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Full text of "Gartenflora; zeitschrift für garten- und blumenkunde"

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INSTITUTIONI SMITHSONIANAE 


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ZETISECHRIET 


für 


Garten- und Blumenkunde. 


(Begründet von Eduard Regel.) 


Al. Jahrgang. | 


Herausgegeben von 


Dr. L. Wittmack, 


Geh. Regierungsrat, Professor an der Universität und an der Königl. landwirtschaftl. Hochschule 
in Berlin. 


Mit 24 Tafeln und 139 Textabbildungen. 


BERLIN. 
VEERIB NENEON ENT EB NRIBY. 


Verlagshandiung für Landwirtschaft, Gartenban und Forstwesen. 


SW., 10 Hedemannstrasse. 


1892, 


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Vriesea x m ignie H.:L. R.*) (Vriesea Barilletii x splendens.) 
a Von L. Wittmack. 
= Er “Hierzu Tafel 1362 und Abbildung ı und 2. 

Foitis.. ad 16, rosulam infundibuliformem efformantıbus, erecto - patentibus, 
graciliter subrecurvatis, e vagina ampla late loratis, apice rotundatis, in cuspidem 
brevem rectam contractis, inferne. canaliculatis, apicem versus planis, ritidis, 
colore ubique viridibus, in tertia parte suprema praesertim ad paginam inferiorem 
intense laete vinosis, 45—50 cm longis, ad vaginam 10— 14 cm, longam 7—8, medio 
5-—6 cn latıs, nervis numerosissimis tenuiter louzıtudmaliter striolatis. 

Scapo erecto valıdo 8 mm — Io mm. crasso, 37 cm alto, aititudine rosulae 
foliorum, cum spica 8o cm alto, anaphyllis länceolato-ovatis, Sopkiie margine 
vel superioribus toto coelo vinosis omnino ıinvolute. 

Spica erecta, maxima 44 cm alta, 6,,—7 cm lata, ancipiti. 

Bracteis erecto-patentibus, elongatis, dense distichg;imbricatis, oblongo-lanceolatis, 
apice subincurvatis, navicularıbus, in spicae tertia parte inferiore viridiıbus, vinoso 
striatis vel subpunctulatis, ın parte media magis rubris,; in tertia parte suprema 
laete scarlatino-vinosis (colore camis bubul ae), ‚mtidis, 6 cm longis, 1L'j—-2 cm ın 
quoque latere latis. a 

Flore ad 50 mm longo (evolutum non Hn, 'Calyce bracteae fere duplo 
breviore, 35 mm longo, pallide viridi-albo, sepalis 30—32 mm longis, lanceolatis, 
acutis, petalis (non evolutis) eis fere dimidio longi@... us; lingulatis, apice rotundatis, 
40 mm longis, supra basin squamulis 2 apice rotundatis integris indutis. 

Antheris petalis ı cz brevioribus (an semper?) stylo petalis subaequante, 
stigmatibus conglutinatis (non exacte visis). 


Diese Sisttliche Pflanze ist von dem Hortulanus des bot. Gartens ('t Ryks 
Academietr* “in “Leiden, Herrn H. WISTE, durch Bestäubung von Vriesea 
Barilletii ‚wit dem Blütenstaube ‘ von V. splendens (Brongn.) Lemaire 
(V. speciosa klook.) erhalten und bileet eines der interessantesten Kreuzungs- 
produkte. a u 

Sie ‚hat den: trichterförmigen Bau der Blattrosette wie V. Barilletii, aber 
nicht matte, sondern glänzerde und im oberen Drittel beiderseits schön 
weinrote Blätter, die schwarzen Querschnitte von V. splendens fehlen, der 
Blütenstand ähnelt’ aber in seiner Form und Länge dem des Vaters, der 
V. spledchs. Er ist indes noch viel grösser und besonders viel breiter. 
ANTOINE.,bildet in seiner Phyto-Iconographie der Bromeliaceen t. I2 eine 
V. splendens (er nennt sie \’: speciosa Hook.) mit 38 cm langen, aber 
nur 4 cm breiter Ähre: ab, wobei vielleicht noch ein Stück des Schaftes 


*) Lies: Vriesea hybrida insignis Horti Lugduno Batavvi. 
Gartenflora 1892. = 


2 L. Wittmack: Vriesea hybrida insignis H. PB: 


mit gezeichnet, unsere Pflanze hat eine Ähre von 44 cm Länge und 6t), 
bis 7 cm Breite. Die Ähre ist ebenso scharf 2schneidig wie bei V. splendens, 
und sieht man wieder, dass der Vater den Blütenbau modifiziert hat; die 


Abbildung I. Vriesea x insignis H.L. B. So m hoch, Deckblätter scharlach-weinrot. 


22 Deckblätter jederseits sind aber nicht so anliegend wie bei V. splendens 
und daher eben die Ähren breiter, V. Barilletii hat ganz horizontal stehende 
Deckblätter. Die Farbe der Deckblätter ist nicht scharlachrot wie bei V. splen- 


L. Wittmack: Vriesea hybrida insignis H.L.B. 5 


dens, aber auch nicht so unscheinbar wie bei V. Barilletii, die grün und 
weinrot punktiert ist; sie ist bei dem Bastarde im obersten Drittel der Ähre 
scharlach-weinrot, im unteren Drittel grün mit weinrot gestreift oder punktiert, 
in der Mitte wird sie nach oben zu immer mehr weinrot. Leider hat der 
Lithograph trotz aller Mühe die Farbe nicht richtig getroffen, man kann sie 
am.besten mit der von frischem Rindfleisch vergleichen. 

Die Blüten haben sich leider nicht völlig entwickelt, die Blumenblätter 
traten nicht hervor, wahrscheinlich sind sie gelb, die 2 Schüppchen oberhalb 
der Basis entsprechen ganz denen von V. splendens, sie sind abgerundet 
und nicht mit einer Spitze versehen, wie bei V. Barilletii. 

Die Ovula waren wohl nicht gut entwickelt, ich fand sie viel schmäler 
als ANTOINE sie für beide Eltern zeichnete. 


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Abbildung 2. Vriesea hybrida insignis H. L:B. Analysen. 

a) Blüte im Knospenzustande. 5) Kelchblatt. c) Blumenblatt mit 2 Schüppchen und ı Staubgefäss. 
d) Basis des Blumenblattes, stärker vergrössert. e),Staubgefäss. /) Stempel. — Alles aus einer 
Blütenkn ospe. 

Herr WITTE hat die Pflanze am 13. Juni 1891 in Amsterdam ausgestellt, 
wo sie seitens der ständigen Kommission der Niederländischen Gesell- 
schaft für Gartenbau und Pflanzenkunde ein Wertzeugnis I. Klasse erhielt. 
Sie wurde dann an die Herren MARoy & Co. in Lüttich geschickt und von 
diesen mir zur Beschreibung zugestellt. Die Firma JAcoB MAKOY in 
Lüttich wird sie in den Handel bringen. 

Als Autor wünscht Herr WITTE nicht seinen Namen, sondern den des 
botarischen Gartens zu Leiden (Lugdunum Batavorum), daher die Bezeich- 
une kl: 12. B. 

Erklärung der Tafel 1362. 
a) Blütenstand in !/, nat. Grösse. b) Stück eines Blattes in nat. Grösse. c) Deckblätter in 


nat. Grösse. d) Deckblatt von V. Barilletii in !/, nat. Grösse. e) Desgleichen von V. splendens 
in 1/, nat. Grösse. 


4 Der Park des Kommerzienrat Hugo Köhler, Altenburg. 


Der Park des Kommerzienrat Hugo Köhler, Altenburg. 
Hierzu Abbildung 3 (Plan) und 4. 


Zu der in der heutigen Gartenflora erscheinenden Abbildung einer Partie 
meines Parkes, sowie des vollständigen Planes desselben erlaube ich mir 
einige erläuternde Bemerkungen beizufügen. 


— Lagenlan — 


über die Parkanlage 


des Herrn_Commerztenraih Hugo Köhler, 


——dlienburg —— 


a 5 3 = 40 45 soMeter. 
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135755:324.0 5 M 


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Abbildung 3. 


Ich verweise dabei auf einen früheren Bericht des Herrn Geheimen 
Regierungsrat Professor Dr. WITTMACK, welchen derselbe infolge eines 
Besuches bei mir bereits im vorigen Jahre über meine Anlagen in diesem 
Blatt 1891 S. 183 veröffentlichte. 


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Der Park des Kommerzienrat Hıgo Köhler, Altenburg, 


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Abbildung 4. Aussichtstempel im Park des Kommerziensat Hugo Köhler, Altenburg. 


6 Der Park des Kommerzienrat Hugo Köhler, Altenburg. 


Zunächst sei mir gestattet, einige Gründe anzugeben, weshalb ich Koni- 
feren in so reichem Masse verwendete. Es geschah dies einesteils wegen des 
nach Norden gelegenen Abhanges, welcher sich bekanntlich am besten zur 
Anpflanzung von Koniferen eignet, andernteils erhöhte ich noch den Wert des- 
selben, indem ich in östlicher und westlicher Richtung bedeutende Auf 
schüttungen ausführte, welche so der Zuführung von Ostwind und der für 
Koniferen im Winter so schädlichen Sonne Einhalt geboten. 

In zweiter Linie war es mein Bestreben, eine möglichst ozonreiche Luft 
zu schaffen, und drittens bewog mich dazu ein den Koniferen schon seit 
Jahren bethätigtes hohes Interesse. 

Ich gestehe zu, dass ich dabei über den Rahmen einer landschaftlichen 
Gartenanlage hinausgegangen bin, doch dies dürfte aus angegebenen Gründen 
sonst wohl zu entschuldigen sein. 

Dies nun und die Absicht, meine Acclimatisationsbestrebungen, welche 
ich früher im kleinen betrieben hatte, im grossen zur Ausführung zu 
bringen, veranlassten mich, eine Versuchsstation zugleich mit meinen Garten- 
anlagen zu verbinden, selbst auf die Gefahr hin, dass dadurch die Gesamt- 
wirkung da und dort beeinträchtigt werden könnte. Der Park ist also nach 
Zweckmässigkeitsgründen eingerichtet, der von mir ursprünglich gefertigte 
Plan verschiedentlich geändert, und der jetzige erst nach Beendigung des 
Parkes aufgenommen worden. 

Der nach Süden gelegene Flatz in der Mitte der Parkstrasse ist zur 
Anlage eines Sommerhauses bestimmt, und der auf der Abbildung ı dar- 
gestellte Aussichtstempel mit seinem Souterrain zum Überwintern von 
Pflanzen eingerichtet. Die Holzveranda desselben soll in einigen Jahren 
noch aus Stein aufgeführt werden, und ist dieselbe als Provisorium anzusehen, 
welches dazu dienen soll, den angepflanzten Schlingrosen ein gutes Gedeihen 
zu sichern, da solche bei so exponierter Lage in so jugendlichem Zustand 
sonst wohl erfrieren würden. 

Über Anschaffung von Pflanzen berichte ich nicht, indem ich beabsichtige, 
darüber später ausführliche Mitteilung zu machen. 

Ich erwähne aus diesem Grunde nur kurz den Stand meiner Acclimati- 
sationsversuche, welche im grossen und ganzen recht zufriedenstellend lauten, 
da sämtliche im vorigen Winter durch Frost oder Feuchtigkeit ent- 
standene Schäden selbst bei denjenigen Palmen, deren Herzen aus- 
faulten, ohne Ausnahme gut ausgeheilt sind, sodass ich heute mit 
meiner sehr vereinfachten und wesentlich mehr Schutz bietenden Überwinte- 
rungs-Methode auf dem Standpunkte zu sein hoffe, dass weder ein Er- 
frieren der Pflanzen noch eine Beschädigung der Blätter statt- 
finden kann. 

Die Anzucht der so herrlichen Brahea Roezlii setze ich weiter fort, 
desgleichen werde ich in einigen Jahren ein beträchtliches Material von der 


Der Park des Kommerzienrat Hugo Köhler, Altenburg. 7 


Washingtonia robusta, welche der Pritchardia filifera bei weitem vorzuziehen 
ist, erhalten. 

Herrliche Cocospalmen, wie australis, Yatai und plumosa haben 
eine ganz staunenswerte Härte erlangt, und werden auch diese, wie 
Phönix canariensis in kleinen starken verzinkten oder verzinnten Draht- 
körben kultiviert. Sie bilden von Anfang April bis November eine prächtige 
Gartenzierde, und können mit nur ganz kleinen, etwa auf die halbe Grösse 
reduzierten umstrickten festen Ballen im Winter auch zu Dekorations- 
zwecken verwendet werden, natürlich, ohne dass sie längere Zeit der Wärme 
ausgesetzt sind. 

Der Erfolg bei Cycas revoluta ist insofern ein beeinträchtigter, als 
gewöhnlich erst am Ende des Sommers der Trieb sich entwickelt und ein 
vollständiges Erhärten desselben bis zum Spätherbst oft unmöglich wird, 
wenigstens sind alsdann die Wedel gegen Frost etwas empfindlich. 
Fünf Exemplare, welche ich bis Mitte November im Freien liess und die 
etwa 12 Nächte mit Frost bis: 5 Grad ertrugen, zeigen etwas fleckige 
Blätter. Es muss deshalb dafür gesorgt werden, dass solche Pflanzen fürs 
freie Land nur alle zwei Jahre treiben. 

Recht gut scheint sich Zamia integrifolia zu acclimatisieren, welche 
teilweise im freien Lande zwei Triebe brachte. 

Von Dracaenen züchte ich eine der indivisa nahestehende Varietät mit 
Namen v. Mazelli, welche die indivisa an Härte und Schnellwüchsigkeit zu 
übertreffen scheint, desgleichen eine Yucca var. de Smetiana. Chamaerops- 
Arten habe ich ebenfalls eine Anzahl verschiedener in Anzucht; von C. excelsa 
besitze ich allein 3000 zwei- bis neunjährige Pflanzen. Scheinbar sind nun 
zweijahrige Pflanzen vielleicht etwas kleiner als solche im Topf kultivierte, 
allein schon im dritten Jahre macht sich eine Entwicklungsfähigkeit geltend, 
welcher der der Topfkultur gleichkommen dürfte. Im vierten Jahre schon 
überflügelt sie dieselbe und steigert sich das Wachstum solcher um nicht 
unbeträchtliches. 

Bei Gelegenheit eines am 31. März d. J. in Berlin im Verein zur Be- 
förderung des Gartenbaues zugesagten Vortrages »Das Klima Europas seit 
der geschichtlichen Zeit und die dadurch bedingte Veränderung der Pflanzen- 
welt« werde ich mir erlauben, Chamaerops excelsa aus dem freien Lande 
von verschiedenem Alter vorzeigen. 

Ein in zweiter Auflage erscheinendes Büchlein »Die österreichischen 
Luftkurorte im Vergleich zu den Luftkurorten der Riviera in botanischer 
und klimatischer Beziehung mit Erörterungen über Acclimatisation sub- 
tropischer Pflanzen« ist bei Herrn BODO GRUNDMANN-Berlin, Alvenslebenstr. 3, 
zu haben. ER 


8 G. A. Lindberg: Rhipsalis Warmingiana K. Schum. 


=———— 


Rhipsalis Warmingiana K. Schum. 
Von @& A. Lindberg, Stockholm. 
Hierzu Abbildungen 5 —7. 


Abbildung 5. Rhipsalis Warmingiana. Herbarexemplar. 


In MArTIUS Flora brasiliensis IV part II hat Dr. KARL SCHUMANN 
dem Professor in Kopenhagen Dr. EUGEN WARMING diese Art gewidmet. Da 


G. A. Lindberg: Rhipsalis Warmingiana K. Schum. 9 


aber dort kein Bild davon beigefügt und andererseits es mir gelungen ist, 
bei der Kultur Blüten dieser Art zu erhalten, wird es für diejenigen, welche 
näheres über diese Pflanze wissen wollen, hoffentlich interessant sein, bei- 
folgend eine Abbildung zu erhalten, gleichsam als eine Beilage zu dem so 
berühmten Werke von MARTIUS. 


Abbildung 6. Rhipsalis Warmingiana. Kultur-Exemplar. 


Die Art ward zuerst von mir am 18. Oktober 1854 in der Nähe von 
Caldas in der brasilianischen Provinz Minas Gera&s gefunden, wie dies 
das hier unter Fig. ı abgebildete, im REGNELLschen Herbarium zu Stockholm 
niedergelegte Exemplar zeigt. Zehn Jahre danach fand Professor Dr. WAR- 
MING bei Lappa verna in der Nähe von Lagoa Santa in derselben Provinz 


Io G. A. Lindberg: Rhipsalis \armingiana K Schum, 


die Pflanze, machte sich darüber genauere Notizen und fertigte auch ana- 
lytische Figuren. 

Da ich mehrere Jahre nicht Gelegenheit hatte, die tropischen Pflanzen 
zu studieren, hatte ich auch keine Zeit gehabt, das REGNELLsche Herbarium 
durchzusehen. Als ich aber einige Jahre danach mein Wissen im Herbarium 
in einiger Hinsicht wieder aufzufrischen wünschte und dabei die Art 
wiederfand, zeichnete ich das Exemplar ab uud sandte die Zeichnung dem 
Herrn Doktor REGNELL zu, ihn bittend, ob ich nicht möglicherweise lebende 
Exemplare erhalten könnte. 

Im Auftrage und auf Kosten des Herrn Dr. REGNELL sandte mir dann 
Herr ALBERTO LÖFGREN eine grosse Kiste mit mehreren grossen Exem- 
plaren, doch da sie 3 Monate unterwegs gewesen, langten sie in Stockholm 
vertrocknet an. Da keine direkte Packetpost zwischen Brasilien und Schweden 
existiert, und die Kosten für über Bremen und Gothenburg verschriebene 
Pflanzen übermässig hoch geworden wären, auch das Risiko, die Requisition 
umsonst gemacht zu haben, zu gross war, erfand ich eine Methode, die ich 
in der Gartenzeitung von WITTMACK und PERRING 1886, S. 455 erörtert 
habe, und so erhielt ich im Jahre 1886 vom Herrn LÖFGREN einen Sämling, der 
nach einigen Jahren sich als die nämliche Art, die ich gesammelt hatte, erwies. 
Am 20. Juni 1891 erschienen nun drei niedliche, verhältnismässig grosse 
Blüten mit einem schwachen narcissenähnlichen Geruch, doch dauerten sie 
nicht lange, weil sie schon am nächsten Tage welkten. Die Pflanze mit 
Analyse findet der Leser in den Fig. 2—14. 

Diese Art zeichnet sich durch ihre zwei- bis vierflügeligen, lang ausge- 
zogenen Äste aus. An den Bäumen wachsend, hängen die Äste von den 
Stämmen herab, sattgrün, mitunter (doch nicht bei meiner Kultur) ein wenig 
bläulich bestäubt, sehr verästel. Die Äste sind teils lanzettlich oder 
linear in eine lange Spitze ausgezogen und gekerbt, der Zwischenraum 
zwischen den Kerben ist fast geradlinig, der untere Teil der Äste ganz stielrund. 
Der Mittelnerv an getrockneten Exemplaren ganz deutlich, an wachsenden 
nicht merkbar. Die Dicke der zweifligeligen Äste I1—2 mm. Die Areolen 
2—3 cm von einander abstehend, mit gelblichen, angedrückten Schuppen 
bedeckt. Die Blüten sehr schön reinweiss, 2 cz lang und breit. Blumen- 
blätter 12 oder 13, die inneren länglich eirund. Die Staubfäden in zwei 
distinkten Reihen, kürzer als der Griffel, I cr lang, nach innen gebogen, 
weiss, an der Basis einen rotbraunen Ring bildend und so die Schönheit 
der Blüte erhöhend. Die Staubbeutel rund, weiss. Der Griffel kürzer als 
die inneren Blumenblätter. Die Narbe 3—4 teilig, mit herausgebogenen 
runzeligen Lappen. Der Fruchtknoten lichtgrün, 4—5 kantig. Beeren mit 
abgerundeten, vertikalen Rippen karmin bis purpurrot. 

Von den bisher beschriebenen Rhipsalideen sind nur zwei Arten, die 
4—5 kantige Früchte haben, Rhipsalis Houlletii (Fig. Bot. Mag. 


G. A. Lirdberg: Rhipsalis Warmingiana K. Schum. II 


Nr. 6089) und Rhipsalis Warmingiana. Übrigens sind diese Arten so 


verschieden, dass man sie nicht verwechseln kann. Wie ich in der Garten- 


flora (1890 p. 121) schon gezeigt habe, stehen R. Houlletii nebst Rhip- 
salis Regnellii unter den Rhipsalideen allein für sich, indem in diesen 


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Abbildung 7. Rhipsalis Warmingiana. Analyse. Siehe die Erklärung am Schluss des Artikels. 


beiden Arten die Glieder in einem langen stielrunden und in einem ge- 


Hlügelten Teile auftreten. Die bis 24 cm langen, wie Stiele aussehenden 


unteren stielrunden Teile der Aste kommen bei der R. Warmingiana nicht 
vor. Gewiss sind auch hier die Äste unten gerundet und wie gestielt, doch 


sind diese Stiele von einer unbedeutenden Länge. Die Zwischenräume 


12 G. A. Lindberg: Rhipsalis Warningiana K. Schum. 


zwischen den Einschnitten des Stammes sind bei der R. Houlletii hoch 
gerundet und so der blattförmige Teil scharf gesägt, bei der R. Warmin- 
giana ist der Bogen so flach, dass man ihn geradlinig nennen kann. Die 
Farbe der Stämme ist auch verschieden, bei der R. Houlletii lichter grün 
und an der Kante purpurrot, bei der R. Warmingiana ganz sattgrün. 
Der Stamm ist auch bei dieser fleischiger als bei R. Houlletii, wo 
der Mittelnerv ganz deutlich ist. Die Blüten sind auch verschieden. Nach 
der Beschreibung und der Abbildung HOOKERs sind die Blüten der R. Houl- 
letii strohgelb und die Blumenblätter spitz. 

Nach den Beschreibungen des Dr. SCHUMANN scheint mir die R. 
linearis K. Schum. diejenige Art, die ın :den äusseren Umrissen am 
meisten unserer Art ähnelt. 


Erklärung der Abbildungen. 
ı Original-Exemplar aus Brasilien mit Früchten, !/, nat. Grösse. 
2 Kultiviertes Exemplar, aus einem brasilianischen Sämling erzogen, !/, nat. Grösse. 
3 Ein Ast in !/, nat. Grösse. 
4 Blüten tragender Ast, nat. Grösse 
» 5 Derselbe, die Blüte schräg gesehen, nat. Grösse. 
6 Blüte von der Seite, nat. Grösse. 
7 Derselbe von oben, nat. Grösse 
8 Blumenblatt, nat. Grösse. 
9 Staubfäden und Griffel, 
» Io Fruchtknoten von unten gesehen, etwas vergrössert. 


vergrössert. 


» ıı Derselbe von der Seite, mit den kleinen verwelkten Blumenblättern. 
» 12 Die Schuppe von der Seite geschen. 

» 13 Dieselbe von oben gesehen. 

» 14 Durchschnitte der Stämme. 


Einige Bemerkungen zu der Studie: Lonicera tatarica L. var. 
grandibracteata Wolf. 


(Gartenflora 1891 S. 476. Abb. 90.) 
Von Professor Dr. Leopold Dippel.*) 


Auf schriftstellerische Versuche von Leuten, welche aus Mangel an rechtem 
Wissen meinen »was rechtes« zu wissen und nun, von ihrem Arbeitsfelde ab- 
schweifend, glauben, sich in der Behandlung wissenschaftlicher Fragen die Sporen 
verdienen und lehrmeisternd auftreten zu sollen, einzugehen, ist eigentlich Zeit- 
verschwendung. Ich werde mich derselben auch für die Zukunft nicht mehr 
schuldig machen. Wenn ich heute das Wort nehme, so geschieht es nur, um 
einerseits heissblütigen, die ihm gesteckten Grenzen überhastenden Schriftstellers- 
drang, sowie selbstgefällige, ihre der nötigen Erfahrung und gründlichen Sach- 
kenntnis entbehrenden, meist auf unverdaute Lesefrüchte gegründeten persön- 
lichen Anschauungen in möglichst helles Licht zu setzen suchende Kritikerlust 
vor Fussangeln und Selbstschüssen zu warnen, anderseits um Verwirrung der Leser 


=) Wegen Raummangel verspätet. D. Red. 


Einige Bemerkungen zu der Studie: Lonicera tatarica L. 13 


vorzubeugen und nicht den falschen Schein aufkommen zu lassen, als ob ich — 
so willig ich Belehrung von voll berufener Seite entgegennehme — zu aus ein- 
seitigen, unvollständigen Beobachtungen und des richtigen Verständnisses ent- 
behrenden Belehrungsversuchen liebhabernder Jünger der Gehölzkunde einfach Ja 
und Amen sagte, wenn ich dieselben gleich den — teilweise wohl durch ein 
geflügeltes Wort in einem vorhergehenden Jahrgange der Gartenflora angeregten — 
Randglossen zu dem oben genannten Aufsatze des Autors der Lonicea tatarica var. 
grandibracteata unbeachtet lasse. 

Wie vielfach das, gründliches, allgemeines, botanisches Wissen vielseitige Sonder- 
Studien und reiche, nicht in ein paar Jahren zu erwerbende Erfahrungen erfordernde 
Gebiet der Gehölzkunde, selbst für ernstere und lernbegierige, dabei aber oft in 
Selbsttäuschung befangene Gehölzfreunde, namentlich aber für noch in den 
Lehrlingsschuhen einherwandelnde Anfänger die oben erwähnten gefahrbringenden 
Dinge birgt und wie sehr eine Warnung vor denselben am Platze ist, das 
beweist gerade die Aufstellung der Lon. tatar. L. var. grandibracteata Wolf. 
Wo und wann hat denn der Autor die Beständigkeit der bei ihm aus Samen 
gefallenen Abart festgestellt? Etwa in den wenigen Jahren, während denen er 
als Gärtner an dem Petersburger Forstgarten weilt? Das wird wohl kaum ein 
Sachverständiger glauben. Ich hätte diese Abart schon vor Jahren aufstellen 
können, wenn sich dieselbe nicht als ein Wechselbalg erwiesen hätte und ich 
nicht gewohnt wäre, etwas näher zuzusehen, ehe ich eine Behauptung in die 
Welt schicke. Auf mit reicher Bodennahrung versehenem Standorte erwachsene 
Sämlinge der fraglichen Pflanze, welche zum ersten- und zweiten Male blühten und 
ein alter, aus dem botanischen Garten in mein Hausgärtchen verpflanzter Strauch der 
regelrechten Lonicera tatarıca L. erschienen ausser mit Laubblättern von 10— 15 cn 
Länge und 5—8 cm Breite, unverhältnismässig langen Blütenstielen und grossen 
Blüten auch mit sehr grossen und teilweise laubartigen Deckblättern begabt. Auf 
einen den natürlichen Verhältnissen entsprechenden Standort gebracht, entpuppten 
sich die ersteren wieder als die altbekannte Lonicera tatarica typica und der 
Erschöpfung an Nahrung folgend, kehrte der letztere allmählich zu seiner früheren 
Gestaltung zurück. Diese und ähnliche von mir und sicher auch von anderen 
schon oft genug beobachteten Formwandlungen sind eben nichts weiter als 
Ergebnisse eines durch vorübergehende Verhältnisse bedingten Wachtumes. Dass 
dies auch mit der hier in Frage kommenden Form der Fall sein dürfte, zeigt dem 
Kundigen der erste Blick auf die Figur go der Gartenflora. 

Die Lonicera tatarica L. var. grandibracteata Wolf wird, wenn nicht alles 
trügt, wohl bald wieder von der Bildfläche verschwinden und Herr Wolf auf die 
Ehre verzichten müssen, seinen Namen als Autor in den Annalen der Gehölz- 
kunde verzeichnet zu sehen. 


Emil Clausen +. 


EMIL CLAUSEn, seit 1871 Obergärtner zu Nikita und Lehrer des Gartenbaues 
an dem dortigen Institute, starb plötzlich am 30. August vorigen Jahres. 

Geboren am 3./15. Januar in Oldenburg in Holstein als Sohn des dortigen 
Apothekers, besuchte er später das Gymnasium zu Schleswig und dann die höhere 
Schule zu Hamburg. Von dort kam er als Gärtnerlehrling in den damals berühm- 
ten Garten von James BooTH in Hamburg und 1855 als Gärtnergehilfe erst in den 


IA Die Riesenkiefer von Japan. 


botanischen Garten zu Hamburg und später in derselben Eigenschaft ın den 
botanischen Garten zu Berlin. Zu seiner weiteren Ausbildung trat er nun eine 
grössere Studienreise nach Süddeutschland, dann längs des Rheins, nach Belgien 
und England an, konditionierte in den berühmten Gärten von J. LINDEN in Brüssel 
und bei JaAmEs VEITCH in London. Von dort kehrte er über Paris und Norditalien 
nach Hamburg zurück, wo ihn Herr POTEMmkIn, Gutsbesitzer in Nischni-Nowgorod, 
einlud, nach Russland zu kommen und ihm Pflanzen nach St. Petersburg mit- 
zubringen. So kam CrAausen 1860 nach Russland und kaufte 1861 die Gärtnerei 
von SCHNEEBERG in Nischni-Nowgorod, welche er aber bald wieder verkaufte, da 
er schlechte Geschäfte machte. Dann war er emige Jahre in der damals blüben- 
den Gärtnerei von GROMOF in Petersburg, von wo er 1871 nach der Krim ging 
und dort als Obergärtner in dem zum Ministerium der Reichsdomänen gehörigen 
berühmten Garten zu Nikita angestellt wurde, wo er den dortigen Schülern auch 
Unterricht im Gartenbau zu geben hatte. 

Er starb nach 2ojähriger treuer Amtsführung, indem er, von einer seiner vielen 
kleinen Touren abends zurückkehrend, vom Pferde fiel, die Besinnung verlor und 
schon den anderen Tag seinen Geist aufgab. 

Der Garten von Nikita war von alten Zeiten, vom Gärtner HARTWJSSHER, 
wegen seiner Sammlung seltener Bäume ım Freien berühmt und ward in den 
letzten Jahren zur Weinbauschule umgebildet. (ER) 


Die Riesenkiefer von Japan. 
Hierzu Abbildung 8. 


Die Riesenkiefer von Nippon, die Dai Matsu, d. h. Riesenkiefer, steht auf dem 
westlichen Ufer des grossen japanischen Binnensees Biroa, am Fusse des Berges 
Hiyesan, etwa 3 englische Meilen vun Otsu (wo der russische Thronfolger 1891 
angegriffen wurde). Die Japaner behaupten, es sei der älteste Baum, dessen 
Alter authentisch nachgewiesen. Er wird schon erwähnt in den Archiven des 
berühmten Klosters Müdera vor mehr als 8oo Jahren, und die Priester behaupten, 
dass er im Jahr 675 n. Chr. gepflanzt sei. Er gehört mit zu den Omi Hak-keı 
oder den acht Schönheiten Japans und wird jährlich von Tausenden von Pilgern 
besucht, welche hoffen, sicher noch ein Jahr zu leben, wenn sie den Baum 
hundertmal umschritten haben. Ihre Beiträge dienen zur Bezahlung der beiden 
Gärtner, denen die Pflege des Baumes anvertraut ist. Abgesehen von der jähr- 
lichen Verminderung des Laubwerkes und ein oder zwei Spalten im Stamm, die 
durch Blitzschlag verursacht wurden, zeigt der Riese wenig Anzeichen des Ver- 
falles, obwohl er allen Winden ausgesetzt ist. Früher waren 4 Häuser auf den 
Ästen erbaut, aber 2 davon wurden durch den Typhoon von 1870 zerstört und 
sind nicht wieder ersetzt. Die andern beiden werden sehr besucht, um darin an 
Sommerabenden »Mittagsgesellschaften« zu geben und bei nassem Wetter, um 
das stete Geräusch der von dem Baum in den See fallenden Regentropfen zu 
hören, denn ein Teil der Krone ragt über das Wasser des Sees. Dies Geräusch 
ist den Japanern besonders angenehm wegen seiner beruhigenden Wirkung. Die 
Grössenverhältnisse der Dai Matsu sind folgende: Durchmesser des Stammes 
2 Fuss über dem Boden ı5 Fuss 9 Zoll (englisch), Höhe 84 Fuss, Durchmesser 
der Krone 242 Fuss, Zahl der Stützen 326. 

Unsere Abbildung ist nach einer Photographie, die uns Herr Dr. Hapjıme 


Die Riesenkiefer von Japan. 


Japan. 


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Die Riesen] 


Abbildung 8. 


16 Dendrochilum glumaceum. 


WATANABE, unseren Lesern wegen seines interessanten Vortrages über das Chry- 
santhemum, dGartenflora 1889 Seite 617, wohlbekannt, kurz vor seiner Abreise 
freundlichst verehrte, gezeichnet. Er hatte nicht mehr Zeit, den Text dazu zu 
schreiben und verwies uns auf Nr. 1126 der Londoner illustrierten Zeitung »The 
Graphic« vom 29. Juni 1891, wo Seite 733 die obige Beschreibung gegeben ist, die 
wir mit freundlicher Erlaubnis der Redaktion des Graphic übersetzten. 

Die Abbildung, welche Ihe Graphic auf Seite 736 nach einer Skizze des Herrn 
ERNEST WELTON bringt, ist, das können wir nicht leugnen, viel schöner, auch von 
einer anderen Seite aufgenommen. Sie zeigt, dass der Baum auf erhöhtem Terrain 
steht, zu dem eine gebogene Rampe oder Brücke hinaufführt. Im Vordergrunde 
sieht man links ein Haus, rechts einen Ziehbrunnen und zwei Heiligenbilder, sowie 
viele Menschen, auch einen Hirsch, wohl einen zahmen, in der Mitte die beiden 
Häuser auf den Ästen, nebst der Treppe, die hinaufführt, im Hintergrunde rechts 
eine Pagode. Unsere Abbildung hat aber jedenfalls den Vorzug der strengsten 
Naturwahrheit. 

Leider ist nicht angegeben, welche Spezies es ist; wahrscheinlich P. densiflora 
Sieb. et Zucc. oder noch eher 'Ihunbergii Parl., zu welch letzterer nach BEISSNER 
die Pınus tabulaeformis Host wohl auch als Form gehört. 


Dendrochilum glumaceum. 
Hierzu Abbildung 9. 

Wochenlang schon blüht im Garten der Frau Kommerzienrat MoRIZ-EICHBORN, 
Breslau, das zu den Malaxideen gestellteDendrochilum glumaceum; vor fünfzehn Jahren 
erhielt es die Gärtnerei von dem verstorbenen Obergärtner KırtEL in Eckersdorf 
als D. filiforme. An 30 cm langen, dünnen, graciös gebogenen Stengeln hängen 
2o cm lange, Uhrketten ähnelnde Trauben, welche mit 89—g1 zweireihig stehenden, 
schwach duftenden, gelben, 7 mn im Durchmesser haltenden Blumen besetzt sind, 
zierlich herab. Die Blüstentände erscheinen mit dem neuen Triebe. Das von den 
Philippinen stammende Holzlippenstendel ist im Winter bei 10—ı5’R., nahe amı 
Glase, im Sommer leicht beschattet und luftig zu halten. Diese Orchidee übt 
blühend einen besonderen Reiz auf den Beschauer aus. Nach PFITZER gehört 
diese Art zu Platyclinis Bentham, der mit Coelogyne verwandten Gattung und 
muss dann heissen Platyclinis glumacea (Lindl.) Benth. SCHÜTZE. 


Das neue Einkommensteuergesetz vom 24. Juni 1891 mit Bezug auf 
den Gärtnereibetrieb. 


Vortrag, gehalten im Verein zur Beförderung des Gartenbaues am 17. Dez. 1891 
von 
Kammergerichtsrat Keyssner. 
Mitglied des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. 
(Im Auszuge). 

Einkommensteuer musste auch bisher bereits gezahlt werden. 

Wenn der äusserlich bereits kenntliche Brief mit der Steuereinschätzung einging 
und man fand, dass es beim Alten geblieben sei, so wurde eine heimliche Freude 
empfunden. Mit solcher Freude ist es fortan nichts mehr. Es wird jeder Haus- 


Das neue Einkommensteuergesetz mit Bezug auf den Gärtnereibetrieb. 


17 


haltungsvorstand künftig sein Einkommen nach bestem Wissen und Gewissen an- 
geben, um nach richtigem Mass gleich allen Mitbürgern eingesteuert zu werden. 
Das Bewusstsein der vollen Pflichterfüllung steht höher als die heimliche Freude, 


Das Neue, Ungewohnte wird zunächst als mit manchen Schwierigkeiten ver- 
bunden vielseitig empfunden werden. 


Die Schwierigkeiten werden überwunden 


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Abbildung 9. Dendrochilum glumaceum. Blumen klein, gelb. 


werden und bei einer zweiten Steuererklärung, da das Zweifelhafte durch feste Grund- 
sätze erledigt wird, nicht mehr hervortreten. 


Es darf sogar angenommen werden, 
dass das Erfordernis einer Steuererklärung allgemein wirtschaftlich fördernd eine 


genaue Haushaltungs- und Wirtschaftsrechnung zur Folge haben wird. 


Wer ist denn einkommensteuerpflichtig? das ist die erste Frage, welche zu 
beantworten ist. 


Steuerfrei sind die Mitglieder des Kgl. Hauses und des Hohenzollernschen 
Fürstenhauses, ausserdem auch noch die Häuser und Mitglieder der Familien vor- 
Gartenflora 1892. 


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18 Das neue Einkommensteuergesetz mit Bezug auf den Gärtnereibetrieb. 


mals unmittelbar deutscher Reichsstände nach der Instruktion vom 30. Juni 1820. 
Steuerfrei sind dann alle diejenigen, welche sich von einem Einkommen von mehr 
als goo Mk. frei wissen. Kein Steuerfreier wird sich unter uns befinden. 

Diejenigen, welche ein Einkommen von mehr als goo Mk. bis 3 000 Mk. haben, 
werden wie bisher von der Steuereinschätzungsbehörde veranlagt, sind aber zur 
Abgabe einer Steuererklärung verpflichtet, falls der Vorsitzende der Veranlagungs- 
kommission sie dazu auffordert und können auch auf eigenes Verlangen zu 
einer solchen zugelassen werden ($ 25 des Gesetzes), für die Steuererklärungen 
sind die Formulare bereits ausgeteilt; es steht übrigens nach der Ausführungsan- 
weisung Art. 23 offen die protokollarische Erklärung in dem Geschäftsraum des Vor- 
sitzenden der Veranlagungskommission. 

Grundsätzlich festzuhalten ist, dass nicht das Vermögen besteuert wird, sondern 
nur das Einkommen. Derjenige, welcher kein Vermögen besitzt und sein Ein- 
kommen lediglich aus dem Ertrage seiner Arbeitskraft zieht, welche, vielen Schwan- 
kungen unterworfen, allmählich abnimmt und endlich ganz schwindet, muss dieselbe 
Steuer erlegen wie der Kapitalist, der mühelos seine Zinsen bezieht, seines 
Vermögens im Alter ungeschmälert sich erfreut und dasselbe endlich als mühe- 
losen Unterhalt für Weib und Kind hinterlässt. Es ist eine Frage der Zukunft, ob 
und wie eine Änderung hierin zu gestalten sein wird. Immer feinfühliger wird die 
Rechtsempfindung, sie wird auch in dieser Stelle nicht unempfindlich bleiben. 

Als Einkommen gelten nach $ 7 die gesamten Jahreseinkünfte in Geld und 
Geldeswert aus: 

ı. Kapitalvermögen, 

2. Grundvermögen, Pachtungen und Mieten, einschliesslich des Mietswertes 
der Wohnung im eigenen Hause, 

3. Handel und Gewerbe, 

4. Gewinn bringender Beschäftigung, sowie aus Rechten auf periodische He- 

bungen und Vorteile irgend welcher Art. 

Die meisten werden verschiedene Einkommenquellen haben, also in der Steuer- 
erklärung unter mehreren Nummern Einnahmen verzeichnen. R 

ı. Das Kapitalvermögen. Ist dasselbe in der Bewirtschaftung des Grundver- 
mögens, im Handel, Gewerbe oder Spekulationsgeschäften angelegt, so kommen die 
Erträge dort zur Erscheinung. Bei Hypotheken und zinstragenden Wertpapieren 
sind die Beträge der zukünftigen Steuerzahler nach unzweifelhaften Sätzen anzu- 
geben, bei Dividenden von Aktiengesellschaften nach dem Durchschnitt der letzten 
beiden Betriebsjahre, künftig nach den letzten drei Betriebsjahren. Wohl zu be- 
achten ıst hier, dass, so schmerzhaft auch das Fallen der Werte — Kurse — em- 
pfunden werden mag, es auf die Einkommensteuer keinen Einfluss hat; es wird 
aber auch bei steigenden Kursen keine Steuererhöhung abverlangt. Der Kurs hat 
auf den Zinsbetrag, somit das Einkommen, keinen Einfluss. 

2. Das Grundvermögen. Die meisten Gärtner als Gartenbesitzer sınd Eigen- 
tümer von grossen oder kleinen Liegenschaften, auf denen damals die Eltern das 
anmutige blütenreiche und fruchtbringende Geschäft der Gärtnerei betrieben haben. 
Zu erfreulichem Reichtum sind manche Familien emporgediehen. Es soll der Ver- 
mögenszuwachs nicht von Blüten und Fruchtsatz erzielt sein, sondern aus der 
Wertsteigerung des Grund und Bodens. Nehmen wir an, ein junger strebsamer 
Gärtner hatte vor 4o Jahren ein Grundstück für 30000 Mark gekauft und darauf 
seine Gärtnerei betrieben; die mannigfach grossen und neuen Anforderungen an 
Treibhaus und Heizanlagen blieben etwas zurück, so dass der Gartenertrag 
zurückging. Jetzt verkauft er sein Grundstück und erzielt einen Kaufpreis von 


Das neue Einkommensteuergesetz mit Bezug auf den Gärtnereibetrieb. Ig 


130000 Mk. Was sagt der Steuerfiskus hierzu? Die Antwort ist: Das Vermögen des 
Gärtners hat sich um 100000 Mk. erhöht. Da das Vermögen nicht besteuert wird, 
sondern nur das Einkommen, so hat der Steuerfiskus an den 100000 Mk. keinen 
Antheil, sondern der vermögende Gärtner hat in die nächste Steuererklärung das 
Einkommen — Zinsen, Dividende — welches er aus dem erhöhten Kapitalvermögen 
zieht, einzustellen. 

Kauft dagegen der Gärtner ein benachbartes Grundstück hinzu, nicht in der 
Absicht, seine Gärtnerei darauf zu vergrössern, sondern um bei der Preissteigerung 
des Grundstückes, aus der Kapitalsanlage einen Gewinn zu ziehen, so stellt 
sich die Sache anders. Es liegt der Fall des $ 8 des Gesetzes vor, woselbst 
der Ausdruck des »zu Spekulationszwecken unternommenen Ankaufs von 
Grundstücken« nicht zutreffend ist. Der Ankauf geschah zu Spekulationszwecken 
und mit dem Verkauf wurde der Gewinn realisiert. Beträgt dieser Gewinn 
100 000 Mk., so hat der Gärtner in die Steuerklärung 189?/;, nach dem Durchschnitt 
von zwei Jahren 50000 Mk. einzustellen, in den beiden folgenden Jahren den 
Durchschnitt mit 33 333'1/; Mk. Der Zusammenzug ergiebt dann allerdings 
116 666°/; Mk., also mehr als der Gewinn betrug. Diese Irregularität schwindet bei 
künftigem Spekulationsgewinne, da fortan immer mit dreijährigem Durchschnitt be- 
rechnet wird. Beiläufig sei bemerkt, dass auch der Lotteriegewinn einen Speku- 
lationsgewinn darstellen kann, der allerdings durch Vorverluste in den meisten 
Fällen im Voraus aufgezehrt ist. 

Es sei hier Gelegenheit genommen darauf aufmerksam zu machen, dass der 
steuerpflichtige Haushaltungsstand, gleichviel ob er mit seiner Ehefrau in Güterge- 
meinschaft oder in getrennten Gütern nach irgendwelchem in Preussen geltendem 
Güterrecht lebt, das Einkommen der Ehefrau dem seinigen einzählen muss zu einem- 
steuerpflichtigen Ganzen ($ ıı des Gesetzes); die Ausnahme, dass die Ehefrau vem. 
Ehernann getrennt lebt, darf gern bei Seite gelassen werden. 

Wird nun versucht, in die Besonderheit des Gärtnereibetriebes einzutreten, so 
kann die Behandlung nach dem Einkommen aus Grundvermögen ($ 7 Nr. 2 des 
Gesetzes, Ausführungsanweisung Art. r10—ı2) oder nach den Satzungen von dem 
Einkommen aus Handel und Gewerbe erfolgen. Das Steuerergebnis wird, soviel. 
ich zu übersehen vermag — in beiden Fällen das gleiche sein. 

Herrschend ist hierbei an die Spitze zu stellen, dass als Einkommen gelten 
($ 9. II. Nr. 2 des Gesetzes, Ausführungsverfügung Art. I. I. Nr. 2 Art. 18. I. 
Ne. 3.) 

»Die zur Bestreitung des Haushalts der Steuerpflichtigen und zum Un- 
terhalte ihrer Angehörigen gemachten Ausgaben, einschliesslich des Geld- 
wertes der zu diesen Zwecken verkauften Erzeugnisse und Waren des 
eigenen landwirtschaftlichen oder gewerblichen Betriebes.« 

Wie der Gutsbesitzer die am Familientisch verzehrten Hasen, Rehböcke, aus 
den Gutserzeugnissen entnommenen Kartoffeln, Feldfrüchte, als Gutsertrag in 
Einnahme zu stellen hat, so hat dies auch der Gäitner mit dem Gemüse u. Ss. w. 
zu thun. Schenkt die Ehefrau einen Rosenstock ihrer Freundin zum Geburts- 
tag, oder schmückt sie die Tafel, sich und die Töchter mit Blüten, so soll dies eine 
Treibhauseinnahme sein und muss in Rechnung gestellt werden. Ist dagegen 
die Aufwendung von Blumen geschehen, um die Leistungsfähigkeit des Gartenbe- 
triebs zu zeigen, so sind die Verwendungen im Geschäftsbetriebe erfolgt, und fallen 
unter die Ausgaben des $ 7 des Gesetzes, die zur Erwerbung, Sicherung und Er- 
haltung des Einkommens gemacht sind. 


20 Das neue Einkommensteuergesetz mit Bezug auf den Gärtnereibetrieb, 


Es können familienwirtschaftliche und geschäftswirtschaftliche Verwendungen 
und Ausgaben auch zusammenfliessen (Ausführungsanweisung Art. ıı Ankg.), hier ist 
eine Trennung nach der Schätzung eines guten Hausvaters vorzunehmen. Gesinde 
z. B., welches teils im Hause, teils in der Gärtnerei thätig ist, kann zum Teil 
aus den Gartenerzeugnissen ernährt werden, während der andere Teil zu den 
Haushaltungskosten gehört. Schärfer muss das hervortreten bei der gewerblichen 
und vergnüglichen Benutzung von Wagen und Pferden. Es ist nicht zu verkennen, 
dass diese vom Gesetz gestellten Anforderungen an die Kenntnis seiner Ver- 
hältnisse namentlich für den kleinen Gewerbetreibenden und Grundbesitzer un- 
erwartet sein werden. Das Bewusstsein der Anforderung wird bereits im nächsten 
Jahre dahin leiten, die bezüglichen Aufzeichnungen zu machen und — so scheint 
mir — wird dies allmählich dahın führen, dass auch in kleineren Betrieben eine die 
Entwickelung des Geschäfts übersichtlich machende, Gewinn und Verlust aus 
den einzelnen Betrieben klarlegende Buchführung gehandhabt wird. Es wäre 
dies ein, wenn auch nicht beabsichtigter, doch hocherfreulicher und wirtschaftlich 
fördernder Erfolg des Einkommensteuergesetzes. Wenn es ın der Ausführungs- 
anweisung Art. 18 heisst: »Bei Gewerbetreibenden, welche nicht Kaufleute im 
Sinne des Handelsgesetzbuches sind, ergiebt sich der Geschäftsgewinn aus der 
Gegenüberstellung der jährlichen Betriebseinnahmen und Ausgaben«, so dürfte solche 
Buchführung selbst bei kleinem Gärtnereibetrieb nicht ausreichen. Es ist kein 
Raum für den eignen Verbrauch, von Trennung der Haus- und Wirtschaftsaus- 
gaben, namentlich aber fehlt es an einer Grundlage für die später zu besprechende 
Berechnung der Abnutzungen. Eine bessere Buchführung muss zur Erscheinung 
bringen, in welchem Betriebszweige mit Gewinn, in welchem mit Verlust se- 
arbeitet wird. Verwertet z. B. der Gärtner aus seinem gleichzeitig betriebenen Fuhr- 
werksgeschäft den Dung in seinen Mistbeeten, so täuscht er sich im Ertrage der 
letzteren, wenn er nicht den Preis (Wert) des Dunges bei dem Fuhrwerksgeschäft ın 
Einnahme und bei der Gärtnerei in Ausgabe stellt. Es wird hier ausreichen, darauf 
hinzuweisen, dass es nicht genügt, darüber Freude zu empfinden, dass am Jahres- 
schluss gesagt werden kann, »das Jahr war gut«; es muss eine Sicherheit darüber 
bestehen, aus welchen Quellen der Gewinn kommt, damit dort weiter gearbeitet 
und wo anders der Betrieb eingestellt werde. Ein Gefühl und in kleinen Ge- 
schäften — ein sachverständiger Überblick mögen ausreichen; der Vorteil wird 
aber selbst hier empfunden werden, wenn der Entschluss genauer Buchführung 
zur Ausführung gebracht wird. Steuerfiskalisch, kann man sagen, ist es gleichgiltig, 
ob eine gute Buchführung besteht oder nicht, wenn nur schliesslich das Ein- 
kommen zur Einsteuerung gebracht wird; es liegt aber doch anders, denn ob der 
Steuerpflichtige wirklich sein Einkommen, wie es nach dem Gesetz zu berechnen 
ist, eingestellt hat, kann er selbst nur aus einer Buchführung entnehmen. 

Wenn hervorgehoben ist, dass nicht das Vermögen, sondern nur das Ein- 
kommen eingesteuert wird, so ist darauf zu achten, dass nicht Vermehrung des 
Stammvermögens als Gewinn erscheint, eine Kapitalsanlage als Geschäftsertrag, 
ein Kapitalsverlust als Ertragsminderung. In ersterer Beziehung kann auf $. 9 
des Gesetzes hingewiesen werden. Zum zweiten Fall ser ein Beispiel gegeben 
Ein Gutsbesitzer entschliesst sich, ausserhalb des wirtschaftlichen Forstbetriebes 
einen Wald niederzulegen und den Boden in landwirtschaftliche Kultur zu nehmen. 
Der Erlös des Holzes stellt hier kein Einkommen dar, vielmehr ist das im Holz 
liegende Stammvermögen lediglich in Geld umgelegt und gewärtigt hier seiner 
neuen Bewirtschaftung, um durch Zinsen u. s. w. ein Einkommen zu geben. Ver- 
kauft ein Gärtner seine Bestände an Lorbeerbäumen u. dg]., indem er diesen Betrieb 


Das neue Einkommensteuergesetz mit Bezug auf den Gärtnereibetrieb, DIE 


aufgiebt, so bewerkstelligt sich hier auch nur eine Kapitalsumlage. Soll so 
das Einkommen nicht durch Kapitalseinrechnung oder gar Verbrauch gefälscht und 
zu einer irrtümlichen Höhe erhoben werden, so darf auf der anderen Seite auch 
das Einkommen nicht durch Hineinbeziehen in Kapitalsanlage gekürzt. werden. 
Nach einem guten Jahresabschluss legt der Guts- oder Gärtnereibesitzer Spargel- 
beete an und freut sich, dass er dazu nicht sein Kapital anzugreifen nötig hat, 
sondern den Kostenbetrag aus dem Jahresüberschuss entnehmen kann. Diese 
Ausgabe mindert nicht das Einkommen, sondern wird aus dem Einkommen ge- 
macht und zwar sehr wirtschaftlich, denn dıe Spargelbeete sind eine Kapitals- 
anlage, welche Ertrag geben und alsdann mit diesem künftig einkommensteuer- 
pflichtig werden. Ersparnisse aus Einkommen sind zumeist als solches steuer- 
pflichtig und fortan als Einkommensquellen. Zins von Zins darf nicht genommen 
werden, aber das Einkommen vom ersparten Einkommen u. s. w. ist steuerpflichtig. 
Massgebend ist hier $. 9 II No. ı des Gesetzes (U. Ausführungsanweisung Art ı1ı. 
II No. ı.), wonach nicht abzugsfähig sind: 
»Verwendungen zur Verbesserung und Vermehrung des Vermögens, zu 
Geschäftserweiterungen, Kapitalsanlagen, welche nicht lediglich als durch 
eine gute Wirtschaft gebotene und aus den Betriebseinnahmen zu deckende 
Ausgaben anzusehen sind.« 

Theoretisch und von gesetzeswegen sind alle Zweifelfälle hiermit erledigt, 
aber ın der Praxis werden doch mehrfache Zweifel entstehen, wenn es auch 
klärend heisst in der Ausführungsanweisung: 

»Art. ıı. No. 5 abzugsfähig sind Ausgaben für Samen, Pflanzen, Futter 
und Düngemittel, Rohstoffe und sonstige Materialien, welche für den 
laufenden Wirtschaftsbetrieb einschliesslich der etwaigen Nebenbetriebe 
zugekauft worden sind. 

Art. 18 No. 5 abzugsfähig sind die Ausgaben für die neugekauften Roh- 
und Hilfsstoffe und Waren, sowie für die sonst im Betriebe erforderlichen 
Materialien.« 

Es würde die Thatfrage zu entscheiden mir schwer fallen, ob die zu Züch- 
tungsversuchen bezogenen Pflanzen mit ihren oft hohen Preisen in die laufenden 
Ausgaben eingestellt werden dürfen, oder ob eine Kapitalsaufwendung vorliegt, 
ihr Verkommen Kapitalsverlust oder Einkommenkürzung darstellt. Hier werde ich 
mir von dem Gärtnergenossen Auskunft holen, und von ihm in Geschäfts- und 
Betriebskenntnis die richtige nach beiden Seiten abwägende Antwort erhalten. 

Es führt dies wiederum auf eine wirtschaftliche Buchführung hin, nämlich 
auf eine Inventur, Aufnahme der Bestände, welche ersehen lässt, wo Zuwachs ist, 
ob dieselbe eine wirtschaftliche Bestandsvermehrung oder Kapitalsaufwendung. 

Eine solche Inventur kann gegen das Vorjahr eine erhebliche Minderung 
darthun. Ob hierin ein Einkommenverminderung oder ein Vermögensverlust zu 
erblicken ist, kommt auf die besondere Sachlage an. Sind die Pflanzen bei un- 
günstiger Witterung u. s. w. nicht gediehen, so entstand daraus eine Einkommen- 
verminderung, hat eine Feuersbrunst den Bestand an Palmen, Lorbeer zerstört, so 
ist ein Kapitalsverlust eingetreten. 

Wenn ein Kapitalsverlust eintritt, so darf er nicht von den Betriebseinnahmen 
abgeschrieben werden. Zerschlägt ein Hagelwetter alle Scheiben, so ist das eine 
Kapitalsverminderung, sind nur einige wenige Scheiben zerschlagen, so ist der 
Ersatz eine Betriebsausgabe. Erfriert eine ganze Kultur, so ist das auch Kapitals- 
verminderung. 

Gegen solche Verluste schützt die Schadenversicherung, welche alle Früchte 


22 Das neue Einkommensteuergesetz mit Bezug auf den Gäfrtnereibetrieb. 


Wirtschaftsinventar u. s. w., auch die Scheiben des Treibhauses umfassen darf, 
und deren Kosten als notwendige Wirtschaftsausgabe abgezogen werden können. 
(Ss 9 No. 7 des Gesetzes, Ausführungsanweisung Art. ıo. II. No. 3.) 

Wenn nun, um sich nur einer Vollständigkeit irgendwie zu nähern, der $. 9 
des Gesetzes und Art. ır der Ausführungsanweisung in ihren einzelnen Sätzen 
genau zur Anknüpfung an einzelne den Gärtnereibetrieb betreffende Fälle durch- 
zugehen wären, so gebricht es hierfür an Zeit. Umgangen kann aber nicht 
werden $. 9 I No. 5 Art. ıı III. Für die Abnutzung von Gebäuden, Maschinen, 
Betriebsgerätschaften u. s. w., soweit solche nicht bereits unter den Betriebs- 
ausgaben verrechnet sind, können nach Erfahrungssätzen Beiträge abgesetzt 
werden. Diese Abnutzungen stellen Minderungen des Grundvermögens dar. Man 
könnte für eine Inventur verlangen, dass durch Abschätzung im einzelnen die 
Entwertung festgestellt werde: es hat sich dies als unthunlich herausgestellt; als 
Gegenposten für die Abnutzung ist in dem Inventar ein sog. Erneuerungsfonds 
einzustellen. Ehe also aus der Summe der Einnahmen zu einem Einkommen 
zu gelangen ist, muss die durch den Betrieb unabweisliche Minderung des stehen- 

den Kapitals ergänzt sein. Diese Ergänzung ist eine Einnahmeminderung, welche ge- 
_ deckt sein muss, bevor das Einkommen ein freies, steuerpflichtiges ist. Auch mit 
diesem Satz ist theoretisch leicht fertig zu werden; die Erledigung der That- 
fragen im einzelnen erfordert Sachkenntnis und volle Unbefangenheit. Es muss 
hier genügen, die Ansicht dahin auszusprechen, dass es auch hier als unabweis- 
lich sich ergeben wird, von dem Wertbetrage der Nutzpflanzen Abnutzungssätze 
abzuschreiben. Es darf auf die Ausführungsanweisung Art. 42 ff. hingewiesen 
werden. 

Vier es-mit den Steuern steht, sagt 3209 No. 4 (Art. 1o. IE. No, 3,7Artısz 
No. 8). Die Staatseinkommensteuer wird vom Einkommen gezahlt, ist also nicht 
abzuziehen, sonstige Staatssteuern lasten auf den Einnahmen, auf dem Betriebe, 
namentlich die Grundsteuer, welche nach dem Gesetz vom 24. Juni 1891 erst 
bei der Steuerveranlagung 1893,94 in Betracht kommt. 

Noch ein Posten darf in einer ordentlichen Wirtschaft nicht übersehen werden. 
Bevor nicht die Schuld-Zinsen bezahlt sind, ist für den Schuldner ein freies Ein- 
kommen nicht vorhanden. 

Zinszahlung ist Einnahmeminderung, damit erledigt sich, soweit hier zu erörtern 
(vergl. Ausführungsanweisung Art. 24 No. 4.), die Frage von den Schuldzinsen. — 

Wenn es gelungen sein sollte, einen Einblick in das neue Gesetz zu geben, 
so wird ein jeder Haushaltungvorstand im Bewusstsein der Erfüllung seiner Pflicht als 
Bürger des Staates, zu dessen Erhaltung und Gedeihen er sich in Vaterlandsliebe 
berufen fühlt, die Steuererklärung abgeben und mit frischem Mut zunächst das 
neue Jahr und zum ı. April 1892 das neue Steuerjahr antreten. Bei der unsiche- 
ren Zukunft beruht die Anrechnung einer unsicheren Einnahme auf einem Rück- 
blick in die Vergangenheit. Es möge sich für Sie Alle, sobald das Steuerjahr 
zu Ende, das erfreuliche Ergebnis bethätigen, dass der aus den Vorjahren berech- 
nete Durchschnittsertrag übertroffen ist. Mögen Sie bei Ausstellung jeder neuen 
Steuererklärung im frohen Kreise der Ihrigen dankbar ausrufen: »das Jahr war 
gut«. Mögen Sie Alle in der Steuerhöhe von Jahr zu Jahr wachsen! 


Bericht über ausgeführte Kulturversuche auf den Blankenburger Rieselfeldern, 23 


Bericht 


über die unter Leitung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den 


Königlich preussischen Staaten 
auf den 


Rieselfeldern der Stadtgemeinde Berlin zu Blankenburg ausgeführten 
Kulturversuche im Jahre 1891. 


Erstattet vom Obergärtner Jörns-Blankenburg und Samenhändler Joseph Klar, Hoflieferant, Berlin. 


Die abnorme Witterung des Sommers hat, wie überall in Deutschland, auch 
auf unser Versuchsfeld nicht günstig gewirkt; das Wachstum wurde durch das 
nasskalte Wetter gehemmt und die Entwicklung der Pilze und anderer Schädlinge 
wieder begünstigt, sodass fast alle Pflanzungen darunter zu leiden hatten. Auf 
den übrigen Pachtländereien sind ganze Morgen ohne Ertrag geblieben, wodurch 
das Gemüse wesentlich im Preise gestiegen ist. — Neue Medizinalkräuter wurden 
in diesem Jahre nicht angepflanzt, sondern wir.nahmen nur von den ausdauernden 
Kräutern die Ernte wahr und legten uns mehr auf Handelsgewächse, wie unten 
weiter zu sehen ist. 

Zu unserer grössten Freude können wir bei dieser Gelegenheit noch mitteilen, 
dass die Gutsverwaltung in diesem Jahre solche Gewürzkräuter im grossen an- 
baute, die sich bei unseren Versuchen mit Vorteil bewährt hatten, und ist dies 
in erster Linie dem regen Interesse des Generaldecernenten der Rieselfelder, 
Herrn Stadtrat StTruvE, zu danken. — Es würde uns nun noch eine besondere 
Freude sein, wenn die Herren Gemüsegärtner ein Gleiches thäten, doch müssten 
dieselben sich vorher die nötigen Absatzquellen sichern, da solche Artikel nicht 
überall gekauft werden. 

Die Fläche des Versuchsfeldes verteilte sich in diesem Jahre auf die einzelnen 
Abteilungen wie folgt: 


Für medizinische Kräuter fanden Verwendung . . . 34,40 Ar. 
» Handelsgewächse (Mais, Mohn, Sonnenblumen) . 46,82 » 
2 Gemüse ne augen 2 12,73,88 
22 Div Blumemese 0 u on. Denn en 2 On 
220bstrswiesmsdensletztenfehrene 2: 0 0 22: 210845 


Summa 117,32 Ar. 
Das finanzielle Ergebnis stellte sich wie folgt: 


Die Brutto-Einnahmen betragen in bar: 867,48 Mk. 
Noch in Vorräten vorhanden: 
3ER MONN ee en serte 21,50, Nik. 
BOSSE ee Re 52,00. 
7522 9, Sonnenblumen Sea a L0oreor > 
AOOm a STACHVSE A ee en L00,008°% 


Summa 293,50 >» 


Summa der Einnahmen 1160.98 Mk. 
Ausgaben: 
. für repartierte Generalkosten pr. rata der Fläche . . 93,86 Mk. 
» repartierte Berieselungskosten do. 0 45,16 
. Bearbeitungskosten (Graben, Hacken, Blätterpflücken) 1107,76 >». 
= kieizmiatesal fürs den Dorrapparat om. 45,46 » 
Summa 1292,24 Mk. 
Mithin ist in diesem Jahre eine Mindereinnahme von: 131,26 Mk. 


$ WR + 


24 Bericht über ausgeführte Kulturversuche auf den Blankenburger Rieselfeldern. 


I. Medizinische Kräuter. Zu den früheren Berichten über Mentha, Melıssa 
und Aconitum wüssten wir nichts von Bedeutung hinzuzufügen und verweisen wir 
daher auf den vorjährigen Bericht; wir bemerken nur, dass die Versuche mit diesen 
Kräutern ihren Abschluss erreicht haben. Hinzuzufügen ist noch, dass die Krause- 
münze wieder sehr stark vom Pilz befallen wurde, sodass die Blätter vollständig 
unbrauchbar waren. 

I. Handelsgewächse. Mit diversen Maissorten auf Körnerertrag sind’ zwar 
in den früheren Jahren vielfach Anbauversuche angestellt, doch schlugen diese 
Versuche meistens fehl, da es uns noch immer an einer frühreifendern Maissorte 
fehlte. Die uns bisher bekannten frühesten Sorten waren der Cinquantino, Un- 
garischer Hühnermais und Heinemanns früher September, die in günstigen Jahren 
Mitte September geerntet werden konnten, in ungünstigen Jahren überhaupt nicht 
reiften. Durch eine Einführung der Herren Dammann & Co. zu San Giovannı a 
Teduccio bei Neapel lernten wir im vorigen Jahre eine Sorte kennen, die in jeder 
Beziehung unseren Beifall fand und in Bezug auf frühe Reife alle bisher bekann- 
ten Maissorten überflügelte; es war dies: 

1. Mais Nancrottolo (Zwerg Pignoletto). Eine aus Italien importierte Sorte, 
reifte bei dem ungünstigen Wetter im vergangenen Jahre schon anfangs Sep- 
tember, während sie im vorigen Jahre schon Mitte August vollständig gereift und 
das Stroh abgestorben war. Die ganze Pflanze wird nur 60 cm hoch und setzt 
noch nicht 15 cn über dem Boden die ca. ro cm langen Kolben an, welche klein- 
körnige hellgelbe Samen bergen. Es kann dies für Norddeutschland unser 
Zukunfts-Mais werden, welcher, wenn nicht auf Rieselfeldern gebaut, noch früher 
zur Reife gelangen wird. Der Ertrag ist immerhin ein guter, wir ernteten von 
9,30 Ar 325 kg = ca. 17‘); Cfr. vom Morgen. 

2. Mais Cinquantino. Bekannte frühe Sorte, die ca. 4 Wochen später reift 
wie vorstehende, und wenn wir nicht den günstigen Herbst gehabt hätten, so 
wäre sie in diesem Jabre überhaupt nicht zur Reife gekommen. Ertrag von 
ES A70225 022 — pr. Morgen 2rl, Cir. 

3. Mais Egyptian Sugar. Weisser egyptischer Zucker-, der uns von einer 
bekannten Firma als äusserst früh bezeichnet war, wurde überhaupt nicht reif 
und dürfte sich daher für unser Klima nicht eignen. 

Die vielfache Verwendung des reifen Samens und der unreifen Kolben des 
Mais ist zur Genüge bekannt. 

4. Helianthus annuus, russische Riesen - Sonnenblume. Aus Ungarn ım- 
portierte Saat. Sie entwickelte ein enormes Wachstum und brachte in der 
Höhe von 2 m grosse, mehr als 30 cm im Durchmesser haltende Blumen. Die 
Stengel der Pflanzen hatten ca. 6 cm im Durchmesser. Die sich später entwickeln- 
den Blumen wurden zeitig entfernt, um den Mittelblumen den ganzen Saft zu- 
zuführen; sie wurden so schwer, dass die Stiele sie nicht tragen konnten und es 
brachen daher bei starkem Winde viele Blütenköpfe ab. ıı Ar lieferten 135,5 Ag 
Samen. 

5. Helianthus annuus, dieselbe, aus Italien importiert, wurde über 4 2 hoch, 
entwickelte ebenso grosse Blumen, wie die aus Ungarn importierte, doch reifte 
diese über 4 Wochen später als erstere und ausserdem waren auch sehr viel 
kleinblumige Pflanzen darunter. 

Von Herrn KÖRNER in Rixdorf war uns auch eine Probe Samen von in seinen 
Kiesgruben gezogenen Sonnenrosen freundlichst zur Verfügung gestellt. 

Diese waren von den aus Italien bezogenen nicht zu unterscheiden, ent- 
wickelten ein ebenso starkes Wachstum und reiften auch ebenso ungleichmässig 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 25 


wie diese. Der Samenertrag der beiden letzten Sorten war gleich Null; erstens 
kam kaum die Hälfte der Blumen zur Reife und zweitens haben sich die grünen 
Hänflinge allzu gütlich "daran gethan. Ob der Anbau bei uns im grossen durch- 
zuführen und lohnend ist, lässt sich nach den diesjährigen Versuchen nicht sagen, 
— In Russland wird aus dem Samen ein dort gern gegessenes Öl bereitet; ferner 
dienen, wie uns ein dort lebender Deutscher mitteilt, die Körner daselbst viel- 
fach als Naschwerk. 

6. Mohn, weisser, italienischer Riesen. Entwickelte riesige Samenkapseln, 
sodass auf eine grosse Ernte zu rechnen war. Infolge der anhaltenden nassen 
und kühlen Witterung wurden aber die ganzen Pflanzen, Blätter sowohl wie 
Blütenköpfe so von Pilzen befallen, dass die Ausbildung des Samens fast ganz 
unterblieb und wir eine vollständige Missernte zu verzeichnen hatten. 

7. Mohn, gewöhnlicher weiss-, sowie blausamiger war widerstandsfähiger 
gegen die ungünstige Witterung und brachte daher auch etwas bessere Erträge 
als voriger. Ertrag von 13,13 Ar = 45,5 kg Samen. 


(Wird fortgesetzt.) 


Abbildung I0O. Arum corsicum hort. Dam, 1891. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Neue Zwiebelgewächse von Dammann & Co. | scheiden und ist also eine grosse Merk- 


in San Giovanni a Teduceio. würdigkeit. 
Nach den Beschreibungen der Züchter. Crimume Iinleawers Dun ans: Die 
Hierzu Abbildungen I0— 12. Zeichnung ist sehr genau! Die Pflanze 


Arum corsicum album hort. Dam. | ist härter als das bekannte Cr. capense, 
1891. Bekanntlich hat das schöne herbst- | treibt im März und blüht im freien 
blühende A. corsicum oder besser A. | Grunde vom Juni bis Oktober. Die 
pictum eine düstere, fast schwarze Blüten- Blumen sind sehr wohlriechend, und 
scheide.e. Unsere seltsame, aus Samen |, weiss mit zart rosenfarben. Prachtpflanze 
gefallene Form hat milchweisse Blüten- ersten Ranges! Hält gewiss in England 


26 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


ım Freien aus und ist eine schöne 
Gruppenpflanze, die man wie Dahlien 
behandeln kann, nur soll man die 
Zwiebeln über Winter in trocknes Erd- 
reich einschlagen und kühl halten. 
Sonniger Standort und guter Boden! 
Crinum jemenicum. Das schönste 
und dankbarste der Crinum, welches 
jemals eingeführt wurde und dazu erst 
vor kurzem aufgefunden und beschrieben. 
Es wächst an feuchten Orten im glück- 
lichen Arabien und wurde zu 
Tausenden durch uns importiert. Blumen 
sehr gross, glänzend 
rosenfarbenen Streifen 
sehr fein duftend. Ganz hart. Wie 
Crinum capense behandeln. Kalthaus- 
pflanze und für Gruppen ausgezeichnet! 
Es blüht den ganzen Sommer und treibt 


und Knospen, 


wiederholt neue Blütenschäfte. Seit 
langem eine der prachtvollsten Ein- 
führungen. Die Pflanze darf in keinem 


Garten fehlen. 


(Professor Dr. SCHWEINFURTH lobt ın 


seiner Schilderung der Flora Arabiens 
in den Mitteilungen der Gesellschaft für 


Erdkunde zu Berlin 1891 dieses Crinum | 


ebenfalls. L. W.) 

Streptocarpus Wendlandi Dammann & Cie. 
(Von Hrn. SPRENGER, Mitinhaber der Firma 
DAMMAnN & Cie. Hrn. WENDLAND gewidmet.) 

Unter dem obigen Namen haben wir 
einen Streptocarpus vor 2 Jahren durch 
Samen von den Herren DamMmAann & Co. 
bei Neapel erhalten, der aus Port Natal 
stammt. Derselbe ist dem Str. Saun- 
dersi Hook. (Bot. Mag. tab. 5251. — 
Gartenflora tab. 826; Fl. des serres tab, 
1802) sehr nahe verwandt und unter- 
scheidet sich nur durch die riesige 
Grösse der Blätter und die Färbung der 
Blumen. Die letzteren sind dunkellila, 
blau gestreift und im Schlunde blau mit 
weissem Fleck vor dem Schlunde auf 
der Lippe. Dagegen hat die Abbildung, 
die HooKER im Bot. Mag. von Str. 
Saundersi giebt, weiss mit lila schattierte 
Blumen, die im Schlunde zwei blaue 
von der hellen Grundfarbe getrennte 


vielen | 


silberweiss mit | 


Flecken trägt. In der Gartenflora aber 
sind die Blumen weissgefärbt mit eben- 
falls zwei blauen Flecken im Schlunde, 
getrennt durch einen gelben Mittelstreifen. 

Ausserdem führt CLARKE in seiner 
Aufzählung der Cyrtandreen eine Varietät 
von Str. Saundersi als b. breviflora 
auf, welche weisse Blumen mit einer 
Röhre von ı cm Länge besitzt. Das 
Blatt ist bei unserer Pflanze wie bei 
Str. Saundersi auf der Unterseite pur- 
purrot und die stark vorstehenden Adern 
sind weisslich bebaart; während aber 
in Hooker’s Beschreibung das Blatt als 
ı Fuss lang und 8—g Zoll breit be- 
schrieben ist, wird das Blatt‘ von Str. 
Wendlandi bis 16 Zoll breit, und wein 
die verlängerte schmälere Spitze nicht 
abgebrochen ist, ebenso lang oder noch 
länger als breit. 

Die grundständigen Blütenstiele werden 
bei unserer Pflanze bis zo Zoll hoch und 
tragen auf ihrer Spitze die zweiarmige 
und mehr oder weniger verästelte Schein- 
dolde der Blumen. 

Blüten gestielt mit ı5 nm langer, 
gebogener Röhre und fünflappigem 
Saum, von denen die oberen Lappen 
bedeutend kürzer als die unteren sind. 

Der Streptocarpus Wendlandi ist jeden- 
falls eine der schönsten nnd reich- 
blütigsten Arten, die nur ein Wurzelblatt 
haben, welches der Erde aufliegt und 
aus der breiten herzförmigen Basis 4—6 
hohe Blütenstiele treibt, die mehrere 
Monate nach einander blühen. Dieses 
Wurzelblatt ist anfangs breit rundlich 
herzförmig mit gleichsam aufgesetzter 
länglicher Spitze, später aber bricht 
diese bis fast spannenlange Spitze ab 
und es bleibt nur die rundlich breit 
herzförmige, grob gekerbte Blattfläche 
stehen, die sammetartig behaart, ober- 
halb dunkelgrün, unterhalb dunkelpurpur 
ist und von der weisslichen etwas 
längeren Behaarung auf den stark vor- 
tretenden Mittel- und den zahlreichen 
nach dem Blattrand hin gebogenen 
Seitenrippen etc. weisslich schimmert. 
Die aufgesetzte, später abfallende Blatt- 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 27 


spitze ist der bedeutendste Unterschied, | scheidet. Möge nun Str. Wendlandi 
den Streptocarpus Wendlandi nebst der | eine gute Art oder eine der Formen 
riesigen Grösse des Blattes von Str. | von Str. polyantba sein, jedenfalls ist es 


Abbildung ı1I. Crinum lineare Lin. fils. 


Abbildung ı2. Crinum jemenicum. 


Saundersi und Str. polyantha besitzt, | eine der besten Einführungen der letzten 
welche letztere Art ausserdem durch | Jahre für das gemässigt warme Gewächs- 
unterhalb grünliche Blätter sich unter- | haus. E. .R. 


28 


Kleinere Mitteilungen. 


Kleinere Mitteilungen. 


Arbeiten im Orchideenhause. 
Dezember.“) 

Die bekannten Winterblüher wie La- 
elia anceps, L. albida und L. autumnalıs, 
Cattleya Trianae, einige Dendrobien, 
Odontoglossum u. a., welche jetzt blühen 
oder kurz vor der Entfaltung des Flors 
stehen, stellt man, sofern sie nicht ander- 
weitige Verwendung finden, an einem 
Platz ım Hause zusammen auf, um die 
Pflanzen zwecks besserer Beobachtung 
und Bearbeitung beisammen zu haben. 
Wenn möglich, wähle man einen etwas 
kühleren Ort, wo die Blüten aber vor 
kalten Niederschlägen bewahrt bleiben. 

Wie alle andern jungen und weichen 
Pflanzenteile werden auch die Blüten 
mit besonderer Vorliebe von Schnecken, 
Schaben, Asseln und anderen Feinden 
heimgesucht. Das Einfangen derselben 
hat nicht immer den erwünschten Erfolg, 
da eine völlige Vertilgung in den meisten 
Fällen nicht ausführbar ist, und müssen 
die Blüten durch Umwickein der Blüten- 
stiele mit trockner Watte, die rauhe 
Seite nach aussen, geschützt werden. 

Gegen die orientalische Schabe, den 
gefürchtetsten unter den Schädlingen, be- 
nutzt man mit Erfolg Apfelschalen oder 
Stücken, da sıe diese selbst vorziehen. 
Durch wunausgesetztes Wegfangen 
schmalen, tiefen Gläsern mit etwas Syrup 
oder mit vergiftetem Zucker müssen die- 
selben bekämpft werden; denn jetzt, wo 
in den Häusern mehr geheizt wird, ver- 
mehren sie sich in solchen Mengen und 
so schnell, dass man Gefahr läuft, alle 
Knospen und Blüten ihrer Gefrässigkeit 
zum Opfer fallen zu sehen. 

Manche Orchideenarten zeichnen sich 
durch einen sehr lange Zeit dauernden 
Blumenflor aus, der sich auf Wochen 
und Monate ausdehnt, wie z. B. bei 
Dendrobium bigibbum, Odontoglossum 


in 


.. *) Aus Mangel an Raum verspätet. Wir 
schliessen hiermit den Arbeitskalender für Or- 
chideen. 


maculatum und ©. Uro-Skinneri, Onci- 
dium flexuosum, Phalaenopsis grandiflora 
und Ph. rosea u. a. m.; wenn diese 
Eigenschaft auch ganz erwünscht und 
angenehm ist, wird die Pflanze jedoch 
dadurch beeinträchtigt und ist es ratsam, 
die Blütenstiele nach einiger Zeit abzu- 
schneiden; in Gläser mit Wasser gesteckt, 
dauern sie noch eine geraume Weile 

An schönen warmen Tagen und bei ein- 
tretender günstiger Witterung versäume 
man nicht, dıe Luft in den Örchideen- 
häusern zu erneuern; die in der Nähe der 
Luftfenster befindlichen Pflanzen sind zu- 
vor zu entfernen, namentlich solche mit 
Blüten; auch muss der Eintritt von nass- 
kalter Luft oder Nebel vermieden werden. 

Sehr schädlichen Einfluss auf die Or- 
chideen ha: eine zu hohe Wärme wäh- 
rend der Nacht, weit mehr als eine solche 
am Tage, weshalb die Temperatur zur 
Nachtzeit stets einige Grade weniger 
betragen muss. 

In diesem Monat beträgt die Tempe- 
ratur! 
im Warmhause Tags . . . 15—-17°R. 
Nachts... 32 ST2 a 
im temperierten Hause Tags 12—ı4’R. 
Nachts 10—ı2°R. 


» » 


» > » 
im Kalthause Tags. ... 8—ıIo’R. 
» » Nachts... 7 .2..040- NoraRe 


Wird die Temperatur durch Sonnen- 
wärme um mehrere Grade gesteigert, ge- 
reicht dies den Pflanzen nur zum Vor- 
teil. — 

Die im Laufe des Jahres befruchteten 
ÖOrchideenblüten, deren Samenkapseln 
nun vollkommen entwickelt und mit 
reifen Samen versehen sind, was an dem 
Aufspringen derselben zu erkennen ist, 
werden abgeschnitten und der Same so- 
fort gesäet. Entweder streut man ihn 
auf den Wurzelballen der Pflanze, der 
entnommen wurde, oder man säet 
ihn in Schalen aus, die mit einer Mischung 
von feinzerschnittenen Fasern der Orchi- 


er 


| deenerde und Sumpfmoos (Sphagnum) 


Kleinere Mitteilungen. 29 


gefüllt, und mit einer hohen Scherben- 
unterlage versehen sind. In beiden 
Fällen, namentlich aber in ersterem muss 
die Bewässerung sehr vorsichtig ausge- 
führt werden, um den Samen nicht von 
der Unterlage herabzuschwemmen. Eine 
stets gleichmässige Feuchtigkeit und 
Wärme ist zum Keimen unerlässlich; 
man stellt die Schalen oder Töpfe mit 
den Samen am besten in Schwitzkästen 
oder unter Glasglocken, sie müssen hier 
aber vor Tropfenfall geschützt werden. 
Von den ausserordentlich zahlreichen 
Samen einer Frucht keimt oftmals nur 
eine ganz geringe Anzahl; auch ist die 
weitere Pflege der jungen Pflanzen bis 
zur ersten Blüte sehr mühsam, denn zu- 
weilen erscheint dieselbe erst nach 6 bis 
ıo Jahren. Trotzdem ist diese Vermeh- 
rungsart und Züchtung sehr interessant, 
indem durch Kreuzungen mit Pflanzen 
der verschiedenartigsten Gruppen neue 
und auch schöne Varietäten gezüchtet 
werden, die immer hohe Preise erzielen. 
Bei der Befruchtung wähle man einen 
hellen sonnigen Tag. Die Pollenmassen 
müssen gut ausgereift und die Narbe 
empfangsfähig sein. Bei ersteren ist dies 
durch leichtes Lösen aus der Hülle, bei 
letzterer durch Vorhandensein von kleb- 
rıger Flüssigkeit zu erkennen. Ferner 
benutze man zur Kreuzung nur gute 
Arten oder Varietäten und vor allem ge- 
sunde Pflanzen, welche durch die Er- 
zeugung von Samen nicht geschwächt 
werden. ALEXANDER BODeE, 


Die Knollen-Begonien. 

Hr. Inspektor DrEssLer - Dalldorf legte 
in der Versammlung d. V. z. B. am 
29. Oktober ganz vorzügliche einfache 
Knollenbegonien vor, von denen ganz 


besonders die rosa Farben als neu 
sehr gefielen. Hr. DRFssSLER sah die- 


selben 1890 in Kassel und hat sie von 
dort sich kommen lassen. Sie übten 
in Kassel mehr Wirkung aus als die 
scharlach- oder dunkelroten, Die Über- 
winterung der Knollen geschieht in 
kleinen Kasten. 


Hr. von POMMER ESCHE, der Direktor 
des Vereins, bezeichnete die Knollen- 
begonie mit Recht als die dankbarste 
Blume für den Liebhaber, und wunderte 
sich, dass sie noch immer in Berlin 
verhältnismässig so wenig verbreitet. 
Er habe sie ın seinem Garten schon 
ıo Jahre und überwintern sie auch in 


Kästen mit Sand in einem mässig 
warmen Keller. — Hr. BRAnDT empfiehlt, 


die Wurzeln nicht von den Knollen zu 
entfernen. Der Ort der Überwinterung 
ist ziemlich gleich, ob Keller oder kaltes 
Gewächshaus, nur frostfrei und trocken 
muss er sein. Die Knollenbegonien sind 
der beste Ersatz für Scharlach-Pelar- 
gonien, die viel empfindlicher sind. Im 
Jahre 1890 sah er im Berliner Tier- 
garten ein einziges Beet beim Göthe- 
Denkmal. 

Hr. SCHWARZBURG bemerkte, dass sie 
doch schon etwas mehr verbreitet seien, 
er ziehe sie schon seit ı4 Jahren. Die 
geringste Ware kultiviere er im freien 
Lande, lasse sie ruhig abfrieren, nehme 
dann die Knollen heraus, schüttle die 
Erde von den Wurzeln und thue sie 
einfach in grosse Papier-Düten, die er 
in seinem Schreibtisch im geheizten 
Zimmer aufbewahre. Im Frühjahr kom- 
men sie erst in ein Kästchen, dann auf 
einen Kasten, aber nicht in Dungerde, 
denn die jungen Triebe ertragen keinen 
Ammoniakdunst. Obenauf muss Laub- 
erde sein. Im Mai verkauft er sehr 
viele dieser Knollenbegonien an Land- 
schaftsgärtner, sie haben dann schon 
Knospen, während Sämlinge solche erst 
im Juni zeigen. Den Samen zieht er 


| jetzt selbst, macht auch viele Kreuzungen, 


den ersten Samen bezog er von JosEr 
KLAR, Berlin. 

Hr. BRAnDT betonte, dass die Knollen- 
begonien den grossen Vorzug haben, 
sich wie Astern im blühenden Zustande 
verpflanzen zu lassen. Man muss aber 
vorsichtig sein, und wenn man Boden- 
wärme ihnen geben will, nur Lauberde 
nehmen oder einen fast kalten Kasten. 
Wenn sie blühen, kann man sie einfach 


30 x 


Kleine Mitteilungen. 


in einen Korb stecken und auf irgend 
eine Gruppe pflanzen, setzt man sie 
aber in einen Topf und bringt diesen 
in einen geschlossenen Raum, so fallen 
die Blumen leicht ab. 

Hr. SCHWARZBURG verpflanzt die Be- 
gonien oft zwei bisdreimalineiner Woche; 
je frischer sie eingepflanzt, desto besser 
sind sie für den Verkauf, denn wenn sie 
2 Tage im Glashaus stehen, werden sie 
weichlich. Er verkauft im Sommer ca. 
6000 Stück. 

Hr. PERRING bestätigt das von Hrn. 
SCHWARZBURG Gesagte; behufs des 
Austreibens im Frühjahr empfiehlt es 
sich, sie nicht gleich in einen Kasten 
zu legen, da sie dann oft stecken bleiben, 
sondern dicht neben einander auf ein 
Vermehrungsbeet nur mit Moos be- 
deckt. Erst wenn sie ausgetrieben 
haben, pflanze man sie ın einen Kasten. 
Keine Stadt ist nach 
an Knollenbegonien, namentlich auf 
öffentlichen Plätzen, wie Berlin und doch 
sind sie gegen Regen viel widerstands- 
fähiger als Pelargonien. 

Hr. städtischer Obergärtner C. HAMPEL 
hat gefunden, dass die Wirkung am 
grössten ist, wenn man sie entweder in 
gemischten Farben pflanzt oder nach 
Farben geordnet. Das zarte Gelb wird 
z. B. sehr gehoben durch eine daneben 
stehende rote Blume. 

Hr. SCHWARZBURG regt an, vielleicht 
im nächsten Jahre Knollenbegonien als 
Monatsaufgabe zu stellen. 

Der Direktor des Vereins, Hr. Geh.- 
O.-Finanzrat von POMMER-ESCHE ver- 
weist diesen Gedanken an die Ausschüsse 


und fasst das Ergebnis der Besprechung | 


dahin zusammen, dass die Knollen- 
begonien nicht genug empfohlen werden 
können, sowohl für Privat- wie für 
Landschaftsgärtner. 


Urteile über die Douglas-Fichte. *) 
Mit grossem Interesse habe ich das 
Urteil des Herrn JoHn BOOoTH-Grune- 
wald b. Berlin, über die Douglas-Fichte 


=) Gartenfl. 1891, S. 595. 


ihm wohl so arm | 


gelesen, indem ich seit etwa ıı Jahren 
die Versuche mit derselben ın den hie- 
sıgen Bergen, z. B. am Fusse des Insel- 
berges, verfolgt habe. 

Sowohl in der Dickung wie im freien 
Stand und mit Laubholz gemischt, an 
Süd- und Nordabhängen, haben sich 
dieselben gut gehalten und keine Nadel 
geworfen, zeigen ein freudiges Wachs- 
tum und haben die Picea excelsa, die 
gewöhnliche Fichte von gleichem 
Alter weit überholt; nursdassayald 
scheint eine besondere Vorliebe für die- 
selben zu haben, denn soweit dasselbe 
reichen kann, sind die Äste beschnitten. 

Auch im Park der Villa Spindler hier 
sind einige an ganz exponierten Stellen 
ausgepflanzt, diese haben allerdings einige 
gelbe Nadeln bekommen, welche aber 
nicht störend gewirkt haben. 

Gr. -Dabarz 217 .Eh. J. BIEMÜLLER. 

Bezüglich der Douglas-Fichte teile ich 
Ihnen mit, dass selbige auch hier, im 
Garten des Hauses Bellevuestr. 16, all- 
jährlich im April die Nadeln abwirft, 
so dass ich mich veranlasst sah, im 
vorigen Frühjahr die letzte zu entfer- 
nen. Die erste pflanzte ich 1833, ich 
kaufte sie bei Gelegenheit der Garten- 
bau -Ausstellung in der Philharmonie 
von Herrn Weisse aus Camenz 1. Sachsen. 
Dann sah ich 1834 in den Tempelhofer 
Baumschulen zufällig ein hübsches Ex- 
emplar, welches ich erwarb und an- 
pflanzte, aber beide hatten zu meinem 
grossen Bedauern die Unart, nach Ver- 
lauf des Winters die Nadeln zu ver- 
lieren. Berlin. E. BRAUNE. 


Bitte betr. Statistik des Unterrichts für 

jüngere Gärtner. 

Der Unterzeichnete bittet, ihm behufs 
einer Statistik des Fortbildungs- bez. 
Fachschulwesens gefälligst kurze An- 
gaben darüber machen zu wollen, viel- 
leicht durch Beantwortung folgender 
Fragen: 

ı. Wird an Ihrem Orte den jüngeren 
Gärtnern Unterricht erteilt? 
2. In welcher Weise: 


Kleine Mitteilungen. — 


Ausstellungen. 31 


Entweder a durch Besuch der allge- 
meinen Fortbildungsschulen oder der 
Gewerbeschulen 

oder b durch Einrichtung von Zei- 
chenkursen, Feldmesskursen etc. 

oder c durch eine wirkliche Fach- 
schule 

oder d in welcher anderen Weise? 


3. Seit wann ist das eingerichtet? 

4. Wer bestreitet die Kosten? 

5. Wie oft findet der Unterricht statt? 

6. Wie viel Stunden für jedes Fach? 

7. Wie gross ist durchschnittlich die 
Zahl der Teilnehmer? 

8. Sonstige Bemerkungen. 


L. WITTMACK. 


Ausstellungen und Kongresse. 


Obst- und Gartenbau-Ausstellung in Breslau. 

Die für den kommenden Herbst ge- 
plante »Allgemeine Obst- und Gar- 
tenbau - Ausstellung zu Breslau« 
verspricht einen bedeutenden Umfang 
zu gewinnen. Hervorragende Privat- und 
Handelsgärtnereien haben schon ihre 
Beteiligung zugesichert, und die zahl- 
reichen Anfragen, welche bei dem Se- 
kretair des Ausstellungs-Komitees, Dr. 
Rosen, Breslau, botanischer Garten, 
einlaufen, stellen das Vorhandensein eines 
regen Interesses für das Projekt ausser 
Zweifel. Von besonderer Bedeutung 
dürfte die Obst-Ausstellung werden. Be- 
kanntlich tagt gleichzeitig der deutsche 
Pomologen-Verein in Breslau, ein weit 
über die Grenzen Deutschlands ver- 
breiteter und um die heimische Obst- 
kultur hochverdienter Verband der her- 
vorragendsten Obstzüchter. Den Be- 
strebungen des deutschen Pomologen- 


Vereins ıst in dem nunmehr zur Aus- 
gabe gelangten Programm der Aus- 
stellung Rechnung getragen. Die ange- 


kündigten pomologischen »Kollektionen« 
werden jedenfalls auch bei dem Publi- 
kum ein lebhaftes Interesse finden, denn 
sie veranschaulichen am besten den 
methodischen Weg, aufwelchem der Pomo- 
logen-Verein den Obstbau zu heben und 
in die richtigen Bahnen zu lenken sucht. 
Voraussichtlich wird sich der nächst- 
jährigen Ausstellung wiederum ein Obst- 
markt anschliessen, ein Unternehmen, 
das wir gleichfalls der Initiative des 
deutschen Pomologen-Vereins verdanken. 


Der erste schlesische Obstmarkt, welcher 


ım Herbst 1891 im Schiesswerder zu 
Breslau abgehalten wurde, hat, wie man 
hört, ein in jeder Beziehung erfreuliches 
Resultat ergeben und dadurch den besten 
Beweis für den praktischen Nutzen die- 
ses Unternehmens geliefert. 


Auf der ausserordentlichen General- 
versammlung des Verbandes Deutscher 
Handelsgärtner am 7. Dezember zu 
Leipzig ist beschlossen den Sitz des 
Verbandes nach Berlin zu verlegen. 
ı. Vorsitzender wurde Herr VAN DER 
SMISSEN, Steglitz, Geschäftsführer Herr 
BRETTSCHNEIDER, Berlin. 


Wertzeugnisse. 
Berlin, den 30. Juli 1891. 
Die unterzeichneten Preisrichter haben 
beschlossen, der Krup-Wachsbohne des 
Herrn MARTIN GRASSHOFF-Quedlinburg 
das Wertzeugnis zu erteilen, wegen her- 
vorragender Tragfähigkeit und Vollkom- 
menheit der Hülsen. Nach den dies- 
jährigen Beobachtungen scheint sie gegen 
Witterungseinflüsse widerstandsfähiger zu 
sein als die bisher bekannten Wachs- 
bohnen. 
gez. R. MoncorPps, E. HAPT, JÖRNS, 
A. FINTELMANN, I. KLAR, W. WEIDLICH, 
Busse. 


Berlin, den 8. Oktober 1891. 
Die unterzeichneten Preisrichter haben 
einstimmig beschlossen, für die ausge- 
stellte Stanhopea Spindleriana Kränzlin 
Herrn Obergärtner F. WEBER, Garten 
des Herrn Kommerzienrat SPINDLER zu 


32 


Personal-Nachrichten, — Sprechsaal. 


Spindlersfeld, das Wertzeugnis zu er- 
teilen. 

Begründung: Die ausgestellte Pflanze 
hat zumeist ein grosses Interesse, weil 
sie den ersten Bastard in der Gattung 
Stanhopea darstellt und gebührt der Ge- 
schicklichkeit des Herrn WEBER 
besonderes Lob, da die Befruchtung der 
Stanhopea sehr schwierig ist. 


Ausserdem ist dieser Bastard als eine 


Verbesserung in der Gattung Stanhopea 
anzusehen; er verbindet die 


Stanhopea tigrına mit der Reichblütig- 


ganz | 
 tigrina und dürfte sie sich infolgedessen 


ı oculata, 


grossen | 
schön gezeichneten Blumen der Mutter | 
| E. DRESSLER, CARL LACKNER, WITTMACK. 


keit und dem langen Schafte der St. 
dem Vater, von dem er sich 
vorteilhaft durch bessere Haltung der 
Petalen und schönere Zeichnung unter- 
scheidet. 

Endlich 
betäubenden 


besitzt die Blume nicht den 
Geruch der Stanhopea 


für Liebhaber als Zimmerschmuck eignen. 


Es wäre zu wünschen, dass der Be- 
sitzer sich entschliessen möchte, sie wei- 
teren Kreisen zugänglich zu machen. 

gez. GAERDT, BRANDT, W. PERRING, 


Personal-Nachrichten. 


Die Kunstgärtner Max HerB aus 
Dresden und HEINRICH WULLE aus Bres- 
lau haben in Neapel (Italien) unter der 


Fırma Herß & WULLE, Stabilimento d’Or- 


ticoltura, Napoli, ein» GärtnerischesKultur- 
und Handelsgeschäft« für die Ausfuhr und 
Einfuhr, sowie Anzucht aller Arten tro- 
pischer, subtropischer und besonders 
südeuropäischer Gewächse und Säme- 
reien errichtet. 


Prof. Dr. MÜLLER- Thurgau, Direktor 


| der 


der Obst-, Wein- und Gartenbauschule | 


zu Wädensweil (Schweiz) übernimmt mit 
TH. ECHTERMEYER, Öbergärtner und 
Lehrer daselbst, die Redaktion der mit 
Neujahr 1892 erscheinenden Monats- 
schrift: »Der Schweizerische Gartenbau.« 
Preis jährlich nur 3 Fr. Besagte Zeit- 
schrift ist Anstalts-Organ obiger Schule, 


wie auch bereits Vereins-Organ der 
meisten Schweizerischen Gartenbau-Ge- 
sellschaften. 

A. ALPHAND, Ingenieur der Stadt Paris, 
berühmte Schöpfer der schönsten 
Anlagen, Bois de Boulogne, Buttes Chau- 
mont etc., Verfasser des Prachtwerkes 
»Les Promenades de Paris 1867 —73«, geb. 
zu Grenoble 1817, f 5. Dezember 1891. 
Er wurde auf Kosten der Stadt Paris 
begraben. 

Der geprüfte Obergärtner A. WeEıss- 
Berlin, Mitglied des Vereins z. B. d. G., 
ist zum Städtischen Obergärtner ernannt. 

Ökonomierat Srotz, Direktor des Kgl. 
pomologischen Instituts Proskau, tritt am 
ı. April in den Ruhestand und erhält 
seinen Sohn Prof. D. RUDOLPH STOLL in 
Klosterneuburg zum Nachfolger. 


Sprechsaal. 


1. Wo ist Platycerium madagascariense | 


Bak. und P. Wallichiı Hook. zu bekom- 
men und zu welchem Preis? R. in B. 


2. Welches ist die wissenschaftliche Be- | 


nennung für die auch in der Gartenflora 
wiederholt erwähnte japanische Kletter- 


gurke? IL, m IK. 


3. Bitte mir die Adresse eines sehr re- 
ellen Lieferanten von bester Heideerde 


' (1. Qualität) gefälligst namhaft machen 


zu wollen. Dr: EM. 

Die Zahnaer Fischzuchtanstalten (Zahna 
an der Berlin-Anhalter Bahn) sind zu 
empfehlen. 


Gartenflora 1892. Taf. 1308: 


AÄGER PALMATUM THunee: 


VABIÄAORH DSPAnHz 


WERFEN ET _Chro molith, Gustav Leutzsch Gera Rauss 


Verlag von Pauı Parey in Berlin. 


Acer palmatum Thbg. var. Aokii Späth. 
Hierzu Tafel 1363. 


Diesen reizenden Ahorn erhielt ich neben einer Reihe anderer hübscher 
Formen des vielgestaltigen Acer palmatum Thbg. (A. polymorphum S. 
et Z.) durch die Güte des japanischen Ministers des Äusseren, Herrn Aoki 
aus Japan. 

Unter den bereits in unseren Kulturen vorhandenen buntblättrigen 
Formen dieses Ahorns ist meines Wissens keine von so eigenartiger Zeich- 
nung und so zartem und doch leuchtendem Farbenspiel, und gewährt das 
Bäumchen hierdurch im Verein mit der fein geschnittenen Blattform und 
dem graziös überhängenden Wuchse einen ungemein anziehenden Anblick. 

Zu bedauern ist, dass diese so zierenden japanischen Ahorn-Formen 
sich gegen unsere norddeutschen Winter so empfindlich zeigen, während 
sie das süddeutsche und See-Klima an geschütztem Standort unter leichter 
Decke gut vertragen. Für den Liebhaber würde es jedoch wohl auch 
hier möglich sein, seine Lieblinge unter sorgfältig ausgeführter Bedeckung 
auch durch die härteren Winter zu bringen. 

L. SPÄTH, Baumschule bei Rixdorf-Berlin. 


Monographie der Abietineen des japanischen Reiches. 


(Tannen, Fichten, Tsugen, Lärchen und Kiefern in systematischer, geographischer 

und forstlicher Beziehung, bearbeitet von Dr. HEINnRIcH Mayr, Professor der forst- 

lichen Abteilung der kaiserlichen Universität zu Tokio. Mit 7 kolorierten Tafeln. 
1890. M. RıEGERsche Universitätsbuchhandlung, München.) 


Besprochen von L. Beissner. 


Ein Quartband von 104 Druckseiten und 7 Tafeln mit zahlreichen wertvollen, 
trefflich kolorierten Detailzeichnungen liegt vor uns. Der als Dendrologe rühm- 
lichst bekannte Verfasser, dessen treffliches Werk »die Waldungen von Nord- 
amerika« so viel Belehrung bietet und allseitige Anerkennung gefunden hat, hat 
im vorliegenden Werke seine durch längeren Aufenthalt und eigene Anschauung 
in Japan gesammelten reichen Erfahrungen über die dortigen Abietineen nieder- 
gelegt. 

Wenn Referent es unternimmt, eine so wichtige, wertvolle Arbeit eingehend 
zu besprechen, so ist er sich der grossen Schwierigkeit wohl bewusst, betrachtet 
es aber als eine angenehme Pflicht. Gerade Referent hat mit grösster Freude und 
Spannung das Erscheinen dieses Werkes begrüsst, denn der Name des Herrn 
Verfassers und die Gründlichkeit des Forschers bürgen dafür, dass endlich mit 


Sicherheit so manche bisher verkannte Art richtig gestellt werden würde. — Mit 


Gartenflora 1892. 3 


34 Monographie der Abietineen des japanischen Reiches. 


wahrer Genugthuung darf denn auch ausgesprochen werden, dass dem so ist, dass 
es MAYR gelungen ist, einesteils klar zu beweisen, was frübere Autoren, ungenügen- 
den Beobachtungsmaterials halber, nur vermuten konnten, anderenteils offene Fragen 
sicher zu beantworten, sodass wir sagen dürfen, die japanischen Abietineen 
liegen gut charakterisiert vor uns und jede Verwechslung ist in Zu- 
kunft ausgeschlossen. 

Wenn Referent sich in einzelnen Fällen ein abweichendes Urteil, z. B. ın 
betreff Einteilung der Gattungen und der vorgeschlagenen Benennung erlaubt, so 
wolle man darın kein anmassendes Besserwissen, oder gar ein Herabsetzen der 
Verdienste des Herrn Verfassers erblicken, denn nichts liegt dem Referenten ferner, 
der gar viel aus Mayrs Werken gelernt hat, sondern es geschieht dies lediglich im 
Interesse der guten Sache und in der Hoffnung, dass womöglich eine Einigung mit 
dem geehrten Verfasser in solchen Punkten zu erzielen sein wird. Gerade der 
Verfasser hat, ohne irgendwelchen gegenseitigen Meinungsaustausch, in seinem 
trefflichen Werke »die Waldungen von Nordamerika«, was die Benennung anbelangt, 
genau denselben Weg eingeschlagen, der auf den Versammlungen für Feststellung 
einer einheitlichen Koniferen-Benennung 1887 ın Dresden und 1890 ın Berlin zur 
Richtschnur diente. 

Referent hat in seinem Buche »Handbuch der Nadelholzkunde« wie an 
anderen Orten diesem Umstande mit Freuden Ausdruck gegeben und hofft, dass 
auch ferner Forstmann und Gärtner in diesem Sinne Hand in Hand gehen und 
gemeinsam die gute Sache fördern werden! 

Dieses vorausschickend hofft Referent, bei der Hochachtung, die derselbe dem 
Verfasser beim Studium seiner Werke stets gezollt hat, jede andere Auffassung von 
vornherein abzuschneiden. 

Der Verfasser beginnt mit Vorbemerkungen 

I. Über den Ursprung, Aussprache und Schreibweise derjapanischen 
Pflanzennamen. 

II. Uber den diagnostischen Wert der Nadeln und Früchte bei den 
Abietineen. 


Der Verfasser hebt die grosse Verschiedenheit der Nadeln der japanischen 
Tannen in Grösse und Gestalt hervor, ob an Zweigen erster, zweiter, dritter oder 
vierter Ordnung, ob ım Freien, im Schlusse oder im Dickicht erwachsen, ferner 
das Schwanken der Nadellänge je nach dem Alter der Pflanzen und dass bei 
allen Abietineen ım Jahre der Zapfenbildung die Nadeln stets beträchtlich kleiner 
bleiben. Auch die Stellung der Harzgänge in den Nadeln der Abietineen schwankt 
sehr, je nachdem die Nadeln von Leit- oder Seitentrieben, oder von ım Licht 
oder im Schatten gewachsenen Pflanzen stammen. Verfasser glaubt deshalb, es 
sei zu weit gegangen, in der Stellung der Harzgänge den Ausdruck der natür- 
lichen Verwandtschaft zwischen den Kiefern zu erblicken und daraufhin, wie es 
ENGELMANN gethan, seine Kiefernsektionen zu begründen. 

Auch die Zapfen der Abietineen schwanken in ihren Dimensionen, ebenso 
sind die Bracteen ın der Länge veränderlich. — Mehr Wert legt Verfasser auf die 
Farbe der Zapfen in ihrer ersten Jugend und unmittelbar vor der Reife, in diesem 
letzten Stadium sind im Werke die Zapfen gemalt und treten die Unterschiede 
bei den verwandten Arten allerdings recht scharf hervor, Zapfenschuppen und 
Samen sind vom reifen Zapfen gezeichnet, 

Es folgt dann 

IH. Die Litteratur über die japanischen Abietineen. 


Monographie der Abietineen des japanischen Reiches, 35 


B. Die Nadelhölzer des japanischen Reiches in allgemeiner flo- 
ristischer und forstlicher Beziehung. 

Verfasser teilt hier die Vegetationszonen der japanischen Holzarten ein in: 
1. Eine tropische Vegetationszone und rechnet hierher die Küstengebiete 
der südlichsten Riukiu-Inseln bis zum 26° N. B. und die Bonin-Inseln. 

2. Die subtropische Zone der immergrünen Eichen und Lorbeer- 
bäume umfasst die nördlichen Riukiu-Inseln, die Insel Kiushiu, Shikoku von der 
Küste bis zu etwa 500 m» Erhebung, den Südwesten der Insel Honshiu, die süd- 
östlichen Halbinseln: Kii, Idsu, Awa, etwa bis zum 36° N. B. und im Innern der 
Hauptinsel bis zum 34° N. B. 

3. Die gemässigt- warme Region der winterkahlen Laubhölzer. 
Diese geht in horizontaler Richtung vom 36° bez. 34° N. B. durch die Hauptinse 
Hondo, durch ganz Eso (Yezo), die Südspitze von Sachalin und noch die Südhänge 
der südlichen Kurilen. Dieses grosse Gebiet zerfällt naturgemäss in: A. eine 
wärmere südliche oder tiefliegende Zone, die Zone der Edelkastanien, und B. in 
eine kühlere beziehungsweise höher liegende Zone, die Zone der Buchen und Birken. 

7 Die Semässiste kühle Resion der Eichen und Tannen auf den 
höchsten Bergen im Centrum der Hauptinsel von der oberen Buchenregion bis zu 
etwa 2800 »z» ım Süden und 1800 »» ım Norden aufsteigend. In Hokkaido etwa 
bis Iooo »» Erhebung. 

5. Die alpine Region der Krummbholzzürbel. Die Berge von ıooo bis 
2800 m Erhebung tragen auf ihren Gipfeln zu Boden liegende, dicht in einander 
geflochtene Zürbelkiefern. 

Am Schluss giebt Verfasser eine besonders forstlich wichtige Zusammenstellung 
der japanıschen Koniferen, nach den Dimensionen, welche sie erreichen, geordnet. 

C. Die Abietineen Japans nach Gattungen und Arten. Nach Mayr 
beherbergen die japanischen Waldungen von: Abies, Tannen, 6 Arten; Picea, 
IEiehieen, 3 Arten suga, Esween, 2 Artena Larıx, Bäuchen, 2 Arten, Pinuis, 
Kerfetecn, 0 Arten. 

Der Autor bespricht die Verteilung der einzelnen Gattungen in Japan, gleich- 
falls die Flora des benachbarten Festlandes in Betracht ziehend. 


Gattung Abies, Tannen. 

Nach Charakterisierung dieser Gattung gedenkt Verfasser der Versuche, die 
Tannen nach Verwandtschaften zu gruppieren und sagt, dass ENGELMANN es unter- 
nommen, die nordamerikanischen Tannen in seiner Synopsis in 4 Sektionen ein- 
zuteilen, nach der Zahl der Harzgänge und Länge der Bracteen der Zapfen und 
stösst bei dem Versuch, die japanischen Tannen einzureihen, auf Schwierigkeiten, 
da manche Arten garnicht unterzubringen seien, weil die Länge der Bracteen beı 
der gleichen Art sehr schwanke und die Stellung der Harzkanäle nicht den hohen 
Wert zur Beurteilung der natürlichen Verwandtschaft besitze. Verfasser macht 
dann den Versuch einer Einteilung der Tannen nach der auffallend be- 
ständigen Farbe der Zapfen unmittelbar vor der Reife. So wertvoll nun 
diese Merkmale zur genauen Charakterisierung der einzelnen Arten sind, so ergiebt 
sich doch ein- und derselbe Übelstand, als wenn man die Tannen, wie vielfach 
gebräuchlich, nach der Länge der Bracteen, ob über die Zapfenschuppen hervor- 
ragend oder eingeschlossen, einteilt (wie Referent dies in seinem »Handbuch 
der Nadelholzkunde« nachgewiesen). Die nächsten Verwandten werden ausein- 
andergerissen, so auch nach Mavrs neuer Finteilung z. B. Abies homolepis 
(brachyphyllia) von A. firma und umbilicata (im Buch verdruckt umbellata); A. Veitchi 


a8 


16) 


36 Monographie der Abietineen des japanischen Reiches. 


von der sehr nahestehenden A. sachalinensis; A. nobilis von A. magnifica und 
A. Fraseri von A. balsamea und subalpina. Es dürfte sich also empfehlen, die 
Weisstannen nach der sich in ihrem Gesamtcharakter ergebenden Verwandtschaft 
hinter einander aufzuführen und von einer Einteilung in Gruppen ganz abzusehen, 
eben weil bei der grossen Wandelbarkeit der einzelnen Organe durchgreifende 
Merkmale nicht festzustellen sind. — Die einzelnen Arten sind in sorgfältigster 
Weise beschrieben, alle Synonyme beigesetzt und zumal die japanischen Namen 
eingehend revidiert und erklärt und dadurch manche bestehenden Irrtümer 
und Verwechslungen nahestehender Arten beseitigt worden. Wichtig sind die 
genauen Angaben über die natürliche Verbreitung, über Holzwert und Anbau- 
würdigkeit für Deutschland, wie sie durch das ganze Werk bei jeder Art auf 
geführt sind. 

Mayr stellt zu Abies firma: A. bifida als Synonym, aber beansprucht für 
A. homolepis S. et Z. das Recht einer eigenen Art und zwar glaubt der Autor, 
trotzdem dass SIEBOLD keinen Zapfen sah, sie durch die vortreffliche Abbildung eines 
benadelten Zweiges, durch die Angaben über ihre Kultur, durch die japanische 
Bezeichnung so hinreichend charakterisiert, dass die dazu gehörige Fruchtform dem 
Autor ausser Zweifel steht und derselbe Abies brachyphylla Maxim. als die echte 
Ab. homolepis S. et Z. ansieht und diesen Namen auf Kosten des von MAXIMO- 
wıcz gegebenen glaubt wieder zu Ehren bringen zu sollen. So sehr erfreulich es 
nun wäre, wenn hiermit endgültig ın wissenschaftlicher Hinsicht die zweifelhafte 
A. homolepis S. et Z. festgestellt würde, so wenig wünschenswert erscheint es doch 
vom praktischen Standpunkt aus, den so lange für verschiedene Tannen miss- 
brauchten und zu steten Verwechslungen Anlass gebenden Namen A. homolepis 
wieder einzuführen und den allgemein eingebürgerten Namen A. Drachyphylla 
dafür zu verwerfen, mag derselbe auch noch so wenig charakteristisch sein, wie es 
ja leider auch der Name homolepis ist. 

Als eine neue Art beschreibt Verfasser eine augenscheinlich zwischen 
A. homolepis und A. firma stehende, sehr seltene Tanne, von der er sagt, dass 
es fast unmöglich sei, junge oder zapfenlose Bäume von A. homolepis (brachyphylla) 
zu unterscheiden. Nadeln und Triebe kommen dieser nahe, während der Zapfen 
in Farbe und Grösse der A. firma am nächsten kommt. Autor nennt diese 
Tanne Abies umbilicata genabelt, wegen der auffälligen Nabelform des 
oberen Zapfenendes. Leider ist ein sehr sinnstörender, allseitig vor der Ver- 
breitung zu verbessernder Druckfehler: umbellata anstatt umbilicata durch das 
ganze Werk stehen geblieben, denn da umbellata doldenförmig bedeutet, so sucht 
man unwillkürlich nach einem doldenförmigen Teil an der Pflanze, und es wird 
bedauerlicherweise die vom Autor beabsichtigte Bezeichnung somit nicht aus- 
gedrückt. 

Von Abies Veitchi unterscheidet der Autor zwei Formen, eine forma 
typica, an deren Zapfen die Bracteen hervorstehen und zurückgekrümmt sind, und 
eine var. NikkoEnsis, an welcher die Bracteen zwischen den Zapfenschuppen 
garnicht, oder nur in einem feinen Spitzchen hervorstehen. — Abies sachalinen- 
sis Mast. sieht auch Verfasser als besondere Art an, während Fr. SCHMIDT wie 
auch Maxımowicz sie als Varietät zu Ab. Veitchi stellen, jedenfalls steht sie der- 
selben sehr nahe. Auch bei der Sachalintanne unterscheidet der Autor eine 
forma typica mit weit vorstehenden und abwärts gebogenen Bracteen, wie sie von 
obigen Autoren beschrieben, und eine var. Nemorensis mit kleineren Zapfen 
und nicht vorstehenden Bracteen neben anderen Merkmalen; auch vermittelnde 
Formen in betreff der Zapfen sind von MAaRIES gesammelt worden. 


Monographie der Abietineen des japanischen Reiches. 


Gattung Picea, Fichten. 


Nach Charakteristik der Gattung schlägt Autor eine Einteilung der Fichten 
nach natürlichen Sektionen vor, die sich auf den Bau der Zapfen, die Querschnitt- 
formen der Nadeln und die Stellung der Spaltöffnungen gründen. 

ı. Sektion Morinda, hierzu gehören: Picea Morinda, excelsa, orientalis, 
obovata, Schrenkiana, polita, alba, nıgra. Nadelquerschnitt rhombisch, Spalt- 
öffnungen annähernd gleich viel an allen Seiten, Zapfenschuppen gewölbt, hart- 
holzig, am unreifen Zapfen bis zur Reife fest zusammenschliessend. 

2. Sektion Casicta: hierzu gehören: Picea ajanensis (Casicta, Name in der 
Mandschurei), hondoensis, sitka&nsis, Engelmanni, pungens, Nadeln flach gedrückt, 
auf der morphologischen Oberseite mit zwei weissen Spaltöffnungslinien, Zapfen- 
schuppen dünne, weich und gefaltet, schon von Jugend an einen lockeren Zapfen 
bildend. 

3. Section ÖOmorica: hierzu gehören: Picea Omorica, Glehni, Alcockiana 
(bicolor) und Breweriana, den Übergang zu den vorstehenden Sektionen bildend, 
mit Nadeln breit rhombisch im Querschnitt, zwei weissliche Spaltöffnungslinien an 
der morphologischen Oberseite, Zapfenschuppen hart, gewölbt und fest bis zu ıhrer 
Reife schliessend. 

Während WILLKOMM die Sektion Eupicea, echte Fichten, mit vierkantigen 
Nadeln und die Sektion Omorıca mit tannenähnlichen Nadeln unterscheidet, bildet 
also MAyR noch eine Zwischensektion mit breit rhombischen Nadeln, dazu bilden 
die Zapfenschuppen noch weitere Unterscheidungsmerkmale. 

Nun dürfte aber, abgesehen von den Zapfenschuppen, sowohl in betreff der 
Nadeln, wie ihrer unverkennbar nahen Verwandtschaft nach, z. B. Picea Engelmann! 
und P. pungens doch kaum von P. alba und P. nigra zu trennen und sicher nicht 
zu P. ajanensis und ähnlichen zu stellen sein, ebenso wenig können doch P. Glehni 
und P. Alcockiana (bicolor) mit ihren vierkantigen Blattquerschnitten, auch P. Bre- 
weriana, bei der zumal die grosse Ähnlichkeit in den Nadeln mit P. excelsa betont 
wird, nicht mit P. Omorica zusammengebracht und letztere mit tannenähnlichen 
Nadeln nicht von P. ajanensis u. a. getrennt werden. — Somit möchte Referent 
doch glauben, dass WILLKoMMs Einteilung sich als die übersichtlichste und prak- 
tischste erweisen dürfte, wofern man in den Sektionen die nächsten Verwandten 
der Reihe nach aufführt. Entweder müssen die Nadeln oder die Zapfenschuppen 
als Einteilungsmerkmale verwendet werden, beide gemeinsam sind nicht zutreffend. 

Zur genauen Feststellung der japanischen Fichtenarten hat Autor mit grossem 
Fleiss gesammelt und untersucht und das Resultat ist denn auch ein be- 
sonders hoch zu schätzendes, denn Mavss Untersuchungen bestätigen die 
Vermutungen früherer Autoren in betreff mehrerer fraglichen Fichten und jede 
Verwechslung ist hoffentlich nun endgültig beseitigt und damit dem Forst- wie dem 
Gartenbau ein sehr grosser Dienst erwiesen. 

So findet Mayr, dass Picea ajanensis Fisch., P,. jezoensis Carr. (Abies Sieb.), 
und P. microsperma die gleiche Pflanze darstellen, schon MaxımowJcz und MASTERS 
vermuteten dies und die Kulturexemplare bestätigten es auch. So wäre also das 
langjährige Schmerzenskind: Abies jezo@nsis Sieb. endlich richtig erkannt, und 
dieser Name kommt fortan als Synonym zu P. ajanensis Fisch. 

Wie MIDDENDORFF und Fr. SCHMIDT nachgewiesen haben, weicht P. ajanensis 
bei ihrem grossen Verbreitungsbezirk, je nach Alter und Standort, sehr in Blatt- 
form und Färbung, wie in Zapfengrösse und Form der Zapfenschuppen ab. Mayr 
unterscheidet die Pflanze des mittleren Japan als eine besondere Art und nennt 


38 Monographie der Abietineen des japanischen Reiches. 


sie: Picea hondoänsis, glaubt auch, dass der von von SIEBOLD abgebildete, in 
Tokio gepflückte Zweig dieser Pflanze entstamme, da es seinerzeit in Tokio noch 
keine von Eso*) eingeführte Holzarten gegeben habe. Mayr fand in ganz 
Tokio keine Eso-Fichte (P. ajanensis) und ist der Meinung, dass die Mehrzahl der 
in europäischen Gärten als P. ajanensis, die schöne Silberfichte (bezw. Picea Alcoc- 
kiana Hort.), bezeichneten Fichten seine Picea hondoänsis seien. Dieselbe ist sehr 
dekorativ, steht aber, nach Mayr, der Ajanfıchte, die viel stattlichere Dimensionen 
erreicht, an Schönheit weit nach. Die Zapfen der P. hondoensis sind etwas kleiner 
wie die der P. ajanensis; auffallend ist, dass die trefflich gemalten Zapfen fast 
doppelt so gross sind, als die dem Referenten aus Sapporo (Insel Eso) vorliegenden 
Orginalzapfen, die mit in Deutschland ın Kultur gewonnenen Zapfen genau über- 
einstimmen. Mayr erwähnt übrigens in seinem Nachtrag, dass die Zapfen auf der 
Insel Shicotan nur 4,5 cm lang und 2,5 cm dick seien, obgleich der Baum dort 
noch Dimensionen erster Klasse erreiche; es sind dies die Masse, die mit den 
Sapporo-Zapfen wie mit den in deutschen Kulturen gewonnenen übereinstimmen 
würden. 

Für Picea Alcockiana Carr. (Abies bicolor Maxim.) will Mayr den Namen 
Picea bicolor eingeführt wissen, um alle Verwechselungen dauernd aufzüheben. 
Dem möchte Referent entgegenhalten, dass in letzter Zeit die Richtigstellung der 
echten P. Alcockiana Carr. und die bisherige Verwechselung. mit P. ajanensis Fisch. 
so eingehend in der Litteratur besprochen und gerade in der Gartenflora durch 
treffliche Abbildungen festgestellt ist, dass eine Unterscheidung sehr leicht und 
eine nochmalige Namenänderung jetzt, wo die Namen allgemein begriffen und an- 
genommen, nur mehr Verwirrung bringen dürfte. Dazu kommt, dass der Name 
Picea bicolor leider ım Handel für andere Fichten viel missbraucht wurde, so z. B. 
findet man P. polita Carr. oft als P. bicolor ın deutschen Gärten, weiter tritt ge- 
rade bei dieser Fichte die Zweifarbigkeit der Nadeln, gegenüber der stets mit ihr 
verwechselten P. ajanensis, sehr wenig hervor und somit ist der Name bicolor 
nicht einmal bezeichnend und gerechtfertigt. 

Sehr genau behandelt MAyr die noch wenig bekannte und erst in kleineren 
Exemplaren verbreitete Picea Glehni Fr. Schmidt. 

Von den beiden japanischen Tsuga ist Tsuga Sieboldi Carr. allgemein be 
kannt, während Tsuga diversifolia Maxim. noch kaum bekannt und wenig verbreitet, 
vielleicht auch nicht richtig erkannt ist, denn bei grösseren Aussaaten von japa- 
nischen Tsuga-Samen möchten beide Arten auch in Deutschland vertreten sein. 
Ältere Autoren nahmen nur eine Tsuga in Japan an, erst Maxımowicz beschrieb 
1866 'T. diversn>lia und der botanische Garten in St. Petersburg führte die Pflanze 
in Kultur ein. Mayr glaubt, dass auch Tsuga Sieboldi nana Carr. nichts anderes 
als eine Ts. diversifolia sei, die viel langsamer als Ts. Sieboldi wachse und kräftige 
Behaarung an den Zweigen zeige. 

Bei Beschreibung der japanischen Larix weist Mayr darauf hin, dass auf 
Grund der japanischen Namen: Seosi oder Karamatzu-Momi die von KAEMPFER 
1712 als Larix conifera beschriebene Lärche wohl zweifelsohne Larix leptolepis, aber 
nicht Pseudolarıx Kaempferi sei, denn diese wachse in Japan nicht wild, finde sich 
wohl auch nicht in Kultur und überdies sei KAEMPFER nie in China gewesen. 
(Schon VEITCH in a Manual of the Coniferae p. 129 erwähnt diesen Umstand.) 
LAMBERT nannte Larix conifera in seinem Pinetum 1832: Pınus Kaempferi. FORTUNE 
hat dann seine in China 1845 entdeckte Goldlärche mit der von KAEMPFER ent- 


”) Yezo, Jeso, Jesso nach MAayrs Schreibweise. 


Monographie der Abietineen des japanischen Reiches. 39 


deckten Lärche indentifiziert und sie auch L. Kaempferi genannt, welchen Namen 
Gorpon dann in Pseudolarix Kaempferi umwandelte. Darum schlägt Mayr, um 
allen Verwechselungen vorzubeugen, für die Goldlärche in Zukunft den Namen: 
Pseudolarıx Fortunei anstatt Kaempferi vor. Nun kann aber doch von keiner 
Namenverwechselung die Rede sein, wenn MAyr, wie er sehr richtig thut, den Namen 
L. leptolepis beibehält und den Namen L. Kaempferi garnicht anderweitig als 
Hauptnamen anwendet. Steht die Verwechselung beider Lärchen unumstösslich 
fest, so müsste nach strengsten Prioritätsregeln L. leptolepis also in Larix conifera 
umgetauft werden, denn L. Kaempferi käme erst ın zweiter Linie, folglich nur als 
Synonym, für dieselbe in Betracht. Es kann somit nur dringend angeraten 
werden, um jeden unliebsamen, störenden Namenwechsel zu vermeiden, den all- 
gemein eingebürgerten, von FORTUNE der Goldlärche beigelegten Namen, so gut 
wie den Namen L. leptolepis, ruhig weiter bestehen zu lassen zu Ehren KAEMPFERSs, 
wenn derselbe auch nicht der Entdecker der Goldlärche sein sollte. — Es genügt 
ja vollständig, wenn in wissenschaftlicher Hinsicht die wahrscheinliche Verwechse- 
lung obiger Pflanzen nachgewiesen ist, eine Namenumwälzung, die in der Praxis 
unberechenbare Verwirrung ergeben würde, sollte jedoch auf jeden Fall vermieden 
werden. 

Als neue Art beschreibt der Verfasser Larix kurılensis, die Kurilen-Lärche, 
sagt aber, dieselbe möchte vielleicht mit der von Maxımowicz beschriebenen Larix 
dahurica var. japonica, oder etwa auch mit L. kamtschatica Carr, gleich sein. 
Nach Originalzapfen zu urteilen, die Referent durch Herrn Professor REns Ver- 
mittelung aus Sapporo von L. dahurica japonica Maxim. erhalten und nach Ver- 
gleich der aus Samen gewonnenen jungen Pflanzen mit Sämlingen von Mayrs L. 
kurilensis, die Herr Dr. DIECK gütig mitteilte, scheint es sehr wahrscheinlich, dass 
beide die gleiche Pflanze darstellen, allerdings wird bei der Ähnlichkeit junger 
Lärchen eine weitere Entwickelung abzuwarten sein. Sehr für die Gleichheit der 
Pflanzen scheinen ferner Mayrs Angaben S. 99 und Nachträge S. 103 zu sprechen, 
indemi derselbe, der älteren Litteratur folgend, L. dahurica als einen niederen, zu 
Boden liegenden Strauch beschreibt (also nur die Krüppelform derselben kennt), 
während Dr. REGEL, Gartenflora 1871, die normale den meisten Autoren unbekannte 
L. dahurica Turcz. als 20 »» hohen, mächtigen, weitverbreiteten Baum aufführt; auch 
nach Maxımowicz bildet im nördlichen Japan in der Umgegend von Hacodate 
seine L. dahurica var. japonica grosse Bäume mit dichten Kronen, 


Die Gattung Pinus, Kiefern. 

Mayr hat in seinem Werk »die Waldungen von Nordamerikas für die Ein- 
teilung der Kiefern ıo natürliche Sektionen vorgeschlagen, deren genauere Be- 
sprechung hier zu weit führen würde. Für Japan finden sich nur die Sektionen: 
Pinaster mit 2 Arten, Cembra mit 3 und Strobus mit ı Art vertreten. 

Trefflich scharf kennzeichnet Mayr die japanische Schwarzkiefer, Pinus 
Thunbergi Parl. gegenüber der japanischen Rotkiefer, Pinus densiflora S. et. 
Z. Interessant sind die Bastarde, die der Autor zwischen beiden Arten be- 
“ obachtete, die bald mehr die Eigenschaften der einen, bald mehr die der anderen 
Art aufweisen und die der Autor nicht als Übergangsformen auffassen zu müssen 
glaubt. Solche Bastarde werden auch zur Erziehung der beliebten Gartenzwergformen 
benutzt und scheinen besser als die Arten solche Misshandlung zu ertragen. Es ist 
danach auch zu ermessen, wie schwer es hält, nachträglich bestimmen zu wollen, 
welchen Arten solche Zwerge entstammen! 

Zahlreich sind ferner die entweder zufällig aufgefundenen, oder in Kultur ge- 


40 Monographie der Abietineen des japanischen Reiches. 


wonnenen Varietäten beider Arten, welche der Autor in dankenswerter Weise ge- 
nauer bespricht, da er glaubt, dass viele derselben einen Platz in der europäischen 
Ziergärtnerei verdienen, da sich unter ihnen Ziergewächse allerersten Ranges be- 
finden, die bis jetzt so gut wie unbekannt sind. 

Von der Schwarzkiefer, Pinus Thunbergi Parl., führt Autor einnadelige 
und bunte Formen auf, sowohl getiegerte wie sogennnnte Drachenaugen, wo die 
Nadeln in bestimmten Abständen bald gelb, bald grün geringelt sind und die 
strahlenförmig ausgebreiteten Nadeln des Spitzentriebes mit der Knospe in der 
Mitte einem grossen Auge gleichen, dann gedrehte Nadeln, kammförmig nach einer 
- Seite stehende Nadeln, eine Kugelform und eine Hänge- oder Trauerform; auch 
eine dreinadelige japanische Schwarzkiefer soll vorkommen, im ganzen ıo Formen. 

Zahlreicher noch sind die Varietäten von der japanıschen Rotkiefer, Pinus 
densiflora S. et Z.; neben den gleichen vorstehend aufgeführten Formen sind 
noch eine weichnadelige, zapfenreiche, mit hakenförmig umgebogenen Nadeln, eine 
Goldkiefer, gelbweiss spitzige, Quastenkiefer, reich verästelte Form, Drachenbart mit 
struppig verschlungenen Nadeln, Schirmkiefer, Affenkiefer mit spärlichen, an den 
Ästen herabhängenden Seitenzweigen, Visitenkiefer mit nur halb so langen Nadeln, 
zwischen denen, gleichsam als Gäste, einzelne normale Nadeln sich finden, Asama- 
kiefer, Krüppelform im unverwitterten Bimsteinboden des Vulkanes Asama, rauh- 
borkige Kiefer, rote Goldkiefer, Goldkiefer auf Trauerkiefer veredelt, im ganzen 
22 Varietäten, 

MAYR weist weiter nach, dass die Koreakiefer, Pınus Koraiensis S. etZ,, 
die längere Zeit von den Japanern als Fremdling betrachtet wurde, in Zentral- 
Japan im kühleren Laubwald eingesprengt, sich zu prächtigen Bäumen erster Grösse 
entwickelt, und sagt, dass uralte Bäume in Waldungen, die keine menschliche Hand 
berührt, unmöglich durch künstliche Anpflanzung entstanden sein könnten. Die 
schönsten Exemplare sah Mayr im Klosterhain in Chusenji bei Nikko gepflanzt, mit 
einem prächtigen Schaft von ıı »» Länge bis zu den Ästen, bei einer Höhe von 
32 m und 0,94 m Durchmesser. Mavr glaubt auch, dass diese Kiefer wohl nur 
im schlechten Boden in der Nähe der Küste von Korea ein so kleiner Baum bleibt, 
wie in der Litteratur angegeben wird, und sicher im Innern der Bergwaldungen 
von Korea sich zu eben so mächtigen Bäumen wie in Japan entwickeln dürfte. 
MAYR nennt sie die schönste der japanischen Kiefern. Als Varietäten kommen 
eine bunte Form und eine gelockte Form mit spiralig gewundenen Nadeln 
vor. 

Von Pinus parviflora S. et Z. führt Mayr gleichfalls in Kultur gewonnene 
Varietäten an, wie eine kurznadelige, bunte, Drachenauge, mit spiralig gedrehten 
Nadeln, mit gebogenen und auch mit weissgelb spitzigen Nadeln. 

