Menge wächst, wird sie allen 
anderen Waldbeeren zum Einmachen vor- 
gezogen, und sie ist in der That nicht 
nur viel grösser, sondern auch viel wohl- 
schmeckender als die Preisel- oder Krons- 
beere. Wenn ich mich nicht irre, so ist 
diese Einmachfrucht auch in Petersburg 
sehr beliebt und verbreitet. Ich habe 
sie stets am schönsten an Grabenrändern 
in solchen Moorsümpfen gesehen, welche 
nur eine schwache Schicht Humus hatten, 
so dass die Pflanzen auch in dem sandigen 
Untergrunde wurzeln. Hier hängen die 
ausgebreiteten feinblätterigen Zwerg- 
sträucher über die Grabenränder, oder 
bilden fusshohe Polsterhügel, und sehen 
mit ihren grossen hochrothen Früchten 
prächtig aus. Ich dachte oft daran, Cul- 
turversuche damit zu machen, hatte aber 


*) Cranberry heisst eigentlich Preisel- 
beere, Ich denke aber, dass, wenn man 
nicht Cranbeere sagen will, der Name Ame- 
sikanische Moosbeere richtiger ist. 

*”) Hr. Hofgärtner Maurer, Handelsgärt- 
ner in Jena, hat bereits Originalpflanzen er- 
halten. 


261 


nie Gelegenheit dazu. Da die nordame- 


rikanische Moosbeere oder Cranbeere 
(Vaceinium macrocarpum Ait.) noch ein- 
mal so grosse Früchte haben soll als 
unsere Moosbeere, auch dieselbe im Ge- 
schmack übertreffen soll, so ist diese 
jedenfalls vorzuziehen. Ich empfehle 
dabei den Anbau auf Erdrücken von 
1 Fuss Entfernung in solchen Moor- 
sümpfen, welche bis Juli nicht austrock- 
nen, so dass der Boden stets schwammig- 
feucht bleibt. Sandmoore sind vorzu- 
ziehen, und es empfiehlt sich das Auf- 
bringen von Sand, wo derselbe fehlt. 
Herr H. Maurer in Jena, der be- 
kannte Beerenzüchter, gibt in Dr. K. 
Koch’s Wochenschrift f. Gärtnerei und 
Pflanzenkunde aus einer amerikanischen 
Zeitung interessante Nachrichten über 
die Entstehung und Ausbreitung dieser 
Beerencultur in den nordöstlichen Staaten 
der Union, sowie über die erzielten Er- 
träge, welche, im Verein mit den Mit- 
theilungen des Herrn Professor Koch 
an einer anderen Stelle seiner Zeitung 
nicht verfehlen werden, diese Cultur ver- 
suchsweise anzufangen. Herr Maurer 
hätte aber bei der Mittheilung so fabel- 
hafter Zahlen doch etwas stutzig werden 
müssen, hätte bedenken sollen, dass sol- 
che Quellen, aus welchen er schöpfte, 
stets mit Misstrauen zu betrachten sind, 
besonders amerikanische. Dreizehn bis 
vierzehn Tausend Thaler von 15 preus- 
sischen Morgen, also ziemlich 1000 Thlr. 
vom Morgen, ist denn doch zu viel „auf- 
geschnitten®! Dies zeigt sich auch an 
anderen Stellen des Berichtes, wo der 
höchste Ertrag des Sumpfes von John 
Webb auf 2000 Bushel und der Preis 
mit 4 Dollar angegeben wird. An einer 
anderen Stelle wird wieder gesagt, dass 
Frank Todd bis 520 Bushel vom (ame- 
rikanischen) Acker ziehe und demnach 
eine Bruttoeinnahme von 2000 Dollar 


‚262 


habe. Rechnet man davon für Pflücker- 
lohn und Culturkosten etwa 1 Dollar pr. 
Bushel ab, so bleibt immer noch eine 
unglaubliche Summe. An einer anderen 
Stelle werden aber auch die Kosten der 
Urbarmachung und Bebauung so hoch 
angegeben, dass man dabei einen Irr- 
thum oder Unkenntniss annehmen muss, 
nämlich 200 Dollar pr. Acker jährlich. 

Trotz dieser augenscheinlichen Ueber- 
treibungen geht doch aus jenen Mitthei- 
lungen hervor, dass der Anbau der Cran- 
berry sehr lohnend is. Was aber be- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


| sonders ins Gewicht fällt, ist der Umstand, 


dass der Boden, worauf Cranbeeren ge- 
zogen worden, ausserdem fast nicht be- 
nutzbar ist und vielleicht sogar durch 
die Cultur derselbe zum späteren Feld- 
oder Waldbau vorbereitet wird. Aber 
Eins will ich noch bemerken: Man 
mache sich gefasst, dass der Boden nicht 
lange reiche Erträge gibt, dass sie nach- 
lassen, wenn die Humusbildung durch 
theilweise Entwässerung und Bearbeitung 
gestört wird. J. 


8) Mitthellungen über die bei Cultur der krautartigen Baum- 
wolle (Gossyplium herbaceum) gemachten Erfahrungen. 


Als ich vor 8 Jahren in Neu- Arad 
im südlichen Ungarn bei dem Grafen 
Czelinsky als Obergärtner bedienstet war, 
musste ich verschiedene Acclimations- 
versuche anstellen. Unter allen Ver- 
suchen fiel jener mit der krautartigen 
Baumwolle am besten aus, umsomehr, 
da ich auf diese meine grösste Sorgfalt 
verwendete. | 

Ich hatte stets den ungeheueren FEr- 
trag vor Augen, den das Gelingen der 
Baumwollencultur in Ungarn und Deutsch- 
land schaffen würde. Die Menge der 
Baumwolle, die jährlich in Europa ver- 
braucht wird, grenzt ans Unermessliche, 
Welchen Vortheil möchte unter solchen 
Verhältnissen die eigene Erzeugung der 
Baumwolle bieten. 

Das Culturverfahren, welches ich 
bei der krautartigen Baumwolle anwen- 
dete, war ein ganz einfaches und mit 
wenig Kostenaufwand verbunden. 

Ich liess Ende Februar ein gewöhn- 
liches warmes Frühbeet anlegen; nach- 


dem sich der Dünger erwärmt, liess ich | 


Erde ungefähr 4 Zoll tief darauf führen. 


Auf das so zubereitete Beet wurden 
Rasenstücke 3 Zoll im Quadrat mit der 
Rasenfläche nach unten gelegt, in jedes 
Rasenstück wurde ein kleines Grübchen 
gemacht und sodann die Kerne der kraut- 
artigen Baumwolle 2 bis 3 Stück in 
obige Grübchen gelegt; der Same wurde 
mit leichter Erde bedeckt mässig feucht 
gehalten. Wie die Pflanzen hervorkamen, 
was ungefähr nach 8 Tagen geschah, 
wurde etwas Luft gegeben und die Pflan- 
zen so nach und nach an die freie Luft 
gewöhnt. Im Monate Mai, als keine 
Nachfröste mehr zu fürchten waren, wur- 
den die schon bereits 1 Fuss hohen und 
erstarkten l’flanzen sammt den Rasen- 
ballen in eine gegenseitige Entfernung 
von 2!/, Fuss ausgepflanzt, 

Das zur Aufnahme der Pflanzen be- 
stimmte Feld darf nicht frisch gedüngt 
sein, muss jedoch guten nahrhaften, aber 
ja nicht bindigen Boden besitzen. Das 
Feld muss tief geackert und gut mit der 
Egge geebnet sein. 

Die Auspflanzung habe ich folgen- 
dermassen vorgenommen: 


I. Originalabhandlungen. 


263 


Auf 21), Fuss Entfernung wurden | im Arader Comitate der Anbau der kraut- 


in der Reihe Pflöcke gesteckt; sodann 
wurden 1 Fuss tief und 1 Fuss im 
Quadrat. auf die mit Pfählen bezeichneten 
Stellen Löcher gemacht und so die Baum- 
wollenpilanze vorsichtig, ohne den Ballen 
zu verletzen, eingesetzt. War die 1. Reihe 
fertig, so wurde mit der zweiten Linie 
angefangen in einer Entfernung von 21), 
Fuss und zwar im Verbande. Nach 3 
bis 4 Wochen wurden die Pflanzen be- 
hackt und später etwas angehäufelt. Das 
Behacken geschah bis zur Reife 4Mal, 

Im Monate Juli kamen die Pflanzen 
in die Blüthe. Der Eindruck, den eine 
solche Pilanzung gewährt, ist wirklich 
ein überraschender zu nennen; die ein- 
zelnen an den Spitzen der Zweige her- 
vorkommenden Blüthen sind blassgelb 
und im Schlunde purpurn, Ihre beiden 
Kelche haben mehrere schwarze Punkte. 
Das Samenbehältniss hat bei der kraut- 
artigen Baumwolle gewöhnlich 3 Fächer 
und eben so viele Klappen. 


artigen Baumwolle gut lohnen würde, 
und nach meinen Erfahrungen habe ich 
die Ueberzeugung gewonnen, dass zwi- 
schen dem Clima Ungarns und Deutsch- 
lands nur ein sehr geringer Unterschied 
sich herausstellt. 

Ich möchte meine Herren Collegen 
in Rücksicht auf den guten Zweek er- 
suchen, in verschiedenen Gegenden einige 
kleinere Versuche anzustellen. Es wird 
freilich so mancher sagen, wenn das 
ginge, würde es schon längst ins Werk 
gestellt worden sein*). 

Josef Reschon, 
Herzog]. Sulkowskischer Schlossgärtner 
in Bielitz. 


*) Bei einer so sorgfältigen Cultur dürfte 
allerdings im milden Südwesten Deutschlands 
Baumwollencultur möglich sein. Schwerlich 
aber dürfte solche einen guten Ertrag geben, 
denn da wo gleich aufs freie Feld gesäet 
werden kann, verursacht diese Cultur viel 
weniger Auslagen. Darum Baumwollencultur 


Nach meiner persönlich gemachten | für warme Länder, Cultur von Flachs und 


Erfahrung habe ich gesehen, dass sich | Hanf bei uns. 


(E. R.) 


4) Darwinismus. 


In den Ergänzungblättern zum Con- 
versationslexikon findet sich von J. Huber 
eine kurze Zusaminenstellung der für 
die Lehre Darwin’s und der gegen die- 
selbe aufgetretenen Naturforscher, wel- 
che jedoch nur eine kleine Zahl der 
Stimmen, die hier ein Wort mitgespro- 
chen haben, berücksichtigt. 

Herr J. Huber steht selbst auf dem 
Standpunkte des Deismus. Derselbe 
zieht es aber vor, an die Stelle des ge- 
wöhnlichen Namens für jene alles be- 
lebende geistige Kraft, zu deren Ver- 


| ständniss und Berechnung dem Erden- 
| menschen kein Sinn gegeben ist, (auf 
die aber zuletzt auch der crasseste Ma- 
terialist zurückkommt, indem er von den 
einfachsten der Materie anklebenden 
Kräften spricht), nämlich an die Stelle 
des Namens des unsichtbaren Gottes, 
den alle Völker unseres Erdballes von 
jeher nur unter je nach der Bildungs- 
stufe verschiedenen Anschauungen ver- 
ehrt haben, — das Gesetz der Com- 
pensation zu stellen. Dieses sei ein 
inneres Gesetz, das in Natur und Ge- 


264 


schichte als treibende Entwickelungs- 
nothwendigkeit herrsche, das durch die 
ganze Naturordnung in der Bewegung 
der Gestirne, in den meteorologischen 
Processen, in dem Antagonismus von 
Erblichkeit und individueller Bildung, 
selbst im politischen Leben der Mensch- 
heit sich als jede Einseitigkeit korrigi- 
rend und neutralisirend erweise. Daraus 
eonstruirt sich Herr J. Huber in der or- 
ganischen Natur einen Plan, in welchem 
gewisse Haupttypen von Anfang an be- 
dingt und präformirt sind. Damit sei 
der Materialismus, der einer oberfläch- 
lichen Descendenz-Lchre anklebe, über- 
wunden, indem man erkenne, wie die 
blinden Kräfte der Natur in einem ewi- 
gen Gedanken begründet und von 
ihm beherrscht seien u. 8. w. 

Herr Huber braucht also Eingangs 
und Ausgangs die Worte „Gesetze der 
Natur“ und „ewiger Gedanke“ für das, 
was die Religionslehre aller Völker, jede 
in ihrer Anschauungsweise, „Gott“ 
nennt, und schmeichelt sich wahr- 
scheinlich, in Foige dieser Verwechs- 
lung der Bezeichnung für den gleichen 
Begriff, nicht auf dem Standpunkt des 
Deismus, sondern auf dem Boden der 
Philosophischen Anschauung zu stehen. 

Das Wesen der Lehre Darwin’s 
besteht darin, dass uns derselbe anf die 
organischen Bildungsprocesse der Jetzt- 
welt gestützt, die Erklärung für die der 
Vorwelt, d. h. also für die Entstehung 
der Arten, geben will. Der Referent 
hat seine Ansichten in dieser Beziehung 
einlässlich in den Verhandlungen. des 
Internationalen Botanischen Congresses 
in Amsterdam (E. Regel, über die Idee 
der Art) niedergelegt und dort gezeigt, 
dass die Veränderungen, welche die Art 
in der Jetztwelt eingeht, und zwar unter 
Berücksichtigung aller der von Darwin 
gegebenen Beispiele, uns nicht eine ein- 


x 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


zige Thatsache liefert, welche auf eine 
allmälige Umbildung der Art zu höherem 
Typus zu schliessen berechtigt, sondern 
gegentheils uns für die Jetztwelt das 
Gesetz der Erblichkeit durch alle Gene- 
rationen hindurch, oder wenn man lieber 
sich so ausdrücken will, von dem ersten 
Gliede der Kette bis zu dem letzten sich 
unzweideutig bestätigt. Auch in der 
Vorwelt muss im Allgemeinen ein glei- 
ches Gesetz geherrscht haben, wie dies 
das Aussterben der Art mit dem Unter- 
gang der letzten Glieder derselben zeigt, 
womit also der dem ersten Gliede inne- 
wohnende Artbegriff, der sich auf alle 
folgenden Glieder forterbte, verloren ging. 

Auf der andern Seite zeigen die 
jetzt in so klaren Uebersiehten aufge- 
rollten Bilder der Vorwelt klar und 
deutlich, dass auf unserer Erde die nie- 
drigsten Organismen zuerst aufgetreten 
und an diese bis zu unsern Zeiten ein 
Fortschritt zu immer höher entwickelten 
Organismen sich angereihet hat. Daraus 
dürfte hervorgehen, dass es Zeiten in 
der Entwickelungsgeschichte der unsere 
Erde bewohnenden Thier- und Pflanzen- 
Arten gegeben hat, wo das Gesetz der 
Erblichkeit aufgehoben war und aus dem 
von einzelnen Arten vorgebildeten Kei- 
men Individuen mit anderen, wenn 
gleich dem Mutterindividuum noch in 
einzelnen Beziehungen verwandtem Art- 
begriff, entstanden. So nur können die 
Sprünge von den höheren Cryptogamen 
zu den Tannen und Cycadeen, von die- 
sen wieder zu den anderen Phaneroga- 
men erklärt werden. 

Dass endlich heut zu Tage noch 
die niedrigsten Organismen neben den 
höchst entwickelten bestehen und nicht 
aus ihnen alle jene Formenreihen arten- 
reicher untergegangener Familien, die 
wie die Calamiten, Lepidodendren ete. 
einst so eine allgemeine Verbreitung auf 


I. Originalabhandlungen. 


unserem Erdball hatten, sich consequent 
von Neuem entwickeln, ist der schla- 
gendste Beweis gegen Darwin’s Lehre 
der allmähligsen Umänderung Art 
durch den Kampf ums Dasein. 


der 


1} 
Die Herren Materialisten, die den 


die ganze Natar durchwehenden Geist 
der Gesetzmässigkeit aus der rohen Ma- 
terie sich selbst entwickeln lassen, sind 
in erster Linie Anhänger von Darwin’s 
Lehre geworden. Daun folgen 
Menge von Philosophen, die, 


eine 
sei es 
einem bestimmten Systeme anhängen, 
oder nach ihren individnellen Ansichten 
sich ein neues System ausgebaut haben, 
das sich dadurch auszeichnet, dass nach- 
dem alle anderen Philosophischen Sy- 
steme spitzfindig und geistreich gegeis- 
selt, an die Stelle der verworfenen An- 
sichten unserer ausgezeichnetsten Den- 
ker andere Hypothesen, oder einzelne 
gut ausgedachte Worte gesetzt werden, 
die aber das Wesen der Dinge so we- 
nig erklären wie alle früheren Philoso- 
phischen Systeme. 

Für den das ganze Weltall durch- 
ziehenden Grundgedanken, für den mit 
der Schöpfung neuer Thier- und Pflan- 
zen-Arten ins Leben tretenden Artbe- 
griff, der die ganze Entwickelungsge- 
schichte des Individuums von der ersten 
Zelle bis zum Tode beherrscht und auf 
die folgenden Generationen sich fort- 
pflanzt, für das organische Leben (Lebens- 
kraft) im Innern selbst der kleinsten 
Zelle, für den Menschgeist, oder endlich 
für das, worüber alle Philosophen ver- 
geblich grübelten, einen sicheren Beweis 
für das Fortbestehen des Menschgeistes 
nach dem Zerfallen der irdischen Hülle 
zu finden, — für alles dieses hat noch 
keiner auf sichere Thatsachen Gesetze 
aufgebaut, die so unumstösslich logisch 
richtig wie mathematische Formeln, 

Der einfache Grund davon liegt in 


265 


der Natur des Menschen. Wir haben 
nur die Ahnung, nicht aber den Sinn, 
— für alles was in das Gebiet der geistigen 
Kräfte hineinreicht, und von geistigen 
Kräften ist jedes organische Leben be- 
herrscht, — nenne man solehe nun Schwer- 
kraft, Anziehungskraft, Lebenskraft, In- 
stinkt oder Menschgeist. 

Die dritte Gruppe der Anhänger 
der Lehre Darwin’s bilden alle die- 
jenigenZoologen und Botaniker, 
welche sich wenig oder gar nicht mit 
der Systematik beschäftigen und denen 
Darwin’s Lehre ganz ausserordentlich 
gut als leichte Erklärung für die Ent- 
stehung der Arten sich zu eignen scheint. 
Unter den Systematikern haben aller- 
dings auch einzelne unserer bedeutend- 
sten Forscher sich zur Lehre Darwin's 
bekannt. Zur grossen Mehrzahl sind es 
aber nur solche Systematiker, die zu 
Darwin’s Fahne schwören, die geneigt 
sind, jede Form als Art aufzustellen, 
oder solche, die nicht Gelegenheit hatten, 
die Art bei ihrer Verbreitung über weite 
Gebiete oder die Art in Cultur zu be- 
obachten. 

Wer in diesen beiden letzteren Rich- 
tungen z. B. die Pflanzenart mit ihren 
Formen zu beobachten Gelegenheit hatte, 
wer dabei den Einfluss von Boden, 
Clima, Bastardirung und endlich der Ab- 
sonderung der Form zur Heranbildung 
von Racen zu beobachten Gelegenheit 
hatte und mit offenem Auge jeden Um- 
stand berücksichtigte, der erhält eine 
Art, die im Innern des Artbegriffes vie- 
len Abänderungen unterliegt, aber in 
keiner Richtung einen Fortschritt zur 
höheren Ausbildung zeigt. 

Unsere Zeit eilt in allen Richtungen 
Wissenschaft mit Riesensehritten 
voran. Daraus erklärt sich die Manie 
so manchen tüchtigen Forschers, der 
etwas ganz Neues finden möchte, irgend 


der 


266 


Gartenflora Deutschlands, 


einen wirklichen oder scheinbaren Aus- | Tausende von Erfahrungen. 


nahmsjall als Grundstein zu neuen, alles 
umstürzenden Hypothesen zu benutzen 
und die Hunderttausende von Fällen, 
die schon lange ein festes Gesetz be- 
gründet hatten, damit umzustossen. — 
Welchen Eindruck machte iseiner Zeit 
die Behauptung der Umbildung von 
Aegylops ovata in den Weizen und 
die vermeintliche Parthenogenesis 
im Pflanzenreiche, Behauptungen, denen 
der Referent sogleich mit allgemeinen 
Gründen und später mit Speciellen Be- 
weisen entgegen trat, 

Jetzt tauchen wieder einige solche 
im Studierzimmer nach einigen Versuchen 
ausgeheckte Ansichten als bedeutende 


Errungenschaften für die Wissenschaft | 


auf, die in sich unwahrscheinlich und 
durch Tausende anderer Beobachtungen 
von vornherein als Ausnahmen oder als 
falsche ungenaue Beobachtungen, oder 
endlich als falsch gedeutete Thatsachen 
sich charakterisiren. 

Die eine dieser Behauptungen ist 
die der Bildung von Bastarden zwischen 
2 Arten in Folge der Veredlung des 
Reises der einen Form oder Art auf die 
andere. Die Millionen von Veredlungen, 
die jährlich in den Baumschulen von 
Formen der gleichen Art oder unter sich 
ganz differenten Arten aufeinander aus- 
geführt werden, und zwar nur deshalb, 
weil die Veredlung das sicherste Mittel, 
sogar die specielle Form constant zu 
erhalten, werden dabeimit fest ge- 
schlossenem Augenicht beachtet 
und der Ausnahmsfall, der vielleicht 
ganz andere Deutungen zulässt, der 
wird zu Conjuncturen aller-Art benutzt. 

Die andere Behauptung ist die, dass 
der Pollen der Blumen des gleichen In- 


dividuums einen weit geringeren Einfluss 


auf die Befruchtung als der anderer In- 
dividuen zeige. 


Auch hiegegen sprechen | Titel 


Russlands und der Schweiz, 


Der Refe- 
rent hat in beiden Richtungen eine Reihe 
von Versuchen gemacht und wird deren 
Resultate be- 
sprechen, 

Der Darwinismus ist aber nach 
des Referenten Ansicht ebenfalls nur 
eine solche Frage der Zeit. Unsere Zeit 
hat früheren in dieser Richtung schon 
bestehenden Ansichten eine neue geist- 
volle Form gegeben. Da die Grund- 
steine, welche zur Construction dieser 
Form benutzt worden sind, aber nur 
hypothetischer Natur, so muss auch Dar- 
win’s Gebäude über kurz oder lang wie- 
der zusammenstürzen, um wieder andern 
Hypothesen Platz zu machen. 

Es ist wahr, dass je allgemeiner 
der Standpunkt ist, den der Forscher 
einnimmt, es um so schwieriger wird, 
zu bestimmen, was Art, was Form, was 
Bastard, was Mischling, umsomehr als 
gerade durch den Einfluss der Bastard- 
bildungen in manchen Gattungen die 
scharfen Grenzen zwischen den Arten 
fast vollständig verloren gegangen sind. 
Dennoch dürfte aber die Zeit kommen, 
wo durch das speciellere Studium der 
einzelnen Arten in Bezug auf ihre durch 
äussere Einflüsse und Bastardirung ent- 
standene Formen Klarheit verschafft 
wird. Auf welche Weise aber die Art 
entstanden ist, diese Frage dürfte die 
exacte Naturforschung ebensowenig mit 
Sicherheit lösen, wie es uns je gelingen 
wird, die einfachste Zelle in der chemi- 
schen Retorte zu erzeugen (schaffen) 
und ihr gleichzeitig auch den Artbegriff 
einzuimpfen. 

Wir weisen schliesslich noch ein- 
mal auf den in Band IV Heft 12 der 
Ergänzungsblätter von J. Huber ge- 
gebene interessante und lehrreiche Zu- 
sammenstellung dessen, was unter dem 
„Darwinismus“ von den haupt- 


nächstens einlässlicher 


I. Originalabhandlungen. 


sächlichsten Anhängern und Gegnern 
Darwin's für dessen Lehre und gegen 
ist 
und frenen uns, daraus zu constatiren, 
dass Darwin unter den Naturforschern 
Deutschlands die meisten und gründlich- 
eten Gegner gefunden hat. Das was 


dessen Lehre geschrieben worden 


5) 


267 


| einer der geistreichsten und scharfsin- 


nigsten Gegner Darwin’s, Herr C. Nägeli, 
(Entstehung und Begriff der naturhisto- 
rischen Art) gegen Darwin gesagt, wer- 
den wir in der Kürze zu besprechen 
Gelegenheit finden. (BE. R.) 


5) Einige Pflanzen des Petersburger Gartens. 


a) Oxalis Regnelli Mig. (Mia. 
in Linn. XXI pag. 545. — Walp. Ann, 
II pag. 241). — Wir erhielten diese 
Oxalis von Herrn Gauthier aus St. Ca- 
therine. Dieselbe ist der Oxalis Mar- 
tiana Zucc. sehr ähnlich. Oxalis Mar- 
tiana gehört zu den in den Gärten sehr 
verbreiteten Pflanzen. Wir erhielten 
solche als Oxalis floribunda, O. floribunda 
alba, O. artieulata, ©. Andrei, ©. lati- 
folia, O. multiflora, O. Tweediena und 
O.lasiopetala aus verschiedenen Gärten. 
Dieselbe bildet in der Erde eine Knolle, 
die auf der Spitze eine Menge von Sten- 
gellosen Trieben entwickelt. Die von 
langen Blüthenstielen getragenen ver- 


kehrt-herzförmigen 2-lappigen und zu 3 | 


stehenden Blättchen verschmälern sich 
nach dem Grunde zu keilförmig. Die 
Blüthenstiele sind länger als die Blatt- 
stiele und tragen eine vielblumige, sich 
oft verästelnde Dolde weisser Blumen, 
die den ganzen Sommer hindurch blühen. 
Alle diese Merkmale theilt ©. Regnelli 
mit OÖ. Martiana, dagegen sind zum Un- 
terschiede die Blättchen derselben etwas 
grösser, verkehrt-oval, dreiseitig, vorn ab- 
gestutzt und daselbst schwach ausgeran- 
det und an den Ecken abgerundet. Die 
weissen Blumen sind ferner fast noch 
einmal so gross als bei O. Martiana und 
stehen stets in einer einfachen, nur 4— 


5blumigen Dolde. Bei O. Martiana kommt 
bald schwächere, bald deutlichere ange- 
drückte Behaarung vor, O. Regnelli ist 
dagegen fast ganz kahl und trägt nur 
zuweilen auf der Unterseite der Blätter 
und an den Blattstielen kaum unter der 
Lupe bemerkbare Behaarung. Kalthaus- 
pflanze, die den ganzen Sommer hin- 
durch blühet und lebhafte Empfehlung 
als schöner dauernder Flor verdient. 


b) Nidularium sarmentosum 
Rgl. et N. denticulatum Rgl. — 
Im Jahrgang 1859 widmeten wir 3. 264 
— 268 der Gattung Nidularium eine ein- 
gehende Besprechung. Wir zeigten dort, 
dass sich dieselbe durch nistenden Blü- 
thenstand habituell und ausserdem durch 
die Kelchblätter, die so lang als die 
Röhre der Blumenblätter und am Grunde 
stets verwachsenen Blumenblätter von 
Bromelia unterscheidet, sowie dass end- 
lich die ächten Bromelia-Arten von Beer 
den Namen Agallostachys erhalten haben. 


Zu den unbedeutendsten Arten der 
Gattung gehört Nidularium triste Rgl. 
Grtfl. 1866 pag. 79. (Bromelia_ tristis 
Beer Brom. pag. 30, — Koch Wochen- 
schr. II pag. 150). Diese Pflanze wächst 
in dichten Büschen, indem dicht neben 
den alten Rosetten aus dem Grund des 
Rhizoms derselben sich neue erheben, 


268 


Die zollbreiten, oberhalb grünen, unter- 
halb weisslichen Blätter sind schmutzig- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


ec) Nidularium sarmentosum 
Rgl. endlich ist eine neue, ebenfalls 


purpur gefleckt und stachelig gezähnt. | dem N. triste nahe verwandte Art, die 


Die den sitzenden Blüthenkopf umgeben- 
den Bracteen sind kaum so lang als die 
Blumen Kelch 
grünlich-braun. Blume mit weisser Röhre 
und blauem Saume. Diese Art erhielten 
wir als Billbergia olens aus Kew, als 
Nidularium agavifolium aus dem Bolan. 
Garten in Zürich, als Nidularium mar- 
moratum von Makoy und als Billbergia 
purpurea von Van Hontte. 


und schmutzig -braun. 


Dem N. triste sehr nahe steht Ni- 
dularium denticulatumRgl. (Bro- 
melia dentieulata C. Koch, Wochenschr, 
II pag. 151, Bromelia paueiflora h. Be- 
rol.), die Blätter sind aber dicker und 
tleischiger, oberhalb freudig-grün und 
nnr am Grunde etwas braunroth gefleckt, 
solche stehen ausserdem überhängend 
ab und tragen am Rande nur sehr kleine 
Zähnchen oder sind selbst zuweilen ganz- 
randig. An der gleichen Pflanze kom- 
men nun blühende Rosetten vor, an de- 
nen die unteren Blätter bis über 1 Fuss 
lang und kaum !/, Zoll breit, und gleich- 
zeitig die oberen Blätter, in deren Her- 
zen der Blüthenkopf sitzt, nur 3—6 Zoll 
lang und bis 1 Zoll breit, während an 
andern blühenden Rosrtten diese oberen 
Blätter fehlen. Bracteen grün und nur 
an der Spitze braunroth. Kelch grün, 
Blumen weiss, 


wir als Aechmea immersa aus dem 
Botanischen Garten in Berlin erhielten. 
Die Blätter haben die Form, Breite, 
Richtung, Textur und Zahnung wie von 
N. triste, sind aber oberhalb einfarbig 
dunkelgrün mit röthlichem Schein und 
unterhalb olivengrün mit rother Nüance, 
einzelne Blätter tragen anf der inneren 
Seite auch wohl tief blutrothe Flecke. 
Bracteen röthlich oder die äusseren weiss 
und roth gefleckt. Blumen mit weisser 
Röhre und blauem Saume. Was diese 
Art aber vor allen andern Nidularien s0- 
gleich auszeichnet, ist deren eigenthüm- 
liches Wachsthum, das man durch schlei- 
chend bezeichnet, indem aus dem Grunde 
der älteren Rosetten fingerlange, mit 
Schuppen besetzte Glieder des Rhizoms 
hervortreten, die wagerecht abstehen und 
auf ihrer Spitze eine neue Rosette zei- 
gen, während diese letztere an ihrem 
Grunde wiederum die gleiche Bildung 
zeigt. 


Die Nidularium-Arten scheinen alle 
in Brasilien heimisch zu sein und be- 
halten wir uns vor, nächstens einmal 
eine Uebersicht aller Arten dieser in- 
teressanten Gattung zu geben. 


(E. R.) 


1. Originalabhandlungen. 269 


6) Systematisch geordnete Uebersichtstabelle über die periodisehe 
Entwicklung der Freilandpflanzen im Kais. botanischen Garten 
zu St. Petersburg während des Sommers 1868. 


Von 


Dr. F, G. von Herder. 


(Schluss). 


— Te Le nn es Em ea en a#7527 
= ı N = EIN 
Saar 
2o2 Ee oa“ = 2 | = °s3 = = 5 
Namen der Pflanzen em = ers 2: sea ERS en 
2 5 S’o ee oa 235 pn | 2 
B5:| sa | As® 5 ZI Zoe 
Te zZ EI Aa a 
Cassiniaceae s. Compositae. 
Eupatorium cannabinum L. | 20. Juli |27. Juli |, 3. Aug. 
Tussilago Farfara L. | 27. Mai |20. April|25. April| 6. Mai 125. Mai 15. Juni 
Petasites officinalis Mönch. 25. Mai 25. Juni |25. Aprilj27. April 9. Mai |25. Mai 15. Jwi 
Nardosmia frigida Hook. 6. April’ 6. Juni 21. April 27. April| 6. Mai 13. Mai 27. Mai 
Aster laxus Willd. | | 18. Juli |23. Juli | 3. Aug. | 2. Sept. 
»  Peregrinus Pursh. | ' 6. Juni 14. Juni 20. Juni 
„ sibiricus L. | | | 1.Aug. | 8. Aug. 13. Aug. 2, Sept. 
Galatella dahurica D.C. | 13. Juni |19. Juli 27. Juli | 
2 punctata D.C. | ı13. Juli |19. Juli |27. Juli | 
n rigida Cass, | 13. Juli 19. Juli 27. Juli | 6. Aug. | 8. Sept. 
Calimeris ineisa D.C. | | ‚20. Juli 127. Juli | 3. Aug. | | 
Biotia corymbosa D.C. | ‚20. Juli 27. Juli | 3. Aug. 
“ „  macrophylla D.C. ‚27. Juli | 3. Aug. 10. Aug. ı 
Diplostephium amygdalinum Cass | | 127. Juli | 3.Aug. |10.Aug. 
Erigeron acris L. | 29. Juni |29. Juni | 9. Juli 28. Juli 30. Sept. 
Bellis perennis L. | 30. Mai 25. Aprill10. Mai 30. Mai | 8. Aug. | 8. Sept. 
Solidago altissima L. | | 115. Sept. |20.Sept. 30. Oct. 
n canadensis L. | | 115. Juli 127. Juli | 3. Oct. | 
. Virgaurea L. | 24 Juni | 6. Juli 123. Juli |, 6. Aug. 30. Ang. 130. Sept. 
Teleckia cordifolia D.C. | | 27. Juli | 3. Aug. |10. Aug. | | 
Inula hirta L | 124. Juni | 4. Juli 10. Juli 
„ Helenium L. | | 30. Juni 118. Juli | 3. Aug. | 9. Sept. | 3. Oct. 
„ salieina L. 120. Juli 127. Juli | 3. Aug. 3 Oct. 
„ squarrosa L. | 120. Juli |27. Juli | 3. Aug. | 
Bidens cernua L. | 25. Juli | 1. Aug. 15. Aug. |15. Sept. |1. Oct. 
„  tripartita L. ‚25. Juli | 1. Aug. 15. Aug. ‚12. Sept. |29. Sept. 
Helianthus annuus L, | | 20. Juli 126. Juli | 3. Aug. |18. Aug. 
Filago germanica L | | 1. Juli | 8. Juli 15. Juli 
Gnaphalium dioicum L. | ' 9. Juni 122. Mai | 1. Juni | 9. Juni | 9. Juli [25. Juli 
z sylvaticum L. | 24. Juni | 4. Juli 113. Juli 
2 uliginosum L. | | 19. Mai | 9. Juni |24. Juni |18. Juli |18. Aug, 
Liatris spicata Willd. | | 25. Juli |31. Juli | 6. Aug. | 
Silphium perfoliatum L | 115. Sept. 20. Sept. ! 3. Oct. 
Rudbeckia speciosa Schrad. | 110. Sept. 119. Sept. 30. Sept. 
Gaillardia aristata Pursh, | 20. Juli 27. Juli | 3. Aug. 
Artemisia campestris L. | 115. Juli 15. Juli 115. Aug. |26. Aug. 18. Sept. | 
„ chamamelifolia Vill. | ‚20. Sept. |30. Sept. | 3. Oct. | 
’ glauca Pall. | ‚20. Sept. |30. Sept. | 3. Oct. | 
a Ludoyiciana Nutt, | ‚20. Sept, | 3. Oct. | l 


270 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz 


Namen der Pflanzen 


Artemisia vulgaris L. 
Tanacetum vulgare L. 
Achillea cartilaginea Ledeb. 

= Millefolium L 

5 Ptarmica L. 
Matricaria Chamomilla L. 

n discoidea D.C. 

r inodora L., 


Chrysanthemum Leucanthemum L. 


Pyrethrum parthenifolium W. 
Anthemis tinctoria L. 

= Triumfetti D.C. 
Doronicum caucasicum M.B. 
Arnica Chamissonis Less. 
Ligularia macrophylla D.C. 

„ sibirica Cass. 


Erythrochaeta palmatifida S. et Z. 


Seneeio artemisiaefolius Pers. 


„ macrophyllus M. a B. 


„ vulgaris L. 
Calendula arvensis L. 
Cirsium arvense Scop. 

„ heterophyllum All. 

„ lanceolatum Scop. 

„  monspessulanum All. 

„ Ppalustre Scop. 
Carduus crispus L. 
Onopordon Acanthium L. 
Lappa major Gärtn. 

„ minor D.C. 
„ tomentosa All. 
Serrafula coronata L 


5 tinctoria L. 
Centaurea Cyanus L. 
en montana L. 
3 phrygia L. 


Lapsana communis L. 
Leontodon autumnalis L. 

R hastilis L. 
Tragopogon pratensis L. 
Scorzonera humilis L. 
Taraxacum officinale Wigg. 
Lactuca sativa L. 
Mulgedium sibiricum Less. 
Sonchus oleraceus L. 
Crepis praemorsa Tausch. 

„ sibirica L. 
Hypochaeris maculata L. 
Hieracium andryaloides Vill. 

e Auricula L. 

e boreale Fries. 

2 Pilosella L. 

5 praealtum Vill 

AR rigidum Hartm. 

- umbellatum L. 

vulgatum Fries. 


Ausschlagen 


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15. Aug 
3 Sept. 
. Juni 15 Aug. 
Juni 3 
. Juni 118. 126. Aug 
. Juni 120 Oct. 
el 
. Juni 1253 Oct. 
18 . 
20. . 
. Juni 16. Aug. 
122. Juni 
120. | 
‚20. | 
1 ? 127. | 
20. [277% | 3. | 
| | 8. IM3* 
2 127. 123: 
19. ‚30. Juni | 
30. | 3. 
. Juni 4 16. | 2. Sept. 
. Juni 119. 20. 131. Juli 
| [11% 114. ‚12. Sept. 
; 127. | 8. 
24. 12 122. „Aug. | 
| 4. 18% ‚14. | 
20. 127. 3. 
. Juni 27. 18. 25 2 Sept 
al, 18a 30. | 2. Sept. | 
IT. ı18. ‚30. | 2. Sept. 
25. 3 10. 
125. | 3% 10. 
115. 127. & e Aug 
10 17. 124. . 
. Juni |26. ‚18. 126. 2 Sept 
. Juni | 8 24. 130.8: ' 6. Octob.| 
. Juli BER: 
180. « 
| 1:5. . Juli 
. Juni 1% . Juni 
. Mai 120. 1 20. Juni | 
12 
‚24 Sept. 
180. 
1 . Juli 
80. 
? 115. Sept. 
4. 18% | 
115. 24. . Sept. 
| 9. 8. | 
12. Juli 12 3% 
25. Juni 125. 5: . Juli 
199: 3% 
ls 38 
1 3. 


I. Originalabhandlungen. 271 


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| | | | 
Nachtrag. | | | | | 
Homogyne alpina Cass. | 24. Mai | 4. Juni 10. Juni | | 
Pyrethrum carneum M. a B. | | 18. Juni a. Juni |24. Juni | | 
5 corvmbosum W. } 13. Juli '18. Juli 24. Juli | 
Lobeliaceae. 
 Lobelia sessilifolia Lamb. i | 113. Sept. |19. Sept. ! 3. Oct. | | 
Campanulaceae. 


| 8. Juli 113. Juli |20. Juli 
| 1. Juli |, 8. Juli 16. Juli 
15. Juni 22. Juni 28. Juni | 4. Juli | 4. Aug. 
| 8. Juli 112. Juli 20. Juli 
1. Juli | 9. Juli |16. Juli 


Phytheuma limonifolium Sm. | 
nigrum Schmidt | 
Scheuchzeri All | 
Campanula carpathica L. il. | 
Cervicaria L. | | 
glomerata L. | 115. Juli 23. Juli | 3. Aug. |18. Sept. 
| 
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n 

n 

x lamiifolia M. a B. | 3. Juli 110. Juli 20. Juli | 

= latifolia L. 24. Juni 4. Juli 13. Juli | 3. Aug. 18. Aug. 
3 patula L. 24. Juni 15. Juni 24. Juni | 4. Juli |26. Aug. 12. Sept. 
n pulla L. | 6. Juni |12. Juni 18. Juni 

n 


rapunculoides L. 
rotundifolia L. 
Adenophora polymorpha Ledeb. 


. Juli |27, Juli | 3. Aug. 
24. Juni 18. Juni |24. Juni | 3. Aug. 31. Aug. 
24. Juli 29. Juli | 3. Aug. 


S = 
oO 


Vaceinieae. 
Vaceinium Myrtillus L | . Juni | 9. Juni 115. Juni |18. Juni 26. Juli 
n Oxycoccos L. | 18. Juni 15. Juni |24. Juni | 4. Juli 114. Sept. 
u uliginosum L. j18- Mai 18. Juni 19. Mai | 9. Juni 15. Juni |25. Juni 26. Juli 
e Vitis Idaea L 24. Juni 115. Juli |27. Juli | 3. Aug, | ‚14 Sept. 
Erieineae. 
Arctostaphylos Uva ursi Spr. | 112. Juli | 1. Juni | 6. Juni 12. Juni j12. Juli 
Andromeda polifolia L. | 115. Juni 119. Mai 17 Mai | 7. Juni 127. Jwi 
Cassandra calyculata Salsb, ' 1. Juni 25. Juni 25. April’ 9. Mai 13. Mai 113. Juni | 
Calluna vnlgaris Salsb. | 15. Juli 15 Juli 21. Juli 8.Aug. |19. Sept. 
Azalea pontica L. | 27. Mai |30. Mai |10. Juni | 
Rhododendron caucasicum Pall. | | 20. Mai 24. Mai | 6. Juni | | 8. Sept. 
hirsutum L. | | 110. Juni 115. Juni 28. Juni 15. Juli | 8. Sept. 
Ledum palustre L. | | 5. Juli |19. Mai | 7. Juni |15. Juni | 5. Juli | 
Pyrolaceae. 
Pyrola rotundifolia L. | 24. Juni | 1. Juni |29. Juni | 9. Juli |29. Juli | 
„  secunda L ‚24. Juni |24. Juni | 5. Juli 10. Juli | 1. Aug. | 
„  uiflora L. | ‚24. Juni | 1. Juni |16. Juni |24. Juni | | 


II. Corolliflorae. 


Oleaceae. 


10. Juli 120. Juli |27. Juli 


Ligustrum vulgare L. | 
6. Juni |13. Juni |20, Juni | 6. Juli | 


| 
Syrinugsa chinensis L, 113. Juni 


a72 


Namen der Pflanzen 


Syringa Josikaea Jacq. fil. 
vulgaris L. fl. viol. 
* a „ fl. albo 
Fraxinus epiptera Michx. 
excelsior L. 


” 


n 


Cynanchum Vincetoxicum Pers. 


Asclepias Cornuti Desne, 


Apocynun venetum L. 


Menyanthes trifoliata L. 
Gentiana asclepiadea L. 
acaulis L. 

ciliata L 
eruciata L. 
Pneumonanthe L. 
pratensis Froel. 
septemfida Pall. 


ISERLIER] 


Polemonium coeruleum L. 


5 pulchellum Bnge. 


Phlox reptans Michx. 
„  undulata Ait. 


Calystegia dahurica Fisch. 
Pharbitis hispida Choisy. 


Borrago officinalis L. 

Symphytum officinale L. 
Pulmonaria officinalis L. 
mollis Wolff. 

n saccharata Mill. 
Ayosotis caespitosa Schultz. 
palustris With. 
sparsiflora Mikan. 
strieta Lk. 
sylvatica Hoffm. 


n 


333 


Solanum persicum Willd. 


= tuberosum L. 


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115. Juni | 8. Juni 
10. Mai 10, Juni 115. Mai 
110. Mai 10. Juni 118. Mai | 
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24. Mai 24. Juni 10. Mai ı 
Asclepiadeae. 
| 1. Juli | 
| | 6. Juli | 
Apocyneae. 
| | 127. Juli | 
Gentianeae. 
| 16. Juni 118. Mai 
| 135. Aug. 
| ' 4. Juni 
1. Aug. 
14, Juli |14. Juli 
| 14. Juli 
| ‚24. Juni 
| [27. Juli | 
Polemoniaceae. 
21. Aprilil 1. Juni | 4. Juni 
l | ‚20. Juni 
| | |18. Mai 
113. Sept. | 
Convolvulaceae. 
| 18. Juli 
| 3. Aug. 
Borragineae. 
| | | 1. Juli 
j ‚13. Juni 


8. Juni 21. April: 


| 113. Mai 


120. Juni | 


| ı 1. Juni 
14. Juni 10. Juni 
24. Mai 10. Mai 
19. Mai 10. Mai 
19. Mai 10. Mai 
Solaneae. 


15. Mai |15. Juni | 8. Jwi 


25. Juni | 


Die ersten 
Blüthen offen 


Allgemeine 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Yollblüthe 


Blüthe oder 


126. 
‚30. 


115. Juni 24. Juni 
| 5. Juni | 9. Juni | 
| 8. Juni 24. Juni 
13. Mai 15. Mai 
9. Juli 15. Juli 
13. Juli '20. Juli 
3. Aug. |10. Aug. 
27. Mai | 1. Juni 
117. Aug. | 9. Sept. 
8. Jmi ‚12. Juni 
8. Aug. 113 Aug. 
24. Juli | 8. Aug. 
25 Juli | 3.0ctob. 
3. Juli ı15 Juli 
6. Aug. ı13. Aug. 
9. Juni |20. ‚uni 
‚29. Juni 4. Juli 
|25. Mai | 9. Juni 
19. Sept. ! 3. Oct. 
25. Juli | 1. Aug. | 
13. Aug. 20. Aug. | 
| 6. Juli !13, Juli 
19 Juni ‚24. Juni 
25. April 8. Mai 
118. Mai 24. Mai 
27. Juni 4. Juli 
6. Juni 16. Juni 
14. Juni 24. Juni 
|14. Mai |24. Mai 
113. Mai 19. Mai 
113. Mai '19. Mai 
116. Juni |26. Jwni 
111, Juli 22. Juli 


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. Juni 
. Juni 


. Mai 


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. Aug. 


. Aug. 


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19. Sept. 
28. Sept. 


Juni 


| 8. Sept. 


‚Aug. 18. Sept. 


24. Juni | 


. 18. Sept. 


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Namen der Pflanzen 


Hyoscyamus niger L. 
F orientalis M. a B, 


Verbascum Thapsus L. 
Scrophularia nodosa L. 
” vernalis L. 
Gratiola offieinalis L. 
Digitalis grandiflora Lam. 
> media Roth. 
. purpurea L. 
Linaria bipartita Willd. 
„ vulgaris Mill 
Veronica Anagallis L. 
- Beccabunga L. 


“ fruticulosa L. 
5 Chamaedrys L. 
» gentianoides Vahl. 


5 longifolia L. 

„ offieinalis L. 

A serpyllifolia L. 

> sibirica L. 

- verna L. 
Paederota Ageria L. 
Wulfenia carinthiaca Jacg. 
Pedicularis palustris L. 
Euphrasia Odontites L. 
Pentstemon procerum Gral 
; a pubescens Ait. 


Mentha arvensis L. 

»„  Piperita L. 

„ sylvestris L. 
Lycopus europaeus L. 
Salvia pratensis L. 

„  Regeliana Trautv 
Origanum vulgare L. 
Thymus Serpyllum L. 
Satureja hortensis L. 
Calamintha alpina Lam. 
Clinopodium vulgare L. 
Horminum pyrenaicum L. 
Nepeta grandiflora M. a B. 

» macrantha Fisch. 

„ nauda L. 

» paniculata Crantz 
Glechoma hederacea L. 
Dracocephalum thymiflorum L. 
Lamium album L. 

n garganicum L. 

- purpureum L. 
Galeobdolon Iuteum Huds. 


I. Originalabhandlungen. 973 
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15. Mai 15. Juni | 1. Juni | 6. Juni 115. Juni 115. Aug. 12. Sept. 
‚21. Aprill10. Juni 10. Mai |13. Mai 15. Mai 10. Juni [20. Juli 
Scrophularineae. 
| 8. Juli |18. Juli |18. Sept. 
j | 6. Juni | 6. Juni 14. Juni |20. Juni 24. Juli 113. Aug. 
| 30. Mai 25. April| 9. Mai 12. Mai 12, Juni 124. Juli 
| | 6. Juli 6. Juli 14. Juli 31. Aug. 12, Sept. 
| | 24. Juni |29. Juni | 4. Juli 18. Ang. 
| | 1. Juli | 6. Juli 112. Juli 
| 15. Juli 120. Juli |27. Juli | 
Ä 9. Juli | 3. Juli | 9. Juli |21. Juli |18.Sept. |30. Sept. 
15. Juni 20. Juni |25. Juni |15. Aug. 
13. Juni 19. Juni 24. Juni |15. Aug. | 
| | 20. Juni |27. Juni | 4. Juli | 
| | 3. Juni | 1. Juni | 6. Juni [114 Juni | 6. Juli 
| 22. Mai |30. Mai | 6. Juli 
24. Juni | 1. Juli | 6. Juli 115 Juli |15. Sept. 
| 125. Juni |30. Juni | 5. Juli | 3. Aug. 
| 6. Juni 19. Mai |50 Mai | 6. Jwi | 6. Juli 
24. Juni 50. Juni | 5. Juli 
| 9. Mai 113. Mai |19. Mai | 9. Juni 
| 124. Mai | 1. Juni | 8. Juni |26. Juni 
| 1. Juni | 7. Juni 113. Juni 
20. Juni 15. Juni |20 Juni '30. Juni 118, Juli |30. Aug. 
| 20. Aug. |31. Aug. 
16. Juni |24. Juni 
| | 6. Juli |13. Juli 
Labiatae, 
| | 20. Juli | 1. Aug [15. Aug. | 
| 25. Juli | 3. Aug. |15. Aug. | 
| 113. Juli |21. Juli | 3. Aug. 
| 115. Juli |15. Juli [25. Juli | 1. Aug. |20. Sept. 
| 13. Juni |19. Juni |24. Juni 
| 20. Juli 129. Juli | 3. Aug. | 
6. Juli |13. Juli |20. Juli 
15. Juni 125. Juni 30. Juni |13. Juli |26. Aug. 
| | 115. Juli |25. Juli | 1. Aug. 
| 20. Juni 27. Juni | 4. Juli | 
| | | 6. Juli 112. Juli |25. Juli | 
| | 13. Juni 19. Juni 24. Juni | 
30. Juni | 6. Juli | 3. Aug. 
20. Juni |29. Juni | 9. Juli 
| 1. Juli |13. Juli | 3. Aug. 
| 30. Juni | 6. Juli | 3. Aug. 
21. April21. Mai 13. Mai |17. Mai |21. Mai 113. Aug. 
9. Mai 19. Mai 119. Mai | 6. Juni |15. Juli ‚25. Juli 115, Aue 
19. April 19. Mai 119. Mai |26. Mai | 6. Juni | 6, Oct. 
| | 20. Juni |29. Juni | 9. Juli 
119. Mai | 1. Mai | 9. Mai 19. Mai | 6. Oct. 
| 22. Mai | 1. Juni 10. Juni 
11. Juli ' 6, Juli '11. Juli 22, Juli '31. Aug. 


Galeopsis Ladanum L. _ 
VII, 1870, 


18 


74 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 
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Galeopsis Tetrahit L. | | 6. Juli 111. Juli |22. Juli |30. Aug 
5 versicolor Curt. | | 6. Juli |11. Juli |22. Juli |30. Aug 
Stachys alpina L. | 8. Juli 13, Juli 24, Juli 
„  palustris L. | | ; 5. Juli 10. Juli 24. Juli 18. Sept 
„  sylvatica L. | '25. Juni | 5. Juli |10. Juli 15. Aug 
Betonica grandiflora Stev. | 8. Juli |13. Juli 24. Juli | 
c officinalis L. | 127. Juli | 3. Aug. |10. Aug 
5 alopecuros L. | ' 6. Juli |12. Juli 18. Juli 
Leonurus Cardiaca L. | | 4. Juli 113. Juli | 3. Aug 
Phlomis tuberosa L. 20. Juni 28. Juni | #£. Juli | 3. Aug. 
Scutellaria galericulata L. 10. Juni |30. Juni | 6. Juli |12. Sept. | 2. Sept. 
h altissima L. | 24, Juni 30. Juni | 6. Juli 
Prunella vulgaris L. | 24. Juni 18. Juni |24. Juni |30. Juni 31. Aug. ‚30. Sept 
Ajuga pyramidalis L | 18. Juni 125. Juni | 1. Juli 
Ballota nigra L. 27. Juli ' 3.Aug. |10. Aug 


Lientibularieae. 
Pinguicula vulgaris L. 6. Juni 113. Juni |20. Juni 13. Juli | 
Utrieularia vulgaris L | 24. Juli | 1, Aug. |15. Aug. 18. Sept. | 
Primulaceae. 
Dodecatheon integrifolium Michx.| ; 1. Juni |24. Mai | 1. Juni ! 6. Juni ‚30. Juni 
5 Meadia L. | | 6. Juni 14. Juni |20. Juni | 
Trientalis europaea L. | 20. Mai 27. Mai ‚30. Mai '30. Juni 
Naumburgia thyrsiflora Rehbch. | 27. Juli | Y.Aug. 115. Aug. |18. Sept. | 
Lysimachia Nummularia L. | | 15. Juni 24. Juni 30. Juni 
n vulgaris L. | | 1. Juli | 1. Juli | 6. Juli 118. Juli | 1. Sept. | 1. Oet. 
Primula cortusoides L. 1. Juni |22. Mai |27. Mai | 1. Juni |25. Juni | 
N farinosa L. 18. April 18. Mai 27. Mai |30. Mai |30. Juni ‚18. Aug 
„ luteola Rupr. | | 8. Juni |15. Juni |24. Juni | 
5 "SelatiorJacgq. | 9. Juni |24. Aprilj12. Mai |19. Mai |20. Juni 
n officinalis Jacqg. 9. Juni |24. April|29. April) 9. Mai | 9. Juni 
h Auricula L. 13. Mai |19. Mai | 1. Juni 20. Juni 
villosa Jacg. | | 6. Mai 113. Mai 119, Mai 
Cyclamen coum Mill. | 9. Mai | 9. Juni |12. April'21. April'25. April! 9. Mai | 
Plumbagineae. 
Statice Limonium L. i I Aug. |31. Aug. |19. Sept 
Armeria plantaginea Willd. | 115. Aug. |31. Ang. | 1. Oct. 
h alpina Willd. | 24. Mai | 1. Juni |12. Juni | | 
R elongata Koch. | | 7. Juni 15. Juni | 
Plantagineae. 


115. Juni 24. Juni 15. Juli 18 Ang. 


Plantago lanceolata L. | 
16. Juni /25. Juni 125. Juli 118. Aug. 


| 
Br major L. | | ‚10. Juni 
8 media L. | ‚13. Juni 117. Juni = Juni 13: Ang. | 
5 maritima L. | | 16. Juni |23. Juni |26. Juni | 


s serpentina Lam ' 6. Juni 13. Juni 20. Juni 


\ 


I. Originalabhandlungen. Pb) 


x sachalinense Schmidt. | 2. Sept. |19. Sept. 


| ı 8. Juni 15. Juni |24. Juni ‚15. Juli |18. Sept. 


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IV. Monochlamydeae. 
Amarantaceae. 
Amarantus paniculatus L. 110. Aug. [18. Aug. }19. Sept. | 3. Oct. | 
Phytolacceae. 
Phytolacca decandra L. | 10. Aug. 115. Aug. 110. Sept. | 3. Oct. | 
Chenopodeae. 
Chenopodium album L. | 20 Juni |20. Juni |30 Juni [25- Juli 18. Sept, |24. Sept. 
Blitum Bonus Henricus Mey. | 24. Mai | 6. Juni 113. Juni 
__„. rubrum Koch. | 24. Juni | 24. Juni | 4. Juli | 4. Aug. hs Aug. 
Atriplex hortensis L. | 115 Juli 127. Juli | 3 Ang. | | 6. Oct. 
Polygoneae. 
Rumex Acetosa L. 121. April 22. Mai | 1. Juni |10. Juni |10. Juli |10. Aug. 
»„ Acetosella L. | ‚30. Mai |30. Mai |13. Juni |20. Juni 20. Juli | 8. Aug. 
„  alpinus L. 7. Juni a8: Ang. 
crispus DL. | | 113. Juni 24. Juni |30. Juni 112. Juli 24. Juli 
„ Patientia L. | 3. April[30. Mai 18. Mai 16. Juni 24. Juni 24, Juli | 8. Ang. 
Polygonum Amphibium L. 20. Juli | 1.Aug. |15. Aug. 
- aviculare L. | 6. Juli 116. Juli | 1. Aug. 
5 Bistorta L. | |30. Mai |22. Mai 30. Mai |26. Juni |30. Juli | 1. Oct. 
. Convolvulus L. | | 17. Aug. 
F lapathifolium L. 1. Aug. 
5 polymorphum Ledeb. | | 6. Juni |26. Juni 1. Aug. 
N 
| 


viviparum L 


Rheum undulatum L. '18. April30. Mai '30. Mai | 6. Juni |12. Juni ‚30, Juni |12. Aug. 
„  hybridum Ait. 1. Juni | 6. Juni |13. Juni | | 
'Thymeleae. 
Daphne altaica Pall. | | | 8. Juni |15. Juni |20. Juni | | 
Elaeagneae. 
Elaeagnus argentea Pursh. '15. Mai |15. Juni |22. Mai 114. Juni |24. Juni | 8. Juli |30, Sept. 
Aristolochieae. 
Aristolochia Clematitis L. 13. Juni |19. Juni |24. Jwni | | 
Asarum europaeum L. | 13. Juni |21. April| 9. Mai |13. Mai |j13. Juni | 
Euphorbiaceae. 
Euphorbia pilosa L. | | |22. Mai |30. Mai [10. Juni | | 
Mercurialis perennis L. | 15. Mai |20. Mai |30. Mai | | 
Urticeae. 
Urtica dioica L. 121. April|21, Mai | 6. Juni |24. Juni | 6. Juli | 6. Sept. | 
„ urens L 110. Juni |10. Juni |30. Juni |10. Juli ‚10. Oct, | 


276 


Gartenflora 


Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Namen der Pflanzen 


Humulus Lupulus L. 
Ulmus campestris L. 
»„ effusa L. 


Juglans cinerea L. 


Quercus pedunculata Ehrh, 
Corylus Avellana L. 


Salix acutifolia Willd. 
Capraea L. 
fragilis L. 
Lapponum L. 
pentandra L. 
rosmarinifolia L. 
stipularis Sm. 
viminalis L. 
depressa L 
laurina Sm 
phylicifolia L. 

„»  purpurea L. 

„  repens L. 

„ retusa L. 
Populus alba L. 
candicans L. 
laurifolia Ledeb. 
a nigra L. 
suaveolens Fisch. 
tremula L. 
tristis Fisch. 


Betula alba L. 
fruticosa Pall. 
latifolia Tausch. 
»„ lenta L. 

Alnus glutinosa Willd 
incana Willd. 


n 


n 


viridis D.C. europaea 


s & sibirica 


Myrica Gale L. 


serrulata W. 8. rugosa Rgl. 12. Mai 


Pinus AbiesL. (Picea vulgarisLk.)|20. Mai 


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| 15. Aug. |30. Aug. | 1. Oct. | 
| | 9. Juni |29. April 9. Mai |12. Mai 15. Mai |26. Juni 
| | 9. Juni |29. Aprill 9. Mai 112. Mai '15. Mai '26. Juni 
Juglandeae. 
115. Mai |27. Juni |21. Mai |24. Mai 27. Mai |10. Juni |12. Sept. 
Cupuliferae. 
115. Mai 115. Juni |21. Mai |24. Mai |27. Mai |10. Jwi |30. Sept. 
110. Mai 10. Juni | 7. April]21. Aprilj25. April| 6. Mai | | 
Salicineae. 
| 30. Mai |15. Aprill24. April| 6. Mai |15. Mai 
| ı30. Mai |20. März 25. April 6. Mai 15. Mai |15. Juni 
| 8. Mai | 8. Juni 10. Mai 13. Mai 18. Mai |25. Mai | 5. Juli 
| '30. Mai 10. April| 5. Mai 10. Mai 15. Mai 15. Juni 
| ‚18. Mai |24. Mai 29. Mai | 9. Juni 
' 9, Mai 9. Mai 13. Mai /15. Mai 19. Mai |26. Juni 
| | 125; April| 9. Mai 12. Mai 119. Mai | 9. Jmi 
| | 125. April11. Mai 115. Mai |22. Mai 
| | | 9. Mai 113. Mai 15. Mai | 
| 20. Aprill29. April} 5. Mai 
9. Mai |13. Mai |15. Mai 120. Juni 
| 6. Mai | 9. Mai 12. Mai 
9. Mai 113. Mai |15. Mai 
| 24. Mai |27. Mai |30. Mai | | 
| | 11. Mai 113. Mai |15. Mai | 1. Aug. 
| 11. Mai |13. Mai 15. Mai 29. Juni 
| 9. Mai |12. Mai 115. Mai | 
15. Mai 15. Juni |10. Mai 12. Mai [13. Mai 15. Mai | 
15. Mai 15. Juni | 8. Mai 12. Mai |13. Mai 15. Mai | 4. Juli 
15. Mai 15. Juni |20. März 24. April| 6. Mai 12. Mai 15. Juni 
15. Mai 15. Juni |29. Aprilj11. Mai 12. Mai 15. Mai | 
Betulineae. 
10. Mai 10. Juni |24. Aprill12. Mai |13. Mai |19. Mai 13. Aug. 
10. Mai |10. Juni |10. Mai 13. Mai 115. Mai 19. Mai 18. Aug. 
10. Mai 10. Juni |112. Mai 115. Mai 18. Mai | 6 Juni /18. Oct. 
10. Juni 112. Mai 118. Mai |20. Mai | 6. Juni 20. Oct. 
12. Mai 12. Juni 20. April 25. April29. April)30. Oct. 
9. Mai 12. Juni 20.März |10. Aprill14. April|21. April 30. Oet. 
12. Juni | 6. Aprili21. April 25. April| 9. Mai | 
10. Mai 10. Juni |21. Aprill15. Mai 118. Mai 30. Mai 10. Oct. 
12. Mai '12. Juni '25. April19. Mai 21. Mai '30. Mai '10, Oct 
Myriceae. 
| | I 9. Mai i13. Mai |15. Mai | I 
Coniferae. 
20. Juni | | 
20. Mai |20. Juni |24. Mai | 1. Juni | 4. Juni 6. Oct, 


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I. Originalabhandlungen. 


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„  Microcarpa Poir. | 8. Mai | 8. Juni 127. April 9. Mai 12. Mai 18. Mai 20. Oct. 
»„  pendula Lamb. | | 27. Aprill 9. Mai 12. Mai | 
„  sibirica Ledeb. ı 6. Mai | 6. Juni 24. April|27. April; 6. Mai Inn Mai 20. Oct. 
Thuja occidentalis L. 24. Mai 24. Juni | 24. Sept. 
V, Monocotyledonease. 
Commelynaceae. 
Tradescantia virginica L. | | 1. Juli | 8. Juli 115. Juli f I 
Alismaceae. 
Triglochin palustre L | | | 8. Juli |13. Juli |20. Juli | | 
Alisma Plantago L. | 25. Juni | 3. Juli |18. Juli | 3. Aug. 118. Aug. 
Butomeae. 
Butomus umbellatus L. | | 120. Juni |27. Juni | 5. Juli |27, Juli | 
Potameae. 
Potamogeton heterophyllus Schreb,. | |24. Juni |20. Juli |26. Juli |15. Aug. |18. Sept. 
“ lucens L. | 24. Juni |20. Juli 126. Juli |15. Aug. |18. Sept. 
n erispus L. | | 26. Juli | 1. Aug. 115. Aug. 
Typhaceae. 
Typha latifolia L. | ] | 6. Juli |13. Juli |18. Juli | 6. Aug. 18, Aug. 
Aroideae. 
Calla palustris L. | | 110. Juni |16. Juni |20. Juni | | 
Orchideae. 
Orchis maculata L. | 16. Juni | 8. Juni |24. Juni | 4. Juli | 4, Aug. 
„ ıilitaris L. 4. Juni | 6. Juni |12. Juni 
Gymnadenia conopsea Rich. | 24. Juni 10. Juni 24. Juni |30. Juni 24. Juli |18 Ang. 
Platanthera bifolia Rich. | 16. Juni | 8. Juni |26. Juni | 4. Juli 26. Juli 
Cephalanthera rubra Rich. 4. Juli |10. Juli 115. Juli 
Epipactis latifolia Sw. | 4. Juli '10. Juli 15. Juli 
Calypso borealis Salisb. | | | 30. Mai 
Cypripedium Calceolus L. | | 26. Mai | 1. Juni | 8. Juni [26. Juni 
E macranthum $w. | 1. Juni ' 8. Juni '13, Juni 
Irideae. 
Crocus reticulatus Stev. | 3. April| 7. Aprill10. Aprilj25. April| 6. Mai | 
„  sativus All. ‚19. April 19. April22. April]25. April) 6. Mai | 
speciosus M. a B. | 24. Oct. |31. Oct. | 


278 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


SEIN Bra E 
\BEs d% ads | 38 3323| 33 | = 
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Namen der Pflanzen ıaH®s = | =s3 ı 58 522 35 Br 
1858| 88 8er ee 
| <3 Ba. je Fzr | Salz Se 
| | 
Crocus variegatus Hoppea Hornsch. 19. April ha April’ 21. April’25. April! 6. Mai | 
„  vernus All. | 3. April12, Mai | 5. April10. April 25. Aprill10. Mai | 
Gladiolus communis L. | 20. Juli |27. Juli | 3. Aug. 
Iris notha M. a B. | | 1, Juli | 6. Juli |12. Juli | | 
„ laevigata Fisch. | 1. Juli | 8. Juli 12. Juli | 8. Sept 
„ pumila L. | | | 1. Juni | 7. Juni 13. Juni | 19. Sept 
‚ Pseudacorus L. | 12. Juni 17. Juni 24. Juni |24. Juli | 
„ reticulata M. a B. | 21. Mai 21. April 24. April 27. April| 6. Mai | 
„ pulchella Rgl. | 6 Juli 13. Juli 20. Juli 
„ setosa Pall. | | ‚20. Juni |24. Juni | 6. Juli | 8 Sept 
„ favescens Red. | | 24. Juni |29. Juni | 6. Juli 
„ graminea L. | ' 1 Juni | 6. Juni 113. Juni 
„ Güldenstaedtiana M. B. | | '13. Juni 19. Juni 24. Juni | 
„ Jlurida Ait. | | 26. Mai |17. Juni 27. Juni | | 
„ pallida Lam. | ' 1. Juni | 6. Juni 19. Juni 
„ sambucina L. | 26. Mai |17. Juni 27. Juni 
„ sibirica L. | | 1. Juni | 7. Juni 19. Juni | kB Aug 
„ soongorica Schrenk 18. Juni '24, Juni '30. Juni 
Amaryllideae. 
Narcissus poeticus L. | 11. Mai !25. Mai | 6. Jwi | 1 
»„.  Tazetta L. | | 1. Mai 12. Mai |18. Mai | 
Leucojum aestivum L, | | 6. Juni 12. Juni 118. Juni 
Galanthus nivalis L. ı 3. Aprili24. Mai 7. April 21. April 24. „en 6. Mai | 
r Redoutei Rupr. | 3. April 6. April13. April 
Asparagus maritimus Pall. | | 20. Juni 29. Juni | 6. Juli | 
Paris quadrifolia L. | '30. Mai 24, Mai 30. Mai | 6. Juni |26. Juni | 
Convallaria majalis L. 12. Mai 22. Mai |27. Mai | 6. Jwi 14. Sept 
a Polygonatum L. | 124. Mai ‚30. Mai | 6, Juni 
rosea Ledeb. | 1. Juni | 8. Juni |15. Juni 
Majanthemum bifolium D.C. | 115. Juni 115. Mai | 9. Juni |15. Juni | 9. Juli 
Liliaceae. 
Tulipa Gesneriana L. |18. Aprill 5. Juni Re April! 9. Mai | 9. Juni |24. Juni | 6. Sept. 
„  sylvestris L. 18. April 18. Mai | 9. Mai ı13. Mai 19. Mai |29. Mai 
Fritillaria Meleagris L. 11. Mai 13. Mai 22. Mai 
Kamtschatcensis Don. 124. Mai | 4. Juni | 9. Juni | 
a pallidiflora Schrenk. | 19. Mai 12. Mai 119. Mai 22. Mai | 9. Juni 119. Juli 
5 ruthenica Wickstr. | 11. Mai 18. Mai 24. Mai 
5 tulipifolia M. a B | | | 9. Mai |13. Mai 19. Mai | 
Lilium bulbiferum L. | | | 4. Juli 113. Juli |20. Juli | | 
„ eroceum Chaix. | | 1. Juli 10. Juli ı15 Juli | | 
„ eolehicum Fisch. i | 113. Juni |24. Juni ! 1. Juli | 
„ Martagon L. | | 115. Juli |23. Juli 30. Juli | 
„ speciosum Thunb. | | 13. Juni |22. Juni 1. Juli | | 5 
„  Szovitsianum Fisch. | | 20. Juni 29. Juni 4. Juli | | 
tenuifolium Fisch. | 120. Juni 27. Juni 4. Juli | j 
Erythronium Dens Canis L. 117. April 13. Mai |21. Aprill28. April 6. Mai |13. Mai 113. Juni 
Anthericum Liliago L. | | 113. Juli |20. Juli ‚30. Juli | | 
Hyaeinthus orientalis L. | | 28. April 9. Mai 25. Mai | 
Ornithogalum narbonense Stev. | '15. Juni /27. Mai |13. Juni 24. Juni 15. Juli 23. Aug 
Gagea lutea Schult. i17. April 17. Mai 24. April/27. Zul 2 Mai 19. Mai | 
„  minima Schult. ‚24. April24. Mai 8. Mai 11. Mai Mai 27. Mai | 
„  rufescens Rgl. |24. Aprill24. Mai | 8. Mai 11. Mai I Mai |27. Mai 


h 


Originalabhandlungen. 


Scilla cernua Red. 

bifolia L. 

patula Red. 

„ Ppratensis W. et K. 
Myogalum Boucheanum Knth, 
R nutans Lk. 

Funkia subcordata Spr. 

Puschkinia scilloides Ad. 

Allium angulosum L. | 

coeruleum Pall. 

hymenorhizum Ledeb. | 

„  Ledebourianum Schult. | 

„ MolyL. | 
| 
I 
| 
| 


n 


” 


Pallasii Murr. 
» Schoenoprasum L. 
„  sibiricum L. 
„  Stellerianum Willd. 
„  strietum Schrad. 
„  odorum L. 
= Porrum I; 
„ senescens L. 
„ rotundum L. 
„ Victorialis L. 
Hemerocallis fulva L, | 
e graminea Andr. | 
> Middendorffiana \ 
Trautv. et Mey. | 
Botryanthus odorus Knth. | 


Colchieum laetum Stev. 
Veratrum album _L. 3 Lobelianum 
Koch. h 
n nigrum L, | 


Juncus Bufonius L. 
„  communis Mey. | 
„ tonglomeratus L. | 
Luzula campestris D.C. 
„  nivea L. 
pilosa Willd. 


Heleocharis palustris R. Br, 
Seirpus lacustris L. 
„  sylvaticus L. | 
» _ Tabernaemontani Gmel, 
Eriophorum angustifolium Roth. | 
n alpinum L. 
7 vaginatum L. | 
Carex caespitosa Good 
„ acuta L. 


Ausschlagen 


| 
| 
| 
| 
3 
| 


18 


15 


26. 


12. 
13. 


279 


Verblühtsein 
Fruchtreife 


Allgemeines 


. Mai 


. Juli 


ı 2. Sept. 
‚Aug. | 


Juni | 3. Aug. 


. Mai |21. Juli 


. Juli 

„Aug. 

