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INSTITUTION! SMITHSONIANAE
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GARTENFLORA,
Allgemeine Munatsigrifi
für
deutsche, russische und schweizerische Garten- und Blumenkunde und
Organ des Kaiserlichen Russischen Gartenbau -Vereius in St. Petersburg,
Unter Mitwirkung vieler
Botaniker und Gärtner Deutschlands, Russlands und der Schweiz
herausgegeben und redigirt
von
Dr. Eduard Regel,
Kais. Russ. Siaatsratb, Ober-Botaniker des Kais. Bot. Gartens in St. Petersburg, Vice- Präsident des Kais. Russ,
Gartenbauvereins in St. Petersburg, Ehrenmitgliede, Mitgliede, Correspondirendem Mitgliede vieler Gelehrten-
und Gartenbaugesellschaften,, Inhaber mehrerer hoher Orden.
Mitherausgeber für Deutschland:
-H. Jäger, Fr. Francke, Paul Sorauer,
Hofzärtner in Eisenach. Kgl. Bot. Gärtner in Erlangen. Vorsteher der Landwirtbschaftlichen Versushs-
f station zu Dahme bei Jüterbog.
A. Senoner, E. Mayer,
in Wien. Hofgärtner in Carlsruhe.
Mitherausgeber für die Schweiz:
E. Origies,
Obergärtner am Bot. Garten in Zürich.
Mitherausgeber für Russland:
Dr. F. von Herder, E. Ennder,
Bibliothekar am Kaiserlichen Botanischen Garten zu Erster Gärtner am Kaiserlichen Botanischen
St. Petersburg. Garten zu St. Petersburg.
Verlag von Ferdinand Enke
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VARHRAN., BIN.
, 1
Schnellpressendruck von C. H. Kunstmann. a
. Originalabhandlungen.
1) Abgebildete Pflanzen.
a)Spathiphyllum Spathiphyllopsis) Mina.
hassae Tejism et Binnd.
(Siehe Tafel 637 Fig. 1—3.)
Aroideae,
Glabrum; foliorum lamina ovato-ob- | scheide und des Blüthenkolbens, den
longa, basi in petiolum supra geniculum
angustata, apice longe acuminata, venis
patenti-adscendentibus, intervenio saepis-
sime venis tribus secundariis percurso ;
petiolo vaginato, quam lamina paullo
breviore; spatha elliptico- oblonga, basi
decurrente, apice cuspidata, argentea,
margine venisque in pagina inferiore vi-
rescentibus; spadice pedunculo sub pol-
lieari suffulto, parte fertili sesquipollieari
eandido, —
Der hiesige Garten erhielt die bei-
stehend abgebildete schöne Aroidee aus
dem Botanischen Garten in Buitenzorg
als Spathiphyllopsis Minahassae
Tejism. et Binnend. und unter die-
sem Namen finden wir auch im Catalo-
gus plantarum quae in horto botanico
Bogoriensi coluntur pag. 66 eine Aroi-
dee, jedoch ohne Beschreibung aufge-
führt *). Die weisse Farbe der Blüthen-
*) Nach einem Citat in Ender Index
Aroidesrum ist diese Pflanze im Index se-
minum horti Lugdunensis 1863 beschrieben,
der in der Sammlung unserer Cataloge fehlt.
I. 1370,
Bau der Blumen theilt diese Art mit
Spathiphyllum Wendlandi Schott, und
Sp. cannifolium, welches wir im fol-
genden Hefte einlässlicher auf die Gal-
tungscharaktere und die Untergattung
Spathiphyllopsis besprechen werden. —
Blätter sämmtlich wurzelständig.
Der schneidige Blattstiel 6—7 Zoll lang.
Die freudig grüne Blattfläche ist läng-
lich-oval, am Grunde verschmälert sich
solche oberhalb des Gelenkes in einen
kurzen Stiel, vorn ist solche lang zuge-
spitzt und zwischen den Seitennerven
ist dieselbe gemeiniglich von 3 Nerven
zweiter Ordnung durchzogen und wird
bis 12 Zoll lang und bis 6 Zoll breit.
Der etwas zusammengedrückte stielrunde
Blüthenstiel wird fast so lang als die
Blätter. Die länglich-elliptische, fein zu-
gespitzte Blüthenscheide ist ungefähr 6
Zoll lang und 2 Zoll breit, ziemlich
flach und zurückgebogen, silberweiss
und nur am Rande und auf der Rück-
seite die Nerven etwas grünlich, am
Grunde läuft dieselbe ungefähr 1 Zoll
lang an dem Blüthenstiel herab. Blühet
l
2
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
im October und gehört zu den schönen, | Fig. 1. Blüthenscheide und Blü-
sehr zu empfehlenden Aroideen, die im |
niedrigen Warmhause cultivirt, leicht
und sicher gedeihen. Stammt von Me-
nado (Sunda-Inseln). (E. R.)
thenkolben in natürlicher Grösse,
Fig. 2. Dito Blatt.
Fig. 3. Ein blühendes Exemplar,
verkleinert.
bb Oneidium dimorphum Rgl.
(Siehe Tafel 637 Fig. 4—6.)
Orchidesae
Oneidium $. 7. Pentapetala Macro-
petala, rostello subulato, labello trilobo
Lindl. Folia Orchidacea.
O0. dimorphumRgl.; pseudobul-
bis oblongis, compressis; foliis 2—3 ter-
minalibus, oblongo-lanceolatis, obtusius-
eulis; floribus paniculatis, sepalis obova-
tis, concavis, obtusissimis; petalis ovato-
oblongis, margine crispis, sepala sub-
duplo superantibus; labello dimorpho,
aut trilobo, lobis lateralibus patentissi-
mis suborbieularibus, lobo intermedio
ovato-subrotundo integro paullo minori-
bus: aut labelli subintegri lobis latera-
libus minutissimis dentiformibus; cristae
tubereulis 3—5 - carnosis; columna ba#i
in mentem oblongum producta, apiece
aurieulis duabus oblongis carnosis apice
gibbosis patentissimis; rostello subulato.
— Flores aurei, fusco maculati, — Bra-
silia,
Oneidium lancifolium Lindl., eui spe- |
eies nostra affınis: foliis acntis, sepalis
linearibus, labelli lobo intermedio bilobo,
eristae tubereulis plurimis, floribus ho-
mogeneis faeile dignoseitur.
Herr Gautier sendete die Knollen
dieses auffallenden Oncidium an den
hiesigen Botanischen Garten von der
Insel St. Catherine (Brasilien). Die gold-
gelben, braun tiegerartig gefleckten Blu-
| men stehen in Rispen, deren vollstän-
dige Entwiekelung wir an unserem
Exemplare nicht beobachteten, da die
Spitze der Rispe verkümmerte und nur
ein Seitenast mit 4 Blumen zur Ent-
wickeiung kam. Von diesen 4 Blumen
besitzen 2 eine 3 theilige Lippe, deren
rechtwinkelig abstehende rundliche Ba-
sallappen nur wenig kürzer als der un-
getheilte Mittellappen, während bei den
2 anderen Blumen die Basallappen der
Lippe zu einem kleinen Zahn verküm-
mert, so dass hier die Lippe ungetheilt
und nach diesen Blumen unsere Art
zum $. 8 von Lindley (Integrilabia) fal-
len müsste. Wir konnten aber weder
in $. 7, zu dem wir unsere Art neben
O. laneifolium Lindl. stellen, noch in
$. 8, noch endlich in Lindley’s $. Hi
sect. Heterantha, in welcher Abtheilung
einige Oncidien mit verschiedenartig ge-
bildeten Blumen beschrieben sind, diese
Art auffinden, so dass wir sie für eine
noch unbeschriebene Art halten, die bei
vollständiger Entwickelung zu den hüb-
schesten Arten mit goldgelben, braun
getiegerten nicht grossen Blumen zu
rechnen sein dürfte. Die länglichen zu-
sammengedrückten Scheinknollen, welche
auf ihrer Spitze 2—3 länglich -lanzett-
liche stumpfliche Blätter tragen, sowie
I. Originalabhandlungen. 3
Blumenblätter, die fast noch einmal so | trägt, machen ausserdem diese Art vor
lang als die Kelchblätter, und endlich | allen anderen kenntlich.
die eigenthümliche Griffelsäule, deren
Grund in eine kinnförmige Spitze nach
vorn vorgezogen, deren Narbe in eine
schnabelförmige Spitze vorgezogen, wäh-
rend solche sich unterhalb der Spitze
in 2 längliche, in einen fleischigen Wulst
endigende und gerade abstehende Ohren
(E. R.)
Fig. 4. Blume in natürlicher Grösse,
mit ungetheilter Lippe.
Fig. 5. Dito mit 3-lappiger Lippe.
Fig. 6. Die Griffelsäule von der
Seite gesehen, vergrössert.
c) Begonia boliviensis Hook
(Siehe Tafel 638.)
Begoniaceae.
B. boliviensis Hook. Bot. Mag. tab.
5657.
Wir haben dieser wunderbar schö-
nen Begonia schon nach der Abbildung
des Botanical Magazine gedacht. Solche
ward von Weddell in den Cordilleren
Bolivia’s entdeckt und durch das Eta-
blissement des Hrn. J. Veitch in Lon-
don in Cultur gebracht,
Es ist das gleich der B. octope-
tala, Martiana etc. eine knollige Art,
die im Winter ganz zurückzieht. Bildet
dicht verästelte, 11/2 Fuss hohe kahle
Büsche mit grazil überhängenden Aesten
und saftigen hellblaugrünen Stengeln.
Die kurzgestielten hellgrünen Blätter
aus schief herzförmigem Grunde läng-
lich-lanzettlich, doppelt gesägt und die
Sägzähne in eine Borste ausgehend. Die
scharlachrothen Blumen gehören zu den
grössten des Geschlechts und sind in
Folge ihrer niekenden Stellung an den
überhängenden Zweigen doppelt reizend.
Die Cultur dieser Pflanze ist schr
leicht und äusserst dankbar, und es wird
sich daher diese Art schnell und rasch
als eine beliebte Florblume für den
Sommer verbreiten. Wird durchaus
trocken durchwintert. Im Februar ver-
pflanzt man die Knöllchen in frische
Erde, wozu eine zur Hälfte mit Haide-
erde vermischte lehmige Erde oder eine
etwas weniger mit Lehmerde urd mit
Sand versetzte kräftige Lauberde ge-
wählt wird. Im Zimmerfenster oder im
warmen Gewächshaus treiben die Knöll-
chen bald aus und entwickeln bei lich-
tem Standorte, fusshohe Triebe, die im
Sommer reichlich blühen. Vermehrung
durch Stecklinge im Frühlinge. Eignet
sich höchst wahrscheinlich auch zur De-
koration von Blumengruppen im freien
Lande, wozu wie von Begonia Martiana
Exemplare im Topfe vorgezogen und
mit diesen in den freien Grund einge-
senkt werden müssten. (E. R.):
4 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
dd Agave heteracantha Zuce.
(Siehe Tafel 639.)
L-4,l029
Beschreibung von Jacobi: „Die Aga-
ven“ pag. 41 u. 42.
„A. heteracantha, Zuce. Act. Acad.
„Caes. Leop. Nat. Cur, XVI. 2. page. 675.
„Salm in H. Dyck. pag. 8 u. 303 und
„in Bonpl. VII. pag. 92. C. Koch I. e.
„Pag. 46. Munt. Phyt. cur. fol. 314 t.
„95. Alo& ferox? Hernan. Lib. VII.
„272. Mexcalmeil ?
„A. acaulis; foliis late lanceolatis
„planis viridibus, margine castaneo cor-
„neo dentato eincetis, dentibus valde ap-
„proximatis compressis deltoideis acumi-
„natis magnitudine ac direetione variis
„reetis vel uncinatis, spina terminali
„valida reeta subulata. Zuce.
„Auch hier müssen wir hinzufügen,
„dass die uns bekannt gewordenen Pflan-
„zen dieser schönen Art im Alter kurze
„Stämme bilden, sowie dass der End-
„stachel, wie bei allen zu dieser Ab-
„theilung gehörenden Pflanzen, ge-
„rinnt ist.
„Die zahlreichen Blätter sind auf-
„recht abstehend, auf der Oberseite flach,
„unterhalb flach gewölbt, gerade, starr,
„I'/, Fuss lang und in der Mitte 21/,
„Zoll breit, abwärts ein wenig verschmä-
„lert, in einen 11/, Zoll langen ge-
„rinnten Endstachel spitz auslau-
„fend. Die dem hornartigen Rand auf-
„sitzenden Randstacheln von sehr ver-
„schiedener Form und Grösse, platt auf
„breiter Basis, entweder gerade oder
„auch sowohl auf- wie abwärts gekrümmt.
„Unseres Erachtens dürfte diese Pflanze
„identisch mit der in Munting’s phyto-
„graphia euriosa abgebildeten Alo& ferox
„sein. Uns ist wenigstens keine Agave
ceae,
„bekannt, welche ausser dieser mit der
„dort dargestellten Pflanze irgend eine
„Aehnlichkeit hätte.“ Jacobi.
Beschreibung der Blüthe nach dem in
München lebenden Exemplare.
Blüthenschaft stielraund, (202
Centimeter lang. Durchmesser am
Grunde ca. 4 Centimeter, an der Spitze
ca. 2 Centimeter), vom Grunde an mit
Bracteen versehen; letztere sind am
untern Theil des Schaftes weniger zahl-
reich, häutig, bis 8 Centimeter lang,
meist in einen Haken endigend. Fig. 8,
Nach oben, in der Nähe des Blüthen-
standes, werden sie gedrängter, kleiner,
unbewaffnet; alle sind in Spiralen ange-
ordnet.
Blüthen stiellos, paarweise in der
Achsel einer Braetee, dichtgestellt , den
Blüthenschaft ganz einhüllend, beim
Oeffnen einige Tropfen Honigsaft ent-
haltend.
Das 6blätterige glockige Pe-
rigon lichtgelb bis olivengrün gefärbt,
am Grunde verwachsen zu einer ver-
engten kurzen Röhre, die auf dem
Fruchtknoten sitzt; Perigon nach dem
Blühen eintroeknend, ohne abzufallen.
Die 6 Staubfäden in der Mitte
der Perigonblätter aufgewachsen, doppelt
so lang als das Perigon.
Antheren in Längsspalten auf-
springend.
Pollen orangefarben, mit rosen-
kranzartigen Erhebungen; letztere sind
netzförmig über die Oberfläche verbrei-
tet; Durchmesser des Pollens 60 — 70
Mieromillimeter.
I. Oviginalabhandlungen. 1)
Der Griffel von gleicher Länge | verändert; die Blätter sind gleich grün
wie die Staubfäden und wie Jer unter-
ständige Fruchtknoten 3fäche-
rig. — Jedes Fach des Fruchtknotens
enthält 2 Reihen anatroper centralstän-
diger Eier.
Nach dem Verblühen wuchsen die
Früchte bis zu einer gewissen Grösse
heran, fielen aber nach einander unge-
reift sämmtlich ab, während an der
Spitze des Blüthenschaftes eine grosse
Zahl von Sprösslingen sich bildete, die
statt der gereiften Samen zur Vermeh-
rung dienen,
München im August 1869.
Dr. A. Dodel.
P. S. Ein Theil der abgenomme-
nen Sprösslinge hat bereits Wurzel und,
um das Wurzelwachsthum der anderen
zu beschleunigen, wurde die Spitze des
Blüthenschaftes mit Sphagnum einge-
bunden.
Für die Verbreitung der unseres
Wissens wenig verbreiteten Agave, die
mit zu den schönsten gezählt werden
darf, kann somit gesorgt werden. —
Sie blühte im Monat Februar und
ist gegenwärtig noch nicht im Mindesten
x
und kräftig, M. Kolb.
Erklärung der Abbildung:
Fig. 1 a der untere Theil der Pflanze.
Fig. 1b der Blüthenstand. Beide Figu-
ren verkleinert,
d. Verwelkte Blumen.
e. Frische Blumen,
c. Knospen.
Fig. 2. Je 2 Blumen in natürlicher
Grösse.
Fig. 3. Längsdurchschnitt durch eine
Blume. Natürliche Grösse.
Fig. 4. Querdurchschnitt durch den
Fruchtknoten. 10 Mal vergrössert.
Fig. 5. OQuerdurchschnitt durch
eine Anthere. 30 Mal vergrössert.
Fig. 6. Schematischer Grundriss
der Blume.
Fig. 7. Der obere Theil eines
Blattes. Natürliche Grösse.
Fig. 8. Bracteen vom untern Theil
des Blüthenschaftes.
Höhe des Blüthenschaftes 202 Cen-
timeter,
Länge der Blätter 45 Centimeter,
2) Tectona grandis L. fül.
Seit Spätjahr 1867 hat der bota- |von der holländischen Regierung, die
nische Garten zu Carlsruhe diesen für
die Holzproduction Indiens so sehr ge-
schätzten und wichtigen, zu den Verbe-
naceen gehörigen Baum in einigen Exem-
plaren von Java eingeführt und scheint
derselbe bis jetzt unserer Gewächshaus-
cultur sich accomodiren zu wollen.
Der Djati-, auch Tiek- oder Tek-
baum genannt, kömmt in Vorder- und
Hinterindien vor, auf dem Sunda-Archi-
pel, Java, Borneo, Sumatra und wird
seines vorzüglichen Holzes wegen, zumal
seit Jahren junge, praktisch und theo-
retisch gebildete Forstleute in ihrem
wohlverstandenen Interesse zu diesem
ausschliesslichen Zweck nach Java sen-
det, häufig angebaut und forstwirthschaft-
lieh behandelt. Der Tekbaum wächst
daselbst, Wälder bildend, auf trockenem,
steinigem und sandigem Boden, häupt-
sächlich auf der östlichen und westlichen
Seite der Insel, wo Trockenheit und
Hitze vorherrschend sind, wird aber
allerwärts auf Java, jedoch nicht höher
6 Gartentlora Deutschlands. Russlands und der Schweiz.
als 500° über d. M. angetroffen. Er bil-
det einen Baum von gewöhnlich 50—60’
Höhe, selten von 70—80’ und hat etwa
im 100. Jahre seine grösste Grösse er-
reicht mit einer Dicke von 4. Er wird
gewöhnlich im 40.— 50. Jahre gefällt,
Im März und April stehen auf Java die
Djatiwälder in voller Blüthe und Blatt-
sehmuck , im Juli werfen sie ihre Blät-
ter ab und tragen im November ihre
Früchte. Das Djatiholz, das seiner Härte
und Dauerhaftigkeit halber sehr geschätzt
wird, ist beinahe die einzige Holzart
Indiens, die von den so sehr gefürchte-
ten Termiten nicht angegriffen wird, was
Belaubung wegen als Zierpflanze. Wir
hoffen sogar, dass, wenn die Eigenthüm-
lichkeiten der Cultur der Pflanze in den
Gewächshäusern besser gekannt sind,
es mit der Zeit gelingen wird, dieselbe
in kleineren Exemplaren, (bei voller
Lichteinwirkung) zur Blüthe zu bringen,
wo alsdann der endständige, pyramidale,
sehr grosse Blüthenstrauss ohne Zweifel
ihren Werth als Gewächshauspflanze er-
höhen wird. Tectona grandis L. fil. ist
in Hinsicht ihres Vorkommens am zweck-
mässigsten im warmen oder wärmsten
Gewächshaus an trockener Stelle zu
eultiriren und während ihrer sehr aus-
einestheils durch seine Härte, andern- | gesprochenen Ruheperiode von November
theils durch seinen eigenthümlichen, pe- | bis März oder April sehr trocken zu
netranten Geruch sich erklären lässt.
Das eultivirte Djatiholz wird dem wild-
wachsenden vorgezogen.
Teetona grandis wird nicht allein
als technisch wichtige Pflanze in den
Gärten sich Eingang verschaffen, sondern
auch ihrer schönen, grossen frischgrünen |
halten. Die Erde dürfte, im Hinblick
auf ihr natürliches Vorkommen, eine mit
ziemlicher Menge Sand und etwas Lehm
zersetzte Haideerde sein, welche Mischung
wir bisher mit Erfolg angewendet haben.
E, M.
3) Sarracenia purpurea aus Samen gezüchtet.
Wir haben, wie es auch anderwärts | Güte der Samen überzeugt hatten, zur
schon öfter geschah, nach vorausgegan-
gener Befruchtung von der merkwürdi-
gen und bei der Culiur (Gartenflora
1867 pag. 130) grosse Ausdauer erfor-
dernden Sarracenia purpurea L. Samen,
allerdings in geringer Quantität geerntet,
welcher aber, trotz vollkommener Aus-
bildung nicht zum Keimen gebracht
wurde. Wir haben nun bei einer ähn-
lichen Ernte, die etwa 10 gute Samen
ergab, die möglichste Vorsicht und Auf-
merksamkeit gebraucht, um ein günsti-
ges Resultat zu erzielen. Wir haben,
nachdem wir uns thunlichst von der
rascheren Beförderung des Keimens die-
selben einer erhöhten Temperatur aus-
gesetzt, aber nach 5 monatlichem Zu-
warten kein Resultat erzielt. Nachdem
wir uns nun wiederholt von dem unver-
sehrten Vorhandensein der Samen über-
zeugt hatten, wurden dieselben, unserem
schon früher ausgesprochenen Grund-
satze gemäss, dass da, wo die Pflanze
ihr Gedeihen findet, auch die Samen-
bildung und Keimung der Samen statt-
finden muss, in Gesellschaft der Mutter-
pflanze behandelt, so dass die Samen
den Winter über mit derselben im Kalt-
T, Originalabhandlungen. 7
hause, nahe dem Licht, bei einem Tem-
peraturminimum von — 1° R. aufge-
stellt und stets feucht gehalten wurden.
Der Erfolg war ein sehr günstiger, die
Samen, 7 von 10 keimten, nachdem die-
selben bereits 13 Monate angebaut wa-
ren! Für ähnliche Aussaaten von Sar-
racenien ist es wohl nicht unwichtig,
zu bemerken, dass die Samen mindestens
ein Mal in der Zeit des Legens und
Keimens in frische Erde verbracht wer-
den müssen, indem auf der stets feuch-
ten, gewöhnlich torfreichen Erde sich
leicht Moose ansiedeln und so überhand | zu jener Zeit entwickelte,
nehmen, dass es den Samen unmöglich
ist, mit ihren zarten Blättehen die dichte
Decke zu durehbrechen. Für die heu-
tige Ansicht über die Befruchtung der
Pflanzen und für die im Allgemeinen
angenommene oder vielmehr aufgestellte
Theorie gegenseitiger Befruchtung mag
das unwiderlegliche Factum, das durch
verschiedene andere noch an Bedeutung
gewinnen kann, nicht ohne Interesse
sein, dass die oben besprochenen ge-
keimten Samen von einer einzigen Blüthe
herstammten, die die Pflanze überhaupt
E.M.
3) Die Blumen der Parkwiesen und ihre Anzucht.
Den schönsten Schmuck der Wiesen | Farbe, 4) dass sie dem Futter keine
bilden die darin vorkommenden Blumen.
Ist derselbe schon in dem Tieflande hie
und da sehr reich und mannichfaltig, so
steigert er sich in den Gebirgsthälern
bis zur mittleren Höhe in einer Weise,
dass der Wanderer oft staunend davor-
steht und sich fragen muss: ist das ein
Garten oder Natur? Leider entbehren
die künstlich angesäeten Wiesen in den
meisten Fällen dieser natürlichen Blu-
menpracht, und wir sollten uns bemühen,
dieselbe künstlich zu erreichen. Da der
Park ohnedies eine Kunstschöpfung ist,
so nehmen wir keinen Anstand, den
Wiesen auch fremde Blumen einzufügen,
was um so nothwendiger ist, da einige
der schönsten einheimischen Blumen
nicht in allen Lagen und Gegenden ge-
deihen, abgesehen von den Voralpen-
pflanzen und Sumpfwiesenpflanzen.
Bei der Auswahl sind vier Haupt-
rücksichten zu beobachten: 1) die Blüthe-
zeit vor oder nach der Heuernte, 2) die
Bodenbeschaffenheit und Lage, 3) die
schädlichen Betsandtheile zuführen, son-
dern womöglich gutes Futter liefern. Es
ist selbstverständlich, dass Wiesenblu-
men nur dann von Werth sind, wenn
sie vor der Mähzeit des Heues blühen,
also im Mai und Juni. Auf die Blumen
des zweiten Wuchses ist wenig zu zäh-
len, obschon es einige gibt, welche nicht
allein nochmals blühen, sondern über-
haupt erst im Sommer ihre Stengel ent-
wickeln, daher beim Mähen wenig be-
schädigt werden. Hierunter will ich aus-
drücklich die so schön blühende aber
schädliche Herbstzeitlose (Colchicum au-
tumnale) nicht mit verstanden haben.
In Bezug auf die Beschaffenheit des
Bodens, (wobei weniger die chemischen
Bestandtheile, als die physikalische Be-
schaffenheit in Geltung kommt), haben
wir Wiesen von gewöhnlicher Beschaffen-
heit und sehr trockene oder nasse Wie-
sen zu unterscheiden und die Pflanzen
danach auszuwählen. Hinsichtlich der
Farbe haben wir zu beachten, dass wir,
8 Gartenflora Dentschlands. Russlands und der Schweiz.
da Weiss und Gelb in den Naturwiesen
hinlänglich vertreten ist, hauptsächlich
danach trachten, blaue und rothe Blu-
men einzuführen, und dass wir die Far-
ben nicht auf der ganzen Wiese mischen,
sondern bald da bald dort vorherrschen
lassen. Was endlich die Beschaffenheit
des Futters betrifft, so ist es durchaus
nöthig, dass dieses in keiner Art schlech-
ter durch die Blumenzierde wird. Man
könnte und muss eigentlich noch andere
Rücksichten nehmen, z. B. dass einige
Pflanzen lieber im Schatten wachsen,
aber es würde zu weit führen, alle
solehe Nebenrücksichten anzuführen, und
Gärtner, welehe so weit gehen, müssen
ohnedies schon Kenntnisse über den
Standort und die Natur der etwa anzu-
wendenden Pflanzen haben.
Die Wiesenblumen werden theils
durch Ansaat hineingebracht, indem man
sie zugleich mit dem Grassamen säet
oder später Maulwurfserde zur Aussaat
benutzt, oder gepflanzt, wozu man eben-
falls Maulwurfslöcher und andere schlecht
mit Gras bestandene Stellen benutzt.
Die Anzahl der schönblühenden
Wiesenpflanzen ist so gross, dass man
nur eine Flora Deutschlands und der
Schweiz durchzusuchen brauchte, um
fast auf jedem Blatte eine hübsche
Pflanze zu finden. Wir wolien es aber
nicht so weit treiben, sondern uns auf
eine kleine Anzahl beschränken.
In der nachstehenden Auswahl setze
ich diejenigen voraus, welche ich als die
schönsten und geeignetsten kenne. All-
gemein verbreitete Pflanzen wie Klee
(Trifolium pratense), Lychnis flos Cu-
euli, Latbyrus pratensis u. a. m. sollen
nicht besonders erwähnt werden.
A. Blumen für normale, weder
nasse noch trockene Wiesen,
Aquilegia, Akley, die meisten Arten
und Spielarten mit blauen, violetten,
rothen und weissen Blüthen, lieben nörd-
liche und östliche Abhänge, die wenig-
stens im Frühjahre Feuchtigkeit genug
haben, und halten sich im Schatten
besser. Die Akley werden leicht durch
Samen in die Wiesen gebracht. Blüthe
im Juni.
Anemone nemorosa (auch fl. pl.),
pratensis und ranunculoides, auf schat-
tigen Waldwiesen. Blüthe April und
Anfang Mai. Pflanzen von Knollen im
Herbst. .
Achillea Ptarmiea fl. pl. (Ptarmica
vulgaris) mit weissen gefüllten Blüthen.
Diese schöne Pflanze liebt etwas feuchte
Plätze und wird durch Einpflanzen an-
gebracht, wo sie sich auf geeignetem,
lockerem Boden schnell verbreitet.
Crocus vernus, Crocus in vielen
Farben, blüht von Beginn des Gras-
wuchses und verlangt. etwas feuchten
Stand, jedoch ohne stagnirendes Boden-
wasser. Pflanzen der Zwiebeln im Herbst.
Campanula, viele Arten, die Mehr-
zahl aber für trockene Wiesen vortheil-
hafter zu verwenden. Am meisten wir-
ken C. glomerata und speciosa, zwischen
hohem Gras die grosse C. maerantha.
Ansaat leicht, bei einigen jedoch besser
Einpflanzen.
Centaurea, mehrere Arten und fast
alle hübsch. Die prachtvolle C. mon-
tana, mit grossen blauen Blumen, kommt
nur in der Nähe von Bäumen und wo
noch viel Humus (vorzüglich von Baum-
wurzeln) am Boden ist, vor. Pflanzung.
Dianthus Carthusianorum (auch fl.
pl., mit gefüllten Blumen), prächtig blut-
roth, liebt mehr trockene Stellen und.
nicht hohen Graswuchs. Die gemeine
Karthäusernelke wird durch Samen, die
gefüllte durch Pflanzung angebracht.
Auch D. eruentus lässt sich verwenden,
und hat die einfache Blüthe noch mehr
Z7IT1
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3. Spathiphyllum Minahasfae
I. Originalabhandlungen. 0)
Wirkung als die der vorigen. An Wald-
rändern auf feuchtem Boden kommt D.
superbus fort, undauf guten Bergwiesen
mit nicht zu hohem Gras wird sich D.
barbatus, die Bartnelke vielleicht durch
Samenausfall von selbst fortpflanzen.
Doronicum Pardalianches gedeiht
unter denselben Bedingungen wie Aqui-
legia und glänzt durch grosse gelbe Blü-
then. Vermehrung durch Einsaat oder
Pflanzung.
Gagea lutea, pratensis u. a., wie
Crocus, und ebenso früh blühend.
Galanthus nivalis, Schneeglöckchen,
wie Crocus und Gagea.
Galega officinalis,, prächtige, nahr-
hafte Wiesenpflanze, welche leider ab-
gemäht werden muss, wenn sie zu blü-
hen beginnt.
Geranium pratense, mit grossen
blaven Blumen, scheint nur auf kalk-
haltigem schwerem Boden längere Zeit
Wiesenpflanze zu bleiben. Das noch
schönere G. macrorrhizum und das
schönste von allen, das fremde G. platy-
petalum, mit grossen violetten Blumen,
lieben beide mehr Schatten,
Gladiolus communis, Bouch6&anus,
imbrieatus und ähnliche prächtige Arten
gedeihen vortreflliich, doch fällt die
Blüthezeit leider mit der Mähzeit fast
zusammen. Anpflanzung durch Zwiebeln.
Hesperis matronalis, einfache Nacht-
viole, lila oder weiss; durch Aussaat;
muss zuweilen neu angesäet werden,
wenn der Same nicht am Platze reift.
Inula, Alant, mehrere Arten mit
grossen gelben Blüthen, jedoch nur so-
weit der Schatten der Waldbäume reicht,
Durch Pflanzung.
Leucojum vernum, Frühlingsknoten-
blume, Märzenblume, auch grosses
Schneeglöckchen genannt, wie Galanthus
und Crocus.
Lupinus, die meisten ausdauernden
Lupinen, besonders die als L. perennis
und grandifolius bekannten Arten mit
ihren Spielarten. Anzucht durch Samen,
welche in Maulwurfshaufen gelegt
werden. Prachtvolle Wiesenpflanze.,
Lychnis diurna (L. dioica rubra und
L. sylvatica) mit rothen Blüthen, und
L. vespertina (L. dioica alba und pra-
tensis) mit weissen Blüthen, besonders
die erstere zu empfehlen, jedoch nur an
Waldrändern und unter Bäumen fort-
kommend. Säet sich bei nicht zu frühem
Grasschnitt von selbst aus, muss jedoch
zuweilen erneuert werden, weil diese
Pflanzen nur eine zweijährige Dauer
haben und beim tiefgehenden Mähen
des zweiten Grasschnittes die Samen-
pflanzen oft beschädigt werden,
Medicago sativa, der Luzerneklee,
sowie mehrere andere schönblühenrde
Arten. Schöne und zugleich gute Wie-
senpflanzen, die einmal im Wiesenbe-
stand vorhanden, fast immerwährende
Dauer haben,” wenn der Boden nicht
ganz kalkarm und flach ist. Wird zu-
gleich mit dem Grassamen gesäet, jedoch
tiefer untergebracht.
Melilotus vulgaris und andere aus-
dauernde Arten sind nur an Stellen zu
empfehlen, wo sandiger trockener Boden
eine dichte Grasnarbe verhindert, beson-
ders wo an Gewässern überschwemmte
Plätze von gutem Boden entblöst und
mit Geröll und Sand angefüllt sind,
Durch Ansaat.
Muscari botryoides und racemosum
(Botryanthus), Traubenhyazinthe mit
blauen Blümchen, beide wie Galanthus
und Crocus.
Myosotis alpestris (M. sylvatica var.
alpestris und montana), das reizende
Alpenvergissmeinnicht, säet sich an
Waldrändern im Schatten von selbst
aus, und braucht nur zuweilen nachge-
10
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
säet zu werden, indem man den Samen | breiten. Auf einschürigen Wiesen kann
bei Regen in das Gras streut.
Nareissus Pseudo-Nareissus und poe-
tieus, ebenso gefüllte Spielarten werden
wie Crocus behandelt. Erstere gedeiht
nur auf im Frühjahr feuchtem Boden,
letztere am besten an Gebüschrändern.
Ornithogalum nutans, mit hyazinthen-
artig gelormten Blüthen, und O. umbel-
latum, mit ähnlichen, aber in Dolden
stehenden Blüthen, sind zwar nicht far-
benprächtig, aber es machen sich doch
die silberweissen grossen Blumen sofort
von anderen Blumen bemerklich. Durch
Legen von Zwiebeln.
Orobus lathyroides und andere Arten
mit schönen Blüthen sind zugleich gute
Futterpflanzen. Durch Saat und bei ge-
ringem Samenvorrath dureh Einpflanzen.
Orchis. Diese prächtigen Blumen
wachsen nur auf Berg- und Waldwiesen,
feucht, dabei abhängig, so dass nie
Wasser stagnirt, und nur zwischen kur-
zem Gras. Hat man solche Plätze, 30
verlohnt es der Mühe, einige Plätze nahe
an Wegen mit den schönsten Arten zu
schmücken, was nur durch Anpflanzung
von Knollen möglich ist.
Papaver bracteatum und orientale
sind imponirende Wiesenpflanzen, die
sehr leicht durch Samenfall verwildern,
aber nur für Wiesen passen, welche vor
Juli nicht gemäht werden. Die grossen
hochrothen Blüthen sind wohl die gröss-
ten der Art.
Phaca astragalina (Astragalus alpi-
nus) ist eine schöne und nahrhafte Pilanze
mit violetten und weissen Schmetterlings-
blumen, gedeiht jedoch nur auf Berg-
wiesen mit kurzem Gras. Durch An-
Saat,
Phyteuma orbiculare. NReizende
dunkelblaue Blume für feuchte Berg-
wiesen mit kurzem Graswuchs, dabei
gutes Futter. Wie die vorige zu ver-
man in Gebirgen häufig Samen sammeln,
welcher auf besseren Wiesen gewöhn-
lich nicht reift,
Pimpinella magna. Ohne eigentlich
schöne Blüthen zu haben, bilden die
schwarzrothen Blüthenköpfe dieser Pflanze
auf feuchteren Bergwiesen eine so auf-
fallende Erscheinung, dass man dieselbe
in ähnlichen Verhältnissen anpflanzen
sollte,
Primula elatior und offieinalis, Schlüs-
selblume, erstere in der Nähe von Bäu-
men, letztere nur im Baumschatten auf
ehemaligem Waldboden und zwischen
Gebüsch, blühen von Beginn des Gras-
wuchses im März und April und bilden
eine angenehme Erscheinung. Bei gros-
sem Vorrath an Samen oder Pflanzen
sollte man den Versuch machen, die
röthlich und roth blühenden Gartenspiel-
arten von P. elatior in der Wiese hei-
misch zu machen.
Ranunculus repens fl. pleno. Da
der gemeine Hahnenfuss so gut auf
feuchten Wiesen wächst, so müsste es
nicht schwer fallen, anstatt dessen die
Gartenform mit grossen gefüllten Blumen
dort einzubürgern.
Salvia pratensis, die Wiesensalbei,
ist eine der schönsten Wiesenpflanzen
mit prächtig blauen Blüthen, scheint
aber nur auf kalkhaltigem Lehmboden
beimisch zu sein und verbreitet sich dort
zum Nachtheil der Grasnutzung oft über-
mässig. Leicht durch Ansaat einzu-
führen.
Scilla bifolia, amoena und andere
frühblühende Arten sind wie Crocus,
Galanithus und Muscari leicht durch
Zwiebeln einzubürgern und blühen vor
dem Graswuchs, kommen jedoch, wie
auch die übrigen genannten Pflanzen
nur zwischen nicht zu hoch werdenden
Gräsern gut fort.
I. Originalabhandlungen,
Vieia Craeca, Sepium und andere
a1
Dianthus, auf Gebirgsebenen die präch-
schönblühende ausdauernde Wicken ge- | tige, heilsame Arnica montana, in der
hören zu den schönsten Wiesenblumen,
müssen jedoch an Gebüschen angebracht
werden, woran sich die mehrere Fuss
hohen rankenden Stengel halten können.
Durch Ansaat.
Viola, Ausser dem gemeinen wohl-
riechenden Veilchen und andern einhei-
mischen Arten empfiehlt sich besonders
die ausländische V,.cornuta mit grossen
hellblauen oder violetten Blüthen, Es
wird nicht schwer halten, dieses schöne
Veilchen durch Anpflanzung zu ver-
breiten.
B. Blumen für trockene Wiesen.
Die Anzahl der Pflanzen für trockene
Wiesen ist sehr gross, allein es tritt hier
der Umstand vermehrt ein, dass viele
erst im Hochsommer blühen, gleichwohl
aber beim ersten Grasschnitt im Juni
schon so weit entwickelt sind, dass mit
wenigen Ausnahmen die Blüthenbildung
verloren geht, Es kommen aber in
grossen Landschaftsgärten Plätze vor,
welche eigentlich nur zur Schafweide
gut sind, gleichwohl aber nicht abge-
hütet werden, daher in den meisten Jah-
ren nur einen Grasschnitt im August
geben, „einschürig* sind, oder auch gar
nicht gemäht werden können. Solche
Wiesen werden zuweilen förmliche Blu-
mengärten, indem reichblühende Pflanzen
in Menge vorkommen, darunter auf Kalk-
boden auch verschiedene Orchideen.
Dort herrscht wilder Thymian (Thymus
Serpyllum) mit andern schönen Lippen-
blumen, die zierlichen kleineren Cam-
panula mit blauen Blüthen, die reizen-
den Polygala-Arten mit blauen und röth-
lichen Blüthen, die Genista, die im
Herbst blühenden Gentianen, die lilien-
artigen Anthericum, verschiedene Pflan-
zen aus der Familie der Papilionaceen,
Nähe der Alpen Globularia, Daphne
Cneorum und andere subalpinische Ra-
senpflanzen entwickeln dort ihre ganze
Pracht. Wer solche kaum einen Nutzen
bringende Flächen. besitzt, möge sie
durch Ansiedelung schöner Blumen,
sowohl einheimischer *) als fremder be-
reichern. Für solche einschürige oder
zweischürige trockene Wiesen eignen
sich die meisten in der vorigen Abthei-
lung genannten frühblühenden Zwiebel-
und Knollengewächse, vorausgesetzt dass
sie
im Frühjahr Feuchtigkeit genug
haben.
Achillea Millefolium flore rubro.
Diese prächtige Form der gemeinen
Schafgarbe, weiche auch in den Blumen-
gärten häufig ist, kommt nur auf ein-
schürigen Wiesen zur Blüthe, vereiuzelt
noch auf solchen, welche im Frühjahre
feucht sind, daher schon im Mai gemäht
werden können. Durch Anpflanzung.
Anthemis tinctoria, eine Pflanze der
trockensten Wiesen mit orangegelben
prächtigen Blumen, verhält sich ganz
wie Achillea und lässt sich leicht durch
Saat ansiedeln.
Anthericum ramosum, Liliago, Li-
liastrum (Czackia Liliastrum), kleinen
weissen Lilien gleichend , besonders die
letztere prachtvoll und für Blumengärten
nicht genug zu empfehlen, blüht vor der
Heuernte und verträgt im Sommer die
grösste Trockenheit, wenn der Boden
nur bis Juni Feuchtigkeit genug hat.
*) Freunde der einheimischen Wiesen-
flora mache ich auf die in der Zeitschrift
„Natur“ 1868 erschienenen Artikel „das
deutsche Grasland“ von Dr. Carl Mül-
ler aufmerksam. Es ist dies wohl das Voll-
ständigste und Anziehendste, was über die-
sen Gegenstand geschrieben worden ist,
12
Anpflanzung durch knollige Wurzelstöcke
im Herbst.
Anthyllis Vulneraria, mit gelben,
braun schattirten grossen Blüthen hat
zwar keine grosse Farbenwirkung, ge-
fällt aber durch seine Form und ist eine
gute Futterpfllanze für die trockensten
Lagen. Durch Ansaat.
Arnica montana, Wohlverley, Johan-
nisblume, mit grossen kurzgestielten
goldgelben Blumen ist der grösste
Schmuck hochgelegener, bis im Vorsom-
mer feuchter Bergwiesen *) und könnte
wohl in geeigneten Lagen eingeführt
werden, dabei zugleich Nutzen bringen,
indem man die Blumen für Apotheken
sammelt.
Aster alpinus mit sehr grossen hell-
violetten Blüthen eignet sich sehr gut
für trockene Wiesen und wird dort bald
heimisch, erfriert auch nicht, was in ge-
lockertem Boden zuweilen vorkommt.
Betonica offieinalis ist eine unserer
zierlichsten Wiesenpflanzen mit rothen
Blumenköpfen, für trockene, etwas schat-
tige Stellen besonders geeignet.
Bellis perennis fl. pleno. Da man
sich leider die gemeinen Gänseblümcehen
im Gartenrasen als unvertilgbar gefallen
lassen muss, so sehe ich keinen Grund,
warum man nicht auch die rothen ge-
füllten Gartenformen (Tausendschönchen)
auf Wiesen anpflanzen sollte. Dieselben
müssten jedoch im Frühjahr feucht sein.
Campanula. Ausser den einheimi-
scher Arten für trockene Wiesen, als
*) Wächst nicht nur auf höheren Ge-
birgen, sondern auch auf Bergwiesen unter
und nicht viel über 1000 Fuss Meereshöhe,
z. B. im sächsischen „Vogtlande“, in der
Waldgegend östlich von der Thüringer Saale,
im Frankenwald zwischen Thüringen, Böh-
men und Sachsen, wo alle Wiesen damit
bedeckt sind.
ET
NIT
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz,
C. rotundifolia und rapunculoides u. a. m.,
empfiehlt sich auch die Gartenform C.,
soldanelliflora mit gefüllten gefranzten
Blüthen, sowie die subalpinische, aber
in den Gärten häufig gezogene C. pulla
und pusilla.
Corydalis cava, fabacea und solida.
Zierliche, einander sehr ähnliche Pflanzen
des ersten Frühlings, mit blassrothen
oder weissen Blumen, welche jedoch
nur in der Nähe von Wald fortkommen.
Durch Knollen leicht anzusiedeln,
Coronilla varia, weiss und rosenroth,
ist eine der schönsten Blumen trockener
Wiesen und verhält sich wie die unten
beschriebene Hippocrepıs und Lotus,
Weniger zu empfehlen ist ©. minima
(vaginalis) und montana.
Vianthus. Ausser den schon unter
A genannten Arten gehören hierher D.
atrorubens und deltoides,
Genista germanica, anglica und tinc-
toria sind fast überall die Begleiter von
trockenem Boden und zeigen zwar die
schlechtesten Wiesen an, sind aber mit
ihren lebhaft goldgelben zahlreichen
Blumen ein grosser Schmuck. Diese
Pflanzen gedeihen nur da, wo spät oder
nieht gemäht wird.
Euphrasia officinalis, Augentrost.
Diese zierliche Pflanze stellt sich in
Berggegenden von selbst ein und cha-
rakterisirt die Flora des Spätsommers
nach der Grummeternte. Durch Ansaat.
Hedysarum ÖOnobrychis, (Onobry-
chis sativa), die Esparsette verbindet,
wie keine andere Pflanze Sehönheit mit
Güte des Futters, und schmückt mit
ihren rosenrothen Blumen vor und nach
der Heuernte trockene Wiesen auf schwe-
rem kalkreichem Boden, kommt jedoch
auf kalkarmen Plätzen nicht fort. Durch
Ansaat.
Helianthemum vulgare ist in ver-
schiedenfarbig gelben, auch rothen ge-
I. Originalabhandlungen.
füllten Spielarten in den Gärten, welche |
man leicht auf Plätzen, welche nicht
oder spät gemäht werden, ansiedeln
könnte,
Hieracium aurantiacum mit grossen
orangerothen Blüthen ist eine Pracht-
pflanze trockener Wiesen, und breitet
sich, einmal angepflanzt von selbst aus.
Hippocrepis comosa ist eine reizende
kleeartige Pflanze mit goldgelben Blü-
then, gedeiht besonders auf Kalkboden,
selbst in trockenster Lage üppig und
verbessert das Futter, wo kaum Stein-
klee (Trifolium repens) fortkommt, Ein-
mal durch Einsaat vorhanden, breitet sie
sich durch Samenfall gern weiter aus,
bildet jedoch nie grössere Bestände.
Jasione montana, wovon jetzt die
Samenverzeichnisse eine niedrigere Form
als Jasione humilis anführen, bildet dun-
kelblaue Blüthenköpfe von grosser Schön-
heit. Auf dem trockensten Bergrasen
wildwachsend, wird sie sich besonders
leicht einbürgern. Da die Pflanze zwei-
jährig ist, so muss der Same vor dem
Mähen reif werden, Hie und da kommt
die Abart major mit 2° hohen Stengeln
vor. Jasione perennis, der vorigen
ähnlich, ist seltener, dürfte aber als aus-
dauernde Pflanze den Vorzug verdienen. |
Lavatera thuringiaca, mit grossen |
rothen, seltener weissen malvenartigen
Blüthen ist ein treuer Freund des trocken-
sten Lehm- und Kalkbodens, der mehr
in Gärten gezogen zu werden verdient,
als der Fall ist, aber für trockene Wie-
sen besonders schätzbar ist.
Linum perenne, austriacum und
ähnliche Leinarten mit schönen blauen
Blüthen gedeihen vortrefflich auf trocke-
nen Wiesen. Sollten die Blüthenstengel
beim ersten Mähen noch nicht ganz ent-
wickelt sein, so blühen sie abgeschnitten
aus Seitentrieben im Nachsommer, Durch
Ansaat, vielleicht zugleich mit dem Grase.
13
Lotus cornieulatus, dem genannten
Hippocrepis sehr ähnlich, aber durch
halb oder ganz braunrothe Blüthenköpfe
unterschieden, verhält sich wie genannte
Pflanze, liebt aber mehr Waldränder und
siedelt sich auch auf feuchten unfrucht-
baren Plätzen, gern auf Maulwurfs- und
Ameisenhaufen an.
Medicago und Melilotus erwähne
ich nochmals als auch für ganz trocke-
nen Boden geeignet und sich frisch er-
haltend, wenn fast alle andern Pflanzen
vor Trockenheit abgestorben sind, voraus-
gesetzt, dass die Wurzeln tief zwischen
Fels- oder Schuttboden eindringen
können.
Ornithogalum nutans und umbella-
tum kommen auch auf trockenem, be-
sonders sandigem Wiesenboden gut fort.
Orobus vernus, eine reizende Blume
für schattige Stellen, gedeiht nur, wenn
die Wiese im Frühling genug Feuchtig-
keit und der Boden Lehm hat. Mehrere
andere Arten, z. B. tuberosus kommen
besser und auch sonnig fort, sind aber
weniger schön.
Oxytropis montana (Astragalus mon-
tanus L.) mit wirklich prächtigen rosen-
rothen Blüthen müsste sich in Berggär-
ten leicht einbürgern lassen.
Phlox verna, mit prachtvollen, gros-
sen rosenrothen Blumen verwildert gern
im Rasen durch Ausläufer, blüht lange
vor der Mähzeit und verspricht Erfolg.
Wahrscheinlich würden Ph. divaricata
mit hellvioletten Blüthen und Ph. rep-
tans mit purpurrothen Blüthen als Wie-
senbewohner einzubürgern sein.
Polygala amara, vulgaris und major,
erstere mit wunderschönen indigoblauen,
die übrigen mit hellrothen Blumen, die
letztere noch einigemal so gross als die
ersteren und von grosser Schönheit, sind
ächte Trocken - Wiesenpflanzen und tra-
gen zur Bildung einer dichten Rasen-
14
narbe bei. P. major, nur in Unter-
österreich wild vorkommend, scheint den
Weg noch nicht in die Gärten gefunden
zu haben und verdient es doch so sehr.
Prunella grandiflora und vulgaris,
mit schönen violetten Blüthenköpfen,
verhalten sich wie Betonica, Orobus
und ähnliche Wald-Wiesenpflanzen.
Scutellaria alpina, mit der Abart
rubella, erinnert an die schöne Collinsia
bicolor mit ihren schönen zweifarbigen
Blumen und gedeiht vortrefillich auf
trockenen Wiesen, wo sie lange vor der
Heuernte blüht.
Stellaria holostea ist mit den zahl-
reichen glänzend weissen Blüthen im
Frühjahr eine so auflallende Erscheinung,
dass sie als Wiesenpflanze zwischen an-
dern bevorzugt werden sollte. Durch
Ansaat.
Sisyrinchum anceps, das Grasauge
der Nordamerikaner, eine niedrige Iridee
mit blauen Blumen, ist eine ächte Gras-
pflanze, blüht im Mai reizend, vergeht
aber bald im Grase und muss daher für
sich ganze Plätze einnehmen. Hier kann
die Pflanze mit gemäht werden. Durch
Pflanzung. Same hat bei mir nie ge-
keimt, obschon er sich massenhaft bildet
und vollkommen wird.
Trifolium rubens, Klee mit oft bis
3 Zoll langen Blüthenköpfen von leb-
haft purpurrother Farbe, ist die schönste
einheimische Art, ersetzt daher für un-
sere Zwecke alle übrigen. Er kommt
an den trockensten Stellen und in jedem
Boden noch gut fort, verlangt aber die
Nähe und zu Tageszeiten den Halb-
sehatten der Bäume. Durch Ansaat.
T'hermopsis lupinoides, mit grossen
gölben Schmetterlingsblumen, greift auf
sandigen Wiesen durch seine vielen Aus-
läufer schnell Platz und bildet einen
prächtigen Frühlingsschmuck.
Veronica. Unter den vielen hüb-
Ra: PFI HE
‘ ' ?
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
schen Arten dieser Gattung verdienen
die blaublühenden Bevorzugung und
sind nur die niedrigen zu gebrauchen,
Als solche nenne ich: V. Chamaedrys,
hellblau, dunkel geadert; V. offieinalis,
hellblau, zuweilen weisslich ; V. prostrata,
blassblau oder weisslich; V, latifolia;
V. austriaca; V. incana u. a. m.
C. Blumen für nasse Wiesen.
Hierzu gehören viele unter A ge-
nannte Pflanzen, welche sich auch an
feuchte Standorte gewöhnen und dort
meist üppiger werden. Da die Mehrzahl
ziemlich hoch wird, so gehören sie auch
zwischen hohes Gras. Es gibt indessen
auch nasse Waldwiesen mit kurzem
Gras und niedrigen Blumen, namentlich
wenn dieselben den Charakter der Haide
und des Moors annehmen. Die eigent-
lichen Moorwiesen, welche selten ge-
mähet werden, haben ihre Charakter-
blumen, unter denen wohl Gentiana
Pneumonanthe die schönste in Nord-
und Mitteldeutschland ist, während in
den subalpinen Gegenden und Ebenen
am Fusse der Alpen noch andere präch-
tige, im Frühling blühende Arten, als
G. acaulis, verna u. a. hinzukommen.
Kommt in einem Park eine solche Moor-
fläche vor, so hat man die beste Gele-
genheit, darauf ausser den Gentianen
eine Menge der schönsten Pflanzen an-
zubringen, z. B. Primula Auricula und
farinosa, Globularia, Parnassia palustris,
Swertia perennis, Orchideen mancher
Art, Wulfenia carinthiaca, Hoteia japo-
nica u. a. m.
Caltha palustris, die Sumpfdotter-
blume, bildet mit ihren grossen gelben
Blüthen den ersten Frühlingsschmuck
nasser Wiesen und niedriger Grabenufer.
Man kann auch die gefüllte Gartenform
verwenden.
Eriophorum angustifolium, latifolium
I. Originalabhandlungen.
und alpinum. Diese Wollgräser sind
mit ihren schweeweissen Federbüscheln
ein so besonderer Schmuck der Sumpf-
wiesen, dass man sie gelegentlich an-
pflanzen sollte.
Geranium, Storchschnabel, Zu den
schönsten ihres Geschlechts gehören:
G. palustre und sanguineum. Auch G.
pratense kommt an nassen Stellen vor.
Lotus major (uliginosus) durch
höheren Wuchs und grössere, vielblu-
mige Blüthenköpfe von L. corniculatus
verschieden. Liebt aus Sümpfen vor-
stehende Erhöhungen.
Lysimachia Nummularia, eine am
Boden liegende reichblühende zierliche
Pflanze, wird im hohen Grase nicht be-
merkt, ist aber unübertrefflich an nack-
ten Ufern von Gräben und Teichen, wo
die Zweige den nackten Boden bedecken.
Myosotis palustris, das Wasserver-
gissmeinnicht, bedarf keiner Empfehlung.
Menyanthes trifoliata , Fieber- oder
_ Bitterklee, ist eine Prachtblume vom
Ansehen einer hellrothen weiss gerän-
derten Hyazinthe, sollte gleich dem Ver-
gissmeinnicht die Gräben schmücken,
Pedieularis. Schöne Blüthen haben
besonders die alpinen Arten, mit denen
man auf Moorboden Versuche machen
könnte.
Parnassia palustris zeigt ihre hüb-
schen schneeweissen Blüthen häufig mit
dem Wollgras “(Eriophorum) zugleich,
scheint aber mehr Waldwiesen zu lieben.
Polemonium coeruleum, auf Garten-
beeten oft so kümmerlich, ist eine wahre
Sumpfblume, und verdient, obschon von
kurzer Blüthezeit, auf Sumpfwiesen be-
sondere Bevorzugung, da die blauen
Blüthen sehr auffallen und die Blätter
den Boden gut decken. Durch Ansaat,
Polygonum Bistorta, mit hellrosen-
rothen, in Trauben stehenden Blüthen
ist eine schöne
15
pflanze, nimmt aber leicht von ganzen
Flächen Besitz.
Sceutellaria_galericulata , hellviolett,
S. hastifolia, dunkelviolett, und 8. mi-
nor, violett, gehören zu den schöneren
Wiesenblumen und sind ein Schmuck
der Ufer.
Stachys palustris, mit hellpurpur-
rothen Blüthen, verhält sich wie die vo-
rigen, nimmt aber an günstigen Stand-
orten durch weitgehende Ausläufer leicht
zu grosse Flächen ein.
D. Nicht auf Nutzwiesen geeig-
nete Wiesenblumen.
Im Park, wo es nicht auf die grösste
Ausnutzung des Bodens ankommt, sie-
deln sich auf feuchtem Boden am Rande
der Wiesen, besonders am Rande der
Ufer und Gräben, um einzelne Sträucher
und Gebüsche oft von selbst verschie-
dene schöne hohe Pflanzen an, die nicht
mit dem Grase gemäht werden können,
weil sie schlechtes Futter geben und zu
hartstengelig oder grossblätterig sind.
Man sollte nun nieht nur die einheimi-
schen Pflanzen dieser Art begünstigen
und beim Mähen schonen, sondern auch
ganze Strecken anpflanzen, dazu fremde
von besonderer Schönheit und leichtem
Fortkommen anpflanzen. Als solche nenne
ich unter den wildwachsenden: Symphy-
tum offieinale mit blauen oder rothen
Blüthen, Spiraea Aruneus und Ulmaria
(besonders die gefüllte Gartenform,
welche schönere, reiner weisse Blumen
hat), Achillea Ptarmica (Ptarmica vul-
garis) il. pl., Lythrum Salicaria (beson-
ders die schönere Gartenform, welche
unter dem Namen L. speciosum bekannt
ist), verschiedene Aconitum, Lysimachia
vulgaris, punetata und thyrsiflora, Eupa-
torium cannabinum und purpureum, La-
thyrus sylvestris und latifolius, Aster
I ”
ausdauernde Wiesen- | Amellus, Iris Pseudo- Acorus, Hemero-
16
eallis fulva und flava u. a. m. Denkt
man sich unter andern Pflanzen von
ausländischen noch Diclytra (Dicentra)
spectabilis, die schönsten Päonien, Soli-
dago, Spiraea lebata (venusta), Galega,
Aconitum, hohe Veronica, Delphinium,
Eupatorium ageratoides, Clematis integri-
folia und recta, Campanula grandis,
macrantha und liliflora, Lilium, Phlox
(hohe Gartenspielarten), Funkia, Aster,
Bocconia cordata var. japonica, Band-
gras, Heracleum, Lupinus grandifolius
und andere schön blühende oder schön
belaubte Stauden hinzu, von Schling-
pflanzen den zierlichen weiblichen Hopfen,
die weisse einheimische Zaunwinde (Ca-
lystegia oder Convolvulus Sepium) mit
C. dahurica, den hochwachsenden La-
thyrus giganteus u.a. m., So muss man
zugeben, dass sich mit diesen Mitteln,
fast ohne andere Pflege, als das An-
pflanzen und Abschneiden im Herbst,
eine höchst anziehende Wildniss schaffen
lässt, welche einen ungewöhnlichen
prächtigen Schmuck eines Parkes dar-
stellt und besonders von einem erhöhten
Wege aus gesehen von grosser Wirkung
ist. Ich schuf solche Staudenwildnisse
schon zufällig, indem die im Frühjahr
abgestochenen Stöcke und Wurzeln von
Stauden mit zur Auffüllung eines abge-
schwemmten Ufervorsprungs verwendet
wurden, diesen bald bedeckten und sich
von da weiter verbreiteten, so dass ich
sie stellenweise am Ufer wieder vertil-
gen lassen musste,
Schlussbemerkung über die Ver-
wendung der Blumen.
Obschon Andeutungen gegeben wur-
Gartentlora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
den, wie diese oder jene Pflanze zu ver-
wenden sei, so will ich doch im Allge-
meinen nochmals bemerken, dass solche
Verschönerungen künstlicher Art natür-
lich nur an Plätzen anzubringen sind,
wo man die Blumen in der Nähe sieht,
also an Wegen, in der Ansicht von An-
höhen. Die Wald-Wiesenpflanzen wür-
den an Stellen anzusiedeln sein, wo ein
Weg den Waldrand erreicht, und sich
auch unter den Bäumen fortsetzen,
Unter den vielen genannten Pflan-
zen fehlt noch manche schöne, besonders
geeignete, die ich vergessen haben mag.
Man wird aber auch an dieser Auswahl
genug haben, und kann diejenigen wäh-
len, welche Gedeihen an einem Orte
versprechen und leicht zu haben sind.
Leider ist Letzteres bei vielen Pflanzen
nicht der Fall, indem sie nur in bota-
nischen Gärten cultivirt werden, wohl
auch nicht. Die einheimischen hat man
selbst zu geeigneter Zeit aufzusuchen
und in den Garten zu bringen, und es
findet sich glücklicherweise in Deutsch-
land fast in jedem Städtchen ein Apo-
theker oder Lehrer, welcher die Flora
der Umgegeud kennt.
Bei dieser Gelegenheit will ich nicht
unterlassen, mitzutheilen, dass dieser
Artikel seine Entstehung einem aller-
höchsten Auftrage des Grossherzogs Carl
Alexander von Sachsen Weimar ver-
dankt, welcher dahin lautet, auf einem
Theile des Berges der Wartburg die ein-
heimische Ortsflora zu vereinigen, na-
mentlich die ausgerotteten Pflanzen der
Wald- und Felsenwildniss des Ortes
wieder anzupflanzen. d.
II. Neue Zierpflanzen.
A
I. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.
a) Neue Pflanzen,
Catalog des Hrn. J. Linden in Brüssel
und Gent.
Herr J. Linden hat seit dem 1. Mai 1869
auch das Etablissement des Herrn A. Ver-
schaffelt in Gent übernommen. Das Etablis-
sement des Hrn. A. Verschaffelt wird unter
diesem Namen fortgeführt. Briefe an letz-
teres sind unter der Adresse „Director
M. Gloner 52, Rue du chaume & Gent“
einzusenden. Briefe für das Etablissement
in Bruxelles nach wie vor unter der Adresse:
„J. Liuden“.
Zu bemerken ist noch, dass Hr. J. Lin-
den auch die Herausgabe von Illustration
horticole übernommen hat und dass Herr
A. Verschaffelt in der ersten Zeit noch in
dem Etablissement zu Gent die Geschäfte
führen hiltt.
Als neue Einführungen werden für das
Frühjahr 1870 angeboten:
1) Alloplectus bicolor Linden. Ist ein
würdiger Concurrent von A. congestus, spe-
ciosus und Schlimii, sowohl in Bezug auf
Schönheit der Blumen, als auch in Betreff der
grossen sammtigen Blätter von dunkelgrü-
ner Färbung, die durch einen silberweissen
centralen Längstreif noch gehoben wird.
2) Ananas Mordilona Linden. Stammt
aus den Gebirgen Columbien’s aus einer
Höhe von 6000° über dem Meere. Die Frucht
erhält ein Gewicht von 10 Pfund und ist im
Vaterland unter dem Namen „Mordilona®
bekannt, der Geschmack derselben ist vor-
züglich und die Farbe ein schönes Violett.
Zur Cultur derselben sind viel geringere
Wärmegrade als zur Cultur der gewöhn-
lichen Ananas nothwendig, und Herr Linden
glaubt, dass dieselbe im Süden Frankreich’s,
wie auf der iberischen Halbinsel und in Ita-
lien im Freien angebaut werden könnte.
3) Begonia rosiflora. Aus den Anden
L 1870.
beschrieben im | Peru’s von einer Höhe von 12,000 Fass.
Stengellose Art. Blätter fast kreisrund nie-
renförmig. Die Blüthenschafte tragen 35—5
lebhaftrothe Blumen, welche so gross wie
die von B. Veitchii.
4) Begonia vernicosa. Eine rankende
Art, Blattstiele tragen an der Spitze zurück-
gebogene starke Haare. Blattflächen sehr
gross, rundlich und spitz, schön glänzend-
grün, unterhalb wie die Blattstiele roth.
Blumen rosa und weiss.
5) Brownea antioquensis Linden. Aus
Antioquia in Columbien und wird von Herrn
Linden in Blatt und Blume als die schönste
bis jetzt in Europa eingeführte Art be-
schrieben. ö
6) Croton aucubifolium, Heillianum und
masimum sind wohl nur schöne Formen des
Codiaeum pictum.
7) Oyanophyllum spectandum Linden.
Stammt aus dem östlichen Peru und steht
nicht hinter Cyan. magnificum zurück,
von dem es sich durch lang zugespiizte und
nach dem Grunde zu mehr verschmälerte
Blätter unterscheidet, die ausserdem nicht
metallisch glänzen, sondern sammtig.
8) Distiacanthus scarlatinus Linden. —
Schöne Bromeliacee vom Amazonenstrom,
die auf der Ausstellung zu Gent ala Brome-
lia amazonica ausgestellt war. Die Herz-
blätter färben sich scharlach.
9) Dracaena Macleayi und Dr. nigro-
rubra. Zwei Formen von Cordyline Jac-
quini. —
10) Ficus dealbata Linden. Schöne
Decorationspflanze mit grossen, oberhalb
dunkelgrünen, unterhalb dicht silberweiss-
filzigen Blättern, die bis 11/, Fuss lang und
fast 1 Fuss breit werden.
2
18
11) Ficus macrocarpa Linden. Stammt
aus einer Höhe von 8000 Fuss üher dem
Meere aus den Gebirgen Columbien’s. Wird
ein Baum von 20—30 Fuss Höhe. Die gros-
sen glänzenden Blätter gleichen denen von
F. elastica, die Früchte werden so gross wie
eine Orange und besitzen einen angenehmen
Geschmack.
12) Grias zamorensis Linden. Stammt
aus der heissen Zone der Proxinz Loxa
(Peru). Strauch mit oval-lanzettlichen Blät-
tern von 1!/, Fuss Länge. Schöne strauchige
Decorationspflanze des Warmhauses.
13) Matisia cordata Humb. Bompl. —
Schöner Baum aus den temperirten Regio-
nen Columbien’s. Die grossen Blätter ähneln
denen einer Catalpa und die Früchte sind
in der Heimath sehr geschätzt und bekannt
als Chupa-Chupa. (Sterculiaceae).
14) Rhopala granatensis. — Aus den
hohen Gebirgen Columbiens mit fein zer-
theilten Blättern.
15) Selaginella setosa Linden. Aus Co-
lumbien. Die Blättchen sind oberhalb samm-
tisgrün, unterhalb rosaschimmernd.
16) Torreya bogotensis. Conifere von
pyramidalem Wuchse aus der kalten Zone
der Provinz Bogota.
17) Oibotium spectabile. Baumartiges
Farm für’s Kalthaus. Aehnlich dem Cibo-
tium regale, die Spreuschuppen die den
Stamm decken aber heller und die Wedel
kleiner. (E. R.)
b) Neue buntblätterige Pelargonien
aus Carter’s Catalog.
Die Herren James Carter und Co.,
237. 238. High Holborn. London. W.C. em-
ptehlen die folgenden, auf den englischen
Ausstellungen prämirten buntblätterigen Scar-
let-Pelargonien, von denen auch zum Theil
Abbildungen gegeben sind.
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
18) Pelargonium Prince of Wales.
(Carter). (Mit Abbildung). Eine Sorte von
robustem Wuchs. Mittelfeld des Blattes
grün, dann eine flammige schwarzpurpurne
Zone, die in eine breite carminscharlachrothe
Zone übergeht und letztere wiederum mit
dem goldgelben Blattrand umsäumt. Blüthen-
dolde scharlach.
19) P. Mr. Dunett. (Carter). Aehnlich
der vorhergehenden Sorte, der Wuchs aber
gedrängter und die schwarzbraune flammige
Zone etwas breiter. (Gleichfalls mit Ab-
bildung).
20) P. Sir Robert Napier. (Carter).
(Mit Abbildung). Die schwarzpurpurne Zone
reicht hier mit ihrer Flamme bis zum gelben
Rand und trägt die scharlach-carmin Färbung
nur in Form von unregelmässigen Flecken
am äussern Rand. Blumen rosa.
21) P. Sultana Valide. (Carter). Aehn-
lich Prince of Wales, der goldgelbe Rand
aber breiter. Nach der Mutter des Sultans
in Folge des Besuchs des Sultans im Orystal-
Palace genannt.
292) Phoebus. (Morris). Aehnlich und
besonders deshalb empfohlen, weil diese
Sorte die schöne Färbung des Laubes auch
den Winter hindurch halten soll.
23) Black Prince (Carter). Mittelfeld
des Blattes gelbgrün, dann folgt eine breite
chokoladenbraune und schwarz geflammte
Zone. Blattrand gelb, Blumen scharlach.
(Mit Abbildung).
24) Josephine (Carter). Aehnlich der
vorhergehenden Sorte, die breite chokoladen-
farbene Zone auf gelbem Grunde. Die
scharlach Blumen in sehr grossen Dolden.
25) Anthony (Carter). Aehnlich der
vorhergehenden Sorte, Blumen aber lachs-
farben. Aehnlich sind ferner Cleopatra
(Carter) und Southern, Belle (Morris). Die
letztere soll von allen bekannten die tiefste
chokoladenfarbene Zone tragen.
II. Neue Zierpflanzen.
ec) NeuePflanzen, beschrieben in Wil-
liam Bull’s Catalog pr. 1869—1870.
36) Alocasia hybrida. Bastard zwischen
A. Lowii und A. metallica. Blätter in der
Form zwischen beiden Arten, oberhalb dun-
kelolivengrün mit elfenbeinweissen Rippen
und Randung, unterhalb purpur.
27) Bertolonia primuliflora. (Melasto-
maceae). Eingeführt aus Ecuador. Niedrige
Pflanze mit oval-lanzettlichen Blättern, welche
oberhalb glänzend dunkelgrün und unterhalb
purpur. Die zart rosarothen, ziemlich gros-
sen Blumen in straussförmigem Blüthen-
stande auf Blüthenstielen, die länger als die
Blätter.
28) Cassia calliantha. (Leguminosae).
Aus Brasilien. Die Blätter gefiedert. Blätt-
chen 8— 13 paarig, länglich -linear, vorn in
einen Mucro ausgehend, unterhalb blaugrün.
Die grossen goldgelben Blumen in spitzen-
ständigen traubenförmigen Rispen.
29) Curculigo recurvata variegata. Form
mit silberweiss gestreiften Blättern von die-
ser beliebten Decorationspflanze.
30) Cypripedium Beichenbachi. Erd-
orchidee aus Costa Rica. Blätter glänzend-
grün, lederartig, gekielt, 1!/,—2 Fuss lang
und ungefähr 1!/, Zoll breit, zugespitzt. —
Blüthenschaft 2 Fuss hoch und oft verästelt,
bis 20—40 Blumen tragend. Das obere
Kelchblatt breit-lanzettlich, 2 Zoll lang, grün
und rothbraun geadert. Die mit einander
verwachsenen seitlichen Kelchblätter bilden
ein concaves ovales, das so lang als die
Lippe. Blumenblätter 4 Zoll lang, schmal
und nach der Spitze zu allmälig abnehmend,
am Grunde grün mit rothbraunen Rand-
linien, nach der Spitze zu rothbraun, Lippe
pantoffelförmig, grün und rothbraun gezeich-
ne. Das Staminodium mit schwarzen
Haaren gewimpert und ausserdem ein Höcker
auf jeder Seite der Griffelsäule.
31) Dracaena albicans.
seeinseln,
Von den Süd-
Die schmalen langen Blätter un-
19
gefähr 2 Zoll breit, in einen langen rinnen-
förmigen Blattstiel verschmälert, glänzend-
grün mit hellgrünem oder weisslichem
Rande.
32) Dracaena amgusia. Von den Süd-
seeinseln. Die langen schmalen Blätter un-
gefähr 1 Zoll breit, in einen röthlichen Blatt-
stiel verschmälert, oberhalb dunkelgrün,
unterhalb purpur angelaufen.
33) Dracaena excelsa. Von den Süd-
seeinseln. Blätter aufrecht, breit-länglich,
vorn spitz, am Grunde in einen Blattstiel
verschmälert, von bronze-rothbrauner Fär-
bung, oberhalb und unterhalb blaugrün. An
älteren Pflanzen die Blätter ausserdem mit
rosenrothen Streifen gezeichnet. Wohl eine
der vielen Formen von Cordyline Jacquini,
34) Dracaena spectabilis. Von den Süd-
seeinseln. Ueberhängende breite längliche
spitze Blätter, die in einen grünen Blattstiel
verschmälert. Blattfläche von dunkelgrüner
leicht broneirter Färbung, unterhalb röthlich.
35) Eincephalartos M’Keni. Südafrika.
Die jungen Exemplare tragen 2 Fuss lange,
im Umfange elliptische Blätter, die feder-
schnittig. Blattstiel und ein Theil der Rha-
chis wollig. Fiederblättchen schmal-lanzett-
lich, vorn einzelne stachelige Zähne tragend,
die untersten Blättchen kürzer.
36) Entelea Bakeri. Aus Neuholland.
Kalthauspflanze von der Tracht der bekann-
ten Sparmannia.
37) Fraxinus longicuspis. Ein Baum
Japan’s mit 4 seitigen Aesten, die mit linsen-
förmigen Warzen besetzt sind. Blätter
2—3 paarig gefiedert, Fiederblättchen lanzett-
lich, welche bei erwachsenenen Pilanzen in
eine lange Spitze ausgehend, während solche
an jungen Pflanzen stumpf. (E. R.)
d) Abbildungen blühender Pflanzen
in Revue horticole 1869.
38) Anagyris foetida L.
I%*
L7
Ein
Strauch
20
aus der Familie der Papilionaceen, welcher
auf den Balearen, in Frankreich, Sardinien,
Sieilien, Algier, Griechenland gemein ist; —
derselbe ist einer der wenigen oder viel-
leicht der einzige, welcher seine Blätter im
November und seine Blüthen im December —
Februar entfaltet. — Wenn man die Blätter
etwas reibt, so geben sie einen widrigen
Geruch; geruchlos sind Holz und Blüthen.
(p. 290).
39) Cheiranthus Cheiri fl. pl. fol. var.
Morren hat die Arsicht ausgesprochen,
dass „eine gefüllte Blume ein Uebermaass
von Gesundheit sei und der Albinismus die
Folge einer Schwächung der Lebensfunctio-
nen“. — Ein solcher Antagonismus wurde
schon im Jahre 1865 an einem gelben Lack
beobachtet, welcher gefüllte Blumen und
panachirte Blätter hatte. — Ein weiteres
gleichartiges Exemplar ist 2—5 Decim. hoch,
ästig, die Blätter spitz -lanzettförmig , licht-
grün mit weissem Rand. Die Blüthen voll-
kommen gefüllt, zu 6— 10 auch mehr auf
einem Aste von violettbrauner Farbe. Die
Cultur dieser Varietät ist sehr schwierig, im
Winter ist sie im Orangeriehause zu bewah-
ren und im Frühjahr wieder ins freie Land
Die Blüthen entwickeln sich
(p. 311).
zu versetzen.
im Januar—März.
40) Choisya ternata H. B. et K. aus
Mexico. Dieser Strauch ist noch wenig in
den Gärten verbreitet; der Museumsgarten
in Paris dürfte vielleicht in Europa der ein-
zige Ort sein, in welchem diese Pflanze eul-
tivirt wird. Es ist ein kräftiger Strauch mit
langgestielten, elliptisch-länglichen gefieder-
ten dunkelgrün glänzenden Blättern, die
Blüthen sind weiss, doldenförmig vertheilt,
mit fünf Blumenblättern und mit aufrecht-
stehenden Staubgefässen, die im Centrum
der Blume eine Art Krone bilden; sie sind
sehr fein wohlriechend.. Diese Pflanze,
welche in den ersten Tagen des Frühjahrs
blüht, dürfte eine gesuchte Marktpflanze wer-
den, umsomehr da ihre Cultur sehr leicht ist.
(p. 332).
41) Prune violette americaine. Kräftiger
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
sehr fruchtbarer Baum mit regelmässig oval-
elliptischen Blättern von glänzendgrüner
Farbe an der oberen und von blassgrüner,
fast weisslichter Farbe an der unteren Seite.
Früchte sehr gross, abgerundet an beiden
Enden, an der einen Seite mit einer wenig
tiefern Furche, mit einem starken, 1 Cent.
langen Stiel, die Schale ist rosafarben vor
der Reife, dann wird sie dunkelviolett und
mit einem blaulichten Reif überzogen; das
Fleisch ist gelblich, wie durchsichtig, nicht
am Kerne anhängend; der Geschmack etwas
säuerlich; diese Pilaume reift in der zweiten
Woche des August; sie gehört zu den vor-
züglichsten Varietäten.
42) Adenocalymna nitidum Mart. Durch
längere Zeit als Aden. comosum bekannt,
gereicht den Warmhäusern zu grosser
Zierde; die langen Stengel können an den
Säulen, Mauern bis zur Decke hinaufgezogen
werden, von wo sie dann zierlich mit glän-
zenden gelben Blumen im Januar und Fe-
bruar reichlich herabhängen. (p. 195).
43) Canna Jean Vandael. Johann Sis-
ley in Montplaisir — Lyon — Rhone — hat
seit mehreren Jahren Kreuzungen vorgenom-
men zwischen C. nepaulensis und C, glauca,
die sich durch grosse Blumen und Ausdauer
auszeichnen. Die ersten im Jahre 1866 in
Handel gebrachten Erzeugnisse waren C.
Marechal Vaillant und Depute Henon, darauf
(1867) folgten C. Daniel Hooibrenk, später
(1868) Edouard Morren mit punctirten Blu-
men und Jean Vandael, die aus Marechal
Vaillant und Depute Henon stammt. Die
Blätter sind aufrechtstehend, lanzettspitzig,
grünlichblau, die Blumen sehr gross, von
hoch granatrother Farbe — eine prachtvolle
Varietät! Alle Varietäten sind in Zwergform,
blühen sehr reichlich und eignen sich be-
sonders für kleine Gärten, wo sie von gros-
sem Effecte sind. — Herr Chale ist der
Ansicht, dass diese Varietät mit C. iridiflora
gekreuzt, ein höchst werthvolles gros .u-
miges Product geben dürfte, (@. 171).
44) Cattleya amethysteglossa Rchb. —
auf einzelnen Stengeln sitzen die weisser
II.
mit schön violettlilafarbigen Punkten, die
Lippen etwas gefranst, meist in der Mitte
mit breitem Saume von sehr schöner rosa-
violetter Farbe. Diese Pflanze im Topf mit
Sphagnum cultivirt gedeiht sehr kräftig.
(p- 212).
45) Edwarsia grandiflora Sal. (Edw.
macrophylla Wend., Edw. tetraptera Poir.,
Podalyria tetraptera Poir., Sophora tetra-
ptera Ait.) ist wohl keine Novität, aber sel-
ten und wenig gekannt; sie verdient alle
Beachtung. Im Monat März bedeckt sich
die Pflanze mit sehr schönen dunkelgelben
Blüthen, die reichlich an kurzen mit rosa-
rothen Haaren versehenen Stielen trauben-
förmig hängen. (p. 234).
"46) Heliconia densiflora Hort. Par. Aus
dem Wurzelstocke erheben sich 40—60 Cent.
hohe Stengel, aus welchen die auf eben so
langen Stielen oval-lanzettförmigen, unten
herzförmig ausgeschnittenen Blätter sich
entfalten, von lebhaftem Grün an beiden
Seiten, mit einem an der Unterseite hervor-
stehenden lichtgrünen, mehr weniger weiss-
lichtem Nerve — eine Verlängerung des
Blattstiels, und welcher auf der Oberseite
die Form einer Rinne bildet. Aus der Mitte
der älteren Stämme erscheint die Inflores-
cenz mit aufrechtstehenden, sehr spitzen
coralrothen, an der Basis mehr weniger
orangerothen, nachenförmigen Bracteen,
welche eigentlich die Schönheit aller dieser
Pflanzen bilden; aus diesen Bracteen oder
Spatha erscheinen die orangegelben, an der
Spitze weiss und schwarz oder purpurfarb
gefleckten Blumen. Diese Musacee blüht im
November und December. (p. 274).
Notizen.
21
47) Naegelia Sceptre corail. Eine der
schönsten Erwerbungen Van Houtte’s, die
ja in keinem Warmhause fehlen sollte, da
sie mit ihren zahlreichen fingerhutartig an
einer ährförmigen Rispe herabhängenden
zinoberrothen, unterst auf gelbem Grunde
punktirten Blumen von November bis in
April eine herrliche Zierde bilden.
(p. 154).
48) Anthurium Lindigii — empfehlens-
werth durch seine Tracht, durch seine schö-
nen Blätter und durch seine seltene Farbe
der Blüthe, nämlich weiss in’s lichtfleisch-
rothe, roth gestreift, welche bei den
Anthurien und nahestehenden Gattungen
gewöhnlich grünlich ist,
49) Phytolacca purpurascens Hort. —
Clemencaux lenkt die Aufmerksamkeit
der Floriculturisten auf diese schöne interes-
sante, im Handel noch wenig verbreitete
Pflanze, die in Paris seit einigen Jahren zur
Verwendung kommt u. z. isolirt stehend
auf Grasplätzen, wo sie von grossem Effecte
ist. Der Stengel ist purpurroth, wie Firniss
glänzend, die Blüthen purpurroth, hängen
traubenförmig und die darauf folgenden
glänzenden fleischigen Beeren von weinig-
purpurner Farbe geben dieser Pflanze ein
prachtvolles Ansehen.
50) Ribes albidum — verdiente grössere
Beachtung wegen seiner weissen Blüthen;
dieser Strauch mit Ribes sanguineum, oder
noch besser mit R. atrosanguineum vermengt,
bildet sehr effectvolle Gebüsche, wodurch
die eigenthümliche Schönheit beider hervor-
gehoben wird. (S—r.)
IM. Notizen.
”]) Der Congress in Hamburg.
a) Gegen das Rosen weiss, den weis-
sen die Rosen verheerenden Schimmelpilz
wird von Professor Schultz in Rostock eine
Schwefelmilch oder eine Lösung von Schwe-
fel-Calium und grüner Seife in Wasser
(1 Theil Seife in 40—50 Theilen Wasser),
von Professor Hallier in Jena Schwefelblüthe,
- serer aus
22
von Herın Dr. Focke aus Bremen endlich
das Verbrennungsproduct des Schwetels, die
schwefelige Säure empfohlen. Letztere wird
in flüssiger Form, nämlich als in Wasser
aufgelöstes schwetelsaures Natron angewen- |
det, ein Mittel das sich auch
Hausschwamm bewährt hat.
gegen den
b) In Bezug des Einflusses der Boden- |
temperatur auf unsere Culturen ward von
Lucas nachgewiesen, dass während des
Nachts eine um 4° höhere Temperatur des
Untergrundes als die der Luft einen sehr
vortheilhaften Einfluss auf das Wachsthum
habe. Dr. Lucas leitet aus dem Umstande,
dass im Frühlinge der Untergrund des Bo-
dens eine niedrigere, im September eine
höhere Temperatur im Verbältniss zur Luft
besitze, die Erscheinung her, dass viele un-
wärmeren Ländern stammenden
Zierpflanzen und Blattpflanzen erst im Juli,
August und September den üppigsten Wuchs
zeigen. Als Beispiel führte er an, dass bei
einem Melonenkasten in Folge
Bodentemperatur der Fruchtansätz nicht
stattfand. Er habe den Boden tüchtig mit
warmem Wasser begiessen lassen und in
Folge dessen hätte Fruchtansatz stattgefun-
den. Ebenso habe er bemerkt, dass Melo-
nen da wo der Boden kalt gewesen sei,
einen weniger würzigen Geschmack erhalten.
Es wurde allgemein anerkannt, dass Beob-
achtungen über Temperatur der Wärme des
Untergrundes des Bodens sehr wünschbar
seien.
e) Die Frage, durch welche Mittel dem
Obstbau eine allgemeine Verbreitung ge-
geben werden kann und wodurch der An-
bau solcher Sorten gehoben werden kann,
die einen hohen wirthschaftlichen Werth be-
sitzen, ward einlässlich behandelt. Professor
Seelig aus Kiel sprach sich für Erhebung
einer Statistik des Obstbaues und dessen
Ertrags aus, um dem Bauer und Gartenbe-
sitzer den Nutzen des Obstbaues anschau-
licher zu machen. Die Herren Niepraschk
und Lucas weisen darauf hin, dass durch
Verwendung des Obstes als Volksnahrung,
sowie besonders durch Einführung der Con-
servirungsmethoden desselben, als zu Mus,
getrocknet als Schnitzen und zu Obstweinen
niedriger
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz,
der Obstbau am schnellsten und wirksam-
sten ausgebreitet werde. Einführung rich-
tiger Obstbenutzung sei deshalb das rich-
tigste Mittel zur Ausbreitung des Obstbaues.
d) Von Dr. Lucas wird darauf hinge-
dass bei richtiger Behandlung und
richtiger Ernährung des Obstbaums, (wozu
er freilich das in trockenen Sommern nicht
durchzuführende Begiessen der Bäume rech-
Obsternten erzielt
wiesen,
net), jährlich werden
könnten.
e) In Folge einer von dem Schlesischen
Gartenbauverein aufgestellten Frage wird
zunächst darauf hingewiesen, dass an den
Dämmen und Böschungen der Eisenbahn
von Dresden nach Böhmen, ebenso an den
Belgischen Eisenbahnen schon Zwergobst
und Kirschen angepflanzt seien. Die Ver-
sammlung beschliesst in Folge dessen: „Es
ist wünschenswerth, dass in ganz Deutsch-
land überall, wo der Boden es gestattet, die
Böschungen der Eisenbahnen mit Obstbäu-
men bepflanzt werden und ist diese Reso-
lution den betreffenden Regierungen und
Eisenbahn - Directionen Kenntniss
bringen.
zur zu
f) Ueber den Erfolg des Ringelns beim
Weinstock werden nur von Dr. Lucas ein-
gehende Versuche mitgetheilt. Darnach soll
das Ringeln nicht zu häufig angewendet
werden, da es dem Weinstock schädlich sei.
Wo man es anwende, müsse die Operation
dann ausgeführt werden, wenn nach dem
Abblühen die Beeren so gross wie eine
kleine Erbse. Der Erfolg des Ringelns sei
14 Tage frühere Reife und Ausbildung grös-
serer Beeren.
g) Die Frage, welchen Eintluss die
Entwickelung des Samens auf die daraus
hervorgehende Pflanze habe, wird von Lucas
dahin beantwortet, dass kein Unterschied
vorhanden sei. Von Professor Seelig aber
dahin, dass frühreife Samen kränkliche
Pflanzen geben. Nach der Erfahrung des
Referenten beantwortet sich diese Frage da-
hin, dass je vollkommener und besser der
Same ausgebildet, desto kräftiger der Wuchs
der daraus hervorgehenden Pflanze. Darauf
beruht z. B. die Auswahl des schwersten
II. Notizen.
Samens zur Aussaat bei unsern Körner-
früchten.
h) Welche Traubensorten sind
zum Anbau im Norden Deutschlands
als gute Tafeltrauben zu empfehlen?
Dr. Lucas empfiehlt den frühen Malingre,
den Italienischen Malvasier und die Jacobs-
Traube. Herr Sehönthier in Breslau hat seit
18 Jahren jährlich vom „Schwarzen Muska-
teller® gute Ernten gehabt. Herr Professor
Seelig sagt, dass der „Kleine rothe Burgun-
der“ eine der verbreitetsten Rebsorten im
Norden Deutschlands sei. (Warum ist der
Pariser-Gutedel, früher eine der verbreitetsten
Sorten, nicht erwähnt?) —
i) Warum befinden sich seit 15 —
20 Jahren alle Orangerien (Samm-
lungen von Orangenbäumen) in so
elendem Zustande? Die gefallenen Be-
merkungen bestätigen das vom Referenten
schon früher Ausgesprochene, dass nämlich
die Orangerien jetzt nicht mehr zum Modeton
gehören, daher vernachlässigt werden. Der
Orangenbaum muss im Winter ruhen, darf
seinen Trieb erst im Freien bilden oder we-
nigstens soll er denselben erst beginnen,
wenn schon sehr reichlich gelüftet wird.
Früher waren grosse Häuser ohne Oberlicht
nur mit Orangenbäumen gefüllt, jetzt eulti-
virt man gemeinsam mit den Orangenbäu-
men viele andere Pflanzen, und das bedingt
allmäliges Zurückgehen der Orangenbäume
in Folge ungeeigneter Cultur gemeinsam
mit andern Pflanzen.
k) Der Ort der nächsten Versammlung
1872 ward noch nicht bestimmt. — Wir
pfliehten da Dr. Lucas Ansicht durch und
durch bei, dass nämlich Congresse mit be-
stimmtem Zwecke nur dann Aussicht auf
ordentliches Gedeihen haben, wenn mit den-
selben Ausstellungen von kleineren Dimen-
sionen, und bei dem gegebenen Zwecke von
ausschliesslich Obst und Gemüse verbunden
werden. Die Frühjahrs- Ausstellungen den
Blumen, die Herbst-Ausstellungen den Nutz-
pflanzen und die Fachmänner werden sich
gemüthlicher als beim Zusammenströmen
zu grosser Menschenmassen vereinigen
können.
(E. R.)
23
2) Notizen aus Journalen Austra-
lien’s über Garten- und Feldbau.
a) Pflanzenkrankheiten. Mit den
aus andern Erdtheilen eingeführten Pflanzen
sind nach Europa auch viele schädliche Un-
kräuter und Krankheiten, theils durch Pflan-
zenparasiten, theils durch Insekten bedingt,
eingeschleppt worden. So ist die berüch-
tigte Kartoffelkrankheit, die Weinkrankheit
etc. sicherlich eingeschleppt.
Wie es uns ergeht, so ergeht es umge-
kehrt den Ländergebieten der neuen Welt
mit Unkräutern und Krankheiten, die von
Europa eingeschleppt werden. Derartige
Beispiele gaben wir schon. Ein Ferneres ist
die Krankheit des rothen Rostes der Cerea-
lien, die in Australien jetzt schon ganz all-
gemein verbreitet und in hohem Grade
schädlich auftritt, und auch dort von den
kleinen Pilzschmarotzern „Puccinia graminis
und P. straminis® erregt wird. Herr Dr.
Schomburgh in Adelaide machte verschie-
dene Versuche und brachte unter andern
mit Rost behaftete Gramineen auf kurze Zeit
in's Warmhaus neben andere nicht mit Rost
behaftete Gramineen und siehe das Resultat
war, dass auch diese erkrankten. Im Jahr-
gange 1868 pag. 57 gaben wir die kurze
Beschreibung der Entwickelungsgeschichte
des Getreiderostes nach Körnicke. Dort ist
schon darauf hingewiesen, dass Puceinia
straminis auch durch die im Herbst sich
bildenden Dauersporen als Rost sich aus-
breiten kann, bevor solche sich zur voll-
kommenen Pilzform des Aecidium auf den
Blättern des Huflattigs ausgebildet hat. Die
in Australien von Dr. Schomburgh ange-
stellten Versuche machen es aber wahr-
scheinlich, dass auch P. graminis durch die
Sporen des Rostpilzes sich auf dem Getreide
und anderen Gramineen zum Verderben un-
serer Culturen schnell verbreitet, ohne zu-
vor zur vollkommenen Pilzform, dem Aeci-
dium Berberidis übergegangen zu sein. Uns,
die wir gar oft die bedeutende Ausbreitung
der Rostkrankheit auch da beobachteten, wo
keine Berberis-Sträucher wachsen, war es
stets wahrscheinlich, dass die Puccinia-Form,
ohne den Kreislauf ihrer Formbildung zu
24
vollenden, als Puceinien-Form sich auch di-
rect fortpflanzen könne.
b) Pflanzendiebstähle. Von gros-
sem Interesse war uns, die wir in Europa
und auch hier in Russland an ähnlichen
Schäden leiden, die Klage, der wir in einem
Journale begegnen, über die Diebereien an
seltenen Pflanzen im Botanischen Garten zu
Adelaide. Doch begegnen wir dort einem
viel strengeren Rechtsgefühl, als wir das an
irgend einem Orte Europa’s in dieser Rich-
tung ausgebildet gefunden haben.
Zunächst wird dort gesagt, dass der
Director des botanischen Gartens in Adelaide
einen Preis von 25 L. Sirgl. daraufgesetzt
habe, wer irgend eine Person festnehmen
helfe, die Pflanzen stehle. Der Referent be-
klagt sich nun darüber, dass endlich eine
Person festgenommen worden sei und dass
diese einem so gutmüthigen Richter über-
wiesen worden sei, dass der betreffende
Dieb nur 25 L. Strlg. habe Strafe zahlen
und nicht längere Zeit habe sitzen
müssen. — Dann ergeht sich der Referent
in der sehr richtigen Betrachtung, dass ein
für das Publikum bestimmter öffentlicher
Garten jedem einzelnen Besucher die Pflicht
auferlege, solchen gleich einem gemeinsamen
Eigenthum mit bewahren zu helfen.
Dahin sind wir in Europa allerdings
auch gekommen, solche öffentliche Gärten
dem Schutze des Publikums zu übergeben.
Was hilft es aber, wenn wir selbst bei dem
gebildeten Publikum noch oft so verdrehte
Rechtsbegriffe antreffen, welche Unterschiede
zwischen „Stehlen“, „Mausen“, „Klemmen“
etc. machen, Begriffe die so verworren, dass
sie nicht anerkennen, dass der welcher der
öffentlichen Sicherheit anvertraute Gegen-
stände nimmt, gleichviel seien dies abge-
schnittene Stecklinge oder Blumen, oder
seien dies ganze ausgerissene Pflanzen, die
in die Tasche irgend eines feinen Herrn
oder einer feinen Dame wandern, nach un-
serer Ansicht in moralischer Richtung viel
strafbarer ist, als der arme verhungerte
Bettler, der vom Tische des Bäckers ein
Brödchen stiehlt.
Der eine der gebildeten Gesellschaft an-
gehörige, (gleich ob er selbst stiehlt oder
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Auftrag zum Stehlen gibt), sagt vielleicht,
ich bin zu sehr Liebhaber, was ich mir mit
Geld nicht verschaffen kann, habe ich mir
daher auf andere Weise zu verschaffen ge-
sucht; — der andere sagt aber noch mit
viel kräftigeren Gründen, ich war halb ver-
hungert und ich habe genommen wozu ich
kein Geld hatte, um es zu kaufen!!
Wir anerkennen, dass es allerdings noch
ein anderes Stehlen in öffentlichen Gärten
gibt, das ist das Stehlen um des Gewinnes
Leider geschieht aber auch dieses
meist in Veranlassung und Auftrag von
Pflanzenfreunden. Falsch erscheint es uns,
dass in solchen Fällen nur der Dieb und
nicht auch der Auftraggeber vom Gesetze
bestraft wird.
Das Publikum ist fast eben so sehr bei
Diebstählen in öffentlichen Gärten betheiligt,
wie der Obergärtner oder Director des In-
stituts. Den der die Pflanzen gepflegt hat,
der sich über solche innigst freute, den
schmerzt der Verlust oder die Zerstörung
des eben Hergestellten allerdings empfind-
lich. Das Publikum bedenke aber, dass,
wenn es nicht mithilft, solche öffentliche
Gärten zu schonen und in Schutz zu neh-
men, doch nur das Publikum am meisten
dabei leidet. Die Liebe und Freude des
Gärtners muss durch solchen Frevel einer-
seits abgeschwächt werden, oder derselbe
findet, das Publikum sei der Beachtung, die
diesem gewidmet ward, nicht werth und
nimmt alle guten und werthvollen Pflanzen
unter besonderen Verschluss, wo solche nur
von Wenigen gesehen werden können.
c) Expedition nach dem Norden.
Nach dem Norden Neuholland’s ist eine
grossartige Expedition abgegangen. Die-
selbe steht unter einem obersten Befehls-
haber. Ein ganzes Schiff ward für diese
Expedition eingerichtet, die aus 20 Officieren
und 100 Mann und verschiedenen Naturfor-
schern besteht. Behufs der Expeditionen
von der Küste in das Innere des Landes
sind derselben 45 Pferde und 10 Zugochsen
etc. beigegeben. Im December 1868 verliess
diese Expedition Melbourne.
Aus brieflichen Berichten, die vom
Herrn Homeyer stammen und die wir der
willen.
ER
ENG
ER
RS
II.
Güte des Herrn Schomburgh in Adelaide
verdanken, geht hervor, dass die Expedition
am 5. Februar 1869 den Port Darwin an
der Nordküste Neuholland’s erreichte. Es
ist das ein am Timor-Meer liegendes Bassin
von 5—6 Meilen Länge und 5—4 Meilen
Breite mit einer durchschnittlichen Wasser-
tiefe von 55—100 Fuss, so dass dieser Ha-
fen den grössten Schiffen einen sichern An-
kergrund gestattet. Hier warf das Schiff
Anker und die Expedition betrat das feste
Land an der Nordküste. Als Botaniker für
diese Expedition fungirt Herr Friedrich
Schultz und als Assistent desselben Herr
Homeyer. Also 2 Deutsche sind es, die
im fernen Neuholland den reichen Norden,
der ein tropisches Klima besitzt, in Bezug
auf dessen Pflanzenschätze erforschen sollen.
Der deutsche Michel ist sich aber überall
gleich und schon auf der Reise zu Schiffe
brach der Krieg zwischen den beiden Ge-
lehrten aus, so dass der Assistent bald einer
andern Abtheilung der Expedition beige-
geben ward, während das mitgenommene
Material zum Sammeln dem Botaniker Hrn.
Schultz blieb.
Am 4, Mai 1869, im Port Darwin, hat
der Botaniker Schultz schon die erste Liste
der gesammelten Pflanzen und Samen, im
Ganzen 254 Nummern gedruckt. Diese Liste
liegt vor uns und ist so zweckmässig, dass
wir deren Einrichtung hier noch erläutern.
Jede Art trägt statt jeder Bezeichnung
nur eine Nummer in der ersten Columne.
In der zweiten findet sich das Datum, wann
gesammelt, in der dritten die Angabe der
Bodenverhältnisse, wo die Pflanze wächst.
Fernere Columnen enthalten die Angabe der
Höhe der Pflanze, ob solche einjährig, peren-
nirend, strauchartig oder baumartig oder
schlingend, die Farbe des Stammes, der
Blätter, des Kelches, der Blumenblätter, der
Staubfäden, des Griffele und endlich noch
besondere Bemerkungen. Wir finden ein
solches Schema um so zweckmässiger, als
es Bemerkungen enthält, die bei der Unter-
suchung nützlich und ohne besondere Auf-
zeichnung verloren gehen. —
Die Flora ist nach Herrn Homeyer’s
Bericht um Port Darwin reich und üppig,
Notizen. 95
wenn gleich nicht so üppig wie z. B. die
der tropischen fruchtbaren Gegenden Bra-
silien’s. Die Waldungen sind gleich denen
Südaustralien’s, nicht undurchdringlich dicht
gleich tropischen Waldungen, sondern licht
und leicht, enthalten dagegen eine grosse
Mannigfaltigkeit von Arten und Gattungen,
Wie im Süden Australien’s, so sind auch
hier noch die Eucalypten die vorherr-
schende Baumform, daneben aber Baumfor-
men der Tropen, als Sterculien, Terminalien,
Ficus, Coccoloben, Simaruben, Meliaceen. —
Das Unterholz bilden Hakea, Grevillea, Cy-
cadeen, ein schöner grossblätteriger Hibis-
cus und andere strauchige Malvaceen, ran-
kende Convolvulaceen und Leguminosen.
Dazwischen wachsen üppige 8—10 Fuss
hohe Gräser, welche dem Vordringen grös-
sere Schwierigkeiten als das licht wachsende
Gemenge der Holzgewächse entgegensetzen.
Als Epiphyten gedenkt Herr Homeyer
eines schönen Epidendrum und einer bis 15
Fuss an den Bäumen emporkletternden ei-
genthümlichen Osmundacee, welche nur an
der Spitze ihrer kletternden Zweige die
fructifieirenden Blätter bildet.
Im Gegensatz zu Südaustralien fällt im
Norden den Winter hindurch viel Regen
und selbst noch im Laufe des April gab es
fast täglich noch starke Regengüsse. In
Folge dessen ist die Zahl der verschiedenen
Farn (Filices) ziemlich reich. Nicht sind
es baumartige Formen, die hier vorkommen,
sondern Arten von kleineren Grössenverhält-
nissen in den mannigfachsten Gestaltungen.
So arbeitet sich aus dem dichten Gestrüpp
ein gleich einem Tropaeolum windendes
Farn empor, mit zartem Stengel und Blät-
tern, die denen einer Paris gleichen. Ein
anderes Farn baut sich dichotom in Schirm-
form auf, wird nur !/, Fuss hoch und trägt
seine Fruchtwedel in Form eines Corymbus>
so dass es an einen Cyperus erinnert. Die-
ses kleine seltsame Farn scheint sehr selten
zu sein, da bis jetzt nur an einem Wasser-
falle oberhalb „Peels Wells“ einige Exem-
plare gefunden wurden. Von der Gattung
Adiantum sah der Berichterstatter nur
eine Art, die gleich vielen Asplenium-Arten
an den Spitzen der Wedel allenthalben junge
26
Pflänzchen bildet, die sich sofort bewurzeln.
Merkwürdig ist es, dass trotz dieser schnel-
len Art der Vermehrung doch bis jetzt nur
wenige Exemplare dieses Farns gefunden
wurden.
In Betreff der Culturfähickeit des Bo-
dens glaubt Herr Homeyer, dass auf dem
schwarzen Morastboden, der zur Regenzeit
unter Wasser steht, die Cultur des Reis und
des Zuckerrohrs, und auf dem trocken lie-
genden braunen eisenhaltigen Boden die
Cultur der Baumwolle sehr gute Resultate
geben müsste. Da wo in den Morästen
(Swampo) das Wasser den grössten Theil
des Jahres stehen bleibt, wächst eine blaue
Nymphaea (N. gigantea?). Auf höher lie-
gendem Boden kommt auch eine Palme mit
hohem Stamme vor, mehr im Innern soll
diese Palme in Trupps von 40—50 Exem-
plaren wachsen. Dieselbe wird als Kohl-
palme bezeichnet, dürfte aber kaum die Eu-
terpe oleracea sein.
Aus einlässlichen Berichten mehrerer
anderer Theilnehmer der Expedition, die
wir aus „The South Australian Register“,
einer täglich in Adelaide erscheinenden Po-
litischen Zeitung vom Riesenformat der
Times entnehmen, spricht sich zunächst die
allgemeine Ansicht aus, dass Darwin-
Hafen ein ganz vorzüglicher Hafen sei,
wo bald eine dauernde Ansiedelung zur Co-
lonisation des Nordens Australien’s gegrün-
det werden müsse.
Nachdem die Expedition das Adelaide
gegenüber liegende Känguruh-Land aus der
Sicht verloren,' war Savoo-Island das erste
Land, das sie in Sicht bekam. Es ist das
eine kleine im Südwesten von Timor lie-
gende Insel. Nun kamen Ratte -Island,
Damo und ein Theil der Südküste von Ti-
mor in Sicht. Die mächtigen Vulkane von
Timor waren auf eine Entfernung von 90
Meilen (engl.) sichtbar.
Am 5. Februar warf die Monta im
Darwin-Hafen Anker, alle Theilnehmer der
Expedition vollständig gesund und nur 2
Pferde hatte man verloren. Alle Berichter-
statter stimmen darüber überein, dass der
Pflanzenwuchs üppig sei. Stellenweise der
Boden trocken und mit vielem gutem süs-
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
sem Wasser, stellenweise weite Sümpfe, in
denen die Pferde oft bis zum Sattelknopi
einsanken und ein äusserst üppiger Gras-
wuchs; das Gras 6—7 Fuss hoch, so dass
der Reiter zu Pferde im Grase verschwindet.
Die Waldungen enthalten gutes Bauholz, der
Boden fruchtbar, so dass alle Bedingungen
zu einer Colonie vorhanden.
Die Einwohner sind ein kleiner Schlag
von Negern von erbärmlichem Aussehen,
besonders die Weiber entsetzlich elend und
hässlich, aber dabei gutmüthig und unge-
fährlich.
Das Bauholz stark und dick und von
sehr geradem Wuchs. In den Vertiefungen
der Pflanzenwuchs sehr dicht und üppig,
Bambusen und Schlingpflanzen machen das
Vordringen hier sehr schwierig. Die Felsen
der an 80 Fuss hoch sich erhebenden Küste
oder wo solche zu Tage treten, bestehen
aus Eisenstein (ironstone) und Quarz. Von
Vögeln sieht man schöne Papageien, Tau-
ben, Geier, Pelikane u. s. w. Fische und
Krabben in zahlreicher Menge. Landthiere
dagegen fast gar nicht, nicht einmal Kängu-
ruh’s. Muskito’s sind selten, doch sagen
die Einwohner, dass diese lästigen Thiere
zur heissen Jahreszeit häufiger seien. Da-
gegen findet sich in allen Wäldern eine
grüne Ameise massenhaft, welche empfind-
lich beisst und das Wandern durch die Wal-
dungen sehr erschwert.
Im Uebrigen sind alle Berichterstatter
einmüthig in Betreff des guten sicheren Ha-
fens, des schönen und fruchtbaren Landes
und stellen Darwin-Port jedem der anderen
Hafenplätze und Colonien Südaustralien’s
vollständig gleich oder noch über solche.
Schliesslich wollen wir noch bemerken,
dass die Expedition eine Typographie am
Bord hat und dass aus den Berichten der
verschiedenen Theilnehmer sofort eine Zei-
tung „Monta Herald and Northern Territory
Gazette“ am Bord des Schiffes gedruckt
wird, welche alle Wochen einmal erscheint
und so oft als Gelegenheit nach Süd-Austra-
lien gesendet wird. (E. R.)
3) Mittel gegen kranke Birnen.
Hr. E. Baltet hat bei kranken Birnen,
IV. Literatur.
namentlich bei der fleckigen Winter-
doyenne die Schwefelung mit grösstem
Erfolge angewendet, welche wohl bei allen
krankhaften Erscheinungen von Obstgattun-
gen angewendet werden könnte. Baltet
beschreibt sein Verfahren (Rev. hort. 1869
p. 224) und gibt an, die erste Schwefelung
vorzunehmen sobald sich die Frucht ansetzt,
dann sobald sie sich wendet, nämlich wenn
der Nabel gegen unten hängt. Auf diese
Schwefelung entwickeln sich die Früchte re-
gelmässig, verlieren ihre Flecke, ihre fast
steinige Härte und wachsen weiter.
4) Die Blutlaus. Auf den Apfel-
bäumen am Rhein fand Baron Babo im
heurigen Frühjahre die Blutlaus (Schizo-
neura lanigera Htg.); diese lebt in Gesell-
schaft, bohrt sich fest in den Ast und lässt
sich erkennen durch einen weissen Baum-
wollenknäuel; in Folge des Aufsaugens der
Nahrungssäfte entsteht eine Schwächung in
der Vegetation des Baumes, die Blätter wer-
den gelb, fallen ab und im Spätjahre zeigt
N.
1) R. W.A. Wörmann, der Garten-
Ingenieur. Achte Abtheilung. Das
Praktische Feldmessen und seine An-
wendung in der Gärtnerei. Berlin bei
Ernst Schotte u. Comp. Mit 7 Tafeln.
Wir haben dieses vorzügliche Buch
schon wiederholt besprochen und freuen uns,
wieder eine neue Abtheilung desselben an-
zeigen zu können. Die Anleitung, welche
in denselben zum Vermessen von Grund-
stücken und zur Uebertragung von Plänen
auf Grundstücke gegeben ist, ist so fasslich
und gut geschrieben und baut von den ein-
fachsten Aufgaben zu den complizirteren so
logisch auf, dass wir kein besseres Buch in
dieser Richtung kennen, an dessen Hand
der Unerfahrene bald sich in das Wesen
N
sich ein verdorrtes Astgeripp mit Hunderten
von jaustgrossen Auswüchsen, die aus un-
regelmässigen Zellenmassen gebildet und in
Folge der Vergrösserung der Wunden und
durch Vermehrung der wolligen Theile ent-
standen sind. Bemerkenswerth ist, dass
dieses Insekt keine anderen Obstbäume, wie
Birnen, Pflaumen etc angreift, wenn sie
auch unter Äpfelbäumen vermengt sind, sie
bleiben alle verschont. Zur Vertilgung die-
ser Blutlaus ist es nöthig, kaum dass die
ersten Anfänge an dem Baum durch die
weisse Wolle sichtbar sind, diese Stellen
allsogleich mit Bürsten zu bearbeiten oder
mit Theer zu bestreichen — letzteres Mittel
ist vorzuziehen, da dadurch nicht allein das
Thier getödtet, sondern auch die Fortschlep-
pung der Wolle verhindert wird, indem sie
zusammenklebt und somit unschädlich ge-
macht wird. — Schliesslich bemerkt Baron
Babo (Weinlaube), dass durch Baumsen-
dungen solches Insekt sehr leicht verbreitet
wird. (S—.)
Literaiur.
der Sache sicher und leicht hineinfinden
kann. Auf den beigegebenen Tafeln sind
ausserdem die Aufgaben erläutert, so dass
jeder sich leicht zurecht finden wird, der an
der Hand des geehrten Verfassers von den
einfachsten Aufgaben zu den schwierigeren
weiter geht. Es ist daher diese Abtheilung
nicht blos dem Gärtner zum Selbst- Unter-
richt, sondern besonders auch zum Leit-
faden an Gartenbau- und Landwirthschaft-
lichen Schulen zu empfehlen.
(E. R.)
2) Dr. A. Engler, Index criticus
specierum atque synonymorum
generis Saxifraga. Vindobonae
1869. Besonderer Abdruck aus den
28
Verhandlungen der Zoologisch - Bota-
nischen Gesellschaft in Wien.
Eine alphabetische Aufzählung aller bis
jetzt beschriebenen Saxifraga-Arten nebst
vollständiger Synonymie und Citaten. Eine
vorzügliche und gleichzeitig schr nützliche
Arbeit, die nur den Wunsch erweckt, dass
von allen schwierigen Gattungen derartige
eritisch bearbeitete Verzeichnisse existiren
möchten. (E. R.)
3) Fr. v. d. Osten-Sacken und F. J.
Ruprecht, Sertum Tianschanicum.
Botanische Ergebnisse einer Reise im
mittleren Thian-Schan. Extraabdruck
aus den Memoires de l’Academie des
Sciences de St. Petersbourg tom. XIV.
N. 4 —
Es ist das der Bericht über eine Reise
in das Gebirgsland westlich und südwest-
lich vom Issyk-Kul See. Diese Gegend ist
nur theilweise früher von Semenow nach
Pflanzen durchforscht worden. Baron Osten-
Sacken kam aber viel mehr nach Südwesten
als Semenow und brachte wie der Letztere
eine reiche Ausbeute von Pflanzen mit, die
der Akademiker F. J. Ruprecht bestimmt
hat. Eine ziemlich bedeutende Zahl von
Arten sind vom gleichen Autor in diesem
Werke als neue Arten beschrieben. Baron
Osten-Sacken stieg bis über 12,000 Fuss
hoch und fand gleich Semenow in den obe-
ren Regionen dieser als „Mittler Thian-
Schan“ bezeichneten Gebirgszüge eine reiche
Alpenflora, die theils viel Aehnlichkeit mit
der des Altai, theils mit der des Himalaya
hat. — (E. R.)
4) Nestel’s Rosengarten, in der
Schweizerbart’schen Verlagshandlung
in Stuttgart.
Es geht dieses Werk lieferungsweise
weiter und ist jedem Rosenfreund als ein
elegantes schönes Werk für den Salontisch
zu empfehlen. Die Zeichnungen von Anna
Peters und der Farbendruck von W. G.
Bausch sind wahrhaft meisterhaft und wir
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
können mit voller Ueberzeugung sagen, dass
nirgends bessere Abbildungen von Rosen
erschienen sind , als diese Nestel’s Rosen-
garten in gross Octav bringt. Jedes Heft
bringt 3 Tafeln. Ein älteres z. B. vor uns
liegendes Heft von 1869 enthält:
Rosa Jean Touais, schöne tief-
rothe grosse gefüllte Blume aus der
Gruppe der remontirenden Rosen.
R. Belle Normande. Sehr dicht
und regelmässig gefüllte rosarothe
Blume der gleichen Abtheilung.
R. Anna Alexiff. Tief rosarothe,
dicht gefüllte remontirende Rose.
(E. R.)
5) M. Woronin, Mikroskopische
Untersuchungen. (Microspisches-
kia Isledowania. C. Petersburg 1869).
In Quart mit 6 Tafeln.
Enthält die Entwickelungsgeschichte von
3 Pilzen, nämlich von Sphaeria Lemaneae
Cohn. Sordaria fimiseda D. Ntirs. und Ar-
throbothrys oligospora Fresen., begleitet von
vorzüglichen Zeichnungen der verschiedenen
Entwickelungszustände, vom Autor selbst ge-
zeichnet.
6) Bericht über die Verhandlun-
gen der Section für Obst- und
Gartenbau der Schlesisehen Ge-
sellschaft für vaterländische
Cultur im Jahre 1868.
Ausser den laufenden Verhandlungen
und Angelegenheiten des Vereines finden
wir da verschiedene ganz interessante Ab-
handlungen, von denen wir kurz hier die
Resultate unseren Lesern mittheilen:
Niedrige buschige vollblühende
Exemplare von Pyrethrum (Chrysan-
themum) sinense zieht der Hr. Handels-
gärtner Kühnau, indem er im Juni Steck-
linge macht und dann in ein Mistbeet aus-
pflanzt. Im Herbste werden dieselben in
Töpfe gepflanzt und liefern breite niedrige
vollblühende Exemplare. Früher gemachte
Stecklinge liefern zu hoch werdende Exem-
plare. Wiederholt gestutzte Exemplare
DR. PER
IV. Literatur,
blühen nur spärlich und später gemachte
Stecklinge bleiben zwar sehr niedrig, be-
wurzeln sich aber nur sehr wenig und ver-
ästeln sich wenig. — Diese Bemerkungen
gelten jedoch nur für die spätblühenden Va-
rietäten von Chrysanthemum, die frühblühen-
den Abarten werden schon an und für sich
nicht hoch und blühen reich in niedrigen
Exemplaren.
Der gleiche Verfasser empfiehlt Schi-
zostylis coccinea zum Herbstflor im
Kalthause und für den gleichen Zweck Tri-
eyrtis hirta. Um von letzterer Pflanze nied-
rige reichblühende Exemplare zu erhalten,
pflanzte derselbe Exemplare mit nur einem
Triebe im März einzeln in Töpfe. Im Mai
wurden diese Exemplare auf ein sonniges
Beet im Freien verpflanzt. Als die Stengel
5 Zoll hoch waren, wurden denselben die
Spitzen abgekneipt, worauf solche allerdings
anfänglich nur langsam viele Seitentriebe
zeigen. Wenn sich im September Blüthen-
knospen zu zeigen beginnen, werden die
Exemplare in Töpfe gepflanzt und liefern
bis zum October fusshohe schönblühende
Pflanzen mit 5—8 Seitenzweigen.
General-Lieutenant v. Jacobi empfiehlt
sehr, Stadt-Anlagen durch Anlegung guter
Wege tür ihren Zweck noch entsprechender
zu machen.
Herr Kühnau empfiehlt Coronilla
glauca als Kronenbäumchen zu ziehen,
Ende Mai naclı der Blüthe schneide man
die Exemplare zu diesem Zweck zurecht, in-
dem man ihnen einen 2—3 Fuss hohen
Stamm lässt und die Krone so gut formirt
als dies angeht. Nun pflanzt man solche
in’s freie Land auf guten Gartenboden und
stutzt im Sommer nur zuweilen einzelne der
zu stark wachsenden Zweige der Krone,
Im Herbst pflanzt man vorsichtig ein und
stellt die Pflanzen in einem Kalthause so
auf, dass die Krone frei und licht steht. Die
folgenden Frühjahre blühen derartige Exem-
plare ausserordentlich reich und schön. Man
giesse stark ausgewurzelte Exemplare wö-
ehentlich 2 Mal auf den feuchten Ballen mit
füssigem Dünger. Ein solcher Guss ver-
hindert das Abfallen der Blätter und bedingt
reichlicheres und länger andauerndes Blühen.
29
Ausserdem enthält das in Rede stehende
Buch noch viele gute Erfahrungen und Ar-
tikel, so über Promenalen von Loesener,
über den Schnitt des Weinstockes von Bra-
gulla, über Herstellung eines kranken Cycas
von Grunert, über Cultur der Gunnera
scabra im freien Lande von Grunert, über
Decoration kalter ‘Gewächshäuser im Som-
mer von Schlegel, etc. (E. R.)
7) Dr. H. Karsten, der Chemismus der
Pflanzenzelle, eine morphologisch-che-
mische Untersuchung der Hefe mit
Berücksichtigung der Natur, des Ur-
sprungs und der Verbreitung der Con-
tagien. Wien 1869 bei W. Braumiüller.
Diese Schrift Karsten’s einlässlicher zu
besprechen, gehört nicht in das Bereich der
Gartenflora.. Es genüge daher hier zu sa-
gen, dass Herr Karsten mit der Mehrzahl
der Forscher die Urerzeugung der Zelle in
der Hefe nicht anerkennt und die Zellbildung
in den verschiedenartigen Hefen (Weinhefe,
Bierhefe, Essighefe etc.) auf Keime zurück-
führt, die aus der Luft oder schon mit den
zur Hefe verwendeten Stoffen in die Hefe
übergeführt werden.
Weiter haben seine Untersuchungen
Herrn Karsten zur Ueberzeugung gebracht,
dass die Hefepilze keine selbstständigen Or-
ganismen, sondern nur auf niederer Stufe
der Ausbildung verharrende Bildungsstadien
höher entwickelter Schimmelpilze seien, in-
dem Herr Karsten selbst aus den Hefepilzen
verschiedene Schimmelpilze (Mucor, Pene-
eillium etc.) erzogen.
Weiter stellt Herr Karsten in Folge sei-
ner Untersuchungen die Ansicht auf, dass
aus den gleichen Hefepilzen, je nach Ver-
änderung der Nahrung, die gegeben werde,
verschiedene Pilzformen sich entwickelten.
Endlich nimmt Karsten mit Hallier an,
dass Hefeformen (Microsporon, (Micrococeus),
Achorion und Trichophyton (Oidium), oder
überhaupt Mycelien und Gonidien von Pil-
zen) auf der Haut des menschlichen Körpers
ihre eigenthümliche Weiterbildung je nach
den Eigenthümlichkeiten der betreffenden
Haut oder der Prädisposition zeigen und so
30
die Verbreiter der Contagien und Miasmen
werden.
In ganz kurzen Worten geben wir den
Inhalt dieser Schrift, die wir allen denen
empfehlen, die sich für diese Studien inte-
ressiren. Zu bemerken sei es uns erlaubt»
dass das Gebiet der Untersuchungen, wel-
ches Herr Dr. Karsten betreten hat, zu den
allerschwierigsten gehört, wo Täuschungen
selbst bei der grössten Exactität sehr leicht
möglich.
Herr Karsten dürfte daher in Betreff
mehrerer der ausgesprochenen Ansichten
zahlreiche Gegner finden. Selbst der Re-
ferent, der von der möglichsten Exactität
von Karsten’s Beobachtungen vollständig
überzeugt, ist schon a priori in einzelnen
Punkten entgegengesetzter Ansicht, soferne
Karsten’s Beobachtungen nämlich nicht mit
früher gefundenen und zahlreich bestätigten
Gesetzen übereinstimmen.
Wir glauben, dass Herr Karsten durch-
aus Recht hat, wenn er die Ansicht aufstellt,
dass die Hefepilze nur ein niedriges Ent-
wickelungsstadium von verschiedenartigen
Schimmelpilzen seien, welche gleich den |
Uredo- und Puccinia-Arten in diesem
niederen Entwickelungs- Stadium verharren,
so lange ihnen nicht die geeigneten Ver-
hältnisse zur Entwickelung zum höher orga-
nisirten Schimmelpilz geboten werden. Wir
bezweifeln ferner Karsten’s Beobachtungen,
dass sich je nach veränderter Nahrung auch
verschiedene Arten von Schimmelpilzen aus
den Hefepilzen bildeten, durchaus nicht. Wir
halten aber im Uebrigen an dem allgemein
gültigen Gesetz fest, dass z. B. aus den von
Mucor- oder Penicillium-Sporen entstan-
denen Hefenpilzen sich auch nur wiederum
Mucor oder Pencillium bilden kann,
aber nicht bald das eine, bald das andere
oder irgend eine andere Pilzform. Je nach
den veränderten Verhältnissen werden eben
nur die von den einen oder den andern
Schimmelpilzen stammenden und in ihren
einfachsten Formen einander sehr ähnlichen
Hefepilze zur höheren Entwickelung kom-
men könsen, die andern aber sich nicht
weiter entwickeln.
Ein ebenso dunkles Gebiet ist das der
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Contagien und Miasmen bei Menschen und
Thieren. Von den pflanzlichen Organisınen,
die dabei gefunden werden, ist noch nir-
gends nachgewiesen, dass solches die Urhe-
ber und Verbreiter der Krankheit sind. Ja
es ist dies nicht einmal wahrscheinlich, da
diese einfachsten Pilzformen immer vorhan-
den, die Contagien und Miasmen aber glück-
licher Weise nicht immer auftreten. Den
Stoff, der solche bedingt zu entdecken, wird
der Wissenschaft wohl noch gelingen, aber
ob Formen von Hefepilzen in
der Vegetation im thierischen Organismus
erzeugten Abänderungen solche erzeugen,
dafür dürfte auch Karsten’s Schrift den Be-
weis noch nicht leisten, wenn schon die
Frage dadurch wieder um einen Schritt wei-
ter geführt ist. (E. R.); ’
8) Bulletin de la Societe Royale
de Botanique de Belgique. Tom.
VII. N. 1. Bruxelles 1869.
Enthält folgende Abhandlungen:
F. Van Horen, Beobachtungen über
die Physiologie der Lemnaceen.
A. Cognac, Musci pleurocarpi der
Belgischen Flora. Dieselben sind
nach der analytischen Methode zu-
sammengestellt und die Charaktere
sind nur von der Stellung, Nervatur
und Form der Blätter genommen.
L. Pire, Beschreibung der
acrocarpi der Flora Belgiens,
Musei
A, Martinis, über Alsine
Dumotrt.
pallida
E. Marchal, Aufzählung der in der
Umgegend von Vise wachsenden
Moose.
9) Bulletin de la Societe Impe-
riale des Naturalistes de Mos-
cou, 1859. Heft 3.
Enthält die bei der Humboldtfeier in
Moscau von Trautschold, Schurowsky, Liu-
bimow, A. Fischer von Waldheim, Weinberg
und G. Fischer von Waldheim gehaltenen
Reden in Russischer Sprache.
Da in ni cn |
Bi
h
>
ihren bei
V. Neuestes.
10) D. Hooker, Bericht über den Bota-
nischen Garten in Kew für das Jahr
1868. —
Die Zahl der Besucher war 1868 im
Ganzen 502,369. Im Uebrigen bespricht der
Bericht die neu ausgeführten Baulichkeiten
und Pflanzungen im Garten, den Zugang
von lebenden Pflanzen, Herbarien und Ge-
genständen des Museums. Lebende Pflanzen
empfing das Institut im Ganzen 2316 Exem-
plare, Samen 3302 Päckchen und das Her-
barium empfing die grosse Sammlung von
20,000 Arten von M. G. Gay und ausserdem
12,800 Nummern von verschiedenen Seiten.
11) Carter, Practical Gardener.
London, E.Marborough and Comp. 1869.
Dieses kleine Gartenbuch im Preise von
1 Sh. hat in Zeit von wenigen Monaten die
3. Auflage, und zwar jede Auflage zu 10,000
Exemplaren, erlebt. Dasselbe gibt zunächst
eine Uebersicht der Arbeiten im Garten und
Gewächshause nach den Monaten. Dann
gibt es Zeichnungen von Blumengruppen
nebst Angabe zu deren Bepflanzung und
schliesslich wendet sich der Verfasser zur
Besprechung einzelner der beliebteren Gar-
tenpflanzen, wie z.B. von Auriceln, Calceo-
larien, Fuchsien, Rosen etc. (E. R.)
YV. Neu
1) Berichtigungen zur Preisliste
der Internationalen Gartenbau-Aus-
stellung zu Hamburg.
Es erhielten nachträglich:
Herr Hofgärtner H. Wendland, Her-
renhausen für Conophallus bullifer S.
eine goldene Medaille.
Herr F. L. Stueben, Hamburg für
2 Paar Lorbeerbänme eine silberne Medaille.
Herr Fr. Harms, Eimsbüttel für 3
hochstämmige buntblätterige Zonale -Pelar- '
31
12) Peziza Kauffmanniana Tich.
Herr Tichomirow hat diesen Pilz als
einen Schmarotzer am Hanf entdeckt. Das
Sclerotium des Pilzes bildet sich in sehr
verschiedenartiger Gestalt, von bald sphäri-
scher, bald walzenförmiger Form in der
Höhlung des Hanfstengels. Aus diesen Scle-
rotien entsteht im folgenden Jahre, wo
solche in der Erde zum Keimen kommen,
der vollkommene Pilz von becherförmiger
Gestalt, den Tichomirow nach Herrn Pro-
fessor Kauffmann genannt hat.
15) Notiser ur Sällskapets pro
Fauna et Flora Fennica. Tionde
Häfted, Med tvä Taflor och än Karta,
Helingfors 1869.
An Botanischen Abhandlungen enthält
dieses Heft:
W. Nylander, Observationes eirca
Pezizas Fenniae,
P. A. Karsten, Monographia Peziza-
rum fennicarum.
Otto E. A. Hjelt, L.J. Prytz, Florae
Fennicae Breviarium. Ex schedulis
auctoris continuatio.
(E. R.)
estes®
gonien eine silberne und eine broncene
Medaille.
Herr H. Tümler, Hamburg für 25
Sorten Verbenen eine silb. Medaille.
Herr J. J. Schröder, Hamburg dito
eine bronc. Medaille.
Herr Fr. Harms, Eimsbüttel für 5
Stück hochstämmige. Heliotrop. eine silb.
und eine bronc. Medaille.
Herr F. Gloede, Beauvais für eine
im Freien ausgepflanzte Gruppe Gladiolus
eine silberne Medaille.
32
Herr Universitätsgärtner W. Hochstet-
ter, Tübingen für ein Coniferen - Herba-
rium eine goldene Meäaille.
Herr Angelo Socola, New-Orleans
für ein Sortiment von Reisarten eine silb.
Medaille.
2) Die Kaiserlich Russische Gartenbau-
Gesellschaft hat narhträglich eine grosse
Zahl von Medaillen, sowohl Exponenten, als
andern um die Ausstellung verdienten Per-
sonen ertheilt. Die vollständige Liste die-
ser nachträglich zuerkannten Preise geben
wir in der folgenden Nummer zugleich mit
der Liste der Allerhöchst bewilligten Aus-
zeichnungen.
3) An die Stelle des seitherigen Präsi-
denten der Kaiserlichen Leopoldinisch-Caro-
linischen deutschen Akademie der Natur-
forscher, des Dr. C. G. Carus, gestorben
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
am 28. Juli 1869 in Dresden, ist Professor
Behn in Hamburg zum Präsidenten ge-
wählt worden.
4) Ausstellungen. Die K. K. Gar-
tenbau -Gesellschaft in Wien hat Ende Sep-
tember eine Herbst- Ausstellung veranstaltet,
von der das Organ dieser Gesellschaft, der
Gartenfreund in Nr. 10 eine einlässliche Be-
schreibung gibt.
5) Von der Internationalen Gartenbau-
Ausstellung und Congress in St. Petersburg
hat Herr O. M. Baum, Director der Gar-
tenbauschule zu Pensa, einen Bericht in
Russischer Sprache herausgegeben. Der
Bericht dieser Ausstellung in der Garten-
flora ist auch als besonderer Abdruck ver-
theilt worden und in Russischer Sprache in
den Westnik der Gesellschaft übergegangen.
Be
Taf 642.
PRO
%
Necrolog
von Ferdinand Jacob Ernst Enke.
Der Unterzeichnete ergreift dieses Mal mit Wehmuth die Feder, Gilt
es doch einem Manne den Nachruf zu weihen, mit dem derselbe seit mehr
denn 19 Jahren in der lebhaftesten Correspondenz und in herzlichen freund-
schaftlichen Verhältnissen gestanden, dem Manne, der in Verbindung mit dem
Unterzeichneten die Gartenflora gegründet und durch die schweren Zeiten
des Anfanges bis auf die jetzige Zeit hindurch geführt hat,
Ferdinand Jacob Ernst Enke, dessen Portrait unsere Leser auf
Tafel 642 erhalten, ward am 8. October 1810 zu Erlangen geboren und starb
am 8. December 1869. Schon in seinem siebenten Jahre verliess F. Enke
das elterliche Haus, um in dem Dittmar’schen Institute zu Nürnberg seine
erste Bildung zu erhalten. Sein Vater, der Universitätsbuchhändler J. E. Enke,
hatte F. Enke als seinen ältesten Sohn zum Buchhändler bestimmt und
schiekte denselben nach seiner Confirmation im dreizehnten Lebensjahre in
die Buchhandlung von Vandenhoeck und Ruprecht in Göttingen in die
Lehre. In diesem gastlichen Hause, dessen sich so mancher von seinen Stu-
dienjahren in Göttingen mit Dankbarkeit und Liebe erinnert, fand auch
F. Enke eine herzliche Aufnahme, wie für das eigene Kind ward ihm Sorge
getragen und noch im späteren Lebensalter erinnerte er sich mit dankbarem
Herzen seiner Lehrzeit in diesem Hause *).
Es ist ein lebendiges Zeugniss des lebendig strebenden Geistes unseres
verewigten Freundes, dass er sich nicht blos dem praktischen Theile des |
Buchhandels mit energischer Kraft widmete, sondern dass ef IM den wenigen
*) Einige Jahre nachdem F. Enke Göttingen verlassen, war dem Referenten vier
Jahre lang der stete Zutritt zu den Familienzirkeln der damaligen Chefs dieses
Hauses, Ruprecht und Dankwärts gestattet. Beide nebst ihren liebenswürdigen
Gattinnen haben schon lange das Zeitliche gesegnet, der warme herzliche Dank
so vieler ist denselben gefolgt.
II, 1870, 3
34 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Musestunden auch noch seine theoretischen Studien eifrigst fortsetzte. Das
ersparte Taschengeld diente dazu, den Privat-Unterricht in den alten Spra-
chen zu bezahlen und so machte seine eiserne Willenskraft es möglich, wäh-
rend seiner Lehrzeit in Göttingen auch das Maturitätsexamen an dem Gym-
nasium zu absolviren. Es war nämlich unseres F. Enke Lieblingswunsch,
sieh dem Studium der Medicin zu widmen. Obgleich diesem nun niehts mehr
im Wege stand, so fügte er sich doch dem dringenden Wunsche seines Va-
ters, den schon ergrifienen Beruf eines Buchhändlers nicht aufzugeben. Es
ist dies einer der schönsten Züge in dem Charakter unseres verewigten
Freundes, dass nachdem sein energischer Wille die Schranken durchbrochen,
die ihn von der Erreichung seines Lieblingswunsches trennten, er als gehor-
samer Sohn sich den Wünschen seines Vaters fügte,
Im ferneren Verlaufe seiner Ausbildung als Buchhändler war F, Enke
Geschäftsführer bei Kesselring in Hildburghausen, Commis bei Bon in Königs-
berg, in der Rieger’schen Buchhandlung in Augsburg und endlich bei Heub-
ner in. Wien. Sein lebhaftes heiteres Gemüth, sein treuer und redlicher Cha-
rakter, seine Tüchtigkeit und ausdauernder Fleiss gewannen ihm, wo er hinkam,
| die Liebe und Achtung von Freunden und Vorgesetzten.
N Am 27. December 1836 vermählte sich der Verewigte mit Natalie
Emma Frieda Leidner und am 1. Januar 1837 übernahm er die von sei-
nem Vater überlassene Sortimentsbuchhandlung in Erlangen. Seinem Drange,
i die höchsten Stufen zu erklimmen, war sein Geschäftskreis aber bald zu
| enge und so gründete er schon 1838 sein Verlagsgeschäft, das im Laufe der
|| Zeit sich würdig an die Seite der geachtetsten und bedeutendsten Verlags-
| handlungen Deutschlands gestellt hat.
| Als Verlagsbuchhändler war er fern von jenem kleinlichen und ängst-
| lichen Bedenken. Gründliche Einsicht einerseits, aber auch Wohlwollen und
Liebe zur Sache, leiteten seine vielseitigen Unternehmungen. So zeigte sich
‘ in seinen Verlagsartikeln die Lieblings-Neigung der Jugend. Dr. Cannstatt’s
| Pathologie und Therapie war sein erstes Verlagswerk und überhaupt traten
Mediein, Naturwissenschaften, sowie auch Jurisprudenz unter seinen zahlrei-
chen Verlagsartikeln in den Vordergrund. Von dem Dahingeschiedenen ging
die erste Idee zur Herausgabe der grossen Sammelwerke über „Allgemeine
und Speeielle Pathologie und Therapie“, redigirt von Viichow, — sowie über
„Allgemeine und Speeielle Chirurgie“, redigirt von Billroth und Pitha aus;
er veranlasste nieht nur deren Herausgabe, sondern führte solche auch mit
dem alle seine Unternehmungen zeichnenden Ernste und mit der ihm eigenen
Energie fort. Ausser den schon genannten Namen von Autoren, deren Werke
|| er verlegte, sind noch als besonders hervorragend in der Wissenschaft die
| von Oppolzer, R. v. Mohl, Mittermaier, Schwarze ete, zu nennen.
Wir gehen damit zu dem uns am nächsten liegenden Gebiete, zu dem
des Gartenbaues über. F. Enke’s lebendiger Sinn für die Naturwissenschaften,
sowie für die Schönheiten der Natur und für reine ungetrübte Freuden,
Necrolog von Ferdinand Jacob Ernst Enke. 35
er En ET FE RER ETEROIN TE TETTEFEEEIEFTER EEE
welche dem Menschen durch deren sinnigen Genuss hienieden bereitet wird,
hatte ihn auch zu einem wahren Freund und Förderer des Gartenbaues ge-
macht. Ein auf dem Burgberge gelegenes Grundstück seines Vaters ward
von ihm übernommen und mit Ueberwindung aller entgegenstehenden Schwie-
rigkeiten in einen reizenden Sommeraufenthalt für sich und seine Familie
umgeschaffen. Alle Erholungsstunden von angestrengter Geschäftsthätigkeit
berutzte er, diesen seinen Lieblingsaufenthalt jährlich zu verschönern und ihn
mit künstlerischem Verständniss zu einem reizenden Garten umzuwandeln, in
dem er die Blumen mit Liebe pflegte und deren Gedeihen sich erfreute. In
den hier erbauten Gewächshäusern waren es vorzugsweise die Camellien, die
in reicher Auswahl von ihm cultivirt wurden.
Im Sommer des Jahres 1851 auf einer Erholungsreise, die F. Enke in
die Schweiz machte, da besuchte er auch den Referenten im Botanischen
Garten zu Zürich. Schon lange hatte sich der Unterzeichnete mit der Idee
getragen, der von ihm seit 1843 herausgegebenen „Schweizerischen Zeitschrift
für Gartenbau* eine der Zeit und der wissenschaftlichen Entwickelung des
Gartenbaues angemessenere Form zu geben. Der Verewigte, als ein warmer
Freund des Gartenbaues, ergriff sofort die ihm ausgesprochene Idee der Grün-
dung einer Gartenbauschrift, welche neben Abbi:dung und Beschreibung der
in Deutschland und den Nachbarländern auftauchenden neuen Zierpflanzen das
ganze Gebiet des Gartenbaues umfassen und eine Verbindung von den Lehren
der Wissenschaft mit den Erfahrungen der Praxis erstreben sollte, mit der
ihm eigenen Lebendigkeit und Energie, so dass schen im Januar 1852 das
erste Heit der Gartenflora erscheinen konnte und zwar in der gleichen Form
und im gleichen Umfange, wie solche jetzt noch erscheint.
Seit jener Zeit hat der Referent, trotz seiner nach Petersburg erfolgten
Uebersiedelung die Redaktion der Gartenflora fortgeführt, während er aber
1852 als einziger Herausgeber auf dem Titelblatt stand, hat die Gartenflora
seitdem in Deutschland, der Schweiz und in Russland sich tüchtige Mitarbeiter
erworben, die zugleich die verschiedenen Richtungen des Gartenbaues ver-
treten und deren Namen einen geachteten Klang besitzen. Schwer war da-
her der Anfang für den Redaktor, schwerer aber noch für den Verleger, der
in den ersten Jahren dem Unternehmen bedeutende pecuniäre Opfer ge-
bracht hat.
Der Referent hat ohne Vorreden und Ansprachen an seine Leser, ohne
| pompöse Ankündigungen, ohne irgend eines jener Mittel zu gebrauchen, die
man wohl anzuwenden pflegt, um neue Unternehmungen in das Leben zu
rufen, das Steuerruder der Gartenflora unentwegt in der Hand gehalten und
den Cours derselben nicht nach rechts, nicht nach links abweichen lassen.
Die Gartenflora hat in Folge dessen auch ihre Wanderung um die Erde an- |
getreten, sie hat aber, weil der Cours nicht hinüber und herüber schwankte,
auch nur den Leserkreis gefunden, der unmittelbar zum Fahrwasser der Gar-
ı tenflora gehört, das heisst den Kreis aller derer, die zugleich für Wissenschaft
BASE
3*
36 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
und praktische Erfahrungen im Gebiete des Gartenbaues ein lebhaftes Interesse
haben.
F. Enke war zu sehr gewiegter Fachmann und Verleger, um da nicht
einzusehen, dass eine rein praktische Richtung der Gartenflora eine viel be-
deutendere Verbreitung verschaffen müsste und sprach dies auch ein Mal dem
Unterzeichneten gegenüber aus. Der bestimmten Erklärung des Referenten
gegenüber, dass er nur eine Gartenzeitung von der Richtung der Gartenflora
redieiren könne, hat der Verewigte niemals wieder seinen Wunsch wiederholt
und gleich dem Referenten ein Unternehmen fortgeführt, das in unserer Zeit
sich wohl eine allgemeine Achtung erkämpft hat, aber bei der niedrigen Stel-
lung des Preises der Gartenflora zu den Leistungen weder dem Verleger, noch
ii dem Redaktor pecuniären Nutzen brachte. Der Referent hat es vermieden,
I sich seinen Lesern gegenüber jemals in dieser Weise auszusprechen, seinem
| verewigten lieben Freund gegenüber fühlt er es aber als heilige Pflicht, dies
i allen den Lesern der Gartenflora in allen Theilen der Erde mitzutheilen, viel-
| leicht dass die Darlegung der uneigennützigen Liebe, mit der die Gartenflora
| vom Verleger und dem Redaktor im Zeitraum von 18 Jahren getragen wurde,
| jeden der Leser der Gartenflora veranlasst, derselben in noch weiteren Krei-
| sen Eingang zu verschaffen, damit wenn auch der Referent über kurz oder
lang seine Augen schliesst, das einzige consequent seine bezeichnete Richtung
| verfolgende deutsche Organ im Gebiete des Gartenbaues die überleben möge,
welche mit warmer Liebe für den Gartenbau dasselbe gegründet haben.
Es bleibt uns nun noch übrig, unserem dahingegangenen Freund als
Privatmarın im Kreise seiner Familie einen kurzen Blick zuzuwerfen.
Er bewahrte sich bis an sein Lebensende jene Kindlichkeit des Gemü-
| thes, welche ihm von jedem, mit dem er in Berührung kam, nur das Beste
| glauben liess. Täuschte er sich in dieser Beziehung, so trug er still für sich
allein, denn wo er kein Lob spenden konnte, da schwieg er lieber.
Seiner Familie lebte der Verewigte mit aufopfernder Liebe, in ihrem
Kreise fand er seine süssesten Freuden und wahren Lebensgenuss. Wo es
galt die Seinigen zu erfreuen, da war ihm keine Arbeit und Mühe, kein
Opfer zu gross. Im Laufe der Jahre wurden ihm sieben Kinder geboren,
von welchen drei Töchter, Laura, Maximiliane und Marie, und ein
Sohn, Alfred, noch am Leben sind. Im Jahre 1861 feierte F. Enke
seine silberne Hochzeit, — mit innigem Dank gegen Gott konnte er dieses
schöne Fest noch im Kreise der Seinigen begehen. Wenige Jahre darauf, am
Weihnachtstage des Jahres 1866, verlor er seine innig geliebte Gattin nach
langem schwerem Leiden. Hatte er auch im Jahre darauf die Freude, seine
älteste Tochter zu vermählen, so war doch mit dem Tode seiner Frau seine
Lebensenergie gebrochen. Seit zwei Jahren von Unterleibsbeschwerden heim-
gesucht, suchte er vergeblich im Sommer 1869 im Bade gründliche Heilung.
Wohl flammte wenig Wochen vor seinem Tode seine alte Energie wiederum
auf, er nahm die Leitung seines Geschäftes wieder in die Hand, schrieb dem
Necrolog von Ferdinand Jacob Ernst Enke. 37
Referenten noch in dieser Zeit mehrere freundliche Briefe, in denen die Hoff- |
nung auf baldige gänzliche Genesung sich wiederspiegelte. Ende November
trat sein Leiden von Neuem energischer denn je auf und artete zu einer Un- |
terleibsentzündung aus. Muthig und ergeben in den Willen Gottes, sah er
dem Tode mit vollem Bewusstsein ins Auge, Er versammelte noch einmal |f
alle die Seinigen um sich und verschied ruhig und ohne Kampf */412 Uhr
Nachts am 8. December mit Worten der innigsten Liebe und zärtlichsten Für-
sorge auf den Lippen. Kinder nun betet für mich! waren seine letzten Worte,
worauf er seine Hände faltete und heim zur vorangegangenen Gattin ging. —
Nach dem Tode des Verewigten hat die Familie beschlossen, das Ver- ||
lagsgeschäft von F. Enke unter der gleichen Firma und im Geiste des Grün-
ders fortzuführen.
Zur Fortführung des Geschäftes ist Herrn Paul Wagner Procura ertheilt.
Was der Selige also hier gegründet, was er hier angestrebt, geht nicht ver- ||
loren, sondern lebt in seinen Kindern, in seinem Geschäfte fort. Die Liebe,
der Dank und die Verehrung der Seinigen und seiner zahlreichen Freunde
folgen ihm.
E. Regel.
OT ER
. Originalabhandlungen.
1) Abgebildete Pflanzen.
a)Spathiphyllum cannaefolium Schott.
(Siehe Tafel 640.)
Aroideae
Spathiphyllum cannaefolium Schott.
Aroideae tab. 1. — Schott. prodr. pag.
424. Monstera cannaefolia Knth.
enum. II pag. 61. — Pothos cannae-
folius Dryand. in Bot. Mag. tab. 603. —
Bot. Cab. tab. 471. — Rudge pl. Guian.
tab. 33. — Kern. hort, tab. 416. —
Massowia cannaefolia C, Koch. Bot,
Zeitung X. 277. —
Die Gattung Spathiphyllum zerfällt
nach Schott in 3 Unterabtheilungen. In
die erste dieser Unterabtheilungen (Spa-
thiphyllopsis Teysm. et Binnend.) gehö-
ren die Arten, deien den Fruchtknoten
umgebende Blumenblättchen (sepala) in
einen Becher verwachsen. In die 2. Un-
terabtheilung gehören die Arten mit un-
tereinander nicht verwachsenen Blumen-
blättern und einem Fruchtknoten, der
kaum länger als diese, Die 3. Unter-
abtheilung bilden die Arten mit nicht
verwachsenen Blumenblättern und einem
| Fruchtknoten, der bedeutend dieselben
überragt.
Alle bekannten Spathiphyllum-Arten
sind stammlose Pflanzen mit lang ge-
stielten länglichen oder lanzettlichen
oder elliptischen Blättern, die ungetheilt,
meist sehr ansehnlich gross und fieder-
nervig. In der als Decorationspflanzen
jetzt so beliebten Familie der Aroideen
gehören solche zu den für decorative
Zwecke im Warmhaus und Zimmer sehr
zu empfehlenden Arten. Die Blüthen-
scheide umhüllt zwar anfangs den Blü-
thenkolben, später aber breitet sich
solche aus. Am Grunde ist dieselbe
vom Blüthenkolben frei oder mit dem-
selben verwachsen, bald beiderseits grün
oder grüngelb, bald aussen grün, bald
beiderseits weiss.
Zur ersten Unterabtheilung dieser
Gattung gehört die beistehend abgebil-
dete Art, die schon im Jahre 1789, als
I. Originalabhandlungen.
erste Art dieser Gattung, in den Bota-
nischen Garten zu Kew bei London aus
Südamerika eingeführt wurde. Blattstiel
etwas kürzer als die Blattfläche, vom
Grunde bis an den Grund des Gelenk-
stückes des Blattgrundes oder doch we-
nigstens bis ein Zoll unterhalb desselben
scheidig mit halbstielrundem gerippten,
etwas schärflich anzufühlendem Rücken.
Blattfläche elliptisch - lanzettliich, am
Grunde in das auf der vordern Seite
schwach gefurchte Gelenkstück verschmä-
lert, vorn zugespitzt, bis 1!/, Fuss lang
und bis 51/, Zoll breit. Blüthenscheide
länglich-elliptisch, zugespitzt, bis 61],
Zoll lang und 2 Zoll breit, aussen grün,
innen schön weiss. Blüthenkolben wal-
zig, gelblich-weiss, !/5 kürzer als die
Blüthenscheide, am Grunde von einem
mit der Blüthenscheide nicht verwachse-
nen, kaum !/, Zoll langen besonderen
Stiel getragen. Blüthenschaft stielrund.
Zur gleichen Abtheilung gehört Sp.
Minahassae Teysm. et Binnd,, welche
Art aber eine beiderseits weisse Blüthen-
Scheide besitzt und von uns im letzten
Hefte abgebildet wurde.
Aus der zweiten Unterabtheilung
von Spathiphyllum scheint noch keine
Art in Cultur zu sein,
Aus der dritten Unterabtheilung
blüheten bis jetzt 3 Arten im hiesigen
Garten und zwar alle 3 mit Blüthen-
scheiden, die beiderseits grün und nur
auf der innern etwas heller, und deren
Blüthenkolben am Grunde mit der Scheide
verwachsen. Unter diesen ist Spathi-
phyllum heliconifolium Schott.
die schönste und stattlichste Art. Uep-
pige Exemplare tragen Blätter mit 2—3
Fuss langen länglichen dunkelgrünen
Blattflächen, die am Rande sehr stark
wellig. Die robusten Blattstiele sind bis
zum Gelenkstück scheidig und der Rand
der Scheide wellig.
39
Spathiphyllum laneifolium
Schott besitzt weniger grosse, aber
doch über fusslange elliptische oder
elliptisch-lanzettliche Blattflächen, die
kaum wellig und deren Blattstiel eben-
falls bis zum Gelenkstück unterhalb der
Blattfläche, scheidig.
Spathiphylilum longirostre
Schott geht in den Gärten gemeiniglich
als Sp. Friedrichsthali. Länglich-lanzett-
liche, gleichfalls kaum wellige Blätter,
deren stielrunder Blattstiel nur ungefähr
bis zur Hälfte oder nur ein klein wenig
höher hinauf scheidig, unterscheiden
diese Art,
Eine Art mit schmal -lanzettlichen
Blättern, die aber noch nicht blühete,
erhielten wir als Sp. lanceolatum
C. Koch. — Endlich erhielten wir
noch eine, wie es scheint neue sehr
ausgezeichnete Art vom Botanischen
Garten in Zürich, die wahrscheinlich
von Roezl aus Mexico eingeführt wurde.
Diese noch unbenannte Art wollen wir
vorläußg Spathiphyllum Ortgiesi
taufen, vielleicht dass solche aber gar
einer andern Gattung angehört, Der
Wuchs ist sehr gedrungen, da die ellip-
tischen zugespitzten, über I Fuss langen
und bis 7 Zoll breiten Blätter mehr als
noch einmal so lang als der Blatistiel,
Auffallend unterscheidet sich diese Art
aber schon dadurch von allen andern
Spathiphyllum- Arten, dass das Gelenk-
stück am Grunde des Blattstieles gänz-
lich fehlt und die oberhalb hellgrüne,
unterhalb weissgrüne Blattfläche unmit-
telbar in den breiten welligen Rand der
Blattscheide übergeht.
Spathiphyllum blandum Schott, vom
Autor nach cultivirten Exemplaren be-
schrieben, sah der Referent noch nicht
in Cultur.
Die Qultur der Spathiphyllum-Arten
"schliesst sich der der andern Aroideen
40
an. Will man schöne üppige Exemplare
erziehen, dann wende man eine lockere
Humuserde (3 Theile einer lockern Tori-
oder Haideerde, 1 Theil lehmiger Rasen-
erde, untermischt mit gehacktem Torf-
moos) an, gebe den Pflanzen nicht zu
kleine Töpfe, verpflanze einmal im Früh-
jahr und einmal im Sommer und be-
giesse fleissig. Dazu gebe man den
Pflanzen einen Standort im Warmhaus
oder auch im Zimmer, so dass sie sich |
Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz.
frei nach allen Seiten ausbreiten können,
Im übrigen können sie in hohen Häu-
sern zwischen anderen grossen Pflanzen
eultivirt werden und verlangen keinen
Standort dicht unter den Fenstern. Sp.
heliconifolium bildet bei solcher Cultur
grosse üppige Exemplare von bedeuten-
dem Effect, aber auch alle andern sind
schön und verdienen allgemeine Cultur
im Gewächshause und warmen Zimmer,
(E. R.)
b) Aerides nobile Warn
(Siehe Tafel 641.)
Orcehidesaz e,
Aerides nobile Warn. in Warner | nächst mit Aer. odoratum verwandt,
Select Orchidaceous Plants, II, — Foliis
apice oblique-truncatis; racemis pendulis,
multifloris laxis, foliis multo longioribus;
labelli cueullati infundibularis laciniis la-
teralibus erectis, apice rotundato-trunca-
tis, intermedia lanceolata obtusata inflexa,
calcare incurvo.
Diese stattliche Art blühte im Som-
mer 1869 in unserer Sammlung, Leider
steht uns das englische Bilderwerk des
Herrn Robert Warner, in welchem
diese Orchidee zuerst publieirt wurde,
nicht zur Verfügung und können wir da-
her über Vaterland, Einführung u. S. w.
nichts Näheres berichten. — Sie ist zu-
aber grösser, gestreckter in allen Thei-
len. Die Blätter sind länger und weit-
läufiger gestellt, die Traube bis 3 Fuss
lang, die einzelnen Blüthen grösser, aber
weit lockerer gestellt als bei A. odo-
ratum. In Form und Färbung der
Blüthen dem A.odoratum ähnlich, hat
sie auch denselben starken, aber sehr
angenehmen Duft, der das ganze Orchi-
deenhaus zur Blüthezeit erfüllt. Eine
rasch- und hochwüchsige Art, robust und
leichtblühend, noch selten in den Samm-
lungen, aber sehr empfehlenswerth.
(E. O.)
2) Tillandsia Lindeniana Rg]. und T. Lindeni Morr.
Seite 195 des letzten Jahrganges | Ausstellung zu Petersburg in Blüthe aus-
der Gartenflora bemerkten wir, dass das | gestellte Exemplar von T. Lindeniana
Aon J, Linden auf der Internationalen | uns von der von uns Gartenflora 1869
HEN? kenn }
a
I. Originalabhandlungen.
pag. 193 tab. 619 als T. Lindeniana ab-
gebildeten und beschriebenen Pflanze
verschieden zu sein scheine, dass wir
aber nur deshalb noch keine Trennung
beider Arten vorgenommen, weil Herr
J. Linden uns die Versicherung gab, dass
die von ihm vertheilten Pflanzen alle
aus den Samen der blühend von ihm
ausgestellten Pflanze erzogen seien,
Wir legten nun diese Frage auch
dem berühmten Sammler des Hrn. J. Lin-
den, dem Hrn. G. Wallis vor. Der-
selbe schrieb uns unterm 21. Oct. 1869:
„Die von Herrn Linden als Tillandsia
gesammelte Pflanze ward von mir als
Epiphyt in den Wäldern der Peruani-
schen Provinz Huanca-bamba gesammelt.
Die von Ihnen beschriebene und abge-
bildete Pflanze muss sich aber auf eine
andere Species beziehen, welche ich bei
Zazoranga sammelte und von der ich
Hrn, Linden Samen einsendete.* —
Endlich ging uns nun auch noch
das November - December - Heft von Bel-
gique horticole zu, in welchem unser ge-
ehrter und berühmter College, Hr. Prof.
E, Morren, die Darstellung und Beschrei-
bung der von ihm als Tillandsia
Lindeni aufgestellten Art gibt, dersel-
ben Pflanze, die Linden auch in blühen-
dem Zustande in Petersburg ausstellte.
Auch Hr. E. Morren macht pag. 323 von
Belgique horticole darauf aufmerksam,
dass die von ihm abgebildete und be-
schriebene Pflanze von der von uns ab-
gebildeten wesentlich verschieden sei.
Nach diesen seitdem gesammelten
Daten sind T, Lindeniana Rgl. und T.
Lindeni Morr. zwei gut verschiedene
Arten, Nach dem Rechte der Priorität
behält unsere, schon im Samencatalog
des Petersburger Gartens 1868 beschrie-
bene Pflanze den Namen Tillandsia Lin-
deniana, Morren’s erst ein Jahr später
4
anderen Namen erhalten und geben wir
daher dieser letzteren Art den Namen
TillandsiaMorreniana, weil solche
von unserm berühmten Mitarbeiter im
Felde der Gartenliteratur, Hrn. E, Morren,
zuerst aufgestellt und beschrieben wor-
den ist. Wir unterscheiden beide Arten
durch foigende Diagnosen:
T. Lindeniana Rgl. (Rgl. Index
sem. h. Petr. 1868 pag. 92 sub T. Lin-
deni. — Grtfl. 1869 pag. 194 tab, 619):
foliis subulato - ensiformibus, patente -re-
curvis, subglabris; spica compressa, di-
sticha, subquinqueflora, folia superante;
bracteis eymbiformi-carinatis, plus minus
acuminatis, inferioribus viridibus, supre-
mis leviter rubescentibus; corollis maxi-
mis, azureis, fauce tuboque albis; sta-
minibus petalorum unguibus per paria
adnatis; stigmate trilobo, lobis apice
connexis (?) —
Ecuador prope Zazoranga,
Wallis, —
T.MorrenianaRgl. (T. Lindeni
Morr. in Belg. hort. Nov. 1869 pag. 521
cum icone); foliis subulato-ensiformibus,
patente-recurvis, subglabris; spica com-
pressa, disticha, ovato-oblonga, eireiter
20-flora, folia aequante, bracteis cymbi-
formi-carinatis, apice truncatis, partibus
externis laete carminato coloratis; corol-
lis maximis, purpureo-coeruleis, concolo-
ribus; staminum filamentis liberis; stig-
matibus tribus, patentibus, plumosis. —
Provineia Huanca-bamba, (Peruvia). —
Die beiden hier unterschiedenen Ar-
ten unterscheiden sich von allen bis
jetzt bekannten Tillandsia-Arten schon
durch die fast kahlen, nicht mit jenem
eigenthümlichen kleiig-schuppigen Ueber-
zug dicht besetzten Blätter. Indem wir
unsere Leser bitten, die citirte Tafel und
Beschreibung der T. Lindeniana Rgl. in
der Gartenflora zu vergleichen, finden
legit
beschriebene Art muss dagegen einen | sick die Unterschiededer T. Morreniana
42
in folgenden Charakteren: Die Blüthen-
ähre der letzteren ist nur so lang als
die Blätter, ist ferner vielblumig (bis
20blumig) und wird von vielen oben
abgestutzten Brakteen gebildet, welche
eine rosarothe Färbung besitzen und
die zweizeilige zusammengedrückte, läng-
lich-ovale Aehre zusammensetzen. Blu-
menkrone etwas kleiner, aus der azur-
blauen Färbung ins röthliche spielend,
am Grunde und an der Röhre gleich-
farbig. Die Träger der Staubfäden sind
frei und nicht mit dem Nagel der Blu-
menblätter verwachsen. Endlich stehen
N EEE
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz,
auch die 3 Narben, welche den Frucht-
knoten krönen auseinander und sind
federförmig. —
Wir legen auf diesen letzteren Cha-
rakter auch jetzt noch keinen Nachdruck,
denn die Narbe der von uns von T,Lin-
deniana untersuchten Blume könnte auch
monströs gewesen sein.
Wir bemerken schliesslich noch,
dass fast alle von Linden vertheilten
Pflanzen die Tillandsia Lindeniana Rgl,
sein werden, da, wie es scheint, Linden’s
| ganze Anzucht gerade dieser Art ange-
hört. — (E. R.)
3) Die Bekleidung trockener Abhänge in Landschaftsgärten.
Während in feuchten schattigen La-
gen sich jeder Abhang, sei er auch
roher Fels, schnell von selbst mit Grün
bekleidet, bieten trockene, der Sonne
sehr ausgesetzte Abhänge in den Gärten,
welche aus Rücksichten für die Scenerie
nicht mit Gehölz bepflanzt werden dür-
fen, oder wegen Mangel an Boden nicht
bepflanzt werden können, einen traurigen
Anblick. In den meisten Fällen macht
man Grasflächen daraus. Glückt es auch,
in einem feuchten günstigen Jahre Gras-
saaten aufzubringen, und zerreissen
starke Regen nicht die noch lockere Bo-
denschicht, so bleibt das eigentliche Gras
doch selten lange erträglich schön, und
es nehmen unsere einheimischen „Hun-
ger- und Steppenpflanzen“, als Habicht-
kräuter (Hieracium), Schafgarbe (Achil-
lea millefolium) und andere Pflanzen
des trockensten Grasbodens sehr bald
von der Stelle Besitz. Sehen auch
solche Abhänge im Frühjahr leidlich
aus, so sind sie doch im Sommer in ih-
rer Kahlheit und Farblosigkeit wahrhaft
hässlich. Aber es kommen auf manchen
Stellen wegen Mangel einer genügenden
Bodenschicht nicht einmal solche gras-
artige Trockenwiesenpflanzen auf, und
so wird der Abhang ein wüster Platz,
an welchem jeder starke Regen unschöne
Veränderungen bewirkt. Man hat viel-
fach Ersatzpflanzen für Gräser, welche
eine Art Rasen bilden, zusammengestellt
und auch angewendet, und es ist aller-
dings möglich, auch solche sterile heisse
Abhänge zu begrünen. Damit ist zwar
viel gewonnen und das Abschwemmen
des Bodens verhindert, aber ein schöner,
angenehmer Bestandtheil des Gartens
wird darum der Abhang doch nicht.
Grössere steile Rasenhänge dieser Art
sind schon unschön und langweilig,
wenn sie mit leidliichem Rasen begrünt
sind, aber wahrhaft abschreckend, wenn
dieses nicht der Fall ist. Nur durch
Unterbrechung mit Gebüsch können
solche Plätze zu einem verschönernden
Bestandtheile des Gartens gemacht wer-
den. Aber eigentliche Gebüsche sind
I. Originslabhandlunger.
45
wiederum oft nicht anwendbar, indem | doch wird man wohl thun, sich auf ei-
sie entweder zu hoch werden oder aus
Boden- und Wassermangel nicht aufkom-
men, wenigstens nie schön werden. In
diesem Falle kommen uns die Sträucher
mit kletternden und liegenden Aesten zu
Hilfe, und durch sie wird es möglich,
‚auch den sterilsten steılsten Abhang
schön und abwechselnd zu begrünen
‚und zugleich dadurch den Boden gegen
Abschwemmung etwas zu schützen. Be-
dürfniss und Geschmack müssen bestim-
men, ob der ganze Abhang mit solchen
Gehölzen bedeckt werden soll, oder ob
sie mit Rasen und Rasen-Ersatzpflanzen
‚abwechseln sollen. Das Letztere wird
meistens schöner sein, und es halten
sich die krautartigen Bodendeckpilanzen
zwischen den Sträuchern viel länger
grün, als alleinstehend, sehen auch nicht
so traurig aus, wenn sie in Folge von
Trockenheit absterben.
Besonders wichtig werden solche
Sträucher an Stellen, wo der Boden
entweder überhaupt zu schlecht ist, z. B,
auf Sand-, Schutt- und Geröllhaufen,
ferner auf Felsboden. Man kann wohl
hie und da Vertiefungen mit guter Erde
ausfüllen oder Pflanzlöcher für einige
Sträucher machen, nicht aber auf grosse
Strecken. Ein einziger sich ausbreiten-
der Schling- oder Legstrauch dagegen
kann im glücklichen Falle eine grosse
Bodenfläche vollständig bedecken. Man
braucht also blos an diejenigen Plätze
zu pflanzen, wo es möglich ist, und
überzieht von da die nackten sterilen
Plätze. Was dazwischen leer bleibt
füllt sich von selbst mit Pflanzen aus,
welche unter solchen Verhältnissen fort-
kommen, und so entsteht eine Abwech-
selung, die zur Schönheit des Gartens
‚sehr viel beitragen kann.
Die Zahl der zu diesem Zwecke
verwendbaren Gehölze ist ziemlich gross,
nige der besten zu beschränken. Obenan
stehen die verschiedenen Arten von Ly-
cium, wovon eine einzige Pflanze eine
Fläche von 120—200 Quadratfuss über-
ziehen kann, und die nur an Abhängen
ihre ganze Schönheit entwickeln. Die
sonst für den Garten lästige Eigenschaft,
viele Wurzelausläufer zu bilden, die
selbst Mauern durchdringen, wird hier
zu einer guten, indem dieselben den
Boden zusammenhalten und die Ausbrei-
tung :begünstigen. — Vortrefflich sind
ferner die meisten Arten. der rankenden
Lonicera (Caprifolium), welche man an-
fangs über Drähte zieht oder an einge-
schlagenen Pflöcken befestigt. Auch
diese Pflanze entwickelt so gezogen ihre
Reize viel vortheilhafter als an Gelän-
dern oder Lauben, wo man meistens un-
ten kahles Holz, von den köstlichen
Blüthen aber sehr wenig sieht, während
an Abhängen die Blüthen sich vollstän-
dig zeigen, von den kahlen Stengeln
und Zweigen dagegen nichts zu sehen
ist. Stehen einzelne Bäume oder höhere
Sträucher dazwischen, oder stellt man
abgestorbene ästige Baumstücke auf, an
welchen die Lonicera hinaufklettern kön-
ner, 80 steigert sich der Effect und die
Mannigfaltigkeit in unübertrefflicher
Weise, Das im Anfang nothwendige
Anbinden und Ziehen unterbleibt später
ganz. —
In gleicher Weise verwendet man
die nordamerikanischen Vitis-Arten, de-
ren helles freudiges Grün angenehm
neben dem etwas grauen der Lycium
und Caprifolium hervortritt, ja an grös-
seren Abhängen nöthig ist, um Einför-
migkeit zu vermeiden. — Ist der Ab-
hang nicht zu heiss und sonnig, so er-
füllt der Jungfernwein (Ampelopsis) den-
selben Zweck auf andere Art durch sein
dunkles glänzendes Grün. — Aehnlich
44
und eben so schön in der Belaubung |
sind die rankenden Rhus (Rhus radicans,
-Toxicodendron u. a.), welche an den
sterilsten sonnigsten Plätzen, vorzüglich
im Steinschutt ausgezeichnet fortkommen
und mit ihren Wurzeln und Wurzeltrie-
ben den Boden befestigen. Leider sind
diese Pflanzen so giftig, dass man sie
nur an Plätze bringen kann, wo man
sicher ist, dass Kinder und mit der Ge-
fahr unbekannte Personen nicht hinge-
langen. — Ausgezeichnet sind die mei-
sten grösseren Brombeer-Arten, als Ru-
bus fruticosus, corylifolius, laciniatus,
occidentalis u. a. m., darunter auch die
gefüllten Spielarten. Die Brombeeren
bauen sich ungemein malerisch und
mit ihren langen Bogenruthen ganz ab-
weichend von anderen Pflanzen. Da
aber die Blüthen tragenden Zweige all-
jährlich absterben und zuweilen so häss-
lich aussehen können, dass man sie im
Garten nicht dulden kann, so muss man
Brombeeren so pflanzen, dass der Zu-
gang nicht zu sehr erschwert ist. In
Sandboden ist Prunus (Cerasus) Susque-
hanae (Cerasus glauca Mönch, C. pumila
Lois.) vortreffllich zur Bodenbedeckung
und bildet ein frisches Grün, während
in Steinschutt P. Chamaecerasus (Erd-
weichsel) dieselben Dienste leistet. Ich
unterlasse, die minder wichtigen geeig-
os
Gartentlora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
neten Pflanzen mit abwerfenden Blättern
aufzuführen, bemerke aber, dass die
Scenerie noch reizender wird, wenn
ausser diesen Hauptpflanzen noch an-
dere, nicht so gut deckende Schling-
pflanzen dazwischen angebracht werden,
welche sich selbst überlassen sich an
andere anhängen, als Clematis, Atragene,
Menispermum, Apios frutescens, Tecoma
radicans, Celastrus scandens, Cissus u.
a. m.
Wahrhaft malerisch und abwech-
selnd wird eine solche Anlage erst durch
die Mitwirkung der Juniperus mit liegen-
den Zweigen, deren feines dunkles Grün
den Schatten des Bildes hervorbringt.
Es sind hauptsächlich J. Sabina, sabi-
noides (J. Sabina tamariscifolia), pro-
strata, squamata. Ausserdem könnte
man noch Taxus baccata var. pendula
(Taxus oder Podocarpus Devastoni der
Gärten), sowie Cotoneaster microphylla,
beide nahe am Wege, in einigen Fällen
auch Pinus Pumilio verwenden.
Wer eine solche reizende Wildniss
schafft, wird nicht nur ein wüstes Stück
Land für die Schönheit und Abwechse-
lung des Gartens gewinnen, sondern auch
die Singvögel herbeiziehen, die in den
schwer zugänglichen Dickichten Schutz
finden. J.
4) Die Fruchtsäfte.
(Nach einem von Herrn Professor Trapp in der Petersburger Gartenbaugesellschaft
gehaltenen Vortrage.
Eir Jeder weiss, welche weite prak-
tische Bedeutung die Säfte unserer
Früchte besitzen, und wie dieselben all-
täglich bei der Bereitung von erfrischen- |
In Westnik veröffentlicht.
den Getränken, Eingemachtem, Gefrore-
nem, Syrup, Liqueuren, Confect u. dgl.
mehr ihre Verwendung finden.
Die Hauptbestandtheile der Frucht-
I. Originalabhandlungen.
säfte sind Säuren, Fruchtzucker,
Pektinstoffe, Färbstoffe und Spu-
ren ätherischer Oele,
Von Säuren finden sich in den
Früchten die Apfel-, Citronen- und
Weinsteinsäure,
Die Apfelsäure bildet einen Be-
standtheil des Fruchtsaftes der Aepfel,
insbesondere der sauren Aepfel, der Ber-
beritze, Vogelbeere, Mispel u. 8. w.
Citronensäure enthalten die Citronen,
Stachelbeeren, Johannisbeeren, Erdbee-
ren, Kirschen, Hagebutten, Moosbeeren
(Vaceinium Oxycoccos) u. a., Wein-
steinsäure die Weintraube, Tama-
rinde, Ananas und die Maulbeere.
Diese Säuren blieben bis zu den neue-
ren Fortschritten der organischen Chemie
unbekannt. Der schwedische Chemiker
und Pharmaceut Scheele stellte 1769
die Weinsteinsäure aus dem Weinstein
dar. 1784 entdeckte derselbe die Citro-
nensäure, 1785 die Apfelsäure. Die ver-
schiedenen Quantitäten Säure, welche
der Obstsaft enthält, lassen sich bestim-
men, wenn man letzteren mit wasser-
freiem kohlensaurem Natron sättigt.
Der Fruchtzucker findet sich in
grosser Menge in den süssen Aepfeln,
Zwetschgen und anderen süssen Früch-
ten, welche demselben ihren süssen Ge-
schmack verdanken. Unter den ver-
schiedenen Bestimmungsmethoden ist die
Gährung zu nennen. Am leichtesten
und schnellsten lässt sich der Gehalt an
Fruchtzucker wegen seiner Eigenschaft,
Kupferoxydin Oxydul zu verwandeln,durch
die Felinger Probe erkennen. Diese
Flüssigkeit, welche ausser Kupfervitriol
Aetznatron uni weinsteinsaures Kali und
Natron enthält, muss zuerst gekocht
werden; darauf wird die zu untersuchende
Lösung des Fruchtzuckers zugesetzt, in
Folge dessen ein ziegelrother Nieder-
schlag von Kupferoxydul entsteht. Die
45
Felinger Probe gibt die kleinsten Quan-
titäten von Fruchtzucker an.
Als dritter Hauptbestandtheil des
Fruchtsaftes sind die Pektinstoffe *)
zu nennen. Diese Stoffe bilden die Gal-
lerte, welche entsteht, wenn man etwas
abgestandenen Himbeer - oder Johannis-
beersaft mit Zucker kocht und dann ab-
kühlen lässt. Dieselben wurden von
Braconnot?, Vauquelin, Reignault, Mul-
der und dem Russen Chodnew unter-
sucht.
Die unreifen Früchte enthalten die
im Wasser unlösliche Pektose, welche
unter dem Einflusse von Säuren in das
lösbare Pektin, den Bestandtheil der
reifen Früchte, übergeht.
Fruchtsäfte lassen sich nur dann
lange Zeit aufbewahren, wenn die Pek-
tinstoffe aus denselben ausgeschieden
sind. Frisch ausgepresster Fruchtsaft
ist undurchsichtig , dickflüssig und zu-
sammenhängend; Löschpapier lässt den-
selben nicht durch, Setzt man solchen
Saft einige Tage in einem nicht fest ge-
schlossenen Glase einer Temperatur von
20° aus, so wird derselbe durch das
Abstehen dünnflüssig und durchsichtig,
Auf dem Boden des Gefässes findet man
dann einen sandartigen Niederschlag von
Pektinstoffen, nach deren Ausscheidung
der Fruchtsaft keine Gallerte mehr bildet.
Die Farbe des Fruchtsaftes wird
durch den in den Früchten enthaltenen
Farbstoff bedingt. Die Farbstoffe ver-
halten sich gegen den Einfluss der Ath-
mosphäre, gegen Säuren, Basen u. 8. w.
auf die mannigfaltigste Weise. Ueber
ihre Zusammensetzung wissen wir noch
wenig.
Der eigentliche Duft vieler Früchte,
z. B. der Waldhimbeere, der Erdbeere,
*) n»tos gallertartig.
46
Ananas, des Apfels hängt von speeifisch | hält sich lange.
verschiedenen ätherischen Oelen ab.
Wir gewinnen diese ätherischen Oele,
indem wir die Früchte in Wasser destil-
liren. Jedoch ist ihr Quantum so ge-
ring, dass wir sie nur im destillirten
Wasser aufgelöst darstellen können; aus-
serdem erleiden manche ätherische Oele
durch die Destillation Veränderungen in
ihrer Zusammensetzung. Ebensowenig
können wir die ätherischen Oele der
Blumen rein darstellen, sondern wir su-
chen sie an ein fettes Oel zu binden.
Aus dem Angeführten ergeben sich
einige praktische Regeln für die Be-
handlung des Fruchtsaftes. Der frische,
trübe dickflüssige Saft muss erst einige
Zeit abstehen, damit die Pektinstoffe aus-
scheiden. Syrup aus schlecht abgestan-
denem Safte, wie man ihn häufig sieht,
ist trüb, flockig und verdirbt bald. Bei
der Darstellung eines guten Fruchtsaftes,
z. B. des Himbeer- und Moosbeersaftes,
wird auf folgende Weise verfahren: Man
zerstampfe die gereinigten Beeren in
einem Steingut- oder Porzelianmörser
zu Brei und lasse denselben
Tage stehen, worauf man den Saft durelı-
seiht und den festen Rest auspresst. Den
Saft lasse man einige Tage in einer
gegen Staub und Infusorien oberfläch-
lich durch übergedecktes Papier ge-
schützten Flasche abstehen, giesse ihn
dann vorsichtig von dem (aus Pektin-
stoffen bestehenden) Niederschlage ab
und lasse ihn noch durch Löschpapier
durch.
Der Franzose Appert führte zuerst
eine Methode ein, um den Saft haltbar
zu machen. Er füllte den von Pektin-
stoffen gereinigten Saft in Flaschen bis
2), Zoll unter der Oeffnung, verkorkte
die Flaschen und stellte sie einige Stun-
den in einen Kessel mit siedendem Was-
Derartig behandelter Fruchtsaft
einige
ser.
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Es gibt noch eine an-
dere Methode, Haltbarkeit des Saftes zu
bezwecken. Man stelle die Flaschen mit
dem Safte offen in siedendes Wasser
und füge diesem Wasser noch etwas
Kochsalz bei, so dass seine Temperatur
über 1000 C. steigt. Während des
Kochens korke man die Flaschen fest
zu, nehme sie dann aus dem Kessel und
bringe sie in den Keller. Diese Methode
hat den Zweck, den Saft luftleer zu
machen, wodurch eine bedeutende Halt-
barkeit bedingt wird. Aus dem vorrä-
thigen Safte lässt sich zu jeder Zeit ein
Fruchtsyrup bereiten, indem man auf
1 Theil Saft 2 Theile der besten Raffı-
nade Zuckers nimmt und zusammen in
einem Kessel kochen lässt. Den Syrup
seiht man darauf durch Leinwand oder
Flanell durch. Auf die angegebene
‘Weise lässt sich Saft und Syrup aus
Johannisbeeren, Erdbeeren, Kirschen,
Himbeeren, Maulbeeren, Heidelbeeren,
Berberitzen, Moosbeeren u. S. w, dar-
stellen.
Bei der Bereitung des Saftes und
Syrups ist die Wahl des Gefässes von
Bedeutung. Die zarteren Farbstoffe, be-
sonders die violetten, erleiden in metal.
lenen Geschirren Veränderungen; darum
sollte Heidelbeeren-, Maulbreren-, Holun-
dersaft in porzellanenen oder allenfalls
in zinnernen Gefässen gewonnen werden,
Die rothen Frachtsäfte sind weniger em-
pfindlich und können darum in sorgfäl-
tig gescheuerten kupfernen Kesseln ge-
kocht werden. Nach dem Kochen muss
aber der Saft alsbald in uicht metallische
Gefässe umgegos-en werden, damit der-
selbe kein Kupfer absorbirt. Die Gegen-
waıt dieses giftigen Metalles lässt sich
leicht erkennen, wenn man ein reines
Messer oder eine Nadel in die Flüssig-
keit eintaucht und auf dieselben metalli-
sches Kupfer roth niederschlagen sieht.
I. Originalabhandlungen.
"Luft und Wärme verändern mit der
Zeit die Eigenschaften des Fruchtsaftes.
Reiner Sauerstoff färbt rothen Saft in
einigen Tagen braun. Kohlenoxydgas
färbt denselben in kurzer Zeit schmutzig-
braun. Die Kohlensäure wirkt erhaltend,
weshalb ınan versucht hat, die verschie-
denen Fruchtsäfte mit Kohlensäure zu
sättigen und so haltbar zu machen.
Chlor, Chlorverbindungen und schweflige
Säure wirken entfärbend.
Die Fruchtsäfte werden zur Berei-
tung von allerhand flüssigen und trocke-
nen Conserven benutzt, worin man es in
47
bracht hat. Je mehr Zucker hinzuge-
than wird, desto leichter halten sich die-
selben. Weiter bereitet man aus dem
Fruchtsafte die feinsten Fruchtliqueure.
Den Conserven aus Früchten verleiht
man durch verschiedene Arten von
Fruchtäther (der übrigens keineswegs
aus den Früchten selbst gewonnen wird)
den Duft einer bestimmten Frucht, z.B.
den Erdbeer-, Himbeerduft u. s. w,
Während dieser Fruchtäther unschädlich
ist, hat man sich zu hüten, dass den
Conserven und Liqueuren kein Bitter-
mandelöl und keine arsenikhaltigen Ani-
Russland zu grosser Vollkommenheit ge- | linfarben beigemischt sind.
5) Gedanken zur Hebung des Gärtnerstandes und zur Beförde-
rung des Gartenbaues durch von Gärtner- und Gartenbau - Ver-
eine zu zgründende Unterrichte-Curse,
Aus Veranlassung des im October-
hefte v. J. dieser Zeitschrift veröffentlichten
Reglements für die Prüfung der Gärt-
nergehülfen und Lehrlinge aus Görlitz
und Umgegend und der hieran geknüpf-
ten Bemerkungen des Herrn Hofgärtners
Jäger, fühle ich mich gedrungen, diesen
Gegenstand etwas genauer ins Auge zu
fassen und meine vielleicht unmassgeb-
lichen‘Ansichten hierüber niederzulegen.
Vor Allem muss es wohl dem Gar-
tenbau-Vereine der Ober -Lausitz hoch
angerechnet werden, dass er der erste
ist, der für die Bildung der Gärtner we-
nigstens etwas zu thun sich entschliesst,
der vielleicht den Anstoss gegeben ha-
ben dürfte, dass man allgemeiner auf
die Ausbildung junger Gärtner in Zu-
kunft mehr Gewicht legen wird, dass
auch andere Gartenban-Vereine zu der
Ueberzeugung gelangen werden, eine
Hauptbedingung zur Entwiekelungsfähig-
keit des Gartenbaues in dem Bildungs-
grade seiner Träger suchen zu müssen,
Und seine Träger sind nicht nur Garten-
besitzer, sondern auch Privatgärtner und
Gartengehülfen. Man wolle nur beden-
ken, wie viel Sinn für schöne Anlagen,
für Pflanzen und Blumen, Privatgärtner
erwecken könnten, wenn sie es verstün-
den. Dass aber der Gartenbau - Verein
der Ober-Lausitz das Examen hingestellt
habe, um die wandernden und betteln-
den Gärtner zu beseitigen, nur der Lä-
stigkeit wegen, oder gar dass die exa-
minirten Gärtner zum Betteln privilegirt
sein sollten, wird wohl Niemand ernst-
lich glauben. Jedenfalls ist es zunächst
seine Absicht, den Gärtnerstand sittlich
zu heben, um dadurch naturgemäss auch
das lästige Betteln und Vagabundiren zu
beseitigen.
Was thut aber zu diesem Zwecke
der Gartenbau-Verein der Ober-Lausitz 2
48
Er stellt nackt und schroff ein Examen
hin, zu dem jeder Gärtner gegen Ent-
richtung von 2 Thlr. (gut haushälterisch
ist hierbei die Casse des Vereines be-
dacht) zugelassen werden soll. Schliess-
lich verspricht der Verein jedem, der
das Examen bestanden, seine Empfehlung.
Dass dies nicht die Mittel sind, eine
allgemeine Bildung der Gärtner herbei-
zuführen, den Gärtnerstand sittlich zu
heben und das Beiteln und Vagabundi-
ren zu beseitigen, wird zur Genüge ein-
leuchten. Auch Herr Hofgärtner Jäger
scheint dies zu empfinden, indem ihn
das Examen an’s Zunftmässige erinnert,
wogegen er sich ausdrücklich verwahrt.
Um aber die Mittel zur Hebung des
Gärtnerstandes zu finden, muss man sich
wohl vorher ein Bild von demselben entwer-
fen und seine Gebrechen offen darlegen,
Durch mein Gehülfenleben an den
verschiedensten Orten habe ich vielfach
Gelegenheit gehabt, Missstände kennen
zu lernen und zu empfinden, sowie ich
in meiner Eigenschaft als Vorsitzender
des Berliner Gärtner-Vereins noch fort-
während von Mitgliedern gerechtfertigte
Klagen hören und Missstände sehen
muss. Erfreulich ist die Wissbegierde
der Mitglieder des (200 Mann starken)
Berliner Gärtner-Vereins, traurig die Un-
wissenheit derselben. Wir haben uns
genöthigt gesehen, einen Cursus für die
deutsche Sprache, der ganz unglaublich
nothwendig ist, und einen desgleichen
für Planzeichnen, verbunden mit dem
für den Gärtner Nothwendigsten aus der
Geometrie, einzurichten. Erfreulich ist
nun die Strebsamkeit, die die Theilneh-
mer entwickeln, traurig die lange Arbeits-
zeit, die es ihnen unmöglich macht, die
nothwendigen Arbeiten zu Hause anzu-
fertigen; traurig ist es ferner zu verneh-
men, dass oft ihre Wohnung ihnen nicht
gestattet, schriftliche Arbeiten, geschweige
hier FR PER
y ER
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
denn Gartenpläne daheim anzufertigen,
weil ihr Zimmer, wenn man diesen Raum
so nennen darf, keinen Tisch enthält,
oder zu klein ist, um einen solchen fas-
sen zu können, einen Ofen nie gesehen
hat und auf Beleuchtung deshalb ver-
zichten muss, weil sein, oder richtiger
seine Bewohner die Mittel dazu nicht
erschwingen können. Ja, traurig ist der
geringe Gehalt, wie ihn besonders Han-
delsgärtner zahlen und der oft kaum
die Hälfte desjenigen eines gewöhnlichen
Tagearbeiters beträgt. Und diese Miss-
stände kommen oft genug in ganz re-
spactabeln Gärtnereien vor! Entsetzlich
traurig ist endlich die Thatsache, dass
es überhaupt eine solche Unmasse un-
wissender, oft verkommener Individuen
gibt, die den Namen „Gärtner“ führen
und zwar gewöhnlich laut Briefes und
Siegels und oft obendrein in grossen,
renommirten Gärtnereien gelernt haben.
Es muss wohl jeden achtbaren Gärtner
cmpfindlich berühren, wenn er bedenkt,
wie die Gärtner, oft grosser, schöner,
mit Glashäusern versehener Privatgärten
so ganz den Bedienten gleichgestellt
sind, andererseits muss es ihn aber auch
hetrüben, im Interesse der Sache, wenn
er seinen Blick auf die Leute richtet,
die diesen Gärten vorstehen und sieht,
welcher Art dieselben sind. Ich muss
es ehrlich gestehen, dass ich gar nicht
einsehe, warum eine Herrschaft ihrem
Gärtner, nur weil er Gärtner ist, eine
höhere Stellung als dem Bedienten ein-
räumen soll, wenn er mit diesem auf
gleicher Bildungsstufe steht! — Dieses
so oft beklagte Verhältniss des Gärtners
zu seinem Prineipale ist also gewöhnlich
ein ganz natürliches und muss nothwen-
digerweise so lange bestehen, bis, viel-
leicht erst in fernerer Zukunft, durch
zweckmässige Einrichtungen und Mass-
regeln herangezogen, eine Generation
I. Originalabhandlungen.
gebildeter Gärtner das Feld beherrschen
wird.
Wie kommt es aber, dass es um
den Gärtnerstand so schlimm bestellt
ist? — Der Hauptgrund ist nach meiner |
Ansicht in dem Umstande zu suchen,
dass die Principale auf die Wahl der
Lehrlinge meistens gar kein Gewicht
legen, dieselben sodann als Arbeitskraft
ausbeuten, und ihnen weder Unterricht
angedeihen lassen, noch überhaupt Zeit
und Gelegenheit geben, sich fortzubilden
und zu unterrichten. Ich kann hier den
Eigennutz und die Gewissenlosigkeit sehr
vieler, besonders Handelsgärtner, nicht
unerwähnt lassen, die sich ein halbes
Dutzend Lehrlinge halten, nur um Ge-
hülfen und Arbeiter zu sparen, das Lehr-
geld einstreichen, die Lehrlinge fast
buchstäblich zu Allem benutzen und
ihren Verpflichtungen gegen dieselben
in keiner Weise nachkommen.
Wenn ein Principal einen beliebigen,
aller Elementarkenntnisse baaren dum-
men Jungen als Lehrling aufnimmt, für
dessen Ausbildung nichts thut, nach
drei pflichtgemäss abgethanen Jahren
demselben einen Lehrbriei ausstellt und
ihn somit dem Stande einreiht, dem er
selbst angehört, so lässt sich auch nichts
dagegen sagen, wenn ein anderer Per-
sonen, die nicht als Lehrlinge eintraten,
Lehrzeugnisse ausstellt, es lässt sich
dann nichts dagegen sagen, wenn sich
Personen als Gärtner geriren, die nichts
gelernt haben und nichts verstehen und
man wird sich nicht veranlasst sehen,
letztere von ersteren zu unterscheiden.
Nur der Ersparniss halber wird man vor-
ziehen, statt der Arbeiter solche soge-
nannte Gärtnergehülfen zu engagiren,
die, wiederum der Ersparniss halber, von
Prineipalen massenhaft in die Welt ge-
schickt werden.
Dass es keine leichte Aufgabe ist,
IL, 1870,
49
diese jammervollen Zustände zu heben,
ist nicht zu verkennen; dennoch glaube
ich, dass vor Allem gärtnerische Gesell-
schaften denselben durch Wort und That
erfolgreich entgegenwirken und deren
Beseitigung endlich herbeiführen könn-
ten. — Und wenn man zur Ausbildung
junger Gärtner, wie es in $. 1 des be-
treffenden Reglements heisst, anstatt des
Examens einen Uniterrichtseursus setzen
wollte, so würde man, nach meiner Mei-
nung, das Richtige getroffen haben, was
mit Sicherheit in der wumfassendsten
Weise bildend einzuwirken nicht verfeh-
len könnte.
Die Art und Weise dieses Unter-
richtes, sowie die zweckmässigste Ein-
richtung solcher Curse überhaupt um-
fassend erörtern zu wollen, dürfte zu
weit gegriffen sein. Wenn dieser Ge-
danke jemals zur Wirklichkeit werden
sollte, wird sich das Zweckmässigste
von selbst herausstellen. — Es
würde sich jedenfalls empfehlen, die nö-
thigen Schulkenntnisse zur Bedingung
der Aufnahme in den Cursus zu machen.
Diese von Gärtner- und Gartenbau-Ver-
einen zu gründenden Unterrichts - Curse
würden sich eines äusserst lebhaften
Zuspruches zu erfreuen haben, und ich
bin überzeugt, dass die Theilnehmer in
Berlin nach Hunderten zählen würden.
Die Mitglieder der Vereine würden nicht
umhin können, ihre Leute zum Besuche
des Cursus zu veranlassen und das Bei-
spiel würde dann weiter wirken. Es
würde das Ehrgefühl eines Prineipals
berühren, wenn man seine Gehülfen und
Lehrlinge als unreif zurückwiese, und
er würde, um dies zu vermeiden, auf
die Wahl seiner Leute nothwendiger-
weise grössere Sorgfalt verwenden müssen.
Unsere Gärtner - Lehranstalten kön-
nen verhältnissmässig nur Wenige auf-
nehmen, und wie vielen offenen Köpfen
4
schon
50
ist es unmöglich, dieselben zu besuchen;
Unterrichts-Curse aber können überall
eingerichtet werden. Zöglingen eigent-
licher Anstalten macht man oft, zuweilen
vielleicht mit Recht, den Vorwurf, dass
sie unpraktische Theoretiker seien; aus
den Cursen aber würden theoretische
Praktiker und also tüchtige Gärtner her-
vorgehen; dieselben würden beliebt und
gesucht sein, gut bezahlt und geachtet
werden, und sind erst diese Curse überall
zum Durchbruch gekommen, so wird
man bald allgemein keinen als ordent-
lichen Gärtner anerkennen, der nicht
auf einer höheren Bildungsstufe steht,
der neben der Kenntniss der praktischen
Handgriffe nieht auch in die Theorie
seines Faches gründlich eingeweiht ist. —
Jetzt findet gerade das umgekehrte Ver-
hältniss des eben Gesagten statt. —
Die Aeusserung eines Gärtners, dass
er lieber einen jungen Menschen aus
der Schule als von der Schule in sein
Geschäft als Lehriing aufnehme, em-
pörte mich vor Jahren auf’s Tiefste;
heute erkläre ich mich in einer Hinsicht
mit ihm einverstanden, nicht etwa dass
ein Lehrling möglichst unwissend sein
sollte, sondern dass er möglichst jung
eintrete, wenn ihm nur Mittel und An-
regung zu seiner Weiterbildung gegeben
werden,
Etwas diesen mir vorschwebenden
Cursen Aehnliches besteht meines Wis-
sens in Deutschland nicht, wohl aber in
Frankreich. In Angers ist es der cours
d’arborieulture, der von der Gartenbau-
Gesellschaft zu Angers, wenn ich nicht
irre, gegründet ist und auch unterhalten
und geleitet wird. Ein Mr. Constant
Lemoine ist als Lehrer angestellt, der
Sonntag Morgens mehrere Stunden prak-
tisch und theoretisch in dem eigens zu
diesem Zwecke angelegten Muster-Form-
baum - Garten unterrichtet.
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
nehmern wird, um sich privatim zu un-
terrichten und das Gesagte zu repetiren,
ein kleines, von Mr. Lemoine in Fragen
und Antworten geschriebenes Werkchen
unentgeldlich verabfolgt. Der Unterricht
ist ebenfalls unentgeldlich. Dieses, ob-
gleich äusserst nützliche Institut ist aber,
da es nur den Obstbau zu fördern be-
stimmt ist, für unsere Zwecke zu ein-
seitig. Doch auch zur Förderung des
Obstbaues wird diese sonst ganz vor-
treffliche Einrichtung wenig beizutragen
vermögen, so lange nur wenige der Zög-
linge ihr Werkehen lesen, die meisten
nur nothaürftig entziffern und viele gar
nicht enträthseln können. — In Paris
hält im Jardin des plantes Mr. Carriere
Vorträge, an denen die Gehülfen des
Gartens sich unentgeldlich betheiligen
können; inwieweit dieselben öffentlich
sind, vermag ich nicht zu sagen. Ausser-
dem bestehen noch verschiedene Privat-
curse, wie z. B. von Lepere, Chevalier,
in Montreuil ete. Mr. Lepere lässt sich
von jeder Person für jeden Vortrag mit
1 Frc. honoriren. — In Paris ist für
die Ausbildung der Gärtner, soviel mir
bekannt, sonst gar nichts gethan. Zwar
legt sich die Muette, gleichsam zum
Spott, den Namen einer Gärtner-Lehran-
stalt bei, verdient denselben aber durch-
aus nicht, da ihr alle, eine Gärtner-
Lehranstalt charakterisirenden Merkmale
fehlen. Ich halte diese Berichtigung
nicht für überflüssig, da es eine in
Deutschland vielfach verbreitete irrthüm-
liche Meinung ist, dass die Muette eine
Gärtner-Lehranstalt sei. Die Muette ist,
um mich dieses Ausdruckes zu bedienen,
eine Pflanzenfabrik, und Fabriken sind
keine Bildungsanstalten! —
Schliesslich habe ich noch der Mühe
des Herrn Hofgärtners Jäger zu gedenken,
die, wie mir von mehreren seiner frühe-
Den Theil- | ren, ihm zu Dank verpflichteten Zög-
' vr
linge mitgetheilt wurde, Herr Hofgärtner
Jäger auf die Ausbildung seiner Lehr-
linge verwendet. Ebenso muss ich die
Bemühungen des Herrn Garten-Inspektors
Bouch& in Berlin dankend anerkennen,
der nicht nur jede Gelegenheit wahr-
nimmt, Gehülfen und Zöglinge zu be-
lehren, sondern auch für dieselben wäh-
rend der Wintermonate das gesammte
Gebiet der Gärtnerei umfassende Vor-
träge hält. Auch diese Beispiele dürften
in hohem Grade Nachahmung verdienen.
Indem ich Vorstehendes der Oeffent-
lichkeit übergebe, halte ich es nicht für
unwahrscheinlich, dass mir einige Stellen
über Missstände und Missbräuche als
unzart ausgelegt werden; indess, ich
habe weder eine Unwahrheit gesagt,
noch etwas übertrieben, vielmehr hätte
ich, ohne die Wahrheit zu verletzen,
recht wohl mit noch grelieren Farben
zeichnen können. Ich halte es für noth-
wendig, dass solche Uebelstände, wie
ich sie geschildert, obgleich wohl allge- |
Originalabhandlungen.
51
mein bekannt, öffentlich und laut aus-
gesprochen werden.
In meinen ausgesprochenen Gedan-
ken zur Errichtung von Unterrichts-
Cursen das Vollkommenste gegeben zu
haben masse ich mir keineswegs an,
sondern gebe vielmehr diese Angelegen-
heit Allen, besonders Gärtner- und Gar-
tenbau-Vereinen zur Erwägung und wei-
teren Ausführung anheim. Ich kann
mich der Hoffnung nicht verschliessen,
dass sich gärtnerische Gesellschaften fin-
den werden, die die von mir angeführ-
ten und sonstigen Missstände und Miss-
bräuche bekämpfen und unterdrücken
und sich die, vielleicht mit einigen Opfern
verbundene, aber ehrenhafte, dankens-
werthe und lohnende Aufgabe stellen
werden, durch Gründung von Unterriehts-
Cursen und andere geeignete Mittel eine
Generation tüchtiger, gebildeter, prakti-
scher Gärtner heranzuziehen,
Berlin im December 1869.
HA. Lindemuth,
6) Vietoria regia im Bot. Garten
In Europa verhält sich Victoria re-
gia wie eine annuelle Pflanze. In Wahr-
heit scheint dieselbe aber nach den uns
aus Adelaide von Hrn. R. Schomburgk
vorliegenden Nachrichten eine mehr-
jährige Pflanze zu sein. Während bei
uns in Petersburg kräftig blühende Pflan-
zen schon Anfang September zu blühen
aufhören und mit Eintritt der kürzeren
Tage im October sowohl alte als auch
junge noch in Töpfen stehende Pflanzen
bei Anwendung aller Sorgfalt absterben,
verhält sich diese Pflanze unter Einfluss
des subtropischen Klimas von Adelaide
in Süd- Australien ganz anders.
2u Adelaide in Süud- Australien.
andere Verhalten ist aber nicht eine
Folge des Rinflusses der Wärme, denn
auch in Adelaide ist der Victoria ein
besonderes Gewächshaus wie bei uns in
Europa gebaut worden, — sondern ledig-
lich Folge des Lichteinflusses. In Peters-
burg unterm 60° n. Br. hört das Blühen
der Vietoria Anfangs September (a. St.)
oder Ende September (n. St.) auf. In
Deutschland hält die Blüthezeit schon
um 4—6 Wochen länger an.
Im Bot. Garten zu Adelaide ward
der Victoria 1868 ein Gewächshaus ge-
baut. Am 15. November 1868 begann
Dieses | solche zu blühen und blühete bis zunı
4*®
9
nd
A)
2. Novbr. 1869 unaufhörlich weiter, so
dass sie in diesem Zeitraum 112 Blüthen
brachte, Während der Blüthezeit wur-
den die Blätter kleiner, indem sie von
61/, Fuss Durchmesser auf 5 Fuss zu-
rückgingen und ebenso verloren sie den
Gartenilora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
aufwärts gekrüämmten Rand. Nach dem
Abblühen zeigte die Pflanze wieder eine
| kräftigere Vegetation, indem die Blätter
wieder grösser wurden und auch wieder
den eigenthümlichen aufwärts gekrümm-
ten Rand bildeten, (E. R.)
Se 5 une Ener,
7) Verwendung krautartiger Pflanzen, besonders Lysimaehia
Nummularia als Uferbedeckung.
Es kommt in allen Landschaftsgär-
ten vor, dass im Sommer der Wasser-
stand künstlicher Seen und Teiche so
niedrig wird, dass ein nackter Strand
entsteht, welcher einen hässlichen Grenz-
strich zwischen Wasser und begrünten
Ufern bildet. Da dieses Uebel fast nie
durch Zufluss von Wasser beseitigt wer-
den kann, so muss auf Deckung dieses
rohen Bodens gesehen werden. Ich habe
zu diesem Zwecke das Sumpfvergiss-
meinnicht, Myosotis palustris, verwendet
gesehen und selbst verwendet, habe aber
gefunden, dass es den Zweck zur un-
vollkommen erfüllt. Besser ist Festuca
(Glyceria) fluitans, ein Gras, dessen
lange breite Blätter bei hohem Wasser-
stand schwimmen und das Wasser bis
8S—10 Fuss vom Ufer bedecken, bei sin-
kendem Wasser aber sich anf den Bo-
den legen und diesen förmlich bedecken,
so vollständig, wie keine andere Pflanze.
An kleinen Wasserstücken kann man
die nicht schönen sehr hohen Blüthen-
stengel abschneiden, es legen sich je-
doch dieselben bei Trockenheit ebenfalls
graziös im Bogen abwärts. Beträgt die
im Sommer trockengelegte Teichfläche
in der Breite nicht über zwei Fuss, so
gibt es keine schönere Pflanze, als Ly-
simachia Nummularia, Pflanzt man da-
von eine Einfassung dicht an den Was-
serrand, so legen sich die reichbeblät-
|
terten Stengel bei sinkendem Wasser
abwärts, hängen an hohen Ufern sogar
senkrecht herab, bedecken das hässliche
nackte Ufer und schützen zugleich die
blosgelegsten Wurzeln am Ufer gegen
Vertroeknen. L. Nummularia hat ein
helles freudiges Grün, breitet die gros-
sen fast runden Blätter ganz wie zur
Decke gemacht nach zwei Seiten aus,
und zeigt die grossen gelben Blumen
in Menge, gleichsam wie goldene Perlen
auf einem grünen Bande aufgereihet,
Natürlich ist dieser Schmuck nur vom
gegenüberliegenden Ufer und vom Was-
ser zu sehen, wie ja auch die Hässlich-
keit nur von dieser Seite auffällt. Für
kleine Wasserstücke empfehle ich Lysi-
machia Nummularia ausschliesslich, sie
wird aber noch gewinnen, wenn neben
den gelben Blumen hie und da die him-
melblauen des Vergissmeinnicht erschei-
nen, Für grosse Uferflächen sollte man
als Hauptpflanze die Festuca anwenden,
die beiden genannten aber nicht aus-
schliessen. Lysimachia Nummularia fin-
det sich auf den meisten feuchten Wie-
sen, wo sie wegen unliebsamer Ausbrei-
tung nicht gern gesehen ist, und man
findet sie am leichtesten nach der Heu-
ernte, indem die liegenden Stengel meist
der Sense entschlüpfen. Auch Festuca
fluitans ist allgemein verbreitet. J.
TI, Neue Zierpflanzen..
53
s) Homalonema singaporense Rgl.