Als neue Kiefer beschreibt Verfasser dann noch Pinus pentaphylla,*) die in 
der japanischen Litteratur deutlich von P. parviflora auseinandergehalten, aber mit 
dem gleichen Namen bezeichnet wird. Hierdurch dürfte auch der Streit wegen 
der Samen der P. parviflora sich erledigen, welche einmal flügellos oder fast 
flügellos, einmal geflügelt genannt werden, die flugfähigen Samen gehören demnach 
zu P. pentaphylla. Oft findet man in der Litteratur erwähnt, dass zwei verschiedene 
Kiefern unter dem Namen P. parviflora vorkämen und bald wird sie zur Sektion 
Cembra, bald zur Sektion Strobus gehörig genannt. 

Auch CARRIERE spricht von Zapfen, die VerrcH mitgebracht, die Pinus Strobus 


=) ZABEL schlägt in Forstl, Bl. 1891 S. 250 anstatt des wenig charakteristischen Namens 
pentaphylla den Namen Pinus Mayri vor. ; 


Monographie der Abietineen des japanischen Reiches. 41 


ähnlich sähen, aber kleiner seien, dies dürfte also auch P. pentaphylla gewesen 
sein und somit ıst auch diese Frage in dankenswerter Weise von Mayr ent- 
schieden. — Als Kultur-Varietäten kommen auch von dieser Kiefer kurznadelige 
und gedrehtblättrige Formen vor. | 


Abbildung 13. 
Begonia octopetalo-Lemoinea »Fleur d’automne«. Blumen rosa. /, nat. Grösse. 


Die Zwerg-Zürbelkiefer oder Kriechzürbel, Pınus Cembra L. var. pumila 
Pall. und der meisten Autoren hält Mayr als eigene Art Pinus pumila®) fest, Mavr 
sagt, dass, während die japanıschen Autoren diese Zwergkiefer als Standortsform 
von P. parviflora auffassen, beanspruchen die europäischen Autoren dieselbe als 


*) #Autor Rgl. in Ind. sem. Hort. Petrop. 1858, p. 23. 


42 Begonia octopetalo-Lemoinea »Fleur d’automne«. 


Varietät von P. Cembra L. Mayr hält sie der P. Cembra näher stehend, aber doch 
von beiden Arten hinreichend unterschieden, um die Aufstellung einer Art zu recht- 
fertigen. Vor allem giebt Verfasser an, dass die Kriechzürbel stets Strauch bleibe 
und nirgends, trotz des riesigen Verbreitungsbezirks Übergangsformen zu P. Cembra 
beobachtet worden seien. 

Auch von dieser Zwergkiefer kommt eine kurznadelige Form mit nur halb 
so langen Nadeln als bei der normalen Pflanze vor. 

Es erübrigt nun noch der wirklich trefflichen, mit grösster Sorgfalt ge- 
zeichneten und kolorierten Abbildungen etwas eingehender zu gedenken. 
Verfasser hat dieselben direkt auf Stein gezeichnet, die Tafeln wurden in Farben- 
druck vervielfältigt und da dem sorgfältigen Künstler viele Töne fehlerhaft erschienen, 
so unterzog er sich der grossen Mühe, die zahlreichen Figuren eigenhändig zu über- 
malen, um ganz genau die Farbentöne wiederzugeben. So sind denn die trefflichen 
Abbildungen entstanden, die jeden Kenner befriedigen müssen und an Genauigkeit 
nichts zu wünschen übrig lassen, so dass sie als Lehrmaterial einen hohen blei- 
benden Wert behalten und zur Richtigstellung so mancher fraglichen Konifere in 
europäischen Sammlungen dienen werden. 

Sieht man die ganze schöne Ausstattung des Buches, wie den sauberen Druck 
desselben an und hört man dann, dass Japaner in Tokio die Ausführenden waren, 
die keinen lateinischen Buchstaben kennen und kein Wort, was sie setzen, verstehen, 
so weiss man nicht, ob man die grosse Intelligenz dieser Leute, oder die enorme 
Geduld des Korrektors mehr bewundern soll. 

Jedenfalls wird jeder Sachverständige, dem es um eine genaue Kenntnis der 
japanischen Abietineen zu thun ist, das lehrreiche Werk mit hoher Befriedigung 
und grösstem Nutzen studieren und in vielen Fällen stets wieder als zuverlässigen 
Ratgeber benutzen. Möchte es daher bald recht ausgiebige Verbreitung finden 
und in den weitesten Kreisen den erhofften Nutzen stiften. 


Begonia octopetalo-Lemoinea „Fleur d’automne“. 
Hierzu Abbildung 13. 

Die alte Begonia octopetala L’Heritier, aus Peru, ist von der berühmten Firma 
VICTOR LEMOINE et fils*) in Nancy mit dem Blütenstaube verschiedener Knollen- 
begonien befruchtet worden, und ist dadurch ein ganz neuer I'ypus entstanden. 

Da alle Knollenbegonien zusammen nach FOURNIER die Untergattung Lemoinea 
bilden, so ist die lateinische Bezeichnung Begonia octopetalo-L,emoinea gewählt. 
Ursprünglich schrieb man Begonia octopetala Lemoinei, was entschieden unrichtig. 

Je nachdem diese oder jene Knollenbegonien-Art oder Bastard als Vater 
benutzt wurde, entstanden natürlich etwas von einander abweichende Formen. 

Die in der Abbildung nach einer uns von Herrn V. LEMOINE et fils, Nancy, 
freundlichst zugestellten Photographie dargestellte führt den Namen »Fleur 
d’automne« (Herbstblume) und ist zum ersten Male in der Revue horticole 1889 S. 32 
abgebildet. Andere Sorten sind: anemonaeflora, Ville de Nancy, La Lorraine. 

Beschreibung: Pflanze kräftig, sehr reichblütig. Wurzelstock verlängert, 
unregelmässig, die Mitte haltend zwischen der langen schwarzen Wurzel von 
B. octopetala und den fast kugeligen Knollen der Knollenbegonien. Stengel krautig, 


*) Herr VICTOR LEMOINE, der berühmte Züchter ist kürzlich leider verstorben. en 


Bericht über ausgeführte Kulturversuche auf den Blankenburger Rieselfeldern, 43 


üppig, kurz. Blätter scheinbar wurzelständig. Blattstiel cylindrisch, Blattspreite 
gross, fast regelmässig, länglich-berzförmig, wellig, klein gezähnt, schön seidengrün, 
an dem Blattstiele stark behaart. Blütenschäfte zahlreich, kräftig, steif, 40—60 cm 
hoch, jeder mit 5—7 grossen rosa Blumen von 7—9 cm Durchmesser , die (meist) 
8 Blumenblätter tragen. 

Die Bütezeit fällt in den Herbst und haben die Pflanzen dann je nach -der 
Farbe des Bastardes fast das Ansehen einer Anemone fulgens oder A. japonica. 

»La Lorrainex hat 60 cn» hohe Blütenstiele mit 5—7 Blumen, die sich zu 
gleicher Zeit Öffnen und aus 6—9 runden Blumenblättern bestehen. Die lebhaft 
scharlachrote Farbe der letzteren kontrastiert schön mit dem Gelb der Staubfäden 
und der 3 Narben. Sie sieht in der T’hat einer Anemone fulgens ähnlich. 

Kultur. Die Knollen müssen erst im Mai bis Juni in einem kalten Kasten 
zur Entwickelung gebracht werden. Die Pflanzen kommen dann ins freie Land 
in Halbschatten und zeigen die ersten Blumen vom September an. Hierauf bringt 
man die Stöcke in Töpfen in ein mässiges Warmhaus, wo die Blüte bis Ende 
Dezember fortdauert, so dass damit eine neue Winterblume erzielt ist. 

Auch in L. MÖLLERS Gartenzeitung wird diese Blume von Herrn F. A. Pris’reEr, 
Gräfl. ScHönborNscher Hofgärtner in Gaibach 1891, S. 371, und von Herrn KarL 
Mauch, Handelsgärtner in Göppingen 1891, S. 399, gelobt. L.W. 


Bericht 


über die unter Leitung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den 


Königlich preussischen Staaten 
auf den 


Rieselfeldern der Stadtgemeinde Berlin zu Biankenburg ausgeführten 
Kulturversuche im Jahre (89ı. 
Erstattet vom Obergärtner Jörns-Blankenburg und Samenhändler Joseph Klar, Hoflieferant, Berlin. 
(Schluss.) 


Gemüse. 

1. Runkelrübe, Erfurter Modell. Nach den Anpreisungen und Abbildungen 
sollte diese Neuheit genau einen unten abgestumpften, in ein Würzelchen aus- 
laufenden Cylinder bilden, analog der echten abgestumpften Mohrrübe. Von 
diesem Modell haben wir nur wenige gefunden, die meisten hatten sich umgelegt 
und bildeten die sogenannte Kuhhornform. Die Rübe war weder in der Färbung 
noch in der Form konstant und sind entschieden unsere altbewährten Sorten, 
wie die »Eckendorfer« und die »olivenförmige Gelbe« vorzuziehen. 

2. Euchlaena (Reana) luxurians, Theosinte. Ein wohl im Süden gedeihendes, 
dem Zuckerrohr ähnelndes Futtergras. Die Pflanzen entwickelten sich üppig, 
wurden aber bald gelbspitzig und fingen an zu kränkeln, was jedenfalls die Folge 
des kühlen Sommers war. Vielleicht kommen wir nochmals auf Euchlaena zu- 
rück und hoffen dann über bessere Erfolge berichten zu können. 

3. Hibiscus lutescens ist nichts für unser Klima. 


Kohl. 


Vor allem galt es in diesem Jahre die beste Weisskohlsorte für den 
Markt und für die Sauerkohl-Fabrikation, also zum Anbau im grossen 


44 Bericht über ausgeführte Kulturversuche auf den Blankenburger Rieselfeldern. 


festzustellen. In Betracht kommen hier nur die Sorten mit plattrunden Köpfen, 
da die spitzköpfigen hier nicht gern gekauft werden. 

Einer Prüfung unterzogen wurden folgende Sorten: 

1. Johannistag, früher. Ist der früheste Weisskohl, doch setzt er nur kleine, 
leichte Köpfe an und ıst daher zum Massenanbau nicht zu empfehlen. Er muss 
rechtzeitig geschnitten werden, da er sehr leicht platzt. 

2. Johannistag, grosser. Bedeutend grösser als obige Sorte, sonst gilt aber 
auch dasselbe von ihr; ausserdem war viel sogenannter Bastardkohl darunter, also 
viele Pflanzen, die keine Köpfe bildeten. 

3. Stumpfspitzer Casseler. War ein vorzüglicher früher Kohl, mit festen, 
stumpfspitzen Köpfen, der sich aber, wie schon oben angedeutet, nicht für den 
hiesigen Markt eignet. 

4. Fümel, niedriger oder Femelle. Nichts besonderes, mit vielen Bastarden 
untermischt und daher unbrauchbar. 

5. Schweinfurter. Bekannte grossköpfige Sorte, mit hellgrünen, rot schillern- 
den Blättern. Für die Sauerkohl-Fabrikation ist er zu grobstrünkig und bleiben die 
Köpfe auch meist zu lose. 

6. Weihnachten. Im Gegensatz zu seinem Namen ist er ein früher Kohl mit 
kleinen festen Köpfen, dessen unansehnliche, graugrüne Farbe uns nicht gefiel. 

7. Griechischer Centner oder St. Denis. Alte, bekannte gute Sorte, mit 
platten, festen Köpfen; nur könnten die Blätter etwas feinrippiger sein. 

8. Amager. Eine neuere Eimführung aus Dänemark, die sich aber schon 
einen guten Namen erworben hat. Es ist unser spätester Weisskohl und eignet er 
sich ganz besonders zum Einschlagen für den Winter; er ist fest, feinrippig und 
hat die vorzügliche Eigenschaft, dass er nicht so leicht platzt oder fault. 

9. Hartkopf. Neue Einführung, die ein Urteil heute noch nicht zulässt, da 
die Sorte noch in keiner Weise rein ist. Einige Exemplare waren gut, darunter 
früh und spät Köpfe. 

10. Blankenburger früher. Bekannte und bewährte Sorte, die vom Ober- 
gärtner JÖRNS seinerzeit gezüchtet und in den Handel gebracht wurde. Der Kohl 
ist früh und genügt allen zum Massenanbau erforderlichen Ansprüchen. Hier 
sehr gefragt und bei den Einhauern in Berlin als erster Kohl sehr begehrt. 

11. Vaugirard. Ein später Kohl mit glänzenden Blättern; nichts besseres, als 
was bereits im Handel. 

12. Amerikanischer Winter. Eine grün glasierte, kopflose Sorte, die sehr 
bald blüht. Für unsere Verhältnisse unbrauchbar. 

13. Berthscher Weisskohl. Eine gute Sorte von einem Industriellen, Herrn 
BERTH-Berlin angebaut, die mit dem hier am Platze vielfach gezogenen »Rix- 
dorfer« identisch ist. Derselbe ist sehr gut und zum Anbau im grossen zu 
empfehlen. 

14. Holländischer später. Zum Teil gut, kommt unserem Braunschweiger 
am nächsten. 

15. Braunschweiger. Bekannteste Sorte mit flachrunden Köpfen, die ihrer 
vorzüglichen Eigenschaft wegen stets den ersten Platz unter den späten Weisskohl- 
sorten behaupten wird. 

Einer neueren Richtung Rechnung tragend, wurden in diesem Jahre lange 
und halblange 


Bericht über ausgeführte Kulturversuche auf den Blankerburger Rieselfeldern. 45 


Radieschen. 
gezogen. Wir nennen hier: 

1. Radies, halblanges scharlachrotes mit weissem Knollenende. Neu! Ein 
prächtiges, frühes Radieschen, das vor ca. zwei Jahren seinen Einzug in die 
Pariser Markthallen gehalten hat. Die leuchtend scharlachrote Farbe mit der 
reinen weissen Wurzelspitze lassen es geradezu malerisch schön erscheinen. 

2. Halblanges scharlachrotes mit weissem Ende von Amiens. Neu! 
Ebenfalls sehr empfehlenswertes Radieschen, mit längerer konischer Wurzel, die 
auch scharlachrot gefärbt ist und eine weisse Wurzelspitze hat. Ist zwar nicht 
so früh wie das erstere, aber ebenso herrlich gefärbt. Sehr zu empfehlen. 

3. Langes weisses. Bekannte ältere Sorte. 

4. Langes rosenrotes. Ebenfalls schon länger bekannt, und von sehr zartem, 
angenehmem Geschmack. 

5. Woods längstes rosenrotes. Wohl eher als Sommer-Rettich zu bezeichnen, 
ist es, wie der Name sagt, das längstknollige der im Handel befindlichen Radies- 
chen. Die langen Radieschen sollten übrigens nur auf gelockertem, frischem 
Boden gebaut werden, da sie nur da wohlschmeckend und zart werden, während 
die Wurzeln respektive Knollen auf magerem Boden meist madig und zähe sind. 

6. Ovales goldgelbes. AÄusserst schönes und zartes Radieschen, das wir 
der Beachtung empfohlen halten. 

7. Rundes ochsenblutfarbiges. Fin spätes Radieschen, dessen schmutzig- 
rote Farbe nicht besonders anspricht. 

8. Sommerrettich, chinesischer roter. Gut. Nach unserer Ansicht mehr 
Radies wie Rettich und kann man sich da wohl fragen: »Wo fängt die Bezeichnung 
»Sommerrettich oder Radies« an und wo hört sie auf?« 

9. Sommerrettich, langer weisser. Bekannt, doch wenig beliebt. 


Weitere Gemüse-Neuheiten. 

1. Wirsingkohl von Aubervilliers. Eine neue, sich durch prächtige grosse 
Köpfe auszeichnende Sorte, die eine Einführung ersten Ranges zu werden ver- 
spricht. Während sonst die grossköpfigen Sorten meist spät sind, so ist diese früh 
und daher den Herren Interessenten zu empfehlen. 

2. Mark-Erbse, Riesen-Stangen. (Kr.ars Einführung.) Eine neue Mark- 
Erbse, die an Stangen zu ziehen ist,’ da sie bis 2!/, m hoch wird. Die Samen 
sind von kolossaler Grösse, doch dürfte sich die Erbse schwer einführen, da sıe 
ihrer Höhe wegen, wie gesagt, Stangen bedarf, deren Beschaffung doch mit Kosten 
verknüpft ist. Immerhin ist eine so hoch wachsende Erbse noch nicht ım Handel. 

3. Krupbohne ‚„Einbohne‘“. Eine Lokalsorte, die der Beachtung wert ist. 
Die Hülse ist äusserst breit und ähnelt der Schlachtschwert- oder Schneidebohne 
und ist von einer Stangenbohne schwer zu unterscheiden. Sie bestaudet sich sehr 
stark und braucht man daher nur jedesmal eine Bohne zu legen, anstatt dass man 
von den übrigen Bohnen 4 oder 5 nimmt. 

Das Bohnensortiment wollen wir aber nicht in unnützer Weise vergrössern, 
denn wenn andere Sorten so dünn gelegt werden, so bestauden sie sich eben- 
so stark. 

4. Krup-Wachsbohne. Neue Züchtung von MARTIN GRASHOFF in Quedlin- 
burg. Die Stauden entwickelten sich kräftig und setzten sehr reichlich lange, 
zartschalige Hülsen von wachsgelber Farbe trotz des ungünstigen Bohnenjahres 
an. Sie scheint somit nicht so empfindlich gegen ungünstige Witterungseinflüsse 


46 Bericht über ausgeführte Kulturversuche auf den Blankenburger Rieselfeldern. 


zu sein, wie die bisher bekannten Sorten. Ihr wurde von unserem Verein ein 
Wertzeugnis zuerkannt. 

5. Kopfsalat, gelber Dickkopf. Neue Erfurter Züchtung. Der Salat bildete 
grosse, feste Köpfe und gefiel uns an Farbe etc. besser, wie der hier so beliebte 
und sehr verbreitete braunkantige Salat, 


6. Mohrrübe, halblange von Chätenay. Eine aus Frankreich stammende 
blassrote, halblange Mohrrübe, die zwar sonst sehr gut war, bei welcher wir aber 
nichts neues entdecken konnten. 

7. Rosenkohl. Von sämtlichen, im letzten Jahre angebauten 6 Sorten sind 
nur einige Stauden des »Pariser halbhohen der Halle« durch den strengen 
Winter gekommen. Wir haben nun von diesen wenigen Stauden Samen gezogen 
und werden selbigen im nächsten Jahre aussäen und dann weiter darüber be- 
richten. 


Blumen. 

An Neuheiten wurden folgende Arten zum Versuch angebaut: 

Reseda grandiflora, Grashoffs rote Riesen. Im Wuchs etwas höher als 
»Machet«, aber nicht so kompakt wie diese. Wir konnten mit dem besten Willen 
nichts neues hier entdecken; sie ist der Reseda Victoria nahe, welch letztere wır 
sowohl wie auch Machet zum besseren Vergleich nebenan ausgesäet hatten. 

Zinnia Haageana pumila fi. pl. Ist niedriger als die alte Haagena fl. pl., 
hat schöne starkgefüllte, orangerote Blumen und gedrungenen Wuchs. Für grosse 
Gruppen dürfte diese Zinnia sich gut eignen. 

Ageratum nanum „Vergissmeinnicht“. Die Pflanzen blühten wie Ageratum 
mexicanum, hingegen zeigten sich einige Exemplare mit etwas krauserem Laube. 

Aster, Juwel oder Ball. Die Blumen waren meist befallen, sie ähneln einem 
einwärts gekrümmten Chrysanthemum. Die Pflanzen sind mittelhoch und sind die 
bis jetzt existierenden Farben in apfelblüte und dunkelrosa. Infolge obiger 
Kalamität ist das Urteil auszusetzen. 

Aster, Zwerg-Chrysanthemum-Perfection. Rosa mit weissen Spitzen. 
Blumen bei niedrigem Wuchs chrysanthemumähnlich, äusserst stark gefüllt. Die 
Farbe ist bezaubernd zart und schön. 

Dieselbe, in lila mit weissen Spitzen; ist wie angegeben, und empfehlens- 
wert in jeder Beziehung. 

Grossblumige Zwerg- non plus ultra Aster, hell und dunkelblau. Neue 
Farben-Bereicherung dieser Astergattung, der wir gern das Wort reden und die 
ihrem Züchter Ehre macht. Gern werden wir ihr einen Platz im Garten ein- 
räumen, sowie im Katalog. 

Aster, Mignon rosa. Ein mittelhoher dankbarer Blüher. Ist als Seitenstück 
zur weissen wohl für Kranzbinderei zu empfehlen, da sie kleinblumig und 
infolgedessen leicht ist. 

Aster, Prinzessin, Schneeball. Der Name ist verlockender, als die kleinen 
Blumen dieser Pflanze, die indessen ein schönes Weiss nach Art der Pompon- 
Aster haben. Der Wuchs ist mittelhoch. 

Centaurea Cyanus nana compacta Victoria. Eine niedliche Einführung, 
die der alten Cyanus entstammt und konstant aus Samen war. Die Pflänzchen 
wurden nur ca. 15 cm hoch und finden für zierliche Gruppen und Töpfe vielleicht 
einmal Verwendung. 

Dianthus caryophyllus hybr. remont. fl. pl. Englische Mignardise - Nelke. 


Bericht über ausgeführte Kulturversuche auf den Blankenburger Rieselfeldern, A7 


Die Pflanzen verrieten ein gutes Wachstum; auch stellten sich ım Laufe des 
Sommers einige Blumen ein, die sich durch einen gefärbten Kranz vor den D. 
caryoph. auszeichneten, ähnlich wie die schottischen Federnelken. Definitives 
Urteil nächstjährig. 

Dianthus car. fl. pl. remont., Comtesse de Paris. Wir haben es hier mit 
einer sehr schönen gefüllten, gelbblühenden Remontantnelke zu thun, von der sich 
einige Blumen bereits im Herbst zeigten; wir werden später darauf zurückkommen. 

Sommer-Levkoje „Goldflocke“. Ist grossblumig, sehr ins Gefüllte fallend, 
frühblühend, chamoisfarbig und hat Lackblatt. Gut! 

Winter-Levkoje „Victoria“. Eine weisse Winter-Levkoje mit zur Hälfte ins 
Gefüllte gehenden Blumen, die sehr gross sind, erreicht die Höhe, wie die 
anderen gewöhnlichen Winter-Levkojen. Eine ähnliche tauchte vor mehreren 
Jahren auf. 

Stevia odorata. Wahrt ihren Charakter mehr als Staude gegen die alte 
St. Lindleyana, welche im Anfange des Sommers schon blüht, während jene erst 
im Herbst schöne wohlriechende weisse Dolden brachte. Die Pflanze fand 
unseren Beifall. 

Dahlia Juarezi. War mit halbgefüllten und einfachen Blumen übersäet, nur 
keine Juarezi fanden wir. Das Farbenspiel war sonst gut. 

- Phlox Drummondi ceuspidata nana compacta „Leuchtkugel“. Ist die niedrige 
Form der Phlox cuspidata, die in diesem Jahre schon reiner waren in der Sorte 
und deren Verwendung in Zukunft wohl für Topfkultur am geeignetsten ist; im 
Freien verschwinden sie ihrer Zierlichkeit wegen. 

Margarethen-Nelken. Um uns kurz ausdrücken zu dürfen, wählten wir hier 
gleich den deutschen Namen. Diese Nelken sind jetzt bereits in sortierten Farben 
käuflich zu erhalten, auch werden selbst einfache angeboten. Der Pilz hatte in 
Gen Beeten grosse Lücken hervorgerufen; letzterem haben wohl auch hiesige 
Handelsgärtner zum Teil ihre Abneigung gegen diese Nelke zuzuschreiben. 
Unterschiede in den einzelnen Höhen der Pflanzen sind kaum wahrnehmbar 
gewesen, während doch niedrige, hohe und mittelhohe Abarten angepflanzt 
wurden. Immerhin ist diese Art Nelken in einem Jahre verkaufsfähig. 

Nicotiana colossea sollte uns durch Nichtkeimen die Freude an Neuheiten 
verleiden. 

Es wurden ferner einige ältere Pflanzen auf ihre Eigenschaft als Bouquet- 
material oder auf sonstigen Wert hin geprüft, z. B.: Antirrkinum majus, weiss 
und reingelb, gut für Binderei. — Chrysanthemum car. album Burridgeanum, 
neuerdings beliebt. — Dianthus Heddewigii alba grandiflora fl. pl., gut und recht 
leicht; ebenfalls D. chinensis imperialis atrosanguineus fl. pl. — Iberis umbellata 
nana alba, für Bouquets zu kurz. — 

Pentstemon gentianoides. Standen in prächtiger Blüte und können wir 
ihnen nur das Wort reden. 

Senecio elegans, weiss. Kein schönes Weiss; war deshalb als Schnittblume 
nicht empfehlenswert. 

Tropaeolum minus sowie minus coccineum möchten wir zu Gruppen 
empfehlen, ebenso Viola cornuta dunkel- und hellblau, weiss und gelb; diese 
werden leider nur noch wenig in Gärten angetroffen, während sie doch schön sind. 

Ein Sortiment Herbstlevkojen, die mit Kaiser-, sowie Cocardeau- oder 
Stangen-Winterlevkojen Ende März angesäet wurden, standen bereits (auch letzt- 
genannte) Anfang August in voller Blüte. Eine bekannte Thatsache: es richtet sich 


48 Bericht über ausgeführte Kulturversuche auf den Blankenburger Rieselfeldern. 


ja auch hier die Blütezeit nach der Aussaat, die bei Winterlevkojen für Ende April 
am besten ist. Da die Levkojen zur genannten Zeit mit den ersten Blumen 
kommen, so kann man sich schon über den Charakter der Pflanzen informieren, 
um keine einfach blühenden einzutopfen. Auch nehmen die Pflanzen alsdann 
keinen zu grossen Platz fort. 

Die Herbstlevkojen waren schön gefüllt, doch schien uns der Habitus der 
Pflanzen bei den drei verschiedenen Farben ein anderer zu sein. Die Kaiser- 
levkoje ging noch an, doch war sie höher als vorhergehende, während die 
Cocardeau nur nach aussen herum blühte. Die letztere konnte uns weniger 
imponieren und ist auch nicht so beliebt. — 

Myosotis Cintra (Welwitschi). Einführung von 1890; hatte leidlich gut 
überwintert und blühte wie »palustris» ohne deutlichen Unterschied; sie hatte nur 
ein glänzendes Blatt. — 

Pelargonium zonale. Die Pflänzchen entwickelten sich munter und blühten 
zum Teil recht gut. 

Oxalis rosea und Valdiviana sınd niedliche Annuellen, die sich zu Ein- 
fassungen eignen. Erstere blüht rosa, während letztere gelbe Blümchen bringt. — 


Obst. 


Die Apfel- und Birnenpyramiden hatten im verflossenen Winter sehr durch 
Hasenfrass zu leiden; durch den hohen Schnee war den Hasen Gelegenheit 
gegeben, das Fruchtholz und die Fruchtaugen bis ı »» über dem Boden zu 
benagen. Trotzdem blühten die Pyramiden noch recht gut und voll und hätten 
wir eine vorzügliche Ernte gemacht, wenn der abnorme Sommer uns nicht einen 
Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Der Fruchtansatz war gut, aber die 
Äpfel sowohl wie die Birnen waren so mit Fusicladium befallen, dass mır 
einige wenige Sorten zur vollen Entwicklung kamen. 

Die Kirschen hatten auch gut angesetzt und brachten recht gute, schön aus- 
gebildete Früchte. Nach den bisherigen Beobachtungen können die Sauer- 
kirschen, sowohl die Natten, wie die Weichsel die Berieselung besser er- 
tragen als die Süsskirschen, denn von letzteren sind schon mehrere Pyramiden 
totgegangen, wie »Krügers schwarze Herzkirsche, Hedelfinger Riesen, Lauermanns 
Kirsche und Spechkirsche,« während die Sauerkirschen sich kräftig und gesund 
entwickeln und sehr reich tragen. 

Die Pflaumenpyramiden zeigen ein gesundes, kräftiges Wachstum und haben 
in diesem Jahre die ersten Früchte gebracht. Besonders hervorgethan hat sich 
noch keine Sorte. 

Vom Stachelbeer-Sortiment wäre Maurers Sämling ganz besonders hervor- 
zuheben; die Früchte sind sehr gross, braun gefärbt und behaart, haben sehr 
dünne Schalen und sind äusserst wohlschmeckend. Allen Freunden der Stachel- 
beeren besonders zu empfehlen. 

Die Pirus baccata-Sorten haben herrlich geblübt und auch reich getragen, 
ob sie aber wirkliche Wichtigkeit für die Obstverwertung haben, liess sich bis 
jetzt noch nicht feststellen. 

Von den Haselnüssen wäre zu berichten, dass die Sorten: »Gubener Barcel- 
loner, Einzeltragende kegelförmige, Lichtensteiner, Kadetten- Zellernuss, Frühe 
lange Zellernuss und Beethes Zellernuss« auch in diesem Jahre recht gut ge- 
tragen haben. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Neue Zwiebeigewächse von Dammann & Co. 
in San Giovanni a Teduccio. 
Nach den Beschreibungen der Züchter. 
Hierzu Abbildungen 14 u. Is. 
Crinum pratense Herb. Pracht- 
pflanze, die vom Juli bis November 
blüht. Blumen weiss mit roten Staub- 
fäden, wohlriechend. Ebenso hart als 
Cr. capense und viel niedriger und 
schöner, auch reicher blühend. Im 


Gartenflora 1892. 


I 


Sommer ın dem freien Grund, wıe Canna 
behandeln, im Winter ım Kalthause. 
Iris stylosa »Imperatrice Elisa- 
betta« hort. Dam. ı891. Blüht vom 
November bis März. Zwergige blüten- 
reiche Form von grösster Schönheit. Die 
sehr grossen Blumen sind himmelblau, 
die äusseren Segmente fast ganz weiss 
mit hımmelblauem Rande und dunkleren 
Linien. Prachtvoll zur Topfkultur. Muss, 
4 


50 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


um zu blühen, gut eingewurzelt sein. 
Sandiger Lehm! Kalthaus oder Kap- 
kasten; auch ım Freien unter Decke. 
Neuheiten von Martin Grashoff in Quedlinburg. 
(Nach den Beschreibungen des 
Züchters.) 

Zinnia Haageana »pumila« flore 
pleno, mit dicht gefüllter Blume. An 
dieser Neuheit habe ich über 3 Jahre 
lang mit unausgesetzter Sorgfalt ge- 
züchtet. Abstammung von Zinnia Haage- 
ana fl. pl., kaum halb so hoch als diese, 
wächst meine Neuheit gedrungen resp. 
halb geschlossen, kurzzweigig, straft, 
sehr zierlich, sich candelaberförmig über 
dem Boden ausbreitend.. Die ganze 
Pflanze zeigt in ihrem Habitus eine 
dichtere, kräftigere Verzweigung, mit 
zierlich aufrechtstehenden Blumen förm- 
lich bedeckt, go—ı25 an der Zahl, von 
schöner orangegelber Farbe und dicht- 
gefüllt; die einzelnen Zungenblüten durch- 
gehends beinahe dreimal so zahlreich 
als bei der alten Varietät. Die Höhe 
der Pflanzen beträgt bei voller Entwick. 


lung 13—16 cm. — Bei der alten Zinnia | 


Haageana ist sie 490—50 cm. Der Wuchs 
der alten Varietät ist bekanntlich ein 
sehr sparriger und die Blumen stehen 
sehr vereinzelt, nur 30—50 an einer 
Pflanze. Diese Neuheit wird sich gut 
für Topfkultur als Marktpflanze, für 
Gruppen, besonders aber für Rand- 
pfanzungen von grösserer Ausdehnung 
eignen.) 

Reseda grandiflora Grashofts rote 
Riesen. Stammt aus Reseda grandiflora 
Machet als Resultat mehrjähriger sorg- 
fältıgster Auslese. Diese Reseda-Neuheit 
ist von vollendeter Form im Bau der 
Pflanze: sehr kräftig, robust, rein 
*) Während die alte Zinnia Haageana fl. pl. 
40—50 cm hoch ist, wird die von GRASHOFF 
gezüchtete Varietät pumila nur 12—18 cz hoch. 
Eine Zählung der Blumen und Knospen ergab, 
wie uns Herr GRASHOFF schreibt, bei der alten 
30—40, bei der pumila 90—ı25. Jede Pflanze 
der pumila ist schön abgerundet, nicht so 
sparrig wie die alte Form. D. Red. 


pyramidenförmig, leicht geschlossen und 
dabei höchst elegant und zierlich. Höhe 
der Pflanze 40o—50cm, das ist 10—I5 cm 
höher als die alte Machet- Varietät. 
Die Blumenrispen sind von ganz enormer 
unübertroffener Grösse, die Blüten selbst 
von lebhaft roter Färbung. Die alte 
Machet-Reseda mit stumpfgrauen Blüten 
wird von dieser Neuheit in jeder Be- 
ziehung weit übertroffen. 

Krup-Bohne, Grashoffs neue Riesen- 
Säbel-Wachs, goldgelbschotigmitschwarz. 
Samcn. Einesehrfrühevolltragende Bohne, 
hochstaudig, von sehr kräftigem robustem 
Wuchs. Die Schoten sind ausserordentlich 
gross, säbelförmig gebogen, zartfleischig 
von goldgelber Farbe und von langer 
Dauer zum Gemüseverbrauch. Für diese 
Bohnen - Neuheit wurde mir durch das 


ı Richter - Kollegium in der Sitzung vom 


30. Juli v. J. das »Wertzeugnis« des 
Vereins zur Beförderung des Garten- 
baues in den Königl. Preussisch. Staaten 
zu Berlin, als höchste Auszeichnung für 
Neuzüchtungen zugesprochen. 

Kopfkohl, Grashoffs neuer, grosser, 
weisser, runder »Hartkopf«, mittel- 
früh. Mittelfrüh, gross, sehr fest, fein- 
rippig und feinblättrig, kleinstrünkig, 
niedrig, jede Pflanze kopfansetzend. Bei 
früher Aussaat als Mittel-Frühkohl zu 
verwenden, eignet sich diese Sorte, weil 
winterhart, bei später Aussaat auch für 
Herbstauspflanzung. Als unübertrefflich 
für die Sauerkrautfabrikation besonders 
empfohlen. 

Kopfkohl, Grashoffs neuer, grosser, 
weisser, runder «Hartkopf«, allerfrüh- 
ster. Beschreibung wie vorstehend, nur 
ist noch ganz besonders hervorzuheben, 
dass diese Sorte bei frühzeitiger Aus- 
saat als allerfrühester Frühkohl verwendet 
werden kann. 


Neuheiten von J. C. Schmidt, Erfurt. 
Imbriqu&e-Pompon-Aster, feurig 
dunkelscharlach. Das Sortiment dieser 
allgemein beliebten und bekanntesten 
Asterklasse erhält durch diese Einführung 
eine Farbe, die von solchem Glanz und 


Kleinere Mitteilungen. 


” 


Feuer ist, dass sie von keiner anderen 
übertroffen wird. Zur Verwendung für 
Kranzbinderei in gebeiztem Zustande 
wird sie sich in kürze den ersten Rang 
erobern, da sie durch dies Verfahren 
ihre Farbe nicht nur vollständig behält, 
sondern sogar noch feuriger wird. Jeder 
Handelsgärtner, welcher Astern zu diesem 
Zwecke zieht, sollte von nun ab nur 
diese Sorte anbauen. 
Imbriqu&E-Pompon-Aster, weiss, 
später rosa. Die Neuzüchtung reiht sich 
der vorhergehenden würdig an. Die 
Blumen sind im Aufblühen fast schnee- 


weiss, gehen jedoch in ein zartes Matt- 
rosa über. Für Blumenarrangements 
etc. von hohem Wert und unstreitig die 
schönste Farbe. Mit der feurig dunkel- 
scharlach zusamımen auf Beete ausge- 
pflanzt, ist sie von höchstem Effekt. 

Igel- oder Nadel-Aster, lasurblau. 
Da in der heutigen Binderei nur lichte 
Farben modern sind, so ist mit dieser 
Einführung etwas wunderbarschönes für 
dieses Gebiet geschaffen. Diese herr- 
liche, zarte Farbe, als Untergrund zu 
Blumenarbeiten benutzt, bietet ein herr- 
liches Bild. 


Kleinere Mitteilungen. 


Der Orchideenduft. 

Wie der Geschmack, so scheint auch 
der Geruch bei uns Menschen sehr ver- 
schiedener Art zu sein. Wie oft gehen 
im Geschmacke unsere Ansichten aus- 
einander. Viele essen leidenschaftlich 
mit Zwiebeln angerichtete Speisen, viele 
können sie nicht geniessen. 

Ganz dieselben Eigenschaften finden 
wir bei dem, dem Geschmacke so nahe 
verwandten Geruche; so kam es, dass 
Personen die nach Baumwanzen riechen- 
den Varietäten von Laelia autumnalis 
als herrlich, die nach Narzissen duften- 
den als übelriechend bezeichneten. 

Wollte man hier richten, würde es 
seine Schwierigkeiten haben. Jeder will 
eine gute Nase resp. normalen Geruch, 
somit auch ein jeder Recht haben, und 
dies hat jeder für sich, denn der eine 
weiss nicht, was der andere riecht; — 
das alte Sprichwort »die Geschmäcker 
sind verschieden«, würde auch hier An- 
wendung finden können. 

Allerdings ist der Geruch bei einzel- 
nen Arten veränderlich; wıe schon an- 
fangs erwähnt, giebt es von Laelia autum- 
nalıs Pflanzen, deren Blüten nach Wan- 
zen, andere hochfein nach Narzissen 


riechen, wieder andere, welche ohne jeden 
Geruch sind. 


Bei Odontoglossum Rossi majus ist 
der demselben zugesprochene Veilchen- 
duft nur äusserst selten zu finden (aber 
vorhanden), am häufigsten riecht es nach 
Flieder (Hollunder), sehr viele Blumen 
sind indes geruchlos.. Oncidium orni- 
thorhynchum riecht ebenso häufig nach 
frischem Heu wie nach reiner Vanille, 
letzteren Geruch besitzt wohl am stärk- 
sten Stanhopea tigrina, Lindleyana und 
var. -Heu- und Vanilleduft finden wir bei 
Dendrochilum filiforme und glumaceum 
ebenfalls wieder; der letztere ist über- 
haupt derjenige Duft, welchen Besucher 
am häufigsten zu riechen wähnen. 

Ebenso aber giebt es Orchideen, wel- 
che mit ihrem Geruch über die Grenzen 
des Angenehmen hinaus gehen, so z.B. 
riechen Coelogyne ocellata, media und 
Lowii nach frischem Pferdedünger;, den 
Geruch des Acineta Humboldti und spe- 
ciosa aber wird jeder feststellen können, 
der jemals gezwungen war, ein im Som- 
mer nicht desinfiziertes Urinoir zu be- 
treten. Auch bei diesen Pflanzen be- 
obachtete ıch, dass Besucher den Geruch 
verschieden bezeichneten; da derselbe 
etwas penetrant, waren es gewöhnlich 
Medikamente, mit denen er verglichen 
wurde, oftmals erhielt er auch das Prä- 
dıkat prachtvoll. : 


52 


Kleine Mitteilungen. 


Trichopilia coccinea und var. riechen 
nach Mäuseexkrementen, während der 
Trichopilia picta ein leichter, angeneh- 
mer Geruch, ähnlich Remontant-Rosen 
eigen ist. 

Einen besonders starken und abson- 
derlichen Duft besitzt Warscewiczella 
Wendlandi, welcher einer hier gebräuch- 
lichen, aus Fichtenharz, Basilikum etc. 
zusammengesetzten Salbe genau gleich- 
kommt, bei anderen Pflanzen fand ıch 
den Geruch von Rindermark-Pomade 
bezeichnender. Warscew. discolor riecht 
hingegen genau nach Copaivabalsam. 
Einen reinen Citronengeruch besitzen: 
Cattleya citrina und Epidendrum scep- 
trum; Zimmetgeruch: Lycaste aromatica: 
Lindenblüten: Oncidium incurvum und 
crispum, der von letzterem ist auch ähn- 
lich dem von Sambucus; Narzissenge- 
ruch: Cattleya Eldorado, Mormodes par- 


dinum und unicolor.; feinen Jasminge- | 


ruch: Angraecum Leonis; leichten Mus- 


kat: Miltonia flavescens und var.; nach | 


Gardenien: Dendrobium chrysanthum; 
nach überreifen Stachelbeeren: Maxilla- 
ria nigrescens; gleichmässig nach Bienen- 
honig: Laelia albida; nach Philadelphus: 
Epidendrum nemorale. 


Gern würde ich noch einige Notizen | 
bringen, dies erscheint jedoch bei ein- 


zelnen Arten recht gewagt denn, 


was mögen wohl andere riechen, deren | 


Hirn andere Eindrücke 
Auch sie werden massge- 
und vielleicht mit 


Nasen dem 
übermitteln. 
bend sein wollen, 


meinen Angaben herzlich wenig über- 


einstimmen. 
Eckersdorf b. Glatz. G. KıTret. 
Die Chrysanthemum-Kulturen der Herren 
Reid & Bornemann in London. 
Wie uns gedachte Firma, der wir ın 


Deutschland den ersten Anblick grosser 


kleinerer Pflanzen für Ausstellungen und 
mehrere Tausend zur Gewinnung von 
Stecklingen gezogen, um nicht Steck- 
linge von abgetriebenen Stöcken liefern 
zu müssen. 

Die Rührigkeit der Firma im Be- 
schicken von Ausstellungen und die 
Resultate erhellen am besten aus fol- 
gender Übersicht für das Jahr 1891. 

London, Kıystallpalast, September, 
80 1 Fuss grosse Gruppe. Royal Aqua- 
rıum 60 DJ Fuss. Krystallpalast, Novem- 
ber, 120 [J Fuss. Royal Aquarium, No- 
vember, 2 Gruppen von Sommer-Steck- 
lingen (Cut down Group) wofür die 
goldene Medaille der Chrysanthemum- 
Gesellschaft verliehen wurde. 

Petersburg, 150 Blumen. 

Hannover, 5. November, 200 Muster- 
blumen, 15—23 cm, sowie eigene Züch- 
tungen, die ein Wertzeugnis ı. Klasse 
erhielten. 

Berlin, 12- ı5. November, 150 Muster- 
blumen in 60 Sorten, goldene Medaille. 
Ausserdem eine Anzahl fremder und 
eigener neuer Züchtungen, ausserhalb 
des Programmes, gr. silberne Medaille. 

Wien, 14. November. Hier fanden die 


| Blumen so viel Beifall, dass auf Wunsch 


des Komitees Herr Reıp telegraphisch 
noch weitere 300 Blumen bestellte. 
Dass überall die ersten Preise erzielt 
wurden, oft goldene Medaillen, ist fast 
selbstverständlich. Sämtliche auf diesen 
Ausstellungen zur Bewerbung gestell- 


ten Blumen waren selbst gezogen; auch 


englischer Schaublumen von Chrysanthe- | 


mum verdanken, mitteilt, hat sie ım vori- 
gen Jahre rund 2000 Pflanzen für Schau- 
blumen gezogen, die 6000 grosse Blumen 
von 15—25 cm Durchmesser brachten; 
ausserdem sind noch einige Tausend 


| 


die ın Berlin ausserhalb des Pro- 
gramms ausgestellten Neuheiten, die 
erst ım jahre 1892 in Sden“ Handel 


kommen sollen, waren mit Ausnahme 


ı von 6 Blumen, die der Züchter, JAMES 


CARTER, den Ausstellern überlassen, 


eigene Züchtungen. 


Richard Pfaus Katalog von Pflanzen aus 
Costa Rica. 

RıcHArRD PFAU zu San Jose de Costa 
Rica versendet soeben seine Preisliste 
für 1892, auf die wir die Einführer von 
Pflanzen aufmerksam machen. Es sınd 


Io 


besonders Orchideen, neuere undältere, 
aber auch Utricularıa Endresi und var. 
major. 

Wie Pfirsichbäume in kalten Klimaten zu 

schützen sind. 

In Kansas, so berichtet Professor Po- 
PENOE, wurden im Jahre 1883 Pfirsich- 
bäume möglichst dicht auf die Erde 
niedergelegt und dann mit Heu oder 
Reisig bedeckt. Die Kosten des Zu- 
und Abdeckens, sowie des Wiederauf- 
richtens der Bäume im Frühjahr beliefen 
sich auf zo Cents pro Baum. In einigen 
Teilen Canadas verfährt man ebenso, 
nur dass man sıe mit Erde bedeckt, was 
ebenso gut sein soll. Beim Niederlegen 
werden aber die grösseren Wurzeln zu 
beiden Seiten der Windstriche abgehauen, 
dann dehnen sich die Wurzeln auf den 
zwei entgegengesetzten Seiten ohne zu 
brechen, und kann der Baum derart 
vollständig unter die Oberfläche des 
Bodens gebogen und mit Erde bedeckt 
werden. Es scheint, als ob dieses Ver- 
fahren besser und leichter ausführbar ist 
als jenes in Kansas. 

Meehans’ Monthly for September. 


Hochstämmige Chrysanthemum in Kranzform. 
Hierzu Abbildung 16. 

Auf der grossen Chrysanthemum -Aus- 
stellung des Vereins z.B. d. G. in Berlin 
vom 12.—ı5. November 1391 hatte die 
Gartenbauschule für Damen in Char- 
lottenburg hochstämmige Chrysanthe- 
mum in einer Form ausgestellt, die ent- 
schieden als neu bei Chrysanthemum 
bezeichnet werden muss; während man 
sonst Kronen, Kugeln oder dgl. zieht, 
war hier durch Biegen der Zweige eine 
hübsche Kranzform erzielt, was wohl 
Nachahmung verdient. 

Neue Verwendung des Hopfens. 

Neuerdings ist vielfach die Rede davon 
gewesen, wie aus Hopfen ein nicht be- 
rauschendes Getränk gewonnen werden 
kann, Es wird berichtet, dass ein Assam- 
Theepflanzer sich gegen Ende der letzten 


Hopfen-Ernte bei Medway in der Nähe 
von Maidstone mit Trockenmaschinen 
und 'Theewalzen, wie sie in Assam ge- 
bräuchlich sind, niedergelassen habe und 
es ihm gelungen sei,®eine Art von Thee 
zu fabrizieren, welche wahrscheinlich, 


Abbildung 16. 
Hochstämmiges Chrysanthemum in Kranzform 
von der Gartenbauschule für Damen in 
Charlottenburg. 


trotz des beträchtlich höheren Preises, 
als bester chinesischer oder indischer 
Thee einen wichtigen Handelsartikel 
ausmachen wird, um als Mischung mit 
solchem verwandt zu werden. Ein Auf- 
guss desselben soll alle tonischen, be- 


54 


Litteratur. 


ruhigenden und nährenden Eigenschaften 
des Hopfens besitzen, während ihm die 


adstringierenden des eigentlichen Thees | 
 züglichen Baues und wegen ihres Blüten- 
 reichtums sich voraussichtlich viele Lieb- 


mehr abgehen. In London hat sich 

eine eigene Gesellschaft für den Verkauf 

dieser neuen T'heesorte gebildet. 
Gardeners’ Chronicle. 


Wertzeugnisse. 
Die Preisrichter haben beschlossen, der 
Begonia semperflorens »Ruhm von Saar- 


brücken« des Herrn A. ROSENKRÄNZER 
in Saarbrücken das Wertzeugnis zu er- 
teilen, da die Pflanze wegen ihres vor- 


haber erwerben wird. 

GAERDT, DRESSLER, SCHWARZBURG, PER- 
RING, E. DIETZE, W. KRETSCHMANN, 
Fr. GABRIEL. 

Berlin, den 17. Dezember 1391. 


Litteratur. 


ERNST HALLIER, »Ästhetik der Natur«. 
Für Künstler, Naturkundige, Lehrer, 
Gärtner, Land- und Forstwirte, 
Reisende, Geistliche, sowie für Freunde 
der Natur überhaupt. Stuttgart, Verlag 
von FERDINAND 'ENKE. 1890. gr. 8°. 
400 S. 109 Abbildungen und 5 Farben- 
tafeln. 

Dieses den Manen seines Lehrers, des 
grossen Asthetikers FRIEDRICH THEODOR 
VON VISCHER vom Verfasser gewidmete 
Werk, dessen Titelblatt ViscHERs Porträt 


in Kupferstich ziert, soll dem Naturfreunde | 


sewohl auf dem kleinsten Nachmittags- 
ausfluge, als auf grösseren Reisen zum 
Führer in das geheimnisvolle Walten der 
Natur dienen. Der Verfasser spricht in 


populärer, von Begeisterung für seinen | 


Stoff durchdrungener Sprache, der Ver- 
leger unterstützt ihn durch Beigabe einer 
grossen Zahl prachtvoller Holzschnitte 
- und mehrerer Farbentafeln und doch ge- 


hört eine gewisse Anstrengung dazu, das | 


WWerkerzu lesen. 
nämlich, unserer Ansicht nach, zu viel. 
In der Einleitung giebt der Verfasser 
statt einer klaren Definition der Ästhetik 
die wörtliche Bedeutung des Wortes: 
»Empfindung« und bleibt nun bei der 
Empfindung, den niederen und höheren 
Sinnen, lange stehen, ja das ganze erste 
Buch handelt noch von der Empfindung 
des sinnlich Angenehmen und Unan- 
genehmen. Erst das zweite Buch be- 
schäftigt sich mit der Empfindung des 


Der Verfasser giebt 


Schönen. Er bespricht bei den Natur- 
gestalten Linearschönheit, Flächen- und 
Körperschönheit und kommt dann auf 
Zellformen, Zellteilung, Gewebebildung, 
Blattstellung, Baumformen. Der Ver- 
fasser meint S. 94, der Früchteertrag habe 
bedeutenden Einfluss auf die Taxonomie 
(Gesetzmässigkeit der Verzweigung) der 
Bäume. Je mehr Früchte ein junger 
Apfelbaum getragen, desto mehr hängen 
seine Zweige, aber wie ist es beim Birn- 
baum? Dort hängen sie doch nie. . Es 
ist auch nicht einzusehen, dass die 
hängenden Zapfen der Fichte viel mehr 
auf die Zweige wirken sollen, als die 
auirechten Zapfen bei der Edeltanne. 
Die Birke soll deshalb im Alter trauern, 
weil ihre Kätzchen nicht aufrechtstehen 
wie bei Weiden, Pappeln und anderen 
Laubhölzern, sondern hängen. Das ist 
nicht richtig, bei den baumartigen Birken, 
um die es sich hier allein handelt, sind 
nur die männlichen Kätzchen hängend; 
auch die Pappeln haben hängende männ- 
liche, keine aufrechten Kätzchen. Der 
Verfasser sagt aber auch selber: Alle 
diese Dinge bilden nicht den Hauptgrund 
des hängenden Wuchses. Dieser liegt 
vielmehr ın der Zuchtwahl der Natur, ın 
der erblich erworbenen Eigenschaft.... 
Er meint aber schliesslich doch, dass 
offenbar die Birkenzweige durch die von 
Generation zu Generation fortgesetzte, 
wenn auch noch so kleine Wirkung der 
Schwerkraft allmählich den hängenden 


Litteratur. — Ausstellungen. 


Wuchs geerbt hätten. Dann hätten doch 
die Platanen erst recht hängende Zweige 
erhalten müssen. 


Der Verfasser steht im übrigen auf 


dem naturalistischen (nicht materialisti- 


schen) Standpunkt, bemerkt aber, dass | 


der idealistische, durch den man allein 


zu der Vorstellung von einem Gott ge- | 


langen könne, diesem durchaus nicht 
widerstreite.e Er geht dann über zur 
Betrachtung des nächtlichen Himmels, 


der Sonne, der Atmosphäre, der Vulkane 
und Erdbeben, des Wassers, des Erd- 


bodens und endlich des Tier- und Pflan- 
zenlebens, dem 94 Seiten gewidmet sind. 

Bei der Moorvegetation weist der 
Verfasser mit Recht darauf hin, dass 
sie manche Typen Ericineen, Vaccineen, 
Primulaceen, Gentianeen, Riedgräser etc. 
mit denAlpen gemeinsam hat, er erwähnt 
aber nicht, dass man die Moorvegeta- 
tion als Überbleibsel aus der Eiszeit 
ansehen kann und ihre Ähnlichkeit mit 
der alpinen und auch mit der borealen 
Vegetation daher stammt, dass früher 
zur Eiszeit alpine und boreale Pflanzen 


ganz Mittel-Europa bedeckten und sich 
erst bei der eintretenden grösseren 


ı Wärme auf die Gebirge und nach dem 


Norden, und andererseits in die kalten 
Moore zurückzogen. Doch wir wollen 
nicht an Einzelheiten uns klammern, 
wir wollen anstatt dessen hervorheben, 
dass der Verfasser neben einer grossen 
Belesenheit, von der die vielen Citate 
zeugen der Gedichte sind fast zu 
viele, auch ein aufmerksames Auge und 
Ohr für die Erscheinungen in der Natur 
bezeugt, wie u. a. aus seinen Darstellun- 
gen der Kornfelder und Kleefelder zur 


ı Nachtzeit hervorgeht. 


Die letzten Teile des Werkes sind na- 
turphilosophisch gehalten. Sie handeln 
vom dramatischen Naturgenuss. dann 
vom Wesen der Ästhetik und von der 
Ästhetik des Menschenlebens. Hierbei 


, hat er folgende merkwürdigen Abschnitte: 


$ı. Das Schönegute in der Liebe als 
Kardinaltugend der Gerechtigkeit, $ 2. 
das Schönegute in der Kardinaltugend 
der Ehre, $ 3 das Schönegute in der 
Kardinaltugend der Frömmigkeit. L.W. 


Ausstellungen und Kongresse. 


Gartenbauverein für Hamburg-Altona und 
Umgegend. 
In der Dezembersitzung des Vereins, 


welcher seine Versammlung regelmässig 


am ersten Montag jedes der sechs Winter- 
monate im Logensaale abhält, teilte der 


Vorsitzende den Anwesenden zunächst | 


das Ableben des sehr bekannten, um 
den Verein sehr verdienten Herrn 
F. KRAMER, Obergärtner im Flottbecker 
Park, mit. Ein sehr anziehender Vortrag 
von G. SEYFFARTH behandelte das Thema: 


| 


»Die Photographie mit Anwendung des | 


Blitzlichtes.< Zu der an Versammlungs- 
abenden regelmässig stattfindenden Aus- 
stellung waren diesmal erschienen: F. G. 
SCHMIDT, mit je einem Exemplar der 
prachtvollen Zygopetalum Mackayi und 


Oncidium incurvum, A. HAAGSTRÖM mit 
einer Schaupflanze von Cypriped. insigne, 
F. W. BÖTTCHER mit einer Sammlung 
selbst gezüchteter Amaryllis robustum- 
Varietäten, von denen einige der pracht- 
vollen fast weissen bis dunkelrosa Färbung 
der Blumen wegen grosses Interesse 
fanden, während die übrigen weniger 
wertvoll sein dürften, da die Blumen 
sich nur durch eine sehr geringe weisse 
Panachirung vor denen der bekannten 
dunkelblühenden Marktsorte auszeich- 
neten. Erwähnt sei noch eine Gruppe 
»gefüllt« blühender Cyclamen, sowie ein 
Sortiment Palmen und einige mitKnospen 
gut besetzte Kamellienpflanzen der Lady 
Cambel - Varietät. Die Schönheit der 
letzten Gruppen war durch eine Reinigung 


56 


Personal-Nachrichten. — Sprechsaal. 


der Blätter mit Öl oder Fett eine sehr 
unnatürliche geworden. FE. B-r. 


Pankow-Schönhauser Gartenbauverein. 


Grosse Ausstellung zur Feier des 25jäh- 


rıgen Bestehens von Io—ı4. Mai 1893. 
Das vorläufigeProgramm umfasst 82 Num- 
mern und 
MANN, Pankow, Berlinerstrasse 28a, dem 
Schriftführer des Ausstellungs-Komitees, 
zu beziehen. 

Zum 30% Dezember v..].  hattexzder 
Vorsitzende des Deutschen Pomologen- 
Vereins, Ökonomierat SpÄtH die Mit- 
glieder Hessens des Vereins zur Grün- 
dung einer Sektion nach Frankfurt a.M. 
eingeladen und ist an dem genannten 
Tage die Sektion »Hessen - Nassau und 


ist von Herrn W. KRETSCH- | 


Grossherzogtum Hessen« des Deutschen 
Pomologenvereins gebildet worden. 
Zum I. Vorsitzenden wurde General- 
konsul von LADE-Geisenheim, zum Il. Vor- 
sitzenden Okonomierat GOETHE-Geisen- 
heim und zum Schriftführer Rektor LIER- 
MANN-Sachsenhausen-Frankfurt gewählt. 


Chicagoer Ausstellung. 

Am 14. Januar fand in Frankfurt a. M. 
unter Vorsitz des Herrn Landtags- 
abgeordneten Stadtrat HEINEKEN eine 
Besprechung über die Kollektiv-Aus- 
stellung deutscher Obst- und Beerweine, 
sowie anderer Obstbau - Produkte 
Chicago im Palais-Restaurant, Zeil 46 
statt, zu der das provisorische Komitee 


ın 


‚ eingeladen hatte, 


Personal-Nachrichten. 


Dem k. k. Hof-Kunstgärtner, Baum- 
schulen - Besitzer und Samenhändler, 
Bürgermeister A. C. ROSENTHAL in Albern 
bei Wien, ist von Seiner Majestät dem 
Kaiser von Österreich das Ritterkreuz 
des Franz-Josef-Ordens verliehen worden. 

Dem Kunst- und Handelsgärtner 
REITER in Trier ist der Königliche Kro- 
nenorden IV. Klasse verliehen worden. 


Hofrat Just als ordentlicher Professor 


| an die technische Hochschule zu Karls- 
| ruhe berufen. 


Herr JOHANN REITMAYER, Hilfsgärtner | 


ım K.K. Belvedere ın Wien, wurde zum 
K. K. Hofgärtner in Hellbrunr ernannt. 
Dr, ©. WArRBURG hat sich an der Uni- 
versität zu Berlin für Botanik habilitiert. 
Die Privatdozenten Mößıus ın Heidel- 


berg und RODEWALDT in Kiel sind zu 


ausserordentlichen Professoren ernannt. 


Die Herren ]J. BORNMÜLLER und Sın- 
TENIS sind von ıhrer Reise nach dem 
thessalischen Olymp etc. zurückgekehrt. 

Professor Dr. E. WARMING-Kopenhagen 
hat eine Forschungsreise nach West- 
indien und Venezuela angetreten. 

J. Van VOoLxEM, ein besonderer Gar- 
tenfreund, der auch ziemlich ausgedehnte 


ı Baumschulen in Vilvorde (Belgien) be- 


| sass und botanische Exkursionen nach 


Öst-Asien, Japan etc. seinerzeit unter- 

nahm, ist vor kurzem gestorben. 
Grafd’EPRESMENIL,einleidenschaftlicher 

Pflanzensammler, ist kürzlich gestorben. 


Der ausserordentliche Professor Dr. | Seine Kulturanlagen am Golf Juan sind 
KLEIN ist an Stelle des verstorbenen ' von besonderer Bedeutung. 
Sprechsaal. 
4. Wie ist die Adresse der englischen Firma BACcKHoUSE & Cie.?! 
Berichtigung. 
Heft I, S. I4 und I5 statt Biroa-See lies: Biwa-See. 
S. 16 und ı7 statt Dendrochilum glumaceum lies: D. filiforme. 
S. 24 statt Mais Nancrottolo lies: Mais Nanerottolo. 


ustav Leutzsch, Gera, Reu 


m 
Bi 


N. 


th 


rı 1» 
unromolıt 


Kaempferia (Cienkowskya) Kirkii Hook.“) 
Hierzu Tafel 1364. 
Von L. Wittmack und W. Perring. 

Blätter 3—5, zweizeilig, elliptisch-oval, zugespitzt, ziemlich aufrecht, gleichzeitig 
mit den Blüten erscheinend. Schaft dünn, aufsteigend, mit Blattscheiden (Nieder- 
blättern) umgeben, mehrblütig, Scheiden kahnförmig, etwas spitz. Fruchtknoten 
unterständig, glatt, Kelch kurz, etwa so lang wie der Fruchtknoten, trichterförmig- 
glockig, gestutzt, am Rande ausgefressen dreizähnig, Blumenblätter: die drei äusseren 
(eigentlichen Blumenblätter) länglich-lanzettlich, spitz, konkav, den einzigen Staub- 
beutel kaum überragend, die inneren (veränderte Staubgefässe) in eine grosse 
dreilappige Lippe verwachsen, Mittellappen derselben breiter, ausgerandet, das 
Mittelband des einzigen Staubbeutels in eine breit-längliche, an der Spitze zurück- 
gekrümmte Spreite ausgezogen, die Staminodien (verkümmerte Staubgefässe) klein, 
kegelförmig, stumpf. 

Cienkowskya Kirkii Hook. fil. in Bot. Magazine 1872 t. 5994. 

Die Gattung Cienkowskya soll, wie HOOKER am angeführten Orte, dem 
wir auch obige Beschreibung im wesentlichen entnahmen, angiebt, vom 
Reichsgrafen ZU SOLMS-LAUBACH, jetzt Professor und Direktor des 
botanischen Gartens in Strassburg, im Sitzungsbericht der Gesellschaft 
naturforschender Freunde in Berlin, Juli 1863, nach einer abyssinischen 
Zingiberaceae (Ingwergewächse) aufgestellt sein, die sich von der Gattung 
Kaempferia dadurch unterscheidet, dass die inneren Lappen der Blüten zu 
einer 3lappigen Lippe verwachsen sind, die hinten bis zur Basis gespalten 
ist. In Wirklichkeit sprach aber in jener Sitzung Herr Professor SCHWEIN- 
FURTH über eine vom Professor CIENKOWSKY 1849 im Sennaar gesammelte, 
schön blau blühende Scitamineae. (Sitzungsbericht 1863, S. I4, Cienkows- 
kya aethiopica Schw.) 

Herr Reichsgraf ZU SOLMS-LAUBACH, der SCHWEINFURTHs Beitrag 
zur Flora Abyssiniens herausgab, weil SCHWEINFURTH nach Afrika ging, 
schreibt mir darüber, dass von ihm nur die Diagnose der Cienkowskya 
aethiopica Schweinf. (Beitrag z. Fl. Abys., p. 197, t. I.) stamme, nicht 
der Name der Gattung, zu der SCHWEINFURTH als Autor zitiert werden 
müsse, der es auf eine ganz echte Kaempferia gegründet. Er (SOLMS) habe 


*) Kaempferia (Zingiberaceae) benannt nach ENGELB. KAEMPFER, geb. 1631 in Lemgo, 
gestorben daselbst 1716. Machte als schwedischer Legationssekretär 1683 eine Reise nach Persien, 
ging dann als holländischer Oberchirurg nach Arabien, Indien, Batavia, Japan, China, Siam etc. 
und kehrte 1693 zurück, worauf er Gräflich Lippescher Leibarzt wurde. — Kirkii nach Dr. Kırk, 
englischer General-Konsul in Zansibar. 

Gartenflora 1892. 5 


58 Kaempferia (Cienkowskya) Kirkii Hook. 


nur, weil die Tafel zu SCHWEINFURTHs Beitrag zur Flora Abyssiniens 
schon mit der Unterschrift lithographiert war, den Namen belassen. Als er 
bei Redaktion des Textes (SCHWEINFURTH reiste inzwischen ab) sah, wie die 
Sache stand, habe er SCHWEINFURTHs Namen bestehen lassen, aber in 
einer Anmerkung seinem Zweifel an der Berechtigung Ausdruck gegeben. 
Er rät mir deswegen, unsere Pflanze unter Kaempferia zu bringen. 

In den Genera Plantarum Ill, S. 642 haben BENTHAM et HOOKER die 
Gattung auch eingezogen und sie zu Kaempferia gestellt. 

Kaempferia Kirkii wurde lebend seitens des Herrn Dr. KIRK von der 
ostafrikanischen Küste, gegenüber Zansibar 1871 nach Kew geschickt und 
blühte daselbst zum ersten Male im Mai 1872, wo sie für das Botanical 
Magazine gemalt wurde. 

Die Wurzeln bilden knollige Fasern, die aus einem fleischigen Wurzel- 
stocke entspringen. Der Stamm ist kurz, 7—12 cr hoch und wird von den 
scheidigen Blattstielen, die von einigen aufrechten grünen spitzen Scheiden 
umgeben sind, gebildet. Die Blätter sind 15—20 cn lang, 7—8 cm breit, 
mit 8—10 schiefen Nerven und schmalem, durchscheinendem Rande, dunkel- 
grün, unterseits blasser. Schaft 7—ıo cz hoch, mit 2—3 langen, spitzen, 
röhrigen Scheiden und einem vielblumigen kegelförmigen Blütenstande. 
Deckblätter kahnförmig, grün, ı cr lang. Blumen quer über die Lippe 
5—6 cm breit. Kelch mit 3 Zähnen, Blumenblätter 2reihig, die 3 äusseren 
an der Basis in eine kurze Röhre verwachsen, weiss, die 3 inneren (veränderte 
Staubgefässe) zu einer blasspurpurroten Lippe verwachsen, die gegenüber 
dem einzigen Staubbeutel einen zweispaltigen gelben Fleck zeigt. Staub- 
faden breit, kurz, Mittelband des Staubbeutels ausgebreitet und gedunsen, 
viel breiter als die beiden Staubbeutelfächer und nach oben in eine längliche 
zurückgekrümmte, am Ende abgerundete Haut ausgezogen. 

Fruchtknoten glatt, mit 2 kleinen kegelförmigen stumpfen Staminodien 
gekrönt. Griffel sehr schlank, Narbe fächerförmig. 

Diese schöne im Nachsommer blühende Warmhauspflanze findet sich 
meist nur in botanischen Gärten. Herr Reichsgraf ZU SOLMS-LAUBACH 
zieht sie seit Jahren, auch im Berliner botanischen Garten ist sie seit lange 
in Kultur und unsere Abbildung ist im botanischen Garten aufgenommen. 

In Privatgärten hat sie noch nicht die genügende Verbreitung gefunden 
und doch ist sie recht empfehlenswert, da sie zu einer Zeit blüht, wo an 
Orchideen und anderen Warmhauspflanzen eigentlich Mangel herrscht. Ein 
schönes Exemplar, welches Herr Ökonomie - Rat GIREOUD aus Sagan 
durch Herrn GEORGE im September 1891 im Verein zur Beförderung des 
Gartenbaues ausstellen liess, bewies deutlich, wie wertvoll die Pflanze werden 
kann. raw 

Über die Kultur schreibt Herr Kgl. Garteninspektor W. PERRING: 

Kaempferia (Cienkowskya) Kirkii zieht wie alle anderen Arten der 


U. Donat: Franz C. L. Kramer. 59 


Gattung im Herbste ein und überwintert mit knolligem Wurzelstock. 
Sobald im Herbste die Blätter gelb zu werden beginnen, stellt man das 
Giessen nach und nach ein und entfernt sorgfältig die absterbenden Blätter, 
um eine Fäulnis derselben zu verhindern, welche sich leicht auf den Wurzel- 
stock überträgt, namentlich dann, :wenn die Erde zu nass ist. Nachdem die 
Blätter völlig abgestorben sind, stellt man die Töpfe auf einen trockenen 
Platz des Warmhauses und begiesst die Erde nur dann etwas, wenn sie 
staubtrocken zu werden beginnt. 

Im März oder April wird der Wurzelstock aus dem Topfe heraus- 
genommen, von allen alten Erd- und abgestorbenen Wurzelresten befreit 
und in eine frische, lockere, nahrhafte Laub- oder Rasenerde, der man 
etwas Hornspäne beimischt, gepflanzt. Die Erde giesst man vorläufig nicht 
an, sondern beginnt erst damit, wenn die jungen Triebe erscheinen, oder sie 
stark ausgetrocknet ist. Das Austreiben kann durch eine mässige Boden- 
wärme bedeutend beschleunigt werden. Während der Vegetation liebt die 
Pflanze einen Standort dicht unter dem Glase eines niedrigen Warmhauses 
oder eines Mistbeetes, gleichmässige Erdfeuchtigkeit, hohe Wärme und 
leichte Beschattung. Man vermehrt sie durch Teilung des Wurzelstockes 
beim Verpflanzen desselben im Frühjahr. WER 


Franz C. L. Kramer. 


Von Ulrich Donat, 
Obergärtner der W. D. Hertschen Gärten, Hamburg -Pöseldorf. 


Hierzu Abbildung 17 (Porträt). 


Franz C. L. KRAMER, Öbergärtner des weıt über die Grenzen Deutschlands 
hinaus bekannten Flotbecker Parkes bei Hamburg — dem malerischen Landsitze 
des Herrn M. RÜCKER-JENISCH — entschlief am 22. November 1891 nach kurzer 
schwerer Krankheit im 56. Lebensjahre. 

Bei den grossen Verdiensten des Verstorbenen um die Hebung des Gartenbaues, 
insbesondere der feineren Gewächshauspflanzen-Kulturen und durch seine Beiträge 
zur höheren Ausbildung und materiellen Verbesserung des Gärtnerstandes verdient 
derselbe eine besondere und ausführliche Würdigung seiner Leistungen und seines 
Lebensganges. Die ausgebreitete Zahl seiner Freunde und Korrespondenten, wohl 
in allen Teilen der Erde, alle werden sein Hinscheiden aufs tiefste bedauern, 
und mit Wehmut ergreift heute der Unterzeichnete die Feder, um einem Manne 
den Nachruf zu weihen, mit dem derselbe zwei Decennien in lebafter Verbindung 
geblieben. 

FRANZ KRAMER wurde am 16. März 1836 in Flotbeck geboren. Er besuchte 
die seinerzeit mit einem Pensionat verbundene berühmte Schule des Herrn BÜNGER 
zu Flotbeck. Im regen Verkehr mit den vielen sich dort befindlichen englischen 
Pensionären erkannte er die beste Gelegenheit, verschiedene Sprachen ın Wort 
und Schrift in gewisser Fertigkeit zu erlernen, welche für ihn später von grösster 
Bedeutung wurden. Er beherrschte neben Latein und Spanisch die französische 

5* 


60 U. Donat: Franz C. L. Kramer. 


und englische Sprache in fliessender und angenehmer Form. Die Gärtnerei er- 
lernte er 1852—ı855 mit Eifer und Fleiss bei seinem Vater im Flotbecker Park. 

Dort, umringt von der herrlichen Natur und den vielen prächtigen Privat- 
gärtnereien und Parks, geführt und angeregt von seinem Vater — der sich von 
der Strebsamkeit seines Sohnes viel versprach, es aber auch an Ermutigungen und 
Ratschlägen nie fehlen liess — wuchs FRAnz, zum Gärtner geboren, heran. 

Im Jahre 1855 ging er nach Schottland, um eine Stellung als Gehilfe in der 
grossartigen Gärtnerei des EARL OF DALKEITH bei Edinburg zu übernehmen, und 
hier benutzte er jede Gelegenheit, um sich weiter auszubilden. 

Mit jungen Botanikern unternahm er von hier aus kleinere oder grössere 
Exkursionen und gewann, wo er auch hinkam, durch sein heiteres Gemüt und 
seinen lebendig strebenden Geist die Liebe und Achtung aller. 

Von Schottland ging er nach London in die damals berühmte Orchideen- 
gärtnerei des Herrn SIGISMUND RÜCKER. Sein dortiger Aufenthalt übte einen sehr 
grossen Einfluss auf ıhn aus. Durch eisernen Fleiss und sein Talent, verbunden 
mit praktischer Anstelligkeit, verschaffte er sich bald einen Schatz von gediegenen 
Kenntnissen, und seine schon früher gesammelten Erfahrungen in der Kultur der 
Orchideen wurden dort ganz bedeutend befestigt. Nachdem er wiederholt die 
übrigen Gärtnereien Londons und seiner Umgebung besucht, kam er 1859 aus 
England zurück, um seinen Vater zu Hause zu unterstützen. 

In Flotbeck ist er, Reiseunterbrechungen ausgenommen, bis zu seinem Tode 
verblieben. Wenn auch nicht ernannt, so war er doch seit 1863 der eigent- 
liche Leiter der JEniscHschen Gärtnerei, und konnte er seine Leistungskraft und 
volle Thätigkeit frei entfalten. 

FRANZ KRAMER, mit umfassenden Kenntnissen ausgerüstet, war einer der 
tüchtigsten und hervorragendsten Pflanzen - Kultivateure — ein Mann, der, als 
Autorität der Gartenkunst um Rat gefragt wurde. Sein rastloses und eifriges 
Schaffen wurde von zahlreichen und vielbewunderten Erfolgen gekrönt, welche 
jedoch — weit entfernt ihn eitel zu machen — nur anspornend und aufmunternd 
auf ihn einwirkten. 

Flotbeck - Park wurde zum Rendez-vous der Gartenfreunde Hamburgs und 
seiner Umgebung und gar oft das Endziel vieler Fremden. 

Die Besucher der Hamburger Gartenbau-Ausstellungen werden sich jederzeit 
und mit Vergnügen der grossartigen Kulturleistungen dieses Fachmannes erinnern. 
Seine neuen, neuesten und gewählten Pflanzen-Einführungen und Erwerbungen, ın 
Verbindung mit den allbekannten seltenen und raren Flotbecker Pflanzenschätzen 
— in üppigster Blattfülle oder prächtigster Blütenpracht dem Publikum vorgeführt, 
waren stets der erste Anziehungspunkt der Ausstellungsbesucher und trugen solche 
Leistungen und KRAMERs grosser Einfluss sehr viel dazu bei, die Hamburger 
Gartenbau-Ausstellungen zu den sehenswertesten des Kontinents zu erheben. 

FRANZ KRAMER war aber auch ein ausgezeichneter Pflanzenkenner und ganz 
insbesondere, und zwar in gärtnerisch-praktischer Richtung der beste Orchideen- 
Kenner Norddeutschlands! Der grosse Orchideen-Monograph, Prof. Dr. REICHEN- 
BACH ist hier natürlich und selbstredend ausgenommen. Auch war KRAMER 
einer der glücklichsten Züchter dieser Pflanzen; viele der sogenannten »shy-bloo- 
ming Orchids« brachte er zur Blüte! — 

Der Unterzeichnete lernte denselben vor 2o Jahren, während des Referenten 
fast zojährigen Aufenthalts als Obergärtner und Orchideenkultivateur am Ham- 
burger botanischen Garten, kennen, und schloss bald mit dem enthusiastischen 
Orchideen-Verehrer einen Freundschaftsbund, und war oft erstaunt — zumal sich 


U. Donat: Franz C. L. Kramer, 61 


der Unterzeichnete selbst seit Jahren mit dem Studium dieser Gewächse sehr 
viel beschäftigte, und im Hamburger botanischen Garten, unter Führung und Leitung 
des Direktors Prof. Dr. REICHENBACH, an der dortigen, wohl damals allbekannten, 
fast die meisten der bis dahin eingeführten Orchideen enthaltenden Sammlung 
die beste Gelegenheit fand, weitere Erfahrungen über diese Pflanzen zu erwerben 
— mit welchem seltenen Scharfblick FRANZ KRAMER beispielsweise importierte, 
oder auch zum ersten Male in Blüte gekommene, kultivierte, kleinere oder grössere 
Orchideen-Bulben, Blätter oder Blüten derselben, in fast schon teilweise vertrock- 


neten Zuständen, sofort und mit vollendeter Sicherheit erkannte. KRAMER besass 
die seltene Fähigkeit, die kleinsten Verschiedenheiten einander verwandter oder 
nahestehender Pflanzen- oder Blumenteile mit Leichtigkeit zu unterscheiden. 

Professor Dr. REICHENBACH — mit welchem der Verstorbene im regsten Ver- 
kehr stand und der REICHEnBAcHs Herbarium — das jetzt in Wien einer 25jährigen 
Auferstehung harrt — mit den Flotbecker Schätzen ganz bedeutend bereicherte, 
auch für REICHENBACHsS Xenia Orchideacea wiederholt Zeichnungen von Orchideen 
lieferte — hat sich oft und mit vollstem Recht gegen den Referenten über KRAMERS 
eminentes Gedächtnis und seine praktische Fertigkeit in der Orchideen-Kenntnis 
in hoch anerkennungsvoller Weise ausgesprochen. 

KRAMER war auch tüchtig in der Weintreiberei und ein guter Landschafter 
und Pflanzen-Dekorateur und sehr bewandert in der Gartenbau-Litteratur. Als 
Sachverständiger und Preisrichter sahen wir ihn öfter in Deutschland, Belgien, 


62 U. Donat: Franz C. L. Kramer. 


Holland etc. Auf der internationalen Gartenbau-Ausstellung in St. Petersburg 1884 
war er ebenfalls als solcher thätig. Reisen nach England, Frankreich, Belgien 
etc., um Gärten zu besuchen oder neue Pflanzen zu erwerben, waren für ihn Be- 
dürfnis, und wer wollte deren Nutzen bezweifeln? 

Professor Dr. REICHENBACH widmete ihm aus Hochachtung die reizende Catt- 
leya Krameri; Ep. MORREN, Professor und Direktor des botanischen Gartens in Lüttich, 
dedizierte ihm Vriesea Krameri; Professor Dr. L. WITTMACK, Geheimer Regierungs- 
rat in Berlin, benannte Billbergia Krameriana nach ihm und F. SANDER, St. Albans, 
ehrte ihn ebenfalls mit dem schönen Cypripedium Krameri. 

KRAMER war einer der Ersten in Deutschland, die sich mit Kreuzungen von 
Orchideen, Bromeliaceen, Aroideen etc. beschäftigten und erzielte dabei herrliche 
Resultate; zunächst ist es eine Kreuzung zwischen Anthurium Andreanum und 
Anthur. Ferrierense, aus der das prachtvolle dunkelrote Anth. M. Rücker Jenisch 
und das etwas hellere Anth. Rob. M. Sloman hervorging. Von den Bromeliaceen- 
Befruchtungen wären ausser den bereits oben erwähnten noch folgende als be- 
sondere Erfolge zu nennen: Billbergia Gireoudiana, Billbergia Worl&eana, Billbergia 
Jenischiana u. a. (Gartenzeitung 1886, S. 327, 535, Gartenflora 1337, S. 330.) 


Die zahlreichen, in der Flotbecker Orchideen-Sammlung — welche zu den 
bedeutendsten und bestkultiviertesten des Kontinents gehört und reichlich, die 
kleineren Gattungen als: Notylia, Lepanthes, Spiranthes, Ponera, Trichocentrum, 
Polystachia etc. mitgerechnet, 160 Gattungen und über 1500 Arten und Varietäten 
enthält — daselbst aus Samen vermittelst Hybridisierung erzeugten Orchideen- 
Sämlinge stehen in schönster Entwickelung und dürften in einigen Jahren kost- 
bare Pflanzen aus diesen Kreuzungen hervorgehen. Es haben bereits die ersten 
Hybriden voriges Jahr geblüht und befinden sich zur Zeit wieder einige in Knos- 
pen — worüber sich KRAMER noch so unendlich freute. Unter den voriges Jahr 
in Blüte gekommenen Hybride-Cypripedium hatte der Züchter die Überraschung, 
vier ausserordentlich grosse, schön geformte und farbenreiche Varietäten von Cypri- 
pedium Leeanum erzielt zu haben. 


Zu seinen Lieblingsorchideen gehörte unter anderen: Paradisanthus bahiensis, 
eine der zierlichsten Orchideen von überraschendem Farbenspiel. Für REICHEN- 
BACHS Xenia lieferte er auch die Zeichnung von dieser Pflanze. 

Auszeichnungen hat KRAMER nie gesucht. Solche kamen von selbst durch 
die Erfolge seines Schaffens. Im trauten Verkehr mit Fachmännern, die wirklich 
ein Urteil abgeben konnten, war er am glücklichsten. Viele Lieblingspläne, die 
er noch zur Umgestaltung und Verschönerung des Parkes und der Gewächshaus- 
anlagen ausgearbeitet hatte, und über die er oft mit Referenten sprach, musste der 
leider viel zu früh Verstorbene unausgeführt lassen. 


Im persönlichen Verkehr, sowie in Freundes- und Gesellschaftskreisen be- 
obachtete KRAMER eine feinfühlende Rücksicht, und war ein höchst bescheidener, 
zurückhaltender Mann, liebenswürdig, geistreich und humoristisch und wegen 
seines gediegenen Ernstes bei Hoch und Niedrig sehr beliebt. 


KRAMER war Mitglied mehrerer Gartenbauvereine, und eins der ältesten Vor- 
stands-Mitglieder des Gartenbauvereins für Hamburg, Altona und Umgegend, und 
hat dieser Verein mit und in dem Entschlafenen einen seiner treuesten und er- 
fahrensten Führer verloren. Es waren auch dessen Mitglieder fast alle vollzählig 
erschienen, um ihrem so früh und unerwartet verstorbenen ständigen Sekretär das 
letzte Ehrengeleit zu geben. 


Sein Name wird in der Geschichte deutscher Gärtner fortleben! 


U. Donat: Franz C. L. Kramer. 63 


Als Nachtrag sei es dem Unterzeichneten noch gestattet, einige Worte über 
den Gründer der Flotbecker Gärtnerei — den Vater unsers verewigten Freundes 
— und des letzteren jüngsten Bruder, den ebenfalls sehr früh verstorbenen 
CARL KRAMER hinzuzufügen. 

FRANZ KrameErs Vater und Vorgänger F. B. KRAMER, geboren 1805 zu Hamburg, 
starb 1880. Der geniale und joviale »alte Kramer« war ein bei Fachmännern 
und in den höchstgebildeten Kreisen der Gartenfreunde weit bekannter und 
gesuchter Mann. Nachdem derselbe seine Lehrzeit am Hamburger botanischen 
Garten, welcher damals von ÖHLENDORFF, dem Vater des jetzigen Hamburger 
Freiherrn VON ÖHLENDORFF, kurz zuvor angelegt und eingerichtet worden war, 
absolviert hatte, ging er 1826 nach Tilsit und von da 1829 als Obergehilfe an den 
botanischen Garten in Gothenburg; ı831 wurde er in den Gärten der Royal 
Caledonial Horticultural Society in Edinburg angestellt. 1833 kam er auf OHLEN- 
DORFFS Empfehlung nach Flotbeck. Hier legte F. B. KRAMER die Grundsteine für 
die hohe Entwickelung der jetzt so grossartigen Gärtnerei. — Er war es, der 
gleichzeitig mit den in England so berühmt gewordenen englischen Gärtnern 
LoDDIGEs, RorLLisson u. a. die Kultur der Orchideen mit Energie und Eifer in 
Deutschland begann und mit Ausdauer und Fleiss verfolgte. 

Die Flotbecker Sammlung vergrösserte sich von Jahr zu Jahr und gehörte 
bald zu den Sehenswürdigkeiten Hamburgs und seiner Umgebung. Kaiser — der 
kürzlich verstorbene Dom PEDRoO von Brasilien — Könige und Fürsten waren Gäste 
in Flotbeck-Park und bewunderten neben der interessanten Führung seines da- 
malıgen Besitzers und begeisterten Pflanzen- und Orchideen-Liebhabers, des Herrn 
Senators M. JEnisch — oder der Herren KRAMER — die seltene Sammlung. 

Einer der grössten und einflussreichsten Verehrer und Kenner der Orchideen 
— wie überhaupt Förderer der schönen Gartenkunst in den österreichischen 
Staaten — Prinz CaMILLE DE RoHAN — ein intimer Freund REICHENBACHs — war 
ein wiederholter Besucher der Flotbecker Sammlung. — Auch die bekannten 
Orchideenfreunde Prinz DEMIDOFF, Graf Thun - HoHENSTEIN der Ältere weilten 
öfter daselbst. 

Im Jahre 1849 erzielte F. B. KRAMER zum ersten Male in Deutschland Früchte 
der Vanille, wodurch er ganz besonders mit namhaften Botanikern in Ver- 
bindung trat. 

Herr Senator JEnIsCH widmete KRAMER 1852 die bis jetzt selten gebliebene 
und farbenprächtige Stanhopea Jenischiana, eine von den vielen Einführungen des 
Herrn Jenısch im Jahre 1846. Professor Dr. REICHENBACH ehrte F. B. KrAMERS 
Andenken in dem auch vom Senator JENISCH in den 5oer Jahren aus Peru ein- 
geführten, wohlgeschätzten und interessanten Oncidium Krameri. 

CARL KRAMER, der jüngste Bruder FRANZ KRAMERs, ein energischer, unter- 
nehmender und tüchtiger Gärtner, besass ein vortreffliches Talent für fremde 
Sprachen, er bewegte sich, ausser in seiner Muttersprache, sehr geläufig in Spanisch, 
Japanisch, Französisch und Englisch, auch war er im Latein sehr bewandert. CarL 
KRAMER war- längere Zeit als Korrespondent an Gardeners Chronicle in London 
beschäftigt und ging später für die Royal Exotic Nursery JAMES VEITCH et Sons, 
als botanischer Reisender und Pflanzensammler nach Costa-Rica und Japan. Er 
erwarb sich durch seine vielen Einführungen an Pflanzen einen äusserst geachteten 
Namen in der gesamten Gärtnerwelt. 

Nachdem wurde er Hofgärtner des Mikado von Japan, verbunden mit der 
Stellung eines Regierungsbotanikers, und kehrte infolge einer ın Japan aus- 
gebrochenen Revolution 1878 aus Japan nach Deutschland zurück. 


64 C. Sprenger: Iris Histrio Rchb. 


Nach seiner Rückkehr aus Japan ging er nach Belgien, und starb daselbst 
unerwartet im Jahre 1833 als Chef der ausgedehnten und bekannten Orchideen- 
kulturen des Mrns. W. F. MASSANGE DE L.OoUVREX auf Chäteau de St. Gilles bei 
Lüttich. 

C. KRAMER war wegen seiner angenehmen Umgangsformen, seiner Bescheiden- 
heit und reichen Kenntnisse und Erlebnisse ein gesuchter, gern gesehener und 
beliebter Fachmann. 

Seinen Namen trägt Lilium Krameri, und sein Gönner, Professor Dr. REICHEN- 
BACH, dedizierte ihm aus Dankbarkeit für die vielen ihm aus Costa Rica gesandten 
Pflanzen das rare und kostbare Odontoglossum Krameri. 


Drei Männer deutscher Tüchtigkeit! 


Iris Histrio Rchb.*) 


Von C. Sprenger in San Giovanni a Teduccio bei Neapel. 


Auffallend bleibt es immer, wie so manche oft genug von verlässlicher Seite 
beschriebene, gerühmte und empfohlene alte oder neuere Pflanze vom grossen 
Publikum und selbst vom blumenbedürftigen Gärtner völlig ignoriert bleibt. Es ist 
wohl nur die Scheu vor allem »Neuen« die Schuld daran. Diese mag ja immerhin 
einige Berechtigung haben, doch sollte man auch hierin den goldenen Mittelweg 
einschlagen und nicht allem misstrauen. Ein kleiner Versuch führt oft zu schönen 
und wertvollen Entdeckungen. Der Winter ist arm an Blumen, wenigstens an 
solchen, die sich ohne grosse Mühe und Kosten zum Blühen bequemen und garnicht 
einmal des Treibens bedürfen. Andererseits aber giebt es eine Anzahl sehr blumen- 
reicher Zwiebelgewächse, besonders auch Iris-Arten, die zumeist in Nord-Afrika, 
Syrien und Persien heimisch sind, welche im vollen Winter leicht und reichlich 
blühen, wenn ihnen Licht und wenige Wärmegrade gegeben werden, wie sie diese 
in ihrer Heimat geniessen, und unter diesen sollten sich die Treibgärtner und 
Blumenzüchter einmal ordentlich umsehen, sie würden da eine grosse Zahl 
prächtiger und einträglicher Sachen finden, die es wohl wert wären, in die Grenzen 
der Blumenzucht gezogen zu werden. 

Eine solche schöne Pflanze ist auch Iris Histrio. Sie hat alle Eigenschaften, 
die man füglich an eine gute Blume stellen darf. Leichtes und anhaltendes 
Blühen, vom November angefangen bis Januar, selbst Februar, sobald etwas später 
gepflanzt, prachtvolle Blütenfarbe vom schönsten Cyanenblau, lieblichen Wohlgeruch 
und allereinfachste Kultur. Und doch ist sie so selten in den Gärten, dass, man 
kann es wohl sagen, sie von wenigen gekannt ist und noch weniger Gärtner 
überhaupt von ihrem Dasein wissen. Iris Histrio wächst in Syrien. Die Zwiebel 
gleicht der durch Herrn Dr. E. von REGEL mehr bekannt gewordenen Iris reticulata 
aus dem Kaukasus, ist indes etwas gelblicher und langgezogener und leicht davon 
zu unterscheiden. 

Jede Zwiebel treibt 2, selten 3 viereckige, langgezogene grüne oder etwas blau- 
grüne Blätter, die leicht sichelförmig gebogen nach aussen abstehen. Sie erscheinen 
im November, Dezember und sterben bereits im Mai wieder ab. Inmitten der 


*) Iris, der Regenbogen, oder das veränderte Xyris, die schwertförmigen Blätter bezeichnend. 
Histrio bedeutet prahlerisch, schauspielerisch. 


C. Sprenger: Iris Histrio Rchb. 65 


Blätter, ungefähr zur Zeit, wenn sie halb ausgewachsen sind, erscheint die meist 
einzelne (selten 2 oder 3) Blüte, die ungefähr &—-ıo Tage frisch bleibt und nach 
der Zeit schnell verwelkt. Die sitzende, stengellose Blume erreicht mit der langen 
Röhre kaum ı2 cm Höhe und steckt in einer lichtgrünen, fast weissen Scheide. 
Sie ist etwas grösser als diejenige der I. reticulata, ihrer nahen Verwandten, und 
haucht einen schwachen, sehr angenehmen Duft aus. Die äusseren Perigonblätter 
sınd eyanenblau glänzend und glatt mit veilchenblauen, ungleich grossen Flecken 
auf weissem Felde und einem hellgelben, schmalen Mittelstreifen geziert. Die 
inneren Perigon-Abschnitte sind einfarbig lila. Auf den ersten Blick erscheint die 
schöne Blume einfach blau, und als solche ist sie für feine Blumenarrangements 
von sehr grossem Werte, zumal im Winter. Obwohl sie lange haltbar ist, kann 
man sie doch nur frisch gepflückt verwenden und zum Versenden eignet sie sich 
ebenso wenig wie irgend eine andere ihrer Verwandten. Die aus der Scheide 
bereits heraustretenden Knospen blühen, in Wasser gesetzt, leicht auf und wer 
die Blüte nicht kennt, könnte glauben, eine Örchideenblüte zu sehen. Der 
schwache Duft passt für zarte Nerven und erinnert an Veilchen. In ihrer Heimat 
blüht die prächtige Art in den angegebenen Monaten und, wenn man sie recht 
behandelt, zur selben Zeit auch in Deutschland. Man legt die Zwiebeln alsbald 
nach Ankunft in kleine Tulpentöpfe oder in den freien Grund eines gemauerten 
und vor starkem Frost geschützten Kastens, in eine etwas mit altem Lehm ge- 
mischte Gartenerde bei gutem Abzuge und stellt die Töpfe anfangs kühl und frisch 
auf, selbst unter den Tabletten eines kalten Hauses oder in ein abgetragenes 
respektive abgeerntetes Mistbeet, später, etwa im September — Oktober, aüf die 
Tabletten eines kalten oder temperierten Hauses. Ein Erikenhaus ist dazu vor- 
trefflich geeignet, umsomehr, als man die Töpfe leicht zwischen grössere Eriken- 
töpfe oder -Näpfe aufstellen kann. Dort werden sie alsbald nach und nach auf- 
blühen und dem Besitzer nicht nur sehr viel Freude bereiten, sondern, was noch 
angenehmer ist, sich ihm auch gut bezahlt machen. Die ersten Blumen erscheinen 
hier in Neapel gewöhnlich Mitte Dezember oder zu Ende November, während 
die ersten Blüten von I. reticulata erst Ende Januar zum Vorschein kommen. 
Man kann die Blütezeit durch früheres oder späteres Legen um Monate hinaus 
verlängern und fast den ganzen Winter schneiden. Die . Vermehrung geschieht 
durch Brutzwiebeln leicht und schnell, oder durch Samen, den sie hier erzeugen. 
Derselbe gleicht dem der I. reticulata, ist aber kleiner und lichtbraun. Er keimt 
in ca. 8 Wochen, muss im Herbst gesäet werden, behält 2 Jahre die Keimkraft und 
reift im Monat Mai. Die Frucht sitzt zwischen der Blattscheide, halb im Boden 
versteckt, und ist hell aschfarben oder gelblich. Es giebt mehrere hübsche Formen 
ven I. Histrio, doch sind sie einstweilen nicht im Handel, auch eine reinweisse 
ist in meinem Besitze. Die zarten Zwiebeln fallen den Maulwurfsgrillen leicht 
zum Opfer und haben auch sonst allerlei Feinde. Lässt man sie lange aus dem 
Boden, werden sie leicht von Läusen befallen und gehen daran zu Grunde. 


Odontoglossum constrictum Lindl. var. Sanderianum Rbch. 
Von F. Kräzzlin. 
Sepalis petalisque lanceolatis acuminatis aequilongis; labelli bene longioris lobis 


lateralibus erectis rotundatis intermedio aequilongo ovato-oblongo acuminato apice 
ipso constricto margine undulato, serrulato, dentibus binis subulatis in disco 


66 Odontoglossum constrietum Lindl. var. Sanderianum Rchb. 


antepositis majeribus, gynostemio dimidium labelli aequante bicirrhoso, anthera 
mitraeformi antice margine recurvato instructa, polliniis, fovea stigmatica generis. 
Totus flos 5 cz» diametro, labellum 3 cm» longum. Sepala petalaque lutea, sepala 
maculis 2 majorıbus purpureo-brunneis, petala basi stris v. punctulis quibusdam 
eodem colore decoris, labellum candiıdum, lobi laterales elegantissime purpureo 
punctulatı. 


Od. constrictum Lindl. Bot. Reg. 1843. misc. 25. Id. Fol. Orch. (1852) 
Odontogl. No. 2. — Walp. Annal. VI, 825. — Bot. Mag. tab. 5736. — 
Williams Orch. Growers Man. (1885) 6th ad. p. 430. — Veitch, Manual. 
Odontogl. p. 20. ibique var. Sanderianum Rbch. f. Gard. Chron. XVI. 
(1881) 524. 

Die Bulben sind oval, etwas zusammengedrückt, im frischen Zustande 
glatt, die Blätter lineal lanzettlich, etwa bis 20 cz lang und ohne besondere 
Merkmale. Die Blütenstände entspringen zu je I oder 2 aus den Achseln 
der Vorblätter der Bulbe, sie erreichen je nach der Stärke der Pflanzen 
sehr wechselnde Längen. Das uns hier vorliegende Exemplar ist noch 
ziemlich schwach und trägt 2 Blütenstände von je 30 cm Länge und je 
8—9 Blumen; aus der Abbildung in Bot. Mag. geht indessen hervor, dass 
auch verzweigte Blütenstände vorkommen können. Die Blüten sind mässig lang 
gestielt und etwas hängend. Die Sepalen und seitlichen Petalen sind völlig 
gleich, das Labellum ist beträchtlich länger mit 2 aufgerichteten seitlichen 
Zipfeln, mit sanft abgerundeten Contouren und dem Mittelzipfel, der sehr 
elegant gewellt oder gekräuselt und sehr fein gezähnelt ist. Die Dimen- 
sionen der Blüte, welche sich flach ausgebreitet baut, betragen 5—6 cm 
querüber und 3—3,3 cz für das Labellum. Die Farbe ist bei dem typischen 
Od. constrictum gelb mit purpurbraunen Flecken auf den Sepalen und 
Petalen und hellroten Flecken auf dem weissen Labellum. Bei der Varietät 
»Sanderianum« sind die Petalen und das Labellum fast gar nicht gefleckt — 
höchstens haben sie einige feine Pünktchen nach der Basis zu. Beide 
Pflanzen — Typus wie Varietät — sind wertvoll, mindestens in solchen 
Gärtnereien, wo graziöse Formen und eine gewisse Abwechslung beliebt 
werden. Für den Liebhaber ist die Art in jeder Hinsicht empfehlenswert, da 
sie leicht, und wie das hier abgebildete Exemplar zeigt, schon in schwächeren 
Exemplaren zum Blühen zu bringen ist. Die Kultur ist, soweit bekannt, 
von der allgemeinen Regel nicht abweichend, die allerdings noch nicht 
überall befolgt wird, mindestens nicht überall in Deutschland, wo man die 
Pflanzen etwas zu warm hält. Als Heimat wird das nördliche Süd-Amerika 
angegeben, wo sie, selbstverständlich in ziemlich beträchtlicher Meereshöhe, 
gefunden worden ist. Die ersten Exemplare kamen 1841 aus der Gegend 
von Caracas. Betreffs der Varietät »Sanderianum«, welche 1831 eingeführt ist, 
soll angenommen werden, dass dieselbe ein Bastard sein könne, (»which is 
suppossed of hybrid origin« Veitch. Manual l. c.); das ist ganz bestimmt unrichtig. 
Echte Hybriden sind stets betreffs der Formen intermediäre Bildungen zwischen 


Odontoglossum constrictum Lindl. var. Sanderianum Rchb. 67 


denen der Eltern, nicht nur hinsichtlich der Farben; bei dieser Art sind indessen 
Typus und Varietät lediglich in der Farbe unterschieden. Mit dem Aus- 
druck »natürlicher Bastard« ist sowieso in letzter Zeit erheblicher Missbrauch 
getrieben. Alle Formen, die sich dem Typus der Pflanze oder dem, was 
man dafür hielt, nicht sofort unterordnen lassen, für natürliche Bastarde zu 
erklären, ist deshalb einfach unzulässig, weil wir den Betrag an Variabilität, 
der bei einzelnen Spezies möglich ist, noch gar nicht zu übersehen ver- 
mögen. Dass er grösser ist, als wir in früheren Jahren und unsere Väter 
ahnten, weiss jedermann. Von einem wirklichen Bastard zu reden, hat nur 
dann Sinn, wenn man mit einem starken Betrag von Wahrscheinlichkeit die 
Eltern bezeichnen kann. Streng beweiskräftig ist nur das Experiment, und 
hier verdient konstatiert zu werden, dass die unglaublich vielen Kreuzungs- 
versuche, die zumal in England gemacht sind, noch keinen einzigen natür- 
lichen Bastard irgend einer Gattung reproduziert haben. Wenn Odonto- 
glossum bisher nicht als lohnendes Objekt für derartige Versuche gewählt 
ist, so ist es selbstverständlich jedem unbenommen, bei dieser Gattung an 
Hybriden zu glauben, er wird sich aber erinnern müssen, dass die Wahr- 
scheinlichkeitsrechnung — und bis Experimente entschieden haben, kann nur 
von dieser die Rede sein — ein negatives Resultat liefert. Nehmen wir an, 
irgend ein Land importierte so emsig Knollen verschiedener Ophrysspezies 
von uns, wie wir Odontoglossum und Oncidium, und diese Leute fingen an, 
unsere polymorphen Ophrys für natürliche Bastarde irgend welcher nebel- 
haften, nicht genauer bezeichneten Arten zu erklären, so würden wir die 
Wissenschaftlichkeit des Verfahrens stark in Zweifel ziehen und den Bo- 
tanikern dieses Landes raten, sich mit dem Betrage an Variabilität bei 
diesen Pflanzen vertrauter zu machen, und mit unbewiesenen Behauptungen 
so sparsam als möglich zu sein. Es ist bei weitem korrekter, zuzugestehen, 
dass gewisse Spezies im wilden Zustand den Grad von Variabilität erreicht 
haben, für den wir eine lange Kultur unter der Hand des Menschen voraus- 
zusetzen gewöhnt sind; zuzugestehen, dass unsere Begriffe über das, was 
bei den Orchideen Spezies heisst, einer schärferen Fassung bedürfe, als 
eine imaginäre Grösse in die Rechnung einzustellen, die uns notwendiger- 
weise imaginäre Resultate liefern muss. 

Das hier dargestellte Exemplar stammt aus einer Sendung anderer 
Odontoglossen, welche die Herren SEEGER & TRoPP, East Dulwich, London, 
Herrn CARL LACKNER-Steglitz, lieferten; es blühte im September des vorigen 
Jahres, zu einer für Odont. constrictum etwas ungewöhnlich frühen Zeit. 


68 Die Bindereien auf der Chrysanthemum-Ausstellung d. V. z. Bef. d. G. 


Die Bindereien auf der Chrysanthemum-Ausstellung des Vereins 
zur Beförderung des Gartenbaues, 


am 12.—ı5. November 1891. 2 
I. Die Arbeiten des Herrn CARL HosMAnNn, Hamburg. 
Hierzu Abbildung 18 und ı9. 


Abbildung 18. 


Die zahlreichen Bindereien auf der Chrysanthemum-Ausstellung sind schon von 
Herrn TH. LANGE in seiner launigen, kritischen Weise in Gartenflora ı8gı S. 635 
ausführlich besprochen worden. Wir gedenken jetzt nach und nach Abbildungen 
der hervorragendsten zu geben und beginnen mit den in erster Reihe dastehenden 


Die Bindereien auf der Chrysanthemum-Ausstellung d. V. z. Bef. d G. 69 


beiden Leistungen des Herrn CArL HosmAann, Hamburg, Hermannstrasse 43, Hof- 
lieferant des Grossherzogs von Mecklenburg-Schwerin. Herr HosmAanN ist wegen 


Abbildung 19. 


seines guten Geschmackes weit und breit bekannt, er hat auch diesmal wieder 
eine so poetische Gestaltung, eine so zarte Abschattierung in den Farben ent- 
wickelt, dass alle Besucher bewundernd stehen blieben, auch solche, denen selbst 


79 vr] C. Bolle: Die Epheuschlucht ira neuen Viktoriapark. 


Harfe und Leier schon zu steif für Bindereien sind, Personen, die überhaupt in 
der Binderei keine bestimmt ausgedrückten Gegenstände, sondern nur einen 
Strauss wollen. 

Das Rezept, wie man derartige Arrangements macht, ist uns von Herrn Hos- 
MANN freundlichst übersandt. Es kommt uns vor wie ein trockenes Küchenrezept, 
das auch erst in der Hand eines tüchtigen Kochs zu einer Speise führt, die 
aller Sinne entzückt. 

So mögen denn recht viele nach diesem Rezepte binden, aber mit dem Ge- 
schmacke des Herrn Hosmann| L. W. 

Nachstehend Herrn HosMAnns Angaben: 

Lyra: Grund: oben gelbe, allmählich nach unten in dunkelbraun übergehende 
Chrysanthemum. — Garnierung: Grosse gelbe Chrysanthemum, gelbe Mimosen 
(Acacia), gelbe Marguerites, gelb gewordene Dracaenen- und Aspidistra-Blätter, 
gelbe Croton-Blätter. — Saiten: mit gelbem Band umwickelt. 

Harfe: Grund: oben helllilafarbene, nach unten allmählich in dunkellila 
übergehende Chrysanthemum. — Garnierung: grosse hell- und lila Chrysanthe- 
mum, Dracaena Youngii - Blätter, Erica gracilis - Zweige, rotblättrige Eichenzweige 
(Quercus rubra, palustris, coccinea), rote Croton-Blätter. — Saiten: mit dunkellila 
Band umwickelt. 


Die Epheuschlucht im neuen Viktoriapark. 


Von Dr. Carl Bolle, 
Bürgerdeputirter für die Parkdeputation und Decernent des Viktoriaparks. 


Es liegt für den feiner fühlenden Naturfreund ein unsagbarer Reiz in den 
Erscheinungen, die von elementarer Urkraft der Vegetation allein ihren Ursprung 
herleiten. Wo in Wald und Flur uns derartig Unberührtes inmitten einer aufs 
Höchste gesteigerten Kulturwelt als immer seltener werdende Thatsache entgegen- 
tritt, da begrüssen es, wenn auch nicht Viele, doch stets Einige noch, mit dem 
Frohgefühl eines Aufatmens von schwer lastendem Druck, das sich steigern 
muss, weil die Nachbarschaft eines grossen Bevölkerungscentrums es uns uner- 
wartet vors Auge führt. Wie müd und traurig stimmt nicht jene unaufhaltsame 
Demolition, jenes pilzartig aufschiessende, polypenhaft um sich greifende ewig 
Neue, welches dem Umkreis einer Grossstadt nirgends mehr Ruhe gönnt, ihn viel- 
mehr zu dem wüsten Chaos eines immer nur die Stelle wechselnden Bau- und 
Zimmerplatzes voller Schutt und Trümmer vorauszubestimmen scheint. Auch das 
Schicksal der Gärten unterliegt der gleichen Tendenz. Was von ihnen in jahr- 
hundertalter Vergangenheit wurzelte, fällt mehr und mehr unter den Axthieben 
pietätsloser Gegenwart. Die Bannmeile Berlins, wie nicht weniger die innere 
Umfriedigung des städtischen Gebiets, legen Zeugnis dafür ab. Wenn irgend ein 
Gemeinwesen den Namen einer Gartenstadt verdiente, so war es vor wenigen 
Decennien noch sicher Berlin. Jetzt rücken die neugeschaffenen Gartenanlagen 
in unabsehbare peripherische Fernen hinaus und die Aufschrift »von gestern« 
kann nur noch wenigen unter ihnen erspart bleiben. 

Auch wo ursprünglich Kunst waltete, dann aber, sei es absichtlich, sei es 
durch von den Verhältnissen gebotene Vernachlässigung, die Naturkräfte wieder 
Oberhand gewannen, kann der Verlauf vieler Jahre eine Wirkung hervorbringen, 


C. Bolle: Die Epheuschlucht im neuen Viktoriapark. JAN 


— 


die derjenigen einer vollen Ursprünglichkeit nahe kommt. Der Zauber des 
Pittoresken kehrt dann unvermerkt wieder. Hierin liegt die schwermütige An- 
ziehungskraft der Verwilderung alter Gärten und Parkanlagen. Menschenwerk in 
leisem Umschwung der Dinge wieder an den Busen der grossen Mutter zurück- 
kehrend, zwischen regellosem Wirrsal von Grün und Ranken der Pflanzenwuchs 
frisch emporstrebend als ein Symbol jener ewigen Jugend, die in den Adern unserer 
Erde pulsiert und rastlos Verlorenes zu ergänzen strebt. Die Zeit, in der wir leben, 
ist der Schätzung und dem Geniessen solcher Phänomene allerdings abhold; sie gefällt 
sich fast ausschliesslich in Neubildungen, die, mit der krassen Prosa des Un- 
fertigen an uns herantretend, erst die Probezeit einer vieljährigen Laufbahn zu 
durchmessen haben werden, ehe der Edelrost längeren Bestehens sie zu wahr- 
hafter Schönheit heranreifen lässt. Um so sympathischer muss es da berühren» 
wenn einmal an irgend einer Stelle glücklich erhaltene Wildnis sich der Neu- 
schöpfung einer grossartigen Öffentlichen Anlage einfügen kann und darf. 

Der Kreuzberg im Süden Berlins — einen wüsten Sandberg haben einige ıhn 
genannt — das ist er aber nie gewesen. Ursprünglich hiess er der Tempell:ofer 
Berg, nach dem Dorfe, welches im Mittelalter die Tempelherren nah an der 
Grenze der städtischen Merıka erbaut hatten, unfern von welchem das Plateau 
des Teltow in zum Teil steilen Gehängen sich zum Spreethale abwärts senkt. 
Kein eigentlicher Hügel also, sondern ein weitgestreckter Abhang diluvialer 
Bildung, der in seinen Tiefen gewaltige Lehmschichten mit Sandablagerungen, von 
erratischen Blöcken durchsetzt, abwechseln lässt. Hier hatte das alte Berlin 
seine wohlgepflegten Weingärten; hier auch die allmählich immer tiefer werdenden 
Lehm- und Kiesgruben, die dem Ausbau der wachsenden Stadt dienen mussten. 
Später, in der Gegenwart näherer Epoche, schuf der Patriotismus einer glücklich 
wiedererrungenen staatlichen Unabhängigkeit auf weit schauendem Gipfel jenes 
eiserne Kriegerdenkmal, das in Gestalt einer riesenhaften Cypresse sich schwarz 
emporreckt und ganz neuerdings durch kunstvolle Hebung seines Grundes noch 
an Wirkung gewonnen hat. Es konnte nicht ausbleiben, dass Landhäuser, Ver- 
gnügungsorte und industrielle Etablissements nach und nach entstanden und sich 
in unregelmässiger aber gefälliger Weise zwischen vielfachem Baumwuchs an den 
Flanken des Berges entlang gruppierten. Auch Gärten fehlten hier nicht, und ein 
von Lyciumhecken wild umkränzter vegetationsleerer Abstieg hat sehr lange der 
Kinderwelt Berlins zum weiten und unbestrittenen Spielplatz gedient. 

Dies Alles ist anders geworden, seit ein Beschluss der städtischen Behörde 
hier einen grossartigen Bergpark entstehen liess, der auf ziemlich weitem Areal 
alle Vorteile eines stark und schön bewegten Terrains zur Geltung bringen will. 
Es ist der Viktoriapark, von dem wir reden, welchem, ausser genial geplanten 
und zum Teil schon vollendeten Gartenanlagen, ein grandioser Wassersturz zur 
Hauptzierde dienen soll, dessen Eröffnung man in nächster Zukunft entgensehen 
darf. Was die Buttes Chaumont für Paris sind, wird dieser schöne Berggarten des 
Südens von Berlin künftig unserer Stadt sein. Möge er Luft, Licht und Freude 
an der Natur allen denen unter unseren Mitbürgern darbieten, die von der Höhe 
seiner Terrassen den Blick über das Häusergewühl in der Tiefe jetzt und in 
Zukunft schweifen lassen. Dieser Viktoriapark nun, dessen Grenzen erst gegen- 
wärtig sichere Gestaltung annehmen, birgt in seinem noch unvollendeten Teile eine 
wahrhafte Perle immergrüner Vegetation. Dieselbe hat sich in langjähriger, stiller 
Entwicklung einer tiefen Falte des Bergabhanges bemächtigt, in die man von 
obenher wie in fast schwindelerregende Schlünde hinunterschaut, in welche schwer 
betretbare, bisher fast immer schlüpfrige Pfade hinabführen. 


72 C. Bolle: Die Epheuschlucht im neuen Viktoriapark. 


Ist es eine ungeheure Regenschlucht, durch die Niederschläge von Jahr- 
hunderten ausgewaschen, von späteren Erdablagerungen gegen die Tiefe hin ab- 
gedämmt? Oder ist es ein Conglomerat weit in die Vergangenheit zurückreichender 
Lehmkuten, die der nahen Stadt zu hundert Zwecken ihr Material geliefert haben? 
Wer will es entscheiden? Wie die Caldeira irgend eines vulkanisierten Gebirges, 
gräbt sich diese Kluft in die Eingeweide der Erde ein. Sie ist lange verschlossenes 
Privateigentum, heimlich gehegtes Gartenland gewesen und der verschwiegene 
Zauber der Romantik waltete über ihr. Die Wenigen, die von ıhr wussten, die 
noch Wenigeren, die sie betreten durften, nannten sie die Wolfsschlucht. Es war 
eine wahrhafte That der Entdeckung, als dies paradiesische Fleckchen Erde, 
nach thränenreicher Enteignung durch die Obrigkeit für weitere Kreise an das 
Licht der Öffentlichkeit trat. 

Ich erinnere mich noch mit vieler Freude des Sommertags, an dem ich, auf einer 
Rundfahrt mit der Parkdeputation begriffen, zum ersten Male diese Wolfsschlucht 
erblickte und betrat, von deren Dornröschendasein hinter uralten und undurch- 
dringlichen Lyciumhecken bisher nur geringe Kunde zu mir gedrungen war. 

Man hätte sich in die sempervirente Region des tiefen Südens oder in ein 
Thal des grünen Erin versetzt glauben mögen, so gewaltig schlossen sich die 
Epheumassen über Höhen und Tiefen zusammen, so zauberhaft schmückten sich die 
alten Baumstämme der Schlucht mit smaragdnen Guirlanden der schönen Schling- 
pflanze, die vermöge ihrer Luftwurzeln alle Ritzen und Spalten erfüllte, nur wenig 
anderen Gewächsen neben sich Raum gönnend. 

Das war die Verwirklichung eines traumhaft als kaum möglich gedachten 
Planes unseres MEYER, der als er den Humboldtshain schuf und bei dieser wahrhaft 
genialen That sich manchmal mit mir an Ort und Stelle über seine Ideen aus- 
sprach, eines Tages plötzlich zu mir äusserte: »Helfen sie mir einen Barranco 
Teneriffa’s schaffen und in unsere märkische Landschaft einfügen.« 

Was damals an der Ungunst flacher Erdbildurg, an der baren Unmöglichkeit, 
die unter wärmerer Sonne entsprossenen Vegetationstypen nordwärts zu verpflanzen, 
scheitern musste, hier hatte ein günstiges Geschick, allerdings in bescheidener 
Beschränkung, die Möglichkeit zu seiner Realisierung geboten, wenn es auch, 
anstatt überwältigenden Reichtums seltsamer Pflanzengebilde, statt Lorbeern und 
baumartiger Eriken oder farnumbuschter Felswände, aus denen der Drachen- 
baum aufschiesst und an welchen die schuppig tellerförmigen Rosetten der 
Semperviven kleben, nur eine einzige Spezies ist, die dem Orte den Charakter 
einer sonst unserem Clima fremdartigen Sempervirenz verleiht. 

Noch an Weiteres ist man versucht zu denken: an jene von GREGOROVIUS SO 
anschaulich geschilderten Städteruinen Italiens, über welche, sie gänzlich verhüllend, 
ein Gewog von Epheu sein Rankengewirr ausbreitet und seit einem Jahrtausend 
geschlossen hält. So ist Nimfa in Latium, am Anfang der pontinischen Sümpfe, in 
seinem reizenden Grabe von Epheu und Blumen versunken, so Castell Galera im 
römischen Tuscien im eigentlichen Sinne des Wortes von Epheuranken zugedeckt. 

Ich möchte den Leser hinabführen auf bis heute noch nicht ganz sicherem 
Wege zu der überwältigenden Fülle von Immergrün, das den Grund der Schlucht 
und, so weit das Auge reicht, deren terrassenförmige Abhänge verschleiert. Ein 
alter, schräggeneigter, jetzt sorgsam gestützter Akazienbaum ist es, der gleichfalls 
grün umwachsen, gewissermassen den Mittelpunkt des Ganzen bildet. Die überall 
vorwaltende, an sich so einfache Übergrünung ist es ferner, die eine über- 
wältigende Wirkung ausübt und immer und immer wieder das Auge fesselt, so 
sehr auch die jetzt im Übergangsstadium befindliche Umgebung der Schlucht, 


C. Bolle: Die Epheuschlucht im neuen Viktoriapark. YRR) 


hoffentlich nicht mehr auf lange, stören mag. Man darf sich von der Nachbar- 
schaft des geplanten Wassersturzes künftig eine durch Wasserstaub und Dünste 
bedingte Kräftigung dieser so eigentümlichen Vegetation versprechen. Für jetzt 
blicken von Nadelholz nur einige gut gedeihende Rottannen und eine ziemlich 
kümmerliche Lawson - Cypresse in das Epheumeer hinein, dem sich hier und 
da Plätzchen voller Maiblumen und Veilchen beigemengt haben. Taxus-, Stech- 
palmen- und Rhododendrongebüsche würden zur Vervollständigung sich als 
wünschenswert erweisen, ja die überaus geschützte Lage wohl auch die Libanon- 
ceder, sowie den pontischen und portugiesischen Laurocerasus als Freilandgewächse 
ermöglichen, über welch letztere die canadische Tsuga passend ihre elegant 
hängende Krone breiten könnte. Doch alles dies wird später zu erörtern sein und 
durch den geläuterten Geschmack des Herrn Stadtgarten-Direktor MÄCHTIG einer 
Vollendung entgegengeführt werden, welche ein PÜCKLER oder ein MEYER gewiss 
gern unterschrieben haben würden. 


Erwähnt sei noch, dass es, allem Anschein nach, die Varietät hıbernica von 
Hedera Helix L., also der bei uns sogenannte schottische grossblättrige Epheu, 
wenn auch in etwas kleinblättriger Gestalt, ist, mit dem wir es hier zu thun haben. 
Trotz der grösseren Raschwüchsigkeit dieser Form dürften viele Jahrzehnte darüber 
hingegangen sein, bis ihre Ausbreitung so weitgreifende Dimensionen annehmen 
konnte. Wildwachsender Epheu, sonst durchaus nichts Seltenes hier zu Lande, 
ist an gleichem Orte nicht vorhanden gewesen. Man verneigt sich gern vor der 
starken Naturliebe der Vorbesitzer, welche sich in der Schöpfung und Erhaltung 
einer so köstlichen Wildnis, die allerdings manchem geschulten Gärtner vermöge 
ihrer Urwüchsigkeit Grauen erregen würde, gefielen. Als einer der früheren Eigen- 
tümer sei der Justizrat von Kunowskı, als letzte, mit Recht beklagenswerte Besitzer 
seien ein Herr und eine Dame lieber nicht genannt, weil ich, früher vom 
gleichen Schicksal der Expropriation bedroht und diesem nur mühevoll entgangen, 
herzlich mit ihnen sympathisiere und demgemäss ihr Zartgefühl schonen möchte. 
Leider musste in unmittelbarer Nähe des Epheus eine mit diesem verbundene 
wildromantische Gartenanlage, deren Hauptzierde eine mächtige Weinlaube von 
fast sicilischer Uppigkeit, umringt von verwildernden Blumen mancherlei Art war, 
den Wegbauten und anderen notwendig gewordenen Terrainumwandlungen weichen. 
Direktor MäÄcHtiG hat von den schöneren oder seltenen Bäumen dieses Platzes 
gerettet, was irgend zu retten war; wie er denn auch in zuvorkommendster Weise 
auf dem Gipfelplateau des Kreuzberges zwei alten ohne Zweifel von LEnNEs erster 
Anpflanzung um das Monument herum herrührenden Zürgelbäumen (Celtis occiden 
talis) mit schon stark entblössten Wurzeln, auf unser Ersuchen hin, durch Erd- 
aufschüttung das Dasein gefristet hat. 


Ausser der hier von uns geschilderten Epheu- oder Wolfsschlucht, hat es 
übrigens auch im östlichen Teil des Kreuzbergmassivs noch eine andere Wolfs- 
schlucht gegeben, die im Labyrint neuerbauter Strassen untergegangen ist. Die- 
selbe, selbst jüngeren Berlinern noch erinnerlich, lag über jenem berufenen, 
nun längst zu den Schatten hinabgestiegenen »dusteren Keller«, der in alter Zeit 
den Winzern als Bodega seinen Raum geliehen, später aber lange Zeit als eine 
stark besuchte Bürgertabagie Ruf gehabt hatte. Hier hat bekanntlich Graf 
MıRABEAU seinen Berliner Freunden den Anbruch der französischen Revolution 
als bevorstehend vorausgesagt. Das obere Ende dieser sekundären Woltsschlucht 
beschattete eine in anmutiger Weise an der Lisiere hochoben stehende alte 


Eiche, allgemein unter dem Namen der hohlen Eiche bekannt. Der Überlieferung 
Gartenflora 1892. 6 


74 Die alte Begonia octopetala L’Heritier. 


nach war unter diesem Baume einst eine Hexe verbrannt worden, wovon im 
Inneren der Höhlung morsches und rot gefärbtes Holz die Spuren nachweisen 
sollte. 

Wir verabschieden uns von der liebgewordenen Stätte ınit Dankgefühl für die 
städtische Verwaltung, die es für eine gernerfüllte Pflicht gehalten hat, in der 
Epheuschlucht, neben einer vegetativ merkwürdigen Örtlichkeit, zugleich ein An- 
denken an das ältere Berlin und an den freudigen Natursinn von Berlinern leben- 
dig zu erhalten. Sie hat zu diesem Zweck und zum grossen Vorteile der Anlage 
auf den gewinnbringenden Verkauf einiger Villenparzellen längs der Parkgrenze 
verzichtet. Vor allen jedoch ist es einer unserer hervorragendsten Mitbürger, 
Stadtrat ERNST FRIEDEL, dem als Vorsitzenden der Parkdeputation und als eifrig- 
stem Förderer jedweden Berliner Gartenwesens für Rettung dieses schönen 
Fleckchens märkischer Erde der Ausdruck unserer vollen Erkenntlichkeit gebührt. 
Möge ihm bis in die Tiefen des kommenden Jahrhunderts hinein der herz- 
erfrischende Anblick des durch seine Fürsorge der Stadt neugewonnenen Pflanzen- 
heims vergönnt sein, von dem in gebundener Rede neuerdings gesagt worden ist: 

. im Dunst gehüllt zittert die Epheuschlucht, 
Die weltfern, als ein verwunschener Hag, 


Wohl hundert Jahrlang verschlossen lag. 


Berlin, 28. November 1891. 


Die alte Begonia octopetala L’Heritier. 


Zum Vergleich mit dem in Heft 2 Seite 42 beschriebenen Bastard von Begonia 
octopetala und den Knollenbegonien (Lemoinea) geben wir nachstehend die Be- 
schreibung der echten Begonia octopetala L’Heritier nach de Candolle Prodromus 
XV ı, Seite 293. Blätter lang gestielt, nierenförmig oder eirundlich herzförmig, 
unterseits fein behaart, am Rande 7—olappig und gekerbt gesägt. Schaft fein 
behaart, lang. Deckblätter sehr hinfällig, eiförmig, glatt. Blüten weiss, aussen 
grünlich, die männlichen langgestielt mit 8 verkehrt eiförmigen grossen Blumen- 
blättern (Lappen), die weiblichen kurzgestielt, mit 6 elliptischen Blumenblättern 
(Lappen). Kapsel an der Basis stumpf, mit sehr grossem, länglichem, verlängertem, 
abstehend - aufsteigendem, an der Spitze schief abgestutztem, etwas gezähntem 
Flügel. 

In Peru bei Lima, L/’Heritier, Stirpes novae p. ıoı. Hook. Bot. Mag. 
t. 3559. Alph. De Candolle, Prodromus XV ı p. 283. Houszia octopetala Klotzsch. 
Beg. p. 138 t. ı. B. grandiflora Knowles et Westcott Floral Cab. I p. 51 t. 25. 

Knollig (?L. W.), stengellos. Blattstiel 1—ı'/, Fuss lang, Blattspreite 6—8 Zoll 
lang, kaum ungleich, Lappen stumpf, kurz. Schaft 2 Fuss hoch, an der Spitze 
8—ıo blumig. Brakteen häutig, 4—6 Linien lang, fast ganzrandig. Blütenstiele fein 
behaart. Blätter der männlichen Blumen 9—ı2 Linien lang, 2 Blätter aussen. 
Blätter der weiblichen Blumen 6 Linien lang. Kapsel 5—6 Linien lang, mit dem 
schiefen Flügel 12—ı6 Linien breit, zuletzt glatt, die 2 andern Flügel sehr klein, 
rıppenförmig, der grosse Flügel oft ı Zoll lang, 6—7 Linien breit, stumpf, schief, 
kaum aufsteigend. 


Erwiderung auf die Bemerkungen des Herrn Professor Dr. L. Dippel. 75 


Erwiderung auf die Bemerkungen des Herrn Professor 
Dr. L. Dippel 


in Gartenflora Heft ı Seite ı2. 
Von Egbert Wolf, St. Petersburg. 


Alle diejenigen, welche meinen in dem vorigen Jahrgange gedruckten Artikel 
über Lonicera tatarica var. grandibracteata gelesen haben, werden wohl heraus- 
gefunden haben, dass die Veranlassung zu der mir von Herrn Professor Dr. DippEL 
freundlichst gewidmeten Erwiderung nicht die unschuldige Lonicera ist, sondern 
die gerechte Entrüstung über die Naseweisheit eines »in den Lehrlingsschuhen 
einherwandelnden Anfängers«, der sich erdreistet, die Dendrologie des Herrn 
Professor DiPppEL kritisieren zu wollen. Trotzdem Herr Professor DippeL glaubt, 
die dazu gehörigen Randglossen unbeachtet lassen zu können, wäre es doch weit 
besser gewesen, diese zu beachten und den Sündenbock, die arme Lonicera, 
laufen zu lassen. Auch macht Herr Professor DippEL aus den Worten — be- 
ständige Varietät — gleich eine aus Samen beständige, das ist doch wohl ein 
kleiner Unterschied. Weiter schreibt der Autor, dass auch bei ihm eine in 
besseren Boden verpflanzte Lonicera tatarıca grosse Brakteen gebracht hätte, 
später sich aber als Wechselbalg erwiesen hätte; die meinige ist aber im Sande 
erwachsen, und hat bis jetzt noch nicht die geringste Ähnlichkeit mit einem 
Wechselbalge. Ausserdem scheint es Herrn Professor DiPPEL zu interessieren, 
wie lange ich dem Forstinstitute diene — 6 Jahre, und 5 Jahre hindurch beob- 
achtete ich die Lonicera. Wenn nun der Herr Professor, der seinen Worten nach 
gewohnt ist, etwas näher zuzusehen, ihm neue oder weniger bekannte Arten — 


nicht Spielarten — ebenso lange beobachtet hätte, so würde er z. B. unter 
dem Namen Acer insigne nicht A. Trautvetteri — dies scheint es der unvoll- 
ständigen Beschreibung nach zu sein — und als A. van Volxemi nicht A. 


insigne beschrieben haben. Dieselbe Bemerkung hat schon vor mir Herr Dr. DiECKk 
gemacht; ich komme also wieder in Verdacht »durch ein geflügeltes Wort in der 
Gartenflora« angeregt worden zu sein. 

(Wir bemerken, dass Herr WoLr soeben ein Buch über Dendrologie in 
russischer Sprache geschrieben hat, welches auf Kosten der Regierung gedruckt 
worden ist. — Im übrigen möchten wir bitten, einen solchen Ton, wie er von 
beiden Seiten angeschlagen ist, nicht in der Gartenflora einzubürgern. Die Red.) 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Neuheiten von Hillebrand und Bredemeier. ;ı zierlich. Aus der Mitte der Pflanze 


Pallanza. heraus erhebt sich ein regelrecht kande- 

(Nach den Beschreibungen der laberförmiger Blütenstand, um den sich 
Züchter.) | weitere 5—6 Blütenrispen gruppieren, 

Hierzu Abbildung 20. ı die in voller Blüte einen reizenden 


Delphinium consolida pumilum | Eindruck machen. Die hübschgefüllten 
flore pleno »Tom Thumb« (H. & B.). | Blumen variieren in weiss, rosa, karmin, 
Eine neue sehr distinkte Varietät von , hellblau und dunkelblau, und sind wir 
ganz niedrigem, fast zwergigem Wuchs, | überzeugt, dass dieser »Tom Thumb 
nur 10—15 cm Höhe erreichend. Habitus | Rittersporn« sich gleich viel gute Freunde 


schön pyramidal, kompakt und äusserst | erwerben wird, als die im vergangenen 
6* 


76 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


= 


Jahre von uns in den Handel gebrachte 
»Zwerg Victoria Kornblume«, mit der er 
die Eigenschaft gemeinsam hat, sich 
gleich gutals Einfassungs-Gruppen-Pflanze 
wie als Topfpflanze zu eignen, wie er 
auch als Schnittblume zu empfehlen ist. 

Molucella spinosa. Eine hübsche, 


dekorative Gruppenpflanze aus der Fa- | 


milie der Liippenblütler. Ein- und zwei- 
jährig, aus Syrien stammend. Als junge 


20. 


Molucella spinosa. 


Abbildung 


Pflanze hübsch wegen der zahlreichen 
zartrosa Blüten, ist sie, 
wachsen, bei ca. 2=—2'/, m Höhe, zierend 
durch ihre glänzend lebhaftgrüne Be- 


laubung, die im Quirl stehenden grossen | 


und stacheligen Blütenkelche und die 
dazu in angenehmem Kontrast stehenden 
braunroten vierkantigen Stengel. Aus- 
saat von März bis April, blüht sie ohne 


Kulturansprüche von Juni bis Oktober 


und eignet sich sowohl zu Vorpflanzung 
für Gruppen, wie zur Einzelstellung im 
Rasen oder auf Rabatten, während sie 
bei späterer Aussaat, zweijährig kultiviert, 
im ersten Jahre vorzüglich als Einfassung 


wenn ausge- | 


Verwendung findet. Ein Vorzug ist noch, 
dass sie sich, selbst ın voller Blüte ohne 
irgend welchen Nachteil verpflanzen lässt. 


Neue Zwiebelgewächse von Dammann & Co. 
in San Giovanni a Teduccio. 

Nach den Beschreibungen der Züchter. 
Hierzu Abbildung 21. 

sanctum neu. Diese Pflanze 
machte auf der grossen allgemeinen 
Gartenbau-Ausstellung zu Berlin 1890, 
wo sie eine andere Firma ausgestellt 
hatte, viel Aufsehen. Wahrscheinlich ist 
es A. Palaestinum Boiss. 


Arum 


Verschiedene Billbergia x Franz Antoine. 
Hybr. von Billb. x Windi mit Billb. 
Rohanı. 

Diese neue Hybride ist das Resultat 
einer Kreuzung, welche noch unter der 
Leitung des verstorbenen Hofgarten- 
direktors FRANZ ANTOINE vorgenommen 
wurde und dessen Namen sie nun er- 
halten hat. Sie zeigt die Charaktere 
der beiden Stammpflanzen und zwar 
ganz insbesondere den hübschen, auf- 
strebenden Wuchs der B. Rohani; ihre 
Höhe beträgt etwa 70 cm. Die Farbe 
der Brakteen ist leuchtend zinnoberrot. 
Wien. Illustr. Gart.-Ztg., 12. Hft., 91, kol. T. 


Doryanthes Palmeri. 

Man rühmt dieser prächtigen Ama- 
ıyllidee von Queensland nach, dass sie 
in unseren Kulturen viel leichter und 
früher zur Blüte gelangt, als die eben- 
falls in den europäischen Gewächshäusern 
vertretene D. excelsa von Neu-Süd-Wales; 
ausserdem übertrifft sie letztere durch 
grössere Belaubung, durch die strauss- 
förmige und nicht kugelige Inflorescenz, 
sowie durch die lebhaftere rote Färbung 
der Deckblätter an Schönheit. 

Revue Horticole, No. 23, 91, kol. T. 


Trochetia Blackburniana. 

Ein höchst interessanter Büttneriaceen- 
Strauch von Mauritius, der kürzlich in 
dem Dubliner botanischen Garten blühte. 
Die länglichen Blätter sind stark ge- 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


10, 


rippt, die gestielten, weissen, tief kar- 
mesinrot getüpfelten Blumen erinnern 
in der Form an die eines Abutilon. 
Andere Arten finden sich auf Madagaskar 
und St. Helena und regt diese Ver- 
breitung der Gattung zu pflanzengeogra- 
phischen Fragen an. 