. Juli 

5 Mai Ioa. Juni 
Mai | 6. Jwi 


= l Sl 5 oe3o 
Es lau |aEs | == es 
Ei 2 = = = se =} So 2 
| 88 |3383| a8 | 83 
Il A Su IN =: 
Sea nie Az | Saar 
| 
6. April19. Mai |10. April|21. Aprill25. April19. Mai 
25. April 5. Mai 12. Mai 
13. Juni |19. Juni |24. Juni 
| 19. Juni |24. Juni | 4. Juli 
| 13. Mai 25. Mai | 1. Jwmi 
1. Juni ! 7. Juni 113. Juni 
15. Juli |15. Juli |30. Juli 
8. Juni |21. Aprilj24. April| 8. Mai 
| 20. Juli |27. Juli | 3. Aug. 
| 27. Juni | 4. Juli 
| 4. Juli |10. Juli 
| 24. Juni |30. Juni 
| | 30. Juni | 6. Juli 
| | 4. Juli 10. Juli 
15. Juni |24. Juni 
26. Juni |29. Juni 
4. Juli 10. Juli 
| 4. Juli |10. Juli 
20. Juli |27. Juli | 3. Aug 
| 15. Juli |23. Juli |30. Juli 
20. Juli |27. Juli | 3. Aug. 
| 15. Juli 123. Juli |30. Juli 
1. Juni 15. Juni |24. Juni 
13. Juli |20. Juli 30. Juli 
15. Juni |25. Juni | 4. Juli 
| 15. Juni |24. Juni | 4. Juli 
| 9, Mai 13. Mai 19. Mai 
Colchicaceae. 
| | 9. Sept. 119. Sept. | 1. Oct. 
| "0 Juni es Juni "0 Juli 
| 30. Juni 113. Juli |22. Juli 
Juncaceae. 
| 15. Juli |20. Juli | 1. Aug. 
| 18. Juli |24. Juli | 1. Aug. 
| 18. Juli 123. Juli | 1. Aug. 
na. Juni | 1. Juni | 6. Juni 14. Juni 
14. Juni |20. Juni 30. Juni 
121. Mai |24. April! 7. Mai 13. Mai 
Cyperaceae. 
| 6. Juni |14. Juni |20. Juni 
20 Juni |?7. Juni | 5. Juli 
13. Juni |19. Juni 25. Juni 
1. Aug. 10. Aug. |15. Ang. 
a Juni |20. April24. April) 6. Mai 
| 19. Mai | 1. Juni | 6. Juni 
| 20. April/25. April) 6. Mai 
| 113 Mai |20. Mai |30. Mai 
! 30. Mai 6. Juni 


Juni |30. Juli 


Namen der Pflanzen 


Ausschlagen 
oder Hervor- 
spriessen 
gebildet 


Blätter aus- 


Blüthen- 
stände frei, 


sichtbar _ 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


Carex aquatilis Wahlbrg. 
digitata L. 

incurva Lightf. 
rhynchophysa C. A. Mey. 
dioica L. 

fava L. 

muricata L. 

vesicaria L. 

vulpina L. 


SIESTESESEENE 


Phalaris arundinacea L. 
Hierochloa borealis R. et Sch. 
Anthoxanthum odoratum L. 
Imperata sacchariflora Maxim. 
Alopecurus geniculatus L. 
nigricans Hornem. 
n pratensis L 

Phleum pratense L. 
Agrostis vulgaris With. 
Apera Spica venti P. d. B. 
Calamagrostis Epigeios Roth. 
phragmitoides 
Hartm. 
Phragmites communis L. 
Aira flexuosa L. 
Dechampsia caespitosa P. d. B. 
Avena pubescens L. 

„  sativa L. 
Poa alpina L. 
caesia Sm. 
compressa L. 
glumaris Trin. 
serotina Ehrh. 
annua L. 
pratensis L. 
„ trivialis L. 
Glyceria fluitans R. Br. 

a spectabis M. et K. 
Molinia caerulea Mönch. 
Dactylis glomerata L. 
Cynosurus cristatus L. 
Festuca alpina 
convoluta Knth. 


» 


N 


” 


k}] 

„  elatior L. 

„  heterophylla Lam. 

„  vvina L. 

n„. kubra L. 
Bromus erectus Huds. 

„  inermis Leyss. 
Triticum repens L. 

Spelta L. 


vulgare Vill. 


13. 


Gramineae. 


18. April) 
| 9. Mai 19. Mai 
| 6. Juni 


9. Mai 110. Juni 


24, Juni 


| 9. Mai 
12. Mai 


1. Jmi 
6. Juni 


12. Mai |20. Juni 


29 
25 


1. 
13. 


. Juni 
. Mai 
Juni 
Sept. 
. Juni 


. Juni 


. Mai 
. Mai 


. Juni 


. Juni 
. Juli 


. Juli 
. Juli 
. Juni 
. Juni 
. Juni 
Juli 
. Mai 


. Juni 
. Juni 
. Juni 
. Mai 
. Juni 
. Juni 
. Juni 
. Juli 

Juli 
. Juni 
. Juli 
Juni 


. Juni | 


. Juni 

Juni 
. Juni 
. Juni 
. Juni 

Juni 
. Juni 
. Juni 
. Juni 


Juni 


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30. Mai | 6. Juni 
22. Mai |30. Mai 
30. Mai | 6. Juni 
30. Mai | 6. Juni 
20. Mai '30. Mai 
|20. Mai 130. Mai 
13. Juni 20. Juni 
5. Juni 110. Juni 
9. Juni |13. Juni 
8. Juli 115. Juli 
30. Mai | 6. Jwi 
6. Juni 115. Juni 
19. Sept. | 3. Oct. 
24. Juni | 6. Juli 
15. Juni 
1. Juni 110. Juni 
30. Mai 6. Juli 
24. Juni 113. Juli 
6. Juli 112. Juli 
27. Juli | 3. Aug. 
9. Juli 115 Juli 
8.Aug 118. Aug 
26. Juni 110. Juli 
29. Juni | 4. Juli 
25. Juni |30. Juni 
24. Juli | 8. Aug 
4. Juni 110. Juni 
30. Juni | 6. Juli 
25. Juni 30. Juni 
9. Juni |15. Juni 
30. Juni | 6. Juli 
13. Mai 19. Mai 
20. Juni |25. Juni 
25. Juni 30. Juni 
29. Juni | 9. Juli 
21. Juli 29. Juli 
27. Juli | 3. Ang. 
26. Juni |30. Juni 
15. Juli |20. Juli 
30. Juni | 6. Juli 
130. Juni | 6. Juli 
30. Juni | 6. Juli 
30. Juni | 6. Juli 
30. Juni | 6. Juli 
30. Juni , 6, Juli 
30. Juni | 6. Juli 
30. Juni | 6. Juli 
s. Juli 13. Juli 
4 Juli 10. Juli 
9. Juli 113. Juli 


| n.S © 
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13. Juni 30. Juli 
13. Juni |30. Juli 
20. Juli | 
Bi Aug. 
| 1. Aug. 118. Aug. 
6. Juli | 6. Ang. 
6. Juli | 
14. Aug. | 
10. Juli 10. Aug. 
30. Juli 118. Aug. 
30. Juli |15. Aug. 
24. Juli 
18. Aug. 
31. Aug 
18. Juli 118 Ang. 
24. Juli 
30. Juli 18. Aug. 
15. Aug. |19. Sept. 
24. Juni 
15. Juli 115. Aug. 
18. Juli 18. Aug. 
31. Aug. 
15. Aug. 
30. Juli \18. Aug. 
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15. Juli |15 Aug. 


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Taf. 663. 
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TI. Notizen. 


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in Trau. In Dalmatien liest der Ackerbau 
noch sehr danieder, da findet sich kein Ver- 
ein, keine Lehranstalt, welche zur Verbes- 
serung, zur Hebung der Landwirtbschaft 
eine Anregung geben würden. Da endlich 
wird der erste Schritt gethan, — auf An- 
regung der Gemeinde wird in Trau an der 
4classigen Volksschule ein 2jähriger land- 
wirthschaftlicher Lehreurs eingeführt, wel- 
cher mittelbar auf die Hebung der land- 
wirthschaftlichen Verhältnisse eingreifen soll. 
Es werden zu diesem Behufe ausser dem 
realistischen Unterrichte im 1. Semester: 
Bodenkunde, Düngerlehre, Feldwirtihschait, 
Cultur von Gerkähen, Hülsenfrüchten, Oel-, 


| | 

Secale cereale L. | 9. Mai 110. Juni 10. Juni |19. Juni |24. Juni | 4. Juli | 8. Aug. 
Elymus genieulatus Curt. 80. Juni 16. Juli 12. Juli | 

Hordeum vulgare L. | | | 4. Juli | 4. Juli |27. Juli | 8. Aug. |18. Sept. 

Filices. 

Equisetum arvease L. | | | 9. Mai 11. Mai | | 
Botrychium virginianum Sw. |22. Mai | | 118. Juli 25. Juli | 
Polypodium Dryopteris L. 120. Mai 20. Juni 20. Juni 24. Juni 30. Juni | | 
. Phegopteris L. 120. Mai 20. Juni |20. Juni 24. Juni 30. Juni | | 
n vulgare L. 22. Mai | | | | | 
Struthiopteris germanica W. 13. Mai | | | 

Pteris aquilina L. 112. Mai |12. Juni 24 Juni | 4 Juli 14. Juli 12. Ang. 
Asplenium filix femina Bernh. 19. Mai 20. Juni '30. Juni | 6. Juli 15. Juli | | 
Aspidium filix mas L. 19. Mai 20. Juni 30. Juni 12. Juli /18. Juli | | 
Cystopteris fragilis Bernh. 20. Mai 20. Juni |20. Juni |24. Juni 30. Juni | | 

L Notizen. 
1) Landwirthschaftliche Schule | Milano 1869) die Wichtigkeit dar, dass an 


den Universitäten ein eigenes botanisches 
und speciell cryptogamisches Laboratorium 
errichtet werde, um das Wesen der verschie- 
denen von pflanzlichen Parasiten herstam- 
menden Krankheiten, wie Traubenkrankheit, 
Erdäpfelfäule, Getreidebrand, Raupenkrank- 
heit u. m. a. gründlich zu studiren. Pro- 
fessor Garovaglio bemerkt, dass ein 
solchartiges Laboratorium vor allem an der 
Universität zu Pavia zu gründen wäre, da 
er selbst und auch sein Assistent sich spe- 
eiell mit dem Studium der Cryptogamen be- 
schäftigen, da er nicht allein ein sehr reich- 
liches Cryptogamen -Herbar schon besitze, 
sondern auch eine höchst werthvolle Biblio- 


Farb- und Handelöpllanzen, im 2. Semester: | thek von über 5000 Werken in mehr als 
Bewässerung, Wiesencultur, Garten- und | 12,000 Bänden, die fast eine vollständige 
Obstbau. gelehrt werden, ddan soll auch die | Literatur über Uryptogamie bietet und in 


und Beräitäng der landwirth- 
schaftlichen Producte, speciell Oel und Wein, 
Seidenzucht berücksichtigt werden, so auch 
sollen praktische Uebungen im Versuchs- 
garten eifrigst vorgenoinmen werden. 


Gewionung 


2) Botanische Laboratorien. — 
Herr Protessor Dr. Garovaglio in Pavia 
stellt (Rendic, del r. istit. Lomb. di scienze, 


| 
(Sn) | 


jeder Richtung nicht nur die Bibliothek des 
verstorbenen Delessert in Paris, sondern 
auch die von De Candolle in Genf über- 
trifft. So auch biete die Lage der Umgebung 
von Pavia genügendes Material zu devarti- 
gem Studium. Die Kosten eines solchen La- 
voratoriums würden sich höchstens auf 6000 
Franes jährlich belaufen. (S—r.) 


3) Der Berliner Gärtner-Verein 


282 


hat seinen Jahresbericht für 1869 ausgegeben, 
und wir ersehen daraus, dass derselbe sei- 
nen Zweck und grossen Nutzen richtig er- 
kannt hat und sich immer vollkommener zu 
organisiren strebt. Es leiden solche Vereine 
von jungen Gärtnern am meisten von dem 
Wechsel der Persönlichkeiten, welche sich 
bald in alle Welt zerstreuen und in dem 
folgenden Jahre nie mehr dieselben sind. Es 
ist daher nöthig, dass darin ein fester Kern 
bleibt, ausser dem Vorstand eine Art Aus- 
schuss von solchen Gärtnern, welche ihrer 
Stellung und Neigung nach länger oder im- 
mer in dem Vereinsorte bleiben. Der Ver- 
such, ältere Gärtner für solche Vereine zu 
interessiren und herbeizuziehen, ist schon 
öfter gemacht worden, aber stets verunglückt. 
Aeltere Männer passen nun einmal nicht zur 
Mehrzahl der Vereinsbesucher. Sie können 
aber dem Verein nützlich sein, indem sie 
sich bewegen lassen, zuweilen einen Vortrag 
zu halten. Der Berliner Verein besitzt schon 
einen ganz hübschen Anfang zu einer Bib- 
liothek und hält acht Gartenzeitschritten. 
Er gibt sogar kleine Prämien für gute Vor- 
tröge seiner Mitglieder. sind Lehr- 
eurse in der deutschen Sprache, im Zeich- 
nern und Anfanysgründen der Mathematik 
eingeführt worden. Mit dem Bildungsverein 
ist zugleich eine Krankencasse verbunden. 
J. 


Ferner 


4) Kleine Notizen von der Hambur- 
ger Gartenbau-Ausstellung im Sep- 
tember 1869. 

1. 

Auf der Hamburger Gartenbau-Ausstel- 
Jung von 1869 sah man unter vielen ande- 
ren Vorrichtungen zum Aufstellen von Pflan- 
zen auch künstliche hohle Baumstämme von 
Thon gebrannt (sogenannte Sold-Masse) bis 
zu 6 Fuss Höhe, also fast natürlicher Grösse. 
Die zahlreiclien Astlöcher sind zur Aufnahme 
von Pflanzen bestimmt, natürlich aus den 
Töpfen genommen, während der eigentliche 
Stamm die grösste Ocffnung enthält. Es ist 
dieses eine Nachahmung der „Blumeneichen*, 
wie s. Z. besonders die im Park zu Sagan 
schön und berühmt Diese Arbeiten 
waren von der Firma William Hudspith in 
Haltwistle in Northumberland (England) aus- 


war. 


Gartenflora Dentschlands, Russlands und der Schweiz. 


gestellt und verdienen besonders für elegante 
| Wintergärten und Blumensalons Beachtung. 
‚, Es werden wurzelnde Schlingpflanzen, z. B. 
Fieus stipulata, von 
selbst daran befestigen, denn solche gehören 
unbedingt zu solchen pittoresken Aufstel- 


lungen. J. 
9 


| 
| 


sich wahrscheinlich 


Friedrich Harms in Eimsbüttel bei 
Hamburg hatte unter vielen anderen hoch- 
stämmigen Fuchsien von grosser Schönheit 
auch Fuchsia fulgens hochstimmig gezogen. 
Dieselben waren auf Stämme einer anderen 
Sorte in Kronenhöhe veredelt und schienen 
sich recht wohl auf ihrem Unterstamme zu 
befinden. 
Jemand mittheilen wollte, welche Spielart 
von Fuchsia in der Gärtnerei Harms 
zur Unterlage verwendet wird. Das markige 
Holz der F. fulgens kann jedenlalls nur im 
krautartigen Zustande veredelt werden, und 
es liegt der Gedanke nahe, als ob die eben- 
falls in der Jugend markige F. corymbiflora 
als Unterlage verwendet sein könnte. Die 
Fuchsienhochstämme von Fr. Harms über- 
trafen alles, was man in Deutschland bisher 
davon in Töpien gesehen hatte und zeigen, 
dass es möglich ist, auch in Töpfen präch- 
J. 


Es wäre wünschensweıth, wenn 


von 


tige Exemplare zu ziehen. 
3. 
Eine reizende Zusammenstellung zeigte 
einen Epheu am hohen Schirm gezogen, aus 
dessen Mitte eine schön und reich blühende 
Fuchsia herauswuchs. Dieselbe stand in 
einer Vase von Blech, von der Form eines 
riesigen Blumenkelch.. Auch am Träger 
| des Schirms waren in einer Art Gesims 
| blühende Fuchsien angebracht. J. 
| 4. 

Unter den vielen neuen Ruhesitzen und 
Bänken für Gärten, welche auf Ausstellungen 
prangen, aber selten weiter verbreitet wer- 
den, zeichnete sich ein gepolstertes Sopha 
(Chaise longue) mit Zeltschirm aus, welches 
so eingerichtet war, dass der Sitz nach unten 
umgewendet werden kann, so dass diese be- 
queme Gartenbank auch des Nachts und bei 
Regenwetter im Freien bleiben kann. Für 
Personen, welche anhaltend krank und 
schwach sind, die aber doch den Garten 

| geniessen können und sollen, kann es keine 


I. Notizen. 


x 


Auch 


sehon !äneer bekannten Gartenbänke, wo 


hübschere Erfin lung geben. — die 
bei Reyen der Rohrsitz durch die niederge- 
lassene Leline bedeckt wird, fand sich in H. 
vertreten. J. 
5. 

Unyscmein zahlreich waren Gartenschirme 
zum Auispannen und Niederlassen vertreten, 
und es gewährte einen sonderbaren Anblick, 
wenn bei Reren zwischen zahllosen aufge- 
spannten Regenschirmen diese Riesenschirme 
von allen Farben hervorragten. Die Schirme 
von einfachem feinem Segeltuch waren die 
schönsten, die grelllarbigen von Ledertuch (?) 
die hässlichsien. Manche waren auf Tischen 
befestigt und konnten sn allenfalls mit Haken 
im Boden befestigt werden. Bei den meisten 
aber konnte ich nicht begreifen, wie die un- 
genügeuden Vorrichtungen zum Anfstellen 
und Befestigen im Boden im Stande sein 
sollen, einen solchen Schirm von 8—12 Fuss 
Spannweite auch nur bei mässigem Wind 
zu halten. J. 

6. 

Die neuen Bänke mit Zeltdach (Mar- 
quise), welche auch in Hamburg ausgestellt 
waren, werden eben so viele Freunde be- 
kommen, als Enttäuschungen veranlassen. 
Es ist nämlich der Aufenthalt unter einem 
solchen Zelte bei starkem Sonnenschein — 
und nur bei solchem hätte das Zeltdach 
einen Zweck — unausstehlich drückend. 
Zweekmässig dagegen sind Bänke, an denen 
hinter der Lehne ein Leinwandschirm nach 
Art der Wagenverdecke aufgespannt wird, 
um die an einem windigen Platze Sitzenden 
gegen den Luftzug zu sehützen. J. 

{fe 

Von J. A. Kebe’s Nachtolser in Ham- 
burg, (möglicherweise aber auch von einem 
Nachbar der Ausstellung), welche Firma be- 
sonders viele Gartenmöbel ausgesiellt hatte, 
war ein eiserner Gartentisch vorhanden, wel- 
cher alles übertraf, was ich bis dahiu dieser 
Art gesehen hatte, Auf dem broneirten Fuss 


ruhte eine Platte, anf welcher Florentiner | 


oder Venetianische Mosaik anf das vollkom- 
menste imitirt war. Dieses farbige Pracht- 
stück soll gegen Nässe ganz unempfindlich 
sein, Da aber die Farben jedenfalls nach 


283 


Art der sogenannten Präsentirteller von Blech 
aufgetragen sind, so ist bei einem sicher 
ziemlich theuren Stück jedenfalls Vorsicht 
zu gebrauchen, namentlich gegen Risse. 
J. 
8. 

Unter den Arbeiten aus Majolika von 
Julius Lange in Berlin (Hoflieferanien des 
Königs), worunter auch viele Formen der 
bekannten Gartensitze in Form von Baum- 
stöcken, Körben. Schwämmen u. s. w., fiel 
eine schöne Muschelvase auf, welche beson- 
ders am Wasser, z. B. über einem Gewächs- 
hausbassin, aber auch im Freien, ein schö- 
ner Schmuck sein würde. Dieselbe stellt 
eine riesige Muschel in Forin eines Schnecken- 
hauses vor, scheinbar von einem mit Was- 
serpflanzen überzogenen Steine getragen und 
von schilfigen Wasserpflanzen umgeben. 

J. 
9. 

Unter den Arbeiten von gerissenem Ei- 
chenholz, welche die Händelsgärtner Gebrü- 
der Süssmayer in Bockenheim bei Frankfurt 
a. M. ausgestellt hatten, und wofür sie (na- 
mentlich für Laubengäuge) mehrere Preise 
erhielten, zogen die Schattendecken für Mist- 
beetfensier und Glashäuser zum Rollen die 
Aufmerksamkeit aller praktischen Gärtner 
Wohl fast jeder Gärtner hat es 
mit allen möglichen Schattenvorrichtungen 
versucht und unter den beweglichen keine 
gefunden, welche ihn zufrieden stellte oder 
Die hier erwähnten scheinen 
J. 


auf sich. 


haltbar war. 
allen Anforderungen zu genügen. 
10. 

In Berggärten, wo das Wasser bei star- 
kem Regen die Wege zerreisst, hat man 
schon vielerlei Vorrichtungen zur Ableitung 
versucht, und am häufigsten gepflasterte 
Rinnen von kleinen runden Steinen ange- 
wendet. Diese sind auch sicher und haltbar 
genug, haben aber den Uebelstand, dass je- 
der Regen den Sand zwischen den Steinen 
auswäscht, und dass das Jäten des Unkrauts 
mit einem Messer verrichtet, viel Arbeit ko- 
stet. eind schon Rinnen 
Backsteinen gebildet, wovon der eine gerade- 
liegende die Sohle bildet, während zwei da- 
gegengestellte, welche übrigens besonders 


Besser aus drei 


384 Gartenflora Dentschlands, 
dazu geformt sein müssen, die Seiten bilden. 


nen, nämlich aus mit einem bogenförmigen 


Ausschnitt versehenen Backsteinen gebildet. | 


Durch Aneinandersetzen dieser Steine erhält 
man eine Rinne, welche nichts zu wünschen 
übrig lässt und das Ueberfahren eines Wa- 
gens verträgt, während eigens geformte 
lange Rinnen, (solche, wovon zwei eine Röhre 
bilden), wie man sie auch angewendet sah, 
weder wagenfest, noch wetterfest genug sind. 
Man kann solche Rinnensteine in jeder Zie- 
zelfabrik machen lassen, indem an dem fer- 
tig gestrichenen Backsteine ein halbrunder 
Ausschnitt angebracht wird. Natürlich müs- 
sen diese Steine sehr hart gebrannt sein. 
J. 
11. 

Als Muster einer Schattenhecke sah man 
eine Wand von Thuja oceidentalis, welche 
rur einige Zoll stark, dabei aber ziemlich 
dicht war. Jedenfalls müssen sich die For- 
men von Th. (Biota) orientalis, welche fast 
nur nach zwei Seiten Aeste bilden und durch 
die plattgedrückten senkrecht gestellten 


il. 


1) DieKunst der Pflanzenvermeh- 
sung durch Stecklinge, Steckreiser, 
Absenker etc. Nebst einem Anhange 
über Verpackung und Transport aller 
lebendigen Pflanzen und Sämereien in 
dieentferntesten Welttheile. so dass sie 
viele Monate lang gefahrlos eingepackt 
bleiben können. Von M. Neumann, 
Director der Gewächshäuser des Mu- 
seums der Naturgeschichte in Paris. 
Dritte Auflage, durchgesehen und ver- 
mehrt von J. Hartwig, Grossherzog]. 
Sächs. Hofgärtner in Weimar. Mit 32 
Abbildungen. Weimar 1870. Verlag 
von Bernhard Friedrich Voigt. 


Neumann’s Pflanzenvermehrung gehört 
zu den zuverlässigsten klarsten Anleitungen 


Russlands und der Schweiz. 


| Zweige fächerförmig wachsen, noch bes- 
Aber in Hamburg gab es noch bessere Rin- | 


ser zu diesem Zwecke eignen. Uebrigens 
sehe ich den Zweck so dünner Hecken nicht 
ein, da sie wenig Schutz gewähren und die 
Schattenwände hübscher mit schön- 
blühenden Schlingpflanzen bezogen werden, 
für welche es so immer an Plätzen mangelt. 


J. 


viel 


12. 

In der Rotunde für die Kalthauspflanzen 
eine Sammlung Cacteen ausgestellt, 
welche sämmtlich auf höher wachsende Ar- 
ten gepfropit waren, wie man bekanntlich 
Epiphyllum truncatum auf Pereskia, Ce- 
reus u. s. w. pfropft. Hierdurch wurden 
niedrige, am Boden wachsende Arten dem 
Auge näher gerückt und viel ansehnlicher. 
Der Aussteller hiess, wenn ich nicht irre, 
Pfersdorf aus London. Obschon ich unter 
diesen Pfropfkunststücken Cereus flagellifor- 
mis nicht fand, so müsste doch gerade die- 
ser von grösster Wirkung sein, wenn man 
den ganzen Stamm eines starken Cereus da- 
mit besetzte. ” 


war 


Literatur. 


über die künstliche Vermehrung der Garten- 
pflanzen, und die vorliegende dritte Auflage 
beweist, dass das Buch schon seinen Leser- 
kreis gefunden und anerkannt worden ist. 
Der Standpunkt, welchen die Gärtnerei in 
Bezug auf Pflanzenvermehrung zur Zeit, als 
Neumann dasselbe schrieb, einnahm, ist ziem- 
lich derselbe geblieben, und der jetzige 
Herausgeber dieser deutschen Bearbeitung 
hat dafür gesorgt, dass neue Entdeckungen 
den alten bewährten Methoden hinzugefügt 
wurden. Ein Auszug des Inhalts wird am 
besten zeigen, was das Buch bietet. Die 
zur Stecklingszucht geeigneten Loealitäten: 
I. im freien Lande, II. auf Kaltbeeten, III. auf 
! Lauwarmbeeten, IV. auf warmen Beeten. 
Vermehrungshäuser. $. 3. Für Stecklinge 
geeigneie Erdarten. $.4. Stecklingstöpfe und 


III. 


Näpfe. $. 5. Füllung der Töpfe und Näpfe. 
$. 6. Stecklingsglocken. $. 7. Beschattung 
des Stecklingshauses und der Stecklinge. 
Das Begiessen. $. 8. Lufttemperatur des 
Kastens oder Vermehrungshauses.. $. 9. 
Schnitt und Einstecken der Stecklinge. 
8.10. Behandlung der Stecklinge. $. 11. Die 
passende Zeit, Stecklinge zu machen. $. 12. 
Steeklinge von Monokotyledonen. $. 13. 
Stecklinge von Dikotyledonen, St. von Wur- 
zeln, Stengeln und Stanımscheiben, Vermeh- 
rung durch Setzlinge, Stecklinge von Stamm- 
stücken, aus den Gelenken, von Zweigen, 
krautarlige Stecklinge, St. von holzigen 
Zweigen mit Blättern, St. aus Blättern, Au- 
genstecklirge, Brutzwiebeln und Schuppen. 
Stecklinge im Wasser, St. in Gräbchen oder 
Furchen, St. durch die Spalte, St. von pro- 
liferirenden Pflanzen, Stecklingssenker, St. 
oder Pfropfreiser auf Wurzeln, St. aus unter- 
irdischen Zweigen, Vermehrung durch Ab- 
senker. Verfahren mit Stecklingen von ver- 
schiedenen Pflanzenfamilien (tolgen 30 P’filan- 
zenfamilien). $. 16. Die Vermehrung der 
Coniferen: a) durch Stecklinge, b) durch 
Absenker. $. 7. Vermehrung der im freien 
Lande ausdaueruden Bäume und Sträucher: 
a) durch Stecklinge, b) durch Absenker, 
c) durch Wurzeibrut, d) durch Theilung. 
Anlıang über die Verpackung und den 
Transport der Pflanzen. Da der Inhalt die- 
ses Anhangs auf dem Titel in ungebühr- 
licher Ausführlichkeit angegeben ist, (welche 
gegen den dürfiigen Inhalt sehr absticht), 
so übergehe ich denselben. 

Wenn wir oben das Buch mit gutem 
Grunde ein gutes, bewährtes nannten, so ist 
damit noch nicht gesagt, dass es nicht noch 
viel besser und nützlicher gemacht werden 
könnte, und es ist fast Pflicht des Bearbeiters 
eines älteren Buches, dass er ohne Pietät 
für den Autor von dem Urtext abweicht und 
sozusagen ein neues Buch daraus macht. Es 
ist dies um so nöthiger, wenn der erste 
Herausgeber, wie hier, ein Mann ohne alle 
Sachkenntniss war, wie der verstorbene Frei- 
herr v. B. Es ist ein Buch über Pflanzen- 
vermehrung sicher unvollständig zu nennen, 
welches der Vermehrung durch Veredeln 
(Impfen) gar nicht gedenkt, denn viele un- 


Literatur, 


285 


serer beliebtesten Pflanzen werden fast nur 
so vermehrt. Und gerade in dieser Ver- 
mehrung hat die Neuzeit bedeutende Fort- 
schritte gemacht. Man denke nur an seltene 
Coniferen, z. B. Araucarien. Ferner sind die 
Abbildungen sehr ungenügend. in einem 
solchen Buche, wo das Kleinste ausführlich 
besprochen wird, verlangt man vor allen 
Dingen viele belehrende Abbildungen. Die 
gegebenen sind gut, aber sie genügen nicht. 
Es sind von den Stecklingen fast nur die 
Ausnahmen, die schwierigeren Fälle abge- 
bildet. Mit Recht kann ein Anfänger — und 
solche benutzen doch hauptsächlich solche 
Bücher —- verlangen, dass die verschieden- 
sten Arten von Stecklingen, Ablegern etc. 
deutlich abgebildet sind. Möchten doch Be- 
arbeiter und Verleger bei einer neuen Auf- 
lage auf diesen unläugbaren Mangel Rück- 
sicht nehmen. Auch die überseeische Pflan- 
zenversendung hat noch viele Lücken. Seit 
Neumann Südamerika bereiste und Pflanzen 
verpackte sind ungeheuere Fortschritte ge- 
macht worden. Während sonst selten Samen 
ete. gut aus den Tropengegenden ankamen, 
erhalten jetzt die Handelsgärtner ganze Säcke 
des besten Samens. Man versendet solche 
die ihre Keimkraft verlieren in Glycerin, 
Wasserpflanzen in Wasserflaschen u. s. w. 
Wie alle neueren Bücher dieses Verlags, so 
ist auch das vorliegende durch schönen 
scharfen Druck und vorzügliches Papier aus- 
gezeichnet. J. 


2) Die Verhandlungen des dritten 
Congresses von Gärtnern, Garten- 
freunden und Botanikern zu Ham- 
burg am 5., 4. und 6. September 1869 sind 
noch vor Ablauf der ersten Hälfte des Jahres 
erschienen und, was sehr zu loben ist, au 
alle Congresstheilnehmer gratis vertheilt und 
verschickt worden. Gewöhnlich kommen 
solche Verhandlungen so lange post festum, 
dass man das Fest selbst vergessen hat und 
man fast verwundert daran erinnert wird. 
Da unter solchen Umständen keine Kauflust 
mehr vorhanden ist, so werden die Verhand- 
lungen grösstentheils Makulatur. Die Herren, 
welche bei den Congressen und Ausstellungen 
an der Spitze standen, sind nach Schluss 


286 


derselben meistens geistig so abgespannt | 
von Ueberanstrengung und Unruhe, dass sie 
sich lange Ruhe gönnen müssen, ehe sie die 
Quältage nochmals in der Erinnerung bei 
der Redaction der Verhandlungen durch- ! 
machen können, und vergessen leicht den 
rechten Zeitpunkt der Publieation. Wo sie- 
nographische Aufzeichnungen vorliegen, wie 
in Hamburg, die so genau aufzeichnen, dass 
der Redner sogar Worte wicderfindet, die | 
er nicht gern gedruckt sieht — wie sie der 
Unmuth oder Gewohnheit einem alten Gärt- 
ner wohl gelerentlich auspresst, z. B. „zum 
Teufel!* ist die Veröffentlichung 
leicht gemacht, und wenn wir die Eile der- 
selben rühmten, so geschah es blos aus 
Ueberraschung, dass wirklich einmal eine 
solche Verhandlung vor Jahresfrist erschie- 
nen. Die Besucher des Congresses werden 
über den Druck der Verhandlungen sehr er- 
freut sein, da man ja von mündlichen Be- 
sprechungen dieser Art wenig behält. Die 
Hamburger Versammlung zeichnete sich 
nicht, wie manche andere Congressverhand- 
lung, durch lange, wohleinstudirte, aber we- 
nig sagende Reden aus. Jeder sprach un- 
vorbereiiei und mit einer einzigen, ziemlich 
bei allen ähnlichen Versammlungen zu hö- 
renden gelehrten Stimme, kurz und bündig. 
Ist auch der Inhalt solcher Verhandlungen 
gegenüber den grossartigen Mitteln, die Ver- 
sammlungen zu Stande zu bringen und deu 
vertretenen Capacitäten meist unbedeutend, 
so enthalten die vorliegenden Blätter doch 
sehr Nützliche. Namentlich wurde 
die erste Frage über die Pilzschmarotzer der 
Rosen, angeregt durch Herrn Harms, sehr 
gründlich besprochen und kam durch die 
eingehenden Mittheilungen der Herren Pro- 
fessor Hallier in Jena, sowie durch Zusätze 
der Herren Professor Schulze in Rostock, 
Harms in Hamburg, Dr. Focke in Bremen, 
Professor Schulz-Schulzenstein in Berlin, Dr. 
Lucas in Reutlingen, Eichler und Jäckel in 
Potsdam zu einem befriedigenden Abschlusse, 
J. 


da 


vieles 


3) Die Bepflanzung derEisenbahn- 
dämme und Böschungen, sowie 
gie Umfriedigung der Bahn- 


Gartenlora Deuischlands, Russlands und der Schweiz. 


linien mil Obsibäumen und nutz- 
bringenden Gehölzarten. Von 
Dr. E. Lucas in Reutlingen. Mit 2 
Tafeln Abbildungen und in den Text 
Zweite Auf- 
Verlag von 


gedruckten Holzsclritten. 
lage. Ravensburg 1570. 


Eugen Ulmer. 


Je grösser die bodenflüchen werden, 
welche die Eisenbahnen mit ihren Böschungen 
und Durchstichen einnehmen, und welche 
grossentheils der nutzbringenden Hand des 
Landbelauers und Gärtners entzogen werden, 
desto wichtiger wird die Frage, wie diese 
Flächen, soweit es möglich ist, am besten 
wieder für die Bodencultur gewonnen wer- 
den. Ein Buch, welches diesen Gegenstand 
ausführlich bespricht, ist daher ein sehr zeit- 
gemässes. Nachdem der bekannte und in 
diesem Fache vollkommen competente Ver- 
fasser seine Ansichten über die Gewinnung 
jener verlorenen Ländereien für den Obst- 
bau bereits in den von ihm redigirten „Ilu- 
strirten Monatsheften für Obst- und Wein- 
ban® (Jahrgang 1866) in kürzerer Weise 
ausgesprochen, hat derseibe denselben Gegen- 
stand ausführlicher in der oben genannten 
kleinen Schrift besonders herausgegeben, da- 
mit seine guten Gedanken auch denjenigen 
zugänglich werden, welehe (die „Munatshefte*- 
nieht lesen. Auch auf dem Congress für 
Gärtner ete. in Hamburg 1869 wurde diese 
Sache besprochen, wobei vom Verf. dieses 
Buches besonders gründliche Erläuterungen 
gegeben wurden. Wir können diese kleine 
Schrift mit Ueberzeusung nicht nur allen 
bei den Eisenbahndireetionen beschäftigten 
Personen und Bahnbaubeamten, sondern auch 
allen Gärtnern bestens empfehlen, da sie für 
letztere vieles enthält, was den meisten neu 
sein dürfte. Das kleine Buch enthält Eolgen- 
des: Wichtigkeit der Pflanzendecke für die 
Böschungen. Anbau der Luzerue und Espar- 
sette auf denselben. Einiassungspflanzungen 
zur Begrenzung der Bahnen. Heckenanlagen 
von Weissdorn und kothtannen. Nachtheil 
der Berberitzenhecken. Wilde Hecken vom 
tartarischen Gaisblatt, Steinweichsel und 
Cornelkirsche. Haselnusspflanzungen als 
Bahneinfassungen. Weidenpflanzuugen als 


II. 


natürliche Hecken. Hagebutten- und Quitten- 


hecken. Obstspaliere zur Einfassung der 
Balınen. Säulenpyramiden und Doppelcor- 
dons. Eıziehung und Schnitt der väulpyra- 


miden. Heranzielhung des Doppeleordons. 
Palmetien und solche mit kreuzenden Aesten. 
Halbhochstämme von Mirabellen, Weichseln 
Anflanzungen von Hochstämmen an 
den Balıner. Anpflanzung und Benutzung 
der Böschungen. Spalierbäume auf Terras- 
senbeeten, Das Teerrassiren der Böschungen. 
Anpflanzung von Sträuchern auf den Terras- 
senbeeten. Rebenanlagen auf den terrassir- 
ten Böschungen. Bepflanzung der nicht ter- 
rassirten Abhänge. Nachtheile der Einzel- 
pflanzung und Vortheil der Büschelpflanzung. 
Wer soll diese Anlagen besorgen. Anstel- 
(Eisenbahngärtners). 
Bericht von Högfeld über die Anlagen an 
den Eisenbahnstationen in Schweden. Die 
Obstbaumumzäunungen der Bahnen in Bel- 
gien. Schlusswort: Maulbeerpflanzungen, 
Aprikosen- und Päürsichpflanzungen, ameri- 
kanische Reben, Brombeeren, Pflanzungen 
zur Verschönerung. Die Abbildungen stellen 
Pflanzungen, Bahneinfassungen, geeignete 
Baumzuchimethoden, Durchschnitte und An- 
sichten von Dämmen u. s. w. vor. Im All- 
gemeinen sind wir mit dem Inhalt einver- 
standen, nicht so im Besonderen. Zunächst 
muss mit Bestimmtheit hervorgehoben wer- 
den, dass dem Obstbau nicht so viel Terrain 
zufallen wird, wie der Verf. annimmt. Wenn 
von Eisenbahnen im Allgemeinen die Rede 
ist, darf man nicht die glücklichen Verhält- 
nisse eines kleınen Landes als Norm anneh- 
men. Hohe Böschungen sind entweder als 
Dämme aufgeschüttet oder Durchstiche. In 
beiden Fällen ist der Boden meist so schlecht, 
dass nur mit gründlichen Bodenveränder- 
ungen, wie sie der Verf. in dem Buche aller- 
dings angibt, das Gedeihen von Obst oder 
Wein möglich gemacht werden könnte. Dies 
hiesse aber den Groschen mit einem Thaler 
Aufwand gewinnen. Alles was im Grossen 
ausgeführt werden soll, muss Nutzen bringen. 
Es handelt sich da nicht um Verwirklichung 
einer Idee, um die Genugthuung, ein wüstes 
Stück Boden in einen Garten verwandelt zu 
haben, Das Beispiel des Abhanges von dem 


etc. 


lung eines Planteurs 


Literatur. 


287 


Pomologischen Institut in Keutlingen passt 
daher nicht. Dass auch das Klima und die 
Lage Hindernisse bieten, sagt der Verf. 
selbst; ich hebe es aber nochmals hervor, 
weil manche Obstenthusiasicun solche Gren- 
zen gar nicht gelten lassen. Falsch ist es, 
wenn man glaubt, die zum Schutz gegen 
Schneewehen angelegten Hecken von Weiss- 
dorn und Fichten oder Tannen durch nütz- 
lichere Hecken ersetzen zu können, und dass 
deren Unterhaltung besondere Kosten macht. 
Die tatarische Lonicera, welcher zur Gewin- 
nung von Besenholz empfohlen wird, ist 
zwar ein schöner Strauch, aber die Besen 
sind herzlich schlecht und würden kaum ge- 
kaufı werden. Man betrachte nur diesen 
Strauch, selbst die nach Adschlagen üppig 
und gerade gewachsenen Zweige, ob sie wie 
Besenholz aussehen. Haltbar sind sie eben- 
falls nicht, da sie frisch wie trocken knicken 
und brechen. Sind sie doch ganz markig! 
Beim Gornelkirschbaum (Cornus mas) wurde 
die Hanptbenutzung als Stockholz vergessen. 
Die ehemals bei Studenten beliebten 
„Ziegenhainer“ (vom Dorfe Ziegenhain bei 
Jena) werden jetzt allgemein getragen. Die 
Anpilanzuug grossfrüchtiger Haselnüsse wol- 
len wir mit dem Verlasser dringend empfeh- 
ien. Auch das Holz verwerthet sich gut. 
Ueber die Obstbaum- und Wein-Anlagen als 
mit 
dem Verf. ganz überein, wo Boden und 
sind. Aber auch wir 
stellen die Frage: wer soll die Pflanzungen 
besorgen? Die verschiedensten Eisenbahn- 
beamten, welche wir darüber befragten, äus- 
serten sieh dahin, dass die Bahnwärier auf 
keinen Fali die Aufsicht führen könnten und 
dürften. Dieselben hätten so viei zu beauf. 
sichtigen, dass solehe Beschäftigungen un- 
möglich seien. Man könne nicht das Leben 
von Menschen einem zweifelhaften Gewinn 
opfern. Man muss damit übereinstimmen. 
Jeder Gartenfreund weiss ja, wie man oft 
denkt, schnell diese oder jene kleine Arbeit 
fertig zu machen. Dem für seine Bäumchen 
eingenommenen Bahnwärter könnte es eben 
so gehen, und dann hört die Ueberwachung 
auf. Die Anstellung von Eisenbahngärtnern 
könnten gut rentirende Bahnen ällerdings 


nur 


Bahneinfassang u. s. w. stimmen wir 


Y . .. . 
Clima günstig 


288 


wagen, und es würden solche manchen von 
Baubeamten begangenen Unsinn hinsichtlich | 
der Pflanzungen in Zukunft verhüten. Nach 
Mittheilungen im Hamburger Congress, wo 
auch dieser Gegenstand zur Sprache kam, 
haben bis jetzt ziemlich alle zu solehen An- | 
lagen aufyetorderte Eisenbahndirectionen Last | 
trotzig abgelehnt. Vielleicht gelingt es bei | 


j 


Gartienilora Deutschlands, Russlands und der Scuwciz. 


Staatsbahnen. Ist ein glücklicher Anfang 
gemacht, so werden undere Bahnen schon 
nachfolgen. Die Gartenbauvereine und an- 
dere Öorporationen, denen die Sache am 
Herzen liegt, müssten hanptsächlich bei ge- 
Mitgliedern 
Beistand suchen. 


neigten des Verwaliungsraths 
Man versuche es aber ja 


nur bei Bahnen, welche out rentirer. J). 


IV. 
F. Ruprecht. Akademiker und K. Russ. 


29% hi 
wirkl. Staatsrath starb am _C Ju 


Petersburg nach längerem Leiden. Derselbe 
war am 1. Nov. 1814 geboren und beendigie 
seine Studien als Mediciner in Prag. Im 
Jahre 1839 ward derselbe als Conservator 
am Botanischen Museum der Kais. Akademie 
der Wissenschaften in Petersburg angestellt *). 
lın Jahre 1841 untersuchte er die Halbinsel 
Kanin im Norden Russlands im Auftrage | 
der Akademie. Im Jahre 1848 erhielt er die 
Stelle als Adjunkt, 1853 als Ausserordent- 
licher Akademiker und 1858 als Ordent- | 
licher Akademiker an der Akademie der 
Wissenschaften. Die bedeutendste Reise 
unternahm Ruprecht in den Jahren 1860 und | 
1861, wo er im Auftrage der K. Akademie | 
die neu erworbenen Gebiete Russlands im 
Caucasus untersuchte und von dort grosse 
Sammlungen von Pflanzen mitbrachte. | 

Am Kais. Botan. Garten war Ruprecht | 
von 185i— 1855 als Gehilfe des Directors 
angestellt und war ihm hier die Revision der 
annueilen Pflanzen übertragen. 

Ruprecht gehörte zu der kleinen Zahl 
der Forscher, die mit energischer Thätjgkeit 
ihre einzige Freude im Studium finden und | 
sich selten oder nie eine Erholung gönnen. 
Im Jahre 1839 gab er seine Monographie 
der Bambuscen heraus. Im Jalıre 1845 er- 
schien seine Flora Samojedorum cisuralen- 
sium. Im Jahre 1849 schrieb er mit Be- 
nutzung des von Hoffmann gesammelten Ma- 
terials ein Werklein über die Verbreitung 
der Pflanzen im nördlichen Ural. 1859 pu- 
blieirte er eine kritische Revision der Um- 
belliferen Kamtschatkas. 1860 erschien der 
erste Band seiner Flora ingrica. In diesem 
Werke liegt ein tiefes Studium. Ruprecht 
geht da bis vor Linne zurück. Von tüchtiger 
und scharfer Beobachtung zeugt ausserdem 
jede Seite dieses Werkes. — Die Abänderung 


*) Die Herbarien des Kais. Botan. Gar- | 
tens und der K. Akademie sind ganz 
getrennte, unter durchaus verschiedener 
Verwaltung stehende Sammlungen, 


Personalnotizen 


der von Linne gegebenen Namen in solche 
noch älterer Botaniker, — die unconsequente 
Art, wie bald jede Form zur Art, bald an- 
scheinend gute Arten zusammen gezogen 
werden, -— verschaffte diesem Buche, auf 
das Ruprecht ein Jahrzehente langes Studium 
verwendete, nicht die Anerkennung, welche 
der Autor gehoflt hatte, — und dies war 
wohl der Grund, dass Ruprecht seine Flora 
ingrica nicht beendete. Da aber neben den 
erwähnten Puskten (in denen wenige mit 
Ruprecht’s Ansichten einig gingen) ein gros- 
ser Schatz von gelehrtem Studium gerade in 
diesem Buche enthalten ist, so ist es sehr 
zu bedauern, dass es unserm verewigten 
Freunde nicht beschieden war, dieses Buch 
zu beenden. 

Ein kleines Landgut, das Ruprecht in 
der Nähe von Luga besass und aul dem er 
den Sommer mit seiner Familie wohnte, ver- 
anlasste ihn in den 60er Jahren, auch in Be- 
zug auf Landwirthschaft einzelne Versuche 
zu machen. Einige Jahre war er auch Mit- 
glied des Vorstandes des Russ. Gurtenbau- 
vereins und gab in den Sitzungen des Ver- 
eins wiederholt Berichte über die von ihm 
gemachten Versuche. Mehrere Jahre beschät- 
tigie er sich mit der Frage über Entstehung 
des Tschernosoms (des schwarzen tiefen 
Bodens des Innern Russlands; und den auf 
dem Tschernosom wachsenden Pflanzen. Im 
Jahre 1864 publicirte er eine besondere Ab- 
handlung über diese seine Untersuchungen. 

Nun aber begann Ruprecht die Bearbei- 
tung der von ihm im Oaucasus gesammelten 
Pflanzen, sowie gleichzeitig die Bearbeitung 
der vom Baron von Östen-Ssacken im 
südlichen Thian-Schan gesammieiten Pflanzen. 
So erschien noch kurz vor seinem Tode der 
erste Band seiner Flora caucasica und etwas 
früher die von uns früher angezeigte Arbeit 
über die Ptlanzen des Thian-Schan. Ituprecht’s 
Name steht test in den Gedenkbüchern der 
Wissenschatt! Sein unablässiges Arbeiten 
der letzten Jahre scheint der Grund eines 
hartnäckigen Magenübels geworden zu sein, 
das zuletzt in Wassersucht überging und der 
Grund seines Todes wurde. (E. R.) 


. Originalabhandiungen. 


1) Abgebildete Pflanzen. 


a) Lythrum flexuosum Lagasca 


(Siehe Tafel 664, Fig. 1—3.) 


Eythrarıieae. 


L. fexuosum; foliis inferioribus | mia syphilitiea®. 


Der 4seitige Stengel 


ovatc-oblongis v. obiongis, obtusis, ses- list gleich der ganzen Pflanze kahl, bei 


silibus, basi rotundatis v. subcordatis, 
supeıior,bus lineari-oblungis v.lınearibus; 
floribus axillaribus, solitarıs, breviter pe- 
duncuiatis, folium fulerans paullo supe- 
rautibus; calycibus striatis; petalis 6, 


obverse ublongis; staminibus 12, 6 lon- | 


gioribus, 6 brevioribus; fructibus erecto- 
patentibus v. i.terdum subhorizontalibus. 
— L. lexuosum Lagasca Cat. hort. Madr. 
1814 pag. 16. — L. Graefieri Ten, prodr. 
fl. nap, suppl. II, 27. 


zuosum und Lythrum Graefferi D.C. 
prodr. III pag. 82. 

Die zierliche, beistehend abgebildete 
annuelle Pflanze wächst in Algerien und 
in Südeuropa. Aus dem Garten der 
Herren Huber fıeres in Hyeres erhielten 
wir die Samen unter dem Namen „Hei- 


X. 1870. 


der jungen Pilanze aufrecht, bei alten 
stark verästelten Exemplaren legen sich 
die unteren Aeste dem Boden nach. Die 
Blumen sind lieblich lila-rosa gefärbt und 
im Schlunde mit weissem Auge. 

Eine hübsche einjährige Pflanze, de- 
ren Blumen eine Traube längs des Sten- 
gels bilden und den ganzen Sommer hin- 


durch erscheinen. Die Samen säet man 


| gleich ins freie Land oder noch besser 
Ejusd. fl. nap. | 
tab. 132. — Lodd. Bot. Cab. tab. 1338. | 
(Beide Abbildungen schlecht). — L. fle- | 


in Töpfe aus und deckt solche nur sehr 


wenig mit etwas feinem Sande. Liebt 
eine sonnige Lage. (E. R.) 
Fig. 1. Eine junge unverästelte 


blühende Pfianze in natürlicher Grösse. 
Fig. 2. Ein Kelch von aussen, ver- 
grössert, nebst dem Griffel. 
Fig. 3. Der Kelch aufgeschnitten 
mit den Staubfäden, vergrössert. 


19 


290 


bp) Lilinum 


(Siehe Tafel 


L. MaximowieziRgl. Grtfl. 1868, 
pag. 322, tab. 596. P. tigrinum; foliis 
erecto-patentibus, apice recurvis; floribus 
coceineo -aurantiacis, punctis atropurpu- 
reis ereberrimis a basi supra medium 
pietis. — 

Das Lilium Maximowiezi ward 
von uns (l. e.) besprochen und bewährte 
sich seit jener Zeit als eine der schön- 
sten Lilien Japans, die noch im Peters- 
burger Clima im freien Lande aushält, 
Seitdem hat Hr. ©. Maximowiez die Lilien 
des Osten Asiens bearbeitet und wird 
auch in der Gartenflora eine Uebersicht 
derselben geben. Derselbe hat gleich- 
falls die von uns aufgestellte und ihm 
zu Ehren genannte Art als gute Art be- 


stätigt. Eine im freien Lande stehende 


Zwiebel, die seitdem erstarkt ist, blühet | 


MaximowieziRgl. £. 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


tigrinum. 
664, Fig. 4.) 


jetzt mit 4 Blumen, so dass auch diese 
Art, wenn sie sich erst recht in unsere 
Gärten eingebürgert hat, zu den reich- 
blumigen gezählt werden wird. 

In diesem Jahre kam eine andere 
Zwiebel, die ebenfalls von Hrn. Maximo- 
wiez gesammelt wurde, in Blüthe und 
erwies sich eine schöne Abart mit 
schmaleren, steifen, aufrechtstehenden 
und nur an der Spitze zurückgekrümm- 
ten Blättern und schönen, mit schwarz- 
purpurnen Punkten bis unter die Spitze 
dicht gezeichneten Petalen, von der wir 
beischend die Abbildung geben, weil 
solehe im Garten einen noch schöneren 
Effeet machen wird, als die tab. 596 der 
Gartenfiora abgebildete Stammart. 


(E R.) 


als 


dd Mimulus Tilingi Rgl 


Siehe Tafel 665.) 


Sterophularıimenae 


Im Novemberheft des letzten Jahres 
bildeten wir Tafel 631 den Mimulus Ti- 
lingi ab, und zwar nach Exemplaren, 
wie solehe im ersten Jahre aus Samen 
erwachsen waren. Der zarte Stengel 
legte sich selbst an den ins freie Land 
gepfianzten Exemplaren dem Boden nach 
und stieg nur mit den Spitzen empor, 
war durchaus stieirund und die rund- 
lichen Blätter waren wenig gezähnt oder 
ganzrandig. Wir hielten dieses Pflänzchen 


einige Exemplare im Kalthaus durchwin- 
tert, Diese bildeten den Winter über in 
der Erde Stolonen und entwickelten im 
letzten Frühjahre kräftige aufrechte St>n- 
gel, die bis 2 Fuss hoch wurden und 
ihre stielrunde Form beibehielten, Die 
Blumen wurden noch einmal so gross, 
sonst aber gleich denen des letzten 
Jahres. 

Wir bitten unsere Leser, die Tafel 
631 des letzten Jahrganges der Garten- 


zwar für einjährig, trotzdem wurden aber | flora mit der beistehenden zu vergleichen, 


I. Originalabhandlungen. 


Beide Figuren sind genau nach der Natur 
gemacht, die Tafel 637 gibt nur das Bild 
der aus Samen erzogenen Pflanze 
ersten Jahre, die beistehende Tafel aber 
das Bild der überwinterten Pflanze im 
zweiten Jahre, welche letztere ein so 
diverses Aussehen besitzt, dass man kaum 
glauben kann, die gleiche Art, und zwar 
nicht blos die gleiche Art, sondern das 
gleiche Exemplar im ersten und zweiten 


im 


Jahre vor sich zu haben. 

Von dem ächten Mimulus luteus 
L., wie wir solchen aus Samen erzogen, 
den Dr. Tiling in Sitka saminelte, unter- 
scheidet sich unser M. Tilingi aueh jetzt 
noch durch folgende Diagnose: 

M. Tilingi; basi glaber, 
dense glanduloso-pubescens; caule tereti; 
bracteis integerrimis basi connatis; co- 


apice 


rolla fauce clausa. 

Eine perennirende Pilanze mit auf- 
steigenden oder anfrechten stielrunden, 
gleich den Blättern bläulich- grün ge- 
färbten Stengeln, die vom Grunde bis 
unterhalb des Blüthenstandes kahl, am 
Blüthenstande selbst aber drüsig behaart 
ist. Die Bracteen 
die oberen am Grunde mit einander 
wachsen. Blätter 
luteus, die unteren gestielt, oval und in 
den Blattstiel herablaufend, gezähnt oder 
da, solehe in den Blattstiei herab- 
laufen, zuweilen selbst lappig-gezähnt; 
die obersten Blätter sitzend. 
erscheinen in reichlicher Menge 
blühete diese schöne Art den ganzen 
Sommer hindurch, Biumenkrone schwe- 
felgelb mit rachenförmigem die 


sind ganzrandig und 
ver- 
ähnlich denen des M. 
NO 
lımen 


und 


Saume, 


23 


obere Lippe liegt aber auf dem bartigen 
Gaumen der Unterlippe so fest auf, dass 
man nicht in den Schlund hineinsehen 
kann, und die beiden Lappen derselben 
schlagen sich rachenförmig zurück. 

Der ächte M. luteus, d. h. der Mi- 
mulus lateus, wie er sich in Nordamerika 
wild findet, hat 4-eckige Stengel, die 
nach dem Grunde zu gemeiniglich roth 
gefärbt sind, und an den Kanten des 
Stengels stehen kleine Härchen in Längs- 
reihen. Die drüsige Behaarung des Blü- 
thenstandes ist laxer, die Blumen sind 
goldgelb und mit offenem Schlunde und 
die obersten Braeteen sind am Grunde 
nicht verwachsen. 

Schon im letzten Jahre sprachen 
wir uns dahin aus, dass der M. luteus 
Nordamerikas von den Minmlus-Arten der 
hohen Gebirge des Amerika 
gut verschieden und dass die zahlreichen 
im Garten cultivirten Mittelformen das 
itigen fortgesetzten 


miitleren 


Product der gegense 
Befruchtung sind. 
Auf geschützten St 
M. Tilingi, 
Inteus auch 


tandort dürfte der 
wie der ächte M. 
noch in 


ähnlich 
im 
in Petersburg 
nur als Topfstaude 
obgleich auch bei uns 
in milden Wintern der M. luteus im freien 
Lande überwintert. (E. R.) 


Deutschland 
Lande aushalten, 
kann Solcher aber 
eultivirt werden, 


freien 


a) Der untere Theil eines Siengels. 
bb) Blühende Zweige. 
c) Zweig mit Früchten. 


19 * 


Gaıtenilora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


d) Rhododendron semibarbatum Maxim. 


(Siehe Tafel 666.) 


Erieaceae., 


Rhododendron. Sect. Azalea-|noski trockene Exemplare und Samen 


strum P]. in Revue hort. 1854 pag. 43. 
Maxim, decades. Flores laterales, e 
subunifloris 


gemmis perulatis propriis 
ortis, quae eirca apices ramulorum anni 
praecedentis in axillis foliorum vetusto- 
rum dispositae sunt. Innovationes post 
flores v. una cum floribns. Corollae sub- 
rotatue, Stamina 5, distinctissime decli- 
nata. Hierher gehört ausser Rh. 
(Azalea) ovatum Lindl. und Rh. (Az.) 
myrtifolium Hook. auch die beistehend 
abgebildete Art mit der folgenden, von 
C. Maximowiez in der 7. Decade neuer 
Pflanzen Jayans gegebene Diagnose. 
(Bull. de l’Ac. Imp. des Sciences nat. 
de St. Petersbourg 1870 pag. 338). 
Rh. semibarbatum Maxim; 
Ramulis hornotinis, petiolis, peduneulis, 
ealyeibusque pube hrevi tomentosa atque 
setis glandulosis paten!ibus instruetis; 
foliis eoriaceis, ellipticis, mucrone exeur- 
rente apieulatis, mäigiııe minute crena- 


— 


tis, erenis ex apice setuliferis, multi- 
costatis, reticulo superne impresso subtus 
prominente; foliis anni praeteriti sub an- 
theri nullis; floribus breve peduneulatis, 
post folia novella ortis; ealyeis laciniis 
triangulari- ovatis: corolla quinquefida ; 
staminibus duobus snperioribus breviori- 
bus; anthera triplo minore didyma - glo- 
bosa; filamentis medio barba densa elon- 
gata instructis, ceteris nudis, antheris 
oblongie; capsula depressa-globosa, api- 
- culata, <uleata, glanduloss-setosa nidita, 
pedunculo breviore. 


Ein Strauch von 2—3 Fuss Höhe. | 


der in höheren Alpen der Insel Nippen 


zu Hause ist, wo der Japaner Tseho- 


! 


sammelte und an den Kais,. Bot. Garten 
in Petersburg einser.dete. Besitzt einen 
laxen Wuchs und ist mit Azalea ovata 
zunächst verwandt. Je zahlreicher die 
Arten der Gattung Rhododendron 
werden, je mehr bestätigt sich die An- 
sicht, dass Azalea von Rhododendron 
nicht als Gattung getrennt werden kann, 
da die Zahl der Staubfäden, hinfällige 
Blätter ete, keine durchgreifenden Gat- 
tungs-Unterschiede gewähren. Die jungen 
Aeste, Blattstiele, Blüthenstiele und 
Kelch kurzhaarig und ausserdem mit 
abstehender, drüsentragenden, borstigen 
Haaren besetzt. Blätter elliptisch, leder- 
artig, klein gekerbt und die Kerbzähn- 
chen je ein kurzes Borstenhaar auf ihrer 
Spitze tragend. Die Blumen stehen zu 
mehreren auf den Spitzen der Aeste des 
letzten Jahres und entspringen jede aus 
einer besonderen Knospe; — unterhalb 
ds Blüthenstar:.les entspringen aus dem 
alten Zweige Sommertriebe, Blumenkrone 
fast radförmig, 5 lappig, grünlich -gelh. 
Staubfäden 5. — Kalthausstrauch, von 
einer von den meisten anderen Rhodo- 
dendron- Arten sehr abweichenden Tracht. 
(E. R.) 


Erklärung der Tafel. 


a) Zweig mit Blumen und Sommer- 
trieben in natürlicher Grösse, 

I) Die einzelnen Blüthenknospen 
und eine entwickelte Blume. 

2) Blume von vorn geseher, 

3) Ein einzelner bartiger Stanbfaden. 

4) Die reife Samenkapsel. 

Fig. 1—4 etwas vergrössert. 


I. Originalabhandlungen. 


293 


2, Betrachtungen über die sogenannten Teppichbeete. 


Die modernen Teppichbeete werden 
Gärtner Kummer und 
Aerger machen, jedenfalls mehr Verdruss 
und Unzufriedenheit, als Genuss hervor- 
Seit Jahren blieb diese Mode 
mit manchem andern Unsinn im Steigen; 


noch manchem 


bringen. 


sie feierte aber ihren Triumph in der 
Hamburger Aussiellung von 1869. Im 
Programm waren namhafte Preise für 
Teppichbeete und die dazu geeigneten 
Pflanzen ausgesetzt, und es fanden sich 
so viele Bewerber, dass der grosse Aus- 
stellungsgarten damit überfüllt war, Es 
machte aber dies nicht nur keinen stö- 
renden, sondern in dieser Umgebung so- 
gar einen angenehmen Eindruck. Als 
Ausstellungsparade lässt man sich solche 
Pilanzen-Compositionen gefallen 
nur die Folgen nicht wären. 
sten Gartenbesitzer sind entzückt von 
solchen Beeten, besonders die Damen. 
Sie haben nichts Eiliger, als sofort den 
Gärtner zur Anlegung solchen 
Beetes oder mehrerer zu veranlassen, 
und machen wohl selbst die Zeiehnung 
Die Pflanzenhändler werden mit 
ihrem Teppichmaterial gute Geschäfte 
machen. Der arme Gärtner kommt aus 
einer Verlegenheit in die andere. Glückt 
ihm die Ausführung der Figur, was für 
Ungeübte ziemlich schwer, für viele tüch- 
tige Gärtner ganz unausführbar ist, steht 
endlich das künstliche Ding geformt und 
mit Buchsbaum gefasst da, so fehlt es 
an den passenden Pflanzen. Der Besitzer 
ist vielleicht so unbillig, vom Gärtner 
zu verlangen, er solle den nöthigen Vor- 
rath von Pflanzen mit farbigen Blättern 
— denn nur solche passen sich zı die- 


‚ wenn 
Die mei- 


eines 


dazu, 


ser modernen Fabrikation — selbst an- 
gezogen haben oder schnell anziehen. 
Der Gärtner, dem das Ding auch gefal- 


len hat, thut sein Möglichstes, und hat 
keine Ahnung davon, welehe Masse von 
Pflanzen zur Figur nöthig sind. Er würde 
erschrecken, wenn ihm ein grossstädti- 
scher Gärtner sagte, dass er auf manche 
Beetigur 300— 500 Exemplare von Al- 
ternanthera ausgepflanzt habe. Kommt 
es daher an das Pflanzen, so fehlt es da 
und dort, Und nur ein halbes 
Dutzend von einer noihwendigen Pflanze 
fehlt, so ist der Effeet ein verdorbener, 
mindestens zweifelhafter. Die fehlenden 
Pflanzen zu kaufen fällt der „Herrschaft“ 
Wozu hätte man 


wenn 


meistens nieht ein. 
dann einen Gärtner und Glashäuser ? 
Der Gärtner wird es in den meisten 
Fällen nicht einmal wagen, den Ankauf 
des Fehlenden vorzuschlagen. Er hilft 
sich lieber, und der erste Fehler ist ge- 
macht. Endlich sind die Beete bepflanzt 
gleichviel ob genügend oder spärlich. 
Nun kommt die Arbeit. Im Garten gibt 
es an allen Ecken so viel zu thun, dass, 
zumal bei ungünstiger trockener Witter- 
ung, kaum die nothwendigsten Arbeiten 
rechtzeitig verrichtet werden können. 
Das Teppichbeet ist ia gepflanzt und 
wird gegossen, wird also schon gerathen, 
denkt der Gärtner im Vorbeigehen, ob- 
sehon es noch keinen Eindruck macht, 
und die „Herrschaft“ Ende Juni endlich 
ungeduldig fragt, warum der Teppich 
nicht wachsen wolle und die letzte Appre- 
tur erhält. Nach vielem Schneiden, Nie- 
derhaken, Nachpflanzen u. s. w. sieht 
endlich das Ding farbig und voll aus. 
Aber wehe, wenn man acht Tage oder 
gar länger davon bleibt, Da laufen die 
Farben ineinander, die Symmetrie der 
Formen ist verwischt, und der Gärtner 
hat Noth, die Regelmässigkeit wieder 
herzustellen. Da er vielleicht Nieman- 


294 


den hat, dem er so peinlich genaue Ar- 
beiten anvertrauen kann, So macht er 
sich selbst daran und versäumt Noth- 
wendigeres, was den Meister verlangt. 
Und nun kommen die kleinen Unglücks- 
fälle: da durchwühlt der Maulwurf das 
mühselige Machwerk, oder Engerlinge 
und Erdgrillen (Maulwurfsgrillen) ver- 
nichten einzelne Pflanzen, welche gar 
nicht oder wenigstens nicht in passender 
Stärke zu ersetzen sind. Blüthenpflan- 
zen einer Farbe zeigen falsche Blumen 
und müssen, wenn nicht das Ganze dar- 
unter leiden soll, entfernt werden. So 
oder in ähnlicher Weise wickelt sich 
das Schicksal einer grossen Anzahl von 
Teppichbeeten ab. Aber noch mehr 
erselben, besonders bei Leuten, welche 
keinen Gärtner habsa, kommen nicht 
einmal zu solcher Vollkommenheit. Man 
sieht das kunstvolle Beet zwischen hohem 
Gras nicht, denn der Mäher ist nieht 
gekommen, oder der Besitzer glaubt 
Grasnutzung mit der Schönheit vereini- 
sen zu können. Die Bepflanzung selbst 
ist ein unglücklicher Versuch ohne alle 
Schönheitswirkung, Wie soll auch der 
Gartenfreund zu solchen Massen von 
Pflanzen kommen, wie sie ein vollkom- 
menes Teppichbeet verschlingt? In den 
meisten Fällen wird die künstliche Form 
im Garten ausgeführt, die Bepflanzung 
aber völlig derselben unangemessen aus- 
geführt. Das Ding hat nicht im Eni- 
ferntesten Aehnliehkeit mit einem Tep- 
pich, und verschändet den Garten, an- 
statt den höchsten 
zubringen, 

So viel von misslungenen und mit 
grossen Opfern leidlich gelungenen künst- 
lichen Blumenanlasen. Bei Gärtrern, 
denen viele Mittel zu Gebote stehen, 
wird die Anlage endlieh zur Zufrieden- 
heit ausfallen, obschon die erwähnten 
kleinen Widerwärtiskeiten und Störungen 


Schmuck hervorzu- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


nicht ausbleiben. Ist aber der endlich 
erzielte Effeet soleher Opfer werth, frage 
ich® Von meinem persönlichen Ge- 
schmacks-Standpunkte aus muss ich dies 
verneinen, vom allgemeinen ästhetischen 
aus darf ich solche Anlagen nicht un- 
bedingt verwerfen, muss zugeben, dass 
sie berechtigt sind, sogar, dass sie an 
passender Stelle sehr schön sein können. 
Sie sind prächtig und passen sich zum 
prächtigen Garten. Sie vermehren die 
Abwechslung und darin liegt ein grosser 
Vorzug, denn auch die schöne, Einfach- 
heit ermüdet das Auge und erweckt bei 
manchen Naturen gar kein Wohlgefallen, 
Ich muss hier die oft wiederholte abge- 
droschene Redensart, dass über Ge- 
schmackssachen nicht zu streiten ist 
abermals herbeiziehen. 

Wenn wir über Teppichbeete spre- 
chen, so müssen wir zwei verschiedene 
Arten unterscheiden. Die einen bestehen 
aus wirklichen Blumen, blühenden Pflan- 
zen von niedrigem Wuchs oder künst- 
lich niedrig gehalten, zuweilen abwech- 
selnd mit farbigen und grünen Blättern. 
Die andern nach dem neuesten Geschmack 
werden nur aus Pflanzen mit farbigen, 
besonders rothen und weissen Blättern 
gebildet. Die ersten sind wirkliche Blu- 
menstücke von künstlicher Form, wo die 
Blume noch als Blume erscheint, aller- 
dings die Farbenwirkung unvollkommen 
auftritt, die anderen sind wirkliche far- 
bige Stücke, wo die Einheit der Farbe 
alles bewirkt. Sie sind mit den Farben 
des Zeug- und Tapeten-Druckers zu ver- 
gleichen, denn die Pflanze hört fast auf 
als solche zu wirken und liefert nur 
Färbematerial. Ob sie sehön ist oder 
nicht, darauf kommt meistens nichts an, 
wenn sie sich nur fügt, d. b. am Boden 
fesseln lässt und deekt. Selten werden 
Pflanzen verwendet, welche durch ihren 
Pflanzeniypus Wobhlgefallen erregen kön- 


, 


I. Originalabhandlangen. 


nen, z. B. die wirklich schönen bunt- 
blätterigen Pelargenien. Gestehen wir, 
dass uns diese Mode von den Pflanzen- 
händlern aufgedrängt worden ist. Die 
Farbe war da, musste also Verwendang 


finden. Einige Muster waren bald ge- 
sehaffen und die Nachahmer blieben 


nicht aus, weil das Neue, Unerwartete, 
Bizarre immer Verehrer findet. Was 
sollte man sonst mit den vielen farbigen 
Pflanzen machen? Solche Beete könnten 
von fern geschen eben so gut aus far- 
bigen Webstoffen, etwa Kattun bestehen. 
Die grösste Verwunderung bewirkt beim 
Anblick stets der Gedanke, dass man so 
etwas aus Pflanzen, aus einem wider- 
spänsttgen beweglichen Material bilden 
konnte. 

Blumenbeete von sehr künstlichen 
zusammengesetzten Formen können, ab- 
gesehen von der Schwierigkeit der An- 
lage und Unterhaltung, an einem pas- 
senden Platze, etwa als Mittelstück eines 
Blumengartens, auf einem Parterre vor 
dem Hause oder Schlosse u. a, m, sehr 
gefallen und durch ihre Harmonie mit 
der Symmetrie der Umgebang und der 
Architektur einen wohlthuenden Eindruck 
machen, können wirklich schön sein. 
Man darf dies nicht bestreiten, mag auch 
der persönliche Geschmack (vielleicht 
unbewusst durch die Schwierigkeiten der 
Anlage dagegengestimmt) einfache Bilu- 
menanlagen schöner finden. Aber diese 
Verhältnisse und Bedingungen müssen 
vorhanden sein, sonst ist die Anlage 
verfehlt und kann nur einem von der 
Mode geleiteten, nicht selbst bewussten 
Geschmack gefallen. In diesem Falle 
sorge man aber auch für die sorgfäl- 
tigste Unterhaltung, denn bei Dingen, 
welche symmetrisch sein sollen, führt 
die geringste Unordnung zur Unschön- 
heit. Esist daher durchaus nöthig, einer 
Person, weiche andere Arbeiten nur 


295 


nebenbei verrichtet, das Instandhalten 
der Teppichbeete zu übertragen. Es 
kostet also eine solche Anlage auch in 
der Unterhaltung ungewöhnlich viel Geld, 
was wohl zu bedenken ist. Soll ein 
Gärtner die Ordnung erhalten, welcher 
viele nothwendige Arbeiten zu verrich- 
ten hat, so wird die Blumenanlage fast 
immer zu kurz kommen, denn die noth- 
wendigen Arbeiten hören nicht auf. Man 
sorge also für einen eigenen „Teppich- 
gärtner*, Damit wären wir ja wieder 
um einen Titel reicher. 