Wir erhielten diese Art als H. spe- | läufig noch als Art.
cies e Singapore aus dem Botanischen
Garten in Berlin. Dasselbe steht dem
H.rubescens Knth. ausserordentlich
nahe, ja so nahe, dass man solches mit
gleichem Rechte als Form desselben be-
trachten könnte. Da aber bei den Aroi-
deen später bei der definitiven Fesstel-
lung der Arten ein ganz anderer Maass-
stab für die specifischen Unterschiede
angenommen werden muss, als dies von
Schott und Anderen geschehen ist, so
unterscheiden wir unsere Pflanze vor-
Von H. rubescens
unterscheidet sie sich durch nur am
Grunde röthliche Blattstiele, nach der
Spitze des Blattstieles geht die Färbung
allmälig in ein etwas ins röthliche schim-
merndes ÖOlivengrün über. Blattfläche
dunkelolivengrün, unterhalb etwas heller.
Der Blüthenkolben ist stets von der
Blüthenscheide ganz umschlossen und
um ungefähr !/, kürzer als diese. —
Alles andere stimmt mit H. rubes-
cens gänzlich überein. (E. R.)
ll. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.
1) Pelargonium zonale Victovre de Lyon.
Eine gefüllt blühende Sorte, erzogen vom
Herrn Sisley. Die zahlreichen Blumen der
Dolde dicht gefüllt, von johannisbeerrother
Färbung mit violetter Nüancirung. Blätter
schwach gezont. Diese Sorte zeichnet sich
durch die durchaus neue Färbung aus.
2) Pelargonium zonale Clemence Royer.
Gleichfalls von Herrn Sisley erzogen. Die
gefüllten schön rosarothen Blumen stehen
in grossen Dolden, besitzen gleichsam eine
violette Nüaneirung. —
Beide Sorten werden von Herrn Han-
delsgärtner Alegatiere in Lyon ausge-
boten. —
3) Gymnothrix latifolia Schulies. Eine
Graminee aus Montevideo, von wo einige
lebende Exemplare an den Garten des Mu-
seums in Paris gesendet wurden und zwar
durch Herrn A. Lasseaux, welcher seit 17
Jahren sich dort angesiedelt hat.
Es ist eine perennirende Pflanze von
haften Boden ins freie Land gepflanzt wer-
den die Schafte bis 10 Fuss hoch, besetzt
mit überhängenden Blättern von mehr als
1 Fuss Länge und 1—2 Zoll Breite. Das
Grün der Blätter ist lebendig, mit helleren
weisslichen Mittelnerven. Die in dichten
Aehren stehenden Blüthen erscheinen selbst
im Pariser Klima erst spät im Herbste, so
dass dieses Gras nur als schöne grüne De-
corationspflanze zu empfehlen ist. Ob die-
ses schöne decorative Gras, dessen Stengel
jährlich absterben, im Klima von Paris im
freien Lande aushält, darüber liegen noch
keine Erfahrungen vor. Bei uns muss das-
selbe schon im Kalthause überwintert und
im Frübjahre ausgepflanzt werden.
(Revue hort.)
4) Berichtigung. Die als Monopa-
na Ghiesbreghti von uns beschriebene Ara-
liacee (Grtfl. 1869 pag. 35 tab. 606 ist nach
dem Monographen der Hederaceen, Herrn
Berthold Seemann in London mit Oreopanax
xalapense Dne. (Hedera xalapensis D. C.)
synonym. Herr Seemann theilt uns mit,
grossem decorativem Effect. In guten nahr- | dass uns ein Exemplar mit männlichen
54
Blüthen und zwar mit nicht ordentlich aus-
gebildeten einjährigen und nur in einem
Griffel ausgehenden Ovarien zur Untersuch-
ung vorgelegen habe, während die Blumen
mit vollkommen weiblichen Fructifications-
organen aus einem Fruchtknoten mit 3—6
Griffeln und Fächern bei Oreopanax bestehen.
Wir erkennen die Richtigkeit der Be-
merkungen des Herrn Dr. Seemann an und
redueiren unsere Monopanax also auf Oreo-
panax zalapense Morr. et Dne. in Revue
_hort. 1854 pag. 108.
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Ferner gaben wir pag. 112 der Garten-
flora 1869 eine Berichtigung zu Herrn Pitt’s
Artikel. Von den erwähnten Pflanzen sen-
dete uns Herr Jäger getrocknete Exemplare
der Achillea umbellata ein, welche wir als
die ächte Achilleau umbellata Sibth. et Sm.
anerkennen. Bei der Berichtigung von Ar-
temisia spec. de St. Petersbourg schrieben
wir aus Versehen Artemisia procera, wäh-
rend es Artemisia scoparia Walst. et Kit.
heissen muss. (E. R.)
II. Notizen
3) Bericht über die Zucht des Ei-
chenspinnersim Jahre 1869 von dem
Gartenbau-Verein in Bamberg. Seit
dem Jahre 1865 werden von der Gattin un-!
seres Vereinsmitgliedes, Herrn Oberpostmei-
sters Baumann dahier, Zuchtversuche mit
dem japanesischen Eichenspinner Bombyx
Yama-mayu gemacht, welche bisher stets
von günstigem Erfolge begleitet waren.
Im verflossenen Jahre wurden bei die-
ser Zucht ungefähr 12,000 Eier erzielt, von
welchen gegen 8000 an verschiedene Zucht-
liebhaber in Bayern, Baden, Oesterreich,
Norddeutschland, Russland und der Schweiz
abgegeben und ungefähr 4000 zur Fortsetz-
ung der eigenen Zuchtzurückbehalten wurden.
Diesen Zuchtversuchen diente im Allge-
meinen das Verfahren zur Grundlage, wel-
ches in der Brochüre des Herrn Öberpost-
meisters Baumann: „Die Zucht der japane-
sischen Seidenraupe Bombyx Yama- mayu
1865 bei Buchner in Bamberg“ näher be-
schrieben ist und sämmtliche Zuchtversuche
in und ausser Bayern, bei welchen die in
dieser Brochüre gegebene Anleitung sorg-
fältige Beachtung fand, hatten sich, soweit
Nachrichten hierüber anher gelangt sind,
eines sehr günstigen Erfolges zu erfreuen.
Insbesondere hat hiebei der hier gezogene
Same als sehr gesund und lebenskräftig sich
erwiesen und verhältnissmässig weit mehr
Raupen geliefert als der direet aus Japan
importirte zu liefern pflegt.
Die Bamberger Zucht wurde heuer auf
das 4!/, Stunden von hier entfernte Dort
Unterleiterbach verlegt, woselbst ein nahes
Eichenwäldchen zugleich die Gelegenheit bot,
mit einigen Raupen auch einen Zuchtversuch
im Freien anzustellen. Dieser Versuch hat
den Beweis geliefert, dass der japanesische
Eichenspinner in unserem Klima auch im
Freien bestens gedeiht und keinerlei Schutzes
gegen die Unbilden der Witterung bedart.
Die zur Freizucht bestimmten Raupen wur-
den nämlich unmittelbar nach dem Auskrie-
chen bereits in der letzten Woche des Mo-
nats April theils an niedere, theils an höhere
Eichenstauden des Wäldehens gebracht, de-
ren Blätterknospen eben aufgebrochen wa-
ren, und sie entwickelten sich daselbst trotz
der häufigen Regen und Stürme, sowie der
mehrmals eingetretenen heftigen Fröste,
durch welche selbst das Laub Schaden litt,
eben so schön und gesund, wie die im Zim-
mer gezogenen Raupen.
‘Weder an den im Freien noch an den
in den Zimmern zu Unterleiterbach gezoge-
nen Raupen hat sich irgend eine Krankheits-
erscheinung gezeigt; jedoch sind von den letz-
teren eine ziemlich grosse Anzahl in Folge von
Verwundungen durch grosse Spinnen, Umfallen
der Wasserkrüge, durch Zertreten etc. etc. zu
IV. Literatur,
Grunde gegangen und von den ersteren
einige durch die Vögel verzehrt worden.
Ungeachtet dieser Verluste lieferte die
Zucht noch immer gegen 3000 Cocons.
Durch diese bis in die fünfte Generation
fortgesetzten, ununterbrochen günstigen
Zuchtversuche dürfte die Acclimatisations-
fähigkeit des japanesischen Eichenspinners
zur Genüge dargethan und die dringendste
Aufforderung zur allgemeinen Verbreitung
und namentlich zur Einführung der Freizucht
gegeben sein, durch welche in jedem Dorfe
jede Eichenstaude und jede Eichenhecke mit
dem nützlichen Insekt belebt, die zur Ge-
winnung der Lohrinde bestimmten Eichen-
bestände vorher zur Weidenzucht ausgenützt
und ganze Eichenwäldchen in ganze Eichen-
plantagen ohne Beeinträchtigung ihrer son-
stigen Erträgnisse umgewandelt werden
könnten. Wir glauben daher die allgemeine
Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand len-
ken zu sollen und erklären uns zugleich be-
reit, Bezug von Yama-mayu-Eiern bester
55
Qualität um den Preis von 2 Thir. per Hun-
dert und von 12 Thlr. per Tausend zu ver-
mitteln.
2) Der landwicthschaftliche Verein zu
Ghistelles hat einen Preis von 1000 Frances
ausgesetzt für das Auffinden eines perennen
Hybriden, einerseits unter den Gramineen:
Elymus arenarius, E. philadelphieus, Triti-
cum acutum, T. pungens, Ammophila arena- ®
ria oder unter andern Species aus der Gruppe
Agropyrum, — und.andererseits unter dem
Roggen, Weizen, Hafer, Gerste. — — Der
Zweck dieser Preisausschreibung besteht
darin, die reichlich an der westlichen Küste
Frankreichs wildwachsenden Pflanzen mit-
telst künstlicher Befruchtung verwenden zu
können. Der Concurs wurde schon im Oc-
tober 1868 ausgeschrieben, dauert aber auf
fünf 'nachfolgende Jahre. — Preisbewerber
können die Erfolge ihrer Untersuchungen
dem Vereine vorlegen, sobald sie überzeugt
sind, den Zweck erlangt zu haben. (S—r.)
VW, Literatur.
1) H. Jäger, die Baumschule. Vollstän-
dige Anleitung zur Anzucht der Obst-
bäume zum Betriebe der Baumschule
im Grossen und Kleinen, sowie Ge-
winnung neuer Obstsorten aus Samen.
Dritte vermehrte und verbesserte Auf-
lage. Leipzig bei Otto Spamer, 1868.
Wir haben die früheren Auflagen dieses
Werkes in der Gartenflora schon besprochen
und wie alle die zahlreichen Gartenbücher
unseres geehrten Freundes als guten prak-
tischen Rathgeber für alle Fälle schon em-
pfehlen können, In dieser 3. Auflage sind
eine Menge von neueren Erfahrungen im
Gebiete des Obstbaues noch aufgenommen,
sowie solche auch durch zahlreichere Ab-
bildungen illustrirt ist.
Sehr anzuerkennen ist es, dass der Ver-
fasser die Quellen eitirt, denen er seine Zu-
sätze entnimmt und wodurch er für sein
Werk eine seltene Vollständigkeit in Bezug
auf das was in der Richtung des Buches in
der neuesten Zeit gethan und empfohlen
worden ist, erzielt hat.
Für den unerfahrenen Gartenfreund wäre
es wohl wünschbar gewesen, wenn bei der
Fülle des Stoffes der Verfasser erst seine
Ansicht und dann andere Ansichten gleich-
sam als Anfang für die, welche Versuche
machen wollen, gegeben hätte. Nehmen wir
als Beispiel die Wildlinge, so werden da
z. B. für den Apfel und die Birne neben
den Kernwildlingen und den für Zwergobst
allgemein gebräuchlichen Sorten mehrere
aufgeführt, die wenigstens nach unseren Er-
fahrungen viel schlechtere Resultate geben.
So für den Apfel der Pyrus baccata (die
56
Veredlungen nehmen schlecht an und an
der Veredlungsstelle bildet sich später ein
dicker Wulst), für die Birne der Weissdorn
(die Veredlungen wachsen gut an, gehen
später aber im üppigsten Wachsthum oft
schnell zurück). Ferner sind als Unterlagen
tür Birnen aufgeführt die Eberesche (Pyrus
aucnparia), der Elsbeerbaum (Pyrus tormi-
nalis), ferner Pyrus intermedia, Cotoneaster
vulgaris, Amelanchier vulgaris und Pyrus
arbutifolia, welches doch alles Unterlagen
"sind, die entweder schwierig annehmen oder
gleich dem Crataegus nicht dauerhafte Bäume
liefern. Jedenfalls stehen solche weitaus den
Kernwildlingen, dem Doucin- und Paradies-
apfel etc. und der Quitte als Unterlagen
nach und auch der geehrte Verfasser würde
bestimmt diese andern nicht als Unterlagen
wählen.
Dass solche zur Vollständigkeit der Ar-
beit aufgeführt billigen wir, wir vermissen
aber den entschiedenen Rath, derartige Wild-
linge gar nicht oder nur zu Versuchen an-
zuwenden und so lange nicht bewährte Er-
fahrungen vorliegen, die altbekannten und
bewährten Unterlagen zu wählen.
Wir geben diese Bemerkungen zu denı
vortreffllichen in Rede stehenden Buche mehr
nur deshalb, um den Herrn Verfasser zu
überzeugen, dass wir sein Buch mit dem
grössten Interesse eingeschen und empfehlen
es gleich allen Werken unseres geehrten
Freundes und Mitarbeiters zur allgemeinsten
Anschaffung. (E. R.)
2) W. Ulrich, Englische und französi-
sche Gartensprache, oder Hülfsbüch-
lein für Kunst- und Handelsgärtner
bei geschäftlicher Anwendung eng-
lischer und französischer Ausdrücke.
Weimar 1869, bei Fr. Voigt.
Es ist bekannt. dass in der Sprache
eines jeden Geschäftes im Laufe der Zeit
eine Menge fachlicher Ausdrücke sich ein-
bürgern, welche in keinem Lexikon eine Be-
rücksichtigung finden. Das vorliegende
Büchlein berücksichtigt gerade derartige
Worte und Redensarten und stellt, besonders
die geschäftliche Correspondenz betreffend
ganze Sätze in allen 3 Sprachen nebenein-
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
ander. Somit bildet die in Rede stehende.
Schrift für jeden Gärtner, der nicht längere
Zeit in Frankreich und England lebte, ein
sehr nützliches Hülfsbüchlein. Noch nütz-
licher und leichter gebräuchlich würde sol-
ches sein, wenn demselben für die deutsche
Sprache ein kurzer alphabetischer Index an-
gehängt sein würde. Für eine folgende
Auflage empfehlen wir das dem Herrn Ver-
fasser. (E. R.)
3) E. Lucas, Director des Pomologischen
Instituts zu Reutlingen. Taschenbuch
für Pomologen, Gärtner und Garten-
freunde. 8. Jahrgang und 9. Jahrgang.
Ravensburg bei Eugen Ulmer.
Es liegen uns die beiden letzten Jahr-
gänge dieses von uns wiederholt angezeig-
ten Taschenbuches vor. Dasselbe gibt den
Lehrplan des Pomologischen Instituts, im
Anhange das vollständige Verzeichniss der
abgebbaren Gegenstände und den Kern bil-
den Erfahrungen über Obstbau, die im In-
stitute zu Reutlingen gemacht wurden. Letz-
tere werden theils von den Lehrern, theils
von den Zöglingen mitgetheilt und geben
das lebhafteste Zeugniss, dass unseres ge-
ehrten Freundes reger Sinn und unermüd-
licher Eifer für die Fortschritte des Obst-
baues im ganzen Pomologischen Institut zu
Reutlingen herrscht. Der Athem der Liebe
und der Freude, mit dem alles in die Hand
genommen wird, durchweht alles und gibt
uns das erfreuliche Zeugniss der einfluss-
reichen und aufopfernden Thätigkeit des Dr.
Lucas, dessen Institut seine segensreiche
Wirksanıkeit auf immer weitere Kreise aus-
breitet.
In Reutlingen fand 1867 auch die letzte
AllgemeineDeutsche Obst- und Trau-
ben-Ausstellung statt, verbunden mit
einem Pomologischen Congress. Wir sagen
die letzte, denn die Hamburger Ausstellung
gehört in das Gebiet der grossen Internatio-
nalen Ausstellungen, verbunden mit gross-
artigem Volkstest.
Als Resultate des Congresses in Reut-
lingen tragen wir nur ein paar Bemerkungen
nach:
Lucas erklärte gegenüber den Klagen,
IV. Literatar.
*
dass Veredlungen auf Quitte schlecht an-
nähmen, man möge die stark treibenden
Varietäten der Metzer-Quitte und der von
Angers als Unterlage verwenden und diese
auf kräftigen Boden pflanzen, dann wären
die Resultate bessere.
Im Allgemeinen werden Wildlinge von
Aepteln und Birnen und zwar von Holzäpfeln
und Feldbirnen empfohlen. Wir nehmen
Anlass, dagegen ein Wort einzulegen. Man
spricht so häufig von den Wildlingen von
Holzäpfeln und Feldbirnen. Wir sind der
Ansicht, dassin Wahrheit solche sehr selten
in Anwendung kommen und auch gar keine
besseren Resultate, als die Wildlinge von
allen Sorten von Most- und Schnitz- Obst
geben. Letztere liefern bei ihrer Verwen-
dung die Hunderte von Centnern von Ker-
nen, welche jährlich von den Samenhandl
lungen vertheilt werden, nicht aber Holz-
äpfel und Holzbirnen, die ja ebenfalls nur
als Flüchtlinge der Cultur in unsere Wälder
und Felder übergegangen, betrachtet werden
müssen. Wer wollte denn die Massen von
Samen schaffen, wenn wirklich für die Folge
nur Wildlinge von Holzäpfeln und Holzbir-
nen verwendet werden sollten.
Unsere Versuche hier in einer rauhen,
ja der rauhesten nordöstlichsten Versuchs-
station für unsern Obstbau haben uns all-
mälig gelehrt, die gleichsam mit den ersten
Begriffen eingesogenen Vorurtheile und ein-
geschleppten falschen Bezeichnungen für
ganz andere Dinge abzustreifen. Je mehr
wir uns in dieser Beziehung von altlıerge-
brachten Ideen emaneipiren, je besser ist
das für das Fortschreiten auf dem Boden
der Wissenschaft und praktischen Fort-
schritte. —
Je näher der Apfel dem ursprünglichen
wilden Zustande, je schlechtere Resultate
liefern die von demselben genommenen
Kerne zur Aussaat als Wildlinge, das ist die
gegentheilige Erfahrung, die wir gemacht.
Als wilde Stammform des Apfels betrachten
wir Pyrus prunifolia Willd. und P. baccata L.
Letzteren speciell als Stammform für die
Russischen Klaräpfel. Wildlinge beider neh-
men bei der Veredlung schlecht an, behal-
ten ein schwächeres Wachsthum als die auf-
57
gesetzte Sorte und darum bildet sich an der
Veredlungsstelle später eine wulstige An-
schwellung. Das geht soweit, dass sogar
die Formen von P. baccata und prunifolia
besser auf gewöhnliche Apfelwildlinge, als
auf sich selbst veredelt annehmen.
Die besten und geeignetsten Wildlinge
für unsere gewöhnlichen Hochstämme, das
sind die Sorten, die in den speciellen Ge-
genden am besten gedeihen, oder überhaupt
als die härtesten und in Boden und Lage
unempfindlichsten Sorten für die Cultur im
Grossen anemptohlen werden, wie gerade
das Most- und Schnitzobst, von dem in Wahr-
heit ®°/,oo der in Handei befindlichen Samen
stammen.
Ein zweiter, gleichfalls durch alle Bü-
cher hindurchgehender, auf reiner Annahme
beruhender Irrthum ist der der Abänderun-
gen, denen die aus edlen Sorten erzogenen
Wildlinge ausgesetzt sein sollen, sowie deren
Neigung, zum wilden Zustande zurückzu-
kehren.
Wer, {ragen wir, hat von den Herren
Pomologen in dieser Beziehung bis jetzt ge-
nau controllirte Versuche gemacht?
Unter solchen genau controllirten Ver-
suchen verstehen wir solche, wo die Samen
von bestimmten und einzeln stehenden Sor-
ten, so dass solche nicht durch nebensiehende
Bäume beiruchtet sein können, genommen
sind. $
Solche Samen müssen besonders ausge-
säet und unter ähnlichen Culturbedingungen
wie die Mutterpflanze erzogen werden, und
dann stellen wir gerade die enigegenstehende
Ansicht auf, dass wohl eine geringe Varia-
tion, aber kein Zurückgehen zum wilden
Zustande stattfinden wird!!
Wo dagegen derartige Versuche unter
dem Einfluss ganz anderer Einflüsse gemacht
werden, da wird allerdings eine Abänderung
eintreten, nämlich eine von Klima, Cultur
und Boden bedingte, wie ja sogar unsere
als Individuum fortgepflanzien Sorten unter
anderen Verhältnissen, d. h. z. B. als Hoch-
stamm, Spalier, Zwergstamm, auf gutem und
nahrungslosem Boden, in günstigem und un-
günstigem Klima Früchte liefern, die selbst
der geübte und bewanderte Pomologe kaum
58
auf die gleiche Abstammung zurückführen
kann.
Wir werden diesen Gegenstand in der
Kürze einlässlicher besprechen und kehren
damit zum Pomologen-Congress zurück.
Für die Kirschen wird möglichst zeitige
Veredlung, schon Ende Februar, empfohlen.
Bei Aprikosen empfiehlt Maurer, nur den
untersten Theil des Edelreises zu verwenden
und die Veredlung in ein Moosbüschel ein-
zuhüllen.
Auf den mannichfachen anderweitigen
Inhalt des Taschenbuchs können wir nicht
näher eintreten, da müssen wir unsere Leser
bitten, sich dieses nützliche Buch für billi-
gen Preis selbst anzuschaffen und sich die
Perlen der Erfahrung für ihre eigenen Cul-
turen anzueignen. (E. R.)
4) Allgemeine Samen- und Pflan-
zen-Ofterte, herausgegeben von B.
Thalacker in Erfurt,
Es ist das ein für den Vertrieb von
Pflanzen und Samen, für Stellengesuche von
Gärtnern etc. sehr nützliches Unternehmen
sowohl für Gärtner als Pflanzenfreunde. Er-
scheint 2 Mal im Monat und alle zur Auf-
nahme bestimmten Anzeigen sind Herrn B.
Thalacker einzusenden. Die Petitzeile zu
40 Buchstaben wird mit 4 Sgr. honorirt. —
Unter den Anzeigen kommt auch maänches
Curiosum. So zeigt Herr M. Krippernick
ein grosses Lager von Alpenpflanzen an und
nennt 10 Arten. Von diesen genannten 10
Arten ist nur Cyclamen europaeum eine
Alpenpflanze, alles andere keine, darunter
auch 2 (Primula aurea und Digitalis aurea)
Arten, wo man sich erst erkundigen muss,
was für Pflanzenarten damit gemeiut sind.
(E. S.)
5) Dr. M. Meitzen, Plan einer chemi-
schen Lehrmethode für Industrielle.
Leipzig 1867, bei E. H. Mayer.
Das Schriftchen zeigt die Nothwendig-
keit des Studiums der Chemie für Indu-
strielle.. Der Verfasser gibt in demselben
die Darstellung der Methode die er selbst
anwendet und sagt, wenn der Lernende
4 Mal in jeder Woche und dann jedes Mal
EEE
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
2—3 Stunden nach einander nach dieser
Methode Unterricht erhalte, er nach einem
Jahre so weit sein würde, sich selbstständig
fortzuhelfen. (E. R.)
6) E. Lucas, Kurze Anleitung zum Obst-
dörren und zur Musbereitung. Dritte
Auflage. Ravensburg bei Eugen Ulmer,
1869.
Schon die erste Auflage dieses Schrift-
chens fand die allgemeinste Anerkennung.
Die folgenden Auflagen geben stets das Re-
sultat der ferneren Versuche und der an
verschiedenen Orten seitdem in grossem
Maassstabe angewendeten Methoden. So ist
dieses Schriftchen unseres geehrten Freun-
des, das anfänglich schon vorzüglich, mit
jeder Auflage noch besser geworden ist,
jedem, der sich mit dem Dörren des Obstes
oder mit der Bereitung von Mus aus solchem
beschäftigen will, als ein treuer und gedie-
gener Rathgeber zu empfehlen. (E. R.)
7) E. Lucas, Kurze Anleitung zur Obst-
cultur, als Leitfaden bei Vorträgen
über Obstbau. Ravensburg bei E.
Ulmer, 1869.
In dem kurzen Zeitraum von 4 Jahren
ist von der vorliegenden Schrift schon eine
neue Auflage nothwendig geworden, der
beste Beweis für deren Güte und Brauch-
barkeit als Leitfaden zum Unterricht an Se-
minarien und an Schulen, die dem Garten-
bau, der Landwirthschaft gewidmet sind.
Das Buch behandelt in kurzen Lehrsätzen
alle Theile des Obstbaues und ist dieser
neuen Auflage auch noch die Topfobstzucht
beigegeben. Auf 4 grossen Tafeln ist das
Nothwendigste erläutert, (E. R.)
8) M. Seubert, Excursionsflora für
Nord- und Mitteldeutschland. Ravens-
burg bei Eugen Ulmer, 1869.
Das Buch ist in klein Octav (Taschen-
format). Vorausgesendet ist eine Uebersicht
der Gattungen nach dem Linn@’schen Sy-
steme. Die Bestimmung der Gattungen ist
dadurch sehr erleichtert, dass solche nach
scharfen und leichtfasslichen Charakteren
IV. Literatur,
nach analytischer Methode in jeder Classe
wieder zusammengestellt sind.
Die Arten sind wiederum mit kurzen
Worten gut charakterisirt und wo die Gat-
tungen zahlreichere Arten enthalten, sind
solche wiederum zur leichteren Bestimmung
nach allgemeinen Charakteren in Gruppen
zusammengestellt. Eine mit vollster Sach-
kenntniss und scharfer Kritik zusammenge-
stellte Flora zur schnellen Bestimmung zwei-
felhafter Arten auf Excursionen. (E. R.)
9) E. Lucas, der Cider oder Obstwein.
Ravensburg 1869, bei E. Ulmer.
Der geehrte Verfasser hat mit diesem
Sehriftchen wirklich eine Lücke in der Li-
teratur ausgefüllt. Wohl gab es Schriften
über diesen Gegenstand. Die einen berück-
sichtigten aber nur locale Interessen, so dass
sie keine allgemeine Verbreitung finden
konnten, während andere zu sehr in das
Gebiet der Wissenschaft hineinreichten, um
als praktischer Leitfaden zur Bereitung des
Obstweines dienen zu können. Unser ge-
ehrter Freund Dr. E. Lucas gibt nun zuerst
die Darstellung der in Frankreich, in Frank-
furt und Schwaben, in der Schweiz und
England gebräuchlichen Methoden, worauf
er schliesslich eine allgemeine Darstellung
einer rationellen Mostbereitung folgen lässt,
die für jederman verständlich.
Wer also Obstwein bereiten will, schaffe
sich dieses wohlfeile Schriftchen (30 kr. das
Exemplar) an und studire es. Darstellung
eines bessern Obstweines aus der gleichen
Waare ist die nothwendige Folge einer ra-
tionellen Bereitung. (E. R.)
10) M. Mizul, der Haus- Küchengarten,
bei Dementieff in Petersburg. In Rus-
sischer Sprache.
Die erste vollständige Anweisung zur
Pflege des Kiüchengartens. Dem Texte sind
zur Erläuterung zahlreiche Holzstöcke bei-
gedruckt. Der Russische Titel ist „Domaschny
Agorod*. (E. R.)
11) E. Lucas, die Lehre vom Banm-
schnitt, Zweite Auflage mit 6 litho -
59
graphirten Tafeln und 106 Holzschnit-
ten. Ravensburg bei E. Ulmer, 1869.
Dieses Buch ist das Ergebniss langjähri-
ger Versuche, die der Verfasser in seinem
Pomologischen Institute zu Reutlingen an-
stellte und ausführen liess. Die Lehren der
Baumzüchter Frankreichs wurden für das
deutsche Klima geprüft und nach den Ver-
hältnissen, die das rauhere deutsche Klima
bietet, wie besonders auch in Bezug auf
Vereinfachung der Arbeit abgeändert. Hier-
aus ist eine Anleitung zum Baumschnitt in
Bezug auf die mannichfachen Formen von
Zwerg- und Spalierobst hervorgegangen, wie
solche für das mittlere Deutschland die vor-
trefflichsten Resultate geliefert hat.
Die in Rede stehende Schrift nimmt da-
her in der Anleitung, die sie zu der Aus-
führung der Arbeiten gibt, speciell auf die
Jahreszeiten Rücksicht, in denen der Früh-
jahrs-, Sommer- und Herbsitschnitt ausgeführt
werden muss, gibt zunächst die allgemeinen
Regeln und schreitet so fort zu den Regeln
je nach Obstsorten und der Form der Bäume.
Sie bekämpft (und das ist auch nach unse-
ren Erfahrungen im noch kälteren Klima
ein sehr wichtiger Punkt), das zu häufige
Entspitzen der Triebe und den zu kurzen
Schnitt. Wir haben hier in Petersburg unter
Befolgung der Lehren der Obstzüchter Frank-
reichs durch zu kurzen Schnitt in den ersten
Jahren unseren Bäumen mannichfachen Scha-
den gethan und sind für alle Obstbaumfor-
men von dem zu kurzen Schnitt gänzlich
zurückgekommen, und zwar ganz besonders
gilt das, bevor die Fruchtbarkeit eingetre-
ten, die dann den Wuchs des Baumes von
selbst mässigt. Biegen, Quetschen, Drehen,
Herunterbinden etc. sind zur Zeit des üppi-
gen Triebes bessere Mittel zur Mässigung
des Wuchses und befördern sicherer die Ent-
wickelung von Fruchtholz, als das unnatür-
liche zu oft wiederholte Entspitzen. Der zu
kurze Herbst- oder Frühjahrs-Schnitt hat fer-
ner in einem Klima, wie das Petersburgs,
wo die Vegetationsperiode wieder zwei Mo-
| nate kürzer als im mittleren Deutschland,
noch die nachtheilige Einwirkung, dass der
Trieb zu üppig und vollsaftig wird, im
60
Herbste nicht so gut ausreift und daher dem
schädlichen Einfluss des Winters mehr aus-
gesetzt ist.
In Bezug auf Führung des Schnittes em-
pfiehlt Lucas bei allen den Schnitten, die
nur den Zweck des vorläufigen Einstutzens
haben, den Schnitt zwischen 2 Augen zu
führen und später den absterbenden Zweig-
theil fortzunehmen. Unsere Erfahrungen ha-
ben uns belehrt, dass dieses Verfahren
bei jedem Schnitt im kalten nordi-
schen Klima das bessere ist, und selbst
da wo ganze Aeste fortgenommen werden
müssen, lassen wir im ersten Jahre einen
Stummel stehen, der erst im folgenden Früh-
jahre beseitigt wird. Das gleiche gilt auch
beim Einstutzen auf ein oberstes Auge, das
zum Leittrieb bestimmt ist. Auch hier schnei-
den wir zwischen den Augen und entfernen
den absterbenden Theil erst später.
So gehen unsere Beobachtungen über
Obsteultur im hohen Norden parallel den
von Lucas empfohlenen Abänderungen des
französischen Schnittes für das mitteldeutsche
Klima, indem wir diese Abänderungen noch
im verstärkten Maassstabe in Bezug auf Jah-
reszeit, Art des Schnittes und Führung des
Schnittes ausführen müssen.
Unser geehrter Freund Lucas hat sich
durch sein Wirken und Schaffen für den
deutschen Obstbau, durch die Verwendung
der gesammelten reichen Erfahrungen zur
Bildung tüchtiger Fruchtgärtner, die wir
früher in Deutschland fast gar nicht hatten,
und endlich durch seine Schriften, welche
in klarer und bündiger Sprache seine Erfah-
rungen jedermann zugänglich machen, ganz
ungewöhnlich hervorragende Verdienste um
den deutschen Obstbau erworben. Das in
Rede stehende Werk gehört in den Kreis
dieser sehr verdienstvollen Schriften und
wird von uns nachdrücklichst jedem Obst-
freund und Gartenbesitzer zur Anschaffung
empfohlen. (E. R.)
12) Bulletin delaSocietelmperiale
des Naturalistes de Moscou.
Annee 1868, N. 3 u. 4.
An Botanischen Abhandlungen enthalten
diese beiden Hefte:
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
a) F.vonHerder, Plantae Raddeanae.
Es ist das die Fortsetzung und zwar aus
der Familie der Compositen, die Gattungen
von Echinops bis Centaurea.
b) L. Gruner, Aufführung der Pflan-
zen des Gouvernements Katherinoslaw und
eines Theils der Krim.
c) Th. Teplouchoft, Beitrag zur
Kenntniss von Pinus abovata Ledb. — Der
Verfasser ist der Ansicht, dass Pinus obo-
vata Ledb. (Picea obovata Lk.), nur eine
FormvonPinusAbiesL. (Picea excelsaLk.),
mit mehr abgerundeten Schuppen des Zapfeus
sei. Er zeigt auch, dass P. obovata Ledb.
Zapfen besitze, die gleich den Zapfen der
P. Abies später hängen, während Ledebour
solche als aufrecht beschreibt. — Nach un-
serer Ansicht dürften sich diese Differenzen
dadurch erklären, dass Ledebour seine Pinus
obovata später mit Pinus orientalis des Cau-
casus vereinigte und seine Beschreibung nach
der Fichte des Caucasus gab. Diese Cau-
casische Fichte ist eine von Picea obovata
Lk. gut geschiedene Art. Die ganze Tracht
derselben ist gedrungen und die hier aus
Samen erzogenen Exemplare frieren jährlich
bei uns bis zum Schnee ab, ganz wie Abies
Nordmanniana und Abies pectinata. (Pinus
PiceaL.) Picea obovata Lk. ist dagegen
im Petersburger Klima ebenso durchaus hart
wie die gewöhnliche Fichte (Picea excelsa).
Auch wir sahen von der letzteren aus Finn-
land schon Formen mit mehr abgerundeten
Zapfenschuppen und dürfte daher die Picea
obovata des Ural und Altai vielleicht richti-
ger alsForm zuPicea excelsa gezogen werden.
d) E. Regel und F. v. Herder. Auf-
führung der Pflanzen der Soongorei und Tur-
kestan’s von Semenow und Sewerzow ge-
sammelt. Es ist das der Schluss dieser Arbeit,
die ohne die Nachträge im Ganzen 1234 Ar-
ten aufführt.
e) N. Kauffmann, die männliche Blü-
the von Casuarina quadrivalvis.
f) Iwan Tschistiakow, Beiträge zur
Entwickelung der Cuticula, in russ. Sprache.
13) Göppert, über algenartige Einschlüsse
in Diamanten.
In den Diamanten kommen zuweilen
IV. Literatur.
kleine mikroskopische körnige grüngefärbte
Einschlüsse vor. Göppert zieht solche zu
den einzelligen Algen und nennt die eine
Form Protococcus adamanticus und die an-
dere Palmoglocites adamanticus. Zugleich
findet derselbe in der Natur dieser Einschlüsse,
dass der Diamant auf nassem Wege, aus
Zersetzungsprocessen anorganischer und or-
ganischer Stoffe entstanden sei, indem sich
als Endresultat der Verwesung Kohlenstoff
in Substanz und zwar krystallisirt abgeschie-
den habe, wie dies Liebig schon 1843 aus-
gesprochen.
14) Ferdinand Müller, Bericht über
den Botanischen Garten in Melbourne
im Jahre 1868.
Unsere Antipoden überflügeln uns. Der
Botanische Garten in Melbourne iin Australien,
bisher unter der Direction des Herrn Ferd.
Müller, ist jetzt eins der grossartigsten Insti-
tute der Art, die existiren. Die Wege im
Garten haben jetzt eine Gesammtlänge von
22'/, Meilen und sind mit Alleen von Bäu-
men bepflanzt. Es sind das die Bäume
aller Theile der Welt, die hier im freien
Lande gedeihend prächtige Alleen bilden.
Da wächst unsere europäische Pinus silve-
stris, Mughus, Pinater, Laricio, maritima ne-
ben Pinus insignis, canariensis, Nordmannia,
den Araucaria- Arten, da sind all die Coni-
feren Australien’s, Asien’s, Nordamerika’s
vertreten und wechseln ab mit den baum-
artigen Cordylinen, mit Platanus und unse
rer Trauerweide (Salix babylonica), mi
mächtigen Eucalyptus und Acacia Lophantha
mit Fraxirus, Populus, Olea europaea, Gle
ditschia, Quercus Ilex und Q. Suber, Phoe
nix ete. —
Der Yarra-River strömt am Garten vor-
bei und in der Mitte desselben ist ein gros-
ser See mit Inseln ausgegraben.
Ausserdem sind die Pflanzen noch grup-
penweise nach den Familien zusammenge-
stellt. Von Palmen gedeihen ausser Phoe-
nix und Chamaerops die Jubaea spectabilis
Chili’s, die Livistona chinensis China’s, die
Seaforthia und mehrere andere Palmen Neu-
seeland’s ganz vortrefllich im freien Lande,
|
61
Bäume sind in den letzten Jahren im Gan-
zen 30,000 gepflanzt worden.
Längs der Ufer des Sees und des Flus-
ses gruppiren sich das Gynerium argenteum,
Calla, Melaleuca ericifolia, Tamarix, Ulmen,
Eichen, Casuarina, Weiden, Ampelodesmos,
Mühlenbeckia zu lieblichen und imposanten
Gruppen. Selbst der indische Bambus und
‘die Papyrusstaude (Cyperus Papyrus) gedeiht
auf den Inseln vorzüglich. Untermischte
Goodenia, Rosen und andere Blüthensträucher
bringen einen angenehmen Contrast in diese
Decoration der Ufer.
An Felsenparthien wachsen Agave, Aloe,
Mesembrianthemum und Pelargonien. Von
den Australischen Farnbäumen, die jetzt auch
in die Gärten Europa’s massenhaft eingewan-
dert, sieht man Hunderte von Exemplaren
in besonderen Parthien vereinigt. Hecken
sind von Pittosporum eugenioides und P. un-
dulatum gebildet, da diese sich vorzugsweise
zu solcher Cultur eignen.
Der Königlichen Wasserlilie (Victoria
regia), welche wiederholt und andauernd ge-
blüht hat, ist ein besonderes Gewächshaus
erbaut.
Auch die China-Cultur ist angebahnt
worden und bereits sind an 10,000 der ver-
schiedenen Chinabäume (Cinchona succirubra,
Calisaya, officinalis) angepflanzt worden.
Es würde uns zu weit führen, wollten
wir all der Pflanzenmassen dieses Gartens
gedenken, der mit dem von Australischen
Wasservögeln belebten See ein Areal von
400 Acres einnimmt und der seinen Flor und
schnelles Emporblühen der Energie und der
rastlosen Thätigkeit des Directors, des Hrn.
Ferdinand Müller verdankt. Nach den
neuesten Berichten scheint es, dass seine
Verdienste dort nicht die verdiente Anerken-
nung gefunden haben.
Dem Bericht ist ein detaillirter Plan des
Gartens beigegeben, der ein genaues Bild
der Anlage des Gartens, sowie der Bepilan-
zung desselben gibt.
Aus einem Nachtrage zu diesem Berichte
ersehen wir, dass der mit Glas oder Calico
bedeckte Raum, der vorzugsweise zur An-
zucht der aus allen Theilen der Welt ein-
62 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. y
wandernden Pflanzen bestimmt ist, ungefähr | Verwüstungeu desselben zu schützen, den
1/, Acre Areal beträgt. dieser Fluss im Winter bei hohem Wasser-
Die eingeführten und dem freien Lande | stande anrichtet.
übergebenen Pflanzen blühen meistens schon Als eingeführte Nutzpflanzen wurden
nach kurzer Zeit und tragen auch Frucht. | zahlreiche Sorten unserer Reben, verschiedene
So trug der Feuerbusch (Flame-tree, Mespi- | Sorten von Zuckerrohr, die Saffran-Pflanze,
lus pyracantha) zahlreiche Früchte, die | der Sesam, das Tussac-Gras der Falklands-
Alleen (!!!) von Grevillea beginnen zu blühen | Inseln, der Rhamnus utilis China’s, der Man-
und bringen, wie sich das leicht denken | gostan, die Avocato-Pfilaume, die Theepflanze,
lässt, einen herrlichen Effect hervor. die Carya- und Juglans- Arten Nordame-
In die Gewächshäuser sind z. B. die | rika’s und vieles andere angebaut.
buntblätterigen Caladien, die buntblätterigen Das nach Art des Museums in Kew ein-
schönen Begonien, die zahlreichen schönen | gerichtete Museum erhielt zahlreiche Berei-
Gesneriaceen der Gärten Europa’s, die | cherungen, ebenso die grossen Herbarien.
Schlauchpflanzen (Sarracenia) und die Flie- Bei Besprechung der Sammlungen der
genfänger-Pflanze (Dionaea) Nordamerika’s | Pflanzen Australien’s im Museum sagt Müller:
eingewandert. „Es dürfte wenig bekannt sein, dass die
Eine unserer annuellen Zierpflanzen, die | Blätter unseres gewöhnlichen Eucalyptus in
Cryptostemma calendulacea oder die | Cigarren nach dem Process von Ramel ver-
weissblumige Ringelblame des Vorgebirges | wandelt werden und dass sie ebenfalls als
der guten Hoffnung, die bei feuchtem Wetter | ein vortreffliches Mittel gegen intermittirende
ihre Blumen schliesst, ist zu einem der | Fieber zu nennen sind.
schlimmsten Unkräuter des Botanischen Gar- Nach den ausserordentlich reichen Her-
tens und der Colonie geworden. F. Müller | barien von Pflanzen Australien’s wird von
vertheidigt sich deshalb gegen den ihm ge- | Bentham und Müller die Flora Australien’s
machten Vorwurf, als sei er es, der diese | bearbeitet, von der jetzt der 4. Band erschie-
Pflanze dort eingeführt und verbreitet habe, | nen ist, so dass bis jetzt schon 5000 Arten
indem er ganz richtig darauf hinweist, dass | von Pflanzen Australien’s indiesem Werke be-
schon lange vor ihm (1833) Herr Baron von | schrieben sind, und wird von Dr. F. Müller
Hügel von dieser Pflanze als einem der | darauf hingewiesen, dass ein ähnliches Werk
schlimmsten Unkräuter Australien’s spricht. | noch nicht über die Flora Europa’s existirt.
Einen Wink, welche Schwierigkeiten die Dr. Müller hat die besten Jahre seines
ausserordentliche Trockenheit des Sommers | Lebens der Einrichtung und den Arbeiten
in jenen Gegenden den Culturen bereitet, | für den Bot. Garten in Melbourne, wie für
gibt uns der Umstand, dass der grosse See | die Erforschung der Flora Neu-Holland’s ge-
im Sommer ganz austrocknet. Derselbe wird | widmet und hat sich unvergängliche Ver-
daher jetzt so sehr ausgetieft, dass sein Bo- | dienste um das Institut, dem er vorsteht,
den tiefer als der niedrigste Stand des Yarra- | besonders aber unvergängliche allgemeine
Rivers zu liegen kommt. Mit dem gewon- | Verdienste um die Erforschung der Flora
nenen Erdreich werden aber längs des Yarra- | Neuholland’s und um Vertheilung der Schätze
Rivers hohe Dämme hergestellt, um vor den | derselben erworben. (E. R.)
V. Neuestes
Ausstellungen. Als Aussteller werden nur Mitglieder der
1) Die Königliche Gesellschaft für Acker- | Gesellschaft zugelassen. Das Programm ent-
bau und Botanik in Gent veranstaltet vom | hält 87 Concurrenzen und kann durch den
11.—13. April 1870 die 132. Ausstellung. ' Secretair der Gesellschaft (Monsieur Edmond
V. Neuestes.
Claus, Seeretaire-Adjoint dela Societe Royale
d’Agrieulture et de Botanique de Gand, rue
Digue de Brabant 20, Gand) bezogen werden.
2) Die Gesellschaft Flora für Bota-
nik und Gartenbau im Königreiche Sach-
sen wird vom 13.—19. April eine Ausstellung
von Pflanzen, Blumen und Früchten in dem
Saale der Brühl’schen Terrasse zu Dresden
veranstalten. Die Concurrenz ist frei, doch
ist festgestellt, dass mit Ausschliessung des
16. Concurrerzpunctes die Pflanzen selbst
gezogen sein müssen oder dass der Einsen-
der solche mindestens 3 Monate in seiner
Cultur hatte.
Die Preisaufgaben sind folgende:
A.
Preis der Friedrich-August-Stiftung, beste-
hend in vier Augustd’or.
„Für eine durch Reichthum und Schön-
heit der Blüthen, oder durch ihr erstmaliges
Blühen sich auszeichnende Pflanze, welche
jedoch reine Species sein muss.
Als Accessit eine goldene Medaille
für eine zweite, sich gleichfalls vortheilhaft
auszeichnende Pflanze.
B.
Für jeden der nachgenannten Gegen-
stände sind drei Preise, und zwar
als erster Preis eine goldene Medaille,
als zweiter Preis eine grosse silberne
Medaille und
als dritter Preis eine kleine silberne
Medaille
ausgesetzt.
1) Für einen oder mehrere durch Farbe
und Bau sich vortheilhaft auszeichnende, vom
Aussteller selbst gezüchtete Sämlinge indi-
scher Azaleen, welche noch richt in den
Handel gekommen sind.
2) Für eine Anzahl der neuesten und zum
ersten Male hier blühenden indischen Azaleen.
3) Für die reichhaltigste und schönste
Sammlung blühender Azaleen.
4) Für eine Anzahl der neuesten und zum
ersten Male hier blühenden Camellien.
5) Für die reichhaltigste und schönste
Sammlung blühender Camellien.
6) Für eine Anzahl der neucsten und zum
ersten Male hier blühenden Rhododendreen,
63
wobei aber vom Aussteller selbst gezüchtete
Sämlinge zunächst berücksichtigt werden.
7) Für die reichhaltigste und schönste
Sammlung blühender Rhododendreen.
8) Für eine Anzahl der neuesten und zum
ersten Male hier blühenden Rosen.
9) Für die reichhaltigste und schönste
Sammlung blühender Rosen.
10) Für die reichhaltigste und schönste
Sammlung blühender Orchideen.
11) Für die reichste und schönste Samm-
lung der neuesten tropischen Blattpflanzen.
12) Für eine Aufstellung einer Anzahl
gut eultivirter Exemplare von Coniferen.
13) Für eine Aufstellung einer Anzahl gut
eultivirter Exemplare von Palmen.
14) Für ein Sammlung schön blühender
neuholländischer Pflanzen oder Eriken.
15) Für das reichhaltigste und schönste
Sortiment blühender Hyaeinthen.
16) Für neue Einführungen.
C.
17) Eine goldene Medaille für eine ausge-
zeichnete Leistung auf dem Gebiete der Gärt-
nerei nur unter einstimmiger Znerkennung
aller Herren Preisrichter.
D
Zwei Preise und zwar
als erster Preis eine grosse silberne
Medaille und
als zweiter Preis eine kleine silberne
Medaille.
18} Für eine Aufstellung einer Anzahl gut
eultivirter Exemplare von Farnen.
19) Für die schönste Sammlung blühender
Sträucher für’s freie Land.
20) Für die reichhaltigste und schönste
Sammlung blühender Zwiebelgewächse mit
Ausnahme der Hyaecinthen.
21) Für gut getriebene Früchte.
22) Für gut getriebenes Gemüse.
E.
Zwei Preise und zwar
als erster Preis eine kleine silberne
Medaille und
als zweiter Preis ein Ehrenzeugniss
23) Für eine Anzahl blühender Stauden,
24) Für ein geschmackvolles Arrangement
von Topfpflanzen.
25) Für gut conservirte Früchte,
64
Für geschmackvolle Anwendung abgeschnit-
tener Blumen, und zwar
26) In strenger Form, wie Ball-Bouquets.
27) In freier Form, wie Tafel-Bouquets.
28) In Arrangements von Haarschmuck.
29) In beliebigen andern Formen, sowie
30) Acht Preise und zwar
vier silberne Medaillen und
vier Ehrenzeugnisse
für die besten Sammlungen von sogenannten
Flor- und Modepflanzen.
Die Nichtertheilung eines ersten Preises
unter B., D. und E. schliesst keineswegs die
Ertheilung der andern Preise aus.
Ausserdem stehen den Herren Preisrich-
tern noch eine grosse silberne Medaille für
die vorzüglichste Leistung der 26., 27., 28.
und 29. Aufgabe, sowie fünf kleine silberne
Medaillen und die Ertheilung von Ehren-
Zeugnissen zur freien Verfügung.
Die Einlieferung der grösseren Decora-
tionspflanzen findet: Sonnabend den 9. April,
die der übrigen Ausstellungspflanzen Montag
den 11. und Dienstag den 12. April statt.
Später eingelieferte Ptlanzen können nur
dann volle Berücksichtigung finden, wenn
der vorhandene Platz es noch gestaltet.
Die geehrten Herren Einsender werden
ausserdem noch freundlich ersucht, die Ver-
zeichnisse der Ausstellungs-Gegenstände recht
zeitig und spätestens bis Dienstag den 12.
April Nachmittags 5 Uhr einzusenden und
unter genauer Angabe der Preisaufgaben,
um welche dieseiben zu coneurriren geden-
ken, noch ein zweites Verzeichniss ohne
Namensunterschrift für die Herren Preis-
richter beizulegen.
Alle Anfragen ete. sind an den Vorstand
der Commission, Herrn Königl. Gartendirec-
tor Krause in Dresden zu richten.
3) Herr Gustav Wallis, der 14 Jahre
lang in Südamerika sich aufhielt und vor-
zugsweise das noch theils unbekannte Quell-
gebiet des Amazonenstroms untersuchte,
weilte diesen Sommer in Europa, um seine
von langen mühsamen Arbeiten angegriffene
Gesundheit herzustellen.
Seine letzte, 1860 von Rio angetretene
Reise führte ihn längs des Gebietes des Ama-
zonenstroms bis nach Peru, Ecuador und
Columbien.
Während dieser letzten Reise lebte er
fast ausschliesslich unter den zahlreichen
Indianerstämmen jener Gegenden, deren Ge-
sammtzahl derselbe auf 500 anschlägt. Der
grösste Theil dieser Stämme ist friedlicher
Natur, treibt Ackerbau. Nur einzelne Stämme
sind als Menschenfresser bekannt, aber auch
diese ziehen nicht auf Krieg und Beute aus,
um diesem Genusse zu fröhnen, sondern
verzehren nur das Fleisch zufällig erschla-
gener Feinde.
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
In der nur von Indianerstäimmen be-
wohnten Provinz Maranhao in Brasilien,
welche vom Pindarefluss durchströmt ist,
erwähnt Wallis des Stammes der Timbiras
als des einzigen ihm bekannten Stammes,
der nur von Mord und Raub lebt und dessen
Angehörigen keinen festen Wohnsitz haben.
Die Weiber dieses Stammes sind sehr ver-
kommen und hässlich, die Männer aber
schöne kräftige Gestalten.
Es ist von uns bereits wiederholt er-
wähnt worden, dass es Wallis war, der
den grössten Theil der schönen neuen von
J. Linden in Cultur gebrachten Pflanzen
auf diesen Reisen im Innern Brasilien’s,
Peru’s, Ecuador’s und Venezuela’s sammelte,
Welche Mühseligkeiten derselbe dabei zu er-
tragen hatte, yeht am besten daraus hervor,
dass er mehrmals tief im Innern von seinen
Indianischen Begleitern plötzlich verlassen
ward und nun auf einem auf Untiefen fest-
gefahrenen Boote mitten in der weiten Wild-
niss mit seinen Sammlungen allein zurückblieb.
Wallis geht jetzt für J. Linden’s
Rechnung nach China und den Philippinen.
Möge seine geschwächte Gesundheit den
Strapazen dieser neuen Reisen trotzen, dann
wird dieser ebenso anspruchslose als ener-
gisch thätige Mann auch die Pflanzenschätze
dieser Gebiete den Gärten Europa’s durch
Hrn. J. Linden’s Vermittelung erschliessen
helfen. \ (E. R.)
4) Dr. Ferdinand Müller in Mel-
bourne in Süd-Australien hat seine Stellung
als Director des Botanischen Gartens daselbst
aufgegeben und wird dort nur in seiner Ei-
genschaft als der Botaniker des Gouverne-
ments weiter wirken, Die segensreiche Wirk-
samkeit des. hochverdienten Mannes um die
Erforschung der Pflanzenschätze Austraiien’s
wird daher auch für die Folge die gleiche
bleiben. Dennoclı werden die zahlreichen
Freunde und Verelirer des Dr. Müller, der
nicht nur alle Bestrebungen für den Garten-
bau in Südaustralien in seiner Stellung als
Director des Gartens zu Melbourne kräftig
unterstützte, sondern auch in gleicher Weise
allen wissenschaftlichen verwandten Institu-
ten aller Welttheile die Pflanzenschätze Neu-
holland’s zugänglich machte, mit Bedauern
den Rücktritt desselben von seiner Stellung
als Director des Botanischen Gartens ver-
nehmen. So viel uns bekannt, war Herr F.
Müller in deu letzten Jahren sehr leidend
und deshalb längere Zeit, indem er Seebäder
gebrauchte, von Melbourne abwesend.
An Dr. Müller’s Stelle ist Herr Fer-
gusson zum Director des Bot. Gartens in
Melbourne gewählt worden. (E. R.)
5) Herr Th. Caruel hat die Professur
der Botanik für Pharmaceuten in Florenr
niedergelegt und an seine Stelle wurde Herz -
Professor Parlatore ernannt. (S—r.)
. Originalabhandlungen.
1) Abgebildete Pflanzen.
a) Loeselia coceinea 6 Don.
(Siehe Tafel 643 Fig. 1.)
Polemoniaceae.
Loeselia coceinea G. Don. gen. syst. | solche selten
IV. 249. —
318. —
pag. 44. tab. 365. — H. mexicana Lam.
diet. ill. pag. 154. — Cantua Hoitzia
Willd. spec. I. p. 878. — C. coceinea
Poir, diet. suppl. I, pag. 80. —
Der hübsche Halbstrauch, von dem
Fig. 1 der in Rede stehenden Tafel einen
Blüthenzweig darstellt, stammt aus Mexico
und ist schon seit mehr als 3 Jahr-
zehenten in Cultur. Wie so manche
schöne Pflanze ist auch diese wieder
mehr aus den Gärten verdrängt worden,
so dass solche jetzt zu den selteneren
Gartenpflanzen gehört. Wenn verwandte
halbstrauchige Pflanzen Mexico’s, wie die
Cantua-Arten, wieder aus den Gärten
verschwinden, dann erklärt sich das, weil
II. 1870,
reichlich blühen. Die
Benth. in D.C. prodr. IX. | Loeselia entwickelt aber jährlich von
Hoitzia coceinea Cav. ic. IV, | August bis November auf jedem Zweige
Massen der schönen Blumen, so dass sie
wirklich zu den allgemein empfehlens-
werthen Florblumen gehört.
Ein Halbstrauch von 3—5 Fuss
Höhe. Blätter, Kelche und junge Aeste
von drüsentragenden Haaren rauh.
Blätter oval-lanzettlich, kurz gestielt,
spitz, scharf gesägt. Blumen röhrig,
scharlachroth, fast 1 Zoll lang. Wird
bei 5—7° R. durchwintert und kann
ebensowohl zum Auspflanzen in’s freie
Land in sonniger warmer Lage, wie
zur Topfeultur als Blüthenstrauch ver-
wendet werden. Vermehrung durch Steck-
linge. (E. R.)
66
bp) Musa Ensete 6mel.
vr
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
(Siehe Tafel 643 Fig. 2—3)
Musaceae,
Musa Ensete Gmel, Syst. nat. |nach der Aussaat müssen die jungen
II. pag. 567. — Hook. in Bot. Mag.
Ser. III. tom. XVII. tab. 5223—5224.
Wir haben der im tropischen Abys-
sinien heimischen Musa Ensete schon
wiederholt gedacht und von ihr gesagt,
dass wir keine Pfianze kennen, welche
mehr als diese das Bild der Ueppigkeit
und Grossartigkeit des Pflanzenwuchses
der Tropen versinnlicht. Eia im hiesi-
gen Garten blühendes Exemplar gibt
uns die Veranlassung, auf diese Pflanze
zurückzukommen, indem wir gleichzeitig
beistehend unter Fig. 2 ein sehr ver-
kleinertes Bild der blühenden Pflanze
und ausserdem unter Fig. 3 eine Blume
in natürlicher Grösse wiedergeben, welene
jedoch verkehrt, das heisst der Frucht-
knoten nach oben gestellt ist.
Im Jahre 1853 sendete der eng-
lische Consul zu Mussauah Samen
dieser herrlichen Pllanze an William
Hooker, welche keimten und von denen
1 Exemplar im Jahre 1860 im Palmen-
haus zu Kew blüliete. Seitdem hat diese
Pflanze wiederholt in den Botanischen
Gärten Europa’s geblühet, so in Berlin,
in München etc., und in Algerien tragen
jetzt jährlich dort angepflanzte Exem-
plare Früchte, deren Samen von den
Samenhandlungen verbreitet werden.
Wer die verhältnissmässig kleinen
Samen erhält, glaubt nicht, dass solches
die Samen der mächtigen MusaEnsete
seien. Im Warmhause ausgesäet keimen
solche nicht schwer. Die junge Pflanze
hat aber während des ersten Jahres der
Entwickelung mehr das Aussehen einer
Canna, als das einer Musa. Im Winter
Pflanzen einen lichten Platz auf dem
Tisch eines niedrigen Warmhauses er-
halten und sorgsam behandelt werden,
da sie in diesem ersten Winter trotz
ihres robusten Ansehens ziemlich em-
pfindlich sind. Im Frühjahr des 3. oder
4. Jahres bereitet man den Platz vor,
auf dem mehrmals verpflanzte und gut
vorcultivirte Pflanzen im hohen Warm-
hause ins freie Land ausgepflanzt wer-
den. Man gräbt hierzu eine mindestens
8 Fuss im Durchmesser haltende und
3—4 Fuss tiefe Grube aus. Man fülle
diese mit frischem mit Laub gemischtem
Pferdedünger aus, und wenn der Dünger
zu brennen beginnt, wird solcher zu-
sammengetreten, Dünger von Neuem
übergebracht und etwas mit Erde be-
deckt. Wenn sich der Dünger nun von
Neuem setzt, bringst man abermals Dün-
ger auf und bildet über diesen einen
5—6 Fuss hohen, oben einige Fuss brei-
ten Hügei aus mit verrottetem Kuhdün-
ger versetzter lehmiger Rasenerde. Auf
der Spitze dieses Hügels pflanze man
die Pflanze ein. Die Seiten des Hügels
kann man mit Touffsteinen umgeben
und diese wieder mit Pflanzen decoriren,
welche jedoch im Topfe bleiben müssen.
Diese Hügelpflanzung ist deshalb
anzuempfehlen, weil wegen der starken
Düngerunterlage der Hügel von selbst
sich allmälig immer mehr und mehr
setzt, und je höher solcher über dem
Niveau des Bodens bleibt, je wärmer
bleibt das Erdreich, in das diese riesige
Pflanze ihre Wurzeln entsendet und je
besser und kräftiger deren Gedeihen bis
I. Originalabhandlungen.
zur Entwickelung des Blüthenschaftes,
welches gleichzeitig auch die Periode
des Absterbens der Pflanze, da solche
nieht gleich den andern Musa-Arten aus
dem Grunde des Schaftes Sprossen treibt.
Diese wunderbare Pflanze erreicht
in 5—7 Jahren nach dem Aussäen ihre
riesigen Verhältnisse. Der Schaft hat
dann am Grunde 1—1!/, Fuss im Durch-
messer, wird 10—16 Fuss hoch und
jedes der mächtigen Blätter erreicht
eine Länge von 14—19 Fuss. Aus dem
Herzen der Blätter entwickelt sich der
robuste nach unten gebeugte Blüthen-
schaft, der anfänglich einen dichten
Kolben von dicht übereinander liegenden
Bracteen bildet. Später treten dieselben
auseinander und am innern Grunde trägt
jede Bractee eine grosse Menge dicht
zweireihig gesteliter Blumen. Die Früchte
bleiben viel kleiner als bei den andern
Musa-Arten und sind nicht essbar. In
ce) Zygopetalum maxillare Lodd.
67
Abyssinien heisst die Pflanze Anseit.
Sie war schon den Alten bekannt und
Iris, die Gottheit der Aegypter, wird
oft abgebildet, sitzend zwischen den
Blättern der Ensete, oder man findet auf
Obelisken, wo das Flusspferd (das Sinn-
bild des Nils) die Ensete (als Sinnbild
der Fruchtbarkeit) zerstört, also Hinweis
auf Ueberschwemmungen des Nils in zu
grossem Maasssitabe. Man geniesst fer-
ner an jüngeren Pflanzen die inneren
ganz weissen Blätter des Schaftes, welche
sich, wenn der Schaft abgeschnitten
wird, ganz im Innern desselben finden.
Diese werden abgekocht und mit Milch
und Butter gegessen. Ebenso liefert
bei älteren Pflanzen der junge in der
Entwickelung begriffene Blüthenschaft,
noch bevor er aus dein Herzen der Blät-
ter hervortritt, ein köstliches dem Pal-
menkohl ähnliches Gemüse. —
(E. R.)
van
Gautieri.
(Siehe Tafel 644.)
Orchidezae.
Z. maxillare Lodd. «. typi- |silien) sammelt und davor an verschie-
cum; floribus pollices 2 in diametro, —
Z. maxillare Lodd. Bot. Cab. tab. 1776.
— Bot. Mag. tab, 3686. —
Z.maxillareLodd. ß.Gautieri;
floribus pollices 3 in diametro. — Z.
Gautieri Lem, in Illustr. hort. tab. 535.
Wir erhielten die Exemplare des
Zygopetalum Gautieri direet vom Herrn
Hippolite Gautier in St. Catherine, einem
Manne, der mit hingebender Liebe die
Pflanzen der Provinz St. Catherine (Bra-
dene Gärten Europa’s von Zeit zu Zeit
sendet. Wir waren gespannt, diese wirk-
lich schöne Pflanze blühen zu sehen
und in Wahrheit übertraf die blühende
Pflanze noch die von Lemaire gegebene
Abbildung. Schon Lemaire stellt es
selbst in Frage, ob Z. Gautieri eine gute
Art sei. Habituell im Wachsthume
weicht dieselbe durch üppigeres Wachs-
thum und das mehr verlängerte kriechende
Rhizom von Z. maxillare ab. Die Blu-
J®
68
men sind Z. maxillare durchaus gleich
gebildet und nur um !/; im Durchmesser
breiter. Blühet eben so dankbar als Z,
maxillare und ist in blumistischer Be-
ziehung eine sehr werthvolle Neuigkeit,
kann jedoch nur als eine grossblumige
üppige Form von Z. maxillare betrachtet
werden. Cultur im Orchideenhause bei
10—13° R. im Winter, oder auch im
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
xillare. Wächst auf der Insel St. Ca-
therine epiphytisch an Farnbäumen.
(E. R.)
1) Blüthenstand in natürlicher
Grösse.
2) Eine junge, von den Basalblät-
tern noch umhüllte Scheinknolle, in na-
türlicher Grösse.
3) Ein blühendes Exemplar, stark
niedrigen Warmhause gleich dem Z. ma- | verkleinert.
d) Lonicera Buprechtiana Rgl.
(Siehe Tafel 645.)
Lonicereae
L. Ruprechtiana; ramulis puberulo-
pubescentibus; foliis opacis elongato-
elliptieis, acuminatis, supra laxe-, subtus
dense - pubescentibus; pedicellis folio
4-plo brevioribus; floribus pallide-Havis;
germinibus glabris, basi liberis. —
Eine mit L. chrysantha Turez.
(Grtfl. tab. 404) nahe verwandte Art, die
im Amur- und Ussuri-Gebiet zu Hause
ist und von Ruprecht als eine Abart
von L. chrysantha beschrieben wurde.
(Xylosteum chrysanthum $. subtomento-
sum Rupr. pl. Maak. n. 55. — Lonicera
chrysantha subtomentosa Maxim, prim.
fl. amur. pag. 136).
In Wahrheit bildet aber unsere L.
Ruprechtiana eine gute Art. Hun-
derte von Exemplaren, welche in dem
Arboretum des hiesigen Botanischen Gar-
tens blüheten und die alle aus Samen
erzogen waren, zeigten keinerlei Ueber-
gänge nach L. chrysantha, während auch
L. ehrysantha nur schwach von L. Xy-
losteum verschieden ist. Es unterschei-
det sich unsere Art von L. Xylosteum
und L. chrysantha durch kurz behaarte
Aestchen, dureh Blätter die mattgrün,
länglich -elliptisch, zugespitzt, oberhalb
lax und unterhalb dichter kurz behaart,
durch Blüthenstiele die etwas länger als
der 4. Theil des Blattes, durch Blumen
die blassgelb und durch Fruchtknoten
die kahl und ohne jede drüsige Behaa-
rung, welche den beiden verwandten
Arten am Fruchtknoten eigenthümlich,
Blühet Anfang Juni in Petersburg,
ungefähr S8—10 Tage nach L. chry-
santha, bildet 4—6 Fuss hohe Sträu-
cher, die auch unsere härtesten Winter
ohne Deckung ertragen und eignet sich
ebensowohl zum frei pflanzen wie für
Bosquete als schöner, ausserordentlich
reich blüherder Blüthenstrauch.
(Regel.)
I. Originalabhandlungen,
69
3) Verhinderung von Algenbildung in Teichen.
Welche Calamität es dem Gärtner |im Schlamme die Bildung dieses Un-
verursacht, grössere Wasserparthien oder ! krautes im Entstehen vertilge.
Teiche von den sich nur zu häufig bil-
denden Algen zu reinigen, ist gewiss
jedem Gärtner bekannt, der auf seinen
Wasserparthien mit diesem Unkraute zu
thun hat,
Wasserparthien sird nur dann schön
und erfüllen ihren Zweck als Zierde des
Parkes, wenn selbe auf ihrer Oberfläche
wenigstens einen reinen Wasserspiegel
zeigen.
Dieses lästige Unkraut, diese Algen
von den Wasserparthien zu entfernen
und nebenbei einen kleinen Ertrag zu
erzielen, soll der Zweck meines kleinen
Aufsatzes sein,
Als ich im Jahre 1865 von Ungarn
nach Bielitz als herzoglicher Schloss-
gärtner versetzt und mir die Umgestal-
tung des sozusagen nach gar keinem
System angelegten Gartens übertragen
wurde, musste das alte verfallene Bassin
einem kleinen, eirca 400 DJ® haltenden
Teiche Platz machen. In dem alten
Bassin kamen die Algen verschiedener
Gattung in solchem Maasse vor, dass
man Selbes alle Wochen 3 bis 4Mal rei-
nigen musste, wo die eine Sorte Algen
in Form eines grünen Gewebes, das auf
demBoden desTeiches wurzelte, die vor-
herrschendste war,
Ich hoffte durch die Umgestaltung
und Vertiefung dieses lästige Unkraut
zu entfernen, allein vergebens, Kaum
war der Teich 4 Tage mit Wasser ge-
speist, als dieses Unkraut neuerdings zu
wuchern begann. Ich putzte und kratzte
den Boden des Teiches rein aus, aber
vergebens,
Nun kam ich auf den Einfall, ob
nicht irgend eine sich im Schlamme auf-
haltende Fischgattung durch das Wühlen |
nuscriptes eingezahlt.
Ich legte zu diesem Zwecke 20 Stück
Karpfen ein, selbe aber starben, da das
zufliessende Wasser Färbestoffe enthielt,
bald ab.
Ich machte einen zweiten Versuch
mit dem Einsetzen von 30 Schleihen
(Oyprinus tinca). Zu meiner grössten
Freude bemerkte ich schon nach acht
Tagen, dass die Algen gänzlich ver-
schwanden und bis zum heutigen Tage
zeigt sich von dem verhassten Unkraut
keine Spur.
Die Schleihen gedeihen vorirefflich
und ist noch keine abgestanden, auch
vermehren sich dieselben vortrefflich.
Die Schleihe gehört zur 1. Familie der
karpfenartigen Fische, wird 9 Zoll bis
2 Fuss lang und 2 bis 9 Pfd. schwer.
Hiemit schliesse ich meinen kurzen
Bericht, sollte selber günstige Aufnahme
finden, so werde ich mit Nächstem so
frei sein, über einige andere im Garten-
fache gemachte Erfahrungen Bericht zu
erstatten.
Josef Reschow,
Herzogl. Sonthowski’scher Schlossgärtner
in Bielitz.
Nachschriftvon E. Regel.
Die obige Mittheilung einer sehr
wichtigen Erfahrung herzlichst verdan-
kend, werden uns fernere Mittheilungen
sehr willkommen sein *),
*) Neu zukommenden Mitarbeitern be-
merken wir, dass das Honorar für Mitthei-
iungen am Ende des Jahres für alle im Laufe
des Jahres gegebenen Beiträge von der Buch-
handlung exact berichtigt wird. Nur wo die-
ses besonders verlangt wird, wird das Ho-
norar sogleich nach dem Absetzen des Ma-
(E. R)
70
Wir sprechen dem geehrten Verfas-
ser den Wunsch aus, uns durch die
Vermittelung der Buchhandlung ein ge-
troeknetes Exemplar der betreffenden
Alge zu senden, um festzustellen, was
für eine Pflanze gemeint ist. Nach der Be-
schreibung der Vegetation scheint uns
eher ein Potamogeton oder eine andere
Wasserpflanze, als eine Alge darunter
verstanden zu sein.
3) Die vortheilhafteste Weise,
Der Gärtner bewilligt ungern den
erforderlichen Theil seines Gartens zu
dem eintönigen und verhältnissmässig
wenig einträglichen Kartoffelbau. Es
wird ihm deshalb von Interesse sein,
über die nach einer neuen Methode des
Kartoffelbaues, in Verbindung mit dem
Anbau von anderen Gartenfrüchten an-
gestellten Versuche Nachricht zu erhal-
ten, welche Methode den doppelten Vor-
theil gewährt, die Kartoffeln in den am
wenigsten guten und sogar in den feuch-
testen oder schaittigsten Theil des Gar-
tens verweisen zu können, und dennoch
bei einem geringen Mehraufwande von
Pflege und Arbeit eine bedeutend grös-
sere und bessere Ernte zu erzielen.
Im Frühjahre 1868 wurde ich von
einem Verwandten aus Holstein darauf
aufmerksam gemacht, dass dort ein Herr
Gülich, der kürzlich aus Amerika zurück-
gekommen sei, im vorigen Frühjahre
eine neue Methode Kartoffeln zu bauen
angewandt habe und dass die Resultate
dieser Methode glänzend ausgefallen
seien. Da mir diese Mittheilung erst ge-
macht wurde, als die Kartoffeln schon
gepflanzt waren, so konnte ich damals
nur noch einen kleinen Versuch machen,
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz,
Zugleich fragen wir unsere geehrten
Leser an, ob einer derselben sichere Er-
fahrungen gemacht, auf welche Weise
die Meerlinse (Lemna minor) von
Teichen vertilgt werden kann. Auch
hier hilft häufiges Reinigen sehr wenig.
Das Halten von Enten ward uns von
verschiedenen Seiten als rationellstes
Mittel bezeichnet.
Kartoffeln im Garten zu hauen.
der mir aber von wenigen Pflanzkartof-
feln so viele schöne und grosse Kar-
toffeln lieferte, dass ich die neue Me-
thode im folgenden Jahre in grösserem
Maassstabe anzuwenden beschloss.
Im vorigen Jahre habe ich mich nun
von der Vortrefflichkeit der Gülich’schen
Methode überzeugt und werde fortfahren
| sie anzuwenden, da sie an sich vortheil-
hafter und in Verbindung mit dem An-
bau anderer Gemüse jedenfalls viel ein-
träglicher und interessanter ist, als die
gewöhnliche Art, Kartoffeln zu pilanzen
und zu behandeln.
Für diejenigen, welche noch nicht
mit der Gülich’schen Methode bekannt
sein sollten, will ich sie in der Kürze
angeben und zwar so, wie ich sie ange-
wandt habe.
Das Land wird im Herbste mässig
gedüngt, jedoch habe ich auch auf un-
gedüngtem Lande eine schöne Ernte ge-
habt. Im Frühjahre werden die Kartof-
feln zur gewöhnlichen Zeit gepflanzt,
doch muss man dazu nur die grössten
und vollkommen gesunden wählen. Die
Reihen lege ich je vier Fuss von einan-
der entfernt und lasse die in den Reihen
ebenfalls vier Fuss von einander entfernt
I. Originalabhandlungen.
71
gelegten Kartoffeln der nächsten Reihe | liche Kartoffeln vollkommen ausgewach-
schräg gegenüber stehen oder lege sie | sen und keine kleine darunter sind, auch
in sogenannten Verband. Es werden
keine Löcher gemacht, sondern die Kar-
toffeln werden auf den flachen Boden
gelegt und zwar so, dass die Augen
nach oben kommen. Es wird auf jede
Stelle nur eine Kartoffel gelegt, etwas
angedrückt und dann mit Erde so weit
bedeckt, dass über ihr ein kleiner Hügel
von etwa 4 Zoll Höhe entsteht. Wenn
die Kartoffelstengel heranwachsen, so
werden die Hügel durch Heranziehen
von Erde allmälig erhöht, so dass sie
schliesslich die ansehnliche Höhe von
fast 2 Fuss oder etwa 2], Meter haben.
Durch das Aufwerfen der Erde oben auf
den Haufen, der dadurch natürlich auch
verhältnissmässig an Umfang und Breite
zunimmt, werden die Stengel der Kar-
toffelpflanzen zunächst nach den Seiten
auseinandergetrieben; sie müssen sich
dann bei fortwährender Erhöhung des
Haufens allmälig horizontal auseinander-
legen, und müssen zu diesem Zwecke
sanft niedergedrückt und mit Erde be-
festigt werden. Man muss darauf achten
und durch oben auf den Haufen befe-
stigte Erde nöthigenfalls erzwingen, dass
die Stengel ihre horizontale Lage beibe-
halten, denn diese verhindert, dass Regen
und Feuchtigkeit an den Stengeln hin-
unterziehen und an die jungen Kartoffeln
gelangen, die nach meiner Erfahrung ge-
rade hierdurch so leicht krank und faul
werden.
Die auf diese Art gebauten Kar-
toffeln machen allerdings mehr Mühe
und Arbeit als die auf die gewöhnliche
Weise gepflanzten und bearbeiteten, allein
bei der Ernte wird man staunen über
die Menge schöner, sehr grosser und
gesunder Kartoffeln, welche man in einem
80 bearbeiteten Haufen über der Erde
trocken beisammen findet. Da sämmt-
der Haufen so sehr viel weniger sind,
so ist das Geschäft des Aufrodens oder
die Ernte sehr viel leichter bewerk-
stelligt.
Besonders zu empfehlen ist diese
Gülich’sche Methode für nassen Boden
und für schattige Lagen. Im nassen
Boden werden die Kartoffeln dadurch vor
der darin sonst fast immer stattfindenden
Krankheit bewahrt, und in schattiger
Lage, in der man beim gewöhnlichen
Kartoffelbau nur wenige kleine Kartof-
feln bekömmt, erhält man eine reichliche
schöne Ernte. Auf Plätzen, die von
Bäumen dicht beschattet waren und wo-
hin kein Sonnenstrahl drang, habe ich
zu meinem Erstaunen viele vortreffliche
Kartoffeln erhalten.
Wenn die Kartoffelhügei vollkom-
men fertig sind, so pflanze ich zwischen
die Reihen derselben alle Arten Kohl,
auch Runkelrüben, Zuckerrüben und
Rotherüben, welche dazwischen vortreff-
lich gedeihen, und welche zu behäufeln
noch Zeit ist, wenn die Kartoffeln ge-
erntet werden.
Ich habe zum Anbau nach dieser
Methode eine weisse mittelfrühe Sorte
Kartoffeln genommen, die von Mitte Juli
bis Ende October schmackhaft ist; ganz
besonders aber zu empfehlen für den
Gärten ist neben dieser der Anbau der
nichtblühenden sogenannten Fünfwochen-
Nieren-Kartoffel, in den Verzeichnissen
der Handelsgärtner auch wohl Grabbel-
oder Tasie-Kartoffei genannt. Sie ist
die früheste aller Kartoffeln, wird schon
Anfang Juni, ja bisweilen schon Ende
Mai essbar und hat dann dennoch durch-
aus nicht den seifenartigen Geschmack,
den andere Früh-Kartofieln anfänglich
haben, sondern ist wegen ihres Wohl-
geschmackes sehr beliebt und gesucht,
72
j A
Da diese Kartoffel aber nur wenige | fang Juni bis Anfang Juli nach Bedarf
Keime hat und selten mehr als 12 bis
15 Stück von einer erfolgen, und da sie
wie gesagt sehr früh geerntet wird und
also von der Krankheit nicht zu leiden
hat, so pflanze ich sie nieht nach der
Gülich’schen Methode, sondern auf die
alte Weise sehr nahe, und verbinde ihren
Anbau mit dem Gurkenbau und zwar
auf folgende Art:
Ich bepflanze ein im Herbste leicht
gedüngtes Stück Land zuerst mit einer
Reihe Kartoffeln auf 5/4 Fuss Entfer-
nung vom Wege und lege jedesmal eine
Kartoffel auf 5/, Fuss Entfernung von
der nächsten in eine flache Grube. Dann
lasse ich einen Raum von 31/, Fuss
Breite für die Gurkenpflanzung frei;
hierauf folgen vier Reihen Kartoffeln in
je Ja Fuss Entfernung von einander,
dann wieder 31/, Fuss Raum für Gur-
ken, dann wieder vier Reiben Kartoffeln
und so fort, bis endlich wie zu Anfang
eine Reihe Kartoffeln 5/, Fuss vom Wege
entfernt den Abschluss bildet,
Wenn die Kartoffeln herangewach-
sen sind, so werden sie auf die früher
gebräuchliche Weise mässig behäuft.
Anfang Mai werden die für die Gurken
bestimmten 31/, Fuss zwischen den Kar-
toffeln frisch gedüngt und die Gurken-
kerne gelegt. Da die Kartoffeln niedri-
ses und wenig Kraut haben, so sind sie
weder beim Düngen und Umgraben hin-
derlich, noch verschatten sie demnächst
die Gurken. Sie werden dann von An-
N
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
aufgenommen. Die Gurken können sich
nun vollständig ausbreiten, da jedes Gur-
kenfeld eine Breite von 6 Fuss hat und
die dazwischenliegenden Wege noch 5/,
Fuss breit sind.
Die Vortheile dieser Verbindung des
Anbaues der Gurken mit den Früh-Kar-
toffeln sind danach offenbar erheblich,
da der Gurkenbau an sich schon sehr
einträglich ist,
Ich bemerke noch, dass ich diejeni-
gen Nieren-Kartoffeln, welche ich zur
Saat bis Mitte August stehen lasse, auf
die Gülich’sche Weise pflanze, ihnen je-
doch nur 3 Fuss Entfernung gebe. Hie-
durch erhalte ich für das folgende Jahr
nur grosse schöne Kartoffeln, die zur
Saat durchaus nöthig sind, wenn man
grosse Kartoffeln ernten will. Eine
Zwischenpflanzung von Kohl etc. kann
auch hier stattfinden.
Dass auch für den Landwirth das
Bauen der Kartoffeln im Grossen auf
Gülich’sche Art mit der oben erwähnten
Zwischenpflanzung von Kohl oder Run-
kelrüben vortheilhafter ist, als die ge-
wöhnliche Art Kartoffeln zu pflanzen,
scheint kaum zweifelhaft; noch weniger
zweifelhaft aber ist es, dass feuchtes
oder beschattetes Land, wenn es mit
Kartoffeln bestellt werden soll, nur nach
der Gülich’schen Methode einen guten
Ertrag liefern kann,
Rittmeister A. Borchers
in Hildesheim.
4) Der Botanische Garten zu Adelaide in Süud-Asstralien.
Dr. R. Schomburgk, auch durch | dem bisherigen Director des Botanischen
seine Reisen in Engl. Guiana bekannt,
ist der Director dieses Gartens, gleich
Gartens in Melbourne, Hrn. Dr. F. Müller,
ein Deutscher von Geburt. Der Garten
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Ber
I. Originalabhandlungen.
hat einen Flächeninhalt von ungefähr
106 Acres. Derselbe ist durchsetzt von
einer unregelmässigen Schlucht, in der
im Winter ein Flüsschen strömt. Der
Boden ist lehmig und eignet sich zur
Cultur der verschiedenartigen Pflanzen
sehr gut. Zur Decoration des Gartens
dient ein kleiner See von 2 Acres Flä-
ehenraum, in dem mehrere Inseln liegen,
ferner Bassins mit Springbrunnen, Sta-
tuen etc. und ein Flächenraum von 55
Acres ist nach dem natürlichen Style
in einen reizenden Park verwandelt. Von
einem kleinen Hügel, auf dem die Statue
einer Niobe steht, hat man reizende
Blicke nach den verschiedenen Seiten
des Gartens. Sehr reich ist die Samm-
lung der Siräucher und Bäume, welche
theils einzeln, theils parthienweise ange-
pllanzt sind, jedoch so, dass jede ein-
zelne Art sich vollkommen entwickeln
kann. Als Pflanzen die im freien Grunde
noch vollkommen gut gedeihen, sind
ausser den Pflanzenarten Australien’s
und Europa’s beispielsweise Ficus indica,
Fieus sycamorus, Brescia madagascarien-
sis, Guilandina Bonduc, Cerbera The-
vetia, Cassia Candolleana, Tecoma velu-
tina hervorzuheben, Reich ist die Samm-
lung der im freien Lande angepflanzten
Coniferen, unter denen ein 20 Fuss hohes
Exemplar von Cupressus elegans beson-
ders schön. Wasserpflanzen, als die ver-
schiedenen Nymphaea-Arten, Aponogeton
distachyum etc, zieren die Wasserflächen
und die Ufer und Inseln sind mit Cype-
rus Papyrus, Gynerium, Bambusen etc.
reizend verziert.
Die grösste Schwierigkeit bestand
für die Decoration des Gartens darin,
ein Gras ausfindig zu machen, das auch
zur Zeit der heissen und trockenen Jah-
reszeit die Grasflächen mit einem schö-
nen Grün schmückt. Als das geeignetste
Gras erwies sich in dieser Beziehung
73
Cynodon Daectylon. Die reiche
Sammlung von Saftpflanzen ist theils
gruppenweise angepflanzt, theils werden
die zarteren derselben in grossen Waard’-
schen Kästen eultivirt. Der Cultur der
annuellen Pflanzen und der perenniren-
den Stauden sind theils besondere Par-
thien gewidinet, theils sind solche zur
Decoration der Blumengruppen verwen-
det. Zur Bepflanzung der letzteren die-
nen ausserdem Verbenen, Üinerarien,
Mimulus, Chrysanthemum, Lobelien und
müssen endlich um einen beständigen
Flor unterhalten zu können, Florblumen
massenhaft in Töpfen vorgezogen wer-
den, um zur erneuten Bepflanzung zu
dienen, so Dianthus Heddewigi, Phlox
Drummondi, Lobelien, Verbenen etc, Die
mehr als 300 Abarten umfassende Samm-
lung von Rosen ist zu einer besonderen
Parthie im orientalischen Geschmack ver-
einist, in deren Centrum eine Amazonen-
gruppe von Kiss aufgestellt ist.
Ein Theil des Gartens an der Nord-
westseite ist zur Anlage einer Anpflan-
zung der Gewächse nach dem natür-
lichen Systeme bestimmt, ausserdem
werden hier auch Versuche mit Nutz-
pflanzen aller Art gemacht. Eines der
wichtigsten hier bis jetzt erhaltenen Re-
sultate ist die Einführung des Guinea-
Grases „Panicum giganteum*, welches
eine der wichtigsten Futterpflanzen für
Süd-Australien werden dürfte,
Der Königlichen Wasserlilie (Vie-
toria regia) ist ein besonderes Gebäude
von 57 Fuss Länge und 40 Fuss Breite
erbaut, in dessen Mitte in einem 36 Fuss
langen und 26 Fuss breitem Bassin die
Vietoria fast das ganze Jahr hindurch
in Blüthe steht. Im gleichen Hause be-
findet sich auch die Sammlung der Or-
chideen, der Aroideen und einzelner in-
teressanter Pianzen. Unter letzteren
haben z. B. Sanchezia nobilis, Sphaero-
74
stema marmoratum, ferner von Aroideen
das Anthurium leuconeurum, Alocasia
metallica, ebenso wie die zahlreichen
Orchideen, Begonien und andere be-
liebte Warmhauspflanzen ihre "Wande-
rung in Waard’schen Kästen aus den
Gärten Europa’s nach dem Süden Neu-
holland’s glücklich vollbracht, ja selbst
Pflanzen der Südseeinseln, wie die bunt-
blätterigen Croton-Arten sind erst in
Europa eingeführt worden, um von da
nach Neuholland zurückgebracht zu wer-
den. Um das Victoria-Haus rings herum
sind reich geschmückte Blumenparterres
und mannichfache Fontainen ange-
bracht.
In besonderen Gewächshäusern wer-
den ausserdem mannichfache andere
Pflanzen cultivirt, so die Sammlung der
Farn, Palmen etc,, während andere zur
Anzucht der Pflanzen für die Blumen-
parthien dienen,
Das Museum enthält vorzugsweise
die Stämme der Baumarten Australien’s,
ausser einer Sammlung von Früchten,
Samen, Modellen etc.
Mit dem Garten in Verbindung steht
ein Zoologischer Garten, in dem man
die wilden Raubthiere der Tropen, Affen-
familien, sowie die Nutz- und Hausthiere
der ganzen Welt, schöne Sammlungen
von Vögeln etc. beobachten und bewun-
dern kann.
Erst im Jahre 1856 ward der Bota-
nische Garten zu Adelaide gegründet,
Der erste Direetor und Gründer dessel-
ben war Herr G. Francis, zu dessen
Andenken im Garten auch ein Obelisk
erbaut ist. Ihm folgte der jetzige Direc-
tor Herr R. Schomburgk. Unter dem
Einfluss der energischen Thätigkeit des
Letzteren hat der Garten die bedeutende
Ausdehnung erhalten, von der wir die
näheren Angaben im Obigen machten. | Förderer und Verehrer,
Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz.
Wir haben bei Besprechung des
Berichtes von Dr. Ferd. Müller über den
Bot. Garten in Melbourne bereits jenes
grossartigen Instituts und der Bestre-
bungen für Botanik und Gartenbau in
Australien gedacht. Binnen Jahrzehen-
ten sind dort volkreiche Städte und mit
ihnen europäische Cultur und Comfort
emporgeblühet. Der Drang des Wissens
wirkt als mächtiger Hebel für Erforschung
des Innern dieses Welttheiles, die Cultur
breitet sich von den Küsten nach dem
Innern aus, grosse politische Zeitungen,
wie fein Illustrirte Zeitungen erscheinen
dort wie in Europa, Botanische Werke
über die Flora Australien’s in schöner
Ausstattung und von zahlreichen vor-
züglich ausgeführten Tafeln geben das
Resultat der gelehrten Arbeiten von F.
Müller und Andern, wissenschaftliche Ex-
peditionen in’s Innere und den fernen
Norden werden ausgerüstet, öffentliche
populäre Vorlesungen verbreiten die Liebe
zu den Naturwissenschaften, die Pilan-
zenschätze Australien’s kommen jährlich
in Form von Samen und ebenso selbst
in lebenden. Pflanzen massenhaft nach
Europa, so die mächtigen Stämme der
dortigen Farnbäume, der eigenthüm-
lichen Cycadeen etc. in ganzen Schifis-
ladungen.
Von Europa wandern aber theils in
Samen, theils in lebenden Pflanzen, letz-
tere in Waard’schen Kästen, jenen auf
dem Deck der Dampfschiffe reisenden
Gewächshäusern, die in die Gärten Eu-
ropa’s aus allen Theilen der Welt ein-
geführten Pflanzen hin nach dem ent-
ferntesten der Welttheile, um auch dort
dem in Europa herrschenden Modeton
in Bezug auf Garteneultur Ausdruck zu
geben. Geht es aber mit solcher Schnel-
ligkeit fort, findet dort der Gartenbau
auch fernerhin so zahlreiche Freunde,
so ist vielleicht
I. Originalabhandlungen.
die Zeit nicht so ferne, wo unser altern- |
des Europa von dem in frischer Jugend-
kraft aufblühenden Welttheilen
der |
75
neuen Welt mehr empfangen wird, als
es dagegen geben kann, —
(E. R.)
5) Formen der Entwiekelung der höheren Pflanzen und deren
Einfluss auf unsere Culturen.,
Bei den Pilzen, Algen etc. sind die
Entwickelungs -Stadien der Art in der
neueren Zeit vielfach besprochen worden
und haben den nicht ganz richtigen Na-
men „Generations-Wechsel“ er-
halten,
Schon früher haben wir darauf hin-
gewiesen, dass ähnliche Stadien der Ent-
wickelung, die wir als „Periode der
Unfruchtbarkeit“ und „Periode
der Fruchtbarkeit“ bezeichnen wol-
len, sich auch bei den höheren Pflanzen
finden, und dass diese Perioden bei der
Mehrzahl der Stauden und Holzgewächse
sich auch durch verschiedene Blattformen
etc. kenntlich machen.
Beginnen wir mit den Monokoty-
ledonen, so wollen wir zunächst auf
die Wasserpflanzen hinweisen, welche
in der Periode der Fruchtbarkeit über
das Wasser sich erhebende Blätter be-
sitzen. Von diesen bildet z. B. Sagit-
Wasser kommt, da bleibt solche den
ganzen Sommer hindurch in dem Zu-
stande der Unfruchtbarkeit und bildet
nur jene eigenthümlichen Schwimmblät-
ter. In diesem Zustande fand Ende
August letzten Jahres Herr Höltzer
im hiesigen Botanischen Garten eine
Colonie von Pflanzen, die ein der Val-
lisneria "ähnliches Aussehen hatten,
und glaubte Vallisneria gefunden zu
haben, die nach einigen Floristen in der
Newa vorkommen soll, in authentischen
Exemplaren von diesem Standort, aber
in keinem Herbarium sich befindet. Die
Untersuchung zeigte, dass eine ganz
andere Nervatur vorhanden war und dass
ein Theil der Pflanzen Sagittaria sa-
gittifolia L, und ein anderer Theil
derselben Sparganium ramosumL.
in der Periode der Unfruchtbarkeit war.
Auf solche Pfanzen mag sich auch wohl
die Sage, dass Vallisneria in der
taria sagittifolia L. in der ersten | Newa gefunden sei, redueiren.
Periode der Unfruchtbarkeit unter der
Oberfläche des Wassers sich befindende
lange lineare durchsichtige Blätter, welche
an die Blätter der Vallisneria erinnern.
Erst in der Periode der Fruchtbarkeit
entwickeln sich die über das Wasser
erhebenden Blätter, welche eine pfeil-
förmige Blattfläche besitzen und nun er-
hebt sich auch aus dem Herzen der
Blüthenschaft. Sagittaria wächst gemei-
niglich in ruhigem seichtem Wasser,
Wo solche zufällig in rasch fliessendes | gen 3 Entwickelungsperioden,
Die Zwiebelgewächse und
Knollengewächse der Gruppe der
Monocotyledonen nennen wir als Pflan-
zen, bei denen die Zwiebelbildung nach
dem Keimen, die Periode der Unfrucht-
barkeit, die nach einem oder mehreren
Jahren erst erfolgende Bildung des Blü-
thenschaftes die Periode der Fruchtbar-
keit bezeichnet.
Die Palmen mit hohem Stamm
und spitzenständigem Blüthenstand zei-
Davon
76
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
gehören 2 der Periode der Unfruchtbar- | gen Zweigen und kahlen herzförmigen
keit, 1 der Periode der Fruchtbarkeit | Blättern der zweiten Form in der Pe-
an. In der ersten Periode bildet sich
nur der Stammgrund, welcher immer
dieker und dieker wird. Bei manchen
Arten kann diese Periode mehrere Jahr-
zehente dauern, Sie ist der Periode der
Zwiebelbildung bei den Zwiebelgewäch-
sen analog.
Dann beginnt die Periode der Bil-
dung des säulenförmig emporwachsenden
Stammes, die ebenfalls eine Reihe von
Jahren in Anspruch nimmt, aber bei den
Arten mit spitzenständigem Blüthenstand
doch nur der Schaftbildung der Lilien
vergleichen ist. Bei eintreiender
Fruchtbarkeit begrenzt der endständige
Blüthenstand das Spitzenwachsthum, so
bei Caryota, Arenga etc. und der Stamm
stirbt gleich dem Schaft der Lilie ab,
nur mit dem Unterschiede, dass meist
von oben nach unten fortschreitend sich
aus den Knoten des Stammes noch Blü-
thenstände entwickeln. Diese nach un-
ten fortschreitende Entwickelung von
Blüthenständen des absterbenden Stam-
mes kann wieder mehrere Jahre in An-
spruch nehmen.
Bei den zur Abtheilung der Dico-
tyledonen gehörigen Holzgewächsen geht
ebenf«lls stets die Periode der Unfrucht-
barkeit der der Fruchtbarkeit voraus und
zeigen beide Perioden auch oft auffal-
lende Unterschiede in Bezug auf Blatt-
forn oder. Vegetation.
Die beiden Formen unserer gemei-
nen Birke, die Betula pubescens und
Betula verrucosa besitzen in der Periode
der Unfruchtbarkeit in Gestalt und Be-
haarung der Blätter sehr bedeutende
Unterschiede, in der Periode der Frucht-
barheit nähern sich solche aber wieder
in ihren Charakteren. Die diebtbehaar-
ten Zweige und Blätter der ersteren
Form sind von den kahlen stark drüsi-
zu
riode der Unfruchtbarkeit sehr verschie-
den von einander, in der Periode der
Fruchtbarkeit sind beide kahl und die
Form der viel kleineren Blätter zeigt
keine so auffallenden Unterschiede mehr.
Auf Triften jährlich vom Vieh abgefres-
sene Exemplare oder aus dem Grunde
des Stammes ausbrechende Wasserschosse
behalten die Form der unfruchtbaren
Pflanze bei.
Ganz ähnliche Verhältnisse finden
sich bei unseren Pappeln. Man ver-
gleiche da z. B. die aus den Wurzeln
ausbrechenden Triebe der Zitterpappel
(Populus tremula), der lorbeerblätterigen
Pappel (Populus laurifolia) und anderer
mit der Form der Blätter der fruchtba-
ren Zweige des Baumes und man glaubt,
wie dies auch bei den Birken der Fall
ist, man hätte ganz verschiede:e Pflanzen-
Arten vor sich, während beides doch nur
Entwiekelungsformen des gleichen Indi-
viduums. —
Bei unseren perennirenden Pflanzen
finden sich ähnliche Verhältnisse, da
hier aber die Periode der Unfruchtbar-
keit viel kürzer ist, so ist die Form der
Wüurzelblätter, welche die Periode der
Unfruchtbarkeit kennzeichnet, sowie die
der zweiten Periode angehörige abwei-
chende Form der Stengelblätter hinläng-
lich bekannt und gibt zu keinen Ver-
wechslungen Anlass. Unsere Huflattig-
Arten geben ein Beispiel auffallender
Verschiedenheit beider Vegetationsperio-
den. Bei Erziehung aus Samen dauert
die Periode der Unfruchtbarkeit bei letz-
teren Pflanzen einige Jahre, bei der
schon fruchtbaren Pflanze fällt die Pe-
riode der Unfruchtbarkeit auf den Som-
mer, wo mit der Verlängerung des Rhi-
zoms sich die grossen mächtigen Wur-
zelblätter bilden, und dieser Periode folgt
I. Originalabhandlungen.
[dt
die Periode der Fruchtbarkeit im ersten | Namen sendete seiner Zeit Herr Maxi-
Frühjahre, wo die nur mit schuppenför-
migen Blättern besetzten Blüthenschafte
erscheinen,
Wir wollen aus der Reihe der per-
ennirenden Pflanzen noch eine sehr be-
kannte Wasserpflanze nennen. Es ist
das Nelumbium speciosum. In der
Periode der Unfruchtbarkeit bildet das-
selbe nur auf dem Wasser schwimmende
Blätter. In früheren Zeiten, wo die
Vietoria-Häuser in den Gärten noch nicht
existirten und in den Botanischen Gär-
ten einzelne Wasserpflanzen als Merk-
würdigkait in kleinen Gefässen eultivirt,
oder man könnte richtiger sagen gemiss-
handelt wurden, da erinnert sich der
Referent recht wohl, Jahrzehente das
Nelumbium nur in dieser Form der Pe-
riode der Unfruchtbarkeit gesehen zu
haben. Beginnt dagegen unter Einfluss
günstigerer Culturbedingunger die Pe-
riode der Fruchtbarkeit, dann erheben
sich die Blätter auf langen Stielen über
das Wasser und werden da gleich Schir-
men getragen, und nun erheben sich
auch bald die Blüthenstiele zwischen
den Blättern.
Zu den Holzpflanzen zurückkehrend
wenden wir uns zu den Schlingpflanzen.
Da ist z. B. die Periode der Unfrucht-
barkeit und Fruchtbarkeit bei unserm
Epheu durch auffallend verschiedene
Blattform gekennzeichnet und manche
der in den Gärten cultivirten Formen
verdanken ihren Ursprung der unge-
schlechtlichen Fortpflanzung in den Pe-
rioden der verschiedenen Formbildung.
Ein anderes interessantes Beispiel er-
wähnten wir kürzlich. Es ist das des
Rhynchospermum jasminoides, eine jähr-
lieh in unseren Gewächshäusern dank-
bar blühende Schlingpflanze China’s und
Japan’s, Ein Synonym dieser Pflanze
ist Malouetia asiatica. Unter letzterem
mowicz dem hiesigen Garten eine bunt-
blätterige Form mit dünneren Stengeln,
kleineren Blättern, die keine Neigung
zum Blühen zeigte. Die gleiche Form
hatte der Petersburger Garten auch
schon früher, aber grünblätterig, von
Herrn von Siebold erhalten. Grosse
starke Exemplare dieser grünblätterigen
Form kennt der Referent nun seit 14
Jahren, aber immer blieben solche in
ihren Charakteren sich gleich und zeig-
ten keine Blumen.
Nach den von Herrn Maximowiez
gegebenen Erläuterungen ist die von
uns als Malouetia asiatica mit grünen
und bunten Blättern cultivirte Form die
in der Periode der Unfruchtbarkeit ver-
harrende Form, wie solche auch in Japan
an freien sonnigen Plätzen und an son-
nigen Felsen sich findet, ohne zu blühen.
Da wo diese Pflanze aber in der Nähe
von Bäumen und Sträuchern wächst, da
klimmt solche ziemlich hoch empor und
bildet nun die fruchtbare Form, wie wir
solche unter dem Namen von Rhyncho-
spermum jasminoides in den Gärten cul-
tiviren. ;
Interessant ist dieses Beispiel be-
sonders deshalb, weil es uns einen Fin-
gerzeig gibt, wie in dieser Beziehung
bei der Vermehrung auf ungeschlecht-
lichem Wege die verschiedenen Formen
der Entwickelung der gleichen Art ihre
Eigenthümlichkeiten festhalten. Beide
Formen sind in unsere Gärten aus den
Gärten Japan’s eingeführt worden, wo
unser jährlich blühendes Rhynechosper-
mum jasminoides aus Stecklingen der
schon fruchtbaren Form fortgepflanzt
wurde, während die als Malouetia asia-
tica cultivirte Pflanze aus Stecklingen
der unfruchtbaren Form, wie solche auf
freien Plätzen sich findet, gewonnen
wurde,
78
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz,
Wir gehen damit zu unseren Aepfel- | aber durchaus gleichartig, alle zeigten
und Birnbäumen über.
Wenn man von unseren edlen in
den Gärten eultivirten Aepfelsorten die
Kerne sammelt und solche besonders
aussäet, so ist man erstaunt, daraus
Pflanzen hervorgehen zu sehen, die in
den ersten Jahren nach der Aussaat
ganz das Aussehen von dem wilden
Holzapfel haben. Die Zweige endigen
in Stacheln und die Blätter sind klein.
Man benutzt nun gemeiniglich der-
artig gewonnene junge Bäume als Wild-
linge und glaubt, dieselben seien wieder
ausgeartet.
Dem ist aber nicht so, sondern man
hat hier nur bei dem jungen aus Samen
erzogenen Exemplare die Form der ersten
unfruchibaren Periode vor sich. Man
lasse nur solche Pflanzen unveredelt
stehen, nehme denselben die unteren
Aeste und lasse solche emporwachsen,
dann sieht man, dass diese gleichen, an-
scheinend wilden Püanzen später nach
oben stachellose kräftise Triebe mit
grossen Blättern bilden, welche denen
der edlen Form durchaus ähnlich sind.
Treiben am Grunde des Stammes aber
wieder Wasserschosse aus, so haben
diese wieder die Gestalt der unfrucht-
baren Form.
Der Referent hatte nicht blos einige
derartige Versuche vor Augen, sondern
es wurden in seiner der Acclimatisation,
oder wenn man lieber will der Erpro-
bung der Sorten auf ihre Ausdauer ge-
widmeten Baumschule behufs der Er-
ziehung neuer Sorten Tausende der-
artiger Versuche gemacht. Dazu wurden
die Kerne der edelsten und zartesten
Aepfel des Auslandes wie die des In-
iandes benutzt. Diese Kerne wurden
meist vom Referenten selbst gesammelt und
einzeln nach Sorten oder gemischt aus-
gesäet, Alle diese Sorten verhielten sich
ohne Ausnahme in den ersten 3—5 Jah-
ren der Entwickelung stachelige Aeste
und kleine Blätter und erst später edle
Triebe.
Die scheinbar zum wilden Zustande
zurückschlagende Form der Sämlinge ist
demgemäss durchaus normal, es ist die
Form der Periode der Unfruchtbarkeit,
und mit der Entwickelung der scheinbar
ersten edlen Zweige fängt die Periode
der Fruchtbarkeit an,
Es gilt nun im Allgemeinen die An-
sicht, und der Reierent theilte diese An-
sieht selber, dass die Operation der Ver-
edlung, weil solche dem schnellen Auf-
steigen des Saftes ein Hinderniss ent-
segenstelle, auf frühere Fruchtbarkeit
hinwirke. Dem ist aber nicht so. Die
frühere Fruchtbarkeit tritt bei veredelten
Bäumen nur deshalb ein, weil man zum
Veredeln Edelreiser wählt, die von der
fruchtbaren Form gewonnen sind und
sich verhalten, wie wir das von den
Stecklingen des Rhynchospermum jasmi-
noides zeigten. Dass die Veredlung als
Operation ‚in dieser Beziehung gar kei-
nen Einfluss zeigt, das zeigt ein ein-
facher Versuch. Man gibt den Rath,
die Triebe der aus Kernen edler Aepfel
und Birnen gezogenen Pflanzen zur Ver-
edlung zu benutzen, um auf diese Weise
schneller Früchte zu erlangen. Man führe
diese Operation nur aus, wie das bei uns
geschah, und man wird sehen, dass das
von der Samenpflanze genommene Edel-
reis in den ersten Jahren der Entwicke-
Inng ganz die gleiche Formbildung zeigt
wie die Samenpflanze selbst. Soll daher
in solchen Fällen Veredlung angewendet
werden, muss man schon warten, bis die
Samenpflanze Zweige der fruchtbaren
(edlen) Form zu bilden beginnt und
diese erst zur Veredlung wählen.
Dies ist ein Rath, den wir, gestützt
1. Originalabhandlungen.
auf unsere Beobachtungen, in diesen wie
in mannichfachen anderen Fällen geben
können. Nicht blos beim Apfel, sondern
bei allen Holzgewächsen, wo es darauf
ankommt, schon an niedriger bleibenden
Exemplaren Blumen und Früchte zu er-
halten, da nehme man die Stecklinge
oder Edelreiser von der fruchtbaren Form,
die bereits Blumen und Frucht getragen.
Eine zweite Beobachtung dürfte
ebenfalls in Bezug auf Erziehung neuer
edler Sorten von Aepfeln und Birnen
für ein bestimmtes Klima aus Samen
einen ausgesprochenen praktischen Werth
haben.
Um schneller zu unserem Ziele zu
kommen, zogen wir die Samenpflanzen
edler Sorten nicht als Hochstämme, son-
dern als Cordon. Allerdings bildeten
dieselben an der Spitze zuletzt auch die
edlen Aeste, an dem unteren Theile des
Stammes aber, wo die Seitenäste im
Herbste kurz zurückgeschnitten wurden,
bildeten sich aus dem Stamme und den
Augen der Seitenäste aber keine kurze
Fruchtzweige, sondern von Neuem wilde
Triebe. Wir stutzten deshalb die Seiten-
zweige später im Sommer nur auf 6—8
Augen und die aus deren oberen Augen
im gleichen Jahre austreibenden Zweige
zweiter Ordnung (Geiz) wurden auch
noch im Laufe des Sommers wiederholt
auf ungefähr 2 Augen eingekneipt.
Mit Verwunderung sahen wir, dass
gerade diese kurz zurückgestutzten Geiz-
triebe sich zu Fruchtholz umzubilden
79
begannen und entnahmen daraus für die
Praxis die Lehre, dass da wo man aus
Samen erzogene Aepfel und Birnen als
Cordons erziehet, um möglichst bald
Früchte von denselben zu erhalten, der
Schnitt ein ganz anderer sein muss als
da wo man veredelte Exemplare zu die-
ser Cultur verwendet, da man aus den
unteren Augen der Seitenzweige erster
Ordnung bei wurzelächten Cordons nie-
mals Fruchtholz erziehen wird. Es müs-
sen da, je näher der Wurzel, um so
mehr Seitenästchen 3. und 4. Ordnung
erzogen werden, bevor die Periode der
Fruchtbarkeit eingeleitet wird und alle
später aus dem Stamme direct austrei-
benden Seitenästchen müssen ganz ent-
ferot werden. Wir rathen daher, bei
aus Samen erzogenen Cordons die Sei-
tenäste erster Ordnung schon bald nach
deren Austreiben auf 3—4 Augen zu
entspitzen. Die noch im Sommer er-
scheinenden Geiztriebe, oder die Seiten-
äste 2. und 3. Ordnung werden dann
abermais auf 2 Augen entspitzt und
beim Herbstschnitt wird nur das nicht
reif gewordene Holz entfernt, Während
also bei den Cordons, die aus veredelten
Bäumchen gebildet sind, das Bestreben
dahin gerichtet ist, aus den unteren Au-
gen der Seitenäste 1. Ordnung das Frucht-
holz zu erziehen, muss das bei aus $a-
men erzogenen Exemplaren aus den un-
teren Augen der Aestchen 3.—5. Ord-
nung geschehen. (E. Regel.)
6) Der Botanische Garten zu Buitenzorg in Java,
Nach allem was wir bis jetzt von |die bis jetzt im rein tropischen Klima
diesem Institute gehört haben, so ist es | der Pflanzen - Cultur gewiümet worden
eine der bedeutendsten Garten-Anlagen, | sind.
80
Es liegt uns gegenwärtig der Cata-
log dieses Gartens vor. In demselben
sind fast 10,000 Arten Pflanzen aufge-
führt, die dort im freien Lande cultivirt
werden und darunter z. B. über 200
Arten Palmen.
Dieser Catalog ist 1866 von Herrn
Teysmann und dessen Assistenten Herrn
Binnendyk herausgegeben, also dürfte
jetzt die Zahl der dort ceultivirten Pflan-
zen noch viel bedeutender sein.
Ferner erhielten wir vor Kurzem
einen Plan des Gartens mit Angabe der
Bepflanzung des Gartens. Aus diesem
Plan geht hervor, dass das den Garten
bildende Grundstück von ziemlich qua-
dratischer Form 475 Ruthen lang und |
300 Rth. breit, also einen Flächenraum
von 142,500 [TIJRth. besitzt.
Wunderbar schön sollen die An-
pflanzungen von Palmen und von Pan-
daneen sein, sowie überhaupt alle Fa-
milien der Tropen hier im freien Lande
vertreten sind.
Bei dem hohen Interesse, das der
Botanische Garten in Buitenzorg für
Europäische Gärten hat, da durch dieses
Institut zahlreiche Pflanzen der Sunda-
inseln jährlich nach Europa eingeführt
N ne Se
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
werden, wäre es wohl wünschbar, wenn
uns einmal ein genauerer Bericht über
dieses grossartige Institut, über die Zeit
dessen Gründung, über seine Direetoren
und Gärtner mitgetheilt würde.
Der Plan zeigt, dass ziemlich im
Centrum des Gartens ein grosses Palais
(wahrscheinlich das des Gouverneurs)
liegt, dass ferner besondere Wohnungen
für 2 Gärtner und ein besonderes Ge-
bäude für das Herbarium erbaut ist. Der
Garten selbst ist im natürlichen Style
angelegt, die Pflanzen des Arboretums
und die perennirenden Pflanzen sind
durch den ganzen Garten vertheilt und
nach Familien gruppirt, wobei jedoch
einzelne Familien sich mehrfach wieder-
holen.
So viel uns bekannt waren Hasskarl
und Junghuhn in früheren Jahren am
Garten thätig. Im letzten Jahrzehent
stand Hr. Teysmann dem Garten vor.
Mit Anfang des Jahres 1869 ward
Herr Hugo Scheffer als Director des
Gartens angestellt, und Herr Teysmann
ist jetzt ausschliesslich mit dem Sam-
meln von Pflanzen im Indischen Archipel
für den Buitenzorger Garten beschäftigt.
(E. R.)
) Bemerkungen über einjährige Zierpflanzen und zwar vor-
zugsweise über die in den letzien Jahren als Neuheiten em-
pfohlemen.
Anagallis longifolia (Jühlke |
Nachfolger). Ist eine blaublühende Form
der A. collina Schousb. Die ge-
wöhnliche blaublühende Form geht als
A. Philipsii und die rothblumige Form
als A. fruticosa und A. Monelli in den
Gärten.
Andıyala
varia Lowe var.
cheiranthifolia. Eine Composite aus
Madeira, die als A. cheiranthifolia ver-
breitet ist. Wird bis 2 .Fuss hoch.
Stengel und Blätter weissfilzig behaart,
die unteren Blätter bucktig, die Stengel-
blätter lanzettlich-ganzrandig und sitzend.
Blüthenköpfe goldgelb, in spitzenständi-
gen Corymben. Macht wegen der weis-
1. Originslabhandlungen.
sen Belaubung einen guten Effect und
muss in Töpfen im Treibbeet ausgesäet
lich starke Pflanzen ins freie Land pflau-
zen zu können, damit solche nicht zu |
spät zu kräftiger Entwickelung und in
Blüthe kommt. —
Bidens Schimperi
Schultz. Composite aus Abyssinien,
die der B, ferulaefolia D. C. ähnlich
und ungefähr 2 Fuss hoch. Blattstiele,
Blüthenstiele und Hüllkelch behaart.
Blattlappen des doppelt gefiederten Blat-
tes verkehrt-länglich, am Rande kurz-
haarig gewimpert. Blüthenköpfe mit
goldgelben Bandblumen. Achänen linear
und flach gedrückt, mit 2—3 ziemlich
langen Grannen, die mit rückwäris ge-
werden, um im Frühjahr schon nd
C. H.
neren Achänen länger als die des Um-
kreises. Gleich B. ferulaefolia kaum als
Florblume zu empfehlen.
Browallia elataL. und Br. de-
missa L. Diese beiden Arten sind von
einander gar nicht verschieden und wer-
den schon in De Candolle’s Prodromus
unter Br. demissa vereinigt. Verschie-
den ist Browallia viscosa H.B. K.
Diese letztere stammt aus Peru und ent-
wickelt ins freie Land in warmer Lage
ausgepflanzt ihre niedlichen dunkelblauen
reichlich. Synonym ist Br.
Czerwiakowskyana Warsz., weiche
sowohl von Handels- Gärtnereien, sowie
auch von manchen Botanischen Gärten
noch immer gleichzeitig mit der durch-
aus identischen Br. viscosa angeboten
wird.
Clarkia gauroides Dongl.
Ward ursprünglich von Douglas aus Ca-
lifornien eingeführt, scheint jetzt aber
in den Gärten fast wieder verschwunden
zu sein, da sie kleinblumiger und weni-
ger schön als Cl. pulchella und Cl, ele-
gans, Die lilafarbenen Blumenblätter
IL 1870,
Blumen
richteten Borsten besetzt sind. Die in
!
8i
sind rhomboidal und tragen am Grunde
je ein kleines Oehrchen. Aus von Ür.
Tiling aus Californien erhaltenen Samen
erzogen wir im hiesigen Garten im letz-
ten Jahre diese Pflanze wiederum.
Convolvolus unicaulis (Be-
nary). Eine Form von C. tricolor L.,
die sich von der gewöhnlichen dunkel-
azurbiau blühenden Form durch etwas
aufrechteren Wuchs zu unterscheiden
scheint.
Cuphea Zimapani Roezl. —
Früher erhielten wir eine Form von C.
lanceolata Ait. als €. Zimapani. Im
letzten Jahre erhielten wir sowohl als
(. Zimapani wie als C. ocimoides
aus Paris eine Pflanze, die gut von Ü.
lanceolata verschieden ist. Die Blätter
sind oval-länglich oder fast herzförmig-
oval. Blumen gross, tief purpur und
nur die obern beiden grossen Petalen
mit etwas hellerem Rande. Eine hübsche
dankbar biühende Pflanze für leichten
warmen Boden.
Datura humilis Desf. (Desf,
eat. ed. III. adn. pag. 396). Wir erhiel-
ten diese seltene Pflanze als D. fastuosa
fl. pleno luteo aus dem Garten von Hu-
ber freres in Hyeres. Diese Pflanze
kann wie D, fastuosa als annuelle warme
einjährige Pflanze, oder auch als mehr-
jährige Warmhauspflanze cultivirt wer-
den. Blätter aus abgerundetem oder
auch aus herzförmigem Grunde oval,
spitz, ganzrandig oder nach dem Grunde
zu gross buchtig gezähnt, Die trichter-
förmige Blume wird 8 Zoll lang. Saum-
lappen der Blumenkrone zurückgebogen,
fein zugespitzt und von ledergelber Fär-
bung. — Die Blumen sind oft gefüllt.
Kapsel mit Stacheln besetzt.
Eschscholtzia albo-rosea
(Benary). Ist eine hübsche Abart von
E. californica Cham,, mit weissen, von
Ö
8
aussen undeutlich
Blumen.
GiliaachilleifoliaBenth. Wird
häufig mit der ähnlichen G. capitata
Sims. verwechselt. Letztere besitzt
kahle Kelche und vorstehende Staub-
fäden, während G. achilleifolia durch
grössere Blumen, behaarte Kelche und
Staubfäden, die kürzer als die Blumen-
krone, sich leicht unterscheidet. Gilia
multicaulis Benth. endlich stimmt
in den Blumen mit G. achilleifolia über-
ein, doch stehen solche in lockeren Blü-
thenständen und nicht in dichten Köpfen
wie bei G. capitata und G. achilleifolia.
G. millefolia F. et M., G. inconspicua
F. et M. und G. laciniata R. et Pav.
sind unbedeutende, die Cultur im Zier-
garten nicht verdienende Arten.
Lasthenia canescens Rgl. —
Von F. A. Haage als Helenium Dou-
glasii erhalten. Ist ähnlich der L. gla-
brata Lindl., aber allenihalben mit weis-
ser angedrückter Behaarung bekleidet.
Monardella undulata Bnth,
Labiatae. Wir erhielten von dieser für
die Cultur neuen Pflanze Samen vor
Herrn Dr. Tiling in Californien. Eine
einjährige bis 1 Fuss hohe Pilanze, die
einer Monarda ähnlich sieht. Ist überall
sehr kurz behaart und besitzt einen star-
ken aromatischen Geruch. Blätter läng-
lich -lanzettlich, spitz, ganzrandig, kurz
gestielt. Blumen lila, in dichten spitzen-
ständigen Köpfen, die wieder von brei-
ten grünen und etwas roth geaderten
Bracteen umgeben sind. Die Lappen
der gelippten Blumenkrone endigen in
eine löffelföürmige Klappe, die auf der
innern Seite drüsig.
Oenothera odorataJacg. Aus
Patagonien. Der aufrechte 2 Fuss hohe
Stengel ist wie der Fruchtknoten ab-
stehend behaart, Blätter linien -lanzett-
lich, schwach gezähnt, Blumen in lan- |
rosa angehauchten
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
gen Trauben längs der Stengel, gross,
gelb und im Abblühen röthlich. Kommt
in zwei Formen vor.
a. glaucescens, mit blaugrünen
Blättern.
ß. virescens, mit grünen Blättern,
Letztere in den Gärten als O. Sellowi,
OÖ. macrosirhon, O. micans und O. un-
dulata verbreitet und jetzt wieder von
Benary als O. macrantha ausgegeben.
Ist eine hübsche effectvolle, aber sehr
an die gemeine O. biennis erinnernde
Art. —
OenotheraDrummondi Hook.
Texas. Kleine dicht weichhaarige Art
mit aufsteigenden Stengeln und nach
dem Grunde zu tief buchtig gezähnten
Blättern. Die ziemlich grossen ansehn-
lichen Blumen sind hellgelb und bei
einer Abart weiss,
Oenothera (Godetia) amoena
Lehm. Californien. Eine sehr bekannte
und unter vielen Namen jährlich in den
Catalogen angebotene schöne einjährige
Pflanze, deren Samen, wie von den bei-
den vorhergehenden, gleich in’s freie
Land gesäet werden. Die Stammart be-
sitzt rosa -lila grosse Blumen und jedes
Blumenblatt trägt in seiner Mitte einen
purpurnen grossen Fleck. — Syn. ist
0. Lindleyi Dougl.
var. Lehmanniana ist ähnlich, aber
nur der Grund der Blumenblätter
ist purpur und der Mittelfleck fehlt.
Hierzu gehört Godetia Lehmanniana
Spach., G. splendens, G. rubieunda
splendens und G. diversifolia der
Gärten.
var, roseoalba. Blumenblätter heil-
rosa mit purpurnem Mittelfleck.
Synonym sind Oenothera roseoalba
Lehm., Godetia roseoalba der Gär-
ten, Sowie neuerdings von einigen
Samenhandlungen als Godetia ver-
sicolor grandiflora angeboten.
I. Originalabhandlungen.
83
var. rubicunda; hat lebhaft rosa- | tur. — Podolepis acuminataR.Br.
rothe Blumen ohne Flecken. Sy-
nonym sind Oenothera rubicunda
Torr. et Gray und Godetia rubi-
eunda Lindl.
var. the bride; eine von Benary in
den Handel gegebene Form mit
hellrosarothen Blumenblättern mit
dunkelpurpurnem Mittelfleck.
Alle anderen zur Untergattung Go-
detia gehörenden Oenotheren, die gut
specifisch verschieden sind, sind viel we-
niger schön als die Formen von 0.
amoena. Solche wirklich verschiedene
Arten sind Oenothera (Godetia) le-
pida Lindl. (God. venosa und insignis
der Gärten), und O.tenella Cav, (God.
Cavanillesii Spach. G. Romanzowii der
Gärten).
Oxalis valdiviensisBarneoud
und Palava flexuosa Mast. Diesen
beiden ausgezeichnetsten neuen annuel-
len Pflanzen des letzten Jahres haben
wir besondere Artikel und Abbildungen
gewidmet.
Polanisia trachysperma Torr.
et Gray. (Capparideae). — Südliche
Staaten Nordamerika’s. Eine 2—3 Fuss
hohe aufrechte Pflanze, einer Cleome
sehr ähnlich. Ueberall fein drüsig be-
haart und das Kraut von penetrantem
aromatischem Geruch, Blättehen lan-
zettlich oder lanzettlich- oval, zu 3 auf
der Spitze eines gemeinschaftlichen Blü-
thenstiels, Blumen weiss, in spitzen-
ständigen Trauben, von den röthlichen
Staubfäden lang überragt. — Hübsche
Pflanze, die warm und zeitig ausgesäet
werden muss.
Podolepis acuminata R. Br,
Die als P.chrysantha, afünis und canes-
cens in den Gärten verbreiteten Pflanzen
gehören zu P. acuminata. Die ächte P.
chrysantha Endl, war noch nicht in Cul-
ward zuerst in Aiton hortus Kewensis
ed. II tom, V pag. 52 beschrieben, aus-
serdem in De Candolle Prodr. VI. 162.
Im Botanical Magazine tab. 966 findet
sich eine Abbildung dieser in den Gär-
ten als P. chrysantha jetzt allgemein
verbreiteten Pflanze unter dem Namen
von „Scalia jaceoides.*
Solanum armatum R.Br. Neu-
holland. Als S. Hystrix von Herrn F,
Müller in Melbourne erhalten, von die-
sem letzteren aber durch mehrblumige
Blüthenstiele verschieden. Fast unbe-
haart, dagegen überall mit geraden Sta-
cheln besetzt. Die wild wachsende
Pflanze ist ziemlich kleinblätterig, im
eultivirten Zustande sind aber die läng-
lich-ovalen spitzen Blätter bis 8 Zoll
lang und bis 3!/, Zoll breit, ausserdem
buchtig flach fiederlappig und auf dem
freudiggrünen Grunde von helleren Ner-
ven durchzogen. Die 2- bis mehrblu-
migen Blüthentrauben treten aus den
Zwischengelenkstücken hervor. Blumen
blassblau. Schöne decorative Art, welche
warm ausgesäet und bis zum Auspflan-
zen in’s freie Land zu starken Exem-
plaren vorgezogen werden muss,
Tropaeolum Lobbiano-Smi-
thii. In den Gärten als Tr. Hockianum
und Tr. Zipseri verbreitet. Ziemlich
hoch rankende Art mit schildförmigen,
5—7-lappigen Blättern. Die Blattlappen
entweder flach abgerundet oder mehr
vorgestreckt und immer in einen Mucro
vorgezogen. Blumenblätter orangegelb
mit tief orangerother breiter Mittelbinde
und langem linearem Nagel; Platte der
Blumenblätter verkehrt-oval- keilförmig,
vorn lappig-gezähnt, Zähne in eine
Granne ausgehend. Ein hübscher Bastard
zwischen Tr. Smithii und Tr. Lobbianum,
der mittelhoch rankt. E. Regel,
6*
84 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
8) Die Erziehung von Coniferen unter Decekschirmen.,
Der Forsteulter, welche uns schon
mit manchen wichtigen Erfahrungen
über Baumzucht bereichert hat, verdan-
ken wir abermals einen wichtigen Bei-
trag zur Cultur der Coniferen in den
ersten Lebensjahren. Bekanntlich haben
die Nadelhölzer, besonders die Tannen
(Abies) in den ersten Jahren ein sehr
schwaches Wachsthum, bilden einseitig
breite Seitenzweige, bleiben aber im
Gipfeitrieb zurück, so dass eine 3—6 jäh-
rige Tanne oft zweimal breiter als hoch
ist. Ueberdies leiden die jungen Pflan-
zen durch Frost, einerseits durch „Auf-
frieren“, indem der Frost die Pflänzchen
hebt, so dass die Wurzeln über dem
Boden liegen, andererseits durch Erfrie-
ren der jungen Triebe im Frühjahr,
worunter besonders die frühtreibenden
griechischen Tannen leiden. Will man
die jungen Coniferen schnell vorwärts
bringen, so bleibt nichts anderes übrig,
als sie in den ersten Jahren in Töpfen
zu cultiviren und frostfrei zu überwin-
tern. Wie viel Mühe dieses macht, wis-
sen wir alle, Ich
Culturmethode, wie in neuerer Zeit in
den östlichen Theilen des Thüringer
Waldes, sowie in dem anstossenden
Frankenwalde die Weiss- oder Edeltan-
nen (Abies pectinata) mit so grossem
Erfolg gezogen werden, dass eine drei-
jährige Tanne so gross ist wie sonst
eine sechsjährige, wobei nie Frostschä-
den vorkommen. Diese Methode wird
gegenwärtig auch in den Saatschulen
der hiesigen Gegend eingeführt.
Das Verfahren ist folgendes: Man
legt die Saatbeete von Ost nach West
oder so, dass sie vom Wald beschattet
werden. Nachdem die Saat fertig ist,
überbaut man das ganze Beet mit einer
komme nun zu der
Art Hütte von Fichten- oder Tannen-
zweigen, welche nach Süden geschlos-
sen, nach Norden offen ist. Man schlägt
an dem Nordrande des Saatbeetes Pfähle
ein, befestigt bei 3 Fuss Höhe Stangen
und steckt nun lange Nadelholzzweige
auf der anderen Seite so in die Erde,
dass die Spitzen auf den Stangen auf-
liegen. Reichen die Zweige nicht so
weit, so muss hie und da von oben
eine Lücke zugesteckt werden, oder
man muss eine zweite Stangenreihe tie-
fer zum Tragen der kürzeren Zweige
anbringen. Diese Decke wird dadurch
befestigt, dass man auf die Zweige
nochmals Stangen legt, diese mit Bän-
dern verbindet und so die Zweige ein-
klemmt und festhält, Diese Art der
Bedeckung ist einfach, natürlich aber
nicht Vorschrift, wenn nur der Zweck:
Schutz gegen die Sonne erfüllt wird.
Die Nordseite bleibt offen. Nach und
nach fallen die Nadeln ab und es ent-
stehen in der Bedeekung Lücken, welche
alljährlich im Frühling ausgebessert
Liegt hoher Schnee, so wird
beim Thauen so viel als möglich auf
das Saatbeet geworfen, um die Winter-
feuchtigkeit zu vermehren. Im zweiten
Jahre werden die Sämlinge verpflanzt,
wobei die Bedeekung beseitigt und spä-
ter wieder gut ausgebessert wird. So
bleiben die jungen Tannen bis zum
fünften oder sechsten Jahre unter dem
nach und nach immer lichter werden-
den Dache und gedeihen hier wunder-
bar, wozu offenbar auch die Bedeckung
werden.
des Bodens mit den abfallenden Nadeln
mit beiträgt; erfrieren nie im Frühjahr
und werden nicht vom Frost gehoben.
Der Gärtner wird diese Culturweise
nach seinen Verhältnissen einzurichten
‘ns
I Originalabhandlungen.
und zu verändern wissen und hat natür-
lich nicht nöthig, sich Nadelholzzweige
weit herkommen zu lassen, wenn dies zu
theuer ist, denn Decken von Rohr, Holz-
8 °
stäben ete, müssen dieselben Dienste
leisten. Es handelt sich nur darum, die
jungen Pflanzen beständig unter Schatten
zu halten. d.
9) Die Verwendung der Eucalyptus zur Decoration im Freien.
Seit einigen Jahren wird Eucalyp-
tus globulus vielfach in Landschaftsgär-
ten ausgepflanzt und überrascht durch
sein schnelles Wachsthum, sowie durch
den hübschen Effect der graugrünen
Blätter. Fragt man, wie gerade diese
Art zu diesem Vorzug gekommen ist,
diese allein, so muss man antworten:
durch Zufall, denn E, globulus ist we-
der mehr als andere Arten geeignet zu
diesem Zwecke, noch schöner, ja sogar
nicht einmal so effeetvoll wie einige an-
dere Arten mit mehr silberweissen Blät-
tern. E. globulus wurde, weil man ge-
rade zufällig diese Art in die Hände be-
kam, in den Anlagen von Paris ausge-
pflanzt und dadurch erhielt er das Pri-
vilegium, überali für schön zu gelten.
Wer auf solche Decorationspflanzen
hielt, liess sich Samen kommen, der mit
fetter Schrift in den Verzeichnissen und
pomphaften Worten empfohlen wurde.
mit den benannten identisch sind). Man
möge damit nur Versuche machen. In
England, wo man seit Langem Eucalyp-
tus versuchsweise ganz im Freien eulti-
virte und Jahrzehente lang im Winter
erhielt, bis eine stärkere Kälte sie tödtete,
wird man Erfahrungen gemacht haben,
welche Arten sich besonders empfehlen
dürften *). So viel ich mich erinnere,
galt E. montana (coceigera J. D. Hook.)
für besonders hart und unempfindlich
gegen Kälte. E. globulus hat bei mir
6 Grad Kälte ohne merklichen Schaden
ertragen, und werde ich ihn, da er zum
Erfrieren bestimmt ist, weiter beob-
achten.
Die Eucalypten bilden — dies ist
nicht zu läugnen — einen ganz eigen-
thümlichen Gartenschmuck und zeigen
sich sofort auch dem Laien als seltsame
Ausländer. Sie verdienen daher Ver-
wendung in solchen Gärten, welche über-
Mancher Gärtner hatte vielleicht Samen | haupt alle geeigneten Pflanzen zur De-
von anderen Arten Eucalyptus, aber es
fiel ihm nicht ein, dieselben zu dem
gleichen Zwecke zu verwenden, weil es |
in Paris nicht geschehen und keine
Deutsche Gartenzeitung davon berichtet.
Und doch gibt es in den botanischen
Gärten noch andere schönere Arten von
Eucalyptus, und grössere Samenhand-
lungen bieten davon Samen zum Ver-
kauf (z. B, Haage und Schmidt in Er-
furt 1869 40 Arten, unter den unbe-
stimmten aber wohl auch solche, die
coration im Freien verwenden, aber
auch nurin Solchen, und es ist Un-
sinn, wenn der Besitzer eines kleinen
*) Da ich jetzt ausser Eucalyptus glo-
bulus keine andere Art cultivire, so wäre
es erwünscht, wenn ein Kenner dieser Pflan-
zengattung die schönsten namhaft machen
wollte. Ich weiss nur noch so viel davon,
dass es ausser E. pulverulenta noch mehrere
Arten mit ganz silberweissen, sehr grossen
Blättern gibt. J.
86
_ Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz,
Gartens, der vielleicht nur ein Dutzend | E. globulus besonders betrifft, so ist er
Plätze für einzelne Prachtpflanzen dieser ! nur im ersten und zweiten Jahre schön.
Art hat, viel schönere, für ihn passen-
dere Pflanzen weglässt, um den langen
fremden Eindringling aufzunehmen. Was
Später nehmen die Blätter eine viel
schmälere, fast sichelförmige Gestalt
und eine olivengrüne Farbe an. J.
ll. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.
NeuePflanzen, empfohlenin Florist
und Pomologist.
1) Clematis Thomas Moore. Eine der
schönsten hybriden Formen aus der Gruppe
von Cl. Jackmanni, mit 8 Zoll im Durch-
messer haltenden schwarzblauen Blumen.
In England halten die von Jackmann
erzogenen schönen hybriden Clematis zwi-
schen Cl. lanuginosa und Cl. Viticella im
freien Lande aus. Bei dem Reichthum und
der Masse, in der die grossen tiefblauen
Blumen erscheinen, kann man mit Recht
sagen, dass es keine Schlingpflanze gibt,
welche einen besseren Effect als diese hybri-
den Clematis hervorbringen. C. Th. Moore
ist dazu noch eine der schönsten Formen.
In England verwendet man solche bei
ihrem ausserordentlich raschen Wachsthum
zu allen möglichen Zwecken, so zur Beklei-
dung von Pfeilern, zur Bildung von Festons,
zur Bekleidung von Mauern und Verauden,
j man zieht sogar in Kübeln Ausstellungs-
pflanzen vor, wo diese dankbaren Pflanzen
in Buschform gebunden, zur Zeit der Blüthe
gleichsam nur einen grossen dichten, mit
den mächtigen dunkelblauen Blumen be-
deckten Busch bilden. Bei uns in Peters-
burg hält selbst Clematis Viticella nur unter
dichter Bedeckung aus und bildet im freien
Lande selten stark wuchernde Schlingpflan-
zen. Wir erziehen daher die schönen For-
men wie Cl. Jackmanni theils im Topf,
theils aber — und hierzu sind solche ganz
besonders zu empfehlen — in kalten Ge-
wächshäusern unter den Fenstern hin. Wer-
den die in letzter Weise cultivirten Pflanzen
im Kalthause in’s freie Land gepflanzt, dann
erhält man üppige Exemplare, die von Ende
April bis zum Juni mit Tausenden von Blu-
men blühen. Für die Frühjahrsmonate sind
die hybriden Clematis, für die Herbst- und
Wintermonate die Lapageria die schönsten
Schlingpflanzen für unsere kalten Gewächs-
häuser. —
2) Neue buntblätierige Beetpflanzen. —
Als solche zur Auspflanzung im Freien zum
Arrangement von Blumenbildern werden em-
pfohlen:
Oineraria acanthifolia. Aehnlich der
C. maritima. Ein niedriger Strauch mit sil-
berweissen Blättern, aber mehr mit Blättern
von der Form einer Distel. Das Wachs-
thum ist stark und muss man die betreffen-
den Pflanzen auf die Höhe zurückbinden,
welehe die Form des Beetes erheischt.
Achyrocline Sandersiü. _Weisslaubige
Pflanze, welche nur 6—8 Zoll hoch wird
und daher als Contrastpflanze zu Althernan-
theren, Lobelien etc. benutzt werden kann.
Abutilon Thompson? ist nur eine bunt-
blätterige Form von A. striatum.
(E. R.)
3) Cyelamen neapolitanum fimbriatum.
Herr Prof. Terraciano in Neapel entdeckte
im Königl. Garten von Caserta, dann auch
auf der Strasse von Paratella gegen S. Leu-
cio unter Gesträuch eine schöne elegante
Form von Cyclamen neapolitanum Ten.,
welche auch in jeder Beziehung verdiente,
in Blumengärten eingeführt zu werden, er-
stens wegen ihrer lieblichen Form und
II. Notizen.
dann weil zur Herbstzeit wohl wenige Pflan-
zen im Freien ihre Blüthen entfalten. Ter-
r&ciano beschreibt (N. giorn. bot. ital,
1870 Nr. 1) folgenderweise: Cyclamen nea-
87
politanum f. fimbriatum Terrac.: Petalis ad
apicem fimbriato dentatis, fimbriis inaequa-
‚libus, media filiformi longiore, —
(S—r.)
II.
1) Weinkrankheiten. Die Wein-
reben sind immerfort noch mehreren Krank-
heiten unterworfen, da ist der sehr altbe-
kannte Pilz Oidium, da kommt ein zweiter
hinzu — Sporotrichum, da kommen die
„Schwindpocken“, dann kommen die Trau-
benmotten und andere Insekten und so geht
es immer fort. Einige Gegenden sind wahr-
lieh grossen Verlusten ausgesetzt.
Die „Schwindpocken“, die Th. Nietner
schon im Jahre 1850 in den Gärten von
Sanssouci beobachtet hatte, wurden von L.
Böhm im vorigen Jahre nur an einzelnen
Veltlinerstöcken in Banat (Weisskirchen)
bemerkt, heuer aber sind dieselben derart
aufgetreten, dass alle Fechsung verloren ist
(die Weinlaube). Die Blattränder schrumpfen
zusammen, werden blasig, braun, die schwä-
cheren Triebe schrumpfen ebenfalls zusam-
men, die Rinde der jungen Reben werden
auch braun gefleckt; diese Krankheit, welche
den grössten Theil des Sommers hindurch
fortdauert, zeigt sich epidemisch nur bei
dem grünen Veltliner (grüner Muscateller),
sporadisch tritt sie auf beim weissen und
rothen Muscateller, bei dem s. g. blauen
Ochsenauge, bei der Sultaninnen - Traube,
weissen Geisdutte u. a. — Gänzlich befreit
sind Gewürz-Traminer, rother Steinschiller
und Magyarka, wenn diese Rebsorten sich
auch unter den Veltlinern vorfinden sollten.
Als Ursache dieser Krankheit gibt Hr. Böhm
die Safıstockung an, die in Folge öfteren
Temperaturwechsels im Frühjahre eintritt
— als Vorbeugungsmittel will Böhm den
Weingarten so spät als möglich bearbeiten
lassen.
Auch in Südtirol (Mezzo lombardo) hat
sich diese Krankheit gezeigt, sie greift aber
Notizen.
allda nicht alle Rebengattungen gleich stark
an, eine dem Wälschriessling ähnliche Sorte
blieb z. B. ganz verschont; sie tritt auch
mehr auf lehmreichen Boden auf, als im
leichten Sandboden; auch hier wird die nie-
dere Temperatur im Frühjahre als Ursache
angegeben,
In der Provinz Verona und Mantua ha-
ben sich an den Beeren der schwarzen Mus-
cattraube braune kreisrunde flache Flecke
gezeigt, die gegen die Mitte zu wie mit
weissem Pulver bestreut zu sein scheinen,
welches bei genauer mikroskopischer Unter-
suchung sich als ein neuer Pilz — Sporo-
trichum — zu erkennen gab, welcher sich
von dem bekannten Oidium dadurch unter-
scheidet, dass dieses die ganze Beere mit
einer weissen Pelurie bedeckt, während der
neu aufgetretene Pilz sich nur auf der Ober-
fläche der braunen Flecke und nie darüber
hinaus zeigt.
Die in Frankreich erschienene Blattlaus
— Phylloxera vastatrix — hat sich in Oester-
reich und Italien bis jetzt nicht gezeigt; —
das österreichische Ackerbau-Ministerium hat
die landwirthschaftlichen Gesellschaften auf-
gefordert, ihre Mitglieder auf diesen neuen
Traubenfeind aufmerksam zu machen und
bei dem ersten Erscheinen desselben allso-
gleich die Wiener zoologisch-botanische Ge-
sellschaft in Kenntniss zu setzen.
Grossen Schaden bringt der Trauben-
wiekler (Traubenmotte, Heu- und Sauer-
wurm, Gosse), welcher in den gespaltenen
Weidenbändern, mit welchen die Reben ge-
bunden sind, in den Pfählen überwintert und
im April sich als Schmetterling entwickelt,
zum zweiten Male erscheint dieser nach dem
Abfallen der Blüthe; — Verbrennen der
88 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
alten Weidebänder, Reinigung der Reben u. | cyanocephala, Calathus u. m. a.), dann sind
dgl.kann vor Fortpflanzung der Motte schützen, | die Ichneumonen, welche als Parasiten auf‘
vor allem aber soll (nach der Zeitschrift des | den Larven und Puppen aufsitzen, dann wird
Gartenbau - Vereines in Botzen) den Vögeln, ! der Schutz der Vögel scharf betont etc, —
besonders der Kohl- oder Spiegelmaise, dem | Graf Consolati hat mit Erfolg einen star-
Rothschwänzchen, aller Schutz gewährt wer- | ken Tabakabsud (!/, Pf. ungebeizten Tabak
den. — Im Grossherzogthum Baden ist die- |in 6 Maas Wasser) angewendet; in die
ser Traubenwurm in solcher Menge aufge- | kalte schwarze Tabakbrühe werden die von
treten, dass eine empfindliche Verminderung | der Moite besetzten Trauben hineingetaucht
des Herbstertrages zu befürchten ist, das | und gleich wieder herausgenommen, der
Handels-Ministerium hat in Folge dessen | Wurm stirbt augenblicklich und die Traube
eine Belehrung bekannt gegeben, wie die- | leidet dabei gar nichts. (Die Weinlaube).
selbe fern zu halten sei (die Weinlaube).
Nach derselben sind die zusammengeballten
Traubenblüthen mittelst kleiner Scheeren oder
Zängelchen zu entfernen, das Gespinnst zu
zerreissen und der Wurm zu zerdrücken,
durch Anzünden nächtlicher Feuer, um die
Motten anzuziehen, in welchem sie dann
verbrennen, dann durch das Aufsuchenr und
Verbrennen der Puppen an den Reben. Reb-
pfählen über Winter oder im Frühjahre, das
Verbrennen der abgeschnittenen Reben, des
Heitstrohes, der Heitweiden etc. — In den
Umgebungen von Görz hat sich die Moite | jetzt aber auch bald von einzelnen Samen-
auch gezeigt. handlungen zum Verkauf ausgeboten werden.
Hr. Levi gibt (Atti della soc. Wagri- | Diese Maschine, von der wir beistehend
colt. di gorizia) detaillirte Mittheilung über | die Abbildung geben, ward von einem Gar-
die Lebensverhältnisse der zweiten und drit-
ten Generation dieser Motte — es waren nur
gewisse Traubensorten, welche von der er-
steren angegriffen wurden, und zwar die
frühzeitigen mit langem Stiele, wie die Ri-
bolla auf Hügeln, die Pinots, Auvergnat,
Alicante. Caillaba u. a. piemontesische Sor-
ten auf der Ebene; weniger gesucht wurden
Refosco und Corvino; gänzlich unversehrt
verblieben die Trauben mit kurzem dicken
Stengel (die Rheintrauben, schwarzer und
rother Muscat). — Die Motie der dritten
Generation hatte einen anderen Geschmack,
sie liebt vor allem die Lambrusca, Kadarka,
weniger entsprechend sind Malaga, Marzemina
und einige piemontesische Trauben, gänzlich
beseitigt werden Johannisberger oder Riss-
ling und einige Varietäten der Glora. — Als
Mittel gibt Levi die Einführung in den
Weingärten von fleischfressenden Käfern,
namentlich Carabiceen (Procrustes coriaceus,
Calosoma sycophanta, Carabus italicus, Lilia
2) Handsäemaschine. Ein der ein-
fachsten und darum besten Maschinen zur
Aussaat solcher Pflanzen, die massenhaft
ausgesäet werden, ist die, welche Herr J.
Butt in Bury St. Edmonds construirt hat.
Dieselbe war auf der Ausstellung in Ham-
burg ausgestellt und haben wir seitdem
auch Muster derselben nach Petersburg er-
halten. Sie ist durch Herrn J. P. Jensen u.
Comp., Neueburg 20 in Hamburg zu 5 Thlr.
zu beziehen, wahrscheinlich dürfte solche
a
tenarbeiter erfunden. Sie ermöglicht durch-
aus gleichmässige Aussaat in je eine Reihe,
erspart Arbeit und Samen und ermöglicht
ganz bequeme, schnelle und exacte Aussaat
des Samens im Küchengarten, so von Man-
gold, Rothen Rüben, Ackerrüben, Bohnen,
Erbsen und Kohlen, — in der Baumschule
von Apfel- und Birnsamen, Crataegus und
=
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ET Yrba ad
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IM.
andern ungeflügelten nicht gar zu kleinen
Samen.
Wer je tagelang selbst Samen in’s freie
Land reihenweise aussäete, der weiss, was
dies für eine mühsame Arbeit, die auch den
des Bückens gewohnten Rücken empfindlich
und schmerzlich angreift, wenn die Arbeit
exact ausgeführt werden soll. Mit der in
Rede stehenden Maschine können nun viele
Samen viel schneller, ohne besondere An-
strengung, mit Ersparung des Samenmate-
rials und der Exaciheit der Maschine und
endlich noch in kürzerer Zeit in die Erde
gebracht werden. Ein trichterförmiger Blech-
kasten nimmt die Samen auf. Unten ist
derselbe durch einen Schieber geschlossen.
Sobald nun die Maschine vom Arbeiter vor-
wärts bewegt wird, wird durch das Rad der
Schieber in Bewegung gesetzt und lässt
durch eine ruckweise vortretende Oeffnung
ein bis mehrere Samenkörner durch eine
Röhre in die Furche fallen, welche Rad und
Furchenzieher vorzu geöffnet haben. Die
Grösse der Oeffnung in dem sich bewegen-
den Schieber je nach Grösse der Samen und
der Menge derselben, die man durchfallen
lassen will, wird durch eine besondere
Schraube regulirt. (E. R.)
3) Ein Pilz als Raupenvertilger.
Ein gewisser Baron von Günther veröffent-
licht die Beobachtung, dass die Raupen der
so überaus verheerend auftretenden Kie-
ferneule, welche im nordöstlichen Deutsch-
land, Polen u. a. O. meilenlange Wälder
verwüstet, oft in wenigen Tagen verschwin-
den, indem sie vom Baum fallen, in ge-
krümmter Stellung liegen und hart auzu-
fühlen sind. Untersucht man sie näher, so
ist nicht nur der Oberkörper mit feinem
Staub bedeckt, sondern auch das Innere
theilweise damit angefüllt. Es soll dieser
gelbe Staub ein feiner Pilz sein, welcher,
einmal vorhanden, so plötzlich sich verbrei-
tet, dass Millionen Raupen davon befallen
werden. Baron Günther macht nun den
Vorschlag, man solle diesen Staub sammeln,
ihn luftig und trocken in Gläsern aufheben
und beim Erscheinen der gefährlichen Rau-
pen auf eine Anzahl derselben ausstreuen,
Notizen.
89
von wo er sich in kurzer Zeit auf alle übri-
gen verbreiten würde. Die Richtigkeit, die-
ser Angaben muss erst noch durch Gelehrte
bestätigt werden. Sollte es sich aber so
verhalten, so liegt der Gedanke nahe, ob
man den Pilz nicht auch auf andere Raupen
verbreiten und so unsere Garten- und Obst-
baumverwüster vertilgen könnte. Zum Aus-
streuen der Pilzsporen würde sich warmes
feuchtes Wetter empfehlen, wo sich bekannt-
lich Pilze besser entwickeln als bei trocke-
nem, und man hätte dabei zu verfahren wie
beim Schwefeln des Weinstocks. 3.
4) Die meistenFormen von IlexAqui-
tolium sind nicht nur durch die Cultur in
Gärten entstanden, sondern finden sich auch
im wilden Zustande. So fand ich z. B. auf
der Insel Rügen an der Stelle, wo die durch
ihre seltsame Oede ausgezeichnete Dünen-
Landenge „die schmale Haide“ (zwischen
dem Jasmunder Botten und dem offenen
Meere), in die Halbinsel Jasmund übergeht
und der erste Berg vor den Hütten von
Neu-Mukrane bis nahe an den Strand vor-
tritt, in einer grossen Gruppe am Fusse des-
selben fast alle Gartenformen vereinigt, mit
Ausnahme der buntblätterigen, sogar die
stachellose fast ganzrandige Abart, welche
in den Gärten als Ilex laurifolia verbreitet
ist. Diese überreich mit hochrothen Samen
bedeckten, bis 15 Fuss hohen Sträucher ge-
währten einen prächtigen Anblick, welcher
durch die silberweissen Federbüsche der
Samen von Clematis Vitalba, welches überall
emporrankte, noch vermehrt wurde. Hätte
ich diese verschiedenen Formen nicht auf
einer Gruppe vereinigt gefunden, so würde
ich geschlossen haben, der verschiedene
Standort und Boden habe sie hervorge-
bracht. J.
5) Die Etiketten in Glaskapseln,
welche viel gerühmt worden sind und für
unverwüstlich in der Schrift gehalten wer-
den, bewähren sieh nicht, indem der Ver-
schluss entweder den Eintritt der Luft unge-
hindert erlaubt, oder nicht luftdichtist. Durch
den Temperaturwechsel setzt sich innerhalb
die Feuchtigkeit tropfbar an (das Glas
90 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
schwitzt, wie man sagt) und Schrift und
Papier werden zerstört. Besser wiürden
Etiketten sein, wo das Papier mit dem Na-
men fest zwischen zwei zusammengekitteten
Glasstreifen liegt, in derselben Weise wie
man kleine Gegenstände zu beständiger mi-
kroskopischer Beobachtung aufbewahrt. Es
handelt sich eigentlich nur darum, dass
man den rechten Kitt dazu findet, ferner
möchte die Befestigung zum Anhängen einige
Schwierigkeiten machen. J.
VW. Literatur.
1) Von Spitzbergen zur Sahara.
Stationen eines Naturforschers in Spitz-
bergen, Lappland, Schottland, der
Schweiz, Frankreich, Italien, dem
Orient, Egypten und Algerien. Von
Charles Martins, Director des bo-
tanischen Gartens in Montpellier. Mit
Vorwort von C. Vogt. Aus dem Fran-
zösischen von A. Bartels. 2 Bände
in 8°. Jena 1868.
Mit vollem Rechte empfieiilt Carl Vogt
in einem Vorworte das vorliegende Werk;
denn Martins ist keiner jener Monographisten,
welche durch Zählen von Federn oder Ab-
klatschen von Zähnen die Wissenschaft er-
schöpft zu haben glauben, seine Forschun-
gen und Reisen erstrecken sich über einen
Raum, den nur wenige Forscher durchmes-
sen zu haben sich rühmen können, über 50
Breitegrade, von den aus dem Eismeere her-
vorragenden Felsenkämmen Spitzbergen’s
bis zu den glühenden Sandebenen der Sa-
hara, und der Styl, in dem diese Gegenden
beschrieben, alle zur physischen Geographie
gehörenden Fragen erörtert und die höch-
sten Probleme der Wissenschaft besprochen
werden, ist eben so klar und verständlich
wie angenehm und unterhaltend. Martins’
Werk ist ein populäres Werk im besten
Sinne des Wortes.
Martins bespricht zunächst in einer Ein-
leitung (I. p. 1—45) die Pflanzengeographie
und ihre neuesten Fortschritte indem er auf
die ersten Arbeiten in der Pflanzengeogra-
phie, auf Linne, Tournefort, Buffon, auf den
Abbe Giroud Soulasie und auf den englischen
Landwirth Arthur Young, auf Saussure und
Ramond zurückgeht, um bei den epoche-
machenden Arbeiten A. v. Humboldt’s, G.
Wahlenberg’s, A. P. und Alph. De Can-
dolle’s länger zu verweilen. Daran reiht
sich eine Pflanzenstatistik — (Martins nimmt
mit Alph. De Candolle 400,000 bis 500,000
Pflanzenarten an) — und eine Besprechung
der verschiedenen Einflüsse, welche die Ver-
theilung der Pflanzen auf der Erdoberfläche
bestimmen. Den Schluss dieser Einleitung
bildet eine Erörterung der Bedingungen,
unter welchen die Naturalisation und die
Acclimatisation der Gewächse stattfindet und
das Erscheinen der Pflanzenarten auf der
Oberfläche des Erdballs sich gestaltet hat.
Darauf folgt eine eingehende Beschrei-
bung von Spitzbergen (I. p. 65 — 132), wo
uns zunächst die Beschreibung der Flora
Spitzbergen’s und eine Aufzählung der Pha-
nerogamen von Spitzbergen, verglichen mit
der der Phanerogamen des Faulhorngipfels,
| des Jardin des Mer de glace de Chamouni,
der Grands Mulets, des Monte Rosa und des
St. Theodulpasses interessirt. Die Anzahl
der Phanerogamen Spitzbergen’s ist äusserst
beschränkt, sie beläuft sich nur auf 93; von
diesen 93 Phanerogamen Spitzbergen’s sind
69 Arten in Scandinavien, 28 in Frankreich,
81 in Grönland, 58 an den Lancaster-, Bar-
row- und Melville-Strassen, 53 auf der Halb-
insel Taimyr, 11 auf dem Faulhorngipfel,
8 auf dem Jardin des Mer de glace de Cha-
mouni, 5 auf den Grand Mulets, 10 auf dem
| Monte Rosa und 3 auf dem Gipfel des St.
IV. - Literatar.
Theodulpasses vorhanden. — Im TI. Theile
ist ausserdem noch besonders zu erwähnen:
Martins’ Reise in Lappland vom Eismeere
bis zum Bottnischen Meerbusen: eine Auf-
zählung der Pilanzen aus der Umgegend
von Karesuands (p. 209), und eine Bespre-
chung derPflanzenbesiedelung der britischen,
der Shetland- und Faroer- Inseln, sowie Is-
lands (p. 222), wobei Martins (an der Hand
von Watson und Forbes) eine Reihe von
Pflanzenwanderungen nachweist, welche die
brittischen Inseln allmälig bevölkert haben
und deren Verschiedenheit im Asturischen,
im Nordischen und im Germanischen Typus
der Grossbritanischen Flora erkennbar sind.
Der II. Theil von Martins Stationen
führt uns nach dem Süden, und zwar auf
den Mont Ventoux in der Provence, wo er
die verschiedenen Pflanzenregionen am Süd-
abhange und am Nordabhange dieses Ber-
ges schildert (p. 125). Die niedrigste Re-
gion, welcher alle Pflanzen der Ebene ange-
hören, kennzeichnet sich durch die Aleppo-
föhre und durch den Oelbaum; dieser folgt
eine schmale Zone, charakterisirt durch die
immergrüne Eiche, eben dieselbe, welche
der Erzeugung der Trüffel so günstig ist.
Eine von baumartigen Gewächsen entblösste
Region folgt unmittelbar auf die beiden er-
sten; hier herrschen der Buchsbaum, der
Thymian, der Lavendel , Nepeta graveolens
und die Schwalbenwurz (Vincetoxicum ofü-
einale) in Ansehung der Grösse und der
Zahl. Man muss sich bis 1150 Meter höher
erheben, um abermals die baumartige Vege-
tation anzutreffen; sie besteht aus Buchen,
welche bis zu 1660 Meter hinansteigen, be-
gleitet von einer Anzahl Pflanzen, welche
zum Theil schon der subalpinen Zone der
mitteleuropäischen Gebirge angehören, wie
dem Kreuzdorn, dem Johannisbeerbusche,
der Levkoje, der Pestwurzel, dem Alpen-
sauerampfer, dem Alpenmispelbaum, dem
Bergwundklee u. s. w. In der Höhe von
1700 Meter ist die Kälte zu lebhaft, der
Sommer zu kurz und die Winde zu heftig,
als dass die Buche noch fortkommen könnte,
hier ist der letzte Vertreter der baumartigen
Vegetation die Bergföhre (Pinus uncinata).
91
Sie steigt bis zu einer Höhe von 1810 Me-
ter hinan und bildet mit dem gemeinen
Wachholder die äusserste Grenze der baum-
artigen Vegetation. Höher hinauf erscheint
der raseubildende Steinbrech (Saxifraga cae-
spitosa), der orangefarbene Mohn, das Veil-
chen des Mont Cenis, der Traganth mit
blauen Blüthen und ganz oben auf dem
Gipfel (in einer Höhe von 1911 Meter) das
Alpenrispengras, die Feldwolfsmilch und die
gemeine Brennnessel, welche überall zum
Vorschein kommt, wo der Mensch ein Haus
— hier eine Kapelle — baut oder gebaut
hat. —
Der Botanische Spaziergang längs der
Küsten von Kleinasien, Syrien und Egypten
(p. 179) führt uns über Malta, Syra nach
Smyrna, nach Konstantinopel und von da
aus über Rhodus nach Syrien und nach
Esypten. Es ist sehr schwer, Einzelnes aus
dem farbenreichen Gemälde herauszunehmen ;
mit am Gelungensten scheint uns die Be-
schreibung der berühmten Platane von Bu-
jukdere oder der Platane Gottfried von Boul”
lions. Dieselbe ist das riesigste Gewächs
was Martins je gesehen, ihr Umfang beträgt
33 Meter und die höchste Höhe der Laub-
krone etwa 60 Meter. Sie ist kein Baum,
sondern ein Wald. — Nicht minder anziehend
ist die Beschreibung des Acclimatisations-
gartens von Hamma bei Algier (p. 221), des
Waldes von Edough bei Bona (p. 240) und
der Dattelpailmen in den Oasen der Sahara
(p. 290). Martins hat den Acclimatisations-
garten von Hamma zu verschiedenen Zeiten,
im Jahre 1852 und im Jahre 1864 besucht
und ist so am Besten im Stande, die colos-
salen Fortschritte zu constatiren, welche die-
ser Garten in einem Zeitraume von 12 Jah-
ren unter einer einsichtigen Direction ge-
macht hat. Der Botaniker ist hier im Stande,
Gewächse in ihrer freien Entwickelung zu
bewundern, die er sonst nur durch getrock-
nete Proben oder durch die rhachitischer
Individuen der europäischen Treibhäuser
kannte; er wird von jenem verwickelten
Blide durchdrungen, das man die Phy-
siognomie einer natürlichen Fami-
lie nennt. Wer dieses Bild deutlich erfasst
und die Erinnerung daran bewahrt, ist mit
2
dem botanischen Gefühl begabt, einer
Fähigkeit, welche das Studium entwickelt,
deren Keim aber in uns Jiegt. So weit
Martins. — Kein wahrhaft Gebildeter wird
seine „Stationen von Spitzbergen zur Sahara“
ohne Genuss und Belehrung aus der Hand
legen. (F. v. H.)
3) Aus vier Welttheilen. Ein Reise-
tagebuch in Briefen von Max Wi-
chura. Breslau 1868. 8°,
Dieses Tagebuch, bestehend aus einer
Reihe von Briefen, welche während der
Reise Wichura, bekanntlich botanisches Mit-
glied der Preussischen Expedition nach Ost-
Asien, an seine Mutter gerichtet hat, wurde
nach dem jähen Tode des Verfassers von
dessen Bruder A. Wichura, K. Pr. Haupt-
mann, einem grösseren Publikum zugänglich
gemacht, und wir können dem Herausgeber
für diese Gabe nur dankbar sein, denn ge-
rade der ungezwungene Ton in den Briefen
an die Mutter, welche zunächst ja nur für
die nächsten Angehörigen der Familie zur
Kenntnissnahme bestimmt waren, legt am
meisten Zeugniss ab von der scharfen Be-
obachtungsgabe, von der regen Empfäng-
lichkeit für die Natur und von dem ernsten
wissenschaftlichen Streben des allzufrüh Da-
hingeschiedenen.
Wichura reiste an Bord der Thetis von
Portsmouth nach Madeira. Schon hier er-
füllten die stolz aufsteigenden Palmen und
andere südliche Pflanzenformen seine Seele
mit Entzücken und reichbeladen mit botani-
schen Schätzen kehrt er stets von seinen
Ausflügen in’s Innere der Insel nach Fun-
chal zurück. „Was hilft es“, schreibt er in
seinem ersten Brief vom 30. März 1859 aus
Madeira an seine Mutter, „wenn ich von Caec-
tus- und Alo&öbewachsenen Schluchten, von
Zuckerrohrfeldern, Kaffeebäumen, Granaten,
riesigen Oleandern und Erythrina -Bäumen,
Bananen, Sirelitzien und Palmen erzähle?
Du siehst sie nicht. Göthe’s „Kennst Du
das Land wo die Citronen blüh’n“ gibt eine
Idee, aber an die Wirklichkeit reicht sie
doch nicht heran.“ — Von Madeira ging es
weiter nach Rio de Janeiro, wo ein kurzer
Aufenthalt in der Tijuca, einem Thale, 1200’
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
hoch, mitten in den ‚Bergen drin, gemacht
wurde. Hier war der Pflanzenreichthum der
Umgebung wahrhaft überwältigend. Tro-
pische Orchideen, Farnbäume, Palmen, Ba-
nanen und unzählige unbekannte Baumge-
stalten liessen Wichura zweifeln, wo er zu-
erst anfangen solle. Alle Morgen ging er
mit hochheraufreichenden Wasserstiefeln aus-
gerüstet in den thautriefenden Wald und
kam schon nach wenigen Stunden zurück,
weil die Büchse schon gefüllt war. Dann
wurde eingelegt und umgelegt, bis nach
sechs Tagen das mitgenommene Löschpapier
so voll war, dass eine Pause im Botanisiren
gemacht werden musste. Wichura bemerkt
dabei: wenn ich ein Jahr auf der Tijuca
bliebe und nichts thäte wie botanisiren, ich
glaube, ich würde nicht fertig werden. —
Nach 14tägigem Aufenthalte ging es dann
weiter durch die Sundastrasse nach Singa-
pore, wo abermals ein kurzer Aufenthalt
von 10 Tagen genommen wurde. Die Flora
der Umgebungen Singapore’s fand Wichura
sehr interessant uud scheuerte nach Kräften
ein. „Sehr schön sind die schlank geschaf-
teten Areca-Palmen, die hier überall eultivirt
werden. Myristica moschata, welche die
Muskatnüsse liefert, bildet ganze Plantagen.
Es sind mässig hohe Bäume mit dunklem
immergrünem Laube, aus welchem die gel-
ben Früchte wie Orangen hervorleuchten.
Mimosa pudica wächst als Unkraut in den
Strassen der Stadt. In den Sümpfen und
Brüchen gegen das Meer hin gedeihen die
Rhizophoren, deren in Reisebeschreibungen
so häufig gedacht wird“. — Von Singapore
reiste Wichura an Bord der Thetis durch
die Formosastrasse nach Jeddo; da aber bei
der ungeheuren Ausdehnung der Stadt sich
hier nicht recht botanisiren liess, so beschloss
Wichura, nach kurzem Aufenthalte in Jeddo,
wo der Preuss. Gesandtschaft ein Haus ein-
geräumt worden war, nach Yokuhama über-
zusiedeln, wo er sich ein Pferd anschafite,
einen Reitknecht und japanesischen Bedien-
ten engagirte, welcher ihn auf seinen Ex-
cursionen begleitete und ihm beim Einlegen
der Pflanzen behülflich war. Was die Vege-
tation in Japan anbelangt, so übertraf sie
Wichura’s Erwartungen bei Weitem. „Die
IV. Literatur.
japanesische Flora ist reich an schönblühen-
den Gewächsen, wovon in unseren Gärten
die Camellia, Paulownia, Hortensia, Kerria
u. s. w. Zeugniss ablegen. Keine Kunst der
Gärtner aber vermag in unserer Heimath
den wundervollen Eindruck wiederzugeben,
den in Japan die bunte Vereinigung nordi-
scher und tropischer Pflanzenformen hervor-
bringt. Japan hat eine Palme mit fächer-
förmigen Blättern und 10— 12 Fuss hohem
Stamme. Das Bambusrohr wächst hier
überall häufig. Auch Bananen gedeihen
noch an geschützten Orten, wenn sie es
auch nicht zur Fruchtentwickelung bringen.
Und neben diesen tropischen Pflanzen gibt
es hier eine Fülle dunkler Coniferen, die zu
der anmuthigen Leichtigkeit des Bambus
einen herrlichen Contrast geben. Dazu noch
eine Merge Bäume mit immergrünem Laube,
Lorbeer, Eichen u. s. w., zierlich gefiederte
Mimosen, Epheu, Immergrün, wilder Wein.
Botanisch ist die Gegend nun gar enorm
interessant. Bei aller Verwandtschaft mit
der heimathlichen Flora ist sie doch im Ein-
zelnen davon ganz verschieden“. Wichura
ist überzeugt, dass noch weit über die Hälfte
der japanesischen Pflanzen unbekannt sind.
— „Von Früchten“, berichtet Wichura Ende
October1860 weiter, „sind mir die aus dem
nördlichen Japan hierher kommenden Trau-
ben das Liebste. Sie haben alle dieselbe
muskatellerartige braunrothe Farbe und tra-
gen grosse sehr süsse Beeren. Japan eigen-
thümlich ist eine orangengelbe Frucht von
eiförmiger Gestalt, bald apfel- bald nnr
pflaumengross und von einem süssen -an
Eierpflaumen erinnernden Geschmack. Sie
heisst in der Landessprache Kaki und ge-
hört in die Familie des Ebenholzes. Aepfel
gibt es hier gar nicht, wohl aber Birnen,
zwar saftig, doch von rübenartig rohem Ge-
schmacke. Kastanien und Wallnüsse, letz-
tere von den unserigen verschieden und viel
ölreicher, pflegen als Dessert unsere Tafel
zu zieren. Von Wurzelknollen: Bataten,
Yams und schr gute Kartoffel. Unter den
Hülsenfrüchten zeichnet sich eine schmale
Bohne durch Zartheit und Wohlgeschmack
aus, Die Japanesen entwickeln überhaupt
in der Cultur des Bodens eine ungemeine
93
Betriebsamkeit und Alles, was irgend als
Dünger sich verwenden lässt, wird mit äus-
serster Sorgfalt gesammelt und zu Pulver
getrocknet in concentrirtester Form auf die
Aecker gebracht.“ — Von Yokuhama begab
sich Wichura Ende Deceniber 186)
Nangasaki, und eine närrische Schicksals-
füigung war es, dass drei Botaniker an Bord
des Schiffes zusammentrafen: Mr. Fortune,
der viele Reisen in China gemacht hat, Mr.
Veitch, der Sohn des reichen Handel!sgärt-
ners zu Chelsea, und Wichnra. Ende Ja-
nuar 1861 fand Wichura bei Nangasaki noch
als herbstlichen Ueberrest hin und wieder
eine verspätete Aster und schon fing das
Frühjahr an sich sichtlich zu regen; denn
Herbst und Frühling grenzen hier unmittel-
bar aneinander. Die an den Ackerrändern
bereits blühenden Tazetten erinnerten an die
deutsche Winterzimmerflora und in den Wäl-
dern verbreitete eine weissblühende Daphne
einen wundervollen Örangengeruch. Die
Camellien (C. Sasanqua) mit ihren dunkel-
blutrothen Blüthen, gelben Staubfäden, lackir-
ten dunkelgrünen Blättern und oft mehr als
fussdieken hohen Stämmen sind ebenfalls
nicht selten in den Wäldern und eine wun-
dervolle Zierde derselben. Ganz besonders
reizend macht sich eine schon seit Weih-
nachten in voller Blüthe stehende Pflaume,
Prunus Mume, deren säuerlich schmeckende
Früchte die Japaner einsalzen und essen.
Mit ihren weissen Blüthen sieht sie unseren
Obstbäumen ganz ähnlich, doch hat sie man-
ches vor Sie riecht sehr
schön und die röthlichen Kelche, die unge-
stielt an den grünen Zweigen sitzen, stechen
nach
ihnen voraus.
von diesen und den weissen Blüthenblättern
reizend ab. Dazu kommen noch die zahl-
reichen Farnkräuter und Moose, die sich in
den schattigen Schluchten von Nangasaki
noch viel häufiger als in denen von Yoku-
hama angesiedelt haben.
Bis Ende Februar verweilte Wichura
noch in Nangasaki, dann begab er sich mit
der Thetis nach Shangai, welches ihm je-
doch in allem, was Botanik heisst, ein ganz
unerspriesslicher Aufenthalt blieb, denn
ausser Forsythia viridissima, einer Magnolie
mit grossen weissen Blüthen und einem
94
Elaeagnus mit goldgelben doldenförmigen
Blüthen war dort nichts zu sehen. Von
Shangai ging es zunächst nach Hongkong
und zwar vorüber an der Insel Formosa,
— „der Schönen“ — welche sich in dem
südlichen Dufte, der die fernen Gegenstände
wie mit einem zarten Schleier umhüllte,
noch viel schöner ausnahm. Auch war die
Jahreszeit die denkbar günstigste, denn der
Frühling hatte die Bäume eben mit zartem
frischem Grün bekleidet und auf den be-
nachbarten Hügeln blühte es von Ranunceln,
Veilchen, Potentillen, Primeln, so dass einem
ganz heimathlich hätte zu Muthe werden
können, wenn nicht auch viele südliche For-
men, baumartige Malvaceen, in der Nähe
des Flusses Pandanusse, eine cactusähnliche
Euphorbia und an schattigen Abhängen eine
wunderschöne weisse Lilie, dem Lilium ja-
ponicum ähnlich, aber mit noch grösserer
Blüthe, die Illusion gestört hätten. Von
Hongkong ging es nach kurzem Aufenthalte
nach Canton, von Canton nach Macao und
von Macao nach der Hauptstadt der Philip-
pinnen, nach Manila. Von hier aus machte
er eine Reise in dasInnere von Luzon: „ein
wahrhaft tropischer Ritt“, wie Wichura be-
richtet. „Glühende im Zenith stehende Sonne,
fernes Gewitter, dichte Pflanzungen von
Cocos- und Arecapalmen, Bananen n. dgl.
Unterwegs machte ich zum ersten Male die
Bekanntschaft der Cocosmilch. Ein India-
nerjunge kletterte mit affenartiger Behendig-
keit an dem himmelhohen Stamme hinauf
und warf ein paar Früchte herunter, die in
ihrem Innern eine Masse des kühlenden und
erquickenden Saftes enthielten. Er ist fast
wasserhell und wird hier zu Lande auch
ganz richtig, nicht Cocosmilch, sondern agua
de Coco genannt. Der folgende Tag führte
mich in eine der benachbarten Bergschluch-
ten, die an interessanten Schlingpflanzen
und Aroideen sich reich erwies. Hochstäm-
mige Mimosen oder Akazien erhoben sich
kerzengerade, die anderen Bäume überragend.
Es gab einen schönen Abend und die dun-
keln mächtigen Mangobäume, gemischt mit
Palmen, Bambus, Tamarinden gaben in der
Abendsonnenbeleuchtung die herrlichsten
Bilder“. — Von Manila begab sich Wichura
>
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
an Bord der Thetis nach Samboanga auf
Mindanao, von hier nack kurzem Aufent-
halte nach Maccassar auf Celebes und von
da nach Batavia auf Java, wo ein längerer
Aufenthalt gemacht wurde. Auf der Fahrt
von Batavia nach Buitenzorg erkrankte Wi-
chura am Sumpffieber, erholte sich jedoch
nach 3 Wochen schon wieder so weit, dass
er in den berühmten botanischen Garten
von Buitenzorg gehen und hier unter den
interessanten Pflanzen sich umhertreiben und
so nach und nach wieder genesen konnte.
Betrachten wir noch zum Schlusse mit Wi-
chura diese grossartige Anstalt, welche un-
ter ihrem Director Teyssmann in Kurzem
einen Weltruf erhalten hat. „Der Garten
zerfällt in einen oberen und in einen unte-
ven Theil. Der obere, mit dem Palais an
den Hirschpark anstossend, liegt 833’ über
dem Meere; der untere, das Thal des Grenz-
flusses Tjiwolong, liegt etwa 60° tiefer und
ist bei Weitem kleiner als der andere. An
Wasser fehlt es nicht und so vereint der
Garten in der That Alles, was zu einer
schönen Landschaft gehört: Abwechslung
von Berg und Thal, Wasserreichihum, Men-
schenverkehr und schöne Baulichkeiten. Ja
auch für Fernsicht ist gesorgt, denn der
7000° hohe, in mehrere Gipfel gespaltene
Berg Salak erhebt sich etwa 3 Stunden von
hier. Besonders hat man, wo das Plateau
des Gartens ziemlich steil gegen den Tjiwo-
long abfällt, einen reizenden Blick über den
Fluss, die dahinter allmälig sich erhebenden
Reisfelder und auf den Berg Bandjar, der
hier den Horizont begrenzt. Ein botanischer
Garten in den Tropen muss etwas Anderes
sein als bei uns; er bedarf keiner Warm-
häuser und der Himmel selbst bildet den
Crystallpalast, der die Palmen, Farne, Or-
chideen u.s. w. überdacht. Die Hauptmasse
bilden grosse Bäume meist mit immergrü-
nem Laube oder Sträucher. Dadurch und
durch die stattlichen Palmen gewinnt der
Garten ein von dem unserer Gärten ganz
abweichendes Ansehen“, — Doch wir kön-
nen auf das Einzelne nicht näher eingehen
und verweisen desshalb den Leser auf p.
312—318 des in seiner einfachen Erzählungs-
weise durchweg fesselnden Reisetagebuchs.
V. Neuestes.
Ende December 1860 trat Wichura die Heim-
reise an: von Batavia nach Singapore, von
hier nach Ceylon, wo ein kurzer Aufenthalt
in Paradenia, in Candy und in Point de
Galle gemacht wurde. Von hier ging es
nach Calcutta, nach Madras, nach Darjiling
im Sikkim-Himalaya, von Calcutta nach Suez
und von hier, nach einem kurzen Aufent-
v. Neu
Internationale Ausstellung von Ge-
genständen des Gartenbaues in St.
Petersburg (1869).
Unseren Berichten über diese Ausstel-
lung haben wir noch das Folgende nachzu-
tragen:
A) Sr. Majestät der Kaiser geruhte an
unsere Gäste die folgenden Auszeichnungen
zu vertheilen:
1) Geschenke aus Topas und Malachit
an die Herren D. Hooker, Murray und Hogg.
2) Den Annenorden zweiter Classe den
Herren Cannart d’Hamale, Oppermann, Fenzl,
Göppert und Koch.
3) Den Stanislausorden zweiter Classe
den Herren J. Linden und De Brau.
4) Den Annenorden dritter Classe den
Herren E. Morren, Orphanides, A. Verschaf-
felt, Krelage und A. Bouquier.
5) Den Stanislausorden dritter Classe
den Herren Parlatore, Visiani, Ahles, Rau-
wenhoff, Jühlke, C. Bouche, Kolb, Eiffner,
Kegeljan, Neubert und Dalliere. —
B) Nachträgliche Bestimmungen der
Kaiserlichen Russischen Gartenbaugesell-
schaft,
1) Für ihre Verdienste um die Ausstel-
lung verlieh die Gesellschaft:
a) Dem Präsidenten der Gesellschaft,
Hrn, S. A. Greig, die Goldene Medaille nach
dem Stempel der Grossen silbernen Medaille
95
halte in Egypten, über Triest in die Heimath,
wo er im August 1862 wieder eintraf. —
Es war ihm nicht vergönnt, die Bearbeitung
seiner botanischen Ausbeute zu vollenden,
denn inmitien seiner Arbeiten wurde er am
26. Februar 1866 vom Tode abberufen.
(F. v. H.)
estes.
nebst einer besonderen Adresse, überreicht
von einer besonderen Deputation des Ver-
eines.
b) Dem Vicepräsidenten Hrn. E. Regel
die Ausserordentliche goldene Medaille, nach
dem Stempel der Mittleren silbernen Me-
daille.
c) Dem Secretair Hrn. P.J. Wolkenstein
die grosse goldene Medaille.
d) Die Mittlere goldene Medaille den
Herren Ender, Gratscheff und Kupinsky.
e) Die Kleine goldene Medaille dem
Fürsten Gagarin und den Herren Kosatschok,
Mizkewitsch, Petlin, Uspensky, Schwezow
und Schöpf.
f) Die Mittlere silberne Medaille den
Herren Malischeffsky, Romanow, Lwofisky,
Petrow, Heinemann, Niepraschk, Masters,
Carriere, Duchartre, Maximowiez, Rosanow,
Alkie, Newolsky, Mess und Prudnikow.
g) Die grosse Bronzene Medaille den
Mitgliedern der Commissionen, ferner sämmt-
lichen Herren Experten und Congressmit-
gliedern, die keine andere Medaille oder
Auszeichnung erhielten, sowie endlich allen
Deputirten von Gesellschaften, Universitäten
und Instituten.
h) Allen Mitgliedern des Vereines die
kleine bronzene Medaille als Andenken.
2) Auf die Vorstellung von Mitgliedern
der Preisgerichte, nach der Allgemeinen
Sitzung des Preisgerichtes dem Bureau der
96
Gesellschaft eingegeben, erhielten nachträg-
lich die folgenden Aussteller, deren Einsen-
dungen etwas zu spät eingegangen oder
übersehen worden waren:
Herr E. Andr& in Paris für Pläne die
Kleine goldene M.
Herr S. Assel in Petersburg für Blumen-
tische die Bronzene M.
Herr F. Assel in Petersburg für Aqua-
rien die Bronzene M.
Herr Biseau d’Hautville in Brüssel für
Früchte die Bronzene M.
Herr Bouchard in Lyon für Früchte die
Bronzene M.
Herr Wallis, Sammler des Hrn. J. Lin-
den, für seine Sammlungen lebender Pflan-
zen, von J. Linden ausgestellt, die Kleine
Gold. M.
Die Württemberger Centralstelle für
Früchte die Grosse silberne M.
Herr J. Gratscheff in Petersburg für Ra-
dies die Mittl. silb. M.
Herr Gögginger in Riga für Pinus Pichta
und Fruchtbäume die Kleine gold. M.
Herr Jemilianow in Petersburg für eine
Gruppe blühender Pflanzen die Grosse silb.
Medaille.
Herr Seeberg in Petersburg für Blumen-
tische die Bronzene M.
Herr Kranz in Porl für einen Ventilator
die Bronzene M.
Herr Correo de Mello in Brasilien für
eine Sammlung neuer Bignoniaceen die
Grosse silb. M.
Herr Cuming und Edmond in London
für Pläne von eisernen Gewächshäusern die
Mittl. silb. M
Herr Maurer in Jena für eine Sammlung
Nüsse die Mittl. silb. M.
Herr Ostroumow in Petersburg
künstliche Blumen die Bronz. M.
Madame Solsky in Petersburg für einen
Phönix die Mittl. silb. M.
Herr Unterrainer in Innspruck für Topf-
verzierungen die Bronz. M.
Herr Schmidt und Keerl in Cassel für
Gartenmöbel und Blumentische die Mittlere
silb, M.
für
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Herr Schickler in Stutigart für Blumen-
tische die Mittl. silb. M.
Madame Spilewsky in Petersburg für
künstliche Blumen die Bronz. M
Herr Späth in Berlin für Formbäume
von Obstbäumen die Grosse silb. M.
Herr Schröder in Moskau für eine Samm-
lung Coniferen die Grosse silb. M.
Herr Eggmann in St. Petersburg für
eine Gruppe Azalea indica die Mittl. silb. M.
Herr Enke in Moskau für Alsophila au-
stralis die Mitt]. silb. M.
Herr Erber in St. Petersburg für Früchte
die Mittl. silb. M.
In den monatlichen Ausstellungen wurden
folgende Prämien vertheilt.
Am 18. Oct. 1869.
Die Mittl. silb. Medaille Herrn Wyttnow
(für Rosen) und Tschassownikow (für Anoec-
tochilus).
Die Kleine silberne Medaille Herrn Par-
menow (für Gemüse), Pleschanow (tür Ge-
müse) und Petlin (für Aralia Sieboldi in
Blüthe).
Die Bronzene Medaille Herr Gratschew
Sohn (für baumartige Reseden). — Endlich
erhielt Herr Gaugler (für ein Sortiment
Aepfel) die Mittl. silb. M.
In der Sitzung am 8. Nov. 1869.
Die Mittl. silb. M. Herrn Enger im Bot.
Garten (für blühende Orchideen) und Herrn
Wyttnow (für blühende Rosen).
Die Kleine silb.M. Herrn Burmester im
Botan. Garten (für eine Sammlung Gymno-
gramme), Hrn. Mewes im Bot. Garten (für
buntbl. Pflanzen), Hrn. Erber (für Melonen).
Die Bronzene Medaille Hrn. Ender (für
Epiphyllum truncatum).
Am 20. December 1869.
Hrn. Ender die Mittl. silb. Medaille (für
eine Sammlung Aroideen) und Hrn. Enger
im Botan. Garten die Kl. silb. Medaille (für
blühende Orchideen).
Am 10. Januar 1870.
Die Kleine silberne Medaille Herrn
Gratschew Sohn (für aufbewahrte Gemüse)
und die Mittlere silberne Medaille Herrn
Wyttnow (für blühende Libonien, Maiblumen
und Hyaeinthen). —
l. Originalabhandlungen.
1) Abgebildete Pflanzen.
a) Lilium tigrinum Gawl. £ flore pleno.
(Siehe Tafel 646.)
Ki. a
L. tigrinum Gawl; caule laxe la-
nato; foliis sparsis, sessilibus, anguste
lanceolatis; axilliis bulbiferis; floribus
thyrsoideo - paniculatis, singulis folio
bracteiformi ovato fultis, nutantibus; se-
palis revolutis, intus papillosis, sulco
nectarifero distincto. L. tigrinum
Gawl. Bot. Mag. tab. 1237. — Redoute
Lil. VII. tab. 395. — VIII. tab. 475. —
Knth, enum. IV. pag. 259. — L. spe-
ciosum Andr. Bot. Rep. tab. 586. —
Das Lilium tigrinum stammt aus China
und ward im Jahre 1804 in den Bota-
nischen Garten in Kew eingeführt und
1810 von Gawl in Bot. Magazine abge-
bildet und beschrieben. Loureiro hatte
dasselbe in seiner Flora Cochinchina’s |
als eine Form von L, pomponium auf-
geführt. Die zurückgerollten Blumen-
blätter unterscheiden dasselbe von L.
spectabile und L. bulbiferum. Die
Pflanze ist übrigens bekannt genug und
gehört zu den schönsten Lilien, die im
1870, IV.
ceae,
freien Lande selbst noch im Petersbur-
ger Klima überdauern.
mehrt sich sowohl durch die an den
Zwiebeln entstehenden Brutzwiebeln,
wie durch kleinere Zwiebelknospen, die
sich in den Achseln der Blätter aus-
bilden. Der robuste Blüthenschaft wird
3—4 Fuss hoch und trägt auf seiner
Spitze die Traube der grossen mennig-
rothen und im Innern braunroth ge-
fleckten Blumen.
Wer die gefüllte Abart, die unsere
beistehende Tafel darstellt, zuerst einge-
führt oder erzogen, ist uns unbekannt.
Auf der Hamburger Internationalen Aus-
stellung war ein blühendes Exemplar
ausgestellt, und Herr Max Leichtlin
in Carlsruhe, der jetzt die vollständigste
Sammlung von Lilien besitzt, sendete
uns eine Skizze einer Blume eines Exem-
plares, das bei demselben blühete und
nach dieser ist die beistehende Abbildung
angefertigt worden. (E. R.)
Dasselbe ver-
98 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
bp) Palavia flexnosa Masters.
(Siehe Tafel 647.)
Malvacezae.
P. flexuosa, annua, pilis stellatis
laxe adspersa; caule a basi ramoso, ra-
mis adscendentibus flexuosis; foliis pe-
tiolatis, alternis; petiolo Jaminam subae-
quante; foliis caulinis pinnati -v. bi-
pinnati - seetis; segmentis ovato - ob-
longis, acutis; stipulis subulato-lanceola-
tis, persistentibus; pedunculis axillaribus,
solitariis, unifloris, folia aequantibus v.
superantibus; calyeis late campanulati
5-fidi segmentis late ovalis acutis; co-
rolla calyceem duplo-triplo superante;
carpellis pluriserialibus, @ngestis, obli-
que ovatis, rugoso-retieulatis.
Eine der hübschesten annuellen
Pflanzen, die in den letzten Jahren ein-
geführt ward. Wird 1—2 Fuss hoch,
bildet dichte, vom Grunde aus sich ver-
ästelnde Büsche und entwickelt während |
des ganzen Sommers in den Achseln
aller Blätter die schönen lilafarbenen
Blumen, die im Grunde weiss und dann
noch ınit einem dunklerem Auge ge-
zeichnet. Schön zur Bepflanzung von
Blumenbeeten auf sonnigem Standort
und darf nicht zu dicht gepflanzt wer-
den, Anzucht gleich der anderer harter
einjähriger Pflanzen im Mistbeete oder
Topfe, (E. R,)
a) Der Blüthenstiel mit einem aus
mehreren Reihen zusammengehäufter
Früchtchen bestehenden Fruchtköpfchen,
von dessen Grunde der Kelch ent-
fernt ist.
b) Ein einzeines runzeliges Frücht-
chen, vergrössert.
cd Anthurium aralifolium
(Siehe Tafel 648.)
Aroideae
Glaberrimum; acaule. Petiolus se-
miteres, supra planus, 8— 12 poll. lon-
gus; geniculum semiteres, vix semiun-
ciale. Lamina folii coriacea, pedato-
5—7-loba, ambitu e basi cordato-hastata
ovato-oblonga, 9—12 poll. longa, 5—7
poll. lata, glaueo-viridis, nervis pallidio-
ribus pieta; lobi lanceolato-oblongi,
acuti v. obtusiuseuli, integerrimi v. sub-
undulato-sinuato-repandi, lobo intermedio
ceteris subduplo longiore, lateralibus
deerescentibus saepe subfalcatis v. acu-
minatis; costa media ad basin libera,
laterales supra basin pedato-ramosae;
pseudoneurum a margine remotum. Pe-
dunculus teres, petiolis subduplo lonsior,
basin versus purpurascens. Spatha ovata,
acuminata, basi ampleetens, reflexa, viridis
purpureoque tincta, spadice erasso sessili
eylindrico leviter curvato subtriplo brevior.
I. Originalabhandlungen.
Herr Jean Verschaffelt hatte das in
Rede stehende Anthurium auf der Inter-
nationalen Ausstellung in Petersburg
als von ihm eingeführte Neuheit ausge-
stellt. Als Vaterland gibt derselbe Neu-
Caledonien an. Uns ist das unwahr-
scheinlich, wenigstens sahen wir unter
den uns aus Neucaledonien ziemlich voli-
ständig mitgetheilten Sammlungen trocke-
ner Pilanzen nichts ähnliches. Als mit
A. pedato-radiatum Schott zunächst ver-
wandt, dürfte wohl auch das Vaterland
dieser Art das tropische Amerika sein.
Eine der schönsten stengellosen Ar-
ten der Gattung Anthurium, die als De-
eorationspflanze für’s Zimmer und Warm-
haus den schönsten Arten dieser Gat-
tung sich anreiht. Durchaus unbehaart,
Blattstiele und Blätter heli blaugrün.
Blattstiele halbstielrund, auf der oberen
Seite fach, S—12 Zoll lang. Blatt-
flächen von 3 Haupinerven durchzogen,
von denen die beiden seitlichen am
Grunde fussförmig verästelt sind. Haupt-
und Seitennerven sind ausserdem heller
als die Blattfläche. Letztere aus herz-
99
speerförmigem Grunde oval-länglich, fuss-
förmig in 3—7 Lappen getheilt, von
denen der Mittellappen bedeutend länger
als die immer kleiner werdenden Seiten-
lappen, die längeren Lappen länglich-
lanzettlich, spitz oder zugespitzt, meist
mit buchtig ausgeschweiftem etwas wel-
ligem Rande. Die jüngsten Blattstiele
gleich dem bis 2 Fuss langen stielrun-
den Blüthenstiele röthlich. Blüthen-
scheide oval, zugespitzt, am Grunde um-
fassend, grün und roth nüancirt, zurück-
geschlagen, fast 3 mal kürzer als der
dicke walzige etwas gekrümmte Blüthen-
kolben.
Cultur gleich der der andern Arten
dieser Gattung. Im Zimmer rathen wir
solche in recht lockere Erde zu pflanzen,
in einem Untersatze zu halten, viel zu
begiessen und selbst im Sommer zuwei-
len einen Dungguss zu geben. Kann
auf einem lichten Standort eultivirt wer-
den, wo jedoch die Sonne gar nicht oder
nur während der Morgen- oder Abend-
stunden einwirkt. (E. R.)
2) Workau und dessen Gärten.
Die Versammlung der Russischen |
Naturforscher im September 1869 in
Moskau gab den Anlass, dass auch der
Referent diese Hauptstadt des Herzens
Russlands besuchte. Vor nicht langer
Zeit ward von beredtem Munde Moskau’s
in diesen Blättern gedacht. Der Referent
theilt ganz die dort ausgesprochenen
Ansichten und bestätigt, dass auch er
noch keine Stadt gesehen, welche so-
wohl von der Höhe des Kremls, (also
vom Mittelpunkte der Stadt aus gesehen),
als von den Höhepunkten an den Gren-
zen der Stadt, sowie endlich von den
fernen Sperlingsbergen aus gesehen,
einen ähnlichen Eindruck der Grossartig-
keit, des fremden orientalischen Charak-
ters und zugleich der Lieblichkeit und
der Anmuth des Bildes gewährt.
Von einem der höheren Thürme
der Stadtgrenzen aus gesehen, wie z.B.
von der Plattform des Thurmes der
Sternwarte, vom Thurme des Alexandri-
nen-Palais ete. da erhebt sich die Stadt
im weiten Halbzirkel amphitheatralisch
nach der Höhe des Kremls hin. Die
ei %
100
Hunderte der goldenen und buntfarbigen
breiten Kuppeln der Thürme strecken
ihre Spitzen über die Massen der grün
bedachten Häuser heraus und gränzen
sich als meist auf den höheren Punkten
erbaut am Horizonte ab, die Häuser im
Vordergrund liegen aber zerstreut zwi-
schen den Bäumen kleinerer und grösse-
rer Gärten, während in der Tiefe die
Moskwa sich hinschlängelt und weiter
hin der Höhenzug der Sperlingsberge
den Horizont begrenzt.
Wie magesNapoleonI. zu Muthe
gewesen sein, als er auf dem Kamm
des Höhenzugs der Sperlingsberge ange-
kommen das wunderbare Panorama. der
Zarenstadt vor sich hatte. Wieder einen
andern Charakter hat dort das Bild.
Nicht Moskau ist es mehr, dessen Häu-
ser und Kirchen am Horizont sich ab-
setzen, sondern da liegt die ganze Stadt
vor dem erstaunten Blick, Unten im
Thal zu den Füssen, da schlängelt sich
die Moskwa hin, rechts die bewaldete
Fortseizung des Höhenzugs der Sper-
lingsberge mit eingestreuten Häusern,
Kirchen etc., im Mittelgrund selbst die
auf vielen Hügeln erbaute Zarenstadt
in einem Durchmesser von 3—4 Stun-
den, umgeben von Parks, Villen, Fabri-
ken, malerisch liegenden Klöstern und
einzelnen Kirchen. Im Hintergrunde
aber schweift der Blick bis zu den be-
deutendsten Höhenpunkten des Moskauer
Gouvernements, bis zu denen von Klyn,
welche man mit dem Bahnzug von Pe-
tersburg kommend überschritten hat.
Wahrhaftig eine herrliche wunder-
bare Landschaft, die wenn solche der
Abendländer plötzlich und ohne Vorbe-
reitung sehen würde, er sich in das Be-
reich der Fabeln von Tausend und Eine
Nacht zurückversetzt glaubte, ein Wahn,
in dem er noch bestärkt werden müsste,
würde er von da in einen jener mäch-
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
tigen Säle des Kaiserpalais des Kreml
versetzt, deren reich verzierte Wände
und Thüren von Gold strotzen, oder
wenn er in einem andern Saale alle die
von Juwelen strotzenden Kronen erblickt,
mit denen die Zaren von den ältesten
Zeiten bis jetzt gekrönt wurden, oder
die den Königen von Polen und andern
unterworfenen Ländergebieten ange-
hörten!!!
Wir wollen hier aber nicht von den
im Kreml aufgehäuften Schätzen reden,
die da an die Märchen der Morgenwelt
erinnern, sondern wir wollen der Perlen
der Pflanzenwelt gedenken, die allent-
halben in und um Moskau’s Häusermeer
eingestreut sind.
Il. Der Botanische Garten.
Director Hr. Professor Kaufmann.
Obergärtner Herr Lungershausen.
Dieser Garten hat ausschliesslich den
Zweck, dem Professor das Material zur
Demonstration, den Studenten das Ma-
terial zur Untersuchung zu liefern. Lei-
der sind im Allgemeinen in dieser Be-
ziehung die Botanischen Gärten Russ-
land’s übel daran, denn zu den Zeiten
der Blüthe der Pflanzen im Sommer
sind 3 volle Monate Ferien. Die Pflan-
zen des freien Landes können darum,
wenn im Herbste die Collegien wieder
beginnen, wenig Material zum Studium
liefern. Sehr anzuerkennen ist es, dass
Prof. Kaufmann diesem Uebelstande von
sich aus einigermassen dadurch abgehol-
fen hat, dass er auch im Sommer alle
Wochen ein Mal den in Moskau heimi-
schen oder dort bleibenden Studenten
Demonstrationen im Botanischen Garten
hält. Director und Gärtner wirken übri-
gens in Moskau auf das energischeste
zusammen, mit kleinen Mitteln mehr zu
leisten, als man zu erwarten berechtigt
ist, — Der Moskauer Botanische Garten
I. Originalabhandlungen.
101
in allen seinen einzelnen Abtheilungen | der-Garten einige mittelhohe stattliche
ist in gutem Zustande erhalten und ent-
spricht allen Anforderungen, die man
an ein solches Institut machen kann.
Der Garten im Freien ist durch hübsche
Blumengruppen geziert, und der ziem-
lich ausgedehnte Garten enthält ein gu-
tes Arboretum, in dem manche grosse
stattliche Exemplare von Bäumen zur
Manvichfaltigkeit beitragen, während die
an dieselben angehängten Namen dem
Charakter der Anstalt entsprechen, so
z. B. schöne grosse Exemplare von Pi-
cea alba und Pinus Strobus,
Der Winter ist in Moskau wegen
der continentalen östlichen Lage eher
strenger als der Petersburger. Es halten
daher im Allgemeinen in Moskau ziem.
lich die gleichen Holzgewächse wie in
Petersburg aus. Da der Sommer aber
in Moskau wärmer und länger als der
Petersburg’s ist, so reift das Holz der
Bäume dort besser und so kommt es,
dass noch einzelne Arten ausdauern,
die in Petersburg nicht mehr angetroffen
werden. Als solche wollen wir nennen
Prunus spinosa, die Schlehe, welche
in Petersbnrg fast jährlich zum Schnee
abfriett. Ebenso Colutea arbores-
cens, der Blasenstrauch, der in Peters-
burg nur in Stadtgärten mit sehr ge-
schützter Lage gedeiht. Ebenso verhält
sich Tamarix germanica, Von der
Italienischen Pyramiden-Pappel, die wohl
mit Unrecht als Form zu der in Peters-
burg noch wilden Schwarzpappel
gezogen wird, erwähnte der Referent
schon früher einmal, dass in Paulowsk
bei Petersburg in sehr geschützter Lage
ein Exemplar, das jährlich stark einge-
bunden wurde, eine Reihe von Jahren
sein Dasein mühsam gefristet hatte, dass
solches aber jetzt auch das Zeitliche
gesegnet hat, In Moskau dagegen stehen
in dem den Kreml umgebenden Alexan-
Exemplare, die freilich auch jährlich ein-
gebunden werden müssen. Auch im
Botanischen Garten sahen wir diese Art.
Morus- Arten halten in Petersburg nicht
dauernd aus. Wohl fristeten im Botani-
schen Garten eine Zahl von Exemplaren
von Morus alba eine Reihe von Jah-
ren das Leben, froren aber immer tiefer
herab, bis sie endlich zu Tode siechten,
In Moskau frieren solehe wohl zum
Schnee ab, geben aber doch jährlich
ziemlich kräftige Triebe. Besonders
schön sahen wir z. B. im Zoologischen
Garten eine Morus-Pflanzung in ge-
sehützter Localität. Auch Ailanthus,
der in Petersburg kaum 2 Jahre nach
einander aushält, findet sich im Moskauer
Botanischen Garten als jährlich herab-
frierender, aber doch kräftig treibender
Strauch, Die von der Moskauer Accli-
matisationsgesellschaft angestrebte Sei-
denzucht, von der auf Morus und
der auf Ailanthus lebenden Seidenraupe
dürfte sich aber doch nur in sehr ge-
schützten Localitäten und da nur müh-
samer und unsicherer als unter günsti-
geren Verhältnissen durchführen lassen.
Im Botanischen Systeme boten die
eultivirten Perennien und annuellen Pflan-
zen ziemlich den gleichen Anblick wie
in allen Botanischen Gärten, indem sie
da wie überall mit der gleichen Schwie-
rigkeit kämpfen, die darin zu suchen
ist, dass Pflanzen der verschiedenartig-
sten Loealitäten und Bodenarten auf
gleicher Localität und auf gleichem Bo-
den zusammengestellt sind. Im Botan.
Garten zu Petersburg ‚haben wir daher
schon seit einer Reihe von Jahren dahin
getrachtet, neben dem Systeme verschie-
denartige Localitäten für die Wasser-
pflanzen, die Sumpfpflanzen, die Schat-
tenpflanzen, die Pflanzen des Waldhumus
herzustellen und haben solche ausser-
102
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
dem so viel als möglich nach den ver- | pigen Exemplaren, wie überhaupt sorg-
schiedenen Florengebieten
gruppirt und dabei vorzügliche Resultate
erhalten. In Cultur schwierige Pflanzen
haben sich dabei, wie wir früher zeig-
ten, bei uns ganz heimisch: gemacht, so
Trientalis, Linnaea, Empetrum, die Py-
rola-Arten etc. Einer für rauhe Klimate
sehr zu beachtenden knolligen peren-
nirenden Schlingpflanze wo!len wir noch
gedenken, welche im Moskauer Botani-
schen Garten und anderen Gärten Mos-
kau’s schon häufig ist und ganze Wände
und Zäune bekleidet. Es ist das die
Thladiantha dubia Naudin, aus
Japan, mit Blättern, die denen der Cu-
eurbita perennis ähnlich, und fast glocken-
förmigen zahlreichen gelben Blumen.
Leider scheint in Russland bis jetzt nur
die männliche Pflanze eingeführt zu
sein. Solche sahen wir auch in Peters-
burg bei Herrn Heddewig im freien
Lande blühen und ertrug dieselbe unser
Klima ohne alle Deckung. Bei den
wenigen harten Schlingpflanzen für’s
freie Land im mittleren Russland ist
diese Art für unsere Gärten zur Beklei-
dung von Lauben, Veranden etc, sehr
zu beachten. Unter den holzigen Schling-
pflanzen sahen wir im Moskauer Bota-
nischen Garten auch Periploca
graeca, die da niedergelegt und ge-
deekt gut aushält, während solche bei
uns in Petersburg stets abfror.
Die Sammlungen von Gewächshaus-
pflanzen des Botanischen Gartens in
Moskau sind nicht reich, wohl aber ent-
halten solche eine gute Auswahl von
Repräsentanten von Gattungen, Fami-
lien, offieinellen und Nutzpflanzen zum
Unterricht, die nach Familien zusammen-
gestellt waren. Unter diesen heben wir
schöne Exemplare der ächten Selagi-
nella lepidophylla hervor, ebenso
Sanchezia nobilis in schönen üp-
zusammen- ! fältige und verständige Cultur die Pflan-
zen der Gewächshäuser vortheilhaft aus-
zeichnet.
I, Der Garten der Landwirth-
schaftlichen Akademie zu Pe-
trowski-Rasumowsky bei Mos-
kau.
Eine Stunde von Moskau liegt die
unter dem Herrn Minister der Domainen
v. Selony stehende und unter dessen
Auspicien gegründete Landwirthschaft-
liche Academie. Herr N. J. von Jeles-
now war deren erster Director. Der
Obergärtner ist Herr Schföder und der
Gehülfe desselben Herr Wobst.