Botanical Magazine, Dez. H. gı, t. 7209 


Mz 


Abbildung 21. 


Odontoglossum x Cookianum hyb. nat. 

Wahrscheinlich eine natürlicheHybride, 
die mutmasslichen Eltern sind ©. trium- 
phans und O. Sanderianum. Von ersterer 
Art hat sie die tiefgelben Sepalen und 
die mit zahlreichen kastanienbraunen 
Flecken ausgestatteten Petalen, während 
die Lippe an jene von ©. triumphans 
erinnert. Möglicherweise tritt aber O. 
blandum statt ©. Sanderianum die 
Verwandtschaft ein. 
Gardeners’ Chronicle, 12. Dez. g1, S. 696. 


in 


Odontoglossum Godseffianum hyb. nat. 
Diese sehr hübsche Hybride wurde im Mai 
v. J. bei den Herren F. SAnDER & Co, 
aufgefunden und handelt es sich höchst 
wahrscheinlich um eine natürliche Kreu- 
zung zwischen O. triumphans und O. 
Lindleyanum, da die Merkmale beider 
in ıhr zu Tage treten. — Eine ähnliche 
Form, nur mit schmaleren Segmenten, 


SUN 


Arum sanctum hort. (A. Palaestinum Boiss.) 


aber augenscheinlich von derselben Ver- 

wandtschaft erschien bei Herrn J. VEITCH- 

Chelsea. 

Gardeners’ Chronicle, 19. Dez. 91, S. 728. 
Dendrobium Phalaenopsis, Lees Varietät. 
Die Vorderseite der Blume ist von 

einer leuchtend purpurkarmesinroten 

Farbe, während die hintere Seite der 

Sepalen, der mittlere Teil der Petalen 

ebenfalls auf der hinteren Seite, sowie 

die untere Partie der Lippe weiss sind, 
was einen herrlichen Kontrast hervor- 


78 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


ruft. Es dürfte wohl kaum ein anderes 
Dendrobium geben, dessen Blumen hier- 
in, sowie in der schönen Form dieser 
Varietät gleichkommen. 

Gardeners’ Chronicle, 19. Dez. 91, S. 728. 


Habenaria carnea. 

Eine neue und hübsche Art von Sin- 
gapore. Die kleinen, dunkelgrünen Blätter 
sind dicht mit weissen Flecken bedeckt. 
Die Blumen sind reinweiss, nur das 
obere Segment ist fleischfarben und der 
2'/,—3 Zoll lange Sporn zeigt eine blass- 
rote Färbung. 

Gardeners’ Chronicle, 19. Dez. 91, S. 729, 
Fig. To:. 


Odontoglossum x Imschootianum hyb. nat. 

Diese 
sich in der Sammlung des Herrn van 
ImscHooT, Gent. In ıhren Merkmalen 
hält sie so genau die Mitte zwischen 
OÖ. Lindleyanum und O. tripudians, dass 
es sich hier wohl zweifelsohne um eine 
natürliche Hybride zwischen beiden 
handelt, zumal beide Arten dicht bei 
einander wachsen. 
Gardeners’ Chronicle, 26. Dez. g1, S. 758. 


Mormodes punctatum Rolfe n. sp. 

Eine neue und recht hübsche Art, die 
kürzlich in Gent blühte; über ihren Ur- 
sprung weiss man nichts genaues. Ver- 
wandt mit M. Wendlandi Rchb. f., unter- 
scheidet sie sich von dieser durch ihre 
breiteren, dicht gefleckten Segmente und 
die kürzere, weniger zugespitzte Lippe. 
Gardeners’ Chronicle, 12. Dez. gı, S. 696. 


interessante Neuheit befindet 


| mehrbar. 


Neue oder wenig bekannte Pflanzen, 

bei TH. S. WARE, Tottenham, London, 

Crinum Powelli, Zwiebel pyramida- 
lisch 30—40 cm lang, Blätter 60 cn 
bis ı »» lang und 4—5 cm breit, dunkel- 
grün, schwertförmig, scharf zugespitzt. 
Schaft blaugrün, 30—40o cm lang, Blüten 
in Schirmform, Perigon gebogen; rosa, 
sehr wohlriechend.. Blüht von Juli 
bis September. Die schönste bis jetzt 
mir bekannte Hybride, durch Kreuzung 
zwischen Crinum Moorei und Crinum 
longifolium gezogen. Hier in England 
hält es unter dem Schutze einer Mauer 
und tief gepflanzt den Winter im Freien 
aus. Wohl keine Crinumart blüht so 
reichlich als C. Powelli. Obwohl leicht ver- 
mehrbar durch Teilung ist es immer noch 
selten und starke Zwiebeln, sind teuer. 

Crinum Powelli intermedium hat 
hellrosa Blumen. 

Crinum Powelli album mit rein- 
weissen Blumen ist ebenso schön und 
noch viel seltener als das erstere. Es 
wächst in fast jeder weder zu feuchten 
noch zu trockenen Bodenart. Am schön- 
sten wird es, wenn für mehrere Jahre 
auf ein und derselben Stelle gelassen. 

Nelke »La Neige«. Die schönste 
mir bis jetzt bekannte Remontant-Nelke. 
Die Blumen sind reinweiss, schön und 
flach geformt, ein wenig gefranzt und 
sehr wohlriechend, gut remontierend und, 
obwohl jetzt in voller Blüte, blühen sie 
doch im sonnigen Hause den ganzen 
Winter hindurch. Der Wuchs ist ein 
sehr kräftiger und üppiger zu nennen, 
und ist sie auch deshalb leicht ver- 
G. REUTHE. 


Kleinere Mitteilungen. 


Wann blühte Renanthera Lowii zuerst in 
Russland ? 


Im Novemberhefte Nr. 22 


| die 
| Renanthera Lowii dieses Jahr wohl das 
der von 


Vermutung ausgesprochen, dass 


erste Mal in Russland zur Blüte ge- 


Ihnen herausgegebenen Gartenflora finde kommen wäre. 


ich Seite 599 Zeile Io von oben seitens 
des Garteninspektors Eısman in Moskau 


Schreiber dieses, Obergärtner in der 
Handelsgärtnerei der Hrn. Gebr. HoSER 


Kleinere Mitteilungen. 79 


in Warschau, hatte Gelegenheit, Renan- 
thera Lowii schon vor circa ı2 Jahren, 
genau kann ich den Zeitpunkt nicht 
mehr angeben, in dem Warmhaus des 
Hrn. Obristen Kurzysskı in Warschau 
in Blüte zu sehen. Die Pflanze selbst 
war ungefähr 60 cr» hoch und brachte 
damals zwei Blütenstände, welche all- 
gemein bewundert wurden. Der Eigen- 


die Hrn. Gebr. Hoser, der hiesige 
Photograph DUTKIEWICZ und andere sein. 
Warschau. E. Durst. 
Im Anschluss an die Mitteilungen des 
Herrn Garteninspektor GUsSTAv EISMANN 
in Moskau über zwei blühende Exemplare 
der Renanthera Lowii ın Moskau (Gartfl. 
1891, S. 598) und die vorstehenden An- 
gaben des Herrn E. Durst in Warschau 


Abbildung 22. 


Renanthera Lowii -Rchb. fil im Rothschildschen Garten zu Ferrieres-en-Brie mit 17 Blütenstielen 
von 2\/,—3 m Länge und 450 Blumen. 


tümer, welcher hauptsächlich Orchideen 
kultivierte, gab seinen Wohnort nicht 
lange danach auf, die Orchideen wurden 
verkauft, nach Petersburg, Kiew, Char- 
kow etc. Jene Renanthera aber ging 
mit wenig anderen nach Paris, an das 
Geschäft GODEFROY LEBOEUF. Diese 
Einzelheiten sind mir genau bekannt, 
da ich alle diese Sachen damals eigen- 
händig verpackte. 

P.S. Der Zeipunkt, wannn R. blühte, 
wäre ungefähr das Jahr 1879/80. Ge- 
währsleute für meine Aussage könnten 


geben wir beifolgend das stark verklei- 
nerte Bild der Pflanze, die 1885 im Garten 
des Herrn Baron von ROTHSCHILD zu 
Ferrieres-en-Brie (Seine et Marne) blühte, 
nach einer Photographie, die uns der 
Leiter dieses grossartigen Gartens, Herr 
ERNEST BERGMANN Ss. Z. verehrte. Die 
Pflanze ist wohl das grösste Exemplar 
ihrer Art, sie blühte 1833 mit ıı, 1885 
mit 17 Blütenstielen und trug 1885 gegen 
450 Blumen, die Blätter waren bis 70 cz 
lang und 5 cz breit, die Blütenstiele er- 
reichten die riesige Länge von 2!/,—3 z! 
=.WE 


80 Kleinere Mitteilungen. 


Caesalpinia japonica. 

Eine Caesalpinia fürs freie Land würde 
für unsere Strauchpartien eine grosse 
Acquisition sein; ist diese Art nun auch 
nach den Aussagen des Herrn VEITCH 
für England ganz hart, so dürfte sie 
doch nur in den milderen Gegenden 
Deutschlands ohne Bedeckung aushalten. 
Ein Strauch von ziemlich lockerem, sich 
ausbreitendem Habitus. Die ziemlich 
dicken Zweige sind mit harten, gekrümm- 
ten Stacheln besetzt und tragen eine 
fein zerteilte Belaubung. Die kanarien- 
gelbe Farbe der 
prächtig mit dem glänzenden Rot der 
Staubfäden und Staubbeutel. 
Abhen&arden, 20.7Dez. 917, .3.583,.1.8337. 


Wertzeugnis des Vereins z. B. d. G. 
Die unterzeichneten Preisrichter haben 
dem Herrn Handelsgärtner E. KRUJFF 
ın Sassenheim bei Haarlem für eine 
neue rote, aus Samen gezogene, bei 
Herrn Gust. AD. SCHULTZ, Berlin, ge- 


triebene Hyanzinthe »Monsieur Kre- 


lage« das Wertzeugnis erteilt, weıl die- 
selbe sich durch frühe Treibfähigkeit, 


schöne dunkelrosa Farbe, hervortreten- | 


den Blütenstiel und grosse Glocken aus- 
zeichnet. Bei dem Mangel an frühen 


dunkelrosa Hyazinthen dürfte sie sehr 


willkommen sein und namentlich den 


alten »Homerus« verdrängen, denn wäh- | 


rend »Homerus«, aus der Treiberei ge- 
nommen, schon nach 24 Stunden eine 
bläuliche Farbe annimmt, hat »Monsieur 


Krelage« mindestens zwei Wochen die | 


normale Farbe behalten. 
Berlin, den ı4. Januar 1892. 
CHONE, CRASSI, GAERDT, GEORGE, 
KRETSCHMANN. 


Lisianthus Russellianus Hooker. 


Es ist zu bedauern, dass so manche | 


ältere gute Pflanzen nach und nach aus 


der Kultur verschwinden, wie dies unter | 
mit Lisianthus Russelli- 


anderen auch 
anus der Fall ıst. Diese wunderschöne 
mexikanische Gentianeae mit ihren grau- 


grünen, oval-lanzettförmigen Blättern wird | 


Blüten kontrastiert | 


60—8o cm hoch, verzweigt sich stark 
und bringt an den Spitzen der Zweige 
Blumen von 6—8 cm Durchmesser, so 
dass oft auf einer Pflanze zugleich 30 
offene Blumen stehen, auchistdie Blütezeit, 
welche ın die Monate Juli bis Septem- 
ber fällt, (je nach der Kultur) eine ziem- 
lich lang dauernde. 

Eine Hauptursache, weshalb man diese 
Pflanze so selten antrifft, mag in der 
etwas schwierigen Kultur liegen. In den 
4oer und 5oer Jahren konnte man sie öfter 
in den Erfurter Handelsgärtnereien, z. B. 
bei FRIEDRICH ADOLPH HAAGE jun. und 
Ernst BENARY in schönen und vielen 
Exemplaren bewundern. Da ich mich 
selbst mit Vorliebe der Kultur dieser 
Pflanze widmete, will ich im nachstehen- 
den meine Erfahrungen mitteilen. 

Die beste Zeit zur Aussaat ist Juli 
bis August, denn obgleich sie in ıhrer 
Heimat Mexico einjährig ist, gebraucht 
sie. bei uns 1\, Jahr zu ihrerswollen 
Entwicklung, da sie besonders viel Sonne 
liebt. 

Ich säete den Samen auf flache Näpfe, 
welche in der unteren Hälfte mit Topf- 
scherben und grober Heideerde und 
oben mit einer Mischung von gut ver- 
rottetem Lehm (aus altem Fachwerk oder 
einer Mauer) und Moorerde mit etwas fei- 
nem scharfem weissem Sand gefüllt waren. 
Es ist besser, den Samen nur ganz leicht 
mit derselben Mischung fein zu über- 
sieben, dann mittels einer feinen Brause 
tüchtig anzufeuchten und demnächst 
mit einem Stück Löschpapier zu über- 
decken, damit die Erde nicht so leicht 
abtrocknet. Sobald dies geschieht, muss 
man das Löschpapier wieder ordent- 
lich überbrausen. Nachdem wurde der 
Napf in ein warmes Mistbeet oder einen 
Vermehrungskasten bis an den Rand ein- 
gesenkt, in Torfmull oder Coaksabfall, 
und geschlossen und schattig gehalten, 
bis sich die Keime zeigen, dann ent- 
fernt man das Löschpapier und legt 
eine Glasscheibe darüber. Sobald die 
Pflänzchen gross genug sind, um sie 
pikieren zu können, werden sie in Näpfe 


Kleinere Mitteilungen. 


81 


mit derselben Erdmischung gepflanzt, 
tüchtig überbraust und wieder auf den 
warmen Kasten gebracht und feucht und 
geschlossen gehalten. Gegen den Herbst 
giebt man ein wenig Luft, damit sich 
die Pflanzen für den Winter abhärten, 
um sie in einem temperierten Hause 
recht nah unter Glas zu überwintern. 
Sehr zu beachten ist, dass sie. weder 
Blattlaus noch 'I'hrips bekommen, was 
man durch Tabak-Räucherung oder durch 
Pudern mit Schwefelblüte verhindern 
kann. Während des Winters sind die 
Pflanzen mässig feucht zu halten. 


Im ı 


März bis April verpflanzt man in dieselbe | 


Erde, der man etwas verrotteten Kuh- 
dung beimischen kann, bringt sie auf 


einen warmen Kasten, füttert die Töpfe 


in Torfmull bis an den Rand und über- 
braust sie an sonnigen Tagen zwei bis 
drei Mal, und giebt ihnen nur während 
der heissen Stunden etwas Schatten. 
Sobaid sie hochgehende Triebe zeigen, 
stutzt man sie ein, damit sie sich immer 
mehr und mehr verzweigen. Nach und 
nach pflanz: man die kräftigsten Pflanzen 
in immer grössere Töpfe , bis zu zo cm 
Durchmesser und bringt sie auf einen 
hohen Kasten, da sie nun ihre Knospen 
und Blüten entfalten. Um vollkommenen 
Samen zu erhalten, muss man die Blüten 
bei sonniger Witterung befruchten. Der 
Samen reift langsam, erst 
Frucht braun wird und aufspringt, nimmt 
man ıhn ab, dann behält er seine Keim- 
kraft 5—6 Jahre. 
FERDINAND HAAGE, Kunstgärtner. 
Erfurt. 


Linne, der Altmeister der Botanik, 
verfolgte die Maxime, alle über ihn ge- 
schriebenen Kritiken, mochten sie gerecht 
oder ungerecht gehalten sein, mit Still- 
schweigen zu übergehen. Der erbittertste 
Gegner des ruhmvollsten Botanikers war 
Browaut, der freilich dem grossen Linn& 


nicht das Wasser reichen konnte. Eırsterer | 


zeigte sich zunächst sehr demütig gegen 
diesen, und Linn& bezeichnete dafür eine 
Pflanze, von der nur eine Spezies bekannt 


wenn die 


war, als Browallia demissa (bescheidene 
Browallia). Als BROwALL später Bischofvon 
Abo wurde, spielte er den Vornehmen 
Linn& gegenüber, und dieser bezeichnete 
nach Auffindung einer zweiten Spezies 
dieselbe mit Browallia exactata (erhöhte, 
vornehme Browallia.. Darob geriet 
der Bischof in Zorn und schrieb recht 
viel falsches Zeug gegen den unsterb- 
lichen Botaniker. Linn& rächte sich hier- 
für dadurch, dass er eine dritte Spezies 
dieser Pflanze, welche er inzwischen ent- 
deckt hatte, Browallia aliena (verlorene, 
abgeneigte Browallia) nannte. 


Der grosse Katzenkopf als Dörrbirne. 

Als Vorstandsmitglied des Schl. Holst. 
Gartenbauvereins erhalte ich auch die 
von Ihnen herausgegebene Gartenflora. 

Besonders interessieren mich die Ver- 
handlungen des Vereins zur Beförderung 
des Gartenbaues in den Preussischen 
Staaten. In den Monatsversammlungen 
hat ein Herr Korte die Birne »Grosser 
Katzenkopf« besonders lobend hervorge- 
hoben. Ich möchte für Ihr sehr geschätztes 
Blatt noch folgende Verwendung hervor- 
heben. Die Birne »Grosser Katzen- 
kopf« hat ausser ihrer Verwendung im 
frischen Zustande in der Küche noch 
einen ganz besonderen Wert als Dörr- 
obst und wird zur Erreichung eines vor- 
züglichen Produkts folgendes Verfahren 
angewandt: 

Zur Zeit der ersten Lagerreife, etwa 
Mitte Dezember, werden die Früchte 
gekrälet, d. h. halb gar gekocht, alsdann 
möglichst dünn mit der Hand geschält 
und dann sogleich auf Hürden dünn 
ausgebreitet im Backofen gedörrt. Un- 
bedingt würden sich die neuen amerika- 
nischen Dörrmaschinen noch besser hier- 
zu eignen, wie die alte primitive Hand- 
habung im Backofen. Auf diese Weise 
erzielt man ein ganz hervorragendes 
Dörrobst, von schöner roter Farbe mit 
feigenartigemFleisch, welchesalleanderen 
Sorten, wenn auch auf dieseibe Art be- 
reitet, weit hinter sich lässt. 

Kiel. G. WOHLER. 


82 


Kleinere Mitteilungen. 


Die Ausbildung der Köpfe des Kohls. 

Wenn Kohlpflanzen vom Pfluge leicht 
mit Erde bedeckt werden, ruft dies, wie 
kürzlich auf einer Versuchs-Station der 
Vereinigten Staaten nachgewiesen wurde, 
das Bestreben hervor, grössere Köpfe 
zu bilden. Ein weiterer Versuch des 
Professor BAILEY von Cornell zeigt, dass 
durch seichtes Pflanzen und darauf 
folgendes Anhäufeln der Pflanzen ein 
bedeutend höherer Prozentsatz grösserer 


und schwererer Köpfe erzielt wird. Vom | 


physiologischen Standpunkte stimmen 


diese zwei nach verschiedenenRichtungen | 


Was | ersten Platz ein, ihnen reihen sich in 


hin angestellten Versuche überein. 
immer die Nährkraft beeinträchtigt, steht 
der Neigung, feste Köpfe zu bilden, 
entgegen. Bei dem Versuche des Herrn 
BAaıLEy wurde den Pflanzen die Wohl- 


that reichlicher Feuchtigkeit und Nahrung 


zuteil, sobald man sıe anhäufelte. 
schieht dies nicht, so ıst dies ein Hem- 
nis, die Ernährung abzuschliessen. Eine 
Wiederholung dieser Versuche scheint 
wünschenswert zu sein. 

Meehans’ Monthly for September 1891. 


Glänzende Färbung in der Herbstbelaubung. 
Wenn der Saft zu fliessen aufhört, 
das natürliche Wachstum der Bäume, 


Ge- | 


welche wir als Leben bezeichnen, hat 
mit daran zu arbeiten, 
Meehans’ Monthly for September 1891. 


Blumenzucht. 
In den Vereinigten Staaten Nord- 
Amerikas wird nur eine sehr kleine 


Zahl von Blumenarten zu Bouquets und 
dergleichen mehr in grösseren Massen 
angezogen. Es befinden sich daselbst 
4659 Kunstgärtnereien mit Gewächs- 
häusern, in welchen alljährlich 125 000 ooc 
Pflanzen gezüchtet werden. Die Rosen 
nehmen unter diesen mit 49 000 000 den 


folgender Ordnung an: Veilchen, Chry- 
santhemum, Lilien, Hyazinthen, Maiglöck- 
chen, Bouvardien, Heliotrop, Stiefmütter- 
chen, Tulpen. Zusammen machen diese 
90 °/, der Gesamtsumme aus. Die übri- 
gen Io°/, begreifen Orchideen, Tube- 
rosen, Resedas, Primeln, Kamellıen, 


ı Narcissen und einige mehr. Dreihundert 


| sich ım Besitze von Frauen, 


und zwölf dieser Ktablıssements befinden 
die auch 
die Leitung selbst in Händen haben. 
Der Wert der Gewächshäuser einschliess- 
lich der Heizungs-Einrichtungen wird auf 


\ 38000000 Dollars angegeben. — Fürs 


so zu sagen, stillesteht, tritt bekanntlich | 


eine Oxydation in den Blättern ein, 
durch welche die grüne Farbe derselben 
in Rot übergeht, oder sich bei geringer 


Abänderung der Bedingungen in Gelb | 


oder Braun verwandelt. Dies ist jedoch 
nur die chemische Erklärung des Vor- 
ganges. Leben, oder wie man zu sagen 


pflegt, die Lebenskraft hat hier auch mit- 


zuwirken. Wird einZweig von dem Baume 
abgeschnitten, so tritt bei demselben 
kein Farbenwechsel ein. Wird anderer- 
seits ein solcher nur beschädigt, ohne 
ihn indessen ganz vom Baume zu ent- 


fernen, so macht sich, selbst im Hoch- 


sommer, ein Farbenwechsel bemerkbar. 
Mit anderen Worten, — Chemie allein 
kann über die glänzenden Farben der 
herbstlichen Belaubung keine Erklärung 
abgeben, jene geheimnisvolle Kraft, 


| es so einfach. 
ı Wälder 


freie Land hat sich die Nachfrage zum 
grossen Teil auf Pelargonien, Coleus, 
Rosen, Stiefmütterchen, Verbenen, Helio- 
trop und Nelken beschränkt. Unter 
all den grossen Klassen von Floristen- 
Blumen verdient die Fuchsie als die 
einzigste, welche noch in beträchtlicher 
Menge angezogen wird, genannt zu wer- 
den. Was den Gewinn betrifft, so 
sind die Rosen die einträglichsten ge- 
wesen, ihnen zunächst stehen die Nelken, 
welche nach einigen sogar noch höhere 
Preise erzielt haben. 

Meehans’ Monthly for September 1891. 


Spinat. 

Nur wenige Liebhaber können ausge- 
zeichneten Spinat ziehen und doch ist 
Wenn im Herbst die 
ihr buntfarbiges Gewand an- 
nehmen oder auch etwas früher, sollte 


Kleinere Mitteilungen. 83 


die Aussaat erfolgen und ist bei der 
dann herrschenden milden Temperatur 
das Wachstum der jungen Pflanzen ein 
äusserst rasches. Im Winter erheischen 
dieselben eine leichte Strohdecke, damit 
sie vom Frost nicht aus der Erde ge- 
hoben, und die Blätter gegen das Entfärben 
geschützt werden. Kein Boden kann 
für Spinat zu reich sein, je mehr Nahrung 
derselbe enthält, um so grösser und 
zarter werden die Blätter. 
Meehans’ Monthly. 


Etwas über Rhododendren. 

In den Gebirgswäldern des nordwest- 
lichen Carolina entfaltet sich während 
der Sommermonate eine Rhododendron- 
Vegetation, wie sie schöner und üppiger 
kaum gedacht werden kann. Schon 
Ende Mai, Anfang Juni eröffnen Rhodo- 
dendron Catawbiense und R. Vaseyii 
den Reigen, bald folgen ihnen R. maxi- 
mum und R. punctatum. Die Zeit, 
welche zwischen dem Biühen der erste- 
ren und der zuletztgenannten liegt, wird 
prächtig ausgefüllt von der feuerfarbenen 
Azalea calendulacea, eines der schön- 
sten Blütensträucher des Waldes. 

Trotz Dr. HOoKERS Entdeckungen im 
Himalaya verdient R. maximum vollauf 
seinen Namen, denn gar nicht selten 
findet er sich in 3o bis 35 Fuss hohen 
Exemplaren, deren Stamm am Boden 
ıo bis ı4 Zoll im Durchmesser hält. In 
inniger Vereinigung mit diesem Rhodo- 
dendron findet sich die Kalmia und oft 
sind von beiden ganze Morgen wochen- 
lang mit einer Blütenmasse überzogen, 
— ein in der T'hat prachtvoller Anblick! 


In solch ein Dickicht einzudringen, ist 


höchst interessant, weil sich die Rhodo- 
dendron-Zweige in einer recht selt- 
samen, unregelmässigen Weise aus- 
breiten und unter einander durchflechten. 
Die Pflanzen vermehren sich leicht aus 
Samen und scheinen in Lichtungen 
ebenso gut zu gedeihen wie an schat- 
tigen Standorten. Rhododendron maxi- 
mum von den Gebirgen Nord-Carolinas 
weist die zartesten fleischfarbenen 


Schattierungen auf. R. Catawbiense mit 
seinen purpurnen Blumen ist wahrschein- 
lich der Stammvater der meisten jener 
entzückenden Varietäten, welche eng- 


lische Gärtner von der, wie sie sagen, 
»American Flower« gezüchtet haben, 


ein deutlicher Wink, diese Art als die 
National-Blume Amerikas zu bezeichnen. 
R. Vaseyii mit hinfälligem Laube ist 
allem Anscheine nach nur in den Ge- 
birgen Nord-Carolinas gefunden worden 
und wird dieser Strauch seiner Blüten- 
pracht wegen von manchen Liebhabern 
an die Spitze aller Rhododendren 
gestellt. 

Meehans’ Monthly for September 1891. 


Der Kaiser und die Holzfäller. 

Se. Majestät der Kaiser hat in den 
Tagen vor dem Weihnachtsfeste seine 
Spaziergänge öfter nach dem Schlosse 
Sanssouci und dessen Umgebung unter- 
nommen. Auf einem solchen Gange 
begegnete dem Kaiser der Königliche 
Gartendirektor, welcher um die Erlaub- 
nis nachsuchte, eine von den alten 
Ulmen in der Nähe des Schlosses fällen 
zu dürfen, weil er befürchtete, dass bei 
heftigem Winde der morsche Baum um- 
schlagen und beim Fallen eine der 
eisernen Lauben beschädigen möchte. 
Der Kaiser erklärte sicn damit einver- 
standen, setzte aber hinzu, dass er dabei 
sein wolle. Er erschien denn auch am 
nächsten Tage, und gab sogleich den 
Befehl, den Baum zu fällen. Mit grossem 
Interesse folgte der Kaiser zunächst den 
Vorsichtsmassregeln und dann dem ord- 
nungsmässigen Niederlegen des Riesen- 
stammes. Als alles glücklich beendet 
war, rief er die Arbeiter zu sich heran 
und händigte jedem als besonderen 
Tagelohn noch ein Zweimarkstück aus. 


Das neue Chrysanthemum Louis Böhmer. 

Wir haben uns erlaubt, Ihnen ein 
blühendes Exemplar von dem neuen 
Chrysanthemum Louis Böhmer zur gefl. 
Ansicht zu übersenden. Diese Neuheit 
hat im vergangenen Jahre in Amerika 


84 


Kleinere Mitteilungen. 


grosse Begeisterung hervorgerufen und 
blüht jetzt zum ersten Male in Deutsch- 
land. Wie Sie bei dem zugesandten 
Exemplare sehen, zeichnet sich diese 
Neuheit durch kräftigen Wuchs und 
ausserordentlichen Blütenreichtum aus. 
Wir haben über 200 Stück davon in 
Blüte, wovon die meisten ı5 bis ı8 
grosse vollkommene Blumen brachten, 
welche ı8 bis 22 cn im Durchmesser 
hatten. 
meine Bewunderung und werden die 
Blumen von den ersten Bindegeschäften 


Düsseldorfs etc. sehr gesucht. Die | 
Pflanze fand allgemeinen Beifall und 
war auch gut gezogen, überall mit 


Laub und Blüten besetzt. — Die Blüten 
massen I4 cm. 


Dieselben erregten hier allge- | 


' bogen und gruppiert werden. 


Auf der grossen Chıy- 


santhemum-Ausstellung waren sie in ab- | 


geschnittenen Exemplaren noch grösser. 
Hilden. KoLL & SONNTAG. 


Die Gewächshäuser des Königl. Gartenbau- 
Direktors Haupt in Brieg. 

Einem Briefe eines Liebhabers, des 
Hr. Ritterschaftsrat von PFuEL - Jansfelde 
(Mark), der im Herbst die Haupr'schen 
Gewächshäuser besuchte, entnehmen 
wir folgende Zeilen: 

Mich hat alles sehr interessiert, na- 
mentlich 
des Schneidens und Treibens, 
Düngens und Beregnens mit gedüngtem 
Wasser. Das Haus mit den Lauben- 


die Weinhäuser und die Art | 
des ı 


gängen von Wein und Nielrosen war | 


das 
A. PFuEL. 


reizend, die Trauben köstlich, 
Azaleenhaus herrlich. 


Japanische Blumenbinderei in Berlin. 

Im Kunstgewerbe-Museum fand auf 
Veranlassung des Direktors 
LeEssıng am 28. Januar eine Zusammen- 
kunft eines Vertreters der Königlichen 


ı Pflanzen auf älteren Bulben, 


zur Darstellung zu bringen. Das Kunst- 
gewerbe-Museum besitzt mehrere japa- 
nische Werke, in denen die Bindekunst 
durch zahlreiche Abbildungen erläutert 
ist. Nach diesen sind die vortrefflichen 
von LEUCHTMANN - Berlin hergestellten 


ı Nachbildungen gefertigt. 


Herr Direktor Lessing stellt den 
Gärtnern die schönsten japanischen Vasen 
zur Verfügung und wünscht mit uns, 
dass diese leichte Art der Binderei 
auch in Deutschland Eingang fände. 


| Im wesentlichen besteht sie darin, dass 


ı—3 Zweige mit Blüten geschickt ge- 
TE. 


Die Japanische Klettergurke. 

Die jetzt so viel besprochene Kletter- 
gurke aus Japan hat der Ver. z.B. d.G. 
schon vor 2 Jahren mit anderen japa- 
nischen Sämereien seitens des Herrn 
Dr. WATANABE erhalten und mir zur Aus- 
saat übergeben. Die Gurke hat sich hier 


beide Jahre sehr bewährt und ist be- 


sonders ihre Widerstandsfähigkeit gegen 


| ungünstige Witterung und ihre grosse 


Fruchtbarkeit hervorzuheben. Vielleicht 
bringen Sie dieses als kurze Notiz in 
der Gartenflora, besonders aus Dank- 
barkeit gegen Herrn Dr. WATANABE. 
Blankenburg b. Berlin. JÖRNS. 


Vermehrung einiger Orchideenarten durch 
Teilung des Rhizoms. 
Ausser der Vervielfältigung der Orchi- 
deen aus Samen, Ablösen von jungen 
wie bei 


ı Dendrobien, Teilung der ganzen Pflanze 
in einzelne Triebe, wie bei Cypripedien, 


Professor | 


Hofgärten, mehrerer Blumenhändler und 


deren Frauen statt, um ähnliche, leichte, 
geschmackvolle Bindereien, wie sie in 
der zum Besten der in Japan durch 
Erdbeben Geschädigten veranstalteten 
Ausstellung aus künstlichen Blumen her- 
gestellt sind, auch in natürlichen Blumen 


oder des Stengels der Thunien, lassen 
sich Cattleyen, Laelien und ähnliche 
Arten, die ein Rhizom bilden, durch 
Zerschneiden desselben vermehren, 
Man wird dieses Verfahren hauptsäch- 
lich dann anwenden, wenn es sich da- 


' rum handelt, eine besonders gute Art 


| 
| 


oder Varietät in mehreren Exemplaren 
zu besitzen, oder die schlafenden Augen 
der Bulben auf einem besonders langen 
Rhizom zum Austreiben anzuregen, wO- 


Litteratur. 85 


durch eine stärkere Pflanze mit mehreren 
blühfähigen Bulben erzogen wird. 

Es eignensichjedochhierzunurgesunde, 
kräftige und durchwurzelte Pflanzen. 
Man zerschneidet das Rhizom ‚in meh- 
rere Stücke, sodass ein jedes mindestens 
2—3 Bulben besitzt; dieselben werden, 
wenn erforderlich, an einem Stabe be- 
festigt und bleiben in demselben Gefäss, 
bis die Augen vollständig ausgetrieben 
und entwickelt sind. 

Gewährt das Gefäss genügend Raum, 
so ist es vorteilhaft, die Pflanze nicht 
zu stören, bis ein Verpflanzen not- 
wendig wird, anderenfalls behandelt 
man jedes Stück als einzelne Pflanze. 

Die geeignetste Zeit, diese Teilung 


vorzunehmen, ist die Ruheperiode, oder 
bei Beginn des Wachstums. A. BoDE, 
Decumaria Barbara. 
Bekanntlich gehört Hydrangea scan- 
dens zu jener Klasse von Kletterpflanzen, 
welche ohne jegliche Beihilfe an Mauern 
und Bäumen hinanklettern. Eine nahe 
Verwandte ist die obengenannte Decu- 
maria von Virginien und den Südstaaten, 
welche auch in ihrem kletternden Habitus 
und allgemeinen Aussehen mit dieser 
Hydrangea grosse Ähnlichkeit zeigt, die- 
selbe in Schönheit wohl noch übertrifft. 
Die reinweissen Blumen erinnern an 
Federn. 
Meehans’ Monthly for September 1891. 


Litteratur. 


D. Boıs. Les plantes; d’appartement 
et les plantes des fen&tres. Avec 169 
figures intercaldes dans le text. Paris, 
1891 (BAILLIERE et fils). 

Das vorliegende 388 Seiten klein Oktav 
umfassende, mit 169 Textfiguren aus- 
gestattete Büchlein bietet dem Blumen- 
freunde eine Fülle von Ratschlägen für 
die Kultur der Zimmer- und Fenster- 
pflanzen. Der erste Teil des Buches 
behandelt die allgemeinen Prinzipien, 
welche bei der Kultur der Zimmer- 
pflanzen zur Geltung kommen. Einem 
kurzen Abriss über die Bedeutung des 
Bodens, des Wassers, der Luft und des 
Lichtes für das Wachstum der Pflanzen 
folgt ein Hinweis auf die ungünstigen 
Bedingungen, in welchen sich die der 
Zimmerkultur unterworfenen Pflanzen 
befinden, aus welchen Erörterungen mit 
logischer Strenge gefolgert werden kann, 


dass nur gewisse Pflanzen der Zimmer- | 


kultur zugänglich sind. Für das Gedeihen 
dieser wird es sich darum handeln, ge- 


eignete Kübel, Kästen, Töpfe, Boden- 
mischungen und Düngungen anzuwenden. | 


' Bulbillen und Knollen zu. 


Den für die Wahl solcher massgebenden 
Erörterungen knüpft Verfasser Hinweise 
über Kulturoperationen an. Er giebt 
Anweisungen über die Verpflanzung, 
das Begiessen und Waschen der Zöglinge, 
und deren Behandlung während der 
Vegetationsruhe. Besondere Berück- 
sichtigung lässt Verfasser den Mani- 
pulationen beim Umtopfen und beim 
Zurückschneiden zuteil werden. 

Sind in den vorangehenden Erörte- 
rungen die Massregeln besprochen, 
welche die Aufzucht und die Erhaltung 
der Pfleglinge des Blumenfreundes be- 
zwecken, so wendet sich das folgende 
Kapitel der Vermehrung durch Säm- 
linge, dem Versetzen derselben, der Ver- 
mehrung durch Absenker und Steck- 
linge, durch Teilung der Rasen, durch 
Im Anschluss 
hieran wird die Veredlung durch Pfrop- 
fung besprochen. Das Kapitel über 
Pflanzenkrankheiten macht nur auf 
die Schädigung durch Regenwürmer, 
Schnecken und Pflanzenläuse aufmerk- 
sam. Endlich wird auf gewisse, beim 


86 


Litteratur. — Ausstellungen. 


Einkauf von Pflanzen auf öffentlichen 
Märkten zu berücksichtigende Regeln 
hingewiesen. 

Der zweite Abschnitt des Buches giebt 
eine alphabetische Aufzählung der an 
Fenstern und auf Balkonen herkömmlich 
kultivierten Pflanzen. Bei jeder be: 
sprochenen Art werden praktische Hin- 
weise in Bezug auf die Zeit und die 
Art ihrer Anpflanzung gegeben und die 
Blütezeit verzeichnet. 

In ähnlicher Weise behandelt der 
dritte Abschnitt des Buches die Zimmer- 
pflanzen nnd das Arrangement derselben 
in Vasen, Jardinieren, Ampeln und 
Aquarien. 

Das Schlusskapitel bespricht die Be- 
handlung der Bouquets aus frischen 
und getrockneten Blumen. Anhangs- 
weise wird dann noch eine Sammlung 
von Definitionen oft gebrauchter Aus- 
drücke (meist auf morphologische That- 
sachen bezüglich) beigefügt und eine 
Aufzählung der bekannten Autorennamen 
gegeben. 

Die den Abschnitten II und III bei- 
gegebenen Habitusbilder dürften vielen 
Pflanzenfreunden willkommen sein. 


ihnen jedoch nicht zum Vorwurf ge- 
reicht, da sie mit Geschick ausgewählt 
sind. Dem Laien, der nur gar zu oft 
eine liebgewordene Pflanze be- 
wundert und doch ein gewisses Un- 
behagen empfindet, weil er nicht weiss, 
welche Pflanze er vor sich hat, dasselbe 
Unbehagen, welches uns abhält, 
Personen zusammen zu sein, welche 
uns nicht vorgestellt sind, werden die 
recht guten Abbildungen gewiss will- 
kommen sein. €. M. 


ıhm 


mit | 


Praktische Beiträge zum spezi- 
ellen Pflanzenbau. Allerleı, teils mehr 
teils weniger beachtete Pflanzen, ihr 
Nutzen, ihre Kultur und praktische Ver- 
wendung. Winke zum Kapitel der Er- 
tragssteigerung der Landwirtschaft für 
Landwirte, Gärtner und Gartenfreunde 
nach Studien und eigenen Erfahrungen, 
geschrieben von H. Tımm, Hamburg- 
Barmbeck. Mit Abbildungen. Leipzig, 
Huco VoiGT, Buchhandlung für Land- 
wirtschaft. 1891. 284 Seiten. Preis 
3,60 Mk. 

Verfasser behandelt im ersten Ab- 
schnitt eine Anzahl Bäume, wie die 
Schattenmorelle, kanadische Felsen- 
mispel und Pappel, kaukasische Flügel- 
nuss u. a.; ım folgenden Sträucher, wie 
Weide, schottische Zaunrose, schwedi- 
scher Bocksdorn, amerikanische Moos- 
beere; der dritte bis fünfte Abschnitt 
geben eine Reihe landwirtschaftlicher 
Futterpflanzen, Gemüse und dergleichen, 
wobei auch Seetang und Wasserlinse 
(Entengrütze) herangezogen sind. Der 
sechste Abschnitt giebt den Anbau der 


ı Arzneikräuter und der letzte den Cham- 
Die | 
Bilder scheinen zum Teil den besseren | 
Pflanzenkatalogen zu entstammen, was 


pignon und die Morchel. Verfasser 
sucht dem Landwirt, denn dieser kommt 
hauptsächlich in Betracht, eine Anleitung 
zu geben, neue Gewächse anzubauen, 
oder brach- und nassliegende Strecken 
nutzbar zu machen. Neben der Be- 
schreibung ist zugleich auch die Anlage 
und Verwertung der betreffenden Pflan- 
zen gegeben, oft unterstützt durch ana- 
lytische Tabellen und Kostenberech- 
nungen. Ein Gewinn für das Werk sind 
die zahlreichen Zusätze aus gediegenen 
Schriften. Es möchte manchem ein 
praktischer Führer sein. EB. El. 


Ausstellungen und Kongresse. 


Chieagoer Ausstellung. 
Am 14. Januar fand in Frankfurt a. M. 
eine Versammlung von Interessenten im 
Palais-Restaurant statt, um über die Be- 


| schickung der Weltausstellung in Chicago 


| 
| 
| 


seitens des deutschen Obstbaus zu be- 
raten. Auch der Polizeipräsident von 
MÜFFLING und der amerikanische Vize- 


Ausstellungen. 


87 


Konsul HoGUE waren anwesend. Den 
Vorsitz führte Herr Stadtrat HEINEKFN, 
der Reichskommissar Geheimrat WER- 
MUTHR hatte sich telegraphisch wegen 
anderweitiger Sitzungen entschuldigt. 
Herr FRomMm wies auf den Nutzen hin, 
den internationale Ausstellungen der 
Industrie gewähren. Bei der bevor- 
stehenden Ausstellung dürfe auch Frank- 
furt mit seinen unübertroffenen Obst- 
und Beerenweinen nicht fehlen. Vor 14 
Tagen habe ihn erst ein Vertreter des 
holländischem Ministeriums besucht, um 
im Auftrag seiner Regierung sich zu 
orientieren, wie man es hier fertig 
bringe, so schmackhafte und zuträgliche 
Obst- und Beeren-Weine herzustellen. 
Ebenso sei im landwirtschaftlichen Ver- 
eine konstatiert worden, dass die Her- 
stellung auch in Amerika nicht gelinge. 
Seitens des Reichs und der Einzel- 
staaten werde die Beteiligung an der 
Chicagoer Ausstellung unterstützt, nicht 
minder seitens des Deutschen Pomo- 
logenvereins und der landwirtschaftlichen 
Vereine. Er bitte, ein Komitee zu er- 
nennen, um eine Kollektivausstellung 
deutscher Obst- und Beerenweine, sowie 
sämtlicher für den Export nach dem 
Auslande geeigneter Produkte des deut- 
schen Obstbaues zu veranstalten. An 
der Debatte beteiligten sich die Herren 
Ökonomierat MÜLLER-Darmstadt, Direktor 
Baısrt (der auf den grossen Export von 
Obstkonserven hinwies), HENnRkv ROTH- 
SCHILD u. a. Herr FRoOMmM bemerkte, 
dass die Obst- 
Vorzug hätten, nicht dem amerikani- 
schen Schankgesetze zu unterliegen, und 
deswegen der Ausschank derselben in 
der Ausstellung stattfinden könne. Herr 
Morıtz WEIL führte aus, dass Bayern 
und Süddeutschland überhaupt enorme 
Quantitäten getrockneter Zwetschen ex- 
portieren, und deswegen auch von jener 
Seite ein bedeutendes Interesse an der 
Ausstellung zu erwarten sei. Herr 


und Beerenweine den | 


SCHULTHEISS nannte ferner Kirschen als | 


einen sehr bedeutenden Fxportartikel. 
Der Vorsitzende konstatierte schliess- 


lich, dass alle Anwesenden. der Ansicht 
seien, der Sache näher zu treten. Hier- 


| auf wurde zur Bildung eines Komitees 


geschritten und in dasselbe die Herren 
Polizeipräsident von MÜFFLING, Stadtrat 
HEINEKEN, Vizekonsul HoGuUE, ADOLF 
FREYEISEN, Direktor Baıst, Ökonomierat 
MÜLLER, JOSEF BAER, WILHELM SCHULT- 
HEISS und JOSEF FROoMM mit dem Rechte 
der Kooptation gewählt. 


Die Naturforschende Gesellschaft des 
Österlandes zu Altenburg feiert im Herbst 
1892 ihr 75jähriges Stiftungsfest und be- 
absichtigt bei dieser Gelegenheit das 
Andenken dreier Landsleute und Ehren- 
mitglieder der Gesellschaft durch ein 
einfaches, würdiges Denkmal zu ehren, 
das seinen Platz in der Landeshaupt- 
stadt Altenburg finden soll. Es sind 
dies CHRISTIAN LUDWIG BREHM, dessen 
Sohn ALFRED BREHM und der zu Leiden 
verstorbene Professor SCHLEGEL. Ein 
Komitee, dem als Protektor Prinz MorITZ 
von Altenburg angehört, erlässt einen 
dahingehenden Aufruf. Beiträge sind 
an Kommerzienrat HuGo KÖHLER in 
Altenburg zu senden. 


Allgemeine Obst- und Gartenbau-Ausstellung 
zu Breslau 1892. 

Das Protektorat der Breslauer Herbst- 
Ausstellung hat der Ober-Präsident der 
Provinz, Excellenz VON SEYDEWITZ, über- 
nommen. 

Derselbe äusserte gegenüber einer De- 
putation des Ausstellungs-Komitees, er 
betrachte es als seine Aufgabe, die volks- 
wirtschaftlich so wichtige Obstkultur nach 
Möglichkeit heben zu helfen, und 
benutze daher gern die Gelegenheit, eine 
Ausstellung, welche den Interessen der 
deutschen und speziell der schlesischen 
Obstzüchter diene, wirksam zu unter- 
stützen. Der Gartenbaukunst und der 
Blumenzucht wende er gleichfalls ein 
stetes Interesse zu. 

Das Geschäfts-Komitee besteht aus 
den Herren Professor PRANTL, Direktor 
des botanischen Gartens und Sekretär 


88 


Personal-Nachrichten. — Sprechsaal. 


der Obst- und Gartenbau-Sektion der 
“ schlesischen Gesellschaft für vaterlän- 
dische Kultur (I. Vorsitz.), J. SCHÜTZE, 
Obergärtner, G. v. Drasızıus, Baum- 
schulbesitzer (II. und III. Vorsitzender.), 
Geh. Regierungsrat Professor Dr. FER- 
DINAND CoHn, Öberstabsarzt Professor 
Dr. SCHROETER, Kommissionsrat B.MiıLcH, 
Verlagsbuchhändler M. MÜLLER, städti- 
scher Garteninspektor H. RICHTER, Baum- 


schulbesitzer R. BEHNSCH in Dürrgoy, 
Kaufmann A. SCHMIDT (Samenhandlung 
SCHOLZ & SCHNABEL, Nachfolger), den 
Handelsgärtnereibesitzern H. DAMAnN 
jun., L. FRANKE, A. GUILLEMAIN, A. ZARTE, 
E. Kuinkig, C. Nacer, dem Königlichen 
Garteninspektor F. GOESCHRE ın Proskau 
und dem Generalsekretär der Ausstel- 
lung, Dr. Rosen. 


Personal-Nachrichten. 


Der Geheime Regierungsrat Dr. STRASS- | 


BURGER, Direktor des botanischen Gartens 
in Bonn, z. Z. Rektor der Universität, 
erhielt den roten Adler-Orden vierter 
Klasse. 

Hofgärtner TEICHLER zn Erdmannsdorf, 
Regierungsbezirk Liegnitz, erhielt den 
Kronenorden vierter Klasse. 

Das allgemeine Ehrenzeichen erhielten: 
König, Gärtner auf dem Klostergute 
Bürsfelde, Kreis Münden; MmerT, König- 
licher Parkwächter zu Homburg v.d.H.; 
STRELOw, Gartenmeister zu Pflanzgarten 
Glien, Oberförsterei Mühlenbeck, Kreis 
Greifenhagen; 'TESSMER, Königlicher Park- 
wächter in Sanssouci. 

Den Professoren Dr. FRANK und Dr. 
VOGLER der Landwirtschaftlichen 
Hochschule zn Berlin, sowie dem Hof- 
gartendirektor VETTER zu Sanssouci, dem 
Oberhofgärtner KINDERMANN auf Babels- 
berg und dem Hofgärtner REUTER auf der 


an 


Adler- Orden vierter Klasse verliehen 
worden. 

Der Staatsminister a. D. Dr. Freiherr 
voN LucIUS-BALLHAUSEN Ist vom Verein 
zur Beförderung des Gartenbaues zum 
Ehrenmitgliede ernannt. 

Der Königliche Kammerherr von BEHR 


ı auf Schmoldow bei Gützkow in Pommern 


starb am ı3. Januar im 71. Lebensjahre. 
Der Verstorbene erfreute sich eines Welt- 
rufes als Vorsitzender des deutschen 
Fischereivereins, er war aber auch früher 
Vorsitzender des Gartenbauvereins für 
Neuvorpommern und Rügen, sowie ein 
langjähriges Mitglied des Vereins zur 


ı Beförderung des Gartenbaues. 


Zu unserer Freude erhalten wir von den 
Herren VICrToR LEMOINE et fils, Nancy, die 


| Nachricht, dass Herr VıcToR LEMOINE, 


den auch wir (S. 42) tot gesagt hatten, 
noch lebt, sich der besten Gesundheit 
erfreut, immer viel arbeitet und nichts 


Pfaueninsel bei Potsdam ist der rote | von seinem thätigen Wesen verloren hat. 
Sprechsaal. 
2. Antwort auf Frage 2 (S. 32). Die | wickii fast ebenso wie bei C. sativus, die 


japanische Klettergurke ist wahrschein- | 


lich nur eine Varietät der gewöhnlichen 
Gurke, Cucumis satıvus L. Die Stamm- 


pflanze der letzteren ist nach HookER in | 


Bot. Mag. t. 6206 (1876) allem Anschein 
nach Cucumis Hardwicki Royle vom 
Himalaya, welche diesubtropische Region 
von Kumaon bis Sıkkım bewohnt. 
Blumen und Blätter sind bei C. Hard- 


Früchte sind aber klein, glatt und sehr 
bitter. Sie sind oft grün und weiss ge- 
streift, was bei den in Sıkkim kultivier- 
ten Gurken oft vorkommt. Auch NAuDIn 
(Ann. sciences natur. Bot. ser. 4, vol. 
XI. p. 27 spricht’ diese Ansichtsens) 
CoGnlIavx sieht in De CANDOLLES Suite au 
Prodromus III 498 direkt C. Hardwickii 
als synonym mit C. sativus an. L. W. 


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Verlags von PauL 


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1: 


CHENBACHIANA ENDR: 


RADDEANı Bes 


Chromolith. Gustav Leutzsch; Gera, Reuss 


Masdevallia Reichenbachiana Endr. 
Von E. Regel. 


Hierzu Tafel 1365, Fig. I—4. 


Diese noch sehr seltene Art blühte im Kaiserlichen botanischen Garten 
zu St. Petersburg im Mai vorigen Jahres. Unser geehrter Freund, der 
berühmte Monograph der Orchideen, Dr. Professor REICHENBACH, bemerkt 
im Jahrgang 1881, tom. II, Seite 230 des Gardeners Chronicle, dass diese 
Art schon im Jahre 1875, IV, Seite 257 von ENDRES beschrieben ist. 
Später blühte dieselbe zuerst beim Herrn NORMAN in Whitechurch, wo sie 
den Gartennamen M. Normani erhielt. Unsere Tafel 1365 stellt dieselbe 
dar und zwar Fig. ı, eine blühende Pflanze in Lebensgrösse, Fig. 2 die 
sehr kleinen, unten im Schlund der 3 äusseren Blumenblätter stehenden 
inneren Blumenblätter nebst Griffelsäule, nach Wegnahme der äusseren 
Blumenblätter, Fig. 3 die inneren Blumenblätter und Griffelsäule von der 
Seite und Fig. 4 die Pollinien. Eine Beschreibung macht unsere Abbildung 
unnötig. Kultur in der kalten Abteilung des Orchideenhauses, wo im 
Sommer reichlich beschattet und gelüftet wird. 


Gypsophila Raddeana Rgl. 


Von E. Regel. 
Hierzu Tafel 1365, Fig. 5—8. 


Die hierbei abgebildete Gypsophila entdeckte Dr. v. RADDE, Direktor 
des Kaukasischen Museums in den östlichen kahlen Abhängen der an die 
Turkmenen-Steppe grenzenden Gebirge Persiens, die den Namen Kapet- 
dasgh führen. Dieselbe ist ähnlich der Silene acaulis die alpine Form der Gat- 
tung Gypsophila. Sie bildet noch festere Rasen wie diese, so dass ich solche 
nur mit den dichten Rasen des sibirischen Thylacospermum oder den festen 
Rasen von Androsace helvetica vergleichen kann. Herr Dr. RADDE schreibt, 
sie baue riesige Halbkugeln (Fig. 5 ein kleines Rasenstück in natürlicher 
Grösse) oder nierenförmige steinharte Kolonien auf den kahlen Felsen 
des Kapet-dagh, die oft einen Meter Durchmesser erreichen. Aus der 
Spitze der zahlreichen, mit dachziegelförmig übereinander liegenden kleinen 
sitzenden harten oval- deltaförmigen Blättern dicht bekleideten Zweiglein, erhebt 


sich der fadenförmige 3— 5 nm lange, I—4 blumige Blütenstiel. Die Blumen- 
Gartenflora 1392. 7 


90 Die Schwester der Königin der Nacht, Cereus nycticalus Link. 


blätter sind hell fleischfarben, stehen zu 4 und sind noch einmal so lang als 
der hier I'/, »zın lange 4lappige Kelch. Staubfäden 8, Griffel 2. Vergrössert sind 
dargestellt auf Fig. 6, eine grössere Blume von oben, Fig. 7, dieselbe von 
der Seite, Fig. 8, der nierenförmige, dicht mit Warzen bedeckte Samen. 
Kapsel ıfächrig, Aklappig. 


Gypsophila L. Sectio Thylacospermum Rgl. Calyx turbinato-tubulosus, ad !/, ejus 
latitudinis 4 fidus, 4 nervius, inter nervos membranaceus enervius. Petala 4, oblongo-obovata, 
integra, obtusa, sensim in unguem attenuata, nuda, calycem subduplo superantia. Filamenta 8, 
filiformia, petala superantia. Torus parvus. Ovarium uniloculare, 8—ı2 ovulatum; styli 2, 
filiformia, recurvata. Capsula ovato-oblonga, usque supra basin 4 valvis, abortu I-oligosperma. 
Semina lateraliter affixa, reniformia, sub lente forte undique tuberculata, embryo periphericus. 

Gypsophila Raddeana Rgl. Herba perennis, caulibus numerosis ramosis, caespites 
densissimos breves iis Aretiae helveticae v. Thylacospermi (Bryomorphae) similes formantes: 

Folia multifariam imbricata, ovato-deltoidea, subacuta, supra plana, infra valde convexa, 
obtusa v. acuta, parva. Florum pedunculus in cauliculorum apice solitarius, bracteatus, L—4 florus, 
3—5 mm longus; floribus lateralibus pedicellatis, bracteatisque. Calyx pallide viridis, striis saturate 
viridibus 5 elevatis apicem loborum attingentibus pictus, circiter ı!/, »zm longus. Petala pallide 
carnea rubro striata, calycem subduplo superantia. 

Flores Gypsophilae. Habitus Silenis acaulis compactae et in statu sterili Thylacospermi. 

Habitat in summis jugis alpium Kapet-dagh Persiae orientalis ad fines Turcomaniae (Radde). 


Die Schwester der Königin der Nacht, Cereus nycticalus Link. 
Von Wilhelm Weimar, Assistent am Hamburgischen Museum für Kunst und Gewerbe, 
Hierzu Abbildung 23 und 24. 


Ein mir befreundeter Privatmann machte mich im Juli vorigen Jahres 
aufmerksam, dass demnächst wieder seine »Königin der Nacht«*) blühen 
werde. Sehon im Juli 1886 hatte ich zur Bereicherung meiner Pflanzen- 
studien für ornamentale Zwecke zwei farbige Aufnahmen der sich öffnenden 
Blüte — Knospe und offene Blume — eines Melonen-Kaktus in natürlicher 
Grösse gemalt und somit kam mir die Gelegenheit, das Blühen der viel- 
gerühmten, zauberhaften »Königin der Nacht« endlich einmal studieren zu 
dürfen, höchst willkommen. Da ich im Sommer 1890 den richtigen Augen- 
blick zur Beobachtung des Aufblühens verpasste, wollte ich mir dieses Mal 
den seltenen Genuss nicht entgehen lassen und legte mich mit Standhaftig- 
keit auf die Lauer. 

Den 29. Juli sagte mir der Besitzer der »Königin der Nacht«, Herr 
H. LiLLE in Hamburg, dass nunmehr täglich das Aufgehen einer Knospe 
zu erwarten sei. Sofort veranlasste ich den Photographen, Herrn CARL 
GRIESE, am anderen Tage, den 30. Juli, Abends 6°/, Uhr, die ganze Pflanze 


*) Wie der Kakteenzüchter Herr HILDMANN in Birkenwerder, dem die grossen Photographien, 
nach denen die Abbildungen gefertigt sind, zugestellt wurden, festgestellt hat, ist es nicht die 
eigentliche Königin der Nacht, Cereus grandidorus, sondern ihre nächste Verwandte, sagen wir 
ihre Schwester C. nycticalus Link. 


Die Schwester der Königin der Nacht, Cereus nycticalus Link. 9I 


mit den 3 daransitzenden Blütenknospen aufzunehmen, welche hier abgebildet 
ist. Die oberste, schon etwas geöffnete Knospe ging in derselben Nacht 
noch auf, die mittlere blieb verkümmert und fiel später ab. 

Am 31. Juli erhalte ich Vormittags die Nachricht, dass die zweite 
Knospe in der kommenden Nacht wahrscheinlich blühen werde. Infolge 
weiterer misslungener Aufnahmen am 30. Juli und des Fehlens künstlicher 
Beleuchtung bat ich rechtzeitig den Photographen, sich mit Blitzlichtvorrich- 
tung gut zu versehen, und gegen Abend nach meiner Wohnung zu kommen, 
wohin mir Herr LILLE für diesen Abend die Pflanze gütigst zur Verfügung 
gestellt hatte. 

Bis zu dem Augenblick der voll entfalteten Blüte, welche die zweite 
Abbildung zeigt, boten sich mir folgende Erscheinungen: Um 5 Uhr war 
von einer wesentlichen Veränderung der Knospe nichts zu merken; um 
6 Uhr zeigten sich noch kaum weisse Blattspitzen, jedoch wurde die 
Knospe zusehends länger; erst gegen 6'/, Uhr fingen die Kelchblätterspitzen 
an, sich zu trennen und zu öffnen. 7°/, Uhr war die Knospe 25 cır lang und 
zeigte einen äussersten Durchmesser von 7 cm; eine Stunde später einen 
solchen von IQ cm; gegen IO Uhr war die Blüte voliständig geöffnet, hatte 
einen grössten Durchmesser der Kelchblätterspitzen von 22 cz, der Blumen- 
bläatter von 12 cm, Als die Blume baldZnach ı1ı Uhr sich wieder zu 
schliessen begann, schnitt ich dieselbe ab, legte sie zur Konservierung in 
Sublimatlösung und übergab sie hierin der Sammlung des botanischen 
Museums in Hamburg, welches nunmehr beide Blüten vom 30. und 31. Juli 
aufbewahrt, die eine davon im Längenschnitt zur Veranschaulichung des 
inneren Baues. 

Zwischen 10 und Iı Uhr Nachts machten wir nun zwei Aufnahmen 
mit Magnesiumlicht, eine vordere und eine seitliche Ansicht der Blume in 
natürlicher Grösse. Für die vielen angenehmen Mühen wurden wir aber 
herrlich belohnt, indem namentlich das Resultat der Vordersicht- Aufnahme 
ein höchst gelungenes war und die Blume in ihrer ganzen Schönheit und 
Zartheit wiedergab. Durch solche freudigen Erfolge gab ich die ursprüng- 
liche Absicht, diese Studien nur für meine zeichnerische Thätigkeit zu ver- 
wenden, auf und entschloss mich zu einer möglichen Veröffentlichung in 
einem Fachblatt für Gartenbau. Die ermutigende Antwort auf eine dies- 
bezügliche Anfrage bei dem Herrn Geheimen. Regierungsrat Professor Dr. 
WITTMACK und die günstige Beurteilung anlässlich der Ausstellung der photo- 
graphischen Aufnahmen*) in der Versammlung des Vereins zur Beförderung 
des Gartenbaues in Berlin am 27. August 1891, liessen mich, als Laie in 
der Botanik, zu der Hoffnung und dem Wunsche berechtigen, dass die von 


*) Leider liessen sich die herrlichen Photographien bei ihrer Grösse in der Gartenflora nicht 
wiedergeben und war es auch nicht möglich, bei der Umzeichnung die schöne Wirkung der Mag- 
nesiumbeleuchtung bei Abbildung 24 zur Darstellung zu bringen. 


> 


”? 


92 Die Schwester der Königin der Nacht, Cereus nycticalus Link. 


Herrn Professor WITTMACK gegebene Anregung, meine Wahrnehmungen 
und bildlichen Beobachtungen in der Gartenflora zu veröffentlichen, ein 
kleines Scherflein zu dem Studium der nur eine nächtliche Stunde in der 
schönsten Pracht sich zeigenden Blüte der Königin der Nacht beitragen könnten. 


Abbildung 23. Cereus nycticalus Link, mit 3 Blütenknospen. 
Aufnahme am 30. Juli 1891, abends 6°/, Uhr, durch Carl Griese, phot. Institut, Hamburg. 
Länge der oberen Knospe 24 cm. Der grösste Durchmesser der sich entfaltenden Blume stieg von 
6 Uhr 50 Min. bis 7 Uhr 50 Min. von 7 auf I9Q cm, schliesslich betrug er 22 cm. 


Der glückliche Besitzer dieses so reich blühenden Kaktus sagt über 
dessen Pflege nachstehendes aus. Vor 35 Jahren in den Besitz eines Ab- 
legers gelangt, entwickelte sich derselbe gut, im Jahre 1880 war aber die 
Pflanze im Begriff abzusterben; hierauf wurde sie in zwei Teile gebrochen 
und jeder Teil für sich in einen Topf gepflanzt, von denen der eine Kaktus 


Die Schwester der Königin der Nacht, Cereus nycticalus Link. 93 


nur einmal im Jahre 1884 blühte und dann bis zum Absterben im Jahre 
1888 nicht mehr. Der zweite Kaktus blühte zum ersten Male ebenfalls im 
Jahre 1884, zu gleicher Zeit mit dem ersten, dann 1890 und 1891, aber 
beinahe immer an demselben Datum. Knospen hatten die Pflanzen jedes Jahr. 

Die Überwinterung seiner Kakteen schildert der Besitzer, indem er 
früher die Pflanze mit dem Topf in Papier wickelte, an einen dunklen 
frostfreien Ort ruhig hinlegte und sie erst im Anfang März wieder hervor- 
holte. Durch das Absterben des einen Kaktus in dem strengen Winter 1883 


Abbildung 24. Cereus nycticalus Link. 
Ansicht der unteren Blume bei voller Entfaltung, 22 cm Durchmesser, aufgenommen bei Magnesium- 
licht zwischen 10 und II Uhr am 31. Juli 1891, durch Carl Griese, phot. Anstalt, Hamburg. 
('/, nat. Grösse.) 


aufmerksam geworden, wurde die Überwinterung dahin geändert, dass er die 
Pflanze frei liess, alle 14 Tage mit etwas lauwarmem Wasser begoss, und 
glaubt er nun, dadurch das jetzige dankbare Blühen erreicht zu haben. 
Derselbe Herr nennt auch einen Melonen-Kaktus schon 30 Jahre sein 
eigen, welcher nach 7 Jahren zu blühen anfing und von da an in jedem 


94 Die Zukunft des Gartenbaus in der Lüneburger Heıde. 


Sommer 4—8 Blütenknospen zeigte, die auch jeweils regelmässig alle sich 
‚ entfalteten. 

Ebenso dürfte es interessieren, dass in der nämlichen Wohnung jedes 
Jahr eine lachsfarbene Nelke blüht in dem stattlichen Durchmesser von 
IA cm. 


Die Zukunft des Gartenbaus in der Lüneburger Heide. 
Vortrag, gehalten in dem Verein zur Beförderung des Gartenbaus in den 
Königlich preussischen Staaten 
von August Pflug, Geheimer expedierender Sekretär im Reichsschatzamt. 


Die Lüneburger Heide bildet nach der landläufigen Vorstellung das dein 
Umfange nach grösste, zusammenhängende, öde Gebiet im Deutschen Reiche, 
welches sich wegen der Unfruchtbarkeit des dort vorherrschenden leichten Sand- 
bodens am wenigsten zu einer intensiven Bodenkultur eignet. 

Das zur Behandlung gestellte Thema, welches sich über die Zukunft des 
Gartenbaus, also der intensivsten Bodenkultur, in der Lüneburger Heide, ver- 
breiten soll, dürfte daher nicht geringes Befremden wachrufen, insoweit die Er- 
wartung daran geknüpft werden darf, dass der Referent über ein solches Thema 
dem Gartenbau in dieser ödesten Gegend Deutschlands eine gedeihliche Zukunft 
in Aussicht stellen wird. Aber in der That soll hier nachzuweisen versucht 
werden, dass auch in der Lüneburger Heide die Bedingungen gegeben sind, um 
— nicht etwa den Gartenbau im allgemeinen — sondern einzelne Zweige des- 
selben zu einiger Bedeutung entwickeln zu können. 

Um von vornherein den allgemeinen Einwänden entgegen zu treten, welche 
gegen eine solche Meinung erhoben werden möchten, erlaube ich mir die Auf- 
merksamkeit auf folgende bemerkenswerten Thatsachen und Erscheinungen auf 
dem Gebiete der vaterländischen Landeskultur hinzulenken. 

Seit den letzten hundert Jahren, seit dem Eintritt ALBRECHT 'T'HAERS, des Be- 
gründers einer rationellen Landwirtschaft in Deutschland, seit SCHUBART VON KLEE- 
FELD, dem eifrigen und praktischen Kämpfer für Futterbau und Stallfütterung, seit 
Lıesig, dem Begründer der Agrikultur-Chemie und endlich seit den epochemachen- 
den Kulturversuchen der Praktiker Rımpau und ScHuL1Tz-Lupitz baben wir hinsicht- 
lich der Ertragfähigkeit und Ertragsteigerung der verschiedenen Bodenarten, nament- 
lich auch der schlechtesten Sand- und Moorböden, Wunderdinge erlebt. 

In unserer vorgeschrittenen Erkenntnis über die Bedingungen des Wachstums. 
unserer Kulturpflanzen sind wir soweit, dass wir auf Grund der vorliegenden 
praktischen und wissenschaftlichen Ergebnisse sagen können: die Hauptbodenarten, 
wie sie sich auf geologischer Grundlage gebildet haben, sind gegen die Erforder-. 
nisse der Landwirtschaft in früherer Zeit von mehr untergeordneter Bedeutung 
geworden. Sie bilden heutzutage vielfach kaum mehr als das Material zur Her- 
stellung des für unsere Kulturpflanzen notwendigen Samen- und Pflanzenbeetes,, 
während es der Kunst und dem Wissen des gebildeten Landwirts und Gärtners 
vorbehalten bleibt, in dieses vorgerichtete Samenbeet die zum gedeihlichen Wachs- 
tum der Pflanzen notwendigen Stoffe — die künstlichen Düngemittel — in genau 
bemessenen Quantitäten beizumischen, damit Sonne, Luft und Wasser einen Ver- 
einigungspunkt ihrer Leben erweckenden Thätigkeit finden. 


Die Zukunft des Gartenbaus in der Lüneburger Heide. 95 


Deutlich zeigt sich dieser Fortschritt in der landwirtschaftlichen Erkenntnis 
und den Kulturmethoden an den Moordammkulturen nach dem System RımpAu 
und an den Kulturen von SCHULTZ-Lupitz, wo der sonst so in Verruf stehende 
Sandboden als Samenbeet eine so geschätzte Verwendung findet. 

Bei geeigneter Kulturmethode, d. h. bei zweckmässiger Bearbeitung, Zubereitung 
und Impfung der verschiedenen Bodenarten — das steht heute fast ganz ausser 
Zweifel — lassen sich auf den verschiedenen Bodenarten, insbesondere auch auf 
den bisher als die schlechtesten geschätzten Mcor- und Sandböden alle unsere 
gangbarsten Kulturpflanzen zu gedeihlicher Entwicklung bringen und lassen sich 
bei den meisten derselben hohe Reinerträge erzielen. 

Sonach kommt es bei der intensiven, d. h. im allgemeinen bei der kunst- 
mässig betriebenen Bodenkultur, welche heute Aufgabe und Ziel eines jeden 
Landwirts sein sollte, nicht sowohl auf die natürliche Beschaffenheit der, der 
Kultur zu unterziehenden Bodenarten, sondern ebensowohl auf die Flächenaus’ 
dehnung des zu bebauenden Landes überhaupt an, es kommt darauf an, einen 
Raum zu finden, auf dem man überhaupt ein Samen- und Pflanzenbeet anlegen 
kann. Das, glaube ich, tritt uns bei so mancher Gärtnerei von Berlin recht deut- 
lich vor Augen. 

Dieser Umstand kommt aber umsomehr in Betracht in einem Lande wie 
Deutschland, dessen Bevölkerung sich mit Riesenschritten vermehrt, und wo infolge- 
dessen der Prozentanteil, welcher von dem verfügbaren Kulturlande auf den Kopf 
der Bevölkerung entfällt, immer geringer wird. So tritt uns denn auch überall, 
namentlich in den dichtbevölkertsten Ländern: China, Holland, Belgien, Sachsen, 
sowie in unseren dichtbevölkertsten Provinzen recht deutlich die Erscheinung ent- 
gegen, dass bei zunehmender Bevölkerung immermehr auch die schlechtesten 
Bodenarten der Kultur unterworfen und zu hoher Ertragfähigkeit gebracht werden. 
Um uns von der Notwendigkeit der Entwickelung der Landeskultur nach der 
bezeichneten Richtung zu überzeugen, brauchen wir unseren Blick gar nicht weit 
schweifen zu lassen, indem wir davon schon ein ganz deutliches Bild vor den Thoren 
Berlins und einer jeden grösseren Stadt sehen. Und geben nicht auch die Sandhügel 
von Werder ein beredtes Zeugnis dafür, wie auch der Obst-und Gartenbau hier gedeiht? 

Wenden wir nach diesen allgemeinen Betrachtungen nun unsere Aufmerksamkeit 
auf die Lüneburger Heide, so zeigt sich, dass der gewaltige Umschwung auf land- 
wirtschaftlichem Gebiet auch in dieser von der Natur so stiefmütterlich ausgestatteten 
Gegend nicht spurlos vorüber gegangen ist, und dass sich von dort über die 
steigende Benutzung des öden Heidebodens und der fortgesetzten Ertragsteigerung 
des der Kultur unterzogenen Geländes wahre Wunderdinge erzählen lassen. 

Wie könnte das auch anders sein! Bildet doch Celle, vor dessen Thoren, die 
in die Lüneburger Heide hineinführen, THAER einst seine rationelle Landwirtschaft 
betrieb, den Ausgangspunkt der heutigen fortgeschrittenen Bodenkultur, und finden 
wir doch weiter in Ulzen seit über 60 Jahren einen landwirtschaftlichen Provinzial- 
Verein in Thätigkeit, der sich bei seiner Begründung die wichtige Aufgabe gestellt 
hatte: »eine höhere landwirtschaftliche Kultur der Lüneburger Heide herbeizuführen«. 

Seit der Thätigkeit dieses Vereins sind binnen 5o Jahren (bis 1880) im 
Regierungsbezirk Lüneburg den kultivierten Acker-, Wiesen- und Weideflächen 
nicht weniger als 656 852 Morgen hinzugetreten, während gleichzeitig 133 425 Morgen 
Heide und andere Liegenschaften aufgeforstet wurden. ®) 


*) Vergl A. Prruc, die wirtschaftliche Erschliessung der Lüneburger Heide in der »Zeit- 
schrift für die gesamte Staatswissenschaft 1890, Seite 288 ff.« 


96 Die Zukunft des Gartenbaus in der Lüneburger Heide, 


Die Lüneburger Heide bildet vor allem den klassischen Boden für die Wiesen- 
baukultur, welche hier seit 1819 eine solche Förderung gefunden hat, dass wir 
heute über die ganze Lüneburger Heide, wo nur irgendwie verfügbares fliessendes 
Wasser ist, Rieselwiesen verbreitet finden, an Stellen, wo früher meist gar nichts 
gedieh. Durch diesen vermehrten Futterbau kam die Viehzucht in Aufschwung, 
sowie die damit in Verbindung stehende Düngerproduktion. Der Ruf des Lüne- 
burger Wiesenbaus ist weit über die Grenzen unseres Vaterlandes hinausgedrungen, 
und hat man aus weiter Ferne die Lüneburger Wiesenbauer als Lehrmeister zu 
sich gerufen. 


Auch auf dem Gebiete des Waldbaus sucht man mit Energie grosse öde 
Flächen mit den besten Erfolgen in Kultur zu nehmen. Links von der Bahn 
ÜUlzen-Bremen zwischen Brockhöfe und Munster steht als leuchtendes Beispiel 
dafür, was in kurzer Zeit aus dem öden Heidboden für schöne Waldungen her- 
vorgezaubert werden können, die Provinzialforst Oerrel in einer Ausdehnung von 
13 000 Morgen. 


Wenn wir nun aus diesen Angaben entnehmen, welche schöne, wertvolle 
Kulturen sich auf dem leichten Sandboden der Lüneburger Heide bei geeigneter 
Kulturmethode haben gewinnen lassen, wie man hier in verhältnismässig kurzer 
Zeit ein grosses Netz von ertragreichen Rieselwiesen und schnell wachsenden 
Forsten geschaffen, in einem Masse, wie man es vordem nicht für möglich gehalten 
hätte, so glaube ich, möchte die Vermutung nicht allzu gewagt erscheinen, dass der 
hier vorhandene Boden, wenn auch nicht überall, so doch zum Teil auch für die 
intensivste Bodenkultur, für den Gartenbau, sich noch wird gewinnen lassen. 


Und es liegt mir nun ob, die Bedingungen hier zur Erörterung zu ziehen, 
unter welchen der Gartenbau auch in der Lüneburger Heide sich ausdehnen kann 
und bereits ausgedehnt hat. 


Der natürliche Standort für den Gartenbau im allgemeinen ist die Umgebung 
der grösseren Städte. Die Grundlagen seines Gedeihens finden sich hier, weil der 
Absatz der leicht verderblichen Gartenbau-Erzeugnisse bequem, sicher und nach- 
haltig ist, und die Gärtner sich leicht den erforderlichen Dünger beschaften können. 
Inmitten der Lüneburger Heide liegen nun zwar keine grösseren Städte, dagegen 
liegen nicht weit davon ab, in einem Umkreis, dessen Radius etwa 6—8 Meilen 
misst, die volkreichen Städte Hamburg, Altona, Bremen, Hannover mit Linden, 
Hildesheim, Braunschweig, Celle, Lüneburg, Harburg mit einer Gesamtbevölkerung 
von rund einer Million; und es ist bemerkenswert, dass die Bevölkerung dieser 
Städte sich schnell vermehrt und damit auch ihre Bedürfnisse an Gartenbau. 
Erzeugnissen zunehmen. Binnen des letzten Jahrfünfts hob sich die gesamte 
Bevölkerungsziffer für diese zehn Städte um rund 100 000 Seelen. Die bezeichneten 
Städte kommen nicht nur als hervorragende Absatzmärkte für gartenbauliche 
Erzeugnisse aus den nahegelegenen Gebieten in Betracht, sondern was Hamburg 
und Bremen betrifft, auch als Exporthäfen für besondere im Überfluss hervor- 
gebrachte Spezialitäten. 


Bei der heutigen Richtung im Gartenbau, wo man sich immermehr auf Er- 
zeugung von Spezialitäten in grossen Mengen verlegt, ist aber die Nähe grosser 
Städte nicht immer notwendiges Erfordernis zum Gedeihen des Gartenbaus. 
Spezialisten im Gartenbau finden sich weit zerstreut über unser Land. In Neusalz 
a. d. ©. z. B. werden auf einer Fläche von ı4 Morgen nur Maiblumenkeime 
getrieben, welche meist nach Amerika gehen. Die Lüneburger Heide selbst liefert 
heute schon und seit langer Zeit durch ihren Reichtum an — wenn auch 


Die Zukunft des Gartenbaus in der Lüneburger Heide, 97 


nur wilden — Beeren einen bedeutenden Exportartikel, namentlich nach Holland 
und Frankreich, wohin jährlich eine grosse Menge von Heidelbeeren und Wach- 
holderbeeren versandt werden. 

Was die Beschaffung des notwendigen Düngers für die Gartenkultur anlangt, 
so liegen auch in dieser Beziehung die Verhältnisse ziemlich günstig. Ob die 
Dungstoffe aus den nahen Städten der Lüneburger Heide zugewandt werden 
könnten, will ich dahingestellt sein lassen. Findet sich hierfür eine rationelle 
Verwendung, so wird das auch möglich sein. 

Für die Verbesserung des Bodens durch Beimischung künstlicher Dünge- 
mittel aber wie: Erden, Salze, Abfallstoffe,. Guano, Seeschlick liegen die Ver- 
hältnisse kaum anderwärts so günstig wie hier, und lässt sich deren Verwendung 
durch geeignete Anlagen von Feldbahnen sehr erheblich erweitern. Die Dünge- 
salze finden sich bei Magdeburg in grossen Lagern, Mergel in zahlreichen Lagern 
über die ganze Lüneburger Heide verbreitet, wu derselbe durch Erdbohrer erschlossen 
wurde, der Seeschlick in grossem Überfluss im Mündungsgebiet der Elbe und 
Weser. Auch an animalischem Dünger fehlt es nicht allzu sehr, weil die Marsch- 
bewohner den Dünger von ihren Kühen vielfach entbehren können, und die Vieh- 
zucht selbst in der Lüneburger Heide infolge des erweiterten Wiesen- und Futter- 
baus sich bedeutend gehoben hat. 

Auch der Absatz der Erzeugnisse der Lüneburger Heide wird sehr gefördert 
durch das Bahnnetz: Ulzen—Bremen, Hamburg - Bremen und Hamburg— Hannover. 

Was die Arbeiterverhältnisse anlangt, so liessen sich Gartenbauarbeiter nicht 
schwer gewinnen. Die Arbeit im Garten gehört zu den gesundesten Beschäftigungen 
und wird meist im Sommer betrieben. 

Von segensreicher sozialer Bedeutung würde es daher sein, wenn aus den 
engen Wohnungen der nahe gelegenen Grossstädte alljährlich ein Bruchteil der 
städtischen Bevölkerung in gesundester Gegend und in einem dem Menschen so 
sehr zusagenden Betriebszweige Gelegenheit zur Arbeit geboten würde. 

Schwer ins Gewicht fällt bei der Anlage einer Gärtnerei in der Nähe einer 
Grossstadt der hohe Preis, welcher bier für Grund und Boden gefordert wird, 
gleichviel von welcher agronomischen Beschaffenheit derselbe ist. Vor allen 
anderen Gebieten hat der Boden in der Lüneburger Heide den grossen Vorsprung, 
dass derselbe noch äusserst billig zum Verkauf steht. Dadurch also, dass das 
Anlagekapital für einen gartenbaulichen Betrieb hier ungleich geringer sein würde, 
würde sich damit ein Ausgleich gegen andere, vielleicht ungünstigere Bedingungen 
vollziehen lassen. 

Wenn wir nach diesen allgemeinen Erwägungen über die äusseren und 
allgemeinen Vorbedingungen für das Gedeihen des Gartenbaus, denen sich noch 
manche andere hinzufügen liessen, die Frage aufwerfen, welche Aufgabe, welches 
Ziel der Gartenbau im Gebiete der Lüneburger Heide zu verfolgen hat, was hier 
mit Erfolg zu kultivieren ist, so kommt uns bei Beantwortung dieser Frage die 
Natur selbst mit einem Fingerzeig zu Hilfe. 

Kein Zweifel kann nach Lage der Verhältnisse darüber bestehen, dass zunächst 
die Kultur von Beerenobst sich lohnen möchte. Schon seither konnte man die 
Lüneburger Heide als einen grossen Natur-Garten für wilde Beeren, insbesondere 
Heidelbeeren, Preisselbeeren, Wachholderbeeren, Brombeeren betrachten. Durch 
den Export, welcher mit diesen geschätzten Artikeln weithin und seit langer Zeit 
in bedeutendem Umfange betrieben wird, haben sich schon lange gefestigte Be- 
ziehungen im Beerenhandel gebildet; auf dieser Grundlage kann weiter fortgebaut 
werden. Dazu kommt, dass inmitten der Lüneburger Heide sich auch noch eine 


98 Die Zukunft des Gartenbaus in der Lüneburger Heide. 


andere Gelegenheit zur Verwertung des Beerenobstes, zur Herstellung von Beeren 
saft und Beerenwein durch das Fruchtweingeschäft von AuG. RÖDErRs in Soltau 
bietet. Die Versuche überdies, welche die weit bekannte Firma auf eigenem 
Terrain mit dem Bau von Gartenfrüchten gemacht hat, bestätigen, dass alle 
gangbaren Beeren sich in der Lüneburger Heide kultivieren lassen und zu schöner 
Reife gedeihen. 

In zweiter Linie aber kommt der Obstbau in Betracht, wofür die Bedingungen 
an vielen Stellen der Lüneburger Heide, wie vorliegende Versuche beweisen, recht 
günstige sind. 

Die Lüneburger Heide bietet in vielen Teilen die Grundbedingungen zum 
Obstbau: Freie Lage, durchlässigen Boden, mildes, durch den fortschreitenden 
Waldanbau noch immer weiter sich besserndes Klima. 

Bei Erwähnung des Obstbaus berühren wir übrigens einen Zweig des Garten- 
baus, welchem in der Provinz Hannover überhaupt schon seit langer Zeit, in 
neuester Zeit aber ganz besonders, von vielen Seiten ein hervorragendes Interesse 
zugewandt wird. Schon ziemlich früh sind hier Bestrebungen zur Förderung dieses 
Kulturzweiges hervorgetreten, nicht sowohl im Gartenobstbau, als vielmehr zur 
Bepflanzung der Chausseen mit Obstbäumen. 

Noch vor 60 Jahren trug die hannoversche Staatsregierung Bedenken gegen 
die Bepflanzung der Chaussen mit Obstbäumen, indem sie der Meinung war, 
solche Anlagen könnten nicht gedeihen, weil sie den Beschädigungen zu viel 
ausgesetzt seien und später nichts oder doch nur geringen Nutzen bringen würden. 
Nach grossen Anstrengungen, seltenem Eifer und vielen Vorstellungen, gelang es 
dem hochverdienten Chaussee-Wegbaumeister SÖHLCKE in Göttingen den Anfang mit 
der Bepflanzung der Chausseen mit Obstbäumen mittels eines zur Verfügung 
gestellten Kapitals von 2000 Thalern zu machen. Mit unermüdlichem Eifer nahm 
sich dieser Baubeamte nun der Pflanzungen an und ruhte nicht, bis alle in seinem 
Inspektionsbezirk fertig gebauten Chausseen mit Obstbäumen bepflanzt waren. 

Die Erfolge dieser energischen Bestrebungen liegen heute klar zu Tage, denn 
es giebt kaum ırgendwo schöneres Alleeobst wie im Süden der Provinz Hannover. 
Und welche Einnahmen sind seitdem dem Staate aus diesen Anlagen erwachsen! 
Es ist vorgekommen, dass einzelne gute Sorten Gravensteiner und Prinzenäpfel 
mit 60 ja 69 Mk. pro Baum verkauft worden sind. 

Noch bis auf diesen Tag geht von Göttingen unausgesetzt Anregung aus für 
den Obstbau an öffentlichen Wegen. An Stelle des Wegbau-Inspektors SÖHLCKE 
ist der Landes-Bauinspektor Parısıus in Göttingen getreten, welcher in dem Geiste 
SÖHLCKES weiter arbeitet, eine Anleitung zur Pflege des Obstbaus herausgegeben 
hat, Unterrichtskurse für Obstbaumwärter erteilt und insbesondere die Wegbau- 
Aufseher zur Pflege der Obstbäume anleitet. 

Ein dort amtierender Chausseebau-Aufseher, CHRISTIAN KnIEp ın Duderstadt, hat 
sich zu einem unserer bedeutendsten und bekanntesten Pomologen emporgearbeitet, 
welcher mit seinen Erzeugnissen auf vielen Ausstellungen namentlich auch auf der 
Wiener Weltausstellung 1873, hier mit 509 Sorten Äpfeln und 253 Sorten Birnen, die 
grösste Kollektion auf der Ausstellung, vertreten war und den ersten Preis erhielt. 
Der Bericht der Ausstellung hob hervor, dass das Deutsche Reich einen Aussteller 
geschickt habe, der seinem Vaterlande Ehre mache. 

CHRISTIAN KNIEP ist es auch, welcher mit Reiseunterstützung verschiedene 
Länder: Österreich, Italien, Baden, Bayern, Schweiz, Frankreich, Luxemburg etc. 
bereiste. Auf Grund seiner gewonnenen Anschauungen konnte er 1880 sagen, 
dass die Provinz Hannover in Beziehung auf ihre Strassenpflanzungen hinter den 


Bar 


Die Zukunft des Gartenbaus in der Lüneburger Heide, 99 


bezeichneten Ländern nicht zurückstehe, ja manchem derselben bedeutend voran 
sei, weil die Verwaltung seit fast 60 Jahren bestrebt gewesen sei, diesem Kultur- 
zweige ihre besondere Aufmerksamkeit zu widmen. 


Nun könnte man fragen: Was haben denn diese Obstbau-Verhältnisse in dem 
gebirgigen Süden der Provinz mit dem Gartenbau oder dem Obstbau in der 
Lüneburger Heide zu thun? Meine Antwort ist diese: das hier vorgeführte Beispiel 
soll, wie so viele andere, uns belehren, dass der Erfolg einer Idee zumeist doch 
von der Energie eines oder weniger Menschen abhängt, mit der ein vorgestecktes 
Ziel, welches vielleicht von manchem belächelt und für unausführbar gebalten 
wird, verfolgt wird. 

In der Provinz Hannover und grade in der Lüneburger Heide hat sich schon 
mehr als einmal die Erfahrung bestätigt, dass die Energie des Menschen da am 
grössten sich entfaltet, wo die Natur am wenigsten gegeben hat. 


Die Geschichte des Gartenbaus und besonders des Fruchtbaus in der Lüne- 
burger Heide führt uns über einen Zeitraum von etwa 60 Jahren zurück und 
datiert von der Begründung des landwirtschaftlichen Provinzialvereins zu Ulzen. 


Dieser Verein, welchem, wie schon gesagt, die höchsten Verdienste um die 
allmähliche Erschliessung der Lüneburger Heide gebührten, teilte seine Arbeiten in 
eine Anzahl von Sektionen, unter denen sich auch eine solche für den Garten- 
und Obstbau befindet. Leitend und grundlegend für die Arbeiten dieser Sektionen 
waren die Worte, welche der Oberst von HAMMERSTEIN bei der Eröffnungsrede 
des Vereins am 22. März 1830, in welcher als Hauptmittel zur Erreichung des 
Vereinszweckes »die gemeinsame Veranstaltung landwirtschaftlicher Lektüre« 
hingestellt wurde, aussprach und welche lauteten: 


»Bei der Auswahl unserer Lektüre empfehle ich Ihnen ganz besonders auch 
den edlen Gartenbau zu berücksichtigen, der von der einen Seite als das erste 
Element der Agrikultur und der Landwirtschaft im grossen, von der anderen aber 
auch als die höchste Stufe eines rein wissenschaftlichen Landbaues und produktiver 
ländlicher 'Thätigkeit erscheint. Ein grosser und vollkommener Gärtner hat in 
seinem Garten von wenigen Morgen Flächengehalt mindestens ebensoviel darin zu 
thun, als der Tausende von Morgen kultivierende Landwirt, und kann, so über- 
trieben dieser Satz auch erscheinen mag — dennoch, wenn es ihm an Absatz 
seiner Erzeugnisse nicht fehlt, in Wahrheit, und wie es die Erfahrung bestätigt, 
ebenso vielen Geldertrag aus demselben hervorbringen, als dieser aus seinen weit- 
begrenzten Fluren. Welcher ungemein grosse Nutzen kann aus der Vervollkomm- 
nung dieses Zweiges der Landwirtschaft bei uns hervorgehen, wo man über eine 
Nahrungslosigkeit der arbeitenden Hand klagt, die sie selbst um das stallähnliche 
Obdach in Verlegenheit bringt, während man noch unkultivierte Räume hat, die 
Hunderttausende von Menschen und Vieh ernähren können.« 

Wenn nun trotz dieser aufmunternden Ansprache und der Zuversicht, die 
daraus hervorleuchtet, die Gartenbausektion zur Zeit so sehr grosse Erfolge ihrer 
Wirksamkeit nicht aufzuweisen vermag, so mag das daran liegen, dass zur Hebung 
der Landwirtschaft in der Lüneburger Heide zunächst noch wichtigere Arbeiten 
auszuführen waren, Arbeiten, die sich in Zukunft auch für den Gartenbau nützlich 
erweisen werden. Namentlich waren, wie früher bereits erwähnt wurde, Riesel- 
wiesen anzulegen, die Viehzucht zu heben, Forsten anzulegen, der Boden zu 
verbessern. 

Gleichwohl hat aber auch der Gartenbau einige bemerkens- und beachtens- 
werte Fortschritte gemacht, und sind in der Lüneburger Heide Kulturen angelegt, 


IOoo Die Zukunft des Gartenbaus in der Lüneburger Heide. 


die darauf schliessen lassen, dass auch die Lüneburger Heide berufen sein wird, 
dem Gartenbau in naher Zukunft mehr als bisher seine Sandschollen zu öffnen. 

Das Bestreben der Gartenbausektion ist in erster Linie darauf gerichtet ge- 
wesen, den besseren, bis dahin unbenutzten Heideboden durch Anlagen von Obst- 
plantagen zu verwerten. Durch Wort, Schrift und pekuniäre Beihilfe ist es gelungen, 
20 solcher Plantagen in Grösse von I—50 Morgen anzulegen, welche fast durch- 
weg gut eingeschlagen sind. 

Als Prinzip für das Gelingen solcher Unternehmungen wird hingestellt: Anbau 
von nur wenigen, für die klimatischen und Bodenverhältnisse geeigneten Sorten, 
welche eine gute Verkaufsware bilden und Pflege des Beerenobstes. Bevorzugt 
werden sogenannte Halbstämme. 

Die Obstplantagen werden vielfach gegen Osten, Norden und Westen durch 4—5 
Reihen Kiefernbäume geschützt. Je nach der beabsichtigten Nutzung des Bodens 
werden die Bäume sehr weit oder enger gepflanzt. Der eine benutzt den Boden 
als Ackerland, der andere legt ihn in Schafweide. In einem Falle, nämlich in 
der RErarpschen Obstanlage in Hankensbüttel erhielten die Bäume einen Abstand 
von Io #2. Um den Boden stickstoffhaltiger zu machen, wurden zwischen den 
Baumreihen Lupinen gesäet, welche untergepflügt wurden, und wurde dann die 
ganze Fläche mit Schafweide angesäet. 

Die grösste Obst-, Beeren- und Fruchtpflanzung inmitten der Lüneburger Heide 
ist die der bereits genannten Firma August RÖDers in Soltau, Die Plantage bedeckt 
eine Fläche von rund 50 Morgen, von welcher etwa 4o. Morgen mit Stachel- und 
Johannisbeeren, 2 Morgen mit Erdbeeren, der Rest mit anderen Obstpflanzen 
bestanden sind. Der Boden dieser Pflanzungen liegt teils niedrig, teils hoch, und 
ist sehr verschiedener Art; es kommt sowohl kalter, feuchter, eisen- und salzhaltiger, bis 
zu 1,5 m Tiefe entwässerter Boden vor, wie auch milder Lehmsand, leichter Moor- 
und humusreicher Waldboden. Unter letzterem steht ein zoprozentiger Mergel, mit 
welchem bereits alle Pflanzungen verbessert worden sind und zwar mit 240—320 
Fuder auf je 4 Morgen. Gedüngt ist im letzten Jahre mit über 1000 Fuder 
Kompost aus Torf, Plaggen, Fabrikabfällen, Wolle, Federn und Mist. Die auf dem 
hochgelegenen milden Lehmsand gewonnenen Früchte sind besser und süsser wie 
‘die von den übrigen Bodenarten und Lagen. 

Herr RÖDERsS verwertet die auf seiner Plantage geernteten Früchte selbst, in- 
dem er Fruchtweine herstellt. In seiner Fruchtweinkelterei kommen zur Ver- 
wendung: Äpfel, Birnen, Kirschen, Zwetschen, Pflaumen, Quitten, Aprikosen, Pfir- 
siche, Himbeeren, Erdbeeren, rauhe, sowie rote amerikanische Wein-Stachelbeeren, 
rote, weisse und schwarze Johannisbeeren, Rhabarber, Heidelbeeren, Brombeeren, 
wilde Himbeeren ünd Walderdbeeren. Aus dieser Aufzählung mögen Sie ersehen, 
wie vielseitig der Fruchtbau mitten in der Lüneburger Heide betrieben wird. 
Und dass davon auch grosse Mengen erzeugt werden, lässt sich daraus ermessen, 
dass die Kellereien des Herrn Aucust RÖDERS ein Fasslager von 2500 Oxhoft und 
ein Flaschenlager von rund 140 000 Stück aufweisen. Die gewonnenen Weine sind» 
wie ich mich mehrfach an Ort und Stelle, wie auch durch Bezug derselben nach 
Berlin überzeugt habe, von grosser Güte im Geschmack, sowie in der Haltbarkeit 
und sind sehr preiswert. 

Die nächst bedeutendere Plantage möchte die von REFArD in Hankensbüttel 
sein, welche 1889 etwa 16 Morgen umfasste. Sie wurde angelegt auf Boden 6.—8 
Klasse. Die Baumlöcher wurden mit Kompost ausgefüllt. Das Land wurde auf 
40—50 cm Tiefe umgebrochen. Ausdrücklich wird bemerkt, dass das hier in eine 
Plantage gelegte Land sich zur Ackerkultur nicht mehr rentabel erwies und auch 


Die Zukunft des Gartenbaus in der Lüneburger Heide. IOI 


zur Weide vielfach nicht geeignet war, höchstens hätte es zur Aufforstung benutzt 
werden können. Allein von dieser letztbezeichneten Kultur würden erst künftige 
Geschlechter Nutzen gezogen haben, und so entschloss sich der Besitzer, auf mehr- 
fache Anregung 1884 mit der Anlage einer Obstplantage vorzugehen, welche denn 
auch bis jetzt die kühnsten Erwartungen übertroffen hat. 

Noch eine andere Obstplantage sei hier erwähnt, diejenige auf Brümmerhof 
bei Soltau, weiche die älteste sein dürfte und bereits 1840 von dem Hofbesitzer 
H. BRÜMMERHOoF auf Boden 6. Klasse, teils leichter Sand-, teils Moorboden, begonnen 
wurde. Auf etwa 5 Morgen wurden im ganzen 600 Obstbäume gepflanzt, und zwar 
Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen. 

Diese Anlage war aber als eine rationelle nicht anzusehen. Denn erstens 
wählte der Besitzer hohe Stämme, welche nicht genügend Schutz hatten und 
zweitens pflanzte er zu vierlerlei Sorten, allein 40 verschiedene Pflaumensorten. 
Heutzutage geht man mit der Anlage von Plantagen rationeller vor, wählt Halb- 
stämme und wenige gangbare Sorten. 

Eine von der Sektion für Obst- und Gartenbau des land- und forstwirtschaft- 
lichen Provinzial-Vereins prämierte Obstplantage auf geringem Boden ist die von 
Kar H. MEYER in Bergen bei Celle. Dieselbe wurde auf einer Ackerkoppel von 
60 Morgen im freien Felde in einem Umfange von 2'j;, Morgen hergerichtet. Die 
Pflanzlöcher wurden mit guter Komposterde, etwas Kalk und Dünger ausgefüllt. 
An der Aussenseite wurden nach Norden und Westen hochstämmige Obstbäume 
gepflanzt und zwar Kirschen, Äpfel und Birnen. Im Süden und Östen sind am 
äusseren Rande einige Reihen mit Zwetschen angelegt; in der Mitte aber wurden 
halbstämmige Obstbäume mit nur ı—ı'/, » Stammhöhe, und zwar ııo Äpfel, 
38 Zwetschen und etwas Weichselstrauch - Kirschen gepflanzt. Als Schutzwehr 
gegen Frost und Wind wurde diese Plantage nach Norden, Osten und Westen zu 
mit einer Tannenhecke eingefasst. Die Anpflanzung zeigt ein frisches gesundes 
Aussehen. 

Endlich seien noch erwähnt die Obstplantagen auf Heidboden des Gutsbesitzers 
CARL SCHEIDMANN in Gudehausen bei Wiensen a. d. A.,, 2 Morgen gross, und die 
gleichfalls prämiierte des Hofbesitzers KAısEr in Molbath bei Rosche im Kreise 
Ulzen. Die letztere ist 4 Morgen gross und ist bepflanzt mit 234 Äpfel-, 70 Birnen-, 
30 Kirschen-, 60 Pflaumen-, zo Pfirsich- und Aprikosenbäumen und mit 75 Stück 
Haselnusssträuchern. Die Zwischenräume sınd mit Beerenobststräuchern besetzt. 
Die Anlage hat sich gut entwickelt. 

Die Ihnen hier soeben vorgeführten Ergebnisse, welche die mit der Anlage 
von Obstplantagen auf Heideboden gemachten Versuche ergeben haben, berechtigen 
m. E. zu grossen Hoffnungen für eine weitere Ausdehnung dieses Zweiges des 
vaterländischen Gartenbaus in einer unserer verrufensten Gegenden. Dass diese 
Hoffnung in den zunächst beteiligten Kreisen gleichfalls geteilt wird, dafür spricht 
gerade der Eifer, welcher nach dieser Richtung in den letzten Jahren von mehreren 
Seiten bewiesen worden ist. 

Der Prozinzialverein zu Ülzen verteilt nicht nur Prämien für rationell aus- 
geführte Plantagen, sondern er sorgt auch für die Ausbildung von Baumwärtern, 
deren es jetzt bereits 30 im Vereinsbezirk giebt. Dieselben werden auf Kosten 
der Provinz, sowie der Haupt- und Lokalvereine bei SCHIEBLER in Celle in einem 
zweimaligen, auf je 3 Wochen bemessenen Lehrkursus ausgebildet. 

In neuester Zeit hat der Kreis Ulzen sogar einen Kreis-Obstgärtner mit einem 
Gehalt von 1000 Mk. angestellt, welcher als Wanderlehrer fungiert, Obstplantagen 
anlegt und über Bepflanzung und Pflege der Bäume an Ort und Stelle Belehrung giebt. 


102 Statistisches zu der Werderschen Ausstellung. 


Für Verwertung des Obstes wird neben dem bereits genannten Fruchtwein- 
geschäft durch Anlage einer Musterdörranstalt Fürsorge getroffen. 

Sehr anregend haben auch die Vorträge gewirkt, welche Herr B. v. USLAR- 
Hannover im Jahre 1884 im Lüneburg’schen über »Rationelle Obstkultur« gehalten 
hat. Seit dieser Zeit ist Zug in die Sache gekommen, und nachdem einzelne An- 
lagen in vorzüglichem Masse gelungen und als Vorbild dienen, gewinnt dieser 
Zweig der Gartenbaukultur in der Lüneburger Heide immer mehr Ausdehnung. 

Aber es ist doch der Obst- und Beerenobstbau nicht allein, welchem eine 
bedeutende Zukunft in der Lüneburger Heide bevorsteht. Auch für die Hebung 
des Gemüsebaus werden Anstrengungen gemacht. Im Süden der Lüneburger 
Heide betreiben Braunschweiger und Hildesheimer Konservefabriken den Spargel. 
bau und den Anbau von Erbsen auf grösseren Flächen. Im Norden gewinnt 
der Gemüsebau auf dem Felde an Ausdehnung für den Absatz nach Hamburg. 

Beim Schluss meiner Ausführungen glaube ich annehmen zu können, dass ich 
den Erwartungen, welche an den Vortrag gestellt werden durften, einigermassen 
habe entsprechen können, denn ich glaube genügende Thatsachen angeführt zu 
haben, aus welchen erhellt, dass der Gartenbau in der Lüneburger Heide eine 
Stätte gefunden hat, und derselbe bier den Boden zu einer gedeihlichen Weiter 
entwickelung findet. Wenn ich nicht allen Erwartungen habe entsprechen können, 
so bitte ich zur Entschuldigung den einen Umstand vor allem in Erwägung 
nehmen zu wollen, dass ıch nicht als Gärtner von Beruf habe sprechen können, 
sondern als Nationalökonom, der seine Aufgabe wesentlich darin zu erkennen 
glaubt, die Fortschritte der Bodenkultur mit prüfendem Auge zu verfolgen und da, 
wo sich ein Erfolg versprechen lässt, in geeigneter Weise auf gewonnene Resultate 
hinzuweisen und damit Anregung zu geben. Vielleicht fühlen sich jüngere Gärtner, 
welche diesem Vortrage zugehört oder denselben später lesen werden, angeregt, 
einmal das Feld in der Lüneburger Heide zu sondieren und sich dort ansässig 
zu machen. Und wenn es auch nur einer wäre, der dort mit Erfolg einen Garten- 
baubetrieb einrichtete, so wäre das für die Entwicklung des Gartenbaus in 
unserem Vaterlande schon ein Gewinn und eine Frucht dieses meines Vortrages. 


Statistisches zu der Werderschen Ausstellung 
vom 17.—20. September 1891. 
Vom Kgl. Garten-Inspektor K. Koopmann, Kgl. Gärtnerlehranstalt Potsdam. 


Die Weıdersche Ausstellung war mit 173 Äpfel-Sorten und 253 Birnen-Sorten 
beschickt, falsche und namenlose Früchte ausgeschlossen. 

In nachfolgender Zusammenstellung sind einerseits die für Werder und Um- 
gegend, sowie andererseits die für die Provinz Brandenburg anscheinend wert- 
vollsten Obstsorten namhaft gemacht, geordnet nach der Anzahl der ausgestellten 
Teller oder Körbe. 


A. Äpfel. 

Für Werder und Umgegend. Ausgestellt, Für Provinz Brandenburg. 
I. Winter Gold-Parmäne .„. . 151 mal (127 Teller, 24 Körbe) Geflammter Kardinal... 2ı mal 
Sn chanlachretenBarnane.).. 126,» LIED > Winter Gold-Parmäne . . 20 » 
3 Geilammterg Kardinal... ..124. >»  1osen 10) ©» Kaiser Alexander ..... I9g » 
AS Gravenstenenr su... 85 >» TOD 6 Brinzenapielersr 19 » 
5. Pariser Rambour-Reinette. 84 » 82» 2,08» Grayenstenene 17» 


en 


Statistisches zu der Werderschen Ausstellung. 103 
Beskensers Alexander 2. 78 mal 69 Teller, g Körbe) Grosse Casseler Reinette 16 mal 
7. London-Pepping.....- Dan 10 0» 1.02» Pariser Rambour-Reinette ıı 
8. "Werderscher Wachsapfel . 60 » > am Danziger Kantapfel..... ıı 
9. “Roter Eiserapfel .... .. sg» SO > > Ananas-Reinette...... II 
10. *Glanz-Reinette .. ..... 55 >» Deu 3 »  ®Muskat-Reinette. . .... ie 
ı1. “Züricher Transparent 37 2 30,» 6 » London-Pepping ..... 9 
ı2. Roter Winter-Tauben-Apfel 37 » 350» 2 *Landsberger Reinette 9 
13. *Purpurroter Cousinot 35,3 Ban 1» TERN» *Königlicher Kurzstiel... 8 
Tas enmzenapfele., cn. 2... 32» 30» DEEE> SParkersh Beppinesa. an 8» 
15. Grosse Casseler Reinette . 29 » De > AED Winter-Taubenapfel ... 3 
16. Danziger Kantapfel 25 » DA 1205 Orleans-Reinette ..... le 
WSEOnleans-Remetten ne... 22 » 22 — .» Charlamowsky. ...... 7» 
TS3s Charlamowsky .ı 2 0. 1900 > TO.» . Langtons Sondergleichen 7 
19. *Grüner Fürstenapfel IS « 18.2. iR Baumanns Reinette.... 7 » 
20. "Graue Herbst-Reinette. . 7» 16 » De *Roter Herbst-Calvile... 6 » 
21. "Königin Elisabeth ..... I5 » IS? --». —aeen SHlarberts, Rejnetter. 702 089 
Da GrauesttanzinReinette 2... 140» Ta» > Graue franz. Reinette .. 5 » 
23. "Winter-Rambour ...... Ta ee) 2 Nlantapielesene ee 5» 
24. Gold-Reinette von Blenheim 12 » Now 200 *Ribston-Pepping ..... 5 
SuaRdel Borsdortere.. . 0% 12003 Bra» a "Champagner Reinette .. 5 » 
26. Langtons Sondergleichen „ ı2 » II > "Rheinischer Bohnapfel . 5.8 
ZEN nanas-Reinetten. 2... 10102» 11 Da 5) Scharlachrote Parmäne A 
DS RotersStettinen ... 0... II » men, Edel-Borsdorfer...... 42? 
29, Gelber Bdelapfel.. ....... Io » 90.» > NoterStettinen eu: 4 
Bo i@elberspellelleunin...... 10 2% 10...» —eeD Gold-Reinette v. Blenheim 4 
31. Baumanns Reinette...... Io » Ko: 2 ®Burchardts Reinette 42 
BrBicnene 
1. Gute Louise von Ayranches 87 mal (68 Teller, 19 Körbe) Williams Christbirne.. .. 26 mal 
2. Williams Christbime...... 72 » 59 » 12002 Gute Louise v. Avranches 20 
3. Clairgeaus Butterbirne ... 55 » 49» 08 Clairgeaus Butterbirne. . 19 
4. Napoleons Butterbirne . . > 44.» aD Napoleons Butterbirne... 17 » 
5. Holzfarbige Butterbirne .. 49 » Ma om Diels Butterbirne. ....ıI5 » 
6. Köstliche von Charneu 46 » Zu > 90.» Andenkenanden Congress I5 
TelWielss Butterbirne ss... 40.» AS > 7» Holzfarbige Butterbirne . I4 » 
Se Sehwesterbirmne „2.0... 39 » 2008» Io» Esperens Herrenbirne 13 
9. Colomas Herbst-Butterbirne 32 25,28 TR Boses Flaschenbirne .... I0 » 
10. Esperens Herrenbirne.... 31 » 202% > Grumbkower Butterbirne Io 
11. Boscs Flaschenbirne ... a0» ZU AE> Herzogin von Angouleme Io 
7228 Generallbottlebenr ...., 28 > 2A > a» Köstliche von Charneu 9 
13. Holländische Feigenbirne . 26 » Ion» Te > Neuenkoiteauge rn ae 9 
14. Grumbkower Butterbirne 25» AR 4» Liegels Winter-Butterbirne 9 
25. Wenzener Burgbirne „... 2I » 200» 105» *Amanlis Butterbirne ... 8 » 
16. Weisse Herbst-Butterbirne 20 » 18 » 202 Weisse Herbst-Butterbirne 7 
17. *Ananasbirne von Courtray IQ .» TO: > 32 Blumenbachs Butterbirne 7 » 
Tess Neue, Poiteoun 22.2... 180» TOR > ZU Gellerts Butterbirne 7 > 
2092 Eorellenbime .. ... N BON 23 9 » 72» Colomas Herbst-Butterb. 6 » 
20. Liegels Winter-Butterbirne ı5 » LIeN > A» Holländische Feigenbirne 6 
DsbBiunies von -longrese .... 100» TA > Te Birne von Tongres.... 6 » 
22. Herzogin von Angouleme. 13 » TI > 207 Morellenbiunegesisser eu 0 
23. Blumenbachs Butterbirne 7303 I2r >» 129 Hardenponts W -Butterb. 6 
24. *Winter-Dechantbirne .... 12 » gr» 2 "Gute Graue... 2.2... 2 
25. *Zephirine Gregoire. . ... 12 » TORE > 2 Schwesterbirne ...... 5 
26. Hardenponts W.-Butterbirne ıı » Be Ze General Tottleben 5 


IO4 Statistisches zu der Werderschen Ausstellung. 


27. Gellests Bütterbixne .... ıımal $ Teller, 3 Körbe) Lenzener Burgbirne ... 5 mal 
28. Andenken an den Congress Io » TR > 38 "Philipp Goes 
29. *Holländische Butterbirne . Io » Se 2» 


Die mit * bezeichneten Sorten sind in (dem nebenstehenden Sortiment nicht vertreten. — 


Es fiel auch in der Werderschen Ausstellung von neuem wieder auf, dass eine 
Anzahl der zur Zeit vom Deutschen Pomologen-Verein zum allgemeinen Anbau 
empfohlenen Sorten nur selten oder garnicht in Kultur genommen ist und. jeden- 
falls nur lokale Bedeutung behalten hat; es möchte sich daher empfehlen, solche 
Sorten möglichst bald aus dem Sortiment zu streichen, zumal da dasselbe immer 
noch viel Beachtung findet und viel in den Baumschul-Katalogen oft durch fetten 
Druck auf diese Sorten hingewiesen wird. Ausstellungen wie Obstzüchter haben 
nach meinen Aufzeichnungen auf den Ausstellungen der letzten ıo Jahre ihr 
richtendes Wort z. B. über folgende Birnen-Sorten gesprochen: Esperine, Lion Gre- 
goire, Queenbirne, Seckelsbirne, Comperette, auch zum Teil über Kuhfuss und 
Winter-Nelis; sodann unter frühreifenden Birnen über Grüne Tafelbirne und 
Hannoversche Jakobsbirne;, auch die Bunte Mundnetzbirne findet man selten. 
Dagegen ist auf allen Ausstellungen ein und derselbe Stamm einiger edler Birnen- 
Sorten in grosser Anzahl vertreten, unter diesen sind die wichtigsten: 

Gute Graue, Gute Louise von Avranches, Williams Christbirne, Clairgeaus-, 
Napoleons- und Diels Butterbirne, Herbst-Bergamotte, Liegels Winter-Butterbirne 
und eine zu den 50 Sorten des D. P.-V. nicht gehörige Birne: Boscs Flaschen- 
birne. Unter den Äpfeln ist schon ein etwas grösserer Stamm herangewachsen; 
ich meine vor allem einige Sorten, die für alle Baumformen passen und in den 
verschiedensten Lagen gedeihen: 

Winter-Gold-Parmäne, Pariser Rambour-Reinette, Prinzenapfel, Grosse Casseler 
Reinette, geflammter Kardinal, Baumanns Reinette, Königlicher Kurzstiel, Muskat- 
Reinette, Parkers Pepping und Charlamowsky. Ausserdem für Hoch- und Halb- 
stämme: Roter Eiserapfel, purpurroter Cousinot, Danziger Kantapfel, Grüner Fürsten- 
apfel, Champagner Reinette und Rheinischer Bohnapfel. Für Zwergstämme sodann: 
Kaiser Alexander und die beste aller Reinetten im Geschmack: Ananas-Reinette. 

Es sei hier endlich noch auf einige für Werder besonders charakteristische 
Früchte hingewiesen, welche für den Berliner Markt eine Bedeutung gewonnen 
haben: Die Glanz -Reinette und die Werdersche Wachs-Reinette (Wachsapfel), 
letztere besonders edel und bekannt als der Lieblingsapfel des hochseligen Kaiser 
FRIEDRIRCH. Unter den Birnen sind es ausser den obengenannten die holländische 
Feigenbirne und die Lenzener Burgbirne, welche, in Werder hochgeschätzt und 
auf dem Berliner Markt begehrt, als sonst ungewöhnlichere Erscheinungen auffallen. 


Rosa canina L. var. Froebelii Christ. (Rosa laxa hort.) 


In No. 4 der Rosenzeitung von 1891, Artikel 4, »Einige Worte über Ölrosen« 
von Dr. G. DiEck, bringt dieser Herr ein Postcriptum folgenden Wortlautes: 

»Ich lege auch einige Zweige der echten Rosa laxa Retz. und einige andere 
von einer Rosa coriifolia-Form aus Turkestan bei, welche die Herren FRoEBEL & Co. 
um jeden Preis und unter Nichtbeachtung aller Proteste der Botaniker zu einer 
Rosa laxa stempeln zu wollen scheinen. Ich besitze von dieser Rosa coriifolia 
einen Busch von ca. 2!/, » Höhe und Breite, der in der That kaum Wurzelbrut 
macht, aber bisher wenig durch Triebkraft auffiel.« 


Ich habe hierauf nicht früher geantwortet, weil ich keine Zeit zu solchen 
Geschichten übrig hatte und eine Rektifikation noch jetzt früh genug kommt. — 


Es ist eine durchaus ungerechtfertigte Entstellung, wenn Herr Dr. DiEck sagt, 
dass wir »um jeden Preis und unter Nichtbeachtung aller Proteste der Botaniker« 
den Namen R. laxa beibehalten wollen. — Ich habe seiner Zeit in verschiedenen 
Fachblättern die Entstehungsgeschichte der von mir als hervorragend gute Wildstamm- 
unterlage entdeckten und verbreiteten Rose beschrieben und jeder Unbefangene 
konnte aus dem betreffenden Artikel entnehmen, dass der Name R. laxa solange seine 
volle Bedeutung habe, als von anerkannten Autoritäten, wie Mr. Cr£pın in Brüssel 
oder Herrn Dr. Christ in Basel nicht der richtige wissenschaftliche Name meiner 
Rose festgestellt und veröffentlicht worden ist. Ich habe Herrn Cr£rın dazu alles 
Material gesandt, aber bis zur Stunde noch keine Nachricht von ihm erhalten, 
welchen Namen er meiner Rose zu geben gedenkt. — 


Dagegen habe ich mit Herrn Dr. Christ, dem anerkannten Rosenkenner, 
wegen dieser Rose wiederholt korrespondiert und von ıhm Herbarexemplare der 
echten R. laxa Retz. erhalten, welche evident zeigen, dass diese von meiner Rose 
himmelweit verschieden ist. 


Herr Dr. Christ schreibt mir nun über diese Streitfrage folgendes unter dem 
Benentember v. ].: 

»Über die Rosa laxa lassen Sie sich keine grauen Haare wachsen. — Freund 
CREPIN sandte mir das auch Ihnen zugekommene Zweiglein der Pflanze, die er 
für R. laxa Retz. nimmt. Es gehört allem Anschein nach zur Gruppe der 
Cinnamomeen und kommt von einem Exemplar aus dem Brüsseler Garten, 
welches seinerseits von einem in Schweden kultivierten Exemplar stammt, und 
da die Schweden diese Art aufgestellt haben, nimmt Cre£rın jedenfalls an, die 
Identifizierung sei trotz der langen Zeit (1803) richtig. « 


»Ihre Pflanze, die ich seit Jahren kultiviere, ist nun einmal als eine sehr 
robust und schnellwachsende Wildrose in Gärtner-Kreisen als R. laxa eingeführt 
und man kann fragen, ob es praktisch ist, den Namen sofort wieder zu ändern, 
besonders da die Pflanze Crkrins in der Kultur so gut wie unbekannt sein wird.« 


»Ihre Pflanze ist jedenfalls von ihr sehr verschieden und eine jener Formen, 
bei denen man schwankt, ob man sie den Tomentosae oder den Cäninae zu- 
zählen soll. Ich halte letzteres für richtig. Freilich unterscheidet sie sich 
lebhaft von den bisher beschriebenen Formen der Canina durch die stark 
tomentosen, bläulichen, etwas doppelt gesägten, entfernten Blättchen, von denen 
das unterste Paar auffallend klein ist, während die zwei andern Paare auffallend 
gross sind. Die weissen, besonders kleinen Blüten sind auch sehr apart. Da- 
gegen sind die länglich ovalen Scheinfrüchte mit den zurückgeschlagenen und 
bald abfallenden Sepala, die Absenz aller Stacheldrüsen in der ganzen Inflores- 
cenz, namentlich auch die derben krummen gleichförmigen Stacheln echt canın, 
Es ist eine wohl orientalische Art zweiter Ordnung; ich würde sie also 
charakterisieren: 

R. canina L. subspec. 

R. Froebelii (R. laxa Catal. Froeb. non auct. Suec.) differt a typo floribus 
albis minutis, foliolis glaucis tomento denso brevi tectis sub dupliciter 
serratis magnis valde distantibus, sed infimis duobus parvis. Caetera typı, 
inprimis aculei validi curvi. 

Eamiase re. ?« ! Dr. CHRISF. 


Gartenflora 1892. S 


106 Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


(Übersetzt: Unterscheidet sich vom Typus durch weisse kleine Blumen, graugrüne, mit dichtem 
kurzem Filz bedeckte, fast: doppelt gesägte, grosse, weit von einander entfernte Blättchen, von 
denen die untersten beiden aber klein sind. Das Übrige wie der Typus, besonders die kräftigen, 
gekrümmten Stacheln. 

Materlandeaes ea.) 

Ich dächte, durch Veröffentlichung dieser Korrespondenz genügend bewiesen 
zu haben, dass ich weit davon entfernt bin, mich an einen Namen klammern zu 
wollen, welcher von den Autoritäten, die sich mit der Untersuchung der Angelegen- 
heit befasst haben, nicht anerkannt würde. — 

Da nun Herr Dr. CHrisT gesprochen hat, so dürfte sich Herr Dr. Dieck wohl 
beruhigen und den Namen acceptieren, den ersterer hier vorschlägt. — 

Schliesslich möchte ich noch die Vermutung aussprechen, dass die von Herrn 
Dr. DiEck kultivierte R. corufolıa, welche er für identisch mit meiner R. laxa hält 
und welche — wie er sagt — bisher wenig durch Triebkraft auffiel, mit meiner 
Sorte jedenfalls nichts gemein hat, denn meine Pflanze macht niemals Wurzelbrut 
und zeichnet sich durch bedeutende Triebkraft aus, denn sonst würde sie nicht 
die schönen Stämme bilden können. 


Riesbach-Zürich, Dezember 1891. OTTO FROEBEL. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Zwei Rubus aus Asien. 
Von E. Regel. 
Hierzu Abbildung 25. 

1. Rubus ceaesıusL. var. turke- 

stanica Rgl. 

Differt petalis anguıculato - oblongo- 
lanceolatis, fructibus oblongo-cylindrieis 
polycarpicis. 

A. Regel semina misit e Turkestania. 


Eine Form von Rubus caesıus, die in- 


sofern mit der Stammart übereinstimmt, 
als dieselbe einen weithin nıederliegenden 
Stengel, der den Boden ringsum dicht 


bedeckt und meist dreiblättrige Stengel- 


blätter besitzt, neben einzelnen Blättern, 


welche fiedrig, fast füntblättrig sind, ın- | 
tief 


dem das oberste Blättchenpaar 
zteilig ist. Wenn wir diesen Rubus aber 
dennoch als beachtenswerte Form tren- 
nen, so beruht das auf der Blumen- 
krone, deren Blütenblätter nicht breit, 
sondern sehr schmal, kurz gestielt 


und vom Grunde aus eine schmal- | 


länglich-lanzettliche Gestalt besitzen, dass 
ferner die Sammelfrucht walzig-länglich 


und mit sehr vielen Carpellen (Frücht- 
chen) versehen ist. Ferner ist der Ge- 
schmack der ganzen Beere sehr an- 
genehm süss und saftig. Es wird des- 
halb diese reichtragende und auch in 
Petersburg noch ganz harte Form mit 
der Zeit als eine beliebte Beerenfrucht 
ın unseren Gärten sich verbreiten, um 
so mehr, als dieselbe ausserordentlich 
reichlich trägt. 

Der Stengel ist ım jungen Zustande 
schwach weıss bereift, faststielrund, nıeder- 
liegend, stark verästelt, gleich denZweigen, 
Blütenstielen, sowie der Aussenseite der 
Kelcheundden Hauptnerven der Unterseite 
der Blätter mit abstehenden oben zurück- 


 gekrümmten, nicht starken Stacheln be- 


setzt, die bald dicht, bald mehr entfernt 
von einander stehen. Blätter oberhalb 
grün und fast kahl, unterhalb heller und 
besonders auf den vorstehenden Nerven 
neben der Bestachelung mehr oder 
weniger behaart; die Blätter der stärkeren 
Zweige dreiblättrig; einzelne Blätter der 
üppigsten Zweige sogar fiedrig, fast 


sblättrig, indem das oberste Blättchen 
fast dreiteilig ist. Die obersten Blätter 
der Blütenzweige sind oft auch einfach 
und dreilappig; alle aber herzförmig-oval 
oder oval, zugespitzt und doppelt scharf 
gezähnt. Das oberste Blättchen gestielt, 
die seitlichen kurz gestielt oder fast 
sitzend. Blumen gestielt, einzeln, oder 
zu 2, selten zu mehreren; ın den Achseln 


Neue und empfehl 


enswerte Pflanzen. 


107 


schlagen, vor und nach der Blüte auf- 
recht stehend. Blumenblätter aufrecht 
stehend, anfänglich etwas länger als die 
Kelchblättchen, später häufig kürzer als 
die letzteren. Zweige rötlich und an- 
fangs weiss beduftet. 

In Kultur haben wir diese Form seit 
mehreren Jahren in unseren Baumschulen 


als Rubus aus Turkestan, in einer 


Abbildung 25. 


der Blätter der Blütenzweige. Blüten- 
stiele stets kurz, flaumig und zuweilen 
drüsig-Haumig. Blumen weiss, verhält- 
nismässig klein. Kelchblätter oval, von 
aussen klein bestachelt und beiderseits 
kurz-flaumig, in eine meist schmale, dünne 
grannenartige Spitze ausgehend, welche 
letztere zuweilen nach oben sich ver- 
breitert und lappig ist. Während der 
Blüte sind die Kelchblätter zurückge- 


Rubus caesius L, var. 


turkestanica Reg]. 


lockern, aber kräftigen Erde. Man muss 
bei der Anpflanzung dieser Form ge- 
nügend Raum geben, dass sie sich nach 
allen Seiten 3—4 Fuss weit ungehindert 
ausbreiten kann. Die Früchte reifen im 
August und September. Der Standort 
muss ein durchaus sonniger sein, und 
eine Deckung wurde bei uns bis jetzt 
noch nicht angewendet, doch dürfte eine 
leichte Deckung mit Moos oder mit 
“ S* 


108 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


Laub nützlich sein. Die Früchte sind 
glänzend schwarz, von der Grösse, wie 
solche die beistehende Abbildung zeigt. 


2. Rubus xanthocarpus Bureau 
et Franchet. 
(In Louis Moret Journal de Botanique 
M- annee No73:; p. 46.) 

Ein zweiter Rubus wurde von POTANIN 
vor einigen Jahren aus der nordwest- 
lichen Provinz Chinas »Kansa« in trocke- 
nen Exemplaren und auch etwas Samen 


eingeführt. 
bei uns Pflanzen, die sıch als 
hart ım freien Lande erwiesen, und 
die der Referent als noch neu, schon 
Rubus Potanini genannt hatte. Aber es 
erwies sich, dass BUREAU FRANCHET 
uns zuvor gekommen und diesen Rubus 
schon Anfang dieses Jahres (in L. Moret 
Journal de Botanique V. No. 9 p. 46) 
nach in der 
chuan von M. von BonvALoT und dem 
Prinzen HENRI VON ORLEANS gesammel- 
ten Exemplaren »Rubus xanthocarpus« 
genannt hatten. 


Aus den letzteren erwuchsen | 
ganz 


ı haben. 
benachbarten Provinz Set- | 


Es ist eine ganz niedrig bleibende 
Art mit unterirdischen Ausläufern, deren | 


aufrechte Stengel 20—30 cn hoch werden, 


sich stark verästeln und mit mehr oder | 


weniger zurückgekrümmten Stacheln be- | 


setzt sind. Blätter meist fiedrig-drei- 
blättrig oder seltener fiedrig-fünfblättrig 
oder noch seltener einblättrig. Die Blätt- 
chen am Grunde keilförmig oder herz- 
förmig, sehr kurz gestielt oder sitzend, 
meist lanzettlich spitz und doppelt ge- 
zähnt, oder die obersten lanzettlich und 
zugespitzt. 


Renanthera Imschootiana Rolfe. 

Diese hübsche, mit R. coccinea ver- 
wandte Art wurde durch die Herren 
F. SANDER & Co. von Cochinchina ein- 
geführt. Die Blumen zeigen eine vor- 
waltend zinnoberrote Schattierung. 

Kew. Bulletin, August 1891. 


Pelexia olivacea Rolfe. 
Die Pflanze wurde verflossenen 
Jahre von den Anden eingeführt. Blumen 


im 


und Blätter können wegen der vorwal- 


-tenden olivengrünen Färbung auf Schön- 


heit keinen Anspruch erheben. |. c. 


Seilla bifolia var. Whitallii Baker. 
Eine neue und sehr distinkte Varietät, 
die von E. WHITALL auf dem Taurus 
entdeckt wurde. Die Blätter stehen zu 
dreien und vieren — das vom Typus 
abweichende Merkmal. 


| Gardeners’ Chronicle, X. 3. ser. No. 243. 


Eueryphia pinnatifolia. 

Ein herrlicher Blütenstrauch aus der 
Familie der Hypericaceae, den die Herren 
VEITCH&SONS vor etwa 15 Jahren vonSüd- 
Chile einführten In England und sogar 
in einigen GegendenSchottlands ist ervoll- 
ständig hart und blüht daselbst im August, 
wo die meisten Sträucher lange abgeblüht 
Die Blumen stehen in grossen 
Büscheln auf den Spitzen der jungen 
Triebe und kontrastiert ihre schneeweise 
Färbung gar prächtig mit dem federigen 
Büschel der goldgelben Staubgefässe. 
Gardeners’ Chronicle, X. 3. ser. No. 243, 

kieszı 
Megaelinium Clarkei Rolfe. 

Stammt von West- Afrıka und steht 
M. oxypterum Lindl. am nächsten. Die 
abgeflachte Spindel, das Hauptmerkmal 
der Gattung, ist hier mit purpurbraunen 
Flecken dicht besetzt, Blumen fast von 
derselben Farbe. 

Kew. Bulletin, August 1891. 
Megaclinium leucorachis Rolfe. 
Hier ist die Spindel weiss und zeigen 


| die Blumen eine dunkelgelbe Schattie- 


ebenfalls von 
Ib & 


rung. Die Art stammt 
Afrıka. 
Pholidota repens Rolfe. 

Diese kleine Art mit hell fleischfarbigen 
Blumen ist in Ost-Indien zu Hause. 
Vielleicht nur eine niederliegende Varie- 
tät mit anders gefärbten Blumen von 


P. Griffithi Hook. £. 1. 2e: 


Nerine pancratioides Baker n. sp. 

Diese sehr distinkte und interessante 
Art wurde ganz vor kurzem durch Herrn 
O’BrIEN von Natal eingeführt. Ihre struk- 
turelle Eigentümlichkeit wird bedingt 
durch kleine, viereckige, zweispaltige 
Schuppen, die, ähnlich wie bei Coburgia 
oder Pancratium zwischen jedem der 
Staubfäden auftreten. Die mittelgrossen 
Blumen sind reinweiss, ihre Segmente 
nicht gekräuselt. Die 15—ı8 Zoll langen, 
glänzend grünen Blätter erscheinen mit 
den Blumen zu gleicher Zeit. 

Gardener’s Chronicle, vol. X, N. 255. 

Drymophlaeus appendiculata. 

Eine bemerkenswerte Palme von Neu- 
Guinea mit einem dünnen, geringelten 
Stamme und einer gipfelständigen Krone 
gefiederter Blätter. 
dem Stamme unterhalb der Blätter her- 
vor und sind die Blüten grünlich-weiss. 

Botanical Magazine, t. 7202. 


Rose Laurette Messimy. 

Dies ist die neueste und vielleicht 
distinkteste Varietät, welche man bis 
jetzt unter den Monatsrosen (China 
Roses) kennt. Sie wurde von Herrn 
EB Gumror gezüchtet und zeichnet 
sich durch ausserordentlich langes Blühen, 
kräftigen Wuchs, namentlich aber durch 
eine ganz besondere Färbung ihrer 
Blumen aus. 

The Garden, Vol. XL, No. 1040, t. 828. 
Bulbophyllum dentieulatum Rolfe. 

Diese Art wurde erst vor kurzem von 
Sierra Leone eingeführt. Die Blumen 
sind etwa 3 Linien lang und stehen in 
einer sich neigenden Ähre. Sepalen blass 
purpur-braun, Petalen weiss mit starkem 
purpurnem Mittelnerv und sehr schmalem 
purpurnem Rande. Lippe orangegelb. 

Kew. Bulletin, August 1891. 
Bulbophylium nigripetalum Rolfe. 

Durch die dunkel-purpurne, fastschwärz- 
liche Färbung der Petalen und der Lippe 
fällt diese Art sehr ins Auge. Die Herren 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen, 


| noch 


109 


F. SANDER & Co. führten dieselbe von 
West-Afrika ein. Im Habitus erinnert 
sie an die vorhergehende, hat aber län- 
gere Trauben. Sepalen blass gelblich- 
weiss mit hellbraunen Linien. l..€: 


Neuheiten von den Salomonsinseln. 

In einer kürzlich erschienenen Arbeit: 

»Neue Salomon Islands Plants« 

(Annals of Botany, Vol. V., No. XX.,, 

November, 1891.) 

weist der Verfasser, Herr W. HEMSLEY 
auf mehrere höchst bemerkenswerte Pflan- 
zen hin. Befinden sich dieselben auch 
nicht ın unseren Kulturen, so 


| dürfte dies doch bald der Fall sein, da 


der Rev. B, Comins, welcher dieselben 


ı auf jenen Inseln entdeckte, nach dort 
ı zurückgekehrt ist. 


Rispen brechen aus | 


in San Christoval aufgefunden. 


Hier sei nur auf folgende kurz hin- 
gewiesen: 

Cominsia Guppyi Hemsl. n. gen. 

Diese neue Marantaceen-Gattung wurde 
von Dr. Guppy ın Faro, vom Rev. CoMmIns 
Sie steht 
Phrynium und zwar der Sektion Spicatae 
am nächsten. Ihre vom Blattstiel ab 
2—5 Fuss langen und etwa 9 Zoll breiten 
Blätter sind von dünnhäutiger Substanz, 
länglicher Form und kurz zugespitzt. 
Die weissen oder strohgelben Blumen 
stehen zu etwa 6 ın Büscheln beisammen 
und werden von schmalen, 2—-2'/, Zoll 
langen Bracteen eingeschlossen. 