Wer solche Teppiche anlegen und 
möglichst mühelos unterhalten will, be- 
nutze nur eine geringe Anzahl der effeet- 
vollsten Pflanzen und kümmere sich um 
das ganze „Leppichgartensortiment“ der 
Handelsgärtner wenig, räume dabei auch 
den grünen Pflanzen, besonders peren- 
nirenden (Epheu, Asarum europaeum, 
Vinca ete,) wichtige Stellen ein, was ja 
anderen Farben hebt, Es gibt 
einige recht efleetvolle, leicht anzu- 
ziehende und zu unterhaltende Pflanzen, 
Solche sind mit weissen Blättern: Oera- 
stium tomentosum oder Biebersteini, 
Artemisia Stelleriana, Polemonium coeru- 
leum fol. var., Vinea minor fol. 
Evonymus radicans Sol. var. ete,, sämmt- 
lich ausdauernd; Gnaphalium lanatum, 


nur die 


var, 


zwar nicht intensiv weiss, aber schnell 
anzuziehen und die Beete bedeckend, 
während die schöuste aller weissen Tep- 
pichpfianzen, Centaurea candidissima, im 
Grossen kaum zu beschaffen ist. Von 
rothen Pflanzen ist nur das rothbraune 
Oxalis tropaeoloides schnell und leicht 
anzuziehen und bedeckt ohne weitere 
Mühe den Boden schnell, während unter 
den Topfpilanzen Iresine Herbstii (Achy- 
ranthes Verschaffelti) am schnellsten 
anzuziehen ist, schnell wächst und sich 
leicht niederlegen lässt. Den Eindruck 
rother Pflanzen machen auch die hierzu 


296 


geeigneten Arten von Theleanthera (Al- 
ternanthera), welche reizend sind und 
nie zur Unordnung auf den Beeten Ver- 
anlassung geben, aber leider sich so 
wenig ausbreiten, dass man sie ohne 
grossartige Massenanzucht nur für kleine 
Beete und Beetstücke verwenden kann. 
Von gelben Pflanzen ist die Varietät von 
Matricaria Parthenium, welche man Gol- 
den feather nennt, d’e brauchbarste, am 
leichtesten anzuziehende. 
kann hier keine vollständige Liste der 
besonders zu farbigen Teppichbeeten 
brauchbaren Pflanzen geben, und erwähne 
nur noch die buntblätterigen Pelargonium, 
allerdings mit dem Zusatze, dass man 
zu grossen Beeten ziemlich ein kleines 
Gewächshaus voll 
muss, 

Zum Schluss erkläre ich noch ein- 
mal, dass solche blumenlose Farbenbeete 
zwar schön sind und eut angebracht und 
unterhalten, gefallen, dass sie aber stets 
nur Ausnahmen in der Blumendecoration 
bilden sollen, dass sie nahe an eine Ver- 
irrung des Geschmacks streifen und dass 


Pflanzen anziehen 


Teh will und 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


auch bei Teppichbeeten blühende Pflanzen 
stets vorgezogen werden sollten. Ich 
werde durch diese Niederschrift meiner 
anfrichtigen, von vielen Gärtnern ge- 
theilten Ansicht die Mode der Farben- 
beete nicht beseitigen, weil die Mode 
eben eine unbezwingliche Macht über 
die Mehrzahl der Menschen hat, glück- 
licherweise aber stets sich selbst bald 
überlebt, um einer andern Platz zu ma- 
chen. Aber das Aussprechen meiner 
Ansicht: wird doch manchen Gärtner und 
Gartenfreund stutzig machen und zur 
Ueberlegung bringen, ob denn wirklich 
die Schönheit solcher Beete die hierzu 
geforderten Opfer aufwiegt. Endlich 
möchte ich noch junge Gärtner dem 
eiteln Wahne entreissen, als sei es eine 
Kunst (im wirklichen Sinne des Wortes), 
solche Beete zu construiren und die Far- 
ben aufzutragen. Es ist nur eine Schwie- 
rigkeit! Man braucht ja nur Tapeten- 
muster ete. zu copiren. Der Schöpfer 
solcher Beetle hat nicht mehr von einem 
Künstler als der Stubenmaler und ähn- 
liche „Künstler“. J. 


3) Nachrichten von Herrn B, BRoezli. 


B. Roezl ist gegenwärtig unter den 


den. Dann ist unser Freund nach St, 


Reisenden, welche vorzugsweise im In- | Martha gegangen, hat die höchsten Oor- 


teresse Europäischer Gärten reisen, neben 
Wallis als der fleissieste und tüchtigste 
Ganz ausserordentlich ist 
es, was dieser Mınn mit seiner eisernen 
Willenskraft und nur einem Arm gelei- 
stet hat. Er hat von St. Franeisen aus 
das Felsengebirge hereist, die mächtigen 
Gebirgszüge zu beiden Seiten des Mor- 
monenstaates untersucht und von dort 
viele Hunderte von Pflanzen in Samen 
heimgebracht, die in seinem Auftrag von 
Hrn, E, Ortgies in Zürich vertheilt wur- 


zu nennen. 


dilleren Neu-Granadas erklommen und 
hat von dort mehr als 1200 Stück sel- 
tener lebender Orchideen gesendet, die 
kürzlich für denselben in London ver- 
aucetionirt wurden. Speciell für den 
Kais. Bot. Garten in Petersburg hat der- 
selbe eine Sammlung von Samen der 
dortigen Bromeliaceen gemacht *). Aus- 
serdem schreibt uns Roezl, dass er mit 
Ausschluss von Farnsporen in Neu-Gra- 


*) Dem Garten nicht alle zugekommen. 


I. Originalabhandlungen. 


nada 417 spee. Pflanzen in Samen sam- 
melte, 

Roezl eıstier wiederholt die Cor- 
dilleren bis zu ei er Höhe von 14,000'. 
Seine letzten Touren fielen in die Re- 
genzeit. So s-hreibt er: „Meine letzte 
Reise im Monat Mai und Juni fiel sehlecht 
aus, Es rernete unaufhörlich und ich 
bekam das Fieber, denn 20 Tage lang 
ward ich gar nicht trocken. Reissende 
Bäche mit eiskaltem Wasser musste ich 
täglich wiederholt Unter 
golchen Verhältniseen in einer Höhe von 
11,000° sammelte ich 850 Exeinplare 
von Telipogon Groesus Rehb. fil., 
einer wunde:l’eblichen Orchidee. Welche 
Arbeit hatte ich, diese zu sammeln, an 
den steilsten Felsen, Bächen und 
Bäumen, aber alles umsonst. Sobald 
die Knollen aus dem kalten Clima ins 
warme kamen, wurden solche alle wie 
gekocht, und nicht eine einzige Knolle 
konnte ich bis St. Martha bringen.“ 


durehwaten. 


an 


e I 
Neue Samensendungen sind an Hrn. 
Ortgies angekommen, um solche für Roezl | 


zu vertheilen und zu verkaufen. — 
Roezl geht jetzt wieder nach Cali- 
fornien zurück, um am Columbia -River 


von Neuem zu sammeln, und denkt dann | je wieder kom:nen. 


297 


nach den Sandwich-Inseln zu gehen, wa» 
aber der Referent widerräth. — 
Wohlan denn Deutsche Handels- 
gärtner, Deutsche Blumen- 
freunde, — unterstützen heisst es, 
diesen Pionier der Wissenschaft und des 
Gartenbaues. Jeder nach seinen Mitteln 
kann Hrn, E. Ortgies in Zürich Aufträge 
geben, und reichlich wird Roezl und 
durch Roezl Hr. Ortgies seiner Zeit für 
solche Aufträge Sendungen machen. 
Sechs Monate Reise, bei allen den 
Entbehrungen und Gefahren, welche eine 
Reise unwirthbarsten Einöden 
auferlegt, kommen den Reisenden auf 
10,000 Fr. inclusive der Transporte zur 
Küste zu stehen. Je mehr Mittel der 
Reisende hat, je mehr kann er natürlich 


in den 


leisten. 

So heisst es also unterstützen diesen 
Pionier unseres Deutschen Gartenbnues, 
— eines Mannes, der nicht für ein ein- 
zelnes (zeschäft reist, sondern bereit ist, 
von jedem Aufträge anzunehmen 
die speeiellen Wünsche der Auftraggeber 
zu berücksichtigen, 

Eine bessere Gelegenheit, sich directe 
Sendungen zu verschaffen, dürfte kaum 
(E. Regel). 


und 


4) Das Treiben abgeschnititener Zweige im Winter. 


Wenn man im Winter blühfähige 
Zweige von versebiedenen Baum- und 
Straucharten in das Wasser stellt und 
sie der Temperatur eines Wohnzimmers 
oder Treibhauses aussetzt und dabei be- 
spritzt, so entwickeln dieselben Blüthen 


Gebrauch geführt, diese Zweige an einem 
bestimmten Tage zu brechen und warm 
zu stellen. Es ist dies in einigen Gegen- 
den der Tag von St. Barbara am 4. De- 
cember, in anderen der Nicolaustag am 
6. December, und man nennt sie aus 


und Blätter, manche in solcher Voll- | diesem Grunde bald Barbarazweige, bald 


kommenheit wie gut bewurzelte Pflanzen, | Nielaszweige. 


In der That hat man an 


Das Verlangen, das Weihnachtsfest mit | Kirschzweigen, Schlehendorn, Aepfeln 
Blumen zu verschönern, hat zu dem | und einigen anderen Gehölzen, welche 


238 


um diese Zeit warm gestellt werden, zu 
Weihnachten Blüthen; man bekommt 
aber eine viel reichere und mannichfal- 
tigere Flor, wenn man das Treiben schon 
Ende November beginnt, vorausgesetzt, 
dass schon einige Fröste vorausgingen, 
welche das Treiben offenbar befördern. 
Es blühen dann nicht nur die Obstge- 
hölze, sondern gie meisten der 
genannten Zierxchölze. Beiläufig sei be- 
merkt, dass das Volk die Barbarazweige 
mit einer christlichen Mythe in Verbin- 
dung bringt, 


unten 


Die heilige Barbara war 
die Tochter eines morgenländischen Für- 
sten, welcher ob seiner Grausamkeit 
verhasst und gefürchtet war, Als diese 
Tochter Christin wurde und blieb, liess 
er sie grausam hinrichten und ich glaube 
verbrennen. Die dazu verwendeten Man- 
delzweige fingen — wenn ich nicht irre — 
aus der Asche an zu blühen und wuch- 
sen vor den Augen der Henker zu Bäu- 
men mit Früchten heran. 

Bisher war dieses Treiben der Bar- 
barazweige hauptsächlich eine angenehme 
Unterhaltung für den Winter und, wenn 
es gelang, eine vermehrte Festfreude. 
Man freut sich der allmäligen Entwick- 
lung der Knospen zu Blättern und Blü- 
then, führt seine Freunde an das Fen- 
ster, wo der Frühling neben Eisblumen 
sprosst und grünt, und weidet sich an 
der Verwunderung derjenigen, welche 
dergleichen noch nicht gesehen. Es ist 
diese harmlose Freude eine der wenigen, 
die dem Kleinstädter und Landmann im 
Winter blühen und eine angenehme Be- 
schäftigung. Man kann ein Fenster oder 
andere helle Plätze im Wohnzimmer 
durch diese Zweige mit geringer Mühe 
und ohne Aufwand höchst reizend ma- 
chen. Als ich einmal in früherer Zeit 
ein sonniges Zimmer mit 3 Fuss tiefer 
Fensternische bewohnte, haite ich das- 
selbe durch ganze Aeste von Syringen 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


u.a. m., welche in 4 Gefässen vertheilt 
waren, zu einer förmlichen Laube umge- 


| wandelt, was grosse Verwunderung er- 


reete, Aber dieses Blumenspiel kann für 
Gärtner auch wirklich nutzbar gemacht 
werden, inden man dadurch Blumen zum 
Abschneiden bekommt, ohne Treibpilan- 
zen im Topf zu haben, 

Die Zweige werden entweder vom 
Strauche ein 
Gärtner an seinen Sträuchern nicht thun 
wird) oder nach dem Abschneiden ge- 
brochen. Es scheint, dass die Brech- 
wunde mehr Aufsaugungsgefässe bloslegt, 
so dass solche Aeste mehr Wasser auf- 
nehmen können. Thatsache ist, dass 
gebrochene Zweige sicherer zur Blüthe 
kommen, als solche mit elatten Wun- 
den. Die letzteren gehen olt noch zurück, 
wenn schon die Blüthen dem Aufbrechen 
nahe sind, was allerdings bei gebroche- 
nen Zweigen ebenfalls, jedoch seltener 
vorkommt. Es können alle frühblühen- 
den Gehölze auf diese Art zum Blühen 
gebracht werden, nach meiner Erfahrung 
besonders folgende: Alle Obstgehölze» 
besonders Schlehen, Mandeln, Pfirsiche 
(auch gefüllte), Zwergmandeln, Aepfel, 
Kirschen, Aprikosen u. a. m., Prunus 
Padus, Cornus mas, Daphe Meyereum, 
Acer rubrum und dasycarpum, Azalea 
pontica, Rhododendron dahurieum und 
andere Land-Rhododendron, Amyzdalop- 
sis Lindleyi, Spiraea prunifolia fl. pl., 
Spiraea Thunbergii, Deutzia graeilis, 
Keria japoniea fl. pl., Üydonia vulgaris 
und japonica, Syringa vulgaris und per- 
sica, Viburnum Opulus u.a.m. Daphne 
Mezereum blüht oft schon nach 8 Tagen, 
Cornus masnach 10— 12 Tagen, Schlehen- 
dorn, Kirschen und Kirschpflaumen (Pru- 
nus cerasifera) ebenfalls. Traubenkirschen 
blühen nur auf, wenn man täglich Eis 
in das Wassergefäss wirft oder eiskaltes 
Wasser zugiesst, Die Syringen bleiben 


gebrochen (was jedoch 


I. Originalabhandlungen. 


zwar nm den Trauben und Blüthehen 
klein, entwickeln sich aber vollkommen, 
so dass sie gut zum Abschneiden zu ge- 
brauchen sind. Am 
die „Silberblüthe®, 


von Syrinla vulgaris. 


besten treibt sich 
d.i. die weisse Form 


Die blauen und | 


299 


röthlichen Varietäten werden sehr blass, 
an- dunkeln Orten fast weiss, Wer sich 
die Mühe geben will, viele Gehölze zu 
versuchen, wird noch manches brauch- 
bare finden, J. 


3) Cultar der Hndischen Azaleen. 


Von Herrn Wobsi, Obergärtner in der Gewächshaus-Abtheilung 


der Läindwirth- 


schaftlichen Akademie zu Petrowski bei Moskau. 


(Russisch im Westnik der Kais. Gartenbau-Gesellschaft in Petersburg publicirt). 


Die Azaleen sind ihrer schönen Ei- | 
genschaften halber schon längst beliebt 
und allgemein bekannt und bilden einen 
Hauptschmuck unserer Orangerien, Sel- 
ten wird man bei Pilanzen- 
freunde vermissen. Es ist daher 
nöthig, eine Beschreibung der schönsten 
aus der Unmasse von Sorten folgen zu 
lassen, umsomehr, als alljährlich eine 
nicht unbedeutende Zahl neuer Sorten 
erscheinen, die den einen oder den an- 
dern Vorzug besitzen, wodurch sie die 
früheren Sorten verdrängen. 

Obgleich die Cultur der Azaleen 
nicht schwierig ist, so muss man doch 
denselben eine fortwährende Aufmerk- 
samkeit und Pflege widmen, wenn man 
sie zu wirklich sehönen Exemplaren 
ziehen und einen reichen vollkommenen 
Blüthenflor erzielen Im Nachfoi- 
genden will ich mich bemühen, das Cul- 
turverfahren anzugeben, um einen gün- 
stigen Erfolg zu sichern, 


1) Standorte. 


a) Ueberwinterungslokale., 
Dieselben bestehen am besten aus nie- 
drigen Gewächshäusern mit sogenannten 
Satteldächern. Sie haben den Vortheil, 


sie einem 


un- 


will, 


dass in denselben die Pflanzen von allen 
Seiten freien Zutritt des Lichtes genies- 
sen und deshalb die Pflanzen ihre regei- 
mässige Form am sichersten behalten. 
Diesen am nächsten stehen die Häuser 
mit einseitig liegenden Fenstern. Ge- 
wächshäuser früherer Construction mit 
aufrechten Fenstern, wo das Licht nur 
seitwärts einfallen kann, bieten schon 
grössere Schwierigkeiten dar, um regel- 
mässig geformte Pflanzen in Ordnung zu 
halten, da alle Pflanzen das Bestreben 
zeigen, sich nach dem Lichte zu ziehen. 
Man drehe daher die Pilanzen öfters um, 
damit bald diese bald jene Seite dem 
Lichte zusteht; unterlässt man dies, so 
werden die Pflanzen bald einseitig und 
unansehnlich. 

b) Beete zurAufstellung der 
Pflanzen im Freien. Dieselben müs- 
sen an einer oflenen freien Steile gele- 
gen sein. Auf leichtem Boden gräbt 
man dort das Beet 5—10 Zoll tief aus, 
umgibt es mit einer Brettereinfassung 
und füllt es mit gewöhnlichem Gruben- 
sand, worin man dann die Pflanzen bis 
an den Topfrand einsenkt. Auf schwe- 
das Wasser nicht leicht durchlas- 
Sendem Boden legt man die Beete besser 


rem, 


300 


Gartenflora Deutschlands , 


erhöht an. Die Beete umgibt man mit 
einer Barriere, welche etwas höher sein 
muss als die Ptlanzen sind, damit man 
bequem und leicht Schatten anfl-gen 
kann, besteht nım das Schattenmaterial 
aus Brettern, Matten oder besonders 
dazu verfertigten Schattenrahmen. 

c) Beete zum Auspflanzender 
Azaleen ins 
des 


freie Land während 
Sommers, Dieselben 
ebenso wie vorhergeliende eingerichtet, 
nur mit dem Unterschiede, dass man sie 
mit der Azaleen zusagender Eıde an- 
füllt. Sehr rathsam ist es, unten eine 
Schicht Sand auszubreiten, was nicht 
nur allein einer Vermischung der Erde 
mit dem Untergrunde vorbeugt, sondern 
auch zugleich als Drainage dient. 

Zu diesen Beeten kann man auch 
tiefe Mistbeete benutzen, die man besser 
mit Laub erwärmt, da der Mist bei dem 
Fermentiren zu 


werden 


viel Dunst entwickelt, 


welcher den Pflanzen schädlich ist. Auf! 


diese Schicht breitet man die Erde aus, 
worin man die Pflanzen auspflanzt. 
Man kann hier die Pflarzen schon Ende 


und durch Fenster gegen Fröste schützen, 


Russlands und der Schweiz. 


| 


wodurch man 2 Monate Zeit gewinnt, da 


in offenen Beeten das Auspflanzen in 
unserer Gegend nicht vor Mitte oder 
Ende Mai vorgenommen werden kann. 


Zeit so weit von einander, dass sie sich | 


nicht gegenseitig berühren, damit Licht 
und Luft auf alle Theile der Pflanzen 
einwirken kann. Man eultivire, wo es 
an Platz fehlt, lieber weniger Pilanzen, 
diese aber gut. 


2) Erdarten. 


Die hauptsächlichsten Erdarten für 
Azaleen sind Torf-, oder Moor- und 
Rasenerde. 


| 
| 
| 
| 
| 
| 


ı 
1 


| 
| 
| 


| Zoll tief abschält, 
Die Pflanzen stelle man zu jeder | 


häufigsten und wird de<halb anch am mei- 
sten verwendet, Sie bildet sich auf 
feuchten Stellen aus Moossn ın  Sumpf- 
gräsern und ist von verschiedener Farbe, 
braun, schwarzbraun oder ganz schwarz. 
Im trockenen Zustande ist sie leieht und 
locker, findet man sie auf 


Am besten 


| trockengelesten Sümpfen, wo man sie 


nur der Oberfläche entnimmt, da die aus 
den unteren Schichten zı: ver-säueri und 
deshalb unbrauchbar ist. 

Gleiche Dienste wie Moorerde Jei- 
sten Hnide-. Wall- und HA :lzerde. 

Haideerde findet. dinnen 
Sehichten gewöhnlich an solchen Stellen, 
wo das gemeine Haidekrant in Menge 
wächst. Sie ist leicht, fast immer mit 
Sand stark vermischt und im trockenen 
Zustande von grauer Farbe. 

Walderde findet man ziem!ich hänfig; 


man in 


| sie besteht aus verrotteten Fichten- oder 


Kiefernadeln, Laub, verfanltem Holz und 
anderen Ueberresten, welche unter stetem 


| freiem Zutritt der Euft verrottet sind. 


Holzerde findet man oft in hohlen 


Bäumen. Es ist das eine sehr gute Erde 
März oder Anfangs April auspflanzen | 


für Azaleen, leider aber nur in unzurei- 
ehender Menge vorhanden. 

Rasenerde besteht aus verrotteten 
Rasenstücken, indem man den Rasen 
am besten auf mildem Lehmboden 2—4 
auf Haufen aufsetzt 
und dann ınehrere Mal umarbeitet. 

Sand. Derselbe enthält gar keine 
Nahrungstheile und wird nur der Erde 
beigesetz‘, um dieselbe locker zu halten 
und einem Versäuern derselben vorzu- 
beugen. Am besten ist derjenige Sand, 
welcher gewöhnlich an Flussufern aufge- 
häuft vorkommt. In Frmangelung des- 
sen nimmt man weissen oder grauen 
Grubensand, welcher aber vor dem Ge- 
brauch gewaschen werden muss. Dies 
geschieht indem man den Sand in ein 


Torf- oder Moorerde findet sich am | Gefäss schüttet, Wasser darauf giesst, 


l. Originalabhandluugen. 


dies dann umrührt und dann abgiessı, 
welches man so lange wiederholt, bis 
das Wasser rein abfliesst. Gelber Gru- 
bensand enthält gewöhnlich viele Eisen- 
theile, weiche schädlich auf die Pflanzen 
einwirken, weshalb mar ihn so viel ale 
möglich vermeidet. 

Selten findet man die Erde im Na- 
turzustande so, dass man sie gleich ver- 
wenden kann. deshalb ist es nöthig, die- 
selbe immer in gehörigen Vorrath zu 
haben, damit sie sich ablagern kann. 
Die Haufen, worin die Erde aufgestapelt 
ist, dürfen nicht zu hoch sein und müs- 
sen melirere Mal umgeworfen werden. 
Der Ort, wo die Erdhaufen liegen, muss 
frei sein, damit alle Witterung ungestört 
daruf einwirken kann. 

Die E:de darf nie gesiebt, sondern 
wenn sie in zu grossen Stücken ist, nur 
zerhackt o:er zerrieben werden, denn je 
fascıiiger und gröber die Erde, desto 
lockerer und elastischer bleibt sie in den 
Töpfen und ist weniger dem Versänern 
und zu jest werden ausgesetzt. 

Die L:de für Azaleen 
sich folge..dermasser. 


mischt man 
Für junge Pllan- 
zen und da wo man starken Wuchs er- 
zielen will, nimmt man reine Torferde, 
der man ungeiähr den 4. oder 5. Theil 
Sand beisetz‘. Is versteht sich 
selbst, wenn in cer Erde sich von Natur 
Sand vorlinder, weniger beigemischt zu 
werden Für kranke Pflanzen 
kanı man !/; Sand beimengen, 

Für äitere Pfanzen, und überhaupt 
für Pflanzen welche blühen sollen, setzt 
inan dieser Moorerde ausserdem den 4. 
oder 5. Theii Rasenerde nebst dem er- 
forderlichen Sande zu, 


von 


braucht, 


Die Lauberde, wie sie in den Gär- | 


ien bereitel wird, wo sie in grossen Hau- 
fen sich erhitzt und dann verlfault, sowie 
Düngererde habe ich für Azaleen un- 
brauchbar gefunden, da sie stets krank 


301 


darin wurden. Vielleicht lässt sich Laub- 
erde verwenden, wenn man sie bereitet, 
wie es in der Natur geschieht, dass sie 
in ganz dünnen Schichten aufgesetzt 
wird und die Verrottung unter stetem 
freien Zutritt der Atmosphäre vor sich 
geht, dies verlangt aber lange Zeit. 


3) Wasser und Begiessen. 


Zum Begiessen und Bespritzen wen- 
det man am besten Regen- oder Fluss- 
wasser an; Brunnenwasser muss, che es 
verwendet wird, stets zuvor längere Zeit 
in Gefässen dcr Luft ausgesetzt werden, 
Das Wasser, welches Eisen- oder Kalk- 
theile enthält, muss man so viel als mög- 
lich vermeiden. Die Temperatur des 
Wassers muss mindestens dieselbe oder 
noch besser um einige Grade höher sein 
als diejenige ist, in welcher sich die 
Pllanzen befinden. Was das Begiessen 
selbst anbelangt, so werden dabei im 
Allgemeinen viele Fehler begangen, so 
dass vie Pflanzen einmal zu viel, ein 
anderes Mal zu wenig bekommen. Man 
mache es sich zur Regel, die Pflanzen 
nur zu giessen, wenn sie vollkommen 
trocken sind, ohne sie jedoch so weit 
kommen zu lassen, dass sie welken, 
dann aber giesse man so Stark, dass der 
ganze Erdballen vom Wasser durchsogen 
wird. Ausserdem muss sich auch das 
Begiessen nacn dem Wachsthum der 
Pflanzen richten. Während der Zeit, 
da sich die Pflanzen im vollen Wachs- 
tihum befinden, verlangen sie sehr viel 
Wasser man versehe sie zu dieser 
Zeit reichlich damit. Zu dieser Zeit ist 
e> nolhwendig, die Pflanzen bei trocke- 
|ner heisser Witterung zu überspritzen 
überhaupt die Umgebung, wie: 
| Wege und Beete, wo die Pflanzen plaeirt 
ı sind, feucht zu halten, um dem zu schnel- 
' len Austrockuen etwas vorzubeugen. Das 
' Feuchthalten der Wege ist von grössereni 


und 


und 


302 


Vortheil als man annimmt, da nicht nur 
durch die allmälige Verdunstung des 
Wassers die Piianzen mit einer feuchten 
Atmosphäre umgeben werden, sondern 
auch dadurch in schr heissen Tagen die 
hohe Temperatur etwas gemildert wird. 
Ist der Trieb der Pflanzen vollendet, so 


lässt man mit dem starken Begiessen 
nach, wodurch ein besseres Ausreifen 
des Triebes bedingt wird. Jedoeh ist 


damit keineswegs gesagt, dass man die 
Pflanzen nicht durcheiessen solle, ebenso 
darf es nicht so weit kommen, dass die 
Blätter welken. 


Sind die Pflanzen mit Blütlien- 
knospen versehen, so besorge man das 
3egiessen ja recht aufmerksam und 


pünktlich, da ein einmaliges zu starkes 
Austrocknen, vorzüglich wenn die Knos- 
ziemlich weit vorgeschritten 


derselben 


pen sind, 
die 
und mithinden Blumenflor 

Die Azaleen besitzen eine 
und feiner Wurzeln, 
Trockenheit anhaltende 
gleich schädlich sind. Da- 
mit keine stagnirende Nässe in den Ge- 
fässen entstehen so drainire man 
siets dieselben. che man die Pflanzen 
indem man Sand, 
Scherben 


Verkümmerung bewirken 
verderben kann. 
Menge 
zarter weshalb 
ETOSSC 


Nässe Ihnen 


schr 


zu wie 


kanı:, 
einpflanzi, oder zer- 
schlagene 
Kohlen oder andere poröse, leicht Was- 
ser durehlassende Materialien auf den 
Grund des Topfes bringt. Sehr gut ist 
es, man diese Drainage noch mit 
einer dünnen Schicht Moos überbreitet, 
wodurch vermieden wird, dass die Erde 
zwischen dieses Abzugsmaterial einge- 
schwemmt wird. Das Vertrocknen der 
Wurzelspitzen geschieht am häufigsten 
im Sommer, wenn die Pilanzen auf der 
Erde, oder noch ungeeigneter auf Stel- 
Jagen frei aufgestellt werden. Man grabe 
deshalb die Töpfe in Sandbeete ein. In 
Erde die Töpfe einzugraben ist nicht 


oder Ziegelsteine, 


wenn 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz 


rathsam, theils weil sich hier die Abzugs- 
löcher der Töpfe zu leicht verstopfen, 
theils weil sich in der Erde gewöhnlich 
viele Regenwürmer aufhalten, welche 
alsdann in die Töpfe eindringen und die 
Erde verderben. 

Ebenso sind sie im Win:er wiederum 
leicht dem Vertrocknen ausgesetzt, 
anhaltende 


wenn 
sehr starke Kälte eintritt, wo 
viel geheizt werden Man stelle 
daher die Planzen nicht zu nahe an die 


MUSS, 


Beizung und bringe anf die Stellagen, 
wo die Pflanzen zu stehen kommen, eine 
weiche man feucht hält, 


Lage Sand, 


wenn eine zu starke 
befürchten ist. 

Bei lange 
Winterung können 


Austrocknung zu 


sehr kalter 
längere Zeit die 
aufzedeckt werden. 
Wegen der starken Heizung trocknet die 
Erde man ver- 
sänme daher nicht, täglich wenigstens 
aufzudecken, 

sorgfältig besorgen zu können. 

Die Moor- und noeh mehr die Haide- 
Erde haben die Figenschaft an sich, dass 
wenn sie zu trocken geworden, sie sehr 
Be 


anzen 


anhaltender 
oft 
Gewächshäuser nicht 


schnell und stark ans; 


so viel um das Beoiessen 


annehmen. 
die Erde in die- 
reicht das 


das wieder 


bei 


ses Stadium 


schwer 
Ist daher 
eingetreten, so 
gewöhnliche Begiessen nicht aus, um 
dieselbe wieder zu benässen; man stelle 
so lange in ein 


bis man 


Caher solche Pllanzen 
Gefäss mit Wasser, 
dass der 


sich über- 
FErdballen gänzlich 
von Wasser durchzogen ist, 


zeugt hat, 


4) Vermehrung der Azaleen 
a) durch Stecklinge, 


Die Vermehrung der Azaleen durch 
Stecklinge gelingt sehr leicht und kann 
das ganze Jahr hindurch verrichtet wer- 
den. Jedoch die günstigste Zeit ist vom 
Februar bis Ende Juli, wo die Stecklinge 


1. OÖriginalabhandiungen. 


sich noch voliständig bewurzeln und so 
dem folgenden Winter besser widerstehen, 
Zu Stecklingen eignen sich am besten 
solche Triebe, welche wohl ausgereift, 
jedoch norh richt erkärtet sind. Man 
erkenut dieses am deutlichsten daran, 
dass die Rinde noch grün ist; ist letztere 
schon etwas bräunlieh gefärbt, so wach- 
sen die Steeklinge zwar auch noch, je- 
doch schwieriger und langsamer. Je 
hräftiger die Triebe, desto hesser; es 
geben daher junge Pflanzen die besten 
Stecklinge, Sind Blüthenknospen an den 
Zweigen befindlich, so müssen sie aus- 
gebrochen werden, da wenn sie bleiben, 
sie nieht nur die Stecklinge schwächen. 
sondern auch 
erschweren, 


das Bewurzeln derselben 


Die Gefässe zur Aufnahme der Steck- 
linge bestehen in Töpfern, Kästchen oder 
Näpfen. Man legt erst in dieselben eine 
Drainage, dınn eine Schicht Moor- oder 
Haide-Erde und darauf eine Schicht Sand. 
Diese Schichten dürfen nur so hoch ge- 
macht werden, dass wenn die Stecklinge 
gesteckt sind, dieselben mit Glasscheiben 
bedeckt werden können, 
von denseiben berührt, noch auch zu 


Hat 


ohne dass sie 


weit entfernt stehen, man .las- 


glocken zur Verfügung, so füllt man die | 


Töpfe ganz bis oben. Wo grosse Mas- 


| 


sen von Stecklingen gemacht werden, | 


stehen gewöhnlich Vermehrungshäuser 
zur Verfügung, wo man sie in reinen 
Sar:d in die Beete steckt, oder man be- 
nutzt Mistbeete, am besten durch Laub 
erwärmt, worauf man Moorerde ausbrei- 
test und ınii Sanı bedeckt. 

Holzkästen, welche man verwendet, 
sollten stetz zuvor ausgekohlt werden, 


da wenn es nicht geschieht, vorzüglich 


stehen, der Schimmel oder Schwamm ge- 
wöhnlich erscheint, welcher sich so schnell 


verbreitet, dass oft in einem Tage sämmt- 


305 


liche Steeklinge davon angegriffen und 
verdorben werden. 

Sind nun die Gefässe vorbereitet, so 
schneidet man die Stecklinge in einer 
Länge von 11,—2 Zoll und entfernt die 
untersten Blätter so weit sie in den Sand 
zu stehen kommen. Darauf steckt man 
die Stecklinge ungefähr 1/, Zoll tief und 
nicht zu dicht neben einander und giesst 
sie tüchtig mittelst der Brause an, damit 
sich der Sand Jieht um die Stecklinge 
ansetzt, bedeckt sie mit Glasscheiben und 
stellt sie nın ins Warmhaus oder Mist- 
beet. Die Temperatur des Ortes, wo 
die Stecklinge plaeirt werden, hält man 
auf 10—15 Grad. Obgleich sie auch bei 
niederen Temperaturgraden wachsen, so 
verliert man doch an Zeit, da sie dann 
längere Zeit brauchen um Wurzeln zu 
schlagen, während sie hei bemerkten 
höheren Temperaturgraden gewöhnlich 
in 3—5 Wochen sich hinlänglich bewur- 
zeln, um eingepflanzt zu werden, 

Die Stecklinge hält man nun dureh 
tägliches Ueberspritzen ziemlich fencht 
und schützt sie durch Beschatien gegen 
die direete Einwirkung der Sonnenstrah- 
len. Sollte sich Fäulniss einstellen, so 
entfernt man die angegriffenen Theile 
sogleich, Vorzüglich sei man sehr auf- 
merksam, der oder 
Schwamm entsteht. In diesem Fall ist 
es besser, alle auch nur im gering- 
sten angeriffenen Stecklinge 
werfen und die übrigen in frischen 
Sand und Gelässe zu verpflanzen. Nach- 
dem die Stecklinge bewurzelt, pflanzt 
man sie einzeln in 3!/,zöllige Töpfe, in 
eine sandige Moorerde und bringt sie, 
bis sie wieder angewurzelt, in einen ge- 


wenn Schimmel 


wegzu- 


| schlossenen Raum, am besten in ein lav- 
wenn die Kästen aus Fichtenholz be- | 


warmes Mistbeet. Sind sie hinreichend 
mit ihren Wurzeln in die Erde einge- 
drungen, was ein regeres Wachsihum 
der Pflanzen anzeigt, so gewöhnt man 


304 Gartenflora Deutschlands, 
sie durch allmälig gesteigertes Luftgeben 
an die äussere Atmosphäre, und entfernt 
endlich, wenn die Pflanzen hinlänglich 
erstarkt, die Fenster gänzlich oder be- 
festigt die Fenster so, dass die Luft oben 
und unten unter den Fenstern durch- 
streichen kann. Jetzt hat man weiter 
nichts zu thun, als darauf zu sehen, dass 
die Pflanzen gleichmässig feucht gehalten, 
dass sie bei trockener warmer Witterung 
Morgens und Abends überspritzt und 
gegen die heissen Sonnenstrahlen be- 
schattet werden. Die Pflanzen sieht man 
von Zeit zu Zeit durch, und diejenigen, 
welche nicht gerade wachsen, bindet man 
auf; alle Seitentriebe werden 
gleich entfernt, damit alle Kraft in einen 
Haupitrieb übergeht. 

Im Herbst, wenn Nachtfröste zu be- 


immer 


fürchten sind, bringt man die Pflanzen 
in ein Kalthaus und stellt sie so nahe 
ans Glas als möglich. Ich habe im Vor- 
hergehienden angenommen, dass die Steck- | 
linge im Frühjahre 
Stecklinge, die später gemacht werden, 


gemacht wurden. | 
pliauzt man besser wegen Kaumerspar- 
niss zu mehreren in einen Topf, oder 
sehr spät gemächte lässt man zusammen 
in ihren Stecklingsgefässen und pilanzt | 
sie erst im folgenden Frühjahr einzeln. 


i) Vermehrung dureh Veredlung. 


Das Veredeln geschieht theils, um 
von schneil stärkere 
Pflanzen zu erzielen, theils um schwach- 


neueren Sorten 


wüchsige Sorten hochstämmig zu erhal- 
ten und sie zu cinem kräftigeren Wachs- 
thum zu zwingen, hauptsächlich aber 
varım, weil veredelte Pfllanzen meist 
reichlicher blühen und grössere und voll- 
kominenere Bli:men hervorbringen. 

Zu Unterlagen wählt man nur kräfiig 
wachsende Sorten. Eine der besten Unter- 
lagen ist die bekannte Azalea phoenicea. 

Die beste Veredlungsmethode iat bei 


Russlands und der Schweiz, 


jungen Pflanzen das Copuliren, bei älte- 
ren Pflanzen das Einspitzen in den 
Stamm. Am besten und schnellsten 
wachsen junge Triebe, welche man auf 
solche junge Triebe der Unterlage copu- 
lirt. Dabei verbindet man nur die Ver- 
edlungsstelle mit einem Faden, olıne mit 
Baumwachs zu verstreichen. Die ver- 
edelten Pflanzen stellt man hierauf in 
einen Vermehrungskasten des Warınhau- 
ses oder Mistbeetes und hält sie ge- 
schlossen und schattig. Das Spritzen 
ist anfangs zu vermeiden, da wenn sich 
beständig Feuchtizkeit an den Vered- 
lungsstellen haftet, nicht nur das An- 
wachsen erschwert, sondern auch oft 
Fäulniss und das Zurückgehen der Edel- 
reiser verursacht wird. Man bringe da- 
her in den Kasten, wo die Veredlungen 
untergebracht werden sollen, eine Schicht 
Sand, welche beständig nass hält. Die 
Verdunstung des Wassers aus dem Sande 
reicht dann 


vollständig aus, eine 80 


feuchte Atmosphäre hervorzurufen, um 


das Welken der Zweige zu verhindern. 


Nachdem man sieht, dass die Veredlungs- 
reiser sich mit dem Wildlinge vereinigen, 
was ungefähr in 2—3 Wochen geschieht, 
lüftet nach und nach die Fenster 
und spritzt täglich leicht. Sind sie voll- 


man 


ständig angewachsen und genugsam ab- 
gehärtet, so ins Kalthaus 
übersiedelt vder ins Mistbeet gestellt, 
hüte sich aber schr, sie der Zugluft aus- 
zusrizen, 


werden sie 


Alsdann eniferne man den 
Verband vorsichtig und binde die Edel- 
reiser an Stäbe. Ein längeres Verblei- 
ben des Verhandes hat den Nachtheil, 
dass beim Anschwellen der jungen Triebe 
die Fäden einschneiden und dann an 
solchen tief eingeschnittenen Stellen bei 
leichter Berührung abbrechen. Alle 
jungen Trieb“, welche an der Unterlage 
erscheinen, müssen steis entfernt werden. 

Das Veredeln kann das ganze Jahr 


; I. 


hindurch verrichtet werden, jedoch die 
günstige Zeit ist vom Januar bis Juli 
und August, da spätere Veredlungen, 
weil die Pflanzen doch in den Vered- 
lungslocalen mehr oder weniger verweich- 
licht werden, vor Eintritt des Winters 
nicht Zeit genug haben, sich vorher wie- 
der abzuhärten, um den Winter ohne 
Nachtheil zu ertragen. Im Winter warm 
zu stellen hat den Nachtheil, dass sie 
in ununterbrochenem Wachsthum bleiben, 
was nur die Pflanzen schwächt. 
Man findet gewöhnlich in Gärten 
grosse Azaleen in alten Sorten, die nicht 
nur den neueren Sorten in Grösse, Bau 
und Farbe der Blumen nachstehen, son- 
dern letztere blühen auch reicher und 
williger. 

Alte Pflanzen, die nur sehr wenig 
blühen, eignen sich, da sie überhaupt 
gewöhnlich einen sehr kräftigen Wuchs 
von Natur haben, vorirefflich als Unter- 
lagen für bessere reuere Sorten, und 
man erhält dadurch von letzteren sehr 
schnell hübsche starke Exemplare, Man 
entfernt, wenn solche alte Pflanzen sehr 
sparrig gewachsen, alle Seitenzweige, 
bis auf einige, die man als Saftleiter 
lässt, und veredelt sie mitteist Einspitzen 
in den Stanım. Man kann mehrere Zweige 
auf:etzen, sche aber darauf, dass sie so 
ı:ahe als möglich und rings um den 
Stamm eingesetzt werden, da sie als 
Basis für die zukünftige Krone dienen 
müssen, 

Auch kann man solche Pflanzen 
zeitig im Frühjahr bis auf den Stamm 
zurück schneiden und veredelt sie dann 
im Sommer durch Copuliren auf die 
jungen Triebe. Man setzt dann so viele 
Zweige aufals möglich und erhält dann 
in kurzer Zeit eine starke Krone. Hier- 
bei muss ich aber bemerken, dass die 
Seitenzweige so kurz als möglich am 
Stamme copulirt werden müssen, da diese 

IX. 1870. 


Originalabhandlungen. 305 


Zweige dünn sind; werden sie zu lang 
veredelt, so können dieselben sich nicht 
tragen und hängen herab, Dies bringt 
manche Uebelstände mit sich, vorzüglich 
wenn solche Pflanzen mit kugel- oder 
schirmartiger Krone gezogen werden so!- 
len. Wurzelächte Pflanzen hat man mit 
dem Messer in der Gewalt; anders ver- 
hält es sich, wenn sie veredelt sind, wo 
man, um den Zweig in die gehörige 
Richtung zu zwinger, nicht abschneiden 
kann. Sind sie kurz veredelt, so stutzt 
man fleissig, bis sie buschig genug sind, 
während dabei der unveredelte Theil des 
Seitenzweiges so erstarkt, dass er sich 
von selbst trägt. Man schneide ebenfalls 
die Veredlungsreiser nicht länger als auf 
4—5 Blätter (Augen). Länger zu schnei- 
den ist nicht rathsam, da immer die obe- 
ren Augen des Triebes austrciben, und 
dann trotz späteren Einstutzens die un- 
teren Augen, wenn man nicht den gan- 
zen Zweig zurückschneiden will, sehr 
schwer austreiben. 

Die Azaleen kann man auch auf 
Rhododendron ponticum und arboreum 
veredeln; sie wachsen sehr kräftig auf 
solchen Unterlagen und blühen sehr 
reich, allein es sind selche Pllanzen 
nicht von langer Dauer, 


5) Das Schneiden der Azaleen. 


Man zieht die Pilanzen der Azalten 
gewöhnlich in Pyraimidenform oder ais 
Kronbäumchen mit kugel- oder schirm- 
artiger Krone. Die Höhe letzterer ist 
ganz beliebig und kann von einigen Zol- 
len bis zu mehreren Fuss Höhe wech- 
seln. Zur Pyramideuform wählt man 
vorzüglich solche Sorten, die einen kräf- 
tigen aufrechiea Wuchs haben, während 
sich zu der andern Form mehr diejenigen 
Sorten eignen, welche einen hängenden 
und ausgebreiteten Wuchs besitzen. Zu 
allen Formen lässt man nur einen Haupt- 

20 


306 


trieb als Grundlage stehen, alle Seiten- 
triebe werden anfangs unterdrückt. Ha- 
ben die Stecklinge die gewünschte Höhe 
erreicht, so wird die Spitze eingestutzit, 
oder wenn sie veredelt werden sollen, 
in dieser Höhe veredelt. Die Pilanzen 
(veredelt oder wurzelächt) werden an der 
Spitze mehrere Seitentriebe bilden, wel- 
che, wenn sie I —2 Zoll Länge 
erreicht haben, wieder eingekneipt wer- 
den, wobei man darauf sieht, welche 
Form sie haben sollen. Zu Pyramiden 
siutzt man die oberen Zweige länger, die 
untern kürzer, während bei kugel- oder 
schirmartiger Krone die Zweige so ein- 
gestutzi werden, dass die sämmtlichen 
Zweige in einer horizontalen Linie stehen. 
Ueberhaupt behalte 
fange die zukünftige Form im Auge, wo- 
bei man nur bald den einen Zweig län- 


van gleich vom An- 


ger, den andern kürzer einzuspitzen hai, 
wie es gerade die Form verlangt. Die 
Nebentriebe 


sie 


erscheineuren 
ebenfalls 


wiederum 
stutzt 
ungefähr die erwähnte Länge erreicht 
und fährt so fort. Das 
richtet man vom zeitigen Frühjahr bis 
Mitte August, worauf man ungehindert 
wachsen lässt. Sind Lücken in der Krone 
entstanden, So müssen sie durch ein Aus- 
der Zweige ausgefüllt 


man ein, wenn 


Einstutzen ver- 


einanderbinden 
werden. 

Im Frühjahre darauf schneidet man 
die Zweige, welche die Form der Pflanze 
überwachsen haben, zurück und wieder- 
holt dasselbe Verfahren, wie eben gesagt 
worden. Sind jedoch die Pilanzen stark 
genug und sollen sie das folgende Frühjahr 
blühen, so muss man sie dann ungestört 
wachsen lassen, da ein späteres Ein- 
stutzen das Reifen der Triebe verhindert 
und dem zu Folge keine Blumen erwar- 
ten lässt, 

Im Allgemeinen beobachte man die 
Regel, erst starke Pflanzen zu cultiviren 


Gartenflora Deuischlands, Russlands und der Schweiz. 


und dann dieselben zum Blüthenflor vor- 
zubereiten. 


6) Culturverfahren zur Erlangung kräf- 
tiger Pflanzen. 


Wir hatten bis jetzt die Erziehung 
der Azaleen aus Stecklingen und deren 
Behandlung im ersten Jahre, sowie deren 
Veredlung besprochen. Im zeitigen Früh- 
jahre, wenn der Trieb anfängt auszu- 
brechen, nimmt man die Pflanzen wie- 
der vor, schneidet sie ein, wie schon 
gesagt wurde und verpilanzt sie, Die 
Azaleen haben das Bestreben, ihre Wur- 
zeln mehr oberflächlich auszubreiter als 
in die Tiefe zu senden; es ist daher gut, 
wenn man dem zu Folge die Töpfe mehr 
breit als tief wählt. Die Töpfe müssen 
ganz rein sein. Hierauf nimmt man die 
Pilanzen aus den Töpfen und lockert 
ringsum den Ballen mit einem spitzen 
Gegenstande auf. Ist der Ballen zu 
stark durchwurzelt, so dass die Wurzeln 
einen förmlichen Filz bilden, so schnei- 
det man denselben besser mit 
scharfen Messer ab und lockert 
noch den Ballen etwas auf. Diesen Filz 
nur aufzulockern ist zu verwerfen, da 
bei der grössten Behutsamkeit die Wur- 
zeln zerrissen werden und später faulen 
würden. Uebrigens treiben auch erfah- 
rungsmässig Scharf abgeschnittene Wur- 
zeln viel leichter neue Seitenwurzeln als 
zerquetschte. Hieraui 
pfllanzt man in Töpfe, welche vorher gut 
drainirt werden, in die schon früher er- 
wähnte Erdmischung ein und drückt da- 
bei die Erde mässig fest an. Die Erde 
darf weder zu zu trocken, 
sondern muss in einem mässig feuchten 
Zustande befindlich sein. Die Grösse 
der Töpfe muss sich nach dem Zustande 
der Pflanzen richten. Kranke Pilanzen 
bekommen wo möglich kleine Töpfe, 


einem 
dann 


zerrissene oder 


nass noch 


während man bei gesunden kräftigen 


I. Originalabhandlungen. 


307 


Pflanzen verhältnissmässig ziemlich grosse | chen sind, Bei zu diehtem und uwunter- 


anwenden kann. Bei dem Einpflanzen 
sehe man stets streng darauf, dass der 
Stamm nicht zu tief gesetzt werde, da 
wenn dies geschieht, die Pflanzen die 
Stammfäule leicht dadureh erhalten und 
dann unrettbar verloren sind. Ueber- 
haupt ist es ja eine allgemeine Regel, 
dass die Wurzeln in die Erde, der Stamm 
aber über die Erde gehört. Die frisch- 
versetzten Pflanzen giesst man anfangs 
nur mässig uud sucht, wenn heisse Tage 
eintreten, dem zu häufigen Austrocknen 
durch Ueberspritzen vorzubeugen. Sobald 
aber die Wurzeln in die frische Erde 
eingedrungen und die Pflanzen ein reges 
Wachsithum zeigen, so muss auch mit 
letzteren das Begiessen vermehrt werden. 
Rücki die Jahreszeit weiter vor, so lüftet 
man bei warmen Tagen und beschattet 
während der heissen Mittagsstunden. 
Ende Mai, nachdem man die Pflanzen 
durch allmäliges gesteigertes Lüften der 
Häuser vorbereitet und abgehärtet hat, 
bringt man sie ins Freie und gräbt sie 
in schon beschriebene Sandbeete ein. 
Hier bleiben sie den Sommer über stehen 
und die ganze Behandlung beschränkt 
sich auf das Begiessen, Bespritzen, Be- 
schneiden und Beschatten,- 

Das Begiessen und Beschneilen ist 
schon erwähnt; was das Beschatten an- 
belangt, so ist das von keiner so unter- 
geordneten Bedeutung als man vielleicht 
annimmt, da dasselbe das Wachsthum 
der Pilanzen beschleunigt. Den Schatten 
lege man auf, sobald die Sonne stärker 
anfängt zu wirken, entferne denselben 
aber sobald die Sonne ihre Kraft ver- 
liert, was im Sommer ungefähr von 9 Uhr 
Morgens bis 4 Uhr Nachmittags der Fall 
ist, Den Schatten lege man auch nicht 
zu dicht, damit das Licht immer noch 
hinreichenden Zutritt auf die Pflanzen 
hat und nur die Sonnenstrahlen gebro- 


brochenem Schatten treiben die Pflanzen 
dünn und spindlich und werden dadurch 
schwächlich. Es ist daher zu verwerfen, 
die Pflanzen unter Bäumen aufzustellen, 
abgesehen davon, dass bei heftigem Re- 
gen die Pflanzen durch starken Tropfen- 
fall leiden. Lässt man aber die Sonne 
ihre volle Wirkung auf die Pflanzen aus- 
üben, so wird das Wachsthum der Pflan- 
zen aufgehalten und ein Reifen der 
Triebe begünstigt, wodurch sie zu früh 
Knospen ansetzen, was die Pflanzen mehr 
oder weniger schwächt. 

Im August gewöhnt man die Pflanzen 
wieder mehr an die Sonne und beschattet 
nur wenn heisse Tage eintreten, 
damit sie sieh mehr abhärten. Sollten 
die Pflanzen sehr stark wachsen und ein 
nochmaliges Verpdanzen bedürfen, so 
versänme man dies nicht; dies sellte 
aber nicht später als Ende Juli geschehen. 

Ende August oder Anfangs Septem- 
ber, wenn Nachifröste zu befürchten, 
bringt man die Pflanzen ins Kalthaus 
zurück und stellt sie nieht zu dicht 
nebeneinander. So lange es die Witter- 
ung erlaubt lüftet man reichlich, und 
wenn später die Kälte erfordert, dass ge- 
heizt werden muss, so achte man nur 


noch 


darauf, dass die Temperatur niedrig, je- 
doch frostfrei gehalten wird. Licht lasse 
man die Pflanzen so viel als möglich 
geniessen, und decke, wenn es nur eini- 
germassen die Witterung erlaubt, die Lä- 
den ganz auf. 

Einen bedeutenden Vorsprung im 
Wachsthum erhalten solche Pflanzen vor 
den in Töpfen cultivirten, wenn man 
sie in Erdbeete im freien Grund aus- 
pflanzt. Die Zeit eines Sommers ist hin- 
reiehend, dass die im freien Grunde aus- 
gepllanzten_oft doppelt so grosse Pflan- 
zen liefern als die in Töpfen cultivirten. 
Die Beete oder Mistbeete zur Aufnahme 

20 * 


308 


sind schon früher erwähnt. In den Mist- 
beeten werden die Pflanzen Anfangs 
April, in gewöhnlichen Beeten Mitte oder 
Ende Mai ausgepflanzt. Man hüte sich, 
die Pflanzen zu dicht zu pflanzen, damit 
sich dieselben später beim Wachsen 
nicht gegenseitig berühren. Die übrige 
Behandlung ist ganz dieselbe wie die 
der in Töpfen cultivirten. Ende August 
hebt man die Pflanzen wieder aus, wo- 
bei man, da die Wurzeln sich immer 
sehr stark entwickelt haben, den Ballen 
etwas verkleinert, um sie in angemessene 
Töpfe pflanzen zu können. Hierauf stellt 
man sie in ein kaltes Mistbeet, bedeckt 
sie mit Fenstern und hält sie einige 
Zeit etwas geschlossen, damit das An- 
wachsen etwas begünstigt wird, Später 
bringt man die Pflanzen wie die andern 
ins Kalthaus. Im Winter aber müssen 
solche Pflanzen, welche sehr üppig ge- 
wachsen und sich nicht hinreichend wie- 
derin Töpfen bewurzelt haben, sehr vor- 
sichtig begossen werden, da ein Ueber- 
maass von Feuchtiskeit in diesem Zu- 
stande vom grössten Nachtheile ist. 


Gartentlora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Zum Auspflanzen im freien Grund 
ka.n man sich auch Beete in niedrigen 
Gewächshäusern anlegen. wo die Fenster 
im Sommer entfernt werden. Hier kön- 
nen die Pflanzen mehrere Jahre stehen 
bleiben und werden nicht durch das 
öftere Ausgraben gestört. Dies wäre 

| eigentlich das Vortheilhafteste, um schnell 
| grosse Pflanzen zu erziehen, erfordert 
| jedoch viel Platz, welchen man leider 
im Winter selten entbehren kann. 

Im dritten Jahre werden nun die 
Pflanzen hinlänglich stark genug sein, 
um dieselben für nächstes Jahr zum 
Blüthenflor vorzubereiten. Sind jedoch 
die Pflanzen schwach oder will man be- 
sonders grosse Pflanzen erziehen, so un- 
terwirft man die Pflanzen noch ein oder 
mehrere Jahre der eben angegebenen 
Cultur. Werden die angegebenen Regeln 
befolgt, hat man, bevor die Formbildung 
vollendet, den Ansatz von Blüthenknospen 
nicht zu befürchten. Wo aber solche 
dennoch erscheinen, müssen sie abze- 


kneipt werden. 
(Fortsetzung folgt). 


ii 


a) Abgebildet in „Illustration horti- 
cole“, 


1) Aristolochia Duchartrei Ed. Andre, 
(Aristolochiaceae). — Andr, in Revue hort. 
1867 p. 883. — Diese schöne Art wurde 
1866 von Gustav Wallis in den waldigen 
Niederungen am obern Amazonenstrome ent- 
deckt und an Linden gesandt. Dieser stellte 
zuerst ein blühendes Exemplar derselben im 
reservirten Garten der 


hielt sie zu Ehren des Professor Duchartre, 


Pariser universellen 
. 1 
Ausstellung von 1867 aus: ihrem Namen er- | 


Neue oder empfehlenswertäe Zierpflanzen. 


Bearbeiter der Aristolochiaceen für De Can- 
dolle’s Prodromus. — Ein rankender Halb- 
strauch, dessen Stengel mit einer dicken, 
weichen, der Länge nach vielfach gespalte- 
nen, graugefärbten Korkschicht bedeckt sind. 
Die Jahrestiiebe krautig, eylindrisch, an den 
Blattgelenken angeschwollen, graubereilt, 
von der Dicke einer Federspule. Blätter 
4—5 Zoll breit, herz- oder nierenförmig, am 
Grunde buchtig, zugespitzt; oberseits grau- 
grün, glatt, unten mit 5—7 hervorragenden, 
ceonvergirenden Nerven. Die Blüther sind 


sehr kurzgestielt und kommen zahlreich aus 


äitglied des Instituts von Frankreich und Iden Spalten des alten Holzes an den frühe- 


II. Neue Zierpflanzen. 


ren Blattachseln hervor. Ovarium lang, 
achief, cylindrisch keulenförmig; Perianthium 
aussen weisslich, mit einem rothbraunen 
Adernetze durchzogen. Nach innen im 
Schlunde weiss, übrigens aber mit verschie- 
den-gespalteten schwarzbraunen Flecken be- 
deckt. — Wiederum eine der vielen Schling- 
pflanzen des Warmhauses, welche nur zur 
vollkommenen Entwickelung ihrer Blüthen 
gelangen, wenn sie im freien Grunde in eine 
humusreiche Erde ausgepflanzt werden. 
(Taf. 1). 


2) Cissus Lindeni Ed. Andre. (Ampe- 
lideae). Eine ebenfalls von Wallis entdeckte 
Pflanze, die ihre Heimath in der Sierra Ne- 
vada von Columbien hat und die durch Lin- 
den zuerst auf der Internationalen Pflanzen- 
ausstellung zu St. Petersburg zur Concur- 
renz für neueingeführte Pflanzen ausgestellt 
wurde. Ein glatter rankender Halbstrauch 
ir der Art wie Cissus discolor, aber viel 
robuster wachsend. Die rundlichen Stengel 
sind lebhaft-grün, grau punktirt und oft auch 
gestreift und mit einzelnen Warzen bedeckt. 
Aus den Insertionsstellen der Blätter ent- 
springen lang herabhängende, nach unten 
oft verästelte Luftwurzeln. Jedem Blatte 
steht eine lange Ranke gegenüber. Die 
Blattfläche ist herzförmig, zugespitzt, 5—6 
Zoll im Durchmesser, oberhalb smaragdgrün, 
mit grossen silberweissen Flecken, unten 
blassgrün. Blume und Frucht bis jetzt un- 
bekannt. (Taf. 2). 


3) Oncidium Phalaenopsis Lind. et Rchb. 
fl. (Orchideae). — Rchb. fill. in Gardn. 
Chron. 1869, p. 416. -— Ein reizendes On- 
eidium, von Wallis im Jahre 1867 in den 
Wäldern der Republik Equador entdeckt 
und in die Verwandtschaft von O. unbige- 
num gehörig. Scheinknollen eiförmig, ge- 
furcht, 2 Zoll lang; Blätter 5—6 Zoll lang, 
lanzettförmig, spitz, flach. Blüthenschaft 
von gleicher Länge wie die Blätter, sehr 
dünn, 5—6 blumig. Perigonium milchweiss, 
violett punktirt und gestreift, welches noch 
durch einen leuchtend orangefarbenen Kamm 
gehoben wird, Die Abschnitte des Perigo- 
niums sind einander fast gleich; der obere 


309 


ist länglich, spitz, die unteren länglich, ge- 
spalten. Das Labellum hat die Form einer 
Guitarre, am Grunde verengt. — Da die 
Mehrzahl der Oncidien in Gelb und Braun 
variiren, so ist diese Einführung eine um so 
werthvollere Bereicherung der weiss und 
lilla gefärbten Arten, als die Blumen dieser 
Art über einen Zoll im Durchmesser halten. 
(Taf. 3). 


4) Coussapoa dealbata Ed. Andre. (Ar- 
tocarpeae). — Ficus dealbata Lind. Cat. Nr. 
22 p.5. — Diese wunderschöne Blattpflanze 
wurde allgemein als die Königin der Neu- 
heiten, die im Jahre 1867 die Pariser Aus- 
stellung schmückten, erkannt und auch als 
solche gekrönt. Sie stammt vom Amazonen- 
strome und wurde ebenfalls von dem un- 
ermüdlichen Wallis entdeckt. Ein ansehn- 
licher Baum, dessen Stamm und Zweige mit 
einer runzeligen Rinde, die ein wenig warzig 
und gestreift ist, bedeckt sind und die ring- 
förmige Narben tragen, welche von den ab- 
gefallenen Blättern herrühren. Die jungen 
Zweige sind ebenso wie die Blattstiele und 
die Afterblätter fuchsroth und behaart. Die 
Blätter stehen aufrecht und bilden mit dem 
Stamm einen spitzen Winkel. Blattstiel ro- 
bust, 3—4 Zoll lang, cylindrisch-zusammen- 
gedrückt, am Grunde etwas gefurcht. Blatt- 
fläche 1!/, Fuss lang und fast halb so breit, 
glatt, eiförmig-länglich, am Grunde leicht 
herzförmig, am Ende yespitzt. Die Ränder 
von einer schwachwelligen, häutigen, weissen 
Linie umgeben. Oberseite glatt, schwarz- 
grün, an den Nerven etwas heller. Unter- 
seite schneeweiss. — Linden cultivirt diese 
schöne Pflanze in einer Mischung von Laub- 
und Haideerde und gibt während der Wachs- 
thumsperiode sehr hohe Wärme und viel 
Feuchtigkeit. Die systematische Stellung der 
Pflanze ist noch fraglich. (Taf. 4). 


5) Pepinia aphelandriflora Ed. Andre. 
(Bromeliaceae). — Pitcairnia aphelandriflora 
Lem. in Ill. hort. XVI. misc. p 90. — Wurde 
durch Baraquin im Jahre 1867 in der bra- 
silianischen Provinz Para entdeckt und im 
Etablissement Ambroise Verschaffelt in Gent 
eingeführt. Brongniart stellte schon im Jahre 


310 Gartenflora Deutschlands, 


1854 nach der Pitcairnia punicea Ldl. eine 
neue Gattung auf, die er zu Ehren eines der 
Obergärtner im Garten des Museums der 
Naturgeschichte Pepinia nannte, unterliess 
aber die Publication, weil er jedenfalls das 
Material noch nicht für erschöpft hielt. Das 
Hauptunterscheidungszeichen von Pepinia 
sollen die dreikantig-abgestumpften, ganz 
nackten Samen sein, während bei Pitcairnia 
dieselben mit einem mehr oder weniger lan- 
gen, meist fadenförmigen häutigen Anhäng- 
sel versehen sind. — Jedenfalls wird diese 
Gattung gleich Neumannia später wieder 
mit Pitcairnia vereinigt werden, wird aber 
eine gute Gruppe bilden. — Eine vielstenge- 
lige, rasenartig wachsende Pflanze, die eine 
Höhe von 2—5 Fuss erreicht. Die kurzen 
schmalen Blätter umgeben den Stengel in 
Form einer Rosette, so dass die Pflanze einer 
kleinen Cordyline strieta nicht unähnlich 
sieht. Die endständige, fast sitzende Blüthen- 
rispe ist platt und trägt eine Menge dicht- 
gedrängter, kurzgestielter, 2 Zolllanger, cy- 
lindrischer, mennigrother Blumen. Die Staub- 
fäden und die dreispaltige Narbe sind gelb 
und überragen die Petalen. (Taf. 5). 


6) Calathea chimboracensis Lind. (Ma- 
rantaceae). — Maranta chimboracensis Hort» 
Lind. — Eine der 25 neuen Maranten, wel- 
che auf der Pariser Ausstellung von 1867 
zum ersten Male von Linden ausgestellt wa- 
ren und jetzt theilweise in den Handel ge- 
kommen sind. Sie waren sämmtlich von 
Gustav Wallis theils in Peru, theils in Ecua- 
dor und Neu-Granada gesammelt. Die ab- 
gebildete Art wurde speciell am Berge Chim- 
borszo in der Provinz Guaranda gefunden. 
Die 1—1!/, Fuss hohe Pflanze ist stengellos, 
platt. Blätter zahlreich, flach, Blattstiel ge- 
furcht, zusammengedrückt, vor der Blattfläche 
mit einem Knoten versehen. Blattfläche ei- 
förmig-länglich, kurz zugespitzt, ungleich- 
seitig, am Grunde fast herzförmig. Ober- 
fläche hellgrün, mit zwei ungleichmässigen, 
zickzackförmigen Zonen, von denen die 
innere schwarzgrün, die äussere weisslich 
gefärbt ist. Unterseite graugrün mit zahl- 
‚reichen grünen Adern; Blüthenrispe kurzge- 
stielt, Blumen sitzend, gelblich. (Taf. 6). 


Russlands und der Schweiz. 


7) Caitleya Eldorado splendens Lind. 
(Orchideae). Diese neue Abart übertrifft an 
Schönheit die in der Flore von Van Houtte 
1868 t. 1826 abgebildete Cattleya Eldorado 
Lind. — Sie hat viel robustere Scheinknollen 
und grössere Blätter und Blumen. Anstatt 
bei der Stammart die Petalen und Sepalen 
weiss sind, haben sie hier ein bläuliches 
Rosa; das Labellum ist jedoch fast ebenso 
gefärbt, im Grunde leuchtend orange, um- 
schlossen von einer weissen Zone und end- 
lich mit einem ziemlich breiten tiefvioletten 
Saume. Wurde von Wallis im Jahre 1867 
an den Ufern des Rio Negro in Brasilien 
entdeckt und durch das Etablissement des 
Herrn J. Linden in den Handel gebracht. 

(Tat. 7). 


8) Pyrethrum sinense Sab. var. horien- 
ses. (Compositae). Neue Herbst-Varietäten ° 

1) Allietie. Blüthenköpfchen halbkugelför- 
mig, Zungenblütheken schmal, lila -violett, 
am Grunde dunkler als an den Rändern und 
Spitzen. 

2) Cleophas. Blüthenköpfehen gedrückt, 
Zungenblüthen breit, kappenförmig, rosa, 
orangefarben berandet. 

3) Lili- Pithou. Blüthenköpfchen etwas 
becherförmig, dunkelpurpur - violett, blasser 
gerandet, Züngelblüthen schmal, schwach 
kappenförmig. 

4) Cosbi. Blüthenköpfchen halbkugelför- 
mig, Zungenblüthen zurückneigend, umge- 
rollt, hell lila-violett, im Centrum noch hel- 
ler als am Rande. 

5) Donna Lwisa, Blüthenköpfchen halb- 
kugelförmig, Zungenblüthen breit und flach, 
dachziegelförmig, zart lila, weiss berandet. 

6) Siloe. Blüthenköpfchen halbkugelför- 
mig, Zungenblüthen flach, zurückgeneigt, im 
Centrum dunkel goldorange, an den Rän- 
dern dunkel lachsfarben. 

Alle sechs Spielarten sind von der Wittwe 
Lesbois in Bourasol bei Toulouse gezüchtet 
und ihre Blumen sind sämmtlich von der 
dichtesten Füllung. (Taf. 8). 


9) Ceratostemma speciosum Ed. Andre. 
(Ericaceae). Befand sich, wie seiner Zeit 
auch die Begonia Rex, zwischen der Em- 


Il. Neue Zierpflanzen. 


ballage einer Orchideensendung, die Wallis 
aus der Provinz Loxa in Ecuador machte 
und gehört in die Verwandtschait von Thi- 
baudia, Psammisia und Macleania, verlangt 
auch mit diesen Gattungen gleiche Cultur 
in einem temperirten Hause. Ein sehr ele- 
ganter Strauch, an Schönheit seinen Ver- 
wandten nicht nur gleichend, sondern die- 
selben sogar übertreffend. Zweige aufrecht, 
weichbehaart, wie die ganze Pflanze mit 
Ausnahme der Blumen und der Oberseite 
der Blätter. Letztere abwechselnd, meist 
nach einer Seite gerichtet, lederartig, ganz- 
randig, kurz- und dickgestielt, ei-herzförmig, 
lanzettlich, am Grunde gefurcht, am Rande 
einwärts gerollt, 4—7 Zoll lang, 11/,—2 
Zoll breit; oberseils dunkelgrün und glatt, 
unten blassgrün, behaart. Blumen achsel- 
ständig, in Büscheln zu 1—4 herabhängend. 
Kelch dunkelgrün, fünflappig; Blumenkrone 
3—4 Zoll lang, ceylindrisch, gefurcht, fünf- 
seitig, am Grunde etwas zusammengezogeu, 
brillant scharlachroth, an den Abschnitten 
goldgelb gesäumt. Staubfäden mit der Co- 
rolle von gleicher Länge. Beere fleischig, 
fünffächerig. Taf. 9). 


10) Camellia Teresita Canzio Garibaldi. 
Von Bernardino Lachi in Brescia gezüchtet 
und durch das Etablissement Linden in Gent 
in den Handel gegeben. Grosse lebhaft rosa 
gelärbte Blume, nach den Rändern sich 
blässer nüangirend. Petalen sehr breit, ge- 
spitzt; Form imbriquirt. (Taf, 10). 


11) Dieffenbachia Wallisü Lind. (Aroi- 
deae), Von Wallis am Rio-Negro in Neu- 
Granada entdeckt und von Linden als Neu- 
heit zur Internationalen Ausstellung in St. 
Petersburg im Frühjahre 1869 ausgestellt. 
Jedenfalls eine Abart der längst bekannten 
D. liturata Schott. (D. variegata hort.), wel- 
che sich dadurch unterscheidet, dass die 
Blätter bis auf einen längs der Mittelrippe 
hinlaufenden silberweissen Streifen ganz grün 
sind, während bei D. Wallisii dieser Mittel- 
streif nicht so streng begrenzt ist und die 
dunkelgrüne Blattfläche noch 
durch unregelmässige längliche Flecken und 
Striebe unterbrochen ist. Eine Art mit kur- 


ausserdem 


311 


zem Stamm und 1--i!/, Fuss langen, !/,— 
3/ı Fuss breiten Blättern; diese sind kurz- 
gestielt, eiförmig-elliptisch, am Rande schwach 
gewellt.e. Der scheidige Blattstiel an den 
Stengel angedrückt. (Taf. 11). 


12) Houlletia odoratissima Lind. var. 
antioquiensis. (Orchideae). — Diese reizende 
Orchidee wurde von Wallis in der Neugra- 
nadischen Provinz Antioquia entdeckt. Sie 
unterscheidet sich von der Stammart, welche 
im Jahre 1849 in den Soto und 
Ocanna entdeckte und die auf der dritten 
Tafel der Pescatorea abgebildet ist, durch 
grössere Blumen von dunkelpurpurrother 
Färbung, während sie bei der Stammart zie- 
gelroth sind. Die Lippe ist bei beiden For- 
men reinweiss. Fast in keiner andern Or- 
chidee sind diese beiden Farben auf eine so 
brillante Weise vereinigt und wenige der 
neueingeführten Arten haben wohl mehr unsere 
Empfehlung verdient als gerade diese. Zu- 
dem verlangt sie nur ein temperirtes Haus. 

(Taf. 12). 


Schlim 


b) Abgebildet im „Botanical Magazine“. 


13) Mormodes Colossus Rchb. fl. (Or- 
chideae). — Rchb, fil. in Bot. Zeit. 1852 
p. 636. — Walp. Ann. VI, p. 581. — M. 


macranthum Lindl. in Paxt. Mag. III, sub 
tab. 98. — Die Gattungen Mormodes, Cata- 
setum, Monacanthus und Cyenoches gehören 
zu den am merkwürdigsten gestaiteten For- 
men der Orchideen; ihre Blumen variiren 
dergestalt, dass es sogar oit schwer hält, - 
die Gattungsmerkmale zu definiren. — Die 
abgebildete Art gehört zu denjenigen, wel- 
che die grössten Dimensionen haben und 
stammt aus Central-Amerika, woselbst sie 
auf den Gebirgen in einer Höhe von 7000 
Fuss über der Meerestläche im Jahre 1850 
von Warscewiez entdeckt wurde; die Abbil- 
dung wurde nach einem im Etablissement 
Veitch im März 1870 blühenden Exemplare 
gemacht. Scheinknollen 6—12 Zoll lang, 
fast stielrund, nach oben immer dünner wer- 
dend, bedeckt mit grossen braunen ange- 
drückten, in zwei Reihen stehenden Scheiden. 
Blätter eilörmig-elliptisch, gefaltet, hellgrün. 
Schaft 1 Fuss lang, dick, hin- und herge- 


312 


bogen; Bracteen lanzettlich, viel kürzer als 
die Blüthenstiele. Rispe 8—10blumig, Blu- 
men abstehend, 5—6 Zoll im Durchmesser. 
Sepalen und Petalen abstehend oder zurück” 
gebogen, schmal -lanzettlich mit zurückge- 
schlagenen Rändern, allmälig in eine scharfe 
Spitze verschmälert, oben blassroth mit dunk- 
leren parallelen Adern, unten bis an die 
Spitze hellgelb. Lippe viel kürzer als die 
Sepalen, sehr kurzgestielt, ei-herzförmig oder 
fast rhomboidisch, mit einem langzugespitz’en 
Ende, gelb, am Grunde und an der Spitze 
rosa punktirt. 
Seite gedreht, 


Säulchen grün, nach einer 
(Taf. 5840). 


14) Plectranthus coleoides Benth. (La- 
biatae). — Benth. in DC. Prodr. XI, p. 64. 
— Durch Herrn Bateock erhielt der König- 
liche Garten zu Kew die Samen dieser 
Pflanze aus den Cinchona-Pflanzungen der 
Regierung auf den Nilghiri-Gebirge. Stengel 
1—2 Fuss hoch, aufrecht, undeutlich 4-kan- 
tig, grün mit purpur gefleckt, weichbehaart 
wie die ganze Pflanze. Blätter kreisförmig, 
stumpf, doppelt gekerbt, oberseitsrauh, 2—5 
Zoll im Durchmesser, schmutzig-grün. Blü- 
thenstand aufrecht, 3—10 Zoll lang; Stiele 
und Stielchen. purpurroth. Kelch behaart. 
Kelchlappen ungleich; Corolle !/, Zoll im 
Durchmesser; innen violett, aussen weiss. 
Oberlippe 4 -lappig, zurückgebogen; Unter- 
lippe hängend, Staubfäden in die Oberlippe 
eingeschlossen, (Taf. 5841). 


15) Hechtia Ghiesbrechti Ch. Lem. (Bro- 
meliaceae). — Lem. Illusir. hort. X, p. 378. 
— Eine stammlose mexicanische Bromelia- 
cee, welcheim Jahre 1862 durch Ghiesbrecht 
bei Verschaffelt eingeführt wurde, die aber 
trotz ihrer Schönheit noch nicht sehr ver- 
breitet ist. Leider wächst sie sehr langsam. 
Blätter 10—18 Zoll lang, in eine dichte Ro- 
seite zusammengedrängt, stark zurückgebo- 
gen, so dass sie oft den ganzen Blumentopf 
umfassen, rauh lederartig, 3/,—1!/, Zoll am 
Grunde, verschmälern sie sich allmälig in 
eine scharfe dornige Spitze. Ränder mit 
weit von einanderstehenden dornigen Zähnen 

. besetzt. Oberfläche hellgrün, gegen die 
Spitze sich oft röthlich färbend; untere Seite 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


silbergrau. Schaft seitlich, achselständig, 
fast aufrecht, hin- und hergebogen, sehr 
dünn, 18—24 Zoll lang. Bracteen scheidig, 
zugespitzt. Blumen weiss, !/, Zoll im Durch- 
messer; in kopflörmigen Büscheln sitzend, 
welche weit von einander entfernt sind. Se- 
palen länglich -linear, stumpf, halb so lang 
als die Corolle, am Grunde des Ovariums 
eingefügt. Corolle in der Mitte desselben 
eingefügt, 3lappig am Grunde. Für tem- 
perirte Abtheilungen und vorsichtig zu be- 
giessen, (Taf. 5842). 