Es ist das eine sehr bedeutende
Anstalt, die Russland würdig eingerichtet
und ausgestattet und deren Besuch so
bedeutend, dass die grossen Localitäten
die Studenten kaum alle aufzunehmen
vermögen. Da sind in besonderen Lo-
calitäten und in den schönen Hörsälen
des neuerbauten palastartigen Hauptge-
bäudes alle die zum Unterricht in Zoo-
logie, Chemie, Physik, Botanik, Geo-
logie und der praktischen und technischen
Landwirthschaft nöthigen reichen Samm-
lungen von Modellen, Präparaten, Ge-
räthschaften, Maschinen, ferner die Her-
barien, Zoologischen und Mineralogischen
Sammlungen aufgestellt und bilden bei
dieser noch jungen Akademie einen so
mannichfachen und vollständigen Com-
plex von Sammlungen für alles das,
was dem gebildeten Land- und Forst-
wirth noth thut zu wissen, wie solche
wenige andere ältere Anstalten besitzen.
Zu den Culturen uns wendend ist
geregelte Forstwirthschaft und Cultur
aller der verschiedenen Nutzpflanzen für
unsere LandwirthschaftlichenVerhältnisse
wegen der Kürze der Zeit (die Akade-
mie besteht erst seit einigen Jahren)
I. Originalabhandlungen.
noch weniger ausgebildet, als dies die
Zukunft bringen wird. Die Abtheilung
des Gartenbaues ist aber für die Zwecke
der Akademie schon sehr vollständig
vertreten. Die Gewächshäuser umfassen
eine Auswahl von Pflanzen für den Un-
terricht und die Decoration des Gartens,
In der Abtheilung der Gemüse befinden
sich alle für uns geeigneten Arten in
regelmässigser vorzüglieher Cultur. Der
Garten vor dem in schönem Style er-
bauten Hauptgebäude der Akademie ist
noch aus früheren Zeiten im französi-
schen Style angelegt und ist durch Blu-
menparterres und Blumengruppen zweck-
mässig verziert. Unter diesen erlauben
wir uns auf einige uns interessante
Pflanzen und Gruppen hinzuweisen.
Ein Sortiment vorzüglich schöner
Gladiolus diente zur Verschönerung der
Mischgruppen, was umsomehr hervorzu-
heben ist, weil dasselbe grossentheils
vom Herrn Wobst aus Samen erzogen
wurde. Eine selır schöne Gruppe von
Hydrangea hortensis, umgeben
von Scarlet-Pelargonien, musste das
Auge jedes Kenners auf sich ziehen.
Die Exemplare kaum 1 Fuss hoch und
auf der Spitze dennoch 1—3 mächtige
Blüthendolden tragend, die das ganze
Beet regelmässig deckten. Diese Pflan-
zen waren aus Stecklingen der im Früh-
jahr ausireibenden Seitenäste erzogen,
dann bis zur Blüthe im Topfe erzogen,
und nun erst zu dieser wahrhaft impo-
nirenden Gruppe vereinigt.
Als Einzelpflanze zur Decoration
fielen mir mannshohe ausserordentlich
kräftige Exemplare von Eucalyptus
globulus auf, die durch sehr grosse
blauweisse Blätter sich auszeichneten.,
Es waren das Samenpflanzen des ver-
gangenen Jahres, die nun im zweiten
Jahre auf gewöhnlichem kräftigem lehmi-
gem Gartenboden in’s freie Land ausge-
103
pflanzt worden waren, um dann im
Herbste weggeworfen zu werden. Wir
empiehlen diese Pflanze in dieser Weise
der Verwendung.
vie Artemisia scoparia der
Steppen Russland’s, oder die Artemisia
spec. de St. Petersbourg des Gartens
des Herrn Benary in Erfurt *) ist wirk-
lich eine schöne Einzelpflanze, wenn
solche auf sehr kräftigem Boden und
durchaus geschütztem sonnigem warmem
Standorte und nach allen Seiten frei
steht. Sie ähnelt dann einem 3—5
Fuss hohen kräftigen dichten Exemplar
von Tamarix mit hängenden Zweigen.
Auch Artemisia annua ist bei ähnlicher
Cultur sehr zu empfehlen, aber weniger
sehön.
Mit ganz besonderer Liebe werden
von Herrn Schröder die Baumschulen
gepllegt. Da sind sowohl Obstbäume
wie alle die in unserem Klima aushal-
tenden Bäume und Sträucher massen-
haft vertreten. Darunter auch, was man
in anderen Baumschulen nicht findet, ein
zahlreiches Sortiment von Salix, wie
überhaupt vom Herrn Schröder in dieser
Beziehung alles gesammelt und für un-
ser Klima probirt wird, was er von den
verschiedensten Seiten erhalten kann.
Die Baumschulen haben eine sehr be-
deutende Ausdehnung, sie sind zugleich
der Stamm zu cinem neuen Arboretum
des Parkes.
Der Park mag an 70 Disjätinen
(200 Morgen) an Ausdehnung haben.
Der grösste Theil desselben ist ursprüng-
lich im französischen Style angelegt
worden, wie dies überhaupt bei dem
grössten Theile der grösseren Gartenan-
*) Wie kann ein solch verkehrter Name
einer gemeinen Pflanze, den wir schon wie-
derholt berichtigt haben, 3 Jahre lang in
den Catalogen paradiren ?
104
lagen um Moskau und Petersburg der |
Fall ist. Was später dazu gekommen
ist, ward im natürlichen Style angelegt.
Schön und lieblich ist die Parthie um
den grossen See, dessen natürlich grup-
pirte Uferparthien mit einzelnen schönen
Exemplaren mächtiger Bäume einen
prächtigen Anblick gewähren.
Der Garten von Semen Pe-
trowitsch Lepeschkin.
II.
Herr S. P. Lepeschkin besass
bis jetzt den Garten, der als der an sel-
tenen Pflanzen des Warm- und Kalt-
hauses reichste in Moskau gelten konnte.
Leider hat Herr Lepeschkin seit kurzer
Zeit alle seine Warmhauspflanzen abge-
geben und hält für die Folge nur noch
Kalthauspflanzen.
Unter diesen heben wir hervor eine
Sammlung Azalea indica, theils in
den neuesten und seltensten Sorten,
theils in jenen prächtigen Ausstellungs-
Exemplaren, die zwar in Belgischen
Gärten angekauft, jetzt aber schon seit
2—4 Jahren selbst cultivirt und in der
regelmässigen dichten Form der flach-
kugeligen mächtigen Kronen nichts zu
wünschen übrig lassen, also die Ansicht
vieler Gärtner Russland’s, dass bei uns
diese Pflanzen sich nicht in gleicher
Vollkommenheit weiter cultiviren liessen,
wiederlegen.
In ähnlicher Vollkommenheit und
Schönheit sind die Camellien als Kro-
nenbäume, Pyramiden ete,, sowie in den
besten Sorten vertreten und die schönen
schwarzgrünen Blätter sprechen für die
ausgezeichnete Cultur.
Rhododendron sind in grosser
Auswahl, alle in schönen niedrigen
Exemplaren vertreten.
Von Punica nana standen einige
Exemplare mit kugelförmiger Krone von
1°/, Fuss Durchmesser in voller Blüthe.,
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz,
“
Endlich sammelt Herr Lepeschkin
noch die buntblätterigen Kalthauspflan-
zen mit besonderer Liebhaberei. Da
sind die vielfach zertheilten und roth-
blätterigen Formen von Acer palma-
tum vertreten. Ferner sah ich neben
den allgemeiner verbreiteten buntblät-
terigen Kalthauspflanzen schöne bunt-
blätterige Abarten von Rhamnus Alater-
nus, Castanea vesca, all’ die neuen For-
men von Aucuba japonica etc.
IV. Der Alexandrinen-Garten.
Unter dem Inspector der Kaiserlichen
Gärten in Moskau, Herrm C. F. Enke,
stehen sämmtliche Kaiserliche Parks und
Gewächshäuser in Moskau. Der Ale-
xandrinen-Garten, wo sich auch die Ge-
wächshäuser befinden, wird gewöhnlich
Neskutschenoi-Garten genannt. In Wahr-
heit sind da 3 grosse Parks vereinigt,
nämlich der Alexandrinen-Garten, der
von dem Grafen Orlow stammt, ferner
ein zweiter vom Fürsten Galitzin und
ein dritter Garten oder der Neskut-
schenoi-Garten, von dem Fürsten Tschi-
chaffskoi stammend.
Die gut unterhaltenen Gewächshäu-
ser enthalten eine Auswahl der schön-
sten Decorationspflanzen und Florblu-
men des Warmhauses und Kalthauses,
worunter auch die neueren, selteneren
und werthvolleren. Im Zeitraum von
wenigen Jahren hat Herr Enke die
früher unbedeutenden Pflanzen - Samm-
lungen dieses Gartens zu den reichsten
und besten Moskau’s erhoben. Unter
den Kalthauspflanzen ist die Sammlung
der Coniferen nicht blos in vorzüglicher
Cultur, sondern es ist solche auch sehr
vollständig. In besonders schönen Exem-
plaren sind alle Araucarien vertreten.
Von den jetzt als Modepflanzen cultivir-
ten Agaven cultivirt Herr Enke ein voll-
Taf 646.
er
”.
‚ >
IR
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Taf. 646.
v
|
|
I. Originalabhandlungen.
ständiges Sortiment in schönen und star-
ken Exemplaren.
In den Warmhäusern eine reiche
Sammlung von Palmen, Dracaenen und
den mannichfaltigen in neuerer Zeit ein-
geführten Decorations- und Blatipflanzen,
Der grosse Park bietet reizende
Parthien mit der Aussicht nach Moskau.
Das hügelige Terrain fällt in theils stei-
len Abhängen, theils tief eingeschnitte-
nen Schluchten nach der Moskwa ab
und bildet schon natürlich schöne und
wilde Parthien. Vieles ist in den letz-
ten Jahren schon geschehen, die Baum-
parthien und Rasenflächen, wo solche
mehr oder weniger verwildert, waren in
Ordnung zu bringen, vieles bleibt da
aber noch der Zukunft aufbewahrt und
105
wird dadurch erschwert, dass viele Theile
des Parks im alten französischen Ge-
schmack mit geraden Wegen und Alleen
angelegt waren.
Vom Dach des Palais geniesst man
eine der schönsten Ansichten von Mos-
kau. Um das Palais sind im Sommer
der grösste Theil der Kalthauspflanzen
zur Decoration aufgestellt und das Blu-
menparterre vor dem Palais ist von der
Meisterhand des Herrn Enke mit vieler
Berechnung, feinem Geschmack und ge-
nauer Kenntniss des Materials, mit dem
er arbeitet, angelegt.
Wir haben uns einige der Blumen-
bilder und Gruppen notirt und theilen
solche unseren Lesern mit.
Fig. I.
1. Pelargonium zonale Reine d’or, (gelbrandiges Blatt).
Pelargonium zonale quadricolor, (buntblätterig weiss und
carmin gezonte Blätter).
3. Iresine Herbstii, (dunkelblutrothes Blatt).
4. Pelargonium zonale Flower of day, (silberweiss gerandetes
Blatt).
5. Pelargonium Mistress Pollok.
6. Weg mit rothem Sand um das im Rasen liegende Beet.
Wir haben bei den einzelnen Grup- | Disposition stehenden Pflanzen ändern,
pen die Bepflanzung angegeben, wie |immer aber hat man darauf zu sehen,
solche von Herrn Enke gewählt wurde. | dass der Farbencontrast der nebenein-
Natürlich kann man solche nach den zur
ander gestellten Pflanzen so bedeutend
Coleus atropurpureus. (Blätter schwarzroth).
Hydrangea Hortensia in fusshohen blühenden Exemplaren. | So
Schmale Wege mit rothem Sand bestreut um das ganze im Ki
Telanthera amoena. (Blätter lebhaft roth und grün).
Hydrangea japonica fol. argenteo variegatis. (Weiss pana-
chirte Rlätter).
Iresine Herbstüi.
Pelargonium zonale Bijou. (Silberweiss gerandetes Blatt).
Cineraria maritima. (Silberweiss behaarte fiederschnittige
Blätter). f
Hydrangea japonica fol. argenteo variegatis.
Telanthera amoena.
Weg mit rothem Sande um das im Rasen liegende Beet.
Ill.
Phlox Drummondi, chamois blühend. N
Lobelia erinoides, dunkelazurblau blühend. "
Bouvardia Jaequini, blühend, Blumen scharlach. IE NT
!
Blumenbild gleich Fig: I oder I.
' Rasen liegende Blumenparterre.
I. Originalabhandlungen.
ist, dass die Zeichnung in dem Blumen-
stück hervorgehoben wird. Wir haben
ausserdem nur einige derartige Blumen-
stücke herausgehoben. Es versteht sich
von selbst, dass die Zeichnung mannich-
fach wechseln kann. Wir sahen z. B.
solche mit auf dunklem Grunde einge-
sticktem Kreuz oder Stern, Gruppen in
Form von Arabescen ete.
Sollen derartige Gruppen einen gu-
ten Effect machen, so müssen zur Bil-
dung derselben besondere niedrige bu-
schige, oben gleichhohe Exemplare vor-
gezogen werden. Die Aufstellung sei
Fig. IV,
107
der Art, dase die Gruppe vom Mittel
nach Aussen sich allmälig abrundet. Wo
nicht vorstehende hochstämmige Exem-
plare wie auf Fig. IV verwendet werden,
sei die bedeutendste Höhe der in An-
wendung kommenden Exemplare 1—1!,
Fuss. Je niedriger und buschiger ge-
zogen alle Exemplare, je besser der
Effect. Bei der Aufstellung werden auf
allen mehrfarbigen Gruppen die Exem-
plare mit sammt den Töpfen eingegra-
ben und wo irgend eine der zur Zeich-
nung verwendeten Pflanzen-Arten unan-
sehnlich wird, muss sofort die ganze
f
Die Bäumchen sind hochstämmig gezogene Heliotrop in voller
Blüthe,
Dieselben sind umpflanzt bei
mit Centaurea ragusina.
mit Ligularia Kaempferi.
SOSE LII
Fabaria.
(Silberweiss behaarte Blätter).
mit Sedum Fabaria fol. variegatis. (Gelb gercheckte Blätter).
(Gelb getupfte Blätter).
mit Hydrangea japonica fol. variegatis.
mit Sedum atropurpureum. Rothblätterige Abart von Sedum
7—71. Koniga maritima mit weiss panachirtem Blatt.
8—8. Telanthera Bettzichiana.
9. Funkia lancifolia fol. albo - variegatis.
10—10. Mit rothem Sande ausgestreute Wege.
108
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Abtheilung durch vorräthig gehaltene | zen weisen wir nur noch einmal auf die
andere Blüthen- oder Decorationspflanzen
ersetzt werden. Nur auf diese Weise
gelingt es, derartige Blumenbilder so
herzustellen, dass sie z. B. von der
Höhe eines Balkons aus gesehen jenen
reizenden Farbenschmelz und Effect her-
vorbringen, wie solches bei den Grup-
pen des Herrn Enke der Fall war. Wo
endlich wie auf Fig. III mehrere ge-
trennte Gruppen das Blumenstück bilden,
da kann auch in’s freie Land gepflanzt
werden.
Wir rathen also denjenigen, welche
derartige Blumenstücke zusammenstellen
wollen, lieber auf dem Hauptpunkt des
Blumenparterres nur ein einziges Blu-
menbild zu bilden und dieses dafür recht
sorgsam und gut zu unterhalten, da der
Effect nur bei sorgsamer Unterhaltung
erreicht wırd.
In Betreff der verwendeten Pflan- |
beiden Hydrangea-Arten hin, Ueber
fusshoch gezogene üppig blühende Exem-
plare der gemeinen Hortensia sprachen
wir schon bei Betrachtung des Gartens
in Petrowsky-Rasumowsky. Bei Herrn
Enke sahen wir dieselben in ähnlicher
Weise gezogen und in gleicher Schön-
heit. Die Hydrangea japonica mit
weissbuntem Blatt wird in den Moskauer
Gärten in grossen Massen als Gruppen-
pflanze angewendet, aber stets nur in
juugen kräftigen Exemplaren von höch-
stens 1 Fuss Höhe und bringen die Zu-
sammenstellungen mit dieser Pflanze
wirklich einen sehr guten Effect hervor.
Bei der Schnelligkeit und Leichtigkeit
der Vermehrung dieser Pflanze aus kräf-
tigen Stecklingen kann solche auch
leicht zu Decorationen in grossen Mas-
sen producirt werden.
Zu den speciel! besprochenen Zu-
Fig. V.
1. Iresine Herbstii fol. aureo-variegatis.
aderte Blätter).
(Grüne goldfarben ge-
Helichrysum petiolatum (H. tomentosum hort.) Blätter
2—2. Iresine Herbstii.
3—3. Telanthera amoena,
4—4. Cineraria maritima.
5—5. Hydrangea japonica fol. argenteo - variegatis.
6—6.
silberweiss behaart.
7-1.
Lobelia erinoides, dunkelazurblau blühend.
I. Originalabhandlungen.
109
sammenstellungen von Blumen haben |als Iwan der Grausame sich einen
wir schliesslich noch zu bemerken, dass ! Gedenkstein in der Geschichte gestellt
dies alles nur einzelne Bruchstücke des
grossen Blumenparterres waren, welches
auf einem grossen Rasenplatz unmittel-
bar vor dem Palais und theils nach der
Moskwa abfallend in reizender Weise
angebracht war. Von der Höhe des
Balkons herab glich solches einem mit
reichen Stickereien versehenen Teppiche,
wo auf grünem Grunde die mannichfal-
tigen Figuren eingeflochten waren, die
theils von feuernden und effectvollen
Blumen, theils von dem bunten oder
dunklen Laube der Decorationspflanzen
gebildet wurden.
Ausser den Gewächshäusern und
dem Parke des eben besprochenen Gar-
tens stehen unter des Herrn Enke Auf-
sicht noch der Petrowsky-Park, der
Kreml-Garten, der Wintergarten im
Kreml und der Park zu Kolomsk. Das
Palais des letzteren, 8 Werst von Mos-
kau entfernt liegenden Parkes war der
Sommersitz jenes Gewaltherrschers, der
hat. Hier sind auch die ungefähr 30
Disjätinen (150 Morgen) grossen Obst-
gärten und Baumschulen. Auch diese
Obstgärten haben in den letzten fürch-
terlichen Wintern von 1865 bis 1868,
aber besonders von 1867 bis 1868 so
stark gelitten, dass der grösste Theil
der alten Fruchtbäume, die eine jähr-
liche Rente von 4000 Rbl. abwarfen,
abgestorben ist.
Von den Culturen des Herrn Enke
wollen wir endlich noch das hervor-
heben, dass es demselben gelang, die
schwierig wachsenden Proteaceen Neu-
holland’s durch Anhänger, die im No-
vember gemacht wurden, ziemlich sicher
zu vermehren. Die Stecklinge der Kalt-
hauspflanzen mit immergrünem Laube,
die als schwerwachsend bekannt sind,
steckt derselbe gleichfalls im October
und November im kalten Vermehrungs-
hause, — (E. R.)
(Schluss folgt).
3) Winterschnitt bei unseren Bäumen und Sträuehern, die ge-
eignetsie Zeit für denselben.
Wir finden in neuerer Zeit in den
verschiedenen Organen des Gartenbaues
wiederholt dıe Frage aufgeworfen, wel-
ches die geeignetste Zeit für den Win-
terschnitt sei, ob der Herbst nach dem
Fall der Blätter uder das erste Frühjahr.
Gegen den Herbstschnitt wird ge-
meiniglich eingewendet, dass in Folge
dessen das Erfrieren der jungen Bäume,
an denen man ja den Schnitt vorzugs-
weise anwendet, leichter eintrete. Der
Frühjahrsschnitt wird mit nicht minder
sind Mangel an Zeit, wodurch der
Schnitt meist zu weit hinausgeschoben
wird, wenn die Bäume schon in Saft
und die oberen Augen, welche gerade
fortgeschnitten worden, schon weit aus-
gebildet sind, während die unteren, auf
die geschnitten werden soll, in der Ent-
wickelung zurückgeblieben sind.
Der Referent, der in eineın viel un-
günstigeren Klima, unterm 60. Grad
n. Br. seine Versuche in Bezug auf
Obst- und Baumculturen macht, also
wichtigen Argumenten bekämpft, als da | den Einfluss der Winterkälte viel mehr
110
zu fürchten hat, als die in milderen Kli-
maten Operirenden, stellt sich dennoch
unbedingt auf Seite derer, welche den
Herbstschnitt dem Frühjahrsschnitt vor-
ziehen. Man nehme denselben nur
stets mit dem Fall der Blätter vor,
sehneide niemals dicht über dem Auge,
sondern ungefähr in der Mitte des Zwi-
schenknotenstückes ab und lasse der
Vorsicht halber stets ein Auge mehr
stehen, als dies im Frühjahr zu ge-
schehen pflegt.
Bei solehen Vorsichtsmassregeln hat
man eine verderblichere Einwirkung des
Frostes nicht zu fürchten, ja es halten
sich derartig im Herbste zeitig geschnit-
tene Bäume und Sträucher sogar oft
noch besser als nicht geschnittene, im
Falle sie nämlich nicht ausgereiftes Holz
besassen, das durch diesen frühen Schnitt
beseitigt wird und wodurch zugleich
noch auf besseres Ausreifen des stehen
bleibenden Holzes vor dem vollständigen
Eintritt des Winters hingewirkt wird.
Unsere Holzgewächse, wenngleich
scheinbar nach dem Fall der Blätter
bis zur Entwickelung des neuen Triebes
vollständig ruhend, befinden sich doch
stets in einer bestimmten Thätigkeit.
Da werden die Nahrungsstoffe im Innern
der Zellen im Spätherbst erst in feste
Reservestoffe verwandelt, um im Früh-
jahr wiederum zur Entwickelung des
neuen Triebes gelöst zu werden, da wer-
den ferner ganz allmälig die Knospen
für den Trieb des folgenden Jahres vor-
gebildet, so dass solche oft schon mit-
ten im Winter bedeutend grösser als im
Herbste beim Falle der Blätter. Die
obersten gesunden Augen des letzten
Jahrestriebes bilden sich da, wie wir
schon andeuteten, viel mehr aus als die
unteren. Wenn nun erst im Frühjahre
geschnitten wird, So müssen gerade die
grössten und am vollkommensten aus-
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
gebildetsn Augen fortgeschnitten werden.
Es hat dies einen doppelten Nachtheil.
Einerseits schneidet man damit gerade
den Theil des Reises weg, auf den die
Thätigkeit der Pflanze vorzugsweise
während der Ruheperiode verwendet
wurde und wohin auch die meisten
Nahrungsstoffe in Folge dieser Arbeit
sich ablagerten, es ist also eine unnütze
Vergeudung von Kraft und Schwächung
der Pflanze mit dem Frühjahrssehnitt in
um so höherem Grade verbunden, je
späier man die Öperation ausführte.
Der andere Nachtheil ist nicht geringer.
Indem man erst im Frühjahr auf die
unteren Augen der Zweige zurückschnei-
det, welche noch sehr schwach oder fast
gar nicht entwickelt, erhält man einen
späteren und viel weniger kräftigen
Trieb. Dieser weniger kräftige Trieb
ist theils Folge des späteren Austrei-
bens des nicht gehörig vorgebildeten
Auges, ganz speciell aber Folge davon,
dass gerade der an Nahrungsstoffen
reichste Theil des Reises fortgeschnitten
wird. Beim Frühjahrssehnitt
schädigt man also Baum oder
trauch durch Arbeits- und
Kraftverlust gleichzeitig,
Wird dagegen im Herbst mit dem
Fall der Blätter geschnitten, so hat die
Bewegung der Nahrungsstoffe nach den
vorzugsweise thätigen Augen noch nicht
begonnen, es tritt also ein verhältniss-
mässig viel geringerer Verlust an Nah-
rungsstoffen durch den Schnitt ein und
es treten nun ferner die unteren zur
Zweigbildung bestimmten Augen an die
Stelle der oberen und bilden sich zum
kräftigen Triebe im Laufe des Spät-
herbstes, Winters und ersten Frühjahrs
vor. Beim Sommerschnitt können dann
die durch den Herbstschnitt veranlassten
Unregelmässigkeiten verbessert werden,
indem man dann das über dem Auge
x
|
I. Originalabhandlungen.
stehengebliebene Zweigstück abschnei- |
det und wo ein Auge zu viel ausgetrie-
ben haben sollte, dieses einfach aus-
bricht oder nachschneidet, wenn das
oberste Auge erfroren oder gerade über-
flüssig sein sollte,
Was wir im Obigen sagten, gilt fast
für alle Holzgewächse, insbesondere aber
für unsere in den Baumschulen vorge-
zogenen jungen Obstbäume, ferner für
den Schnitt von Spalieren und Form-
bäume. Ganz speeiell endlich auch für
den Weinstock, der beim späten Früh-
jahrsschnitt durch den Saftverlust (das
Bluten) so sehr leidet. Das frühzeitige
Wegschneiden des unreifen Holzes wirkt
ausserdem sowohl beim Weinstock wie
überhaupt bei allen im Garten eultivir-
ten holzigen Schlingpflanzen, und zwar
vorzugsweise bei denen , die als zart im
Winter zum Boden niedergelegt werden
müssen, besonders günstig auf bessere
und sichere Ueberwinterung respective
vorhergehendes besseres Ausreifen des
stehenbleibenden Holzes.
Wo das fortgeschnittene junge Holz
als Edelreiser oder Steckholz benutzt
werden soll, da darf man den Schnitt
nicht zugleich mit dem Fall der Blätter
111
vornehmen, weil zu dieser Zeit die
Zweige des Jahrestriebes noch nicht
genugsam zu diesem Zwecke vorbereitet
oder mit anderen Worten noch nicht
gehörig ausgereift und genugsam reich
an Reservenahrungsstoffen sind. In die-
sem Falle muss der Schnitt im ersten
Frühjahre, wenn der Boden noch gefro-
ren oder selbst im Winter vorgenommen
werden. Besser ist es aber noch, man
schneidet, (wo das die Verhältnisse er-
lauben), die zu Edelreisern und Steck-
holz bestimmten Zweige von älteren
Exemplaren, welche sonst wenig oder
gar nicht mehr geschnitten werden müs-
sen*) und zwar Anfang Winters oder
im ersten Frühjahre. Dies gilt ganz be-
sonders von unseren Obstbäumen, von
denen kräftige schon tragbare Exemplare
die besten Edelreiser liefern, weil solche
als besonders reich an Reservenahrungs-
stoffen leichter anwachsen und dann als
von schon fruchtbaren Bäumen genom-
men auch zu früherer Fruchtbarkeit ge-
neigt sind. (E. R.)
*) Der Weinstock macht da eine be=
kannte Ausnahme.
2) Neue Wasserheizungen fur Gewächshäuser.
Wir empfehlen als in jeder Hin- |
sieht vorzüglich die neuen Constructio-
nen von Röhrenkesseln für Wasserhei-
zungen, geheizt durch Coaks, wie solche
jetzt in England von vielen der grösse-
ren Geschäfte, so von Th. Green und
Sohn (London 54. 55. Blackfriarsroad),
H. Ormson (London, Stanley Bridge
Kingsroad, Chelsea), Cumming Edmonds
(London, Lillie Bridge, Richmond road,
Fulham) und anderen angefertigt wer-
den. Wir haben im hiesigen Botani-
schen Garten für 4 grosse neugebaute
Gewächshäuser 8 solcher Heizungen
construirt und können kaum genugsam
dieselben loben, da sie alle Vortheile
vereinigen, welche man von Heizungen
in Gewächshäusern nur verlangen kann.
I
12
112 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Dieselben sind, wie die beistehende | Vortheil der sehr gleichmässigen Erwär-
Abbildung des Ofens zeigt, ganz aus | mung, so dass wenn Nachts auf die
Eisen construirt, auch am Ofen ist kei- | niedrigsten Grade geheizt wird, unter
nerlei Mauerwerk angebracht. Man stellt | Einfluss des Tageslichts die Wärme von
einen Solchen Ofen in einen unter dem | selbst bei Tage höher steigt. Ferner
Fussboden des Gewächshauses ange- | sehr leichte durchaus nicht mühsame
brachten unterirdischen Raum oder unter | Heizung und bei solider Construction
eine Terrasse, Nur wo man den Ofen | durchaus keine Reparaturen, wobei die
in’s Gewächshaus selbst stellen muss, | Geschäfte für 10 Jahre Garantie leisten.
muss solcher zur Vermeidung der stark In pecuniärer Beziehung sind der-
ausströmenden Wärme noch einen ge- | artige Heizungen bedeutend billiger als
mauerten Mantel erhalten. Mit dem |in Kupfer ausgeführte Heizungen. Die
Ofen werden so viel gusseiserne Röhren- | gleichmässig ausströmende Wärme ist
reihen verbunden und durch das Ge- | trocken, verhindert aber nicht, der Luft
wächshaus geleitet, als dies die Grösse
des Gewächshauses erfordert. Mittelst
Krahnen ist die Einrichtung gemacht,
dass man je nach Bedarf so viele der
Röhrenstränge erwärmen kann, als das
nothwendig ist.
Im Innern des Ofens liegen anstatt
des Kessels Röhren, wie in jedem Röh-
renkessel, um die das Feuer herum
brennt, so dass die Erwärmung des Was- | auch eine nachhaltige Bedeutung hat.
sers sehr schnell vor sich geht. Viel billiger ist hier solidere, etwas
Besondere Vorzüge dieser Heizungen | theurere, als unsolide billigere Arbeit.
sind: Eine gleichmässige, den Pflanzen | Wer hätte das nicht schon bei Wasser-
sehr zuträgliche Wärme. Der grosse | heizungen erfahren. (E. R.)
beliebigen Grad von Feuchtigkeit zu
geben, kurz es sind nach unserer voll-
kommenen Ueberzeugung diese Art von
Heizungen die besten und vollkommen-
sten für alle Arten von Gewächshäusern.
Dabei ertheilen wir den Rath, sich bei
der Bestellung an ein solides bewährtes
Geschäft zu wenden, dessen Garantie
durch Bespritzen des Bodens etc, einen
Taf 647
II. Neue Zierpflanzen.
113
I. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.
a) Abgebildet in „Flore des serres etc.“ | Unter den vielen schönen Capzwiebeln, die
1) Oncosperma Van Houtteanum Herm.
Wendl. (Areca nobilis Hort.) — Eine sehr
elegante Fiederpalme von den Sechellen,
durch das Etablissement Van Houtte zu-
erst eingeführt. Die mit langen, dünnen,
glänzend schwarzen Stacheln spärlich be-
setzten Blattstiele sind von ziegelrother Farbe.
Leider ist diese schöne Art von zärtlicher
Constitution, und will nur bei Bodenwärme
im Warmhause gut gedeihen. (Taf. 1798).
2) Deutzia crenata 8. et Z. fl. pleno.
Einer unserer schönsten neueren Ziersträu-
cher, von Fortune aus japanischen Gärten
eingeführt und jetzt schon in allen Baum-
schulen zu finden. Als durchaus harter,
reich und schön blühender Strauch allge-
mein empfehlenswerth. (Taf. 1799—1801).
3) Delphinium hybr. pulchrum. Lieb-
habern von schönen Freilandstauden darf
noch immer das alte D. pulchrum als un-
übertroffen in seiner reinen licht himmel-
blauen Färbung empfohlen werden und be-
sonders als Gegenstück zu dem bekannteren
dunkelblauen D. formosum. Dieperenniren-
den Delphinium-Arten werden durch Thei-
lung der Stöcke leicht vermehrt, die gün-
stigste Zeit ist dazu der September, die ge-
theilten Pflanzen können dann noch vor dem
Einwintern sich bewurzeln. (Taf. 1804).
4) Cerasus caproniana ranunculiflora
V. Houtte. — Nach Van Houtte ist diese
Sauerkirsche, die in französischen Baum-
schulen auch als Cerasus Rhexii und in
holländischen als Cerasus flore pleno nova
geht, die schönste aller gefüllt blühenden
Kirschen. Die grossen, rein weissen Blu-
men zeigen eine sehr starke regelmässige
Füllung und stehen meistens in 3-blüthigen
Dolden. (Taf. 1805).
5) Lachenalia pendula tricolor Tratt. —
IV. 1870,
in früheren Jahren mit grosser Vorliebe
eultivirt wurden, dann aber in Vergessenheit
geriethen und wieder verloren gingen, haben
die niedlichen Lachenalia-Arten mit bewun-
dernswerther Zähigkeit trotz aller Ungunst
der Zeiten das Feld zu behaupten gewusst.
In vielen Sammlungen, in welchen sonst
gar keine Zwiebelpflanzen mehr vorhanden,
findet man noch diese Lachenalien, als Pro-
letarier behandelt freilich, — sie gehören
eben zu den genügsamen zähen Naturen,
die nicht so leicht auszurotten sind. Und
es wäre Schade darum, wenn sie verloren
gingen, denn sie sind eben so hübsch als
genügsam und es muss daher rühmend an-
erkannt werden, dass Van Houtte, der
passionirte Freund von Zwiebelpflanzen, es
sich seit Jahren zur Aufgabe machte, der
Zeitströmung zum Trotz an der Cultur die-
ser Pflanzen festzuhalten und hin und wie-
der eine derselben in Bild und Wort den
Lesern seines vortrefflichen Werkes empfeh-
lend vorzuführen. Uns heimelt es allemal
an, wenn wir unter den Abbildungen neuer
Pflanzen plötzlich auf eine alte liebe Be-
kanntschaft ireffen, die uns zurückführt in
alte, längst vergangene Zeiten. — Die La-
chenalia pendula tricolor, vom Cap der gu-
ten Hoffnung vor langen Jahren eingeführt,
hat schon unseren Urgrosseltern Freude ge-
macht, soll sie uns deshalb weniger werth
sein? — Die kleine Zwiebel treibt 2 ver-
hältnissmässig grosse, eirund -lanzettliche,
aufrechtstehende Blätter und eine gerade
Blüthentraube von schön rosacarminrother
Färbung mit grünen Spitzen und innen gelb.
Die Lachenalia-Arten blühen in den ersten
Frühlingsmonaten, ruhen blattlos in den
heissen Sommermonaten und können im
Kalthause überwintert werden, an einer
sonnigen Stelle, nahe den Fenstern.
(Taf. 1806).
6) Coelogyne cristata Lindl. — Diese
schöne Orchidee ist schon in einem früheren
3
114
Jahrgange der Gartenflora (Jahrg. VII, Taf.
245) abgebildet worden, wir wollen hier nur
daran erinnern, dass sie zu den leicht in
jedem Warmhause zu cultivirenden und
dankbar blühenden Arten gehört und ihre
schneeweissen Blüthentrauben mitten im
Winter entwickelt.
wenn hängend in Körben cultivirt. Manche
Gärtner klagen, dass sie zwar gut gedeihe
und viele Knollen mäche, aber nicht blühen
wolle; — nachdem die jungen Knollen im
Sommer völlig ausgewachsen sind, lasse
man die Pflanzen 2—3 Monate lang recht
tüchtig austrocknen, bis die Knollen anfan-
gen, durch die Trockenheit runzlig zu wer-
den, sie werden dann gewiss zur Blüthe
kommen. Man will es nur zu gut machen
und fürchtet, die Pflanzen würden durch
monatelanges Entziehen des Wassers leiden,
vergisst aber dabei, dass sie in den heimath-
lichen Wäldern eine lange trocken - heisse
Jahreszeit, in der kein Regen fällt, durchzu-
machen haben und also von Natur aus dar-
auf angewiesen sind, eine längere Ruhezeit
in trockenem Zustande zu haben.
(Taf. 1807).
7) Ilex Agquifolium ciliato-aureo-margv-
natum. — Eine kleine Zwergform der Stech-
palme, mit sehr kleinen, schmal-lanzettlichen,
stark sägezähnigen Blätiern, die hübsch
soldgelb gerandet sind. Diese hübsche ge-
drängt wachsende Form wächst sehr lang-
sam und ist daher besonders für Topfeultur
geeignet. (Taf. 1811).
8) Quercus rubra L. — Die bekannte
amerikanische Scharlach-Eiche, die von Ca-
nada durch die Vereinigten Staaten bis nach
Georgia hinunter vorkommt, bildet einen
schönen kräftigen Waldbaum, der 80 — 90
Fuss Höhe erreicht. Die Blätter nehmen im
Spätherbst vor dem Abfallen eine prächtige
hochrothe Färbung an, Landschaftsgärtner
sollten daher diesen schönen Baum in pas-
sender Zusammenstellung mit anderen Laub-
hölzern um so häufiger verwenden, als er
in unserem Klima eben so hart und viel
raschwüchsiger ist als unsere gemeine Eiche
und jetzt billig in grösseren Baumschulen
s
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Sie gedeiht amı besten |
EEE
zu haben ist, seit die zuerst nach Europa
eingeführten Exemplare erwachsen sind und
angefangen habeu Früchte zu tragen. Das
Holz dieser Eichenart soll nur geringen
Werth haben als Nutzholz.
(Taf. 1812—13).
3) Zygopetalum cerinum Rehb. fil. —
Diese hübsche Orchidee wurde schon im
Jahrgange 1867 der Gartenflora pag. 18
nach der Abbildung im Botanical Magazine
besprochen als Huntleya cerina Lindl. —
Herr Prof. Reichenbach hat in einer neueren
Bearbeitung der Gattung Zygopetalum die
von ihm selber früher aufgestellten Gattun-
gen Bollea, Pescatorea, Warscewiezella, Ke-
fersteinia und die Lindley’schen Gattungen
Promenaea und Huntleya sämmtlich cassirt
und als Sectionen zur Gattung Zygopetalum
gebracht, die dadurch jetzt auf 29 Arten an.
gewachsen ist, während er andererseits Zy-
gopetalum rostratum Hook. und Z. Kegelii
Rchb. fil. ausschied und für dieselben eine
neue Gattung Zygosepalum gründete.
(Taf. 1815).
10) Rhododendron hybr. Fleur de Flandre.
V. Houtte. — Eine sehr schöne neue Form
von Freiland-Rhododendron; die sehr gros-
sen Blumen sind rosacarmin, auf den obe-
ren Blumenblättern mit reicher Zeichnuug
von schwarzen Flecken auf hellem Grunde.
Van Houtte erinnert daran, dass man alte
Gruppen von Rhododendron durch starkes
Zurückschneiden in’s alte Holz wieder total
verjüngen kann und etwa alle 10 Jahre
diese Radicalkur vornehmen solle. — Da
die schönen Sorten sämmtlich auf Unterlagen
von geringerer Schönheit veredelt sind und
durch das starke Zurückschneiden gewöhn-
lich auch die Unterlage veranlasst wird zum
Austreiben zahlreicher Triebe, die später die
edien Triebe rasch überflügeln und schliess-
lich ganz unterdrücken, so muss man nicht
versäumen, die Gruppe wiederholt durchzu-
sehen und alle Triebe, die aus dem Boden
oder unterhalb der Veredlungsstelle hervor-
brechen, zeitig zu entfernen. Die Triebe,
die oberhalb der ersten Verzweigung des
Hauptstammes erscheinen, sind schon als
II. Neue Zierpflanzen.
ächt zu betrachten, da die Veredlung immer
auf unverzweigte Samenpflanzen vorgenom-
men wird; wir erwähnen dies, weil die Ver-
edlungssielle selber in späteren Jahren ge-
wöhnlich nicht mehr zu erkennen ist.
(Taf. 1816—17).
il) Alocasia Jenningsii Hort. Veitch. —
Das Etablissement Veitch erhielt diese über-
raschend schöne Aroidee von Ostindien. —
Die grossen schildförmigen, aus herzförmi-
gem Grunde breit-ovalen Blätter sind zwi-
schen den Blattrippen mit je einem grossen
schwarzvioletten Flecken auf sattgrünem
Grunde geziert, der so gross ist, dass er
nur in schmalen Rändern den Rippen und
dem Rande entlang die grüne Grundfarbe
des Blattes unbedeckt lässt. — Diese so sel-
tene schwarzviolette Blattzeiehnung ist äus-
serst effecetvoll, besonders im Contrast mit
den nahe verwandten, roth und weiss pana-
chirten Caladien, mit denen diese neue Alo-
casia die gleiche Cultur theilt.
(Taf. 1818—19).
12) Trieyrtis? fol. striatis. Van Houtte
kaufte die Edition dieser hübschen, weiss
panachirten Staude vom verstorbenen Dr.
von Siebold, der sie von Japan eingeführt
hatte. Sie hat noch nicht geblüht und es
ist daher noch zweifelhaft, ob sie zur Gat-
tung Trieyrtis gehört; da sie ausdauert, darf
sie inzwischen als hübsche Blattpflanze des
freien Landes Liebhabern solcher buntblät-
terigen Pflanzen empfohlen werden.
(Taf. 1820).
13) Mimulus luteus fol. variegatis. —
Die weiss und rosa gerandeten Blätter, der
kurze gedrungene Habitus dieser Pflanze
wird dieser niedlichen Varietät Eingang ver-
schaffen bei Freunden panachirter Pflanzen.
Im Winter verlangt sie einen hellen Stand-
ort im Kalthause, im Sommer kann sie in’s
Freie gepflanzt werden. (Taf, 1822).
14) Begonia diersifolia Grah. Diese
alte, uralte mexicanische Species verdient
den Freunden schöner Pflanzen, die nicht
nach der Neuheit sondern nach der Schön-
115
heit fragen, in Erinnerung gebracht zu wer-
den und zwar als ganz vorzüglich geeignet
für Freilandeultur während der Sommer-
monate. Hier zeigt diese Pilanze erst ihre
ganze Schönheit und bildet anstatt hoch-
stengliger, wenig verzweigter, blassrosa
blühender Exemplare, wie die Topfcultur
sie bisher kannte, gedrungene Büsche, die
sich bedeeken mit sehr grossen, schön rosa-
purpur gefärbten Blumen. Ein freier son-
niger Standort und eine lockere humusreiche
Erde sind erforderlich zu ihrem Gedeihen;
mit Eintreten der ersten Fröste nimmt man
die knolligen Wurzeln aus der Erde und
überwintert sie frostfrei in trockener Erde.
(Taf. 1823).
(E. 0.)
b) Abgebildet im Botanical Magazine.
15) Odontoglossum Krameri Rchb. fü.
(Orchideae). Rchb. fil. in Gardn. Chron. 1868
pag. 98 cum ic. xylogr. — Floral Magazine
t. 406). — Eine herrliche Art, vielleicht die
schönste aller Odontoglossen, mehr als die
meisten ihrer Verwandten durch die Zart-
heit des Colorits an eine Phalaenopsis er-
innernd. Ihre Einführung verdanken wir
Herrn Kramer, einem intelligenten jungen
Sammler (Sohn des Obergärtners von Flott-
beck-Park bei Hamburg), welcher im Aut-
trage der Firma James Veitch und Söhne
schon verschiedene Reisen in überseeische
Länder machte und welchem zu Ehren diese
neue Art ihren Namen erhielt. Er entdeckte
dieselbe in den kälteren Regionen der Cor-
dilleren von Costa Rica. Im Etablissement
Veitch blühte sie zum ersten Male im Jahre
1868; sie zeichnet sich nicht allein durch
Schönheit, sondern auch durch Leichtigkeit
des Blühens und durch lange Dauer der
Blüthenperiode aus; hierzu kommt noch,
dass sie zur Cultur keiner hohen Wärme-
grade bedarf. — Scheinknollen fast kugel-
rund, sehr gepresst, 1t/, Zoll im Durch-
messer, einblätterig, graugrün, Blätter 7—9
Zoll lang, 11/,—2 Zoll breit, gekielt, glatt,
weder gerippt noch gefaltet. Blütkenstand
4-8 Zoll lang, 3—5blumig, hängend, hori-
zontal oder auch aufsteigend, hin- und her-
gebogen, grün. Blumen 1?/, Zoll im Durch-
g*
116
messer, Petalen und Sepalen ungleich und
einander ähnlich, länglich, spitz, in der Mitte
blassröthlich -violett, mit breitem weissem
Rande. Labellum kurzhalsig, vierkantig,
gelb, an der Vorderseite tief ausgehöhlt,
mit zwei aufrechten Anschwellungen. Lip-
pensaum fast viereckig, an der Spitze zwei-
lappig mit abgerundeten Ecken, zurückge-
bogen, blassviolett mit zwei zusammenflies-
senden mondförmigen weissen Flecken am
Grunde, von denen jeder nach innen von
einem concentrischen rothbraunen Bande
eingefasst ist. Auf dem Grunde der Lippe
finden sich einige Punkte von gleicher Fär-
bung. (Taf. 5778).
16) Plumeria lutea R. et Pav. (Apo-
cyneae). R. et Pav. Fl. peruv. II. p. 21 t.
142. — Alph. D. C. Prodr. VIII. p. 391). —
Diese schon längst in die Gärten eingeführte
schönblühende Warmhauspflanze wurde von
Ruiz und Pavon nach Exemplaren beschrie-
ben und abgebildet, welche dieselben in den
Gärten Peru’s unter den Namen Ücarhuas
Suche oder Suche amarillo cultivirt fanden.
Ein wenig verästelter glatter Baum von 10
—20 Fuss Höhe, Aeste und Zweige dick,
grün, genarbt, Blätter an der Spitze der
Zweige zusammengedrängt, 8—18 Zoll lang,
länglich-elliptisch, in den kurzen Blattstiel
herablanfend, zugespitzt, auf der Oberfläche
dunkelgrün, unten blasser. Blüthenstand
endständig, fast schirmförmig, beinahe so
lang als die Blätter, vielblumig, Blüthen-
stiele aufrecht, grün, mit halbmondförmigen
rothen Narben nach dem Abfallen der Brac-
teen. Blumen sehr angenehm riechend.
Kelchröhre grün, becherförmig, 5lappig.
Blumen 4 Zoll im Durchmesser, Abschnitte
breit eiförmig, stumpf, dreimal so lang als
die dünne, leicht gebogene Röhre, sehr blass-
roth, am Grunde hell goldgelb, inwendig
behaart. (Taf. 5779).
17) Dendrobium densiflorum Wall. var.
albo-lutea. (Orchideae), — D. densiflorum
Wall. Cat. Nr. 200. — Lindl. in Wall. pl.
as. rar. p. 40. — Bot. Mag. t. 3418. — Bot.
Reg. t. 1828. — Diese neue Abart des D.
densiflorum ist die gewiss am reichsten
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
blühende und in vielen Beziehungen die ele-
ganteste Form desselben. Der eifrige Samm-
ler C. Parish fand sie in den Wäldern von
Moulmein und theilte sie an Low & Co. in
Upper Clapton mit, von dort erwarb sie
Wentworth Buller, Esq. zu Strete-Raleigh
in Devon, wo sie zuerst blühte und unter
der Benennung D. thyrsiflorum im März
1867 in der Königlichen Gartenbau - Gesell-
schaft ausgestellt wurde. Zweige 6—9 Zoll
lang, gegliedert; Knoten genähert, zusam-
mengedrückt, gefurcht, die Glieder mit häu-
tigen Scheiden umgeben. Blätter nicht zahl-
reich, 3—6 Zoll lang, zweireihig, dunkel-
grün, lederartig, breit-lanzettlich, undeutlich
genervt. Traube seitlich, zurückgebogen,
hängend, 1 Fuss lang; Blüthen sehr zahl-
reich, zwei Zoll im Durchmesser haltend.
Sepalen und Petalen gleichgestaltet, verkehrt-
eiförmig, länglich und stumpf; die beiden
seitlichen Sepalen am Grunde sackartig ver-
wachsen, fast weiss, nicht gestreift wie bei
der Stammart. Lippe lebhaft orange, kreis-
rund, gefranzt, an Grösse und Form voll-
kommen D. densiflorum gleichend.
(Taf. 5780).
18) Vaccinium reflexum J. D. Hook.
(Vaecinieae). — Diese wunderschöne Felsen-
pflanze der Anden wurde schon von ver-
schiedenen Reisenden gefunden, so von Pro-
fessor Jameson zwischen Cuenca und Loxa,
von Warscewiez an den Quellen des Mara-
non und in Ecuador von Seemann. Die
Ehre der Einführung in die Gärten gebührt
aber dem eifrigen, leider auf seinen Reisen
verstorbenen Sammler der Herren Veitch,
dem Mr. Pearce, dem wir in der neuesten
Zeit die Einführung mancher herrlichen
Pflanze zu verdanken haben. Er fand die
obengenannte Art in Bolivien. Vorzüglich
sind es die hängende Tracht, die glänzend
dunkelgrüne Farbe der Blätter, welche nach
den Zweigen zurückgebogen sind, ferner die
lebhaft rothe Färbung der jungen Triebe
und die dunkelrothen Blumen, welche diese
Art auszeichnen, die in V. densiflorum
Benth. ihre nächste Verwandte hat, aber
dennoch durch die netzförmig geaderten Blät-
ter und den weniger robusten Bau leicht zu
II, Neue Zierpflanzen.
117
unterscheiden ist. Der dünne holzige Stamm | überragend und an der Spitze den einfachen
ist am Grunde verzweigt; Zweige 1—2 Fuss
lang, an den Felsen herabhängend, spärlich
vertheilt, blattreich und mit kurzer, ein we-
nig rauher Behaarung. Blätter klein, zu-
rückgebogen oder horizontal abstehend, */;
Zoll lang, fast sitzend, länglich-lanzettförmig,
spitz, mit Ausnahme der Basis, scharf ge-
sägt, lederartig, oben dunkelgrün in’s pur-
purne fallend, unten blassroth, netzförmig
geadert, mit Adern, die auf beiden Seiten
stark hervortreten. Doldentraube klein, viel-
oder wenigblumig. Blüthenstiele mit kleinen
grünen vergänglichen Bracteen besetzt.
Kelchröhre fast kugelig, fünflappig, leder-
artig. Corolle roth, lederartig, becherförmig
oder fast kugelig, fünfkantig. Lappen klein,
stumpf, am Grunde zusammengeschnürt,
Staubfäden weiss. Ovarium fünffächerig.
Griffel platt. Verlangt jedenfalls mit den
Arten der Gattung Thibaudia und den süd-
amerikanischen Heidelbeersträuchern die
gleiche Cultur im temperirten Gewächshause
bei 5—8° R. Wärme. (Taf. 5781).
19) Geonoma Ghiesbrechtiana Lind. et
Wendl. (Palmae). — (Lind. et Wendl. in
Linnaea XXVIII. p. 345. — Calyptrogyne
Ghiesbrechtiana H. Wendl. in Bot. Zeit. XVII.
p- 72). Eine schöne decorative Palme, die
im Königlichen Garten in Kew seit längerer
Zeit eultivirt wird und durch Ghiesbrecht aus
Chiapas eingeführt wurde. Sie bildet mit
G. spieigera ©. Koch eine von den ächten
Geonomen durch unwesentliche Verschieden-
heiten abweichende Untergattung. Diese
Unterschiede hielt Wendland hinreichend zur
Begründung einer neuen Gattung, die er
wegen des mützenförmigen Deckels der
weiblichen Blüthen Calyptrogyne nannte.
Stamm kurz oder fehlend. Blätter gefiedert,
2—5 Fuss lang, Fiedern gegenüberstehend
oder abwechselnd, sitzend, von ungleicher
Breite; die breiteren 6—10 nervig, die schmä-
leren 1—2nervig, gewöhnlich zu 6—12 auf
jeder Seite der Spindel stehend. Der Zwi-
schenraum von einer Fieder zur andern dif-
ferirt von !/, bis 2 Zoll. Blattstiele am
Grunde breit scheidenförmig, 5 Zoll bis 1!/,
Fuss lang. Blüthenstiel aufrecht, die Blätter
ungetheilten, 9—12 Zoll langen Kolben tra-
gend. Scheide länglich-linear, spitz, kürzer
als der Kolben, endlich abfallend. Männliche
Blumen zahlreich und etwas gedrängt ste-
hend, zu dreien in Vertiefungen des Kolbens
eingesenkt. Weibliche Blüthen nicht cinge-
schlossen, abstehend, der obere mützenför-
mige Theil derselben abfallend.
: (Taf. 5782).
20) Dipladenia boliviensis J. D. Hook.
(Apocyneae). — Wiederum eine Einführung
der Firma James Veitch and Sons, in deren
Etablissement sie zuerst im Juni 1868 blühte
und welche verdient, wegen ihrer Schönheit
überall cultivirt zu werden. Während man
bis jetzt das Vorkommen der Gattung Di-
pladenia aut die östliche Küste Amerika’s,
von Trinidad bis Südbrasilien beschränkt
glaubte, wurde diese neue Art von Mr.
Pearce in Bolivien entdeckt. Sie steht als
Art der auf Tafel 4414 des Botanical Maga-
zine abgebildeten Dipl. urophylla Hook. vom
Orgelgebirge in Brasilien am nächsten, ist
aber zu unterscheiden durch die kürzer zu-
gespitzten Blätter, durch den engeren Schlund
der Corolle und durch die weissen Blumen.
Die ganze Pflanze vollkommen glatt; die
runden dünnen Zweige sind windend. Blät-
ter gestielt, 2-—-31/, Zoll lang, länglich und.
in eine stumpfe Spitze verschmälert, auf der
Oberseite dunkelgrün und glänzend, unter-
seits blassgrün. Traube fast endständig oder
achselständig, 3—4blumig. Am Grunde der
kurzen .‚gedrehten Blüthenstielchen stehen
kleine Bracteen. Kelchlappen kurz eiförmig,
zugespitzt, grün, am Grunde mit Drüsen
besetzt.. Corolle fast tellerförmig; die enge
Röhre und der Schlund eylindrisch, erstere
!/, Zoll lang, letztere zweimal so lang als
die Röhre und ein halbmal breiter als die-
selbe, inwendig goldgelb. Corollensaum
von wunderschön perlweisser Färbung, Ab-
schnitte breit-elliptisch, zugespitzt, mit
stumpfen Enden. — Verlangt in den freien
Grund eines Warmhauses gepflanzt zu wer-
den, um willig seine Blüthen zu ent-
falten. —
(Taf. 5783).
iA ’
118
21) Pterodiscus luridus J. D. Hook. —
(Pedalineae). — Eine bemerkenswerthe Er-
scheinung in den trockenen Distrikten Süd-
Afrika’s ist das Vorkommen einer Menge
von Pflanzen aus den verschiedensten Fa-
milien, welche kurze dieke Stämme oder
vielmehr Strünke besitzen, «ie sich wenige
Zoll über dem Erdboden erheben und die
beim Beginne der feuchten Jahreszeit aus
denselben einige wenige kurze, krautarlige
oder Sleischige blattreiche Blüthenzweige
treiben. Hierher gehören Arten aus den
Familien der Ampelideae, Compositae, As-
elepiadeae, Apocyneae, Convolvulaceae, Pe-
dalineae und wahrscheinlich noch von An-
dern; darunter auch dieses höchst interes-
sante Gewächs, welches der Garten in Kew
aus-Grahams Town in der Capcolonie er-
hielt, woselbst es in dem Bezirke Albany
wild wächst; es blühte zuerst in Kew im
Juli 1868 und erwies sich als eine gleich
P. speeiosus (Bot. M. t. 4117) sehr merk-
würdige Pflanze. Der dicke knollige Stamm
ist am Kewer Exemplare 1 Fuss hoch, co-
nisch; der untere breitesie Theil 2!/, Zoll
im Durchinesser, an der Spitze hingegen
nur °/, Zoll diek, mit heiler Rinde bedeckt.
Zweige einjährig, 6—8 Zoll lang, ausge-
breitet, etwas hin- und hergebogen, ebenso
wie die Blätter mit einer pulverigen Masse
überzogen. Blätter 2—3 Zoll lang, ausge-
breitet. linear-elliptisch, bis gegen die Mitte
der Fläche fiederspaltig; Lappen */, Zoll
lang, dreieckig,. stumpf, wie die mittlere
Fläche oben dunkelgrün. unterseits heller.
Stiele kurz, mit je einer angedrückten Drüse
zu beiden Seiten. Blumen einzeln, achsel-
ständig, sehr kurz gestielt, am Grunde zwei-
drüsig. Kelchlappen lanzeitlich, ungleich.
Corolle 14/, Zoll lang. Röhre schwach ge-
krümmt, vertikal zusammengedrückt, blass-
grün. Schlund verkehrt-nierenförmig, zu-
sammengezogen. Lappen abgestumpft, blass
schmutzig-orange oder bräunlich. Verlangt
Cultur im temperirten Suceulenten- Hause,
wird in eine Mischung von magerer Erde |
und Steinen gepflanzt und dem vollen Son- ı
nenlichte ausgesetzt. (Taf. 5784).
22) Moraea bulbifera Jacg. (Irideae). —
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Jacg. Hort. Schoenbr, II. t. 197. — Klatt in.
Linn. XXXIV. p. 565. — Schon zu Ende
des vorigeu Jahrhunderts in Wien einge-
führt, wurde diese schöne und leichtblühende
Capzwiebel von Jacquin in seinem Hortus
Schoenbrunnensis beschrieben und abgebil-
det. Wie so viele dieser leider in unserer
Zeit vernachlässigten Pflanzen scheint sie
wieder verloren gegangen zu sein und erst
in den letzten Jahren wurde sie durch Hrn,
Cooper, den unermüdlichen Sammler von
Mr. Wilson Saunders wieder in England
eingeführt; sie wächst in verschiedenen Be-
zirken von Süd- Afrika. Zwiebeln von der
Grösse einer Wallnuss, umgeben von un-
zähligen Bulbillen. Stengel steif, 1—3 Fuss
hoch, kantig, glatt, wiederholt gegabelt, hin-
und hergebogen, blattreich. Blätter öfter in
den Achseln bulbillentragend, zweizeilig,
länger als der Stengel, am Rande und am
Kiele etwas rauh und fein gezähnt. Blumen
gestielt, 2 Zoll im Durchmesser, goldgelb.
Lappen fast gleichförmig, elliptisch, stumpf,
leicht zurückgebogen, die 3 äusseren am
Grunde dunkel gefleckt. Staubbeutel pur-
purroth; Pollen gelb. (Taf. 5785).
25) Griffima diryades Vell. (Amarylli-
deae). — Amaryllis dryades Vell. Fl. flum.
I. p. 180, Ic. I. t. 117. — Kth. syn, V. p.
544 (nomen tantum), -— Griffinia dryades
Vell. Fi. flum. Index p. 3. — Diese neu-
eingeführte Art, welche schon Vellozo zu
Ende des vorigen Jahrhunderts kannte, über-
trifft noch an Schönheit die auf der 5666.
Taiel des bot. Mag. abgebildete und mehr-
fach in der Gartenflora besprochene Gr. Blu-
menavia C. Koch et Bche. Vorkommend in
den feuchten Wäldern in der Umgegend von
Rio de Janeiro, verdanken wir gleich der
Moraea ihre Einführung Herrn Saunders, bei
dem sie auch im Jahre 1868 zuerst blühte.
Sie ist im Habitns robuster als alle andern
Arten ihres Geschlechts, denn der finger-
dicke Blüthenschaft trägt 10—14 blau-lilla
und in der Miite weiss gelärbie Blumen.
Zwiebeln fast so breit als lang, unten flach.
Blätter mit langen Stielen von der Dicke
eines kleinen Fingers, am Grunde mit ge-
schlossenen Scheiden. Blattfläche lederartig,
I
4
7
}
I. Neue Zierpflanzen.
einen Fuss und mehr lang, 5-6 Zoll breit,
lebhaft grün, länglich -lanzettlich, fast spitz,
mit vielen stark hervortretenden Nerven und
durchscheinenden Netzadern. Blüthenschaft
dieker als die Blattstiele, rund, 1!/, Fuss
hoch, mit 5—6 anderthalb Zoll langen Brac-
teen, die sich vom Grunde aus allmälig ver-
schmälern und zurückgebogen sind. Blü-
thenstiele kurz. Blumenkrone 4 Zoll lang
und vollständig aufgeblüht 4!/, Zoll im
Durchmesser. Röhre eylindrisch. Saum am
Grunde höckerig, breit trichterförmig, Lap-
pen ungleich; die unteren kürzer und schmä-
ler, die drei oberen einander genähert, jeder
24/, Zoll lang, bei einer Breite von 2/, Zoll,
zurückgebogen. Staubfäden in die Röhren-
mündung eingesenkt, der obere aufrecht,
die übrigen abstehend. Antheren blassgelb.
(Taf. 5786).
24) Phaleria laurifolia J. D. Hook. —
(Thymeleae). — Phaleria Jack in Mal. mise.
I. p. 59. — Drymispermum Reinwardt Syl-
loge nov. plant. Ratisb. 1828. p. 15. t.2. —
Dr.laurifolium Dene. in Ann. sc. nat. Ser. 2.
XIX. p. 39. t. 1. fig. a. — Meissn. in D.C.
Prodr. XIV. pars II. p. 604. — Dieser auf
Timor wildwachsende immergrüne Strauch
für das Warmhaus, mit daphne-ähnlich rie-
chenden Blumen wurde dem Königlichen
Garien in Kew durch Mr. Thwaites aus
Ceylon zugesandt. Schon im Jahre 1822
hatte Jack die Gattung Phaleria im zweiten
Bande der Malayan Miscellanies, eines Wer-
kes, welches in der Druckerei der Missionäre
von Bencoolen auf Sumatra gedruckt wurde,
aufgestellt und beschrieben, Dieses Werk
ist aber in Europa so selten, dass es von
den continentalen Botanikern nicht beachtet
wurde und daher kommt es, dass Reinwardt
6 Jahre später die gleiche Gattung Drymi-
spermum nannte, ein Name, welcher, ob-
gleich verbreiteter, dem ersteren doch nach-
steken muss, Strauch von 4—8 Fuss Höhe,
anfrecht, immergrün, mit einer zähen brau-
nen Rinde bedeckt. Blätter 4-5 Zoll lang,
die oberen gegenständig, die untersten ab-
wechselnd, alle sehr kurz gestielt, länglich-
lanzettförmig, zugespitzt, glatt und glänzend,
Doldentraube endständig, 6—-8blumig; Blü-
119
thenstiele kurz, Bracteen linear- elliptisch,
wollig an der Spitze und an den Rändern.
Blumen sitzend, Röhre ?/, Zoll lang, 4—7-
lappie. Lappen zurückgebogen, sehr blass-
gelb. (Taf. 5787).
25) Sieriphoma paradoxum Eindl. (Cap-
parideae). — Endl. ex Karst. Ausw. Gew.
Venez. p. 10 cum. icone. — Planch. in Fl.
d. Serres VI. t. 534 et 535. — Capparis
paradoxa Jacq. Hort. Schönbr. I. p. 58 t. 3.
— Steriphoma cleomoides Spgl. — Wie-
derum eine schon mehrmals eingeführte
Pflanze, die bereits in der Gartenflora 1865
pag. 22 besprochen wurde. (Taf. 5788).
26) Aphelandra acutifolia Nees.
(Acanthaceae). — Nees in D.C. Prodr. XI.
p- 299. — Eine in Mexico, Peru, Neugranada
etc. vielfach vorkommende Pflanze, die je-
doch hinsichtlich ihrer Blumen zu den
prachtvollsten ihrer Gattung gehört und die
durch das Etablissement Veitceh eingeführt
wurde, wo sie im October 1868 zuerst blühte.
Ein aufrechter glatter Strauch mit vierkan-
tigen Zweigen. Blätter 4—8 Zoll lang, häu-
tig, glatt, länglich- oval, zugespitzt und an
der Spitze stark verschmälert, am Grunde
in den Blattstiel herablaufend, graugrün.
Rispe endständie, sitzend und steif aufrecht-
stehend, 4—6 Zoll lang und mit den Brac-
teen ?2/,—1!/, Zoll breit. Spindel weich be-
haart. Bracteen länglich-oval, zugespitzt,
gegen die Mitte hin scharf gezähnt, grün
mit purpurnem Rande. Blumen 11/,—1!],
Zolllang, leuchtend vermillon gefärbt. Kelch-
lappen aus breitem Grunde lanzettlich, all-
mälig. zugespiizt. Röhre der Corolle dünn,
Saum 1!/, Zoll im Durchmesser, die obere
Lippe gewölbt, sehr concav, die untere län-
ger, 8lappig. Seitenabschnitte ?/, Zoll lang,
länglich-spathelförmig, die mittleren fast
2 mal so lang und im Verhältnisse breiter.
Ovarium weich behaart. (Taf. 5789).
27) Myrcia amplexicaulis J. D. Hook.
(Myrtaceac). — Eugenia amplexicaulis Vell.
Fl. flum. V. t. 44. — Gomidesia ampl. Berg
in Mart. Fl. bras. Myrt. p. 13. — Ein Strauch
oder vielleicht ein kleiner Baum, einheimisch
120
in der Umgebung von Rio de Janeiro, wel-
cher bei einer Höhe von 3—5 Fuss in den
Warmhäusern des Kew-Gartens blühte. Die
ganze Pflanze ist mit einem wolligen, samm-
tig-weichen Ueberzuge bedeckt, Zweige steif
aufrecht, rund, von der Dicke eines Gänse-
kiels. Blätter gegenständig, 10—16 Zoll
lang, schmal-elliptisch, zugespitzt, auf bei-
den Seiten flaumig, unten netzförmig ge-
adert und mit zahlreichen hervortretenden,
stark divergirenden Seitennerven versehen.
Blüthenbüschel aus den oberen Achsen ent-
epringend, 6—10 Zoll lang, wenig verzweigt,
gegenüberstehend und ausgebreitet. Blumen
in Bündeln gestellt, 3/,—1 Zoll im Durch-
messer. Kelehröhre fünflappig, Petalen
kreisrund, weiss. Staubfäden viel länger als
die Petalen. (Taf. 5790).
28) Oypripedium Parishiüt Rechb. fil. —
(Orchideae). — Rchb. fil. in Flora 1869 p.
322 et Gardn. Chronicle 1869 p. 814 cum
ic. xylogr.). Lange Zeit war das C. insigne
der einzige bekannte Repräsentant dieser
Gruppe der Cypripedien, zu denen später
C. laevigatum und C. Stonei hinzukamen
und wo auch diese neue, von Rev. C. Parish,
einem grossen Verehrer der Orchideen in
Moulmein entdeckte und an den Kew-Garten
gesandte Art gehört. Die Abbildung im
Botanical Magazine ist nach einem kräftigen,
bei den Herren Veitch und Söhne cultivirten
Exemplare gemacht. Von ihren Verwandten
hauptsächlich unterschieden durch den ro-
busteren Bau, ungestreifte Rückseite der
Sepalen, die abgestumpften Petalen, durch
die Form der Lippe und die Gestalt der
Staubfäden. Stengel 4—8 Zoll hoch, dicht-
-beblättert; Blätter 8 Zoll lang, 2 Zoll breit,
lederartig, deutlich linirt, glänzend grün,
schief abgerundet, an der Spitze zweitheilig.
Blüthenstiel 1!/,—2 Fuss hoch, stark und
mit zotitigen Haaren bedeckt, 3— 5blumig.
Hüllblätter gross, spathellörmig, oval, zuge-
spitzt, von grüner Farbe. Ovarium 2 Zoll
lang, ebenfalls wollig-behaart; Sepalen 2 Zoll
lang, 1—1!/, Zoll breit, ausgebreitet, hell-
grün. Petalen 4—5 Zoll lang, hängend, li-
nirt, gewuuden; auf den untern ?2/, ihrer
Länge purpnrfarben mit blassem Rande; an
: \
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. °
der Spitze abgerundet und gewimpert; der
Rand des oberen Drittels ist grün und trägt
hin und wieder auffallende warzenartige
Auswüchse. Lippe am Grunde abgerundet,
grün oder purpurröthlich, 1!/, Zoll lang,
mit weit geöffnetem Limbus und aufrecht-
stehenden Oehrchen. Staubfäden grün, läng-
lich, 2theilig. (Taf. 5791).
29) Ceropegia Sandersoni Decaisne in
litt. (Asclepiadeae). — Diese höchst beach-
tenswerthe Pilanze wurde von Herrn John
Sanderson in Natal an den Ufern eines Ne-
benflusses des Umgeni auf steinigem Boden
entdeckt und im Jahre 1868 an den botani-
schen Garten in Kew geschickt. Den Namen
gab Decaisne, dem nur eine Zeiehnung der
Pflanze vorlag, provisorisch zu Ehren des
Entdeckers. Sie erscheint verschieden von
den verwandten Arten durch starke, einer
Vanille ähnliche Stienge!,, ferner durch ihre
dicken fleischigen Blätter und durch die
merkwürdige Farbe und Structur ihrer halb-
durchsichtigen Blumen. Der windende Sten-
gel ist fleischig, selten verzweigt; Blätter
weit von einander stehend, kurzgestielt,
12/9—21/, Zoll lang, herzförmig, abgestumpft,
dickfleischig und dunkelgrün wie der Sten-
gel; Blüthenstengel kurz, 3—4blumig, ach-
selständig und gebogen. Bracteen klein,
pfriemenförmig; Kelchblätter grün, !/, Zoll
lang. Blumenkrone 2!/, Zoll lang, am
Grunde gebogen, über 2 Zoll im obern
Durchmesser. Die an .der Basis grüne
Röhre ist nach obenhin aufgeblasen und
endigt in einen 5zackigen durchscheinenden
triehterförmigen Rand, welcher“mit matt-
grünen Netzadern bedeckt ist und 5 lappen-
arlige, grünspanfarbene
trägt, die das Aussehen sich zusammen-
neigender, am Rande 2lappiger Lippen ha-
ben. Die sich umlegenden Ränder der letz-
teren sind mit einer Reihe durchsichtiger
glatter, aufrechistehender Härchen besetzt.
Staubfäden gelb. (Taf. 5792).
Verlängerungen
30) Acer rufinerve Sieb. et Zuce. var.
albo-limbata. (Acerineae). — S. et Z. El.
Japon. II. t. 158. — Miqu. Prolus. Fl. Jap.
p. 20. — Ein schöner buntblätteriger japa-
II. Neue Zierpflanzen.
121
nischer Ahorn, dessen Stammart sich unter | ist — Blumen wie bei allen Dorstenien ori-
den Einführungen des Herrn Akademikers
C. J. Maximowicz befindet und im St. Pe-
tersburger botanischen Garten cultivirt wird.
Ein grosser Baum mit starken Aesten mit
blassrothen Blati- und Blüthenstielen und
oft ebenso gefärbter Mittelrippe der Blätter.
Diese sind aus herzförmigem Grunde, hand-
förmig getheilt, 3-- 5lappig, scharf doppelt-
gezähnt, oben glatt, unterseits an den Ner-
ven mit einem schwachen rostfarbenen wol-
ligen Ueberzuge; Lappen deltoid, plötzlich
in eine schwanzartige Spitze verlaufend; die
seitlichen kürzer als der mittlere. Blüthen-
traube einfach, vielblumig, Blüthen kurzge-
stielt. — Die abgebildete, weiss gerandete
Abart erhielt der Garten in Kew von der
Firma Standish, welche denselben im Mai
1869 in der Königlichen Gartenbau- Gesell-
schaft ausstellten. (Taf. 5793).
31) Primula pedemontana Thom. (Pri-
mulaceae). — Thomas. Pl. exs. Koch Sy-
nops. Fl. germ. et helv. Ed. II. p. 675. —
Eine längst bekannte, in die Gruppe der
Pr. Auricula gehörende Primel aus den höch-
sten Regionen der schweizer und piemonte-
sischen Alpen und eine der reizendsten Pflan-
zen jener Gegenden. (Taf. 5794).
32) Dorstenia argentata J. D. Hook.
(Moreae). Eine schöne buutblätterige Warm-
hauspflanze, welche der Botanische Garten
in Kew durch Herrn Wilson Saunders in
Reigate erhielt und die aus Süd- Brasilien
stammt; Herbarien- Exemplare erhielt das-
selbe Institut von Dr. Fritz Müller in St.
Catherine. — Stamm fast einfach, stielrund,
aufrecht, niedrig, die blätterreichen Zweige
6—12 Zoll lang, dunkelpurpur, weichbehaart,
von der Dicke eines Gänsekiels, Blätter zahl-
reich, wechselständig, 3—5 Zoll lang, läng-
lich- oder schmal-lanzettlich, in eine stumpfe
Spitze auslaufend; am Rande buchtig-gezähnt,
dunkelgrün mit breitem silberfarbenen Mit-
telstreifen, welcher mitunter grün marmorirt
ginell, aber ohne allen gärtnerischen Werth.
(Taf. 5795).
33) Drosophyllum lusitamicum L. (Dro-
seraceae). Abermals eine Pflanze der euro-
päischen Flora, schon von Linne beschrie-
ben und in Spanien, Portugal etc. vorkom-
mend. Es ist eine Moorpflanze mit verhält-
nissmässig grossen gelben Blumen. — Sie
wurde durch Herrn Goeze, welcher den bo-
tanischen Garten in Coimbra leitet, lebend
und ir Samen nach Kew gesandt, wo sie
im April des vergangenen Jahres
blühte,
zuerst
(Taf. 5796).
34) Mackaya bella Harvey. (Acantha-
ceae). Harv. in Proc. Dubl. Univ. Bot. et
Zool. Ass. ined. — Thesaur. capensis t. 13.
— Eine wunderschöne Pflanze von Port
Natal, vorkommend an den Ufern des Ton-
gat-Flusses und entdeckt durch M. J. San-
derson, durch welchen der Kew-Garten auch
lebende Exemplare erhielt, die im Mai 1869
im dortigen Palmenhause zur Blüthe kamen.
Ein kleiner fast glatter Strauch mit ruthen-
förmigen Zweigen. Blätter kurz gestielt,
abstehend, länglich-eiförmig, 2—4 Zoll lang,
buchtig-gezähnt, an der Spitze zusammen-
gezogen, stumpf oder zugespitzt, geadert. —
Traube 4—6 Zoll lang, vielblumig, endstän-
dig, einseitig, Hüllblätter gegenständig, klein.
Blumen seitlich, aufrecht, Kelch 5theilig.
Segmente pfriemig. Blumenkrone fast 2 Zoll
lang, blass lila, mit feinen zarten purpur-
farbenen Netzadern überzogen, unten röhrig,
oben glockenförmig, mit einem tief fünflap-
pigen, ungleichen, ausgebreiteten Saume.
Die Segmente desselben sind länglich,
stumpf, Staubfäden kürzer als der Saum.
Griffel fadenförmig. Die Gattung benannte
Harvey zu Ehren seines alten Freundes, des
Herrn Dr. J. T. Mackay in Dublin, Heraus-
gebers einer Flora hibernica. (Taf. 5797).
(Ender).
122
1) Hecken von Fuchsien. Auf der
internationalen Ausstellung in Hamburg im
September 1869 sah man an zwei verschie-
denen Plätzen Hecken von Fuchsia als Ein-
fassung und zwar die Sorte Madame Cor-
nelissen mit weisser einfacher Corolle. Die
eine Hecke vor dem chinesischen Pavillon
stand den ganzen Sommer und war pracht-
voll, die andere aber erst blühend gepflanzt,
daher unbedeutend. Der Aussteller war der
bekannte Fr. Harms in Eimsbüttel bei Ham-
burg. Referent benutzt hohe Fuchsien schon
seit 20 Jahren in ähnlicher Weise als Wände
einer Laube, verwendete aber nur die klein-
blumige jedoch sehr starktriebige alte Sorte
F. gracilis, welche nur noch selten in den
Gärten gefunden wird. Dieselbe bildet auch
prächtige Pyramiden, welche Form, bei-
läufig bemerkt, in den Gärten gar nicht so
oft gefunden wird, als sie verdient. Wer die-
selben anziehen will, findet auch unter den
neuen grossblumigen Sorten von geeignetem
Wuchs. J.
2) Bodenwärme in Gewächshäu-
sern. Eine meines Wissens einzig dastehende
Einrichtung besitzt das Palmenhaus im Bo-
tanischen Garten zu Berlin, in dem der ganze
Fussboden erwärmt wird. Dasselbe steht
auf einem Gewölbe, welches die Heisswas-
ser- und Dampfheizungsapparate mit den
Wärmekammern enthält, Die letzteren wer-
den durch Dampf und die Kessel erwärmt
und besitzen oft eine Temperatur über 40
Grad. Der Boden ist daher fortwährend
durchwärmt, was natürlich auf die Vegeta-
tion sehr günstig wirkt. Dies ist aber nicht
der heuptsächlichste und einzige Zweck, son-
dern die Wärmekammern unter der Erde
dienen als Reservoir, aus welchen in der
kürzesten Zeit so viel Wärme zugelassen
werden kann als nöthig ist, wenn die Was-
serheizungen nicht hinreichen. Diese Art
der Heizung verdient die grösste Beachtung
und söll sogar verhältnissmässig wenig Heiz-
' aufwand erfordern. Der Erfinder ist Herr
Garteninspector Bouche. J.
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz
a ae 00
22 Pal ion
/ Fikh
n sr
DR
Notizen.
3) In Braunschweig hat sich schon vor
längerer Zeit eine Spargelbaugesell-
schaft auf Actien gegründet, welche Spar-
gel im Grossen baut und verwerthet. Die
Sache verdient an solchen Orten Nachahmung,
wo der Gemüsebau in den Händen der klei-
nen Leute nicht vorwärts kommt. So vor-
trefflich derselbe betrieben wird, wo er sich
in den Händen von Gärtnerfamilien fast erb-
lich befindet, und so wohl diese fleissigen
Leute sich dabei befinden, so kommt doch
der Gemüsebau auch an Orten, wo Bedarf
ist, aus dem Grunde nicht auf, weil die
„kleinen Leute“, welche sich damit abgeben
möchten, meist keinen Besitz, oder wo sie
ein wenig Land haben, kein Betriebskapital
haben, deshalb stets Taglöhner bleiben. Be-
diente man sich dieser Gemüsebauer als
Arbeiter einer Gesellschaft, vielleicht mit
einem Antheile am Gewinne, so muss es
möglich sein, den Gemüsebau zu heben.
ist der Zweck erreicht, so kann man Ein-
richtungen trefien, dass aus den Taglöhnern
Pächter, aus dem fleissigen Pächter endlich
ein Grundeigenthümer wird. Wie mancher
Sumpf harrt noch des fleissigen Gemüse-
züchters, um eine Goldgrube zu werden.
J.
4) Getriebener Spargel. Auf der
Hamburger Ausstellung im September 1869
sah man schönen geiriebenen Spargel aus-
gestellt von der „Spargelbau- Actiengesell-
schaft“ in Braunschweig und dem als Spar-
gelzüchter schun in Ruf stehenden Handels-
gärtner Hübner in Bunzlau. Der eine war
zwar nicht als getriebener bezeichnet, son-
dern als „frischgestochener“, musste aber
doch wohl mit Mist getrieben sein, denn die
Stengel waren über 8 Zoll lang. Es zeigt
dies, dass man sich dieses beliebte Gemüse
auch schen im Spätsommer verschaffen
könnte, Natürlich würden diejenigen Spar-
gelanlagen die besten Erfolge geben, welche
im Frühjahr nicht gestochen wurden, denn
wenn die Stengel schon im Mai vollkommen
ausgebildet sind, so kann die Pflanze um
2 - III. Notizen.
einen ganzen Monat früher in Ruhezustand
kommen, als wenn sie bis Ende Juni ge-
stochen werden und die Stengel sich erst
im Juli ausbilden. d.
5) Etiquetten aus
Auf der Hamburger Ausstellung im Herbst
schuk (Gummi) mit erhabener oder ver-
tiefter Schrift. Solche sind unzerbrechlich
und die Schrift kann nie unleserlich werden.
Sie sind indess nur zum Anhängen prak-
tisch. Es fragt sich nur, ob der Preis eine |
| !/ bis 2/, des ganzen Durchmessers.
allgemeine Anwendung erlaubt.
J.
Meiner Abhandlung über die Begrünung
trockener Abhänge in Parkanlagen, wo kein
zutragen, dass, nach Beobachtungen des
trockenen Sommers von 1868: und 1869
keine Pfianze der Trockenheit so widersteht
wie mehrere Arten von Genista mit liegen- |
den oder niedrigen Stengeln, besonders G.
finetoria, pilosa und ähnliche. Während
auf den hiesigen trockenen Bergwiesen im
Walde keine Spur mehr von Rasengrün zu
sehen war, sogar die darin zerstreut vor-
kommenden Büsche von Lotus corniculatus
Staub zerreiben liess, hielt sich Genista
tinetoria so dunkelgrün, dass es mit den
nahen Fichten wetteiferte. Obschon diese
Genista, wo sie ungestört bleiben, kleine |
Sträucher bilden, so bleiben sie doch auf
Mähewiesen rasir, kommen sogar selten zur
Blüthe.
Begrünung trockener Abhänge benutzen, so
müssen sie vereinigt angebracht werden,
denn zwischen verbranntem nnd vertrock-
netem Gras und Kräutern würde das frische |
dunkle Griin ihrer Blättehen nur stören. die |
traurige Farbe der Dürrung nur anffallender
machen. J:
7) Verschiedenheit der Jahres-
ringe bei Laub- und Nadelholz. Der
voriges Jahr in Schwetzingen verstorbene
Kautschuk. |
|sind die Jahresringe an den Aesten auf
1869 befanden sich auch Etiketten von Kaut- |
|obern Seite stärker, so dass die Markröhre
| nicht im Mittelpunkte liegt, sondern beim
| Nadelholz oberhalb, beim Laubholz unter-
| Erklärung dieser Abweichung suchen,
6) Genista als Ersatz von Rasen. |
| Aeste von Einfluss
| wo ich schliessen will, habe ich noch eine
| Anzahl Abschnitte von 8 Holzarten unier-
| sucht und bin zu der Ueberzeugung gelangt,
| dass die erwähnte Abweichung fast nur bei
| wagerecht oder bereits geneigten Aesten vor-
braun wurden, ja selbst die nicht daraus |
vertilgbare Haide (Calluna vulgaris) sich zu |
123
bekannte Dr. Schimper machte während sei-
nes Aufenthalts in Jena folgende, so viel
ich weiss noch nicht veröffentlichte Beob’
achtung, die ich ebenfalls vielfach bestätigt
gefunden habe. An Nadelholzbäumen, am
auffailendsten bei Kiefern (Pinus sylvestris)
der untern Seite, beim Laubholz auf der
halb des Mittelpunktes, Die Abweichung
vom Mittelpunkte beträgt in einzelnen Fällen
Ge-
lehrte mögen nach der wissenschaftlichen
Ich
selbst halte die Stellung der Nadeln und
Blätter sowie der Zweige für einflussreich,
doch fehlt es.mir noch an einem Haltpunkt,
eigentlicher Rasen gedeiht, habe ich nach- |
aus dem man die Regel feststellen könnte.
| Ich werde meine Versuche fortsetzen und
| fordere Andere auf, recht viele Durchschnitte
zu machen, dabei aber zugleich zu beob-
achten, inwiefern der Neigungswinkel der
ist. Im Augenblicke,
kommt. Bei dem Holze der Pyramideneiche
mit aufwärtsstehenden Aesten liegt die Mark-
| röhre im Mitielpunkte, und fast unmerklich
| ist die Abweichung bei Kastanienästen (hän-
senden), auffallend bei Prunus Padus., An
einem Birkenaste ist der Mittelpunkt an der
Seite nahe am Stamme richtig, 2 Fuss tie-
| fer, wo der Ast abwärts geneigt war, ganz
Will man aber diese Pflanzen zur |
auffallend einseitig. Am auffallendsten fand
ich bei dieser letzten Untersuchung Fichten-
äste mit unterhalb stärkeren Jahresringen.
J.
8) Wassermelonen. Hr. A. Dumas
in Gers bei Leetoure hatte im Jahre 1867
einige schwarze Samenkerne der Hilopa-
Wassermelone gesäet und aus selben Früchte
von bis zu 14 Kilogr. Gewicht erlangt, die
aber nicht schwarze, sondern grüne Samen-
kerne hatten, das Fleisch war weiss, fest
124
und sie erlangten ihre volle Reife im darauf-
folgenden März. Gekocht waren diese Me-
lonen wohl von angenehmem Geschmack,
aber hinterliessen im Munde einen kleinen
Geschmack von Pfeffer. Hr. Dumas ist be-
reit, von seinen Melonensamen Kerne abzu-
geben.
Ueber diese Hilopa-Melone bemerkt
Naudin (]. c. p. 271), dass sie eine Varie-
tät der Kelopa aus dem Caffernlande sei,
die Samen zeigen sonderbare Verschieden-
VW. Lite
®
1) F. Jühlke, über die Hülfsmittel zur
Verbesserung der Landwirthschaft-
lichen Culturpflanzen. Berlin bei E.
Krause.
Es ist das ein Vortrag, den unser ge-
ehrter Freund im Club der Landwirthe in
Berlin gehalten. Es werden in demselben
die rationellen Hülfsmittel besprochen zur
Erhöhung der Erträge beim Anbau der
Landwirthschaftlichen Culturpflanzen und
werden diese Rathschläge von einem Mann
gegeben, der sich selbst ein ganzes Men-
schenalter mit der rationellen Cultur dieser
Pflanzen beschäftigt hat.
Der Anbau der für bestimmte Klimate
geeignetsten Racen gehört zu den Rath-
schlägen, die da gegeben werden. Wir kön-
nen in das Detail nicht eingehen und wie-
derholen hier nur, was Jühlke über den
frihen Erfurter Zwerg-Blumenkohl sagt.
Diese Sorte wird als die beste Abart des
Blumenkohls, die bis jetzt existirt, empfoh-
len. Dieselbe ward vom Gemüsegärtner
Martin Haage im Dreienbrunnen zu Erfurt
erzogen. Die Geschichte der Entstehung
dieser Abart ist die folgende. Im Jahre
1828 bezog Friedrich Adolph Haage jun. in
Erfurt eine grössere Quantität Blumenkohl-
samen vom Vorgebirge der guten Hoffnung.
Herr M. Haage zog von diesem Capischen
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
heit in Grösse, Form und Farbe in einer
und derselben Frucht, so dass man glauben
möchte, man habe verschiedene Speeies vor
sich — es finden sich schwarze, gelbe, rothe,
weisse, marmorirte ete., glatte, runzlichte,
glänzende etc. Kerne. Im Caffernland sind
die Früchte süss, saftig, aber auch bitter
und gehen in das höchst bittere und sogar
giftige über. (Cucumis caffer, amarissimus
etc.) — (S—r.)
raiun
Blumenkohl 12 Jahre nach einander Samen.
Za Anfang der vierziger Jahre zeigten sich
eine Zahl von Pflanzen mit niedrigem Strunke
und grossen umfangreichen Köpfen. Diese
Pflanzen wurden isolirt und von ihnen Sa-
men zum fernern Anbau gezogen. Aber-
mals dauerte es 12 Jahre, bevor aus diesen
Mutterpflanzen unter fortgesetzter Isolirung
der Exemplare mit den niedrigsten Strunken
und den am dichtesten gebauten Köpfen
die Rage des Frühen Erfurter Zwerg-Blumen-
kohls hervorging.
Dieses vom Herrn Jühlke verbürgte Bei-
spiel der Entstehung einer ausgezeichneten
und vorzüglichen neuen Race zeigt am be-
sten, dass etwas wirklich Gutes in die-
sem Bereich, nicht von heute auf morgen,
sondern nur durch jahrelange Auslese und
Isolirung erzogen werden kann. (E. R.)
2) Dr. E.Hallier, H.Maurer, J. Zorn,
Seidenbau-Zeitung für Norddeutsch-
land. Mauke’s Verlag in Jena.
Am Ende jeden Monats erscheint eine
Nummer zu 1 Bogen Text in Quart; Preis
des Jahrganges 1 Thlr. 10 Sgr. In Jena hat
sich eine Gesellschaft für Seidenbau gebildet
und ebenso ist dort eine Versuchsstation für
den Seidenbau gestiftet worden. Die dort
theils praktisch gewonnenen Resultate, theils
jene Resultate welche Hr. Prof. Hallier durch
IV. Literatur.
Beobachtungen mittelst des Mikroskops er-
hält, werden in dieser Zeitschrift gegeben.
Die Probenummer liegt vor uns. Was die
Ausstattung betrifft ist Papier und Druck
vorzüglich, den Artikeln des Hrn. Hallier
fehlen aber zum bessern Verständniss die
Erläuterung durch Holzschritte. (E. R.)
3) Taschenbuch für Pomologen,
Gärtner und Gartenfreuude,
herausgegeben vom Pomologischen
Institut in Reutlingen durch Dr. Ed.
Lucas. Neunter Jahrgang. Mit 25
Abbildungen. Ravensburg, Verlag von
Eugen Ulmer 1869.
In gewohnter Weise bringt auch dieser
neunte Jahrgang des Taschenbuchs eine
Reihe von belehrenden und interessanten
Abhandlungen über verschiedene Specialitä-
ten des Gartenbaues, vorzugsweise der Nutz-
gärtnerei in erschöpfender Behandlung. Die-
selben sind, da mehrere Verfasser noch an-
gehende Gärtner und Schriftsteller sind, von
sehr verschiedenem Werth; doch kommt es
uns vor, als ob dieser neunte Jahrgang an
Gediegenheit der Abhandlungen über ver-
schiedene seiner Vorgänger hervorrage. Die
X Abtheilungen sind: I. Allgemeines (nur
über Obstbau). II. Neue Werkzeuge und
Materialien. Ill. Allgemeiner Pflanzenbau
(nur die Verwerthung des Chausseeabraums
zur Düngung der Obstbäume enthaltend, da-
her etwas seltsam plazirt). IV. Gemüsebau
und Treiberei. V. Pomologie und Obsteul-
tur. VI. Baumschnitt und Topfobstzucht.
VI, Weinbau. VIII. Landschaftsgärtnerei
und Gehölzzucht (enthält nur die Beschrei-
bung eines Obstgärtchens mit krummen
Wegen, was wohl wenig mit Landschafts-
gärtnerei zu thun hat). IX. Blumenzucht.
X. Landwirthschaft und Verschiedenes. Aus
dem ersten Artikel erfahren wir, dass man
auch in Württemberg, welches wir für das
Muster-Obstland zu halten gewöhnt sind,
noch für nöthig hält, zum Obstbau aufzu-
muntern, denn er trägt die Ueberschrift:
125
Wenn Württemberg noch solche Anstren-
gungen macht, dann haben andere Länder
noch vielmehr Ursache dazu. Auch der
zweite Artikel klagt, dass in Rheinhessen
(abermals ein als gesegnete Obstgegend be-
trachtetes Ländchen) die Obsteultur noch
zurück sei. Was haben wir Andern da
nicht nachzuholen? Uebrigens sind die vor-
geschlagenen Mittel zur Besserung für alle
Gegenden mustergiltig. Unter den neuen
Werkzeugen wird Siedhof’s Veredlungsmes-
ser, wie es scheint aus vollster Ueberzeu-
gung, als besonders zweckmässig zum Ocu-
liren empfohlen. Die damit verbundenen
Vortheile springen sofort in die Augen, nur
haben wir ein Bedenken, nämlich, dass es
sehr schwer ist, eine concave Krümmung
(Einbiegung) gut zu schleifen. Conklöng’s
Unkrautharke scheint uns mit dem steifen
Stiel weniger vortheilhaft als Schleicher’s
Ziehkarst, welcher die Arbeit ähnlich ver-
richtet. Hexamer’s Zinkenhacke mit 6 Zin-
ken benutzen wir schon lange nach eigener
Erfindung und lassen breit gesäete Gemüse
damit lockern. Interessant ist das zum Ver-
edeln dienende Instrument „Metrogreff“, über
welches uns ein Urtheil noch abgeht. Es
dient gleichsam als Messinstrument für den
Veredlungsschnitt. Wir müssen unsere Mu-
sterung einstellen, da noch viele recht gute
oder interessante Abhandlungen zu bespre-
chen. Angenehm war uns, zu bemerken,
dass die früher gerügte Schülerhaftigkeit
mancher Arbeiten in diesem Jahrgang we-
nig auffällt, ein Beweis, dass sorgfältiger
redigirt worden ist. J.
4) Die Blattpflanzen und deren
Cultur im Zimmer. VonDr. Leo-
pold Dippel. Mit 44 nach der Na-
tur gezeichneten Abbildungen. Wei-
mar 1869. Verlag von B. Fr. Voigt.
Ein Blumenfreund und glücklicher Züch-
ter von Pflanzen im Zimmer hat es unter-
nommen, die von ihm bevorzugten Blatt-
pflanzen, welche für das Zimmer geeignet
„Welches sind die Ursachen, dass die Obst- | sind, zu beschreiben und abzubilden, sowie
eultur in Württemberg noch nicht eine
höhere Vollkommenheit erlangt hat?* etc.
ihre Behandlung anzugeben. Es ist dies
ein sehr nützliches Unternehmen, indem all-
126
gemeine Gartenbücher , ja sogar allgemeine
Anleitungen zur Zimmergärtnerei, wie z. B.
die beiden neuesten Werke dieser Speciali-
tät, „der Zimmergarten“ von Dr. E. Regel
und E. Ender (Zürich 1869), und „Zimmer-
und Hausgärtnerei“ von H. Jäger (Stuttgart
1870) sich auf eine Beschreibung oder gar
Abbildung auch nur der vorzüglichsten
Pflanzen nicht einlassen können. Wir sind
erstaunt, welche Pflanzen der Verfasser mit
Glück im Zimmer cultivirt, viele, welche die
beiden genannten Werke nicht gewagt ha-
ben, aufzunehmen, weil es an Thatsachen
fehlte. Sollte man wirklich Palmen wie Ca-
ryota urens im Zimmer aufziehen können?
Wir fürchten fast, dass der Verf. in seiner
Auswahl zu weit geht, wenn es auch, wie
einzelne Fälle beweisen, nicht unmöglich
ist, in grossen hellen Räumen solche Pflan-
zen zu cultiviren. Die Beschreibungen sind
nicht botanisch, aber gut und meist treffend.
Warum der Verfasser bei einer unwissen-
schaftlichen Beschreibung dennoch eine wis-
senschaftliche Eintheilung und Anordnung
gewählt hat, bleibt uns dunkel. Doch hat
die Zusammenstellung nach Familien das
Gute, dass eine gemeinschaftliche Culturan-
weisung vorausgehen konnte. Die lithogra-
phirten Abbildungen sind mit grosser Treue
ausgeführt, indem man den Pflanzen es so-
gar ansieht, dass es keine im Glashause
eultivirten Musterexemplare sind. Die erste
Tafel enthält 7 Palmen (incl. Cycas) mit |
Fiederblättern, die zweite 5 Fächerpalmen,
die dritte 7 Dracänen (Cordylinen), wobei
wir D. nutans ungern vermissen, da sie eine
der besten für das Zimmer ist, unter den
bandblätterigen die beste. Die vierte Tafel
enthält Musaceen und Seitamineen, die fünfte
Aroideen, die sechste 4 Ficus, Aralia, Be-
gonia, Theophrasta u. a. m. Ein genaues
vollständiges Inhaltsverzeichniss kann als
Register dienen, doch wäre ein solches im-
merhin zweckmässig und zwar die botani-
schen von den deutschen Namen getrennt,
Die Ausstattung dieses Buches, welches
doch keinen Anspruch auf ein Prachtwerk
macht, ist eine ausserordentlich schöne.
J.
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
5) Beccari, Giornale botanico ita-
liano. Firenze 1869.
Seit dem Jahre 1832 hatte Italien kein
Journal, welches speciell die Botanik ver-
treten; — nun hat Herr O. Beccari, der
sich längere Zeit auf Borneo den botani-
schen Studien gewidmet hatte, unterstützt
von zahlreichen Wissenschaftsmännern ein
Journal zu veröffentlichen begonnen, wel-
ches in jeder Richtung den gleichartigen
vorzüglicheren Journalen des Auslandes an
die Seite zu stellen ist. — Diese Zeitschrift,
deren vier Helte im Jahre erscheinen, bringt
Original-Abhandlungen, eine Journal-Revue,
literarische Notizen u. s. w.; die typogra-
phische Ausstattung ist vortrefflich, die
Illustrationen ausgezeichnet, der Preis mäs-
sig gestellt (16 Francs mit portofreier Zu-
sendung). — Unter den verschiedenen Ab-
handlungen, welche in dem im Jahre 1869
erschienenen Hefte enthalten sind, erwähnen
wir die von Carnel über Cyelanthera ex-
plodens Naud. (Cyel. elastica) mit 1 Taf.; —
von Beccari über zwei neue Pflanzen =
Balanophora reflexa Becc. und Burgmansia
Lowi Bcc., von Borneo (mit 2 Taf.); —
dann die von Caruel angegebene Methode,
um die Pflanzen-Cataloge der botanischen
Gärten in Ordnung zu halten, — er bemerkt,
dass sehr oft Pflanzen in solchen Gärten
chne Namen, oder was noch schlechter ist,
mit unrichtigen Namen, oder mit verwech-
selten Etiquetten u. dgl. versehen sind; schon
in Mailand und letzterer Zeit in Florenz (im
botanischen Garten dei »impliei) hat Prof.
Caruel seinen Catalog auf folgende Weise
eingerichtet. In einem Buche von grossem
Formate sind sechs Colonnen aufgeführt; in
der 1. Colonne findet sich die fortlaufende
Nummer, welche mit jener übereinstimmt,
welche auf einem kleinen Blechtäfelchen an
jedem Pflanzen-Individuum angebracht ist;
die 2. Colonne enthält den Namen, unter
welchem die Pflanze eingesendet wurde; die
3. Colonne den Tag des Einlaufes, die Pro-.
venienz und ob Pflanze oder Same; in der
4. Colonne wird der berichtigte Name der
Species eingetragen, wenn solches nöthig;
in der 5. Colonne wird die Stelle mit eini-
V. Personalnotizen und Neuestes.
gen conventionellen Zeichen angegeben,
welche die Pflanze im Garten einnimmt und
in der 6. Colonne endlich werden verschie-
dene Bemerkungen eingetragen, wie dass die
Pflanze abgestorben, eingetauscht u. s. w. —
Die Blechtäfelchen müssen an der Pflanze
derart angebracht sein, dass sie nicht so
leicht abzunehmen und zu verwechseln seien,
so auch dürfen die schon verwendeten nicht
für ein anderes Individuum benützt werden;
— ein solcher Catalog dient für Bäume,
Gesträuche und perenne Pflanzen, — für
einjährige Pflanzen ist ein zweiter Catalog
aufzulegen mit nur drei Colonnen: für die
laufende Nummer, für den Namen, unter
welchem der Same oder die Pflanze einge-
langt und für den richtiggestellten Namen.
Herr Prof. Caruel glaubt, auf eigene Er-
fahrung gestützt, diese Catalogisirung jedem
Gartendirector anempfehlen zu dürfen. —
Von Prof. Gennari in Cagliari ist ein Ver-
zeichniss jener im freien Lande cultivirten
Pflanzen gegeben, welche bei der im Januar
127
d. J. stattgefundenen Kälte (— 3 — 4° R 3)
einigen Schaden erlitten haben oder ganz
abgestorben sind, wie letzteres der Fall war
bei Kleinia neriifolia (1 Met. hoch), Kl. fieoi-
des und Alo& ciliolata; Blätter und junge
Zweige waren beschädigt bei Grabowskia
baerharvifolia, Ficus elastica, F. bengalensis,
Datura suaveolens, Morus cucullata, Musa
paradisiaca, Lantana camara u. m. a. —
Auch Dr. N. Torracciano, Director des
K. Gartens in Caserta bringt eine Liste von
Pflanzen, die ebenfalls im Freien cultivirt
bei einer Kälte von 50 Anfangs d. J. theils
abgestorben oder sonst beschädigt worden
sind; das erstere war der Fall bei Pelargo-
nium zonale, Amicia zygomeris, Aralia um-
bellifera, Habrothamnus Schottii, Bignonia
capensis, Ficus ferruginea, Crassula arbores-
cens, Cr.lactea, Alo&glauca u. m. a.; Blätter
oder die Spitzen der Zweige wurden beschä-
digt bei: Solanum fragrans, Eucalyptus glo-
bulus, E, salicifolia, Melaleuca densa, Cassia
Fieldii, Salvia fulgida u. s. 3. ST.
V. Personalnotizen und Neuestes
1) F. Unger, Hofrath und Professor
in Gratz, ward am 183. Februar dieses Jah- | wirthschäft genannt.
res in seinem Bette ermordet gefunden. —
Unger, dessen persönliche Bekanntschaft wir
in den 40er Jahren in Zürich machten, war
ein liebenswürdiger allgemein geachteter
Mann, der jedoch in Foige seiner freisinni-
gen Anschauungen von der Gegenparthei
vielfach angegriffen wurde. Der Botanischen
Welt ist derselbe durch das von St. End-
licher und Unger herausgegebene Werk
„Grundzüge der Botanik“ und ferner
durch das von ihm 1846 publicirte Werk
„Grundzüge der Anatomie und Phy-
siologie der Pflanzen“ allgemein be-
kannt, Unter den Botanikern Oesterreichs
hatte F. Unger neben Fenzl die geach-
als Candidat tür das Ministerium der Länd-
Ueber seine Ermor-
dung schwebi noch ein Dunkel, angedeutet
wird nur, dass der Verdacht auf eine Per-
sönlichkeit falle, die man, so lange die
Schuld nicht festgestellt sei, nicht nennen
könne.
2) Der Botanische Garten dei Simpliei
in Florenz ist von der Regierung dem Mu-
nieipium überlassen worden und Herr Prof.
Caruel ist in Folge dessen als Director des
Gartens abgetreten. ?
5) Herr C. Maximowicz, bekannt
durch seine Reisen am Amur und in Japan,
sowie durch sein Werk „Primitiae Florae
tetste Stellung, ja er wurde sogar einmal | amurensie* ete., ist zum Oberbotaniher und
128
Herr v. Glehn zum ersten Conservator am
Botanischen Garten in Petersburg ernannt
worden. (E. R.)
4) Johann Bayer, pens. General-In-
spector der Oesterreichischen Staatseisen-
bahngesellschaft ist am 14. Februar d. J. in
einem Alter von 68 Jahren zu Steyr in
Oberösterreich am Herzschlage gestorben.
Den Botanikern ist er bekannt durch seine
Monographie der Gattung Tilia, welche in
dem Jahresberichte der Botanisch - Zoologi-
schen Gesellschaft zu Wien erschienen ist
und durch sein Botanisches Excursionsbuch
für das Erzherzogthum Oesterreich ob und
unter der Enns. (h)
5) Joseph Hackel, ehemal. Professor
der Oekonomie, ist am 20. Novbr. 1869 in
dem hohen Alter von 87 Jahren zu Leit-
meritz gestorben. Bereits im J. 1809 war
er Mitarbeiter an Pohl’s Tentamen florae
Bohemiae. (h)
6) Herr Victor von Janka ist zum
Custos der botanischen Abtheilung am un-
garischen Nationalmuseum in Pesth ernannt
worden. (h)
7) Dr. Georg Holzner wurde zum
Professor der Naturgeschichte und Pflanzen-
physiologie an der
Centralstelle zu Weihenstephan ernannt.
(h)
landwirthschaftlichen |
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz,
8) Dr. J. Milde in Breslau ist zum
Professor ernannt worden. (h)
9) Dr. L. Dippel hat die Professur
für Botanik an der polytechnischen Schule
und die Direction des botanischen Gartens
in Darmstadt übernommen. (h)
10) Dr. E, Pfitzer hat die Stelle eines
Assistenten am botanischen Institute zu Bonn
erhalten.
(h)
11) Das von Schultz Bip. hinterlas-
sehr reichhaltige Compositen- oder
Cassiniaceen- Herbarium hat E. Cosson in
Paris käuflich erworben.
sene
(h)
12) Das berühmte Delessert’sche bo-
tanische Museum ist nach Beschluss der
Erben F. Delessert’s aufgelöst worden, das
Herbarium nach Genf gekommen, die Biblio-
thek der des Institut de France einverleibt.
Dem bisherigen Conservator des Museums
Delessert, Herrn Laseque, welcher 37 Jahre
lang demselben vorstand, wurde bei seinem
Scheiden aus dem bisherigen Wirkungskreise
von den Pariser Botanikern in feierlicher
Sitzung der Societe botanique ein schöner
silberner Pokal überreicht.
(h)
TIER. 08
l. Originalabhandlungen.
1) Abgebildete Pflanzen.
a) Atragene alpinaLl.
(Siehe Tafel 649.)
Ranunculaceae.
A. alpina L. spec. 764. — Jacq. | Stengel, Blattsiiele und Blumen sind
fl. austr. tab. 241. — Rchb. ie, fl. germ. | mehr oder weniger kurzhaarig. Blätter
IV. tab. 60. — Clematis alpina Mill.
diet. n. 9. — D.C. prodr. I. p. 10. —
Suffruticosa, subvolubilis, foliis op-
positis, petiolatis, biternatim sectis den-
tatis v. incisisgue; pedunculis terminali-
bus folia subaequantibus v. superantibus;
sepalis ovato-elliptieis v. oblongo-lanceo-
latis, acutis v. acuminatis; petalis bre-
vibus, stamina circiter aequantibus, spa-
thulatis, apice rotundato-obtusis v. emar-
ginatis. —
Unsere Tafel gibt die Abbildung
eines niedrigen Halbstrauches, dessen
schwach winderde Stengel in den Gär-
ten gemeiniglich kaum spannenlang oder
nur einige Spannen lang werden, wäh-
rend solche da wo sie wild wachsen oft
ziemlich hoch auf anderen Sträuchern
emporrauken, Wächst in den Alpen
Europa’s und in Sibirien. Die jüngeren
Y. 1870.
gegenständig, doppelt 3theilig und die
Blättchen oval- oder länglich-lanzettlich,
mehr oder weniger zugespitzt, einfach
oder doppelt sägezähnig oder selbst lap-
pig geschlitzt. Auf der Spitze der Aeste
steht je ein langer Blüthenstiel, der so
lang oder etwas länger als die Blätter
ist und an der zurückgebogenen Spitze
die nickende Blume trägt. Blume glocken-
förmig. Die 5 Kelchblätter sind gross,
blumenkronenartig gefärbt, oval-lanzett-
lich oder länglich-lanzettlich, zugespitzt
oder spitz. Die Blumenblätter sind
2 mal kürzer als die Kelchblätter, keil-
förmig und an der breiteren Spitze
stumpf oder ausgerandet.
Schon in der Florula ajanensis ver-
einigte der Referent A. sibirica und A.
ochotensis mit A. alpina, da alle diese
Arten in einander übergehen, Unsere
9
Gartenflora Deutschlands, Russlands und ‚der Schweiz.
130
beistehende Abbildung stellt a
Formen dar, von denen einzelne erst in |
Cultur entstanden sind.
Die Form mit zugespitzten gelben
oder weissen Kelchblättern, die vom
Baikal bis zum Osten Sibiriens verbrei-
tet ist. (V Fig. d.
Es sind dies: ar (Vers ed)
Atragene alpina d. lilacina;
sepalis oblorgo-lanceolatis, acuminatis,
lilaeinis. — (S. Fig. a).
Eine aus Samen in Cultur gefallene
Form. —
A. alpinalL. «&. genuina; sepa-
lis oblongo-lanceolatis, acuminatis; caeru-
leis. (8. Fig. b).
Es ist das die Form der Alpen Eu-
ropa’s, zu der die oben aufgeführten Ci-
"tate gehören. Blaue länglich-lanzettliche
zugespitzte Blumenblätter zeichnen solche
aus,
Atragenealpina ealbida; se-
palis oblongo-lanceolatis, acuminatis, al-
bidis, basi lilaeinis.
Gleiehfalls eine in Cultur entstan-
dene Form. (Vergl. Fig. e).
—
A. alpina ß. ochotensis; sepa-
lis ovato-elliptieis, acutis, caeruleis. —
Rgl. et Tiling. fl. ajan. p. 23. — Regel.
fl. uss. n. 5. — Rgl. fl. sib. or. pag. 9. | die Formen der Atragene alpina wegen
— Clematis ochotensis Podr. suppl. II. ihres niedrigen Wuchses nicht zu em-
298. — D.C. prodr. I. pag. 10. — Atra- pfehlen. Man cultivirt solche daher
ähnlich wie Stauden und benutzt sie
zur Bepflanzung von Blumenbeeten.
genr ochotensis Pall. fl. ross. II. 138. —
Ledb. fl. ross. I. p. 4. — Atr. alpina
var. platysepala Maxim. prim. pag. 12. —
Atr. platysepala Trauiv. et Mey. fl. och.
pag.5n, 2, —
Es ist das eine blaublumige Form
des Ostens Asiens mit etwas breiteren
spitzen (nieht zugespitzten) Kelchblät-
tern. — (Vergl. Fig, ce).
A. alpina y. sibirica; sepalis
oblongo -lanceolatis, acuminatis, ochro-
leueis v. albidis. — Rgl. et Tiling. A.
ajan. pag. 23. — Regl. fl. sib. or. p. 9
N. 6. Maxim, prim. pag. 23. —
Trautv. pl. Schrenk. in Bull. de Mose.
XXI. p. 58. — Atr. alpina Ledb. fl.
ross. I. p. 4. — :!Clematis sibirica Mill.
diet, n. 12, — D.C. prodr. I. p. 10. —
Liebt eine lehmige Rasenerde, gedeiht
aber auch in jedem Gartenboden. Im
Winter schützt man durch Deckung mit
Moos oder Laub. (E. R.)
Fig. f. Eine Blume von der die
gefärbten blumenkronenartigen Kelch-
blätter abgenommen sind, so dass man
die die Fructificationsorgane umgeben-
den Blumenblätter sieht.
g. Ein einzelnes Blumenblatt.
h. Ein Staubfaden.
i. Die Fruchtknoten
der Blume.
im Centrum
Als eigentliche Schlingpflanzen sind -
I. Originalabhandlungen.
131
b) Odontoglossum Rossi Lindl.
(Siehe Tafel 650.)
Orchideace,
Od. Rossi Lindl., Sert. Orch.
sub t. 25; Bot. Reg. 1839, t. 48. —
Eine der lieblichsten Orchideen Mexico’s,
woselbst sie in den temperirten Regio-
nen in Eichenwäldern die Stämme der
immergrünen Eichen mit ihren zarten
Blüthen ziert. Sie wurde zuerst von
Barker schon vor mehr als 30 Jahren
und seither wiederholt eingeführt, ohne
jemals bäufig zu werden in den Samm-
lungen. Wir erhielien im Frühjahr 1869
einen grösseren Import dieser schönen
Art von unserm Freunde Roezl, der
sie unter dem Namen Od. Ehrenbergi
uns sandte und dabei bemerkte, diese
Art sei sehr variabel in Färbung, Zeich-
nung und Grösse, so dass es schwer
sei, unter einer Menge blühender Exem-
plare zwei ganz gleiche zu finden. Die
Grundfarbe ändere vom zarten reinen
Weiss bis zum fast dunklen Purpur und
die Flecken von Gelbgrün bis zum Pur-
purbraun. — Von dem nahe verwandten
und in der Tracht durchaus ähnlichen
Od. Ehrenbergi soll sich Od. Rossi
besonders durch die Lippenschwielen
unterscheiden, die bei letzterem vorne
in 2 Zähne auslaufen und gelb gefärbt
Sind, während bei Od. Ehrenbergi
dieselben in einer ungetheilten Spitze
enden und weiss sind. — Ob diese Cha-
raktere wirklich constant sind und daher
die specifische Trennung rechtfertigen,
vermögen wir nicht zu entscheiden, be-
zweifeln es aber, —
Unser abgebildetes Exemplar zeich-
net sich durch die Grösse der Blumen
aus, die einen Durchmesser von nahezu
3 Zoll erreichen, während die Blumen
sonst etwa 2 Zoll im Durchmesser hal-
ten. Troiz der zarten Textur haben
die Blumen eine lange Dauer und sind
von grosser Schönheit.
Scheinknollen eirund, zweischneidig
zusammengedrückt, einblätterig; Blatt
länglich-lanzett, mit feiner Stachelspitze,
Blüthenschaft wurzelständig, überhän-
gend, 1—3 blüthig; Bracteen dünnhäutig,
gekielt, zugespitzt; Sepalen lineal-lan-
zettlich, scharf zugespitzt, die Rückseite
gekielt, Petalen länglich-oval, spitz, wel-
lig gerandet; Lippe aus fast herzförmiger
Basis eirund, am Rande stark gekräuselt,
Lippenschwiele vorne in 2 divergirenden
Zähnen endend, Säule flügellos.
Cultur in der kühleren Abtheilung
des Orchideenhauses. Nach Roezl sind
leichte Fröste in jenen Eichwäldern,
der Heimath dieser Orchidee, keines-
wess selten. (E. 0.)
c) Atragene macropetala Ledb.
(Siehe Tafel 651.)
Ranuneulaceae
A. macropetala; caule volubili; | tis 'v. ovato-oblongis v. oblongo lanceo-
foliis biternatis; segmentis petiolatis ova- | latis, basi rotundatis v. cordatis, nune
0*r
132
simplieibus, nune bi-trifidis, integerrimis
v, ineisis v. serratis; sepalis oblongis,
acutis, utrinque villosulis; petalis oblon-
gis, acuminatis, sepala aequantibus, —
Affinis A. alpinae, caule altiore volubili,
petalis sepalis aequantibus faeile dignos-
eitur. — Ledb. fl. alt. II. pag. 367 in
nota. — Ledb. fl. ross. I. tab. 4. —
Rgl. fl. sib. or. pag. 10 tab. I. (forma
foliis magis laeciniatis).
Die A. macropetala Ledb. stammt
aus der Mandschurei und ist in unseren
Gärten noch ziemlich selten. Sie ist
der A. alpina verwandt, unterscheidet
sich aber durch holzige, mehrere Fuss
hoch schlingende Stengel und die blauen
schönen Blumen, bei denen die 4 äus-
seren, dem Kelche entsprechenden Blät-
ter so lang als die 4 folgenden inneren
Blätter, welche der Blumenkrone ent-
sprechen. Darauf folgen nach innen
einige Kreise heller gefärbte Blättchen,
die spathelförmig und kürzer, es sind
dies sterile Staubfäden. Dann erst fol-
gen die Kreise fruchtbarer Staubfäden,
sowie im Centrum der Blume die zahl-
reichen Griffel, die mit einem bartig be-
haarten, auch an den Früchtchen sitzen
bleibenden Griffel gekrönt sind. —
Eine hübsche Schlingpflanze, die
ins freie Land gepflanzt 6-—-8 Fuss hoch
emporschlingt und ganz unbehaart ist.
Die gegenständigen freudig grünen Blät-
ter tragen auf gemeinschaftlichem Blatt-
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
stiele zu 3 stehende gestielte Blättchen
von sehr wandelbarer Form, indem sie
bald ungetheilt, bald 2—3theilig und
ausserdem ganzrandig oder bald mehr
bald weniger gezähnt oder selbst ge-
schlitzt sind. Die schönen blauen Blu-
men stehen einzeln und nickend auf der
Spitze eines Blüthenstiels, der stets aus
der Spitze der kürzeren Seitenäste steht.
Diese hübsche Schlingpflanze hält
im Klima Deutschlands im freien Lande
aus, in Petersburg muss solche aber als
Topfgewächs cultivirt werden. Einge-
führt ward dieselbe schon vor mehr als
30 Jahren durch den Botanischen Gar-
ten in Dorpat und von da aus in ein-
zelne Botanische Gärten Deutschlands
verbreitet, So sahen wir dieselbe schon
vor 30 Jahren im Botanischen Garten
in Bonn blühen. Vermehrung durch
| Samen und mittelst Veredlung auf die
| Wurzeln von Clematis Viticella.
(E. R.)
Erklärung der Abbildung:
a) Kelchblatt.
b) Blumenblatt.
c. ec) Sterile Staubfäden.
d. e) Staubfäden.
f) Die Griffel.
Alle in natürlicher Grösse.
e) Ein Staubfaden mit Anthere, ver-
grössert. —
2) Moskau und dessen Gärten.
(Schluss).
V. Der Garten des Herrn Semen | bedeutende Ausdehnung und dient den
Petrowitsch Lepeschkin in der | Einwohnern Moskau’s als eine der be-
Nähe des Petrowski-Parkes,
liebtesten Promenaden im Sommer. Der-
Der Petrowski-Park besitzt eine sehr | selbe enthält schön angelegte Parthien,
di
- I. Originalabhandlungen, 133
bietet kühlenden Schatten und frisches
saftiges Grün den Flüchtlingen aus der
Stadt und den Besuchern aus den in
der Umgebung des Parkes in grossen
Mengen befindlichen Landhäusern. Das
Palais dieses Parkes hat dadurch ge-
schichtliches Interesse erhalten, dass
Napoleon I., nachdem Moskau bereits
an allen Enden in Flammen stand, hier
seine Wohnung aufschlug. — Auch Hr.
S. P. Lepeschkin, dessen Garten in der
Stadt wir schon besprochen, bewohnt
ein Landhaus in der Nähe des Petrowski-
Parkes. Dieser Garten ist erst seit kur-
zer Zeit angelegt. Der Rasenplatz vor
einem aufgeputzten Salon mit Nipp-
tischen und Blumenschmuck ebenso
ähnlich wie einem Garten. Die Wege
mit rotheın Sand ausgestreut so rein
und nett, als wären solche soeben erst
angelegt. Der Rasenplatz vor dem
Hause wird wöchentlich mit der Maschine
geschnitten und bei trockenem Wetter
täglich gespritzt. Längs der Wege be-
grenzen den Rasen aus Thon gefertigte
durchbrochene Bordüren, die die Farbe
von gusseisernen haben und etwas we-
niger als ein Fuss hoch sind. In den
Ecken des Rasenplatzes liegen kleine
Blumenbilder ungefähr von der Gestalt
dem Hause und dessen Umgebung sieht | wie die beistehende Figur 3 solche zeigt.
Fig. 3.
Fig. 1.
Die einzelnen Grüppchen des Blu-
menbildes sind mit niedrigen in Töpfen
vorgezogenen Pflanzen besetzt, wie wir
das von den Gruppen des Herrn Enke
besprachen und zwar z. B.
a. mit Coleus,
b.b. mit Telanthera amoena,
c. mit Iresine Herbstii,
d.d.
Den äusseren Kreis um ein solches
Blumenbild bildet eine ungefähr !/, Fuss
hohe Einfassung aus Thon von gelber
Farbe, wie solche Fig. 1 darstellt. Die
einzelnen Grüppchen sind wieder mit
Einfassungen aus ungefärbtem Thon von
der Gestalt der Figur 2 und ungefähr
2!/; Fuss hoch umgeben und der Raum
mit Pelargonium zonale Bijou, | zwischen beiden Einfassungen ist mit
134
Gartenflora Deutschlands,
rothem Sand ausgestreut. Dieser rothe
Sand, von dem wir wiederholt sprachen,
besteht aus pulverisirtem rothgebranntem
Thone. —
Zwischen den Gruppen sind einzelne
Exemplare seltener und neuer Decora-
tionspflanzen aufgestellt, so von Phor-
mium tenax fol. variegatis und andern.
Ausserdem sind ganze Gruppen von Pe-
largonium zonale Mistress Pollok und
andern der besten buntblätterigen Pelar-
gonien gebildet und schöne Figuren hel-
fen den Reichthum der Decoration des
Rasenplatzes vollenden. Uebersieht man
den ganzen Rasenplatz vom Balkon aus,
so laufen jenseits des Rasenplatzes dem
Weg nach Festons von Schlingpflanzen,
zu beiden Seiten der Villa sich anschlies-
send umgibt eine Decoration von Muster-
exemplaren von Kugelbäumen und Py-
ramiden von Laurus nobilis, Buxus,
Rhododendron etc., zwischen denen wie-
der schöne Figuren aufgestellt, die jen-
seitige Wegkante der Seiten und verbin-
det das Landhaus gleichsam mit dem
Schmuckgarten vor dem Hause. Im
Allgemeinen erscheint die ganze Deco-
ration etwas überladen, aber der Ge-
sammt-Eindruck derselben macht einen
guten Effect und jede Einzelheit, welche
die Gesammtdecoration bildet, ist ausge-
wählt und verdient Beachtung für sich.
VI. Die Handelsgärtnerei der
Herrn Gebrüder Fomin in Mos-
kau.
Unter den dem Referenten bekann-
ten Handelsgärtnereien Russlands ist
das nicht nur eine der bedeutendsten,
sondern es ist solche zugleich durch die
Eleganz der Einrichtung ausgezeichnet.
In der Stadt besteht das Lokal aus
dem grossen eleganten Verkaufslokal in
der Petroffsky-Strasse und zwei grossen
Gewächshäusern, die als elegante Win-
Russlands und der Schweiz.
tergärten für Kalt- und Warmhauspflanzen
eingerichtet sind. Aus den Gewächs-
häusern tritt man in einen für den In-
nenraum einer Stadt sehr bedeutenden
Garten mit grossem Teich, der hübsch
und geschmackvoll angelegt und vorzüg-
lich unterhalten ist. Im Sommer trin-
ken die Stadtbewohner hier Mineral-
wasser und machen da ihre Promenade,
Vor der Stadt besitzen die Herren
Fomin einen grösseren Garten, wo in
230 Gewächshänsern die zum Verkauf in
dem Stadtlokal bestimmten Pflanzen vor-
gezogen werden. Besonders reich fand
der Referent die Sammlung der Warm-
hauspflanzen. Da waren nicht blos alle
die zahlreichen für Zimmereultur be-
liebten Decorationspflanzen massenhaft
in schönen Exemplaren vertreten, son-
dern auch Palmen, Aroideen etc. sahen
wir in grosser Auswahl. Von Baumfarn
einzelne schöne grosse Exemplare, so
von Cyathea dealbata, eine ziemlich voll-
ständige Sammlung von Maranten mit
den letzten Neuigkeiten, ein starkes
Exemplar von Dichorisandra mosaica,
Rhapis flabelliformis foliis aureo - varie-
gatis, Cycas Ruminiana und Zamia Ghel-
linkii in sehr starken Pilanzen, die bunt-
blätterigen Dieffenbachia-Arten, Sphero-
synen und Sanchezia in gut eultivirten
Pflanzen, prächtige Exemplare von Musa
vittata und Pandanus ornatissimus und
endlich noch eine Pflanze, die den Na-
men Neottia spectabilis trägt. Es
ist das eine Pflanze, über deren Einfüh-
rung wir nichts sagen können und die
zu den besten buntblätterigen Warm-
hauspflanzen gehört. Die wurzelstän-
digen Blätter sind breit-oval, fast einen
Fuss lang, saftig dunkelgrün und mit
Silberfleeken schön gezeichnet. Die
Wurzel ist fleischig. Die Herren Fomin
waren so freundlich, diese schöne neue
Pflanze dem Petersburger Botanischen
I. Originalabhandlungen.
135
Garien zu überlassen und so werden | beerstraüch (Morus alba), die doch über
wir wohl später mehr über dieselbe be-
richten können.
VI. Der Zoologische Gartenin
Moskau.
Der Zoologische Garten besitzt einen
‚ziemlich bedeutenden Umfang und bietet
namentlich der kleine See in demselben
anmuthige und schöne Wasserparthien.
Die Anlagen desselben, sowie die Accli-
matisationsabtheilung für Pflanzen stehen
unter der Leitung des Herrn Obergärt-
ners Demur.
Der Zoologische Garten ist erst seit
einigen Jahren angelegt und enthält
eine ziemlich reiche Sammlung lebender
Thiere, die im Sommer zerstreut im Gar-
ten placirt sind, aber wie die Thiere des
viel kleineren Zoologischen Gartens in
St. Petersburg jährlich viel von der Un-
gunst des Klimas zu leiden haben,
Zur Ausschmückung der verschie-
denen Parthien des Gartens werden von
Herrn Demur vorzugsweise Blattpflanzen
verwendet, und zwar theils annuelle,
theils solche, von denen im Frühjahre
kräftige Stecklingspflanzen vorgezogen
werden, wie Ferdinanda und andere.
Ausserdem sind hochstämmige Fuchsien,
Erythrinen und Canna massenhaft ver-
wendet. Von letzteren empfiehlt und
verwendet Herr Demur vorzugsweise die
Canna Warszewiezii coceinea, deren
röthliches Laub gut zur Decoration sich
eignet und die doch jährlich dankbar
blüht. Guten Effect machten auch grosse
Gruppen der silberweiss behaarten Cine-
raria maritima, von einer Bordüre schar-
lachrother Scarlet-Pelargonien und noch
einem Kranz der weissblumigen Matri-
caria Parthenium flore pleno umgeben.
In der der Acelimatisation gewid-
meten Abtheilung des Gartens sahen
wir Anpflanzungen vom weissen Maul-
mannshoch waren und deren kräftigem
Wuchse es nicht anzusehen war, dass
solche 11,000 Seidenraupen ernährt
hatten. Die Japanische Yamswurzel
(Dioscorea Batatas) hält hier ebenfalls
schon seit mehreren Jahren im freien
Lande aus. Mit den Obsteulturen ist
erst der Anfang gemacht worden, doch
sahen wir gut gezogene Cordons von
Aepfeln und Birnen theils als Einfassung
verwendet, sowie ferner gute junge Py-
ramiden von Aepfelbäumen und einzelne
als Kesselbaum gezogene Johannisbeeren.
Auch Gynerium argenteum, das in Pe-
tersburg auch unter sorgfältiger Deckung
jährlich erfriert, hat hier und in einigen
anderen Gärten Moskaus schon mehrere
Jahre unter Deckung die Winter im
freien Lande ertragen. Zur Blüthe ist
es bei dieser Cultur in Moskau jedoch
noch nicht gekommen, während ein im
Kübel cultivirtes starkes Exemplar im
Petersburger Botanischen Garten, das
nur den Sommer hindurch im Freien
aufgestellt wurde, in den letzten Jahren
jährlich zur Blüthe kam,
VIiI. DerGarten des Herrn Alexei
Wassiliewitsch Lepeschkin. —
Obergärtner Herr Semen Petrowitsch
Bogatirew.
Dieser Garten cultivirt vorzugsweise
sangbare Handelspflanzen und kann als
eigentlicher Handeisgarten betrachtet
werden. Dem Ruf als einem der tüch-
tligsten Gärtner Moskaus, den Herr Bo-
gatirew hat, entsprechen die Pflanzen-
sammlungen. Nirgends sahen wir besser
gezogene Exemplare von Dracaenen,
Marantaceen und den buntblätterigen
Decorationspflanzen des Warmhauses,
und diese alle wiederum in grosser
Menge. Ausserdem Cycadeen, Palmen
etc. Die Hoya bella blühete in mehre-
136
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
ren Exemplaren, im Kalthause schöne | Gartenfreunde zu Moskau“ gehörige Gar-
Camellien und im. Freien zahlreiche
Fruchtbäume in Kübeln zum Verkaufe.
Am meisten interessirte den Refe-
renten die Ananas-Zucht des Herrn Bo-
gatirew. Alles kräftige Pflanzen mit
dunkelgrünem Laube ohne eine Spur
von Ungeziefer. Die Früchte hatten
durchschnittlich 5—8 Pfund. Dieses
Resultat ist um so beachtenswerther, als
die stärkeren Pflanzen im Sommer alle
im Mistbeete und in den freien Grund
hölzerner hoher Mistbeete ausgepflanzt
cultivirt werden und nur die schwäche-
ren Pflanzen im Topfe cultivirt werden.
In den Beeten selbst besteht die Erde,
in welche ausgepflanzt wird, aus einer
gut verrotteten Düngererde. Da wo eine
Pflanze eingepflanzt werden soll, wird
vor dem Einpflanzen eine hinlänglich
breite und tiefe Grube gemacht, diese
wird mit lehmiger Rasenerde ausgefüllt
und dahinein wird gepflanzt.
Im Herbst werden diejenigen Exem-
plare, die im Laufe des Sommers nicht
zur Blüthe- und Fruchtbildung gelang-
ten, mit Erdballen ausgehoben. In die-
sem Zustande, ohne dass solche in Töpfe
gepflanzt werden, werden solche bei
5—6° R. in einem Gewächshause und
zusammen mit den kleineren in Töpfen
stehenden Exemplaren durchwintert und
den Winter hindurch gar nicht begossen,
In vorzüglichen sehr schönen Exem-
plaren sahen wir hier auch die buntblät-
terigen und als sehr zart bekannten
Ananas, welche nach Herrn Bogatirew’s
Versicherung die gleiche Behandlung
geniessen, 3
IX. Die Gartenbau-Schule
Studenez bei Moskau.
zu
Unmittelbar vor dem Thore, unweit
des Observatoriums und des Zoologischen
Gartens liegt der der „Gesellschaft der
ten, Studenez genannt. Die Gesellschaft
besitzt hier ein sehr grosses Grundstück,
ein Geschenk Ihrer Majestät der verstor-
benen Kaiserin, unter deren Protektorat
diese Gesellschaft sich gebildet hat.
Früher noch eonstituirt als die Peters-
burger Gartenbau - Gesellschaft, hat die
Moskauer Gesellschaft schon lange einen
bedeutenden Einfluss auf die Hebung
des Gartenbaues in Russland ausgeübt.
Nach der Bildung des Petersburger Gar-
tenbau -Vereins standen beide Gesell-
schaften eine Zeit lang in einer die Mit-
tel beider Gesellschaften zersplitternden
Concurrenz, indem beide Gesellschaften
ein monatlich erscheinendes, mit Abbil-
dungen versehenes Gartenbau - Journal
in Russischer Sprache herausgaben.
Jetzt aber hat sich zwischen beiden
Gesellschaften, die in so inniger Verbin-
dung mit einander stehen, dass jedes
Mitglied der Moskauer Gesellschaft auch
die Rechte eines Mitgliedes der Peters-
burger Gesellschaft besitzt — und so
umgekehrt, — das einzig richtige Prin-
zip ausgebildet, durch welches beide
Gesellschaften, jede in ihrer Weise, ihren
mächtigen Einfluss auf die Hebung des
Gartenbaues in Russland bewahrheiten
können, nämlich: das Prinzip der Thei-
lung der Arbeit.
Die Petersburger Gartenbau-Gesell-
schaft gibt nach wie vor ihr Gartenbau-
Journal, den „Westnik“ heraus, von dem
gegenwärtig an 700 Exemplare über alle
Theile von Russland verbreitet werden.
Die Moskauer Gartenbau - Gesellschaft
dagegen hat seit mehreren Jahren ihr
Gartenbau -Journal eingehen lassen und
hat unter dem Einfluss ihres gegenwär-
tigen Präsidenten, des Herrn von Ak-
scherumow, (eines Mannes der nicht
nur ein eifriger Freund des Gartenbaues,
sondern auch mit Energie und Auf-
I. Originalabhandlungen.
opferung für das Wohl der Gesellschaft
thätig ist), sich in den letzten Jahren
damit beschäftigt, den Garten in Stu-
denez in allen seiner Abtheilungen zu
heben, die alten baufälligen Gewächs-
häuser durch neuerbaute von zweckmäs-
sigerer Form zu ersetzen und die schon
länger bestehende, von der Moskauer
Gartenbau -Gesellschaft zu Studenez
eingerichtete Gartenbau-Schule zu heben
und fördern.
Die Aufgabe, welche die Moskauer
Gesellschaft in dieser letzteren Beziehung
sich gegenwärtig stellt, ist auch nach
unserer Ansicht die für unsere hiesigen
Verhältnisse gerade nothwendige. E3
sollen da nämlich Gärtner gebildet wer-
den, wie solche zur Beaufsichtigung und
Bearbeitung kleinerer Gärten, in denen
Gemüse, Obstbäume und etwas Blumen
zur Zierde des Gartens und Zimmers
eultivirt werden, nothwendig sind.
Bei den jetzigen Verhältnissen Russ-
lands ist es schwierig, junge Leute als
Lehrlinge zu erhalten, die schon ordent-
liche Schulkenntnisse besitzen, denn
solche ziehen es vor, entweder einen
solchen Weg zu gehen, der ihren Ein-
tritt in den Staatsdienst und Beamten-
stand ermöglicht, oder endlich in ein
Fach einzutreten, das ihnen eine bes-
sere und einträglichere Carriere zu er-
öffnen scheint, sei es als Kaufmann oder
in irgend einem technischen Beruf. Die
Moskauer Gartenbau-Gesellschaft nimmt
deshalb Knaben ohne Schulbildung un-
entgeltlich auf, beköstigt und bekleidet
diese, gibt denselben in den ersten Jah-
ren den entsprechenden Schulunterricht
und bildet solche in den späteren Jah-
ren in praktischer und theoretischer Rich-
tung zu Gärtnern, die ohne besondere
Rechte aus der Anstalt treten, dann
aber leicht Stellen als Gärtner in dem
oben angegebenen Sinne finden, wo
137
solche selbst thätig arbeiten sollen, zu-
gleich aber auch befähigt sind, die Ver-
waltung kleinerer Gärten im Innern mit
zu übernehmen. Gerade an solchen
Gärtnern ist bei uns gegenwärtig stets
Mangel, während für tüchtig und höher
gebildete Gärtner, wie z. B. für solche,
welche das Obergehülfen - Examen in
Preussen bestanden haben oder bestehen
könnten, jetzt sehr selten sich passende
Stellen finden, da die zahlreichen gross-
artigen Gärten der reichen Aristokratie
Russlands seit der Emancipation der
Bauern, in Folge des Mangels an wohl-
feilen Arbeitskräften zum grossen Theil
eingegangen oder doch gegen früher be-
deutend zurückgegangen sind.
Wir erinnern in dieser Beziehung
daran, dass z. B. einer der bedeutend-
sten und berühmtesten wissenschaftlich
eingerichteten Gärten, der des Grafen
Rasumowsky, dem Fischer als Director
vorstand, ein Privatgarten war und dass
es im Innern Russlands gegenwärtig
noch manche in früheren Zeiten von
Engländern, Deutschen und Franzosen
angelegte Privat-Parke gibt, die bis eine
Meile im Durchmesser besitzen. Wäh-
rend solche früher von Hunderten von
Arbeitern in Ordnung gehalten wurden,
verwildern sie jetzt allmälig, wo deren
Unterhaltung bedeutende Summen kosten
würde, die nun dem Landbau zugewen-
det werden müssen,
Auch die Gärten mit den ausge-
dehnten Treibereien, mit grossen Oran-
gerien und Gewächshäusern nehmen aus
dem gleichen Grunde im Innern Russ-
lands immer mehr ab oder nehmen mehr
Verhältnisse an, dass zu deren Leitung
gerade Gärtner nothwendig, wie solche
die Moskauer Gartenbau- Gesellschaft
bilden will.
In Studenez sind daher alle Theile
des Gartenbaues vertreten, um den Lehr-
138
Gartenflora Deutschlands,
lingen Gelegenheit zur Ausbildung zu
geben, Der Garten enthält schöne Ge-
hölzparthien, eine Baumschule, einen
gut unterhaltenen Blumen- und Gemüse-
garten. Der Obstbau, soweit solcher im
freien Lande möglich, sowie die Erzieh-
ung von Topfobst und die Obsttreiberei
im Gewächshause sind gerade jetzt an-
gebahnt worden. In den Gewächshäu-
sern befindet sich eine gut eultivirte
Sammlung der beliebtesten Decorations-
pflanzen und Florblumen zur Verzierung
des Zimmers und Gartens. Ausserdem
besitzt die Gartenbaugesellschaft in der
Stadt eine Samenhandlung, welche wohl
eines der bedeutendsten derartigen Ge-
schäfte Russlands sein dürfte. Dem
Garten in Studenez steht der Obergärt-
ner Müller vor, die Samenhandlung
wird dagegen ganz selbstständig von
Herrn Immer geführt.
So hat die Moskauer Gartenbau-
Gesellschaft unter den Auspieien ihres
mit aufopfernder Liebe und rastloser
Thätigkeit wirkenden Präsidenten Ak-
scherumow jetzt einen Weg betreten,
der dem Gartenbau Russlands zum nach-
haltigen Segen gereichen muss,
Des Herrn Akscherumow’s Woh-
nung zeugt von dessen Liebe zum Gar-
tenbau. Wir sahen bei ihm die Zim-
mereultur in einer Ausdehnung und mit
einer Sorgfalt betrieben, wie wir das in
dem Massstabe noch nicht gesehen. Da
findet man grosse Exemplare von Pal-
men, Aroideen, baumartigen Liliaceen,
Coniferen, den mannichfachen härteren
Blattpflanzen des Warmhauses etc. zu
Hunderten, die alle den Winter hindurch
im Zimmer eultivirt werden und in ganz
vorzüglicher Cultur sich befinden. Im
Sommer wird ein Theil dieser Pflanzen
in dem kleinen hübsch eingerichteten
Hausgarten zu dessen Decoration aufge-
stellt. Ausserdem hat Hr. Akscherumow
Russlands und der Schweiz,
an der Südseite des Hauses ein kleines
Gewächshaus ohne Heizung, das nur im
Sommer aufgestellt wird und zur Anzucht
der Pflanzen, sowie zur Aufstellung der
| Kalthauspflanzen, der zartern Coniferen
etc. im ersten Frühjahre und im Spät-
jahre dient, im Winier wandern aber
alle diese Pflanzen in die ausgedehnten
Räume der Wohnung.
Möchte des Herrn Akscherumow
segensreiche Thätigkeit dem Moskauer
Gartenbau-Vereine noch recht lange er-
halten bleiben!
X, Die Promenaden im Innern
Moskau’s.
Es gibt wohl kaum eine zweite
Hauptstadt in Europa, wo im Innern der
Stadt Alleen und Promenaden von Sei-
ten der Stadt in grösserer Ausdehnung
angelegt sind. Solche Anlagen im In-
nern grosser Städte haben eine aner-
kannte Wichtigkeit für die Gesundheit
derjenigen Bewohner, welche im Som-
mer durch ihre Geschäfte in der Stadt
zurückgehalten werden oder nicht die
Mittel besitzen, sich auf dem Lande auf-
zuhalten. Leider haftet aber auch die-
sen Stadt- Anlagen ein Fehler an, der
leider zu häufig vorkommt. Man ver-
wendet auf die Anlage grosse Summen,
bestimmt aber nicht eine genügende
Summe für deren Unterhaltung, Früher
war das in Moskau in hohem Grade der
Fall, so lange der Herr Fintelmann
lebte, dem von der Stadt die Aufsicht
und Unterhaltung aller dieser über einen
sehr weiten Raum zerstreuten Stadtian-
lagen übertragen war. Seit dessen Tode
ist die Unterhaltung dieser Alleen und
Squares an verschiedene Gärtner über-
geben und die ausgesetzten Summen
genügen nicht zur guten Unterhaltung.
Nachdem wir nun im obigen Berichte
des lebhaften Interesses gedacht haben,
I. Neue Zierpflanzen.
das unter den Bewohnern Moskau’s für
den Gartenbau herrscht, schliessen wir
mit dem Wunsche, dass auch in dieser
Beziehung alles mögliche gethan werden
möchte, damit er alten berühmten Za-
139
im Innern der Stadt erhalten bleiben
mögen. Wir weisen in dieser Beziehung
auf Paris hin, wo trotz der grossen
Schwierigkeiten in der neuesten Zeit,
freilich unter Verwendung sehr bedeu-
renstadt ihr schöner grüner Pflanzen- | tender Summen, so schöne Resultate er-
schmuck und die schönen Promenaden | langt worden sind.
(E. Regel).
. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.
a) Abgebildet im Botanical Magazine.
1) Aörides japonicum Lind. et Icchb. fil.
(Orchideae). Eine mit A&. radicosum Rich.
nahe verwandte Art, die schon Gartenfl. 1864
p- 152 besprochen wurde. (Taf. 5798).
2) Nertera depressa Banks et Sol. (Ru-
biaceae). B. et S. in Gärtn. Frut. I p. 124
t. 26.— D.C.Prodr. IV p. 451. — N. repens
R. et P. Fl. peruv. I p. 60 t. 90. — Eıy-
throdanum alsiniforme Pet. Th. Fl. Trist.
@Acunha p. 42 t. 10. — Gomezia granaten-
sis Mutis in L. fil. suppl. p. 29. — G. ame-
ricana Mirb. (teste Steud.). — Diese längst
bekannte, zur Zeit ihrer Blüthe höchst un-
bedeutende, aber durch die sich lange con-
servirenden, durchsichtigen, orangegelben
Früchte eine der niedlichsten Felsenpflanzen,
die in den antarctischen Gebirgsregionen
der südlichen Hemissphäre sehr verbreitet
ist, z. B. auf den Falklands-Inseln, Cap-Horn,
Neuseeland, Tasmannien, Chili, Peru ete. —
Das abgebildete Exemplar blühte in Kew
im Juni und trug im August Früchte, die
sich einen grossen Theil des Winters hin-
durch conservirten. Es ist ein niedriges,
dichtrasiges, mit kleinen gelbgrünen Blumen
bedecektes Pflänzchen, welches in allen Thei-
len glatt ist. Blätter 1,—!/, Zoll lang, ei-
förmig, lederig oder fast fleischig; Blattstiele
fast so lang als die Blätter, Stengel vier-
kantis, Blumen einzeln, sitzend, !/,, Zoll
lang, Früchte kugelförmig, lebhaft orange.
(Taf. 5799).
EEE BEE EEE EEE EEE EEE EEE BEER EEE EEE
3) Bignonia purpurea Lodd. (Bignonia-
ceae). — D.C. Prodr. IX p. 171 (nomen
tantum). — Diese schöne Warmhaus-Schling-
pflanze, welche schon längere Zeit im Pal-
menhause zu Kew cultivirt wird, wurde be-
reits vor 30 Jahren im Botanischen Garten
zu Liverpool gepflegt. Sie ist zunächst mit
B. speciosa Hook. verwandt, der sie sowohl
im Habitus als in der Grösse der Blumen
ähnlich ist. — Ein glatter Ranker mit dün-
nen Zweigen ; Blätter zweitheilig, Stiel kurz,
1/, Zoll lang, gewöhnlich in eine lange,
heruntergebogene Ranke auslaufend. Blätt-
chen 21/,—3%/, Zoll lang, verkehrteiförmig-
lanzeitlich, plötzlich verschmälert und in
eine scharfe Spitze auslaufend, auf der Ober-
fläche dunkelgrün, unten blasser. Die kurz-
gestielten Blumen erscheinen zu Paaren aus
den Blattwinkeln, am Grunde der Stielchen
befinden sich kleine pfriemenförmige Hüll-
blättchen. Kelch */, Zoll lang, röhrig-
glockenförmig, au der Mündung gefaltet, mit
5 kurzen, stumpfen, conischen Zähnen. Blü-
thenkrone purpurfarben, mit breitem weissen
Schlunde; Röhre trichterförmig, 1 Zoll lang,
Lappen abgerundet, fast gleich. Staubfäden
und Griffel eingeschlossen. (Taf. 5800).
4) Ootyledon Salzmanni Boiss. (Crassu-
laceae). Boissier Voy. en Esp. p. 224, t. 63,
fig. 6.— Walp. Repert. II p. 258. — Eine
schöne einjährige Felsenpflanze, buschig und
dicht mit Drüsenhaaren bedeckt. Stengel
aufrecht, blattreich, an der Spitze eine grosse
Traube schön goldgelber Blumen tragend.
140
Blätter 1/„—?/, Zoll lang, auseinanderstehend,
gebogen, stielrund, sehr dick und fleischig,
grün, rothbraun gestreift und gespitzt, Co-
rolle trichterförmig, goldgelb; Röhre ?/, Zoll
lang, mit rothbraunen Punkten und Strichen.
Vaterland Spanien. (Taf. 5801).
5) Mormodes Greeni J. D. Hook. —
(Orchideae). — Eine neue und prachtvolle
Art, die im Juni 1869 bei Herrn W. Wilson
Saunders blühte; derselbe hatte sie in einer
Auction von importirten Orchideen erstan-
den. Ihren Namen erhielt sie zu Ehren des
tüchtigen und intelligenten Gärtners des
Herrn Saunders, des Herrn Charles Green.
Scheinknollen breit, zweischneidig; Blätter
schmal -lanzettlich, 1— 1?/, Fuss lang, all-
mälig zugespitzt, oben dunkelgrün, unten
fast grau; Rispe sehr lang, hängend, viel-
blumig; Blumen horizontal, 21/, Zoll im
Durchmesser, aussen weisslich; Perianthal-
blätter oval, schwach zugespitzt, die äusse-
ren schmäler, 1!/, Zoll lang, concav, innere
Fläche blassgelb, dichtbedeckt mit länglichen
tiefrothen Flecken. Lippe aufwärts gebogen,
viel länger als die Perianthalblätter, schmal,
allmälig aus dem fadenförmigen, fleischigen,
!/, Zoll breitem Grunde verbreitert zu einem
sehr concaven, kreisrunden Ende, welches
am Rande unregelmässig gezähnt ist. Grund
der Lippe dunkelpurpur, innere Fläche gelb
mit rothen Flecken, an der Spitze lila.
(Taf. 5802).
6) Vellozia elegans Ol. (Vellozieae). —
Oliver mss. ex Balf. in Trans. Bot. Soc.
Edinb. IX p. 79 et 189. — Talbotia elegans
Balf. 1. c. p. 192 (nom. tant.). — Eine aus
dem südlichen Afrika (Cap oder Madagaskar)
durch Herrn Fox Talbot eingeführte interes-
sante Pflanze, die in den botanischen Gärten
zu Kew und Edinburgh eultivirt wird. —
Ganze Pflanze glatt; Stengel hin- und her-
gebogen, 6 Zoll hoch, einfach, oben beblät-
tert, unten dicht mit den faserigen Ueber-
resten alter Blätter bedeckt. — Letztere in
drei Reihen stehend, zurückgebogen, 4—8
Zoll lang, linear-lanzettlich, scharfkielig, zu-
gespitzt. gegen das Ende gezähnt, am Grunde
scheidig. Blüthenstand endständig, in 3—5
Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz,
dünne 2—6 Zoll lange Blüthenstielchen ge-
theilt. Blume als Knospe blasslila, später
reinweiss, 1!/, Zoll im Durchmesser, ohne
Hüllblätter. Perianthialsegmente auseinan-
derstehend, eiförmig, schwach zugespitzt,
die drei äusseren schmäler als die inneren.
Staubfäden 6, aufrecht. Antheren fast sitzend,
linienförmig, stumpf. Ovarium verkehrt-ei-
förmig, dreikantig. (Taf. 5803).
7) Calochortus uniflorus Hook. et Arn,
(Liliaceae). — H. et A. Bot. Beech. p. 398
t. 94. — Cyclobothra uniflora Kth. Enum.
IV. p. 669. — Eine kleine niedliche Pflanze,
welche der Kew-Garten durch Herrn Bolan-
der aus St. Franeisco in Californien erhielt,
und zwar unter der Benennung C. lilacinus.
Sie wächst auf der Hochebene von Santa
Cruz nach den Angaben von M. A. Wood,
welcher die Liliaceen Californiens und des
Oregongebietes in den Proceedings of the
Philadelphia Academy monographisch be-
schrieben hat. — Zwiebel klein, eiförmig,
1/, Zoll lang, mit einer durchsichtigen, dün-
nen Haut bedeckt. Wurzelblätter am Grunde
scheidig, 4—6 Zoll lang, !/,—!/, Zoll breit,
sehr schmal -lanzettlich, zugespitzt, mit vie-
len schwachen Nerven und umgekehrten
Rändern. Blüthenschaft 5—8 Zoll lang,
dünn, wenig beblättert, ein- oder mehrblu-
mig. Blumen dünnstielig, 1!/;, Zoll im
Durchmesser, blassrosa. Sepalen schmal,
länglich, zugespitzt, um ein Dritttheil kür-
zer als die Petalen, nach aussen roth ge-
adert. Petalen auseinanderstehend, verkehrt-
eiförmig, keilig, undeutlich ausgebissen.
Verlangt mit den Capzwiebeln gleiche Cultur.
(Taf. 5804).
8) Rhodoiypus kerrioides $. et Z. Fl.
Jap. p. 187. (Rosaceae). — Beschrieben
und abgebildet Gartenflora 1866, p. 150,
t. 505, fig. 2 et 3. (Taf. 5805).
9) Iris nudicaulis Lam. (Irideae). —
Lam. Encyel. III p. 296. — Rchb. Ic. Fl.
germ. IX p. 4 t. 331. — Iris bohemica
Schmidt, Böh. Cent. IV p. 506. — Eine
längst bekannte Schwertlilie aus der Gruppe
der I. germanica, die in Böhmen, Schlesien,
II. Neue Zierpflanzen.
Volhynien u. s. w. wild wächst, ziemlich
niedrig bleibt und schöne grosse, 21/,—3!/,
Zoll im Durchmesser haltende_ tief- violetie
Blumen trägt. (Taf. 5806).
10) Eria vestita Lindl. (Orchideae). —
Ldl. in Bot. Reg. 1844 p. 79 t.2. — Den-
drobium vestitum Wall. cat. Nr. 2005 in
part. — Diese höchst originelle Orchidee
wurde bereits durch Wallich in Singapore
entdeckt, kommt aber auch in Süd-Borneo
und Manilla vor. Die ganze Pflanze ist mit
zahlreichen weichen Haaren bedeckt. Sten-
gel aufsteigend, 6—10 Zoll lang, von der
Dicke eines kleinen Fingers, beblättert;
Blätter lanzettlich, spitz, abstehend und zu-
rückgebogen, 5—7 Zoll lang, 1?/,—1?/, Zoll
breit, von beiden Seiten behaart, vielnervig.
Blüthentraube achselständig, hängend, 5—6
Zoll lang, vielblumig, Spindel hin- und her-
gebogen, am Grunde mit kurzen breiten
Scheiden bedeckt. Blüthenhüllblätter breit,
1,—1 Zoll lang, eiförmig, kreisrund, weiss
mit einem breiten blutrothen Rande. Blu-
men sitzend, Perianthalblätter orangeroth,
gebogen, 1 Zoll lang, fast !/, Zoll im Durch-
messer. Sepalen verwachsen, lanzettlich,
Spitze zurückgebogen. Petalen länglich-
linear, weiss, mit ihren Spitzen zwischen
den Sepalen hervorragend. Lippe weiss,
am Grunde mit 2 langen stumpfen Ohren.
Verlangt Cultur in der wärmsten Abtheilung
des Orchideenhauses. (Taf. 5807).
11) Androsace pubescens D.C. (Primu-
laceae). — D.C. Fl. frang. III p. 438. — A.
alpina Gaud. Fl. helv. II p. 107. — Eine
bekannte, aber selten in den Gärten culti-
virte Pflanze der pyrenäischen und schwei-
zer Hochalpen, daselbst 7000—9000 Fuss
über dem Meeresspiegel vorkommend. Bil-
det dichte Rasen und bedeckt ganze Felsen-
flächen. Blumen einzeln an den Enden der
Zweige, zahlreich, weiss. (Taf. 5808).
12) Blandfordia aurea J. D. Hook —
(Liliaceae). Die australische Gattung
Blandfordia, von der bis jetzt 5 Arten culti-
virt wurden, hat durch Einführung dieser
neuen Art einen interessanten Zuwachs er-
141
halten. Die durch die Herren J. Veitch und
Söhne aus Neusüdwallis importirten Exem-
plare blühten zuerst im Juni des verflosse-
nen Jahres. Sie ist am nächsten verwandt
mit B. nobilis RBr. und vielleicht nur eine
Abart derselben. Von, den getrockneten
Exemplaren letztgenannter Art unterscheidet
sie sich durch mehr glockenförmige Blumen
und von den Abbildungen durch die Farbe
derselben Eine stengellose Pflanze mit zahl-
reichen, in zwei Reihen stehenden, rauhen,
grasartigen,, sehr schmalen linearen, 8—12
Zoll langen, !/;—!/, Zoll breiten Blättern,
die allmälig zu einer sehr dünnen Spitze
verschmälert, dunkelgrün, doppelt gefurcht
von oben, blass, gestreift und scharfgekielt
von unten und am Rande rauh sind. Blü-
thenschaft 1— 1!/, Fuss hoch, sehr dünn,
ceylindrisch, mit wenigen lanzettlichen, pfrie-
menförmigen, sitzenden Bracteen bedeckt,
3—5blumig. Blüthenstielchen 11/,—2 Zoll
lang, von unten an grün, nach oben gelb.
Bracteen viel kürzer als die Stielchen, pfrie-
grün. Perianthium 1!/, Zoll
lang und an der Mündung fast eben so breit,
glockenförmig, über der Basis leicht zusam-
mengezogen, leuchtend goldgelb; Segmente
fast halbkreisrund, stumpf, undeutlich drei-
nervig, stumpfendig, die drei äusseren mit
einem grünen Flecken. Staubfäden gelb.
Ovarium grün, sehr dünn. Muss wie alle
Blandfordien temperirten Warmhause
gehalten werden. Vermehrung durch Thei-
lung der abgeblühten Pflanzen oder durch
Samen. (Taf. 5809).
menförmig,
im
13) Gladiolus cruentus Moore. (Irideae).
Moore in Gardn. Chron. 1868 p. 1139. —
Diese wirklich prachtvolle neue Art wurde
durch Herrn Bull in Chelsea aus der Colonie
Nata) in Südafrika eingeführt und blühte
zuerst bei ihm im September 1868. Als Art
verwandt mit G. cardinalis, welche in der
gleichen Gegend vorkommt, aber durch
Grösse und Farbe der Blumen sowohl, als
auch durch die gekerbten Perianthalabschnitte
unterschieden. Schaft 2—3 Fuss hoch, dick
und aufrecht. Blätter in zwei Reihen stehend,
4—1?/, Fuss lang, %/,—1 Zoll breit, Iinear-
schwertförmig, allmälig zugespitzt, dunkel-
142
grün mit grauem Schimmer. Aehre zwei-
reihig, 6— 10 Zoll lang, sehr dichtblumig.
Hüllblätter schmal-lanzettlich, die untersten
6 Zoll lang, nach oben allmälig kürzer, alle
grün und krautartig. Blumen 4 Zoll im
Durchmesser, breit glockenförmig, brillant
scharlachfarbig, am Grunde des Schlundes
gelbweiss mit roth punktirt. Perianthalröhre
11), Zoll lang, aussen weiss, Segmente ver-
kehrt-eiförmig, alle in der Form einander
gleich, aber die untern drei um ein Dritt-
theil schmäler als die obern, alle stumpf
und abgerundet, mit einer deutlichen Kerbe;
die beiden untern seitlichen dunkler als die
übrigen, mit einem blassroth gesprenkelten
Querbande gegen die Mitte und zwei vom
Grunde bis zur Mitte am Rande hinlaufen.
den weissen Streifen. Staubfäden scharlach;
Antheren purpurroth. Cultur wie alle Cap-
zwiebeln. (Taf. 5810).
14) Vanda Denisoniana Bens. et Rchb.
(Orchideae). — B. et Rechb. in Gard. Chron.
1869 p. 528. — Wiederum eine Entdeckung
des Obersten Benson, durch denselben an
die Herren J. Veitch und Söhne mitgetheilt
und im April 1869 in deren Etablissement
zur Blüthe gekommen. Sie stammt aus dem
Arracan-Gebirge. Stengel kurz, Blätter rie-
menförmig, 6— 10 Fuss lang, ?2/,—?/, Zoll
breit, rauh, zurückgebogen, an der Spitze
tief zweispaltig; Abschnitte ungleich matt-
grün, glänzend. Rispe 5 Zoll lang, aufstei-
gend, 5—6blumig. Blumen zwei Zoll im
Durchmesser, reinweiss, mit einer schwachen
orangefarbenen Zeichnung am Grunde der
Lippe. Segmente des Perianthiums von glei-
cher Länge. Rückensepale länglich, spathel-
förmig, die zwei seitlichen viel breiter, tief
eiförmig, zugespitzt, Petalen spathelförmig.
Lippe am Grunde zweilappig; Lappen geigen-
förmig, geöhrt. (Taf. 5811).
15) Aloe Oroucheri J. D. Hook. (Lilia-
ceae-Asphodeleae). — Eine schon längst in
Kew cultivirte Art aus der Abtheilung Ga-
steria, die aber erst jetzt zur Blüthe kam.
Ihr Ursprung ist unbekannt, wahrscheinlich
stammt sie aber vom Cap der guten Hofl-
nung. Sie wurde zu Ehren des Chefs der
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Vermehrungs-Abtheilung des Kew- Gartens
benannt, unter dessen intelligenter Leitung
auch die Dickpflanzen im genannten Eta-
blissement cultivirt werden. Zunächst mit
A. candicans Haw. und A. acinacifolia Jacq.
verwandt. Stammlos; Blätter zahlreich,
nach allen Richtungen ausgebreitet, zurück-
gebogen, eine dichte Rosette bildend, 1 Fuss
lang, 3—3!/, Zoll breit am Grunde, nach
oben allmälig verschmälert, plötzlich in ein
abgerundetes mit einer hakigen ®|, Zoll
langen Spitze versehenes Ende verlaufend;
dunkelgrün, mit länglichen weisslichen
Flecken, welche oft wiederum eine grüne
Mitie haben. Oberfläche der Blätter breit
gefurcht. Schaft 2—2!/, Fuss lang, nach
oben vielverzweigt; Blumen zahlreich, hän-
gend, 2 Zoll lang. Perianthium röhrig, cy-
lindrisch, leicht gekrümmt, in der Mitte zu-
sammengezogen, über und unter derselben
etwas aufgeblasen; untere Hälfte blassrosa,
obere weiss mit grünen Adern. Staubfäden
gelb, ein wenig hervorstehend.
(Taf. 5812),
(Ender).
b) Abgebildet in Seemann’s „Journal
of Botany*“.
16) Godwinia gigas Seem. Journ. of
Bot. 1869 p. 313. (Aroideae), Im Januar
1869 entdeckte Herr Dr. Berthold Seemann,
dessen unermüdlichem Eifer die europäischen
Gärten schon manche neue und schöne
Pflanze verdanken, auf dem Chontales - Ge-
birge in Nicaragua, nahe bei der Javali-
Mine zwischen Buschwerk in der Nähe klei-
ner Bäche diese neue Aroidee, welche, ver-
wandt mit Amorphophallus, die grösste aller
bis jetzt bekannten Arten dieser Familie so-
wohl in Blatt als Blüthe darstellt. — Die
Knolle hat einen Umfang von 2 Fuss 2 Zoll
und ein Gewicht von 90— 92 Unzen (unge-
fähr 6 Pfund) und ist oberhalb mit einem
Quirle von Wurzeln bedeckt, welche ihr das
Ansehen eines Mannskopfes verleihen. Am
unteren Theile der Knolle befinden sich
keine Wurzeln und dort ist dieselbe voll-
kommen glatt und weiss. Aus ihr entspringt
ein einziges Blatt, dessen Stiel an dem
grössten Exemplar, welches Herr Dr. See-
II. Neue Zierpflanzen.
mann in Nicaragua gemessen hat, 10 Fuss
Länge und 10 Zoll Umfang hatte. Derselbe
ist dicht bedeckt mit kleinen dornigen Aus-
wüchsen und ausserdem von schwefelgelber
Farbe mit purpurnen Flecken. Die Blatt-
scheibe, welche auf beiden Seiten grün ist,
hat eine Länge von 3 Fuss 8 Zoll, so dass
das ganze Blatt 13 Fuss 8 Zoll lang ist;
die Blattscheibe ist in 3 Hauptabschnitte ge-
theilt, welche alle zu wiederholten Malen
gabelförmig getheilt sind; die Endspitzen
aller Theilchen sind eiförmig zugespitzt; der
Blüthenstiel ist bei einem Umfange von 4
Zoll gegen 3 Fuss lang, hat am Grunde
mehrere grosse Hüllbiätter und ist mit gleich-
artigen Auswüchsen bedeckt wie der Blatt-
stiel; die grösste Curiosität ist jedoch die
Blüthenscheide, welche 1Fuss 11 Zoll lang
und 1 Fuss 8 Zoll breit ist. Sie ist an der
Basis zusammengerollt, gegen die Spitze hin
gewölbt, offen, nicht abfallend und hat eine
dicke lederartige Textur, ist nach aussen
von dunkelbläulicher, ins bräunliche über-
gehender Farbe, von innen braunroth, je-
doch mit Ausschluss des Grundes und des
den Kolben bedeckenden Theils, welcher
weisslich-gelb gefärbt ist. Der Kolben selbst
ist nur 9 Zoll lang und ungefähr 9 Linien
im Durchmesser und trägt hermaphrodite
Blumen; er ist ceylindrisch, aufrecht, frei
und wird von der Spatha weit überragt;
die dichtgedrängten Blüthehen haben ein
sechssepaliges Perigonium; die ausgebrei-
teten Sepalen sind an der Spitze gewölbt.
Staubfäden 12; Griffellänglich, Narbe 3thei-
lig; Frucht unbekannt. — Die Pflanze ent-
wickelt sich mit immenser Schnelligkeit und
der Blume entströmt der vielen Aroideen
und andern dunkelgefärbten Blumen eigen-
thümliche starke Geruch. Die neue Gattung,
deren nächste Verwandte Dracontium und
Amorphophallus sind, wurde zu Ehren des
Herrn George Godwin, eines Architekten,
benannt, welcher in der neueren Zeit viel
zur Verschönerung London’s beigetragen
hat, Autor von „Another Blow for life“ ist
und die „Art Union of London* gründete.
(Taf. 96 u. 97).
(Ender).
145
c) Abgebildet in „Illustration horti-
cole*.
17) Allamanda nobilis Th. Masters (Taf.
588) und Griffinia Blumenavia C. Koch et
Bche. (Taf. 589) wurden bereits nach andern
Quellen besprochen; erstere Gartenfl. 1869
p-. 345; letztere Gartenfl. 1867 p. 153.
18) Camellia Principessa Clotilda. Eine
schöne neue Spielart, in die Abtheilung der
imbriquirten und zugleich nelkenartig ge-
streiften Camellien gehörend und in Italien
gezüchtet. Die Blumen sind von mittlerer
Grösse und von einer ausserordentlichen
Frische des Colorits. Die Grundfarbe ist
ein rosa überhauchtes Weiss mit carmoisin-
rothen Bändern und Strichen. Habitus, Blu-
menfülle und Leichtigkeit des Blühens las-
sen bei dieser Sorte nichts zu wünschen
übrig. (Taf, 590).
19) Ledenbergia roseo-aenea Ch. Lem.
(Phytolaccaceae). — Ledenbergia Kl. mse.
in Herb. Karst. 1846. Moqu. in D.C. Prodr.
XII p. 14. — Diese durch eine einzige Art,
L. seguierioides Kl. repräsentirt gewesene,
von Dr. Karsten in Caracas gefundene Gat-
tung ist hier durch eine neue interessante
Art vermehrt, die Herr Baraquin am oberen
Amazonenstrom entdeckte und lebend an
das Etablissement Ambr. Verschaffelt sandte.
Eine niedrige Pflanze von robustem halb-
strauchartigem Wuchse und geneigt, sich
vom Grunde aus zu verzweigen, wobei die
glatten glänzenden cylindrischen fleischigen
Zweige die Höhe von 3 Fuss erreichen.
Blüthentraube einfach, hängend, übergebo-
gen, Blüthen dicht gedrängt, auf der Achse
sitzend, schwärzlich-purpur und weiss. Blät-
ter gegenständig, am Grunde fast herzför-
mig geöhrt, dick-lederartig, am Rande wel-
lenförmig; auf der obern Fläche dunkelgrün,
metallisch glänzend, unten leuchtend violett.
Es dürfte dies die gleiche Pflanze sein, die
in der Revue horticole (1. Mai 1869) als
Phytolacca purpurascens erwähnt ist. Ver-
mehrt sich leicht aus Stecklingen und ist
als Blattpflanze zum Auspflanzen in’s Freie
während des Sommers zu empfehlen,
(Taf. 591).
144
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
20) Epidendrum conspicuum Ch. Lem. | antha Th. Masters in Gardn. Chron. 1869
(Orchideae). — Stammt aus Bahia und ist
ebenfalls eine Einführung des Herrn Am-
broise Verschaffel. Scheinknollen zwei-
gliederig, gerippt, 4—6 Zoll lang; die leder-
artigen, eng aneinanderstehenden Blätter
sind ausserordentlich zäh, an der Spitze
2theilig. Blumen 1?/, Zoll im Durchmesser;
die Segmente sind von ungleicher Breite,
aber gleichlang; die äussern sind länglich
und zugespitzt, die innern mehr abgerundet.
Alle sind weiss und zart rosa gestreift;
diese Streifen sind bei den innern Segmen-
ten von lebhafterer Färbung. Labellum
weiss mit einem Gunkelweinrothen Limbus.
Die Blumen sind geruchlos und stehen zu
15—20 an einer überhängenden Rispe.
(Taf. 592).
21) Clerodendron speciosum hort. (Ver-
benaceae). — Ein in England gezüchteter
Bastard zwischen Cl. Thomsonae Balf. und
Cl. splendens G. Don., welcher sich vom
ersteren, dem er in der Tracht gänzlich
gleich ist, durch einen eylindrischen, bräun-
lich gestreiften Kelch, aufrechtstehende
Blüthen und etwas robustere Staubfäden
unterscheidet. (Taf. 593).
22) Pleroma macranthum Hook. (Mela-
stomaceae). — Hook. in Bot. Mag. t. 5721.
Lasiandra macrantha Seem. — Eine bis jetzt
in ihrer Art unübertroffene Pflanze, welche
der vielbedauerte Libon in St. Catherine
(Brasilien) entdeckte und deren ganze Edition
Linden an das Etablissement W. Bull in
London abtrat. Ein krautartiger Halbstrauch
mit 5 Zoll langen breit-lanzettlichen spitzen
Blättern und gegen 6 Zoll im Durchmesser
haltenden tiefvioletten Blumen. Die Petalen
haben in der Mitte je einen purpurröthlichen
Flecken, von denen Strahlen von gleicher
Farbe ausgehen, die sich bis an den Rand
hin ausbreiten, die Antheren neigen sich in
Büscheln und gehen nicht auseinander, wie
die Abbildung des Botanical Magazine zeigt.
Cultur im temperirten Hause wie alle übri-
gen Melastomaceen. (Taf. 594).
33) Tacsonia quitensis Benth. var. eri-
Avr. 10. (Passifloreae). — Als T. eriantha
Benth. nach der Abbildung des Botanical
Magazine im vorigen Jahre erwähnt (Gar-
tenfl. 1869 p. 296). (Taf. 595).
24) Camellia Madame Rudolphe Abel.
Eine hübsche grossblumige imbriquirte Va-
rietät mit länglichen abgerundeten Petalen,
rosa mit violettem Scheine, breit weissge-
streift. Blüht leicht und dankbar und wurde
bei Ambr. Verschaflelt aus Samen erzogen.
(Taf. 596).
25) Posoqueria multiflora Ch. Lem. —
(Rubiaceae-Cinchoneae). — Eingeführt bei
Ambr. Verschaffelt durch M. Gautier in St.
Catherine (Brasilien) und die im Jahre 1867
zuerst in obengenanntem Etablissement
blühte. Ein immergrüner Strauch mit brei-
ten länglich-ovalen gegenüberstehenden leder-
artigen Blättern, die fast einen Fuss lang
sind; Blüthendolden 12—15blumig. Blumen
schneeweiss, eigenthümlich süsslich riechend,
3—4 Zoll lang, 5theilig. — Ein willig blü-
hender Warmhausstrauch. (Taf. 597).
26) Peperomia Verschaffelti Ch. Lem.
(Piperaceae). Eine mit P. marmorata Hook.
(Bot. Mag. t. 5568) nahe verwandte neue
Art, welche das Etablissement A. Verschaf-
felt durch Mr. Baraquin aus den Gegenden
des obern Amazonenstromes erhielt. Ver-
glichen mit P. marmorata ist diese Art we-
niger hoch, aber mehr verzweigt; Stengel
und Stiele sind bedeutend länger und flei-
schiger, rosa durchscheinend (nicht grün).
Die Blattflächen von feinkörniger Textur;
auf der 5nervigen Oberfläche befinden sich
glänzend silberweisse Flecken, welche zwi-
schen den Hauptnerven besonders gross
sind. Die Unterseite der Blätter ist hell-
grün und fleckenlos. (Taf. 598).
27) Primula cortusoides L. var. grandi-
flora. (Primulaceae). — Eine grossblumige
Form der längst bekannten und oft bespro-
chenen sibirischen P. cortusoides L., welche
ein Herr Courderoy in Blewbury (England)
aus Samen erzog und die vielleicht aus
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einer Befruchtung der letzteren mit P. chi-
nensis hervorgegangen sein könnte.
(Taf. 599).
28) Cordyline Guilfoylei Hort. Lind.
(Liliaceae- Asparageae). — Diese herrliche
Pflanze erregte die Aufmerksamkeit der Ken-
ner schon auf der St. Petersburger Inter-
nationalen Pflanzen-Ausstellung im Frühjahre
1869, wo sie gleichzeitig von Veitch und
von Linden ausgestellt war. — Sie soll in
Neuseeland durch einen Herrn Guilfoyle ent-
deckt worden sein, dessen Namen sie auch
trägt. Stamm dichtbeblättert. Blätter läng-
lich-lanzettlich, zugespitzt, überhängend, hell-
grün, dunkelgrün, rosa und gelblich weiss
panachirt. Blattstiel tief gekielt; Blattfläche
2—21/, Fuss lang, 2—2!/, Zoll breit. Blatt-
spitze in einen langen weichen Dorn aus-
laufend. Blüthen bis jetzt unbekannt.
(Taf. 600).
29) Restrepia antennifera H. B. Kith.
(Orchideae). — R. maculata Lindl. Orch.
Linden. Nr. 19. — Diese in Neu-Granada,
Columbien, Merida, Ocanna, Bogota in
Höhen von 6,000 — 12,000 Fuss häufig vor-
kommende Orchidee ist schöner als die mei-
sten ihrer Verwandten, von denen sie sich
durch auffallend grosse Blumen auszeichnet.
Blätter eiförmig-lanzettlich, 2 Zoll lang, le-
derartig dick, Blattstiele mit trockenhäutigen
Scheiden dichtbedeckt. Blüthenstiele ein-
blumig. Aeussere Segmente aufrecht, aus
lanzettlichem Grunde fadenförmig mit ver-
dickter Spitze, dunkelgestreift; die übrigen
mit dem langen und breiten purpurfarbigen
dicht braun punktirten Limbus verwachsen.
Im temperirten Hause zu cultiviren.
(Taf. 601).
30) Camellia Giardino Santarelli. Im
Garten des Herrn Santarelli aus Samen ge-
züchtet und durch das Etablissement Am-
broise Verschaffelt in den Handel gebracht.
Blumen sehr gross, wundervoll imbriquirt,
lebhaft kirschroth, unregelmässig weiss ge-
streift oder bandirt, (Taf. 602).
31) Drymonia Turialwae Hanst,
V, 1870,
(Ges-
Neue Zierpflanzen.
145
neraceae). — Eine neue, von Wallis auf
dem Vulcan Turialva in der Provinz Vera-
gua entdeckte Art mit prachtvoller Belau-
bung. Ein krautiger Halbstrauch von 1—2
Fuss Höhe. Blätter S—10 Zoll lang, am
Grunde herzförmig, am Rande kraus-gekerbt,
auf der Oberfläche stark gepresst und ziem-
lich blasig; dunkelgrün mit silberweissen
Flecken, unterseits weinroth. — Blüthen-
trauben vielblumig. Blumen 1!1/,—2 Zoll
lang, weiss mitrosa Schein; Kelch leuchtend
ziegelroth. — Herrliche Aquisition für’s
temperirte Gewächshaus. (Taf. 603).
32) Poire Josephine de Binche. Eine,
neue Birne von mittlerer Grösse, von Mrs.
Biseau d’Hauteville in Binche (Belgien) aus
Samen der Josephine de Malines gezogen
und von Ambr. Verschaffelt in den Handel
gebracht. (Taf. 604).
33) Cattleya superba Schomb. var. splen-
dens. (Orchideae). — Diese herrliche Ab-
art der längstbekannten C. superba (Gar-
tenfl. 1855 p. 61) wurde durch Wallis in
Rio-Negro entdeckt und an das Etablissement
Linden gesandt Sie unterscheidet sich von
der Stammart durch grössere Blumen und
durch eine viel lebhaftere Färbung.
(Taf. 605).
(Ender).
d) Besprochen in „Revue horticole*.
34) Ampelopsis tuberosa und Amp. na-
piformis sind Schlingpflanzen, welche zu
Mauerbekleidungen sehr geeignet sind; ob
ihre Wurzeln, knollenartig von der ersteren,
rübenförmig von der zweiten, durch Wa-
schungen ihren bittern Geschmack verlieren,
ist noch nicht versucht worden; unter der
Asche gebraten haben sie ihre Bitterkeit
beibehalten. Herr Carriere stellt (Rev.
hort. 1870 p. 16) die Frage, ob diese zwei
Pflanzen zu zwei verschiedenen Arten ge-
hören; er wirft nochmals die Frage über
das Wesen der Species auf und bemerkt:
„Vespece est une creation de notre esprit“.
35) Hebechnium urolepis De Cand. ist
eine aus Brasilien stamraende, 60—80 Cent.
10.4
146
hohe Pflanze, welche an der Basis sich in
reichliche Aeste theilt, die sich derart in die
Höhe erheben, so dass sie einen verkehrten
Kegel darstellen — nämlich die Spitze nach
unten und oben eine im Verhältniss zur Höhe
sehr breite Fläche. Die Blüthen in Form
eines Strausses geordnet sind sehr zahlreich,
von 25—30 Cent. in Umfang, von sehr schö-
ner lila-rosa Farbe. Als Einfassung verdient
sie alle Beachtung; sie blüht in den Herbst-
monaten sehr erfreulich; sie wird als Markt-
pflanze sehr geachtet sein. (S. 30).
36) Vallota grandiflora — diese ist
wohl eine schon längst bekannte Pflanze,
aber sie verdient noch immer in Erinnerung
gebracht zu werden — sie ist von besonde-
rer Zierlichkeit und sehr leicht zu cultiviren.
Die Zwiebel ähnelt jener der Amaryllis —
aus dieser erheben sich fächerartig die gegen
40 Cent. langen und 3 Cent. breiten dunkel-
grünen Blätter und aus einer rosafarbigen
gestreiften Spatha erhebt sich der gegen 25
Cent. hobe eylindrische Stamm mit dolden-
förmig vertheilten, schön hochrothen, 8 Cent.
grossen Blumen. Diese entfalten sich im
Juni, erhalten sich längere Zeit hindurch;
sind die Zwiebel kräftig, so erheben sich
nach und nach mehrere Blüthenstengel und
der Flor dauert noch länger. Längs einer
gegen Mittag gelegenen Mauer gepflanzt er-
halten sich die Zwiebeln auch über Winter
im Freien, nur mit etwas Laubwerk bedeckt.
(5. 50).
37) Pecher & bois jaune. — Diese Pfr-
sichsorte verdient nicht so sehr Erwähnung
in Bezug auf die Qualität der Frucht, als
vielmehr wegen der Schönheit der Zweige,
die sehr oft von starker orangerother Farbe
sind und daher einen Plaiz als Zierbaum
verdient. Die Farbe der Zweige wird um
so mehr dunkler, je wärmer das Klima und
je mehr der Baum den Sonnenstrahlen aus-
gesetzt ist. Die Zweige sind in Bezug auf
ihre Farbe jenen der Salix vitellina und Sal.
vitellina rubra ähnlich. Hr. D&mouilles
zu Toulouse besitzt eine grosse Anzahl sol-
cher Pfirsichbäiume in schönen kräftigen
Exemplaren. — — Bei dieser Gelegenheit
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
wollen wir auch der Pfirsiche mit gefüllten
cochenillrothen Blüthen erwähnen, welche
häufig in Gärten als Zierbäume cultivirt
werden. — Diese tragen auch Früchte, wohl
nicht von solcher Grösse und Schmackhaf-
tigkeit wie die andern, aber sie sind doch
geniessbar, namentlich wird (Rev. hort.) die
Persica camelliaeflora zu diesem Behufe an-
empfohlen, welche mit sehr grossen gefüll-
ten Blüthen prangt und sehr reichliche
Früchte trägt.
38) Neue Handelspflanzen. — Anfangs
April d. J. werden bei dem Gärtner Herrn
Ale&gatiere zu Montplaisir-Lyon (Rhone)
zwei neue Varietäten von Pelargonium in-
quinans im Handel erscheinen u. z. eine Vic-
toire de Lyon, die bei der Ausstellung in
Lyon den ersten Preis erhielt (12 Frs.) und
eine Clömence Royer mit prachtvollen rosa-
farbigen gefüllten Blumen (8 Frs.) So auch
werden fünf neue Remontants-Varietäten von
Nelken in Handel kommen: Leonce de Lam-
bertye, F. Herineq, Bossin, Th. Denis und
A. du Breuil. — Hr. Boucharlat sen. zu
Caluere (Rhone) bringt gefüllte neue Pelar-
gonien, einfache zur Section der Nosegays
gehörige Pelargonien, ein Pelargonium ru-
bescens, dann neue Lantana, Cameleon u,
m. & — Unter den im Blumencataloge des
Hrn. Audibert (La Crau d’Hyeres) aufge-
führten Pflanzen verdient specielle Erwäh-
nung die Perilla nankinensis fol. varieg.,
welche in Bezug auf Habitus, Form, Vege-
tation der Typusart P. nankinensis ähnlich
ist, deren Blätter aber weiss gefleckt, mit
rothen Streifen eingefasst sind und schwarze
Punkte durchschimmern lassen, welche Far-
benmischung der Pflanze ein ganz eigenthüm-
liches Ansehen gibt. Herr Audibert culti-
virt auch die besten Varietäten von Oelbaum
die auf Olea sylvestris gepfropft die geeig-
netsten Früchte zur Oelfabrikation bringen,
— Hr. Colette, Obstbaumzüchter zu Rouen
wird im künftigen Herbst d. J. sechs neue
Birnsorten ausgezeichnetster Qualität in Han-
del bringen, nämlich: Barillet Deschamps
aus Samen der Soldat-Laboureur, — sie
reift im Februar — April, ist sehr fruchtbar
und eignet sich zu Spalier-Pyramiden; —
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III. Notizen.
147
Poire Colette, ausSamen der Winter-Doyenne, | sie grössere Anzahl von Augen hat. Es ist
kommt zur Reife im December—Februar, ist
sehr fruchtbar, dient ebenfalls zu Spalier-
Pyramidenform; — Bergamotte de Rouen,
aus Samen der Besi tardive, reift April—Juni,
sehr fruchtbar, in allen Formen zu ziehen;
— Bon Chretien F. Prevel, Sämling von
Winter-Colmar, reift Januar— April, frucht-
bar, zu Pyramide in Spalier zu ziehen; —
President d’Esteinlot, Sämling von Soldat-
Laboureur, Reife August — October, sehr
tragbar; — Bergamotte tardive Collette,
Sämling von Doyenne d’Alencon, Reife:
April—Juni, tragbar; beide letztere in allen
Formen. — Die Samenhändler Courtois-
Gerard und Pavard in Paris bringen eine
neue Erdäpfelsorte — Reine de Mai — in
Handel; sie ist ein Sämling der s. g. Mar-
jolin, aber viel fruchtbarer als diese, indem
Im Ne
1) Abgeschnittene Rosen als
Handels-Artikel. Ein vorzüglicher Ro-
senzüchter in Lyon, Herr Dalmaizin, ver-
sieht vom 1. April bis zur Hälfte Mai den
Pariser Markt fast ganz allein mit abge-
schnittenen Rosen — er eultivirt nur vier
Sorten — la reine, Jules Margottin, Päonia
und Madame Laffay — von welchen er über
tausend Stöcke besitzt, welche ihm in be-
sagtem Termin einen Ertrag von über 1500
Franes bringen und zwar verkauft er das
Dutzend Rosenblumen zu 1.80—2.40 Frances.
Um eine reichliche Blüthe zu erlangen be-
schneidet er die Rosenstöcke niemals.
(Rev. hort. p. 225).
2) Die Varietäten von Clematis
lanuginosa. Er. Jackman zu Woking
in England hat im Jahre 1858 begonnen,
Clematis lanuginosa mit Blüthenstaub von
Clem, Viticella, Hendersonii und Viticella
atrorubens zu befruchten und erhielt im
Jahre 1862 Blumen von mannichfaltiger
Form, unter welchen Cl, Jackmani und Ol, |
eine frühzeitige Varietät, sie kann genossen
werden sobald die Blätter gelb werden, sie
ist von vorzüglichstem Geschmacke zu die-
ser Zeit, erhält diesen wohl auch ein paar
Monate, aber verliert ihn durch eine allzu-
lange Aufbewahrung. Wenn man die Sache
genau erwägt, so ist es bei jeder Frucht
so, je länger diese über ihre Reifezeit auf-
bewahrt wird, desto mehr verliert sie an
ihrem Aroma, daher sollte man, um das
ganze Jahr hindurch wohlschmeckende Erd-
äpfel zu haben, dreierlei Sorten anpflanzen,
frühzeitige und spätzeitige (diese für den
Winter) und dann solche, die zwischen die-
sen zwei Perioden zur Reife gelangen; bei
der reichlichen Anzahl von Varietäten, die
im Handel erscheinen, dürfte es leicht sein,
die geeignetsten zu wählen. (S—r.)
tizen.
rubroviolacca die vorzüglichsten waren, we-
gen der Grösse, Farbe und Reichhaltigkeit
der Blumen, sowie wegen der ausdauernden
kräftigen Vegetation. Erstere bildet einen
kletternden Strauch (Abbild. 211), nament-
lich wenn in lockeren, reichlich gedüngten
Boden gepflanzt, er wiedersteht jedem Ein-
flusse der Winterkälte auch ohne Bedeckung.
Nicht selten treibt er in einem Jahre Triebe
von 2.50--3 Met. Länge; — die Blumen ha-
ben einen Umfang von 12—15 Cent., sind
von schöner purpurvioleiter Farbe und die
4—6 Kelchblätter sind in der Mitte roth ge-
adert. Die Blüthen entfalten sich reichlich
vom Juli bis in October. Beachtenswerth
ist die neue Verwendungsart in den Gärten
in den Umgebungen von London dieser
Kletterpflanze als Grasteppich ; dieselbe wird
auf der Oberfläche des Bodens ausgebreitet
und zwischen den grünen Blättern erheben
sich sehr effeetvoll die unzähligen violetten
Blüthen; einige Gärtner unterstellen niedere
Gitter, um die Pflanze vor Feuchtigkeit und
Insekten zu schützen. Auch als Bordure ist
10 *
148
ihre Verwendung sehr empfehlenswerth. —
Clematis rubro-violacca hat in vieler Bezieh-
ung mit der Cl. Jackmani grosse Aehnlich-
keit. (I. ec. p. 209).
(S—r.)
3) Gute Bohnen. Hr. Bossin gibt
in der Rev. hort. (Aprilheft 1869) ein Ver-
zeichniss mehrerer neuen empfehlenswerthen
Bohnen; darunter finden wir z. B. die Hari-
cot Lecomte, eine neue Varietät von der
Form der s. g. Butterbohne, weiss mit brau-
nem Flecke am Nabel; sie gelangt zu einer
Höhe von 2—3 Mei., die Schoten sind 15—
230 Cent, lang und 2 Cent. breit, in jeder
finden sich 5—7 Bohnen; — Haricot riz
de la Chine, wahrscheinlich Dolichos ungui-
culatus, lata nana mit kleinen Bohnen von
Farbe wie frische Butter und einem brau-
nen Fleck am Nabel; diese Zwergsorte trägt
sehr spät; — Haricot de Mexique bringt
15—20 Cent. lange Schoten mit 5—8 weis-
sen schwarzgefleckten Bohnen, die sowohl
grün als getrocknet von vortrefflichem Ge-
schmacke sind. — Haricot comtesse de
Chambord, eine Zwerg-Varietät mit kräftiger
Vegetation, trägt höchst reichliche Schoten
(gegen 150—200 auf einem Stocke) mit
weissen glänzenden fast runden Bohnen, die
ebenfalls so wie eben erwähnte mexicanische
grün und getrocknet sehr wohlschmeckend
ist. — Haricot d’Espagne & fleurs rouges
bildet Stauden von 3—4 Met. Höhe, ist reich-
lich mit Blüthen und Früchten bedeckt bis
zum Eintritt des Frostes; diese Bohnensorte
dient eher für Ziergärten als für Küchen-
gärten, da die Blüthen von schöner cochenill-
rother Farbe sind, die Bohnen aber von we-
nigem Geschmacke, da der Balg zu hart;
eine Varietät von dieser hat zweifarbige
Blüthen, halb roth, halb weiss. — Sehr em-
pfehlenswerth ist Haricot d’Espagne (H.
monstre, H. de Smyrne), welche bei zweck-
‚mässiger Cultur nach Mayer (S. 172) eine
Höhe von 10— 12 Met. erreicht; sie trägt
sehr fruchtbar, sehr geschmackvoll sind
auch die Schoten; — Haricot de Lima (Pha-
seolus lunatus?) ist so fruchtbar, dass 40—
50 Stöcke genügend sind, um. das ganze
Jahr hindurch einer Bürgerfamilie die nöthige
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz,
Zuspeise zu bieten; vom Fuss bis zum Gip-
fel ist die Pflanze immerfort mit Blüthen,
grünen und dürren Schoten besetzt, diese
sind 15 —20 Cent. lang, 2—3 Cent. breit
und enthalten 3—5 Samen sehr gross, ellip-
tisch, grünlich und von vortrefflichem Ge-
schmacke. Nach Bossin (p. 145) soll das
Abzwicken der Bohnen auf den reichlicheren
Ertrag grossen Einfluss haben. (S—r.)
4) In das Budget des k. k. öster-
reichischen Ackerbau-Ministeriums
wurde pro 1869 ein Betrag von 3000 fl. für
Samenvertheilung eingestellt, nämlich zu
Prämien für gute Sämereien, landwirthschaft-
liche und Futtergräser; für heuer ist man
aber davon abgegangen und es wurden
Subventionen zum Ankauf von Sämereien
bestimmt. — In der „Samenbeschaffungs-
Commission“ hatte Hr. L. Abel die Abhal-
tung einer grösseren Ausstellung für Gar-
tenbau- und Landwirthschafts-Sämereien in
Wien im Herbste 1870 angeregt, welche
einen grossen Einfluss auf die inländische
Samenzucht üben und feststellen könnte,
welche Samen im Inlande gegenwärtig schon
erzeugt werden und welche Personen sich
damit beschäftigen; — ferner wurde ausser
der Errichtung von Samenmärkten auch die
Gründung von Samenhallen als wünschens-
werth befunden.
Die oberwähnte ministerielle Commis
sion hat sich im Prineipe ausgesprochen *),
Stipendien für Schüler der Gartenbau-Gesell-
schaft zu bestimmen behufs Entsendung der-
selben nach Erfurt, Quedlinburg u. a. Ö,,
um die praktischen Kenntnisse zu erlangen,
welche bei dem dortigen Handelsbetrieb mit
Sämereien oder bei dem Zierblumen-Export
üblich sind. Zu diesem Zwecke hat Herr
Dr. Mitscha der k. k. Gartenbau - Gesell-
schaft einen Betrag von 300 fl. zur Verfü-
gung gestellt, welcher im Jahre 1870 als
Reisestipendium für zwei der vorzüglichsten
Schüler dienen soll.
| (S—r.)
*) Landwirthschaftliches Wochenblatt des
k. k. Ackerbau-Ministeriums. Wien 1869.
ö
X
Bil
5) Missbildungen am Mais. I
der December- (1869) Versammlung der k.k.
_ zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien
besprach Herr Dr. G. Krafft die vielfachen
Missbildungen, die er an den Maispflanzen
in der kleinen ungarischen Tiefebene zu be-
obachten Gelegenheit hatte! Dr. Krafit er-
läuterte die hauptsächlichsten teralologischen
Bildungen so in der männlichen als in der
weiblichen Inflorescenz, die zahlreiche Ent-
wiekelung von Uebergängen der männlichen
Blüthen zu Zwitter und schliesslich zu weib-
liehen Blüthen in der männlichen Inflores-
eenz der Rispen der Maispflanzen durch all-
mälige Verkümmerung der Staubblätter un-
ter gleichzeitiger Förderung der Fruchtblät-
ter, ferner die Umwandlung der weiblichen
Blüthen in der weiblichen Inflorescenz (der
Maiskolben) zu Zwitter und zu männlichen
Blüthen durch suecessive Verkümmerung
der Fruchtblätter unter gleichzeitiger För-
derung der Staubblätter. Nach vergleichen-
der Darstellung dieser Uebergänge bei den
abnormen Bildungen der Maisblüthe mit der
normalen Entwickelung derselben und nach
Nachweisung, dass die bisherige Erklärungs-
weise des Erscheinens weiblicher Blüthen
in der Rispe und männlicher Blüthen am
Kolben der Maispflanze durch vorschreitende
Metamorphose der Staub- in Fruchtblätter
oder respective rückschreitende Metamor-
phose der Frucht- in Staubblätter nicht stich-
haltig sei, kam Dr. Kraft zu folgender
Schlussfolgerung: 1) dass die Blüthen der
Maispflanze ihrer Anlage nach nicht einge-
schlechtlich, sondern hermaphrodit seien ; —
dass 2) bei ihrer normalen Entwickelung in
der gipfelständigen Inflorescenz durch Abort
der Fruchtblätter männliche und an dem
azillaren Blüthenstande durch Abort der
Staubblätter weibliche Blüthen entstehen,
und 3) dass bei der normalen Entwickelung
die verschiedensten Uebergänge der einge-
schlechtlichen zu den zweigeschlechtlichen
Blüthen, der männlichen zu den weiblichen
Blüthen und umgekehrt gefunden werden.
(S—r.)
6) J. Milde über die geographi-
sche Verbreitung der Equiseten: Das
Notizen,
149
Festland von Neu-Holland besitzt gar keine
und ganz Afrika nur 3 Equiseten und von
diesen gehört die eine Art, E. arvense, sogar
zu den grössten Seltenheiten, und eine an-
dere, E. Telmateia, ist nur auf Nordafrika
beschränkt, während die dritte, E. ramosis-
simum, in ganz Afrika und nicht selten vor-
kommt.
Die meisten und eigenthümlichsten Ar-
ten, nämlich 21, besitzt Amerika, von die-
sen kommen 9 in Amerika ausschliesslich
vor; die 12 Arten Europa’s finden sich, mit
Ausnahme einer einzigen (desE. trachyodon)
auch in diesem Erdtheile. Es lassen sich
deutlich drei Gebiete unterscheiden: das
nordamerikanische, das südamerikanische
und das vermwittelnde mexicanische. Unter
den nordamerikanischen gehen nur E. ro-
bustum und E. ramosissimum auch bis Me-
xico und das letztere sogar durch Südame-
rika. Die übrigen Arten Nordamerika’s ha-
ben wieder eine sehr verschiedene Ausbrei-
tung: E. arvense, E. Telmateia, E. hiemale
gehen am weitesten nach Süden, bis Cali-
fornien; E. sylvaticum geht vom Norden bis
zum 37° N. Br.; E. pratense bis zum 43°
N. Br.; E. limosum bis zum 37° N. Br.; E.
palustre bis zum 49° N. Br.; E. laevigatum
bis zum 43° N. Br.; E. variegatum bis zum
43° N. Br.; E. scirpoides bis zum 40° N.
Br. hinab,
In Mexiko kommen vor 5 Arten: E.
Schaffneri, E. myriochaeton, E. mexicanum,
E. robustum und E. ramosissimum. Von
diesen gehen E. Schaffneri, E. myriochaetum
und E. ramosissimum auch noch weiter bis
Südamerika; Die 3 westindischen Arten
kommen zugleich auch in Südamerika vor
(E. bogotense, E. giganteum, E. ramosissi-
mum). Ausser den bereits erwähnten Arten
finden sich in Südamerika: E. Martii, E. xy-
lochaetum, E. pyramidale, im Ganzen 8.
Besonders hervorzuheben ist, dass dieser
Equiseten-Reichthum sich nur auf die West-
küste bezieht. Von der Ostküste sind im
Ganzen nur 4 Arten bekannt und zwar E.
bogotense aus Brit. Guyana, und aus Bra-
siliien nur 5: E. giganteum, E. pyramidale
und E. Martii.
In Asien kommen im Ganzen 14 Arten
150
vor, nämlich alle europäischen, mit Aus-
nahme von E. trachyodon und E. litorale;
dafür hat es vor Europa voraus: E. diffu-
sum, E.debile, E.robustum und E. Sieboldi.
Im nördlicheren Asien finden sich: E. ar-
vense, E. Telmateia, E. sylvaticum, E. pra-
tense, E. palustre, E. limosum, E. hiemale,
E. variegatum, E. scirpoides, E. ramosissi-
mum. Dieses letzte aber nur im Altai, in
Japan und südlicher. E. Telmateia ist nur
auf den Westen beschränkt, namentlich in
Syrien, Persien; fehlt schon im Altai und
östlicher.
Am Reichsten ist der Norden Europa’s
an Equiseten; hier finden sich alle ausser
E. Telmateia, E. ramosissimum und E. tra-
chyodon, nämlich E. arvense, E. sylvaticum,
E. pratense, E. palustre, E. limosum, E. li-
torale, E. hiemale, E, variegatum und E.
seirpoides.
E. Telmateia erreicht seinen nördlich-
sten Punkt auf den dänischen Inseln, E. ra-
mosissimum bei Breslau, Halle, Dresden,
bei Gnadau und bei Neustrelitz. E. arvense
kommt in Gebirgen noch im äussersten Sü-
den von Spanien vor, E. sylvaticum bis
zum 41°, E. palustre bis zum 44°, E. limo-
sum bis zum 46° N. Br. vor. E. pratense
geht zwar bis zum 46. und 42° N. Br. hinab,
überschreitet aber nach Westen hin nicht
den 24—25° östl. Länge auf dem Continente
Europa’s, fehlt also in Frankreich und Spa-
nien.
In Europa, noch auffallender aber in
Amerika, erreichen die Equiseta phaneropora
ihre grösste Ausdehnung im Norden und
treten im Süden ganz zurück, wofür dann
die E. cryptopora in neuen Formen und
Arten eintreten. — Eine vermittelnde Stel-
lung nimmt Japan ein; es besitzt das ihm
ganz allein eigenthümliche E. Sieboldi, aus-
serdem E. arvense, E. palustre, E. hiemale,
E. debile, E. ramosissimum; also nördliche
und südliche Arten.
Im tropischen Asien finden sich im
Ganzen 6 Arten: E. arvense im Himalaya
neben E. diffusum, E. debile, E. ramosissi-
mum, E. hiemale und E. robustum. E. de-
bile hat von allen die grösste Verbreitung:
es geht durch die ostindischen Inseln weiter
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
westlich bis Japan, nach den Viti-Inseln
und nach Neu-Caledonien.
In ganz Europa wurden 12 Arten bis-
her beobachtet und unter diesen ist nur E.
trachyodon vom Rhein und aus Grossbritan-
nien ihm ganz allein eigenthümlich. Den
Süden bewohnen fast nur E. Telmateia und
E. ramosissimum. Das letzte hat von allen
Arten die grösste Verbreitung: es kommt
in allen Erdtheilen vor und geht vom 53°
N. Br. bis zum 330 S. Br.
(F. v. H. aus Milde’s Mono-
graphia Equisetorum).
7) Einige Notizen aus: The Florist
and the Pomologist, herausgegeben von
R. Hogg, Th. Moore and William Paul,
a) Blumenbeete. Herr William Plestes
empfiehlt die folgenden Zusammenstellungen
als sehr eflectvoll:
1) Im Centrum des Bectes Pelargonium
Amy Hogg, umgeben von P. Madame
Vaucher.
2) Pelargonium Stella im Centrum des
Beetes, umgeben von Alyssum mari-
timum fol. variegatis.
3) Pelargonium Mrs. Pollock im Centrum
des Beetes, umgeben von Verbena
Purple King mit einer Einfassung von
Cerastinm tomentosum.
4) Ein 4lappiges Beet. Im Centrum ein
Quadrat von Perilla nankinensis. Die
4 Lappen sind gefüllt mit Pelargonium
Countess of Warwick. Um das Ganze
eine Reihe von Pelargonium Baron
Ricasoli mit einer Einfassung von Ce-
rastinm tomentosum.
5) In das Centrum eines Beetes wird
Verbena Purple King geptlanzt mit 4
bis zum Rande gehenden Bändern und
der Zwischenraum wird mit Alyssum
maritimum fol. variegatis ausgefüllt.
6) In die Mitte des Beetes wird ein ge-
rades Band von Perilla nankinensis
gepflanzt, auf beide Seiten eine Reihe
von Centaurea candidissima (C. ragu-
sina L.) und rings herum Amarantus
melancholicus. —
b) Herr William Tilleri empfiehlt Thuja
Lobbii als Heckenpflanze.
RS ge Sala N BUN \ ! x j N 2 a TR DR. N
IV. Literatar.
c) Die frühe rosenrothe Kartotfel
(the early rose potato der Nordamerikaner)
wird als eine sehr reichtragende, frühreifende
und wohlschmeckende Sorte empfohlen.
d) Herr Edw. Bennet empfiehlt die ge-
füllten Stockrosen durch Stecklinge zu ver-
mehren, die zur Zeit der Blüthe am Grunde
1) Gesammelte Aufsätze aus dem Gebiete
der Naturökonomie und Physiokratie.
Herausgegeben von Dr. Carl Am-
merling. Mit 1 Tabelle und 6 Ta-
feln Abbildungen. Prag 1868. 8°.
p- 352.
Der Inhalt der vorliegenden Schrift ist
ein sehr mannichfaltiger und reichhaltiger,
man muss sich aber erst in die eigenthüm-
liche Ausdrucksweise des Verfassers hinein-
lesen, ehe man die gebrauchten Ausdrücke,
wie „Naturgewältigungsorganismus“, „Natur-
gewältigungskunde“, „Gebahrungskunde* u.