Auch eine neue Pandanaceen-Gattung 
wurde von Dr. Guppy auf Faro entdeckt, 
doch konnte sie wegen ungenügenden 
Materials noch nicht beschrieben werden. 
Es ist ein 5o Fuss hoher Baum mit 
langen schmalen Blättern und 3—4 Fuss 
langen, sich verzweigenden, weiblichen 
Kolben. 

Dendrobium tigrinum Rolfen. sp. 

Eine sehr distinkte, mit D. atroviola- 
ceum verwandte Art. Die Grundfarbe 
der grossen Blume ist weiss, die Sepalen 
und Petalen sind aber auf ihrer unteren 
Hälfte dunkel-purpurrot gefleckt und 
geadert. G-—e. 


ITIOo 


Kleinere Mitteilungen. 


Kleinere Mitteilungen. 


Sarracenia und Dionaea auf dem Thüringer 
Walde. 

Ich habe seiner Zeit auf dem Schnee- 
kopf ım Thüringer Walde Anpflanzungs- 
Versuche gemacht mit Sarracenia pur- 
purea und flava, sowie mit Dionaea 
muscipula, die sehr gut gelungen waren. 
Durch unberufene Hände sind dieselben 
leider wieder zerstört worden. 

z. Z. Magdeburg. FERDINAND HAAGE. 

Eine syrische Trüffel. 

In einer der letzten Nummern der 
Comptes Rendus beschreibt Herr 
A. CHaTIn eine eigentümliche Trüffel 
unter dem Namen Terfesia. Die Ara- 
ber kennen dieselbe als Kamme und 
grosse Quantitäten werden davon nach 
Damaskus gebracht. Während der Trüffel- 
zeit gelangen täglich zehn Kameel-La- 
dungen Trüffeln dahin. G—e. 


Pflanzen-Produkte in Neu-Guinea, 

Hierüber finden sich einige Notizen 
im Chemist and Druggist, die für 
uns von doppeltem Interesse sein dürf- 
ten, da sie sich auf die deutschen Be- 
sitzungen in Neu-Guinea beziehen. 

Die von Myristica argentea Warb. ge- 
wonnenen und dortals Pala Papua be- 
kannten langen Muskatnüsse bilden ın 
gewissen Teilen des Landes die gewöhn- 
liche Münzsorte und machen mit der 
Massoy-Rinde (Massoia aromatica Becc.) 
die stapelbaren Waren aus, deren sich 
die Eingeborenen bei ihrem Tausch- 
handel mit den weissen Händlern be- 
dienen. Die Wurzel von Derris elliptica 
Benth. wird zum Vergiften der Fische 
benutzt. Die Tabakspflanze ıst den Ein- 
geborenen gut bekannt und wurde von 
ihnen, wenn auch nur in beschränktem 
Massstabe, schon vor Ankunft des Eu- 
ropäers angebaut; seltsamerweise bezeich- 
nen sie aber als Tabak die Frucht des 
Melonenbaumes, Carica Papaya Lin. Von 
Capsicum longum tritt eine kleinfrüchtige 


Varietät als wildwachsend auf (wohl nuı 
naturalisiert). Eins der wichtigsten Pro- 
dukte vom deutschen Polynesien dürfte 
aber Anodendron Aambe Warb. liefern, 
ein Kautschuk haltiger Schlingstrauch, der 
im Neu-Lauenburg-Archipel massenhaft 
auftritt. G—e. 
Das Dörren der russischen Zwiebeln. 

Alljährlich kommen in Deutschlands 
grösseren Städten im Frühjahr sogenannte 
geräucherte russische Zwiebeln auf den 
Markt, die sich ausserordentlich lange 
halten, da sıe nicht austreiben. 

In Wirklichkeit sind aber diese Zwie- 


bein nicht gseräuchert, sondern nur ge- 
w] , 


dörrt. Herr Geheimrat Dr. von REGEL 
schreibt uns darüber: 

Die Zwiebeln werden erst an Schnüren 
an einem warmen, vor Regen geschützten 
Ort an der Luft aufgehängt (bündel- 
weise) und kommen dann auf den 
grossen russischen Ofen, der ganz aus 
Ziegelsteinen konstruiert ist und auf 
seiner oberen Fläche, auf die man die 
Zwiebeln dann zum vollständigen Ab- 
trocknen legt, nur ungefähr 40—6o° R. 
warm wird. Also allmähliches Trocknen 
ist die Hauptsache. 

Lesefrüchte aus alten Schriften. 

Die Knollen von Begonia Balmisiana 
Ruiz aus Acaparco in Mexico werden 
nach KLoTzscH gegen Scropheln gerühmt. 
(KLozzscH in den Sitzungsberichten der 
Gesellschaft naturforschender Freunde, 
1853, August.) 


Kreuzungsversuche vonMatthiola-Arten 
(Levkojen) unter sich gelingen, nicht 
aber mit Cheiranthus Cheiri (Goldlack). 
(KLoTzsch in den Sitzungsberichten der 
Gesellschaft naturforschender Freunde, 
Berlin 1857, August.) 

General von GANSAUGEs Versuche, 
Pfirsich und Mandel zu kreuzen bespricht 


Kleinere Mitteilungen. — Personal-Nachrichten. 


KLOTZscH in den Sitzungsberichten des | 


Gesellschaft 
1857, August. 


naturforschender Freunde, 
IE. W, 
Empfehlenswerter Weiss- und Rotkohl. 
Sende Ihnen zur gefälligen Ansıcht 
zwei Kohlköpfe. Die Weisskohlköpfe 


Man sieht hieraus recht, wenn alle Ver- 
hältnisse in Bezug auf Boden und dessen 


ı Bearbeitung (guten Samen vorausgesetzt) 


richtige, also rationelle Kultur vorhanden 


| ist, wie weit es ein umsichtiger Züchter 


bei diesem Gemüse bringen kann, was 


‚ übrigens immer sehr gesucht ist. 


varıleren fast sämtlich zwischen II —ı2%g | 


bei dieser Sorte meines Züchters, des 
Obergärtners RÖSCHKE in Criewen bei 
Schwedt a. d. O., dem Gut des Herrn 
von ARNIM. Die Rotkohlköpfe erreichen 
die Schwere bis über 5 %g, was ein an- 
sehnliches Gewicht ist beı dieser Sorte. 


JoSEPH KLAR. 
Besten Dank. Die beiden Kohlsorten 
waren auch im Geschmacke vorzüglich, 
namentlich der Weisskohl. Er führt, 
wıe mir Herr KLar mitteilte, den Namen 
Riesenkohl. W: 


Personal-Nachrichten. 


Alphand, der Schöpfer des heutigen Paris. 
T 6. Dezember 1891. 
Von FRIEDRICH HERMANN. 
ans, 7. Dezember. Wer das neue, 
seit dem zweiten Kaiserreiche erstandene 
Paris kennt, hat auch ALPHAND nennen 


| inzwischen 


| 
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| 
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| 


hören, unter dessen Leitung die Um- 


gestaltung vor sich gegangen ist. Seinem 
Wirken und Schaffen setzte er die Krone 
auf durch die 188ger Weltausstellung, 
welche alles bisher Dagewesene auf 
diesem Gebiet weit hinter sich liess. 
JEAN CHARLES ADOLPHE ALPHAND war 


am 26. Oktober 1817 in Grenoble zur | 


Welt gekommen und erhielt dort seine 
erste Bildung. Nachdem er mit Aus- 
zeichnung die Polytechnische Schule 
durchgemacht, trat er in die Schule für 
Brücken- und Strassenbau, von wo er 
1839 als Brücken- 
meister nach Bordeaux geschickt wurde. 
Wegen seines eifrigen Bonapartismus 
ward er dort ın den Gemeinderat ge- 
wählt und mit Haussmann befreundet. 
Er führte namhafte Ufer- und Eisenbahn- 
bauten, besonders aber die umfassenden 
Baumpflanzungen aus, durch welche im 
Departement Landes viele Tausend Hek- 
tare Dünen befestigt und dem Meer 
abgetrotzt wurden. 
schaft wurde HaAussMmann erst Präfekt in 
Bordeaux und dann, 1853, in Paris. Der 


und Strassenbau- 


Unter der Präsident- | 


Kaiser gewordene Naro- 
LEON Ill. beauftragte ihn, möglichst viele 
öffentliche Arbeiten auszuführen, worauf 
HAUSSMANN sofort seinen Freund ALPHAND 
kommen liess. Dieser wurde Verwalter 
aller öffentlichen Anlagen und Pflan- 
zungen, ÖOberarbeiter aller bezüglichen 
Arbeiten. BELGRAND baute damals die 
Siele, BALTARD die grossen Markthallen, 
LEFUEL das neue Louvre, zahlreiche 
andere Baumeister errichteten sonstige 
öffentliche Gebäude. ALPHAND aber hatte 
das Ganze zu übersehen und für die 
eigentlichen Verschönerungen zu sorgen. 
Er schuf das öde kahle Bois de Bou- 
logne zu einem der schönsten Parke 
um, machte aus verlassenen Steinbrüchen 
den Park des Buttes Chaumont, ein 
Stück reizender Felsenlandschaft inmitten 
der Weltstadt. Der Park Monceau, das 
Bois-de-Vincennes, der Park Montsouri, 
die Champs-Elisees verdanken ihm ihre 
heutige Schönheit. Dazu eine Anzahl 
kleinerer Anlagen (uneigentlich squares 
genannt) und Pflanzungen. ALPHAND 
schaffte nicht bloss Licht und Luft im 
Innern der Stadt, sondern brachte überall 
auch grüne Bäume und Rasen, Blumen, 
Standbilder und Wasser hin. Dass die 
neuen breiten Strassenzüge schnurgerade, 
ohne Rücksicht auf Sonne, Wind und 


Wetter angelegt wurden, ist weniger 


Personal-Nachrichten. — Sprechsaal. 


seine Schuld. Stecken wir ja heute 
noch alle in der Bewunderung gerader, 
sonnenverbrannter, von scharfem Wind 
durchfegter Strassen. In Paris waren 
dieselben zudem aus politisch-kriegeri- 
schen Gründen befohlen worden. Der 
Marschall hat die neuen Verkehrsadern 
in Paris abgesteckt. 

Der eigentliche Strassenbau ward erst 
1862 ALPHAND unterstellt. Während der 
Belagerung 1871 führte er, als Ingenieur- 
Oberst, die befestigten Anlagen bei 
Montretout und Boucie-de-Marne aus. 
THıers übertrug ihm, nach dem Tode 
BALTARDS, die Oberleitung über alle 
Bauausführungen der Stadt und des 
Departements. 
zum ersten Generalinspektor desBrücken- 


Im Jahre 1875 ward er 


und Strassenbaues ernannt, die höchste 


Stellung für einen Mann seines Faches. 
Nach dem T'ode BELGRANDs ward ihm 
auch das Sielwesen unterstellt. Bei den 
Weltausstellungen 1867 und 1878 hatte 
er schon mitgewirkt, aber sein Meister- 
werk war diejenige von 1889, deren 


Einrichtung und Leitung ihm sozusagen 


Selten hat 
die auf ıhn ge- 
gerechtfertigt, so 
als ALPHAND mit 


ganz übergeben wurden. 
wohl auch ein Mann 
setzten Hoffnungen so 
ungemein übertroffen, 
dieser Weltausstellung. Dieselbe wurde 
zu einem grossen politischen Erfolge 
Frankreichs, und hat nicht am wenigsten 
dazu beigetragen, dem Lande seine poli- 
tische Stellung wieder zu verschaffen. 
ALPHAND wurde nach derselben zum 
Grosskreuz. der Ehrenlegion ernannt und 
zum freien Mitgliede der Akademie der 
Künste, an Stelle seines inzwischen ver- 
storbenen Freundes HAUSSMANN, erwählt. 
Dem Brauch entsprechend, sollte er die 


Lebensbeschreibung seines Vorgängers 
in einer Sitzung vorlesen. Krankheit 
hinderte ihn daran, da er während der 
letzten Jahre zwei Schlaganfälle gehabt. 
Er wollte sich die nötige Ruhe zur 
Wiederherstellung nicht gönnen, starb 
daher in voller Arbeit nach wenigen 
Tagen Unwohlseins. 

ALPHAND war Künstler, hatte Freude 
am Schaffen und einen sichern Ge- 
schmack. Er lebte für seine Schöpfun- 
gen, ohne Eigennutz, weshalb auch 
ein Blatt sagen kann: »Man muss 
ALPHAND die Gerechtigkeit widerfahren 
lassen: er hat Milliarden in Bewegung 
gesetzt und lässt nur bescheidenes Ver- 
mögen. Dennoch war er an den gross- 
artigsten Geschäften, an den Unterhand- 
lungen der Gasgesellschaft mit der Stadt 


ı Paris, an der Umgestaltung der Gas- 


leitungen, an der Erwerbung der Wasser- 
leitung durch die Stadt, an der Ein- 
führung der Hauskasten (für Kehricht) 
u. s. w. beteiligt. Um ihm herum wur- 
den Millionen eingesackt, er begnügte 
sich mit seinem verhältnismässig be- 
scheidenen Gehalt.« Nun ja, es giebt 
auch noch selbstlose, edle Männer, in- 
mitten der Beutejäger, welche durch 
alle Mittel reich werden wollen. (V. Z.) 


Handel und Verkehr. 

Die bisher von A. M. C. JONGKINDT- 
Coninck betriebene Handelsgärtnerei ist 
in die »Kunst- und Handelsgärtnerei 
»Tottenham« (Aktiengesellschaft) De- 
demsvaars bei Zwolle, Niederlande« um- 
gewandelt. Die Direktion besteht aus 
dem Obengenannten und Herrn A.M.C. 


|van der ELST. 


Sprechsaal. 


5. Wo sind blühbare Exemplare oder 
keimfähige Samen von folgenden Pflan- 


zen zu erhalten? 
Vietoria regia, Nympbaea cyaneaRoeb,, 


| 


N. dentata Schum. et 'T'hon., N. LotusL., 
N. rubra Roxb., N. zanzibariensis Casp., 
Nelumbium speciosum W. C.P,ınW. 


{ 


ÄBELIA RUPESTRIS HORT. 6:9:% RUPESTRIS LINDL.xX UNIFLORA :® ) 


3 
h . 


‚Verlag von PAUL PAREY in Berlin. Chromaolith. Gustav Leutzsch, Gera, Reuss. 


Abelia rupestris Hort. (A. rupestris Lindl. x uniflora hort. nec R, Br.) 
Von L. Späth, Baumschule Rixdorf-Berlin. 
Hierzu Tafel 1366. 


Namenerklärung: Abelia R. Brown nach CLERK ABEL, Arzt auf der 
Gesandtschaftsreise des Lord AMHERST nach China 1816, } 1826 als Wundarzt der 
ostindischen Kompagnie zu Calcutta, schrieb über jene Reise und über den 
Himalaya. 

Gattungscharakter: Kelchröhre eng, länglich, an der Spitze verschmälert, 
zusammengedrückt, Kelchlappen 5 (seltener 2—4), verlängert, nervig, schmal länglich 
oder spatelförmig, bleibend. Krone röhrig-trichterförmig oder glockig, gerade 
oder gekrümmt, an der Basis der Röhre mit oder ohne Höcker, Saum fast gleich- 
mässig 5lappig, Staubgefässe 4, der Röhre oder der Basis der Krone eingefügt, 
fast 2 mächtig (d. h. 2 länger, 2 kürzer), eingeschlossen oder die Staubbeutel 
hervortretend. Fruchtknoten unterständig, zfächerig; Griffel fadenförmig, Narbe 
kopfig, hervortretend, Samenanlagen in 2 Fächern zu je 2, im dritten nur ı. Frucht, 
lederartig, schmai länglich, mit dem Kelchsaum gekrönt, zfächerig, 2 Fächer 
taub, das dritte mit einem Samen. Same fast cylindrisch, Schale häutig, Eiweiss 
fleischig, Embryo kurz, cylindrisch. — Aufrechte oder fast aufrechte Sträucher, 
glatt oder behaart, mit dünnen, geraden Ästen und schuppigen Knospen. 
Blätter gegenständig oder zu 2 und 3 im Quirl, gestielt, ganzrandig oder gesägt- 
gezähnt. Nebenblätter o.. Blüten auf 3 gabeligen, achsel- oder endständigen 
Stielen, selten einzeln, mit 2—4 Deckblättchen, weiss oder rosa. 

6—7 Arten, meist in Himalaya, China, Japan und Mexiko (A. florıbunda). 
Nach BENTHAM ET HOooker, Genera Plantarum. 

Ein niedlicher, zu den Caprifoliaceen gehöriger Blütenstrauch aus dem 
nördlichen China, der bald als A. rupestris, bald als uniflora in den 
Gärten vertreten zu sein scheint. Unter letzterem Namen erhielt ihn der 
botanische Garten in Darmstadt aus dem Jardin des Plantes in Paris. Die 
eiförmig spitzen, glänzenden, immergrünen Blätter, die hübsch überhängenden 
Zweige, der kompakte Wuchs würden diesen niedrig bleibenden Strauch 
auch ohne die Blüte schon zu einer Zierde unserer Gärten machen, wenn es 
gelänge, ihn an unser Klima zu gewöhnen. Ein in meinem Arboretum im 
letzten Frühjahr ausgepflanztes Exemplar hat die ersten Fröste (bis —6°’R.) 
ohne jeglichen Schaden überstanden, und es wird hoffentlich gelingen, das- 
selbe unter Bedeckung unverletzt durch den Winter zu bringen. Einen 
Haupt-Vorzug dieses Strauches bildet seine lange Blütezeit, die vom Juni 
bis spät in den Herbst hinein dauert. Die verhältnismässig grossen, zart 
rosafarbenen, trichterförmigen, am Grunde zu einer Röhre verengten, mit 


fünfteiligem Saum versehenen Blüten erscheinen am Ende der Zweige an 
Gartenflora: 1892. 9 


II4A L. Späth: Abelia rupestris Hort. 


kleinen Seitentrieben und bilden hier im ganzen einen dicht rispigen Blüten- 
stand. Besonders eigentümlich und zierend sind die grossen, meist lang 
elliptischen, glänzenden, bräunlich gefärbten Kelchblätter, die auch nach der 
Blüte noch bleiben und daher sehr zahlreich und in die Augen fallend 
auftreten. 

Herr Professor Dr. DIPPEL-Darmstadt schreibt der Redaktion unter dem 
4. Dezember 1891 darüber: 

Die fragliche Pflanze, welche wir als Abelia rupestris (Zöschen), sowie 
als Ab. uniflora (hort. bot. Paris) erhielten, ist nach genauerer Beobachtung 
und Untersuchung meiner Ansicht nach ein Bastard, wohl zwischen 
Ab. rupestris und uniflora. Sie besitzt 2, 3, 4 und 5 Kelchabschnitte, 
welche an der Spitze bisweilen (der eine oder andere) zweizähnig oder 
eingeschnitten erscheinen, ferner kaum oder nicht hervorragende Staub- 
gefässe, alles auf Ab. uniflora deutend. Die Blüten stehen scheinbar auf 
einem gemeinschaftlichen Stiel, in der That aber in der Achsel kleiner deck- 
blattartiger Blätter am Ende kurzer achselständiger Zweige zu 2 und 3, an 
rupestris erinnernd. Auch die Blätter sind wie bei rupestris (aber immer 
grün, wie bei A. biflora L. W.) 

(Mit Abelia uniflora ist hier A. biflora Turcez. = A. uniflora hort. 
nicht Rob. Brown) gemeint. In seinem Handbuch der Laubholzkunde stellt 
Herr Professor DIPPEL auch den Namen A. biflora Turcz. voran und A. 
uniflora ‘'hort. folgt nur als Synonym. L. W.) 


2 Erklärung der Tafel. 

a blühender Zweig, b c d abgeblühte Blume mit Jen stehenbleibenden, oft verwachsenen 
und dann gezähnt erscheinenden Kelchblättern, e Blume im Durchschnitt mit 2 Kelchblättern 
(die Spitzen sind weg zu denken). — Leider ist auf der Tafel statt A. rupestris x uniflora 
Ha. rupestris x uniflora gedruckt. 


Erwiderung auf den Artikel des Herrn John Booth: ‚Die nadellosen 
Douglasfichten des Herrn Köhler“. | 
Im Heft 22 Seite 595 der Gartenflora 1891. 
Von Hugo Köhler in Altenburg. 


Ich schrieb im Vorjahre einen Artikel für die bayrische Gartenzeitung mit der 
Überschrift: »Die Verluste der Pflanzen im Winter 1890/g1.« 

Die Gartenflora nahm denselben ebenfalls auf,®) jedenfalls weil sie überzeugt 
war, dass ich in anbetracht meines grossen Besitzes, selbst der seltensten Koniferen, 
unbedingt in der Lage sein musste, ein zuverlässiges Urteil abgeben zu können. 

Mit Fug und Recht konnte ich wohl annehmen, dass dasselbe auf irgend 
welchen Widerspruch nicht stossen würde, da ich unabänderliche Thatsachen 


*) Das Manuskript war auch uns von dem Herrn Verfasser zugesandt, es konnte nur wegen 
Mangels an Raum nicht gleich "abgedruckt werden und erschien daher in der Zeitschrift von 
Kor und Weıss-München eher. D. Red. 


Hugo Köhler: Erwiderung auf den Artikel des Herrn John Booth. IIl5 


bekannt gab, welche mir nur die Anerkennung der Leser dieser Zeitschrift ein- 
bringen sollten, und nicht, wie es thatsächlich der Fall, eine herbe Kritik des Herrn 
JoHn BooTH. 

Ich wendete ordnungsgemäss das in Dresden von fremden und auswärtigen 
Gärtnern und Sachverständigen angenommene BEISSNERSche System an, welches 
jedenfalls einen bedeutenden Fortschritt bekundet, und glaubte auch damit das 
Richtige getroffen zu haben, trotzdem mir noch im Vorjahre eine Anzahl Preis- 
listen unter die Hände kam, in welchen ich dasselbe nicht angewendet fand. 

Natürlich schrieb ich diesen Artikel nur für diejenigen, welche unter gleichen 
Bedingungen, also unter gleichem Klima und unter gleichen Bodenver- 
hältnissen Koniferen zum Gartenbau verwenden, besonders aber für 
Pflanzenfreunde, deren Zahl erfreulicherweise sich täglich mehrt, welche aber 
durch Misserfolge entschieden vermindert werden würde. 

Hätte nun Herr JoHun BooTH meinen Artikel mit etwas mehr Aufmerksamkeit 
durchgelesen, so musste er zunächst finden, dass ich mehrfach vom centralen 
Deutschland sprach, und er musste als gewiegter Forstmann wissen, dass im cen- 
tralen Deutschland die klimatischen, sowie die Bodenverhältnisse ganz anderer Natur 
sind, als im nördlichen Deutschland, wo das Klima allenthalben mehr oder weniger 
von der Seeluft, oder wenigstens durch südwestliche, westliche, auch nordwestliche 
Winde beeinflusst und sein kontinentaler Charakter abgeschwächt wird, während 
kontinentales Klima bekanntlich den Koniferen sehr nachteilig ist. Auch sind 
Koniferen, welche sich möglicherweise zur Forstkultur eignen, nicht immer für 
die Gartenkultur zu empfehlen, was Herr John BooTH übersehen zu haben scheint, 
denn ich habe lediglich von der Gartenkultur gesprochen. Es mag im Wald gleich- 
gültig sein, ob die Nadeln einer Konifere sich bräunen oder auch ganz abfallen, 
‘ob von unten die Stämme kahl werden oder nicht. Die Hauptsache für die Forst- 
kultur ist doch lediglich, ein gutes, schnell wachsendes Material zu besitzen, und 
das hatte ich in keinem Fall im Auge. 


Warum nun Herr JobHNn BooTH in seinem Artikel eine solche Gereiztheit an 
den Tag legt, und nicht allein mich, sondern auch die Redaktion und noch andere 
Herren, welche einfach bei Gelegenheit ihre Meinung kundgaben, angreift, als 
ob sie einen ganz unverzeihlichen Fehler begangen hätten, ist mir ganz unverständ- 
lich. Es ist kein Kunststück, auf grossem waldigem Terrain und in geschütztester 
nördlicher Lage mit dem besten sich eignenden Boden aus Staatsmitteln derartige 
Koniferen gross zu ziehen, und alsdann von einem guten Gedeihen zu berichten. 
Ich gebe sehr gern zu, dass im nordwestlichen, teilweise sogar im nördlichen 
Deutschland dies sehr wohl möglich ist, aber bei uns, und auch in südlicheren 
Lagen unseres Vaterlandes dürften solche Versuche auf wesentlich höhere Schwierig- 
keiten stossen, was aus den beigegebenen Gutachten zur Genüge hervorgehen wird. 

Ich gebe zunächst die Mitteilungen einiger Gartenbesitzer und Gärtner, an 
welche ich mich schriftlich wandte, unterlasse aber dieselben wörtlich anzuführen, 
weil sie zu gleichmässig lauten und mehr Raum beanspruchen würden, als in 
dieser Zeitschrift verfügbar ist; übrigens schien es ja auch nicht, als ob es Herr 
JoHn BOoTH auf diese abgesehen hätte. 

Ich erwähne zunächst Herrn Medizinalrat Dr. Pause und Herrn Dr. HüÜBLEr, 
welche hier nächst mir das grösste Koniferensortiment besitzen. Diese Herren 
haben schon seit Jahren Abies lasiocarpa, Abies Nordmanniana und Pseudotsuga 
Douglasi angepflanzt, haben aber ausser mit Abies Nordmanniana, welche nur ım 
letzten Winter gelitten hat, sehr wenig Freude erlebt, da lasiocarpa und Douglasi 

9° 


116 Hugo Köhler: Erwiderung auf den Artikel des Herrn Johr Booth. 


fast stets sämtliche Nadeln verloren. Thuja gigantea, welche besonders bei Herrn 
Dr. HüßBLER in mehreren bis 4 »2 hohen Exemplaren vertreten waren, sind aus. 
nahmslos von unten bis auf ca. 1'/, m» kahl geworden, und was das Schlimmste 
ist — die Pflanzen haben infolge des Frostes die Kronen verloren. 

Ferner berichtet Herr Hofgärtner SCHULZE, hier, über Pseudotsuga Douglası. 
Dieselbe leidet hier noch jeden Winter und wird meistens ganz kahl. Picea 
sitchensis leidet ebenfalls in ungünstigen Wintern. Ein Exemplar der Thuja 
gigantea von 8 » Höhe wurde in diesem Frühjahr beseitigt, weil diese Pflanze 


ebenfalls fast stets leidet und im vorigen Winter von unten bis auf mehrere Meter 
vollständig kahl wurde. 


Die Anzucht von Pseudotsuga Douglasi haben in Altenburg schon seit Jahren 
unsere Gärtner bis auf Gebrüder RinNEBAcH vollständig aufgegeben. Die letzteren 
berichten: Seit einer Reihe von Jahren haben wir uns mit dieser Pflanze ab- 
gemüht, aber ohne Frostschaden haben wir dieselbe nie gesehen, wir haben 
deshalb beschlossen, die Anzucht derselben aufzugeben, da sie nicht für unser 
Klima und unsern Boden passt. 

Aus diesem dürfte zur Genüge hervorgehen, dass eben die Pseudotsuga Dou- 
glası für die hiesige Gegend keinesfalls zu empfehlen ist, und selbst im südlichen 
Deutschland dürften die Berichte sich kaum günstiger gestalten, da dort in noch 
höherem Masse das kontinentale Klima zur Geltung kommt. 

Etwas anders ist dies mit der Chamaecyparis Lawsoniana; dieselbe gilt bei 
uns für hart, und wird auch vielseitig von unsern Gärtnern gezogen. Im vorigen 
Winter hat sich jedoch herausgestellt, dass deren Härte nicht über alle Zweifel 
erhaben ist, denn es litt sogar teilweis die Stammart, die Varietäten aber in 
einem solchen Masse, dass eine Anzahl entfernt werden musste. Zudem hat 
noch die Lawsoniana die Eigentümlichkeit, dass sie Frostschäden sehr langsam 
auswächst, was bei der Douglasi allerdings nicht der Fall ist. 

Bezüglich der Chamaecyparis Lawsoniana stütze ich mich übrigens auf den im 
Jahre 1832 von Herrn Jonn BootH selbst erlassenen Bericht. Derselbe verzeichnet 
in einem dem Fürsten Bismarck gewidmeten Buche: (Die Naturalisation aus- 
ländischer Waldbäume in Deutschland) die Frostschäden der Chamaecyparis. 
Lawsoniana als ebenfalls beträchtlich, denn er führt auf Seite 74—76 an, dass 
diese Pflanze im Winter 1889/90 an folgenden Orten erfror, und zwar in Aschaffen- 
burg, Löwenberg in Schlesien, in Muskau, Dyck am Rhein, Genthin und Schloss. 
Benrath. In dem in Nummer 22 der Gartenflora 1891 Seite 595 gegen mich 
gerichteten Artikel berichtet Herr Joun BooTH weiter, dass in den preussischen 
Staatsforsten zu forstlicher Verwertung auf 21 Anbaurevieren 8,83 Aa mit der Chamae- 
eyparis Lawsoniana, 15,69 Aa in 27 Anbaurevieren mit der Thuja gigantea angepflanzt: 
worden seien. Es ist mir dies thatsächlich neu, und ich wünsche Herrn JoHn BOOTH 
mit diesen Akklimatisationsbestrebungen von Herzen Glück. Ich habe jedoch 
wenig Vertrauen zu einer forstlichen Verwendung gerade dieser beiden Koniferen, 
denn ihr Wachstum ist wahrhaftig kein gigantisches, wenigstens in unsern Gegenden 
geht dasselbe sehr langsam von statten. 

Wie nun die geehrten Leser der Gartenflora aus No. ı dieses Jahrganges, 
Seite 4 ersehen haben werden, ist der von mir angelegte Park, insbesondere der 
obere Teil etwa 24 »» über der Strasse gelegen. Derselbe ist meistens von hohen 
Bäumen des Schlossgartens und des Kasernenwäldchens umgeben. Trotzdem 
sind von mir noch ganz besondere Massregeln getroffen werden, um die Anzucht 
von auch sehr empfindlichen Koniferen durchzusetzen. 


Hugo Köhler: Erwiderung auf den Artikel des Herrn John Booth. 15177, 


Ich erhöhte nicht nur durch bedeutende Anschüttung die tief nach Osten 
liegende Bahnböschung, sondern verkürzte auch noch diese Böschung nach Westen 
durch Anschütten eines Abstieges. Ich schaffte dadurch einen äusserst geschützten 
Spielplatz, und was die Hauptsache, einen noch grösseren Schutz gegen das 
Eindringen der Sonnenstrahlen im Winter, welche ja bekanntlich für die Koniferen 
so schädlich sind. 

Es war dies für mich eine sehr mühsame Arbeit, welche bedeutende Opfer 
erforderte, denn ich musste zur Aufschüttung nicht weniger als etwa 15 000 Fuder 
Erde anfahren, und ein etwa 5000 cd grosses minderwertiges Sandlager abbauen 
lassen, was ich mittelst Karre als Untergrund für die zu pflanzenden Koniferen 
zur Verwendung brachte. 

Aus diesem geht hervor, dass ich zum Zwecke der Akklimatisation und des 
guten Gedeihens der betreffenden Koniferen das Möglichste geleistet habe, und 
ich hoffe, dass diese Massnahmen auch ihre Früchte bringen. 

Ich muss es fast beschämend eingestehen, dass ich im Frühjahr vorigen 
Jahres 25 Pseudotsuga Douglasi und ebensoviele Tsuga Mertensiana von ca. 3 
Grösse angeschafft habe, und dieselben an diesem geschütztesten, vollständig 
sonnen- und windfreien Platze durch den Winter zu bringen hoffe, besonders da 
ich noch einige Vorsichtsmassregeln, wie Anschütten von Laub zum Bedecken des 
Wurzelstockes und Zusammenbinden der Äste vorgenommen habe, und diese 
noch schütze, wenn abends die Befürchtung vorhanden ist, dass Kälte über ı0° 
eintreten kann. Es liegt mir besonders viel daran, Tsuga Mertensiana, diese 
graziöseste und am schnellsten wachsende Konifere zu erhalten, da ich glaube, 
dass die meisten in Deutschland im vorigen Winter zu Grunde gingen. Als 
gewöhnliche Gartenpflanze möchte ich dieselbe jedoch nicht empfehlen, ebenso- 
wenig Abies lasiocarpa, Thuja gigantea und Pseudotsuga Douglasi. Im grösseren 
Park, wo sich geschützte Plätze befinden, kann man dies schon eher wagen. 
Übrigens wird seit neuerer Zeit Pseudotsuga Douglasi glauca öfter angeboten. 
Wäre diese Pflanze nicht so teuer, und gelänge es, Samen derselben zu erlangen, 
so wäre der ganze Streit beendet. Ich besitze eine ziemliche Anzahl derselben 
bis 2'/;, m Höhe, welche ohne Ausnahme den vorigen Winter ohne Schaden 
überstanden haben. 

Ich muss nun diesem Bericht noch hinzufügen, dass grössere Minimaltempe- 
raturen als die der Winter 1870,71, ferner 1879,80 und 1390,91 nicht eingetreten 
sind. Die Durchschnittstemperatur dieser drei Winter für die Monate Dezember, 
Januar und Februar betrug etwa 2° unter o. Würde es sich nun allerdings er- 
eignen, dass wir dermaleinst die Winter 1812/13 und 1829/30 erleben müssten, 
dann glaube ich bestimmt, dass die sämtlichen Anbaureviere der Douglasi, 
sitchensis, Lawsoniana und gigantea a fond perdu zu schreiben sein werden. Diese 
beiden Winter waren um das dreifache kälter, und beläuft sich die Durchschnitts- 
temperatur der drei genannten Monate auf 6° unter o. Im vorigen Jahrhundert 
hatten wir sogar einen Winter mit fast 9° unter o Durchschnittstemperatur. 

Ich muss aus diesen angegebenen Gründen die Behauptung, dass die Pseudo- 
tsuga Douglasi ein wirklich in unserm Vaterlande akklimatisierter Baum sei, als 
noch zu verfrüht bezeichnen. Erst die zukünftigen Jahrhunderte werden lehren, 
ob dies wirklich der Fall ist. 

Nach meinen Erfahruugen sind übrigens Koniferen bei weiten nicht so 
akklimatisationsfähig als andere Pflanzen, in den meisten Fällen ist sogar ein 
Gewöhnen an wesentlich höhere Kältegrade als in ihrem Vaterlande ausgeschlossen. 
Manche der neu eingeführten Koniferen vom Himalaya, aus Japan, von den Cordilleren 


118 Hugo Köhler: Erwiderung auf den Artikel des Herrn John Booth. 


und besonders Nordamerikas sind bei uns empfindlicher als dort, und deshalb: 
wird auch die Einführung solcher Pflanzen vielfach auf Schwierigkeiten stossen- 

Ich füge weiter einen Bericht des Herrn Dr. Diecx aus Zöschen bei, welchem 
ich bezüglich der zweiten Form Pseudotsuga Douglasi, der sogenannten red fir Recht 
geben muss. Dieselbe hat sich, wie bereits gesagt, bei mir vorzüglich gehalten. 

Um nun auch der forstwutschaftlichen Frage Gerechtigkeit widerfahren zu 
lassen, habe ich den Herrn Ober-Hofjägermeister von BREITENBACH und Herrn 
Forstmeister PÖsCHMAAN, hier, ferner Herrn Forstmeister BLANKMEISTER in Kayna 
(Preussen) gebeten, mir ihre Gutachten über die Pseudotsuga Douglasi zuzustellen, 
was genannte Herren bereitwilligst gethan haben. H. KÖHLer. 

Ich lasse nun einige Berichte folgen: 


Bedaure aufrichtig, Ihnen bezüglich des Verhaltens der Douglas-Fichte in 
unseren Forsten keine erschöpfende und befriedigende Mitteilung machen zu 
können. In den Revieren Schönebach und Willkwitz sind in den Pflanzgärten nur 
in sehr beschränkter Ausdehnung Versuche gemacht worden, diesen Baum zu 
ziehen; fast in jedem Winter sind infolge Frostes die Nadeln dieser Stämmchen 
rot geworden; das hat sich zwar im Laufe des Sommers wieder ausgeheilt, die 
Pflänzchen haben aber infolge dieser stetig wiederkehrenden Beschädigung selbst- 
verständlich wenig prosperiert, und wir sind zu der bestimmten Überzeugung 
gelangt, dass wenigstens in der Leina — mit ihrer ausgesprochenen Frostlage — 
dieser Baum mit Erfolg nicht zu ziehen ist. — 

Im Westkreise finden sich auf buntem Sandstein, auf besserem Boden, einige 
hübsche ältere Douglasfichten (40—5ojährig), doch nur in Freistellung als Einzel- 
stämme, so z. B. im alten Forstgarten bei der »Ascherhüttes. — Zweifellos ist 
dieser höchst malerische Parkbaum in unseren Forsten mit Vorteil in grösseren 
Beständen nicht zu erziehen; unsere Kiefern und Fichten sind uns lieber. 

C. BREITENBACH. 


In Abteilung 71 des Klosterlausnitzer Staatsforst-Revieres befindet sich in 
einem daselbst angelegten Pflanzgarten ein kleiner Bestand von Douglas - Tannen. 


Bei Anlage des Pflanzgartens sind — laut betreffendem Kulturberichte — im 
Jahre 1882 50 g (für 2,80 Mk.) Samen — von STEINGÄSSER in Miltenberg be- 
zogen — ausgesäet worden. Daher rühren die jetzt ca. ıojährigen (ungefähr 


150 Stück) Pflanzen, die, in ı und 1,5 2 Entfernung gepflanzt, eine Fläche von 
ca. 2,5 Ar einnehmen. Die Beschaffenheit der jetzt durchschnittlich 2 »» hohen 
Pflanzen ist eine gute, die Benadelung ist kräftig und die Höhentriebe, nament- 
lich in den letzten drei Jahren ganz beträchtlich, bei einzelnen Exemplaren bis 
zu 50 cm Länge, durchschnittlich 35—40 cm. 

Sie sind ohne besondere Schutzvorrichtuugen in den letzten 5 Jahren gut 
durch den Winter gekommen. 

Dieser kleine Versuch ermutigt unbedingt zur Fortsetzung mit dem Anbau 
dieser Holzart, hauptsächlich dürfte horst- und gruppenweise Anpflanzung auf 
geschützten Plätzen zu empfehlen sein. *) PÖSCHMANN. 

Ihrem werten Wunsche gemäss sende ich Ihnen schon jetzt eine kurze Skizze 
über die von mir gemachten Erfahrungen bei Anbau der Abies Douglasii, welche 
im nächsten Frühjahre nach Sichtbarwerden der Einwirkungen des jetzigen 
Winters vielleicht zu vervollständigen sein dürfte. 


*) Auch hier werden also geschützte Plätze empfohlen. Im allgemeinen dürften ıojährige 
Pflanzen von nur 2 »z Höhe auch nicht als etwas ausserordentliches gelten können. D. Red, 


Hugo Köhler: Erwiderung auf den Artikel des Herrn John Booth. 119 


— _—— 


Zuvörderst bemerke ich, dass das Kaynaer Revier im Mittel 225 m über der 
Ostsee liegt und aus verschiedenen kleinen Höhenzügen besteht, welche sich meist 
nach Nordosten, Norden und Westen teils sanft, teils ziemlich steil abdachen. 

Das Klima ist mild, doch etwas rauher als die Tieflage der wenige Stunden 
entfernten Flussthäler der Elster und Pleisse. 

Der Boden besteht teils. aus mildem, sandigem, ärmerem, bis sehr kräftigem 
Lehmboden mit buntem Sandsteinunterlager, teils aus Rotthon, teils aus Kies- 
lagern. Die Anbauversuche wurden auf hellgefärbtem mildem sandigem Lehmboden 
gemacht und mit der Aussaat von 50 Gramm Samen auf frischgerodetem Wald- 
boden im Jahre 1884 begonnen. 

Die Saatstelle liegt in einer wenig nach Nordost geneigten Lage und ist nach 
Norden und Osten durch eine fast unmittelbar vorliegende hohe Bestandswand 
vor kalten Winden geschützt. 

Von.der geringen Samenmenge erhielt ich ungefähr 200 Stück schöne kräftige 
Pflanzen, die im zweiten Jahre meist eine Höhe von 0,5 2 erreichten. 

In den beiden ersten Jahren respektive Wintern 1884/85 und 1885/86 war an 
den jungen äusserst schmucken Pflänzchen ein Frostschaden nicht zu bemerken 
und war ich voll freudiger Hoffnung für das Gelingen der Anzucht eines neuen 
Schmuckes unserer heimischen Wälder. Im Frühjahr 18387 verpflanzte ich von 
den sehr schön entwickelten Pflänzchen ungefähr 100 Stück in eine freiere, den 
Nord- und Nordostwinden ausgesetzte Lage auf gleichem Boden wie am Saat- 
platze und hatte die grosse Freude, dass die sorgfältig eingepflanzten 2jährigen 
Sämlinge gleich im ersten Pflanzjahre vielfach ca. 0,5 » hohe Triebe machten und 
ungefähr 60 Stück eine Höhe von ı »z2 und darüber erreichten. 

Noch am Ende des Monats August war die ganze kleine Anlage in vollem 
Wachstum und stiegen mir schon im Herbste Bedenken auf, ob die weichen, nicht 
reifgewordenen und nicht verholzten Triebe den Winter ohne Schaden überstehen 
würden. 

Was ich befürchtet hatte, traf ein und im Frühjahre 1883 waren nicht nur die 
letztjährigen, sondern auch vielfach die zweijährigen Triebe erforen und die ganze 
kleine Anlage schien vollständig vernichtet. Die noch in der Saatschule befind- 
lichen Pflanzen hatten sich bei der gegen Norden und Nordosten geschützten Lage 
etwas besser gehalten, doch waren auch hier die meisten und üppigsten einjährigen 
Triebe erfroren. 

Fast sämtliche erfrorene Pflanzen bildeten zwar im Jahre 1888 von unten 
heraus wieder frische Triebe, doch waren viele nur schwach entwickelt und sind 
die meisten der jungen Pflanzen in der kleinen Versuchspflanzung (ca. 70 Stück) 
dem im Jahre 1890 wiederholten Erfrieren zum Opfer gefallen. 

Von den ursprünglichen ıoo Pflanzen leben jetzt vielleicht noch 30, die 
augenblicklich (2. Dezember 1891) nicht gerade kümmerlich aussehen, aber auch 
‚nur höchstens eine Höhe von 1,2 »2 erreicht haben. Ich hoffe, dass diese Pflanzen, 
wenn nicht hohe Kältegrade und sehr rauhe Nord- und Nordostwinde eintreten, 
den nächsten Winter überstehen werden, da jetzt infolge des warmen schönen 
Herbstes die jungen Triebe gut verholzt erscheinen. 

Etwas freudiger haben sich die noch auf dem Saatplatze, der, wie schon 
erwähnt, gegen Norden und Nordosten geschützt ist, stehen gebliebenen Pflanzen 
gestaltet. Hier sind, einmal verpflanzt, vielleicht noch 30 Stück vorhanden, die 
also jetzt 6 Jahre alt sind und mehrfach eine Höhe von 3 2 haben. 

Wenn hier auch wiederholt durch den Frost die Nadeln braun wurden, so 
blieben doch die jungen Triebe lebensfähig. 


120 Hugo Köhler: Erwiderung auf den Artikel des Herrn John Booth. 


Um nun die Anbauversuche in etwas vergrössertem Massstabe auszuführen, 
liess ich mir im Frühjahre 1890 aus Halstenbeck in Holstein 2000 Stück zjährige 
Pflanzen schicken. 

Dieselben bestanden aus ca. 1500 Stück kräftig entwickelten Pflanzen und 
500 kümmerlichen Krüppeln. 

Sämtliche Exemplare hatten schon in Halstenbeck im verflossenen Winter 
wesentlich vom Froste gelitten und versprach ich mir von Haus aus von diesen 
Pflanzen kein günstiges’ Resultat. 

Von den 1500 kräftigen Pflanzen habe ich ca. ıooo Stück auf einen sanft 
nach Norden hängenden Streifen Land in der Nähe der alten Saatschule gebracht 
und sind auf der gegen Norden geschütztesten Lage jetzt noch die Hälfte der 
Pflanzen vorhanden, welche augenblicklich ein freudiges Aussehen zeigen. 

Je entfernter die Pflanzstelle von der hohen schützenden Bestandswand 
liegt, je mehr also die kalten Luftströmungen Zutritt haben, je weniger Pflanzen 
haben sich erhalten und sind auf einer kleinen freien Kuppe sämtliche Pflanzen 
verloren gegangen. 

Ebenso sind die auf einen sanften Südhang in sehr fruchtbaren Boden 
gebrachten 500 Stück Pflanzen fast vollständig verschwunden. 

Hier trieben die Pflänzchen bei der sehr warmen Lage und dem sehr kräftigen 
Boden bis spät in den Herbst hinein und gingen im folgenden Winter fast sämt- 
lich verloren. 

Die erhaltenen 500 Krüppelpflanzen habe ich, jedoch ohne besondere Sorgfalt, 
anderweit verschult und fristen hiervon vielleicht noch ıoo Stück ein kümmer- 
liches Leben. 

Schliesslich bemerke ich nur noch, dass die Douglas-Tanne eine stärkere 
Beschattung durch Oberholz nicht zu lieben scheint, da unter starker Beschattung 
die jungen Triebe sich sehr schwach und zwirnsfadenähnlich dünn entwickeln. 

Obgleich nun meine bis jetzt gemachten Erfahrungen nicht gerade erfreulicher 
Natur sind, so hoffe ich dennoch, in der Douglas-Tanne einen in geschützter 
Lage sehr dankbaren Waldbaum mit wertvollem Holze erziehen zu können, 
namentlich, wenn der erste Anbau so weit gelingt, dass von hiesigen Bäumen 
Samen gewonnen werden kann. Die hier aus, hier erbauten Samen gezogenen 
Pflänzchen werden sicherlich viel winterhärter und widerstandsfähiger sein. 

H. L. BLANKMEISTER. 


Im Besitz Ihrer Anfrage bin ich sehr .gern bereit, Ihnen die bei meinen 
Akklimatisationsversuchen mit amerikanischen Nadelhölzern gemachten Erfahrungen 
mitzuteilen. Sie fragen zunächst: 

1. Welche Erfahrungen haben Sie bei forstlichem oder gärtnerischem Anbau 
der Douglas-Fichte gemacht? 

Es wird Ihnen bekannt sein, dass ich für diesen Baum Opfer gebracht habe 
wie kein anderer, besonders aber, dass ich den Hauptverbreitungsbezirk dieser 
Baumart in Nordwestamerika jahrelang durch mehrere sachverständige Reisende 
durchforschen liess, um die Lebensverhältnisse und -Bedingungen dieser Fichte zu 
studieren und auf Grund dieser Ermittelungen den deutschen Akklimatisations- 
bestrebungen jene solide Basis zu geben, die ihnen meiner Ansicht nach früher 
fehlte. Meine Reisenden stellten in dreijährigem Studium an Ort und Stelle fest, 
dass zwei ganz verschiedenartige, unter verschiedenen Lebensbedingungen vor- 
kommende Rassen der Pseudotsuga taxifolia Lamb., denn so lautet der 
einzig wissenschaftlich durch Prioritätsrecht begründete Name der Douglas- 
Fichte existierten, von denen die eine als »yellow fir« bezeichnete, die 


Hugo, Köhler: Erwiderung auf den Artikel des Herrn John Booth. 121 


wertvolle, begehrenswerte, aber an Boden und Klima hohe Anforderungen 
stellende Rasse sei, während die andere als »red fir«e bezeichnete, in letzterer 
Beziehung weit anspruchsloser, aber in forstlicher Beziehung dafür auch viel 
wertloser sei. Diese Ermittlungen publizierte ich im Jahrgang 1889 des »Humboldt«, 
erntete dafür aber, statt des verdienten Dankes für meine Opferfreudigkeit, nur 
seitens des Staats-Akklimatisators Herrn BoorH einen ebenso masslosen, als 
kläglich begründeten Angriff im Jahrgange 1890 der DANKELMAnNschen Zeitschrift 
für Forst- und Jagdwesen, den ich in demselben Jahrgange nach Verdienst ab- 
gefertigt und meinen Ansichten. über die bedenklichen Akklimatisationsprinzipien 
dieses Herrn ungeschminkten und treffenden Ausdruck gegeben zu haben glaube. 
Während ich dann im Herbste desselben Jahres wieder einmal Vermögen, Leben 
und Gesundheit aufs Spiel setzte, um im Kaukasus und Pontus die Lebens- 
bedingungen anderer akklimatisationswürdig erscheinender Bäume zu studieren, 
soll Herr BootHn von seinem grünen Tisch resp. Grunewald aus einen zweiten 
Angriff an gleicher Stelle gegen mich in Scene gesetzt haben, den mir zu be- 
schaffen ich bisher nicht einmal für der Mühe wert hielt und den zu lesen mir meine 
Zeit bisher zu kostbar erschien. Es passt daher ganz gut, dass ich von Ihnen 
veranlasst werde, hier auf die Douglas-Fichten-Angelegenheit zurückzukommen und 
einem so hochverdienten Akklimatisator, wie Ihnen, gegen einen Mann beizustehen, 
der es für die klügste Taktik und das beste Beweismittel zu halten scheint, jeden 
ohne weiteres zu brüskieren, der sich erlaubt, andere Erfahrungen mit der Douglas- 
Fichte gemacht zu haben, als er selbst im Grunewalde und seine Kollegen von 
der Forstpartie in ähnlichen lokal und klimatisch begünstigten Lagen. 

Nun denn, ich besitze Douglas-Fichten in Menge, die seit Jahren ein elendes 
Dasein führen, nicht leben und nicht sterben können. Ich nenne diese Pflanzung 
meinen Douglas-Fichten-Friedhof, den ich stehen lasse für diejenigen meiner 
Besucher, welche zu der Klasse jener Leute gehören, »so da nicht alle werden«. 
Ich besitze aber auch einige Pflanzen, welche bisher jedem Winter trotzten, 
gleichviel ob sie frei oder geschützt, auf lockerem und trockenem oder schwerem 
und nassem Boden stehen. Die kränkelnden Bäume gehören zu der allein zu 
forstlichen Zwecken akklimatisationswürdigen Rasse der »yellow fir«, die in Amerika 
ausschliesslich in Landstrichen gedeiht, die unter dem Einflusse der feuchten 
Seewinde und des Kuro Siwo — des nordwestamerikanischen Golfstroms stehend — 
ein irisches Klima haben. - Diese Rasse zeichnet sich aus durch freudigeres Grün, 
freudigeren Wuchs und meist üppigere Benadelung. Die zweite hier absolut 
widerstandsfähige Rasse gehört dagegen zur red fir der Amerikaner, welche nach 
Ansicht der allein kompetenten Holzfäller und Verarbeiter ein sehr geringwertiges 
Werkholz giebt und deren Anbau in Deutschland daher wohl für die Parkgärten, 
nicht aber für die Forsten wünschenswert erscheinen kann. Diese Rasse hat einen 
gedrungenen Wuchs und die Farbe ihrer Benadelung fällt gern stark ins Blau- 
grüne. Sie wächst in Amerika mit Vorliebe in trockenen Lagen des Binnenlandes 
und sämtliche Douglas-Fichten der centralen Rocky-mountains dürften zu ihr 
gehören. Sie fruktifiziert sehr früh und ich besitze ein prächtig blaues, jetzt 
meterhohes Exemplar aus Arizona, welches vollständig winterhart ist und voriges 
Jahr bereits ı7 Zapfen trug! Durch diese red fir-Rasse ist die Douglas-Fichte 
sehr wohl imstande, unsere Parkgärtner zu befriedigen und sie wird die yellow fir 
in Zukunft in den Gärten ganz verdrängen, zumal amerikanische wie deutsche 
Samenhändler jetzt »hell« zu werden beginnen und sogenannte »Colorado«, das ist 
nämlich red fir-Samen zu höheren Preisen, weil brauchbarer, als den nur für ganz 
milde Gegenden passenden yellow fir-Samen anbieten. Sie fragen ferner: 


722 Hugo Köhler: Erwiderung auf den Artikel des Herrn John Booth. 


2. Welche Erfahrungen haben Sie mit den nächst der Douglas-Fichte von 
Herrn BoortH und Genossen am meisten für Deutschland empfohlenen Abies 
sitchensis, Chamaecyparis Lawsoniana und Thuja gigantea gemacht? 

Was zunächst die Abies sitchensis betrifit, welche Professor SCHWAPPACH unter 
dem Vorgange des Oberförsters WIROTH-Castellaun in seiner offiziellen Denkschrift 
über die Ergebnisse der in den preussischen Forsten gemachten Anbauversuche 
ım Jahrgange 1891 der DAnkELManNschen Zeitschrift als den »Baum der Zukunft« 
bezeichnete, so habe ich mich mit dieser Holzart nun seit etwa ı8 Jahren nutzlos 
herumgequält, denn nur ein einziges Mal ist es mir gelungen, ein Exemplar über 
3 m Höhe hinaus zu retten und dieses letzte in geschütztester Lage meiner Forst 
bis zu etwa 6 » Höhe aufgewachsene Exemplar ist im letzten Winter gleichfalls 
so hart mitgenommen worden, dass ich es nicht mehr als Schmuck, sondern aus 
demselben Grunde, wie die kranken yellow fir stehen lasse. Diese Baumart hat in 
unserer mitteldeutschen Niederung weder für den Forst noch für den Park irgend 
welche Zukunftsaussichten, denn selbst eine Anzahl aus hochnordischem Alaska- 
Samen mir erwachsener Pflanzen sind hier elend zu Grunde gegangen! Dagegen 
ist er in anderer Richtung und speziell für Baumschulen einer besonderen Eigen- 
schaft halber allerdings ein Baum der Zukunft, aber nicht als Zier- oder Nutzbaum, 
sondern als- Lausefänger! Ich lasse ihn seit Jahren immer wieder stehen, weil 
seine Zweige eine ganz merkwürdige Anziehungskraft auf die Tannengallenlaus 
(Chermes abietis) ausüben und dadurch dies höchst lästige Ungeziefer von edleren 
Fichtenarten abziehen. Sitzen dann die Zweige der jungen Sitka-Fichten knüppel- 
dick voll Gallen, so lasse ich dieselben herunterhauen und behufs Vernichtung 
dieser Gallen beseitigen, während die Stümpfe nach Art der Pinus rigida lustig 
Stockausschlag machen und somit Fangpflanzen für das nächste Jahr liefern. 

Was dann in zweiter Linie die Chamaecyparis Lawsoniana, die Oregon- 
Ceder betrifft, die nach SchwaPPpAcH in Deutschland (also ohne Einschränkung) sehr 
gut gedeihen soll, so betrachte ich dieselbe für die mitteldeutsche Niederung 
allerdings auch für einen Baum der Zukunft, aber nur für die Friedhöfe, denn der 
traurige Anblick, den die dort ausgepflanzten Oregon-Cedern nach jedem nur 
einigermassen harten Winter machen, passt so vorzüglich zu dem Charakter eines 
Totenackers, dass man eine stilvollere Bepflanzung sich gar nicht denken kann. 
Bekanntlich erwiesen sich im letzten Winter auch in den meisten Gärten Nord. 
deutschlands nur einige Formen und Exemplare der Oregon-Ceder als winterhart, 
während von vielen Formen, selbst in Holland kein einziges unbeschädigtes 
Exemplar mehr aufzufinden war. 

Über Thuja gigantea schliesslich kann ich nur berichten, dass in hiesiger 
Gegend nur vereinzelt ganz geschützt stehende Exemplare durch den letzten 
Winter kamen. In meinem Park mussten auch die beiden letzten starken 
Exemplare, die unter Angst und Sorge ca. 15 cz» Stammdurchmesser erreicht hatten, 
dem Beile verfallen. 

Mögen also immerhin die Herren Wald- und Parkbesitzer milder Gegenden 
Deutschlands Herrn J. BooTH und seinen Kollegen folgen, wenn sie die Courage 
und das Geld für gewagte Unternehmen haben. Die Privatwald- und Parkbesitzer 
der mitteldeutschen Niederung aber möchte ich warnen und ermahnen, sich 
Taschen und Ohren zuzuhalten, damit sie den Wegen, die Herr BoOTH etc. 
so gern sie führen möchte, nicht folgen, denn es sind — »Holzwege«! — 

Zöschen bei Merseburg. Dr. G. DIEck. 


Etwas über amerikanische Gärtnereien. 123 


Etwas über amerikanische Gärtnereien. 
Hierzu Abbildung 26. 


Vielfach ist wohl schon der Wunsch laut geworden, etwas iiber amerikanische 
Gärtnereien zu hören, und so will ich versuchen, eine kurze Beschreibung der 
gärtnerischen Verhältnisse Amerikas folgen zu lassen. 

Bei näherer Betrachtung kommt man wohl zuerst dahin, dass die Gärtnereien 
an einer Krankheit leiden; es ist dies nämlich die, dass die Besitzer zu viel Geld 
haben, oder mit anderen Worten gesagt, die Gärtnereien befinden sich in den 
meisten Fällen im Privat-Besitze sehr reicher Leute, denen es nicht darauf an- 
kommt, jährlich einige tausend Dollar hineinzustecken, ohne viel davon wieder 
herauszubekommen. 


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Abb. 26. Skizze eines amerikanischen Rosenhauses. 


Es giebt jedoch auch einige Gärtnereien, deren Eigentümer in einigen Fällen 
Deutsche sind, die auf deutsche Art zu existieren versuchen, was ihnen bei der 
ungleichen Konkurrenz jedoch sehr schwer wird. 

Der deutsche Gärtner hat vorläufig einen schweren Stand hier, doch dürfte 
auch er es durch Ausdauer und Beharrlichkeit bald soweit bringen, dass ebenfalls er 
in der Gärtnerei ein ernstes Wort wird mitzureden haben. 

Das Wetter ist um New-York herum sehr verschieden vom deutschen. Dass 
hier einmal zwei oder drei Tage lang trübes Wetter ist, kommt kaum vor, und da 
New-York mit Neapel auf demselben Breitengrade liegt, so ist es auch im Winter 
am Tage, warm, wenn es auch in der Nacht bis auf = 12—ı5° R. herunterkommt. 

Daher ist auch nicht zu verwundern, dass man hier die Rosenkultur für den 
Winterflor so ausgebildet findet, wie wohl nirgend wo anders. 


124 Etwas über amerikanische Gärtnereien. 


Die Rosenkultur nimmt entschieden die erste Stelle ein und ist wohl auch am 
ertragreichsten. Denn abgeschnittene Rosen bringen, da sie eigentlich nur mit 
30—50 cm langem Stiel verwendbar sind, 10°—50 Cent, Amerikan Beauty bringt zu 
Weihnachten sogar bis zu 2 Dollar die Blume. 

Daran schliesst sich wohl die Veilchen-Treiberei, da sich die Blumen auch 
sehr gut bezahlen und viel Nachfrage da ist. In der Gärtnerei bringt eine 
Veilchen-Blume 2—4 Cent. 

Hieran schliessen sich die Chrysanthemum- und Nelken-Kulturen. 

Da ich gerade Chrysanthemum erwähne, will ich auch etwas über die Aus- 
stellungen sagen. 

Wie überall, so auch hier, sind die meisten Aussteller Privatgärtner, und 
trotzdem muss man sich wundern, dass nicht besseres geleistet wird, als man eben 
findet. Der Grund hiervon dürfte wiederum darin zu suchen sein, dass die 
Gärtnerei noch in den ersten Kinderschuhen steckt und zu wenig in deutschen 
Händen sich befindet. 

Die Ausstellungen, die ich in New-York, Philadelphia und Washington sah, 
blieben hinter deutschen oder englischen sehr weit zurück. Es lässt sich immer 
wieder erkennen, dass noch sehr viel in der Gärtnerei hier zu Lande zu ver- 
bessern ist. 

In Washington war es die erste Ausstellung, die dort abgehalten wurde, und 
es war hierfür ein Platz gewählt, der halbunterirdisch war und das Licht nur sehr 
sparsam einliess; wie mir gesagt wurde, der einzige Platz, der sich zur Aus- 
stellung eignetel 

Die Ausstellungen im einzelnen vorzunehmen, würde sich nicht recht ver- 
lohnen; da jedenfalls amerikanische Fachzeitschriften in Deutschland vorhanden 
sind, will ich auf selbige verweisen, jedoch warnen, nicht alles zu glauben, was 
darin gesagt wird. 

Mehr nach deutscher Art wird in Chicago gearbeitet, auch war es hier zum 
ersten Mal, dass ich hörte, es würden wohl bessere Resultate zu erzielen sein, 
wenn man sich, für diese Gegend, entschliessen könnte, des Nachts die Häuser 
zuzudecken. Allerdings muss ıch hier sagen, dass Chicago das Klima wie 
Deutschland hat, es eher sogar noch kälter ist. Doch sind im übrigen Amerika 
die Verhältnisse günstiger als gerade um Chicago. 

Da doch die klimatischen Verhältnisse so günstig sind, ist es zu verwundern, 
dass die Palmenkultur so weit zurückgeblieben ist. Fast alle Palmen, die man 
sieht, sind belgischen und englischen Ursprungs und mag es wohl nur darauf 
zurückzuführen sein, dass an den importierten mehr zu verdienen ist als an den 
selbstgezogenen. 

Noch schlechter wie mit den Palmen sieht es mit der Orchideen-Kultur aus. 
Ja es giebt nur einige Gärtnereien, wo Orchideen einigermassen kultiviert werden. 

Mit Cyclamen und Primeln scheint man anfangen zu wollen, und sah ich von 
Cyclamen schon Anfänge, die jedoch noch sehr viel zu wünschen übrig liessen. 
Es wurde behauptet, dass es zu warm für Cyclamen wäre, auch glaubte man, dass 
es vorteilhafter wäre, den Samen hier zu ziehen, da sich dann die Pflanzen dem 
Klima besser anpassen würden. 

Einen guten Erwerbszweig bildet noch die Maiblumen-Treiberei, und sind 
blühende Maiblumen fast das ganze Jahr hindurch zu haben. 

Da die Rosen-Kultur den ersen Platz einnimmt, so will ich versuchen, diese 
Kultur kurz zu erläutern, auch habe ich die Zeichnung eines Rosenhauses beigefügt. 
Zunächst will ich mit der Beschreibung des Hauses beginnen. 


Etwas über amerikanische Gärtnereien. I25 


Man baut, wie in England, meist nur Holzhäuser. Sie liegen von SO. nach NW, 
Die Häuser sind ungefähr 1o0o—ı20 Fuss lang, 18 Fuss breit, 10—ız Fuss hoch, 
Man findet meist vier, mitunter drei Tabletten. Zur Heizung werden 6—8 Röhren 
von 2—2!;, Zoll Stärke verwendet; die Luft kommt von oben und wird die Lüftung 
mit der Radkonstruktion bewerkstelligt. 

Nun zur Kultur übergehend ist zunächst zu vermerken, dass Rosen hier 
meist nur ı Jahr alt werden, mit Ausnahme der Niphetos, welche als zweijährige 
Pflanzen gezogen werden. 

Die Vermehrung beginnt im Januar. Die Stecklinge werden auf 2 oder 3 Augen 
geschnitten und im Vermehrungsbeet ın Sand gesteckt, bei einer Bodenwärme 
von ca. 15° R. Nach 3—4 Wochen, wenn die meisten Stecklinge bewurzelt sind, 
werden sie in Stecklingstöpfe, in ein Gemisch von sandiger Erde eingepflanzt. 
Im Verlauf von 5—6 Wochen werden sie dann durchwurzelt sein. Hierauf 
werden sie in 2-zöllige Töpfe verpflanzt, von wo aus sie dann nach Verlauf von 
weiteren 6 Wochen in 3-zöllige Töpfe kommen. Im Monat Juli werden dann die 
Beete in den Häusern mit Erde gefüllt. Hierzu wird eine lehmige Rasenerde 
verwendet, die ein Jahr vorher mit Kuhdung durchsetzt ist. 

Die Rosen werden in vier Reihen bei ı!/,;, Fuss Abstand in die Beete ge- 
pflanzt. Die Wärme soll im Sommer nicht unter 24° R., im Winter dagegen 
nicht mehr als 20° R. betragen. 

Die im Juli ausgepflanzten Rosen werden Anfang September Knospen bilden; 
da jedoch um diese Zeit die Blumen nicht viel gelten, so werden, auch um die 
Pflanzen zu kräftigen, alle Knospen zeigenden Triebe zurückgeschnitten und die 
jungen Triebe beginnen zur Weihnachtszeit Blumen zu entwickeln. 

Im November werden die Rosen aufgebunden und erhalten einen guten 
Kuhdung. Im übrigen wird auch die Erde in den Beeten mit verrottetem Kuh- 
dung bedeckt, um das starke Austrocknen zu verhindern. Mit dem Wässern 
muss man vorsichtig sein. Jedoch muss dafür gesorgt werden, dass die Luft 
immer feucht ist, da sich sonst zu leicht Meltau ’einfindet. Gegen die grüne 
Fliege werden die Wege und Röhren mit Tabakrippen belegt, auch wohl die 
Röhren mit Kuhdung und Schwefel bestrichen. Auch wird man immer am hellen 
Tage die Rosenhäuser gelüftet finden. 

Begünstigt wird die Kultur durch das klare und schöne Wetter und ist es 
semit nicht sehr wunderbar, dass bei dieser doch so einfachen Kultur so gutes 
hervorgebracht wird. 

Es bleibt wie überall so auch hier der Grundsatz bestehen, dass der Gärtner 
zu sehr vom Wetter abhängt, was jedoch hier in Amerika nur zu sehr zu Gunsten 
der Gärtnerei hervorgehoben werden kann. ED. Crass. 


Die Ergebnisse der gärtnerischen Versuchsstation in der Gärtnerei 
des Herrn F. Bluth in Lichterfelde im Jahre 1891, nebst einigen 
Bemerkungen über gärtnerische Versuchsstationen überhaupt. 
Von Udo Dammer. 


Schon seit langen Jahren bildet das Thema’einer gärtnerischen Versuchsstation 
in der Gartenbau-Litteratur eine ständige Rubrik. Schon längst war man zu der 
Überzeugung gelangt, dass die Gärtnerei, sollte sie einen neuen Aufschwung 


126 Die Ergebnisse der gärtnnrischen Versuchsstation des Herrn F. Bluth. 


nehmen, ähnlich wie die Landwirtschaft und andere Industriezweige, dringend 
einer gärtnerischen Versuchsstation bedürfe.. Man war aber niemals über Be- 
sprechungen hinausgekommen. Man sah den Nutzen der gärtnerischen Versuchs- 
station wohl ein, hoffte aber immer, dass der Staat durch die Debatte zu der 
Überzeugung gelangen würde, dass eine derartige Versuchsstation notwendig sei 
und dass er zur- Einrichtung einer solchen schreiten würde. 

Von der Erwägung ausgehend, dass dem Staate die Nützlichkeit einer solchen 
Versuchsstation weniger durch viele Worte, als durch Thatsachen vor Augen 
geführt werden könne, stellte ich vor einem Jahre in der Gartenbaugesellschaft zu 
Berlin den Antrag, der Vorstand wolle der Gesellschaft die Frage vorlegen, ob sie 
die Einrichtung einer gärtnerischen Versuchsstation für notwendig hielte oder 
nicht, und falls diese Frage seitens der Gesellschaft bejaht würde, an die Ein- 
richtung einer solchen im kleinen Massstabe heranzutreten und Mittel zur Unter- 
haltung derselben zu bewilligen. Die Abstimmung ergab, dass einstimmig die 
Notwendigkeit einer solchen Versuchsstation anerkannt wurde, und beschloss die 
Gesellschaft auf Vorschlag des Vorstandes eine Kommission zu ernennen, welche 
der Frage näher treten sollte. 

Die Kommission bestand aus den Herren F. Brurr als Vorsitzenden, Hof- 
gärtner M. HOFFMANN und mir. 

Die Kommission beschloss auf meinen Vorschlag, zunächst mit Düngungs- 
versuchen zu beginnen, um festzustellen, ob durch mineralischen Dünger Pflanzen 
in einer Vegetationsperiode soweit herangezogen werden könnten, wie dies sonst 
nur unter Anwendung eines warmen Fusses möglich sei, oder, falls dies nicht der 
Fall sei, ob es möglich sei, die Pflanzen durch mineralischen Dünger wenigstens 
in einer Vegetationsperiode schneller als gewöhnlich heranzuziehen. 

Als Versuchsobjekte wurden zunächst Stecklingspflanzen von Erica hiemalis 
in Aussicht genommen; indessen einigte man sich später dahin, dass man solche 
von Erica gracilis wählte. 

Da voraussichtlich die Versuche sehr viel Zeit in Anspruch nehmen würden, 
so wurde ferner beschlossen, sich mit einem hohen Ministerium für Landwirtschaft, 
Domänen und Forsten in Verbindung zu setzen, um von demselben eine Unter- 
stützung zu erlangen. In bereitwilligster Weise ging diese Behörde auf das Er- 
suchen des Ausschusses ein und erklärte sich nach einer Beratung seitens des 
Ausschusses mit einem Vertreter des Ministeriums, Herrn Geheimen Ober-Regierungs- 
rat Dr. T&ıEı, unter Zuziehung des Herrn Geheimen Regierungsrat Professor 
Dr. MAERCKER bereit, zu den Versuchen eine materielle Beihilfe im Höchstbetrage 
von 250 Mk. zu gewähren. Herr BLurtH erklärte sich bereit, sowohl die für die 
Versuche notwendigen Pflanzen, als auch den Raum zur Verfügung zu stellen, 
während ich die Ausführung der Versuche übernahm. 

Es lag ursprünglich in meiner Absicht, die Versuche in der Weise vor- 
zunehmen, dass zunächst durch Aschen-Analysen die einzelnen Bestandteile der 
verschiedenen Teile von Erica gracilis festgestellt wurden und an der Hand 
dieser Analysen die Düngungsversuche vorzunehmen. Ich ging dabei von der 
Voraussetzung aus, dass zur Blatterzeugung eine andere Düngung als zur Blüten- 
erzeugung notwendig sein müsse, und dass die für die einzelnen Vegetations- 
perioden am besten wirksame Zusammensetzung des Düngers nur durch die Aschen_ 
Analysen erkannt werden könne. Da jedoch in der bereits erwähnten Be- 
sprechung des Ausschusses mit dem Ministerial-Vertreter und Herrn Professor 
MAERCKER beschlossen worden war, die diesjährigen Versuche nur als Vorversuche 
aufzufassen, welche feststellen sollten, ob überhaupt mineralischer Dünger in der 


Die Ergebnisse der gärtnerischen Versuchsstation des Herrn F, BJuth. 


127 


. Gärtnerei anwendbar sei, so wurde von einer solchen Ausführung Abstand ge- 
nommen und es ist dem zuzuschreiben, dass die gewonnenen Resultate nicht die 
präzise Beantwortung der gestellten Frage lieferten, welche wünschenswert war. In- 
dessen haben die Versuche doch ergeben, dass eine Anwendung von mineralischem 
Dünger nicht nur in der Gärtnerei mit Vorteil anwendbar ist, sondern es haben 
dieselben auch sonst noch eine ganze Reihe anderer Ergebnisse zu Tage gefördert, 
welche für die gärtnerische Kultur von hoher Bedeutung sind. 


Dass ich mit Düngungsversuchen begann, hatte seinen Grund darin, dass ich 
glaubte, hier am schnellsten zu greifbaren Resultaten zu gelangen. Andere Auf 
gaben einer gärtnerischen Versuchsstation, auf welche ich weiter unten zurück‘ 
komme, würden zu ihrer Lösung eines mehrjährigen Zeitraums bedurft haben. 


Was zunächst die Auswahl der Versuchspflanzen anbetrifft, so muss bemerkt 
werden, dass dieselben die denkbar ungünstigsten für Düngungsversuche waren, 
denn wie bekannt, gehört Erica gracilis als Ericacee zu denjenigen Pflanzen, 
welche ihre Nahrung nicht direkt mit der Wurzel aus dem Boden aufnehmen, 
sondern erst mit Hilfe eines die Wurzeln umspinnenden Pilzes.. Es war daher 
von vornherein sehr fraglich, ob die Versuchspflanzen auf die Düngung überhaupt 
reagieren würden. Indessen haben die Versuche gezeigt, dass sie es doch thun. 


Erica gracilis wurde aus rein äusserlichen Gründen gewählt. Herr BLurH 
hatte davon mehrere Zehntausend bewurzelter Stecklinge, es liessen sich also 
gleichzeitig Vergleiche mit auf gewöhnliche Weise kultivierten Pflanzen anstellen- 
Übrigens war mir aus meiner früheren praktischen Thätigkeit, in der ich unter 
dem bewährten Altmeister der Erica-Kultur, Excellenz von REGEL während des 
ersten Jahres meines Petersburger Aufenthaltes gerade die Ericaceen des Peters’ 
burger botanischen Gartens zu kultivieren hatte, bekannt, dass Erica sich gegen 
Düngung mit Taubenmist sehr dankbar zeigt. Dieser Dünger ist in Russland, wo 
die Tauben als heilige Tiere geschont werden und überall in Schaaren auf den 
Böden der Häuser nisten, leicht zugänglich. Ich holte ihn von einem unbenutzten 
Boden in fussdicken Lagen! 


Die Versuche wurden nun in dieser Weise eingeleitet, dass die August- Steck- 
linge, welche im Frühjahr in Stecklingsschalen standen, einzeln in kleine Töpfe 
von ungefähr 50 ccm» Rauminhalt eingepflanzt wurden. Auf Anregung des Herrn 
Professor MAERCKER wurde gleichzeitig der Versuch in der Weise eingerichtet, dass 
aus demselben entnommen werden konnte, ob ein Kalkzusatz zur Erde in irgend 
welcher Art modifizierend bei der Düngung einwirken würde. 


Um eine Kontrolle über die Wirkung des Düngers zu haben, beschloss man 
ferner, eine Anzahl Pflanzen in gleicher Weise, wie die Versuchspflanzen zu kul- 
tivieren, nur mit dem Unterschiede, dass sie keinen Dünger erhielten. 


Es sollte ferner festgestellt werden, ob es worteilhafter sei, den Dünger 
der Pflanze einmal in fester Form der Erde zuzuführen, oder inkleinen 
Dosen nach und nach in flüssiger Gestalt. 

Endlich sollte festgestellt werden, welchen Einfluss eine verschieden 
starke Düngung auf die Pflanzen ausübt. 

Demgemäss wurden zunächst 20 Pflanzen in sogenannte Grunewalderde — eine 
Moorerde*) — eingepflanzt, zo weitere Pflanzen in ebensolche Erde, der jedoch 


*) Die Grunewalder Heide- [Moor-] Erde hat nach der Analyse von Dr. ULsricHT-Dahme 
folgende Zusammensetzung: 


128 Die Ergebnisse der gärtnerischen Versuchsstation des Herrn F. Bluth. 


0,75 pCt. kohlensaurer Kalk in Gestalt von Schlemmkreide zugesetzt war. Diese 
beiden Gruppen wurden mit A und B bezeichnet und waren die Kontroll-Reihen. 

Nun wurden weitere drei Doppelreihen, welche die Bezeichnung CDEFGH 
erhielten, eingepflanzt, und zwar erhielten die Reihen D, F, H wie die Reihe B einen 
Kalkzusatz von 0,75 pCt., während die Reihen C, E, G keinen Kalkzusatz erhielten. 
Es erhielten aber ferner die Reihen C und D einen Zusatz von ı5 pCt.., die Reihen 
E und F einen Zusatz von 30 pCt. und (die Reihen G und H einen Zusatz von 
45 pCt. Düngermischung.*) 

Als Düngermischung wurde auf den Vorschlag des Herrn Professor MAERCKER 
verwendet: 5 Teile Carnallit, 3 Teile Chili-Salpeter und 2 Teile Superphosphat 
mit 2o pCt. lösl. Phosphorsäure. Diese drei Salze wurden genau abgewogen, sehr 
sorgsam gemischt und dann in den angegebenen Mengenverhältnissen unter die 
Erde gemischt und zwar in der Weise, dass das für eine Reihe bestimmte Quan- 
tum Dünger unter die Gesamtmenge der für eine Reihe notwendigen Erde 
(1000 ccm) gemischt wurde, also für Reihe C: ı50 g7 Düngermischung, ebensoviel 
für Reihe D; für Reihe E 300 g Düngermischung, ebensoviel für Reihe F; für 
Reihe G 450 g Düngermischung, ebensoviel für Reihe H. Bei dieser Manipulation 
stellte sich aber schon heraus, dass eine innige Mischung ausserordentlich 
schwierig sei. 

Die Reihen C bis H sollten zur Beantwortung der Frage, ob einmalige starke 
Düngung vorteilhaft sei, dienen. 

Es wurden nun fernerhin drei Doppelreihen IRLMNO eingepflanzt, ebenfalls 
aus je 2o Stück bestehend, von denen K,M,O wiederum einen 0,75 prozentigen 
Kalkzusatz erhielten, während die Reihen I,L,N nur in Erde gepflanzt wurden. 


VaSSeTs ee 2. 53,91 pCt. 
Verbrennliche Substanz (Glühverlust) 14,51 » 
Stickstoffinder verbrennlichen Substanz 0,390 » 


ale en. ERO,025 > 

Natron ee ce 2 0,033 >» 

Kalkerde nun... on 0,391 > % 24 
Mama ee. 0033 3 In verdünnter Salzsäure löslich. 
Ehosphorsaugen un... . 0,018 » 

Schwefelsäurer 2 0.22 .». 2:27. Kl 0,013 >» 


Die Erde reagierte sauer, enthielt eine merkliche Menge Salpetersäure und Ammoniak, war 
aber frei von schädlichem Schwefelkies. 


”) Es erhielt also jede ‚Pflanze der 
Reihe A 50 ccm Erde 


» Bs5o » » 0,375 g” kohlensauren Kalk 


» C5o» » + 7,5 gr Düngermischung mit einem Male fest 
E50 > >» + 0,375 » > >». + 75» » DREERE> DE 0 
DENE SON > » +15 » » » » >02 
>» Io > + 0,375 » DEE-LINS ) DD > 
>... » + 22,5 » » » » DE» 
>» Non 8 En > Do » nn Da 
» 1 Boa 152 » nach und nach in Lösung 
» K;5o » ». 2.0,375 >» ) » + 75» » DEE DU EEE » 

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» Mso » » + 0,375 » » » +15 » » » » DD » 

>, Now » + 22,5 » » DE » 

» O50 » » +0375 » » » + 22,5 » » 2 > » 


Die Ergebnisse der gärtnerischen Versuchsstation des Herrn F. Bluth, 129 


Diese Reihen sollten im Laufe des Versuchs nach und nach Dünger erhalten; 
und zwar so viel, dass sie am Schluss der Versuchsperiode ebenso viel wie die 
entsprechenden Reihen C bis H erhalten hatten. 


Die Pflanzen wurden, nachdem sie eingepflanzt waren, gestutzt und gemessen 
und diente als fester Punkt der Topfrand. 


Schon nach etwa einer Woche zeigten sich Einwirkungen der Düngung in der 
Reihe E, insofern, als diese Pflanzen auffallend dunkelgrün geworden waren. Es 
war dies dadurch, dass bei Beginn des Versuchs die Blattfarbe mittels Tusche 
fixiert worden war, sicher zu konstatieren. 

Späterhin machte sich aber bemerkbar, dass in den Reihen, welche 30 und 43 pCt. 
Dünger mit einem Male der Erde zugesetzt erhalten hatten, eine Anzahl Pflanzen 
nach und nach zu Grunde gingen. Die Pflanzen zeigten ganz das Aussehen, als 
wenn sie vertrocknet wären. Indessen machte sich diese Einwirkung nicht bei 
allen Exemplaren einer Reihe bemerkbar, sondern nur bei einzelnen und auch 
nicht mit einem Male, sondern nach und nach, jedoch war das Resultat 
unverkennbar, denn am Schlusse des Versuchs und schon lange vorber waren die 
sämtlichen Pflanzen der Reihe G zu Grunde gegangen, während von der Reihe F 
nur noch 5 Exemplare am Leben geblieben waren, welche ausser einer stärkeren 
Dunkelfärbung in keiner Weise erkennen liessen, dass sie überhaupt gedüngt 
worden waren. 

Eine ganze Anzahl Pflanzen der Reihe H erholten sich ım Laufe der Ver- 
suchszeit von der ursprünglich schädlichen Einwirkung, die sie durch den starken 
Dünger erhalten hatten. 

Am 1. Juli stellte die Kommission fest, »dass die Versuchspflanzen, mit 
Ausnahme der bezeichneten kranken respektive toten, einen Unterschied von 
den auf gewöhnliche Weise in der Gärtneri des Herrn BLUTH behandel- 
ten Pflanzen nicht zeigten«. Es war dadurch festgestellt, dass, trotzdem die 
Versuchspflanzen erst nach den auf gewöhnliche Weise aus den Stecklingsschalen 
in Töpfe gepflanzt waren, doch gleichen Schritt in der Entwickelung mit diesen, 
welche nach dem Einpflanzen auf ein warmes Mistbeet gebracht waren, gehalten 
hatten. Es war also festgestellt, dass durch den künstlichen Dünger bis 
zu einer gewissen Vegetationsperivde der warme Fuss sehr wohl durch 
mineralischen Dünger ersetzt werden kann. 

Um diese Zeit nun wurden die auf gewöhnliche Weise behandelten Pflanzen 
umgepflanzt in grössere Töpfe und gestutzt. Ursprünglich war in Aussicht ge- 
nommen, von den Versuchspflanzen die Hälfte einer jeden Reihe um diese Zeit 
ebenfalls zu verpflanzen. Da jedoch eine ganz neue Versuchsreihe begonnen 
werden musste und es fraglich erschien, ın welcher Weise man vorgehen solle, 
ob man beim Verpflanzen ebenfalls, entsprechend der grösseren Erdmenge, Dünger 
zusetzen müsse, oder nicht, ob man die nur nach und nach Dünger erhaltenden 
Pflanzen nun auch stärker düngen müsse, oder nicht, und endlich, ob beim Ver- 
pflanzen die Pflanzen auch gestutzt werden müssten? und dadurch neuerdings 
Unklarheiten in die Resultate kommen konnten, so wurde hiervon Abstand 
genommen. 

Sämtliche Versuchspflanzen blieben in den kleinen Töpfen stehen 
und wurden nicht gestutzt. 

Im August und noch mehr ım September war nun ein weiteres Resultat zu 
ersehen. Zunächst hinsichtlich der Blattfarbe. Die Pflanzen der Reihen A und B 


zeigten ein auffallend helles Laub, während die gedüngten Pflanzen dunklere 
Gartenflora 1892. Io 


130 Die Ergebnisse der gärtnerischen Versuchsstation des Herrn F. Bluth. 


Färbung aufwiesen, und zwar um so dunkler, je grösser die zugeführte 
Düngermenge gewesen war. 

Es machte sich ferner ein Unterschied zwischen den mit Kalk und ohne 
Kalk behandelten Pflanzen insofern bemerkbar, als die ungekalkten Pflanzen 
im Durchschnitt ein grösseres Längenwachstum als die gekalkten Pflanzen 
zeigten. 


Sodann war ein Unterschied insofern bemerkbar, als die ungedüngten Pflanzen 
reichlich Blüten angesetzt und auch bereits geöffnet hatten, während die gedüngten 
Pflanzen, und zwar ebenfalls wieder in dem Masse, als sie gedüngt waren, in der 
Blütenanlage und Ausbildung zurückgeblieben waren. 


Nur eine geringe Spanne Zeit von etwa ı4 Tagen in der Aufblühfolge zeigte 
sich zwischen den ungedüngten und den am schwächsten gedüngten Pflanzen. 
Viel später gelangten erst die Pflanzen, welche 30 pCt. Dünger erhalten hatten, 
zum Aufblühen, während die am stärksten gedüngten überhaupt nicht zur Ent- 
faltung von Blütenknospen gelangten, sondern es nur bis zur Anlage kleiner 
Knöspchen gebracht hatten. Auf diesem Stadium blieben die Pflanzen bis zum 
Abschluss der Versuche am ı5. Oktober, und bis Ende November waren die 
Knospen der Reihen N und O nicht einen Schritt weiter vorwärts gekommen. 

Ziehen wir das Fazit aus den Versuchen, so ergiebt sich, dass ein einmaliger 
Zusatz von mineralischem Dünger in fester Form zur Erde nicht zu 
empfehlen ist bei Topfpflanzen-Kultur, einmal wegen der unhandlichen Ausführung, 
dann weil, wie es aus den Pflanzen der Reihe F hervorgeht, welche sich späterhin 
wieder erholten, der Dünger offenbar durch das Giessen allmählich aus der Erde aus- 
geschwemmt wird. 

Die Versuche ergaben ferner, dass eine Düngung mit mineralischem 
Dünger sehr wohl in der Topfpflanzen-Kultur anwendbar ist, wenn die- 
selbe in der Weise ausgeführt wird, dass der Dünger den Pflanzen in kleinen 
Quantitäten in gelöster Form zugeführt wird. 

Weiterhin ergaben die Versuche, dass durch die Düngung mit mineralischem 
Dünger der Ansatz von Blütenknospen zeitlich hinausgeschoben werden kann, ja, 
dass es von der Düngermenge abhängig ist, wann der Knospenansatz eintritt. 

Die Versuche haben des weiteren ergeben, dass es unbedingt notwendig ist, 
ehe man zur Düngung mit mineralischem Dünger schreitet, dass zunächst durch 
Aschenanalyse die Zusammensetzung derjenigen Pflanzenteile, deren Produktion man 
speziell beabsichtigt, festgestellt werden muss, um danach die Zusammensetzung 
des Düngers herstellen zu können. 

Immerhin lassen die gewonnenen Resultate es als ausserordentlich wünschens- 
wert erscheinen, dass die hier begonnenen Versuche nach den verschiedenen 
Richtungen hin weiter ausgeführt werden; sie lassen erkennen, welche Vorteile für 
die Praxis eine auf wissenschaftlicher Grundlage arbeitende Versuchsstation 
haben würde. 

Zu der Ausführung der Versuche sei nun noch bemerkt, dass die Pflanzen 
regelmässig mit so gut wie kohlensäurefreiem Wasser begossen wurden, nämlich 
mit Wasser, welches sich aus den Dämpfen der Heizung kondensiert hatte, welches 
also destilliertem Wasser gleichzusetzen ist. Dieser Punkt ist insofern von 
Bedeutung, als dadurch die Einwirkung des Kalkes auf das Pflanzenwachstum 
nicht in dem Masse für die Gärtnerei praktisch verwertbar festgestellt wurde, als 
dies zu wünschen war, weil ja in der Gärtnerei mehr oder minder kohlensäure- 
reiches Wasser zum Giessen verwendet wird. 


Die Ergebnisse der gärtnerischen Versuchsstation des Herrn F, Bluth. I31 


Es muss ferner darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Versuchs- 
pflanzen stets mit Glasfenstern bedeckt gewesen sind, dass, wie die Praxis ergeben 
hat, der für das ganze Wachstum so ausserordentlich günstige Nachttau demnach 
auf die Pflanzen nicht einwirken konnte. In diesen beiden Punkten würden also 
spätere Versuche zu modifizieren sein. Desgleichen würden spätere Versuche fest- 
zustellen haben, wo die Grenze für eine mineralische Düngung für die einzelnen 
Pflanzen liegt, denn, wie die Versuche ergeben haben, ist für die Pflanzen ein 
Maximum der Düngerzufuhr vorhanden, indem eine stärkere Düngerzufuhr auf das 
Leben der Pflanzen verderblich einwirkt. 

Von ganz besonderem Interesse war sodann das nebenbei gewonnene Resultat, 
dass die Bewurzelung der Pflanzen in dem Masse, als sie stärker gedüngt waren, 
abnahm, so zwar, dass die ungedüngten Pflanzen einen dichten filzigen Wurzel- 
boden besassen, während die am stärksten gedüngten nur sehr spärliche Bewurzelung 
zeigten. 

Die Wurzeln selbst unterschieden sich in der Weise, dass die ungedüngten 
rein weiss, die weniger gedüngten bräunlich, die stark gedüngten braun waren. 
Es leuchtet ein, dass die spärliche Bewurzelung damit zusammenhängt, dass die 
Pflanzen eine reichliche Nahrungsmenge ım Boden vorfanden und die Wurzeln 
deshalb nicht gezwungen waren, weithin den Boden zu durchsetzen und Nahrung 
zu suchen. Ob aber eine so spärliche Bewurzelung für die Folge für die Pflanze 
nicht schädlich sein wird, muss dahingestellt bleiben, wenigstens scheint es dem 
Referenten, dass derartige Pflanzen nur dann Aussicht auf ein weiteres gutes 
Gedeihen haben, wenn die Düngung fortgesetzt wird, dass dagegen, wenn die 
Düngung plötzlich unterbrochen wird, wie dies in der Regel der Fall sein wird, 
wenn die Pflanzen verkauft werden, diese Pflanzen nach kürzerer oder längerer 
Zeit, wenn der in der Erde noch aufgespeicherte Dünger verbraucht worden ist, 
infolge der geringen Wurzelung mindestens kränkeln, wenn nicht gar ganz zu 
Grunde gehen werden. Auch hierin liegt also ein Grund, die Düngermenge, 
welche man der Pflanze zuführt, nicht zu gross zu bemessen und es ist fest- 
zustellen, wo hier das Optimum liegt. 

Wenn ich nun noch auf einige Punkte über gärtnerische Versuchsstationen 
überhaupt hier etwas näher eingehen möchte, so ist das darin begründet, dass 
ich zeigen möchte, in welcher Richtung sich zunächst die Versuche einer solchen 
Anstalt zu bewegen haben. 

Als oberster Grundsatz einer gärtnerischen Versuchsstation muss immer 
gelten, Fragen zu lösen, welche für die Praxis von Bedeutung sind und die 
Versuche derartig einzurichten, dass sie leicht in die Praxis umgesetzt werden 
können. 

Solche Fragen würden z. B. sein: Welche Faktoren sind bei der Blattbildung 
ausschlaggebend? Welche Faktoren sind bei der Blüten- und bei der Fruchtbildung 
ausschlaggebend? 

Nimmt man die Resultate der in landwirtschaftlichen Versuchsstationen unter- 
nommenen Versuche in Rücksicht, so wird sich ergeben, dass Ernährungsver- 
hältnisse hier in erster Linie in Frage kommen und dass die Zusammen- 
setzung des Düngers, welche man anwenden muss, abhängig von der Zusammen- 
setzung der zu erzeugenden Pflanzenorgane sein wird. Es wird sich dabei heraus- 
stellen, dass es keineswegs gleichgültig ist, wann und womit man düngt. Nament- 
ich gilt dies überall da, wo auf Blüten- und Fruchtbildung hingearbeitet werden 
soll. Es wird da wesentlich darauf ankommer, festzustellen, wann man mit 
einzelnen Düngermischungen vorzugehen hat, denn es ist eine bekannte Erschei- 

10“ 


132 Die Ergebnisse der gärtnerischen Versuchsstation des Herrn F. Bluth. 


nung, dass der Blütenansatz an eine ganz bestimmte Zeit, an eine ganz bestimmte 
Entwickelungsphase der Pflanze gebunden ist, und es lässt sich annehmen, dass 
die Anlage von Blüten nur dann mit Erfolg verstärkt werden kann, wenn die ent- 
sprechende Düngung gerade zu dieser Zeit in Wirksamkeit tritt. 


Die Versuche haben ferner ergeben, dass die Anlage der Blüten durch die 
Düngung hinausgeschoben werden kann, ein Punkt, welcher für die Praxis unter 
Umständen von hoher Bedeutung werden kann, insofern, als Pflanzen, welche 
normal im Mittel- und Hochsommer blühen, dadurch eventuell zu Herbst- oder 
Winterblühern gemacht werden können, wodurch sie für die Gärtnerei einen ganz 
bedeutend höheren Wert erlangen würden. Übrigens sei bemerkt, dass in dieser 
Beziehung bereits in der Praxis hier und da vorgegangen ist. 


Eine andere Reihe von Versuchen würde sich damit zu beschäftigen haben, 
welche Faktoren auf die Bewurzelung abgeschnittener Pflanzenteile einwirken? 
Die Praxis hat längst ergeben, dass die verschiedenen Pflanzenarten in verschiedenen 
Entwickelungsstadien zur Wurzelbildung schreiten. Während die eine Pflanzenart 
nur an solchen Stengelteilen Wurzeln bildet, welche bereits mehr oder minder 
verholzt sind, zeigen andere Arten nur dann eine Neigung zur Wurzelbildung, 
wenn die betreffenden Stengelteile noch ganz jugendlich sind. Während von 
manchen Pflanzenarten kaum ı pCt. der angefertigten Stecklinge ausfällt, zeigen 
andere Pflanzenarten eine so schwierige Bewurzelung, dass 80, go und mehr 
Prozent überhaupt nicht zur Bewurzelung kommen. 


Weiterhin würden sich Aufgaben der Versuchsstation aus den Einwirkungen 
des Lichtes auf das Pflanzenwachstum ergeben. 

Vorgearbeitet ist in dieser Beziehung schon etwas in den physiologischen 
Laboratorien, z. B. von Sachs, welcher gezeigt hat, dass ultraviolette Strahlen den 
Blütenansatz ausserordentlich begünstigen. 

Sehr wichtige Versuche würden solche sein, welche sich mit dem Keimungs- 
prozess der verschiedenen Pflanzen beschäftigen, welche darauf hinzielen würden, 
namentlich schwerkeimende Pflanzen, welche oft mehrere Jahre brauchen, ehe sie 
überhaupt keimen, schneller, und vor allen Dingen gleichmässiger zur Keimung 
zu bringen. Es wäre festzustellen, welche Faktoren hier wirksam sind. 

Eine ganz andere Reihe von Fragen ergiebt sich, wenn man die Bildung der 
Blütenfarbe ins Auge fasst. 

Die Versuchsstation würde sich auch einmal mit Fragen zu beschäftigen 
haben, welche die Ausbildung der Blütenfarben betreffen, durch deren Beantwortung 
es dem Gärtner möglich sein würde, nicht nur bestimmte Blütenfarben, sondern 
auch bestimmte Nüancen zu erzielen. 

Endlich sei noch auf die Vorgänge, welche sich bei der Veredelung an dem 
Schnittlächen vollziehen, hingewiesen, deren genaue Untersuchung ein weites und 
dankbares Feld einer gärtnerischen Versuchsstation abgeben würde. 

Es ist nicht nötig, dass eine solche gärtnerische Versuchsstation gleich von 
vornherein im grössten Massstabe in Angriff genommen wird. Im Gegenteil will 
es mir scheinen, dass es besser ist, wenn dieselbe zunächst im kleinen anfängt, 
sich nur mit ganz bestimmten Fragen beschäftigt und nach und nach die sich aus 
den Versuchen ergebenden Gesichtspunkte weiter verfolgt. Es würde meiner 
Ansicht nach vollständig genügen, wenn der Leiter einer solchen Versuchsstation 
in Verbindung mit einem der zahlreichen chemischen Laboratorien an landwirt- 
schaftlichen Versuchsstationen träte, durch welche er die nötigen Analysen erhielte, 
auf Grund deren er weiter arbeiten könnte. 


Die Bindereien auf der Chrysanthemum-Ausstellung d. V. z. Bef. d, G. 133 


Es wäre notwendig, dass der Leiter der Station die Pflanzen selbst behandelt, 
dass er sie nicht anderen zur Behandlung überlässt, weshalb es notwendig ist, 
dass er mit der Kultur der Pflanzen, überhaupt mit ihren Lebensbedingungen 
einigermassen vertraut ist. 

Da zur Zeit praktisch vorgebildete Botaniker so gut wie fehlen, so würde es 
Aufgabe der Versuchsstation sein, sich Hülfskräfte heranzuziehen, Botaniker, welche 
einen praktischen Lehrgang in der Gärtnerei durchgemacht haben, damit dieselben 
auch das unbedingt notwendige Verständnis für die der Praxis dienlichen Formen 
haben. Ein kleines Gewächshaus, welches, in selbst ganz bescheidenen Dimen- 
sıonen, fürs erste schon eine ausserordentlich grosse Versuchspflanzenmenge auf 
nehmen könnte, sowie einige Freilandkästen würden, nebst der nötigen wissen- 
schaftlichen Ausrüstung (Mikroskop, Waagen etc.) vollständig genügen. 

Eins aber sei bemerkt, die gärtnerische Versuchsstation müsste, meiner Ansicht 
nach, vollständig selbständig dastehen, der Leiter der Anstalt dürfte in keiner 
Weise durch Dritte in der Ausführung seiner Versuche beeinflusst werden. 

Die gärtnerische Versuchsstation soll der Praxis dienen, die Praxis hat dem- 
nach die Fragen an die Station zu richten, in welcher sie durch die Versuche 
zu beantworten sind. 


Die Bindereien auf der Chrysanthemum-Ausstellung des Vereins 
zur Beförderung des Gartenbaues, 


am 12.—ı5. November 1891. 
II. Die Arbeiten des Herrn Kgl. Hofiieferanten J. C. Schmidt, Berlin. 
Hierzu Abbildung 27. 


Die Form dieses Korbes, welche ich als »Bogenkorb« bezeichne, halte ich für 
besonders geeignet zur Aufnahme von Chrysanthemum, indessen habe ich in der 
Mitte desselben noch andere Blumen zu dem Zwecke verwandt, um gerade die 
ersteren noch besser hervortreten zu lassen. Es sind dies weisser Flieder mit 
gleichfarbigen Kamellien und einigen Daturablüten;, die Hauptwirkung erzielte 
wohl neben der gefälligen Form des Korbes die zarte mattlila, fast dem Rosa 
nahekommende Farbe der Chrysanthemum, die sämtlich in einer Sorte waren; das 
zur Verzierung angebrachte Seidenband hatte die gleiche Farbe. |]. C. ScHMmipr. 

Wegen der übrigen geschmackvollen Bindereien des Herrn ]J. C. ScHmiDr 
(Inhaber L. KUNTzE) verweisen wir einstweilen auf Gartenflora 1891, Seite 636. 


II. Die Arbeiten des Herrn F. Neumann, Berlin. 
Hierzu Abbildung 28. 


Unter den zahlreichen gefälligen Arbeiten des Herrn F. NEumann-Berlin, 
Mohrenstrasse 6, ragte durch Originalität der Erfindung das beifolgend in Ab- 
bildung 28 dargestellte Phantasiestück, das man am besten wohl als »Will- 
kommensgruss« bezeichnen kann, hervor. Von einem aus Rosen gebildeten Fuss 
erhob sich ein Ständer, der zwei lyraartige gekrümmte Bogen trug, von denen der 
äussere aus gelben, der innere aus braunen Chrysanthemum gebildet war. In der 
Mitte des inneren Bogens war auf einem Felde aus weissen Chrysanthemum der 
Namenszug Sr. Majestät des Kaisers nebst der Krone aus Veilchen dargestellt. 


134 Die japanischen Bindereien im Kunstgewerbe-Museum zu Berlin. 


Diese konnten von hinten durch elektrische Glühlampen erleuchtet werden, was 
eine sehr hübsche Wirkung hervorbrachte. Oberhalb fanden sich am Ständer 
links und rechts zwei Sträusse aus Rosen, dann folgten zwei Wedel von Asparagus 
plumosus und die Spitze ward wieder von einem Rosenstrauss mit Farnwedeln 


eingenommen. 


Ay 
Are 


Abbildung 27. 
»Bogenkorb« von J. C. SCHMIDT, Berlin. 


Die japanischen Bindereien im Kunstgewerbe-Museum zu Berlin. 


_ Die von uns in Heft 3 Seite 84 erwähnte Zusammenkunft von Blumenhändlerr 
im Kunstgewerbe-Museum hat reiche Früchte getragen. Der fesselnde Vortrag 
des Direktors Herrn Professor Dr. Lessing über die japanische Bindekunst fand 
viel Verständnis, und seiner Aufforderung, in ähnlicher Weise einmal eine Anzahl 
japanischer Vasen und Körbchen, die er zur Verfügurg stellte, zu schmücken, 
wurde auf das bereitwilligste entsprochen. So konnten am Eröffnungstage, den 
ı. Februar, gegen 8o Gefässe, in der an sich einfachen japanischen Art geschmückt, 


Die japanischen Bindereien im Kunstgewerbe-Museum zu Berlin, 135 


den Besuchern, zu deren ersten Ihre Majestät die Kaiserin gehörte, welche diesen 
Sachen Ihr ganz besonderes Interesse widmet, vorgeführt werden. 
Treffend hatte Herr Professor LEssıngG in seinem Vortrage hervorgehoben, 


Abbildung 28. 
»Willkommensgruss« mit Glühlampen von F. NEUMANN, Berlin. 


dass während wir besonders durch die Farbenmassen zu wirken suchen, der 
Japaner nach Linien und zwar meist für Wanddekorationen arrangiert. Gewöhn- 
lich wird ein einziger Zweig, aber in etwas geschwungener Form in eine Vase 
gestellt, von dem unten rechts und links im Bogen ein halb so langer und einer 
von nur ein Viertel der Länge abgehen. Zum Teil werden die Pflanzen schon 


136 Murray Bartels: Die Kultur der Ardisia crenulata. 


so gezogen, zum Teil aber auch so gebogen. Die Äste kann man sich auch ganz 
unten denken, d. h. mit anderen Worten, 3 einzelne Zweige oder gar mehr in 
die Vase stellen. Kleinere Gefässe werden nur mit einzelnen langstieligen Blumen, 
nie mit angedrahteten geschmückt. 

Leider gab es aber zur Zeit wenig oder keine Pflanzen, die sich leicht hätten 
biegen lassen, vor allem keine Chrysanthemum, auch keine Prunus Padus und 
sonstige leicht biegsame Ziersträucher des Frühjahres und so musste denn die 
Kunst mit Draht nachhelfen. 

Im allgemeinen war die Sache gelungen, man sah zwar noch manches ver- 
fehlte, gewaltsam in Formen gezwängte, oder unnatürlich aus verschiedenen Blumen 
an einen Zweig zusammengedrahtete, aber auch manch anmutiges Gebilde, das 
denn auch bei den Tausenden von Besuchern den lebhaftesten Anklang fand. 

An der Ausstellung beteiligten sich vor allen die Königlichen Hofgärten, ferner: 
REINHOLD Bock, EmıL DIETZE-Steglitz, H. FASSBENDER, die Gartenbauschule für 
Damen des Vereins »Frauenwohl«, WILHELM HARDER, GEORG HoFrFT, TH. MÜLLER, 
F. PRÜFER, CARL SCHIRM, J. C. SCHMIDT (Inhaber O. KuUNTzE), GUST. SCHMIDT und 


WALTER SIEHE. Auf Einzelheiten kommen wir zurück. Schon jetzt aber können 


wir sagen, dass durch die von Herrn Direktor Lessing gegebene Anregung die 
alte ausgetretene Bahn unserer Binderei zum Teil wird verlassen werden und ein 
ganz neuer Formenkreis in derselben sich Geltung verschaffen dürfte. Wir danken 
darum Herrn Direktor Lessing auf das herzlichste, nicht minder indes auch allen 
denen, die in so aufopferungswürdiger Weise an der Ausstellung, bei der jede 
Preiszusprechung ausgeschlossen, sich beteiligten. 

Am 25. Februar hielt Herr Professor Dr. Lessing vor Herren und Damen 
einen eingehenden Vortrag im Verein zur Beförderung des Gartenbaues über die 
japanische Bindekunst; der Vortrag wird zunächst in der »lllustrierten Frauen- 
zeitung«, Verlag von P. LIPPERHEIDE-Berlin erscheinen; wir hoffen denselben später 
auch bringen zu können. 


Die Kultur der Ardisia crenulata. 


Von Murray Bartels, London. 


Unstreitig eine liebliche Erscheinung ist eine gut kultivierte Ardisia crenulata 
mit ihren zahlreichen roten Früchten, und sollte der Anzucht dieser Pflanze weit 
mehr Beachtung geschenkt werden, als es bis jetzt geschieht. Aus Mexiko 
stammend, wurde dieselbe schon im Jahre 1809 in Europa eingeführt und hat 
sich wegen ihrer Anspruchslosigkeit besonders zur Topfpflanzenkultur als geeignet 
erwiesen. Obgleich in der Heimat eine Höhe von 2 2 erreichend, entfaltet diese 
Myrsinee schon in kleinen Exemplaren ihre zierlichen Blüten und Früchte. 

Es giebt verschiedene Kulturmethoden, wovon ich die folgende als die 
empfehlenswerteste bezeichnen möchte. Die Vermehrung geschieht aus Stecklingen 
und kann schon Mitte Dezember vorgenommen werden, eine Zeit, zu welcher das 
Vermehrungsbeet noch wenig in Anspruch genommen ist. Um das Anwurzeln 
der Stecklinge zu beschleunigen und kräftige Pflanzen zu erhalten, sollte man nur 
die weichen Triebe zur Vermehrung benutzen; bei Kopfstecklingen lasse man ein 
bis zwei entwickelte Blätter, bei Achselstecklingen dagegen genügt eins. Dieselben 
werden dem Auge gegenüber schräge geschnitten und von der unteren Spitze des 
Schnittes schneide man abermals ein Stückchen wagerecht ab, wodurch die Kallus- 
bildung besonders gefördert wird. Auf diese Weise kann man aus jedem Auge 


Murray Bartels: Die Kultur der Ardisia crenulata. 137 


einen Steckling machen. Dieselben werden dann in ein mit Sand gefülltes Ver- 
mehrungsbeet gesteckt und 25—23° R. warm gehalten. 

So behandelt werden die Stecklinge nach 2—3 Wochen genügend bewurzelt 
sein, um in Töpfchen eingepflanzt zu werden. Man gebe ihnen eine Mischung von 
Heideerde und Sand und nachher einen hellen Standort im Vermehrungshause. 
Zur Abhärtung bringt man sie im April auf einen warmen Kasten, woselbst man 
sie Mitte Mai mit Erfolg auspflanzen kann. 3 Teile Heideerde, ı Teil Lauberde 
und ı Teil Sand ist eine gute Mischung für den Zweck. Bei warmer Witterung 
müssen die Pflanzen reichlich gespritzt und schattiert werden, und vom Juli an 
lüftet man nach Gutdünken. Ende August pflanze man sie in 4!/),—5zöllige Töpfe 
ein und gebe ihnen dieselbe Erdmischung wie beim Auspflanzen. Die Ardisien 
haben dann noch Zeit genug, wieder einzuwurzeln, ehe man sie zur Überwinterung 
ins Warmhaus bringt. Die T’emperatur sollte im Winter nicht unter 12° sinken. 

Während der ganzen Rultur ist darauf zu achten, dass die Pflanzen nicht von 
Schildläusen befallen werden. Beim Auftreten derselben ist es am besten, die 
betreffenden Exemplare sofort zu entfernen, um einer Verbreitung vorzubeugen; 
denn einmal von der Schildlaus heimgesuchte Ardisien sind schwer davon voll- 
ständig zu reinigen. Bei der Vermehrung sei man vorsichtig, Stecklinge nur von 
insektenreinen Pflanzen zu nehmen, da sonst ein Wiıederauftreten der Läuse un- 
ausbleiblich sein würde. 

Im März wird sich ein Verpflanzen notwendig erweisen; es sollten aber nur 
wenig grössere Töpfe benutzt werden. Man wird nun beobachten können, wie 
die Knospen anfangen sich langsam zu entwickeln, und nach weiteren zwei 
Monaten werden die Pflanzen mit zierlichen weissen Blüten bedeckt sein. 

Während des Sommers kann man die Ardisien im Warmhause oder im Mist- 
beetkasten kultivieren, lasse es aber nicht an Wasser fehlen. Der Gipfel der 
Schönheit wird nun erreicht, wenn die Beeren ıhre scharlachrote Farbe an- 
genommen haben, was Ende September der Fall sein wird. Die Pflanzen werden 
jetzt willig Abnehmer finden und erzielen gute Preise. 

Eine weitere gute Eigenschaft der Ardisien ist, dass die Früchte von sehr 
langer Dauer sind; unter Umständen haften sie sogar ein ganzes Jahr an den 
Sträuchern. } 

Die Vermehrung kann ausser durch Stecklinge auch durch Samen geschehen, 
welche dann gleich nach der Reife gesät werden müssen, da sie ihre Keimfähig- 
keit bald verlieren. Diese Vermehrungsart geht langsamer vor sich, ist aber nicht 
von der Hand zu weisen. 

Von der A. crenulata giebt es eine Varietät mit weissen Beeren, A. cr. baccis 
albis, welche man zuweilen in Kultur antrifft. Diese ist aber nicht ganz so schön 
wie die Stammform. Die Gattung Ardisia zählt über 200 Arten, welche grössten- 
teils garnicht oder selten kultiviert werden. Da die meisten langsamer wachsen 
als die A. crenulata, thut man gut, diese als Unterlage zu Veredlungen zu be- 
nutzen. Einige der besten sind ferner: 

Ardisia japonica. Blüten weiss. Diese wird nur ı Fuss hoch. Wahrschein- 

lich die härteste von allen. Aus Japan. 

Oliveri. Blüten rosa mit weissem Auge. Stammt aus Costa Rica. 

paniculata. Blüten rosa. Beeren erbsengross. Aus Ost-Indien. 

serrulata. Blüten dunkelrot. Höhe ı—2 Fuss. Aus China. 

villosa mollis.. Blüten weisslich. Die oberen Teile der Pflanze dicht 
behaart. Aus China 

acuminata. Blüten fast weiss. Höhe 6-8 Fuss. Aus Guiana. 


Pp>b 


” 


138 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Neuheiten von Gebrüder Dippe, Quedlinburg. 
(Nach den Beschreibungen der 
Züchter.) 

Vietoria-Bouquet-Sommer-Lev- 
koje, purpurcarmin (Gebr. Dippe). 

Vietoria-Bouquet-Sommer-Lev- 
koje, weiss (Sachs). 

Die Varietät Purpurcarmin, eine herr- 
liche Farbe, die dieser Klasse zu ge- 
winnen uns gelungen ist, zeichnet sich 
wie unsere erste Einführung durch den 
eigenartig schönen Wuchs aus. Jede 
Pflanze bildet für sich allein ein 
ständiges, geschlossenes Bouquet von 
reinster Pyramidenform, dem der 
Mittel- und Hauptzweig etwas die 4—6 
Seitentriebe überragt, die sich in schönem 
Gleichmasse und ziemlich dicht um ihn 
gruppieren. 
Kultur vorzüglich geeignet und bringt 
aus Samen einen hohen Prozentsatz ge- 
füllt blühender Pflanzen. Dass auch 
eine weisse Varietät erzielt ist und gleich- 
zeitig hiermit eingeführt werden kann, 
bedeutet für die Gattung doppelten Ge- 
winn. 

Prince of Wales-Aster, lilarosa 
(Gebr. Dippe). Eine reizende Farbe, die 
in dem Sortimente noch nicht vorhanden 


in 


Ist; die Blumen sind ausserordentlich 
gross und voll, die Pflanzen stark in den | 
Stengeln und überhaupt kräftig von 
Wuchs. 


mum-Perfection-Aster, carmin. 

Gebr. Dippe’s Zwerg-Chrysanthe- 
mum-Perfection -Aster, feurigschar- 
lach. 

Schon jetzt nach einem Jahre, nach- 
dem diese Klasse von uns eingeführt 
ist, sind wir imstande, dieselbe mit den 
obigen zwei neuen herrlichen Sorten zu 
bereichern, denen voll und ganz alle 
die wertvollen Eigenschaften eigen sind, 
durch welche die beiden voraufgegan- 
genen sich so hervorthun. Auch bei 
ihnen ist die Verbesserung bis zur 


voll- | 


Auch sie ist für die Topf- 


äussersten Vollkommenheit erreicht; sie 
sind von sehr strammerm Wuchs, der 
besondere Vorzug aber besteht in der 
riesigen Grösse der Blumen, die bis ın 
die Mitte hinein dichtgefüllt sind, und 
die daher nicht, wie es vielfach bei 
denen der alten Sorten der Fall ist, die 
sogenannten Knöpfe zeigen. 

Grossblumige Zwerg - Königin- 
Aster, lila (Gebr. Dippe). Eine sehr 
hübsche Farbe, die wir von dieser mit 
Recht beliebten Aster neu erzielt haben, 
die Sorte stellt sich den früheren als 
vollkommen ebenbürtig in jeder Hinsicht 
ZU Seite. 

Godetia grandiflora maculata 
compacta (Gebr. Dippe). © Eine nie- 
drige, gedrungene Form von G. grandifl. 
maculata, die sehr gleichmässig im 
Wuchse und von grossem Blütenreich- 
tum Sie wird etwa 35 cm hoch, 
verzweigt sich stark und bringt ihre 
schönen Blumen in grossen Büscheln. 
Die Farbe ist perlweiss, jedes einzelne 
Biumenblatt ist mit einem carmınroten 
Flecke geziert. 

Papaver paeoniflorum fl. pl.,, bril- 
lantrosa (Gebr. Dippe). © Auffallend 
schöne Farbe. Die Blumen sind gross 
und dichtgefüllt. 

Phlox Drummondi, zinnoberschar- 
lach (Gebr. Dippe). 2 Dieser Phlox ge- 


ist. 


| hört der gewöhnlichen Art an, ist aber 
Gebr. Dippe’s Zwerg-Chrysanthe- | 


viel 
Zur 


von ganz prächtiger Farbe, die 
feuriger ist als die von Heynholdi. 


| Kultur fürs freie Land eignet er sich 


gerade so gut wie die Sorten alba, atro- 
purpurea und coccinea. 

Phlox Drummondi hortensiae- 
flora »Triumph« (Gebr. Dippe). »2 Mit 
dieser Varietät glauben wir eine der 
prächtigsten Einführungen von Phlox, 
die noch gemacht ist, zu bringen. Ein 
Beet davon in voller Blüte ist von ge- 
radezu wunderbarer Wirkung, wie eine 
glühende Woge leuchtet es schon von 
weitem her. Die Farbe der grossen, 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


139 


wohlgeformten Blumen, die in dichten 
Dolden im reichsten Masse sich ent- 
falten, ıst ein blendendes Zinnoberrot; 
die Pflanzen haben so recht den schön 
gerundeten, halbhohen Bau der horten- 
siaeflora-Gattung. 

Schizanthus pinnatusroseuscom- 
paetus) (Gebr. Dippe). © Der Wuchs 
dieser reizenden neuen Varietät ist voll- 
kommen pyramidenförmig, die Blumen 
kommen in solcher Fülle, dass sie die 
Pflanze ganz bedecken. Die hübschen 
Blüten sind von zart rosa Färbung, ein 
jedes der oberen Blumenblätter ist mit 
einem blutroten Flecke geziert. 

Tropaeolum majus nanum »Prinz 
Heinrich« (Gebr. Dippe). © Eine sehr 
hübsche lichtfarbige Varietät, die Blumen 
sind hellgelb mit scharlachrot gefleckt 
und marmoriert. 

Verbena hybrida cinnabarina 
oculata (Gebr. Dippe). »* Zinnober- 
carmın mit weissem Auge, eine Färbung, 


die bisher im Sortimente noch nicht 
vertreten war. Sehr hübsch. 
Verbena hybrida stellata car- 


minea (Gebr. Dippe). »*® Eine reizend 
schöne Verbena. Die Blumen haben in 
der Mitte einen grossen reinweissen 
Stern, der sich von dem carminroten 
Rande auffallend und schön abhebt. 


Rose la Vierzonnaise. 

Eine frische Färbung, graziöse Form, 
Wohlgeruch, ausserordentlich reiches 
Blühen, und eine ununterbrocheneReihen- 
folge der bouquetartig beisammenstehen- 
den Blumen vom Juni bis in den Oktober 
hinein zeichnen diese neue Rose aus, 
welche von Herrn CH. Anpr£ in Vierzon 
gezüchtet wurde und demnächst von 
Herrn LevEouE in Ivıy (Seine) in den 
Handel gegeben wird. 

Revue Horticole, No. 3, 92, color. Taf. 


Cereus Lemairei. 

Sehr A propos werden einmal die 
nachtblühenden Cacti in Erinnerung ge- 
bracht. Die Gattung Cereus mit über 
200 Arten begreift unter diesen etwa 


zwölf, welche im Habitus, in der Ent. 
wicklungsweise, der enormen Grösse 
ihrer Blumen von allen anderen wesent- 
lich abweichen. Wenn gegen Abend 
bei sinkender Sonne die grossen Blumen 
sich öffnen, ihre köstlichen Wohlge- 
rüche ausströmen, wird ein Jeder, der 
sich in den Monaten Juni und Juli diesen 
Genuss verschaffen kann, davon ent- 
zückt sein. Selbst in ihrer Färbung 
leisten dieselben ausserordentliches, in- 
dem die zart schneeweissen Blumen- 
blätter, welche becherförmig beisammen- 
stehen, zu den sich weit ausbreitenden 
goldig gefärbten Sepalen (Kelchblättern) 
und den grossen Büscheln hellgelber 
Staubfäden einen prächtigen Kontrast 
bedingen. Die am meisten kultivierten 
Arten sind Cereus Lemairei (C. rostratus 
h. Herrenhausen), C. grandiflorus, schon 
seitdemJahre 1700nach Englandeingeführt 
und wohl auch die schönste, C. Mac- 
denaldiae und C. nycticalus. Westindien 
und Mexiko sind das Vaterland dieser 
auserwählten Pflanzen, deren schön rote 
Früchte von der Grösse eines Hühner- 
eies dort auch mit Vorliebe gegessen 
werden. 
The Garden, 30. Jan. 92, S. 103, Taf. 842. 
Im Greifswalder botanischen Garten, 
der sich durch mächtige, schon sehr 
alte Exemplare dieser Cereen auszeich- 
net, wurden seit einigen Jahren erfolg- 
reiche Kreuzungen zwischen C. grandi- 
florus und C. nycticalus (auch umge- 
kehrt) und zwischen C. rostratus und 
C. grandiflorus gemacht, und ist das 
Wachstum der Sämlinge ein verhältnis- 
mässig rasches. G—e. 


Epidendrum Ortgiesi Rgl. 

Epidendrum. Labello fere libero. Caulis 
pseudobulbosus. 2 Encyclium. Labellum 
trilobum; lobis lateralibus angustis inter- 
medio difformi. Tribus D. Hymeno- 
chila b. Labelli lobus intermedius ob- 
tusus (nec acuminatus v. bilobus.) Rachis 
laevis (spec. 33—68). (Lindl. Epidendrum 
in Folia orchidacea pag. 3.) 


140 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


Eine epiphytische Art mitScheinknollen, 
die aus breiterem Grunde stielrund läng- 
lich, ı oder 2blättrig. Blätter bandförmig- 
länglich, ı nervig, lederartig, stumpflich. 
Blütenstiel spitzenständig, aufrecht, hin- 
und hergebogen, nach der Spitze zu mit 
einer 4—7blumigen Blütentraube, nebst 
der Blütentraube 3—4 cz lang, fast dop- 
pelt so lang als die Blätter; Brakteen 
kurz, spitz, die unteren fast scheidig und 
angediückt; die oberen am Grunde der 
Blüten abstehend und schuppenförmig. 
Blumen entfernt gestellt; Blütenstielchen 
linear fädlich, abstehend, allmählich in 
den Fruchtknoten übergehend, 3 cz lang, 
glatt. Blütenhüllblätter abstehend, blass- 
rosa und rot geadert, weiss gerandet, 
bis 2'/, cn lang, die äusseren Blütenhüll- 
blättchen länglich-lanzettlich und spitz- 
lich, die inneren am Grunde verschmä- 
lert, dann oval-länglich und stumpf. Lippe 
3lappig, etwas kürzer als 
hüllblättchen; der untere Teil der Lippe 
(hypochilium) blassrosa und rosa ge- 


streift, keilförmig-länglich, an der Spitze | 


beiderseits in einen kurzen, stumpfen, 
bandförmigen Lappen ausgehend, der 
auf der einfachen Mittelachse des untern 
Teils der Lippe aufsitzt. Der obere 
Teil der Lippe (epichilium) ist am Grunde 
keilförmig und dann fast oval-rundlich, 
schön purpurn, schmal weisslich gerandet, 
im Mittel von 2 Rippen durchzogen, 
nach der Spitzenfläche zu fächerförmig- 
nervig und in seiner ganzen Länge un- 
gefähr ebenso lang als das Hypochilium. 
Griffelsäule nebst Anthere 14 zum lang, 
halb stielrund, linear, an der Spitze 
beiderseits mit einem kleinen Ohr, un- 


gefähr gleichlang wie das Epichilium 


und von den Seitenlappen des Hypochi- | 


lium fast ganz umhüllt, purpurn gefärbt, 
die spitzenständigen Öhrchen weiss. 
Aus dem Garten von SANDER erhalten 
als Epidendrum amabile, kein Vater- 
land angegeben, aber wahrscheinlich aus 
den Anden Mittel-Amerikas. Die Blumen 
sind für die Gattung gross und sehr schön. 
In der in der Überschrift zitierten 
Abteilung von Epidendrum befinden sich 


die Blüten- | 


weder in dieser, noch ın der anderen 
Abteilung mit Arten, deren Blütenstiel- 
chen mit kleinen Höckern besetzt sind, 
solche, die mit unserer Art verwechselt 
werden können; dagegen erscheinen 
einige Arten aus der Abteilung mit vorn 
zweilappigen Mittellappen der Lippe 
ziemlich nahe zu stehen; z. B. Epiden- 
drum bifidum Aubl., E. dichroum Lindl. 
und E. Ienischianum Rchb. fil. 

E. REGEL. 

Dais cotinifolia. 

Unter den Thymelaeaceen finden sich 
gemeiniglich nur einige Pimelea- und 
Daphne-Arten in unseren Kalthäusern 
vertreten. Der hier abgebildete Strauch 
von Süd-Afrika mit grossen, in Köpfen 
stehenden rosenroten, wohlriechenden 
Blüten ist keine Neuheit, er wurde viel- 
mehr schon vor hundert Jahren in eng’ 
lischen Gärten kultiviert, findet sich jetzt 
aber nur ganz ausnahmsweise in dieser 
oder jener Sammlung vertreten. Bei 
guter Kultur die Pflanze einen 
kompakten Wuchs an und zeichnet sich 
im Juni durch reiches Blühen aus. 

The Garden, Vol. XL., No. To41, t. 829. 


nimmt 


Allamanda Williamsi. 

Diese neueste Art oder wahrschein- 
licher Varietät erregte einer der 
letzten Sitzungen der Königlichen Gar- 
tenbau-Gesellschaft in London allgemeine 
Bewunderung und erhielt ein Wertzeug- 
nis I. Klasse. Sie zeigt einen verhältnis- 
mässig strauchigen Habitus, die Blätter 
sind ziemlich klein und erscheinen die 
an A. cathartica erinnernden Blumen 
selbst an kleinen Exemplaren schon in 
srosser Menge. 

The Garden, Vol. XL., No. 1042, t. 830, 


ın 


Cattleya Skinner:ı autumnalıs H. 
Pfau (provisorischer Name). Blüht wie 
Bowringiana im Herbst, steht aber C. 
Skinneri näher. Zu haben bei RiCHARD 
Prau, San Jose de Costa-Rica. 

Odontoglossum Krameri album 
Hort. Pfau (provisorischer Name). Eine 
ganz weisse Varietät des Od. Krameri, 


7 
& 
2 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


141 


die Bulben aber gerade, nicht rund, viel 
reichblütiger. Ebendaselbst zu haben. 
E. W. 


Phalaenopsis Schilleriana purpurea n. var. 
Diese von dem Sammler der Herren 
HucH Low & Co. als blaublühend bezeich- 
nete Varietät steht augenblicklich in 
Clapdon in Blüte, bis jetzt ist die Fär- 
bung aber mehr eine dunkel-rosa-pur- 
purne, was möglicherweise auf Rechnung 
der trüben Witterung fällt, und ist es 
nicht unwahrscheinlich, dass bei mehr 
Sonnenschein die blaue Nuance deut- 
licher hervortritt. Auch durch die Ver- 
zweigung der Ähren, die kompakteren 
Blumen unterscheidet sich diese Varietät 
von der typischen Form. 
Gardeners’ Chronicle, 23. Jan. 92, S. 105. 


Epidendrum Godseffianum Rolfe n. sp. 

Diese schöne Art wurde durch die Herren 
F. SANDER & Co. von Brasilien einge- 
führt. Sie gehört zu der Encyclium- 
Sektion, nähert sich ın der Form der 
Blüten dem E. Hanburyi, erinnert da- 
gegen ın der hellgrünen Färbung der- 
selben mehr an E. bifidum. Die Lippe 


ist weiss, dagegen zeigt sich bei dem 
rosapurpurmne Ein- 


Vorderlappen eine 
fassungslinie. 


Gardeners’ Chronicle, 30. Jan. 92, S. 136. 


Cypripedium gigas X (Lawrenceanum 
x 2, Harrisianum nigrum x Ö). 
Cypripedium Swinburnei X (insigne Maulei 
X Argus Moensii). 
Cypripedium Harrisianum roseum X (barbatum 
Warnerii X villosum). 

Drei neue und sehr empfehlenswerte 

Garten -Hybriden. 
Gardeners’ Chronicle, 30. Jan. 92, S. 136. 


Birne „Ghellinck de Walle“. 


Die neue Birne von ganz vorzüglicher | 


Qualität ist eine Züchtung eines Genter 
Herren, nach dem sie auch benannt 
wurde. Frucht von mittlerer Grösse, von 


länglich-verkehrteirunder Form, Schale | 
gelblich, rotbräunlich gesprenkelt; Fleisch . 


rahmweiss, schmelzend, saftig, von einer 
gelinden Säure und herrlichem Aroma. 
Auge klein, flach. Stiel kurz, dick, senk- 
recht oder schief stehend. Reifezeit 
November. Herr PvnAerrT hält dieselbe 
für eine der besten Herbstbirnen. 
Bulletin d’Arboriculture, Nov. 92, 
color. Taf. 


Fuchsia triphylia L. 

Diese reizende Art wurde vor bald 
zwei Jahrhunderten von einem französi- 
schen Botaniker, dem Mönch PLUMIER 
auf der Insel San Domingo entdeckt; 
im Jahre 1703 veröffentlichte er eine 
Beschreibung und Abbildung von der- 
selben und gründete auf sie die Gattung 
Fuchsia. Erst im Jahre 1873 gelangten 
Pflanzen oder frische Samen dieser Art 
in die Hände eines amerikanischen 
Handelsgärtners und von diesem er- 
standen die Herren HENDERSON & Son, 
St. John’s Wood, 1832 diese Pflanze als 
Fuchsfar racemosa.) In ihrer Her. 
mat bildet sie einen kleinen runden, 
etwa 18 Zoll hohen Strauch, dessen 
Endspitzen mit Trauben glänzend orange- 
scharlachroter, wachsähnlicher Blumen 
bedeckt sind. Selbst wenn nicht in 
Blüte, unterscheidet sich F. triphylla 
durch die schöne weissrote Färbung auf 
der unteren Seite ihrer Blätter, die ge- 
meiniglich in Wirteln von dreien längs 
den Zweigen stehen, doch ist letzteres 
Merkmal nicht immer konstant, indem 
bisweilen ganze Zweige nur Blätter in 
Paaren oder wechselständige hervor- 
bringen, ja sogar vier Blätter in einem 
Wirtel vorkommen. Eine Eigentümlich- 
keit weist diese Art auch in kultureller 
Beziehung auf, insofern sie, abweichend 
von allen übrigen bekannten Fuchsien, 


; zu ihrem kräftigen Gedeihen das Warm- 
ı haus beansprucht. 


Bis vor kurzem war 
dies die einzigste, von Westindien be- 


Über die 
Nomenclatur siehe Hemsley in Gard. Chronicle 
1882, II, Seite 263. 


*) Fuchsia racemosa Lamarck. 


L. WITTMACK. 


142 


Kleinere Mitteilungen. 


kannte Art; ganz neuerdings hat aber 
Baron von EGGERS daselbst und zwar 
auch auf San Domingo eine zweite Art 
mit viel grösseren Blumen und anderer 
Belaubung entdeckt, welche als Fuchsia 
Pringsheimi beschrieben wurde, in 
unseren Kulturen allem Anscheine nach 
aber noch nicht vertreten ist.“*) 

The Garden, 9. Jan. 92, S. 32, t. 839. 

==) Fuchsia triphylla war auf der Chrysanthe- 
mum-Ausstellung des Vereins zur Beförderung 
des Gartenbaues im November 1891 seitens des 
Ilerrın Okonomie-Rat GIREOUD in Sagan ausge- 
stellt, und ist von derselben eine Kulturanweisung 
in Möllerss Deutsche Gärtner - Zeitung 1892» 
No. ı gegeben. Die dort veröffentlichte Ab- 
bildung des Herrn KLIEM-Gotha, ebenso eine farbige 
Abbildung, die letzterer uns sandte, erscheinen 
nach dem Urteil aller Kenner, auch nach dem, 


was wir von Herrn GIREouUDs Pflanzen sahen, 


viel zu geschmeichelt! 


Cirrhopetalum Thouarsi. 

Eine höchst eigentümliche Art mit 
langen gestielten Rispen oder einfachen 
Dolden langer schuhförmiger Blüten von 
grünlicher Farbe. Vaterland Mauritius 
und die pacifischen Inseln. 

Botanical Magazine, Jan. 92, t. 7214. 


Cypripedium Cowleyanum. 
Nach den Aussagen des Hrn. ]J. O'BRIEN 


| soll dies eine der schönsten aller Cypri- 


pedium-Hybriden sein. Sie wurde durch 
Kreuzung des C. Curtisii mit dem 
Pollen von C. niveum in dem Garten 
des Herrn TAautrz, Ealing, gezüchtet. In 


der Belaubung steht dieselbe so ziemlich 


zwischen den beiden genannten Arten, 
weicht aber durch die Grösse und Fär- 
bung derBlumen wesentlich von ihnen ab. 

Gardeners’ Chronicle, 16. Jan. 92, S. 72. 


Kleinere Mitteilungen. 


Der Antonovka- Apfel. 

Nach Dr. E. REGEL ist dieser Apfel 
der in Russland am höchsten geschätzte 
und am meisten angebaute. Ein Schwei- 
zer, Herr ADAM BARDET, seit vielen 
Jahren als Handelsgärtner in Russland 
etabliert, sagt von dieser Sorte, dass sie 
in der That der König aller russischen 
Äpfel sei, und gleichen Wert als Dessert- 
frucht, zum Kochen oder Cider- 
Bereitung besitze. In hunderttausen- 
den von Bäumen wird diese sehr gross- 
früchtige Varietät fast in allen Gouver- 


zur 


nements des Kaiserreichs angetroffen. 
In der Form ist dieselbe sehr ver- 
schieden, doch herrscht eher der ab- 


gerundete oder abgeflachte Typus als-ı 
der conische vor. Die hellgelbe, atlas- 
glänzende Schale erinnert sehr an die 
von Calville blanc. Das halbfeste, 
ziemlich feine Fleisch ist von gelblicher 
Färbung und säuerlichem Geschmack. 
Der Baum ist sehr hart, zeigt ein recht 
kräftiges Wachstum und tritt erst spät 


in Blüte. Die Reiıfezeit turtsdessen® 
ungeachtet schon im August bis Sep- 
tember ein und halten sich die Äpfel 
häufig bis zum Juni des folgenden Jahres. 
Bulletin d’arboriculture, Jan. 92, col. Taf. 