Warscewiezü 


16) Miltonia Echb. fl. 


(Orchideae). — Rechb. fil. Xenia Orchid. I, 
p. 132. — Gardn. Chron. 1869, pp. 277 et 
1067. — Zuerst von Poeppig in Peru ent- 


deckt, wurde diese am reichsten blühende 
aller Miltonien von Warscewiez und Anderen 
lebend eingeführt und blühete zuerst bei 
Linden in Brüssel. Scheinknollen 3—5 Zoll 
lang, 1 Zoll breit, grün, sehr flach. Blätter 
länglich-linear, stumpf, hellgrün, fünf bis 
sechs Zoll lang. Schaft dünn, geneigt. Blu- 
men sehr zahlreich, an der verästelten Rispe 
stehend, 2 Zoll lang. Sepalen und Petalen 
fast gleich, verkehrt-eiförmig, spathelförmig, 
sehr wellig und kraus, blass rothbraun, an 
den Spitzen gelb werdend. Lippe länglich- 
vierkantig oder fast keilförmig, an der Spitze 
zweilappig, mit zurückgeschlagenem Rande, 
undeutlich 3—5kielig, von gleicher Farbe 
wie die Sepalen und Petalen, aber mit einem 
breiten weissen Rande, Diskus rosa, mit 
einem breiten gelbbraunen Flecken in der 
Mitte und einem halbrunden weissen Flecken 
am Grunde. (Taf. 5843). 


17) Ophrys Speculum Lk. (Orchideae). 
Link in Schrad. Diar. Bot. 1799, II, p. 324. 
Rehb. Fl. germ. orchid. p. 80, t. 448. -- O. 
insectifera var. L. sp. pl. n. 949. — O. ver- 
nixia Brotero, Fl. lus. p. 24. — A. ciliata 
Bivoni Cent. 1, p. 60. — In neuerer Zeit 
hat man wieder den europäischen Orchideen 
mehr Aufmerksamkeit zugewandt und wahr- 
lich nicht mit Unrecht; denn die Mannich- 
faltigkeit in der Form und Farbe ihrer Blu- 
men ist nicht minder interessant als bei 
ihren tropischen Verwandten. So waren auf 


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II. Neue Zierpflanzen. 


den letzten englischen Ausstellungen die Erd- 
orchideen aus den Gärten des Grafen von 
Paris in Twickenham vertreten und auch das 
Originai zur Abbildung dieser Ophrys wurde 
genannter Sammlung entlehnt Sie wächst 
in Spanien, Portugal, Griechenland, in der 
Türkei und in Kleinasien; Knollen kugel- 
förmig. Blätter linear-länglich-spitz, ab- 
stehend. — Stengel 4—12 Zoll hoch, schei- 
dig, 3—6 blumig. Bracteen 1—1!/, Zoll lang, 
länglich-]inear, am Rande zusammengerollt. 
Blumen !/,—1 Zolllang. Sepalen fast gleich, 
eingebogen, länglich, grün, mit breiten pur- 
purnen Streifen, welche jedoch verschieden 
sind. Petalen sehr klein, dreieckig-lanzett- 
lich, zurückgebogen, dunkelpurpur oder ka- 
stanienbraun, sehr verschieden in der Grösse. 
Lippe länglich-quadratisch, im Umrisse, sehr 
eonvex, Rand zurückgeschlagen. Seitenlap- 
pen rundlich; Mittellappen breit, gross, ab- 
gerundet, undeutlich gekerbt; leuchtend stahl- 
blau, mit einem goldfarbigen Saume. Rand 
purpur, sammtig, gefranzt. (Taf. 5844). 
18) Vanda Cathcarti Lindl. (Orchideae). 
Lindl. Fol. Orch. Vanda p. 8. — Hook. fil. 
Il. Him, Pl. t. 23. — Die schönste Art der 
schönsten Orchideengattung nennt Lindley 
diese Pflanze, welche um das Jahr 1848 ent- 
deckt und durch den botanischen Garten in 
Caleutta öfter nach England geschickt wurde, 
aber immer auf der Reise zu Grunde ging. 
Endlich ist sie auch lebend in unsere Gärten 
gekommen und dem berühmten Etablisse- 
ment Veitch & Söhne gebührt die Ehre, 
diese stattliche Pflanze zunı ersten Male in 
Europa in Blüthe gehabt zu haben. Sie 
stammt vom Himalaya. Stamm 1—2 Fuss 
hoch, stielrund, von der Dicke eines kleinen 
Fingers. Blätter zweireihig. gekrümmt, läng- 
lich-linear, 6—8 Zoll lang, blassgrün, ge- 
kielt, sehr ungleich 2lappig an der Spitze, 
Lappen rundlich. Rispe seitlich, nicht viel 
länger als die Blätter, dick, 3— 6 blumig, 
kurzstielig. Bracteen kurz, breit, scheidig. 
Ovarium gegen 1 Zoll lang, Blumen 2!/, Zoll 
im Durchmesser, fast kreisrund im Umrisse. 
Sepalen und Petalen einander ähnlich, breit, | 
länglich-rund, concav, an der Spitze abge- 
rundet, stark lederartig, blass strohfarbig, 


315 


mit unzähligen, öfter zusammenfliessenden, 
rothbraunen Querbändern; Lippe kleiner als 
die Petalen, sehr kurzklauig, 3lappig. Sei- 
tenlappen klein, weiss mit rothen Streifchen 
an der Basis, fast viereckig, zurückgebogen; 
Mittellappen nierenförmig, Rand weiss, un- 
deutlich gekerbt oder gekräuselt, Mitte gelb; 
Scheibe mit 2 aufrechten keilförmigen Er- 
höhungen am Grunde. Säulchen weiss. 
(Taf. 5845). 


19) Dracaena cylindrica J. D. Hooker. 
(Liliaceae-Asparagineae). — Nahe verwandt 
mit Dr. bicolor (B.M. t. 5248) stammt diese 
neue Art von der Westküste des tropischen 
Afrika, vom Flusse Old Calabar, wo sie Gu- 
stav Mann, der Reisende des Königlichen 
Gartens in Kew, fand. Auch der botanische 
Garten in Edinburgh erhielt die Pflanze von 
dem Missionär Rev. W. C. Thomson. Stamm 
aufrecht, 3—5 Fuss hoch, dünn, einen Zoll 
im Durchmesser an der blattlosen Basis. 
Blätter den ganzen Stamm bedeckend, nach 
oben allmälig grösser werdend; Blattscheiden 
den Stamm umfassend, die obersten Blätter 
7—10 Zoll lang, alle verkehrt-eiförmig-lan- 
zettlich, in eine fadenförmige Spitze auslau- 
fend. Stiele 3—4 Zoll lang, hellgrün; Ner- 
ven an den frischen Blättern durchscheinend, 
im trockenen Zustande verschwindend. Blü- 
thenstand terminal, einfach, sitzend, aufrecht, 
eylindrisch, 3—7 Zoll lang, stumpf, dicht- 
blumig. Bracteen roth oder purpur-braun, 
Blumen weiss. (Taf. 5846). 


20) [ris iberica Hoffm. (Irideae), — 
Oncoeyclus iberieus Siemss. — Klatt in Lin- 
neen XXXIV, p. 580. — Beschrieben und 
abgebildet in der Gartenflora AII, p.3, t. 386 
ho. ur2): (Taf. 5847). 


21) Anthurium ornatum Schott. (Aroi- 


deae). — Schott. in Oesterr. Bot. Wochen- 
blatt, 1857, p. 294. — Prodr. Syst. Aroid. 
p. 499. — Eine durch die schneeweisse 
Scheide der Blüthen ausgezeichnete Art, 


welche von Linden und Fendler in Venezuela 
gefunden wurde und schon längere Zeit in 
Kew cultivirt wird, aber wie es scheint auf 
dem Continente noch gar nicht verbreitet ist. 


314 


Stamm fehlend oder sehr kurz Blattstiele 
11/,—2/, Fuss lang, dünn, rauh, eylindrisch, 
grün; am Grunde zu einer eiförmigen leder- 
artigen Scheide angeschwollen, vorn mit 
einem schmalen Schlitze und am Ende mit 
eylindrischen, 1—2 Zoll langen grünen Kno- 
ten. Blatt 1—1!/, Fuss lang, oval-herzför- 
mig, zugespitzt, hellgrün auf beiden Seiten, 
lederartig, matt; Seitenlappen parallel mit 
einer schmalen oder divergirenden Bucht, 
Hauptnerven 7—9, kreisförmig vom Grunde 
des Blattes ausgehend. Blüthenschaft von 
gleicher Länge wie die Blatistiele, rund, dünn, 
grün. 
breit, länglich-linear aus herzförmig stengel- 
umfassender Basis, abstehend, convex, mit 
leicht zurückgebogenem Rande, plötzlich zu- 
gespitzt; Nerven durchscheinend, Kolben fast 
gleichlang mit der Scheide, eylindrisch, dun- 
kelpurpur, Narben weiss. (Taf. 5348). 


Scheide 5—6 Zoll lang, 1—1!/, Zoll ı 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


22) Saxifraga aretioides Lap. ( axifra- 
geae). — Lapeyrouse Fl. pvr, t. 13. — DC. 
et Duby, Bot. Gall. I, p. 208. — DC Prodr. 
IV, p. 21. Ejusd. Fl. France. IV, 362. — 
Eine niedliche Felsenpflanze von den Pyre- 
näen, nahe verwandt mit S. diapensoides, S. 
Bildet 
dichte Rasen. Blätter dicht dachziegelförmig, 
1/.—!/, Zolllang, dick lederartig, graugrün, 
länglich-linear aus eiförmiger Basis, stumpf, 
Blüthenstiele schr zahl- 
reich, !/,—!/, Zoll lang, autrecht, beblättert, 
einblumig, drüsig, klebrig. Blumen aufrecht, 
1/, Zoll im Durchmesser. Petalen verkehrt- 
eilörmig, spathelförmig, gelb, ausgebreitet. 
Staubfäden gelb. (Tat. 5349). 


caesia und anderen dieser Gruppe. 


drüsig gewimpert. 


(Euder). 


In, 


1) Pfropfen von Dahlia imperia- 
lis. Herrn Salters in Hammersmith gelang 
es, die Dahlia imperialis zur Blüthe zu brin- 
gen, indem er Triebe derselben auf Knollen 
von D. variabilis pfropftte. (E. R.) 


2) Samenwechsel. Hr. Prof, Regie- 
rungsrath Fenzl sprach in einem der K.K. 
Gartenbau-Gesellschaft in Wien gehaltenen 
Vortrage über die vortheilhafte Einwirkung 
des Wechsels der Saat bei unseren Culturen. 

Die K. K. Gartenbau - Gesellschaft for- 
derte deshalb zu ihrer Herbstausstellung auch 
Samen ein, um dadurch für die Folge Sa- 
menmärkte anzuvahnen, wo die Consumen- 
ten mit den Produreuten in unmittelbaren 
Verkehr treten können, um ihren Bedarf an 
Getreide- und Feldsamen, — an Samen für 
den Gemüsegarten, direct und in bester 
Qualität und zu billigsten Preisen einkaufen 
zu können. 

Solche Samenmärkte sind jedenfalls sehr 
zu empfehlen. Doch dürfte nach unserer 


Setizen. 


Ansicht wohl nur der grosse Grundbesitzer 
und der Händler aus denselben Nutzen ziehen, 
— aber das genügt auch, den kleineren Sa- 
menbedarf aus verschiedenen Quellen be- 
ziehen zu wollen, würde auch bei billigerer 
Preisstellung dennoch thearer zu stehen 
kommen als der Ankauf aus soliden Samen- 
handlungen. 

Als fernere Mittel, den Ankauf von Sa- 
men bester Qualität und zu billigsten Preisen 
zu ermöglichen, nannte Fenzl: 

Errichtung von Samen-Control-Statio- 
nen und gesetzlichen Schutz gegen Samen- 
fälschung. 

Einführung des Unterrichts im land- 
wirthschaftlichen Gemüsebau und der ein- 
schlagenden Samenzucsht an den niedern 
Ackerbauscliulen; Anregung zum Gemüsebau 
durch die Volksschullehrer und Subvention 
zur Vertheilung von Sämereien. 

Die Versuchsfelder derAckerbau- 
schulen so!len derart bewirthschaftet wer- 
den, dass sie einestheils die Kenntniss dieser 


IV. Literatur. 


Pflanzen vermitteln und anderntheils die Er- 
probuns solcher Nutzpflanzen in Bezug auf 
ihren praktischen Werth für bestimmte Ge- 
genden austreben. 

In Bezug auf Production von ei- 
gentlichen Gartenbausamen wird von 
Prof. Fenz! im Namen der Commission, die 
diesen wichtigen Gegenstand bearbeitet hat, 
vorgeschlagen: 

a) Gründung eines Verbandes aller öster- 
reichischen Gartenbauvereine und eines Cen- 
tralorganes derselben mit Beilage von Sa- 
menofferten. 

b) Errichtung einer höheren Gartenbau- 
schule. 

e) Entsendung tüchtiger junger Gärtner 
in Geschäfte, die durch Samenzucht bekannt. 

d) Auszeichnung von hervorragenden 
Leistungen im Gebiete der Samenzucht, 

e) Errichtung stabiler Samenhallen. 

f) Herabsetzung der Tarife für Samen 
für Post- und Eisenbahnverkehr. (E. R.) 


3) DieGartenbau-Gesellschaftin 
Lyor hat in ihrem Schoosse eine eigene 
Commission gebildet, welche die verschiede- 
nen Gärten in der Stadt und in der nächsten 
Umgebung zu besuchen und über die vor- 
züglichsten Leistungen und Novitäten zu be- 
richten hat. Ein solcher Besuch wurde unter 
Anderen dem Hrn. Boucharlet zugedacht, 
welcher sich speciell der Cultur der Nelken 
— Dianthus caryophyllus — widmet. Die 
Nelke ist und bleibt wohl immer wegen 
ihrer Form, Färbung und Wohlgeruch eine 


Pa se 


sehr beliebte Blume. — Da finden sich in 
Boucharlet’s Garten (Bull. Soc. d’hort. 
prat. Lyon 1870) in einem Gewächs- 
hause Tausende von Töpfen auf Gestellen 
amphitheatralisch mit Sämlingen in den ver- 
schiedensten Farbenvarietäten anfgestellt. — 
Diese sind alle Remontants und ausschliess- 
lich der kurzen (30—40 Cent. Höhe) Race 
angehörig, unter welchen sich besonders ein 
Exemplar auszeichnete mit lichtrothen, run- 
den, 8-10 Cent. grossen Blumen, In einem 
zweiten niederen Gewächshause finden sich 
in Grund gepflanzt über 10,000 eingewurzelte 
Ableger, die alle in Kraft und Gesundheit 
nrangen. Der Boden dieses Hauses ist mit 
einer Schichte von 30 Cent. Misterde belegt 
und darauf liegt eine Schicht feiner Sand, 
um die Erzeugung von Schimmel zu verhin- 
dern. Die Fenster dieses Gewächshauses 
sind etwas gewölbt und mit einigen Baum- 
ästen bedeckt, um einen leichten Schatten zu 
erzielen; zu viel Schatten macht die Pflanzen 
zu viel aufschiessen und faulen; bei zn viel 
Licht trocknen die Ableger ein, ohne je zu 
wurzeln; die gespaltenen Ableger gerathen 
am besten. Die Temperatur hat bei dem 
Halblicht wenigen Einfluss, — die Fenster 
werden auch bei milden Nächten nicht ge- 
öffnet — der Wärmeapparat findet sich unter 
der Erdschichte. 

Hr. Boucharlet sen. widmet sich spe- 
ciell der Cultur der Chrysanthemen, deren 
er über 400 verschiedenfarbige Sorten erzieht. 

(S-r.) 


VW. Literatur 


Bulletin de la Federation des 
Societ&es d’hortieulture de Bel- 
gique, 1867. (Gand 1868 bei Annoot- 
Brackman). 


Belgien ist gegenwärtig das Land, wo 
im Verhältniss zu geiner Grösse am meisten 
für den Gartenbau geschieht, wo die gröss- 


ten Garten-Etablissements auf dem Festlande 
Europas sich befinden, wo last jede grössere 
Stadt eine besondere Gartenbau-Gesellschaft 
besitzt und wo endlich diese besonderen 
Gesellschaften durch eine Centrale Gesell- 
schaft verbunden sind, deren Jahres-Bulletin 
wir hier stets kurz besprochen haben. Ge- 
schäftssachen füllen den grössten Theil des 


| 


316 


in Rede stehenden Bandes. 
noch 3 grössere Arbeiten. 


Angehängt sind 
Herr G. Delche- 


! 
| 
| 
| 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


von Nierenbergia maritima. Es folzt nun eine 
Liste der vorzugsweisse massenhaft eultivir- 


valerie, der Gärtner im Vermehrungshause | ten Pflanzen, mit besonderen Bemerkungen 
des Stadtgartens in Paris, gibt einen Bericht | über Cultur und Verwendunr begleitet. Wir 


über die „Stadtanlagen 
Derselbe beginnt mit einem Cataloge von 
Decorations-Pflanzen, die in den Stadt- An- 
lagen von Paris cultivirt werden. Mittelst 
Abkürzung ist bei jeder Art die Zeit der 
Blüthe, die Farbe der Blume, die Höhe der 
Pflanzen, deren Dauer ob einjährig ete., de- 
ren Dauerverhältniss zum Clima von Paris 
und endlich deren Vaterland angegeben. Es 
ist das ein sehr nützliches Verzeichniss, von 
dem nur zu wünschen wäre, dass die Namen 
ein wenig mehr aus dem Bereiche der Gar- 
tennamen herausgezogen wären, wie z. B. 
was ist Aubrietia Campbelli und Aubr. Camp- 
belli fol. variegatis, die noch dazu in Europa 
heimisch sein soll, wo hat Willdenow eine 
Aralia reticulata beschrieben, — was ist 
Antirrhinum fol. variegatis und dann Antirrh. 
majus mixtae varietatis? 

Das Verzeichniss enthält eine Menge von 
Warmhauspflanzen, die in den Pariser Stadt- 
anlagen im Sommer im Freien als Decora- 
tionspflanzen verwendet werden, so Musa 
Ensete, M.rosacea und M sinensis, Panicum 
plicatum, Psidium Cattlevanım, Rhopala 
corcovadensis und Jonghii (nicht Younghii), 
Saccharum aegyptiacum (quid?) und S. of- 
fieinarum, die Saurauja-Arten, Sciadophyllum 
pulchrum, Stadmannia australis, Tradescan- 
tia zebrina, Vinca madagascariensis rosea 
(quid?) wahrscheinlich die gewöhnliche 
Vinea rosea gemeint, Urostigma catalpaefo- 
lium, und als Wasserpflanzen Aponogeton 
distachyum, Pontederia cordata, Saururus 
cernuus. 

Ausser diesen genannten Pflanzen enthält 

grosse meistens solche 
Pflanzen, welche auch bei uns allgemein zur 
Verzierung und Decvration der Gärten im 
Sommer verwendet werden. 

Hierauf spricht der Verfasser von der 
Art der Gruppirung der Pflanzen und em- 
pfiehlt starke Farbencontraste bei der An- 


flanzung, 


das Verzeichniss 


indem er als Beispiel eine Gruppe 
von Cineraria maritima, umgeben von einen 
ersten Kranz von Coleus und einem zweiten 


von Paris“. 


übergehen die meisten dieser guten prakti- 
schen Bemerkungen, weil solche nnsere Le- 
ser auch in unseren Gartenbüchern finden, 
oder ihnen solche schon hinlänglich bekannt 
sind und heben bloss einige besonders em- 
pfohlene Pflanzen hervor, die in grösster 
Menge verwendet werden. 

Centaurea candida. Wir haben 
schon früher bemerkt, dass die Pflanze, wel- 
che unter diesen Namen jetzt in den Gärten 
ist, die schon längst bekannte 
Centaurea ragusina Wird mit 
Recht als die schönste Pflanze mit glänzend 
silberweisser Belaubung empfohlen. Ver- 
mehrung durch Stecklinge im Juli, welche 
im Kalthaus überwintert werden. 

Cyperus Papyrus, die Papyrusstaude, 
auch in Deutschland hier und da als präch- 
tige Decorationspflanze im Freien verwen- 
det, gedeihet in dem milden Clima von Paris 
besonders schön. Man verwendet solchen 
zur Einzelpflanzung oder zu Gruppirungen 
am Rande von Gewässern, bildet dort Schafte 
von 6—9 Fuss Höhe, jede von der schirm- 
förmigen mächtigen Dolde von Blättern ge- 
krönt, die die Blume stützt. Wir bedauern, 
dass der Verfasser nichts über die Art der 
Ueberwinterung dieser schönen Pflanze sagt, 
da es bekannt ist, dass gerade die üppigen 
Exemplare, die den Sommer im freien Lande 
standen, im Winter leicht zu Grunde gehen. 
Der Cyperus Papyrus und dessen Cultur 
und Verwendung zur Decoration von Ge- 
wächshäusern und zur Cultur im Freien in 
Deutschland, verdiente wohl einmal die ein- 
gehende Besprechung eines Mannes der be- 
sonders gute Resultate erlangt hat und würde 
der Referent für eine derartige Mittheilung 
sehr dankbar sein. 

Canna, oder das Indische Canna- 
rohr, wird auch in deutschen und russi- 
schen Gärten als eine der beliebtesten De- 
corationspflanzen verwendet. Hunderte von 
Formen sind in neuerer Zeit zwischen den 
verschiedenen Arten in französischen Gärten 
erzogen worden, von denen vorzugsweise 


verbreitet 
ist. 


IV. Literatur. 


die rothblätterigen leichtblühenderen Formen 
beliebt sind. Iu den Pariser Siadtanlagen 
werden sie in solchen Massen verwendet, 
dass jährlich die Masse der Exemplare 
nach Hunderttausenden zählt. Die Ueber- 
winterung der Exemplare die den Sommer 
im ireien Lande standen, wird selbst noch 
in Peiersburg auf die Weise bewirkt, dass 
man die Exemplare, nachdem der erste 
Frost deren Kraut geschwäızt, mit den Bal- 
len ausgräbt, das Kraut abschneidet und nun 
werden sie an der Hinterwand eines Kalt- 
hauses oder auch in einem lichten frostfreien 
Keller durchwintert, obne solche in Töpfe 
zu pflanzen. Vermehrung im Frühjahr durch 
Theilung der knolligen Wurzelstöcke. Die 
zarteren Arten, als Canna iridiflora, gigan- 
tea, Slacecida ete., müssen 
durchwintert werden und eignen sich auch 
nicht zum Auspflanzen ins freie Land. 


im Warmhaus 


salicariaefolia soll 
den Sommer ins freie Land gepflanzt, aus- 
serordentlich reich blühen. 

Myoporum parvifolium. Von allen 
Pflanzen Neuhollands, sagt Herr Delcheva- 
lerie, behauptet das Myoporum parvifolium 
den erstenRang alsiflauze zum Auspflanzen 
während des Sommers ins freie Land, 
ebensowohl durch schöne Tracht, wie den 
ausserordentlichen Blütherreichihum. Man 
bildet aus demselben Gruppen und Körbe. 

Pelargonium gloire de Paris. 
Wird als die vyeeigneteste Sorte von den 
grossblumigen Varietäten der Pelargonien 
zum Auspflanzen ins Ireie land empfohlen. 
Dasselbe soll remontiren und während des 
ganzen Sommers blühen. — 

Begonia fuchsioides. Schön 
Gruppen. Entwickelt die auf den Spitzen 
der überhängenden Zweige stehenden schar- 
lachrothenBlumen vom Juni bis zum Herbst. 
(In Petersburg wird Begonia prestoniensis, 
B. Martiana und B, diversifolia mit bestem 
Erfolg zur Pilanzung ins freie Land ange- 
wendet). In Paıis werden ausserdem Bego- 
nia lucida, B. ricinifolia und B. subpeltata 
zum Auspflanzen ins freie Land angewendet. 

Colocasiabataviensis. Wahrschein- 
lich ist C. nymphaeifolia damit gemeint, 
Wird sehr zum Auspflanzen ins freie Land 


Angelonia 


zu 


317 


als Blattpflanze empfohlen, die mehrere Fuss 
irn Durchmesser haltende Blätter auf hohen 
Blattstielen bildet. Ward schon vor 25 Jah- 
ren in Berlin zu schönen Gruppen "im Som- 
mer verwendet, liebt aber eine lockere leichte 
Humuserde und eine halbschattige geschützte 
waıme Lage. 

Alsophila australis und Balan- 
tinum antarcticum. Diese beiden schö- 
nen Baumfarn dienen zur Decoration in 
schattigen geschützten Lagen. Wıe sie könn- 
ten auch Cyathea dealbata und überhaupt 
alle Farn der temperirten Zonen im Sommer 
verwendet werden. 

Bocconia japonica. Wird als schön 
empfohlen. Schöne 
Blätier und 6—8 Fuss hohe Stengel, gekrönt 
von der bis 3 Fuss langen Blüthenrispe, em- 
pfehlen solche. 

Urysanthemum indicum. In Frank- 
reich, im westlichen und südlichen Deut- 
schland, unstreitig die beste im freien Lande 
ausdauernde Staude zum Herbstflor. 

Erythrina Crista Galli, sowie die 
als E. Bidwilli, Marie Belanger floribunda, ru- 
berrima und ornata gehenden Gartenformen, 
werden in den Pariser Stadtgärten massen- 
halt verwendet, und schmücken solche einen 
grossen Theil des Sommers hindurch 
ihren prächtigen rothen Blumen, die längs 


zur Einzelpflanzung 


mit 


der Zweige in langen Trauben stehen. Im 
Herbste werden dieselben eingepflanzt 
und in einer trocknen frostfreien Grube 


(oder bei uns im Kalthause an der Hinter- 
wand oder (rostireien Vorhäusern, Kellern 
etc.) im Zusfande der Ruhe überwintert, 
worauf solche Anfang Mai (bei uns wenn 
keine Fröste mehr zu besorgen sind) ins 
freie Land auf warmen Standort gepflanzt 
werden. Bei Ueberwinterung an der Hinter- 
wand des Kalthauses, sind solche selbst für 
Petersburg noch sehr schön, nur muss man 
dieselben im Frühjahre im warmen Gewächs- 
hause den neuen Trieb vorbereiten lassen. 
Sobald solche aber auszutreiben beginnen 
stelle man solche in ein Kalthaus, wo reich- 
lich Luft gegeben wird, damit der Trieb sich 
schon unter Einfluss des vollen Sonnenlichts 
und der freien Luft bilde. Solche Exemplare 
wachsen dem freien Lande übergeben unge- 


318 


stört weiter, — während Exemplare die auch 
im Warmhaus den Trieb bildeten, beim Aus- 


pflanzen ins {rcie Land meist leiden und 
keine guten Resultate liefern. — 
Cassia floribunda. Wird im Kalt- 


haus überwintert und im Sommer ausge- 
pflanzt als schöner Blüthenstrauch verwen- 
det, der mit Massen seiner goldgelben Blu- 
men bedeckt. Gleich verhalten sich Cassia 
laevigata und Ü. schinifolia. 

Cyrtanthera magnifica, ein bekann- 
ter Warmhausstrauch mitrothen Blüthenstän- 
den. Wird in Paris im Sommer zur Umpflan- 
zung von Bosqueten angewendet und blüht 
dann reichlich den Sommer hindurch. 


Duranta Baumgardneri fol. var. 
Dieser hübsche Strauch wird in Paris als 
schöne buntblätterige Pflanze zur Bepflanz- 
ung von Blumenkörben und zur Bildung von 
Bordüren vor Bosqueten den Sommer in 
grossen Massen ins freie Land gepflanzt. In 
Petersburg müssen wir solchen im Warm- 
haus durchwintern und dazu im Sommer 
gemachte Stecklinge benutzen. 

Wahrscheinlich ist 
Wird als kriechende 
trocknen 


Lippia repens. 
L. nodiflora gemeint. 
den Boden deckeude Pflanze in 
schattigen und heissen Lagen empfohlen, wo 
andere Pflanzen nicht mehr gedeihen wollen. 


Crassula coceinea. Von den zahl- 
reichen Formen der Crassıla, wird vorzugs- 
weise die mit scharlachrothen Blumen jähr- 
lich massenhalt aus Stecklingen gezogen, um 
solche als schöne Florblume zu Gruppen zu 
verwenden. 

Saccharum officinarum. Das ge- 
wöhnliche Zuckerrohr wird gleichfalls 
Sommer gruppenweise im {reien Lande, aus- 
gepflanzt, verlangt feuchten Boden, warme 
Lage und wird mit einer Bordüre eines bunt- 
blätterigen Grases umpflanzt. Ueberhaupt 
werden die Decorationen mit schönen tropi- 
schen Gräsen in den Pariser Stadtgärten 
häufig angewendet. Eine andere Zusam- 
mensiellung ist z. B. Sorghum umgeben 
von Panicum plicatum und dieses wieder 
mit einer Bordüre eines niedrigen buntblät- 
terigen Grases, wie z. B. von Poa trivialis 
fol. 


im 


variegatis. — 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Salvia lantanifolia. Unter den zahl- 
reichen Blüthensträuchern der Sulvia-Arten 
Amerikas, wird die in Rede stehende am 
meisten angebaut. Blühet im Herbste mit 
rosa-purpurnen Blüthenähren. Eingepflanzt 
blühet solche dann in der Orangerie den 
ganzen Winter hindurch. (Unterm Einfluss 
der kurzen Tage Petersburgs, hören alle 
derartigen Pflanzen im November zu blühen 
auf). 

Bambusa aurea, edulis (?), Metake 
nigra, variegata, und viridis-glav- 
cescens, werden sämmtlich als Einzelpflan- 
zen aufRasenplätzen benutzt und überdauern 
in Paris den Winter im freien Lande. — 

Yucca gloriosa, flexilis, filamen- 
tosa und filamentosa variegata wer- 
den in Paris ebenso häufig wie in England 
angewendet, sei es gruppenweise, sei es als 
Einzelpflanzen und überdauern den Winter 
im freien Lande. Die in Belgien und Eng- 
land vorzugsweise angepflanzte Y. recurvata 
vermissen wir unter denselben. 

Ficus Chauvieri, Cooperi, 
stica, rubiginosa, bei uns als Zimmer- 
pflanzen beliebt, den Pariser 
Stadtanlagen im Sommer zur Bildung gros- 
ser Gruppen benutzt. — Die Umbildung der 
Pariser Stadtanlagen in jene schönen reizen- 
den Anlagen, wie solche sich jetzt in Bezug 
auf ihre schönen Baum-, Wasser- und Fel- 
senparthien, auf ihre saftig grünen Rasen- 
flächen geschmückt mit Decorationspilanzen 
und reizenden Blumenparterres dem Auge 
darbieten, ward erst unter Napoleon III. 
begonnen, welcher selbst den lebhauftesten 
Antheil an diesen für das Innere, wie die 
Umgebung der Stadt so wichtigen Verschö- 
nerungen nahm. Im Jahre 1852 ward der 
damals nur von langen geraden Alleen durch- 
zogene Boulogne Wald (Bois de Boulogne) 
der Stadt Paris übergeben. Herr Hitrop, 
Vare und zuletzt Alphand leiteten die neue 
beginnende Umbildung in einen reizenden 
Park. Jetzt begann allmählig auch die An- 
lage der zahlreichen Squares und aller der in 
und um Paris jetzt befindlichen Promenaden. 
Herr Barillet-Deschamps erhielt den 
Auftrag einen besonderen Garten zu grün- 
den, in dem alle die in die Gärten einwandern- 


ela- 


werden in 


IV. Literatur. 


den exotischen Fflanzen. auf ihren Werth als 


319 


Zur Anzucht der Massen von Pflanzen, 


Decorationspflanzen und Florblumen für die | die jährlich jetzt zu Hunderttausenden für 


Pariser Stadtanlagen geprüft wurden, 


Im Jahre 1860 begann die Regeneri- 
rung des reizenden Parks von Monceaux, 
1860 und 1863 die des Bois de Vincennes. 


Als teruere Theile der Pariser Stadtanlagen 


sind zu nennen: der Park des buttes Chau- 
mont, Square de Batignolles, Square de la 
Tour St. Jacques, Square du temple, Square 


des Arts-et-metiers, Square de la Chapelle 
expiatoire de LouisXVI, Square de Belleville, 
Square de Montholon, Square de Moutrouge, 
Square de St. Clotilde, Square de la place 
Louvois, Spuare des Innocents, die Gärten 
de l’Avenue de l’imperatrice, des Palais royale, 
und viele audere *). 


*) Anmerkung. Diese Squares sind nicht 
abgeschlossen, sondern ganz für den öffent- 
lichen Verkehr eingerichtet und Jedem zu- 
gänglich. Meist enthalten dieselben einen 
Springbrunnen oder doch ein Wasserbassin, 
nebst Gehölzparthien und Rasenplätzen und 
auf letzteren prangen vorzugsweise die man- 
nigfachsten Biatipflanzen. 
Neben den Squares ist die grossartigste 
wegen des die 
die Herstellung der 
viele Meilen Jangen Boulevards, welche Paris 
jetzt durchziehen. Um das fröhliche Ge- 
deihen der hier geyflauzten Ahorne, Platanen, 
Ulmen ete. zu beiördern, sind alle möglichen 
Vorkehrungen getrofien. 
den Baum ist 


und enormeu Verkehrs, 
schwierigste Leistung, 


Der Umkreis um 
»ıit durchbrochenen Eisen- 
platten bedeckt, damit der Boden über den 
Wurzeln locker und für das Eindringen der 
Luft geöffnet bleibt, —- besondere Röhren 
führen ferner Wasser zur reichlichsten Be- 
wässerung zu und die Stämme selbst sind 
durch eisserne und hölzerne Umkleidung ge- 
schützt. Wir luffen dass die Pariser ihre 
grossartigsten Schöpfungen im Gebiete des 
Gartenbaues schonen und wicht gleich so 
vielen anderen zerstörten. Die Leistungen 
der Stadt Paris für ihre öffentlichen Gärten 
übertraf (selbst im Verhältniss zur Einwoh- 
nerzahl) alles was andere Städte ähnliches 


geleistet haben. In dem Momente, wo zwei 


alle diese Anlagen gebraucht werden, ward 
1855 zu Passy in der Nähe des Bois de Bou- 
logne ein besonderes Garten- Etablissement 
gegründet. Im ersten Jahre besass dieser 
Garten nur 2 Gewächshäuser und eine Parthie 
Mistbeete. Gegenwärtig besitzt derselbe an 
40 Gewächshäuser mit einem Flächenraum 
von 6300 []Meires und ungelähr 4000 [ JMetres 
Mistbeete. Ausserdem grosse Souterrains 
zur Ueberwinterung der exotischen Zwiebel- 
gewächse, eine Bibliothek, ein Atelier zum 
Zeichnen der Blumen, Wohngebäude etc. 

Der Zweck dieses Garten-Etablissements 
ist lediglich die Anzucht und Ueberwinterung 
der zur Ausschmückung der Stadt- Anlagen 
bestimmten Pflanzen. Das Vermehrungshaus 
ist so gross. dass durchschnittlich alle 14 Tage 
100,000 bewurzelte Stecklinge aus demselben 
in die anderen Gewächshäuser übergehen. 
Die zahlreichen Gewächshäuser enthalten 
ausser den Decorationspflanzen auch schöne 
Sammlungen von Aroideen, Bromeliaceen, 
Farn, Orchideen, die 
Schlauchträger ete. 

In den Souterrainss werden die Canna, 
Dahlien, Mirabilis, Erythrinen, Datura sna- 
veolens, Phytolacca, Cassia, Fuchsia etc. über- 
wintert. Jedoch schon im März kommt die 
Mehrzahl dieser Pflanzen in Mistbeete, oder 
auch ins Freie in den Schutz von Thuja-Hecken- 

Die 3. Abhandlung endlich, welche das 


eigenthümlichen 


in Rede stehende Werk enthält, ist eine Be- 


schreibung der in Cultur befindlichen Pla- 
tanen mit der Abbildung deren Bläiter. 
Herr Wermael nimmt nur 2 Arten an und 
hat da sicher vollkommen Recht, nämlich 
Platanus orientalisL. mit tief 3—5lap- 


grosse intelligente Nachbarvölker einander 
zerfleischen, hat dieses unsere, jeder politi- 
schen Sympathie fern bleibende Zeitschrift, 
rühmlichst anzuerkennen. So mancher un- 
serer jungen Gärtner und Gartenfreunde, dıe 
jetzt mit den Waffen des Kriegs die Umge- 
bungen von Paris zum ersten Male betraten, 
mögen bei der Betrachtuug der grossartigen 
Leistungen des dortigen Gartenbaues Erin- 
nerungen des Friedens mit heim nehmen. 


320 


pigen Blättern und Früchtchen, die von Haaren 
umgeben sind, welche letztere länger als die 
Früchtchen, und Platanus oceidentalis 
L. mit flach 3—5lappigen Blättern und Haa- 
ren, die so lang als die Früchtchen. 
Zu P. orientalis gehören als Abarten: 

Pl. orientalis 8. acerifolia. (Pl. acerifolia 
Willd.) 
y. cuneata. (Pl.cuneata Willd.) 


n n 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Pl. orientalis d. nepalensis (Pl. nepalensis 
Ch.Morr. P. laciniata hort.) 
y. pyramidata. 

Ü. variegata. 

"Zu Pl. oceidentalis gehört nur eine 
Abart, nämlich 3. hispanica, die von Lod- 
diges "als Pl. hispanica beschrieben und in 
den Gärten als Pl. integrifolia verbreitet ist. 

(E. R.) 


n n 


Yv. Personalnotizen und 


1) Die Ausstellung der Steiermär- 
kischen Landwirthschafts -Gesell- 
schaft zu Graz ward am Sonntag den j8. 
Sept. eröffnet und dauerte bis Samstag den 
24. Sept. — Dabei fanden 3 Hauptsitzungen 
der Land- und Forstwirthe und verschiedene 
Excursionen statt. 


3) Die Deutsche Nordpolfahrt. In 
den Wogen der grossartigen Politischen Er- 
eignisse ist eine Begebenheit nicht unterge- 
gangen, sondern von allen politischen Zei- 
tungen berücksichtigt worden. Es ist das 
die Rückkunft der Deutschen Nord- 
pol-Expedition. Das Begleitschiff, die 
Hansa, ist vom Eise zerdrückt worden. Die 
Mannschaft rettete sich durch eine der aben- 
theuerlichsten Seereisen, nämlich auf einem 
Eisfelde. 
aufgegeben Die Mannschaft begab sich un- 
ter 700 50 N. Br. und 21° W. unweit der 
Liverpool-Küste auf ein Eisfeld. 

Die Küste konnte nicht erreicht werden, 
80 musste die Mannschaft auf dem Eisfeld 
vom Schiffe bergen was möglich war, baute 
sich da eine Hütte aus Steinkohlen und 
schützte sich so gut als angehen mochte. 

Das ganze grosse Eisteld bewegte sich 
unablässig nach Süden. Am 14. Januar war 
dasseibe bereits so weit zertrümmert, dass 
die aus Steinkohlen erbaute Hütte verlassen 
werden und in den geretteten Böten Schutz 
gesucht werden musste. 

Erst als die Eismasse bedeutend kleiner 
und zerrissen und zerborsten war, am 7. Mai 
1870, verliess die Mannschaft dieselbe und 
bestieg die Böte. Ganze 200 Tage hatte die- 
selbe unter steten Gefahren auf dem Eisfelde 
gelebt und war auf demselben 9 Breitegrade 
nach Süden und 21° nach Westen getrieben 
worden, nämlich bis 619 12 N. Br. und 429 W. 
Die Mannschaft erreichte am 13. Juni 1870 
die Südspitze Grönlands, von wo sie am 
1. Sept. 1870 mit einem Dänischen Schiffe 
in Copenhagen ankamen. 

Das Hauptschiff der Expedition, die 
Hansa, kam am 11. Sept. 1870 glücklich 
von ihrer Expedition nach Bremerhafen 
zurück. 


Am 20. Oct. 1859 ward das Schiff 


Neuestes. 


Als Resultate dieser ersten grösseren, 
von Deutschland ausgegangenen und von 
unserem berühmten Landsmann Petermann 
angeregten Expedition mögen vorläufig die 
folgenden genannt werden: 

a) Das Hirngespinst eines offenen Mee- 
res am Nordpol scheint gründlich widerlegt. 

b) Die Unzugänglichkeit der Ostküste 
Grönlands mit Dampischiffen ist unzweifel- 
haft erwiesen. 

c) Aufeine Strecke von i000 Seemeilen 
ist die Ostküste Grönlands lestgestellt und 
erforscht. 

d) Im Innern Grönlands, wo die Mann- 
schaft der Hansa überwinterte, sind Berge 
mit riesigen Gletschern bis zu 14,000 Fuss 
Höhe entdeckt worden. Viele Thiere und 
Pflanzen wurden auf Grönland beobachtet 
und mitgebracht. Bei 75° 13 N. Br. drang 
die Expedition auf einem Meeresarme am 
6. Aug. 1870 bis 72 Seemeilen in das Innere 
Grönlands ein. Hier fanden sie ein grünes 
Land mit schöner Alpen-Vegetation. Birken, 
Weiden, Heidelbeeren nebst anderen Pflanzen 
des Hochnordens und grosse Heerden des 
polar-amerikanischen Moschus-Ochsen, 

d) Durch zahlreiche mitgebrachte Stein- 
abdrücke sind wichtige Belege für die vor- 
weltliche Flora Grönlands mitgebracht 
worden. 

e) Ausserdem sind eine Masse von Tief- 
seelothungen von physikalischen und astro- 
nomischen wissenschaftlichen Beobachtungen 
gemacht worden. (E. R.) 


3) John Veitch, der aus den verschie- 
densten Gegenden unseres Erdballs als un- 
ermüdlicher Reisender eine Masse von Pflan- 
zen entdeckt und in Europa lebend einge- 
führt hat, starb im Laufe dieses Sommers. 
Nachdem so in kurzer Zeit der Gründer 
des Geschäfts, der Vater und der älteste 
Sohn gestorben, ist nun Harry J. Veitch 
der Chef des berühmten Geschäfts von Ja- 
mes Veitch and Sons, Royal Nursery 
Kingsroad Chelsea London 8. W. und der 
jüngere Sohn Arthur istMitbesitzer. (E.R.) 


Li öriginalabhandiungen 


1) Abgebildete Pflanzen. 


a) Liiium Roezli* Rgıl. 


(Siehe Tafel 667.) 


Liliaceae 


Foliis 
attenuato -acutis, trinerviis, inferioribus 
sparsis, superioribus semiverticillatis v. 
sparsis; pedunculis unifloris, terminali- 
bus, binis (an semper;?), folio unico infra 
medium vestitis; floribus nutantibus; 
petalis reeurvis sessilibus, suleo nectari- 
fero distineto, aurantiacis, a basi ad me- 
dium atropurpureo-punctatis, exterioribus 
lanceolatis, interioribus paullo latioribus. 

Die beistehend abgebildete Lilie 
ward von Roezl im Felsengebirge in der 
Nähe des Mormonen- Staates entdeckt 
und ist mit L. superbum L. zunächst 
verwandt. Letzteres hat aber bedeutend 
breitere lanzeitliche Blätter und die Blu- 
men desselben stehen in einer spitzen- 
ständigen pyramidalen Traube. Der 
Stengel dieser schönen Lilie wird bis 
4 Fuss hoch, ist weiss bereift und mit 
schmal linien-lanzettlichen dunkelgrünen 


{ 


enguste lineari-lanceolatis, | 3nervigen Blättern besetzt, die am untern 


Theil des ‚Stengels zerstreut stehen und 
am obern Theil des Stengels meist in 
halben Quirlen zu 2—6 zusammenstehen 
oder auch hier zerstreut sind. Vier 
blühende Exemplare trugen alle auf der 
Spitze des Stengels 2 Blumen auf langen 
unterhalb der Mitte mit einem einzelnen 
Blatte besetzten Blüthenstielen. Die Blu- 
men selbst nicken, die Blumenblätter 
zurückgerollt, orangeroth und vom Grunde 
bis zur Mitte mit schwarzpurpurnen der- 
ben Punkten gezeichnet. Die 3 äussern 
Blumenblälter lanzettlich, die 3 innern 
etwas breiter, alle am innern Grunde mit 
einer Honig absondernden Furche. Es 
ist wahrscheinlich, dass stärkere Zwie- 
beln auch 3 Blumen zugleich auf der 
Spitze des Stengels tragen mögen, da an 
allen unsern Exemplaren ein kleiner fehl- 
geschlagener Blüthenstiel neben den bei- 
den Blüthenstielen sich fand, eine pyra- 


*) nicht Roezlei wie auf der Taiel steht. | midale Blüthentraube wie L. superbum 


äJ. 1870, 


21 


399 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


scheint diese Art aber nicht zu tragen. | L.superbum, entwiekeln, — dann würde 
Dürfte gleich Lilium superbum auch noch | die beistehend abgebildete Pflanze nur 
im Petersburger Clima im freien Lande | als schmalblätterige Form von L. super- 
aushalten. — Sollten in Folge fortgesetz- | bum und zwar als L, superbum £. 
ter Cultur starke Zwiebeln mehr Blumen | Roezli aufzuführen sein. 

in einer pyramidalen Traube, wie hei 


(E. &.) 


D Soinznterässisan nn ic ja ana ELEhaEnG EU nat PehnEnAEORNEE.ERRRnaEE Re heäh Teenie nn nennen nun nun nun euere nansenenne 


b) Gilia liniflora Benth. 
(Siehe Tafel 668.) 
Polemoniaceae, 


G. liniflora Benth. in D.C. prodr. IX, | in Folge dessen sie sich scharf anfühlen. 
pag. 315. — Blumenkrone weiss, von der Form und 

Die hübsche annuelle Pflanze, wel- | Grösse des Linum tenuifolium, wonach 
che unsere beistehende Tafel darstellt, | der Name der Pflanze gewählt ist. Aus- 
ward von Douglas in Neu- Californien | serdem ist die Blumenkrone 3mal so lang 
entdeckt, aber erst im Frühjahr 1870 | als der Kelch und innerhalb im Schlunde 
wurden die Samen derselben von der | am Grunde der Staubfäden bartig behaart. 
Samenhandlung von Erns»i und von | Die Fruchtkapsel enthält in jedem Fache 
Spreckelsen in Hamburg vertheilt. Di viele Samen, Schliesst sich in der Cultur 
selbe gehört zu einer Abtheilung der | der Mahrzahl der andern Gilia-Arten an, 
Gattung Gitiia, welche Bentham „Dac- | indem man die Samen am geeignetsten 
tylophyllum“ nennt, weil die sitzen- | im ersten Frühjahre in nicht zu schwe- 
den Blätter fast bis zum Grunde in stiel- | ren Boden gleich ins freie Land aussäet. 
runde, schmal lineare Lappen fingerför- | In Folge der gracilen Tracht hübsch für 
mig zertheilt sind. Die gracilen Stengel | kleine sonnig gelegene Blumengruppen, 
werden 11/, Fuss hoch, sind vom Grunde | die mit einer Bordüre von Nemophilen 
aus verästelt und ganz kahl. Die hell- | oder ähnlichen Pflanzen umgehen werden 
grünen pfriemlichen Blattlappen sind | können. Blühet den ganzen Sonmer 
unter der Lupe mit kleinen, in eine Sta- hindurch. ‘ (E. R.) 
chelspitze ausgehenden Zähnehen besetzt, | 


ec) Coiea undulata Rgi 
(Siehe Tafel 669.) 


Bignoniaceae, 


C. undulata; fruticosa, caule sub- |, glabris; foliolis 3—8 jugis cum impari, 
simpliei; foliis vertieillatis, stipulatis, | elliptieo-oblongis v. lanceolato-oblongis; 


i. Originalabhandlungen. 


obtusiuseule acuminatis, undulatis, inte- 
gerrimis, breviter petiolulatis; . Noribus 
racemosis; racemis faseieulatis, lateraliter 
e caule ortis, peduneulatis, quam folia 
multoties brevioribus; pedicellis gracili- 
bus, simplieibus, v. lateralibus cymoso — 
2—5 floris; corollis extus puberulis. — 

Caulis robusius, teres. Folia maxima, 
2—4 pedalia; petiolus basi teres, apicem 
versus Compressus et supra eanalicula- 
tus, Foliola breviter petiolulata, utrin- 
que glabra, supra saturate viridia, subtus 
pallidiora, 5—$ poli. longa et 2—4 poli, 
lata. Stipulae (ubi adsunt) oblique el- 
liptieo-oblongae, inaequilateres, valde un- 
Racemi 2—4-pollicares. Pedi- 
eellii 3—5 lin. longi. Calyx obconieus, 
limbo involuto leviter quinquelobo. Co- 
rollo infundibuliformis; 3/4 poll. longa; 
tubo pallide luteolo, limbo e roseo lila- 
eino, irregulariter quinquelobo, fauce li- 
neis duabus elevatis pubescentibus ero- 
ceis. — U. Commersoni hort. — 

Die in Rede stehende Colea ist 
höchst wahrscheinlich in Madagascar hei- 
misch und ist der gleichfalls in Qultur 
befindlichen C, floribunda Bojer (Bot. 
Reg, tom. XXVII tab. 19) zunächst ver- 
wandt. Weniger grosse Blätter, breitere 
nieht wellige Blättchen und in Dolden 
stehende kaum gestielte Mlütiien mit 
tiefer gelber Röhre und weis:m Saume 
unterscheiden jedoch C. fluribunda. In 
den Gärten ist unsere Pflauze als C. 
Commersoni verbreitet, Abgesehen da- 
von, dass De Candolle Colea Commer- 
soni in die Abtheilung der Gattung Colea 
mit spitzenstärdigen Blumen stellt *), 
unterscheidet sich ©. Commersoni D.C. 
durch 5jochige Blätter mit ovalen flachen 
(nieht welligen) Blättchen mit aufgesetz- 


dulatae. 


*) De Candolle sah kein vollständiges 
Exemplar der ©. Öommersoni und könnte 
dies ein Irrthum sein. 


323 


tem stumpfem Spitzchen (obtuse apicu- 
latis), einem Blattstiele der nach der 
Spitze zu schmal geflügelt, und Blüthen- 


|trauben die nur etwas kürzer als die 


Blätter, — 

Unsere Exemplare der C, floribunda 
entwickein jährlich im Sommer ihre aus 
dem blattlosen Stengel in Bündeln von 
kurzen Trauben ausbrechenden Blüthen- 
trauben, wie dies Fig. a der beistehen- 
den Abbildung in stark verkleinertem 
Maasstabe zeigt. Die mächtigen 2—4 
Fuss langen Blätter stehen zu 3—5 in 
Quirlen und tragen am Grunde oft je 2 
ungleichseitige, schief elliptische, stark 
wellige blatiartige Nebenblättchen, wie 
dies Fig. b in natürlicher Grösse darstellt. 
Die Blättchen der unpaarig gefiederten 
3—8 jochigen Blätter länglich - eiliptisch 
oder länglich-lanzettlich, in eine stumpfe 
Spitze zugespitzt. sehr kurz gestielt. 
(e ein Fiederblättchen in natürlicher 
Grösse), kahl, oberhalb dunkelgrün, un- 
terhalb heilgrün. Die seitenständigen, 
in Bündeln beisammenstehenden Blüthen- 
trauben sind 2—4 Zoll lang, entweder 
einfach oder die unteren seitlichen Blü- 
Ihenstielehen abermals 2—5 Blumen Ira- 
gend. (d ein Blüthenbündel in natür- 
!ieher Grösse). Die einzelnen Blumen 
von gracilen, 3—5 Linien langen Blüthen- 
stielchen gestützt. Kelch verkehrt-kegel- 
förmig, mit einwärts gekrümmtem, un- 
deutlich 5-lappigem Saume. (e Kelch 
nebst dem vorsehenden Griffel, vergrös- 
sert). _Blumenkrone trichterförmig, un- 
gefähr ®/, Zoll lang, ausserhalb dicht 
kurzhaarig, hellgeib und mit aufrecht 
abstehendem, unregelmässig 5-lappigem, 
aus hellrosa in lila übergehendem Saume. 
Innen im Schlunde 2 safrangelbe behaarte 
Leisten. Staubfäden 4, dem Grunde der 
Röhre angewachsen, 2 lang und 2 kür- 
zer. (f Blumenkrone in natürlicher Grösse, 
der Länge nach aufgeschnitten. Staub- 

21° 


394 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


heutel länglich, am Grunde befestigt; | hauses. Wenn die Fxemplare über 8 
2fächerig und am Grunde mit kleinem | Fuss hoch werden, dann benutzt man 
Anhängsel. (Fig. g, einzelner Staub- | deren Spitze und Stammstücke zu Steck- 


o 
faden mit Anthere, vergrössert). Frucht- | lingen, da junge kräftige Exemplar« 


knoten frei, länglich, 2fächerig, in jedem | schöner als alte Pflanzen sind. Wer 
Fache viele Eier tragend, auf der Spitze | sicherer gehen will, befestigt unterhalb 
den fädlichen Griffel mit 2lappiger Narbe | der untersten Blätter einen angehängten 
iragend, deren Lappen aneinander liegen, | eingesehnittenen Topf, macht an der be- 
und am Grunde von einem drüsigen un- | treffenden Stelle einen starken Eiuschnitt 
deutlich gelarpten Ringe umgeben. | und füllt nun den Topf mit Moos und 
(h Keich aufgeschnitten, so dass man | Erde. Wird der Anhängetopf ordentlich 
den der Länge nach aufgeschnittenen | feucht gehalten, dann bilden sich bald 


Fruchtknoten sieht, vergrössert). | Wurzeln und nun erst schneidet man 
s .. | r er 
Die Colea undulata gehört zu den | den Kopf als bewurzeltes schönes Exem- 


schönsten Decorationspflanzen des Warm- | plar ab. (E. R.) 


2) Tultur der Indischen Azaleen. 


Von Herrn Wobst. Obergärtner in der Gewächshaus-Abtheilung der Landwirth- 
schaftlichen Akademie in Moskau. 


(Russisch im Westnik der Kais. Gartenbau-Gesellschaft in Petersburg publicirt). 


(Fortsetzung und Schluss). 


7) Culturverfahren zur Erzielung des Die Pflanzen müssen stets der vol- 
Blüthenilors. |len Sonne vom Anfange an ausgesetzt 

| werden, deshalb alles Schattengeben ver- 

Diejenigen Pflanzen, welehe man mieden werden, Luft gebe man sobald 
nun für nächstes Jahr zum Blühen be- | warme Frühlingstage erscheinen, damit 
stimmt, verpllanzt man wieder zeitig im | die Triebe nicht vergeilen. Ende Mai 
Frühjahr, wobei man aber, wie auch | oder Anfangs Juni bringt man die Pilan- 
früher schon gesagt wurde, der Erde den | zen, nachdem man durch fleissiges Lüften 
4.—5. Theil Rasenerde beimengt. Hier- | der Gewächshäuser dieselben abgehärtet, 
bei stutzt man die Zweige, die die Form |ins Freie und gräbt sie in Sandbeete 
der Krone verunstalten, etwas ein. Soll- | ein. Der Standort muss der vollen Sonne 
ten, wenn der junge Trieb erscheint, einige | den ganzen Tag ausgesetzt liegen. Die 
Zweige übermässig wachsen, so kann |ersten 8 Tage nach dem Ueberbringen 
man dieselben nochmals einkneipen; dies | ins Freie beschattet man die Pilanzen, 
darf aber durchaus nicht später geschehen | um den starken Wechsel der Temperatur 
als bis Anfang Mai. Ein späteres Ein- | etwas zu mässigen, alsdann aber über- 
kneipen verhindert das Ausreifen der | lässt man sie den vollen Sonnenstrahlen, 
Triebe und die Knospenbildung. ‚wodurch das Wachsthum gehemmt, die 


1. Originalabhandlungen. 328 


Triebe gehörig ausreifen und die Knospen- fache Erhöhung der Temperatur nicht 
hildung bedingt wird. Fast in allen aus, sondern es muss das folgende Ver- 
Qulturangaben findet man, dass man die | fahren beobachtet werden: 

Knospenbildung dadurch befördere, dass Man stelle schon das Jahr zuvor im 
man die Pflanzen in kleinen Töpfen eul- | Januar Exemplare von frühblühenden 
iivire, nicht verpflanze und überhaupt | Sorten in eine wärmere Abtheilung, 
mager halte, Mich jedoch hat die Erfah- | recht hell und nahe ans Licht, damit 
rung gelehrt, dass bei den Azaleen nur | dieselben ihren Trieb früher entwickeln, 
dadurch ein reicher und üppiger Blüthen- | mithin auch früher beendigen, deshalb 
for erzielt wird, dass man stets den | auch ihre Knospen früher ansetzen. Na- 
Pflanzen hinreichende Nahrung darbietet, | türlich muss hier jedes spätere Einstutzen 
sie aber so viel als möglich der Sonne | unterbleipen, Man nehme sich in Acht, 
dass die Triebe nicht vergeilen und gebe 
deshalb öfters frische Luft, hüte sich je- 
doch dabei vor scharfer Zugluft. Im 
April, wo die Kalthäuser sich mehr und 
mehr durch die Sonne erwärmen, wer- 
den sie in diese zurückgebracht, beachte 
aber dabei sehr, dass sie nicht zu piötz- 
lich einem zu starken T’emperaturwechsel 
ausgesetzt werden, damit im Wachsthum 
kein Stillstand entstehe, Anfangs Juni 
bringt man sie alsdann wie die übrigen 


aussetzt. 
im Herbst bringt man sie wieder 
zurück ins Glashaus und lüftet hier so 
lange es die Witterung erlaubt. Wenn 
Kälte eintritt, suche man durch Heizung 
die Temperatur gleichmässig auf 2—4 
Grad zu halten. Später, wenn die Jah- 
reszeit wieder weiter vorrückt und die 
Tage länger werden, kann man die Tem- 
peratur um einige Grade steigen lassen. 
Hält man die Temperatur früher höher, | 
so wird die Vegetation der Pflanzen zu | ins Freie, 
früh angeregt, und sind die Knospen Stellt man die Pflanzen zum Treiben 
nicht sehr weit vorgeschritten, so ver-| an, so ächte man nur darauf, dass die 
kümmern letztere. Während der Zeit, | Pflauzen gehörig begossen und des Tages 
da:s die Pflanzen mit Knospen versehen | einige Mal überspritzt werden. Gewöhn- 
sind, muss das Begiessen sehr sorgfältig | lich erscheinen bei frühem Treiben neben 
und regelmässig besorgt werden, da ein | den Knospen Seitentriebe, welche man 
einmaliges Welken der Pflanzen das Ver- | immer gleich bei ihrem Erscheinen aus- 
derben des Blumenflores nach sich ziehen | bricht, da diese sonst auf Kosten der 
kann. Biüthenknospen wachsen und die Blumen 
N sitzen bleiben. Sind die Knospen weit 
8) Das Treiben der Azaleen. vorgerückt, so werden 4—6 Wochen hin- 
Um die Pflanzen früher zur Blüthe 
zu bringen, gibt man ihnen eine höhere 
Temperatur, am besten von 8-—-12 Grad, 


reichen, um sie zum Blühen zu bringen. 
Natürlich braucht es längere Zeit, wenn 
die Knospen weniger vorgeschritten sind. 
Hierzu wähle man frühblühende Sorten | Pflanzen, deren Knospen sehr unvoll- 
und nehme nur solche Pflanzen, wo die | ständig entwickelt sind, verwende man 
Knospen sehr weit vorgeschritten und | nicht zum Treiben, weil dieselben gar 
wo möglich die Knospen nicht mehr von | nicht oder doch nur sehr mangelhaft 
‚Blättern bedeckt sind. Braucht man | blühen. 

aber schon blühende Pflanzen vom No- Fangen die Azaleen an zu blühen, 
vember bis Februar, so reicht die ein- | so stellt man sie wo möglich kühl, um 


326 


die Blüthezeit z:: verlängern. Waren sie 
getrieben, so gewöhne man sie nach und 
nach an kühlere Temperatur, da der 
schnelle Wechsel ein Welken der Blu- 
men verursacht. 

Gleich nach dem Verblühen entfernt 
man alle verblühten Blumen und etwa 


angesetzte Samenknospen, gibt den Pflan- | 


zen durch Zurückschneiden ihre gehörige 
Form und verpflanzt sie. Beim Verpflan- 
zen entferne man einen Theil des alten 
Ballens, da die Erde doch zum grössten 
Theil ausgesogen ist, um nicht mit der 
Zeit die Töpfe zu übermässig gross geben 
zu müssen. Im Aniange hält man dann 
die Pflanzen, bis sie wieder neue Wur- 
zeln bilden, etwas schattig, alsdann aber 
unterwirft man sie der gewöhnlichen Be- 
handlung, entweder dass man sie wie 
nicht zum Blüthenflor bestimmte, oder 
wie zum abermaligen Blüthentlor für das 
folgende Jahr bestimmte Pflanzen behan- 
delt. Zum Frühtreiben eignen sich nur 
diejenigen Sorten, welche schon von Na- 
tur frühblühend sind. Natürlich spät 
blühende Sorten vertragen durchaus keine 
Wärme, und weun sie höheren Tempera- 
turgraden ausgesetzt werden, so verder- 
ben die Blumen unfehlbar, wie z. B. A. 


elata fl. pl., variegata, Gledstanesi u. an- | 


dere, Wer sich kurze Zeit mit Azaleen 
beschäftigt, wird bald aufmerksam auf 
solche Sorten. Für den weniger ver- 
trauten erlaube ich mir, eine kleine Liste 
solcher Sorten aufzunotiren, die sich zum 
Frühtreiben besonders eignen: 

Abdel Kader, dunkelorange. 

Amoena, dunkelroth, kleinblumig. 

Aennchen, kirschroth. 

Baronne Hügel, dunkellilla, mittelgross. 

Carl Schulz, ziunoberscharlach. 

Dante, feurig carmoisin. 

Donna Anna Marja, dunkelrosa. 

Friedrich Dreise, lebhaft carmin. 

Friedrich August, roth. 


1} 
1} 


die Wurzeln krank, 


| geschiossene Temperatur unterhält. 


Cartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Hermann Seidel, carmoisin. 

Alba, weiss. 

Louise Margottin, reinweiss, zuweilen 
rothgestreift. 

Madame Miellez, weiss, rothgestreift. 
Napoleon (Liebig). zinnoberroth, 
Ottilie, weiss mit roth gestreift, 
Philippine Welser, zart hellrosa mit 
rothen Streifen. 

Prince Albert, dunkelscharlach. 
Schneewittchen, reinweiss, 

vittata und deren Varietäten. 

Emilie, hellroth. 


9) Behandlung kranker, geschwächter 
und vernachlässigter Pflanzen. 


Pllanzen, welche früh oder mehrere 
Mai hintereinander getrieben wurden, 
oder solche, welche sich stets überlassen 
blieben und nie in regelmässigem Sehnitt 
gehalten wurden, entwickeln nach und 
nach nur dünne und schwache Triebe, 
welehe alsdann nie oder höchstens nur 
sehr unvollkommene Blumen entwickeln, 
Um solehe Pfianzen wieder in regelmäs- 
sige Kronenbäumehen umzugestalten, 
muss man auf ein oder mehrere Jahre 
auf den Blüthenflor verziehten. Ueber- 
haupt beobachte man den Grundsatz, 
dass um einen vollkommenen Fior zu 
erzielen, erst kräftige Pflanzen gezogen 
werden müssen, Man schneidet im zei- 
tigen Frühjahr diese Pflanzen bis ins 
alte Holz stark zurück und entfernt da- 
bei alle schwachen Triebe. Alsdann ver- 
pflanzt man sie, wobei man den Erd- 
ballen bedeutend verkleinert, und sind 
so schneidet man 
sie bis auf die gesunden Wurzeln zu- 


rück und entfernt ebenfalls alle verdor- 


bene Erde. Hierauf stellt man die Pflanzen 
an einen Ort, wo man eine feuchtwarme 
In. 
kurzer Zeit treiben am Stamm und Zweige 


‚ eine Masse junger Triebe aus; man entfernt 


f. Originalabhandlungen. 


zunächst alle überflüssigen, und wenn 
die Zweige, welche zur Bildung der 
Krone dienen sollen, eine Länge von 
11/,—2 Zoll erreicht haben, kneipt man 
die Spitzen ein und unterwirft alsdann 
die Pilanzen ganz derselben Cultur, wie 
schon früher gesagt wurde, 


10) Künstliche Befruchtung zur Erzielung 
neuer Spielarten (Varietäten) und die 
Anzucht aus Samen. 


Zu diesem Zwecke wähle man sich 
im Frühjabre kräftige Pflanzen von den 
vorzügliehsten Sorten und steile sie in 
ein Kaltlaus /auf einen Tisch so nahe 
ans Glas. dass sie es eben nieht berüh- 
ren. Man entierne bierauf alle za dicht 
stehenden Blumen, sowie diejenigen, die 
pur den geringsten Fehler besitzen, da- 
mit nur die vollkommensten Blumen zu- 
rückbleiben. Die Staubjäden an den zu 
befruchtenden Blumen schneidet 
eberfalls mit einer scharfen 
Scheere aus, che sie sich vollkosnmen 


man 
feinen 


ausbilden, damit durch sie keine natür- 
liche Beiruchtung geschehen kann. Sind 
nun die Blumen vollkommen entwickelt, 
50 nimmt man einen feinen Haarpinsel, 
wischt damit den Biumensiaub von den 
Staubfäden einer andern Sorte ab und 
überirägt denselben auf das Vistill der 
zu befruchtenden Blume. Die Azaleen 
lassen sich auch mit den ihnen nahe ver- 
wandten Rhododendron-Arten befruchten 
und nehmen die Befruchtung mit den- 
selben ziemlich leicht an. 

Man wählt zu dieser Oyerationtanm 
besten die Vormittagsstunden von 8—11 
Uhr. An dem Orte, wo die Pflanzen 
stehen, unterhält man trockene, 
aber auch nicht zu trockene Luit. Wenn 
es einigermassen die Wiiterung erlaubt, 
s0 lüfte man fleissig. Wirkt die Sonne 
zu sturk, so besehattet man leicht, damit 
die Blumen nieht welken und zu schnell 


eine 


ee 


327 


verblühen, entferne aber den Schatten 
so bald als möglich. Spritzen darf man 
die Pflanzen nicht, herrscht aber eine 
zu trockene Luft, so suche man dieselbe 
durch Begiessen der Wege ete. zu regeln. 
Bei anhaltender rüber feuchter Witterung 
heize man ein wenig und lüfte etwas 
dabei, damit nicht etwa ein Vermodern 


des Blüthenstaubes eintrete, Sind die 


| Biumen verblübt und die Befruchtung 


hat angenommen, so behandelt man sie 
weiter wie die übrigen Azaleeou. Dem 
Begiessen muss stets grosse Aufmerk- 
samkeit gewidmet werden, damit die 
Pflanzen weder zu viel noch zu wenig 
Wasser bekommen, vorzüglich suche man 
ein Welken der Pllanzen zu vermeiden, 
was ein Abwerfen der Samenkapseln nach 
sich ziehen kann. Verpflanzen darf man 
nicht, weder vor der Befruchtung, noch 
bis zur Samenreile, da dies eine Störung 
im Wachsthum hervorbringt. Die Samen- 
kapseln lässt man so lange an den Pilan- 
zen als möglich, damit die Samen recht 
ausreifen, gebe aber Acht, dass die Samen 
nicht ausspringen. Wenn man sieht, 
dass sich die Samenkapseln bald öffnen, 
nimmt man sie ab und legt sie in ein 
trockenes Zimmer, wo sie sich bald öff- 
nen und den Samen ausstreuen. Hierauf 
reinigt man den Samen und bewahrt ihn 
in Kapseln an einem trockenen kühlen 
Orte auf. 

Im Januar säet man den Samen aus, 
Man legt erst unten in die Töpfe eine 
Lage Moos und füllt sie dann mit einer 
sehr sandigen Moorerde. Hierauf streut 
man den Samen oberflächlich aus und 
bedeckt den Topf nur mit einer Glas- 
scheibe, dader Same sehr fein und des- 
halb nicht mit Erde bedeckt werden darl. 
Nun stellt man die Töpfe an einen feuch- 
ten mässig warmen Ort. Das Begiessen 
darf nieht von oben geschehen, da sonst 
der Same verschwemint würde, sondern 


328 


man stellt die Töpfe in Untersätze, wel- 
che man mit Wasser füllt, wodurch die 
nöthige Feuchtigkeit erzielt wird. So- 
bald die Samen keimen, müssen sie recht 
nahe ans Licht gebracht werden, und 
wenn sich die Cotyledonen ausgebildet 
haben, so müssen sie gleich piquirt wer- 
den. Man piquirt sie am besten in gut 
drainirte Samenschalen dicht nebenein- 
ander und stellt sie an ihren Ort zurück. 
Das Bespritzen oder Giessen darf nicht 
mit der Giesskanne geschehen, was trotz 
der feinsten Brause die kleinen Pflänz- 
chen verschlammen und die Erde zu fest 
machen würde. Man überspritzt mit lau- 
warmem Wasser öfters auf folgende Art: 
Man nimmt das Wasser in den Mund 
und überbraust damit die Pflanzen, so 
dass das Wasser wie ein starker Nebel 
herabfällt. Es gehört eine kleine Uebung 
dazu, jedoch das lernt sich bald. Selbst 
dieses Ueberbrausen darf nie so stark 
geschehen, dass das Wasser fliesst, son- 
dern muss allmälig nach und nach wie- 
derholt werden, bis es hinlänglich ist, 
weil sich sonst eine Kruste auf der Erde 
bildet, was das Eindringen der feinen 
Würzelchen beeinträchtigt. In neuerer 
Zeit hat man ein Instrument erfunden, 
den sogenannten Pulverisator. Derselbe 
lässt sich ebenfalls zu obgenanntem 
Verfahren sehr vortheilhaft verwenden. 
Ist ein stärkeres Befeuchten der Erde 
nothwendig, so nimmt man einen gewöhn- 
lichen Badeschwamm, taucht ihn in Was- 
ser ein und drückt ihn dann langsam 
über der Erde aus. Auf diese Weise 
bleibt der Boden immer locker und offen, 
und einem Verschlämmen und Festwer- 
den der Erde, wie es vermittelst der 
Brause geschieht, ist vorgebeugt. 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


terung jetzt günstiger und schon ziem- 
lich weit vorgerückt sein wird, in ein 
lauwarmes Mistbeet. Sind dann die 
Pflanzen später wieder hinreichend ein- 
gewurzelt und zeigen ein regeres Wachs- 
thum, so gewöhnt man sie nach und 
nach mehr an frische Luft. Berühren 
sich die Pflänzchen wieder gegenseitig 
in den Samennäpfen, so verpflanzt man 
sie einzeln in kleine Töpfe und behan- 
delt sie weiter wie bewurzelte Stecklings- 
pflanzen. 

Von diesen jungen Samenpflanzen 
lässt man nur den Haupttrieb wachsen, 
welchen man, wenn er die Höhe von 
4—6 Zoll erreicht hat, einkneipt und 
dann die Krone bildet, Alle Seitentriebe, 
die an der Basis des Stammes gewöhn- 
lich sehr reichlich erscheinen, unterdrückt 
man gleich bei ihrem Entstehen. Von 
jetzt an behandelt man die Samenpflan- 
zen, wie schon früher gesagt wurde, und 
gewöhnlich in 4 oder 5 Jahren nach der 
Aussaat sind dieselben blühbar. 


11) Erhaltung neuer Sorten durch Aus- 
artung. 


ft kommt es vor, dass an Pflanzen 
einzelne Zweige mit anders gefärbten 
Blumen erscheinen, als eigentlich die 
Varietät besitzt. Solche ausgeartete 
Zweige bleiben oft in ihrer Färbung der 
Blumen constant. Auf diese Art und 
Weise sind schon mehrere Sorten ent- 
standen, so z. B. Beaut6 de l’Europe, 
welche aus einem ausgearteten Zweige 
der Azalea exqnisita hervorgegangen ist. 


12) Zimmercultur. 