8. w. verstehen lernt,
Von botanischem Interesse sind die Auf-
sätze: über „die Siechperiode der Birken in
den Kundraticer Waldungen nächst Prag“;
„Beobachtunger von wechselnder Land-
schaftsbekleidung“; in jenem verbreitet er
sich über das auch anderwärts beobachtete
Altern der Birkenbestände, während andere
Waldbäume, wie Zitterespe, Eiche, Weiss-
buche undKiefer sich noch in vollem männ-
lichen Gedeihen“ befinden; in diesem über
das Verschwinden der Buchen und Eichen
und deren Verdrängung durch „Schwarz-
wald“, d. h. durch Fichten- und Kiefernbe-
stände. Diese „Landschaftsveränderungen“
rubrizirt der Verfasser unter dem Fremd-
worte: „Metachorie*. — Unter der Rubrik
„Complex-, Turnuss- und Functions- Beob-
achtungen an einzelnen Pflanzen“ finden wir
interessante Mittheilungen über Schwämme,
über Hopfencultur, über die Spargel und
151
der blühenden Stengel abgeschnitten wer-
den. Ein bis zwei zu Stecklingen geeignete
Triebe finden sich dort stets und aus ihnen
erzogene junge Pflanzen sollen stets das
beste Resultat für die Cultur geben.
(E. R.)
ratur.
deren Feinde, Obstbaumeultur, Obstkrank-
heiten; daran reihen sich „Zoologische Com-
plex-Beobachtungen* über schädliche und
nützliche Insekten; „Anthropologisch-physio-
kratische Beobachtungen“ und „Vorschläge
zur Organisirung physiokratischer Vereine,
Stationen® etc.
Das Buch ist wie gesagt ein sehr reich-
haltiges und enthält eine Masse der interes-
santesten Beobachtungen über Pflanzencultur
und Lebensweise schädlicher und nützlicher
Insekten, ist aber leider mit so vielen
Fremdwörtern gespickt, dass es dadurch
vielen Lesern ganz unverständlich und un-
zugänglich wird. (F. v. H.)
2) Histoire des plantes. Monographie
des Renonculacees, des Dilleniacees,
des Magnoliac&es, des Anonacees, des
Monimiacees et des Rosacees. Par
H. Baillon. 1868 & 1869. gr. 8°.
tome I. 488 pag.
Der erste Band dieses stattlichen Wer-
kes liegt jetzt in 6 Heften, welche die oben-
genannten Familien monographisch bearbei-
tet enthält, vor. Auch vom 2. Bande ist
bereits ein Heft: Monographie des Connara-
cees et des Legumineuses-Mimosces erschie-
nen. Es erscheint in Gross-Octav, auf schö-
nem Papier, in splendidem Druck und reich-
lich mit Holzschnitten illustrirt, welche theils
die einzelnen Gattungsrepräsentanten, theils
nur einzelne Blüthen und Früchte, theils
auch nur einzelne Blüthen- oder Fruchttheile,
Durchschnitte, Diagramme, Analysen u. s. w.
t
452
bringen und die vorliegenden Monographien
justructiver und belehrender machen.
Trotzdem können die bis jetzt erschie-
nenen Hefte auf den umfassenden Titel von
„Monographien“ eigentlich keinen Anspruch
machen, erfüllen jedoch den Zweck, der wie
wir hören, dabei ins Auge gefasst war, näm-
lich einer allgemein zugänglichen und popu-
lären Pflanzenbeschreibung nach ihren
Hauptfamilien und hier wieder nach deren
Hauptgattungsrepräsentanten, vollkommen,
und wäre es daher sehr wünschenswerth,
wenn ein so lehrreiches Werk aus dem Ge-
biete der leider jetzt so sehr vernachlässig-
ten systematischen Pflanzenkunde bald einen
seiner Aufgabe gewachsenen deutschen
Uebersetzer und einen deutschen Verleger
fände, der ebensowenig an der äusseren
Ausstattung sparen möchte, wie es der fran-
zösische Verleger (L. Hacchette) gethan hat.
(F. v. H.)
3) Die Preussische
nach ÖOst-Asien.
Quellen. Botanischer Theil. Die
Tange. Mit VIII Illustrationen. Be-
arbeitet von Georg von Martens.
Berlin 1866. gr. 8°.
Expedition
Nach amtlichen
Der Bearbeiter ist der Vaier des Herrn
E. v. Martens, welcher als Zoolog die Ex-
vedition mitmachte, sich besonders mit Meer-
_thieren beschäftigte und so auch viele Meer-
pflanzen sammelte. Ein anderer Theil der
hier bearbeiteten Algen war von O. Schott-
müller, welcher im Interesse der botanischen
Gärten die Reise mitmachte, gesammelt
worden und weitere Älgen lieferte noch der
Botaniker der Expedition, Regierungsrath
Wichura und der Geognost Freiherr von
Richthofen. — Der Bearbeitung zu Grunde
liegt Kützing’s Species Algarum, und sie
zerfällt geographisch in 3 Haupttheile: 1) die
Tange aus dem Atlantischen Weltmeere;
2) das Gebiet des indischen und stillen
Weltmeeres innerhalb der Wendekreise und
3) das Gebiet des nordchinesischen und ja-
panischen Meeres vom Wendekreise bis 45°
N.Br, — Als Anhang findet sich noch eine
Aufzählung der Wasserpflanzen aus anderen
Abtheilungen des Pflanzenreiches (Characeen,
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. "
Rhizopteriden, Monocotyledonen und Dico-
tyledonen), theils Süsswasserpflanzen, theils
Meerphanerogamen, welche E. v. Martens
von der Reise mitgebracht hat. — Die Nlu-
strationen sind von der bewährten Hand
Schmidt’s meisterhaft executirt.
(F. v.H)
4) Reise Seiner Majestät Fregatte
Novara um die Erde. Botani-
seher Theil. 1. Band. Algen be-
arbeitet von A. Grunow. Wien 1867.
4°. Mit 11 Tafeln.
Die Mehrzahl der hier bearbeiteten Al-
gen wurde von Jelinek, dem Pflanzensamm-
ler der Expedition erbeutet, ausserdem liegt
auch noch das von Frauenteld, Scherzer und
Hochstetter gesammelte Material vor. — Die
Fundorte sind z. Th. dieselben wie die der
preussischen Expedition, doch ist die Aus-
beute im Ganzen eine reichere, weil mehrere
Localitäten, wie das Cap der guten Hoffnung,
die Nicobaren und Neuseeland speeieller be-
rüchsichtigt und nicht nur Algae, sondern
auch Diatomaceae von Grunow in das Be-
reich seiner Bearbeitung gezogen wurden.
Die Tafeln sind theils von dem Bear-
beiter, theils von Schimma, die Mehrzahl
von Sommer auf Stein gezeichnet und aus
der K. K. Hof- und Staatsdruckerei hervor-
gegangen. (F. v. H.)
5) Die Blumenwelt nach ihren deut-
schen Namen, Sinn und Deutung. In
Bildern geordnet von Johanna Na-
thusius. Mit 28 lithographirten Ab-
bildungen nach grösseren Oelbildern.
Leipzig, Arnold’sche Buchhandlung
1869. Zweite Auflage.
Es gibt immer noch eine grosse Menge
von Leuten, welche nicht begreifen können,
warum es nicht für jede Pflanze einen deut-
schen Namen gibt, sogar solche, die man
schlechtweg Gelehrte nennt, weil sie einst
Lateinisch und Griechisch gelernt haben.
Sie werden nicht einmal beruhigt, wenn
man ilhınen Namen wie Resede, Rose, Au-
rikel, Verbene, Heliotrop etc. nennt, die Je-
der wie Deutsch gebraucht. Auch die Ver-
fasserin gehört zu dieser unter den Damen
IV. Literatur.
begreiflicherweise sehr stark vertretenen
Partei und hat sich die undankbare Mühe
gemacht, aus alten Büchern und neueren
sprachwissenschaftlichen Werken die ver-
gessenen deutschen Namen auszusehreiben
und den botanischen beizufügen. Wer die
deutschen Pflanzennamen kennt, wird sich
nicht wundern, wenn er Tausende in dem
Buche findet, welche Niemand kennt und
kennen lernen will. Hat man doch oft auf
jedem Dorfe einen andern Namen und jedes
alte Weib wieder einen besonderen. Dann
stammen viele Namen selbst von Gelehrten
und aus Apotheken und sind oft blos Ueber-
setzungen und Umschreibungen der lateini-
schen. Von unserem Staudpunkte aus hal-
ten wir also die Mühe, welche sich die Ver-
fasserin gegeben hat, für zwecklos aufge-
wendet. Aber wir erkennen auch an, was
Anderen gefällt, und da es, wie gesagt, Viele
gibt, die nach deutschen Namen suchen, so
werden sie in dem angezeigten Buche finden,
was sie suchen, zuletzt aber die Unsicher-
heit der deutschen Benennungen erkennen
und viele recht abgeschmackt finden. Sie
werden sich schliesslich durch das Buch
selbst unserer Ansicht nähern, die dahin
geht, dass zwar viele deutsche Namen von
einheimischen oder allgemein verbreiteten
Pflanzen Annahme und allgemeinen Gebrauch
verdienen, die meisten aber unsicher und
abgeschmackt sind. Es ist viel hübscher,
wenn man im gewöhnlichen Gespräch Gold-
regen (Cytisus Laburnum), Schneeblatt (Vi-
burnum Opulus), Herzblume (Dielytra),
Schlüsselblume (Primula), Vergissmeinnicht
(Myosotis, aber ja nicht übersetzt „Mäuse-
ohr“), Sammtveilchen, auch Gedenkemein
und Stiefmütterchen (Viola tricolor) u. a. m.
sagt, aber es ist lächerlich, wenn man Ta-
getes erecta „stinkende Hoffahrt“ nennen
will u.a.m. Seinen Zweck erfüllt das Buch
gut und gibt auch meistens Erklärungen.
Die Bilder sind zum Theil originell erfun-
den, einige sogar geistreich, der Mehrzahl
nach aber sehr gewöhnlich in der Idee.
Nicht übel ist die eigenthümliche Eintheilung
in Gruppen, als: Gott Vater, Sohn und hei-
liger Geist. Kreuz und Leiden des Herrn.
Himmel und Engelwelt. Christliche Tugen-
153
den. Altes und neues Testament. Johan-
nesblumen. Marienblumen. Kalender der
Heiligen. Sünde, Tod und Teufel u. s. w.
Da den Namen der Verfasserin auch eine
Schriftstellerin trägt, welche bei der alt-
lutherischen orthodoxen Partei sehr beliebt
ist, indem ihre Erzählungen eine fromme
Richtung haben, (übrigens besser und jun-
gen Damen dienlicher sind als viele andere
Unterhaltungslectüre), so sind sie bei den
Freisinnigen nicht beliebt, werden sogar mit
Unrecht für bedenklich gehalten. Auch diese
Capitelüberschriften können leicht so ge-
deutet werden, als sei das Buch von dieser
frommen Dame und habe orthodoxe Zwecke.
Dem ist aber nicht so und wir finden wei-
ter hinten auch eben so gut weltliche Ueber-
schriften, sogar zuweilen ein Körnchen Hu-
mor. Die Ueberschriiten sind einfach durch
den Anklang der Namen gebildet, z. B. Je-
hovablümchen, Christwurz u. s. w. Gänse-
blümchen (mit einem Bild, wo eine Gans
das Blümchen im Schnabel hält, Taubenkopf
(Cucubalus), eine Taube als Nachbarin der
Gans in der Gruppe) u. a. m. — Schliess-
lich empfehlen wir das nette Buch Damen
und Kindern als lehrreich und amüsant zu-
gleich. J.
6) Der rationelle Weinbau oder die
Lehre von den Organen, der Ernäh-
rung und dem Wachsthum des Wein-
stocks, mit Eintheilung und Charak-
teristik der Rebensorten; von der
Stockvermehrung durch Reben und
Samen, von der Anpflanzung, der
Stockbildung, vom Rebenschnitt und
der Erziehung des Weinstocks, von
den Weinstocksschäden und den Ar-
beiten am Rebstock, sowie vom Wirth-
schaftsbetriebe des Weinbaues. Von
Bernhard Marak und unter Mitwir-
kung von Friedrich Marak. Mit
Atlas von 13 Foliotafeln und 163 Ab-
bildungen. Weimar 1870. Verlag von
Bernhard Friedrich Voigt.
Unter diesem überlangen Titel finden
wir ein fleissiges, höchst bedeutsames Werk,
welches so viele eigenthümliche Vorzüge in
sich vereinigt, dass es nicht nur neben den
*
154
besten vorhandenen Büchern über Weinbau
bestehen kann, sondern auch in manchen
Dingen den Vorzug verdieut. Das in neue-
rer Zeit so vielfach gemissbrauchte und be-
sonders in landwirthschaftlichen Schriften
falsch angewendete Wort rationell kommt
diesem Buche mit Recht zu. Es beschreibt
nicht blos, gibt nicht nur Culturanweisungen,
sondern rechnet auch, gibt einen Wirth-
schaftsplan, zeigt, wo und wie der Weinbau
etwas einbringt und gutes Product erzeugt
und wo nicht, gibt sorgfältige Beobachtun-
gen über den Ertrag gewisser Sorten und
gewisser Culturarten mit Berücksichtigung
von Lage und Boden. Kurz das Buch be-
handelt den Weinbau in so „rationeller“
Weise, wie neuerdings in den bessern Wer-
ken über Landwirthschaft. Ob diese Be-
rechnungen und Schlüsse immer richtig
sind, müssen wir den Verfassern zu verant-
worten überlassen. Die Abbildungen in dem
zugehörigen Atlas sind sehr instructiv ge-
halten und oft ist die Schönheit der Deut-
lichkeit geopfert, indem blos Linien ange-
geben sind, was auch vollkommen genügt.
Sie stellen nicht nur alle Arten des Wein-
abschnitties und der Stockbildungen vor,
welche irgendwo mit Vortheil angewendet
worden sind, darunter uns ganz neue, son-
dern auch ganze Pflanzungen (Weinberge)
mit der Stellung und geometrisch bestimm-
ten Entfernung der Rebstöcke, je nach Sorte
und Lage; ferner den Neigungswinkel der
Abhänge gegen verschiedene Himmelsgegen-
den u. s. w. Wir möchten das Buch gerne
ein „östreich’sches“ nennen, nach der Hei-
math des Verfassers in Niederöstreich und
zwar im guten Sinne des Wortes. Wenn
auch Oestreich noch keine Rheingauer Weine
erzeugt hat, so ist doch dort der Weinbau
eigentlich viel verbreiteter als im Westen
Deutschlands und man hat dort viele Erfah-
rungen gesammelt, woran man anderwärts
nicht gedacht hat. Dabei ist jedoch das
Buch keineswegs provinziell, sondern hat
die besten Werke des Auslandes zur Ver-
vollständigung benutzt. Da der Inhalt so
lang und vielseitig ist, dass man ihn nicht
kurz wiedergeben kann, so möge hier noch
ein auf denselben bezüglicher Auszug aus
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
dem Vorwort Platz finden. Es heisst darin:
„Der erste Abschnitt umfasst als einleiten-
der Theil eine allgemeine Charakteristik
des Weinstockes nach seinen naturhistori-
schen Merkmalen, seinem Vorkommen und
seiner Verbreitung und den allgemeinen Be-
dingungen seiner Entwickelung nach den
Grundsätzen der Pflanzenphysiologie — und
die Eintheilung (Classification) der bekann-
testen Rebensorten nach Classen, Ordnungen,
Gruppen und Arten im Sinne des von den
anerkanntesten Autoren angenommenen Sy-
stems. Daran reiht sich die Eintheilung der
einzelnen Rebsorten nach der Art ihrer Ver-
wendung mit Rüchsichf auf Traubengrösse,
Reifezeit und Triebkraft. — Der zweite Ab-
schnitt ist der speciellen Naturgeschichte des
Weinstockes gewidmet und umfasst in der
Lehre vom innern und äussern Bau des
Weinstockes: 1) den anatomischen Bau und
die physiologische Bedeutung der Elemen-
tarorgane; 2) den Bau, die Entwickelung
und Bestimmung der äusseren Organe nach
ibrer Unterscheidung als vegetative, dann
in Fortpflanzungs- und Vermehrungsorgane
mit der den Functionen der Organe entspre-
chenden Darstellung des Ernährungspro-
cesses. — Die weiteren 4 Abtheilungen be-
handeln die Grundsätze der Rebenzucht nach
den herrschenden Cultursystemen und zwar
die Regeln für die Anzucht der Reben,
Behandlung der Setzreben; das Einpflanzen
nach den bewährtesten Methoden; den Re-
bensatz mit der Differenzbemessung nach
dem Schattenwinkel der Stockhöhe im Reihen-
satze; für die Umbildung des Schösslings in
den Stamm und dessen Ueberführung in das
Kopf- und Schenkelformsystem , die Heran-
bildung der gebräuchlichen Stockformen
durch die verschiedenen Methoden des Re-
benschnittes und der Stockerziehung. — Der
7. Abschnitt ist den Krankheiten des Wein-
stockes, den sonstigen Beschädigungen des-
selben und den durch Erfahrung erprobten
Mitteln der Abwehr und des Schutzes ge-
widmet, wärend der 8. Abschnitt die Arbei-
ten für die Weinstockspflege im Jahreslauf
nach den Arbeitsepochen des Jahres einge-
theilt zusammenfasst. Im 9. Abschnitte hat
es der Verfasser versucht, die Grundsätze
IV. Literatur.
der landwirthschaftlichen Wirthschafts - und
Betriebslehre in ihrer Anwendung auf den
Weinbaubetrieb darzustellen, durch möglichst
eingehende Erörterungen der Bedingungen
für die technische Einrichtung der Weinan-
lagen; der Bodenausnutzung und darauf ge-
gründeten Düngerbemessung ...... ; sowie
endlich durch Entwickelung des Löhnungs-
massstabes für Arbeiter und für Winzerfa-
milien mit und ohne Grundnutzung.“ — Der
Reichthum des Buches ist in diesen wenigen
Worten hinlänglich angedeutet. Auf eine
Kritik einzelner Dinge können wir nicht ein-
gehen. Aber wenn wir dabei auch Fehler
auffänden, so würden wir dennoch das schön
ausgestattete Werk jedem dem Fortschritt
ergebenen Weinbauer angelegentlich em-
pfehlen. J.
7) Der Privatgarten in. moderner
Weise. Eine Andeutung, die Privat-
gärten vermittelst der Zierbäume, Zier-
sträucher, Blumen- und Blattpflanzen,
Obstbäume, Fruchtsträucher und Ge-
müse nach moderner Weise anzulegen,
umzugestalten und zu bepflanzen,
nebst allgemeiner Beschreibung und
Culturangabe der dabei erwähnten
Gewächse. Von Ludwig Schröter.
Cöthen, Paul Schettler 1870.
Der Titel gibt den Inhalt des kleinen
Buches fast vollständig und spricht auch die
Tendenz schon aus, dass der moderne Gar-
ten — darunter versteht der Verfasser Gär-
ten in landschaftlicher natürlicher Form —
der allein berechtigte sei. Darüber liesse
sich streiten und sicher ist gerade im Haus-
garten oder Privatgarten (was wir für das-
selbe halten) die Regelmässigkeit recht oft
an ihrem Platze. Wir sind aber selbst der
Meinung, dass kleine Privatgärten recht gut
landschaftlich sein können, wenn man davon
das Gemüse und die künstlich geformten
Obstbäume ausschliesst. Dies will aber der
Verfasser nicht und er legt gerade eine
Lanze für die Einführung der Gemüse im
Schmuckgarten ein, will das Gemüse förm-
lich mit den Zierpflanzen verschmelzen. Wir
und wohl fast alle unbefangenen, wirklich
erfahrenen Sachverständigen halten eine
155
solche Vereinigung für unschön und unprak-
tisch und denken, die Schönheit sowohl als
der Nutzen werden mehr gewinnen, wenn
Gemüse und Schmuckpflanzen getrennt blei-
ben. Das Bestreben, die alten hässlichen
Privatgärten, deren es noch in jeder Stadt
in Menge gibt und die besonders in kleine-
ren Städten allgemein sind, zu modernisiren,
ist nur lobenswerth zu nennen und der Verf.
zeigt Geschmack und gute Beobachtungs-
gabe. Im Allgemeinen wird der richtige
Weg vorgezeichnet und zwar in einer
Sprache, die für noch ganz unerfahrene
Dilettanten berechnet ist und überzeugen
will. Dies wird in vielen Fällen gelingen,
in anderen aber wird der Leser rathlos
stehen. Es kann dies nicht anders sein,
denn wenn in einem kleinen Buche einzelne
Dinge ganz vollständig und weitläufig er-
zählt werden, (eigentlich die rechte Art für
Leute, die gar nichts verstehen), so müssen
andere zu kurz wegkommen. Enthält doch
die kleine Schrift die Beschreibung einer
ganzen Menge von Zierpflanzen, so vollstän-
dig, go dass manche eine halbe Seite ein-
nimmt (z. B. Abies nobilis, wobei sogar die
Anzucht aus Samen angegeben ist). Wo will
da Raum für andere Dinge herkommen ?
Wir halten dies für einen Fehler, obschon
die Beschreibungen treffend und die Cultur-
angaben richtig sind. Alles an seinem rech-
ten Platze: das muss des Schriftstellers erste
Regel sein. Das richtige Verhältniss sollte
der Verfasser, nachdem er schon so viele
Bücher geschrieben, endlich kennen gelernt
haben. Ist die Anleitung im Allgemeinen
gut, so ist es nicht auch die Auswahl der
Pflanzen. Wer sich so enge Grenzen setzt,
darf auch nicht Pflanzen empfehlen, welche
der kleine Privatmann nicht gebrauchen,
nicht haben kann. Und an grosse Privat-
gärten hat doch der Verfasser nicht gedacht?
Er schreibt für kleine Leute, setzt aber die
Mittel und Pflanzenschätze grosser Gärten
voraus. Uebrigens wird das Buch eine gute
Wirkung nicht verfehlen und wir machten
die Ausstellungen daran nur aus dem Grunde,
um vor Fchlgriffen zu bewahren.
156
8) O0. Heer, die neuesten Entdeckungen
im hohen Norden. Zürich 1869 bei
Fr. Schulthess.
Der geehrte Verfasser bespricht zunächst
die Whymper’sche Expedition nach Grönland.
Grönland ist gegenwärtig ganz vergletschert,
ein ungeheures Gletschermeer deckt Berg
und Thal und schiebt seine Gletscher in das
Meer hinaus. Nur an den Küsten, auf den
Halbinseln und kleinen Inseln ist das Land
noch stellenweise eisfrei, so auf der von
einem 6000 Fuss hohen Gebirge durchzoge-
nen Halbinsel Noarsoak. In diesem Gebirge
fisden sich in einem braunrothen stark eisen-
haltigen Gestein zahlreiche fossile Pflanzen
eingebettet, die zu sammeln der Zweck von
Whymper war. Auf der Insel Disco wurden
fossile Pflanzen in Sandstein eingebettet ge-
funden, sowie grosse Braunkohlenlager.
Nach diesen von Whymper gesammel-
ten fossilen Pflanzen, sowie nach anderen
die Heer von früheren Expeditionen erhielt,
schildert Heer die frühere Flora Grönlands,
dieses jetzt ganz mit einem hohen Eismeer
bedeckten Landes, in der folgenden Weise:
„Zur Zeit als die Sandsteine abgelagert
wurden, muss im hohen Norden ein ausge-
dehntes Festland bestanden haben. Damals,
zur Zeit der miocenen oder Tertiär-Periode,
herrschte in Deutschland und der Schweiz
ein subtropisches Klima. In den immergrü-
nen Lorbeerwäldern und Palmenhainen lebte
eine reiche Thierwelt, nach Typen, die jetzt
nur in der warmen und heissen Zone vor-
kommen. Nach Norden veränderte sich aller-
dings das Bild, doch fand sich in Grönland
bei 70° n. Br. noch eine Flora, die mit der
jetzigen vom Norden Italiens verglichen
werden kann. Riedtgräser und Schilirohre
wuchsen zwischen mächtigen Sumpfeypressen
(Taxodium distichum) in den Morästen, aus-
serdem fanden sich daselbst aber auch noch
wie jetzt bei uns Birken, Erlen, Pappeln und
Sparganien und Menyanthes streckten ihre
Blumen aus dem Wasser hervor.
Im Walde herrschte ein wunderbarer
Reichthum an Baum- und Strauchformen.
Am häufigsten war ein mächtiger Nadelholz-
baum (Sequoia Langsdorfii), verwandt den
Riesenbäumen dCaliforniens.. Ebenso ein
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Zapfenbaum mit breiten farnartigen Blättern
(Salisburia adiantoides). Sehr zahlreich wa-
ren die Laubbäume vertreten und während
unsere Waldungen nur 2 Eichen - Arten ber-
gen, enthielten die Waldungen Grönland’s
deren 9 und von diesen hatten 4 immergrüne
Blätter. Ferner fanden sich 2 Buchen, 1
Kastanie, 2 Platanen, 3 Juglans, ausserdem
Magnolien, Sassafras, Amber-Bäume (Liqui-
dambar) und selbst 2 Ebenholz-Bäume (Dios-
pyros).
Das Strauchwerk bildeten Corylus, Rhus,
Cralaegus, Iex, Rhamnus, zwischen denen
Weinreben, Epheu und die Sarsaparilla an
den Baumstämmen emporrankten.
Dann bespricht Heer die Resultate der
von Schweden im Jahre 1868 nach Spitz-
bergen entsendeten Expedition, an der aus-
ser Professor Nordenskiöld, Malmengren und
Fries noch 5 andere Naturforscher Schweden’s
Theil nahmen. Zunächst berührte diese Ex-
pedition die Bären-Inseln, deren graue kahle
Berge eine sehr sparsame und ärmliche Ve-
getation aufweisen, während dort Steinkoh-
lenlager entdeckt wurden und in den solche
umschliessenden Steinschichten eine Menge
fossiler Pflanzenarten aufgefunden wurden.
Von den Bären-Inseln ging die Expedi-
tion nach .der Westküste Spitzbergen’s, wo
mehrere Wochen zur Untersuchung des Lan-
des verwendet wurden. Die Küsten Spitz-
bergen’s sind ein zerrissenes wildes Land
und Meerzungen (Fiords) greifen tief in das
Land hinein, während wilde zackige Glet-
schermassen in diese Fiords münden. Auf
der Südseite der grossen Eisfiords zeigten
sich an einzelnen geschützten Stellen Colo-
nien schönblühender Alpenpflanzen, so in
einen grünen Moosteppich eingestreute Büsche
von Silene acaulis, Polemonien, Saxifraga
oppositifolia, Dryas, Papaver und andern
zierlichen Gewächsen. Der Sommer ist dort
sehr angenehm. Früher fuhren im Sommer
jährlich Hunderte von Schiffen dahin, welche
dem Wallfischfang oblagen und am Strande
in Bretterbuden wohnte die Mannschaft. Jetzt
ist der Wallfisch in diesen Meeren schon
fast ausgerottet und nur noch wenige Schiffe
gehen dahin, um den weissen Delphin zu
fangen.
” BEN IV. Literatur.
Während die andern Naturforscher in
ihren Richtungen sich fleissig beschäftigten,
untersuchten die Geologen Nordenskiöld und
Nauckoff die Gebirgsformationen und sammel-
ten an der Westspize des Eisfiöürds am Cap
Steratschin in einem schwarzen Schiefer zahl-
reiche fossile Pflanzen. Im September machte
Nordenskiöld den Versuch, weiter nach Nor-
den vorzudringen und kam bis 81!/,0 n. Br.,
dem höchsten Punkt nach Norden, der über-
haupt von einem Schiff bis jetzt erreicht
worden ist. Von hier aus musste nach ver-
geblicher Anstrengung, weiter nach Norden
vorzudringen, die Rückreise angetreten
werden.
Die Fragmente von fossilen Pflanzen,
‚welche die Expedition in grosser Menge mit-
gebracht, lassen Heer nun zu den folgenden
Schlüssen über die Bären-Inseln und Spitz-
bergen kommen:
„Die Flora war daselbst zur Steinkoh-
lenzeit fast ganz übereinstimmend mit der
gleichzeitigen Mittel- und Südeuropa’s.
Calomiten (Bäume von der Tracht der
Schachthalme und Casuarinen), Sigillarien
(hohe Bäume mit säulenförmigen schön ge-
zierten Stämmen, die auf der Spitze der
Zweige grosse Büschel langer schmaler
Blätter trugen, rur entfernt mit unseren Ly-
copodiaceen verwandt) und Lepidodendren
bildeten den Hauptbestand der Waldungen.
Nach der Steinkohlenzeit ist Spitzbergen
wieder in’s Meer versunken, wie der Mu-
scheln und Meerihiere enthaltende Kalk zeigt,
der die Steinkohlenlager deckt, Zur Tertiär-
zeit endlich deckte Spitzbergen eine ähnliche
Flora, wie solche oben von Grönland ge-
schildert wurde, doch scheinen in Spitzber-
gen die Nadelhölzer noch mehr als in Grön-
land dominirt zu haben,
Auf die Tertiärzeit folgte die Eiszeit,
die im hohen Norden wie in ganz Europa,
Mittel- und Nordasien die Pflanzen des mil-
den Klima’s verrichtete. Während aber auf
dem Continent der Eiszeit die klimatischen
157
Verhältnisse der Jetztzeit folgten, behielt der
hohe Norden das kalte Klima, unter dessen
Einfluss Spitzbergen und Grönland jetzt noch
mit mächtigen Gletschern bedeckt ist und
die Baumvegetation dort wie es scheint für
immer vernichtet ist.
In einer andern kleinen Schrift über die
„Miocene Flora der Polarländer*
hatte Heer sich früher schon einlässlicher
über die Flora der Tertiärzeit jener im hohen
Norden liegenden Gebiete ausgesprochen.
Damals kannte Heer schon 162 Arten der
Pflanzen, die jene Länder bevölkerten und
unter diesen 128 holzartige Gewächse. Unter
den Nadelhölzern Tannen, Föhren, Fichten,
den noch jetzt lebenden Arten Amerika’s
verwandt. Ferner waren die Gattungen Se-
quoia, Taxodium, Thujopsis, Glyptostrobus
aus der Familie der Coniferen vertreten.
Unter den Buchen (Fagus) war eine ziem_
lich häufige Art, unserer gemeinen Buche
nahe verwandt. Von Quercus sind 8 Arten
aufgefunden, welche mit noch jetzt in Nord-
amerika lebenden Arten ähnlich. Am häu-
figsten von allen Laubbäumen waren 2 Pap-
peln, Weiden dagegen selten, ferner waren
Platanen, Liriodendron, Birken, Ahorn, Mag-
nolien und Linden vertreten. Zu ihnen ge-
sellten sich einzelne unserer nördlichen Halb-
kugel jetzt fremde Holzgewächse, die der
Familie der Proteaceen anzugehören scheinen.
Heer bespricht hier auch die verschie-
denen Hypothesen über diese gewaltige Um-
änderung des Klimas im hohen Norden und
hält eine schon früher von ihm vertheidigte
Ansicht als die wahrscheinlichste fest, dass
unsere Erde, indem sie mit dem ganzen
Sonnensystem den Weltenraum durchsegelt,
im Laufe der Jahrtausende auch solche Par-
thien des Weltenraumes berühre, wo bald
mehr bald weniger Sterne und also auch
eine verschiedene Temperatur, die wieder
ihren Rückeinfluss auf die Erde ausübe.
(E. R.)
158
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Vv. Personalnotizen und Neuestes
1) Strassburg, den 15. November |und forstwirthschaftlichen undhor-
1869. Heute starb dahier nach fast einjäh-
rigem schweren Leiden Proiessor Friedrich
Kirschleger. Derselbe wurde am 6. Ja-
nuar 1804 in Münster, Oberrhein, geboren,
Seine Studien machte er am protestantischen
Seminar und arbeitete einige Zeit unter der
Leitung des Professors der Botanik Chr.
Nesiler zu Strassburg. Später begab er sich
nach Paris, wo er Medicin studierte und
praktizirte dann als Doctor Medicinae in sei-
ner Vaterstadt als praktischer Arzt. Im J.
1834 wurde er zum Professor an der Phar-
macieschule und zum Agrege der medicini-
schen Facultät in Strassburg ernannt.
Die erste botanische Arbeit Kirschleger’s
war eine Aufzählung der Elsässischen Pflan-
zen. Bald darauf erschien sein Prodrome
de la flore d’Alsace und nach dem sein
Hauptwerk: die Flore d’Alsace in 3 Bänden
in den Jahren 1852 — 1862. Eben mit der
Bearbeitung einer zweiten Auflage dieser
Flore beschäftigt, überraschte ihn der Tod,
ala kaum der 1. Theil des Buches beendigt
war. (h)
2) Am 7. Nov. 1869 starb zu Prag
Dr. Rob. Hoffmann, Professor der aualy-
tischen Chemie am dortigen Polytechnicum,
den Botanikern durch seine Jahresberichte
über die Fortschritie auf dem Gesammtge-
biete der Agricultur-Chemie 1858—1868 vor-
theilhaft bekannt. (h)
3) Am 15. Jan. d. J.starb zu Schnep-
fenthal in Thüringen Professor Dr. Otmar
Harald Lenz in einem Alter von 71 Jah-
ren. Als Lotanischer Schriftsteller ist er
bekannt durch seine „Gemeinnützige Natur-
geschichte“, durch sein Buch über die nütz-
lichen und schädlichen Schwämme, für welches
ihm Fries seine Anerkennung durch die Wid-
mung der Agaricinen-Gattung Lenzites aus-
sprach, und durch seine „Botanik der alten
Griechen und Römer*. (F. v. H.)
4) Im Herbste des laufenden Jahres soll
in Wien eine Ausstellung von land-
ticolen Sämereien stattfinden mit dem
Zwecke: einen Ueberblick zu haben über
alle bis jetztin Oesterreich gebauten Garten-,
Land- und Forstwirthschalts-Sämereien; —
zu ermitteln, welche Personen sich mit Er-
folg der Samenzucht und dem Samenhandel
widmen und schliesslich um durch diese
Ausstellung einen Uebergang zu künftigen
Samenmärkten anzubahnen. — Dieser Aus-
stellung wird das K.K. Ackerbau-Ministerium
eine Subventiou von 1500 fl. und mehrere
Siaatspreis-Medaillen zur Verfügung stellen.
(S—T.)
5) Hr. Dr. Syrski, Mitglied der ost-
asiatischen Expedition, ist von seiner Reise
zurückgekehrt und hat ausser einigen Car-
tons von Cupaneser Grains auch noch eine
grössere Anzahl von Gemüsesämereien aller
Art aus verschiedenen Gegenden von Japan
mitgebracht. Diese werden insgesammt mit
einigen aus Yokohama gebrachten lebenden
Pflanzen dem Hrn. Prof. Fenzl zur Bestim-
mung und zu Einleitung zu Anbauversuchen
übergeben.
Hr. Bar. Ransonnet, ebenfalls Mitglied
besagter Expedition, hat eine Anzahl von
in Japan gebauten Sorghum-Arten eingesen-
det, die den Landwirthschaftsgesellschaften
in Görz, Triest, Rovigno und auch in Bozen
zu Anbauversuchen mitgetheilt werden. —
Hr. Dr. Scherzer hat eine Sendung
avisirt von verschiedenen in Bangkok (Siam.),
Canton, Pecking, Yeddo, Yokohama ange-
kauften und erworbenen landwirthschaftlichen
Geräthen, die für das Wiener landwirthschaft-
liche Museum bestimmt sind, (S—r.)
6) Ausstellungen in Frankreich.
Im Mai (22.--24.) d. J. wird in Versailles
auch eine Ausstellung von Gartenbau-Pro-
ducten und Geräthen stattfinden, wobei der
erste Preis, eine goldene Medaille, für das
schönste Exemplar eines baumförmigen He-
liotropiums,, der zweite Preis, eine silberne
Medaille, für die schönsten Reseda-Pflanzen
in Topf bestimmt sind, ausserdem sind noch
108 Preise angegeben. (S—r.)
\
V. Personalnotizen und Neuestes.
7) [Skizze]. Franz Unger, geboren
im Jahre 1800 zu Leiterbach in Steiermark,
widmete sich anfangs den juridischen Stu-
dien, wendete sich aber dann der Mediein
zu, deren Studium er in Wien begonnen
und in Prag beerdet hatte. Ohngeachtet der
damaligen polizeilichen Schwierigkeiten reiste
U. ohne Pass nach Deutschland, verkehrte
dort viel mit Studenten, welche den Burschen-
schaftskreisen angehörten und theilweise an
der Ermordung Sand’s betheiligt waren; in
Folge dessen wurde U. nach seiner Zurück-
kunft drei viertel Jahre lang gefangen ge-
halten — der Metternich'schen Polizei war
U.s Verkehr nicht unbekannt! — Im Fürst
Colloredo’schen Hause nahm U. dann die
Stelle eines Hauslehrers an und im Jahre
1827 wurde er zum Doctor der Mediein pro-
movirt. Die ersten drei Jahre weilte U. als
praktischer Arzt in Stockerau (nächst Wien),
dann übersiedelte er nach Tirol (Kitzbich])
und im Jahre 1833 endlich wurde er als
Professor am Johanneum zu Gratz und im
Jahre 1850 an der Universitätzu Wien; vom
Jahre 1366 lebte er in Gratz in Pension. —
Von Interesse sind die Kämpfe, die U. mit
dem Clerus zu bestehen hatte, er wurde un-
ausgesetzt verdächtigt, beaufsichtigt und ver-
folgt, er wurde als ein Verführer der Jugend
denuneirt. — Unger trat immer für die Sache
der Freiheit ein, wie es namentlich aus sei-
nen Vorlesungen über „die Geschichte der
Schöptung“ und aus seiner Rede, die er als
Präsident des naturwissenschaftlichen Ver-
eins in Gratz hielt, sich erwiesen hatte. —
An dem zu Ehren Vogit’s gegebenen Ban-
quette am 12. Februar d. J. konnte er we-
gen mehrtägiger Indisposition (Hexenschuss)
nicht theilnehmen — am darauffolgenden
Morgen wurde erim Bette todt gefunden. —
Am 8. Febr. hatte U. den Dr. Holzinger über
einen Vortrag consultirt, den er am 26. unter
dem Titel „Katholische Botanik“ im natur-
wissenschaftlichen Vereine halten wollte.
(S—t.)
8) Oxycoccus macrocarpusPers.
Amerikanische grossfrüchtige Moosbeere. Es
ist von dieser Pflanze, welche allgemeiner
159
unter dem Namen Vaccinium macrocarpum
Ait. oder unter dem englischen Namen
„Crawberry“ bekannt ist, kürzlich durch
unsern deutschen Landsmann Hrn. Dr. Sied-
hof in North-Hoboken eine grössere
Zahl von Früchten und auch von Pflanzen
nach Europa gekommen. Die Gartenflora
wird in Kurzem eine Abbildung dieser Pflanze
bringen und solche dann einlässlicher be-
sprechen. Unsern Lesern zur Autklärung
sei heute nur bemerkt, dass O. macrocarpus
unserm O. palustris Pers. (Vaccinium Oxy-
coccos L., Moosbeere, Gluchwa (Russisch))
sehr ähnlich ist. Wie diese letztere Pflanze
bei uns in Sümpfen auf Polstern des Sumpf-
mooses wächst und ihre dünnen fadenför-
migen Aeste und Zweige nach allen Seiten
niederliegen und wurzeln, ganz so wächst
OÖ. macrocarpus in den Sümpfen Nordame-
rika’s. —
Wenn diese Pflanze also in der nächsten
Zukunft anempfohlen wird, dann täusche
ınan sich nicht, denn in gewöhnlichen Gär-
ten wird dieselbe nicht wachsen. Aber in
den Ebenen Norddeutschland’s und über-
haupt überall da, wo ungefähr 1 Fuss unter
der Oberfläche des Bodens Grundwasser
steht, wird man solche anbauen können. Es
können mithin natürliche Sümpfe für deren
Cultur benutzt werden, denn künstliche für
solche herzustellen dürfte sich kaum der
Mühe lohnen. —
Die Beeren sind denen der Sumpfbeere
ähnlich, aber bedeutend grösser (von der
Grösse einer Büchsenkugel), sind kugelrund
oder, bei einer Abart länglich, gelb und mit
rother Deckfarbe bald ganz, bald nur theil-
weise überzogen. Bei einer Abart sind die
Beeren tief blutroth. Das Fleisch der Bee-
ren ist schwammig, weiss oder röthlich und
besitzt den gleichen stark sauern Geschmack
wie das unserer Moosbeere.
In Nordamerika ceultivirt man melırere
Abarten der Crawberry in ziemlich grossem
Massstabe. Die reifen Beeren weıden mit
wenig Wasser langsam abgekocht und die
Schaalen dann mittelst eines Durchschlages
abgesondert. Versüsst dienen sie so als
Compott, zu Saucen, Kuchen u. =. £.
(E. R.)
160
9) Petersburg, Anfang April. An-
fang des Winters mild, im Januar starke
Kälte und fiel das Thermometer bis auf
— 34% Cels. März und Anfang April bestän-
dig hell, ein blauer italienischer Himmel,
schöne warme Sonne des Tages, Nachts fiel
aber das Thermometer stets auf — 3° bis
— 120 Cels. — So verschwand der Schnee
allmälig. Erst den 2./14. April hatten wir
in Petersburg die erste frostfreie Nacht bei
mildem Südwinde, trotzdem hatten sich an
sonnigen Stellen schon am 1. April die Blu-
men von Galanthus und Tussilago Farfara
im freien Lande geöffnet.
In Petersburg scheint der kalte Nach-
winter und die Fröste auf den offenen Bo-
den wenig geschadet zu haben. Dagegen
hörten wir von Riga Klagen, dass die feine-
ren Obstsorten sämmtlich gelitten hätten.
Aus Moskau, Woronesch ete. liegen uns
ähnliche Witterungsberichte vor.
In Tiflis trat Anfang (Mitte) März eine
tropische Hitze ein. Den Winter hindurch
fand fast kein Wasser- oder Schneefall statt, |
so dass schon Anfang März die Quellen und
Bäche sparsam flossen, weshalb man den
empfindlichsten Wassermangel für den Som-
mer befürchtet. Am 26. Februar blüheten
Primula und Mandelbäume, am 2. März Ul-
mus und Fraxinus und am 6./18. März Pru-
nus, Nonnea lutea, Erdbeeren, Hyaecinthus,
Lonicera chinensis und Cyclamen Coum
hatten schon abgeblühet. (E. R.)
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
S: IH BR RGE
10) Der Gartenbau-Verein in Potsdam
hat einen Jahresbericht veröffentlicht über
die in den 27 Sitzungen desselben gehalte-
nen Vorträge. (E. R.)
11) Die „Societe Imperiale et Centrale
d’Horticulture de France zu Paris“ veranstal-
tet am 27, Mai und am 20. Juni dieses Jah-
res im Palais de l’Industrie auf den Elisei-
schen Feldern Blumenausstellungen.
(E. R.)
12) Der Berliner Gärtner-Verein
hat seinen Bericht für 1869 vertheilt. In
den Sitzungen desselben wurden 48 Vor-
träge gehalten. Die 3 besten Vorträge sol-
len für die Folge prämirt werden. Ausser-
dem waren Lehrceurse eingerichtet worden
und so that der Verein alles was in seinen
Kräften stand, um zur Heranbildung tüch-
tiger gebildeter Kräfte unter den Fachge-
nossen das Seinige beizutragen. (E. R.)
13) Anfangs Januar waren in Adelaide
in Australien so heisse trockene Winde ein-
getreten, dass alle Pflanzen aus kühleren
Klimaten, so die Neuseeland’s, bedeutend
litten und theilweise wie versengt waren.
(E. R.)
. Originalabhandlungen.
1) Abgebildete Pflanzen.
a) Paneratium speciosum Salsb.
(Siehe Tafel 652.)
Aımaryllide'ae.
P. speciosum Salsb, in Linn. trans.
II. 73, tab. 12. — Bot. Mag. tab. 1458.
— Willd. spec. II. 44. — Redoute Lil.
VII. tab. 412. — Hymenocallis speciosa
Salsb. in Hort. trans. I. 340. — Knth.
enum. V. 664. — Foliis elliptico-lanceo-
latis, in petiolum canaliculatum attenua-
tis, aculis; scapo compresso, ancipiti;
foliis breviore, plurifloro (7—15 floro);
floribus breviter pedicellatis; spatha
diphylla; coronae sinubus ligula bifida ;
ovarii loculis biovulatis. —
Wir gaben die Abbildung dieses
aus Westindien stammenden und seit
langer Zeit in unsern Gärten eingeführ-
ten Zwiebelgewächses, weil wir diese
schöne Pflanze als eine derjenigen em-
pfehlen können, welche nicht nur zu den
schönsten ihres Geschlechtes gehört,
sondern weil solche auch im warmen
Wohnzimmer cultivirt, besser als im Ge-
Winter die köstlich duftenden grossen
weissen Blumen entwickelt. Fig. 3 der
beistehenden Tafel gibt die verkleinerte
Abbildung eines im Zimmer des Refe-
renten im October zur Blüthe gekomme-
nen Exemplares, Fig. 2 eine einzelne
Blume und Fig. 4 ein.einzelnes Blatt in
Lebensgrösse. Die dunkelgrünen ellip-
tisch-lanzettlichen, fast fleischigen Blätter,
die ungefähr 1!/, Fuss lang und nach
allen Seiten überhängen, machen die
Pflanze, solche nicht in
Blüthe, zu einer schönen Decorations-
pflanze, — in Blüthe rivalisirt dieselbe
in Bezug auf Schönheit der in reich-
blumiger Dolde stehenden Blumen und
den köstlichen starken Geruch derselben
mit den schönsten Gebilden der Pflan-
zenwelt. Die Cultur ist sehr einfach.
Man pflanze in eine lehmige Rasenerde,
gebe im Sommer zuweilen einen Dung-
auch wenn
wächshause gedeihet und jährlich im | guss und gebe der Pilanze einen Stand-
VI 1870,
11
162
ort im Fenster oder auf einem Tische
vor dem Fenster in sonniger oder auch
nur in einer Lage, wo die Sonne we-
nigstens während eines Theils des Tages
hinkommt. Liebt ziemlich reichliche Be-
wässerung und muss jährlich im Früh-
jahre, ohne die Wurzeln stark zu be-
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Während im Zimmer diese Pflanze,
wenn die Zwiebel erst die gehörige
Stärke erreicht hat, jährlich blühet, ist
es selten, dass solche im Gewächshause
zur Blüthe kommt. In den Sitzungen
des Petersburger Gartenbauvereins wur-
den wiederholt Exemplare von Blumen-
schädigen, in einen etwas grössern Topf | freunden ausgestellt, die im Zimmer zur
gepflanzt werden. Brutzwiebein,
sich etwa gebildet haben sollten, werden
bei dieser Gelegenheit abgenommen und
in besondere Töpfe gepflanzt.
bp) Abutilon megapotamicum A. St.
die | Blüthe gebracht worden waren.
(E, R,)
Hil
(Siehe Tafel 653.)
Malvaceae
A. megapotamıcum A. St. Hil. et
Naud. in Ann. Sc. nat. serie II. tom. 18
pag. 49. — Flore des serres XV, tab.
1599. — Abutilen vexillarium E. Morr.
Belg. hort. anno 1864. oct. —
Das A. megapotamicum stammt aus
den Gebirgen der Provinz Rio- Grande
in Brasilien. Dasselbe ist zwar jetzt
schon in den Gärten ziemlich verbreitet,
verdient aber auch einzuwandern in die
Wohnhäuser aller Pflanzenfreunde, wes-
halb wir die Aufmerksamkeit unserer
Leser dieser eben so zierlichen als dank-
bar blühenden Pflanze zuwenden wollen.
Dasselbe bildet einen niedrigen
Strauch von 2—4 Fuss Höhe, mit zahl-
reichen dünnen, langen und überhängen-
den Aesten. Blätter aus breiterem herz-
förmigem Grunde, lang, deltaförmig zu-
gespitzt, 3—5lappig, gezähnt und fast
kahl. Blumen auf dünnen herabhängen-
den Stielen in den Blattachseln. Kelch
äufgeblasen, 5Skantig,
Die keilförmigen Blumenblätter hellgelb
und am Grunde purpur. Das Bündel
der tiefvioletten Staubfäden überragt die
gelben Blumenblätter.
Eine Pflanze von sehr leichter Cul-
tur, die im Winter eine trockene Luft,
einen hellen Standort und eine Tempe-
ratur von 5 bis höchstens 100 R. ver-
langt. Gedeiht fast in jeder Erde, liebt
Beimischung von düngenden Bestand-
theilen und einen von Zeit zu Zeit wie-
derholten Dungguss. Im Sommer ins
freie Land gepflanzt bildet solche dichie
vollblumige niedrige Sträucher.
Dem Pflanzenfreunde, der kein Ge-
wächshaus besitzt, empfehlen wir das
A. megapotamicum zur Cultur im Zim-
mer als Spalier, wie das die Fig. b un-
serer Tafel in verkleinertem Maasstabe
nach einem vom Referenten im Zimmer
| eultivirten Exemplare zeigt.
Man weise der Pflanze einen Stand-
tief purpurroth. | ort in einem sonnigen Zimmerfenster an.
2,
I. Originalabhandlungen.
163
Wenn im Frühlinge der neue Wuchs | diese Weise schnell, die Zweige hängen
beginnt, werden die dünnen Triebe am
Spalier vertheilt und den zu lang wer-
denden wiederholt die Spitze ausgekneipt.
Will man wegen des übeln Geruches im
Zimmer den Dungguss vermeiden, so
pflanze man in grösseren Topf und mische
der lockeren Erde reichlich Hornspäne
bei. Das Spalier bekleidet sich auf
nach allen Seiten gracil herab und im
April zeigen sich bereits zahlreiche
Knospen, worauf die Pflanze fast unaus-
gesetzt den ganzen Sommer hindurch
blüht. Im Sommer Standort vor einem
offenen Fenster oder im Freien auf
Balkon oder einer Blumentrage.
(E. R.)
ce) Clethra barbinervis Sieb. et Zuce
(Siehe Tafel 654.)
Ericaceae,
C. barbinervis Sieb, et Zuec.
den Nerven haarig und in den Venen-
Abh. der math. phys. Klasse der Königl. | achseln bartig. Blumen weiss, in spitzen-
bayr. Ac. d. Wissensch. IV. 3. p. 128.
Die beistehend abgebildete Pflanze
gehört zu den Sträuchern Japan’s mit
fallendem Laube und dürfte gleich den
Clethra-Arten Nordamerika’s im Klima
Deutschland’s im freien Lande überdauern.
Herr Maximowiez, wie der Japanese
Tschonoski, sendeten dem Kaiserlichen
Botanischen Garten Samen in grösserer
Menge ein, der von hier aus vertheilt
wurde, so dass diese Olethra jetzt schon
in vielen Gärten sich finden dürfte.
Blätter gestielt, abwechselnd, aus
keilföürmigem Grunde verkehrt -länglich
oval, scharf gesägt, oberhalb kurz rauh-
lich behaart, unterhalb besonders an
ständigen Trauben oder Rispen. Blatt-
stiele, Blüthenstiele und Blüthenstiel-
chen mit rostfarben schillernder Behaa-
rung. Bracteen bald abfallend. Staub-
fäden und Griffel ragen aus der Blume
hervor.
Blühet im Juli und wird aus Samen
fortgepflanzt, der auf mit Wald- oder
Torferde gefüllte Töpfe ausgesäet wird.
Später liebt die Pflanze eine ähnliche,
aber mit Lehm versetzte Erde.
(E, R.)
a) Ein Staubfaden mit der Anthere,
vergrössert.
%) Die Vögel im Garten.
Von H. Jäger.
Sind auch die Vögel nicht wesent- | höhen sie doch seinen Reiz und sind der
lich nothwendig in einem Garten, so er- | Mehrzahl nach willkommene Gäste, Selbst
11 *
164
der gefrässige Kirschendieb, der Sper-
ling, hat seine Freunde. Die Vögel sind
die Lieblinge der Menschen, die poeti-
schen Gestalten in den Lüften, ihre
wunderbare Wanderschaft, ihre ewige
Beweglichkeit, die Art ihrer Fortpflan-
zung, ihr Nestbau, Schönheit, Beweglich-
keit und bei vielen Vögeln vertraulicher
Anschluss an die Menschen, alles dieses
und noch anderes trägt dazu bei, dass
den Vögeln der Vorzug unter den Thie-
ren gegeben wird. A. E. Brehm sagt
in seinem bekannten Werke: „Illustrirtes
Thierleben“: „Die Säuger sind die
Nutzthiere, die Vögel die Vergnügungs-
thiere des Menschen. Jene müssen zol-
len und geben, wenn sie vom Menschen
nicht vertilgt werden wollen, diese ge-
niessen einen Vorzug vor allen übrigen
Thieren. Sie besitzen des Menschen
Wohlwollen und des Menschen Liebe.
— — — — Sie sind unsere Schooss-
kinder und Lieblinge“.
Wenn die Mehrzahl der Stadtbe-
wohner sich mit dem Kanarienvogel oder
Papagei im Käfig begnügen muss, so
sind die Besitzer der Gärten in der
glücklichen Lage, die liebenswürdigen
und willkommenen befiederten Gäste
gleichsam einzuladen, ohne dass ihre
Bewirthung etwas kostet und dennoch
belohnen sie durch Gesang, Tänze und
Luftproductionen, die ihnen Niemand
nachmacht, die freundliche Einladung.
Wo nur zwei Bäume zusammen stehen
und einige dichte Büsche am Boden sich
ausbreiten, da finden sich selbst in gros-
sen Städten Vögel ein. Je freier der
Garten liegt, je mehr er den Vögeln
Schutz und Nahrung bietet, desto reich-
licher werden sie sich einstellen. Selbst
der kleine zwischen den Häusern liegende
Stadtgarten, obschon von den meisten
Vögeln gemieden wegen Katzen, Mangel
an Wasser, Bäumen und Ruhe, wird von
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
den furchtlosen Gartenfinken, den haus-
liebenden Rothschwänzchen, selbst von
einigen Arten Grasmücken aufgesucht.
Es ist gewiss, dass der Mensch die Vö-
gel anziehen kann, indem er sie nicht
stört und ihnen einen sichern, sorglosen,
nahrungsreichen Aufenthalt bereitet. Jede
Sorge für die befiederten Gartenbewohner
belohnt sieh reichlich durch immer zu-
nehmende Bevölkerung, Erhöhung des
Genusses und grösseren Nutzen. Ich
werde den letzteren nicht zum Gegen-
stand meiner Besprechung machen, da
schon so viel und Gutes über den Nutzen
der Vögel als Vertilger der Gartenfeinde
geschrieben worden ist, sondern der
Zweck dieser Zeilen ist, die Erhöhung
des Naturgenusses im Garten durch die
Vögel darzustellen und die Mittel anzu-
geben, wie dieselben in die Nähe der
Wohnungen gezogen und darin gefesselt
werden können. Am meisten sind na-
türlich die Singvögel geschätzt, und
wenn auch viele unbedeutende Sänger
darunter sind, so tragen sie doch zur
Belebung des Ganzen bei und selbst der
schleehteste Gesang findet bekanntlich
Seine Freunde.
Wir wollen später diejenigen Vögel
besonders berücksichtigen, welche auch
den kleinen Garten mit nur wenigem
Gehüsch und einigen Bäumen besuchen;
wenn aber von Genuss im Allgemeinen
die Rede ist, so können wir keine so
engen Grenzen setzen und müssen auch
den Park mit in Betrachtung ziehen.
Grössere Gärten sind meist reicher an
Vögeln als der Wald und die gemeine
Landschaft, denn die meisten lieben die
Nähe der Menschen, besonders aber den
Schutz, den ihnen der Garten vollstän-
diger bietet als die offene Landschaft.
Kaum ist der Schnee geschmolzen,
so singt auch schon der Goldammer
(Emmerling), unser treuer Wintergenosse,
I. Originalabhandlungen.
165
sein einfaches Lied von der sonnigen | Mauerloch, singt und paart sich aber
Baumspitze und bald stimmt der Buch- | erstspäter und wird, so laut und fleissig
fink mit seinem kräftigen abwechslungs-
reichen Schlag ein, aber oft gewinnt
diesen früheren Sängern des Jahres die
schwarze Amsel (Schwarzdrossel) den
ersten Frühlingsgruss ab, lenn auch sie
hält, wenn es ihr nicht an Nahrung iehlt,
treu den Winter bei uns aus und macht
sich mit ihrer tiefen Schwärze vor allen
Vögeln auf dem Schnee bemerklich. Er-
freut der unbedeutende etwas heissere
Gesang der Ammer durch seine früh-
lingskündende Melodie und der Fink
durch seinen hellen munteren Schlag
fast zu allen Stunden des hellen milden
Frühlingstages, so entzückt die Amsel
dagegen mit ihren tiefen Flöten in den
frühen Morgen- und späten Abendstun-
den, selbst an kalten Morgen und Aben-
den, wenn nur die Sonne oder das Mor-
gen- und Abendroth um den auserkore-
nen höchsten Wipfel spieli. Hat der
Garten einige junge Nadelholzbäume,
Wachholder, Eiben- (Taxus) Büsche oder
sonst dichte grüne Gesträuche und gegen
Wind geschützte Stellen, so lässt fast
gleichzeitig mit Finken und Amseln,
sicher aber schon im März, das liebliche
Rothkehlchen (Kehlröthen) seine schöne
reine laute Stimme hören, bald leis wie
Aeolsharfen, bald mit der Stärke des
Kanarienvogels, ohne sich stören zu las-
sen, wenn Jemand vorübergeht oder da-
neben arbeitet. Auch dieser frühe Sän-
ger überwintert einzeln bei uns, obschon
die meisten den Winter im Süden von
Europa zubringer und leider von den
vogelmörderischen Italienern zu vielen
Tausenden gefangen und verspeist wer-
den. Unterdessen kommt die Bachstelze
(das Ackermännchen), macht vom First
des Daches unermüdlich seine zierlichen
Verbeugungen und bittet um ein Plätz-
chen hinter der Dachriune oder im
sie auch ihre nicht schöne Stimme er-
hebt, von anderen Sängern übersungen
und vom Heer der Sperlinge überschrieen.
Aber oft werden die Frühlingsboten
durch einen hässlichen Nachwinter mit
Schnee wieder zum Schweigen gebracht,
manche für immer wegen Mangel an
Nahrung. Ist aber der Schnee nur vor-
übergehend und die Luft nicht kalt, so
lässt die Aınsel sich auch an solchen
winterlichen Tagen hören und der Edel-
fink schmettert seinen Doppelschlag auch
aus den beschneiten Bäumen. Im April,
oft schon früher, kommt die Singdrossel
(Ziemer , Zippe) und der erste Morgen
nach ihrer nächlich-winterlichen Reise,
hört auch schon ihr tiefes Flöten. Hat
uns schon manchen Morgen die Amsel
ins Freie gelockt und manchen Abend
bis in die Dämmerung gefesselt, so stei-
gert sich der Genuss bei der Singdrossel
zum Entzücken, denn ihr Gesang ist
noch viel lieblicher. Man mag sich
kaum trennen von dem lieblichen Sänger,
der fast noch länger als die Amsel in
die Nacht hinein singt. Suchst du die
singende Drossel, so richte deine Blicke
immer nach der höchsten Spitze eines
hohen Baumes, denn sie singt nur über
allen Wipfeln. Wie köstlich ist bei
hellem Sonnenschein ein Gang durch
den buschreichen Garten, auf reinlichen
trockenen Wegen und welchen Genuss
bieten dabei die ersten Boten des Früh-
lings! Besonders genussreich wird der
Garten, wenn sich viele immergrüne
Bäume und Sträucher darin befinden,
denn diese locken nicht nur Vögel an,
sondern zaubern uns bei warmen Tagen
gleichsam in die nachkommende schönere
Jahreszeit hinüber. N
Bis Mitte April kann man die nach
und nach ankommenden Vögel einzeln
166
beobachten und ihren ersten Gesangs-
gruss belauschen. Aber gegen Ende
dieses Monats kommen so viele auf ein-
mal, das es aus jedem Busche tönt. Sehr
laut macht sich der kleine Zaunkönig
(König im Schnee) mit seinem wunder-
bar lauten Schmettergesang. Er bleibt
zwar im Winter da, hält sich aber doch
meist im Walde auf und kommt erst im
Frühling in Baum- und busehreiche Gär-
ten. Die Stieglitze und Bluthänflinge
holen den letzten Samen aus dem tür-
kischen Hollunder (Syringa), wenn sie
nicht etwa noch Astersamen und andern
Blumensamen auf den noch nicht geord-
neten Beeten oder Wegwart- (Cichorium
Intybus) und Wegtrittsamen auf dem
Rasen des Parks finden und zwitschern
dabei abwechselnd ihr angenehmes Lied.
Der Grünling (Grünhänfling) weiss, wie
unbedeutend sein Gesang ist, setzt sich
deshalb in Masse auf hohe Bäume und
gibt einen Chorgesang zum Besten, der
gern und leicht überhört wird. Ebenso
halten es die Staare, aus deren Chor
manchmal eine ganz fremde Singweise,
einem andern Singvogel abgelernt, her-
austönt. Sobald sich in dem Gebüsch
ein hellgrüner Schimmer zeigt, bei uns
in Mitteldeutschland zwischen dem 12.
und 23. Mai, so weckt dich eines Mor-
gens heller Nachtigallenschlag unter
deinem Fenster aus dem Schlafe und
wenn du ein Herz hast und Gefühl für
das Schöne, so ist dies dir das freudigste
Ereigniss, das du den Freunden wieder-
erzählst, damit auch sie konımen und
schwelgen. Leider gibt es nicht überall
Nachtigallen und keine Macht der Erde
ist im Stande, sie in einer Gegend hei-
misch zu machen, wo sie nicht selbst
gerne wohnen, Dafür haben aber einige
östliche Gegenden Deutschlands in der
Tiefebene den noch volltönerigen Spros-
ser, sehr viele Gegenden die grosse Gar-
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
tengrasmücke, deren lieblicher Gesang
den Uebergang von der Amsel zur Nach-
tigall bildet, fast alle das heitere Schwartz-
plätichen (Plattenmönch) mit dem köst-
lichen hellen reinen Gesang und andere
Grasmückenarten.
Wir sind nun jetzt recht in der
Concertzeit. Noch vor Tagesgrauen
stimmt das Hausrothschwänzchen seinen
nicht gerade melodischen und das Gar-
ten- oder Waldrothschwänzchen den lieb-
lich hellen Gesang an. Wo grosse Holz-
parthien im Garten sind, lässt die Wald-
taube vorsichtig ihrRucken, im westlichen
Deutschland die Turteltaube ihr heiteres
Girren hören. An Gewässern singt das
Blaukehlehen und der Schilfsänger, in
der Nähe von Nadelwald das zierliche
Goldhähnchen. Plötzlich fast über Nacht
ist's allenthalben grün geworden und es
jubelt aus allen Büschen „der Mai, der
Mai ist da!“ Zuletzt, wenn längst alles
grün und die Luft sommerlich warm ist,
lässt der muntere Pirol (die Goldamsel)
seinen nur aus 3—4 Noten bestehenden
tiefen, weithinschallenden Gesang bald
da bald dort aus dem dichtesten Laub-
dach der höchsten Bäume weit über die
ganze Landschaft erschallen. Willst du
einmal alle Vögel zusammen hören, so
stehe mit Tagesanbruch auf und gehe
in den Garten. Das ist ein Klingen
und Singen, Girren und Schwirren, kaum
hörst du die gehaltenen starken Töne
der Drossel heraus aus dem allgemeinen
Jubel. Viele Vögel hören schon gegen
8 oder 9 Uhr auf, einige sogar schon um
7 Uhr auf zu singen. Unter letzteren
ist auch die Nachtigall, die dann oft
eine Pause macht. Dafür beginnt sie,
wenn es nicht zu heiss ist, oft vor Mittag
wieder und macht erst gegen Abend
nach 6 Uhr eine Pause. Wenn die Nach-
tigall schlägt, hört das Ohr fast keinen
andern Vogel mehr. Darum ist es gut,
I. Originalabhandlungen. 167
dass sie oft Pausen macht, wenn andere | santen Vorfälle alle aufzählen und be-
singen und selten länger als zwei Mo-
nate singt. Ist die Nachtigallenzeit zu
Ende, so hörst du wieder auf Amsel und
Drossel, auf Hänfling, Schwarzplättchen,
Grasmücke und Rothkehlchen, die zum
Theil unter günstigen Umständen den
ganzen Sommer fortsingen. Gegen Ende
des Sommers versuchen es hin und wie-
der junge Amseln und Rothkehlcehen mit
Singen, freilich mit schwacher Stimme,
aber doch leidlicher als die angehenden
Musiker unter den Menschen, In eini-
gen besonders beglückten Gegenden
schlagen auch Nachtigallen zweimal im
Jahre, vermuthlich wenn sie zweimal
brüten.
Bekannt ist die Zahmheit der Nach-
tigall, die sich auch von einer grossen
Gesellschaft unter dem Baum, worauf
sie schlägt, nicht stören lässt. Aber
auch andere Vögel gewöhnen sich so an
uns, dass sie in grösster Nähe ihr Lied
erschallen lassen. So setzte sich ein
Schwarzplättehen, das sein Nest vor mei-
nem Hause hatte, oft auf einen Linden-
zweig über dem Tische, wenn wir assen,
und Finken und andere Körnerfresser
holen sich ohne Scheu die Brodkrüm-
chen von der Erde neben dem Tische,
Kuckuk, Pirol und Häher lassen sich
freilich nicht nahe kommen, aber man
ist auch zufrieden, sie nur ans der Ferne
zu hören, besonders den Häher, den
hässlichen Schreier.
Ausser dem Gesang gewährt das
Beobachten des munteren Vogellebens,
ihr Nestbau, die Nester selbst und das
Füttern der Jungen, das Kämpfen der
Männchen während der Paarungszeit, das
ängstliche Sorgen für die Brut bei
drohender Gefahr, das Verfolgen der
Raubvögel u. s. w. Unterhaltung und
Genuss, Wer möchte alle Einzelheiten
dieses bewegten Vogellebens, die interes-
schreiben? Aber sie bieten eine Fülle
von Unterhaltung, besonders die Nester
und das Benehmen gegen Raubvögel.
Wie mamnichfaltig sind die Nester in
Hinsicht auf Oertlichkeit, Bau und Eier.
In dem Grasmückennest vor dem Hause
findest du eine Menge bekannter Dinge:
als blonde und braune Haare von dei-
nen Kindern oder Geschwistern , bunt-
farbige seidene oder wollene Fädchen von
der Stickerei der Frau und der Schwe-
ster, kleine Seidenfleckchen von bekann-
ten Kieidern u. s. w. Alles Brauchbare
wird beigesucht und nützlich verwendet.
Wie reizend ist das kunstvolle kugel-
förmige Nest des Zaunkönigs in be-
schatteter Mauerritze oder im immergrü-
nen Busche und in der dichten Epheu-
wand. Wie kunstvoll ist das mit weis-
sen Baumflechten bekleidete Finkennest
an den gleichfarbigen Baumstamm ge-
heftet. Wie kühn sitzt das Nestchen
des geschwätzigen Schilfsängers auf drei
schwankenden Rohrstengeln über dem
Wasser und das Nest der kleinen Kriek-
ente auf einer thurmartigen errichteten
Insel im seichten Wasser zwischen Bin-
sen und Schilf. Wie viel hundertmal
schlüpft die muntere Meise mit Räupchen
in den hohlen Baum, um ihre zwanzig
hungrigen Jungen darin zu füttern, denn
jeder kleine Nimmersatt bekommt wohl
50 Räupchen täglich, was für eine Brut
von zwanzig Jungen die hübsche Summe
von 1000 Raupen gibt, ein Beweis für
die Nützlichkeit dieser und anderer Vögel.
Kaum weniger fleissig fliegt der muntere
Staar in den künstlich bereiteten Brut-
kasten auf dem Obstbaume. Wie vor-
sichtig sind alle Vögel, selbst die furcht-
losesten, wenn sie in das Nest fliegen,
besonders wenn sie die Jungen füttern.
Jeder Vogel macht, sowie Menschen in
der Nähe sind, einen Umweg zum Neste
168
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
und hält das Würmcehen oder Räupchen | gefallen, wenn ich die Kinder zum Nest
oft lange Zeit im Schnabel, ehe er sich
zum Nest wagt. Wie zutraulich und
furchtlos sitzen sie dagegen auf dem
Nest fest, wenn man sich ihnen vorsich-
tig naht. Du siehst oft nur den Schna-
bel oder den Kopf mit den klugen um
Schonung bittenden Augen, oder die
Spitze des Schwanzes über dem Nest-
rande. Man meint sie greifen zu kön-
nen, was aber unter hundert Malen kaum
einmal gelingen möchte. Man könnte
viele Vögel unvorsichtig nennen, so offen
und zugänglich bauen sie oft die Nester,
wenn es nicht Vertrauen zum Menschen
und Furchtlosigkeit wäre. Vor allen ist
die Nachtigall sorglos, denn sie baut
zwar in dichtes Gebüsch, aber nahe an
die Erde und bleibt fast immer sitzen,
bis du die Hand nach ihr ausstreckst.
Manche Vögel verlassen das Nest, wenn
es oft besucht wird, wenn die Bier an-
gegriffen wurden, aber in dem Garten,
wo sie die Menschen als Freunde ken-
nen und lieben gelernt haben, lassen sie
sich oft die häufigsten und auflallendsten
Störungen gefallen. Ich fand einst An-
fang Mai, wo die Vögel durch die offe-
nen Fenster in die Gewächshäuser tlie-
gen, darin das fast fertige Nest eines
sogenannten Müllerchens (eine kleine
Grasmücke). Dies Bäumchen wurde im
Freien, nahe beim alten Standort aufge-
stellt und das Vögelchen fand sich wie-
der ein, legte Eier und brütete fertig.
Unter vielen andern Fällen noch einen
zweiten: Ein Schwarzplättchen hatte auf
eine Topfpflanze, eine grosse baumartige
Haide, 5 Fuss hoch über der Erde ge-
baut, nur zwei Schritte von meiner Haus-
thür, wo täglich viele Menschen so nahe
vorbeigingen, dass sie den Zweig streif-
ten, worauf das Nest sass, wo Kinder
den Tag über spielten und lärmten. Es
liess sich nicht stören und es sich ruhig
hinaufhob, so nahe, dass wir uns Auge
in Auge sahen. So zutraulich macht
solche Vögel ein rücksichtsvolles Be-
nehmen, Schonung und Abhaltung von
wirklicher Gefahr!
Besonders reich an Beobachtungen
ist der Monat Juni, die Zeit, wo die
meisten jungen Vögel aus dem Neste
geflogen sind. Mit welcher Sorge wer-
den sie da bewacht, zusammengehalten
und gewarnt, wenn eine Katze oder ein
Raubvogel in der Nähe ist. Allerdings
wird dann oft das ängstliche Geschrei
mancher Vögel, besonders der Hausroth-
schwänzchen wirklich unangenehm, be-
sonders wenn ein räuberischer Häher,
Würger, eine Elster oder ein Rabe in
der Nähe ist. Dann wird man aber auch
oft Zeuge einer allgemeinen Verfolgung
dieser Feinde der Singvögel, bei welcher
Bachstelzen und Meisen stets die kühn-
sten Angreifer sind. Bachstelzen, Schwal-
ben und Meisen gehen sogar auf Tag-
raubvögel, als Falken, Habichte, Weiher
us. w. und verfolgen sie weit weg mit
lautem Geschrei.
Auch die Art, wie die Vögel ihrer
Nahrung nachgehen, gibt viel Stoff zu
Betrachtungen und Unterhaltung, beson-
ders bei den Insektenfressenden Vögeln.
So kann man z. B. im hohen Sommer,
wenn es viele Maikäferlarven (Engerlinge)
gibt, sehen, wie die Amseln und Dros-
seln auf dem Rasen welke Pflänzchen
aus der Erde ziehen, um den Engerling,
den sie als Ursache des Welkens erken-
nen (weil er die fleischige Wurzel ab-
gefressen hat), tief herauszuholen, wobei
sie mit dem Schnabel trichterförmige
Löcher einbohren.
Kommt dann der Spätsommer und
Herbst, wo alle jungen Vögel sich auf
eigene Faust nähren und die Bevölkerung
versechsfacht ist, wo Strichvögel in Masse
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I. Originalabhandlungen.
aus den Wäldern und nördlichen Gegen-
den kommen, um den in den Parkgärten
169
schnäbel u. a. m.) herbei. Ebenso
Wachholderbeeren, das Lieblingsgericht
vorhandenen Samen und Früchten zuzu- | einiger Drosselarten und anderer Vögel
sprechen, dann zeigt sich das muntere
Vogelleben wieder von einer anderen
Seite. Wenn die Lebensbäume Samen
haben, so stellen sich schon im August
die Zeisige zu Hunderten ein und hän-
gen massenweise schaukelnd an den
dünnen Zweigen, um den beliebten Sa-
men herauszuholen. Durstig falien sie
dann schaarenweise über nahe Wässer-
chen her, wobei sie leider oft mit Leim-
ruthen gefangen werden. Dasselbe ist
von Samenbäumen von Erlen und Bir-
ken der Fall. Nicht weniger lustig ist
es, andere Samenfresser zu belauschen,
wie sie sich an Beeren und trockenen
Samen vergnügen. Vor allen sind die
Hollunder- oder Fliederbeeren, die Vo-
gelbeeren (Ebereschen),, Pfaffenhütchen
und Traubenkirschen gesucht, allerdings
auch die Kirschen, Himbeeren und Jo-
hannisbeeren, aber der Verlust wird nur
merklich, wenn andere Beeren noch nicht
reif sind. Da halten manche Vögel ge-
wisse Bäume förmlich für ihr Eigerthum
und machen es anderen streitig, wobei
es an Kampf nicht fehlt. Besonders an-
massend sind die Amseln, die sich das
Ansehen geben, als hätten sie die Vo-
gelbeeren gepachtet, Gimpel und andere
Strichvögel nicht leiden wollen, ja sogar,
am Beerenstrauch gestört, sich gegen
Menschen zornig geberden und bei Man-
gel an anderen Beeren kaum vertreiben
lassen. Wer wollte den nützlichen Ver-
tilgern der schädlichen Engerlinge, den
lieblichen Sängern nicht gerne einige
Beeren oder Kirschen gönnen? Sie be-
zahlen ja redlich. Sorgt man für An-
pflanzungen anderer Beerensträucher, so
ist der Schaden auch nicht bedeutend.
Auch die Nadelholzbäume ziehen ver-
schiedene Vögel (Goldhähnchen, Kreuz-
|und die Sommerrosen, an denen die
drolligen Meisen herumhämmern.
Wie unterhaltend ist es ferner, die
Vögel auf der Tränke in kleinen Ge-
wässern zu Sehen, wie sie ihren Durst
löschen und sich baden. Noch interes-
santer wird der Garten, wenn ein Teich
oder ein fliessendes Wasser wilde Was-
servögel anzieht, als wilde Enten ver-
schiedener Art, Eisvögel, Strandläufer
u. Ss. w.
Der Herbst bringt eine Menge Strich-
und Zugvögel, welche den Garten für
gewöhnlich nicht bewohnen, darunter
manche seltene schöne Erscheinung. So
die schon genannten Zeisige, Goldhähn-
chen, bunte Spechte (die jedoch in gros-
sen Parkgärten mit hohlen Bäumen auch
nisten), Seidenschwänze, Gimpel, Wach-
holder-, Wein- und Misteldrossel, Wiede-
hopf, Regenpfeifer, Meisen, Hänflinge
u. 8, w. Wo es grosse Teiche gibt,
stellen sich oft seltene Wasservögel ein,
besonders im Winter, wenn die Sümpfe
gefroren sind und sie im Garten offenes
Wasser finden, An einigen Orten lassen
sich weisse Möven (Seeschwalben) in
Schaaren in wasserreichen Gärten nie-
der, um zu brüten und im August wie-
der zu verschwinden. So sind sie z. B.
bei Wien in allen Gärten, wo Wasser
ist und im Englischen Garten bei Mün-
chen dicht vor dem Schloss des Prinzen
Karl in solcher Masse vorhanden, dass
ihr Geschrei lästig wird.
Kommt dann der Winter, so ge-
währt die Beobachtung des Vögellebens
wieder Unterhaltung und Vergnügen,
und es gelingt um so eher, da der Arten
weniger und die Gebüsche entlaubt sind.
Wie munter schwärmen die Schaaren
der lustigen Meisen verschiedener Art
170
umher, mit ihnen die zierlichen Gold-
hähnehen, die kleinsten aller einheimi-
schen Vögel. Wenn man sie rastlos an
den Baumzweigen suchen sieht, begreift
es sich, dass eine einzige Meise, wie
Dr. Gloger mittheilt, täglich 10,000
Schmetterlingseier verzehren kann, wenn
sie auch nur !/, Lth. von dieser Speise
zu sich nimmt. Wie zutraulich kommen
die Körnerfressenden Finken, Goldammer
und auch die Sperlinge, diese scheuen
Diebe, auf den Hof. Wo sich schwar-
zer Boden zeigt, kratzen Nahrung suchend
allerlei Vögel, besonders Amseln und
Rothkehlchen in der Erde und wenn im
Garten gegraben wird, hüpft das freund-
liche Rothkehlchen zutraulich, jedoch
immer fluchtbereit, dem Arbeiter vor den
Füssen umher. Gimpel, Seidenschwänze
mit prächtigem Gefieder kommen und
gehen und sitzen oft in Schaaren auf|
den Bäumen. Die schwarze Amsel hüpft
über den Schnee und schönfarkige Spechte
verschiedener Art hämmern und klopfen
an den Bäumen, mit Spechtmeisen und
Baumläufern um die Wette. Zuweilen
kommen Flüge von Kreuzschnäbeln nach
Fichten- und Tannensamen. Die etwa
stehengebliebenen Stockrosen werden von
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Kohlmeisen, Salatstauden mit Samen von
Stiglitzen und Hänflingen häufig besucht.
Die vertrockneten Hollunderbeeren, Faul-
baumbeeren, Rainweiden, Hartriegel und
die immergrünen, auf den Bäumen
schmarotzenden Mistel mit den glasarti-
gen klebenden Beeren ziehen eine Menge
von Vögeln an. Noch mehr die schim-
mernden rothen Vogelbeeren auf den
Ebereschen, um die sich alle Drossel-
sorten, Gimpel, Meisen, Häher, Seiden-
schwänze u. a. versammeln. Wo ein
offenes Wasser ist, sieht man zuweilen
prächtig blaue Eisvögel. So gibt fast
jeder Tag Unterhaltung und Belehrung.
Diese wenigen Beispiele und An-
gaben werden genügen, um zu zeigen,
welchen Genuss die Vögel im Garten zu
bieten vermögen, wenn die Umstände
günstig und die Menschen ihre Freunde
sind. Betrachten wir nun die Mittel,
welche anzuwenden sind, um die lieben
Gartenfreunde anzuziehen und zu fesseln.
Es sind hauptsächlich geeignete Plätze
und Gehege für ihren Aufenthalt, be-
sonders für die Bruten, Schutz, Nahrung
und Wasser im weitesten Sinne.
(Schluss folgt).
3) Ueber Anlage und Bepflanzung eines Beerenobstgartens.
Ehe ich zu der speciellen Behand-
lung des Themas übergehe, möchte ich
einige Worte vorausschicken, deren Be-
achtung allen Lesern angelegentlichst
empfohlen wird.
Auf dem Gebiete des gesammten
Gartenwesens, in welchem so innig
Kunst und Wissenschaft mit der Natur
verbunden sind, in welchem alle Pro-
auch sagen die Steine so vielfache und
nützliche Anwendung finden und in wel-
chem so viele Menschen auf eine für
das Gemeinwohl äusserst nützliche Weise
Beschäftigung finden, ist in neuerer Zeit
ein freudiger Aufschwung, ein rasches
Emporblühen, ein allgemeines Streben
nach einem höheren Ziel unverkennbar,
Fürsten und Völker, Hoch und Nie-
ducte der Schöpfung, man dari wohl | drig, Arm und Reich interessiren sich
I. Originalabhandlungen,
lebhaft für den Beruf des Gärtners, für
seine Leistungen und Erzeugnisse. Im-
mer mehr lernt man kennen, dass die
Gartenkunst in allen ihren Theilen von
den wohlthätigsten Folgen für alle Ver-
hältnisse ist. Durch immer weitere An-
lagen von Parks und Gärten, seien sie
oft auch von noch so geringer Ausdeh-
nung, wird der Sinn und das Gefühl
für diese edle Kunst geweckt und ver-
mehrt, der Geschmack wird durch sie
veredelt und wir selbst mit ihm. Aber
nicht blos der Sinn und das Gefühl des
Menschen wird bei dem Anblick einer
durch Kunst angemessen verschönerten
Natur veredelt, nicht blos wird sein
Interesse an der Sache und ihren Pfle-
gern geweckt, sondern er wird auch
durch die Beschäftigung mit und in ihr
von anderen für seinen Geist und Kör-
per schädlichen Einflüssen ferngehalten,
er geniesst die Freuden, welche ihm
eine Thätigkeit in diesem Feld bereitet
mit mehr Lust als die, welche ihm ein
sinnliches Leben bereitet. Sein Gemüth
wird in heiterer Stimmung erhalten,
seine Liebe zu der ihn umgebenden Na-
tur gesteigert, die Freuden an seinen
belohnten Mühen, das Gelingen eigener
Operationen spornt an zu erneuter Thä-
tigkeit und neuem Wirken und Schaffen.
So lebt der Mensch, dessen Sinn
für die Natur geweckt ist, viel glück-
lieher und zufriedener; bei eintretenden
trüben Tagen, in welchen die Wolke
des Kummers ihn umgibt, findet er in
ihr stets aufheiternde und ermunternde
Zerstreuung. Er sieht und beobachtet
täglich, wie unaufhaltsam, und ebenso
wie er, von tausend Gefahren bedroht,
die Vegetation fortschreitet, er sieht,
wie die Blume blüht und empfindet,
welchen Duft sie verbreitet, er sieht den
Baum mit Früchten behangen, die nütz-
lich die Hausfrau verwendet, seine Au-
171
gen werden gestärkt durch saftig grü-
nenden Rasen, er lauscht den Vögeln,
die munter die Lüfte durchschweben,
Schmetterlinge und allerlei Käfer bele-
ben dasBild, das in den buntesten Far-
ben, doch harmonisch vereinigt, seinen
Augen entrollt wird. Wohl von Stein
müsste der Mensch sein, an dessen Ge-
fühl so gewaltige Eindrücke vorüber-
gehen, wen könnten so schlagende Be-
weise natürlicher Kraft nicht ermahnen
und aufmuntern, auch seine Kräfte an-
zustrengen und in edlem Wettstreit mit
anderen seine Mitmenschen zu erfreuen
und ihnen nützlich zu sein.
Darum, verehrteste Leser, lasst uns
vereint dahin streben, das Interesse und
den Sinn anderer für unsere Sache zu
gewinnen, uns ist ja vergönnt, so nütz-
lich zum Wohl der ganzen Menschheit
zu wirken. Wie gross die Theilnahme
an sgärtnerischen Unternehmungen ist,
beweisen Ausstellungen, wie zahlreich
ist ihr Besuch, ein jeder erstaunt über
unsere Leistungen, zollt die grösste Ach-
tung unseren Fortschritten, er empfindet
den hohen Werth und die Bedeutung
des Berufes von Tag zu Tag mehr.
Wie Grosses kann noch auf diesem Ge-
biete geleistet werden, denn unerschöpf-
lich sind die Quellen und ohne Gren-
zen und Stillstand des Menschen Unter-
nehmungen, Von jeher ist die Gärt-
nerei eine Quelle des Wohlstandes und
des Glückes gewesen, und immer kann
sie ja nur Gutes und Nützliches bewirkt
haben, nie zerstörend ist ihr Einfluss
gewesen, immer belebend und ermun-
ternd und nutzbringend greift sie ein in
alle Verhältnisse. Die Hausfrau ver-
wendet sorgfältig alle Gemüse und
Früchte, sie schmückt mit Blumen die
Zimmer und erfreut mit ihnen die Kin-
der des Hauses, auf tausendfache Weise
ist der wohlthätige Einfluss bemerkbar.
172
Der Beruf des Gärtners ist schwer,
er wird leicht bei dem Gedanken an
seine Bedeutung, an seinen allgemeinen
Werth, an die Freuden, die er uns in
so reichem Mass gewährt; eine ewige
Abwechslung, die grösste Mannigfaltig-
keit umgibt uns und fordert die Benutz-
ung jeden Augenblickes, damit uns nichts
entgehe und uns keine Erscheinung
fremd bleibe. Von der frühesten Kind-
heit bis zu den spätesten Jahren, ja bis
zur Todesstätte begleiten uns die Blu-
men, am Geburtstag, am Altar und noch
im Sarge sind sie uns treu geblieben,
die letzte Palme des Friedens geht mit
uns in die kühle Erde, auf deren Hügel
Blumen die Thränen der Hinterbliebenen
lindern sollen. Also dürfen wir nicht
müde werden und aufhören in unseren
Schöpfungen, der grösste Dank liegt in
dem Gefühl, anderen nützlich zu sein,
so Schwer es oft wird und so gross die
entgegentretenden Hindernisse oft sind.
Nicht immer gestatten die gegebe-
nen Verhäknnisse die Anlage eines grös-
seren Gartens, nicht überall darf er
ausschliesslich Zierpflanzen erhalten, er
soll auch, verbunden mit den Annehm-
lichkeiten, Nutzen gewähren. Obstanlagen
erfordern einen grösseren Flächenraum,
sorgsame Pflege, oft verbunden mit nicht
unbedeutenden Geldkosten. In solchen
Fällen nehme man zu Beerenobst Zu-
flucht, es beansprucht weniger Raum,
verlangt nicht so sorgsame Pflege und
lohnt die geringe Mühe um so mehr.
Seine Vermehrung ist leicht, die Behand-
lung der Sträucher einfach und die
strengste Kälte ist ohne schädlichen
Einfluss auf dasselbe.
Erdbeeren, Stachelbeeren, Johannis-
beeren, Himbeeren und in neuerer Zeit
auch Brombeeren sind allgemein beliebte
Früchte, ihre Verwendung ist so viel-
fach, das ganze Jahr hindurch geniessen | des regelmässig eingetheilten Gartens dar.
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
wir dieselben, schon im unreifen Zustand
werden sie für den Winter eingelegt, im
reifen labt uns ihr Saft an heissen Ta-
gen, auch Getränke von ihnen bereitet
sind schmackhaft und leicht herzustellen,
Ich habe versucht, in dem beige-
gebenen Plan *) eine Idee zu einem
Beerenobstgarten zu geben, dessen Ein-
richtung die Anpflanzung eines ziemlich
grossen Sortiments von Beerenobst ge-
stattet. Aber auch der Blumen ist ge-
dacht worden, sie umschlingen in schma-
len Bändern das Ganze, sie empfangen
zuerst an der sprudelnden Fontaine den
labenden Tropfen des Wassers, ihnen
ist es vergönnt, ihresgleichen im Was-
ser zu spiegeln. Sie verleihen dem
Ganzen Abwechslung, sie geben ihm
Farben und schmücken es reich.
Dem Zweck des Ganzen entspre-
chend ist die Anlage symmetrisch gehal-
ten und in 4 gleichgrosse Theile getheilt,
in deren Mitte ein Springbrunnen das
Ganze belebt und dem fleissigen Gärt-
ner genügend Wasser spendet. Die Wege
entlang umschliessen Cordons von Johan-
nisbeeren und Stachelbeeren (II, d) jeden
einzelnen Theil, hinter ihnen sind Beete
für Erdbeeren bestimmt, auf welchen
der Obstfreund hinreichend Raum für
ÖObstpyramiden finden wird, welche in
einer Entfernung von 10‘ gepflanzt wer-
den können. Um die einzelnen Erdbeer-
sorten unvermischt zu erhalten, sind sie
getrennt durch einen schmalen Rasen-
streifen. An den Mittelwegen entlang
sind schmale Beete für Reben (I, h)
bestimmt und sie selbst in Form einer
Guirlande gezogen. Die inneren Beete
(I, d, e, f) sind für Stachelbeeren, Him-
beeren und Johannisbeeren bestimmt,
zwischen welchen Rasenwege den Zu-
*) Der beistehende Holzschnitt stellt 2],
I. Originalabhandlungen.
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tritt zu jedem einzelnen Theil ermög- | auf ihnen allerhand zierlich Gewächs,
lichen. Ist es geboten, den gegebenen | welches bunt den Boden bedeckt. Zwi-
Raum noch mehr zu benutzen, so ge-
nügt eine Entfernung der Beete unter-
einander von 2‘, wodurch selbstverständ-
lich noch mehr Beerenobststräucher an-
gepflanzt werden können. An den We-
gen entlang begleiten uns Blumenbeete,
welche in langen Linien wohlthuend
den sie umschliessenden Rasen durch-
ziehen, hochstämmige Rosen überragen
schen diesen und den Grenzen sind Fels-
stücke geworfen, an denen ihrer Natur
gemäss Brombeeren klettern (I, i) und
hinter diesen schützt schliessendes Ge-
büsch von Haselnüssen das Ganze, sie
blühen wenn alles noch im Schlummer
liegt und ihre Früchte schmücken den
Weihnachtsbaum,
Alle Grössenverhältnisse sind leicht
|
|
174
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz,
ersichtlich aus dem untenstehenden | anheftet, sobald sie die Höhe des Pfahles
Massstab. Die Cultur der Johannis-
beeren und Stachelbeeren, Himbeeren
und Brombeeren und Erdbeeren ist schon
so viel in anderen Werken besprochen
worden, dass ich sie wohl übergehen
darf, und nur sei mir gestattet, ersteres
Beerenobst in Cordonsform und die Rebe
in einer specielleren Weise zu behan-
deln. Zeichnung II d. gibt ein Bild
hiervon. Ein gerader Wurzelschoss
wird in der Höhe von 11/4, — 1!/,‘ ge-
schnitten und der neue Trieb des letzten
Auges an den Drahtzug angeheftet; sein
alljährlicher Schnitt besteht darin, dass
die Seitenzweige eingestutzt werden und
der Beizweig nach Massgabe seiner
Stärke beschnitten wird. Diese Erzieh-
ungsmethode gewährt einen höchst zier-
lichen Anblick und liefert sehr vollkom-
mene Früchte. Die Anpflanzung der-
selben auf den Beeten geschieht in
Strauchform, woselbst ihre Vermehrung
am Orte selbst leicht durch Absenker
geschehen kann. Die Anpflanzung der
Himbeeren ist auf der Zeichnung Il a, b
deutlich angegeben. Bei den Brom-
beeren ist nur zu beobachten, nie mehr
als höchstens 2 Pflänzen zusammen zu
bringen, da bei einer grösseren Menge
leicht eine Wildniss das Ganze stören
könnte.
Andere Rücksichten erfordert die
Anpflanzung der Rebe, wenn sie frei,
ohne Spalier unsere Mühe lohnen soll.
Wo Klima und Lage nicht zu Gunsten
dieser Erziehungsweise sind, möge man
es lieber aufgeben und an dem bezeich-
neten Piatz (I h) Spaliere von Aepfeln
und Birnen anpflanzen. Bei Anwendung
dieser Methode, die Rebe als Guirlande
zu ziehen, wird sie in einer Entfernung
von 6‘ gepflanzt und dabei kurz auf
zwei Augen geschnitten, welche Triebe
man an einen 5’ hohen Pfahl senkrecht
erreicht haben, werden sie gestutzt. Zur
weiteren Erziehung schneidet man diese
2 gewonnenen Triebe bei dem Herbst-
schnitt noch einmal auf 2 Augen und
erhält in Folge dieser Operation 4 Triebe,
welche ganz so wie die beiden ersten
behandelt werden. Bei dem diesmaligen
Herbstschnitt werden nun die stärksten
zwei dieser 4 zu Tragreben bestimmt
und je nach ihrer Stärke beschnitten,
während die schwächeren wieder zu
Zapfen geschnitten werden. Während
des Winters bedecke man den Rebstock
mit Erde oder Tannenreisern u, dergl.
In einer Höhe von 3° über dem Boden
errichtet man einen Drahtzug von 2
horizontallaufenden Dräthen, an welche
die Tragruthen, sobald sie die gehörige
Länge erreicht haben, angeheftet werden.
Die Tragreben werden in einem sanften
Bogen an zwei 11/,‘ hohe Pfählchen ge-
bunden. Die Behandlung während des
Sommers ist die nämliche, wie bei allen
Weinspalieren, worüber in jedem Werk
genügend Auskunft gegeben wird. Bei
dem jedesmaligen Herbstschnitt werden
die Tragreben dicht am Stock wegge-
schnitten; man muss darauf bedacht
sein, alljährlich 4 neue Triebe zu er-
I. Originalabhandlungen.
ziehen, von denen stets zwei zu Trag-
reben bestimmt werden. Abgesehen von
dem decorativen Werth dieser Erziehungs-
methode gewährt sie noch den Vortheil,
dass man den Rebstock wegen seiner
geringen Höhe vor Frühjahrs- und zei-
tigen Herbstfrösten durch Ueberdecken
leicht schützen kann. Die Zeichnung II e
stellt den Rebstock im herbstlichen Zu-
stand nach dem Laubabfall dar, 1) Pfähl-
chen, an welche im Frühjahr die Trag-
reben angeheftet werden; 2) Mittelpfahl,
zum Anheften der neuen Triebe als Er- |
175
satz der Fruchtreben; 3) Drahtzug zum
Anheften der Fruchtzweige. Nachdem
ich nun glaube, die Erläuterung meiner
Zeichnung möglichst genügend ange-
geben zu haben, möchte ich nochmals
die Anlage von Beerenobstgärten in sol-
chen Lagen empfehlen, wo rauhes Klima
und geringer Raum anderen Anlagen
hinderlich sind.
Proskau bei Oppeln.
C. Heinrich,
Obergärtner am Königl. pomologischen
Institut,
4) Von Moskau nach dem Gouvernement Tschernigow.
Von Moskau aus machte der Refe-
rent im vergangenen Jahre noch einen
weiteren Ausflug in das Tschernigow’sche
Gouvernement. Die Eisenbahn, deren
vortrefllich eingerichtete Waggons an
Bequemlichkeit die der andern Länder
wirklich überbieten, führt über Tula (be-
rühmt durch seine grossen Fabriken von
Gewehren und Stahlwaaren) nach Orel.
Beide Städte wiederholen bei der Ansicht
aus der Ferne das Bild Moskau’s im
Kleinen. Von Orel gings dann noch auf
der Orel- Witebsker Bahn bis Briänsk.
Diese Stadt liegt auf dem Kamme eines
steil abfallenden Hügels und gewährt
mit ihren Kirchen einen reizenden An-
blick. Aber sobald man nur die Eisen-
bahn verlässt, um auf Art der Tarantasse
gebauten Droschken, die anstatt auf Fe-
dern auf 2 starken langen Schwebbäu-
men ruhen, zur 5 Werst entfernten Stadt
zu fahren, beginnen die Mühsale des
Weges, der fast ungebahnt, theils durch
Morast, theils über Triften führt. Nun
gehts auf Telegen (gewöhnlichen, einem
Fahrzeugen, die weder Federn noch
Schwebbäume besitzen) auf den soge-
nannten Poststrassen von Station zu
Station weiter. Ein wenig Heu oder
Stroh bildet den Sitz und muss, so gut
es eben gehen will, die Elastizität der
Federn ersetzen. Wie der Bauer, der
auf seinem Leiterwagen wohlgemuth zur
Stadt fährt, so gewöhnt sich eben der
Reisende auch allmälig an diese Fuhr-
werke und weiss sich durch die Kunst
zu sitzen allmälig Erleichterung vor dem
Stossen und Rütteln auf gewöhnlichen
Feld- und Waldwegen bei einer Schnel-
ligkeit des Fährens vor ungefähr 11/,
Meile auf die Stunde zu verschaffen.
Auf den Poststationen findet sich wenig-
stens ein Zimmer mit ordentlichen von
dem Staate unterhaltenen Möbeln, in
dem man sich, bis das neue Fuhrwerk
angeschirrt, erholen und auch allenfalls
Thee, Eier und dergleichen Sachen er-
halten kann. Bei solch einer Reise ins
Innere fährt man gemeiniglich Tag und
Nacht. Wehe aber wenn schlechtes
kleinen Düngerwagen nicht unähnlichen | Wetter eintritt und bei dem schauerlichen
176
Schmutz der Wege, bei dem verdoppel- | derten Mühsalen der Reise wurde der .
en Rütteln und Stossen die Reise fort-
tgesetzt werden muss. Mit zusammen-
gebissenen Zähnen glaubt der an solches
Reisen noch ungewohnute, es müsse ihm
die Seele aus dem Leibe herausgerüttelt
werden und sucht bald sitzend, bald lie-
gend, bald knieend seine Lage zu ver-
bessern, die durch das neben ihm auf-
gepackte Gepäck und der vorne Kkauern-
den oder sitzenden Kutscher gerade nicht
versüsst wird. — Wehe gar, wenn zu
schlechtes Wetter ihn hindert weiter zu
fahren und ihn zwingt, auf der Station
zu übernachten. Da regts und kriechts
von allen Seiten und auf etwas auf dem
Boden ausgebreitetem Heue entgeht man
noch leichter den Angriffen der verschie-
den gestalteten kleinen zahlreichen Feinde,
als auf dem zur Ruhe einladenden Divan.
Doch genug der Schilderung, die
da nur zeigen soll, mit welchen Schwie-
rigkeiten der solches nicht gewohnte
Reisende jetzt noch zu kämpfen hat,
wenn er die Eisenbahn oder die gros:en
Chausseen verlässt, um in das unweg-
samere Innere des Landes mit gewöhn-
lichen Post-Telegen, oder da, wo auch
die Poststrasse aufhört, auf Bauernwagen
vorzudringen. Den letzteren (den Bauern-
wagen) sti noch rühmend nachgesagt,
dass man auf denselben meist noch be-
quemer als auf den Post-Telegen fährt,
da hier dem Rücken durch ein ange-
brachtes Flechtwerk aus Stricken oder
anderem Material noch eine Stütze ge-
boten wird.
Wer grössere und längere Reisen
im Innern macht, der kauft sich am
besten einen Tarantas, in dem er sich
dann so gemüthlich, als das gehen will,
einrichtet. Da muss auclı nicht auf jeder
Station alles aufs Neue wumgepackt
werden. —
Abgesehen von den oben geschil-
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Referent reichlich durch die schönen
Gegenden des Tschernigow’schen Gou-
vernements belohnt. Der wellige und
hügelige Boden ist theils von Liefen
schroffen, vom Wasser allmälig ausge-
wühlten Schluchten durchsetzt. Man
sieht, wie dieselben zuweilen mitten auf
der Hochebene beginnen und wie sie
hier jährlich neue Fortschritte nach der
Hochebene zu machen. Schöne Wal-
dungen wechseln mit fruchtbaren Feldern
von ungeheurer Ausdehnung,
In den Waldungen iritt die um Pe-
tersburg nur künstlich angepflanzte Eiche
schon mit in den Vordergrund, ja zu-
weilen dehnen sich reine Eichwaldungen
ziemlich weit aus. Neben den rothen
Beeren der Vogelbeere (Pyrus Aucuparia)
schmückten auch die rothen Beeren des
Evonymus verrucosa stellenweise
den Wald, einzelne verspätete Exem-
plare von Genista tinetoria standen hie
und da noch in Blüthe und an lichteren
Stellen wuchs Cytisus billorus in grossen
Massen, während mit zahlreichen Früch-
ten besetzte Haselnusssträucher stellen-
weise das Unterholz bildeten. An den
Strassen sieht man meistens Salix alba
und an den Waldrandungen laden die
Früchte von R, corylifolius, caesius und
Idaeus zum Genusse ein. In den Gär-
ten hatten die Aepfel- und Birnbäume
nicht gelitten, während solche von Pe-
tersburg bis südlich von Moskau den
letzten strengen Wintern meistens gänz-
lich zum Opfer gefallen waren. In den
Sümpfen ist neben anderen auch bei
Petersburg gemeinen Sumpf/pflanzen der
Acorus Calamus häufig, während an den
Randungen derselben Salix viminalis ung
Salix stipularis in Massen vorkommen.
Auf den Feldern nimmt die Cultur
des Hanfes eine der wichtigsten Stellen
ein, da der Hanf es ist, der dem Bauer
nn De u ee
EEE
II. Neue Zierpflanzen. 4177
und Gutsbesitzer vor allen andern Cul- | schon einige seltenere Pflanzen auf, so
turpflanzen das baare Geld einträgt. Die | Veronica incana, Silene tatarica, Dian-
Kaufleute gehen von Gut zu Gut und | thus Segnieri, Peucedanum Oreoselinum,
kaufen den vorzüglichen hier gebauten | Pulsatilla patens, Potentilla alba, Ligu-
Hanf auf, um ihn dann meist über Riga | stieum scoticum, Laserpitium prutheni-
zu exportiren, Man sieht da Hanffelder | cum, BEuphorbia procera, Adenophora
in grosser Ausdehnung. Der Hanfeultur | liliflora. Neben ihnen eine Menge an-
wird daher der Dünger vorzugsweise zu- | derer Pflanzen von weiter Verbreitung,
gewendet und dafür den andern Körner- | die aber um Petersburg gar nicht oder
früchten entfremdet. Entfremdet weil | selten, wie Lilium Martagon, Serratula
auf den gleichen Feldern Jahr aus Jahr | tinctoria, Dianthus Carthusianorum ete,
ein ausschliesslich Hanf gebaut wird und An feuchten Stellen des Waldes ist
die Körnerfrüchte gar nicht oder doch | Iris Güldenstädti häufig. Im dichtesten
sehr selten gedüngt werden. schattigen Wald, da wächst neben den
Die zwischen dem Getreide und auf | andern Pyrola-Arten auch die Chimo-
brachliegenden Feldern wildwachsenden | phila umbellata, ferner Goodyera repens
Pflanzen sind mit dem Samen des Ge- | und stellenweise das CGypripedium
treides verbreitete Pflanzen. Man muss | guttatum,. Viel seltener noch ist das
sich daher nicht wundern, in dem Her- |Cypripedium maecranthum, von
zen Russlands eine ganz ähnliche Acker- | dem man, wenn man Tage lang die
flora wie in Deutschland zu finden. diehtesten Waldungen durchkrochen, nur
Interessanter schon ist die Flora | einzelne wenige Exemplare auffindet.
auf den reinen Sandsteppen. Da wächst Unter den überall in Städten und
unter andern Plantago arenaria, Heli- | Dörfern verbreiteten Schuttpflanzen ist
chrysum arenarium, Herniaria odora und | besonders gemein die Elsholzia cristata.
H. glabra massenhaft. (E. R.)
In lichten Waldungen, da treten
I. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.
Empfohlen in the Florist and Pomo- 2) Neue Pelargonien zwr Decoration von
logist. Blumenbeeten. Das Blumencomite vom 10,
1) Davallia hemiptera Moore. — Kleines | August 1869 zu Chiswick empfiehlt:
Farn, eingeführt durch Low aus Borneo in Unter den goldfarben und braun gezon-
das Etablissement des Herrn Veitch. Der |ten wurden mit den ersten Preisen gekrönt,
Stengel kriecht und trägt 4—6 Zoll lange | P. the Moore, Pluto und W. F. Radcelyffe.
einfach gefiederte Wedel. Die Fiederblätt- | Als ein schöner Abkömmling von P. Mistress
chen gleichen denen eines Adiantum, unge- | Pollock wird P. Amy Richards sehr em-
fähr !/, Zoll lang, länglich -dreiseitig, nur | pfohlen, das in Chiswick erzogen wurde.
oberhalb der Mittelrippe entwickelt, auf der | Dasselbe besitzt ein sehr kräftiges Wachs-
oberen Seite etwas gelappt und da die | thum und grosse breite Blätter, die noch
Fruchthäufchen tragend. schöner als bei der Mutterpflanze colorirt
(1869 p. 222 mit Holzschnitt), ! sind, Einen ersten Preis erhielt auch P. Sir
VL 1870, 12
178
R. Napier, eine Form mit ausserordentlich
dunkel colorirten Blättern.
Unter den silberfarben gerandeten Pe-
largonien erhielt einen ersten Preis P. Miss
Kingsbury, eine viel versprechende schar-
lachblühende Form von dichtem niedrigem
compaktem Habitus und breiter silberfarbe-
ner Randung. Den gleichen Preis erhielt
P. William Underwood. Es ist das eine
leicht gedeihende und sehr dankbar blühende
Sorte mit dunkel gezonten Blättern und
grossen, dichten und schönen Dolden orangen-
rother Blumen von grossem Effect. Eben so
effecetvoll ist /. Advancer (Bull’s) von nie-
drigem Wuchs, grünen Blättern und eigen-
thümlich glänzend rosaroth gefärbten Blu-
men. P. Rose of Lee (Bull’s) ist eine kräf-
tig und sehr dicht wachsende Sorte mit
schwach gezonten Blättern und grossen
dichten Dolden kleiner rosarother weiss-
augiger Blumen. Endlich werden P. Fausta,
P. Claude Lorrain, P. Lady Hawley und
P. Stanstead Rival als schönblühende effect- |
volle Beet-Pelargonien empfohlen.
Am 21. September erhielt Veronica
Blue Gum als schöne Beetpflanze einen er-
sten Preis. Das dichte niedrige Wachsthum
und unausgesetztes Erscheinen der blass-
blauen Blumen den ganzen Sommer hin-
durch empfehlen diese Sorte. Noch ausge-
zeichneter war Viola Perfection, ein Bastard
zwischen Viola cornuta und den gewöhn-
lichen Pensees. Die Blüthenform von Viola
cornuta aber fast 3 Mal grösser und von
dunkel-malvenpurpurner Färbung.
Auch 2 epheublätterige Sorten von Pe-
largonien erhielten erste Preise, es sind das
P. Willsı und P. Willst roseum. Die schmal
In.
1) Raphanus caudatus. Vor eini-
gen Jahren ward diese jetzt schon bald wie-
der verschollene Pflanze von einem Eng-
lischen Handelsgärtner als ausgezeichnete
Neuigkeit für den Gemüsegarten in den Han-
[|
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
geschnittenen glänzend violett-rosarothen
Blumen stehen in effectvollen Dolden, die
in grosser Menge erscheinen.
3) Dipladenia boliviensis Veitch. Einge-
führt durch den Sammler des Herrn Veitch,
Herrn Pearce aus Bolivia, in das Etablisse-
ment des Herrn Veitch in Chelsea. Schöne
Schlingpflanze für's Warmhaus. Aehnlich
der D. urophylla, .die Blätter aber weniger
zugespitzt und die weissen Blumen mit
trichterförmiger längerer Röhre und 2 Zoll
breitem Saume.
Die D. boliviensis bildet einen dichten
kahlen Schlingstrauch mit länglichen zuge-
spitzten kahlen Blättern von 2—3 Zoll Länge.
Blüthentrauben fast spitzenständig oder ach-
selständig, in jeder Traube 3—4 Blumen.
Die Blumen weiss mit goldgelbem Schlund.
Blumen erscheinen im Sommer.
(Mit Holzstock 1869 p. 234).
4) Apfel, Annie Elizabeth. (Mit cololirter
Abbildung 1869 p. 241). Ein sehr ansehn-
!icher grosser Apfel, der im Ansehen an
einen grossen Pfundapfel von plattrunder
Gestalt erinnert. Gerippt, reif‘’gelbgrün, auf der
Sonnenseite trübe verwachsene Röthe. Fleisch
weiss, fest, mit angenehmem Arom. Zum
Wirthschaftsgebrauch von December bis zum
folgenden Herbst. Wird als einer der besten
und ausgezeichnetsten Daueräpfel empfohlen,
erzogen von Herrn Harrison u. Sohn in
Leicester.
5) Vanda Denisoniana Kchb. fil. Diese
Vanda ward vom Oberst Benson in Burmah
entdeckt und in das Etablissement des Hrn.
James Veitch eingeführt. Aehnlich der V.
Bensoni, der Wuchs aber viel robuster.
(E, R.)
Notizen.
del gebracht und einige Korn für 1 Guinea
verkauft. — Wir besprachen diese Pflanze
schon und zeigten, dass solche keine Em-
pfehlung verdiene. Manchen unserer Leser
dürfte es aber interessiren, dass schon im
RR
2
III.
Jahre 1790 Neuenbahn der Jüngere diese
‚Pflanze in Ehrhart's Beiträgen (Band VI
pag. 130) besprach, die er bei sich im Gar-
ten cultivirt hatte. Er sagt da „Raphanus
caudatus hatte bei mir ?/, Fuss lange krumme
schlangenförmige Schoten. Im Garten zu
Upsala dagegen wurden die Schoten 3 Fuss
lang, wobei jedoch zu bemerken ist, dass
ich meine Exemplare im Topfe hatte!“ Also
schon im vorigen Jahrhundert war R. cau-
datus in deutschen und schwedischen Gär-
ten verbreitet! und im Jahre 1867 wird
solche als neue Gemüsepflanze empfohlen
und der Same 1000 Mal theurer als Gold
verkauft. War zur Zeit der Tulipomanie der
Schwindel grösser ? (r.)
9) Veredlung der Rosen. Hr. Metz
bemerkt in dem von der K. K. Gartenbau-
Gesellschaft veröffentlichte „Gartenfreund“,
dass eine im Winter resp. Frühjahr mittelst
Pfropfen, Anplatten oder Copuliren hoch-
stämmig veredelte Rose nie so werthvoll
ist, als eine im Sommer oculirte; wenn ge-
rade ersteres geschehen müsse, so soll dies
nur ganz niedrig an der Erde und möglichst
bei Samenpflanzen, nicht bei aus Wäldern
entnommenen Wildlingen stattfinden. Für
den Producenten ist eine solche Methode
freilich vortheilhaft, weil er zeitlich blühende
Rosenstöcke in Handel bringen kann, für
den Consumenten jedoch ist es nicht der
Fall, da er nach der Blüthe fast immer
kränkliche, hinsiechende Pflanzen vor sich
hat. — Hr. Metz hält die hochstämmigen
Rosen für eine übertriebene Liebhaberei,
ausgenommen wenn sie als Allee angepflanzt
werden; ein schönes Rosenbäumchen soll
im Stamme nie höher als höchstens 3 Fuss
sein. Vorzuziehen sind die niedrig veredel-
ten Rosen, die sich zu Säulen, Pyramiden,
Kugeln, Fächern heranbilden lassen. — Hr.
Metz hat in Laibach eine Rosenschule mit
mehreren Tausenden Oculanten von Hoch-
stämmen und eben so viele wilde Samen-
rosen oculirt, die im Herbst 1870 verkäuf-
lich werden. Von Neuheiten werden nur
Winterveredlungen auf Sämlinge gemacht
und kommen schon im Mai in Handel.
S-r.)
Notizen.
179
3) Rhodea japonica. Rhodea japo-
nica, eine Pflanze die den Uebergang bildet
von den Asparagineen zu den Aroideen und
namentlich zu den Gattungen Anthurium,
Gymnostachys u. a. Die Structur ihrer
Blüthe ist derart, dass behufs ihrer Befruch-
tung der Kelch während der Blüthezeit zer-
nagt werden müsse, welches durch die zahl-
reich unter dieser Pflanze levenden Schnecken
ausgeführt wird, sie kriechen an den Kolben
hinan, nagen an einigen der Blüthenkelche,
ohne jedoch den Fruchtknoten zu verletzen.
Delpino (Asserv. e consid. sulla dicoga-
mia etc. Atti della soc. ital. di sc. nat. Mi-
lano 1869) glaubt, dass man mittelst zahl-
reicher Anpflanzung dieser Rhodea die den
Gärten so schädlichen Schnecken vertilgen
könne, indem man alle Tage Morgens die
unter den Pflanzen in grosser Menge vor-
findlichen Exemplare sammelt. (S—r.)
4) Baumwärtercurs. Bei der nie-
derösterr. Landesweinbauschule in Kloster-
neuburg wird im Frühjahre 1870 ein Obst-
baumwärtereurs in’s Leben gerufen ; derselbe
wird in den Monaten März, April und Mai
abgehalten; er wird ein praktischer sein mit
Ausnahme von drei Wochen, in welchen die
Baumwärter an dem theoretisch - pomologi-
schen Curse für Schullehrer und nach Wunsch
auch an den Weinbergarbeiten, Hopfenbau,
Maulbeerbaumschnitt u. a. theilnehmen kön-
nen. Das Honorar, welches ein Baumwär-
ter für den ganzen Curs zu entrichten hat,
besteht in 10 fl., welches für dasjenige Per-
sonal bestimmt ist, welches sich besonders
mit den Obstbaumwärtern abzugeben hat.
Die Landwirthschafts -Gesellschaft wird 10
geeignete Männer aus Niederösterreich mit
Stipendien & 70 fl. unterstützen. (S-—r.)
5) Weinrebenausstellung. Behufs
Ausarbeitung einer Ampelographie der Ab-
ruzzen ladet Com. de Blasies, der Präsi-
dent der in Florenz tagenden Ampelographi-
schen Commission, alle Weinzüchter der
Abruzzen ein, die in Teramo stattfindende
Ausstellung reichlich zu beschicken, damit
man wo möglich getreu eine Uebersicht
aller in den Abruzzen cultivirten Rebsorten
12°
180
erlangen könne; — zu diesem Behufe wä-
ren am geeignetsten lebende Reben mit da-
ranhängenden Trauben und an deren Seite
die aus diesen Traubensorten erzeugten Weine.
Um diese Ableger zu erhalten, müsste
in der zweiten Hälfte des Februar von jeder
Rebsorte ein Stock gewählt werden und von
diesem zwei der kräftigsten Reben, die in
ein geeignetes mit guter Erde und Asche
gefülltes Gefäss gebracht, ihrem ferneren
Wachsthume überlassen werden bis zur Zeit
der Ausstellung, gegen welche zu sie vom
Mutterstocke zu trennen wären, und auf
solche Art können Weinreben in vollem Le-
ben mit Trauben behangen, alle nöthigen
Daten zu einem ampelographischen Studium
geben. (S—r.)
6) Ausstellung in Laibach. Der
Krainer Gartenbau-Verein in Laibach
hat beschlossen, im Laufe d. J. in dessen
Garten eine grosse Anzahl von Gemüsen zu
eultiviren und zwar von besseren und in
Krain wenig oder gar nicht bekannten Sor-
ten; so auch sollen verschiedene Dungme-
thoden vorgenommen werden, um den Ein-
fluss des Düngers in seiner verschiedenen
Anwendung festzustellen. — Der Verein
wird ein Journal führen, in welchem genaue
Angaben über den Keimprocess und die Ent-
wicklung bis zur Verpflanzung, über die
weiteren Wachsthumsverhältnisse, über Stö-
rungen im Vegetationsprocesse, über das
Auftreten von Ungeziefer, über die Ernte,
über Verwendung, Verwerthung u. Ss. w. ge-
geben werden sollen. — Im Herbste d. Js.
soll dann eine Ausstellung von Gartenpro-
ducten stattfinden, wobei die im Vereins-
garten cultivirten Normalexemplare zur An-
sicht gebracht würden, mit welchen dann
die zur Ausstellung gebrachten Localsorten
verglichen werden können. — Preise u. z.
zu 50, 25, 10 u. s. w. fl. erlangen nur Ge-
müsezüchter für selbst cultivirtes Gemüse,
diese müssen sich aber dann verpflichten,
mit den neu einzuführenden Sorten grössere
Flächen zu bebauen.
Eine weitere Aufgabe des Vereins be-
steht in der Hebung des Obstbaues, der in
Krain noch darniederliegt; zu diesem Be-
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
hufe wird der Verein einen Musterobstgarten
einrichten und dann aus diesem Reiser zum
Veredeln im Lande verbreiten, um hiedurch
besseres Obst in Krain einzuführen.
(S—t.)
7) Weineultur und Heckenpflan-
zung. Im Bericht der Verhandlungen der
Section für Obst- und Gartenbau der Schle-
sischen Gesellschaft finden wir 2 Bemerkun-
gen aus Italien in Bezug auf Weincultur.
Herr C. Pozzolo empfiehlt das Fortschnei-
den des nicht ganz reifen Holzes und über-
haupt alles des zu entfernenden Holzes, —
mit andern Worten also den Schnitt der
Rebe gleichzeitig mit der Weinlese vorzu-
nehmen. Das Laub soll aber an den stehen-
bleibenden Reben bleiben. Jährliche reich-
liche Fruchtbarkeit soll die Folge solcher
Behandlung sein. Auch in Deutschland ha-
ben sich in der letzten Zeit wiederholt Stim-
men erhoben, welche den Schnitt der Reben
zeitig im Herbste empfehlen und solchen
dem Winterschnitte vorziehen.
Gegen die Weinkrankheit empfiehlt
die Acclimatisationsgesellschaft in Sicilien
das Impfen mit Schwefel. Obgleich uns die
Wirkung dieses Impfens unverständlich, da
bekanntlich der Schwefel sich nicht löst und
nur die ihm anklebende freie schwefelige
Säure ihren Einfluss auf Vernichtung der
Schimmelpilze manifestirt, so führt doch die
Acclimatisations- Gesellschaft in Palermo
mehrere specielle Fälle an, wo grosse mäch-
tige von der Weinkrankheit befallene Exem-
plare, die schon mehrere Jahre keine Früchte
mehr getragen, durch dieses Impfen wieder
hergestellt wurden und im gleichen Jahre
noch reichlich und vollkommen trugen.
Diese Operation ist in folgender Weise aus-
zuführen:
Im Monat März, bevor der Weinstock
in Saft tritt, macht man unten am Stocke
1 bis 3 Längsschnitte je nach der Stärke
der Pflanze und zwar so, dass an starken
Exemplaren diese Längsschnitte in gleichen
Entfernungen um den Stamm liegen. Jeder
dieser Einschnitte wird 1 Zoll lang gemacht
und nicht tiefer als bis in den Splint ge-
führt und in jeden derselben wird mittelst
I.
eines stumpfen Messers Baumwolle, die stark
mit Schwefel vermischt ist, eingebracht. Der
Erfolg dieser Operation soll stets die voll-
ständige Unterdrückung der Krankheit zur
Folge gehabt haben.
Hecken. Zur Anlage von 3—8 Fuss
hohen Hecken empfiehlt Dr. Fintelmann in
den Verh. d. Schles. Vereins, Pflanzen in
der Baumschule vorzuziehen, solchen schon
früh den Spitzentrieb auszuschneiden, damit
sie sich von Grund auf verästeln und dann
beim Pflanzen die Aeste der Exemplare mit
einander zu verflechten. Als Pflanzen zu
solchem Zwecke empfiehlt derselbe für feuch-
ten und nassen Boden: *Alnus glutinosa und
*A. incana, *Hippopha& rhamnoides, — für
gewöhnliche nicht nasse Bodenarten: Tsuya
canadensis, *Picea excelsa, Acer campestre,
Acer monspessulanum, *Berberis vulgaris
(nicht in der Nähe von Getreidefeldern),
*Caragana arborescens, Carpinus Betulus
und C. orientalis, Colutea arborescens, Cor-
nus mascula, *Crataegus coccinea, Crataegus
Oxyacantha, Cydonia vulgaris, Fagus sylva-
tica, Nex Aquifolium , *Juniperus communis
nnd J. virginiana (beide vorzugsweise für
Sandboden), Morus alba, *Philadelphus co-
ronarius, Abies pectinata, *Quercus peduneu-
lata und Q. Robur, *Rhamnus cathartica,
*Ribes alpinum, Taxus baccata, *Salices,
*Tilia europaea, *Thuja oceidentalis, *Ulmus
campestris und U. effusa.
Wir bemerken, dass die mit * versehe-
nen Arten auch noch bei Petersburg fort-
kommen, Crataegus sanguinea, das nicht
berücksichtigt ist, gilt mit Recht für das
Petersburger Klima für die beste Hecken-
pflanze, nächstdem Cr. coccinea, dann Cara-
gana arborescens, auch aus Larix europaea
und sibirica, sowie aus Abies Pichta werden
hier schöne Hecken gebildet, (E. R.)
8) Schutz nützlicher Thiere. Je-
der Gartenbesitzer muss Sorge haben, so
viel möglich die natürlichen Feinde der dem
Garten- und Ackerbau schädlichen Thiere
zu schützen; — dies geschieht in einigen
Ländern gar nicht, in anderen allzuwenig,
die Vögel werden immer noch schonungslos
verfolgt, — ein Nistkästchen ist bei Vielen
Notizen.
#
181
ein noch ganz unbekanntes Ding. — Um
auch zur Winterszeit den Vögeln Schutz
und Nahrung zu bieten, wird (Rev. hort. 1870)
die Anpflanzung von Diospyros Lotus, speciell
aber von Dios. calycina oder virginiana an-
empfohlen. Diese Bäume dienen zur Zierde
des Gartens und die Früchte, welche bis in
December—Januar am Baume hängen blei-
ben, bieten den Holztauben, Amseln, Dros-
seln u. a. die zu dieser Zeit sonst mangelnde
Nahrung. Auch Rhamnus intermedius, eine
durch sein Laubwerk prachtvolle Zierpflanze,
bietet mit seinen Beeren namentlich den
Amseln eine sehr gesuchte Nahrung.
(S—r.)
9) Ameisen und Nacktschnecken.
Ein zur Vertilgung der Ameisen sehr aner-
kanntes Mittel gibt der Secretair der Garten-
bau-Gesellschaft zu Soisson, Hr. Velain, nach
eigenen Erfahrungen. Es werden 500 Gr.
Panamaholz in kleine Stückchen geschnitten,
lässt diese in 1 Litt. Wasser durch 15—20
Minuten sieden, abkühlen, und gibt dann
250 Gr. Weingeist hinzu und nach 24 Stun-
den seiht man es durch Leinen. Von dieser
Flüssigkeit nimmt man 250 Gr. in einen
Topf, gibt 500 Gr. Kohlentheer hinzu, und
rührt dieses mit einer hölzernen Spatill tüch-
tig herum. Zur Zeit des Gebrauches nimmt
man von diesem letzteren Gemenge 100 Gr.,
verdünnt es mit 100 Litr. Wasser und schüt-
tet dieses auf zwei Mal in die Ameisennester.
Zur Bespritzung der mit Ameisen, Läusen
u. a. behafteten Bäume nimmt man vom
besagten Gemenge 50 Gr. und verdünnt es
mit 10 Litr. Wasser.
Um die Nacktschnecken von den Pflan-
zen ferne zu halten, finden wir zwei Mittel
angegeben; — das eine besteht darin, Kleie
aufzustreuen,; — am Tage darauf früh Mor-
gens, wenn noch der Reif vorhanden, oder
bei regnichtem Wetter wird man die
Schnecken alle beim Frass der Kleie finden,
— da kann man sie also sehr leicht sam-
meln, in einen Topf geben und siedendes
Wasser darauf schütten (Ann. de la soc.
d’hort. de Coulommieri). — Im andern Mit-
tel finden wir Kalk angegeben; — dieser
wird gepulvert, ebenfalls auf den Gängen
182
gestreut, die Schnecken finden augenblick-
lich ihren Tod, sobald sie mit dem Kalk in
Berührung kommen.
(Bull. de la soc. d’agrie. de St. Pol.)
(S—r.)
10) Treibhäuser und Blumentöpte.
In den Umgebungen von Paris findet sich
eine grosse Anzahl von Treibhäusern zu
dem Zwecke, die Blumenmärkte und die
ersten Hötels der Stadt so frühzeitig als
möglich mit Blumen zu versehen; — nicht
jeder Gärtner jedoch erreicht seinen Zweck;
um diesen zu erlangen erhöht er den Wärme-
grad des Hauses, fällt aber dabei in die Ge-
fahr, nur hoch aufgeschossene Pflanzen zu
erhalten. — Da befolgt Hr. Prevots zu
St. Cloud schon ein sichereres Verfahren;
er zündet das Feuer im Ofen zwischen 4—6
Uhr Morgens an, je nach der äusseren Lutt-
temperatur; den ganzen Tag hindurch wird
Luft eingelassen in das Haus (von der dem
Winde entgegengesetzten Seite), dabei aber
der grösste Wärmegrad entfaltet. Gegen
4—5 Uhr Abends wird das Feuer ausge-
löscht, die Fenster bedeckt, jedoch bleiben
auch in der Nacht einige Oeffnungen unge-
schlossen, damit immerfort frische Luft’ ein-
ziehen könne, versteht sich darf diese nicht
direct auf die Pflanzen gelangen — hiedurch
wird das Aufschiessen
mieden.
Es gibt wohl Gegenden, in welchen
grosser Mangel an Blumentöpfen herrscht
und solche wegen des weiten Transportes
allzutheuer kommen; — anstatt solcher
Töpfe werden wohl hie und da Körbe aus
geflochtenen Weiden- oder Haselnuss-Ruthen
verwendet, wie sie zur Pflanzung von Obst-
bäumen und Reben in Gebrauch sind, —
aber der Director des botanischen Gartens
auf St. Mauritius, Hr. Mac Ivor, hat ein
ganz anderes neues sonderbares Material
gefunden, um mit wenigen Kosten reichliche
Mengen von Blumentöpfen zu erzeugen; —
er nimmt Kuhlmist, — er hat auch einen
höchst einfachen Apparat construirt, mittelst
welchem er im Tage 1000 bis 1200 Töpfe
anfertigen kann (Rev. hort. 1870 p. 34). —
Diese Töpie sind sehr leicht, sehr porös;
der Pflanzen ver-
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz,
will man die in solche Töpfe gepflanzten
Blumen in Grund setzen, so geschieht dies
mit dem Topf selbst; dieser löst sich auf
und dient dann zugleich als ein sehr werth-
voller Dünger, der die Wurzeln der Pflanze
in allen Richtungen durchdringt. Eine grös-
sere Festigkeit kann man diesen Töpfen
geben, wenn man dem Kuhmist etwas Sand,
Werg, Wolle u. dgl. beimengt. (S-—r.)
11) Obsthandelin Wien und Bozen.
Im Allgemeinen bieten die Märkte in Wien
grosse Mengen von minder edlen Obstsorten,
es sind wohl auch edle Sorten nicht spär-
lich vertreten, aber den Obstständen fehlt
das geschmackvolle Arrangement, der Schutz
gegen Witterungseinflüsse; so auch wird
das Obst bei der Ernte und beim Transport
schlecht behandelt. Zwei Drittel des Obstes
kommt aus den Provinzen und aus dem
Auslande und doch könnte Niederösterreich
allein den ganzen Wiener Bedarf decken,
namentlich jener feinen Sorten, wie man sie
z. B. an Pariser Märkten reichlich vorfindet
— hiezu gehört aber eine bessere Cultur
des Obstbaumes, eine gute Wahl der Obst-
sorten, ein sorgsameres Verfahren bei der
Ernte und ein vorsichtigeres Transportwesen.
Obschon die Obst- und Weinbauschule in
Klosterneuburg manch Erspriessliches gelei-
stet hat, die Landwirthschafts- und die Gar-
tenbau-Gesellschaft in Wien auch schon den
Weg angebahnt hat, so gibt es doch noch
viel in dieser Richtung in Niederösterreich
zu thun, — Es dürfte von Interesse sein,
die auf den Wiener Märkten vorfindlichen
Obstsorten kennen zu lernen; — Hr. Künst-
ler hat über diesen Gegenstand in einer
Versammlung der Landwirthschafts - Gesell-
schaft einen Vortrag gehalten. —
Erdbeeren und Himbeeren kommen aus
der Umgebung von Wien, erstere gegen
Ende Mai, die letzteren gegen Hälfte Juni. —
Johannisbeeren und Stachelbeeren kommen
auch aus den Umgebungen von Wien, aber
auch aus Ungarn u. z. beiläufig um die Mitte
des Monats Juni. — Heidelbeeren kommen
ungefähr am 14. August, Preisselbeeren gegen
Hälfte September aus entfernteren Orten
Wien’s, Maulbeeren kommen aus Oedenburg
III. Notizen.
u
gegen Hälfte Juni. — Die ersten Weintrau-
ben kommen Ende Juli aus Italien, zur
Hälfte August kommen die Portugieser,
Spätroth, Gutedel u. a. aus dem weinreichen
Baden und auch aus Ungarn. — So kom-
men die ersten Kirschen auch aus Italien
(Hälfte Mai), Ende Mai kommen sie aus
Niederösterreich, aus Mähren und von Oeden-
burg. — Weichseln kommen Anfangs Juni
aus Italien, gegen Hälfte dieses Monats aus
den Provinzen Oesterreichs. — Aprikosen
aus Italien, Niederösterreich und Ungarn er-
scheinen am Markte in der dritten Hälfte des
Juni. — Im verflossenen Jahre fand man
am 10. Juli die ersten Pfirsiche (Hartlinge,
Nectarinen) aus Italien, am 17. Juli aus Nie-
derösterreich und Ungarn. — Reire claude
am 26. Juni aus Niederösterreich und Italien.
— Pflaumen aus Italien am 7. August und
aus anderen Ländern Oesterreichs am 21.
d. M. — Kornelkirschen kommen auch zu
dieser Zeit aus Niederösterreich. — Birnen
finden sich Anfangs Juli aus Italien und um
den 10. d.M. herum kommen sie aus öster-
reichischen Ländern; Aepfel am 10. Juli,
Quitten am 11. September beiläufig, Mispeln
Anfangs October und Ebereschbeeren An-
fangs September. Um die Hälfte September
kommen die Kastanien aus Ungarn und
auch aus Niederösterreich, die Maronen kom-
men aus Italien, von daher kommen auch
Anfangs Juli die Feigen, in kleiner Anzahl
aus Gärten der Umgebungen Wiens; Nüsse
sendet Steiermark und theilweise Wiens Um-
gebung gegen Ende August; Zuckermelonen
kommen aus Niederösterreich, Ungarn und
Italien gegen Hälfte Juni und Wassermelo-
nen in reichlichen Mengen aus Ungarn An-
fangs Juli herum.
Jedem Besucher der vorjährigen Blu-
men- und Obstausstellung in Hamburg wird
in Erinnerung sein die prachtvolle Reihe
von Obstsorten aus der Umgegend von Bo-
zen, — in allen Journalen war nur Lobens-
werthes über dieselben gesprochen, wir wol-
len aber doch auch noch etwas darüber er-
wähnen. — Vor allem ist bemerkenswerth
der weisse Rosmarinapfel; dieser gibt nicht
alle Jahre eine günstige Ernte, höchstens
jedes dritte oder vierte Jahr ist eine solche
183
ergiebig, Frost, Reif und Maikäfer sind die
gefährlichsten Feinde, dann kommen die
halbweissen und die rothen Rosmarin, die
Edelrothen, die Krippeläpfel, die spitzen
Leder-Reinetten, dann die Sommer- und Win-
ter-Kaiserbirnen, die Grummetbirne — diese
sind alle beliebte und stark gesuchte Obst-
sorten; — ferner werden auch noch ver-
langt die weisse Winter-Calville und der
Napoleon-Apfel (dieser wurde von Lucas be-
nannt: „vorzüglichster von Zallinger“); nach
Pfirsichen ist auch grosse Nachfrage wegen
ihrer frühen Reife, diesen wird aber bis
jetzt nicht die sorgsamste Pflege gewidmet;
es finden sich noch keine systematisirten
Sorten vor. — Zur Ausfuhr gelangen in
grossen Mengen die Tafeltrauben (Edel-Ver-
natsch, Muscateltraube, Pieffertraube, Hart-
ling, dann die Lang’sche Traube, die schon
Mitte Juli reift u. a,), dann Aprikosen, Fei-
gen, Kastanien, Wallnüsse, Josephszähre
(Coix laeryma), welch letztere vielfach zu
feinen Terrasse-Mosaikarbeiten Verwendung
findet; — Limonien und Orangen werden
reichlich in Orangerien gezogen, kommen
aber weniger in Handel.
In Bezug auf Auswahl und Verpackung
wird mit pedantischer Sorgfalt vorgegangen,
— jedes Stück muss höchst tadellos sein,
ohne Wurmfrass, ohne Quetschung, ohne
Rostflecken; — Pfirsiche, Feigen, Trauben
werden Stück für Stück sorgsam in Seiden-
papier gewickelt und mit Baumwolle in
Körbe verpackt; — Aepfel, Birnen kommen
ebenfalls in Seidenpapier, dann in gewöhn-
liches Papier und dann in Originalkisten ge-
packt; — Kastanien und Wallnüsse werden
in Fässern versendet. Zu bedauern ist, dass
bei Verladung und Expedition seitens der
Eisenbahnen trotz der sorgfältigsten Ver-
packung höchst schonungslos vorgegangen
wird und Reclamationen wohl selten einen
Erfolg bringen. (S—r.)
12) Landwirthschaftlicher Unter-
richt in Frankreich. Zu Eloges (Marne)
wurde eine Ackerbauschule gegründet und
die Leitung derselben dem Hrn. G. Kirgesser
anvertraut; zur Vervollständigung wurde
auch eine Gartenbauschule sammt hiezu nö-
184
thigem Versuchsgarten beigegeben. Zum
Professor für Gartenbau und Botanik wurde
Grat Lambertye ernannt. — In Clermont
Ferrand wird ein öffentlicher unentgeldlicher
Curs von Vorträgen über Obstbaumzucht
gehalten von dem Chefgärtner Hrn. Citerne,
verbunden mit praktischen Uebungen. — In
Paris hat der Chefgärtner des Luxemburg-
Palais, Herr Riviere, schon im Februar
seine Vorlesungen über Baumecultur begon-
nen, so auch Hr. Forney seine öffentlichen
unentgeldlichen Vorträge über den Schnitt
der Obstbäume. (S—ı.)
13) Die Jute. Hr. Dr. Wiesner hat
in der Decembersitzung des „Vereins zur
Verbreitung naturwissenschaftlicher Kennt-
nisse“ einen Vortrag gehalten über die Jute,
welche aus dem Corchorus capsularis und
Corch. olitorius stammt, welche beide Pflan-
zen obschon einjährig doch oft eine Höhe
von zwei Klafter erreichen. Die Faser be-
sitzt die nöthige Festigkeit und Dauerhaftig-
keit nur einige Zeit vor der Samenreife und
an Menge übertrifft sie 2—4 Mal jene des
Flachses und des Hanfes. Die Röste dauert
nur eine Woche; hiezu werden die Corcho-
russtengel von Blättern und Nebenzweigen
befreit, in lockere Bündel zusammengelegt
und in ein langsam fliessendes Wasser ge-
legt; nach 2 Tagen bemerkt man schon,
dass der Bast sich vom Holzkörper loslöst.
Die Jute unterscheidet sich vom Manila-,
Sesal- und Pitehanf durch ihre feine Faserig-
keit, vom Sunn durch die Glätte, vom Hanf
und Flachs durch grösseren seidenartigen
Glanz. Einige ordinäre Jutesorten rühren
von Urena sinuata und von Abelmoschus
tetraphyllus her, deren Fasern mit schwefel-
saurem Anilin behandelt eine goldgelbe
Farbe erlangen wie die Jute, während der
Hanf schwach gelblicht und der Flachs bei-
nahe gar nicht gefärbt wird. — Die Jute
wird in Indien zu Säcken (s. g. Gunnysäcke)
verarbeitet, die nach Amerika ausgeführt
zur Verpackung der Baumwolle dienen. Die
in Schottland gearbeiteten groben Gewebe
kommen nach Deutschland und Oesierreich,
allwo sie trotz der hohen Preisen wohlfeiler
%
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. r
sind als die im Land von Hanf erzeugten
Packsäcke. Grosser Theil von Getreide
wird aus Ungarn in Jutesäcken ausgeführt.
(S—ı.)
14) Ueber die Errichtung von
Gärtnerschulen hielt Hr. Regierungsrath
Dr. Fenzl einen Vortrag in der Sitzung der
Samenbeschaffungs-Commission in Wien am
18. Januar d. J., in welchem er bemerkte,
dass in Oesterreich an einzelnen gebildeten
Gärtnern zu keiner Zeit Mangel war, wohl
aber fehlte es an einer grossen Anzahl sol-
cher gebildeter Männer und gut geschulter
Hilfsarbeiter, in Folge dessen in den letzte-
ren Jahren einige Lehranstalten für Gärtner
gegründet wurden, wie in Brünn, Lemberg
und Wien, die aber keineswegs noch den
Anforderungen genügen, die man mit Recht
fordern kann, um gut geschulte, für alle
Zweige des Gartenbaues verwendbare Hilfs-
arbeiter zu erhoffen und ausserdem ist auch
noch die Anzahl solcher Schulen allzu gering.
Bei Gründung einer Gärtnerschule wirft
sich die Frage auf, welcher Art eine solche
sein soll, eine niedere mit besonderer Be-
rücksichtigung der landwirthschaftlichen
Gärtnerei, als Basis der Zier- und Land-
schafts-Gärtnerei zur Heranziehung von
wohlgeschulten Gehilfen für Privat- und
Handels-Gärtner jeder Art und Samenzüchter,
oder eine höhere mit Berücksichtigung der
Zier- und Landschafts-Gärtnerei behufs
Heranbildung von Obergehilfen an grossen
Handels-Etablissements, von Aspiranten auf
Obergärtnerstellen an botanischen Gärten,
Inspectoren und Gartendireetoren grosser
Grundbesitzer und städtischer Anlagen.
ad 1. Eine niedere Lehranstalt soll ein
vermittelndes Glied zwischen rein landwirth-
schaftlicher und exelusiver horticoler Bildung
sein und daher wäre es genügend, den be-
stehenden Ackerbauschulen eine besondere
Abtheilung für landwirthschaftliche Gärt-
nerei beizugeben, mit jedoch scharfer Tren-
nung in der administrativen und praktischen
Verwendung der Zöglinge. Dem Unterrichte
über Bodenkunde, Düngerarten, Naturwis-
senschaft, Kenntniss der Nutzpflanzen, Un-
III. Notizen.
kräuter, schädlicher *) Thiere u. s. w. könn-
ten die Zöglinge beider Anstalten beiwoh-
nen; speciell für die Schüler der Gärtner-
schule müsste über Culturmethoden der ein-
zelnen Gemüsepflanzen, der Bäume und
Sträucher, über Samenzucht u. s. w. vorge-
tragen werden. Prof. Fenzl erinnert an
die landwirthschaftliche Gartenbauschule in
Carlsruhe, in welcher die Vereinigung einer
niederen Gärtnerschule mit einer Ackerbau-
schule mit dem besten Erfolge stattfindet.
ad 2. Eine höhere Anstalt für Gärtner
wäre für Ocsterreich höchst wichtig, denn
die allda vorhandenen tüchtigsten Gärtner
sind meistentheils eingewanderte Deutsche,
die in Deutschland, Belgien und Holland
ihre Kenntnisse erworben haben. In Bezug
auf solche Institute erwähnt Dr. Fenzl der
Gärtnerschulen in Potsdam und Gent und
bemerkt schliesslich, dass bei Gründung der-
artiger Schulen jedenfalls die belgischen als
Muster anzunehmen wären, an welchen das
Verhältniss zwischen Theorie und Praxis
richtig eingehalten, sehr viel gearbeitet und
dabei die Ausbildung des Charakters für die
spätere Uebung des Berufes berücksichtigt
wird. (S—r.)
15) Eine neueKrankheit des Wein-
stockes. Mit der Masse neu eingeführter
185
turen nach dem andern verbreitet. — Die
in Rede stehende Krankheit scheint vom
Süden Frankreichs aus in den letzten Jahren
sich verbreitet zu haben und ist von da
nach England eingeschleppt worden, wo sie
schon in vielen Gärten an den in den Ge-
wächshäusern cultivirten Weinstöcken be-
obachtet worden ist. Aus Deutschland lie-
gen bis jetzt keine Beobachtungen über diese
Krankheit vor und möger unsere Herren
Gärtner und Weinbergbesitzer sich hüten,
solche nicht auch als neuen Fluch unserer
Culturen einzubürgern. Es ist diesmal keine
mit einem Pilz in Verbindung stehende
Krankheit, sondern es wird solche durch
eine Blattlaus erzeugt, die unter der Epi-
dermis der Blätter und der jüngern Wurzeln
lebt. Planchon nennt solche Phylloxera
vastatrix und Professor Westwood be-
schreibt sie in Gardener’s Ohroniecle als
Peritymbia Vitisiana. — Nach einem
Bericht von Professor Planchon in „Comptes
Rendus 1868“ erschien diese Krankheit zu-
erst im Jahre 1865 im Süden von Frank-
reich, erhielt dort den Namen „Etisie“ und
richtete so bedeutende Verheerungen in den
Weinbergen an, dass eine Commission zur
Untersuchung der Krankheit ernannt wurde,
Es zeigte sich dabei, dass es das Insekt
war, von dem wir beistehend nach Prof.
Pflanzen wird auch ein Feind unserer Cul- ' Westwood die Abbildung geben. Fig. a ist
ein verkleinertes Weinblatt mit den Pusteln,
*) Die Kenntniss der natürlichen Feinde
der dem Obst- und Gartenbau schäd-
lichen Thiere wäre wohl auch ange-
zeigt,
unter denen das Insekt lebt. Fig. b ist eine
solche Pustel, in der ein weibliches Insekt,
umgeben von zahlreichen Eiern sich befindet.
e ist ein weibliches Insekt von der Bauch-
seite, d von der Seite, beide vergrössert.
e ist die stärker vergrösserte Arterie und
f der stark vergrösserte Saugrüssel, mit dem
186
das Insekt die Epidermis der Blätter und
jungen Wurzeln zerschneidet, löst und sich
dann darunter verbirgt, um seine Eier abzu-
setzen. Die männlichen Thierchen sind wie
bei Aphis geflügelt.
Am schädlichsten ist diese Krankheit,
wenn solche an den Wurzeln erscheint. Ein
französischer Weinbauer räth, Erde mit Y/,o
—!/,, Steinkohlentheer zu vermischen und
damit die ganze Pflanze zu überziehen. Von
60 im Frühjahr befallenen Weinstöcken habe
er auf diese Weise 50 vollständig gerettet,
so dass sie ihre Früchte reiften, 5 blieben
zweifelhaft und 5 starben ab. (E. R.)
Gartenflora Deutschlands,
16) Expedition nach dem Norden
VW Lite
1) R. Schomburgk, Bericht über den
Botanischen Garten in Adelaide im
Jahre 1869.
Das Jahr war in Bezug auf Trockenheit
eines der ungünstigsten. Trotzdem befindet
sich das schöne und grosse Institut, von
dem wir unsern Lesern wiederholt sprachen,
im gedeihlichsten Zustande. Die heissen
trockenen Winde der letzten Monate des
Jahres hatten zwar viele aus dem kühlern
Klimate Neuseeland’s stammende Pflanzen
ganz getödtet, dennoch verlor der Garten
nicht eine einzige Art gänzlich, indem im
Schutz *) stehende Doubletten sich gehalten
hatten.
Als eine sehr werthvolle Einführung
für die Weinbauer wird die Einführung der
Sultana-Traube hervorgehoben und sei
*) Gegen heisse Winde geschützte Stand-
orte. Es versengen solche heisse
Winde die Blätter, so dass solche
schwarz werden, wie bei uns vom
Froste.
Russlands und der Schweiz,
Ms
Neuholland’s. Der erste Botaniker, Herr
Schultze, hat schon verschiedene beträcht-
liche Sendungen an trockenen Pflanzen und
Samen an den Director des Botanischen Gar-
tens zu Adelaide, Herrn R. Schomburgk,
aus dem Norden Neuholland’s gemacht. Hr.
Schomburgk hat davon mehreren wissen-
schaftlichen Gärten Europa’s bereits mitgetheilt
und die an den hiesigen Botanischen Garten
gesendeten Samen beginnen zum Theil schon
zu keimen. So werden unseren Pflanzen-
sammlungen nun auch bald die bis jetzt
grossentheils unbekannten Pflanzenschätze
des tropischen Neuholland’s allmälig zugäng-
lich gemacht werden. (E. R.)
Palur
diese jetzt in der Colonie schon ziemlich
verbreitet.
Der Wuchs des Grases zum Viehfutter
hört zur heissen Jahreszeit fast ganz auf
und viele Gräser sterben zu dieser Jahres-
zeit ganz aus. Dr. Schomburgk bestätigt
von Neuem die Vorzüge des Guinea-
Grases, von dem gesagt wird, dass es
3—4 Schnitte im Jahre in Australien geben
werde. Als andere gute Gräser für Weiden
im Süden Australiens werden aufgeführt
Hemitaphrum glabrum, Elymus gi-
ganteus, Festuca altissima, Pipta-
therum Thomasii und P. multiflorum,
Alopecurus pratensis, Hordeum ju-
batum und Bromus mollis. Vielleicht
dass diese Erfahrungen auch dem trockenen
Süden Europa’s zu Gute kommen werden.
Boehmeria nivea, diese wichtige
Faserstoff liefernde Pflanze China’s passt
nicht für den Süden Australien’s zum An-
bau. Dagegen wird der Anbau von Morus
behufs des Seidenbaues, sowie besonders
auch der Anbau des Neuseeländer Flachses .
| Phormium tenax) warm anempfoblen.
® x R g 5 IV,
Im Uebrigen breitet sich der Bericht
über die verschiedenen Pflanzensammlungen
und deren Vermehrung, über die werthvoll-
sten Beiträge an Pflanzen zu den Samm-
lungen etc. aus.
Interessant ist es, welches Interesse das
Publikum dem Botanischen Garten in Ade-
laide schenkt, was am besten daraus her-
vorgeht, dass der Besuch an Sonntagen und
Feiertagen nicht unter 2,500 Personen fiel
und sich bis auf 7,600 Personen erhob.
Bestätigt wird abermals, dass Cynodon
Dactylon sich als das beste Gras für Rasen-
plätze während der heissen und trockenen
Jahreszeit bewährte. (E. R.)
2) A. de Bary, Prof. in Halle, über
Schimmel und Hefe. Berlin 1869.
C. G. Lüderitz’sche Buchhandlung.
Es liegt uns hier eine jener populären
Schriften vor, die von einem Gelehrten
stammt, der das ganze Gebiet der Pilzkunde
übersieht und derselben durch seine gründ-
lichen Arbeiten eine ganz andere Gestaltung
gegeben hat. Diese kleine Schrift ist mit
dem klarsten Verständniss und doch in po-
pulärer Sprache geschrieben, so dass solche
jedem, der sich für Pilzkunde und die Stel-
lung, welche Schimmelpilze im Haushalte
des Menschen einnehmen, sehr zu empfeh-
len ist,
Zunächst führt uns De Bary einen
Schimmelpilz vor, der auf eingemachten
Früchten, an verwesenden Pflanzentheilen
erst als weisser Ueberzug erscheint und
später mit graugrünen staubigen Köpfen
sich bedeckt. Herr De Bary hat das grosse
Verdienst, viele solcher Pilze von ihrer ersten
Entstehung aus der Spore durch ‘alle Phasen
ihrer Entwickelung beobachtet zu haben.
Bei den meisten dieser gründlich beobach-
teten Pflanzenarten zeigte die genaue Beob-
achtung, dass diese kleinen microskopischen
Pflänzchen verschiedene Stadien der Ent-
wickelung besitzen und dass diese verschie-
denen Entwickelungsstadien der gleichen
Pflauze mit verschiedenen Gattungsnamen in
der Systematik bedacht wurden.
Der in Rede stehende kleine Pilz ist
als Aspergillus glaucus und Euro-
Literatur,
187
tium herbariorum beschrieben. Aus der
Spore (Keimzelle) entstehend bildet er erst
eine fadige Unterlage (Mycelium). Aus den
Fäden des Myceliums erheben sich zahlreiche
Aeste von etwas stärkerem Durchmesser,
welche sich ungefähr !/, Millimeter hoch
erheben. Die Enden dieser Aeste, die man
Conidienträger nennt,schwellen zu einem
kugeligen Kolben an, der auf seiner oberen
Seite eine Masse kurzer Fäden austreibt, an
deren Ende sich einzelne kleine Zellen ket-
tenförmig von oben nach unten abschnüren.
Die kurzen Fäden des Kopfes nennt man
Sterigmen, die sich abschnürenden Zellen
sind ohne Befruchtung entstehende Keim-
zellen oder Sporen und werden Conidien
genannt. Die abfallenden Conidien sind
graugrün und verursachen die später grau-
grüne Färbung des Pflänzchens. Asper-
gillus glaucus ist dieser kleine Pilz in
diesem ersten Stadium der Bildung genannt
worden. Die beistehende Figur gibt diese
Bildungen nach De Bary und zwar sind:
a das Mycelium, b ein Ast der Aspergillus-
Form bei 190facher Vergrösserung, c der
Conidienträger, d die kettenförmig in Coni-
dien zerfallenden Sterigmen des Kopfes c,
188
stärker vergrössert; e ist eine Conidie welche
gekeimt hat, bei 300maliger Vergrösserung.
Ausserdem erzeugt aber das gleiche
Mycelium noch eine zweite Art von Frucht-
trägern. Es sind das dünne Aestchen, welche
Anfangs an der Spitze sich korkzieherartig
winden (siehe bei f). Später pressen diese
Windungen des Fadens sich auf einander,
so dass daraus ein fester schraubenförmiger
Körper entsteht, wobei eine besondere Form
eines geschlechtlichen Zeugungsprocesses
stattfindet. In Folge dessen wird der Schrau-
benkörper zu einem kugeligen Behälter
(Schlauchfrucht Fig. g), die von einer
zelligen Hülle umschlossen und im Innern
zahlreiche Zellenreihen enthält. Gegen die
Reife wird die Aussenschicht gelb und im
Innern entstehen ovale schlauchförmige Zel-
len (Sporenschläuehe Fig. h bei 600maliger
Vergrösserung), in deren Innern je 8 Zellen
(Sporen, oder hier, weil sie nicht das un-
mittelbare Product der geschlechtlichen Be-
fruchtung, Schlauchsporen genannt) liegen,
die später herausfallen und keimen.
Diese zweite Form von Fruchiträgern
mit den Schlauchfrüchten erscheint immer
erst nachdem das Mycelium schon die As-
pergillus-Form gebildet hat. Hat das Pflänz-
chen keine genügende Ernährung, so kommt
nur die Aspergillus-Form vor, — fehlt es an
Ernährung nicht, so entwickeln sich aus den
gleichen Fäden des Myceliums die Frucht-
träger mit den Schlauchfrüchten und ist
diese letztere Form specieli als Eurotium
herbariorum beschrieben worden. —
(Fig. k eine keimende Schlauchspore).
De Bary gibt nun noch mehrere solcher
Beispiele, wegen derer wir unsere Leser
auf das Schriftchen selbst verweisen. Dabei
klärt er die eigenthümliche Selerotium -Bil-
dung auf, jene eigenthümlichen im Innern
der Gewebe lebender und absterbender Pflan-
zen sich findenden kleinen schwarzen Kör-
ner, welche einem runden schwarzen Samen
gleichen. Diese Sclerotien kommen z. B.
an Kohlblättern häufig vor. Es sind durch
Verfilzung von Mycelium-Fäden eines Schim-
melpilzes (Botrytis cinerea) entstandene
Dauerorgane, welche im folgenden Frühjahre
keimen und den Pilz fortpflanzen. Sie trei-
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz,
-* io
.
ben bei ihrer Entwicklung aber nicht die
flockige Form des Schimmelpilzes mit den
Conidienträgern und Conidien, sondern ei-
genthümliche Fruchtträger von becherförmi-
ger Gestalt, die als Peziza-Arten beschrieben
worden sind. — Botrytis cinerea ist also ein
Schimmelpilz, dessen Entwicklungsgang drei
verschiedene Formen durchläuft, die nicht
nur als verschiedene Arten, sondern sogar
als ganz verschiedene Gattungen aufgefasst
wurden. Die erste Form ist der Schimmel-
pilz, der sich sowohl aus den Conidien, wie
aus den Schlauchsporen entwickelt. Das
zweite Stadium ist das Dauer-Mycelium im
Innern von Pflanzengeweben, als Sclero-
tinm durum, echinatum etc. bekannt.
Die dritte Form ist der aus dem Sclero-
tium hervorgehende Becherpilz (Peziza),
der die Schlauchfrüchte trägt.
Der geehrte Verfasser zeigt nun, dass
die meisten Schimmelformen solche ver-
schiedene Stadien der Entwickelung besitzen
dürften, dass aber die wenigsten, ja selbst
viele unserer gemeinsten Pilzformen in Be-
zug auf ihren Entwickelungsgang noch un-
vollkommen bekannt sind. Bei der micro-
skopischen Kleinheit der Objecte sind der-
artige Untersuchungen durchaus nicht leicht,
sondern lassen eine Menge unabsichtlicher
Täuschungen zu, da es sehr schwierig ist,
bei Aussaatversuchen zufällig beigemischte
Sporen anderer Schimmelpilze, welche stets
massenhaft in der Luft sich finden und sich
überall absetzen, auszuschliessen. Daraus
sind eine Menge von Irrthümern hervorge-
gangen, wie dass aus den gleichen Schim-
melsporen bald die, bald jene Schimmel-
gattung hervorgehe. In der Entwicklung
der Schimmelgattung bleiben sich aber die
Schimmelpilze bei ihrer Fortpflanzung durch-
aus treu, sie ändern nur ihre Form in Be-
zug auf die Entwicklungsstadien zu niedri-
ger oder höher entwickelter Form der Fruc-
tification der gleichen Art.
Eben so entschieden wendet sich der
Verfasser gegen alle diejenigen, welche die
Schimmelpilze nur als Zersetzungsproducte
organischer Gebilde betrachten und solche
aus Urerzeugung hervorgehen lassen. Je
sorgfältiger in dieser Beziehung die Ver-
Ei.
IV. Literatur.
suche angestellt worden sind, je sicherer ist
da der Beweis geliefert worden, dass auch
die Schimmelpilze stets nur aus Sporen her-
vorgehen. Man hat da besonders als Be-
weis für die Urerzeugung den Fall gebraucht,
wo im Innern von Zellen lebender Pflanzen
fructificirende Pilze gefunden worden sind.
Unsere jetzige vollständigere Kenntniss
der Schimmelpilze führt gerade zur entgegen-
gesetzten Ansicht. Die Milliarden von Spo-
ren und Conidien, welche diese kleinen
Pilze bilden, schweben überall frei in der
Luft, sind dem Staub beigemischt und setzen
sich allenthalben an lebenden Pflanzentheilen
ab. Wo solche den geeigneten Boden zur
Vegetation finden, keimen sie, treiben
ihre Mycelium-Fäden in das Innere des noch
lebendigen oder absterbenden Pfianzentheils
und leiten so gerade die Zersetzung ein,
wie das z.B. an frischen gesunden Pflanzen-
theilen vom Pilz der Kartoffel, des Weines
ete. nachgewiesen worden ist. Bei dieser
Art der Vegetation hat also auch das Auf-
finden kleiner fructificirender Schimmelpilze
im Innern von lebendigen Zellen durchaus
nichts Wunderbares.
Mit diesen Auseinandersetzungen geht
der Verfasser zu den sogenannten Gährungs-
pilzen über, welche in jeder gährenden Masse
|
189
gefunden werden und den Gährungsprocess
einleiten.
Nach den Untersuchungen De Bary’s
sind in neuester Zeit Ansichten ausgespro-
chen worden, die zwar auf Thatsachen be-
ruhen, obgleich diesen Thatsachen eine
falsche Deutung gegeben worden ist, indem
es ungemein schwer, sich hier vor Täu-
schung zu bewahren.
Thatsache ist es, dass in jede gährende
Flüssigkeit auch Sporen und Conidien von
Schirmmelpilzen in grösserer oder geringerer
Menge fallen. Säet man daher die Pilze der
gährenden Masse aus, so werden je nach
dem Substrat, das man gibt, bald die einen,
bald die andern Schimmelpilze aus der aus-
gesäeten gährenden Masse hervorgehen, in-
dem in Wahrheit zwischen die Gährungs-
pilze der gährenden Flüssigkeit die Keime
der verschiedenartigsten Schimmelpilze ein-
gestreut sind. Hieraus hat man den Schluss
gezogen, dass die Gährungspilze nur eine
eigenthümliche Entwickelungsperiode der in
die Gährungsflüssigkeit fallenden Keime von
Schimmelpilzen seien.
In Wahrheit zeigt De Bary, dass dies
nur in einem Fall bei einem der gemein-
sten Schimmelpilze, dem Mucor Mucedo der
Fall sei, von dem die beistehende Abbildung
190 Gartenflora Deutschlands,
die Entwickelungsphasen zeigt, wenn er auf
geeignetem Substrat an der Luft wächst.
Bei 100maliger Vergrösserung sieht man bei
a aus der Spore Mycelium-Fäden entstehen,
bei b entspringt aus dem Mycelium ein
Sporangiumträger, der auf der Spitze 3 Spo-
rangien trägt. c ist eine schwächere Ver-
grösserung eines Sporangiumträgers mit
einem grossen Sporangium auf der Spitze
und 2 Wirtel Sporangiolen tragender Aest-
chen am Grunde. d zeigt ein Aestchen mit
Sporangiolen in stärkerer Vergrösserung und
e ein solches mit Conidien. f zeigt ein
Mycelium bei 190facher Vergrösserung, bei
g sind zwei Aeste dieses Myceliums in zahl-
reiche kurze Glieder (Gemmen) getheilt, von
denen jedes einzelne Glied abfallen und den
Pilz vermehren kann.
Fallen Keime dieses Pilzes in eine gäh-
rungsfähige Zuckerlösung, dann bildet die-
ser Pilz nur ein Mycelium aus sprossenden
Gemmen, bildet keine Sporenträger aus und
erregt durch Spaltung des gelösten Zuckers
in Alkohol und Kohlensäure die Alkohol-
gährung. Die beistehende Figur zeigt den
Mucor Mucedo in dieser Wachsthumsperiode
in der gährenden Zuckerlösung bei 375 ma-
liger Vergrösserung, die im Uebrigen ganz
der auf der vorhergehenden Figur bei g
dargesteliten Gemmenbildung des Myceliums
entspricht.
Die im praktischen Leben so vielfach
verwerthete Alkohol-Gährung wird aber
nicht durch die Gemmen des Mucor Mu-
cedo, sondern durch einen andern kleinen
Gährungspilz, den Bierhefenpilz (Saccharo-
myces cerevisiae) erregt. Die beistehende
Russlands und der Schweiz.
Figur gibt die Darstellung dieses Pilzes
&
gleichfalls bei 375maliger Vergrösserung.
Derselbe besteht aus kleinen farblosen, kaum
!/\oo Millimeter im Durchmesser haltenden
Zellen, die in so ungeheurer Masse sich bil-
den, dass sie in der vergohrenen Flüssigkeit
als feine weissliche Masse sich absetzen,
ebenso wie es die ungeheure Masse dieser
kleinen mieroskopischen Pilzzellen ist, welche
die Trübung der gährenden Flüssigkeiten
bedingt. Unsere Figur zeigt bei c einzelne
solcher Zellchen, an denen sich kleine Aus-
stülpungen bilden, aus denen neue Zellen
hervorgehen. Diese Zellchen lösen sich
meist schr bald von einander los und an
jeder einzelnen beginnt der gleiche Process
von Neuem. Seltener bleiben sie noch eine
Zeitlang kettenartig verbunden, wie dies bei
a dargestellt ist.
In der Hefe oder der gährenden Flüs-
sigkeit zeigt dieser Hefepilz stets nur diese
Form der Fortpflanzung. Säet man densel-
ben aber in reines Wasser oder auf ein
feuchtes Substrat aus, so entwickelt er nach
einigen Tagen Zellen, in deren Innern sich
durch freie Zellbildung die Schlauchsporen
bilden, wie dies bei b von mehreren Zell-
chen dargestellt ist. Die Entwicklung an-
derer Schimmelpilze bei der Aussaat frischer
Bierhefe beruht nach De Bary auf jenen
oben geschilderten Irrungen, die bei der
Masse und der Kleinheit der Objecete sehr
leicht stattfinden können. — Zudem hat der
Bierhefepilz durch Entdeckung seiner Frueti-
fication, wie solche bei b-dargellt ist, seinen
Abschluss gefunden. In der Hefe ist es das
durch Conidienbildung der einfachsten Art
sich rapid schnell fortpflanzende Mycelium.
Ausserhalb der Hefe ist eine der einfachsten
Formen der Bildung von Schlauchsporen.
Es gibt ausserdem noch mehrere zur Gat-
IV. Literatur.
tung Saccharomyces gehörige Hefepilze,
welche ganz ähnlichen Bildurgsgang zeigen,
so der Weinhefepilz. Die weisse Haut
(Kahn), die sich auf verderbendem Wein
und Bier zeigt, ist das Product eines ähn-
lichen Pilzes, der aber in gährungsfähiger
Flüssigkeit niemals Alkoholgährung erregt,
sondern Gegentheils seinen Einfluss als die
Verwesung befördernd bethätigt, indem er
den Alkohol und den Zucker zu Kohlensäure
und Wasser oxydirt.
In die gleiche Reihe von Pilzen gehört
die Essigmutter, ein Pilz der die Oxydation
des Alkohols zur Essigsäure vermittelt.
Im Allgemeinen betrachtet, lernen wir
so die grosse Mehrzahl der Schimmelpilze
als solche kennen, deren Mycelium in lebende
und absterbende Organismen eindringt, sich
hier ansiedelt, besondere Aeste mit einfachen
(Conidien) und im Innern anderer Zellen
entstehenden Fructificationen (Schlauchspo-
ren) bildet und überall wo sie sich ansiedeln
den Process der Verwesung befördern, wo-
durch die auf lebenden Organismen leben-
den Schimmelpilze so schädlich werden.
Wir lernten eine zweite Classe micro-
skopisch kleiner Schimmelpilze kennen, die
in gährenden Flüssigkeiten vegetirend Alko-
holgährung, Essiggährung ete. bedingen und
in der gährenden Flüssigkeit nur ein in Co-
nidien zerfallendes Mycelium darstellen, wo-
durch deren unglaublich schnelle Vermeh-
rung bedingt ist. Auf andern Substrat aber
nur eine einfachste Art von Sporenbildung
zeigen.
Es bleibt endlich noch eine Gruppe der
kleinsten mieroskopischen Schimmelpilze
übrig, die als Bacterien, Vibrionen, Zoogloea
bekannt, die als intensive Erreger von Fäul-
nisserscheinungen fast überall das Auftreten
der Fäulniss begleiten. In die Reihe dieser,
im Allgemeinen noch mangelhaft bekannten
Formen gehört auch der neuerdings bei der
Choleraepidemie vielfach genannte und
191
fälschlich als verbreitende Ursache vielfach
genannte Micrococcos.
Micrococcos aber gehört nach De
Bary verschiedenen microskopischen Schim-
melpilzen als einfachste mit kleinen Zellchen
auftretende Form derselben an. (E. R.)
3) G. H. K. Thwaites, Director des
Botanischen Gartens in Peradeniya
auf Ceylon. Bericht über den Gang
des dortigen Botanischen Gartens von
1866— 1867.
Der Garten in Peradeniya enthält die
Sammlungen der auf Ceylon heimischen
Pflanzen. Ausserdem besonders eine grosse
Sammlung von Palmen und tropischen
Pflanzen anderer Länder. Mit dem Garten
ist ein Herbariurn vereinigt und im Gebirge
zu Hakgala ein grosser Versuchsgarten.
Dort sind die verschiedenen Cinchona-Arten
angepflanzt und gedeihen so gut, dass solche
schon jährlich reichlich Samen liefern und
C. officinalis sogar aus den ausgefallenen
Samen von selbst aufging. —
Ebenso gedeihen die Theepflanzungen gut.
Die Chinesische Nessel (Boehmeria ni-
vea) wuchert in ungeheurer Ueppigkeit und
Vanilla trägt ihre Früchte in solchen Mas-
sen, dass diese schon zu 10 Sh. per Pfund
abgegeben wurden und später noch billiger
geliefert werden können.
Die nächsten Botanischen Gärten, die
zu Mauritius, Porte Natal, Java, Calecutta
stehen in lebhaftem Tauschverkehr mit dem
Botanischen Garten in Peradeniya und Dr.
Thwaites hat eine Flora der auf Ceylon
wachsenden Pflanzen geschrieben , ist Auto-
rität für die reichen Pflanzenschätze dieser
Insel und steht auch für das Herbarium in
lebhaftem Austausch mit den öffentlichen
Herbarien anderer Länder.
Die jährliche Ausgabe für den Botani-
schen Garten in Peradeniya und die damit
verbundene Versuchsstation betrug nahe an
13,000 Thl. (E. R.)
192
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
V. Neuestes.
1) Kaiserlich Russische Garten-
bau-Gesellschaft in Petersburg.
Dieselbe hatte auch diesen Winter hin-
durch monatlich 2 Sitzungen, in denen Vor-
träge aus allen Gebieten des Gartenbaues
gehalten wurden. Ausserdem war mit jeder
Sitzung eine kleine Ausstellung verbunden
und für die ausgestellten Gegenstände kamen
2 Klassen silberner Medaillen und bronzene
Medaillen zur Vertheilung.
Am 26. April (8. Mai n. St.) fand die
feierliche Jahressitzung statt. Sr. BR. Hoheit
der H. Protektor des Vereins, der Grossfürst
Nicolai-Nicolajewitsch konnte leider nicht
beiwohnen und an Seiner Stelle hatte Sr.
H. Ex. der Minister der Domainen, Hr.
v. Selony den Vorsitz. Der Jahres-Bericht
gab das Bild des regen Lebens der Gesell-
schaft, welche auf ihre Kosten auch die In-
ternationale Gartenbau-Ausstellung veran-
staltet hatte.
Dann verlas der Sekretair ein Dekret,
durch welches auf Vorstellung der Kaiserl.
Gartenbau-Gesellschaft durch den Herrn Mi-
nister der Domainen, Sr. Majestät der Kai-
ser geruht hatte, 21 Mitgliedern des Ver-
eines für deren Verdienste um den Garten-
bau und speciell um die Internationale Aus-
stellung die folgenden Belohnungen zu er-
theilen:
Dem Sekretair Herrn von Wolken-
stein den Wladimir-Orden 3. Grades.
Dem Ehrenbürger J. A. Gratscheff
den Annen-Orden 3. Grades.
Dem Kaufmann 2, Gilde, Sapiwaloff,
die goldene Medaille am Hals an dem Wla-
dimirbande.
Dem Hofgärtner Ruck und dem Öber-
gärtner Schröder die goldene Medaille am
Hals an dem Annenbande.
Dem Handelsgärtner Rochel, Buck,
Ritter, dem Garten-Inspektor Katzer, den
Obergärtnern Bergemann, Lorjus, En-
der, Höltzer, Freundlich die goldene
Medaille am Hals an dem Stanislausbande.
Den Hofgärtnern Grünerwald, Marco,
den Obergärtnern Gaugler und Ganschu-
row die silberne Medaille am Hals am Sta-
nislausband.
Den Obergärtnern N. 5. Gratscheff
und Medwedew und dem Handelsgärtner
Stegemann die kleine goldene Medaille
im Knopfloch am Stanislausband.
Wie alle Jahre, so war auch diesmal
mit der Jahressitzung eine kleine Ausstel-
lung verbunden. Drei der grossen Sääle des
Admiralitätsgebäudes, dessen grosser Biblio-
thek-Saal der Gesellschaft als Sitzungslocal
dient, waren ganz mit Pflanzen decorirt.
Der Blumenreichthum war so ausserordent-
lich, dass die Ausstellung auf allgemeinen
Wunsch auch noch den folgenden Tag ge-
öffnet blieb.
Es waren die Rhododendron, Azaleen,
Levkoyen, Lack und zahlreiche Sträucher
Neuholland’s, welche die Blüthenmasse bil-
deten. Hervorheben wollen wir blos ein
blühendes Exemplar der Wigandia urens
vom Hrn. Ruck, Rhododendron Dahl-
housii, ein grosses blühendes Exemplar
von Hrn. Grünerwald. Eine Gruppe blühen-
der Orchideen, worunter die seltene Vanda
eristata und die liebliche Aerides Lindleyi,
Oncidium Papilio etc., ferner grosse Exem-
plare von Pogonia discolor aus dem Bota-
nischen Garten. Von da stammte auch die
zum ersten Male blühende Vrisia coral-
lina, ein mächtiges Exemplar mit 4 Blüthen-
dolden von Rhododendron Falconeri,
ein üppiges blühendes Exemplar von Rud-
gea macrophylla (Psychotria leuco-
cephala), sowie eine Gruppe von mehreren
Hundert Arten blühender Stauden, worunter
eine Menge von Orchideen etc. (E. R.)
2) Acelimatisations-Gesellschaft
in Berlin. Der Herr Minister der land-
wirthschaftlichen Angelegenheiten hat die-
sem Verein ein Grundstück von mehr als
15 Morgen Land als Versuchsgarten ange-
wiesen.
Dieser Acclimatisationsgarten soll eine
Zierde der Stadt und eine Quelle der Beleh-
rung werden. Die Mittel zur Einfriedigung,
zum Bau von Gewächshaus und Gärtner-
Wohnung und zur Anlage des Grundstücks,
bezüglich Umwandlung desselben in einen
Garten, sollen durch besondere Beiträge ge-
deckt werden. Solche freiwillige Beiträge
empfängt der Vorstand der Gesellschaft! —
Vereine zu gemeinnützigen Zwecken treten
an die Stelle des Staates und machen das
möglich, wozu jener die Mittel nicht hat.
Viele erringen da Erfolge, die dem Einzel-
nen zu erringen unmöglich ist. (E. R.)
3) St. Petersburg. Seit Menschen-
gedenken haben wir die früheste Entwicke-
lung. Den 18. Mai begannen wir im Bota-
nischen Garten die Rasenplätze zu mähen.
Am gleichen Datum hatten Sorbus Aucu-
paria, Viburnum Opulus, Prunus Padus voll-
kommen entwickelte Blätter und weit vor-
gerückte Blüthenknospen. Eärchen, Syringen
und Birken grün, Linden beginnen die Knos-
pen zu entfalten. Sceilla cernua, Leucojum,
Galanthus, Hepatica abgeblühet, Erythronium,
Puschkinia, die Corydalis-Arten, Ranunculus
Ficaria etc. in voller Blüthe. (E. R.)
|
;
l. Originalabhandlungen.
1) Abgebildete Pflanzen,
a) Bredia hirsuta Blume.
(Siehe Tafel 655.)
Melastomaceae,
Bredia Blume. (Blume in Mus.
Lugd, Bat. I. tab. 4. — Naud. in Ann.
d. sc. nat. ser. III. tom. 15. pag. 284.
tab. 12).
Flos 4-merus, 8-andrus. Calyeis
turbinati dentes patenti-subrellexi, trian-
gulari-lanceolati, infra apieem apieulato-
mucronulati. Petala ovato-rhomboidea,
acutiuseula v. obtusiuscula. _ Staminum
4 majorum supra medium recurvorum
aniherae lineari -subulatae, falcatae, ro-
stellatae, basi sagittato-bilobae, dorso
pariice breviter calcaratae; 4 minorum
erectorum antherae subulatae, basi sub-
sagittato-bilobae; antherae omnium bi-
loculares, loculis apice 1-porosis, Ova-
rium apice liberum, membrana cerenulata
styli basin eircumdante coronatum, 4-lo-
eulare.
B. hirsuta Bl. (l. e.); frutex ja-
ponicus, pedalis et ultra, ramosus, aniso-
phyllus; ramis purpurascentibus, tereti-
‚ VII, 1870,
bus petiolis foliisque pilis setosis ad-
spersis; foliis oppositis, petiolatis, in uno
eodem jugo disparibus, e basi cordato-
rotundata ovato-elliptieis, acutiuseulis
quingue — v, quintuplinerviis, margine
serrulato — ciliatis; paniculis terminali-
bus, paucilloris; peduneulis pedicellis
calycibusque puberulis, purpurascentibus
floribus roseis, 3/, poll. in diametro. —
Der beistehend abgebildete niedliche
Blüthenstrauch fürs niedrige Warmhaus
ward durch Hrn. Grönewegen in Amster-
dam aus Japan in Cultur eingeführt.
Derselbe wird 1—1!/, Fuss hoch, ist
stark verästelt und entwickelt auf den
Spitzen aller seiner Aeste im September
und October seine zierlichen rosenrothen
Blumen in reichlicher Menge. Aeste,
Biattstiele und Blüthenstiele roth; Aeste
stielrund und wie Blattstiele und Blätter
mit einzelnen borstigen abstehenden
Haaren besetzt. Blätter gegenständig,
13
194
gestielt, ungleich gross, aus herzförmig-
abgerundetem Grunde oval-elliptisch,
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Ein lieblicher niedriger buschiger
und im Herbste sehr dankbar blühender
spitzlich, Snervig, am Rande klein ge- | Strauch, der im Frühjahr und Sommer
zähnelt und jeder Zahn in eine Borste
ausgehend. Blumen in armblumigen
Rispen auf den Spitzen aller Aeste,
Kelch kreiselförmig, in 4 abstehend zu-
rückgebogene, lanzettlich 3seitige Zähne
ausgehend. Staubfäden 8; davon 4 grös-
ser, mit zurückgebogenen Staubfäden
und pfriemlich -sichelförmig gebogenen,
am Grunde 2lappigen, auf dem Rücken
in einen kurzen Sporn ausgehenden An-
theren. Die 4 andern Staubfäden klei-
ner, aufrecht, mit pfriemlichen geraden,
am Grunde 2-lappigen Antheren. Die
Antheren aller Staubfäden zweifächerig,
an der Spitze sich mit einer Pore öff-
nend. Blumenblätter 4, oval, schön rosa.
durch ins warme Beet gemachte Steck-
linge sich leicht und schnell fortpflanzen
lässt. Liebt eine mit etwas Lehmerde
versetzte Haide- oder Lauberde.
(E. R.)
Erklärung der Abbildung.
1) Kelch mit Staubfaden und Griffel.
2) Ein grösserer Staubfaden vom
Rücken gesehen,
3) Derselbe von vorn gesehen.
4) Derselbe von der Seite gesehen.
5) Einer der kleineren Staubfäden.
6) Fruchtknoten und Griffel mit dem
den Fruchtknoten krönenden häutigen
sekerbten Ring.
b) Trillium peudulum Schult,
(Siehe Tafel 656 Fig. 1 und 2.)
Sımmlata che are.
den von Schultes gegebenen
Trillium pendulum Schult.; | rikas
ilore peduneulato cernuo; petalis ovatis
v. ovato-subrotundis, acutis, albis, caly-
cem ceireiter aequantibus; foliis subro-
tundo-rhombeis, aeuminatis, subsessilibus,
glaucis; ovario 6-costato, albo, apice
rubro, stigmatibus tribus recurvis lineari-
bus sessilibus. — Schult. syst, VII. 1502.
— Trillium erectum £. album Knth.
enum. V. 126. — Bot. Mag. tab. 1027.
— Tr. erectum L. foliis laete viridibus,
petalis atropurpureis acuminatis calycem
superantibus, stylo atropurpureo dignos-
eitur.
Wir haben für die beistehend abge-
bildete interessante Perennie Nordame-
Namen beibehalten. Kunth zieht nach
dem Vorgange von Sims unsere in Rede
stehende Art als Form mit weissen Blu-
men zu Tr. ereetum L. Wir wollen
nun durchaus nicht behaupten, dass eine
derartige Vereinigung nicht gerechtfer-
tigt sei, — sondern wir, behalten nur
deshalb den von Schultes gegebenen
Namen bei, weil unsere Pflanze auch
durch blaugrüne Färbung der Blätter,
kleinere weisse Blumen mit nicht zuge-
spitzten Blumenblättern, welche letztere
ungefähr so lang als die Kelchblätter,
und nur an der Spitze geröthetem Frucht-
knoten sich von T. erectum L. unter-
I. Originalabhandlungen.
195
scheidet, ja von dieser Art mehr Ver- | des Laubes, Blumenblätter die so lang
schiedenheit zeigt, als manche andere | als die Kelchblätter, machen diese Art
von Kunth beibehaltene Art. Wir halten | ausserdem kenntlich.
daher bis zu einer erneuten Bearbeitung |
der Gattung Trillium den Namen, den
Schultes gab, fest.
Eine schöne perennirende spannen-
hohe Pilanze mit fleischiger Wurzel, aus
der sich der spannenhohe Blüthenschaft
erhebt, der auf seiner Spitze einen 3 blät-
terigen Blattquirl trägt. Die nieckenden
weissen Blumen, der an der Spitze ge-
röthete Fruchtknoten, blaugrüne Färbung
Blühet im ersten Frühjahre, liebt
einen feuchten schattigen Standort und
eine mit Haideerde stark versetzte Lehm-
erde. Gehört wie alle Arten der bis
jetzt in unseren Gärten wenig verbrei-
teten Trillium-Arten zu den sehr zu em-
pfehlenden zierlichen Stauden. Vermeh-
rung durch Samen und Wurzeltheilung.
(E, R.)
ooPrimula villosa Jacg
(Siehe Tafel 656 Fig. 3.)
Primu
Primula villosa Jacg. fl. austr.
V. pag. 41 tab. A.T. 27. — Koch. syn.
fl. germ. II ed. p. 676. —
Eine allgemein bekannte Primel der
Alpen Europas, die zur Bepflanzung
halbschattiger Steinparthien, sowie zur
Cultur als Topfstaude sehr zu empfehlen
ist. Liebt eine lehmige Rasenerde, die
etwa mit 1/, Torferde oder Lauberde
vermischt wird. Im freien Lande deckt
man die Pflanzen im Herbste etwas mit
Moos zu. im Topfe eultivirt durchwin-
tert man im Kalthause, im frostfreien
Zimmer oder in einem Kasten im Freien,
der im Winter mit Fenstern und Laden,
oder auch nur mit Laden, und bei stren-
serer Kälte ausserdem mit Laub bedeckt
wird, Unsere schönen und zierlichen
Alpenpflanzen verdienen es, neben all’
den in neuerer Zeit eingeführten Ge-
wächsen eultivirt zu werden und bilden
im ersten Frühjahre eine eigenthümliche
Zierde des Gartens zu einer Zeit, wo
laceace,
andere Florblumen ihre Blumen noch
nicht entwickelt haben.
Die Gattung Primula gehört mit
Recht seit langer Zeit zu den mit be-
sonderer Liebhaberei im Garten geplleg-
ten Gattungen. Wir hoffen daher, dass
es unsere Leser interessiren dürfte, wenn
wir hier einige Bemerkungen über die
Arten dieser Gattung, sowohl über die
in Cultur befindlichen, sowie über die
bis jetzt in unsern Gärten noch nicht
eingebürgerten Arten folgen lassen.
Sehen wir von den zahlreichen For-
men mancher Arten ab, die von Schott
und Anderen als Arten beschrieben wor-
den sind, so sind im Ganzen 70 Arten
von der Gattung Primula bekannt, von
denen 28 in Cultur und 42 noch nicht
in Cultur eingeführt sind. Von den
letzteren sind fast die Hälfte schöne Ar-
ten, die unseren Gärten zur Zierde ge-
reichen würden.
Die grosse Mehrzahl aller bekannten
13.7
196
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Arten (67) wächst in der gemässigten | ten cultivirt, was die Handelsgärtner als
und kalten Zone, oder auch auf den
hohen Gebirgen der warmen Zone der
nördlichen Halbkugel und nur 3 Arten
kommen auf der südlichen Halbkugel
vor.
Nach den Welttheilen berechnet,
kommt die grösste Zahl der Arten in
Asien vor, wo im Ganzen 45 Arten wach-
sen, von denen 5 auch in Europa vor-
kommen. Dann folgt Europa mit 23
Arten inclusive der 5 auch nach Asien
übergehenden Arten. Mithin wären 38
Arten Asien und 18 Arten Europa eigen-
thümlich und 5 Arten beiden Welttheilen
angehörend.
In Amerika kommen nur 6 Arten
vor und in Afrika findet sich in den
Hochgebirgen Abyssiniens eine einzige
Art.
Nach diesen allgemeinen Bemer-
kungen treten wir zur speeiellen Betrach-
tung der Arten.
A. Europa und Sibirien gemeinschaft-
liche Arten.
Die 7 hierher gehörenden Arten
sind alle in Cultur, ja von mehreren der-
selben sind in Cultur eine ganze Reihe
von Formen entstanden. Die 3 gemein-
sten Arten, welche auf Wiesen und in
lichten Laubwaldungen wachsen, hat
Linne als Pr. veris zusammengefasst,
später wurden aus dieser Art 3 Arten
gebildet, nämlich Pr. offieinalisJacg,,
Pr. elatior Jacq. und Pr. acaulis
Jaceg. Von diesen ist:
1) Pr. offieinalis Jacg. unsere
gemeine Schlüsselblume mit gelber Blu-
menkrone, deren Saum becherförmig zu-
sammengebogen. Im Altai kommt von
derselben eine Form mit stark aufge-
blasenem Kelche vor (Pr. offic. ß. inflata
Ledb., Pr. macrocalyx Bnge.). Diese
Art wird wohl nur in Botanischen Gär-
Pr, veris und Pr. offieinalis anbieten,
gehört zur folgenden Art. — Pr. sua-
veolens Bart. ist ebenfalls nur eine Form
von Pr. officinalis.
2) Primula elatior Jacg. oder
die Primel der Gärten kommt wild in
lichten Laubwaldungen Europas, des
Caucasus und in Sibirien bis zum Altai
vor. Der flach ausgebreitete Saum der
grösseren Blumenkrone unterscheidet
solche von der vorhergehenden Art, und
in Dolden auf einem gemeinschaftlichen
Blumenstiele stehende Blumen bilden
den Unterschied von der folgenden Art.
Im wilden Zustande besitzen die Blumen
meist eine schöne hellgelbe Farbe. Eine
im Caucasus wachsende Abart mit pur-
purrothen Blumen ist vom Marschall Bie-
berstein als Pr. amoena beschrieben
worden.
Primula elatior ist die Primel der
Gärten und oft mit Pr. offieinalis ver-
wechselt. Die zahlreichen Gartenformen
derselben, deren Blumen die mannich-
fachsten Farben-Nüancen vom Gelb bis
zum dunkelsten Roth zeigen, ja von der
auch gefüllt blühende Abarten erzeugt
worden sind, sind hinlänglich bekannt.
3) Primula aucaulisJaeg. (Pr.
srandiflora Lam.) wächst vorzugsweise in
den Bergwaldungen Europas und des
Caucasus. Solche ist durchaus der vor-
hergehenden Art ähnlich, die gelben
Blumen stehen aber einzeln auf langen
Blüthenstielen, die aus den Blattachseln
sich erheben. In der Cultur sind zahl-
reiche Mittelformen zwischen beiden Ar-
ten hervorgangen, welche solche gleich-
sam in einander überführen. Die For-
men mit gefüllten Blumen von gelber,
weisser, rosarother, lilafarbener Färbung,
welche als Pr. acaulis flore pleno sehr
verbreitet sind, stellen aber noch die
typische Form mit sitzenden Blüthen-
I. Originalabhandlungen,
stielehen dar.
197
Als Einfassungspflanzen | Sibiriens und kommt in wildem Zustande
und zur Cultur im Topfe zur Blumen- | meist nur mit gelben Blumen vor. Eine
treiberei im Winter sind diese gefüllten | selten wild vorkommende Form mit rothen
schönen Formen mit Recht sehr beliebt | Blumen ist die Pr. venusta Hoppe. —
und verbreitet.
Auch im Petersburger Clima ge-
deihen die 3 vorstehenden Arten noch
in jedem Gartenboden gut im freien
Lande, doch ist bei schneefreiem Boden
und starken Frösten bei uns eine Laub-
deckung anzurathen.
4) Primulafarinosal. Ist eine
der Primeln, welche auf feuchten Wie-
sen in den Vorbergen der Alpen und
dann wieder im Norden Europas, dann
in ganz Sibirien wächst und sogar nach
Neufoundland übertritt. In Schottland
kommt eine etwas kleinere Form vor,
welche Hooker Pr. scotica genannt hat.
Um Petersburg ist diese Primel stellen-
weise noch ziemlich häufig, so dass zur
Blüthezeit oft ganze Wiesenflächen mit
den rosarothen Blumen derselben geziert
sind. Die elliptisch-lanzettlichen in den
Blattstiel verschmälerten Blätter sind auf
der unteren Seite mit einem pulverigen
Ueberzug bekleidet. Die rosarothen Blu-
men in Dolden auf der Spitze graciler
Blüthenstiele. Im Garten eultivirt wird
solche am schönsten, wenn man sie auf
feuchten Boden pflanzt, der aus Moor-
erde und lehmiger Rasenerde zu gleichen
Theilen gemischt ist. In unserer der
Cultur der heimischen Pflanzen gewid-
meten Parthie blühen jährlich ganze
Beete dieser schönen Art in üppiger
Schönheit, — Im Caucasus wächst eine
Form, die von Ruprecht als Pr. farini-
fera unterschieden wird. Endlich ist
auch noch eine andere Art des Caucasus,
die Pr, darialiea nahe verwandt, die aber
unterhalb grüne Blätter besitzt.
5) Primula AuriculaL, Aurikel.
Die Stammart der Garten-Aurikel wächst
Die zahlreichen Formen der Aurikel,
welche in Cultur entstanden sind und
sich durch die schöne und mannichfache
Färbung der Blumen u. s. f. kennzeich-
nen, sind genugsam bekannt. Auch in
Petersburg wird die Aurikel noch im
freien Lande cultivirt, verlangt aber
gleich den anderen bei uns ausdauernden
Primeln der höheren Gebirge im Winter
einen Schutz durch Bedeckung mit Moos
oder mit Tannenzweigen. Wo Laub-
deckung angewendet wird, darf solche
erst nachdem der Boden gefroren auf
die Pflanzen gebracht werden.
B. Nur im nördlichen und mittleren
Europa vorkommende Arten.
6) Primula strieta Hornm. —
Kommt in den Alpen Norwegens und
Lapplands vor. Nahe verwandt der Pri-
mula farinosa, aber viel kleinblumiger
und weniger bestäubt. Wird in Botani-
schen Gärten cultivirt und ist nicht als
Zierpflanze zu empfehlen. — Wahlberg
führt solche als Form von Pr. farinosa
auf und Lehmann nennt sie in seiner
Monographie der Primeln Pr. Horne-
manniana.
7) Primula villosaJacg. Diese
schöne Primel ist nur in den Alpen Eu-
ropas heimisch und ward von uns bei-
stehend abgebildet. Mit Ausnahme der
Pr. Auriceula ist unter den zahlreichen
Primeln der Alpen diese Art in den
Gärten noch am verbreitetsten. Sie
kommt in zahlreichen Formen vor. Eine
Form mit rein weissen Blumen ist in
den Gärten als Primula nivea ver-
breitet und ward von Hofimannsegg als
Pr. alba beschrieben. Fernere Synonyme
in den Alpen Europas und des Südens | oder leichte Formen sind: Pr. viscosa
198
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Rehb. und D.C., Pr. hirsuta Vill. und | diese Art aus. Ist selten in Cultur und
D.C., Pr. eiliata Schrenk, Pr. graveolens
Hegetschw., Pr. pubescens Jacq., Pr. hel-
vetiea Schleicher, Pr. eommutata Schott,
Pr. rhaetica Gaud. und Pr. alpina Rchb,
— Schön zur Cultur im Topfe und im
freien Grunde. Bei letzterer Cultur im
Winter starke Moosbedeckung, gleich wie
bei den folgenden Alpenprimeln *).
8) Primula latifolia Lapeyr.
und der Bastard von dieser und Pr. in-
tegrifolia, die Pr. Mureti Moritzi, wurden
von uns tab. 118 der Gartenflora abge-
bildet. Beide wachsen in den Hochalpen
Graubündens und werden von Duby (in
D.C. Prodr. VIN. p. 38) gleichfalls zu
den Formen von Pr, villosa gestellt.
Beide sahen wir lange Jahre in Cultur,
ohne dass ein Uebergang stattfand.
9) Primula earniolica Jacg.
Wächst in den Alpen Kärnthens und ist
als eine der schönsten Alpen - Primeln,
die aber bis jetzt in den Gärten noch
selten, sehr zu empfehlen. Dieselbe ist
ähnlich der Pr, villosa, während aber
letztere an den verkehrt-ovalen gekerb-
ten Blättern und oft auch an Blüthen-
stielen ete. kurz und dicht behaart ist, ist
Pr. carniolica überall kahl und die ver-
kehrt-ovalen Blätter schwach gekerbt
oder ganzrandig. Die Blumen sind de-
nen der Pr. villosa ähnlich,
10) Primula integrifoliaL, —
Wächst in den höchsten Alpen Europas.
Flache elliptische ganzrandige klein ge-
wimperte Blätter, ein niedriger Blüthen-
stiel, der eine Dolde von 1—3 fast
sitzenden Blumen trägt und schöne grosse
rosenrothe oder lilafarbene Blumen, die
denen der Pr. villosa ähneln, zeichnen
*) Koch in der Syn. Flor. Germ. hält
Pr. pubescens Jacq. (P. helvetica Schleicher)
und Pr. rhaetica Gaud. (Pr. alpina) als gut
unterschiedene Arten fest.
gedeiht nicht im freien Lande, sondern
muss im Topfe cultivirt werden. Syno-
nyme sind: Pr. Clusiana Tausch., Pr.
spectabilis Tratt., Pr. Candolleana Rei-
chenb. —
Aehnliche Arten, aber noch nicht
in Cultur, sind: Pr. Floerkeana
Schrad (Alpen Steyermarks), Pr. glu-
tinosa Jacq. (Alpen Kärnthens und
Tyrols) und Pr. Allioni Lois]. (Alpen
Italiens) und Pr. lepontieca Brügger
(Lepontische Alpen).
11) Primula minima L. Eine
Primel von den höchsten Alpen Steyer-
marks, Kärnthens u. s. f., welche dichte
Rasen bildet, deren kurze Aeste oben
mit keilförmigen kahlen und nur an der
abgestutzten Spitze gezähnten Blättern
besetzt sind. Blüthenschafte kurz, ein-
blumig oder selten zweiblumig. Blumen
roth. Niedliche Pflanze, die schon lange
in Cultur, die wir bis jetzt aber nur bei
Topfeultur gut gedeihend beobachteten.
12) Primula longiflora All.
In den Alpen der südlichen Schweiz,
Tyrols, Kärnthens, Piemonts zu Hause.
Nahe verwandt in Tracht und in der
weissen Bestaubung der unteren Blatt-
seite der Primula farinosa. Die auf gra-
eilen Blüthenschaften in Dolden stehen-
den rosarothen oder purpurrothen Blu-
men besitzen langgestreckte Blumen-
röhren und sind die solche tragenden
Blüthenstielehen kürzer als die Hüll-
blättchen am Grunde der Dolde. Diese
schöne Art wird in den Verzeichnissen
mancher Gärten als in Cultur befindlich
aufgeführt, wir sahen solche aber bis
jetzt nicht in ächten Exemplaren in den
Gärten.
C. In den Alpen des südlichen Europa
heimische Arten.
13) Primula PalinuriPatagna.
I, Originalabhandlungen.
Es ist das eine auf dem Vorgebirge Pa-
linuri in der Nähe von Neapel wach-
sende Primel, welche mit Pr. Auricula
viele Aehnlichkeit und gleich dieser Blü-
thendolden gelber Blumen auf der Spitze
der Blüthenschafte entwickeli:. Die am
Rande kurzhaarigen Blätter sind in einen
breiten Blattstiel verschmälert (Bl. bei
Pr. Auricula kahl und sitzend) und die
Hüllblätter der Dolde sind länger als
die Blüthenstielchen. (Bei P. Auricula
kürzer als die Blüthenstielehen). — Ist
schon seit Anfang dieses Jahrhunderts
in Cultur, hält aber selbst im Süden
Deutschlands nicht im freien Lande aus,
weshalb sich diese Primel nur zur Topf-
eultur eignet.
14) Primula marginata Curt.
In den Pyrenäen und in den Alpen des
südlichen Frankreich zu Hause, ist
diese Art der Pr, villosa nahe verwandt.
Kahle, nur am Rande weissmehlige und
daselbst grosskerbig gezähnte Blätter
unterscheiden solche leicht, Ebenfalls
schon lange in Cultur und gleich der
vorbergehenden Art nur zur Topfeultur
geeignet. —
In Tracht und Behaarung noch
näher mit P. villosa übereinstimmend,
aber gelbblumig, ist Primula ciliata Mo-
retti aus den Italienischen Alpen, aber
bis jetzt noch nicht in Cultur.
15) Primula calycina Dub. —
Stammt aus den Gebirgen der Umgebung
des Comer-Sees im Norden Italiens und
gehört zu den schönsten rothblumigen
Primeln, Ist mit Primula_ integrifolia
nahe verwandt, aber von viel üppigerem
Wuchse, mit elliptisch-lanzettlichen, ganz-
randigen, durchaus kahlen und weiss-
randigen Blättern und 3— 5blumigen
Blüthendolden. Ist jetzt in den Gärten
selten und verdient allgemeinste Cultur
als Topfstaude,
Noch nicht in Cultur sind Primula
199
Polliniana Moretti, die zunächst
mit Pr, integrifolia verwandt und wie
diese in den Alpen Öberitaliens heimisch,
und Pr. Perreiniana Flügge, die
aus den Alpen Spaniens stammt und mit
Primula elatior sehr nahe verwandt ist.
Diese letztere scheint nur eine monströse
Form mit tief getheiltem Kelche von Pr.
elatior zu sein.
D. Im nördlichen und mittleren Asien
heimische Primeln.
16) Primula cuneifolia Duby.
Eine der schönsten Primeln des Ostens
Sibiriens, die leider bis jetzt nicht in
Cultur eingeführt wurde. Die langge-
stielten kahlen Blätter sind keilförmig,
verkehrt-oval und vorn tief und scharf
gezähnt. Die grossen rosarothen oder
tiefer rothen kurzgestielten Blumen in
mehrblumigen Dolden, Verwandt und
kaum verschieden ist Pr. saxifragifolia
Lehm., die in Unalaschka heimisch ist.
17) Primula sibirica Jacg. —
Eine in ganz Sibirien verbreitete Art
von der Tracht von Pr. farinosa. Blätter
kahl, langgestielt, elliptisch, ganzrandig.
Blättchen der Hülle vier bis sechs Mal
kürzer als Blüthenstielehen und am
Grunde mit ohrförmigem Anhängsel.
Blumen langgestielt, in laxen Dolden
auf gracilen hohen Schaften, rosaroth.
ist schon lange in Cultur. Wird am
geeignetsien als zweijährige Pflanze im
Topfe eultivirt. Liebt Torferde und feuch-
ten Standort. Die Cultur, ähnlich wie
von Pr. farinosa, wollte uns noch nicht
gelingen, vielleicht aber, dass diese
hübsche Art bei einiger Sorgfalt doch
ebenfalls auf diese Weise gedeihen dürfte.
Eine Abart mit kleineren Blumen
| kommt im höchsten Norden Norwegens
und Russlands vor. Es ist diese als Pr.
norwegica Betz, Pr. finnmarchica Jacg.
und Pr. egallicensis Lehm. beschrieben
200
worden. —
Synonyme der ächten Pr. | diese Art aus.
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Von den znnächst ver-
sibiriea sind Pr. rotundifolia Pall. und | wandten beiden folgenden Arten ist sie
Pr. intrusa Rehb. — Primula gigan-
tea Jaeg. ist eine leichte Abart der
Pr. sibirica mit gezähnelten Blättern.
Pr. parvifolia Duby ist eine zweifel-
hafte Art.
18) Primula longiscapa Ledb.
Wächst im Altai, in Baicalien und Da-
hurien. Sehr ähnlich der Pr. farinosa
und vielleicht nur eine Form derselben
mit kahlen Blättern. Synonyme sind
Pr. altaica Lehm,, Pr. davurica Sprengl.,
Pr. exaltata Lehm., Pr. intermedia Curt.,
Pr. undulata Fisch. — War früher in
Cultur, gegenwärtig scheint diese Art
sich nicht in den Gärten zu befinden.
19) Primula cortusoides L. —
Kommt in ganz Sibirien und Mittelasien
und noch in den Gebirgen Japans vor.
Von allen im mittleren Asien heimischen
Primeln die verbreitetste in unseren Gär-
ten, ausgezeichnet durch die langgestiel-
ten herzförmig-ovalen Blätter, die be-
haart und fast lappig-doppelt gekerbt.
Die schönen rosenrothen Blumen auf gra-
eilen Schaften in laxen Dolden. Aus
Japan wurden neuerdings Abarten mit
weissen und tiefer rothen Blumen ein-
geführt. Hält auch im Petersburger
Clima noch gut im freien Lande aus und
liebt einen mit Humus vermengten locke-
ren Lehmboden.
20) Primula auriculata Lam.
Eine sehr schöne Primel, die erst in
den letzten Jahren durch den Kais, Bo-
tanischen Garten in Petersburg von Neuem
in Cultur gebracht wurde. Dieselbe ist
im Altai, in den Gebirgen der Soongorei
und im Caucasus heimisch. Verkehrt-
längliche, in einen breitgeflügelten Blatt-
stiel übergehende Blätter, die kahl und
fein gezähnelt, ferner eine auf robustem
Blüthenschaft stehende reichblumige
dichte Dolde schöner Blumen zeichnen
durch den Hüllkeleh am Grunde der
| Blüthendolde verschieden, dessen äus-
serste Blättchen am Grunde in einen
ohrförmigen Lappen ausgehen und die
ausserdem etwas länger als die Blüthen-
stirlchen sind. —
Es gibt mehrere schöne Abarten
dieser Primel, nämlich:
a. brevistyla. Blumen schön lila,
mit tief ausgerandeten Lappen des
Blumenkronensaums. Griffel kurz.
(Pr. longifolia Lehm.)
ß. longistyla. Aehnlich der vor-
hergehenden. Griffel lang. Pr.
pyenorhiza Ledb. (efr. Grtil. tab.