(G—e.) 


Vorgehen gegen staatliche Baumschulen. 

Der Verein württembergischer Baum- 
schulen -Inhaber hat am 28. Dez. 1891 
in seiner ordentlichen Versammlung in 
Stuttgart beschlossen: 

»Die Mitglieder des Vereins ver- 

pflichten sich, Baumschulenerzeugnisse 

aller Art aus Staats-, königlichen, 
herzoglichen und ähnlichen Baum- 
schulen nicht mehr zu beziehen.« 

Wo sollen aber die vielen an Besse- 
rungsanstalten, Irrenanstalten etc. im 
Interesse des leiblichen und sittlichen 
Wohlergehens der Insassen angelegten 
Baumschulen mit ihren Vorräten hin? 
Wir fürchten, der Beschluss wird nicht 
viel nützen. Die Landschaftsgärtner und 


MEN TOR EN 


Kleinere Mitteilungen. 


Handelsgärtner, welche häufige Abnehmer 
von staatlichen etc. Baumschulen sind, 
wenn sie sich auch über deren Kon- 
kurrenz beklagen, werden nun um so 
billiger kaufen, da die Nachfrage geringer 
wird. 1. W. 


Über Anhäufeln der Kohlarten. 

Mitten ım bayerischen Krautlande, im 
Kreise Unterfranken geboren und schon 
von frühester Jugend mit den Kulturen 
der weit über Deutschlands Grenzen 
hinaus bekannten Bamberger und 
Schweinfurter Gemüse vertraut gemacht, 
erlaube ich mir daher die Mitteilung, 
dass in dortiger Gegend sämtliche Kohl- 
arten, Bohnen, Erbsen, Gurken u. s. w. 
nach einigen Mal Behacken stets an- 
gehäufelt werden; und zwar solange die 
Beete noch so viel Platz bieten, dass 
man, ohne die Blätter zu beschädigen, 
zwischen die Pflanzen gelangen kann. 
Das Anhäufeln übt einen grossen Ein- 
fluss auf die Ausbildung der Kohlköpfe 
und auf die Früchte der Bohnen und 
Gurken aus, was ich oft zu beurteilen 
die Gelegenheit hatte. Ganz auffällig 
ist der Unterschied zwischen gehäufelten 
und nicht gehäufelten Pflanzungen. Die 
Kohlköpfe sind lange nicht so gross und 
fest, ebenso Oberkohlrabi und Bohnen 
eresglanser, nicht so zart. Der Grund 
mag darin zu suchen sein, dass infolge 
des Anhäufelns die Wurzel vor starkem 
Austrocknen geschützt ist, aber auch 
von allen Seiten mehr Luft zu derselben 
gelangen kann; und dann ist die Be- 
wässerung in den durch das Anhäufeln 
entstehenden Vertiefungen, wo Regen 
und Giesswasser sich ansammelt, ohne 


aber die Wurzelkrone des Strunkes zu 
sehr der Nässe auszusetzen, eine den 
Pflanzen sehr zuträgliche denn die 
stete Feuchtigkeit befördert die Aus- 
bildung der Pflanzen ganz ungemein. 


Es unterlässt dort kein Bauer oder 


Gärtner, die Gemüsezucht treiben, 
das Behäufeln des Krautes etc. und 
wird diese Arbeit grösstenteils von 


Frauen ausgeführt. Grössere Güter, die 
sich mıt der Krautzucht befassen, haben 
besondere Pflige zum Behacken und 
Häufeln. 

Schon beim Pflanzen, welches auf gut 
gedüngtem, frisch geackertem Land ge- 
schieht, werden mit der Hacke flache 
Erhöhungen gemacht, auf weiche die 
Pflanze zu stehen kommt, weil, wenn 
dieses nicht geschähe, die Pflanze durch 
das Behacken zu tief zu stehen käme. 
Dieses haben die praktischen Leute in 
dortiger Gegend herausgefunden. 

Es war für mich stets ein grosses 
Vergnügen, in den Bamberger und 
Schweinfurter Kraut- und Gemüsefeldern 
herumzustreifen und zu bewundern, 
mit welch kleiner Mühe und wenigem 
Giessen (eigentlich wird nur bei ganz 
trockener Witterung angegossen) die Ge- 
müse in einer prachtvollen Uppigkeit 
gedeihen. Gerade bei solchen Streif- 
zügen in den grossen Gemüsefeldern 
findet man die Felder mit Leichtigkeit 
heraus, die in der Pflege vernachlässigt 
sind, und meistenteils sınd es solche, 
die nicht behackt und nicht angehäufelt 
wurden, es fehlt die Uppigkeit, und die 
Ausbildung der Früchte lässt stets zu 
wünschen übrig. 


Grosstabarz. I. BIEMÜLLER. 


Ausstellungen und Kongresse. 


Hyazinthen- und Tulpen-Ausstellung in Haarlem, 
April 1892. 

In dem Garten - Etablissement von 
E. H. KrELAGE und Sohn in Haarlem 
sind diesen Herbst wieder zwei Parade- 
beete mit Hyazinthen bepflanzt. Jedes 


| 
| 
| 
| 
| 


dieser Beete enthält 600 Zwiebeln, 
den schönsten, neuesten und seltensten 
Sorten gewählt, deren Gesamtheit ein 
sehr vollkommenes Bild giebt von der 
Entwicklung der Kultur dieser so sehr 
beliebten Pflanzen-Art und einen neuen 


aus 


144 


Ausstellungen, 


— Sprechsaal. 


Anziehungspunkt bilden wird für die 
zahlreichen Besucher von Nah und Fern, 
welche gewöhnlich im Frühjahr Haarlems 
Hyazinthen-Flor kennen lernen wollen. 
Wahrshheinlich werden die Beete in den 
Osterferien in Blüte stehen. Derartige 
Paradebeete fand man in allen grösseren 
Haarlemer Gärtnereien des achtzehnten 
Jahrhunderts. In den älteren Werken 
über Hyazinthen sind sie erwähnt und 
abgebildet, so z. B. bei SAINT SIMON 
(1768) und VOORHELM (1752). Auch 
noch in der ersten Hälfte dieses Jahr- 
hunderts wurden sie hier und da ge- 


funden. Im Krerageschen Etablisse- 
ment wurde dieser alte Brauch am 
längsten beibehalten. Man fand dort 


solche Paradebeete noch bis zum Jahre 
1878 und aufs neue in den Jahren 
1880—1884 und in 1889. Die Beete 
seit 188o wurden während der Blütezeit 
von einem sehr geräumigen Zelte über- 
spannt, sodass sie eine wahre Blumen- 
Ausstellung bildeten, welche von Tausen- 
den von Blumenfreunden und Fach- 
männern des In- und Auslandes besucht 
und bewundert wurde. 

Ebenso wie im Jahre 1889 sind nächst 
den Paradebecten von Hyazinthen noch 


zwei derartige Beete mit Tulpen be- 


mit einem besonderen Zelte überspannt, 
das mit dem Zelte, worunter die Hyazin- 
then-Ausstellung stattfindet, verbunden 
ist. Von diesen Tulpenparadebeeten 
ist das eine mit den schönsten Sorten 
früher einfacher Tulpen, das andere mit 
den besten frühen doppelten bepflanzt, 
Es werden Vorkehrungen getroffen, um 
womöglich die Blütezeit der Tulpen zu- 
gleich mit der der Hyazinthen eintreten 
zu lassen. 

Erlangen. Der Erlanger Gartenbau- 
Verein veranstaltet vom 24.— 26. April d.]. 
eine Blumen- und Pflanzen-Ausstellung. 
Ansehnliche Preise sind für alle gärt- 
nerischen Produkte vorgesehen. 

I. Funk, Stadtgärtner. 


Brieg (Reg. Bez. Breslau), 26.—28. Sep- 
tember. Allgemeine schlesische Garten- 
bau - Ausstellung. 


Karlsruhe. Die Jubiläumsausstellung 
ist um 8 Tage verschoben und findet 


| nunmehr vom 23. April bis 2. Mai statt. 


Nachtragsprogramme etc. bei Herrn Hof- 
gärtner GRAEBENER, Karlsruhe. Am 29. 
April ist das yaojährige Regierungs-Jubi- 
läum des Grossherzogs von Baden, des 


planzt. In der Blütezeit wurden diese  Protektors der Austellung. 
Sprechsaal. 
Anwort auf Frage 5 (Seite ıı2). Da | Schreiber dieses hat sowohl die ange- 


jetzt die günstigste Jahreszeit zur Aus- 
saat der angefragten Wasserpflanzen ist, 
so ist eine baldige Beantwortung 
Interesse des Fragestellers dringend ge- 
boten. Aus diesem Grunde erlaube ich 
mir darauf hinzuweisen, 
HAAGE&SCHMIDT in ErfurtblühbareKnollen 
der in Rede stehenden Nymphaeen-Sorten, 
sowie auch keimfähigen Samen hiervon 
und von der Victoria regia und Nelum- 
bium liefert. Auf Verlangen sendet 
diese Firma ihre Kataloge gratis, welche 
die nötigen Aufschlüsse geben werden. 


im | 


dass die Firma 


ausgesäet, 


fragten, als auch noch andere Nymphaeen 
und kann bestätigen, dass 
die Resultate nur günstige waren. Von 
Victoria regia sind, ausser Samen, auch 
im Maı junge Pflanzen, wie wenigstens 
der Katalog besagt, abgebbar. R. 


Frage 6. Was ist Schuld, dass Acer 
Pseudoplatanus mitten im Sommer so 
plötzlich absterben? Dieselben stehen 
auf Sandboden, gedeihen aber sonst 


| recht gut. 


> 


J. QUINTUS. 


Chromolith. Gustav Leutzs : 


„o 


ÄANTHURIUM HYBRIDUM 


Anthurium- hybridum „O. J. Quintus“. 


Von L. Wittmack. 
Hierzu Tafel 1367. 


Pflanze mittelgross, jetzt ı,ı »» hoch. Blätter (jetzt 5) herzförmig, allmählich 
in die kurze Spitze verschmälert, mit tiefer enger Bucht, hellgrün, glänzend, bis 
40 cm lang und 23 cm breit. ‘Nerven jederseits 4--5, davon 2—3 an der Bucht, 
die übrigen von der Mittelrippe entspringend, alle in einen Randnerven zusammen- 
tretend. — Blütenschaft 1,14 » hoch. Blütenscheide sehr gross, breit herzförmig, 
stumpflich-spitz, prachtvoll karmin-scharlachrot, ca. 15 cn» lang und ebenso breit. 
Kolben ıı cz lang, ziemlich dick, an der Basis 10—ı2 mm Durchmesser, an der 
Spitze stumpflich, Farbe im Anfange der Blütezeit weiss, die Spitze gelb, später alles 
gleichmässig gelblich weiss, wie auf der Zeichnung. 

_ Dieser Bastard ist in dem Garten eines Liebhabers, des Herrn 
©. ]. QuINTus zu Groningen, Niederlande, dem wir schon so viele Ein- 
sendungen- für die Gartenflora, besonders an Bromeliaceen verdanken, ent-. 
‚standen. Die Eltern sind seiner Zeit nicht notiert, jedenfalls ist Anthurium 
Andreanum eines der Eltern, das andere vielleicht A. Ferrierense. Der 
Bastard zeichnet sich ganz besonders durch die riesige, herrlich gefärbte 
. Blütenscheide aus und erregte die Blume auf einer Versammlung ‚des 
Vereins zur Beförderung des Gartenbaus 1891, zu der Herr QUINTUS sie 
gesandt, allgemeines Aufsehen. Ich "habe diese Pflanze »O. J. Quintus« 
genannt, um damit Herrn QUINTUS ein kleines Zeichen meiner Dankbarkeit 
für all seine zahlreichen Sendungen darzubringen. 


Empfehlenswerte Anthurium und ihre Kultur. 
2 Von Carl Baur De 


Die an Arten und Gattungen reiche Familie;der Aroideen umschliesst neben 
den empfi.dlichsten unserer tropischen Pfleglinge ‘eine nicht unbedeutende Zahl 
unserer wertvulisten und härtesten Zimmerpflanzen, welche sich sowohl ıhres 
prächtigen Blätterschmuckes, als auch ihrer orginellen Blüten wegen, welche zum 
grossen Teil mehrere Monate lang halten, das Interesse und die Aufmerksamkeit des 
Pflanzen liebenden Publikums erhalten. Die Aroideen finden sich nahezu in allen 
tropischen Gegenden der neuen, wie der alten Welt vor. Der grösste Teil dieser 
Familie hat mehr oder weniger einen rankenden Habitus und schlingen sich, wie 
bei uns, in unserem nordischen Klima der Epheu, die Pflanzen um die kahlen Stämme 


Gartenflora 1892. 12 


146 Empfehlenswerte Anthurium und ihre Kultur. 


des gigantischen, oft undurchdringlichen Urwaldes der Tropen. Die feuchte Luft, 
welche ın den unter ewigem Schatten weilenden Bäumen herrscht, sagt gerade 
den Aroideen zu. Moose, verfaulte Überreste der abgestorbenen Blätter und 
Zweige geben den Wurzeln der Schmarotzer ein herrliches Feld zu ihrem Gedeihen. 
Kein Wunder, wenn sich E. AnpRE beim ersten Anblick des herrlichen blühenden 
Anthuriums, welches ihm zu Ehren seinen Namen trägt, vexiert sah, und es zuerst 
von der Ferne, an einem alten Stamm kletternd, für einen der gefiederten Bewohner 
der Tropenwelt hielt. 

Doch genug des allgemeinen Standorts der Familie, mein Augenmerk und 
mein Artikel seien heute zu der wichtigsten und für uns am wertvollsten Gattung, 
dem Anthurium, geleitet. Nichts neues und seltenes ist es, was ich heute versuche 
hier niederzulegen; nur zur Anspornung und Aufnahme dieser herrlichen Pflanzen- 
gattung möchte ich versuchen einige Erfahrungen auf diesem Felde niederzulegen 
und ein kurzes, der Kultur würdiges Sortiment aufzustellen. 

Nur zu oft hört man vom Publikum fragen, wenn man die Warmhauspflanzen 
anbietet, wird diese Pflanze aber auch einige Zeit im Zimmer halten, was zum 
grossen Teil, wenn offen gesprochen wird, mit einem kurzen »Nein« beantwortet 
wäre. Doch durch die Einführung des Anthurium Scherzerianum wurde diese 
Frage für den Verkäufer erleichtert, denn unter den, über 500 Arten zählenden 
Anthurium, besitzen viele, namentlich blühende Sorten, eine Härte und Ausdauer, 
welche nur wenigen Warmhauspflanzen eigen ist. Die Einführung von Anthurium 
Scherzerianum kann wohl als die wichtigste und beste, welche in den letzten Jahr- 
zehnten gemacht wurde, betrachtet werden. Lange bevor SCHERZER dieselben 
von Guatemala und WEnpDLAnD von Costa Rica nach Europa einführten, haben 
Reisende dieselbe gefunden, doch für zu klein und unbedeutend gehalten, dieselbe 
heimzusenden. SCHERZER und WENDLAND, ihren zukünftigen Wert erkennend, 
sandten dieselben nach Europa und bereicherten damit die Familie der bekannten 
Aroıdeen um ein vielversprechendes Glied. Wo und von wem Anthurium Scherzerianum 
zuerst gepflegt und hybridisiert wurde, konnte ich nicht genau ermitteln, jedoch 
ohne Zweifel von Herrn WENDLAND, der Anth. Scherzerianum zum ersten Mal ım 
Jahre 1862 in South Kensington, London, ausstellte. 

Von dieser Zeit an herrschte in der Anthurium-Kultur und Hybridisation ein 
reges Streben; mehrere hervorragende Handelsgärtner und Botaniker nahmen 
eifrig teil, die kleinen, feurigscharlachroten Blüten durch Kreuzungen mit den 
schon bekannten, sowie Neueinführungen zu verbessern, was dieselben bis zum 
heutigen Tage zu einem Resultat führte, welches alle Erwartungen bei weitem 
übertraf. Die zierlichen kleinen Blüten machten nicht nur den grösseren, elegan- 
teren Platz; grösser, bewundernswürdiger sind die Farbenabstufungen, welche vom 
dunkelsten Rot bis zum lieblichen Reinweiss variieren und zu blumistischen wie 
architektonischen Arrangements allgemeinen Anklang finden. Doch trotzdem 
konnten sich diese herrlichen Varietäten nur sehr vereinzelt ein dauerndes Heim 
in unseren deutschen Pflanzen-Kulturen erringen. 

Wie schon erwähnt, lieben die Aroideen eine feuchte, warme Temperatur; 
doch lassen sich dieselben, wobei ich namentlich die Scherzerianum-Hybriden im 
Auge habe, in einem gut temperierten Hause leicht kultivieren. Die ausgiebigste 
Vermehrung der Sch.-Hybriden ıst durch Samen, doch können dieselben, wie 
alle anderen Sorten, durch Teilung älterer Pflanzen oder Stecklinge erzielt werden. 
Zu der Anzucht von Samen wähle man die besten vollkommensten Blumen, und 
entferne, sobald dieselben angesetzt haben, die nicht befruchteten Blumen, um 
den Samenträgern, welche an einer guten Pflanze höchstens drei Kolben zählen 


Empfehlenswerte Anthurium und ihre Kultur. 147 


sollen, nicht die Nahrung zu entziehen. Um des Ansatzes von Samen sicher zu 
sein, ist die künstliche Befruchtung unerlässlich. Nun handelt es sich aber darum, wann 
ist der richtige Zeitpunkt, die Übertragung des Pollens vorzunehmen? Oft, ja fast 
immer wird der Pollen auf unvollständige oder auch verblühte Narben übertragen, 
was selbstverständlich auch nie Samen bringen kann. Eine vollständige Narbe 
macht sich kenntlich durch das Ausschwitzen einer leimartigen Flüssigkeit. Der 
Pollen hat im reifen Zustande eine grauweisse Farbe. Um denselben leicht im 
Pinsel vereinigen zu können, empfiehlt es sich, ein Stückchen schwarzes Wachs- 
tuch zu nehmen, auf das man den reifen Staub mittels Anschlagen des Fingers 
leicht aus dem Kolben bringt, wodurch man denselben mittels eines feinhaarigen, 
leicht angefeuchteten Pinsels ansammeln, und ohne dabei die unreifen Staubgefässe 
zu zerstören, auf den reifen Blütenkolben übertragen kann. 


Die richtige Befruchtung macht sich bald kenntlich durch das Anschwellen 
der Blütenkolben. Von der Zeit der Befruchtung bis zur Samenreife vergehen 
gewöhnlich ıı—ı2 Monate. Nach erfolgter Reife treten die Früchte in Form von 
scharlachroten Beeren an dem Kolben heraus, lösen sich los und hängen an 
weissen Fäden gleich Perlen herab. Die Samen werden dann abgenommen von 
ihrer Hülle, mittels Zerdrücken und Waschen befreit, in flache Terrinen, in gut 
sandige Heideerde gesät, leicht bedeckt, angegossen, mit Glasscheiben bedeckt 
und in ein Vermehrungsbeet gestellt, wo der Keimungsprozess oft schon in kurzer 
Zeit erfolgt. Von verschiedenen Seiten hörte ich, dass von der Aussaat bis zur 
Keimung nicht selten ein Jahr und mehr verfliesst, was ich jedoch nie beobachtete; 
es möchte vielleicht davon kommen, dass wir die Samen zur Befreiung der Hülsen 
einige Tage ins Wasser legten, was den Keimungsprozess begünstigte. Sollte kein 
Platz in dem Vermehrungbeete sein für die Aussaaten, so können dieselben auch 
auf ein warmes Mistbeet gebracht werden. Die wichtigste Aufgabe ist jetzt, die 
Terrinen, wie auch die umgebende Luft in feuchtem Zustand zu erhalten. Sobald 
die Keimung erfolgt, werden die jungen Pflänzchen pikiert, in ein Gemisch von 
zerhacktem Sphagnum, Peat (eine faserige Erde, in England als Heideerde, nament- 
lich für Orchideen, Nepenthes etc. gebraucht), kleinen Holzkohlenstücken und gutem 
Sand, wobei eine gut gewaschene, hohe Drainage nicht zu vergessen ist. Da aber 
gerade in dieser Mischung sich gerne lästige Feinde des Anthurium mit einfinden, 
so ıst darauf gute Sorgfalt zu verwenden, namentlich auf das Sphagnum, da sich 
oft darin Schnecken und alle möglichen Käfer eine Brutstätte bilden, welche in 
der feuchtwarmen Temperatur, in welche das Sphagnum gebracht wird, bald 
Leben bekommen und oft nicht unbedeutenden Schaden an den zarten Sämlingen 
verursachen. 


Um diese lästigen Gäste los zu werden, bringe man das Sphagnum für einige 
Minuten in kochendes Wasser, trockne es wieder und verwende es erst dann zum 
Verpflanzen. Sobald die Sämlinge sich ein wenig nach dem Pikieren etabliert 
haben, gewöhne man sie nach und nach an die Luft des Hauses, wo dieselben 
ausser dem Erzeugen von feuchter Luft nichts weiteres zu ihrer Entwicklung be- 
dürfen. Nachdem die Sämlinge den ihnen zugewiesenen Platz gut ausgefüllt 
haben, können dieselben entweder noch einmal pikiert oder in die kleinste Sorte 
Töpfe, in die gleiche, doch etwas gröber hergerichtete Erde gepflanzt werden. 


Die Behandlung aller Scherzerianum -Hybriden bleibt nahezu das ganze 
Jahr die gleiche; selbstverständlich erfordern dieselben im Sommer und während 
der Blüte etwas mehr Wasser, doch kann von einer eigentlichen Ruheperiode, wie 
solche sonst die meisten unserer tropischen Gewächse bedürfen, nicht die Rede sein, 


125 


148 Empfehlenswerte Anthurium und ihre Kultur. 


was sich wohl darauf zurückführt, dass dıe meisten Aroideen, unter dem Schatten 
der tropischen Riesenbäume hinkriechend, genügend Nahrung finden, vermöge 
ihrer Wurzeln, welche sıe nicht selten durch die Rinde der ihnen zum Halt 
dienenden Bäume und Sträucher senden, und infolge dessen oft auf Rechnung 
der anderen vegetieren. Sind die Sämlinge dann soweit in Töpfen etabliert, so 
werden dieselben einmal jährlich verpflanzt; dagegen können ältere Pflanzen oft 
mehrere Jahre in den gleichen 'T'’öpfen stehen, doch ist denselben ein schwacher, 
aufgelöster Düngerguss von Zeit zu Zeit sehr förderlich, da wohl auf keine 
Pflanze eine Vernachlässigung oder Verarmung so grossen Einfluss ausübt wie 
auf Anthurium. Die Blätter werden in diesem Falle dünn, verlieren ihren Glanz, die 
Blüten werden kleiner und weniger. Der Natur der Gattung entsprechend müssen 
dieselben vor starkem Sonnenschein geschützt werden. Mit diesem glaube ich 
mit der Anzucht durch Samen schliessen zu können. Doch um die durch Kreu- 
zung errungenen Varietäten konstant erhalten zu können, muss zu einer Ver- 
mehrung durch Teilung oder Stecklinge geschritten werden, welche, wie jedermann 
weiss, durchaus keine Schwierigkeiten verursacht, da nahezu alle Aroideen leicht 
ja meistens schon an der Mutterpflanze Luftwurzeln bilden. Von der Mutterpflanze 
entfernt, wird die Wunde mit Holzkohlenstaub bestreut, und der Steckling 
sofort in das bei Sämlingen genannte Gemisch in kleine Töpfe eingepflanzt, einige 
Zeit unter Verschluss gehalten und, sobald etwas etabliert, in zweckentsprechende, 
grössere Töpfe verpflanzt. Beim Verpflanzen ist zu beachten, dass die 
Pflanzen nicht zu tief zu stehen kommen und fest gepflanzt wird. Ein zeitweiliges 
Waschen mit verdünntem Seifenwasser, mit ein wenig Tabakextrakt vermischt, 
hält die Pflanzen von Insekten rein, was auf die Entwicklung von Blätter und 
Blüten einen wohlthätigen Einfluss ausübt. Ebenfalls ist auf Schnecken und 
anderes Ungeziefer ein gutes Auge zu haben, da dieselben, wenn vorhanden, die 
jungen Blätter und Blüten, wenn erst einige cm» lang, schon im Entstehen zerstören. 

Anschliessend an meine Beobachtungen will ich ein kurzes, der Kultur 
würdiges Sortiment der besten, blühenden Sorten, namentlich von Andreanum- und 
Scherzerianum-Kreuzungen aufführen. 

Das Anthurium Scherzerianum oder auch die Flamingo-Pflanze genannt, 
wurde zu gleicher Zeit von SCHERZER in Guatemala und von WENDLAND in Costa 
Rica gefunden. Die Blätter dieser, sowie aller davon herstammenden Varietäten 
sind von länglich lanzettlicher Form, dunkelgrün, lederartig, zwischen welchen 
vom Januar an die feurig, scharlachroten Blüten hervorkommen, welche die 
Pflanzen Monate lang, oft bis zum Hochsommer schmücken. 

Anth. Sch. Williamsi, Syn. Anth. Scherzerianum album. Ebenfalls wie 
erstere von Costa Rica, seit 1874 von WILLIAMS eingeführte, weiss blühende Varietät. 

Anth. Sch. maximum, eine herrliche Varietät mit glänzend scharlachroten 
grossen Blüten. 

Anth. Sch. pygmaeum, das Gegenstück zu der vorhergehenden mit schma- 
len, kurzen Blättern, doch sehr reichblühend. 

Anth. Sch. Rothschildianum (1830) kann wohl mit Recht als die am 
meisten Aufsehen erregende Varietät betrachtet werden. Die Grundfarbe der 
Blüten ist ein liebliches Cremeweiss, welches netzförmig mit karmoisinroten 
Flecken gezeichnet ist, zu welchem der gelbe Blütenkolben einen herrlichen Kon- 
trast. bildet. 

Anth. Sch. Wardıı (Ward) ist ohne Zweifel die robusteste Varietät, welche 
in Scherzerianum-Hybriden erzielt wurde, was sich sowohl in der Belaubung, als 
in der Grösse und intensiven Färbung der Blüten zeigt. 


Empfehlenswerte Anthurium und ihre Kultur. 149 


Anth. Sch. Vervaeneana, ist wie Rothschildianum eine der zahlreichen 
Spielarten von Scherzerianum, welche dem Züchter eine erfolgreiche Zukunft ver- 
sprechen. Der Wuchs ist wie bei der Stammsorte, dagegen versprechen die 
Blüten, welche reichlich erscheinen, mit ihrer zarten, reinweissen Farbe eine 
grosse Zukunft für Blumen-Arrangements. 

Anth. Dechardi, eine Einführung von Südamerika. AnDRE beschreibt sie 
als eine üppig wachsende, wohlriechende, weissblühende Varietät, welche in Bezug 
auf ihre geringen Ansprüche an die Kultur allgemein kultiviert werden sollte. Konnte 
sich aber, trotzdem, dass sie schon über ı5 Jahre eingeführt ist, nicht in dem 
Masse wie die Scherzerianum-Hybriden in Europa etablieren. 

Anthurium Andreanum 1876, Columbia, zählt wohl zu den besten Ein- 
führungen, welche von ANDRE in Aroideen gemacht wurden. Die herzförmigen 
Blätter sind 25—40 cm lang, 10—ı5 cm breit, was sich jedoch nur ungefähr 
feststellen lässt, da dieselben, je nachdem sie ın Kultur sind, variieren. Die 
Blütenscheiden, welche die Form der Blätter besitzen, sind am Rande muschel- 
artıg, einwärtsgebogen, brillant scharlachrot, lederartig und erscheinen wie 
geknittert. Der cylindrische Blütenkolben ist zweifarbig, am oberen und unteren 
Rande goldgelb, in der Mitte elfenbeinweiss. Wie mit Scherzerianum so wurden 
auch mit dieser Varietät Kreuzungen vorgenommen, welche sich jedoch nicht in 
dem Masse wie Scherzerianum veredelten. 

So weit meine Erfahrung zurückgeht, gab es schon unter den importierten 
Pflanzen zwei Varietäten von Anth. Andreanum, welche sich ganz verschieden 
-charakterisierten. Während dem grössten Teil der Pflanzen ein rankender, un- 
schöner Habitus eigen ist, fand ich einige Pflanzen, welche nach jahrelanger Kultur 
nicht die geringste Neigung zum Ranken zeigten, was sich aber besonders noch 
in der Blüte bemerkbar machte; während die rankenden kleine, schwache Blüten 
hervorbrachten, brachte die andere Sorte grosse, starke und intensiv gefärbte 
hervor. 

Anth. Archiduc Joseph, ist eine Kreuzung zwischen Anth. Andreanum und 
Lindeni und zeichnet sich durch grosse, leuchtend rosa Blüten aus. 

Anth. Mortfontanense, eine Hybride von dem herrlichen decorativen 
Anth. Veitchi und Andreanum, geschmückt mit blutroten Blüten, von welchen die 
weissen Blütenkolben sich herrlich abheben. 

Anth. Ferrierense, ebenfalls eine Hybride zwischen dem weissblühenden 
Anthurium ornatum und Andreanum, welche eine leuchtend violettrote Spielart ergab. 

Ausser den hier aufgeführten Sorten besitzen unsere, die Anthurium- 
Kulturen leitenden Firmen, wie Louis DE SMET in Gent eine grosse Zahl anderer 
wertvoller Hybriden und Einführungen. Doch da ich mir es zur Aufgabe ge- 
macht, nur gut blühende erprobte Sorten zu beschreiben, so will ich nicht einen 
ganzen Katalog von Anthurium anhängen und dem Liebhaber die Auswahl 
erschweren. 


Über einen interessanten, neu eingeführten Ahorn, A. nikoönse. 


Von Dr. Ferdinand Pax. 
Hierzu Abbildung 29. 


Vor kurzer Zeit erhielt ich von Herrn L. SPÄTH aus seiner reichhaltigen 
Baumschule zu Rixdorf-Berlin einen direkt aus Japan neu eingeführten Acer, 


I50- Über einen interessanten, neu eingeführten Ahorn, A. nikoense. 


der zwar nur in Blättern mir vorliegt, aber so charakteristisch ist, dass über 
dessen Bestimmung Zweifelnicht obwalten können. Wenn es gelingt, denselben 
in unserem Klima zu akklimatisieren, so bereichern sich unsere Ahorn- 
Sortimente um eine höchst beachtenswerte und interessante Neuheit. 

Es handelt sich hier um Acer niko&nse Maxim., eine Art, welche, in 
den Herbarien noch selten, in Europa bisher noch nicht in Kultur sich 
befindet. Ob die Japaner denselben kultivieren, darüber fehlen mir Nach- 
richten. Da Beschreibungen der Pflanze in gärtnerischen Zeitschriften bis- 
her nicht gegeben wurden, mag hier Diagnose und Beschreibung folgen: 


Acer nikoense Maxım. 

in Melang. biol. VI. p. 370; X. p. 609; Bull. de l’acad. imp. de St. Petersbourg 
t. 26.; FRANCHET et SAVATIER, Enum. pl. Japon. I. p. 90; Pax, Monographie 
d. Gatt. Acer p. 205 (ENGLERs Jahrb. VI.). 

A. Maximowiczianum Miquel, in Arch. neerl. II. p. 473; 478. 

Als Synonym gehört nicht hierher A. niko@nse Miquel, a. a. O., was iden- 
tisch mit A. cissifolium C. Koch. 

Blätter gedreit, mässig lang gestielt, auch im Alter, mit den Blatt- 
stielen, namentlich unterseits zottig-weichhaarig, oberseits verkahlend; 
Mittelblättchen länger oder kürzer gestielt, länglich elliptisch, spitz oder zugespitzt, 
am Grunde spitz; die seitlichen unsymmetrisch, am Grunde stumpf, kürzer gestielt; 
alle Blättchen stumpflich gezähnt bis gesägt. Blütenstand dolder- 
förmig, wenigblütig, mit den Blättern erscheinend, weichhaarig; Blüten an- 
sehnlich, hängend, gelblich. Kelchblätter länglich-verkehrteiförmig, stumpf, kahl. 
Blumenblätter kürzer als der Kelch, rhombisch, stumpflich. Staubblätter 
6—8, in der männlichen Blüte weit aus dem Kelch hervorragend, in der 
(biologisch) weiblichen Blüte kürzer als dieser. Discus kräftig ent- 
wickelt, extrastaminal. Fruchtknoten weichhaarig, Griffel kurz. Frucht 
gross, mit verholzenden Fächern, welche kahl oder spärlich behaart 
sind; Fruchtflügel sehr breit, braun, aufrecht, schwach nach innen sichel- 
förmig gebogen, sich gegenseitig am Rande fast deckend. 

Im Vaterlande wird der Baum kräftig, der Stamm erreicht eine Dicke bis zu 
%/, m und ist mit graubrauner Rinde bedeckt. Knospen kurz, fuchsrot weichhaarig, 
wenigstens die inneren Knospenschuppen. Die Zahl der Knospenschuppen 
schwankt zwischen 6 und 8. Das mittelste Blättchen der stets gedreiten, nicht 
lederartigen Blätter wird 9—ı3 cm lang, bei einer Breite von 4—6 cm; der Stiel 
desselben erreicht eine Länge von ı—2 cn; die seitlichen Blätter sind gewöhnlich 
wenig kleiner, aber viel kürzer gestielt. Alle Blättchen sind fiedernervig, mit unter- 
seits deutlich hervortretender Nervatur. Blattstiel etwa 5-6 cn lang. Blütenstand 
3—4-blütig, terminal, die dicht bekleideten Blütenstiele bis 2 c»» Länge erreichend. 
Ihren Geschlechtsverhältnissen nach sind die Blüten wie die der meisten Ahorn-Arten 
andromonöcisch. Kelchblätter frei, nicht verwachsen. Frucht bis 4!/,; cm lang, 
Fruchtflügel bis 2 cz breit. 

Die hier beschriebene Art ist heimisch in den Wäldern des südlichen Japan. 
Ich sah Exemplare von HILGENDoRF ohne nähere Standortangabe gesammelt, welche 
eine schöne, rote Herbstfärbung angenommen hatten. Auf der Insel Kiusiu be- 
wohnt A. niko@nse nach dem mir vorliegenden Material die Provinzen Hizen und 
Higo (Maxim.); auf Nippon wurde er von MaximowIcz und TSCHoxoskI in den 
Provinzen Senano, Nambu und Owari gesammelt. 


Über einen interessanten, neu eingeführten Ahorn, A. nikoönse, 151 


Die vorstehende Beschreibung wurde nach wild gewachsenen japani- 
schen Pflanzen in meiner Monographie entworfen und hier mit einigen ganz 
geringen Änderungen, welche aus der Prüfung reichlicheren Materials ent- 


springen, nochmals wiedergegeben. Wenn man damit das in der SPÄTH- 


Abbildung 29. Acer niko@nse Maxim. 


schen Baumschule befindliche Exemplar vergleicht, 


so ergiebt sich eine 
erfreuliche Übereinstimmung. 


Die verhältnismässig geringere Bekleidung 
desselben dürfte auf den Umstand zurückzuführen sein, dass mir Blätter 
vorliegen, welche im Spätherbst gesammelt wurden; dagegen erscheinen 
Ihre Grössenverhältnisse weit geringer als an denen der japanischen Pflanzen. 


Vielleicht entwickelt aber die Pflanze, sobald sie älter geworden, Blätter 
von normaler Grösse. 


152 Über einen interessanten, neu eingeführten Ahorn, A. nikoönse. 


Innerhalb der Gattung Acer kennen wir zusammengesetzte Blätter nur 
in zwei Verwandtschaftskreisen; denn die bei gewissen Formen des A. gla- 
brum Torr. auftretenden, gedreiten Blätter sind bisweilen an einem Sprosse 
mit den tiefgelappten Formen derselben Art durch Mittelformen verbunden. 
Jene zwei Gruppen bezeichnete ich in meiner Monographie als Negundo 
und als Trifoliata. 

Mit der Sektion Negundo hat A. nikoönse nichts zu thun; denn 
diese Gruppe wird durch eingeschlechtliche, diöcische Blüten und den 
fehlenden Discus charakterisiert. Er gehört vielmehr der Sektion der 
Trifoliata an, welche stets gedreite Blätter, andromonöcische 
Blüten mit Blumenblättern und einen kräftigen Discus besitzt. 
Zur Zeit sind aus dieser Gruppe nur vier Arten bekannt: ausser A. nikoense 
noch A. cissifolium C. Koch, eine bereits in unsere Gärten eingeführte, 
aber noch viel zu wenig beachtete Art von der Insel Nippon, A. Henryi 
Pax (in HOOKER, Jcones pl. t. 1896) aus Central-China und A. mand- 
schuricum Maxim. (Vergl. Pax, Nachträge zur Monographie der Gattung 
Acer. ENGLERs Jahrb. XI. p. 80) aus der südöstlichen Mandschurei. 

Mit keiner der genannten drei Arten kann A. nikoänse vereinigt, 
bezw. verwechselt werden; er bildet eben innerhalb der Gruppe einen schr 
ausgeprägten Typus von isolierter Stellung; denn 

A. cissifolium ist verschieden durch kahle Blätter, traubige Blüten 
und kleine, dünne Früchte; 

A. Henryi besitzt ganzrandige Blättchen, ährige Blüten und dünne 
Früchte; 


A. mandschuricum ist völlig kahl, trägt lanzettliche Blättchen von 


derberer Consistenz und wesentlich kleinere Früchte, die im Alter längs der 
Scheidewand ausgehöhlt erscheinen. 

Herr L. SPÄTH verdankt diese Neuheit der Güte des Herrn Dr. NAGAI in 
Tokio, der dieselbe nebst einer Reihe anderer japanischer Seltenheiten im 
Jahre 1888 einsandte unter der Bezeichnung »A. pyenanthum (Chojianokı)«. 
Mit dieser Pflanze hat unser A. nikoense nichts zu thun. A. pycenan- 
thum C. Koch (Vergl. meine Monogr. p. 254) ist eine sehr zweifelhafte Art, 
begründet auf einen blühenden, blattlosen Zweig und einen Trieb mit jungen 
Blättern, vermengt mit Rlättern und Früchten des A. argutum Maxim. 
Unter solchen Verhältnissen dürfte es sich vielleicht empfehlen, die KOCH- 
sche Species völlig zu vernachlässigen, wenigstens bis auf weiteres ad acta 
zu legen, sofern sich überhaupt jemals das Dunkel, welches die Art um- 
giebt, lichten sollte. 

Gegenwärtig ist das erste europäische Exemplar des A. niko&@nse unter 
der sorgsamen Pflege des rühmlich bekannten Dendrologen zu einem etwa 
60cm hohen Bäumchen herangewachsen, von aufrechtem Habitus und etwas 
sraugrüner Belaubung. Leider ist es bisher das einzige geblieben, da alie 


Die Ausschmückung der Gärtnerei 


der Firma Ernst Benary, Erfurt, 


Veredlungsversuche auf verschiedene Ahorn-Arten stets fehlschlugen. Wenn 
aber auch Erfahrungen über Verwendbarkeit und Ausdauer in unserem Klima 
noch nicht vorliegen, so dürfte doch aus Analogie mit anderen südjapanischen 
Ahornarten die Hoffnung gestattet sein, dass diese Form unter guter 
Bedeckung die Winter Deutschlands überdauern und nicht bloss als Kalthaus- 
pflanze sich einbürgern wird. 


Die Ausschmückung der Gärtnerei der Firma Ernst Benary, Erfurt, 


während der Kaisertage vom 1ı3.—ı7. September 1891. 
Hierzu Abbildung 31. 


Der alten Gärtnerstadt Erfurt ward im September 1891 die hohe Ehre zu teil, das 
Erlauchte Kaiserpaar neben vielen anderen Fürstlichkeiten gelegentlich der in der 
Nähe — bei Gamstedt — stattfindenden Manöver in seinen Mauern als Gast 
sehen zu dürfen, und dass da der gärtnerische Schmuck ein ganz besonders 
hervorragender sein würde, war vorauszusehen. Wir wandten uns an Herrn 
Kommerzienrat Ernst Benarv, bei dem S. Majestät der König von Sachsen 
Wohnung genommen, mit der Anfrage, ob nicht Photographien zu haben wären, 
und hatten die Freude, eine Anzahl solcher, welche die Ausschmückung seines 
eigenen Grundstückes darstellen, zu erhalten, zugleich aber auch die farbige 
Originalzeichnung seines Architekten, des Herrn WEIDENBACH-Leipzig, und da 
diese letztere sich zur Wiedergabe besser eignet als die Photographien, so führen 
wir unsern Lesern dieselbe im Schwarzdruck in Abbildung 31 vor. Von den 
Momentphotographien, die beigefügt waren, stellt die eine die Villa des Kom- 
merzienrat ERNST BEnary dar, in dem Augenblicke, wo Se. Majestät der König 
von Sachsen in den Wagen stieg, um zur Parade zu fahren, die andere zeigt die 
Villa des jüngsten Sohnes, des Herrn JOHN BEnARY, in dem Augenblicke, wo Ihre 
Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, im Viererzuge mit zwei Spitzreitern 
vorauf, vor derselben anhalten, um aus den Händen der beiden Söhnchen zwei 
prächtige Örchideensträusse entgegen zu nehmen. Diese beiden Villen bilden 
ziemlich den Anfangs- und den Endpunkt des Grundstückes. 

Die Feststrasse, d. h. der Weg nach dem Paradefeld, führte an der Gesamt- 
Front des Benarvschen Etablissements vorüber, und hatte die zu dekorierende 
Strecke der Umfassungsmauer eine Länge von über 300 . 

Auf der ganzen Länge stand abwechselnd ein Flaggenmast und eine Kolossal- 
Vase, im ganzen 30 Stück, welche unter sich durch schwere Blumen-Guirlanden 
verbunden waren. Die schlanken Masten, ca. 16 m hoch, purpurrot mit goldenem 
Knauf, trugen in der Mitte einen vergoldeten, mit Moos gefüllten Korb und oben 
eine weisse 8 m lange Fahne, welche abwechselnd mit den vergoldeten, mit 
Lorbeer durchflochtenen Namenszügen des Kaisers und der Kaiserin geschmückt 
waren (mit Ausnahme der Fahnen an der Villa des Herrn Kommerzienrat BENARY, 
welche den Namenszug des Königs von Sachsen trugen). Die Vasen, 2 = hoch 
und ebenfalls 2 » im Durchmesser, waren aus Gips hergestellt und mit Lack- 
farben täuschend majolikaartig imitiert; dieselben standen auf hölzernen Posta- 
menten von ca. 5 m Höhe, welche weiss und gold getönt waren und eine 
Dekoration von purpurfarbenem Tuch mit goldenen Fransen und gleiche Behänge 
trugen. Diese kolossalen Vasen waren mit Moos gefüllt und wurden in den 


154 Die Ausschmückung der Gärtnerei der Firma Ernst Benary, Erfurt. 


letzten Stunden vor Ankunft der hohen Herrschaften mit lebenden Blumen und 
einem Mittelstück aus Palmenwedeln dekoriert. Für die Blumendekoration wurden 
ganze Büsche, mit dem Ballen ausgehoben und mit feuchtem Moos umwickelt, 
verwendet, insbesondere Sonnenblumen, Lilien, Gladiolen, Amaranthus, hohe 
Zinnien, Tagetes und Astern, während ein Kranz von verschiedenen Ziergräsern 
über den Rand der Vasen herabhing. 

Die kolossalen Dimensionen der Masten sowohl, als auch der Vasen er- 
schwerten die Aufstellung und die Ausschmückung durch Blumen ausserordentlich; 
dieselben waren jedoch durch die unmittelbar hinter der Mauer stehenden hohen 
Bäume bedingt, da eine im kleineren Massstabe ausgeführte Dekoration ver- 
schwunden wäre. Jede der Vasen wog ca. IoCtr. und jede der grossen ca. 50cm 
starken Guirlanden, die an den Enden in vergoldete Manschetten gefasst und an 
vergoldeten Tauen aufgehängt waren, stellte ein Gewicht von ca. 3 Ctr. dar. 

Für die Ausschmückung der Vasen, das Einbinden der frischen Blumen in 
die vorher fertiggestellten Guirlanden und das Aufhängen der letzteren waren 
über ı2o Personen vom ersten Anbruch des Tages mit Anstrengung aller Kräfte 
thätig. 

Wıe schon oben bemerkt, hatte Herr Kommerzienrat BENARY dıe hohe Ehre, 
Se. Majestät den König von Sachsen als Gast in seinem Hause beherbergen zu 
dürfen; hierdurch wurden noch Änderungen in der Dekoration bedingt, indem 
die Fahnen in der unmittelbaren Nähe des Hauses nicht den Kaiserlichen, sondern 
den Königlich sächsischen Namenszug trugen. Der Eingang zu der Villa war 
nicht nur besonders reich in Bezug auf die Ausschmückung durch Blumen etc. 
gehalten, sondern es wurde auch die Dekoration gleichzeitig für die Illumination 
verwendet. In den Vasen, zwischen den Blumen versteckt, waren Kränze von je 
ı0o elektrischen Glühlampen angebracht, während in die über dem Eingange 
hängende Guirlande 250 bunte elektrische Glühlampen verflochten waren. 

Die Ankunft Sr. Majestät des Königs von Sachsen erfolgte des Abends 9 Uhr, 
so dass die Effekte der eben erwähnten Illumination sowohl, als auch die Illumi- 
nation im ganzen Garten, welche durch eine grosse Anzahl von Lämpchen, Lam- 
pions, Magnesium-Lichten etc. bewirkt war, zur vollen Geltung gelangten. 

Der Aufgang zum Hause selbst war in ein grün und weiss dekoriertes Zelt 
mit weit vorragendem Velarıium verwandelt, welches mit Palmen, Lorbeern etc. so 
reich wie nur irgend möglich ausgeschmückt wurde. Dass auch im Innern des 
Hauses reichste Blumendekoration angebracht war, bedarf wohl nicht erst der 
Erwähnung. 

Der König von Sachsen sprach sich sowohl über die äussere Dekoration als 
auch über den festlich erleuchteten Garten in höchst anerkennender Weise aus, 
und noch lange, nachdem sich der hohe Herr zur Ruhe zurückgezogen, verweilte 
das zahlreiche Gefolge mit der Familie des Wirtes im Garten. Am Morgen vor 
der Parade nahm der König den Garten mit den Gewächshäusern etc. eingehend 
in Augenschein und bekundete hierbei nicht nur das regste Interesse für das 
Gesehene, sondern auch eingehende Sachkenntnis. Herrn Kommerzienrat BENARY 
verlieh er das Ritterkreuz erster Klasse des Albrechtordens. 

Auch Se. Majestät der Kaiser, der bei der Rückfahrt von der Gamstedter 
Parade am 14. September vor der Villa hielt, betrachtete aufmerksam deren 
prächtige Ausschmückung. 

Am 17. September wurde dem Benarvschen Etablissement die besondere 
Ehre des Besuches Ihrer Majestät der Kaiserin AUGUSTE VICTORIA, von grossem 
Gefolge begleitet, zu teil; empfangen von den drei Chefs, nahm die hohe Frau 


Die Ausschmückung der Gärtnerei der Firma Ernst Benary, Erfurt. 


nn 


Abbildung 30. 
Ausschmückung der Gärtnerei von E. Benary, Erfurt, während der Erfurter Kaisertage 


vom 13.—-17. September 1891. Länge 300 », Masten purpurrot mit goldenem Knauf, 16 = hoch, 
postamente 5 2 hoch, weiss und gold mit purpurrotem Tuch und goldenen Fransen. Vasen 2 m 


hoch, 2 »» Durchmesser majolikaartig grün. 


156 Der Apfel »Schöner vor Nordhausen« (Kaiser), Neuheit. 


aus den Händen der ältesten Tochter des Herrn FRIEDRICH BENARY einen köst- 
lichen Strauss entgegen, wanderte dann durch sämtliche Gewächshäuser und den 
Garten und nahm in einem Laubengange eine dargebotene Erfrischung ein. Hier- 
auf besichtigte Ihre Majestät eine Sammlung von Photographien, farbigen Ab- 
bildungen, kolorierten Blumendüten und Gemüseetiketten etc., trug sich in das 
Fremdenbuch ein und machte sodann eine Rundfahrt durch die Blumenfelder, 
welche trotz der vorgerückten Jahreszeit infolge der aussergewöhnlich günstigen, 
beinahe sommerlich zu nennenden Witterung noch in fast vollem Flor standen. 

Vor kurzem ist ein Bericht über die gärtnerischen Leistungen Erfurts während 
seiner Kaisertage (13.—ı17. September ı891), erstattet im Erfurter Gartenbauverein 
von WINKLER, Pastor, stellvertretendem Vorsitzenden, Erfurt, Druck von Fr. BAR- 
THOLOMÄus, erschienen. Wir werden Gelegenheit nehmen, das Wichtigste aus 
demselben nach und nach zu bringen, um zu zeigen, wie alle gärtnerischen 
Firmen sich beeifert haben, dem Kaiserpaare ihre Huldigungen in der schönsten 
Sprache — der der Blumen darzubringen. 


Der Apfel „Schöner von Nordhausen“ (Kaiser), Neuheit. 
Von Carl Mathieu, Charlottenburg. 


Anfangs Februar erhielt ich von Herrn Bıssmann - Gotha und von Herrn 
KAIsErR-Nordhausen und einige Äpfel obigen Namens zur Feststellung ihres Wertes, 
sowohl für die Tafel als für den Handel. Herr KAIsEer, der glückliche Züchter 
dieses schönen und vortrefflichen Apfels, teilte mir brieflich den Lebenslauf des 
Apfels mit, und bestätigte Herr Bıssmann, Herzogl. Obstbaulehrer, die Aussagen 
desselben. Ich lasse die Beschreibung hiermit folgen. 

Der Apfel befindet sich bereits seit 30—35 Jahren im Besitze des Züchters 
und ist das Erzeugnis einer Aussaat von Kernen, unter denen sicher einige der 
Pariser Rambour-Reinette waren. Wie gewöhnlich zeichnen sich unter Sämlingen 
der Art immer einige durch ihren besonderen Wuchs, Grösse der Blätter, frühe 
Fruchtbarkeit und dergleichen aus, sodass der Säemann unwillkürlich seine Auf- 
merksamkeit diesen hervorragenden Sämlingen schenken muss und auch besondere 
Pflege und Fürsorge ihnen widmet. So dieser Apfel. Nach fünfzehn Jahren 
wurden die Früchte bereits bei einer Obst-Ausstellung in Nordhausen ausgelegt 
und erregten schon damals allgemeines Interesse. Herr KAısEr wagte bis jetzt 
immer noch nicht, aus Bescheidenheit und bei der leider übergrossen Anzahl der 
kultivierten Aptelsorten, von denen man nur wünschen möchte, dass manche 
überhaupt verschwänden, mit seiner Züchtung an die Öffentlichkeit zu treten, 
sondern begnügte sich mit den klingenden Erträgen, welche sein Apfel ihm 
brachte, der vor allen anderen von seiner Kundschaft gefordert und am besten 
bezahlt wurde. Schliesslich von Kennern darauf aufmerksam gemacht, dass es 
nicht gut sei, sein Licht unter den Schefiel zu stellen, und er die Pflicht hätte, 
gutes dem Allgemeinen bekannt zu geben, entschloss sich Herr Kaiser bei der 
letzten Obst-Ausstellung in Nordhausen, wo der Sämling wieder allgemeines 
Interesse erregte, besonders bei den Preisrichtern, den Herren HALT, BissMmAnnN, 
v. D. FOHR und HERMSDORF, auf Antrieb und ım Verein mit letzteren, ihm den 
Namen »Schöner von Nordhausen< zu geben, und damit den Pass für die 
Reise in die pomologische und obstzüchtende Welt zu erteilen. Die mir über- 
sandten Früchte teilte ich den andern Herren Mitgliedern des Obst- und Gehölz- 


Der Apfel »Schöner von Nordhausen« (Kaiser), Neuheit. 157 


Ausschusses des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich 
preussischen Staaten in der Sitzung vom ıı. Februar mit, da ich allein nicht ein- 
seitig ın der Beurteilung derartiger kitzlicher Angelegenheiten vorgehen und. auch 
zugleich die Gelegenheit benutzen wollte, den befugten Richtern und Herren 
Kollegen, welche ausserdem fast alle Mitglieder des Deutschen Pomologen-Vereins 
sind, eine gute deutsche Züchtung für Auge und Gaumen vorzuführen. Die 
Herren waren sämtlich der Ansicht, dass es eine vortreffiiche Sorte sei, umsomehr, 
als wir vorher Gelegenheit hatten, die Champagner-Reinette und den London 
Pepping des Herrn MENDE-Ösdorf, sowie einige böhmische Sorten, welche Herr 
BRETTSCHNEIDER, LORBERGSche Baumschulen, mitbrachte, zu kosten. Der »Schöner 
von Nordhausen« übertraf sie sämtlich durch Wohlgeschmack und sein schönes 
Aussehen. 

Ich kann daher Herrn Kaiser nur raten, den Apfel tüchtig zu vermehren, er 
wird, wie er selbst sagt, »unter die besten Sorten gehören, die wir besitzen, und 
gar manche Sorte des Deutschen Pomologen-Vereins als Tafelfrucht übertreffen, 
denn wer diesen Apfel gehabt hat, will ihn alljährlich wieder haben, und der 
Ertrag an Früchten der zwei Bäume, die ich besitze, ist stets im Sommer im voraus 
bestellt. Die Sorte trägt ohne jede Pflege (ich würde vorziehen, derselben auch 
die gehörige Pflege und Fürsorge in Form von Düngung und dergleichen zu 
geben, der Baum verdient es) jedes Jahr sehr reich, blüht sehr spät und erfriert 
deswegen nie; die jungen Veredelungen in der Baumschule setzen oft schon 
Früchte an«. — 


Beschreibuns dewknuicht. 


Kelch offen, manchmal halboffen, mehr oder weniger wollig; Kelchblättchen 
breit, am Grunde zusammenhängend, braun, oft verstümmelt, meist nach aussen 
durch Vertrocknen umgebogen, manche aufrecht, andere flach ausgebreitet; Ein 
senkung mitteltief, weit, mit deutlichen über die Oberfläche der Frucht verlaufen- 
den Rippen, oft mit Höckern und Fleischwülsten in der Einsenkung, auch mit Rost 
versehen; Kelchhöhle kegelförmig, mit den vertrockneten Pistillen und den Staub- 
säden angefüllt; Stiel ganz kurz, holzig, selten oder fast nie über die Stielhöhlung 
hervorragend, ziemlich stark, bräunlich; Stielhöhle mitteltief, weit, stark berostet, 
Rost oft bis weit über die Oberfläche sich erstreckend, besonders an der Sonnen- 
seite, die Höhle durch abspringenden und zerrissenen Rost oft rauh und uneben; 
Schale dünn, grüngelblich oder hellgelb, Sonnenseite dunkler, mit rostartiger oder 
bräunlicher Röte, glatt, nur wo der Rost sich geltend macht, rauh anzufühlen (fast 
nur an der Sonnenseite); Punkte klein, ungleich, wenig zahlreich, hell und dunkel- 
braun, Rostanflüge besonders an der Stielhöhle, in der Kelcheinsenkung zuweilen 
und an der Sonnenseite; heute, am ı2. Februar, noch nichts vom Einschrumpfen 
oder Welken auf der Haut zu merken; Gestalt ähnlich der Pariser Rambour-Reinette, 
ziemlich flach, doch oft höher, etwa 8 cn breit, auch etwas mehr, und 6 cz hoch, 
auch darüber bei grossen Früchten. Den Kelcheinteilungen mehr oder weniger 
entsprechend, laufen die Rippen stärker oder schwächer hervortretend über die 
ganze Oberfläche der Frucht, in die Stielhöhle verlaufend; Bauch ın der Mitte, 
Hälften fast gleich; Kernhaus flach und zwiebelförmig, Kammern gross und geräumig, 
so dass die kleinen, braunen, eiförmigen, zugespitzten Kerne in vielen Früchten 
ähnlich den Schlotter-Äpfeln beim Schütteln klappern; Keme einzeln, auch zu 
zweien, vollkommen. Fleisch weiss, fein, zart, saftreich, schon vom Baume her- 
unter wohlschmeckend und mürbe, von weinsäuerlichsüssem Geschmacke, die 
Frucht bis in den April sich haltend, ohne zu welken. Der Baum geht schön 


158 Die strengsten Januar- und Februar-Monate in Berlin seit 1728. 


aufrecht in die Höhe, bildet eine hochpyramidale Krone, wäre also für An- 
pflanzungen an Strassen, Wegen etc. sehr geeignet, die Früchte sitzen sehr fest 
daher selbst in weniger geschützten Lagen zur Kultur zu empfehlen, und da er 
wie bereits erwähnt, spät blüht, so trägt er alle Jahre. Eine Frucht, die ich jedem 
hierdurch bestens empfehle. Hochstämme hat Herr KAısEr, laut Verzeichnis, zu 
5 Mk., niedrige Veredelungen zu 3 Mk. abzugeben. 


Die strengsten Januar- und Februar- Monate in Berlin seit 1728. 
Vom Königlichen preussischen meteorologischen Institut. 


Im Jahrgange ı891 der Gartenflora, Seite 52 veröffentlichten wir nach der 
»Vossischen Zeitung« Angaben über die kältesten Dezember seit 1749. Herr 
Kommerzienrat Huco KÖHLer-Altenburg sprach den Wunsch aus, dass die streng- 
sten Januar- und Februar-Monate veröffentlicht werden möchten. Wir wandten 
uns deswegen an das Königliche meteorologische Institut zu Berlin und der den 
Direktor vertretende Herr Professor Dr. HELLMANN hat die grosse Güte gehabt, uns 
nachstehende Übersicht zur Verfügung zu stellen. Die Angaben sind zwar nicht 
in absoluten Zahlen, werden aber leicht verständlich sein, wenn man bedenkt, 
dass die mittlere Temperatur des Januar —o,5° C., die des Februar +1,2° C. in 
Berlin beträgt. 

Nachstehend folgen die Jahreszahlen der kältesten Januar- und Februar-Monate, 
welche in Berlin seit 1728 vorgekommen sind. Dazu ist zu bemerken, dass unter 
»kältesten« Januar- und Februar-Monaten solche verstanden wurden, bei denen 
die negativen Abweichungen vom zugehörigen normalen Temperaturmittel mehr 
als 5° C. betragen haben. 

Abweichungen vom Monatsmittel. 


Januar 1740 —8,0°C. Februar 1740 —8,5°C. 
5552 C: u eh 
9528176775 ,0,0°. °C. » 1784 — 54°C. 
» 1776 —85°C. » 1799 —6,5° C. 
» 1784 —64°C. » 1800 —5,5° C. 
» 1795 —80°C. » 1814 —7,9° C. 
>18037 81°. C. » 1827 — 7,4° C. 
» 1805 —6,4°C. » 1838 —5,9° C. 
» 1809 —5,6°C. >» 1841 —6,4°C. 
DE T823 11,10 C. » 1845 — ,o°’C. 

1320 — 0 (& » 1855 — 88°C. 
» 1830 —6,9°C. » 1865 —6,4° C. 
»0.7838 0952.C. » 1870 — 6,6. C. 


» 1848 — 90°C. 
» 1850 = 6,1 SC. 
Von da ab bis ı891 incl. sind grössere negative Abweichungen als 5° C. 
nicht mehr vorgekommen. Der Direktor, i. V.: Prof. HELLMANN. 


Begonia semperflorens »Ruhm von Saarbrücken«. 159 


Begonia semperflorens „Ruhm von Saarbrücken“, 


Von A, Rosenkränzer, Saarbrücken. 
Hierzu Abbildung 31. 


Abbildung 3 
Begonia »Ruhm von Saarbrücken«. Von A, Rosenkränzer, 


Nach sorgfältiger Befruchtung der Begonia semperflorens gigantea 
carminea (Lemoine) mit B. semperflorens Lucianae (Bruant) fand sich 
unter Tausenden von Sämlingen die obengenannte, welche in der Gruppe 
der B. semperflorens eine hervorragende Rolle einnehmen dürfte. An 


160 Die Kreuzung der Orchideen. 


Wuchs und Bau übertrifft sie die beiden vorgenannten Sorten um ein 
bedeutendes. Die Blütendolden erreichen einen Durchmesser von I5—20 cm 
und stehen auf den dicken Stielen schön aufrecht. Die Einzelblüte ist 
5—7 cm gross, ihre Farbe zart rosa, nach der Mitte ins Weissliche über- 
gehend, von welchem Tone sich die dicken gelben Staubbeutel hübsch 
abheben. Der Flor dauert ununterbrochen, die Blütendolden liefern ein 
sehr wertvolles Material zur Binderei, die Pflanzen selbst eignen sich auch 
sehr gut im Freien zu Gruppen im Halbschatten. Die Pflanze erhielt am 
17. Dezember 1891 vom Verein zur Beförderung des Gartenbaus in den 
preussischen Staaten ein Wertzeugnis, weil die Pflanze wegen ihres kräftigen 
Baues und wegen ihres Blütenreichtums sich voraussichtlich viele Liebhaber 
erwerben wird. 


Die Kreuzung der Orchideen. 
Von @. Kittel. 


Es giebt keine interessantere Beschäftigung für den Orchideenliebhaber, als 
durch Kreuzung einzelner Typen oder der schon vorhandenen Hybriden unter 
einander, Samen, Pflanzen und schliesslich neue Formen zu ziehen. 

Vom ersten Tage der Befruchtung an bieten die geschlechtlichen Vorgänge 
bis zur Samenreife, das Aufziehen des winzigen Embryos bis zur starken Pflanze, 
fortwährend Unterhaltung, welche sich bei Erscheinen der ersten Blüte zu 
einer Spannung steigert, welche kaum durch eine andere Beschäftigung erreicht 
werden kann. 

Es ist Geduld nötig, sich die erforderlichen Kenntnisse anzueignen, um mit 
Erfolg arbeiten zu können, nicht aber für das Abwarten der Resultate; denn ist 
ein Liebhaber einmal soweit Praktiker in der Samenzucht und Erziehung der 
Sämlinge geworden, dass in jedem Jahre etwas neues gesät werden kann, muss 
auch nach Verlauf der Zeit, welche bis zur Blütenstärke einer Pflanze nötig ist, 
in jedem Jahr etwas zur Blüte gelangen. 

Die Wahl der zu kreuzenden Arten erfordert das erste Nachdenken, beispiels- 
weise können Calanthe und Phajus, oder Laelia u. Cattleya, Epidendrum und Sophro- 
nitis oder Pescatorea und Bollea u. a. m. unter einander gekreuzt werden, während 
dieselbe Operation zwischen Dendrobium und Cattleya oder Vanda und Cypri- 
pedium niemals zu Resultaten führen würde. — Es giebt selbst einzelne Fälle 
unter eng verwandten Arten, welche wiederholten Anstrengungen geschickter 
Züchter nur negative Erfolge lieferten. So erhielt ich von Dendrobium thyrsiflorum 
(traubenblütig) und Dendrobium nobile (paarblütig) mehrfach schöne — jedoch 
stets mit taubem Samen gefüllte — Kapseln, ganz denselben Erfolg, als wenn 
Cattleya uud Coelogyne oder sonst zwei sich fern stehende Gattungen gekreuzt 
worden wären. 

Bei den Arten derselben Gattung, mögen sie sich noch so fern stehen, wird die 
Mutterblume stets den fremden Pollen scheinbar günstig aufnehmen und eine 
Fruchtkapsel zur Ausbildung bringen, keimfähiger Samen wird aber oft umsonst 
darin zu erhoffen sein. 


Die Kreuzung der Orchideen. 161 


Die Kenntnis der Organe, welche bei der Kreuzung die Hauptrolle spielen, 
ist zunächst Bedingung. Es genügt bei den einzelnen Arten zu wissen, wo 
befindet sich das männliche (Anthere) und wo das weibliche Organ (Stigma, Necta- 
rum), Bei Cattleya, Vanda, Coelogyne, I,ycaste, Odontoglossum etc. finden sich 
diese auf der sogenannten Säule oder Gymnostema vereinigt und zwar hat 
die mit einer Kappe bedeckte einzige Anthere an der Spitze, das Stigma an der 
Innenseite dicht darunter seinen Sitz. Bei Cypripedium dagegen liegen die 2 Antheren 
often, d. h. sichtbar und abgesondert, das Stigma aber befindet sich innerhalb des 
Pantoffels versteckt. 


Die eigentliche künstliche Befruchtung ist äusserst einfach. Mit einem ge- 
spitzten Stäbchen entnimmt man einer Blume den Pollen und führt ıhn in die 
Narbe derjenigen Blume ein, welche als Samenträgerin dienen soll; gleichzeitig 
nimmt man auch dieser den Pollen, um sicher zu gehen, dass dieser nicht mit 
dem eigenen weiblichen Organ in Berührung kommt — obgleich diese Vorsicht 
beinahe unnötig, da ohne Beihilfe des Menschen oder eines Insekts dies fast nicht 
möglich ist. — 

Es ist natürlich, dass der zu gebrauchende Pollen, sowie die zu befruchtende 
Blume zu einer gewissen Reife gelangt sein müssen, damit die Operation gelinge. 
Es ist schwer, hierfür ein gewisses Mass zu finden, da dies von der Eigenschaft 
der betreffenden Art abhängt. Nach 3—4 Tagen nach Öffnung der Blume (bei 
Sobralia, Stanhopea etc. noch eher) jedoch dürfte von jeder Orchideenblume der 
Pollen reif sein; ebenso ist, wie gesagt, auch keine Zeit für die Mutterblume gesetzt, 
es richtet sich dies ganz nach der Blütendauer der betreffenden Species. Jeden- 
falls ist es aber von grosser Bedeutung, die Befruchtung, wenn möglich, an hellen 
warmen Tagen und dann gegen Mittag vorzunehmen. 

In den meisten Fällen wird die Befruchtung gelingen, dies zeigt sich schon 
nach wenigen Tagen durch eine leichte Neigung der Säule, später durch Welken 
der Blütenblätter. — Phalaenopsis Lüddemanniana und andere Arten nehmen 
nach gelungener Befruchtung Chlorophyll in den Segmenten auf, diese färben sich grün- 
und bleiben bis zur Samenreife an der Kapsel sitzen. — Nach und nach ver- 
grössert sich das Rostellum, schliesslich fällt bei einigen Arten die Blume ab, 
(Cypripedium), bei anderen (Cattleya, Epidendrum etc.) trocknet sie nur und muss 
zur Verhütung von Fäulnis, besonders wenn dies im Winter geschieht, möglichst 
kurz verschnitten werden. 

Es bleibt nun noch abzuwarten, bis die Kapsel aufspringt. Dies kann von 
langer Dauer sein, ı2, ı5 ja ı8 Monate wollen verschiedene Arten haben, um zur 
vollständigen Reife zu gelangen. Ist dies der Fall, ist es gut, sich durch Zuhilfe- 
nahme eines Mikroskops zu überzeugen, ob sich keimfähiger Samen in der Kapsel 
befindet. Unter dem Mikroskop müssen die in Essig getauchten Samen den 
Keim in Form eines kleinen schwarzen Punktes zeigen; ist hiervon nichts zu ent 
decken, können sie getrost als steril fortgeworfen werden. Oftmals muss man zu- 
frieden sein, feststellen zu können, dass von hundert Samen ein solcher vielleicht 
keimen könnte. 

Die als gut befundenen Samen sollten nun sofert gesät werden. Hierzu 
eignen sich am besten Blöcke oder Töpfe, bestellt mit Pflanzen (Orchideen), die 
sich augenscheinlich an ihrem Standorte wohl füblen, gut wachsen und deren 
Material möglichst frei von Säuren und Moosen ist; ebenso habe ich, auf die 
Wurzeln von lebendem Polypodium vulgare in besonderen Gefässen gesät, die 
günstigsten Erfolge gehabt. 

Gartenflora 1892, 13 


162 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


Nachdem der zum Teil staubfeine Samen gleichmässig auf der Oberfläche des 
Gefässes durch leichtes Schütteln der Kapsel verteilt wurde, wird dieses mit 
Vorsicht angefeuchtet, um ihn festzuhalten, was am besten tropfenweise, durch 
Ausdrücken eines mit Regenwasser gefüllten Schwammes geschieht. Übrigens 
empfiehlt sich die Anwendung von reinem Regenwasser während der ganzen Zeit 
der Aufzucht der Sämlinge. 

Die zum Teil geleerte Kapsel wird zur Nachreife an einem trockenen Orte 
aufbewahrt und nach einigen Tagen von neuem ausgeklopft. 

Nach nicht gar langer Zeit beginnen die Samen zu schwellen, es zeigen sich 
kleine grüne Kpötchen, weiche an Stelle der Wurzeln mit kurzen Haaren, ihren 
vorläufigen Ernährungsorganen, versehen sind; nach und nach findet sich ein 
kleiner Trieb und erst später die erste Wurzel. 

Nach 6—-ı0 Monaten werden die kleinen Pflanzen sichtbar, doch giebt es 
Arten, welche 13—ı5 Monate brauchen, ehe dieser Zeitpunkt eintritt. 

Während dieser Periode muss man sich hüten, die jungen Pflanzen von ihren 
Plätzen zu bewegen. Der gute Wille, sie zu pikieren, würde sich bitter rächen, 
dem die meisten zum Opfer fallen würden. Haben Cattleya, Dendrobium etc. 
einmal einige kleine Bulben, oder Cypripedium 2—3 Blätter, so kann dies ungehindert 
geschehen. 

Der günstigste Platz für die zu pikierenden Pflänzchen sind die Ränder von 
Töpfen oder Blöcken gesunder Pflanzen, welche nun so nahe als möglich dem 
Glase gebracht werden; hierbei ist jedoch zu beachten, dass die grösste Sorge 
getragen werde, dieselben nie trocken werden zu lassen. Nachdem sie nun auf 
ihrem Standorte einmal neue Wurzeln getrieben haben, darf man wohl annehmen, 
dass ihre Existenz gesichert sei. 

Bis jetzt gemachten Erfahrungen folgend, haben gewisse Species schon nach 
4 Jahren die ersten Blumen gebracht, während andere 6, 12—ı5 Jahre brauchten. 
Am längsten haben Cattleya, Epidendrum und andere Arten mit harten Blättern 
und Bulben warten lassen, so zeigte z. B. Laelia caloglossa, eine von Herrn 
Dominy zwischen der jetzt wieder neu eingeführten Cattleya labiata vera und 
Laelia crispa gewonnene Hybride, erst nach ı8 Jahren die erste Blüte. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Thrinax Morrisii Wendl. 

Auf diese sehr empfehlenswerte Zwerg- 
palme von Westindien wurde bereits in 
den »Kleinen Mitteilungen« der Garten- 
Nora (1891 S. 614) hingewiesen; da- 
mals fehlte ihr aber noch der spezifi- 
sche Name, jetzt giebt Herr Ober-Hof- 
gärtner WENDLAND eine sehr detaillierte 
Beschreibung dieser Art. 

Gardeners’ Chronicle, 23. Jan. 92, S. 104. 
Bio 20 U 2T, 


Sempervivum Thomayeri. 

(S. hirtum L. X S. arachnoideum.) 

Eine ganz neue Form, die sich durch 
ihr besonderes Aussehen, durch ausser- 
ordentliche Grössenverhältnisse von allen 
bekannten Semperviven unterscheidet. 
Die Pflanze zeigt in gleicher Weise Be- 
ziehungen zu beiden Eltern, ist nur viel 
stärker und derber. Die von den Blät- 
tern gebildeten Rosetten werden ı'/, 
bis ı!/, Zoll hoch und halten 31/,—4 Zoll 
im Durchmesser. An der Spitze eines 


Kleinere Mitteilungen. 


163 


jeden Blattes befindet sich ein Büschel 
von Haaren, die länger sind als jene am 
Rande. Alle Sämlinge dieser in 


genau dieselben Merkmale. 
Gardeners’ Chronicle, 23. Jan., S. 104. 


Epidendrum Mooreanum Rolfe. 

Über 200 Epidendrum-Arten sind seit 
der Veröffentlichung von LinpLeys Folia 
Orchıdacea beschrieben worden, und 
dessenungeachtet scheint die Gattung 
noch nicht erschöpft zu sein. Diese 
Neuheit findet sich bereits in mehreren 
englischen Sammlungen und soll von 
Costa-Rica stammen. Sie gehört zur 
Sektion Encyclium und steht dem E. 
stellatum nahe. Die Blumen sind setr 
wohlriechend. Kelch- und Blumenblätter 
hellgrün, Lippe dunkel-purpurn mit hell- 
grünem Rande, Kew-Bullet. Aug.-Nr. 

Dianthus caryophyllus compactus fl. pi. 
cardinale (Döppleb.) 

Diese jetzt von der Samenhandlung 
V. DörppLee-Erfurt in den Handel ge- 
gebene Sorte bildet nach der Beschrei- 
bung des Züchters kräftige, reich ver- 
zweigte Büsche mit zahlreichen Blüten- 


stielen von nur 20 cm Höhe, sodass diese 
sich selber tragen. Blumen rund, mittel- 


| gross, gut gefüllt, glänzend kardinalrot. 
Prag gezüchteten Hybride zeigen ganz | 


Blüht früher und verhältnismässig länger 
als andere Sorten, entwickelt sich gut 
im Freien und ist auch zu Teppichbeeten 
verwendbar. 

Samen ist trotz mehrjähriger Kultur 
noch nicht gewonnen, daher werden nur 
junge Pflanzen abgegeben. 


Polystachya hulbophylloides Rolfe. 
Eine kleine und sehr aromatische Art, 
die ım Habitus genau an Bulbophyllum 
erinnert. Die Blumen sind weiss mit 
zwei orangegelben Flecken auf der Lippe 
und einer hellpurpurn geränderten Säule. 
Die Petalen sind auf ein Paar sehr klei- 
ner fleischiger Höckerchen 

Vaterland: West-Afrika. 
Kew-Bulletin, August-Nummer. 


reduziert. 


Physosiphon guatemalensis Rolfe. 

Eine kleine Art, welche Juni v. J. im 
Glasnevin botanıschen Garten zuerst 
blübte. Mit P. Loddigesii Lindl. nah 
verwandt,und hat wie diese dunkelgelbe 
Blumen. Kew-Bullet. Aug -Nr. 


Kleinere Mitteilungen. 


Die Behandlung frischgesäeten Rasens. 


bauvereins vom 9. Juni 1890 beantwortete 


Herr Kasten die Frage: »Wie behandelt 


man frischgesäeten Rasen?’« Redner 
schickte voraus, dass sehr häufig Klagen 


laut würden über das schlechte Aus- 


sehen und Gedeihen des frischgesäeten | 
Rasens, und dass hier in den meisten | 


Fällen der Qualität des Samens die Schuld 
beigemessen werde; in Wahrheit liege 


diese aber ın den weitaus meisten 


Fällen nicht allein an der sorglosen | 


Behandlung des Rasens, sondern auch 


vorzugsweise an der ungenügenden Be- | 


arbeitung des zu Rasenplätzen bestimm- 


ı ten Grund und Bodens, und es sei vor 
In der Sitzung des Stettiner Garten- | 


allen Dingen eine sehr gründliche 
Vorbereitung desselben die Hauptbedin- 
gung, um einen schönen, gleichmässigen 
und dauerhaften Rasen zu 
Rohen, 


erzielen. 
unkultivierten Boden solle man 
gründlich düngen und umarbeiten und 
dann noch wenigstens ein Jahr mit 
Hackfrüchten bebauen, um das Unkraut 
daraus zu beseitigen; versäume man 
dies, so sei die Folge davon, dass noch 
vor dem Aufgehen des Grassamens 
Unkraut in Masse hervorbricht und den 
Rasen so verdirbt, dass er nach kurzer 
Zeit nochmals angesät werden muss. 


ı Bereits in Kultur gewesenen Boden solle 


12 Rx 


164 


Kleinere Mitteilungen. 


man im Herbst umgraben und, mit ver- 
rottetem Dünger bedeckt, bis zum Früh- 
jahr roh liegen lassen; alsdann werde 
der Dünger flach untergegraben und nach 
beendigter Einebnung das Land besäet. 
Sobald der Samen aufgegangen ist, muss 
ein gründliches Ausjäten des Unkrautes, 
welches sich stets im Boden befindet 
und gleich zuerst mit aufgeht, vorge- 
nommen werden, und ist der Rasen 
alsdann zeitig, bevor er zu lang wird, 
zu mähen, von dem abgemähten Grase 
durch sauberes Abfegen zu befreien und 
festzuwalzen. Nach je ıo-—ı2 Tagen 
seı das Abmähen zu wiederholen, und 
wenn man dann für eine ausreichende 
und möglichst regelmässige Bewässerung 
Sorge trage, so werde das Aussehen so- 
wie das Gedeihen des Rasens zu keinen 
Klagen mehr Anlass geben. Um dem 
Rasen für das folgende Jahr neue Nähr- 
stoffe zuzuführen, wende man am besten 
Kopfdüngung und zwar in der Weise 
an, dass man, nachdem Ende Septem- 
ber und Anfang Oktober der letzte 


Schnitt gemacht worden sei, den Rasen 


mit verrottetem Kompost oder kurzem, 
verrottetem Dünger bedecke, den man 
den Winter über liegen lasse und im 
Frühjahr 
soweit er nicht vom Erdboden aufge- 
sogen sei, abharke und sauber abfege. 
Herr WIESE fügte dem noch hinzu, dass 
beim Umgraben auf keinen Fall 
der Boden so tief bearbeitet 
darf, dass roher Boden obenauf kommt, 
weil solche Stellen sonst jahrelang auf 
dem Rasen hässlich aussehende Flecken 
bilden, die nur durch wiederholt vorzu- 


nehmende Oberdüngung mit Guano 
oder Mistjauche zu beseitigen seien. 
ME 


Der Obstwein. 

Der Obstwein und seine Bereitung 
war Gegenstand eines sehr lehrreichen 
Vortrages des landwirtschaftlichen Wan- 
derlehrers Herrn ScHuppLI aus Berlın, 
abgehalten am ı3. Februar abends ım 
Rathaussaale in Crossen a. d. Oder auf 


bei eintretendem Tauwetter, | 


werden 


Veranlassung des dortigen Gartenbau- 
vereins. Der Vortragende hat als 
Schweizer (St. Gallen) den Obstwein 
als Volksgetränk von Jugend auf kennen 
gelernt und rühmt dessen gesunde Wir- 
kung; man müsse sich nur erst an den- 
selben gewöhnt haben, dann würde er 
lieber als Bier und namentlich als Brannt- 
wein getrunken und käme somit gerade 
der arbeitenden ärmeren Bevölkerung 
zustatten;, in der Schweiz erhalten in 
den Obstweingegenden die Landarbeiter 
täglich 5—6/ leichten Apfelweins, und 
sie ziehen denselben dem Branntwein 
entschieden vor. — Es wurde nun die 
Bereitung der Obstweine eingehend ge- 
schildert, woraus folgendes besonders 
zu entnehmen ist als im allgemeinen 
noch wenig bekannt: Äpfel und Birnen 
sollten für den Rohverkauf stets sortiert 
werden, dann wird, wıe auf dem letzten 
Berliner Obstmarkt, für die erste Qua- 
lität ein viel höherer Preis erzielt als 


ı sonst, und die zweite Qualität, das min- 


derwertige Obst, vermostet man selbst 
und hat dann den Wein umsonst. Da 
frühe Äpfel, weil sie meistens süss sind, 
einen zwar eher trinkbaren aber weniger 
dauerhaften \Vein liefern, so fülle man 
von dem Frühobst-Most die Fässer 
nur halbvoll und fülle sie später erst 
mit dem Most der Spätäpfel voll. Das 
Obst soll in der Vollreife sein, nicht un- 
reif aber auch nicht überreif; spätes 
Winterobst ist auf Haufen zu schütten, 
mit Stroh zu bedecken und wird so 
durch Schwitzen in 3 Wochen reif. Vor 
dem Pressen ist es zu zerkleinern und 
zwar durch Zerquetschen zwischen den 
Steinwalzen einer Obstmühle, nicht 
wie es so vielfach noch geschiehtzwischen 
den raspelartig geschärften Eisenwalzen 
durch Zerreiben. Versuche habenergeben, 
dass nach dem Quetschen mehr Saft 
durch das Pressen herausgebracht wird; 
ausserdem setzen die rauhen Eisenwalzen 
sehr leicht Rost an. Von der Mühle 
her soll es dann sofort gepresst, nicht 
längere Zeit stehen gelassen werden, 
weil sich sonst leicht Essigstich einfindet, 


ae 


Kleinere Mitteilungen. 


165 


Von Pressen werden diejenigen mit 
lackiertem Eisenbiet und mehr hohem 
als breitem Holzkorb empfohlen; am 
besten sind die in der Schweiz gebräuch- 
lichen Steinbiete, und es sollten solche 
auch hier angestrebt werden, da sie die 
einzigen tadellosen sind. Um den 
Zuckergehalt der Trester auszunutzen, 
werden sie nach dem Pressen in eine 
Bütte gethan, mit einem Senkboden be- 
deckt und auf je 100 Ag Obst ıo/ Was- 
ser zugegossen, 36 - 48 Stunden stehen 


gelassen je nach wärmerer oder kälterer 
Temperatur des Kellers, und nochmals 


abgepresst. Verwerflich sind die 
Gärspunde, weil der Sauerstoff der Luft 
nicht zu dem Wein gelangen kann durch 
das Wasser, wohl aber bei Anwendung 
derSandsäckchen, die ausserdem ab- 
solut dicht schliessen, wenn sie so locker 
gefüllt sind, dass ein Teil ın das Spund- 
loch hineinreicht. — 


Für Johannisbeerwein ist folgendes 
Verfahren zu empfehlen: Nach dem 
Pressen bringt man den Saft auf das 
Fass, die Trester ın eine Bütte und 
giesst nun zuerst ein Drittel der ganzen 
zuzusetzenden Wassermenge (auf 9 / Saft 
von Io %g Beeren 27 / Wasser), also auf 
9 /Saft 9 / Wasser hinzu, lässt 48 Stunden 
stehen, presst ab, giebt den Saft auf das 
Fass, thut zu den Trestern das 2. Drittel 
Wasser, presst nochmals und thut nun 
erst mit dem 3. Drittel Wasser den Zuk- 
ker, möglichstbis 30 — 40° erwärmt, hinzu, 
weil dadurch die Gärung besser einge- 
leitet wird; je nachdem man leichtere 
oder schwerere Tischweine oder endlich 
Liqueurweine herstellen will, sind zu 
ıo %g Beeren 3'/,—4, oder 5!/),— 6, oder 
8—9!/, Ag Zucker zuzusetzen. 

Schliesslich war noch dem Einwande 
zu begegnen, dass die Erweiterung der 
Obstwein-Bereitung dem Traubenwein 
Abbruch thun könnte; darauf war zu er- 


widern, dass der Obstwein in Süddeutsch- 


land und der Schweiz bereits lange Zeit 
neben dem Traubenwein gebraucht würde 


und mehr als Hausgetränk und als Er- 


satz des 
fände. — Crossen. 


Branntweins Verwendung 
H. HaEckEL. 


Amorphophallus Rivieri in Wasserkultur. 
Gestatte mir mitzuteilen, dass ich 
schon seit Jahren eine starke Knolle von 


| Amorphophallus Rivieri in Wasser kul- 


tiviere, dieselbe entwickelt sich fast 
ebenso schön als in Erde. Von Zeit 
zu Zeit gebe ich natürlich etwas Dung- 
wasser. Sobald der Trieb abzuwelken 
anfängt, entziehe ich das Wasser und 
lasse die Knolle trocken liegen. Zur 
Zeit steht diese Knolle in Blüte und zwar 
ganz ohne Erde und Wasser. 
Erlangen, den 7. Februar 1892. 
I. Funk, Stadtgärtner. 


Späte Birnen, 

Am 25. Februar legte Herr MATHIEU- 
Charlottenburg folgende Birnen im Verein 
zur Beförderung des Gartenbaues aus, 
für die ihm eine grosse Silberne Medaille 
zuerkannt wurde. 


I. Tafelbirnen. 
Olivier de Serres. 
Sterkmans’ B. B. 
Henri Courcelles. 
Baltet Bere: 
Fortunee. 
Prinz Napoleon. 
BE van Driesche. 
SERQ BB. 
Schwester Gregoire. 
Winter Forelle. 
Vauquelin. 
Josephine von Mecheln. 
Luizet’s B. B. 
Chs. Cognee. 
Winter Dechant. 


II. Wirtschaftsfrüchte. 
Späte von Toulouse, 
Graziöse. 

Winter Apotheker. 

John Williams, 

Philippot. 

Schöne Angevine. 
Königs-Geschenk von Neapel. 


166 


Litteratur. 


Litteratur. 


Die Rebenschädlinge, vornehmlich 
die Phylloxera vastatrix Pl., ihr Wesen, 
ihre Erkennung und Massregeln zu 
ihrer Vertilgung. Von Dr I. Morıtz, 
„ständiger technischer Hilfsarbeiter im 
Kaiserlichen Gesundheitsamt. Zweite, 
vollständig neubearbeitete Auflage. 
Berlin 1891. PAuL Parey. 8°, 92 S. 
48 Textabbildungen. 

Wenn eine neue Auflage, schon an 
und für sich ein gutes Zeugnis für ein 
Buch, stets Aufmerksamkeit verdient, so 
ist mit besonderer Anerkennung das 
Neuerscheinen eines Werkes be- 
grüssen, welches ein Gebiet behandelt, 
auf dem die Ansichten sich ändern und 
Fortschritten unterworfen sind. Als ein 
solches Gebiet darf man mit Recht das 
in der Moritzschen Schrift bearbeitete 
hinstellen, insbesondere die den grössten 
Teil des Buches einnehmende Reblaus- 
kunde. In dem Dezennium, welches 
seit dem Erscheinen der ersten Auflage 
verfloss, ist manches, was bislang ın der 
Lebensgeschichte des so winzigen und 
doch so furchtbaren Feindes unserer 
Reben dunkel war, aufgeklärt worden — 
andererseits aber ist in diesem Zeitraum 
die Phylloxera auf ihrem Eroberungszuge 
durch die europäischen Weinberge leider 
erheblich weiter vorgedrungen, wie man 
aus dem der Verbreitung gewidmeten 
Abschnitt ersieht. Wır müssen es uns 
versagen, auf die Verbesserungen des 
Kapitels über die Reblaus gegenüber 
der ersten Auflage näher einzugehen, 
doch sei bemerkt, dass der 
völlig auf dem Boden der 
Forschungen steht. 


zu 


neuesten 
Etwas zu kurz ab- 


Verfasser 


gethan erscheint uns die Darstellung 
der den Rebläusen ähnlichen und ge- 
legentlich mit diesen zu verwechselnden 
Tiere, besonders der Phylloxera quercus, 
Doch ist hierzu zu bemerken, dass amt- 
liche Reblaus-Untersuchungen stets von 
Sachverständigen mit den nötigen Kennt- 
nissen angestellt und dass Beobachtungen 
von Laien stets von Sachverständigen 
kontrolliert werden dürften. 

Ausser der Reblaus, deren Darstellung, 
wie erwähnt und wie natürlich, bei 
weitem den grössten Raum des den 
tierischen Schädlingen gewidmeten Teils 
des Buches einnimmt, werden von wichti- 
geren Rebenfeinden noch besprochen 
der Springwurmwickler, der Heu- oder 
Sauerwurm, der stahlblaue Rebenstecher, 
ferner einige bisher seltener als Reben- 
schädlinge aufgetretene Käfer, die Blatt- 
milbe des Weinstockes und zwei Arten 
von Schildläusen. 

Über die Rebenfeinde aus dem Pflan- 
zenreich (Oidium Tuckeri, Peronospora 
viticola etc.) können wir uns ein Urteil 
nicht erlauben, doch ıst nach dem Cha- 
rakter des von uns besprochenen Teils 
des Morırtzschen Buches der Analogie- 
schluss gestattet, dass auch die pflanz- 
lichen Schädlinge eine den neuesten For- 
schungen gerecht werdende Darstellung 
erfahren haben und somit empfehlen 
wir das Buch allen, welche aus Beruf 
oder Liebhaberei sich mit Reben und 
Weinbau befassen oder überhaupt Inter- 
esse für das behandelte Thema hegen. 

Berlin, den 8. November I18g1. 

Dr. ERNST SCHÄFF. 


Ausstellungen und Kongresse. 


Jubiläums - Gartenbau - Ausstellung in | 


ist erschienen und versandt worden. Der 


Karlsruhe i. Be Das Nachtragsprogramm |, Anmeldetermin ist bis zum 10. März ver- 


Ausstellungen, 


länger, da auch die Ausstellung um 
S Tage verschoben wurde; der Beginn 
ist auf den 23. April, festgesetzt. Die Zahl 
der Ehrenpreise beträgt bis jetzt 35, da- 
runter höchst wertvolle, von mehreren 
deutschen Fürsten gestiftet, noch sind 
einige angesagt. In Verbindung mit der 
Ausstellung findet der 8. deutsche Rosen- 
kongress und der Kongress für Gehölz- 


kunde statt. In die Ausstellungstage 
fällt auch das gojährige Regierungs- 


jubiläum des Grossherzogs, des hohen 
Protektors der Ausstellung; es sind 
grosse Festlichkeiten für die Tage ge- 
plant. Die Anmeldungen laufen zahl- 
reich ein. Alle Korrespondenz ist an 
den Hauptausschuss zu richten. 

Paris. Soc. centr. d’horticulture de 
France. Ausstellung. 24.—30. Mai 1892. 
Damit verbunden 3. gärtnerischer Kon- 
gress. Anmeldungen 84, rue de Grenelle. 
Zu behandelnde Fragen: ı. Chemischer 
Dünger ım Gartenbau, ihre Anwendung. 
2. Erzeugung und Wert der Hybriden. 
3. Sparsame Heizung der Gewächs- 
häuser. 4. Vertilgung der schädlichen 
Insekten, besonders derMaikäfer. 5. Gärt- 
nerischer Unterricht. 


Die Weit-Ausstellung in Chicago 1893. 

In England, Belgien und Holland 
machen die Gärtnergrosse Anstrengungen, 
um in Chicago glänzend vertreten zu 
sein. 
Anzahl Blumenzüchter seitens des Reichs- 
Kommissars befragt worden, ob sie 
geneigt seien, auszustellen; die Ant- 
worten sind noch nicht alle eingegangen. 
— Die Ausschüsse des Vereins zur Be- 
förderung des Gartenbaues, in deren 
Schoss die Frage seit einiger Zeit be- 
sprochen war, haben infolgedessen be- 
schlossen, einstweilen nichts weiter in 
der Sache zu thun, um die Wege des 
Reichs-Kommissars nicht zu kreuzen. 


Magdeburg, Chrysanthemum - Ausstellung. 
Der Gartenbau-Verein zu Magde- 
burg hat beschlossen, im November 


In Deutschland sind kürzlich eine | 


167 


dieses Jahres eine Chrysanthemum-Aus- 
stellung abzuhalten, an welcher die Be 
teiligung jedermann freisteht. Programme 
werden vom Vorstande des Vereins ver- 
sandt. G. SCHOCH, Gartendirektor. 
Alnen-Verein der Krim. 

In Odessa hat sich ein Klub gebildet, 
welcher es sich zur Aufgabe machen 
will, die Gebirge der taurischen Halb- 
insel in naturwissenschaftlicher, nament- 
lich auch in botanischer Beziehung ein- 
gehender zu erforschen und gleichzeitig 
für Touristen, Künstler und Gelehrte 
zugänglicher, den Aufenthalt dort ange- 
nehmer zu machen. Personen, die sich 
für Zwecke des »Klub Alpin de Crimee« 
interessieren, können sıch an den Sekre- 
tär desselben, Herrn Professor der Bo- 
tanık Fr. KAmIEnskı in Odessa wenden. 

19.82 


Internationale Gartenbau-Ausstellung, London 
1892 in EaArRL’s Court, London, vom 
14. Mai bis Ende September. — H.E. 
MiLNneErR, Präsident des Exekutiv-Komites, 
7 Victoria Street, Westminster London. 
— Agenten für den Kontinent, REUTERS 
Telegramm Company, ı4 rue Vignon, 


ı Paris. 


Bericht über die Berliner Gärtner Kranken- 
und Sterbekasse. 
Eingeschriebene Hilfskasse No. 66. 

Die vorbenannte Kasse wurde im Jahre 
ı885 begründet und hat bisher einen 
stetig wachsenden Erfolg zu verzeichnen 
gehabt. Das Kassenvermögen betrug 
am ı. Januar 1892 baar und in Effekten 
5268,45 Mk. laut Rechenschaftsbericht 
der General-Versammlung vom 6. Fe- 
bruar 1892. Die Anzahl der Mitglie- 
der am ı. Januar 1892 war 228. Er 
krankungsfälle fielen in das Jahr 1891 
125% mit einen Totalausgabe von 
1924,05 Mk., darunter 50 Mk. Begräbnis- 
geld für ein verstorbenes Mitglied. Die 
sonstigen Ausgaben für Portis, Druck- 


| sachen, Bücher, Bücherregulierung etc. 


betrugen nur 314,93 Mk., da die Herren 


% 


168 


a 


Ausstellungen. — Sprechsaal. 


des Vorstandes, der Kassierer, sowie die 
Herren Verwalter der verschiedenen 
Zahlstellen ıhre Stellungen als Ehren- 
stellungen inne haben und der Kasse 
daher wenig sächliche Kosten erwachsen, 
während dem eine Einnahme von 
2935,96 Mk. inklusive der Zinsen von 
den Effekten, gegenüber steht. 


nur I Mk. 


pro Tag als Unterstützung an die An- 
gehörigen) gewährt, ferner bei Todesfall 


50 Mk. Begräbnisgeld zahlt und während | 


ihres 7jährigen Bestehens, bei geringer 
Mitgliederzahl, bereits ein Vermögen 
von 5268,45 Mk. angesammelt hat, so 


kann die Lebensfähigkeit derselben nicht 
angezweifelt werden. 

Den Herren Kollegen in Berlin und 
Umgegend bietet die Kasse also bei 
geringem Beitrag verhältnismässig hohe 
Unterstützung bei eintretender Krank- 
heit und bei Todesfällen den Hinter- 


ı bliebenen ein angemessenes Begräbnis- 

In anbetracht dessen, dass die Kasse | 
bei einem monatlichen Beitrag von | 
ein tägliches Krankengeld | 
von 1,50 Mk., sowie freien Arzt, Medi- 
kamente und alle sonstig erforderlichen | 
Hilfsmittel (eventuell Aufnahme ın ein 
Krankenhaus und in diesem Falle 75 Pfg. | 


geld. 

Die selbständigen Herren Kolle- 
gen werden gebeten, sowohl sich als auch 
ihre Gehilfen unserer Kasse als Mit- 
glieder zuzuführen und stehen die Statu- 
ten bei den Unterzeichneten jederzeit 
gern zur Verfügung. 

OTTO NEUMANN, Gäfrtnereibesitzer in 
Schöneberg bei Berlin, Vorsitzender; 
TH. MEvER, ı. F. EmiL Mewes Nachf., 
Samen- und Blumenzwiebel - Handlung, 
Berlin ©. 34, Grosse Frankfurterstr. 124, 
Kassierer. 


Personal-Nachrichten. 


HERMANN NETTLAU, Fürstlich Schwar- | 


zenberg’scher Hofgärtner, Mitglied der 


k. k. Gartenbau-Gesellschaft, des Vereins | 
der Gärtner und Gartenfreunde in Hiet- | 
zing, des n.-ö. Gärtner-Unterstützungs- | 
vereins etc. $ am 6. März 1892, '/,2 Uhr | 
Nachmittags, im 62. Lebensjahre zu Wien, | 


nach längerem, schmerzvollem Leiden. 


Dem Herrn ED. v. LADE zu Geisenheim 
a. R. wurde zu seinem 75. Geburtstage 
vom Deutschen Pomologenverein 
warmes Glückwunschschreibenübersandt. 
Auch wir wünschen dem verdienten Po- 
mologen nach viel glückliche Jahre. 


ein 


| 
| 


Der Gärtnereibesitzer BRUNOW zu Pan- 
kow, Mitglied des Vereins z. B. d. G. 
T plötzlich am Schlage den 7. März. 


Dem Geh. Ob.-Reg -RatDr.SINGELMANN, 
Ehrenpräsident des Vereins z. B. d. G, 
ist die 2. Rlasse des Kgl. bayerischen 
Verdienstordens vom heiligen Michael 
verliehen. 


Der Rittergutsbesitzer Dr. DIECK in 


ı Zöschen bei Merseburg ist zum Ehren- 


mitgliede des Gartenbau-Vereins in Er- 
furt ernannt. 


Sprechsaal. 


Wie behandelt man die Blüten von | 
Nymphaea, damit sich dieselben nicht | 


schliessen, nachdem sie abgeschnitten 
sind? C...B.J1n5ME 


Neue Knollenbegonien von H. G. Doebner und Carl Dressler. 
Hierzu Tafel 1368. 


Im September v. J. übersandte uns, wie wir in’Gartenflora 1891 S. 555 
erwähnten, Herr H. G. DOEBNER, fürstlich ARENBERGscher Obergärtner 
in Hacking bei Wien drei prachtvolle Knollenbegonien, eine einfache zart 
rosafarbene von I4 cm Breite und II cm Höhe, eine gefüllte, besonders hohe 
und dicke und endlich eine gefüllte mit weissem @entrum. Wir haben letztere 
unter a unserer Tafel 1368, die vorletzte unter b abgebildet. Am 29. Oktober 
legte Herr Inspektor DRESSLER im Verein zur Beförderung des Gartenbaues 
prächtige grosse Blüten von Knollenbegonien vor, unter denen ganz beson- 
ders die rosarote Sorte sich wegen des schönen Baues und wegen der neuen 
Farbe auszeichnete. Eine von diesen ist unter c auf unserer Tafel dar- 
gestellt. Wir lassen jetzt die Züchter selbst reden. 

»Mit grösstem Vergnügen komme ichIhrem Wunsche, etwas Näheres über die 
Ihnen im September v. J. gesandten Begonien eigener Zucht zu erfahren, nach. 
Die auf der kolorierten Abbildung oben (a) wiedergegebene Begonie nannte ich 
meiner hohen Herrschaft zu Ehren »Fürstin Fanny Arenberg«. Ich erzog 
sie vor nunmehr vier Jahren aus Samen, den ich durch Kreuzung einer dunkel- 
roten mit einer weissen gewann. Die Pflanze selbst wächst kräftig, .bildet 
jedoch nur kleine Knollen und sind namentlich die einjährigen, von Steck- 
lingspflanzen stammenden Knöllchen im Winter sehr empfindlich, so dass 
immer Verluste zu beklagen sind. Sie blüht ungemein reich. Während im 
Sommer das zarte Rosa überwiegt — immer aber ein weisses Centrum. vor- 
handen ist — ist im Herbst die weisse Füllung der Blume, hie und da unter- 
mischt mit grünen Streifen, (manchmal sogar ganz grün) vorherrschend, so 
dass nur die Randpetalen rosa gefärbt sind. Die Blumen erreichen eine 
erstaunliche Grösse und sind ihrer Schwere wegen hängend; sie fanden immer 
den ungeteiltesten Beifall der eigenen wie der hier zu Gast gewesenen 
fremden hohen Herrschaften, sowie der Fachmänner. — b. erzog ich vor 
- drei Jahren ebenfalls aus Samen und nannte sie: »Doebners Triumph- 

_ begonie«. Die Füllung der Blume ist eine so vollständige, dass die inneren 
Petalen resp. Staubblätter sich nicht voll entwickeln können; die Blume, die 
ganz rund und hoch gewölbt ist, gleicht in der Form der Blume einer 
Chater-Malve. Die Pflanze selbst wächst ungemein kräftig und entwickelt 


Gartenflora 1892. 13 


170 Carl Bolle: Ein Baumgärtchen unter der Erde. 


grosse dunkelgrüne Blätter; die Blütenstiele sind sehr stark, können aber 
das Gewicht der schweren Blumen nicht tragen, so dass letztere sich graciös 
neigen. Die Ihnen im Herbst v. J. gesandte Blume wog 26'/, g. — 

Wien-Hacking. H. G. DOEBNER. 

Auf Ihr wertes Schreiben erwidere ergebenst, dass ich die Samen der 
einfachen grossblumigen Begonien durch zweimalige, also zweijährige Aus- 
wahl von meinen Begonien gewonnen und hieraus die Pflanzen erzogen habe. 

Auf der Tafel entspricht aber die Farbe nicht der Wirklichkeit, es müsste 
das dunkle Rot, ebenso das gestreifte heraus, damit das reine Rosa mehr 
zur Geltung kommt, um die Farbe naturgetreu wiederzugeben. 


Dalldorf. C. DRESSLER. 


Ein Baumgärtehen unter der Erde. 
Von Dr. Carl Bolle. 


So Mancher, der glücklichere Klimate als das unsere kennen gelernt, vielleicht 
jahrelang in ihnen verweilt hat, hegt tief im Herzen den Wunsch, sich auch daheim 
von südlicher Vegetation umgeben zu sehen. Erfüllen, wird man sagen, nicht 
Gewächshäuser, Zimmerkulturen, Wintergärten dies Begehren in befriedigender 
Weise? Gewiss genügen sıe den Ansprüchen der meisten, allein es giebt Lieb- 
haber, die, damit nicht zufrieden, sich zu dem Verlangen versteigen, die vater- 
ländische Muttererde selbst im unmittelbaren Besitz des ihr anscheinend Versagten 
zu sehen. Im Sinne solcher sollen diese Zeilen geschrieben sein. 

Es bestand einmal in unserem Nachbardorfe Wilmersdorf, zur Zeit als es noch 
nicht der glänzende Vorort einer Grossstadt war, sondern mit seinen Stroh- 
dächern und Lindenbäumen eine rechte Bauernidylle darstellte, ein Garten, ın 
welchem ein der Diplomatie angehöriger Pflanzenfreund sich ein kleines, an 
Italien mahnendes Paradies geschaffen hatte, dessen er sich von 1838 an bis 1854 
erfreute, das aber zuletzt, da es nicht Eigentum war, aufgegeben werden musste. 
Ein Bericht darüber, vom Besitzer, dem Herrn Legationsrat Sasse selbst verfasst, 
steht in Kocus Wochenschrift von 1854, pag. 146, unter dem Titel: Ȇber die 
Kultur feinerer Gehölze im Freien.« Derselbe ist so lehrreich und so anziehend 
geschrieben dass er auch heutigen Tages noch lesenswert erscheint. 

Die Deckung erfolgte im gegebenen Fall nur vermöge PBretterkästen, von 
Stallmist umlegt. Demungeachtet waren die Resultate grossartig. Mehr als 
funfzig arborescierende Arten, die krautartigen ungerechnet, gediehen auf kleinem 


Raum im Freien zur Lust und Freude ihres Pflegers. Da prangten japanische ' 


Pfaffenhüte, aus denen öfters starke Stämme herausgeschnitten werden mussten, 
damit der Druck auf Nachbarpflanzen vermindert werde, grossblütige Magnolien 
mit einem Flor von dreissig Blumen auf einmal — und was für Riesenblumen! — 
gigantische Lorbeern, Oliven und Laurustinus, Freilandkamellien u. a. m. Ich 
glaube, mein werter Freund, Herr Obergärtner SCHMIDT vom hiesigen botanischen 
Garten und ich, wir sind, nach Bouchts Tode, die einzigen Überlebenden, die 


sich noch dieses originellen Erdflecks erinnern, von welchem der Eigenthümer 
selbst sagt: 


\% 


| 


Carl Bolle: Ein Baumgärtchen unter der Erde. TU 


»Wer Lust und Raum hat zu solchen Kulturen, kann sich in unserem eigent- 
lich doch traurigen Klima einen schönen und interessanten Garten schaffen; da 
Dünger und Laub später anderweitig zu brauchen sind, so ist der Aufwand dazu 
kein für andere Zwecke verlorener.« 


Die immergrünen Bäume des Herrn SassE hatten vom oftmaligen Herab- 
beugen her gelernt, sich gleichsam auf Kommando, je nach der Jahreszeit nieder- 
zulegen und wieder aufzurichten, selbst wenn sie schon ziemlich bedeutende 
Stammesdicke besassen. 


Eine solche Anlage wird immer ein Phantasiegärtchen bleiben und erfordert 
mehr als gewöhnliche Liebhaberei zu ihrer Einrichtung und Unterhaltung. Sie 
wird auch nur dem wünschenswert erscheinen, bei welchem gewisse botanische 
Instinkte vorwalten. Jetzt freilich kultivieren wir nur schöne Blumen, daneben 
höchstens noch Koniferen und zwar jene, im Gegensatz zu früher, in möglichst 
geringer Anzahl von Species, wenn auch in grösster blumistischer Vollkommenbheit. 
Gerade aber weil Teppichbeete und ähnliche Künsteleien allein für wenige bevorzugte 
Arten so viel Raum in den Häusern beanspruchen, möchte für diese oder jene 
anderweitig interessante Topfpflanze die versuchte Überwinterung im Freien eine nicht 
unzeitgemässe Aufgabe sein. 


Als ich den Besitz von Scharfenberg antrat, sah ich mich von soviel Rohr, 
Schilf, Binsen und abgefallenem Eichenlaub umringt, dass die Beschaffung von Deck- 
material eine leichte Sache war. Dies musste zur Kultur zarterer Gehölze im 
Freien ermuntern; allein Mäuse thaten unter unmittelbarer Decke allwinterlich 
unendlichen Schaden. Sie skalpirten z. B. die Feigenbäume zu bleichen Holz- 
skeletten und verschonten die saftreichen Stämme kostbarer alter Yukkas noch 
weniger. So ward der Wunsch rege, zu Überwinterungszwecken einen eigenen 
Raum zu schaffen, in dem die Einzelpflanze der speziellen Umhüllung nicht mehr 
bedurfte. 

Meine Feigenkästen, von denen später die Rede sein wird, waren das erste 
derartige, welches ich schon 1869 ins Leben rief. Hatte ich ja doch auf Lanzarote 
aus in Lava gehauenen tiefen Gruben gewaltige Feigenkronen hervorwachsen und 
im Niveau ebener Erde sich ausbreiten gesehen. Lebte mir ja doch im Gedächt- 
nis, wie in der Kohlendampfatmosphäre englischer Grossstädte aus tief unter- 
irdischen Souterrains die Blütenzweige des Goldregens und der Glycine zum 
Strassenpflaster emporlugen; ferner wie Hofgärtner GUSTAV FINTELMANN auf der 
Pfaueninsel Kirschlorbeer und Aukuben, mit Ballen ausgehoben, erfolgreich in mit 
Brettern verschalte Erdgruben zur Überwinterung brachte. Auch wusste ich durch 
Lektüre, wie die gartenliebenden Chinesen selbst im Norden des Reichs der 
Mitte durch Schutzvorrichtungen aller Art eine fast tropische Vegetation hervor- 
zuzaubern vermocht haben. 

Auf diesem Wege beschloss auch ich vorwärts zu gehen. 

Es wurde am Fuss einer Anhöhe mit südöstlicher Exposition ein kleiner Bau 
errichtet, der seitdem ganz ohne Heizung und bei nur geringer Anwendung von 
Glas den in Rede stehenden Zwecken mit Erfolg gedient hat, wenn auch seine 
Ausdehnung nur eine geringe ist. 

Länge 6,70 m, Breite 4,56 m, Höhe 3 »z, Gestalt, die eines länglichen Vierecks. 

Im Rohbau aus Backsteinen ausgeführt, vertieft sich der Bau soweit in das 
Erdreich, als die Besorgniss vor Grundwasser erlaubte. Seitwärts schliessen ihn 
oben flache Giebelwände ab, zwischen welchen eine sehr starke Eisenschiene 
entlang läuft, an welcher zur Winterzeit gut schliessende Laden ein schwach 


135 


172 Carl Bolle: Ein Baumgärtchen unter der Erde. 


geneigtes Satteldach formieren. Beide Längsfronten werden durch eiserne Fenster 
geschützt, die niemals entfernt werden, indess zu öffnen gehen. Nur eine Thür 
führt hinein und eine kleine Steintreppe hinunter. Vier Eckpfeiler tragen oben 
Köpfe, auf die später Iris und Sedum gepflanzt worden sind. Acht Monate lang 
bleibt alles offen. An Feuerung kein Gedanke. Da das Erdreich tief aus- 
geschachtet werden musste, so verschwand der bessere Mutterboden und alles 
nachträglich Gepflanzte wurzelt, wenn auch bisweilen beim Setzen mit etwas guter 
Erde eingefüttert, doch fast ausschliesslich in jenem grobkörnigen Mauersand, der 
die Bodenunterlage der sieben Inseln des Tegeler Sees überhaupt bildet. 

Ein Marmortäflein, mit darauf eingemeisselter Jahreszahl, verewigt das Datum 
der Erbauung 1875. 

Aussen an der Westwand rankt guter Wein. Dort hat lange, anfänglich in 
Spalierform, ein starker Papiermaulbeerbaum (Broussonetia papyrifera) gestanden, 
der dem anhaltenden Frost des letzten Winters erlegen ist. Nord- und Ostseite 
werden in geringem Abstande zuerst durch eine Veranda voller Gerank von 
Epheu, Gaisblatt und Glycine, dann näher herantretend, durch eine grandios 
entwickelte Lebensbaumgruppe von Thuja gigantea, an welche sich Pinus Jeffreyi 
anschliesst, geschützt und von einer grösseren Wein- und Pfirsichpflanzung ab- 
gesondert. An der Südostfront zieht sich dichtes Geröhricht der schönen 
Bambusa aurea hin, dem Sonnenlicht den Zugang umsoweniger wehrend, da 
dasselbe, wiederum durch recente Frosteinwirkung, bedeutende Lichtung er- 
fahren hat. 

Nach dem Beispiel des Herrn Legationsrats Sasse will ich nun eine Auf- 
zählung aller jener feineren Gehölze geben, die es mir möglich war, grösstenteils 
unversehrt zu überwintern, wobei jederzeit sorgfältig darauf geachtet wurde, alles 
möglichst trocken, von Schnee oder Regen unbefeuchtet, ins Quartier zu bringen. 
Obwohl ich wünschte, dass es mir gelingen möge, die Aufmerksamkeit des Lesers 
in gleicher Weise zu fesseln, wie es vor Jahren dem Wilmersdorfer Diplomate- 
cultivateur glückte, so zweifle ich doch an der Wahrscheinlichkeit, es ihm hierin 
gleich zu thun. Trotzdem will ich es versuchen. 

Folgendes ist die Liste: 

Magnolıa grandiflora, L. var. exoniensis. 

Steht seit 1876, hat indess noch nicht geblüht und zeigt überhaupt keinen 
allzufreudigen Wuchs, vielleicht des Sandbodens halber, in dem sıe zu wachsen 
verurteilt ist. 

Laurus nobilis L. 

Prachtvoll gedeihend und sehr hoch wachsend, dabei vom lebhaftesten Grün, 
wenn auch, weil seiner natürlichen Vegetation überlassen, den geschnittenen Kugel- 
bäumen gleicher Art ganz unähnlich. In einiger Entfernung davon die mehr 
schwachwüchsige Varietät salicifolia, hier klein geblieben. 

Evonymus japonica L. fil. 

Sehr kräftig. Merkwürdig erscheint, dass dieser Baumstrauch die Neigung 
zeigt, sich mittels epheuartiger Luftwurzeln an rauher Wandfläche anzuklammern. 
Hierzu die wohl noch härtere Varietät sinensis stricta, kleiner und mehr 
buschig gebaut. 

E. Hamiltoni. 

Ganz schmalblättrig, mit schwankem Stamm und Zweigen. 

Viburnum Tinus L. var. lucidum, von den Azoren. 

Starkwüchsig, längst über die Schranken des Baues hinausreichend und 
alljährlich reich blühend, weit schöner als der gewöhnliche Laurustinus. 


Be 


Carl Bolle: Ein Baumgärtchen unter der Erde. 


V. rugosum Pers., von den Canaren. 

Erträgt tiefen Schatten, den es vom Dunkel der Lorbeerhaine seiner Heimat 
her gewohnt ist. 

V. macrocephalum, aus China. 

Schwachwüchsig. Pflegt in grossen Schneeballen schön und sehr Jangandauernd 
zu blühen. 

Pitosporum Tobira Ait. 

Mehr breit als in die Höhe wachsend. Hat bis jetzt nie gelitten, ja nicht 
einmal ein Blatt von seinem Laube eingebüsst, vielmehr selbst nach den härtesten 
Wintern regelmässig seine lieblich duftenden Blüten entfaltet. Weil unter Druck 
gekommen, musste im letzten Frühjahr (1891) einer der zwei symmetrisch gestellten 
Stämme entfernt und in einen Kübel gesetzt werden, was mit Ballen gut gelang. 

Oreodaphne calıfornica Nees. = Laurus regia Doug). 

Ein Baum vom schärfsten Aroma. Ist, weil zu eng stehend, zu gleicher Zeit 
mit vorigem herausgenommen worden, was trotz des vieljährigen Standes nicht 
fehlschlug. 

Arbutus Unedo L. Der südeuropäische Erdbeerbaum. 

Ein ansehnlicher Baum. Lebt indes seit mehr als zwei Jahren nicht mehr, 
weil eindringendes und eine zeitlang stagnirendes Grundwasser diesem Arbutus, 
der früher schon weit strengerer Kälte getrotzt hatte, verderblich geworden war. 
Mein Exemplar, welches oftmals, immer im Spätherbst, geblüht und selbst einigemal 
Frucht getragen hatte, bot dadurch ein besonderes Interesse dar, dass es aus dem 
früher berühmten BEERschen Garten am Berliner Exercierplatz (jetzt Königsplatz) 
stammte und diesem bei seiner Auflösung vor Jahren entnommen worden war. 
Seinen Schatten soll dieser Baum Italiens, früher im Kalthaus stehend, dem 
Komponisten MEYERBEER bei seinem musikalischen Schaffen nicht selten gespendet 
haben. Sein Verlust wurde daher als ein historisch-künstlerischer, doppelt schmerz- 
lich empfunden. 

Erica mediterranea L. 

Ein kräftiger, breitgebauter Baum von bedeutender Stammesstärke, Geschenk 
des Herrn Inspektor C. BoucHE aus dem hiesigen botanischen Garten. Teilte das 
Schicksal des vorigen im Jahre des Hochwassers. 

Rhododendron arboreum Sm. var. hybridum. 

Trotz des Sandgrundes und der mangelnden Moorerde hochgewachsen und 
reich dunkelpurpurn blühend, von der eben genannten Katastrophe nicht affıziert. 

Fatsia (Aralia) japonica 'Thbg. 

Verliert mitunter die Mehrzahl ihrer gewaltig grossen und schöngeformten 
immergrünen Blätter, zeigt sich aber sonst gut ausdauernd und ist stark buschig 
geworden. 

Prunus Laurocerasus L., neben der kleingebliebenen Spielart salicifolia 
— Hartogia capensis Hort. nec. auct. 

Vortrefflich zu solchen Versuchen geeignet, nur allzuschnell über die Schranken 
hinauswachsend. 

P. lusitanica L. Der portugiesische Kirschlorbeer. 

In Scharfenberg ausserdem selbst im freien Lande unter guter Decke aus- 
dauernd, wenn auch nicht in Baumgestalt. 

Nandina domestica Thbg. Der Christhaum der Japaner. 

Hier in mehreren schwachbleibenden, sonst aber gesunden Exemplaren 
vertreten. 

Griselinia littoralis. 


174 Carl Bolle: Ein Baumgärtchen unter der Erde. 


Immergrüne Cornacee aus Neuseeland. Klein geblieben. 

Hedera colchica K. Koch. H. Roegneriana Hort. 

Der kolchische Epheu bedeckt mit riesigen Laubgewinden fast die gesamte 
Hinterwand des Baues, indem er für ein Relief, eine bacchische Scene inmitten 
einer Weinlese darstellend, die passende Umrahmung bildet. Seit einigen Jahren 
blüht er auch und entwickelt seine mit goldfarbenen Schilferschuppen bedeckte 
Inflorescenz so reichlich wie wir dies sonst nur in dem glücklichen Klima von 
Bozen gesehen haben. 

Jasminum humile L. 

Seinem Namen wenig entsprechend, hier fast baumartig geworden. 

J. pubigerum G. Don. 

Schwachwüchsiger als voriges, aber sonst von befriedigendem Gedeihen und 
viele wohlriechende Blüten spendend. 

J. Reevesii. 

Niedrig, aber sehr reichlich blühend. Soll in diesem Jahr zum erstenmal als 
Freilandpflanze erprobt werden. 

J. aftine, von Sımon-Louis in Metz bezogen, wohl nur Varietät von ]J. offi- 
cinale L. 

Chimonanthus fragrans Lindl. Der japanische Gewürzstrauch. 

Als Winterblüher bekannt und geschätzt. Dies Gehölz scheint die Mitte 
zwischen den laubabwerfenden und den immergrünen Bäumen, obwohl mit 
stärkerer Hinneigung zu ersteren, halten zu wollen. Es hat in der angegebenen 
Lage noch nicht geblüht, was in einem Gewächshause zu Scharfenberg, wo es, 
ausgepflanzt zu bedeutender Grösse herangewachsen war, reichlich zu geschehen 
pflegte. 

Escallonia rubra Pers. 

An die Magnolie sich anlehnend und fast zum Rankstrauch geworden. 

Spartium junceum L. Spanischer Ginster. 

Dieser unverdient in Vergessenheit geratene Zierbaum, als Kalthauspflanze 
früher ein Schmuck der alten Berliner Gärten, ist hier hochaufgeschossen und 
erfreut durch seine Blütenmassen vom schönsten Wohlgeruch, bisweilen remontiert 
er im Herbst. Sein Überwintern im Freien ist und bleibt in unserem Klima 
misslich. 

Rosa indica Jacq., var. semperflorens. Monatsrose. 

Hier fast bis zu Zimmerhöhe emporgewachsen und in dieser Gestalt fort- 
während blassrosa? blühend, an die Dimensionen mahnend zu denen sie nur im 
Süden sich entwickelt. 

/ (Fortsetzung folgt.) 


Acer carpinifolium S. et Z. Hainbuchenblättriger Ahorn. 


Japanischer Name: Jamashiba. 
Von L. Späth, Rixdorf-Berlin. 
Hierzu Abbildung 31. 
Dieser merkwürdige Ahorn, welcher mir im Jahre 1888 von Herrn Dr. 
NAGAT in Tokio übersandt wurde, ist freilich auch anderweitig in neuester 
Zeit eingeführt worden, doch noch sehr wenig in den Gärten verbreitet. 


Acer carpinitolium S. et Z. Hainbuchenblättriger Ahorn. 


175 


Herr Professor DIPPEL giebt in seiner Laubholzkunde folgende Be- 


schreibung: 
»Baum mit glatten, gelbgrauen Asten und unbehaarten, rötlichen oder 


rötlich braungrünen Zweigen. 


> E Ü } I 


Abbildung 31. Acer carpinifolium S. et Z. 


Blätter hautartig, auf 1—1,5 cr langen, behaarten, rötlichen Stielen, 
sämtlich ungeteilt, länglich, eilänglich oder verkehrt eilänglich, am Grunde 
abgerundet oder seicht und offen herzförmig, zugespitzt, scharf doppelt 
gesägt, 7—I4 cm lang, 3—5,5 cm breit, vielnervig, in der Jugend beider- 


176 Alexander Bode: Brassavola glauca Lindl. 


seits, jedoch unterseits stärker weiss behaart, später oberseits kahl, lebhaft 
bis dunkelgrün, unterseits längs der Nerven behaart, sonst völlig oder fast 
kahl, hell- bis hellgrau-grün. 

Blüten mit den Blättern erscheinend, in endständigen, lockeren, wenig- 
blütigen Trauben, mittelgross, gelblich. 

Kelchblätter verkehrt eiförmig, aussen behaart und gewimpert, Blumen- 
krone fehlend, Staubgefässe eingeschlossen, mit unbehaarten Staubfäden, 
Griffel tief zweispaltig. Nüsschen linsenförmig, mit in rechtem Winkel ab- 
stehenden, nach innen sicheligen, nach dem Grunde verschmälerten, an der 
Spitze abgerundeten Flügeln.« 

Die zierlichen Blätter, denjenigen der Carpinus japonica Bl. gleichend, 
mit welchen sie auch die stark hervortretende, regelmässige und reiche 
Nervatur gemein haben, welche der Belaubung noch besonderen Reiz 
verleiht, würden in der That beim ersten Anblick in unserer Pflanze eher 
einen Repräsentanten des Hainbuchengeschlechts als einen Ahorn vermuten 
lassen, wenn nicht ihre gegenständige Stellung dagegen sprache. 

Aus den Gebirgsgegenden Japans stammend, dürfte diese Art, was auch 
die bis jetzt vorliegenden Erfahrungen zu bekräftigen scheinen, in unserem 
Klima winterhart sein und eine interessante Bereicherung für unsere Parks 
und Gärten bilden. 


Brassavola glauca Lindl. 
Von Alexander Bode. 
Hierzu Abbildung 32. 


Die Gattung Brassavola mit 10—12 bekannten Arten bildet eine Unter- 
abteilung der Laelien. Nur einige derselben zeichnen sich durch grosse 
schöne Blumen mit sehr angenehmem Geruch aus und verdienen wohl in 
Kultur genommen zu werden, trotzdem auch sie mit keiner auffallenden 
Farbenpracht ausgestattet sind. 

Zu diesen gehört die bekannteste Art Br. glauca Lindl., eine in 
Mexiko und Guatemala heimische Orchidee mit kriechendem Rhizom. Die 
kurzen Pseudobulben sind mit dauernden, gelblichgefärbten Hüllen umgeben 


und tragen an der Spitze nur ein graugrünes Blatt von ovaler Form und leder- - 


artiger Beschaffenheit. 

In der Achse desselben entspringt aus einer langen Scheide eine 
Blume von 8—1O cz Durchmesser. 

Die Farbe der Sepalen und Petalen ist hellgrün, die der grossen schön 
entwickelten Lippe ist weiss, leicht grün angehaucht, zuweilen mit einigen 
roten Strichen versehen. 


Alexander Bode: Brassayola glauca Lindl. 


Bu 


Den Blumen entströmt ein starker Duft, der schon in der Ferne wahr- 
nehmbar ist und dann auffallend an den der Maiblumen erinnert. Sie 
erscheinen im Februar und März und dauern mehrere Wochen. 

Die Kultur dieser Art, sowie auch die der übrigen, ist einfach; sie 
wachsen leicht und willig an einem Stück Korkrinde oder Ast mit etwas 


Abbildung 32. Brassavola glauca. Hellgrün. Lippe weiss. Duft nach Maiblumen. 


Sphagnum im temperierten Hause. Während der Wachstumperiode, die mit 
Entwicklung des Flors beginnt, beanspruchen sie reichlich Wasser, das nach 
derselben spärlicher gereicht und schliesslich ganz entzogen wird. Wesent- 
lich ist es, die Pflanzen so viel als möglich dem Licht und der vollen 
Sonne auszusetzen. Die Nichtbeachtung dieser Regel hat namentlich bei 
Br. glauca, die zu den schwerblühenden Arten zählt, leicht ein längeres Aus- 
bleiben des Blumenflors zur Folge. 


, 


178 H. Weidlich: Amaryllis-Kultur. 


Amaryllis - Kultur. 
Von H. Weidlich. 
(Vorgetragen in der Gartenbau-Gesellschaft zu Berlin, am 8. Januar 1892.) 


Meine Herren! 


Wenn ich heute über Amaryllis spreche, so will ich nicht etwa die ganze 
Gattung durchnehmen, sondern mich einzig auf Amaryllis vittata hybrida be- 
schränken, dieses herrliche Zwiebelgewächs, das unstreitig ein nicht zu unter- 
schätzendes Material im Winter bildet, indem es seinen Flor von November bis 
März ausdehnt. 

Ich möchte aber von vornherein bemerken, dass, obgleich ich schon früher 
kein Neuling in Amaryllis-Kulturen war, mein eigentlicher L.ehrmeister darin doch 
mein Vorgänger, Herr Gartenbau - Direktor GAERDT gewesen ist, welcher sich in 
der Amaryllis-Kultur grosse Verdienste erworben hat.”) Mein Bestreben ist es nun, 
die Pflanzen durch Kreuzung und geeignetes Kulturverfahren möglichst auf eine 
noch höhere Stufe zu bringen; auf gute Formen, intensive Farben und vielblumige 
Blütenschäfte ist mein Hauptziel gesetzt. 

Was nun die Anzucht anbelangt, so ist diese durchaus leicht. Besitzt man 
schon Pflanzen, so wird man durch Brutzwiebeln, welche letztere mitunter 
recht viel ansetzen, bald eine Anzahl junger Individuen erhalten, man hüte sich 
jedoch, die Brutzwiebeln zu früh von der Mutterzwiebel zu trennen, da sie sonst 
meist zu Grunde gehen; man lasse sie ruhig wachsen, bis sie sich von selbst lösen 
oder mit leichter Mühe losgetrennt werden können. Auf die Behandlung komme 
ich später zurück. 

Will man Amaryllis aus Samen ziehen, so verschaffe man sich diesen 
aus renommierten Züchtereien, wie solche in Holland, Belgien, England, auch hier 
in Berlin bei Herrn Horrmann zu finden sind. Der Same muss frisch sein, da 
bekanntlich Amaryllis-Samen nicht all zu lange die Keimkraft behält, man säe ihn in 
Schalen in sandige Lauberde, bedecke ihn leicht mit Erde und darüber mit fein 
gehacktem Sphagnum und in ı4 Tagen wird er aufgehen. Ist der Samenlappen 
genügend ausgebildet, so verpflanze man, ohne die feinen Würzelchen zu stören, 
in Schalen, besser in kleine T’öpfe und verpflanze später weiter nach Bedarf und 
halte das ganze Jahr, auch den nächsten Winter, sie in Vegetation. (Man kann auch 
die Sämlinge in warme Kästen auspflanzen, die Zwiebeln werden das erste Jahr 
dadurch wohl stärker; jedoch empfehle ich dieses Verfahren nicht, da die Zwiebeln 
zu weichlich sind, beim Herausnehmen leiden und dann meistens im Winter 
zu Grunde gehen.) Ende Februar, Anfang März wird ein Kasten von Laub und 
möglichst kurzem Pferdedung gepackt (lauwarm), und nachdem er abgedampft, 
wird auf dieses Lager eine Mischung Erde gebracht. Diese Erde besteht aus 
ı/, grober Lauberde, am besten von Laub, welches den Sommer über im Kasten 
als Packmaterial gedient hatte. Man zerreibe dieselbe, bringe !/, porösen schweren 
Wiesen- oder Lehmboden, welcher mit Kuhdung zusammen auf Haufen gesetzt 
worden ist, und '/, scharfen Flusssand dazu; dem Ganzen setzt man auf einen Kubik- 
meter 4—5 ! feinere Hornspähne und 8—ı0 ! Russ oder Holzasche zu. In 
diese Mischung pflanzt man die Zwiebeln, lockert den Topfballen und setzt sie 
bis an den Zwiebelhals ein. Das Giessen ist zu Anfang nicht nötig, nur ein 


*) Siehe den Artikel über die Amaryllis der Gärten von H. GAERDT in Gartenflora 1890. 
SS: SLEIE 


H. Weidlich: Amaryllis-Kultur. 179 


leichtes Spritzen ist erforderlich. Man hält, wenn es nicht zu warm, die ersten 
Tage den Kasten geschlossen. Sind die Pflanzen in Vegetation, so brauchen die- 
selben viel Wasser, man gebe auch ab und zu einen Dungguss, von Kuhdung 
bereitet. Im Sommer ist Lüften und Schattengeben die Hauptsache. Bei trockener 
Hitze gebe man viel Schatten und wenig Luft, bei warmen Nächten und warmem 
Regen müssen die Fenster herunter, die jedoch bei anhaltendem Regen aufgelegt 
werden müssen. 

Ende August hört man mit Jauchen auf und entzieht den Pflanzen nach und 
nach das Wasser. Von Mitte September werden die Zwiebeln freigelegt, indem 
man die Erde ringsum entfernt, und lässt man sie der Sonne ganz ausgesetzt stehen. 
Zu Anfang Oktober hebt man die Zwiebeln vorsichtig aus der Frde und lässt sie 
noch einige Tage in der Sonne unter Fenstern liegen, darauf schneidet man das 
Kraut ab und legt dieselben nach der Grösse in Schalen, welche man im Warm- 
haus trocken und dunkel aufstellt. 

Im Februar pflanzt man die starken Zwiebeln in Töpfe und zwar in dieselbe 
Erdmischung, wie oben angegeben, bringt die Töpfe auf die vorher beschriebenen 
Kästen, bedeckt sie bis über die Zwiebeln mit Lauberde oder in Ermangelung 
deren mit Torfmull und behandelt sie wie vorher angegeben bis Mitte Mai. Dann 
wird ein frischer Kasten gepackt, die Zwiebeln in grössere Töpfe verpflanzt, ohne 
den Ballen zu stören, und auf den warmen Kasten gebracht, wo sie dann mit 
Lüften, Giessen und Jauchen weiter behandelt werden wie im Vorjahre. 

Man entzieht ihnen wieder zu angegebener Zeit das Wasser, nimmt Mitte 
September die Töpfe heraus, stellt sie frei oben auf, der Sonne ausgesetzt, 
schneidet im Oktober das Kraut ab und bringt sie, nachdem die Schnittwunde 
etwas eingetrocknet, in ein Warmhaus, lässt sie im Dunkeln vollends abtrocknen 
und bringt über und zwischen die Töpfe ıo cn hoch trocknen Torfmull. Hier 
lässt man die Töpfe stehen, bis der Blütenschaft hervorkommt, dann bringt man 
sie an das Licht und giesst mit Wasser, in welchem Superphosphat aufgelöst ist 
(auf 100/ Wasser 100— 150g). Hier weicht mein Kulturverfahren von dem des 
Herrn GAERDT insofern ab, als Herr GAERDT die Zwiebeln, wenn sie den Blüten- 
schaft zeigen, aus dem Topf herausnehmen, die Erde vollständig abschütteln und 
die Zwiebeln frisch verpflanzen liess. Ich habe gefunden, dass die Blüten kräftiger 
entwickelt waren bei Zwiebeln, die vorher nicht verpflanzt, als bei denen, die vor 
der Blüte verpflanzt wurden. Nach der Blüte verpflanze ich, halte die Zwiebeln 
in Vegetation und bringe sie zu geeigneter Zeit in einen Kasten. 