Bei der Cultur im Zimmer gelten im 


Sind | Allgemeinen die angegebenen Regeln. 


die Pflänzchen etwas herangewachsen, | Man stelle die Pflanzen immer so nahe 
oder die Erde fängt zu vermoosen an, als möglich ans Licht und drehe diesel- 
so verstopft man sie wieder und etwas | ben oft, damit sie nicht einseitig wach- 
weitläufiger, und stellt sie, da die Wit- |sen. Dem öfteren Austrocknen beugt man 


IE 


dadurch vor, dass man den Topf in be- 
deutend grössere leere Töpfe stellt und 
die Zwischenräume mit Moos ausstopft 
und feucht hält. Ebenso ist es gut, die 
Erde mit einer dünnen Schicht Moos zu 
bedecken, Das Spritzen mit der Spritze 
ist im Zimmer nicht anzuwenden wie in 
Gewächshäusern. Zu diesem Zwecke 
verdient der Pulverisator alle Beachtung, 
mit welchem man täglich mehrere Mal 
die Pflanzen besprengen kann, ohne Ge- 
fahr zu laufen, Möbel und Gardinen zu 
verderben. Die Azaleen treiben im Zim- 
mer sehr früh und bilden auch deshalb 
ihre Blüthenknospen früh aus, welche 
dann oft schon im Herbste blühen, 
Knospen, welche im Herbste noch weit 
zurück sind, kommen selten im warmen 
Zimmer zur Blüthe, Man sollte daher 
für die Zimmercultur auch nur früh- 
blühende Sorten wählen, wenn man über 
keine kühleren Räume zu verfügen hat. 
Im Zimmer leiden die Pflanzen gewöhn- 
lich viel vom Staube, man suche den- 
selben so viel als möglich abzuhalten 
und lasse die Pflanzen öfters waschen, 
Im Sommer stellt man sie ins Freie oder 
vor das Fenster. 


13) Vertilgung schädlicher Insekten. 


Die Azaleen werden hauptsächlich 
vom Thrips und der rotben Spinne be- 
fallen. Sie stellen sich dort gewöhnlich 
ein, wo die Pflanzen einer zu hohen 
trockenen Atmosphäre ausgesetzt sind und 
wenig gelüftet wurde, die Pflanzen zu 
dicht gestellt und unrein gehalten wur- 
den, überhaupt mit kurzen Worten da, 
wo die allgemeinen Culturregeln vernach- 
lässigt werden. Das beste Verfahren ist 
immer, den Pflanzen Alles zu bieten, 
was zu ihrem Gedeihen erforderlich ist, 
wodurch genannte Insekten nicht ent- 
stehen oder deren Verbreitung unterdrückt 
wird, Hat man aber solche Pflanzen, 


Originalabhandlungen. 


] 


| 


nn 0001 een rn rn Em nn nern nn nn nn ns nenn mann anna ann —— 


329 


so stelle mnn sie von anderen ab, tauche 
alle angegriffenen Theile in ein Gefäss 
mit einem Absud von schwarzer Seife 
und Tabaksblättern, oder man lege die 
Pflanzen auf die Seite und spritze sie 
alsdann tüchtig, so dass alle Blätter, 
vorzüglich auf der Unterseite, benetzt 
werden. Man wiederhoie es mehrere Mal, 
bis man sieht, dass sämmtliche Insekten 
vertilgt sind. 


14) Pontische und nordamerikanische 
Azaleen. 


Nachstehende Arten gehen in den 
Gärten meistens unter dem Namen „Pon- 
tische Azaleen“: 

Azalea calendulacea Mich. Nordam. 
Bl., orange oder gelb. 
glauea Lamb. Nordam. Bi, 


E2] 
weiss, wohlriechend. 

5 nudiflora L. Nordam. Bl., fleisch- 
farben und roth. 

„ pontiea L. Caucasus, Arme- 
nien, Iberien. Bl. gelb, wohl- 
riechend, 

„ speeiosa W. Nordam. Bl. schar- 
lach oder orange. 

a viscosa L. Canada, Georgien, 
Bl. weiss oder rosa, wohl- 
riechend. 

Aus diesen verschiedenen Arten 


sind durch gegenseitige Befruchtungen 
viele Varietäten und Bastarde hervorge- 
gangen, deren Blumen alle Nüangen in 
weiss, rosa, gelb und orange bis schar- 
lach durchlaufen. Viele Varietäten haben 
sehr wohlriechende und selbst gefüllte 
Blumen. 

Man sieht sie weniger als die indi- 
schen Azaleen und findet sie auch sel- 
ten in sehr reichblühenden Exemplaren 
in hiesigen Gärten, was seinen Haupt- 
grund in falscher Culturmethode hat. 

Die Behandlung der pontischen Aza- 
leen hat mit der der indischen vieles ge- 


330 


mein und ich werde deshalb nur, wo Ab- 
weichungen stattfinden, dieselben he- 
rühren. 


a) Vermehrung. 


Die Vermehrung geschieht durch 


Samen, aus Stecklingen, durch Ableger | 
der Anzucht aus | 


und Veredlung. Bei 
Samen befolgt man dieselbe Methode, 
wie bei den indischen Azaleen gezeigt 
wurde, nur dass, sobald die Samen auf- 
gegangen, dieselben etwas kühler gehal- 
ten werden. 

Zu  Stecklingen man 
Zweige, die eben ihren Trieb beendet 
haben, aber noch nicht erhärtet sind, 
steckt sir in Töpfe in Sand oder noch 
besser in fein zerriebenes Turfmoos 
(Sphagnum) und bringt sie in einen ge- 
schlossenen kalten oder nur lauwarmen 
Mistbeetkasten und hält sie hier ziem- 
lich feucht. Sind sie bewurzelt, so pllanzt 
man sie einzeln oder zu mehreren in 
kleine Töpfe in dieselbe Erde wie die 
indischen Azaleen. 

Das Ablegen geschieht im Frühjahre, 
wo man Zweige in die Erde niederhakt, 
ohne sie einzuschneiden, doch so, dass 
die Zweigspitzen über die Erde empor- 
ragen. In 1—2 Jahren sind die Pflan- 
zen vollständig bewurzelt, worauf man 
sie im Herbste oder Frühjahre von der 
Pflanze abtrennt und einpflanzt. Diese 
Methode wird vielfach angewendet, ich 
kann sie jedoch nicht besonders empfeh- 
len, da sie schlechte, krumme. selten 
kräftige Pflanzen liefert. Der Anzucht 
aus Samen und der Veredlung der Va- 
rietäten auf Sämlinge der kräftig wach- 
senden A.pontieca bleibt immer der Vor- 
zug einzuräumen. 

Die geeignetste Zeit zum Veredeln 
ist der Moment, wo eben der junge Trieb 
beendet, aber noch so weich ist, dass 
er sich wie Spargel brechen lässt, Man 


verwendet 


1} 
| 
| 
| 


Gartenflora Deutachlandse, Russlands und der Schweiz. 


eopulirt dann diese Zweige auf eben 
solche weiche Triebe des Wildlings und 
behandelt diese veredelten Pflanzen im 
geschlossenen Raume wie die der indi- 
schen Azaleen, 

Man zieht die pontischen Azaleen 
am besten in Buschform und das Be- 
schneiden beschränkt sich nur darauß 
dass, wenn ein Zweig den andern zu 
stark überwächsi, man ihn im Frühjahre 
zurückschneidet. Im Allgemeinen reicht 
Ausbrechen Endkuospe der 
Triebe, wodurch ein Ausireibe: der Sei- 
tentriebe erfoigt, vollständig aus, um die 
Pilanzen buschig zu erziehen, Sehr alte 
geschwächte Pflanzen schneide: man stark 
bis ins alte Holz zurück, was aber im 
Frühjahr geschehen muss, 


ein der 


b) Allgemeines ÖOulturverlahren. 


im September, wenn Fröste ©intre- 
ten, bringt man sehr junge und schwache 
Pflanzen ins Kalthaus; hier nehmen sie, 
da die Pflanzen im Winter blattlos sind, 
mit jedem, wenn auch dunklen Platze 
verlieb. Man hält sie hier in ihrer Ruhe- 
periode trocken, und giesse nur so viel 
dass sie nicht vertrocknen. Im Früh- 
jahre, sobald der Trieb sich regt, muss 
inan sie recht hell und nahe ans Licht 
stellen, wenn es nur einigermassen die 
Witterung erlaubt, Luft geben und sie 
während des Triebes recht feucht halten. 
Das Verpflanzen in Töpfe muss im Früh- 
jahre vor dem Treiben oder besser im 
Juli oder August geschehen, 

Mitte Mai bringt man sie ins Freie, 
wo man sie entweder in Töpfe auf Beete 
eingräbt oder in freien Grund wie die 
indischen Azaleen auspflanzt. Bei dem 
Ueberbringen aus dem Hause ins Freie 
schütze man sie Anfangs sehr sorglich 
vor dem Sonnenbrand, da die Blätter der 
pontischen Azaleen, welche unter Glas 
getrieben haben, bedeutend empfindlicher 


I. Originalabhaudlungen. 


sind als die der indischen. Die Behand- 


331 


Grad Wärme anwenden darf. Für die 


lung im Sommer stimmt ganz überein | Cultur im Zimmer taugen sie nicht. 


mit der der indischen Azaleen. 


Herbs! lässt man die Pflanzen 
so lange als möglich im Freien. Es ist 
rathsam, die Pilanzen Anfangs September 
in ausgeieerte Mistbeetkästen zu stellen, 
wo man Bie zegen stärkere Fröste durch 
Bedecken mit Läden oder Fenstern 
schützen kann, ® Treten starke Fröste 
ein, so bringt man sie in ihre Ueberwin- 
terungslocale. In kalte Gewächshäuser 
sie zu stellen ist nicht rathsam, da der 
Trieb im Frühjahre zu früh angeregt 
wird, und der Trieb aus Mangel an hin- 
reichender Luft zu spindlich und schwach 
wächst, weshalb die Knospenbildung 
unterbleibt. Man überwintere daher die 
Pflanzen in einem Vorhaus oder Keller. 
Die Zweige der Azalven sind gegen 
Kälte nicht sehr emptindlich und ver- 
tragen leicht 10—12 Grad, destoweni- 
ger aber die Wurzeln, wenn sie in Töpfen 
stehen. Esist daher hier gut, die Töpfe 
mit Erde zu überschütten oder in Laub 
einzufüttern, Im Frühjahr, ehe sie noch 
treiben, bringt man sie ins Freie am 
besten in tiefe Kästen, wo man sie gegen 
eintretende Nachfröste schützen und be- 
decken kann, denn so hart die Azaleen 
im Ruhezustande sind, se empändlich 
sind die jungen Triebe; 1 Grad Kälte 
reicht hin, um den jungen Trieb voll- 
ständig zu zerstören. Sobald sich der 
Trieb regt müssen sie fleissig gegossen 
werden, und während ihrer vollen Wachs- 
thumsperiode erhalten sie richt leicht 
zu viel Wasser. Die Triebe, welche im 
Freien unter Einfluss der freien Luft 
treiben, wachsen kurz und gedrungen 
und setzen reich Knospen an. 


Im 


Die pontischen Azaleen lassen sich 
vom Februar an antreiben, wobei man 
aber keine höhere Temperatur als 6—8 


Die pontischen Azaleen lassen sich 
auch zu Gruppen im Freien verwenden 
und halten die Winter im hiesigen Clima 
noch ans, wenn ihnen der nöthige Schutz 
gegen die Kälte dargeboten wird. Man 
bereitet die Gruppen ebenso zu, wie e8 
bei der Zubereitung der Beete zur Aus- 
pflanzung der indischen Azaleen ins 
Freie angegeben wurde. Die Vorrich- 
tungen zum Schattengeben jässt man 
weg. Man sorge dafür, ehe man die 
Erde in die Gruppen aufschüttet, dass 
man zuvor eine gute Unterlage zum Ab- 
zuge von Nässe unterlegt, sei es nun 
aus Sand, Scherben u. dgl. Die Dicke 
der Erdschicht hat sich natürlich nach 
der Stärke der Pflanzen zu richten; für 
junge Pflanzen genügt 6—8 Zoll, wäh- 
rend bei sehr starken Pflanzen solche 
über Fuss Dicke betragen soll. Man 
pilanze hier nur die Pflanzen im Früh- 
jahre aus, damit sie bis zum Winter fest 
einwurzeln, und in gehöriger Entfernung, 
damit die Pflanzen nicht zu dicht zu 
stehen kommen. Im Sommer hat man 
nichts weiter zu thun, als sie stets von 
Unkrautrein zu halten und hinreichende 
Feuchtigkeit zu bieten, Im Herbst, wenn 
Fröste eintreten, bedeckt man die Erde 
mit einer Schicht Laub, damit der Frost 
nicht zu stark in die Erde eindringt, da- 
mit die Wurzein nicht leiden. Die Pflan- 
zen bindet man dann etwas zusammen, 
damit sie später bei dem Bedeeken nicht 
brechen. Treten stärkere und anhalten- 
dere Fröste ein, so überdeckt man die 
Pflanzen wit Fichienreisern und deckt 
über diese noch eine Laubschicht. Noch 
besser ist man umgibt die ganze 
Gruppe mit einem Bretterkasten, weichen 
man mit Lanb überdeckt. Im Frühjahr, 
wenn die grösste Kälte nachgelassen, 
entfernt man die obere Laubschicht und 


es, 


332 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


lässt die Fiehtenreiser noch liegen. Tritt | der Sonne ausgesetzt sie reich Knospen. 
endlich im Frühjahre warme Witterung | ansetzen und blühen. 

ein, so entfernt man später auch die Eine Gruppe pontischer Axaleen in 
übrige Bedeckung, behalte aber das Be- | verschiedenen Varietäten im Frühjahre 
deekungsmaterial bei der Hand, um, |in voller Blüthe ist ein reizender Au- 
wenn ja noch Kälte eintreten sollte, die- | blick, welcher noch dadurch erhöht wird, 
selben leicht zu schützen. Das gänzliche | dass die meisten Sorten den köstlichsten 
Aufdecken muss an einem trüben Tage | Wohlgeruch besitzen. Die Blumen er- 
geschehen, da die Pflanzen zu verwöhnt | scheinen zwar ehe sich die Blätter voll- 
sind, um den schnellen Wechsel ohne | kommen entwickeln, was jedoch keinen 
Nachtheil ertragen zu können. Die Grup- | Eintrag aut ihre Schönheit ausübt ®). 
pen müssen an freien Stellen angelegt 


ak .) Die Behandlung der Pontischen Aza- 
werden. Im Schatten gedeihen sie zwar | leen im Freien ist für das Moskauer Clima 
sehr gut, blühen jedoch wenig, während Iinergehnen 


AS fe EUER N Ru IR ) NEN 


3) Die Krankheit der Orangerlen. 


Fast jede sogenannte Orangerie hat | dass es noch jetzt grosse Örangerien 
eine bedeutende Krankheit durchgemacht | gibt, welche in kellerartigen 'Räumen, 
oder wird sie noch durchmachen, und | förmlichen Casematten, durehwintert wer- 
es ist darüber Viel, zum Theil Unsin- | den, z. B. die zu Versailles. Die Ur- 
niges geschrieben und gesprochen wor- | sachen liegen ganz wo anders, und wenn 
den. Wie gewöhnlich suchte man die |man dieselben kennt, so ist es nicht 
Ursachen ganz anders als wo sie liegen, | schwer, eine krank gewordene Orangerie 
phantasirte von Ansteckung, von Schma- | wieder herzustellen. Man muss es 
rotzerpflanzen, Abgelebtheit der Bäume |schon sehr ungeschickt anfangen, um 
u. 5. w., vor allem aber gab man den | dieselbe völlig zu Grunde zu richten, 
Ueberwinterungsräumen die grösste | denn der Orangenbaum hat eine fast un- 
Schuld. Nachdem man die Vorzüge heller | verwüstliche Lebenskraft. 

Glashäuser kennen gelernt. nahm man | Da dieser Gegenstand auch beim 
an, dass die Orangenbäume ebenfalls da- | Congress der Gärtner ete. in Hamburg 
rin Sich besser befinden müssten, als in im September 1869 auf der Tagesordnung 
| 
| 


den alten dunkeln Häusern. Diese An- stand und discutirt wurde, so will ich 
sicht wurde natürlich besonders von jün- | ihn hier nochmals zur Besprechung brin- 
geren Gärtnern vertreten, welche die |g 

Orangerien aus früherer Zeit nicht kann- | dass die Mehrzahl der Sprecher ganz 
ten und ihre Weisheit in modernen Gias- | meiner Ansicht waren, wie ich sie im 
häusern mit Oberlicht grossgezogen hat- | Folgenden aussprechen will. 

ten. Diesen kann man einfach entgegnen, | Die Orangerien werden krank, wenn 
warum die Orangerien früher in den | und weil 'sie falsch behandelt werden. 
dunkeln kühlen Häusern ohne Oberlicht | Ich selbst habe Bäume, die für dem 
vortrefilich !durchwinfert wurden, und | Tode verfallen galten, in wenigen Jahren 


en. Es war mir eine Genugthuung, 


B 


zu kräftigen Bäumen erzogen, und da 
sie «hne besondere Sorgfalt prächtig ge- 
Jiehen, wieder vernachlässigt und wieder 
kranke Bäume bekommen. Eine solche 
Gleichgiltigkeit rächt sich allemal, denn 
selten hab«:: Untergebene die Fähigkeit, 
die rechte Pflere ohne beständige An- 
weisung zu geben, Die Einen giessen 
im Sommer zu wenig, im Winter zu 
viel, die Ändern immer zu viel, was dann 
uam 80 mehr schadet, je schwerer die 
Erde ist. Mit dem Vertrocknen fängt 
gewöhnlich das Verderben an. Die fei- 
nen Wurzeln sterben ab, vermodern und 
machen Pilze: und Regenwürmern Platz, 
Sobald ich die Bemerkung machte, dass 
die Bäume krank waren, wendete ich 
die geeigneten Mittel an, schrieb selbst 
das Giessen vor und hatte nach zwei 
Jahren wieder die schönsten Bäume. 
Zur Erschöpfung meiner Bäume trug 
auch die \enze der Früchte bei, denn 
sie wiren demit überladen. 'In Folge 
davon machn sie schlechte Triebe 
trieben überliunpt selten, setzten dagegen 
desto Wer 
Früchte an den Bäumen lässt, macht sie 


mebr itiiithen an. viele 
unfehlbar ı;raık und muss solche Bäume 
später fürmlich in Cur nehmen. 

ich wage also zu behaupten, dass 
in den meisten Fällen Vernachlässigung 
und falsche Behandlung an der Orangerie- 
krankheit Schuld ist. Die alten Gärtner 
hatten oft ausschliesslich Orangenbäume 
zu behandeln, iernten es gründlich und 
verwendeten darauf einen grossen Theil 
ihrer Zeit, Gab es doch fürstliche Gärt- 
ner, welehe keine andere Beschäftigung 
hatten, ais die Orangerie zu pflegen. 
Nebenbei isieit man Hortensien und einige 
andere in deu Örangerien stereotyp ge- 
wordene Pflar:zen. Da konnte man leicht 
eine Orangerie Als aber 
die Fluth neuen Pfilanzen immer 
grösser wurde und Speeialeulturen viel 


überwachen. 
yon 


Originalabhandlungen. 


333 


Zeit und Mühe erforderten, wurden selbst 
die älteren Gärtner lauer in der Aufsicht 
der Orangerie und die Folgen stellten 
sich ein. Kamen aber junge Gärtner 
zur Anstellung, die in Orchideenhäusern 
u. 3. w. zu ausgezeichneten Gärtnern er- 
wachsen zu sein vermeinten, so war die 
Orangerie schon halb verloren, denn 
erstens verstanden diese modernen Gärt- 
ner nichts von der Behandlung, theils 
hatten sie keinen Sinn dafür. War eini- 
ger Eifer vorhanden, so wurde experi- 
mentirt und aus der Theorie eine falsche 
Behandlung abgeleitet. Die Orangen- 
bäume verlangen viel Wärme und viel 
Licht, so schloss man aus den Beispielen 
der Länder, wo sie im freien Grunde 
stehen, — verlangen eine schwere Erde, 
Man gab ihnen solche, stellte sie, wo 
es ging, hell und hielt die Bäume im 
Winter warm, warm genug, um zum vor- 
zeitigen Triebe zu reizen, aber nicht 
warm und hell genug, um einen gesun- 
den Trieb zu bewirken, kaum warm ge- 
nug, um die durch das Heizen in Dunst 
verwandelte Feuchtigkeit abzutrocknen. 

Ich will versuchen, in den folgen- 
den Zeilen die Grundsätze der Behand- 
lung grosser Oıangerien in unserem Cliına 
mit kurzen Worten anzugeben, ohne je- 
doch den Gegenstand erschöpfen zu wol- 
len, da ich mehr für Leser schreibe, wei- 
chen Andeutungen genügen. 

Zeigt sich ein Orangenbaum durch 
schlechten Trieb, übermässiges Blühen, 
kleine Blätter und trockene Spitzen 
krankhaft, so untersuche man zunächst 
die Wurzeln, Sind diese gesund, so ist 
der Baum nur erschöpft, hat eine zu 
feine Verzweigung und zu grosse Nei- 
gung zum Blühen. In diesem Falle hat 
man nichts zu thun, als zurückzuschnei- 
den. Man entferne sämmtliche verkrüp- 
pelte Zweige bis auf den Ansatz, manche 
bis auf altes augenioses Holz, denn die 


334 


Orange treibt willig aus altem Holze, 
und die Triebe aus diesem werden schö- 
ner ale aus beblätterten Zweigen. Jedes 
Blühen muss verhindert werden. Die 
zurückgeschnittenen Bäume stehen besser 
scehattig als sehr sonnig, am besten in 
einem Gewächshause mit Glasbedachung, 
wo auch die Luft beständig feucht er- 
halten werden kann, 

Sind dagegen die Wurzeln krank, 
was man am ersten beim Bewegen des 
Stammes bemerkt. indem sich dann der 
Erdballen merklich bewegt, so muss der 
Baun: sofort verpfianzt werden, was am 
besten vom April bis Anfang Juni ge- 
schieht, damit der zu erwartende Trieb 
sich noch ausbilden kann, Hierzu nimmt 
man leichte, sandige, düngerfreie Erde, 
und kann in Ermangelung von Nadel- 
oder Holzerde Haideerde nehmen. Beim 
Verpflanzen werden sich Stellen finder, 
wo sämmtliche Wurzeln verdorben sind. 
Ist das unterhalb der Fall, so wird durch 
eine gute Unterlage von fein zerschla- 
genen Dacksteinen, Coaks, Fichten- und 
Kiefernzapfen nicht nur für Wasserabzng, 
sondern auch für Ausfüllung der leeren 
Flächen des Gefässes gesorgt. Man kann 
auch diese Unterlage schwächer machen, 
um darauf noch eine Schicht Torfbrocken 
oser Haideerdestücke, stark mit Sand 
vermischt, zu bringen, damit die neuen 
Wurzein auch in der Tiefe einige Nah- 
finden. Die leeren Räume, wo 
oberhalb Wurzeln verdorben sind, was 
so weit kommen kann, dass manchmal 
die eine Seite ganz wurzelleer ist, wer- 
den mit aufrechtstehenden Drainröhren 
und deren Zwischenräume mit grober 
sandiger Haideerde gefüllt. Bei der letz- 
ten Krisis meiner Bäume belegte ich, 
anstatt anderer Unterlage, sogar den 
Boden doppelt mit Drainröhren und 
brachte dieselben mit den aufrechtstehen- 
den in Verbindung, so dass eine Luft- 


rung 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


ceirculation stattfinden konnte. Einge- 
steckte Stäbe zeigten mir stets den Feuch- 
tigkeitszustand in der Tiefe der Röhren, 
ja ich nakın sogar zuweilen die Röhren 
vorsichtig heraus, um die Feuchtigkeit zu 
prüfen und nach jungen Wurzeln zu su- 
chen. Diese bilden sich bei solcher Vor- 
richtung überraschend schnell, und ich 
konnte schon im nächsten Frühling die 
stehenden Röhren herausnehmen und die 
dadurch entstandenen leeren Stellen mit 
nahrhafter Erde zufüllen. Anstatt mit 
solehen einzelnen Röhren kann man auch 
den ganzen wurzeliosen Raum mit Zapfen 
von Nadelhoiz, mit den Spitzen abwärts 
gestellt, vermischt mit sandiger Haide- 
erde, ausfüllen. Nach einigen Jahren 
ist die ganze Masse durenwurzelt. 

Mit dem Verpflanzen zugleich wird 
ein Zurückschneiden der Krone vorge- 
nommen, damit der Trieb sich nicht in 
Spitzen entwickelt, welche später weg- 
kommen müssen. Hierbei schneide man 
picht blos zurück, sondern schneide auch 
zu dicht stehende Zweige und Aeste 
ganz aus, sonst bilden sich Büschel von 
schwachen Trieben, welehe bald inner- 
halb absterhen, wenigstens schwächlich 
Kann das Ver- 
pflanzen erst im späteren Sommer vor- 
genommen werden, so dass kein Trieb 
mehr zu erwarten ist, so wartet man mit 
dem Schneiden bis zum nächsten Frühjahr. 

Ist der Baum so schlecht, dass nur 
wenige Wurzein bieiben und in Folge 
davon auch die Krone sehr stark einge- 
schnitten werden muss, 50 empfiehlt sich 
das Umwickeln des Stammes und der 
stärksten Aeste mit Moos, Stroh oder 
Lappen. Stehen die Bäume, wie oben 
erwähnt, in einem Glashanse, so ist ein 


und unterdrückt werden. 


| Einwickeln nicht nöthig, und tägliches 


Bespritzen wirkt noch mehr zur An- 
reizung der Lebenskraft. Solche herun- 
tergekommene Bäume erholen sich noch 


l. Originalabhandlungen. 


339 


eher, wort man sie auf ein Lager von | heizbares und die gleiche Temperatur 


warmem Pferdemist stellt und die Ge- 
fässe damit umgibt. In diesem Falle 
muss aher «as Giessen sehr gewissen- 
haft besorgt werden. Man sollte kranke 
Bäume immer nur mit stark erwärmtem 
Wasser begiesse:s, 


Es braucht kaum erwähnt zu wer- 
den. dass kranke Orangenbäume wie alle 
kranken Pflanz-« verhältnissmässig kleine 
Culturzefäs-e bekommen müssen. Es 
lässt sich dies jedoch bei grossen Bäu- 
men nicht so seicht durchführen wie bei 
Töpfer. Der Kühel oder Kasten muss 
vorher bestelit sein und fertig dastehen. 
Da bleibt meistens keine Wahl, selbst 
wenn das Wurzelvermögen viel geringer 
ausfälit, als man beim Ausmessen und 
Bestellen des Kübeis vermuthete. Man 
ist in diesem Falle genöthigt, den lee- 
ren Raum auszufüllen, wie ich oben ange- 
geben. Ferner verursacht das Verpflan- 
zen eines grossen Baums nicht nur viele 
Mühe, sondern auch Jemsriben einige 
Störung, weshalb man es möglichst ver- 
meidet, 
an, 50 nieht, zu klein, 
damit das Verpflanzen erst nach dem 
Verfaulen des Kübels vor sich zu gehen 
hat. Hätte man alte Kübel, so können 
sie kleiner genommen werden, weil sie 


Wendet man daber neue Kübe! 


rimmf man sie 


voranssichtlieh nur einige Jahre halten, 
Ieh möchte bei sehr kranken Bäumen 
leichte G-fässe von weichem Holze em- 
pfehlen, welch» nur so lange halten, bis 
der Ballen gut durchwurzelt ist. 


Ueber die Behandlung gesunder 
Bäume bemerke ich Folgendes: 


Der Standort im Freien sei warm, 
besonders zrzen hefiige und rauhe Winde 
geschützt. Im Winter braucht der Oran- 
genbau:n nur ein mässig durch Vorder- 
fenster erleuchtetes, mit starken Mauern 


lange haltendes trockenes Gewächshaus 
mit einfacher Rauchkanalheizung. Ueber 
Wasserheizung von Orangerien habe ich 
noch keine Erfahrung; doch halte ich 
dieselbe nicht für zweckmässig, einmal 
weil es meistens darauf ankommt, die 
Temperatur in kürzester Zeit, selten auf 
lange Zeit, zu erhöhen, zweitens, weil 
sie za selten gebraucht wird, das Capi- 
tal daher zu wenig ausgenutzt wird, und 
bei dem seltenen Gebrauch — es kom- 
men bei uns Winter vor, wo man in 
festen Gebäuden gar nicht zu heizen 
braucht — leicht Vernachlässigungen 
eintreten, welche erst im Augenblick der 
Benutzung bemerkt werden. Ich halte 
in Häusern mit starken Mauern und nur 
hohen Fenstern, wie viele Orangeriehäuser 
eingerichtet sind, sogar grosse Oefen, 
unten von Eisen, oben wie Thonkacheln, 
bei zweckmässiger Vertheilung für hin- 
reichend und ganz unschädlich. Die 
Temperatur ist nur 2 bis 3 Grad über 0 
zu halten und kann, wenn der Tag Son- 
nenschein verspricht, gegen Morgen bis 
anf 1 Grad herabkommen. Bei trockener 
nicht scharfer Luft wird täglich gelüftet, 
damit sich bei feuchter Luft kein Moder 
an Blättern und Zweigen erzeugt. Dieser 
bildet sich um so eher, wenn die Bäume 
im Sommer mit Staub bedeckt und vor 
dem Einwintern nicht durch starke Regen 
abgewaschen wurden. 

Beginnt im Februar und später die 
Sonne zu wirken, so muss stark gelüftet 
werden, damit die Temperatur niedrig 
im Hause bleibt und die Bäume nicht 
zum Treiben gereizt werden. Stehen 
die Bäume aber in einem Hause mit 
Glasdach bei audern Pilanzen, so ist es 
nicht möglich, in sonnenreicher Früh- 
lingszeit den frühen Trieb zurückzuhalten. 
Bemerkt man, dass dieser hervorbricht, 


verzehenes und aus diesem Grunde leicht | so ist derselbe durch Warmhalten des 


336 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Hauses, Spritzen und Begiessen mit war- | mit dem Sand unter die ebenfalls noch 
mem Wasser noch zu begünstigen. nicht zu Erde gewordenen Nadeln ge- 

Die Zeit des Aus- und Einräumens | mischt und das Ganze oft durcharbeitet 
ist jedem Gärtner bekannt. Ich will nur | wird. Ist die Erde sehr leicht und san- 
bemerken, dass es eine Lächerlichkeit | dig, wie es in Sandgegenden oft der 
ist, sich um Pancratius und Servatius | Fall ist, so ist ein Zusaiz von !/, leh- 
zu kümmern, sondern nur anzunehmen, | miger humöser Rasenerde oder guter 
dass bis Mitte Mai in Deutschland Nacht- | Schlammerde zu empfehlen. Solche Erde 
fröste noch häufig sind. Wer eine grosse | gewinnt man durch Ausstechen von Wie- 
Orangerie hat, braucht lange Zeit zum | sengräben und Abschälen von Rasen auf 
Ausräumen, muss daher früher heginnen, | thonigem Boden, Schlammerde aus Tei- 
Ist die Witterung mild, so kann man | chen und mit Düngstoff erfüllten Gräben. 
unbedenklich in den ersten Tagen des | Sie besteht zum grossen Theil aus Humus, 
Mai mit dem Ausräumen der Orangen | und ist am wirksamsten, wenn die Wur- 
beginnen, denn ein leichter Nachtfrost | zeln noch erkennbar sind. Ueberhaupt 
schadet nicht im Geringsten, und nicht | sei die Erde, welche man zu grossen 
einmal die Biüthen werden gelber, wie | Bäumen verwendet, nicht zu alt, höch- 
es leider oft noch spät im Mai und Juni | stens dreijährig, besser jünger, denn da 
vorkommt, wenn lange kühle nasse Wit- | sie meist aus Humus besteht, so vermin- 
terung herrscht. Im Herbst beeile man | dert sich ihre Wirksamkeit und Nähr- 
sich nicht, die Orangen in das Winter- | kraft, je älter sie wird. Alle Humus- 
quariier zu bringen. Manche Orangen- | erde wirkt hauptsächlich in dem Zustande 
gärtner beginnen damit schon Mitte Sep- | ihrer Zersetzung wohlthätig auf die Ve- 
tember; es ist aber noch Zeit genug, | getation, wahrscheinlich melır mittelbar 
wenn die Bäume Mitte October in Schutz | durch Wärmeerzeugung und chemische 
kommen, denn bekanntlich sind Nacht- | Vorgänge, als wirklich Nahrung gebend, 
fröste bis zum 20. October in Deutsch- | Es kann dem Gärtner diese Thatsache 
land nicht häufiger als in den letzten | gar nicht oft genug zugerufen werden, 
Tagen des September. Je länger man | Hat man Gelegenheit, den Erdhaufen mit 
die Bäume im Freien lassen kann, desto | Mistjauche, Blut eie. zu begiessen, so 
besser halten sie sich im Winter. wird die Erde um so nahrhaiter, ohne 

Ueber die Erde wurde schon bei- | von ihrer Haupteigenschaft, der Locker- 
läufig bemerkt, dass sie leicht sein müsse, | heit und Durchlässigkeit, zu verlieren. 
Im nordischen Clima verträgt die in | Ein Zusatz von Hornspänen und anderen 
grossen Gefässen stehende Orange keinen | sticksioffreichen Düngern, sowie auch 
Lehmboden wie in südlichen Ländern, | von Holzasche — diese jedoch nur in 
sondern verlangt eine Erde, welche leicht | geringem Maasse — kann nur die Erde 
austrocknet und sich in demselben Maasse | verbessern. Hat man die erwähnte Na- 
leicht erwärmt. Wer Erde von Kiefern- | delerde nicht, so ist Laub- und Holzerde 
und andern Nadelhölzern bekommen oder | nicht viel weniger gut, sobald sie nach 
sich bereiten kann, findet erfahrungs- | Art der Haideerde unter beständigem 
mässig keine bessere. Dieselbe wird ınit | Einfluss der Luft gebildet ist. Man darf 
Sand und etwa !/,—!/, mit Düngererde | die Haufen von solchen Stoffen nie hoch 
vermischt. Sie wird am besten, wenn | aufschichten, und sollte sie wo möglich 
der Mist noch ziemlich frisch zugleich | schen beim Ansetzen, spätestens im fol- 


EEE SSEASEESEASEE EEE 


1. Originalabhandlungen. 


genden Jahre, mit der nöthigen Menge 
Sand vermischen. Solche Erde wird in 
der Zusammensetzung und in ihren phy- 
sikalischen Eigenschaften ganz anders 
als Erde, welche ohne Sand in hohen 
Haufen sich aus solchen Stoffen billet, 
und kommt einer sandigen Haideerde so 
nahe, dass sie diese bei vielen Pllanzen 
ersetzen kann. In einer grossen Oran- 
gerie wird stets Vorrath von einer die- 
ser Erdarten sein; wo man aber rur we- 
nige Bäume hat und keine besondere 
Orangenerde führt, da mag oft Mangel 
vorkomnıen, In diesem Falle bewirkt 
ein Zusatz von Hlaileerde zu anderer 
nahrhafter lockerer Erde, oder Haideerde 
mit !/3 humösen Lehms (Rasenerde) das- 
selbe. 

Als Unterlage zum Abzug des:Was- 
sers ist jeder nicht verwesende Stoff 
brauchbar, welchen man zu diesem 
Zwecke in der Gärtnerei verwendet, Ich 
ziehe jedoch eine Lage von schwachen 
Drainröhren und darauf eine Schicht san- 
diger Haideerde oder Torfbrocken bei 
so grossen Gefässen jeder andern Drai- 
nirung vor, Ich erwähnte schon bei 
kranken Bäumen die Zapfen der Fichten 
und Kiefern, wie man sie in Nadelwäl- 
dern in Massen, meist auch in jedem 
Park hinreichend bekommt. Dieselben 
sind in nicht grossen Kübeln eine vor- 
treffliche Unterlage, welche bei gesun- 
den Bäumen Steine und Röhren entbehr- 
lich machen und später“ von Wurzeln 
durehdrungen zu Erde werden. 

Von grösster Wichtigkeit ist das 
Begiessen, denn vom Zuviel oder Zuwe- 
nig hängt Leben und Tod ab. Im Som- 
mer giesse man stark mit von der Sonne 
erwärntem Wasser, bis dieses unten 
durchläuft, Gesunde Bäume verlangen, 
je nach dem Wetter, wöchentlich 2—3 
Mal begossen zu werden. Im Herbst 
giesse ıman noch einmal gründlich, dann 

ZL 1870. 


837 


aber den ganzen Winter nicht eher wie- 
der, als bis das Biegen der Blätter, ohne 
an der Mittelrippe zu brechen, einen Zu- 
stand grosser Trockenheit anzeigt. Wird 


| die Temperatur so niedrig gehalten, wie 


ich oben anzeigte, so tritt dieser Zustand, 
ausser in der Nähe der Oefen, selten 
vor März ein. Von diesem Begiessen an 
bis zum Ausräumen kommt es vielleicht 
noch einmal Ende März oder Anfangs 
April, dann aber bis zum Ausräumen 
2—3 Mal vor, 

Bei Anwendung von so leichter 
Erde ohne nachhaltige Nahrungsstoffe ist 
ein Düngen der Bäume vom dritten Jahre 
an nach dem Verpflanzen eine Nothwen- 
digkeit. Man giesse im Somnier bis 
August, besonders aber vor Beginn des 
Triebes wöchentlich zweimal mit schwa- 
chem Düngerwasser, wie man es zu an- 
deren Pilänzen bereitet, wobei Hornspäne, 
tinder- und Schafmist nicht fehlen soll- 
ten, und Taubenmist, oder auch Guano 
die Wirkung noch verstärkt, Die Lösung 
muss aber sehr schwach, fast farblos 
sein, lIlätte ich eine grössere Orangerie 
zu verwalten, so würde ich vom Mai bis 
August nur mit:Wasser giessen, in wel- 
chem düngende Stoffe aufgelöst sind. 
Eine solche fortgesetzte ganz schwache 
Düngung nützt mehr als stärkere, scha- 
det aber nie, wie es bei Anwendung von 
starkem Düngerwasser vorkommt. 

Orangenbäume müssen alljährlich 
beschnitten werden, theils um sie in der 
Form zu halten, theils um kräftiges Holz 
zu erzeugen und ein reiches Blühen zu 
verhindern. Man schneidet die vor- 
stehenden Spilzen zurück, zu dicht ste- 
hende Zweige aus. Bei dieser Gelegen- 
heit werden Früchte, welche man nicht 
lassen will, zugleich mit den Fruchte 
zweigen entfernt. Das Beschneiden ge- 
schieht am besten sofort nach dem Aus- 
räumen vor dem Treiben. Man muss 

22 


338 


jedoch im Herbst nochmals nachsehen, 
um die überschweren Früchte und abge- 
lebten Fruchtzweise, sowie zu stark aus 
der Krone vorstehende Spitzen zu ent- 
fernen. Kann man letztere Zweige ver- 
werthen, so lässt man sie bis sie ge- 
braucht werden. 

Eine Orangerie ganz ohne Früchte 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


ist nicht vollkommen. Man muss daher 
an vielen Bäumen je einige Früchte wach- 
sen oder einige volltragen lassen. Dies 
| dart sich jedoch nicht wiederholen, da, 
wie ich schon erwähnte, solche Bäume 
leicht krank und kümmerlich werden und 
| mehrere Jahre Ruhe haben müssen. 


Inte J. 


1. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 


a) Beschrieben in Gardener’'s Chro- 
nicle 1870. 


1) Vanda Parishü Rchb. fl, (Orchideae). 
Eine Vanda Ostindiens mit Blumen von der 
Grösse derer der V. gigantea. Blätter breit 
bandfürmig, an der Spitze ungleich zweilap- 
pig, sehr fleischig und dicht gestellt. Blamen 
in armblumiger Traube aui einem aufrechten 
Blüthenstiel. Kelch- und Blumenblätier keil- 
förmig-länglich, spitz und fast wellig, gelb 
und mit vielen runden braunen Flecken. 
Lippe mit schmalen Ohren, mit kurzem Sporn 
und nach vorn in eine rhomboidale Platte 
ausgehend, die in der Mitte gekielt und am 
Grunde einen kegelförmigen Höcker trägt. 
Am Grunde ist die Lippe weiss mit orange- 
farbenen Streifen, nach vorn ist solche vio- 
lett. Die Griffelsäule weiss. (pag. 890.) 


3) Passiflora Innesi. {Passilloreae). — 
Bastard zwischen Passiü. alata und macro- 
carpa und im Gasten des Herrn Innes bei 
Edinburg erzogen, Blätter ungetheilt, bis 
6 Zoll lang und 5 Zoll breit. Blume weiss, 
fast 4—5 Zoll im Durchmesser. — 

(pag. 891.) 


3) Brassia farinifera Linden et Rchb. 
fl. (Orchideae). — In Ecuador von Wallis 
entdeckt. Aehnlich der Brassis glumacea, 
mit rothen Blumen, die tiefbraun gefleckt 
sind. Keich- und Binmenblätter verhältniss- 


mässig kurz. Lippe geigenlörmig und an 


der Spitze ausgerandet, mit zwischengestell- 
ten Zähnchen. (pag. 923.) 


4) Spiranthes Weiri Rchb. fil. (Orxchi- 
deae). Erdorchidee Brasiliens, von Hrn. Weir 
entdeckt und eingeführt. Blätter ähnlich 
denen von Plantago major, dunkelpurpur- 
grün und milchweiss gefleckt, 7 Zoll lang, 
3 Zol! breit, unterhalb purpurfarben. Die 
röthlichen Blumen stehen in einer langen 
Traube und sind von weissen linearen zuge- 
spitzten Bracteen, die uogefähr so lang als 
die Blumen, gestützt. Kelchblätter keilför- 
mig-länglich, spitz. Blumenblätter linear, 
Lippe baudförmig und am Grunde 
(pag. 923). 


weiss. 
pfeilförmig. 
| 
| 5) Tacsonia tomentosa Juss. var. speciosa 
Masters. (Passifloreac). — Diese schöne 
Schlingpflanze blühete in dem Kalthause der 
| König!. Gartenbau-Gesellschaft in Chiswick. 
| Dieselbe ist durch die helle rosenrothe Fär- 
| bung der Blumen von allen anderen Tac- 
| sonien verschieden und ward von Hrn. Bow- 
mann aus Neu-Granada eingeführt. Blätter 
tief in 3 längliche lanzeitliche gesägte Lap- 
pen getheilt und unterhalb ähnlich wie der 
tengel behaart, oberhalb kahl. Blattstiele 
tragen 4—6 Paare gestielter Drüsen. Neben- 
blätter schief-oval, zurückgekrümmt und ge- 
zähnt. Bracteen behaart, in eine walzige 
| Röhre verwachsen, 1—1!/, Zoll lang, mit 
unregelmässig getheiltem Rande. Blumen- 
röhre 3—4 Zoll lang, grün. (pag. 955). 


Il. Neue Zierpflanzen. 


6) Oncidium lepidum Linden et Echb, 
fl. (Orchideae). Verwandt dem O. Boothia” 
num Rchb. fill. Durch Wallis aus Ecuador 
in Linden’s Rtablissement eingeführt. Blumen 
in reichblumiger Rispe, klein, gelbweiss und 
mit einzelnen braunen Flecken. Kelchblätter 
von einem Nagel getragen, etwas breiter als 
die Blumenblätter. Lippe gelb, in der Mitte 
und am Grunde purpur, mit nierenförmigem 
4lappigem Vorderstück, am Grunde 6 spitze 
Höcker tragend. (pag. 1053). 


7) Oncidium vernixum Linden et Rchb. 


fl. (Pentapetala macropetala). Eine neue, 
mit keiner andern verwandte Art, die 
Wallis bei Pacecha entdeckte. Blumen in 


straussförmiger dichter Rispe. Kelch- und 
Blumenblätter zimmetbraun mit gelben Rän- 
dern und Lippe gelb. Kelchblätter länglich, 
von einem Nagel getragen, spitz, kraus. 
Petalen gleichfalls mit Nagel, speerförmig- 
länglich, kraus, mit eingekrümmter spitzer 
Spitze. Lippe mit bandförmigen, vorn zu- 
rückgedrückten und rückwärts abstehenden 
Ohren; das Vorderstück der Lippe ist breit 
bandförmig und an der Spitze nierenförmig 
und mit stark glänzender brauner Scheibe: 
Schwiele vorn und am Grunde zweischenke- 
lg. Grifelsäule mit sehr schmalen Fiügeln. 
(pag. 1053.) 


8) Coelogyne psittacina var. Houttoni 
Rchb. fil. Stammt aus Amboyna, ist der C. 
speciosa sehr nahe verwandt, aber verschie- 
den durch blassgrüne, stark gekielte Kelch- 
blätter, lineare zugespitzte Petalen und eine 
weisse Lippe, deren Seitenlappen braun ge- 
zeichnet und deren Schwiele dunkelbraun, 

(pag. 1053). 


9; Oncidium rusticum Linden et Rchb. 
fl. — Von Wallis aus Ecuador eingeführt. 
Die Blüthenrispe hat die Zickzack-Form, wie 
die von O. eimiciferum Bchb. fil., und ist 
sehr lang und reiehblumig. Blumen grün- 
lich und hellbraun gefleck. Kelch- und 
Blumenblätter oval, stumpf. Lippe beider- 
seits stumpfeckig, nach vorn verschmälert 
und ausgerandet, hellgelb und bräunlich ge- 
fleckt, am Grunde mit grosser, beiderseits 


339 
Griffelsäule fast unge- 
(pag. 1053). 


4lappiger Schwiele. 
Nügelt. 


10) Mormodes tibicensis Rchb. fil. (Orchi- 
deae). Stammt aus Neu-Granada. Blumen 
ziemlich gross, gelb und purpur gestreifte 
Kelch- und Blumenblätter, von linien - band- 
förmiger Gestalt. Lippe zurückgekrümmt, 
weisslich mit gelbem Rande und purpurnem 
Fleck am Rande. (pag. 1085). 


11) Pandorea austro- caledonica Seem. 
(Bignoniaceae). — Eine Schlingpflanze aus 
Neu-Caledonien, die in Hrn. Buli’s Etablisse- 
ment (Kingsroad, Chelsea, London) einge- 
führt wurde. Zunächst verwandt der P, au- 
stralis. Ueberall kahl. Blätter unpaarig 
und 2—3jochig gefiedert, die obersten 3 blät- 
terig; Blättehen breit elliptisch, stumpf, un- 
terhalb der Spitze oft 2—4zähnig, zuweilen 
fast rundlich. Blüthenrispen spitzenständig. 
Blumen sehr klein, nur halb so gross als 
die der P, australis, zu 15—20 in jeder Rispe, 

(pag. 1085). 


12) Oncidium eryptocopis Rehb. fil. — 
Eingeführt von Hrn. M. Bull aus dem tropi- 
schen Amerika. Verwandt mit O. diceratum 
Lindl. Blumen gross, kastanienbraun mit 
gelben Streifen und wit gelber Randung um 
die krausen Kelch- und Binmenblätter. Das 
obere Kelchblatt oval, der Quere nach kraus, 
gezähnelt, am Grunde beiderseits geöhrt und 
dadurch speerförmig. Seitliche Kelchblätter 
herabgebogen, in einen langen Nagel am 
Grunde verschmälert. Blumenblätter mit 
breitem kurzem Nagel, länglich, spitz, wellig 
gezähnelt. Lippe purpurbraun, tief 3-Jappig, 
die Seitenlappen 3seitig, am unteren Rande 
gezähnelt. Mittellappen am Grunde in einen 
Nagel verschmälert, vorn ausgebreitet, 2lap- 
pig und kraus; die Schwiele am Grunde der 
Lippe warzig, weissliche Griffelsäule ge- 
krümmt, gelblich mit braunen Punkten und mit 
schmalen purpurbraunen Flügeln. (E. R.) 


b) Besprochen in „Revue horticole*. 


13) Portea Kermesina Ad. Brongn. — 
eine aus Brasilien stammende, 80 und mehr 
Centimeter hohe Pflanze, die ihrem Portemen 


22% 


340 
nach der Ananas ähnelt, aber zierlicher ist. 
Zahlreiche, 50—70 Cent. lange, tief gefurchte 
Blätter, dicht aneinander bogenförmig gele- 
gen, mit violettfarbigem Rand und mit kur- 
zen regelmässigen Zähnen besetzt. Blüthen- 
schaft mit schön rothen Bracteen umgeben, 
deren obere, aus welchen die Blumen her- 
vorkommen, dieker und breiter; die bläu- 
lichten achselständigen Blüthen sind durch 
2, ihrer Länge von einer rosafarbigen Brac- 
tee bedeckt; die Antheren violett, der Griffel 


weiss hervorragend mit einer keilenartigen 
Narbe. (l. ce. p. 230, Abbild.) 


14) Justicia Lindeni aus Mexico findet 
sich olıne Zweifel in einem einzigen Exem- 
plar bis jetzt nur im Garten des Naturhisto- 
rischen Muscums zu Paris. Sie ist eine sehr 
schöne Decorationspflanze; mit ihren dun- 
kelorangegelben Blüthen, die sich bouquet- 
förmig an der Spitze des Haup'stammes und 


der Zweige entialten, bietet dieselbe einen 


prachtvollen Anblick. 
(l. ec. p. 250, Abbild.) 


15) Antigonum leptopus Hook. et A. — 
Der Blüthenreichthum ist so grossartig, dass 
dieselben das Gesträuch durchaus wie einen 
Mantel bedecken. — Die Blätter sind eiför- 
mig-spitzig, an der Basis herzförmig und 
mit dünnen kleinen Stielchen versehen. Die 
Blumen in Traubenform hängend spielen in 
allen schönen rosa Niüangen, die äusseren 
Kelchblätter sind herzförmig mit umgeboge- 
nem Rand, die inneren sind kleiner und 
länglicht zugespitz. — In Mexico nennt 
man diese Blume „Rosa de Magito*, in Ni- 
earagua „Rosa de Montana® — obschon sie 
nicht im mindesten einer Rose ähnelt. — 


Seemann entdeckte diese Pflanze bei Ma- 


zallan und erklärte sie als die schönste, die 


er je auf seinen Reisen geschen habe, 
ep 1od): 


| 
| 
! 
| 
| 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


tern; die Blüthen von blendender weisser 
Farbe öffnen sich im April — Mai. 
(l. e. p. 200) 


17) Dianthus nigricans mit dunkelroth 
sarmmetartigen Blumen, die im Centrum 
dunkler, fast schwarz marmorirt sind, die 
Staubfäden mit weigslichten Antheren. Diese 
aus Dianth. barbatus stammende zwergartige 
Form eignet sich vorzüglich zu Borduren. 


(l. e.) 


18) Staphylea colchica dürfte sich noch 
in wenigen Gärten vorfinden; ihren 
reichlichen weissen traubenförmigen Blumen 
verdient sie als Decorationspflanze in Ap- 
partements alle Beachtung Auf Staph. pin- 
nata gepfropft bleibt die Pflanze nieder und 
(l. ce. p. 221, 257). 


mit 


reichlich verzweigt. 


19) Corydalis lutea wird von De Ca- 
ville neuerdings, besonders zu Verzierung 
der Wassereascaden, Felsen, in Lagen wo 
sonst keine andere Pflanze fortkömmt u. dgl. 
anempfehlen; überall zeigt sich diese in bu- 
schigem Rasen dicht fortwachsende Pflanze 
mit ihren mattgrünen Blättern und gelben_ 
Blumen höchst werthvoll. (l ce. p. 237). 


20) Evonymus versicolor, wahrscheinlich 
eine Varietät von Ev. japonicus, verdient 
nach Joly als Decorationspflanze an Casca- 
den und solchen Stellen, wo man pittoresken 
Erfolg erzielen will, dann auch zu Befestig- 
ung abschüssigen Terrains u. 8. w. alle Be- 
achtung, namentlich in letzterer Beziehung, 
da die reichlich sich am Boden ausbreiten- 
den Zweige leicht Wurzel fassen und in 
Folge dessen grosse Flächen bedecken. 

(l. ec. p. 238). 


21) Muscari luteum und Musc. pulchel- 
lum verum werden vom Gärtner.Rantonnet 
zu Hyeres (Var) den Blumenfreunden zur 
grösseren Verbreitung anempfohlen. Erstere 


16) Skimmia intermedia, — welche zwi- | Muscat-Hyacinthe öfinet ihre canariengelben 


schen Sk. japonica und Sk. fragrans einzu- 
reihen kommt, jst ein Strauch mit lederarti- 
gen elliptischen, oberseitig dunkelgrünen, 


unterseitig maitgrünen, kurzgestielten Blät- | 


| 
| 


Blumen, die auf 12—15 Cent. hohen Stielen 
ährenförmig aufsitzen und einen höchst an- 
genechmen Wohlgeruch verbreiten, schon im. 


März — April; — die zweite bildei mit ihren 


II. KNoiizen. 


34 


schmalen, am Boden sich ausbreitenden Blät- | aus der Vergessenheit gezogen. Allsogleich 


tern einen kleinen schönen Busch, aus des- 
‘sen Mitte sich ein 15—20 Cent. hoher Stiel 
erhebt, an deren Spitze sich eine dicht mit 
blauen Blütihen besetzte Achre 
vorfindet; diese Muscari: Art, aug Griechen- 
land stammend, blüht ebenfalls im März — 
April und kann zu Bordurer mit anderen 
Arten, wie Muse. ambrosiacum, comosum, 


schönen 


botryoides, moschatum u. a. verwendet wer- | 


den. — (I. c. p. 186). 
22) Muscari monsiruosum mit ihren 
prachtvollen veilchenblauen Blumen findet 
sich noch wenig in Cultur; wir machen alle 
Biumenfreunde darauf anfmerksam. (}. c.) 


25) Tropaeolum Lobbianum, — eine Va- 
rietät davon unter dem Namen „Üapucine 
Spit fire* bekannt, wird von Clemenceau 
als eine höchst empfehlcnswerihe Pianze 


in, 


4) Versuche mitKalidüngung. — 
Je seltener die Mittheilungen über Düngungs- 
versuche in gärtnerischen Zeitschritten sind, 
desto werthvoller sind dieselben, wenn sie 
aus der Praxis kommen. Solche finden wir 
in dem einunddreissigsten Jahresbericht des 
Thüringer Gartenbau-Vereins in Gotha von 
den Jahren 1869 und 1869. Wir ersehen, 
dass eine Düngung mit rohem schwefelsau- 
rem Kali (Stassfurter Abraumsalz) bei Zwie- 


beln zu 1!/, Pfund auf eine Quadratruthe | 


angewendet „enorme* Erträge gab. Ferner, 
dass Gurken, wo man 6 Zoll von (en Pflan- 
zen das Kali 1 Zoll hoch gestreut (un:! wohl 
später untergehackt) hatle, der Ertrag ein 
ganz ausserordentlicher war. 
bei Spargel eine im Herbst nach dem Ab- 
schneiden der Stengel aufgebrachie Kali- 
düngung von 5Pfund auf eine Quadratruthe 
sehr günstig auf Ertrag und Geschmack 
wirkte. 

Ich bemerke hierzu, dass bei weiten 


Endlich, dass |! 


| 
| 
j 
| 


nach den Frühjahrsfrösten eingepflanzt, biüht 
sie ununterbrochen vom Juni bis gegen den 
November hin; im Warmhaus gezogen dauert 
ihre Blüthe wohl über 8 Monate. Als De- 
corationspfianze, in Kugel- oder Fächeriorın 
gezogen, ist dieses Tropaeolum mit seinen 
schönen hochrothen Blumen von grossem 
Effect, ausserdem bietet dasselbe reichliches 
Material zu Bougquets zu einer Zeit (Winter), 
in welcher tüchtige Blamen im Allgemeinen 
etwas sparsam sind, (1. ce. 219). 


24) Robinia paraso? (Villevielle), — eine 
Robinie gänzlich ohne Dornen und so stark 
verzweigt, dass durch ihr dichtes Laubwerk 
nicht der mindesie Lichtstrahl durchdringt, 
wird vom Gärtner Villevielle zu Mano- 
sque (Basses alpes) als eine neue Form cul- 
tivirt, die sich alg Zierbaum zu schattigen 


(S—r.) 


Lauben vollkommen eignet, 


N\etlizen 


Transport {von Stassfurt, der fast alleinigen 
Ur-Bezugsquelle} zwar die gercinigten und 
concentrivten Kalisalze vorzuziehen sind, dass 
man sie aber während der Vegetationszeit 
nie unvermischt anwenden darf, sondern 
stets reichlich mit Erde vermischen muss, 
weil sonst die Pflanzen verderben, 3. 


2) Ueber die Stellung der Gäriner 
auf Landgütern hat Herr R. Wörmann, Gar- 
teningenieur in Bromberg (Verfasser des be- 
kannten Werkes „der Garteningenieur®) in 
der „Georgika", herausgegeben von Pro- 
fessor Dr. Carl Birndaum in Leipzig, III. Heit 
des ersten Bandes, eine schr umfassende 
Darstellung gegeben und Mittel zur Verbes- 
Der Verfasser, wel- 
cher in solcher Stellung selbst üble Erfah- 
rungen gemacht hat, war ganz der Manu 
dazu, ein Wort zu seiner Zeit zu sprechen. 
Leider wird auch dieses wenig hellen, denn 
die Herrschaften, an welche die Mahnnng 


serung vorgeschlagen. 


342 


gerichtet ist, werden entweder nichts ändern 
wollen, oder sie können nichts ändern. Es 
ist schlimm, dass sie Subjecte, welche nichts 
von einem gewöhnlichen Arbeiter voraus 
haben, Gärtner nennen, und so die gebilde- 
ten Gärtner in den Augen vieler Leute, wel- 
che keine solchen zu beurtheilen wissen, zu 
sich herunterziehen. Aber noch schlimmer 
ist es, dass wirkliche Gärtner mit höherer 
Bildung von der Noth gedrängt Stellen an- 
nehmen, welche nur für geübte Arbeiter aus 
den niedrigsten Gesellschaftsständen gut ge- 
nug sind. Diese Unglücklichen haben sich 
mit einem solchen Schritte selbst aus der 
bessern Gesellschaft ausgeschlossen und kön- 
nen keine andere Behandlung und Stellung 
beanspruchen. Wer kann den Privatmann 
tadeln, wenn er seinem sogenannten Gäfrt- 
ner, welchen er nicht genug beschäftigt 
glaubt, oder welchen er wirklich zu andern 
Dingen braucht, die Jagdaufsicht überträgt, 
und ihn als Bedienten oder Kutscher ver- 
wendet? Gibt es ja doch Kutscher und Be- 
diente genug, die sichı als Gärtner anbieten, 
— warum soll es nicht umgekehrt sein. Sol- 
che Leute haben mit den wirklichen Gärt- 
nern nichts gemein, und wer sich in ihre 
Classe begibt gehört hinein, mag er auch in 
höheren Gesellschaftskreisen geboren und er- 
zogen sein. So gut wir den Mann achten 
und ehren, welcher sich aus den niedrigsten 
Ständen und Verhältnissen zu den Gebildeten 
eıhoben hat, so gut müssen wir den Aus- 
schuss der guten Gesellschaft — und dahin 
gehören Gärtner, welche sich in Bedienten- 
stellen begeben — olıne Bedauern, wenn 
auch nicht ohne Mitleid fahren lassen. Ge- 
wöhnlich tritt dieser Fall ein, wenn ein Gärt- 
ner so unklug war, sich in ungewisser Stel- 
lung zu verheirathen. Er ist dann erbar- 
mungslos in die Hände schlechter „Herr- 
schaften“ gegeben. Der Unglückliche muss 
sich alles gefallen lassen, hofft auf eine bes- 
sere Stellung und geht in der Hoffnung zu 
Grunde. Das Lächerlichste ist, dass solche 
Leute sich in diesen Verhältnissen oft ihrer 
Abstammung aus guter Familie, angesehenen 
Verwandischaften rühmen und der Herrschaft 
gleichsam merken lassen, dass sie im Grunde 
eben so viel sind als die Gebieter. Wer 


Ga:tenflore Dentschlands, Russlands und der Schweiz. 


Diener sein muss, soll ordentlich dienen und 
weiter nichts beanepruchen als humane Be- 
handlung, guten Lohn und gute Kost. Es 
ehrt den Mann am meisten, wenn er das, 
was er sein muss, ganz ist. Stachelt ihn 
der Stolz, so mag er den Dienst aufgeben. 
Er ist dann sofortein Freiherr, dem Niemand 
zu befehlen hat. J. 


3) In der naturwissenschaftlichen Zeit- 
schrift „Natur“ widmet Dr. Carl Müller 
von Halle dem Gärtner und berühmt gewor- 
denen Reisenden Gustav Wallis aus Det- 
mold auf Grund von Tagebüchern und münd- 
lichen Mittheilungen nicht weniger als 15 
lange Artikel. Wer weiss, wie lange und 
wo Wallis gereist, wie viele neue prächtige 
und seltene Pflanzen er entdeckt und in die 
Gärten eingeführt hat (wovon die wenigsten 
noch verbreitet), wird einen solchen Rei- 
derden nicht vom Standpunkte ceultivirter 
wohlgeordneter Länder beurtheilen und nicht 
leicht das Eriebte bezweifeln. Gleichwohl 
machen viele Mittheilungen von und über- 
Wallis den Eindruck der Uebertreibung, der 
Ausschmückung. Wer so viel eriebt und 
geleistet hat wie dieser Reisende, hat dies 
wahrhaftig nicht nöthig. J. 


4) Dahlia arborea, deren Blüthe in- 
Hyeres wir schon im vorigen Jahrgange an- 
zeigten, bisher nur im Besitz von Ch. Huber 
et Comp. in Hyeres, wird jetzt von dieser 
Handelsgärtnerei verschickt und wird ihre 
Freunde finden, ist jedoch nur solchen zu 
empfehlen, welche helle schöne Kalthäuser 
haben. Diese noch nicht botanisch bestimmte 
und benannte Pflanze wird 2 Meter hoch, 
bildet einen prächtigen Busch und blüht von 
Ende December den ganzen Winter unauf- 
hörlich mit zahlreichen malvenfarbigen (?) 
Blumen, welche selbst bei einer Temperatur 
von unter O nicht in der Entwickelung zurück- 
gehalten werden. Diese Dahlia wird weni- 
ger hoch und wächst gedrungener als die 
viel besprochene D. imperialis. Der Werth 
oder Unwerih dieser Pflanze für nordische 
Gärtnereien wird sich bald feststellen, doch 
scheint der niedrigere Wuchs eine günstigere 
Aufnahme zu versprechen als von Dahlia 


III, Notizen: 343 


z 


imperialis. Die Gärtnerei von Oh. Huber ist | Früchte ziehen, besonders wenn sie geformte 
besonders zur Einführung und Acclimatisir- | Bäume und in Körben oder Töpfen gezogene 
ung von neuen Pflanzen geeignet. Möchte | Weinreben pflanzen, welche schon im lolgen- 
dieselbe auch eingedenk sein, dass diese | den Jahre zu tragen beginnen. J. 
Stellung die sorgfältigste Auswahl zur Pflicht | 
macht, damit das Publikum stets mit Ver- 6) Ausdauer von exotischen Par- 
ec. auf die von dort kommenden Nen- | nen bei einer Temperatur unter Q. 
heiten blickt. Wir finden, dass dies noch | Dass viele Palmen, Dracänen (Cordylinen) 
nicht der Fall ist, dass aueh recht unbeden- | u. 5. m. ohne Nachtheil einige Grade Kälte 
tende Pflanzen von dort gekommen sind. aushalten, haben wohl schon alle Gärtner 
ap erfahren, weiche solche Pflanzen im Sommer 
ins Freie zu bringen pflegen. Aber nen 
| wird es den Meisten sein, dass selbst Farn- 
| kräuter, die für so zärtlich gelten, nämlich 
| exotische Polypodium, Pteris, Adiantum te- 
1 nerum u. a. m., sowie Lycopodium denticu- 
| 
i 


5) Dachpappe als Material zu Spa- 
lierwänden. Steinwände zu Spalieren für 
zärtliches Obst sind theuer, Holzwände nich 
viel billiger. Aus diesem Grunde unterlas- 
sen die meisten Garienbesitzer die Anlarre 
von Spalierwänden innerhalb des Gartens. | Kälte ohne Nachtheil vertrugen, obschon die 
Noch weniger können Miether an die Her | Töpfe fest wefroren waren. Nach der Mit- 
steliung von Mauern und Holzplanken den- | theilung eines Collegen kam dies in den 
ken. Aus diesen Gründen ist es sehr er- | furchtbar kalten Tagen des Februar 1870 
wünscht, ein Material zu finden, weiches die | vor, wo unglücklicherweise die Heizung ihre 
schnellste Herstellung völlig zweckmässiger | Dienste versagte. d. 
Wände mit sehr geringen Kosten möglich | 
macht. Es ist dies die bekannte = 7) Die Radebarre oder Harndkarre 

Ä 
| 
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| 
| 
| 
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atum (Selaginella Krauscana) zwei Grad 


Man !ässt Laitenrahmen von etwa SFuss im | als Verpflanztisceh. Um Kleinigkeiten 
Quadrat anfertigen und auf diese die Dach- | an Ort und Stelle einzupflanzen, besonders 
pappe mit schwachen Holzstreifen aufnageln | wenn Tönfe ganz mit Erde zum Einpflanzen 
(weil ohne solche die Pappe an der Nagel- | gefüllt werden müssen, vermisst der Gärtner 
stelle stets ausbricht}, so dass man leicht | oit recht unangenehm einen Platz zum Pilan- 
iransporiable Einsatzrahmen bekommt. Die- | zen. Viele behelieu sich mit der gewöhn- 
eeiben werden aan in entsprechender Weite | lichen Radbarre, was besonders da angeht, 
angebrachten starken Pfählen befestigt, ent- | wo dieselben nach hinten zu offen sind 
weder in Falze gestellt und mit Eisenwirbeln | (keine Wand haben), wie man es in manchen 
gehalten, oder mit Holzschranben ange- | Gegenden allgemein in den Gärten findet. 
schraubt. Dies geschieht von hinten, so dass | Ich habe eine solene Karre so construirt, 
die Spalierbäume gar nicht gestört und die | dass sich die nach hinten stehende Wand in 
Schirme von Weinstöcken, welche im Winter | einem Charnier bewegt und sich niederklap- 
niedergelegt werden, jeden Herbst leicht | pen lässt, so dass sie auf den beiden Fahr- 
weggenommen werden können. Die Pappe | bäumen anfliegt. Fährt man Erde damit, 
ist vollkommen dieht und lässt den Wind | so wird diese Hinterwand geschlossen und 
nicht so durch wie Holzplanken. Auf diese | durch zwei Wirbeleisen gehalten. An Ort 
Art kann man mit wenig Geld den Garten | und Stelle angekommen, wo gepflanzt wird, 
mit Spalierwänden durchziehen und dadurch | lässt man die Klappe nieder und hat so 
demselben ein wärmeres Clima verschaffen. | einen Tisch von 11/, Fuss Breite und 2 Fuss 
Selbst Miether, welche einen Garten auf un- | Länge, vor sich Erde zur Geuüge, an wel- 
bestimmte oder bestimmte längere Zeit zur | chen man sich auf ein Beet setzen kann. 
Benutzung haben, können Spalierbäume an- | Auf diese Art kann man Pflanzen, welche 
pflanzen und so ihren pomologischen Nei- | schwer Ballen halten, auf dem Beete ein- 
gungen nachgehen und für das Haus edle | pflanzen. d. 


344 


8) Die Fabrik von Maschinen, Gar- 
tenmöbeln eiec. von Schmidt und 
Keerl in Cassel hat eine neue Art Brausen 
zu Giesskannen erfunden (?) oder wenigsiens 
bei uns bekannt gemacht, welche vollstän- 
dig von den seit Jahrhunderten gebräuch- 
lichen abweicht. Anstatt eines sogenannten 
Spritzkopfs von der bekannten Form ist ein 
eylindrisches Rohr angebracht, welches nach 
drei Seiten zahlreiche Löcher hat, unten und 
vorn aber ohne Löcher ist. Hält man die 
Kanne zum Giessen schräg, so spritzt das 
Wasser aus allen Löchern aufwärts und 
fällt wie Regen herab. Dabei ist der Ver- 
breitungsbezirk der Wassertropfen ein ganz 
regelmässiger, ziemlich im Quadrat, nicht 
kreisförmig wie bei der alten Brause. Bei 
einem Rohr von 21/, bis 3 Fuss Länge 
braucht man nur einfach am Beet entlang 
zu gehen, ohne behufa schwacher und gleich- 
mässiger Wasservertheilung die Kanne zu 
bewegen. Auf diese Art wird ein Beet von 
$—4 Fuss Breite ganz gleichmässig bewäs- 
sert. Unangenchm ist nur, dass das Wasser 
in zu kurzer Zeit ausfliesst und das letzte 
im Rohr sich nicht mehr vertheilt, weshalb 
man bei Saatbeeten vorsichtig sein muss. 
Ich möchte daher behaupten, dass diese 
Neuerung erst dann recht nützlich werden 
wird, wenn man Giessbutten anstatt der 
Kannen anwendet, so dass man nicht zu oft 
nach dem Wasser laufen und schöpfen muss. 
Wollte man noch einen Schr ıt weiter gehen, 
so könnte man bei Culturen, welche viel 
Wasser und regelmässige Bewässerung ver- 
langen, einen Schlauch an das nächste hohe 
Wasscerreservoir anschrauben und an dessen 
Ende die Spritze. 
getragene Butte fasst etwa 5—6 Kannen. 
Der kurze Schlauch, an welchen das Giess- 
rohr angebracht wird, liegt am besten auf 


der rechten Seite. Die „Patentgiess- 
kanne® von Schmidt und Keerl hat die 


Forin der ovalen französischen Rannen mit 
dem Henkelbogen an der Langseite in der 
Richtung des Rolırs. Das Rohr ist schr 
weit und muss es sein. Es gibt Kannen 
von allen Grössen, doch halte ich nur die 
grössten für zweckmässig. Von den Spritz- 


Einejauf dem Rücken | 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ! 


dagegen das kurze, welches auch an der 
Rundseite (vorn) Löcher hat, nicht zu ge- 
brauchen. Ich habe dies dem Fabrikanten 
mitgetheilt, und derselbe wird nicht verfeh- 
len, diese Form zu verändern. Die Kannen 
sind von Zink mit Eisenrand. Wer Zink- 
kannen nicht in Gebrauch nehmen will, weil 
sie zerbrechlicher sind als von Weissblech, 
benutze dennoch Zinkgiessrohre, weil diese 
nicht rosten. Ich empilehle diese Neuerung 
allen Gärtnern und Gartenbesitzern aus Er- 
fahrung. J. 


9) Die Vegetation der Insel Sar- 
dinien wird uns von H. Frhrn. von Maltzan 
in seinem neuesten Reisewerke über Sardi- 
nien auf folgende Weise geschildert: Als ein 
Gebirgsland, dessen höchste Gipfel sich an 
6000 Fuss über den Meerespiegel erheben, 
zeigt es uns eine bunte Musterkarte von cli- 
matischen Abstufungen, deren jede einer eige- 
nen Unterabtheilung der botanischen Geo- 
graphie angehört. Während die am höchsten 
gelegenen Theile der Insel eine Pflanzenwelt 
aufweisen, welche mit der des südlichen 
Deutschland mannigfache Achnlichkeit zeigt, 
können wir uns dagegen in den südlichen 
Ebenen plötzlich nach Nordafrika versetzt 
glauben, so auffallend gleicht der Charakter 
der Vegetation dem der grossen Boden- 
flächen um Tunis, Bona und der Metidscha 
bei Algier. Namentlich die Gegend um Cag- 
liari erinnert lebhaft an das von ähnlichen 
Pllanzen überwucherte Ruinengelilde von 
Carthago. 