391). Pr. glacialis Adam.
y. luteola Rupr. Blumenkrone tief-
gelb. Griffel gelb. (Cfr. Primula
luteola Rupr. Grtfl. tab. 541).
Die Formen der Pr, auriculata wer-
den bald ihre Reise durch alle Gärten
Europas machen, denn sie gehören noch
im Petersburger Clima zu den im freien
Lande gut ausdauernden Arten, die in
jedem Gartenboden leicht und üppig ge-
deihen. Lieben einen halbschattigen
Standort und entwickeln jährlich ihre
Blumen in ähnlicher Fülle und Schön-
heit wie die Formen der Pr. elatior.
An üppigen Exemplaren werden die
kräftigen Blüthenschafte bis 1 Fuss hoch
und tragen in der dichten Dolde eine
grosse Masse von Blumen.
21) Primula nivalis Pall. Ist
in den höheren Gebirgen der Soongorei,
des Caucasus, des Altai und von da bis
zum Osten Sibiriens heimisch. Wir be-
zeichnen solehe als eine der schönsten
und ausgezeichnetsten Primeln, die
bald in Cultur einzuführen wir
als eine der Aufgaben der Natur-
forscher Russlands bezeichnen.
In der kräftigen Tracht, der Höhe der
I. Originalabhandlungen.
201
Blüthenschafte, den vielblumigen diehten | unter dem letzteren falschen Namen in
Blüthendolden und auch in der Form
und Zahnung der Blätter, ähnelt diese
Art der Pr. aurieulata. Die Blättchen
des Hüllkelches sind aber am Grunde
in keinen ohrförmigen Anhäugsel vor-
gezogen, auch sind die Lappen des Blu-
menkronensaumes verkehrt-oval und vorn
nicht ausgerandet. Blumen schön rosa-
roth oder purpurroth. — Aendert ab:
@. typica. Blätter und Blüthenstiel-
chen kahl. Es ist das die Form,
die vom Caucasus bis zum Osten
Sibiriens geht. Blumen 1, — 3;
Zoll im Durchmesser, mit länglichen
oder länglich- ovalen Lappen des
Saumes der Blumenkrone.
ß. farinosa. Unterseite der Blätter
und Blüthenstielchen mit später
verschwindendem kleiigem Ueber-
zug belegt. — Diese Form ist in
den Gebirgen der Soongorei und
in Kamtschatka heimisch und die
schönste uns bekannte Pri-
mel. Die Blumen der dichten
Dolden mit bis einen Zoll im Durch-
messer haltendem Saum und ovalen
Saumlappen.
Verwandt und ebenfalls noch nicht
in Gultur ist Pr. algida. Eine arm-
blumige Blüthendolde und ausgerandete
Lappen der Blumenkrone unterscheiden
solehe. Dieselbe ist nur im Caucasus
heimisch. — Ruprecht führt mehrere
Abarten derselben mit bepuderten Blät-
tern auf, die uns zu Pr. farinosa zu ge-
hören scheinen. Eine dieser Abarten
führten wir im Jahrg. 1863 der Garten-
flora als Pr. farinosa var, „aucasica auf.
E. Primeln des Orientes.
22) Primula BoveanaDecaisn.
Wächst auf dem Sinai und ward im Bot.
Mag. tab. 2842 als Pr, vertieillata abge-
bildet. Seit jener Zeit ist diese Art
den Gärten Europas verbreitet, wo man
solche als Topfgewächs im Kalthause.
eultivirt. .Durchaus kahl. Blätter läng-
lich-oval, vorn scharf und ungleich ge-
zähnt, Am robusten Stengel finden sich
2 bis mehrere Quirle von Blättern, in
deren Achseln die gelben Blumen stehen,
Kelch 4—$6 Mal kürzer als die Blumen-
röhre, mit ungezähnten Lappen.
Nahe verwandt ist die in Arabien
wachsende ächte Pr, verticillata Forsk,
deren Kelchlappen spitz gezähnt und fast
so lang als die halbe Blumenröhre, s0-
wie Pr. Aucheri Jaub. et Spach,,
deren Heimath die Gebirge von Mascate.
Pr. capitellata Boiss. Aus den
Alpen des südlichen Persien. Aehnlich
der Pr. farinosa, aber die Blumen in
dichten Köpfen. — Pr. erassifolia
Lehm., aus den Gebirgen des Orientes,
scheint nur eine Form von Pr. nivalis
zu sein. Die letzteren 4 Arten noch
nieht in Cultur.
Der Pr, Boveana ist endlich auch
die einzige in-Afrika und zwar in den
Gebirgen Abyssiniens wachsende Pr.
sinensis Hochst. verwandt, deren
gelbe Blumen einen wohl noch einmal
so breiten Saum tragen, Gleichfalls noch
nicht in Cultur.
F. In Japan heimische Primeln.
23) Primula japonica Asa
Gray. Es ist das eine sehr stattliche,
in Europa noch nicht eingeführte Art,
von der uns aus Gärten Japans stam-
mende trockene Exemplare vorliegen,
die Hr. C. Maximowiez gesammelt hat.
Unbehaart. Die länglich-ovalen, in den
geflügelten Blattstiel verschmälerten, un-
regelmässig gezähnten Blätter erinnern
an die einer grossen üppigen Pr. elatior.
Der üppige 1—1!/, Fuss hohe Blüthen-
schaft trägt die tief rosarothen Blumen
202
in mehreren von linearen Bracteen ge-
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz
ter Dolde. Blüthenstielehen kurz, von
stützten Quirlen, welche eine unterbro- | den Hüllblättchen überragt.
chene Blüthentraube darstellen. Eine
sehr schöne stattliche Primel, deren Ein-
26) Primula erosa Wall. aus
Kamoon. Sehr ähnlich der vorhergehen-
führung aus den Gärten Japans wohl | den, muss aber als zarter auch im Clima
bald stattfinden dürfte. Scheint die
einzige Japan eigenthümliche Primel zu
sein, da die andern in den Gebirgen Ja-
pans wachsenden Primeln auch nach
Mitielasien übergehen.
G. Primeln Chinas.
24) Primula praenitens Ker.
(Pr. sinensis Lindl.) Die Chinesische
Primel bedarf keiner Besprechung. Solche
gehört zur kleinen Zahl der nie aus der
Mode kommenden Pflanzen, da ihr dank-
bares Blühen den ganzen Winter hin-
durch im Kalthause und Doppelfenster,
ferner die in neuerer erzogenen schönen
Abarten solche mit Recht zu einem
Lieblinge jedes Blumenfreundes stempelt.
H. In den Hochgebirgen des Himalaya,
Nepals und der Inseln Ostindiens hei-
mische Primeln.
Von den 22 hier vorkommenden
Primeln sind bis jetzt nur 5 in Cultur.
Es bieten daher die Hochgebirge des
südlichen Asien für die Folge der Gar-
teneultur noch eine reiche Ausbeute an
schönen Primeln. Die in Cultur befind-
lichen sind die folgenden:
25) Primula denticulata Sm.
Kommt in einer Höhe von 10 — 11,000
Fuss über dem Meere in den Gebirgen
Nepals vor, hält in den Gärten Deutsch-
lands noch im freien Lande aus, hier in
Petersburg gelang uns aber deren Cultur
nur als Topfstaude. Die oval-lanzett-
lichen runzeligen Blätter kahl und am
Rande klein gezähnelt, unterhalb zuwei-
len etwas weiss bepudert. Blumen rosen-
roth, auf hohem gracilem Schaft in dich-
Deutschlands eultivirt
werden.
27) Primula capitata Hook.
Aus dem Sikkim -Himalaya. Achnlich
der Pr. dentieulata, Blätter aber länglich-
lanzettlich, stärker ungleich gezähnelt.
Die tiefvioletten Blumen in dichten halb-
kugeligen Köpfen. Cultur als Topf-
staude.
28) Primula involucrata Wall.
Aehnlich der Pr. sibirica, Blätter aber
klein gezähnelt und die Involucralblätter
so lang oder fast halb so lang als die
Blüthenstielchen. Cultur als Topfstaude.
29) Primula mollis Nutt. Aus
den Hochgebirgen Bootans. Ueberall
mit langen Haaren weich behaart. Blät-
ter langgestielt, gross, herzförmig-rund-
lich, buchtig, flachlappig und klein ge-
zähnelt. Die purpurrothen Blumen in
von einander gerückten Quirlen auf der
Spitze des Blüthenschaftes. Cultur als
Topfstaude.
Als noch nicht in Cultur befindlich
sind zu nennen: Pr. prolifera Wall,
in den Hochgebirgen von Sylhet, Ben-
galien und Java. Gelbblumig, verwandt
der Pr. Boveana und von Junghuhn als
Pr. imperialis beschrieben. Der Blüthen-
schaft, der quirlige Blätter und den quir-
ligen Blüthenstand trägt, wird bis 3 Fuss
hoch. Die wiederholt nach Europa und
auch uns zugekommenen Samen dieser
ausgezeichneten Art keimten nicht. Pr.
floribunda Wall. aus Dheyrahdhoon.
Behaart, ähnlich der Pr. Boveana.
Als ausgezeichnet schöne Arten der
Alpen Südasiens, die zur Einführung
sehr zu empfehlen, nennen wir Pr. pur-
purea Royle aus Nepal. Verwandt
als Topfstaude
I. Originalabhandlungen,
der Pr, nivalis. Blätter verkehrt-lanzett-
lieh, fast ganzrandig, unterhalb gleich
den Blüthenstielehen dicht mit gelbem
Puder überzogen. Blumen gross, tief
purpur, mit nicht ausgerandeten Saum-
lappen. Primula Stuarti Wall. aus
Nepal, ähnlich der vorhergehenden, mit
gelben Blumen, die jedenfalls die gröss-
ten aller bekannten Primeln. Eine
Prachtpilianze. — Schöne Arten sind
Pr. reticulata Wall, Pr. speciosa
Don. Pr. rosea Royle und Pr.ele-
gans Dun. — Unbedeutender und kaum
die Einführung als Florblumen verdie-
nend sind: Pr. elliptica Royle, Pr. sikki-
mensis Hook., Pr. fimbriata Wall., Pr.
petiolaris Wall., Pr. micerophylla Don.,
Pr. rotundifolia Wall., Pr. obtusifolia
Royle, Pr. pusilla Wall. und Pr. minu-
tissima Jacgq.
I. In Nordamerika heimische Arten.
30) Primula mistassinica Mx.
dd (lematis stans Sieh.
203
Aus Canada und Neu-Quebee. Die ein-
zige Primel Amerikas, die wir bis jetzt
in Cultüur sahen. Unbedeutende, mit Pr.
strieta verwandte Art. Schöner ist die
an der Beringsstrasse wachsende Pr.
borealis Duby, welche mit Pr. sibi-
rica nahe verwandt ist. Eine unbedeu-
tende Art endlich ist die Pr. angustifolia
Torrey.
K. Im antarktischen Amerika heimische
Arten.
Es sind dies nur 3, von denen noch
keine in Cultur. Die hübscheste der-
selben ist noch die der Pr. farinosa sehr
ähnliche Pr. magellanica Lehm.,
deren rosenrothe Blumen fast ungestielt
und in dichten Köpfen stehen. Unbe-
deutende kleinblumige Arten sind. Pr.
deeipiens Duby und Pr. pistiifolia Griseb.
| (E. R.)
et Zuce.
(Siehe Tafel 657.)
Ranune
Cl. stans Sieb. et Zuce, in Abh.
der Königl. Bayr. Academie d. W, IV.
II, pag. 177. — Walp. Ann. I. 953. —
Mig. in Ann. Mus. Lugd. Bat. III. pag. 2,
Eine niedrige halbstrauchige Cle-
matis Japans mit aufrechtem nicht schlin-
ulaceae
kantig, Blätter gegenständig, langgestielt.
Blattstiele halbstielrund, oberhalb rinnig,
am Grunde verdickt und fast scheidig.
Blattfläche in 3 Blättchen getheilt, von
denen die beiden seitlichen kurzgestielt
u gegenständig, das spitzenständige
gendem Stengel, die aus Samen im K. | aber grösser und länger gestielt; alle
Bot. Garten erzogen wurde, den Herr | Blättehen aus abgerundetem, oder fast
C, Maximowiez in Japan sammelte. | herzförmigem, oder auch keilförmigem
Ueberall mit sehr kurzen, nur unter Ver- | Grunde rundlich- oval, zugespitzt, ein-
zrösserung bemerkbaren Härchen mehr | geschnitten-gezähnt oder zuweilen auch
oder weniger dicht bekleidet. Aeste | fast 3-lappig. Blumen zweihäusig, weiss-
204
lich, in spitzenständiger gestielter Traube
oder trugdoldenförmig verästelter trau-
benförmiger Rispe. Ein im Clima |
Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz.
Deutschland höchst wahrscheinlich noch
ausdauernder Halbstrauch. —
(E. R.).
2) Die Vögel im Garten.
(Schluss).
Unter den geeigneten Plätzen ver-
stehen sich im Garten nur Holzpflan-
zungen verschiedener Art und für die
Höhlenbrüter Höhlungen zum Nisten
und Uebernachten. Schon der Obst-
garten mit vielen Hecken, Gebüsche von
Beerensträuchern, Zwergkirschen, Hasel-
nüssen u. 8. w. gewährt vielen Vögeln
Aufenthalt. So z. B. den Nachtigallen,
Grasmücken verschiedener Art, Gold-
und Gartenammern (Ortolanen), Rothkehl-
chen, welche nebst mehreren andern in
Gebüschen und Hecken brüten; Zaun-
königen, Finken, Girlitzen (Grünhänf-
ling), Stieglitzen, Fliegenschneppern, die |
auf Bäumen nisten, Meisen, Gartenroth-
schwänzchen, Staaren, Sperlingen,Specht-
meisen, welche in hohle Bäume und zum
Theil in künstliche Höhlungen bauen,
endlich den Bachstelzen und Hausroth-
schwänzchen, die Mauerlöcher und ge-
schützte Stellen an Gebäuden wählen,
der Schwalben als Hausvögel nieht zu
gedenken. Kommen einige Ziersträucher
und Bäume hinzu, darunter besonders
immergrüne, als Taxus, Lebensbäume
und Cedern, Buxus, Wachholderarten
(Juniperus), so ziehen sie noch mehr
Vögel herbei, weil einige gern darin
nisten, die meisten übernachten und sich
vor Raubvögeln hineinflüchten. Beson-
ders lieben die Nachtigallen Lebens-
baum und Cedern (Wachholder-Cedern),
vorausgesetzt, dass andere niedrige
Hecken und Sträucher in der Nähe sind,
und auf Amseln, Drosseln und Roth-
kehlchen üben sie ebenfalls die grösste
Anziehungskraft. Diese wird für die
Letzteren noch stärker, wenn sich einige
Fichten in der Nähe befinden, oder an-
dere hohe Waldbäume, auf deren Wip-
feln sie ihren Gesang erschallen lassen,
während das Nest selten über Manns-
höhe zu suchen ist. Je grösser die
Pflanzungen von Gebüsch, Heckenwerk
und Bäumen sind, desto reichhaltiger
an Arten und Individuen wird der Vö-
gelstaat und es versteht sich, dass nahe
Wäldehen oder andere holzreiche Zier-
gärten in derselben Weise wirken. Da
kommen mehr oder weniger die früher
erwähnten Vögel dazu, am meisten na-
türlich wo der Garten zum Park wird
und waldige Parthien hat. Was die
Singvögel insbesondere angeht, so sind
diejenigen Gärten am reichsten daran,
welche die meisten niedrigen dichten Ge-
büsche haben. Viele höhere Bäume
ziehen nur Amseln, Drosseln, Pirole,
Spechte, den Kukuk, wilde Tauben und
einige andere Vögel an, darunter auch
die unwillkommenen Häher, Krähen und
Elstern, sowie Raubvögel. Vor allen
verlangen die Nachtigallen und Gras-
mückenarten, darunter das gesangreiche
Schwarzplättehen viele dichte niedrige
Gebüsche. Ich kenne grössere Gärten,
wo es viele Nachtigallen gab, so lange
die Gebüsche und Bäume unten dicht
waren, die aber nach und nach ‚ganz
I. Originalabhandlungen.
wegblieben, als der Garten zum Wald
wurde. Im Gegentheil ziehen sich Nach-
tigallen herbei, wenn solche Gärten ge-
liehtet und durch Abschlagen der höhe-
ren Bäume, auf Stockausschlag verjüngt
werden.
Dichte Hecken, besonders solche
von immergrünen Gehölzen, gehören zu
den besten Schutzmitteln und haben
eine starke Anziehungskraft für die Vö-
gel. Zwar nisten verhältnissmässig nicht
viele darin, desto beliebter aber sind sie
zum Schutz- und Schlafplatz. In Herbst-
und Winternächten schlafen ganze Mas-
sen von kleinen Vögeln in immergrünen
Hecken, besonders wenn sie etwas gegen
Wind geschützt sind. Bei Stürmen und
anhaltendem Regen sitzen sie selbst bei
Tage in dieser natürlichen Festung. Wer
solche Hecken nicht hat und wo auch
dichte grüne Gebüsche fehlen, der er-
richte den Vögeln im Herbst einige
Schlafplätze, indem von Stangen Pyra-
miden gebildet werden, die man mit Na-
delholzzweigen behängt (wie eine Hütte)
und worin glatte Aeste als Sitzplätze
angebracht werden. Wo man zärtliche
Gehölze ceultivirt, da ergeben sich solche
Vogelgehege ganz von selbst, indem ein
Behängen der immergrünen Gehölze mit
Nadelholzzweigen zu den besten Schutz-
mitteln gehört.
Ausserdem sollte man besondere
Schutzgebüsche, kleine Wildnisse von
dichten Sträuchern, besonders solche mit
Dornen anlegen. Der beste aller Schutz-
sträucher ist die wilde Stachelbeere,
welche man sich leicht durch Aussenk
schlechter Stachelbeeren verschafft. Die
Aeste derselben legen sich auf den Bo-
den und schlagen, wenn sich nach und
nach durch Laubfall Erde bildet, Wur-
zeln, so dass eine für Katzen und an-
deres Raubzeug fast undurchdringliche
Festung sich bildet. Noch schneller kommt
205
man zum Ziele, wenn man die Zweige
zur Bewurzelung einlegt, oder auf die
niedergehakten Erde streut. Nützlicher
und schöner wird das Gebüsch, wenn
man einige höhere Sträucher dazwischen
pflanzt, besonders die so zierenden und
durch ihre Dornen viel Schutz gewäh-
renden wilden Rosen (Rosa canina und
rubiginosa), indem sich die Vögel vor
dem Ein- und Ausfliegen gern auf höhere
hervorragende Aeste setzen, auch nur
auf solchen singen. Pflanzt man dazu
noch schlechte kleinbeerige Johannis-
beeren, besonders rothe, und Himbeeren,
so finden die Vögel auch Futter. Ge-
stattet es aber der Platz, dass Halb-
bäume und Bäume in den Vogelgehegen
stehen können, so pflanzt man auch
wilde Süsskirschen, Ebereschen (Sorbus
aucuparia) und Hollundersträucher (Sam-
bucus) dazwischen. Auch die Blüthen
dieser Holzarten verschaffen den Vögeln
Nahrung, indem die Insektenfresser eine
Menge Thierchen in und um dieselben
finden. Hierdurch werden besonders die
Stachelbeeren nützlich, da sie die erste
Gelegenheit zur Insektenjagd geben,
Will man andere Gebüsche recht
sicher für Vögel machen, so bestreut
man den Boden dicht mit zerhackten
Dornen, wodurch Katzen, Marder und
Iltis abgehalten werden. Dies ist be-
sonders in Stadtgärten nützlich, wo stets
Katzen umherschleichen, die aber dann
sehr wenig Schaden thun können. Fer-
ner lasse man, was auch zur Erhaltung
der Gebüsche gut ist, alles Laub liegen,
damit die Vögel durch das Rascheln der
dürren Blätter vor dem Nahen
Feinde gewarnt werden,
Eine besondere Berücksichtigung
verlangen die Höhlenbrüter, wovon gegen
20 verschiedene Arten bei uns einkeh-
ren; diese nehmen nur da bleibenden
Aufenthalt, wo sie Höhlungen zum Nisten
ihrer
Gartenflora Deutschlands,
206
und Uebernachten finden. Da nun na-
türliehe und von Spechten ausgemeiselte
Höhlen sich nur da finden, wo es alte
Bäume mit todtem Holz gibt, was in
Gärten selten der Fall ist, weil man die
Obstbäume reinigt und ausputzt, sowie
alte ganz beseitigt, so muss man für
künstliche Höhlungen sorgen. Dies ge-
schieht in manchen Gegenden in Obst-
eärten allgemein (für die Kirschen fast
zu viel) für die Staare, hie und da für
Meisen, in anderen gar nicht. Diese
müssen für die verschiedenen Vögel sehr
verschieden eingerichtet sein. Einige
brüten nur in tiefen dunklen Höhlungen,
andere nur in halboffenen nur oberhalb
bedeckten. Als Grundregel für alle
künstliche Höhlungen kann gelten, dass
sie nie aus neuem und neu Scheinendem
hellem Material gearbeitet werden und
keine andere Kunst daran sichtbar ist,
als recht natürlich auszusehen, Die
Nist- und Schlafkästen werden meist von
Holz gemacht. Kisten von Thon, die
man auch schon verwendet hat, werden
nur von Bachstelzen, allenfalls Meisen
bezogen, überhaupt von Vögeln, welche
in Ermangelung von Baumhöhlen auch
in Fels- und Erdlöchern nisten, Sehr
zweckmässig und fast unverwüstlich sind
Cocosnüsse; doch macht die Befestigung
einige Schwierigkeit, indem man sie nicht
nageln kann, freischwebend aber zu sehr
vom Wind bewegt werden. Auch aus
äusseren Cocosschalen gebildete Kästen
empfehlen sich, wo man sie wohlfeil
haben kann.
ich will nun Anweisung für den
Bau von Nist- und Schlafkästen für ver-
schiedene Vögel nach anerkannt guten
Mustern und Anweisung von gründlichen
Vogelkennern geben. Da jeder Nist-
kasten um so eher Bewohnung bekommt,
je natürlicher er aussieht, so sind die
Russlands und der Schweiz.
sehen auch im Garten am schönsten aus.
Man bereitet sie am einfachsten, indem
man 7—8 Zoll starke Aeste mit fest-
sitzender Rinde mit einem starken Nar-
benbohrer ausbohrt, dann Boden und
Deckel einfügt. Solche haben das An-
sehen eines Stammes oder Astes, sind
immer glatt und haben keine Ritzen,
Bekommt einer Risse, so wird er durch
einen Draht zusammengehalten. Diese
Kästen werden entweder mit der langen
Seite aufwärts gestellt, wobei das Flug-
loch und die Sitzstange wie bei den aus
Brettern gezimmerten angebracht wird,
oder man richtet sie liegend ein, wo
dann das Flugloch im Deckel einge-
schnitten wird. Zu solchen Bohrkästen
eignet sich am besten weiches Linden-,
Aspen-, Pappel-, Weidenholz. Es ver-
steht sich, dass hohle Aeste noch mehr
vorzuziehen sind. Das Verhältniss der
Bohrweite, Höhe u. s. w. ist dasselbe
wie bei genagelten Kästen. Hat man
alte Bäume im Garten mit ausgehöhlten
Astiöchern, so richtet man diese ent-
sprechend ein, indem man das faule Holz
ausschneidet und dadurch die Höhle
glatt, weiter und tiefer macht, dabei aber
das Eingangsloch für kleine Vögel bis
auf i!/, Zoll, für Staare weniger ver-
kleinert, indem man es mit einem halt-
baren Mörtel (z. B. Lehm mit Rinder-
mist) ausfülit, oder mit einem Rinden-
stück oder alten Brettstück, welches mit
einem 1!/, Zoll weiten Flugloch ver-
sehen ist, schliesst. Das Flugloch darf
aber nicht so liegen, dass es hineinreg-
nenkann. Man kann auch in Astgabeln,
unter Krümmungen starker Aeste und
am Stamm aus passenden Aststücken
künstliche Höhlungen bilden, welche fast
nicht bemerkt, deshalb von den Vögeln
auch lieber benutzt werden. Hierbei hat
man die weiter unten angegebenen Regeln
aus Aststücken bereiteten am besten, | für künstliche Höhlungen zu beachten,
I. Originalabhandlungen.
Für alle Nistkästen will ich folgen- |
des bemerken: Man bringe das Sitzstäb-
chen, welches vor jedem Nistkasten an-
gebracht werden muss, nicht in der Mitte
davor, sondern an der Seite an und
zwar bei Kästen wo die Höhlung ab-
wärts geht (wie bei Staarkästen) auf
einer beliebigen Seite, bei breiten, wo
die Höhlung seitswärts geht, auf der
rechten Seite an. Es geschieht dies
weniger zur Bequemlichkeit des Einflie-
gens, als zum Schutz, indem bei dieser
seitlichen Stellung Elstern, Häher und
Würger nicht wohl mit vorgereckten
Hälsen bis zum Nest gelangen können *).
Diese Sitzstöcke müssen von Holz mit
der Rinde gemacht werden, am besten
von Jungeiche und Hainbuche. Bei tie-
fen Staarkästen, wo der Sitzstock stets
in der Mitte sein kann, muss dieses in
den Kasten hineinragen, damit der Aus-
flug dadurch erleichtert wird. Bei Kästen,
welche liegend angebracht werden sollen,
muss das Flugloch auf der rechten Seite
angebracht werden, indem erfahrungs-
mässig in solchen Fällen fast alle Vögel
links vom Flugloch nisten, wenn sie die
Wahl haben. Das Flugloch darf nur
so gross sein, dass der Vogel durch-
schlüpfen kann, denn ist es weiter, so
baut derselbe wegen Unsicherheit nieht
in die Nisthöhle. Für alle kleinen Vögel
ist 11/5 Zoll Oeffnung hinreichend, für
Staare muss sie 2 Zoll betragen.
Ich habe beistehend die Abbildung
von 3 verschiedenen Formen von Nist-
kästen, wie sie nach Dr. Gloger’s An-
gaben angefertigt werden und käuflich
zu haben sind **),
*) Bei unseren Abbildungen ist, wie bei
den meisten käuflichen Nistkästen, diese
Vorsicht nicht genommen.
**) Auf Anregung Gloger’s, des leider
nun verstorbenen Freundes der Vögel, wel-
207
Fig. 1 ist für Staare, 12 Zoll hoch,
Fig. 1.
—ug
I 5
5'/ Zoll weit (innerer Durchmesser),
Flugloch 2 Zoll weit. Dieselbe Form
kleiner wird gern von Meisen, aber auch
von Waldrothschwänzchen und anderen
kleinen Höhlenbrütern benutzt. Bringt
man darin 3 Sprossen schräg über ein-
cher durch seine kleinen Bücher über Vogel.
schutz u. s. w. weit und breit bekannt ge-
worden ist, wurden zuerst in der königlich
preuss. Strafanstalt zu Lichtenburg bei Prettin
Nistkästen gemacht und verkauft. Seit eini-
gen Jahren fertigt sie auch die Holzwaaren-
fabrik von Frühauf in Schleussingen
im Thüringer Walde. Die Abbildungen sind
nach Schleussinger Küsten gemacht.
208
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
ander an, so übernachten im Herbst und | Abbildungen, ein Ring angebracht ist,
Winter darin gern Meisen, oft so viele
als Platz haben. Fig. 2, etwa halb so
gross wie ein Staarkasten, ist besonders
bei Waldrothschwänzchen, welche nicht
so dunkel sitzen mögen. Fig. 3 stellt
Fig. 3.
einen Kasten dar, wie er von Fliegen-
schneppern, Bachstelzen und verschiede-
nen andern kleinen Vögeln gern zum
Nisten ausgewählt wird.
Alle Kästen sind sechseckig, da sol-
che lieber benutzt werden als viereckige.
Sie sind genagelt und geleimt. Man
wird aber besser thun, sie blos zu na-
geln, und wo das Nest hinkommt, die
Ritzen mit einem Holzkiti zu verstrei-
chen. Den Deckel bildet ein Dach über
dem Flugloche und ist abnehmbar, um
die Kästen zuweilen von alten Nestern,
Unrath, Spinnweben, Wespennestern u.
dgl. zu reinigen. Das Holz ist gehobelt
und mit Oelfarbe angestrichen. Beim
letzten Anstrich werden sie mit zerrie-
benem Baummoos bestreut, um rinden-
artig zu erscheinen. Das ist jedoch sehr
nutzlos und besser ist eine graue Milch-
oder Leimfarbe, welche neu nicht so
stark riecht. Wer viele Nistkästen auf-
stellt, lässt sie selbst machen, damit sie
billig kommen. Diese Kästen werden
theils an Stangen befestigt und diese an
Bäume genagelt, was jedoch hässlich
aussieht und kostspielig und unnöthig
ist, oder unmittelbar an Stämme und
Acste genagelt, wozu, wie bei unsern
oder durch ein Querholz in eine Ast-
gabel gehängt. Letztere Art der Be-
festigung ist die einfachste und ziemlich
sicher. Es ist nicht gleichgiltig, wo und
wie hoch die Nistkästen angebracht wer-
den, denn wird hierin die Naturerfahrung
ausser Acht gelassen, so gehn die Vögel
nicht hinein. Staarkästen bringt man
20—30 Fuss hoch und höher an. Auch
Bachstelzen und Wendhälse bauen hoch,
erstere aber auch niedrig, sogar in Mauer-
löcher. Meisen bauen am liebsten in
Nadelholzbäume, wo man die Kasten am
Stamm 10—20 Fuss hoch befestigt.
Rothschwänzchen nisten gern 10—15
Fuss hoch in lichte Bäume, desgleichen
Fliegenschnepper etwas niedriger. In
der Regel muss man die Nistkästen so
vertheilen, dass keiner dem andern nahe
kommt, doch machen Staare darin eine
Ausnahme, welche sich bereits an künst-
liche Colonisation gewöhnt haben und
zu 20 Paaren auf einem Baume wohnen.
Die Vögel verlangen Schutz in jeder
Beziehung, besonders aber Ruhe. Man
vertreibe die Katzen durch jedes erlaubte
Mittel und dulde die eigenen nicht im
Garten, stelle Mardern und Iltissen nach,
lasse die Wiese] (welche sonst als gute
Mäusefänger nützlich werden) nicht über-
hand nehmen, vertreibe die räuberischen
Elstern, Häher, Raben, Würger und an-
dere Raubvögel, vernichte Kukukseier,
wo man sie zufällig in dem Nest der
Singvögel findet (weil dabei die andere
Brut verloren geht), schiesse nicht im
Garten oder in der Nähe, störe nicht
die Bruten und halte Andere, besonders
die Kinder davon ab, stelle selbst nicht
den Vögeln mit Schlingen, Leimruthen
u. s. w. nach und habe ein wachsames
Auge auf die Vogelfänger von Profession
in und um den Garten. Diese Leute
befinden sich oft unter den eigenen Ar-
14.0390.
)
I. Originalabhandlungen.
beitern und Nachbarn; man erkennt sie
aber leicht an ihrer schleichenden spio-
nirenden Weise und kann sie, da der
Vogelfang in den meisten Ländern ge-
setzlich verboten ist, leicht durch Auf-
passen und Drohungen verscheuchen.
Endlich sind reichliche Nahrung und
Wasser zur Tränke und zum Baden
Hauptbedingungen, um die Vögel in den
Garten zu ziehes und darin zu fesseln.
Die Insektenfresser finden zwar von
selbst genug, die meisten naschen aber
gern Beeren und nähren sich dabei im
Winter, sowie auch von übrigen Samen.
Ein grösserer parkartiger Garten bietet
meist von selbst derartige Nahrung ge-
nug, und in dem kleinen Park, welcher
meine Wohnung umgibt und der zu den
vögelreichsten Plätzen gehört, die man
finden kann, sind weder Beerensträucher
absichtlich für die Vögel angepflanzt,
noch werden die Vögel gefüttert, ausser
etwa im strengsten Winter mit alten
Samen und Körnern. Aber wenn man
einen Garten neu anlegt, wenn man erst
Vögel herbeiziehen will, so ist es anzu-
rathen, ganz besonders für die Lieblings-
speise der Vögel zu sorgen, indem man
Ebereschen, schwarz- und rothbeerige
Hollundersträucher, Pfaffenhütchen, Faul-
baum, Kreuzdorn, gewöhnliche und
fremde Traubenkirschen (Prunus Padus,
virginiana und serotina), Steinmispeln
(Amelanchier), Weissdorn, wilde Kir-
schen, Elsbeeren, Wachholderarten, Le-
bensbäume, Nadelholz, Buchen, Birken,
Erlen u. s. w. anpflanzt. Besonders soll-
ten die so zierenden Vogelbeerbäume
(Sorbus aucuparia), die Lieblingsfrucht
vieler Vögel, sehr häufig angepflanzt
werden, denn sie sind im Winter oft die
einzige Nahrung für viele Vögel, im Noth-
falle sogar der nützlichen Meisen, denen
sie das Leben retten, wenn an den mit
Schneeduft (Rauchfrost)
VII, 1870,
209
überzogenen Bäumen den Vögeln das
Aufsuchen der Insekteneier und Lärven
unmöglich wird, wo dann in Laubwäl-
dern viele Tausende in wenigen Tagen
verhungern. Von den Wachholderarten
und virginischen Cedern muss man stets
mehrere pflanzen, weil es männliche und
weibliche Bäume gibt.
Es würde zu weit führen, von der
Nahrung, die jeder Vogel liebt, beson-
ders zu sprechen, was auch nicht nöthig
ist, da, wenn viele der genannten Holz-
artenim Garten sind, die verschiedensten
Vögel Nahrung firden und weil bereits
manches über die Nahrung angedeutet
wurde. Will man ausserdem etwas Be-
sonderes thun, so streue man für die
Meisen die nicht gebrauchten Samen von
Sonnenrosen (Helianthus), Kürbis und
Gurken unter Fichten und Tannen oder
andere grüne Büsche, lasse Sonnenrosen
mit Samen stehen oder stecke die Köpfe
davon im Garten umher, besonders an
immergrünen Bäumen, dieses aber vor-
zugsweise, wenn die Bäume beduftet
oder mit Eis überzogen sind. Für Fin-
ken, Hänflinge, Stieglitze lasse man ein
Beet mit Salat, Spinat oder Cichorien
Samen tragen und im Winter stehen,
oder stecke die Büsche davon an Sträu-
cher, Einige Hanfstauden mit Samen
werden viele Vögel anlocken. Man lasse
durch die Kinder die Samenstengel von
Wegetritt und Wegewart (wilde Cicho-
rien) sammeln und hänge Bündel davon
an die Gebüsche. Will man in grosser
Nahrungsnoth bei hohem Schnee etwas
für die armen Vögel thun, so streue
man alte Sämereien, Getreidekörner,
Hanf, Kanarienvögelsamen, Mohn, Som-
merrübsamen, trockene Heidelbeeren, Vo-
gelbeeren, Brodkrümchen und Fleisch-
stückchen an verschiedene bestimmte
Plätze, nachdem man den Schnee davon
und Glatteis | beseitigt oder schwarze Erde darauf ge-
14
210
streut hat. Für die Nachtigallen, Spros-
ser, Plattermönche (Schwarzplättchen)
und grossen Grasmücken halten grosse
Vogelfreunde eine besondere Mehlwür-
merzucht, um diese vorzüglichsten Sän-
ger an ihren Lieblingsplätzen zu füttern,
wer aber Tauben hält findet sie auch
häufig im Taubenschlage unter dem Mist
und Nestern. Man steckt entweder die
Mehlwürmer an die Spitze einer Nadel,
welche auf einem Stock angebracht ist,
oder legt sie mit eingedrücktem Kopfe
auf einen Platz, den man von trockenem
Laub und Gras gereinigt hat, so dass
die braune Erde sichtbar ist. Freilich
holen auch Müllerchen, Rothkehlchen
und andere Insektenfresser gern die für
die Nachtigall bestimmte köstliche Speise.
Auch Ameiseneier sind willkommen und
man verschafft sie sich ohne Kosten,
wenn man dieselben mit den ganzen
Haufen, deren es ja auch in den Gärten
gibt, herbeiholt und in das Gebüsch
streut, wo die Vögel sitzen. Wilde Tau-
ben lockt man mit Anis und Lehm, wel-
ches man gemischt in hölzernen Trögen
aufstellt, jedoch ganz ohne Erfolg, wenn
nicht von selbst Tauben den Ort be-
suchen. Füttert man zu einer bestimm-
ten Zeit, so gewöhnen sich die Vögel
bald an diese und den Platz. Man muss
zum Füttern vorzüglich die frühen Mor-
genstunden und den Abend bald nach
Sonnenuntergang wählen, weil dann alle
Vögel nach Nahrung ausgehen. Die
Fütterungsplätze müssen fern von Ge-
bäuden und frei liegen. Allerdings kom-
men Sperlinge, Finken und Goldammern
sogar bis an das Fensterbrett.
Wo kein passendes Wasser im Gar-
ten oder dabei ist, werden nie Vögel
einen bestimmten Wohnsitz nehmen,
denn es ist ihnen unentbehrlich. Ein
kleiner Bach, dessen Wasser stellenweise
so seicht über Sand und Steine rieselt, !
|
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
dass ein kleiner Vogel darin waten kann,
wird die meisten Vögel anziehen, denn
sie kommen weit und breit herbei. Auch
ein kleines stehendes Wasser mit flachem
Ufer genügt, wenn es frisch ist, schon
dem Bedürfniss. Leider sind solche pas-
sende Wasser nicht häufig in den Gär-
ten, man muss daher auf andere Weise
sorgen. Vortrefflich lässt sich der Ab-
fluss eines laufenden Brunnens benutzen,
um ein kleines Bächlein in den Garten
zu leiten, und selbst ein Pumpbrunnen
genügt, wenn man den Abfluss in Was-
ser haltende Pfützen oder Becken von
Cement leitet, wo es täglich durch das
beim Wasserpumpen überfliessende Was-
Ser erneuert und frisch erhalten wird.
Nur muss das Wasser in offenen Cement-
oder in Brunnenröhren bis in den Gar-
ten geleitet werden, damit es nicht in
den Boden sickert, ehe es hingelangt.
Da Wasser im Garten überhaupt eine
Nothwendigkeit ist, so lässt sieh dies
oft noch leichter machen. Wo auch
solche Einrichtungen auf. Hindernisse
stossen, pflegen Vögelfreunde täglich
Wasser in schattig stehende flache Schüs-
seln und ausgehöhlte Steine zu giessen,
was in Ermangeluug von etwas Besse-
rem ebenfalls Nutzen bringt. Besser ist
es, wenn man in der Nähe des Brunnens
im Garten kleine Becken von Cement,
etwa eine Quadratelle gross und in der
Mitte 2 Zoll tief, nach dem Rande flach
auslaufend, anbringt und täglich kurz
vor Mittag frisches Wasser hineingiesst.
Solche Tränke- und Badeplätze werden
bald der Versammlungsort aller Vögel
der Nachbarschaft, und es nutzt diese
Sorgfalt mehr als jede andere Maasregel.
Die Trink- und Badeanstalt muss stets
an einer offenen, aber womöglich schat-
tigen Stelle angebracht werden, nicht
aber im dichten Gebüsch, wie es manche
für die Nachtigallen thun, oder gar neben
|
|
|
I. Originalabhandlungen.
dem Neste, was nur die Brut stört. Für
einen Vogel ist die Entfernung von 1000
Fuss zur Tränke gering, und man braucht
daher, wenn Wasser in der Nähe ist,
sich gar keine Mühe darum zu geben.
Es ist öfter versucht worden, ge-
wisse Vögel, welche nicht von selbst
einen Garten besuchen, weil sie über-
haupt sich in der Gegend nicht bleibend
aufhalten, besonders Nachtigallen, in
einem Orte einheimisch zu machen, so
viel ich weiss jedoch ohne Erfolg. Es
geht über das menschliche Verständniss,
warum einzelne Gegenden, welche alles
bieten, was die Nachtigallen lieben, von
ihnen gemieden und nur im Spätsommer
strichweise besucht werden, während
ringsum, oft eine Stunde davon, Nachti-
gallen in Menge brüten und schlagen.
Man mag es jedoch immerhin versuchen,
sie einheimisch zu machen, freilich wird
es ohne ziemliche Kosten nicht geschehen
211
können. Bringt man es dahin, dass ein
eingeführtes Paar Junge erzieht, so ist
deren Wiederkehr ziemlich gesichert,
wenn sie nicht etwa auf der Reise ver-
loren gehen.
Ohne auf die zahmen Vögel ein-
gehen zu können, erinnere ich nur daran,
welche Zierde die verschiedenen Wasser-
vögel, als Schwäne, Gänse und Enten
verschiedener Art, ferner frei umherlau-
fende Pfauen, Fasanen und andere Hüh-
nerarten, schöne Tauben und was man
sonst noch von zahmen Vögeln hält, für
den Garten bilden; wie schön ein darin
angebrachtes Vogelhaus, wie unterhal-
tend ein schönes Hühnergehege mit fri-
schem Rasen und Wasser, bevölkert von
Gold- und Silberfasanen und den jetzt
so zahlreichen fremden Hühnern, sowie
von schön gezeichneten Haushühnern u.
s. w. für die Besucher des Gartens ist.
J.
3) Die Spargelcultur in Russland,
(Nach dem Russischen des Hrn. Gemüsegärtners Gratschofl im Westnik).
Die Spargeln werden aus Samen ge-
zogen. Die Samen werden vor der Aus-
saat 5—7 Tage in Wasser aufgeweicht,
das jeden Tag erneuert werden muss,
Während man die andern Gemüsesamen
auf Filz oder Leinwand zum Keimen
bringt, genügt es bei Spargelsamen, die-
selben einen Zoll hoch auf einer Bast-
matte aufzuschichten, eine andere Bast-
matte überzudecken und diese täglich
anzufeuchten. Bei einer Temperatur
von 10— 12° R. keimt der Samen in
3—4 Tagen, oder, wenn er alt ist, et-
was. später.
Der gekeimte Samen wird auf zu-
recht gemachte und gehörig gedüngte
Beete ausgesäet. Zu diesem Zwecke
zieht man alle 7— 9 Zoll weit Furchen
quer über das Beet, in denen jede
Pflanze 1 Zoll weit von der folgenden
entfernt sein muss. Die Furchen wer-
den 3/,—2 Zoll hoch mit Erde gedeckt
und bleiben so bis zum Herbst. Im
Herbste wird eine dünne Schicht Dün-
ger übergebreitet, die zugleich als Deck-
ungsmaterial dient. Im ersten Jahre ver-
zweigt sich hier die Spargelpflanze vom
Boden an, im zweiten erst 7 Zoll über
der Erde,
In den folgenden Jahren beschränkt
man sich, die Beete rein zu halten und
auf den Winter hin mit Dünger zu
14 *
212
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
decken, falls man ihn gerade im Ueber- | nach 3 oder 4 Jahren benutzt werden.
fluss hat.
Im vierten Jahre werden die Spar-
geln aufs Gemüsefeld verpflanzt. Zu
diesem Zwecke wird die ganze Humus-
schicht des Bodens abgetragen und nun
als Grund des Beetes 1 Arschine (21/,‘
hoch) Composterde oder Schutt, Abfälle
u. dgl. aufgeworfen. Ueber dieser Un-
terlage legt man mit der ausgegrabenen
Erde das Beet an. Ein gutes Spargel-
beet sollte 1—11/, Arschinen über dem
Niveau des Bodens liegen, damit das
Wasser nie stehen bleibt. Wenn das
nicht möglich ist, muss auf andere Weise
für den Weasserabzug gesorgt werden.
In derartig zubereitetem tiefem Boden
gehen die Spargelwurzeln 2—3 Arschi-
nen tief. Das Beet erhält die Richtung
von Norden nach Süden, seine Breite
muss 2 Arschinen betragen. Die Wege
zwischen den Beeten werden 9—10 Zoll
breit gemacht.
Jedes Beet wird mit drei Reihen
Spargeln bepflanzt, wobei Verbandpilan-
zung angewendet wird. Man gräbt die
Pflanzlöcher 5 Zoll tiet und 10—12 Zoll
breit aus und setzt in jedes 4 Spargel-
pflanzen. Nach dem Pflanzen wird das
Pflanzloch bis 3°/, Zoll unter dem Ni-
veau der Beetoberfläche mit Erde ge-
füllt. Das Verpflanzen
im Mai vorgenommen, wenn die Pflan-
zen zu treiben beginnen. Man verpflanzt
bisweilen auch erst im Juni oder gar
Ende Juni (a.St.); jedoch erschöpft das
späte Verpflanzen die Spargeln zu sehr,
indem dann die Triebe zurückgeschnitten
werden und wieder von Neuem treiben
müssen.
Im Herbste werden die Vertiefungen
um die Pflanzen herum ausgefüllt und
das ganze Beet der Wärme wegen mit
Dünger belegt.
Die versetzten Spargeln können erst
wird meistens |
Früher sind sie noch zu dünn und kön-
nen nur als Suppenspargeln dienen. Je
länger die Spargeln im Boden gelassen
werden, desto kräftiger bilden sie sich
aus. Meistens erntet man das erste Mal
im Mai des 3. oder 4. Jahres nach dem
Verpflanzen, lässt dann die Pflanzen
zwei Jahre ausruhen, wornach man sie
zum Treiben benutzt.
Die Spargeln können im Mistbeet
von August bis Mai getrieben werden.
Die Petersburger Gemüsegärtner wenden
ein eigenes Treibverfahren an. Zu die-
sem Zwecke wird Mist, meistens Stall-
dünger, der kein Stroh enthält, auf
Haufen gebracht, und wenn er sich er-
wärmt hat, mit der Gabel umgewendet,
feiner gemacht und so auf das Spargel-
beet aufgetragen. Im August wird der
Dünger 10—14 Zoll dick gelegt, im
Winter 21 Zoll diek, damit die Erde
gehörig aufthaut und erwärmt wird. Auf
die Düngerschicht werden Bastmatten
gebreitet und darüber strohiger Dünger
gedeckt, sowohl der grösseren Wärme
wegen, als auch, damit das Ammoniak
des darunter liegenden frischen Düngers
nicht verdunstet. Ueber den strohigen
Dünger kommen wieder Bastmatten und
schliesslich werden die Seiten des Beetes
mit Dünger belegt. Zwei Tage nach
dem Auftragen des Düngers muss der-
selbe einmal gewendet werden,
Der leichteren Erwärmung wegen
ist es besser, den Dünger über zwei
Beete zugleich aufzutragen. Die Tem-
peratur in solchen Beeten soll 25—35°
R. betragen. So lange die Spargeln
noch nicht treiben, muss die Bodentem-
peratur die grösste Höhe haben. Später
darf die Temperatur nicht so hoch sein.
Zu diesem Zwecke sowohl, als auch
um der Luft Zutritt zum Beete zu ver-
schaffen, werden von Zeit zu Zeit die
Er
N.
Bastmatten und der Dünger bis zur Tiefe
von 7 Zoll über dem Beete bei Seite
geschoben, das untere mit der Gabel
aufgelockert und so die Beete, je nach-
dem das Wetter ist, 1—3 Tage aufge-
deckt gelassen. Ist die Temperatur an
einzelnen Stellen dennoch zu hoch, so
wird kalte Erde übergedeckt. Schneit
es, während die Beete aufgedeckt sind,
so legt man Bastmatten und Stroh dar-
über.
Die Spargeln können auch im freien
Lande getrieben werden. Man bringt
zu diesem Zwecke einen Vorrath von
strohigem Strassendünger auf das Ge-
müseland, wo er indessen nicht auf
Haufen kommen darf, sondern ausge-
breitet liegen muss. Ueber diese Lage
bringt man eine Lage Stalldünger, die
blos ein Drittel Mächtigkeit der ersteren
haben darf und lässt so den Vorrath
den Winter über auf dem Felde liegen.
Im Mai, wenn das Beet zum Treiben
zurecht gemacht werden soll, trägt man
nun von dem Spargelbeete erst zwei
Zoll Erde ab, deckt den vorräthigen
Dünger so wie er ist 5—9 Zoll hoch
darüber und bringt nun darauf die vor-
her abgetragene Erde. Je lockerer der
Dünger ist, desto schöner werden die
Spargeln wachsen.
An der Stelle, an der sich die Sten-
gel der Erdoberfläche nähern, bildet sich
eine Erhöhung, worauf man beim Ein-
Neue Zierpflanzen.
213
ernten Acht haben muss. Das Ausneh-
men der Spargeln geschieht am besten
mit der Hand. Alle 2 bis 6 Tage kann
von Neuem geerntet werden. Eine Pflanze
gibt 4—5 Mal der Reihe nach Ertrag,
Im Mistbeete getriebene Spargel-
pflanzen geben erst im zweiten Jahre
nach der Ernte guten Ertrag. Beim
Treiben im Freien kann jedes Jahr ge-
erntet werden.
Die Samen werden im September
abgenommen, Man schneidet die gan-
zen Stauden mit den Beeren ab, darauf
werden die Beeren mit den Händen zer-
rieben, mit Wasser begossen und noch-
mals unter Wasser zerrieben, bis die
Samen nach unten sinken und Fleisch
und Schale obenauf schwimmen. Die
Samen werden nun sorgfältig ausgewa-
schen und darauf zum allmäligen Trock-
nen im Winde auf einer Bastmatte aus-
gelegt.
Die getrockneten Samen werden in
einem trockenen Raume, einem Schup-
pen, auf dem Boden oder auch in einem
mässig warmen Zimmer in Säcken auf-
bewahrt. Gewöhnlich hängt man die
Säcke an Pfeilern auf; jedenfalls dürfen
sie dem Boden nicht zu nahe sein, da-
mit sie nicht feucht werden und auch
nicht mehrmals während des Winters
frieren und aufthauen, wodurch die
Keimfähigkeit verloren geht.
Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.
1) Dahlia arborea. Die Herren Gebrü- | ist nicht mit D. imperialis zu verwechseln,
der Huber (Ch. Huber et Comp., hortieul-
teurs & Hyeres (Var-France)) geben gegen-
wärtig eine neue Dahlia als D. ar-
borea zu 20 Fr. das Stück aus. Dieselbe
|
ı mit der sie gar nichts zu thun hat.
. der uns vorliegenden Abbildung gleicht sol-
Nach
‚ che vielmehr der gewöhnlichen D, variabilis.
Dieselbe wird 6 Fuss hoch, bildet einen
214
stark verästelten Strauch mit grossen Blät-
tern. Mit Ende des Monats December be-
deckt sich diese Pflanze (in Hyeres im freien
Lande eultivirt) mit einer Masse von Blumen,
deren Entwickelung selbst ein Stand des
Thermometers unter Null nicht beeinträch-
tigt. Die grossen rosalila gefärbten Blüthen-
köpfe sind anemonenartig gefüllt.
Herr Huber empfiehlt diese neue Dahlie
als eine vorzügliche Erwerbung zum Winter-
flor in unseren Kalthäusern. Sicherlich wer-
den in dieser Beziehung dieses Jahr zahl-
reiche Versuche gemacht werden und bitten
wir unsere Leser um Bericht, welcher Erfolg
mit dieser neuen sehr empfohlenen Pflanze
erlangt wurde. Auch wir ceultiviren solche
schon und werden später Bericht geben.
(E. R.)
Neue oder empfehlenswerthe
Pflanzen*).
2) Ageratum Lasseauxi hat in seinem
Aeusseren eine Aehnlichkeit mit Ager. mexi:
canum, — verdient alle Beachtung, da diese
Pflanze bis zum Eintritt des Frostes immer-
fort mit sehr schön rosafarbigen Blüthen
bedeckt ist **).
3) Zxora javanıca floribunda blüht fast
das ganze Jahr hindurch mit zahlreichen
traubenförmigen cochenillrothen Blumen.
4) Cerasus serrulata, ein noch wenig
verbreiteter Strauch mit schönen gefüllten
Blüthen, deren Blumenblätter fleischroth, an
der Spitze gabelig und deren Kelch nach
der Blüthe von blutrother Farbe verbleibt.
Die Blätter sind ovalrund, glänzend, gezähnt,
am Rand des Blattstieles stehen hervor-
ragend zwei runde rothe Drüsen.
5) Spiraes palmata, vor Kurzem aus
Japan eingeführt, hat einige Aehnlichkeit
mit Hoteia japonica. Aus der Mitte des bu-
schigen Laubes erhebt sich der mit rosa-
oder purpurrothen Blüthen bedeckte Strauss.
*) Aus der Revue horticole 1870 Nr. 4—7.
**) Mit Abbildung.
Gartenflora Deutsehlands, Russlands und der Schweiz,
6) Tritoma Uvaria verdient alle Beach-
tung der Blumenfreunde und sollte in jedem
Garten einen Ehrenplatz einnehmen. Aus
der Mitte der langen, breiten und nach der
Spitze zu leicht gebogenen Blätter, die einen
fast 1 Met. grossen Busch bilden, erheben
sich nach und nach den ganzen Sommer
hindurch bis zum Beginn des Frostes meh-
rere 1 Met. und mehr lange Blüthenstiele,
die in einer Länge von 25 bis 50 Cent. mit
einer Menge von scarlatrothen Blüthen be-
deckt sind, die ins Orange, dann ins Gelbe
übergehen, je nach der Dauer der Blüthezeit.
7) Oryptomeria nigricans ist eine eigen-
thümliche Pflanze wegen der rothbraunen
Farbe, welche für gewohnlich nur die obere
Hälfte der Blätter einnimmt, während die
untere Hälfte grün ist; gegen den Winter zu
aber breitet sich die Broncefarbe auch auf
die untere Parthie aus. Die Blätter sind
schmal, etwas gebogen wie die der Crypt.
japonica und verschmälern sich noch mehr
gegen die Spitze zu. In ornamentaler Be-
ziehung verdient dieser Baum mit anderen
grünblätterigen Coniferen, namentlich an der
Seite der schönen und originellen Crypt. ele-
sans volle Beachtung. Auch in wissenschaft-
licher Richtung ist diese Crypt. nigricans
von Interesse, da, wie Carriere bemerkt,
sie Gelegenheit bietet zu ersehen, wie sich
die Charaktere bilden und wie sich sehr
wichtige Charaktere so plötzlich zeigen —
ein Fingerzeig für die Vertheidiger der ab-
soluten Species.
8) Aponogeton distachyus ist eine alt-
bekannte Pflanze, welche zur Verzierung der
Wasserbassins in der schönen Jahreszeit
dient, deren Blumen bei der Menge anderer
blühender Pflanzen unbeachtet bleibt, alle
Berücksichtigung jedoch im Winter verdient,
um die Bassins in den Warmhäusern zu zie-
ren. Zu diesem Behufe werden die Pflanzen
in 12—15 Cent. grosse Töpfe eingesetzt, in
ein Bassin eingestellt und die im Sommer
erscheinenden Blüthen entfernt. Im Septem-
ber werden die Töpfe aus dem Wasser ge-
nommen und am Fusse einer gegen Norden
stehenden Mauer gestellt, wo sie bis im Oc-
II. Neue Zierpflanzen.
tober immer feucht gehalten verbleiben, dann
kommen sie ins Kalthaus an eine der Luft
und dem Lichte leicht zugängliche Stelle.
Ende November beginnt man die Töpfe in
das Warmhaus im Bassin zu übertragen, wo
sienach 15 Tagen schon ihre schönen weis-
sen, wie Vanille wohlriechender. Blumen zu
entfalten beginnen.
9) Haussmannia jucunda, eine in die
Familie der Bignoniaceen gehörige neue
Pflanze aus Australien, von Dr. Müller in
Melbourne dem Exprefecten von Paris, Hrn.
Haussmann, gewidmet und die sich im Mu-
seumsgarten von Paris findet. e
10) Globularia Alypum L. verdient nach
Hrn. Rantonnet von Hyeres alle Beachtung.
Diese Pflanze, von den Einwohnern Bec de
Passeroum benannt, findet sich mit Calluna
vulgaris und bildet dichtes Gebüsch mit
zahlreichen blauen Blüthen. Die Blätter bil-
den einen ausgedehnten Handelsartikel, da
sie allgemein als Abführmittel benützt werden.
11) Daphne Gnidium L. (Sainbois oder
Garou benannt) gedeiht auf wüsten trocke-
nen Orten und um so viel schöner, je
wärmer und trockener der Boden ist. Die
Blüthen erscheinen in Rispen vertheilt, sie
sind weiss und dauern von Februar bis in
August hinein; sobald die Pflanze eine Höhe
von 50 Cent. erreicht hat, kneipt man sie,
damit sie sich in Zweige vertheile; wünscht
man schöne dichte buschige Pflanzen, so
schneidet man dreijährige Pflanzen an der
Wurzel ab und diese geben zahlreiche Triebe.
Kälte und Feuchtigkeit sind dieser Pflanze
zwei grosse Feinde Die Rinde wird den
Apothekern verkauft. Auch diese Pflanze
glaubt Herr Rantonnet für Gärteu anem-
pfehlen zu dürfen *).
12) Euphorbia jacgwiniaeflor« sah Herr
Boncenne in einem prachtvollen Exemplar
im Garten des Hrn. Laral zu Fontenay-le-
*) Nr. 10 und 11 halten im deutschen
Clima im Freien nicht aus. (E. R.)
215
Comte. Dasselbe bedeckte ein Spalier in
Fächerform von 3 Met. Grösse; mit ihren
lanzettförmigen langgestielten Blättern und
zahlreichen zinnoberrothen kleinen Axillar-
Blüthen machte diese Euphorbia einen be-
sonderen Effect.
13) Violette Wilson ist eine von Herrn
He&rincq neu beschriebene Varietät des ge-
wöhnlichen Veilchens. — Hr. Ramel ent-
deckte sie auf den Mauern von Oran; sie ist
sehr wohlriechend, von sehr schöner blauer
Farbe, hat einen 20—30 Cent. langen Stiel,
wegen welchem diese Varietät wohl bald
das gewöhnliche Veilchen ersetzen dürfte,
da dieses sich so schwer zu Bouquets eignet.
(Hortic. franc. Jan. 1870). (Sr.)
44) Die Herren Thibaut und Kete-
leer zu Sceaux haben seit März d. J. vier
neue prachtvolle Begonien in Handel ge-
bracht, nämlich: Begonia Marquise de Na-
dasllac mit mittelgrossen Blättern, an der
Unterseite von brillantrother Farbe, an der
Oberseite in der Mitte metallweiss glänzend,
ringsherum eine breite grünroth und metal-
lisch weisse, hie und da schön roth punk-
tirte Zone, aus welcher ebenfalls rothe
Haare emporragen; die Blattstiele ebenfalls
roth und haarig. — Begonia Bijou de Rou-
gemont, die Blätter unterseitlich dunkelroth,
glänzend, oberseitlich metallglänzend, mit
einer grünrothen netzartigen Bordure am
Rande. — Begonia Boulard, von purpur-
rother Farbe an der Unterseite, dunkelgrün
oder braun mit weissen Punkten und rothen
Haaren an der Oberseite der Blätter. Diese
drei Begonien erhielt Herr Boulard, Gärt-
ner bei Marg. Nadaillac mittelst Befruch-
tung der Begonia subpeltata mit einer Va-
rietät der Beg. rex. — Die vierte Begonia
— Smaragdina venulosa — ist ein Hybrid
von Beg. smaragdina und Beg. Daedalea
mit schönen grünen Blättern, roih gestreift.
am Rande, an deren Unterseite sich ein
Plexus von rosafarbiger Nervatur mit fein-
wolligen silberfarbigen Haaren zeigt. Auch
an der Oberseite zeigen sich hie und da
silberfarbige Haare, die sich aber verlieren,
sobald die Blätter älter werden.
216
15) Herr Bruant, Gärtner zu Poitiers,
hat wieder einige neue Petunien in Handel
gebracht, von welchen besondere Erwäh-
nung verdient eine Zwerg-Petunie mit ein-
fachen und gefüllten Blüthen, die sich zu
Einfassungen sehr geeignet schickt und
worüber Herr Carriere (Rev. hortie. 1870
p- 62) bemerkt, dass diese Petunie den Be-
weis liefere, wie sich die Racen bilden, die
wohl von längerer Dauer seien als die s. g.
Species. (Sr.)
Neue Pflanzen.
16) Azalea „Dr. Rieger“, ein von Hrn.
Töpfer, Schlossgärtner in Reichenberg (Böh-
men) gezogener Sämling, — weiss mit rosa-
violett gerändert, ganz gefüllt, sehr gross-
blumig und in jeder Beziehung vorzüglich.
17) Pelargonium ‚„Buhm von Böhmen“,
II.
1) Missbildungen bei Umbellife-
In einer der December- (1869) Sitz-
ungen der Kais. Akademie der Wissenschaf-
ten in Wien hatte Herr Dr. J. Peyritsch
eine Abhandlung vorgelegt: „Ueber Bildungs-
abweichungen bei Umbelliferen“. Er beob-
achtete eine Reihe von Blüthenmissbildungen ;
bei Carum Carvi fand er die Blumenblätter
am Mittelnerv mit blattartigen Sprossungen
dicht besetzt, statt der Staubgefässe standen
doppelspreitige corollinische Gebilde und
der Fruchtknoten fehlte. Bei Daucus Carota
fand Dr. Peyritsch verschiedene Formen
von Verbildungen der Staubgefässe; da wa-
ren bei einer Pflanze an der Stelle der Staub-
gefässe griffelähnliche Gebilde gefunden, die
mit deutlicher Narbe versehen waren und
deren Basis ähnlich den Stylopodien fleischig
verdickt war; normal war der Fruchtknoten
und vergrösserte sich nach dem Abfallen
ren.
der Blüthenblätter; — bei anderen Pflanzen
waren statt der Staubgefässe blumenblatt-
artige gelappte Gebilde, bei anderen Ver-
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz,
ebenfalls ein von Herrn Töpfer gezogener
Sämling, welcher in jeder Richtung „Mistress
Pollok“ übertrifft.
18) Gloxinia „Vicepräsident Siegmund“,
ein von Herrn Kilian, Handelsgärtner in
Reichenberg, gezogener Sämling; — tief
dunkelblau, weisser Schlund, aufrechte grosse
Blume.
19) Gloxinia „Bürgermeister Schürmer“,
zart rosa, weisser Schlund.
20) Gloxinıa „Landtagsabgeordneter A.
Jähnel“, dunkelrosenroth mit violettem
Schlunde.
21) Gloxinia „Med. Dr. Lahn“, schnee-
weiss mit carminrothem Schlunde, aufrechte
Blume. (Sr.).
Netizen
grünungen mit blattartiger Verbreiterung der
Griffel, die mit randständigen Nerven ver-
sehen waren u. 5. w. angetroffen. An Tori-
lis Anthriscus wurden häufig luxurirende
Axelsprossungen der Blüthen gesehen. Bei
Peucedanum Chabraei fanden sich sämmt-
liche Blüthentheile vergrünt, vergrössert,
die Staubgefässe zu laubartigen gelappten
Blättern umgewandelt, der Fruchtknoten war
oftmals einfächerig, an deren Innenwandung
mit blattartigen gepaarten Leisten, die sich
in die Ränder der blattartigen Griffel fort-
setzten. —
In Betreff der ausschliesslichen Axen-
oder Blattnatur des unterständigen Frucht-
knotens der Umbelliteren bemerkt Dr. Pey-
ritsch, dass die zahlreichen Bildungsabwei-
chungen zu widersprechenden Folgerungen
führen. Wenn einerseits der Bau jenes ein-
fächerigen Fruchtknotens für die Blattnatur
desselben spreche, in Folge welcher die
Frochtknotenwandung aus den verwachsenen
Basalstücken der Carpellarblätter bestehen
Taf.b57
II, Notizen.
würde und deren eingeschlagene Ränder die
Scheidewand bildeten, so lassen sich ande-
rerseits zahlreiche Anomalien aufstellen, aus
welchen hervorzugehen scheint, dass er zu
den eigentlichen Torusbildungen gehört. —
Hieher gehören die Fälle, bei denen der
Kelch, die Blumenblätter und die Staubge-
fässe an einer unter dem Kelchsaume sehr
verdickten, aber soliden Anschwellung ange-
heftet sind, dann jene, bei welchen griffel-
ähnliche Gebilde statt der Staubgefässe vor-
kommen u.s. w. — welche Fälle alle, nach
Peyritsch beweisen, dass bei solchen Bil-
dungen die Unterschiede zwischen Blatt und
Stengel nach den herkömmlichen Schemen
im Stiche lassen und daher in der Natur
nicht begründet sind. (S-—r.)
2) Pflanzenbau. Im Journal d’Agri-
eulture Pratique theilt Herr E. Teysseire Er-
fahrungen über den Anbau einer neuen
Futterpflanze (Panicum virgatum, ausdauernde
Hirse) mit. Die Pflanze kann sehr leicht
aus Samen gezogen werden, der übrigens
erst im October reift; indessen schlägt
Teysseire vor, dieselbe auf ein Beet zu säen
und die Pflänzchen später in Abständen von
25— 30 Cent. (etwa 1 Fuss) auszupflanzen,
Vortheilhafter sei es, im Herbst oder Früh-
jahr Wurzelschösslinge zu pflanzen. Die
Entwicklung der Pflanze is; übrigens im
ersten Jahre eine langsame und erst im
zweiten ist auf eine volle Ernte zu rechnen.
Im mittleren Europa treibt die Pflanze erst
gegen den Mai und blüht im August, wo
sie.eine Höhe von 1—2 Metres (3—6 Fuss)
hat; in günstigen Sommern gibt sie einen
zweiten Schnitt von 40—50 Centimetres Höhe.
Herr Teysseire präeisirt die Vorzüge der
Pflanze also: 1) Panicum virgatum liefert
die grösste Menge vegetabilischer Substanz;
2) trotzdem diese Hirse äusserlich nicht ge-
eignet erscheint, ein gutes Futter zu liefern,
gibt sie doch ein von allem Vieh gern ge-
fressenes Futter, insbesondere für Ochsen,
Pferde und Schafe, vorzüglich in frischem
Zustande; 3) sie ist im höchsten Grade aus-
dauernd. (Ne, Pr.)
Sollte damit nicht das Guinea-Gras
gemeint sein, das aber nur im Süden Eu-
217
ropa’s zur Cultur zu empfehlen ist und von
dem wir in den Berichten aus Neuholland
sprachen. (E. R.)
3) Chenille. Ursprünglich von Gärten
Frankreichs, jetzt aber auch von verschie-
denen Samenhandlungen Deutschland’s wer-
den unter dem Namen Chenille die
schneckenförmig eingekrümmten Hülsen-
früchte von Scorpiurus vermiculatus,
Scorpiurus subvillosus und Astra-
galus hamosus vertheilt. Alle 3 Arten
sind im südlichen und westlichen Europa
heimische einjährige Pflanzen mit niederlie-
genden Stengeln, die auch bei uns auf son-
nigen Standort ins freie Land im ersten
Frühjahr ausgesäet, noch im gleichen Som-
mer ihre Früchte reifen. Die des Scorpiu-
rus vermiculatus gleichen einer schnecken-
artig zusammengekrümmten, mit Höckern
besetzten Larve. Die von Scorpiurus sub-
villosus sind viel dünner, mehr oder weni-
ger spiralig eingerollt und auf dem Rücken
stachelig. Die von Astragalus hamosus
sind gleichfalls dünn, glatt und sichelförmig
gekrümmt. In Frankreich sollen diese mit
dem Gesammtnamen Chenille bezeichneten
Hülsen zur Decoration vom Salate benutzt
werden, Wir bezweifeln sehr, dass diese
Art der Salatdecoration in Deutschland viele
Nachahmer finden werde, denn diese Früchte
sind trocken und nicht essbar, so dass sie
eine unangenehme Zugabe auf dem Teller
sein würden. Kleine Gurken, Samen von
Tropaeolum majus, in Formen ausgeschnit-
tene Scheiben von schwarzblauen Kartoffeln,
rothen Rüben etc. dürften den Hausfrauen
und Gästen besser als Salatdecoration be-
hagen.
Wir bemerken noch, dass auf den uns
zugegangenen Päckchen von Chenille gesagt
war, Früchte von Scorpiurus und Medi-
cago. Wir fanden aber nur die Früchte
der genannten Pflanzen und keine der gleich-
falls stacheligen und mehr in Kreisform zu-
sammengerollten zahlreichen Arten von Me-
dieago dabei. Möglich aber, dass solche
unter der gleichen Bezeichnung ausgegeben
werden, (E. R.)
218
4) Rhodea japonica. Rhodea japo-
niea, eine Pflanze die den Uebergang bildet
von den Asparagineen zu den Aroideen und
namentlich zu den Gattungen Anthurium,
Gymnostachys u. a. Die Structur ihrer
Blüthe ist derart, dass behufs ihrer Befruch-
tung der Kelch während der Blüthezeit zer-
nagt werden müsse, welches durch die zahl-
reich unter dieser Pflanze lebenden Schnecken
ausgeführt wird; sie kriechen an den Kolben
hinan, nagen an einigen der Blüthenkelche,
ohne jedoch den Fruchtknoten zu verletzen.
Delpino (Osserv. e consid. sulla dicogamia
ete. Atti della soc, ital. di se. nat. Milano
1869) glaubt, dass man mittelst zahlreicher
Anpflanzung dieser Rhodea die den Gärten
so schädlichen Schnecken vertilgen könne,
indem man alle Tage Morgens die unter den
Pflanzen in grosser Menge vorfindlichen
Exemplare sammelt. (S—r.)
5) Spinne der schwarzen Johan-
nisbeere. Unter den verschiedenen klei-
nen Thierchen, welche sich unsere ÖObst-
sträucher zu ihren Angriffen erkoren haben,
ist in den letzten Jahren von Prof. West-
wood ein fast microskopisch kleines Thier-
chen beobachtet worden, das zwischen den
Zweigknospen der „Schwarzen Johan-
nisbeere“ lebt. Dieses Thierchen, von
dem beistehend eine stark vergrösserte Ab-
bildung gegeben ist, ist nur ?/,, Linie lang
und !/;, Linie breit. Im Frühjahr vor Ent-
wickelung des Triebes findet es sich mas-
1) K. Koch, Dendrologie oder die
Bäume, Sträucher und Halbsträucher,
welche in Mittel- und Nord-Eyropa im
Freien cultivirt werden. I. Theil. Po-
lypetalen. Erlangen bei Ferdinand
Enke, 1869.
Schon längere Zeit liegt uns dieses Werk
unseres geehrten Freundes vor, das zu den
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
senhaft zwischen den Knospenschuppen, und _
indem es diesen und den jüngsten Blättern
wickelung des Triebes oder wenigstens die
Entwickelung der Blumen. Nach Westwood
ist es eine Acaridee, die zur Gattung
Tetranchus gehören mag und mit der rothen
Spinne verwandt ist. Das abgebildete Thier-
chen ist eine Larve und nur die beiden Bor-
sten am Hinterkörper deuten die Verwandt-
schaft an. (E. R.)
den Saft entzieht, verhindert es die Ent-
ratur.
bedeutendsten Werken im Gebiete des wis-
senschaftlichen Gartenbaues gehört, das in
neuerer Zeit erschienen ist. Wir wollten,
bevor wir unser Urtheil über dieses Werk
gaben, dasselbe genau kennen lernen, nicht
blos flüchtig einsehen.
Da der Referent selbst an einer Dendro-
logie tür den Norden Europas, d. h. für das
| Petersburger Clima, arbeitet und einen Theil
IV. Literatur.
dieser Arbeit schon in Russischer Sprache
publicirt hat, so war ihm die Gelegenheit
geboten, K. Koch’s Dendrologie zu gebrau-
chen und zu studiren.
Unser geehrter Freund ist einer der
tüchtigsten jetzt lebenden Kenner der Gar-
tenpflanzen. Den im freien Lande in Deutsch-
land ausdauernden Holzgewächsen hat der-
selbe seine ganz specielle Aufmerksamkeit
zugewendet, so dass uns der geehrte Ver-
fasser mit seiner Dendrologie, das Resultat
eines langen Studiums, das Endresultat von
Jahrzehente dauernder Vorarbeit und Beob-
achtung gibt.
Ueberall im Buche begegnen wir der
umfassenden Kenntniss und der langjährigen
Beobachtung, überall sehen wir das ganze
weitschichtige Material aller vorausgegange-
nen wichtigen Arbeiten benutzt, überall
sehen wir, wie der Verfasser bis auf die
Quellen zurückgeht.
Arten sind gut gegeben und diesen ist aus-
serdem das Resultat langjähriger Beobach-
tung in Form über die Güte der Art, Ver-
wandtschaft, über Tracht und Unterschiede
von nahestehenden Arten beigegeben. —
Das Vaterland, Verbreitung oder Einführung
in unsere Gärten, das Verhalten der Art
gegen den Einfluss des deutschen Climas,
Formbildung, sowie endlich die weitschich-
tige Synonymie, alles ist berücksichtigt. Wir
selbst haben aus K. Koch’s Werke manche
willkommene Belehrung geschöpft und em-
pfehlen dasselbe als das beste und vollstän-
digste, mit wissenschaftlicher Kritik und ein-
gehender Kenntniss geschriebene Werk über
die in Deutschland aushaltenden Holzarten.
Gegenüber dieser aus vollster Ueber-
zeugung ausgesprochenen Ansicht über den
hohen Werth (sowohl in wissenschaftlicher
wie praktischer Beziehung) von K. Koch’s
Dendrologie, sei es uns auch erlaubt, in
einigen Richtungen unsere divergirenden An-
sichten auszusprechen.
Bei der Anordnung des ganzen Werkes
verschwimmt der Inhalt zu sehr, d. h. das
Werk ist mehr dazu eingerichtet, um über
irgend ein Holzgewächs des freien Landes,
dessen Namen uns bekannt ist, nachzulesen,
als um solches zu bestimmen. Es sind so
Die Charaktere der
219
z. B. die Charaktere der Familien, der Gat-
tungen, der Arten gegeben, aber es fehlen
die Uebersichten nach kurzen scharfen Cha-
rakteren, nach analytischer Methode. Solche
Uebersichten dienen nicht blos zur Orien-
tirung der Leser, zur Erleichterung der Be-
stimmung der Arten, sondern sie üben auch
einen sehr bestimmenden Einfluss auf die
Ansichten des Verfassers aus, über das was
als Art und was nur als Form aufzuführen
ist. Gerade in der letzteren Richtung wei-
chen in Folge dessen unsere Ansichten von
denen des Herrn K, Koch vielfach ab. So
hat z. B. Koch von Philadelphus 11 Arten
angenommen, welche Gattung nach unserer
Ansicht nur einige wenige Arten besitzt.
Wir schliessen unsern kurzen Bericht
über K. Koch’s Dendrologie mit dem leb-
haften Wunsche, dass die Fortsetzung die-
ses so wichtigen Werkes möglichst bald er-
scheinen möge. (E. R.)
2) Nestel’sRosengarten, Lieferung I,
1869. Verlag der Schweizerbart’schen
Buchhandlung in Stuttgart.
Dieses von uns wiederholt besprochene
Prachiwerk hat mit 1869 schon den vierten
Jahrgang beendet und so den Beweis seiner
vollen Lebensfähigkeit geliefert. Jedes Jahr
erscheinen zwei Hefte in Gross-Quart, jedes
Heft enthält vier Tafeln in Farbendruck von
vorzüglichster Ausführung, mit Abbildungen
der schönsten Rosen. Das Heft kostet 1!/,
Thlr., also der Jahrgang 3 Thlr. — Wie
wir schon früher hervorhoben, sind die Ab-
bildungen so vorzüglich ausgeführt, dass
dieses Rosenwerk als schöner Schmuck für
jeden eleganten Salon-Tisch zu empfehlen
ist. Das in Rede stehende Heft enthält an
Abbildungen:
Rosa hybr. rem, Marie Baumann.
Eine tief- und doch lebhaft purpurroth ge-
färbte Sorte, die Herr N. Baumann in Boll-
willer aus Samen erzog. Wird zur Treiberei
und zur Cultur im freien Lande als gut ge-
füllte und grossblumige Sorte empfohlen.
Rosa hybr. rem. Marie Boisse.
Erzogen von Herrn Oger. Die grossen gut
gefüllten Blumen rosa mit zart weisser
Nüange.
220
Rosa hybr. rem. MadameDucamp.
Diese von Herrn Fontaine erzogene Rose
besitzt eine ausserordentlich brillante tief-
rothe Färbung mit zinnober Schiller. Zur
Treiberei und Landeultur, dankbar blühend,
aber nicht dicht gefüllt.
Rosa spinosissima (pimpinelli-
tolia), blanche double, Aurora und
Souvenir d’un ami. — Auch wir wid-
meten (Gartenfl. 1862 tab. 352) den schönen
gefüllten Pimpinell-Rosen eine Tafel und
kurzen Artikel. Wir beschrieben damals 11
verschiedene Abarten. In Nestel’s Rosen-
garten werden 3 Abarten dargestellt, näm-
lich die weiss-gefüllte, die rosa- und die zie-
gelrosa-gefüllte Abart. Wenn wir in einer
deutschen Zeitschrift eine solche Abart als
Rosa pimpinellifolia flore albo aufführen, so
hat das den ganz bestimmten Sinn, dass die
Form in der lateinischen Sprache wissen-
schaftlich für alle Völker bezeichnet wird.
Was aber hat es für einen Sinn, fragen wir,
wenn esin einer deutschen Zeitschrift heisst
Rosa spinosissima blanche double?
Wir sagten früher schon, dass die Pim-
pinell-Rosen noch zu den wenigen, selbst
im Petersburger Clima ohne Bedeckung
durchaus harten Rosen gehören und dass
solche vorzugsweise zur Bildung schöner
Hecken zu empfehlen seien. Zu ähnlichen
Zwecken werden dieselben auch von Herrn
Nestel empfohlen. Im Aufblühen gehören
die gefüllten Pimpinellrosen zu den zierlich-
sten und niedlichsten Rosen. Ganz aufge-
blühet werden solche aber flatterig, wie auch
deren Blüthezeit sehr schnell vorübergeht.
(E. R,)
3) Buvry, Zeitschrift für Acclimati-
sation. Berlin bei Reinhold Kühn.
1869, 1870.
Schon der achte Jahrgang dieser Zeit-
schrift bringt die Resultate der Versuche
der Mitglieder des Acclimatisations- Vereins
in Berlin, sowie die Verhandlungen dieser
Gesellschaft, welche jährlich an allgemeinem
Interesse gewinnen.
Wir heben diesmal das Folgende hervor:
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
reis (Zizania aquatica) wird in neuester
Zeit wiederholt zum Anbau (auch bei uns in
Russland) anempfohlen. Die in Berlin er-
haltenen Resultate sprechen dafür, dass dort
die Pflanze wohl gedeiht, aber deren Cultur
als Nährpflanze kaum je dort, wie bei uns
zu empfehlen sein würde. Schon das un-
gleichmässige Ausfallen der Samen bildet
einen Hinderungsgrund. Ausserdem behal-
ten die Samen die Keimfähigkeit nur kurze
Zeit.
Einwirkung des Wildlings auf
das Edelreis und umgekehrt des
Edelreises auf die Unterlage. — Seit-
dem Professor Hildebrand seine Beobach-
tungen über die gepfropften Kartofeln ver-
öffentlicht hat, ist diese Frage nicht etwa
in ein neues Stadium getreten, sondern wird
nur um so häufiger diseutirt. Hr. C. Bouche,
Inspector des Botanischen Gartens in Berlin,
hat eine Reihe von Versuchen durch Pfropfen
verschiedener Kartoffelsorten auf einander
gemacht. Das Resultat dieser Versuche ent-
sprach unseren Erwartungen vollkommen,
es zeigte sich nämlich keinerlei Einwirkung
von Unterholz auf das Pfropfreis. In ähn-
lichem Sinne sprach sich bei den Mitthei-
lungen des Herrn ©. Bouche& der Hr. Pro-
fessor Schultz von Schultzenstein aus,
dass nämlich keine Einwirkung auf Form-
bildung bei der Veredlung zweier verschie-
dener Formen der gleichen Art, oder zweier
verschiedener Arten auf einander stattfinde.
Mit Recht tritt Prof. Schultz von Schultzen-
stein in jener Abhandlung gegen das Wort
Veredlung auf, das sich für Pfropfen u. s. f£.
eingebürgert habe, indem das Propfen nur
eine der Arten der individuellen Vermeh-
rung, nicht aber eine Veredlung sei, da
diese Operation keinen andern Zweck habe,
als gerade die Eigenschaften der aufgesetz-
ten Form treu zu erhalten.
Veredlung (wenn man unter dem
Ausdruck Veredlung die Umbildung gewisser
Organe zu bestimmten Zwecken versteht)
der wilden in Cultur gebrachten Pflanzenart
finde nicht durch die Manipulation des
Pfropfens etc. statt, sondern einzig durch
Erziehung neuer Generationen aus Samen
Der Nordamerikanische Wasser- | im Culturzustande.
IV
Wir haben uns lebhaft gefreut, diesen
mit den Erfahrungen im Einklange stehen-
den Ansichten zu begegnen. Auch wir ha-
ben des Herrn Prof. Hildebrand angestellte
Versuche wiederholt. Das Resultat dersel-
ben werden wir baldigst mittheilen können.
Hier wollen wir nur darauf hinweisen, dass
im Falle Hildebrand’s Beobachtungen wirk-
lich richtig gewesen wären, man in diesem
Falle nach einer andern Erklärung hätte su-
chen müssen, denn ein Ausnahmsfall kann
eine Folgerung nicht entkräften, die auf Mil-
lionen von Versuchen beruht, welche jähr-
lich in den Baumschulen Europas durchge-
führt werden und die alle den Beweis liefern,
dass die Charaktere von Wildling und Edel-
reis durch gegenseitige Einwirkung aufein-
ander nicht umgeändert werden.
Ueber die versuchsweise vorgenomme-
nen Zuchten der verschiedenen in neuester
Zeit eingeführten Seidenspinner des süd-
lichen Asien liegen zahlreiche Berichte vor.
Die Zuchten des Japanischen Maulbeerspin-
ners (Bombyx Mori japonica) gelingen all-
gemein nicht. Die Schuld wird auf die Eier
geschoben, welche auf dem Transport gelit-
ten hatten. Aus einem grossen Theil der
Eier entwickelten sich keine Räupchen,, da
wo sich solche entwickelten starben solche
theils bald, theils später an einer Fleck-
krankheit. Nur wenige Raupen gelangten
zum Einspinnen und von den Eingesponne-
nen lieferten nur einzelne Schmetterlinge.
Aehnlich lautet der Bericht über den
Ailanthus-Spinner (Bombyx Cynthia).
Der japanische Eichenspinner (Bombyx
Yama-Mayu) lieferte sowohl im Freien auf
Q. Robur und pedunculata erzogen ein et-
was günstigeres Resultat. Besonders gün-
stige Ergebnisse erhielten z. B. der Garten-
bau-Verein in Bamberg und Hr. C. Berg
in Riga. Der Letztere machte seinen Ver-
such ganz im Zimmer, liess bei 14—16° R.
auskriechen und gab den Thierchen die
Blätter von Q. pedunculata an in Wasser
gesteckten Zweigen zum Fressen.
Als den für das Clima Norddeutchlands
geeignetsten Seidenspinner empfiehlt der Se-
minarlehrer O. Zlik in Bielitz den Indischen
Eichenseidenspinner, Die Eier liess derselbe
Literatur.
221
im Zimmer bei 18° R. auskriechen. Die
kleinen Räupchen verschmähten anfangs die
jungen Blätter von Q. pedunculata und Ro-
bur, dagegen frassen sie die Blätter von der
amerikanischen Sumpfeiche (@. palustris),
worauf sie einen Tag später auch die Blätter
von Q. pedunculata verzehrten. Im Zimmer
gefüttert wurden die Raupen zuletzt 3—4
Zoll lang und spannen sich Ende August
ein. Krankheitserscheinungen zeigten sich
nicht. Die Cocons sind gelblich- oder grün-
lich-braun, beim Auskochen wird der feste
Faden aber rein-weiss. 50 Cocons gehen
auf ein Pfund. Herr Dr. Henzi in Bern hatte
gleichgute Resultate bei der Zucht dieses
Spinners und er nährte die Räupchen von
Anfang an mit den Blättern von Quercus
peduneulata.
Die Zucht des amerikanischen Seiden-
spinners (Saturnia Cecropia) glückte dem
Herrn Dr. Landois in Münster. Die Raupen
wurden mit den. Blättern der Wollweide
(Salix Caprea) und der Hainbuche (Carpinus
Betulus) ernährt, welche sie begierig irassen.
Die Zucht gelang vollkommen gut bis zum
Auskommen der Cocons im folgenden Früh-
jahr. Leider paarten sich die Schmetterlinge
aber nicht, da die Männchen sich viel früher
als die Weibchen entwickelten. Bei diesem
Spinner, wie bei dem vorhergehenden, über-
wintert man die Cocons an einem kühlen
Orte und lässt sie im Herbste nicht mehr
auskommen, Die männlichen und weiblichen
Cocons erkennt man am Gewicht. Man wiegt
eine bestimmte Zahl, nimmt von der ganzen
das Durchschnittsgewicht für das einzelne
Cocon. Die Cocons, welche dann einzeln
gewogen schwerer als das Durchschnittsge-
wicht, sind weiblich, die welche leichter,
sind männlich.
Herr Dr. C. Harz gibt ein Referat über
Prof. A. Chatin’s Buch über die Trüffel-
Cultur in Frankreich. Da wird gezeigt, dass
in Frankreich jährlich für 16 Millionen Fes,
Trüffeln verkauft werden. Dann werden die
besten Trüffeln beschrieben. Es wird gesagt,
dass sich die beste Sorte (Tuber cibarium
Sibth.) in der Erde unter den Wurzeln von
Quercus pubescens und Q. Ilex finden, dass
andere Sorten ähnlich unter @. pedunculata
222
und sessiliflora, unter der Hainbuche, dem
Wallnussbaum etc. vorkommen, dass sie
sich besonders auf feuchtem kalkhaltigem
Terrain finden, wo auch die zu ihrer Exi-
stenz nöthigen Humusbestandtheile vorhan-
den sind; dass man ferner junge Eichen-
pflanzungen besonders zum Zwecke der
Trüffeleultur anlege und dass sich die Trüf-
feln stets nur in der Nähe der jungen Wur-
zeln finden. Von der eigentlichen Cultur
der Trüffel ist aber nichts gesagt. Wahr-
scheinlich müssen zu diesem Zwecke reife
ausgewachsene Trüffeln in der Nähe der
jungen Wurzeln in die Erde gebracht wer-
den. Trüffeleultur ist endlich nur in der
Region des Weinstockes möglich.
Interessant, wenngleich für unsere Ver-
hältnisse zu günstig dargestellt, ist eine Ab-
handlung des Herrn Dr. C. Bolle über die
Californische Zuckerkiefer (Pinus
Lambertiana). Dieselbe gedeiht noch im
Nordosten Deutschlands ohne Schutz im
freien Lande. Sie gedeiht nur auf einem
trockenem, sonst sterilem quarzhaltigem Bo-
den, auf feuchten Bodenarten erfriert solche
im Winter. In den ersten 20—30 Jahren
wächst dieser Baum langsam, dann aber
wächster rasch und wird eine der grössten
Arten in der Familie der Nadelhölzer.
Zuckerkiefer heisst dieser Baum, weil
das Kernholz alter Bäume eine süsse, ange-
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz,
uehm schmeckende zuckerhaltige Substanz
enthält.
den im Clima Norddeutschlands ausdauern-
den Nadelhölzern beizuzählen sein, die wohl
als schöner Baum für Parkanlagen und Gär-
ten, nicht aber zur Cultur als Nutzpflanze
anzuempfehlen ist. (E. R.)
4) E. Andre, un mois en Russie.
Paris bei Victor Masson et fils, 1870.
Herr E. Andre gibt in diesem schön
ausgestatteten Werke eine Beschreibung sei-
ner Reise von Paris nach Petersburg, von
da über Moskau nach dem Gute Ostrada
| des Grafen Orloff-Davidow, das an der Orel-
Kursker Eisenbahn liegt. Von da weiter
über Kursk, Kieff und nach der Krim. Aus-
serdem enthält das Werk eine Beschreibung
der Iniernationalen Ausstellung von Peters-
burg, der Verhandlungen des Congresses und
I Gärten in und um Petersburg. Ein
leichter fliessender Styl, viel Humor und
eine Russland günstige Auffassung zeichnet
dieses Werk vortheilhaft aus. Ausserdem
enthält es viele treffende Schilderungen, so
dass solches einerseits als angenehme Lec-
türe für jeden Freund des Gartenbaues, so-
empfohlen werden kann. (E. R.)
Mm andererseits als unterhaltend für alle
Vv. Personalnotiz
1) Herr Dr. S. Seemann schreibt in Be-
trefi des von ihm herausgegebenen und all-
gemein geachteten Journals „Journal of
Botany“ das Folgende:
April 12, 1870.
Mehrfachen brieflichen Anfragen zu ge-
nügen und weiteren Missverständnissen vor-
zubeugen, erlaube ich mir Sie zu benach-
richtigen, dass es allerdings meine Absicht
war, Ende December 1869 das Journal of
en und Neuestes
Botany, British and Foreign mit dem
Schlusse des siebenten Jahrgangs und der
100-sten Tafel einzustellen. Hiesige Gelehrte
haben jedoch durch ihren bekannten Aufruf
an die Botaniker Englands, worin sie die
hohen wissenschaftlichen Verdienste der Zeit-
schrift und die vielen hehren Namen, welche
darin glänzen, mit dankbarer Anerkennung
hervorheben, dem Journal so manche neue
Kräfte zugeführt und eine so reiche Subseri-
bentenliste gesichert, dass ich mich ent-
Demnach dürfte die P. Lambertiana °
V. Personalnotizen und Neuestes.
schlossen habe, unterstützt durch Herrn Dr.
Trimen vom Britischen Museum und Hrn.
J. @. Baker vom königlichen Herbarium
zu Kew, die Zeitschrift nicht nur weiter
forterscheinen zu lassen, sondern auch die
Verleger zu veranlassen, den Subscriptions-
preis von 21 Schilling (= 7 Thaler) auf 12
Schillinge (= 4 Thaler) per annum herab-
zusetzen. Bestellungen darauf nehmen die
Herren Ascher und Co., in Berlin, und in
London die Verleger, Messrs. Taylor und
Co., 10, Little Queen Street, Holborn, oder
Buchhändler entgegen. Die einzelnen Num-
mern werden am 1-sten eines jeden Monats
veröffentlicht, dem Buchhandel jedoch schon
am Tage vorher übergeben. Die Nummern
für Januar—Mai incl. sind bereits erschienen.
Es lag in der Absicht, das Journal nicht
wie bislang durch Tafeln zu illustriren, da-
für aber mehr Text zu liefern. Verschie-
dene Gönner des Unternehmens haben mich
jedoch in den Stand gesetzt, . nicht allein
mehr Text als früher zu geben, sondern
auch die übliche Zahl der Illustrationen ein-
zuhalten, wenn nicht zu überschreiten.
Indem ich Ihnen diese Anzeige ergebenst
mache, erläube ich mir, Sie zu bitten, das
Journal of Botany mit Beiträgen aus
Ihrer Feder zu beehren und dasselbe in
Ihren Kreisen zu empfehlen.
B. Seemann.
Wir empfehlen allen unseren sich für
Botanik interessirenden Lesern dieses in je-
der Beziehung lehrreiche und ausgezeichnet
redigirte Journal. E. Regel.
2) Witterung. Wann wäre der Mensch
je zufrieden mit der Witterung. Von allen
Seiten unr Klagen. Erst kalt und feucht
und nun zu heiss und trocken. So tönt es
mit der Furcht vor Missernten aus Frank-
reich und England. Petersburg hatte sehr
fruchtbares Wetter. Früh im Jahre Wärme,
was hier selten ist, auch genügend Regen
bei der Entwickelung. Ein Frost in die
Blüthe war aber die Ursache, dass die Aepfel
dieses Jahr wenig ansetzen. — Wir begeg-
neten kürzlich in irgend einem Buche der
Ansicht, dass in unserem Clima Spätfröste
nicht vorkämen. Das ist aber irrig, denn
223
in Petersburg gibt es sogar keinen Sommer-
monat, in dem es nicht in ungünstigen Jah-
ren vorgekommen wäre, dass Bohnen, Gur-
ken etc. erfroren. Gegenwärtig das Wetter
heiss, bis + 230 R. Schattentemperatur, aus-
serordentlicher Graswuchs und üppige Ent-
wickelung von allem. Aus dem Osten Russ-
lands wird geklagt, man habe gar kein
Frühjahr gehabt. Bis zum 5./17. April
Nachtfröste von 2—4° R. und kurz darauf
Mittags bis + 200 R. — In Petersburg trat
mit Ende Februar schon helles sonniges
Wetter ein. In Folge waren alle Treibartikel
von Gemüsen, Früchten, Rosen sehr wohl
gerathen, Mit getriebenen Erdbeeren wurde
Petersburg im April und Anfangs Mai or-
dentlich überschwemmt, so dass täglich viele
Centner auf den Markt kamen.
®
3) Blumenausstellungen. Die Gar-
tenbaugesellschaft Feronia in Dresden ver-
anstaltet in dem Zoologischen Garten zu
Dresden vom 20—23 August eine Ausstel-
lung von Blumen, Pflanzen und Gemüsen.
Es sind Geldpreise von 10—30 Thlr. und
ausserdem silberne und bronzene Medaillen
ausgesetzt. Concurrenz ist frei. Programme
sind durch Hrn.G. Engelhardt, Pillnitzer
Strasse, Dresden, zu beziehen.
4) Herr C. B. Clarke ist als Director
des Botanischen Gartens in Caleutta und
Dr. R. Scheffer als Director des Botani-
schen Gartens in Buitenzorg ernannt wor-
den. Herr C. Maximowicz ward zum
Oberbotaniker am Botanischen Garten in
Petersburg ernannt.
5) Herr F. Schultz hat die zweite und
dritte Liste der von ihm im Norden Austra-
liens gesammelten Pflanzen publieirt, womit
die Zahl derselben auf 810 ansteigt.
(E. R.)
6) Im Budget des k. k. österreichischen
Ackerbau-Ministeriums für das Jahr 1870
sind speciell für Landescultur eingestellt:
fl. ö. W.
für Errichtung von landwirth-
schaftlichen Hochschulen , 50,000
224
für
”
zur
n
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
das landwirthschaftliche Cen-
tral-Museum
landwirthschaftliche Versuchs-
Stationen
Subventionen zur Hebung des
landwirthschaftlichen Unter-
richtest ir. 0 DRRMBE.. DS
Erntestatistik . . . 2.2.
den Landescultur-Inspector in
Dalmatien .
Subventionen von Melioratio-
nen, besonders Bewässer-
ungs- und Entwässerungs-
Unternehmungen
Subventionen von Muster wirthe
schaften"! 0 N2R%
Subventionen von landwirth-
schaftlichen Ausstellungen
und Ausstellungsmärkte .
Verbreitung landwirthschaft-
licher Maschinen und Geräthe
Verbesserung des Dünger-
wesens! „innithun, al,
fl. 6. W.
10,000
20,000
115,000
35,000
fl. ö. W.
für Samen-Vertheilung 3,000
„ Obst-, Wein- und Gartenbau 40,000
„ die Cultur von Handelsge-
wächsen % 20,000
„ Wiederbewaldung de Bakeiks 15,680
„ das landwirthschaftliche Wo-
chenblatt des Ackerbau -Mi-
nisteriums . 5,000
Diese aus dem landw. Wochenbl. des
2,500 | k. k. Ackerbau - Ministeriums entnommenen
20,000
8,000
8,000
Daten geben uns ein sehr schönes Bild des
Willens, die landwirthschaftlichen Verhält-
nisse in Oesterreich zu heben und zu beför-
dern. Die Errichtung einer Hochschule und
eines landwirthschaftlichen Museums scheint
jedoch noch nicht in Aussicht, obschon be-
reits kostbare Sendungen aus Japan, China,
Indien, vom Cap u. a. O. eingetroffen sind.
Von Versuchs-Stationen sind zwei errichtet,
eine chemische in Wien und die Seidenbau-
10,000 | Station in Görz.
10,000
(Sr.)
. Originalabhandlungen.
1) Abgebildete Pfianzen.
a) Amaryllis(Hippeastrum) pardina Hook
Til ße.
rubescens®
(Siehe Tafel 658.)
Amaryllidesae.
Am. pardina Hook. fil. in Bot. Mag.
tab. 5645, —
Eine Amaryllis, welche Hr. Pearce,
der Sammler des Hrn. James Veitch in
Chelsea vor ungefähr 5 Jahren in Peru
entdeckte und in lebenden Exemplaren
in das Etablissement des Herrn Veitch
einführte. Dalton Hooker gibt (l. c.)
im Bot. Magazine eine Abbildung, die
aber von unserer Pflanze durch stärker
abstehende bedeutend breitere Petalen
abweicht, welche auf hellgelbem Grunde
ziegelroth gefleckt,. Vergleichen wir
unsere Abbildung, die nach einem Exem-
plar gemacht ist, welches der hiesige
Garten aus dem Etablissement des Hrn,
Veitch erhielt und das im April dieses
Jahres bei uns blühete, dann steht un-
sere Pflanze gleichsam in der Mitte zwi-
schen der von Hooker abgebildeten Pflanze
und A, reginae Linne Es sind nun
die bei ihm blühende Pflanze mit Ama-
ryllis reginae befruchten lassen und wir
erhielten den Bastard, — oder A. par-
dina ist keine Art und muss zu den
Formen von A, reginae fallen.
Da wir diese Frage nicht entschei-
den können, so führten wir unsere Pflanze
als eine Form von A. pardina auf, nei- °
gen uns aber zur Ansicht, dass wir es
mit keinem Bastard, sondern nur mit
einer Form von A. reginae zu thun
haben,
Cultur gleich der der andern Ama-
ryllis-Arten im warmen Zimmer oder
Gewächshause. Wir bemerkten schon
früher, dass im warmen Zimmer die
Amaryllis- Arten fortwährend in Vege-
tation erhalten werden können und doch
jährlich blühen. Im Warmhause culti-
virt muss die Zwiebel nach der Blüthe
unter Einfluss von Wärme und mässiger
2 Fälle möglich. Entweder hat Veitch | Feuchtigkeit noch mehrere Monate in
VIL 1870,
15
226
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Vegetation erhalten werden. Im Winter | auch nach dem Verpflanzen nicht früher,
bleibt die Zwiebel dann ohne begossen
zu werden an einem trockenen warmen
Orte im Topfe stehen. Man verpflanzt
im vollen Ruhezustande und begiesst |
entwiokeln.
bis sich nicht an starken Zwiebeln der
Blüthenstand, an schwächeren Blätter
(E. R,)
db) Rhododendron Faleoneri Hook. fil.
(Siehe Tafel 659.)
Ericaceae.
Rh. Faleoneri Hook. fil. Rhod. Sikk.
Him. pag. 11 tab. X. — Bot. Mag. tab.
4924. — Fl. des rerres tab. 1166— 1167.
Das beistehend abgebildete Rhodo-
dendron ist unter den von Dalton Hooker,
dem jetzigen Direktor des Bot. Gartens
in Kew bei London, im Sikkim Hima-
laya entdeckten Rhododendron die aus-
gezeichnetste Art. In einer Höhe von
10,000 Fuss über dem Meere im öst-
lichen Sikkim-Himalaya bildet es niedrige
Bäume, Die dieken lederartigen Blätter
sind wohl die grössten von allen be-
kannten Rhododendron-Arten; dieselben
werden von einem dicken, 1—2 Zoll
langen Blaitstiel getragen, sind elliptisch
oder oval von Gestalt, bis 13 Zoll lang
und bis 61/, Zoll breit, oberhalb dunkel-
mattgrün, kahl, mit starkem eingesenk-
tem Adernetz, unterhalb wie an den
jungen Aesten braunfilzig. Der Rand
des Blattes ganzrandig oder etwas aus-
geschweift, schwach zurückgekrümmt,
die Spitze abgerundet mit sehr kurzem
aufgesetztem Mucero. Blumen in dichten
reichblumigen Köpfen. Blüthenstielchen
1 Zoll lang und länger, dünn gelbbraun-
filzig.. Eine aus dachziegelförmig über-
einanderliegenden rundlichen zugespitz-
ten und von aussen braunfilzigen Schup-
pen bestehende Hülle umgibt den Blü-
thenkopf, ist ungefähr so lang als die
Blüthenstielchen und fällt beim Abblühen
ab. Blumenkrone röhrig-glockig, über
2 Zoll lang, mit 7lappigem übergeboge-
nem Saum, weiss oder beim Abblühen
leicht gelblich, im Grunde der Röhre
mit einem Purpurfleck. Staubfäden 13
—16. Fruchtknoten fllzig, mit kahlem
Griffel gekrönt, der auf der Spitze eine
grosse kopf-schildförmige Narbe trägt.
Dieses schöne Rhododendron blühete
bis jetzt selten. Im hiesigen Garten
blüheten im letzten April im Kalthause
gleichzeitig ein 3 Fuss hohes und ein
fast 8 Fuss hohes Exemplar, Da über-
haupt alle Sikkim-Rhododendron unserer
Sammlung in den letzten Jahren viel
häufiger und dankbarer blüheten, so
glauben wir uns dahin aussprechen zu
können, dass dies dankbarere Blühen
eine Folge der veränderten Cultur ist.
Während wir früher dieselben den Som-
mer hindurch in niedrigen, gut gelüfteten,
aber schwach beschatteten Kalthäusern
stehen liessen, haben wir solche in den
letzten Jahren den Sommer hindurch
ganz im Freien und zwar auf durchaus
sonnigem Standorte aufgestellt.
Eine Abart des Rhododendron Fal-
Be .
I. Originalabhandlungen.
coneri, die wir als var. minor bezeich-
nen, erhielten wir unter dem Namen
Rh. eximium. Die Blumenkronen des-
selben sind etwas kleiner, ungefähr 11],
Zoll lang, und die jüngsten in der Ent-
wicklung begriffenen Blätter tragen auf
beiden Seiten einen dichten rostbraunen
Filz und werden erst später auf der obe-
ren Seite kahl. Eine Blume dieser Ab-
artist auf der gleichen Tafel bei b ab-
gebildet.
Da alle anderen Merkmale beider
Pflanzen vollständig übereinstimmen, so
glauben wir nicht irre gegangen zu sein,
DH
indem wir diese kleinblumigere Form
als Abart zu Rh. Falconeri stellten,
Ueber Vermehrung und Cultur der
Rhododendron vom Sikkim haben wir
früher im Westnik wiederholt gesprochen.
(E. R.)
a) Die Spitze eines blühenden Zwei-
ges in natürlicher Grösse,
b) Eine Blume von Rh. Falconeri
var. minor in natürlicher Grösse.
c) Der Fruchtknoten und |
d) ein Staubfaden, beide vergrössert.
c) Lepidozamia Peroffskyana Rgl.
(Siehe Tafel 660.)
Cycadeae.
Lepidozamia Rgl.
Soc, des Nat. de Moscou 1857, fig. 20,
21. — Mig. prodr. syst. Cycadearum
1861 pag. 10. — Catakidozamia Hill.?)
Flores foeminei in conum sub-
sessilem erassum maximum ovato-globo-
sum dispositi. Carpophylla arete imbri-
cata, basi stipitata; stipite terminato
pelta cordato-ovata, a basi supra me-
dium crassa, apice complanata attenuato-
acuta v. subacuminata. Ovula pendula,
utrinque ad peltae basin interiorem fo-
veolam insidentia. —
Truncus petiolorum basibus squa-
matus. Folia vernatione recta, longe
petiolata. Petioli basi perulis carnosis
stipuliformibns suffulti. Foliola numerosa,
basi decurrentia (nee callosa v. artieulata).
Wir haben schon wiederholt ausge-
sprochen, dass Lepidozamia Peroffs-
kyana nach unserer Ansicht die schönste
und imposanteste Cycadee ist, welche
(Bull. de la
in Europäischen Gärten cultivirt wird.
Ein Exemplar dieser Pflanze fanden wir
vor 15 Jahren im hiesigen Botanischen
Garten als unbestimmte, von Zucearini
aus Mexico eingeführte Pflanze vor und
nach den habituellen Charakteren dieses
Exemplares stellten wir damals die Gat-
tung Lepidozamia auf und nannten
die Art zu Ehren des damaligen hohen
Chefs des Petersburger Botanischen Gar-
tens, nach dem Grafen v. Peroffsky,
dem zu Ehren z.B. auch Fischer Ery-
simum Peroffskyanum aufstellte.
Graf Perofisky war Pflanzenkenner
und Pflanzenfreund in hohem Grade und
sein schon im Jahre 1856 erfolgter Tod
war ein grosser und schwerer Verlust
für unser Institut und den Referenten,
Wir hielten wie gesagt damals die
in Rede stehende Pflanze für einen Bür-
ger Mexicos. Professor Miquel, der be-
rühmte Monograph der Cycadeen, hat
y*
2}
. er solche mit Macrozamia.
228
aber die Identität unserer Pflanze mit
einer im südlichen Neuholland heimischen
Pflanze nachgewiesen.
In Bezug auf die Gattung hat Mi-
quel seine Ansicht verschiedentlich ge-
ändert. Im Prodromus der Cycadeen
nimmt Miquel unsere Gattung Lepido-
'zamia an. In einer späteren Arbeit
(Over de Cycadeen in Nieuw-Holland)
vereinigt derselbe unsere Lepidozamia
mit Encephalartos und in seiner
letzten Arbeit endlich (Nieuwe Bijdragen
tot de Kennis der Cycadeen) vereinigt
Heir
Walter Hill, Direktor des Botanischen
Gartens in Brisbane im Norden Neu-
hollands, scheint mit dem Namen Cata-
kidozamia unsere Gattung Lepidozamia
zu bezeichnen, wir haben aber die Be-
schreibung Hill’s von dieser Gattung
noch nicht auffinden können, so dass
wir dies nur vermuthen. Was über die
Bildung des weiblichen Blüthezapfens
von Catakidozamia HopeiHill im
Gardeners Chroniele 1865 pag. 1107 ge-
Sagt ist, passt auch auf unsere Gattung
Lepidozamia.
Die Gattung Encephalartos mit
der Lepidozamia vereinigt wird, ist nur
im Süden Afrikas heimisch. Scharf unter-
scheidet sich solche durch die Frucht-
blätter der weiblichen Zapfen, welche
bei Encephalartos vorn breit und abge-
stutzt — abgerundet, — bei Lepidozamia
in eine flachgedrückte, sich allmälig ver-
schmälernde Spitze ausgeht. Ausserdem
sind Jdie Blätter bei Encephalartos stets
steifer und kürzer und tragen weniger
meist stachelig gezähnte steifere Blätt-
chen, welche am Grunde mit der Rha-
chis des Blattes articulirt sind.
Näher schon ist die allerdings eben-
falls in Neuholland heimische Gatung
Macrozamia verwandt. Diese letztere
besitzt Fruchtblätter, die vorn abgerundet
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
— abgestutzt — und plötzlich in eine
stechende hornartige Spitze vorgezogen
sind. Die Blätter und Blättchen sind in
der Tracht denen von Lepidozamia ähn-
lich, aber bei letzterer sind die letzteren
gerade, bei Macrozamia aber zur Zeit
der Entwicklung spiralig aufgerollt und
ferner sind bei Macrozamia auch die
Blättchen am Grunde mit einer Schwiele
versehen, welche bei Lepidozamia fehlt.
Endlich ist der Grund des Blattstiels bei
Macrozamia beiderseits mit einem stipel-
artigen Blättehen verwachsen und daher
der Blattstielgrund geohrt oder selbst
kurzscheidig, während bei Lepidozamia
sich beiderseits vom Grunde des Blatt-
stiels ein fleischiges freies stipelföürmiges
Blattorgan findet. — Wir halten es dem-
gemäss für richtiger, die Gattung Lepi-
dozamia, welche Miquel in seinem letzten
Werke nur als Untergattung beibehielt,
als durch natürliche und künstliche Cha-
raktere begründet, beizubehalten.
L. PeroffskyanaRgl.l.c. (1856).
— Mig. Prodr. syst. Cycad. pag. 10. —
Encephalartos Denisoni F. Müll. in Trans.
Pharm. Soc. of Victoria II pag. 90 (1858).
— Macrozamia Denisoni Moore et F.
Müll. Fragm. Phyt. Austr. I pag. 41 et
243 (1858). — Macrozamia Perofiskyana
Mig. in Nieuwe Bijdr. tot de Kennis d.,
Cyc. pag. 56. — Lepidozamia minor
Mig. mss. — Macrozamia gigas et erio-
lepis A. Brongn. mss. — Macroz, Mac-
leayi hort. — Catakidozamia Macleayi
hort. —
Wächst in Australien auf dem Hoch-
land von Buckland, in den Waldungen
bei Durando an der Moreton -Bai und
im Gebiete der Flüsse Manning und
Burnett und endlich auch in Queensland.
Von unserem Exemplar, das im
Sommer 1869 einen weiblichen Blüthen-
zapfen entwickelte, geben wir Fig. f eine
verkleinerte Abbildung. Fig, a ist der
I. Originalabhandlungen. 229
Blüthenzapfen in 1/, der natürlichen | Fruchtblätter 4 Zoll und darüber lang,
Grösse. Fig. b ein Fruchtblatt mit 2 | ungefähr 3 Zoll breit, gestielt. Der auf
Früchten von der unteren Seite, Fig. ce | dem Stiel stehende obere Theil des
eines der obersten sterilen Fruchtblätter | Fruchtblattes ist innerhalb am Grunde
und Fig. d der Grund eines Fruchtblaties | neben dem Stiele herzförmig und dann
von der oberen Seite, die drei letzteren | rundlich-oval und in eine allmälig ver-
in natürlicher Grösse. Bildet nach F. | schmälerte oder zugespitzte Spitze aus-
Müller Stämme bis zu 20 Fuss Höhe | gehend. Der Rand des Fruchtblattes ist
und bis zu 2 Fuss Durchmesser. Die | ausgeschweift oder wellig, oder trägt
abstehenden langgestielten Blätter hängen | selten einzelne Zähne. Der äussere oder
gracil über, werden 7—12 Fuss lang | obere Grund des Fruchtblattes 3lappig
und tragen auf jeder Seite 80—100 Fie- | und die Lappen gezähnelt. Der Körper
derblättchen. Blattstiel schwach 4seitig, | des Fruchtblattes ist bis zu ?/, seiner
am Grunde bräunlichfilzig, sonst kahl. | Höhe kahl und in der Achse daselbst
Blättehen schmal linien-lanzettlich, 6—8 | ungefähr 1 Zoll dick. Den oberen Dritt-
Zolllang und kaum /, Zoll breit, ganz- | theil bildet die flachgedrückte, allmälig
randig, am Grunde herablaufend und da- | nach oben verschmälerte und mit anlie-
selbst weder artieulirtt noch schwielig. | gendem graubraunem Filz bekleidete
Der weibliche Fruchtzapfen unseres Exem- | Spitze. An den obersten sterilen Schup-
plars ist fast kugelig, etwasüber I Fuss | pen ist diese Spitze länger zugespitzt
lang und so breit als Jang, nach Müller | und länger als der Körper des Frucht-
wird derselbe bis 11/, Fuss lang. Die | blattes, (E. R.)
2) Ob eigener oder fremder Pollen hei der Fruchtireihberei
: bessere Dienste leistet?
Bei meiner Wanderung durch die | früher Treiberei bleibt am Stamme hän-
Fruchttreibereien in Zarsko&-Selo fiel | gen. Es sind das Früchte, die nicht mit
mir die höchst sparsame Besetzung der | ihrem eigenen Pollen, sondern mit dem
Früchte an den Pfirsich- und Pflaumen- | des Nachbarbaumes befruchtet worden
Spalieren auf. Aus eigener früherer Er- | sind, sei es durch einen Luftzug, oder
fahrung weiss ich, wenn dieselben sich | durch Verschleppung von Insekten. Nur
mit ihrem eigenen Pollen befruchten, | hier zwei Beispiele aus der neuesten Zeit:
sei es nun durch Schütteln der Bäume, Ich besitze ein kleines Pfirsich-Spa-
oder durch Anschlagen der Spaliere, sie | lier im Topfe; es blühete seit 2 Jahren
dennoch in grossen Massen Früchte an- | unter der besten Constellation, d. h. bei
setzen; sie wachsen zu einer gewissen | schon geöffneten Fenstern. Bienen und
Grösse, d. h. wenn wir den alten, üb- | Hummeln, die mir bei meinen Befruch-
lichen Ausdruck gebrauchen wollen, bis | tungen sehr unliebsame Gäste sind, haben
zum®Steinmachen, fallen aber dann in | ihr Mögliches auch an ihm gethan. Es
eben so grossen Massen wieder ab und | setzten auch hier Früchte an, die später
nur ein kleiner Procentsatz bei sehr | sämmtlich abfielen. Die Nichtacception
230
des eigenen Pollens bei den Hybriden
war mir bekannt, nicht aber bei einer
reinen Species. Kurz vor meiner Abreise
nach Petersb, am 25. April stand das
Pfirsich-Spalier wieder in Blüthe, zu glei-
cher Zeit öffneten sich zwei Blumen eines
im Topf befindlichen Pflaumenbäumchens.
Ich befruchtete nun die Pistille der Pfirsich
mit dem Pollen des Pfiaumenbäumchens,
so weit dieselben ausreichten. Nach einer
Abwesenheit von 3 Wochen fand ich das
Pfirsich-Spalier mit neun Früchten be-
setzt, dahingegen an dem Pflaumenbäum-
chen nur vergelbte Früchte.
Ein zweites Beispiel: ein Pyrus spec-
tabilis, steht jetzt im freien Grund. Die-
ser hat während meiner Abwesenheit ge-
blüht und reichlich geblüht, aber nur
zwei formenlose Früchtchen hängen an
ihm. Ich wünschte sie blieben hängen, um
mich zu überzeugen, ob die Früchte wie
damals, als ich mit Pollen von Camellien
befruchtete, kernenlos sein werden,
Noch könnte ich Beispiele aus frühe-
ren Zeiten anführen, die mir damals
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
räthselhaft waren, doch fürchte ich lang-
weilig zu werden. Mit Sicherheit kön-
nen wir aber den Grundsatz aufstellen:
dass zur Erhaltung und Fortpflanzung
| der Geschlechter der fremde Pollen der
Nachbarpflanze nothwendig ist. Ein Hin-
derniss, das sich zwischen dieser Mani-
pulation einschiebt, muss ein Zurück-
gehen der Geschlechter zur Folge haben.
Den Gärtnern würde ich daher rathen,
die Bedeutung des fremden Pollens stren-
ger als bisher bei den Fruchttreibereien
ins Auge zu fassen und nicht, wie noch
häufig geschieht, dem Zufall die Befruch-
tung zu überlassen, sondern dieselbe per-
sönlich zu besorgen und zu leiten, Wenn
es dann dennoch keine Früchte geben
sollte, nun dann möge man die Factoren
anderswo suchen.
Mit welcher Geringschätzung von
vielen Gärtnern die Befruchtung ange-
sehen wird, mit welchen lächerlichen
Bemerkungen sie dieselben stempeln,
habe ich hinreichende Beweise erhalten.
G. Brech in Saratow.
3) Ueber Reinhaltung von Teichen,
Der heurige starke Winter machte
mir sehr vielen Kummer, ich fürchtete,
meine Schleien im Teiche zu verlieren,
denn der Teich ist blos 3 Fuss tief.
Auch hatte ich noch einen Versuch mit
Einlegung von Karpfen vorgenommen.
Als das Thauwetter eintrat waren alle
Karpfen todt, ich glaubte auch, dass die
Schleien absterben würden, aber nicht
eine ist umgekommen, ein Beweis, wie
viel diese Fischgattung aushält.
Auch sind hier 2 Schwäne, welche
die strenge Kälte ganz gut im Freien
ausgehalten hatten, nur musste täglich
öfters das Eis aufgehackt werden. Früh
Morgens waren wohl öfters die Schwäne
mit den Federn ans Eis angefroren, aber
dennoch haben sie sich sehr gut gehalten.
Was die Frage über die Ausrottung
und Entfernung der Meerlinse betrifft,
werden diese meines Wissens wohl von
den Enten gierig aufgezehrt, aber das
beste und erspriesslichste Mittel sind
nach meiner Erfahrung die Schwäne,
denn ich kamnte grossartige Wasserpar-
thien, die von Meerlinsen übersäet wa-
ren und seit Einsetzung der Schwäne
ganz rein sind. (J. Reschon).
IL. Originalabhandlungen, 231
4) Systematisch geordnete Uehersichtstabelle über die periodi-
sehe Entwicklung der Freilandpflanzen im Kais. hotanischen
Garten zu St. Petersburg während des Sommers 1869.
Von
Dr. F, G. von Herder.
er | | Seele &
SEE| =2 |sE5 | 28 8032: | 5
Namen der Pflanzen äu& „2 208 | do2 == B=]
Lu Se BEE 24 ad m 3
SE SE BE
ze A nn Bonn nu Berne Se nenn nern en nun nen nn ne nn een ng
I. Thalamiflorae.
Ranunculaceae.
Clematis integrifolia L. 25. Juni ‚30. Juni 11. Sept.
nn reetala: 26. Juni | 3. Juli
na NiticellaL. 19. Sept.
Thalictrum aquilegifolium L. 27. Juni | 7. Juli 30. Aug. | 8.Sept,
a angustifolium L. 3. Aug. 10. Aug.
5 alpinum L. 8. Juni |13, Juni
2 elatum Jacgq. 6. Juli |12. Juli
5 flavum L. 129. Juni 13. Juli |18. Juli 15. Aug.
simplex L. 6. Juli 112, Juli
Anemone Hepatica L. 28. Mai | 6. April] 9. Aprill25. April/27. Mai
n nemorosa L. 21. April24. Mai |29. April| 6. Mai |13. Mai 27. Mai
5 ranunculoides L, 21. Aprill15. Mai 29. April 9. Mai |13. Mai |27. Mai
5 virginiana L. 10. Juli |15. Juli
Adonis vernalis L. 13. Juni 113. Mai 119. Mai |27. Mai 27. Juni
Myosurus minimus L. 13. Juni |20. Juni 112. Juli
Ranunculus acris L. 15. Juni | 30. Mai 15. Juni 15. Aug,
5 aconitifolius L. 18. Mai 21. Mai |27. Mai
5 aquatilis L. 24. Juni 20. Juli 26. Juli 113. Aug. 118. Sept.
. amplexicaulis L. | 1. Juni | 6. Juni
5 auricomus L. 18. April18. Mai 10. Mai 15. Mai |20. Mai 10. Juni |10. Juli
» eassubicus L. 18. April18. Mai |10. Mai 15. Mai |20. Mai |10, Juni |10. Juli
» Ficaria L. 6. April| 6. Mai 124. April] 5. Mai 13. Mai |27. Mai
n Flammula L. 24. Juni 30. Juni | 6. Juli | 6. Sept.
” illyricus L. 14. Juni |20. Juni
“ montanus Willd. 1. Juni | 6. Juni
a polyanthemos L. 16. Juni |24. Juni
5 repens L. 13. Juni |20. Juni 15. Aug.
sceleratus L 16. Juni 16. Juni |24. Juni |24. Aug. |
Caltha palustris L. 8. Juni 10. Mai 13. Mai 18. Mai | 8. Juni 18. Aug.
Trollius altaicus C. A. Mey. 18. April18. Mai 115. Mai 19. Mai 25. Mai 15. Juni 113. Juli
26. Aug.
2. Bl.
= asiaticus L. 27. Mai 27. Mai | 1. Juni 27. Jmi 20, Juli
„ enropaeus L. 25. Aprill25. Mai 13. Mai 27. Mai | 1. Juni |27. Juni 15. Juli
»„ patulus Salisb. 27. Mai 27. Mai | 1. Juni 27. Juni 20. Juli
Aquilegia hybrida Sims, 30. Mai | 8. Juni 14. Ang.
- glandulosa Fisch. var, 14. Aug.
jacunda 1. Juni 113. Juni
vulgaris L. 21, April 6. Juni |18. Mai 28. Mai | 6. Juni 18. Juli 30. Juli
Delphinium elatum L. 9. Juli 15. Juli
232
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz,
Blüthen offen
Namen der Pflanzen
Delphinium dasyanthum Kar. et
Kir.
rn formosum Hort.
n
hybridum Steph.
n
cheilanthum Fisch.
lasiostachyum Fisch,
”
Aconitum Lycoctonum L.
Actaea spicata L.
Cimieifuga foetida L.
Paeonia albifiora Pall.
„ officinalis Retz.
Berberis sibirica Pall.
» vulgaris L.
Mahonia Aquifolium Nutt.
Epimedium macranthum Lindl.
r Muschianum Mor.
Dene.
2 rubrum Morr,
e violaceum Morr.
Desne.
Leontice altaica Pall.
Nymphaea alba L.
Nuphar luteum Sm.
Papaver alpinum L.
n nudicaule L.
* orientale L.
ns somniferum L.
Chelidonium majus L.
Corydalis angustifolia D.C.
2 bracteata Pers.
lutea D.C.
5 Maschalliana Pers.
N glauca Pursh.
5 nobilis Pers.
solida Sm.
Fumaria ofäcinalis L.
Dielytra formosa D.C.
a spectabilis D.C.
Nasturtium palustre R.Br.
sylvestre R.Br.
E,)
et
et
spriessen
gebildet
Blüthen-
stände frei,
sichtbar
Ausschlagen
oder Hervor-
Blätter aus-
24, Juni |27. Mai
Berberideae.
| 4. Juni
20. Juni !22. Mai
24, Juni 110. Mai
18. Mai
24. Mai
Nymphacaceae.
Me
Papaveraceae.
| 1. Jmi
124. ah Mai 19. Mai
18. April 118. Mai
17. Mai
21. Apnil) 19. Mai
19. Mai
| 13. Juni
19. Mai
Crueiferae.
21, Aprili21. Mai |23. April
24. April
29. April
29. April
Die ersten
ou
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Juli
Juli
. Juli
Juni
. Juli
. Juli
. Juni
. Juni
. Juni
. Mai
. Mai
. Mai
. Mai
. Mai
29. April
27.
1
22. Juni
22. Juni
Allgemeine
Blüthe oder
Vollblüthe
muo
EEE:
. Juli
. Juli
. Juli
. Juni
. Juli
. Juli
. Juni
. Juni
. Juni
. Mai
. Juni
. Mai
. Juni
1. Juni
6. Mai
Juli
. Juli
. Juni
. Juni
. Juli
. Juli
. Juni
. Mai
. Mai
. Juni
Mai
Juni
. Mai
. Mai
. Mai
. Juni
Juni
30. Juni
30, Juni
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24, Juni 115. Aug.
10. Juli
30. Juni
13. Juni
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18. Mai
24, Juli
18. Aug.
17. Mail
19. Mai
19. Mai
13. Juni |25. Juli
19. Mai
15. Aug. |
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Barbarea vulgaris R Br.
Turritis glabra L.
Arabis arenosa Scop.
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- Cardamine amara L.
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Hesperis matronalis L,
Sisymbrium Sophia L.
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Erysimum cheiranthoides L.
”»
Brassica campestris L.
”
Sinapis arvensis L. _
Berteroa incana D.C,
Draba lutea Gilib.
„ Incana L.
b>]
Cochlearia offieinalis L.
”
Thlaspi arvense L
Lepidium ruderale L.
Bunias orientalis L.
Raphanus sativus L.
Viola canina L,
mirabilis L.
palustris L.
n
n
Drosera longifolia Hayne.
7
Parnassia palustris L.
Gypsophila fastigiata L.
n
Branthus deltoides L,
I. Originalabhandlungen, 233
z a = |
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Namen der Pflanzen SH 52 83 SE) e= 33 B=
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30 Mai |18. Mai |22. Mai |30. Mai |30. Juni |15. Aug.
27. Mai |30. Mai |10. Juni |15. Juli 118. Aug.
18. Mai |24. Mai 14. Juli
bellidifolia L. 21. Aprilj30. Mai 19. Mai |27. Mai 26. Juni | 1. Aug.
j 14. Juni |24. Juni |30. Juli
pratensis L. 25. Mai 30. Mai
20. Juni | 9. Juni |13. Juni |20. Juni |25. Juli 118. Aug.
20. Juni | 5. Juli | 3. Aug. |28. Aug.
strietissimum L. 1. Juli | 8. Juli
Thalianum Gand. 24. Mai 30. Mai
10. Juni |20. Juni |30. Juli
hieracifolium L, 18. Juli 24. Juli
25. Juni 15. Juni 125. Juni 25. Juli |10. Aug.
Napus L. 15. Juni |25. Juni 30. Juli
27. Juni | 7. Juli 15. Aug.
6. Juli 113. Juli
113. Mai |22. Mai [30. Mai
27. Mai 118. Mai 27. Mai | 1. Juni |27. Juni |27. Juli
tridentata L. 13. Mai 18. Mai 18. Juni |13. Juli |31. Juli
19. Mai |25. Mai
macrocarpa W. et K. 9. Juni ‚13. Juni
21. Mai 26. Mai 26 Juli
15. Juni |28. Juni |30. Juli
Capsella bursa pastoris Mönch. 18. Mai |25. April10. Mai 118. Mai |18. Octob.110. Juli
1. Juni | 9. Juni 120. Juni |24. Juli 118. Aug.
18. Juli 25, Juli
Violarieae.
| 6. Juni 15. Mai |27. Mai | 6. Juni |30. Juni |
27. Mai 14. Juni |15. Mai 19. Mai 122. Mai 124. Juni | 8. Aug.
j 6. Juni 13. Mai 17. Mai 19. Mai | 6. Juni |
tricolor L. hortensis I Mai 25. April13. Mai 125. Mai |25. Nov. e Juli
1. Aug.
L. arvensis 1. Mai |13. Mai 19. Mai |
uliginosa Schrad. | 6. Juni 110. Mai 13. Mai 19. Mai | 6. Juni
Droseraceae.
| 3. Juli 115. Juli |24. Juli | |
rotundifolia L. | | 3. Juli |12. Juli De Juli | |
| | 3. Juli 113. Juli 115. Aug. 18. Sept. | 2. Sept.
Sileneae.
113. Juli |20. Juli |30. Juli |
paniculata L. | 118. Juli |25. Juli | 3. Aug. |
repens L. 24. Juni | 4. Juli 13. Juli |
5. Juli | 5. Juli 12. Juli 24. Juli |30. Sept
caesius Sm, 5. Juli 113. Juli ‚20, Juli
plumarius L. 30. Mai 30. Mai |27. Juni 4. Juli | 4. Aug.
Heddewigii Kcke. 13. Juli 19. Juli |25. Juli
Seguieri Vill, 5. Juli | 5. Juli 120. Juli | 1. Aug. | 5. Octob
a]
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N
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234 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
TUE Br = Eu ' - 8 = on A
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Bes | &3 |säu| 8 283 35 | 5
Namen der Pflanzen AHs 3: 3835 5 = Ss2 Reis h=
fe » : | orZ
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<73 nn 7 = <5 > | 4b RE
Dianthus arenarius L. 18. Juni 24. Juni |30. Juni
Saponaria offieinalis L. 24. Juli | 3. Aug. 113. Aug
Silene inflata Sm. 24. Juni | 3. Juli | 9. Juli 16, Juli /16. Sept.
„ Armeria L. 1. Aug. | 8.Aug. 15. Aug.
„ alpestris Jacq. 8. Juni 115." Juni 24. Juni |
„ Italica Pers. 24. Juni |29. Juni | 6. Juli
„ quadrifida L | 24. Juni 30. Juni | 6. Juli
Lychnis flos cuculi L. 115. Juni |10. Juni 15. Juni |25. Juni |25. Juli 31. Aug.
„ fulgens Fisch. | 1. Juli | 6. Juli 13. Juli
„ Viscaria L. 12. Juni 12. Juni 20. Juni |25. Juni 25. Juli 20. Aug.
Melandryum pratense Roehl. | ‚18. Juni 124. Juni 30. Juni |15. Aug.
n sylvestre Roehl, - 22. Mai '26. Mai 110. Juni '30. Juli
Alsineae.
Sagina procumbens L. 18. Juni 24. Juni |30. Juni
Arenaria peploides L. 13. Juni 19. Juni 113. Juli
Moehringia trinervia Clairv. 15. Juni |10. Juni 15. Juni |25. Juni 25. Juli
5 lateriflora Fzl. 30. Juni | 4. Juli 113. Juni
‚Stellaria glauca With. 15. Juni 24. Juni 30. Juni | 5. Juli
n graminea L. 15. Juni 20. Juni |30. Juni 115, Aug.
: Holostea L. 22. Mai 26. Mai 30. Mai
A longifolia Mühlbrg. 15. Juni 120. Juni 25. Juni | 6. Juli
„ media Vill. (L.) 25. Mai 30. Mai |20. Juni
(Alsine). | | |
5 nemorum L. | 15. Juni 24. Juni |28. Juni | 6. Juli
z radians L. | 20. Juli 125. Juli | 3. Aug
Cerastinm arvense L. | 1. Juni | 5. Juni 15. Juni |30. Ang.
5 tomentosum D.C. 5. Juli | 8. Juli 13. Juli
viscosum L. 5. Juni | 1. Juni | 5. Juni 15. Juni 15. Juli 15. Aug.
(triviale Lk.)
Lineae.
Linum alpinum L. | 1. Juni | 6. Juni 112. Juni |
Malvaceae.
Althaea multiflora Rchb. | 6. Aug. |12. Aug. |18. Aug.
Lavatera thuringiaca L. 120. Juli |26. Juli |31. Juli
Tiliaceae.
Tilia europaea L. 14. Mai Ki Juni |19. Juni 19. Juli es Juli | 3. Aug. |
(septemtrionalis Rupr.) |
Hypericineae.
Hypericum perforatum L. 130. Juni |30. Juni | 9. Juli | 3. Aug. | 9. Sept.
n baeticum Boiss. 30. Juni | 9. Juli | 3. Aug.
a quadrangulum L. 21. Jali |21. Juli 30. Juli |12. Sept.
Namen der Pflanzen
Acer dasycarpum Ehrh.
„ platanoides L.
„ tartaricum L.
Impatiens Noli me tangere L.
- parviflora D.C.
Oxalis Acetosella L.
„ corniculata L.
Aesculus Hippocastanum L.
Ampelopsis hederacea D.C.
Vitis amurensis Rupr.
Geranium palustre L.
sSsysy33 333
”
Erodium
albiflorum Ledeb.
pratense L.
pseudosibiricum Mey.
sylvaticum L.
collinum W.
tuberosum L,
Endressii Gay.
pyrenaicum L.
macrorhizon L.
nodosum L,
Reichardi D.C.
Ruta graveolens L.
I. Originalabhandlungen. 235
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Acerineae.
15. Mai 115. Juni | 6. Aprill28. April| 6. Mai 15. Mai
13. Mai 15. Juni | 6. Mai 113. Mai 15. Mai 27. Mai |28. Sept.
15. Mai 24. Juni |22. Mai 116. Juni |24. Juni | 6. Juli 110. Oct.
Balsamineae.
21. Mai 121. Juni | 6. Juli 113. Juli |24. Juli 11. Sept.
| |20. Juni |15. Juni |20. Juni 30. Juni ‚30. Aug.
Oxalideae.
6. Mai | 6. Juni | 9. Mai |13. Mai |19. Mai 119. Juni
24. Juni | 1. Juli |15, Juli
Hippocastaneae.
| 9. Mai 16. Juni 116. Mai |27. Mai | 1. Juni |16. Juni |
Ampelideae.
| 13. Juli |20. Juli |30. Juli |
| | 9. Juni | 3. Juli |10. Juli
Geraniaceae.
130. Juni '30. Juni | 8. Juli 118. Aug. |31. Aug
| | 1. Juni | 9. Juni
25. Juni 25. Juni | 5. Juli 31. Aug.
30. Mai | 9. Jwi |
6. Juni ı 6. Juni 15. Juni 130. Juni 31. Aug
| 9. Juli | 3. Aug.
26. Mai | 6. Juni
| 6. Aug. 13. Ang. |
| 24. Juni _ 9.Sept. |
| 25. Juni 1. Juli
| 125. Juni | 6. Juli |
| 30. Juni 15. Juli |30. Aug.
Rutaceae.
19. Juli |29. Juni |
Diosmeae.
119. Juni 29. Juni | 8; Sept.
Dictamnus Fraxinella L.
236 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Fu: , un 5 Mn" m b
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Namen der Pflanzen = I 8 = 3.3 Sr do = a3 =
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II Calyeiflorae.
Celastrineae.
Evonymus europaeus L. 115. Mai 15. Juni | 8. Juni |22. Juni |30. Juni | 8. Juli
Ä latifolius Scop. 113. Mai 19. Mai | 6. Juni |12. Juni
5 verrucosus Scop. 15. Mai (15. Juni | Kam nicht zur Blüthe und ging zurück.
Rhamneae.
Rhamnus cathartica L, 13. Mai 13. Juni |21. Mai | 9. Juni |15. Juni 30. Juni | 1. Oct.
5 Frangula L. 13. Mai 13. Juni 22. Mai 15. Juni ‚24, Juni | 8. Juli ‚30. Sept.
n tinctoria W. et K. 13. Mai 13. Juni |19. Mai | 6. Juni 10. Juni lee. Juni |
Papilionaceae.
Genista tinctoria L. 25. Juni |25. Juni |29. Juni | 4. Juli | 5.Sept. |28. Sept.
Cytisus capitatus Jacq. | | 15. Juli |21. Juli 30. Juli
» ratisbonnensis Schaeff. 13. Mai 13. Juni | 5. Juni ; 9. Juni 25. Juni ; 9. Juli 15. Aug.
Thermopsis fabacea D.C, | 8. Juni 119. Mai |30. Mai | 8. Juni |30. Juni | 8. Aug.
Lupinus nootkatensis Don. 19. Mai 15. Mai |19. Mai 25. Mai 25. Juni 25. Juli
5 polyphyllus Lindl. 10. Juni 110. Juni 13. Juni 20. Juni 13. Juli 117. Aug,
Ononis hircina Jacq. 25. Juli | 3. Aug. 13. Aug.
Medicago falcata L. 1. Juli | 6. Juli | 3. Aug.
Melilotus officinalis Lam. 13. Juli | 6. Juli 113. Juli |25. Juli |25. Oct.
Trifolium pratense L. 14. Juni 10. Juni |14. Juni 24- Juni 24. Aug.
5 Lupinaster L, 120. Juli 25. Juli | 3. Aug.
” medium L. 15. Juni |20. Juni |26. Juni
2) repens L. '20. Juni 115. Juni |20. Juni |26. Juni |26. Aug.
e ambiguum M.B, 30. Juni | 4. Juli 110. Juli
hybridum L, 6. Juli 112. Juli 113. Juli 18. Sept.
Glyeyrrhiza lepidota Pursh. 15. Juli |21. Juli |30. Juli
Caragana arborescens Lam. 14. Mai 14. Juni |21. Mai 30. Mai | 6. Juni |24. Juni 112. Aug.
31. Ang.
2. Bl.
5 frutescens D.C. 110. Mai 10. Juni 121. Mai | 6. Juni |14, Juni 26. Juni 31. Juli
» Jubata Poir. 114, Mai 14. Juni | 6. Juni |12. Juni 20. Juni |30. Juni
Galega officinalis L. 15. Juli 21. Juli 112. Aug
Oxytropis diffusa Ledeb, 1.Aug. | 6.Aug. 13. Aug
Astragalus maximus W. 6. Juli 12. Juli
„ Cicer L. 13. Juli 118. Juli
2 uncinatus Mönch, 10. Juli 15. Juli
Hedysarum obscurum L. 16. Juni 8. Juni [16. Juni | 8. Juli |18, Aug.
n sibirieum Poir. 18. Juli |25. Juli |30. Aug. }
Vieia amoena Fisch. 25. Juni | 1. Juli
"nlracca E. 24, Juni 4. Juli |15. Juli [115.Sept. 20. Sept.
„ oroboides Wulf. 7. Juni 13. Juni 20. Oct.
„ Sepium L. 24. Juni 19. Juni |25. Juni 25. Sept.
sylvatica L., 24. Juni 24. Juni | 4. Juli | 4. Sept.
Faba vulgaris Mill. 27. Juli 115. Aug
Pisum maritimum L. | 24. Juni |30. Juni
„ $ativum L. | 19. Juni |24. Juni
I. Originalabhandlungen. 237
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Des | de a5 | 88 |ass| 35 | 3
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Namen der Pflanzen sH8 „2 | 8858 og dos = a
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Lathyrus pisiformis L. 15. Juni 13. Juni |25. Juni |15. Juli
e palustris L. 3. Juli 10. Juli
a pratensis L. 25. Juni 25. Juni | 5. Juli 115. Aug.
# sylvestris L. 4. Juli 113. Juli 121. Juli | 9. Sept.
n tuberosus L. 1. Juni | 6. Jwni
Orobus niger L. 24. Juni |29. Juni | 4. Juli
„ tuberosus L. 22. Mai 26. Mai |39. Mai
vernus L. 21. Mai 13. Mai 18. Mai 21. Mai 13. Juni
Phaseolus multiflorus Lam. 15. Juli 118. Juli 125. Juli
n vulgaris L. 10. Juli 113. Juli |20. Juli
Amysdaleae.
Amygdalus nana L. | . Mai |22. Mai “ Mai
Prunus Chamaecerasus L, 10. Mai 16. Juni 9, Mai |30. Mai | 6. Juni |16. Juni |18. Sept
„ Cerasus L. 18. Mai . Mai 30. Mai |10. Juni |20. Juni
„ Padus L. 8. Mai | 8. Jmi w Mai 21. Mai |25. Mai | 9. Juni 113. Aug
„ semperflorens Ehrh. | | 4. Juli | 9. Juli 13. Juli
„ Virginiana L. 8. Mai | 8, Jwni ls‘ Mai | 6. Juni | 9. Juni 120. Juni 115. Aug
Rosaceae.
Spiraea Aruncus L. 6. Juni | 6. Juni |19. Juni 26. Juni | 1. Aug. | 1. Oct.
„ eallosa Thunb. 12. Mai 12. Juni | 4. Juli | 8. Juli 116. Juli 118. Aug.
„ earpinifolia W. 12. Mai 12. Juni 15. Juni | 4. Juli '15. Juli 115. Aug.
„ chamaedryfolia L. 9. Mai | 9. Jwmi 15. Mai | 5. Juni 10. Juni |24. Juni |30. Aug.
» Douglasii Hook. 20. Juli |29. Juli | 3. Aug.
„ Nobleana Hook. 25. Juli | 3. Aug. 110. Aug.
»„ Filipendula L. 24. Juni | 1. Juli | 8. Juli
»„ erenata W. et K. 12. Mai 12. Juni |18. Mai | 6 Juni |14. Juni |24. Juni |12. Aug.
= cana W. ei K. 1. Juni | 9. Juni 116. Juni 10. Aug.
„ hypericifolia L. | 24. Mai |30. Mai | 7. Jwmi
„ laevigata L. 25. April 25. Mai | 9. Mai |29. Mai | 6. Juni |20. Juni B Aug.
„ media Schmidt. 6. Mai | 6. Juni 113. Mai 29. Mai | 6. Juni 20. Juni 112. Aug.
n obovata W. et K. 12. Mai 112. Jwi | 1. Juni | 9. Juni 20. Juni |30. Juni
» amurensis Rupr. 22. Mai | 9. Juni 13. Juni 18. Aug.
»„ opulifolia L. 10. Mai 10. Juni |15. Juni |29. Juni | 4. Juli 15. Juli |30. Sept.
n Pallasii Rgl. 25. April 25. Mai |20. Juni | 6. Juli ‚13. Juli |26. Juli
„ digitata W. 1. Juli | 6. Juli 112. Juli
„ salieifolia L. 6. Mai | 6. Juni |10. Juni 20. Juni |28. Juni |15. Juli
„ sorbifolia L. 18. April 18. Mai |20. Juni | 9. Juli 115. Juli | 1, Aug.
„ tomentosa L. 15. Aug. |23. Aug. |27. Aug.
„»„ teiloba L. 12. Mai 12. Juni | 8. Juni |22. Juni 25. Juni 115. Juli
» ulmifolia W. 9. Juni |16. Juni |25. Juni
„ Ulmaria L. 30. Juni | 4. Juli | 3. Aug
Geum montanum L. 1. Juni | 7. Juni | 8. Juli 18. Aug:
„uziyale L. 6. Juni 118. Mai |30. Mai | 6. Juni ‚30. Juni
„ urbanum L, 15. Juni |20. Juni |26. Juni 115. Aug.
Enbus arcticus L. 27. Mai |19. Mai |27. Mai | 6. Juni | 6. Aug. | 8. Sept.
n„ eaesius L. 24. Juni |29. Juni | 4, Juli
» Chamarmorus L. 27. Mai |19. Mai |22. Mai 127. Mai 116. Juni | 7. Juli
n fruticosus L. | 24. Juni 129. Juni | 4, Juli I
„ Idaeus L, 16. Mai ' 6. Juni ' 6. Juni '20. Juni '25. Juni |20, Juli 25. Juli
238 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
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Namen der Pflanzen ads 2 |883 = 2 BI Es 3
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Rubus nobilis hort. Angl. 15. Juni |15. Juni |20. Juni 125. Juni | A. Oct,
„ Nootkanus Mogin. 24. Juni | 1. Juli | 6. Juli
„ odoratus L 12. Mai 12. Juni 16. Juni | 8. Juli |26, Juli | 4. Oct.
» Pparvifolius L. 13. Juli 20. Juli 30. Juli
Fragaria vesca L. hort. 6. Mai 110. Juni | 3. Juni |10. Juni |24. Juni 24. Juli 10. Juli
en Sy1Y. 10. Juni |22. Mai |27. Mai 10. Juni |30. Juli |12. Juli
Comarum palustre L. 15. Juni [25. Juni | 5. Juli 18. Aug. |18. Aug.
Potentilla alpestris Hall. 22. Mai 27. Mai | 3. Jwi
n anserina L. 15. Juni | 3. Juni | 8. Juni 15. Juni 115. Aug.
5 argentea L. 24. Juni | 4. Juli 115. Juli |30, Aug.
5 chrysantha Trev. 6. Juni |13. Juni |20. Juni
5 fruticosa L. 29. April15. Juni 15. Juni |25. Juni |25. Sept. | 8. Oct.
n glabra Lodd. 29. Aprili15. Juni 8. Juni 115. Juni |15. Sept. | 8. Oct
5 norvegica L. 13. Juni 13. Juni |25. Juni |25, Juli
N Tormentilla Schrank. 8. Juni 8. Juni 25. Juni |30. Aug.
® verna L. 1. Juni 118. Mai | 1. Juni 113. Juni 25. Juni
Agrimonia Eupatoria L, 4. Juli 112. Juli |12. Aug.
Rosa acicularis Lindl. 9. Juli 113. Juli
„ alba L. 9. Juli 113. Juli
„ alpina. L. 20. Juni |26. Juni
„ canina L. 25. Juni | 5. Juli 28. Aug.
„ tomentosa Sm. 4. Juli 10. Juli
„ einnamomea L. 12. Mai 12. Juni 112 Juni |22. Juni |30. Juni |30. Juli |26. Aug.
» gallica L. 26. Juni | 4. Juli 26. Aug.
„ Gmelini Bnge. 12. Mai 12. Juni | 6. Juni | 9. Juni |20. Juni | 6. Juli 18. Sept.
„ nitida Lindl. 112. Mai 112. Juni 25. Juni | 5. Juli |25. Juli |10. Oct.
»„ pimpinellifolia L. 112. Mai 112 Jwi 14. Juni |24. Juni |24. Juli 110, Oct.
rubiginosa L. 26. Juni |30. Juni 26. Aug.
Alchemilla alpina L. 7. Juni 13. Juni
” vulgaris L. 24. April24. Mai |19. Mai |21. Mai 26. Mai |26. Juni |18. Aug.
Sanguisorba media L. 4. Juli 13. Juli
” offieinalis L. 4. Juli 113. Juli
& sitchensis ©. A. Mey. 13. Juli 20. Juli
„ tenuifolia Fisch. 9. Juli | 3. Aug.
Poterium Sanguisorba L. | 15. Aug. 20. Aug.
Hoteia japonica Morr. et Desne. '12. Juli ' 3. Aug.
Pomaceae.
Crataegus coccinea L. 13. Mai 113. Juni | 1. Juni | 7. Juni 114. Juni |30. Juni 13. Oet.
5 glandulosa W. | 26. Juni 30. Juni
5 monogyna Jacq. 13. Mai |13. Juni | 13. Juni 119. Juni | 3. Juli |10. Oct.
h nigra W. et K. 13. Mai 13. Juni | 14. Juni 20. Juni | 6. Juli
J punctata Ait. 13. Mai 13. Juni 8. Juni 20. Juni 125. Juni | 8. Juli |22. Oct.
> sanguinea Pall. 8. Mai | 8. Juni 113. Mai 5. Juni | 9. Juni |20. Juni |12. Sept.
I subvillosa Schrad. 13. Mai 113 Juni | 1. Juni | 7. Juni 114 Juni |30. Juni |13. Oct.
tanacetifolia Poir. | 26. Juni 30. Juni |
Cotoneaster laxiflora Jacg. fill 113. Mai 13. Juni 15. Mai 29. Mai | 6. Juni | 6. Juli |15. Aug.
n multiflora Bnge. 13. Mai 13. Juni 21. Mai | 8. Juni 15. Juni | 8. Juli | 8. Oct.
R Nummularia F. et M,13. Mai 13. Juni 21. Mai 10. Juni 20. Juni 10. Juli | 8. Oct.
5 tomentosa Lindl | 1. Juli | 9. Juli 13. Juli
5 vulgaris Lindl. 9. Mai | 9. Juni 13. Mai |27. Mai | 6. Juni |27. Juni 15. Aug.
Pyrus baccata L. 15. Mai 115. Juni |19. Mai 29. Mai | 6. Juni 19. Juni |28. Sept.
„ cerasifera Tausch. 115. Mai 15. Juni |19. Mai |30. Mai | 6. Juni 119. Juni |28. Sept.
»„ Malus L. 118. Mai 15. Juni '29. Mai ' 1. Juni | 6. Juni 20. Juni '20. Sept.
I. Originalabhandlungen.
239
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Eoasssulasarı ae geeııS =)
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Pyrus prunifolia Willd. 15. Mai 115. Juni ‚19. Mai km, Mai | 6. Juni 19. Juni |28. Sept.
Sorbus Aucuparia L. 29. April;29. Mai 19. Mai 30. Mai | 6. Juni 24. Juni |18. Sept.
Amelanchier Botryapium D.C. ı 13. Mai 22. Mai 125. Mai
Onagrarieae.
Epilobium angustifolium L, 5. Juli , 5. Juli |15. Juli 15. Aug. |31. Aug. |12. Sept.
E hirsutum L. | 5. Juli | 5. Juli 124, Juli | 5. Aug. |18. Sept. |29. Sept.
= montanum L. 29. Juni |, 9. Juli 18. Juli |18. Sept. |28. Sept.
a palustre L. 29. Juni | 5. Juli |15. Juli |18. Sept. |28, Sept.
Circaea alpina L. 30. Juni 4. Juli 10, Juli
Hippurideae.
Hippuris vulgaris L. | | 1. Juli | 6. Juli |18. Juli |18. Sept. |
Callitrichineae.
Callitriche autumnalis L. 30. Aug. |19. Sept.
> verna L. 20. Mai |25. Mai | 6. Juni |24. Juni
Lythrarieae.
Lythrum Salicaria L. |25. Juni |29. Juni | 6. Juli |15. Juli |30. Sept. (18. Oct.
Philadelpheae.
Philadelphus coronarius L. 10. Mai 10. Juni |22. Juni |28. Juni | 4. Juli 116. Juli
n laxus Schrad. 110. Juli |16. Juli |20. Juli |
n tenuifolius Rupr. 122. Juni |26. Juni 30. Juni
Gueurbitaceae.
Cueumis sativus L. | | | 1. Juli | 5. Juli |13. Juli |
Portulaceae.
Portulaca oleracea L. 15. Juli |20. Juli |26. Juli 31. Aug.
Tetragonia expansa Ait. 30, Juni | 4. Juli |10. Juli
Crassulaceae.
Sedum acre L. 20. Juni |26. Juni |30. Juni
„ Kamtschaticum Fisch. 20. Juni 127. Juni |30. Juni
„ BRhodiola D.C. 3. Mai 113. Mai 22. Mai
„ Aizoon L. 24, Juni | 4. Juli 13. Juli 8. Sept.
„ Stephani Cham. 22, Mai 30. Mai | 6. Jwni
„ Forsterianum Sm. 1, Juli | 8. Juli 13, Juli
»„ hybridum L. 4, Juli |13. Juli |20, Juli 8. Sept.
n„ Ewersii Ledeb. 1. Aug. | 6. Aug. |13. Aug.
„ spurium M.a.B. 4. Juli 13. Juli '20. Juli
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940 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
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Sedum Maximowiezii Rgl. | | I1e. Aug. I. Aug. |25. Aug. | |
Sempervivum Doellianum Lehm. | 4. Juli |13. Juli 20, Juli |
» tecforum I. | 30. Juni | 6. Juli |13. Juli
Grossularieae.
Ribes aciculare Sm. 25. Aprill25. Mai /13. Mai |18. Mai | 1. Juni |15. Juni
„ alpinum L. 25. April25. Mai |10. Mai |13. Mai 18. Mai | 6. Juni
a n & 10. Mai /10. Juni 13. Mai |18. Mai 21. Mai |10. Juni |10. Aug.
„ aureum Pursh. 29. April29. Mai 13. Mai 121. Mai 26. Mai |15. Juni
„ euneatum Kar. et Kir, 29. April29. Mai 13. Mai |19. Mai |24. Mai |10. Juni
„ Diacantha Pall. 29. April29. Mai 113. Mai |19. Mai |24. Mai 10. Juni
„ Grossularia L. 29. Aprili29. Mai 10. Mai |13. Mai |18. Mai 31. Mai 31. Juli
„ fNoridum 1’Herit. 10. Mai |10. Juni 19. Mai | 1. Juni | 8. Juni |24. Juui
(intermedium Tausch.) j
heterotrichum ©. A. Mey. |29. April29. Mai Kam nicht zur Blüthe und ging später ein.
„ nigrum L. 29. Aprili29. Mai 13. Mai |21. Mai |26. Mai |10. Juni |10. Aug.
»„ Ppetraeum Wulf, 9. Mai | 9. Juni 118. Mai /21. Mai 26. Mai ‚10. Juni ‚10. Aug.
„ rubrum L. 12. Mai 112. Juni |18. Mai '21. Mai |26. Mai /10. Juni 20. Juli
»„ triflorum Willd. 29. Aprill29. Mai |15. Mai |27. Mai |30. Mai |15. Juni
Saxifrageae.
Saxifraga caespitosa L. | | 13. Mai |22. Mai
5 crassifolia L. 13. Mai |/22. Mai 27. Juli
n enneifolia L, 30. Mai 10. Juni |
5 Geum L. 27. Juni | 4. Juli
5 exarata Vill, | 30. Mai 10. Jmni |
a Hostii Tausch. 14. Juni |20. Juni
n muscoides Wulf. | - 80. Mai [10. Juni
& hypnoides L. 14. Juni |20. Juni
"N rotundifolia L. 4. Juni |13. Juni
umbrosa L. 6 Juli 113. Juli
Chrysosplenium alternifolium L, 25. Aprill 6. Mai
Heuchera americana L. 25. Juni | 4. Juli 18. Äug.
n eylindrica Lindl. 27. Juni | 4, Juli
micrantha Dougl. | 25. Juni | 4. Juli
Mitella diphylla L. 20. Juni 127. Juni
Umbelliferae.
Astrantia major L. | 4. Juni |13. Juni |24. Juni 14. Aug.
Eryngium Bourgati Gouan. 8. ame- 13. Juli /20. Juli 130. Juli
thestinum Rgl. |
Cicuta virosa L. | 4. Juli /16. Juli |27. Juli
Aegopodium Podagraria L. 20. Juni 24. Juni |, 4. Juli
Carum Carvi L, 110. Juni 115. Juni 24. Juni
Pimpinella Saxifraga L. 10. Juli 16. Juli 27. Juli
Bupleurum sachalinense F. Schmidt 1. Juli | 9. Juli 16 Juli
Silans Besseri D.C. 20. Juli 29. Juli | 3. Aug.
Libanotis condensata Fisch. 4. Juli 113. Juli 25. Juli
Cnidium intermedium h. Vind. 4. Juli 13. Juli 25. Juli
venosum Koch. 16. Juli |23. Juli | 3. Aug.
Area Matellina Gärtn. 22. Mai | 1. Juni 110. Juni f
„ &athamanthicum Jacq. 13. Juni 119. Juni | 4. Juli R
Levisticum ofäcinale Koch. 1. Juli | 6. Juli |13. Juli
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I. Originalabhandlungen, 241
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Archangelica officinalis Hoffm. | Io Juni | 4. Juli 13. Juli
Thysselinum palustre Hoffm. 22. Juni |28. Juni | 6. Juli ‚18. Aug.
Heracleum dissectum Ledeb. 24. Juni |29. Juni | 6. Juli
5 Panaces L. 6. Juli 13. Juli |20. Juli
5 sibiricum L. 6. Juni ‚14. Juni |20. Juni
4 asperum M. a. B. 4. Juli |10. Juli |15. Juli
n villosum Fisch. 29. Juni | 3. Juli 10. Juli
- Wilhelmsii Fisch. et \
Lallem. 24. Juni |29. Juni | 6. Juli 3. Aug.
Anthriscus nemorosa Spr. 22. Mai |30. Mai | 6. Juni 18. Aug.
Tommasinia Szovitsii Boiss. 30. Juni | 4. Juli 112. Juli
Chaerophyllum aureum L. 24. Juni |29. Juni | 6. Juli
Myrrhis odorata Scop. 3. Juni ! 9. Juni '15. Juni
Corneae.
Cornus alba L. | 113. Mai | 5. Juni |13. Juni |26. Juni |20. Juli
„ alternifolia L. fil, 22. Juni 28. Juni | 4. Juli
„» sanguinea L. | 3. Juli | 9. Juli 15. Juli
„ suecica L. 15. Juni |20. Juni |2#. Juni
Caprifoliaceae.
Adoxa Moschatellina L, 15. Mai |24. Mai |30. Mai |10. Juni
Sambucus Ebulus L, 10. Aug. 118. Aug. |25. Aug.
h nigra L. 8. Mai | 8. Juni 15. Juni | 8. Juli 115. Juli | 3. Aug. | 1. Oct.
Fr pubens Michx. 25. Aprill25. Mai 19. Mai |30. Mai | 6. Juni 113. Juni | 1. Aug.
e racemosa L. 18. April18. Mai |29. Aprili21. Mai 26. Mai | 9. Juni |28. Juli
Viburnum Lantana L. 9. Mai | 9. Juni |13. Mai |30. Mai | 6, Juni 126. Juni |18. Sept.
A Lentago L. 13. Mai 9. Juni |20. Juni |26. Juni 10. Oct.
a Opulus L. 29. April29. Mai 30. Mai |[20. Juni |30. Juni | 6. Juli 128. Sept.
Lonicera alpigena L. 10. Mai |10. Juni 18. Mai |30. Mai | 6. Juni 24. Juni |24. Aug.
a Caprifolium L. 25. April25 Mai 18. Mai |22. Juni 126. Juni 112. Juli | 8. Aug.
5 chrysantha Turcz, 8. Mai | 8. Juni 10. Mai | 6. Juni |15. Juni 25. Juni 125. Juli
e coerulea L. 24. April24. Mai 10. Mai |15. Mai |21. Mai 10. Juni 13. Juli.
= Maximowiczii Rupr. 24. Juni | 1. Juli | 8, Juli
5; nigra L. 8. Mai | 8. Juni 118. Mai | 5. Juni 10. Juni |24. Juni |24. Juli
- tatarica L. 8. Mai | 8. Juni 114. Mai | 5. Juni 115. Juni |30. Juni | 1. Aug
s Ruprechtii Rgl. 8. Mai | 8. Juni 10. Mai | 6. Juni 115. Juni 18. Juli
= Xylosteum L. 8. Mai | 8. Juni 118. Mai |30. Mai | 6. Juni |24. Juni | 8. Aug-
2 Perielymenum L. 13. Juli |20. Juli 27. Juli
Linnaea borealis L. 6. Juni 114. Juni 124, Juni | 1, Aug.
Diervilla canadensis W. 24. Juni ; 3. Juli |10. Juli
Calyptrostigma Middendorffianum
Trautv. et Mey. 8. Mai 20. Juni 114. Mai 125. Mai | 1. Juni |20. Juni |12. Sept.
Symphoria racemosa Pursh. 24. Juni ' 3. Juli 10. Juli 2. Sept.
Stellatae.
Asperula odorata L. 6. Juni |13. Juni (20. Juni
Galium Aparine L. | 24 Juni | 1. Juli 15 Juli
n„ boreale L. 10. Juni 25. Juni | 5. Juli | 3. Aug.
» Mollugo L 10. Juni |25. Juni | 5. Juli | 3. Ang,
7 palustre L. 25. Juni | 5. Juli |11. Juli
” roubioides L. 25. Juni | 6. Juli 112. Juli
e uliginosum L. 20. Juni |29. Juni | 9. Juli
VII. 1870. 16
Scabiosa sylvatica L.
949 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
wur == & Te | 2.8 ®
SEE | 55 |a&5| 23 |S85| de 3
m ©o2 rS ou = EZ = oO, en) = =
Namen der Pflanzen Ho = go = oa Bord 3:3 R=
2. (Emmi) NE PR Dee Br) B
Bsma|) Sa |Ms@|ı 55 SE: | SE
<7 = es 37.
Galium verum L. 15. Juli |25. Juli | 4. Aug. | |
„ kucidum All, 30 gel 19: Ta ER
Valerianeae.
Valeriana alliariaefolia Vahl. | 4. Juni |16. Juni |26. Juni 3. Aug.
5 officinalis L. ı24. April; 8. Juni | 8. Juni |24. Juni | 4. Juli 31, Juli |15. Aug.
2 montana L. | | 19. Mai |30. Mai | 6. Juni | |
Dipsaceae.
Cephalaria tartarica R. et Sch. | 20. Juli [27. Juli | 3. Aug. |
29. Juni | 6. Juli |13. Juli |
(Schluss folgt).
I. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.
a) Abgebildet in „Illustration horti-
coler.
1) Epidendrum ambiguum Lindl. (Or-
chideae). — Ldl. Fol. orchid. Ep. Nr. 56. —
E. alatum Ldl. Bot, Reg. 1847 t.55; — nec
Bat. Orch. mex. t. 18; nec Ldl. Pl. Hartweg.
p. 92. — Eine schöne, mit E. longipetalum
Ldl. und E. calocheilum Hook. oft verwech-
selte Orchidee, welche schon 1847 zum ersten
Male in der reichen Rucker’schen Sammlung
blühte, später aber wieder verloren gegangen
zu sein scheint und erst neuerdings wieder
eingeführt wurde. Durch ihre Blüthenform
mit E, conspicuum Ch. Lem. verwandt, aber
ohne denselben in der Frische des Colorits
zu erreichen, während sein Wohlgeruch und
Blumenreichthum die genanrte Art über-
trefien. Scheinknollen klein, aufrecht, stark
gerieft und im Alter runzelig; die 3—4 Blät-
ter stehen aufrecht, sind länglich-riemenför-
mig, 5—6 Zoll lang, !/,—!/, Zoll breit.
Rispe aus den jungen Scheinknollen zwischen
den Blättern hervorkommend, zusammenge-
setzt, hängend, eylindrisch, mit einem dich-
ten weisslichen Netz bedeckt. Blume 1!/,
Zoll im Durchmesser, gelblich-grün, Label-
lum weiss und grösser als die andern Seg-
mente; am Rande stark gekräuselt und mit
carmoisin und violett fein gestreift und
punktirt. Vaterland Guatemala. Cultur im
temperirten Orchideenhause. (Taf. 606).
2) Centrosolenia bullata Lem. (Gesnera-
ceae). — Episcea tessellata h. Lind. — Diese
herrliche, durch das Linden’sche Etablisse-
ment eingeführte, von Wallis im südlichen
Peru (Maynas) entdeckte Pflanze gehört in
die Gruppe der Drymonien; sie ist jedoch
von Episcea durch das Vorhandensein eines
hypogynen Ringes, durch mit einander ver-
wachsene Staubfäden und durch die Gestalt
der Narbe unterschieden und gehört am
wahrscheinlichsten in die von Bentham auf-
gestellte Gattung Centrosolenia. Blätter
gegenüberstehend, 10—12 Zoll lang, 5 Zoll
breit, dunkelgrün, schwärzlich broncirt, ober-
halb glänzend. Unterseite der Blätter wein-
roth. Die ganze Blattfläche aus unterseits
hohlen, nach oben erhöhten, dichtgedräng-
ten, am Grunde 5—6kantigen und an der
Spitze abgerundeten Kügelchen bestehend,
7%
II. Neue Zierpflanzen.
welche durch Netzadern von einander ge-
trennt sind. Blüthenstand achselständig.
Blumen zahlreich, fast sitzend. Kelchblätter
oval-lanzettlich, zugespitzt, gezähnt. Zwi-
schen den blassgelben Blüthen befinden sich
eine Menge grosser grüner Bracteen von
ähnlicher Form wie die Kelchblätter. Blu-
menröhre 1?/, Zoll lang. Limbus 5theilig;
Theile gleichgestaltet. Cultur im sonnigen
Warmhause. (Taf. 607).
3) Chirita Ilacina Lem. (Cyrtandraceae),
Wiederum eine von Wallis am Vulcan Chi-
riqui entdeckte und durch Linden eingeführte
Pflanze, deren systematische Stellung nach
dem Ausspruche von Lemaire aber noch
keineswegs als definitiv zu betrachten ist.
Sie hat die Blüthen und die Tracht einer
Chirita, ihren Staubgefässen nach zu urthei-
len gehört sie jedoch zu den Gesneraceen.
Stengel cylindrisch, weich behaart, an der
Spitze zurückgebogen, 12—45 Zoll hoch,
bräunlich. Blattistiele gegenüberstehend oder
abwechselnd, am Grunde leicht angeschwol-
len. Blätter herzförmig, am Grunde ungleich,
. die äussere Seite fast zwei Mal so breit,
scharfgespitzt. Oberfläche runzelig-blasig,
glatt, mit kleinen erhabenen Punkten bedeckt,
am Rande kerbzähnig. Blumen zahlreich,
eine endständige Traube bildend, Blüthen-
stiel 2—3blumig, mit der Blume 2—5 Mal
kürzer als die Blätter und mit 2 sehr klei-
nen Bracteen besetzt. Kelch 5lappig; Lappen
länglich-linear, Corolle am Grunde bauchig,
weiss, behaart, Limbus ausgebreitet, 5lappig,
die unteren Lappen grösser als die übrigen,
Farbe der Blume lila mit gelbem Schlunde,
in der Nähe der Staubfäden mit einem röth-
lich-schwarzen Flecke. (Taf. 608).
4) Odontoglossum triumphans Echb. fil.
(Orchideae). Rchb. in Bonpl. II p. 99. —
Pescatorea t. 45. — Eine wunderschöne,
mit O, Hallii Ldl. verwandte Art mit Blumen
von 4 Zoll im Durchmesser. Sie wurde von
Linden in der Provinz Pamplona in Neu-
Granada in der Höhe von 8—9000 Fuss zu-
erst entdeckt, später aber auch von Schlim
und Wagener gesammelt. Sie verlangt Cultur
in der kühlsten Abtheilung des Orchideen-
243
hauses wie alle diejenigen Arten, welche auf
den hohen Cordilleren wachsen, wo die Win-
tertemperatur zwischen + 4—8° R. differirt,
Scheinknollen länglich-eiförmig, Blätter läng-
lich-lanzettlich, schwach zugespitzt oder
scharf. Traube länger als die Blätter, 8—
10blumig. Die drei äusseren Segmente län-
ger als die inneren, länglich -lanzettförmig,
zugespitzt, mit einem wellenförmigen Rande;
die inneren kürzer und breiter, weniger spitz,
alle goldgelb mit regelmässigen grossen ka-
stanienbraunen Flecken. Labellum herzför-
mig, mit klauenähnlichen Auswüchsen, weiss,
an der Spitze rosa. (Taf. 609).
5) Vriesea Lindeni Lem. (Bromeliaceae).
Die hier abgebildete Pflanze ist die Tillandsia
Morreniana Rgl. (Vergl. Gartenfl. 1870 p. 40
und 1869 p. 193). Lemaire nennt die Ab-
bildung der T. Lindeniana auf Taf. 619 der
Gartenflora unrichtig, kennt also nicht den
wahren Sachverhalt. Hinzuzufügen wäre
noch, dass die in der Illustration abgebildete
Pflanze, also die T. Morreniana Rgl. auf der
Pariser Weltausstellung zuerst als T. cyanea
von Linden ausgestellt war. (Taf. 610).
6) Fittonia gigantea Lind. (Acantha-
ceae). Bereits besprochen und abgebildet.
(S. Gartenfl. 1869, p. 259, t. 629).
(Taf. 611).
7) Houlletia tigrina Lind. (Orchideae).
Nach einer Abbildung in Paxtons Flower
Garden III t. 650 bereits besprochen. (S.
Gartenfl. 1853 p. 155). (Taf. 612).
8) Cochliostemma Jacobianum CO. Koch
et Lind. (Commelynaceae). Diese ausge-
zeichnete Pflanze, die auf mehreren interna.
tionalen Ausstellungen excellirte, wurde
schon wiederholt in diesen Blättern bespro-
chen. (S. Gartenflora 1868 pp. 170, 277 u.
307). (Taf. 615).
9) Camellia Sangallı hort. Eine neue
Spielart mit Blumen von mittlerer Grösse,
weiss mit zart rosa übertuscht, jedes Blumen-
blatt in der Mitte mit einem gelblichen Strei-
fen; Form der C. imbricata; über den Ur-
sprung wird keine Notiz gegeben. (Taf. 614).
16 *
244
Mit diesem Hefte legt Herr Professor
Lemaire die Redaction der „Illustration hor-
ticole“ nieder, eines Journals, welches der-
selbe gründete und 16 Jahre hindurch lei-
tete. Wir können Lemaire’s Thätigkeit auf
dem Gebiete der wissenschaftlichen Garten-
literatur keine bessere Anerkennung zollen,
als durch den aufrichtigen Wunsch, dass es
seinem Nachfolger in der Redaction gelingen
möge, die Illustration auch für die Folge
auf gleicher Höhe fortzuführen und ihr den
inneren Werth zu bewahren, der sie bisher
so vortheilhaft ausgezeichnet hat. (Ender).
b) Abgebildetim „Botanical Magazine.
10) Dahlia imperialis Roezl. Beschrie-
ben und abgebildet in der Gartenflora 1863
p. 243, Taf. 407 u. 408. (Taf. 5813).
11) Jerdonia indica Wight. (Didymo-
carpeae). Wight Icon. pl. Ind. or. t. 1352.
— Diese schon seit längerer Zeit sich in
Cultur befindende Miniaturpflanze wurde
durch Dr. Wight an den westlichen Abhän-
gen des ostindischen Neilgherrie- Gebirges
entdeckt und durch Major Beddome lebend
in Kew eingeführt. Die Gattung erhielt ihren
Namen zu Ehren eines berühmten Ornitho-
logen, des Stabs-Chirurgen T. C. Jerdon von
der indischen Armee. — Wurzelstock 2-—3
Zoll lang, fleischig, knotig, an der Spitze
verästelt. Blätter gegenständig, sehr dicht
stehend, 1—2 Zoll lang, herzförmig, stumpf,
unterseits glatt, oben leicht behaart. Die
Nerven auf der Unterseite, die Blattstiele
und die Ränder der Blätter mit röthlichen
Härchen bewimpert. Die Oberseite dunkel-
grün mit grünlich-weissen Flecken an der
Mittelrippe und den Hauptadern entlang.
Blüthenstiele achselständig, zahlreich, auf-
recht, 1—3blumig. Blumen ?/, Zoll lang.
Kelchlappen !/, Zoll lang, pfriemig - lanzett-
lich, grün und behaart. Corolle leicht be-
haart, blass-lila.. Röhre trichterförmig, in
der Mitte zusammengeschnürt, aussen mit
carmoisinrothen Adern; obere Lippe aus
zwei kurzen gekerbten, untere aus drei län-
geren abgerundeten Lappen bestehend. —
Eine Art, die nur für grössere Sammlungen
7 TALDAF FI
Fa Ve Er
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Werth hat, da sie andern verwandten Pflan-
zen gegenüber zu unscheinbar ist.
(Taf. 5814).
12) Phalaenopsis Parishii Rehb. fil. —
(Orchideae). — Rechb. f. in Gard. Chron.
1865 p. 410. — Xenia Orch. p. 144, t. 156,
fig. I, 10.*— Eine durch Mr. Parish in den
Wäldern von Birma entdeckte und an die
Herren Low in Clapton gesandte Art, die
zuerst bei Dawson und Day blühte. Das
Exemplar des Kewer Gartens stammt vom
Oberst Benson und blühte im Mai 1868.
Stengel sehr kurz; Blätter zweireihig, läng-
lich-lanzettlich, spitz, von dunkelgrüner Farbe
und 2—4 Zoll lang, dichtgedrängt. Traube
seitlich, 6—10blumig, Blumen dichtstehend,
Hüllblätter klein, pfriemenförmig. Blüthen-
stiel mit dem Ovarium 1 Zoll lang, weiss;
Perianthium ?/, Zoll im Durchmesser, aus-
einandergespreitzt; Sepalen weiss, das obere
länglich, fast spitz, die seitlichen grösser,
verbreitert eiförmig. Petalen ebenfalls weiss,
spathelförmig, stumpf, so lang als das oberste
Sepalum, Lippe mit einer kurzen Klaue;
Saum 3ekig, an den Ecken geöhrt, lebhaft- -
violett, am Grunde gelb. Verlangt die
wärmste Abtheilung des Orchideenhauses,
ist aber viel weniger schön als Ph. rosea,
grandiflora, amabilis, Schilleriana etc.
(Taf. 5815).
135) Antigonon leptopus Hook. et Arn.
(Polygoneae). — H. et A. Bot. Beech. p. 308
t. 69. — Meissn. in. D. C. Prodr. XIV, pt. 1,
p. 184. — Eine höchst interessante Schling-
pflanze, in Mexico, Neu-Californien, Guate-
mala, Jamaica und Neu-Granada einheimisch,
die durch Farbe und Fülle der Blumen den
Bougainvillien an die Seite gestellt werden
kann. Ihre Einführung in die Gärten ver-
danken wir Dr. Hillebrand, welcher aus Ho-
nolulu Samen an den Königlichen Garten
in Kew sandte, wo die daraus erzogenen
im October des vorigen Jahres
blühten. Ein glatter, dünner, höchstens im
jungen Triebe etwas behaarter Ranker,
Blätter 3—5 Zoll lang, pfeilig-eiförmig oder
ei-herzförmig, am Grunde tief ausgeschnitten,
pergamentig. Stiel !/3—1!/, Zoll lang.
Pflanzen
II. Neue Zierpflanzen.
Traube achselständig und auch endständig.
‚Stiel der Traube in eine sehr dünne, ver-
zweigte, hakige Ranke auslaufend; Hüll-
blätter pfriemig, Stielchen !/, Zoll lang,
dünn. Sepalen lebhaft-rosa, */, Zoll lang;
die äusseren herzförmig, spitz, am Rande
zurückgebogen; die inneren viel schmäler,
länglich, spitz. Staubfäden behaart, immer
1 langer mit 2 kurzen abwechselnd. Ova-
rium eiförmig, dreigriffelig; Narbe nieren-
förmig. Wird jedenfalls dankbar blühen,
wenn man einen Platz im freien Grunde
eines temperirten Warmhauses geben kann.
(Taf. 5816).
14) Cucumis Anguria L. (Cucurbitaceae).
L. Sp. pl. p. 1446. — Naud. in Ann. Se. nat.
Ser. 4, vol. XI, p.11 et vol. XII, p. 108. —
C. echinatus Mönch Method. p. 654. — C.
anguroides Roem. Syn. Cucurb. p. 79. —
Die altbekaunte westindische Gurke, welche
einen Hauptbestandtheil der westindischen
Pickles biklet. Wenn die Antillen wirklich
ihre Heimath sein sollten, so ist dies wohl
die einzige Art Cucumis, die in der neuen
Welt vorkommt; möglicherweise ist sie aber
weiter nichts als eine durch Cultur entstan-
dene Form von C. Figarii oder C. prophe-
tarum aus Afrika, denen sie ungemein ähn-
lich ist; in neuerer Zeit wird dieselbe häufig
in Algerien cultivirt, (Taf, 5817).
15) Monolena primuliflora J. D. Hook.
(Melastomaceae). — Bertolonia primuliflora
hort. Bull. — Eine bemerkenswerthe Blatt-
pflanze, eingeführt aus Neu-Granada durch
Mr. William Bull, in dessen Etablissement
zu Chelsea sie im November 1869 zuerst
blühte, Triana nannte diese Art nach Exem-
plaren, die Lechler in Peru sammelte, Mo-
nolena Sprucei, aber da diese Benennung
noch nicht publicirt ist, glaubte sich Dr.
Hooker berechtigt, der Pflanze denjenigen
Artennamen zu belassen, unter welchem sie
in die Gärten eingeführt wurde. — Stengel
dick, von der Grösse einer Haselnuss, nar-
big. Blätter 4—6 Zoll lang, elliptisch, zu-
gespitzt, 3—5.nervig vom Grunde aus. Ober-
fläche lebhaft glänzend-grün; Unterseite und
Stiel purpurroth. Blüthenstiele von verschie-
245
dener Länge, 2—3blumig. Blumen lebhaft-
rosa, 1 Zollim Durchmesser; Centrum weiss.
Antheren gelb. Bracteen kreisrund. Kelch-
röhre stumpf dreikantig, kugelig. Lappen
kurz, abgerundet; Petalen verkehrt-ei- oder
herzförmig, fünf an der Zahl. (Taf. 5818).
16) Delphinium nudicaule Torr. et Gr.
(Ranuneulaceae). — Torr. et Gr. Fl. N.
Amer. I, p. 33. — Ein schönes perenniren-
des Delphinium aus Californien, zwar schon
von David Douglas im Jahre 1835 entdeckt
und später auch von anderen Sammlern ge-
funden, aber erst in neuerer Zeit bei Mr.
Thompson in Ipswich aus Samen gezogen.
Von dem naheverwandten D. cardinale Hook.
(B. M. t. 4887) unterscheidet es sich durch
geringere Dimensionen, breitere Blattlappen
mit kurzen Segmenten, lockere Rispe und
durch kleinere biässere, mehr orangefarbene
Blumen, fast glattes Perianthium und be-
haarte Carpellen. Stengel 12—18 Zoll hoch,
verästelt, glatt; Aestchen 10 — 14blumig.
Wurzelblätter 2—2!/, Zoll im Durchmesser,
3—7lappig; die bis in die Mitte oder fast
bis auf den Grund reichenden Abschnitte
verkehrt-eiförmig, keilig. Blüthenstielchen
1—1!/, Zoll lang, abstehend; Bracteen klein,
linienförmig; Blumen einschliesslich des Spor-
nes 1!/, Zoll lang. Sepalen hell-orangeroth,
concav, stumpf, kaum ausgebreitet; Sporn
steif, fast gerade, etwas länger als die übrige
Blume, Petalen von gleicher Länge wie die
Sepalen, länglich-linear, hellgelb, die beiden
oberen zweilappig, am Ende gewimpert;
Carpellen drei, ausgebreitet und zurückge-
bogen; netzaderig; Griffel dünn. —
(Taf. 5819).
17) Hoya australis R. Br. (Apocyneae).
R. Br. Traill in Trans. Hort. Soc. VII p. 28.
— Benth. Fl. austr. IV p. 346. — H. bica-
rinata A. Gray in Proc. Amer, Ac. Sc. V
p. 335. — H. Dalrympliana F. Müll. Rep.
Burd. Exp. p. 16. — Wurde schon vor etwa
einem Jahrhundert durch Sir Joseph Banks
während der Reise des Capitains Cook am
Endeavour-Flusse in Queenslaud entdeckt
und später wiederholt durch Brown, Müller,
Backhouse und Andere iu der Moreton-Bay,
246
in Rockhampton, am Clarence-Flusse und
an andern Orten von Neu-Süd-Wallis und
Queensland gefunden. Lebend eingeführt
wurde sie aber erst durch James Backhouse,
welcher sie 1865 nach Kew sandte. Sie
blüht gewöhnlich im October und besitzt den
Geruch eines Caprifolium. Eine epiphyte,
saftige, rankende Pflanze. Blätter dunkel-
grün, 2—3 Zoll lang, dickfleischig, kurzge-
stielt, verkehrt-eiförmig oder fast kreisrund,
stumpf oder etwas zugespitzt, an der Basis
abgerundet oder fast herzförmig. Blumen
weiss mit einem blassrothen Punkte in der
Mitte, eine einfache Dolde bildend. Stielchen
dünn, behaart, !/, Zoll lang oder länger.
Corolle ausgebreitet, !/, Zoll im Durchmesser.
Die Oberfläche fast glänzend und glatt, mit
Ausnahme der Enden, welche etwas warzig
und nicht zurückgebogen sind. Kronenab-
schnitte horizontal abstehend, concav, am
äusseren Rande stumpf, am inneren zuge-
spitzt, gekrümmt, auf dem Rücken zwei-
furchig. — Zur Cultur im temperirten Hause
geeignet. (Taf. 5820).
18) Ourcuma petiolata Roxb. (Seitami-
neae-Zingiberaceae). Rxb. Fl. ind. I p. 37.
— Rosc. Mon. pl. t. 100. — Horaninow
Prodr. Monogr. Seit. p. 23. — Durch Mr.F,
Carey aus den Wäldern von Pegu und Mar-
taban in den botanischen Garten zu Calcutta
eingeführt. Die Exemplare des Kewer Gar-
tens stammen von Rey. C. Parish und blühten
zuerst im September 1869. Nahe verwandt
mit C. longa .und C. australasica (B. M. t.
5620), unterscheidetsich aber durch die aus
den Bracteen des Blüthenschaftes gebildeten
ungewöhnlich tiefen Säcke und durch die
dieser Art einzige abgerundete oder herzför-
mige Basis der Blätter. Wurzelstock ziem-
lieh dünn, mit kleinen, knolligen Wurzeln,
beide inwendig gelb. Blätter 6—10 Zoll
lang, länglich - lanzettlich, zugespitzt,
Grunde herzförmig oder abgerundet, lebhaft-
grün, unterseits ziemlich blass; Stiel 4— 6
Zoll lang, sehr dünn; Rispe 5—6 Zoll lang,
auf einem endständigen, kurzen dicken Blü-
thenstiel stehend, welcher nach oben dicker
wird und zuletzt mit Einschluss der Bracteen
3—3!/, Zoll Durchmesser hat. Bracteen
am
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
20—40, auf die Hälfte ihrer Länge verwach-
sen, tiefe, die Blumen einschliessende Säcke
bildend; die unteren nierenförmig, 1—1"!/,
Zoll im Durchmesser, mit schmalem, zurück-
gebogenem, abgerundetem Rande; die obe-
ren in einen horizontal abstehenden, eiför-
migen, fast spitzen Saum endend, welcher
leuchtend-purpurroth gefärbt ist und dem
Blüthenstande eine eigenthümliche Schön-
heit verleiht. Blume blassgelb, wenig über
die Bracteen hervorragend. Corollenröhre
unten cylindrisch, oben glockenförmig; die
drei äusseren Lappen breit eiförmig, concav,
stumpf, die zwei seitlichen ziemlich länger
als die andern. Lippe breit-nierenförmig,
2/, Zoll im Durchmesser, zurückgebogen,
dunkler gelb als die übrigen Theile.
(Taf. 5821).
19) Enkyanthus japonicus J. D. Hook.
(Ericeae). Ein Halbstrauch fürs Kalthaus,
durch die Herren Standish aus Japan einge-
führt, wo er durch Sir Rutherford Alcock
in der Nachbarschaft von Nagasaki entdeckt
wurde, Blüht im Februar vor vollständiger
Entwickelung der Blätter, erreicht aber seine
höchste Schönheit im Herbste, wenn sich
die Blätter goldgelb färben, wozu auch noch
eine Menge rother Flecken kommen. Als
Art näher dem sikkimschen E. himalaicus,
als dem chinesischen E. quinqueflorus ver-
wandt, aber von beiden durch die kugelige,
mit einem völlig zusammengezogenen Munde
versehene Corolle und durch die fünf grossen
sackförmigen Auswüchse am Grunde der-
selben verschieden. Blätter 1!/,—2 Zoll
lang, gedrängt an den Spitzen der mit brau-
ner Rinde bedeckten Zweige stehend; kurz-
gestielt, elliptiisch oder verkehrt-eiförmig,
spitz, am Rande gesägt, abfallend. Die ge-
streiften gelbgrünen Bracteen verkehrt-eiför-
mig, länglich, !/,„—!/, Zoll lang. Blumen
zahlreich, herabhängend; Stielchen ?/, Zoll
lang, völlig glatt. Kelch aus 5 kleinen ei-
förmigen, pfriemigen Lappen bestehend. Co-
rolle !/, Zoll im Durchmesser, rein-weiss,
kugelförmig. Staubfäden eingeschlossen.
Stigma hervorragend. Samenkapsel aufrecht-
stehend, fast !/, Zoll lang. Verlangt Cultur
in Haide-Erde. (Taf. 5822).
II. Neue Zierpflanzen.
20) Solanum venustum Kth. (Solanaceae).
Kth. Sp. plant. nov. herb. reg. ber. p. 10. —
Dunal in D.C. Prodr. XIII p. 83. — Eine
aus Brasilien und zwar aus den südlichsten
Provinzen stammende Schlingpflanze von 8
—10 Fuss Höhe, welche schon seit längerer
Zeit eultivirt wird, über deren Einführung
wir aber nichts wissen. Die hin- und her-
gebogenen Zweige glatt, Blätter weich, hell-
grün, abwechselnd, langgestielt, länglich-
eiförmig, am Grunde abgerundet, einfach
oder 2—3theilig; das mittlere Blättchen dann
9—31/, Zoll lang, die seitlichen viel kleiner,
alle kurzgestielt. Blumen in herabhängen-
den Trauben, welche 3—5 Zoll lang sind;
Aestehen dünn, Kelch sehr klein, 5kantig,
grün. Corolle ?/;, Zoll im Durchmesser,
blass-lila, vom Grunde aus in 5 eiförmige,
lanzettliche, spitze Lappen getheilt. Für das
temperirte Haus zur Bekleidung kleiner Säu-
len geeignet. (Taf. 5823).
21) Erythrochiton Thypophyllanthus
Planch. et Lind. (Rutaceae). — Ist die be-
reits in der Gartenflora 1866, p.132, Taf. 507
beschriebene und abgebildete Hypophyllan-
thus Lindeni Rgl. — Ohne auf den Werth
der Gattung hier näher einzugehen, da der-
selbe an genannter Stelle genügend darge-
legt ist, sei die Bemerkung erlaubt, dass es
nur einem englischen Botaniker passiren
kann, eine Pflanze oder vielmehr einen Na-
men gänzlich zu ignoriren, welcher in einem
vielverbreiteten Fachblatte, und dazu mit
einer guten Abbildung begleitet, publieirt
wurde. (Taf. 5824).
22) Dendrobium lasioglossum Echb. fil.
(Orchideae). Rchb. in Gard. Chron. 1868
p- 682. — Entdeckt und eingeführt durch
Oberst Benson aus den Wäldern von Birma
und bei den Herren Veitch und Wentworth
Buller, sowie im Königlichen Garten zu Kew
zuerst im Februar 1868 blühend. Nahe ver-
wandt mit dem philippinischen D. Ruckeri
Lindl, Glatt, Zweige in Büscheln, dünn, 10
—18 Zoll lang, hängend. Internodien 2—3
Zoll lang, stielrund, !/,—!/, Zoll im Durch-
messer, in der Mitte kaum angeschwollen.
Blätter 3—5 Zoll lang, abwechselnd, lanzett-
247
lich, zugespitzt, hellgrün. Blumen in sehr
kurzen, 2—3blumigen Trauben an den Glie-
dern. Blüthenstiel hin- und hergebogen, !/,
Zoll lang, weisslich-grün. Ovarium kurz,
grün. Blumenkrone 1!/, Zoll im Durchmes-
ser, ausgebreitet, weiss, mit Ausnahme der
Seitenlappen des Labellums, welche röthlich
gestreift sind. Sepalen ?/, Zoll lang, breit-
eiförmig, schwach zugespitzt. Petalen etwas
kleiner, breiter, stumpf. Lippe trichterför-
mig, mit 2 abgerundeten, aufrechten, ausge-
bissenen Seitenlappen und einem zurückge-
bogenen Mittellappen, welcher einen wellen-
förmigen Rand hat und dessen Discus mit
einer Menge gelber rauher Haare .bedeckt
ist. — (Taf. 5825).
23) Paranephelius uniflorus Poepp. et
Endl. (Compositae). P. et Endl. Nov. gen.
pl. chil. III, p. 42, t. 248. — Walp. Ann.
VI p. 103. — Weddell, Chloris andina I p.
213. — Eine sehr schöne Topfstaude, be-
merkenswerth durch die brillante Goldfarbe
ihrer Blumen und durch die netzaderig ge-
zeichneten hellgrünen Blätter, welche eine
schneeweisse Unterseite haben. Sie stammt
aus den Anden Perus und Boliviens, von wo
Hr. W. W. Saunders Samen erhielt. Es ist
eine Alpine, die in einer Höhe von 14—18000
Fuss vorkommt. D. Hooker glaubt, dass
alle 3 bis jetzt beschriebenen Species (P. uni-
florus P. et E., P. ovatus Wedd. (ovalifolius
A. Gray) und P. bullatus Wedd.) als Varie-
täten einer einzigen Art zu betrachten seien.
Wurzel spindelförmig, perennirend. Stengel
fehlend oder nur 2—4 Zoll hoch. Blätter
wurzel- und stengelständig, verkehrt-eiförmig
oder verkehrt-eiförmig-lanzettlich, tief und
unregelmässig scharf buchtig gezähnt, oder
fast fiederlappig, mit scharf-gezähnten Lap-
pen, oben dunkelgrün, runzelig, mit einge-
senkten Adern, unterseits schneeweiss, mit
angedrücktem wolligem Ueberzuge bedeckt.
Blüthenstiel dick, dichtwollig. Involuerum
glockenförmig, umgeben von blattartigen.
zurückgeschlagenen, grünen Hüllblättern.
Blüthenköpfe 2—5!/, Zoll im Durchmesser.
Strahlenblüthen leuchtend-goldgelb; Discus
orange; erstere ausgebreitet, sehr zahlreich,
einreihig, 1—1!/, Zoll lang, unterseits be-
248
haart. Scheibenblüthen dünnröhrig, mit
glockenförmigem Saume und 5 kleinen Lap-
pen. — (Taf. 5826).
24) Linaria tristis Mill. (Serophulari-
neae). — Mill. Ic. t. 166. — Benth. in D.C.
Prodr. X p. 281. — Antirrhinum triste L.
Syst. veg. p. 465. — A. aerugineum Gouan.
Ill. p. 38. — Ein unscheinbares Gewächs,
welches im südlichen Spanien und auf den
canarischen Inseln vorkommt uud kaum zu
empfehlen ist. Blätter graugrün, Blumen
gelb und braun. (Tat. 5827).
25) Oenothera marginata Nutt. (Ona-
grarieae). Nutt mss. in Hook. et Arn. Bot.
Beech. Voy. Suppl. p. 343. — Torr. et Gray,
FI.N. Amer. I p. 500. — Eine perennirende
Oenothera, die schon 1842 von Nuttall auf
den Rocky-Mountains in Ober-Californien
entdeckt wurde; sie kommt auch im Oregon-
und Missouri-Gebiete vor, wo sie von Tolmy,
Burke und Geyer gesammelt wurde. Sten-
gellos; Wurzel spindelförmig, holzig. Blätter
zahlreich, 3—6 Zoll lang, sehr verschieden
in Länge und Breite, spitz oder stumpf, ge-
zähnt oder fiederspaltig. Blumen achselstän-
dig, fast sitzend. Kelchröhre sehr lang und
dünn, 3—6 Zoll lang, am Grunde ange-
schwollen, am Ende trichterförmig. Kelch-
lappen 1—2 Zoll lang, pfriemig-lanzettlich,
zugespitzt, carminroth oder grünlich. Petalen
sehr verschieden in der Grösse, fast so lang
als breit, verkehrt-herzförmig, weiss, als
Knospe blassroth. Staubfäden fast gleich-
lang, grün, Griffel mit 4 Narben. Kapsel
1 Zoll lang, länglich-eylindrisch, vierrippig,
niedergestreckt. (Taf. 5828).
26) Olavija macrophylla Miq. (Myrsi-
neae). Ist gleich Clavija Riedeliana Rgl. var.
floribus masculinis und war schon früher in
der Gartenflora Jahrgang 1859 S. 245 be-
schrieben und wird wiederholt besprochen
und abgebildet werden. (Taf. 5829).
27) Stylophorum japonicum Miq. (Pa-
paveraceae). — Miq. Prol. Fl. Jap. p. 199. —
Chelidonium japonicum Thbg. Fl. Jap. p. 221.
— Ch. uniflorum $. et. Z. Abh. d. Bayr.
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Acad. IV, 2, p. 169. — Walp. Ann. I p. 956.
— Hylomecon vernale Maxim. Prim. Fl. amur,
p- 36 t. 3. — Eine harte Perenne aus Japan
und dem Amurlande, eingeführt durch den
botanischen Garten in St. Petersburg. Wur-
zelstock dünn, gekrümmt, verästelt, an den
Spitzen der Zweige 1—2 sehr langgestielte
Blätter tragend; der dünne, aufrechte, 12—
18 Zoll hohe Stengel trägt an der Spitze 2
oder 3 Blätter mit achselständigen Blumen
und am Grunde einige rundliche, stengelum-
fassende, braune Scheidenblätter aus zwei
gegenüberstehenden Fiederpaaren und einer
Endfieder zusammengesetzt, fast sitzend,
elliptisch oder lanzettlich, zugespitzt, unregel-
mässig gesägt, die Endfieder 2—2!/, Zoll
lang, wenig länger als die Seitenfiedern, am
Grunde mehr verschmälert, zuweilen undeut-
lich gelappt. Stengelblätter einfach, kürzer
gestielt; selten besitzen die Blätter 5—6 Fie-
derpaare. Blumen gelb, 1!/; —2 Zoll im
Durchmesser, achselständig, gewöhnlich zu
zweien stehend; Stielchen 1—1!/, Zoll lang,
aufrecht. Sepalen häutig, sehr hinfällig; Pe-
talen breit, verkehrt-eiförmig, an der Spitze
abgerundet. Kapsel 1!/,—2 Zoll lang, sehr
dünn, stielrund. (Taf. 5830).
28) Narcissus Bulbocodium L. v. mono-
phylla Bak. (Amaryllideae). Bak. in Gardn.-
Chron. 1869 p. 529. — N. Clusii Dun. Mem.
Ac. Se. Montp. p. 6 et 9. — Kth. Enum. V
p- 897. — Walp. Ann. I p. 836. — Corbu-
laria monophylla Durieu in Duch. Rev. Bot. II
p. 425. — Kth. I. c. — Eine elegante nie-
drige Abart des bekannten N. Bulbocodium,
welche in Algier wächst und die dem Kew-
Garten durch den General-Consul Oberst
Playfair zugeschickt wurde. Die kleinen
Zwiebeln von der Grösse einer Hagelnuss
sind kugelrund, Häute russig-schwarzbraun,
glänzend. Ein einziges, selten 2 Blätter sind
4—6 Zoll lang, sehr schmal, halbstielrund,
oberseits schwachrinnig, dunkelgrün. Schaft
halb so lang als die Blätter, undeutlich
3kantig. Blumen sehr kurz gestielt, auf-
strebend oder horizontal, sehr blassgelb, 1!/,
Zoll lang; Kronenröhre conisch, ?2/z Zoll
lang. Lappen linear, ausgebreitet, spitz, etwa
so lang als die Röhre. Krone sehr gross,
II. Neue Zierpflanzen.
1!/; Zoll im Durchmesser, halbkugelförmig,
am Rande kraus und lappig. (Taf. 5831).
29) Rhynchotechum ellipticum A. D.C.
(Cyrtandreae). — A.D.C. in D.C. Prodr. IX
p- 285 in nota. — Corysanthera elliptica
Wall. Cat. Nr. 6411. — Im Königl. Botan.
Garten zu Kew aus Samen erzogen, welche
ein Herr Gammie vom Sikkim-Himalaya ein-
sandte. Stengel 2—3 Fuss hoch, einfach,
aufrecht, hin- und hergebogen, stielrund, von
der Dicke eines Schwanenkiels; die oberen
Theile der Pflanze, Stiele, Unterseite der
jungen und die Nerven der älteren Blätter,
sowie der Blüthenstand sind mit einer zar-
ten ledergelben Wolle bedeckt. Blätter gegen-
ständig, 6—10 Zoll lang, kurzgestielt, ver-
kehrt-eiförmig-lanzettlich oder elliptisch, spitz
und am Grunde in den Blattstiel verschmä-
lert, stumpfzähnig. Nerven zahlreich, parallel,
auseinanderstehend. Rispe achselständig, ver-
zweigt, Aestchen sehr dünn; Kelchlappen !/,
Zoll lang, pfriemig-lanzettlich, zugespitzt,
Corolle !/, Zoll im Durchmesser, hellrosa
mit einem zweilappigen blutrothen Flecken
am Grunde der Oberlippe, welche zweilappig
Unterlippe 3lappig; Lappen fast gleich,
kreisrund; Staubfäden am Grunde der Kro-
nenröhre eingesetzt. Antheren purpurroth.
Beere !/, Zoll im Durchmesser, fast kugelig,
weiss, durchsichtig, vielsamig. (Taf. 5832).
ist.
30) Orthosiphon stamineus Benth (La-
biatae). — Benth. in Wall. Pl. As. rar. VII
p.17 et in D.C. Prodr. XII p. 52. — Masters
in Gard. Chron. 1869 p. 941 ce. icon. xylogr.
— Ocymum grandiflorum Bl. Bijdr. p. 835
nonL’Her. — Die Einführung dieser interes-
santen Pflanze verdanken wir abermals dem
berühmten Etablissement der Herren James
Veitch & Söhne. Dieselbe hat einen grossen
Verbreitungsbezirk, denn sie wächst in Assam,
Birma, Siam, auf den Nicobaren und Philip-
pinen, Java und Borneo und endlich am
Cape Goole im Nordosten Australiens. —
Eine krautige, 2—3 Fuss hohe Pflanze; auf-
recht, vom Grunde an verästelt, behaart oder
glatt, Zweige vierkantig; Blätter kurz oder
langgestielt, 1— 3 Zoll lang, eiförmig oder
rhombisch -eiförmig, am Grunde keilförmig
249
oder auch herzförmig; manchmal
manchmal gelappt, oben dunkelgrün, unten
blasser. Blüthenrispe einfach, dünn, 5— 10
Zoll lang, aufrecht, sehr reichblumig. Blüthen
zu 6—10 in je einem Quirle; Kelchröhre kurz,
am Grunde abgerundet; Oberlippe aufrecht,
kreisrund, Unterlippe mit zwei langen pfrie-
menförmigen Mittelzähnen und 2 kürzeren,
breiten, geöhrten Seitenzähnen. Corolle lila,
Röhre !|, Zolllang, eng; untere Lippe läng-
lich, schmal, concav, horizontal abstehend;
obere Lippe eben so lang als breit, zurück-
gebogen, 3lappig; Mittellappen gekerbt.
Staubfäden blau, 1—1!/, Zolllang; Antheren
dunkel. Die Pflanze soll sehr leicht und
dankbar blühen, dabei überhaupt leicht zu
cultiviren sein und dürfte deshalb als Flor-
blume eine grosse Zukunft haben.
(Taf. 5833).
ganz,
31) Vanda coerulescens Griff. (Orchi-
deae). — Griff. Notulae p. 352, Icon. t. 331.
— Lal. Fol. orch. Vanda p. 9. — Walp.
Ann. VI p. 868. — Gard. Chron. 1870, p.
529, fig. 97. — Diese mit V. coerulea ver-
wandte, aber in allen ihren Theilen kleinere
Art wurde von Griffith bei Bamo in Birma
um das Jahr 1837 entdeckt, aber erst 30
Jahre später durch den eifrigen Oberst Ben-
son bei Veitch eingeführt, wo sie auch zu-
erst im März 1870 blühte. Stengel von der
Dicke eines kleinen Fingers, 1—2 Fuss lang,
aufrecht, mit langen, dicken, hin- und her-
gebogenen Wurzeln am Grunde der Blätter;
letztere zahlreich, zweireihig und dichtstehend,
5—7 Zoll lang, ?/;— 1!/, Zoll breit, oben
doppeltgerinnt, sehr lederig, am Rande
scharfkielig, Spitze des Blattes ?theilig,
plötzlich keilförmig, Keile mit scharfen
Spitzen. Trauben zahlreich, achselständig,
hängend, 5—7 Zoll lang, Stiel grün, mit
einer oder zwei kleinen anliegenden Schei-
den; Blüthenstiele abstehend, mit dem dün-
nen Ovarium 1!/, Zoll lang, etwas röther
als die übrigen Theile der Blume. Letztere
1—1!/,; Zoll im Durchmesser. Sepalen und
Petalen fast gleich, ausgebreitet, eingebogen,
wellenförmig oder gedreht, verkehrt-ei- oder
spathelförmig, schwach zugespitzt, inwendig
blass blaulila, auswendig etwas dunkler.