Ich lasse die Zwiebeln zweimal hintereinander blühen, dann werden sie zur 
Erholung wieder ausgepflanzt. Auf diese Art und Weise werden selbstverständlich 
auch Brutzwiebeln behandelt. — Einige Hauptbedingungen sind nun, wie aus 
obigem hervorgeht: Möglichst früh auf einen warmen Kasten bringen, auf 
merksames Lüften und Beschatten, genügend Wasser und Dung in der Vegetations- 
zeit, gutes Ausreifenlassen der Zwiebeln im Herbst und Entziehen des Wassers 
zur richtigen Zeit. Wer aufmerksam seine Amaryllis beobachtet, wird entschieden 
seine Freude daran haben, sobald aber die Zwiebeln im Wachstum gestört werden, 
was schon durch ein Verbrennen im Sonnenlicht erfolgen kann, wird man nie voll 
oder auch nur halb befriedigt werden. 

Unbedingt müssen die Zwiebeln, wenn sie normal entwickelte Blütenschäfte 
bringen sollen, ein Jahr vorher im Topfe überwintert werden. 


180 Lychnis flos cuculi plenissima semperflorens Ad. Muss. 


Lychnis flos cuculi plenissima semperflorens Ad. Muss. 


Eine neue gefüllte Kukuksblume. 
Von L. Wittmack. 
Hierzu Abbildung 33. 


Vor einigen Jahren fand der Gärtnereibesitzer A. Muss, Grossherzoglich- 
Oldenburgischer Hoflieferant in Schwartau bei Lübeck, auf einer Wiese unter zahl- 
reichen Kukuksblumen, Lychnis flos cuculi L. (Cronaria flos cuculi Al. Br.), 
ein Exemplar mit gefüllten Blüten. Er nahm es mit sich und erzog daraus im 
Laufe der Zeit eine Varietät, die in Bezug auf Reichblütigkeit und Schönheit der 
zart rosa Blumen fast jeder Beschreibuug spettet. Nur ein Blick auf unsere 
Abbildung, die nach einer im November 1891 aufgenommenen Photographie 
ohne Umzeichnung hergestellt ist, vermag dem Leser einen ungefähren Begriff von 
dem Blütenreichtum zu geben. 

Auf der Ausstellung in Eberswalde, 5.—ı3. September 1891, war alle Welt 
entzückt davon und Herr Hofgärtner HOFFMANN hat in seinem Bericht über die 
Ausstellung (Gartenflora 1891, Seite 529) sie mit Recht als eine »ausserordentlich 
schätzenswerte Neuheit« bezeichnet. 

Gleich günstig wurde sie in Hamburg beurteilt. Am 29. Oktober ward sie 
auch im Verein zur Beförderung. des Gartenbaues in Berlin ausgestellt und viel 
bewundert. 

Was aber wohl niemänd geglaubt hätte, die Pflanze erwies sich auch als ein 
vortrefflicher Winterblüher. Herr Muss hat den ganzen Winter Blumen daran 
gehabt und gefunden, dass es nicht einmal einer besonderen Topfkultur bedarf, 
sondern, dass Pflanzen mit halb entwickelten Blütenstielen, die im Spätherbst 
eingeschlagen werden, sich im Winter in kaum 4 Wochen, nachdem sie in einen 
Topf gepflanzt und in ein mässig warmes Haus gebracht sind, zur Blüte bringen lassen. 

Die Ausschüsse des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues erhielten Blüten 
von solchen Pflanzen am 3 März zugesandt, und waren dieselben, trotz der Kälte 
unterwegs, so lachend frisch, wie wenn sie eben im Frühlinge von der Wiese 
gepflückt wären. 

Gefüllte Kukuksblumen sind wild schon mitunter beobachtet. ASCHERSON 
schreibt z. B. in seiner Flora der Provinz Brandenburg, 1864, Seite gr: »findet 
sich sehr selten mit gefüllten Blüten, so in der Jungfernheide bei Berlin (Winkler).« 

Auch in der Kultur hat man schon gefüllte Varietäten. VIlMORIN, ANDRIEUX 
& CıE., Paris, führen in ihrem Werk: Les fleurs de pleine terre, 1870, Seite 665, bei 
Lychnis flos cuculi an: 

„Die Pflanze hat die folgenden Varietäten erzeugt, die am meisten kultiviert 
werden, besonders die erstere, 

gefüllte, L. flos cuculi flor. plen. Hort., 
gefüllte weisse, L. flos cuculi flor. plen. albis. Hort.“ 

Abgesehen aber davon, dass, soweit uns bekannt, in deutschen Gärten 
gefüllte Kukuksblumen selten sind, dürfte auch wohl keine der bisherigen die 
Muvsssche Züchtung an Schönheit erreichen. 

Jedenfalls verdient sie die weiteste Verbreitung. 


Nachstehend sein Schreiben vom 2. März d. ].: 


Lychnis flos cuculi plenissima semperflorens Ad. Muss, 181 


Anbei erlaube ich mir Ihnen einige abgeschnittene Blumen meiner Lychnis 
flos cuculi plenissima semperflorens Adolph Muss zu senden, um zu zeigen, 
welch reizendes Material für die moderne leichte Bindeart sie liefert. Es dürfte 
in der Schnittblumentreiberei wohl kaum eine andere Pflanze eine solche Anzahl 


Abbildung 33. Lychnis flos cuculi plenissima semperflorens A. Muss. 
Photographie vom 16. November 1891. Blüten zart rosa, dicht gefüllt. 


entzückender Zweige während des ganzen Winters liefern, wie meine neue Lychnis. 
Dieselbe hat in diesem Winter wirklich ganz ausserordentlich hervorragendes ge- 
leistet. Ich habe die Beobachtung gemacht, dass es durchaus nicht erforderlich 
ist, dass die Pflanzen vor dem Treiben einwurzeln. Um Weihnachten, als die im 
Herbst eingetopften mit der Blüte zu Ende gingen, pflanzte ich eine Anzahl junger 


182 E. Bohnhof: Orchideen-Neuheiten in St. Albans. 


Pflanzen, welche im Herbst mit vorgerückten Blütenstielen in ein kaltes Mistbeet 
eingeschlagen waren, ın Töpfe. Sofort begann bei 12—ı4’R. der Triev und Mitte 
Januar standen die alten Blütenstiele in schönster Blüte. Jetzt haben dieselben 
Pflanzen kräftige Triebe gemacht, die alle Blumen bringen. Beifolgende Blumen 
sind von alten Blütenstielen der am ı. Februar eingetopften Pflanzen. Gewiss 
der allerbeste Beweis, wie leicht und schön diese Pflanze sich treiben lässt. 

Es ist wirklich eine ganz hervorragende Neuheit, wie Sie beim ersten Sehen 
sofort erkannten. Als solche ist sie auch von den Engländern erkannt, denn von 
verschiedenen ersten Firmen, die Blumen erbeten, sind mir bereits bedeutende 
Gebote gemacht. 

Herr Muss wird die neue Lychnis Mitte dieses Sommers in den Handel geben. 

Die Frage, ob die Blumen sich halten, ist inzwischen auch schon entschieden; 
wenn täglich die Stengel ein wenig gekürzt werden und für frisches Wasser ge- 
sorgt wird, halten sie sich, wie Blumenhändler gefunden, recht lange. 
hielt sich fast ı4 Tage. 


Orchideen-Neuheiten in St. Albans. 
Von E. Bohnhof. 

Es ist die letzte Zeit in dem Geschäft der Herren F. SanDER & Co. eine be- 
sonders interessante gewesen durch die vielen wertvollen Neuheiten, welche durch 
sie eingeführt wurden. 

Das Wieder-Auffinden der längst verschollenen Cattleya labiata autumnalis 
st allen Orchideen-Interessenten bekannt. Diese Perle aller Cattleyen, die gestern 
noch mit 200 Mark pro Scheinknolle gehandelt wurde und nur in den berühmtesten 
Sammlungen zu finden war, ist heute ebenso billig wie die Parias unter den Catt- 
leyen, die C. Mossiae. 

Melancholisch könnte der Liebhaber ob eines solchen Va banque-Spieles 
werden. Er kann sich aber trösten. Unter den jetzt eingeführten C. lab. aut. 
sind Varietäten gefunden worden, welche in Form und Farbe alles bisher Gekannte 
übertreffen. Dass der Wert solcher Schönheiten gewisse Varietäten wieder auf 
den alten Preis bringen wird, ist selbstverständlich. 

Auch das Dendrobium Phalaenopsis Schroederianum ist epoche- 
machend gewesen, und wird wohl auf lange Zeit hin als unübertreffbar dastehen. 
Besonders wertvoll wird diese Orchidee dadurch, dass ihre Blumen sich sehr lange 
Zeit halten. — 

Die Gattung Aerides wurde durch eine neue rotblühende Species: A. Sava- 
geanum, bereichert, welche sich durch leichtes regelmässiges Blühen kennzeichnet 
und von kräftigem Wachstum ist. 

In den letzten Jahren der Cattleya- nnd Odontoglossum-Wut ist leider manche 
Unterfamilie der Orchideen in Vergessenheit geraten, so die der Vandeen. Vanda, 
Aerides, Angraecum und Saccolabium wurden vernachlässigt, und es bedurfte einer 
Vanda Sanderiana, um den Liebhaber aus seiner Indifferenz aufzurütteln. Um 
die Wahrheit unseres Ausspruches zu bekräftigen, sei erwähnt, dass man schöne 
Vandeen nur in alten guten Sammlungen findet, während die Sammlungen der 
Neuzeit sehr kärglich damit ausgestattet sind. 


E. Bohnhof: Orchideen-Neuheiten in St. Albans. 183 


Die neue Vanda Robertsiana, eine kleinwüchsige Sorte mit schönen braun 
und weiss gefärbten Blumen wird dem Liebhaber willkommen sein. 

Ansellia afrıcana, obgleich eine schöne Orchidee, ist nicht populär geworden. 
Jetzt ist diese alte Art durch eine neue Einführung A. africana niılotica ver- 
drängt und wird diese sicherlich mehr Glück bei dem Liebhaber haben, da sie 
ihre Schwester vom Westen des schwarzen Kontinents bedeutend überragt. Schöner 
sind ihre Blumen und leichter ist die Kultur. 

Calanthe hyb. Sandhurstiana ist eine hübsche Bereicherung dieser Gattung, 
ihre Blumen sind grösser und feuriger als die der C. hyb. Veitchi. 

Höchst interessant ist die Gattung Bulbophyllum und einzig in der Art das 
neueingeführte BB mandibulare mit seinen grossen roten, höchst eigentümlichen 
Blumen. Bulbophyllum oder Sarcopodium Godseffianum ist ebenfalls eine 
Neuheit. 

Die Cattleya-Gattung wurde durch mehrere neue Species und Hybriden 
bereichert. Eine neue Cattleya mit meterlangen Scheinknollen, in dem Gebiet der 
Cattleya labiata autumnalis gefunden, blüht soeben, und erwartet den Ausspruch 
der botanischen Richter, um ihren legitimen Namen tragen zu können. 

Zwei andere neue Cattleyen, welche den Berichten der Sammler nach ganz 
besonders schön sein sollen, werden erst im Laufe dieses Jahres blühen und daher 
umschwebt sie noch geheimnisvolles Dunkel. 

Cattleya O’Brieniana ist eine prachtvolle natürliche Hybride, welche leider 
nur in einigen Exemplaren nach Europa gekommen ist. 

Noch seltener, denn dieselben wurden nur je in einem Exemplar gefunden, 
sind die Hybriden C. Louryana, C. Behrensiana und C. Kraenzlini. 

Unter den Coelogynen finden wir eine neue Varietät, welche von grossem 
Effekt sein wird. Es ist die Coelogyne Dayana grandis aus dem heissen 
Borneo. 

Der neuen Cypripedien-Hybriden sind Legion: Cyp. Coppinianum, C. 
Laucheanum, C. Maynardii, C. Macfarlani, C. Polletianum, C. pictu- 
ratum, C. Robinsonianum, C. Weidlichianum, C. Joungianum, C. Wend- 
landi, C. Malyanum, C. Kramerianum etc. 

Auch die Dendrobium haben zwei prachtvolle Kreuzungen geliefert, welche 
ihren Namen mit Stolz tragen dürfen. Sie heissen D. Venus und D. Cassiope. 

Unter den Epidendrum nennen wır E. Laucheanum und zwei noch unbe- 
kannte Species aus einem neuen Gebiet. Eine glückliche Kreuzung ist durch E. 
hyb. O’Brienianum gewonnen. 

Zu den Riesen-Örchideen zählt Gramatophyllum Measuresianum, 
welches im vergangenen Frühjahr auf der 'T’emple- Ausstellung in London grosses 
Aufsehen erregte. 

Kreuzungen zwischen Laelia und Cattleya existieren schon in verschiedenen 
geglückten Kombinierungen, doch wurde bisher noch nichts erreicht, was der 
Laelio-Cattleya Arnoldiana gleichkommt. Diese entstand aus Laelia pur- 
purata und Cattleya labiata und ist als ein brillantes Resultat zu verzeichnen. 

Einige vorjährige Importe von Lycaste Skinneri lieferten die wundervolle 
L. Arnoldiae und die im Heft 5, Serie II Band I der Reichenbachia durch Bild 
und Wort beschriebene L. Skinneri armeniaca, sowie einige neue Formen der 
weissen Varietäten. 

Masdevallien werden noch immer mit grosser Vorliebe und vielem Erfolg 
in England gezogen. Da neue Species äusserst selten auftauchen, hat sich die 
Liebhaberei auf Kreuzungen geworfen, und sind in neuester Zeit einige niedliche 


184 Zur Stollfeier. 


Hybriden entstanden. Unter diesen sind zu nennen M. hyb. Measuresiana, M. 
hyb. Geleniana, M. hyb. Courtauldiana, und von neuen Species M. 
Laucheana. 

Als auffallende Neuheit unter den Miltonien muss M. spectabilis »Diamant 
noir« angesehen werden. Ihre schwarzroten grossen Blumen besitzen einen pracht- 
vollen Metallglanz von unvergleichbarer Pracht. Eine neue Rasse der Miltonia 
Roezlii alba, sowohl im Habitus wie in der Blume von der gewöhnlichen M. 
Roezli alba zu unterscheiden, gehört zu den neuesten Acquisitionen von besonde- 
rem Wert. Wie M. vexillaria rubella blüht auch M. vexillaria Klabochorum 
im Spätsommer, zu einer Zeit, welche sehr arm an Orchideenblumen ist. 

Neue Varietäten von Odontoglossum crispum tauchten auch in jüngster 
Zeit auf und derartige Juwelen bedingen dann Preise, welche ans Fabelhafte 
grenzen. Dasselbe gilt von Odontoglossum-Hybriden, welche sich durch 
Schönheit und Seltenheit auszeichnen. 

Ein reizendes Oncidium ist die Roraina-Varietät des ©. sessile, und ein 
anderes neues Oncidium aus bisher noch unerforschter Gegend wird in diesem 
Jahre blühen, um hoffentlich nicht die auf dasselbe gesetzten Hoffnungen zu täuschen. 

Der seltene Phajus tuberculosus und der bekannte P. Wallichi haben 
einen wunderbaren Bastard in Phajus Cooksoni gebracht, der das kräftıge 
Wachstum des P. Wallichi besitzt und die Schönheit der Blume von P. tubercu- 
losus geerbt hat. 

Als Phalaenopsis-Neuheit ıst P. Micholitzi zu bemerken und von Schom- 
burgkia die prachtvolle S. Sanderiana. 

Die Gattung Spathoglottis, im ganzen wenig gekannt, ist um zwei neue 
Sorten bereichert. S. Kimballiana und S. Ericcsoni; die erstere dunkel, die 
letztere hell-citronengelb. 

Auch eine neue wunderschöne Thunia ist zu verzeichnen. Es ist dieses ein 
Bastard, der den Namen T. Brymeriana trägt. Schliesslich erwähnen wir noch, 
dass einige neue Sorten Anoectochilus ehestens bekannt gemacht werden 
sollen. 


Zur Stollfeier. 


Von P. Rothenheuser. 


Nach fast sechszigjähriger Berufsthätigkeit tritt mit dem ı. April einer unserer 
bedeutendensten und tüchtigsten Fachmänner in den wohlverdienten Ruhe- 
stand über. 

Es ist der Direktor des Königlichen pomologischen Instituts in Proskau, Herr 
Königlicher Ökonomierat Gustav SrtorL! Ein thaten- und erfolgreiches Leben liegt 
hinter ihm, und mit Genugthuung kann er am heutigen Tage zurückblicken auf 
die Leistungen, die ihm für alle Zeiten, und überall da, wo Obst- und Gartenbau 
gepflegt wird, einen bleibenden Denkstein setzen. 

Der 22. März d. J. war dazu bestimmt, dem Gefühle der Dankbarkeit seiner 
Schüler auch äusserlich Ausdruck zu verleihen. Schon seit Wochen rüstete man 
sich, den Abschiedstag zu einem würdigen zu gestalten, und heute kann man 
sagen, dass er glanzvoll verlaufen ist. Am Vormittag fand das Examen der 
abgehenden Zöglinge statt; nach demselben versammelten sich die Dozenten bei 
dem Jubilar und überreichten demselben eine Ehrengabe, wobei der älteste 
Lehrer eine entsprechende Ansprache hielt. Im Laufe des Nachmittags über- 


Zur Stollfeier. 18 5 


reichte der Deputierte und Leiter des »Vereins ‘ehemaliger Proskauer«, Herr 
VAN DER Smissen-Berlin, im Namen des Vereins dem scheidenden, ehemaligen 
Direktor und Lehrer eine einfache, aber wundervoll gearbeitete Gedenktafel, die 
allseitige Bewunderung erregte. Am Abend brachten dann die Zöglinge dem 
Jubilar einen Fackelzug, der mit einem sehr gelungenen Fackelreigen endete; 
hierbei wurde nebst anderem auch das Monogramm des Gefeierten dargestellt. 
Nachdem die Fackeln zusammengeworfen waren, versammelte man sich in dem 
aufs prächtigste dekorierten Saale der Anstalt und das sehr reichhaltige Programm 
nahm seinen Anfang. Der Jubilar wurde beim Eintritte mit einer Fanfare 
empfangen, worauf der Gesangverein des Instituts das Unrandsche Gedicht 
»Einkehr« sang. Einer der Zöglinge hielt nun die Festrede und gedachte in 
schwungvollen Worten der Verdienste des Jubilars um die Anstalt und um die 
Gärtnerei überhaupt; Redner betonte, dass der Gefeierte seine Erfolge hauptsächlich 
der Devise »Selbst ist der Mann« zu verdanken habe, und dass derselbe mit zu 
jenen Männern gehöre, die dem Gartenbau die Wege geebnet haben. Indem der 
Sprechende dem Jubilar den Dank seiner Kollegen für die Güte, Milde und 
Gerechtigkeit, die letzterer denselben entgegenbrachte, aussprach, gab er zugleich der 
Hoffnung Ausdruck, dass es ihnen vergönnt sein möge, den ehrwürdigen Greis zur 
25jährigen Jubelfeier des Instituts in derselben geistigen und körperlichen Frische 
in ihrer Mitte zu sehen. Hierauf überreichte Redner dem Jubilar ein äusserst 
geschmackvoll ausgestattetes Album, das die Photographieen der Dozenten 
Beamten, Zöglinge und Hospitanten enthielt. 

Der hochverehrte Jubilar dankte hierauf in sehr bewegten Worten für die 
Ehren, die ihm am heutigen Tage erwiesen worden sind, und hob besonders 
hervor, dass die Erfolge des Instituts zum grossen Teil auch dem einmütigen, 
ungetrübten Zusammenarbeiten der Dozenten mit ihm zu danken seien. 

Die nächste Nummer des Programms brachte ein, von einem Zögling ver- 
fasstes, auf die Anstalt bezugnehmendes Festspiel, das allgemeinen Beifall fand. 

Im weiteren Verlaufe des Abends wechselten Toaste mit Kommersliedern 
und komischen Kouplets, und die Feststimmung nahm nach und nach einen 
heitereren Charakter an. Der gefeierte Jubilar konnte leider nur kurze Zeit im 
Kreise der Feiernden verbleiben, denn die aufregenden Feststunden hatten merk- 
lich die Kräfte des im 78. Lebensjahre stehenden Greises in Anspruch genommen. 

Dem Scheidenden aber möge der heutige Tag die erfreuende Gewissheit 
gegeben haben, dass seine Lehren und Beispiele überall Anerkennung gefunden 
haben und in den Herzen seiner dankbaren Schüler fortleben werden, und dass 
sich am heutigen Tage mit diesen die ganze dem Obst und Gartenbau Interesse 
entgegenbringende Welt sich in den Wunsch vereint; 

»Strahlende Sonne nun wünschen wir Dir noch zum ferneren Leben! 
Ohne Gefahren und Leid glühe Dein Abend dahin! 
Lange erhalten bleib’ uns zur Freude, zum Heil Deines Standes. 
Leuchtendes Beispiel bist Du, folgen nun wollen wir Dirl« 

Ein zweiter Artikel mit dem Portrait des Gefeierten folgt in Nr. 8. 


Gartenflora 1892. I4 


186 Fl. Radl: Dankbar blühende Aristolochien. 


Dankbar blühende Aristolochien. 
Von Fl. Radl, Erfurt. 
Hierzu Abbildung 34, 35, 36. 


Zu denjenigen Schlingpflanzen des Warmhauses, welche uns durch herrliche 
und mannigfaltig gestaltete Blüten jährlich erfreuen, gehören die Aristolochien in 
erster Linie. 

In den Warmhäusern der Firma HAAGE & SCHMIDT in Erfurt blühen dieselben 
alljährlich und erregen das berechtigte Erstaunen eines jeden Beschauers. Wenn 
man die höchst einfache Kultur bedenkt, so muss man sich unwillkürlich fragen, 
warum überhaupt die Aristolochien in so wenigen Gärtnereien anzutreffen sind. 

Zu denjenigen A., welche bis jetzt jedes Jahr blühten, gehören A. elegans, 
welche übrigens schon mehr verbreitet ist, galeata, clypeata und ornithoce- 
phala, während eine vierjährige grandiflora im letzten Herbst zum zweiten mal 
blühte, und ca. zo Blüten erzeugte, welche sich allmählich öffneten und von denen 
jede ı—2 Tag anhielt. : 

A. elegans, in Brasilien heimatsberechtigt, entwickelt ihren Blütenflor bei 
zeitiger Aussaat oft schon im ersten Jahr, im zweiten jedoch ganz sicher. Ihre 
Blüten sind allerdings gegen die der grandiflora und clypeata klein, dafür er- 
scheinen diese in starker Anzahl. Der Durchmesser der einzelnen Blume misst 
ca. 8—-ıo cm in der Breite und ıo—ı2 cm ın der Länge. Die Farbe der Blumen 
ıst braunpurpurn, mit vielen rahmweissen Fleckchen gezeichnet, das gelbliche Auge 
liegt in einem sammtigpurpurnen Rahmen; desgleichen ist auch die Belaubung 
zierlich und von lebhaft grüner Farbe. Zu grösseren Blumen-Arrangements, Tafel- 
aufsätzen, Körben etc. lassen sich ihre Blumen sehr gut verwenden. 

A. clypeata, schildförmiger Österluzei, wäre die nächst grössere Blüte. Ihr 
Bau steht dem der elegans nahe, nur ist die Farbe bedeutend lebhafter. Die 
ganze Blume ist glänzend schwarzbraun mit vielen milchweissen Flecken ver- 
sehen, oberhalb des bräunlichgelben Auges befindet sich ein länglicher glänzender 
tiefschwarzer Tusch. 

Der Blütenrand ist im Gegensatz zu dem der vorigen etwas wellenförmig. 
Die Blume misst gewöhnlich ı12—ı5 cm Breite bei 15—ı8 cm Länge. Das Blatt 
ist länglich herzförmig, mit kräftigen Längsnerven durchzogen und von mattgrüner 
Farbe. 

A. grandiflora Sw. Diese Species blühte, wie. oben gesagt, ım letzten 
Herbst und erregten die Blumen ob ihrer kolossalen Grösse allgemeine Verwunderung. 
Der Durchmesser einer Blume mass 35 cz Breite und ca. 30cm Länge, ohne die bis 
60 cm lange schwanzartige eigentümliche Blütenspitze. Der dunkelbraune Schlund 
hatte einen Durchmesser von ı2 cm und die schwarz behaarte Schlundhöhle 
mass gegen I5 cm Durchmesser. Die Farbe der Blume ist um den Schlund herum 
dunkelbraun, während die übrige Fläche lila mit rotbraun gefleckt ist, Die natur- 
getreue Abbildung hiervon entbindet mich jeder weiteren Beschreibung, ich kann 
nur hinzufügen, dass die Species im Herbst ı839 als zweijährige Pflanze bereits 
15 Blumen erzeugte. Nimmt man das Verhältnis dieser grossen Blüte und ihrer 
Anzahl zu einer so jungen Pflanze an, so sind es wahrhaft keine unbegründeten 
Lobeserhebungsn, die hiervon gemacht werden, wenn diese herrliche Schling- 
pflanze jedem Blumenfreund warm empfohlen wird. 

Die Belaubung ist lebhaft grün, die Blattform ähnlich der von A. clypeata. 


Fl. Radl: Dankbar blühende Aristolochien. 187 


A. galeata Mart. Eine getreue Abbildung hiervon finden wir im Jahrgange 
1874 Seite 148 dieser Zeitschrift. Die Blume ist äusserst interessant, sie erinnert, 
von der Seite gesehen, lebhaft an eine Tabakspfeife. Der bauchig angeschwollene 
Perigon misst 8cm Länge, ı5 cm Umfang, ist hellgrün, mit zahlreichen rotbraunen 
Flecken netzartig überzogen, die Mündung desselben ist stark ausgezogen, von 


r, 


Abbildung 34. Aristolochia grandiflora, Abbildung 35. Aristolochia grandiflora. 
. Knospen. Offene Blume. 


M. 


Ne 
I), 


N 


Abbildung 36. Aristolochia elegans. 


gleicher Farbe, nur bedeutend stärker glänzend rotbraun gezeichnet. Die Ober 
lippe hängt über die ı cm breite Schlundöffnung und erinnert uns nicht mit Un- 
recht an den Truthahn. Heimat Brasilien. 

Das Blatt ist hellgrün in Form der elegans, aber bedeutend grösser. 

Eine dieser Blütenform nahestehende A. ist ornithocephala, nur ist hier die 
Blume in allen Richtungen fast noch einmal so gross und ihre graugrüne Ober- 
Näche mit ebenfalls zahlreichen braunen Flecken besäet. 

Die Belaubung ist gleich der der vorhergehenden. 

14° 


188 Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


Die Kultur der Aristolochien ist die denkbar einfachste. Man pflanzt sie in 
den freien Grund des Warmhauses in eine nahrhafte Erde, zusammengesetzt aus 
Heideerde mit gut verwester Mistbeeterde und etwas reinem Flusssand. Es genügt 
die Ausschachtung eines Pflanzloches von 40 cm ım Quadrat bei ebensolcher 
Tiefe, welches mit dieser Erdmischung gefüllt wird. Bemerkt sei hier noch, das 
vorstehend besprochene A. elegans auf der Steintablette in eine nur ı5 cz hohe 
Erdschicht gepflanzt ist, und jahrelang ihren reichlichen Blütenflor entwickelt. 
Bedingung bei den A. ist, dass sie unter den Fenstern gezogen werden müssen, 
wenn die Blumen richtig zur Geltung kommen sollen. Eine durchschnittliche 
Wärme von ı2—ı5° R. sagt ihnen vollkommen zu, und ist darauf zu achten, 
dass kein Ungeziefer aufkommt. 

A. elegans blüht den ganzen Sommer bis in den Herbst; 

A. galeata, grandiflora und ornithocephala Oktober bis November; 

A. clypeata September bis Dezember. 

Es bliebe nur noch die Vermehrung zu erwähnen. Diese kann durch Samen 
und durch krautartige Stecklinge geschehen, welche im warmen Vermehrungsbeet 
oder -Hause nach einigen Wochen wurzeln. 

A. lässt sich übrigens sehr leicht aus Samen heranziehen und blüht schon als 
zweijährige Pflanze reichlich. Zu erwähnen ist noch, dass die Blüten der A. elegans 
aus dem alten korkartigen Holz sich entwickeln, während die andern hier be- 
sprochenen an jungen Trieben blühen. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Neuheiten von Wilhelm Pfitzer, Stuttgart. aM. Duterail, mit dunkelgrünen ge- 
(Nach den Beschreibungen des  drungenen Blättern, die grossen Blumen 
Züchters.) sind safrangelb mit helleren Rändern. 


Crozy's neueste Canna von 1891. n»Miss Sarah Hill, mit hellgrünen 
n Alphonse Bouvier, mit aufrecht- | Blättern und prächtig karminamarant- 

stehenden grünen Blättern und grossen, | roten Blumen. 

feurig zinnoberpurpurroten Blumen.  »P. Marquant, mit hellgrünen Blät- 
mCapitaine P. de. Suzzoni, mit | ternund grossen salmfarbigen, in karmin- 

schönen hellgrünen Blättern und sehr | resa übergehenden Blumen. 

grossen, hellgelben, bräunlichrosa ge- aStatuaire Fulconis, mit schönen 

tupften Blumen. grünen Blättern und grossen hellamarant- 
mYHenry A. Dreert, mit aufrecht- | roten Blumen. 


stehenden dunkel purpurroten Blättern 2). Thomayer, mit grünen purpurn 
und sehr grossen, lebhaft purpurroten, | gezeichnetenBlättern undprächtig orange- 
dunkler gezeichneten Blumen. farbigen Blumen. 


m). D. Cabos, mit bronziert purpur- mBaronne deKerouartz, mitgrünen 
roten, grün überzogenen Blättern, die | Blättern und grossen salmfarbigen, in 
grossen runden Blumen sind prachtvoll _ rosa übergehenden Blumen. 
dunkel aprikosenfarbig. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


189 


Neueste Canna für 1892. 

mGartendirektor Siebert (Pfitzer). 
Diese wertvolle Neuheit stammt von 
Kaiser Wilhelm und Ehmanni. Die edel- 
geformten Blätter, die von der Musa 
Ensete in Form und Schönheit noch 
übertreffend, sind glänzend graugrün 
mit hellem Saum. Die enorm grossen 
Blumen sind leuchtend feurig zinnober- 
mit türkischrot, die Blumenblätter von 
breiter runder Form. Die einzelnen 
Rispen sind eleganter gebaut, als bei 
allen anderen Sorten und prächtig er- 
haben über dem herrlichen Blattwerk. 

M. J. Goos (Pfitzer), Blätter dunkel- 
purpurn mit grüner Mitte, die grossen 
runden Blumen sind leuchtend sammtig- 
purpurn mit blutrot, die schön geform- 
ten Blumenstengel sind sehr zahlreich, 
prachtvolle Neuheit. 

Stadtgärtner Sennholz (Pfitzer), 
Blätter dunkelgrün mit purpurnen Rändern 
und Nerven, die grossen runden Blumen 
sind dunkelscharlachzinnober underheben 
sich prächtig über das schöne Blattwerk. 

Otto Mann (Pfitzer), die saftiggrünen 
Blätter sind lanzettförmig, die grossen 
runden Blumen sind zinnober- mit kapu- 
zinerrot und blutrot durchflossen und 
die Blumenstengel prächtig über dem 
Blattwerk erhaben. 

nCanna Kaiser Wilhelm I. (Pfit- 
zer). Bei der grossen allgemeinen inter- 


nationalen Gartenbau-Ausstellung in Ber- | 


lin im Mai 1890 hatte ich zwei Gruppen 
in Blüte ausgestellt und wurden dieselben 
mit der grossen silbernen Medaille ge- 
krönt, ebenso in Stuttgart im Herbst 
1890. Die gedrungenen breiten Blätter 
sind saftig grasgrün, die grossen runden, 
edel gebauten Blumen leuchtend schar- 
lachzinnober- mit kapuzinerrot; sehr reich- 
blühende, niederbleibende robuste Sorte. 
Diese herrliche Neuheit hat überall 
grosse Bewunderung hervorgerufen. Sie 
ist einzigin ihrer Art, sowohl im Bau der 
Belaubung wie in der Blütenfülle und 
verdient in jedem Garten angepflanzt zu 
werden; sie darf als die schönste und 
wertvollste aller blühenden Canna em- 


pfohlen werden. Auch als Winterblüher 
ist sie eine ausgezeichnete Acquisition, 

Neue Canna von F. Lomearnd. Es 
ist dem Züchter gelungen, dieselben 
aus Befruchtungen zwischen C. Ehmanni 
und den schon im Handel befindlichen 
Sorten zu erzielen. 

Die Blätter sind von prächtig Musa- 
ähnlicher Form, die Blumen ebenso gross 
wie die der C. Ehmanni; nur sind sie 
nicht so reichblühend als die Crozy’schen 
Hybriden. 

Canna iridiflora Noutoni. Eine 
Neuheit mit grossen scharlachblutroten 
Gladiolus-ähnlichen Blumen. Die Pflanze 
wird 2 » hoch. Die Blütezeit dauert 
ununterbrochen von Juni bis Ende Ok- 
tober. Sie stammt von Canna irıdiflora 
Ehmanni, übertrifft dieselbe aber be- 
deutend. Auf Rasen sowie zu ganzen 
Gruppen ist es eine ausgezeichnete 
Acquisition. 

Neueste Verbenen von 18g1. 

Gustav Kuhn (Pfitzer), karminkirsch- 
rot mit weissem Auge. 

Th. Chevalier (Pf.), karminorange- 
rosa mit weissem Auge, edle Blume. 
Kendestlenzel (ef), - zimmober 

orangerosa mit weissem Auge. 

Salo Cohn (Pf.), scharlachblutrot. 

J. J. Marx (Pf.), hellkarmin mit weissem 
Auge. 

E. Striebeck (Pf), karminamarant 
mit blutrot und weissem Auge. 

Fräulein Bienz (Pf.), rosenrot mit 
weissem Auge. 

V. Mesmer (Pf.), orangerosa mit weis- 
sem Auge. 

Frau B. Schaiding (Pf.), lavendel- 
blau mit weissem Auge. 

Fräulein Agnes Teichmann (Pf.), 
reinweiss, 

Max von Fischer (Pf.), dunkelblutrot, 
Mitte amaranı. 

Frau Dr. Gutzwiller (Pf.), dunkel- 
blau mit weissen Auge. 

Dr. Volmer (Pf.), reinscharlach mit 
gelbem Auge. 

Emil Brugger (Pf.), blutrot, 
grossblumig. 


mit 


extra 


190 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


Gustav Stieglitz (Pf), sammtig dun- 
kelkarmin, gegen die Mitte purpurn mit 
weissem Auge. 

Regierungsrat C. Wolf(Pf.),sammtig 
karminzinnoberrot mit grossem weissem 
Auge. 

Schneeball, 
grossen Blumen. 


reinweiss mit extra 


Neuheiten von V. Döppleb, Erfurt. 
(Nach den Beschreibungen des 
Züchters.) 

Aster, weisse Frühlings- (Vilm.). 
Als die frühblühendste unter allen Astern 
bemerkenswert. Die Blumen sind glän- 
zend schneeweiss, der Bau ist niedrig 
und schön. 

Bellis fl. 


perennis maxıma 


pl. 


(Döppleb). Diese Riesen-Bellis, welche 
vom reinsten Weiss bis ins leuchtendste 


Rot die schönsten dichtgefüllten Blumen, 
oft über 5 c»» Durchmesser hervorbringen, 
sind als ganz hervorragend zu empfehlen 
und für alle Verwendungsarten durch- 
aus beachtenswert. 

Grossblumige gefüllte Georgine, 
»Roter Riese«. Diese Varietät mit ihren 
leuchtend roten, riesengrossen, dicht- 
gefüllten Prachtblumen ist als die grösste 
und feurigste unter den gefüllten Ge- 
orginen hervorzuheben; sie eignet sich 
infolge grossen Blumenreichtums und 
graziöser Haltung ganz 


tend frühzeitigeres Blühen, sowie durch 
stärkere und grössere Blütenschäfte vor 
allen anderen Spielarten auszeichnet. 

Streptocarpus, neue Hybriden. 
Diese neuen Spielarten, in Töpfen kulti- 
viert, entfalten frühzeitig einen überaus 
reichen Blumenflor in vielen neuen, bei 


ı dieser Pflanzengattung bisher nicht ge- 


kannten verschiedenartigen Farbenschat- 
tierungen und wird jede Aussaat neue 


und interessante Varietäten hervor- 
bringen. 

Tropaeolum Lobbianum »Bis- 
marck«. Unter den Lobbianum-Varie- 


täten als eine der schönsten und reich- 
blühendsten beachtenswert. Die Farbe 
der Blumen ist feurig kapuzinerscharlach 
und hebt sich von dem bläulich grünen 
Laub der Ranken recht imponierend ab. 


Neuere Sorten von Primula sinensis fimbriata 
und von Cyclamen splendens von Sattler & 
Bethge, Aktiengesellschaft, Quedlinburg a. Harz. 

Von dem ersten Schriftführer der 
Gartenbaugesellschaft zu Berlin, Herrn 
Hofgärtner M. HOFFMANN ging uns am 
5. März ein Kistchen mit abgeschnittenen 
neuen einfachen Primula sinensis und 
mit neuen Cyclamen von der Aktien- 
gesellschaft SATTLER & BETHGE, Quedlin- 
burg, zu, die für die Sitzung der Garten- 


ı baugesellschaft zu Berlin am 4. März 


besonders zu | 


Gruppenpflanzungen. Samen wird einen | 


hohen Prozentsatz echter Pflanzen her- 


bestimmt waren, aber leider an diesem 
Tage, trotzdem sie durch Eilboten be- 
stellt wurden, erst Abends ıı Uhr ein- 


ı trafen und daher nicht mehr besichtigt 


' werden konnten. 


vorbringen. 
Grossblumige gefüllte Zwerg- 
Georgine »Schneelawine« Die | 


schönste und grösstblumigste blendend 
weisse Varietät vom feinsten Kamellien- 
bau. Die Blumen präsentieren sich 
in unübertroffener Fülle gleich einem 
weissen Teppich; sehr schätzbar. Auch 
bei dieser Sorte wird der Samen einen 
hohen Prozentsatz echter Pflanzen 
zeugen. 


Sr 


Salvia splendens compacta »In- | 


genieur Clavenad«. Eine der schön- 
sten Species, mit leuchtend feuerroten 
Blütenrispen, welche sich durch bedeu- 


Wir bedauern das um- 
somehr, als einige ganz neue Farben da- 
runter waren. 

Die höchste Beachtung verdient 
die blaue Primel, Primula chinensis 
fimbriata coerulea, die jetzt in viel 
dunklerer Farbe vorliegt als im vorigen 
Jahr, wie namentlich auch Herr CaArL 
LACKNER bemerkte. Auch Herr Okono- 
mie-Rat HOFFMANN und Herr MARTIN 
HoFFMANNnN, denen wir die Blumen zeigten, 
fanden die Farbe entschieden neu und 
empfehlenswert. Es ist eine Farbe, die 
man wohl mit dunkel malvenblau be- 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


191 


zeichnen könnte, und die etwa der der 
blauen Levkoyen gleicht. Die Blumen 
sind schön rund gebaut, zierlich ge- 
franst, haben 40—45 mm Durchmesser 
und ein leuchtend gelbes Auge, das sich 
von dem Blau lebhaft abhebt. 

Die zweite Sorte, ebenfalls sehr schön, 
ist P. ch. f. atrosanguinea, bis 45 mm 
Durchmesser, ın der That so dunkel- 
blutrot wie eine Rose General Jacque- 
minot, die dritte alba, 45 mn, die vierte 
eine zart rosa-weissliche bis 48 zn, die 
fünfte magenta splendida 37 mm, vom 
schönsten Magentarot. 

Von den Cyclamen, die alle mittlerer 
Grösse, fanden sich: ı. Cyclamen splen- 
dens, weiss mit karmoisinrotem 
Auge, Blumenblätter 4 cz lang, aber bis 
22 mm breit; 2. Montblanc, reinweiss, 
36—40 mm lang, 22—24 mm breit, am 
Rande zerschlitzt - gefranst; 3. rosa 
(Marienthal) 45 mm lang, 16 mm breit, 
hellrosa mit  karminrotem Auge; 
4. dunkelrot, bis 4o mm lang und bis 
ı8 mm breit, und am Schlunde noch 
dunkler, auf starken Stielen; 5. rosa, 
ein leuchtendes dunklesRosa, 36— 38 nm 
lang, 22 mm breit. 

Ganz besonders ist es, abgesehen von 
den lebhaften Farben, die Breite der 
Blumenblätter, die diese Sorten aus- 
zeichnet. Es zeigt sich zugleich, dass 
mit der Länge die Breite abnimmt, und 
umgekehrt, so dass also gewissermassen 
jede Blume die gleiche Quadratfläche 
an Blumenblättern liefert. 

Von Cyclamen werden laut Katalog 
25 000 Töpfe zur Samenzucht bestimmt, 
von Primula chinensis mehr als 60 000. 

Beigefügt waren noch Photographien 
ihres zweiten ı15 m langen Hauses für 
Primelsämlinge, ihrer 6. Abteilung für 


Knollenbegonien und der Gloxinien-Ab- 
teilung. 


Streptocarpus-Hybriden. 

Während die ersten Kreuzungen zwi- 
schen Streptocarpus Rexi und S. parvi- 
florus schon ganz hübsche Resultate er- 
zielten, ist durch Hinzuziehung einer 


dritten Art, des Streptocarpus Dunni in 
diesen Hybridisations-Versuchen Erstaun- 
liches geleistet worden; auch S.. Saun- 
dersı und S. polyanthus. haben. hierbei 
gute Dienste geleistet. Zunächst sind die 
Blumen grösser geworden, zeichnen sich 
durch stämmigeren Wuchs und Farben- 
reichtum aus, dann zeigen auch die 
Blätter eine wesentliche Verbesserung, 
The Garden, Vol. XLI, No. 1055, t. 843. 


Calochortus flavus. 

Die Calochorti, die sogenannten »Ma- 
rıposa Lilies« stammen von den wärmeren 
Teilen Nordamerikas und sind namentlich 
in Kalifornien reich vertreten. Höchst 
dankbar blühende Zwiebelgewächse, die 
in Deutschland aber nur bei guter Be- 
deckung im Freien aushalten. Die oben 
benannte Art wurde schon zu Anfang 
der 30er Jahre nach England eingeführt, 
dann ging sie wieder verloren und datiert 
ihre zweite Einführung erst seit kurzem. 
Die Blumen sind aufrecht, und zeigen 
die Blumenblätter eineKurve nach aussen, 
statt wie bei den meisten Arten nach 
innen, wodurch eine nahe Verwandtschaft 
mit der Gattung Fritillaria herbeigeführt 
wird. C. pallidus und C. luteus sind 
Synonyma. 

The Garden, Vol. XLI, No. 1056, t. 844. 
Gladiolus-Hybriden. 

Gladiolus hybridusGandavensis, welche 
schon vor 50 Jahren in den Handel kam, 
muss als erste Sektion dieser Hybriden 
angesehen werden. Im Jahre 1878 er- 
schienen dann die Gl. hybr. Lemoinei, 
welche allgemeine Verbreitung gefunden 
haben. Eine dritte Rasse, die auch schon 
vor mehreren Jahren durch Kreuzungen 
des Gl. Saundersi superbus mit einer 
Gandavensis-Varietät gewonnen wurde, 
ist als Gl. hybr. Turicensis bekannt, aber 
noch wenig verbreitet und endlich giebt 
es noch eine vierte, Gl. hybr. Nanceianus, 
von welcher zwei sehr schöne Varietäten: 
Kleber und Harry Veitch, die erste mit 
grossen hellroten, die zweite mit ebenso 
stattlichen dunkelroten Blumen hier ab- 


192 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


gebildet sind. Die Herren LEMOINE und 
Max LEeIcHTLIn haben sich bei diesen 
Gladiolus - Züchtungen ganz besondere 
Verdienste erworben. 

The Garden, Vol. XLI, No. 1058, t. 846. 


Rhododendron Ceres. 

Dies ist eine ganz ausgezeichnete Hy- 
bride, welche neuerdings in demEtablisse- 
ment der Herren VEITCH & SÖHNE, 
Chelsea, gezüchtet wurde und daselbst im 


September v. Js. zum ersten Male blühte. | 


Sie ist das Resultat einer Kreuzung 
zwischen zwei distinkten Arten, Rh. Teys- 
manni und Rh. javanıcum, erstere die 
Samen tragende Pflanze. Für das Kalt- 
haus ist dieselbe von hohem Werte, 
zeichnet sich durch kompakten niedrigen 
Habitus und grosse Dolden gut geformter 
leuchtend goldgelber Blüten aus. Allen 


Hybriden, bei welchen Rh. Teysmanni | 


eine der Eltern ist, kann ein besonders 
zeitiges Blühen und kräftiges Gedeihen 
nachgesagt werden. 

The Garden, Vol. XLI, No. 1057, t. 845. 


Cypripedium Baconis, n. hybhr. 
Diese Hybride stammt aus dem Eta- 
blissement des Herrn F. SANDER, St. 


Albans, und wurde durch Befruchtung | 


des C. chlorops Rchb. f. X (Hybride von 
C. Hartwegii X Pearcei) mit dem Pollen 
von C. Schlimii gewonnen. 
vorzüge bestehen in dem leichten und 
üppigen Wachstum. 


März 
schon im Januar d. J. erschienen die 
ersten Blumen, — jedenfalls eine ganz 


ausserordentlich kurze Zeit für die Ent- | 


wicklung einer Orchideen-Hybride. 
Gardener’s Chronicle vol. XI., No. 267. 


Catasetum Liechtensteinii Kränzlin, n. sp. 

Eine sehr bemerkenswerte Art, die dem 
alten, in unseren Sammlungen aber noch 
recht seltenen C. Trulla jedenfalls am 
nächsten steht, in den Charakteren der 
Lippe von diesem aber merklich abweicht. 
Die ı1/,—2 Zoll im Durchmesser halten- 


Ihre Haupt- | 


Im Novemher 1888 | 
wurden die Samen ausgesäet, Anfang | 
1839 gingen dieselben auf und | 


Gattung Cypripedium. 


den Blumen von braun-grüner Farbe 
stehen in dichten Trauben. 
Gard. Chron. vol. XT., No. 267. 


Cypripedium Leda, n. hybr. 

Dies soll ein Sämling von C. X Har- 
risianum sein, und wurde der Pollen 
wahrscheinlich von C. venustum genom- 
men, wenigstens sind die Merkmale jener 
Art in dem oberen Kelchblatt und der 
Aderung der Lippe gut wiedergegeben. 

Gard. Chron. vol. XI., No. 268. 


Mormodes Rolfeanum Lind. 

Sepalen und Petalen der recht eigen- 
tümlich geformten Blumen sind dunkel- 
nankinggelb und von zahlreichen leber- 
farbigen Linien durchzogen, die fleischige 
gekrümmte Lippe zeigt eine ähnliche 
Färbung. 
Gard. Chron. vol. XI., No. 268, fol. 30. 
Cypripedium Chamberlainianum O’Brien, n. sp. 

Hier haben wir es mit einer pracht- 
vollen und sehr distinkten Neuheit zu 


| thun, welche durch dıe Herren F. SANDER 


& Co., St. Albans, von einem bis dahin 
noch unerforschten Teile Neu-Guineas 
eingeführt wurde. Die Pflanze bildet in 
der That eine ganz neue Sektion der 
Von robustem 
Habitus gleicht sie einem gigantischen 
C. Spicerianum, oder man könnte sie 
auch für ein grosses Angraecum pellu- 
cidum halten, so sehr weicht sie schon 
in ihrem Wuchs von allen bekannten 
Arten ab. Zwölf bis zwanzig Blumen 
oder selbst noch mehr stehen auf einer 
Ähre, und jede Blume geht aus einer 
dicken und zierenden Bractee hervor. 
Was die Färbung betrifft, lassen sich die 
Blumen am besten mit jenen von C. su- 


ı perbiens oder C. Morganae vergleichen, 


in ihren botanischen Merkmalen nehmen 
sie aber eine ganz aparte Stellung ein. 
Das eine Kelchblatt ist gelblich weiss, 
mit sechs rosa-purpurnen Linien, drei 
auf jeder Seite der Mittelrippe und hat 
am Grunde eine Menge rosa-purpurner 
Flecken. Ähnlich gefärbt ist das untere 


Kleinere Mitteilungen. 


193 


oder kleinere Kelchblatt, beide sind über- 
dies auf der Rückseite stark behaart. 
Die sich ausbreitenden, gekräuselten und 


| 
| 
| 
| 
| 


gedrehten Blumenblätter sind schön kar- | 
minrot gefleckt und finden sich ihre 


welligen Ränder mit weissen Haaren aus- | 


gestattet. Rosarote Flecken zeigen sich 
auf dem unteren Teile des weissen La- 
bellums. 

Gard. Chron. vol. X1, No. 269, f. 34. 


Dendrobium 0’Brienianum Kränzl., n. sp. 

Es stammt diese neue und recht eigen- 
tümliche Art von den Philippinen; von 
dort wurde sie von den Herren F. SANDER 
& Co. eingeführt und gelangte im ver- 
flossenen Herbst zum ersten Mal zum 
Blühen. Die gelblich - grünen Blumen 
stehen in vielblütigen, herabhängenden 
Trauben. Die seitlichen Kelchblätter 


werden in einem langen, sogenannten 
Sporn vorgeführt, welcher in der Mitte 
knieähnlich einen sehr stumpfen Winkel 
bildet. 

Gard. Chron. vol. XI, No. 270. 


Lycaste Skinneri var. Mrs. F. L. Ames, n. var. 
Ganz oder teilweise lachsfarbige Kelch- 
und Blumenblätter, Schattierungen von 
gelb und orange an der Lippe lassen 
diese Varietät sehr distinkt erscheinen. 
Gard. Chron. vol. XI, No. 270. 


Begonia glaucophylla. 
Wahrscheinlich eine Garten-Hybride 
mit geflecktem Stamm, länglich-lanzett- 


Kleinere Mitteilungen. 


Das Aufhängen der Nistkästen für Vögel. 

Immer und immer wiederholen sich 
die Klagen über die 
Vögel, welche der Garten-, Land- und 
Forstwirtschaft durch die Vertilgung 
schädlicher Insekten grossen Nutzen 
bringen. Eine Hauptursache für diese 
bedauerliche Erscheinung ist wohl in 
dem Umstande zu suchen, dass jeder 
alte Baum mit ausgefaulten Astlöchern 
und jede Hecke von Hundsrosen, Schwarz- 
und Weissdorn umgehauen und somit 
den fröhlichen Sängern die Gelegenheit 
zum Brüten genommen wird. Zahlreiche 
Regierungen und Vogelschutz - Vereine 
haben deshalb schon seit Jahren auf 
die Aufstellung künstlicher Nistkästen 
hingewiesen, und die Erfahrung hat ge- 
lehrt, dass sich die Höhlenbrüter nach 
und nach an die ihnen dargebotenen 
Wohnstätten gewöhnen. In vielen Fällen 
werden dieselben aber nicht inderrechten 
Weise hergestellt und aufgehängt; dies 
veranlasste den Vorstand der Gesellschaft 
von Freunden der Naturwissenschaften, 


Abnahme der | 


lichen Blättern und herabhängenden 
Büscheln fleischfarbiger Blüthen. Als 
Ampelpflanze sehr zu empfehlen. 
Botan. Magazine, t. 7219. 
Sektion für Tierschutz in Gera, den 


Hofrat Professor Dr. K. Th. LiEBE zu 
ersuchen, seine Vorschläge und Erfah- 
rungen auf diesem Gebiete des Vogel- 
schutzes in einer Broschüre zu veröffent- 
lichen. Dies ist geschehen, (Winke be- 
treffend des Aufhängen der Nistkästen 
für Vögel. Bearbeitet vonK. Th. LiEBE. 
9. Auflage 3. 16 S. mit ıo Holzschnitten), 
und die Verlagsbuchhandlung von '[HE- 
ODOR HOFMANN in Gera (Reuss) übernahm 
den buchhändlerischen Vertrieb des sehr 
empfehlenswerten Büchelchens. In an- 
betracht des guten Zwecks ist der Preis 
so niedrig gestellt, dass dabei nur die 
Druck- und Versand-Kosten gedeckt 
werden. Ein Exemplar stellt sich auf 
20 Pf, ıoo Exemplare dagegen nur auf 
5 Mark. E. M. 
Zur Anpflanzung von Bäumen und Sträuchern- 
Viele Gartenbesitzer denken erst im 
Frühjahre daran, wenn der Garten neu 
hergerichtet wird, Bäume und Sträucher 
zu beziehen und anzupflanzen. Geschieht 


194 


Kleinere Mitteilungen. 


das etwa spät im Frühjahre nnd tritt 
Trockenheit ein, so zeigen die Bäume 
im ersten Jahre kein freudiges Wachs- 
tum oder manche gehen ganz ein. Es 
ist vorteilhaft, mit der Beschaffung des 
erforderlichen Pflanzmaterials nicht zu 
lange zu warten. In jeder Baumschule 
giebt es ım Frühjahre, nachdem der 
Boden aufgetaut ist und bearbeitet wer- 
den kann, in wenigen Wochen sehr viele 
Arbeiten zu verrichten, die, wenn die 
Bäume anfangen auszutreiben, beendet 
sein müssen. Nach einem lange andau- 
ernden Winter wird diese Zeit noch mehr 
verkürzt. In den Baumschulen fängt 


man daher bereitsim Herbste an, sobald | 


es zulässig ist, Bäume herauszunehmen 
und einzuschlagen, so dass sie im Herbste 
oder Frühjahr versandt werden können. 
Aus leicht erklärlichen Gründen ist es 
Gartenbesitzern zu empfehlen, ihren Be- 


darf an Bäumen und Sträuchern nicht ı 


zu spät im Frühjahre zu beschaffen. Ist 
dies bereits im Herbste oder zeitig im 
Frühjahr geschehen, so werden die 


Bäume gut eingeschlagen, so dass sie 


weder durch Trockenheit noch durch 
Frost leiden können. Man hat dann 
den grossen Vorteil, dass die An- 


pflanzung zu geeigneter Zeit und bei 
passendem Wetter etc. vorgenommen 
werden kann, was dann selbstverständlich 
auch ein gutes Gedeihen der Anpflanzung 
erwarten lässt. 


Aufbewahrung des Kohls in Sand. 


Für die Zeit des Winters hängt man | 


zweckmässig Kohlköpfe, deren 


äussere Blätter nicht entfernt sind, an 
den Wurzeln im Keller auf, wo sie sich 


bis Weihnachten und, wenn die Tem- | 


peratur und Feuchtigkeit sehr günstig 
sind, länger gut erhalten. Für die spä- 
tere Zeit schlägt man die Kohlköpfe in 
möglichst reinen Sand. Es werden hier- 
zu nur die festesten Köpfe ausgesucht, 
nur die äussersten Blätter entfernt, auch 
die Wurzel nicht zu kurz abgeschnitten. 
Sie werden dann in einen an einer trok- 


Wur- | 
zel nicht abgeschnitten ist und. deren | 


kenen Stelle des Gartens angelegten, 
etwa !/, m tiefen und breiten Graben, 
der unten mit einer Schicht Sand bedeckt 
ist, so gelegt, dass sie sich nicht berühren. 
Zwischen und über die Köpfe wird dann 
Sand geworfen und abermals eine 
Schicht Kohlköpfe und Sand darüber 
gepackt. Mehr wie zwei Schichten über- 
einander anzulegen ist nicht ratsam. Bei 
eintretendem stärkeren Frost wird dann 
von der Grabenerde aufgeworfen, jedoch 
darf dieses nicht zu früh geschehen, denn 
etwas Frost ist lange nicht so schädlich 
als zu grosse Wärme. So behandelt 
hält sich der Kohl bis ins späte Frühjahr 
hinein. 


Die Anlage von Winterfutterplätzen für Vögel 
besonders in den Obstgärten lohnt sich 
reichlich durch insektenfreie Bäume. In 
Österreich ist in vielen Gegenden fol- 
gendes Verfahren üblich: In der Mitte 
des Obstgartens wird im Kreise Tannen- 
oder Fichtenreisig aufgesteckt und in 


| der Erde befestigt; innerhalb des Kreises 


giebt man auf den Boden Bretter und 
darüber viel Reisig zu einem Haufen. 
Wird nun auf den Reisighaufen Futter, 
Getreideabfälle, Brodkrümchen u. dergl. 
geworfen, so fallen diese Futterstoffe auf 
die mit Reisig bedeckten Bretter. Die 
Vögel finden schon Eingang in den 
Reisighaufen und sind gegen Wind, 
Schnee und Raubtiere geschützt. 


Wert der Sonnenblume ais Hühnerfutter. 

In England, wo die Geflügelzucht einen 
ungeheuren Aufschwung genommen hat, 
behauptet man, dass das beste Futter 
für Hühner der Same der Sonnenblume 
sei. Derselbe soll nicht nur die Eier- 
produktion ungemein fördern, sondern 
auch die Erzeugung eines glänzenden 
Gefieders bewirken, was besonders für 
Ausstellungszwecke als wichtig erachtet 
wird. Am vorteilhaftesten soll der Anbau 
der grossen Sorte sein, wie sie in Russ- 
land und China in bedeutender Aus- 
dehnung kultiviert wird. Doch liefert 
unsere gewöhnliche einfache Sorte eben- 


Kleinere Mitteilungen. 


195 


falls einen befriedigenden Ertrag. Auch 
für Bienenzüchter ist: der Anbau der 
Sonnenblume zu empfehlen, da sie bis 
ın den Herbst hinein, wo blühende Pflan- 
zen schon seltener sind, eine reichliche 
Tracht liefert. 


Über den Versuchsgarten auf dem Brocken“) 
berichtet Professor PETERS in der Göt- 
tinger Universitäts - Chronik folgendes: 
Um die Nähe des Harzes für die Uni- 
versität Göttingen noch mehr als bisher 
in wissenschaftlicher Hinsicht nutzbar 
zu machen, erbat sich der Direktor des 
botanischen Gartens vom Fürsten zu 
STOLBERG-WERNIGERODE die Einwilligung 
dazu, auf der Höhe des Brockens einen 
Versuchsgarten anlegen zu dürfen. Mit 
dankenswerter Bereitwilligkeit wurde 
nicht nur diese Genehmigung sofort er- 
teilt, sondern auch eine sehr beträcht- 
liche Menge von Pfosten und Stangen 
unentgeltlich zur Errichtung eines ca. 2 m 
hohen Zaunes abgegeben, welcher haupt- 
sächlich zur Fernhaltung des Wildes von 
dem Versuchsfelde dienen soll. Nach- 
dem am 8. Juni 1890 die zunächst in 


Kultur genommene Fläche von etwa 
1360 gm mit etwa 200 Arten Alpen- 
pflanzen, arktischen Gewächsen, nord- 


amerikanischen und sibirischen Nadel- 
hölzern und einigen Gemüsearten be- 
pflanzt war, bewilligte das Ministerium 
der geistlichen etc. Angelegenheiten 
dem Direktor eine kleine Summe als 
Beihilfe, welche zur Bestreitung der bis- 
her entstandenen Kosten und zur Weiter- 
führung der begonnenen Versuche ihre 
Verwendung fand. Im Spätherbst 1890 
waren nur sechs Species ausgegangen, 
die übrigen gediehen gut und traten im 
besten Zustande in die Winterruhe ein; 
nicht wenige hatten schon im ersten 
Sommer geblüht und Früchte gereift. 
Der ungewöhnliche Schneefall des Win- 
ters 1890/91 erlaubte es nicht, vor Ablauf 
des Chronikjahres über den Zustand der 
Kulturen nach deren Überwinterung ein 


*) Vergl. auch Gartenflora 1890, Seite 368. 


Urteil zu gewinnen. Es zeigte sich aber 
zur Zeit der Drucklegung dieser Chronik, 
dass sämtliche 194 Arten in ganz vor- 
züglicher Weise durch den Winter ge- 
kommen waren, so dass die Kultur auch 
für die Zukunft das Beste verspricht. 
Seither sind weitere etwa 200 Nummern 
angepflanzt. E.M, 


Räucherpapier für Gewächshäuser und Kästen. 

Ven der Firma D. H. Brok-Haarlem 
bezog der Verein zur Beförderung des 
Gartenbaues in den preussischen Staaten 
5o Bogen eines zum Räuchern gegen 
Ungeziefer empfohlenen präparierten 
Papiers zur Prüfung. 

Einige Bogen (es ist ziemlich starker 
Karton), welche ich davon erhielt, be- 
nutzte ich zum Räuchern eines Erd- 
hauses, in welchem Hortensien kul- 
tiviert wurden, an deren jungen Trieben 
sich Blattläuse zeigten. 

Da die Wirkung des Papiers mir un- 
bekannt war, so nahm ich auf das 32 
Fenster lange Erdhbaus vorsichtshalber 
5 Bogen dieses 20xX30 cm grossen 
Räucherpapieres, welches an allen vier 
Ecken angezündet und auf einen leeren 
Blumentopf gelegt wurde, der auf den 
Fussboden gestellt ward. Das Papier 
glimmte langsam weiter, bis das letzte 
Stück verbrannt war, wobei sich ein 
sehr starker Qualm entwickelte. 

Bei der Besichtigung des Hauses am 
andern Tage nahm ich wahr, dass die 
Blattläuse bis auf vereinzelte Tiere tot 
waren. 

Ein zweiter Versuch ergab, dass dies 
Papier seine Wirkung voll erreicht, wenn 
man auf 16 cdm eine Tafel in der ange- 
gebenen Grösse verwendet. 

Bei diesem Räucherversuch möchte 
ich die grosse Einfachheit des Ver- 
fahrens, sowie das dabei sich ergebende 
richtige Verhältnis der Stärke des 
Rauches ganz besonders hervorheben. 

Während man beim Räuchern mit 
Tabak erst für glühende Holzkohle zu 
sorgen und diese in beständiger Glut 


| zu erhalten hat, muss derjenige, welcher 


196 


Kleinere Mitteilungen. 


diese Arbeit ausführt, sich zeitweise in 
diesem mit Rauch gefüllten Hause auf- 
halten. 
fahren fort, man stellt eben sein aus- 
geprobtes Quantum Papier auf und ver- 
lässt das Haus, 

Dieses neue Räucherpapier ist als Neu- 
heit patentiert und daher noch im Preise 
für Handelsgärtner zu teuer. 

Es kostet der Bogen in der oben an- 
gegebenen Grösse einschliesslich Porto 
77 Pfg., doch ist wohl zu hoffen, dass 
der Preis herabgesetzt werden wird. 

Pankow-Berlin. ALB. SCHWARZBURG. 

Nachschrift der Redaktion. In den 
vereinigten Ausschüssen für Blumen- 
und Gemüsezucht des Vereins zur Be- 
förderung des Gartenbaues am 3. März, 
wo Herr SCHWARZBURG diesen Gegen- 
stand vortrug, berichteten auch Herr 
WEIDLICH und Herr Moncorrs über 
günstige Erfolge. Herr Moncorps bemerkte 


übrigens, dass er sich das gewöhnliche | 


Räuchern mit Tabak dadurch erleichtere, 
dass er sogenannte Cigarrenstummel 
in einer alten Pferdekrippe mittels Press- 
kohlen entzünde. Das BLoksche Papier 
habe aber den Vorzug, dass man selbst 
in Räumen 
die 


man mit Tabak nicht 


damit räuchern könne, in | 
kommen | 


dürfe, so z. B. in Mistbeeten, sogar Salat | 


leide nicht. 
Allgemein wurde nur bedauert, dass 
das Papier zu teuer sei. 


Die Orchideenkulturen des Herrn R. Brandt- 
Charlottenburg. 

Am 24. Februar d. J. hatte ich Gele- 
genheit, die Orchideenkulturen des Herrn 
R. BrAanpr-Charlottenburg zu sehen und 
war erstaunt über die Zahl der Exem- 
plare, wie besonders über den kräftigen 
Wuchs. Letzterer wird ohne Frage wohl 
dadurch veranlasst, dass Herr R. BRAnDT 
manche Arten im Sommer ins Freie 
bringt und im Winter viel kühler hält, 


, auf einem Holzklotze, 
Dies fällt bei dem neuen Ver- | 


ı fernt). 


Phalaenopsis Stuartiana lebt seit 3 Jahren 
hat zwar nur 
wenig lebende Wurzeln, aber bildet auf 


ı einer derselben eine kleine junge Pflanze 


(eine früher entstandene war bereits ent- 
Ein Oncidium Cavendishii, »die 
Orchidee mit Eselsohren« hatte zwei über 
meterhohe Blütenstiele getrieben. Laelia 
autumnalis stand im Orangenhause, da 
sie ganz kalt wie Citrus behandelt werden 


| muss. 


In einem kleinen Orchideenhause sind 
bemerkenswert: Coelogynecristata, Laelia 
Boothiana, die sehr alt werden muss, um 
zu blühen und jetzt gerade zum ersten 
Male Blumen entwickeln will. L. super- 
biens hat, ganz besonders gut ausgebildet, 
noch nicht geblüht, Cattleya amethysto- 
glossa ist ähnlich der C. guttata und 
Leopoldi, mit Flecken auf den Blumen- 
blättern und selbst mitunter auf den 
Laubblättern. Von der berühmten 
Cattleya labiata autumnalis fanden sich 
mehrere Exemplare von F. SANDER & Co., 
St. Albans. Weiter nennen wir Laelia 
anceps, Cattleya Percivaliana, oft mit 
3—5 Blumen, Cattleya Lawrenceana, 
C. Bowringiana, ein Herbstblüher, C. Harry- 
ana und Laelia Perrini desgleichen, 
Sophronites grandiflora, deren Luftknollen 
der Importeur mit denen der Scoccinea 


ı (wohl unabsichtlich) untermengt hatte. 


ı Zahnzunge«, 


Beide sind an den Knollen schwer zu 
unterscheiden. 

Einen ganz besonders kräftigen Wuchs 
zeigten die Odontoglossum-Arten, für 
die Herr BRANDT ein eigenes ganz ein- 
faches Erdhaus oder Erdkasten nach 
amerikanischer Art, mit festen Sprossen 
und Satteldach hergerichtet hat. Odon- 
toglossum cirrhosum, die »rankende 
wenn wir verdeutschen 


wollen, zeigt einen ı m langen Blüten- 


ı stiel, braucht aber auch über '/, Jahr, um 


' ihn auszubilden. 


Wozu die viele Mühe? 
möchte man fragen, finden sich doch 


als man das sonst gewohnt ist. | nur 4 Blüten am Ende des langen 
Viel Glück hat Herr Branpr mit der | Stieles. — Nun, jedenfalls sollen sie in 


Kultur der Phalaenopsis, die selbstver- | der Heimat weit heraus aus den dunklen 
ständlich im Warmhause kultiviert werden. | Laubmassen des Urwaldes dem Licht 


Litteratur. 


entgegengestreckt werden. Ähnlich 
mag es sich wohl bei allen Orchideen 
mit langen Blütenstielen verhalten, und 
davon waren bei Herrn BRANDT eine 
ganze Zahl, so z. B. ÖOdontoglossum 
triumphans mit ı m bis 1,3 »» langem 


ıablütigem Stiel, die im Sommer ins 
| alle von Max L EICHTLIN-Baden-Baden be- 


Freie gebracht und im Winter ganz 


kalt gehalten wird, ©. hystrix (zu luteo- 
I4 ı 


purpureum gehörig) ebenfalls mit 
Blumen etc, O. Sanderianum ist ein 
dankbarer Blüher, Blumen gelb mit 


braunen Flecken, Lippe weiss, ©. Halli, 
O. vexillarium wird auch kalt gehalten. 
OÖ. erispum (Alexandrae) ist natürlich 


in zahlreichen Exemplaren zu schauen. | 


Weiter sehen wir in diesem Erdhause 
noch Cattleya citrina, die im Sommer 
ins Freie in die Sonne kommt, Den- 
drobium Jamesianum, das sonst auch 
stets warm kultiviert wird, Epidendrum 


vitelllnum, das nicht zu nass und nicht | 


zu trocken stehen darf und sehr vor- 
sichtig behandelt werden muss, Od. blan- 
dum etc. Die Krone des Ganzen bil- 
deten aber wohl die zahlreichen Laelia 
anceps am Ende des Hauses mit im 
ganzen mehreren Hunderten von Blüten- 


stielen, die jetzt zum Teil schon abge- 
schnitten waren. 

In einem kalten Kasten, mit Brettern 
und Laub überdeckt, sahen wir einige 
schöne Helleborus-Sorten, u. a. H. niger 
Madame Fourcade, H. niger altifolius, 
H. niger major, letztere die schönste, 


zogen. In einem Warmhause standen 
Imantophyllum Marie Reimers und Säm- 
linge davon, Anthurium Scherzerianum 
in grossblumigen Varietäten, Dracaenen 
etc. Unter den Stellagen stand viel 
Pteris serrulata, die viel gebraucht wird. 
Die Odontoglossum-Arten werden bei 
Herrn BRANDT nicht in Sphagnum, 
sondern in »peat«, (englisch, sprich 
piet, wörtlich Torf, in Wirklichkeit aber 
faserige Heideerde mit Wurzeln von 
Polypodium vulgare) gepflanzt, die Herr 
BranprvonHerrnGarteninspektor BOUCHE 
zu Endenich bei Bonn bezieht. Nur 4 
schmale Lagen Sphagnum werden kreuz- 
weise auf die Oberfläche des Topfes ge- 
legt, damit nicht alles Wasser gleich 
durchsickere, sondern etwas von dem 
Torfmoos länger festgehalten werde. 
Dies scheint uns eine sehr praktische 
Einrichtung. LEAVE 


Litteratur. 


F. C. HEINEMAnNns Garten - Bibliothek 
Nr. 17. Das Chrysanthemum, Leip- 
zig, Huco VoıGT. 60 S. 22 Abb. 
Diese kleine Schrift behandelt kurz 

die Geschichte des Chrysanthemum, 

dann ausführlicher die Vermehrung und 
weitere Kultur. Schon das Kapitel über 

Vermehrung zeigt, dass ein erfahrener 

Fachmann die Sache bearbeitet hat, doch 

glauben wir nicht, dass die »spärlich 

aus dem Wurzelstock getriebenen« Steck- 
linge schlechter seien als die vorn alten 

Holz. Der Verfasser spricht selber auch 

nachher von »kräftigen« Trieben, die 

aus dem Boden oder nahe dem Wurzel- 
hals hervorkommen und bevorzugt diese. 


Des weiteren wird u. a. die Anzucht in 
verschiedenen Formen und zu Aus- 
stellungszwecken, das Düngen, die Feinde 
des Chrysanthemum besprochen und 
endlich ein Arbeitskalender beigefügt. 


C. I. Eıspeın, Das Unkraut und die 
Mittel zu seiner Vertilgung. Berlin 
1891. Verlag von BoDO GRUNDMANN. 
Das kleine Buch soll nach einer Be- 

merkung des Titelblattes »eine Be- 

sprechung der verbreitetsten und dem 

Landwirt schädlichsten, auf Feldern und 


| Wiesen wildwachsenden Pflanzen, sowie 


der zu ihrer Beseitigung bewährtesten 
Massregeln« geben. Nach einigen inter- 


198 


Litteratur. 


-essanten einleitenden Bemerkungen über | 


die Benachteiligung unserer Kultur- 
pflanzen durch Unkräuter wendet sich 
der Verfasser zunächst den Saatgutreini- 
gungsmaschinen, sowie den Jätemaschinen 
zu, welche auch durch Abbildungen er- 
läutert werden. Alsdann werden in leider 
meist sehr kurzer, eine Bestimmung un- 
möglich machender Weise die verschiede- 
nen Unkräuter gleichzeitig mit ihren Ver- 
tilgungsmassregeln beschrieben und zwar 
in systematischer Reihenfolge nach 
JuSSIEUs System geordnet (welches irr- 
tüimlicherweise als System ENDLICHERS be- 
zeichnet ist). Unkrautpflanzen wie 
Chenopodium, Sonchus, Erigeron cana- 
densis vermissen wir nur ungern, während 
einige andere zu entbehren wären. An- 
hangsweise werden auch die guten 


Eigenschaften der Unkräuter als Bienen- | 


nahrung liefernde Pflanzen etc. erörtert, 
ebenso eine Zusammenstellung - der 
Polizeiverordnungen gegen Wucherblume, 
Cuscuta etc. gegeben. P.2S: 


Allgemeines Gartenbau-Adressbuch für 
das Jahr 1892. ı. Jahrgang, heraus- 
gegeben von ROBERT DE TERRA und 
CARL SCHORSCH, Gärtner, Berlin 1892. 
Verlag von R. DE TERRA. 6 M. 


sein Handels-Adressbuch »Der Garten- 
bau im Deutschen Reiche« die Wege 
gebahnt, ist es denen, die ihm auf diesem 
Gebiete nachzufolgen streben, verhältnis- 
mässig nicht schwer, und so ist denn 
das vorliegende Werk in mancher Be- 
ziehung verbessert, in anderer Hinsicht 
bietet es wieder weniger. So fehlen 
z. B. die Angaben über Einwohnerzahl, 
Rechtsanwälte, Inkassogeschäfte u. s. w. 
ın den einzelnen Städten, dafür sind aber 
die Sonderzweige, z. B. Baumschulen, 


Versandgeschäfte etc. übersichtlich zu- | 


sammengestellt. Leider sind aber die 
Adressen sehr unzuverlässig, in Pankow 
z. B. sind Privatgärtner und sogar 
Schlafburschen als Handelsgärtner auf- 
geführt! 


 breitung derselben. 
Nachdem Hr. F. J. M. PLumpe durch | 


SCHIFFNER, V. Monographia Helleboro- 
rum. Kritische Beschreibung aller 
bisher bekannt gewordenen Formen 
der Gattung Helleborus. 4° Halle 
1890 (in Commission bei W. ENGEL- 
MANN-Leipzig). M. 2o. 

Als passende Gabe können wir unseren 
Lesern, besonders denen, die sich mehr 
für die botanische Seite interessieren, das 
zwar bereits vor Jahresfrist erschienene, 
aber bisher wenig bekannt gewordene 
Werk bestens empfehlen. Das Interesse, 
welches dieHelleborus-Arten, zu denen 
ja auch die Weihnachts- oder Christrose 
(H. niger L.) gehört, als Winter- und 
erste Frühjahrsblüher verdienen, ist von 
Jahr zu Jahr ein zunehmendes gewesen, 
zumal sie sich auch unter den zu 
Bindereien benutzten Blumen einen Platz 
erworben haben. 

Verfasser giebt in der Einleitung his- 
torische und pharmakologische Notizen; 
der allgemeine Teil behandelt die Organo- 
graphie der Gattung Helleborus, die 
Stellung derselben im System, systema- 
tische Gliederung etc. Der specielle 
Teil enthält äusserst eingehende Be- 
schreibungen der Arten und sehr genaue 
Angaben über die geographische Ver- 
Der Anhang umfasst 
die zahlreichen, gärtnerisch besonders 
wichtigen Bastarde dieser ebenso schönen 
als interessanten Pflanzengruppe, die für 
Züchter ein ergiebiges Versuchsobjekt 
sein dürfte. Die 8 beigegebenen Chromo- 
tafeln sind mit höchster Eleganz und 
peinlichster Sauberkeit ausgeführt. Möge 
das prächtige Werk recht viele Freunde 
finden! TAUBERT-Berlin. 


M. Büsgen, Der Honigtau. Biologische 
Studien an Pflanzen und Pflanzen 
läusen. Jena 1891. 

Über die Ursache der als Honigtau 
allgemein bekannten Krankheit unserer 
Zier- und Kulturpflanzen existierten bis 
in die neueste Zeit zwei verschiedene 
Anschauungen. Wenn man sich nämlich 


auch durch direkte Beobachtuag an einem 
ı Teil der unter diesem Namen zusammen- 


Ausstellungen. 


za 


gefassten Krankheitserscheinungen leicht 
überzeugen konnte, dass Blattläuse die 
Erzeuger des Taus waren, so blieben 
doch viele Fälle übrig, wo dies nicht ge- 
lang und wo man von sogenannten vegeta- 
bilischem Honigtau sprechen zu müssen 
glaubte, dessen Ursachen in äusseren Wit- 
terungs- und Vegetationsbedingungen lie- 
gen sollten. Ein anderer Grund für diese 
Annahme lag darin, dass es unmöglich 
schien, so massenhafte Absonderungen 


den verhältnismässig wenig zahlreichen | 


kleinen Tieren zuschreiben zu können. 
Verfasser hat nun die Mengen bestimmt, 
welche Blattläuse durch ihre Honigröhren 
abzusondern im stande sind. Er stellte 
abgeschnittene Pflanzenteile mit Blatt- 
läusen auf eine Glasplatte, auf welcher 
die ausgespritzten Tautröpfchen sehr be- 


quem beobachtet und gezählt werden 
konnten. Zwei Individuen der Aphis 
Rosae erzeugten z. B. in 48 Stunden 18 
Tropfen von ı an Durchmesser. Nach- 
dem so die Leistungsfähigkeit der Tier- 
chen geprüft, zeigt Verfasser weiter, dass 
überall, wo Honigtau auftritt, auch Blatt- 
läuse und deren Freunde, die Ameisen, 
vorhanden sind, dass also der vegetabi- 
lische Honigtau keine Berechtigung mehr 
hat. In Bezug auf die weiteren inter- 
essanten Angaben über die Nahrungsauf- 
nahme, welche meistens an dem Weich- 
bast geschieht, Schaden des Honigtaus, 
begleitende Pilze (Russtau) und Verhält- 
nis der Ameisen zu den Pflanzenläusen 
muss auf das Original verwiesen werden. 
Bus. 


Ausstellungen und Kongresse. 


Jubiläums - Gartenbau - Ausstellung in 
Karlsruhe iı. Be Das Nachtragsprogramm 
ist erschienen und versandt worden. Der 
Anmeldetermin ist bis zum 10. März ver- 
längert, da auch die Ausstellung um 
8 Tage verschoben wurde; der Beginn 
istaufden 28.April festgesetzt. Die Zahl 
der Ehrenpreise beträgt bis jetzt 35, da- 
runter höchst wertvolle, von mehreren 
deutschen Fürsten gestiftet, noch sind 
einige angesagt. In Verbindung mit der 
Ausstellung findet der 3. deutsche Rosen- 
kongress und der Kongress für Gehölz- 
kunde statt. In die Ausstellungstage 
fällt auch das yojährige Regierungs- 
jubiläum des Grossherzogs, des hohen 
Protektors der Ausstellung; es sind 
grosse Festlichkeiten für die Tage ge- 
plant. Die Anmeldungen laufen zahl- 
reich ein. Alle Korrespondenz ist an 
den Hauptausschuss zu richten. 

Gent. 13. internationale Gartenbau- 
Ausstellung der Societe royale d’agri- 
culture e de botanique de Gand. April 


1893. Bekanntlich finden in Gent alle 
5 Jahre grosse internationale Ausstel- 
lungen statt, die das Schönste und 
Neueste, was es an Blumen giebt, in 
sich vereinigen. Im nächsten Jahre 
wird in der zweiten Hälfte des April 
die ı3. derartige Ausstellung veranstal- 
tet und ist das reichhaltige. vorläufige 
Programm soeben ausgegeben und ist 
dasselbe von dem Sekretair A. L. RosSEEL- 
Gent, zu erhalten. Präsident ist der 
Graf OÖ. DE KERCHOVE DE DENTERGHEM. 


Konferenz deutscher Koniferenzüchter- und 
Kenner in Karlsruhe, 

Der Erfolg des Dresdener Kongresses 
deutscher Koniferen-Züchter und Kenner, 
sowie der entsprechenden Berliner Kon- 
ferenz hat den Erwartungen der Be- 
teiligten entsprochen. 

Wir erlauben uns daher alle Inter- 
essenten einzuladen, bei Gelegenheit der 
Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung 
in Karlsruhe wieder zusammenzutreten. 
Dieselbe findet vom 23. Aprıl bis 


200 Personal-Nachrichten. 


2. Mai statt und soll unsere Konferenz 
an einem der ersten Tage abgehalten 
werden. 

Wir bringen ferner zur Kenntnis, dass 
uns der Wunsch ausgesprochen worden 
ist, es möchte bei dieser Gelegenheit 
eine »Deutsche dendrologische Ge- 
sellschaft« gebildet werden. 

Hierauf bezügliche Anträge bitten wir 
frühzeitig an einen der Unterzeichneten 
zu richten. 

Der ständige Ausschuss des Kongresses 
deutscher Koniferen-Züchter und Kenner. 
voN ST. PAUL, 
Hofmarschall a. D., 
Fischbach in Schlesien. 

H. ZABEL, L. BEISSNER, 
Kgl.Gartenmeister, Kgl. Garteninspektor, 
Hann. Münden. Poppelsdorf b. Bonn. 


Deutsche dendrologische Gesellschaft. 

Die geplante dendrologische Gesell- 
schaft soll in der Hauptsache den Zweck 
haben, Bäume und Gehölze, welche sich 
zum Anbau in Deutschland eignen, auf- 
zufinden, auf ihren wirtschaftlichen oder 
Zierwert zu prüfen und ihre Kenntnis 
zu verbreiten. 

Es wird gehofft, dass sowohl die 
Männer der Wissenschaft als auch prak- 
tische Gärtner, Forstleute und Liebhaber 
diese Zwecke durch direkte Thätigkeit 
unterstützen werden. 

Im besonderen wird gehofft, dass die 


Botaniker aus dem reichen Schatze ihrer | 


Kenntnisse Belehrung spenden und 
Gärtner, Forstleute, Gutsbesitzer etc., 
in den verschiedensten Teilen des 
Vaterlandes, ihre Gärten zu praktischen 
Versuchen zur Verfügung stellen werden. 
Aus dem freudigen Zusammenwirken von 
Wissenschaft, Kunst und Praxis können, 
bei der Gründlichkeit deutschen Wesens, 
gute Erfolge erwachsen. 

Es wird ferner gehofft, dass sich die 
Männer finden werden, welche geeignet 
und willig sind, die Arbeiten der Gesell- 
schaft in verständiger Weise zu leiten, 
ihre Resultate zusammenzufassen und 
zum Gemeingut der Nation zu machen. 

In unserm eignen Lande ist schon 
jetzt ein reiches Material vorhanden, es 
ist aber nicht allgemein genug bekannt. 
Andere Länder bieten uns noch eine 
Fülle des Nützlichen und Schönen, aber 
die Verwertung für Deutschland ist 
äusserst zersplittert. 

Wir hoffen, dass sich durch den kräf- 
tigen Pulsschlag einer dendrologischen 
Gesellschaft, zu der sich die besten 
Kräfte zusammenfinden, eine segens- 
reiche Wechselwirkung des Zuströmens 
und Verteilens aller wünschenswerten 
Kenntnisse auf dem bearbeiteten Ge- 
biete ergeben werde. 

Dies anzubahnen, soll auf einer Kon- 
ferenz bei Gelegenheit der Jubiläums- 
Gartenbau-Ausstellung zu Karlsruhe (vom 
23. April bis 2. Mai cc.) versucht werden. 

von ST. PAUL, 


Personal-Nachrichten. 


Dem Kommerzienrat ERNST BENARY | 


Unser Mitarbeiter F. BuUSSLER aus 


in Erfurt ist der Charakter als Geheimer | Berlin hat die Stellung als Stadtgärtner 


Kommerzienrat verliehen worden. 


ı in Orizaba (Mexico) übernommen. 


Sprechsaal. 


Frage 8. Kann mir ein Garten noch 
lebende Pflanzen von Acer grandiden- 
tatum Torr. Gray.; Acer lacrıgatum 
Wall.; Acer sempervirens L.; Acer 
monspess. denticulatum abgeben? 


Früher im Zöschener National - Arbo- 
retum geführt, sind sie jetzt nirgends 
mehr angeboten. 
Graf SCHWERIN. 
Ludwigsfelde (Anh. Bahnh.). 


Ri 


Gartenflora 1892. 


"SALNING wNnÖIIEOo x VASHIUA 


Verlag von PAuL PA ) i 
nn lag\ U = ’AREY in Berlin. Y Chromolith. Gustav Leutzsc 


Vriesea obliqua Quintus. Schiefe Vriesea.“) 
Von L. Wittmack. 
Hierzu Tafel ı 369. 


Pflanze klein, Blätter zahlreich, ca. 20, kurz, bogig abstehend, aus breiter 
becherförmiger Scheide schmal riemenförmig, flachrinnig, spitz, oberstes Ende 
plötzlich fast im rechten Winkel nach unten gebogen und in eine Stachel- 
spitze verschmälert. Scheide aussen und besonders innen zur Blütezeit 
rötlich-violett (amethystfarbig) angehaucht, Spreite oberseits glänzend grün, 
unterseits glänzend grün mit amethystfarbigem Anhauch. 

Schaft im’ Centrum der. Blattrosette, kürzer als die Blätter, so stark 
gebogen, dass die grosse Blütenähre fast horizontal steht. Hochblätter 
eilanzettlich, zugespitzt, den Schaft umfassend und ganz verhüllend, nur an 
der Spitze abstehend, korallenrot, Spitze grün. 

Ähre gross, länger als der Schaft, elliptisch, breit, zweisch neidig. 
Deckblätter jederseits ca. 6—7, gross, eilanzettlich, dicht sich deckend, von 
der Seite zusammengedrückt, auf dem Rücken, besonders im oberen Teile 
scharf gekielt, an der Spitze schiffsschnabelförmig eingekrümmt, die untersten 
fast ganz, die oberen bis über die Mitte prachtvoll glänzend scharlachrot, 
ihre Spitze grün oder grünlich gelb. 

Blüten kurz gestielt, nur vertrocknet gesehen. Kelchblätter etwas 
kürzer als das Deckblatt, lanzettlich spitz. Blumenblätter wenig hervor- 
tretend (ob immer?) zungenförmig, nach Herrn QUINTUS gelb. 

Pflanze nur 10—12 cm hoch, 20—25 cm im Durchmesser. 

Blätter einschliesslich der 4 cm langen, 3 ca breiten Scheide 13 — 16 c72 
lang, die äusseren kürzer, in der Mitte 2 cm breit. Schaft 7 cm lang, 
Ähre 13 cm lang, 51/, cm breit. Brakteen 5—5!/, cm lang, jederseits bis 
12 mm breit, Kelchblätter 3!/,—-4 cm lang. 


*) Vriesea nach Professor W. H. van VrIEsE, Professor der Botanik in Amsterdam, * 1807, 
T 1862. Caespitosa, parva, foliis ad 20, rosulatis, brevibus, e vagina ampla anguste loriformibus, 
apice abrupte recurvatis cuspidatisque, vagina sub anthesin subviolacea (amethystina), lamina 
leviter canaliculata, laete viridi, subtus subamethystina. Scapo brevi horizontaliter curvato,. 
anaphyllis ovato-lanceolatis, apice subpatentibus, cuspidatis, scarlatinis, apice viridibus, scapum 
omnino involventibus.. Spica-magna, lata subhorizontali, elliptica, ancipiti, bracteis (14) dense 
equitantibus, conduplicatis, carinatis, apice incurvato-rostratis, inferioribus fere omnino, ceteris ad 
?/, laete corallinis vel coccineis, superius viridibus. 

Flores tantum defloratos vidi. 

Gartenflora 1892. 15 


202 Carl Bolle: Ein Baumgärtchen unter der Erde, 


Diese schöne neue Pflanze ist von Herrn O. J. QUINTUS, dem grossen 
Bromeliaceen-Liebhaber in Groningen, durch Kreuzung erhalten und mir 
unter dem I5. September 1891 in einem lebenden Topfexemplar freundlichst 
übersandt worden. Herr QUINTUS erinnert sich nicht mehr genau, welches 
die Eltern waren, er meint, dass V. retroflexa E. Morr. im Spiele sei. Und 
ich glaube, er hat Recht. Als zweite Stammpflanze dürfte aber anstatt 
Vriesea amethystina, die Herr QUINTUS vermuthet, wohl eher V. Duvaliana 
E. Morr. Belg. hort. 1884, Seite 105, t. 7—8 in Betracht kommen, 
denn, um den Sämling kurz zu charakterisieren, kann man sagen: 
Es ist eine Vriesea Duvaliana mit kurzem, horizontal gekrümmtem, nicht 
langem aufrechtem Blütenschafte. Sicherlich ist die Krümmung durch den 
Einfluss von V. retroflexa E. Morr., die wieder ein Bastard von V. psittacina 
und scalaris ist, entstanden. 

Man könnte auch an Vriesea carinata Wawra (V. brachystachys Rgl. 
Gartenflora 1866, 256, Tafel 518) anstatt an V. Duvaliana denken, aber die 
Ähre hat ganz die elliptische auch am unteren Ende verschmälerte Form 
von V. Duvaliana und nicht das untere breite Ende von V. carinata.. Auch 
sind die Blätter an der Unterseite weinrötlich angehaucht wie bei V. Duvaliana. 

Die horizontale Stellung der Ähre ist nicht etwa eine Abnormität 
eineseinzelnen Exemplars, sondern alle Sämlinge zeigen diese Eigentümlichkeit. 

Wegen ihrer kleinen Dimensionen und der grossen Blütenwilligkeit 
dürfte sie für Liebhaber eine begehrenswerte Pflanze bilden. 


Ein Baumgärtchen unter der Erde. 
Von Dr. Carl Bolle. 
(Fortsetzung.) 

R. Banksiae R. Br. 

Sowohl in der gelb-, wie in der weissblühenden Form, welche letztere sich 
besonders durch intensiven Veilchengeruch auszeichnet, vorhanden. Sieben Jahre 
haben diese Banksiarosen gebraucht, ehe sie zur Blüte gelangten. Sie blühen lange 
nicht alle Jahr und zeigen, vielleicht weil sie in zu leichtem Boden stehen, wenig 
von der ihnen sonst eigenen Kraftfülle des Wuchses. 

R. microphylla. Die Kastanienrose. 

Durch Professor Dr. K. KocH lebend aus Bozen mitgebracht und mir verehrt. 
Jetzt leider nicht mehr vorhanden; Fruchtknoten stachelig. 

R. Fortune’s Double Yellow, aus China. 

Eine der reizendsten Chinoiserien, die es giebt. Stark und weit umher 
klimmend und sehr, schön belaubt. Bei uns seltene Rosenart, mit eigentümlich 
orangefarbener Blume, die nicht alljährlich erscheint, manchmal aber in reicher 
Menge auftritt. 

Punica Granatum, L. Granatbaum. 

Niemals von der Kälte leidend, aber wohl des Druckes wegen, den sie er- 
leidet, weder kräftig gewachsen, noch bisher zur Blüte gekommen. 


Bun. 


Carl Bolle: Ein Baumgärtchen unter der ‚Erde. 203 


Rn — — —— Fe 


Clerodendron Bungei, Steud. 

K. KocHs »stinkender Schicksalsbaum«. Ein stark wuchernder Strauch von 
über Mannshöhe, der seines Blütenreichtums vom schönsten Rosa halber wohl 
einen besseren deutschen Namen verdiente. Das Laub riecht nach kaltem 
Schweinebraten, ähnlich wie das von Cestrum Parqui nach Kalbsbraten, also 
durchaus nicht unappetitlich. 

Leycesteria formosa, Wall. 

Aus den Himalayabergen. Weit über mannshoch. Alljährlich dunkel schwarz- 
rote Beeren reifend. 

Buddleia Lindleyana, Don. 

Dieser hübsche chinesische, in lang hängenden Trauben lila und weit schöner 
als die verwandte B. curviflora blühende Strauch scheint nicht sehr alt zu werden. 
Nach kräftigem Gedeihen ist er hier ganz plötzlich abgestorben. 

Mahonia nepalensis. i 

Zwei sehr starke und verhältnismässig breitkronige Feigenbäume, einer davon 
von einer edlen Weinrebe umsponnen, nehmen vielRaum ein. Es hat schon viel 
Holz aus ihnen herausgeschnitten werden müssen; übrigens zeigen sie sich im 
Fruchtbringen nicht besonders dankbar. Sie teilen den Raum mit einem schlank 
aufgeschossenen Judasbaum (Cercis Siliquastrum, L.), der immer noch auf sein 
Blühen warten lässt. Ein paar junge Paulownien mussten als viel zu starkwüchsig 
schon vor geraumer Zeit ausgemerzt werden. 

Als Wandbekleidung sind weiter noch zu erwähnen: 

Aristolochia sempervirens, L., aus Kreta, die jahrelang unter Rolineledie auch 
an einer Wand im Freien aushielt; hier blühend und fruchtend. 

Ececremocarpus scaber, jetzt nicht mehr da, wenn auch früher in Menge 
vertreten. 

Smilax aspera, L. Klein geblieben. Andere Stechwinden haben sich noch 
weit weniger bewährt, auch nicht der schlingende Pfaffenhutstrauch, Evonymus 
sarmentosa, der dem letzten schlimmen Winter erlag. Ebenso ging es der stets 
schwachwüchsig gebliebenen Kadsura japonica. 

Clematis balearica, Rich., bisher stets blütenlos. 

Bignonia capreolata, L., bald zu Grunde gegangen. 

Malouetia asiatica = Parochetia Thunbergü. Nicht von langer Dauer. 

Tecoma grandiflora, 'Thbg. 

Caprifolium japonicum, 'Thbg., Gold- und Silberstrauch. Nur mittelmässig 
entwickelt. 

Vitis heterophylla, 'I’'hbg. 

Alle diese Schlingpflanzen aber übertrifft an Wüchsigkeit eine profus rankende, 
stark strauchartige Polygonee, Polygonum cordatum, aus dem hiesigen botanischen 
Garten stammend. Dies ebenso zierliche wie seltene und kräftige Gewächs klimmt 
hoch hinauf über die Mauern in dahinter stehende Thuyas hinein und man war 
oft schon genötigt, demselben beim Zudecken ganze Lasten von Zweigwerk zu 
nehmen, die es in der folgenden Vegetationsperiode aufs schnellste wieder ersetzt. 
Der feine und üppige Rankstrauch hat die Aufmerksamkeit vieler Kenner gefesselt. 
Mühlenbeckia sagittaefolia, aus gleicher Familie ist dagegen hier erfroren. 


Um den Boden mit Grün zu bekleiden, sind nachfolgende Gewächse, meist 
Schattenpflanzen, verwendet worden. Dieselben haben gegenwärtig mehr als früher 
mit eineın excessiv stark gewordenen Wurzelfilz so vieler Bäume und Sträucher 
zu kämpfen, ohne dass sie bisher in diesem Ringen ums Dasein unterlegen wären. 

155 


204 Carl Bolle: Ein Baumgärtchen unter der Erde. 


Es seien davon genannt: Hedera canariensis und eine andere tief ein- 
geschnittene, fälschlich pennsylvanıca genannte Varietät des gemeinen Epheus; 
Daphne Laureola, L.; Skimmia japonica und oblata; Luzuriaga radicans, seltene 
chilenische Art; Vinca major, L.; Cyclamen neapolitanum und Coum; Arum 
Dracunculus, L.; Hypericum salicifolium; Ruscus Hypophyllum, L. und R. acule- 
atus, L. var. laxus; Plectogyne variegata, bald grünblättrig geworden; Orontium 
aquaticum, Ophiopogon japonıicum und die beiden Saxifragen Fortunei und sarmen- 
tosa, letztere als Judenbart bekannt und vermöge ihrer Stolonen weithin 
wuchernd und sich vermehrend. 


Im Winter einziehend, treibt Begonia discolor, Sm, diese alte, längst aus der 
Mode gekommene Stubenpflanze, stets mit frischer Kraft aus Knollen und Knöll- 
chen wieder aus und gefällt sich im Blühen, was der blattschöne Acanthus mollis, 
L., beständig, nicht aber Primula rosea, zu tbun verweigert. 


Wichtige Schattenpflanzen sind die Farne; ihnen musste daher Rechnung 
getragen werden. Es stehen aus dieser Gruppe und von farnähnlichen da: 

Selaginella Kraussiana, der der letzte Winter arg zugesetzt hat; Cyrtomium 
falcatum, Presl, Polypodium vulgare, L. var. cambricum, Lomaria alpina und das 
freiwillig erschienene, stark wuchernde und ausnehmend stark entwickelte heimische 
Polypodium Dryopteris, L. Den Rang vor allen anderen nahm zahlreich das 
schöne Balantium Karstenıanum aus Venezuela ein, für mich eine teure 
Erinnerung an den Geber, meinen unvergesslichen Freund LAucHE. Es wurde 
von jenem mit der Zeit ein wenn auch nur in bescheidenem Masse an 
Arborescenz erinnernder Wuchs erwartet. Leider hat die Ungunst des jüngst 
vergangenen Winters (auf 1891) der Herrlichkeit, die so lange bestanden, ein 
trauriges Ende gemacht. Sämtliche Stöcke dieser Art erfroren, bis auf einen und 
selbst dieser zeigt sich nur noch schwach am Leben. Hoffentlich sammelt 
derselbe während des anscheinend milde bleibenden diesjährigen Winters, dessen 
wir uns erfreuen, neue Kräfte. 

Gleichzeitig gingen zu Grunde: Pteris serrulata und Allosorus rotundifolius, 
die lange ausgehalten hatten, nebst zwei oder drei anderen Unbenannten. Pteris 
arguta, Ait. hatte sich von Anfang an als ungeeignet erwiesen, sowie man denn 
auch nicht gewagt hatte, ihre Heimatsgenossin Woodwardia radicans, die Riesin 
unter den Farnen Europas, dem Experiment preiszugeben. Das nur mittelmässige 
Gedeihen von Adiantum Capillus Veneris, L. ist entschieden allzu geringen 
Feuchtigkeitsgraden zuzuschreiben. Dankbarer würden jedenfalls die von Herrn 
SASSE als geeignet gefundenen Frauenhaararten Moritzianum, Lk. aus Venezuela 
und formosum, R. Br., aus Neuholland sein, mit welchen ich gern, sobald ich sie 
erhalte, den Versuch anstellen will. Ebenso fehlen mir bis heut die ebenfalls 
von dem Wilmersdorfer Kultivateur früher mit Glück angewendeten Phanerogamen 
Asarum japonicum — Heterotropa asaroides, Moor., nur sparsam vegetierend, und 
die um so ünpiger um sich greifende mexikanische Begonia diversifolia, Grah. 

Überraschend musste es für mich sein, im Sommer des Jahres 1890 urplötzlich 
eine blühende Staude unserer heimischen Schuppenwurz, Lathraea squamaria, L., 
einen Schmarotzer auf Haseln, der wilden Flora von Scharfenberg sonst fremd, 
auf dem Grunde meiner kleinen Hesperidengrube auftauchen zu sehen. 

Am inneren Mauerwerk entlang hat sich die stets gerngesehene, hier jedoch 
entbehrliche Linaria Cymbalaria, L. guirlandenförmig angesiedelt. Sie dekoriert 
die Ritzen und Fugen zwischen den Backsteinen in Gesellschaft der viel häufigeren 
L. vulgaris, L., unseres wilden Löwenmauls. Daneben wächst das schnell zum Un- 


Carl Bolle: Ein Baumgärtchen unter der Erde. 205 


kraut gewordene Epilobium montanum, L. und eine Alpenpflanze, die infolge von 
Besamung aus Töpfen entsprungene Arabis alpina. 

Ein interessanterer Schmuck solcher Wände würde aus dem Vorhandensein 
von muralen oder Felsenfarnen mancherlei Art erwachsen, falls es gelänge, solche 
einzubürgern, was durch Bestreichen der Fugen mit deren Sporen vielleicht nicht 
unmöglich wäre. Am ersten dürfte hierbei wohl an Scolopendrium und an 
Gymnogramme leptophylla, Desr. gedacht werden, welche letztere mir als eine 
Zierde feuchten Gemäuers in einem längst abgerissenen BoucH&schen Gewächs- 
hause zu Neu-Schöneberg erinnerungsvoll vorschwebt. 

Nachzuholen wäre noch, dass Fuchsien in diesem Boden und bei soviel 
Schatten stets kümmerlich blieben. Myrten verstockten schon im ersten Winter 
dergestalt, dass es ratsam schien, sie für immer zu entfernen. Noch anderes mag 
versucht worden sein, ist mir indes augenblicklich nicht mehr in Erinnerung. 

Soviel von den Überwinterungen im Hibernaculum und von dessen Insassen. 

Ähnliche Vorrichtungen finden sich innerhalb einer Vergitterung auf dem 
Wirtschaftshofe von Scharfenberg in Gestalt zweier langer und ziemlich tiefer Feigen- 
kästen, deren Winterdecke eine etwas nachlässige zu sein pflegt. Dieselbe voll- 
zieht sich nämlich nur in Gestalt von ziemlich schlecht passenden Fenstern mit 
zum Teil nicht mal ganzen Scheiben und von Brettern. Darüber wird, nachdem 
man alles mit Steinen beschwert hat, bei Eintritt des Frostes Rohr gebreitet. 
In diesen ausgemauerten, übrigens sehr geschützt gelegenen Behältern, teilen sich 
verschiedene starke Feigenbäume mit einigen anderen Gewächsen in den spärlich 
zugemessenen Raum. Letztere bestehen aus: Buxus balearica, Aucuba japonica, 
dem Lorbeer, der Banksiarose, den Rosen Fortunei und Fortune’s Double Yellow, 
Bridgesia spicata, Jasminum officinale, Olea fragrans und Gynerium argenteum 
(beide letztere jetzt nicht mehr da). Ein Bäumchen des portugiesischen Kirsch- 
lorbeers war so gross geworden, dass es verpflanzt werden musste. Ein orien- 
talischer Laurocerasus übertrifft dieses noch an Grösse, ist aber bis jetzt, obwohl 
schwer zu decken, stehen geblieben. Derselbe trägt reichlich seine im Gegensatz 
zur Giftigkeit des Laubes essparen, wenn auch fad schmeckenden Kirschen. Da- 
hinter und daneben Bambusen (B. viridi-glaucescens und spathiflora). Sehr 
schön war früher auf dem Grunde der Flor buntfarbiger Alströmerien. Durch 
Überwuchern anderer Vegetation sind dieselben indes getötet worden. 

Immer aber noch überspinnt in anmutigen Gewinden das goldgelb marmorierte 
Laub des Caprifolium aureo-reticulatum hier die Bambusengebüsche und 
mischt eine hohe von Weinlaub halb überwachsene Kalksteinmauer im Hintergrunde 
das Gelb ihrer Blöcke in das dunkle Rankengrün des irischen Epheus, während 
Glycinen sich mit Banksiarosen verflechten und von oben herab eine ansehnliche 
Kryptomerie über dem Allen schattet. Es ist nur ein kleines Bild, aber mehr als 
ein Naturfreund schon hat nicht onne Verwunderung davor gestanden uud sich 
unter märkischem Himmel einen kurzen Augenblick lang in den verlorenen Winkel 
irgend eines fernen Südlandes zurückversetzt gewähnt. 

Die Lebenskunst der Zufriedenheit liegt wohl in der Beschränkung. Aller- 
dings wäre der Raum des kleinen Schutzbaues, von dem hier zuerst und haupt- 
sächlich die Rede war, an sich kaum gross genug, einen einzigen wahren Wald- 
baum des Südens, etwa eine Ceder oder Araukarie, in sich aufzunehmen. Man 
hat gesehen, wie vielem Kleinkram er zum Aufenthaltsort dient. Immerhin 
erfüllt er den Zweck des Erbauers, ein wenig exotische Vegetation im Freien sein 
eigen nennen zu dürfen, in nicht ganz unbefriedigender Weise. Vielleicht ist es gut, 
dass die Fremdlinge in ihrem gedrängten Stande und auf diesem leichten Boden 


206 Joseph Klar: Sitte oder Unsitte? 


sich minder rasch entwickeln, sie würden sonst übermässig schnell über die 
ihnen gesetzten Schranken hinauswachsen. 

Es konnte auch in Scharfenberg dargethan werden, dass sandiges Terrain, 
falls es nicht einer gewissen Frische ermangelt, für das Gedeihen einer solchen 
Pflanzung durchaus nicht, wie es die Meinung des auf Wilmersdorfer Lehmboden 
operierenden Herrn Sasse war, sich als ungeeignet erweist. 

(Schluss folgt.) 


Sitte oder Unsitte? 


Von Joseph Klar, Hoflieferant, Berlin. 


Wenn ich heute die Fenster betrachte, sowohl unserer Grossstadt, wıe auch 
solche in den Provinzialstädten, so habe ıch stets einen Verdruss zu konstatieren, 
der darin gipfelt, dass die blühenden Topfgewächse, die ich gern Gelegenheit 
nehme zu bewundern, um auf der Höhe der Zeit zu bleiben, mit einem hässlichen 
Beiwerk versehen sind. — Verzeihen Sie bitte meinen Ausspruch, er ist aber so 
gemeint wie gesagt. Sie werden schon merken, dass ıch das kattunfarbene 
Papier meine, dessen man sich bedient, um die Blumentöpfe zu verdecken? Liegt 
nun Geschmack darin, lieber Leser, eine blühende Pflanze derartig in oben 
erwähnte Hüllung zu packen, dass, wie ich es schon häufig beobachtet habe, 
zuweilen die ganze Pflanze verdeckt wird und nur die Blumen heraussehen. In 
Fällen, wo die emballierte Pflanze etwa eine bescheidene Primel, Erıka oder sonst 
eine nicht prahlerische Pflanze ist und die Verpackung aus recht leuchtendem 
Material besteht, wird die Blume weniger ins Auge fallen als das Papier. Und 
dazu kommt noch, dass häufig die schreiendsten Farbenzusammenstellungen zu 
schauen sind. 

Nun muss ja aber der Gärtner wissen, ob er sein Geschäft, oder das einer 
Papierfabrik heben will. Ist ersteres der Fall, so muss er das Publikum nicht an 
das Papier oder sonstige Fabrikate hiervon gewöhnen. Ich sollte meinen, er hat 
schon durch die nachgemachten Pflanzen aus Papier, Zeug oder sonstigem 
Material, welche naturtäuschend nachgeahmt werden, schwer zu büssen. Wo ich 
sonst gewohnt war, Pflanzenschmuck an den Fenstern zu sehen, da treffe ich heut 
nur noch Ersatz aus genannter Masse. Was dies aber sagen will, kann nur der 
ermessen, der da weiss, dass imitierte Blumen und Pflanzen sich jahrelang er- 
halten, insofern nur der Staub von ihnen fern gehalten wird. Es ist, ich möchte 
sagen, zur Manie geworden, Blumen aus Papier etc. nachzuahmen, ganze Fabriken 
bestehen und ihre Zahl wird täglich noch vermehrt. Alt und Jung fabriziert 
Blumen aus Papier, was ja eine nützliche Beschäftigung ist, bei manchen auch die 
Liebe zu den Blumen vielleicht wecken mag. Dies aber hier zu erörtern ist nicht 
meine Aufgabe, ich will vielmehr den werten Lesern der Gartenflora die Frage 
vorlegen, ob die bunten Topfumhüllungen schön befunden — und gut geheissen 
werden, dann dürfte ich allerdings nicht weiter diskutieren, hierüber wäre dann 
dem Wunsche des kaufenden Publikums nur allein Rechnung zu tragen. 

Da ich aber vielfach Gelegenheit nahm, dies Thema im Publikum anzuregen, 
so bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass das Papier nicht beliebt ist, 
sondern deshalb nur geduldet wird, weil die Herrschaften diese Bekleidung einem 
schmutzigen Topf gegenüber vorziehen. Dies ist die Pointe der ganzen Sache, 
Selbst auf Ausstellungen ist es mir schon vorgekommen, dass die Herren Kollegen 


Joseph Klar: Sitte oder Unsitte? 207 


die Töpfe ungewaschen ausstellten. Nun wenn die Herren Ordner sich dies 
gefallen lassen, so ist es einer Ausstellung schon. ganz recht, wenn diese so 
geschmückt wird. Zur Entlastung für Aussteller in solchen Fällen lässt sich noch 
sagen, dass jeder der Genannten stets in der grössten Eile ist, bei welcher aller- 
dings, ich möchte sagen häufig das Notwendigste vergessen wird. Was nun die 
nützliche oder schädliche, die praktische Seite betrifft, so kommt man in dieser 
Beziehung zu einem gar eigenartigen Resultat, das jeden Händler allein schon 
veranlassen sollte, nach Kräften für Abschaffung dieser Unsitte zu plaidieren. 
Das Geburtstagsfenster ist mit allerhand der schönsten Topfpflanzen geschmückt, 
deren Töpfe wie oben angegeben mit solchem Überzuge bekleidet sind — die 
Stube der Zeit entsprechend mit der nötigen Temperatur versehen, oder aber die 
Hitze im Sommer macht sich fühlbar. Die prächtige Farbe der Blumen wie auch 
das bunte Papier sind bezaubernd schön. Da wird in den meisten Fällen an ein 
Giessen gar nicht gedacht, im Gegenteil, man will das schön gekrauste Papier 
nicht ruinieren, da der Teppich auch leiden könnte; nun so vertrocknet unsere 
schöne Azalea oder Erica im schnellsten Tempo. Das Lamento ist gross infolge- 
dessen, und bei Gelegenheit wird nun erzählt, dass sich die Blumen nicht im 
Zimmer halten, womöglich auch dem Gärtner oder Händler Schuld gegeben, der 
sie geliefert. 

Missmutig hierüber wird die Freude an lebenden Topfgewächsen den Herr- 
schaften verdorben. 

Das Publikum aber, welches trotz der Umhüllung giesst — die wenigsten 
thun dies — wird die gleiche Erfahrung machen müssen, weil die Erde hinter der 
Koulisse nicht austrocknet und somit säuert. 

Von wasserliebenden Pflanzen wie Calla etc. will ich gar nicht sprechen, die 
einen Untersatz bekommen müssten, den sie nicht erhalten, da sonst der Schmutz 
an den Fenstern gross gezogen würde. 

Die leider traurige Folge hiervon ist die, dass lebende Pflanzen immer weniger 
gekauft werden; wenn auch vielleicht nicht allein nur hierdurch, so trägt doch 
diese Verkleidung einen grossen Teil der Schuld hiervon. — Die Bouquetman- 
schette, die s. Z. der Handelsgärtner Herr GRÜNEBERG Sohn - Frankfurt a. M. 
bei Gelegenheit eines Nachtisches bei einer Festlichkeit aufbrachte, indem er eine 
Torte ihrer Manschette beraubte, und sie scherzweise unter ein tellerartiges 
Bouquet hielt, ist ja auch so gut wie überwunden. Allerdings hat der Geschmack 
in der Binderei sich auch geändert, so dass die Mosaikbouquets immer mehr 
verschwinden, um dem deutschen Strauss Platz zu machen. Ich denke, dieser 
Krebsschaden, der zum Nachteile des Gärtners sowohl, wie auch dem des Käufers 
ist, wird sich auch wieder tilgen lassen, sobald die Sache den Käufern klar vor 
Augen gelegt wird. Selbstredend muss der Produzent und Händler dafür Sorge 
tragen, die Töpfe recht sauber gereinigt an den Markt zu bringen. 

Jeder Gärtner sollte mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln gegen die 
Surrogate von Pflanzen und Blumen kämpfen und die Topfverschleierungen ein 
fach von Sich weisen und gar nicht führen. Den Blumenfabriken sollte die 
Beteiligung an Gartenbau-Ausstellungen versagt werden, sowie alle künstlichen Staub- 
fänger, die dazu bestimmt sind, Wohnräume und deren Annexe zu schmücken, 
von letzteren ferngehalten werden. Also fort mit den buntschillernden Papiermach- 
werken, weg mit sämtlichen Imitationen von Blumen und Pflanzen, fort mit allem 


Gefärbtem! Zurück zu dem schönen Natürlichen, das der Gesundheit auch nicht 
nachteilig ist. — 


208 L. Wittmack: Xanthoceras sorbifolia Bunge. 


Xanthoceras sorbifolia Bunge. 


Von L. Wittmack. 
Hierzu Abbildungen 37—43. 


Fur Er 
Abbildung 39. Abbildung 40. Abbildung 4t. 


EN 2 
(7 a | F 


\ 


Abbildung 42. 


Abbildung 43. 


2IO L. Wittmack: Xanthoceras sorbifolia Bunge. 


Wie ich S. 556 der Gartenflora 1891 mitgeteilt, hatte Herr H. G. DOEBENER, 
Fürstl. ARENBERGscher Obergärtner in Hacking bei Wien, mir Früchte der 
bei ihm zur Reife gekommenen Xanthoceras sorbifolia übersandt. Ich habe 
die Frucht zeichnen lassen, und stellt Abbildung 43 sie in fast natürlicher 
Grösse dar. 

Die Gattung Xanthoceras erhielt ihren Namen von dem Dorpater 
Botaniker BUNGE nach den gelben hornförmigen Fortsätzen der Drüsenscheibe, 
die mit den Blumenblättern abwechseln, xanthos - gelb, keras-Horn, siehe 
Abbildung 38 und 40, den Artnamen sorbifolia wegen der Ähnlichkeit der 
Blätter mit denen der Eberesche. Sie ist ausführlich in WITTMACK, 
Gartenzeitung 1884 Seite 246 besprochen, und folgt anbei die Abbildung 
nebst Analysen eines der getriebenen Exemplare, welche Herrn CARL 
LACKNER damals, auf der zweiten Winterblumen-Ausstelluug des Vereins 
zur Beförderung des Gartenbaues, eine goldene Medaille eingetragen hatten. 

Ausserdem ist noch die Abbildung eines bei Herrn MAX LEICHTLIN in 
Baden-Baden im Sommer erblühten Exemplars nach LAUCHE beigefügt. 

Dass Xanthoceras mit den Rosskastanien nahe verwandt ist, erhellt aus 
der Frucht am besten. Dieselbe hat eine Höhe von 5 cz, im aufge- 
sprungenen Zustande einen Durchmesser von gleichfalls 5 cm und sieht 
einer glatten Rosskastanie ähnlich. Sie springt wie diese mit drei Klappen 
auf, die Trennungslinie liegt wie bei den meisten Kapseln in der Mitte der 
Fächer, nicht an den Scheidewänden (fachspaltig, nicht scheidewandspaltig). 
Daher tragen die Klappen die Scheidewand in der Mitte. Jede Klappe hat 
etwa 5 cm Höhe und 3'/,—4 cm: Breite; eine in Hamburg bei Herrn SZIROWI 
1884 gereifte Frucht, von der mir Herr BRANDT-Charlottenburg s. Z. eine 
Klappe brachte, ist etwas grösser, die Klappe ist 5'/, cz lang und 4'/, cm breit. 
Am oberen Ende jeder Klappe ist eine kurze. zurückgekrümmte Spitze. 
Die Wand der Klappen ist holzig und sehr dick, etwa 5 72, aussen grün 
und etwas rauh, innen glänzend weiss. In jedem Fache liegen 2—3 Samen 
von fast kugeliger, an der Innenseite aber abgeflachter Gestalt und I cr 
Durchmesser. Die Schale ist glatt und dunkelbraun, der Nabel im Gegen- 
satz zur Rosskastanie klein, länglich rund und weiss, 5 m lang. Embryo 
gekrümmt und ohne Eiweiss, wie bei der Rosskastanie und der ganzen 
Familie der Sapindaceae (Seifenbaumgewächse). 

Xanthoceras sorbifolia ist, wie Professor DIPPEL in seinem Handbuch 
der Laubholzkunde II. Seite 394 bemerkt, ein in Nord-China heimischer, 
bei uns erst in den letzten Jahrzehnten eingeführter, unser Klima gut 
ertragender, bis mittelhoher Strauch, mit langgestielten 5—7 jochigen 
Fiederblättern. Blättchen meist gegenständig, sitzend, schmal lanzettlich oder 
schmal elliptisch, nach beiden Enden verschmälert, tief und scharf gesägt, 
mit langer feiner Zahnspitze, 3—5 cm lang; 7—-12 cm breit, unbehaart, 
Oberseite etwas glänzend, tief dunkelgrün, Unterseite hellgrün. 


Über Obstweinbereitung. 


2II 


Blüten im Mai und Juni in bis 20 cz langen dichten Trauben. Blumen- 
blätter verkehrt-eiförmig, nach dem Grunde verschmälert, stumpflich oder 
abgerundet, 2 cz lang, am Grunde rot (bei den männlichen Blüten) oder 
gelb (bei den Zwitterblüten). 

Über das Aushalten bei Berlin sind die Ansichten geteilt. In der 
Sitzung der vereinigten Ausschüsse für Blumen- und Gemüsezucht des 
Vereins zur Beförderung des Gartenbaus am ı. Oktober 1891, wo ich obige 
Frucht vorlegte, bemerkte Herr BRANDT-Charlottenburg, dass diese Pflanze 
sich für uns nicht recht eigne. Herr LACKNER-Steglitz erwiderte, dass sie 
im Winter nicht leide, auch sei die Vermehrung durch Wurzelstücke leicht 
(siehe GÖSCHKE in Gartenzeitung von WITTMACK 1884 S. 368), es sei ihm 
aber noch nicht gelungen, sie für die Treibkultur in hinreichendem Masse 
zu erziehen. Bei Herrn Inspektor PERRING im Königl. botanischen Garten 
sind alle Exemplare erfroren. 

Meine Analysen sind nach einem getriebenen Exemplar gezeichnet. 


Unterschrift der Abbildungen. 

Abb. 37. Xanthoceras sorbifolia Bunge, einzelne Traube, von einem getriebenen Exemplar 
des Herrn LACKNER-Steglitz. 

Abb. 38. Grundriss der Blüte; b Deckblatt; « und #8 die 2 Vorblätter; s'—s? 5 Kelch- 
blätter (Sepalen); p Kronenblätter (Petalen); d Diskus, Scheibe; n ihre 5 Hörnchen (Nektarien). 

Abb. 39. Einzelne Blüte im späteren Stadium, anfangs weniger ausgebreitet. 

Abb. 40. Blüte im Längsschnitt, um die hornförmigen Fortsätze des Diskus zu zeigen. 
Blumenblätter entfernt, rechts Blütenstaub. 

Abb. 41. Ein Fiederbiatt. 

Abb. 42. Xanthoceras sorbifolia Bunge, nach einem im Sommer bei Herrn MAx LEICHTLIN- 
Baden-Baden erblühten Exemplar. 

Abb. 43. Aufgesprungene Frucht, rechts eine Klappe, in der Mitte ein Samen im Durchschnitt, 
wenig verkleinert. 


Über Obstweinbereitung. 


Das ım Heft 6 auf Seite 164—ı65 des laufenden Jahrgangs dieser Zeitschrift 
abgedruckte Referat über Obstweinbereitung enthält einige Angaben, die an dieser 
Stelle nicht unwidersprochen bleiben dürfen. 

Es ist im allgemeinen zuzugeben, dass die Sommeräpfel nur einen mittel- 
mässıgen Wein liefern. Will man sie aber trotzdem hierzu verwenden, so muss 
gerade bei ihnen das grösste Gewicht darauf gelegt werden, dass die Fässer gär- 
soll gemacht werden. Das an der zitierten Stelle empfohlene Verfahren, die 
Fässer mit dem Frühobstmost nur halb voll zu machen und erst bei der Reife des 
Spätobstes mit Most von diesem aufzufüllen, ist sehr bedenklich, weil in den 
meisten Fällen der Obstwein in dem halbgefüllten Fasse stichig werden würde. 
Diese Gefahr ist deshalb besonders gross, weil in den flachen Hauskellern zur 
Zeit der Reife des Sommerobstes die Temperatur noch eine sehr hohe ist, wo- 
durch bei Luftzutritt aie Essigbildung in dem Wein sehr begünstigt wird. Das 
Sommerobst giebt, wenn man es nicht hat überreif werden lassen, einen für den 
Hausgebrauch auch unvermischt recht gut verwertbaren Wein, der allerdings wegen 
seines meist geringen Alkoholgehalts weniger haltbar ist und daher im ersten 
Jabre weggetrunken werden muss, was um so leichter geschehen hann, als er ja 


212 Über Obstweinbereitung. 


auch früher die Gärung beendet hat und eher konsumfertig wird. Will man ihn 
aber trotzdem mit Wein aus Winterobst mischen, so ist dazu beim Abziehen der 
Weine von der Hefe der geeignetste Zeitpunkt. 

Auch die Angaben über die Zweckmässigkeit der verschiedenen Obstmühlen 
stehen mit sonst allgemein gemachten Erfahrungen nicht im Einklang. Man erhält beim 
Pressen um so grössere Ausbeute an Most, je feiner und gleichmässiger das Obst 
zerkleinert ist, wenigstens bis zu der Grenze der Feinheit, die man mit den jetzt 
gebrauchten Maschinen erreichen kann. Von diesem Gesichtspunkt aus be- 
trachtet, sind die Frankfurter Obstmühlen mit Steinwalzen die am wenigsten 
brauchbaren. Das ist das Ergebnis der in der Königlichen Lehranstalt in dieser 
Hinsicht gemachten Versuche. (Vergleiche hierüber, Jahresbericht 18384—85, 
Seite 40.) Bei Gelegenheit der Prüfung des Diffusionsverfahrens habe ich die- 
selben wiederholt und bin zu dem gleichen Resultate gekommen. Auch sonst ist 
mehrfach über ähnliche Erfahrungen berichtet worden. Damit ım Einklang steht 
auch die Thatsache, dass die sogenannten Frankfurter Obstmühlen mit Stein- 
walzen mehr und mehr durch andere Systeme verdrängt werden; sogar diejenigen 
Fabriken, welche früher die Herstellung der ersteren als Spezialität betrieben, 
haben »auf mehrfach an sie herangetretene Wünsche« sich entschliessen müssen, 
auch sogenannte Reibmühlen einzuführen. 

Die Eisenblätter der letzteren schliessen ja allerdings eine gewisse Gefahr ein, 
Eisen in den Wein zu bringen, was später zum Schwarzwerden Veranlassung 
geben könnte; wenn aber bei der Kelterung die nötige Sauberkeit herrscht, kann 
man diese Nachteile leicht vermeiden. Solche Mühlen sind schon seit langer Zeit 
in grosser Zahl im Gebrauch und haben sich in jeder Beziehung bewährt. 

Sehr verwundert wird gewiss jeder mit der Obstweinbereitung Vertraute sein, 
wenn er an anderer Stelle gar liest: »Verwerflich sind die Gärspunde, weil 
der Sauerstoff nicht zu dem Wein gelangen kann durch das Wasser, wohl aber 
bei Anwendung der Sandsäckchen, die ausserdem absolut dicht abschliessen, wenn 
sie so locker gefüllt sind, dass ein Teil in das Spundloch hineinreicht«e. Ohne 
auf den in diesen Sätzen liegenden Widerspruch näher einzugehen, sei kurz nur 
folgendes hervorgehoben. Um das Stichigwerden zu vermeiden, muss man den 
Apfelwein ängstlich vor dem Luftzutritt bewahren. Der Zutritt des Sauerstoffs ist 
nicht nur nicht nötig, sondern dirckt schädlich für den Verlauf der Gärung. Solange 
die Hauptgärung dauert, genügt diesem Zwecke der Gärspund vollkommen, 
das Sandsäckchen auch zur Not, wenn man in ganz kleinen Verhältnissen die 
Anschaffungskosten des ersteren sparen will. In jedem irgend grösseren Betriebe 
ist aber der Gärspund ein ganz unentbehrliches Gerät bei der Obstweinbereitung. 
Sobald die Hauptgärung in die langsame Nachgärung übergeht, sind die Fässer 
unbedingt spundvoll zu machen, denn dann schützen im halbvollen Fass weder 
Gärspund noch Sandsäckchen den Wein vor dem Verderben. 

Geisenheim. Dr. P. Kuriscn. 


Das Examen in der Königlichen Gärtner-Lehr-Anstalt zu Wildpark. 


In der Königlichen Gärtner-Lehr-Anstalt zu Wildpark fand am 25. März cr. 
in Gegenwart der Kuratoren — des Vorsitzenden, Herrn Geheimen Ober-Regierungs- 
rat Dr. SINGELMANN, des Hofgarten-Direktor VETTER und des Vertreters des 
Vereins zur Beförderung des Gartenbaus in den Königlich preussischen Staaten, 
des Referenten -— das diesjährige Examen durch die mündliche Schlussprüfung 
seinen Abschluss. 


Das Examen in der Königlichen Gärtner-Lehr-Anstalt zu Wildpark. 213 


Vor dem Beginn desselben wurden die vielseitigen Arbeiten, bestehend in 
Zeichnungen, Entwürfen etc. der Examinanden besichtigt, welche gutes Lernen, 
Auffassen, Talent, Fleiss und Schaffen bekundeten. 

Der mündlichen Prüfung vorausgehend, hatten die ıı Examinanden, 6 der- 
selben unter Klausur, die schriftlichen Arbeiten gemacht. 

Die Themata für die schriftlichen Arbeiten waren: 

1. Aus der Dendrologie. Fam. Oleaceee: a) Aufzählung der Arten bezw. 
Varietäten mit Angabe der Vermehrung; b) Verwendung der aufgezählten Gehölze 
für Park und Garten; c) Pflege der betreffenden Gehölze durch den Schnitt- 
(Inspektor KoOPMANN.) 

2. Aus der Technik der Landschaftsgärtnerei. Das Nivellement eines 
anzulegenden Fahrweges ist gegeben. — Die Vordersätze für die Positionen des 
Kostenanschlages vom Bau des Wegezuges: a) Auf- und Abtrag,; b) Böschungs- 
fläche; c) Befestigungsmaterial; d) Grassamen — sind zu berechnen. (Öbergärtner- 
ENCKE.) 

3. Aus der Boden- und Düngerlehre. Die gebräuchlichsten Düngerarten. 
a) Zusammenstellung nach ihrem Gehalt am wesentlichen Nährstoffen (genaue 
Prozentsätze werden nicht verlangt), b) Behandlung des Stallmistes auf Lager; 
c) Verwendung der künstlichen Dünger im Obstgarten. (Inspektor KooPMAnN.) 

4. Aus der Physik. Über das Barometer und seine Bedeutung für die 
Wetterprognose. (Realschul-Direktor LANGHOFF.) 

5. Aus der Mathematik drei Aufgaben, von denen wir hier b und c 
mitteilen. b) Um welche Summe muss ein aufZinseszinsen zu 3'/, pCt. angelegtes 
Kapital von 325 Mk. am Ende eines jeden Jahres vermehrt werden, damit das 
ganze in ı2 Jahren auf ı500o Mk. anwachse? c) Ein Bassin in der Form eines 
Kugelabschnittes soll angelegt werden, welches müssen seine Dimensionen sein, 
wenn dasselbe 100 % enthalten und der obere Durchmesser desselben sich zur 
Tiefe wie 1o:ı verhalten soll. (Dr. MARBACH.) 

6. Aus der Botanik. Die Koniferen im allgemeinen nach ihrem Aufbau, 
ihrer Fortpflanzung und Einteilung mit besonderer Berücksichtigung der Abietineae. 
(Oberlehrer ScHULZ.) 

Die Aufgaben wurden gelöst. 

Die mündliche Prüfung erstreckte sich auf: 

1. Pflanzenkulturen. Die Frühjahrsblüher im Freien und unter Glas. (In- 
spektor KOOPMANN.) 

2. Theorie der Landschaftsgärtnerei. Wegeführungen und Pflanzungen 
an den Wegen. (Öbergärtner ENckE.) 

3. Botanik. Pflanzen - Physiologie und Systematik mit besonderer Berück- 
sichtigung der Befruchtung der Blüten und der Keimung. (Oberlehrer ScHuLz.) 

4. Agrikulturchemie, insbesondere Entstehung und Bestandteile des 
Bodens. (Direktor LANGHOFF.) 

5. Pflanzentreiberei. Die Erdbeertreiberei. (Hofgärtner PooschH.) 

Nach einer Ansprache des Vorsitzenden des Kuratoriums, Herrn Geheimen 
Ober-Regierungsrat Dr. SINGELMAnNN an den Direktor, Herrn Hofgarten-Direktor 
VETTER und die versammelten Lehrer der Anstalt sowie an die scheidenden 
Schüler mit besonderer Betonung des weiteren Lebensberufes, gedachte der Herr 
Vorsitzende in herzlichen Worten des früheren langjährigen Direktors, unter dessen 
Regie die die Anstalt nun Verlassenden Fintritt fanden, des in den Ruhestand 
getretenen Hofgarten-Direktors JÜHLKE. 

Noch am Abend konnte das Ergebnis der Prüfung bekannt gemacht werden. 


214 In Sachen Fröbel contra Dieck. 


Von den ıı Zöglingen wurden 8 als Gartenkünstler entlassen. Zwei derselben, 
SCHULZE und BommiInG erhielten das Prädikat »sehr gut«, ausserdem werden die- 
selben ihrer vorzüglichen Gesamtleistung wegen mit dem Zeugnis eine Prämie, 
bestehend in einem Werke der Fachlitteratur mit entsprechender Widmung, er- 
halten. Letztere eine Belohnung des besonderen Fleisses, als edles Zeugnis für 
das tüchtige Streben. 

Mit Befriedigung konnte man wahrnehmen, dass die Prüfungen dieses Jahres 
sich denen der Vorjahre würdig anschlossen,; die Mühewaltungen des Direktors, 
des Inspektors, der Lehrer der Anstalt haben erfreuliche Resultate gezeitigt, an- 
feuernd zu weiterem kräftigem Wirken. Möge die Anstalt immer Männer wie 
einst KLENGEL, KÖBER, MEYER, MÄCHTIG und viele andere, ehrenvolle Ämter 
Bekleidende zu den ihrigen zählen, dann wird stets hochstehen die Erinnerung 
an den Altmeister LENNE. GAERDT. 


In Sachen Fröbel contra Dieck. 


Im vierten Hefte dieses Jahrganges der Gartenflora beehrt mich Herr OTTO 
FRÖBEL mit einem Angriffe, den ich ignorieren würde, wenn der Herr nicht von 
Entstellungen spräche, die ich begangen haben sollte. Es handelt sich um ein 
Postseriptum, welches ich unter einen von mir durch die Rosenzeitung erbetenen 
Bericht über Ölrosen schrieb und von dessen Abdruck ich erst durch Herrn 
FRÖBELS Angriff erfahre. 