Maltzan unterscheidet 3 grosse climati- 
sche Gruppen, von denen die erste dem Ge- 
birgslande, die zweite den Hügelgegenden 
und den nördlichen Ebenen, die dritte dem 
Tieflande des Südens angehört. Jede dieser 
Gruppen hat ihren charakteristischen Aus- 
druck in einer Baumart oder einem Strauche 
gefunden, welcher die Abtheilung, der er an- 
gehört, gleichsam typisch repräsentirt. In 
der höchsten Gruppe ist dieser Baum die 
Eiche, deren Wälder noch vor 10 Jahren 
den sechsten Theil des Flächeninhalts der 
Insel bedeckten. In dem Hügelland und den 
nördlichen Ebenen ist es die Olive. In 


sohren ist nur das längste zu empfehlen, | dem südlichen Tiellande, dessen allgemein 


II. Notizen. 


345 


afrikanischer Vegetationscharakter fast die keln Laub, von üppigerer Entwicklung ais 


Aufstellung eines besonderen Typus über- 
flüssig macht, wäre als Charakterpflanze die 
Cactus Opuntia zu erwähnen, welche, 
obgleich dem Boden nicht einheimisch, den- 
noch in diesen Niederungen eine solche er- 
staunliche Verbreitung erlangt hat, dass sie 
den vollen Ausdruck des hier herrschenden 
Pflanzencharakters am Aufallendsten zu 
kennzeichnen scheint. Suchen wir auf dem 
Continent entsprechende Gruppen, so erhal- 
ten wir etwa Deutschland, Toskana und 
Nordafrika als Seitenstücke für die drei gros- 
sen Hauptabtheilungen, in welche Sardinien 
in botanisch-climatologischer Beziehung zer- 
fällt, — 

Die Region der ausgedehnten Eichen- 
wälder, zum Theil noch wahrer Urwälder, 
doch schon sehr von unrationeller Bewirth- 
schaftung gelichtet und verwüstet, schmücken 
die Edelkastanie und verschiedene nordische 
Obstsorten, Apfelbäume und Birnbäume und 
auch die deutsche Zwetschge, die z. B. in 
Rom ganz unbekannt war, ehe König Lud- 
wig im Garten der Villa Malta einige Exem 
plare pflanzen liess, deren Früchte Anlass 
zu einem jährlichen Pilaumenfest der Deut- 
schen Künstlerschaft bieten. Der Schatten 
der trefilich gedeihenden Oliverhaine der 
zweiten Region — das Qel von Sassari soll 
dem der Provence und Calabriens in nichts 
nachstehen — hegt Mandeln und Pfrsiche 
in vorzüglicher Güte, und besonders auch 
edle Reben — ein Product, theils den spa- 
nischen Weinen, theils rheinischem Trauben- 
blut ähnlich; dann Tabak, Erdbeerbäume, 
Tamarix, Ginster und baumartige Erica-Arten. 
Die reichste und abwechslungsvoilste Pflan- 
zengruppe ist jedoch die dritte, welche den 
ganzen Süden, namentlich aber die grosse 
südwestliche Evene, die sich von Cagliari 
bis nach Oristano durch die ganze Breite 
“der Insel zieht, einnimmt. Hier wächst 
neben Cactus Opuntia die kleinste der Pal- 
menarten, Chamaerops humilis, wild, wäh- 
rend die Dattelpalme ihre Früchte zwar nicht 
reilt, aber um ihrer Zweige willen zu kirch- 
lichen Zwecken cultivirt wird, Die Oranger- 
gärten von Milis sind wahre Hesperidengär- 
ten mit dem herrlichsten immergrüncen dun- 


irgend anderswo, mit den dufligen Silber- 
blüthen die Sinne berauschend und mit den 
goldenen Aepfeln das Auge bezaubernd. — 
Maltzan findet übrigens hier die merkwür- 
dige, ihm schon mehrfach anfgefallene Er- 
scheinung bestätigt: dass auf Inseln wie auf 
Continenten die fruchtbarsten und grössten 
Orangenhaine sich — wenigstens in Europa 
immer und auch in Asien theilweise —- an 
den Westküsten befinden. In Neapel, in Por- 
tugal, auf der Insel Majorka, deren schöner 
Örangenwald von Puerto de Soller grosse 
Aehnlichkeit mit dem von Milis zeigt, in Si- 
cilien — immer war es die Westküste, wel- 
che diesen Segen genoss. Doch auch in 
einzelnen Gegenden Asiens fand Maltzan 
dies bestätigt: so liegt z.B. auch -das oran- 
genreiche Jaffa in Palästina ganz auf ähn- 
liche Weise ausgeseizt. Solche Pflanzungen 
an Ostküsten sind M. unbekannt und an der 
Nordküste kommen sie allenfalls nurin Afrika 
vor, und selbst da, z. B. in Tetuan, nicht 
unmittelbar am Meere. Ja was noch viel 
auffallender erscheinen muss, sogar an den 
Südküsten kennt M. kein Beispiel von gros- 
sen Orangenpflanzungen. So ist z. B. der 
Süden von Sieilien nichts ala ein Getreide- 
land, in welchem man den Orangenbaum 
fast nie antriffi, während er im Westen üp- 
pig gedeiht. Das provengalische, allerdings 
an einer Südküste gelegene Nizza kann wohl 
kaum als ein Beispiel gelten, denn die dor- 
tigen Orangen sind von vorzüglicher Schlech- 
tigkeit und. werden in vielen Jahren gar 
nicht rei. Den Grund dieser Ausschliess- 
lichkeit sucht Maltzan in der milden Feuch- 
tigkeit der Westwinde, welche der Orangen- 
eultur ungleich günstiger seien als die kal- 
ten Nord- und Ostwinde, und selbst als die 
heissen, aber versengenden Südwinde. 

Von anderen Pllanzen ist noch beson- 
ders zu der Oleander, dessen 
herrliche Blüthen im Mai ganze Schluchten 


erwähnen: 


auszufüllen scheinen, nach Maltzan’s Worten, 
ein wahres Mcer von Purpurgluthen, zwischen 
den zarten Laubgewinden aul- und abwogend, 
der Granatapfel hellroth strahlenden 
Blumen, die duftende Pistazie, die silberblü- 
thige Myrte, zahlreiche und prächtige Legu- 


mit 


346 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweis. 


minosen, Distelarten und Fettpflanzen, drei | Fruchtei und zerstören dessen Inneres, so 
Arten von Wachholder, darunter eine hoch- | dass nur eine leere Hülse verbleibt; in Folge 
stämmige, die sogar Balken zum Häuserbau | dessen verlieren in kurzer Zeit die Bäume 
liefert und schliesslich in den tiefliegenden ; alle ihre Blüthen und die Ernte ist auch ver- 
brackischen Sümpfen eine Fülle von Salso- | loren. Diese Würmchen sind 5—6 Milim. 
laceen und Staliceen, welche zur Soda-Fabri- | lang; in ihrem ersten Lebensstadium farblos 
cation verwendet und theilweise förmlich | und mit wenigen Haaren versehen, nach 
angebaut werden, vollenden das botanische | und nach werden sie !ichtgrün und kurz vor 
Gemälde der reichgesegneten Insel. ihrem Einspinnen erlangen sie eine röthlich-- 

(Aus der A. A.Z.— h) braune Farbe. Hr. Panizzi glaubt, dass 
diese Räupchen jenem Zweitlügler angehö- 
ren, der auch in Spanien und in Älgier arge 
Zerstörungen unter den Pomeranzenbäumen 
hervorbringt. In diesen Pflanzungen wuchert 
der gemeine Nachtschatten (Solanum nigrum 
L.), nur dieses Unkraut kann zur Vertilgung 
des benannten Ingectes dienen (Sanremo Nr. 
35 de 1870). Das Kraut wird gui gestossen, 


10) Zur Vertilgung derPhylloxera 
vastairix empfiehlt ein griechischer Land- 
wirth, Hr. Koressios (Rev. hortic. 1870 
p. 210), dass im ersten Jahre der betreffende 
Boden in Brache liegen bleibe, und dann 
dass statt Dünger gepuiverter Kalk verwen- 
dei werde; um die gesunden Reben herum 
sei eine Grube zu machen, in welcher eben- 
falls gepulverter Kalk hineinzugeben und 
die Rebe mit einem Gemenge von Schwefel- 
blüthen, Olivenöl oder Oelpressling zu be- 1) Bsamwärtercenrs. In den Mo- 
streichen sei. — Koressios erwähnt, dass |naten März-—-Mai d. J. wurde der ersie 
die durch Phylioxeras erzeugte Rebenkrank- | Baumwärterceurs an der Obst- und Weinbau- 
heit schon von Strabo (VII, $. 9) als Phi- | schule in Klosterneuburg (bei Wien) abge- 
liriasis beschrieben worden sei. — Die An- | halten, welchen 7 Schüler durchgehends mit- 
wendung von Kalk wäre gegen alle Insecten | machten. Ein jeder 20 fl. monatlich, um 
anzuwenden, dieihre Verwandlung unter der | damit sich Wohnung und Kost zu beschaffen 
Erde volibringen. (S—r.) und ausserdem wurdeihnen nach dem ersten 

| Monate eine Accordarbeit zugewiesen, damit 

11) Zur Veriilgung der Maikäfer |sie ein Taschengeld erhalten konnten. — 
und anderer Insecten hat A. Pillain einen | Der Unterricht war praktisch in der Baum« 
Apparat construiri, dessen Beschreibung und | schule und bei der Pflege von Obstgärten; 
Abbildung in der Zeitschrift: Insectologie | einige Zöglinge betheiligten sich auch bei 
agricole Nr. 10 de 1869 gegeben ist. Dieser | den Weingartarbeiten, zum Rebenschneiden 
Apparat besteht in einer Art von Laterne, | und Aussetzen. Diesclben wohnten auch 
deren Licht durch einen Reflector aus Zink | dem dreiwöchentlichen Obstbaucurse für 
wesentlich verstärkt wird. Die Insecten wer- | Schullehrer bei, so auch den landwirthschaft- 
den vom Lichte angezogen und fallen in eine | lichen Vorlesungen, dann dem Unterrrichte 
Art von Wasserbecken, das am Fuss der | im Rechnen, Schreiben und Lesen — die Re- 
Lanterne angebracht ist. Sr. sultate waren vorzüglich. — In Betreff der 
Verwendung dieser Baumwärter ‘bei Ge- 
12) Krankheit der Pomeranzen- | meinden o. a hat man bis jetzt nichts er- 


Bäume bespritzt, (Sr) 


bäume. Gewöhnlich werden die Limonen- | fahren können. Sr. 
und Pomeranzen-Bäume von einer Schildlaus | 
(Coceus hesperidum) beschädigt, nun aber 14) In Mailand wurde ein Verein 


hringt ein Zweiflügler (Ceratis hispanica) in | gegründet mit dem Zwecke, auf dem Lande 
den Pflanzungen an der Küste Liguriens | den landwirthschaftlichen Unterricht nach 
grossen Schaden. Kleine Würmchen nagen | allen Kräften zu befördern. Bis jetzt steht 
an den Blütbentheilen, dringen in das | nur ein Betrag von 5000 L, zur Verfügung; 


mit Wasser verdünnt und mit diesem die ' 


M. Notizen. 


man hat aber schon begonnen, 30 Land- 
schullehrer im verflossenen August nach 
Mailand zu berufen, um allhier den verschie- 
denen Vorträgen, Conierenzen beizuwohnen 
und jedem derselben werden täglich 8 L, 
behufs Verköstigung ausbezahlt; der Verein 
vertheilt ausserdem noch landwirthschaftliche 
Bücher, subventionirt ein landwirthschaft- 
liches Journal, gründet Kindergärten u. s. w. 
Um ferner den Landwirthen immerfort 
die neuen oder verbesserten Maschinen und 
Geräthe vor Augen zu bringen, den Werth 
derselben durch Versuche klar zu machen, 
hat das Ackerbau-Comit& zu Novara eine 
permanente Ausstellung eröffnet; ausser den 
Maschinen und Geräthen werden verschie- 
dene Dungsorten, dann neu eingeführte Nutz- 
thiere und alle andern auf dem Gebiete der 
Landwirthschaft neu vorkommenden Erschei- 
nungen dem Publicnm vorgeführt. Auch in 
Bezug auf Obstzuchi hat sich ein grosser 
Fortschritt gezeigt. Das Ackerbau-Comite 
von Medena wird die ganze Zeit der Obst- 
saison hindurch eine Ausstellung aller in der 
Provinz cultivirten Obstsorten halten und 
hiebei auf Vermehrung der besseren und 
geeigneteren Sorten, auf zweckmässigere 
Cultur u. 8. w. aufmerksam gemacht. — 


(Sr.) 


15) Für Winterbouquets sind nach 
May (Revue hort. 1870, p. 120) Coniferen- 
zweige und zwar von Epicea, Pinus, Cupres- 
sus, Juniperus, Taxus u. a. sehr geeignet; 
diese geben den Bouquets ein eigenthüm- 
liches zierliches Anschen und ausserdem 
bieten sie noch den Vortheil, dass sie sich 
im Wasser sehr lange, wohl gegen zwei 
Monate, erhalten, namentlich Cupressus- 
zweige, die sogar forttreiben und darauf 
vorfindliche Früchte auch fortwachsen; sol- 
che Bouguets sind auch für die Gesundheit 
sehr vortheilhaft wegen ihrer harzigen Aus- 
dünstung, und hiezu sind anzuempfehlen 
Cupressus Lambertiana, besonders aber 
Cupr. Macnabiana, der einen Geruch wie 
Beinette-Aepfel gibt. — Es ist wohl selbst- 
verständlich, dass das Wasser von Zeit zu 
Zeit gewechselt werden muss und zur Ver- 


347 
hütung allzugeschwinder Fäulniss einige 
Stücke Kohle hineinzugeben sind. 

Da gerade von Blumenbouquets die 
Rede, so verdient das Veilchenbouquet er- 
wähnt zu werden, welches der Gärtner Hr. 
Burel für eine Dame in London zusam- 
mengestellt hat; dasselbe hatte einen Um- 
fang von 2 Met. 40 Cent., 14 Personen konn- 
ten gieichzeitig sich an dem Wohligeruch 
daran erfreuen; es hatte ein Gewicht von 
36 Kilogr. und bestand aus 41,500 Blumen. 
Wohl höchst bewunderungswerth die Geduld. 


(Sr.) 


16) Electricität, deren Einfluss 
auf Wachsihum. J. Fichiner bemerkt 
(Weinlaube, Juli 1870), dass die Blectricität 
auf den Wein jedenfalls eine Veränderung, 
ja eine Verbesserung hervorbringen müsse, 
da ja ein Gewitterregen mit electrischen La- 
dungen ebenfalls eine überaus günstige Ein- 
wirkung auf die Natur, und zur rechten Zeit 
eingetreten eine Fruchtbarkeit hervorbringt. 
— Fichtner bemerkt, dass im warmen 
Dünger ein continuirlich eleetrischer Strom 
bestehe, dass Feuchtigkeit, mehr weniger 
Luft und Licht nur Hilfsmittel, nur die Ble- 
mente einer electrisch-galvanischen Batterie 
sind, und zum Beweise, dass ein jedes Mist- 
beet eine solche sei, fordert F. zu folgendem 
Experimenie auf: 

Man lege ganz nach kunsigerechter Art 
und Weise ein Mistbeet an; in den einge- 
stampiten Stalldünger lege man ein Eisen- 
blech mit darangelöthetem langem Draht, der 
herausreicht; bevor die Erde darauf kommt 
breite man aites Tuch o. a. in einer dichten 
Lage darüber. Jetzt kommt die Erde darauf, 
in diese ein zweites Eisenblech, dem ersten 
ähnlich, mit angelöthetem Draht versehen. 
Beide Dräthe werden in eine Kupferlösung 
geleitet, — hierauf werden die Pflanzen ge- 
setzt, die Fenster aufgelegt u.s. w. und man 
wird bald ein ganz ausserordentliches Wachs- 
thum bemerken; in der Kupferlösung wird 
man metallisches Kupfer am negativen Poie 
abgelagert Dieses Wachstkum 
dauert so lange der Mist warm bleibt; im 
kalten Miste finden keine Zersetzungen statt, 
die das galvanische Fluidum erzeugen, 


üinden. 


348 


Um sich zu überzeugen, dass der galva- 
nische Strom die Ursache des potenzirten 
Wachsthums sei, braucht man nur die Pflan- 
zen im erkalteten Mistbeet fortwachsen zu 
lassen, das mit einer Batterie in Verbindung 
steht und man wird eine überaus riesige 
Vegetation erlangen. Eine Kohlrübe bei 
iortdauernder Einwirkung des galvanischen 
Stroms erreicht im zweiten darauffolgenden 
Jahre eine Höhe von 10 Zoll und einen Um- 
fang von 12 Zoll, treibt auch Ansätze mit 
Blattkronen und es ist das Ende der Vege- 
tation gar nicht abzusehen. 


Einen weiteren Einfluss des galvanischen | 
Stromes auf die Wurzelbildung beobachtete , modifieiren kann. 


IV. 


1) H. Karsten, Geschichte der Bo- 
tanik. Berlin 1870, bei Friedländer 
und Sohn. 


Der rühmlichst bekannte Verfasser be- 
sprichtin diesem soeben erschienenen Werke 
1) den anatomischen Bau des Pflanzenstam- 
mes; 2) den der Wurzel;.3) die Bewegung 
der Nährflüissigkeit im Pflanzenkörper; 4) den 


5) die Assimilation und Secretion der Pflan- 
6) die Wirkung der assimilirenden 
(E. R.) 


zen; 
Zeilen. 


2) Sonnenschein und Regen und 
ihre Einflüsse auf die ganze Schöpfung. 
Eine populäre Witterungskunde 
von Dr. N. Graeger. Mit einem Vor- 
wort von Professor H. M.Dove. Nebst 
einer Karte und eingedruckten Holz- 
schnitten. Weimar 1870. Verlag von 
B. F. Voigt. 


Welcher Gärtner und Gartenfreund möchte 
nicht von den Worten „Sonnenschein und 
Regen“ lebhaft berührt werden. Hängt da- 
von doch alles ab, was sie erzielen. 
Mensch sollte besser über Sonnenschein und 


Kein 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Fichtner bei einer Hyacinthenzwiebel, wel- 
che im Wasser vegetirte; sie trieb nur 5 ganz 
kurze, aber kräftige Wurzeln, dabei aber 
stramme intensiv grüße Blätter und eine 
normale Blume, während die nicht durch 
den Strom begünstigten Hyacinthem im Was- 
serglase fast krankhaft erscheinen trotz der 
enormen Wurzelentfaltung. Hiebei bemerkt 
Fichtner, dass Wasserculturen von Pflan- 
zen weitinstructiver seien, wenn diese gleich- 
zeitig unter Einwirkung des galvanischen 
Stromes comparativ vorgenommen würden, 


| weil der Öperateur Herr seiner Lösungen 


ist und sowohl diese als die Stromstärke 


(Sr.) 


Liieraiur 


als der Gärtner, und doch steht es mit den 
darauf bezüglichen Kenntnissen überali 
schlecht. Die Ursache liegt darin, dass die 
Witterungskunde noch eine neue Wissen- 
schaft ist, welche erst durch Dove (weicher 
ein Vorwort zu diesem Buche geschrieben) 
eine Grundlage bekommen hai. Das meiste, 
was bisher über diesen Gegenstand geschrie- 


! 7 | ben war, gab keinen Anhalt, denn erst nach- 
Bau der Antherozoiden und Schwämgonidien; | 


dem von Dove und Anderen das Gesetz der 
Winde ermittelt war, erst nachdem die Tele- 
graphen Berichte aus allen Weitgegenden 


| von den metesrologischen Stationen bringen, 


konnte von einer wirklichen Witterungskunde 
die Rede sein. Die eintretende Witterung 
bestimmt vorauszusagen, dazu hat es noch 
Niemand gebracht und wird es Niemand 
bringen. Aber zwischen Gewissheit und Un- 
wissenheit liegt die Wahrscheinlichkeit, und 
darum ist das Studium der Meteorologie für 
Alle, welche vom Wetter abhängen, von 
grösster Wichtigkeit. Wir gestehen offen, 
dass wir ebenfalls noch Anfänger in der 
Witterungskunde sind, obschon wir das Glück 
hatten, vor längerer Zeit Dove’s Vorträge in 
Berlin zu hören. Aus diesem Grunde ver- 
zichten wir gänzlich auf eine Beurtheilung 


Regen, Wind und Weiter unterrichtet sein, | des vorliegenden Buches, und begnügen uns, 


IV. Literatur. 


den hauptsächlichsten Inhalt anzugeben, so- 
wie die selbst bei jetzigen Verhältnissen un- 
gewöhnlich schöne Ausstatiung des Buches 
zu rühmen: 

Cap. I. Die Atmosphäre. Physikali- 
sche und chemische Beschaffenheit. I. Die 
Wärmeverhältnisse in der Atmo- 
der Erdoberfläche. 
1) Periodische Veränderungen der Tempe- 
ratur. (Tägliche und jährliche Periode). Ein- 
fluss der Bodenerhebung auf die Tempera- 
turverhältnisse eines Ortes. (Schneegrenze, 
Isotherme Linien u. s. w.). Einfluss der 
Wärme auf die Vegetation. Eigenwärme der 
Erde. (Bodenwärme, Quellenwärme etc.). 
11. Die Winde. 1} Die beständigen Winde 
oder Passate Die Monsom- oder Moussons- 
Winde in hohen Breiten. Das Dove’sche 
Drehungsgesetz. Weitersäulen u. 
Einfluss aut die Temperatur. Lokale 
Luftströmungen. IV. Der Kreislauf des 
Wassers. Wasser in fester Gestalt (Polar- 
eis, Gletscher). Wasser in flüssiger Gestalt 
und Wassergas. Die Hydrometeore. Thau 
und Reif, Nebel und Wolken, Hygrometrie, 
(absolute Feuchtigkeit, Dampfspannung, re- 
lative Feuchtigkeit, Verdunstung) Regen, 
Schnee (Regenmenge, Vertheilnng des Re- 
gens), Einfluss der Windrichtung, Einfluss 
der Mondphasen. Graupeln und Hagel. Ge- 
witter. Räumliche und zeitliche Vertheilung 
der Gewitter. 


sphäre und an 


Wärme, 


B.; W. 


eines heran- 
Y. Luftdruck. 
Die regelmässigen oder periodischen Aen- 
derungen im Baromsterstand. Die nicht- 
periodischen Aenderungen (Barometer, Ther- 
mometer, Barometer und Windfahne, das 
Barometer und die Niederschläge, Luftdruck 
und Elektrizität, Einfluss des Mondes auf 
den Luftdruck, der Luftdruck und die Stern- 
schnuppen, Einfluss auf die Vegetation, Wit- 
terungsregeln, Sturmsignale. VI. Die haupt- 
sächlichsten meteorologischen In- 
strumente (Barometer, Anercidbarumeter, 
Thermometer, Thermometrograph, Psychro- 
meter, Windsande, Regenmesser). J. 


Kennzeichen 
nahenden Gewitters u. 8. w. 


3) Die Piürsiche und Nectarinen. 
Systematische Beschreibung und Ab- 
bildung von 88 der wertbvolisten und 


349 


interessantesten Sorten derselben, nebst 
kurzer Anleitung zur Pfirsicheultur in 
Deutschland von Dr. Ed. Lucas. Ra- 
vensburg 1870. Verlag von Eugen 
Ulmer. 


Eine Schrift von der Einrichtung des 
„Iustrirten Handbuchs der Obstkunde“* und 
künftig einen Theil dieses grösseren Werkes 
bildend. Eine Beschreibung der Pfrsiche 
ist bis jetzt sehr vermisst worden, da wir 
kein deutsches Buch dieser Art besassen, 
und es werden sich daher alle Obstireunde, 
welche sich mit Kenntniss der Sorten be- 
schältigen, über dieses Buch mehr als über 
jede andere Erscheinung auf dem Gebiete 
der Pomologie freuen. Ueber den Inhalt 
können wir stillschweigend hinweggehen, da 
die Meisterschaft des Verfassers auf diesem 
Gebiete bekannt ist. Bei Früchten, welche er 
nicht selbst beobachten konnte, stützt er sich 
auf die sichersten fremden Autoritäten. Mit 
grosser Befriedigung haben wir aus der kur- 
zeu Culturanweisung erfahren, dass auch 
Lucas die einfachsten Oulturarten für die 
zweckmässigsten hält, und heben besonders 
hervor, dass er die Cultur freistehender 
Stammbäume (Halbhochstämme) auf das 
Argelegentlichste empfiehlt. Wer einen ge- 
schützten Garten hat, kann in den meisten 
Lagen Deutschlands Pürsiche freistehend 
ziehen, wenn auch nicht so grosse wie am 
Spalier. d. 


4) Von dem von uns schon früher be- 
sprochenen grossen Werke „Les Prome- 
nades de Paris“ von A. Alphand (Paris 
bei J. Rothschild) ist die Adtheilung über 
das Bois de Boulogne zum Schluss gebracht. 
Die letzten Lieferungen enthalten Abbildungen 
in Holzschnitt, welche die hervorragendsten 
Blatt- und Einzelnpflanzen der Anlagen zur 
Anschauung bringen, in so wunderbar voll- 
kommener Zeichnung und Ausführung, dass 
man ohne Bedenken sagen kann, dass im 
Holzschnitt derartiges noch nicht geleistet 
worden ist. Ja wir möchten geradezu be- 
haupten, dass der Holzschnitt für derartige 
Charakter-Darstellungen ganz besonders ge- 
eignet ist. Die Naturwahrheit der Zeichnung 


350 


ist so gross, dass man sofort jede Pflanze 
erkennt und von ganz ähnlichen uniterschei- 
den kann. Hoffentlich werden diese Pflan- 
zenabbildungen später besonders in einem 
Werke über Blattpflanzen ausgegeben, damit 
auch diejenigen, weiche nicht im Besitz des 
theuren grossen Werkes sind, davon Gewinn 
ziehen können. J. 


5) Bulletin de la Soeciete des Na- 
turalistes & Moscou, 1870, N. 1. 


Enthält grossentheils Abhandlungen aus 
den uns fernerliegenden Gebieten der Natur- 
wissenschaften. 

a} Herr Akademiker Abich berichtet 
über einen erloschenen Vulkan, der 
Queliengebiet des Euphrat, in der Wasser- 
scheide zwischen dem östlichen Euphrat- 
Quellen-Gebiete und dem Araxes sich befin- 
det. Dieser Vuikan ist 11,697 Fuss hoch, 
der ungeheuere Krater desselben bildet eine 
967 Fuss tiefe Einsenkung, die einen Längs- 
durchmesser von 2000 Fuss besitzt. Aus 
zahlreichen Fumarolen 2— 300 
Fuss unterhalb des Kraterrandes, im Innern 
des Kraters heisse Dämpfe mit einem Ge- 


im 


entweichen 


räusch wie bei Dampfmaschinen. Die Con- 
glomerate des Kraters sind sehr schwefel- 
reich, und es enthalten die jener Localität 
entnommenen Schwefelerden bis 75 Procent 
Schwefel. Von den Eingebornen wird die- 
ser alte Vulkan „Tandurek* genannt. Herr 
T. K. Lynch bezeichnete denselben in Pe- 
termann’s geogr. Mittheilungen als einen jetzt 
noch thätigen Vulkan des Quellengebietes 
des Euphrat. 

b) H. Karsten, über im menschlichen 
Ohre beobachtete Schimmelpilze. — Herr 
Dr. Gruber hat im menschlichen Ohre meh- 
rere Schimmelpilze aus der Gattung Asper- 
gillus aufgefunden, welche als Ursache der 
Schwerhörigkeit bezeichnet werden. Herr 
H. Karsten beschreibt und bildet solche in 
der in Rede stehenden Abhandlung ab. Kar- 
sten beschreibt davon 3 Formen, die er aber 
nur für Formen des Aspergillus glaucus hält. 

c) Herder, Plantae Raddeanae 
monopetalae. Compositae. Von Carduus 
bis Lactuca. — 

d) A. Becker, Reise nach Mangy- 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


schlak. — Die Halbinsel Mangyschlak liegt 
im Norden des Caspischen Meeres zwischen 
Astrachan und Gurjew. Per Daimpfschiff 
fährt man von Astrachan in 2 Tagen dahin 
und Herr Becker hielt sich Mitte Juni 8 Tage 
daselbst auf. Das Ufer ragt über 500 Fuss 
über den Meeresspiegel empsr. An demsel- 
ben wachsen von seltenen Pflanzen Inula 
multicaulis, Onosma stamineum, Lagochilus 
acutilobus, Gypsophila diffusa, Zygophyllum 
turcomanicum, Z. macropterum, Jurines 
chaetocarpa, Rhinopetalum Karelini etc. 
Nanaphytum caspicum wird von den Kir- 
ghisen und Trachmenen als Brennholz be- 
nutzf. 

Arm Ankerplatz liegt das Dorf Nico- 
lajewsk und 4 Werst südlich davon liegt das 
Fort Alexandrowsk. Vor dem Fort hat 
der Coımnmandant ein steinernes Wohnhaus, 
umgeben von dem einzigen Garten jener 
Gegend, in dem vorzugsweise Gemüse culti- 
virt werden, welche mittelst eines Wasser- 
pumpwerks bewässert werden, denn Regen 
gehört zu den Seltenheiten. 

Die Trachnmenen beschäfiigen sich mit 
Ackerbau, indem sie Sorghum, Hirse, Roggen, 
Weizen, Melonen und Arbusen {Wasserme- 
lonen) anbauen. Derartiger Anbau ist aber 
nur da möglich, wo man in der Tiefe von 
ungefähr 20 Faden (140 Fuss; Wasser findet, 
mit dem dann mittelst Wasserpumpmaschi- 
nen, die durch ein Pferd in Bewegung ge- 
setzt werden, die Aussaaten bewässern kann. 
Fische bilden jedoch die Haupinahrung der 
Einwohuer. 

e) Wiazemsky, Verzeichniss der im 
Jelatomischen Rreise im Gouv. Tambow wild 
gesammelten Pflanzen. Es werden 424 Pha. 


(E. R.) 


nerogamen aufgelührt. 


6) I giardini. Giernale della so- 
cieta orticola di Lombardia, 
Anno XVI N.S I. Milano 1870. 


Die Redaction bedanert, dass sie von 
den Gesellschafts-Mitgliedern sehr wenige 
Unterstützung findet; von dem Fortschritte, 
der sich in den letzten Jahren auf dem Ge- 
biete der Gartencultur doch überall zeigt, 
von den Resultaten der verschiedenen Ar- 
beiten, von den stattfindenden Ausstellungen 


b 


IV. Literatur. 


a. dgl. wird der besasten last gar nichts 
mitgetheilt. Und wahrlich in den zwei uns 
vorliegenden Helien — Juli und August — 
üinden wir über Hortiexlturzustände Italiens 
keine einzige Mittheilung; wir finden Aus- 
züge und Uebersetzungen aus anderen Jour- 
nalen, wie u a. eine Uebersicht der ver- 
schiedenen Hemerocallis- und Hydärangea- 
_ Arten (mit gut ausgeführten Abbildungen 
der IIydr. stellata polifera Reg. und der He- 
merocallis disticha fl. pl.), einen Artikel über 
die Pariser Blumenmärkte, einen andern über 
den Schutz Insekienfressender Vögel, eine 
Uebersicht empfehlenswerther Pflanzen u. m.a. 
Im verflossenen Monat April d. J. hat 
die Mailänder Gartenbau-Gesellschaft zwei 
Medaillen als Preise für die zwei besten 
Aquarien bestimmt, um hierdurch die Ein- 
führung solchartiger Appartements-Decora- 
tionen anzuregen, aber es fand sich kein 
einziger Preisbewerber vor! — Sr. 


7) Katechismus der Obstbaum- 
zucht und des Obstbaues für 
Landschulen. Von Ferd. Hanne- 
mann, königl. Garteninspector 
Lehrer des Gartenbaues etc. Zweite 
Auflage. Weimar 1870. Mit 29 Ab- 
bildungen. 


und 


Bei den zahlreichen guten Schriften über 
Obstbau kann das Urtheil sich nur darauf 
stützen, ob das betreffende Buch seinen Zweck 
wirklich erfüllt. Dies müssen wir bei dem 
vorliegenden kleinen Buche obvie Vorbehalt 
bejahen. Es scheint uns, dass es allen bil- 
ligen Anforderungen entspricht und trotz des 
geringen Umtangs alles enthält, was der 
Landmann und Besitzer kleiner Obstgärten 
bei der Erziehung und Behandlung der Obst- 
bäume wissen muss. Der Verfasser hat sich 
gewissenhaft auf das wirklich Nöthige be- 
schränkt und dadurch seiner Sache den 
besten Dienst geleistet. Da das kleine Buch 
ohne Zweifel bald wieder neu aufgelegt 
wird, so möchten wir dem Herrn Verf. eine 
gründliche Revision des Capitels über die 
Pflege der Obstbäume, namentlich über Krank 
heiten und Feinde empfehlen. Er möge auch 


nachdenken, ob der ausgesprochene Satz | 


„Moose und Flechten sind meist die Folge, 


351 


aber nicht die Ursache einer Krankheit 
des Baumes“ (S. 60) bestehen kann? Wir 
sind überzeugt, dass mehr Bäume von Ueber- 
füllung mit sog. Baummoos krank werden, 
als dass Moos in Folge von Krankheit auf- 
tritt, Das häufige Vorkommen von Baum- 
moos ist Folge eines ungünstigen Climas 
und kalten Bodens und Lagen, und dadurch 
werden die Bäume krank, indem die Flech- 
ten bis an das Fruchtholz vordringen. Der 
lange Satz über Honigthau hätte (bei der 
Gedrängtheit der übrigen Sätze) füglich weg- 
fallen oder mit 2 Zeilen abgemacht werden 
können. Die Abbildungen sind vortrefflich 
und sehr deutlich. J. 


8) Katechismus des Hopfenbaues 
für Landschullehrer, Rustikalbesitzer, 
Ackerbürger, Ackerbaulehrer etc. Von 
Ferd. Hannemann p. p. Mit 8 Ab- 
bildungen. Weimar 1870. 


Bei der engen Verwandtschaft der Klein- 
eulturen unter einander darf der Hopfenbau 
der Gärtnerei nicht ganz fremd bleiben, wes- 
halb wir auch diesem Schriftchen des be- 
kannten Verfassers einige Worte an dieser 
Stelle widmen. Ein Fachurtheil über Hopfen- 
bau geht uns, wenigstens was Details betrifft, 
ab, wir müssen uns daher mit der Anzeige 
begnügen. Der Verf., welcher die ausge- 
dehnten Hopfenculturen der königlichen land- 
wirthschaftlichen Akademie in Proskau seit 
zwölf Jahren mit bestem Erfolg leitet, hatte 
überdies das Beispiel der nicht fernen be- 
rühmten Hopfengegend von Nentomysl vor 
Augen und hat die dortigen Erfahrungen 
nicht unbeachtet gelassen. Beiläufg erwäh- 
nen wir (was der Verf, nicht erwähnt), dass 
es vortheilhaft ist, zwischen den Hopfen- 
reihen streckenweise Spargelbeete anzulegen. 
Hierdurch bekommt der Hopfen mehr Luit 
und Sonne, und der Ertrag des Spargel» 
deckt in Jahren, wo der Hopfen gänzlich 
missräth, die Culturkosten für das ganze 
Landstück. Spargel und Hopfen passen in 
der Cultur vortrefflich zusammen. J. 


9) Das Helioskop. Universal -Orien- 
irungsapparat für Landschaftsphoio- 
graphen etc. Von Adolph Bühler, 


352 


Königl. Bayr. Hauptmann. 
Verlag von B. F. Voigt. 


Weimar, 


Der Name Helioskop wird den mei- 
sten Lesern eben so unbekannt sein, als 
dem Referenten vor Lesung der vorliegenden 
Schrift. Er hat daraus erkannt, dass dieses 
neue Instrument auch für den Landschafts- 
gärtner sehr wichtig werden kann, und dies 
wird die Erwähnung des Buches an dieser 
Stelle rechtiertigen. 
dass die Beleuchtung und als Ursache davon 


Wenn wir bemerken, 


auch die Stellung der Bäume und Gruppen 
etc. durch das Helioskop mit mathematischer 
Genauigkeit für jede Tageszeit bestimmt 
wird, so wird derjenige, welcher einen Be- 
grill von der höheren Landschaftsgartenkunst 
hat, begreifen, dass dies eine sehr wichtige 
Sache ist. Dies beweist aber auch, dass 
nur solche Personen, welche die Hochschule 
der Landschaftsgärtnerei durchmachen, von 
dem eigentlich für photographische land- 
gchattliche Aufnahmen bestimmten Instrument 
Nutzen zu erwarten haben. Wir rathen sol- 
chen Hochschülern vorerst, sich bei einem 
geübten Landschafts-Photographen mit dem 
genannten Instrumente und seinem Nutzen 
bekannt machen zu lassen. d. 


10) G. F. Fischer. Jahresbericht 
des Schlesischen Central-Ver- 
eins Gärtner und Garten- 
{freunde zu Breslau für 1868. 
Breslau 1869 bei Gebrüder Fischer. 


Der 
Schänthier, sprach wiederholt über Be- 
pflanzung der längs der Eisenbahnen unbe- 
baut liegenden Abhänge etc. und empfichli 
hierzu Zwergbäume von Aepfeln, Birnen, 
Pflaumen, Kirschen, Stachelbeeren, Johannis- 


beeren und besonders den Himbeerstrauch, 
sowie endlich die Korbmacherweide. 


Herr J. Rehmann empfiehlt die Düng- 
ung der Rasenplätze in Gärten mit Knochen- 
meh). Selbst auf Schuttboden, auf dem der 
Rasen sonst gelb wird, hatte diese Düngung 
einen vortrefllichen Erfolg. 

Hr. Schönthier spricht über die von 
Hrn. Balme aus Frankreich in Breslau zunı 
Verkauf ausgebotenen Obstbäume, wobei 
jene bekannten grossen in Frankreich erzo- 
genen Schaufrüchte als, Fruchtproben aus- 
gestellt waren. Der Relerent macht darauf 


für 


Vorsitzende, der Handelsgärtner 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


aufmerksam, dass solche grosse Früchte nur 
auf besonders gutem Boden an sehr kräfti- 
gen Exemplaren und in Folge von Ausbre- 
chen des grössten Theils der Früchte, so 
dass nur einzelne gut vertheilte Früchte an 
den Bäumen bleiben, erzogen werden kön- 
nen. Sehr milde nur bezeichnet derselbe 
diesen Schwindel, indem er sagt, dass die 
zum Verkauf zu hohen Preisen ausgestellten 
Fruchtbäume in den ersten Jahren schwerlich 
solche Früchte tragen dürften. In Deutsch- 
land haben sich diese Herren in ihrem 
Schwindel jetzt möglichst gemässigt und 
stellen nur natürliche Früchte als Lockvögel 
zum Verkauf aus. In Russland probirten 
Leute ährlichen Schlages es in den letzten 
Jahren, ilıre Bilder von Jonqnue imperiale 
ete „ wie wir solche von den Herren schon 
vor 20 Jahren ausgestellt sahen, als Lock- 
vögel zum Kauf von den Wurzelstöcken des 
Aspidium Filix mas, der Wurzeln des As- 
phodills (Asphodelus luteus), oder wenn es 
hoch kam, zu Zwiebeln von Scilla maritima, 
Paneratium marıimum und einigen Crinum 
auszuhängen. Dieselben sind dalür in den 
Russischen Zeitungen gezeichnet worden, wie 
das früher auch in Deutschland geschah, — 
aber doch gibt es immer noch einzelne 
Leichtgläubige, die sich durch solche fingirte 
Zeichnungen, auf denen nur die zum Ver- 
kanf ausgestellten Zwiebeln richtig, alles 
andere erlogen ist, täuschen lassen. 

Herr Oppler empfiehlt Juniperus 
eommunis zur Bildung von nienlichen im- 
mergrünen Hecken. Er empfiehlt Pflanzung 
von Mai bıs August, wir möchten dazu stel- 
ien ala nothwendiges Bedürrniss zum guten 
Gede.hen, leichten sandigen Boden. 

Gebrüder Born in Erfurt empfehlen 
das von vom Herrn Baron Chartier zusam- 
mengeseizie Düngerpulver (100 Pfund zu 
13/, Thlr.) sis ein sicheres und bewährtes 
Mittel gegen die Verheerungen der Maikufer- 
larıen (Engerlinge). Dieses Düngerpulver 
hat düngende Eigenschaften und tödtet die 
im Boden heimlich arbeitenden Feinde. Der 
Bericht stützt sich auf die in Parig bei der 
Ausstellung gemachten Versuche. Sehr 
wünschbar wäre es, es würde uns auch das 
Resultat von in Dentschland gemachten Ver- 
suchen mitgerheilt! Wir bezweiteln den Erfolg. 

Herr Stahn in St. Franeisco theilt eine 
Abhandlung über das Anaheimer Wein- 
land in Südcealifornien mit. Eine Colonie 


von Deutschen, die einen blühenden Wein-. 


bau, aber wie ca scheint nicht genügenden 
Absatz und verhältnissmässig zu billige Preise 
hat. Trotz mancherlei Schädigung durch 
Witterung waren in Anaheim 1866 im Gan- 
zen 575,000 Gallonen Wein auf dem dortigen 
Lager. Ausserdem werden unsere Obstbäume 
und Orangen und Citronen angebaut. (E.k.) 


a 


ER 


. öriginalabhandlungen 


i)} Abgebilldeie Pflanzen. 


a) Rubus 


jieucodermis Dougı 


Var 


Golden cap. 


(Siehe Tafel 670.) 


Rosaceae. 


R. leucodermis Doug]. in Torr. 
et Gray fl. of North. Am. I. 454. — 
Glaucus, aculeis recurvatis armatu3 ; cau- 
foliis 3-foliatis v. rarius 
5-ioliatis; foliolis late-vvatis, duplieato- 
sublobato-dentatis, subtus argenteo - to- 


libus erectis; 


mentosis; stipulis setaceis; pedunecalis 
axillaribus 2— 5-Horis, ad ramorum api- 
cenı racemo8o -confertis; fructibus sub- 
giobosis, lana alba detergibili vestitis. 
Stammt dus Oregon und wird in 
Amerika jetzt gleich unserer Himbeere 
eultivirt. Das Laub gleicht dem der 
Himbeere, der Wuchs und die Bestache- 
lung mehr der der Brombeere. Trägt 
seine Früchte auf den Seitentrieben der 
Stengel des letzten Jahres. In Amerika 
sind jetzt mehrere der dort heimischen 
Brombeeren in die dortigen Gärten als 
beliebte Beerensträucher eingewandert. 
Es sind dies Abarten von Rubus stri- 


. leucodermis Dougl. Der R, leu- 
eodermis hat gekrimmte starke Scachelu 
und seitliche sitzende Blättchen, — R. 
vecidentalis unte@scheidet sich durch 
seitliche kurzgestielte Blättehen und R. 
strigosus durch feinere gerade Stacheln. 

Die Biumen des R, 
stehen einzelu 


leucodermis 
einfachen oder zu 
2—5 auf verästelten Blüthenstielen in 
den Achseln der oberen Blätter der 
Triebe und vereinigen sich hier zu einer 
beblätterten traubenförmigen Rispe, 
Früchte fast kugelrund oder halbkugelig, 
mit einem allmälig verschwindenden 
weissen Filz bekleidet, bis 3/, Zoll im 
Durchmesser, aus vielen kleinen Beer- 
chen, die in 5—6 Reihen übereinander- 
stehen, zusammengesetzt. 

Bei der wildwachsenden Pflanze be- 
sitzt die reife Frucht eine braunschwarze 
Färbung, — bei der abgebildeten Abart 


auf 


gosus Mx., R. occidentalis L. und |ist die Farbe der bald reifen Frucht gelb, 


ZIL 1879, 


23 


354 


so dass in diesem Stadium die Frucht 
einer gelben Himbeere ähnlich ist. Ganz 
reif löst sich die Frucht leicht vom rund- 
lich-eonischen Fruchtboden und besitzt 
eine eigenthümlich trübe selbbraune 
Färbung, und die einzelnen Beerchen 
sind am Grunde mit dem Reste des weis- 
sen Filzes umgeben. Frucht von süssem, 
saftigem, eigenthümlich aromatischem 
Geschmack, aber ohne den Duft der 
Himbeeren. — 


I 


1 


| 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Wir erhielten den in Rede stehenden 
Beerstrauch, der gleichsam zwischen den 


Himbeeren und Brombeeren die Mitte 
hält, aus Nordamerika, dureh die freund- 


schaftliche Vermittelung des Herrn Dr. 
Siedhof, eines deutschen Landsmannrs 
in North-Roboken. Derselbe überdauer!« 
unsere Petersburger Winter im freien 


| Lande und irug 1869 gepflanzt, schon 
1870 reichlich Früchte. (E. R.) 


bb Vriesia corallina. 


(Siehe Tafel 671.) 


Bromeliaceaäe, 


foliis oblongo- 
ex 


Vriesia corallina; 
ligulatis, strielis, ere«t: 
apice rotundata in 
duetis, glabris, 
dibus, suhtus ex a! 
meque lineolatis; scaı 
superante; spica simplie‘, 
bus sessilibus, disiar 
vatis; braeteis ealyeem dimidium is 
ribus 


"patentibus, 
acumen subito pro- 


integerrimis, supra viri- 


hido riaue)s tenuiss!- 
a 


flori- 


recur- 


Bisticha; 
ıtihus, INOoX 
superantibus; sepalis ereetis, mar 
sese involventibus; 

concavis, acutis; pefa 
ealycem aequantibus, obiongis. 
apice rotundato - retusis, 


ee 
lis concoloribus, 
ereetis, 
eoncavis, 
squamulis oblongis 
minibus inelusis, 
insertis, tribus inter 
mentis linearibus, Nlexuosis, 
dilatatis; antheris linearibus. 
locularibus, basi adnatis. 

Folia circiter 8 pollices longa et 
usque 2 poll, 
duplo latiora, transparentia, nervis longi- 
tudinalibus tenuiter striata, in statu 


duabus vestitis; 
iribus. peisiorum 
hla- 


apiee paullo 


petaln insertis; 


erectis, bi- 


N bası ampleetentia 


latis, | 


Seapns, rhachis et braetene pulehre pur- 
purascenies. — Bnchilirion corallinum 
Linden cat, — 

In habitu Vrisine platyreinae Gaud. 


satis alfinis, Pasterior (differt seenndium 
e tab, 66) foliiz: us- 


apice recurvatis, 


leonem {(Gaud. Bonite 


que bipedalihus, deinde 
attenuato - acımi- 


fila- 


meniis latis Strietis, antheris connectivo 


apicem versus sensim 


natix, petalis calyerm superantibus, 
excurrente mucronatis, 

Die schöne Bromeliaere, welche Jen 
unserer Abbildung bildet, 
erhielten wir von Herrn J. Linden in 
Brüssel ale Enchilirion eorallinum. Die- 
selbe ward von Linden aus dem tropischen 
Amerika eingeführt und gehört schon 
deshalb zu den beachtenswerthesten die- 
ser Familie, weil die Entwickelung und 
Dauer des Blüthenschaftes ungefähr 3 
Monate währt. Im hiesigen Garten stand 
Ende April dieses Jahres ein Exemplar 


Ge: genstand 


in voller Blüche. Die Untersnchung 
zeigte, dass es eine ächte Vrisia sei 


transparente zonis transversalibus picta. | und dass sie ferner der von Gaudichaud 


R 


(Voyage de la Bonite par Vaillant, Bo- | kaum riehtig se 


tanique par Gaudichaud) als Vrisia pta- 
tynema abgebildeten, aber nicht beschrie- 
benen Art: in Bezug auf die zweizeilige 
Blüthenähre 
zurückgebogenen sitzenden Blumen, deren 
stützende Braeteen fast so lang als der 
halbe Kelch, ausserordentlich ähnlich. 
Die von Gaudichaud gegebene Ab- 
bildung weicht aber durch folgende Cha- 
raktere ab. Bei unserer Pflanze werden 
die am Grunde umfassenden, dann band- 
förmigen ganzrandigen Blätter nur 8 Zoll 
lang, stehen aufrecht und sind an der 


mit anseinandergerückten 


Spitze stumpf abgerundet und dann plötz- 
lich in eine aufgesetzte Spitze vorge- 
zogen. Bei der Gandichaud’sehen Pflanze 
werden die Blätter bis 2 Fuss lang, 
hängen an der Spitze über und sind 
daselbst allmälig zugespitzt. Bei unserer 
Pflanze sind die Petalen so lang als der 
Kelch, an der von Ganfichaud sehen die 
Petalen 2/, Zoll über die Kelchblätter 
hervor. Bei unserer Pflanze sind die 
schmal-linearen und zur unterhalb der 
Antheren verbreiterten Staubfäden hin- 
und hergebogen, und die linearen An- 
theren an der Spitze unbewehrt; — bei 
der Gaudichaud’schen Pflanze 
Staubfäden breit {fast binmenblattartig 


sind die 
und steif und die Anthere:: sind mit der 
hornförnizen Spitze des Conneetivs ge- 
krönt. 

Wenn wir dennoch beim Vorhan- 
densein so starker Unterschiede zweifel- 
haft waren, ob unsere Pflanze nicht viel- 
leicht identisch mit Gaudiehaud’s Vriesia 
platynema, so liegt der Grund darin, 
dass die Gaudichaud’sche Abbildung 
jedenfalls viel Anomalien enthält, die 


Originsalabhandlungen. 


355 


können. So wider- 
spricht die auf Fig, 9_gegebene Abbil- 
dung eines Blumenblattes und Staub- 
fadens durchaus der Darstellung der 
Blumen an der Blüthenähre. Es-könnten 
daher die vorragenden Blumenblätter, 
wie solche die Abbildung ‘zeigt, sehr 
leicht fingirt sein, weil vielleicht ein 
nieht in Blüthe befindliches Exemplar 
zur Abbildung vorlag. 

Auf diese Zweifel an der richtigen 
Darstellung der von Gaudichaud abge- 
bildeten V. platynema glauben wir hier 


nur aufmerksam machen zu sollen, denn 
Vereinigung* beider Pfianzen würde erst 
dann möglich sein, wenn eine Verglei- 
ohung der von Gaudichaud gesammelten 
Original- Exemplare unsere Zweifel an 
der Treue seiner Abbildung bestätigen 
sollten. 

Cultur gleich der der Billbergien 


etc. (E. R.) 


Erklärune der Tafel, 


a) Blüthenstand und Blatt in natür- 
lieher Grösse. 

b) Ein blühendes Exemplar, ver- 
kleinert. 

c) Blume. Es sind die Kelehblätter 
und 2 Blumenblätter fortgenommen, so 
dass man die Frucüficationsorgane sieht, 
natürl. Grösse. 

d) Ein Blumenblatt, natürl. Grösse, 
mit 2 Staubfälen und den Sehuppen am 
Grunde derselben. 

e) Die Spitze eines Staubfadens mit 
Anthere, vergrössert. 

f) Der Fruchikuoten. 

g) Durchschnitt durch den Frucht- 
| knoten, — 


233 ® 


356 


Gartenflora Dentschlands, Russlands und der Schweiz. 


cd) Dieffenbacehia alliodorah Linden. 


(Siehe Tafel 672.) 


Aroideeae 


Dieffenbachia alliodora Linden cat. 
1869 pag. 21. Petioli usque sub apicem 
 vaginati; lamina oblongo-lanceolata, basi 
cuneato-attenuata, apice sensim attenuata, 
laete viridis, vinis 16-20 dense positis 
erecto-patentibus utrinque percursa, Spa- 
tha viridis, nitens, spadicem paullo su- 
perans, — 

D. lituratae Schott (Prodr. Nr. 333) 
proxima, foliis concoloribus laete viridi- 
bus in petiolum cuneatis, nervis densius 
positisete. faseile dignoscitur. — 

Die in Rede stehende Art besitzt 
hellgrüne Blätter und Blüthenscheiden 
und unterscheidet sich durch die Einfar- 
bigkeit der keilförmig in den Blattstiel 
verschmälerten kleineren Blätter, die von 
sehr dichtstehenden Seitennerven durch- 
zogen sind, von der nahestehenden D. 
liturata Schott. Der hiesige Garten er- 
hielt diese Art von Hrn. J. Linden, der 
solche aus dem tropischen Amerika ein- 
führte, Ein sehr schwacher lauchariiger 


! 


Geruch, der sich beim Zerreiben der 
Blätter entwickelt, veranlasste Linden, 
den obigen Namen zu geben. Besehrie- 
ben ist diese Art unseres Wissens bis 
jetzt noch nicht. — 

Eine decorative Pflanze fürs Warm- 
haus, doch von weit geringerem Werthe 
für die Cultur als die schönen buntblät- 
terigen Arten dieser Gattung. Von den 
letzteren ist z. B. die lang bekannte D. 
pieta Schott (D. Seguine pieta) zur 
Cultur im warmen Zimmer vorzüglich 
geeignet, indem sie sich hier zu grösse- 
rer Schönheit und Vollkommenheit als 
im warmen Gewächshause entwickelt. 


(E. R.) 


Fig. 1 ein blühendes Exemplar, ver- 
kleinert. 


= 


.2 ein Blatt in natürl, Grösse. 
Fig. 3 eine Blüthenseheide in natür- 
licher Grösse. 


& 


2) Von Peiersburg nach 


In keinem Lande Europas wurden 
in den letzten Jahren so zahlreiche Ei- 
senbahnbauten ausgeführt als in Russ- 
land. Von Petersburg bis nach Odessa 
und nach der Krim durchziehen bereits 
mehrere,Bahnen die weiton Gefilde Russ- 
lands. Aber auch Petersburg zu 
beiden Seiten des Finnischen Meerbusens 
haben die Bahnbauten begonnen, und 


von 


schon jetzt sind die Verbindungen von | wechselnden 


Bleisingfors, Reval, Riga. 


Petersburg bis Heisingfors und von Pe- 
tersburg bis Reval eröffnet, Strecken die 
ausserdem auch mittelst der gut und be- 
quem eingerichteten Dampfschiffe der 
Finnischen und Baltischen Gesellschaften 
zurückgelegt werden können. 

Nicht blos eine der reizendsten und 
liebliehsten Fahrten von Petersburg aus, 
sondern überhaupt wohl eine der an 
landschaftlichen Bildern 


L Originalabhandlungen. 


reichsten Fahrten zu Meere, das ist die 
Fahrt von Wyborg aus durch die Schä- 
ren nach Helsingfors und von da weiler 
nach Abo und Stockholm, und wir rathen 
Jedem, der einmal die Wunder der Haupt- 
stadt des Zarenreichs sehen will, und 
bei den jetzigen leichten Communieatio- 
nen, Seinen Wandergang nach Norden 
richtet, einmal über Copenhagen und 
von da durch Schweden, längs der 
Tronhätia-Fälle nach dem reizend gele- 
genen Stockholm und endlich von dort 
per Dampfschiff über Abo, Heilsingfors, 
Wiburg nach Petersburg zu reisen. 
Wenn man per Eisenbahn Abends 
um 5 Uhr von Petersburg nach Wiburg 
fährt, so kommt man dort nach 4 Stun- 
den an und geht, soferu man in Wiburg 
nicht verweilen will, sogleich von der 
Eisenbahn nach dem Dampfschiff, um 
dort zu übernachten. Da die Schären- 
fahrt nur beim Tageslicht gemacht wer- 
den kann, so lichtet das Dampfschiff 
schon Morgens 3 Uhr die Anker, um 
aus der Bucht von Wiburg in die offene 
See zu steuern. Schon gegen 10 Uhr 
Morgens tritt das Schiff in die Schären 
ein. Als „Schären“* bezeichnet man 
die zahlreichen kleinen und grossen fel- 
sigen Inseln, die dicht neben einander 
liegend das Ufer des festen Landes oft 
viele Stunden weit in die See hinein um- 
säumen. Die bald engeren, bald weite- 
ren Meeresarme, welche diese Tausende 
von Inseln umgeben, gehen gleich mäch- 
tigen breiten, oder gieich schinalen Strö- 
men zwischen den Inseln und Felsen- 
rissen hindurch und lassen den Blick 
bald stundenweit zwischen den Inseln 
hindurch bis zum festen Lande, bald 
andererseits nach dem offenen Meere hin 
schweifen. Bald geht die Fahrt durch 
solche enge Kanäle zwischen den Inseln 
hindurch, dass man oft nicht begreift, 
wo das Schiff zwischen allen diesen Fel- 


397 


sen sich hindurchwinden soll, bald geht 
es ausserhalb der Schären und lässt von 
der freien See den Blick über die laby- 
rinthischen Wasserstrassen zwischen den 
Inseln hindurch schweifen, 

Alle Inseln sind wie das Ufer des 
festen Landes aus vieifach zerklüfteten 
Granitfelsen gebildet, deren Ufer von der 
an ihr emporrollenden Brandung abge- 
glättet und kahl, nur von den Farben 
der sie deckenden Flechten mannichf:ch 
gefärbt sind. Da sind grosse Flächen 
der Felsen von Lecidea geographica 
L. gleich Landkarten in verschiedenen 
Tönen grün und gelb und dunkler ge- 
färbt, so dass der vom Vater der Botanik 
gegebene Name in seiner Heimath so 
recht eigentlich zutrifft, — dort ist L. 
confluensSchaer. undL. atroalba 
L., welche weissgraue oder selbst röth- 
lichbraune Flächen bilden, dort breitet 
die Parmelia centrifuga in grossen 
Coionien ihre grossen, fast kreisrunden 
strohgelbgrünen Lager aus. Dann sind 
es wieder die dunkeln blattartigen roset- 
tenartigen Lager der Gyraphora- und 
Umbilicaria-Arten, die in dichten 
Massen dunklere oder fast schwärzliche 
Färbung der Felsenflächen bedingen. 
Gelb und orangengelb färben die For- 
men der Parmelia parietinal. und 
wo sich schon eine dünne Humusschicht 
gebildet, da sitzen grosse Coionien der 
weisschuppigen Stereocaulon- Arten, 
die Cladonien (Rennthiermoose) und 
die grünlichbraune Cetrariaislandica 
L. (Isländisches Moos), welche hier auch 
ihre Apothecien massenhalt entwickelt. 
In den Spalten der Felsen da wachsen 
Birken, Föhren, Fichten und verleihen 
dem Bilde eine grössere Lebhaftigkeit. 
Jede 5 Minuten wechselt das Bild und 
so kommt man nach einer sehr genuss- 
reichen Fabıt Abends in Helsingfors an. 

Helsingfors ist eine schöne reinliche 


358 


Stadt, die reizend an den tief einsehnei- 
denden Buchten auf und an Granathügeln 
liest. Die finster 
von Sweaborg schützen die Einfahrt und 
in der Stadt stehen einige srosse schöne 
Kirchen auf den Spitzen von Granitfelsen 
wie auf Postamenten, 

Helsingfors 5 
und Sitz der Regierung des 
zogthums Finnland, 


ausschauenden Forts 


ist die 


im Sommer weilen 
zahlreiche Gäste dort, Seebäder 
und Woasserkuren bERlchäN. Ein dem 
Meeresufer nahe gelegenes Kurhaus, um- 
geben von einem 
reichenden Garten, dient den Gästen zur 
geselischaftlichen Vereinigung. 


a y 
welche 


zum Meeresufer 


Von der hochgelegenen Sternwarte 
aus durchsehneidet eine zrosse breite 


Strasse ganz Helsingfors und führt hinaus 
nach dem Tölo-Park. 

Der Tölo- en ist ein gemeinnütziges 
Werk des Hrn. Commerzienrathes Borg- 
ström. Die Granitf elsen erheben sich 
hier am höchsten in der Nähe der Stadt, 
biefen auf ihren verschiedenen Höhe- 

punkten reizende Aussichten üher Hügel-, 

Thal- und Wasse nach der 
Stadt, dem Meere und der Umgebung. 
Früher ein Ödes in der Thalsohle 
versumpites Terrain, führen jetzt schöne 
Wege nach den ten Punkten und 
bis auf die höchsten Spitzen hir 
terhalb derer eine Restauration erbaut 
ist, Der Herr Borgström hat seit einer 
Reihe von Jahren diese Anlage derch- 
führen lassen und denkt Sieseiben Immer 
weiter auszubauen. 

Reizend liegt ebenfalls der Bota- 
nische Garten auf einem Granithügel 
an einer der Meoreshuchten. Herr Pro- 
fessor Lindberg, der jetzige Direktor 
des Botanischen Gartene, berühmt als 
Muscologe, hat dem Garten sein lebhaftes 
Interesse zugewendet. früher stark 
verwilderte, in ' Orin: 


erpa 


thlen 


kp 


8 
auf, un- 


1 
u 
Q 

ax 


Systematise 


ne 
en 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


angepillanzte Sammlung der Perennien 
und annuellen Pflanzen fanden wir jetzt 
in musterhafter Ordnung. Im Arboretum 
sahen wir grosse fruchttragende Bäume 
von Aeseulus Hippocastanım L., Acer 
saccharinum L. ete,, überhaupt ungefähr 
ähnliche Verhältnisse in Bezug anf die 
im freien Lande ausdauernden Pilanzen, 
Reval und Riga. 

Die sehr gut unterhaltenen Gewächs- 
häuser enthalten eine gute Auswahl der 
wichtigsten Pflanzen für den botanischen 
Unterricht. Von Pandanus utilis 
verästelte grosse Exemplare, eine hübsche 
Sammlung von suceulenten Pflanzen ete. 

Reval liegt Helsingfore gerade 
gege über und eine kurze Fahrt von 6 
Stunden per Dampfsebiff führt dahin, 
wenn gleich die fast stets den Kurs 
schief schneidenden Wellen dem grössten 
Theil der Passagiere die Bekanntschaft 
mit der Seekrankheit machen lässt, so 
dass beim Länten zu Mittag nur 3 der 
vielen Reisenden zur Tafel erschienen. 
Reval selbst liegt hart am Meere, zum 
Theil auf einem Bügel, dem Domberge, 
der von der Domkirche gekrönt ist. Wir 
besuchten hier nur den Garten des Hrn. 
Hardelsgärtner Dietrich, eines Mannes, 

sich um die Üryptogamenkunde der 
Ostseeprovinzen grosse Verdienste erwor- 
ben hat, sowie derselbe als Secretär bei 
dem dortigen Gartenbau-Vereine fungirt, 

n dessen Bildung sich unser geehrter 
Freund lebhaft betheiligt hat. 

In Dieirich’s Baumschulen 
wir so ziemlich dieselben Sträucher und 
Bäume, die wir bei Besprechung der 


wie um 


sahen 


Rigaer üärten hervorheben wollen. Von 
besonderem Interesse waren für uns 


einige Pflanzen, die wir ir Riga nicht 
sahen. So z. B, Atragene sibirica 


|in ziemlich hoch rankenden Exemplaren. 


| Wir bemerkten 


von derselben kürzlich, 
dass dieselbe in Petersburg im freien 


| 
| 


I. 


Originalabhandlungen. 


359 


Lande niedrig bleibt und nicht alsSchling- | mit niedriger Fahrtaxe bilden einen an- 


pflanze dienen kann. Der ächte Rham- 
nus danurica Pall,, aus direkt ein- 
zeführten Samen erzogen, in schönen 
Exemplaren. Ebenso der Bvonymus 
Maki des Amurgebietes, dieLonicera 
gibbiflora und Maximowiezia ehi- 
nensis des gleichen Gebietes. Ailan- 
thus giandulosa friert in Reval wie 
in Moskau jährlich bis zum Schnee herab. 
Pterocarya caucasica, diein Peters- 
burg keinen Winter überdauert, Ptelea 
trifoliata, Acer Negundo u. a. m. noch 
in kräftigen ausdauernden Exemplaren. 

Riga, die grösste und bedeutendste 
Stadt der Baltischen Provinzen, wird von 
Petersburg aus per Eisenbahn in 24 Stun- 
den erreicht. In Dünaburg zweigt die 
Bahn nach itiga ab, und über Dünaburg 
ist Riga jetzt mit Witebsk, Orel und 
dem Herzen Russlands verbunden, wo- 
durch Rigas Handel in den letzten Jah- 
ren einen bedeutenden Aufschwung er- 
halten hat. Riga hat etwas über 100,000 
Einwohner, von denen ungefähr 40,000 
Deutsche, 40,000 Letten und 20,090 
Russen. Die Altstaät gleicht einer alten 
deutschen Stadt mit sehr engen Strassen, 
in denen sich der überaus lebhafte Ver- 
kebr mühsam bewegt. Schön und ganz 
im Styl der Neuzeit sind die Vorstädte, 
pallastartigen “Gebänden, 
das Polyteehnikum eines 


mit grossen 
unter denen 
der ansehnlichaten, und schönen in 
neuester Zeit angelegten Boulevards 
und Stadtaniagen. Die Düna, an welcher 
Riga liegt, ist hier schon ein breiter 
mächtiger Strom von last !/, Stunde 
Breite. Der Quai, an dem die zahlreichen 
Kauffahrer aller Nationen anlegen. wird 
jetzt verlängert und mag fast 1/, Stunde 
lang sein. Hanf, i'lachs, Leinsaat, Holz 
sind die budeutendsten Export - Artikel. 
Ein gutes Pfiaster und bequeme, fast 


ausschliesslich zweispännige Droschken 


genehmen ÜOontrast mit Petersburg, wo 
beides schon lange fromme Wünsche 
sind. — 

Der älteste öffentliche Garten Rigas 
ist der Kaiserliche Garten. Eine mäch- 
tige alte Ulme trägt die Inschrift, dass 
solche 1723 von Peter dem Grossen dort 
gepflanzt wurde, Sonet ist dieser Garten 
jetzt vernachlässigt und enthält eigent- 
lich nur gerade Alleen mächtiger alt 
Bäume, unter denen die riesigen Ac>- 
culus Hippoeceastanum den Peters- 
burger daran erinnern, ‘dass er in ein 
milderes Clima eingetreten ist. 

Riga ist seit alter Zeit der Hauptsitz 
des Pflanzenhandels für ganz Russland. 
Zahlreiche Handelsgäriner haben sich 
dort niedergelassen und senden Samen 
und Pflanzen durch ganz Russland. 

Das grösste Handels -Etablissement 
in Riga, ja eine der grössern Handels- 
gärtnereien Europas, ist die von C. H- 
Wagner. Dieseibe wurde im Jahre 
1793 von Groot gegründet, 1816 von 
C. HB. Wagner übernommen und wird- 
jetzt von dessen Sohn fortgeführt. Die- 
ser Handelsgarten umfasst alle Richtungen 
des Gartenbaues. Die Baumschulen und 
der garten haben ein Areal von 30 Dis- 
jätinen (die Disj. ungefähr 4 Preussische 
Morgen). In der Mitie des Gartens liegt 
Wagner’s reizen: gelegenes Wohnhaus, 
umgeben von mächtigen Rasenplätzen 
mit Biumengruppen und Arboretum, 
Weiterhin die zahlreichen Gewächshäu- 
ser, die an die grössern Handelsgärt- 
nereien Genis erinnera, das Comptoir 
mit zum Sımenverkauf und den 
Lagerräumen eingerichteten Localitäten 
und im untern Stoek grosse Packräume, 
in denen stets ein zahlreiches Personal 
mit dem Einpacken und Versenden von 
Pflanzen und Samen hesehäftigt ist. 

Wir bemerkten schon, dass Wag- 


den 


360 


Gartenflora Dentschlands, Russlands und der Schweis. 


ner’g Etablissement fast alle Zweige des | stehen auf Beeten mit leichter sandiger 


Gartenbaues umfasst. Was wir als Riga 
eigenthümliehe Culturen nennen werden, 
indem wir diesen Garten einlässlicher 
besprechen, das findet sich auch in den 
andern Handelsgärtnereien Rigas wieder. 

Eine Abtheilung des Gartens mit 
besonderem Cuitur-Chef ist der Cultur 
der annuellen Zierpflanzen und deren 
Samenzucht gewidmet, Die Anzucht der 
Levkojen- Samen wird in Riga eben 36 
lang wie in Erfurt und in grosser Aus- 
dehnung betrieben. Die zur Samenzucht 
bestimmten Pflanzen werden aber nicht 
wie in Erfwrt in Töpfe gepflanzt, sondern 
man pfianzt solche auf Beete (plates- 
bandes) aus, wo sie bei schlechtem Wet- 
ter durch auf Lattengerüsten ruhenden 
Fenstern vor dem schädlichen Einfluss 
za grosser Feuchtigkeit geschützt werden. 
Die so in Riga gewonnenen Samen von 
Sommer-, Herbst- und Winter-Levkojen 
liefern ebenso wie die Erfurter Samen 
grossentheils gefüllt blühende Exemplare. 

Auch alle andern beliebten einjähri- 
gen Zierpflanzen, die Varietäten von 
Phlox Drummondi, Persees, Portulaca 
etc. sieht man zur Samenzucht 
beetweise angepflanzt und nur die in 
wärmeren Climaten besser und vollkom- 
mener reifenden Samen werden von Hrn. 
Wagner bezogen. 

Aehnliche Quartiere sind von der 
Cultur der schönblühenden Perennien 
eingenommen. lie Dahlien werden beim 
Herrn Wagner behufs der Versendung 
ausschliesslich in Töpfen erzogen und 
zur Versendung Topfknollen benutzt. 
Wohl an 20.000 solcher Dahlienpflanzen 
sahen wir in Töpfen und ausserdem das 
Sortiment von den auserwähltesten Sor- 
ten auf Rabatten im freien Lande. Nicht 
minder schön und zahlreich ist das Sor- 
timent der schönen Gladiolus, die gerade 
in voller Farbenpracht blüheten. Solche 


hier 


und stark mit Torferde vermengter Erde 
und werden aus Wurzelbrut und Samen 
angezogen. | 

Sehr vollständig ist ferner die Samm- 
lung der ganz im freien Lande eultivir- 
ten Lilium- Arten. 

Die bedeutendste und wichtigste Ab- 
theiluug dieses Gartens sind die ausge- 
dehnten Baumschulen, denen Hr. Wagner 
selbst nachgeht und durch die er mich 
mit freundlichen Erläuterungen begleitete. 

Beginnen wir mit einigen Beeren- 
sträuchern und Obstbäumen. 

Die Mammure (Rubus arctieus) 
war unter den Beerensträuchern vertreten. 
Wir können in Folge unserer eigenen 
Gulturversuche bestätigen, dass diese 
niedlich» Pflanze, die richtiger zu den 
Stauden als zu den Halbsträuchern ge- 
rechnet werden muss, allerdings unseren 
Culturen sich vortreffliich anschliesst. 
Ein halbschattiger etwas feuchter Stand- 
ort und mit Torferde staık vermengter 
Lehmboden oder Gartenboden, das sind 
die Culturbedingungen, unter denen bei 
uns wie bei Hrn. Wagner diese Pflanze 
gedeiht. Dieselbe entwickelt in Oultur 
vom Frühjahr an bis zum Herbste ihre 
niedlichen rothen Blumen, trägt aber nur 
sparsam ihre köstlich ananasartig duften- 
den Beeren, die die Grösse kleiner Brom- 
beeren erreichen und den ganzen Som- 
mer hindureh einzeln reifen. Ob diese 
Pflanze je eine Beerenstande der Cultur 
im Grossen werden wird, das lässt sich 
bis jetzt noch nicht sagen. So lange 
solche in Cultur nicht zu reichlicherer 
Tragbarkeit gebracht wird, ist das nicht 
anzunehmen. 

Stachelbeeren (Ribes Grossula- 
ria). Die sogenannten englichen Stachel- 
beeren, d. h. die Stachelbeeren mit sehr 
grossen Früchten, verschaffen sich immer 
allgemeineren Eingang in unsere Culturen. 


A 


ee, 


L, 


Originalabhandlungen. 


361 


Wir haben seit 8 Jahren unsere Beob- | legen vermehrt werden, diese Methode 


achtungen über deren Cultur und Ver- 
mehrurg im Petersburger Clima gemacht, 
konnten uns aber noch immer nicht ent- 
schliessen, unsere Beobachtungen darüber 
zu publiziren, da uns immer noch das 
eine oder was wir noch 
dureh Versuche zufzuklären wünschten, 
übrig lieb. 


ande 
anteTe, 


Da Herr Wagner seine 
Stacheiberren seit langen Jahren ganz 
im Grossen cultivirt, so ergänzen dessen 
Beobachtungen gieichsam die unserigen. 
Indem wir uns vorbehalten, baldigst ein- 
lässlicher af die Cultur der Stachel- 
beeren einzutreten, beschränken wir uns 
hier auf die Mittheilung der Culturmethode 
der Stachelbeere, welche Herr Wagner 
befolgt. Derseibe wendet bei denselben 
möglichst starke Düngung an und pflanzt 
solche in eine Reihe auf 4 Fuss breite 
Beete, Hr. Wagner hat bei seiner Cul- 
turmethode nicht den Fruchtertrag im 
Auge, sondern einzig schnellste Erzielung 
vieler kräftiger junger Pflanzen zum Ver- 
kaufe. Deshalb ; wendet derselbe aus- 
schliesslich Buschform an, lässt keinen 
der Wurzeltriebe fortnehmen und benutzt 
alle genugsam kräftigen Triebe dazu, 
um sie niederzubeugen und behufs der 
Verimehrung abzulegen. Eigenthümlich 
wird Hrn. Wagner’s Verfahren dadurch, 
dass abwechselnd von den Mniterpflanzen 
- das’ eine Jahr die stärkeren Zweige nach 
der einen Seite der Rabatte, das andere 
Jahr nach der andern Seite abgelegt wer- 
den. Wenn dann die auf je einer Beet- 
seite abgelegten bewurzelten Zweige fort- 
- genommen und auf besondere Beete zur 
völligen Erstarkung verpilanzt werden, 
dann wird gleichzeitig diese eine Beet- 
seite umgegraben und stark gedüngt, um 
:im folgenden Jahre abermals zum Ab- 
legen benntzt zu werden. 
benntzt bei den meiten Gesträuchen 
seiner Baumschulen, weiche durch Ab- 


Hr, Wagner 


des abwechselnden Niederlegens nach 
der einen und nach der andern Seite 


des Beetes. Gegen die Verheerungen, 
welche die von uns schon erwähnte 
Fliegenlarve (Nematus appendieulatns 


und N. ventricosus) anriehtet, schützt 
Hr. Wagner durch wiederholtes Ueber- 
spritzen der Pflanzen mit einer Verdün- 
nung der Jauche, welche in Tabakfabriken 
bei der Präparation des Schnupftabaks 
übrig bleibt, — 

Pirnen- und Aepfelbäume werden 
alle mittelst Oculation veredelt, beide, 
besonders aber die er:teren, hatten in 
den letzten harten Wintern überall in 
Riga gelitten. Das letztere gilt in noch 
höherem Grade von den Kirschen. 