250
Lippe etwas schmäler als die Petalen, 3lappig;
zwei Seitenlappen klein, dunkelblau, mit den
Seiten der gleichgefärbten Columna verwach-
sen; Mittellappen hervorstehend, zuweilen
verkehrt-eiförmig und keilig; Ränder zurück-
geschlagen, von derselben Farbe wie die Pe-
talen. Sporn kürzer als die Lippe, blaulila;
Antheren gelb. Eine ausgezeichnete Berei-
cherung für die wärmste Abtheilung des Or-
chideenhauses. (Taf. 5834).
32) Acacıa Riceana Hensl. (Mimosaceae).
Hensl. in Maunder’s Botanist III p. 135. —
Hook. fil. Fl. Tasmann. I p. 106. — Benth.
Fl. Austr. II p. 335. — A. setigera Hook.,
Ic. Plant. tab. 316. — Schon zu Anfang die-
ses Jahrhunderts entdeckte Robert Brown
diese wunderschöne Art im südlichen Theile
von Tasmannien; aber erst lange nach ihrer
Entdeckung sind Samen davon durch Gunn
und Spring Rice nach England gekommen;
zu Ehren des letzteren ist sie auch benannt
worden. Ein glatter, kleiner, dunkelgrüner
Baum mit hängenden Zweigen, welche nur
an den Spitzen weich behaart sind. Phyllo-
dien zerstreut oder quirlig, seitlich ange-
drückt, sehr schmal, 1—2 Zoll lang, zuge-
spitzt, stechend, steifer als bei verwandten
Arten. Stipeln sehr klein, breit- eiförmig,
häutig. Stielchen dünn, gespalten, länger
als die Phyllodien. Blumen verhältnissmässig
gross. Blumen einzeln oder zu zweien und
dreien verbunden längs des sehr dünnen
hängenden Stielchens stehend. — Eine der
dankbarsten Arten dieser reichen Gattung,
die sich zur Erziehung von Festons in kalten
Gewächshäusern sehr gut eignet.
(Taf. 5835).
33) Arenaria purpurascens Ram. (Ca-
ryophylleae). — Ramond in D.C. Fl. Frang.
IV p. 785. — D.C. Prodr. I p. 410. — Ejusd.
Ie. Gall. 1.45. — A. cerastioides Pers. Ench. I
p. 502. — Cerastium Ramondi Fenzl. —
Eine Art aus den Pyrenäen, die 3— 6 Zoll
im Durchmesser haltende rasige Büsche bil-
det. Zweige röthlich, aufsteigend, an der
Spitze 1—3blumig. Blätter 1/,—?/, Zoll
lang, hellgrün, sitzend, eiförmig, zugespitzt.
Blumen !/,—?/, Zoll im Durchmesser, weiss,
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Staubfäden und Ovarium purpurroth. — Eine
niedliche Perenne zur Topfeultur.
(Tat. 5836).
34) Grevillea Preissii Meissn. (Protea-
ceae). Meissn. in D.C. Prodr. XIV p. 371. —
Die Samen dieser niedlichen Art erhielt der
Kew-Garten aus Perth in Südwest-Australien
durch Hrn. Du Boulay. Schon früher wurde
die Pflanze in der gleichen Gegend von Preiss
und Drummond, und von Harvey am Swan
river gefunden. Ein Strauch von 3—5 Fuss
Höhe mit sparrigem Habitus, feinen blass-
grünen Blättern, die gefiedert und an den
obersten Fiedern gewöhnlich wiederholt ge-
fiedert sind. Segmente, linear-stielrund, fast
fadenförmig, spitz, aber weder rauh noch
stechend, von unten einfach oder doppelt
gerinnt, das ganze Blatt 1—2 Zoll lang.
Traube endständig, sitzend, 1—1!/, Zoll lang,
die Spindel wollig, Blumen zahlreich, seit-
lich, mit 1—2 Linien langen Stielchen. Pe-
rianthium glatt, an der Spitze zurückgeschla-
gen, unten scharlachroth, oben gelb. Die
langen fadenförmigen Griffel roth mit gelber
Narbe. — Eine der feineren Arten, die jeden-
falls eine aufmerksame Cultur verlangt.
(Taf. 5837).
35) Oyclonema myricoides Hochst. (Ver-
benaceae). — Hochst. in Schimp. Pl. Abyss.
Nr. 330. — Schauer in D.C. Prodr. II p. 675.
— Spironema myricoides Hochst. 1. c. —
Clerodendron myricoides R. Br. ? in Salt.
Voyage, App. p. 64. — Ein kleiner Srauch
aus Abyssinien, welcher zuKew im Palmen-
hause cultivirt wird und alljährlich im Som-
mer blüht. In seinem Vaterlande wächst er
in einer Höhe von 7000 Fuss ü. d. Meere.
Erreicht eine geringe Grösse, etwa 5 Fuss.
Zweige kantig, welche nebst den Blatt- und
Blüthenstielen und der Unterseite der Blätter
mehr oder weniger behaart sind; Blätter
1!/,—3 Zoll lang, gegenständig oder in
Quirlen zu 3 und 4, fast sitzend oder kurz-
gestielt, lanzettlich, verkehrt- eitörmig oder
länglich-lanzettlich, zugespitzt, mehr oder
weniger tief, stumpf- oder spitz-gezähnt, sel-
ten ganzrandig. Die lockeren dreigetheilten
Blüthenstielchen sind büschelweise in den
II.
Blattachseln vereinigt. Kelchröhre kugelig,
Lappen breit, ungleich, ausgebreitet, eiförmig,
stumpf. Kronenröhre !/, Zoll lang, blass-
roth. Saum 1—1!/, Zoll breit; die 4 oberen
Lappen fast gleich, elliptisch, stumpf, fast
weiss; der unterste verkehrt-eiförmig-spathu-
lat, viellänger, blau; Schlund behaart. Staub-
fäden gekrümmt. (Taf. 5838).
36) Hernandia Moerenhoutiana Guill.
(Hernandiaceae). Guillemin. Zephyrit.
Taitens. in Ann. sc. nat. 2. ser. VII p. 189.
— Meissn. in D.C. Prodr. XV p.1, p. 264. —
Diese mit der allbekannten H. Sonora nahe
verwandte Pflanze stammt von den Pacific-
Inseln und wird schon längere Zeit im Pal-
menhause zu Kew cultivirt und blühte da-
selbst zuerst im October 1869. Ein kleiner
Baum mit aufrechten glatten Zweigen, wel-
che mit Narben der abgefallenen Blätter be-
II.
1) Rheinische Gartenschrift. Haupt-
organ des Verbands rheinischer Garten-
bauvereine, herausgegeben vom Garten-
bauverein für das Grossherzogthum
Baden. Redigirt vonH. Göthe. Karls-
ruhe bei Ch. Th. Groos.
Diese Zeitschrift fährt fort, in ihrem
fünften Jahrgange ausser Mittheilungen aus
den Verhandlungen der Vereine mancherlei
nützliche und interessante Mittheilungen zu
bringen und gehört zu den besseren Garten-
zeitschriften. Der Redacteur Herr H. Göthe,
früher Gärtner und Lehrer am landwirth-
schaftlichen Garten in Karlsruhe, ist gegen-
wärtig Inspector der bekannten Gärten des
Generalconsuls Lade in Geisenheim a. Rh.
Aus diesem Grunde wird der Obstbau stets
in dieser Zeitung einen bevorzugten Platz
einnehmen. J.
2) Erinnerungen eines Gärtners
an die Blumen- und Pflanzen-
Literatur.
Lite
251
deckt sind. Blätter abwechselnd, lederig,
langgestielt, 3—5 Zoll lang, jung elliptisch,
alt breit ei-herzförmig, stumpf, oben glatt,
Mittelrippe und Nerven etwas behaart, ganz-
randig; Blattstiele 11/,—3 Zoll lang. Rispe
dick, achselständig, fast glatt wie die Blätter,
Bracteen !/, Zoll lang, elliptisch, stumpf, oft
gestielt, auf beiden Seiten dicht behaart; In-
volucralblättehen ähnlich den Bracteen, aber
von gelber Farbe gleich den Blumen. Blu-
men zu drei in einer Hülle, zwei männliche
und eine weibliche. Erstere ?/; Zoll im
Durchmesser. Sepalen 4, selten 5; verkehrt-
eiförmig-lärglich. Petalen 4—5, ungleich,
gewöhnlich mit den Sepalen eine unregel-
mässige Reihe bildend. Weibliche Blumen
ähnlich gebildet, alle von schmutzig - gelber
Färbung. (Taf. 5839).
(Ender).
Falur.
Ausstellung in Hamburg 1869.
Verlag von J. E. Schwensen in Eckern-
förde.
Der ungenannte Verfasser (Hr. E. Hild,
Obergärtner bei einem Herrn Hofjägermeister
von Ahlefeld in Schleswig) hat einen aus-
führlichen Bericht über die Schätze der Ham-
burger Gartenbauausstellung verfasst, welche
zwar als Manuscript gedruckt, also eigent-
lich nicht zum Verkauf bestimmt war, aber
doch vielleicht manchem Gärtner und Be-
sucher der Ausstellung zur Auffrischung sei-
ner Erinnerungen und Ergänzung der eige-
nen Notizen dienen kann und deshalb will-
kommen sein wird, Die Aufzeichnungen
sind in der That so reich, wie sie uns in
keinem Zeitungsbericht vorgekommen sind.
An einigen falschen Pflanzennamen und
Verstössen gegen die ne wird Niemand
Anstoss nehmen.
252
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
3) W. A. C. Niemann, der Teppich- | ist die sehr kurz gehaltene Beschreibung in
gärtner. Hamburg 1870, bei J. F.
Richter, mit 8 Plänen.
Eine zeitgemässe Schrift, welche die
Pläne von den Teppichbeeten gibt, die auf
der Hamburger Internationalen Ausstellung
von Tausenden von Fremden bewundert
wurden. Ebenso enthält diese Schrift die
Aufzählung der zur Bepflanzung verwendeten
Pflanzen, mit Hinweisung auf den Plan.
Wir besprachen in dem Artikel über
Moskauer Gärten bei Gelegenheit der Be-
sprechung des Neskutschnoi-Parkes und des
' Gartens des Herrn Lepeschkin schon solche
Teppich-Beete, in denen in regelmässigen
Figuren durch buntblätterige Pflanzen und
Florblumen möglichst scharfe Zeichnungen
in verschiedenartigen Figuren hervorgebracht
werden.
Herr Niemann, jetzt Gärtner im Aus-
stellungspark, gibt nun die Beschreibung
(mit deutlichen Plänen begleitet) von den
Teppichbeeten der Hamburger Ausstellung
und wird des Tausenden von Gartenfreun-
den eine willkommene Gabe sein, die Hrn.
Niemannn sehr zu verdanken ist. Schwach
Betreff der Anlage solcher Teppichbeete
und entsetzlich ist die Bezeichnung der
Pflanzen. Es wimmelt da von den gröbsten
grammatikalischen Schnitzern, die jeder
Quartaner herauscorrigiren könnte. Die Be-
stimmung der Pflanzen, d.h. die Anwendung
der oft falschen Gartennamen, wollen wir
dabei gar nicht angreifen, es kann solche
in einem von einem Gärtner geschriebenen
Buche nicht richtig verlangt werden. Aber
das andere kann nicht ungerügt bleiben,
denn Schreibweisen wie „Sedum carnea fl.
piena“, „Amaranthus Melanchior rubra® —
oder selbst unter gewöhnlichen Gartennamen,
wo das Pelargonium „Bijou* bezeichnet wird
„Mrs. Byou (Pelargonie)“ sind so barbarisch,
dass man von jedem, der ein Buch schreibt
und in dieser Beziehung so roh unwissend
ist, wenigstens verlangen kann, dass er sich
seine Register corrigiren lasse.
Der Gartenfreund möge daher über das
Gerügte ein Auge zudrücken und das im
Uebrigen sehr nützliche und auch sehr ele-
gant ausgestattete Buch sich als Rathgeber
tür Anlage und Bepflanzung von Teppich-
beeten anschaffen. (E. R.)
IV. Personalnotiz
1) Herr Maurer in Jena schickt uns
einen freundschaftlichen Protest gegen das,
was wir kürzlich, pag. 159 der Gartenflora,
über die Cranberry sagten. (Es muss
„Cranberry*, nicht „Crawberry*, wie l. c.
zwei Mal gedruckt ist, heissen).
Herr Maurer theilt mit, dass Früchte
und Pflanzen nicht allein durch Dr. Siedhof
nach Europa gekommen seien.
Ferner bemerkt Hr. Maurer, dass die
Pflanzen der Oxycoccos macrocarpus in jeder
Moorerde gut gedeihen und dass solche wahr-
scheinlich auch in humösem Sandboden ge-
deihen möchten. Endlich hat Hr. Maurer die
Ansicht, dass die Cranberry durchaus nicht
en und Neuestes.
dass nach den Züchtern Amerikas sogar de-
ren Cultur auf lehmhaltigem Sandboden
möglich sei.
Endlich ist Hr. Maurer der Ansicht, dass
die Cranberry nicht allein in den Ebenen
Norddeutschlands, sondern in allen gemäs-
sigten Zonen, sofern man der Cultur der-
selben einige Aufmerksamkeit widme, gut
gedeihen möchte.
Dies, sagt Maurer, der für alles Beeren-
obst eine der wichtigsten Autoritäten ist,
sind meine auf Erfahrung begründeten An-
sichten. ;
Der Referent ist schr dankbar für diese
Benıerkungen, welche er hiermit seinen Le-
auf Moorboden eultivirt werden müsse und | sern vorlegt.
V. Personalnotizen und Neuestes,
Versuche sind da allerdings in allen
Richtungen zu machen und die müssen ent-
scheiden. Wir selbst cultiviren im hiesi-
gen Garten auf ausgedehnten künstlich her-
gestellten Parthien Sumpf-, Moor- und Was-
serptlanzen. Die Gluchwa oder Moosbeere
(Oxycoccos pälustris Pers. Vaceinium Oxy-
eoceos L.) wächst hier in allen Mooren auf
Sandunterlage massenhaft wild. Die Beeren
kommen das ganze Jahr hindurch (die Beeren
halten sich den ganzen Winter hindurch)
massenhaft auf den Markt und werden zu
Saucen und vermengt mit Kartoffelmehl als
eine Art Compot (hier Kisel genannt) oder
auch zu Backwerken u. s. w. viel gebraucht.
Wir haben auch diese Moosbeere in unserm
Moorsumpf seit Jahren eingebürgert. Wo
solche einen natürlichen, aus Torfmoos und
Moorerde bestehenden und im Untergrunde
feuchten Boden bekommen hat, bildet die-
selbe dichte Rasen, deren zarte dünne Sten-
gel nach allen Seiten hin niederliegen und
auch jährlich blühen, aber doch nur selten
Beeren ansetzen. Wo solche trockener auf
Moorboden stehen wollen sie nicht gedeihen.
Oxycoccos macrocarpus, die Cranberry, ist
nun unserer Moosbeere so nahe verwandt,
dass viele Autoren solche nur für eine Abart
hielten. Dennoch sind wir der Ansicht des
Hrn. Maurer, dass die Cranberry viel leichter
sich unseren Culturen anschliessen wird,
denn alle Pflanzen, die wir aus Amerika von
derselben erhielten, sind auf einem von unten
nassen, aus .-Moorerde und Torimoos beste-
henden Boden sehr gut angewachsen, ja
besser und leichter wuchsen dıe aus Amerika
gekommenen Pflanzen, als vorsichtig unseren
Torfmooren entnommene Rasen von der
Moosbeere. Das Wachsthum der Cranberry
ist ausserdem höher und einzelne Exemplare
bildeten sogar Auch alle ausge-
säeten Samen keimten leicht und haben die
jungen Pflänzchen jetzt schon die Höhe von
1-2 Zoll. In Näpfe in Torferde verstopfte
Pflänzchen haben wir ohne Untersatz auf
sonnigen Standort gestellt und auch hier ge-
deihen solche freudig, so dass auch wir
glauben, dass die Cranberry auch auf nicht
sumpfigem Boden und selbstin einer Mischung
Blumen.
253
aus Lehm, Sand und Moorerde gedeihen
dürfte, was Versuche zeigen müssen.
Eine andere Frage ist die, wird der An-
bau derselben lohnend sein? Wir glauben
nur dann, wenn solche in Mooren angebaut
wird, wo andere Qulturpflanzen eben nicht
gedeihen wollen, denn auf einem gewöhn-
lichen, im Untergrunde trockenen Cultur-
boden wird der Anbau von Erdbeeren, Him-
beeren, Stachelbeeren lohnender sein. Der
Geschmack der Cranberry stellt solche in
die Categorie der Preiselbeere und Moosbeere.
Zur Bereitung braucht es vielZucker und das
entscheidet zu Gunsten des andern Beeren-
obstes, das einmal mehr Frucht auf dem
gleichen Raume liefern dürfte und ausser-
dem beim Verkaufe einen höheren Preis be-
haupten wird.
Endlich ist bis jetzt der Beweis noch
nicht geleistet, dass die Cranberry bei uns
ebenfails reichlich Frucht tragen wird. Das
Verhalten unserer Moosbeere in Culiur
scheint dagegen zu sprechen. (E, R.)
2) Becker, Scalongne et Michell
in Haag (Niederlande) haben ein Garten-
Etablissement gebildet, das sich ausschliess-
lich mit Garten-Architeetur, d. h mit An-
lage von Gärten und Anfertigung von Plä-
nen zu diesem Zwecke beschäftigt. Auch
alle Arten von Gartenbauwerken werden aus-
geführt.
3) Ausstellung von Obst, Gemüsen,
blühenden und Blattpflanzen und Garten-
industrie - Gegenständen, Sämereien etc. vom
25. September bis zum 5. October in Wien.
— Diese Ausstellung wird von der Kais. K.
Gartenbau-Gesellschaft in Wien in den Blu-
mensälen am Parkringe Nr. 12 veranstaltet.
Als Aussteller wird jeder zugelassen.
Es muss aber die Anmeldung mit der An-
zeige, wie viel Quadrat-Fuss Platz nothwen-
dig, acht Tage zuvor an die Adresse der Kanzlei
der K.K. Gartenbau-Gesellschaft eingesendet
werden. Das Veizeichniss der auszustellen-
den Gegenstände muss bis zum 18. Septbr.
eingesendet sein.
254
Die Annahme und Aufstellung der ein- |im Jahre 1837 gründete.
gesendeten Gegenstände findet vom 19. Sep-
tember bis inel. 23. September statt. Trans-
portkosten gehen auf Rechnung der Aus-
steller.
Die Preisvertheilung findet am 4. Octo-
ber statt und am 5. October werden die
von Handelsgärtnern ausgestellten blühenden
und Blattpflanzen öffentlich verkauft-
Das Programm enthält 78 Concurrenz-
punkte für Gemüse, Obst, Topfobstbäume,
Obstsorten aus Samen erzogen, Obstbäume,
Blattpflanzen und Blüthengewächse.
Die Preise bestehen in Geldpreisen von
1 Ducaten bis 20 Gulden, Vermeil-Medaillen,
grossen und kleinen silbernen Medaillen.
Das Programm kann von der Kanzlei der
Kais. Königl. Gartenbau-Gesellschaft bezogen
werden. —
4) Ausstellungen. Eine Landwirth-
schaftliche Ausstellung findet vom 18 —24.
September in Czernowitz und vom 18. Sep-
tember bis 2. October in Temesvar statt. —
Endlich veranstaltete auch die Landwirth-
schaftliche Gesellschaft zu Graz zur Jubel-
feier der Gesellschaft von Ende September
bis Anfang October eine Ausstellung von
Erzeugnissen der Land- und Forstwirtbschatt.
Die Gartenbeu-Gesellschaft Flora in Dresden
eine Ausstellung vom 16.—21. September.
5) Carl Alexander Anselm Frei-
herr von Hügel starb am 2. Juni in
Brüssel. Hügel’s Name steht als glänzen-
des Gestirn am Himmel des Gartenbaues.
Er war einer jener Männer, welche die Na-
turwissenschaften, vorzugsweise aber die
Pflanzenwelt, mit hingebender Liebe liebten.
Seine Pflanzenliebe trieb ihn nach Neu-
holland. Die Masse der Pflanzen, deren Ein-
führung das Resultat seiner Reise war, be_
gründeten eine Epoche in der Geschichte
unserer Gärten, indem er es war, der die
Einführung jener Masse von zarten schönen
Halbsträuchern und niedrigen Sträuchern,
der vielen Proteaceen etc. vermittelte. Er
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Er war deren
erster Präsident und später Ehrenpräsident.
Er war es, der in Hitzing bei Wien einen
feenhaften Gartensitz gründete und dort
die Bewohner des fernen Neuhollands in
Europäische Gärten einbürgerte. Die von
ihm mitgebrachten Pflanzen und Herbarien
bestimmte und beschrieb Endlicher. Seit
dem Jahre 1850 war er Gesandter in Florenz
und seit 1859 in Belgien, wo er z. B. an
dem Botanischen Congress noch einen leb-
haften Antheil nahm und als Preisrichter bei
jener Ausstellung fungirte. (E. R,)
6) +Dr. F. Kummer. Der Custos am
k. Herbarium und im botanischen Garten
zu München, Herr Dr. med. F. Kummer
wurde am 12. October 1807 zu Ulm im
Königreich Würtemberg geboren.
Im Jahre 1810 kam er mit seinem Va-
ter nach Augsburg und verblieb alldort bis
1818.
Von 1812—1818 besuchte er die Schule
zu Augsburg, von 1818—1821 zu Moosburg
und von 1822 an das Gymnasium zu Mün-
chen.
Er absolvirte im Jahre 1830 mit der
Note „Ausgezeichnet“ das Gymnasium, trat
im Spätjahr 1830 an die Universität über,
widmete sich nach zweijährigen philosophi-
schen Studien dem Fachstudium der Medi-
ein und erreichte den Doctorgrad am Schlusse
des Il. Semesters im Jahre 1835.
Als im Jahre 1836 die Cholera auftrat,
wurde er mit mehreren seiner Collegen
nach Haidhausen bei München beordert und
begann hier, kaum der Universität entrückt.
seine medicinische Laufbahn, auf welcher
er nach Erlöschen der Cholera ehrende An-
erkennung und öffentliche Belobung erwarb.
Der Verblichene unterzog sich im Jahre
1837 dem medicinischen Staatsconcurse und
bestand selben mit Auszeichnung, so dass
ihm schon im Jahre 18538 das Physikat
Berchtesgaden angetragen wurde, welches
er aber ausschlug, weil er die medicinische
Praxis niederlegen und sich dem Studium
der Botanik widmen wollte, welchem Drange
war es, der dieK.K. Gartenbau-Gesellschaft ler auch nachgab.
IV, Personalnotizen und Neuestes.
255
Hier nun eröffnete sich ihm ein Feld, | mete dem Dr. Kummer die Gattung Kum.
das zu betreten ihm leicht wurde, weil er
schon während der Universitätsstudien mit
Vorliebe die Botanik betrieb und durch sei-
nen damaligen Freund, den nachherigen und
nun verlebten Conservator des botanischen
Cabinets, Herrn Dr. Otto Sendiner, mehr
und mehr zu diesem Studium angeeifert
wurde.
Mit diesem machte er mehrere Reisen
in die Gebirge und sammelte oft mit Lebens-
gefahr die theuern Kleinodien, welche er
mit aller Sorgfalt einlegte und trocknete.
Er wurde bald hierauf als Adjunct am
k. Herbarium angestellt und als seine Brauch-
barkeit und sein eiserner Fleiss bei seinen
Vorgesetzten bekannt wurden, im Jahre 1848
zum Custos der botanischen Sammlungen
befördert.
In dieser Stellung kam er mit vielen
Gelehrten in freundschaftliche Beziehungen,
so dass er von mehreren botanischen Ge-
sellschaften als Ehrenmitglied ernannt wurde.
Im Jahre 1865 wurde ihm die höchste
Ehre zu Theil, öfters von Ihrer Majestät der
Königin Wittwe von Bayern in die königl.
Residenz beschieden zu werden, woselbst
ihm der ehrende Antrag zu Theil wurde,
Ihrer Majestät einige Aufklärungen in der
Botanik geben zu dürfen, sowie Allerhöchst
Deren Privat-Herbarium zu ordnen, welchem
Geschäfte er mit der grössten Freude oblag.
In den letzten zwei Jahren nahm jedoch
sein Gesundheitszustand eine andere Wen-
dung, er kränkelte öfters, so dass er manche
Woehe zu Hause verweilen musste, doch
unterliess er es nicht, in seinem Lieblings-
studium fortzufahren, }
Am 20. und 21. März l. Js. wurde er
nun in Folge einer Erkältung ernstlich krank,
musste sich legen, nicht ahnend, dass der
Tod schon am 22. März 1. J. Morgens 6 Uhr
seinem thätigen Leben ein Ziel setzen würde,
Mit rastlosem Eifer arbeitete Dr. Kum-
mer im Kön. Herbarium unter Martius und
Zuecarini, er gründete ein eigenes Garten-
herbar im botanischen Garten zu München,
überwachte fast ganz das ausgedehnte Sa-
mentauschgeschäft mit den anderen botani-
schen Gärten. Geheimrath v. Martius wid-
meria, O.Sendtner beschrieb eine Gentiana
als G.Kummeriana. Nach der Quieseirung
des Geheimraths v. Martins war Dr. Kummer
(1854—1857) stellvertretender Vorstand des
K. Botanischen Gartens. —
Wenn nicht in grösseren Kreisen dieses
strebsamen Gelehrten gedacht ist, so trägt
seine fast beispiellose Bescheidenheit daran
lediglich die Schuld.
7) Georg Lorch, geboren im De-
cember 1829, war der Sohn ganz armer
Leute in Türkheim (Rheinbayern) und wurde
schon im siebenten Jahre verwaist. Der
Ortsbürgermeister versorgte den schwäch-
lichen Knaben bei einer höchst achtbaren
Familie im benachbarten Elberstadt, wo der-
selbe als wohl aufgenommenes Pflegekind
mit den Kindern des Hauses eine sehr gute
Erziehung genoss. Der durch Fleiss und
Talente sich auszeichnende Knabe sollte ur-
sprünglich studieren, beschäftigte sich aber
lieber mit dem Gutsgärtner und mit der
Pflanzenkunde in freier Natur, statt hinter
den Büchern zu sitzen. Seine von ihm zärt-
lich geliebten und hochverehrten Pflegeeltern
legten dieser ausgesprochenen Neigung keine
Hindernisse in den Weg und brachten ihn
zu dem tüchtigen Gartendirector Metzger
von Heidelberg, der das schöne Städtchen
Türkheim mit Anlagen versah. Durch die-
sen seinen ersten Fachlehrer kam Lorch
nach Heidelberg, wo er namentlich bei Prof.
Bischoff eifrig Botanik hörte und sich auch
in dessen Hause und bei den Excursionen
bedeutende botanische Kenntnisse sammelte.
Von da kam Lorch nach Zürich zu dem
Handelsgärtner Fröbel, bei dem er sich
ebenfalls bald durch seine Begeisterung für
die Gärtnerei und seine ausgedehnte Pflan-
zenkenntniss hervorthat. Seine vieljährige
Lehrzeit als Landschaftsgärtner beschloss
Lorch im botanischen Garten zu München
und in den Gärten des Meisters Skell, wor-
auf er eine angenehme Stelle als Obergärt-
ner auf der reizenden Villa Wesendonk bei
Zürich erhielt. Von hier siedelte er zu Ende
des Jahres 1863 als Nachfolger des Stadt-
gärtners Schuster nach Basel über, wo er
256 Gartenflora Deutschlands,
ein reiches, seinen Fähigkeiten und Neigun-
gen entsprechendes Feld der Thätigkeit fand.
Von seinen hauptsächlichen Schöpfungen
nennen wir nur die Anlage am St. Alban-
thorgraben, die vor der Strafanstalt, die
Umwandlung der Leonhardsschanze, die An-
lage auf dem Kannenfeld- Gottesacker, die
Umänderung des vorderen Spitalgartens.
Lorch war wie bei seinen Vorgesetzten
Russlands und der Schweiz.
und Amtsgenossen,. so auch bei seinen Un-
tergebenen geliebt und geachtet; er verdiente
dies auch sowohl wegen seines Eifers für
sein Amt, als wegen seines geraden, treuen
Charakters und seiner humanen Gesinnungen,
Basel verliert an Lorch einen sachkundigen,
fleissigen und uneigennützigen Beamten, seine
Familie ihr liebevoll besorgtes Haupt. Möge
ihm die Erde leicht sein!
IV. Angelegenheiten des Russischen Gartenbau -Vereins zu St. Peters-
burg.
Die Gartenbau-Gesellschaft hatte früher
vom Mai bis Ende September Ferien. In
diesem Jahre bestimmte die Gesellschaft
einige Sitzungen im Laufe des Sommers.
Die erste derselben fand am 15. Juli (27.)
im Kais. Botan. Garten statt. Die ziemlich
zahlreich- versammelten Mitglieder besich-
tigten zunächst den Garten, der einen recht
erfreulichen Anblick gewährte. —
Das nasse Frühjahr und der trockene
heisse Sommer haben eine für Petersburg
seltene üppige Vegetation bewirkt. Das im
letzten Jahre neu angelegte Arboretum des
Parks mit seinen schwellend-grünen Rasen-
plätzen, die nach den Florengebieten und
nach Localitäten (Waldpflanzen, Sumpf-
pflanzen, Wasserpflanzen) zusammengestell-
ten Sammlungen perennirender Pflanzen, die
ausgedehnten Sammlungen der Gewächs-
hauspflanzen, für welche im Jahre 1869 vier
grosse Gewächshäuser neu gebaut wurden,
erregten allgemeine Zufriedenheit. Es folg-
ten der Wanderung durch den Garten kurze
Mittheilungen. Herr Ender zeigte mehrere
Exemplare von Abutilon vor, auf welche
die buntblätterige Abart veredelt worden
war. Da wo Zweige seitlich angelegt wa-
ren, behielten Edeireis und Wildling ihre
Eigenthümlichkeiten. Ein auf die Spitze der
grünblätterigen Form copulirter buntblät-
teriger Zweig hatte aber den Einfluss geübt,
dass auch die grünblätterige Unterlage ein
buntgefärbtes Blatt gebildet hatte. Es ist
dies nichts Neues, sondern ward schon von
Noisette beobachtet (vergl. Rgl. Allg. Gar-
tenbuch, I. Theil, pag. 371—372).
Endlich wurden vom Referenten eine
Anzahl der interessantesten Handels-Pflanzen,
Gewürz- und Arznei-Pflanzen etc. vorgezeigt,
welche der Botanische Garten gegenwärtig
in vollständigster Auswahl cultivirt.
Als allgemein interessante Pflanze, deren
Cultur in diesem Jahre zum ersten Male im
Botanischen Garten gelang, nennen wir
schliesslich eine Wasserptlanze, nämlich den
Desmanthus (Neptunia) natans. Eine
Parthie Samen dieser Mimosee, die aus dem
Botanischen Garten in Calcutta eingesendet
waren, gingen gut auf. Der dünne Stengel
erhob sich aufrecht und trug seine gefieder-
ten Blätter, so dass die Pflanze ganz an
andere einjährige Desmanthus- Arten erin-
nerte. Ins Wasser eingesenkte Pflanzen
schienen sogar kränklich zu werden. Trotz-
dem liess der Referent die Töpfe einiger
Pflanzen mit der Oberfläche 2—5 Zoll unter
die Oberfläche des Wassers im Victoria-
Hause einsenken. Bald beugten sich die
aufrechten Stengel zum Wasser nieder und
entwickelten nun den aus luftführenden
Zellen gebildeten dieken Schwimmstengel,
der überall mit Wurzeln und gefiederten
Blättern besetzt ist. Hiernach ist die Cultur
dieser interessanten Pflanze sehr einfach.
Man säet die Samen im Frühjahre in Töpfe
die in Untersätzen stehen, welche voll
Wasser gehalten werden und zwar im war-
men Hause aus. Hier werden die jungen
Pflanzen bis 1 Fuss hoch und nun senkt
man die Töpfe auf oben angegebene Weise
ins Aquarium ein. — (E. R.)
u
. Originalabhandlungen.
1) Abgebildete Pflanzen.
a)Cypripedium (Selenipedium) caudatum
Lind!
(Siehe Tafel 661.)
OÖOrchidesae.
Selenipedium eaudatum Rehb. fil. in
Pescatorea tab. 24. — Cypripedium cau-
datum Lindl. Gen. et Spec. Orch. pag.
531. — Hook. ie. VII, tab. 658. —
Lindl. in Paxt. Fl. G. I, tab. 9. — Fl.
des serres VI, tab. 566.
Die Gaitung Selenipedium ist kaum
von Cypripedium zu trennen. Die Eigen-
thümlichkeit in den
langen schwanzförmigen behaarten Zip-
feln der Blumenblätter. Beim Oeffnen
der Blume haben dieselben die Länge
der Kelehblätter (A—41/, Zoll}, nun aber
wachsen sie so rasch, dass sie schon
4 Tage nach dem Oeffnen der Blume
16—20 Zoll lang sind, Die kappenför-
mige Lippe ist auch oft unregelmässig
gebildet und bis zum Grunde aufge-
schlitzt. In Bezug auf die Färbung der
Blumen scheint diese aus Neugranada
stammende Art häufigen Abänderungen
unterworfen zu sein,
IX, 1870,
derselben besteht
In der Pescatorea
ist dieselbe mit weisslichen, grün geader-
ten und gelb gespitzten Kelchblättern
dargestellt. In der Flore des serres sind
die Kelchblätter gelbgrün und nicht ge-
adert, Bei dem Exemplar, nach dem
unsere Abbildung gemacht ist, sind die
Kelchblätter schmutziggelb, aussen grün
und innen braunroth geadert, die ge-
schwänzten Blumenblätter braunroth und
am breiteren Grunde schwach gelb nüan-
girt, und die Lippe unterhalb gelblich,
oberhalb röthlich-braun.
Wird in gewöhnliche Töpfe in eine
Mischung aus lockerer lehmiger Rasen-
erde mit etwas Beigabe von gehackten
Moos und Haide- oder Moorerde eultivirt.
Erhält einen Standort auf dem Tische
des niedrigen Warmhauses dicht unter
dem Glase, im Winter bei 10— 130 R,
und bei spärlichem Begiessen, im Frühjahr
und Sommer bei erhöhter Temperatur,
Lüftung und reichlichem Begiessen,
17
258
Wir bemerkten schon oben, dass
bei Cypripedium caudatum häufig Blumen
vorkommen, welche anstatt einer pan-
toffelförmigen Lippe eine oben aufge-
schlitzte Lippe besitzen. Mit Cypripe-
dium caudatum in der Tracht sehr nahe
verwandt ist Uropedium Lindeni
Lindl., dessen flache Lippe gleich den
Blumenblättern in einen langen Schwanz
ausgeht. Auch diese Gattung dürfte mit
grösserem Rechte zu Cypripedium zurück-
fallen, als z. B. die Gattungen Brassa-
vola, Cattleya, Laelia mit Bletia vereinigt
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
4
-
| werden. Diese letzteren bilden, wenn
man Laelia und Cattleya auch vereinigen
wollte, doch noch 3 sehr natürliche Gat-
tungen, während Selenipedium und Uro-
pedium mit Cypripedium in der Tracht
durchaus übereinstimmen. (E. R.)
Erklärung der Tafel.
>
a) Spitze eines Blüthenstiels mit 2
Blumen und
b) ein Blatt, beide in natürlicher
Grösse.
ce) Blühendes Exemplar, verkleinert.
bb Rhododendron macrosepalum Maxim.
(Siehe Tafel 662.)
Ericaceae,
(Sect. Azalea Pl.) Humile miserum;
ramorum foliorumgue pube grisea patente
molliter setosa; foliis (subcadueis) inno-
vationum elliptieo-lanceolatis breve acu-
minatis ad ramulorum apices aggregatis,
ceteris obverse
minoribus; umbellis plurifloris eoactaneis,
basi squamis
lancevlatis acutiuseulis
numerosis membranaceis
oblongis filiformibusque obvallatis ; pedun-
eulis calycibusque aequilongis dense
glanduloso-pubescentibus; sepalis lineari-
bus vel lanceolato-linearibus longissime
acuminatis sinus corollae superantibns;
corollae campanulatae tubo brevi laeiniis
oblongis vel carius corolla regulariter
s-partita; laciniis lanceolato -linearibus,
vel bilabiata; labio superiore trifido infe-
riore bipartito; staminibus 5; capsula
attenuato-ovata glandulos opubescente ca-
lyci duplo triplove longiore erecto inclusa.
Hab. in Nippon mediae alpe altis-
sima Nikkoo, unde adveetum in hortulo
meo colui atque observavi. E seminibns |
eodem loco lectis in horto botanico pe-
tropolitano educata prostant specimina
primum florentia. — -
Corolla rosea, lobis superioribus basi
parce purpureo-maculati. — Maxim.
diagn. pl. nov. Dec. VII. in Bull. Acad.
St. Pötersb. XV, p. 228.
Ambigit inter secet. Azaleam Pl.
et Tsusiam P]. (conf. Planchon, in
Revue horticole 1854 p. 43, habitu priori,
characteribus diagnostieis posteriori pro-
ximum, et quidem affıne Rh. lineari-
folio Sieb. et Zuce., Rh. ledifolio
Don, et Rh. Indieo Sweet. Primum
differt praesertim floribus brevissime pe-
dunculatis semper 5-partitis foliisque li-
nearibus acutissimis, seeundum (in Ja-
ponia sponte non obviun) statura elata,
floribus 1—3, staminibus 10, capsula ovata
truncata, tertium denique pube glandu-
losa, staminibus 10 omnes fronde peren-
nante rigidiore. — (Maxim.)
Fig. 1 corolla bilabiata interdum
numerosa; nunc
I. Originalabhandlungen. 259
proveniens. Fig. 2 corolla 5-partita, in | dieum). Die sehr langen Kelchblätter
eodem individuo observata. Fig. 3 An- zeichnen diese Art vor den verwandten
thera, et Fig. 4 stigma. magn. auct, | Arten aus.
Fig. 5 eapsula matura. Fig. 6 prineipa- Unsern Lssern ist es bekannt, dass.
lis summitas plantae Petropoli e semini- | die Gattung Azalea in neuerer Zeit wie-
bus educatae, primum florentis. der eingezogen worden ist, da die künst-
(Maxim.) lichen Charaktere (Zahl der Staubfäden
Ein niedriger Strauch mit fallenden | ete.), auf die beide Gattungen gestützt
Blättern, den Herr C. Maximowiez aus | sind, übergehen.
Japan lebend in den Botanischen Garten Das Rn. macrosepalum ist auf dem
in Petersburg einführte. Ist im Sinne | hohen Gebirge Nikkco auf der Insel Nip-
der älteren Autoren eine Azalea und zu- pon zu Hause. Die Blumen sind lila-
nächst verwandt mit der weissen Indi- | rosa, ziemlich gross und stehen in reich-
schen Azalea (Rh. ledifolium) und der | blumigen Dolden. Cultur gleich der In-
gewöhnlichen Indischen Azalea (Rh. in- | dischen Azalea. (E. R.)
oClavija Riedeliana Rgl.
(Siehe Tafel 663.)
Th eros,pch rn ausiti elare,
Cl. Riedeliana Rgl. Grill. 1859 | Hooker (Bot. Mag. tab. 5829) als Ci.
pag. 245. — Ind. sem. h. Petr. 1859 | macrophylia abgebildet worden. Die
pag. 41. — Cl. maecrophylla Miqu. ct | lIederartigen immergrünen Blätter sind
Cl, ealoneura Mart. et Miq. Fl. Bras. X, | länglich - verkehrt- oval, in den kurzen
pag. 275 — 277, Tab. 24 et 25. — Cl. | Blattstiel keilförmig verschmälert, vorn
macrophylla Hook. Bot. Mag. tab. 5829. | zugespitzt und am Itande buchtig-dornig
Den Gegegstand unserer Tafel bildet | gezähnt, 10 Zoll und darüber lang und
ein vom Petersburger Garten aus Brasi- | bis 4 Zoli breit. Die orangenfarbenen
lien eingeführter und daselbst schon vor | Blumen stehen in 5—7 Zoll langen über-
40 Jahren von Riedel gesammelter Strauch, | hängenden, zwischen den Blättern aus
der als schöne Decorationspflanze schon | dem Stamm hervortretenden Trauben,
lange durch den Petersburger Garten in | Diese Form erhielten wir als Theophrasta.
unseren Warmhäusern verbreitet ist. | latifolia und speeiosa aus mehreren Gärten.
Diese Pflanze kommt in 2 dimorphen Die andere Form ist die Pflanze mit
Formen vor. Die eine mit männlichen | hermaphroditen Blumen, die Miquel (l. e.)
Blumen, die in langen überhängenden | als Cl. caloneura beschreibt. Die
Trauben stehen, (Fig. a), stark verklei- | Blätter sind bei derselben länger gestreckt
nert, ist von Miquel als ©]. macrophylla | und kleiner und seltener gezähnt, und
in der Flora Brasiliensis (l. ec.) beschrie- | die hermaphroditen Blumen stehen in
ben und abgebildet worden. Neuerdings | kurzen, 1 bis wenigblumigen, sitzenden
ist diese männliche Pflanze auch von | oder kurzgestielten Trauben, welche
17 *
260
knaulförmig ebenfalls aus dem Stamme
zwischen den Blättern hervortreten. Von
Van Houtte erhielten wir diese Form
mit hermaphroditen Blumen als Theo-
phrasta latifolia. (Fig. b ein stark ver-
kleinertes Exemplar. Ausserdem culti-
viren wir beide Formen schon seitdem
Riedel solche einsendete im hiesigen
Garten, auch beschrieb beide Formen
als männliche und hermaphrodite Pflanze
der Referent im Jahre 1859 in der Gar-
tenflora und im Samencatalog des hiesi-
gen Gartens als Clavija Riedeliana.
Schon Miquel, dessen Arbeit in der Flora
Brasiliensis etwas später erschien, sowie
neuerdings Hooker im Aprilheft 1870 des
Botanical Magazine haben dies übersehen.
Beide kennen von ihrer Cl. macrophyllia
nur männliche Blumen und von Cl. ca-
loneura nur hermaphrodite Blumen.
Beide Formen der dimorphen Cl.
Riedeliana haben wir schon früher als
zu den schönsten decorativen Warmhaus-
pflanzen gehörend, empfohlen. In der
Blüthezeit ist die Form mit männlichen
Blumen schöner als die Form mit her-
maphroditen Blumen.
Es sind in neuester Zeit noch meh-
rere andere Arten der Gattung Ülavija,
vornehmlich von J. Linden, als verschie-
dene Arten der Gattung Theophrasta in
den Gärten verbreitet worden. Eine der-
selben bildeten wir kürzlich ab (Cl. um-
brosa). Die Theophrasta longifolia Jacg.
und der Garten ist Clavija ornata
D. Don., und die Pflanze, welche wir
von Linden als Theophrasta macrophylla
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
erhielten, scheint Clavija integrifolia Mart.
zu sein. Die andern Arten können wir
erst beurtheilen, wenn solche blühen
werden.
| Bei der Gattung Theophrasta
bleibt als einzige Art Theophrasta
americana Sw. mit der Th. Jussieui
synonym ist.
Erklärung der Abbildung.
a) Ein Exemplar der männlichen,
b) ein Exemplar der hermaphroditen
Pilanze, beide ungefähr 8 fach verkleinert.
d) Ein Blatt der männlichen Pflanze
und
h) eine Blüthentraube
beide in natürlicher Grösse.
c) Ein Blatt der hermaphroditen
Pflanze und
f) ein Blüthenstand derselben, beide
in natürlicher Grösse.
g) Ein Durchschnitt der männlichen
Blume. Im Centrum das Bündel der ver-
wachsenen Staubfäden, rings herum die
dem innern Grund der Blumenkrone an-
gewachsenen Schuppen. Vergrössert.
i) Ansicht einer geöffneten herma-
phroditen Blume. Im Centrum der Griffel,
ringsherum die freien Staubfäden und
die mit solchen abwechselnden Schuppen.
Aussen Kelchlappen und die mit diesen
abwechselnden Blumenkronen, Lappen.
Vergrössert.
k) Längsdurchschnitt durch den
Fruchtknoten, so dass man die an einer
Mittelsäule befestigten Eier sieht. Ver-
grössert. (E. R.)
derselben,
2) Die nordamerikanische Nloosheere und ihre Cultur,
In neuerer Zeit tauchen hie und da
Nachrichten auf, dass in den Neueng-
landstaaten von Nordamerika der Anbau
der Cranbeere, (wie wir wohl das
I, Originalabhandlungen.
englische Cranberry ®) ohne Bedenken
übersetzen können), immer mehr an Be-
deutung gewinnt und unerhörte Erträge
bringt, und man hat daran die Hoffnung
geknüpft, dass diese köstliche und kost-
bare Beere auch in den Moorsümpfen
und nassen Haiden von Nordeuropa werde
angebaut werden können. Diese Zeitungs-
nachrichten werden nicht verfehlen, Ver-
suche hervorzurufen und die Einführung
von Samen durch intelligente Handels-
gärtner zu veranlassen®*). Vor allen
Ländern dürfte Preussen und Russland
Gelegenheit zum Anbau dieser Beeren-
frucht geben, in Süddeutschland Bayern
mit seinen ausgedehnten Mooren oder
Moosen. Wo unsere einheimische Moos-
beere (Vaceinium Oxycoceus L.) in hin-
reichender Menge wächst, wird sie allen
anderen Waldbeeren zum Einmachen vor-
gezogen, und sie ist in der That nicht
nur viel grösser, sondern auch viel wohl-
schmeckender als die Preisel- oder Krons-
beere. Wenn ich mich nicht irre, so ist
diese Einmachfrucht auch in Petersburg
sehr beliebt und verbreitet. Ich habe
sie stets am schönsten an Grabenrändern
in solchen Moorsümpfen gesehen, welche
nur eine schwache Schicht Humus hatten,
so dass die Pflanzen auch in dem sandigen
Untergrunde wurzeln. Hier hängen die
ausgebreiteten feinblätterigen Zwerg-
sträucher über die Grabenränder, oder
bilden fusshohe Polsterhügel, und sehen
mit ihren grossen hochrothen Früchten
prächtig aus. Ich dachte oft daran, Cul-
turversuche damit zu machen, hatte aber
*) Cranberry heisst eigentlich Preisel-
beere, Ich denke aber, dass, wenn man
nicht Cranbeere sagen will, der Name Ame-
sikanische Moosbeere richtiger ist.
*”) Hr. Hofgärtner Maurer, Handelsgärt-
ner in Jena, hat bereits Originalpflanzen er-
halten.
261
nie Gelegenheit dazu. Da die nordame-
rikanische Moosbeere oder Cranbeere
(Vaceinium macrocarpum Ait.) noch ein-
mal so grosse Früchte haben soll als
unsere Moosbeere, auch dieselbe im Ge-
schmack übertreffen soll, so ist diese
jedenfalls vorzuziehen. Ich empfehle
dabei den Anbau auf Erdrücken von
1 Fuss Entfernung in solchen Moor-
sümpfen, welche bis Juli nicht austrock-
nen, so dass der Boden stets schwammig-
feucht bleibt. Sandmoore sind vorzu-
ziehen, und es empfiehlt sich das Auf-
bringen von Sand, wo derselbe fehlt.
Herr H. Maurer in Jena, der be-
kannte Beerenzüchter, gibt in Dr. K.
Koch’s Wochenschrift f. Gärtnerei und
Pflanzenkunde aus einer amerikanischen
Zeitung interessante Nachrichten über
die Entstehung und Ausbreitung dieser
Beerencultur in den nordöstlichen Staaten
der Union, sowie über die erzielten Er-
träge, welche, im Verein mit den Mit-
theilungen des Herrn Professor Koch
an einer anderen Stelle seiner Zeitung
nicht verfehlen werden, diese Cultur ver-
suchsweise anzufangen. Herr Maurer
hätte aber bei der Mittheilung so fabel-
hafter Zahlen doch etwas stutzig werden
müssen, hätte bedenken sollen, dass sol-
che Quellen, aus welchen er schöpfte,
stets mit Misstrauen zu betrachten sind,
besonders amerikanische. Dreizehn bis
vierzehn Tausend Thaler von 15 preus-
sischen Morgen, also ziemlich 1000 Thlr.
vom Morgen, ist denn doch zu viel „auf-
geschnitten®! Dies zeigt sich auch an
anderen Stellen des Berichtes, wo der
höchste Ertrag des Sumpfes von John
Webb auf 2000 Bushel und der Preis
mit 4 Dollar angegeben wird. An einer
anderen Stelle wird wieder gesagt, dass
Frank Todd bis 520 Bushel vom (ame-
rikanischen) Acker ziehe und demnach
eine Bruttoeinnahme von 2000 Dollar
‚262
habe. Rechnet man davon für Pflücker-
lohn und Culturkosten etwa 1 Dollar pr.
Bushel ab, so bleibt immer noch eine
unglaubliche Summe. An einer anderen
Stelle werden aber auch die Kosten der
Urbarmachung und Bebauung so hoch
angegeben, dass man dabei einen Irr-
thum oder Unkenntniss annehmen muss,
nämlich 200 Dollar pr. Acker jährlich.
Trotz dieser augenscheinlichen Ueber-
treibungen geht doch aus jenen Mitthei-
lungen hervor, dass der Anbau der Cran-
berry sehr lohnend is. Was aber be-
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz,
| sonders ins Gewicht fällt, ist der Umstand,
dass der Boden, worauf Cranbeeren ge-
zogen worden, ausserdem fast nicht be-
nutzbar ist und vielleicht sogar durch
die Cultur derselbe zum späteren Feld-
oder Waldbau vorbereitet wird. Aber
Eins will ich noch bemerken: Man
mache sich gefasst, dass der Boden nicht
lange reiche Erträge gibt, dass sie nach-
lassen, wenn die Humusbildung durch
theilweise Entwässerung und Bearbeitung
gestört wird. J.
8) Mitthellungen über die bei Cultur der krautartigen Baum-
wolle (Gossyplium herbaceum) gemachten Erfahrungen.
Als ich vor 8 Jahren in Neu- Arad
im südlichen Ungarn bei dem Grafen
Czelinsky als Obergärtner bedienstet war,
musste ich verschiedene Acclimations-
versuche anstellen. Unter allen Ver-
suchen fiel jener mit der krautartigen
Baumwolle am besten aus, umsomehr,
da ich auf diese meine grösste Sorgfalt
verwendete. |
Ich hatte stets den ungeheueren FEr-
trag vor Augen, den das Gelingen der
Baumwollencultur in Ungarn und Deutsch-
land schaffen würde. Die Menge der
Baumwolle, die jährlich in Europa ver-
braucht wird, grenzt ans Unermessliche,
Welchen Vortheil möchte unter solchen
Verhältnissen die eigene Erzeugung der
Baumwolle bieten.
Das Culturverfahren, welches ich
bei der krautartigen Baumwolle anwen-
dete, war ein ganz einfaches und mit
wenig Kostenaufwand verbunden.
Ich liess Ende Februar ein gewöhn-
liches warmes Frühbeet anlegen; nach-
dem sich der Dünger erwärmt, liess ich |
Erde ungefähr 4 Zoll tief darauf führen.
Auf das so zubereitete Beet wurden
Rasenstücke 3 Zoll im Quadrat mit der
Rasenfläche nach unten gelegt, in jedes
Rasenstück wurde ein kleines Grübchen
gemacht und sodann die Kerne der kraut-
artigen Baumwolle 2 bis 3 Stück in
obige Grübchen gelegt; der Same wurde
mit leichter Erde bedeckt mässig feucht
gehalten. Wie die Pflanzen hervorkamen,
was ungefähr nach 8 Tagen geschah,
wurde etwas Luft gegeben und die Pflan-
zen so nach und nach an die freie Luft
gewöhnt. Im Monate Mai, als keine
Nachfröste mehr zu fürchten waren, wur-
den die schon bereits 1 Fuss hohen und
erstarkten l’flanzen sammt den Rasen-
ballen in eine gegenseitige Entfernung
von 2!/, Fuss ausgepflanzt,
Das zur Aufnahme der Pflanzen be-
stimmte Feld darf nicht frisch gedüngt
sein, muss jedoch guten nahrhaften, aber
ja nicht bindigen Boden besitzen. Das
Feld muss tief geackert und gut mit der
Egge geebnet sein.
Die Auspflanzung habe ich folgen-
dermassen vorgenommen:
I. Originalabhandlungen.
263
Auf 21), Fuss Entfernung wurden | im Arader Comitate der Anbau der kraut-
in der Reihe Pflöcke gesteckt; sodann
wurden 1 Fuss tief und 1 Fuss im
Quadrat. auf die mit Pfählen bezeichneten
Stellen Löcher gemacht und so die Baum-
wollenpilanze vorsichtig, ohne den Ballen
zu verletzen, eingesetzt. War die 1. Reihe
fertig, so wurde mit der zweiten Linie
angefangen in einer Entfernung von 21),
Fuss und zwar im Verbande. Nach 3
bis 4 Wochen wurden die Pflanzen be-
hackt und später etwas angehäufelt. Das
Behacken geschah bis zur Reife 4Mal,
Im Monate Juli kamen die Pflanzen
in die Blüthe. Der Eindruck, den eine
solche Pilanzung gewährt, ist wirklich
ein überraschender zu nennen; die ein-
zelnen an den Spitzen der Zweige her-
vorkommenden Blüthen sind blassgelb
und im Schlunde purpurn, Ihre beiden
Kelche haben mehrere schwarze Punkte.
Das Samenbehältniss hat bei der kraut-
artigen Baumwolle gewöhnlich 3 Fächer
und eben so viele Klappen.
artigen Baumwolle gut lohnen würde,
und nach meinen Erfahrungen habe ich
die Ueberzeugung gewonnen, dass zwi-
schen dem Clima Ungarns und Deutsch-
lands nur ein sehr geringer Unterschied
sich herausstellt.
Ich möchte meine Herren Collegen
in Rücksicht auf den guten Zweek er-
suchen, in verschiedenen Gegenden einige
kleinere Versuche anzustellen. Es wird
freilich so mancher sagen, wenn das
ginge, würde es schon längst ins Werk
gestellt worden sein*).
Josef Reschon,
Herzog]. Sulkowskischer Schlossgärtner
in Bielitz.
*) Bei einer so sorgfältigen Cultur dürfte
allerdings im milden Südwesten Deutschlands
Baumwollencultur möglich sein. Schwerlich
aber dürfte solche einen guten Ertrag geben,
denn da wo gleich aufs freie Feld gesäet
werden kann, verursacht diese Cultur viel
weniger Auslagen. Darum Baumwollencultur
Nach meiner persönlich gemachten | für warme Länder, Cultur von Flachs und
Erfahrung habe ich gesehen, dass sich | Hanf bei uns.
(E. R.)
4) Darwinismus.
In den Ergänzungblättern zum Con-
versationslexikon findet sich von J. Huber
eine kurze Zusaminenstellung der für
die Lehre Darwin’s und der gegen die-
selbe aufgetretenen Naturforscher, wel-
che jedoch nur eine kleine Zahl der
Stimmen, die hier ein Wort mitgespro-
chen haben, berücksichtigt.
Herr J. Huber steht selbst auf dem
Standpunkte des Deismus. Derselbe
zieht es aber vor, an die Stelle des ge-
wöhnlichen Namens für jene alles be-
lebende geistige Kraft, zu deren Ver-
| ständniss und Berechnung dem Erden-
| menschen kein Sinn gegeben ist, (auf
die aber zuletzt auch der crasseste Ma-
terialist zurückkommt, indem er von den
einfachsten der Materie anklebenden
Kräften spricht), nämlich an die Stelle
des Namens des unsichtbaren Gottes,
den alle Völker unseres Erdballes von
jeher nur unter je nach der Bildungs-
stufe verschiedenen Anschauungen ver-
ehrt haben, — das Gesetz der Com-
pensation zu stellen. Dieses sei ein
inneres Gesetz, das in Natur und Ge-
264
schichte als treibende Entwickelungs-
nothwendigkeit herrsche, das durch die
ganze Naturordnung in der Bewegung
der Gestirne, in den meteorologischen
Processen, in dem Antagonismus von
Erblichkeit und individueller Bildung,
selbst im politischen Leben der Mensch-
heit sich als jede Einseitigkeit korrigi-
rend und neutralisirend erweise. Daraus
eonstruirt sich Herr J. Huber in der or-
ganischen Natur einen Plan, in welchem
gewisse Haupttypen von Anfang an be-
dingt und präformirt sind. Damit sei
der Materialismus, der einer oberfläch-
lichen Descendenz-Lchre anklebe, über-
wunden, indem man erkenne, wie die
blinden Kräfte der Natur in einem ewi-
gen Gedanken begründet und von
ihm beherrscht seien u. 8. w.
Herr Huber braucht also Eingangs
und Ausgangs die Worte „Gesetze der
Natur“ und „ewiger Gedanke“ für das,
was die Religionslehre aller Völker, jede
in ihrer Anschauungsweise, „Gott“
nennt, und schmeichelt sich wahr-
scheinlich, in Foige dieser Verwechs-
lung der Bezeichnung für den gleichen
Begriff, nicht auf dem Standpunkt des
Deismus, sondern auf dem Boden der
Philosophischen Anschauung zu stehen.
Das Wesen der Lehre Darwin’s
besteht darin, dass uns derselbe anf die
organischen Bildungsprocesse der Jetzt-
welt gestützt, die Erklärung für die der
Vorwelt, d. h. also für die Entstehung
der Arten, geben will. Der Referent
hat seine Ansichten in dieser Beziehung
einlässlich in den Verhandlungen. des
Internationalen Botanischen Congresses
in Amsterdam (E. Regel, über die Idee
der Art) niedergelegt und dort gezeigt,
dass die Veränderungen, welche die Art
in der Jetztwelt eingeht, und zwar unter
Berücksichtigung aller der von Darwin
gegebenen Beispiele, uns nicht eine ein-
x
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
zige Thatsache liefert, welche auf eine
allmälige Umbildung der Art zu höherem
Typus zu schliessen berechtigt, sondern
gegentheils uns für die Jetztwelt das
Gesetz der Erblichkeit durch alle Gene-
rationen hindurch, oder wenn man lieber
sich so ausdrücken will, von dem ersten
Gliede der Kette bis zu dem letzten sich
unzweideutig bestätigt. Auch in der
Vorwelt muss im Allgemeinen ein glei-
ches Gesetz geherrscht haben, wie dies
das Aussterben der Art mit dem Unter-
gang der letzten Glieder derselben zeigt,
womit also der dem ersten Gliede inne-
wohnende Artbegriff, der sich auf alle
folgenden Glieder forterbte, verloren ging.
Auf der andern Seite zeigen die
jetzt in so klaren Uebersiehten aufge-
rollten Bilder der Vorwelt klar und
deutlich, dass auf unserer Erde die nie-
drigsten Organismen zuerst aufgetreten
und an diese bis zu unsern Zeiten ein
Fortschritt zu immer höher entwickelten
Organismen sich angereihet hat. Daraus
dürfte hervorgehen, dass es Zeiten in
der Entwickelungsgeschichte der unsere
Erde bewohnenden Thier- und Pflanzen-
Arten gegeben hat, wo das Gesetz der
Erblichkeit aufgehoben war und aus dem
von einzelnen Arten vorgebildeten Kei-
men Individuen mit anderen, wenn
gleich dem Mutterindividuum noch in
einzelnen Beziehungen verwandtem Art-
begriff, entstanden. So nur können die
Sprünge von den höheren Cryptogamen
zu den Tannen und Cycadeen, von die-
sen wieder zu den anderen Phaneroga-
men erklärt werden.
Dass endlich heut zu Tage noch
die niedrigsten Organismen neben den
höchst entwickelten bestehen und nicht
aus ihnen alle jene Formenreihen arten-
reicher untergegangener Familien, die
wie die Calamiten, Lepidodendren ete.
einst so eine allgemeine Verbreitung auf
I. Originalabhandlungen.
unserem Erdball hatten, sich consequent
von Neuem entwickeln, ist der schla-
gendste Beweis gegen Darwin’s Lehre
der allmähligsen Umänderung Art
durch den Kampf ums Dasein.
der
1}
Die Herren Materialisten, die den
die ganze Natar durchwehenden Geist
der Gesetzmässigkeit aus der rohen Ma-
terie sich selbst entwickeln lassen, sind
in erster Linie Anhänger von Darwin’s
Lehre geworden. Daun folgen
Menge von Philosophen, die,
eine
sei es
einem bestimmten Systeme anhängen,
oder nach ihren individnellen Ansichten
sich ein neues System ausgebaut haben,
das sich dadurch auszeichnet, dass nach-
dem alle anderen Philosophischen Sy-
steme spitzfindig und geistreich gegeis-
selt, an die Stelle der verworfenen An-
sichten unserer ausgezeichnetsten Den-
ker andere Hypothesen, oder einzelne
gut ausgedachte Worte gesetzt werden,
die aber das Wesen der Dinge so we-
nig erklären wie alle früheren Philoso-
phischen Systeme.
Für den das ganze Weltall durch-
ziehenden Grundgedanken, für den mit
der Schöpfung neuer Thier- und Pflan-
zen-Arten ins Leben tretenden Artbe-
griff, der die ganze Entwickelungsge-
schichte des Individuums von der ersten
Zelle bis zum Tode beherrscht und auf
die folgenden Generationen sich fort-
pflanzt, für das organische Leben (Lebens-
kraft) im Innern selbst der kleinsten
Zelle, für den Menschgeist, oder endlich
für das, worüber alle Philosophen ver-
geblich grübelten, einen sicheren Beweis
für das Fortbestehen des Menschgeistes
nach dem Zerfallen der irdischen Hülle
zu finden, — für alles dieses hat noch
keiner auf sichere Thatsachen Gesetze
aufgebaut, die so unumstösslich logisch
richtig wie mathematische Formeln,
Der einfache Grund davon liegt in
265
der Natur des Menschen. Wir haben
nur die Ahnung, nicht aber den Sinn,
— für alles was in das Gebiet der geistigen
Kräfte hineinreicht, und von geistigen
Kräften ist jedes organische Leben be-
herrscht, — nenne man solehe nun Schwer-
kraft, Anziehungskraft, Lebenskraft, In-
stinkt oder Menschgeist.
Die dritte Gruppe der Anhänger
der Lehre Darwin’s bilden alle die-
jenigenZoologen und Botaniker,
welche sich wenig oder gar nicht mit
der Systematik beschäftigen und denen
Darwin’s Lehre ganz ausserordentlich
gut als leichte Erklärung für die Ent-
stehung der Arten sich zu eignen scheint.
Unter den Systematikern haben aller-
dings auch einzelne unserer bedeutend-
sten Forscher sich zur Lehre Darwin's
bekannt. Zur grossen Mehrzahl sind es
aber nur solche Systematiker, die zu
Darwin’s Fahne schwören, die geneigt
sind, jede Form als Art aufzustellen,
oder solche, die nicht Gelegenheit hatten,
die Art bei ihrer Verbreitung über weite
Gebiete oder die Art in Cultur zu be-
obachten.
Wer in diesen beiden letzteren Rich-
tungen z. B. die Pflanzenart mit ihren
Formen zu beobachten Gelegenheit hatte,
wer dabei den Einfluss von Boden,
Clima, Bastardirung und endlich der Ab-
sonderung der Form zur Heranbildung
von Racen zu beobachten Gelegenheit
hatte und mit offenem Auge jeden Um-
stand berücksichtigte, der erhält eine
Art, die im Innern des Artbegriffes vie-
len Abänderungen unterliegt, aber in
keiner Richtung einen Fortschritt zur
höheren Ausbildung zeigt.
Unsere Zeit eilt in allen Richtungen
Wissenschaft mit Riesensehritten
voran. Daraus erklärt sich die Manie
so manchen tüchtigen Forschers, der
etwas ganz Neues finden möchte, irgend
der
266
Gartenflora Deutschlands,
einen wirklichen oder scheinbaren Aus- | Tausende von Erfahrungen.
nahmsjall als Grundstein zu neuen, alles
umstürzenden Hypothesen zu benutzen
und die Hunderttausende von Fällen,
die schon lange ein festes Gesetz be-
gründet hatten, damit umzustossen. —
Welchen Eindruck machte iseiner Zeit
die Behauptung der Umbildung von
Aegylops ovata in den Weizen und
die vermeintliche Parthenogenesis
im Pflanzenreiche, Behauptungen, denen
der Referent sogleich mit allgemeinen
Gründen und später mit Speciellen Be-
weisen entgegen trat,
Jetzt tauchen wieder einige solche
im Studierzimmer nach einigen Versuchen
ausgeheckte Ansichten als bedeutende
Errungenschaften für die Wissenschaft |
auf, die in sich unwahrscheinlich und
durch Tausende anderer Beobachtungen
von vornherein als Ausnahmen oder als
falsche ungenaue Beobachtungen, oder
endlich als falsch gedeutete Thatsachen
sich charakterisiren.
Die eine dieser Behauptungen ist
die der Bildung von Bastarden zwischen
2 Arten in Folge der Veredlung des
Reises der einen Form oder Art auf die
andere. Die Millionen von Veredlungen,
die jährlich in den Baumschulen von
Formen der gleichen Art oder unter sich
ganz differenten Arten aufeinander aus-
geführt werden, und zwar nur deshalb,
weil die Veredlung das sicherste Mittel,
sogar die specielle Form constant zu
erhalten, werden dabeimit fest ge-
schlossenem Augenicht beachtet
und der Ausnahmsfall, der vielleicht
ganz andere Deutungen zulässt, der
wird zu Conjuncturen aller-Art benutzt.
Die andere Behauptung ist die, dass
der Pollen der Blumen des gleichen In-
dividuums einen weit geringeren Einfluss
auf die Befruchtung als der anderer In-
dividuen zeige.
Auch hiegegen sprechen | Titel
Russlands und der Schweiz,
Der Refe-
rent hat in beiden Richtungen eine Reihe
von Versuchen gemacht und wird deren
Resultate be-
sprechen,
Der Darwinismus ist aber nach
des Referenten Ansicht ebenfalls nur
eine solche Frage der Zeit. Unsere Zeit
hat früheren in dieser Richtung schon
bestehenden Ansichten eine neue geist-
volle Form gegeben. Da die Grund-
steine, welche zur Construction dieser
Form benutzt worden sind, aber nur
hypothetischer Natur, so muss auch Dar-
win’s Gebäude über kurz oder lang wie-
der zusammenstürzen, um wieder andern
Hypothesen Platz zu machen.
Es ist wahr, dass je allgemeiner
der Standpunkt ist, den der Forscher
einnimmt, es um so schwieriger wird,
zu bestimmen, was Art, was Form, was
Bastard, was Mischling, umsomehr als
gerade durch den Einfluss der Bastard-
bildungen in manchen Gattungen die
scharfen Grenzen zwischen den Arten
fast vollständig verloren gegangen sind.
Dennoch dürfte aber die Zeit kommen,
wo durch das speciellere Studium der
einzelnen Arten in Bezug auf ihre durch
äussere Einflüsse und Bastardirung ent-
standene Formen Klarheit verschafft
wird. Auf welche Weise aber die Art
entstanden ist, diese Frage dürfte die
exacte Naturforschung ebensowenig mit
Sicherheit lösen, wie es uns je gelingen
wird, die einfachste Zelle in der chemi-
schen Retorte zu erzeugen (schaffen)
und ihr gleichzeitig auch den Artbegriff
einzuimpfen.
Wir weisen schliesslich noch ein-
mal auf den in Band IV Heft 12 der
Ergänzungsblätter von J. Huber ge-
gebene interessante und lehrreiche Zu-
sammenstellung dessen, was unter dem
„Darwinismus“ von den haupt-
nächstens einlässlicher
I. Originalabhandlungen.
sächlichsten Anhängern und Gegnern
Darwin's für dessen Lehre und gegen
ist
und frenen uns, daraus zu constatiren,
dass Darwin unter den Naturforschern
Deutschlands die meisten und gründlich-
eten Gegner gefunden hat. Das was
dessen Lehre geschrieben worden
5)
267
| einer der geistreichsten und scharfsin-
nigsten Gegner Darwin’s, Herr C. Nägeli,
(Entstehung und Begriff der naturhisto-
rischen Art) gegen Darwin gesagt, wer-
den wir in der Kürze zu besprechen
Gelegenheit finden. (BE. R.)
5) Einige Pflanzen des Petersburger Gartens.
a) Oxalis Regnelli Mig. (Mia.
in Linn. XXI pag. 545. — Walp. Ann,
II pag. 241). — Wir erhielten diese
Oxalis von Herrn Gauthier aus St. Ca-
therine. Dieselbe ist der Oxalis Mar-
tiana Zucc. sehr ähnlich. Oxalis Mar-
tiana gehört zu den in den Gärten sehr
verbreiteten Pflanzen. Wir erhielten
solche als Oxalis floribunda, O. floribunda
alba, O. artieulata, ©. Andrei, ©. lati-
folia, O. multiflora, O. Tweediena und
O.lasiopetala aus verschiedenen Gärten.
Dieselbe bildet in der Erde eine Knolle,
die auf der Spitze eine Menge von Sten-
gellosen Trieben entwickelt. Die von
langen Blüthenstielen getragenen ver-
kehrt-herzförmigen 2-lappigen und zu 3 |
stehenden Blättchen verschmälern sich
nach dem Grunde zu keilförmig. Die
Blüthenstiele sind länger als die Blatt-
stiele und tragen eine vielblumige, sich
oft verästelnde Dolde weisser Blumen,
die den ganzen Sommer hindurch blühen.
Alle diese Merkmale theilt ©. Regnelli
mit OÖ. Martiana, dagegen sind zum Un-
terschiede die Blättchen derselben etwas
grösser, verkehrt-oval, dreiseitig, vorn ab-
gestutzt und daselbst schwach ausgeran-
det und an den Ecken abgerundet. Die
weissen Blumen sind ferner fast noch
einmal so gross als bei O. Martiana und
stehen stets in einer einfachen, nur 4—
5blumigen Dolde. Bei O. Martiana kommt
bald schwächere, bald deutlichere ange-
drückte Behaarung vor, O. Regnelli ist
dagegen fast ganz kahl und trägt nur
zuweilen auf der Unterseite der Blätter
und an den Blattstielen kaum unter der
Lupe bemerkbare Behaarung. Kalthaus-
pflanze, die den ganzen Sommer hin-
durch blühet und lebhafte Empfehlung
als schöner dauernder Flor verdient.
b) Nidularium sarmentosum
Rgl. et N. denticulatum Rgl. —
Im Jahrgang 1859 widmeten wir 3. 264
— 268 der Gattung Nidularium eine ein-
gehende Besprechung. Wir zeigten dort,
dass sich dieselbe durch nistenden Blü-
thenstand habituell und ausserdem durch
die Kelchblätter, die so lang als die
Röhre der Blumenblätter und am Grunde
stets verwachsenen Blumenblätter von
Bromelia unterscheidet, sowie dass end-
lich die ächten Bromelia-Arten von Beer
den Namen Agallostachys erhalten haben.
Zu den unbedeutendsten Arten der
Gattung gehört Nidularium triste Rgl.
Grtfl. 1866 pag. 79. (Bromelia_ tristis
Beer Brom. pag. 30, — Koch Wochen-
schr. II pag. 150). Diese Pflanze wächst
in dichten Büschen, indem dicht neben
den alten Rosetten aus dem Grund des
Rhizoms derselben sich neue erheben,
268
Die zollbreiten, oberhalb grünen, unter-
halb weisslichen Blätter sind schmutzig-
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
ec) Nidularium sarmentosum
Rgl. endlich ist eine neue, ebenfalls
purpur gefleckt und stachelig gezähnt. | dem N. triste nahe verwandte Art, die
Die den sitzenden Blüthenkopf umgeben-
den Bracteen sind kaum so lang als die
Blumen Kelch
grünlich-braun. Blume mit weisser Röhre
und blauem Saume. Diese Art erhielten
wir als Billbergia olens aus Kew, als
Nidularium agavifolium aus dem Bolan.
Garten in Zürich, als Nidularium mar-
moratum von Makoy und als Billbergia
purpurea von Van Hontte.
und schmutzig -braun.
Dem N. triste sehr nahe steht Ni-
dularium denticulatumRgl. (Bro-
melia dentieulata C. Koch, Wochenschr,
II pag. 151, Bromelia paueiflora h. Be-
rol.), die Blätter sind aber dicker und
tleischiger, oberhalb freudig-grün und
nnr am Grunde etwas braunroth gefleckt,
solche stehen ausserdem überhängend
ab und tragen am Rande nur sehr kleine
Zähnchen oder sind selbst zuweilen ganz-
randig. An der gleichen Pflanze kom-
men nun blühende Rosetten vor, an de-
nen die unteren Blätter bis über 1 Fuss
lang und kaum !/, Zoll breit, und gleich-
zeitig die oberen Blätter, in deren Her-
zen der Blüthenkopf sitzt, nur 3—6 Zoll
lang und bis 1 Zoll breit, während an
andern blühenden Rosrtten diese oberen
Blätter fehlen. Bracteen grün und nur
an der Spitze braunroth. Kelch grün,
Blumen weiss,
wir als Aechmea immersa aus dem
Botanischen Garten in Berlin erhielten.
Die Blätter haben die Form, Breite,
Richtung, Textur und Zahnung wie von
N. triste, sind aber oberhalb einfarbig
dunkelgrün mit röthlichem Schein und
unterhalb olivengrün mit rother Nüance,
einzelne Blätter tragen anf der inneren
Seite auch wohl tief blutrothe Flecke.
Bracteen röthlich oder die äusseren weiss
und roth gefleckt. Blumen mit weisser
Röhre und blauem Saume. Was diese
Art aber vor allen andern Nidularien s0-
gleich auszeichnet, ist deren eigenthüm-
liches Wachsthum, das man durch schlei-
chend bezeichnet, indem aus dem Grunde
der älteren Rosetten fingerlange, mit
Schuppen besetzte Glieder des Rhizoms
hervortreten, die wagerecht abstehen und
auf ihrer Spitze eine neue Rosette zei-
gen, während diese letztere an ihrem
Grunde wiederum die gleiche Bildung
zeigt.
Die Nidularium-Arten scheinen alle
in Brasilien heimisch zu sein und be-
halten wir uns vor, nächstens einmal
eine Uebersicht aller Arten dieser in-
teressanten Gattung zu geben.
(E. R.)
1. Originalabhandlungen. 269
6) Systematisch geordnete Uebersichtstabelle über die periodisehe
Entwicklung der Freilandpflanzen im Kais. botanischen Garten
zu St. Petersburg während des Sommers 1868.
Von
Dr. F, G. von Herder.
(Schluss).
— Te Le nn es Em ea en a#7527
= ı N = EIN
Saar
2o2 Ee oa“ = 2 | = °s3 = = 5
Namen der Pflanzen em = ers 2: sea ERS en
2 5 S’o ee oa 235 pn | 2
B5:| sa | As® 5 ZI Zoe
Te zZ EI Aa a
Cassiniaceae s. Compositae.
Eupatorium cannabinum L. | 20. Juli |27. Juli |, 3. Aug.
Tussilago Farfara L. | 27. Mai |20. April|25. April| 6. Mai 125. Mai 15. Juni
Petasites officinalis Mönch. 25. Mai 25. Juni |25. Aprilj27. April 9. Mai |25. Mai 15. Jwi
Nardosmia frigida Hook. 6. April’ 6. Juni 21. April 27. April| 6. Mai 13. Mai 27. Mai
Aster laxus Willd. | | 18. Juli |23. Juli | 3. Aug. | 2. Sept.
» Peregrinus Pursh. | ' 6. Juni 14. Juni 20. Juni
„ sibiricus L. | | | 1.Aug. | 8. Aug. 13. Aug. 2, Sept.
Galatella dahurica D.C. | 13. Juni |19. Juli 27. Juli |
2 punctata D.C. | ı13. Juli |19. Juli |27. Juli |
n rigida Cass, | 13. Juli 19. Juli 27. Juli | 6. Aug. | 8. Sept.
Calimeris ineisa D.C. | | ‚20. Juli 127. Juli | 3. Aug. | |
Biotia corymbosa D.C. | ‚20. Juli 27. Juli | 3. Aug.
“ „ macrophylla D.C. ‚27. Juli | 3. Aug. 10. Aug. ı
Diplostephium amygdalinum Cass | | 127. Juli | 3.Aug. |10.Aug.
Erigeron acris L. | 29. Juni |29. Juni | 9. Juli 28. Juli 30. Sept.
Bellis perennis L. | 30. Mai 25. Aprill10. Mai 30. Mai | 8. Aug. | 8. Sept.
Solidago altissima L. | | 115. Sept. |20.Sept. 30. Oct.
n canadensis L. | | 115. Juli 127. Juli | 3. Oct. |
. Virgaurea L. | 24 Juni | 6. Juli 123. Juli |, 6. Aug. 30. Ang. 130. Sept.
Teleckia cordifolia D.C. | | 27. Juli | 3. Aug. |10. Aug. | |
Inula hirta L | 124. Juni | 4. Juli 10. Juli
„ Helenium L. | | 30. Juni 118. Juli | 3. Aug. | 9. Sept. | 3. Oct.
„ salieina L. 120. Juli 127. Juli | 3. Aug. 3 Oct.
„ squarrosa L. | 120. Juli |27. Juli | 3. Aug. |
Bidens cernua L. | 25. Juli | 1. Aug. 15. Aug. |15. Sept. |1. Oct.
„ tripartita L. ‚25. Juli | 1. Aug. 15. Aug. ‚12. Sept. |29. Sept.
Helianthus annuus L, | | 20. Juli 126. Juli | 3. Aug. |18. Aug.
Filago germanica L | | 1. Juli | 8. Juli 15. Juli
Gnaphalium dioicum L. | ' 9. Juni 122. Mai | 1. Juni | 9. Juni | 9. Juli [25. Juli
z sylvaticum L. | 24. Juni | 4. Juli 113. Juli
2 uliginosum L. | | 19. Mai | 9. Juni |24. Juni |18. Juli |18. Aug,
Liatris spicata Willd. | | 25. Juli |31. Juli | 6. Aug. |
Silphium perfoliatum L | 115. Sept. 20. Sept. ! 3. Oct.
Rudbeckia speciosa Schrad. | 110. Sept. 119. Sept. 30. Sept.
Gaillardia aristata Pursh, | 20. Juli 27. Juli | 3. Aug.
Artemisia campestris L. | 115. Juli 15. Juli 115. Aug. |26. Aug. 18. Sept. |
„ chamamelifolia Vill. | ‚20. Sept. |30. Sept. | 3. Oct. |
’ glauca Pall. | ‚20. Sept. |30. Sept. | 3. Oct. |
a Ludoyiciana Nutt, | ‚20. Sept, | 3. Oct. | l
270 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz
Namen der Pflanzen
Artemisia vulgaris L.
Tanacetum vulgare L.
Achillea cartilaginea Ledeb.
= Millefolium L
5 Ptarmica L.
Matricaria Chamomilla L.
n discoidea D.C.
r inodora L.,
Chrysanthemum Leucanthemum L.
Pyrethrum parthenifolium W.
Anthemis tinctoria L.
= Triumfetti D.C.
Doronicum caucasicum M.B.
Arnica Chamissonis Less.
Ligularia macrophylla D.C.
„ sibirica Cass.
Erythrochaeta palmatifida S. et Z.
Seneeio artemisiaefolius Pers.
„ macrophyllus M. a B.
„ vulgaris L.
Calendula arvensis L.
Cirsium arvense Scop.
„ heterophyllum All.
„ lanceolatum Scop.
„ monspessulanum All.
„ Ppalustre Scop.
Carduus crispus L.
Onopordon Acanthium L.
Lappa major Gärtn.
„ minor D.C.
„ tomentosa All.
Serrafula coronata L
5 tinctoria L.
Centaurea Cyanus L.
en montana L.
3 phrygia L.
Lapsana communis L.
Leontodon autumnalis L.
R hastilis L.
Tragopogon pratensis L.
Scorzonera humilis L.
Taraxacum officinale Wigg.
Lactuca sativa L.
Mulgedium sibiricum Less.
Sonchus oleraceus L.
Crepis praemorsa Tausch.
„ sibirica L.
Hypochaeris maculata L.
Hieracium andryaloides Vill.
e Auricula L.
e boreale Fries.
2 Pilosella L.
5 praealtum Vill
AR rigidum Hartm.
- umbellatum L.
vulgatum Fries.
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15. Aug
3 Sept.
. Juni 15 Aug.
Juni 3
. Juni 118. 126. Aug
. Juni 120 Oct.
el
. Juni 1253 Oct.
18 .
20. .
. Juni 16. Aug.
122. Juni
120. |
‚20. |
1 ? 127. |
20. [277% | 3. |
| | 8. IM3*
2 127. 123:
19. ‚30. Juni |
30. | 3.
. Juni 4 16. | 2. Sept.
. Juni 119. 20. 131. Juli
| [11% 114. ‚12. Sept.
; 127. | 8.
24. 12 122. „Aug. |
| 4. 18% ‚14. |
20. 127. 3.
. Juni 27. 18. 25 2 Sept
al, 18a 30. | 2. Sept. |
IT. ı18. ‚30. | 2. Sept.
25. 3 10.
125. | 3% 10.
115. 127. & e Aug
10 17. 124. .
. Juni |26. ‚18. 126. 2 Sept
. Juni | 8 24. 130.8: ' 6. Octob.|
. Juli BER:
180. «
| 1:5. . Juli
. Juni 1% . Juni
. Mai 120. 1 20. Juni |
12
‚24 Sept.
180.
1 . Juli
80.
? 115. Sept.
4. 18% |
115. 24. . Sept.
| 9. 8. |
12. Juli 12 3%
25. Juni 125. 5: . Juli
199: 3%
ls 38
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I. Originalabhandlungen. 271
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Nachtrag. | | | | |
Homogyne alpina Cass. | 24. Mai | 4. Juni 10. Juni | |
Pyrethrum carneum M. a B. | | 18. Juni a. Juni |24. Juni | |
5 corvmbosum W. } 13. Juli '18. Juli 24. Juli |
Lobeliaceae.
Lobelia sessilifolia Lamb. i | 113. Sept. |19. Sept. ! 3. Oct. | |
Campanulaceae.
| 8. Juli 113. Juli |20. Juli
| 1. Juli |, 8. Juli 16. Juli
15. Juni 22. Juni 28. Juni | 4. Juli | 4. Aug.
| 8. Juli 112. Juli 20. Juli
1. Juli | 9. Juli |16. Juli
Phytheuma limonifolium Sm. |
nigrum Schmidt |
Scheuchzeri All |
Campanula carpathica L. il. |
Cervicaria L. | |
glomerata L. | 115. Juli 23. Juli | 3. Aug. |18. Sept.
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3 patula L. 24. Juni 15. Juni 24. Juni | 4. Juli |26. Aug. 12. Sept.
n pulla L. | 6. Juni |12. Juni 18. Juni
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rapunculoides L.
rotundifolia L.
Adenophora polymorpha Ledeb.
. Juli |27, Juli | 3. Aug.
24. Juni 18. Juni |24. Juni | 3. Aug. 31. Aug.
24. Juli 29. Juli | 3. Aug.
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Vaceinieae.
Vaceinium Myrtillus L | . Juni | 9. Juni 115. Juni |18. Juni 26. Juli
n Oxycoccos L. | 18. Juni 15. Juni |24. Juni | 4. Juli 114. Sept.
u uliginosum L. j18- Mai 18. Juni 19. Mai | 9. Juni 15. Juni |25. Juni 26. Juli
e Vitis Idaea L 24. Juni 115. Juli |27. Juli | 3. Aug, | ‚14 Sept.
Erieineae.
Arctostaphylos Uva ursi Spr. | 112. Juli | 1. Juni | 6. Juni 12. Juni j12. Juli
Andromeda polifolia L. | 115. Juni 119. Mai 17 Mai | 7. Juni 127. Jwi
Cassandra calyculata Salsb, ' 1. Juni 25. Juni 25. April’ 9. Mai 13. Mai 113. Juni |
Calluna vnlgaris Salsb. | 15. Juli 15 Juli 21. Juli 8.Aug. |19. Sept.
Azalea pontica L. | 27. Mai |30. Mai |10. Juni |
Rhododendron caucasicum Pall. | | 20. Mai 24. Mai | 6. Juni | | 8. Sept.
hirsutum L. | | 110. Juni 115. Juni 28. Juni 15. Juli | 8. Sept.
Ledum palustre L. | | 5. Juli |19. Mai | 7. Juni |15. Juni | 5. Juli |
Pyrolaceae.
Pyrola rotundifolia L. | 24. Juni | 1. Juni |29. Juni | 9. Juli |29. Juli |
„ secunda L ‚24. Juni |24. Juni | 5. Juli 10. Juli | 1. Aug. |
„ uiflora L. | ‚24. Juni | 1. Juni |16. Juni |24. Juni | |
II. Corolliflorae.
Oleaceae.
10. Juli 120. Juli |27. Juli
Ligustrum vulgare L. |
6. Juni |13. Juni |20, Juni | 6. Juli |
|
Syrinugsa chinensis L, 113. Juni
a72
Namen der Pflanzen
Syringa Josikaea Jacq. fil.
vulgaris L. fl. viol.
* a „ fl. albo
Fraxinus epiptera Michx.
excelsior L.
”
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Cynanchum Vincetoxicum Pers.
Asclepias Cornuti Desne,
Apocynun venetum L.
Menyanthes trifoliata L.
Gentiana asclepiadea L.
acaulis L.
ciliata L
eruciata L.
Pneumonanthe L.
pratensis Froel.
septemfida Pall.
ISERLIER]
Polemonium coeruleum L.
5 pulchellum Bnge.
Phlox reptans Michx.
„ undulata Ait.
Calystegia dahurica Fisch.
Pharbitis hispida Choisy.
Borrago officinalis L.
Symphytum officinale L.
Pulmonaria officinalis L.
mollis Wolff.
n saccharata Mill.
Ayosotis caespitosa Schultz.
palustris With.
sparsiflora Mikan.
strieta Lk.
sylvatica Hoffm.
n
333
Solanum persicum Willd.
= tuberosum L.
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115. Juni | 8. Juni
10. Mai 10, Juni 115. Mai
110. Mai 10. Juni 118. Mai |
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24. Mai 24. Juni 10. Mai ı
Asclepiadeae.
| 1. Juli |
| | 6. Juli |
Apocyneae.
| | 127. Juli |
Gentianeae.
| 16. Juni 118. Mai
| 135. Aug.
| ' 4. Juni
1. Aug.
14, Juli |14. Juli
| 14. Juli
| ‚24. Juni
| [27. Juli |
Polemoniaceae.
21. Aprilil 1. Juni | 4. Juni
l | ‚20. Juni
| | |18. Mai
113. Sept. |
Convolvulaceae.
| 18. Juli
| 3. Aug.
Borragineae.
| | | 1. Juli
j ‚13. Juni
8. Juni 21. April:
| 113. Mai
120. Juni |
| ı 1. Juni
14. Juni 10. Juni
24. Mai 10. Mai
19. Mai 10. Mai
19. Mai 10. Mai
Solaneae.
15. Mai |15. Juni | 8. Jwi
25. Juni |
Die ersten
Blüthen offen
Allgemeine
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Yollblüthe
Blüthe oder
126.
‚30.
115. Juni 24. Juni
| 5. Juni | 9. Juni |
| 8. Juni 24. Juni
13. Mai 15. Mai
9. Juli 15. Juli
13. Juli '20. Juli
3. Aug. |10. Aug.
27. Mai | 1. Juni
117. Aug. | 9. Sept.
8. Jmi ‚12. Juni
8. Aug. 113 Aug.
24. Juli | 8. Aug.
25 Juli | 3.0ctob.
3. Juli ı15 Juli
6. Aug. ı13. Aug.
9. Juni |20. ‚uni
‚29. Juni 4. Juli
|25. Mai | 9. Juni
19. Sept. ! 3. Oct.
25. Juli | 1. Aug. |
13. Aug. 20. Aug. |
| 6. Juli !13, Juli
19 Juni ‚24. Juni
25. April 8. Mai
118. Mai 24. Mai
27. Juni 4. Juli
6. Juni 16. Juni
14. Juni 24. Juni
|14. Mai |24. Mai
113. Mai 19. Mai
113. Mai '19. Mai
116. Juni |26. Jwni
111, Juli 22. Juli
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Namen der Pflanzen
Hyoscyamus niger L.
F orientalis M. a B,
Verbascum Thapsus L.
Scrophularia nodosa L.
” vernalis L.
Gratiola offieinalis L.
Digitalis grandiflora Lam.
> media Roth.
. purpurea L.
Linaria bipartita Willd.
„ vulgaris Mill
Veronica Anagallis L.
- Beccabunga L.
“ fruticulosa L.
5 Chamaedrys L.
» gentianoides Vahl.
5 longifolia L.
„ offieinalis L.
A serpyllifolia L.
> sibirica L.
- verna L.
Paederota Ageria L.
Wulfenia carinthiaca Jacg.
Pedicularis palustris L.
Euphrasia Odontites L.
Pentstemon procerum Gral
; a pubescens Ait.
Mentha arvensis L.
»„ Piperita L.
„ sylvestris L.
Lycopus europaeus L.
Salvia pratensis L.
„ Regeliana Trautv
Origanum vulgare L.
Thymus Serpyllum L.
Satureja hortensis L.
Calamintha alpina Lam.
Clinopodium vulgare L.
Horminum pyrenaicum L.
Nepeta grandiflora M. a B.
» macrantha Fisch.
„ nauda L.
» paniculata Crantz
Glechoma hederacea L.
Dracocephalum thymiflorum L.
Lamium album L.
n garganicum L.
- purpureum L.
Galeobdolon Iuteum Huds.
I. Originalabhandlungen. 973
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15. Mai 15. Juni | 1. Juni | 6. Juni 115. Juni 115. Aug. 12. Sept.
‚21. Aprill10. Juni 10. Mai |13. Mai 15. Mai 10. Juni [20. Juli
Scrophularineae.
| 8. Juli |18. Juli |18. Sept.
j | 6. Juni | 6. Juni 14. Juni |20. Juni 24. Juli 113. Aug.
| 30. Mai 25. April| 9. Mai 12. Mai 12, Juni 124. Juli
| | 6. Juli 6. Juli 14. Juli 31. Aug. 12, Sept.
| | 24. Juni |29. Juni | 4. Juli 18. Ang.
| | 1. Juli | 6. Juli 112. Juli
| 15. Juli 120. Juli |27. Juli |
Ä 9. Juli | 3. Juli | 9. Juli |21. Juli |18.Sept. |30. Sept.
15. Juni 20. Juni |25. Juni |15. Aug.
13. Juni 19. Juni 24. Juni |15. Aug. |
| | 20. Juni |27. Juni | 4. Juli |
| | 3. Juni | 1. Juni | 6. Juni [114 Juni | 6. Juli
| 22. Mai |30. Mai | 6. Juli
24. Juni | 1. Juli | 6. Juli 115 Juli |15. Sept.
| 125. Juni |30. Juni | 5. Juli | 3. Aug.
| 6. Juni 19. Mai |50 Mai | 6. Jwi | 6. Juli
24. Juni 50. Juni | 5. Juli
| 9. Mai 113. Mai |19. Mai | 9. Juni
| 124. Mai | 1. Juni | 8. Juni |26. Juni
| 1. Juni | 7. Juni 113. Juni
20. Juni 15. Juni |20 Juni '30. Juni 118, Juli |30. Aug.
| 20. Aug. |31. Aug.
16. Juni |24. Juni
| | 6. Juli |13. Juli
Labiatae,
| | 20. Juli | 1. Aug [15. Aug. |
| 25. Juli | 3. Aug. |15. Aug. |
| 113. Juli |21. Juli | 3. Aug.
| 115. Juli |15. Juli [25. Juli | 1. Aug. |20. Sept.
| 13. Juni |19. Juni |24. Juni
| 20. Juli 129. Juli | 3. Aug. |
6. Juli |13. Juli |20. Juli
15. Juni 125. Juni 30. Juni |13. Juli |26. Aug.
| | 115. Juli |25. Juli | 1. Aug.
| 20. Juni 27. Juni | 4. Juli |
| | | 6. Juli 112. Juli |25. Juli |
| | 13. Juni 19. Juni 24. Juni |
30. Juni | 6. Juli | 3. Aug.
20. Juni |29. Juni | 9. Juli
| 1. Juli |13. Juli | 3. Aug.
| 30. Juni | 6. Juli | 3. Aug.
21. April21. Mai 13. Mai |17. Mai |21. Mai 113. Aug.
9. Mai 19. Mai 119. Mai | 6. Juni |15. Juli ‚25. Juli 115, Aue
19. April 19. Mai 119. Mai |26. Mai | 6. Juni | 6, Oct.
| | 20. Juni |29. Juni | 9. Juli
119. Mai | 1. Mai | 9. Mai 19. Mai | 6. Oct.
| 22. Mai | 1. Juni 10. Juni
11. Juli ' 6, Juli '11. Juli 22, Juli '31. Aug.
Galeopsis Ladanum L. _
VII, 1870,
18
74 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
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Galeopsis Tetrahit L. | | 6. Juli 111. Juli |22. Juli |30. Aug
5 versicolor Curt. | | 6. Juli |11. Juli |22. Juli |30. Aug
Stachys alpina L. | 8. Juli 13, Juli 24, Juli
„ palustris L. | | ; 5. Juli 10. Juli 24. Juli 18. Sept
„ sylvatica L. | '25. Juni | 5. Juli |10. Juli 15. Aug
Betonica grandiflora Stev. | 8. Juli |13. Juli 24. Juli |
c officinalis L. | 127. Juli | 3. Aug. |10. Aug
5 alopecuros L. | ' 6. Juli |12. Juli 18. Juli
Leonurus Cardiaca L. | | 4. Juli 113. Juli | 3. Aug
Phlomis tuberosa L. 20. Juni 28. Juni | #£. Juli | 3. Aug.
Scutellaria galericulata L. 10. Juni |30. Juni | 6. Juli |12. Sept. | 2. Sept.
h altissima L. | 24, Juni 30. Juni | 6. Juli
Prunella vulgaris L. | 24. Juni 18. Juni |24. Juni |30. Juni 31. Aug. ‚30. Sept
Ajuga pyramidalis L | 18. Juni 125. Juni | 1. Juli
Ballota nigra L. 27. Juli ' 3.Aug. |10. Aug
Lientibularieae.
Pinguicula vulgaris L. 6. Juni 113. Juni |20. Juni 13. Juli |
Utrieularia vulgaris L | 24. Juli | 1, Aug. |15. Aug. 18. Sept. |
Primulaceae.
Dodecatheon integrifolium Michx.| ; 1. Juni |24. Mai | 1. Juni ! 6. Juni ‚30. Juni
5 Meadia L. | | 6. Juni 14. Juni |20. Juni |
Trientalis europaea L. | 20. Mai 27. Mai ‚30. Mai '30. Juni
Naumburgia thyrsiflora Rehbch. | 27. Juli | Y.Aug. 115. Aug. |18. Sept. |
Lysimachia Nummularia L. | | 15. Juni 24. Juni 30. Juni
n vulgaris L. | | 1. Juli | 1. Juli | 6. Juli 118. Juli | 1. Sept. | 1. Oet.
Primula cortusoides L. 1. Juni |22. Mai |27. Mai | 1. Juni |25. Juni |
N farinosa L. 18. April 18. Mai 27. Mai |30. Mai |30. Juni ‚18. Aug
„ luteola Rupr. | | 8. Juni |15. Juni |24. Juni |
5 "SelatiorJacgq. | 9. Juni |24. Aprilj12. Mai |19. Mai |20. Juni
n officinalis Jacqg. 9. Juni |24. April|29. April) 9. Mai | 9. Juni
h Auricula L. 13. Mai |19. Mai | 1. Juni 20. Juni
villosa Jacg. | | 6. Mai 113. Mai 119, Mai
Cyclamen coum Mill. | 9. Mai | 9. Juni |12. April'21. April'25. April! 9. Mai |
Plumbagineae.
Statice Limonium L. i I Aug. |31. Aug. |19. Sept
Armeria plantaginea Willd. | 115. Aug. |31. Ang. | 1. Oct.
h alpina Willd. | 24. Mai | 1. Juni |12. Juni | |
R elongata Koch. | | 7. Juni 15. Juni |
Plantagineae.
115. Juni 24. Juni 15. Juli 18 Ang.
Plantago lanceolata L. |
16. Juni /25. Juni 125. Juli 118. Aug.
|
Br major L. | | ‚10. Juni
8 media L. | ‚13. Juni 117. Juni = Juni 13: Ang. |
5 maritima L. | | 16. Juni |23. Juni |26. Juni |
s serpentina Lam ' 6. Juni 13. Juni 20. Juni
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I. Originalabhandlungen. Pb)
x sachalinense Schmidt. | 2. Sept. |19. Sept.
| ı 8. Juni 15. Juni |24. Juni ‚15. Juli |18. Sept.
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Namen der Pflanzen SHm3 SE ee es |8e23 B B=
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IV. Monochlamydeae.
Amarantaceae.
Amarantus paniculatus L. 110. Aug. [18. Aug. }19. Sept. | 3. Oct. |
Phytolacceae.
Phytolacca decandra L. | 10. Aug. 115. Aug. 110. Sept. | 3. Oct. |
Chenopodeae.
Chenopodium album L. | 20 Juni |20. Juni |30 Juni [25- Juli 18. Sept, |24. Sept.
Blitum Bonus Henricus Mey. | 24. Mai | 6. Juni 113. Juni
__„. rubrum Koch. | 24. Juni | 24. Juni | 4. Juli | 4. Aug. hs Aug.
Atriplex hortensis L. | 115 Juli 127. Juli | 3 Ang. | | 6. Oct.
Polygoneae.
Rumex Acetosa L. 121. April 22. Mai | 1. Juni |10. Juni |10. Juli |10. Aug.
»„ Acetosella L. | ‚30. Mai |30. Mai |13. Juni |20. Juni 20. Juli | 8. Aug.
„ alpinus L. 7. Juni a8: Ang.
crispus DL. | | 113. Juni 24. Juni |30. Juni 112. Juli 24. Juli
„ Patientia L. | 3. April[30. Mai 18. Mai 16. Juni 24. Juni 24, Juli | 8. Ang.
Polygonum Amphibium L. 20. Juli | 1.Aug. |15. Aug.
- aviculare L. | 6. Juli 116. Juli | 1. Aug.
5 Bistorta L. | |30. Mai |22. Mai 30. Mai |26. Juni |30. Juli | 1. Oct.
. Convolvulus L. | | 17. Aug.
F lapathifolium L. 1. Aug.
5 polymorphum Ledeb. | | 6. Juni |26. Juni 1. Aug.
N
|
viviparum L
Rheum undulatum L. '18. April30. Mai '30. Mai | 6. Juni |12. Juni ‚30, Juni |12. Aug.
„ hybridum Ait. 1. Juni | 6. Juni |13. Juni | |
'Thymeleae.
Daphne altaica Pall. | | | 8. Juni |15. Juni |20. Juni | |
Elaeagneae.
Elaeagnus argentea Pursh. '15. Mai |15. Juni |22. Mai 114. Juni |24. Juni | 8. Juli |30, Sept.
Aristolochieae.
Aristolochia Clematitis L. 13. Juni |19. Juni |24. Jwni | |
Asarum europaeum L. | 13. Juni |21. April| 9. Mai |13. Mai |j13. Juni |
Euphorbiaceae.
Euphorbia pilosa L. | | |22. Mai |30. Mai [10. Juni | |
Mercurialis perennis L. | 15. Mai |20. Mai |30. Mai | |
Urticeae.
Urtica dioica L. 121. April|21, Mai | 6. Juni |24. Juni | 6. Juli | 6. Sept. |
„ urens L 110. Juni |10. Juni |30. Juni |10. Juli ‚10. Oct, |
276
Gartenflora
Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Namen der Pflanzen
Humulus Lupulus L.
Ulmus campestris L.
»„ effusa L.
Juglans cinerea L.
Quercus pedunculata Ehrh,
Corylus Avellana L.
Salix acutifolia Willd.
Capraea L.
fragilis L.
Lapponum L.
pentandra L.
rosmarinifolia L.
stipularis Sm.
viminalis L.
depressa L
laurina Sm
phylicifolia L.
„» purpurea L.
„ repens L.
„ retusa L.
Populus alba L.
candicans L.
laurifolia Ledeb.
a nigra L.
suaveolens Fisch.
tremula L.
tristis Fisch.
Betula alba L.
fruticosa Pall.
latifolia Tausch.
»„ lenta L.
Alnus glutinosa Willd
incana Willd.
n
n
viridis D.C. europaea
s & sibirica
Myrica Gale L.
serrulata W. 8. rugosa Rgl. 12. Mai
Pinus AbiesL. (Picea vulgarisLk.)|20. Mai
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| 15. Aug. |30. Aug. | 1. Oct. |
| | 9. Juni |29. April 9. Mai |12. Mai 15. Mai |26. Juni
| | 9. Juni |29. Aprill 9. Mai 112. Mai '15. Mai '26. Juni
Juglandeae.
115. Mai |27. Juni |21. Mai |24. Mai 27. Mai |10. Juni |12. Sept.
Cupuliferae.
115. Mai 115. Juni |21. Mai |24. Mai |27. Mai |10. Jwi |30. Sept.
110. Mai 10. Juni | 7. April]21. Aprilj25. April| 6. Mai | |
Salicineae.
| 30. Mai |15. Aprill24. April| 6. Mai |15. Mai
| ı30. Mai |20. März 25. April 6. Mai 15. Mai |15. Juni
| 8. Mai | 8. Juni 10. Mai 13. Mai 18. Mai |25. Mai | 5. Juli
| '30. Mai 10. April| 5. Mai 10. Mai 15. Mai 15. Juni
| ‚18. Mai |24. Mai 29. Mai | 9. Juni
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| | 125; April| 9. Mai 12. Mai 119. Mai | 9. Jmi
| | 125. April11. Mai 115. Mai |22. Mai
| | | 9. Mai 113. Mai 15. Mai |
| 20. Aprill29. April} 5. Mai
9. Mai |13. Mai |15. Mai 120. Juni
| 6. Mai | 9. Mai 12. Mai
9. Mai 113. Mai |15. Mai
| 24. Mai |27. Mai |30. Mai | |
| | 11. Mai 113. Mai |15. Mai | 1. Aug.
| 11. Mai |13. Mai 15. Mai 29. Juni
| 9. Mai |12. Mai 115. Mai |
15. Mai 15. Juni |10. Mai 12. Mai [13. Mai 15. Mai |
15. Mai 15. Juni | 8. Mai 12. Mai |13. Mai 15. Mai | 4. Juli
15. Mai 15. Juni |20. März 24. April| 6. Mai 12. Mai 15. Juni
15. Mai 15. Juni |29. Aprilj11. Mai 12. Mai 15. Mai |
Betulineae.
10. Mai 10. Juni |24. Aprill12. Mai |13. Mai |19. Mai 13. Aug.
10. Mai |10. Juni |10. Mai 13. Mai 115. Mai 19. Mai 18. Aug.
10. Mai 10. Juni |112. Mai 115. Mai 18. Mai | 6 Juni /18. Oct.
10. Juni 112. Mai 118. Mai |20. Mai | 6. Juni 20. Oct.
12. Mai 12. Juni 20. April 25. April29. April)30. Oct.
9. Mai 12. Juni 20.März |10. Aprill14. April|21. April 30. Oet.
12. Juni | 6. Aprili21. April 25. April| 9. Mai |
10. Mai 10. Juni |21. Aprill15. Mai 118. Mai 30. Mai 10. Oct.
12. Mai '12. Juni '25. April19. Mai 21. Mai '30. Mai '10, Oct
Myriceae.
| | I 9. Mai i13. Mai |15. Mai | I
Coniferae.
20. Juni | |
20. Mai |20. Juni |24. Mai | 1. Juni | 4. Juni 6. Oct,
„» Pichta Fisch.
I. Originalabhandlungen.
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Namen der Pflanzen lat 8$ „= 2.58 = So =: =
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Pinus Mughus Scop. | +. Juni 115. Juni |20. Juni
„ sylvestris L. 24. Mai 24. Juni
„ Cembra L, 13. Mai |20. Juni
„ pumila Rgl. 13. Mai 20. Juni 1. Juni ) 8. Juni 112. Juni |
Larix davurica Trautv. ‚8. Mai 8. Juni |27. April| 9. Mai 12. Mai 18. Mai /20. Oct.
„ Microcarpa Poir. | 8. Mai | 8. Juni 127. April 9. Mai 12. Mai 18. Mai 20. Oct.
»„ pendula Lamb. | | 27. Aprill 9. Mai 12. Mai |
„ sibirica Ledeb. ı 6. Mai | 6. Juni 24. April|27. April; 6. Mai Inn Mai 20. Oct.
Thuja occidentalis L. 24. Mai 24. Juni | 24. Sept.
V, Monocotyledonease.
Commelynaceae.
Tradescantia virginica L. | | 1. Juli | 8. Juli 115. Juli f I
Alismaceae.
Triglochin palustre L | | | 8. Juli |13. Juli |20. Juli | |
Alisma Plantago L. | 25. Juni | 3. Juli |18. Juli | 3. Aug. 118. Aug.
Butomeae.
Butomus umbellatus L. | | 120. Juni |27. Juni | 5. Juli |27, Juli |
Potameae.
Potamogeton heterophyllus Schreb,. | |24. Juni |20. Juli |26. Juli |15. Aug. |18. Sept.
“ lucens L. | 24. Juni |20. Juli 126. Juli |15. Aug. |18. Sept.
n erispus L. | | 26. Juli | 1. Aug. 115. Aug.
Typhaceae.
Typha latifolia L. | ] | 6. Juli |13. Juli |18. Juli | 6. Aug. 18, Aug.
Aroideae.
Calla palustris L. | | 110. Juni |16. Juni |20. Juni | |
Orchideae.
Orchis maculata L. | 16. Juni | 8. Juni |24. Juni | 4. Juli | 4, Aug.
„ ıilitaris L. 4. Juni | 6. Juni |12. Juni
Gymnadenia conopsea Rich. | 24. Juni 10. Juni 24. Juni |30. Juni 24. Juli |18 Ang.
Platanthera bifolia Rich. | 16. Juni | 8. Juni |26. Juni | 4. Juli 26. Juli
Cephalanthera rubra Rich. 4. Juli |10. Juli 115. Juli
Epipactis latifolia Sw. | 4. Juli '10. Juli 15. Juli
Calypso borealis Salisb. | | | 30. Mai
Cypripedium Calceolus L. | | 26. Mai | 1. Juni | 8. Juni [26. Juni
E macranthum $w. | 1. Juni ' 8. Juni '13, Juni
Irideae.
Crocus reticulatus Stev. | 3. April| 7. Aprill10. Aprilj25. April| 6. Mai |
„ sativus All. ‚19. April 19. April22. April]25. April) 6. Mai |
speciosus M. a B. | 24. Oct. |31. Oct. |
278
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz,
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Crocus variegatus Hoppea Hornsch. 19. April ha April’ 21. April’25. April! 6. Mai |
„ vernus All. | 3. April12, Mai | 5. April10. April 25. Aprill10. Mai |
Gladiolus communis L. | 20. Juli |27. Juli | 3. Aug.
Iris notha M. a B. | | 1, Juli | 6. Juli |12. Juli | |
„ laevigata Fisch. | 1. Juli | 8. Juli 12. Juli | 8. Sept
„ pumila L. | | | 1. Juni | 7. Juni 13. Juni | 19. Sept
‚ Pseudacorus L. | 12. Juni 17. Juni 24. Juni |24. Juli |
„ reticulata M. a B. | 21. Mai 21. April 24. April 27. April| 6. Mai |
„ pulchella Rgl. | 6 Juli 13. Juli 20. Juli
„ setosa Pall. | | ‚20. Juni |24. Juni | 6. Juli | 8 Sept
„ favescens Red. | | 24. Juni |29. Juni | 6. Juli
„ graminea L. | ' 1 Juni | 6. Juni 113. Juni
„ Güldenstaedtiana M. B. | | '13. Juni 19. Juni 24. Juni |
„ Jlurida Ait. | | 26. Mai |17. Juni 27. Juni | |
„ pallida Lam. | ' 1. Juni | 6. Juni 19. Juni
„ sambucina L. | 26. Mai |17. Juni 27. Juni
„ sibirica L. | | 1. Juni | 7. Juni 19. Juni | kB Aug
„ soongorica Schrenk 18. Juni '24, Juni '30. Juni
Amaryllideae.
Narcissus poeticus L. | 11. Mai !25. Mai | 6. Jwi | 1
»„. Tazetta L. | | 1. Mai 12. Mai |18. Mai |
Leucojum aestivum L, | | 6. Juni 12. Juni 118. Juni
Galanthus nivalis L. ı 3. Aprili24. Mai 7. April 21. April 24. „en 6. Mai |
r Redoutei Rupr. | 3. April 6. April13. April
Asparagus maritimus Pall. | | 20. Juni 29. Juni | 6. Juli |
Paris quadrifolia L. | '30. Mai 24, Mai 30. Mai | 6. Juni |26. Juni |
Convallaria majalis L. 12. Mai 22. Mai |27. Mai | 6. Jwi 14. Sept
a Polygonatum L. | 124. Mai ‚30. Mai | 6, Juni
rosea Ledeb. | 1. Juni | 8. Juni |15. Juni
Majanthemum bifolium D.C. | 115. Juni 115. Mai | 9. Juni |15. Juni | 9. Juli
Liliaceae.
Tulipa Gesneriana L. |18. Aprill 5. Juni Re April! 9. Mai | 9. Juni |24. Juni | 6. Sept.
„ sylvestris L. 18. April 18. Mai | 9. Mai ı13. Mai 19. Mai |29. Mai
Fritillaria Meleagris L. 11. Mai 13. Mai 22. Mai
Kamtschatcensis Don. 124. Mai | 4. Juni | 9. Juni |
a pallidiflora Schrenk. | 19. Mai 12. Mai 119. Mai 22. Mai | 9. Juni 119. Juli
5 ruthenica Wickstr. | 11. Mai 18. Mai 24. Mai
5 tulipifolia M. a B | | | 9. Mai |13. Mai 19. Mai |
Lilium bulbiferum L. | | | 4. Juli 113. Juli |20. Juli | |
„ eroceum Chaix. | | 1. Juli 10. Juli ı15 Juli | |
„ eolehicum Fisch. i | 113. Juni |24. Juni ! 1. Juli |
„ Martagon L. | | 115. Juli |23. Juli 30. Juli |
„ speciosum Thunb. | | 13. Juni |22. Juni 1. Juli | | 5
„ Szovitsianum Fisch. | | 20. Juni 29. Juni 4. Juli | |
tenuifolium Fisch. | 120. Juni 27. Juni 4. Juli | j
Erythronium Dens Canis L. 117. April 13. Mai |21. Aprill28. April 6. Mai |13. Mai 113. Juni
Anthericum Liliago L. | | 113. Juli |20. Juli ‚30. Juli | |
Hyaeinthus orientalis L. | | 28. April 9. Mai 25. Mai |
Ornithogalum narbonense Stev. | '15. Juni /27. Mai |13. Juni 24. Juni 15. Juli 23. Aug
Gagea lutea Schult. i17. April 17. Mai 24. April/27. Zul 2 Mai 19. Mai |
„ minima Schult. ‚24. April24. Mai 8. Mai 11. Mai Mai 27. Mai |
„ rufescens Rgl. |24. Aprill24. Mai | 8. Mai 11. Mai I Mai |27. Mai
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Originalabhandlungen.
Scilla cernua Red.
bifolia L.
patula Red.
„ Ppratensis W. et K.
Myogalum Boucheanum Knth,
R nutans Lk.
Funkia subcordata Spr.
Puschkinia scilloides Ad.
Allium angulosum L. |
coeruleum Pall.
hymenorhizum Ledeb. |
„ Ledebourianum Schult. |
„ MolyL. |
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Pallasii Murr.
» Schoenoprasum L.
„ sibiricum L.
„ Stellerianum Willd.
„ strietum Schrad.
„ odorum L.
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„ senescens L.
„ rotundum L.
„ Victorialis L.
Hemerocallis fulva L, |
e graminea Andr. |
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Trautv. et Mey. |
Botryanthus odorus Knth. |
Colchieum laetum Stev.
Veratrum album _L. 3 Lobelianum
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Juncus Bufonius L.
„ communis Mey. |
„ tonglomeratus L. |
Luzula campestris D.C.
„ nivea L.
pilosa Willd.
Heleocharis palustris R. Br,
Seirpus lacustris L.
„ sylvaticus L. |
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Eriophorum angustifolium Roth. |
n alpinum L.
7 vaginatum L. |
Carex caespitosa Good
„ acuta L.
Ausschlagen
|
|
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Verblühtsein
Fruchtreife
Allgemeines
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Juni | 3. Aug.
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6. April19. Mai |10. April|21. Aprill25. April19. Mai
25. April 5. Mai 12. Mai
13. Juni |19. Juni |24. Juni
| 19. Juni |24. Juni | 4. Juli
| 13. Mai 25. Mai | 1. Jwmi
1. Juni ! 7. Juni 113. Juni
15. Juli |15. Juli |30. Juli
8. Juni |21. Aprilj24. April| 8. Mai
| 20. Juli |27. Juli | 3. Aug.
| 27. Juni | 4. Juli
| 4. Juli |10. Juli
| 24. Juni |30. Juni
| | 30. Juni | 6. Juli
| | 4. Juli 10. Juli
15. Juni |24. Juni
26. Juni |29. Juni
4. Juli 10. Juli
| 4. Juli |10. Juli
20. Juli |27. Juli | 3. Aug
| 15. Juli |23. Juli |30. Juli
20. Juli |27. Juli | 3. Aug.
| 15. Juli 123. Juli |30. Juli
1. Juni 15. Juni |24. Juni
13. Juli |20. Juli 30. Juli
15. Juni |25. Juni | 4. Juli
| 15. Juni |24. Juni | 4. Juli
| 9, Mai 13. Mai 19. Mai
Colchicaceae.
| | 9. Sept. 119. Sept. | 1. Oct.
| "0 Juni es Juni "0 Juli
| 30. Juni 113. Juli |22. Juli
Juncaceae.
| 15. Juli |20. Juli | 1. Aug.
| 18. Juli |24. Juli | 1. Aug.
| 18. Juli 123. Juli | 1. Aug.
na. Juni | 1. Juni | 6. Juni 14. Juni
14. Juni |20. Juni 30. Juni
121. Mai |24. April! 7. Mai 13. Mai
Cyperaceae.
| 6. Juni |14. Juni |20. Juni
20 Juni |?7. Juni | 5. Juli
13. Juni |19. Juni 25. Juni
1. Aug. 10. Aug. |15. Ang.
a Juni |20. April24. April) 6. Mai
| 19. Mai | 1. Juni | 6. Juni
| 20. April/25. April) 6. Mai
| 113 Mai |20. Mai |30. Mai
! 30. Mai 6. Juni
Juni |30. Juli
Namen der Pflanzen
Ausschlagen
oder Hervor-
spriessen
gebildet
Blätter aus-
Blüthen-
stände frei,
sichtbar _
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz,
Carex aquatilis Wahlbrg.
digitata L.
incurva Lightf.
rhynchophysa C. A. Mey.
dioica L.
fava L.
muricata L.
vesicaria L.
vulpina L.
SIESTESESEENE
Phalaris arundinacea L.
Hierochloa borealis R. et Sch.
Anthoxanthum odoratum L.
Imperata sacchariflora Maxim.
Alopecurus geniculatus L.
nigricans Hornem.
n pratensis L
Phleum pratense L.
Agrostis vulgaris With.
Apera Spica venti P. d. B.
Calamagrostis Epigeios Roth.
phragmitoides
Hartm.
Phragmites communis L.
Aira flexuosa L.
Dechampsia caespitosa P. d. B.
Avena pubescens L.
„ sativa L.
Poa alpina L.
caesia Sm.
compressa L.
glumaris Trin.
serotina Ehrh.
annua L.
pratensis L.
„ trivialis L.
Glyceria fluitans R. Br.
a spectabis M. et K.
Molinia caerulea Mönch.
Dactylis glomerata L.
Cynosurus cristatus L.
Festuca alpina
convoluta Knth.
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„ elatior L.
„ heterophylla Lam.
„ vvina L.
n„. kubra L.
Bromus erectus Huds.
„ inermis Leyss.
Triticum repens L.
Spelta L.
vulgare Vill.
13.
Gramineae.
18. April)
| 9. Mai 19. Mai
| 6. Juni
9. Mai 110. Juni
24, Juni
| 9. Mai
12. Mai
1. Jmi
6. Juni
12. Mai |20. Juni
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. Juni
. Juni
. Juni
Juli
. Mai
. Juni
. Juni
. Juni
. Mai
. Juni
. Juni
. Juni
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30. Mai | 6. Juni
22. Mai |30. Mai
30. Mai | 6. Juni
30. Mai | 6. Juni
20. Mai '30. Mai
|20. Mai 130. Mai
13. Juni 20. Juni
5. Juni 110. Juni
9. Juni |13. Juni
8. Juli 115. Juli
30. Mai | 6. Jwi
6. Juni 115. Juni
19. Sept. | 3. Oct.
24. Juni | 6. Juli
15. Juni
1. Juni 110. Juni
30. Mai 6. Juli
24. Juni 113. Juli
6. Juli 112. Juli
27. Juli | 3. Aug.
9. Juli 115 Juli
8.Aug 118. Aug
26. Juni 110. Juli
29. Juni | 4. Juli
25. Juni |30. Juni
24. Juli | 8. Aug
4. Juni 110. Juni
30. Juni | 6. Juli
25. Juni 30. Juni
9. Juni |15. Juni
30. Juni | 6. Juli
13. Mai 19. Mai
20. Juni |25. Juni
25. Juni 30. Juni
29. Juni | 9. Juli
21. Juli 29. Juli
27. Juli | 3. Ang.
26. Juni |30. Juni
15. Juli |20. Juli
30. Juni | 6. Juli
130. Juni | 6. Juli
30. Juni | 6. Juli
30. Juni | 6. Juli
30. Juni | 6. Juli
30. Juni , 6, Juli
30. Juni | 6. Juli
30. Juni | 6. Juli
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4 Juli 10. Juli
9. Juli 113. Juli
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13. Juni 30. Juli
13. Juni |30. Juli
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6. Juli | 6. Ang.
6. Juli |
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10. Juli 10. Aug.
30. Juli 118. Aug.
30. Juli |15. Aug.
24. Juli
18. Aug.
31. Aug
18. Juli 118 Ang.
24. Juli
30. Juli 18. Aug.
15. Aug. |19. Sept.
24. Juni
15. Juli 115. Aug.
18. Juli 18. Aug.
31. Aug.
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in Trau. In Dalmatien liest der Ackerbau
noch sehr danieder, da findet sich kein Ver-
ein, keine Lehranstalt, welche zur Verbes-
serung, zur Hebung der Landwirtbschaft
eine Anregung geben würden. Da endlich
wird der erste Schritt gethan, — auf An-
regung der Gemeinde wird in Trau an der
4classigen Volksschule ein 2jähriger land-
wirthschaftlicher Lehreurs eingeführt, wel-
cher mittelbar auf die Hebung der land-
wirthschaftlichen Verhältnisse eingreifen soll.
Es werden zu diesem Behufe ausser dem
realistischen Unterrichte im 1. Semester:
Bodenkunde, Düngerlehre, Feldwirtihschait,
Cultur von Gerkähen, Hülsenfrüchten, Oel-,
| |
Secale cereale L. | 9. Mai 110. Juni 10. Juni |19. Juni |24. Juni | 4. Juli | 8. Aug.
Elymus genieulatus Curt. 80. Juni 16. Juli 12. Juli |
Hordeum vulgare L. | | | 4. Juli | 4. Juli |27. Juli | 8. Aug. |18. Sept.
Filices.
Equisetum arvease L. | | | 9. Mai 11. Mai | |
Botrychium virginianum Sw. |22. Mai | | 118. Juli 25. Juli |
Polypodium Dryopteris L. 120. Mai 20. Juni 20. Juni 24. Juni 30. Juni | |
. Phegopteris L. 120. Mai 20. Juni |20. Juni 24. Juni 30. Juni | |
n vulgare L. 22. Mai | | | | |
Struthiopteris germanica W. 13. Mai | | |
Pteris aquilina L. 112. Mai |12. Juni 24 Juni | 4 Juli 14. Juli 12. Ang.
Asplenium filix femina Bernh. 19. Mai 20. Juni '30. Juni | 6. Juli 15. Juli | |
Aspidium filix mas L. 19. Mai 20. Juni 30. Juni 12. Juli /18. Juli | |
Cystopteris fragilis Bernh. 20. Mai 20. Juni |20. Juni |24. Juni 30. Juni | |
L Notizen.
1) Landwirthschaftliche Schule | Milano 1869) die Wichtigkeit dar, dass an
den Universitäten ein eigenes botanisches
und speciell cryptogamisches Laboratorium
errichtet werde, um das Wesen der verschie-
denen von pflanzlichen Parasiten herstam-
menden Krankheiten, wie Traubenkrankheit,
Erdäpfelfäule, Getreidebrand, Raupenkrank-
heit u. m. a. gründlich zu studiren. Pro-
fessor Garovaglio bemerkt, dass ein
solchartiges Laboratorium vor allem an der
Universität zu Pavia zu gründen wäre, da
er selbst und auch sein Assistent sich spe-
eiell mit dem Studium der Cryptogamen be-
schäftigen, da er nicht allein ein sehr reich-
liches Cryptogamen -Herbar schon besitze,
sondern auch eine höchst werthvolle Biblio-
Farb- und Handelöpllanzen, im 2. Semester: | thek von über 5000 Werken in mehr als
Bewässerung, Wiesencultur, Garten- und | 12,000 Bänden, die fast eine vollständige
Obstbau. gelehrt werden, ddan soll auch die | Literatur über Uryptogamie bietet und in
und Beräitäng der landwirth-
schaftlichen Producte, speciell Oel und Wein,
Seidenzucht berücksichtigt werden, so auch
sollen praktische Uebungen im Versuchs-
garten eifrigst vorgenoinmen werden.
Gewionung
2) Botanische Laboratorien. —
Herr Protessor Dr. Garovaglio in Pavia
stellt (Rendic, del r. istit. Lomb. di scienze,
|
(Sn) |
jeder Richtung nicht nur die Bibliothek des
verstorbenen Delessert in Paris, sondern
auch die von De Candolle in Genf über-
trifft. So auch biete die Lage der Umgebung
von Pavia genügendes Material zu devarti-
gem Studium. Die Kosten eines solchen La-
voratoriums würden sich höchstens auf 6000
Franes jährlich belaufen. (S—r.)
3) Der Berliner Gärtner-Verein
282
hat seinen Jahresbericht für 1869 ausgegeben,
und wir ersehen daraus, dass derselbe sei-
nen Zweck und grossen Nutzen richtig er-
kannt hat und sich immer vollkommener zu
organisiren strebt. Es leiden solche Vereine
von jungen Gärtnern am meisten von dem
Wechsel der Persönlichkeiten, welche sich
bald in alle Welt zerstreuen und in dem
folgenden Jahre nie mehr dieselben sind. Es
ist daher nöthig, dass darin ein fester Kern
bleibt, ausser dem Vorstand eine Art Aus-
schuss von solchen Gärtnern, welche ihrer
Stellung und Neigung nach länger oder im-
mer in dem Vereinsorte bleiben. Der Ver-
such, ältere Gärtner für solche Vereine zu
interessiren und herbeizuziehen, ist schon
öfter gemacht worden, aber stets verunglückt.
Aeltere Männer passen nun einmal nicht zur
Mehrzahl der Vereinsbesucher. Sie können
aber dem Verein nützlich sein, indem sie
sich bewegen lassen, zuweilen einen Vortrag
zu halten. Der Berliner Verein besitzt schon
einen ganz hübschen Anfang zu einer Bib-
liothek und hält acht Gartenzeitschritten.
Er gibt sogar kleine Prämien für gute Vor-
tröge seiner Mitglieder. sind Lehr-
eurse in der deutschen Sprache, im Zeich-
nern und Anfanysgründen der Mathematik
eingeführt worden. Mit dem Bildungsverein
ist zugleich eine Krankencasse verbunden.
J.
Ferner
4) Kleine Notizen von der Hambur-
ger Gartenbau-Ausstellung im Sep-
tember 1869.
1.
Auf der Hamburger Gartenbau-Ausstel-
Jung von 1869 sah man unter vielen ande-
ren Vorrichtungen zum Aufstellen von Pflan-
zen auch künstliche hohle Baumstämme von
Thon gebrannt (sogenannte Sold-Masse) bis
zu 6 Fuss Höhe, also fast natürlicher Grösse.
Die zahlreiclien Astlöcher sind zur Aufnahme
von Pflanzen bestimmt, natürlich aus den
Töpfen genommen, während der eigentliche
Stamm die grösste Ocffnung enthält. Es ist
dieses eine Nachahmung der „Blumeneichen*,
wie s. Z. besonders die im Park zu Sagan
schön und berühmt Diese Arbeiten
waren von der Firma William Hudspith in
Haltwistle in Northumberland (England) aus-
war.
Gartenflora Dentschlands, Russlands und der Schweiz.
gestellt und verdienen besonders für elegante
| Wintergärten und Blumensalons Beachtung.
‚, Es werden wurzelnde Schlingpflanzen, z. B.
Fieus stipulata, von
selbst daran befestigen, denn solche gehören
unbedingt zu solchen pittoresken Aufstel-
lungen. J.
9
|
|
sich wahrscheinlich
Friedrich Harms in Eimsbüttel bei
Hamburg hatte unter vielen anderen hoch-
stämmigen Fuchsien von grosser Schönheit
auch Fuchsia fulgens hochstimmig gezogen.
Dieselben waren auf Stämme einer anderen
Sorte in Kronenhöhe veredelt und schienen
sich recht wohl auf ihrem Unterstamme zu
befinden.
Jemand mittheilen wollte, welche Spielart
von Fuchsia in der Gärtnerei Harms
zur Unterlage verwendet wird. Das markige
Holz der F. fulgens kann jedenlalls nur im
krautartigen Zustande veredelt werden, und
es liegt der Gedanke nahe, als ob die eben-
falls in der Jugend markige F. corymbiflora
als Unterlage verwendet sein könnte. Die
Fuchsienhochstämme von Fr. Harms über-
trafen alles, was man in Deutschland bisher
davon in Töpien gesehen hatte und zeigen,
dass es möglich ist, auch in Töpfen präch-
J.
Es wäre wünschensweıth, wenn
von
tige Exemplare zu ziehen.
3.
Eine reizende Zusammenstellung zeigte
einen Epheu am hohen Schirm gezogen, aus
dessen Mitte eine schön und reich blühende
Fuchsia herauswuchs. Dieselbe stand in
einer Vase von Blech, von der Form eines
riesigen Blumenkelch.. Auch am Träger
| des Schirms waren in einer Art Gesims
| blühende Fuchsien angebracht. J.
| 4.
Unter den vielen neuen Ruhesitzen und
Bänken für Gärten, welche auf Ausstellungen
prangen, aber selten weiter verbreitet wer-
den, zeichnete sich ein gepolstertes Sopha
(Chaise longue) mit Zeltschirm aus, welches
so eingerichtet war, dass der Sitz nach unten
umgewendet werden kann, so dass diese be-
queme Gartenbank auch des Nachts und bei
Regenwetter im Freien bleiben kann. Für
Personen, welche anhaltend krank und
schwach sind, die aber doch den Garten
| geniessen können und sollen, kann es keine
I. Notizen.
x
Auch
sehon !äneer bekannten Gartenbänke, wo
hübschere Erfin lung geben. — die
bei Reyen der Rohrsitz durch die niederge-
lassene Leline bedeckt wird, fand sich in H.
vertreten. J.
5.
Unyscmein zahlreich waren Gartenschirme
zum Auispannen und Niederlassen vertreten,
und es gewährte einen sonderbaren Anblick,
wenn bei Reren zwischen zahllosen aufge-
spannten Regenschirmen diese Riesenschirme
von allen Farben hervorragten. Die Schirme
von einfachem feinem Segeltuch waren die
schönsten, die grelllarbigen von Ledertuch (?)
die hässlichsien. Manche waren auf Tischen
befestigt und konnten sn allenfalls mit Haken
im Boden befestigt werden. Bei den meisten
aber konnte ich nicht begreifen, wie die un-
genügeuden Vorrichtungen zum Anfstellen
und Befestigen im Boden im Stande sein
sollen, einen solchen Schirm von 8—12 Fuss
Spannweite auch nur bei mässigem Wind
zu halten. J.
6.
Die neuen Bänke mit Zeltdach (Mar-
quise), welche auch in Hamburg ausgestellt
waren, werden eben so viele Freunde be-
kommen, als Enttäuschungen veranlassen.
Es ist nämlich der Aufenthalt unter einem
solchen Zelte bei starkem Sonnenschein —
und nur bei solchem hätte das Zeltdach
einen Zweck — unausstehlich drückend.
Zweekmässig dagegen sind Bänke, an denen
hinter der Lehne ein Leinwandschirm nach
Art der Wagenverdecke aufgespannt wird,
um die an einem windigen Platze Sitzenden
gegen den Luftzug zu sehützen. J.
{fe
Von J. A. Kebe’s Nachtolser in Ham-
burg, (möglicherweise aber auch von einem
Nachbar der Ausstellung), welche Firma be-
sonders viele Gartenmöbel ausgesiellt hatte,
war ein eiserner Gartentisch vorhanden, wel-
cher alles übertraf, was ich bis dahiu dieser
Art gesehen hatte, Auf dem broneirten Fuss
ruhte eine Platte, anf welcher Florentiner |
oder Venetianische Mosaik anf das vollkom-
menste imitirt war. Dieses farbige Pracht-
stück soll gegen Nässe ganz unempfindlich
sein, Da aber die Farben jedenfalls nach
283
Art der sogenannten Präsentirteller von Blech
aufgetragen sind, so ist bei einem sicher
ziemlich theuren Stück jedenfalls Vorsicht
zu gebrauchen, namentlich gegen Risse.
J.
8.
Unter den Arbeiten aus Majolika von
Julius Lange in Berlin (Hoflieferanien des
Königs), worunter auch viele Formen der
bekannten Gartensitze in Form von Baum-
stöcken, Körben. Schwämmen u. s. w., fiel
eine schöne Muschelvase auf, welche beson-
ders am Wasser, z. B. über einem Gewächs-
hausbassin, aber auch im Freien, ein schö-
ner Schmuck sein würde. Dieselbe stellt
eine riesige Muschel in Forin eines Schnecken-
hauses vor, scheinbar von einem mit Was-
serpflanzen überzogenen Steine getragen und
von schilfigen Wasserpflanzen umgeben.
J.
9.
Unter den Arbeiten von gerissenem Ei-
chenholz, welche die Händelsgärtner Gebrü-
der Süssmayer in Bockenheim bei Frankfurt
a. M. ausgestellt hatten, und wofür sie (na-
mentlich für Laubengäuge) mehrere Preise
erhielten, zogen die Schattendecken für Mist-
beetfensier und Glashäuser zum Rollen die
Aufmerksamkeit aller praktischen Gärtner
Wohl fast jeder Gärtner hat es
mit allen möglichen Schattenvorrichtungen
versucht und unter den beweglichen keine
gefunden, welche ihn zufrieden stellte oder
Die hier erwähnten scheinen
J.
auf sich.
haltbar war.
allen Anforderungen zu genügen.
10.
In Berggärten, wo das Wasser bei star-
kem Regen die Wege zerreisst, hat man
schon vielerlei Vorrichtungen zur Ableitung
versucht, und am häufigsten gepflasterte
Rinnen von kleinen runden Steinen ange-
wendet. Diese sind auch sicher und haltbar
genug, haben aber den Uebelstand, dass je-
der Regen den Sand zwischen den Steinen
auswäscht, und dass das Jäten des Unkrauts
mit einem Messer verrichtet, viel Arbeit ko-
stet. eind schon Rinnen
Backsteinen gebildet, wovon der eine gerade-
liegende die Sohle bildet, während zwei da-
gegengestellte, welche übrigens besonders
Besser aus drei
384 Gartenflora Dentschlands,
dazu geformt sein müssen, die Seiten bilden.
nen, nämlich aus mit einem bogenförmigen
Ausschnitt versehenen Backsteinen gebildet. |
Durch Aneinandersetzen dieser Steine erhält
man eine Rinne, welche nichts zu wünschen
übrig lässt und das Ueberfahren eines Wa-
gens verträgt, während eigens geformte
lange Rinnen, (solche, wovon zwei eine Röhre
bilden), wie man sie auch angewendet sah,
weder wagenfest, noch wetterfest genug sind.
Man kann solche Rinnensteine in jeder Zie-
zelfabrik machen lassen, indem an dem fer-
tig gestrichenen Backsteine ein halbrunder
Ausschnitt angebracht wird. Natürlich müs-
sen diese Steine sehr hart gebrannt sein.
J.
11.
Als Muster einer Schattenhecke sah man
eine Wand von Thuja oceidentalis, welche
rur einige Zoll stark, dabei aber ziemlich
dicht war. Jedenfalls müssen sich die For-
men von Th. (Biota) orientalis, welche fast
nur nach zwei Seiten Aeste bilden und durch
die plattgedrückten senkrecht gestellten
il.
1) DieKunst der Pflanzenvermeh-
sung durch Stecklinge, Steckreiser,
Absenker etc. Nebst einem Anhange
über Verpackung und Transport aller
lebendigen Pflanzen und Sämereien in
dieentferntesten Welttheile. so dass sie
viele Monate lang gefahrlos eingepackt
bleiben können. Von M. Neumann,
Director der Gewächshäuser des Mu-
seums der Naturgeschichte in Paris.
Dritte Auflage, durchgesehen und ver-
mehrt von J. Hartwig, Grossherzog].
Sächs. Hofgärtner in Weimar. Mit 32
Abbildungen. Weimar 1870. Verlag
von Bernhard Friedrich Voigt.
Neumann’s Pflanzenvermehrung gehört
zu den zuverlässigsten klarsten Anleitungen
Russlands und der Schweiz.
| Zweige fächerförmig wachsen, noch bes-
Aber in Hamburg gab es noch bessere Rin- |
ser zu diesem Zwecke eignen. Uebrigens
sehe ich den Zweck so dünner Hecken nicht
ein, da sie wenig Schutz gewähren und die
Schattenwände hübscher mit schön-
blühenden Schlingpflanzen bezogen werden,
für welche es so immer an Plätzen mangelt.
J.
viel
12.
In der Rotunde für die Kalthauspflanzen
eine Sammlung Cacteen ausgestellt,
welche sämmtlich auf höher wachsende Ar-
ten gepfropit waren, wie man bekanntlich
Epiphyllum truncatum auf Pereskia, Ce-
reus u. s. w. pfropft. Hierdurch wurden
niedrige, am Boden wachsende Arten dem
Auge näher gerückt und viel ansehnlicher.
Der Aussteller hiess, wenn ich nicht irre,
Pfersdorf aus London. Obschon ich unter
diesen Pfropfkunststücken Cereus flagellifor-
mis nicht fand, so müsste doch gerade die-
ser von grösster Wirkung sein, wenn man
den ganzen Stamm eines starken Cereus da-
mit besetzte. ”
war
Literatur.
über die künstliche Vermehrung der Garten-
pflanzen, und die vorliegende dritte Auflage
beweist, dass das Buch schon seinen Leser-
kreis gefunden und anerkannt worden ist.
Der Standpunkt, welchen die Gärtnerei in
Bezug auf Pflanzenvermehrung zur Zeit, als
Neumann dasselbe schrieb, einnahm, ist ziem-
lich derselbe geblieben, und der jetzige
Herausgeber dieser deutschen Bearbeitung
hat dafür gesorgt, dass neue Entdeckungen
den alten bewährten Methoden hinzugefügt
wurden. Ein Auszug des Inhalts wird am
besten zeigen, was das Buch bietet. Die
zur Stecklingszucht geeigneten Loealitäten:
I. im freien Lande, II. auf Kaltbeeten, III. auf
! Lauwarmbeeten, IV. auf warmen Beeten.
Vermehrungshäuser. $. 3. Für Stecklinge
geeigneie Erdarten. $.4. Stecklingstöpfe und
III.
Näpfe. $. 5. Füllung der Töpfe und Näpfe.
$. 6. Stecklingsglocken. $. 7. Beschattung
des Stecklingshauses und der Stecklinge.
Das Begiessen. $. 8. Lufttemperatur des
Kastens oder Vermehrungshauses.. $. 9.
Schnitt und Einstecken der Stecklinge.
8.10. Behandlung der Stecklinge. $. 11. Die
passende Zeit, Stecklinge zu machen. $. 12.
Steeklinge von Monokotyledonen. $. 13.
Stecklinge von Dikotyledonen, St. von Wur-
zeln, Stengeln und Stanımscheiben, Vermeh-
rung durch Setzlinge, Stecklinge von Stamm-
stücken, aus den Gelenken, von Zweigen,
krautarlige Stecklinge, St. von holzigen
Zweigen mit Blättern, St. aus Blättern, Au-
genstecklirge, Brutzwiebeln und Schuppen.
Stecklinge im Wasser, St. in Gräbchen oder
Furchen, St. durch die Spalte, St. von pro-
liferirenden Pflanzen, Stecklingssenker, St.
oder Pfropfreiser auf Wurzeln, St. aus unter-
irdischen Zweigen, Vermehrung durch Ab-
senker. Verfahren mit Stecklingen von ver-
schiedenen Pflanzenfamilien (tolgen 30 P’filan-
zenfamilien). $. 16. Die Vermehrung der
Coniferen: a) durch Stecklinge, b) durch
Absenker. $. 7. Vermehrung der im freien
Lande ausdaueruden Bäume und Sträucher:
a) durch Stecklinge, b) durch Absenker,
c) durch Wurzeibrut, d) durch Theilung.
Anlıang über die Verpackung und den
Transport der Pflanzen. Da der Inhalt die-
ses Anhangs auf dem Titel in ungebühr-
licher Ausführlichkeit angegeben ist, (welche
gegen den dürfiigen Inhalt sehr absticht),
so übergehe ich denselben.
Wenn wir oben das Buch mit gutem
Grunde ein gutes, bewährtes nannten, so ist
damit noch nicht gesagt, dass es nicht noch
viel besser und nützlicher gemacht werden
könnte, und es ist fast Pflicht des Bearbeiters
eines älteren Buches, dass er ohne Pietät
für den Autor von dem Urtext abweicht und
sozusagen ein neues Buch daraus macht. Es
ist dies um so nöthiger, wenn der erste
Herausgeber, wie hier, ein Mann ohne alle
Sachkenntniss war, wie der verstorbene Frei-
herr v. B. Es ist ein Buch über Pflanzen-
vermehrung sicher unvollständig zu nennen,
welches der Vermehrung durch Veredeln
(Impfen) gar nicht gedenkt, denn viele un-
Literatur,
285
serer beliebtesten Pflanzen werden fast nur
so vermehrt. Und gerade in dieser Ver-
mehrung hat die Neuzeit bedeutende Fort-
schritte gemacht. Man denke nur an seltene
Coniferen, z. B. Araucarien. Ferner sind die
Abbildungen sehr ungenügend. in einem
solchen Buche, wo das Kleinste ausführlich
besprochen wird, verlangt man vor allen
Dingen viele belehrende Abbildungen. Die
gegebenen sind gut, aber sie genügen nicht.
Es sind von den Stecklingen fast nur die
Ausnahmen, die schwierigeren Fälle abge-
bildet. Mit Recht kann ein Anfänger — und
solche benutzen doch hauptsächlich solche
Bücher —- verlangen, dass die verschieden-
sten Arten von Stecklingen, Ablegern etc.
deutlich abgebildet sind. Möchten doch Be-
arbeiter und Verleger bei einer neuen Auf-
lage auf diesen unläugbaren Mangel Rück-
sicht nehmen. Auch die überseeische Pflan-
zenversendung hat noch viele Lücken. Seit
Neumann Südamerika bereiste und Pflanzen
verpackte sind ungeheuere Fortschritte ge-
macht worden. Während sonst selten Samen
ete. gut aus den Tropengegenden ankamen,
erhalten jetzt die Handelsgärtner ganze Säcke
des besten Samens. Man versendet solche
die ihre Keimkraft verlieren in Glycerin,
Wasserpflanzen in Wasserflaschen u. s. w.
Wie alle neueren Bücher dieses Verlags, so
ist auch das vorliegende durch schönen
scharfen Druck und vorzügliches Papier aus-
gezeichnet. J.
2) Die Verhandlungen des dritten
Congresses von Gärtnern, Garten-
freunden und Botanikern zu Ham-
burg am 5., 4. und 6. September 1869 sind
noch vor Ablauf der ersten Hälfte des Jahres
erschienen und, was sehr zu loben ist, au
alle Congresstheilnehmer gratis vertheilt und
verschickt worden. Gewöhnlich kommen
solche Verhandlungen so lange post festum,
dass man das Fest selbst vergessen hat und
man fast verwundert daran erinnert wird.
Da unter solchen Umständen keine Kauflust
mehr vorhanden ist, so werden die Verhand-
lungen grösstentheils Makulatur. Die Herren,
welche bei den Congressen und Ausstellungen
an der Spitze standen, sind nach Schluss
286
derselben meistens geistig so abgespannt |
von Ueberanstrengung und Unruhe, dass sie
sich lange Ruhe gönnen müssen, ehe sie die
Quältage nochmals in der Erinnerung bei
der Redaction der Verhandlungen durch- !
machen können, und vergessen leicht den
rechten Zeitpunkt der Publieation. Wo sie-
nographische Aufzeichnungen vorliegen, wie
in Hamburg, die so genau aufzeichnen, dass
der Redner sogar Worte wicderfindet, die |
er nicht gern gedruckt sieht — wie sie der
Unmuth oder Gewohnheit einem alten Gärt-
ner wohl gelerentlich auspresst, z. B. „zum
Teufel!* ist die Veröffentlichung
leicht gemacht, und wenn wir die Eile der-
selben rühmten, so geschah es blos aus
Ueberraschung, dass wirklich einmal eine
solche Verhandlung vor Jahresfrist erschie-
nen. Die Besucher des Congresses werden
über den Druck der Verhandlungen sehr er-
freut sein, da man ja von mündlichen Be-
sprechungen dieser Art wenig behält. Die
Hamburger Versammlung zeichnete sich
nicht, wie manche andere Congressverhand-
lung, durch lange, wohleinstudirte, aber we-
nig sagende Reden aus. Jeder sprach un-
vorbereiiei und mit einer einzigen, ziemlich
bei allen ähnlichen Versammlungen zu hö-
renden gelehrten Stimme, kurz und bündig.
Ist auch der Inhalt solcher Verhandlungen
gegenüber den grossartigen Mitteln, die Ver-
sammlungen zu Stande zu bringen und deu
vertretenen Capacitäten meist unbedeutend,
so enthalten die vorliegenden Blätter doch
sehr Nützliche. Namentlich wurde
die erste Frage über die Pilzschmarotzer der
Rosen, angeregt durch Herrn Harms, sehr
gründlich besprochen und kam durch die
eingehenden Mittheilungen der Herren Pro-
fessor Hallier in Jena, sowie durch Zusätze
der Herren Professor Schulze in Rostock,
Harms in Hamburg, Dr. Focke in Bremen,
Professor Schulz-Schulzenstein in Berlin, Dr.
Lucas in Reutlingen, Eichler und Jäckel in
Potsdam zu einem befriedigenden Abschlusse,
J.
da
vieles
3) Die Bepflanzung derEisenbahn-
dämme und Böschungen, sowie
gie Umfriedigung der Bahn-
Gartenlora Deuischlands, Russlands und der Schweiz.
linien mil Obsibäumen und nutz-
bringenden Gehölzarten. Von
Dr. E. Lucas in Reutlingen. Mit 2
Tafeln Abbildungen und in den Text
Zweite Auf-
Verlag von
gedruckten Holzsclritten.
lage. Ravensburg 1570.
Eugen Ulmer.
Je grösser die bodenflüchen werden,
welche die Eisenbahnen mit ihren Böschungen
und Durchstichen einnehmen, und welche
grossentheils der nutzbringenden Hand des
Landbelauers und Gärtners entzogen werden,
desto wichtiger wird die Frage, wie diese
Flächen, soweit es möglich ist, am besten
wieder für die Bodencultur gewonnen wer-
den. Ein Buch, welches diesen Gegenstand
ausführlich bespricht, ist daher ein sehr zeit-
gemässes. Nachdem der bekannte und in
diesem Fache vollkommen competente Ver-
fasser seine Ansichten über die Gewinnung
jener verlorenen Ländereien für den Obst-
bau bereits in den von ihm redigirten „Ilu-
strirten Monatsheften für Obst- und Wein-
ban® (Jahrgang 1866) in kürzerer Weise
ausgesprochen, hat derseibe denselben Gegen-
stand ausführlicher in der oben genannten
kleinen Schrift besonders herausgegeben, da-
mit seine guten Gedanken auch denjenigen
zugänglich werden, welehe (die „Munatshefte*-
nieht lesen. Auch auf dem Congress für
Gärtner ete. in Hamburg 1869 wurde diese
Sache besprochen, wobei vom Verf. dieses
Buches besonders gründliche Erläuterungen
gegeben wurden. Wir können diese kleine
Schrift mit Ueberzeusung nicht nur allen
bei den Eisenbahndireetionen beschäftigten
Personen und Bahnbaubeamten, sondern auch
allen Gärtnern bestens empfehlen, da sie für
letztere vieles enthält, was den meisten neu
sein dürfte. Das kleine Buch enthält Eolgen-
des: Wichtigkeit der Pflanzendecke für die
Böschungen. Anbau der Luzerue und Espar-
sette auf denselben. Einiassungspflanzungen
zur Begrenzung der Bahnen. Heckenanlagen
von Weissdorn und kothtannen. Nachtheil
der Berberitzenhecken. Wilde Hecken vom
tartarischen Gaisblatt, Steinweichsel und
Cornelkirsche. Haselnusspflanzungen als
Bahneinfassungen. Weidenpflanzuugen als
II.
natürliche Hecken. Hagebutten- und Quitten-
hecken. Obstspaliere zur Einfassung der
Balınen. Säulenpyramiden und Doppelcor-
dons. Eıziehung und Schnitt der väulpyra-
miden. Heranzielhung des Doppeleordons.
Palmetien und solche mit kreuzenden Aesten.
Halbhochstämme von Mirabellen, Weichseln
Anflanzungen von Hochstämmen an
den Balıner. Anpflanzung und Benutzung
der Böschungen. Spalierbäume auf Terras-
senbeeten, Das Teerrassiren der Böschungen.
Anpflanzung von Sträuchern auf den Terras-
senbeeten. Rebenanlagen auf den terrassir-
ten Böschungen. Bepflanzung der nicht ter-
rassirten Abhänge. Nachtheile der Einzel-
pflanzung und Vortheil der Büschelpflanzung.
Wer soll diese Anlagen besorgen. Anstel-
(Eisenbahngärtners).
Bericht von Högfeld über die Anlagen an
den Eisenbahnstationen in Schweden. Die
Obstbaumumzäunungen der Bahnen in Bel-
gien. Schlusswort: Maulbeerpflanzungen,
Aprikosen- und Päürsichpflanzungen, ameri-
kanische Reben, Brombeeren, Pflanzungen
zur Verschönerung. Die Abbildungen stellen
Pflanzungen, Bahneinfassungen, geeignete
Baumzuchimethoden, Durchschnitte und An-
sichten von Dämmen u. s. w. vor. Im All-
gemeinen sind wir mit dem Inhalt einver-
standen, nicht so im Besonderen. Zunächst
muss mit Bestimmtheit hervorgehoben wer-
den, dass dem Obstbau nicht so viel Terrain
zufallen wird, wie der Verf. annimmt. Wenn
von Eisenbahnen im Allgemeinen die Rede
ist, darf man nicht die glücklichen Verhält-
nisse eines kleınen Landes als Norm anneh-
men. Hohe Böschungen sind entweder als
Dämme aufgeschüttet oder Durchstiche. In
beiden Fällen ist der Boden meist so schlecht,
dass nur mit gründlichen Bodenveränder-
ungen, wie sie der Verf. in dem Buche aller-
dings angibt, das Gedeihen von Obst oder
Wein möglich gemacht werden könnte. Dies
hiesse aber den Groschen mit einem Thaler
Aufwand gewinnen. Alles was im Grossen
ausgeführt werden soll, muss Nutzen bringen.
Es handelt sich da nicht um Verwirklichung
einer Idee, um die Genugthuung, ein wüstes
Stück Boden in einen Garten verwandelt zu
haben, Das Beispiel des Abhanges von dem
etc.
lung eines Planteurs
Literatur.
287
Pomologischen Institut in Keutlingen passt
daher nicht. Dass auch das Klima und die
Lage Hindernisse bieten, sagt der Verf.
selbst; ich hebe es aber nochmals hervor,
weil manche Obstenthusiasicun solche Gren-
zen gar nicht gelten lassen. Falsch ist es,
wenn man glaubt, die zum Schutz gegen
Schneewehen angelegten Hecken von Weiss-
dorn und Fichten oder Tannen durch nütz-
lichere Hecken ersetzen zu können, und dass
deren Unterhaltung besondere Kosten macht.
Die tatarische Lonicera, welcher zur Gewin-
nung von Besenholz empfohlen wird, ist
zwar ein schöner Strauch, aber die Besen
sind herzlich schlecht und würden kaum ge-
kaufı werden. Man betrachte nur diesen
Strauch, selbst die nach Adschlagen üppig
und gerade gewachsenen Zweige, ob sie wie
Besenholz aussehen. Haltbar sind sie eben-
falls nicht, da sie frisch wie trocken knicken
und brechen. Sind sie doch ganz markig!
Beim Gornelkirschbaum (Cornus mas) wurde
die Hanptbenutzung als Stockholz vergessen.
Die ehemals bei Studenten beliebten
„Ziegenhainer“ (vom Dorfe Ziegenhain bei
Jena) werden jetzt allgemein getragen. Die
Anpilanzuug grossfrüchtiger Haselnüsse wol-
len wir mit dem Verlasser dringend empfeh-
ien. Auch das Holz verwerthet sich gut.
Ueber die Obstbaum- und Wein-Anlagen als
mit
dem Verf. ganz überein, wo Boden und
sind. Aber auch wir
stellen die Frage: wer soll die Pflanzungen
besorgen? Die verschiedensten Eisenbahn-
beamten, welche wir darüber befragten, äus-
serten sieh dahin, dass die Bahnwärier auf
keinen Fali die Aufsicht führen könnten und
dürften. Dieselben hätten so viei zu beauf.
sichtigen, dass solehe Beschäftigungen un-
möglich seien. Man könne nicht das Leben
von Menschen einem zweifelhaften Gewinn
opfern. Man muss damit übereinstimmen.
Jeder Gartenfreund weiss ja, wie man oft
denkt, schnell diese oder jene kleine Arbeit
fertig zu machen. Dem für seine Bäumchen
eingenommenen Bahnwärter könnte es eben
so gehen, und dann hört die Ueberwachung
auf. Die Anstellung von Eisenbahngärtnern
könnten gut rentirende Bahnen ällerdings
nur
Bahneinfassang u. s. w. stimmen wir
Y . .. .
Clima günstig
288
wagen, und es würden solche manchen von
Baubeamten begangenen Unsinn hinsichtlich |
der Pflanzungen in Zukunft verhüten. Nach
Mittheilungen im Hamburger Congress, wo
auch dieser Gegenstand zur Sprache kam,
haben bis jetzt ziemlich alle zu solehen An- |
lagen aufyetorderte Eisenbahndirectionen Last |
trotzig abgelehnt. Vielleicht gelingt es bei |
j
Gartienilora Deutschlands, Russlands und der Scuwciz.
Staatsbahnen. Ist ein glücklicher Anfang
gemacht, so werden undere Bahnen schon
nachfolgen. Die Gartenbauvereine und an-
dere Öorporationen, denen die Sache am
Herzen liegt, müssten hanptsächlich bei ge-
Mitgliedern
Beistand suchen.
neigten des Verwaliungsraths
Man versuche es aber ja
nur bei Bahnen, welche out rentirer. J).
IV.
F. Ruprecht. Akademiker und K. Russ.
29% hi
wirkl. Staatsrath starb am _C Ju
Petersburg nach längerem Leiden. Derselbe
war am 1. Nov. 1814 geboren und beendigie
seine Studien als Mediciner in Prag. Im
Jahre 1839 ward derselbe als Conservator
am Botanischen Museum der Kais. Akademie
der Wissenschaften in Petersburg angestellt *).
lın Jahre 1841 untersuchte er die Halbinsel
Kanin im Norden Russlands im Auftrage |
der Akademie. Im Jahre 1848 erhielt er die
Stelle als Adjunkt, 1853 als Ausserordent-
licher Akademiker und 1858 als Ordent- |
licher Akademiker an der Akademie der
Wissenschaften. Die bedeutendste Reise
unternahm Ruprecht in den Jahren 1860 und |
1861, wo er im Auftrage der K. Akademie |
die neu erworbenen Gebiete Russlands im
Caucasus untersuchte und von dort grosse
Sammlungen von Pflanzen mitbrachte. |
Am Kais. Botan. Garten war Ruprecht |
von 185i— 1855 als Gehilfe des Directors
angestellt und war ihm hier die Revision der
annueilen Pflanzen übertragen.
Ruprecht gehörte zu der kleinen Zahl
der Forscher, die mit energischer Thätjgkeit
ihre einzige Freude im Studium finden und |
sich selten oder nie eine Erholung gönnen.
Im Jahre 1839 gab er seine Monographie
der Bambuscen heraus. Im Jalıre 1845 er-
schien seine Flora Samojedorum cisuralen-
sium. Im Jahre 1849 schrieb er mit Be-
nutzung des von Hoffmann gesammelten Ma-
terials ein Werklein über die Verbreitung
der Pflanzen im nördlichen Ural. 1859 pu-
blieirte er eine kritische Revision der Um-
belliferen Kamtschatkas. 1860 erschien der
erste Band seiner Flora ingrica. In diesem
Werke liegt ein tiefes Studium. Ruprecht
geht da bis vor Linne zurück. Von tüchtiger
und scharfer Beobachtung zeugt ausserdem
jede Seite dieses Werkes. — Die Abänderung
*) Die Herbarien des Kais. Botan. Gar- |
tens und der K. Akademie sind ganz
getrennte, unter durchaus verschiedener
Verwaltung stehende Sammlungen,
Personalnotizen
der von Linne gegebenen Namen in solche
noch älterer Botaniker, — die unconsequente
Art, wie bald jede Form zur Art, bald an-
scheinend gute Arten zusammen gezogen
werden, -— verschaffte diesem Buche, auf
das Ruprecht ein Jahrzehente langes Studium
verwendete, nicht die Anerkennung, welche
der Autor gehoflt hatte, — und dies war
wohl der Grund, dass Ruprecht seine Flora
ingrica nicht beendete. Da aber neben den
erwähnten Puskten (in denen wenige mit
Ruprecht’s Ansichten einig gingen) ein gros-
ser Schatz von gelehrtem Studium gerade in
diesem Buche enthalten ist, so ist es sehr
zu bedauern, dass es unserm verewigten
Freunde nicht beschieden war, dieses Buch
zu beenden.
Ein kleines Landgut, das Ruprecht in
der Nähe von Luga besass und aul dem er
den Sommer mit seiner Familie wohnte, ver-
anlasste ihn in den 60er Jahren, auch in Be-
zug auf Landwirthschaft einzelne Versuche
zu machen. Einige Jahre war er auch Mit-
glied des Vorstandes des Russ. Gurtenbau-
vereins und gab in den Sitzungen des Ver-
eins wiederholt Berichte über die von ihm
gemachten Versuche. Mehrere Jahre beschät-
tigie er sich mit der Frage über Entstehung
des Tschernosoms (des schwarzen tiefen
Bodens des Innern Russlands; und den auf
dem Tschernosom wachsenden Pflanzen. Im
Jahre 1864 publicirte er eine besondere Ab-
handlung über diese seine Untersuchungen.
Nun aber begann Ruprecht die Bearbei-
tung der von ihm im Oaucasus gesammelten
Pflanzen, sowie gleichzeitig die Bearbeitung
der vom Baron von Östen-Ssacken im
südlichen Thian-Schan gesammieiten Pflanzen.
So erschien noch kurz vor seinem Tode der
erste Band seiner Flora caucasica und etwas
früher die von uns früher angezeigte Arbeit
über die Ptlanzen des Thian-Schan. Ituprecht’s
Name steht test in den Gedenkbüchern der
Wissenschatt! Sein unablässiges Arbeiten
der letzten Jahre scheint der Grund eines
hartnäckigen Magenübels geworden zu sein,
das zuletzt in Wassersucht überging und der
Grund seines Todes wurde. (E. R.)
. Originalabhandiungen.
1) Abgebildete Pflanzen.
a) Lythrum flexuosum Lagasca
(Siehe Tafel 664, Fig. 1—3.)
Eythrarıieae.
L. fexuosum; foliis inferioribus | mia syphilitiea®.
Der 4seitige Stengel
ovatc-oblongis v. obiongis, obtusis, ses- list gleich der ganzen Pflanze kahl, bei
silibus, basi rotundatis v. subcordatis,
supeıior,bus lineari-oblungis v.lınearibus;
floribus axillaribus, solitarıs, breviter pe-
duncuiatis, folium fulerans paullo supe-
rautibus; calycibus striatis; petalis 6,
obverse ublongis; staminibus 12, 6 lon- |
gioribus, 6 brevioribus; fructibus erecto-
patentibus v. i.terdum subhorizontalibus.
— L. lexuosum Lagasca Cat. hort. Madr.
1814 pag. 16. — L. Graefieri Ten, prodr.
fl. nap, suppl. II, 27.
zuosum und Lythrum Graefferi D.C.
prodr. III pag. 82.
Die zierliche, beistehend abgebildete
annuelle Pflanze wächst in Algerien und
in Südeuropa. Aus dem Garten der
Herren Huber fıeres in Hyeres erhielten
wir die Samen unter dem Namen „Hei-
X. 1870.
der jungen Pilanze aufrecht, bei alten
stark verästelten Exemplaren legen sich
die unteren Aeste dem Boden nach. Die
Blumen sind lieblich lila-rosa gefärbt und
im Schlunde mit weissem Auge.
Eine hübsche einjährige Pflanze, de-
ren Blumen eine Traube längs des Sten-
gels bilden und den ganzen Sommer hin-
durch erscheinen. Die Samen säet man
| gleich ins freie Land oder noch besser
Ejusd. fl. nap. |
tab. 132. — Lodd. Bot. Cab. tab. 1338. |
(Beide Abbildungen schlecht). — L. fle- |
in Töpfe aus und deckt solche nur sehr
wenig mit etwas feinem Sande. Liebt
eine sonnige Lage. (E. R.)
Fig. 1. Eine junge unverästelte
blühende Pfianze in natürlicher Grösse.
Fig. 2. Ein Kelch von aussen, ver-
grössert, nebst dem Griffel.
Fig. 3. Der Kelch aufgeschnitten
mit den Staubfäden, vergrössert.
19
290
bp) Lilinum
(Siehe Tafel
L. MaximowieziRgl. Grtfl. 1868,
pag. 322, tab. 596. P. tigrinum; foliis
erecto-patentibus, apice recurvis; floribus
coceineo -aurantiacis, punctis atropurpu-
reis ereberrimis a basi supra medium
pietis. —
Das Lilium Maximowiezi ward
von uns (l. e.) besprochen und bewährte
sich seit jener Zeit als eine der schön-
sten Lilien Japans, die noch im Peters-
burger Clima im freien Lande aushält,
Seitdem hat Hr. ©. Maximowiez die Lilien
des Osten Asiens bearbeitet und wird
auch in der Gartenflora eine Uebersicht
derselben geben. Derselbe hat gleich-
falls die von uns aufgestellte und ihm
zu Ehren genannte Art als gute Art be-
stätigt. Eine im freien Lande stehende
Zwiebel, die seitdem erstarkt ist, blühet |
MaximowieziRgl. £.
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
tigrinum.
664, Fig. 4.)
jetzt mit 4 Blumen, so dass auch diese
Art, wenn sie sich erst recht in unsere
Gärten eingebürgert hat, zu den reich-
blumigen gezählt werden wird.
In diesem Jahre kam eine andere
Zwiebel, die ebenfalls von Hrn. Maximo-
wiez gesammelt wurde, in Blüthe und
erwies sich eine schöne Abart mit
schmaleren, steifen, aufrechtstehenden
und nur an der Spitze zurückgekrümm-
ten Blättern und schönen, mit schwarz-
purpurnen Punkten bis unter die Spitze
dicht gezeichneten Petalen, von der wir
beischend die Abbildung geben, weil
solehe im Garten einen noch schöneren
Effeet machen wird, als die tab. 596 der
Gartenfiora abgebildete Stammart.
(E R.)
als
dd Mimulus Tilingi Rgl
Siehe Tafel 665.)
Sterophularıimenae
Im Novemberheft des letzten Jahres
bildeten wir Tafel 631 den Mimulus Ti-
lingi ab, und zwar nach Exemplaren,
wie solehe im ersten Jahre aus Samen
erwachsen waren. Der zarte Stengel
legte sich selbst an den ins freie Land
gepfianzten Exemplaren dem Boden nach
und stieg nur mit den Spitzen empor,
war durchaus stieirund und die rund-
lichen Blätter waren wenig gezähnt oder
ganzrandig. Wir hielten dieses Pflänzchen
einige Exemplare im Kalthaus durchwin-
tert, Diese bildeten den Winter über in
der Erde Stolonen und entwickelten im
letzten Frühjahre kräftige aufrechte St>n-
gel, die bis 2 Fuss hoch wurden und
ihre stielrunde Form beibehielten, Die
Blumen wurden noch einmal so gross,
sonst aber gleich denen des letzten
Jahres.
Wir bitten unsere Leser, die Tafel
631 des letzten Jahrganges der Garten-
zwar für einjährig, trotzdem wurden aber | flora mit der beistehenden zu vergleichen,
I. Originalabhandlungen.
Beide Figuren sind genau nach der Natur
gemacht, die Tafel 637 gibt nur das Bild
der aus Samen erzogenen Pflanze
ersten Jahre, die beistehende Tafel aber
das Bild der überwinterten Pflanze im
zweiten Jahre, welche letztere ein so
diverses Aussehen besitzt, dass man kaum
glauben kann, die gleiche Art, und zwar
nicht blos die gleiche Art, sondern das
gleiche Exemplar im ersten und zweiten
im
Jahre vor sich zu haben.
Von dem ächten Mimulus luteus
L., wie wir solchen aus Samen erzogen,
den Dr. Tiling in Sitka saminelte, unter-
scheidet sich unser M. Tilingi aueh jetzt
noch durch folgende Diagnose:
M. Tilingi; basi glaber,
dense glanduloso-pubescens; caule tereti;
bracteis integerrimis basi connatis; co-
apice
rolla fauce clausa.
Eine perennirende Pilanze mit auf-
steigenden oder anfrechten stielrunden,
gleich den Blättern bläulich- grün ge-
färbten Stengeln, die vom Grunde bis
unterhalb des Blüthenstandes kahl, am
Blüthenstande selbst aber drüsig behaart
ist. Die Bracteen
die oberen am Grunde mit einander
wachsen. Blätter
luteus, die unteren gestielt, oval und in
den Blattstiel herablaufend, gezähnt oder
da, solehe in den Blattstiei herab-
laufen, zuweilen selbst lappig-gezähnt;
die obersten Blätter sitzend.
erscheinen in reichlicher Menge
blühete diese schöne Art den ganzen
Sommer hindurch, Biumenkrone schwe-
felgelb mit rachenförmigem die
sind ganzrandig und
ver-
ähnlich denen des M.
NO
lımen
und
Saume,
23
obere Lippe liegt aber auf dem bartigen
Gaumen der Unterlippe so fest auf, dass
man nicht in den Schlund hineinsehen
kann, und die beiden Lappen derselben
schlagen sich rachenförmig zurück.
Der ächte M. luteus, d. h. der Mi-
mulus lateus, wie er sich in Nordamerika
wild findet, hat 4-eckige Stengel, die
nach dem Grunde zu gemeiniglich roth
gefärbt sind, und an den Kanten des
Stengels stehen kleine Härchen in Längs-
reihen. Die drüsige Behaarung des Blü-
thenstandes ist laxer, die Blumen sind
goldgelb und mit offenem Schlunde und
die obersten Braeteen sind am Grunde
nicht verwachsen.
Schon im letzten Jahre sprachen
wir uns dahin aus, dass der M. luteus
Nordamerikas von den Minmlus-Arten der
hohen Gebirge des Amerika
gut verschieden und dass die zahlreichen
im Garten cultivirten Mittelformen das
itigen fortgesetzten
miitleren
Product der gegense
Befruchtung sind.
Auf geschützten St
M. Tilingi,
Inteus auch
tandort dürfte der
wie der ächte M.
noch in
ähnlich
im
in Petersburg
nur als Topfstaude
obgleich auch bei uns
in milden Wintern der M. luteus im freien
Lande überwintert. (E. R.)
Deutschland
Lande aushalten,
kann Solcher aber
eultivirt werden,
freien
a) Der untere Theil eines Siengels.
bb) Blühende Zweige.
c) Zweig mit Früchten.
19 *
Gaıtenilora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
d) Rhododendron semibarbatum Maxim.
(Siehe Tafel 666.)
Erieaceae.,
Rhododendron. Sect. Azalea-|noski trockene Exemplare und Samen
strum P]. in Revue hort. 1854 pag. 43.
Maxim, decades. Flores laterales, e
subunifloris
gemmis perulatis propriis
ortis, quae eirca apices ramulorum anni
praecedentis in axillis foliorum vetusto-
rum dispositae sunt. Innovationes post
flores v. una cum floribns. Corollae sub-
rotatue, Stamina 5, distinctissime decli-
nata. Hierher gehört ausser Rh.
(Azalea) ovatum Lindl. und Rh. (Az.)
myrtifolium Hook. auch die beistehend
abgebildete Art mit der folgenden, von
C. Maximowiez in der 7. Decade neuer
Pflanzen Jayans gegebene Diagnose.
(Bull. de l’Ac. Imp. des Sciences nat.
de St. Petersbourg 1870 pag. 338).
Rh. semibarbatum Maxim;
Ramulis hornotinis, petiolis, peduneulis,
ealyeibusque pube hrevi tomentosa atque
setis glandulosis paten!ibus instruetis;
foliis eoriaceis, ellipticis, mucrone exeur-
rente apieulatis, mäigiııe minute crena-
—
tis, erenis ex apice setuliferis, multi-
costatis, reticulo superne impresso subtus
prominente; foliis anni praeteriti sub an-
theri nullis; floribus breve peduneulatis,
post folia novella ortis; ealyeis laciniis
triangulari- ovatis: corolla quinquefida ;
staminibus duobus snperioribus breviori-
bus; anthera triplo minore didyma - glo-
bosa; filamentis medio barba densa elon-
gata instructis, ceteris nudis, antheris
oblongie; capsula depressa-globosa, api-
- culata, <uleata, glanduloss-setosa nidita,
pedunculo breviore.
Ein Strauch von 2—3 Fuss Höhe. |
der in höheren Alpen der Insel Nippen
zu Hause ist, wo der Japaner Tseho-
!
sammelte und an den Kais,. Bot. Garten
in Petersburg einser.dete. Besitzt einen
laxen Wuchs und ist mit Azalea ovata
zunächst verwandt. Je zahlreicher die
Arten der Gattung Rhododendron
werden, je mehr bestätigt sich die An-
sicht, dass Azalea von Rhododendron
nicht als Gattung getrennt werden kann,
da die Zahl der Staubfäden, hinfällige
Blätter ete, keine durchgreifenden Gat-
tungs-Unterschiede gewähren. Die jungen
Aeste, Blattstiele, Blüthenstiele und
Kelch kurzhaarig und ausserdem mit
abstehender, drüsentragenden, borstigen
Haaren besetzt. Blätter elliptisch, leder-
artig, klein gekerbt und die Kerbzähn-
chen je ein kurzes Borstenhaar auf ihrer
Spitze tragend. Die Blumen stehen zu
mehreren auf den Spitzen der Aeste des
letzten Jahres und entspringen jede aus
einer besonderen Knospe; — unterhalb
ds Blüthenstar:.les entspringen aus dem
alten Zweige Sommertriebe, Blumenkrone
fast radförmig, 5 lappig, grünlich -gelh.
Staubfäden 5. — Kalthausstrauch, von
einer von den meisten anderen Rhodo-
dendron- Arten sehr abweichenden Tracht.
(E. R.)
Erklärung der Tafel.
a) Zweig mit Blumen und Sommer-
trieben in natürlicher Grösse,
I) Die einzelnen Blüthenknospen
und eine entwickelte Blume.
2) Blume von vorn geseher,
3) Ein einzelner bartiger Stanbfaden.
4) Die reife Samenkapsel.
Fig. 1—4 etwas vergrössert.
I. Originalabhandlungen.
293
2, Betrachtungen über die sogenannten Teppichbeete.
Die modernen Teppichbeete werden
Gärtner Kummer und
Aerger machen, jedenfalls mehr Verdruss
und Unzufriedenheit, als Genuss hervor-
Seit Jahren blieb diese Mode
mit manchem andern Unsinn im Steigen;
noch manchem
bringen.
sie feierte aber ihren Triumph in der
Hamburger Aussiellung von 1869. Im
Programm waren namhafte Preise für
Teppichbeete und die dazu geeigneten
Pflanzen ausgesetzt, und es fanden sich
so viele Bewerber, dass der grosse Aus-
stellungsgarten damit überfüllt war, Es
machte aber dies nicht nur keinen stö-
renden, sondern in dieser Umgebung so-
gar einen angenehmen Eindruck. Als
Ausstellungsparade lässt man sich solche
Pilanzen-Compositionen gefallen
nur die Folgen nicht wären.
sten Gartenbesitzer sind entzückt von
solchen Beeten, besonders die Damen.
Sie haben nichts Eiliger, als sofort den
Gärtner zur Anlegung solchen
Beetes oder mehrerer zu veranlassen,
und machen wohl selbst die Zeiehnung
Die Pflanzenhändler werden mit
ihrem Teppichmaterial gute Geschäfte
machen. Der arme Gärtner kommt aus
einer Verlegenheit in die andere. Glückt
ihm die Ausführung der Figur, was für
Ungeübte ziemlich schwer, für viele tüch-
tige Gärtner ganz unausführbar ist, steht
endlich das künstliche Ding geformt und
mit Buchsbaum gefasst da, so fehlt es
an den passenden Pflanzen. Der Besitzer
ist vielleicht so unbillig, vom Gärtner
zu verlangen, er solle den nöthigen Vor-
rath von Pflanzen mit farbigen Blättern
— denn nur solche passen sich zı die-
‚ wenn
Die mei-
eines
dazu,
ser modernen Fabrikation — selbst an-
gezogen haben oder schnell anziehen.
Der Gärtner, dem das Ding auch gefal-
len hat, thut sein Möglichstes, und hat
keine Ahnung davon, welehe Masse von
Pflanzen zur Figur nöthig sind. Er würde
erschrecken, wenn ihm ein grossstädti-
scher Gärtner sagte, dass er auf manche
Beetigur 300— 500 Exemplare von Al-
ternanthera ausgepflanzt habe. Kommt
es daher an das Pflanzen, so fehlt es da
und dort, Und nur ein halbes
Dutzend von einer noihwendigen Pflanze
fehlt, so ist der Effeet ein verdorbener,
mindestens zweifelhafter. Die fehlenden
Pflanzen zu kaufen fällt der „Herrschaft“
Wozu hätte man
wenn
meistens nieht ein.
dann einen Gärtner und Glashäuser ?
Der Gärtner wird es in den meisten
Fällen nicht einmal wagen, den Ankauf
des Fehlenden vorzuschlagen. Er hilft
sich lieber, und der erste Fehler ist ge-
macht. Endlich sind die Beete bepflanzt
gleichviel ob genügend oder spärlich.
Nun kommt die Arbeit. Im Garten gibt
es an allen Ecken so viel zu thun, dass,
zumal bei ungünstiger trockener Witter-
ung, kaum die nothwendigsten Arbeiten
rechtzeitig verrichtet werden können.
Das Teppichbeet ist ia gepflanzt und
wird gegossen, wird also schon gerathen,
denkt der Gärtner im Vorbeigehen, ob-
sehon es noch keinen Eindruck macht,
und die „Herrschaft“ Ende Juni endlich
ungeduldig fragt, warum der Teppich
nicht wachsen wolle und die letzte Appre-
tur erhält. Nach vielem Schneiden, Nie-
derhaken, Nachpflanzen u. s. w. sieht
endlich das Ding farbig und voll aus.
Aber wehe, wenn man acht Tage oder
gar länger davon bleibt, Da laufen die
Farben ineinander, die Symmetrie der
Formen ist verwischt, und der Gärtner
hat Noth, die Regelmässigkeit wieder
herzustellen. Da er vielleicht Nieman-
294
den hat, dem er so peinlich genaue Ar-
beiten anvertrauen kann, So macht er
sich selbst daran und versäumt Noth-
wendigeres, was den Meister verlangt.
Und nun kommen die kleinen Unglücks-
fälle: da durchwühlt der Maulwurf das
mühselige Machwerk, oder Engerlinge
und Erdgrillen (Maulwurfsgrillen) ver-
nichten einzelne Pflanzen, welche gar
nicht oder wenigstens nicht in passender
Stärke zu ersetzen sind. Blüthenpflan-
zen einer Farbe zeigen falsche Blumen
und müssen, wenn nicht das Ganze dar-
unter leiden soll, entfernt werden. So
oder in ähnlicher Weise wickelt sich
das Schicksal einer grossen Anzahl von
Teppichbeeten ab. Aber noch mehr
erselben, besonders bei Leuten, welche
keinen Gärtner habsa, kommen nicht
einmal zu solcher Vollkommenheit. Man
sieht das kunstvolle Beet zwischen hohem
Gras nicht, denn der Mäher ist nieht
gekommen, oder der Besitzer glaubt
Grasnutzung mit der Schönheit vereini-
sen zu können. Die Bepflanzung selbst
ist ein unglücklicher Versuch ohne alle
Schönheitswirkung, Wie soll auch der
Gartenfreund zu solchen Massen von
Pflanzen kommen, wie sie ein vollkom-
menes Teppichbeet verschlingt? In den
meisten Fällen wird die künstliche Form
im Garten ausgeführt, die Bepflanzung
aber völlig derselben unangemessen aus-
geführt. Das Ding hat nicht im Eni-
ferntesten Aehnliehkeit mit einem Tep-
pich, und verschändet den Garten, an-
statt den höchsten
zubringen,
So viel von misslungenen und mit
grossen Opfern leidlich gelungenen künst-
lichen Blumenanlasen. Bei Gärtrern,
denen viele Mittel zu Gebote stehen,
wird die Anlage endlieh zur Zufrieden-
heit ausfallen, obschon die erwähnten
kleinen Widerwärtiskeiten und Störungen
Schmuck hervorzu-
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
nicht ausbleiben. Ist aber der endlich
erzielte Effeet soleher Opfer werth, frage
ich® Von meinem persönlichen Ge-
schmacks-Standpunkte aus muss ich dies
verneinen, vom allgemeinen ästhetischen
aus darf ich solche Anlagen nicht un-
bedingt verwerfen, muss zugeben, dass
sie berechtigt sind, sogar, dass sie an
passender Stelle sehr schön sein können.
Sie sind prächtig und passen sich zum
prächtigen Garten. Sie vermehren die
Abwechslung und darin liegt ein grosser
Vorzug, denn auch die schöne, Einfach-
heit ermüdet das Auge und erweckt bei
manchen Naturen gar kein Wohlgefallen,
Ich muss hier die oft wiederholte abge-
droschene Redensart, dass über Ge-
schmackssachen nicht zu streiten ist
abermals herbeiziehen.
Wenn wir über Teppichbeete spre-
chen, so müssen wir zwei verschiedene
Arten unterscheiden. Die einen bestehen
aus wirklichen Blumen, blühenden Pflan-
zen von niedrigem Wuchs oder künst-
lich niedrig gehalten, zuweilen abwech-
selnd mit farbigen und grünen Blättern.
Die andern nach dem neuesten Geschmack
werden nur aus Pflanzen mit farbigen,
besonders rothen und weissen Blättern
gebildet. Die ersten sind wirkliche Blu-
menstücke von künstlicher Form, wo die
Blume noch als Blume erscheint, aller-
dings die Farbenwirkung unvollkommen
auftritt, die anderen sind wirkliche far-
bige Stücke, wo die Einheit der Farbe
alles bewirkt. Sie sind mit den Farben
des Zeug- und Tapeten-Druckers zu ver-
gleichen, denn die Pflanze hört fast auf
als solche zu wirken und liefert nur
Färbematerial. Ob sie sehön ist oder
nicht, darauf kommt meistens nichts an,
wenn sie sich nur fügt, d. b. am Boden
fesseln lässt und deekt. Selten werden
Pflanzen verwendet, welche durch ihren
Pflanzeniypus Wobhlgefallen erregen kön-
,
I. Originalabhandlangen.
nen, z. B. die wirklich schönen bunt-
blätterigen Pelargenien. Gestehen wir,
dass uns diese Mode von den Pflanzen-
händlern aufgedrängt worden ist. Die
Farbe war da, musste also Verwendang
finden. Einige Muster waren bald ge-
sehaffen und die Nachahmer blieben
nicht aus, weil das Neue, Unerwartete,
Bizarre immer Verehrer findet. Was
sollte man sonst mit den vielen farbigen
Pflanzen machen? Solche Beete könnten
von fern geschen eben so gut aus far-
bigen Webstoffen, etwa Kattun bestehen.
Die grösste Verwunderung bewirkt beim
Anblick stets der Gedanke, dass man so
etwas aus Pflanzen, aus einem wider-
spänsttgen beweglichen Material bilden
konnte.
Blumenbeete von sehr künstlichen
zusammengesetzten Formen können, ab-
gesehen von der Schwierigkeit der An-
lage und Unterhaltung, an einem pas-
senden Platze, etwa als Mittelstück eines
Blumengartens, auf einem Parterre vor
dem Hause oder Schlosse u. a, m, sehr
gefallen und durch ihre Harmonie mit
der Symmetrie der Umgebang und der
Architektur einen wohlthuenden Eindruck
machen, können wirklich schön sein.
Man darf dies nicht bestreiten, mag auch
der persönliche Geschmack (vielleicht
unbewusst durch die Schwierigkeiten der
Anlage dagegengestimmt) einfache Bilu-
menanlagen schöner finden. Aber diese
Verhältnisse und Bedingungen müssen
vorhanden sein, sonst ist die Anlage
verfehlt und kann nur einem von der
Mode geleiteten, nicht selbst bewussten
Geschmack gefallen. In diesem Falle
sorge man aber auch für die sorgfäl-
tigste Unterhaltung, denn bei Dingen,
welche symmetrisch sein sollen, führt
die geringste Unordnung zur Unschön-
heit. Esist daher durchaus nöthig, einer
Person, weiche andere Arbeiten nur
295
nebenbei verrichtet, das Instandhalten
der Teppichbeete zu übertragen. Es
kostet also eine solche Anlage auch in
der Unterhaltung ungewöhnlich viel Geld,
was wohl zu bedenken ist. Soll ein
Gärtner die Ordnung erhalten, welcher
viele nothwendige Arbeiten zu verrich-
ten hat, so wird die Blumenanlage fast
immer zu kurz kommen, denn die noth-
wendigen Arbeiten hören nicht auf. Man
sorge also für einen eigenen „Teppich-
gärtner*, Damit wären wir ja wieder
um einen Titel reicher.
Wer solche Teppiche anlegen und
möglichst mühelos unterhalten will, be-
nutze nur eine geringe Anzahl der effeet-
vollsten Pflanzen und kümmere sich um
das ganze „Leppichgartensortiment“ der
Handelsgärtner wenig, räume dabei auch
den grünen Pflanzen, besonders peren-
nirenden (Epheu, Asarum europaeum,
Vinca ete,) wichtige Stellen ein, was ja
anderen Farben hebt, Es gibt
einige recht efleetvolle, leicht anzu-
ziehende und zu unterhaltende Pflanzen,
Solche sind mit weissen Blättern: Oera-
stium tomentosum oder Biebersteini,
Artemisia Stelleriana, Polemonium coeru-
leum fol. var., Vinea minor fol.
Evonymus radicans Sol. var. ete,, sämmt-
lich ausdauernd; Gnaphalium lanatum,
nur die
var,
zwar nicht intensiv weiss, aber schnell
anzuziehen und die Beete bedeckend,
während die schöuste aller weissen Tep-
pichpfianzen, Centaurea candidissima, im
Grossen kaum zu beschaffen ist. Von
rothen Pflanzen ist nur das rothbraune
Oxalis tropaeoloides schnell und leicht
anzuziehen und bedeckt ohne weitere
Mühe den Boden schnell, während unter
den Topfpilanzen Iresine Herbstii (Achy-
ranthes Verschaffelti) am schnellsten
anzuziehen ist, schnell wächst und sich
leicht niederlegen lässt. Den Eindruck
rother Pflanzen machen auch die hierzu
296
geeigneten Arten von Theleanthera (Al-
ternanthera), welche reizend sind und
nie zur Unordnung auf den Beeten Ver-
anlassung geben, aber leider sich so
wenig ausbreiten, dass man sie ohne
grossartige Massenanzucht nur für kleine
Beete und Beetstücke verwenden kann.
Von gelben Pflanzen ist die Varietät von
Matricaria Parthenium, welche man Gol-
den feather nennt, d’e brauchbarste, am
leichtesten anzuziehende.
kann hier keine vollständige Liste der
besonders zu farbigen Teppichbeeten
brauchbaren Pflanzen geben, und erwähne
nur noch die buntblätterigen Pelargonium,
allerdings mit dem Zusatze, dass man
zu grossen Beeten ziemlich ein kleines
Gewächshaus voll
muss,
Zum Schluss erkläre ich noch ein-
mal, dass solche blumenlose Farbenbeete
zwar schön sind und eut angebracht und
unterhalten, gefallen, dass sie aber stets
nur Ausnahmen in der Blumendecoration
bilden sollen, dass sie nahe an eine Ver-
irrung des Geschmacks streifen und dass
Pflanzen anziehen
Teh will und
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
auch bei Teppichbeeten blühende Pflanzen
stets vorgezogen werden sollten. Ich
werde durch diese Niederschrift meiner
anfrichtigen, von vielen Gärtnern ge-
theilten Ansicht die Mode der Farben-
beete nicht beseitigen, weil die Mode
eben eine unbezwingliche Macht über
die Mehrzahl der Menschen hat, glück-
licherweise aber stets sich selbst bald
überlebt, um einer andern Platz zu ma-
chen. Aber das Aussprechen meiner
Ansicht: wird doch manchen Gärtner und
Gartenfreund stutzig machen und zur
Ueberlegung bringen, ob denn wirklich
die Schönheit solcher Beete die hierzu
geforderten Opfer aufwiegt. Endlich
möchte ich noch junge Gärtner dem
eiteln Wahne entreissen, als sei es eine
Kunst (im wirklichen Sinne des Wortes),
solche Beete zu construiren und die Far-
ben aufzutragen. Es ist nur eine Schwie-
rigkeit! Man braucht ja nur Tapeten-
muster ete. zu copiren. Der Schöpfer
solcher Beetle hat nicht mehr von einem
Künstler als der Stubenmaler und ähn-
liche „Künstler“. J.
3) Nachrichten von Herrn B, BRoezli.
B. Roezl ist gegenwärtig unter den
den. Dann ist unser Freund nach St,
Reisenden, welche vorzugsweise im In- | Martha gegangen, hat die höchsten Oor-
teresse Europäischer Gärten reisen, neben
Wallis als der fleissieste und tüchtigste
Ganz ausserordentlich ist
es, was dieser Mınn mit seiner eisernen
Willenskraft und nur einem Arm gelei-
stet hat. Er hat von St. Franeisen aus
das Felsengebirge hereist, die mächtigen
Gebirgszüge zu beiden Seiten des Mor-
monenstaates untersucht und von dort
viele Hunderte von Pflanzen in Samen
heimgebracht, die in seinem Auftrag von
Hrn, E, Ortgies in Zürich vertheilt wur-
zu nennen.
dilleren Neu-Granadas erklommen und
hat von dort mehr als 1200 Stück sel-
tener lebender Orchideen gesendet, die
kürzlich für denselben in London ver-
aucetionirt wurden. Speciell für den
Kais. Bot. Garten in Petersburg hat der-
selbe eine Sammlung von Samen der
dortigen Bromeliaceen gemacht *). Aus-
serdem schreibt uns Roezl, dass er mit
Ausschluss von Farnsporen in Neu-Gra-
*) Dem Garten nicht alle zugekommen.
I. Originalabhandlungen.
nada 417 spee. Pflanzen in Samen sam-
melte,
Roezl eıstier wiederholt die Cor-
dilleren bis zu ei er Höhe von 14,000'.
Seine letzten Touren fielen in die Re-
genzeit. So s-hreibt er: „Meine letzte
Reise im Monat Mai und Juni fiel sehlecht
aus, Es rernete unaufhörlich und ich
bekam das Fieber, denn 20 Tage lang
ward ich gar nicht trocken. Reissende
Bäche mit eiskaltem Wasser musste ich
täglich wiederholt Unter
golchen Verhältniseen in einer Höhe von
11,000° sammelte ich 850 Exeinplare
von Telipogon Groesus Rehb. fil.,
einer wunde:l’eblichen Orchidee. Welche
Arbeit hatte ich, diese zu sammeln, an
den steilsten Felsen, Bächen und
Bäumen, aber alles umsonst. Sobald
die Knollen aus dem kalten Clima ins
warme kamen, wurden solche alle wie
gekocht, und nicht eine einzige Knolle
konnte ich bis St. Martha bringen.“
durehwaten.
an
e I
Neue Samensendungen sind an Hrn.
Ortgies angekommen, um solche für Roezl |
zu vertheilen und zu verkaufen. —
Roezl geht jetzt wieder nach Cali-
fornien zurück, um am Columbia -River
von Neuem zu sammeln, und denkt dann | je wieder kom:nen.
297
nach den Sandwich-Inseln zu gehen, wa»
aber der Referent widerräth. —
Wohlan denn Deutsche Handels-
gärtner, Deutsche Blumen-
freunde, — unterstützen heisst es,
diesen Pionier der Wissenschaft und des
Gartenbaues. Jeder nach seinen Mitteln
kann Hrn, E. Ortgies in Zürich Aufträge
geben, und reichlich wird Roezl und
durch Roezl Hr. Ortgies seiner Zeit für
solche Aufträge Sendungen machen.
Sechs Monate Reise, bei allen den
Entbehrungen und Gefahren, welche eine
Reise unwirthbarsten Einöden
auferlegt, kommen den Reisenden auf
10,000 Fr. inclusive der Transporte zur
Küste zu stehen. Je mehr Mittel der
Reisende hat, je mehr kann er natürlich
in den
leisten.
So heisst es also unterstützen diesen
Pionier unseres Deutschen Gartenbnues,
— eines Mannes, der nicht für ein ein-
zelnes (zeschäft reist, sondern bereit ist,
von jedem Aufträge anzunehmen
die speeiellen Wünsche der Auftraggeber
zu berücksichtigen,
Eine bessere Gelegenheit, sich directe
Sendungen zu verschaffen, dürfte kaum
(E. Regel).
und
4) Das Treiben abgeschnititener Zweige im Winter.
Wenn man im Winter blühfähige
Zweige von versebiedenen Baum- und
Straucharten in das Wasser stellt und
sie der Temperatur eines Wohnzimmers
oder Treibhauses aussetzt und dabei be-
spritzt, so entwickeln dieselben Blüthen
Gebrauch geführt, diese Zweige an einem
bestimmten Tage zu brechen und warm
zu stellen. Es ist dies in einigen Gegen-
den der Tag von St. Barbara am 4. De-
cember, in anderen der Nicolaustag am
6. December, und man nennt sie aus
und Blätter, manche in solcher Voll- | diesem Grunde bald Barbarazweige, bald
kommenheit wie gut bewurzelte Pflanzen, | Nielaszweige.
In der That hat man an
Das Verlangen, das Weihnachtsfest mit | Kirschzweigen, Schlehendorn, Aepfeln
Blumen zu verschönern, hat zu dem | und einigen anderen Gehölzen, welche
238
um diese Zeit warm gestellt werden, zu
Weihnachten Blüthen; man bekommt
aber eine viel reichere und mannichfal-
tigere Flor, wenn man das Treiben schon
Ende November beginnt, vorausgesetzt,
dass schon einige Fröste vorausgingen,
welche das Treiben offenbar befördern.
Es blühen dann nicht nur die Obstge-
hölze, sondern gie meisten der
genannten Zierxchölze. Beiläufig sei be-
merkt, dass das Volk die Barbarazweige
mit einer christlichen Mythe in Verbin-
dung bringt,
unten
Die heilige Barbara war
die Tochter eines morgenländischen Für-
sten, welcher ob seiner Grausamkeit
verhasst und gefürchtet war, Als diese
Tochter Christin wurde und blieb, liess
er sie grausam hinrichten und ich glaube
verbrennen. Die dazu verwendeten Man-
delzweige fingen — wenn ich nicht irre —
aus der Asche an zu blühen und wuch-
sen vor den Augen der Henker zu Bäu-
men mit Früchten heran.
Bisher war dieses Treiben der Bar-
barazweige hauptsächlich eine angenehme
Unterhaltung für den Winter und, wenn
es gelang, eine vermehrte Festfreude.
Man freut sich der allmäligen Entwick-
lung der Knospen zu Blättern und Blü-
then, führt seine Freunde an das Fen-
ster, wo der Frühling neben Eisblumen
sprosst und grünt, und weidet sich an
der Verwunderung derjenigen, welche
dergleichen noch nicht gesehen. Es ist
diese harmlose Freude eine der wenigen,
die dem Kleinstädter und Landmann im
Winter blühen und eine angenehme Be-
schäftigung. Man kann ein Fenster oder
andere helle Plätze im Wohnzimmer
durch diese Zweige mit geringer Mühe
und ohne Aufwand höchst reizend ma-
chen. Als ich einmal in früherer Zeit
ein sonniges Zimmer mit 3 Fuss tiefer
Fensternische bewohnte, haite ich das-
selbe durch ganze Aeste von Syringen
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
u.a. m., welche in 4 Gefässen vertheilt
waren, zu einer förmlichen Laube umge-
| wandelt, was grosse Verwunderung er-
reete, Aber dieses Blumenspiel kann für
Gärtner auch wirklich nutzbar gemacht
werden, inden man dadurch Blumen zum
Abschneiden bekommt, ohne Treibpilan-
zen im Topf zu haben,
Die Zweige werden entweder vom
Strauche ein
Gärtner an seinen Sträuchern nicht thun
wird) oder nach dem Abschneiden ge-
brochen. Es scheint, dass die Brech-
wunde mehr Aufsaugungsgefässe bloslegt,
so dass solche Aeste mehr Wasser auf-
nehmen können. Thatsache ist, dass
gebrochene Zweige sicherer zur Blüthe
kommen, als solche mit elatten Wun-
den. Die letzteren gehen olt noch zurück,
wenn schon die Blüthen dem Aufbrechen
nahe sind, was allerdings bei gebroche-
nen Zweigen ebenfalls, jedoch seltener
vorkommt. Es können alle frühblühen-
den Gehölze auf diese Art zum Blühen
gebracht werden, nach meiner Erfahrung
besonders folgende: Alle Obstgehölze»
besonders Schlehen, Mandeln, Pfirsiche
(auch gefüllte), Zwergmandeln, Aepfel,
Kirschen, Aprikosen u. a. m., Prunus
Padus, Cornus mas, Daphe Meyereum,
Acer rubrum und dasycarpum, Azalea
pontica, Rhododendron dahurieum und
andere Land-Rhododendron, Amyzdalop-
sis Lindleyi, Spiraea prunifolia fl. pl.,
Spiraea Thunbergii, Deutzia graeilis,
Keria japoniea fl. pl., Üydonia vulgaris
und japonica, Syringa vulgaris und per-
sica, Viburnum Opulus u.a.m. Daphne
Mezereum blüht oft schon nach 8 Tagen,
Cornus masnach 10— 12 Tagen, Schlehen-
dorn, Kirschen und Kirschpflaumen (Pru-
nus cerasifera) ebenfalls. Traubenkirschen
blühen nur auf, wenn man täglich Eis
in das Wassergefäss wirft oder eiskaltes
Wasser zugiesst, Die Syringen bleiben
gebrochen (was jedoch
I. Originalabhandlungen.
zwar nm den Trauben und Blüthehen
klein, entwickeln sich aber vollkommen,
so dass sie gut zum Abschneiden zu ge-
brauchen sind. Am
die „Silberblüthe®,
von Syrinla vulgaris.
besten treibt sich
d.i. die weisse Form
Die blauen und |
299
röthlichen Varietäten werden sehr blass,
an- dunkeln Orten fast weiss, Wer sich
die Mühe geben will, viele Gehölze zu
versuchen, wird noch manches brauch-
bare finden, J.
3) Cultar der Hndischen Azaleen.
Von Herrn Wobsi, Obergärtner in der Gewächshaus-Abtheilung
der Läindwirth-
schaftlichen Akademie zu Petrowski bei Moskau.
(Russisch im Westnik der Kais. Gartenbau-Gesellschaft in Petersburg publicirt).
Die Azaleen sind ihrer schönen Ei- |
genschaften halber schon längst beliebt
und allgemein bekannt und bilden einen
Hauptschmuck unserer Orangerien, Sel-
ten wird man bei Pilanzen-
freunde vermissen. Es ist daher
nöthig, eine Beschreibung der schönsten
aus der Unmasse von Sorten folgen zu
lassen, umsomehr, als alljährlich eine
nicht unbedeutende Zahl neuer Sorten
erscheinen, die den einen oder den an-
dern Vorzug besitzen, wodurch sie die
früheren Sorten verdrängen.
Obgleich die Cultur der Azaleen
nicht schwierig ist, so muss man doch
denselben eine fortwährende Aufmerk-
samkeit und Pflege widmen, wenn man
sie zu wirklich sehönen Exemplaren
ziehen und einen reichen vollkommenen
Blüthenflor erzielen Im Nachfoi-
genden will ich mich bemühen, das Cul-
turverfahren anzugeben, um einen gün-
stigen Erfolg zu sichern,
1) Standorte.
a) Ueberwinterungslokale.,
Dieselben bestehen am besten aus nie-
drigen Gewächshäusern mit sogenannten
Satteldächern. Sie haben den Vortheil,
sie einem
un-
will,
dass in denselben die Pflanzen von allen
Seiten freien Zutritt des Lichtes genies-
sen und deshalb die Pflanzen ihre regei-
mässige Form am sichersten behalten.
Diesen am nächsten stehen die Häuser
mit einseitig liegenden Fenstern. Ge-
wächshäuser früherer Construction mit
aufrechten Fenstern, wo das Licht nur
seitwärts einfallen kann, bieten schon
grössere Schwierigkeiten dar, um regel-
mässig geformte Pflanzen in Ordnung zu
halten, da alle Pflanzen das Bestreben
zeigen, sich nach dem Lichte zu ziehen.
Man drehe daher die Pilanzen öfters um,
damit bald diese bald jene Seite dem
Lichte zusteht; unterlässt man dies, so
werden die Pflanzen bald einseitig und
unansehnlich.
b) Beete zurAufstellung der
Pflanzen im Freien. Dieselben müs-
sen an einer oflenen freien Steile gele-
gen sein. Auf leichtem Boden gräbt
man dort das Beet 5—10 Zoll tief aus,
umgibt es mit einer Brettereinfassung
und füllt es mit gewöhnlichem Gruben-
sand, worin man dann die Pflanzen bis
an den Topfrand einsenkt. Auf schwe-
das Wasser nicht leicht durchlas-
Sendem Boden legt man die Beete besser
rem,
300
Gartenflora Deutschlands ,
erhöht an. Die Beete umgibt man mit
einer Barriere, welche etwas höher sein
muss als die Ptlanzen sind, damit man
bequem und leicht Schatten anfl-gen
kann, besteht nım das Schattenmaterial
aus Brettern, Matten oder besonders
dazu verfertigten Schattenrahmen.
c) Beete zum Auspflanzender
Azaleen ins
des
freie Land während
Sommers, Dieselben
ebenso wie vorhergeliende eingerichtet,
nur mit dem Unterschiede, dass man sie
mit der Azaleen zusagender Eıde an-
füllt. Sehr rathsam ist es, unten eine
Schicht Sand auszubreiten, was nicht
nur allein einer Vermischung der Erde
mit dem Untergrunde vorbeugt, sondern
auch zugleich als Drainage dient.
Zu diesen Beeten kann man auch
tiefe Mistbeete benutzen, die man besser
mit Laub erwärmt, da der Mist bei dem
Fermentiren zu
werden
viel Dunst entwickelt,
welcher den Pflanzen schädlich ist. Auf!
diese Schicht breitet man die Erde aus,
worin man die Pflanzen auspflanzt.
Man kann hier die Pflarzen schon Ende
und durch Fenster gegen Fröste schützen,
Russlands und der Schweiz.
|
wodurch man 2 Monate Zeit gewinnt, da
in offenen Beeten das Auspflanzen in
unserer Gegend nicht vor Mitte oder
Ende Mai vorgenommen werden kann.