Herr FRÖBEL ist empört, dass ich ihm vorwerfe, für eine turkestanische, von 
ihm zu Unterlagen empfohlene Rose, trotz der zahlreichen Proteste sachverständiger 
Personen den Namen Rosa laxa beibehalten zu haben, welcher einer ganz anderen 
Rose zukommt. 

Als Rektifikation erzählt uns dann Herr FröpBer, dass Herr Dr. CHrist ihm 
geraten habe, sich über Rosa laxa keine grauen Haare wachsen zu lassen und 
u. a. meine, dass die von Cr£rın als R. laxa festgestellte Pflanze in der Kultur 
so gut wie unbekannt sei. Letzteres ist ein Irrtum meines verehrten Freundes 
Dr. Carıst, denn diese durch Cr£pın ganz klar und scharf abgegrenzte Rosa 
laxa Retz. des südwestlichen Sibirien ist nicht nur ein sehr altbekannter Bewohner 
botanischer Gärten, sondern wurde von mir seit 7 Jahren auch in zahlreiche 
Privatgärten eingeführt. Dr. Christ vergass eben leider vor der Niederschrift 
seines Briefes meinen Katalog zu konsultieren. | 

Herr FRÖBEL berichtet weiter, dass Dr. CHrist die inkriminierte Rose als 
subspecies der Rosa canina unter dem Namen Rosa Fröbelii (laxa cat. Fröb. 
non auct. Suec.) charakterisieren möchte und fügt hinzu, »dass er nach dieser 
Veröffentlichung sich nicht mehr an einen Namen klammern wolle, welcher von 
den Autoritäten, die sich mit der Untersuchung der Angelegenheit befasst haben, 
nicht anerkannt würde.« 

Wie edelmütig von Herrn FRÖBEL, dass er nun stattRosa laxa lieber Rosa Fröbelii 
schreiben will, aber ohne alle Rückfälle scheint es doch nicht abzugehen, denn 
während diese Ausführungen FröBELsS schon im Dezember 1891 geschrieben 
wurden, finde ich noch unter dem ıo. März 1892 in der Feuille universelle d’An- 
nonces pour l’'horticulture etc., welche in Genf erscheint, ganz munter von demselben 
Herrn OTTO FRrÖBEL seine Unterlagenrose als »Rosa laxa« und zwar in fetten 
Buchstaben angepriesen! 

Wozu also solcher Lärm und solche moralische Entrüstung über Entstellungen 
meinerseits, wo doch die Thatsachen dafür sprechen, dass ich Recht habe, Herrn 


Die Karlsruher Jubiläums-Ausstellung. 215 


FRÖBEL den hartnäckigen Missbrauch eines botanischen Namens für eine nicht 
zu ihm gehörige Pflanze vorzuwerfen?! 

Ich erkläre hiermit, dass ich unbekümmert um alle Angriffe fortfahren werde, 
derartige Missbräuche schonungslos aufzudecken und zu bekämpfen, wo immer 
ich dieselben finde Es ist das meine Pflicht, wie es die Pflicht ist eines jeden 
Dendrologen, der es mit seiner schönen Wissenschaft Ernst meint. 

National Arboretum, Zöschen bei Merseburg. Ende März 1892, 

DEI E. Direx. 


Die Karlsruher Jubiläums-Ausstellung 


vom 23. April bis 2. Mai 1892. 
Hierzu Abbildung 44 (Plan). 


Die Ausstellung, welche am 23. April eröffnet wird, hat in Bezug auf die 
Anmeldungen die kühnsten Erwartungen übertroffen. Die Zahl der Aussteller 
beträgt ca. 500. 

Aus Holland kamen hauptsächlich Koniferen und Laubhölzer; aus Belgien 
Warmhauspflanzen, Lorbeer, Rhododendren, Azaleen, Heide- und Moorpflanzen 
etc.; Zürich sendet Alpenpflanzen; die Rheinlande Stauden; Obstbäume wurden 
aus Stuttgart und Baden gesandt; Bindereien sind angemeldet aus Wandsbeck, 
Frankfurt, Berlin, Mainz, Darmstadt, Karlsruhe; Orchideen aus Belgien und 
Wiesbaden; Obstsortimente aus Reutlingen, Brumath, Hohenheim, Baden-Baden. 
Gartenpläne sind aus ganz Deutschland angemeldet. 

Wie aus dem beifolgenden Plan ersichtlich, hat die Ausstellung eine sehr 
günstige Lage. Die Ausstellungshalle ist 100 = lang. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Neuheiten von Heinrich Mette, Quedlinburg. © Scabiosa atropurpurea major 
(Nach den Beschreibungen des »sulphurea« (Mette). Diese Einführung 
Züchters.) ist eine schöne Abart der schr bekann- 


© Zwerg-Pyramiden -Nadelaster, | ten hohen Scabiose, mit zart schwefel- 
carmınrosamitweissumflort(Mette) | gelben Blumen, die sich zur Binderei 
Eine neue, prächtige Abart der sehr be- ebenso gut eignen, als diejenigen der 
liebten und vielfach verwendbaren Zwerg- | im vorigen Jahre von mir gezüchteten 
Pyramidenaster, mitröhrig-nadelförmigen | und in den Handel gebrachten gold- 
Strahlen- und Scheibenblümchen. gelbblühenden Abart. 

© Phlox Drummondii nana com- | —- 
pacta cinnabarina alba oculataı Fuchsia triphylla L.®) 
(Mette). Diese reizende Neuheit ist eine Die jetzt in den Katalogen als Neuheit 
Abart der sehr geschätzten Zwerg- 


angepriesene Fuchsia triphylla ist eine 
Flammenblume. Die Blumen sind schön verhältnismässig altbekannte Species, und 
zinnoberscharlach mit weissem Auge. 


en zwar die erste ihrer Gattung. Sie wurde 
Zur Topfkultur, sowie zu weithin leuch- ı von dem Franziskaner-Pater PLUMIER 1680, 
tenden Gruppen und Rabatten gleich | 


wertvoll. 


*) Vergl. Heft 5, Seite 141 d. ]. 


I 


£risenbahn von Vfenburg u. Dad. 
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AKA HUVMAM DARIN! 


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‚andes-Dartenbauvereins 4 Schalte 


1892. 


Eingang zum Stadlegarten 


Abbildung 44. Maassstab etwa I: 2000. 


Kleinere Mitteilungen. 


nach anderen Angaben 1696 in Süd- 
Amerika entdeckt und 1703 in seinem 
zu Paris erschienenen Werke: »Nova Plan- 
tarum Americanarum Genera«, 40 Tafeln, 
zuerst nach dem deutschen Botaniker 
LEONHARD Fuchs benannt und als »Fuch- 
sia triphylla flore coccinea« oberflächlich 
beschrieben. «Sie hat eine trichterförmige 


Blume, welche aus einem Blatt besteht 
in verschiedene Teile | 


und am Rande 
geteilt ist. Der Kelch derselben wird 
nachher zu einer rundlichen, 
fleischigen Frucht, die in vier Zellen ge- 
teilt ist, die voller runder Samen sind.« 
Eine genauere Beschreibung und Ab- 
bildung gab JoHAnNn BURMAN in dem von 
ihm herausgegebenen PLUMIERschenWerke 
»Plantarum Americanarum fasciculi« I1—Io 
1755bis1760. Dieselbe Art wurde schliess- 
lich erst 1788 aus Chile als »Fuchsia 
triphylla Aiton« in die Gärten wieder 
eingeführt.*) PHıLipp MILLER sagt in 

*) Eine Fuchsia triphylla Aiton ist uns nicht 
bekannt, nur noch eine F, triphylla H. B. K., 
die aber eine andere Art ist. 


weichen, | 


seinem »Gärtner-Lexikon« (übersetzt von 
HurH, 1750, Nürnberg), dass sie Pater 


| PLUMIER auf einigen französischen Inseln 


in Amerika gefunden und später die- 
selbe von WıLLiaM Houston aus Kar- 
thagena in Neu-Spanien nach England 
gesandt wurde. Über die Behandlung 
sagt HurTH: »Sie wird aus dem Saamen 
gezogen, den man in l’öpffe säen muss, 
die mit fetter leichter Erde angefüllet sind 
und in ein Mistbeet aus Gerberloh ein- 
gegraben werden, dabey zu beobachten, 


ı dass man die Erde, so ofit als sie trocken 


zu seyn scheinet, anfeuchte. Wenn sie 
etvann zwey Zoll hoch geworden, muss 
man sie aus den Töpffen herausnehmen 
und sorgfältig von einander absondern. 
Hernach pflanzt man jede in einen be- 
sonderen kleinen 'T'opf, der mit leichter 
fetter Erde angefüllet ist, und gräbt sie 
wieder in das Mistbeet von Gerberloh, 
verwahret sie auch fleissig vor der Sonne 
bis sie neue Wurzeln bekommen. Im 
Winter wollen diese Pflanzen sehr warm 
gehalten seyn u. s.f.« (S. 336.) 
E. Havn, Pankow. 


Kleinere Mitteilungen. 


Die Amaryllis-Kulturen von Martin Hoffmann 
in Treptow bei Berlin. 

Seit alten Zeiten ist die Zucht der 
Amaryllis der Familie Horrmann in Berlin 
erb- und eigentümlich, und viele der 
älteren Generation erinnern sich mit 
grosser Freude der herrlichen Pflanzen, 
welche Herr Ökonomierat und Ritterguts- 
besitzer JuLıus HorFFMANnN auf seinem 
Grundstücke, Berlin, Köpnickerstrasse 131, 
erzog. Gar oft wurden dieselben auch 
auf früheren Ausstellungen bewundert. 
Das gedachte Grundstück ist aber im 
vorigen Jahre anderen Zwecken dienst- 
bar geworden, die Postverwaltung hat 
den grössten Teil desselben angekauft 
und so mussten denn die Amaryllis auch 


weichen. In pietätvoller Weise über- 
Gartenflora 1892. 


nahm es der Sohn, Herr Amtsvorsteher 
und Gärtnereibesitzer MARTIN HoFFMANN- 
Treptow, die Lieblinge seines Vaters weiter 
zu pflegen, und mitwelchemErfolge, zeigte 
sıch sehr deutlich bei einem Besuche, 
den die vier technischen Ausschüsse des 
Ver @22 Bet. d. Gartenb. der. Gärtnere 
am 17. März abstatteten. Obwohl schon 
seit November Zwiebeln angetrieben 
und viele Blumen in den Wintermonaten, 
namentlich Januar und Februar, wo sie 
am gesuchtestensind, verkauft waren, stan- 
den die Häuser noch ganz voll von herr- 
lichen z. T. blühenden Exemplaren, die 
wegen des kräftigen Wuchses, des reichen 
Blübens und derschönen Farben ungemein 
gehelen. Noch ein grosser Vorrat von 
Zwiebeln stand auf vergitterten Stellagen 
16 


218 


Kleinere Mitteilungen. 


für den spätesten Flor zum Treiben 
bereit. Im ganzen werden in der Horr- 
MANNSchen Gärtnerei gegen 4000 Stück, 
von denen jährlich 2—3000 Stück zur 
Blüte gebracht werden, gezogen. Augen- 
blicklich standen etwa 130 Exemplare 
in Blüte. Viele Zwiebeln hatten zwei, 
einzelne drei Blütenstiele getrieben und 
jeder Stiel hatte drei bis vier Blumen, 
selten nur zwei. 

Ein grosser Teil der Sorten sind eigene 
Sämlinge, unter diesen ragte besonders 
hervor No. 348, sehr gross, dunkelkar- 
minrot mit weissem Rand, die drei 


streif. 

Ferner Nr. 33  (Hofgartendirektor 
Jühlke), Nr. 346 mit vier Blumen, Nr. 208 
mit zwei Stielen, von denen einer vier, 
der andere sogar sechs Blumen trug. 
Ein Riesenexemplar, das etwas wärmer 
gestellt worden war, hatte nicht weniger 
als ı ». Höhe und Blumen von 17 cm 
Durchmesser. Auch bei den anderen 
war der Durchmesser ı5 bis 17 cn. 


Selbstverständlich wurden auch die 


anderen Teile der Gärtnerei, die Mai- | 


die 
be- 


blumentreiberei, die Azaleenkultur, 
Rosenzucht, die Warmhäuser etc. 


sichtigt, und ganz besonders die grossen 


Schaupflanzen von Azaleen in Augen- 
schein genommen. 

Bei einem von Herrn HorFFMAnN und 
seiner liebenswürdigen Gattin freund- 
lichst angebotenen Imbiss gab Herr 
LACKNER dem Danke aller Teilnehmer 
den wärmsten Ausdruck und knüpfte 
daran die Hoffnung, dass die Amarvyllis- 
Kultur auch ferner möchte in gleichem 
Masse bei Herrn HorrMann blühen. Ist 
er doch fast der einzige Handelsgärtner 
in Berlin und Umgegend, der diese 
Zucht in grossem Massstabe betreibt. 

Ein Spaziergang durch den Treptower 
Park, unter Führung des städtischen 
Obergärtners Herrn HAMPEL, machte den 
Abschluss und war man besonders er- 
freut über die grossen Rasenflächen, wie 
über das Gedeihen der Platanen in den 
Alleen. Bezüglich der Gehölzgruppen 


| als 


hegte man den Wunsch, dass recht bald 
viel ausgeholzt werden möchte, da na- 
mentlich die Koniferen teilweise schon 
unter Druck stehen. 
Der Antonofka - Apfel. 
In Nummer 5 pag. ı42 der Garten- 
flora finde ich nach Bull. d’arb. 1892, 


ı Januar, den Antonofka-Apfel (Antonovka, 
ı Antonowka), eine unter diesem Namen 
ı vielfach in Russland angebaute Frucht 


erwähnt. Der Herr Berichterstatter hätte 
aber, wie es im Bulletin auch geschehen 


‚ ist, zu bemerken nicht vergessen sollen, 
unteren Blütenblätter mit weissem Mittel- 


dass dieser Apfel bei uns ın Deutsch- 
land schon lange als Possarts Nalivia 
(Possarts Moskauer Nalivia, Nalıvi, Na- 
livia Nom. Pom. 101) bekannt ist und 
in den grösseren Baumschulen, z.B. von 
BUNTZEL, LORBERG, Lucas, RATHKRE & 
SOHN, sowie bei L. SPÄrTH (Antonofka, 


| Possarts Nalivia) gezüchtet wird, dagegen 
| als Antonofka wenig oder garnicht ge- 


führt wird. 

Im Illustrierten Handbuch 1831 ist er 
Possarts Nalivia beschrieben und 
kam, wie dort berichtet, als Nalıvia oder 
Nalivi aus Russland an Herrn Justizrat 
Possart in Züllichau vor gewiss schon 
5o Jahren, und wurde von dort als 
Possarts Nalivia überall in Deutschland 
verbreitet. LAUCHE erhielt viel später 
dieselbe Frucht von KUPHALDT-Riga 
unter dem in Russland gebräuchlichen 


| Namen Antonofka und beschrieb die- 


selbe nochmals im fraglichen Bande 693. 
Da manche Früchte vielfach unbeständig 


in der Form sind, so ist erklärlich, dass 
manchem 


Pomologen etwas mensch- 
liches passiert und dergleichen Früchte 
zweimal unter doppelten Namen be- 
schrieben werden, auch wohl alte Früchte 
unter neuem Namen dem Publikum auf- 
gehalst werden. Wir sehen dies jetzt 
wieder mit der Birne Beurr€E de Mon- 
tecat, welche die alte Windsor- ist, 
dem Apfel Hampers, welches der alte 
rote Astrachan ist, und dergleichen 
mehr. ENGELBRECHT beschreibt Anto- 
nofka unter No. 170 und Possarts Nali- 


via unter No. 24, obgleich er bereits aus 
der Pomologie und Litteratur wissen 
musste, dass es Doppelgänger sind; 
übrigens passierte ihm dasselbe mit dem 
geflammten weissen Kardinal, der 
als Bürgerherrn-Apfel No. 77 noch- 
mals beschrieben wird, ebenso D. F. 
Fish 282 = Warners King 252, der 
Se Germain. 038. »Naroinischer 
Rosen ı89 u. s. w,, auch LERov be- 
schreibt den weissen Astrachan noch- 
mals als Comte Orloff ı19 etc. 

BALTET in der Rev. Hort. 1888, 161, will 
sogar den farbigen Cellini mit dem ein- 
farbigen gelblichen Possarts Nalivia 
(Antonofka) als eins zusammenwerfen, 
hier offenbar durch eine Reiser- oder 
Sorten-Verwechselung betrogen. 

In Russland geht der Antonofka über- 
all als bester Apfel unter diesem Namen, 
bei uns in Deutschland als Possarts 
Nalıvia. _ Antonofka, jedenfalls nach 
seinem Verbreiter bezw. Züchter ANTON 
so genannt, Nalivi, Nalivia wohl vom 
russischen Nalivnoi, Nalivnje = durch- 
sichtig, in Bezug auf das Cikadieren 
vieler russischen Äpfel auch schon bei 
uns. Im Bulletin war, wie ich bereits 
erwähnte, der Doppelname angegeben 
(Possarts Nalivia), welches, um unlieb- 
same Enttäuschungen beim Ankauf von 
Sorten zu vermeiden, hätte müssen an- 
geführt werden, und welches ich glaube 
gethan zu haben. 
noch in Bezug auf diesen Apfel Pom. 
Monatshefte 1872, S. 341. 1873, S. 36 
und 1889, S. 324. C. MATHIEU. 

Laelia anceps in Mexiko. 

Eine der schönsten Orchideen Mexikos 
ist Laelia anceps. Ein jeder, der einige 
Orchideen gesehen, kennt sie, daher ist 
wohl eine genaue Beschreibung unnötig. 
Am besten gedeiht diese Orchidee hier 
in der Umgegend von Orizaba, d.h. 
1200 m über dem Meeresspiegel. Sie 
wächst epiphytisch in den Astverzwei- 


gungen der grossen Bäume, doch habe | 


ich sie auch terrestrig auf kahlen Felsen 
wachsend gefunden. Sie zieht stets einen 


Kleinere Mitteilungen. 


Man sehe übrigens 


219 


etwas schattigen, doch luftigen Stand der 
Sonne vor. Je nach dem heisseren oder 
kälteren Standort ändert sich das Aus- 
sehen der Bulben und Blätter, so dass 
die Pflanzen aus den niederen und 
wärmeren Gegenden längere und schmä- 
lere Bulben und Blätter haben, während 
die aus den höheren Gegenden kleiner, 
aber kräftiger und frischer sind. Die 
Blütezeit ist hier von Ende August bis 
Ende Dezember, und es gewährt einen 
reizenden Anblick, die ziemlich grossen, 
auf den zierlichen Stielen sich wiegenden 
Blüten durch das dunkle Gewirr der 
Äste, Bromeliaceen und Farne leuchten 
zu sehen. Noch mehr fallen die weissen 
Varietäten, Downiana etc. auf, die ziem- 
lich selten sind, zumal da schon die In- 
dianer, die Örchideensammler, ihren 
Wert zu schätzen wissen. Der Haupt- 
fehler, der bei der Kultur dieser Pflanze 
in den Gewächshäusern gemacht wird, 
ist der, dass man sie meist zu warm 
hält. Gerade in der Blütezeit und in 
der nachfolgenden Periode sinkt hier 
die Temperatur oft bis zu 4 bis 6° C. 
Wasser kann sie ein gut Teil vertragen, 
doch stets mit gutem Abzug und ist es 
besser, ihnen die Feuchtigkeit in Dampf- 
form zukommen zu lassen, da beinahe 
jeden Abend die Berge hier in Nebel 
gehüllt sind. F. BUSSLER, Orizaba. 


Gemüse-Samen aus Norwegen. 

Herr Professor Dr. F. C. SCHÜBELER, 
Direktor des botanischen Gartens in 
Christiania, korrespondierendes Mitglied 
des Vereins zur Beförderung des Garten- 
baues übersandte uns 3 Gemüse-Samen, 
die wegen ihrer Herkunft höchst inter- 
essant sind. 

ı. Pastinak aus dem Pfarrdorf Flakstad 
in den Lofoten 68°6° nördlicher Breite, 
ı1°0" „westlicher Länge von Paris, 
2. Throndjhemsk (Drontheimer) Kohl- 
rüben aus Christiania, 3. Amager Weiss- 
kohl. Im einzelnen bemerkte er dazu: 
(Ich übersetze frei. L. W.) 

ı. Pastinak aus Flakstad Prestegaard 
(Pfarrdorf). Dieselbe ist im Jahre 1890 

16°" 


220 


Kleinere Mitteilungen. 


geerntet, welches Jahr einen sehr un- 
günstigen Sommer hatte, besonders für 
den nördlichen Teil von Norwegen. 
Über den Gartenbau bei Flakstad findet 
man eine ausführliche Beschreibung in 
SCHÜBELERS Viridarium norvegicum III 
S. 131 —136, die da zeigt, mit welchen 
Schwierigkeiten man in den Polar- 
gegenden zu kämpfen hat. 

[Die Samen zeichnen sich durch ihre 
bedeutende Grösse vor allen hiesigen 
Pastinakarten aus. Die grössten sind 
9 mm lang und 6!/, mm breit, die 
grössten deutschen, die ich unter 2-von 
Herrn Hoflieferanten JosEPH KLar-Berlin 
mir freundlichst gelieferten Sorten fand, 
nur 72m lang und 5—5'/, nn breit. L.W.] 

SCHÜBELER sagt weiter: früher erhielt 
ich eine Probe einer noch grösseren 
Saat aus Lyngen Prestegaard (69° 36° n. 
Beenas2i sw. 12)... Das ist der nord. 


lichste Ort ın der Welt, wo Pastinak | 


bisher Samen gereift hat, aber diesen 
Samen kann ich augenblicklich nicht 
finden. Der Ort liegt östlich von 'Tromsö 
(69° 40°). 

2. T'hrondhjemsk 
heimer Kohlrübe, 
unserm Sinn) aus Christiania. 
Virid. nory. II S. 327—29 Tillag I til 
Virid. (Nachtrag I zum Virid.) S. 79. — 
Nach Versuchen, die ich nunmehr 30 
Jahrelangangestellt, ist dies unbedingtdie 


Kaalrabı 
nicht Kohlrabı 


(Dront- 
in 


härteste (haardföre), wohlschmeckendste | 


und in allen andern Hinsichten beste 
Sorte. Auch auf Island hat man die- 
selbe Erfahrung gemacht. Vergl. Virid. 
norveg. II 327—329 Tillag I. S. 79. — 

Im Sommer 1891, welcher einer der 
ungünstigsten war, deren ich mich er- 
innern kann, sowohl für Christiania wie 
für das ganze Land (auch für Deutsch- 
land L. W.) hat unser tüchtigster und 
betriebsamster Handelsgärtner JOHANN 
NIELSEN in der Umgegend von Christiania 
eine Menge guten Samens gewonnen 
und dieser wurde - schon ausgangs 
August geerntet. 
wie ich glaube, gut passen für Höhen- 
boden in Deutschland, der Schweiz und 


Vergl. | 


Diese Sorte müsste, - 


Österreich. Ich schlage deshalb vor, 
dass Sie Versuche anstellen lassen und 
bin ich gern bereit, mehr Samen zu 


liefern. Könnte das nicht etwas sein 
für unsere Freunde Gebrüder DippeE in 
Quedlinburg? 


3. Amager Kopfkohl. (Brassica ole- 
racea capitata depressa). Mit diesem ist 
es hier ebenso ergangen wie mit der 
Drontheimer Kohlrübe. Der oben ge- 
nannte Gärtner NIELSEN hat im letzten 
sehr ungünstigen Sommer eine Menge 


Samen erzielt, der ausgangs Sep- 
tember geerntet wurde. Auch hiervon 
kann ich mehr Samen liefern. (Der 


Amager Kohl aus Dänemark wird schon 
in Deutschland gebaut und bewährt sich 
gut, siehe Gartenflora 1892 S. 44 L. W.). 
Wenn es sich zeigen sollte, dass der 
von Ihnen selbst oder von Gebrüder 
DiPppE geerntete Samen nicht so grosse 
Kohlrüben oder Kohlköpfe giebt, wie 
der in Norwegen geerntete, so könnte 
das ein nicht geringer Vorteil für die 
Samenzucht unseres Landes sein. 
Schliesslich erbittet Herr Professor 
SCHÜBELER noch Samen der in Garten- 
flora 1891 S. 554 beschriebenen japa- 
nischen Klettergurke, von der wir ihm 
eine kleine Probe gern übersandten. 


Datura und Hibiscus in Mexiko. 

Diese beiden Pflanzen gehören zu den 
schönsten Blütensträuchern Mexikos. Die 
Datura arborescens (Brugmansia candida 
Pers.) stammt aus Peru, gedeiht jedoch 
hier vorzüglich. Sie bildet sich da, wo 
man ihr den nötigen Raum gewährt, zu 
einem breiten, 5 bis 6 »» hohen Strauch 
aus und ist fast zu jeder Jahreszeit mit 
einer Fülle der grossen, blendend weissen 
Blumen behangen. Von der Last dieser 
Blüten biegen sich die Zweige, was den 
Reiz der Pflanze nur erhöht. Üppiger 
noch wächst die gefüllte Art, und es ist 
ein unvergleichlicher Anblick, die weissen 
Massen durch die dunklen grossen Blätter 
schimmern zu sehen. .Die Mexikaner 
ziehen diese Pflanze meist als Hoch- 
stamm mit einer flachen radförmigen 


Litteratur., 


221 


Krone, an deren Unterseite die weissen 
Trichter herabhängen. Mir gefällt die 


Pflanze in ihrem natürlichen Wuchs besser, 


Ebenfalls wegen seiner grossen, leuch- 


tend dunkelroten Blüten ist der Hibiscus | 


ein geliebter Zierstrauch, doch kann ich 
nicht mit Bestimmtheit sagen, welche 
Species es ist”). 

Er bildeteinen starkwüchsigen, 6 bis 7 »z 
hohen baumartigen Strauch, der an den 
Enden der oft 2 »2 langen, starken Zweige 
blüht. Da man 
sicht auf die Jahreszeit zurückschneiden 
kann, so hat man es in der Hand, zu 
jeder Zeit etliche blühend zu haben. 
Am besten wirkt er als Hochstamm ge- 
zogen, der in der Höhe von 1!/, »z eine 
4 bis 5 »» breite Krone entwickelt. In 
den Kaffee-Plantagen wird er meist als 
heckenartige Einfassung der Wege ver- 
wendet und es ist ein geradezu gross- 
artiger Anblick, zu beiden Seiten die 
purpurroten Blütenmassen in dem dunk- 
len Laub und dahinter die wie mit 
Schnee übersäten glänzend dunklen 
Kaffeesträucher zu sehen, es ist eben 
ein Anblick, wie ihn nur die von der 
Sonne bevorzugten Länder 
können. Auch die gefüllten Arten sehen 
ganz gut aus, obgleich sie in allem um 
zwei Drittel kleiner sind. Die Vermeh- 


rung ist hier wie bei uns die der Weiden, | 


d. h. man schneidet einen Zweig ab, 


ihn hier ohne Rück- 


darbieten | auch er 


Erfolg der Preisbewerbung für den Südpark 
in Breslau. 

Der erste Preis von 1500 Mk. ist nicht 
erteilt, trotzdem 72 Entwürfe eingeliefert 
waren. Den zweiten Preis von ıooo Mk, 
erhielt Herr Landschaftsgärtner En. Horpe- 
Berlin. Dritte Preise von je 500 Mk. 
die Herren Stadt-Öbergärtner CLEMEN- 
Berlin, Stadt- Garteninspektor AxeEL 
FINTELMANN - Berlin, Landschaftsgärtner 
Eow. GLÄseL-Kopenhagen und Garten- 
architekt MEnzEL-Köln (Volksgarten). 


Grosse Weinanlage bei Berlin. 

Der Graf TALLEVRAND-PERIGORD will 
auf dem sogenannten Rosenthalschen 
Terrain zu Lichterfelde bei Berlin SW. 
grossartige Weintreiberei nebst 
und eventuell Versuchsstation 


eine 
Winzerei 
errichten. 


Verkauf von Obst und Gemüse nach Gewicht. 

Der Verein zur PBefördereng des 
Gartenbaues hat an das Kuratorium 
der städtischen Markthallen zu Berlin 
ein Schreiben gerichtet, in welchem 
um Verkauf des Obstes und 
Gemüses nach Gewicht bittet. Aus- 
genommen sollen nur sein: Wurzel-, 
Zwiebel- und Knollen - Gewächse mit 
Kraut, Blumenkohl und Salat, die nach 
Stückzahl, sowie Spinat und Grünkohl, 


steckt ihn in die Erde und hält ihn ' die nach Hohlmass verkauft werden 
etwas feucht, das ist alles. müssten. 
F. BussLEer, Orizaba. 
=) Wohl H. rosa sinensis L. ER 
Litteratur. 


Catalogus Plantarum Perennium 
Bienniumque in Horto Botanico 
Bergiano. Annis 1890—91 sub dio 
culturam adjectis adnotationibus bo- 
tanieis nonnullis auctoribus 
Wirrtrock et H. ©. JueL. Stockholm 
Isaac MARCUS 1891. 
Enthält das Verzeichnis 


der Pflan- 


zen des botanischen Gartens zu Stock- | 


VasBı 


holm und giebt dem aufmerksamen Be- 
obachter ein interessantes Bild, wie weit 
nördlich einige im Süden heimische Ge- 
wächse gehen. Die systematische No- 
menklatur beruht grösstenteils auf den 
in den »Praelectiones« von Linn&E (her- 
ausgegeben von GISECKE 1792) gege- 
benen natürlichen Gruppen. E. H. 


222 


Ausstellungen, 


Ausstellungen und Kongresse. 


Hamburg-Altonaer Gartenbauverein. 

Die am 7. März abgehaltene Sitzung 
war, im Gegensatz zur Februarversamm- 
lung, die nur mit einigen unbedeuten- 
den Aussteilungsobjekten beschickt war, 
äusserst interessant. Von einem Wands- 
becker Farnzüchter wurde ein einjäh- 
rıger Sämling einer Lomaria-Varietät ge- 


zeigt. Die im Verhältnis zum Alter 
starke Pflanze (2 Fuss Durchmesser) 
scheint das Produkt einer Kreuzung 


zwischen L.. gibba und Blechnum bra- 
siliense zu sein und zeichnet sich durch 
gedrungene Form und üppiges, schnelles 
Wachstum vor den 2 Stammformen aus. 
Ein zweiter Aussteller führte eine Azaleen- 
neuheit vor. Die Farbe und Form der 
Biumen erinnern an die Sorten Kuni- 
gunde Emmel und Sigismund Kucker, 
stammen jedoch, wie der Aussteller mit- 
teilt, von alba magnifica. Grosses In- 
teresse nahm eine von Harms 
dem Namen Syr. vulgaris alba pl. aus- 
gestellte Syringe in Anspruch. Die Fül- 
lung der reinweissen Blüten, die im 
übrigen denen der bekannten Charles X. 
ähneln, ist eine vollständige und tadellose, 
ob aber diese Art den bekannteu Treib- 
sorten in Bezug auf Verwendung in der 
Binderei denRang streitig machen wird, 
muss dahin gestellt bleiben; als Pflanze 
ist sie jedoch sehr schön. 

Orchideen waren von 5 Ausstellern 
gesandt. Ein Spezialist erscheint mit 
einer Kollektion einiger schöner Varie- 
täten von Odontoglossum Alexandrae 
und triumphans und Oncidium Sarcodes. 
In der durch gute Kultur sich aus- 
zeichnenden Gruppe vom Konsul BEHRENS 
fielen einige Pflanzen von Lycaste 
Skinneri durch die besonders helle Fär- 
bung ihrer Blumen auf. 
blühendes Exemplar von Cymbidium 
Lowianum, eine seltene Varietät von 
Cattleya Lüddemanniana und einige 


unter | 


Ein: starkes | 


| nichts 


Oncidium Papılio Kramerianum fanden 
sich ebenfalls in dieser Gruppe. Der 
botanische Garten brachte eine grössere 
Gruppe von Odontoglossum, Oneidien 
u.s.w. Zu bemerken ist die interessante 
Maxillaria tricolor und die rotblühende 
Sophronitis grandiflora. Ein anziehen- 
der Vortrag von Dr. GözE-Greifswald 
über »Die Welt der Sträucher« beschloss 
den. Abend. F. Br. 


Handelspflanzen-Ausstellung zu Hamburg. 

Im August a. c. findet hier bekannt- 
lich eine Ausstellung von Handels- 
pflanzen statt. Näheres kann, da noch 
veröffentlicht, nicht mitgeteilt 
werden. In der im April abzuhaltenden 
ausserordentlichen Versammlung sind 
nähere Mitteilungen über die Ausstel- 


\ lungsangelegenheit, welche bis auf die 


Lokalfrage erledigt ist, zu erwarten; zu- 
gleich wird .das Komite, welches die er- 
forderlichen Schritte zur Beschickung 
der Chicagoer Ausstellung berät, sich 
in dieser Angelegenheit äussern. 

F. Bor. 


Deutscher Pomologen-Verein. 

Auf Einladung des Vorsitzenden des 
Deutschen Pomologen-Vereins, Ökono- 
mierats SPÄTH, fand unter dessen Lei- 
tung am ı2. März in Hannover eine 
Versammlung der Mitglieder der Pro- 
Hannover und des Herzogtums 
Braunschweig des Deutschen Pomo- 
logen-Vereins behufs Bildung einer Sek- 
tion »Hannover-Braunschweig« statt. 

Die Gründung der Sektion erfolgte 
unter Wahl des Baurat FRAnk-Hanno- 
ver zum I. Vorsitzenden und des Lan- 
desbauinspektor BRÜnInG-Göttingen zum 
Schriftführer. 

Tags darauf, zum 13. März, hatte 
Ökonomierat Späth die Mitglieder 
Oldenburgs, Ostfrieslands und Bremens 


vinz 


Ausstellungen. 


des Deutschen Pomologen-Vereins nach 
Oldenburg zur Bildung einer Sektion 
zusammenberufen und ist an diesem 


lila Blumen besetzten Schaft. Dieselben 


' ähnelten der Form und Grösse nach den 


' Blumen von Lilium longiflorum. Nach 


Tage die Sektion »Oldenburg-Ostfries- 


land-Bremen« gegründet worden. 

Zum I. Vorsitzenden wurde 
garteninspektor OHrT-Oldenburg, zu 
Stellvertretern Obergärtner OHLE-Even- 


sitzer HELLEMANN für Bremen und Dr. 
KREYMBORG für Oldenburg, zum 1. Schrift- 
führer Kunst- 


Lehrer HUNTEMANN gewählt. 

Gartenbauverein für Hamburg. Altona und 

Umgebung. 

In der Januarsitzung waren wieder 
sehr schöne Pflanzen, darunter einige 
Orchideengruppen ausgestellt. Der Gar- 
ten des Konsul BEHRENS war mit einer, 
zum grossen Teil aus Exemplaren der 
reizenden Oncidium pulvinatum und 
splendidum und der sehr schwer blühen- 


ı Exemplar das erste sein, 
Hof 


sollte dieses 
welches 

Deutschland blühend gezeigt wird. 
Ein Vortrag, äusserst lehrreich, von 


Angabe des Ausstellers 


in 


| Prof. DETMER aus Jena über das Be- 
burg für Ostfriesland, Baumschulenbe- 


und ‘° Handelsgärtner 
VIrcHow-Rastede, zum II. Schriftführer 


den Laelia acuminata und Odontoglos- 
ı wo grosse Festlichkeiten geplant sind, 


sum constrictum Sanderianum bestehen- 
den Gruppe vertreten. 
steller führte dann noch die neue Varietät 
der Bromeliacee Caraguata cardinalis 
vor, unterschieden von der ihr ähnlichen 
Form durch die geringe Erhebung des 


Derselbe Aus- 


Blütenstandes über die Brakteen; eben- | 
falls eine Cattleya Matuliana(?). Dieselbe 
‚ Zeit stattfinden. 


soll eine neue Einführung SANDERS’ sein, 


unterscheidet sich aber durch nichts von | 
' findet in Karlsruhe die Konferenz deut- 


der bekannten C. Percivaliana. Es ver- 
traten diese Ansicht auch die anwesen- 
den Specialisten. Her stellte ebenfalls 
eine Gruppe Orchideen aus, welche je- 
doch weniger Interesse beansprucht. Ein 
sehr grosses Exemplar von Lopezia mi- 
niata, einer Önagraceae, sei noch erwähnt, 
desgleichen eine unter dem Namen Ama- 
ryllis procera, Imperatrice du Bresil, aus- 
gestellte Amaryllideae, Amaryllis procera 
Duchartre oder nach Baker Hippeas- 
tium procerum Lemaire ist in dem 
Habitus mehr einem Crinum 
Das Exemplar trug einen 


ähnlich. 
mit drei 


ı Hauptausschuss 
 läums-Ausstellung, den Beginn derselben 


wegungsvermögen der Pflanzen, bildete 
den Schluss dieses interessanten Abends. 
F. Br. 
Von der Karlsruher Jubiläums-Ausstellung. 
Verschiedene Gründe veranlassten den 
der Karlsruher Jubi- 


um acht Tage zu verschieben, auch 
glaubte man mehrfach geäusserten 
Wünschen der Aussteller zu entsprechen, 
welche zu der arbeitsreichen Österzeit 
nur ungern sich zur Beschickung bereit 
fanden; ein Hauptgrund bestand aber 


darin, den 29. April, den Tag des 
4ojährigen Regierungsjubiläums des 
Grossherzogs und hohen Protektors, 


in die Ausstellung fallen zu lassen. Die- 
selbe wird nunmehr am 23. April .er- 
öffnet werden und bis 2. Mai dauern. 
Die Maschinen- und Geräte-Ausstellung 
(nur für gärtnerischen und landwirtschaft- 
lichen Betrieb), räumlich von der Garten- 
bau-Ausstellung getrennt, wird zu gleicher 


Am Sonntag, den 24. April, g Uhr, 


scher Koniferenzüchter nebst Beratung 
über Bildung einer Deutschen dendro- 
logischen Gesellschaft statt. Am 
gleichen Tage, 4 Uhr, tagt im Cafe No- 
wack eine Versammlung des Verbandes 
der Handelsgärtner Deutschlands. 


Der Königliche botanische Garten zu 
Berlin wird vom Mai ab während des 
Sommers auch in jedem Monat einmal 
Sonntags dem Publikum geöffnet sein, 
und zwar an jedem zweiten Sonntag 
von 2—7 Uhr. 


N RE B ee — 


Personal-Nachrichten. — Sprechsaal. 


Personal-Nachrichten. 


Dem bisherigen Direktor des König- 
lichen pomologischen Instituts zu Pros- 
kau, Ökonomierat Gustav SToLL, ist der 
rote Adler-Orden III. Klasse mit der 
Schleife verliehen. 

Professor Dr. RupoLpH SToLL, bisher 
in Klosterneuberg, ist als Nachfolger 
seines Vaters am ı. April in sein Amt 
als Direktor des pomologischen Instituts 
Proskau eingeführt. 

Dem Gärtner WıLH. BaEss zu Planitz, 
Kr. Ruppin, ist das allgemeine Ehren- 
zeichen verliehen. 


Dr. C. CorrENnS hat sich an der Uni- 
versität Tübingen als Privatdozent für 
Botanik habilitiert. 

Herr JuLivs Trıp ist am ı. April vom 
Magistrat der Königlichen Haupt- und 
Residenzstadt Hannoverzum Stadt-Garten- 
inspektor ernannt und auf Lebenszeit 
angestellt. Der Gartenkünstler WESSBERGE 
ist am gleichen Tage als Stadt-Obergärt- 
ner mit festem Gehalt angestellt. 

ı7. März 7 zu Münster der ordent 
liche Professor der Botanik und Zoologie 


ı daselbst, Geheimer Medizinalrat Dr. phil. 


et med. ANTON KARSCH. 


Sprechsaal. 


Frage 9. Es kommt mir daraufan, einen | 


runden Platz in meinem Garten, welcher 
19 »» ım Durchmesser hat, und der mit 
1o Stück grossen und schönen Bäumen 
(Kastanien und Eschen) bestanden ist, 
in gutem Schmuck zu erhalten. Da der 
Platz unmittelbar vor dem Wohnhause 
liegt und da ihn auch freundliche 
Seitenpartien flankieren, so muss ein 
Wert auf die Schmückung gelegt werden, 
die ıch bislang aber trotz vielfach ge- 
suchter Ratschläge uur immer vorüber- 
gehend habe erreichen können. Nach 
vorausgegangenen andern Vornahmen 
versuche ich es seit zehn Jahren mit 


Rasen, dessen Flächen ich mit Blumen- | 


anordnungen durchziehen lasse; aber 
selbst dann, wenn ich bis zu vier mal 
neue Ansäungen vornahm, hatte ich nur 
wenige Tage Freude an den grünen 
Flächen. Das Gras, so verschieden ich 
den Samen auch wählen mochte, ver- 
schwand bald völlig und die Blumen- 
anordnungen liessen trotz guter Dün- 


| durch 


gung an Dürftigkeit nichts zu wünschen 
übrig Sachverständige weisen wegen 
dieser Misserfolge auf den Baumschatten 
und auf die Wassertraufen hin, welche 
die Blätter der Kastanien bei 
Regen gebildet werden, und endlich 
auch auf die Wurzeln der Kastanien, 
welche allerdings bei dem regelmässig 
umgegrabenen Boden, nach oben stre- 
bend, diesen erheblich aussaugen mögen. 
Diesen Auslassungen wird man auch 
wohl beitreten können, denn während 
in meinem Garten an andern Schatten- 
stellen Epheu, Immergrün und Asarum 
europaeum gut fortkommen, versagen 
sie unter Kastanien den Dienst. Können 
mir nun nach diesen Ausslassungen 
bisher an andern Stellen vergeblich ge- 
suchte Vorschläge für eine anderweite 
Behandlung des Platzes, in dessen Mitte 
ein Bassin mit Springbrunen angebracht 
ist, gemacht werden, so werde ich die- 
selben mit der Bitte um deren Verlaut- 
barung gern empfangen. L. B. in H. 


Eduard von Regel 7 
Am 27. April d. J. entschlief der Begründer dieser Zeitschrift, 


Geheimer Rat Dr. Eduard von Regel Excellenz, Direktor des Kaiserl. 
botanischen Gartens in St. Petersburg, geboren am 13. August 1815 


zu Gotha. Sein Name bleibt der Nachwelt dauernd erhalten, sein 
Geist soll die Gartenflora auch ferner durchwehen! 

In tiefem Schmerz über den Verlust unseres väterlichen Freundes 
für heute nur diese Worte, ein ausführlicher Bericht über sein: Leben 
nächstens. L. WITTMACK. 


Phyliocactus x Franzii Hort. germ. 
Hierzu Tafel 1370, I. 


Stamm von unten verzweigt, Zweige blattartig geschweift, Blume mittel- 
gross, äussere Blumenblätter scharlachrot, innere violett, Blumenröhre kurz, 
beschuppt, Schuppen klein. — Phyllocactus Franzii ist ein älterer Blendling 
von ausgezeichnetem Kolorit und steht dem Phyllocactus Lorentzii sehr 
nahe, vielleicht ist letzterer nur synonym. H. HILDMANN-Birkenwerder. 


Phyllocactus » Pommer Eschei Hild. 
(Phyllocactus Wrayi < crenatus Haageanus.) 


Hierzu Tafel 1370, 2. 


Stamm wenig verzweigt, Zweige unten fast rund, oben breit, weitläufig ge- 
kerbt, Axillen borstenlos. Blumen sehr gross, äussere Blumenblätter lanzett- 
förmig, schmäler als die inneren, diese spatelförmig mit weicher Spitze; innere 
Blumenblätter dunkelrosa, äussere lachsrot; Blumenröhre lang; Kelchblätter 
grünlich mit bräunlichen Rändern; Frucht eiförmig, 4—5 cm gross, purpurrot; 
Längsränder unregelmässig, wenig erhaben, einige nur bis zur Hälfte der 
Frucht reichend, in kleine Schuppen: auslaufend. Narbe unregelmässig,; in 
der Mitte lochartig vertieft. Dieser Blendling, seiner Zeit von Herrn KRAUSE 
in Halle aus obiger Kreuzung erzielt, blühte im vorigen Jahre zum ersten Mal 
und zeichnete sich in Bezug auf Grösse und Farbe der Blumen besonders aus. 

Benannt zu Ehren des Wirklichen Geheimen Oberfinanzrates und 
Provinzial-Steuerdirektors Herrn VON POMMER ESCHE, Direktor des Vereins 
zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten. 


H. HILDMANN-Birkenwerder. 


Gartenflora 1892. 


226 Carl Bolle: Ein Baumgärtchen unter der Erde. 


Ein Baumgärtchen unter der Erde. 
(Schluss. Von Dr. Carl Bolle. 


Zuerst war die kleine Anlage, einmal angewachsen, allerliebst. Von schmalen 
Steigen durchschlängelt, mit einem Sitzplätzchen vor der bildwerkgeschmückten 
Epheuwand, bot sie das Abbild eines netten Miniaturgärtchens, von ungewöhn- 
lichem Pflanzenwuchs erfüllt, dar. Wer darin sass, der sah, wie aus tiefer Schlucht 
heraus, nur den Himmel über sich und um sich her jenseit der Grenzmauern die 
Silhouetten hoher Koniferen sich abzeichnen, während leicht bewegliche Bambusen- 
halme über die Glaswand hereinnickten. Er konnte auch auf den horizontal 
verlaufenden Giebeln in Rinnen gepflanzt mannigfache Fettpflanzen gewahren: 
Kakteen, Mesembrianthemen und canarische Semperviven, alle dazu angethan, 
die Illusion, in der er sich befangen glauben durfte, noch zu erhöhen. 

Das hat sich mit der Zeit geändert. Jetzt ist das Ganze zu einem einzigen 
dichten Buschwerk verwachsen, in welches man am füglichsten, um es zu be- 
trachten, von obenher hineinschaut. Weg und Steg sind kaum mehr erkennbar 
und wenn der Hauswirt, dem Worte der Schrift gemäss, hier jemand unter den 
allerdings vorhandenen Weinstock und Feigenbaum laden wollte, so müsste es das 
Eichhörnchen sein, das vom Walde her Besuch abzustatten kommt. Für menschliche 
Gesellschaft in der Mehrzahl ist kein Platz vorhanden. Der übermässig dichte 
Stand der Gewächse erscheint indes hier als ein geringerer Nachteil wie im 
freien Gartenlande. An sich schon hemmt der beschränkte Raum die individuelle 
Entwicklung um ein bedeutendes, ja lässt sie, zu sehr gesteigert, nicht einmal als 
etwas vorteilhaftes erkennen. Zuletzt muss Herausnehmen kostbarerer Sachen und 
Preisgeben des minder Wertvollen, bei zunehmendem Druck Hilfe bringen. So 
haben denn hier in jüngster Zeit Axt und Baumsäge stark gewaltet; dass es 
geschehen sei, wird freilich niemand recht glauben wollen. 

Trotz aller Übelstände erfreut diese Anlage als etwas ungewöhnliches. 
Sie genügt für die grosse Mehrheit der Mediterrangewächse, sowie für viele unter 
den Japanern. Die ersteren werden, der Erinnerung und der Stimmung nach, immer 
die Anziehendsten für uns bleiben, also am ehesten den Platz verdienen. Bei 
geringerer Raumbeschränkueg und bei Aufwendung grösserer Mittel liessen sich 
analoge Einrichtungen leicht zur Herberge von noch weit mehr südlichem Baum- 
werk gestalten. Schon jetzt hat die unsrige den Nutzen, gleichzeitig zur Über- 
winterung von halbharten Sachen in Topf oder Kübel, die zwischen den eigent- 
lichen Insassen noch Raum finden, dienen zu können. 

Das Zudecken geschieht durch gut schliessende Laden, über welche später 
Rohr geschichtet wird. Ebenso werden die Fenster seitwärts mehr oder weniger 
dicht mit Streussel verwahrt. Selten ist es nötig, vor Mitte November einzudecken; 
naturgemäss hängt dies von dem früheren oder späteren Eintritt des Winters ab. 
Einige Grade Frost thun im Spätjahr keinen Schaden. Weit vorsichtiger ist mit 
dem Aufdecken im Frühjahr zu verfahren, weil die Pflanzen dann im Saft stehen 
und eine gesteigerte Empfindlichkeit zeigen. Lüftung während der eigentlichen 
Winterzeit ist kaum erforderlich, gelegentliche Öffnung der Thür reicht dazu hin. 
Geraten erscheint, in einer solchen Pflanzung die laubabwerfenden Gewächse von 
den immergrünen zu sondern, da die abfallenden Blätter der ersteren leicht faulen, 
wenn sie nicht baldigst sorgfältig entfernt werden. Naturgemäss dürften die 
immergrünen überdies hier weitaus den Vorzug behaupten. 

Sie vor allen sind es, welche die beabsichtigte Wirkung hervorbringen, denn 
nichts ist reizenderalsbeim Abdecken inmitten der dann noch grösstenteils erstorbenen 


Carl Bolle: Ein Baumgärtchen unter der Erde. 227 


Natur einen solchen Raum voller Laubfrische und Laubglanz gewissermassen 
urplötzlich auferstehen zu sehen. In diese Zeit, nicht minder aber auch in den 
Spätherbst, fällt recht eigentlich die Glanzperiode des Gärtchens unter der Erde. 

Bisweilen nennen wir es so, gewöhnlich heisst es das Erdhaus. Andere, Besucher 
zumeist, haben ihm poetischer den Namen des italienischen Gärtchens beigelegt. 
Es blieb der stets nur in liebenswürdigster Weise satirischen Ader unseres Freundes, 
des Herrn Rat SpÄTH, vorbehalten, dafür, der Form des Mauerwerks wegen, das 
Wort »Scharfenberger Erbbegräbnis« zu finden. Wenn aber der selige M. LORBERG 
von einer etwas weichlichen Baumart sprach, so pflegte er hinzuzufügen: »um die im 
Freien zu haben, muss man mit ihr, wie Dr. BoLLE es thut, unter die Erde gehen « 


Nachtrag. 

In betreff meiner in der Gartenflora erscheinenden Studie »ein Baumgärtchen 
unter der Erde« erhalte ich soeben von einem rühmlichst bekannten Veteranen 
der Gartenkunst aus unserem Nachbardorfe Friedrichsfelde eine Zuschrift nach- 
stehenden Inhalts. 

Zu den Lebenden, welche sich der Sasseschen Anlage zu Wilmersdorf noch 
"lebhaft erinnern, gehört dieser zufolge ausser den von mir Genannten noch Herr 
ADOLF DEMMLER, Derselbe konditionierte unter O’rto als junger Mann im hiesigen 
botanischen Garten und erinnert sich gern daran, wie er mit C. BoucHE und anderen 
Gärtnern oft von Schöneberg aus über die Sandfelder nach Wilmersdorf gewandert 
sei, nicht zum mindesten um dort jene seltene Erscheinung südlicher Vegetation im 
freien Lande in Augenschein zu nehmen. 

Die Sassesche Anlage bildete gewissermassen ein Annex des zu jener Zeit 
in Ruf stehenden Banquier FRIEBESchen (jetzt KAHLBAUMschen) Gartens, welchem 
nach einander die Obergärtner BAYER und PILDER vorstanden, die zugleich, wenn 
Herr Legationsrat Sasse abwesend war, dessen Pflanzung in Aufsicht nahmen. 

Herr DEMMLER erwähnt zugleich einer der Sasseschen und der meinigen 
analogen Anlage auf dem Kirchhofe zu Schwerin in Mecklenburg, den er als einen 
zweiten Pere Lachaise rühmt. Dieselbe befindet sich neben einer vom seligen 
Hofbaurat DEMMLER, dem Onkel unseres werten Freundes und Erbauer des 
grossherzoglichen Schlosses, errichteten Grabkapelle. Hier stehen, allerdings in 
Kübeln und Töpfen, Myrten, grossblütige Magnolien, Kirschlorbeer, Aukuben, 
Yukkas und japanische Evonymus, allein durch die Erdwärme gegen Frost ge- 
schützt. Helleborus niger und sehr verschiedene Zwiebelgewächse blühen den 
ganzen Winter hindurch; selbst bei 18° R. Kälte haben sie noch nie gelitten, viel- 
mehr seit 25 Jahren stets ohne Schaden ausgehalten. 

Diese Grabkapelle liegt an einem Hügel, nach Südost zu. Herr DEMMLER 
bemerkt nach Beschreibung derselben: Leicht liesse sich, etwa an einen Weinberg 
gelehnt, in ähnlicher Weise ein Wintergarten beschaffen. 

Über das erhaltene Lebenszeichen aus Herrn DEMMLERs Feder aufrichtig 
erfreut, entbietet demselben der Unterzeichnete herzlichen Gruss, nebst der Bitte, 
die Auslassung seines Namens neben dem von Herrn Obergärtner SCHMIDT gütigst 
entschuldigen zu wollen. Er hofft, dass die 83 Jahre des Nestors Berliner 
 Hortikultur ihn nicht verhindern werden, im Laufe des kommenden Sommers in 
Scharfenberg Eindrücke seiner Jugend, wenn auch nur in bescheidenem Masse, 
aufzufrischen. Ist es ja doch, dank unseren Verkehrsmitteln, jetzt wohl leichter, 
von Friedrichsfelde aus an den Tegeler See zu gelangen, als damals über die 
Sandwehen der »Wilmersdorfer Fichten« von Schöneberg aus den beschwerlichen 

eg zu machen, der trotzdem jungen Beinen nicht allzu sauer geworden sein wird. 
 _ 17° 


228 P. Rottenheusser: Zur Stollfeier. 


Zur Stollfeier. 
I. 
Von P. Rottenheusser. *) 


Hierzu Portrait. 


Ökonomierat SrorLL ist einer jener Männer, denen es gelungen ist, durch 
eisernen Fleiss und unermüdliche Thatkraft, im Verein mit edlem Charakter, sich 
vom einfachen Gärtnergehilfen zu einer im gesellschaftlichen Leben hohen Stellung 
und zur Autorität im Fache empor zu arbeiten. 

Er ward geboren am 9. September des Jahres 1814 in Ottorowo, im Kreise 
Samter, Provinz Posen, als der Sohn eines angesehenen und geachteten Gärtners. 

Da er sich schon früh für die Gärtnerei interessierte, so trat er bei dem 
tüchtigen Fürstl. CaroLaTuschen Hofgärtner C. KLEEMANN in die Lehre. Nach 
deren Beendigung bekleidete der junge, nach Vervollkommnung strebende Mann 
einige Gehilfenstellen, unter denen besonders die im Breslauer Königl. botanischen 
Garten innegehabte Stellung als erster Gehilfe für ihn von Bedeutung wurde, denn 
das Wohlwollen der Professoren NEES VON ESENBECK und Dr. SCHAUER ermöglichte 
es ihm, an der dortigen Universität Vorlesungen über Botanık und Physik zu hören. 

Dem nun in jeder Beziehung gärtnerisch ausgebildeten Mann wurde hier bald 
Gelegenheit geboten, seinen sehnlichsten Wunsch, den Süden Europas kennen zu 
lernen, zur Verwirklichung zu bringen. 

Die in Breslau mit ihm bekannt gewordene Marquise von FABRISS übertrug 
ihm die Ausführung einer Parkanlage auf ihrer Besitzung in St. Lorenzo bei Pirano 
in Istrien. Nach deren Vollendung bekleidete er im botanischen Garten in Genua 
das Amt eines Assistenten; diese Stellung schien ihm wenig zuzusagen, denn er 
kürzte seinen Aufenthalt ab und reiste zu Fuss über Nizza, Marseille, Montpellier, 
Toulouse, Bordeaux, T'ours, Paris, Orleans, Lyon zurück nach Nizza, überall die 
ıhm fremden gärtnerischen Verhältnisse studierend. Von Nizza aus schiffte er sich 
nach Neapel ein, und machte von hier aus weite Fusstouren durch Süditalıen, nach 
Brindisi, Corfu und Sizilien. Auf letzterer Insel bestieg er im Herbst 1841 auch 
den Aetna. 

Dem Anerbieten des Fürsten Gıuseppı Massanı in Rom folgend, wurde er 
von diesem mit der Ausführung einer ausgedehnten Gartenanlage betraut und 
schliesslich zum Verwalter der übrigen Güter des Fürsten ernannt. Im Jahre 1844 
begab sich STOLL nach Schlesien, um seine Gattin nach dem sonnigen Italien 
heimzuführen. Der glücklichen Ehe entsprossen drei Söhne. Leider erwies sich 
aber im Laufe der Zeit das Sommerklima Roms für seine und seiner Familie Ge- 
sundheit nachteilig und er sah sich gezwungen, im Jahre 1848 Italien zu verlassen. 
Er bewarb sich um die an der landwirtschaftlichen Akademie in Proskau frei 
werdende gärtnerische Stellung und erhielt dieselbe auch. Sechs Jahre verwaltete 
er das Amt, mit welchem auch die Vorlesungen über Obst- und Gartenbau ver- 
bunden waren. 

Im Jahre 1854 verliess er jedoch Proskau, um auf der Besitzung des Öberst- 
lieutenants von THIELE-WINCKLER eine umfangreiche Gartenanlage auszuführen. 
Nach Vollendung derselben übernahm er die Leitung über sämtliche auf den 
einzelnen Gütern vorhandenen Gärten. Ein grosses Gebiet fachlicher Thätigkeit 
eröffnete sich hier dem unermüdlich vorwärts strebenden Manne. 


*) Vergleiche No. 7, Seite 184, wo statt Rothenheuser Rottenheusser gelesen werden muss. 


P. Rottenheusser: Zur Stollfeier. 


229 


Bei seiner aufreibenden und überanstrengenden Thätigkeit liess er jedoch die 
seiner Gesundheit schuldigen Rücksichten ausser acht, und nach ı11'/,jähriger 
Arbeit sah er sich gezwungen, sich ganz der Ruhe zu widmen. 

Glücklicherweise besserte sich sein Zustand und er konnte dem Rufe des 
Herrn Ministers für landwirtschaftliche Angelegenheiten folgen und die Leitung 
des im Entstehen begriffenen pomologischen Instituts in Proskau übernehmen. Die 
Anstalt wurde im Jahre 1868 eröffnet und ihm die definitive Leitung übertragen. 

Ein neues Feid rastloser, weitgehendster Thätigkeit eröffnete sich dem neuen 


Ökonomie-Rat Gustav Stoll, 
geboren am 9. September 1814. 


Direktor, und die meisterhaften, genialen, zur Belehrung dienenden Schöpfungen 
einerseits, sowie aber auch andererseits die treffliche, energische Leitung des In- 
stituts, das unter ihm zur schönsten Blüte gelangte, beweisen, dass die Wahl der 
hohen Regierung eine äusserst glückliche war. Letztere hat dies auch erkannt 
und gebührend gewürdigt, indem sie dem Leiter der Anstalt im Jahre 1872 den 
Roten Adlerorden 4. Klasse und im Jahre ı882 den Titel eines Königlichen 
Okonomierats verlieh. 

Das Institut wurde mit acht Zöglingen eröffnet; der Besuch steigerte sich 
immer mehr, so dass dasselbe gegenwärtig von etlichen 60 Zöglingen besucht wird. 

Aus allen Gauen Deutschlands, sowie aus dem Auslande, kommen alljährlich 
wissbegierige Gärtner hierher, um Schätze für die spätere Praxis zu sammeln. Alle 
aber, die hier waren und hier sind, sie werden dem scheidenden, geliebten Direktor 
stets ein ehrendes und dankbares Andenken bewahren. 

Zur Feier selbst tragen wir noch folgendes nach: 


230 H. Gaerdt: Luxus mit Blumen und Kränzen im Altertume und zur Zeit. 


Die Stadt Proskau überreichte dem Jubilar am 24. März eine Adresse und 
brachte ihm am Abend einen Fackelzug. 

Am 1. April überreichte Herr Geh. Ober-Regierungsrat Dr. SINGELMANN nach einer 
warmen tief ergreifenden Dankesrede ihm den Roten Adlerorden 3. Klasse mit der 
Schleife. Hierauf erfolgte die Einführung und Vereidigung des neuen Direktors Pro- 
fessor Dr. RUDOLPH SToLL, bisher in Klosterneuburg. Herr Landrat GERLACH, zweiter 
Kurator des pomologischen Instituts, feierte alsdann den abgehenden Direktor, 
dem namens der Lehrer Dr. SORAUER den wärmsten Dank sagte. STOLL antwortete 
und zum Schluss hielt sein Sohn, der neue Direktor, eine warme Ansprache an 
Lehrer und Zöglinge. 


Luxus mit Blumen und Kränzen im Altertume und zur Zeit. 
Von H. Gaerdt. 


Die Sitte, durch Blumen und Kränze Feste zu verherrlichen, wie den Einzelnen 
mit Blumen und Kränzen zu ehren, zu schmücken, war bereits im Altertum üblich, 
und Plinius in seiner Naturgeschichte sagt, sie sei uralt. Indessen ist die Art 
und Weise mehr oder weniger eine andere geworden. Ausser der Rose und dem 
Veilchen, welche im Altertum wie zur Jetztzeit, als Blume wie im Kıanze Ver- 
wendung fanden, sind auch die Blumen andere. 

Um Vergleiche anstellen zu können zwischen dem Blumenluxus des Altertums 
und unserer Zeit, erscheint es notwendig zu erforschen, wie die klassischen Völker 
des Altertums die Kränze verwendeten. Nach Plinius gebrauchten die Alten 
sehr dünne Kränze, welche sie Bänder (stroppi) nannten, und daraus entstanden 
die Kränze (strophiola). Die Kränze kamen bei Opfern und kriegerischen 
Ehrenbezeigungen in Anwendung. -Aus Blumen machte man Guirlanden, welche 
man serta nannte, von serere (zusammenfügen), weil man Strauss an Strauss 
(servia, von gleicher Abstammung) knüpfte. Später ging man zu bunten Blumen 
über, als sich der Maler Pausius von Sicyon (375 v. Chr.) ins Mittel schlug, 
Kränze von verschiedenen Farben und Gerüchen zu verfertigen. Dieser Maler 
war in eine Kranzwinderin, Glycera, verliebt, deren Arbeiten er malte und diese 
war es, die ihn zu grösserer Mannigfaltigkeit bestimmte, wodurch eine Art Wett- 
streit zwischen Kunst und Natur entstand. 

Kränze aus Blumen nannte man coronae, von dem griechischen Worte 
gleichen Namens, aus welchem später das Wort »Krone« für uns wurde. Man 
pflegte bei Schmäusen und beim Trinken, wohl auch bei öffentlicher Freude, 
sowie bei Opfern sich einen Kranz aufzusetzen; auch wurde ein solcher zur 
Belohnung verehrt und hiess bei einem siegreichen Feldherrn corona trium- 
phalis, er war aus Lorbeer bestehend; corona civica bei einem römischen 
Bürger, welcher einen anderen gerettet hatte, aus Eichenlaub geflochten; corona 
muralis bei einem Krieger, welcher als der erste eine Mauer erstieg; corona 
castrensis bei einem Krieger, der zuerst in das feindliche Lager eindrang; 
corona navalis bei einem Seemann, welcher ein feindliches Schiff vor allen 
übrigen erstieg; corona obsidionalis bei einem Feldherrn, der den Ruhm 
hatte, seine römischen Landsleute von einer Blokade befreit zu haben; corona 
aurea überhaupt bei jedem Tapferen. Natürlich wurden die alten Götterbilder 
auch bekränzt und selbst den Toten setzte man einen Kranz auf oder trug ihn 
voran. Ein Diminutiv des Wortes corona hiess corolla, d. h. Kränzchen, das- 


H. Gaerdt: Luxus mit Blumen und Kränzen im Altertume und zur Zeit, 231 


selbe Wort, das man in der Botanik für jede »Blumenkrone« anwendet. Der- 
gleichen Kränzchen wurden schon zu jener Zeit als Zeichen der Anerkennung 
gegeben. Ein corollarium war ein Geschenk zu einem Kränzchen, woraus 
hervorging, was man im allgemeinen Trinkgeld oder dergleichen nennt. Nach- 
dem man einmal Kränze aus Blumen eingeführt hatte, ging man auch daran, 
die sogenannten ägyptischen, später die winterlichen Kränze in Gebrauch zu 
nehmen; diese, weil sie, da im Winter die Blumen fehlten, aus gefärbten Bruch- 
stücken von Hörnern gemacht waren. Die winterlichen Kränze fanden auch in 
Rom Beachtung, wo sie aber wegen ihrer Kleinheit »Kränzchen« genannt würden, 
die man später aus dünnen vergoldeten oder versilberten Kupferblechen machte 
und »Kranz-Geschenke« (Lemnisci) nannte. Auch dies Wort war wohl von den 
Griechen herübergenommen, welches somit das Band bezeichnet, das von 
diesem Kränzchen herabhing. Darum konnte es sich auch ereignen, dass man 
diese Bänder für sich allein zur Ehre oder zum Geschenke einander zuwarf oder 
jemandem verehrte. (Unsere Ordensbänder sind etwas ähnliches.) 


Wie jedoch unter den Römern für die Bürger bereits eine Klassen-Einteilung 
herrschte, ebenso übertrug man selbige auf die Kränze. Zunächst kam es darauf 
an, sich überhaupt eines Kranzes würdig zu machen. In dieser Beziehung 
schreibt Plinius, dass z. B. die in den öffentlichen Schaustellungen errungenen 
Kränze in hohem Ansehen standen, denn zu diesen Kämpfen begaben sich die 
Herren entweder selbst in den Circus, oder sıe liessen ihre Sklaven dahin gehen; 
darauf habe sich ein Gesetz der ı2 Tafeln bezogen, welches kurz besage, dass 
wer selbst oder für sein Geld einen Kranz gewinne, ein Unterpfand für seine Tapfer- 
keit habe. Worin bestand nun diese Ehre? fragt Plinius weiter und antwortet: 
dass den Siegern oder ihren Eltern bei ihrem künftigen Tode auf dem Toten- 
bette sowohl, als auch bei ihrer Beerdigung ein solcher Kranz mit Fug und Recht 
aufgesetzt werden durfte, denn nicht einmal die in Scherzspielen errungenen 
Kränze hätten ohne Unterschied aufgesetzt werden können, da bei der Praxis des 
Kranztragens eine grosse Strenge herrschte. Das erklärt sich dadurch, dass 
damals noch die Bekränzung eine Ehrenbezeigung für die Götter, für die öffent- 
lichen und häuslichen Laren (Hausgötter), sowie für die Gräber und Manen 
(Seelen der Verstorbenen) war. Im höchsten Ansehen aber stand die »Friedens- 
krone« in jener Zeit. Bei den Opfern trugen die Priester des Mars zusammen- 
gebundene Kränze und ebenso prachtvolle Kränze bei den Mahlzeiten, bis auch 
dieses sich änderte und Rosenkränze Sitte wurden. Ferner gedenkt Plinius noch 
des Graskranzes, von welchem er sagt, dass derselbe zur Bezeichnung des 
mächtigsten Volkes auf der Erde und zur Belohnung für erworbenen Ruhm im 
Ansehen am höchsten gestanden habe. Genug, der Kranz war im Altertum eine 
Auszeichnung, die vielleicht weit höher geachtet wurde als gegenwärtig andere 
Ehrenbezeigungen. 

Den höchsten Blumenluxus im Altertum trieb man mit Rosenblumen. 

Im griechischen Cultus war es ein Gebot, Rosenkränze den Göttern dar- 
zubringen. 

Rosenkränze schmückten bei fröhlichen Gelagen und Tänzen die Stirn 
der Gäste. 

Rosenkränze warf man dem heimkehrenden Sieger zu und der Triumphwagen 
des Feldherrn war mit Rosen umkränzt. 

Der Speisesaal Neros war berühmt, Decke und Seitenwände drehten sich 
mittels eines Maschinenwerkes um die Tafel und stellten abwechselnd die vier 


232 H. Gaerdt: Luxus mit Blumen und Kränzen im Altertume und zur Zeit. 


Jahreszeiten dar, wobei anstatt des Regens oder des Hagels ungeheuere Massen 
von Rosenblättern auf die Gäste herabfielen. Grosse Summen verschwendete der 
Tyrann auf diese Weise. 


Bei einem Gastmahle des Heliogabal kamen von der Saaldecke so viel 
Rosen herab, dass einige der Schmausenden in dem Blumenhügel erstickten. 

Von dem Rosengebrauch der Cleopatra wird berichtet, dass sie den Fuss- 
boden eine Elle hoch mit Rosenblättern bedecken liess, zu Ehren des Antonius. 

Ganz abgesehen von diesem Luxus fragt es sich, welche Blumen zu Kränzen 
im Altertum verwendet wurden. Plinius berichtet: Am beliebtesten waren solche 
Kränze, welche aus Narden-Blättern .bestanden oder solche, welche mit buntem 
Seidenzeuge durchflochten, sowie mit wohlriechendem Balsam bestrichen waren 
und die, wie Plinius sich ausdrückt, ıhren Ursprung der Prunkliebe der Frauen 
verdankten. Was jedoch unter Narde' zu verstehen sei, bleibt rätselhaft, da mehrere 
aromatische Pflanzen diesen Namen trugen;. wahrscheinlich aber meinte man die 
keltische Narde (Nardus celtica), eine Art Baldrian mit gewürzigen Blättern, welche 
bei den Botanikern als Valeriana celtica L. bekannt ist. 

Sonst kannten die Römer, wie Plinius ausdrücklich sagt, unter den Garten- 
gewächsen nur sehr wenige Arten, die sie zu Kränzen gebrauchten, fast nur Veil- 
chen und Rosen, und letztere wurden an den äussersten Enden der Kränze 
angebracht. Auch des Amarants (Amarantus caudatus L.) erwähnt Plıinius 
als eines Kranz-Gewächses. Man kannte in jener Zeit nur 2 Arten von Kränzen: 
solche aus Blumen “und solche aus Blättern. Zu letzteren sollen verwendet 
worden sein die Blätter der Stechwinde (Smilax), des Epheus, der Waldrebe 
(Clematis Vitalba), des Majoran, des Seidelbastes (Daphne Cneorum), des 
Melisophyllum (Melissima altissima Sibth.). 

Auch das Dreiblatt lieferte das Material zu den Kränzen, der Fieberklee 
(Menyanthes trifoliata L.), der Harzklee (Psoralea bituminosa), Erigeron 
viscosus L. und Erigeron graveolens. Ferner die Blätter von der Jupiterblume 
(Dianthus arboreus), Blätter der Hemerocallis fulva (wahrscheinlich die 
Blumenblätter), Blätter von Artemisia Abrotanum, Thymus incanum. 

Wenden wir uns nun unserer Zeit, unseren Sitten zu, so sehen wir, dass nicht 
minder wie im grauen Altertume in den civilisierten Ländern Luxus mit Blumen 
getrieben wird, nicht nur bei allen Festen der Lebenden, den alljährlich wieder- 
kehrenden Geburtstagen, Gedenk- und Erinnerungstagen, Jubiläen, sondern ganz 
besonders auch beim Ausgange aus diesem Leben. Je höher im Leben die 
Stellung, der Wirkungskreis des Dahingeschiedenen, um so grösser die Zahl der 
Verehrer, Freunde und Bekannten und dementsprechend die Fülle der Blumen- 
spenden, der Blumenluxus. Niemand will in solchen Opfern nach Stellung und 
Vermögen zurückstehen, in den Kränzen und Sträussen den letzten Gang zur 
Ruhe verschönern. Sicherlich ersteigen die Summen für derartige Feierlichkeiten 
oftmals Hunderte, ja Tausende von Mark. Wohl darf man behaupten, dass auf 
diese Weise alljährlich Millionen von Mark verausgabt werden, namentlich in 
grossen Städten. Unter den Grossstädten hat sich Berlin um die Entwickelung 
kunstvoller Blumengebinde ein grosses Verdienst erworben. Wer mehr denn 
fünf Dezennien Gelegenheit hatte, diesen Zweig des Gartenbaues nicht nur ın 
Berlin, sondern im In- wie im Auslande beobachten zu können, wird dem 
Urteile beistimmen. 

Mit dem sich mehr und mehr entfaltenden Blumenluxus entstanden rasch 
viele elegante Blumenläden und ein ausgebreiteter Blumenhandel, der fast zu 


Eine Tafel- Dekoration beim Geh. Kommerzienrat G. von Bleichröder in Berlin. 


=> 


einem internationalen geworden ist. Denn die Massen von Blumen- und Kranz- 
stoffen, von Lorbeerblättern, Rosen etc., welche verbraucht werden, vermag unsere 
gemässigte Zone nicht zu erzeugen und so tritt die Mittelmeer-Region ein, die 
freilich kurzsichtigen, schutzzöllnerischen Bestrebungen ein Dorn im Auge ist. 
Das schutzzöllnerische Vorgehen zeigt, dass der Handel ein sehr ansehnlicher 
sein muss. zumal er Pflanzen liefert, welche beliebt sind in unserem Norden, 
aber des winterlichen Schutzes bedürfen. Der fragliche Handel ist ein nicht zu 
unterschätzendes Kultur-Element geworden, welches zugleich weit von einander 
Entfernte menschlich mit einander verbindet. 

Vergleichen wir nun das Altertum mit der Gegenwart, so haben wir kaum 
etwas voraus. Die Zeiten sınd andere, die Völker sind andere, die Sitten und 
Gebräuche sind andere. Der Kranz ist Kranz geblieben, den man sich nur in 
runder Form denkt. Nur die Pflanzen in unserer Zeit sind mannigfaltiger ge- 
worden, indessen Lorbeer und Rose waren im Altertum und sind in unserer 
Zeit die Auserwähltesten. Wie in so vielem anderen hängen wir in betreff der 
Blumen-Feier, der Blumen-Ehre, des Blumen-Luxus noch mit dem Altertum zu- 
sammen. Heutzutage wie im Altertume werden den Künstlern und Künstlerinnen 
auf den Bühnen Kränze und Sträusse zugeworfen. Die heutigen silbernen und 
goldenen Ehrenkränze für ausgezeichnete Männer schreiben sich aus dem Alter- 
tume her. Dass das Altertum eine Kunst darin fand, einen Kranz mit Geschmack 
hergestellt zu sehen, haben wir ın dem Maler Pausius und in der Kranzwinderin 
Glycera gesehen. Wir haben keine rechte Vorstellung von den antiken Kränzen, 
daher auch kein Urteil. 

Unsere Geschmacksrichtung ist unstreitig eine andere als zur Zeit des 
Altertums. 

Haben wir auch keinen Maler Pausius, so haben wir doch, wie das Alter- 
tum, unsere Glyceren, d. h. Kranzwinderinnen, die es verstehen, künstlerisch ge- 
schmackvolle Kränze zu winden, Sträusse zu binden. 

Doch scheint es mir, dass wir in unseren christlichen Sitten und Gebräuchen 
das Altertum in einem weit überragen, in dem einfachsten der Kränze, »dem 
Myrtenkranze der Braut«. Hierbei möchte ich erwähnen, dass eine Tochter 
einer berühmten Gärtnerfamilie, Louise BoUucHE in Berlin, sich einen grossen Ruf 
als Binderin von Braut-Kränzen erwarb und viele Tausende gebunden hat, zu 
einer Zeit, wo luxuriöse Blumenläden noch nicht bestanden. 

Wir sehen schliesslich, dass im Altertume die Blumen- und Kranzwinderei 
Beschäftigung des weiblichen Geschlechtes war, und sie ist es auch heute 
ganz in derselben Weise. Die Frauen sind gewissermassen die von der Natur 


auserwählten Kranzwinderinnen, bevorzugt durch Farbensinn, Geschmack und 
Prunkliebe. 


Eine Tafel-Dekoration beim Geh. Kommerzienrat G. von Bleichröder 
in Berlin. 


Seit Jahren geht durch die Kreise der Eingeweihten in Berlin die stille 
Kunde von dem feinen Geschmack, den die Festtafeln beim Geh. Kommerzienrat 
VON BLEICHRÖDER, dem Grossbritannischen General-Konsul, in Bezug auf die Blumen- 
dekoration, nicht nur in Hinsicht der materiellen Genüsse, bieten. Liebt es doch 
der Herr vom Hause, seine glänzenden Räume auf das würdigste auch mit den 


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Abbildung 46. Mittelstück einer Festtafel beim Geh. Kommerzienrat G. von Bleichröder in Berlin, 


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von Bleichröder in Berlin. 


Endstück einer Festtafel beim Geh. Kommerzienrat G. 


Abbildung 47. 


236 Eine Tafel-Dekoration beim Geh. Kommerzienrat G. von Bleichröder in Berlin. 


Kindern Floras zu schmücken, und hat er es doch verstanden, einen Mann an 
seine Seite zu ziehen, der in echt künstlerischem Sinn die alte Frage des Theater- 
direktors im Faust: »Wie machen wir’s, dass alles frisch und neu und mit Be- 
deutung auch gefällig sei?« immer aufs beste zu lösen versteht. 

Wenigen aber ist es vergönnt, eine solche Festtafel mit eigenen Augen zu 
sehen, und darum geben wir anbei ein Bild einer solchen, der Tafel vom 23. Januar d. ]., 
nach einer Photographie, die Herr Photograph RıeEDEL mit Magnesium-Licht auf- 
genommen. 

Der ganze Eindruck war ein grossartiger; schon der mächtige, durch zwei 
Stockwerke ragende Speisesaal trug dazu bei, vor allem aber die breite, für 50 Per- 
sonen gedeckte, reich mit silbernen Leuchtern, Tafelaufsätzen, Tellern und herr- 
lichen Glaswaren geschmückte Tafel selbst. Doch was wären alle diese Herrlich; 
keiten ohne die Blumen. Sie gaben erst dem Ganzen die rechte Weihe und es war 
überraschend zu sehen, wie mit der allmählichen Vollendung dieses Blumen- 
schmuckes die Tafel seibst immer lieblicher sich gestaltete. Alles war nach einem 
einheitlichen Plan geordnet und die beiden, mit der Ausführung der von Herrn 
Dr. GLONER entworfenen Skizze Beauftragten, der Obergärtner des von BLEICH- 
RÖDERSchen Gutes Gütergotz, Herr RHEsE, und der Kgl. Hoflieferant E. A. TuıEL-Berlın, 
unterstützt von seiner kunstgewandten Gattin, hatten ihre Aufgabe vortrefflich gelöst. 

Das Haupt- und Mittelstück der ganzen Tafel bildete ein grosser Aufsatz von 
venetianischem Glas mit einer flachen Schale und einem Kelche am oberen Ende. 
Der ganze Aufsatz stand auf einer mit Spiegeln ausgelegten viereckigen Platte, deren 
Ränder mit dunkelroten Cyclamen und Adıantumwedeln geschmückt, an den Ecken 
aber mit seegrünen seidenen Schleifen geziert waren. Einzelne Schmetterlinge und 
Libellen, aus Federn hergestellt, umschwebten gleichsam diesen blumenumrahmten 
Spiegelsee. Auf der Spiegelunterlage selbst stand an jeder der vier Ecken ein 
kostbares venetianisches Glas, gefüllt mit auserlesenen Cattleyen, Cypripedien, Den- 
drobien, Flieder, Rosen und Farnen, alles ganz locker hineingestellt. 

In der Mitte des Spiegels ruht eine rot bezogene Holzplatte, mit Epheu um- 
säumt, auf welcher sich der eigentliche Tafelaufsatz erhebt. Die Glasschale des 
letzteren ist so niedrig angebracht, dass sie den Blick nach dem Gegenüber nicht 
stört und ebenso ist ihr Inhalt ganz flach gehalten: eine wahre Fülle von Coelo- 
gyne cristata, aus deren blendendem Weiss rote Cyclamen, Anthemis und Farn- 
wedel hervorlugen. 

Der obere Teil des Aufsatzes ragt weit hinauf und birgt in seinem Kelche 
köstliche Amaryllis mit langen Stielen, die nebst Scirpushalmen stolz in die Höhe 
ragen, während zwischen ihnen reiche Rispen von Orchideen: Odontoglossum 
crispum (Alexandrae) und O. triumphans, Akazienblüten nebst Ranken von Aspa- 
ragus plumosus und comorensis zierlich herabhängen. — Auch eine selten gesehene 
Blüte war in geschickter Weise hängend angebracht: der ganze Blütenstand einer 
Chamaedorea elegans aus Gütergotz. 

Zu beiden Seiten dieses grossen Aufsatzes standen in angemessener Ent- 
fernung zwei kleinere, die oben eine Schale mit roten Rosen, Flieder u. s. w. 
trugen. Ähnliche kleinere Aufsätze fanden sich auch an den beiden Enden der 
Riesentafel, die aber zwei Schalen besassen, eine untere mit roten Rosen, eine 
obere mit Lycaste Skinneri, andere mit Orchideen und Tulpen gefüllt. 

Während diese Stücke gewissermassen die Hoheit versinnbildlichten, waren 
andere bestimmt, dem Ganzen den Reiz des Lieblichen zu verleihen, und das war 
in der schönsten Weise erreicht. Sechszehn Körbchen aus vergoldeter, wie Geflecht 
erscheinender Bronze, dicht bepflanzt mit köstlichen Maiblumen, waren in regel- 


einer Schleife aus demselben seegrünen Seidenbande geziert, wie sie die Ecken 
des Mittelaufsatzes zeigten. Die Enden der Schleifen waren aber nicht kurz ab- 
geschnitten, sondern zogen sich rechts und links in graziösen Windungen flach 
auf dem Tisch entlang bis zu den Nachbarenden, so ein alles umschlingendes end- 
loses Band um die ganze Tafel darstellend. Dazwischen Schalen mit Konfitüren 
und originellen Gegenständen »zum Mitbringen«. 

Ganz besonders lieblich anzuschauen aber waren die kleinen venetianischen 
Gläschen in allen erdenklichen Formen und Farbenzusammenstellungen mit den 
Handsträusschen der Teilnehmer. Ein jedes zierlich, ein jedes anders, das eine 
gerade, das andere schräg, das eine rot, das andere grün, das dritte irisierend, wie 
es eben die berühmte Fabrik von SarLvıarı & Co. in Murano bei Venedig liefert, 
boten sie eine wunderbare Belebung des Ganzen, zumal sie bald mit Maiglöckchen, 
bald mit Nelken, bald mit Veilchen etc. gefüllt waren. 

Von den silbernen Leuchtern und den silbernen, mit edelstem Obst gefüllten 
Fruchtkörben hingen zierlich Ranken von Asparagus plumosus und namentlich 
comorensis herab, welch letzterer wegen seiner längeren Ranken von Herrn THIEL 
ganz besonders gern verwendet wird. Auch der ganze Tischläufer war in zierlicher 
Weise mit Asparagusranken, leicht hingelegten Rosen, Tulpen und anderen Blumen 
geschmückt, selbst das seegrüne endlose Band war hier und da mit roten Nelken 
und Asparagusranken bestreut. Die sich auf den duftenden Blumen und zierlichen 
Gräsern wiegenden Schmetterlinge erhöhten den künstlerischen Effekt der einzelnen 
als Stillleben behandelten Flächen der Tafel. 

»Reich und doch einfach«, das war der Gedanke, welcher der ganzen Deko- 
ration zu Grunde lag und in der That glücklich zum Ausdruck gebracht war. 

Werfen wir zum Schlusse noch einen Blick in den Wintergarten, zu dem man 
sowohl vom Speise- wie vom Tanzsaal aus gelangen kann, so bietet dieser an sich 
schmale lange Raum doch einige liebliche Nischen, in denen sich nach Tische der 
Kaffee in gemütlicher Weise einnehmen lässt. Eine hohe Wand von Palmen, Farnen, 
Dracänen und anderen Blattpflanzen, die anmutig mit blühenden Camellien, Flieder, 
Azalea pontica, mollis und indica untermischt sind, schliesst ihn ab, und wir be- 
wundern die Geschicklichkeit des Herrn RHESE, in diesem an sich ungünstigen 
Raume eine so schöne Dekoration zustande gebracht zu haben, wie wir anderer- 
seits kaum fassen, wie er bei ıo bis ı2° Kälte alle diese Pflanzen hat von Güter- 
gotz wohlbehalten hierher bringen können. 


Die Jubiläums-Ausstellung in Karlsruhe 
vom 23. April bis 2. Mai 1892. 
Von L. Wittmack. 
; L 
Die zur Feier des 2sjährigen Bestehens des badischen Landes-Gartenbauvereins 
veranstaltete Ausstellung, welche zugleich in die Zeit des gojährigen Regierungs- 
Jubiläums ihres Protektors, Sr. Kgl. Hoheit des Grossherzogs von Baden fällt, ist ın 
jeder Beziehung gut vorbereitet worden. Das Programm ist ein Jahr vorher ausge- 
geben, und die finanzielle Seite früh geregelt. Das Ministerium des Innern gab 5000Mk. 
als Unterstützung, der Ortsgartenbauverein Karlsruhe 3000 Mk., fast sein ganzes 
Vermögen, der Stadtrat der Residenzstadt Karlsruhe gewährte die Benutzung der 
Ausstellungslokalitäten und aller Dekorationsgegenstände unentgeltlich, veranstaltete 


238 L. Wittmack: Die Jubiläums-Ausstellung zu Karlsruhe. 


auch auf seine Kosten fast täglich Konzerte und am ersten Tage Beleuchtung des 
Stadtgartens; da bedurfte es nur noch eines Sicherheitsfonds von etwa 14000 Mk., 
um allen Schwierigkeiten entgegensehen zu können, und dieser ist ebenfalls von 
Karlsruher Bürgern bereitwilligst beschafft worden. 

Die Ausstellungsräume liegen ungemein günstig im Stadtgarten, der nur wenige 
Minuten vom Hauptbahnhof entfernt ıst. (Siehe den Plan in voriger Nummer.) Hier 
erheben sich zwei Gebäude, eine Festhalle und ein Sommertheater, welche beide 
als Haupt-Ausstellungsräume dienen. Namentlich ist es das Sommeıtheater, das 
in geschicktester Weise zur Ausstellungshalle hergerichtet wurde. Das Gebäude 
besteht aus einem mittleren Rundteil und 2 Längs-Flügeln. So gliedert sich denn 
die ganze Ausstellungshalle naturgemäss in einen vorderen, einen mittleren und 
einen hinteren Teil, welch letzterer durch eine künstliche Felswand mit Grotte 
und Wasserfall abgeschlossen ist. 

Im vorderen Teile haben besonders Azaleen, Eriken und sonstige Kalthaus- 
pflanzen ihren Platz erhalten, im Mittelteil, dem Theater, die Rhododendron und 
Azaleen mit Palmen im Hintergrunde, auf einer darauffolgenden Erhöhung die 
Rosen, ım hinteren Längsteille Bromeliaceen, Warm- und Kalthauspflanzer. 
Einige Nebenräume dienen zur Aufstellung der Orchideen, Kakteen und Neu- 
heiten. In der Festhalle hatte man das Garderobengebäude für das Obst und 
Gemüse, die Obstweine, die Gartenpläine und die wissenschaftliche Abteilung 
bestimmt, den oberen kleinen Saal der Festhalle und die Annexe dagegen für 
Orchideen, ferner noch für Abbildungen und besonders für die Bindereien, sowie 
die Ehrenpreise, deren eine grosse Zahl. 

Was nun die Beteiligung anbetriff, so müssen wir besonders hervorheben, 
dass wiederum wie in Berlin 1890 so auch hier die belgischen Handelsgärtner 
in rühmlichster Weise sich hervorthaten, während manche deutschen Städte, wie 
namentlich Dresden ganz fehlten. Hauptsächlich waren es ADOLPH d’HAENE-Gent 
und DE SMET freres, ausserdem En. PyNAERT VAN GEERT und Louis DE SMET, alle aus 
Gent, die durch Azaleen, Rhododendron, Orchideen, Palmen und Cycadeen, sowie 
durch neue Pflanzen der Ausstellung den Charakter einer wahren »grossen all- 
gemeinen«, um nicht zu sagen internationalen gaben. Würde übrigens Dresden 
sich beteiligt haben, wie das seitens des Herrn T. J. SEIDEL 1890 in Berlin geschah, 
so hätte es getrost den Wettkampf aufnehmen können. Aus Holland und der 
Schweiz war gediegenes Material vorhanden und, was ganz besonders hervor- 
gehoben werden muss, die Leistungen von Baden selbst waren ganz bedeutende. 
Dies gilt namentlich von den Grossherzoglichen Hofgärtnereien, und von Herrn 
Kunst- und Handelsgärtner HAUSENSTEIN ın Karlsruhe. Des letzteren gemischte Gruppe 
blühender Kalthauspflanzen in 5o Pflanzen und 25 Arten konnte den besten 
belgischen und englischen derartigen »Miscellanous Collections« ebenbürtig an 
die Seite gestellt werden. In Orchideen konnten die Pflanzen des Herrn WEYGANDT- 
Wiesbaden sich ebenfalls den belgischen würdig an die Seite reihen. 

Die Eröffnung fand in Gegenwart Ihrer Kgl. Hoheit der Grossherzogin und 
Ihrer Kgl. Hoheit der Erbgrossherzogin, sowie des Bruders des Grossherzogs, des 
Prinzen WILHELM, des Prinzen KArrL und ihrer Gemahlinnen, der Minister, der Gene- 
ralität etc. in feierlicher Weise durch den I. Vorsitzenden des Hauptausschusses, Herrn 
Ministerial-Direktor BUCHENBERGER statt, der in begeisterter Weise die Teilnahme des 
Landesfürsten und seiner Gemahlin für den Gartenbau und die Landwirtschaft pries. 

Den ersten Ehrenpreis des Grossherzogs von Baden für die beste Gesamt- 
leistung erhielt DE SMET freres in Gent, den zweiten Ehrenpreis (in gleichem 
Wert wie der erste) für die beste Leistung unter den badischen Ausstellern 


Insektenfänger. ö (Arauja albens.) a, 239 


HaAUuSENSTEIN-Karlsruhe für blühende Kalthauspflanzen, den dritten Preis G. Wey- 
GANDT-Wiesbaden für Orchideen, den vierten Preis Dr. MÜLLER-Weingarten, Pfalz, für 
Rosenkreuzungen, den fünften Preis WILH. WEısse-Kamenz für Koniferen, den sechsten 
Preis WILH. ALDINGER-Feuerbach bei Stuttgart für Obst-Formbäume, den siebenten 
Preis Direktor Lucas-Reutlingen für Obststämme. — Den ersten Ehrenpreis der 
Grossherzogin von Baden erhielt An. d’HArEneE-Gent für Rhododendron, den 
zweiten Preis Waisenhausverwalter F. FiscHEr-Karlsruhe für im Zimmer gezogene 
Pflanzen, die überhaupt eine grosse Abteilung bildeten, für welche Ihre 
Königliche Hoheit auch noch weitere Preise ausgesetzt hatte. Den Ehrenpreis der 
Erbgrossherzogin von Baden Av. d’HAENE - Gent für Palmen, der des Prinzen und 
der Prinzess WILHELM von Baden ward für Bindereien verteilt, ebenso der des 
Prinzen und der Prinzessin Kar von Baden. 

Den Preis des deutschen Kaisers, die grosse goldene Medaille für Leistungen 
ım Gartenbau »für die hervorragendste Gesamtleistung auf dem Gebiete der 
Gewächshauskultur und zwar der Warmhauspflanzen« erhielten GEBR. NEUBRONNER- 
Neu-Ulm für Bromeliaceen etc., den Preis des Königs von Sachsen O0. THALACKER- 
Leipzig für Nelken und Amaryllis etc, den des Grossherzogs von Hessen 
ED. PynarRT-Gent, für Cypripedien, den des Statthalters von Elsass-Lothringen 
HENKEL-Darmstadt, den des Fürsten von FÜRSTENBERG MAUCH-GÖöppingen. 

Wir können nicht alle weiteren Ehrenpreise mitteilen, nur die goldene 
Medaille des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen 
Staaten sei noch genannt, sie erhielt Rırss, Oberstadtgärtner, Karlsruhe, für Pläne 
des Stadtgartens etc. 


Insektenfänger. (Arauja albens.) 


Mit vielem Interesse las ich seiner Zeit die Notizen über insektenfangende 
Pflanzen von B. STEIn, Gartenflora 1890, Seite 608 (Arauja albens), und fand alles, 
was dort gesagt ist, wahr. Es giebt eine grössere Zahl solcher Pflanzen als man 
gewöhnlich anrımmt, und nicht wenige liessen Sich ganz leicht in jedem Garten 
bauen, um dem Züchter eine Fülle interessantester Geheimnisse der Natur zu 
offenbaren. Aber wer denkt in unseren hastenden Tagen noch an solche Dinge? 
Die schönsten und zugleich merkwürdigsten Insektenfänger gehören übrigens der 
Familie der Aroideen an und von diesen finden sich schon eine ganze Anzahl in 
den Mittelmeerländern. Es giebt einige unter ihnen, welche Insekten, besonders 
Fliegen und Mücken, Ameisen und sonstige kleine Kerfe zu Millionen morden 
und in wenig Stunden vernichten, und nicht immer leicht ist es erkenntlich, 
welchen Zweck die Natur mit diesem mehr als grausamen Morden verfolgt. Man 
sieht die oft riesengrossen Blütenkelche sich öffnen und das obengenannte Volk 
von allen Seiten herbeieilen, fliegend, summend oder laufend und schleunigst im 
grössten Eifer in das offene und sichere Grab krabbeln. Sie führen hier Tänze 
auf, wahre Orgien, krabbeln, suchen, hasten und toben sich zu Tode, auch wo sie 
entfliehen könnten. Das dumme Volk! Schuldige und Unschuldige, Schlemmer 
und harmlose Geschöpfe ohne Unterschied. Die Wärme, der blutrote oft schön 
gefärbte Kelch lockt sie aus weiter Ferne und sind sie ihm einmal verfallen, so 
ist die Sinnestäuschung so mächtig, dass es kein Entrinnen mehr giebt. Der 
schaurige Geruch einiger dieser Aronsstäbe zieht allerdings die meisten solcher 
Todeskandidaten an, aber andere völlig geruchlose sind wiederum nicht weniger 
umschwärmt, und wie es scheinen will um so grausamer. Wenn es die Leser der 


240 Insektenfänger. (Arauja albens.) 


Gartenflora interessiert, will ich gern die Reihe dieser Würger, so wie sie. in 
meinen Kulturen zu beobachten sind, nach und nach vorführen. Diesmal dürfte 
ich indessen nur etwas zum Artikel »Arauja albens Don.« hinzufügen, welches 
vielleicht ganz neu ist und einiges Erstaunen verursachen möchte, auch wohl 
berufene Männer veranlasssen sollte, dıe Pflanze mit ihren Mordwaffen etwas 
genauer anzusehen, wahrscheinlich werden sie da ganz einfache Wunder sehen, von 
denen man nichts weniger begreifen kann, als dass man sie nicht früher sah. 
Hecken brauche ich, viele schützende Hecken. Aber nicht alle Pflanzen, die, 
wenn sie sonst auch passend, sind mir recht, auch gedeihen nicht sehr viele am 
Meeresgestade, selbst nicht des mittelländischen Meeres. So bin ich eigentlich 
immer auf der Suche nach passenden Heckenpflanzen. Sie sollen zierend sein, 
nicht viel Wurzeln machen, den Boden nicht sehr aussaugen wie es die Casuarinen 
beispielsweise thun, sie sollen auch immergrün sein, möglichst schön blühen und 
Samen zum Handel erzeugen, also auch wiederum Pflanzen sein, die man wohl 
auch anderswo sucht. Wenige habe ich bisher festhalten können als allen meinen 
Wünschen entsprechend, und zu diesen wenigen gehört auch die genannte Arauja. 
Sie wird an verzinktem Eisendraht hochgezogen und ist prächtig, giebt Schutz, 
Schatten, ist immergrün, hier winterhart; das Meer thut ihr gut und blüht sie im 
Juni bis August in voller Schönheit. Sobald die Blüte nun beginnt und dann in 
steter Folge sehe ich der Wunder so viele, dass es zum Erstaunen ist. Jetzt sind die 
Blüten des Morgens oder Mittags voll kleinerer Kerfe, deren Namen ich nicht 
kenne, meist schon tot oder noch zappelnd, die letzte Kraft zur Befreiung ver- 
geblich hergebend. Dann wieder überrascht uns eines Morgens die ganze Hecke 
mit einem Nachtschmetterlingsfange obnegleichen, zu 100, zu Iooo hängen da 
die oft grossen Schmetterlinge an der Blume meist einzeln, zuweilen zu zwei, ja 
selbst zu dreien. Sie stehen dann in der Morgensonne, während welcher sie 
sonst versteckt unter irgend welchem schattenden Busch ruhten, wahre Tantalus- 
qualen aus, denn sie sterben nicht so leicht und quälen sich einen vollen Tag, bis sie 
erlöst sind. Nähert man sich der Hecke, die mit den grauen Nachtschmetter- 
lingen behangen ist, so flattern die schon matten Tiere zum Erbarmen und man 
kommt sofort dazu, sie zu befreien, aber auch das ist und bleibt doch ihr Tod, denn 
ohne einen Teil des Saugrüssels zu lassen, kommen sie nicht davon, auch 
ist die Arbeit vergeblich, denn immer neue sieht man anderen Morgens gefangen 
und gehangen. Sind sehr viele dieser Nachteulen, so findet man deren mehrere 
in einer Blume, sonst meist nur einzeln, wohl deshalb, weil, wenn einer schon 
festsitzt mit dem langen Saugrüssel und schlaff herabhängt, er jedesmal flattert, 
sofern eine anderes Tier anschwirrt und dies so verscheucht. Wie es mög- 
lich, dass die Blume in ıhren inneren Teilen so eng schliessen kann, um die 
durch Flügelschlag doppelt starken Tiere mit dem fadendünnen Saugrüssel fest- 
zuhalten, ist rätselhaft. Dass die Tiere aber durch ausfliessenden Milchsaft fest. 
gehalten werden und dem Tode verfallen, scheint mir ganz ausgeschlossen zu 
sein. Man denke sich nur den oft haarfeinen Saugrüssel eines Falters, der dazu 
von dem flatternden und schwirrenden Kerf in schonendster Weise sanft tastend 
vorgeschoben wird und dennoch mit einer wunderbaren Sicherheit in der Tiefe der 
geheimnisvollen Blüten verschwindet; wie ist es denkbar, dass er eine zudem 
sehr konsistente Blüte so sehr verwundet, dass Saft ausfliesst? So oft ich auch die 
Sache so genau ansah und untersuchte, als es mir mit blossem Auge möglich 
war, nie sah ich, dass die Innenwände der Blüten auch nur im geringsten verletzt 
gewesen wären. Dann auch erhärtet dieser Milchsaft nicht so schnell und auch 
die kluge und flinke Ameise könnte genug naschen und dann des Weges ziehen, 


Erfahrungen über den strengen Winter 1890—9I in Gotha. 241 


den sie gekommen war. Der schnelle Schmetterling aber, dessen naschendes 
und bewegliches Leben schon ein derartiges Ankleben ganz ausschliesst, 
verwendet dazu stundenlang seine ganze Kraft, und die Flügelkraft darf nicht 
unterschätzt werden, um sich zu befreien und es gelingt ihm nie! Er geht unfehl- 
bar zu Grunde. Es muss vielmehr ein Mechanismus in der Blume wirken, der 
alle Lebewesen zu irgend welchem Zwecke festhält. Eben der enge Schlitz, von 
welchem der Herr Verfasser erzählt, wird wahrscheinlich das Gefängnis sein, dort 
haben Ameisen, Schmetterlingsrüssel und was sonst da fleucht und kreucht und 
naschen muss, zu passieren und dort wird das Verderben schlimmer, noch bevor 
der leckere Honig genossen wird. Die Spitzen der Schmetterlingszungen fand 
ich ım Innern der Blumen immer wieder etwas aufgerollt, sodass sie unmöglich 
zurück konnten, denn das geängstigte und bald halbtote Tier hat nicht mehr die 
Kraft, und es fehlt ihm dazu der Trieb, diesen Rüssel wieder aufzurollen, um 
doch vielleicht entfliehen zu können. Hier findet sich alljährlich ein grauer Nacht- 
schwärmer gefangen, zu Tausenden und mehr, viel weniger kleinere Tagfalter, wie 
Weisslinge es sind, aber auch sie fallen der Arauja zum Opfer und, sind sie 
gefangen, kommen sie nicht mehr davon. Nachtfalter mit kräftigem Leibe, 
grösser als die Seidenspinner oder die dieses Jahr so viel genannte Nonne sind 
allemal gefangen. Selbst das allerliebste und so flinke Taubenschwänzchen, 
Macroglossa stellatarum, das Tags über durch sein plötzliches Verschwinden und 
Wiedererscheinen unser Erstaunen wachruft, fällt der Arauja zum Opfer und man 
muss den flinken, rastlosen Schwärmer kennen, um zu begreifen, dass hier von 
Festkleben keine Rede sein kann. Es ist für jetzt zu spät, die Sache genau zu 
untersuchen, weil es keine Blüten mehr giebt und leider hat sie mich bisher nicht 
interessiert, dass ich derselben auf den Grund gegangen wäre, ich werde aber 
in diesem Sommer Blüten mit den Gefangenen einsenden, damit Sie sich die 
Fangweise selbst erklären können. Jetzt sitzen meine Araujen voll Früchte mit 
reifenden Samen. Es ist doch auch hier wohl zur Befruchtung notwendig, dass 
ungezählte Tausende von Kerfen verschiedenster Art zur Erhaltung einer einzigen 
Pflanzengattung das Leben hergeben, ähnlich so wie es bei vielen Aroideen ge- 
schieht und geschehen muss. Es bleibt nur die Frage des Wie und Weshalb. Zur 
Zeit der Blüte ist meine Araujenhecke wirklich lebendig und beweglich, sodass 
die Freunde von Neapel allemal kommen, um sich das Schauspiel anzusehen. 
Interessant sind später im Winter auch die grünen Früchte der Pflanze, die sich 
einseitig Öffnen und die braunen Samen, getragen von langen, silberglänzenden 
und seidenweichen Haarkronen in alle Winde schicken. 
CARL SPRENGER, in San Giovanni a Teduccio bei Neapel. 


Erfahrungen über den strengen Winter 1890-91 in Gotha. 


Die Erfahrungen, welche von mir nach dem Winter 1890—g1ı über empfind- 
liche Bäume und Sträucher in der Stadt Gotha gemacht worden sind, habe ich 
im folgenden zusammengestellt und gebe Ihnen anheim, dieselben für Ihre Garten- 
zeitschrift zu benutzen. Ich bemerke, dass das hiesige Klima für zartere Gewächse 
nicht günstig ist. 

Paulownia imperialis, hochstämmig, mit einem Umfange von ca 40 cm am 
unteren Stammende, hat nicht nur den vergangenen, sondern auch frühere kältere 

Gartenflora 1892. 18 


242 Erfahrungen über den strengen Winter 1890—9I in Gotha. 


Winter unter Bedeckung gut ausgehalten und im Sommer 1891 durch ihre schöne 
Belaubung erfreut. Der Stamm war mit den Stengeln von Polygonum Sieboldi, 
das Astwerk mit Stroh eingebunden. Leider hat der Stamm unter einem früheren 
Einband mit Stroh, vermutlich durch Mäuse gelitten, welche Teile der Rinde 
benagt haben. 

Hydrangea paniculata hat unter Bedeckung mit Fichtenzweigen nicht gelitten 
und Ende August reichlich geblüht. 

Paeonia arborea hat unter Bedeckung mit Fichtenzweigen teilweise gelitten. 

Sophora japonica, Ailanthus glandulosa, Spiraea ariaefolia, Rhamnus alpina, 
Quercus imbricarıia, Carya alba, Pterocarya caucasica, Platanus occidentalis, Mahonia 
Aquifolium, Liriodendron tulipifera, von denen nur die erstere leicht eingebunden 
war, sind unbeschädigt durch den Winter gekommen. 

Unter Bedeckung haben sich gut gehalten: Chionanthus virginica und Staphylaea 
colchica. 

Calycanthus praecox hat unter Bedeckung gelitten. 

Zurückgefroren waren die unbedeckt gebliebenen Crataegus Oxyacantha und 
Maclura aurantiaca. 

Unter den von mir angebauten Zapfenträgern haben unbedeckt den Winter 
ohne jeden Nachteil überstanden: 

Abies balsamea, Douglas, Nordmanniana, Sibirica, Pinus Pallasiana, rigida, 
Cembra, Cupressus Lawsoniana, Nutkaönsis, T'huja dolabrata, Taxus baccata; 
Salısburia adiantifolia hat sich unter leichter Bedeckung gut gehalten. — Ein 
grösseres Exemplar, das ich mit Stroh einzubinden pflegte, war vor einigen 
Jahren an der Rinde von Mäusen so benagt worden, dass es einging, es schlug 
aber wieder kräftig aus der Wurzel aus. 

Taxodium distichum, unbedeckt, scheint vom Frost gelitten zu haben. Seine 
Nadeln zeigten im Sommer nicht das frische Grün. Möglich ist auch, dass ihm 
der Standort nicht zusagt, weil er nicht feucht genug ist. 

Abies concolor, welche ich seither immer mit Fichtenzweigen gedeckt hatte, 
habe ich im Winter 1890—91 im Vertrauen auf die Bemerkung in JÄGERS »Zier- 
gehölze«, dass sie sich hart gezeigt habe, nur mit Laub auf die Wurzeln gedeckt. 
Sie hat durch den Frost stark gelitten, im Sommer zwar noch etwas Leben 
gezeigt, aber ich bezweifle, dass sie sich wieder erholen wird. Im Heidelberger 
Schlossgarten steht ein schönes Exemplar derselben und ich schloss auf ihre 
Widerstandsfähigkeit, weil dort vor mehreren Jahren die bei mir sich hart 
zeigende Abies balsamea im Winter gelitten hatte, während Abies concolor 
unversehrt geblieben war. 

Um nicht mit der von JÄGER gleichfalls als ganz hart geschilderten Thuja 
dolabrata Erfahrungen wie mit Abies concolor zu machen, habe ich jene in 
diesem Winter wieder gedeckt, ebenso wie eine in diesem Frühjahr aus Holland 
bezogene Picea pungens Engelm. Ein im hiesigen Park angepflanztes Exemplar 
der letzteren war ungedeckt geblieben und, wie ich annehme, durch Frost ein- 
gegangen. 

Von den Juglans- Arten haben Juglans nigra und cinerea nicht gelitten, 
Juglans regia wohl weniger durch den Winter, als durch den Pfingsten ein- 
getretenen starken Spätirost. Dieser hat nicht nur den jungen Trieben der Abies 
sibirica, sondern auch denen der gewöhnlichen Weisstanne geschadet. 

Von Cydonia vulgaris ist eine Birnquitte, die ıch als gewöhnliche Birnquitte 
bezogen hatte, bis zur Wurzel erfroren, hat aber wieder ausgeschlagen. Die als 


Kleinere Mitteilungen. 


empfindlich geltende portugiesische Birnquitte hat dagegen durch den Frost nur 
einige Zweige eingebüsst und die Apfelquitte überhaupt nicht durch den Winter, 


sondern durch den Spätfrost gelitten. 


(Diese Mitteilung sind uns erst am 4. April 1892 zugegangen. 


BERLET, Landgerichtspräsident, Gotha. 


Sie kommen 


aber immer noch zurecht und sagen wir dem Herrn Landgerichtspräsidenten für 


dieselben unsern verbindlichsten Dank. 


Die Red.) 


Kleinere Mitteilungen. 


Trauben - Tüten und Beutel als Schutz gegen 

Staub, Ungeziefer und Vögelfrass zur För- 

derung des Wachstums und zur Verbesserung 
der Qualität der Trauben. 

Bereits im Jahre 1890 wurden am 
Niederrhein Versuche gemacht, 
Trauben durch Umhüllung mit Tüten 
vor Staub, Ungeziefer und Vögelfrass 
zu schützen. Der Versuch gelang fast 
vollständig; zudem wurde aber noch 
konstatiert, dass die Trauben, welche 
einige Monate mit diesen Tüten um- 
hüllt waren, bedeutend dickere, klarere 
und süssere Beeren hatten, als die- 
jenigen, welche daneben an demselben 
Stock ohne Tütenbülle hingen. Die 
Versuche wurden im vorigen Jahre er- 
neuert und gleich günstige Resultate 
erzielt. 

Auch an der Mosel 


machte man 


voriges Jahr gleiche Versuche im Wein- 


berg und Garten, wobei es sich be- 
stätigte, dass die so umhüliten Trauben 
frei von allem Staub und Ungeziefer, die 
Beeren viel gleichmässiger ausgewachsen, 
der Geschmack bedeutend süsser 
die Haut der Beere viel feiner war. 

Mehr noch als durch alle diese Vor- 


und 


züge, machte sich die Erfindung aber | 


dadurch wertvoll, dass der so gefürch- 
tete Sauerwurm, welcher von Jahr zu 
Jahr mehr Schaden in den Weinbergen 


anrichtet, diesen umhüllten Trauben | 
nicht hatte beikommen können. 
Gleiche Versuche wurden auch an 


andern Früchten, wie Pfirsichen, Apri- 
kosen etc. mit ebenso günstigen Er- 
folgen gemacht. Die 


verwendeten 


die | 


Tüten und Beutel waren 
parentem Pergamyn-Papier hergestellt, 
das mit fettigen Substanzen getränkt 
ist, weshalb keine Feuchtigkeit, wohl 
| aber Licht und Sonnenstrahlen ein- 
dringen konnten, welch letztere das 
ı Wachstum der Beeren fördern und den 
| Zuckergehalt steigern, da in den glas- 
| artigen Hüllen sich die Trauben gleich- 
| 


von trans- 


sam wie in einem Treibhause befinden 

Durch dieses Einhüllen der Trauben 
ist nun auch Gelegenheit geboten, in 
ı kälteren Gegenden, in denen bisher die 
Trauben nie zur Reife kommen, ferner 
in solchen Distrikten in denen der 
Staub der Fabriken, Kohlenbergwerke 
etc. die kümmerlich erzielten Trauben 
ungeniessbar machte, eine tadellos reine 
Beere zu erzielen. 

Es steht zu erwarten, dass ın diesem 
ı Jahre in allen Gegenden und Lagen 
ausgedehnte Versuche mit dieser, fü 
den ganzen Weinbau so überaus wich- 
tigen Erfindung gemacht werden, da 
auch verschiedene Fachleute sich gün- 
stig für die Sache ausgesprochen haben, 
und ist der Tütenfabrikant P. J. Schmitz 
| in Düsseldors, der sich das Verfahren 
im In- und Auslande hat schützen las- 
sen, gern zu näherer Auskunft über die 
Anwendung der Tüten und Beutel bereit. 


Die Kartoffelernte der Weit. 
Nach einer Aufstellung von M. GRanD- 
| JEAN an der landwirtschaftlichen Schule 
| zu Grandjouan, beziffert sich der Wert 
(laut »Le Fermier«) der Kartoftelernte 
Europas auf 2 448000000 Mk. Das Ge- 
18° 


244 


Kleinere Mitteilungen. 


wicht der produzierten Kartoffeln in Eu- 
ropa beläuft sich auf etwa 72'/, Millionen 
Tonnen und 7 Millionen in anderen 
Ländern. — Die folgende Zusammen- 
stellung giebt eine Schätzung von der 
durchschnittlichen Kartoffelproduktion 
in Europa und zwar in Tonnen: Deutsch- 
land 21 104 000, Russland mit Finnland 


14 200000, Frankreich 10 500 000, Öster- | 


reich 7785 000, Ungarn ‘2 600000 (zu- 
sammen Io 385 000), Grossbritannien und 
Irland 8 100 000, Belgien 2 439 000, Spa- 
nien I 585 000, Schweden und Norwegen 
2005000, Holland 1440000, Schweiz 
7790000, Italien 3550 000, 
350000, Portugal 281 000, Griechenland 


30 000, verschiedene Länder 20000, Ru- 


mänien 12000, insgesamt 73 364 000. 


Deutschland steht also obenan und ist | 


der Ausfall der Kartoffelernte bei 
von weittragender Bedeutung. 


uns 


Eine Musa mit purpurnen Blättern. 
In einem Briefe an Herrn E. ANDRE, 
Chef-Redakteur 
entwirft der französische Afrikareisende, 


Herr J. Dvsowskt eine begeisterte Schil- | 
derung dieser herrlichen Flora, »welche 

noch so wenig bekannt ist und Schätze 
Als von hervorragender Schön- | 
heit bezeichnet er eine Banane, die an | 
den Ufern des Stanley-Pool, nicht weit 
und sich durch 


birgt« 


von Brazzaville wächst 
die prachtvoll weinrote Färbung ihrer 
Blätter auszeichnet. Die Pflanze kann 
trotz ıhres robusten Habitus eine Höhe 
von 4 m erreichen, während die Blätter 
bis 1,50 ‚2 lang werden. 
zeigen dieselben 


In ihrer Jugend 
einen dunkelroten 


beim Absterben in ein grünliches Rot 
übergehen. Früchte oder Blüten wurden 
an den betreffenden Pflanzen 
obachtet, aller Wahrscheinlichkeit nach 
handelt es sich aber um 


tum, die im ganzen Kongo - Gebiete 
ihrer essbaren Früchte wegen in zahl- 
reichen Varietäten angebaut 


Dänemark | 


der Revue Horticole | 


ı (ind. for. sin. Ip zone 
nicht be- 


. bereits vergeben. 


(Wir erinnern hier an die von van HoUTTE: 
zuerst eingeführte und später durch 
Gustav Mann in Fernando-Po aufgefun- 
dene bandstreifige Banane, Musa vittata,, 
welche zu M. sapientum gehört.) Die 
rote Banane macht wenig Ausläufer, 


ı scheint überhaupt nur selten vorzukom- 


men, dessenungeachtet hofft Herr Dy- 
BOWSKI sie im nächsten Jahre bei seiner 
Rückkehr nach Europa lebend einzu- 
führen, wo sıe sicher von allen Freunden 
schöner Blattpflanzen willkommen ge- 
heissen wird. G-e. 
Nützlichkeit des Täschelkrautes. 
(Capsella Bursa Pastoris.) 

Jede Blume hat ihren Nutzen, einige 
sogar mehrfachen. Wir übergeben hier- 
durch einen neuen Gebrauch des Täschel- 


 krautes (Hirtentasche etc.) und werden 


ı uns unsere Leserinnen Dank dafür 
wissen, ihnen denselben offenbart zu 
ı haben. Man lasse längere Zeit eine 


Handvoll dieses Krautes kochen, seihe 
die Brühe durch Musseline und bediene 
sich dieses Wassers, um mittels dessen 
die Röte aus dem gewiss stets lieblichen 
Gesichte zu entfernen. 
Revue de l’'Hort: belge etc. 1891. 120. 
C. MATHIEU. 
Stachys Sieboldi Miq. Der Knollen-Ziest. 
Der bekannte Knollen-Ziest, welcher 
unter dem Namen Crosnes du Japon 
von-Frankreich aus in den Handel ge- 
geben wurde und das sehr fragliche 
Gemüse liefert, hat jetzt erst nach Rev. 


, Hort. 1892, p. 25 seine richtige Stellung 
ninsscer 
Grundton, bleichen dann bei zunehmen- 
dem Alter etwas ab, bis sie schliesslich 


botanischen Nomenklatur ge- 
funden. Man hielt die Pflanze für die 
von FRESENIUS beschriebene, in Egypten 
und Arabien einheimische Stachys affınis 
dem 


nicht so ist, so wäre der von NAUDIN 


, vorgeschlagene Name Stachys tuberifera, 
eine Form | 
von Musa paradisiaca oder M. sapien- | 


der knollentragende Ziest, ganz ange- 
bracht; indessen auch dieser Name ist 
MIQUEL hatte schon 
die Pflanze Stachys Sieboldi 


längst 


werden. | (Ann. Mus. Bot. Lugd. bot. II. p. 112) 


Kleinere Mitteilungen. 


245 


genannt, folglich muss dieser Pflanze, 
welche PAILLEUx unter Crosnes (der 
Wohnort des Verbreiters) in den Han- 


del brachte und mit soviel Beharrlich- ' 


keit, Geschick und Geschrei nicht zu 
vergessen, unter die Leute setzte, von 
nun an Stachys Sieboldi heissen, und 
nicht Stachys affınıs oder Stachys tuberi- 
fera, wie sie aufgeführt wird. 
C. MATHIEU. 

FRANCHET ET SAVATIER sagen in ihrem 
berühmten Werke Enumeratio Plantarum 
in Japonia sponte cressentium (Aufzäh- 
lung der in Japan wild wachsenden 
Pflanzen) I., Paris 1875, Seite 379 nichts 
von der Essbarkeit der Knolle. Sie 
sagen nur: Stachys Sieboldi Miq.Prolq. 44. 
Vaterland Japan. SIEBOLD erhielt 
sie aus dem botanischen Garten von 
Desimae. (Japanischer Name nicht an- 
gegeben.) Zwei Abbildungen in Sö mokou 
Zoussetz (dem grossen japanischen Ab- 
bildungswerke vol ır fol. 13 unter Tsyö 
rogi),. In einer Bemerkung sagen sie: 
Die Abbildung in Sö mokou zeigt alle 
Charaktere, die MIiQUEL seiner Stachys 
Sieboldi zuschreibt. Es ist eine Pflanze, 
die sehr nah verwandt ist mit Stambigua 
Sm. und sich von dieser unserer An- 
sicht nach nur durch kürzeren Blüten- 
stand und grössere Deckblätter unter- 
scheidet, d. h. ähnlich wie sich die auch 
in Japan heimische Pflanze S. Baicalen- 
sis Fisch. (S, Japonica Miq. St. palustris 
var. hispida Lad.) von S. palustris unter- 
scheidet. TE W.. 


Ein neues Alkaloid aus Chrysanthemum-Blumen. 

Vor kurzem wurden die Bestandteile 
‚der Chrysanthemum-Blüten von Herrn 
F. Marino-Tuco einer sehr eingehenden 
Untersuchung unterworfen und machte 
derselbe dabei die wichtige Entdeckung 
eines Alkaloide. Durch Aufkochen der- 
selben in Wasser und die dann bei 
Chemikern gebräuchliche Extraktions- 
weise wird dasselbe gewonnen. Das 
‚Chrysanthemin, so ist es benannt worden, 
besteht aus einem schweren, glänzend 
roten, erystallinischen Pulver, wenn noch 


| Viele Alkaloıde bilden wertvolle 


vermischt mit anderen 
reinem Zustande ist es ein farbloser 
Sirup, der eine Menge seidenartiger 
Bündel von nadelähnlichen Crystallen 
aufweist. Ungleich den meisten Alka- 
loiden ist es physiologisch unschädlich. 
Zu- 
sätze in der Pharmacie und einige sind 
heftige Gifte; so ist es denn auch durch- 
aus nicht unwahrscheinlich, dass das 
Chrysanthemin eines Tages in der Arznei- 
mittellehre eine wichtige Rolle spielen 
wird. Abgesehen von der Schönheit 
ihrer Blumen werden die Chrysanthe- 
mum vielleicht noch in grossen Massen 
angezogen werden, um dies Alkaloid zu 
gewinnen, gleichwie dies schon seit 
langerZeit bei dem verwandten Pyrethrum 
geschieht zur Bereitung des bekannten 
persischen Insektenpulvers. 
Gardeners’ Chronicle. 


Substanzen, in 


Herbarium analyticum. 

Das von mir seit Jahren publizierte 
Herbarium analyticum (Silberne Medaille 
auf der Gartenbau-Ausstellung in Berlin, 
April 1890) wünschte ich in der Weise 
mehr allgemein zu verbreiten, dass . 
ich event. von frischen, mir in duplo 
eingesandten blühenden Zweigen oder 
Stengeln seltener, wertvoller oder son- 
stiger Pflanzen, nebst jungen Früchten, 
die Präparation vornehme und später 
von diesem Material ein Herbarium- 
Exemplar dem Eigentümer zurückschicke. 
Ich berechne für die Präparation und 
das Analysieren der Pflanze ı Mk. pro 
Stück. Zweifelsohne könnte von dieser 
Gelegenheit Gebrauch gemacht werden, 
um Sachen, welche sonst zu Grunde 
gehen, auf immer in schönen Exem- 
plaren aufzubewahren. Die Herbarium- 
Exemplare sind sublimatisiert und wer- 
den also nicht von Insekten angegriffen. 
Die Namen der Pflanzen bitte ich mir 
aufzugeben. 

Proben meiner Pflanzenausgabe sende 
ich gern zur gefl. Ansicht. 

M. Buysmann, Middelburg (Holland). 


246 


Kleinere Mitteilungen. 


Wir können die käuflichen analytischen 
Herbarien des Herrn Buysmann aufs 
beste empfehlen und ist seine jetzige 
Idee, von ihm einzuschickenden Pflanzen 
Analysen herzustellen, für botanische 
Sammlungen etc. sehr willkommen zu 
heissen. L. WITTMACK. 


Stiefmütterchen auf der Chicagoer Welt- 
Ausstellung. 

Um in Chicago während der ersten 
Monate der Welt-Ausstellung, die am 
1.Mai1893 eröffnet wird, schöne Beete mit 
Stiefmütterchen zeigen zu können, 
ersucht das Department of Horticulture 
um Samen der besten Sorten, 
jeder Sorte soviel, das mindestens 
schliesslich 250 Exemplare gepflanzt 
werden können. Die Farben, eventuell 
auch die Namen, sind 
Paket anzugeben. Bei gemischten 
Sorten ist der Habitus der Pflanze an- 
zugeben, ob gedrungen cder 
breitet. — Es werden zwei 


ausge- 


da 1. Spätester Einlieferungstermin 
1. Juli d. J., unter der Adresse: 
To Department of Horticulture 
World’s Columbian Exhibition 
ChicagsorIll.: "U. SE 

Doppelte Verzeichnisse der Sorten 
sind erwünscht. Die Namen der Spen- 
der werden an den Beeten angebracht. 
— Wir ersuchen alle deutschen Stief- 
mütterchen-Züchter, sich zu beteiligen. 

35 000 Rosen bei einer Taufe. 

Wie die »Potsdamer Zeitung« mitteilt, 
hatte Prinz FRIEDRICH LEOPOLD zur 
Taufe seines Sohnes 35 000 Rosen aus 
Frankreich bezogen, das Hundert zu 
12 Mk. = 4200 Mk. 


Euphorbia jaquinirlora. 


Wunderbar schön blühten im Dezem- | 


ber v. J. eine grosse Anzahl Euphorbia 
jaquiniflora, die den ganzen Winter hin- 
durch meine Häuser schmückten. 

H. GIREOUD-Sagan. 


von | 


auf jedem | 


Aussaaten 
gemacht, eine im Juli, eine im August | 


Fuchsia triphylla. 

Fuchsia triphylla ist 1680 vom Pater 
PLUMIER in Peru gefunden, als die erste 
dieser Gattung, und in seinen »Plantae 
americanae«, herausgegeben von BURMANN 
(1755—60), 1793 beschrieben. WILLDENOW 
wird sie genauer gekennzeichnet haben. 
STEUDEL verweist auf LınnE H. B. 

Hayn. 

Reglement über dieErteilung von Wertzeugnissen 
des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. 

$ ı. Der Verein zur Beförderung des 
Gartenbaues ın den Preuss. Staaten hat 
beschlossen, Wertzeugnisse zu erteilen 
für neue Züchtungen oder direkte neue 
Einführungen von Pflanzen, Früchten und 
Gemüsen, die einen ganz hervor- 
ragenden Wert haben, anderweitig 
noch nicht prämiert und noch nicht im 
Handel sind. : 

$ 2. Bewerber um das Wertzeugnis 
können die auszustellenden Gegenstände 
jederzeit vorführen, müssen sie aber 
mindestens 5 Tage vorher dem Bureau 
des V.z.B.d. G.*) anmelden. Wünschens- 
wert ist es, dass die Vorführung in den 
Monatsversammlungen oder in den Aus- 
schusssitzungen stattfindet**®). 

$ 3. Zur Beurteilung der vorzuführen- 
den Gegenstände ernennt der Vorstand 
7Sachverständige (möglichstSpecialisten), 
von denen mindestens 5 anwesend sein 
müssen. Dieselben sind jedoch nicht 
gebunden, schon an demselben Tage 
Beschluss zu fassen. 

$ 4. Die Abstimmung ist eine öffent- 
liche, und ist das Urteil in einem Proto- 
koll kurz zu motivieren. 

$ 5. Die Namen der Aussteller der 
prämilerten Gegenstände werden nebst. 
der Motivierung des Urteils im Vereins- 
Organ bekannt gemacht. 

Bemerkung: Auch Ausländer können 
sich um das Wertzeugnis bewerben. 


*) Berlin N., Invalidenstrasse 42. 
==) Die Monatsversammlungen finden 
letzten Donnerstag, 


am. 
die Ausschusssitzungen am 
ersten und zweiten Donnerstag im Monat statt. 


Kleinere Mitteilungen. 


247 


Anzucht der Melocactus aus Samen. 

Bekanntlich halten sich die sonst so 
schönen und hochinteressanten Melo- 
cactus West - Indiens ın importierten 
Exemplaren nur sehr kurze Zeit und ver- 
schwinden immer wieder aus den Samm- 
lungen. Sie wachsen eben sehr schwer 
wieder an, wie der Gärtner wohl sagt, 
d. h. sie finden sich unter den stark 
veränderten Verhältnissen nicht mehr 
zurecht und verkümmern oder gehen 
schnell den Weg allen Erdenlebens. Man 
sieht die prächtigen Pflanzen deshalb viel 
zu selten, und eigentlich" kann doch keine 
Cacteensammlung auf Vollständigkeit An- 
spruch erheben, der sie fehlen. Zudem 
ist ihre Zahl bedeutend gewachsen und 
immer neuere und teilweise schönere 
sind in ihrer Heimat gefunden worden. 
Sie drängen sich dem Sammler also 
förmlich auf, er muss notgedrungen Um- 
schau halten, wıe er dem oben erwähnten 
UÜbelstande begegnen könnte, und wenig- 
stens einige der zahlreichen Species in 
seinen Sammlungen erhalten und zur 
Vollkommenheit bringen könnte Ich 
verdanke Herrn Prof. SURINGAR in Ley- 
den die erste Anregung, diese Melo- 
cactus hier in einem verhältnismässig 
günstigen Klima einmal aus Samen zu 
erziehen und zu versuchen, ob es mög- 
lich sei, sie im Freien oder doch unter 
leichter Decke zur Vollkommenheit zu 
bringen. Und da mir das so vortreff- 
lich gelungen ist, d. h. soweit es ein 
Jahr bringen kann, so möchte ich hier 
meine Erfahrung gleich mitteilen, damit 
man auch anderswo Versuche anstellen 
möge. 

Bekanntlich wachsen diese Melonen- 
cactus in den heissen Küstenniederungen 
West-Indiens, aber auch in Mexiko, Bra- 
silien und selbst Venezuela kommen sie 
vor. Sie steigen bis an das Meeresgestade 
hinab und wachsen ganz gut im Dünen- 
sande, sind also den vielen Pflanzen so 
schädlichen Meereswinden und der 
salzigen Luft niemals verfallen, ja es ist 
sicher, dass diese zu ihrem fröhlichen 
Gedeihen beitragen. Hohe Wärmegrade, 


selbst zur Regenzeit, sind ihnen mehr 
als allen andern Cactusarten nötig; wie 
es mir aber scheint, nehmen sie auch 
mit niedrigerer Temperatur vorlieb. Die 
Früchte der meisten Arten sind sehr 
klein, oft nicht grösser als die der Mam- 
millarien, sie enthalten aber eine ganze 
Anzahl kleiner schwarzer Samenkörner. 
Diese, die zu ihrem Keimprozesse eine 
grosse Menge Feuchtigkeit gebrauchen, 
können also nur zur Regenzeit keimen, 
und es bleibt wunderbar, wie diese 
kleinen Lebewesen keimend im Meeres- 
sande, bei den oft stundenlang mit tro- 
pischer Gewalt eines Gewitterregens, 
sagen wir eines Wolkenbruches nieder- 
gehenden Wassermengen, zu wurzeln 
vermögen und sich festhalten können an 
einer bestimmten oder zufälligen Erd- 
scholle.e Zur Aufnahme meiner Saat- 
näpfe wurde ein gewöhnlicher Bretter- 
kasten bestimmt, ın einem Garten, 20 
vom Meere entfernt und mit einfachen 
Fenstern bedeckt. Die Erdmischung 
war feingeschlagener vulkanischer Tuff 
in Lehmfarbe, Rasenerde, Lauberde und 
Seesand zu gleichen Teilen. 

Als Drainage verwendeten wir grobe 
Tuffstüicke und wählten kleine tiefe 
Töpfe. Die feinen Samen wurden oben 
auf die festgedrückte Erde gelegt und 
gleichmässig verteilt, dann aber mit recht 
sauberem Seesand so zugedeckt, dass 
man kein Korn mehr erblicken konnte, 
und wenn später durch die Brause ein 
schwarzesKörnchen bloss gewaschen war, 
wurde es sofort mit Seesand wieder zu- 
gedeckt. Die Fenster waren stets ge- 
schlossen, fast hermetisch, und nur mor- 
gens von 7 bis 8 Uhr wurden sie ent- 
fernt, um die Luft gründlich zu wechseln. 
Vor dem jedesmaligen Zudecken wurden 
die Näpfe mit feinster Brause und lauem 
Wasser stark überbraust, gleichviel ob 
sie noch feucht waren oder nicht. Die 
Ränder des Kastens, der Boden und die 
Seitenwände wurden sehr stark mit er- 
wärmtem Wasser getränkt. So wieder 
geschlossen und die heisse Junisonne 
durch die schattenlosen Fenster wirken 


248 


Kleinere Mitteilungen. 


lassend, entwickelte sich eine recht tro- 
pisch feuchte Temperatur, welche die 
meisten Samen schon in ı4 lagen zum 
Keimen veranlasste. Den losen Sand 
durchbrechend sah man bald lichtgrüne, 
bei einigen Species fast weisse oder 
rosenfarbene, stecknadelgrosse runde 
Kügelchen erscheinen, die, im Sande ein- 
gebettet, das schwarze Samenhäutchen 
als nun überflüssiges Gefängnis von sich 
abstiessen. Trotz der gleichmässigen 
Temperatur und der sorgfältigen Behand- 
lung keimten die Samen sehr ungleich, 
und sie warendurchmich peinlichst genau 
und gleichmässig mit Sand bedeckt und 
die Feuchtigkeit war sich immer gleich. 
Einige Species keimten früher als andere, 
aber ungleichmässig kamen sie alle. 
Auch sind manche Samen nicht gekeimt. 
Da diese aber jetzt im Winter noch un- 
angerührt und völlig gesund sind, so 
zweifle ich nicht, sie werden noch im 
kommenden Sommer bei obiger Behand- 
lung keimen. Die kleinen Lebewesen, 
jung, zart, saftig und von Chlorophyll 
strotzend, fanden oder bildeten erst 
nach Wochen ihres jungen Daseins ein 
schlankes Würzelchen, das sich 
dings nun schnell in das feuchte Erd- 
reich senkte und festhielt. Es will mir 
danach scheinen, dass diese Cactus in 
der Heimat unter tropischen Nieder- 


schlägen schnell keimen und nun wochen- | 
lang hin und her geschleudert werden, | 


allein aus stickstoffreicher Luft, wie sie 
sich am Gestade findet, zehrend und er- 
starkend. Die Würzelchen können sich 
erst entwickeln, wenn Ruhe eintritt, und 
dann erst findet die Pflanze Nahrung im 
Boden. Die ganzen Küstenpflanzen aller 
Länder beweisen, dass sie darauf ein- 
gerichtet sind, ihre Hauptnahrung aus 


aller- | 


der sie umgebenden Luft zu sammeln. | 


pflanzen im sterilsten Dünensande wach- 
sen. Ein Bild solcher Geheimnisse geben 
die Opuntien und Agaven Süd-Europas 
und mehr noch die dort heimischen 
Kräuter und Gesträuche. 