Die Pflaumen werden auf einen 
Wildling oculirt, welcher mittelst Able- 
gens vermehrt wird. 
alle 


im Winter werden 
veredelten Pilaumen niedergelegt, 
um solche vor Frostschaden zu schützen. 

Sämmtliche hochstämmig gezogenen 
Obstbäume sind in Hrn. Wagner’s Baum- 
schulen an Pfähle gebunden; im Winter 
werden jedoch die Pfähle fortgenommen, 
da angebundene Bäume leichter vom 
Froste leiden, als solche welche vom 
Winde hin und her bewegi werden. 

Nicht in geringerer Ausdehnung als 
die Anzucht von Obstbäumen findet sich 
die der Bäume und Sträucher für Garten- 
und Parkanlagen vertreten. — 

Als in Riga ausdauerde Gehölze, 
die im Petersburger Clima nicht mehr 
angebaut werden können, 
die folgenden: 

Auf mit Walderde aufgefüllten Bee- 
ten werden die hybiiden Rhododen- 
iron, Abkömmlinge von R. catawbiense, 


nennen wir 


R, caucasicum, R. ponticam und R. ma- 
ximum in grosser Ausdehnung angezo- 
gen. Ebenso die kei Deckung auch in 
Petersburg noch harten Formen von den 


362 


laubwerfenden Azaleen des Caucasus 
und Nordamerikas, 

Die sehlitzblätterigen Quereus (Quer- 
eus filieifolia ete.), die uns in Petersburg 
wiederholt erfroren . 
nen veredelten Exemplaren. 

Die Morus-Arten, und selbst Morus 
alba, der in Moskau (allerdings geschützt) 
noch als Strauch cultivirt wird, halten 
in Riga nicht ans. 

Die Aesculus-AÄrten sind sämmt- 
lich in Riga durchaus hart, und es wurde 
von uns schon bemerkt, dass wir A. Hip- 
poeastanum in alten mächtigen Exem- 
plaren dort sahen. 

in Petersburg halten die Aesculus- 
Arten wohl eine Reihe von Jahren auf 
geschülzten trockenen Standorten 
eririeren daun aber in ungünstigen kalten 


sahen wir in schö- 


aus, 


Wintern wieder ganz oder theilweise, 

Die Italienische Pyramiden - Pappel 
sahen wir iu Hrn. Wagner’s Garten, so- 
wie in den öffentlichen Gärten Rigas in 
30—40 Fuss hohen Exemplaren. Diese 
werden allerdins nicht wie in Moskau 
jährlich eingebunden, leiden aber doch 
in kalten Wintern mehr oder weniger, 

Die Buche (kagus sylvatica) hält 
in Riga auf geschütztem Standort noch 
aus, bildet dort freilich aber nicht die 
grossen mächtigen Bäume wie in Deutsch- 
land, 

Das gleiche gilt von der Blutbuche, 
von der mir Hr. Wagner mittheilte, dass 
er soiche ausschliesslich aus Samen er- 
ziehe und dass die grosse Mehrzahl der 
Sämlinge wiederum die tiefrothen Blätter 
der Blutbuche zeige und nur ein kleiner 
Theil zurückgehe und grüne Blätter ent- 
wickle. 

Das gleiche Verhalten beobachtete 
der Referent m den letzten Jahren an 
Berberis Blättern. 
Es scheinen mithin diese rothblätterigen 
Formen mancher Holzgewächse durch 


vulgaris mit rothen 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


| wiederholte Aussaaten durch mehrere 

Generationen die Eigenschaft mehr be- 
| ständigerer Ragebildunz zu erhalten, da 
sich der Referent sehr wohl erinnert, 
| dass von Aussaaten von Keruen der 
Blutbuche, die von vor mehr ala 
30 Jahren gemacht wurden, uster Hun- 
derten von Sämlingen kaum einer rothe 
Blätter zeigte. 

Einer der ausgezeichneisten und 
schönsten Bäume des Etablissements des 
Hrn. Wagner ist ein grosses mächtiges 
Exemplar von Fagus sylvatica as- 
plenifolia. Bis Stammgrunde 
mit Zweigen besetzt, ist dasselbe so 
breit als hoch. Wir können hier regi- 
striren, dass diese schlitzblätterige Buche 
durch Veredlung fortgepdanzt wird. Von 
einer entsprechenden Abart von Alnus 
incana mit geschlitzten Blättern, und 
ebenso von der Linde mit geschlitzten 
Blättern, erhielten vor mehreren 
Jahren zahlreiche Samen, welche wir 
seibst aussäeten. Unter vielen HBunder- 
ten von Sämlingen zeigt bis jetzt nicht 
ein einziges Exemplar die geschlitzten 
Blätter der Mutterpilanze. Hier findet 
also gerade das Gegentheil, nämlich das 

Zurückgehen der Abart zur 
Stammart statt, wenn man Samen zur 
Fortpflanzung anwendet, 

Abies Nuordmanniana, die präch- 
tige Tanne des Uaucasus, friert in Riga 
jährlich bis zum Schnee ab, ganz wie 
in Petersburg. Dagegen hält die Edel- 
tanne Deutschlands (Abies pectinata) 
auf geschützten Localitäten noch aus 
und bildet da 10—20 Fuss hohe Bäume. 

Cratacsus OxyacanthaL,, der 
gewöhnliche Weissdorn mit seinen ge- 
fülltblumigen und buntblätterigen’ Ab- 
arten, istin Kiga noch vollkommen hart, 
in Petersburg hält die gewöhnliche Stamm- 
art desselben nur in milden Wintern und 
im Schutze aus, in kalien Wintern friert 


ihm 
zum 


wir 


eonstante 


| 
| 
| 
\ 
| 
ı 


ee. 


I. 
solehe z:m Schnee ab. Die Abarten 
sind noch zarter und überdauern nicht 


einmal milde Wirter, 

Ulmns campestris und D. ef- 
fusa werien auch in Peteraburg noch 
als Aller-!ıume benutzt, In dem kalten 
Winter von 67 anf 68 eriroren solche 
aber zu Tansenden, Die schönen baunt- 
blätterigen Äbarten sind viel zarter und 
erfrieren bei uns jährlich, in Riga sind 
aber buntblätterigen Abarten 
ohne jeden Schutz hart. 


auch die 
me . 

ie pyramidal 
wachsende Ulme (Ulmus exoniensis) hält 
wohl 


Standort noch aus, in Riga erhebt sich 


in Petersburg auf geschütztem 


solche aber zum schönen stattlichen 
Baum. 
Von den Berberis-ärten mit im- 


mergrünen Blättern sind in Petersburg 
unter dem Schutze des Schnees B. Aqui- 
folium und 8. repens noch so hart, dass 
deren Blätter kaum leiden, dagegen er- 
frieren B. Neuberti, B. empetrifolia, B. 
Darwini, B. ilieifolia und ähnliche, wel- 
ehe in Riga noch hart sind. 

Gehen wir endlich zu den in Peters- 
burg und in Kiga noch harten Holzge- 
wächsen über, so haben wir über diese 
nur einige Bemerkungen üher die Art 
und Weise zu machen, wie Hr. Wagner 
dieselben vermehrt oder verwendet. 

Crataegus sanguinea und coccinea 
dienen in Riga wie in Petersburg zur 
Bildung von Hecken. Beide erzieht man 
dort aber auch häufig stämmig zu Kugel- 
bäumen, denen mittelst der Scheere die 
Form gegeben wird. 
macht es sich aber, 
Herrn Wagner sahen, in regelmässigen 
Entfernungen in den geschorenen Herken 
solche kugelförmige Kronen einige Fuss 
über die Hecke hervorragen. 

Die in unserm Clima einzig als. 
daurrnden Trauerweiden, S. purpurea 
pendula und 5. Caprea pendula, erzienen 


Ganz atierliebst 


wenn wie wir bei 


Originalabhandlungen. 


363 


wir hier in Petersburg durch Veredlung 
auf Stämme von 8. Caprea. In Riga 
werden solche aber allgemein wurzelächt 
erzogen und dann mittelst Anbindens 
und Abschneiden der Seitenzweige 80 
weit emporgezogen, bis sie die zur Kro- 
nenbildung geeignete Stammhöhe erhal- 
ten haben. Von $S. purpurea pendula 
benutzt man aus Steckholz erzogene 
junge Pfianzen, und Salix Caprea pen- 
Aula, die aus Steckholz nicht güt wächst, 
wird durch Ableger vermehrt. 

Vielleicht nicht allgemein bekannt 
ist es, dass während die meisten Pappein 
aus Steckholz gut und rasch wachsen, 
Posulus alba, die Silberpappel, davon 
eine Ausnahme macht. Hr. Wagner er- 
zieht daher splehe aus Ablegern. Wer 
alte Bäume der Silberpappei besitzt, be- 
kommt von diesen oft nur zu viel, die 
Rasenplätze verderbende Wurzelschöss- 
linge, oder kann dieselbe durch Wurzel- 
Stücke vermehren. 

Nur dureh Ableger werden in den 
Baumschulen des Hrn. Wagner vermehrt: 
alle Landrosen, d. h. die Abarten und 
Bastarde von R. gallica, R. damascena, 
R. alba, R. centifolia und R. pimpinelli- 
folia, feraer Hippophae, Syringa vulga- 
ris mit allen ihren Aharten. die Abarten 
der Ulmer, die Abarten der Ahorn-Arten 
(Acer) und selbst die zu Alleebäumen 
bestimmten Linden. Herr Wagner sagte 
mir, dass nach langjähriger Erfahrung 
die aus Samen erzogenen Holiändischen 
Linden nicht blos von Anfang an einen 
schwächlicheren Wuchs zeigten, sondern 
auch 
wachsende und nicht so schön geformte 
Bäume lieferten, als die aus Äblegern 
erzogenen. 

Ampelopsis 
Jungfernrebe, keimt aus Samen sehr 
leicht. Vie Pilanzen 
ersten Jahre klein, liefern kein ıeiles 


später viel weniger gleichmässig 


hederacea. die 


bleiben aber im 


364 


Holz und erfrieren in unserm und in 
Rigas Clima im ersten Winter. Wir sind 
deshalb auf deren leichte Vermehrung 
durch Steckholz angewiesen. 


Die Abarten der gemeinen Birke 
(Betula alba) mit geschlitzten Blättern, 
mit stark hängenden Zweigen u. = fl. 
nehmen durch Pfropfen bekanntlich 
schwierig an. Herr Wagner umpflanzt 
niedrig gehaltene Standexemplare der- 
selben mit Samenpflanzen der gewöhn- 
lichen Birke und veredelt an diese durch 
Anlegen (Ablaktiren). 

Die Larix-Arten, Lärchen, keimen 
ins freie Land ausgesäet leicht und gut, 
fallen aber bald nach dem Keimen ähn- 
lich wie die Levkojen massenhaft .der 
Stammfäule zum Opfer. Ein Beschützen 
der jungen Pflänzchen durch übergeleg- 
tes Tannenreis hilft vortrefllich dagegen. 
In den Catalogen der Samenhandlungen 
taucht in neuerer Zeit ein Pinus rigen- 
8is häufig auf. Es ist das eine um Riga 
Waldungen bildende Pinus sylvestris mit 
etwas mehr blaugrünen Blättern. Herr 
Wagner versendet den Samen dieser Föhre 
jährlich Centnerweise. 


Wir beschliessen hiermit die Aus- 
lese der freundlichen Bemerkungen un- 
seres geehrten Freundes, Es sind diese 
Notizen die Resultate einer langjährigen 
rationellen Cultur, die sich den climati- 
schen Verhältnissen angepasst hat. 


Die Sammlungen der Gewächshaus- 
pflanzen sind nicht minder reich als die 
Sammlungen der Freilandpflanzen. Mit 
Ausnahme der Orchideencultur vertreten 
solche alle Richtungen und enthalten in 
den einzelnen Sammlungen eine vortref- 
liche Auswahl der für den Pfanzenfreund 
empfehlenswerthesien Pflanzen. 


Unter den Warmhanspflanzen treten 
die schönen Blattpflanzen und buntblät- 
terigen Gewächse in allen den in der 


Gartenfiora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


neuesten Zeit eingeführten Ärten in den 
Vordergrund. 

Unter des Kalthauspflanzen ist der 
speeiellen Liebhaberei Pilanzen- 
freunde Russlands vorzugsweise Rech- 
nung getragen. Zahlreiche Lo:beerbäume 
in allen Grössen und Formen, vortreff- 
liche Sammlungen von Fuchsien, Pelar- 
gonien, Camellien, Neuholländern ete. 
Specialeultur ist die massenhafte Anzucht 
von Indischen Azaleen. Solche werden 
wurzelächt aus Stecklingen eızogen, den 
Sommer in Fensterbeete ins freie Land 


der 


gepflanzt und zu Kronen-Exemplaren 
eTzögen. 
Schliesslich müssen wir noch der 


Palmensammlung in grossen Exemplaren 
und massenhafter Anzucht, und der schö- 
nen Farnbäume, sowie der musterhaft 
erbauten Gewächshäuser selbst gedenken, 
deren Tische ausSchieferplatten bestehen, 
die von Eisenstangen getragen werden. 

Nachdem wir des reichen Etablisse- 
ments Wagner’s so einlässlich gedacht 
haben, können wir kurz die andern zahl- 
reichen Handelsgärtnereien Rigas bespre- 
chen, da solche bald in der einen, bald 
in der andern Richtung das bei Herrn 
Wagner besprochene wiederholen. 

H. Gögginger, Samenhandlung, 
Gewächshauspflanzen, Baumschulen. In 
den Baumschulen vorzugsweise Aepfel 
und Birnen und ausserdem von den mei- 
sten eultivirten Sorten auch Standbäume, 
von denen wir mehrere der Früchte zur 
näheren Untersuchung mit heim nahmen, 
darunter auch einige von Hrn. Gögginger 
selbst erzogene Sorten. Indische Azaleen 
bilden gleichfalls Speecialeultur. 

Unter den einjährigen Pflanzen zeich- 
nete sich Reseda odorata pyrami- 
data durch sehr kräftigen Wuchs und 
grosse Blumen mit rothen Staubfäden 

Levk«jen-Zucht wie bei Wagner. 
Einen eigenihümlichen Culturzweig, 


aus. 


I. Originalabhandlungen. 


den wir hier und nur mit Ausnahme von 
Herrn Wagner in den meisten anderen 
Handelsgärten Rigas sahen, das ist die 
Erziehung von Palmen-Wedeln und 
3hlätterigen Trieben der breitblätterigen 
Italienischen Myrthe für das Herbstfest 
der Juden, die in Riga selbst und Um- 
gegend sehr zahlreich angesiedelt sind. 
Als Palmen- Wedel dienen die Herzblät- 
ter von Phoenix daetylifera, die möglichst 
stark kräitig, deren Fiederblätt- 
chen aber noch in der Knospenlage be- 
findlich Die Phoenix 
dactylifera w.rd hierzu in besonderen 
Gewächshäusern in ein Erdbeet ins freie 
Land ausgerflanzt. 


und 


srin müssen. 


Die vom August an 
sich noch cıtwickelnden Wedel werden, 
um Entfalten der Fiederblättehen 
zu verhindern, mit Bast umwickelt. Je 
nach der Stärke werden solche Herz- 
blätter mit 3—7 iibl. bezahlt. 

Endlich ist noch zu erwähnen, dass 
Hr. Gögginger auch Ananas treibt, deren 
Früchte gros»entheils in die Fruchibuden 
Petersburgs wandern. 


das 


J. Baer, Samenhandlung, Gewächs- 
hauspflanzen, Eine 
sauber und gi:t unterhaltese Gärtnerei. 
Ein schönes Sortiment der neuesten Gla- 
diolus biühete im freien Lande. Wein 
und Pfirsich in in Kübeln erzogenen 
Exemplaren an der Umfassungswand in 
Spalieren. ;aumschulen vorzüglich 
unterhalten. Besonders schöne Exem- 
plare hochstämmig veredelter Exemplare 
von Caragana frutescens grandillora und 
C. spinosa. Kirschen und Birnen waren 
hier vom geschädigt. 
Celastrus se:ndens, der in Petersburg 
jährlich erfrier, hält hier ungedeckt aus. 

Schoch, Samenhandlung, Gewächs- 
hauspflanz“n, Baumsehulen. — Nächst 
Wagner die Handelsgärtnerei Rigas, wo 
die Gewächzhausculturen die grösste Aus- 
dehnung haben. Unter zahlreichen De- 


Baumschulen. 


Die 


Froste weniger 


365 


corationspflanzen der Warmhäuser auch 
eine kleine Sammlung Orchideen. Baum- 
schulen ziemlich ausgedehnt. Aprikosen 
und Pfirsiche spaliert in Körbe gepflanzt 
und mit diesen den Sommer ins freie 
Land eingegraben. Werden im Winter 
wieder mit dem Korb herausgenommen 
und im Keller durchwistert. Diese Körbe 
weragen behufs mehrjähriger Dauer aus 
Wachholder-Zweigen geflochten. 
Schlicht, Samenhandlung, 
wächshauspflanzen, Baumschulen. 
Unter den Kalthauspflanzen eine schöne 
Sammlung Coniferen in theils grossen 
vorzüglichen Exemplaren. Dabei auch 
die schönen Araucarien. Interessant 
waren mir einige alte Weinstöcke an 
freien Spalieren im freien Lande, die im 
Winter niedergelegt und gedeckt werden. 
Der Schlicht’sche Garten umfasst eben- 
falls alle Theile des Gartenbaues. Erd- 
beerceultur neben gut gehaltenen Baum- 
schulen und reichen Gewächshauspflan- 
zen-Sammlungen. In Riga ist das 
Schlieht’sche Etablissement das älteste 
and befindet sich nun seit 73 Jahren in 
den Händen der Familie Schlieht, — 
Stuhben im Nordeggshof bei 
Riga, Gewächshanspflanzen, Baumschu- 
Vorzügliche Cultur der decora- 
tiven Kalthauspflänzen in grossen Mas- 
sen, Viburoum Tinus in allen Grössen 
und mit zahlreichen Blumen, Juden- 
Myrthen zu Tausenden in kleinen Topf- 
exemplaren. Der 3blätterige Trieb ist 
der Herztrieb des kleinen aber üppigen 
Exemplars. Ausserdem gute Ananas- 
Treiberei, Cultur der Palmenwedel von 
Phoenix im Grossen, Azalea indica zu 
in kleinen und grösseren 


Ge- 


len, — 


Tausenden 
Kronenpflanzen. 

Baumschulen in sehr guter Ordnung. 
Die Kirschen, Pflaumen und Birnen hatten 
hier am wenigsten gelitten, alle in schö- 
nen gesunden Pflanzen. Die Pärsich- 


366 Gartenfiors Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


und Apricosen-Spaliere pflanzt Herr Indem wir damit die Rundschau durch 
Stuhben jährlich an eine sonnige Wand | Rigas Gärten beenden, bemerken wir, 
ins freie Land, hebt solche im Herbst | dass ausser den genannten. dort noch 
mit Ballen aus und überwintert sie im | zahlreiche andere Handelsgärtnereien sich 
Keller. Interessant waren mir eine grös- | befinien, in denen sich das oben bespro- 
sere Zahl von Weinspalieren, die unter | chene in kleinerem Massstabe wieder- 
Deekung im Freien bleiben. Es sind | holt, so die Handelagärtnereien der Her- 
sehr frühe Sorten, die jährlich gute reife | ren K. Baer, Durst, Thieme, Freiberg, 
Trauben tragen sollen. | Freimana ete. — (E, Regel). 


2) Nashträge zu dem Verzeichnisse "sämmtlicher botienischen 
und Iandwirihschaftiichen Gärten «te. 


von Dr. F. 6. von Herder. 


Russland. |Der K. Garten von Zarskoje Slawenko. Stauff, 

Moskau. Bot. Garten der Univ. F. Lun- | Obergariner. 

gershausen, Garteninspector. Der K. Garten auf Jelagin-Ostroff. Wytnoff, 
Moskau. Der Garten des Herrn Lepesch- | Hofgärtner. 

kin. Bogatyroff, Obergärtner. ; Der Garten der Grossfürstin Helene Paw- 
Studenez bei Moskau. Garienbausehule lowna in Öranienbaum. Marco, Ober- 

der Gesellschaft der Gartenfreunde von gäriner. 

Moskau. Akscherumow, Präsident. | Der Garteu des Grossfürsien Michael Nico- 
St. Petersburg. K. botan. Garten. C- | lajewiisch an dem Peterhofer Wege. 

Maximowiez, Oberbotaniker. — P. von | Trost, Obergäriner. 

en: Aeltesien Couseraloı Warschau, Universität. Dr. A. Fischer 

lim Jungerer Conseryxon. ; von Waldheimu, Professor lür Pflanzen- 
St. Petersburg. K. Akademie der Wis- RD Ne 

senschaften. Botan. Museum. ©. Maxi- i ” 


mowicz, Director. 
St. Petersburg. Landwirthschaftliches 

(Agronomisches) Institut. Borodin, Prof. Baden. 

der Botanik. 
St. Petersburg. Der Garten des Herrn 


Deutsehland. 


Carlsruke. Permanente Ausstellung land 


Baron von Stieglitz. Ganschuroff, Ober- WÄTIDSSRBLLICHER Lehrmittel. Dr... C 
. Weigelt, Custos. 

gärtner. 
St. Petersburg. Der Garten des Herrn Bayern. 

Commerzienraths Saposchnikofi. Grat- 

scheff, Obergärtner. München. Botan. Garten. Dr. Kummer, 
Der Garten des Grossfürsten Constantin Ni- Custos, }. Dr. Prantl, Assistent am 

colaijewitsch in Pawslowsk. Bode, Park- phys. Laboratorium. 

gärtner. Weihenstephan. K.Landwirthsehaftliche 
Der K. Park von Zarskoje Selo.. Müller, Centralschule. Dr. G. Holzner, Profes- 


Hofgärtner. sor der Naturwissenschaften. 


I. Neue Zierpflanzen. 


Hessen. 


Darmstadt. 
Dr. L. Dippel, Director. 
Übergärtner. 


Grossherzogl, botan. Garten. 
P. Schmidt, 


Darmstadt. Grossherzogl. polytechnische | 


Sehnle, 


Botanik. 


Dr. L. Dippel, Professor der 


Preussen, 


Berlin. ti. Meyer. Stadtgarten-Director. 

Bonn. Botanisches Institut. Dr. A. Pfitzer, 
Assistent. 

Cassel (Altmorschen bei). 
mische Versuchsstation. 

Göttingen. Universität, 
Beninga, a. o. Proiessor 

im Elsass. 


Dr. Dietrich. 

Dr. Lantzius- 

der Botanik. 

Strassburg 
schaftliche Faeultät. 
a. 0. Professor. 

Tarnowitz. Realschule. 
Director, 


Dr, Wossidlo, 


Oesterreichische-Ungarische Mo- 
narchie. 


Gratz. I!r. J. ©. Bill, Professor der Bota- 


S 6 ! 
nik an der technischen Hochschule und | 


Director des botan. Gartens, 7. 

Mariabrunn bei Wien. K.K. Forstaka 
demie. Dr. M. Willkomm, Prof. der Beo- 
tanik. — Dr. Breitenlohner, Leiter der 
forstlich-chemischen Versuchsstation. 

Pesth. Nationalmuseum. VW, 
von Janka. Cusios des botanischen Ab- 
theilung. 


Ungarisches 


Agriculturche- | 


Naturwissen- | 
Dr. A. Millardet, | 


367 


Schwei2. 
Genf. Herbier Delessert. Lasegue, conser- 
vateur. 

Frankreich. 
| Nantes. Museum d’histoire naturelle. F. 


| Bailland, 7. 


| Italien. 


Firenze. Pharmaceutische Schule. F. Par- 
latore, Professor der Botanik. 
Asien. 


Einglische Besitzungen. 


Calcutta. Botanischer Garten. C.B. Clarke, 
Director. 


Französische Besitzungen. 


Ponticherry. Perrotet, Director des bot. 
Gartens, }. 


Südamerika. 


| 
| Republik Argentina. 


Buenos Aires. Naturwissenschaftliches 

Museum. Prof. Dr. Burmeister, Direcior. 
|Cordova. Universität. Dr. G. P. Lorentz, 
| Prof. der Botanik. 


Australien. 


; Melbourne. Botanischer Garten. Fer- 


| gussen, Director. 
\ (Abgeschlossen den 15./27. October 1870). 


a) Empfohlen von Herrn Haage und 
Schmidt in Erfurt. 


1) Mimulus Tilingi Rgl. Im Garten des 
Herrn Haage und Schmidt war dieses Jahr 
ein ganzes Beet dieser schönen Pflanze im 
freien Lande, welches den ganzen Sommer 
hindurch in üppigster Pracht blühete. Wir 
haben kürzlich schon bemerkt, dass diese 


Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 


| vom Petersburger Garten eingeführte Pflanze 
perennirend ist, aber schon im ersten Jahre 
nach der Aussaat reichlich blühet. — 


2) Statice spicata Willd. Hübsche zier- 
liche einjährige Pflanze, die in den Salz- 
steppen des Caucasus und Orientes heimisch. 
Blätter buchtig-fiederlappig. Blumen lilarosa, 
in dichten ährenförmigen Trauben. Empfoh- 


368 


len zu Einfassungen und niedrig gehaltenen 
Blumenbeeten in sonniger Lage im freien 
Lande, wie zur Topfeultur. 


3) Helianthus annuus globosus fistulosus. 
Eine von Haage und Schmidt erzielte Spiel- 
art der Sonnenblume. Bildet 5 Fuss hohe 
Büsche. Die Blüthenköpfe bis zu 12 Zoll 
im Durchmesser, wit nach hinten zurückge- 
bogenen Rändern des Blüthenbodens, wo- 
durch der Blüthenkopf eine fast kugelige 
Gestalt erhält. Alle Blumen röhrig, Strab- 
lenblumen fehlen. 


4) Mimulus Neubert. Ein Mimulus von 
rasenförmigem niedrigem Wuchs wie Mimu- 
lus cupreus, aber mit vollständig gefüllten 
Blumen von gelber, hell und dunkelscharlach 
kupferrother Farbe, sowie auf hellem Grunde 
getiegert. Gleichialls von HH. Haage und 
Schmidt erzogen. 

5) Salvia hispanica L. In Botanischen 
Gärten schon lange eingebürgerte einjährige 
Pflanze, die nach unserer Ansicht kaum als 
schönblumig empfohlen werden kann. 


6) Viola odorata Laucheana Wird als 
das beste Veilchen zur Blumenzucht im Win- 
ter empfohlen. Ist eine Mittelform zwischen 
hellblauen Parma-Veilchen und dem 
durkelblauen russischen Veilchen. 
von Hrn. Garteninspector Lauche in Potsdam 


dem 
Erzogen 


b) Abgebildet im „Botanical Maga- 
zine". 


7) Tillandsia Lindeniana Rgl. (Brome- 
liaceae). — Die hier abgebildete Pflanze ist 
die Tillandsia Morreniana Rg]. (Till. Lindeni 
Ed. Morren in Belg. hort. 1869 p 323 non 
Rgl. Gartenfl. 1869 p. 195). Vergleiche Gar- 
tenfl. 1870 p. 40. — (Taf. 5850). 


8) COymbidium canaliculatum R. br. — 
(Orchideae). — R. Br. Prodr. p. 331. — 
Lind). Gen. and spec. Orchid. p. 164. — 
Müller Fragm. V p. 95 — Eine auf dem 
Cap York, im Nordosten des tropischen 
Australiens heimische Art, welche schon von 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schwe.e. 


Robert Brown im Änfange dieses Jahrhun- 
derts entdeckt wurde, deren Einführung in 
die Gärten wir aber Hrn. John Gould Veitch, 
Mitglied der Firma James Veitch & Söhne in 
Chelsea, verdanken; leider haben wir den 
im August erfolgten Tod dieses eifrigen 
Sammlers zu betrauern, welcher so viele 
neue und seltene Pflanzen aus China, Japan, 
den Philippinen und den Südsee Inseln heim- 
brachte und der also seinen im vorigen 
Jahre verstorbenen Vater nicht lange über- 
lebte. Müller und Oldfield fanden die Art 
auch, ersterer in Arnheims-Land, letzterer 
am Hunters-Flusse in Neu-Süd-Wales. Blühete 
zum ersten Male in der Royal Exotic Nur- 
sery zu Chelsea im April 1870. Der schein- 
znollenarii.;e Stamm ist 1—5 Zoll lang, be- 
deckt mit Blatischeiden Blätter 4—12 Zoll 
lang, 1/, —1 Zoll breit, genau linear, spitz, 
gerippt. 
Blüthenschaft und Rispe so lang als die 
Blätter, hängend, locker. und vielblumig; 
Bracteen Yı9—!/, Zoll lang, im frischen 
Zustande an den Stiel angedrückt; Blüthen- 
stielchen sehr dünn, mit dem Ovarium zu- 
sammen 1 Zoll lang. 
2/, Zoll im 


gekielt, in trockenem Zustande 


Blumen lederartig, 
Durchmesser. Perianthialseg- 
mente dick lederig, auseinanderzebreitet, die 
inneren etwas schmäler, länglich-elliptisch, 
schwach gespitzi. concav, braun mi! grünen 
Rändern, auf dem Rücken bräunlich-grün, 
nach innen zu tiefer gefärbt. Lippe kürzer 
als die Peialen, zurückgeschlagen, weiss mit 
rothen Flecken, dreilappir von der Mitte; 
Seitenlappen kurz und schmal, Mittellappen 
eilörmig, schwach gespitz!; Sänlehen kürzer 
als die Lippe, weiss ınit p:rpur gefleckt. 

(Tat. 5851). 


9) Malope malacoides Willd. (Malva- 
ceae). — Willd. Sp. pl. Ill. p. 799. — Rcehb. 
Fl. gern. V..t. 155 — D.C. Prodr. I. p. 429. 
— Eine einjährige malvenartige Pflanze, die 
schon in England seit dem Anlange des vo- 
rigen Jahrhunderts bekannt ist, und die Hr. 
Maro kürzlich wieder ausSpanien einführte. 
Sie wächst im südlichen Frankreich, Italien, 
Spanien, Griechenland, Kleinasien und Ma- 
rokko wild. — Sie treibt 1—2 Fuss lange, 
kriechende Stengel, abwechselndstehende, 


AR ERe 
N nie 


IL Neue Zierpflanzen. 


dünngestielte, 1—2 Zoll lange, sehr verschie- 
dengestaltige Blätter und grosse, 2—21/, 


‚Zoll im Durchmesser haltende nelkeurothe | führt. 


Blumen. Taf. 5852). 

' 10) Eritrichium nanum Schrad. (Borra- 
gineae). -- 'Schrad. Diss. Asperifl. in Comiit. 
Gött. IV. p. 186. — Koch Fi verm. p. 505. 
— A. D.C. in D.C. Prodr. X. p. 124. 
Rchb. Fl. germ. t. 1525. — Mpyosotis nana 
Vill. Dauph. II. p. 459, t. 13. — Eine Fei. 
senpflanze der höchsten Alpen Deutschlands, 
der Schweiz und des südlichen Frankreich, 
in der Höhe von 6 — 12,000 Fuss vorkom- 
mend. Dichte weissliche, ganze Flecken be- 
deckende Rasen bildend, welche mit azur- 
bläiuen Blumen 30 dicht bedeckt sind, dass 
man von den Blättern fast nichts sieht. 
Stengel! kurz, B:ätter und Kelche mit seiden- 
arligen bedeck!. Erstere 
sitzend, Y,—!/, Zoll iang, länglich, stumpf, 
Blumen gewöhnlich einzeln, manch- 


weissen Haaren 


concav. 
mal in fünfblumigen endständigen Rispen, 
sehr kurzgestielt, Y/, Zoll im Durchmesser; 
vor dem Auiblühen pwrpurroth. 
krone 5lappig, Lappen kreisrund, brillant 
azurfarben mit gelbem Auge. In Culiur bei 
Mr. Backhouse in York. (Tat. 5855). 


Blumen- 


- 11) Asıimina triloba Dunal. (Anonaceae) 
Dun. ÄAnon. p. 83. — D.C. Syst. veg. 1. p. 
479. — Ejusd. Prodr. I p. 87. - 
ill. Gen. N. Amer: Pl. ]. p. 67, t. 26 et 27. 
— Uvaria triloba Torr. et Gr. Fi. N. Amer. 
I. p. 45. — Orchidocarpa arie'innm Mchx. 
Fl. I. p. 329. — Anona triloba L. Sp. pl. p. 
578. — Schkuhr, Handb. 1. p. 95, t. 149. — 
Michx. Arb. amer. V. p. 161.1.9. — Ein 
merkwürdiger, seiten cultivirter Fruchtbaum 
der mittleren, südlichen uni westlichen 
Staaten Nordamerikas. Bildei dort einen 
15—40 Fuss hohen, im März und April 
Llühenden Baum, welcher im Herbste gelbe, 
wohlriechende, fleischige, essbare Früchte 
trägt, welche „Custard apple“ und „Papaw® 
genannt werden, obgleich sie sich von dem 
eigentlichen Custard apple (Anona reticu- 
lata) sowohl, als auch von den ächten Pa- 
paw (Carica Papaya) unterscheiden. Die 
ersten französischen Colonisten nannten den 


ZU. 1870, 


A. Gray, | 


t 


en a ep 


H 


369 


Baum Asiminier. — In England wurde er 
im Jahre 1736 aurch Peter Collinson einge- 
Ein kleiner Baum mit abfallenden 
Blättern, mit brauner Rinde und übelriechen- 
den Wurzeln. Blätter 6—12 Zoll lang, 
pergarmentig, kurzgestielt, verkehrt- eiförmig 
oder länglich-lanzettlich, unten leicht behaart, 
die jungen Knospen mit einer glänzenden 
rostferbigen Behaarung bedeckt; Nerven 
dünn, auseinandergebend. Blumen zugleich 
mit den jungen Blättern erscheinend, aber 
in besonderen Knospen, einzeln, kurzgestielt, 
2 Zoil im Durchmesser, jung mit kleinen 
abfallenden Schüppchen bedeckt, Sepalen 
drei, breit-eiförmig stumpf oder kreisrund, 
concav, abfallend, grün. Aeussere Petalen 
2 oder 3 Mal 50 gross als die Sepalen, noch 
einmal so lang als die innern, breit-eiförmig, 
absiehend und zurückgebogen, siumpf, grün 
und gerunzeit zuerst, slsdann dunkelbraun, 
tief netzaderig und runzelig, die inneren mit 
einem unterbrochenen gelben Bande in der 
Mitte. Frucht 1—5 cylindrische Beeren, 2— 
5 Zoll lang. Samen 1 Zoll lang, länglich, 
zusammengedrückt. — (Taf. 5854) 


12) Oypripedium candidum Mühlb. — 
(Orchideae). — Mühiberg in Willd. Sp. pl. 


| IV. p.142. — Pursh Fl. N. Amer. Il. p. 594. 


— A. Gray Man. Bot. N. U. States ed. 5, 
p. 5il. — Wiederum eine längst bekannte, 
Cultur seltene nordamerikanische 
Pflanze, welche in verschiedenen Staaten von 
New-York bis Kentucky und Wiscounsin 
vorkommt, jedoch viel seltener als die ver- 
wandten C. pubescens und C. pariflorum. 
Der Königliche botsnische Garten in Kew 
hat die Pflanze von Herrn 3. Dunlop in Mil- 
waukie erhalten und sie blühete daselbst zu- 
erst im Mai 1870. Die ganze Pflanze ist 
mehr oder weniger drüsig- behaart; Stengel 
6—10 Zoll hoch, bis an die Spitze beblättert. 
Blätter lanzettlich oder elliptisch-lanzettlich, 
zugespitzt, gefaltie‘, 3—5 Zoll lang, 1—1!/, 
Zoll breit. Bracteen aufrecht, blattartig, die 
Blumen überragend. Sepalen 1 Zoll lang, 
grün mit purpurbraunen Adern und Punkten; 
das mittlere eilörmig-lanzeitlich, zugespitzt, 
gedreht, die seitlichen zu einem unterhalb 
der Lippe befestigten, eilörmig-lanzeitlichen, 


24 


aber in 


370 


zweizahnigen Blatte verwachsen. Petalen 
von gleicher Farbe wie die Sepalen, schmal, 
gedreht, ausgebreitet; Lippe 2/, Zoll lang, 
länglich, am Ende abgerundet, aufgeblasen, 
an den Seiten flach, weiss mit einigen pur- 
purnen Flecken am Grunde. Staminodium 
gelb, purpurgefleckt. — Verlangt gleiche 
Cultur wie C. spectabile, Calceolus, macran- 
thum ete. (Taf. 5855). 
13) Cereus fulgidus J. D. Hook. (Cac- 
teae). — Eine Art, die schon seit Jahren im 
Königlichen Garten zu Kew cultivirt wird, 
über deren Ursprung man aber nichts weiss; 
sie hat dort alljährlich geblüht und gehört 
in die Abtheilung der Protracti; mit C. va- 
riabilis Pfr. nahe verwandt, ist es vielleicht 
nach Dr. Hooker sogar ein Bastard desselben 
mit einer rothblühenden Art, z. B. C. spe- 
eiosissimus. Stengel glänzend blassgrün 
(nicht graugrün), 2—3 Fuss hoch, 3—4kan- 
tig, 1%/, Zoll im Durchmesser, Kanten sehr 
zusammengedrückt, Ränder stumpf; in In- 
tervallen von 1—1!}, Zoli eingekerbt; die 
in den Kerben stehenden Areolen mit gelber 
Wolie bedeckt, Stacheln dünn, Y/,—3/, Zoll 
lang, strohfarben mit braunen Spitzen. Blu- 


men aus den Kerben hervorkommend, 6—7 | 


Zoll im Durchmesser: Kelchröhre 3—4 Zol! 
lang, dünn behaart, undeutlich gerippt, mit 
zerstreuten, eiförmig-lanzeitlichen, zugespitz- 
ten, eingebogenen, !/, Zoll langen Bracteen 
bedeckt. Sepalen in 3—4 Reihen stehend, 
eiförmig-lanzettlich, hellscharlachroth, die 
äussersten schmal, die innern in die Petalen 
übergehend. Letztere in 2--3 Reihen, halb- 
aufrecht stehend, länglich-eiförmig, spitz, 
glänzend blutroth mit metallischem Schein. 
Staubfäden sehr zahlreich, kürzer als die 
Petalen. Griffel länger als die Staubfäden, 
sehr dick. Narbe mit 15 pfriemigen Strah- 
len. Eine schr schönblühende Art, die aber 
ihre Blumen, wie viele andere der schöneren 
Cacteen, leider nur während des Abends und 
der Nacht entfaltet. (Taf. 5856). 


14) Brodiaea coccinea A. Gray. (Lilia- 
eese). — A. Gray in Proc. Amer. Acad. VII. 


p. 389. — Brevoortia Ida-maia A. Wood in 
Dieses | palen 3 Zoll im Durchmesser, blass kasta- 


Proc. Acad, Philad., June 1867. — 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 


schöne californische Zwiebelgewächs wurde 
von Lobb in den Shasta und Humboldt- 
distrikten entdeckt und später von Professor 
Wood gesammelt und benannt; die englischen 
Gärten verdanken die Pflanze Hrn. Bolander 
in San Franeisco. Sie blühete im Mai und 
Juni bei Hrn. Thompson in Ipswich und im 
Kew-Garten. — Zwiebeln von der Grösse 
einer kleinen Kastanie. Blätter 10—18 Zoll 
lang, !/,—!/, Zoll breit, linear, stumpf, oben 
concav, an den Seiten convex. Schaft auf- 
recht, dünn, von gleicher Länge wie die 
Blätter. Dolde 5—15blumig, Hüllblätter 
häutig, lanzeitlich, kürzer als die gekrümu- 
ten Blüthenstielchen. Blumen schlaf? herab- 
hängend, 1!/, Zoll lang, mehr blutroth als 
scharlach, in der Nähe der grünen Lappen 
goldgelb. Röhre am Grunde 6lappig, in 
der Mitte aufgeblasen, Lappen kurz, läng- 
lich-eiförmig, stumpf, zurückgeschlagen; Blu- 
menkrone aus sechs aufrechten, häutigen, 
keilförmigen, ausgebissenen Blätichen be- 
stehend, welche mit der Röhre verwachsen 
sind. Antheren gleiche 
Cultur wie die Capzwiebeln und ist sehr zu 
(Taf. 5857). 


siizend. Verlangt 


empfehlen. 


15) Oncidium ceryptocopis Rehb. fl. — 
(Orchidese). — Rehb. il in Gardn. Chron. 
1870 p. 826. — Eine sehr sehöne Art aus 
der Gruppe, zu welcher auch das auf der 
Tai. 5756 des Bot. Mag. abgebildete O. xan- 
thodon gehört, und welche durch ihren sehr 
langen, hin und her gebogenen Blüthenstand 
charakterisirtist, sowie durch die kastanien- 
braune Farbe und den gekräuselten gold- 
gelben Rand der Segmente. — Aus Peru 
durch das Etablissement des Herrn William 
Bull eingeführt, wo sie auch im vergangenen 
Mai zur Blüthe gelangte. Scheinknollen 4— 
5 Zoll lang, lanzeitlich, sehr zusammenge- 
drückt, grün, zollbreit. Blätter 1.Fuss lang, 
eiförmig-lanzeitlich, über der Mitte breiter, 
spitz, blassgrün. Rispe 3-5 Fuss lang, sehr 
verästelt, dünn, von der Dicke eines Krähen- 
kiels, mit scheidigen, lanzettlichen, trocken- 
häutigen Bracteen. Stielchen hin- und her- 
gebogen, 3—5 Zoll lang. ebenfalls Bracteen 
tragend. Blumen bis an die Spitzen der Se- 


OD. Neue Zierpflanzen. 371 


nienbraun mit goldfarbenen krausen Rändern 17) Said interrupta Schousb. — (Le- 
an Sepalen und Petalen und einem breiten | biatae). — Schousb. Beob. Marok. p. 7 t. 1. 
gelben Mittellappen an der Lippe. Oberes | — Jacq. Fragm. p. 61 t. 90? — Hort. Kew., 
Sepalum deltoid-eiförmig, zurückgebogen, | ed. 2. I. p.65. — Benth. in D.C. Prodr. XII. 
mit einer kurzen breiten Klaue. Seitliche !p. 266. — Eine harte Perenne, die schon 
Sepalen vie! länger als das obere, parallel, | 1798 aus Marocco in den botanischen Garten 
mit langen Klauen. Petalen eiförmig-lanzett- | zu Cambridge eingeführt wurde. — Stengel 
lich, mit breiten Klauen, zurückgebogen, so | aufrecht. Aeste, Blüthenstand und Kelch mit 
lang aber schmäler als das obere Sepalum. | klebrigem Flaum bedeckt, Zweige dünn, 
Lippe halb so gross als die Petalen, zurück- | vierkantig, aufrecht. Blälter 6—10 Zoll lang, 
gebogen, beinahe umgedreht Säulchen kurz | ausgebreitet, fiederspaltig, grün und grobge- 
mit 2 pfriemigen Hörnern. (Taf. 5858). runzelt von oben, unten mit weisser Wolle 
| bedeckt. Endlappen 2—3 Zoll lang, läng- 
lich-eiförmig, stnmpf oder spitz, am Grunde 
herzförmig oder abgerundet, Rand unregel- 
mässig gekerbt. Seitenlappen sitzend oder 
gestielt,. Blüthenguirle zehlreich, 2—3 Zoll 
von einander entfernt, 5—-10blumig. Blumen 
fast sitzend; Bracteen klein, eiförmig, spitz ; 
Kelch klebrig, 1/2 Zoll lang, tief ausgehöhlt, 


16) Tabernaemontane Barteri J. D. Hook. | 
(Apocevneae) — Eine mit T vanekire | 
Benth. nahe verwandte Art, welche der be- 
klagenswerthe Sammler Barter während Bai- 
kie’s Niger-Expedition in Eppah entdeckte 
und welche später sowohl von Dr. Irviug 
in Abeokuta im Innern der Selavenküste, als 
auch von Mann am Old Calabar-Flusse ge- | röhrig-gluckenförmig, zweilippig, Zähne drei- 
sammelt. wurde. Aus letzterer Gegend wur- | kantig, Blumenkrone 1!/, Zoll lang, dunkel- 
den durch Rev. W. C. Thomson lebende purpurviolett, mit weissem Schlunde. Ober- 
Exemplare in den Edinburger botanischen | lippe kurz, fast horizontel, seitlich zusam- 
Garten eingeführt. vor wo sie dem Garten | mengedrückt, verkehrt-herzförmig, an der 
Spitze zweilappig; Unterlippe dreilappig; 
Seitenlappen breit, abgerundet, zurückge- 
schlagen, der mittlere tiefgelappt. Gaumen 


zu Kew mitgetkeilt wurde. Ein platter aut- 
rechter Strauch von 6—8 Fuss Höhe. "Zweige 
dichotom, stielrund, dünn, mit weisser, in 
der Jugend grüner Rinde bedeckt. Blätter 
3—6 Zoll lang, hellgrün, eiliptisch, länglich- 


hervorragend, Schlund weiss mit purpurnen 
Strichen. (Taf. 5860). 
Janzetilich oder auch verkehrt-eiförmig-ellip- (Einder). 
tisch. zugespitzt an beiden Enden, 6—Bner- 


vie auf beiden Seiten der Mittelrippe. Blatt- OuEmprchlenswertne Obstaorten 


stiel sehr kurz. Blüthenstiele !/,—1 Zoll 18) Poire de Praully, — eine Birne, die 
lang, nackt, seitenständig. Bracieen klein |in Pyramiden erzogen sich sehr fruchtbar 
1/;—!/, Zoll lang, länglich - eiför:nig, spitz. | zeigt; — die Frucht ist prachivoll, sehr 


Sepalen länglich, stumpf, zusammengerollt, | gross, manchmal etwas buckelig, in der 
viel kürzer als die Kronenröhre. Biumen- | Form einer Bon Ühretien; manchmal, aber 
krone weiss, 2-3 Zoll im Durchmesser. | seltener, an der Basis etwas breit abgerun- 
Röhre 1—1!/, Zoll lang, am Grunde stark | det; von 18'Cent Länge und 30 Cent. Um- 
zusammengezogen:; der zusammengezogene | fang. Die Schale ist grün, stark punktirt, 
Theil die Sepalen überragend; von da auf | ähnlich der Düchesse d’Angoulöme, bei 
3/, ihrer Länge leicht aufgeschwollen. Scheibe | der Reife wird sie geib. Das Fleisch ist 
ganz flach, Lappen schiet verkehrt-eiförmig- | grob, wenig schmackhaft, von lockerem Ge- 
keilig, von einer Seite spitz, an der andern | füge, sehr wässerig. Im Allgemeinen ist 
abgerundet. Staubfäden an der zusamınen- | diese Birne wegen ihrer Schönheit und 
gezogenen Stelle der Röhre eingesetzt. — | Grösse zu Tafelaufsätzen anzuempfehlen, 
Eine dankbar blühende Pflanze fürs Warm- | uicht jedoch um verspeist zu werden, da 
haus. die sich leicht aus Stecklingen ver- | sie wie gesagt von geringer Schmackhaftig- 
mehren wird. (Taf. 5859). keit ist. (Rev. hort. 1870, p. 151, Abbild.) 


24© 


372 


19) Poire President Mas*). Ein Säm- 
ling von Beurre d’Aremberg oder Beurr& 
d’Hardenpont — ist in Pyramidenform zu 
ziehen; — gedeiht in jedartigem Boden und 
in jeder Lage. Die Birne ist gross, bauchig, 
mehr lang als breit, mit glatter licht- oder 
graugrüner Schale, die gegen die Reife zu 
gelblicht und punktirt wird. Das Fleisch ist 
weiss, fein, sehr saftig, süss und wohlrie- 
chend. Die Reife geht sehr langsam vor 
sich, beginnt Ende November und erhält 
sich bis in Januar hinaus. 

(l. ec. p. 209 mit Abbild.) 


20) Raisin Morren noir. Diese Chasselas- 
Rebe wird seit undenklichen Zeiten in der 
Umgegend von Lyon und namentlich bei 
Mornant cultivirs; sie ist sehr fruchtbar 
(zweimal mehr als der Gumay). Die Beeren 


*) Präsident der Gartenbau- Gesellschaft 
zu Boureg. 


Gartenfiora Deutschlands, Russlands und der Schweiz 


sind dicht aneinander, sphärisch, sehr dun- 
kelschwarz, sehr gaftig, zuckerig, aber we- 
nig geschmackvoll; der von dieser Traube 
erzeugte Wein ist sehr leicht und hält sich 
nicht lange. — Diese Rebe ist nur alldort 
anzuempfehlen, allwo keine andere bessere 
fortkömmt; auch auf schlechtem Boden lie- 
fert sie noch reichliches Product. 


21) Prunus salicifolia Humb. et B. wird 
in Frankreich immer mehr verbreitet; diese 
Kirsche ist der Aprikose sehr ähnlich und 
kommt in Mexico unter dem Namen Capou- 
linos in Handel. 

Schliesslich wollen wir noch erwähnen, 
dass man die Pärsichbäuıne im Herbste be- 
schneiden soll, um, wie Graujon bemerkt, 
die Harzkrankheit zu verhinderu. Hiermit 
können die Wunden im Winter heilen und 
verhärten, während die Bäume im Frühjahre 
beschnitten sehr an Harzausfluss leiden. 

SF. 


mM Nstizenm 


1) Gartenbau in China. 
nesen pflegen die Gartencultur mit beson- 
derer Sorgfalt; sie pflanzen vorzüglich Hül- 
senfrüchte, guten Kohl, Spinat, Rüben, Ret- 
tige, Kohlrüben, Gurken, Kürbisse, Eier- 
früchte, Zwiebeln, eine Art Paprika, Zucker- 
und Wassermelonen von vorzüglicher Güte 
u. m... Baumobst findet sich jedöch 
spärlich — Aepiel und Birnen, unter letzte- 
ren einige von Aepfelform, sird von schlech- 
ter Sorte, — vorzüglich hingegen sind Pflau- 
men, Marillen, vor allem aber Pärsiche, de- 
ren in China zahlreiche Arten cultivirt wer- 
den; — von den kleinen fleischlosen, welche 
nur wegen ihrer schönen Blüthe in den Gär- 
ten aufgenommen werden, bis zu den riesi- 
gen mongolischen Pfirsichen gibt es zahl- 
reiche Sorten, verschieden an Form, Grösse, 
Farbe und Geschmack; es gibt flache, spiize, 
grüne, rothe, mit gelbem und mit blatrothem 
Fleisch, harte und weiche u. s. f. — Eine 


Die Chi- | 


sehr gute Frucht ist die chiresische Dattei, 
eine Rhamnus- Art, deren grössere Gaitung 
getrocknet der ächten Dattel gleicht und 
ohne Zutliat gegessen wird; die kleinere, in 
der Grösse einer Kirsche, wird zu Kuchen 
und Aufgüssen verwendet. — Der Granat- 
apfelbaum gedeiht, besonders bei Tschifu, 
herrlich und ist sehr beliebt wegen seiner 
grossen Blütken. — Trauben werden in 
ziemlicher Menge cultivirt, jedoch nicht zur 
Weinerzeugung; man findet deren jahraus 
jahrein in Peking immer [frische vorhanden; 
— im Winter werden sie in Papiersäcken 
aufbewahrt und bei grosser Kälte werden 
sie ausserdem noch in mehrere Schichten 
Papier eingewickelt; im Sommer werden sie 
aufs Eis gelegt. — Das Bambusrohr wird 
auch in den Gärten cultivirt, namentlich bei 
den Tempeln um Peking; sie bilden nicht 
allein eine Zierde, sondern die jungen Schöss- 
linge werden, besonders von den Priestern, 


II. Kotisen. 


wie Spargel genossen. — -- Der Dünger 
wird in trockenem und in flüssirem Zustande 
(such Harn) benützt; besondere Düngerarten 
werden selten angewendet; zu den Kohl- 
pflanzen werden Hornstücke gesteckt, die 
entschiedene Erfolge geben sollen. — — 
Das Obst wird meistens aus Kernen gezo- 
gen, doch ist auch das Propfen in Gebrauch, 
50 z. B. werden Quiitenreiser auf Orangen- 
bäume gepfropft, wodurch die Früchte der 
ersteren an Geschmack gewinnen sollen. — — 
Mit besonderer Sorgfalt wird die Topfzncht 
gepflegt: — Miniaturgärten in Höfen und 
Zimmern bezeugen, wie der Chinese Kunst 
und Natur zu verbinden weiss Die chine- 
sischen Glashäuser, in welchen tropische 
Pflanzen, z. B. Bananen, cultivirt werden, 
stehen theilweise unter der Erdoberfläche 
und tragen ein nach vorne aufsteigendes 
und mit Lehm überstrichenes Rohrdach. Die 
Front ist mit 4 Zoll von einander entfernten 
Sorghumstöcken vergittert und mit durch- 
scheinendem Papier verklebt. Um die Kälte 
abzuwehren werden dicke Rohrmatten über 
diese Papierfenster gerollt. 

(Bericht des Freih. v. Ransonnet. Land- 

wirth. Wochenbl. des K.K. Ackerbau- 

Minist. Nr. 24 de 1870, Wien). 

Da gerade von China die Rede, so sei 
zu erwähnen, dass der Königl. ital. Consul 
zu Yeddo, Graf Latour, mehrere chinesische 
Abhandlungen über die Seidenzucht über- 
setzt und im „Bullettino consulare® veröffent- 
licht hat. — — Eine weitere Uebersetzung 
aus dem Chinesischen betrifft die Heu- 
schrecken, über welche der in Europa unter 
dem Namen Dr. Paul bekannte Staats- 
minister Sin-Kuan’-Ki (gestorben 1633) sehr 
werthvolle Beobachtungen geliefert hat. — 
Herr Dr Alph. Andreozzi gab besagte 
Uebersetzung mit Beifügung zahlreicher hi- 
storischer und praktischer Daten in der Ri- 
vista di agricoltura etc. (Mai 1870, Florenz). 
Auch Herr Stefanelli bespricht diesen Ge- 
genstand im Bullettino della societd entomo- 
logica italiana (Firenze 1870. Il. p. 77). 

Sr. 


2} Cerise grosse. In der Umgebung 
von Vervieres wird eine unter dem Namen 


373 


„Cerise grosse* (Abbild. Rev. hort. 1870 


ı p. 71) besonders von den Zuckerbäckern sehr 


gesuchte Kirsche cultivirt, die von sehr schö- 


' ner dunkelrother Farbe, sehr zuckerig und 


dabei doch etwas säuerlich ist und gegen 
den 15. Juli zur Reife gelangt. Mit benann- 
ter Kirsche „la grosse* wird auch die s. g. 
„Madelaine® sehr stark cultivirt, sie wird 
später reif, ist kleiner, aber viel fruchtbarer. 

Eine ganz originelle Pfirsichart aus China 
ist die „Peche plate“ (Rev. hort. Abbild, 
1870 p 111); sie ist an beiden Enden zu- 
sammengedrückt, hat 5—-8 Cent. im Unfar ;, 
eine sehr feine sammtartige Schale, ist von 
gelblichter Farbe, an der der Sonne stark 
ausgesetzten Szite ist sie purpurroth, ihr 
Fleisch, mehr weniger anhängend, ist weiss- 
gelblicht, fein, wohlriechend, sehr saftig, 
sehr geschmackvoll. 

In Bezug auf letziere Obstart wollen 
wir die von Herrn G. Luizet in Lyon vor- 
geschlagene Eintheilung der verschiedenen 
Pärsiche (Bull. Soc. d’hort. prat. Lyon 1870) 
zur Mittheilung bringen. Derselbe theilt die 
Pfirsiche in vier Seetionen und zwar in ei- 
gentliche und glatte Pfirsiche mit nicht an- 
hängendem Fleisch, in Pavies und Brugnons- 
Pfirsiche mit fest anhängendem Fleische. 
Die eigentlichen und Pavies-Sorten bilden die 
Olasse der Pfirsiche mit glatter Schale, die 
andern zwei die der Pfirsiche mit sammt- 
artiger Schale. Die eigentlichen Pfrsiche 
theilt Luizet in 6 Familien und zwar: 

I. mit grossen rosenförmigen Blüthen 
1) mit rundem Kerne (Pöches Mignon), 2) mit 
nierenförmigem Kerze (P&ches pourpri6s), 
3) ohne Kerne (Madelaines); II. mit kleinen 
glockenförmigen Biüthen 4) mit rundem 
Kerne (admirsbles}, 5} mit nierenförmigem 
Kerne (Cheoreuses) und 6) ohne Kern (Ma- 
delaines). 

Duhamel theilt die Blüthen in sechs 
verschiedene Grössen -- in grosse von 25 
bis 40 Cent. und in kleine von 10 bis 25 
Cent. — Die Farbe bietet einen Uebergang 
von Weiss in das dunkelste Roth, Sr. 


3) Als Ursache der panachirten 
Blätter gibt Proi. Morren in seiner Ab- 
handlung: „contagion de la panachure® das 


374 


Vorhandensein einer Art von Virus in dem 
Gewebe der Pflanzen an und bemerkt, dass 
man diese Panachure durch Piropfen auf 
andere Pflanzen übertragen könne. Car- 
riere (Rev. hort. 1870 p. 143) spricht die 
Ansicht aus, dass eine absolnte Theorie nicht 
aufgestellt werden könne und führt hiefür 
ein Beispiel von Verdier sen. auf, welcher 
ein Pittosporum Tobira fol. variegatis mit 
stark weiss panachirten Blättern auf ein In- 
dividuum mit ganz grünen Blättern gepfropft 
hatte; die Pfropfreiser entwickelten sieh nicht, 
dafür aber zeigte sich nach einiger Zeit 
unter dem Pfropfreis ein Zweig mit voll- 
kominen panachirten Blättern und diese 
wohl! nur in Folge des Einflusses des Saftes 
auf den gepiropfien Theil; wiederholte Ver- 
suche gaben nicht dieses Resultat, daher — 
sagt Carriere — war es nur Zufall, und 
eine absolute Theorie sei nicht aufzustellen. 


Ueber diesen Gegenstand findet sich | sen und die das folgende Resultat gaben: 


(l. e.. p. 179) eine Beobachtuog des; Herrn 
du Breuil, welcher hochstämmige Rosen 
— Ge£ant des Batailles, general Jacpuemi- 


Blumen sah, welche mait rosafarbige Flecken 
hatten. Diese Panachure wurde erlangt, als 
zufällig einige an der Basis einer Knospe 
von sichtbaren Augen entblösste Schildchen 
entiernt wurden. — du Breuil gibt hier- 
über folgende Erklärung. wenn auch an der 
Basis der, Knospen keine Augen sichtbar 
sind, so finden sich diese unter der Rinde 
in rudimentärem Zustande; die Wegnahm« 
des Schildchens verhindert die weitere Ent 
wicklung, es enisteht im Organismus eine 
Art Unordnung, wel-he in der Färbung der 
Blumen eine Anomalie hervorbringt. 
(S—r.) 
Nachtrag von E. Regel. Die Rück- 
wirkung von Edelreisern mit buntfarbigen 
Blättern auf den Wiidling ist schon lange 
bekannt. Schon Noisette beobachtete diese 
Erscheinung (vergl. Rgl. Allg. Gartenb. Bd. I 
pag, 372). Im Jahre 1858 publieirte Schlech- 
tendahl in der Hamburger Gartenzeitung 
pag. 409 eine Beobachtung, wo die Abart 
mit weissfleckiger Rinde und weissgescheck- 
ten Bläitern:von Fraxinus excelsior auf die 
‚ grünblätterige Stammart gepfropft, die Rinde 


| 


Gartenflora Deutschlands, Russlands and der Schweiz, 


des Wildlings insofern veränderte, dass diese 
unterhaib der Veredlungsstelle gleichfalls 
weisse Flecken bekam. Unseres geehıten 
Freundes E. Morren Beobachtung, welche 
mit Abbildung in diesem Jahrgange von 


Belgique horticole publieirt ist (1870, pag. 14, 


tab 2}, zeigt die Rückwirkung von der gelb 
sefleckten Abart von Abutilon striatum, 
welche als A. Thompsoni in den Gärten 
verbreitet ist, auf eine grünblätterige Pflanze 
von Abutilon megapotamieum St. Hil. (A. 
vexillarium Morr). Sämmtliche unterhalb 
der Veredlungsstelle ausgebrochene Zweige 
von A. megepotamicum zeigten die gleiche 
gelbe eigenthümliche Fleckung wie bei ‚A. 
Thompsoni. — 

In Folge dieser Publication. machte Hr. 
Ender, Obergärtner am hiesigen Botani- 
schen Garten, eine Reihe von Versuchen, 
welche später noch completirt werden müs- 


Ein Zweig von Abutilon Thompsoni 


ward auf ‚A. striatum copulirt. Von den 


| unterhalb der Veredlungsstelle ausgebroche- 
not — mit, mehr weniger dunkelfarbigen | 


nen Zweigen zeigten einzelne Blätter, , die 
ähnliche Färbung wie bei A. Thompsoni, — 
andere Blätter blieben aber grün. 

Ein Zweig von Abutilon Thompsoni 
ward an eine Pflanze von A. venosum seit- 
lich angelegt, der Spitzentrieb von A. veno- 
sum oberhalb der Veredlungsstelle, blieb 
aber stehen. Es zeigte sich gar keine Ein- 
wirkung bei diesem Versuch auf den Wild- 
ling. — 

Ein Zweig von A. striatum fol. albo va- 
riegatis ward auf eine Pflanze von Abutilon 
megapotemieum copulirt, Auch hier zeigte 
sich keinerlei Rinwirkung, indem alle Blätter 
der unterhalb der, Veredlungsstelle ausge- 
triebeneu Zweige durchans grün blieben. 

Einen andern Versuch publieirt Van 
Houtie. Derselbe eculirte A Thompsoni auf 
A. megapotamicum und erhielt in Folge 
dessen unterhalb der Veredlungsstelle nur 
auf der Seite, wo das Auge eingesetzt war, 
einzelne Triebe mit bunten Blättern. 

Ziehen wir aus aliem diesen das Resul- 
so ergibt sich Folgendes: 

i},Die Zeichnung der normal grünen 
Blätter mit gelb oder weiss ist ein, Krenk- 


tat, 


II. Notizen. 


heitszustand, in dem die zur Ernährung der 
"Pflanze wichtige Chlorophylibildung partiell 
unterbleibt. 

2) Da es die Blätter der Pflanze sind, 
welche die rohen, von der Wurzel aufgenom- 
menen Nahrungsstoffe zum Nahrungssaft ver 
arbeiten. weicher letztere dann bis zur Wur- 
zel zurückgeführt wird, so liegt es auf der 
Hand, dass ein Krankheitssioff des Edelreises 
aui den Wildling zurückgeführt werden kann. 
3) Diese Zurückführung der Krankheit 
gelb- oder weissbunter Blätter geschieht je- 
doch nur in einzeinen Fällen. Wo solche 
stattfindet. findet sie am vollkommensten 
statt. wenn bei der Veredlung der grünblät- 
terigen Pflanze derselben gleichzeitig alle 
normalen grünen Blätter genommen werden, 
wie bei den Spitzenveredlungen. 

Bei seitlichen Anlagen oder ÖOculation 
zeigt sich entweder gar keine Einwirkung, 
oder auf der Seite des Stengels wo veredelt 
wurde. 


4) Ausstellung in Florenz. Im ver- 
ülossenen Februar d. J. wurde versuchsweise 
die erste Faschings-landwirthschaftliche Aus- 
stellung mit gleichzeitigem Markte in Florenz 
abgehalten. Anfangs lächelte man über die- 
ses Unternehmen, aber dann hatte man die 
Ueberzengung, dass die Erfolge weit über 
alles Erwarten günstig ausgefallen. Bei die- 
ser Ausstellung waren auch die Pomona und 
Flora vertreten und in sehr reichlicher Menge. 
In Bezug aut Früchte hatte Hr. B. Cartacei 
eine prachivolle Suite von Trauben (Regina 
Salamanna, San Colombano), Feigen, Ana- 
nas, getriebene Erdbeeren (ein Teller vol! 
wurde um 40 Francs verkauit), süsse Limo- 
nien und Pomeranzen aus Sicilien, Früchte 
der Opuntia Tuna L. (die im südlichen Ite- 
lien verspeist werden), Aepfel, Birnen, 
Schwämme u. m. a., alles in wohlerhaltenen 
Exemplaren; — auch vorzügliches getrock- 
netes Obst hatte Cartacci ausgestellt, wie 
schneeweisse Feigen von Carmignano, Kö- 
nigsmandeln, dann Malagatrauben, Datteln, 
Amalienzwetschgen von Bordeaux u. m. a, 
— Cartacei hatte guie Geschälte gemacht, 


| 


er hat nm mehr als 3000 Fr. Obst während | 


der Ausstellung verkauft, 


375 


Die Pflanzen- Ausstellung war ebenfalls 
reichlich besetzt *). Hr. St. Pagliai brachte 
eine 6 Met. hohe Araucaria Cookiü R. Br., 
eine Ar. Bidwilli Hook., Ar, excelsa R. Br,, 
Cupressus ereeta glauca (wohl eine Varietät 
des Cup. glaucs Lam.), Cupr. Lawsoni com- 
pacta (ohne Zweifel Chamaecyparis Law- 
soniana Parl.), Cup. Thioides fol. argenteis 
(eine Varietät des Libocedrus chilensis), Re- 
tinospora iycopodioides R., Ret. pisifera au- 
rea und Ret. plumosa nu. m. a. — Mara. 
Corsi Salviati brachte prachtvolle Ezem- 
plare von Sanchezia nobilis Hook. mit en 
grossen glänzend-grünen lanzettförmigen 
Blättern mit goldgelber Nervatur, Sanch. 
spectabilis, Dieffenbachia Baraquiniana Ch. 
L. et A. W., Dieff. pieta und grandis, Alo- 
casia metallica mit ihren kupferfarbigen 
Blättern, Dichorisandra mosaica mit ihren 
glänzeuden, dunkelgrünen, mosaikartig ge- 
fleckten Blättern, Passiflora trifaseiata Ch.L. 
mit ihren dunkelgrünen blutroth gebänderten 
Blättern, Pandanus javanicus fol. varieg., 
Pteris argyrea u. m. a. Da sank plötzlich 
die Temperatur in der Nacht vom 22.—23. 
Febr. auf 5° unter O und alle Warmhaus- 
pflanzen erlittten grossen Schaden; der Aus- 
steiler aber beeilte sich allsogleich, die ent- 
standenen Lücken durch andere prachtvolle 
Exemplare aus seinem Garten in Sesto zu 
ergänzen, so dass man gar keine Veränder- 
ung gewahrte. — Der Blumenhändler P. 
Marilli hatte Decorationspflanzen, Bouqueta 
u. dgl. ausgestellt, wie Tupistra squalida mit 
seinen koralienroinen Früchten, Aspidistra 
elatior mit den buntgefärbten Blättern, La- 
chenalia pendula und tricolor, Cordpline 
Cooperi und coerules, lieblich duftende ge- 
füllte Veilchen u. m. a. — Marilli’s Blu- 
men waren schr gesucht, er hätte deren im 
Werthe von über 300 Fr. verkauft. 

Zahlreich waren auch Garten-Geräthe 
aus Eisen, Holz und Rohr, Candelaber, Blu- 
mentische, Fontainen, Früchte u, s. w. aus- 
gestellt von den Gebrüdern Berreittari, 
Fanteschi, Daddi und Scarlatti; von 


*») Nach E. Finochetti in der Riv. di 
agric., indust. e commercio. Firenze. 
Disp. Luglio e Agosto 1870. 


376 


diesen Gegensiänden wurden um über 1500 
L. verkauft. 

Hr. A. Pucei hatie einen Apparat zur 
Verpflanzung grosser Bäume ausgesteilt; — 
Herr ©. Calamai eine Piropfmaschine, ne- 
mentlich zu Weinreben, Obstbäumen u. s. w. 
(von dieser leizteren wurden mehrere im 
Werthe von 160 L. verkautt. Sr. 


5) Die Cultur der Himbeeren findet 
sich in den Vereinigten Staaten Nordamerikas 
sehr ausgebreitet; — nur allein in den Um- 
gebungen der Stadt Meiton (Staat Newyork) 
sind hiezu 100 Acer Laud reservirt; wäh- 
rend der Saison werden täglich von Melton 
aus 10,000 Körbe Himbeeren — zu eirca 
19 Cent. per Schachtel — im Ganzen etwa 
eine halbe Million im Gesammitbetrage von 
eirca 50.000 Dollars — versendet. Die vor- 
züglichsten Sorten sind: Red-Antwerp, New- 
Red-Aniwerp, Franconia, English, Fastolf, 
Catawissa and Knewett und Giant. 

Wie die „Weinlaube® weiter erwähnt, 
wird alldort auch der Heidelbeer- Cultur 
grosse Aufmerksamkeit geschenkt; 
Cultur zeigt sich so rentabel, dass z.B. eine 
Frau Winslow in Brewster (Massachusets) 
jährlich von einem Acer Land einen Betrag 
von 1000 Dollars erzieit. 


diese 


im Allgemeinen 


kommen in den Vereinigten Staaten über 
21,000 Barill. im Werthe von 200,000 Doll. 
in Handel. 


(S—r.) 


6) Hochstämmige Stachel- und 


Johannisbeeren. Seitdem vor einigen 
Jahren Herr P. Sorauer in der Gartenflora 


die eigenihümliche Cultur der Stachel- und 
Johannisbeeren als Hochstamm, wie solche 
in Berlin betrieben wird, mitgetheilt hat, 
hat sich diese Culturmethode ansgebreitet 
und findet immer mehr Verbreitung und An- 
klang. Anstatt nämlich den Stamm aus der 
Pflanze selbst zu ziehen. wird Ribes aureum 
als Wildling benutzt und hierauf Stachel- 
und Johannisbeeren veredelt. Auch in den 
Illustrirten Monatsheften wird dieser Methode | 
wieder neuerdings gedacht und solche als | 
ganz vorzüglich geeignet empfohlen, 
reichtragende Bäumchen zu erhalten. 


Zur schnellen Erziehung geeigneter siar- ; 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


ker Wildlinge mit einem Trieb von 3—5 Fuss 
Höhe, der zur Kronenveredlung geeignet, 
empfiehlt Herr A. Ruziczka in den Illustr. 
Heften für Obst- und Weinbau das folgende 
Verfahren: 

„Junge kräfiige Exemplare von R. au- 
reuın werden über dem Boden abgeschnitten. 
Die aus dem Wurzelstock sich entwickeln- 
den kräftigen Triebe werden, wenn sie un- 
gefähr 1 Fuss lang sind, mit bumusreicher 
Erde angehäuielt, in Folge dessen dieselben 
eigene Wurzeln bilden. 

Ende des zweiten Jahres ale diese 
Triebe grossentheils die zur Veredlung noth- 
wendige Höhe und Stärke erreicht haben. 
Man nimmt nun im Herbste die hinlänglich 
starken Ruthen ab und pflanzt diese in eine 
recht nahrhafte Erde in Töpfe. Bis Mitte 
December stellt man die eingesetzten Wild- 
linge an einen kühlen frosifreien Ort und 
bringt sie Ende December in ein Warmhaus, 
wo sie so lange einen voın Licht entfernten 
Standort erhalten können, bis sie auszutrei- 
ben beginnen. Jetzt ist es Zeit zur Vered- 
lung, die mittelst Copulirens oder Pfropfens 
mit 2jährigem Holz von den zu veredelnden 
Sorten vorgenommen wird, de zweijähriges 
Holz nicht blos besser anwächst, sondern 
auch schneller schöne Kronen |iefert. 