Zeit so weit von einander, dass sie sich |
nicht gegenseitig berühren, damit Licht
und Luft auf alle Theile der Pflanzen
einwirken kann. Man eultivire, wo es
an Platz fehlt, lieber weniger Pilanzen,
diese aber gut.
2) Erdarten.
Die hauptsächlichsten Erdarten für
Azaleen sind Torf-, oder Moor- und
Rasenerde.
|
|
|
|
|
|
ı
1
|
|
|
| Zoll tief abschält,
Die Pflanzen stelle man zu jeder |
häufigsten und wird de<halb anch am mei-
sten verwendet, Sie bildet sich auf
feuchten Stellen aus Moossn ın Sumpf-
gräsern und ist von verschiedener Farbe,
braun, schwarzbraun oder ganz schwarz.
Im trockenen Zustande ist sie leieht und
locker, findet man sie auf
Am besten
| trockengelesten Sümpfen, wo man sie
nur der Oberfläche entnimmt, da die aus
den unteren Schichten zı: ver-säueri und
deshalb unbrauchbar ist.
Gleiche Dienste wie Moorerde Jei-
sten Hnide-. Wall- und HA :lzerde.
Haideerde findet. dinnen
Sehichten gewöhnlich an solchen Stellen,
wo das gemeine Haidekrant in Menge
wächst. Sie ist leicht, fast immer mit
Sand stark vermischt und im trockenen
Zustande von grauer Farbe.
Walderde findet man ziem!ich hänfig;
man in
| sie besteht aus verrotteten Fichten- oder
Kiefernadeln, Laub, verfanltem Holz und
anderen Ueberresten, welche unter stetem
| freiem Zutritt der Euft verrottet sind.
Holzerde findet man oft in hohlen
Bäumen. Es ist das eine sehr gute Erde
März oder Anfangs April auspflanzen |
für Azaleen, leider aber nur in unzurei-
ehender Menge vorhanden.
Rasenerde besteht aus verrotteten
Rasenstücken, indem man den Rasen
am besten auf mildem Lehmboden 2—4
auf Haufen aufsetzt
und dann ınehrere Mal umarbeitet.
Sand. Derselbe enthält gar keine
Nahrungstheile und wird nur der Erde
beigesetz‘, um dieselbe locker zu halten
und einem Versäuern derselben vorzu-
beugen. Am besten ist derjenige Sand,
welcher gewöhnlich an Flussufern aufge-
häuft vorkommt. In Frmangelung des-
sen nimmt man weissen oder grauen
Grubensand, welcher aber vor dem Ge-
brauch gewaschen werden muss. Dies
geschieht indem man den Sand in ein
Torf- oder Moorerde findet sich am | Gefäss schüttet, Wasser darauf giesst,
l. Originalabhandluugen.
dies dann umrührt und dann abgiessı,
welches man so lange wiederholt, bis
das Wasser rein abfliesst. Gelber Gru-
bensand enthält gewöhnlich viele Eisen-
theile, weiche schädlich auf die Pflanzen
einwirken, weshalb mar ihn so viel ale
möglich vermeidet.
Selten findet man die Erde im Na-
turzustande so, dass man sie gleich ver-
wenden kann. deshalb ist es nöthig, die-
selbe immer in gehörigen Vorrath zu
haben, damit sie sich ablagern kann.
Die Haufen, worin die Erde aufgestapelt
ist, dürfen nicht zu hoch sein und müs-
sen melirere Mal umgeworfen werden.
Der Ort, wo die Erdhaufen liegen, muss
frei sein, damit alle Witterung ungestört
daruf einwirken kann.
Die E:de darf nie gesiebt, sondern
wenn sie in zu grossen Stücken ist, nur
zerhackt o:er zerrieben werden, denn je
fascıiiger und gröber die Erde, desto
lockerer und elastischer bleibt sie in den
Töpfen und ist weniger dem Versänern
und zu jest werden ausgesetzt.
Die L:de für Azaleen
sich folge..dermasser.
mischt man
Für junge Pllan-
zen und da wo man starken Wuchs er-
zielen will, nimmt man reine Torferde,
der man ungeiähr den 4. oder 5. Theil
Sand beisetz‘. Is versteht sich
selbst, wenn in cer Erde sich von Natur
Sand vorlinder, weniger beigemischt zu
werden Für kranke Pflanzen
kanı man !/; Sand beimengen,
Für äitere Pfanzen, und überhaupt
für Pflanzen welche blühen sollen, setzt
inan dieser Moorerde ausserdem den 4.
oder 5. Theii Rasenerde nebst dem er-
forderlichen Sande zu,
von
braucht,
Die Lauberde, wie sie in den Gär- |
ien bereitel wird, wo sie in grossen Hau-
fen sich erhitzt und dann verlfault, sowie
Düngererde habe ich für Azaleen un-
brauchbar gefunden, da sie stets krank
301
darin wurden. Vielleicht lässt sich Laub-
erde verwenden, wenn man sie bereitet,
wie es in der Natur geschieht, dass sie
in ganz dünnen Schichten aufgesetzt
wird und die Verrottung unter stetem
freien Zutritt der Atmosphäre vor sich
geht, dies verlangt aber lange Zeit.
3) Wasser und Begiessen.
Zum Begiessen und Bespritzen wen-
det man am besten Regen- oder Fluss-
wasser an; Brunnenwasser muss, che es
verwendet wird, stets zuvor längere Zeit
in Gefässen dcr Luft ausgesetzt werden,
Das Wasser, welches Eisen- oder Kalk-
theile enthält, muss man so viel als mög-
lich vermeiden. Die Temperatur des
Wassers muss mindestens dieselbe oder
noch besser um einige Grade höher sein
als diejenige ist, in welcher sich die
Pllanzen befinden. Was das Begiessen
selbst anbelangt, so werden dabei im
Allgemeinen viele Fehler begangen, so
dass vie Pflanzen einmal zu viel, ein
anderes Mal zu wenig bekommen. Man
mache es sich zur Regel, die Pflanzen
nur zu giessen, wenn sie vollkommen
trocken sind, ohne sie jedoch so weit
kommen zu lassen, dass sie welken,
dann aber giesse man so Stark, dass der
ganze Erdballen vom Wasser durchsogen
wird. Ausserdem muss sich auch das
Begiessen nacn dem Wachsthum der
Pflanzen richten. Während der Zeit,
da sich die Pflanzen im vollen Wachs-
tihum befinden, verlangen sie sehr viel
Wasser man versehe sie zu dieser
Zeit reichlich damit. Zu dieser Zeit ist
e> nolhwendig, die Pflanzen bei trocke-
|ner heisser Witterung zu überspritzen
überhaupt die Umgebung, wie:
| Wege und Beete, wo die Pflanzen plaeirt
ı sind, feucht zu halten, um dem zu schnel-
' len Austrockuen etwas vorzubeugen. Das
' Feuchthalten der Wege ist von grössereni
und
und
302
Vortheil als man annimmt, da nicht nur
durch die allmälige Verdunstung des
Wassers die Piianzen mit einer feuchten
Atmosphäre umgeben werden, sondern
auch dadurch in schr heissen Tagen die
hohe Temperatur etwas gemildert wird.
Ist der Trieb der Pflanzen vollendet, so
lässt man mit dem starken Begiessen
nach, wodurch ein besseres Ausreifen
des Triebes bedingt wird. Jedoeh ist
damit keineswegs gesagt, dass man die
Pflanzen nicht durcheiessen solle, ebenso
darf es nicht so weit kommen, dass die
Blätter welken.
Sind die Pflanzen mit Blütlien-
knospen versehen, so besorge man das
3egiessen ja recht aufmerksam und
pünktlich, da ein einmaliges zu starkes
Austrocknen, vorzüglich wenn die Knos-
ziemlich weit vorgeschritten
derselben
pen sind,
die
und mithinden Blumenflor
Die Azaleen besitzen eine
und feiner Wurzeln,
Trockenheit anhaltende
gleich schädlich sind. Da-
mit keine stagnirende Nässe in den Ge-
fässen entstehen so drainire man
siets dieselben. che man die Pflanzen
indem man Sand,
Scherben
Verkümmerung bewirken
verderben kann.
Menge
zarter weshalb
ETOSSC
Nässe Ihnen
schr
zu wie
kanı:,
einpflanzi, oder zer-
schlagene
Kohlen oder andere poröse, leicht Was-
ser durehlassende Materialien auf den
Grund des Topfes bringt. Sehr gut ist
es, man diese Drainage noch mit
einer dünnen Schicht Moos überbreitet,
wodurch vermieden wird, dass die Erde
zwischen dieses Abzugsmaterial einge-
schwemmt wird. Das Vertrocknen der
Wurzelspitzen geschieht am häufigsten
im Sommer, wenn die Pilanzen auf der
Erde, oder noch ungeeigneter auf Stel-
Jagen frei aufgestellt werden. Man grabe
deshalb die Töpfe in Sandbeete ein. In
Erde die Töpfe einzugraben ist nicht
oder Ziegelsteine,
wenn
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz
rathsam, theils weil sich hier die Abzugs-
löcher der Töpfe zu leicht verstopfen,
theils weil sich in der Erde gewöhnlich
viele Regenwürmer aufhalten, welche
alsdann in die Töpfe eindringen und die
Erde verderben.
Ebenso sind sie im Win:er wiederum
leicht dem Vertrocknen ausgesetzt,
anhaltende
wenn
sehr starke Kälte eintritt, wo
viel geheizt werden Man stelle
daher die Planzen nicht zu nahe an die
MUSS,
Beizung und bringe anf die Stellagen,
wo die Pflanzen zu stehen kommen, eine
weiche man feucht hält,
Lage Sand,
wenn eine zu starke
befürchten ist.
Bei lange
Winterung können
Austrocknung zu
sehr kalter
längere Zeit die
aufzedeckt werden.
Wegen der starken Heizung trocknet die
Erde man ver-
sänme daher nicht, täglich wenigstens
aufzudecken,
sorgfältig besorgen zu können.
Die Moor- und noeh mehr die Haide-
Erde haben die Figenschaft an sich, dass
wenn sie zu trocken geworden, sie sehr
Be
anzen
anhaltender
oft
Gewächshäuser nicht
schnell und stark ans;
so viel um das Beoiessen
annehmen.
die Erde in die-
reicht das
das wieder
bei
ses Stadium
schwer
Ist daher
eingetreten, so
gewöhnliche Begiessen nicht aus, um
dieselbe wieder zu benässen; man stelle
so lange in ein
bis man
Caher solche Pllanzen
Gefäss mit Wasser,
dass der
sich über-
FErdballen gänzlich
von Wasser durchzogen ist,
zeugt hat,
4) Vermehrung der Azaleen
a) durch Stecklinge,
Die Vermehrung der Azaleen durch
Stecklinge gelingt sehr leicht und kann
das ganze Jahr hindurch verrichtet wer-
den. Jedoch die günstigste Zeit ist vom
Februar bis Ende Juli, wo die Stecklinge
1. OÖriginalabhandiungen.
sich noch voliständig bewurzeln und so
dem folgenden Winter besser widerstehen,
Zu Stecklingen eignen sich am besten
solche Triebe, welche wohl ausgereift,
jedoch norh richt erkärtet sind. Man
erkenut dieses am deutlichsten daran,
dass die Rinde noch grün ist; ist letztere
schon etwas bräunlieh gefärbt, so wach-
sen die Steeklinge zwar auch noch, je-
doch schwieriger und langsamer. Je
hräftiger die Triebe, desto hesser; es
geben daher junge Pflanzen die besten
Stecklinge, Sind Blüthenknospen an den
Zweigen befindlich, so müssen sie aus-
gebrochen werden, da wenn sie bleiben,
sie nieht nur die Stecklinge schwächen.
sondern auch
erschweren,
das Bewurzeln derselben
Die Gefässe zur Aufnahme der Steck-
linge bestehen in Töpfern, Kästchen oder
Näpfen. Man legt erst in dieselben eine
Drainage, dınn eine Schicht Moor- oder
Haide-Erde und darauf eine Schicht Sand.
Diese Schichten dürfen nur so hoch ge-
macht werden, dass wenn die Stecklinge
gesteckt sind, dieselben mit Glasscheiben
bedeckt werden können,
von denseiben berührt, noch auch zu
Hat
ohne dass sie
weit entfernt stehen, man .las-
glocken zur Verfügung, so füllt man die |
Töpfe ganz bis oben. Wo grosse Mas-
|
sen von Stecklingen gemacht werden, |
stehen gewöhnlich Vermehrungshäuser
zur Verfügung, wo man sie in reinen
Sar:d in die Beete steckt, oder man be-
nutzt Mistbeete, am besten durch Laub
erwärmt, worauf man Moorerde ausbrei-
test und ınii Sanı bedeckt.
Holzkästen, welche man verwendet,
sollten stetz zuvor ausgekohlt werden,
da wenn es nicht geschieht, vorzüglich
stehen, der Schimmel oder Schwamm ge-
wöhnlich erscheint, welcher sich so schnell
verbreitet, dass oft in einem Tage sämmt-
305
liche Steeklinge davon angegriffen und
verdorben werden.
Sind nun die Gefässe vorbereitet, so
schneidet man die Stecklinge in einer
Länge von 11,—2 Zoll und entfernt die
untersten Blätter so weit sie in den Sand
zu stehen kommen. Darauf steckt man
die Stecklinge ungefähr 1/, Zoll tief und
nicht zu dicht neben einander und giesst
sie tüchtig mittelst der Brause an, damit
sich der Sand Jieht um die Stecklinge
ansetzt, bedeckt sie mit Glasscheiben und
stellt sie nın ins Warmhaus oder Mist-
beet. Die Temperatur des Ortes, wo
die Stecklinge plaeirt werden, hält man
auf 10—15 Grad. Obgleich sie auch bei
niederen Temperaturgraden wachsen, so
verliert man doch an Zeit, da sie dann
längere Zeit brauchen um Wurzeln zu
schlagen, während sie hei bemerkten
höheren Temperaturgraden gewöhnlich
in 3—5 Wochen sich hinlänglich bewur-
zeln, um eingepflanzt zu werden,
Die Stecklinge hält man nun dureh
tägliches Ueberspritzen ziemlich fencht
und schützt sie durch Beschatien gegen
die direete Einwirkung der Sonnenstrah-
len. Sollte sich Fäulniss einstellen, so
entfernt man die angegriffenen Theile
sogleich, Vorzüglich sei man sehr auf-
merksam, der oder
Schwamm entsteht. In diesem Fall ist
es besser, alle auch nur im gering-
sten angeriffenen Stecklinge
werfen und die übrigen in frischen
Sand und Gelässe zu verpflanzen. Nach-
dem die Stecklinge bewurzelt, pflanzt
man sie einzeln in 3!/,zöllige Töpfe, in
eine sandige Moorerde und bringt sie,
bis sie wieder angewurzelt, in einen ge-
wenn Schimmel
wegzu-
| schlossenen Raum, am besten in ein lav-
wenn die Kästen aus Fichtenholz be- |
warmes Mistbeet. Sind sie hinreichend
mit ihren Wurzeln in die Erde einge-
drungen, was ein regeres Wachsihum
der Pflanzen anzeigt, so gewöhnt man
304 Gartenflora Deutschlands,
sie durch allmälig gesteigertes Luftgeben
an die äussere Atmosphäre, und entfernt
endlich, wenn die Pflanzen hinlänglich
erstarkt, die Fenster gänzlich oder be-
festigt die Fenster so, dass die Luft oben
und unten unter den Fenstern durch-
streichen kann. Jetzt hat man weiter
nichts zu thun, als darauf zu sehen, dass
die Pflanzen gleichmässig feucht gehalten,
dass sie bei trockener warmer Witterung
Morgens und Abends überspritzt und
gegen die heissen Sonnenstrahlen be-
schattet werden. Die Pflanzen sieht man
von Zeit zu Zeit durch, und diejenigen,
welche nicht gerade wachsen, bindet man
auf; alle Seitentriebe werden
gleich entfernt, damit alle Kraft in einen
Haupitrieb übergeht.
Im Herbst, wenn Nachtfröste zu be-
immer
fürchten sind, bringt man die Pflanzen
in ein Kalthaus und stellt sie so nahe
ans Glas als möglich. Ich habe im Vor-
hergehienden angenommen, dass die Steck- |
linge im Frühjahre
Stecklinge, die später gemacht werden,
gemacht wurden. |
pliauzt man besser wegen Kaumerspar-
niss zu mehreren in einen Topf, oder
sehr spät gemächte lässt man zusammen
in ihren Stecklingsgefässen und pilanzt |
sie erst im folgenden Frühjahr einzeln.
i) Vermehrung dureh Veredlung.
Das Veredeln geschieht theils, um
von schneil stärkere
Pflanzen zu erzielen, theils um schwach-
neueren Sorten
wüchsige Sorten hochstämmig zu erhal-
ten und sie zu cinem kräftigeren Wachs-
thum zu zwingen, hauptsächlich aber
varım, weil veredelte Pfllanzen meist
reichlicher blühen und grössere und voll-
kominenere Bli:men hervorbringen.
Zu Unterlagen wählt man nur kräfiig
wachsende Sorten. Eine der besten Unter-
lagen ist die bekannte Azalea phoenicea.
Die beste Veredlungsmethode iat bei
Russlands und der Schweiz,
jungen Pflanzen das Copuliren, bei älte-
ren Pflanzen das Einspitzen in den
Stamm. Am besten und schnellsten
wachsen junge Triebe, welche man auf
solche junge Triebe der Unterlage copu-
lirt. Dabei verbindet man nur die Ver-
edlungsstelle mit einem Faden, olıne mit
Baumwachs zu verstreichen. Die ver-
edelten Pflanzen stellt man hierauf in
einen Vermehrungskasten des Warınhau-
ses oder Mistbeetes und hält sie ge-
schlossen und schattig. Das Spritzen
ist anfangs zu vermeiden, da wenn sich
beständig Feuchtizkeit an den Vered-
lungsstellen haftet, nicht nur das An-
wachsen erschwert, sondern auch oft
Fäulniss und das Zurückgehen der Edel-
reiser verursacht wird. Man bringe da-
her in den Kasten, wo die Veredlungen
untergebracht werden sollen, eine Schicht
Sand, welche beständig nass hält. Die
Verdunstung des Wassers aus dem Sande
reicht dann
vollständig aus, eine 80
feuchte Atmosphäre hervorzurufen, um
das Welken der Zweige zu verhindern.
Nachdem man sieht, dass die Veredlungs-
reiser sich mit dem Wildlinge vereinigen,
was ungefähr in 2—3 Wochen geschieht,
lüftet nach und nach die Fenster
und spritzt täglich leicht. Sind sie voll-
man
ständig angewachsen und genugsam ab-
gehärtet, so ins Kalthaus
übersiedelt vder ins Mistbeet gestellt,
hüte sich aber schr, sie der Zugluft aus-
zusrizen,
werden sie
Alsdann eniferne man den
Verband vorsichtig und binde die Edel-
reiser an Stäbe. Ein längeres Verblei-
ben des Verhandes hat den Nachtheil,
dass beim Anschwellen der jungen Triebe
die Fäden einschneiden und dann an
solchen tief eingeschnittenen Stellen bei
leichter Berührung abbrechen. Alle
jungen Trieb“, welche an der Unterlage
erscheinen, müssen steis entfernt werden.
Das Veredeln kann das ganze Jahr
; I.
hindurch verrichtet werden, jedoch die
günstige Zeit ist vom Januar bis Juli
und August, da spätere Veredlungen,
weil die Pflanzen doch in den Vered-
lungslocalen mehr oder weniger verweich-
licht werden, vor Eintritt des Winters
nicht Zeit genug haben, sich vorher wie-
der abzuhärten, um den Winter ohne
Nachtheil zu ertragen. Im Winter warm
zu stellen hat den Nachtheil, dass sie
in ununterbrochenem Wachsthum bleiben,
was nur die Pflanzen schwächt.
Man findet gewöhnlich in Gärten
grosse Azaleen in alten Sorten, die nicht
nur den neueren Sorten in Grösse, Bau
und Farbe der Blumen nachstehen, son-
dern letztere blühen auch reicher und
williger.
Alte Pflanzen, die nur sehr wenig
blühen, eignen sich, da sie überhaupt
gewöhnlich einen sehr kräftigen Wuchs
von Natur haben, vorirefflich als Unter-
lagen für bessere reuere Sorten, und
man erhält dadurch von letzteren sehr
schnell hübsche starke Exemplare, Man
entfernt, wenn solche alte Pflanzen sehr
sparrig gewachsen, alle Seitenzweige,
bis auf einige, die man als Saftleiter
lässt, und veredelt sie mitteist Einspitzen
in den Stanım. Man kann mehrere Zweige
auf:etzen, sche aber darauf, dass sie so
ı:ahe als möglich und rings um den
Stamm eingesetzt werden, da sie als
Basis für die zukünftige Krone dienen
müssen,
Auch kann man solche Pflanzen
zeitig im Frühjahr bis auf den Stamm
zurück schneiden und veredelt sie dann
im Sommer durch Copuliren auf die
jungen Triebe. Man setzt dann so viele
Zweige aufals möglich und erhält dann
in kurzer Zeit eine starke Krone. Hier-
bei muss ich aber bemerken, dass die
Seitenzweige so kurz als möglich am
Stamme copulirt werden müssen, da diese
IX. 1870.
Originalabhandlungen. 305
Zweige dünn sind; werden sie zu lang
veredelt, so können dieselben sich nicht
tragen und hängen herab, Dies bringt
manche Uebelstände mit sich, vorzüglich
wenn solche Pflanzen mit kugel- oder
schirmartiger Krone gezogen werden so!-
len. Wurzelächte Pflanzen hat man mit
dem Messer in der Gewalt; anders ver-
hält es sich, wenn sie veredelt sind, wo
man, um den Zweig in die gehörige
Richtung zu zwinger, nicht abschneiden
kann. Sind sie kurz veredelt, so stutzt
man fleissig, bis sie buschig genug sind,
während dabei der unveredelte Theil des
Seitenzweiges so erstarkt, dass er sich
von selbst trägt. Man schneide ebenfalls
die Veredlungsreiser nicht länger als auf
4—5 Blätter (Augen). Länger zu schnei-
den ist nicht rathsam, da immer die obe-
ren Augen des Triebes austrciben, und
dann trotz späteren Einstutzens die un-
teren Augen, wenn man nicht den gan-
zen Zweig zurückschneiden will, sehr
schwer austreiben.
Die Azaleen kann man auch auf
Rhododendron ponticum und arboreum
veredeln; sie wachsen sehr kräftig auf
solchen Unterlagen und blühen sehr
reich, allein es sind selche Pllanzen
nicht von langer Dauer,
5) Das Schneiden der Azaleen.
Man zieht die Pilanzen der Azalten
gewöhnlich in Pyraimidenform oder ais
Kronbäumchen mit kugel- oder schirm-
artiger Krone. Die Höhe letzterer ist
ganz beliebig und kann von einigen Zol-
len bis zu mehreren Fuss Höhe wech-
seln. Zur Pyramideuform wählt man
vorzüglich solche Sorten, die einen kräf-
tigen aufrechiea Wuchs haben, während
sich zu der andern Form mehr diejenigen
Sorten eignen, welche einen hängenden
und ausgebreiteten Wuchs besitzen. Zu
allen Formen lässt man nur einen Haupt-
20
306
trieb als Grundlage stehen, alle Seiten-
triebe werden anfangs unterdrückt. Ha-
ben die Stecklinge die gewünschte Höhe
erreicht, so wird die Spitze eingestutzit,
oder wenn sie veredelt werden sollen,
in dieser Höhe veredelt. Die Pilanzen
(veredelt oder wurzelächt) werden an der
Spitze mehrere Seitentriebe bilden, wel-
che, wenn sie I —2 Zoll Länge
erreicht haben, wieder eingekneipt wer-
den, wobei man darauf sieht, welche
Form sie haben sollen. Zu Pyramiden
siutzt man die oberen Zweige länger, die
untern kürzer, während bei kugel- oder
schirmartiger Krone die Zweige so ein-
gestutzi werden, dass die sämmtlichen
Zweige in einer horizontalen Linie stehen.
Ueberhaupt behalte
fange die zukünftige Form im Auge, wo-
bei man nur bald den einen Zweig län-
van gleich vom An-
ger, den andern kürzer einzuspitzen hai,
wie es gerade die Form verlangt. Die
Nebentriebe
sie
erscheineuren
ebenfalls
wiederum
stutzt
ungefähr die erwähnte Länge erreicht
und fährt so fort. Das
richtet man vom zeitigen Frühjahr bis
Mitte August, worauf man ungehindert
wachsen lässt. Sind Lücken in der Krone
entstanden, So müssen sie durch ein Aus-
der Zweige ausgefüllt
man ein, wenn
Einstutzen ver-
einanderbinden
werden.
Im Frühjahre darauf schneidet man
die Zweige, welche die Form der Pflanze
überwachsen haben, zurück und wieder-
holt dasselbe Verfahren, wie eben gesagt
worden. Sind jedoch die Pilanzen stark
genug und sollen sie das folgende Frühjahr
blühen, so muss man sie dann ungestört
wachsen lassen, da ein späteres Ein-
stutzen das Reifen der Triebe verhindert
und dem zu Folge keine Blumen erwar-
ten lässt,
Im Allgemeinen beobachte man die
Regel, erst starke Pflanzen zu cultiviren
Gartenflora Deuischlands, Russlands und der Schweiz.
und dann dieselben zum Blüthenflor vor-
zubereiten.
6) Culturverfahren zur Erlangung kräf-
tiger Pflanzen.
Wir hatten bis jetzt die Erziehung
der Azaleen aus Stecklingen und deren
Behandlung im ersten Jahre, sowie deren
Veredlung besprochen. Im zeitigen Früh-
jahre, wenn der Trieb anfängt auszu-
brechen, nimmt man die Pflanzen wie-
der vor, schneidet sie ein, wie schon
gesagt wurde und verpilanzt sie, Die
Azaleen haben das Bestreben, ihre Wur-
zeln mehr oberflächlich auszubreiter als
in die Tiefe zu senden; es ist daher gut,
wenn man dem zu Folge die Töpfe mehr
breit als tief wählt. Die Töpfe müssen
ganz rein sein. Hierauf nimmt man die
Pilanzen aus den Töpfen und lockert
ringsum den Ballen mit einem spitzen
Gegenstande auf. Ist der Ballen zu
stark durchwurzelt, so dass die Wurzeln
einen förmlichen Filz bilden, so schnei-
det man denselben besser mit
scharfen Messer ab und lockert
noch den Ballen etwas auf. Diesen Filz
nur aufzulockern ist zu verwerfen, da
bei der grössten Behutsamkeit die Wur-
zeln zerrissen werden und später faulen
würden. Uebrigens treiben auch erfah-
rungsmässig Scharf abgeschnittene Wur-
zeln viel leichter neue Seitenwurzeln als
zerquetschte. Hieraui
pfllanzt man in Töpfe, welche vorher gut
drainirt werden, in die schon früher er-
wähnte Erdmischung ein und drückt da-
bei die Erde mässig fest an. Die Erde
darf weder zu zu trocken,
sondern muss in einem mässig feuchten
Zustande befindlich sein. Die Grösse
der Töpfe muss sich nach dem Zustande
der Pflanzen richten. Kranke Pilanzen
bekommen wo möglich kleine Töpfe,
einem
dann
zerrissene oder
nass noch
während man bei gesunden kräftigen
I. Originalabhandlungen.
307
Pflanzen verhältnissmässig ziemlich grosse | chen sind, Bei zu diehtem und uwunter-
anwenden kann. Bei dem Einpflanzen
sehe man stets streng darauf, dass der
Stamm nicht zu tief gesetzt werde, da
wenn dies geschieht, die Pflanzen die
Stammfäule leicht dadureh erhalten und
dann unrettbar verloren sind. Ueber-
haupt ist es ja eine allgemeine Regel,
dass die Wurzeln in die Erde, der Stamm
aber über die Erde gehört. Die frisch-
versetzten Pflanzen giesst man anfangs
nur mässig uud sucht, wenn heisse Tage
eintreten, dem zu häufigen Austrocknen
durch Ueberspritzen vorzubeugen. Sobald
aber die Wurzeln in die frische Erde
eingedrungen und die Pflanzen ein reges
Wachsithum zeigen, so muss auch mit
letzteren das Begiessen vermehrt werden.
Rücki die Jahreszeit weiter vor, so lüftet
man bei warmen Tagen und beschattet
während der heissen Mittagsstunden.
Ende Mai, nachdem man die Pflanzen
durch allmäliges gesteigertes Lüften der
Häuser vorbereitet und abgehärtet hat,
bringt man sie ins Freie und gräbt sie
in schon beschriebene Sandbeete ein.
Hier bleiben sie den Sommer über stehen
und die ganze Behandlung beschränkt
sich auf das Begiessen, Bespritzen, Be-
schneiden und Beschatten,-
Das Begiessen und Beschneilen ist
schon erwähnt; was das Beschatten an-
belangt, so ist das von keiner so unter-
geordneten Bedeutung als man vielleicht
annimmt, da dasselbe das Wachsthum
der Pilanzen beschleunigt. Den Schatten
lege man auf, sobald die Sonne stärker
anfängt zu wirken, entferne denselben
aber sobald die Sonne ihre Kraft ver-
liert, was im Sommer ungefähr von 9 Uhr
Morgens bis 4 Uhr Nachmittags der Fall
ist, Den Schatten lege man auch nicht
zu dicht, damit das Licht immer noch
hinreichenden Zutritt auf die Pflanzen
hat und nur die Sonnenstrahlen gebro-
brochenem Schatten treiben die Pflanzen
dünn und spindlich und werden dadurch
schwächlich. Es ist daher zu verwerfen,
die Pflanzen unter Bäumen aufzustellen,
abgesehen davon, dass bei heftigem Re-
gen die Pflanzen durch starken Tropfen-
fall leiden. Lässt man aber die Sonne
ihre volle Wirkung auf die Pflanzen aus-
üben, so wird das Wachsthum der Pflan-
zen aufgehalten und ein Reifen der
Triebe begünstigt, wodurch sie zu früh
Knospen ansetzen, was die Pflanzen mehr
oder weniger schwächt.
Im August gewöhnt man die Pflanzen
wieder mehr an die Sonne und beschattet
nur wenn heisse Tage eintreten,
damit sie sieh mehr abhärten. Sollten
die Pflanzen sehr stark wachsen und ein
nochmaliges Verpdanzen bedürfen, so
versänme man dies nicht; dies sellte
aber nicht später als Ende Juli geschehen.
Ende August oder Anfangs Septem-
ber, wenn Nachifröste zu befürchten,
bringt man die Pflanzen ins Kalthaus
zurück und stellt sie nieht zu dicht
nebeneinander. So lange es die Witter-
ung erlaubt lüftet man reichlich, und
wenn später die Kälte erfordert, dass ge-
heizt werden muss, so achte man nur
noch
darauf, dass die Temperatur niedrig, je-
doch frostfrei gehalten wird. Licht lasse
man die Pflanzen so viel als möglich
geniessen, und decke, wenn es nur eini-
germassen die Witterung erlaubt, die Lä-
den ganz auf.
Einen bedeutenden Vorsprung im
Wachsthum erhalten solche Pflanzen vor
den in Töpfen cultivirten, wenn man
sie in Erdbeete im freien Grund aus-
pflanzt. Die Zeit eines Sommers ist hin-
reiehend, dass die im freien Grunde aus-
gepllanzten_oft doppelt so grosse Pflan-
zen liefern als die in Töpfen cultivirten.
Die Beete oder Mistbeete zur Aufnahme
20 *
308
sind schon früher erwähnt. In den Mist-
beeten werden die Pflanzen Anfangs
April, in gewöhnlichen Beeten Mitte oder
Ende Mai ausgepflanzt. Man hüte sich,
die Pflanzen zu dicht zu pflanzen, damit
sich dieselben später beim Wachsen
nicht gegenseitig berühren. Die übrige
Behandlung ist ganz dieselbe wie die
der in Töpfen cultivirten. Ende August
hebt man die Pflanzen wieder aus, wo-
bei man, da die Wurzeln sich immer
sehr stark entwickelt haben, den Ballen
etwas verkleinert, um sie in angemessene
Töpfe pflanzen zu können. Hierauf stellt
man sie in ein kaltes Mistbeet, bedeckt
sie mit Fenstern und hält sie einige
Zeit etwas geschlossen, damit das An-
wachsen etwas begünstigt wird, Später
bringt man die Pflanzen wie die andern
ins Kalthaus. Im Winter aber müssen
solche Pflanzen, welche sehr üppig ge-
wachsen und sich nicht hinreichend wie-
derin Töpfen bewurzelt haben, sehr vor-
sichtig begossen werden, da ein Ueber-
maass von Feuchtiskeit in diesem Zu-
stande vom grössten Nachtheile ist.
Gartentlora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Zum Auspflanzen im freien Grund
ka.n man sich auch Beete in niedrigen
Gewächshäusern anlegen. wo die Fenster
im Sommer entfernt werden. Hier kön-
nen die Pflanzen mehrere Jahre stehen
bleiben und werden nicht durch das
öftere Ausgraben gestört. Dies wäre
| eigentlich das Vortheilhafteste, um schnell
| grosse Pflanzen zu erziehen, erfordert
| jedoch viel Platz, welchen man leider
im Winter selten entbehren kann.
Im dritten Jahre werden nun die
Pflanzen hinlänglich stark genug sein,
um dieselben für nächstes Jahr zum
Blüthenflor vorzubereiten. Sind jedoch
die Pflanzen schwach oder will man be-
sonders grosse Pflanzen erziehen, so un-
terwirft man die Pflanzen noch ein oder
mehrere Jahre der eben angegebenen
Cultur. Werden die angegebenen Regeln
befolgt, hat man, bevor die Formbildung
vollendet, den Ansatz von Blüthenknospen
nicht zu befürchten. Wo aber solche
dennoch erscheinen, müssen sie abze-
kneipt werden.
(Fortsetzung folgt).
ii
a) Abgebildet in „Illustration horti-
cole“,
1) Aristolochia Duchartrei Ed. Andre,
(Aristolochiaceae). — Andr, in Revue hort.
1867 p. 883. — Diese schöne Art wurde
1866 von Gustav Wallis in den waldigen
Niederungen am obern Amazonenstrome ent-
deckt und an Linden gesandt. Dieser stellte
zuerst ein blühendes Exemplar derselben im
reservirten Garten der
hielt sie zu Ehren des Professor Duchartre,
Pariser universellen
. 1
Ausstellung von 1867 aus: ihrem Namen er- |
Neue oder empfehlenswertäe Zierpflanzen.
Bearbeiter der Aristolochiaceen für De Can-
dolle’s Prodromus. — Ein rankender Halb-
strauch, dessen Stengel mit einer dicken,
weichen, der Länge nach vielfach gespalte-
nen, graugefärbten Korkschicht bedeckt sind.
Die Jahrestiiebe krautig, eylindrisch, an den
Blattgelenken angeschwollen, graubereilt,
von der Dicke einer Federspule. Blätter
4—5 Zoll breit, herz- oder nierenförmig, am
Grunde buchtig, zugespitzt; oberseits grau-
grün, glatt, unten mit 5—7 hervorragenden,
ceonvergirenden Nerven. Die Blüther sind
sehr kurzgestielt und kommen zahlreich aus
äitglied des Instituts von Frankreich und Iden Spalten des alten Holzes an den frühe-
II. Neue Zierpflanzen.
ren Blattachseln hervor. Ovarium lang,
achief, cylindrisch keulenförmig; Perianthium
aussen weisslich, mit einem rothbraunen
Adernetze durchzogen. Nach innen im
Schlunde weiss, übrigens aber mit verschie-
den-gespalteten schwarzbraunen Flecken be-
deckt. — Wiederum eine der vielen Schling-
pflanzen des Warmhauses, welche nur zur
vollkommenen Entwickelung ihrer Blüthen
gelangen, wenn sie im freien Grunde in eine
humusreiche Erde ausgepflanzt werden.
(Taf. 1).
2) Cissus Lindeni Ed. Andre. (Ampe-
lideae). Eine ebenfalls von Wallis entdeckte
Pflanze, die ihre Heimath in der Sierra Ne-
vada von Columbien hat und die durch Lin-
den zuerst auf der Internationalen Pflanzen-
ausstellung zu St. Petersburg zur Concur-
renz für neueingeführte Pflanzen ausgestellt
wurde. Ein glatter rankender Halbstrauch
ir der Art wie Cissus discolor, aber viel
robuster wachsend. Die rundlichen Stengel
sind lebhaft-grün, grau punktirt und oft auch
gestreift und mit einzelnen Warzen bedeckt.
Aus den Insertionsstellen der Blätter ent-
springen lang herabhängende, nach unten
oft verästelte Luftwurzeln. Jedem Blatte
steht eine lange Ranke gegenüber. Die
Blattfläche ist herzförmig, zugespitzt, 5—6
Zoll im Durchmesser, oberhalb smaragdgrün,
mit grossen silberweissen Flecken, unten
blassgrün. Blume und Frucht bis jetzt un-
bekannt. (Taf. 2).
3) Oncidium Phalaenopsis Lind. et Rchb.
fl. (Orchideae). — Rchb. fill. in Gardn.
Chron. 1869, p. 416. -— Ein reizendes On-
eidium, von Wallis im Jahre 1867 in den
Wäldern der Republik Equador entdeckt
und in die Verwandtschaft von O. unbige-
num gehörig. Scheinknollen eiförmig, ge-
furcht, 2 Zoll lang; Blätter 5—6 Zoll lang,
lanzettförmig, spitz, flach. Blüthenschaft
von gleicher Länge wie die Blätter, sehr
dünn, 5—6 blumig. Perigonium milchweiss,
violett punktirt und gestreift, welches noch
durch einen leuchtend orangefarbenen Kamm
gehoben wird, Die Abschnitte des Perigo-
niums sind einander fast gleich; der obere
309
ist länglich, spitz, die unteren länglich, ge-
spalten. Das Labellum hat die Form einer
Guitarre, am Grunde verengt. — Da die
Mehrzahl der Oncidien in Gelb und Braun
variiren, so ist diese Einführung eine um so
werthvollere Bereicherung der weiss und
lilla gefärbten Arten, als die Blumen dieser
Art über einen Zoll im Durchmesser halten.
(Taf. 3).
4) Coussapoa dealbata Ed. Andre. (Ar-
tocarpeae). — Ficus dealbata Lind. Cat. Nr.
22 p.5. — Diese wunderschöne Blattpflanze
wurde allgemein als die Königin der Neu-
heiten, die im Jahre 1867 die Pariser Aus-
stellung schmückten, erkannt und auch als
solche gekrönt. Sie stammt vom Amazonen-
strome und wurde ebenfalls von dem un-
ermüdlichen Wallis entdeckt. Ein ansehn-
licher Baum, dessen Stamm und Zweige mit
einer runzeligen Rinde, die ein wenig warzig
und gestreift ist, bedeckt sind und die ring-
förmige Narben tragen, welche von den ab-
gefallenen Blättern herrühren. Die jungen
Zweige sind ebenso wie die Blattstiele und
die Afterblätter fuchsroth und behaart. Die
Blätter stehen aufrecht und bilden mit dem
Stamm einen spitzen Winkel. Blattstiel ro-
bust, 3—4 Zoll lang, cylindrisch-zusammen-
gedrückt, am Grunde etwas gefurcht. Blatt-
fläche 1!/, Fuss lang und fast halb so breit,
glatt, eiförmig-länglich, am Grunde leicht
herzförmig, am Ende yespitzt. Die Ränder
von einer schwachwelligen, häutigen, weissen
Linie umgeben. Oberseite glatt, schwarz-
grün, an den Nerven etwas heller. Unter-
seite schneeweiss. — Linden cultivirt diese
schöne Pflanze in einer Mischung von Laub-
und Haideerde und gibt während der Wachs-
thumsperiode sehr hohe Wärme und viel
Feuchtigkeit. Die systematische Stellung der
Pflanze ist noch fraglich. (Taf. 4).
5) Pepinia aphelandriflora Ed. Andre.
(Bromeliaceae). — Pitcairnia aphelandriflora
Lem. in Ill. hort. XVI. misc. p 90. — Wurde
durch Baraquin im Jahre 1867 in der bra-
silianischen Provinz Para entdeckt und im
Etablissement Ambroise Verschaffelt in Gent
eingeführt. Brongniart stellte schon im Jahre
310 Gartenflora Deutschlands,
1854 nach der Pitcairnia punicea Ldl. eine
neue Gattung auf, die er zu Ehren eines der
Obergärtner im Garten des Museums der
Naturgeschichte Pepinia nannte, unterliess
aber die Publication, weil er jedenfalls das
Material noch nicht für erschöpft hielt. Das
Hauptunterscheidungszeichen von Pepinia
sollen die dreikantig-abgestumpften, ganz
nackten Samen sein, während bei Pitcairnia
dieselben mit einem mehr oder weniger lan-
gen, meist fadenförmigen häutigen Anhäng-
sel versehen sind. — Jedenfalls wird diese
Gattung gleich Neumannia später wieder
mit Pitcairnia vereinigt werden, wird aber
eine gute Gruppe bilden. — Eine vielstenge-
lige, rasenartig wachsende Pflanze, die eine
Höhe von 2—5 Fuss erreicht. Die kurzen
schmalen Blätter umgeben den Stengel in
Form einer Rosette, so dass die Pflanze einer
kleinen Cordyline strieta nicht unähnlich
sieht. Die endständige, fast sitzende Blüthen-
rispe ist platt und trägt eine Menge dicht-
gedrängter, kurzgestielter, 2 Zolllanger, cy-
lindrischer, mennigrother Blumen. Die Staub-
fäden und die dreispaltige Narbe sind gelb
und überragen die Petalen. (Taf. 5).
6) Calathea chimboracensis Lind. (Ma-
rantaceae). — Maranta chimboracensis Hort»
Lind. — Eine der 25 neuen Maranten, wel-
che auf der Pariser Ausstellung von 1867
zum ersten Male von Linden ausgestellt wa-
ren und jetzt theilweise in den Handel ge-
kommen sind. Sie waren sämmtlich von
Gustav Wallis theils in Peru, theils in Ecua-
dor und Neu-Granada gesammelt. Die ab-
gebildete Art wurde speciell am Berge Chim-
borszo in der Provinz Guaranda gefunden.
Die 1—1!/, Fuss hohe Pflanze ist stengellos,
platt. Blätter zahlreich, flach, Blattstiel ge-
furcht, zusammengedrückt, vor der Blattfläche
mit einem Knoten versehen. Blattfläche ei-
förmig-länglich, kurz zugespitzt, ungleich-
seitig, am Grunde fast herzförmig. Ober-
fläche hellgrün, mit zwei ungleichmässigen,
zickzackförmigen Zonen, von denen die
innere schwarzgrün, die äussere weisslich
gefärbt ist. Unterseite graugrün mit zahl-
‚reichen grünen Adern; Blüthenrispe kurzge-
stielt, Blumen sitzend, gelblich. (Taf. 6).
Russlands und der Schweiz.
7) Caitleya Eldorado splendens Lind.
(Orchideae). Diese neue Abart übertrifft an
Schönheit die in der Flore von Van Houtte
1868 t. 1826 abgebildete Cattleya Eldorado
Lind. — Sie hat viel robustere Scheinknollen
und grössere Blätter und Blumen. Anstatt
bei der Stammart die Petalen und Sepalen
weiss sind, haben sie hier ein bläuliches
Rosa; das Labellum ist jedoch fast ebenso
gefärbt, im Grunde leuchtend orange, um-
schlossen von einer weissen Zone und end-
lich mit einem ziemlich breiten tiefvioletten
Saume. Wurde von Wallis im Jahre 1867
an den Ufern des Rio Negro in Brasilien
entdeckt und durch das Etablissement des
Herrn J. Linden in den Handel gebracht.
(Tat. 7).
8) Pyrethrum sinense Sab. var. horien-
ses. (Compositae). Neue Herbst-Varietäten °
1) Allietie. Blüthenköpfchen halbkugelför-
mig, Zungenblütheken schmal, lila -violett,
am Grunde dunkler als an den Rändern und
Spitzen.
2) Cleophas. Blüthenköpfehen gedrückt,
Zungenblüthen breit, kappenförmig, rosa,
orangefarben berandet.
3) Lili- Pithou. Blüthenköpfchen etwas
becherförmig, dunkelpurpur - violett, blasser
gerandet, Züngelblüthen schmal, schwach
kappenförmig.
4) Cosbi. Blüthenköpfchen halbkugelför-
mig, Zungenblüthen zurückneigend, umge-
rollt, hell lila-violett, im Centrum noch hel-
ler als am Rande.
5) Donna Lwisa, Blüthenköpfchen halb-
kugelförmig, Zungenblüthen breit und flach,
dachziegelförmig, zart lila, weiss berandet.
6) Siloe. Blüthenköpfchen halbkugelför-
mig, Zungenblüthen flach, zurückgeneigt, im
Centrum dunkel goldorange, an den Rän-
dern dunkel lachsfarben.
Alle sechs Spielarten sind von der Wittwe
Lesbois in Bourasol bei Toulouse gezüchtet
und ihre Blumen sind sämmtlich von der
dichtesten Füllung. (Taf. 8).
9) Ceratostemma speciosum Ed. Andre.
(Ericaceae). Befand sich, wie seiner Zeit
auch die Begonia Rex, zwischen der Em-
Il. Neue Zierpflanzen.
ballage einer Orchideensendung, die Wallis
aus der Provinz Loxa in Ecuador machte
und gehört in die Verwandtschait von Thi-
baudia, Psammisia und Macleania, verlangt
auch mit diesen Gattungen gleiche Cultur
in einem temperirten Hause. Ein sehr ele-
ganter Strauch, an Schönheit seinen Ver-
wandten nicht nur gleichend, sondern die-
selben sogar übertreffend. Zweige aufrecht,
weichbehaart, wie die ganze Pflanze mit
Ausnahme der Blumen und der Oberseite
der Blätter. Letztere abwechselnd, meist
nach einer Seite gerichtet, lederartig, ganz-
randig, kurz- und dickgestielt, ei-herzförmig,
lanzettlich, am Grunde gefurcht, am Rande
einwärts gerollt, 4—7 Zoll lang, 11/,—2
Zoll breit; oberseils dunkelgrün und glatt,
unten blassgrün, behaart. Blumen achsel-
ständig, in Büscheln zu 1—4 herabhängend.
Kelch dunkelgrün, fünflappig; Blumenkrone
3—4 Zoll lang, ceylindrisch, gefurcht, fünf-
seitig, am Grunde etwas zusammengezogeu,
brillant scharlachroth, an den Abschnitten
goldgelb gesäumt. Staubfäden mit der Co-
rolle von gleicher Länge. Beere fleischig,
fünffächerig. Taf. 9).
10) Camellia Teresita Canzio Garibaldi.
Von Bernardino Lachi in Brescia gezüchtet
und durch das Etablissement Linden in Gent
in den Handel gegeben. Grosse lebhaft rosa
gelärbte Blume, nach den Rändern sich
blässer nüangirend. Petalen sehr breit, ge-
spitzt; Form imbriquirt. (Taf, 10).
11) Dieffenbachia Wallisü Lind. (Aroi-
deae), Von Wallis am Rio-Negro in Neu-
Granada entdeckt und von Linden als Neu-
heit zur Internationalen Ausstellung in St.
Petersburg im Frühjahre 1869 ausgestellt.
Jedenfalls eine Abart der längst bekannten
D. liturata Schott. (D. variegata hort.), wel-
che sich dadurch unterscheidet, dass die
Blätter bis auf einen längs der Mittelrippe
hinlaufenden silberweissen Streifen ganz grün
sind, während bei D. Wallisii dieser Mittel-
streif nicht so streng begrenzt ist und die
dunkelgrüne Blattfläche noch
durch unregelmässige längliche Flecken und
Striebe unterbrochen ist. Eine Art mit kur-
ausserdem
311
zem Stamm und 1--i!/, Fuss langen, !/,—
3/ı Fuss breiten Blättern; diese sind kurz-
gestielt, eiförmig-elliptisch, am Rande schwach
gewellt.e. Der scheidige Blattstiel an den
Stengel angedrückt. (Taf. 11).
12) Houlletia odoratissima Lind. var.
antioquiensis. (Orchideae). — Diese reizende
Orchidee wurde von Wallis in der Neugra-
nadischen Provinz Antioquia entdeckt. Sie
unterscheidet sich von der Stammart, welche
im Jahre 1849 in den Soto und
Ocanna entdeckte und die auf der dritten
Tafel der Pescatorea abgebildet ist, durch
grössere Blumen von dunkelpurpurrother
Färbung, während sie bei der Stammart zie-
gelroth sind. Die Lippe ist bei beiden For-
men reinweiss. Fast in keiner andern Or-
chidee sind diese beiden Farben auf eine so
brillante Weise vereinigt und wenige der
neueingeführten Arten haben wohl mehr unsere
Empfehlung verdient als gerade diese. Zu-
dem verlangt sie nur ein temperirtes Haus.
(Taf. 12).
Schlim
b) Abgebildet im „Botanical Magazine“.
13) Mormodes Colossus Rchb. fl. (Or-
chideae). — Rchb, fil. in Bot. Zeit. 1852
p. 636. — Walp. Ann. VI, p. 581. — M.
macranthum Lindl. in Paxt. Mag. III, sub
tab. 98. — Die Gattungen Mormodes, Cata-
setum, Monacanthus und Cyenoches gehören
zu den am merkwürdigsten gestaiteten For-
men der Orchideen; ihre Blumen variiren
dergestalt, dass es sogar oit schwer hält, -
die Gattungsmerkmale zu definiren. — Die
abgebildete Art gehört zu denjenigen, wel-
che die grössten Dimensionen haben und
stammt aus Central-Amerika, woselbst sie
auf den Gebirgen in einer Höhe von 7000
Fuss über der Meerestläche im Jahre 1850
von Warscewiez entdeckt wurde; die Abbil-
dung wurde nach einem im Etablissement
Veitch im März 1870 blühenden Exemplare
gemacht. Scheinknollen 6—12 Zoll lang,
fast stielrund, nach oben immer dünner wer-
dend, bedeckt mit grossen braunen ange-
drückten, in zwei Reihen stehenden Scheiden.
Blätter eilörmig-elliptisch, gefaltet, hellgrün.
Schaft 1 Fuss lang, dick, hin- und herge-
312
bogen; Bracteen lanzettlich, viel kürzer als
die Blüthenstiele. Rispe 8—10blumig, Blu-
men abstehend, 5—6 Zoll im Durchmesser.
Sepalen und Petalen abstehend oder zurück”
gebogen, schmal -lanzettlich mit zurückge-
schlagenen Rändern, allmälig in eine scharfe
Spitze verschmälert, oben blassroth mit dunk-
leren parallelen Adern, unten bis an die
Spitze hellgelb. Lippe viel kürzer als die
Sepalen, sehr kurzgestielt, ei-herzförmig oder
fast rhomboidisch, mit einem langzugespitz’en
Ende, gelb, am Grunde und an der Spitze
rosa punktirt.
Seite gedreht,
Säulchen grün, nach einer
(Taf. 5840).
14) Plectranthus coleoides Benth. (La-
biatae). — Benth. in DC. Prodr. XI, p. 64.
— Durch Herrn Bateock erhielt der König-
liche Garten zu Kew die Samen dieser
Pflanze aus den Cinchona-Pflanzungen der
Regierung auf den Nilghiri-Gebirge. Stengel
1—2 Fuss hoch, aufrecht, undeutlich 4-kan-
tig, grün mit purpur gefleckt, weichbehaart
wie die ganze Pflanze. Blätter kreisförmig,
stumpf, doppelt gekerbt, oberseitsrauh, 2—5
Zoll im Durchmesser, schmutzig-grün. Blü-
thenstand aufrecht, 3—10 Zoll lang; Stiele
und Stielchen. purpurroth. Kelch behaart.
Kelchlappen ungleich; Corolle !/, Zoll im
Durchmesser; innen violett, aussen weiss.
Oberlippe 4 -lappig, zurückgebogen; Unter-
lippe hängend, Staubfäden in die Oberlippe
eingeschlossen, (Taf. 5841).
15) Hechtia Ghiesbrechti Ch. Lem. (Bro-
meliaceae). — Lem. Illusir. hort. X, p. 378.
— Eine stammlose mexicanische Bromelia-
cee, welcheim Jahre 1862 durch Ghiesbrecht
bei Verschaffelt eingeführt wurde, die aber
trotz ihrer Schönheit noch nicht sehr ver-
breitet ist. Leider wächst sie sehr langsam.
Blätter 10—18 Zoll lang, in eine dichte Ro-
seite zusammengedrängt, stark zurückgebo-
gen, so dass sie oft den ganzen Blumentopf
umfassen, rauh lederartig, 3/,—1!/, Zoll am
Grunde, verschmälern sie sich allmälig in
eine scharfe dornige Spitze. Ränder mit
weit von einanderstehenden dornigen Zähnen
. besetzt. Oberfläche hellgrün, gegen die
Spitze sich oft röthlich färbend; untere Seite
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
silbergrau. Schaft seitlich, achselständig,
fast aufrecht, hin- und hergebogen, sehr
dünn, 18—24 Zoll lang. Bracteen scheidig,
zugespitzt. Blumen weiss, !/, Zoll im Durch-
messer; in kopflörmigen Büscheln sitzend,
welche weit von einander entfernt sind. Se-
palen länglich -linear, stumpf, halb so lang
als die Corolle, am Grunde des Ovariums
eingefügt. Corolle in der Mitte desselben
eingefügt, 3lappig am Grunde. Für tem-
perirte Abtheilungen und vorsichtig zu be-
giessen, (Taf. 5842).
Warscewiezü
16) Miltonia Echb. fl.
(Orchideae). — Rechb. fil. Xenia Orchid. I,
p. 132. — Gardn. Chron. 1869, pp. 277 et
1067. — Zuerst von Poeppig in Peru ent-
deckt, wurde diese am reichsten blühende
aller Miltonien von Warscewiez und Anderen
lebend eingeführt und blühete zuerst bei
Linden in Brüssel. Scheinknollen 3—5 Zoll
lang, 1 Zoll breit, grün, sehr flach. Blätter
länglich-linear, stumpf, hellgrün, fünf bis
sechs Zoll lang. Schaft dünn, geneigt. Blu-
men sehr zahlreich, an der verästelten Rispe
stehend, 2 Zoll lang. Sepalen und Petalen
fast gleich, verkehrt-eiförmig, spathelförmig,
sehr wellig und kraus, blass rothbraun, an
den Spitzen gelb werdend. Lippe länglich-
vierkantig oder fast keilförmig, an der Spitze
zweilappig, mit zurückgeschlagenem Rande,
undeutlich 3—5kielig, von gleicher Farbe
wie die Sepalen und Petalen, aber mit einem
breiten weissen Rande, Diskus rosa, mit
einem breiten gelbbraunen Flecken in der
Mitte und einem halbrunden weissen Flecken
am Grunde. (Taf. 5843).
17) Ophrys Speculum Lk. (Orchideae).
Link in Schrad. Diar. Bot. 1799, II, p. 324.
Rehb. Fl. germ. orchid. p. 80, t. 448. -- O.
insectifera var. L. sp. pl. n. 949. — O. ver-
nixia Brotero, Fl. lus. p. 24. — A. ciliata
Bivoni Cent. 1, p. 60. — In neuerer Zeit
hat man wieder den europäischen Orchideen
mehr Aufmerksamkeit zugewandt und wahr-
lich nicht mit Unrecht; denn die Mannich-
faltigkeit in der Form und Farbe ihrer Blu-
men ist nicht minder interessant als bei
ihren tropischen Verwandten. So waren auf
ee
Auen
sn a, a
x
BERN N en
II. Neue Zierpflanzen.
den letzten englischen Ausstellungen die Erd-
orchideen aus den Gärten des Grafen von
Paris in Twickenham vertreten und auch das
Originai zur Abbildung dieser Ophrys wurde
genannter Sammlung entlehnt Sie wächst
in Spanien, Portugal, Griechenland, in der
Türkei und in Kleinasien; Knollen kugel-
förmig. Blätter linear-länglich-spitz, ab-
stehend. — Stengel 4—12 Zoll hoch, schei-
dig, 3—6 blumig. Bracteen 1—1!/, Zoll lang,
länglich-]inear, am Rande zusammengerollt.
Blumen !/,—1 Zolllang. Sepalen fast gleich,
eingebogen, länglich, grün, mit breiten pur-
purnen Streifen, welche jedoch verschieden
sind. Petalen sehr klein, dreieckig-lanzett-
lich, zurückgebogen, dunkelpurpur oder ka-
stanienbraun, sehr verschieden in der Grösse.
Lippe länglich-quadratisch, im Umrisse, sehr
eonvex, Rand zurückgeschlagen. Seitenlap-
pen rundlich; Mittellappen breit, gross, ab-
gerundet, undeutlich gekerbt; leuchtend stahl-
blau, mit einem goldfarbigen Saume. Rand
purpur, sammtig, gefranzt. (Taf. 5844).
18) Vanda Cathcarti Lindl. (Orchideae).
Lindl. Fol. Orch. Vanda p. 8. — Hook. fil.
Il. Him, Pl. t. 23. — Die schönste Art der
schönsten Orchideengattung nennt Lindley
diese Pflanze, welche um das Jahr 1848 ent-
deckt und durch den botanischen Garten in
Caleutta öfter nach England geschickt wurde,
aber immer auf der Reise zu Grunde ging.
Endlich ist sie auch lebend in unsere Gärten
gekommen und dem berühmten Etablisse-
ment Veitch & Söhne gebührt die Ehre,
diese stattliche Pflanze zunı ersten Male in
Europa in Blüthe gehabt zu haben. Sie
stammt vom Himalaya. Stamm 1—2 Fuss
hoch, stielrund, von der Dicke eines kleinen
Fingers. Blätter zweireihig. gekrümmt, läng-
lich-linear, 6—8 Zoll lang, blassgrün, ge-
kielt, sehr ungleich 2lappig an der Spitze,
Lappen rundlich. Rispe seitlich, nicht viel
länger als die Blätter, dick, 3— 6 blumig,
kurzstielig. Bracteen kurz, breit, scheidig.
Ovarium gegen 1 Zoll lang, Blumen 2!/, Zoll
im Durchmesser, fast kreisrund im Umrisse.
Sepalen und Petalen einander ähnlich, breit, |
länglich-rund, concav, an der Spitze abge-
rundet, stark lederartig, blass strohfarbig,
315
mit unzähligen, öfter zusammenfliessenden,
rothbraunen Querbändern; Lippe kleiner als
die Petalen, sehr kurzklauig, 3lappig. Sei-
tenlappen klein, weiss mit rothen Streifchen
an der Basis, fast viereckig, zurückgebogen;
Mittellappen nierenförmig, Rand weiss, un-
deutlich gekerbt oder gekräuselt, Mitte gelb;
Scheibe mit 2 aufrechten keilförmigen Er-
höhungen am Grunde. Säulchen weiss.
(Taf. 5845).
19) Dracaena cylindrica J. D. Hooker.
(Liliaceae-Asparagineae). — Nahe verwandt
mit Dr. bicolor (B.M. t. 5248) stammt diese
neue Art von der Westküste des tropischen
Afrika, vom Flusse Old Calabar, wo sie Gu-
stav Mann, der Reisende des Königlichen
Gartens in Kew, fand. Auch der botanische
Garten in Edinburgh erhielt die Pflanze von
dem Missionär Rev. W. C. Thomson. Stamm
aufrecht, 3—5 Fuss hoch, dünn, einen Zoll
im Durchmesser an der blattlosen Basis.
Blätter den ganzen Stamm bedeckend, nach
oben allmälig grösser werdend; Blattscheiden
den Stamm umfassend, die obersten Blätter
7—10 Zoll lang, alle verkehrt-eiförmig-lan-
zettlich, in eine fadenförmige Spitze auslau-
fend. Stiele 3—4 Zoll lang, hellgrün; Ner-
ven an den frischen Blättern durchscheinend,
im trockenen Zustande verschwindend. Blü-
thenstand terminal, einfach, sitzend, aufrecht,
eylindrisch, 3—7 Zoll lang, stumpf, dicht-
blumig. Bracteen roth oder purpur-braun,
Blumen weiss. (Taf. 5846).
20) [ris iberica Hoffm. (Irideae), —
Oncoeyclus iberieus Siemss. — Klatt in Lin-
neen XXXIV, p. 580. — Beschrieben und
abgebildet in der Gartenflora AII, p.3, t. 386
ho. ur2): (Taf. 5847).
21) Anthurium ornatum Schott. (Aroi-
deae). — Schott. in Oesterr. Bot. Wochen-
blatt, 1857, p. 294. — Prodr. Syst. Aroid.
p. 499. — Eine durch die schneeweisse
Scheide der Blüthen ausgezeichnete Art,
welche von Linden und Fendler in Venezuela
gefunden wurde und schon längere Zeit in
Kew cultivirt wird, aber wie es scheint auf
dem Continente noch gar nicht verbreitet ist.
314
Stamm fehlend oder sehr kurz Blattstiele
11/,—2/, Fuss lang, dünn, rauh, eylindrisch,
grün; am Grunde zu einer eiförmigen leder-
artigen Scheide angeschwollen, vorn mit
einem schmalen Schlitze und am Ende mit
eylindrischen, 1—2 Zoll langen grünen Kno-
ten. Blatt 1—1!/, Fuss lang, oval-herzför-
mig, zugespitzt, hellgrün auf beiden Seiten,
lederartig, matt; Seitenlappen parallel mit
einer schmalen oder divergirenden Bucht,
Hauptnerven 7—9, kreisförmig vom Grunde
des Blattes ausgehend. Blüthenschaft von
gleicher Länge wie die Blatistiele, rund, dünn,
grün.
breit, länglich-linear aus herzförmig stengel-
umfassender Basis, abstehend, convex, mit
leicht zurückgebogenem Rande, plötzlich zu-
gespitzt; Nerven durchscheinend, Kolben fast
gleichlang mit der Scheide, eylindrisch, dun-
kelpurpur, Narben weiss. (Taf. 5348).
Scheide 5—6 Zoll lang, 1—1!/, Zoll ı
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
22) Saxifraga aretioides Lap. ( axifra-
geae). — Lapeyrouse Fl. pvr, t. 13. — DC.
et Duby, Bot. Gall. I, p. 208. — DC Prodr.
IV, p. 21. Ejusd. Fl. France. IV, 362. —
Eine niedliche Felsenpflanze von den Pyre-
näen, nahe verwandt mit S. diapensoides, S.
Bildet
dichte Rasen. Blätter dicht dachziegelförmig,
1/.—!/, Zolllang, dick lederartig, graugrün,
länglich-linear aus eiförmiger Basis, stumpf,
Blüthenstiele schr zahl-
reich, !/,—!/, Zoll lang, autrecht, beblättert,
einblumig, drüsig, klebrig. Blumen aufrecht,
1/, Zoll im Durchmesser. Petalen verkehrt-
eilörmig, spathelförmig, gelb, ausgebreitet.
Staubfäden gelb. (Tat. 5349).
caesia und anderen dieser Gruppe.
drüsig gewimpert.
(Euder).
In,
1) Pfropfen von Dahlia imperia-
lis. Herrn Salters in Hammersmith gelang
es, die Dahlia imperialis zur Blüthe zu brin-
gen, indem er Triebe derselben auf Knollen
von D. variabilis pfropftte. (E. R.)
2) Samenwechsel. Hr. Prof, Regie-
rungsrath Fenzl sprach in einem der K.K.
Gartenbau-Gesellschaft in Wien gehaltenen
Vortrage über die vortheilhafte Einwirkung
des Wechsels der Saat bei unseren Culturen.
Die K. K. Gartenbau - Gesellschaft for-
derte deshalb zu ihrer Herbstausstellung auch
Samen ein, um dadurch für die Folge Sa-
menmärkte anzuvahnen, wo die Consumen-
ten mit den Produreuten in unmittelbaren
Verkehr treten können, um ihren Bedarf an
Getreide- und Feldsamen, — an Samen für
den Gemüsegarten, direct und in bester
Qualität und zu billigsten Preisen einkaufen
zu können.
Solche Samenmärkte sind jedenfalls sehr
zu empfehlen. Doch dürfte nach unserer
Setizen.
Ansicht wohl nur der grosse Grundbesitzer
und der Händler aus denselben Nutzen ziehen,
— aber das genügt auch, den kleineren Sa-
menbedarf aus verschiedenen Quellen be-
ziehen zu wollen, würde auch bei billigerer
Preisstellung dennoch thearer zu stehen
kommen als der Ankauf aus soliden Samen-
handlungen.
Als fernere Mittel, den Ankauf von Sa-
men bester Qualität und zu billigsten Preisen
zu ermöglichen, nannte Fenzl:
Errichtung von Samen-Control-Statio-
nen und gesetzlichen Schutz gegen Samen-
fälschung.
Einführung des Unterrichts im land-
wirthschaftlichen Gemüsebau und der ein-
schlagenden Samenzucsht an den niedern
Ackerbauscliulen; Anregung zum Gemüsebau
durch die Volksschullehrer und Subvention
zur Vertheilung von Sämereien.
Die Versuchsfelder derAckerbau-
schulen so!len derart bewirthschaftet wer-
den, dass sie einestheils die Kenntniss dieser
IV. Literatur.
Pflanzen vermitteln und anderntheils die Er-
probuns solcher Nutzpflanzen in Bezug auf
ihren praktischen Werth für bestimmte Ge-
genden austreben.
In Bezug auf Production von ei-
gentlichen Gartenbausamen wird von
Prof. Fenz! im Namen der Commission, die
diesen wichtigen Gegenstand bearbeitet hat,
vorgeschlagen:
a) Gründung eines Verbandes aller öster-
reichischen Gartenbauvereine und eines Cen-
tralorganes derselben mit Beilage von Sa-
menofferten.
b) Errichtung einer höheren Gartenbau-
schule.
e) Entsendung tüchtiger junger Gärtner
in Geschäfte, die durch Samenzucht bekannt.
d) Auszeichnung von hervorragenden
Leistungen im Gebiete der Samenzucht,
e) Errichtung stabiler Samenhallen.
f) Herabsetzung der Tarife für Samen
für Post- und Eisenbahnverkehr. (E. R.)
3) DieGartenbau-Gesellschaftin
Lyor hat in ihrem Schoosse eine eigene
Commission gebildet, welche die verschiede-
nen Gärten in der Stadt und in der nächsten
Umgebung zu besuchen und über die vor-
züglichsten Leistungen und Novitäten zu be-
richten hat. Ein solcher Besuch wurde unter
Anderen dem Hrn. Boucharlet zugedacht,
welcher sich speciell der Cultur der Nelken
— Dianthus caryophyllus — widmet. Die
Nelke ist und bleibt wohl immer wegen
ihrer Form, Färbung und Wohlgeruch eine
Pa se
sehr beliebte Blume. — Da finden sich in
Boucharlet’s Garten (Bull. Soc. d’hort.
prat. Lyon 1870) in einem Gewächs-
hause Tausende von Töpfen auf Gestellen
amphitheatralisch mit Sämlingen in den ver-
schiedensten Farbenvarietäten anfgestellt. —
Diese sind alle Remontants und ausschliess-
lich der kurzen (30—40 Cent. Höhe) Race
angehörig, unter welchen sich besonders ein
Exemplar auszeichnete mit lichtrothen, run-
den, 8-10 Cent. grossen Blumen, In einem
zweiten niederen Gewächshause finden sich
in Grund gepflanzt über 10,000 eingewurzelte
Ableger, die alle in Kraft und Gesundheit
nrangen. Der Boden dieses Hauses ist mit
einer Schichte von 30 Cent. Misterde belegt
und darauf liegt eine Schicht feiner Sand,
um die Erzeugung von Schimmel zu verhin-
dern. Die Fenster dieses Gewächshauses
sind etwas gewölbt und mit einigen Baum-
ästen bedeckt, um einen leichten Schatten zu
erzielen; zu viel Schatten macht die Pflanzen
zu viel aufschiessen und faulen; bei zn viel
Licht trocknen die Ableger ein, ohne je zu
wurzeln; die gespaltenen Ableger gerathen
am besten. Die Temperatur hat bei dem
Halblicht wenigen Einfluss, — die Fenster
werden auch bei milden Nächten nicht ge-
öffnet — der Wärmeapparat findet sich unter
der Erdschichte.
Hr. Boucharlet sen. widmet sich spe-
ciell der Cultur der Chrysanthemen, deren
er über 400 verschiedenfarbige Sorten erzieht.
(S-r.)
VW. Literatur
Bulletin de la Federation des
Societ&es d’hortieulture de Bel-
gique, 1867. (Gand 1868 bei Annoot-
Brackman).
Belgien ist gegenwärtig das Land, wo
im Verhältniss zu geiner Grösse am meisten
für den Gartenbau geschieht, wo die gröss-
ten Garten-Etablissements auf dem Festlande
Europas sich befinden, wo last jede grössere
Stadt eine besondere Gartenbau-Gesellschaft
besitzt und wo endlich diese besonderen
Gesellschaften durch eine Centrale Gesell-
schaft verbunden sind, deren Jahres-Bulletin
wir hier stets kurz besprochen haben. Ge-
schäftssachen füllen den grössten Theil des
|
316
in Rede stehenden Bandes.
noch 3 grössere Arbeiten.
Angehängt sind
Herr G. Delche-
!
|
|
|
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
von Nierenbergia maritima. Es folzt nun eine
Liste der vorzugsweisse massenhaft eultivir-
valerie, der Gärtner im Vermehrungshause | ten Pflanzen, mit besonderen Bemerkungen
des Stadtgartens in Paris, gibt einen Bericht | über Cultur und Verwendunr begleitet. Wir
über die „Stadtanlagen
Derselbe beginnt mit einem Cataloge von
Decorations-Pflanzen, die in den Stadt- An-
lagen von Paris cultivirt werden. Mittelst
Abkürzung ist bei jeder Art die Zeit der
Blüthe, die Farbe der Blume, die Höhe der
Pflanzen, deren Dauer ob einjährig ete., de-
ren Dauerverhältniss zum Clima von Paris
und endlich deren Vaterland angegeben. Es
ist das ein sehr nützliches Verzeichniss, von
dem nur zu wünschen wäre, dass die Namen
ein wenig mehr aus dem Bereiche der Gar-
tennamen herausgezogen wären, wie z. B.
was ist Aubrietia Campbelli und Aubr. Camp-
belli fol. variegatis, die noch dazu in Europa
heimisch sein soll, wo hat Willdenow eine
Aralia reticulata beschrieben, — was ist
Antirrhinum fol. variegatis und dann Antirrh.
majus mixtae varietatis?
Das Verzeichniss enthält eine Menge von
Warmhauspflanzen, die in den Pariser Stadt-
anlagen im Sommer im Freien als Decora-
tionspflanzen verwendet werden, so Musa
Ensete, M.rosacea und M sinensis, Panicum
plicatum, Psidium Cattlevanım, Rhopala
corcovadensis und Jonghii (nicht Younghii),
Saccharum aegyptiacum (quid?) und S. of-
fieinarum, die Saurauja-Arten, Sciadophyllum
pulchrum, Stadmannia australis, Tradescan-
tia zebrina, Vinca madagascariensis rosea
(quid?) wahrscheinlich die gewöhnliche
Vinea rosea gemeint, Urostigma catalpaefo-
lium, und als Wasserpflanzen Aponogeton
distachyum, Pontederia cordata, Saururus
cernuus.
Ausser diesen genannten Pflanzen enthält
grosse meistens solche
Pflanzen, welche auch bei uns allgemein zur
Verzierung und Decvration der Gärten im
Sommer verwendet werden.
Hierauf spricht der Verfasser von der
Art der Gruppirung der Pflanzen und em-
pfiehlt starke Farbencontraste bei der An-
flanzung,
das Verzeichniss
indem er als Beispiel eine Gruppe
von Cineraria maritima, umgeben von einen
ersten Kranz von Coleus und einem zweiten
von Paris“.
übergehen die meisten dieser guten prakti-
schen Bemerkungen, weil solche nnsere Le-
ser auch in unseren Gartenbüchern finden,
oder ihnen solche schon hinlänglich bekannt
sind und heben bloss einige besonders em-
pfohlene Pflanzen hervor, die in grösster
Menge verwendet werden.
Centaurea candida. Wir haben
schon früher bemerkt, dass die Pflanze, wel-
che unter diesen Namen jetzt in den Gärten
ist, die schon längst bekannte
Centaurea ragusina Wird mit
Recht als die schönste Pflanze mit glänzend
silberweisser Belaubung empfohlen. Ver-
mehrung durch Stecklinge im Juli, welche
im Kalthaus überwintert werden.
Cyperus Papyrus, die Papyrusstaude,
auch in Deutschland hier und da als präch-
tige Decorationspflanze im Freien verwen-
det, gedeihet in dem milden Clima von Paris
besonders schön. Man verwendet solchen
zur Einzelpflanzung oder zu Gruppirungen
am Rande von Gewässern, bildet dort Schafte
von 6—9 Fuss Höhe, jede von der schirm-
förmigen mächtigen Dolde von Blättern ge-
krönt, die die Blume stützt. Wir bedauern,
dass der Verfasser nichts über die Art der
Ueberwinterung dieser schönen Pflanze sagt,
da es bekannt ist, dass gerade die üppigen
Exemplare, die den Sommer im freien Lande
standen, im Winter leicht zu Grunde gehen.
Der Cyperus Papyrus und dessen Cultur
und Verwendung zur Decoration von Ge-
wächshäusern und zur Cultur im Freien in
Deutschland, verdiente wohl einmal die ein-
gehende Besprechung eines Mannes der be-
sonders gute Resultate erlangt hat und würde
der Referent für eine derartige Mittheilung
sehr dankbar sein.
Canna, oder das Indische Canna-
rohr, wird auch in deutschen und russi-
schen Gärten als eine der beliebtesten De-
corationspflanzen verwendet. Hunderte von
Formen sind in neuerer Zeit zwischen den
verschiedenen Arten in französischen Gärten
erzogen worden, von denen vorzugsweise
verbreitet
ist.
IV. Literatur.
die rothblätterigen leichtblühenderen Formen
beliebt sind. Iu den Pariser Siadtanlagen
werden sie in solchen Massen verwendet,
dass jährlich die Masse der Exemplare
nach Hunderttausenden zählt. Die Ueber-
winterung der Exemplare die den Sommer
im ireien Lande standen, wird selbst noch
in Peiersburg auf die Weise bewirkt, dass
man die Exemplare, nachdem der erste
Frost deren Kraut geschwäızt, mit den Bal-
len ausgräbt, das Kraut abschneidet und nun
werden sie an der Hinterwand eines Kalt-
hauses oder auch in einem lichten frostfreien
Keller durchwintert, obne solche in Töpfe
zu pflanzen. Vermehrung im Frühjahr durch
Theilung der knolligen Wurzelstöcke. Die
zarteren Arten, als Canna iridiflora, gigan-
tea, Slacecida ete., müssen
durchwintert werden und eignen sich auch
nicht zum Auspflanzen ins freie Land.
im Warmhaus
salicariaefolia soll
den Sommer ins freie Land gepflanzt, aus-
serordentlich reich blühen.
Myoporum parvifolium. Von allen
Pflanzen Neuhollands, sagt Herr Delcheva-
lerie, behauptet das Myoporum parvifolium
den erstenRang alsiflauze zum Auspflanzen
während des Sommers ins freie Land,
ebensowohl durch schöne Tracht, wie den
ausserordentlichen Blütherreichihum. Man
bildet aus demselben Gruppen und Körbe.
Pelargonium gloire de Paris.
Wird als die vyeeigneteste Sorte von den
grossblumigen Varietäten der Pelargonien
zum Auspflanzen ins Ireie land empfohlen.
Dasselbe soll remontiren und während des
ganzen Sommers blühen. —
Begonia fuchsioides. Schön
Gruppen. Entwickelt die auf den Spitzen
der überhängenden Zweige stehenden schar-
lachrothenBlumen vom Juni bis zum Herbst.
(In Petersburg wird Begonia prestoniensis,
B. Martiana und B, diversifolia mit bestem
Erfolg zur Pilanzung ins freie Land ange-
wendet). In Paıis werden ausserdem Bego-
nia lucida, B. ricinifolia und B. subpeltata
zum Auspflanzen ins freie Land angewendet.
Colocasiabataviensis. Wahrschein-
lich ist C. nymphaeifolia damit gemeint,
Wird sehr zum Auspflanzen ins freie Land
Angelonia
zu
317
als Blattpflanze empfohlen, die mehrere Fuss
irn Durchmesser haltende Blätter auf hohen
Blattstielen bildet. Ward schon vor 25 Jah-
ren in Berlin zu schönen Gruppen "im Som-
mer verwendet, liebt aber eine lockere leichte
Humuserde und eine halbschattige geschützte
waıme Lage.
Alsophila australis und Balan-
tinum antarcticum. Diese beiden schö-
nen Baumfarn dienen zur Decoration in
schattigen geschützten Lagen. Wıe sie könn-
ten auch Cyathea dealbata und überhaupt
alle Farn der temperirten Zonen im Sommer
verwendet werden.
Bocconia japonica. Wird als schön
empfohlen. Schöne
Blätier und 6—8 Fuss hohe Stengel, gekrönt
von der bis 3 Fuss langen Blüthenrispe, em-
pfehlen solche.
Urysanthemum indicum. In Frank-
reich, im westlichen und südlichen Deut-
schland, unstreitig die beste im freien Lande
ausdauernde Staude zum Herbstflor.
Erythrina Crista Galli, sowie die
als E. Bidwilli, Marie Belanger floribunda, ru-
berrima und ornata gehenden Gartenformen,
werden in den Pariser Stadtgärten massen-
halt verwendet, und schmücken solche einen
grossen Theil des Sommers hindurch
ihren prächtigen rothen Blumen, die längs
zur Einzelpflanzung
mit
der Zweige in langen Trauben stehen. Im
Herbste werden dieselben eingepflanzt
und in einer trocknen frostfreien Grube
(oder bei uns im Kalthause an der Hinter-
wand oder (rostireien Vorhäusern, Kellern
etc.) im Zusfande der Ruhe überwintert,
worauf solche Anfang Mai (bei uns wenn
keine Fröste mehr zu besorgen sind) ins
freie Land auf warmen Standort gepflanzt
werden. Bei Ueberwinterung an der Hinter-
wand des Kalthauses, sind solche selbst für
Petersburg noch sehr schön, nur muss man
dieselben im Frühjahre im warmen Gewächs-
hause den neuen Trieb vorbereiten lassen.
Sobald solche aber auszutreiben beginnen
stelle man solche in ein Kalthaus, wo reich-
lich Luft gegeben wird, damit der Trieb sich
schon unter Einfluss des vollen Sonnenlichts
und der freien Luft bilde. Solche Exemplare
wachsen dem freien Lande übergeben unge-
318
stört weiter, — während Exemplare die auch
im Warmhaus den Trieb bildeten, beim Aus-
pflanzen ins {rcie Land meist leiden und
keine guten Resultate liefern. —
Cassia floribunda. Wird im Kalt-
haus überwintert und im Sommer ausge-
pflanzt als schöner Blüthenstrauch verwen-
det, der mit Massen seiner goldgelben Blu-
men bedeckt. Gleich verhalten sich Cassia
laevigata und Ü. schinifolia.
Cyrtanthera magnifica, ein bekann-
ter Warmhausstrauch mitrothen Blüthenstän-
den. Wird in Paris im Sommer zur Umpflan-
zung von Bosqueten angewendet und blüht
dann reichlich den Sommer hindurch.
Duranta Baumgardneri fol. var.
Dieser hübsche Strauch wird in Paris als
schöne buntblätterige Pflanze zur Bepflanz-
ung von Blumenkörben und zur Bildung von
Bordüren vor Bosqueten den Sommer in
grossen Massen ins freie Land gepflanzt. In
Petersburg müssen wir solchen im Warm-
haus durchwintern und dazu im Sommer
gemachte Stecklinge benutzen.
Wahrscheinlich ist
Wird als kriechende
trocknen
Lippia repens.
L. nodiflora gemeint.
den Boden deckeude Pflanze in
schattigen und heissen Lagen empfohlen, wo
andere Pflanzen nicht mehr gedeihen wollen.
Crassula coceinea. Von den zahl-
reichen Formen der Crassıla, wird vorzugs-
weise die mit scharlachrothen Blumen jähr-
lich massenhalt aus Stecklingen gezogen, um
solche als schöne Florblume zu Gruppen zu
verwenden.
Saccharum officinarum. Das ge-
wöhnliche Zuckerrohr wird gleichfalls
Sommer gruppenweise im {reien Lande, aus-
gepflanzt, verlangt feuchten Boden, warme
Lage und wird mit einer Bordüre eines bunt-
blätterigen Grases umpflanzt. Ueberhaupt
werden die Decorationen mit schönen tropi-
schen Gräsen in den Pariser Stadtgärten
häufig angewendet. Eine andere Zusam-
mensiellung ist z. B. Sorghum umgeben
von Panicum plicatum und dieses wieder
mit einer Bordüre eines niedrigen buntblät-
terigen Grases, wie z. B. von Poa trivialis
fol.
im
variegatis. —
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Salvia lantanifolia. Unter den zahl-
reichen Blüthensträuchern der Sulvia-Arten
Amerikas, wird die in Rede stehende am
meisten angebaut. Blühet im Herbste mit
rosa-purpurnen Blüthenähren. Eingepflanzt
blühet solche dann in der Orangerie den
ganzen Winter hindurch. (Unterm Einfluss
der kurzen Tage Petersburgs, hören alle
derartigen Pflanzen im November zu blühen
auf).
Bambusa aurea, edulis (?), Metake
nigra, variegata, und viridis-glav-
cescens, werden sämmtlich als Einzelpflan-
zen aufRasenplätzen benutzt und überdauern
in Paris den Winter im freien Lande. —
Yucca gloriosa, flexilis, filamen-
tosa und filamentosa variegata wer-
den in Paris ebenso häufig wie in England
angewendet, sei es gruppenweise, sei es als
Einzelpflanzen und überdauern den Winter
im freien Lande. Die in Belgien und Eng-
land vorzugsweise angepflanzte Y. recurvata
vermissen wir unter denselben.
Ficus Chauvieri, Cooperi,
stica, rubiginosa, bei uns als Zimmer-
pflanzen beliebt, den Pariser
Stadtanlagen im Sommer zur Bildung gros-
ser Gruppen benutzt. — Die Umbildung der
Pariser Stadtanlagen in jene schönen reizen-
den Anlagen, wie solche sich jetzt in Bezug
auf ihre schönen Baum-, Wasser- und Fel-
senparthien, auf ihre saftig grünen Rasen-
flächen geschmückt mit Decorationspilanzen
und reizenden Blumenparterres dem Auge
darbieten, ward erst unter Napoleon III.
begonnen, welcher selbst den lebhauftesten
Antheil an diesen für das Innere, wie die
Umgebung der Stadt so wichtigen Verschö-
nerungen nahm. Im Jahre 1852 ward der
damals nur von langen geraden Alleen durch-
zogene Boulogne Wald (Bois de Boulogne)
der Stadt Paris übergeben. Herr Hitrop,
Vare und zuletzt Alphand leiteten die neue
beginnende Umbildung in einen reizenden
Park. Jetzt begann allmählig auch die An-
lage der zahlreichen Squares und aller der in
und um Paris jetzt befindlichen Promenaden.
Herr Barillet-Deschamps erhielt den
Auftrag einen besonderen Garten zu grün-
den, in dem alle die in die Gärten einwandern-
ela-
werden in
IV. Literatur.
den exotischen Fflanzen. auf ihren Werth als
319
Zur Anzucht der Massen von Pflanzen,
Decorationspflanzen und Florblumen für die | die jährlich jetzt zu Hunderttausenden für
Pariser Stadtanlagen geprüft wurden,
Im Jahre 1860 begann die Regeneri-
rung des reizenden Parks von Monceaux,
1860 und 1863 die des Bois de Vincennes.
Als teruere Theile der Pariser Stadtanlagen
sind zu nennen: der Park des buttes Chau-
mont, Square de Batignolles, Square de la
Tour St. Jacques, Square du temple, Square
des Arts-et-metiers, Square de la Chapelle
expiatoire de LouisXVI, Square de Belleville,
Square de Montholon, Square de Moutrouge,
Square de St. Clotilde, Square de la place
Louvois, Spuare des Innocents, die Gärten
de l’Avenue de l’imperatrice, des Palais royale,
und viele audere *).
*) Anmerkung. Diese Squares sind nicht
abgeschlossen, sondern ganz für den öffent-
lichen Verkehr eingerichtet und Jedem zu-
gänglich. Meist enthalten dieselben einen
Springbrunnen oder doch ein Wasserbassin,
nebst Gehölzparthien und Rasenplätzen und
auf letzteren prangen vorzugsweise die man-
nigfachsten Biatipflanzen.
Neben den Squares ist die grossartigste
wegen des die
die Herstellung der
viele Meilen Jangen Boulevards, welche Paris
jetzt durchziehen. Um das fröhliche Ge-
deihen der hier geyflauzten Ahorne, Platanen,
Ulmen ete. zu beiördern, sind alle möglichen
Vorkehrungen getrofien.
den Baum ist
und enormeu Verkehrs,
schwierigste Leistung,
Der Umkreis um
»ıit durchbrochenen Eisen-
platten bedeckt, damit der Boden über den
Wurzeln locker und für das Eindringen der
Luft geöffnet bleibt, —- besondere Röhren
führen ferner Wasser zur reichlichsten Be-
wässerung zu und die Stämme selbst sind
durch eisserne und hölzerne Umkleidung ge-
schützt. Wir luffen dass die Pariser ihre
grossartigsten Schöpfungen im Gebiete des
Gartenbaues schonen und wicht gleich so
vielen anderen zerstörten. Die Leistungen
der Stadt Paris für ihre öffentlichen Gärten
übertraf (selbst im Verhältniss zur Einwoh-
nerzahl) alles was andere Städte ähnliches
geleistet haben. In dem Momente, wo zwei
alle diese Anlagen gebraucht werden, ward
1855 zu Passy in der Nähe des Bois de Bou-
logne ein besonderes Garten- Etablissement
gegründet. Im ersten Jahre besass dieser
Garten nur 2 Gewächshäuser und eine Parthie
Mistbeete. Gegenwärtig besitzt derselbe an
40 Gewächshäuser mit einem Flächenraum
von 6300 []Meires und ungelähr 4000 [ JMetres
Mistbeete. Ausserdem grosse Souterrains
zur Ueberwinterung der exotischen Zwiebel-
gewächse, eine Bibliothek, ein Atelier zum
Zeichnen der Blumen, Wohngebäude etc.
Der Zweck dieses Garten-Etablissements
ist lediglich die Anzucht und Ueberwinterung
der zur Ausschmückung der Stadt- Anlagen
bestimmten Pflanzen. Das Vermehrungshaus
ist so gross. dass durchschnittlich alle 14 Tage
100,000 bewurzelte Stecklinge aus demselben
in die anderen Gewächshäuser übergehen.
Die zahlreichen Gewächshäuser enthalten
ausser den Decorationspflanzen auch schöne
Sammlungen von Aroideen, Bromeliaceen,
Farn, Orchideen, die
Schlauchträger ete.
In den Souterrainss werden die Canna,
Dahlien, Mirabilis, Erythrinen, Datura sna-
veolens, Phytolacca, Cassia, Fuchsia etc. über-
wintert. Jedoch schon im März kommt die
Mehrzahl dieser Pflanzen in Mistbeete, oder
auch ins Freie in den Schutz von Thuja-Hecken-
Die 3. Abhandlung endlich, welche das
eigenthümlichen
in Rede stehende Werk enthält, ist eine Be-
schreibung der in Cultur befindlichen Pla-
tanen mit der Abbildung deren Bläiter.
Herr Wermael nimmt nur 2 Arten an und
hat da sicher vollkommen Recht, nämlich
Platanus orientalisL. mit tief 3—5lap-
grosse intelligente Nachbarvölker einander
zerfleischen, hat dieses unsere, jeder politi-
schen Sympathie fern bleibende Zeitschrift,
rühmlichst anzuerkennen. So mancher un-
serer jungen Gärtner und Gartenfreunde, dıe
jetzt mit den Waffen des Kriegs die Umge-
bungen von Paris zum ersten Male betraten,
mögen bei der Betrachtuug der grossartigen
Leistungen des dortigen Gartenbaues Erin-
nerungen des Friedens mit heim nehmen.
320
pigen Blättern und Früchtchen, die von Haaren
umgeben sind, welche letztere länger als die
Früchtchen, und Platanus oceidentalis
L. mit flach 3—5lappigen Blättern und Haa-
ren, die so lang als die Früchtchen.
Zu P. orientalis gehören als Abarten:
Pl. orientalis 8. acerifolia. (Pl. acerifolia
Willd.)
y. cuneata. (Pl.cuneata Willd.)
n n
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Pl. orientalis d. nepalensis (Pl. nepalensis
Ch.Morr. P. laciniata hort.)
y. pyramidata.
Ü. variegata.
"Zu Pl. oceidentalis gehört nur eine
Abart, nämlich 3. hispanica, die von Lod-
diges "als Pl. hispanica beschrieben und in
den Gärten als Pl. integrifolia verbreitet ist.
(E. R.)
n n
Yv. Personalnotizen und
1) Die Ausstellung der Steiermär-
kischen Landwirthschafts -Gesell-
schaft zu Graz ward am Sonntag den j8.
Sept. eröffnet und dauerte bis Samstag den
24. Sept. — Dabei fanden 3 Hauptsitzungen
der Land- und Forstwirthe und verschiedene
Excursionen statt.
3) Die Deutsche Nordpolfahrt. In
den Wogen der grossartigen Politischen Er-
eignisse ist eine Begebenheit nicht unterge-
gangen, sondern von allen politischen Zei-
tungen berücksichtigt worden. Es ist das
die Rückkunft der Deutschen Nord-
pol-Expedition. Das Begleitschiff, die
Hansa, ist vom Eise zerdrückt worden. Die
Mannschaft rettete sich durch eine der aben-
theuerlichsten Seereisen, nämlich auf einem
Eisfelde.
aufgegeben Die Mannschaft begab sich un-
ter 700 50 N. Br. und 21° W. unweit der
Liverpool-Küste auf ein Eisfeld.
Die Küste konnte nicht erreicht werden,
80 musste die Mannschaft auf dem Eisfeld
vom Schiffe bergen was möglich war, baute
sich da eine Hütte aus Steinkohlen und
schützte sich so gut als angehen mochte.
Das ganze grosse Eisteld bewegte sich
unablässig nach Süden. Am 14. Januar war
dasseibe bereits so weit zertrümmert, dass
die aus Steinkohlen erbaute Hütte verlassen
werden und in den geretteten Böten Schutz
gesucht werden musste.
Erst als die Eismasse bedeutend kleiner
und zerrissen und zerborsten war, am 7. Mai
1870, verliess die Mannschaft dieselbe und
bestieg die Böte. Ganze 200 Tage hatte die-
selbe unter steten Gefahren auf dem Eisfelde
gelebt und war auf demselben 9 Breitegrade
nach Süden und 21° nach Westen getrieben
worden, nämlich bis 619 12 N. Br. und 429 W.
Die Mannschaft erreichte am 13. Juni 1870
die Südspitze Grönlands, von wo sie am
1. Sept. 1870 mit einem Dänischen Schiffe
in Copenhagen ankamen.
Das Hauptschiff der Expedition, die
Hansa, kam am 11. Sept. 1870 glücklich
von ihrer Expedition nach Bremerhafen
zurück.
Am 20. Oct. 1859 ward das Schiff
Neuestes.
Als Resultate dieser ersten grösseren,
von Deutschland ausgegangenen und von
unserem berühmten Landsmann Petermann
angeregten Expedition mögen vorläufig die
folgenden genannt werden:
a) Das Hirngespinst eines offenen Mee-
res am Nordpol scheint gründlich widerlegt.
b) Die Unzugänglichkeit der Ostküste
Grönlands mit Dampischiffen ist unzweifel-
haft erwiesen.
c) Aufeine Strecke von i000 Seemeilen
ist die Ostküste Grönlands lestgestellt und
erforscht.
d) Im Innern Grönlands, wo die Mann-
schaft der Hansa überwinterte, sind Berge
mit riesigen Gletschern bis zu 14,000 Fuss
Höhe entdeckt worden. Viele Thiere und
Pflanzen wurden auf Grönland beobachtet
und mitgebracht. Bei 75° 13 N. Br. drang
die Expedition auf einem Meeresarme am
6. Aug. 1870 bis 72 Seemeilen in das Innere
Grönlands ein. Hier fanden sie ein grünes
Land mit schöner Alpen-Vegetation. Birken,
Weiden, Heidelbeeren nebst anderen Pflanzen
des Hochnordens und grosse Heerden des
polar-amerikanischen Moschus-Ochsen,
d) Durch zahlreiche mitgebrachte Stein-
abdrücke sind wichtige Belege für die vor-
weltliche Flora Grönlands mitgebracht
worden.
e) Ausserdem sind eine Masse von Tief-
seelothungen von physikalischen und astro-
nomischen wissenschaftlichen Beobachtungen
gemacht worden. (E. R.)
3) John Veitch, der aus den verschie-
densten Gegenden unseres Erdballs als un-
ermüdlicher Reisender eine Masse von Pflan-
zen entdeckt und in Europa lebend einge-
führt hat, starb im Laufe dieses Sommers.
Nachdem so in kurzer Zeit der Gründer
des Geschäfts, der Vater und der älteste
Sohn gestorben, ist nun Harry J. Veitch
der Chef des berühmten Geschäfts von Ja-
mes Veitch and Sons, Royal Nursery
Kingsroad Chelsea London 8. W. und der
jüngere Sohn Arthur istMitbesitzer. (E.R.)
Li öriginalabhandiungen
1) Abgebildete Pflanzen.
a) Liiium Roezli* Rgıl.
(Siehe Tafel 667.)
Liliaceae
Foliis
attenuato -acutis, trinerviis, inferioribus
sparsis, superioribus semiverticillatis v.
sparsis; pedunculis unifloris, terminali-
bus, binis (an semper;?), folio unico infra
medium vestitis; floribus nutantibus;
petalis reeurvis sessilibus, suleo nectari-
fero distineto, aurantiacis, a basi ad me-
dium atropurpureo-punctatis, exterioribus
lanceolatis, interioribus paullo latioribus.
Die beistehend abgebildete Lilie
ward von Roezl im Felsengebirge in der
Nähe des Mormonen- Staates entdeckt
und ist mit L. superbum L. zunächst
verwandt. Letzteres hat aber bedeutend
breitere lanzeitliche Blätter und die Blu-
men desselben stehen in einer spitzen-
ständigen pyramidalen Traube. Der
Stengel dieser schönen Lilie wird bis
4 Fuss hoch, ist weiss bereift und mit
schmal linien-lanzettlichen dunkelgrünen
{
enguste lineari-lanceolatis, | 3nervigen Blättern besetzt, die am untern
Theil des ‚Stengels zerstreut stehen und
am obern Theil des Stengels meist in
halben Quirlen zu 2—6 zusammenstehen
oder auch hier zerstreut sind. Vier
blühende Exemplare trugen alle auf der
Spitze des Stengels 2 Blumen auf langen
unterhalb der Mitte mit einem einzelnen
Blatte besetzten Blüthenstielen. Die Blu-
men selbst nicken, die Blumenblätter
zurückgerollt, orangeroth und vom Grunde
bis zur Mitte mit schwarzpurpurnen der-
ben Punkten gezeichnet. Die 3 äussern
Blumenblälter lanzettlich, die 3 innern
etwas breiter, alle am innern Grunde mit
einer Honig absondernden Furche. Es
ist wahrscheinlich, dass stärkere Zwie-
beln auch 3 Blumen zugleich auf der
Spitze des Stengels tragen mögen, da an
allen unsern Exemplaren ein kleiner fehl-
geschlagener Blüthenstiel neben den bei-
den Blüthenstielen sich fand, eine pyra-
*) nicht Roezlei wie auf der Taiel steht. | midale Blüthentraube wie L. superbum
äJ. 1870,
21
399 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
scheint diese Art aber nicht zu tragen. | L.superbum, entwiekeln, — dann würde
Dürfte gleich Lilium superbum auch noch | die beistehend abgebildete Pflanze nur
im Petersburger Clima im freien Lande | als schmalblätterige Form von L. super-
aushalten. — Sollten in Folge fortgesetz- | bum und zwar als L, superbum £.
ter Cultur starke Zwiebeln mehr Blumen | Roezli aufzuführen sein.
in einer pyramidalen Traube, wie hei
(E. &.)
D Soinznterässisan nn ic ja ana ELEhaEnG EU nat PehnEnAEORNEE.ERRRnaEE Re heäh Teenie nn nennen nun nun nun euere nansenenne
b) Gilia liniflora Benth.
(Siehe Tafel 668.)
Polemoniaceae,
G. liniflora Benth. in D.C. prodr. IX, | in Folge dessen sie sich scharf anfühlen.
pag. 315. — Blumenkrone weiss, von der Form und
Die hübsche annuelle Pflanze, wel- | Grösse des Linum tenuifolium, wonach
che unsere beistehende Tafel darstellt, | der Name der Pflanze gewählt ist. Aus-
ward von Douglas in Neu- Californien | serdem ist die Blumenkrone 3mal so lang
entdeckt, aber erst im Frühjahr 1870 | als der Kelch und innerhalb im Schlunde
wurden die Samen derselben von der | am Grunde der Staubfäden bartig behaart.
Samenhandlung von Erns»i und von | Die Fruchtkapsel enthält in jedem Fache
Spreckelsen in Hamburg vertheilt. Di viele Samen, Schliesst sich in der Cultur
selbe gehört zu einer Abtheilung der | der Mahrzahl der andern Gilia-Arten an,
Gattung Gitiia, welche Bentham „Dac- | indem man die Samen am geeignetsten
tylophyllum“ nennt, weil die sitzen- | im ersten Frühjahre in nicht zu schwe-
den Blätter fast bis zum Grunde in stiel- | ren Boden gleich ins freie Land aussäet.
runde, schmal lineare Lappen fingerför- | In Folge der gracilen Tracht hübsch für
mig zertheilt sind. Die gracilen Stengel | kleine sonnig gelegene Blumengruppen,
werden 11/, Fuss hoch, sind vom Grunde | die mit einer Bordüre von Nemophilen
aus verästelt und ganz kahl. Die hell- | oder ähnlichen Pflanzen umgehen werden
grünen pfriemlichen Blattlappen sind | können. Blühet den ganzen Sonmer
unter der Lupe mit kleinen, in eine Sta- hindurch. ‘ (E. R.)
chelspitze ausgehenden Zähnehen besetzt, |
ec) Coiea undulata Rgi
(Siehe Tafel 669.)
Bignoniaceae,
C. undulata; fruticosa, caule sub- |, glabris; foliolis 3—8 jugis cum impari,
simpliei; foliis vertieillatis, stipulatis, | elliptieo-oblongis v. lanceolato-oblongis;
i. Originalabhandlungen.
obtusiuseule acuminatis, undulatis, inte-
gerrimis, breviter petiolulatis; . Noribus
racemosis; racemis faseieulatis, lateraliter
e caule ortis, peduneulatis, quam folia
multoties brevioribus; pedicellis gracili-
bus, simplieibus, v. lateralibus cymoso —
2—5 floris; corollis extus puberulis. —
Caulis robusius, teres. Folia maxima,
2—4 pedalia; petiolus basi teres, apicem
versus Compressus et supra eanalicula-
tus, Foliola breviter petiolulata, utrin-
que glabra, supra saturate viridia, subtus
pallidiora, 5—$ poli. longa et 2—4 poli,
lata. Stipulae (ubi adsunt) oblique el-
liptieo-oblongae, inaequilateres, valde un-
Racemi 2—4-pollicares. Pedi-
eellii 3—5 lin. longi. Calyx obconieus,
limbo involuto leviter quinquelobo. Co-
rollo infundibuliformis; 3/4 poll. longa;
tubo pallide luteolo, limbo e roseo lila-
eino, irregulariter quinquelobo, fauce li-
neis duabus elevatis pubescentibus ero-
ceis. — U. Commersoni hort. —
Die in Rede stehende Colea ist
höchst wahrscheinlich in Madagascar hei-
misch und ist der gleichfalls in Qultur
befindlichen C, floribunda Bojer (Bot.
Reg, tom. XXVII tab. 19) zunächst ver-
wandt. Weniger grosse Blätter, breitere
nieht wellige Blättchen und in Dolden
stehende kaum gestielte Mlütiien mit
tiefer gelber Röhre und weis:m Saume
unterscheiden jedoch C. fluribunda. In
den Gärten ist unsere Pflauze als C.
Commersoni verbreitet, Abgesehen da-
von, dass De Candolle Colea Commer-
soni in die Abtheilung der Gattung Colea
mit spitzenstärdigen Blumen stellt *),
unterscheidet sich ©. Commersoni D.C.
durch 5jochige Blätter mit ovalen flachen
(nieht welligen) Blättchen mit aufgesetz-
dulatae.
*) De Candolle sah kein vollständiges
Exemplar der ©. Öommersoni und könnte
dies ein Irrthum sein.
323
tem stumpfem Spitzchen (obtuse apicu-
latis), einem Blattstiele der nach der
Spitze zu schmal geflügelt, und Blüthen-
|trauben die nur etwas kürzer als die
Blätter, —
Unsere Exemplare der C, floribunda
entwickein jährlich im Sommer ihre aus
dem blattlosen Stengel in Bündeln von
kurzen Trauben ausbrechenden Blüthen-
trauben, wie dies Fig. a der beistehen-
den Abbildung in stark verkleinertem
Maasstabe zeigt. Die mächtigen 2—4
Fuss langen Blätter stehen zu 3—5 in
Quirlen und tragen am Grunde oft je 2
ungleichseitige, schief elliptische, stark
wellige blatiartige Nebenblättchen, wie
dies Fig. b in natürlicher Grösse darstellt.
Die Blättchen der unpaarig gefiederten
3—8 jochigen Blätter länglich - eiliptisch
oder länglich-lanzettlich, in eine stumpfe
Spitze zugespitzt. sehr kurz gestielt.
(e ein Fiederblättchen in natürlicher
Grösse), kahl, oberhalb dunkelgrün, un-
terhalb heilgrün. Die seitenständigen,
in Bündeln beisammenstehenden Blüthen-
trauben sind 2—4 Zoll lang, entweder
einfach oder die unteren seitlichen Blü-
Ihenstielehen abermals 2—5 Blumen Ira-
gend. (d ein Blüthenbündel in natür-
!ieher Grösse). Die einzelnen Blumen
von gracilen, 3—5 Linien langen Blüthen-
stielchen gestützt. Kelch verkehrt-kegel-
förmig, mit einwärts gekrümmtem, un-
deutlich 5-lappigem Saume. (e Kelch
nebst dem vorsehenden Griffel, vergrös-
sert). _Blumenkrone trichterförmig, un-
gefähr ®/, Zoll lang, ausserhalb dicht
kurzhaarig, hellgeib und mit aufrecht
abstehendem, unregelmässig 5-lappigem,
aus hellrosa in lila übergehendem Saume.
Innen im Schlunde 2 safrangelbe behaarte
Leisten. Staubfäden 4, dem Grunde der
Röhre angewachsen, 2 lang und 2 kür-
zer. (f Blumenkrone in natürlicher Grösse,
der Länge nach aufgeschnitten. Staub-
21°
394 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
heutel länglich, am Grunde befestigt; | hauses. Wenn die Fxemplare über 8
2fächerig und am Grunde mit kleinem | Fuss hoch werden, dann benutzt man
Anhängsel. (Fig. g, einzelner Staub- | deren Spitze und Stammstücke zu Steck-
o
faden mit Anthere, vergrössert). Frucht- | lingen, da junge kräftige Exemplar«
knoten frei, länglich, 2fächerig, in jedem | schöner als alte Pflanzen sind. Wer
Fache viele Eier tragend, auf der Spitze | sicherer gehen will, befestigt unterhalb
den fädlichen Griffel mit 2lappiger Narbe | der untersten Blätter einen angehängten
iragend, deren Lappen aneinander liegen, | eingesehnittenen Topf, macht an der be-
und am Grunde von einem drüsigen un- | treffenden Stelle einen starken Eiuschnitt
deutlich gelarpten Ringe umgeben. | und füllt nun den Topf mit Moos und
(h Keich aufgeschnitten, so dass man | Erde. Wird der Anhängetopf ordentlich
den der Länge nach aufgeschnittenen | feucht gehalten, dann bilden sich bald
Fruchtknoten sieht, vergrössert). | Wurzeln und nun erst schneidet man
s .. | r er
Die Colea undulata gehört zu den | den Kopf als bewurzeltes schönes Exem-
schönsten Decorationspflanzen des Warm- | plar ab. (E. R.)
2) Tultur der Indischen Azaleen.
Von Herrn Wobst. Obergärtner in der Gewächshaus-Abtheilung der Landwirth-
schaftlichen Akademie in Moskau.
(Russisch im Westnik der Kais. Gartenbau-Gesellschaft in Petersburg publicirt).
(Fortsetzung und Schluss).
7) Culturverfahren zur Erzielung des Die Pflanzen müssen stets der vol-
Blüthenilors. |len Sonne vom Anfange an ausgesetzt
| werden, deshalb alles Schattengeben ver-
Diejenigen Pflanzen, welehe man mieden werden, Luft gebe man sobald
nun für nächstes Jahr zum Blühen be- | warme Frühlingstage erscheinen, damit
stimmt, verpllanzt man wieder zeitig im | die Triebe nicht vergeilen. Ende Mai
Frühjahr, wobei man aber, wie auch | oder Anfangs Juni bringt man die Pilan-
früher schon gesagt wurde, der Erde den | zen, nachdem man durch fleissiges Lüften
4.—5. Theil Rasenerde beimengt. Hier- | der Gewächshäuser dieselben abgehärtet,
bei stutzt man die Zweige, die die Form |ins Freie und gräbt sie in Sandbeete
der Krone verunstalten, etwas ein. Soll- | ein. Der Standort muss der vollen Sonne
ten, wenn der junge Trieb erscheint, einige | den ganzen Tag ausgesetzt liegen. Die
Zweige übermässig wachsen, so kann |ersten 8 Tage nach dem Ueberbringen
man dieselben nochmals einkneipen; dies | ins Freie beschattet man die Pilanzen,
darf aber durchaus nicht später geschehen | um den starken Wechsel der Temperatur
als bis Anfang Mai. Ein späteres Ein- | etwas zu mässigen, alsdann aber über-
kneipen verhindert das Ausreifen der | lässt man sie den vollen Sonnenstrahlen,
Triebe und die Knospenbildung. ‚wodurch das Wachsthum gehemmt, die
1. Originalabhandlungen. 328
Triebe gehörig ausreifen und die Knospen- fache Erhöhung der Temperatur nicht
hildung bedingt wird. Fast in allen aus, sondern es muss das folgende Ver-
Qulturangaben findet man, dass man die | fahren beobachtet werden:
Knospenbildung dadurch befördere, dass Man stelle schon das Jahr zuvor im
man die Pflanzen in kleinen Töpfen eul- | Januar Exemplare von frühblühenden
iivire, nicht verpflanze und überhaupt | Sorten in eine wärmere Abtheilung,
mager halte, Mich jedoch hat die Erfah- | recht hell und nahe ans Licht, damit
rung gelehrt, dass bei den Azaleen nur | dieselben ihren Trieb früher entwickeln,
dadurch ein reicher und üppiger Blüthen- | mithin auch früher beendigen, deshalb
for erzielt wird, dass man stets den | auch ihre Knospen früher ansetzen. Na-
Pflanzen hinreichende Nahrung darbietet, | türlich muss hier jedes spätere Einstutzen
sie aber so viel als möglich der Sonne | unterbleipen, Man nehme sich in Acht,
dass die Triebe nicht vergeilen und gebe
deshalb öfters frische Luft, hüte sich je-
doch dabei vor scharfer Zugluft. Im
April, wo die Kalthäuser sich mehr und
mehr durch die Sonne erwärmen, wer-
den sie in diese zurückgebracht, beachte
aber dabei sehr, dass sie nicht zu piötz-
lich einem zu starken T’emperaturwechsel
ausgesetzt werden, damit im Wachsthum
kein Stillstand entstehe, Anfangs Juni
bringt man sie alsdann wie die übrigen
aussetzt.
im Herbst bringt man sie wieder
zurück ins Glashaus und lüftet hier so
lange es die Witterung erlaubt. Wenn
Kälte eintritt, suche man durch Heizung
die Temperatur gleichmässig auf 2—4
Grad zu halten. Später, wenn die Jah-
reszeit wieder weiter vorrückt und die
Tage länger werden, kann man die Tem-
peratur um einige Grade steigen lassen.
Hält man die Temperatur früher höher, |
so wird die Vegetation der Pflanzen zu | ins Freie,
früh angeregt, und sind die Knospen Stellt man die Pflanzen zum Treiben
nicht sehr weit vorgeschritten, so ver-| an, so ächte man nur darauf, dass die
kümmern letztere. Während der Zeit, | Pflauzen gehörig begossen und des Tages
da:s die Pflanzen mit Knospen versehen | einige Mal überspritzt werden. Gewöhn-
sind, muss das Begiessen sehr sorgfältig | lich erscheinen bei frühem Treiben neben
und regelmässig besorgt werden, da ein | den Knospen Seitentriebe, welche man
einmaliges Welken der Pflanzen das Ver- | immer gleich bei ihrem Erscheinen aus-
derben des Blumenflores nach sich ziehen | bricht, da diese sonst auf Kosten der
kann. Biüthenknospen wachsen und die Blumen
N sitzen bleiben. Sind die Knospen weit
8) Das Treiben der Azaleen. vorgerückt, so werden 4—6 Wochen hin-
Um die Pflanzen früher zur Blüthe
zu bringen, gibt man ihnen eine höhere
Temperatur, am besten von 8-—-12 Grad,
reichen, um sie zum Blühen zu bringen.
Natürlich braucht es längere Zeit, wenn
die Knospen weniger vorgeschritten sind.
Hierzu wähle man frühblühende Sorten | Pflanzen, deren Knospen sehr unvoll-
und nehme nur solche Pflanzen, wo die | ständig entwickelt sind, verwende man
Knospen sehr weit vorgeschritten und | nicht zum Treiben, weil dieselben gar
wo möglich die Knospen nicht mehr von | nicht oder doch nur sehr mangelhaft
‚Blättern bedeckt sind. Braucht man | blühen.
aber schon blühende Pflanzen vom No- Fangen die Azaleen an zu blühen,
vember bis Februar, so reicht die ein- | so stellt man sie wo möglich kühl, um
326
die Blüthezeit z:: verlängern. Waren sie
getrieben, so gewöhne man sie nach und
nach an kühlere Temperatur, da der
schnelle Wechsel ein Welken der Blu-
men verursacht.
Gleich nach dem Verblühen entfernt
man alle verblühten Blumen und etwa
angesetzte Samenknospen, gibt den Pflan- |
zen durch Zurückschneiden ihre gehörige
Form und verpflanzt sie. Beim Verpflan-
zen entferne man einen Theil des alten
Ballens, da die Erde doch zum grössten
Theil ausgesogen ist, um nicht mit der
Zeit die Töpfe zu übermässig gross geben
zu müssen. Im Aniange hält man dann
die Pflanzen, bis sie wieder neue Wur-
zeln bilden, etwas schattig, alsdann aber
unterwirft man sie der gewöhnlichen Be-
handlung, entweder dass man sie wie
nicht zum Blüthenflor bestimmte, oder
wie zum abermaligen Blüthentlor für das
folgende Jahr bestimmte Pflanzen behan-
delt. Zum Frühtreiben eignen sich nur
diejenigen Sorten, welche schon von Na-
tur frühblühend sind. Natürlich spät
blühende Sorten vertragen durchaus keine
Wärme, und weun sie höheren Tempera-
turgraden ausgesetzt werden, so verder-
ben die Blumen unfehlbar, wie z. B. A.
elata fl. pl., variegata, Gledstanesi u. an- |
dere, Wer sich kurze Zeit mit Azaleen
beschäftigt, wird bald aufmerksam auf
solche Sorten. Für den weniger ver-
trauten erlaube ich mir, eine kleine Liste
solcher Sorten aufzunotiren, die sich zum
Frühtreiben besonders eignen:
Abdel Kader, dunkelorange.
Amoena, dunkelroth, kleinblumig.
Aennchen, kirschroth.
Baronne Hügel, dunkellilla, mittelgross.
Carl Schulz, ziunoberscharlach.
Dante, feurig carmoisin.
Donna Anna Marja, dunkelrosa.
Friedrich Dreise, lebhaft carmin.
Friedrich August, roth.
1}
1}
die Wurzeln krank,
| geschiossene Temperatur unterhält.
Cartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Hermann Seidel, carmoisin.
Alba, weiss.
Louise Margottin, reinweiss, zuweilen
rothgestreift.
Madame Miellez, weiss, rothgestreift.
Napoleon (Liebig). zinnoberroth,
Ottilie, weiss mit roth gestreift,
Philippine Welser, zart hellrosa mit
rothen Streifen.
Prince Albert, dunkelscharlach.
Schneewittchen, reinweiss,
vittata und deren Varietäten.
Emilie, hellroth.
9) Behandlung kranker, geschwächter
und vernachlässigter Pflanzen.
Pllanzen, welche früh oder mehrere
Mai hintereinander getrieben wurden,
oder solche, welche sich stets überlassen
blieben und nie in regelmässigem Sehnitt
gehalten wurden, entwickeln nach und
nach nur dünne und schwache Triebe,
welehe alsdann nie oder höchstens nur
sehr unvollkommene Blumen entwickeln,
Um solehe Pfianzen wieder in regelmäs-
sige Kronenbäumehen umzugestalten,
muss man auf ein oder mehrere Jahre
auf den Blüthenflor verziehten. Ueber-
haupt beobachte man den Grundsatz,
dass um einen vollkommenen Fior zu
erzielen, erst kräftige Pflanzen gezogen
werden müssen, Man schneidet im zei-
tigen Frühjahr diese Pflanzen bis ins
alte Holz stark zurück und entfernt da-
bei alle schwachen Triebe. Alsdann ver-
pflanzt man sie, wobei man den Erd-
ballen bedeutend verkleinert, und sind
so schneidet man
sie bis auf die gesunden Wurzeln zu-
rück und entfernt ebenfalls alle verdor-
bene Erde. Hierauf stellt man die Pflanzen
an einen Ort, wo man eine feuchtwarme
In.
kurzer Zeit treiben am Stamm und Zweige
‚ eine Masse junger Triebe aus; man entfernt
f. Originalabhandlungen.
zunächst alle überflüssigen, und wenn
die Zweige, welche zur Bildung der
Krone dienen sollen, eine Länge von
11/,—2 Zoll erreicht haben, kneipt man
die Spitzen ein und unterwirft alsdann
die Pilanzen ganz derselben Cultur, wie
schon früher gesagt wurde,
10) Künstliche Befruchtung zur Erzielung
neuer Spielarten (Varietäten) und die
Anzucht aus Samen.
Zu diesem Zwecke wähle man sich
im Frühjabre kräftige Pflanzen von den
vorzügliehsten Sorten und steile sie in
ein Kaltlaus /auf einen Tisch so nahe
ans Glas. dass sie es eben nieht berüh-
ren. Man entierne bierauf alle za dicht
stehenden Blumen, sowie diejenigen, die
pur den geringsten Fehler besitzen, da-
mit nur die vollkommensten Blumen zu-
rückbleiben. Die Staubjäden an den zu
befruchtenden Blumen schneidet
eberfalls mit einer scharfen
Scheere aus, che sie sich vollkosnmen
man
feinen
ausbilden, damit durch sie keine natür-
liche Beiruchtung geschehen kann. Sind
nun die Blumen vollkommen entwickelt,
50 nimmt man einen feinen Haarpinsel,
wischt damit den Biumensiaub von den
Staubfäden einer andern Sorte ab und
überirägt denselben auf das Vistill der
zu befruchtenden Blume. Die Azaleen
lassen sich auch mit den ihnen nahe ver-
wandten Rhododendron-Arten befruchten
und nehmen die Befruchtung mit den-
selben ziemlich leicht an.
Man wählt zu dieser Oyerationtanm
besten die Vormittagsstunden von 8—11
Uhr. An dem Orte, wo die Pflanzen
stehen, unterhält man trockene,
aber auch nicht zu trockene Luit. Wenn
es einigermassen die Wiiterung erlaubt,
s0 lüfte man fleissig. Wirkt die Sonne
zu sturk, so besehattet man leicht, damit
die Blumen nieht welken und zu schnell
eine
ee
327
verblühen, entferne aber den Schatten
so bald als möglich. Spritzen darf man
die Pflanzen nicht, herrscht aber eine
zu trockene Luft, so suche man dieselbe
durch Begiessen der Wege ete. zu regeln.
Bei anhaltender rüber feuchter Witterung
heize man ein wenig und lüfte etwas
dabei, damit nicht etwa ein Vermodern
des Blüthenstaubes eintrete, Sind die
| Biumen verblübt und die Befruchtung
hat angenommen, so behandelt man sie
weiter wie die übrigen Azaleeou. Dem
Begiessen muss stets grosse Aufmerk-
samkeit gewidmet werden, damit die
Pflanzen weder zu viel noch zu wenig
Wasser bekommen, vorzüglich suche man
ein Welken der Pllanzen zu vermeiden,
was ein Abwerfen der Samenkapseln nach
sich ziehen kann. Verpflanzen darf man
nicht, weder vor der Befruchtung, noch
bis zur Samenreile, da dies eine Störung
im Wachsthum hervorbringt. Die Samen-
kapseln lässt man so lange an den Pilan-
zen als möglich, damit die Samen recht
ausreifen, gebe aber Acht, dass die Samen
nicht ausspringen. Wenn man sieht,
dass sich die Samenkapseln bald öffnen,
nimmt man sie ab und legt sie in ein
trockenes Zimmer, wo sie sich bald öff-
nen und den Samen ausstreuen. Hierauf
reinigt man den Samen und bewahrt ihn
in Kapseln an einem trockenen kühlen
Orte auf.
Im Januar säet man den Samen aus,
Man legt erst unten in die Töpfe eine
Lage Moos und füllt sie dann mit einer
sehr sandigen Moorerde. Hierauf streut
man den Samen oberflächlich aus und
bedeckt den Topf nur mit einer Glas-
scheibe, dader Same sehr fein und des-
halb nicht mit Erde bedeckt werden darl.
Nun stellt man die Töpfe an einen feuch-
ten mässig warmen Ort. Das Begiessen
darf nieht von oben geschehen, da sonst
der Same verschwemint würde, sondern
328
man stellt die Töpfe in Untersätze, wel-
che man mit Wasser füllt, wodurch die
nöthige Feuchtigkeit erzielt wird. So-
bald die Samen keimen, müssen sie recht
nahe ans Licht gebracht werden, und
wenn sich die Cotyledonen ausgebildet
haben, so müssen sie gleich piquirt wer-
den. Man piquirt sie am besten in gut
drainirte Samenschalen dicht nebenein-
ander und stellt sie an ihren Ort zurück.
Das Bespritzen oder Giessen darf nicht
mit der Giesskanne geschehen, was trotz
der feinsten Brause die kleinen Pflänz-
chen verschlammen und die Erde zu fest
machen würde. Man überspritzt mit lau-
warmem Wasser öfters auf folgende Art:
Man nimmt das Wasser in den Mund
und überbraust damit die Pflanzen, so
dass das Wasser wie ein starker Nebel
herabfällt. Es gehört eine kleine Uebung
dazu, jedoch das lernt sich bald. Selbst
dieses Ueberbrausen darf nie so stark
geschehen, dass das Wasser fliesst, son-
dern muss allmälig nach und nach wie-
derholt werden, bis es hinlänglich ist,
weil sich sonst eine Kruste auf der Erde
bildet, was das Eindringen der feinen
Würzelchen beeinträchtigt. In neuerer
Zeit hat man ein Instrument erfunden,
den sogenannten Pulverisator. Derselbe
lässt sich ebenfalls zu obgenanntem
Verfahren sehr vortheilhaft verwenden.
Ist ein stärkeres Befeuchten der Erde
nothwendig, so nimmt man einen gewöhn-
lichen Badeschwamm, taucht ihn in Was-
ser ein und drückt ihn dann langsam
über der Erde aus. Auf diese Weise
bleibt der Boden immer locker und offen,
und einem Verschlämmen und Festwer-
den der Erde, wie es vermittelst der
Brause geschieht, ist vorgebeugt.
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
terung jetzt günstiger und schon ziem-
lich weit vorgerückt sein wird, in ein
lauwarmes Mistbeet. Sind dann die
Pflanzen später wieder hinreichend ein-
gewurzelt und zeigen ein regeres Wachs-
thum, so gewöhnt man sie nach und
nach mehr an frische Luft. Berühren
sich die Pflänzchen wieder gegenseitig
in den Samennäpfen, so verpflanzt man
sie einzeln in kleine Töpfe und behan-
delt sie weiter wie bewurzelte Stecklings-
pflanzen.
Von diesen jungen Samenpflanzen
lässt man nur den Haupttrieb wachsen,
welchen man, wenn er die Höhe von
4—6 Zoll erreicht hat, einkneipt und
dann die Krone bildet, Alle Seitentriebe,
die an der Basis des Stammes gewöhn-
lich sehr reichlich erscheinen, unterdrückt
man gleich bei ihrem Entstehen. Von
jetzt an behandelt man die Samenpflan-
zen, wie schon früher gesagt wurde, und
gewöhnlich in 4 oder 5 Jahren nach der
Aussaat sind dieselben blühbar.
11) Erhaltung neuer Sorten durch Aus-
artung.
ft kommt es vor, dass an Pflanzen
einzelne Zweige mit anders gefärbten
Blumen erscheinen, als eigentlich die
Varietät besitzt. Solche ausgeartete
Zweige bleiben oft in ihrer Färbung der
Blumen constant. Auf diese Art und
Weise sind schon mehrere Sorten ent-
standen, so z. B. Beaut6 de l’Europe,
welche aus einem ausgearteten Zweige
der Azalea exqnisita hervorgegangen ist.
12) Zimmercultur.
Bei der Cultur im Zimmer gelten im
Sind | Allgemeinen die angegebenen Regeln.
die Pflänzchen etwas herangewachsen, | Man stelle die Pflanzen immer so nahe
oder die Erde fängt zu vermoosen an, als möglich ans Licht und drehe diesel-
so verstopft man sie wieder und etwas | ben oft, damit sie nicht einseitig wach-
weitläufiger, und stellt sie, da die Wit- |sen. Dem öfteren Austrocknen beugt man
IE
dadurch vor, dass man den Topf in be-
deutend grössere leere Töpfe stellt und
die Zwischenräume mit Moos ausstopft
und feucht hält. Ebenso ist es gut, die
Erde mit einer dünnen Schicht Moos zu
bedecken, Das Spritzen mit der Spritze
ist im Zimmer nicht anzuwenden wie in
Gewächshäusern. Zu diesem Zwecke
verdient der Pulverisator alle Beachtung,
mit welchem man täglich mehrere Mal
die Pflanzen besprengen kann, ohne Ge-
fahr zu laufen, Möbel und Gardinen zu
verderben. Die Azaleen treiben im Zim-
mer sehr früh und bilden auch deshalb
ihre Blüthenknospen früh aus, welche
dann oft schon im Herbste blühen,
Knospen, welche im Herbste noch weit
zurück sind, kommen selten im warmen
Zimmer zur Blüthe, Man sollte daher
für die Zimmercultur auch nur früh-
blühende Sorten wählen, wenn man über
keine kühleren Räume zu verfügen hat.
Im Zimmer leiden die Pflanzen gewöhn-
lich viel vom Staube, man suche den-
selben so viel als möglich abzuhalten
und lasse die Pflanzen öfters waschen,
Im Sommer stellt man sie ins Freie oder
vor das Fenster.
13) Vertilgung schädlicher Insekten.
Die Azaleen werden hauptsächlich
vom Thrips und der rotben Spinne be-
fallen. Sie stellen sich dort gewöhnlich
ein, wo die Pflanzen einer zu hohen
trockenen Atmosphäre ausgesetzt sind und
wenig gelüftet wurde, die Pflanzen zu
dicht gestellt und unrein gehalten wur-
den, überhaupt mit kurzen Worten da,
wo die allgemeinen Culturregeln vernach-
lässigt werden. Das beste Verfahren ist
immer, den Pflanzen Alles zu bieten,
was zu ihrem Gedeihen erforderlich ist,
wodurch genannte Insekten nicht ent-
stehen oder deren Verbreitung unterdrückt
wird, Hat man aber solche Pflanzen,
Originalabhandlungen.
]
|
nn 0001 een rn rn Em nn nern nn nn nn ns nenn mann anna ann ——
329
so stelle mnn sie von anderen ab, tauche
alle angegriffenen Theile in ein Gefäss
mit einem Absud von schwarzer Seife
und Tabaksblättern, oder man lege die
Pflanzen auf die Seite und spritze sie
alsdann tüchtig, so dass alle Blätter,
vorzüglich auf der Unterseite, benetzt
werden. Man wiederhoie es mehrere Mal,
bis man sieht, dass sämmtliche Insekten
vertilgt sind.
14) Pontische und nordamerikanische
Azaleen.
Nachstehende Arten gehen in den
Gärten meistens unter dem Namen „Pon-
tische Azaleen“:
Azalea calendulacea Mich. Nordam.
Bl., orange oder gelb.
glauea Lamb. Nordam. Bi,
E2]
weiss, wohlriechend.
5 nudiflora L. Nordam. Bl., fleisch-
farben und roth.
„ pontiea L. Caucasus, Arme-
nien, Iberien. Bl. gelb, wohl-
riechend,
„ speeiosa W. Nordam. Bl. schar-
lach oder orange.
a viscosa L. Canada, Georgien,
Bl. weiss oder rosa, wohl-
riechend.
Aus diesen verschiedenen Arten
sind durch gegenseitige Befruchtungen
viele Varietäten und Bastarde hervorge-
gangen, deren Blumen alle Nüangen in
weiss, rosa, gelb und orange bis schar-
lach durchlaufen. Viele Varietäten haben
sehr wohlriechende und selbst gefüllte
Blumen.
Man sieht sie weniger als die indi-
schen Azaleen und findet sie auch sel-
ten in sehr reichblühenden Exemplaren
in hiesigen Gärten, was seinen Haupt-
grund in falscher Culturmethode hat.
Die Behandlung der pontischen Aza-
leen hat mit der der indischen vieles ge-
330
mein und ich werde deshalb nur, wo Ab-
weichungen stattfinden, dieselben he-
rühren.
a) Vermehrung.
Die Vermehrung geschieht durch
Samen, aus Stecklingen, durch Ableger |
der Anzucht aus |
und Veredlung. Bei
Samen befolgt man dieselbe Methode,
wie bei den indischen Azaleen gezeigt
wurde, nur dass, sobald die Samen auf-
gegangen, dieselben etwas kühler gehal-
ten werden.
Zu Stecklingen man
Zweige, die eben ihren Trieb beendet
haben, aber noch nicht erhärtet sind,
steckt sir in Töpfe in Sand oder noch
besser in fein zerriebenes Turfmoos
(Sphagnum) und bringt sie in einen ge-
schlossenen kalten oder nur lauwarmen
Mistbeetkasten und hält sie hier ziem-
lich feucht. Sind sie bewurzelt, so pllanzt
man sie einzeln oder zu mehreren in
kleine Töpfe in dieselbe Erde wie die
indischen Azaleen.
Das Ablegen geschieht im Frühjahre,
wo man Zweige in die Erde niederhakt,
ohne sie einzuschneiden, doch so, dass
die Zweigspitzen über die Erde empor-
ragen. In 1—2 Jahren sind die Pflan-
zen vollständig bewurzelt, worauf man
sie im Herbste oder Frühjahre von der
Pflanze abtrennt und einpflanzt. Diese
Methode wird vielfach angewendet, ich
kann sie jedoch nicht besonders empfeh-
len, da sie schlechte, krumme. selten
kräftige Pflanzen liefert. Der Anzucht
aus Samen und der Veredlung der Va-
rietäten auf Sämlinge der kräftig wach-
senden A.pontieca bleibt immer der Vor-
zug einzuräumen.
Die geeignetste Zeit zum Veredeln
ist der Moment, wo eben der junge Trieb
beendet, aber noch so weich ist, dass
er sich wie Spargel brechen lässt, Man
verwendet
1}
|
|
|
Gartenflora Deutachlandse, Russlands und der Schweiz.
eopulirt dann diese Zweige auf eben
solche weiche Triebe des Wildlings und
behandelt diese veredelten Pflanzen im
geschlossenen Raume wie die der indi-
schen Azaleen,
Man zieht die pontischen Azaleen
am besten in Buschform und das Be-
schneiden beschränkt sich nur darauß
dass, wenn ein Zweig den andern zu
stark überwächsi, man ihn im Frühjahre
zurückschneidet. Im Allgemeinen reicht
Ausbrechen Endkuospe der
Triebe, wodurch ein Ausireibe: der Sei-
tentriebe erfoigt, vollständig aus, um die
Pilanzen buschig zu erziehen, Sehr alte
geschwächte Pflanzen schneide: man stark
bis ins alte Holz zurück, was aber im
Frühjahr geschehen muss,
ein der
b) Allgemeines ÖOulturverlahren.
im September, wenn Fröste ©intre-
ten, bringt man sehr junge und schwache
Pflanzen ins Kalthaus; hier nehmen sie,
da die Pflanzen im Winter blattlos sind,
mit jedem, wenn auch dunklen Platze
verlieb. Man hält sie hier in ihrer Ruhe-
periode trocken, und giesse nur so viel
dass sie nicht vertrocknen. Im Früh-
jahre, sobald der Trieb sich regt, muss
inan sie recht hell und nahe ans Licht
stellen, wenn es nur einigermassen die
Witterung erlaubt, Luft geben und sie
während des Triebes recht feucht halten.
Das Verpflanzen in Töpfe muss im Früh-
jahre vor dem Treiben oder besser im
Juli oder August geschehen,
Mitte Mai bringt man sie ins Freie,
wo man sie entweder in Töpfe auf Beete
eingräbt oder in freien Grund wie die
indischen Azaleen auspflanzt. Bei dem
Ueberbringen aus dem Hause ins Freie
schütze man sie Anfangs sehr sorglich
vor dem Sonnenbrand, da die Blätter der
pontischen Azaleen, welche unter Glas
getrieben haben, bedeutend empfindlicher
I. Originalabhaudlungen.
sind als die der indischen. Die Behand-
331
Grad Wärme anwenden darf. Für die
lung im Sommer stimmt ganz überein | Cultur im Zimmer taugen sie nicht.
mit der der indischen Azaleen.
Herbs! lässt man die Pflanzen
so lange als möglich im Freien. Es ist
rathsam, die Pilanzen Anfangs September
in ausgeieerte Mistbeetkästen zu stellen,
wo man Bie zegen stärkere Fröste durch
Bedecken mit Läden oder Fenstern
schützen kann, ® Treten starke Fröste
ein, so bringt man sie in ihre Ueberwin-
terungslocale. In kalte Gewächshäuser
sie zu stellen ist nicht rathsam, da der
Trieb im Frühjahre zu früh angeregt
wird, und der Trieb aus Mangel an hin-
reichender Luft zu spindlich und schwach
wächst, weshalb die Knospenbildung
unterbleibt. Man überwintere daher die
Pflanzen in einem Vorhaus oder Keller.
Die Zweige der Azalven sind gegen
Kälte nicht sehr emptindlich und ver-
tragen leicht 10—12 Grad, destoweni-
ger aber die Wurzeln, wenn sie in Töpfen
stehen. Esist daher hier gut, die Töpfe
mit Erde zu überschütten oder in Laub
einzufüttern, Im Frühjahr, ehe sie noch
treiben, bringt man sie ins Freie am
besten in tiefe Kästen, wo man sie gegen
eintretende Nachfröste schützen und be-
decken kann, denn so hart die Azaleen
im Ruhezustande sind, se empändlich
sind die jungen Triebe; 1 Grad Kälte
reicht hin, um den jungen Trieb voll-
ständig zu zerstören. Sobald sich der
Trieb regt müssen sie fleissig gegossen
werden, und während ihrer vollen Wachs-
thumsperiode erhalten sie richt leicht
zu viel Wasser. Die Triebe, welche im
Freien unter Einfluss der freien Luft
treiben, wachsen kurz und gedrungen
und setzen reich Knospen an.
Im
Die pontischen Azaleen lassen sich
vom Februar an antreiben, wobei man
aber keine höhere Temperatur als 6—8
Die pontischen Azaleen lassen sich
auch zu Gruppen im Freien verwenden
und halten die Winter im hiesigen Clima
noch ans, wenn ihnen der nöthige Schutz
gegen die Kälte dargeboten wird. Man
bereitet die Gruppen ebenso zu, wie e8
bei der Zubereitung der Beete zur Aus-
pflanzung der indischen Azaleen ins
Freie angegeben wurde. Die Vorrich-
tungen zum Schattengeben jässt man
weg. Man sorge dafür, ehe man die
Erde in die Gruppen aufschüttet, dass
man zuvor eine gute Unterlage zum Ab-
zuge von Nässe unterlegt, sei es nun
aus Sand, Scherben u. dgl. Die Dicke
der Erdschicht hat sich natürlich nach
der Stärke der Pflanzen zu richten; für
junge Pflanzen genügt 6—8 Zoll, wäh-
rend bei sehr starken Pflanzen solche
über Fuss Dicke betragen soll. Man
pilanze hier nur die Pflanzen im Früh-
jahre aus, damit sie bis zum Winter fest
einwurzeln, und in gehöriger Entfernung,
damit die Pflanzen nicht zu dicht zu
stehen kommen. Im Sommer hat man
nichts weiter zu thun, als sie stets von
Unkrautrein zu halten und hinreichende
Feuchtigkeit zu bieten, Im Herbst, wenn
Fröste eintreten, bedeckt man die Erde
mit einer Schicht Laub, damit der Frost
nicht zu stark in die Erde eindringt, da-
mit die Wurzein nicht leiden. Die Pflan-
zen bindet man dann etwas zusammen,
damit sie später bei dem Bedeeken nicht
brechen. Treten stärkere und anhalten-
dere Fröste ein, so überdeckt man die
Pflanzen wit Fichienreisern und deckt
über diese noch eine Laubschicht. Noch
besser ist man umgibt die ganze
Gruppe mit einem Bretterkasten, weichen
man mit Lanb überdeckt. Im Frühjahr,
wenn die grösste Kälte nachgelassen,
entfernt man die obere Laubschicht und
es,
332 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
lässt die Fiehtenreiser noch liegen. Tritt | der Sonne ausgesetzt sie reich Knospen.
endlich im Frühjahre warme Witterung | ansetzen und blühen.
ein, so entfernt man später auch die Eine Gruppe pontischer Axaleen in
übrige Bedeckung, behalte aber das Be- | verschiedenen Varietäten im Frühjahre
deekungsmaterial bei der Hand, um, |in voller Blüthe ist ein reizender Au-
wenn ja noch Kälte eintreten sollte, die- | blick, welcher noch dadurch erhöht wird,
selben leicht zu schützen. Das gänzliche | dass die meisten Sorten den köstlichsten
Aufdecken muss an einem trüben Tage | Wohlgeruch besitzen. Die Blumen er-
geschehen, da die Pflanzen zu verwöhnt | scheinen zwar ehe sich die Blätter voll-
sind, um den schnellen Wechsel ohne | kommen entwickeln, was jedoch keinen
Nachtheil ertragen zu können. Die Grup- | Eintrag aut ihre Schönheit ausübt ®).
pen müssen an freien Stellen angelegt
ak .) Die Behandlung der Pontischen Aza-
werden. Im Schatten gedeihen sie zwar | leen im Freien ist für das Moskauer Clima
sehr gut, blühen jedoch wenig, während Iinergehnen
AS fe EUER N Ru IR ) NEN
3) Die Krankheit der Orangerlen.
Fast jede sogenannte Orangerie hat | dass es noch jetzt grosse Örangerien
eine bedeutende Krankheit durchgemacht | gibt, welche in kellerartigen 'Räumen,
oder wird sie noch durchmachen, und | förmlichen Casematten, durehwintert wer-
es ist darüber Viel, zum Theil Unsin- | den, z. B. die zu Versailles. Die Ur-
niges geschrieben und gesprochen wor- | sachen liegen ganz wo anders, und wenn
den. Wie gewöhnlich suchte man die |man dieselben kennt, so ist es nicht
Ursachen ganz anders als wo sie liegen, | schwer, eine krank gewordene Orangerie
phantasirte von Ansteckung, von Schma- | wieder herzustellen. Man muss es
rotzerpflanzen, Abgelebtheit der Bäume |schon sehr ungeschickt anfangen, um
u. 5. w., vor allem aber gab man den | dieselbe völlig zu Grunde zu richten,
Ueberwinterungsräumen die grösste | denn der Orangenbaum hat eine fast un-
Schuld. Nachdem man die Vorzüge heller | verwüstliche Lebenskraft.
Glashäuser kennen gelernt. nahm man | Da dieser Gegenstand auch beim
an, dass die Orangenbäume ebenfalls da- | Congress der Gärtner ete. in Hamburg
rin Sich besser befinden müssten, als in im September 1869 auf der Tagesordnung
|
|
den alten dunkeln Häusern. Diese An- stand und discutirt wurde, so will ich
sicht wurde natürlich besonders von jün- | ihn hier nochmals zur Besprechung brin-
geren Gärtnern vertreten, welche die |g
Orangerien aus früherer Zeit nicht kann- | dass die Mehrzahl der Sprecher ganz
ten und ihre Weisheit in modernen Gias- | meiner Ansicht waren, wie ich sie im
häusern mit Oberlicht grossgezogen hat- | Folgenden aussprechen will.
ten. Diesen kann man einfach entgegnen, | Die Orangerien werden krank, wenn
warum die Orangerien früher in den | und weil 'sie falsch behandelt werden.
dunkeln kühlen Häusern ohne Oberlicht | Ich selbst habe Bäume, die für dem
vortrefilich !durchwinfert wurden, und | Tode verfallen galten, in wenigen Jahren
en. Es war mir eine Genugthuung,
B
zu kräftigen Bäumen erzogen, und da
sie «hne besondere Sorgfalt prächtig ge-
Jiehen, wieder vernachlässigt und wieder
kranke Bäume bekommen. Eine solche
Gleichgiltigkeit rächt sich allemal, denn
selten hab«:: Untergebene die Fähigkeit,
die rechte Pflere ohne beständige An-
weisung zu geben, Die Einen giessen
im Sommer zu wenig, im Winter zu
viel, die Ändern immer zu viel, was dann
uam 80 mehr schadet, je schwerer die
Erde ist. Mit dem Vertrocknen fängt
gewöhnlich das Verderben an. Die fei-
nen Wurzeln sterben ab, vermodern und
machen Pilze: und Regenwürmern Platz,
Sobald ich die Bemerkung machte, dass
die Bäume krank waren, wendete ich
die geeigneten Mittel an, schrieb selbst
das Giessen vor und hatte nach zwei
Jahren wieder die schönsten Bäume.
Zur Erschöpfung meiner Bäume trug
auch die \enze der Früchte bei, denn
sie wiren demit überladen. 'In Folge
davon machn sie schlechte Triebe
trieben überliunpt selten, setzten dagegen
desto Wer
Früchte an den Bäumen lässt, macht sie
mebr itiiithen an. viele
unfehlbar ı;raık und muss solche Bäume
später fürmlich in Cur nehmen.
ich wage also zu behaupten, dass
in den meisten Fällen Vernachlässigung
und falsche Behandlung an der Orangerie-
krankheit Schuld ist. Die alten Gärtner
hatten oft ausschliesslich Orangenbäume
zu behandeln, iernten es gründlich und
verwendeten darauf einen grossen Theil
ihrer Zeit, Gab es doch fürstliche Gärt-
ner, welehe keine andere Beschäftigung
hatten, ais die Orangerie zu pflegen.
Nebenbei isieit man Hortensien und einige
andere in deu Örangerien stereotyp ge-
wordene Pflar:zen. Da konnte man leicht
eine Orangerie Als aber
die Fluth neuen Pfilanzen immer
grösser wurde und Speeialeulturen viel
überwachen.
yon
Originalabhandlungen.
333
Zeit und Mühe erforderten, wurden selbst
die älteren Gärtner lauer in der Aufsicht
der Orangerie und die Folgen stellten
sich ein. Kamen aber junge Gärtner
zur Anstellung, die in Orchideenhäusern
u. 3. w. zu ausgezeichneten Gärtnern er-
wachsen zu sein vermeinten, so war die
Orangerie schon halb verloren, denn
erstens verstanden diese modernen Gärt-
ner nichts von der Behandlung, theils
hatten sie keinen Sinn dafür. War eini-
ger Eifer vorhanden, so wurde experi-
mentirt und aus der Theorie eine falsche
Behandlung abgeleitet. Die Orangen-
bäume verlangen viel Wärme und viel
Licht, so schloss man aus den Beispielen
der Länder, wo sie im freien Grunde
stehen, — verlangen eine schwere Erde,
Man gab ihnen solche, stellte sie, wo
es ging, hell und hielt die Bäume im
Winter warm, warm genug, um zum vor-
zeitigen Triebe zu reizen, aber nicht
warm und hell genug, um einen gesun-
den Trieb zu bewirken, kaum warm ge-
nug, um die durch das Heizen in Dunst
verwandelte Feuchtigkeit abzutrocknen.
Ich will versuchen, in den folgen-
den Zeilen die Grundsätze der Behand-
lung grosser Oıangerien in unserem Cliına
mit kurzen Worten anzugeben, ohne je-
doch den Gegenstand erschöpfen zu wol-
len, da ich mehr für Leser schreibe, wei-
chen Andeutungen genügen.
Zeigt sich ein Orangenbaum durch
schlechten Trieb, übermässiges Blühen,
kleine Blätter und trockene Spitzen
krankhaft, so untersuche man zunächst
die Wurzeln, Sind diese gesund, so ist
der Baum nur erschöpft, hat eine zu
feine Verzweigung und zu grosse Nei-
gung zum Blühen. In diesem Falle hat
man nichts zu thun, als zurückzuschnei-
den. Man entferne sämmtliche verkrüp-
pelte Zweige bis auf den Ansatz, manche
bis auf altes augenioses Holz, denn die
334
Orange treibt willig aus altem Holze,
und die Triebe aus diesem werden schö-
ner ale aus beblätterten Zweigen. Jedes
Blühen muss verhindert werden. Die
zurückgeschnittenen Bäume stehen besser
scehattig als sehr sonnig, am besten in
einem Gewächshause mit Glasbedachung,
wo auch die Luft beständig feucht er-
halten werden kann,
Sind dagegen die Wurzeln krank,
was man am ersten beim Bewegen des
Stammes bemerkt. indem sich dann der
Erdballen merklich bewegt, so muss der
Baun: sofort verpfianzt werden, was am
besten vom April bis Anfang Juni ge-
schieht, damit der zu erwartende Trieb
sich noch ausbilden kann, Hierzu nimmt
man leichte, sandige, düngerfreie Erde,
und kann in Ermangelung von Nadel-
oder Holzerde Haideerde nehmen. Beim
Verpflanzen werden sich Stellen finder,
wo sämmtliche Wurzeln verdorben sind.
Ist das unterhalb der Fall, so wird durch
eine gute Unterlage von fein zerschla-
genen Dacksteinen, Coaks, Fichten- und
Kiefernzapfen nicht nur für Wasserabzng,
sondern auch für Ausfüllung der leeren
Flächen des Gefässes gesorgt. Man kann
auch diese Unterlage schwächer machen,
um darauf noch eine Schicht Torfbrocken
oser Haideerdestücke, stark mit Sand
vermischt, zu bringen, damit die neuen
Wurzein auch in der Tiefe einige Nah-
finden. Die leeren Räume, wo
oberhalb Wurzeln verdorben sind, was
so weit kommen kann, dass manchmal
die eine Seite ganz wurzelleer ist, wer-
den mit aufrechtstehenden Drainröhren
und deren Zwischenräume mit grober
sandiger Haideerde gefüllt. Bei der letz-
ten Krisis meiner Bäume belegte ich,
anstatt anderer Unterlage, sogar den
Boden doppelt mit Drainröhren und
brachte dieselben mit den aufrechtstehen-
den in Verbindung, so dass eine Luft-
rung
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz,
ceirculation stattfinden konnte. Einge-
steckte Stäbe zeigten mir stets den Feuch-
tigkeitszustand in der Tiefe der Röhren,
ja ich nakın sogar zuweilen die Röhren
vorsichtig heraus, um die Feuchtigkeit zu
prüfen und nach jungen Wurzeln zu su-
chen. Diese bilden sich bei solcher Vor-
richtung überraschend schnell, und ich
konnte schon im nächsten Frühling die
stehenden Röhren herausnehmen und die
dadurch entstandenen leeren Stellen mit
nahrhafter Erde zufüllen. Anstatt mit
solehen einzelnen Röhren kann man auch
den ganzen wurzeliosen Raum mit Zapfen
von Nadelhoiz, mit den Spitzen abwärts
gestellt, vermischt mit sandiger Haide-
erde, ausfüllen. Nach einigen Jahren
ist die ganze Masse durenwurzelt.
Mit dem Verpflanzen zugleich wird
ein Zurückschneiden der Krone vorge-
nommen, damit der Trieb sich nicht in
Spitzen entwickelt, welche später weg-
kommen müssen. Hierbei schneide man
picht blos zurück, sondern schneide auch
zu dicht stehende Zweige und Aeste
ganz aus, sonst bilden sich Büschel von
schwachen Trieben, welehe bald inner-
halb absterhen, wenigstens schwächlich
Kann das Ver-
pflanzen erst im späteren Sommer vor-
genommen werden, so dass kein Trieb
mehr zu erwarten ist, so wartet man mit
dem Schneiden bis zum nächsten Frühjahr.
Ist der Baum so schlecht, dass nur
wenige Wurzein bieiben und in Folge
davon auch die Krone sehr stark einge-
schnitten werden muss, 50 empfiehlt sich
das Umwickeln des Stammes und der
stärksten Aeste mit Moos, Stroh oder
Lappen. Stehen die Bäume, wie oben
erwähnt, in einem Glashanse, so ist ein
und unterdrückt werden.
| Einwickeln nicht nöthig, und tägliches
Bespritzen wirkt noch mehr zur An-
reizung der Lebenskraft. Solche herun-
tergekommene Bäume erholen sich noch
l. Originalabhandlungen.
339
eher, wort man sie auf ein Lager von | heizbares und die gleiche Temperatur
warmem Pferdemist stellt und die Ge-
fässe damit umgibt. In diesem Falle
muss aher «as Giessen sehr gewissen-
haft besorgt werden. Man sollte kranke
Bäume immer nur mit stark erwärmtem
Wasser begiesse:s,
Es braucht kaum erwähnt zu wer-
den. dass kranke Orangenbäume wie alle
kranken Pflanz-« verhältnissmässig kleine
Culturzefäs-e bekommen müssen. Es
lässt sich dies jedoch bei grossen Bäu-
men nicht so seicht durchführen wie bei
Töpfer. Der Kühel oder Kasten muss
vorher bestelit sein und fertig dastehen.
Da bleibt meistens keine Wahl, selbst
wenn das Wurzelvermögen viel geringer
ausfälit, als man beim Ausmessen und
Bestellen des Kübeis vermuthete. Man
ist in diesem Falle genöthigt, den lee-
ren Raum auszufüllen, wie ich oben ange-
geben. Ferner verursacht das Verpflan-
zen eines grossen Baums nicht nur viele
Mühe, sondern auch Jemsriben einige
Störung, weshalb man es möglichst ver-
meidet,
an, 50 nieht, zu klein,
damit das Verpflanzen erst nach dem
Verfaulen des Kübels vor sich zu gehen
hat. Hätte man alte Kübel, so können
sie kleiner genommen werden, weil sie
Wendet man daber neue Kübe!
rimmf man sie
voranssichtlieh nur einige Jahre halten,
Ieh möchte bei sehr kranken Bäumen
leichte G-fässe von weichem Holze em-
pfehlen, welch» nur so lange halten, bis
der Ballen gut durchwurzelt ist.
Ueber die Behandlung gesunder
Bäume bemerke ich Folgendes:
Der Standort im Freien sei warm,
besonders zrzen hefiige und rauhe Winde
geschützt. Im Winter braucht der Oran-
genbau:n nur ein mässig durch Vorder-
fenster erleuchtetes, mit starken Mauern
lange haltendes trockenes Gewächshaus
mit einfacher Rauchkanalheizung. Ueber
Wasserheizung von Orangerien habe ich
noch keine Erfahrung; doch halte ich
dieselbe nicht für zweckmässig, einmal
weil es meistens darauf ankommt, die
Temperatur in kürzester Zeit, selten auf
lange Zeit, zu erhöhen, zweitens, weil
sie za selten gebraucht wird, das Capi-
tal daher zu wenig ausgenutzt wird, und
bei dem seltenen Gebrauch — es kom-
men bei uns Winter vor, wo man in
festen Gebäuden gar nicht zu heizen
braucht — leicht Vernachlässigungen
eintreten, welche erst im Augenblick der
Benutzung bemerkt werden. Ich halte
in Häusern mit starken Mauern und nur
hohen Fenstern, wie viele Orangeriehäuser
eingerichtet sind, sogar grosse Oefen,
unten von Eisen, oben wie Thonkacheln,
bei zweckmässiger Vertheilung für hin-
reichend und ganz unschädlich. Die
Temperatur ist nur 2 bis 3 Grad über 0
zu halten und kann, wenn der Tag Son-
nenschein verspricht, gegen Morgen bis
anf 1 Grad herabkommen. Bei trockener
nicht scharfer Luft wird täglich gelüftet,
damit sich bei feuchter Luft kein Moder
an Blättern und Zweigen erzeugt. Dieser
bildet sich um so eher, wenn die Bäume
im Sommer mit Staub bedeckt und vor
dem Einwintern nicht durch starke Regen
abgewaschen wurden.
Beginnt im Februar und später die
Sonne zu wirken, so muss stark gelüftet
werden, damit die Temperatur niedrig
im Hause bleibt und die Bäume nicht
zum Treiben gereizt werden. Stehen
die Bäume aber in einem Hause mit
Glasdach bei audern Pilanzen, so ist es
nicht möglich, in sonnenreicher Früh-
lingszeit den frühen Trieb zurückzuhalten.
Bemerkt man, dass dieser hervorbricht,
verzehenes und aus diesem Grunde leicht | so ist derselbe durch Warmhalten des
336 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Hauses, Spritzen und Begiessen mit war- | mit dem Sand unter die ebenfalls noch
mem Wasser noch zu begünstigen. nicht zu Erde gewordenen Nadeln ge-
Die Zeit des Aus- und Einräumens | mischt und das Ganze oft durcharbeitet
ist jedem Gärtner bekannt. Ich will nur | wird. Ist die Erde sehr leicht und san-
bemerken, dass es eine Lächerlichkeit | dig, wie es in Sandgegenden oft der
ist, sich um Pancratius und Servatius | Fall ist, so ist ein Zusaiz von !/, leh-
zu kümmern, sondern nur anzunehmen, | miger humöser Rasenerde oder guter
dass bis Mitte Mai in Deutschland Nacht- | Schlammerde zu empfehlen. Solche Erde
fröste noch häufig sind. Wer eine grosse | gewinnt man durch Ausstechen von Wie-
Orangerie hat, braucht lange Zeit zum | sengräben und Abschälen von Rasen auf
Ausräumen, muss daher früher heginnen, | thonigem Boden, Schlammerde aus Tei-
Ist die Witterung mild, so kann man | chen und mit Düngstoff erfüllten Gräben.
unbedenklich in den ersten Tagen des | Sie besteht zum grossen Theil aus Humus,
Mai mit dem Ausräumen der Orangen | und ist am wirksamsten, wenn die Wur-
beginnen, denn ein leichter Nachtfrost | zeln noch erkennbar sind. Ueberhaupt
schadet nicht im Geringsten, und nicht | sei die Erde, welche man zu grossen
einmal die Biüthen werden gelber, wie | Bäumen verwendet, nicht zu alt, höch-
es leider oft noch spät im Mai und Juni | stens dreijährig, besser jünger, denn da
vorkommt, wenn lange kühle nasse Wit- | sie meist aus Humus besteht, so vermin-
terung herrscht. Im Herbst beeile man | dert sich ihre Wirksamkeit und Nähr-
sich nicht, die Orangen in das Winter- | kraft, je älter sie wird. Alle Humus-
quariier zu bringen. Manche Orangen- | erde wirkt hauptsächlich in dem Zustande
gärtner beginnen damit schon Mitte Sep- | ihrer Zersetzung wohlthätig auf die Ve-
tember; es ist aber noch Zeit genug, | getation, wahrscheinlich melır mittelbar
wenn die Bäume Mitte October in Schutz | durch Wärmeerzeugung und chemische
kommen, denn bekanntlich sind Nacht- | Vorgänge, als wirklich Nahrung gebend,
fröste bis zum 20. October in Deutsch- | Es kann dem Gärtner diese Thatsache
land nicht häufiger als in den letzten | gar nicht oft genug zugerufen werden,
Tagen des September. Je länger man | Hat man Gelegenheit, den Erdhaufen mit
die Bäume im Freien lassen kann, desto | Mistjauche, Blut eie. zu begiessen, so
besser halten sie sich im Winter. wird die Erde um so nahrhaiter, ohne
Ueber die Erde wurde schon bei- | von ihrer Haupteigenschaft, der Locker-
läufig bemerkt, dass sie leicht sein müsse, | heit und Durchlässigkeit, zu verlieren.
Im nordischen Clima verträgt die in | Ein Zusatz von Hornspänen und anderen
grossen Gefässen stehende Orange keinen | sticksioffreichen Düngern, sowie auch
Lehmboden wie in südlichen Ländern, | von Holzasche — diese jedoch nur in
sondern verlangt eine Erde, welche leicht | geringem Maasse — kann nur die Erde
austrocknet und sich in demselben Maasse | verbessern. Hat man die erwähnte Na-
leicht erwärmt. Wer Erde von Kiefern- | delerde nicht, so ist Laub- und Holzerde
und andern Nadelhölzern bekommen oder | nicht viel weniger gut, sobald sie nach
sich bereiten kann, findet erfahrungs- | Art der Haideerde unter beständigem
mässig keine bessere. Dieselbe wird ınit | Einfluss der Luft gebildet ist. Man darf
Sand und etwa !/,—!/, mit Düngererde | die Haufen von solchen Stoffen nie hoch
vermischt. Sie wird am besten, wenn | aufschichten, und sollte sie wo möglich
der Mist noch ziemlich frisch zugleich | schen beim Ansetzen, spätestens im fol-
EEE SSEASEESEASEE EEE
1. Originalabhandlungen.
genden Jahre, mit der nöthigen Menge
Sand vermischen. Solche Erde wird in
der Zusammensetzung und in ihren phy-
sikalischen Eigenschaften ganz anders
als Erde, welche ohne Sand in hohen
Haufen sich aus solchen Stoffen billet,
und kommt einer sandigen Haideerde so
nahe, dass sie diese bei vielen Pllanzen
ersetzen kann. In einer grossen Oran-
gerie wird stets Vorrath von einer die-
ser Erdarten sein; wo man aber rur we-
nige Bäume hat und keine besondere
Orangenerde führt, da mag oft Mangel
vorkomnıen, In diesem Falle bewirkt
ein Zusatz von Hlaileerde zu anderer
nahrhafter lockerer Erde, oder Haideerde
mit !/3 humösen Lehms (Rasenerde) das-
selbe.
Als Unterlage zum Abzug des:Was-
sers ist jeder nicht verwesende Stoff
brauchbar, welchen man zu diesem
Zwecke in der Gärtnerei verwendet, Ich
ziehe jedoch eine Lage von schwachen
Drainröhren und darauf eine Schicht san-
diger Haideerde oder Torfbrocken bei
so grossen Gefässen jeder andern Drai-
nirung vor, Ich erwähnte schon bei
kranken Bäumen die Zapfen der Fichten
und Kiefern, wie man sie in Nadelwäl-
dern in Massen, meist auch in jedem
Park hinreichend bekommt. Dieselben
sind in nicht grossen Kübeln eine vor-
treffliche Unterlage, welche bei gesun-
den Bäumen Steine und Röhren entbehr-
lich machen und später“ von Wurzeln
durehdrungen zu Erde werden.
Von grösster Wichtigkeit ist das
Begiessen, denn vom Zuviel oder Zuwe-
nig hängt Leben und Tod ab. Im Som-
mer giesse man stark mit von der Sonne
erwärntem Wasser, bis dieses unten
durchläuft, Gesunde Bäume verlangen,
je nach dem Wetter, wöchentlich 2—3
Mal begossen zu werden. Im Herbst
giesse ıman noch einmal gründlich, dann
ZL 1870.
837
aber den ganzen Winter nicht eher wie-
der, als bis das Biegen der Blätter, ohne
an der Mittelrippe zu brechen, einen Zu-
stand grosser Trockenheit anzeigt. Wird
| die Temperatur so niedrig gehalten, wie
ich oben anzeigte, so tritt dieser Zustand,
ausser in der Nähe der Oefen, selten
vor März ein. Von diesem Begiessen an
bis zum Ausräumen kommt es vielleicht
noch einmal Ende März oder Anfangs
April, dann aber bis zum Ausräumen
2—3 Mal vor,
Bei Anwendung von so leichter
Erde ohne nachhaltige Nahrungsstoffe ist
ein Düngen der Bäume vom dritten Jahre
an nach dem Verpflanzen eine Nothwen-
digkeit. Man giesse im Somnier bis
August, besonders aber vor Beginn des
Triebes wöchentlich zweimal mit schwa-
chem Düngerwasser, wie man es zu an-
deren Pilänzen bereitet, wobei Hornspäne,
tinder- und Schafmist nicht fehlen soll-
ten, und Taubenmist, oder auch Guano
die Wirkung noch verstärkt, Die Lösung
muss aber sehr schwach, fast farblos
sein, lIlätte ich eine grössere Orangerie
zu verwalten, so würde ich vom Mai bis
August nur mit:Wasser giessen, in wel-
chem düngende Stoffe aufgelöst sind.
Eine solche fortgesetzte ganz schwache
Düngung nützt mehr als stärkere, scha-
det aber nie, wie es bei Anwendung von
starkem Düngerwasser vorkommt.
Orangenbäume müssen alljährlich
beschnitten werden, theils um sie in der
Form zu halten, theils um kräftiges Holz
zu erzeugen und ein reiches Blühen zu
verhindern. Man schneidet die vor-
stehenden Spilzen zurück, zu dicht ste-
hende Zweige aus. Bei dieser Gelegen-
heit werden Früchte, welche man nicht
lassen will, zugleich mit den Fruchte
zweigen entfernt. Das Beschneiden ge-
schieht am besten sofort nach dem Aus-
räumen vor dem Treiben. Man muss
22
338
jedoch im Herbst nochmals nachsehen,
um die überschweren Früchte und abge-
lebten Fruchtzweise, sowie zu stark aus
der Krone vorstehende Spitzen zu ent-
fernen. Kann man letztere Zweige ver-
werthen, so lässt man sie bis sie ge-
braucht werden.
Eine Orangerie ganz ohne Früchte
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
ist nicht vollkommen. Man muss daher
an vielen Bäumen je einige Früchte wach-
sen oder einige volltragen lassen. Dies
| dart sich jedoch nicht wiederholen, da,
wie ich schon erwähnte, solche Bäume
leicht krank und kümmerlich werden und
| mehrere Jahre Ruhe haben müssen.
Inte J.
1. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.
a) Beschrieben in Gardener’'s Chro-
nicle 1870.
1) Vanda Parishü Rchb. fl, (Orchideae).
Eine Vanda Ostindiens mit Blumen von der
Grösse derer der V. gigantea. Blätter breit
bandfürmig, an der Spitze ungleich zweilap-
pig, sehr fleischig und dicht gestellt. Blamen
in armblumiger Traube aui einem aufrechten
Blüthenstiel. Kelch- und Blumenblätier keil-
förmig-länglich, spitz und fast wellig, gelb
und mit vielen runden braunen Flecken.
Lippe mit schmalen Ohren, mit kurzem Sporn
und nach vorn in eine rhomboidale Platte
ausgehend, die in der Mitte gekielt und am
Grunde einen kegelförmigen Höcker trägt.
Am Grunde ist die Lippe weiss mit orange-
farbenen Streifen, nach vorn ist solche vio-
lett. Die Griffelsäule weiss. (pag. 890.)
3) Passiflora Innesi. {Passilloreae). —
Bastard zwischen Passiü. alata und macro-
carpa und im Gasten des Herrn Innes bei
Edinburg erzogen, Blätter ungetheilt, bis
6 Zoll lang und 5 Zoll breit. Blume weiss,
fast 4—5 Zoll im Durchmesser. —
(pag. 891.)
3) Brassia farinifera Linden et Rchb.
fl. (Orchideae). — In Ecuador von Wallis
entdeckt. Aehnlich der Brassis glumacea,
mit rothen Blumen, die tiefbraun gefleckt
sind. Keich- und Binmenblätter verhältniss-
mässig kurz. Lippe geigenlörmig und an
der Spitze ausgerandet, mit zwischengestell-
ten Zähnchen. (pag. 923.)
4) Spiranthes Weiri Rchb. fil. (Orxchi-
deae). Erdorchidee Brasiliens, von Hrn. Weir
entdeckt und eingeführt. Blätter ähnlich
denen von Plantago major, dunkelpurpur-
grün und milchweiss gefleckt, 7 Zoll lang,
3 Zol! breit, unterhalb purpurfarben. Die
röthlichen Blumen stehen in einer langen
Traube und sind von weissen linearen zuge-
spitzten Bracteen, die uogefähr so lang als
die Blumen, gestützt. Kelchblätter keilför-
mig-länglich, spitz. Blumenblätter linear,
Lippe baudförmig und am Grunde
(pag. 923).
weiss.
pfeilförmig.
|
| 5) Tacsonia tomentosa Juss. var. speciosa
Masters. (Passifloreac). — Diese schöne
Schlingpflanze blühete in dem Kalthause der
| König!. Gartenbau-Gesellschaft in Chiswick.
| Dieselbe ist durch die helle rosenrothe Fär-
| bung der Blumen von allen anderen Tac-
| sonien verschieden und ward von Hrn. Bow-
mann aus Neu-Granada eingeführt. Blätter
tief in 3 längliche lanzeitliche gesägte Lap-
pen getheilt und unterhalb ähnlich wie der
tengel behaart, oberhalb kahl. Blattstiele
tragen 4—6 Paare gestielter Drüsen. Neben-
blätter schief-oval, zurückgekrümmt und ge-
zähnt. Bracteen behaart, in eine walzige
| Röhre verwachsen, 1—1!/, Zoll lang, mit
unregelmässig getheiltem Rande. Blumen-
röhre 3—4 Zoll lang, grün. (pag. 955).
Il. Neue Zierpflanzen.
6) Oncidium lepidum Linden et Echb,
fl. (Orchideae). Verwandt dem O. Boothia”
num Rchb. fill. Durch Wallis aus Ecuador
in Linden’s Rtablissement eingeführt. Blumen
in reichblumiger Rispe, klein, gelbweiss und
mit einzelnen braunen Flecken. Kelchblätter
von einem Nagel getragen, etwas breiter als
die Blumenblätter. Lippe gelb, in der Mitte
und am Grunde purpur, mit nierenförmigem
4lappigem Vorderstück, am Grunde 6 spitze
Höcker tragend. (pag. 1053).
7) Oncidium vernixum Linden et Rchb.
fl. (Pentapetala macropetala). Eine neue,
mit keiner andern verwandte Art, die
Wallis bei Pacecha entdeckte. Blumen in
straussförmiger dichter Rispe. Kelch- und
Blumenblätter zimmetbraun mit gelben Rän-
dern und Lippe gelb. Kelchblätter länglich,
von einem Nagel getragen, spitz, kraus.
Petalen gleichfalls mit Nagel, speerförmig-
länglich, kraus, mit eingekrümmter spitzer
Spitze. Lippe mit bandförmigen, vorn zu-
rückgedrückten und rückwärts abstehenden
Ohren; das Vorderstück der Lippe ist breit
bandförmig und an der Spitze nierenförmig
und mit stark glänzender brauner Scheibe:
Schwiele vorn und am Grunde zweischenke-
lg. Grifelsäule mit sehr schmalen Fiügeln.
(pag. 1053.)
8) Coelogyne psittacina var. Houttoni
Rchb. fil. Stammt aus Amboyna, ist der C.
speciosa sehr nahe verwandt, aber verschie-
den durch blassgrüne, stark gekielte Kelch-
blätter, lineare zugespitzte Petalen und eine
weisse Lippe, deren Seitenlappen braun ge-
zeichnet und deren Schwiele dunkelbraun,
(pag. 1053).
9; Oncidium rusticum Linden et Rchb.
fl. — Von Wallis aus Ecuador eingeführt.
Die Blüthenrispe hat die Zickzack-Form, wie
die von O. eimiciferum Bchb. fil., und ist
sehr lang und reiehblumig. Blumen grün-
lich und hellbraun gefleck. Kelch- und
Blumenblätter oval, stumpf. Lippe beider-
seits stumpfeckig, nach vorn verschmälert
und ausgerandet, hellgelb und bräunlich ge-
fleckt, am Grunde mit grosser, beiderseits
339
Griffelsäule fast unge-
(pag. 1053).
4lappiger Schwiele.
Nügelt.
10) Mormodes tibicensis Rchb. fil. (Orchi-
deae). Stammt aus Neu-Granada. Blumen
ziemlich gross, gelb und purpur gestreifte
Kelch- und Blumenblätter, von linien - band-
förmiger Gestalt. Lippe zurückgekrümmt,
weisslich mit gelbem Rande und purpurnem
Fleck am Rande. (pag. 1085).
11) Pandorea austro- caledonica Seem.
(Bignoniaceae). — Eine Schlingpflanze aus
Neu-Caledonien, die in Hrn. Buli’s Etablisse-
ment (Kingsroad, Chelsea, London) einge-
führt wurde. Zunächst verwandt der P, au-
stralis. Ueberall kahl. Blätter unpaarig
und 2—3jochig gefiedert, die obersten 3 blät-
terig; Blättehen breit elliptisch, stumpf, un-
terhalb der Spitze oft 2—4zähnig, zuweilen
fast rundlich. Blüthenrispen spitzenständig.
Blumen sehr klein, nur halb so gross als
die der P, australis, zu 15—20 in jeder Rispe,
(pag. 1085).
12) Oncidium eryptocopis Rehb. fil. —
Eingeführt von Hrn. M. Bull aus dem tropi-
schen Amerika. Verwandt mit O. diceratum
Lindl. Blumen gross, kastanienbraun mit
gelben Streifen und wit gelber Randung um
die krausen Kelch- und Binmenblätter. Das
obere Kelchblatt oval, der Quere nach kraus,
gezähnelt, am Grunde beiderseits geöhrt und
dadurch speerförmig. Seitliche Kelchblätter
herabgebogen, in einen langen Nagel am
Grunde verschmälert. Blumenblätter mit
breitem kurzem Nagel, länglich, spitz, wellig
gezähnelt. Lippe purpurbraun, tief 3-Jappig,
die Seitenlappen 3seitig, am unteren Rande
gezähnelt. Mittellappen am Grunde in einen
Nagel verschmälert, vorn ausgebreitet, 2lap-
pig und kraus; die Schwiele am Grunde der
Lippe warzig, weissliche Griffelsäule ge-
krümmt, gelblich mit braunen Punkten und mit
schmalen purpurbraunen Flügeln. (E. R.)
b) Besprochen in „Revue horticole*.
13) Portea Kermesina Ad. Brongn. —
eine aus Brasilien stammende, 80 und mehr
Centimeter hohe Pflanze, die ihrem Portemen
22%
340
nach der Ananas ähnelt, aber zierlicher ist.
Zahlreiche, 50—70 Cent. lange, tief gefurchte
Blätter, dicht aneinander bogenförmig gele-
gen, mit violettfarbigem Rand und mit kur-
zen regelmässigen Zähnen besetzt. Blüthen-
schaft mit schön rothen Bracteen umgeben,
deren obere, aus welchen die Blumen her-
vorkommen, dieker und breiter; die bläu-
lichten achselständigen Blüthen sind durch
2, ihrer Länge von einer rosafarbigen Brac-
tee bedeckt; die Antheren violett, der Griffel
weiss hervorragend mit einer keilenartigen
Narbe. (l. ce. p. 230, Abbild.)
14) Justicia Lindeni aus Mexico findet
sich olıne Zweifel in einem einzigen Exem-
plar bis jetzt nur im Garten des Naturhisto-
rischen Muscums zu Paris. Sie ist eine sehr
schöne Decorationspflanze; mit ihren dun-
kelorangegelben Blüthen, die sich bouquet-
förmig an der Spitze des Haup'stammes und
der Zweige entialten, bietet dieselbe einen
prachtvollen Anblick.
(l. ec. p. 250, Abbild.)
15) Antigonum leptopus Hook. et A. —
Der Blüthenreichthum ist so grossartig, dass
dieselben das Gesträuch durchaus wie einen
Mantel bedecken. — Die Blätter sind eiför-
mig-spitzig, an der Basis herzförmig und
mit dünnen kleinen Stielchen versehen. Die
Blumen in Traubenform hängend spielen in
allen schönen rosa Niüangen, die äusseren
Kelchblätter sind herzförmig mit umgeboge-
nem Rand, die inneren sind kleiner und
länglicht zugespitz. — In Mexico nennt
man diese Blume „Rosa de Magito*, in Ni-
earagua „Rosa de Montana® — obschon sie
nicht im mindesten einer Rose ähnelt. —
Seemann entdeckte diese Pflanze bei Ma-
zallan und erklärte sie als die schönste, die
er je auf seinen Reisen geschen habe,
ep 1od):
|
|
!
|
|
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz,
tern; die Blüthen von blendender weisser
Farbe öffnen sich im April — Mai.
(l. e. p. 200)
17) Dianthus nigricans mit dunkelroth
sarmmetartigen Blumen, die im Centrum
dunkler, fast schwarz marmorirt sind, die
Staubfäden mit weigslichten Antheren. Diese
aus Dianth. barbatus stammende zwergartige
Form eignet sich vorzüglich zu Borduren.
(l. e.)
18) Staphylea colchica dürfte sich noch
in wenigen Gärten vorfinden; ihren
reichlichen weissen traubenförmigen Blumen
verdient sie als Decorationspflanze in Ap-
partements alle Beachtung Auf Staph. pin-
nata gepfropft bleibt die Pflanze nieder und
(l. ce. p. 221, 257).
mit
reichlich verzweigt.
19) Corydalis lutea wird von De Ca-
ville neuerdings, besonders zu Verzierung
der Wassereascaden, Felsen, in Lagen wo
sonst keine andere Pflanze fortkömmt u. dgl.
anempfehlen; überall zeigt sich diese in bu-
schigem Rasen dicht fortwachsende Pflanze
mit ihren mattgrünen Blättern und gelben_
Blumen höchst werthvoll. (l ce. p. 237).
20) Evonymus versicolor, wahrscheinlich
eine Varietät von Ev. japonicus, verdient
nach Joly als Decorationspflanze an Casca-
den und solchen Stellen, wo man pittoresken
Erfolg erzielen will, dann auch zu Befestig-
ung abschüssigen Terrains u. 8. w. alle Be-
achtung, namentlich in letzterer Beziehung,
da die reichlich sich am Boden ausbreiten-
den Zweige leicht Wurzel fassen und in
Folge dessen grosse Flächen bedecken.
(l. ec. p. 238).
21) Muscari luteum und Musc. pulchel-
lum verum werden vom Gärtner.Rantonnet
zu Hyeres (Var) den Blumenfreunden zur
grösseren Verbreitung anempfohlen. Erstere
16) Skimmia intermedia, — welche zwi- | Muscat-Hyacinthe öfinet ihre canariengelben
schen Sk. japonica und Sk. fragrans einzu-
reihen kommt, jst ein Strauch mit lederarti-
gen elliptischen, oberseitig dunkelgrünen,
unterseitig maitgrünen, kurzgestielten Blät- |
|
|
Blumen, die auf 12—15 Cent. hohen Stielen
ährenförmig aufsitzen und einen höchst an-
genechmen Wohlgeruch verbreiten, schon im.
März — April; — die zweite bildei mit ihren
II. KNoiizen.
34
schmalen, am Boden sich ausbreitenden Blät- | aus der Vergessenheit gezogen. Allsogleich
tern einen kleinen schönen Busch, aus des-
‘sen Mitte sich ein 15—20 Cent. hoher Stiel
erhebt, an deren Spitze sich eine dicht mit
blauen Blütihen besetzte Achre
vorfindet; diese Muscari: Art, aug Griechen-
land stammend, blüht ebenfalls im März —
April und kann zu Bordurer mit anderen
Arten, wie Muse. ambrosiacum, comosum,
schönen
botryoides, moschatum u. a. verwendet wer- |
den. — (I. c. p. 186).
22) Muscari monsiruosum mit ihren
prachtvollen veilchenblauen Blumen findet
sich noch wenig in Cultur; wir machen alle
Biumenfreunde darauf anfmerksam. (}. c.)
25) Tropaeolum Lobbianum, — eine Va-
rietät davon unter dem Namen „Üapucine
Spit fire* bekannt, wird von Clemenceau
als eine höchst empfehlcnswerihe Pianze
in,
4) Versuche mitKalidüngung. —
Je seltener die Mittheilungen über Düngungs-
versuche in gärtnerischen Zeitschritten sind,
desto werthvoller sind dieselben, wenn sie
aus der Praxis kommen. Solche finden wir
in dem einunddreissigsten Jahresbericht des
Thüringer Gartenbau-Vereins in Gotha von
den Jahren 1869 und 1869. Wir ersehen,
dass eine Düngung mit rohem schwefelsau-
rem Kali (Stassfurter Abraumsalz) bei Zwie-
beln zu 1!/, Pfund auf eine Quadratruthe |
angewendet „enorme* Erträge gab. Ferner,
dass Gurken, wo man 6 Zoll von (en Pflan-
zen das Kali 1 Zoll hoch gestreut (un:! wohl
später untergehackt) hatle, der Ertrag ein
ganz ausserordentlicher war.
bei Spargel eine im Herbst nach dem Ab-
schneiden der Stengel aufgebrachie Kali-
düngung von 5Pfund auf eine Quadratruthe
sehr günstig auf Ertrag und Geschmack
wirkte.
Ich bemerke hierzu, dass bei weiten
Endlich, dass |!
|
|
j
|
nach den Frühjahrsfrösten eingepflanzt, biüht
sie ununterbrochen vom Juni bis gegen den
November hin; im Warmhaus gezogen dauert
ihre Blüthe wohl über 8 Monate. Als De-
corationspfianze, in Kugel- oder Fächeriorın
gezogen, ist dieses Tropaeolum mit seinen
schönen hochrothen Blumen von grossem
Effect, ausserdem bietet dasselbe reichliches
Material zu Bougquets zu einer Zeit (Winter),
in welcher tüchtige Blamen im Allgemeinen
etwas sparsam sind, (1. ce. 219).
24) Robinia paraso? (Villevielle), — eine
Robinie gänzlich ohne Dornen und so stark
verzweigt, dass durch ihr dichtes Laubwerk
nicht der mindesie Lichtstrahl durchdringt,
wird vom Gärtner Villevielle zu Mano-
sque (Basses alpes) als eine neue Form cul-
tivirt, die sich alg Zierbaum zu schattigen
(S—r.)
Lauben vollkommen eignet,
N\etlizen
Transport {von Stassfurt, der fast alleinigen
Ur-Bezugsquelle} zwar die gercinigten und
concentrivten Kalisalze vorzuziehen sind, dass
man sie aber während der Vegetationszeit
nie unvermischt anwenden darf, sondern
stets reichlich mit Erde vermischen muss,
weil sonst die Pflanzen verderben, 3.
2) Ueber die Stellung der Gäriner
auf Landgütern hat Herr R. Wörmann, Gar-
teningenieur in Bromberg (Verfasser des be-
kannten Werkes „der Garteningenieur®) in
der „Georgika", herausgegeben von Pro-
fessor Dr. Carl Birndaum in Leipzig, III. Heit
des ersten Bandes, eine schr umfassende
Darstellung gegeben und Mittel zur Verbes-
Der Verfasser, wel-
cher in solcher Stellung selbst üble Erfah-
rungen gemacht hat, war ganz der Manu
dazu, ein Wort zu seiner Zeit zu sprechen.
Leider wird auch dieses wenig hellen, denn
die Herrschaften, an welche die Mahnnng
serung vorgeschlagen.
342
gerichtet ist, werden entweder nichts ändern
wollen, oder sie können nichts ändern. Es
ist schlimm, dass sie Subjecte, welche nichts
von einem gewöhnlichen Arbeiter voraus
haben, Gärtner nennen, und so die gebilde-
ten Gärtner in den Augen vieler Leute, wel-
che keine solchen zu beurtheilen wissen, zu
sich herunterziehen. Aber noch schlimmer
ist es, dass wirkliche Gärtner mit höherer
Bildung von der Noth gedrängt Stellen an-
nehmen, welche nur für geübte Arbeiter aus
den niedrigsten Gesellschaftsständen gut ge-
nug sind. Diese Unglücklichen haben sich
mit einem solchen Schritte selbst aus der
bessern Gesellschaft ausgeschlossen und kön-
nen keine andere Behandlung und Stellung
beanspruchen. Wer kann den Privatmann
tadeln, wenn er seinem sogenannten Gäfrt-
ner, welchen er nicht genug beschäftigt
glaubt, oder welchen er wirklich zu andern
Dingen braucht, die Jagdaufsicht überträgt,
und ihn als Bedienten oder Kutscher ver-
wendet? Gibt es ja doch Kutscher und Be-
diente genug, die sichı als Gärtner anbieten,
— warum soll es nicht umgekehrt sein. Sol-
che Leute haben mit den wirklichen Gärt-
nern nichts gemein, und wer sich in ihre
Classe begibt gehört hinein, mag er auch in
höheren Gesellschaftskreisen geboren und er-
zogen sein. So gut wir den Mann achten
und ehren, welcher sich aus den niedrigsten
Ständen und Verhältnissen zu den Gebildeten
eıhoben hat, so gut müssen wir den Aus-
schuss der guten Gesellschaft — und dahin
gehören Gärtner, welche sich in Bedienten-
stellen begeben — olıne Bedauern, wenn
auch nicht ohne Mitleid fahren lassen. Ge-
wöhnlich tritt dieser Fall ein, wenn ein Gärt-
ner so unklug war, sich in ungewisser Stel-
lung zu verheirathen. Er ist dann erbar-
mungslos in die Hände schlechter „Herr-
schaften“ gegeben. Der Unglückliche muss
sich alles gefallen lassen, hofft auf eine bes-
sere Stellung und geht in der Hoffnung zu
Grunde. Das Lächerlichste ist, dass solche
Leute sich in diesen Verhältnissen oft ihrer
Abstammung aus guter Familie, angesehenen
Verwandischaften rühmen und der Herrschaft
gleichsam merken lassen, dass sie im Grunde
eben so viel sind als die Gebieter. Wer
Ga:tenflore Dentschlands, Russlands und der Schweiz.
Diener sein muss, soll ordentlich dienen und
weiter nichts beanepruchen als humane Be-
handlung, guten Lohn und gute Kost. Es
ehrt den Mann am meisten, wenn er das,
was er sein muss, ganz ist. Stachelt ihn
der Stolz, so mag er den Dienst aufgeben.
Er ist dann sofortein Freiherr, dem Niemand
zu befehlen hat. J.
3) In der naturwissenschaftlichen Zeit-
schrift „Natur“ widmet Dr. Carl Müller
von Halle dem Gärtner und berühmt gewor-
denen Reisenden Gustav Wallis aus Det-
mold auf Grund von Tagebüchern und münd-
lichen Mittheilungen nicht weniger als 15
lange Artikel. Wer weiss, wie lange und
wo Wallis gereist, wie viele neue prächtige
und seltene Pflanzen er entdeckt und in die
Gärten eingeführt hat (wovon die wenigsten
noch verbreitet), wird einen solchen Rei-
derden nicht vom Standpunkte ceultivirter
wohlgeordneter Länder beurtheilen und nicht
leicht das Eriebte bezweifeln. Gleichwohl
machen viele Mittheilungen von und über-
Wallis den Eindruck der Uebertreibung, der
Ausschmückung. Wer so viel eriebt und
geleistet hat wie dieser Reisende, hat dies
wahrhaftig nicht nöthig. J.
4) Dahlia arborea, deren Blüthe in-
Hyeres wir schon im vorigen Jahrgange an-
zeigten, bisher nur im Besitz von Ch. Huber
et Comp. in Hyeres, wird jetzt von dieser
Handelsgärtnerei verschickt und wird ihre
Freunde finden, ist jedoch nur solchen zu
empfehlen, welche helle schöne Kalthäuser
haben. Diese noch nicht botanisch bestimmte
und benannte Pflanze wird 2 Meter hoch,
bildet einen prächtigen Busch und blüht von
Ende December den ganzen Winter unauf-
hörlich mit zahlreichen malvenfarbigen (?)
Blumen, welche selbst bei einer Temperatur
von unter O nicht in der Entwickelung zurück-
gehalten werden. Diese Dahlia wird weni-
ger hoch und wächst gedrungener als die
viel besprochene D. imperialis. Der Werth
oder Unwerih dieser Pflanze für nordische
Gärtnereien wird sich bald feststellen, doch
scheint der niedrigere Wuchs eine günstigere
Aufnahme zu versprechen als von Dahlia
III, Notizen: 343
z
imperialis. Die Gärtnerei von Oh. Huber ist | Früchte ziehen, besonders wenn sie geformte
besonders zur Einführung und Acclimatisir- | Bäume und in Körben oder Töpfen gezogene
ung von neuen Pflanzen geeignet. Möchte | Weinreben pflanzen, welche schon im lolgen-
dieselbe auch eingedenk sein, dass diese | den Jahre zu tragen beginnen. J.
Stellung die sorgfältigste Auswahl zur Pflicht |
macht, damit das Publikum stets mit Ver- 6) Ausdauer von exotischen Par-
ec. auf die von dort kommenden Nen- | nen bei einer Temperatur unter Q.
heiten blickt. Wir finden, dass dies noch | Dass viele Palmen, Dracänen (Cordylinen)
nicht der Fall ist, dass aueh recht unbeden- | u. 5. m. ohne Nachtheil einige Grade Kälte
tende Pflanzen von dort gekommen sind. aushalten, haben wohl schon alle Gärtner
ap erfahren, weiche solche Pflanzen im Sommer
ins Freie zu bringen pflegen. Aber nen
| wird es den Meisten sein, dass selbst Farn-
| kräuter, die für so zärtlich gelten, nämlich
| exotische Polypodium, Pteris, Adiantum te-
1 nerum u. a. m., sowie Lycopodium denticu-
|
i
5) Dachpappe als Material zu Spa-
lierwänden. Steinwände zu Spalieren für
zärtliches Obst sind theuer, Holzwände nich
viel billiger. Aus diesem Grunde unterlas-
sen die meisten Garienbesitzer die Anlarre
von Spalierwänden innerhalb des Gartens. | Kälte ohne Nachtheil vertrugen, obschon die
Noch weniger können Miether an die Her | Töpfe fest wefroren waren. Nach der Mit-
steliung von Mauern und Holzplanken den- | theilung eines Collegen kam dies in den
ken. Aus diesen Gründen ist es sehr er- | furchtbar kalten Tagen des Februar 1870
wünscht, ein Material zu finden, weiches die | vor, wo unglücklicherweise die Heizung ihre
schnellste Herstellung völlig zweckmässiger | Dienste versagte. d.
Wände mit sehr geringen Kosten möglich |
macht. Es ist dies die bekannte = 7) Die Radebarre oder Harndkarre
Ä
|
!
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|
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|
|
atum (Selaginella Krauscana) zwei Grad
Man !ässt Laitenrahmen von etwa SFuss im | als Verpflanztisceh. Um Kleinigkeiten
Quadrat anfertigen und auf diese die Dach- | an Ort und Stelle einzupflanzen, besonders
pappe mit schwachen Holzstreifen aufnageln | wenn Tönfe ganz mit Erde zum Einpflanzen
(weil ohne solche die Pappe an der Nagel- | gefüllt werden müssen, vermisst der Gärtner
stelle stets ausbricht}, so dass man leicht | oit recht unangenehm einen Platz zum Pilan-
iransporiable Einsatzrahmen bekommt. Die- | zen. Viele behelieu sich mit der gewöhn-
eeiben werden aan in entsprechender Weite | lichen Radbarre, was besonders da angeht,
angebrachten starken Pfählen befestigt, ent- | wo dieselben nach hinten zu offen sind
weder in Falze gestellt und mit Eisenwirbeln | (keine Wand haben), wie man es in manchen
gehalten, oder mit Holzschranben ange- | Gegenden allgemein in den Gärten findet.
schraubt. Dies geschieht von hinten, so dass | Ich habe eine solene Karre so construirt,
die Spalierbäume gar nicht gestört und die | dass sich die nach hinten stehende Wand in
Schirme von Weinstöcken, welche im Winter | einem Charnier bewegt und sich niederklap-
niedergelegt werden, jeden Herbst leicht | pen lässt, so dass sie auf den beiden Fahr-
weggenommen werden können. Die Pappe | bäumen anfliegt. Fährt man Erde damit,
ist vollkommen dieht und lässt den Wind | so wird diese Hinterwand geschlossen und
nicht so durch wie Holzplanken. Auf diese | durch zwei Wirbeleisen gehalten. An Ort
Art kann man mit wenig Geld den Garten | und Stelle angekommen, wo gepflanzt wird,
mit Spalierwänden durchziehen und dadurch | lässt man die Klappe nieder und hat so
demselben ein wärmeres Clima verschaffen. | einen Tisch von 11/, Fuss Breite und 2 Fuss
Selbst Miether, welche einen Garten auf un- | Länge, vor sich Erde zur Geuüge, an wel-
bestimmte oder bestimmte längere Zeit zur | chen man sich auf ein Beet setzen kann.
Benutzung haben, können Spalierbäume an- | Auf diese Art kann man Pflanzen, welche
pflanzen und so ihren pomologischen Nei- | schwer Ballen halten, auf dem Beete ein-
gungen nachgehen und für das Haus edle | pflanzen. d.
344
8) Die Fabrik von Maschinen, Gar-
tenmöbeln eiec. von Schmidt und
Keerl in Cassel hat eine neue Art Brausen
zu Giesskannen erfunden (?) oder wenigsiens
bei uns bekannt gemacht, welche vollstän-
dig von den seit Jahrhunderten gebräuch-
lichen abweicht. Anstatt eines sogenannten
Spritzkopfs von der bekannten Form ist ein
eylindrisches Rohr angebracht, welches nach
drei Seiten zahlreiche Löcher hat, unten und
vorn aber ohne Löcher ist. Hält man die
Kanne zum Giessen schräg, so spritzt das
Wasser aus allen Löchern aufwärts und
fällt wie Regen herab. Dabei ist der Ver-
breitungsbezirk der Wassertropfen ein ganz
regelmässiger, ziemlich im Quadrat, nicht
kreisförmig wie bei der alten Brause. Bei
einem Rohr von 21/, bis 3 Fuss Länge
braucht man nur einfach am Beet entlang
zu gehen, ohne behufa schwacher und gleich-
mässiger Wasservertheilung die Kanne zu
bewegen. Auf diese Art wird ein Beet von
$—4 Fuss Breite ganz gleichmässig bewäs-
sert. Unangenchm ist nur, dass das Wasser
in zu kurzer Zeit ausfliesst und das letzte
im Rohr sich nicht mehr vertheilt, weshalb
man bei Saatbeeten vorsichtig sein muss.
Ich möchte daher behaupten, dass diese
Neuerung erst dann recht nützlich werden
wird, wenn man Giessbutten anstatt der
Kannen anwendet, so dass man nicht zu oft
nach dem Wasser laufen und schöpfen muss.
Wollte man noch einen Schr ıt weiter gehen,
so könnte man bei Culturen, welche viel
Wasser und regelmässige Bewässerung ver-
langen, einen Schlauch an das nächste hohe
Wasscerreservoir anschrauben und an dessen
Ende die Spritze.
getragene Butte fasst etwa 5—6 Kannen.
Der kurze Schlauch, an welchen das Giess-
rohr angebracht wird, liegt am besten auf
der rechten Seite. Die „Patentgiess-
kanne® von Schmidt und Keerl hat die
Forin der ovalen französischen Rannen mit
dem Henkelbogen an der Langseite in der
Richtung des Rolırs. Das Rohr ist schr
weit und muss es sein. Es gibt Kannen
von allen Grössen, doch halte ich nur die
grössten für zweckmässig. Von den Spritz-
Einejauf dem Rücken |
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. !
dagegen das kurze, welches auch an der
Rundseite (vorn) Löcher hat, nicht zu ge-
brauchen. Ich habe dies dem Fabrikanten
mitgetheilt, und derselbe wird nicht verfeh-
len, diese Form zu verändern. Die Kannen
sind von Zink mit Eisenrand. Wer Zink-
kannen nicht in Gebrauch nehmen will, weil
sie zerbrechlicher sind als von Weissblech,
benutze dennoch Zinkgiessrohre, weil diese
nicht rosten. Ich empilehle diese Neuerung
allen Gärtnern und Gartenbesitzern aus Er-
fahrung. J.
9) Die Vegetation der Insel Sar-
dinien wird uns von H. Frhrn. von Maltzan
in seinem neuesten Reisewerke über Sardi-
nien auf folgende Weise geschildert: Als ein
Gebirgsland, dessen höchste Gipfel sich an
6000 Fuss über den Meerespiegel erheben,
zeigt es uns eine bunte Musterkarte von cli-
matischen Abstufungen, deren jede einer eige-
nen Unterabtheilung der botanischen Geo-
graphie angehört. Während die am höchsten
gelegenen Theile der Insel eine Pflanzenwelt
aufweisen, welche mit der des südlichen
Deutschland mannigfache Achnlichkeit zeigt,
können wir uns dagegen in den südlichen
Ebenen plötzlich nach Nordafrika versetzt
glauben, so auffallend gleicht der Charakter
der Vegetation dem der grossen Boden-
flächen um Tunis, Bona und der Metidscha
bei Algier. Namentlich die Gegend um Cag-
liari erinnert lebhaft an das von ähnlichen
Pllanzen überwucherte Ruinengelilde von
Carthago.
Maltzan unterscheidet 3 grosse climati-
sche Gruppen, von denen die erste dem Ge-
birgslande, die zweite den Hügelgegenden
und den nördlichen Ebenen, die dritte dem
Tieflande des Südens angehört. Jede dieser
Gruppen hat ihren charakteristischen Aus-
druck in einer Baumart oder einem Strauche
gefunden, welcher die Abtheilung, der er an-
gehört, gleichsam typisch repräsentirt. In
der höchsten Gruppe ist dieser Baum die
Eiche, deren Wälder noch vor 10 Jahren
den sechsten Theil des Flächeninhalts der
Insel bedeckten. In dem Hügelland und den
nördlichen Ebenen ist es die Olive. In
sohren ist nur das längste zu empfehlen, | dem südlichen Tiellande, dessen allgemein
II. Notizen.
345
afrikanischer Vegetationscharakter fast die keln Laub, von üppigerer Entwicklung ais
Aufstellung eines besonderen Typus über-
flüssig macht, wäre als Charakterpflanze die
Cactus Opuntia zu erwähnen, welche,
obgleich dem Boden nicht einheimisch, den-
noch in diesen Niederungen eine solche er-
staunliche Verbreitung erlangt hat, dass sie
den vollen Ausdruck des hier herrschenden
Pflanzencharakters am Aufallendsten zu
kennzeichnen scheint. Suchen wir auf dem
Continent entsprechende Gruppen, so erhal-
ten wir etwa Deutschland, Toskana und
Nordafrika als Seitenstücke für die drei gros-
sen Hauptabtheilungen, in welche Sardinien
in botanisch-climatologischer Beziehung zer-
fällt, —
Die Region der ausgedehnten Eichen-
wälder, zum Theil noch wahrer Urwälder,
doch schon sehr von unrationeller Bewirth-
schaftung gelichtet und verwüstet, schmücken
die Edelkastanie und verschiedene nordische
Obstsorten, Apfelbäume und Birnbäume und
auch die deutsche Zwetschge, die z. B. in
Rom ganz unbekannt war, ehe König Lud-
wig im Garten der Villa Malta einige Exem
plare pflanzen liess, deren Früchte Anlass
zu einem jährlichen Pilaumenfest der Deut-
schen Künstlerschaft bieten. Der Schatten
der trefilich gedeihenden Oliverhaine der
zweiten Region — das Qel von Sassari soll
dem der Provence und Calabriens in nichts
nachstehen — hegt Mandeln und Pfrsiche
in vorzüglicher Güte, und besonders auch
edle Reben — ein Product, theils den spa-
nischen Weinen, theils rheinischem Trauben-
blut ähnlich; dann Tabak, Erdbeerbäume,
Tamarix, Ginster und baumartige Erica-Arten.
Die reichste und abwechslungsvoilste Pflan-
zengruppe ist jedoch die dritte, welche den
ganzen Süden, namentlich aber die grosse
südwestliche Evene, die sich von Cagliari
bis nach Oristano durch die ganze Breite
“der Insel zieht, einnimmt. Hier wächst
neben Cactus Opuntia die kleinste der Pal-
menarten, Chamaerops humilis, wild, wäh-
rend die Dattelpalme ihre Früchte zwar nicht
reilt, aber um ihrer Zweige willen zu kirch-
lichen Zwecken cultivirt wird, Die Oranger-
gärten von Milis sind wahre Hesperidengär-
ten mit dem herrlichsten immergrüncen dun-
irgend anderswo, mit den dufligen Silber-
blüthen die Sinne berauschend und mit den
goldenen Aepfeln das Auge bezaubernd. —
Maltzan findet übrigens hier die merkwür-
dige, ihm schon mehrfach anfgefallene Er-
scheinung bestätigt: dass auf Inseln wie auf
Continenten die fruchtbarsten und grössten
Orangenhaine sich — wenigstens in Europa
immer und auch in Asien theilweise —- an
den Westküsten befinden. In Neapel, in Por-
tugal, auf der Insel Majorka, deren schöner
Örangenwald von Puerto de Soller grosse
Aehnlichkeit mit dem von Milis zeigt, in Si-
cilien — immer war es die Westküste, wel-
che diesen Segen genoss. Doch auch in
einzelnen Gegenden Asiens fand Maltzan
dies bestätigt: so liegt z.B. auch -das oran-
genreiche Jaffa in Palästina ganz auf ähn-
liche Weise ausgeseizt. Solche Pflanzungen
an Ostküsten sind M. unbekannt und an der
Nordküste kommen sie allenfalls nurin Afrika
vor, und selbst da, z. B. in Tetuan, nicht
unmittelbar am Meere. Ja was noch viel
auffallender erscheinen muss, sogar an den
Südküsten kennt M. kein Beispiel von gros-
sen Orangenpflanzungen. So ist z. B. der
Süden von Sieilien nichts ala ein Getreide-
land, in welchem man den Orangenbaum
fast nie antriffi, während er im Westen üp-
pig gedeiht. Das provengalische, allerdings
an einer Südküste gelegene Nizza kann wohl
kaum als ein Beispiel gelten, denn die dor-
tigen Orangen sind von vorzüglicher Schlech-
tigkeit und. werden in vielen Jahren gar
nicht rei. Den Grund dieser Ausschliess-
lichkeit sucht Maltzan in der milden Feuch-
tigkeit der Westwinde, welche der Orangen-
eultur ungleich günstiger seien als die kal-
ten Nord- und Ostwinde, und selbst als die
heissen, aber versengenden Südwinde.
Von anderen Pllanzen ist noch beson-
ders zu der Oleander, dessen
herrliche Blüthen im Mai ganze Schluchten
erwähnen:
auszufüllen scheinen, nach Maltzan’s Worten,
ein wahres Mcer von Purpurgluthen, zwischen
den zarten Laubgewinden aul- und abwogend,
der Granatapfel hellroth strahlenden
Blumen, die duftende Pistazie, die silberblü-
thige Myrte, zahlreiche und prächtige Legu-
mit
346 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweis.
minosen, Distelarten und Fettpflanzen, drei | Fruchtei und zerstören dessen Inneres, so
Arten von Wachholder, darunter eine hoch- | dass nur eine leere Hülse verbleibt; in Folge
stämmige, die sogar Balken zum Häuserbau | dessen verlieren in kurzer Zeit die Bäume
liefert und schliesslich in den tiefliegenden ; alle ihre Blüthen und die Ernte ist auch ver-
brackischen Sümpfen eine Fülle von Salso- | loren. Diese Würmchen sind 5—6 Milim.
laceen und Staliceen, welche zur Soda-Fabri- | lang; in ihrem ersten Lebensstadium farblos
cation verwendet und theilweise förmlich | und mit wenigen Haaren versehen, nach
angebaut werden, vollenden das botanische | und nach werden sie !ichtgrün und kurz vor
Gemälde der reichgesegneten Insel. ihrem Einspinnen erlangen sie eine röthlich--
(Aus der A. A.Z.— h) braune Farbe. Hr. Panizzi glaubt, dass
diese Räupchen jenem Zweitlügler angehö-
ren, der auch in Spanien und in Älgier arge
Zerstörungen unter den Pomeranzenbäumen
hervorbringt. In diesen Pflanzungen wuchert
der gemeine Nachtschatten (Solanum nigrum
L.), nur dieses Unkraut kann zur Vertilgung
des benannten Ingectes dienen (Sanremo Nr.