Die Veredlung wird im Warmhaus vor- 
genommen. Die gepiropften Exemplare er- 
halten hier einen lichten Standort nnd wer- 
den, sobald sie 1—2 Zoll lange Triebe aus 
den Edelreisern gebildet, in ein Kalthaus 
bei 5—6° gestellt, wo sie verbleiben bis 
keine Fröste mehr zu besorgen sind, um sie 
dann aut einem geschützten Orte im Freien 
aufzustellen und später in die Schule ins 
freie Land zu pflanzen. Auch wenn solche 
im Topfe verbleiben und frostirei durchwin- 
tert werden, tragen sie schon im zweiten 
Jahre reichlich, sofern man im Frühjahre 
des zweiten Jahres noch einmal in grössere 


| Töpfe verpflanzt. 


Der Referent hat auch in seinem pomo- 
| eeiechen Garten zahlreiche derartig erzogene 
Exemplare, welche jährlich reich und gut 
tragen. (r.) 


7) Mittel gegen die Rebenlaus. 


“. wirken. 


m. Notizen. 


Professor Planchon in Montpellier, der gerade 
dort, wo die Phylloxera so viel Schaden 
gethan hat, seine Versuche anstellte, em- 
pfiehlt als nntrügliches Mittel die Kalk- 
schwefelleber (Bisulfur de calcium). Man 
löst zunächst 20 Tireiie Kaikschwefelleber 
in 100 Theiler Wasser und verdünnt diese 
Lösung abermals im Verhältniss von 1 zu 
40, woranf die befallenen Pflanzen einfach 
mit dieser stark verdünnten Lösung begos- 
sen werden. ist Tabaksabsud. 
jedoch nur bei starker Concentration, wirk- 
sam, sowie ferner Rindsharn und Phosphor- 
säure. (1llustr. Hit. f. ©. u. W.) (r.) 


Ansserdem 


8) Das Fortschneiden der Dorsen 
an Zwetschgenbänmen empfehleu die 
_ Herren C. Fischer und E. Lucas in den In. 
 strirten Heften für Obst- und Weinbau als 
ein Mittel, den Banm nicht nur tragbarer zu 
machen, sondern auch auf bessere und voll- 
kommenere Ausbildung der Früchte einzu- 
Letzteres wird ausserdem noch 
. durch ein verständiges Ausschneiden der 
überflüssigen Aeste in zu dieht wachsenden 
Kronen bewirkt. (r.) 


9) Schädlichkeit des Sperlings. 
Die Zeugen, dass der Sperling mehr schäd- 
lich als uützlich. mehren sich. Hr. ©. Becker 
gibt in den Ill. Hetten f. O- u. Weinbau 
einen gründlichen Bericht, der sich aut die 
‚ Untersuchung zahlreicher Sperlingsmagen 
stützt. Daraus geht hervor. dass der Sper- 
ling fast ausschliesslich Körnerfrüchte und 
andere Pflanzenstoffe und nur wenig (5 %/,) 
Insekten zu sich nimmt. Herr Becker hat 
Raupen niemals in dem Sperlingsmagen ge- 
funden, sondern von Insekten vorzugsweise 
nur Käfer und unter ihnen fast ausschliess- 
lich nur die dem Gartenbau nützlichen Lauf- 
käfer. 

Fernere gründliche Beobachtungen sind 
da sehr erwünscht, denn es ist wohl bekannt, 
dass von der Mehrheit anderer Beobachter 
die Nützlichkeit des Sperlings vertreten wird. 
Mittheilungen in dieser Beziehung sind sehr 
erwünscht. (r.) 


10) Acelimatissations-Garten 


377 


Esypten. Der Pascha won Egypten hat 
auf der Insel Ghezireh einen grossen Accli- 
matisations-Garten gegründet. Derselbe dient 
zu Acclimatisations-Versuchen, zum Spazier- 
gang fürs Publikum und enthält auch ein 
Aquarium und Gewächshäuser. Hr. Barillet- 
Deschamps, früher Gärtuer-der Stadt Paris, 
hat die Anlage dieses Gartens geleitet, und 
Herr Delchevallerie, der ebenfalls dort anze- 
stellt ist, gibt dort ein Journal heraus über 
Garten- und Landbau dem Titel 
Egypte agricole. Wir werden unseren 
Lesern in Kurzem einige Mittheilungen aus 
diesem Journal geben. (r.) 


unter 


11) Heizungen. Unter den verschie- 
denen Systemen zur Erwärmung der Gewächs- 
häuser erwähnt Liabaud (Rev. hort. 1870 
p. 239) das von Mathian in Lyon — mit 
verticalem Kessel und Röhren aus verschie- 
denartigen Metallen — als das vorzüglichste. 
Liabaud benützt einen solchen Apparat (dop- 
pelter Kessel Nr. 10) in seinem Etablisse- 
ment seit mehreren Jahren und spricht alles 
Lob aus. Ein solcher besteht aus einem 
Kessel aus Gusseisen mit drei Umhüllungen 
aus Kupfer; er hat eine Höhe von 1 M. 40, 
einen Innenraum von 10 Q.-M, in welchem 
300 Litr. Wasser erhitzt werden können. 
Dieser Apparat erwärmt 6 Häuser mit einer 
Glasfläche von 950 Q.-M., die zusammen 
3100 Cub.-Met Luft enthalten. Das Gewicht 
des Kessels beläuft sich auf 525 Kilogr.; 
700 Met. lange Röhren aus Kupfer und Guss- 
eisen führen die Wärme durch die sechs 
Häuser c. 6000 Litr. Wasser. 
Mittelst diesem Apparat erlangt Liabaud eine 
Temperatur von 10—12, 15—20° R. mit ei- 
nem Kohlenaufwand Ril. 
Stunde, ohne dass eine Deckung der Häuser 
mit Stroh nöthig sei. — Dieser Apparat 
kostet 1200 Frances, ein im Verhältniss zu 
den erlangten Resultaten sehr nieder gestell- 
ter Preis Zur Feuerung kann Torf, Coaks, 
Kohlen u. a. verwendet werden. {S—r.) 


und enthalten 


von nur 7 per 


12) Der Oesterreichisch-Schlesi. 
sche Seidenbau-Verein verößentlichte 
seinen neunten Jahresbericht, welcher Zeug- 


in | niss gibi von den Fortschritten, deren sich 


378 


dieser Verein erfreute. Der Troppaner Sei- 
denbau-Verein zählt vegenwärtig 166 Distrikte 
in Schlesien und Mähren, einige in Böhmen, 
Oberösterreich und Ungarn, zusammen 1301 
Mitglieder, nach den Berichten vom 118 Di- 
striktsleiterna 1.551,759 Maulbeerbäume, wor- 
unter über 181,000 tragbare auf bleibenden 
Standorten; an 86 Schulen und Gemeinden 
wurden 55,000 Setzlinge und 6 Pfund Samen 
unentgeltlich vertheilt, an Cocons in der ab- 
gelaufenen Campagne nach den unvollstän- 
digen Berichten 43 Metzen 26 Massel 
erntet, die eisten Niederwälder auf den Do- 
mänen des Grafen Saint-Genois angelegt. Der 
Verein empfiehit die Beachtung der durch 
die Japaneser immer mehr verdrängten Mai- 
!änder Raupenräge. (S—r.) 


ge 


i3) Riesenweinstock. Eines der 
Wunder Californiens isi ein Riesenweinstock 
zu Montecito. Er ward vor 65 Jahren ge- 
setzt und an einem Spalier, welches 10 Fuss 
über dem Boden ist, gezogen. Der Stamm 
misst 5 Zoll über dem Boden 3 Fuss 31], 
Zoll im Umfang und hat in einer Höhe von 
8 Fuss, da wo die Rebeu sich abzweigen, 
41/, Fuss Umfang. Auf dem Spalier bedeckt 
er eine Fläche von 93 Fuss Länge und 50 
Fuss Breite. Sein Ertrag ist im Durchschnitt 
8000 Pfund Trauben. (Wien. N. f. Presse 
9. Dec. 1867). (S—r.) 


14) Irritabilität. Hr. Vietor Viviand 
Morel in Lyon gibt in der Rev. hort. (1867 
5.299) Mittheilung über die Irritabilität der 
Carlina, von welcher bis jetzt noch nirgends 
Erwähnung gemacht wurde. Wenn die 
Pflanze in Blüthe ist und man mit etwas 
Wasser die grossen inneren Schuppen des 
Involuerums befeuchtet, so krümmen sich 
diese gegen die Mitte der Blume und ver- 
einigen sich derart, um diese vor der Nässe 
zu bewahren; dies geschieht auch wenn ein 
Regen fällt. (S—T.). 


15) Arbeiterinnen. In Folge der 
auch schon aut dem Lande bedauernswerthen 
der namhaften Auswanderung 
von Bauernmädchen in die Städte, und da- 
ker grosser Mangel an Arbeiterinnen, hat 


Erziehung, 


Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweie. 


| sich in Frankreich, im Departement de la 
| Gironde, ein Verein gebildet, welcher einen 
90 Hectar grossen Grundeomplex (Martillae) 
angekauft hat und durch 30 Frauen bearbei- 
ten lässt; — diese werden von einer Anzahl 
armen Mädchen unterstützt, welche alle mög- 
lichen Arbeiten am Felde, im Stalte, im 
Hause zu vollführen haben (nur drei Män- 
nern werden die schwereren Arbeiten über- 
lassen). Der Geflügeihof ist reich an ver- 
schiedenartigem Hühnervolk, im Stalle sind 
20 der schönsten Kühe eingestellt. (S—r.) 


16; Der Eucalyptus zlobulus La- 
bill. (Blauer Gummibaum, Biue gum) An- 
straliens. Dieser Baum wird mit der Zeit 
für den Süden Europas und den Norden 
Afrikas von grossem Nutzen werden, denr 
die gemachten Versuche haben bewiesen, 
dass derselbe in jenen Gebieten ein eben so 
üppiges und schnelles Wachsthum wie in 
seinem Vaterlande besitzt. N 

Der blaue Gummibaum gehört zu den 
höchsten Bäumen unseres Planeten, da er 
in seinem Vaterlande bis 300 Fuss hoch 
wird und am Grunde einen Stammumfang 
von 70—80 Fuss erreicht. Wir haben schon 
früher darauf aufmerksam gemacht, dass 
dieser Baum mit seinen grossen blaugrünen 
Blättern auch als Decorationspflanze für un- 
sere Gärten einen hohen Werth besitzt, wenn 
man Exemplare desselben ein Jahr zuvor 
aus Samen erzieht, solche im ersten Jahre 
im Topfe hält, sie im Kalthaus durchwintert 
und dann im folgenden Jahre ins, ireie Land 
im Garten pflanzt, wo sie bis zum Herbst 
hin bis 8 Fuss hohe kräfüge schöne Pflanzen 
bilden, die als Einzelpflanze auf Rasenplätzen 
einen sehr guten Effect machen. 

In unsern Gärten erzog man früher Holz- 
gewächse Australiens in Haideerde. Das ist 
aber eine durchaus falsche Culturmethode, 
denn selbst die zahlreichen kleinen Blüthen- 
sträucher Neuhollands lieben eine Beimisch- 
ung von Lehmerde zur Haideerde, — und 
die grösseren Bäume Neuhollands werden 
auch bei una sich nur dann kräftig und 
normal entwickeln, wenn sie eine starke 
| Beimischung von lehmiger Erde zur Haide- 
| erde erhalten. Letzteres gilt nanicREleN 


Sn TE ERSETZEN EEE EEE EEEBEEEBEREE ES BESSERE GEBETE EERESERESER ST EESEESEEEFEEEEEE ERREGER EEE EEE 


‚IV. 


auch für die Eucalyptus- Arten und speciell | 


der Eucalyptus globulus gedeiht in 
jeder kräftigen Gartenerde, besonders aber 
in einer lockern nahrhaften ZLehmerde, 
sehr out, 
Während wir 


nur Änwendunr 


von diesem schönen Baum 
in der oben Snlekehench 
Weise als Decoraiionspflanze machen kön- 
‚nen, eignet er sich lür, den Süden Europas, 
den No:den Afrikas, die Südabhänge des 
Caucasüs und den Orient 
Alleebaum , 
‚Walde. 
Journal 


vorzüglich als 


Nach Mitiheilungen, die wir in dem 


„i’Egypte agricole* 


„Gastinel-bey“ redigirt finden, benutzte Hr. | 


Auzende, Obergärtner in Toulion, diesen 
Baum, 
die Toulsn umgeben. 
zu diesem Zweck in gegenseitiger Entfern- 
ung von 9 Fuss und im Verband gepflanzt, 
damit sie einander gegenseitig Schutz gegen 
die Stürme gewähren können. Von. Nizza 
bis. Marseille und in Algerien sind schon 
‚viele Tausende von Exempisren dieses aus- 
serordentlich rasch wachsenden Baumes an- 
. gepflanzt. 


um die sterilen Üeisen zu bewalden, 


Die Pflanzen wurden 


in seibst zur Anpälanzung im | 


von Professor 


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Literatur. 


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- 


379 


Der E. slobulus wächst im Süden Au- 
straliens bis zum Süden von Van Diemens- 
Land wild und steigt bis in die kalten Re- 
gionen der Gebirge hinauf. Auch im Gar- 
ten des Vicekönigs von Egypten ist dieser 
Baum angepflanzt worden. Herr Delche- 

valerie, der Obergärtner, machte die Beob- 
achtung, dass sein Wachsthum noch be- 
schleunigt werde, wenn mittelst Längschnit- 
ten durch die Rinde bis auf das junge Holz 
(was man durch Schröpfen bezeichnet) das 
Hinderniss, was die feste Rinde dem schnel- 
len Diekerwerden des Stammes entgegensetzt, 
beseitigt wird. 

Der mächtige Baum 
Samen, welche in Töpfe und Kisten ausge- 


trägt nur kieine 


 säet werden müssen. Erst wenn die jungen 


Pflanzen einige Fuss Höhe erreicht haben, 
pflanzt man sie in das freie Land. 

Das harte Holz des Baumes ist zu dem 
verschierensten Gebrauch geeignet. Aus den 
Blättern nnd jungen Zweigen wird ein un- 
gefärbtes wohlriechendes Oel gezogen. 


(E. R.) 


V. Literatur 


41) Bulletin de la Soeiete Royale 
de Botanique de Belgique, tom. 
IX,N. 1. 


Enthält ausser den Sitzungsberichten 
eine grössere Arbeit von Andr& Devos über 
in Belgien aus anderen Gegenden einge- 
schleppte und jetzt daselbst verwilderte Pflan- 
zen. In der Einleitung zeigt der Verfasser, 
wie derartige Pflanzen mit den Samen der 
Culturpflanzen ‚der. Felder, wie solche 
Folge der Culiur im Garten, in Öffentlichen 
Gärten und an Landstrassen sich verbreitet 
haben, wie dies ferner nicht erst in unsern 
Zeiten geschehen ist, sondern wie dies auch 
schon früher aus verlassenen Schlossruinen. 


in 


ı der Autor 


den Einfluss des Menschen und dessen Cul- 
turen geschehen sei. In unserer Zeit nennt 
als Centren der Naturalisation 
vieler Pflanzen die Botanischen Gärten, aus 
denen durch den Wind, durch Vögel, ja 
durch den Menschen selbst viele Pflanzen 
hinausgebracht werden und allmälig ver- 
wildern. 

Es sind Beispiele der schnellen Verbrei- 
tung mancher Pflanzen Nordamerikas in 
neuerer Zeit nicht blos in Belgien, sondern 
über einen grossen Theil Europas bekannt 
geworden, so von Oenothera biennis, Erige- 


ron canadense, Elodea canadensis etc. 


seit der In- 
der 


Seit der Völkerwanderung, 


vasion der Römischen Legionen, seit 


alten Abteien, verlassenen Parkanlagen durch | Zeit der Kreuzzüge und der Wanderung der 


380 


Zigeuner, seit der Anlage der Klostergärten 
u. 8. f datirt ins altersgraue Alterthum zu- 
rückreichend, die Einbürgerung vieler Pflan- 
zen, zu der namentlich die grösste Zahl un- 
serer nicht auszurottenden Unkränter gehört. 
Für Belgien fühıt der Verfasser 505 solcher 
naturalisirter Pflanzenarten auf, deren eigent- 
liches Vaterland und wahrscheinliche Ein- 
führung nachgewiesen wird. 

Ausser dieser ®/, des Heftes füllenden 
Abhandlung noch eine Abhandlung von A. 
Hardy über seitene Pflanzen Belgiens und 
eine Uebersicht der neuesten Literatur. 


(E. R.) 


2) J G. Baker, a revision ofthe genera 
and species of herbaceous capsular 
gamophyllous Liliacese. Extraabdruck 


aus „The Linnean Society’s Journal®. 


Fine sehr werthvolle Arbeit aus einer 
Gruppe von Pflanzen, von der vollständige 
nenere Bearbeitungen fehlen. Enthält die 
Aufzählung und Beschreibung der Arten fol- 
gender Gattungen: 

Phormium, Hemerocallis, Hesperocallis, 
Kniphofia, Blandfordia, Funkia. Agapanthus, 
Tulbaghia, Androstephiam, Bessera, Leuco- 
corine, Brodlaea, Milla, Massonia, Brachys- 
cisa, Daubenya, Dipcadi, Lachenalia, Velt- 
heimia, Muscari, Litanthus. Drimia, Hyaein- 
thus, Rhodomanthus, Puschkinis, Chiono- 
doxa, Odontostemum. (E. R.) 


3) Bulletin de la Soci£te des Na- 
turalisies de Moscou. 1869. 4. 
— 1870. 12. — 


Die 5 in Rede stehenden Hefte enthal- 
ien an Botanischen Abhandlungen: 


Tschistiakoff, Versuch einer verglei- | 


chenden anatomischen Untersuchung 
Stengels einiger Lemnaceen. 
Gruner, Aufzählung der um Jekathe- 


rinoslaw wachsenden Pflanzen. 


des 


Es werden 
539 Arten Phanerogamen und Gefässerypto- 
gamen aufgeführt. 

A. Becker, Reise nach Desbeni. Hr. 
Becker machte seine Reise vox Sarepta aus 
nach Astrachan und von da per Dampfschiff 
über das Caspische Meer nach dem an den 
Ausläufern des Caucasus liegenden Desbent. 


Gartenflora Dentschlands, Russlands und der Schweiz. 


Herr Becker beschreibt die Sitten, Woh- 
nungen und Beschäftigung der Eingehornen, 
sowie den Charakter der Gegend. Die Gär- 
ten in der Umgegend der Stadt sind mit 
Erdwällen umgeben, auf‘ welche die stache- 
ligen Sträucher von Paliurus australis als 
zu passirende Schutzwehr gelegt 
werden. In den Gärten sind Pflaumen, Apri- 
kosen, Kirschen, Quitten, Feigen, Mandeln 
und Wein angebaut. Die Weinstöcke lässt 
man an der Erde hinranken, ohne sie auf- 
zubinden. Von rothem und weissem Wein 
kostet die Flasche 10 K. (3 Sgr.) und ist 
sehr schmackhaft. Ausserdem wird Krapp 
vielfach angebaut. Die Fiora um Desbent 
ist reich. Als seltene Pflanzen sind zu nen- 
Asiragalus virgatus Pall., Astr. hyrea- 
nus Pall., Cachris erispa Pers., Cuscuta eu- 
pulata Envelm., Carinus einerens M. B., 
Convolvulus lineatus L., C. persieus L., C. 
Cantabrica L., Echium altissimum Jacg., die 
schöne Eremostachys laciniata Bnge., Juri- 
nea mollis Jacg.. Marrubium anisodum C. 
Koch, Pyrus salicitolia L., Phlomis pungens 
Willd.. Rhamnus Pallasii F. et M., Scorzo- 
nera eriosperma M. B., Stipa Szovitsiana 


schwer 


nen: 


' Trin., Tamarix Pallasii Desv — Ausserdem 


eine Menge in Mittel- und Südeuropa allge- 
mein verbreiteter Pflanzen. 
A. von Bunge, die Heliotropien der 


| mittelländisch-orientalischen Flora. — Bunge 


führt. hier die bedeutende Zahl von 70 Ar- 
ten aut. — 

Jelesnow, über das Vorkommen der 
weissen Trüfel um Moskau (Rhizopogon 
albus). Diese Trüffel kommt vorzugsweise 
in Menge in der Umgegend des Klosters 


| Sergievsky vor und wird dort schon seit 


mehr als 70 Jahren gesammelt und in Mos- 
kau in grossen Quantitäten auf den Markt 
gebracht. Sie wachsen 1--3 Zoll unter der 
Oberfläche, treten zuweilen auch über die 
Erde hervor und bilden im letzteren Falle 


| oft grosse, bis zu 2—-3 Pfund schwere Klum- 


pen. In Birkenwäldern wachsen die besten 
Trüffeln von schön weisser Farbe und aro- 
matischem Geruch. In trockenen Jahren 
findet man solche in schattigem Espen- und 
dichtem Haselnussgebüsch. Auf lockeren 

ein r röthliches Fleisch, 


V. Personalnotizen und Neuestes. 381 


halteu sich nicht lange und werden vorzugs- | kann. Frisch wird die weisse Trüffel selten 
weise zum frisch Verspeissen (in Wasser | gegessen. Man bereitet solche zum Genusse 
gekocht mit Butter oder saurem Rahm) be- vor, indem solche sorgfältig gereinigt und 
nutzt. ' dann in offenen Tonnen eingeschichtet wird, 
Zum Autsuchen bedient man sich be- wodurch das Fleisch zarter und fester wird. 
sonders abgerichteter Hunde. Früher suchte Ausserdem legt man solche auch bei ähn- 
man dieselben mit Bären auf, welche Art | licher Vorbereitung ein. Durch leiztere Ma- 
der Jagd als zu gefährlich jetzt verboten ist. | nipulation verliert die weisse Trüffel den wi- 
Das Wachsthum derselben beginnt Pfingsten | derlichen Geruch und das Fleisch derselben 
und nun dauert solches und die Jagd auf | wird schwarz gefärbt. Behufs längerer Auf- 
Trüfeln bis zum Spätherbst fort. Früher | bewahrung werden derartig vorbereitete 
ward der Pud (40 Pfund Russisch, 34 Pfund | Trüffeln in Flaschen eingelegt, welche nach 
Preussisch) mit 12 Rbl. bezahlt, jetzt gilt | dem Erwärmen in kochendem Wasser be- 
es aber nur 2—4 Rbl., da ein verständiger | hufs Austreibens der Luft gut verkorkt und 
Trüffeljäger den Tag bis 3 Pud sammeln | verharzt werden. (E. R.) 


V. Persoenalnotizen und Neuestes 


und verblieb in demselben vis zum Jahre 
1824, wo er in den Dienst des Fürsten von 
Russlands ward am !. Sept. dieses Jahres | Waldburg trat. im Jahre 1829 siedelte er 
gefeiert. Der gegenwärtige Director dieser nach Üoburg über und verblieb da bis zu 
Anstalt, Herr Baum, hat zu dieser Feier eine seinem Tode am 5. März 1870. Auf die Zeit 
kleine Schrift veröffentlicht. seines Aufenthaltes in Coburg tällt vorzugs- 
Die Pensaer Gartenbauschule hat ein weise sein Wirken im Interesse der Pomo- 
Areal von ungefähr 50 Disjätinen Land (fast 
400 Morgen), wovon 20 Disjätinen für An- 
pflanzung von Fruchtbäumen, 7 Disjätinen 3) Ausstellung des Bremischen 
für Obstbaumschuien, 1 Disjätine für das | kartenbau-Vereins in der zweiten 
Arboretum, 2 Disjätinen als Baumschule für Hälfte des Aprii 1871 zu Bremen. 
Ziersträucher und Zierbäume verwendet sind. | 1) Die Bewerbung um die Preise ist der 
In den Gewächshäusern sind an 10,000 | grossen Mehrzahi nach sowohl einheimischen 
Exemplare von Pflanzen vorhanden, der Cul- | als auswärtigen Gärtnern und Gartenfreunden 
tur der annuellen und perennirenden Pflan- 
zen sind entsprechende Localitäten bestimmt. 
In den 50 Jahren ihres Bestehens hat 


1) Das 59jährige Jubiläum der 
Gartenbauschule zu Pensa im Süden 


logie, — 


gestattet. 
2) Wo mehrere Prämien für eine Preis- 
aufgabe bestimmt sind, darf derselbe Aus- 


die Schule 259 Gärtner ausgebildet. ; steller nur mit einer Lieferung concurriren. 
(Eine sehr zweckmässige Bestimmung). 

2) tF. W Donanuer, der bekannte, 3) Früchte und Gemüse müssen vom Aus- 
Pomologe, ward geboren am 4. Oct. 1788 | steiler selbst gezogen sein. 
zu Thurnau in Bayreuth-Anspach. Im | 4) Pflanzen müssen richtig bezeichnet sein. 
Jahre 1804 bezog er die Forstakademie zu, 5) Für hervorragende Leistungen können 
Dreissigacker bei Meiningen. 1807 trat er  Eixtrapreise ertheilt werden. 
in den Forstdienst zu Weidenberg im Fich- Die Preise sind in Geld bis zu 25 Thlr. 


telgebirge ein. Im Beireiungskampie Deutsch- und in silbernen und broncenen Medaillen 
lands diente er im Oesterreichischen Heere | ausgestellt. 


382 Gartenfiora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 


Das specielle Programm kann vom Vor- ! von Carpentaria. Im Jahre 1866 kam er 
stande des Gartenbau-Vereins in Bremen be- 
zogen werden. 


ı seiner Verheiraihung im Februar 1867 ward 
| er von der Lungenschwindaucht befallen, der 
4) + John Gould Veitch. Nach er, nachdem er mehrere Winter im Süden 
einem Bericht in Gardener’s Chronicle tra- | Europas zugebracht hatte, zum Öpfer fiel, 
gen wir unseren kurzen Necrolog, den wir | Er starb geächtei und geliebt von allen de- 
über den herben Verlust für den Gartenbau | nen, die mit ihm in nähere Berührung ge- 

durch den Tod des Herrn John Gould | kommen waren. 
Veitch gaben, noch das Folgende nach: | Unter der Menge der von J. @. Veitch 
J. G. Veitch war der älteste Sohn des | in England eingeführten Pflanzen sind her- 

| vorzuheben:: 


vor einem Jahre verstorbenen Heırn James | 
Veitch. Er war geboren am 17. April | Lilium auratum, Sceiatopytis vertieillata, 
1839. Schon im Jahre 1861 trat derselbe | Abies firma, Alcorgquiena, mic: osperma, po- 
seine Reise nach China und Japan an und | lita, Veitchi, Veitchia Johannis, eine schöne 
besuchte auch die Philippinen. Eine Masse | Palme, Vanda Batemanniana, Dendrobium 
bigibbum, eine Menge von schönen Formen 


durch ihn eingetührter Pflanzen waren das 
Resultat dieser Reise. Im Jahre 1864 kam 
derselbe zur grossen Internationalen Aus- | Südseeinseln, das schöne Pho’mium Cookii 
stellung in London zurück und verliess schon | !öl. variegatis, Pandanus Veiichi und eine 
im Jahre 1864 aufs Neue seine Heimath, | Menge von Farn und anderen interessanten 
um seite Reise naclı dem Stillen Ocean an- j Pflanzen, die von dem berühmten Etablisse- 
zutreten. Auf jdieser besuchte er zulächst | mens der Herren Veich & Söhne in Chelsea 
Sydney und ging von da nach dem Norden | (Lonion; seitdem vertheilt worden sind. — 
Neuhollands, nach Cap York und dem Golf | (E. RB.) 


von Croton und Cordrline von den 


VI. Angelegenheiten des Russischen Gartenbau- Vereins zu St. Peiers- 
burg. 
Ausser den in den Monatssitzungen er- | wes, Medwedew, Ruck. Hrn. Stuckawenkow 
theiiten Prämien wurden für die Frühjahrs- | hir Orchideen. 


ausstellung am 26. April 1870, die im sitz- | Die kleine silberne Medaille. 
ungslocale des Vereins abgehalten ward, die | Herın Bergemans für einen Blumenkorb, 


folgenden Prämien vertheilt: | Hrn. Breger für Garienmöbel. Hrn. Belkin 
Die kleine goldene Medaille. | für Pelargonium zonale. Hrn. Wälkow für 
Herrn Siessmeyer für Erdbeeren und Herrn | Spargel. Hrn. Jemilianow für eine gemischte 
Freundlich für Rosen. | Gruppe. Hrn. Ostroumow für Wachsblumen. 
Die grosse silberne Medaille. | Hrn. Ruck für Pelargonien. Hrn. Rempen 
Herrn Wütinow für eine Gruppe blühender | für Lilium longillerum Hrn. Tatarinow für 
Pflanzen. Dito Hrn. Ganschurow. Dito Hın. | Cocos flexuosa. Hrn. Tscheraizin für Lilium 
Höltzer. Dito Hrn. Marko. Dito Hin. Ender. | giganteuw. Hrn. Ender für Billbergien und 
Herrn Eckmann für einige vorzüglich culti- ! demselben für Farn. 
virte Warmhauspflanzen. Bronzene Medaillen erhielten die 
Die mittlere silberne Medaille. | Herren Abakumow, Bergemann, Belkin, 
Für gemischte Gruppen den Herren Berge- | Wassiliew, Gelling, Medwedew und Sepyle. 
mann, Gratschefi, Grünerwald, Lorgus, Me- 


nach England zurück uni schon bald nach 


Oi 


Register 


)) Abbildungen. 


Abutilon megapotamicum A. St. Hilair. Taf. 653. | Gilia linifora Benth. Taf. 668. 
Aerides nobile Warn, Taf. 641. 


! 
l 


Agave heteracantha Zucc. Taf. 639. ı Handsäemaschine pag. 38. 

Amaryllis (Hippeastrum) pardina Hook. il. ß. | Mal 
rubescens Taf. 658. Lepidozamia Peroffskyana Rgl. Taf. 660. 
Anthurium aralifolium Taf. 648. Lilium Maximowiezi Rgl. 2. tigrinum Taf. 664 

Aspergillus glaucus pag. 187. Fig. 4. 

Atragene alpina L. Taf. 649. — Lilium Roezli Rel. Taf. 667. 
— — L. e. albida Taf, 649 Fig. e. | — tigrinum Gawl. $. flore pleno Taf. 646. 
— — Le. genuina Taf. 649 Fig. b. | Loeselia coccinea G. Don. Taf. 643 Fig. 1. 
— — L.J. lilacina Taf. 649 Fig a. Lonicera Ruprechtiana Rgl. Taf. 645. 


— — L.3. ochotensis Taf. 649 Fig. ec. | Lythrum flexuosum Lagasca Taf. 664 Fig. 1—3. 
— — EL. y.sibirica Taf. 649 Fig. d. | 


—  macropetala Ledb. Taf. 651. ; Mimulus Tilingi Rgl. Taf. 665. 
Mucor Mucedo pag. 189, 190. 
Beerenobstgarten, Grundplan, pag. 173. | Musa Ensete Gmel. Taf. 643 Fig. 2—3. 
Begonia boliviensis Hook. Taf. 638. | 
Bredia hirsuta Blume Taf. 655. | Nistkästen pag. 207, 208. 
Clavija Riedeliana Rgl. Taf. 663. 


Odontoglossum Rossi Lindl. Taf. 650. 


Clematis stans Sieb. et Zucc. Taf. 657. Oncidium dimorphum Rgl. Taf. 637 Fig. 46. 


Clethra barbinervis Sieb. et Zuce. Taf, 654. 

Colea undulata Rgl. Taf. 669. 

Cypripedium (Selenipedium) caudatum Lindl. 
Taf, 661. 


Palavia flexuosa Mast. Taf. 647. 
Pancratium speciosum Salsb. Taf. 652. 
Peritymbia Vitisiana Westw. pag. 185. 
Dieffenbachia alliodora h. Linden. Taf. 672, Phylloxera vastatrix Planch. pag. 185. 
Primula villosa Jacq. Taf. 656 Fig. 3. 
Einfassuugen von Thon pag. 133. 
Enke, Ferdinand Jacob Ernst Taf. 642. Rhododendron Falconeri Hook. Taf. 659. 
Eurotium herbariorum pag. 187, — macrosepalum Maxim. Taf. 662. 


384 

Rhododendron semibarbatum Maxim. Taf. 666. 

Rubus leucodermis Dougl. var. Golden cap. 
Taf 670. 

Spathiphyllum cennaefolium Schott. 


Fig. 1—3. 


Spinne der schwarzen Johannisbeere pag. 218. 


Taf. 640. | 
-— Minahassae Tejism. et Binnd Taf. 637 | 


Register. 


‚ Teppichbeete pag. 105, 146, 107, 108, 133. 
‚ Trillium pendulum Schult. Taf. 656 Fig. 1, 2. 
} 


| Vriesia corallina Rgl Taf. 671. 


Wasserheizungen für Gewächshäuser pag. 112. 


2) Pflanzen, 
besprechen 


Abutilon megapotamicum A. St. Hilair 162. 

Thompsoni 86. 

vexillarium E. Morr. 162. 

Acacia Riceana Hensl. 250. 

setigera Hook. 250. 

Acer rufinerve Sieb. et Zucc. var. albo-limbata | 
120. 

Achyroesline Sandersii 86. 

Adenocalymna nitidum Mart. 20. 

Aechmea immersa hort. Berol. 268. 

Aörides japonicum Lind. et Rchb fil. 139 

nobile Warn. 40. 

Agave heteracantha Zuce. 4. 

Ageratum Lasseauxii 214. 

Allamanda nobilis Th. Masters 143. 

Alocasia hybrida 19 

Jenningsii Hort. Veitch. 115. 

Alloplectus bicolor Lind. 17. 

Alo& Croucheri J. D. Hook. 142. 

ferox? Hernan. 4 

Alsophila australis 517. 

Amaryllis dryades Vell. 118. 

(Hippeastrum) pardina Hook. il. 

bescens 225. 

Ampelopsis napiformis 145. 

tuberosa 145. 

Anagallis collina Schousb. 80 

longifolia 80. 

Anagyris foetida L. 19 

Ananas Moräilona Lind. 17. 

Androsace alpina Gaud. 141. 

pubescens DC. 141. 

Andryala varia Lowe var. cheiranthifolia 80. 

Angelonia salicariaefolia 317. 


ß. ru- 


| Zygopetalum maxillare Lodd. var. Gautieri 
Taf. 644 
weiche beschrieben sder 


werden sind. 


| Anona triloba L. 369. 

| Anthurium aralifolium 98. 
Lindigii 21. 

ornatum Schott. 313. 

ı Antigonnm leptopus Hook. et Arn. 244, 340. 

; Antirrhinum aerugineum Gouan. 248. 

| triste L. 248 

| Aphelandra acutifolia Nees 119. 

 Aponogeton distachyus 214.- 

Areca nobilis Hort 113 

Arenaria cerastioides Pers. 


| — 


250 
purpurascens Ram. 250 
| Aristolochia Duchartrei Ed. Adre 308 
| Artemisia procera 54. 
|  — seoparia W. et K. 54. 
-— spec. de St. Petersbourg 54. 
| | Asimine triloba Dunal 369. 
| Bir alpina L. 129. 
Ledb. 130. 
\ —  — Le albida 130 
| L «. genuina 130. 
L. d. lilacina 130. 
L 8. ochotensis 130. 
L. var. platysepala Maxim. 130. _ 
L. y sibiriea 130. 
macropetala Ledb. 131. 
ochotensis Pall 130. 
platysepala Trautv. et ‘ey. 130. 
Azalea Dr. Rieger 216. 


| 
| 
| 
| 
| 
gu 
! 
| 
| 
| 


ı Balantium antarcticum 317. 
 Begonia boliviensis Hook. 3. 
diversifolia Grah. 115. 
fuchsioides 317. 


| zu 


Register: 


Begonia rosiflora 17. 

—  vernicosa 17. 
Begonien, neue 215. 
Bertolonia primuliflora hort. Bull. 19, 245 
Bidens Schimperi C. H. Schultz 81. 
Bignonia purpurea Lodd. 139. 
Blandfordia aurea J. D. Hook. 141. 
Bocconia japonica 317 
Brassia farinifera Linden et Rchb, fil. 338. 
Bredia hirsuta Blume 193. ' 
Brevoortia Ida-maia A Wood. 370, 
Brodiaea coccinea A. Gray 370- 
Bromelia denticulata ©. Koch 268. 

— pauciflora hort. Berol. 268. 
Browallia Czerwiakowskyana Warsz 81. 

— demissa L. 81. 

— .elata L. 81. 

— riscosa H.B. K 31. 
Brownea antioquensis Lind. 17. 


Calathea chimboracensis Lind. 310. 
Calochortus uniflorus Hook. et Arn. 140. 
Calyptrogyne Ghiesbrechtiana H. Wendl. 117. 
Camellia Madame Rudolphe Abel 144. 

— Prineipessa Clotilda 143 

— Sangalli hort. 243. 

—  Teresita Canzio Garibaldi 311. 
Canna 316. 

— Jean Vandael 20. 
Cantua coccinea Poir. 65. 

— Hoitzia W. 65. 
Capparis paradoxa Jacq. 119. 
Cassia calliantha 19. 

— foribunda 318. 
Catakidozamia Macleayi hort. 228. 
Cattleya amethysteglossa Rchb. 20. 

— Eldorado splendens Lind. 310. 

— superba Schomb. var. splendens 145. 
Centaurea candida 316. 

—  ragusina 316. 
Centrosolenia bullata Lem. 242. 
Cerastium Ramondi Fenzl. 250. 
Cerasus caproniana ranunculiflora V. Houtte 

113, 

— flore pleno nova 113. 

— Rhexii Hort. 113. 

—  serrulata 214. 
Ceratostemma speciosum Ed. Andre 310. 
Cereus fulgidus J. D. Hook. 370. 
Cerise grosse 373. 


XII. 1879. 


385 


Ceropegia Sandersoni Decsn, 120. 
Cheiranthus Cheiri fl. pl. fol. var. 20. 
Chelidonium japonicum Thbg. 248. 

— uniflorum 8. et Z, 248. 

Chirita lilacina Lem. 243. 
Choisya ternata H. B, et K. 20. 
Chrysanthemum sinense 28. 
Cibotium spectabile 18. 
Cineraria acanthifolia 86. 

Cissus Lindeni Ed. Andre 309. 
Clarkea gauroides Dougl. 81. 
Clavija caloneura Mart. 259. 

— macrophylia Hook. 259. 
Mig. 248, 259. 

— Riedeliana Rgl. 259. 
Rgl. var flor. mascul. 248, 
Clematis alpina Mill. 129. 

— lanuginosa Varietäten 147. 

—  oehotensis 130. 

— sibiries Mill. 130. 

—  stans Sieb. et Zuce. 203. 

— Thomas Moore 86. 
Clerodendron myricoides R. Br. 250. 

speciosum Hort. 144. 
Clethra barbinervis Sieb. et Zucc. 163. 
Cochliostemma Jacobianum 0. Koch 243. . 
Coelogyne cristata Lindl. 113. 

—  psittaciua ver. Houttoni Rchb. fil. 339. 
Colocasia bataviensis 317. 

Colea Commersoni hort. 323. 

— undulata Rgl. 322. 
Convolvulus unicaulis Benary 81. 
Corbularia monophylla Dur. 248. 
Cordyline Guilfoylei Hort. Lind. 145 
Coronilla glauca 29. 
Corydalis lutea 340 
Corysanthera elliptica Wall. 249. 
Cotyledon Salzınanni Boiss. 139. 
Coussapoa dealbata Ed. Andre 309. 
Crassula coceinea 318. 
Croton aucubifolium 17. 

— Hillianum 17. 


— maximum 17. 
Cryptomeria nigricans 214. 
Cucumis Anguria L. 245. 

— angurioides Roem. 245. 

— echinatus Mönch. 245. 
Cuphea Zimapani Roezl 81. 
Curculigo recurvata variegata 19, 


 Curcnuma petiolata Roxb. 246. 


25 


386 Register. 


Cyanophyllum spectandum Lind, 17. | Enchilirion corallinam Lind. cat. 354. 
Cyclamen neapolitenum fimbriatum 86. | Enkyanthus japonicus J. D. Hook. 246. 
Cyclobothra uniflora Knth. 140. | Enteles Bakeri 19. 


Cymbidiunı canaliculatum R. Br. 368. — conspicunm Ch. Lem. 144, 
Cyperus Papyrus 316, Episces tessellata b. Lind. 242 
Cypripedinm candidam Mhlbg. 369. Eria vestita Lindl. 141 

— candatum Lind!. 257. Eritrichinm nanum Schrad. 369. 

— Pariskii Rchb. fil. 120. Erythrina Crista Galli 317. 

— Reichenbachi 19. Erythrochiton hypophyllanthus Plauch. et Lind. 
Cyrtanthera magnifica 318. 247. 
Erythrodanum elsiniforme Pet. Th. 139, 
Eschscholtzie albo-rosea Benary 81. 
Eucalyptus globulus Labill 378. 
Eugenia amplexicaulis Vell. 119. 
Euphorbia jacquiniaeflora 215. 
Evonymus versicolor 340 


Cyclonema myricoides Hochst. 250. | m ambiguum Lindl. 248, 


Dahlia arborea 213, 342. 

— imperialis Roezl 244, 314. 
Daphne Gnidium L. 215. 
Datura humilis Desf. 81. 
Davallia hemiptera Moore 177. 
Delphinium hybridum pulchrum 113. 


EEE 


— nudicaule Torr et Gr. 245. Ficus dealbata Lind. 17, 3089. 
Dendrobium densiflorum Wall. var. albo - lutea — macrocerpa Lind. 18. 
116. Fittonia gigantea Lind. 243. 
— lasioglossum Rchb. fil 247. Fraxinus longicuspis 19. 
— vestitum Wall. 141. 
Desmanthus natans 256. Ä 
Deutzia crenata S. et Z. fl. pleno 113 Geonoma Ghiesbrechtiana Lind. et Wandi. 117, 
Dianth DEN rn ’ Gilia achilleifolia Benth. 82. 
ee A oral '  —  capitata Sims. 82. 
Dieffenbachia alliodora b. Linden. 356. “r 
_ Wallisii Lind, 311 — liniflora Benth. 322. 
x i = lticaulis Benth. 82 
ipladenia bolivi J. D. Hook. 117. | era 
N Gladiolus cruentus Moore 141. 


— — VYVeitch 178. 
Distiacanthus scarlatinus Lind. 17. 
Dorstenia argentata J. D. Hook, 121. 
Dracaena albicans 19. 


Globularia Alypuım L. 215 
Gloxinien, neue 216. 
Godetia amoena 82. 

— dirversifolia Hort. 82. 


— angusta 19. 
— DLehmanniana Spach. 82. 
— cylindrica J. D Hook. 3183. 
19 | — roseo-alba Hort 82. 
. — rubiennde Lindl. 83. 
—  Macleayi 17. 
i — — splendens 82. 
—  nigro-rubra 17. 
AR — splendens Hort. 82. 
—  spectabilis 19. f N 
FE | — rersicolor grandiflora 82. 
Drosophyllum lusitanicum L. 121. 0% RC REE 
Drymispermum laurifolium Dene. 119 Slodwinia gigksssr ge 
rymis . ’ } : 
ke: Gomezia americana Mirb, 139. 


Drymonia Turialvae met 128., x granstäniie WMtis.130: 
Duranta Baumgardneri fol. var. 318 Gomidenia amplszicanlis erg, 119) 
Gossypium herbaceum 262. 

Edwardsis grandiflora Sal. 21. Grevillea Preissii Meissn 250. 

— macrophylla Wendl. 21. Grias zamorensis Lind. 18. 

— tetraptera Poir. 21. Griflinia Biumenavia C. Koch et Beht. 148. 
Encephalartos Denisoni F. Müll. 228. Me dryades Vell. 118. 

— M’Kenii 19, Gymnothrix latifolis Schult, 53. 


Register. 387 


 Hanssmannis jucunda 215. 
Hebeclinium nrolepis DC. 145. 
Hechtia Ghiesbrechti Ch. Lem. 312. 
Hedera xalapensis DU 53. 
Helianthus annuus globosus listulesus 368. 
Heliconia densiflore Hört. Par. 21. 
Hernandia Moerenhontiana Guill. 251. 
Hoitzia coccinea Cav. 65. 

— mezxicana Lam, 65. 
Homalonema singaporense Bgl. 53. 


| 
| 


} 
j 
| 


Macrozamia Macleayi hort. 228. 
—  Perofiskyana Mig. 228. 
Malope malacoides W. 368. 
Maranta chimboracensis Hort. Lind. 310. 


‚ Massowia cannaefolia 0. Koch 38. 
 Matisia cordata Humb. Bonpl. 18. 
Miltonia Warscewiczi Rchb, fil. 312. 


Mimulus luteus fol. variegatis 115. 
—  Neuberti 368. 
— Tilingi Rgl. 290, 367. 


Houlletia odoratissisia Lind. ver. antioquiensis | Monardella undulats Benth. 82, 


311. 

— tigrina Lind. 243. 
Hoya australis R. Br. 245. 

— bicarinate A. Gray 245. 

— Dalrympliana F. Yüll. 245. 
Buntleysa cerina Lindi. 114, 
Hylomecon vernale Maxim. 248. 
Hymenocallis speciosa Balsb. 161. 
Hypophylianthus Lindeni Bgl. 247. 


Jerdonia indica Wight 244. 


Dex Aquifolium ciliato-aureo-marginatum 114. 


Iris bohemica Schmidt 140. 
— iberica Hoffm. 313, 
— audicaulis Lam. 140, 
Justicia Lindeni 340. 
Izora javanica floribunda 214. 


Lachenalia pendula tricolor Tratt. 118. 
Lasthenia canescens Rgl. 82. 
Ledenbergia roseo-aenea Ch. Lem. 143. 
Lepidozamia minor Mig. 228. 
— Perofiskyana Rgl. 227. 
Lilium Maximowiegi Rgl. 8. tigrinum 290. 
— Boezli Rgl. 321. 
—  speciosum Andr. 97. 
— tigrinum Gawl. 8. flore pleno 97. 
Linaria tristis Mill. 248. 
Lippia repens 318. 
Loeselia coccinea G. Don 65. 
Lonicera Ruprechtiana Bgl. 68. 
Lysimachia Nummularia 52. 
Lythrum Sexuosum Lagasca 289. 
— Graefferi Ten. 239. 


Mackaya bella Harvey 121. 


Macrozamia Denisoni Moore et FE. Müll. 228. 


— eriolepis A. Brong. 228. 
— gigas A. Brong. 228. 


| 


| 


Monolena primuliflora J. D. Hook. 245. 
Monopanax Ghiesbreghti Rgl. 53. 
Monstera cannaefolium Schott. 38. 
Moraea bulbifere Jacq. 118. 
Mormodes Colossus RBchb. fl. 311. 

—  Greeni J. D. Hook. 140. 

— wmacranthum Lindl. 311. 

—  tibicensis Rchb. fil, 339. 
Musa Ensete Gmel. 66. 
Muscari luteum 340. 

— monstraosum 341. 

—  pulchellum verum 340. 
Myoporum parvifolium 317. 
Myosotis nana Vill. 369. 
Myrcia amplexicaulis J. D. Hook. 119. 


Naegelia Sceptre corail 21. 
Narcissus Bulbocodium L. v. monophylla Bak. 
248. 
— Clusii Dun. 248. 
Neptunia natans 256. 
Nertera depressa Banks et Sol. 139. 
—  repens R. et P. 139. 
Nidnlarium denticulatum Rgl. 268. 
—  sarmentosum Rgl. 268. 


Ocymum grandiflorum Bl. 249. 
Odontoglossum Ehrenbergi Roezl 131. 
—  Krameri Rchb. fil. 115. 
— Rossi Lindl. 131. 
— triumphans Rchb. fil. 243. 
Oenothera amoena Lehm. 82. 
— _— var. Lehmanniana 82. 
— — var. roseo-alba 82, 
— — var. rubicunda 83. 
— .— var. the bride 83. 
— Drummondi Hook. 82. 
— Lindleyi Dongl. 82. 
— macrantba 82. 


25 + 


388 


Oenothera macrosiphon 82. 
— marginata Nutt. 248 
— micans 82. 

— edorata Jacg. 82. 
— —  .«. glaucescens 82. 

— .— 9. virescens 82. 

—  roseo-alba Lehm. 82. 

—  rubicunda Torr. et Gr. 83. 

—  Sellowi 82. 

Oneidium eryptocopis Rchb, fil. 339, 370 

-— dimorphum Rgl. 2. 

— lepidnm Linden et Rchb. fil. 339. 

— Phalaenopsis Lind. et Rchb fil. 309. 

— rusticum Linden et Rchb. fill. 339. 

— vernixum Linden et Rchb. fil 339. 
Oncocyclus ibericus Siemss. 313. 


Oncosperma Van Houtteanum Herm. Wendl. 113. | Polanisia trachysperma Torr. et Gray 83. 


Ophrys ciliata Biv. 312. 

— insectifera var. 312. 

— Speculum Lk. 312. 

—  vernixia Brotero 312. 
Orchidocarpa arietinum Mx 369 
Oreopanax xalapense Dne. 53. 
Orthosiphon stamineus Benth. 249. 
Oxalis Regnelli Miq 267. 
Oxycoccus macrocarpus Perr. 159. 


Palavia flexuosa Mast. 98. 
Pancratium speciosum Salsb. 161. 
Pandorea austro-caledonica Seem. 339. 


Paranephelius uniflorus Poepp. et Endl. 247. 


Passiflora Innesii 338. 
Pecher & bois jaune 146. 
Pelargonium Antony 18 

— Black Prince 18. 

—  gloire de Paris 317. 

— Josephine 18. 

— Mr. Dunett 18. 

—  Phoebus 18. 

— Prince of Wales 18. 

— Ruhm von Böhmen 216 

— Sir Robert Napier 18. 

— Sultana Valide 18. 

—  zonale Clemence Royer 53. 
Viectoire de Lyon 53. 
Peperomia Verschaffelti Ch. Lem. 144. 
Pepinia aphelandriflora Ed Andre 309. 
Peziza Kauffmanniana. Tich 31. 
Phalaenopsis Parishii Rchb. fil. 244. 
Phaleria lanrifolia J. D. Hook. 119. 


Register. 


Phytolacca purpnrascens Hort. 21. 
Picea obovata Lk. 60. 
Pinus Lambertiana 222. 

— obovata Ledb. 60 
Pitcairnia aphelandriflora Lem. 309. 
Plectranthus coleoides Benth 312. 
Pleroma macranthum Hook. 144. 
Plumeria lutea R. et Pav. 116. 
Podalyria tetraptera Poir. 21. 
Podolepis acuminata R. Br. 33. 

—  affınis 83. 

—  canescens 83. 

—  chrysantha 83. 

Poire Josephine de Binche 145. 
| — de Praully 371. 
|  — President Mas 372. 


Portea Kermesina Ad. Brongn. 339. 
| Posoqueria multiflora Ch. Lem. 144, 
| Pothos cannaefolius Dryand. 38. 
| Primula asaulis Jacq. 196 
!  —  alpina Rchb. 198. 
| —  Auricula L. 197. 

—  auriculata Lam. 200. 
— a. brevistyla 200. 
ß. longistyla 200 
y. luteola Rupr. 200. 
Boveana Decaisn. 201. 
— calycina Duby 199. 
—  capitata Hook. 202. 
—  carniolica Jacg. 198 
—  eiliata Schrenk 198. 
|  ——- commutata Schott 198. 
| -—  cortusoides L. 200. 
L var. grandiflora 144. 
—  cuneifolia Duby 199. 
— denticulata Sm. 202. 
— elatior Jacq. 196. 
— erosa Wall. 202 
— farinosa L. 197. 
—  glacialis Adam 200. 
grandiflora Lam. 196. 
graveolens Hegetschw. 198. 
helvetica Schleich. 198. 
hirsuta Vill, DC. 198. 
Hornemanniana Lehm. 197. 
japonica Asa Gray 201. 
imperialis Jungh. 202. 
integrifolia L. 198. 
involucrata Wall. 202. 


Primula latifolia Lapeyr. 198. 
— longiflora All. 198. 

—  longifolia Lehm. 200. 
longiscapa Ledb. 200. 
— JIuteola Rupr. 200. 

— macrocalyx Bge. 196. 

magellanica Lehm. 203. 

— marginata Curt. 199. 

— minima L. 198. 

— mistassinica Mx. 203. 

— mollis Nutt. 202. 

— nivalis Pall. 200 

8. farinosa 201. 

a. typica 201. 

officinalis Jacg. 196. 

8- inflata Ledb 196. 

‚— Palinuri Petagna 198. 
— pedemontana Thom. 121. 
—  praenitens Ker. 202. 

— prolifera Wall. 202. 

— pubescens Jacqg. 198. 
purpurea Royle 202. 

—  pyenorhiza Ledb. 200. 

“ rhaetica Gaud. 198. 
sibirica Jacq. 199 
sinensis Lindl. 202. 

—  stricta Hornm. 197. 

Stuarti Wall. 203. 

— rvillosa Jacqg. 195, 197. 

—  viscosa Rchb., DC. 197. 
Prune violette americaine 20. 
Prunus salicifolia Humb. et B. 372. 
Pterodiscus luridus J. D. Hook. 118. 


Register. 


| 


| 


| 


Pyrethrum sinense Sab. var. hortenses 310. 


Quercus rubra L. 114. 


Baisin Morren noir 372, 

Baphanus caudatus 178. 

Bestrepia antennifera H. B K. 145. 
maculata Lindl. 145 

Bhodea japonica 179, 218. 


Bhododendron Falconeri Hook. fil. 226. 


— hybr. Fleur de Flandre 114. 
macrosepalum Maxim. 258. 

. —  semibarbatum Maxim. 292. 
Bhodotypus kerrioides S. et Z 140 
Rhopala granatensis 18. 
Rhynchotechum ellipticun A. DE. 249. 
Bibes albidum 21. 


Robinia parasol 341. 

Rosa hybr. rem. Madame Ducamp. 220. 
Marie Baumann 219. 
Marie Boisse 219. 
spinosissima (pimpinellifolia) 220. 
| Rubus arcticus 360. 


389 


—  leucodermis Dougl var. Golden cap. 353. 


Saccharum officinarum 318. 
Salvia hispanica L. 368. 

—  interrupta Schousb. 371. 

— lantanifolia 318. 
Sarracenia purpurea 6. 
Saxifraga aretioides Lap. 314. 
Scalia jaceoides 83. 
Schizostylis coccinea 29. 
Selaginella setosa Lind. 18. 
Selenipedium caudatum Rchb. fil. 257. 
Skimmia intermedia 340. 
Solanum armatum R. Br. 83. 

—  venustum Kth. 247. 
Sophora tetraptera Ait. 21. 


Spathiphyllopsis Minahassae Tejism. et Binnd 1. 


N cannaefolium Schott. 38. 
Friedrichsthali Hort. 39 
— heliconifolium Schott. 39. 
—  lancifolium Schott 39. 
—  longirostre Schott. 39. 
— Minahassae Tejism. et Binnd. 1. 
—  Ortgiesi 39. 
Spiraea palmata 214. 
Spiranthes Weiri Rchb fil 338. 
Spironema myricoides Hochst. 250. 
Staphylea colchica 340. 
Statice spicata W. 367. 
Steriphoma cleomoides Spr. 119. 
paradoxum Endl. 119, 
Stylophorum japonicum Miq. 248. 


Tabernaemontana Barteri J. D. Hook. 371. 


Tacsonia quitensis Benth. var. eriantha Th. 
Mast. 144 
—  tomentosa Juss. var. speciosa Masters 
338. 


Talbotia elegans Balb 140. 
Tectona grandis L. fil. 5 
Thladiantha dubia Naudin. 102. 
Tillandsia Lindeni Morr. 40, 368. 

— Lindeniana Rgl. 40, 368. 

—  Morreniana Rgl. 41, 243, 368 


390 


Torreya bogotensis 18. 

Trieyrtis? fol. striatis 115. 

Trillium erectum $£. album Kth. 194 
pendulum Schult. 194. 
Tritoma Uvaria 214. 

Tropaeolum Hockianum 83. 
Lobbiano-Smithii 83. 

— Lobbianum var. 341. 

Zipseri 83. 


Uvaria triloba Torr. et Gr. 369. 


Vaceinium macrocarpum Ait. 260 
reflexum J. D. Hook. 116 
Vallota grandiflora 146. 


| 
} 


Register. 


Vanda Cathcarti Lindl. 313. 

coerulescens Griff. 249, 

—  Denisoniana Bens. et Rehb Al. 142, 178, 
Parishii Bchb. fl. 338, 


| Velozia elegans Oliv. 140. 


Victoria regia 51. 

Viola odorata Laucheana 368. 
Violette Wilson 215. 

Vriesia corallina Rgl. 354. 
Lindeni Lem. 243. 


Zizania aquatica 220. 


| Zygopetalum cerinum Rchb. fil. 114. 


maxillare Lodd. var. Gautieri 67. 


3) Sachregister. 


Abhänge, Bekleidung trockener, in Landschafts- 
gärten 42. 
Acclimatisations-Garten in Egypten 377. 
Acclimatisations-Gesellschaft in Berlin 192. 
Algenbildung, Verhinderung derselben in Tei- 
chen 69. 
Ameisen 181. 
Anlagen von Paris 319. 
Anzucht der Sarracenia purpurea aus Samen 6. 
Apfel, Annie Elizabeth 178. 
Arbeiterinnen 378. 
Ausstellung in Florenz 375. 
— des Gartenbau- Vereins in Bremen 381. 
zu Graz 320 
in Laibach 180. 
in Wien 253. 
internationale, des Gartenbaues in St. 
Petersburg 95. 
Ausstellungen 32, 62, 254. 
in Frankreich 158. 


Baumwärtercurs 179, 346. 

Baumwolle, Cultur der krautartigen 262. 

Beerenobstgarten, Anlage 
eines 170. 

Deetpflanzen, buntblätterige 86. 

Berichtigung 54. 


und Bepflanzung 


Birnen, Mittel gegen kranke 26. 

Blätter, Ursache der panachirten 373. 

Blumen der Parkwiesen und ihre Ansucht 7. 

Blumenausstellungen 223. 

Blumenbeete 150. 

Blumentöpfe 182° 

Blutlaus 27. 

Bodentemperatur 22. 

Bodenwärme in Gewächshäusern 132. 

Bohnen, gute 148. 

Botanische Laboratorien 281 

Botanischer Garten zu Adelaide in Süd-Ausirs- 
lien 72. ; 

zu Buitenzorg auf Java 79. 

in Melbourne 61. 

in Moskau 100. 

Botanisches Museum von Delessert 128. 

Budget des österreichischen Ackerbau - Ministe- 
rinms 223. 


Chenille 217. 

Congress in Hamburg 21. 

Coniferen, Erziehung derselben unter Deck- 
schirmen 84. 

Coronilla glauca als Kronenbäumchen zu ziehen 
29. 

Cranberry 159, 252, 260. 


Berichtigungen zur Preisliste der Internationalen | Cultur der Himbeeren 376. 


Gartenbau-Ausstellung zu Hamburg 31. 


| 


Indischen Azaleen 299, 334: 


Register. 391 


Caltur der krantartigen Baumwolle (Gossypium 
herbacenm) 262. 
—  -— nordamerikanischen Moosbeere 260. 


Dachpappe als Material zu Spalierwänden 343. 

Darwinismus 263. 

Diamanten, algenartige Einschlüsse in densel- 
ben 60. 

Dorne an Zwetschgenbäumen, Fortschneiden der- 
selben 377. 


Eichenspinuer, Zucht desselben in Bamberg 54. 

Einwirkung des Wildlings auf das Edelreis 
und umgekehrt 220. 

Eleetrieität, deren Einfluss auf Wachsthum 347. 

Entwicklung der Freilandpflanzen im bot. Gar- 
ten zu St. Petersburg, Uebersichtstabelle 
231, 269. 

Equiseten, geographische Verbreitung derselben 
149. 

Etiketten in Glaskapseln 89. 

— aus Kautschuk 123. 

Euealyptus, Verwendung derselben zur Decora- 
tion im Freien 85. 
Expedition nach dem Norden Australiens 24. 

— — dem Norden Neuhollands 186. 
Formen der Entwickelung der höheren Pflanzen 

und deren Einfluss uf unsere Culturen 
75. 

— ron Ilex Aguifolinm 89 

Eruchtsäfte 44. 

Fuchsien-Hecken 122. 

Gartenbau in China 372. 

Gartenbau-Ansstellung, internationale, in Ham- 
burg 282. 

Gartenbau-Gesellschaft in Lyon 315. 

Gartenbauschule zu Pensa, 50jähriges Jubiläum 
derselben 381. 

— zu Studenez bei Moskau 136. 
Gartenbau-Verein in St. Petersburg 256, 382. 
Gärtner, Stellung derselben auf Landgütern 341. 
Gärtnerschulen, über Errichtung derselben 184. 
Gärtnerstand, Gedanken zur Hebung desselben 

47. 
Gärtner-Verein, Berliner 160, 281. 
Genista als Ersatz von Rasen 123. 
Geographische Verbreitung der Equiseten 149. 
Getriebener Spargel 122 
Giesakanne, neue 344. 


Gummibaum, blauer 378. 


| Handelspflanzen, neue 146. 
; Handsäemaschine 88. 


Hecken von Fuchsien 122 
Heckenpflanzung 180. 

Heizungen 377. 

Helsingfors 358. 

Herbarium von Schultz Bip. 128 
Himbeeren, Cultur derselben 376 


Jahresringe, Verschiedenheit derselben bei Laub- 
und Nadelholz 123. 

Ilex Agnifolium, Formen desselben 89. 

Jute 184, 


Kalidüngung 341. 

Kartoffeln im Garten zu bauen 70. 
Krankheit der Orangerien 332. 
Pomeranzenbäume 346. 

— des Weinstockes, eine neue 185. 


Laboratorien, botanisahe 281. 

Landwirthschaftliche Schule in Trau 281. 

Landwirthschaftlicher Unterricht in Frankreich 
183. 


Maikäfer, Vertilgung derselben 346. 
Mammure 360 
Missbildungen am Mais 149. 

— bei Umbelliferen 216. 
Mittel gegen kranke Birnen 26. 
die Rebenlaus 376. 
das Rosenweiss 21. 
Moosbeere, nordamerikanische 260. 
Moskau nnd dessen Gärten 99. 


Nachrichten von Herrn B. Roezl 296. 
Nachtschnecken 181. 

Necrolog von Ferdinand Jacob Ernst Enke 33. 
Neuholland, Expedition nach dem Norden 186. 
Nordpolfahrt,{die Deutsche 320. 

Notizen aus Journalen Australiens 23. 


Obsthandel in Wien und Bozen 182. 
Orangerien, Krankheit derselben 332. 
—, schlechter Zustand derselben 23. 


Parkwiesen, die Blumen derselben und deren 
Anzucht 7. 


392 


Pelargonien, neue, zur Decoration von Blumen- 
beeten 177. 

Pflanzen des Petersburger Gartens 267. 

Pflanzenbau 217. 

Pflanzendiebstähle 24. 

Pflanzenkrankheiten 23. 

Pfropfen von Dahlia imperialis 314. 

Pilz als Raupenvertilger 89 

Pollen, ob eigener oder tremder, bei der Frucht- 
treiberei bessere Dienste leistet? 229. 

Pomeranzenbäume, Krankheit derselben 346. 

Pyrethrum (Chrysanthemum) sinense, buschige, 
niedrige Exemplare zu ziehen 28. 


Radebarre oder Handkarre als Verpflanztisch 
343. 

Rasen, Genista als Ersatz desselben 123 

Rebenlaus, Mittel dagegen 376. 

Reinhaltung von Teichen 230 

Reise von Moskau nach dem Gouvernement 
Tschernigow 175. 


Petersburg nach Helsingfors, Reval, 
Riga 356. 

Reval 358 

Riesenweinstuck 378. 

Riga 359. 

Ringeln des Weinstockes 22. 

Rosen, abgeschnittene, als Handels-Artikel 147 

‚ Veredlung derselben 178. 

Rosenweiss, Mittel dagegen 21. 


Samenwechsel 314. 

Sardinien, Vegetation der Insel 344. 
Schädlichkeit des Sperlings 377 
Schimmel und Hefe 187. 

Schutz nützlicher Thiere 181. 


Seidenbau- Verein, der Oesterreichisch - Schle- 
sische 877. 

Seidenspinner 221. 

Sitzung der Kaiserl. Russischen Gartenbau- 
Gesellschaft zu St. Petersburg 192. 

Spargel, getriebener 122. 

Spargelbaugesellschaft 122. 

Spargelcultur in Russland 211. 

Sperling, Schädlichkeit desselben 377. 

Spinne der schwarzen Johannisbeere 218. 

Stachel- und Johannisbeeren, hochstämmige 376. 


Register. 


Stoekrosen, gefüllte, 
mehren 151. 


aus Stecklingen zu ver- 


Teiche, über Reinhaltung derselben 230. 


| Tekbaum 5. 
Teppichbeete 105. 


über die 


‚ Betrachtungen sogenannten 
293. 


Thiere, Schutz nützlicher 181. 


| Traubensorten für den Norden Deutschlands 23. 


Treiben abgeschnittener Zweige im Winter 297. 


| Treibhäuser 182. 
Trüffelcultur in Frankreich 221. 


Umbelliferen, Missbildungen bei denselben 216. 
Unterrichts-Curse 47. 


Vegetation der Insel Sardinien 344. 

Veredlung der Rosen 178. 

Vertilgung der Maikäfer 346. 

Phylloxera vastatrix 346. 

Verwendung krautartiger Pflanzen als Ufer- 
bedeckung 52. 

Verzeichniss sämmtlicher botanischer etc. Gär- 
ten, Nachtrag 366. 


, Vietoria regia im Bot. Garten zu Adelside 51. 


Vögel im Garten 163, 204. 

Wasserheizungen für Gewächshäuser 111. 

Wassermelonen 123. 

Wasserreis, nordamerikanischer 220. 

Weincultur 180. 

Weinkrankheiten 87. _ 

Weinrebenausstellung 179. 

Weiustock, Ringeln desselben 

Winter 1870--71 in Russland 160. 

Winterbouquets 347. 

Winterschnitt bei unseren Bäumen und Sträu- 
chern 109. 

Witterung in St. Petersburg 192, 223 


Ir} 


-ö. 


Zierpflanzen, einjährige 80, 

Zoologischer Garten in Moskau 135. 

Zuckerkiefer, californische 222. 

Zweige, Treiben abgeschnittener im Winter 297. 

Zwetschgenbäume, Fortschneiden der Dorne an 
denselben 377. 


Register, 393 


4) Literaturberichte. 


Alphand, A. Les promenades de Paris 349. ı Hannemann, Ferd. Katechismns des Hopfen- 


Ammerling, Carl. Gesammelte Aufsätze aus baues 351. 
dem Gebiete der Naturökonomie und —, —, Katechismus der Obstbaumzucht 
Physiokratie 151. und des Obstbaues für Landschulen 351. 
Andre, E. un mois en Russie 222. Heer, ©. Die nenesten Entdeckungen im höch- 
sten Norden 156. 
Baillon, H. Histoire des plantes 151. Hooker, D, Bericht über den botanischen Gar- 
Baker, J. G. a revision of the genera and ten in Kew 31. 


species of herbaceous Liliaceae 380. 
Bary, A. de, Prof. in Halle, über Schimmel | Jäger, H. Die Baumschule 55. 


und Hefe 187. Illustration horticole 244. 
Beccari, Giornale botanico italiano 126, Jühlke, F. Ueber die Hülfsmittel zer Verbes- 
Bericht über die Verhandlungen der schlesischen serung der Landwirthschaftlichen Cultur- 
Gesellschaft für vaterländische Cultur pflanzen 124. 
1868 28. 
Bühler, Adolph. Das Helioskop 351. Karsten, Dr. H., der Chemismus der Pflanzen- 
Bulletin de la Federation des Societes d’horti- zelle 23: 
eulture de Belgique 315. le ze Geschichte der Botanik 348. 


— de la Societe Imperiale des Naturalistes ' Koch, K. Dendrologie, oder die Bäume, Sträu- 
cher und Halbsträucher, welche in Mittel- 


de Moscou 30, 60, 350, 380. ; } BR 
— de la Societe Royale de Botanique de und Nord Kuropa ae E 
werden. 1. 218. 


Belgique 30, 379. 
Buvry, Zeitschrift für Acclimatisation#220. 


en 


Lucas, E. Der Cider oder Obstwein 59. 
Carter, Practical Gardener 31. —, Dr. E. Die Bepflanzung der Eisenbahn- 
dämme und Böschungen 286. 


Dippel, Dr. Leopold. Die Blattpflanzen und ; —, E. Die Lehre vom Baumschnitt 59. 


een Calter im Ztnzies 105 —, Dr. E. Die Pfirsiche und Nectarinen 
349. 
Engler, Dr. A. Index criticus specierum atque m Ku uns EnR en 
= synonymorum generis Saxifraga 27. ——, E. Kurze Anleitung zum Obstdörren 
Erinnerungen eines Gärtners an die Blumen- mud sur Mu bern 3 


und Pfanzen- Ausstellung in Hamburg —, E. Taschenbuch für Pomologen, Gärt- 
1869 251. ner und Gartenfreunde. 8. und 9. Jahr- 


Expedition, Preussische, nach Ost-Asien. Bota- gang 56, 125. 


nischer Theil: Die Tange!, von G. von 


Marak, Bernhard und Friedrich. Der rationelle 
Martens 152. 


Weinbau 153. 

| Martins, Charles, Von Spitzbergen zur Sahara 
90. 

Meitzen, Dr. M. Plan einer chemischen Lehr- 
methode für Industrielle 58. 

Mizul, M. Der Haus-Küchengarten 59. 

Müller, Ferdinand, Bericht über den botanischen 
Garten in Melbourne 61. 


Fischer, G. F. Jahresbericht des Schlesischen 
! Central-Vereins für Gärtner 352. 


Gartenschrift, Rheinische 251. 
Giardini, i 350. 
Graeger, Dr. N. Sonnenschein und Regen 348. 


Hallier, Dr. E., H.Maurer. J. Zorn, Seidenbau- | Nathusius, Johanna. Die Blumenwelt nach ihren 
Zeitung für Norddeutschland 124. | deutschen Namen, Sinn und Deutung 152. 


394 Register. 


Nestel’s Rosengarten 28, 219. | Seemann, Dr. B. Journal of Botany 222. 
Neumann, M. Die Kunst der Pflanzenvermeh- | Seubert, M. Excursionsflora für Nord- und 
rung 284. Mitteldeutschland 58. 


Niemann, W. A. ©. Der Teppichgärtner 252. 
Notiser ur Sällskapets pro Fauna et Flora | Thwaites, G. H. K. Bericht über vn botani- 
Fennica 31. schen Garten in Peradeniya auf Ceylon 
191. 
Osten-Sacken, Fr. v. d., und F. J. Ruprecht, 
Sertum Tianschanicum 28. Ulrich, W. Englische und französische Gar- 
tensprache 56. 
Reise seiner Majestät Fregatte Novara um die | 
Erde. Botanischer Theil: Algen, von | Verhandlungen des dritten Cöngresses von 
A. Grunow 152. | Gärtnern etc. in Hamburg 285 
t 
| 


Samen- und Pflanzenofferte, allgemeine 58 Wichura, Max. Aus vier Welttheilen 92. 
Schomburgk, R, Bericht über den botanischen | Wörmann, R W. A., der Garten- Ingenieur. 
Garten in Adelaide im Jahre 1869 186. 8. Abtheilung. Das Praktische Feld- 
Schröter, Ludwig. Der Privatgarten in moder- | messen 27. 
ner Weise 155. | Woronin, M. Mikroskopische Untersuchungen 28, 


gie —; RUE er = DEe UNTERE) 
er Te SI == en See ES er 


5) Personalnotizen. 


Bayer, Johann 128. | Lasöque 128. 

Becker, Scalongne et Micheil 253. ı Lenz, Dr. Otmar Harald 158. 
Behn, Prof. 32. Lorch, Georg 255. 
Caruel, Th. 64, 127. Maximowicz, C. 127, 223. 
Carus, Dr. C. @. 32. Milde, .Dr. J. 128. 
Clarke, C. B. 223. Müller, Dr. Ferdinand 64. 
Dippel, Dr. E. 128. Parlatore, Prof. 64. 
Donauer, F. W. 381. Pfitzer, Dr. E. 128. 
Enke, Ferdinand Jocob Ernst 33. | Roezl, B. 296. 

Fergusson 64 | Ruprecht, F. 288. 

Glehn, v. 128. | Scheffer, Hugo 80, 223. 
Hackel, Joseph 128. | Schultz, F. 223. 
Hoffmann, Dr. Robert 158. | Syrski, Dr. 158. 

Holzner, Dr. Georg 128. ' Unger, F. 127, 159. 
Hügel, Carl Alexander Anselm Freiherr von 254, | Veitch, John 320. 

Janka, Victor von 128. nn |, .—— Gould 382. 
Kummer, Dr. F. 254. ı Wallis, Gustav 64, 342. 


Kirschleger, Friedrich 158. | 


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