35 de 1870). Das Kraut wird gui gestossen,
10) Zur Vertilgung derPhylloxera
vastairix empfiehlt ein griechischer Land-
wirth, Hr. Koressios (Rev. hortic. 1870
p. 210), dass im ersten Jahre der betreffende
Boden in Brache liegen bleibe, und dann
dass statt Dünger gepuiverter Kalk verwen-
dei werde; um die gesunden Reben herum
sei eine Grube zu machen, in welcher eben-
falls gepulverter Kalk hineinzugeben und
die Rebe mit einem Gemenge von Schwefel-
blüthen, Olivenöl oder Oelpressling zu be- 1) Bsamwärtercenrs. In den Mo-
streichen sei. — Koressios erwähnt, dass |naten März-—-Mai d. J. wurde der ersie
die durch Phylioxeras erzeugte Rebenkrank- | Baumwärterceurs an der Obst- und Weinbau-
heit schon von Strabo (VII, $. 9) als Phi- | schule in Klosterneuburg (bei Wien) abge-
liriasis beschrieben worden sei. — Die An- | halten, welchen 7 Schüler durchgehends mit-
wendung von Kalk wäre gegen alle Insecten | machten. Ein jeder 20 fl. monatlich, um
anzuwenden, dieihre Verwandlung unter der | damit sich Wohnung und Kost zu beschaffen
Erde volibringen. (S—r.) und ausserdem wurdeihnen nach dem ersten
| Monate eine Accordarbeit zugewiesen, damit
11) Zur Veriilgung der Maikäfer |sie ein Taschengeld erhalten konnten. —
und anderer Insecten hat A. Pillain einen | Der Unterricht war praktisch in der Baum«
Apparat construiri, dessen Beschreibung und | schule und bei der Pflege von Obstgärten;
Abbildung in der Zeitschrift: Insectologie | einige Zöglinge betheiligten sich auch bei
agricole Nr. 10 de 1869 gegeben ist. Dieser | den Weingartarbeiten, zum Rebenschneiden
Apparat besteht in einer Art von Laterne, | und Aussetzen. Diesclben wohnten auch
deren Licht durch einen Reflector aus Zink | dem dreiwöchentlichen Obstbaucurse für
wesentlich verstärkt wird. Die Insecten wer- | Schullehrer bei, so auch den landwirthschaft-
den vom Lichte angezogen und fallen in eine | lichen Vorlesungen, dann dem Unterrrichte
Art von Wasserbecken, das am Fuss der | im Rechnen, Schreiben und Lesen — die Re-
Lanterne angebracht ist. Sr. sultate waren vorzüglich. — In Betreff der
Verwendung dieser Baumwärter ‘bei Ge-
12) Krankheit der Pomeranzen- | meinden o. a hat man bis jetzt nichts er-
Bäume bespritzt, (Sr)
bäume. Gewöhnlich werden die Limonen- | fahren können. Sr.
und Pomeranzen-Bäume von einer Schildlaus |
(Coceus hesperidum) beschädigt, nun aber 14) In Mailand wurde ein Verein
hringt ein Zweiflügler (Ceratis hispanica) in | gegründet mit dem Zwecke, auf dem Lande
den Pflanzungen an der Küste Liguriens | den landwirthschaftlichen Unterricht nach
grossen Schaden. Kleine Würmchen nagen | allen Kräften zu befördern. Bis jetzt steht
an den Blütbentheilen, dringen in das | nur ein Betrag von 5000 L, zur Verfügung;
mit Wasser verdünnt und mit diesem die '
M. Notizen.
man hat aber schon begonnen, 30 Land-
schullehrer im verflossenen August nach
Mailand zu berufen, um allhier den verschie-
denen Vorträgen, Conierenzen beizuwohnen
und jedem derselben werden täglich 8 L,
behufs Verköstigung ausbezahlt; der Verein
vertheilt ausserdem noch landwirthschaftliche
Bücher, subventionirt ein landwirthschaft-
liches Journal, gründet Kindergärten u. s. w.
Um ferner den Landwirthen immerfort
die neuen oder verbesserten Maschinen und
Geräthe vor Augen zu bringen, den Werth
derselben durch Versuche klar zu machen,
hat das Ackerbau-Comit& zu Novara eine
permanente Ausstellung eröffnet; ausser den
Maschinen und Geräthen werden verschie-
dene Dungsorten, dann neu eingeführte Nutz-
thiere und alle andern auf dem Gebiete der
Landwirthschaft neu vorkommenden Erschei-
nungen dem Publicnm vorgeführt. Auch in
Bezug auf Obstzuchi hat sich ein grosser
Fortschritt gezeigt. Das Ackerbau-Comite
von Medena wird die ganze Zeit der Obst-
saison hindurch eine Ausstellung aller in der
Provinz cultivirten Obstsorten halten und
hiebei auf Vermehrung der besseren und
geeigneteren Sorten, auf zweckmässigere
Cultur u. 8. w. aufmerksam gemacht. —
(Sr.)
15) Für Winterbouquets sind nach
May (Revue hort. 1870, p. 120) Coniferen-
zweige und zwar von Epicea, Pinus, Cupres-
sus, Juniperus, Taxus u. a. sehr geeignet;
diese geben den Bouquets ein eigenthüm-
liches zierliches Anschen und ausserdem
bieten sie noch den Vortheil, dass sie sich
im Wasser sehr lange, wohl gegen zwei
Monate, erhalten, namentlich Cupressus-
zweige, die sogar forttreiben und darauf
vorfindliche Früchte auch fortwachsen; sol-
che Bouguets sind auch für die Gesundheit
sehr vortheilhaft wegen ihrer harzigen Aus-
dünstung, und hiezu sind anzuempfehlen
Cupressus Lambertiana, besonders aber
Cupr. Macnabiana, der einen Geruch wie
Beinette-Aepfel gibt. — Es ist wohl selbst-
verständlich, dass das Wasser von Zeit zu
Zeit gewechselt werden muss und zur Ver-
347
hütung allzugeschwinder Fäulniss einige
Stücke Kohle hineinzugeben sind.
Da gerade von Blumenbouquets die
Rede, so verdient das Veilchenbouquet er-
wähnt zu werden, welches der Gärtner Hr.
Burel für eine Dame in London zusam-
mengestellt hat; dasselbe hatte einen Um-
fang von 2 Met. 40 Cent., 14 Personen konn-
ten gieichzeitig sich an dem Wohligeruch
daran erfreuen; es hatte ein Gewicht von
36 Kilogr. und bestand aus 41,500 Blumen.
Wohl höchst bewunderungswerth die Geduld.
(Sr.)
16) Electricität, deren Einfluss
auf Wachsihum. J. Fichiner bemerkt
(Weinlaube, Juli 1870), dass die Blectricität
auf den Wein jedenfalls eine Veränderung,
ja eine Verbesserung hervorbringen müsse,
da ja ein Gewitterregen mit electrischen La-
dungen ebenfalls eine überaus günstige Ein-
wirkung auf die Natur, und zur rechten Zeit
eingetreten eine Fruchtbarkeit hervorbringt.
— Fichtner bemerkt, dass im warmen
Dünger ein continuirlich eleetrischer Strom
bestehe, dass Feuchtigkeit, mehr weniger
Luft und Licht nur Hilfsmittel, nur die Ble-
mente einer electrisch-galvanischen Batterie
sind, und zum Beweise, dass ein jedes Mist-
beet eine solche sei, fordert F. zu folgendem
Experimenie auf:
Man lege ganz nach kunsigerechter Art
und Weise ein Mistbeet an; in den einge-
stampiten Stalldünger lege man ein Eisen-
blech mit darangelöthetem langem Draht, der
herausreicht; bevor die Erde darauf kommt
breite man aites Tuch o. a. in einer dichten
Lage darüber. Jetzt kommt die Erde darauf,
in diese ein zweites Eisenblech, dem ersten
ähnlich, mit angelöthetem Draht versehen.
Beide Dräthe werden in eine Kupferlösung
geleitet, — hierauf werden die Pflanzen ge-
setzt, die Fenster aufgelegt u.s. w. und man
wird bald ein ganz ausserordentliches Wachs-
thum bemerken; in der Kupferlösung wird
man metallisches Kupfer am negativen Poie
abgelagert Dieses Wachstkum
dauert so lange der Mist warm bleibt; im
kalten Miste finden keine Zersetzungen statt,
die das galvanische Fluidum erzeugen,
üinden.
348
Um sich zu überzeugen, dass der galva-
nische Strom die Ursache des potenzirten
Wachsthums sei, braucht man nur die Pflan-
zen im erkalteten Mistbeet fortwachsen zu
lassen, das mit einer Batterie in Verbindung
steht und man wird eine überaus riesige
Vegetation erlangen. Eine Kohlrübe bei
iortdauernder Einwirkung des galvanischen
Stroms erreicht im zweiten darauffolgenden
Jahre eine Höhe von 10 Zoll und einen Um-
fang von 12 Zoll, treibt auch Ansätze mit
Blattkronen und es ist das Ende der Vege-
tation gar nicht abzusehen.
Einen weiteren Einfluss des galvanischen |
Stromes auf die Wurzelbildung beobachtete , modifieiren kann.
IV.
1) H. Karsten, Geschichte der Bo-
tanik. Berlin 1870, bei Friedländer
und Sohn.
Der rühmlichst bekannte Verfasser be-
sprichtin diesem soeben erschienenen Werke
1) den anatomischen Bau des Pflanzenstam-
mes; 2) den der Wurzel;.3) die Bewegung
der Nährflüissigkeit im Pflanzenkörper; 4) den
5) die Assimilation und Secretion der Pflan-
6) die Wirkung der assimilirenden
(E. R.)
zen;
Zeilen.
2) Sonnenschein und Regen und
ihre Einflüsse auf die ganze Schöpfung.
Eine populäre Witterungskunde
von Dr. N. Graeger. Mit einem Vor-
wort von Professor H. M.Dove. Nebst
einer Karte und eingedruckten Holz-
schnitten. Weimar 1870. Verlag von
B. F. Voigt.
Welcher Gärtner und Gartenfreund möchte
nicht von den Worten „Sonnenschein und
Regen“ lebhaft berührt werden. Hängt da-
von doch alles ab, was sie erzielen.
Mensch sollte besser über Sonnenschein und
Kein
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Fichtner bei einer Hyacinthenzwiebel, wel-
che im Wasser vegetirte; sie trieb nur 5 ganz
kurze, aber kräftige Wurzeln, dabei aber
stramme intensiv grüße Blätter und eine
normale Blume, während die nicht durch
den Strom begünstigten Hyacinthem im Was-
serglase fast krankhaft erscheinen trotz der
enormen Wurzelentfaltung. Hiebei bemerkt
Fichtner, dass Wasserculturen von Pflan-
zen weitinstructiver seien, wenn diese gleich-
zeitig unter Einwirkung des galvanischen
Stromes comparativ vorgenommen würden,
| weil der Öperateur Herr seiner Lösungen
ist und sowohl diese als die Stromstärke
(Sr.)
Liieraiur
als der Gärtner, und doch steht es mit den
darauf bezüglichen Kenntnissen überali
schlecht. Die Ursache liegt darin, dass die
Witterungskunde noch eine neue Wissen-
schaft ist, welche erst durch Dove (weicher
ein Vorwort zu diesem Buche geschrieben)
eine Grundlage bekommen hai. Das meiste,
was bisher über diesen Gegenstand geschrie-
! 7 | ben war, gab keinen Anhalt, denn erst nach-
Bau der Antherozoiden und Schwämgonidien; |
dem von Dove und Anderen das Gesetz der
Winde ermittelt war, erst nachdem die Tele-
graphen Berichte aus allen Weitgegenden
| von den metesrologischen Stationen bringen,
konnte von einer wirklichen Witterungskunde
die Rede sein. Die eintretende Witterung
bestimmt vorauszusagen, dazu hat es noch
Niemand gebracht und wird es Niemand
bringen. Aber zwischen Gewissheit und Un-
wissenheit liegt die Wahrscheinlichkeit, und
darum ist das Studium der Meteorologie für
Alle, welche vom Wetter abhängen, von
grösster Wichtigkeit. Wir gestehen offen,
dass wir ebenfalls noch Anfänger in der
Witterungskunde sind, obschon wir das Glück
hatten, vor längerer Zeit Dove’s Vorträge in
Berlin zu hören. Aus diesem Grunde ver-
zichten wir gänzlich auf eine Beurtheilung
Regen, Wind und Weiter unterrichtet sein, | des vorliegenden Buches, und begnügen uns,
IV. Literatur.
den hauptsächlichsten Inhalt anzugeben, so-
wie die selbst bei jetzigen Verhältnissen un-
gewöhnlich schöne Ausstatiung des Buches
zu rühmen:
Cap. I. Die Atmosphäre. Physikali-
sche und chemische Beschaffenheit. I. Die
Wärmeverhältnisse in der Atmo-
der Erdoberfläche.
1) Periodische Veränderungen der Tempe-
ratur. (Tägliche und jährliche Periode). Ein-
fluss der Bodenerhebung auf die Tempera-
turverhältnisse eines Ortes. (Schneegrenze,
Isotherme Linien u. s. w.). Einfluss der
Wärme auf die Vegetation. Eigenwärme der
Erde. (Bodenwärme, Quellenwärme etc.).
11. Die Winde. 1} Die beständigen Winde
oder Passate Die Monsom- oder Moussons-
Winde in hohen Breiten. Das Dove’sche
Drehungsgesetz. Weitersäulen u.
Einfluss aut die Temperatur. Lokale
Luftströmungen. IV. Der Kreislauf des
Wassers. Wasser in fester Gestalt (Polar-
eis, Gletscher). Wasser in flüssiger Gestalt
und Wassergas. Die Hydrometeore. Thau
und Reif, Nebel und Wolken, Hygrometrie,
(absolute Feuchtigkeit, Dampfspannung, re-
lative Feuchtigkeit, Verdunstung) Regen,
Schnee (Regenmenge, Vertheilnng des Re-
gens), Einfluss der Windrichtung, Einfluss
der Mondphasen. Graupeln und Hagel. Ge-
witter. Räumliche und zeitliche Vertheilung
der Gewitter.
sphäre und an
Wärme,
B.; W.
eines heran-
Y. Luftdruck.
Die regelmässigen oder periodischen Aen-
derungen im Baromsterstand. Die nicht-
periodischen Aenderungen (Barometer, Ther-
mometer, Barometer und Windfahne, das
Barometer und die Niederschläge, Luftdruck
und Elektrizität, Einfluss des Mondes auf
den Luftdruck, der Luftdruck und die Stern-
schnuppen, Einfluss auf die Vegetation, Wit-
terungsregeln, Sturmsignale. VI. Die haupt-
sächlichsten meteorologischen In-
strumente (Barometer, Anercidbarumeter,
Thermometer, Thermometrograph, Psychro-
meter, Windsande, Regenmesser). J.
Kennzeichen
nahenden Gewitters u. 8. w.
3) Die Piürsiche und Nectarinen.
Systematische Beschreibung und Ab-
bildung von 88 der wertbvolisten und
349
interessantesten Sorten derselben, nebst
kurzer Anleitung zur Pfirsicheultur in
Deutschland von Dr. Ed. Lucas. Ra-
vensburg 1870. Verlag von Eugen
Ulmer.
Eine Schrift von der Einrichtung des
„Iustrirten Handbuchs der Obstkunde“* und
künftig einen Theil dieses grösseren Werkes
bildend. Eine Beschreibung der Pfrsiche
ist bis jetzt sehr vermisst worden, da wir
kein deutsches Buch dieser Art besassen,
und es werden sich daher alle Obstireunde,
welche sich mit Kenntniss der Sorten be-
schältigen, über dieses Buch mehr als über
jede andere Erscheinung auf dem Gebiete
der Pomologie freuen. Ueber den Inhalt
können wir stillschweigend hinweggehen, da
die Meisterschaft des Verfassers auf diesem
Gebiete bekannt ist. Bei Früchten, welche er
nicht selbst beobachten konnte, stützt er sich
auf die sichersten fremden Autoritäten. Mit
grosser Befriedigung haben wir aus der kur-
zeu Culturanweisung erfahren, dass auch
Lucas die einfachsten Oulturarten für die
zweckmässigsten hält, und heben besonders
hervor, dass er die Cultur freistehender
Stammbäume (Halbhochstämme) auf das
Argelegentlichste empfiehlt. Wer einen ge-
schützten Garten hat, kann in den meisten
Lagen Deutschlands Pürsiche freistehend
ziehen, wenn auch nicht so grosse wie am
Spalier. d.
4) Von dem von uns schon früher be-
sprochenen grossen Werke „Les Prome-
nades de Paris“ von A. Alphand (Paris
bei J. Rothschild) ist die Adtheilung über
das Bois de Boulogne zum Schluss gebracht.
Die letzten Lieferungen enthalten Abbildungen
in Holzschnitt, welche die hervorragendsten
Blatt- und Einzelnpflanzen der Anlagen zur
Anschauung bringen, in so wunderbar voll-
kommener Zeichnung und Ausführung, dass
man ohne Bedenken sagen kann, dass im
Holzschnitt derartiges noch nicht geleistet
worden ist. Ja wir möchten geradezu be-
haupten, dass der Holzschnitt für derartige
Charakter-Darstellungen ganz besonders ge-
eignet ist. Die Naturwahrheit der Zeichnung
350
ist so gross, dass man sofort jede Pflanze
erkennt und von ganz ähnlichen uniterschei-
den kann. Hoffentlich werden diese Pflan-
zenabbildungen später besonders in einem
Werke über Blattpflanzen ausgegeben, damit
auch diejenigen, weiche nicht im Besitz des
theuren grossen Werkes sind, davon Gewinn
ziehen können. J.
5) Bulletin de la Soeciete des Na-
turalistes & Moscou, 1870, N. 1.
Enthält grossentheils Abhandlungen aus
den uns fernerliegenden Gebieten der Natur-
wissenschaften.
a} Herr Akademiker Abich berichtet
über einen erloschenen Vulkan, der
Queliengebiet des Euphrat, in der Wasser-
scheide zwischen dem östlichen Euphrat-
Quellen-Gebiete und dem Araxes sich befin-
det. Dieser Vuikan ist 11,697 Fuss hoch,
der ungeheuere Krater desselben bildet eine
967 Fuss tiefe Einsenkung, die einen Längs-
durchmesser von 2000 Fuss besitzt. Aus
zahlreichen Fumarolen 2— 300
Fuss unterhalb des Kraterrandes, im Innern
des Kraters heisse Dämpfe mit einem Ge-
im
entweichen
räusch wie bei Dampfmaschinen. Die Con-
glomerate des Kraters sind sehr schwefel-
reich, und es enthalten die jener Localität
entnommenen Schwefelerden bis 75 Procent
Schwefel. Von den Eingebornen wird die-
ser alte Vulkan „Tandurek* genannt. Herr
T. K. Lynch bezeichnete denselben in Pe-
termann’s geogr. Mittheilungen als einen jetzt
noch thätigen Vulkan des Quellengebietes
des Euphrat.
b) H. Karsten, über im menschlichen
Ohre beobachtete Schimmelpilze. — Herr
Dr. Gruber hat im menschlichen Ohre meh-
rere Schimmelpilze aus der Gattung Asper-
gillus aufgefunden, welche als Ursache der
Schwerhörigkeit bezeichnet werden. Herr
H. Karsten beschreibt und bildet solche in
der in Rede stehenden Abhandlung ab. Kar-
sten beschreibt davon 3 Formen, die er aber
nur für Formen des Aspergillus glaucus hält.
c) Herder, Plantae Raddeanae
monopetalae. Compositae. Von Carduus
bis Lactuca. —
d) A. Becker, Reise nach Mangy-
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
schlak. — Die Halbinsel Mangyschlak liegt
im Norden des Caspischen Meeres zwischen
Astrachan und Gurjew. Per Daimpfschiff
fährt man von Astrachan in 2 Tagen dahin
und Herr Becker hielt sich Mitte Juni 8 Tage
daselbst auf. Das Ufer ragt über 500 Fuss
über den Meeresspiegel empsr. An demsel-
ben wachsen von seltenen Pflanzen Inula
multicaulis, Onosma stamineum, Lagochilus
acutilobus, Gypsophila diffusa, Zygophyllum
turcomanicum, Z. macropterum, Jurines
chaetocarpa, Rhinopetalum Karelini etc.
Nanaphytum caspicum wird von den Kir-
ghisen und Trachmenen als Brennholz be-
nutzf.
Arm Ankerplatz liegt das Dorf Nico-
lajewsk und 4 Werst südlich davon liegt das
Fort Alexandrowsk. Vor dem Fort hat
der Coımnmandant ein steinernes Wohnhaus,
umgeben von dem einzigen Garten jener
Gegend, in dem vorzugsweise Gemüse culti-
virt werden, welche mittelst eines Wasser-
pumpwerks bewässert werden, denn Regen
gehört zu den Seltenheiten.
Die Trachnmenen beschäfiigen sich mit
Ackerbau, indem sie Sorghum, Hirse, Roggen,
Weizen, Melonen und Arbusen {Wasserme-
lonen) anbauen. Derartiger Anbau ist aber
nur da möglich, wo man in der Tiefe von
ungefähr 20 Faden (140 Fuss; Wasser findet,
mit dem dann mittelst Wasserpumpmaschi-
nen, die durch ein Pferd in Bewegung ge-
setzt werden, die Aussaaten bewässern kann.
Fische bilden jedoch die Haupinahrung der
Einwohuer.
e) Wiazemsky, Verzeichniss der im
Jelatomischen Rreise im Gouv. Tambow wild
gesammelten Pflanzen. Es werden 424 Pha.
(E. R.)
nerogamen aufgelührt.
6) I giardini. Giernale della so-
cieta orticola di Lombardia,
Anno XVI N.S I. Milano 1870.
Die Redaction bedanert, dass sie von
den Gesellschafts-Mitgliedern sehr wenige
Unterstützung findet; von dem Fortschritte,
der sich in den letzten Jahren auf dem Ge-
biete der Gartencultur doch überall zeigt,
von den Resultaten der verschiedenen Ar-
beiten, von den stattfindenden Ausstellungen
b
IV. Literatur.
a. dgl. wird der besasten last gar nichts
mitgetheilt. Und wahrlich in den zwei uns
vorliegenden Helien — Juli und August —
üinden wir über Hortiexlturzustände Italiens
keine einzige Mittheilung; wir finden Aus-
züge und Uebersetzungen aus anderen Jour-
nalen, wie u a. eine Uebersicht der ver-
schiedenen Hemerocallis- und Hydärangea-
_ Arten (mit gut ausgeführten Abbildungen
der IIydr. stellata polifera Reg. und der He-
merocallis disticha fl. pl.), einen Artikel über
die Pariser Blumenmärkte, einen andern über
den Schutz Insekienfressender Vögel, eine
Uebersicht empfehlenswerther Pflanzen u. m.a.
Im verflossenen Monat April d. J. hat
die Mailänder Gartenbau-Gesellschaft zwei
Medaillen als Preise für die zwei besten
Aquarien bestimmt, um hierdurch die Ein-
führung solchartiger Appartements-Decora-
tionen anzuregen, aber es fand sich kein
einziger Preisbewerber vor! — Sr.
7) Katechismus der Obstbaum-
zucht und des Obstbaues für
Landschulen. Von Ferd. Hanne-
mann, königl. Garteninspector
Lehrer des Gartenbaues etc. Zweite
Auflage. Weimar 1870. Mit 29 Ab-
bildungen.
und
Bei den zahlreichen guten Schriften über
Obstbau kann das Urtheil sich nur darauf
stützen, ob das betreffende Buch seinen Zweck
wirklich erfüllt. Dies müssen wir bei dem
vorliegenden kleinen Buche obvie Vorbehalt
bejahen. Es scheint uns, dass es allen bil-
ligen Anforderungen entspricht und trotz des
geringen Umtangs alles enthält, was der
Landmann und Besitzer kleiner Obstgärten
bei der Erziehung und Behandlung der Obst-
bäume wissen muss. Der Verfasser hat sich
gewissenhaft auf das wirklich Nöthige be-
schränkt und dadurch seiner Sache den
besten Dienst geleistet. Da das kleine Buch
ohne Zweifel bald wieder neu aufgelegt
wird, so möchten wir dem Herrn Verf. eine
gründliche Revision des Capitels über die
Pflege der Obstbäume, namentlich über Krank
heiten und Feinde empfehlen. Er möge auch
nachdenken, ob der ausgesprochene Satz |
„Moose und Flechten sind meist die Folge,
351
aber nicht die Ursache einer Krankheit
des Baumes“ (S. 60) bestehen kann? Wir
sind überzeugt, dass mehr Bäume von Ueber-
füllung mit sog. Baummoos krank werden,
als dass Moos in Folge von Krankheit auf-
tritt, Das häufige Vorkommen von Baum-
moos ist Folge eines ungünstigen Climas
und kalten Bodens und Lagen, und dadurch
werden die Bäume krank, indem die Flech-
ten bis an das Fruchtholz vordringen. Der
lange Satz über Honigthau hätte (bei der
Gedrängtheit der übrigen Sätze) füglich weg-
fallen oder mit 2 Zeilen abgemacht werden
können. Die Abbildungen sind vortrefflich
und sehr deutlich. J.
8) Katechismus des Hopfenbaues
für Landschullehrer, Rustikalbesitzer,
Ackerbürger, Ackerbaulehrer etc. Von
Ferd. Hannemann p. p. Mit 8 Ab-
bildungen. Weimar 1870.
Bei der engen Verwandtschaft der Klein-
eulturen unter einander darf der Hopfenbau
der Gärtnerei nicht ganz fremd bleiben, wes-
halb wir auch diesem Schriftchen des be-
kannten Verfassers einige Worte an dieser
Stelle widmen. Ein Fachurtheil über Hopfen-
bau geht uns, wenigstens was Details betrifft,
ab, wir müssen uns daher mit der Anzeige
begnügen. Der Verf., welcher die ausge-
dehnten Hopfenculturen der königlichen land-
wirthschaftlichen Akademie in Proskau seit
zwölf Jahren mit bestem Erfolg leitet, hatte
überdies das Beispiel der nicht fernen be-
rühmten Hopfengegend von Nentomysl vor
Augen und hat die dortigen Erfahrungen
nicht unbeachtet gelassen. Beiläufg erwäh-
nen wir (was der Verf, nicht erwähnt), dass
es vortheilhaft ist, zwischen den Hopfen-
reihen streckenweise Spargelbeete anzulegen.
Hierdurch bekommt der Hopfen mehr Luit
und Sonne, und der Ertrag des Spargel»
deckt in Jahren, wo der Hopfen gänzlich
missräth, die Culturkosten für das ganze
Landstück. Spargel und Hopfen passen in
der Cultur vortrefflich zusammen. J.
9) Das Helioskop. Universal -Orien-
irungsapparat für Landschaftsphoio-
graphen etc. Von Adolph Bühler,
352
Königl. Bayr. Hauptmann.
Verlag von B. F. Voigt.
Weimar,
Der Name Helioskop wird den mei-
sten Lesern eben so unbekannt sein, als
dem Referenten vor Lesung der vorliegenden
Schrift. Er hat daraus erkannt, dass dieses
neue Instrument auch für den Landschafts-
gärtner sehr wichtig werden kann, und dies
wird die Erwähnung des Buches an dieser
Stelle rechtiertigen.
dass die Beleuchtung und als Ursache davon
Wenn wir bemerken,
auch die Stellung der Bäume und Gruppen
etc. durch das Helioskop mit mathematischer
Genauigkeit für jede Tageszeit bestimmt
wird, so wird derjenige, welcher einen Be-
grill von der höheren Landschaftsgartenkunst
hat, begreifen, dass dies eine sehr wichtige
Sache ist. Dies beweist aber auch, dass
nur solche Personen, welche die Hochschule
der Landschaftsgärtnerei durchmachen, von
dem eigentlich für photographische land-
gchattliche Aufnahmen bestimmten Instrument
Nutzen zu erwarten haben. Wir rathen sol-
chen Hochschülern vorerst, sich bei einem
geübten Landschafts-Photographen mit dem
genannten Instrumente und seinem Nutzen
bekannt machen zu lassen. d.
10) G. F. Fischer. Jahresbericht
des Schlesischen Central-Ver-
eins Gärtner und Garten-
{freunde zu Breslau für 1868.
Breslau 1869 bei Gebrüder Fischer.
Der
Schänthier, sprach wiederholt über Be-
pflanzung der längs der Eisenbahnen unbe-
baut liegenden Abhänge etc. und empfichli
hierzu Zwergbäume von Aepfeln, Birnen,
Pflaumen, Kirschen, Stachelbeeren, Johannis-
beeren und besonders den Himbeerstrauch,
sowie endlich die Korbmacherweide.
Herr J. Rehmann empfiehlt die Düng-
ung der Rasenplätze in Gärten mit Knochen-
meh). Selbst auf Schuttboden, auf dem der
Rasen sonst gelb wird, hatte diese Düngung
einen vortrefllichen Erfolg.
Hr. Schönthier spricht über die von
Hrn. Balme aus Frankreich in Breslau zunı
Verkauf ausgebotenen Obstbäume, wobei
jene bekannten grossen in Frankreich erzo-
genen Schaufrüchte als, Fruchtproben aus-
gestellt waren. Der Relerent macht darauf
für
Vorsitzende, der Handelsgärtner
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
aufmerksam, dass solche grosse Früchte nur
auf besonders gutem Boden an sehr kräfti-
gen Exemplaren und in Folge von Ausbre-
chen des grössten Theils der Früchte, so
dass nur einzelne gut vertheilte Früchte an
den Bäumen bleiben, erzogen werden kön-
nen. Sehr milde nur bezeichnet derselbe
diesen Schwindel, indem er sagt, dass die
zum Verkauf zu hohen Preisen ausgestellten
Fruchtbäume in den ersten Jahren schwerlich
solche Früchte tragen dürften. In Deutsch-
land haben sich diese Herren in ihrem
Schwindel jetzt möglichst gemässigt und
stellen nur natürliche Früchte als Lockvögel
zum Verkauf aus. In Russland probirten
Leute ährlichen Schlages es in den letzten
Jahren, ilıre Bilder von Jonqnue imperiale
ete „ wie wir solche von den Herren schon
vor 20 Jahren ausgestellt sahen, als Lock-
vögel zum Kauf von den Wurzelstöcken des
Aspidium Filix mas, der Wurzeln des As-
phodills (Asphodelus luteus), oder wenn es
hoch kam, zu Zwiebeln von Scilla maritima,
Paneratium marıimum und einigen Crinum
auszuhängen. Dieselben sind dalür in den
Russischen Zeitungen gezeichnet worden, wie
das früher auch in Deutschland geschah, —
aber doch gibt es immer noch einzelne
Leichtgläubige, die sich durch solche fingirte
Zeichnungen, auf denen nur die zum Ver-
kanf ausgestellten Zwiebeln richtig, alles
andere erlogen ist, täuschen lassen.
Herr Oppler empfiehlt Juniperus
eommunis zur Bildung von nienlichen im-
mergrünen Hecken. Er empfiehlt Pflanzung
von Mai bıs August, wir möchten dazu stel-
ien ala nothwendiges Bedürrniss zum guten
Gede.hen, leichten sandigen Boden.
Gebrüder Born in Erfurt empfehlen
das von vom Herrn Baron Chartier zusam-
mengeseizie Düngerpulver (100 Pfund zu
13/, Thlr.) sis ein sicheres und bewährtes
Mittel gegen die Verheerungen der Maikufer-
larıen (Engerlinge). Dieses Düngerpulver
hat düngende Eigenschaften und tödtet die
im Boden heimlich arbeitenden Feinde. Der
Bericht stützt sich auf die in Parig bei der
Ausstellung gemachten Versuche. Sehr
wünschbar wäre es, es würde uns auch das
Resultat von in Dentschland gemachten Ver-
suchen mitgerheilt! Wir bezweiteln den Erfolg.
Herr Stahn in St. Franeisco theilt eine
Abhandlung über das Anaheimer Wein-
land in Südcealifornien mit. Eine Colonie
von Deutschen, die einen blühenden Wein-.
bau, aber wie ca scheint nicht genügenden
Absatz und verhältnissmässig zu billige Preise
hat. Trotz mancherlei Schädigung durch
Witterung waren in Anaheim 1866 im Gan-
zen 575,000 Gallonen Wein auf dem dortigen
Lager. Ausserdem werden unsere Obstbäume
und Orangen und Citronen angebaut. (E.k.)
a
ER
. öriginalabhandlungen
i)} Abgebilldeie Pflanzen.
a) Rubus
jieucodermis Dougı
Var
Golden cap.
(Siehe Tafel 670.)
Rosaceae.
R. leucodermis Doug]. in Torr.
et Gray fl. of North. Am. I. 454. —
Glaucus, aculeis recurvatis armatu3 ; cau-
foliis 3-foliatis v. rarius
5-ioliatis; foliolis late-vvatis, duplieato-
sublobato-dentatis, subtus argenteo - to-
libus erectis;
mentosis; stipulis setaceis; pedunecalis
axillaribus 2— 5-Horis, ad ramorum api-
cenı racemo8o -confertis; fructibus sub-
giobosis, lana alba detergibili vestitis.
Stammt dus Oregon und wird in
Amerika jetzt gleich unserer Himbeere
eultivirt. Das Laub gleicht dem der
Himbeere, der Wuchs und die Bestache-
lung mehr der der Brombeere. Trägt
seine Früchte auf den Seitentrieben der
Stengel des letzten Jahres. In Amerika
sind jetzt mehrere der dort heimischen
Brombeeren in die dortigen Gärten als
beliebte Beerensträucher eingewandert.
Es sind dies Abarten von Rubus stri-
. leucodermis Dougl. Der R, leu-
eodermis hat gekrimmte starke Scachelu
und seitliche sitzende Blättchen, — R.
vecidentalis unte@scheidet sich durch
seitliche kurzgestielte Blättehen und R.
strigosus durch feinere gerade Stacheln.
Die Biumen des R,
stehen einzelu
leucodermis
einfachen oder zu
2—5 auf verästelten Blüthenstielen in
den Achseln der oberen Blätter der
Triebe und vereinigen sich hier zu einer
beblätterten traubenförmigen Rispe,
Früchte fast kugelrund oder halbkugelig,
mit einem allmälig verschwindenden
weissen Filz bekleidet, bis 3/, Zoll im
Durchmesser, aus vielen kleinen Beer-
chen, die in 5—6 Reihen übereinander-
stehen, zusammengesetzt.
Bei der wildwachsenden Pflanze be-
sitzt die reife Frucht eine braunschwarze
Färbung, — bei der abgebildeten Abart
auf
gosus Mx., R. occidentalis L. und |ist die Farbe der bald reifen Frucht gelb,
ZIL 1879,
23
354
so dass in diesem Stadium die Frucht
einer gelben Himbeere ähnlich ist. Ganz
reif löst sich die Frucht leicht vom rund-
lich-eonischen Fruchtboden und besitzt
eine eigenthümlich trübe selbbraune
Färbung, und die einzelnen Beerchen
sind am Grunde mit dem Reste des weis-
sen Filzes umgeben. Frucht von süssem,
saftigem, eigenthümlich aromatischem
Geschmack, aber ohne den Duft der
Himbeeren. —
I
1
|
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Wir erhielten den in Rede stehenden
Beerstrauch, der gleichsam zwischen den
Himbeeren und Brombeeren die Mitte
hält, aus Nordamerika, dureh die freund-
schaftliche Vermittelung des Herrn Dr.
Siedhof, eines deutschen Landsmannrs
in North-Roboken. Derselbe überdauer!«
unsere Petersburger Winter im freien
| Lande und irug 1869 gepflanzt, schon
1870 reichlich Früchte. (E. R.)
bb Vriesia corallina.
(Siehe Tafel 671.)
Bromeliaceaäe,
foliis oblongo-
ex
Vriesia corallina;
ligulatis, strielis, ere«t:
apice rotundata in
duetis, glabris,
dibus, suhtus ex a!
meque lineolatis; scaı
superante; spica simplie‘,
bus sessilibus, disiar
vatis; braeteis ealyeem dimidium is
ribus
"patentibus,
acumen subito pro-
integerrimis, supra viri-
hido riaue)s tenuiss!-
a
flori-
recur-
Bisticha;
ıtihus, INOoX
superantibus; sepalis ereetis, mar
sese involventibus;
concavis, acutis; pefa
ealycem aequantibus, obiongis.
apice rotundato - retusis,
ee
lis concoloribus,
ereetis,
eoncavis,
squamulis oblongis
minibus inelusis,
insertis, tribus inter
mentis linearibus, Nlexuosis,
dilatatis; antheris linearibus.
locularibus, basi adnatis.
Folia circiter 8 pollices longa et
usque 2 poll,
duplo latiora, transparentia, nervis longi-
tudinalibus tenuiter striata, in statu
duabus vestitis;
iribus. peisiorum
hla-
apiee paullo
petaln insertis;
erectis, bi-
N bası ampleetentia
latis, |
Seapns, rhachis et braetene pulehre pur-
purascenies. — Bnchilirion corallinum
Linden cat, —
In habitu Vrisine platyreinae Gaud.
satis alfinis, Pasterior (differt seenndium
e tab, 66) foliiz: us-
apice recurvatis,
leonem {(Gaud. Bonite
que bipedalihus, deinde
attenuato - acımi-
fila-
meniis latis Strietis, antheris connectivo
apicem versus sensim
natix, petalis calyerm superantibus,
excurrente mucronatis,
Die schöne Bromeliaere, welche Jen
unserer Abbildung bildet,
erhielten wir von Herrn J. Linden in
Brüssel ale Enchilirion eorallinum. Die-
selbe ward von Linden aus dem tropischen
Amerika eingeführt und gehört schon
deshalb zu den beachtenswerthesten die-
ser Familie, weil die Entwickelung und
Dauer des Blüthenschaftes ungefähr 3
Monate währt. Im hiesigen Garten stand
Ende April dieses Jahres ein Exemplar
Ge: genstand
in voller Blüche. Die Untersnchung
zeigte, dass es eine ächte Vrisia sei
transparente zonis transversalibus picta. | und dass sie ferner der von Gaudichaud
R
(Voyage de la Bonite par Vaillant, Bo- | kaum riehtig se
tanique par Gaudichaud) als Vrisia pta-
tynema abgebildeten, aber nicht beschrie-
benen Art: in Bezug auf die zweizeilige
Blüthenähre
zurückgebogenen sitzenden Blumen, deren
stützende Braeteen fast so lang als der
halbe Kelch, ausserordentlich ähnlich.
Die von Gaudichaud gegebene Ab-
bildung weicht aber durch folgende Cha-
raktere ab. Bei unserer Pflanze werden
die am Grunde umfassenden, dann band-
förmigen ganzrandigen Blätter nur 8 Zoll
lang, stehen aufrecht und sind an der
mit anseinandergerückten
Spitze stumpf abgerundet und dann plötz-
lich in eine aufgesetzte Spitze vorge-
zogen. Bei der Gandichaud’sehen Pflanze
werden die Blätter bis 2 Fuss lang,
hängen an der Spitze über und sind
daselbst allmälig zugespitzt. Bei unserer
Pflanze sind die Petalen so lang als der
Kelch, an der von Ganfichaud sehen die
Petalen 2/, Zoll über die Kelchblätter
hervor. Bei unserer Pflanze sind die
schmal-linearen und zur unterhalb der
Antheren verbreiterten Staubfäden hin-
und hergebogen, und die linearen An-
theren an der Spitze unbewehrt; — bei
der Gaudichaud’schen Pflanze
Staubfäden breit {fast binmenblattartig
sind die
und steif und die Anthere:: sind mit der
hornförnizen Spitze des Conneetivs ge-
krönt.
Wenn wir dennoch beim Vorhan-
densein so starker Unterschiede zweifel-
haft waren, ob unsere Pflanze nicht viel-
leicht identisch mit Gaudiehaud’s Vriesia
platynema, so liegt der Grund darin,
dass die Gaudichaud’sche Abbildung
jedenfalls viel Anomalien enthält, die
Originsalabhandlungen.
355
können. So wider-
spricht die auf Fig, 9_gegebene Abbil-
dung eines Blumenblattes und Staub-
fadens durchaus der Darstellung der
Blumen an der Blüthenähre. Es-könnten
daher die vorragenden Blumenblätter,
wie solche die Abbildung ‘zeigt, sehr
leicht fingirt sein, weil vielleicht ein
nieht in Blüthe befindliches Exemplar
zur Abbildung vorlag.
Auf diese Zweifel an der richtigen
Darstellung der von Gaudichaud abge-
bildeten V. platynema glauben wir hier
nur aufmerksam machen zu sollen, denn
Vereinigung* beider Pfianzen würde erst
dann möglich sein, wenn eine Verglei-
ohung der von Gaudichaud gesammelten
Original- Exemplare unsere Zweifel an
der Treue seiner Abbildung bestätigen
sollten.
Cultur gleich der der Billbergien
etc. (E. R.)
Erklärune der Tafel,
a) Blüthenstand und Blatt in natür-
lieher Grösse.
b) Ein blühendes Exemplar, ver-
kleinert.
c) Blume. Es sind die Kelehblätter
und 2 Blumenblätter fortgenommen, so
dass man die Frucüficationsorgane sieht,
natürl. Grösse.
d) Ein Blumenblatt, natürl. Grösse,
mit 2 Staubfälen und den Sehuppen am
Grunde derselben.
e) Die Spitze eines Staubfadens mit
Anthere, vergrössert.
f) Der Fruchikuoten.
g) Durchschnitt durch den Frucht-
| knoten, —
233 ®
356
Gartenflora Dentschlands, Russlands und der Schweiz.
cd) Dieffenbacehia alliodorah Linden.
(Siehe Tafel 672.)
Aroideeae
Dieffenbachia alliodora Linden cat.
1869 pag. 21. Petioli usque sub apicem
vaginati; lamina oblongo-lanceolata, basi
cuneato-attenuata, apice sensim attenuata,
laete viridis, vinis 16-20 dense positis
erecto-patentibus utrinque percursa, Spa-
tha viridis, nitens, spadicem paullo su-
perans, —
D. lituratae Schott (Prodr. Nr. 333)
proxima, foliis concoloribus laete viridi-
bus in petiolum cuneatis, nervis densius
positisete. faseile dignoscitur. —
Die in Rede stehende Art besitzt
hellgrüne Blätter und Blüthenscheiden
und unterscheidet sich durch die Einfar-
bigkeit der keilförmig in den Blattstiel
verschmälerten kleineren Blätter, die von
sehr dichtstehenden Seitennerven durch-
zogen sind, von der nahestehenden D.
liturata Schott. Der hiesige Garten er-
hielt diese Art von Hrn. J. Linden, der
solche aus dem tropischen Amerika ein-
führte, Ein sehr schwacher lauchariiger
!
Geruch, der sich beim Zerreiben der
Blätter entwickelt, veranlasste Linden,
den obigen Namen zu geben. Besehrie-
ben ist diese Art unseres Wissens bis
jetzt noch nicht. —
Eine decorative Pflanze fürs Warm-
haus, doch von weit geringerem Werthe
für die Cultur als die schönen buntblät-
terigen Arten dieser Gattung. Von den
letzteren ist z. B. die lang bekannte D.
pieta Schott (D. Seguine pieta) zur
Cultur im warmen Zimmer vorzüglich
geeignet, indem sie sich hier zu grösse-
rer Schönheit und Vollkommenheit als
im warmen Gewächshause entwickelt.
(E. R.)
Fig. 1 ein blühendes Exemplar, ver-
kleinert.
=
.2 ein Blatt in natürl, Grösse.
Fig. 3 eine Blüthenseheide in natür-
licher Grösse.
&
2) Von Peiersburg nach
In keinem Lande Europas wurden
in den letzten Jahren so zahlreiche Ei-
senbahnbauten ausgeführt als in Russ-
land. Von Petersburg bis nach Odessa
und nach der Krim durchziehen bereits
mehrere,Bahnen die weiton Gefilde Russ-
lands. Aber auch Petersburg zu
beiden Seiten des Finnischen Meerbusens
haben die Bahnbauten begonnen, und
von
schon jetzt sind die Verbindungen von | wechselnden
Bleisingfors, Reval, Riga.
Petersburg bis Heisingfors und von Pe-
tersburg bis Reval eröffnet, Strecken die
ausserdem auch mittelst der gut und be-
quem eingerichteten Dampfschiffe der
Finnischen und Baltischen Gesellschaften
zurückgelegt werden können.
Nicht blos eine der reizendsten und
liebliehsten Fahrten von Petersburg aus,
sondern überhaupt wohl eine der an
landschaftlichen Bildern
L Originalabhandlungen.
reichsten Fahrten zu Meere, das ist die
Fahrt von Wyborg aus durch die Schä-
ren nach Helsingfors und von da weiler
nach Abo und Stockholm, und wir rathen
Jedem, der einmal die Wunder der Haupt-
stadt des Zarenreichs sehen will, und
bei den jetzigen leichten Communieatio-
nen, Seinen Wandergang nach Norden
richtet, einmal über Copenhagen und
von da durch Schweden, längs der
Tronhätia-Fälle nach dem reizend gele-
genen Stockholm und endlich von dort
per Dampfschiff über Abo, Heilsingfors,
Wiburg nach Petersburg zu reisen.
Wenn man per Eisenbahn Abends
um 5 Uhr von Petersburg nach Wiburg
fährt, so kommt man dort nach 4 Stun-
den an und geht, soferu man in Wiburg
nicht verweilen will, sogleich von der
Eisenbahn nach dem Dampfschiff, um
dort zu übernachten. Da die Schären-
fahrt nur beim Tageslicht gemacht wer-
den kann, so lichtet das Dampfschiff
schon Morgens 3 Uhr die Anker, um
aus der Bucht von Wiburg in die offene
See zu steuern. Schon gegen 10 Uhr
Morgens tritt das Schiff in die Schären
ein. Als „Schären“* bezeichnet man
die zahlreichen kleinen und grossen fel-
sigen Inseln, die dicht neben einander
liegend das Ufer des festen Landes oft
viele Stunden weit in die See hinein um-
säumen. Die bald engeren, bald weite-
ren Meeresarme, welche diese Tausende
von Inseln umgeben, gehen gleich mäch-
tigen breiten, oder gieich schinalen Strö-
men zwischen den Inseln und Felsen-
rissen hindurch und lassen den Blick
bald stundenweit zwischen den Inseln
hindurch bis zum festen Lande, bald
andererseits nach dem offenen Meere hin
schweifen. Bald geht die Fahrt durch
solche enge Kanäle zwischen den Inseln
hindurch, dass man oft nicht begreift,
wo das Schiff zwischen allen diesen Fel-
397
sen sich hindurchwinden soll, bald geht
es ausserhalb der Schären und lässt von
der freien See den Blick über die laby-
rinthischen Wasserstrassen zwischen den
Inseln hindurch schweifen,
Alle Inseln sind wie das Ufer des
festen Landes aus vieifach zerklüfteten
Granitfelsen gebildet, deren Ufer von der
an ihr emporrollenden Brandung abge-
glättet und kahl, nur von den Farben
der sie deckenden Flechten mannichf:ch
gefärbt sind. Da sind grosse Flächen
der Felsen von Lecidea geographica
L. gleich Landkarten in verschiedenen
Tönen grün und gelb und dunkler ge-
färbt, so dass der vom Vater der Botanik
gegebene Name in seiner Heimath so
recht eigentlich zutrifft, — dort ist L.
confluensSchaer. undL. atroalba
L., welche weissgraue oder selbst röth-
lichbraune Flächen bilden, dort breitet
die Parmelia centrifuga in grossen
Coionien ihre grossen, fast kreisrunden
strohgelbgrünen Lager aus. Dann sind
es wieder die dunkeln blattartigen roset-
tenartigen Lager der Gyraphora- und
Umbilicaria-Arten, die in dichten
Massen dunklere oder fast schwärzliche
Färbung der Felsenflächen bedingen.
Gelb und orangengelb färben die For-
men der Parmelia parietinal. und
wo sich schon eine dünne Humusschicht
gebildet, da sitzen grosse Coionien der
weisschuppigen Stereocaulon- Arten,
die Cladonien (Rennthiermoose) und
die grünlichbraune Cetrariaislandica
L. (Isländisches Moos), welche hier auch
ihre Apothecien massenhalt entwickelt.
In den Spalten der Felsen da wachsen
Birken, Föhren, Fichten und verleihen
dem Bilde eine grössere Lebhaftigkeit.
Jede 5 Minuten wechselt das Bild und
so kommt man nach einer sehr genuss-
reichen Fabıt Abends in Helsingfors an.
Helsingfors ist eine schöne reinliche
358
Stadt, die reizend an den tief einsehnei-
denden Buchten auf und an Granathügeln
liest. Die finster
von Sweaborg schützen die Einfahrt und
in der Stadt stehen einige srosse schöne
Kirchen auf den Spitzen von Granitfelsen
wie auf Postamenten,
Helsingfors 5
und Sitz der Regierung des
zogthums Finnland,
ausschauenden Forts
ist die
im Sommer weilen
zahlreiche Gäste dort, Seebäder
und Woasserkuren bERlchäN. Ein dem
Meeresufer nahe gelegenes Kurhaus, um-
geben von einem
reichenden Garten, dient den Gästen zur
geselischaftlichen Vereinigung.
a y
welche
zum Meeresufer
Von der hochgelegenen Sternwarte
aus durchsehneidet eine zrosse breite
Strasse ganz Helsingfors und führt hinaus
nach dem Tölo-Park.
Der Tölo- en ist ein gemeinnütziges
Werk des Hrn. Commerzienrathes Borg-
ström. Die Granitf elsen erheben sich
hier am höchsten in der Nähe der Stadt,
biefen auf ihren verschiedenen Höhe-
punkten reizende Aussichten üher Hügel-,
Thal- und Wasse nach der
Stadt, dem Meere und der Umgebung.
Früher ein Ödes in der Thalsohle
versumpites Terrain, führen jetzt schöne
Wege nach den ten Punkten und
bis auf die höchsten Spitzen hir
terhalb derer eine Restauration erbaut
ist, Der Herr Borgström hat seit einer
Reihe von Jahren diese Anlage derch-
führen lassen und denkt Sieseiben Immer
weiter auszubauen.
Reizend liegt ebenfalls der Bota-
nische Garten auf einem Granithügel
an einer der Meoreshuchten. Herr Pro-
fessor Lindberg, der jetzige Direktor
des Botanischen Gartene, berühmt als
Muscologe, hat dem Garten sein lebhaftes
Interesse zugewendet. früher stark
verwilderte, in ' Orin:
erpa
thlen
kp
8
auf, un-
1
u
Q
ax
Systematise
ne
en
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
angepillanzte Sammlung der Perennien
und annuellen Pflanzen fanden wir jetzt
in musterhafter Ordnung. Im Arboretum
sahen wir grosse fruchttragende Bäume
von Aeseulus Hippocastanım L., Acer
saccharinum L. ete,, überhaupt ungefähr
ähnliche Verhältnisse in Bezug anf die
im freien Lande ausdauernden Pilanzen,
Reval und Riga.
Die sehr gut unterhaltenen Gewächs-
häuser enthalten eine gute Auswahl der
wichtigsten Pflanzen für den botanischen
Unterricht. Von Pandanus utilis
verästelte grosse Exemplare, eine hübsche
Sammlung von suceulenten Pflanzen ete.
Reval liegt Helsingfore gerade
gege über und eine kurze Fahrt von 6
Stunden per Dampfsebiff führt dahin,
wenn gleich die fast stets den Kurs
schief schneidenden Wellen dem grössten
Theil der Passagiere die Bekanntschaft
mit der Seekrankheit machen lässt, so
dass beim Länten zu Mittag nur 3 der
vielen Reisenden zur Tafel erschienen.
Reval selbst liegt hart am Meere, zum
Theil auf einem Bügel, dem Domberge,
der von der Domkirche gekrönt ist. Wir
besuchten hier nur den Garten des Hrn.
Hardelsgärtner Dietrich, eines Mannes,
sich um die Üryptogamenkunde der
Ostseeprovinzen grosse Verdienste erwor-
ben hat, sowie derselbe als Secretär bei
dem dortigen Gartenbau-Vereine fungirt,
n dessen Bildung sich unser geehrter
Freund lebhaft betheiligt hat.
In Dieirich’s Baumschulen
wir so ziemlich dieselben Sträucher und
Bäume, die wir bei Besprechung der
wie um
sahen
Rigaer üärten hervorheben wollen. Von
besonderem Interesse waren für uns
einige Pflanzen, die wir ir Riga nicht
sahen. So z. B, Atragene sibirica
|in ziemlich hoch rankenden Exemplaren.
| Wir bemerkten
von derselben kürzlich,
dass dieselbe in Petersburg im freien
|
|
I.
Originalabhandlungen.
359
Lande niedrig bleibt und nicht alsSchling- | mit niedriger Fahrtaxe bilden einen an-
pflanze dienen kann. Der ächte Rham-
nus danurica Pall,, aus direkt ein-
zeführten Samen erzogen, in schönen
Exemplaren. Ebenso der Bvonymus
Maki des Amurgebietes, dieLonicera
gibbiflora und Maximowiezia ehi-
nensis des gleichen Gebietes. Ailan-
thus giandulosa friert in Reval wie
in Moskau jährlich bis zum Schnee herab.
Pterocarya caucasica, diein Peters-
burg keinen Winter überdauert, Ptelea
trifoliata, Acer Negundo u. a. m. noch
in kräftigen ausdauernden Exemplaren.
Riga, die grösste und bedeutendste
Stadt der Baltischen Provinzen, wird von
Petersburg aus per Eisenbahn in 24 Stun-
den erreicht. In Dünaburg zweigt die
Bahn nach itiga ab, und über Dünaburg
ist Riga jetzt mit Witebsk, Orel und
dem Herzen Russlands verbunden, wo-
durch Rigas Handel in den letzten Jah-
ren einen bedeutenden Aufschwung er-
halten hat. Riga hat etwas über 100,000
Einwohner, von denen ungefähr 40,000
Deutsche, 40,000 Letten und 20,090
Russen. Die Altstaät gleicht einer alten
deutschen Stadt mit sehr engen Strassen,
in denen sich der überaus lebhafte Ver-
kebr mühsam bewegt. Schön und ganz
im Styl der Neuzeit sind die Vorstädte,
pallastartigen “Gebänden,
das Polyteehnikum eines
mit grossen
unter denen
der ansehnlichaten, und schönen in
neuester Zeit angelegten Boulevards
und Stadtaniagen. Die Düna, an welcher
Riga liegt, ist hier schon ein breiter
mächtiger Strom von last !/, Stunde
Breite. Der Quai, an dem die zahlreichen
Kauffahrer aller Nationen anlegen. wird
jetzt verlängert und mag fast 1/, Stunde
lang sein. Hanf, i'lachs, Leinsaat, Holz
sind die budeutendsten Export - Artikel.
Ein gutes Pfiaster und bequeme, fast
ausschliesslich zweispännige Droschken
genehmen ÜOontrast mit Petersburg, wo
beides schon lange fromme Wünsche
sind. —
Der älteste öffentliche Garten Rigas
ist der Kaiserliche Garten. Eine mäch-
tige alte Ulme trägt die Inschrift, dass
solche 1723 von Peter dem Grossen dort
gepflanzt wurde, Sonet ist dieser Garten
jetzt vernachlässigt und enthält eigent-
lich nur gerade Alleen mächtiger alt
Bäume, unter denen die riesigen Ac>-
culus Hippoeceastanum den Peters-
burger daran erinnern, ‘dass er in ein
milderes Clima eingetreten ist.
Riga ist seit alter Zeit der Hauptsitz
des Pflanzenhandels für ganz Russland.
Zahlreiche Handelsgäriner haben sich
dort niedergelassen und senden Samen
und Pflanzen durch ganz Russland.
Das grösste Handels -Etablissement
in Riga, ja eine der grössern Handels-
gärtnereien Europas, ist die von C. H-
Wagner. Dieseibe wurde im Jahre
1793 von Groot gegründet, 1816 von
C. HB. Wagner übernommen und wird-
jetzt von dessen Sohn fortgeführt. Die-
ser Handelsgarten umfasst alle Richtungen
des Gartenbaues. Die Baumschulen und
der garten haben ein Areal von 30 Dis-
jätinen (die Disj. ungefähr 4 Preussische
Morgen). In der Mitie des Gartens liegt
Wagner’s reizen: gelegenes Wohnhaus,
umgeben von mächtigen Rasenplätzen
mit Biumengruppen und Arboretum,
Weiterhin die zahlreichen Gewächshäu-
ser, die an die grössern Handelsgärt-
nereien Genis erinnera, das Comptoir
mit zum Sımenverkauf und den
Lagerräumen eingerichteten Localitäten
und im untern Stoek grosse Packräume,
in denen stets ein zahlreiches Personal
mit dem Einpacken und Versenden von
Pflanzen und Samen hesehäftigt ist.
Wir bemerkten schon, dass Wag-
den
360
Gartenflora Dentschlands, Russlands und der Schweis.
ner’g Etablissement fast alle Zweige des | stehen auf Beeten mit leichter sandiger
Gartenbaues umfasst. Was wir als Riga
eigenthümliehe Culturen nennen werden,
indem wir diesen Garten einlässlicher
besprechen, das findet sich auch in den
andern Handelsgärtnereien Rigas wieder.
Eine Abtheilung des Gartens mit
besonderem Cuitur-Chef ist der Cultur
der annuellen Zierpflanzen und deren
Samenzucht gewidmet, Die Anzucht der
Levkojen- Samen wird in Riga eben 36
lang wie in Erfurt und in grosser Aus-
dehnung betrieben. Die zur Samenzucht
bestimmten Pflanzen werden aber nicht
wie in Erfwrt in Töpfe gepflanzt, sondern
man pfianzt solche auf Beete (plates-
bandes) aus, wo sie bei schlechtem Wet-
ter durch auf Lattengerüsten ruhenden
Fenstern vor dem schädlichen Einfluss
za grosser Feuchtigkeit geschützt werden.
Die so in Riga gewonnenen Samen von
Sommer-, Herbst- und Winter-Levkojen
liefern ebenso wie die Erfurter Samen
grossentheils gefüllt blühende Exemplare.
Auch alle andern beliebten einjähri-
gen Zierpflanzen, die Varietäten von
Phlox Drummondi, Persees, Portulaca
etc. sieht man zur Samenzucht
beetweise angepflanzt und nur die in
wärmeren Climaten besser und vollkom-
mener reifenden Samen werden von Hrn.
Wagner bezogen.
Aehnliche Quartiere sind von der
Cultur der schönblühenden Perennien
eingenommen. lie Dahlien werden beim
Herrn Wagner behufs der Versendung
ausschliesslich in Töpfen erzogen und
zur Versendung Topfknollen benutzt.
Wohl an 20.000 solcher Dahlienpflanzen
sahen wir in Töpfen und ausserdem das
Sortiment von den auserwähltesten Sor-
ten auf Rabatten im freien Lande. Nicht
minder schön und zahlreich ist das Sor-
timent der schönen Gladiolus, die gerade
in voller Farbenpracht blüheten. Solche
hier
und stark mit Torferde vermengter Erde
und werden aus Wurzelbrut und Samen
angezogen. |
Sehr vollständig ist ferner die Samm-
lung der ganz im freien Lande eultivir-
ten Lilium- Arten.
Die bedeutendste und wichtigste Ab-
theiluug dieses Gartens sind die ausge-
dehnten Baumschulen, denen Hr. Wagner
selbst nachgeht und durch die er mich
mit freundlichen Erläuterungen begleitete.
Beginnen wir mit einigen Beeren-
sträuchern und Obstbäumen.
Die Mammure (Rubus arctieus)
war unter den Beerensträuchern vertreten.
Wir können in Folge unserer eigenen
Gulturversuche bestätigen, dass diese
niedlich» Pflanze, die richtiger zu den
Stauden als zu den Halbsträuchern ge-
rechnet werden muss, allerdings unseren
Culturen sich vortreffliich anschliesst.
Ein halbschattiger etwas feuchter Stand-
ort und mit Torferde staık vermengter
Lehmboden oder Gartenboden, das sind
die Culturbedingungen, unter denen bei
uns wie bei Hrn. Wagner diese Pflanze
gedeiht. Dieselbe entwickelt in Oultur
vom Frühjahr an bis zum Herbste ihre
niedlichen rothen Blumen, trägt aber nur
sparsam ihre köstlich ananasartig duften-
den Beeren, die die Grösse kleiner Brom-
beeren erreichen und den ganzen Som-
mer hindureh einzeln reifen. Ob diese
Pflanze je eine Beerenstande der Cultur
im Grossen werden wird, das lässt sich
bis jetzt noch nicht sagen. So lange
solche in Cultur nicht zu reichlicherer
Tragbarkeit gebracht wird, ist das nicht
anzunehmen.
Stachelbeeren (Ribes Grossula-
ria). Die sogenannten englichen Stachel-
beeren, d. h. die Stachelbeeren mit sehr
grossen Früchten, verschaffen sich immer
allgemeineren Eingang in unsere Culturen.
A
ee,
L,
Originalabhandlungen.
361
Wir haben seit 8 Jahren unsere Beob- | legen vermehrt werden, diese Methode
achtungen über deren Cultur und Ver-
mehrurg im Petersburger Clima gemacht,
konnten uns aber noch immer nicht ent-
schliessen, unsere Beobachtungen darüber
zu publiziren, da uns immer noch das
eine oder was wir noch
dureh Versuche zufzuklären wünschten,
übrig lieb.
ande
anteTe,
Da Herr Wagner seine
Stacheiberren seit langen Jahren ganz
im Grossen cultivirt, so ergänzen dessen
Beobachtungen gieichsam die unserigen.
Indem wir uns vorbehalten, baldigst ein-
lässlicher af die Cultur der Stachel-
beeren einzutreten, beschränken wir uns
hier auf die Mittheilung der Culturmethode
der Stachelbeere, welche Herr Wagner
befolgt. Derseibe wendet bei denselben
möglichst starke Düngung an und pflanzt
solche in eine Reihe auf 4 Fuss breite
Beete, Hr. Wagner hat bei seiner Cul-
turmethode nicht den Fruchtertrag im
Auge, sondern einzig schnellste Erzielung
vieler kräftiger junger Pflanzen zum Ver-
kaufe. Deshalb ; wendet derselbe aus-
schliesslich Buschform an, lässt keinen
der Wurzeltriebe fortnehmen und benutzt
alle genugsam kräftigen Triebe dazu,
um sie niederzubeugen und behufs der
Verimehrung abzulegen. Eigenthümlich
wird Hrn. Wagner’s Verfahren dadurch,
dass abwechselnd von den Mniterpflanzen
- das’ eine Jahr die stärkeren Zweige nach
der einen Seite der Rabatte, das andere
Jahr nach der andern Seite abgelegt wer-
den. Wenn dann die auf je einer Beet-
seite abgelegten bewurzelten Zweige fort-
- genommen und auf besondere Beete zur
völligen Erstarkung verpilanzt werden,
dann wird gleichzeitig diese eine Beet-
seite umgegraben und stark gedüngt, um
:im folgenden Jahre abermals zum Ab-
legen benntzt zu werden.
benntzt bei den meiten Gesträuchen
seiner Baumschulen, weiche durch Ab-
Hr, Wagner
des abwechselnden Niederlegens nach
der einen und nach der andern Seite
des Beetes. Gegen die Verheerungen,
welche die von uns schon erwähnte
Fliegenlarve (Nematus appendieulatns
und N. ventricosus) anriehtet, schützt
Hr. Wagner durch wiederholtes Ueber-
spritzen der Pflanzen mit einer Verdün-
nung der Jauche, welche in Tabakfabriken
bei der Präparation des Schnupftabaks
übrig bleibt, —
Pirnen- und Aepfelbäume werden
alle mittelst Oculation veredelt, beide,
besonders aber die er:teren, hatten in
den letzten harten Wintern überall in
Riga gelitten. Das letztere gilt in noch
höherem Grade von den Kirschen.
Die Pflaumen werden auf einen
Wildling oculirt, welcher mittelst Able-
gens vermehrt wird.
alle
im Winter werden
veredelten Pilaumen niedergelegt,
um solche vor Frostschaden zu schützen.
Sämmtliche hochstämmig gezogenen
Obstbäume sind in Hrn. Wagner’s Baum-
schulen an Pfähle gebunden; im Winter
werden jedoch die Pfähle fortgenommen,
da angebundene Bäume leichter vom
Froste leiden, als solche welche vom
Winde hin und her bewegi werden.
Nicht in geringerer Ausdehnung als
die Anzucht von Obstbäumen findet sich
die der Bäume und Sträucher für Garten-
und Parkanlagen vertreten. —
Als in Riga ausdauerde Gehölze,
die im Petersburger Clima nicht mehr
angebaut werden können,
die folgenden:
Auf mit Walderde aufgefüllten Bee-
ten werden die hybiiden Rhododen-
iron, Abkömmlinge von R. catawbiense,
nennen wir
R, caucasicum, R. ponticam und R. ma-
ximum in grosser Ausdehnung angezo-
gen. Ebenso die kei Deckung auch in
Petersburg noch harten Formen von den
362
laubwerfenden Azaleen des Caucasus
und Nordamerikas,
Die sehlitzblätterigen Quereus (Quer-
eus filieifolia ete.), die uns in Petersburg
wiederholt erfroren .
nen veredelten Exemplaren.
Die Morus-Arten, und selbst Morus
alba, der in Moskau (allerdings geschützt)
noch als Strauch cultivirt wird, halten
in Riga nicht ans.
Die Aesculus-AÄrten sind sämmt-
lich in Riga durchaus hart, und es wurde
von uns schon bemerkt, dass wir A. Hip-
poeastanum in alten mächtigen Exem-
plaren dort sahen.
in Petersburg halten die Aesculus-
Arten wohl eine Reihe von Jahren auf
geschülzten trockenen Standorten
eririeren daun aber in ungünstigen kalten
sahen wir in schö-
aus,
Wintern wieder ganz oder theilweise,
Die Italienische Pyramiden - Pappel
sahen wir iu Hrn. Wagner’s Garten, so-
wie in den öffentlichen Gärten Rigas in
30—40 Fuss hohen Exemplaren. Diese
werden allerdins nicht wie in Moskau
jährlich eingebunden, leiden aber doch
in kalten Wintern mehr oder weniger,
Die Buche (kagus sylvatica) hält
in Riga auf geschütztem Standort noch
aus, bildet dort freilich aber nicht die
grossen mächtigen Bäume wie in Deutsch-
land,
Das gleiche gilt von der Blutbuche,
von der mir Hr. Wagner mittheilte, dass
er soiche ausschliesslich aus Samen er-
ziehe und dass die grosse Mehrzahl der
Sämlinge wiederum die tiefrothen Blätter
der Blutbuche zeige und nur ein kleiner
Theil zurückgehe und grüne Blätter ent-
wickle.
Das gleiche Verhalten beobachtete
der Referent m den letzten Jahren an
Berberis Blättern.
Es scheinen mithin diese rothblätterigen
Formen mancher Holzgewächse durch
vulgaris mit rothen
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
| wiederholte Aussaaten durch mehrere
Generationen die Eigenschaft mehr be-
| ständigerer Ragebildunz zu erhalten, da
sich der Referent sehr wohl erinnert,
| dass von Aussaaten von Keruen der
Blutbuche, die von vor mehr ala
30 Jahren gemacht wurden, uster Hun-
derten von Sämlingen kaum einer rothe
Blätter zeigte.
Einer der ausgezeichneisten und
schönsten Bäume des Etablissements des
Hrn. Wagner ist ein grosses mächtiges
Exemplar von Fagus sylvatica as-
plenifolia. Bis Stammgrunde
mit Zweigen besetzt, ist dasselbe so
breit als hoch. Wir können hier regi-
striren, dass diese schlitzblätterige Buche
durch Veredlung fortgepdanzt wird. Von
einer entsprechenden Abart von Alnus
incana mit geschlitzten Blättern, und
ebenso von der Linde mit geschlitzten
Blättern, erhielten vor mehreren
Jahren zahlreiche Samen, welche wir
seibst aussäeten. Unter vielen HBunder-
ten von Sämlingen zeigt bis jetzt nicht
ein einziges Exemplar die geschlitzten
Blätter der Mutterpilanze. Hier findet
also gerade das Gegentheil, nämlich das
Zurückgehen der Abart zur
Stammart statt, wenn man Samen zur
Fortpflanzung anwendet,
Abies Nuordmanniana, die präch-
tige Tanne des Uaucasus, friert in Riga
jährlich bis zum Schnee ab, ganz wie
in Petersburg. Dagegen hält die Edel-
tanne Deutschlands (Abies pectinata)
auf geschützten Localitäten noch aus
und bildet da 10—20 Fuss hohe Bäume.
Cratacsus OxyacanthaL,, der
gewöhnliche Weissdorn mit seinen ge-
fülltblumigen und buntblätterigen’ Ab-
arten, istin Kiga noch vollkommen hart,
in Petersburg hält die gewöhnliche Stamm-
art desselben nur in milden Wintern und
im Schutze aus, in kalien Wintern friert
ihm
zum
wir
eonstante
|
|
|
\
|
ı
ee.
I.
solehe z:m Schnee ab. Die Abarten
sind noch zarter und überdauern nicht
einmal milde Wirter,
Ulmns campestris und D. ef-
fusa werien auch in Peteraburg noch
als Aller-!ıume benutzt, In dem kalten
Winter von 67 anf 68 eriroren solche
aber zu Tansenden, Die schönen baunt-
blätterigen Äbarten sind viel zarter und
erfrieren bei uns jährlich, in Riga sind
aber buntblätterigen Abarten
ohne jeden Schutz hart.
auch die
me .
ie pyramidal
wachsende Ulme (Ulmus exoniensis) hält
wohl
Standort noch aus, in Riga erhebt sich
in Petersburg auf geschütztem
solche aber zum schönen stattlichen
Baum.
Von den Berberis-ärten mit im-
mergrünen Blättern sind in Petersburg
unter dem Schutze des Schnees B. Aqui-
folium und 8. repens noch so hart, dass
deren Blätter kaum leiden, dagegen er-
frieren B. Neuberti, B. empetrifolia, B.
Darwini, B. ilieifolia und ähnliche, wel-
ehe in Riga noch hart sind.
Gehen wir endlich zu den in Peters-
burg und in Kiga noch harten Holzge-
wächsen über, so haben wir über diese
nur einige Bemerkungen üher die Art
und Weise zu machen, wie Hr. Wagner
dieselben vermehrt oder verwendet.
Crataegus sanguinea und coccinea
dienen in Riga wie in Petersburg zur
Bildung von Hecken. Beide erzieht man
dort aber auch häufig stämmig zu Kugel-
bäumen, denen mittelst der Scheere die
Form gegeben wird.
macht es sich aber,
Herrn Wagner sahen, in regelmässigen
Entfernungen in den geschorenen Herken
solche kugelförmige Kronen einige Fuss
über die Hecke hervorragen.
Die in unserm Clima einzig als.
daurrnden Trauerweiden, S. purpurea
pendula und 5. Caprea pendula, erzienen
Ganz atierliebst
wenn wie wir bei
Originalabhandlungen.
363
wir hier in Petersburg durch Veredlung
auf Stämme von 8. Caprea. In Riga
werden solche aber allgemein wurzelächt
erzogen und dann mittelst Anbindens
und Abschneiden der Seitenzweige 80
weit emporgezogen, bis sie die zur Kro-
nenbildung geeignete Stammhöhe erhal-
ten haben. Von $S. purpurea pendula
benutzt man aus Steckholz erzogene
junge Pfianzen, und Salix Caprea pen-
Aula, die aus Steckholz nicht güt wächst,
wird durch Ableger vermehrt.
Vielleicht nicht allgemein bekannt
ist es, dass während die meisten Pappein
aus Steckholz gut und rasch wachsen,
Posulus alba, die Silberpappel, davon
eine Ausnahme macht. Hr. Wagner er-
zieht daher splehe aus Ablegern. Wer
alte Bäume der Silberpappei besitzt, be-
kommt von diesen oft nur zu viel, die
Rasenplätze verderbende Wurzelschöss-
linge, oder kann dieselbe durch Wurzel-
Stücke vermehren.
Nur dureh Ableger werden in den
Baumschulen des Hrn. Wagner vermehrt:
alle Landrosen, d. h. die Abarten und
Bastarde von R. gallica, R. damascena,
R. alba, R. centifolia und R. pimpinelli-
folia, feraer Hippophae, Syringa vulga-
ris mit allen ihren Aharten. die Abarten
der Ulmer, die Abarten der Ahorn-Arten
(Acer) und selbst die zu Alleebäumen
bestimmten Linden. Herr Wagner sagte
mir, dass nach langjähriger Erfahrung
die aus Samen erzogenen Holiändischen
Linden nicht blos von Anfang an einen
schwächlicheren Wuchs zeigten, sondern
auch
wachsende und nicht so schön geformte
Bäume lieferten, als die aus Äblegern
erzogenen.
Ampelopsis
Jungfernrebe, keimt aus Samen sehr
leicht. Vie Pilanzen
ersten Jahre klein, liefern kein ıeiles
später viel weniger gleichmässig
hederacea. die
bleiben aber im
364
Holz und erfrieren in unserm und in
Rigas Clima im ersten Winter. Wir sind
deshalb auf deren leichte Vermehrung
durch Steckholz angewiesen.
Die Abarten der gemeinen Birke
(Betula alba) mit geschlitzten Blättern,
mit stark hängenden Zweigen u. = fl.
nehmen durch Pfropfen bekanntlich
schwierig an. Herr Wagner umpflanzt
niedrig gehaltene Standexemplare der-
selben mit Samenpflanzen der gewöhn-
lichen Birke und veredelt an diese durch
Anlegen (Ablaktiren).
Die Larix-Arten, Lärchen, keimen
ins freie Land ausgesäet leicht und gut,
fallen aber bald nach dem Keimen ähn-
lich wie die Levkojen massenhaft .der
Stammfäule zum Opfer. Ein Beschützen
der jungen Pflänzchen durch übergeleg-
tes Tannenreis hilft vortrefllich dagegen.
In den Catalogen der Samenhandlungen
taucht in neuerer Zeit ein Pinus rigen-
8is häufig auf. Es ist das eine um Riga
Waldungen bildende Pinus sylvestris mit
etwas mehr blaugrünen Blättern. Herr
Wagner versendet den Samen dieser Föhre
jährlich Centnerweise.
Wir beschliessen hiermit die Aus-
lese der freundlichen Bemerkungen un-
seres geehrten Freundes, Es sind diese
Notizen die Resultate einer langjährigen
rationellen Cultur, die sich den climati-
schen Verhältnissen angepasst hat.
Die Sammlungen der Gewächshaus-
pflanzen sind nicht minder reich als die
Sammlungen der Freilandpflanzen. Mit
Ausnahme der Orchideencultur vertreten
solche alle Richtungen und enthalten in
den einzelnen Sammlungen eine vortref-
liche Auswahl der für den Pfanzenfreund
empfehlenswerthesien Pflanzen.
Unter den Warmhanspflanzen treten
die schönen Blattpflanzen und buntblät-
terigen Gewächse in allen den in der
Gartenfiora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
neuesten Zeit eingeführten Ärten in den
Vordergrund.
Unter des Kalthauspflanzen ist der
speeiellen Liebhaberei Pilanzen-
freunde Russlands vorzugsweise Rech-
nung getragen. Zahlreiche Lo:beerbäume
in allen Grössen und Formen, vortreff-
liche Sammlungen von Fuchsien, Pelar-
gonien, Camellien, Neuholländern ete.
Specialeultur ist die massenhafte Anzucht
von Indischen Azaleen. Solche werden
wurzelächt aus Stecklingen eızogen, den
Sommer in Fensterbeete ins freie Land
der
gepflanzt und zu Kronen-Exemplaren
eTzögen.
Schliesslich müssen wir noch der
Palmensammlung in grossen Exemplaren
und massenhafter Anzucht, und der schö-
nen Farnbäume, sowie der musterhaft
erbauten Gewächshäuser selbst gedenken,
deren Tische ausSchieferplatten bestehen,
die von Eisenstangen getragen werden.
Nachdem wir des reichen Etablisse-
ments Wagner’s so einlässlich gedacht
haben, können wir kurz die andern zahl-
reichen Handelsgärtnereien Rigas bespre-
chen, da solche bald in der einen, bald
in der andern Richtung das bei Herrn
Wagner besprochene wiederholen.
H. Gögginger, Samenhandlung,
Gewächshauspflanzen, Baumschulen. In
den Baumschulen vorzugsweise Aepfel
und Birnen und ausserdem von den mei-
sten eultivirten Sorten auch Standbäume,
von denen wir mehrere der Früchte zur
näheren Untersuchung mit heim nahmen,
darunter auch einige von Hrn. Gögginger
selbst erzogene Sorten. Indische Azaleen
bilden gleichfalls Speecialeultur.
Unter den einjährigen Pflanzen zeich-
nete sich Reseda odorata pyrami-
data durch sehr kräftigen Wuchs und
grosse Blumen mit rothen Staubfäden
Levk«jen-Zucht wie bei Wagner.
Einen eigenihümlichen Culturzweig,
aus.
I. Originalabhandlungen.
den wir hier und nur mit Ausnahme von
Herrn Wagner in den meisten anderen
Handelsgärten Rigas sahen, das ist die
Erziehung von Palmen-Wedeln und
3hlätterigen Trieben der breitblätterigen
Italienischen Myrthe für das Herbstfest
der Juden, die in Riga selbst und Um-
gegend sehr zahlreich angesiedelt sind.
Als Palmen- Wedel dienen die Herzblät-
ter von Phoenix daetylifera, die möglichst
stark kräitig, deren Fiederblätt-
chen aber noch in der Knospenlage be-
findlich Die Phoenix
dactylifera w.rd hierzu in besonderen
Gewächshäusern in ein Erdbeet ins freie
Land ausgerflanzt.
und
srin müssen.
Die vom August an
sich noch cıtwickelnden Wedel werden,
um Entfalten der Fiederblättehen
zu verhindern, mit Bast umwickelt. Je
nach der Stärke werden solche Herz-
blätter mit 3—7 iibl. bezahlt.
Endlich ist noch zu erwähnen, dass
Hr. Gögginger auch Ananas treibt, deren
Früchte gros»entheils in die Fruchibuden
Petersburgs wandern.
das
J. Baer, Samenhandlung, Gewächs-
hauspflanzen, Eine
sauber und gi:t unterhaltese Gärtnerei.
Ein schönes Sortiment der neuesten Gla-
diolus biühete im freien Lande. Wein
und Pfirsich in in Kübeln erzogenen
Exemplaren an der Umfassungswand in
Spalieren. ;aumschulen vorzüglich
unterhalten. Besonders schöne Exem-
plare hochstämmig veredelter Exemplare
von Caragana frutescens grandillora und
C. spinosa. Kirschen und Birnen waren
hier vom geschädigt.
Celastrus se:ndens, der in Petersburg
jährlich erfrier, hält hier ungedeckt aus.
Schoch, Samenhandlung, Gewächs-
hauspflanz“n, Baumsehulen. — Nächst
Wagner die Handelsgärtnerei Rigas, wo
die Gewächzhausculturen die grösste Aus-
dehnung haben. Unter zahlreichen De-
Baumschulen.
Die
Froste weniger
365
corationspflanzen der Warmhäuser auch
eine kleine Sammlung Orchideen. Baum-
schulen ziemlich ausgedehnt. Aprikosen
und Pfirsiche spaliert in Körbe gepflanzt
und mit diesen den Sommer ins freie
Land eingegraben. Werden im Winter
wieder mit dem Korb herausgenommen
und im Keller durchwistert. Diese Körbe
weragen behufs mehrjähriger Dauer aus
Wachholder-Zweigen geflochten.
Schlicht, Samenhandlung,
wächshauspflanzen, Baumschulen.
Unter den Kalthauspflanzen eine schöne
Sammlung Coniferen in theils grossen
vorzüglichen Exemplaren. Dabei auch
die schönen Araucarien. Interessant
waren mir einige alte Weinstöcke an
freien Spalieren im freien Lande, die im
Winter niedergelegt und gedeckt werden.
Der Schlicht’sche Garten umfasst eben-
falls alle Theile des Gartenbaues. Erd-
beerceultur neben gut gehaltenen Baum-
schulen und reichen Gewächshauspflan-
zen-Sammlungen. In Riga ist das
Schlieht’sche Etablissement das älteste
and befindet sich nun seit 73 Jahren in
den Händen der Familie Schlieht, —
Stuhben im Nordeggshof bei
Riga, Gewächshanspflanzen, Baumschu-
Vorzügliche Cultur der decora-
tiven Kalthauspflänzen in grossen Mas-
sen, Viburoum Tinus in allen Grössen
und mit zahlreichen Blumen, Juden-
Myrthen zu Tausenden in kleinen Topf-
exemplaren. Der 3blätterige Trieb ist
der Herztrieb des kleinen aber üppigen
Exemplars. Ausserdem gute Ananas-
Treiberei, Cultur der Palmenwedel von
Phoenix im Grossen, Azalea indica zu
in kleinen und grösseren
Ge-
len, —
Tausenden
Kronenpflanzen.
Baumschulen in sehr guter Ordnung.
Die Kirschen, Pflaumen und Birnen hatten
hier am wenigsten gelitten, alle in schö-
nen gesunden Pflanzen. Die Pärsich-
366 Gartenfiors Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
und Apricosen-Spaliere pflanzt Herr Indem wir damit die Rundschau durch
Stuhben jährlich an eine sonnige Wand | Rigas Gärten beenden, bemerken wir,
ins freie Land, hebt solche im Herbst | dass ausser den genannten. dort noch
mit Ballen aus und überwintert sie im | zahlreiche andere Handelsgärtnereien sich
Keller. Interessant waren mir eine grös- | befinien, in denen sich das oben bespro-
sere Zahl von Weinspalieren, die unter | chene in kleinerem Massstabe wieder-
Deekung im Freien bleiben. Es sind | holt, so die Handelagärtnereien der Her-
sehr frühe Sorten, die jährlich gute reife | ren K. Baer, Durst, Thieme, Freiberg,
Trauben tragen sollen. | Freimana ete. — (E, Regel).
2) Nashträge zu dem Verzeichnisse "sämmtlicher botienischen
und Iandwirihschaftiichen Gärten «te.
von Dr. F. 6. von Herder.
Russland. |Der K. Garten von Zarskoje Slawenko. Stauff,
Moskau. Bot. Garten der Univ. F. Lun- | Obergariner.
gershausen, Garteninspector. Der K. Garten auf Jelagin-Ostroff. Wytnoff,
Moskau. Der Garten des Herrn Lepesch- | Hofgärtner.
kin. Bogatyroff, Obergärtner. ; Der Garten der Grossfürstin Helene Paw-
Studenez bei Moskau. Garienbausehule lowna in Öranienbaum. Marco, Ober-
der Gesellschaft der Gartenfreunde von gäriner.
Moskau. Akscherumow, Präsident. | Der Garteu des Grossfürsien Michael Nico-
St. Petersburg. K. botan. Garten. C- | lajewiisch an dem Peterhofer Wege.
Maximowiez, Oberbotaniker. — P. von | Trost, Obergäriner.
en: Aeltesien Couseraloı Warschau, Universität. Dr. A. Fischer
lim Jungerer Conseryxon. ; von Waldheimu, Professor lür Pflanzen-
St. Petersburg. K. Akademie der Wis- RD Ne
senschaften. Botan. Museum. ©. Maxi- i ”
mowicz, Director.
St. Petersburg. Landwirthschaftliches
(Agronomisches) Institut. Borodin, Prof. Baden.
der Botanik.
St. Petersburg. Der Garten des Herrn
Deutsehland.
Carlsruke. Permanente Ausstellung land
Baron von Stieglitz. Ganschuroff, Ober- WÄTIDSSRBLLICHER Lehrmittel. Dr... C
. Weigelt, Custos.
gärtner.
St. Petersburg. Der Garten des Herrn Bayern.
Commerzienraths Saposchnikofi. Grat-
scheff, Obergärtner. München. Botan. Garten. Dr. Kummer,
Der Garten des Grossfürsten Constantin Ni- Custos, }. Dr. Prantl, Assistent am
colaijewitsch in Pawslowsk. Bode, Park- phys. Laboratorium.
gärtner. Weihenstephan. K.Landwirthsehaftliche
Der K. Park von Zarskoje Selo.. Müller, Centralschule. Dr. G. Holzner, Profes-
Hofgärtner. sor der Naturwissenschaften.
I. Neue Zierpflanzen.
Hessen.
Darmstadt.
Dr. L. Dippel, Director.
Übergärtner.
Grossherzogl, botan. Garten.
P. Schmidt,
Darmstadt. Grossherzogl. polytechnische |
Sehnle,
Botanik.
Dr. L. Dippel, Professor der
Preussen,
Berlin. ti. Meyer. Stadtgarten-Director.
Bonn. Botanisches Institut. Dr. A. Pfitzer,
Assistent.
Cassel (Altmorschen bei).
mische Versuchsstation.
Göttingen. Universität,
Beninga, a. o. Proiessor
im Elsass.
Dr. Dietrich.
Dr. Lantzius-
der Botanik.
Strassburg
schaftliche Faeultät.
a. 0. Professor.
Tarnowitz. Realschule.
Director,
Dr, Wossidlo,
Oesterreichische-Ungarische Mo-
narchie.
Gratz. I!r. J. ©. Bill, Professor der Bota-
S 6 !
nik an der technischen Hochschule und |
Director des botan. Gartens, 7.
Mariabrunn bei Wien. K.K. Forstaka
demie. Dr. M. Willkomm, Prof. der Beo-
tanik. — Dr. Breitenlohner, Leiter der
forstlich-chemischen Versuchsstation.
Pesth. Nationalmuseum. VW,
von Janka. Cusios des botanischen Ab-
theilung.
Ungarisches
Agriculturche- |
Naturwissen- |
Dr. A. Millardet, |
367
Schwei2.
Genf. Herbier Delessert. Lasegue, conser-
vateur.
Frankreich.
| Nantes. Museum d’histoire naturelle. F.
| Bailland, 7.
| Italien.
Firenze. Pharmaceutische Schule. F. Par-
latore, Professor der Botanik.
Asien.
Einglische Besitzungen.
Calcutta. Botanischer Garten. C.B. Clarke,
Director.
Französische Besitzungen.
Ponticherry. Perrotet, Director des bot.
Gartens, }.
Südamerika.
|
| Republik Argentina.
Buenos Aires. Naturwissenschaftliches
Museum. Prof. Dr. Burmeister, Direcior.
|Cordova. Universität. Dr. G. P. Lorentz,
| Prof. der Botanik.
Australien.
; Melbourne. Botanischer Garten. Fer-
| gussen, Director.
\ (Abgeschlossen den 15./27. October 1870).
a) Empfohlen von Herrn Haage und
Schmidt in Erfurt.
1) Mimulus Tilingi Rgl. Im Garten des
Herrn Haage und Schmidt war dieses Jahr
ein ganzes Beet dieser schönen Pflanze im
freien Lande, welches den ganzen Sommer
hindurch in üppigster Pracht blühete. Wir
haben kürzlich schon bemerkt, dass diese
Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen.
| vom Petersburger Garten eingeführte Pflanze
perennirend ist, aber schon im ersten Jahre
nach der Aussaat reichlich blühet. —
2) Statice spicata Willd. Hübsche zier-
liche einjährige Pflanze, die in den Salz-
steppen des Caucasus und Orientes heimisch.
Blätter buchtig-fiederlappig. Blumen lilarosa,
in dichten ährenförmigen Trauben. Empfoh-
368
len zu Einfassungen und niedrig gehaltenen
Blumenbeeten in sonniger Lage im freien
Lande, wie zur Topfeultur.
3) Helianthus annuus globosus fistulosus.
Eine von Haage und Schmidt erzielte Spiel-
art der Sonnenblume. Bildet 5 Fuss hohe
Büsche. Die Blüthenköpfe bis zu 12 Zoll
im Durchmesser, wit nach hinten zurückge-
bogenen Rändern des Blüthenbodens, wo-
durch der Blüthenkopf eine fast kugelige
Gestalt erhält. Alle Blumen röhrig, Strab-
lenblumen fehlen.
4) Mimulus Neubert. Ein Mimulus von
rasenförmigem niedrigem Wuchs wie Mimu-
lus cupreus, aber mit vollständig gefüllten
Blumen von gelber, hell und dunkelscharlach
kupferrother Farbe, sowie auf hellem Grunde
getiegert. Gleichialls von HH. Haage und
Schmidt erzogen.
5) Salvia hispanica L. In Botanischen
Gärten schon lange eingebürgerte einjährige
Pflanze, die nach unserer Ansicht kaum als
schönblumig empfohlen werden kann.
6) Viola odorata Laucheana Wird als
das beste Veilchen zur Blumenzucht im Win-
ter empfohlen. Ist eine Mittelform zwischen
hellblauen Parma-Veilchen und dem
durkelblauen russischen Veilchen.
von Hrn. Garteninspector Lauche in Potsdam
dem
Erzogen
b) Abgebildet im „Botanical Maga-
zine".
7) Tillandsia Lindeniana Rgl. (Brome-
liaceae). — Die hier abgebildete Pflanze ist
die Tillandsia Morreniana Rg]. (Till. Lindeni
Ed. Morren in Belg. hort. 1869 p 323 non
Rgl. Gartenfl. 1869 p. 195). Vergleiche Gar-
tenfl. 1870 p. 40. — (Taf. 5850).
8) COymbidium canaliculatum R. br. —
(Orchideae). — R. Br. Prodr. p. 331. —
Lind). Gen. and spec. Orchid. p. 164. —
Müller Fragm. V p. 95 — Eine auf dem
Cap York, im Nordosten des tropischen
Australiens heimische Art, welche schon von
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schwe.e.
Robert Brown im Änfange dieses Jahrhun-
derts entdeckt wurde, deren Einführung in
die Gärten wir aber Hrn. John Gould Veitch,
Mitglied der Firma James Veitch & Söhne in
Chelsea, verdanken; leider haben wir den
im August erfolgten Tod dieses eifrigen
Sammlers zu betrauern, welcher so viele
neue und seltene Pflanzen aus China, Japan,
den Philippinen und den Südsee Inseln heim-
brachte und der also seinen im vorigen
Jahre verstorbenen Vater nicht lange über-
lebte. Müller und Oldfield fanden die Art
auch, ersterer in Arnheims-Land, letzterer
am Hunters-Flusse in Neu-Süd-Wales. Blühete
zum ersten Male in der Royal Exotic Nur-
sery zu Chelsea im April 1870. Der schein-
znollenarii.;e Stamm ist 1—5 Zoll lang, be-
deckt mit Blatischeiden Blätter 4—12 Zoll
lang, 1/, —1 Zoll breit, genau linear, spitz,
gerippt.
Blüthenschaft und Rispe so lang als die
Blätter, hängend, locker. und vielblumig;
Bracteen Yı9—!/, Zoll lang, im frischen
Zustande an den Stiel angedrückt; Blüthen-
stielchen sehr dünn, mit dem Ovarium zu-
sammen 1 Zoll lang.
2/, Zoll im
gekielt, in trockenem Zustande
Blumen lederartig,
Durchmesser. Perianthialseg-
mente dick lederig, auseinanderzebreitet, die
inneren etwas schmäler, länglich-elliptisch,
schwach gespitzi. concav, braun mi! grünen
Rändern, auf dem Rücken bräunlich-grün,
nach innen zu tiefer gefärbt. Lippe kürzer
als die Peialen, zurückgeschlagen, weiss mit
rothen Flecken, dreilappir von der Mitte;
Seitenlappen kurz und schmal, Mittellappen
eilörmig, schwach gespitz!; Sänlehen kürzer
als die Lippe, weiss ınit p:rpur gefleckt.
(Tat. 5851).
9) Malope malacoides Willd. (Malva-
ceae). — Willd. Sp. pl. Ill. p. 799. — Rcehb.
Fl. gern. V..t. 155 — D.C. Prodr. I. p. 429.
— Eine einjährige malvenartige Pflanze, die
schon in England seit dem Anlange des vo-
rigen Jahrhunderts bekannt ist, und die Hr.
Maro kürzlich wieder ausSpanien einführte.
Sie wächst im südlichen Frankreich, Italien,
Spanien, Griechenland, Kleinasien und Ma-
rokko wild. — Sie treibt 1—2 Fuss lange,
kriechende Stengel, abwechselndstehende,
AR ERe
N nie
IL Neue Zierpflanzen.
dünngestielte, 1—2 Zoll lange, sehr verschie-
dengestaltige Blätter und grosse, 2—21/,
‚Zoll im Durchmesser haltende nelkeurothe | führt.
Blumen. Taf. 5852).
' 10) Eritrichium nanum Schrad. (Borra-
gineae). -- 'Schrad. Diss. Asperifl. in Comiit.
Gött. IV. p. 186. — Koch Fi verm. p. 505.
— A. D.C. in D.C. Prodr. X. p. 124.
Rchb. Fl. germ. t. 1525. — Mpyosotis nana
Vill. Dauph. II. p. 459, t. 13. — Eine Fei.
senpflanze der höchsten Alpen Deutschlands,
der Schweiz und des südlichen Frankreich,
in der Höhe von 6 — 12,000 Fuss vorkom-
mend. Dichte weissliche, ganze Flecken be-
deckende Rasen bildend, welche mit azur-
bläiuen Blumen 30 dicht bedeckt sind, dass
man von den Blättern fast nichts sieht.
Stengel! kurz, B:ätter und Kelche mit seiden-
arligen bedeck!. Erstere
sitzend, Y,—!/, Zoll iang, länglich, stumpf,
Blumen gewöhnlich einzeln, manch-
weissen Haaren
concav.
mal in fünfblumigen endständigen Rispen,
sehr kurzgestielt, Y/, Zoll im Durchmesser;
vor dem Auiblühen pwrpurroth.
krone 5lappig, Lappen kreisrund, brillant
azurfarben mit gelbem Auge. In Culiur bei
Mr. Backhouse in York. (Tat. 5855).
Blumen-
- 11) Asıimina triloba Dunal. (Anonaceae)
Dun. ÄAnon. p. 83. — D.C. Syst. veg. 1. p.
479. — Ejusd. Prodr. I p. 87. -
ill. Gen. N. Amer: Pl. ]. p. 67, t. 26 et 27.
— Uvaria triloba Torr. et Gr. Fi. N. Amer.
I. p. 45. — Orchidocarpa arie'innm Mchx.
Fl. I. p. 329. — Anona triloba L. Sp. pl. p.
578. — Schkuhr, Handb. 1. p. 95, t. 149. —
Michx. Arb. amer. V. p. 161.1.9. — Ein
merkwürdiger, seiten cultivirter Fruchtbaum
der mittleren, südlichen uni westlichen
Staaten Nordamerikas. Bildei dort einen
15—40 Fuss hohen, im März und April
Llühenden Baum, welcher im Herbste gelbe,
wohlriechende, fleischige, essbare Früchte
trägt, welche „Custard apple“ und „Papaw®
genannt werden, obgleich sie sich von dem
eigentlichen Custard apple (Anona reticu-
lata) sowohl, als auch von den ächten Pa-
paw (Carica Papaya) unterscheiden. Die
ersten französischen Colonisten nannten den
ZU. 1870,
A. Gray, |
t
en a ep
H
369
Baum Asiminier. — In England wurde er
im Jahre 1736 aurch Peter Collinson einge-
Ein kleiner Baum mit abfallenden
Blättern, mit brauner Rinde und übelriechen-
den Wurzeln. Blätter 6—12 Zoll lang,
pergarmentig, kurzgestielt, verkehrt- eiförmig
oder länglich-lanzettlich, unten leicht behaart,
die jungen Knospen mit einer glänzenden
rostferbigen Behaarung bedeckt; Nerven
dünn, auseinandergebend. Blumen zugleich
mit den jungen Blättern erscheinend, aber
in besonderen Knospen, einzeln, kurzgestielt,
2 Zoil im Durchmesser, jung mit kleinen
abfallenden Schüppchen bedeckt, Sepalen
drei, breit-eiförmig stumpf oder kreisrund,
concav, abfallend, grün. Aeussere Petalen
2 oder 3 Mal 50 gross als die Sepalen, noch
einmal so lang als die innern, breit-eiförmig,
absiehend und zurückgebogen, siumpf, grün
und gerunzeit zuerst, slsdann dunkelbraun,
tief netzaderig und runzelig, die inneren mit
einem unterbrochenen gelben Bande in der
Mitte. Frucht 1—5 cylindrische Beeren, 2—
5 Zoll lang. Samen 1 Zoll lang, länglich,
zusammengedrückt. — (Taf. 5854)
12) Oypripedium candidum Mühlb. —
(Orchideae). — Mühiberg in Willd. Sp. pl.
| IV. p.142. — Pursh Fl. N. Amer. Il. p. 594.
— A. Gray Man. Bot. N. U. States ed. 5,
p. 5il. — Wiederum eine längst bekannte,
Cultur seltene nordamerikanische
Pflanze, welche in verschiedenen Staaten von
New-York bis Kentucky und Wiscounsin
vorkommt, jedoch viel seltener als die ver-
wandten C. pubescens und C. pariflorum.
Der Königliche botsnische Garten in Kew
hat die Pflanze von Herrn 3. Dunlop in Mil-
waukie erhalten und sie blühete daselbst zu-
erst im Mai 1870. Die ganze Pflanze ist
mehr oder weniger drüsig- behaart; Stengel
6—10 Zoll hoch, bis an die Spitze beblättert.
Blätter lanzettlich oder elliptisch-lanzettlich,
zugespitzt, gefaltie‘, 3—5 Zoll lang, 1—1!/,
Zoll breit. Bracteen aufrecht, blattartig, die
Blumen überragend. Sepalen 1 Zoll lang,
grün mit purpurbraunen Adern und Punkten;
das mittlere eilörmig-lanzeitlich, zugespitzt,
gedreht, die seitlichen zu einem unterhalb
der Lippe befestigten, eilörmig-lanzeitlichen,
24
aber in
370
zweizahnigen Blatte verwachsen. Petalen
von gleicher Farbe wie die Sepalen, schmal,
gedreht, ausgebreitet; Lippe 2/, Zoll lang,
länglich, am Ende abgerundet, aufgeblasen,
an den Seiten flach, weiss mit einigen pur-
purnen Flecken am Grunde. Staminodium
gelb, purpurgefleckt. — Verlangt gleiche
Cultur wie C. spectabile, Calceolus, macran-
thum ete. (Taf. 5855).
13) Cereus fulgidus J. D. Hook. (Cac-
teae). — Eine Art, die schon seit Jahren im
Königlichen Garten zu Kew cultivirt wird,
über deren Ursprung man aber nichts weiss;
sie hat dort alljährlich geblüht und gehört
in die Abtheilung der Protracti; mit C. va-
riabilis Pfr. nahe verwandt, ist es vielleicht
nach Dr. Hooker sogar ein Bastard desselben
mit einer rothblühenden Art, z. B. C. spe-
eiosissimus. Stengel glänzend blassgrün
(nicht graugrün), 2—3 Fuss hoch, 3—4kan-
tig, 1%/, Zoll im Durchmesser, Kanten sehr
zusammengedrückt, Ränder stumpf; in In-
tervallen von 1—1!}, Zoli eingekerbt; die
in den Kerben stehenden Areolen mit gelber
Wolie bedeckt, Stacheln dünn, Y/,—3/, Zoll
lang, strohfarben mit braunen Spitzen. Blu-
men aus den Kerben hervorkommend, 6—7 |
Zoll im Durchmesser: Kelchröhre 3—4 Zol!
lang, dünn behaart, undeutlich gerippt, mit
zerstreuten, eiförmig-lanzeitlichen, zugespitz-
ten, eingebogenen, !/, Zoll langen Bracteen
bedeckt. Sepalen in 3—4 Reihen stehend,
eiförmig-lanzettlich, hellscharlachroth, die
äussersten schmal, die innern in die Petalen
übergehend. Letztere in 2--3 Reihen, halb-
aufrecht stehend, länglich-eiförmig, spitz,
glänzend blutroth mit metallischem Schein.
Staubfäden sehr zahlreich, kürzer als die
Petalen. Griffel länger als die Staubfäden,
sehr dick. Narbe mit 15 pfriemigen Strah-
len. Eine schr schönblühende Art, die aber
ihre Blumen, wie viele andere der schöneren
Cacteen, leider nur während des Abends und
der Nacht entfaltet. (Taf. 5856).
14) Brodiaea coccinea A. Gray. (Lilia-
eese). — A. Gray in Proc. Amer. Acad. VII.
p. 389. — Brevoortia Ida-maia A. Wood in
Dieses | palen 3 Zoll im Durchmesser, blass kasta-
Proc. Acad, Philad., June 1867. —
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz,
schöne californische Zwiebelgewächs wurde
von Lobb in den Shasta und Humboldt-
distrikten entdeckt und später von Professor
Wood gesammelt und benannt; die englischen
Gärten verdanken die Pflanze Hrn. Bolander
in San Franeisco. Sie blühete im Mai und
Juni bei Hrn. Thompson in Ipswich und im
Kew-Garten. — Zwiebeln von der Grösse
einer kleinen Kastanie. Blätter 10—18 Zoll
lang, !/,—!/, Zoll breit, linear, stumpf, oben
concav, an den Seiten convex. Schaft auf-
recht, dünn, von gleicher Länge wie die
Blätter. Dolde 5—15blumig, Hüllblätter
häutig, lanzeitlich, kürzer als die gekrümu-
ten Blüthenstielchen. Blumen schlaf? herab-
hängend, 1!/, Zoll lang, mehr blutroth als
scharlach, in der Nähe der grünen Lappen
goldgelb. Röhre am Grunde 6lappig, in
der Mitte aufgeblasen, Lappen kurz, läng-
lich-eiförmig, stumpf, zurückgeschlagen; Blu-
menkrone aus sechs aufrechten, häutigen,
keilförmigen, ausgebissenen Blätichen be-
stehend, welche mit der Röhre verwachsen
sind. Antheren gleiche
Cultur wie die Capzwiebeln und ist sehr zu
(Taf. 5857).
siizend. Verlangt
empfehlen.
15) Oncidium ceryptocopis Rehb. fl. —
(Orchidese). — Rehb. il in Gardn. Chron.
1870 p. 826. — Eine sehr sehöne Art aus
der Gruppe, zu welcher auch das auf der
Tai. 5756 des Bot. Mag. abgebildete O. xan-
thodon gehört, und welche durch ihren sehr
langen, hin und her gebogenen Blüthenstand
charakterisirtist, sowie durch die kastanien-
braune Farbe und den gekräuselten gold-
gelben Rand der Segmente. — Aus Peru
durch das Etablissement des Herrn William
Bull eingeführt, wo sie auch im vergangenen
Mai zur Blüthe gelangte. Scheinknollen 4—
5 Zoll lang, lanzeitlich, sehr zusammenge-
drückt, grün, zollbreit. Blätter 1.Fuss lang,
eiförmig-lanzeitlich, über der Mitte breiter,
spitz, blassgrün. Rispe 3-5 Fuss lang, sehr
verästelt, dünn, von der Dicke eines Krähen-
kiels, mit scheidigen, lanzettlichen, trocken-
häutigen Bracteen. Stielchen hin- und her-
gebogen, 3—5 Zoll lang. ebenfalls Bracteen
tragend. Blumen bis an die Spitzen der Se-
OD. Neue Zierpflanzen. 371
nienbraun mit goldfarbenen krausen Rändern 17) Said interrupta Schousb. — (Le-
an Sepalen und Petalen und einem breiten | biatae). — Schousb. Beob. Marok. p. 7 t. 1.
gelben Mittellappen an der Lippe. Oberes | — Jacq. Fragm. p. 61 t. 90? — Hort. Kew.,
Sepalum deltoid-eiförmig, zurückgebogen, | ed. 2. I. p.65. — Benth. in D.C. Prodr. XII.
mit einer kurzen breiten Klaue. Seitliche !p. 266. — Eine harte Perenne, die schon
Sepalen vie! länger als das obere, parallel, | 1798 aus Marocco in den botanischen Garten
mit langen Klauen. Petalen eiförmig-lanzett- | zu Cambridge eingeführt wurde. — Stengel
lich, mit breiten Klauen, zurückgebogen, so | aufrecht. Aeste, Blüthenstand und Kelch mit
lang aber schmäler als das obere Sepalum. | klebrigem Flaum bedeckt, Zweige dünn,
Lippe halb so gross als die Petalen, zurück- | vierkantig, aufrecht. Blälter 6—10 Zoll lang,
gebogen, beinahe umgedreht Säulchen kurz | ausgebreitet, fiederspaltig, grün und grobge-
mit 2 pfriemigen Hörnern. (Taf. 5858). runzelt von oben, unten mit weisser Wolle
| bedeckt. Endlappen 2—3 Zoll lang, läng-
lich-eiförmig, stnmpf oder spitz, am Grunde
herzförmig oder abgerundet, Rand unregel-
mässig gekerbt. Seitenlappen sitzend oder
gestielt,. Blüthenguirle zehlreich, 2—3 Zoll
von einander entfernt, 5—-10blumig. Blumen
fast sitzend; Bracteen klein, eiförmig, spitz ;
Kelch klebrig, 1/2 Zoll lang, tief ausgehöhlt,
16) Tabernaemontane Barteri J. D. Hook. |
(Apocevneae) — Eine mit T vanekire |
Benth. nahe verwandte Art, welche der be-
klagenswerthe Sammler Barter während Bai-
kie’s Niger-Expedition in Eppah entdeckte
und welche später sowohl von Dr. Irviug
in Abeokuta im Innern der Selavenküste, als
auch von Mann am Old Calabar-Flusse ge- | röhrig-gluckenförmig, zweilippig, Zähne drei-
sammelt. wurde. Aus letzterer Gegend wur- | kantig, Blumenkrone 1!/, Zoll lang, dunkel-
den durch Rev. W. C. Thomson lebende purpurviolett, mit weissem Schlunde. Ober-
Exemplare in den Edinburger botanischen | lippe kurz, fast horizontel, seitlich zusam-
Garten eingeführt. vor wo sie dem Garten | mengedrückt, verkehrt-herzförmig, an der
Spitze zweilappig; Unterlippe dreilappig;
Seitenlappen breit, abgerundet, zurückge-
schlagen, der mittlere tiefgelappt. Gaumen
zu Kew mitgetkeilt wurde. Ein platter aut-
rechter Strauch von 6—8 Fuss Höhe. "Zweige
dichotom, stielrund, dünn, mit weisser, in
der Jugend grüner Rinde bedeckt. Blätter
3—6 Zoll lang, hellgrün, eiliptisch, länglich-
hervorragend, Schlund weiss mit purpurnen
Strichen. (Taf. 5860).
Janzetilich oder auch verkehrt-eiförmig-ellip- (Einder).
tisch. zugespitzt an beiden Enden, 6—Bner-
vie auf beiden Seiten der Mittelrippe. Blatt- OuEmprchlenswertne Obstaorten
stiel sehr kurz. Blüthenstiele !/,—1 Zoll 18) Poire de Praully, — eine Birne, die
lang, nackt, seitenständig. Bracieen klein |in Pyramiden erzogen sich sehr fruchtbar
1/;—!/, Zoll lang, länglich - eiför:nig, spitz. | zeigt; — die Frucht ist prachivoll, sehr
Sepalen länglich, stumpf, zusammengerollt, | gross, manchmal etwas buckelig, in der
viel kürzer als die Kronenröhre. Biumen- | Form einer Bon Ühretien; manchmal, aber
krone weiss, 2-3 Zoll im Durchmesser. | seltener, an der Basis etwas breit abgerun-
Röhre 1—1!/, Zoll lang, am Grunde stark | det; von 18'Cent Länge und 30 Cent. Um-
zusammengezogen:; der zusammengezogene | fang. Die Schale ist grün, stark punktirt,
Theil die Sepalen überragend; von da auf | ähnlich der Düchesse d’Angoulöme, bei
3/, ihrer Länge leicht aufgeschwollen. Scheibe | der Reife wird sie geib. Das Fleisch ist
ganz flach, Lappen schiet verkehrt-eiförmig- | grob, wenig schmackhaft, von lockerem Ge-
keilig, von einer Seite spitz, an der andern | füge, sehr wässerig. Im Allgemeinen ist
abgerundet. Staubfäden an der zusamınen- | diese Birne wegen ihrer Schönheit und
gezogenen Stelle der Röhre eingesetzt. — | Grösse zu Tafelaufsätzen anzuempfehlen,
Eine dankbar blühende Pflanze fürs Warm- | uicht jedoch um verspeist zu werden, da
haus. die sich leicht aus Stecklingen ver- | sie wie gesagt von geringer Schmackhaftig-
mehren wird. (Taf. 5859). keit ist. (Rev. hort. 1870, p. 151, Abbild.)
24©
372
19) Poire President Mas*). Ein Säm-
ling von Beurre d’Aremberg oder Beurr&
d’Hardenpont — ist in Pyramidenform zu
ziehen; — gedeiht in jedartigem Boden und
in jeder Lage. Die Birne ist gross, bauchig,
mehr lang als breit, mit glatter licht- oder
graugrüner Schale, die gegen die Reife zu
gelblicht und punktirt wird. Das Fleisch ist
weiss, fein, sehr saftig, süss und wohlrie-
chend. Die Reife geht sehr langsam vor
sich, beginnt Ende November und erhält
sich bis in Januar hinaus.
(l. ec. p. 209 mit Abbild.)
20) Raisin Morren noir. Diese Chasselas-
Rebe wird seit undenklichen Zeiten in der
Umgegend von Lyon und namentlich bei
Mornant cultivirs; sie ist sehr fruchtbar
(zweimal mehr als der Gumay). Die Beeren
*) Präsident der Gartenbau- Gesellschaft
zu Boureg.
Gartenfiora Deutschlands, Russlands und der Schweiz
sind dicht aneinander, sphärisch, sehr dun-
kelschwarz, sehr gaftig, zuckerig, aber we-
nig geschmackvoll; der von dieser Traube
erzeugte Wein ist sehr leicht und hält sich
nicht lange. — Diese Rebe ist nur alldort
anzuempfehlen, allwo keine andere bessere
fortkömmt; auch auf schlechtem Boden lie-
fert sie noch reichliches Product.
21) Prunus salicifolia Humb. et B. wird
in Frankreich immer mehr verbreitet; diese
Kirsche ist der Aprikose sehr ähnlich und
kommt in Mexico unter dem Namen Capou-
linos in Handel.
Schliesslich wollen wir noch erwähnen,
dass man die Pärsichbäuıne im Herbste be-
schneiden soll, um, wie Graujon bemerkt,
die Harzkrankheit zu verhinderu. Hiermit
können die Wunden im Winter heilen und
verhärten, während die Bäume im Frühjahre
beschnitten sehr an Harzausfluss leiden.
SF.
mM Nstizenm
1) Gartenbau in China.
nesen pflegen die Gartencultur mit beson-
derer Sorgfalt; sie pflanzen vorzüglich Hül-
senfrüchte, guten Kohl, Spinat, Rüben, Ret-
tige, Kohlrüben, Gurken, Kürbisse, Eier-
früchte, Zwiebeln, eine Art Paprika, Zucker-
und Wassermelonen von vorzüglicher Güte
u. m... Baumobst findet sich jedöch
spärlich — Aepiel und Birnen, unter letzte-
ren einige von Aepfelform, sird von schlech-
ter Sorte, — vorzüglich hingegen sind Pflau-
men, Marillen, vor allem aber Pärsiche, de-
ren in China zahlreiche Arten cultivirt wer-
den; — von den kleinen fleischlosen, welche
nur wegen ihrer schönen Blüthe in den Gär-
ten aufgenommen werden, bis zu den riesi-
gen mongolischen Pfirsichen gibt es zahl-
reiche Sorten, verschieden an Form, Grösse,
Farbe und Geschmack; es gibt flache, spiize,
grüne, rothe, mit gelbem und mit blatrothem
Fleisch, harte und weiche u. s. f. — Eine
Die Chi- |
sehr gute Frucht ist die chiresische Dattei,
eine Rhamnus- Art, deren grössere Gaitung
getrocknet der ächten Dattel gleicht und
ohne Zutliat gegessen wird; die kleinere, in
der Grösse einer Kirsche, wird zu Kuchen
und Aufgüssen verwendet. — Der Granat-
apfelbaum gedeiht, besonders bei Tschifu,
herrlich und ist sehr beliebt wegen seiner
grossen Blütken. — Trauben werden in
ziemlicher Menge cultivirt, jedoch nicht zur
Weinerzeugung; man findet deren jahraus
jahrein in Peking immer [frische vorhanden;
— im Winter werden sie in Papiersäcken
aufbewahrt und bei grosser Kälte werden
sie ausserdem noch in mehrere Schichten
Papier eingewickelt; im Sommer werden sie
aufs Eis gelegt. — Das Bambusrohr wird
auch in den Gärten cultivirt, namentlich bei
den Tempeln um Peking; sie bilden nicht
allein eine Zierde, sondern die jungen Schöss-
linge werden, besonders von den Priestern,
II. Kotisen.
wie Spargel genossen. — -- Der Dünger
wird in trockenem und in flüssirem Zustande
(such Harn) benützt; besondere Düngerarten
werden selten angewendet; zu den Kohl-
pflanzen werden Hornstücke gesteckt, die
entschiedene Erfolge geben sollen. — —
Das Obst wird meistens aus Kernen gezo-
gen, doch ist auch das Propfen in Gebrauch,
50 z. B. werden Quiitenreiser auf Orangen-
bäume gepfropft, wodurch die Früchte der
ersteren an Geschmack gewinnen sollen. — —
Mit besonderer Sorgfalt wird die Topfzncht
gepflegt: — Miniaturgärten in Höfen und
Zimmern bezeugen, wie der Chinese Kunst
und Natur zu verbinden weiss Die chine-
sischen Glashäuser, in welchen tropische
Pflanzen, z. B. Bananen, cultivirt werden,
stehen theilweise unter der Erdoberfläche
und tragen ein nach vorne aufsteigendes
und mit Lehm überstrichenes Rohrdach. Die
Front ist mit 4 Zoll von einander entfernten
Sorghumstöcken vergittert und mit durch-
scheinendem Papier verklebt. Um die Kälte
abzuwehren werden dicke Rohrmatten über
diese Papierfenster gerollt.
(Bericht des Freih. v. Ransonnet. Land-
wirth. Wochenbl. des K.K. Ackerbau-
Minist. Nr. 24 de 1870, Wien).
Da gerade von China die Rede, so sei
zu erwähnen, dass der Königl. ital. Consul
zu Yeddo, Graf Latour, mehrere chinesische
Abhandlungen über die Seidenzucht über-
setzt und im „Bullettino consulare® veröffent-
licht hat. — — Eine weitere Uebersetzung
aus dem Chinesischen betrifft die Heu-
schrecken, über welche der in Europa unter
dem Namen Dr. Paul bekannte Staats-
minister Sin-Kuan’-Ki (gestorben 1633) sehr
werthvolle Beobachtungen geliefert hat. —
Herr Dr Alph. Andreozzi gab besagte
Uebersetzung mit Beifügung zahlreicher hi-
storischer und praktischer Daten in der Ri-
vista di agricoltura etc. (Mai 1870, Florenz).
Auch Herr Stefanelli bespricht diesen Ge-
genstand im Bullettino della societd entomo-
logica italiana (Firenze 1870. Il. p. 77).
Sr.
2} Cerise grosse. In der Umgebung
von Vervieres wird eine unter dem Namen
373
„Cerise grosse* (Abbild. Rev. hort. 1870
ı p. 71) besonders von den Zuckerbäckern sehr
gesuchte Kirsche cultivirt, die von sehr schö-
' ner dunkelrother Farbe, sehr zuckerig und
dabei doch etwas säuerlich ist und gegen
den 15. Juli zur Reife gelangt. Mit benann-
ter Kirsche „la grosse* wird auch die s. g.
„Madelaine® sehr stark cultivirt, sie wird
später reif, ist kleiner, aber viel fruchtbarer.
Eine ganz originelle Pfirsichart aus China
ist die „Peche plate“ (Rev. hort. Abbild,
1870 p 111); sie ist an beiden Enden zu-
sammengedrückt, hat 5—-8 Cent. im Unfar ;,
eine sehr feine sammtartige Schale, ist von
gelblichter Farbe, an der der Sonne stark
ausgesetzten Szite ist sie purpurroth, ihr
Fleisch, mehr weniger anhängend, ist weiss-
gelblicht, fein, wohlriechend, sehr saftig,
sehr geschmackvoll.
In Bezug auf letziere Obstart wollen
wir die von Herrn G. Luizet in Lyon vor-
geschlagene Eintheilung der verschiedenen
Pärsiche (Bull. Soc. d’hort. prat. Lyon 1870)
zur Mittheilung bringen. Derselbe theilt die
Pfirsiche in vier Seetionen und zwar in ei-
gentliche und glatte Pfirsiche mit nicht an-
hängendem Fleisch, in Pavies und Brugnons-
Pfirsiche mit fest anhängendem Fleische.
Die eigentlichen und Pavies-Sorten bilden die
Olasse der Pfirsiche mit glatter Schale, die
andern zwei die der Pfirsiche mit sammt-
artiger Schale. Die eigentlichen Pfrsiche
theilt Luizet in 6 Familien und zwar:
I. mit grossen rosenförmigen Blüthen
1) mit rundem Kerne (Pöches Mignon), 2) mit
nierenförmigem Kerze (P&ches pourpri6s),
3) ohne Kerne (Madelaines); II. mit kleinen
glockenförmigen Biüthen 4) mit rundem
Kerne (admirsbles}, 5} mit nierenförmigem
Kerne (Cheoreuses) und 6) ohne Kern (Ma-
delaines).
Duhamel theilt die Blüthen in sechs
verschiedene Grössen -- in grosse von 25
bis 40 Cent. und in kleine von 10 bis 25
Cent. — Die Farbe bietet einen Uebergang
von Weiss in das dunkelste Roth, Sr.
3) Als Ursache der panachirten
Blätter gibt Proi. Morren in seiner Ab-
handlung: „contagion de la panachure® das
374
Vorhandensein einer Art von Virus in dem
Gewebe der Pflanzen an und bemerkt, dass
man diese Panachure durch Piropfen auf
andere Pflanzen übertragen könne. Car-
riere (Rev. hort. 1870 p. 143) spricht die
Ansicht aus, dass eine absolnte Theorie nicht
aufgestellt werden könne und führt hiefür
ein Beispiel von Verdier sen. auf, welcher
ein Pittosporum Tobira fol. variegatis mit
stark weiss panachirten Blättern auf ein In-
dividuum mit ganz grünen Blättern gepfropft
hatte; die Pfropfreiser entwickelten sieh nicht,
dafür aber zeigte sich nach einiger Zeit
unter dem Pfropfreis ein Zweig mit voll-
kominen panachirten Blättern und diese
wohl! nur in Folge des Einflusses des Saftes
auf den gepiropfien Theil; wiederholte Ver-
suche gaben nicht dieses Resultat, daher —
sagt Carriere — war es nur Zufall, und
eine absolute Theorie sei nicht aufzustellen.
Ueber diesen Gegenstand findet sich | sen und die das folgende Resultat gaben:
(l. e.. p. 179) eine Beobachtuog des; Herrn
du Breuil, welcher hochstämmige Rosen
— Ge£ant des Batailles, general Jacpuemi-
Blumen sah, welche mait rosafarbige Flecken
hatten. Diese Panachure wurde erlangt, als
zufällig einige an der Basis einer Knospe
von sichtbaren Augen entblösste Schildchen
entiernt wurden. — du Breuil gibt hier-
über folgende Erklärung. wenn auch an der
Basis der, Knospen keine Augen sichtbar
sind, so finden sich diese unter der Rinde
in rudimentärem Zustande; die Wegnahm«
des Schildchens verhindert die weitere Ent
wicklung, es enisteht im Organismus eine
Art Unordnung, wel-he in der Färbung der
Blumen eine Anomalie hervorbringt.
(S—r.)
Nachtrag von E. Regel. Die Rück-
wirkung von Edelreisern mit buntfarbigen
Blättern auf den Wiidling ist schon lange
bekannt. Schon Noisette beobachtete diese
Erscheinung (vergl. Rgl. Allg. Gartenb. Bd. I
pag, 372). Im Jahre 1858 publieirte Schlech-
tendahl in der Hamburger Gartenzeitung
pag. 409 eine Beobachtung, wo die Abart
mit weissfleckiger Rinde und weissgescheck-
ten Bläitern:von Fraxinus excelsior auf die
‚ grünblätterige Stammart gepfropft, die Rinde
|
Gartenflora Deutschlands, Russlands and der Schweiz,
des Wildlings insofern veränderte, dass diese
unterhaib der Veredlungsstelle gleichfalls
weisse Flecken bekam. Unseres geehıten
Freundes E. Morren Beobachtung, welche
mit Abbildung in diesem Jahrgange von
Belgique horticole publieirt ist (1870, pag. 14,
tab 2}, zeigt die Rückwirkung von der gelb
sefleckten Abart von Abutilon striatum,
welche als A. Thompsoni in den Gärten
verbreitet ist, auf eine grünblätterige Pflanze
von Abutilon megapotamieum St. Hil. (A.
vexillarium Morr). Sämmtliche unterhalb
der Veredlungsstelle ausgebrochene Zweige
von A. megepotamicum zeigten die gleiche
gelbe eigenthümliche Fleckung wie bei ‚A.
Thompsoni. —
In Folge dieser Publication. machte Hr.
Ender, Obergärtner am hiesigen Botani-
schen Garten, eine Reihe von Versuchen,
welche später noch completirt werden müs-
Ein Zweig von Abutilon Thompsoni
ward auf ‚A. striatum copulirt. Von den
| unterhalb der Veredlungsstelle ausgebroche-
not — mit, mehr weniger dunkelfarbigen |
nen Zweigen zeigten einzelne Blätter, , die
ähnliche Färbung wie bei A. Thompsoni, —
andere Blätter blieben aber grün.
Ein Zweig von Abutilon Thompsoni
ward an eine Pflanze von A. venosum seit-
lich angelegt, der Spitzentrieb von A. veno-
sum oberhalb der Veredlungsstelle, blieb
aber stehen. Es zeigte sich gar keine Ein-
wirkung bei diesem Versuch auf den Wild-
ling. —
Ein Zweig von A. striatum fol. albo va-
riegatis ward auf eine Pflanze von Abutilon
megapotemieum copulirt, Auch hier zeigte
sich keinerlei Rinwirkung, indem alle Blätter
der unterhalb der, Veredlungsstelle ausge-
triebeneu Zweige durchans grün blieben.
Einen andern Versuch publieirt Van
Houtie. Derselbe eculirte A Thompsoni auf
A. megapotamicum und erhielt in Folge
dessen unterhalb der Veredlungsstelle nur
auf der Seite, wo das Auge eingesetzt war,
einzelne Triebe mit bunten Blättern.
Ziehen wir aus aliem diesen das Resul-
so ergibt sich Folgendes:
i},Die Zeichnung der normal grünen
Blätter mit gelb oder weiss ist ein, Krenk-
tat,
II. Notizen.
heitszustand, in dem die zur Ernährung der
"Pflanze wichtige Chlorophylibildung partiell
unterbleibt.
2) Da es die Blätter der Pflanze sind,
welche die rohen, von der Wurzel aufgenom-
menen Nahrungsstoffe zum Nahrungssaft ver
arbeiten. weicher letztere dann bis zur Wur-
zel zurückgeführt wird, so liegt es auf der
Hand, dass ein Krankheitssioff des Edelreises
aui den Wildling zurückgeführt werden kann.
3) Diese Zurückführung der Krankheit
gelb- oder weissbunter Blätter geschieht je-
doch nur in einzeinen Fällen. Wo solche
stattfindet. findet sie am vollkommensten
statt. wenn bei der Veredlung der grünblät-
terigen Pflanze derselben gleichzeitig alle
normalen grünen Blätter genommen werden,
wie bei den Spitzenveredlungen.
Bei seitlichen Anlagen oder ÖOculation
zeigt sich entweder gar keine Einwirkung,
oder auf der Seite des Stengels wo veredelt
wurde.
4) Ausstellung in Florenz. Im ver-
ülossenen Februar d. J. wurde versuchsweise
die erste Faschings-landwirthschaftliche Aus-
stellung mit gleichzeitigem Markte in Florenz
abgehalten. Anfangs lächelte man über die-
ses Unternehmen, aber dann hatte man die
Ueberzengung, dass die Erfolge weit über
alles Erwarten günstig ausgefallen. Bei die-
ser Ausstellung waren auch die Pomona und
Flora vertreten und in sehr reichlicher Menge.
In Bezug aut Früchte hatte Hr. B. Cartacei
eine prachivolle Suite von Trauben (Regina
Salamanna, San Colombano), Feigen, Ana-
nas, getriebene Erdbeeren (ein Teller vol!
wurde um 40 Francs verkauit), süsse Limo-
nien und Pomeranzen aus Sicilien, Früchte
der Opuntia Tuna L. (die im südlichen Ite-
lien verspeist werden), Aepfel, Birnen,
Schwämme u. m. a., alles in wohlerhaltenen
Exemplaren; — auch vorzügliches getrock-
netes Obst hatte Cartacci ausgestellt, wie
schneeweisse Feigen von Carmignano, Kö-
nigsmandeln, dann Malagatrauben, Datteln,
Amalienzwetschgen von Bordeaux u. m. a,
— Cartacei hatte guie Geschälte gemacht,
|
er hat nm mehr als 3000 Fr. Obst während |
der Ausstellung verkauft,
375
Die Pflanzen- Ausstellung war ebenfalls
reichlich besetzt *). Hr. St. Pagliai brachte
eine 6 Met. hohe Araucaria Cookiü R. Br.,
eine Ar. Bidwilli Hook., Ar, excelsa R. Br,,
Cupressus ereeta glauca (wohl eine Varietät
des Cup. glaucs Lam.), Cupr. Lawsoni com-
pacta (ohne Zweifel Chamaecyparis Law-
soniana Parl.), Cup. Thioides fol. argenteis
(eine Varietät des Libocedrus chilensis), Re-
tinospora iycopodioides R., Ret. pisifera au-
rea und Ret. plumosa nu. m. a. — Mara.
Corsi Salviati brachte prachtvolle Ezem-
plare von Sanchezia nobilis Hook. mit en
grossen glänzend-grünen lanzettförmigen
Blättern mit goldgelber Nervatur, Sanch.
spectabilis, Dieffenbachia Baraquiniana Ch.
L. et A. W., Dieff. pieta und grandis, Alo-
casia metallica mit ihren kupferfarbigen
Blättern, Dichorisandra mosaica mit ihren
glänzeuden, dunkelgrünen, mosaikartig ge-
fleckten Blättern, Passiflora trifaseiata Ch.L.
mit ihren dunkelgrünen blutroth gebänderten
Blättern, Pandanus javanicus fol. varieg.,
Pteris argyrea u. m. a. Da sank plötzlich
die Temperatur in der Nacht vom 22.—23.
Febr. auf 5° unter O und alle Warmhaus-
pflanzen erlittten grossen Schaden; der Aus-
steiler aber beeilte sich allsogleich, die ent-
standenen Lücken durch andere prachtvolle
Exemplare aus seinem Garten in Sesto zu
ergänzen, so dass man gar keine Veränder-
ung gewahrte. — Der Blumenhändler P.
Marilli hatte Decorationspflanzen, Bouqueta
u. dgl. ausgestellt, wie Tupistra squalida mit
seinen koralienroinen Früchten, Aspidistra
elatior mit den buntgefärbten Blättern, La-
chenalia pendula und tricolor, Cordpline
Cooperi und coerules, lieblich duftende ge-
füllte Veilchen u. m. a. — Marilli’s Blu-
men waren schr gesucht, er hätte deren im
Werthe von über 300 Fr. verkauft.
Zahlreich waren auch Garten-Geräthe
aus Eisen, Holz und Rohr, Candelaber, Blu-
mentische, Fontainen, Früchte u, s. w. aus-
gestellt von den Gebrüdern Berreittari,
Fanteschi, Daddi und Scarlatti; von
*») Nach E. Finochetti in der Riv. di
agric., indust. e commercio. Firenze.
Disp. Luglio e Agosto 1870.
376
diesen Gegensiänden wurden um über 1500
L. verkauft.
Hr. A. Pucei hatie einen Apparat zur
Verpflanzung grosser Bäume ausgesteilt; —
Herr ©. Calamai eine Piropfmaschine, ne-
mentlich zu Weinreben, Obstbäumen u. s. w.
(von dieser leizteren wurden mehrere im
Werthe von 160 L. verkautt. Sr.
5) Die Cultur der Himbeeren findet
sich in den Vereinigten Staaten Nordamerikas
sehr ausgebreitet; — nur allein in den Um-
gebungen der Stadt Meiton (Staat Newyork)
sind hiezu 100 Acer Laud reservirt; wäh-
rend der Saison werden täglich von Melton
aus 10,000 Körbe Himbeeren — zu eirca
19 Cent. per Schachtel — im Ganzen etwa
eine halbe Million im Gesammitbetrage von
eirca 50.000 Dollars — versendet. Die vor-
züglichsten Sorten sind: Red-Antwerp, New-
Red-Aniwerp, Franconia, English, Fastolf,
Catawissa and Knewett und Giant.
Wie die „Weinlaube® weiter erwähnt,
wird alldort auch der Heidelbeer- Cultur
grosse Aufmerksamkeit geschenkt;
Cultur zeigt sich so rentabel, dass z.B. eine
Frau Winslow in Brewster (Massachusets)
jährlich von einem Acer Land einen Betrag
von 1000 Dollars erzieit.
diese
im Allgemeinen
kommen in den Vereinigten Staaten über
21,000 Barill. im Werthe von 200,000 Doll.
in Handel.
(S—r.)
6) Hochstämmige Stachel- und
Johannisbeeren. Seitdem vor einigen
Jahren Herr P. Sorauer in der Gartenflora
die eigenihümliche Cultur der Stachel- und
Johannisbeeren als Hochstamm, wie solche
in Berlin betrieben wird, mitgetheilt hat,
hat sich diese Culturmethode ansgebreitet
und findet immer mehr Verbreitung und An-
klang. Anstatt nämlich den Stamm aus der
Pflanze selbst zu ziehen. wird Ribes aureum
als Wildling benutzt und hierauf Stachel-
und Johannisbeeren veredelt. Auch in den
Illustrirten Monatsheften wird dieser Methode |
wieder neuerdings gedacht und solche als |
ganz vorzüglich geeignet empfohlen,
reichtragende Bäumchen zu erhalten.
Zur schnellen Erziehung geeigneter siar- ;
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
ker Wildlinge mit einem Trieb von 3—5 Fuss
Höhe, der zur Kronenveredlung geeignet,
empfiehlt Herr A. Ruziczka in den Illustr.
Heften für Obst- und Weinbau das folgende
Verfahren:
„Junge kräfiige Exemplare von R. au-
reuın werden über dem Boden abgeschnitten.
Die aus dem Wurzelstock sich entwickeln-
den kräftigen Triebe werden, wenn sie un-
gefähr 1 Fuss lang sind, mit bumusreicher
Erde angehäuielt, in Folge dessen dieselben
eigene Wurzeln bilden.
Ende des zweiten Jahres ale diese
Triebe grossentheils die zur Veredlung noth-
wendige Höhe und Stärke erreicht haben.
Man nimmt nun im Herbste die hinlänglich
starken Ruthen ab und pflanzt diese in eine
recht nahrhafte Erde in Töpfe. Bis Mitte
December stellt man die eingesetzten Wild-
linge an einen kühlen frosifreien Ort und
bringt sie Ende December in ein Warmhaus,
wo sie so lange einen voın Licht entfernten
Standort erhalten können, bis sie auszutrei-
ben beginnen. Jetzt ist es Zeit zur Vered-
lung, die mittelst Copulirens oder Pfropfens
mit 2jährigem Holz von den zu veredelnden
Sorten vorgenommen wird, de zweijähriges
Holz nicht blos besser anwächst, sondern
auch schneller schöne Kronen |iefert.
Die Veredlung wird im Warmhaus vor-
genommen. Die gepiropften Exemplare er-
halten hier einen lichten Standort nnd wer-
den, sobald sie 1—2 Zoll lange Triebe aus
den Edelreisern gebildet, in ein Kalthaus
bei 5—6° gestellt, wo sie verbleiben bis
keine Fröste mehr zu besorgen sind, um sie
dann aut einem geschützten Orte im Freien
aufzustellen und später in die Schule ins
freie Land zu pflanzen. Auch wenn solche
im Topfe verbleiben und frostirei durchwin-
tert werden, tragen sie schon im zweiten
Jahre reichlich, sofern man im Frühjahre
des zweiten Jahres noch einmal in grössere
| Töpfe verpflanzt.
Der Referent hat auch in seinem pomo-
| eeiechen Garten zahlreiche derartig erzogene
Exemplare, welche jährlich reich und gut
tragen. (r.)
7) Mittel gegen die Rebenlaus.
“. wirken.
m. Notizen.
Professor Planchon in Montpellier, der gerade
dort, wo die Phylloxera so viel Schaden
gethan hat, seine Versuche anstellte, em-
pfiehlt als nntrügliches Mittel die Kalk-
schwefelleber (Bisulfur de calcium). Man
löst zunächst 20 Tireiie Kaikschwefelleber
in 100 Theiler Wasser und verdünnt diese
Lösung abermals im Verhältniss von 1 zu
40, woranf die befallenen Pflanzen einfach
mit dieser stark verdünnten Lösung begos-
sen werden. ist Tabaksabsud.
jedoch nur bei starker Concentration, wirk-
sam, sowie ferner Rindsharn und Phosphor-
säure. (1llustr. Hit. f. ©. u. W.) (r.)
Ansserdem
8) Das Fortschneiden der Dorsen
an Zwetschgenbänmen empfehleu die
_ Herren C. Fischer und E. Lucas in den In.
strirten Heften für Obst- und Weinbau als
ein Mittel, den Banm nicht nur tragbarer zu
machen, sondern auch auf bessere und voll-
kommenere Ausbildung der Früchte einzu-
Letzteres wird ausserdem noch
. durch ein verständiges Ausschneiden der
überflüssigen Aeste in zu dieht wachsenden
Kronen bewirkt. (r.)
9) Schädlichkeit des Sperlings.
Die Zeugen, dass der Sperling mehr schäd-
lich als uützlich. mehren sich. Hr. ©. Becker
gibt in den Ill. Hetten f. O- u. Weinbau
einen gründlichen Bericht, der sich aut die
‚ Untersuchung zahlreicher Sperlingsmagen
stützt. Daraus geht hervor. dass der Sper-
ling fast ausschliesslich Körnerfrüchte und
andere Pflanzenstoffe und nur wenig (5 %/,)
Insekten zu sich nimmt. Herr Becker hat
Raupen niemals in dem Sperlingsmagen ge-
funden, sondern von Insekten vorzugsweise
nur Käfer und unter ihnen fast ausschliess-
lich nur die dem Gartenbau nützlichen Lauf-
käfer.
Fernere gründliche Beobachtungen sind
da sehr erwünscht, denn es ist wohl bekannt,
dass von der Mehrheit anderer Beobachter
die Nützlichkeit des Sperlings vertreten wird.
Mittheilungen in dieser Beziehung sind sehr
erwünscht. (r.)
10) Acelimatissations-Garten
377
Esypten. Der Pascha won Egypten hat
auf der Insel Ghezireh einen grossen Accli-
matisations-Garten gegründet. Derselbe dient
zu Acclimatisations-Versuchen, zum Spazier-
gang fürs Publikum und enthält auch ein
Aquarium und Gewächshäuser. Hr. Barillet-
Deschamps, früher Gärtuer-der Stadt Paris,
hat die Anlage dieses Gartens geleitet, und
Herr Delchevallerie, der ebenfalls dort anze-
stellt ist, gibt dort ein Journal heraus über
Garten- und Landbau dem Titel
Egypte agricole. Wir werden unseren
Lesern in Kurzem einige Mittheilungen aus
diesem Journal geben. (r.)
unter
11) Heizungen. Unter den verschie-
denen Systemen zur Erwärmung der Gewächs-
häuser erwähnt Liabaud (Rev. hort. 1870
p. 239) das von Mathian in Lyon — mit
verticalem Kessel und Röhren aus verschie-
denartigen Metallen — als das vorzüglichste.
Liabaud benützt einen solchen Apparat (dop-
pelter Kessel Nr. 10) in seinem Etablisse-
ment seit mehreren Jahren und spricht alles
Lob aus. Ein solcher besteht aus einem
Kessel aus Gusseisen mit drei Umhüllungen
aus Kupfer; er hat eine Höhe von 1 M. 40,
einen Innenraum von 10 Q.-M, in welchem
300 Litr. Wasser erhitzt werden können.
Dieser Apparat erwärmt 6 Häuser mit einer
Glasfläche von 950 Q.-M., die zusammen
3100 Cub.-Met Luft enthalten. Das Gewicht
des Kessels beläuft sich auf 525 Kilogr.;
700 Met. lange Röhren aus Kupfer und Guss-
eisen führen die Wärme durch die sechs
Häuser c. 6000 Litr. Wasser.
Mittelst diesem Apparat erlangt Liabaud eine
Temperatur von 10—12, 15—20° R. mit ei-
nem Kohlenaufwand Ril.
Stunde, ohne dass eine Deckung der Häuser
mit Stroh nöthig sei. — Dieser Apparat
kostet 1200 Frances, ein im Verhältniss zu
den erlangten Resultaten sehr nieder gestell-
ter Preis Zur Feuerung kann Torf, Coaks,
Kohlen u. a. verwendet werden. {S—r.)
und enthalten
von nur 7 per
12) Der Oesterreichisch-Schlesi.
sche Seidenbau-Verein verößentlichte
seinen neunten Jahresbericht, welcher Zeug-
in | niss gibi von den Fortschritten, deren sich
378
dieser Verein erfreute. Der Troppaner Sei-
denbau-Verein zählt vegenwärtig 166 Distrikte
in Schlesien und Mähren, einige in Böhmen,
Oberösterreich und Ungarn, zusammen 1301
Mitglieder, nach den Berichten vom 118 Di-
striktsleiterna 1.551,759 Maulbeerbäume, wor-
unter über 181,000 tragbare auf bleibenden
Standorten; an 86 Schulen und Gemeinden
wurden 55,000 Setzlinge und 6 Pfund Samen
unentgeltlich vertheilt, an Cocons in der ab-
gelaufenen Campagne nach den unvollstän-
digen Berichten 43 Metzen 26 Massel
erntet, die eisten Niederwälder auf den Do-
mänen des Grafen Saint-Genois angelegt. Der
Verein empfiehit die Beachtung der durch
die Japaneser immer mehr verdrängten Mai-
!änder Raupenräge. (S—r.)
ge
i3) Riesenweinstock. Eines der
Wunder Californiens isi ein Riesenweinstock
zu Montecito. Er ward vor 65 Jahren ge-
setzt und an einem Spalier, welches 10 Fuss
über dem Boden ist, gezogen. Der Stamm
misst 5 Zoll über dem Boden 3 Fuss 31],
Zoll im Umfang und hat in einer Höhe von
8 Fuss, da wo die Rebeu sich abzweigen,
41/, Fuss Umfang. Auf dem Spalier bedeckt
er eine Fläche von 93 Fuss Länge und 50
Fuss Breite. Sein Ertrag ist im Durchschnitt
8000 Pfund Trauben. (Wien. N. f. Presse
9. Dec. 1867). (S—r.)
14) Irritabilität. Hr. Vietor Viviand
Morel in Lyon gibt in der Rev. hort. (1867
5.299) Mittheilung über die Irritabilität der
Carlina, von welcher bis jetzt noch nirgends
Erwähnung gemacht wurde. Wenn die
Pflanze in Blüthe ist und man mit etwas
Wasser die grossen inneren Schuppen des
Involuerums befeuchtet, so krümmen sich
diese gegen die Mitte der Blume und ver-
einigen sich derart, um diese vor der Nässe
zu bewahren; dies geschieht auch wenn ein
Regen fällt. (S—T.).
15) Arbeiterinnen. In Folge der
auch schon aut dem Lande bedauernswerthen
der namhaften Auswanderung
von Bauernmädchen in die Städte, und da-
ker grosser Mangel an Arbeiterinnen, hat
Erziehung,
Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweie.
| sich in Frankreich, im Departement de la
| Gironde, ein Verein gebildet, welcher einen
90 Hectar grossen Grundeomplex (Martillae)
angekauft hat und durch 30 Frauen bearbei-
ten lässt; — diese werden von einer Anzahl
armen Mädchen unterstützt, welche alle mög-
lichen Arbeiten am Felde, im Stalte, im
Hause zu vollführen haben (nur drei Män-
nern werden die schwereren Arbeiten über-
lassen). Der Geflügeihof ist reich an ver-
schiedenartigem Hühnervolk, im Stalle sind
20 der schönsten Kühe eingestellt. (S—r.)
16; Der Eucalyptus zlobulus La-
bill. (Blauer Gummibaum, Biue gum) An-
straliens. Dieser Baum wird mit der Zeit
für den Süden Europas und den Norden
Afrikas von grossem Nutzen werden, denr
die gemachten Versuche haben bewiesen,
dass derselbe in jenen Gebieten ein eben so
üppiges und schnelles Wachsthum wie in
seinem Vaterlande besitzt. N
Der blaue Gummibaum gehört zu den
höchsten Bäumen unseres Planeten, da er
in seinem Vaterlande bis 300 Fuss hoch
wird und am Grunde einen Stammumfang
von 70—80 Fuss erreicht. Wir haben schon
früher darauf aufmerksam gemacht, dass
dieser Baum mit seinen grossen blaugrünen
Blättern auch als Decorationspflanze für un-
sere Gärten einen hohen Werth besitzt, wenn
man Exemplare desselben ein Jahr zuvor
aus Samen erzieht, solche im ersten Jahre
im Topfe hält, sie im Kalthaus durchwintert
und dann im folgenden Jahre ins, ireie Land
im Garten pflanzt, wo sie bis zum Herbst
hin bis 8 Fuss hohe kräfüge schöne Pflanzen
bilden, die als Einzelpflanze auf Rasenplätzen
einen sehr guten Effect machen.
In unsern Gärten erzog man früher Holz-
gewächse Australiens in Haideerde. Das ist
aber eine durchaus falsche Culturmethode,
denn selbst die zahlreichen kleinen Blüthen-
sträucher Neuhollands lieben eine Beimisch-
ung von Lehmerde zur Haideerde, — und
die grösseren Bäume Neuhollands werden
auch bei una sich nur dann kräftig und
normal entwickeln, wenn sie eine starke
| Beimischung von lehmiger Erde zur Haide-
| erde erhalten. Letzteres gilt nanicREleN
Sn TE ERSETZEN EEE EEE EEEBEEEBEREE ES BESSERE GEBETE EERESERESER ST EESEESEEEFEEEEEE ERREGER EEE EEE
‚IV.
auch für die Eucalyptus- Arten und speciell |
der Eucalyptus globulus gedeiht in
jeder kräftigen Gartenerde, besonders aber
in einer lockern nahrhaften ZLehmerde,
sehr out,
Während wir
nur Änwendunr
von diesem schönen Baum
in der oben Snlekehench
Weise als Decoraiionspflanze machen kön-
‚nen, eignet er sich lür, den Süden Europas,
den No:den Afrikas, die Südabhänge des
Caucasüs und den Orient
Alleebaum ,
‚Walde.
Journal
vorzüglich als
Nach Mitiheilungen, die wir in dem
„i’Egypte agricole*
„Gastinel-bey“ redigirt finden, benutzte Hr. |
Auzende, Obergärtner in Toulion, diesen
Baum,
die Toulsn umgeben.
zu diesem Zweck in gegenseitiger Entfern-
ung von 9 Fuss und im Verband gepflanzt,
damit sie einander gegenseitig Schutz gegen
die Stürme gewähren können. Von. Nizza
bis. Marseille und in Algerien sind schon
‚viele Tausende von Exempisren dieses aus-
serordentlich rasch wachsenden Baumes an-
. gepflanzt.
um die sterilen Üeisen zu bewalden,
Die Pflanzen wurden
in seibst zur Anpälanzung im |
von Professor
|
|
!
N
|
N
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H
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|
Literatur.
|
-
379
Der E. slobulus wächst im Süden Au-
straliens bis zum Süden von Van Diemens-
Land wild und steigt bis in die kalten Re-
gionen der Gebirge hinauf. Auch im Gar-
ten des Vicekönigs von Egypten ist dieser
Baum angepflanzt worden. Herr Delche-
valerie, der Obergärtner, machte die Beob-
achtung, dass sein Wachsthum noch be-
schleunigt werde, wenn mittelst Längschnit-
ten durch die Rinde bis auf das junge Holz
(was man durch Schröpfen bezeichnet) das
Hinderniss, was die feste Rinde dem schnel-
len Diekerwerden des Stammes entgegensetzt,
beseitigt wird.
Der mächtige Baum
Samen, welche in Töpfe und Kisten ausge-
trägt nur kieine
säet werden müssen. Erst wenn die jungen
Pflanzen einige Fuss Höhe erreicht haben,
pflanzt man sie in das freie Land.
Das harte Holz des Baumes ist zu dem
verschierensten Gebrauch geeignet. Aus den
Blättern nnd jungen Zweigen wird ein un-
gefärbtes wohlriechendes Oel gezogen.
(E. R.)
V. Literatur
41) Bulletin de la Soeiete Royale
de Botanique de Belgique, tom.
IX,N. 1.
Enthält ausser den Sitzungsberichten
eine grössere Arbeit von Andr& Devos über
in Belgien aus anderen Gegenden einge-
schleppte und jetzt daselbst verwilderte Pflan-
zen. In der Einleitung zeigt der Verfasser,
wie derartige Pflanzen mit den Samen der
Culturpflanzen ‚der. Felder, wie solche
Folge der Culiur im Garten, in Öffentlichen
Gärten und an Landstrassen sich verbreitet
haben, wie dies ferner nicht erst in unsern
Zeiten geschehen ist, sondern wie dies auch
schon früher aus verlassenen Schlossruinen.
in
ı der Autor
den Einfluss des Menschen und dessen Cul-
turen geschehen sei. In unserer Zeit nennt
als Centren der Naturalisation
vieler Pflanzen die Botanischen Gärten, aus
denen durch den Wind, durch Vögel, ja
durch den Menschen selbst viele Pflanzen
hinausgebracht werden und allmälig ver-
wildern.
Es sind Beispiele der schnellen Verbrei-
tung mancher Pflanzen Nordamerikas in
neuerer Zeit nicht blos in Belgien, sondern
über einen grossen Theil Europas bekannt
geworden, so von Oenothera biennis, Erige-
ron canadense, Elodea canadensis etc.
seit der In-
der
Seit der Völkerwanderung,
vasion der Römischen Legionen, seit
alten Abteien, verlassenen Parkanlagen durch | Zeit der Kreuzzüge und der Wanderung der
380
Zigeuner, seit der Anlage der Klostergärten
u. 8. f datirt ins altersgraue Alterthum zu-
rückreichend, die Einbürgerung vieler Pflan-
zen, zu der namentlich die grösste Zahl un-
serer nicht auszurottenden Unkränter gehört.
Für Belgien fühıt der Verfasser 505 solcher
naturalisirter Pflanzenarten auf, deren eigent-
liches Vaterland und wahrscheinliche Ein-
führung nachgewiesen wird.
Ausser dieser ®/, des Heftes füllenden
Abhandlung noch eine Abhandlung von A.
Hardy über seitene Pflanzen Belgiens und
eine Uebersicht der neuesten Literatur.
(E. R.)
2) J G. Baker, a revision ofthe genera
and species of herbaceous capsular
gamophyllous Liliacese. Extraabdruck
aus „The Linnean Society’s Journal®.
Fine sehr werthvolle Arbeit aus einer
Gruppe von Pflanzen, von der vollständige
nenere Bearbeitungen fehlen. Enthält die
Aufzählung und Beschreibung der Arten fol-
gender Gattungen:
Phormium, Hemerocallis, Hesperocallis,
Kniphofia, Blandfordia, Funkia. Agapanthus,
Tulbaghia, Androstephiam, Bessera, Leuco-
corine, Brodlaea, Milla, Massonia, Brachys-
cisa, Daubenya, Dipcadi, Lachenalia, Velt-
heimia, Muscari, Litanthus. Drimia, Hyaein-
thus, Rhodomanthus, Puschkinis, Chiono-
doxa, Odontostemum. (E. R.)
3) Bulletin de la Soci£te des Na-
turalisies de Moscou. 1869. 4.
— 1870. 12. —
Die 5 in Rede stehenden Hefte enthal-
ien an Botanischen Abhandlungen:
Tschistiakoff, Versuch einer verglei- |
chenden anatomischen Untersuchung
Stengels einiger Lemnaceen.
Gruner, Aufzählung der um Jekathe-
rinoslaw wachsenden Pflanzen.
des
Es werden
539 Arten Phanerogamen und Gefässerypto-
gamen aufgeführt.
A. Becker, Reise nach Desbeni. Hr.
Becker machte seine Reise vox Sarepta aus
nach Astrachan und von da per Dampfschiff
über das Caspische Meer nach dem an den
Ausläufern des Caucasus liegenden Desbent.
Gartenflora Dentschlands, Russlands und der Schweiz.
Herr Becker beschreibt die Sitten, Woh-
nungen und Beschäftigung der Eingehornen,
sowie den Charakter der Gegend. Die Gär-
ten in der Umgegend der Stadt sind mit
Erdwällen umgeben, auf‘ welche die stache-
ligen Sträucher von Paliurus australis als
zu passirende Schutzwehr gelegt
werden. In den Gärten sind Pflaumen, Apri-
kosen, Kirschen, Quitten, Feigen, Mandeln
und Wein angebaut. Die Weinstöcke lässt
man an der Erde hinranken, ohne sie auf-
zubinden. Von rothem und weissem Wein
kostet die Flasche 10 K. (3 Sgr.) und ist
sehr schmackhaft. Ausserdem wird Krapp
vielfach angebaut. Die Fiora um Desbent
ist reich. Als seltene Pflanzen sind zu nen-
Asiragalus virgatus Pall., Astr. hyrea-
nus Pall., Cachris erispa Pers., Cuscuta eu-
pulata Envelm., Carinus einerens M. B.,
Convolvulus lineatus L., C. persieus L., C.
Cantabrica L., Echium altissimum Jacg., die
schöne Eremostachys laciniata Bnge., Juri-
nea mollis Jacg.. Marrubium anisodum C.
Koch, Pyrus salicitolia L., Phlomis pungens
Willd.. Rhamnus Pallasii F. et M., Scorzo-
nera eriosperma M. B., Stipa Szovitsiana
schwer
nen:
' Trin., Tamarix Pallasii Desv — Ausserdem
eine Menge in Mittel- und Südeuropa allge-
mein verbreiteter Pflanzen.
A. von Bunge, die Heliotropien der
| mittelländisch-orientalischen Flora. — Bunge
führt. hier die bedeutende Zahl von 70 Ar-
ten aut. —
Jelesnow, über das Vorkommen der
weissen Trüfel um Moskau (Rhizopogon
albus). Diese Trüffel kommt vorzugsweise
in Menge in der Umgegend des Klosters
| Sergievsky vor und wird dort schon seit
mehr als 70 Jahren gesammelt und in Mos-
kau in grossen Quantitäten auf den Markt
gebracht. Sie wachsen 1--3 Zoll unter der
Oberfläche, treten zuweilen auch über die
Erde hervor und bilden im letzteren Falle
| oft grosse, bis zu 2—-3 Pfund schwere Klum-
pen. In Birkenwäldern wachsen die besten
Trüffeln von schön weisser Farbe und aro-
matischem Geruch. In trockenen Jahren
findet man solche in schattigem Espen- und
dichtem Haselnussgebüsch. Auf lockeren
ein r röthliches Fleisch,
V. Personalnotizen und Neuestes. 381
halteu sich nicht lange und werden vorzugs- | kann. Frisch wird die weisse Trüffel selten
weise zum frisch Verspeissen (in Wasser | gegessen. Man bereitet solche zum Genusse
gekocht mit Butter oder saurem Rahm) be- vor, indem solche sorgfältig gereinigt und
nutzt. ' dann in offenen Tonnen eingeschichtet wird,
Zum Autsuchen bedient man sich be- wodurch das Fleisch zarter und fester wird.
sonders abgerichteter Hunde. Früher suchte Ausserdem legt man solche auch bei ähn-
man dieselben mit Bären auf, welche Art | licher Vorbereitung ein. Durch leiztere Ma-
der Jagd als zu gefährlich jetzt verboten ist. | nipulation verliert die weisse Trüffel den wi-
Das Wachsthum derselben beginnt Pfingsten | derlichen Geruch und das Fleisch derselben
und nun dauert solches und die Jagd auf | wird schwarz gefärbt. Behufs längerer Auf-
Trüfeln bis zum Spätherbst fort. Früher | bewahrung werden derartig vorbereitete
ward der Pud (40 Pfund Russisch, 34 Pfund | Trüffeln in Flaschen eingelegt, welche nach
Preussisch) mit 12 Rbl. bezahlt, jetzt gilt | dem Erwärmen in kochendem Wasser be-
es aber nur 2—4 Rbl., da ein verständiger | hufs Austreibens der Luft gut verkorkt und
Trüffeljäger den Tag bis 3 Pud sammeln | verharzt werden. (E. R.)
V. Persoenalnotizen und Neuestes
und verblieb in demselben vis zum Jahre
1824, wo er in den Dienst des Fürsten von
Russlands ward am !. Sept. dieses Jahres | Waldburg trat. im Jahre 1829 siedelte er
gefeiert. Der gegenwärtige Director dieser nach Üoburg über und verblieb da bis zu
Anstalt, Herr Baum, hat zu dieser Feier eine seinem Tode am 5. März 1870. Auf die Zeit
kleine Schrift veröffentlicht. seines Aufenthaltes in Coburg tällt vorzugs-
Die Pensaer Gartenbauschule hat ein weise sein Wirken im Interesse der Pomo-
Areal von ungefähr 50 Disjätinen Land (fast
400 Morgen), wovon 20 Disjätinen für An-
pflanzung von Fruchtbäumen, 7 Disjätinen 3) Ausstellung des Bremischen
für Obstbaumschuien, 1 Disjätine für das | kartenbau-Vereins in der zweiten
Arboretum, 2 Disjätinen als Baumschule für Hälfte des Aprii 1871 zu Bremen.
Ziersträucher und Zierbäume verwendet sind. | 1) Die Bewerbung um die Preise ist der
In den Gewächshäusern sind an 10,000 | grossen Mehrzahi nach sowohl einheimischen
Exemplare von Pflanzen vorhanden, der Cul- | als auswärtigen Gärtnern und Gartenfreunden
tur der annuellen und perennirenden Pflan-
zen sind entsprechende Localitäten bestimmt.
In den 50 Jahren ihres Bestehens hat
1) Das 59jährige Jubiläum der
Gartenbauschule zu Pensa im Süden
logie, —
gestattet.
2) Wo mehrere Prämien für eine Preis-
aufgabe bestimmt sind, darf derselbe Aus-
die Schule 259 Gärtner ausgebildet. ; steller nur mit einer Lieferung concurriren.
(Eine sehr zweckmässige Bestimmung).
2) tF. W Donanuer, der bekannte, 3) Früchte und Gemüse müssen vom Aus-
Pomologe, ward geboren am 4. Oct. 1788 | steiler selbst gezogen sein.
zu Thurnau in Bayreuth-Anspach. Im | 4) Pflanzen müssen richtig bezeichnet sein.
Jahre 1804 bezog er die Forstakademie zu, 5) Für hervorragende Leistungen können
Dreissigacker bei Meiningen. 1807 trat er Eixtrapreise ertheilt werden.
in den Forstdienst zu Weidenberg im Fich- Die Preise sind in Geld bis zu 25 Thlr.
telgebirge ein. Im Beireiungskampie Deutsch- und in silbernen und broncenen Medaillen
lands diente er im Oesterreichischen Heere | ausgestellt.
382 Gartenfiora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.
Das specielle Programm kann vom Vor- ! von Carpentaria. Im Jahre 1866 kam er
stande des Gartenbau-Vereins in Bremen be-
zogen werden.
ı seiner Verheiraihung im Februar 1867 ward
| er von der Lungenschwindaucht befallen, der
4) + John Gould Veitch. Nach er, nachdem er mehrere Winter im Süden
einem Bericht in Gardener’s Chronicle tra- | Europas zugebracht hatte, zum Öpfer fiel,
gen wir unseren kurzen Necrolog, den wir | Er starb geächtei und geliebt von allen de-
über den herben Verlust für den Gartenbau | nen, die mit ihm in nähere Berührung ge-
durch den Tod des Herrn John Gould | kommen waren.
Veitch gaben, noch das Folgende nach: | Unter der Menge der von J. @. Veitch
J. G. Veitch war der älteste Sohn des | in England eingeführten Pflanzen sind her-
| vorzuheben::
vor einem Jahre verstorbenen Heırn James |
Veitch. Er war geboren am 17. April | Lilium auratum, Sceiatopytis vertieillata,
1839. Schon im Jahre 1861 trat derselbe | Abies firma, Alcorgquiena, mic: osperma, po-
seine Reise nach China und Japan an und | lita, Veitchi, Veitchia Johannis, eine schöne
besuchte auch die Philippinen. Eine Masse | Palme, Vanda Batemanniana, Dendrobium
bigibbum, eine Menge von schönen Formen
durch ihn eingetührter Pflanzen waren das
Resultat dieser Reise. Im Jahre 1864 kam
derselbe zur grossen Internationalen Aus- | Südseeinseln, das schöne Pho’mium Cookii
stellung in London zurück und verliess schon | !öl. variegatis, Pandanus Veiichi und eine
im Jahre 1864 aufs Neue seine Heimath, | Menge von Farn und anderen interessanten
um seite Reise naclı dem Stillen Ocean an- j Pflanzen, die von dem berühmten Etablisse-
zutreten. Auf jdieser besuchte er zulächst | mens der Herren Veich & Söhne in Chelsea
Sydney und ging von da nach dem Norden | (Lonion; seitdem vertheilt worden sind. —
Neuhollands, nach Cap York und dem Golf | (E. RB.)
von Croton und Cordrline von den
VI. Angelegenheiten des Russischen Gartenbau- Vereins zu St. Peiers-
burg.
Ausser den in den Monatssitzungen er- | wes, Medwedew, Ruck. Hrn. Stuckawenkow
theiiten Prämien wurden für die Frühjahrs- | hir Orchideen.
ausstellung am 26. April 1870, die im sitz- | Die kleine silberne Medaille.
ungslocale des Vereins abgehalten ward, die | Herın Bergemans für einen Blumenkorb,
folgenden Prämien vertheilt: | Hrn. Breger für Garienmöbel. Hrn. Belkin
Die kleine goldene Medaille. | für Pelargonium zonale. Hrn. Wälkow für
Herrn Siessmeyer für Erdbeeren und Herrn | Spargel. Hrn. Jemilianow für eine gemischte
Freundlich für Rosen. | Gruppe. Hrn. Ostroumow für Wachsblumen.
Die grosse silberne Medaille. | Hrn. Ruck für Pelargonien. Hrn. Rempen
Herrn Wütinow für eine Gruppe blühender | für Lilium longillerum Hrn. Tatarinow für
Pflanzen. Dito Hrn. Ganschurow. Dito Hın. | Cocos flexuosa. Hrn. Tscheraizin für Lilium
Höltzer. Dito Hrn. Marko. Dito Hin. Ender. | giganteuw. Hrn. Ender für Billbergien und
Herrn Eckmann für einige vorzüglich culti- ! demselben für Farn.
virte Warmhauspflanzen. Bronzene Medaillen erhielten die
Die mittlere silberne Medaille. | Herren Abakumow, Bergemann, Belkin,
Für gemischte Gruppen den Herren Berge- | Wassiliew, Gelling, Medwedew und Sepyle.
mann, Gratschefi, Grünerwald, Lorgus, Me-
nach England zurück uni schon bald nach
Oi
Register
)) Abbildungen.
Abutilon megapotamicum A. St. Hilair. Taf. 653. | Gilia linifora Benth. Taf. 668.
Aerides nobile Warn, Taf. 641.
!
l
Agave heteracantha Zucc. Taf. 639. ı Handsäemaschine pag. 38.
Amaryllis (Hippeastrum) pardina Hook. il. ß. | Mal
rubescens Taf. 658. Lepidozamia Peroffskyana Rgl. Taf. 660.
Anthurium aralifolium Taf. 648. Lilium Maximowiezi Rgl. 2. tigrinum Taf. 664
Aspergillus glaucus pag. 187. Fig. 4.
Atragene alpina L. Taf. 649. — Lilium Roezli Rel. Taf. 667.
— — L. e. albida Taf, 649 Fig. e. | — tigrinum Gawl. $. flore pleno Taf. 646.
— — Le. genuina Taf. 649 Fig. b. | Loeselia coccinea G. Don. Taf. 643 Fig. 1.
— — L.J. lilacina Taf. 649 Fig a. Lonicera Ruprechtiana Rgl. Taf. 645.
— — L.3. ochotensis Taf. 649 Fig. ec. | Lythrum flexuosum Lagasca Taf. 664 Fig. 1—3.
— — EL. y.sibirica Taf. 649 Fig. d. |
— macropetala Ledb. Taf. 651. ; Mimulus Tilingi Rgl. Taf. 665.
Mucor Mucedo pag. 189, 190.
Beerenobstgarten, Grundplan, pag. 173. | Musa Ensete Gmel. Taf. 643 Fig. 2—3.
Begonia boliviensis Hook. Taf. 638. |
Bredia hirsuta Blume Taf. 655. | Nistkästen pag. 207, 208.
Clavija Riedeliana Rgl. Taf. 663.
Odontoglossum Rossi Lindl. Taf. 650.
Clematis stans Sieb. et Zucc. Taf. 657. Oncidium dimorphum Rgl. Taf. 637 Fig. 46.
Clethra barbinervis Sieb. et Zuce. Taf, 654.
Colea undulata Rgl. Taf. 669.
Cypripedium (Selenipedium) caudatum Lindl.
Taf, 661.
Palavia flexuosa Mast. Taf. 647.
Pancratium speciosum Salsb. Taf. 652.
Peritymbia Vitisiana Westw. pag. 185.
Dieffenbachia alliodora h. Linden. Taf. 672, Phylloxera vastatrix Planch. pag. 185.
Primula villosa Jacq. Taf. 656 Fig. 3.
Einfassuugen von Thon pag. 133.
Enke, Ferdinand Jacob Ernst Taf. 642. Rhododendron Falconeri Hook. Taf. 659.
Eurotium herbariorum pag. 187, — macrosepalum Maxim. Taf. 662.
384
Rhododendron semibarbatum Maxim. Taf. 666.
Rubus leucodermis Dougl. var. Golden cap.
Taf 670.
Spathiphyllum cennaefolium Schott.
Fig. 1—3.
Spinne der schwarzen Johannisbeere pag. 218.
Taf. 640. |
-— Minahassae Tejism. et Binnd Taf. 637 |
Register.
‚ Teppichbeete pag. 105, 146, 107, 108, 133.
‚ Trillium pendulum Schult. Taf. 656 Fig. 1, 2.
}
| Vriesia corallina Rgl Taf. 671.
Wasserheizungen für Gewächshäuser pag. 112.
2) Pflanzen,
besprechen
Abutilon megapotamicum A. St. Hilair 162.
Thompsoni 86.
vexillarium E. Morr. 162.
Acacia Riceana Hensl. 250.
setigera Hook. 250.
Acer rufinerve Sieb. et Zucc. var. albo-limbata |
120.
Achyroesline Sandersii 86.
Adenocalymna nitidum Mart. 20.
Aechmea immersa hort. Berol. 268.
Aörides japonicum Lind. et Rchb fil. 139
nobile Warn. 40.
Agave heteracantha Zuce. 4.
Ageratum Lasseauxii 214.
Allamanda nobilis Th. Masters 143.
Alocasia hybrida 19
Jenningsii Hort. Veitch. 115.
Alloplectus bicolor Lind. 17.
Alo& Croucheri J. D. Hook. 142.
ferox? Hernan. 4
Alsophila australis 517.
Amaryllis dryades Vell. 118.
(Hippeastrum) pardina Hook. il.
bescens 225.
Ampelopsis napiformis 145.
tuberosa 145.
Anagallis collina Schousb. 80
longifolia 80.
Anagyris foetida L. 19
Ananas Moräilona Lind. 17.
Androsace alpina Gaud. 141.
pubescens DC. 141.
Andryala varia Lowe var. cheiranthifolia 80.
Angelonia salicariaefolia 317.
ß. ru-
| Zygopetalum maxillare Lodd. var. Gautieri
Taf. 644
weiche beschrieben sder
werden sind.
| Anona triloba L. 369.
| Anthurium aralifolium 98.
Lindigii 21.
ornatum Schott. 313.
ı Antigonnm leptopus Hook. et Arn. 244, 340.
; Antirrhinum aerugineum Gouan. 248.
| triste L. 248
| Aphelandra acutifolia Nees 119.
Aponogeton distachyus 214.-
Areca nobilis Hort 113
Arenaria cerastioides Pers.
| —
250
purpurascens Ram. 250
| Aristolochia Duchartrei Ed. Adre 308
| Artemisia procera 54.
| — seoparia W. et K. 54.
-— spec. de St. Petersbourg 54.
| | Asimine triloba Dunal 369.
| Bir alpina L. 129.
Ledb. 130.
\ — — Le albida 130
| L «. genuina 130.
L. d. lilacina 130.
L 8. ochotensis 130.
L. var. platysepala Maxim. 130. _
L. y sibiriea 130.
macropetala Ledb. 131.
ochotensis Pall 130.
platysepala Trautv. et ‘ey. 130.
Azalea Dr. Rieger 216.
|
|
|
|
|
gu
!
|
|
|
ı Balantium antarcticum 317.
Begonia boliviensis Hook. 3.
diversifolia Grah. 115.
fuchsioides 317.
| zu
Register:
Begonia rosiflora 17.
— vernicosa 17.
Begonien, neue 215.
Bertolonia primuliflora hort. Bull. 19, 245
Bidens Schimperi C. H. Schultz 81.
Bignonia purpurea Lodd. 139.
Blandfordia aurea J. D. Hook. 141.
Bocconia japonica 317
Brassia farinifera Linden et Rchb, fil. 338.
Bredia hirsuta Blume 193. '
Brevoortia Ida-maia A Wood. 370,
Brodiaea coccinea A. Gray 370-
Bromelia denticulata ©. Koch 268.
— pauciflora hort. Berol. 268.
Browallia Czerwiakowskyana Warsz 81.
— demissa L. 81.
— .elata L. 81.
— riscosa H.B. K 31.
Brownea antioquensis Lind. 17.
Calathea chimboracensis Lind. 310.
Calochortus uniflorus Hook. et Arn. 140.
Calyptrogyne Ghiesbrechtiana H. Wendl. 117.
Camellia Madame Rudolphe Abel 144.
— Prineipessa Clotilda 143
— Sangalli hort. 243.
— Teresita Canzio Garibaldi 311.
Canna 316.
— Jean Vandael 20.
Cantua coccinea Poir. 65.
— Hoitzia W. 65.
Capparis paradoxa Jacq. 119.
Cassia calliantha 19.
— foribunda 318.
Catakidozamia Macleayi hort. 228.
Cattleya amethysteglossa Rchb. 20.
— Eldorado splendens Lind. 310.
— superba Schomb. var. splendens 145.
Centaurea candida 316.
— ragusina 316.
Centrosolenia bullata Lem. 242.
Cerastium Ramondi Fenzl. 250.
Cerasus caproniana ranunculiflora V. Houtte
113,
— flore pleno nova 113.
— Rhexii Hort. 113.
— serrulata 214.
Ceratostemma speciosum Ed. Andre 310.
Cereus fulgidus J. D. Hook. 370.
Cerise grosse 373.
XII. 1879.
385
Ceropegia Sandersoni Decsn, 120.
Cheiranthus Cheiri fl. pl. fol. var. 20.
Chelidonium japonicum Thbg. 248.
— uniflorum 8. et Z, 248.
Chirita lilacina Lem. 243.
Choisya ternata H. B, et K. 20.
Chrysanthemum sinense 28.
Cibotium spectabile 18.
Cineraria acanthifolia 86.
Cissus Lindeni Ed. Andre 309.
Clarkea gauroides Dougl. 81.
Clavija caloneura Mart. 259.
— macrophylia Hook. 259.
Mig. 248, 259.
— Riedeliana Rgl. 259.
Rgl. var flor. mascul. 248,
Clematis alpina Mill. 129.
— lanuginosa Varietäten 147.
— oehotensis 130.
— sibiries Mill. 130.
— stans Sieb. et Zuce. 203.
— Thomas Moore 86.
Clerodendron myricoides R. Br. 250.
speciosum Hort. 144.
Clethra barbinervis Sieb. et Zucc. 163.
Cochliostemma Jacobianum 0. Koch 243. .
Coelogyne cristata Lindl. 113.
— psittaciua ver. Houttoni Rchb. fil. 339.
Colocasia bataviensis 317.
Colea Commersoni hort. 323.
— undulata Rgl. 322.
Convolvulus unicaulis Benary 81.
Corbularia monophylla Dur. 248.
Cordyline Guilfoylei Hort. Lind. 145
Coronilla glauca 29.
Corydalis lutea 340
Corysanthera elliptica Wall. 249.
Cotyledon Salzınanni Boiss. 139.
Coussapoa dealbata Ed. Andre 309.
Crassula coceinea 318.
Croton aucubifolium 17.
— Hillianum 17.
— maximum 17.
Cryptomeria nigricans 214.
Cucumis Anguria L. 245.
— angurioides Roem. 245.
— echinatus Mönch. 245.
Cuphea Zimapani Roezl 81.
Curculigo recurvata variegata 19,
Curcnuma petiolata Roxb. 246.
25
386 Register.
Cyanophyllum spectandum Lind, 17. | Enchilirion corallinam Lind. cat. 354.
Cyclamen neapolitenum fimbriatum 86. | Enkyanthus japonicus J. D. Hook. 246.
Cyclobothra uniflora Knth. 140. | Enteles Bakeri 19.
Cymbidiunı canaliculatum R. Br. 368. — conspicunm Ch. Lem. 144,
Cyperus Papyrus 316, Episces tessellata b. Lind. 242
Cypripedinm candidam Mhlbg. 369. Eria vestita Lindl. 141
— candatum Lind!. 257. Eritrichinm nanum Schrad. 369.
— Pariskii Rchb. fil. 120. Erythrina Crista Galli 317.
— Reichenbachi 19. Erythrochiton hypophyllanthus Plauch. et Lind.
Cyrtanthera magnifica 318. 247.
Erythrodanum elsiniforme Pet. Th. 139,
Eschscholtzie albo-rosea Benary 81.
Eucalyptus globulus Labill 378.
Eugenia amplexicaulis Vell. 119.
Euphorbia jacquiniaeflora 215.
Evonymus versicolor 340
Cyclonema myricoides Hochst. 250. | m ambiguum Lindl. 248,
Dahlia arborea 213, 342.
— imperialis Roezl 244, 314.
Daphne Gnidium L. 215.
Datura humilis Desf. 81.
Davallia hemiptera Moore 177.
Delphinium hybridum pulchrum 113.
EEE
— nudicaule Torr et Gr. 245. Ficus dealbata Lind. 17, 3089.
Dendrobium densiflorum Wall. var. albo - lutea — macrocerpa Lind. 18.
116. Fittonia gigantea Lind. 243.
— lasioglossum Rchb. fil 247. Fraxinus longicuspis 19.
— vestitum Wall. 141.
Desmanthus natans 256. Ä
Deutzia crenata S. et Z. fl. pleno 113 Geonoma Ghiesbrechtiana Lind. et Wandi. 117,
Dianth DEN rn ’ Gilia achilleifolia Benth. 82.
ee A oral ' — capitata Sims. 82.
Dieffenbachia alliodora b. Linden. 356. “r
_ Wallisii Lind, 311 — liniflora Benth. 322.
x i = lticaulis Benth. 82
ipladenia bolivi J. D. Hook. 117. | era
N Gladiolus cruentus Moore 141.
— — VYVeitch 178.
Distiacanthus scarlatinus Lind. 17.
Dorstenia argentata J. D. Hook, 121.
Dracaena albicans 19.
Globularia Alypuım L. 215
Gloxinien, neue 216.
Godetia amoena 82.
— dirversifolia Hort. 82.
— angusta 19.
— DLehmanniana Spach. 82.
— cylindrica J. D Hook. 3183.
19 | — roseo-alba Hort 82.
. — rubiennde Lindl. 83.
— Macleayi 17.
i — — splendens 82.
— nigro-rubra 17.
AR — splendens Hort. 82.
— spectabilis 19. f N
FE | — rersicolor grandiflora 82.
Drosophyllum lusitanicum L. 121. 0% RC REE
Drymispermum laurifolium Dene. 119 Slodwinia gigksssr ge
rymis . ’ } :
ke: Gomezia americana Mirb, 139.
Drymonia Turialvae met 128., x granstäniie WMtis.130:
Duranta Baumgardneri fol. var. 318 Gomidenia amplszicanlis erg, 119)
Gossypium herbaceum 262.
Edwardsis grandiflora Sal. 21. Grevillea Preissii Meissn 250.
— macrophylla Wendl. 21. Grias zamorensis Lind. 18.
— tetraptera Poir. 21. Griflinia Biumenavia C. Koch et Beht. 148.
Encephalartos Denisoni F. Müll. 228. Me dryades Vell. 118.
— M’Kenii 19, Gymnothrix latifolis Schult, 53.
Register. 387
Hanssmannis jucunda 215.
Hebeclinium nrolepis DC. 145.
Hechtia Ghiesbrechti Ch. Lem. 312.
Hedera xalapensis DU 53.
Helianthus annuus globosus listulesus 368.
Heliconia densiflore Hört. Par. 21.
Hernandia Moerenhontiana Guill. 251.
Hoitzia coccinea Cav. 65.
— mezxicana Lam, 65.
Homalonema singaporense Bgl. 53.
|
|
}
j
|
Macrozamia Macleayi hort. 228.
— Perofiskyana Mig. 228.
Malope malacoides W. 368.
Maranta chimboracensis Hort. Lind. 310.
‚ Massowia cannaefolia 0. Koch 38.
Matisia cordata Humb. Bonpl. 18.
Miltonia Warscewiczi Rchb, fil. 312.
Mimulus luteus fol. variegatis 115.
— Neuberti 368.
— Tilingi Rgl. 290, 367.
Houlletia odoratissisia Lind. ver. antioquiensis | Monardella undulats Benth. 82,
311.
— tigrina Lind. 243.
Hoya australis R. Br. 245.
— bicarinate A. Gray 245.
— Dalrympliana F. Yüll. 245.
Buntleysa cerina Lindi. 114,
Hylomecon vernale Maxim. 248.
Hymenocallis speciosa Balsb. 161.
Hypophylianthus Lindeni Bgl. 247.
Jerdonia indica Wight 244.
Dex Aquifolium ciliato-aureo-marginatum 114.
Iris bohemica Schmidt 140.
— iberica Hoffm. 313,
— audicaulis Lam. 140,
Justicia Lindeni 340.
Izora javanica floribunda 214.
Lachenalia pendula tricolor Tratt. 118.
Lasthenia canescens Rgl. 82.
Ledenbergia roseo-aenea Ch. Lem. 143.
Lepidozamia minor Mig. 228.
— Perofiskyana Rgl. 227.
Lilium Maximowiegi Rgl. 8. tigrinum 290.
— Boezli Rgl. 321.
— speciosum Andr. 97.
— tigrinum Gawl. 8. flore pleno 97.
Linaria tristis Mill. 248.
Lippia repens 318.
Loeselia coccinea G. Don 65.
Lonicera Ruprechtiana Bgl. 68.
Lysimachia Nummularia 52.
Lythrum Sexuosum Lagasca 289.
— Graefferi Ten. 239.
Mackaya bella Harvey 121.
Macrozamia Denisoni Moore et FE. Müll. 228.
— eriolepis A. Brong. 228.
— gigas A. Brong. 228.
|
|
Monolena primuliflora J. D. Hook. 245.
Monopanax Ghiesbreghti Rgl. 53.
Monstera cannaefolium Schott. 38.
Moraea bulbifere Jacq. 118.
Mormodes Colossus RBchb. fl. 311.
— Greeni J. D. Hook. 140.
— wmacranthum Lindl. 311.
— tibicensis Rchb. fil, 339.
Musa Ensete Gmel. 66.
Muscari luteum 340.
— monstraosum 341.
— pulchellum verum 340.
Myoporum parvifolium 317.
Myosotis nana Vill. 369.
Myrcia amplexicaulis J. D. Hook. 119.
Naegelia Sceptre corail 21.
Narcissus Bulbocodium L. v. monophylla Bak.
248.
— Clusii Dun. 248.
Neptunia natans 256.
Nertera depressa Banks et Sol. 139.
— repens R. et P. 139.
Nidnlarium denticulatum Rgl. 268.
— sarmentosum Rgl. 268.
Ocymum grandiflorum Bl. 249.
Odontoglossum Ehrenbergi Roezl 131.
— Krameri Rchb. fil. 115.
— Rossi Lindl. 131.
— triumphans Rchb. fil. 243.
Oenothera amoena Lehm. 82.
— _— var. Lehmanniana 82.
— — var. roseo-alba 82,
— — var. rubicunda 83.
— .— var. the bride 83.
— Drummondi Hook. 82.
— Lindleyi Dongl. 82.
— macrantba 82.
25 +
388
Oenothera macrosiphon 82.
— marginata Nutt. 248
— micans 82.
— edorata Jacg. 82.
— — .«. glaucescens 82.
— .— 9. virescens 82.
— roseo-alba Lehm. 82.
— rubicunda Torr. et Gr. 83.
— Sellowi 82.
Oneidium eryptocopis Rchb, fil. 339, 370
-— dimorphum Rgl. 2.
— lepidnm Linden et Rchb. fil. 339.
— Phalaenopsis Lind. et Rchb fil. 309.
— rusticum Linden et Rchb. fill. 339.
— vernixum Linden et Rchb. fil 339.
Oncocyclus ibericus Siemss. 313.
Oncosperma Van Houtteanum Herm. Wendl. 113. | Polanisia trachysperma Torr. et Gray 83.
Ophrys ciliata Biv. 312.
— insectifera var. 312.
— Speculum Lk. 312.
— vernixia Brotero 312.
Orchidocarpa arietinum Mx 369
Oreopanax xalapense Dne. 53.
Orthosiphon stamineus Benth. 249.
Oxalis Regnelli Miq 267.
Oxycoccus macrocarpus Perr. 159.
Palavia flexuosa Mast. 98.
Pancratium speciosum Salsb. 161.
Pandorea austro-caledonica Seem. 339.
Paranephelius uniflorus Poepp. et Endl. 247.
Passiflora Innesii 338.
Pecher & bois jaune 146.
Pelargonium Antony 18
— Black Prince 18.
— gloire de Paris 317.
— Josephine 18.
— Mr. Dunett 18.
— Phoebus 18.
— Prince of Wales 18.
— Ruhm von Böhmen 216
— Sir Robert Napier 18.
— Sultana Valide 18.
— zonale Clemence Royer 53.
Viectoire de Lyon 53.
Peperomia Verschaffelti Ch. Lem. 144.
Pepinia aphelandriflora Ed Andre 309.
Peziza Kauffmanniana. Tich 31.
Phalaenopsis Parishii Rchb. fil. 244.
Phaleria lanrifolia J. D. Hook. 119.
Register.
Phytolacca purpnrascens Hort. 21.
Picea obovata Lk. 60.
Pinus Lambertiana 222.
— obovata Ledb. 60
Pitcairnia aphelandriflora Lem. 309.
Plectranthus coleoides Benth 312.
Pleroma macranthum Hook. 144.
Plumeria lutea R. et Pav. 116.
Podalyria tetraptera Poir. 21.
Podolepis acuminata R. Br. 33.
— affınis 83.
— canescens 83.
— chrysantha 83.
Poire Josephine de Binche 145.
| — de Praully 371.
| — President Mas 372.
Portea Kermesina Ad. Brongn. 339.
| Posoqueria multiflora Ch. Lem. 144,
| Pothos cannaefolius Dryand. 38.
| Primula asaulis Jacq. 196
! — alpina Rchb. 198.
| — Auricula L. 197.
— auriculata Lam. 200.
— a. brevistyla 200.
ß. longistyla 200
y. luteola Rupr. 200.
Boveana Decaisn. 201.
— calycina Duby 199.
— capitata Hook. 202.
— carniolica Jacg. 198
— eiliata Schrenk 198.
| ——- commutata Schott 198.
| -— cortusoides L. 200.
L var. grandiflora 144.
— cuneifolia Duby 199.
— denticulata Sm. 202.
— elatior Jacq. 196.
— erosa Wall. 202
— farinosa L. 197.
— glacialis Adam 200.
grandiflora Lam. 196.
graveolens Hegetschw. 198.
helvetica Schleich. 198.
hirsuta Vill, DC. 198.
Hornemanniana Lehm. 197.
japonica Asa Gray 201.
imperialis Jungh. 202.
integrifolia L. 198.
involucrata Wall. 202.
Primula latifolia Lapeyr. 198.
— longiflora All. 198.
— longifolia Lehm. 200.
longiscapa Ledb. 200.
— JIuteola Rupr. 200.
— macrocalyx Bge. 196.
magellanica Lehm. 203.
— marginata Curt. 199.
— minima L. 198.
— mistassinica Mx. 203.
— mollis Nutt. 202.
— nivalis Pall. 200
8. farinosa 201.
a. typica 201.
officinalis Jacg. 196.
8- inflata Ledb 196.
‚— Palinuri Petagna 198.
— pedemontana Thom. 121.
— praenitens Ker. 202.
— prolifera Wall. 202.
— pubescens Jacqg. 198.
purpurea Royle 202.
— pyenorhiza Ledb. 200.
“ rhaetica Gaud. 198.
sibirica Jacq. 199
sinensis Lindl. 202.
— stricta Hornm. 197.
Stuarti Wall. 203.
— rvillosa Jacqg. 195, 197.
— viscosa Rchb., DC. 197.
Prune violette americaine 20.
Prunus salicifolia Humb. et B. 372.
Pterodiscus luridus J. D. Hook. 118.
Register.
|
|
|
Pyrethrum sinense Sab. var. hortenses 310.
Quercus rubra L. 114.
Baisin Morren noir 372,
Baphanus caudatus 178.
Bestrepia antennifera H. B K. 145.
maculata Lindl. 145
Bhodea japonica 179, 218.
Bhododendron Falconeri Hook. fil. 226.
— hybr. Fleur de Flandre 114.
macrosepalum Maxim. 258.
. — semibarbatum Maxim. 292.
Bhodotypus kerrioides S. et Z 140
Rhopala granatensis 18.
Rhynchotechum ellipticun A. DE. 249.
Bibes albidum 21.
Robinia parasol 341.
Rosa hybr. rem. Madame Ducamp. 220.
Marie Baumann 219.
Marie Boisse 219.
spinosissima (pimpinellifolia) 220.
| Rubus arcticus 360.
389
— leucodermis Dougl var. Golden cap. 353.
Saccharum officinarum 318.
Salvia hispanica L. 368.
— interrupta Schousb. 371.
— lantanifolia 318.
Sarracenia purpurea 6.
Saxifraga aretioides Lap. 314.
Scalia jaceoides 83.
Schizostylis coccinea 29.
Selaginella setosa Lind. 18.
Selenipedium caudatum Rchb. fil. 257.
Skimmia intermedia 340.
Solanum armatum R. Br. 83.
— venustum Kth. 247.
Sophora tetraptera Ait. 21.
Spathiphyllopsis Minahassae Tejism. et Binnd 1.
N cannaefolium Schott. 38.
Friedrichsthali Hort. 39
— heliconifolium Schott. 39.
— lancifolium Schott 39.
— longirostre Schott. 39.
— Minahassae Tejism. et Binnd. 1.
— Ortgiesi 39.
Spiraea palmata 214.
Spiranthes Weiri Rchb fil 338.
Spironema myricoides Hochst. 250.
Staphylea colchica 340.
Statice spicata W. 367.
Steriphoma cleomoides Spr. 119.
paradoxum Endl. 119,
Stylophorum japonicum Miq. 248.
Tabernaemontana Barteri J. D. Hook. 371.
Tacsonia quitensis Benth. var. eriantha Th.
Mast. 144
— tomentosa Juss. var. speciosa Masters
338.
Talbotia elegans Balb 140.
Tectona grandis L. fil. 5
Thladiantha dubia Naudin. 102.
Tillandsia Lindeni Morr. 40, 368.
— Lindeniana Rgl. 40, 368.
— Morreniana Rgl. 41, 243, 368
390
Torreya bogotensis 18.
Trieyrtis? fol. striatis 115.
Trillium erectum $£. album Kth. 194
pendulum Schult. 194.
Tritoma Uvaria 214.
Tropaeolum Hockianum 83.
Lobbiano-Smithii 83.
— Lobbianum var. 341.
Zipseri 83.
Uvaria triloba Torr. et Gr. 369.
Vaceinium macrocarpum Ait. 260
reflexum J. D. Hook. 116
Vallota grandiflora 146.
|
}
Register.
Vanda Cathcarti Lindl. 313.
coerulescens Griff. 249,
— Denisoniana Bens. et Rehb Al. 142, 178,
Parishii Bchb. fl. 338,
| Velozia elegans Oliv. 140.
Victoria regia 51.
Viola odorata Laucheana 368.
Violette Wilson 215.
Vriesia corallina Rgl. 354.
Lindeni Lem. 243.
Zizania aquatica 220.
| Zygopetalum cerinum Rchb. fil. 114.
maxillare Lodd. var. Gautieri 67.
3) Sachregister.
Abhänge, Bekleidung trockener, in Landschafts-
gärten 42.
Acclimatisations-Garten in Egypten 377.
Acclimatisations-Gesellschaft in Berlin 192.
Algenbildung, Verhinderung derselben in Tei-
chen 69.
Ameisen 181.
Anlagen von Paris 319.
Anzucht der Sarracenia purpurea aus Samen 6.
Apfel, Annie Elizabeth 178.
Arbeiterinnen 378.
Ausstellung in Florenz 375.
— des Gartenbau- Vereins in Bremen 381.
zu Graz 320
in Laibach 180.
in Wien 253.
internationale, des Gartenbaues in St.
Petersburg 95.
Ausstellungen 32, 62, 254.
in Frankreich 158.
Baumwärtercurs 179, 346.
Baumwolle, Cultur der krautartigen 262.
Beerenobstgarten, Anlage
eines 170.
Deetpflanzen, buntblätterige 86.
Berichtigung 54.
und Bepflanzung
Birnen, Mittel gegen kranke 26.
Blätter, Ursache der panachirten 373.
Blumen der Parkwiesen und ihre Ansucht 7.
Blumenausstellungen 223.
Blumenbeete 150.
Blumentöpfe 182°
Blutlaus 27.
Bodentemperatur 22.
Bodenwärme in Gewächshäusern 132.
Bohnen, gute 148.
Botanische Laboratorien 281
Botanischer Garten zu Adelaide in Süd-Ausirs-
lien 72. ;
zu Buitenzorg auf Java 79.
in Melbourne 61.
in Moskau 100.
Botanisches Museum von Delessert 128.
Budget des österreichischen Ackerbau - Ministe-
rinms 223.
Chenille 217.
Congress in Hamburg 21.
Coniferen, Erziehung derselben unter Deck-
schirmen 84.
Coronilla glauca als Kronenbäumchen zu ziehen
29.
Cranberry 159, 252, 260.
Berichtigungen zur Preisliste der Internationalen | Cultur der Himbeeren 376.
Gartenbau-Ausstellung zu Hamburg 31.
|
Indischen Azaleen 299, 334:
Register. 391
Caltur der krantartigen Baumwolle (Gossypium
herbacenm) 262.
— -— nordamerikanischen Moosbeere 260.
Dachpappe als Material zu Spalierwänden 343.
Darwinismus 263.
Diamanten, algenartige Einschlüsse in densel-
ben 60.
Dorne an Zwetschgenbäumen, Fortschneiden der-
selben 377.
Eichenspinuer, Zucht desselben in Bamberg 54.
Einwirkung des Wildlings auf das Edelreis
und umgekehrt 220.
Eleetrieität, deren Einfluss auf Wachsthum 347.
Entwicklung der Freilandpflanzen im bot. Gar-
ten zu St. Petersburg, Uebersichtstabelle
231, 269.
Equiseten, geographische Verbreitung derselben
149.
Etiketten in Glaskapseln 89.
— aus Kautschuk 123.
Euealyptus, Verwendung derselben zur Decora-
tion im Freien 85.
Expedition nach dem Norden Australiens 24.
— — dem Norden Neuhollands 186.
Formen der Entwickelung der höheren Pflanzen
und deren Einfluss uf unsere Culturen
75.
— ron Ilex Aguifolinm 89
Eruchtsäfte 44.
Fuchsien-Hecken 122.
Gartenbau in China 372.
Gartenbau-Ansstellung, internationale, in Ham-
burg 282.
Gartenbau-Gesellschaft in Lyon 315.
Gartenbauschule zu Pensa, 50jähriges Jubiläum
derselben 381.
— zu Studenez bei Moskau 136.
Gartenbau-Verein in St. Petersburg 256, 382.
Gärtner, Stellung derselben auf Landgütern 341.
Gärtnerschulen, über Errichtung derselben 184.
Gärtnerstand, Gedanken zur Hebung desselben
47.
Gärtner-Verein, Berliner 160, 281.
Genista als Ersatz von Rasen 123.
Geographische Verbreitung der Equiseten 149.
Getriebener Spargel 122
Giesakanne, neue 344.
Gummibaum, blauer 378.
| Handelspflanzen, neue 146.
; Handsäemaschine 88.
Hecken von Fuchsien 122
Heckenpflanzung 180.
Heizungen 377.
Helsingfors 358.
Herbarium von Schultz Bip. 128
Himbeeren, Cultur derselben 376
Jahresringe, Verschiedenheit derselben bei Laub-
und Nadelholz 123.
Ilex Agnifolium, Formen desselben 89.
Jute 184,
Kalidüngung 341.
Kartoffeln im Garten zu bauen 70.
Krankheit der Orangerien 332.
Pomeranzenbäume 346.
— des Weinstockes, eine neue 185.
Laboratorien, botanisahe 281.
Landwirthschaftliche Schule in Trau 281.
Landwirthschaftlicher Unterricht in Frankreich
183.
Maikäfer, Vertilgung derselben 346.
Mammure 360
Missbildungen am Mais 149.
— bei Umbelliferen 216.
Mittel gegen kranke Birnen 26.
die Rebenlaus 376.
das Rosenweiss 21.
Moosbeere, nordamerikanische 260.
Moskau nnd dessen Gärten 99.
Nachrichten von Herrn B. Roezl 296.
Nachtschnecken 181.
Necrolog von Ferdinand Jacob Ernst Enke 33.
Neuholland, Expedition nach dem Norden 186.
Nordpolfahrt,{die Deutsche 320.
Notizen aus Journalen Australiens 23.
Obsthandel in Wien und Bozen 182.
Orangerien, Krankheit derselben 332.
—, schlechter Zustand derselben 23.
Parkwiesen, die Blumen derselben und deren
Anzucht 7.
392
Pelargonien, neue, zur Decoration von Blumen-
beeten 177.
Pflanzen des Petersburger Gartens 267.
Pflanzenbau 217.
Pflanzendiebstähle 24.
Pflanzenkrankheiten 23.
Pfropfen von Dahlia imperialis 314.
Pilz als Raupenvertilger 89
Pollen, ob eigener oder tremder, bei der Frucht-
treiberei bessere Dienste leistet? 229.
Pomeranzenbäume, Krankheit derselben 346.
Pyrethrum (Chrysanthemum) sinense, buschige,
niedrige Exemplare zu ziehen 28.
Radebarre oder Handkarre als Verpflanztisch
343.
Rasen, Genista als Ersatz desselben 123
Rebenlaus, Mittel dagegen 376.
Reinhaltung von Teichen 230
Reise von Moskau nach dem Gouvernement
Tschernigow 175.
Petersburg nach Helsingfors, Reval,
Riga 356.
Reval 358
Riesenweinstuck 378.
Riga 359.
Ringeln des Weinstockes 22.
Rosen, abgeschnittene, als Handels-Artikel 147
‚ Veredlung derselben 178.
Rosenweiss, Mittel dagegen 21.
Samenwechsel 314.
Sardinien, Vegetation der Insel 344.
Schädlichkeit des Sperlings 377
Schimmel und Hefe 187.
Schutz nützlicher Thiere 181.
Seidenbau- Verein, der Oesterreichisch - Schle-
sische 877.
Seidenspinner 221.
Sitzung der Kaiserl. Russischen Gartenbau-
Gesellschaft zu St. Petersburg 192.
Spargel, getriebener 122.
Spargelbaugesellschaft 122.
Spargelcultur in Russland 211.
Sperling, Schädlichkeit desselben 377.
Spinne der schwarzen Johannisbeere 218.
Stachel- und Johannisbeeren, hochstämmige 376.
Register.
Stoekrosen, gefüllte,
mehren 151.
aus Stecklingen zu ver-
Teiche, über Reinhaltung derselben 230.
| Tekbaum 5.
Teppichbeete 105.
über die
‚ Betrachtungen sogenannten
293.
Thiere, Schutz nützlicher 181.
| Traubensorten für den Norden Deutschlands 23.
Treiben abgeschnittener Zweige im Winter 297.
| Treibhäuser 182.
Trüffelcultur in Frankreich 221.
Umbelliferen, Missbildungen bei denselben 216.
Unterrichts-Curse 47.
Vegetation der Insel Sardinien 344.
Veredlung der Rosen 178.
Vertilgung der Maikäfer 346.
Phylloxera vastatrix 346.
Verwendung krautartiger Pflanzen als Ufer-
bedeckung 52.
Verzeichniss sämmtlicher botanischer etc. Gär-
ten, Nachtrag 366.
, Vietoria regia im Bot. Garten zu Adelside 51.
Vögel im Garten 163, 204.
Wasserheizungen für Gewächshäuser 111.
Wassermelonen 123.
Wasserreis, nordamerikanischer 220.
Weincultur 180.
Weinkrankheiten 87. _
Weinrebenausstellung 179.
Weiustock, Ringeln desselben
Winter 1870--71 in Russland 160.
Winterbouquets 347.
Winterschnitt bei unseren Bäumen und Sträu-
chern 109.
Witterung in St. Petersburg 192, 223
Ir}
-ö.
Zierpflanzen, einjährige 80,
Zoologischer Garten in Moskau 135.
Zuckerkiefer, californische 222.
Zweige, Treiben abgeschnittener im Winter 297.
Zwetschgenbäume, Fortschneiden der Dorne an
denselben 377.
Register, 393
4) Literaturberichte.
Alphand, A. Les promenades de Paris 349. ı Hannemann, Ferd. Katechismns des Hopfen-
Ammerling, Carl. Gesammelte Aufsätze aus baues 351.
dem Gebiete der Naturökonomie und —, —, Katechismus der Obstbaumzucht
Physiokratie 151. und des Obstbaues für Landschulen 351.
Andre, E. un mois en Russie 222. Heer, ©. Die nenesten Entdeckungen im höch-
sten Norden 156.
Baillon, H. Histoire des plantes 151. Hooker, D, Bericht über den botanischen Gar-
Baker, J. G. a revision of the genera and ten in Kew 31.
species of herbaceous Liliaceae 380.
Bary, A. de, Prof. in Halle, über Schimmel | Jäger, H. Die Baumschule 55.
und Hefe 187. Illustration horticole 244.
Beccari, Giornale botanico italiano 126, Jühlke, F. Ueber die Hülfsmittel zer Verbes-
Bericht über die Verhandlungen der schlesischen serung der Landwirthschaftlichen Cultur-
Gesellschaft für vaterländische Cultur pflanzen 124.
1868 28.
Bühler, Adolph. Das Helioskop 351. Karsten, Dr. H., der Chemismus der Pflanzen-
Bulletin de la Federation des Societes d’horti- zelle 23:
eulture de Belgique 315. le ze Geschichte der Botanik 348.
— de la Societe Imperiale des Naturalistes ' Koch, K. Dendrologie, oder die Bäume, Sträu-
cher und Halbsträucher, welche in Mittel-
de Moscou 30, 60, 350, 380. ; } BR
— de la Societe Royale de Botanique de und Nord Kuropa ae E
werden. 1. 218.
Belgique 30, 379.
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gie —; RUE er = DEe UNTERE)
er Te SI == en See ES er
5) Personalnotizen.
Bayer, Johann 128. | Lasöque 128.
Becker, Scalongne et Micheil 253. ı Lenz, Dr. Otmar Harald 158.
Behn, Prof. 32. Lorch, Georg 255.
Caruel, Th. 64, 127. Maximowicz, C. 127, 223.
Carus, Dr. C. @. 32. Milde, .Dr. J. 128.
Clarke, C. B. 223. Müller, Dr. Ferdinand 64.
Dippel, Dr. E. 128. Parlatore, Prof. 64.
Donauer, F. W. 381. Pfitzer, Dr. E. 128.
Enke, Ferdinand Jocob Ernst 33. | Roezl, B. 296.
Fergusson 64 | Ruprecht, F. 288.
Glehn, v. 128. | Scheffer, Hugo 80, 223.
Hackel, Joseph 128. | Schultz, F. 223.
Hoffmann, Dr. Robert 158. | Syrski, Dr. 158.
Holzner, Dr. Georg 128. ' Unger, F. 127, 159.
Hügel, Carl Alexander Anselm Freiherr von 254, | Veitch, John 320.
Janka, Victor von 128. nn |, .—— Gould 382.
Kummer, Dr. F. 254. ı Wallis, Gustav 64, 342.
Kirschleger, Friedrich 158. |
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