Legt man dieSamenkörner recht gleich- 


| 
| 
| 
| 
| 
| 


mässig, so kann das lästige und zeit- 
raubende sogenannte Pikieren wegfallen, 
die jungen Kügelchen haben Raum und 
Musse für ein Jahr, und man braucht 
sie nicht zu stören. Sofern aber mehrere 
Exemplare in Klümpchen beisammen 
sitzen, so soll man sie trennen und ver- 
pflanzen, immer wenn thunlich in oben 
angegebener Erdmischung oder doch 
einer ähnlichen. 

Wie man das anstellt, ist jedermann 
bekannt, es ist nur zu bemerken, dass 
die Melonencactus ganz besonders zart 
sind in der frühesten Jugend und die ge- 
ringste Verletzung ihres Gewebes mit 
dem Tode bezahlen. Sobald sich die 
Wurzel gebildet, erstarken die jungen 
Dinger schnell und es bilden sich die 
ersten Dornen, so dass der Kenner bald 
sogar die Arten zu erkennen vermag. 

Ausgesäet wurden folgende Arten: 

Melocactus humilis von Venezuela, 


» argenteus, 

» albisspinis, 

» armatus, 

> Koolwijkianus, 

» lasyacanthus, 

>» martialıs, 
radıatus, 

» trigonus. 


Die obige Behandlung wurde fort- 
gesetzt bis Ende September. Nur bei 
den eingetretenen kühlen Nächten wur- 
den die Kästen mit Holzladen bedeckt 
und sonst vor allzu niedriger 'Tempe- 
ratur geschützt. Als Mitte Oktober heftige 
Regen eintraten, wurde den Pflanzen 
das Wasser ganz entzogen und der 
Standort sehr trocken gehalten. In sechs 
Monaten unter solcher Pflege ist Melo- 
cactus martialis am weitesten fortge- 
schritten und etwa so gross wie eine 
sehr grosse Markerbse geworden. Er 


Man staunt, wie üppig manche Strand- | ist jetzt olivengrün und seine Stacheln 


sind schön rotbraun. Am kleinsten blieb 
Melocactus trigonus, er ist so gross wie 
die Samen von Lathyrus odoratus, ganz 
gebräunt und seine zarten Stacheln sind 
hell rosenfarben. Hübsch ıst Melocactus 
albisspinis, hellgrün oder rosenrot mit 


Kleinere Mitteilungen. 


249 


fischgrätenartigen silberweissen Stacheln. 
Melocactus humilis gleicht kleinen Mar- 
zipankügelchen, ist hellbraun und mit 
starkbehaarten weissen Stacheln geziert. 
Melocactus Koolwijkianus muss in der 
Blüte sehr schön sein, 
Blumen sind angeblich scharlachrot; er 
ist dunkelgrün mit rosenfarbenenStacheln. 
Melocactus armatus ist purpurfarben mit 
rosenroten Dornen und sehr 
wehrt, obschon noch so klein. Er keimte 
zuerst und wächst hübsch schnell. Seine 
Gräten sind behaart. 

Alle oben genannten Species entwickel- 
ten sich anfangs im Vergleich mit anderen 
Cactusarten, als Cereus, Pilocereus etc., 
recht langsam und blieben kleiner als 
jene. Sie waren grasgrün oder rosenrot 
und bräunten sich bald auch in der 


heissesten Temperatur. Kälte konnte das 


Braunwerden nicht veranlassen, denn die 


Temperatur fiel selbst nachts im Kasten 


nie unter 15° R. und stieg am Tage bis 
30°R. und höher. Die Pflänzchen be- 
finden sich sehr wohl und man darf ge- 
spannt sein, wie sie sich kommendes 
Jahr weiter entwickeln werden. Darüber 
werden wir dem verehrten Leser Auf- 
schluss geben. SPRENGER, 

in San Giovanni a Teduccio bei Neapel. 


Maulwurfsfalle. 
Die einfachste Maulwurfsfaille kann 
man sich herstellen, wenn man ein 


15—20 »m langes, 2—3 cm dickes und 
Io—ı5 3n breites Stück Brett nimmt 
und in der Mitte desselben einen recht 
spitzen Nagel einschläg. Man sucht 
nun einen Hauptgang des Maulwurfes 
oder auch einen frisch aufgestossenen 
Haufen desselben und entfernt die 
Erde, bis man auf den Gang selbst 
kommt, legt das Brett so auf, dass die 
Spitze des Nagels eben etwa ı—2 cm 
in den Gang hineinragt und beschwert 
das Brettstüick oben mit einem Stück 
Ziegelstein. Kommt nun das Tier an 
die Stelle und ritzt sich nur im Gering- 
sten, so muss es an der Verwundung 
zu Grunde gehen. Lässt man die Spitze 


seine grossen | 


stark be- 
ı Bäume den Blitzschlägen am meisten 


| 
| 


des Nagels zu weit hineinreichen in den 
Gang, so umgeht der Maulwurf leicht 
die Stelle. F. Ronıcke-Cleve. 


Wirkung des einschlagenden Blitzstrahles 
bei Bäumen. 
Interessant sind oft die Erscheinungen 


ı und Wirkungen des Blitzstrahles beim 


Be- 
hohe 


ın höhere Bäume. 
isoliert stehende 


Einschlagen 
kanntlich sind 


ausgesetzt, in grösseren Beständen da- 
gegen, z. B. im Walde, sind namentlich 


Bäume von hartem Holze am meisten 
gefährdet. 
Der interessanteste Fall, den ıch zu 


beobachten Gelegenheit hatte, ist kurz 
der folgende. 

Neben einer hohen Pyramidenpappel 
(Populus fastigiata Desf.), die auf einem 
nach Süden gelegenen Abhang stand, 
befand sich etwa drei Schritt davon 
entfernt ein 3—5 2 hoher Zwetschen- 
baum. Der Blitz schlug bei einem sehr 
heftigen Gewitter in die Pappel, ohne 
jedoch dieselbe zu beschädigen und 
fuhr, von der Pappel abspringend, an 
dem Zwetschenbaum in die Erde. Den 
Weg, welchen der Blitzstrahl genommen 
hatte, bezeichnete ein etwa 5—8 cm 
breiter, ganz scharf, wie mit einem 
Messer ausgeschälter Rindenstreifen bis 
auf das Holz, und zwar in einer genauen, 
3—4 mal um den Baum gehenden 
Spirallinie. An der Stelle, an welcher 
der Blitzstrahl in den Boden gedrungen 
war, wurde der Rasen versengt und ge- 
schwärzt, sowie unmittelbar am Stamme 
ein etwa 30 cm tiefes Loch aufgewühlt. 
An der Krone des Zwetschenbaumes war 
ausser abgerissenen Blättern, die am 
Boden lagen, am Holze auch nicht die 
geringste Beschädigung wahrzunehmen, 
wie es sonst durch Abreissen und Zer- 
splittern der Holzteile zu geschehen 
pflegt. 

Ein anderer Fall von der gewaltigen 
Kraft dieser Naturerscheinung ist eine 
isoliert stehende canadische Pappel 
(Populus canadensis). Bei dieser wurden 


250 


Kleinere Mitteilungen. 


alle stärkeren Äste auf einer Seite vom 
Hauptstamm abgetrennt und der Haupt- 
stamm bis auf das Mark zersplittert. 

In einem Walde, der meistens mit 
Buchen bestanden war und nur einige 
junge Eichen hier und da aufzuweisen 
hatte, wurde eine starke Buche an der 
Teilungsstelle der Hauptäste bis zum 
Erdboden in der Mitte durchgespalten 
ohne bemerkenswerte Zersplitterung des 
Holzkörpers. 

Bei einer starken Eiche, die auf einer 
Höhe im Walde stand, neben einigen 
Eschen und jungen Buchen, wurden die 
Spitzen der Krone und dünneren Äste 
geknickt, teilweise abgeschlagen und zer- 
rıssen, während der Stamm selbst un- 
versehrt blieb. F. RonIckE-Qleve. 


Torfstreu und Torfmuil in der Gärtnerei. 

Seitdem Torfstreu und Torfmull ein- 
geführt sind, kann man sich einen 
billigen Dünger beschaffen, welcher 
besonders in Gärten vorzüglich wirkt. 
Verwendet man den Torfdünger in 
Gärten zur Kopfdüngung, in dünner 
Lage über die eingesäeten Beete ge- 
streut, so bleibt selbst bei anhaltendem 
Regenwetter der Boden lose und die 
Pflanzen gedeihen wunderbar. Nichts 
ist letzteren nämlich mehr schädlich, 
als eine krustige Bodenoberfläche, 
welche namentlich in thonhaltigem Lande 
so leicht entsteht. Um Torfdünger zu 
erzeugen, ist es auch gar nicht nötig, 
dass dieses Streumittel in Ställen ver- 
wendet wird, sondern man kann ın 
jeder beliebigen Grube dieselben Resul- 
tate erzielen, wenn die Streu reichlich 
mit Jauche oder sonstigen dunghaltigen 
Flüssigkeiten getränkt wird. Auch 
in gewöhnlichen Dung- oder Abtritts- 
gruben erhält man auf die billigste 
Weise guten Dünger, wenn sie ent- 
sprechend mit Torf oder Mull ausgefüllt 
werden. Mull eignet sich besonders 
gut für Gärten und dürfte sich, getränkt 
mit Jauche, namentlich auch zur Ein- 
streu in Forstgärten zwischen Rillen- 


saaten und Verschulungen sehr bewähren, 


indem er Laub- oder Moos-Einstreu an 
Dungwirkung übertreffen, in Unter- 
drückung von Unkraut, Wärmen und 
Lockerhalten desBodens aber mindestens 
gleichkommen wird. (Prakt. Wegweis.) 


Das Album für Dr. Fritz Müller in Blumenau, 
Südbrasilien. 

Auf den im November 1891 ergangenen 
Aufruf zur Feier des 70. Geburtstages 
(31. März 1892) unseres seit einer langen 
Reihe von Jahren in Brasilien für die 
Wissenschaft thätıgen Landsmannes Dr. 
Frıtz MÜLLER erfolgte eine so zahl- 
reiche Beteiligung, dass das Komitee ein 
schönes Album mit den Bildnissen der 
Teilnehmer dem Jubilar zu seinem Feste 
zusenden konnte. 

Das ın der kunstgewerblichen Werk- 
statt von GEoRG Hure - Hamburg 
angefertigte Album ruht auf einem 
hölzernen Pulte mit in Leder gepressten 
Seiten. Das Album ist 60 cm» hoch und 
48 cm breit. Die Verzierungen des 
Deckels, kunstvoll in Leder geschnitten, 
stellen im Mittelfelde eine allegorische 
Figur der Wissenschaft dar, umgeben 
von vier Feldern mit Darstellungen aus 
der Tier- und Pflanzenwelt der Tropen. 
Die Ecken des Deckels sind mit 
Silberbeschlägen versehen. 

Auf der ersten Seite befindet sich 
folgende von dem Kalligraphen C. FRANKE- 
Berlin in würdiger und kunstvoller Weise 
wiedergegebene Adresse: 

Hochgeehrter Herr! 

Auf den folgenden Blättern finden 
Sie die Bildnisse einer Anzahl von 
Freunden und Fachgenossen, welche 
sich mit Ihnen durch die Liebe zur 
Natur und durch ein tiefes Interesse 
für die Erscheinungen des organischen 
Lebens in ihren wechselseitigen Be- 
ziehungen vereinigt fühlen. Es führte 
uns der Wunsch zusammen, Ihnen, dem 
scharfsinnigen Meister biologischer For- 
schung, die herzlichsten Glückwünsche 
bei Vollendung des 70. Geburtstages 
auszusprechen. Ist Ihnen doch jeder 
von uns für vielfache Anregung ver- 


Litteratur, 


pflichtet, und haben Ihnen nicht wenige | 
für wertvolle und uneigennützige Unter- 


stützung eigener Arbeiten zu danken. 
Möge das Bewusstsein, in einem langen 
und gesegneten Leben die Wissenschaft 
bereichert und Sich die freudige An- 


Ban m. MER 251 
erkennung aller Gleichstrebenden er- 
worben zu haben, Ihren Lebensabend 
vergolden. 


(Folgen ı17 Unterschriften von Bo- 
tanikern, Zoologen, Geographen, Gärtnern 
u. S. W.) 


Litteratur. 


KERNER VON MARILAUN, 
Bd.IH. Geschichte der Pflanzen. Gr. 8°. 
896 S. mit 1547 Abbildungen im Text 
und 2o Aquarelltafeln. 


Preis zo Mk. 

Hierzu Abbildung 48 u. 49. 

Durch unvorhergesehene Ereignisse hat 
sich die Herausgabe des zweiten Ban- 
des dieses prächtigen Werkes, dessen 
erster Band bereits früher eingehend be- 
sprochen wurde, bis zum Spätherbst des 
vorigen Jahres verzögert. 

Die Einleitung des vorliegenden Ban- 
des behandelt zunächst die Quellen zu 
einer Geschichte der Pflanzen 
Sprache der Botaniker. Der erste Teil 
ist der Entstehung der Nachkommen- 
schaft der Gewächse gewidmet und dürfte 
das Interesse des Lesers 
Masse fesseln. KERNER geht zuerst auf 
Fortpflanzung und Vermehrung durch 
Ableger ein, bespricht dann die Sporen 
und Sporenbehälter der Farne, Bärlappe, 
Equiseten und Moose, die Schwärmsporen 
der Algen, die Schlauchsporen der Pilze 
sowie die Thallusbildungen der Lager- 
pflanzen. Das folgende Kapitel behan- 
delt die wurzelständigen Knospen und 
die aus ihnen hervorgehenden Sprosse, 
wie sie jeder bei der Erle, Himbeere, 
den Rosen u. s.f. kennt; alsdann werden 
die so verbreiteten und für den Gärtner 
so ausserordentlich wichtigen stamm- 
ständigen (schlafenden) Knospen be- 
sprochen, zum Schluss geht Verfasser auf 


ım höchsten 


die allbekannten blattständigen Knospen | 
des Bryophyllum etc. | 
Das sehr umfangreiche 2. Kapitel | 


gewisser Farne, 
ein. 


Pflanzenleben. | 


und die | 


bezieht sich auf Fortpflanzung und Ver- 


mehrung durch Früchte. Nach einer 


ı Definition und Einteilung der Früchte 
Leipzig und. 
Wien (Bibliographisches Institut) 1891. | 


wird die Befruchtung und Fruchtbildung 
der Kryptogamen und die Fruchtanlage 


ı der Phanerogamen besprochen; wir er- 


fahren einige Details über den Pollen, 
seine Schutzmittel und Übertragung des- 
selben durch Wind und Tiere; ferner 
hochinteressante Einzelheiten über Ge- 
nussmittel, Blütenduft und Blütenfarbe, 
sämtlich Anlockungsmittel für die die 
Bestäubung vermittelnden Insekten. Die 
Mannigfaltigkeit in der Ausbildung der 
Blumenkrone, deren Form in unmittel- 
barem Connex zu den bestäubenden In- 
sekten steht, die Art, wie der Pollen 
von letzteren auf- und abgeladen wird, 
Fremd- und Selbstbestäubung, die Vor- 
gänge bei der Befruchtung und die 
Fruchtbildung der Phanerogamen lehren 
die folgenden Abschnitte. Den Schluss 
dieses ersten Teiles nimmt ein Kapitelüber 
Wechsel der Fortpflanzung ein. Verfasser 
schildert eingehend die Vermehrung der 
Gewächse durch Ableger und behandelt 
Parthenogenesis und Generationswechsel. 

Der zweite Teil umfasst die specielle 
Geschichte der Arten. Nach Erklärung 
des Artbegriffes wird die Konstitution 
des Protoplasmas, die Abhängigkeit der 
Gestalt der Pflanze vonBoden und Klıma, 
der Einfluss der Verstümmelung, der 
schmarotzenden Sporenpflanzen, der 
gallenerzeugenden Tiere auf die Gestal- 
tung derGewächse umfassend geschildert. 
Nachdem Verfasser alsdann die Ent- 
stehung neuer Gestalten infolge der Kreu- 
zung behandelt hat, geht er auf die Ent- 


(smuysup usyosiydessorgig sap Sep‘ — "If usgqapuszuryg Sour‘ sny) 


"sr Sunpgigqy 


“uaıpuLIapıoA UL PJeMUIAOLSUCN 


Litteratur, 


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Litteratur, 


22 


stehung neuer Arten, Abstammung der 
Arten und die verschiedenen Pflanzen- 
systeme ein. Der nächste Abschnitt be- 
schäftigt sich speciell mit der Verbreitung 
der Arten mittels Ableger und durch 
Früchte und Samen, sowie mit der Ver- 
teilung der Gewächse über den Erdbdall 
und den Pflanzenassociationen. Den 


schaft massgebend sind, in so genialer 
Auffassung und leicht verständlicher 
Form zum Ausdruck gebracht worden, 
wie es KERNER in diesem Meisterwerk 
verstanden hat. Die zahlreichen Ab- 
bildungen, die zum nicht geringen Teil 
Originale sind, und von denen wir unseren 
Lesern durch Reproduktion der indischen 


Abbildung 49. 


Schluss des Werkes bildet ein Kapitel 
über das Aussterben gewisser Formen, 
nebst Hinweisen auf die vorweltliche 
Vegetation. 

Näher auf den überaus reichen und 
hochinteressanten Inhalt des Werkes ein- 
zugehen, gestattet der Raum nicht. Soviel 
ist jedoch sicher: noch niemals sind die 
Ergebnisse der Forschungen auf dem 
Gesamtgebiet der Botanik, sind die 
Ideen, welche jetzt in dieser Wissen- 


Indische Lotospflanze (Nelumbo nucifera) in einem Sumpfe bei Peking. 
(Aus Kerner, Pflanzenleben II. — Verlag des Bibliographischen Instituts.) 


Lotospflanze (Nelumbo nucifera) und 
eines Mangrovewaldes eine Probe geben, 
tragen wesentlich zum Verständnis des 
Textes bei. Die prächtigste Ausstattung 
erfährt auch dieser Band, gleich seinem 
Vorgänger, durch die 2o Aquarelltafeln, 
die an Schönheit mit einander wetteifern 
und dem Werk zur Erhöhung seiner Po- 
pularität ganz besonders dienen werden. 
Dr. P. TAUBERT. 


254 


Ausstellungen. 


»Durch des Gartens kleine Wunderwelt.« 
Naturfreundliche Streifzüge von HEIN- 
RICH, Freiherr SCHILLING voN CAn- 
STATT. Mit 418 Originalzeichnungen 
des Verfassers in ca. ıooo Einzeldar- 
stellungen. Frankfurt a. Ö. Druck 
und Verlag der Königlichen Hofbuch- 
druckerei TROWITZSCH & SOHN. 4. 
462 Seiten. Preis zo Mk. 

An das deutsche Haus, die heran- 
wachsende Jugend wendet sich das Werk 
und giebt eine Arbeit fleissigen Forschens 
aus der Welt des Gartens. In sinniger 
schwunghafter Sprache sucht es ım Leser 
die Liebe zur Natur, selbst des unschein- 
barsten Wesens, zu fördern und dem 
empfänglichen Gemüt für stille Stunden 
eine rechte Freude am Leben und Weben 
der Natur zu bereiten. Mit geschicktem 
Griff umgeht Verfasser den dürren Wort- 
‘ laut der strengen naturwissenschaftlichen 
Formeln, welche er ın das Gewand einer 
lebendigen Beschreibung kleidet. Es ist 
keine leere Unterhaltungslektüre, die nur 
die etwa überflüssige Zeit töten hiltt, 
sondern legt die Ergebnisse der neueren 
Forschungen auf diesem Gebiet klar, dass 
auch der Fachmann 
Wissens sammeln wird. 


Körnlein 
Das Buch zıeht 


manch 


alle Zweige der Naturkunde in seinen 
Kreis und erläutert das Gesagte durch 
eine Reihe Originalzeichnungen aufs wirk- 
samste. Der Inhalt der sieben Abschnitte 
bezieht sich auf »unsere Gartenerde, ihre 
Bestandteile und Bewohner; das Wasser, 
organisches Leben in demselben; das 
Pflanzenleben des Gartens; sein Früh- 
lingserwachen und Wachstum, Pflanzen- 
schmarotzer und Pflege der Pflanzen; 
Blumen- uud Früchteleben, die Beziehun- 
gen von Blumen und Insekten; Garten- 
gäste und -Bewohner; Spätherbst- und 
Winterbilder.« Die Ausstattung ist muster- 
haft. Jedem, namentlich als Geschenk- 
litteratur, durchaus zu empfehlen. Nur 
an einer Stelle legte Rezensent das Buch 
unmutig beiseite. Auf Seite 204 wird in 
poetischen Worten gesprochen von einem 
Freunde, dessen Rat Goldes wert ist. 
Und wer ist dieser Freund? Der »Prak- 
tische Ratgeber ım Obst- und Gartenbau 
zu Frankfurt a. O.« — Diese platte Re- 
klame sollte ein Werk, das Anspruch 
auf populäre Wissenschaft macht, doch 
lieber anderen überlassen, und diese 
Reklame wirkt um so unangenehmer, als 
der »Ratgeber« ım selben Verlage er- 
scheint. bo al, 


Ausstellungen und Kongresse. 


-Deutsche dendrologische Gesellschaft. 

Am 24. April ist in Karlsruhe die 
deutsche dendrologische Gesellschaft ge- 
bildet worden. 
stand bilden die bisherigen Leiter der 
Koniferenkongresse, Hofmarschall von 
ST. PAuL-Fischbach, 
BEISSNER und Gartenmeister ZaBEL; hin- 
zugewählt wurden, Professor Dr. ENGLER- 
Berlin, Professor Dr. DippeL-Darmstadt, 
Hofrat Professor Dr. PriTzEr-Heidelberg, 
Ökonomierat SpärH, Gartendirektor 
SIEWERT-Frankfurt a. M., Gartendirektor 


WENDLAND - Herrenhausen, Hofgärtner 


Den vorläufigen Vor- | 


Garteninspektor | 


KIRCHHOoFF-Donau-Eschingen, Universitäts- 
gärtner SCHELLE-lübingen u. a. mit dem 
Rechte der Kooptation. 

Verein deutscher Rosenfreunde. 

Die General - Versammlung fand am 
24. April in Karlsruhe unter dem Vor- 
sitz des zweiten Vorsitzenden, Herrn 
BUNTZEL-Niederschönweide bei Köpenick 
statt. Der Geschäftsführer Herr Lam- 
BERT erstattete den Jahresbericht und 
wurde alsdann der alte Vorstand wieder- 
gewählt. Beschlossen wurde, eine Schrift 
über die Feinde der Rosen heraus- 


Ausstellungen. 


255 


zugeben und 13893 in Lübeck zu tagen. | 


Viel Zeit ging durch geschäftliche An- 
gelegenheiten verloren. 


Versammlung deutscher Handelsgärtner 

in Karlsruhe. 

Am 24. April, 5 Uhr Nachmittags fand 
im Kafe Nowack in Karlsruhe eine 
äusserst stark besuchte Versammlung 
deutscher Handelsgärtner statt. Herr 
C. VAN DER SMISSEn, Vorsitzender des 
Verbandes deutscher Handelsgärtner, 
der die Versammlung einberufen hatte, 
ward zum Vorsitzenden, Herr GAUCHER 
zum Stellvertreter erwählt. 
tigen Debatten ward die von Herrn 
ENGLERT, Redakteur der Frankfurter 
Gartenzeitung, geplante Bildung eines 
süddeutschen Verbandes siegreich zu- 
rückgewiesen und erklärte die Ver- 
sammlung sich für den einzigen, schon 
bestehenden deutschen Verband. 

Hierauf sprach der General-Konsul 
der Veinigten Staaten in Frankfurt a. M., 
Herr FRAank Mason über die Ausstellung 


Nach hef- | 


in Chicago, welche L. WırTTmack-Berlin 


dann näher beleuchtete. 
mit,dassaufWunsch desReichskommissars 


Derselbe teilte | 


die Herren ED. KEERL-Halle, C. VAN DER | 


SMISSEN-Steglitz und er selbst zu einem 
engeren Komitee zusammengetreten seien, 
und forderte zu einer eifrigen Beteiligung 


auf. In der Debatte, an der sich be- | 


sonders Herr LupwıG MÖLLER-Erfurt und 
Herr STRASSHEIM-Frankfurt a. M. be- 
teiligten, verhehlte man sich die Schwierig- 
keiten nicht, versprach aber die Sache 
auf das lebhafteste zu unterstützen. 


München. Eine grosse Blumen - Aus- 
stellung findet in 
23. kis 30. Juni auf der Isarlust zu 
München statt. Das Programm für die 
Aussteller ıst soeben erschienen. Dieses 
Programm verzeichnet einen Ehrenpreis 
von Sr. kgl. Hoheit dem Prinz-Regenten 


den Tagen vom | 


mit 400 Mk. für denjenigen bayrischen 


Kunst- und Handelsgärtner, welcher in 
der vielseitigsten und umfassendsten 
Weise sich um das Gelingen und den 


Nutzen der Ausstellung verdient ge- 
macht hat, einen Staatsehrenpreis von 
300 Mk. für denjenigen Aussteller, 
welcher die bestkultivierten blühenden 
Rosen in grosser Mannigfaltigkeit in 
wenigstens 300 Exemplaren und in den 
schönsten Typen von Farbe und Form 
zur Ausstellung bringt und schliesslich 
einen Ehrenpreis der Stadt München 
mit 300 Mk. für die besten Leistungen 
in der Blumenbinderei. Ausserdem 
spendet die bayrische Gartenbau-Gesell- 
schaft, welche die Ausstellung veran- 
staltet, zahlreiche Preise von 30—ıo Mk. 
und Ehrendiplome. 
Gartenbau-Ausstellung und botanischer 
Kongress zu Genua 1892. 

Zur Feier des vierhundertjährigen 
Jubiläums der Wiederauffindung Amerikas 
durch den Genueser CHRISTOPH COLUMBUS 
rüstet sich die Vaterstadt desselben, um 
in würdiger Weise das Andenken der 
grössten geographischen Entdeckung 
aller Zeiten zu begehen. 

Ausser einem internationalen geogra- 
phischen Kongress findet in der Zeit 
vom 4.—ı1. September d. J. gleichzeitig 
eine Zusammenkunft von Botanikern 
aller Länder statt, zu welcher von der 
»Italienischen Botanischen Gesellschaft« 
aufs freundlichste alle Botaniker ein- 
geladen werden. Gleichzeitig wird eine 
Italienisch - Amerikanische Handels-Aus- 


stellung, sowie, was die Leser der 
Gartenflora am meisten interessieren 
dürfte, eine nationale Gartenbau- 


Ausstellung beabsichtigt. Neben den 
Vorträgen, Sitzungen etc. werden unter 
anderem auch Excursionen längs der 
beiden Rivieren und in die Seealpen 
geplant. Das durch die Schenkung von 
THoMAS HANBURY begründete neue 
botanische Institut der Universität soll 
während des Kongresses feierlichst er- 
öffnet werden. Anfragen, den botanischen 


Kongress betreffend, sind an Herrn 
Professor O. PEnzic-Genua zu richten. 
Bas: 


256 


Sprechsaal. 


Beteiligung des Gartenbaues an der Aus- 
stellung in Chicago. 
Angemeldet haben: 
EDUARD Keerr in Halle a. S.; 
PauL RUSCHPLER in Dresden-Strehlen; 
HEINRICH WREDE in Lüneburg; 
C. P. STRASSHEIM in Frankfurt a. M.- 
Sachsenhausen; 
Orro JunGk, Hoflieferant in Jena; 
Franz DEIL in Dresden. 
Ihre Beteiligung in Aussicht 
gestellt haben: 
J. €. ScHamipt, Hoflieferant in Erfurt; 
MARTIN GRASHOFF ın Quedlinburg; 
PETER SMITH & Co. in Hamburg und 
Bergedorf, 
L. StoLprt in Wandsbeck -Marienthal; 
ROBERT WEISSBACH in Striesen-Dresden; 
THEODOR JAwER inNieder-Schönhausen; 


J. €. VoLLERT in Lübeck; 

C. JanckE in Aachen; 

LAMBERT & REITER in Trier; 

H. F. B. WARnNEcKE in Blankenese; 

Gustav A. ScHuLTz, Hoflieferant in 
Berlin; 

Dr. G. Dieck 
burg; 

AUGUST BucHNnER in München; 

HEINR. METTE in Quedlinburg; 

OTTO OLBERG in Striesen-Dresden; 

GUSTAV SCHNEPPER in Massen-Unna, 
Westfalen; 

GörzE & HaAmkeEnSs 
Marienthal; 

CARL RoBRA in Aschersleben; 

F. C. HEINEMANN, Hoflieferant in Erfurt; 

T. J. SEIDEL in Striesen-Dresden; 

PAapE & BERGMANN in Quedlinburg; 

CARL LACKNER-Berlin und viele andere. 


ın Zöschen bei Merse- 


ın Wandsbeck- 


Sprechsaal. 


Antwort auf Frage 7. Wie behandelt 
man die Blüten von Nymphaea, Seerose, 
damit sich dieselben nicht schliessen, 
nachdem sie abgeschnitten sind? 

CP. inaWz 

Nymphaea alba (weisse Seerose, auch 


Kastanien 


Mummel genannt), die wohlhierbesonders 


in Frage kommt, wird sich stets nach dem 
Abschneiden schliessen und zwar miteiner 


solchen Beharrlichkeit, dass Anschneiden 
| blumen zu versuchen, da diese gut im 


des Stiels und Inswassersetzen sie da- 
von nicht abbringt. Die gebräuchlichste 
Art sie zu öffnen ist: sie welk werden zu 
lassen, sie dann mit den Händen auf- 
zumachen, sie aufgemacht ins Wasser 
zu stellen und von oben anzuspritzen, 
wodurch sie wieder frisch werden, ohne 
sich schliessen zu können. A. THIEL. 


Antwort auf Frage 3 (Seite 224). Ihre 
Anfrage hat dem Ausschuss für Gehölz- 
kunde und bildende Gartenkunst ın 
seiner Sitzung am ıo. v. M. vorgelegen. 
Die anwesenden Sachverständigen waren 
der Ansicht, dass das Misslingen Ihrer Be- 
mühungen zur Verschönerung des in 


| 
| 
| 


| kanntlıch 


Rede stehenden Platzes, wıe Sie selbst 
erkannt haben, in der Hauptsache wohl 
den auf demselben stehenden grossen 
und Eschen zuzuschreiben 
sein dürfte, da sie durch ihre grosse 


ı Beschattung des Platzes die Vegetation 


stark beeinflussen und durch ihr starkes 
Wurzelvermögen den übrigen Gewächsen 
alle Nahrung entziehen. Die Herren 
schlugen noch vor, es einmal mit Mai- 


In Italien wird Dbe- 
der Rasen aus japanischen 
Convallaria japonica, ge- 
bildet. Diese dürfte bei uns aber nicht 
aushalten. Man meinte andererseits, 
dass, wenn der Boden gut mit Compost 
gedüngt werde, doch wohl englisches 
Raygras (Lolium perenne) oder Poa ne- 
moralis, Hain-Rispengras, darauf wachsen 
möchten. Ich möchte Ihnen raten, Poa 
nemoralis und Poa trivialis im Gemisch 
zu versuchen. Die Herren meinten 
übrigens, es sei sehr schwer, ohne die 
örtlichen Verhältnisse zu kennen, in 
diesem Falle zu raten. L: Wa 


Schatten wachsen. 


Maiblumen, 


a 


ER 


ERGER) 


verlaß vo PAUL FAREY ın Derin Chromolith. Gustav Leutzsch, Gera, B 


Chrysanthemum indicum „Kaiserin Auguste Victoria.“ 
Von A. Lutzenberger, Zehlendorf bei Berlin. 
Hierzu Tafel 1371. 

Auf der grossen Chrysanthemum-Ausstellung des Vereins zur Beförderung 
des Gartenbaues im Kaiserhof zu Berlin vom 12.—15. Nov. 1891 ragte ein 
gefülltesChrysanthemum des Herrn A. LUTZENBERGER, damals in Charlottenburg 
ansässig, durch seinen schönen Bau und seine zarte rahmgelbe Farbe so hervor, 
dass Ihre Majestät die Kaiserin bei Ihrem Besuche der Ausstellung Herrn 
A. LUTZENBERGER die Erlaubnis gab, demselben Allerhöchst Ihren Namen bei- 
legen zu dürfen. Dies Chrysanthemum ist, wie schon von Herrn Hofgärtner 
HOFFMANN in Gartenflora 1891 S. 655 berichtet, ein 1891er Sport von Mary 
Anderson. — Unser Bild spricht für sich selbst, wir wollen nur wünschen, 
dass diese edle Blume, für welche die anwesenden englischen Züchter hohe 
Summen boten, immerdar ihre Schönheit in gleicher Weise zeige. 

Herr LUTZENBERGER schreibt uns über seine Neuheit: 

Chrysanthemum indicum »Kaiserin Auguste Victoria« ist ein Sport des 
einfach blühenden weissen Chrysanthemum Mary Anderson und ist in 
meiner Gärtnerei in Charlottenburg 1891 entstanden. Die Blume erregte 
allgemeines Aufsehen wegen ihrer wundervollen zarten rahmgelben Färbung, 
welche weder bei anderen Chrysanthemum, noch wohl bei irgend einer anderen 
Gattung von Pflanzen vorgefunden wird, sie dürfte deshalb hauptsächlich für 
feinere Bindereien von unersetzlichem Werte werden, was auch von kom- 
petenter Seite, z. B. von Frau KUNZE (Firma J. C. SCHMIDT, Berlin) u. a. m. 
hervorgehoben wurde. Nicht minder zeichnet sich diese Sorte durch die 
gute Form der Blume, welche im Durchschnitt eine Grösse von 5—6 cın 
erreicht, aus. Auch als Topfpflanze ist diese Neuheit von grossem Werte, 
nicht allein wegen der schönen Farbe der Blumen, sondern auch wegen des 
niedrigen gedrungenen Wuchses; als Halbstämmchen lässt sie sich sehr gut 
ziehen. Die Blütezeit dauert von Oktober bis Ende Dezember. Im Frühjahr 
1893 wird sie durch Herrn TUBBENTHAL, Gärtnereibesitzer in Charlottenburg 
und durch mich in den Handel gebracht werden. 


Etwas über den Blütenduft. 


Von Udo Dammer. 


Neben der Farbe und Form ist es besonders der Duft, welcher uns die 
Blüten so angenehm macht. Was wir aber von demselben bisher sicher 
wissen, ist so herzlich wenig, dass jeder, auch der geringste Beitrag zur 

Gartenflora 1892. 19 


258 Udo Dammer: Etwas über den Blütenduft. 


Kenntnis desselben als ein wichtiger Fortschritt begrüsst werden muss. 
Der jüngste Sohn unseres Altmeisters REGEL hat nun soeben eine kleine 
Arbeit veröffentlicht, *) welche einen weiten Ausblick auf dieses bisher mit 
einem Schleier verhüllte Gebiet eröffnet. Er legte sich die Frage vor, 
warum die Blüten von Nycterinia capensis, einer Scrophulariacee, des 
Nachts duften und nicht bei Tage, und kam bei der Beantwortung derselben 
durch Versuche und mikroskopische Untersuchungen zu einer Reihe höchst 
wichtiger Resultate, die hier kurz mitgeteilt werden sollen. Zuvor aber 
einige Worte über das bisher hierüber Bekannte. 

Soweit ich die Litteratur zu übersehen vermag, hat zum erstenmal 
KERNER in seinem kürzlich beendeten grossen Werke: Pflanzenleben*”) ver- 
sucht, die verschiedenen Blütendüfte zu klassifizieren. Er unterscheidet 
fünf Gruppen, nämlich indoloide, aminoide, paraffinoide, benzoloide und 
terpenoide Düfte. 

Zur ersten Gruppe gehören die bei der Zersetzung eiweissartiger Ver- 
bindungen entstehenden und sich in der atmosphärischen Luft verbreitenden 
Riechstoffe, in welchen ein oder mehrere Benzolkerne angenommen werden 
und die auch Stickstoff enthalten, wie das Leucin und Tyrosin, das Skatol 
und Indol. Dieselben treten in den Blütenständen zahlreicher Aroideen, in 
den Blüten der Stapelien, der Balanophoreen, Rafflesiaceen, Hydnoraceen, 
vieler Aristolochinen und einiger tropischer Orchideen, z. B. Bolbophyllum 
Beccarii auf. Bald erinnert der Duft an jenen des faulenden Fleisches von 
Säugetieren, bald an faulende Fische, bald wieder an den in Zersetzung 
begriffenen Harn, an Jauche, Kot und andere unappetitliche Dinge, er ist 
also füglich weniger als Duft denn als Gestank zu bezeichnen. ; 

Nicht viel besser steht's mit den aminoiden Düften, welchen Amine zu 
Grunde liegen. Man könnte zu dem billigen Scherz verleitet werden, dass 
der Stickstoff in der Blüte zum Stinkstoff wird. Als hierher gehörig wären 
unter anderen zu nennen der Duft der Weissdorn- (Crataegus), der Birn-, 
Mispel-, Vogelbeer-, Hartriegel-, Berberitzenblüten, ferner der Duft der Blüten 
von Ailanthus, Aesculus Hippocastanum, Fraxinus Ornus, Oenothera, Epheu, 
Melianthus. 

Viel angenehmer sind die meisten der den drei anderen Gruppen angehöri- 
gen Düfte. So gehören zu den Pflanzen mit benzoloiden Düften, welche 
von sogenannten aromatischen Körpern ausgehen: Nelken, Hyazinthen ‚Wald- 
meister, Vanille, Heliotrop, Maiglöckchen, Flieder, Reseda, Jasmin, Akazie, 
Veilchen. : 

Paraffinoide, d. h. von Paraffinen ausgehende Düfte haben Baldrian, 
Centifolien, Rauten, Weinblüten, Linden, Stechapfel, Petunia und Paeonie. 


®) Robert Regel. Einige Beobachtungen über den Geruch der Blüten, in Acta horti Petro- 
politani XI., p. 385—393. 
=*) Band II., pag. 194. 


Udo Dammer: Etwas über den Blütenduft, 259 


Düfte der fünften, terpenoiden Gruppe besitzen Gardenien, Orangen, 
Magnolien, Zitronen, Thymian, Diptam und Lavendel. Nicht immer tritt 
nur ein Duft in einer Blüte auf. Vielmehr kommt es gar nicht so selten vor, 
dass zweierlei Riechstoffe gleichzeitig einer Blume entströmen. In solchen 
Fällen sind dann die Ansichten der verschiedenen Beobachter häufig über 
den Duft sehr geteilt, was mit der individuellen Empfindlichkeit der Ge- 
ruchsnerven im Zusammenhang steht. 

Von Interesse ist es, dass häufig derselbe Duft bei ganz verschieden- 
artigen Pflanzen wiederkehrt. Eins der bekanntesten Beispiele ist der Duft 
des frischen Heues, welcher zu den benzoloiden Düften gehört und von 
dem Vorhandensein von Kumarin abhängig ist. Diesen Duft finden wir 
ausser in dem Ruchgrase (Anthoxanthum) und in der Hierochloa, welche 
beiden Gräser eben den frischen Heuduft ausströmen, noch im Waldmeister 
und in der Tonkabohne. Heliotropduft tritt ausser im Heliotrop noch bei 
einigen Waldmeisterarten, bei der Linnaea borealis, beim Attich (Sambucus 
Ebulus), bei der Ackerwinde, bei einigen Gebirgsorchideen (z. B. Gymna- 
denia odoratissima und Nigritella nigra), beim Alpenseidelbast (Daphne 
alpina), bei der Alpensaussurea, bei der Nardosmie und bei der Vanille auf. 
Diese Beispiele liessen sich leicht bedeutend vermehren. 

Eine andere interessante Erscheinung ist die, dass gar nicht selten die 
nächsten Verwandten vollständig verschiedene Düfte entsenden. Eins der 
auffallendsten Beispiele liefern hierfür die verschiedenen Seidelbastarten. 
So duftet Daphne alpina nach Vanille, D. striata nach Flieder, D. Philippi 
nach Veilchen und D. Blagayana nach Nelken. Jedem Rosenfreude sind 
die verschiedenen Düfte der einzelnen Rosenarten bekannt. Wie anders 
riecht eine Theerose als eine Centifolie! 

Dass von nahe verwandten Arten die eine duftlos sein kann, während 
die andere den köstlichsten Duft von sich giebt, ist ebenfalls allgemein 
bekannt. Veilchen und Stiefmütterchen liefern eins der bekanntesten Bei- 
spiele hierfür. 

Was nun die Wahrnehmung des Duftes anbelangt, so ist im allgemeinen 
bekannt, dass dieselbe bei den verschiedenen Individuen verschieden ist. 
Mancher erkennt einen Duft sofort sehr deutlich, während ein anderer ihn 
erst nach längerer Einwirkung oder auch überhaupt nicht wahrnimmt. Die 
Entfernung, bis zu welcher wir den Duft riechen, ist sehr verschieden. 
Auffallend ist es, dass wir manchmal in einiger Entfernung von der Duft- 
quelle ein grösseres Empfindungsvermögen für den Duft haben, als unmittel- 
bar vor der betreffenden Pflanze. Ein blühender Lindenzweig erfüllt ein 
ganzes Zimmer mit seinem köstlichen Duft so stark, dass wir ihn fast un- 
angenehm empfinden, beugen wir uns aber dicht über den Zweig 
und ziehen den Duft mit vollen Zügen ein, so erscheint uns der Duft viel 


schwächer. Dass Tiere, besonders Insekten, mit einem viel empfindlicheren 
18* 


260 Udo Dammer: Etwas über den Blütenduft. 


Geruchsvermögen ausgestattet sind als wir, ist eine bekannte Thatsache. 
KERNER hat dies einmal in sehr anschaulicher Weise auf experimentellem 
Wege festgestellt, indem er bei Tage einen Windenschwärmer (Sphinx Con- 
volvuli), den er zuvor mit Zinnober gezeichnet hatte, dreihundert Schritt weit 
von einem Jelängerjelieber brachte. Am Abend steckte das Tier erst einen 
Augenblick wie sondierend seine Fühler aus und flog dann in gerader 
Linie nach dem Gaisblatt hin. 

Die Verteilung der riechenden Substanzen in der Pflanze ist eine sehr 
verschiedene. Bisweilen befinden sie sich in den Blumenblättern, und zwar 
bier wieder gar nicht selten in ganz bestimmten Teilen derselben, z. B. bei 
Reseda und bei Stanhopea tigrina in den Fransen. Doch treten sie auch 
in anderen Blütenteilen, z. B. in den Staubfäden bei Philadelphus 
coronarius, oder auch in den der Blüte benachbarten Organen auf. Dass 
die Bedingungen, unter denen die Blüten duften, sehr verschieden sind, ja, 
dass gleiche Bedingungen geradezu entgegengesetzte Erscheinungen bei 
den verschiedenen Duftstoffen hervorrufen können, ist bekannt. Manche 
Pflanzen duften bei erhöhter Wärme im Sonnenschein stärker als bei 
niedriger Temperatur und bei trübem Wetter. Manche Pflanzen sind tagüber 
duftlos und entsenden ihren Duft bei einbrechender Nacht, während andere 
bei Tage duften, des Nachts aber duftlos sind. Zu ersteren gehören nament- 
lich eine ganze Reihe weiss- oder blassgelb blühender Gamopetalen mit 
langer Blumenkronenröhre, und man sah hierin eine ausgesprochene An- 
passung an Nacht- und Dämmerungsfalter. Als Beispiele seien Bouvardien, 
Nicotiana, Gaisblatt, Petunien angeführt. Auch die bereits im Eingange 
erwähnte Scrophulariacee Nycterinia capensis gehört hierher. Sie diente 
R. REGEL hauptsächlich als Versuchspflanze zur Beantwortung der Frage, 
welche Ursachen dieser Erscheinung zu Grunde liegen. Aus seinen Ver- 
suchen geht zunächst hervor, dass der Riechstoff nur dann entwickelt wird, 
wenn wenigstens die Laubblätter dem Tageslichte ausgesetzt sind. Pflanzen, 
welche in der Dunkelkammer kultiviert wurden, bildeten, nachdem die 
Wirkung der Dunkelheit auf die Pflanzen zur Geltung gekommen war, nur 
noch Blütenknospen und Blüten, welche duftlos waren, während andererseits 
solche Pflanzen, deren unterer Teil dem Tageslichte ausgesetzt war und 
welche er nur in der Blütenregion verdunkelt hatte, stets duftende Blüten 
bildeten. Ein weiteres Ergebnis der REGELschen Versuche ist, dass eine 
Temperaturerniedrigung eine Duftausströmung begünstigt. Als wichtigstes 
Resultat aber muss das angesehen werden, dass der Duft mit der Assimi- 
lation und zwar ganz speziell mit dem Vorhandensein von Stärkekörnchen 
in den Blumenblättern im Zusammenhange steht. Und dieses Resultat ist 
für die Praxis direkt verwertbar. Abgeschnittene Blumen, in reines Wasser 
gestellt, verlieren nach einiger Zeit ihren Duft in demselben Masse, wie die 
Stärkekörnchen in den Zellen der Blumenblätter durch die Assimilation 


Eduard August Regel. 


261 


= mm Ge =— = 


verbraucht werden. Stellt man aber die abgeschnittenen Blumen in Zucker- 
wasser, so bleiben Stärke und Duft bis zum Absterben der Blüte voll und 
ganz erhalten. Zunächst ist dies nur für Nycterinia capensis nachgewiesen. 
Die Gärtner, denen ja sehr viel daran liegt, dass die abgeschnittenen 
Blumen recht lange ihren Duft bewahren, häufig aber darunter zu leiden 
haben, dass dieselben oft schon nach kurzer Zeit geruchlos werden (es sei 
nur an die Veilchen erinnert), können den sehr einfachen Versuch bei anderen 
Pflanzenarten wiederholen und werden sicherlich in vielen Fällen zu günstigen 
Resultaten gelangen, welche sie vor direktem materiellem Schaden bewahren. 


Eduard August Regel. 


Mit Portrait. 


EDUARD AUGUST REGEL wurde am 13. August 1815 zu Gotha als Sohn des 
Professors am Gymnasium und Garnisonpredigers L. A. REGEL geboren. Schon als 
Knabe zeigte er eine vorwaltende Liebe zum Gartenbau; er putzte unter Anleitung 
des alten Gartenarbeiters seines Grossvaters Dörıng die Obstbäume aus, schnitt die- 
selben sogar und hielt auch den Garten der Eltern in Ordnung. Das Gymnasium 
besuchte er bis Sekunda und trat 1830 als Gärtnerlehrling in den Herzoglichen 
Orangengarten ein, wo er bis 1833 lernte. Während dieser Zeit besuchte er aber auch 
die Handlungsschule behufs besserer Erlernung der neueren Sprachen und crhieit 
ferner im Planzeichnen, in der höheren Mathematik und Arithmetik Privatstunden 
beim Dr. FRITSCHE. — Unterricht in den Anfangsgründen der Botanik und der 
Insektenkunde, verbunden mit botanischen Exkursionen, hatte REGEL beim Ober- 
förster KELLNER Schon von 13823 an, und die Flora Thüringens war ıhm gut be- 
kannt, als er im Frühjahr 1333—ı1837 nach Göttingen übersiedelte. 2'/, Jahre 
lang war er dort als Volontär im botanischen Garten beschäftigt und besuchte 
zugleich als »freier Zuhörer« die botanischen Kollegien. Der Aufforderung seiner 
Mutter, ganz zum rein wissenschaftlichen Studium der Naturkunde, für welche er 
lebte und schwärmte, überzugehen, widerstand er, weil er dann mehrere Jahre 
seines Lebens verloren hätte; er wollte auf dem betretenen Wege der praktischen 
Beschäftigung als Gärtner, verbunden mit der wissenschaftlichen Kenntnis und 
Beobachtung des Materials, mit dem er arbeitete, weiter fortgehen und durch 
ausdauernden privaten Fleiss die Lücken ausfüllen, die da noch vorhanden waren. 
Von besonderem Nutzen waren demselben die Vorlesungen und der private 
Umgang mit dem Professor BARTLING, unter dessen Ägide eine kleine botanische 
Gesellschaft entstand, in der die Arbeiten der einzelnen vorgetragen wurden. 
Nachdem so 2!,, Jahre vergangen, trat REGEL die letzten ı'/, Jahre ganz in den 
botanischen Garten zu Göttingen über, in welchem unter anderen damals der 
später durch seine Reisen und Sammlungen in West-Neuholland bekannte PREISS 
arbeitete. 

Von 1837—1839 war E. REGEL als Gartengehilfe im botanischen Garten zu 
Bonn angestellt, hatte dort die Beaufsichtigung der Freilandpflanzen und das 
Samengeschäft. Tags arbeitete er praktisch, Morgens von 2—6 Uhr arbeitete er 
regelmässig in wissenschaftlicher Beziehung, an Sonn- und Feiertagen machte er 
Exkursionen; meist zog er schon am Sonnabend Abend aus, legte bis zum 


262 Eduard August Regel. 


Sonnenaufgang 6—8 Wegstunden zurück, botanisierte dann den ganzen Tag und 
kehrte die andere Nacht zurück; Montags früh 6 Uhr war er aber wieder an 
seiner Arbeit. 

Mit TREVIRANUS befreundet, bildete sich auch in Bonn eine kleine botanische 
Gesellschaft, in welcher unter TREVIRANUS Beisein Vorträge gehalten wurden. 
Seine dahingegangenen Freunde ]. SCHMITZ, WICHURA und SEUBERT gehörten zu 
dieser Gesellschaft. In Bonn schrieb REGEL in Gemeinschaft mit J. ScHmirz die 
Flora Bonnensis, welche erst 1841 erschien (J. J. SCHMITZ et E. REGEL, Flora 
bonnensis), in welcher REGEL die Gattungen und Arten fast ausschliesslich be- 
arbeitete, während J. Schmirz die Einleitung, die Übersichten und Familien- 
charaktere, TREVIRANUS aber die Vorrede gab. 

Der botanische Verein des Mittel- und Niederrheins war der erste Verein, der 
REGEL am 16. April 1838 unter seine Mitglieder aufnahm. 

Von 1839—1842 war REGEL im botanischen Garten in Berlin als Gehilfe 
angestellt. Auch hier waren ihm die Pflanzen des freien Landes, das Samen- 
geschäft und die Kultur der Eriken etc. zugewiesen. Der an Pflanzen so reiche 
Berliner Garten, die Freundschaft des Dr. KLotzsch und das nahe Herbarıum 
unterstützten ıhn in seinen wissenschaftlichen Arbeiten. Link und KunTtH, die 
damalıgen Direktoren des Gartens, bekümmerten sich wenig um denselben, 
A. DIETRICH und FR. OTTo revidierten die Gewächshauspflanzen, und neue Pflanzen 
wurden dem Dr. KrorzscH zur Bestimmung gebracht, der dieselben ın dem 
damals erscheinenden Werke: Link, KrorzscH et OTTo Icones etc. plantarum 
rarıorum publizierte. Um die Pflanzen des freien Landes und die annuellen 
Pflanzen hatte sich aber seit Jahren niemand bekümmert und REGEL nahm sich 
deren Berichtigung nicht bloss vor, sondern führte diese auch durch, indem er 
die frühesten Morgen- und späten Abendstunden dazu benutzte und, wie in 
Göttingen und Bonn, durchschnittlich nie mehr als 5 Stunden schlief. 

Die Gehilfen des Gartens wusste er alle untereinander zu nähern, und min- 
destens einmal in der Woche versammelten sich dieselben, wobei REGEL gewöhn- 
lich die Vorträge hielt. Damals publizierte REGEL seine erste physiologisch- 
praktische Arbeit in der Berliner Gartenzeitung: »Hauptmomente des Gartenbaues, 
durch Physiologie begründet«, welche als Übersetzung in Gardeners Chronicle 
aufgenommen ward und LinpLeys Theorie des Gartenbaues vorausging. Eine 
zweite grosse Arbeit, publiziert in den Verhandlungen des Vereins zur Betörderung 
des Gartenbaues, war seine »Kultur und Aufzählung der in deutschen und 
englischen Gärten kultivierten Eriken«, eine auf genauem täglichem Studium be- 
ruhende Arbeit. 

Die im Jahre 1841 erhaltene Aufnahme als Mitglid des Thüringer Gartenbau- 
Vereines war der Anfang zu den Hunderten ähnlicher Ernennungen in den fol- 
genden Jahren. Freunde fürs Leben blieben ihm von den damaligen Kollegen 
VON WARSCZEWICZ, H. WAGNER aus Riga und Dr. KLoTzscH. 

Im Februar 1842 erhielt REGEL den Ruf als Obergärtner an den botanischen 
Garten in Zürich, als er gerade in Unterhandlung stand, sich der ersten englischen 
Expedition nach dem Niger anzuschliessen. Er siedelte nach Zürich über und 
trat dort bald in ein inniges Freundschaftsverhältnis mit dem Direktor, dem 
Professor Dr. HEER und C. von NäÄceLı. Der Garten, in schöner Lage, war 
unbedeutend; alle besseren Pflanzen waren das Eigentum des früheren Ober- 
gärtners gewesen und die Mittel des Instituts, das auf den Handel angewiesen war, 
ohne aber Handelspflanzen zu besitzen, waren ganz unbedeutend. (Die Jahres- 
einnahme vom Handel betrug im ersten Jahre nur 300 Fr., als REGEL das Institut 


Eduard August Regel. 263 


im Herbst 1855 verliess, 30000 Fr.) Da hiess es praktisch arbeiten und die noch 
schlummernde Liebe zur Gartenkunst wecken. In praktischer Beziehung waren 


die Erfolge anfangs klein; der Garten erhielt aber bald durch Warsczewicz 


Abbildung 50. Eduard August von Regel. 


” 


manche neue und interessante Pflanze aus Mittelamerika (Bouvardia leiantha 
Benth., Alonsoa Warsczewiczii Rgl., Habrothamnus Warsczewiczii Rgl, Habrotham- 
nus aurantiacus Rgl., Siphocampylos Warsczewiezii Rgl., Tydaea Warsczewiczii Rgl. 
T. ocellata Rgl., Salvia Heerii Rgl. etc.), die REGEL im Tausche an deutsche und 
belgische Gärten abgeben konnte. Er selbst erkor sich als Lieblingsfamilie die 


264 Eduard August Regel. 


der Gesneriaceen, kultivierte sie nicht nur, sondern zog davon auch zahlreiche 
wertvolle Bastarde, unter denen z. B. Treviranıa (Achimenes) Ambroise Ver- 
schaffelt, Tr. Edmond Boissier, Tr. Heerii etc. jetzt noch zu den schönsten Sorten 
dieser Pflanzengruppe gehören. Endlich richtete er auch einen Samenhandel ein, 
und durch alle diese Umstände konnte er sich allmählich die Mittel verschaffen, 
den Züricher Garten zu einem der besseren botanischen Gärten zu erheben, einen 
Ruf, den sich derselbe unter seinem Nachfolger, Herrn E. ORTGIES, zu erhalten 
gewusst hat Dazu mussten allerdings auch die seltenen Pflanzen der Alpen, der 
Schweiz einen erklecklichen Teil beitragen, die REGEL auf seinen Alpenwanderungen 
fleissig sammelte, sowie manche seltene Pflanzen der Tropen, die durch Ver- 
mittelung schweizerischer Handelsfirmen (Gesnera Blassiı Rgl.) in den Züricher 
botanischen Garten eingeführt wurden. 

Behufs Belebung der Liebe zum Gartenbau gründete REGEL im Verein mit 
Professor HEER im Jahre 1843 die »Schweizerische Zeitschrift für Land- und 
Gartenbau«; von 1846 an ward dieselbe unter der gleichen Redaktion, als zwei 
getrennte Zeitschriften, die eine nur für Landwirtschaft, die andere nur für Garten- 
bau veröffentlicht. Von ı847 an gab REGEL beide Zeitschriften als alleiniger 
Redakteur heraus, im Jahre 1850 trat er seinem Freunde KOHLEr die Redaktion 
der Schweizerischen Zeitschrift für Landwirtschaft ab und behielt nur die Redaktion 
der Gartenzeitung. Endlich ım Jahre 1852 trat an Stelle der Schweizerischen 
Zeitschrift für Gartenbau die »Gartenflora«, die REGEI. bis 1884 redigierte. — 
Ferner gründete er 1843 ım Verein mit HEER und NÄGELI den Schweizerischen 
Land- und Gartenbau-Verein, den ersten derartigen Verein in der Schweiz, und 
blieb bis zu seinem Weggange aus der Schweiz dessen unbesoldeter Geschäfts- 
führer und später, als der Gartenbau sich als besondere Sektion abteilte, war er 
auch noch der Präsident dieser. Im Auftrage des Vereins schrieb er ein Büchlein 
über den Hopfenbau, sowie über den Obstbau des Kanton Zürich, nebst Auf- 
zählung und Beschreibung der daselbst kultivierten Apfel und Birnen. 

In wissenschaftlicher Beziehung publizierte er in der Flora seine Arbeiten 
über die Gattungen der Gesneraceen, in der Linnaea ausser der Beschreibung 
einiger Pflanzen eine Arbeit über Entwickelung und Bedeutung der Nebenblätter 
und in Artikeln in der Bonplandia widerlegte er LinpLevs Ansicht, dass Agylops 
ovata die Stammpflanze des Weizens sei, er zeigte, dass die sogenannte Über- 
gangsform (A. triticoides) nur ein Bastard sei und zog später in Petersburg selber 
diesen Bastard. In Briefen an Dr. KLoTzscH in der gleichen Zeitschrift wıderlegte 
er die seiner Zeit herrschende und von KLoTzscH vertretene Ansicht, dass Bastarde 
zwischen guten Arten stets im Pollen unfruchtbar seien, und nachdem er sich als 
Docent der Botanik an der Universität in Zürich habilitiert hatte, nahm er an den 
öffentlichen populären Vorlesungen derselben teil. Noch bevor er Zürich verliess, 
publizierte er den ersten Teil seines Allgemeinen Gartenbuches: »Die Pflanze und 
ihr Leben in ihrer Beziehung zum praktischen Gartenbau« (FRIEDR. SCHULTHESS, 
Zürich 1355), ein Buch, das durch die Schuld der Buchhandlung wenig bekannt 
geworden, desto mehr aber benutzt worden ist. Der Ehren-Doktor der Philo- 
sophie ward ihm von der Züricher Universität verliehen. 

Mitten in seiner emsigen Thätigkeit für den Züricher Garten trat an ıhn ein 
Ruf nach Petersburg. Schwer war der Entschluss, seine zweite schöne Heimat, 
die herrliche Schweiz, zu verlassen. Dort hatte ihn die Grossartigkeit der Natur 
gefesselt; in der Einsamkeit der höchsten Alpen, wo der Mensch sich seiner ganzen 
Kleinheit der grossartigen Pracht der Natur gegenüber mehr bewusst wird und sich 
doch dem Schöpfer ‘näher weiss, hatte er sich heimisch gefühlt und in der Schweiz 


Eduard August Regel. 265 


hatte er auch im Jahre 1345 seine herzlich geliebte Lebensgefährtin, ELISABETHA 
LocHER, die Tochter des Professor Dr. LoCHER-BALBES, gefunden und wär damit 
in das nach aussen damals noch starr abgeschlossene Familienleben der Züricher 
eingetreten. 

Der Gedanke aber, dass es nicht die Aufgabe des Menschen, an der Scholle 
festzukleben, sondern dahin wo er glaubt mehr nützen zu können, wenn auch 
unter grösseren Schwierigkeiten, zu ziehen, seine Pflicht und Schuldigkeit gern 
und mit Liebhaberei zu thun und im übrigen Gott zu vertrauen, vermochte ihn, 
nachdem er zweimal abgelehnt hatte, sich mit blutendem Herzen von der 
Schweizer Heimat loszureissen und nach dem damals noch so gefürchteten Russ 
land in die nordische Palmyra überzusiedeln. Vom ı. Oktober 1855—1867 be- 
kleidete REGEL in Petersburg die Stelle als wissenschaftlicher Direktor des Kaiser- 
lichen botanischen Gartens; da aber die Administration in andern Händen lag, 
konnte er für das Institut nicht das leisten, was er gewünscht. Dafür gründete er 
trotz aller entgenstehenden Schwierigkeiten, unter Beistand vieler Freunde den 
Kaiserlich russischen Gartenbau-Verein, dem er als Vizepräsident angehörte, und 
der, seitdem das Präsidium desselben auf den General-Adjutanten Sr. Majestät 
SAMUEL ÄLEXIEWITSCH GREIG übergegangen war, seinen Einfluss über das weite 
russische Reich ausgedehnt hat, sodass derselbe schon jetzt viele Zweigvereine im 
Innern Russlands und selbst im fernen Turkestan zählt. Das erste Aufblühen 
und überhaupt die Möglichkeit der Gründung verdankt dieser für das Empor- 
blühen des Gartenbaues in dem weiten russischen Reich so wichtige Verein der 
warmen Liebe und Energie, mit der sich Se. RKaiserliche Hoheit der Grossfürst 
NICOLAI-NICOLAJEWITSCH der Ältere im Anfange für den Verein interessierte, dem 
dann REGEL in inniger Dankbarkeit auch die prächtige Strelitzia Nicolai mit 
Riesen-Abbildung in dem ı. Heft der Verhandlungen des russischen Gartenbau- 
Vereins gewidmet hat. So nach aussen zahlreiche Stützpunkte findend und selbst 
der Kaiserlichen Familie näher tretend, indem er das Glück hatte, den älteren 
Söhnen Sr. Majestät einen allgemeinen Überblick über das Gewächsreich in ein- 
zelnen Vorträgen geben zu können, überdauerte REGEL die ersten ı2 schwierigen 
Jahre. Mit dem Eintritt seines lieben Freundes R. von TRAUTVETTER als Direktor 
des Kaiserlichen botanischen Gartens, 1868—1874, in dessen Händen nun die 
Administration lag, begann für REGEL die regste Zeit in betreff der allmählichen 
Umgestaltung der Gewächshäuser und des ganz verkommenen Parkes des KRaiser- 
lichen botanischen Gartens, der nun allmählich das Gewand der neueren Zeit 
anlegte. Seit 1875 war in Recers Hand auch die Administration des Kaiserlichen 
botanischen Gartens übergegangen und was er seitdem für die Ausbreitung der 
Botanik und des Gartenbaues gethan, ist allbekannt. 

Nicht genug zu rühmen ist die Freigebigkeit, mit der er von den vielen 
Schätzen, die ihm namentlich aus den unbekanntesten Gegenden Asiens, speciell 
seitens seines Sohnes Dr. med. ALBERT VON REGEL zugingen, an alle botanischen 
Gärten abgab. Alle die Petersburg besuchten, wissen wie reichlich namentlich 
die Florengebiete Sibiriens, Turkestans und des Kaukasus vertreten und wie VOor- 
trefflich sie zu pflanzengeographischen Bildern zusammengestellt sind. 

Aber REGEL, als praktischer Gärtner, fühlte nur zu sehr, dass auch der Obst- 
bau in Russland gehoben werden müsse. Da das im botanischen Garten nicht 
möglich, so gründete er auf eigene Kosten im Jahre 1863 einen pomologischen 
Garten, dem jetzt sein Schwiegersohn KESSELRING vorsteht. Er vereinigte in dem- 
selben die erste Sammlung der harten russischen Obstsorten (nach REGELS 
russischer Pomologie, in russischer Sprache, 2 Teile, Kultur und Beschreibung 


266 Eduard August Regel. 


enthaltend, mit 304 Cliches und 34 kolorierten Tafeln der russischen Apfelsorten), 
die damals auch für schweres Geld nicht zu kaufen waren, während überall die 
Sorten des Westens Europas ausgeboten wurden, die meist schon im ersten 
Winter wieder gänzlich erfroren.. Vom pomologischen Garten aus sind die 
besseren russischen Sorten jetzt nicht bloss ın die Handelsgärten und Privatgärten 
des Nordens Russlands verbreitet worden, sondern sıe sind auch auf den höheren 
Norden Nordamerikas und Kanadas übergegangen, wo sie sich gleichfalls als die 
einzigen dort noch harten Sorten bewährt haben; ja es giebt dort schon besondere 
Baumschulen, die nur russische Obstsorten kultivieren. 

Aber auch Zierbäume und Sträucher zog er im pomologischen Garten und 
durch den Einfluss von jener Stelle aus sind die Gärten des nördlichen Russlands 
wohl um das dreifache, namentlich an Ziersträuchern vermehrt worden, sodass 
jetzt die Petersburger Gärten zur Blütezeit der Sträucher den Gärten des west- 
lichen Europas wenig nachstehen. | i 

Dass REGEL auch als Landschaftsgärtner tüchtig, hat er schon in Zürich be- 
wiesen, ganz besonders aber trat es in Petersburg hervor, wo er den Plan zum 
»Neuen Alexandergarten« (um die Admiralität) im Auftrage des russischen Garten- 
bauvereins entwarf und auch die Anlagen um das Denkmal der Kaiserin KATHARINA 
1878 geschmackvoll umgestaltete. Ingleichen stellte er im wesentlichen die Pläne 
für die internationalen Gartenbau-Ausstellungen 1869 und 1884 fest. 

Man muss es mit gesehen haben, ja man muss, wie Schreiber dieser Zeilen, 
im Hause des Jubilars es mit erlebt haben, wie REGEL bei solchen Ausstellungen, 
wie er eigentlich stets arbeitete. Spät abends, ermüdet von den Ausstellungs- 
geschäften, nach Hause gekommen, widmete er sich noch eine Stunde seinen 
Gästen, dann, wenn diese sich zur Ruhe begaben, ging er — an seine Arbeiten, 
blieb thätig bis ı Uhr und war am andern Morgen um 6 Uhr schon wieder ın 
seinem Bureau. 

Sein Verdienst ist aber auch höheren Orts würdig anerkannt worden. Er erhielt: 

1861 das Ritterkreuz des österreichischen Franz-Joseph-Ordens. 

1864 das Ritterkreuz des belgischen Leopold-Ordens. 

1866 den russischen Stanislaus-Orden 2. Klasse. 

1867 den preussischen Kronen-Örden 3. Klasse. 

1869 das Ritterkreuz des schwedischen Nordstern-OÖrdens. 

1874 den russischen Wladimir-Orden 3. Klasse. 

1874 das Kommandeur-Kreuz des Ordens der italienischen Krone. 

1874 das Kommandeur-Kreuz ı. Klasse des ernestinischen Haus-Ördens von 

Sachsen-Koburg-Gotha. 

1878 den russischen Stanislaus-Orden ı. Klasse. 

1882 den russischen Annen-Orden ı. Klasse. 

1884 die Würde als Grand Dignitaire des brasilianischen Rosen-Ordens. 

1835 den preussischen roten Adler-Orden 2. Klasse mit dem Stern. 

Viele Vereine ernannten ihn zum Ehren- und korrespondierenden Mitglied. 

Trotz all dieser Auszeichnungen ist REGEL stets der einfache Mann geblieben, 
der, wenn es Not that, selber noch einem Gärtnerlehrling die Giesskanne abnahm, 
um ihm zu zeigen, wie gegossen werden müsse. — Mit ganz besonderer Liebe 
nahm er überhaupt sich der jüngeren Gärtner an und gar vielen hat er die Wege, 
namentlich in Russland, geebnet. 

Im Charakter offen und bieder, zeigte er bei aller Bescheidenheit eine eiserne 
Konsequenz, die sich vor keinen Schwierigkeiten zurückschrecken liess. Und 


wenn es ihm an Verdruss oft nicht fehlte, was bei einer so grossen Verwaltung ja 


Eduard August Regel. 2 


unvermeidlich, da war es seine liebende Gattin, die in sanfter Weise ihm die 
Stirn zu glätten wusste. 

In wissenschaftlicher Hinsicht charakterisiert REGEL, wie er selbst uns: gegen- 
über aussprach, »der Unglaube an alle sogenannten neuen Entdeckungen, die allen 
früher gefundenen Gesetzen in das Gesicht schlagen, sowie die strengste Exaktität 
in wissenschaftlichen Versuchen. « Daraus gingen seine erwähnten Schriften in 
betreff der Ägylops-Frage, in betreff der Fruchtbarkeit der Bastarde hervor. In 
dieser Beziehung machte er seine Versuche über Parthenogenesis und publizierte 
die betreffende Schrift gegen die Parthenogenesis in den Memoiren der Peters- 
burger Akademie, in dieser Beziehung trat er der wiederholt auftauchenden An- 
sicht der Bildung eines Bastards zwischen Edelreis und Wildling entgegen, — in 
dieser Beziehung war er freilich auch Gegner der Anhänger Darwıns, die da die 
Pflanzenarten allmählich zu höheren Typen sich entwickeln lassen und vertrat die 
Ansicht, dass die von der Tertiärzeit auf unsere Zeit übergegangenen Pflanzen- 
arten auf ihrer Wanderung über weite Gebiete der Erde ihre klimatischen und 
lokalen Formen gebildet haben, Formen, die unter gleichartigen Verhältnissen 
auch wieder zu einer Stammform übergeführt werden, — oder durch künstliche 
Befruchtungen mit anderen Arten auch bedeutende Abänderungen erleiden können, 
oder auch durch Absonderung zur Reinbildung veranlasst werden können. Eben- 
so trat REGEL mit Experimenten der Darwinschen Hypothese über Insekten- 
fressende Pflanzen entgegen und stand überhaupt gleich seinem dahingeschiedenen 
Freunde HEER auf dem theistischen Standpunkt der Anschauung der Naturwissen- 
schaft, d. h. dass der Mensch mit gegebenen Kräften operieren und deren Wesen 
im Laufe der Zeit immer genauer kennen lernen und also auch besser verwenden 
lernen kann, dass der Mensch für die Erkennung der geistigen Kräfte aber mit 
keinem Sinn begabt ist, und dass die durch Traditionen und Zusätze unverfälschte 
ehristliche Religion durch das Studium der Natur durchaus nicht berührt wird 
und der Atheismus nur das Stadium der geistigen Selbstüberhebung ist.« 

Vorstehende Lebensbeschreibung veröffentlichten wir in PERRING und WITT- 
»MACKS Gartenzeitung 1885, Seite 373, als REGELS 70. Geburtstag bevorstand. Allen 
ist noch in Erinnerung, wie grossartig die damalige Feier; leider hat aber der 
damalige Jubilar nur noch 7 Jahre das Glück der Lebens: für ıhn der unablässigen 
Arbeit genossen. Es war, als wenn er es fühlte, dass ihm nicht mehr viel Zeit 
bliebe, darum arbeitete er trotz aller Bitten seiner Familie nur um so eifriger. 

Nur eine kleine Erleichterung verschaffte er sich, er übergab ı885 Herrn 
Garteninspektor StEIn in Breslau die Redaktion der Gartenflora, die im Jahre 
1887 an den jetzigen Redakteur überging. Wer aber die Jahrgänge von 1855 an 
durchsieht, er wird in jedem noch zahlreiche Aufsätze von REGEL, vor allem viele 
neue Arten von ihm beschrieben finden. — Und selbst die Zeıt, die er durch die 
Befreiung von Redaktionslasten erübrigt, ward anderweitig ausgenutzt, er arbeitete 
ganz besonders an den neuen Auflagen seiner verschiedenen russischen Gartenbücher. 

Anfang Winters 1890 wurde er von einem leichten Schlaganfall betro.en, 
doch erholte er sich soweit, dass er eine Reise nach dem Süden antreten konnte, 
auf der seine getreue Gattin ihn begleitete. In der Gartenflora 1891, Seite 270 fl. 
hat er die Erlebnisse seiner Reise in den Aufsätzen: »Von Petersburg bis Neapel« 
geschildert, Er kehrte zurück und trat an den Sarg seines Freundes MAXIMOWITSCH. 
Nur kurze Zeit ging es noch weiter. Die Kräfte erlahmten, mancherlei Sorgen, 
die ihm der Gesundheitszustand seines Sohnes, Dr. ALBERT REGEL, des berühmten 
Turkestan-Reisenden bereitete, mochten mit die Veranlassung sein; aber er be- 
zwang sich immer und immer wieder, bis kaum die Hand die Feder noch führen 


268 Eduard August Regel. 


konnte. So ist er denn endlich am Mittwoch den ı5./27. April, Mittags ı2'/, Uhr, 
zur Ruhe gegangen, zur Ruhe, die er, der stets T'hätige, sonst nie gekannt. Die 
Beerdigung fand unter äusserst zahlreicher Teilnahme am Montag, den 2. Mai, 
2 Uhr, aus der deutsch-reformierten Kirche nach dem Smolenski-Friedhof bei 
Petersburg statt. — In allen Weltteilen hat die Kunde von seinem Hinscheiden 
die grösste Teilnahme erregt und ganz besonders in deutschen Landen, denn 
REGEL ist stets ein guter Deutscher geblieben. 

Grosses hat er errungen, der Gärtner-Lehrling, der bis zur Excellenz und dem 
Adelstande aufstieg, er war ein Mann, der Wissenschaft mit Praxis vereinte, wie 
wohl selten einer, und ewiger Ruhm wird ihm blühen. 

Allen Gärtnern aber wird er immerdar ein leuchtendes Vorbild bleiben und 
ın diesem Sinne fortwirken, wenn er auch nicht mehr unter uns weilt. 


Friede seiner Asche! 


Verzeichnis der Regelschen Schriften und wichtigsten Aufsätze. 

1. Die Haupt-Momente der Gärtnerei, durch Physiologie begründet (in OrTo & DIETRICHS 
Allgemeine Garten-Zeiiung, VIII 1840). 

2. Kultur und Aufzählung der in deutschen und englischen Gärten befindlichen Eriken etc. 
Zürich, ORELL FÜssLi & Co. 1843. 4. 189 Seiten, 3 Tafeln. (Aus Verhandlungen des 
Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. Lieferung 33.) 

3. Die äusseren Einflüsse auf das Pflanzenleben in ihren Beziehungen zu den wichtigsten 
Krankheiten der Kulturgewächse. Zürich, MEYER & ZELLER, 1847. 8. 32 Seiten. 

4. Die Schmarotzergewächse und die mit denselben in,Verbindung stehenden Pflanzenkrankheiten, 
Zürich, SCHULTHESS. 1854. 8. 124 Seiten, I Tafel. 

5. Die Kultur der Pflanzen unserer höheren Gebirge, sowie des hohen Nordens. Erlangen, 
EnKE. 1866. 8. 16 Seiten, I farbige Tafel. 

6. Die Parthenogenesis im Pflanzenreiche. St. Petersburg, EGGERS & Co. 1859. 4. 2 Tafeln. 

(Mem. ac. Petr. vol. ı N. 2.) 

. Catalogus plantarum quae in horto Aksakoviano coluntur. Petropoli 1860. 8. 148 Seiten. 

Übersicht :der Arten der Gattung Thalictrum, welche im russischen Reiche und den an- 

grenzenden Ländern wachsen. Moskau, 1861. 8. 50 Seiten. 3 Tafeln. (Bull. nat. Mosc. 

1861.) 

Monographia Betu'acearum hucusque cognitarum. Mosquae, I861. 4. 129 Seiten. 14 Tafeln. 

(Mem. des nat, de Moscou XIII.) 

10. Tentamen Florae ussuriensis oder Versuch einer Flora des Ussuri-Gebietes. St. Petersburg, 
EGGERS & Co. 1861. 4. 228 Seiten, 12 farbige Tafeln. (Mem. ac. Pet. vol. IV. N. 4.) 

ı1. Nachträge zur Flora der Gebiete östlich vom Altai bis Kamtschatka und Sitka. Band ı. 
Moskau, 1861. 8, 

12 REGEL et T. von HERDER, Enumeratio plant. in reg. cis- et transiliensibus a cl. Semenovio 
1857 collectarum. Fasc. I—4. Mosquae 1864—69. 8. 

13. Betulaceae in DE CANDOLLE Prodr. XVI, 

14. Desgiptiones plantarum novarum et minus cognitarum Fasc. I—-IX, nebst einigen Supple- 
menten 1873—84. 

15. Reise in den Süden von Öst-Sibirien etc. 1855—59 durch G. RADDE. Botanische Ab- 
teilung. (REGEL bearbeitete die Polypetalae und VON HERDER die Monopetalae) Moskau 
1862—64. III Bände. 8. 

16. Revisio Specierum Crataegorum, Dracaenarum, Horkeliarum, Laricum et Azalearum. (Aus 
TRUDoW Imperat. St. Petersburgsk. Bot. Sad. T. I.) Ohne Jahreszahl. 8. 64 Seiten. 

17. Animadversiones de plantis vivis nonnullis horti botanic. imp. Petropolitani. (Aus TRupow 
Imperat. St. Petersburgsk. Bot. Sad. T. L) Ohne Jahreszahl. 8. 12 Seiten. 

18. Tentamen Rosarum Monograph’ae. St. Petersburg 1877. 8. 114 Seiten. 

19. Monographie der Cycadeen in Gartenflora. 1878. 


on 


2 


U. H. George und L. Wittmack: Die Agave 


20. Gartenflora, Allgemeine Monatsschrift für deutsche, russische und "schweizerische Garten- 
und Blumenkunde. Jahrgang I—33. Erlangen (Stuttgart), EnKE. 1852—85. Von 1885—86 
vom Garteninspektor STEIN (Breslau), dann von L. WITTMACK herausgegeben. 


Regels Russische Gartenschriften sind: 


Zimmerkultur 5. Auflage. 
—- II. Band. Aufzählung der für Zimmer und das Gewächshaus des Pflanzenfreundes geeig- 


netsten Pflanzen. 
Russische Pomologie, 2 Bände. 
Russische Dendrologie. 
Kultur der Erdbeere, 4. Auflage. 
Kultur der Himbeere. 
Kultur der Johannis- und Stachelbeere. 
Anlage von Gärten, 2. Auflage. 
Populäre Anleitung zur Obstkultur. 
Die annuellen Pflanzen, 3. Auflage 


Führer durch den botanischen Garten. St. Petersburg, 1873. 8. 147 Seiten mit Plan. 
L. WITTMAcK. 


Die Agave americana L. 
in dem Garten des Herrn Geh. Kommerzienrat A. HECKMANN-Berlin. 
Von U. H. George und L. Wittmack. ; 
Hierzu Abbildung 51-59. 
Wie bereits ın der Gartenflora im Jahre 1891, Seite 500, mitgeteilt wurde, hat 
die im Sommer 1891 zur Blüte gelangte Agave amcricana ein Alter von 


ca. 55 Jabren. Der Durchmesser der Blattrosette betrug 4 2, bei einer Höhe von 
3 m. Der Blütenschaft hat vom ı5. Mai bis 10. September die Höhe von 6,55 x 
erreicht. 

Vielleicht dürfte es von Interesse sein, das Wachstum des Schaftes nach den 
einzelnen Messungen den verehrten Lesern mitzuteilen. 

Am ı5. Mai trat der Blütenschaft zuerst hervor, am ı8. Mai, also innerhalb 
3 Tagen war die Höhe des Schaftes schon 0,80 »z, jedoch möchte ich bemerken, 
dass die Pflanze bis zu dem Tage noch im Gewächshause gestanden hatte. Die 


Höhe betrug 


am 2o. Mai 1,18 x | am 26. Juni 4,21 2 
20220 2110 5 | >» 2 ul zrale) 
220 DE IS» | 202 >55 > 
202 0052 1,7200 | >.10% 222.2:.00,> 
„28 » 1,85 » | DERIT2E » 5,02 » 
2,39: DO > | DECO ) 5,30 > 
>73, Juni 2,05 >» | 2 259022...5,00,> 
a y orrons | 229.22 000.» 
Ne re | DA, Au=70,19, >» 
» 5 » 2,80 » DEZ) » 6,30 > 
ZEIT,» 200» 2 252086,48> 
E72: 3,390.» ». 2. Sept. 6,50 » 
22020 202,15 > ron, 00,552 


7 Zhle » 4,15 » 


270 U. H. George und L. WlIttmack: Die Agave americana L. 


Der Schaft batte 24 Äste mit je 3 Hauptzweigen und ır Nebenzweigen mit 
im ganzen ca. 3000 Blüten und schliesslich ca. 2000 Früchten. 


Abbildung 51. 
Agave americana L. 


Die einzelnen Blumen blühen nur 3—4 Tage. Selbige sind mit einer klebrigen 
süssen Nektar-Masse gefüllt, welche täglich von unzähligen Bienen als Tracht ein- 
gesammelt wurde. Die ersten Knospen öffneten sich am 26. August, die letzten 
am IS. September. 


| 


U. H. George und L. Wittmack: Die Agaye americana L. 271 


Die ersten Blütenäste befanden sich in der Höhe von 3,20 in. 
Der Umfang des Schaftes an der Basıs betrug 0,45 m 

in der Höhe von ı m, 0,28 » 

» » » >» 2: DER 

» » » 2.3 VER Z2OE? 

Die Pflanze ist durch das Blühen vollständig entkräftet, die ansehnliche Höhe 
der Blattrosette von 3 2 ist auf So cn herabgegangen, die Blätter liegen alle gelb 
und eingeschrumpft darnieder. Ihr Endstachel ist 2—2'/, cm lang, die Rand- 
stacheln stehen 2—7 ca auseinander. 


2.8 


Abbildung 52. Abbildung 53. Abbildung 54. 


Die Pflanze bildete schliesslich eine Menge Kindel, welches bekanntlich bei 
allen Agaven eintritt, wenn sie auch nicht zur Blüte gekommen sind. 
U. H. GEORGE. 


Der abgeschnittene Blütenschaft mit halbreifen Früchten ist von Herrn Geh. 
Kommerzienrat HECKMAnn dem Königlichen landwirtschaftlichen Museum zum Ge- 
schenk gemacht worden und möchte ich auch an dieser Stelle dem verehrten 
Geber den verbindlichsten Dank dafür aussprechen. — Ich selbst sah die Agave 
im Vorgarten des Herrn Geheimrat HECKMANN am 4. September und war gleich 
allen denen, die bewundernd vom Gartengitter aus die seltene Pflanze betrachteten, 


272 U. H. George und L. Wittmack: Die Agave americana L. 


hoch erfreut über die üppige Entwickelung. Am ı2. September überbrachte mir 
Herr Obergärtner GEORGE einen Ast bez. Zweig und lasse ich meine damals ge. 
machten Aufzeichnungen folgen. 

Der mir überbrachte Ast besteht aus einem ı5 »»n dicken, grünen, innen fast 
holzigen, im Querschnitt rundlich zkantigen Stiel. Auf der einen Seitenkante 
zieht sich eine höckerige, braune Linie 
von I— 3 mm Breite hin. Diese ist offen- 
bar dadurch entstanden, dass die Ober- 
haut und das Rindengewebe dem stärkeren 
Schwellen des inneren Teils nicht folgen 
konnten, daher aufplatzten und eime 
Längsfurche bildeten, deren Ränder dann 
eintrockneten. 

Der Ast war so kurz abgeschnitten, 
dass er nur 4 cm Länge hatte, er gabelte 
sich von da an in 2 Äste, von denen 
der eine als Fortsetzung des Hauptastes 
anzusehen ıst, da sich dıe braune Linie 
auf ihm fortsetzt, der andere dagegen als 
Seitenzweig. Der Hauptzweig steht nach 
N innen, fast aufrecht und ıst wiederum 
en 4 cm lang, der Seitenzweig steht nach 
Abbidunegs7 aussen, ist schräger gerichtet, im Winkel 
von etwa 30° zum Hauptzweige und 5 cz 
lang. Da er aber eben schräger steht, 
so liegen die oberen Enden beider 
Zweige in annähernd gleicher Höhe. 

Am oberen Ende teilt sich der Haupt- 
zweig in 3 kurze Seitenzweige (für uns 


Abbildung 56. 


nu . - N 
za Zweige dritter Ordnung) von etwa 3 cm 
Länge. Der äussere, welcher dem Seiten- 
Abbildung 58. zweige zweiter Ordnung am nächsten und 


in der Mitte des ganzen Blüten-Konglo- 

merates, das beide Äste bilden, sitzt, 

spaltet sich in zwei kurze Zweige (der 

Mitteltrieb fehlt hier), die jeder zwei 

Blüten tragen, von denen die eine einen 

kurzen ı cz langen, die andern schein- 

bar einen längeren 2 cm langen, 4 mm 

Ga dicken Blütenstiel Desız In Wirklich- 

———— keit ist der lange Blütenstiel aber in 

seiner unteren Hälfte ein Seitenspross des 

Abbildung 55. Abbildung 59. kurzen Blütenstiels, denn erst in der Mitte 

sitzt das schuppenförmige oder pfriem- 

liche Deckblatt, aus dessen Winkel der 

eigentliche Blütenstiel entspringt. Die Deckblätter sind zur vollen Blütezeit ver- 

trocknet, die meisten sogar abgefallen, ebenso die Hochblätter, aus deren Achsel 

die Verzweigungen entstanden und erkennt man diese nur an den horizontalen 
Blattnarben, die sie zurückgelassen. 


U. H. George und L. Wittmack: Die Agave americana L. 273 


Die andern beiden Zweige dritter Ordnung gabeln sich in 4-5 kurze Äste, 
die jeder eine Blüte direkt und eine zweite auf einer kurzen Auszweigung tragen, 
dabei entwickelt sich oft noch eine Mittelblüte, sodass 9—ıı Blüten auf einem 
Aste stehen. 

Nach EICHLER sind die letzten Verzweigungen der Agaven armblütige Schrau- 
beln, nach meiner Meinung sind es Doppelschraubeln, indem der Mitteltrieb meist 
unterdrückt wird. 

Einzelne Blüte: Blütenstiel kurz, _ı cz lang, 4 mm dick, oben etwas ver- 
breitert, hellgrün. Fruchtknoten unterständig, länglich eiförmig, fast cylindrisch, 
nach unten und oben, besonders nach oben verschmälert, leicht gefurcht, im 
Querschnitt rundlich dreikantig, die Furchen zwischen den 6 Perigonblättern 
sich bis auf den Fruchtknoten herabziehend, 4—5'/, cm lang, 10—ı3 mm dick. 

Perigon blassgelb oder grünlichgelb, vom Fruchtknoten sich abhebend, etwa 
so lang wie dieser, 4 cm, trichterförmig, oben 6teilig, Trichter an der Basis 10, 
oben 15— 17 mm breit, ca. 2o mm lang. Zipfel lang, 25—30 mm, aus breiter Basis 
allmählich verschmälert, lanzettlich stumpflich, an denRändern eingerollt, innen an der 
Spitze und ein Stück auf der Mittellinie abwärts weisslich behaart, was im vertrock- 
neten Zustande kenntlicher, an der Basis 8, in der Mitte 5 mm breit. Staub- 
fäden sich eher entwickelnd als der Griffel (protandrisch), in der Knospe einge- 
krümmt, zuletzt zwei- bis dreimal so lang als das Perigon, aufrecht- auseinander- 
tretend, später, namentlich vertrocknet, bogig-herabgeneigt, zuletzt ganz hängend 
60—70o mm lang, stielrundlichh, nach oben wenig verschmälert, an der Spitze 
stachelspitz. Staubbeutel sehr gross, linear, fast !/; so lang als die Fäden, 30 mm 
lang, 3!, mm breit, auf dem Rücken etwas oberhalb der Mitte befestigt, vor dem 
Aufspringen gerade, fast senkrecht, nach dem Aufspringen sichelförmig, wippend, 
hell goldgelb. Griffel zur Zeit, wo die Staubfäden starr aufrecht stehen und die 
Beutel im Begriff sind sich zu öffnen, kaum das Perigon überragend, später so 
lang und länger wie die Staubfäden, 8'/,—g cm lang, stielrund, Narbe zkantig 
aus 3 zusammengeschlagenen Blättchen gebildet, deren eingeschlagene Ränder 
nicht ganz aneinander treffen, sodass drei offene Radialspalten entstehen, die in 
das hohle Innere der Narbe führen. Auch der Griffel ist seiner ganzen Länge 
nach von einer zentralen Höhlung durchzogen, die sich zu der erwähnten Narben- 
höhlung erweitert. 

Die Ränder der 3 Radien (d. h. also der Narbenlappen) sind mit feinen 
Narbenhaaren besetzt; zur Zeit, wo die Narben empfänglich sind, etwa 2—3 Tage, 
nachdem die Staubgefässe aufgesprungen, tritt in grosser Menge eine etwas 
klebrige Narbenfeuchtigkeit aus den 3 Radialspalten hervor, die den Kopf der 
Narbe bedecken. 

Der Honig dagegen wird vorher, im männlichen Stadium am meisten, ab- 
geschieden. Er wird wie bei vielen Monocotyledonen mit unterständigem Frucht- 
knoten in den Scheidewänden des Fruchtknotens im besonderen von BRONGNIART 
zuerst nachgewiesenen Drüsen, Septaldrüsen (Scheidewanddrüsen) erzeugt und tritt 
an der Basis des Griffels hervor. L. WITTMACK. 

Erklärung der Abbildungen. 

Abb. 51. Agave americana im Vorgarten des Herrn Geh. Kommerzienrat A, HECKMANN-Berlin. 

Abb. 52. Blüte im männlichen Stadium. 

Abb. 53. Weibliches Stadium. 

Abb. 54. Abgeblüht. 

Abb. 55. Blüte im Längsschnitt mit dem hohlen Griffel und den eng an einander gepressten 

Samenanlagen. 


Gartenflora 1892. 20 


274 Einfuhr und Ausfuhr im freien Verkehr des deutschen Zollgebiets. 


Abb. 56. Pollenkorn. 

Abb. 57. Fruchtknoten, Querschnitt, mit Nektardrüsen (Septaldrüsen) in den Scheidewänden, 
Abb. 58. Samenanlage. 

Abb. 59. Samenanlage in Kali (gequollen), 


Einfuhr und Ausfuhr im freien Verkehr des deutschen Zollgebiets 
von 
Gewächsen aller Art, lebende, auch in Töpfen oder Kübeln, Blumen- 
zwiebeln, Georginenknollen (statistische No. 346, Zolltarif-No. 9 k - zollfrei) 
im Jahre 1831. 
Menge in 100 kg. netto. 


Vom Statistischen Amt des Deutschen Reiches. *) 


Waren Darunter befanden 
Herkunfs- der statist- sich 
bezw. ischen näherungsweise Bemerkungen 
Bestimmungsländer No. 346 Den en 
überhaupt : | b Sumes= 
zwiebeln | keime 
| Da 
A. Einfuhr. Eine spezielle Ermittelung der 
Im gan 36 997 Ein- und Autelinmengsn ve 
Blumenzwiebeln und Maiblu- 
une von. menkeimen hat im Jahre 1891 
Beluiene a... 13 880 190 7 nicht mehr stattgefunden und 
Brankreichep eu a... 2 724 120 _ sind daher die im Spalte 3 und 4 
Niederlanden 2. an 35 019 4660| — angegebenen Zahlen nur an der 
öserichlnam 1 678 es & Hand der früheren Ermittelungs- 
Resultate schätzungs- und nähe- 
\apen 017 Ss Pr a) 1140 ar rungsweise berechnet, mit Aus- 
Vereinigte Staaten von Amerika 624 600 — nahme der 2620 D. C. Mai- 
BoAosfuhr Blumenketrs, die nach Gross- 
Britannien ausgeführt wurden, 
Im ganzen 30 135 Diese Zahl beruht auf bestimm- 
darunter nach: ten Angaben der Zählstreifen und 
Beier 1 126 2: darf eher noch etwas höher ge- 
= er griffen werden, so dass die Ver- 
IDänemankgeı a. lin I 914 70 E= > 2 ß : 
lesch hältniszahl der Maiblumenkeime 
LESS 13600 2 5 zu der Gesamt-Ausfuhrmengeder 
Gross-Britannien . 3 327 120 2 620 | Waren der statistischen No. 346 
Österreich-Ungam . . . . . 8 739 1 560 — nach Gross-Britannien nunmehr 
Russlfand 5 220 650 6% auf 78—80 pCt. anzusetzen ist. 
SCHWER > 500 ee 3.873 320 — Suse 
Vereinigte Staaten von Amerika 1671 70 I Ioo 


*) Wir erhalten von dem Kaiserlichen Statistischen Amt, das uns im Vorjahre auf unsere 
Bitte mit so eingehenden Übersichten erfreute (Gartenflora 1891, Seite 455), abermals einen wich- 
tigen Beitrag zur Ein- und Ausfuhrstatistik und verfehlen nicht, unsern verbindlichsten Dank 
auszusprechen. Die Redaktion. 


Die Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung in Karlsruhe. 275 


Die Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung in Karlsruhe. 
Von L. Wittmack. 
um 

Mancher deutsche Aussteller mag vielleicht darüber verdriesslich sein, dass 
mit die besten Preise ins Ausland gingen; aber einmal war es eine allgemeine 
Ausstellung und zweitens waren die Leistungen der Belgier so umfangreich, dass 
ihnen voll und ganz die betreffenden Preise gebührten. Die deutschen Handels- 
gärtner könnten wirklich viel von der Rührigkeit ihrer belgischen Kollegen lernen, 
überall sind sie auf grösseren Ausstellungen vertreten, überall bereit Auskunft über 
Preise zu erteilen und Geschäfte zu machen, was doch schliesslich auch mit Haupt- 
zweck einer Ausstellung ist. Bereits bei der grossen Berliner Ausstellung ist dar- 
über geklagt worden, dass von deutschen Ausstellern nur wenige an ihren Pflanzen 
das Wort »Verkäuflich« befestigt hatten und noch weniger bei ihnen Pflanzen zu 
finden waren. 

Von Neuheiten auf der Ausstellung sind folgende hervorzuheben: 

ı. Züchtungen des Warm- und Kalthauses von blumistischem oder dekorati- 
vem Wert: Kreuzungen zwischen den Palmen Chamaedorea Schiedeana und Ch. 
Ernesti Augusti vom bot. Garten in Freiburg, Direktor Prof. HILDEBRANDT, Ober- 
gärtner EIBELT, die von dem Züchter Prof. HıLDEBRANDT in Gartenflora 1890 S. 354 
beschrieben und abgebildet sind, neue Anthurium Scherzerianum -Bastarde von 
Orro FRÖBEL-Zürich, darunter Wardianum, Coleus »Erinnerung an Daniel Neu- 
bronner«, braunrot, und »Joh. Zikunda« gelb, die Pelargonien Black Vesuvius mit 
dunklem Laub, aber nur kleinen Blumen, «Wilh. Bofinger« mit grossen Blumen, 
Sämling No. 243, lachsfarbig, alles von GEBR. NEUBRONNER in Neu-Ulm, die jährlich 
10—12 000 Stück Pelargonien anziehen. 

Von Züchtungen des Freilandes verdient u. a. Myosotis dissitiflora grandiflora 
von NONNE & HOEPKER, Ahrensburg bei Hamburg, mit 16 ‚mm grossen Blumen 
Erwähnung, sowie verschiedene Coniferen, auf die wir zurückkommen. 

2. Neue Einführungen waren in grösserer Zahl vorhanden: 

Von ARTHUR DE SMET (in Firma Louis DE SMET, Gent) ein ‚ganz weisses An- 
thurium Scherzerianum grandiflorum album, Cycas Roezlii und eine neue Latania; 
von DE SMET FRERES, Gent, eine äusserst gedrungene, dunkelgrüne Fiederpalme 
Kentia Buchenbergeriana, mit sehr dicht stehenden Fiedern und starker hellgrüner 
Mittelrippe. Clivia miniata aureo-striata, Nidularium aureo-pictum mit gelbem Mittel- 
streifen, Nid. Makoyanum mit weissen Streifen, Kentia Forsteriana aurea, Pteris 
tremula var. Smithii, Croton Marquis de l’Aigle und Araucaria excelsa compacta 
sehr dunkelgrün, Dracaena »Jeanne de Smet« mit gelben Streifen, Boronia hetero- 
phylla, die auch von LEONHARD NEUROHR in Landau ausgestellt war und bereits 
1888 ın Gartenflora S. 96 erwähnt ist. 

Sehr schön machte sich Begonia Scharfiana Regel mit ihren sammetgrünen, 
unterseits roten Blättern. Von ganz besonderem Wert für Teppichbeete dürfte 
Stevia serrata foliis alba marginatis von Hoflief. HEiInkıcH HENKEL in Darmstadt 
werden, ebenso dessen Ageratum compactum nanum multiflorum, weiss, das nur 
den Fehler eines zu langen Namens hat. Mit Recht macht man sich in englischen 
Blättern über die langen Namen unserer Florblumen lustig. 

Ein Name soll nur ein Name sein, nicht die Beschreibung der ganzen Pflanze 


geben. (Fortsetzung folgt.) 


276 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


> 
ao; 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Moorea irrorata. 

Die wachsähnlichen und sehr hübschen 
Blumen stehen auf dicken, 2 Fuss hohen 
Ähren. Kelch und Blumenblätter glän- 
zend rötlich-braun, weiss am Grunde. 
Lippe strohfarbig mit schwärzlich-pur- 
purnen Flecken. — Mit der Gattung 
Houlletia nahe verwandt. 

Gard. Chron. Vol. XI., No. 277, 


5489, 1.73: 


Daphne Blagayanum. 
Ein reizender, immergrüner, 
liegender Strauch, welcher durch 
reiches und frühzeitiges Blühen aus- 
zeichnet, sich namentlich auch für Stein- 
partien empfiehlt... Die rahmfarbigen 
Blumen sind äusserst wohlriechend. 
Gard. Chron. Vol. XL, No. 277, 


3. 493, f. 74. 


sich 


Lilium primulinum. 

Eine sehr hübsche und neue Art, 
durch die Herren Low & Co. von den 
Shan - Staaten, Ober- Birma, eingeführt. 
Die Blumen sind 5—6 Zoll lang, blass- 


nieder- ı 


zeit wie mit Rosen bedeckt ist und 
auch ähnlich duftet. Ungleich vielen 
andern Pirus-Arten blüht er nicht eher, 
als bis die Blätter völlig entwickelt 
sind, was natürlich auch die Schönheit 
erhöht. Alleiniger Vertreter dieser in 
C. MÖLLERS »Deutsche Gärtnerzeitung«, 
No. ı2, Seite ızı abgebildeten Art ist 
ÖSCAR TIEFENTHAL in Wandsbeck bei 
Hamburg. 

Aglaonema costatum N. E. Br., n. sp. 

Eine sehr hübsche Blattpflanze fürs 
Warmhaus, welche kürzlich durch die 
Herren J. VEITCH & SÖHNE von Perak ein- 
geführt wurde. Die breit eiförmigen, 
glänzend dunkelgrünen Blätter sind mehr 


' oder minder dicht mit hellen elfenbein- 


weissen Flecken ausgestattet, auch die 
Mittelrippe ist elfenbeinweiss und ist diese 
Panachierung höchst effektvoll. Die In- 
florescenz bietet keine auffälligen Merk- 


| male dar. 


gelb, mit einer breiten trichterförmigen 


Röhre. 
verwechseln. 
Botanical Magazine, t. 7227. 


Habenaria longecalcarata. 
Diese Art von der 
insel zeichnet sich aus durch eine 
grosse, dreilappige, weisse Lippe, ganz 
insbesondere aber durch den grünlichen 
Sporn, welcher 5—6 Zoll lang wird. 
Bot. Mag. t. 7228. 


Bechtels gefüllter Pirus angustifolia. 
Diese gefüllte Apfelbaumart ist nach 
der Abbildung von wunderbarer Schön- 
heit. Nach den Beschreibungen von 
E. A. BECHTELS SONS in Staunton, Ills., 
Ver. Staaten, die ihn im Herbst 1891 in 
den Handel gegeben, ist es ein mittel- 


grosser harter Zierbaum, der zur Blüte- | 


indischen Halb- | 


Mit L. neilgherrense leicht zu | 
von 


Gardeners’ Chronicle, vol. XI., No. 275, 
S.42.0: 
Rodriguezia pubescens. 

Diese schöne Art wurde neuerdings 
der Horticulture Internationale, 
Brüssel, und von den Herren F. SANDER 
& Co., St. Albans, wıiedereingeführt und 
von Herrn RoLrE-Kew nach Vergleichung 
mit dem Original-Exemplar im Lindley- 
Herbarıum bestimmt. Seitdem ist die 
lebende Pflanze von Herrn A. CoGNIaux 
nach sorgfältiger Prüfung als neue Art 
erkannt und im Journal des Orchidees 
als R. Lindenii beschrieben worden. 


ı Sie gehört zu den reichblühenden Orchi- 


deen von zwergigem Habitus und zeichnet 

sich ım Cattleya-Hause durch leichte 

Kultur aus. 

Gard. Chren. vol. XI., No. 275, 522263 
1260: 


Aristolochia ciypeata. 
In ihrer Belaubung zeigt diese schöne Art 


Im 


viel Ähnlichkeit mit A. Duchartrei. Der 
sehr unangenehme Geruch ihrer grossen 
Blumen ist wohl der Grund, weshalb sie 
so selten in den Sammlungen angetroffen 
wird. (Vergleiche den Artikel in der 
Gartenflora, «Dankbar blühende Aristo- 
lochien«, Heft 7, 1892.) 
Garden. Chron. Vol. XI, No. 275, 
SEEASER I Or. 


Cypripedium X Cieopatra (Hookerae % 
x. oenanthum superbum). 

Eine neue englische Züchtung. Die 
Blätter erinnern an die hübsche elfen- 
beinweisse Zeichnung der dunkelgrünen 
Blätter von C. Hookerae, während bei 
demBlütenschaftunddengrossen, prächtig 
gefärbten Blumen die Verwandtschaft 
mit C. oenanthum superbum mehr zu 
Tage tritt. 

Gard. Chron. Vol. Xl., No. 276, S. 458. 


Clematis brevicaudata. 

Diese niedliche asiatische Art, ab- 
gebildet im Märzhefte des Garden and 
Forest ist eine entschiedene Acquisition 
unter den im Herbste blühenden Schling- 
pflanzen. Zur Sektion 
hörig, zeigt sie einen sehr gefälligen 
Habitus, wird 10—ı2 Fuss hoch und hat 
schwache flaumhaarige, dunkelgrüne und 
dreizähliggeteilte Blätter. Die in der 
ersten Hälfte des September erscheinen- 
den Blumen stehen in weiten Rispen. 
Hübsch sind auch die aus glänzend 
braunen Ähren bestehenden Früchte, 
welche mit blassgrauen Haaren und 


schlanken federigen Schwänzen bedeckt | 


Flammula ge- | 


sind. Als Clematis paniculata wurde 
diese Art von Herrn SPpÄrtH, Rixdorf- 
Berlin, in den Handel gebracht. 

Gard. Chron. Vol. XL, No. 277, S. 488. 


Calanthe vestita Fournieri, n. var. 

Diese sehr interessante Pflanze blühte 
bei Herrn FOURNIER, Marseille, und kann 
als eine geographische Varietät hin- 
gestellt werden. Der breiteste Durch- 
messer ihrer Blumen variiert zwischen 
ı!/,—ı"/, Zoll. Auch in ihrer Färbung 
zeigen dieselben grosse Verschieden- 
heiten, sind bald weiss, bald Iıla, bald 
dunkelrosarot, während Säule und Lippe 
meist - dunklere Schattierungen auf- 
weisen. In ihren Pseudo-Bulben zeigt 
die Pflanze grosse Ähnlichkeit mit den 


ı Varietäten Turneri und Regnieri. 


Gard. Chron. Vol. XI, No. 277, S. 488. 
Ranunculus contusifolius. 

Diese längst bekannte, höchst charakte- 
ristische Art von Madeira und den 
Canaren, ein »seltener Vogel« in unseren 
Sammlungen, erregte vor kurzem ın der 
Königl. Gartenbau-Gesellschaft in London 
allgemeine Bewunderung. Die unteren 
sehr grossen Blätter sind kreisförmig, 
gestielt und am Rande schwach gelappt, 
die oberen Blätter sind dagegen drei- 
teilig und ungestielt. Die zahlreichen, 
glänzend gelben Blumen stehen in einer 


lockeren, aufrechten, vielverzweigten 


' Trugdolde. 


Card. Chron. Vol-XT, No. 276, 
‚5. 464, f. 70. 


Kleinere Mitteilungen. 


7 


Ausstellung von Hyazinthen und Tulpen auf 
Paradebeeten bei E. H. Krelage & Sohn 
in Haarlem. 

Vom ı7. April bis Mitte Mai, täglich 
von 2—4 Uhr, für Fremde auch von 
1o—ı2 Uhr. 

(Hierzu Abbildung 60). 


Verweisend auf die Geschichte dieser 


| Paradebeete in Heft Bee Seite, 143, 0427, 


sei hervorgehoben, dass wie in um- 
stehender Abbildung erläutert, die Firma 
E. H. KRELAGE & SoHn ihre Paradebeete 
mit einem geräumigen Zelt überspannt 


hat. Das eine Beet, »Regelbaks, Reihen - 


278 


Kleinere Mitteilungen. 


beet, genannt, enthält 102 verschiedene 
Sorten, zu je 6 Pflanzen in regelmässiger 
Reihe sich folgend. Das andere Beet, 
»Rangeerbak«, Rangierbeet geheissen, 
enthält dieselbe Zahl, aber jede Sorte ın 
2 Reihen (also wohl zu je 3) gepflanzt. 


der Herren E. H. KRELAGE & SoHN waren 
mit späten gestreiften Tulpen bepflanzt, 
konnten also nie gleichzeitig mit den 
Hyazinthen besichtigt werden. Jetzt hat 
man frühe Sorten gewählt und kann 
somit den Besuchern beide Zwiebel- 


Abbildung 60. 


In der Anordnung der Farben ıst auch 


eine gewisse Regelmässigkeit. Das Reihen- 


beet enthält nur einfache Sorten, das 


Rangierbeet einfache und gefüllte. Gleich- 
zeitig sind auch 2 Tulpen-Paradebeete 
zu schauen und das ist eine Neuerung, 
denn die früheren Tulpen-Paradebeete 


| 
| 
l 


Ausstellung von Hyacinthen auf Paradebeeten, 


gewächse vorführen. Wir empfehlen 
allen, die eine Reise nach Holland 


machen, die Besichtigung dringend. Ein 
ausführliches Verzeichnis der Sorten 
ist soeben von Herren E. H. KRELAGE 
& SoHNn versandt und verdanken wir 


gedachter Firma auch die Abbildung. 


Ausstellungen. 


ae 


Ausstellungen und Kongresse. 


Internationale Ausstellung von Orchideen 

in Brüssel. 

Wie schon im letzten Jahre, so organı- 
siert auch jetzt wieder die Gesellschaft 
»L’Orchideenne« in Brüssel eine Aus- 
stellung von Orchideen in der Zeit vom 
14.—2o Mai d. J. Den Ausstellern sind 
keine bestimmten Aufgaben und Wett- 
bewerbe gestellt, sondern es wird 
freigestellt, passende Gruppen von Orchi- 
deen in beliebiger Zahl auszustellen. 
Auszeichnungen in Gestalt von Medaillen 
und Kunstgegenständen stehen reichlich 
zur Verfügung. Br: 


Stralsund, 8.—ı2. September. Garten- 
bau-Verein. Unter dem Ehren-Präsidium 
des Fürsten und Herrn zu PurTgus, des 
Wiırkl. Geh.-Rat Graf v. BEHR-NEGENDANK, 
des Reg. -Präsid. Dr. v. ArNIM und des 
Oberbürgermeisters 'Tamms. Auskunft 
beim Schriftführer Premierlieutenanta D. 
A. G. TH. APPELMAnNN, Stralsund. 

Düsseldorf. Chrysanthemum-Ausstellung, 
5.— 7. November 1892. Anmeldungen an 
den Friedhof-Inspektor KırrTEL, Düssel- 
dorf-Derendorf. 


Köln. Gartenbau-Gesellschaft, 10.13. 
November. Ausstellung im Volksgarten, 
hauptsächlich Chrysanthemum. Programm 
beim Schriftführer Friedhof- Inspektor 
IBAcH, Köln-Melaten. 


Wien. Nelken-Ausstellung des Vereins 
der Gärtner und Gartenfreunde in Döbling 
vom 23.—26. Juli in Verbindung mit 
Aufstellung von plastischen Pflanzen- 
gruppen. Anmeldungen an F. SEIFERT, 
Wien XIX Döbling, Hohe Warte 2. 

Hamburg. 
im August. 


Frankfurt a. M. ı11.— 14. November im 
»Schaffelgarten«. Chrysanthemum - Aus- 
stellung der Gartenbau - Gesellschaft, 
Anmeldungen bis 15. Okt. bei C. L. IgachH, 
Musikantenweg 38. — Bei den abge- 
schnittenen werden mindestens 50 cm 
lange Stiele verlangt. — Ausserdem werden 
Cyclamen, Nelken, Erica und Primeln etc. 
verlangt. 

Liegnitz, 11.—ı4. November. Chrysan- 
themum - Ausstellung. Einzelpreise bis 
200 Mk. Anmeldungen beim städtischen 
Parkinspektor STÄMMLER. Auch Orchı- 
deen, Nelken, Pelargonien und Begonien, 
sowie sonstige Pflanzen sind zugelassen. 
Anmeldungen bis 1. Juni (dieser Termin 
erscheint uns viel zu früh. L. W.). 


Süddeutscher Gärtnerverband. 
Der von dem Herrn EnGLERs, Redak- 


| teur der Frankfurter Gärtnerzeitung ge- 
| plante süddeutsche Gärtner-Verband ist 
' in Karlsruhe 2 Stunden vor der allge- 


meinen Gärtner - Versammlung, die wir 
in Heftg S. 255 besprachen, zwar doch 
gegründet worden, es waren aber so 
wenige Teilnehmer, dass er hoffentlich 
bald entschlafen wird. 


Chicagoer Weltausstellung 1893. 
Wir machen alle Interessenten auf 
den dieser Nummer der Gartenflora bei- 


‚ liegenden Aufruf behufs Beteiligung des 


deutschen Gartenbaues in Chicago drin- 
gend aufmerksam und bitten sie, recht 
zahlreich zu der am Sonnabend den 
21. Mai ıo Uhr im Klub der Landwirte, 
Berlin, Zimmerstrasse 9o/g1,stattfindenden 
Versammlung zu erscheinen. 

Die Halle für den Gartenbau in Chi- 


| cago hat eine Länge von 1ooo Fuss, 
Handelspflanzen-Ausstellung 


eine grösste Breite von 287 Fuss und 
89000 Quadratfuss mehr Grundfläche 
als die Gartenbau-Abteilungen in Phila- 


280 


Ausstellungen. 


delphia, Neu-Orleansund Paris zusammen. 
— Der Grundriss zeigt in der Mitte eine 
Kuppel von 187 Fuss Durchmesser und 
ı13 Fuss innerer Höhe, in welcher die 
grössten Palmen etc. Platz haben; an diese 
stossen rechts und links je zwei Längs- 
galerien, 2 vordere und 2 hintere, die 
zwei offene Höfe von 88x 270 Fuss 
für Orangenbäume etc. zwischen sich 
lassen. An den Enden münden die 
Galerien in einen Eck-Pavillon, so dass 
also in derMitte und an denbeiden Enden 
des ganzen Gebäudes höhere Baulich- 
keiten sind. Die beiden vorderen Gale- 
rien sind je 270 Fuss lang und 69 Fuss 
breit, sie werden für zarte Pflanzen be- 
nutzt werden. Die beiden hinteren sind 
346 Fuss lang und 46 Fuss breit, und 
sollen für Obstausstellungen etc. dienen. 
Das Erdgeschoss der Pavillons (117X250 
Fuss) soll Weinbau und Samen etc. auf- 
nehmen; im ersten Stock sind Restau- 
rants. Das ganze Gebäude liegt sehr schön. 

Von H. CAnnELL & Son, Swanley, Eng- 
land, sind bereits 100 Sorten krautartiger 
Päonien und viele ausdauernde Phlox 
angekommen, von der DINGEE & CONARD 
Co., West-Grove, Pensylvanıa, 26 Kisten 
krautartiger Pflanzen, von BECHTELS, 
Staunton, Illinois, ıo gefüllte Pirus an- 
gustifolia. Deutsche Firmen haben ausser 


Stiefmütterchen auch die gewünschten 
Cinerarien, Calceolarien etc. gesandt. — 
Aut einer Insel ist ein Rosengarten er- 
richtet und bereits zum Teil bepflanzt. 
Die Hilfs-Gewächshäuser zur Anzucht der 
Pflanzen sind zum Teil fertig und schon 
besetzt. Deutschland hat in der Baum- 
schul-Abteilung, wie der AmericanFlorist, 
dem wir einen Teil obiger Notizen ent- 
nehmen, mitteilt, ı Acre (1!/, Morgen) 
verlangt. — Am ı3. Mai fand in Frank- 
furt a. Main eine Versammlung betr. 
Chicago statt. 
Deutsche dendrologische Gesellschaft. 

Der jährliche Beitrag von 5Mk.istanden 
Geschäftsführer, Königl. Garten-Inspektor 
L. BEISSNER, Poppelsdorf bei Bonn, ein- 
zusenden. In den leitenden Ausschuss 
wurden in Karlsruhe ausser den in Heft 9 
S. 254 Erwähnten noch gewählt: Dr. 
CARL BOLLE, Berlin, Hofgärtner FIESSER, 
Baden-Baden, OTTO FROEBEL, Zürich, 
Garten - Inspektor GOESCHKE, Proskau, 
F. RÜürpELL, Bergedorf, Garten-Inspektor 
SIEBERT, Frankfurt a M., Hofgarten-Di- 
rektor VETTER, Potsdam-Sanssouci. Herr 
Garteninspektor GOESCHKE lud zur 2. 
Versammlung in Breslau bei Gelegenheit 
der diesjährigen Pomologenversammlung 
im Herbst ein. 


Personal-Nachrichten. 


Der Königliche Hoflieferant LUupwiG 
EBERHARD Kunrtze, Berlin, Inhaber der 
Firma »]J. C. ScHMiDT aus Erfurte, 
starb 4. Mai und wurde am 7. Mai 
unter zahlreicher Beteiligung zur letzten 
Ruhe gebettet. KUNTZE hatte sich aus 
kleinen Anfängen so empor gearbeitet, 
dass er ausser seinem weltberühmten 


Blumengeschäft Unter den Linden noch 
zwei Gärtnereien in Charlottenburg und 
in Steglitz besass. In den letzten Jahren 
musste er leider in Heilanstalten unter- 
gebracht werden — Das Geschäft wird 
von der kunstgewandten Witwe, geb. 
SCHMIDT aus Erfurt, und den Söhnen 
fortgesetzt. 


Berichtigung. 
Heft 9, Seite 239, Zeile 5 von oben lies: 7. Ehrenpreis des Grossherzogs von 
Baden, Direktor Lucas, Reutlingen für Obst, konserviertes. 


ae 


Ur 


Rodriguezia caloplectron Rchb. fil.“) 
Von E. Regel.**) 


Hierzu Tafel 1372. 


Diese ebenso hübsche als wohlriechende Orchidee hat Herr Professor 
H. G. REICHENBACH im Gardeners Chronicle 1883, pag. 368 beschrieben. 
Dieselbe stammt aus St. Martha, wo sie nach REICHENBACH schon in den 
40er Jahren von WAGNER gesammelt wurde; aber erst in den letzten Jahren 
erbieltREICHENBACH lebendePflanzen von denHerren E. ORTGIES und H. WEND- 
LAND eingesendet und beschrieb dieselbe vor 9 Jahren am angeführten 
Orte. Die herabhängende Blütentraube der im Aufblühen grünlichen, aber 
bald weissen Blumen erinnert an eine Trichopilia, die ganz eigentümliche 
Bildung der Blumen stellt sie aber zu Rodriguezia und zwar zu den Arten 
mit langem Sporn, der aber von den beiden unter einander bis zur Spitze 
verwachsenen, zurückgeschlagenen unteren Kelchblättern ganz umhüllt ist. 
Ganz besonders eigentümlich ist die Bildung der Griffelsäule, welche zu 
beiden Seiten der Narbenhöhle 2 Flügel und dann oberhalb derselben noch 
2 länglich-lineare, vorn abgestutzte und hier gezähnelte Ohren trägt. 


Unsere Abbildung erläutert diese Art, die bis jetzt nirgends abgebildet ward. 
Figur ı. Eine ganze blühende Pflanze in natürlicher Grösse. Figur 2. Lippe, 
Stempelsäule und Sporn, letzterer von den beiden zurückgeschlagenen Kelch- 
blättchen umhüllt. Figur 3. Die Lippe allein. Figur 4. Der obere Teil der 
Stempelsäule mit den seitlichen Lappen, den beiden aufwärts stehenden Ohren und 
die Pollinien noch von der Narbe bedeckt. Figur 5. Die Stempelsäule von 
vorn ohne Anthere. Figur 6. Stempelsäule von der Seite mit der vom Rücken aus 
aufgelegten Anthere. Figur 7. Die gleiche ohne Anthere mit den herausgetretenen 
beiden Pollenmassen. Figur 8. Die Stempelsäule von vorn mit den Pollinien. 
Figur 9... Die Narbenhöhle. Figur 4—9 vergrössert. Figur 10. Die beiden 
Pollenmassen mit deren "Trägern, stärker vergrössert. 

Die im Kaiserlichen botanischen Garten zur Blüte gekommenen Exemplare - 
hatte uns Herr LEHMANN aus Popayan eingesandt und sie entwickelten im Laufe 
des Dezember und Januar 1887/1833 zuerst ihre Blumen. 


=) RodrigueziaR,etP. von den spanischen Reisenden Rvız und Pavon, die mit dem Franzosen 
DoMBEY von 1779—1788 grosse Reisen durch Peru und Chile und die angrenzenden Länder machten, 
nach dem spanischen Botaniker und Hofapotheker EMANUFL RODRIGUEZ benannt; caloplectron vom 
griechischen Kalos, schön, plectron, Sporn. 

**) In unserem Besitz befinden sich noch mehrere Abhandlungen des verewigten Verfassers 
mit Tafeln, wir werden dieselben gelegentlich veröffentlichen. EV. 


Gartenflora 1892. 21 


282 Micromeles alnifolia (S. et Z.) Koehne. 


Micromeles alnifolia (S. et Z.) Koehne. 


Von E. Koehne. 
Hierzu Abbildung 61 und 62. 


Crataegus alnıfolıa Sieb. et Zucc. florae japonicae familiae naturales in Abh. 
d. Akad. d. Wiss. München, Math.-phys. Kl. Bd. 4 (1844—46), 2. Abth. (1845), 
S. 130 (nicht MAaxımowıcz*), nicht REGEL). 

Sorbus alnıfolia Wenzig in Linnaea 1874 S. 58. 

Aria alnıfolia Decaisne in Nouv. Arch. de Museum d’hist. nat. de Paris v. ıo 
(1875) pP. 166. 

Micromeles alnıfolia Koehne in Wiss. Beilage z. Progr. d. Falk-Real-Gymnasiums 
118002 3.20. 


Abbildung 61. Micromeles alnifolia. Zweig aus der Baumschule von L. Späth, Rixdorf-Berlin. 


Gattungscharakter (vergl. E. KoEHNE a. a. O., sowie in dieser Zeitschrift, 
Band 40, 1891, Seite 36): Kelch innen mit sehr wenig bis sehr stark an- 
geschwollenem Ringpolster, sehr bald nach dem Verblühen abfallend, eine 
rıngförmige Narbe auf dem Fruchtknoten (und der Frucht) zurücklassend. Staub- 
blätter etwa 20. Fruchtblätter 2, zu einem völlig unterständigen, 2fächrigen 
Fruchtknoten völlig verschmolzen; Griffel kahl, 2, aber zur Hälfte ver- 
wachsen, der verwachsene Teil mit 2 Längsfurchen; in jedem Fach 2 Samen- 
knospen. Frucht ohne Steine, Fleisch wie bei Aria. — Blätter meist doppelt 
gesägt. Blüten in ausgebreiteten Doldenrispen, 


*) MAXIMOWICZ verteilte Malus Halliana Koehne unter dem Namen Crataegus alnifolia. 


Micromeles alnifolia (S. et Z.) Koebne. 


283 


Micromeles ist namentlich durch das Verhalten des Kelches nach dem Ver- 
blühen von Arıa und überhaupt von fast allen Gattungen der Arıa-Gruppe (vergl. 
Gartenflora Band go, Seite 35) scharf geschieden. Will man sie als Gattung nicht 
anerkennen, so muss man sie wenigstens als sehr gut begrenzte Sektion der 
Gattung Sorbus aufrecht erhalten. Die Abfälligkeit des Kelches zeigt innerhalb 
der Aria-Gruppe nur noch Raphiolepis, die aber durch ihren traubigen Blüten- 
stand sich sofort unterscheidet. 

Artcharakter: Blätter aus breit keilförmigem, abgerundetem oder seicht herz- 
förmigem Grunde rundlich-eiförmig bis breit eiförmig, kurz zugespitzt, doppelt 
gesägt, die Sägezähne erster Ordnung oft als kurze dreieckige Läppchen vor- 
gezogen, unterseits auf dem Mittel- und den Seitennerven bleibend locker behaart, 
oberseits nur anfangs auf den Nerven mit langen feinen Zotten besetzt, zuletzt 
härtlich. Verzweigungen der Doldenrispe kahl, Fruchtknoten und Kelchzipfel 
aussen locker, letztere innen dicht wollig-weichhaarig. Frucht kahl (rot?), jung 
fast kugelig, später, wie es scheint, stets ellipsoidisch verlängert. 

Heimat: SüdöstlicheMandschurei (leg. PossjET 1860, MAXIMOWICZz, iter secundum), 
Japan (Fusi-yama, an der Waldgrenze, leg. Maxımowicz, iter secundum, 1862; Prov. 
Nambu, leg. TSCHONoSKI 1865, MAXIMOWICZ, iter secundum). Ausser den citierten 
Exemplaren sah ich ein japanisches, aus dem Leydener Herbar stammendes, ohne 
nähere Standortsangabe. 

Unsere Pflanze ist wahrscheinlich ein Strauch, der einen ähnlichen 
Wuchs wie Aria nivea Decaisne (Sorbus Arıa Crantz) zeigen dürfte. 
Die Zweige der Herbar-Exemplare sind kahl, dunkelbraun, kaum glänzend, 
mit grossen aber zerstreuten, hellgefärbten Lenticellen; sie sind teils Lang- 
triebe mit etwas entfernt stehenden, teils Kurztriebe mit dicht gedrängten 
Blattnarben. Die Kurztriebe entwickeln in jedem Jahre ein endständiges 
Büschel aus etwa 2—4 Blättern, so wenigstens am Herbarmaterial. Die 
Glieder der Langtriebe sind etwa halb so lang wie die Blätter. Die Knospen 
sind schmal länglich, kastanienbraun, glanzlos und kahl. Die Blattstiele 
sind kurz, etwa 5—1ı8 zum lang und auf der rinnigen Oberseite locker be- 
haart. Die Blattfläche erreicht nach dem mir vorliegenden Material höchstens 
eine Länge von 7,5 und eine Breite von 5 cz, meist ist aber die Belaubung 
kleinflächiger und dadurch zierlicher. Der Blattrand ist bald am Ende jedes 
Seitennerven in ein deutliches breitdreieckiges Läppchen ausgezogen, bald nicht. 
Die Oberseite erscheint dunkelgrün, die Unterseite fast graugrün. Die Blüten 
sind jedenfalls weiss und offenbar den Blüten eines Crataegus sehr ähnlich , 
die fast kreisrunden Blumenblätter sind oberseits ganz am Grunde wollig. 

SIEBOLD und ZUCCARINI geben mit Ausnahme der schwachen Behaarung 
die Kennzeichen der Pflanze richtig an; sie nennen die Blätter irriger Weise 
völlig kahl. Über Wuchs und Vorkommen in der Heimat geben sie 
keinerlei Auskunft. 

Da eine Abbildung überhaupt noch nicht vorhanden ist, da die Pflanze 
aber neuerdings eingeführt wurde und allem Anschein nach nicht bloss aus 
botanischem Interesse Verbreitung verdient, sondern trotz einer gewissen 


Ahnlichkeit mit Crataegus doch unter den Pomaceen unserer Gärten eine 
20 


284 


E. Koehne: Micromeles alnifolia /S. et Z.) Koehne. 


Abbildung 62. 


P. Kulisch: Über die Kondensation der Fruchtsäfte im Vakuum. 255 


eigenartige Erscheinung zu werden verspricht, so wird vorliegende Ab- 
bildung und Beschreibung den Lesern der Gartenflora willkommen sein. 
Es ist Herr Ökonomierat L. SpÄTH, in dessen reichhaltigem Arboret der 
Verfasser junge Exemplare der Micromeles alnifolia im September 1891 
kennen zu lernen Gelegenheit hatte. Herr SPÄTH erhielt die Pflanze bereits 
1888 von Herrn Dr. NAGAI unter dem Namen Hakari-nome, Sorbus 
alnifolia aus Tokio zugesandt”). Der von der Mutterpflanze veredelte 
Nachwuchs ist nach Herrn SPÄTHs Mitteilung selbst im harten Winter 
1890/91 ohne Bedeckung nicht im geringsten beschädigt worden, sodass 
die vollkommene Härte der interessanten Pflanze für unser Klima zur Genüge 
erwiesen sein dürfte. Geblüht haben die Pflanzen noch nicht. Verfasser 
war deshalb genötigt, die Abbildung nach einem Herbarexemplar zu 
entwerfen. Der Grund, weshalb für die Blütenanalyse M. tiliifolia 
gewählt wurde, ist der, dass an dem vorhandenen Material die Blüten der 
letzteren Art wegen besseren Erhaltungszustandes bessere Zeichnungen 
ermöglichten; ein Unterschied ist in den Blüten beider Arten übrigens 
kaum bemerkbar. 


Figuren-Erklärung zur Abbildung 62. 

Fig. 1. Micromeles alnifolia Koehne nach einem von der Insel Hondo**) stammenden, von 
TSCHONOSKI gesammelten Exemplar des Königlichen Herbars zu Berlin. Fig. 2. Blatt von einem 
aus den Späthschen Baumschulen stammenden Zweige. Fig. 3—9. Micromeles_ tiliifolia 
Koehne (die mit alnifolia sehr nahe übereinstimmt und specifisch vielleicht nicht verschieden ist), 
nach einem Herbar-Exemplar aus Hakodate, gesammelt von Maxımowicz. Fig. 3. Blüte ohne 
die Blumenblätter und Staubbeutel. Fig. 4. Dieselbe halbiert. Fig. 5. Blumenblatt. Fig. 6. 
Querschnitt des Fruchtknotens in mittlerer Höhe. Fig. 7. Querschnitt der unteren Griffelhälfte, 
Fig. 8. Frucht. Fig. 9. Längsschnitt derselben. Fig. I0o. Unreife Frucht von M. alnifolia aus 
der südöstlichen Mandschurei, gesammelt von PossjET, Exemplar im Königlichen Herbar zu Berlin 


Über die Kondensation der Fruchtsäfte im Vakuum. 
Von Dr. P. Kulisch, Geisenheim. 


Durch mehrere Fachzeitschriften und auch Tageszeitungen geht eine Korrespon- 
denz betreffend die Kondensation der Fruchtsäfte im Vakuum, besonders des 
Kirschsaftes für den Export nach Nordamerika, über welches Verfahren Herr 
B. L. Künn-Rixdorf am 28. Januar d. J. bereits in einer Versammlung des Vereins 
zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten berichtet hat.“”*) In 
anbetracht der grossen Wichtigkeit, welche dieser Gegenstand auch für andere 
Zweige der Obstverwertung hat, will ich an dieser Stelle ausführlicher darauf zurück- 
kommen. 


*) Aus dem letzten Neuheiten-Katalog des Herrn Dr. DIECK in Zöschen ersehe ich, dass auch 
er die Pflanze aus Japan erhielt und anbietet. 
“*) Gewöhnlich fälschlich Nippon genannt. Letzteres ist der Name des ganzen Reiches. 
*##) Die erforderlichen Apparate werden von der Kupferschmiede von G. Christ, Berlin S., 
Fürstenstr. 17, in den Handel gebracht. 


286 P. Kulisch: Über die Kondensation der Fruchtsäfte im Vakuum. 


Das neue Verfahren unterscheidet sich von den bisherigen Methoden der 
Obstsaftbereitung dadurch grundsätzlich, dass die Konservierung nicht durch 
irgend welche Zusätze, sondern in der Weise erfolgt, dass der Saft im luftleeren 
Raum auf '/, der ursprünglichen Menge eingedampft wird. Dadurch wird er so 
konzentriert, dass er ohne alle Vorsichtsmassregeln selbst bei Luftzutritt vor Gärung 
und sonstigen Veränderungen geschützt ist. Die Stoffe, welche das Aroma des 
Saftes bedingen und die beim Eindampfen desselben natürlich zum grossen Teil mit 
dem Wasser sich verflüchtigen, sollen durch besondere Vorrichtungen“), über die 
Näheres nicht mitgeteilt ist, zurückgewonnen und dem fertigen Produkt wieder 
zurückgegeben werden. Da das Eindunsten im Vakuum bei sehr niedriger Tem- 
peratur erfolgt, soll auch die Schönheit und Intensität der Farbe in keiner Weise 
leiden. 

Eine mir vorliegende Probe eines so hergestellten Kirschsaftes, der ein spezi- 
fisches Gewicht von 1,162 hatte, hielt sich im geheizten Zimmer bei ungehindertem 
Luftzutritt wochenlang, ohne wesentliche Veränderungen zu erfahren, so dass ın 
diesem wichtigen Punkte das Verfahren allen Anforderungen entspricht, die man 
an Handelsware stellen muss. Die Farbe des Saftes ist vorzüglich erhalten, schön 
kirschrot mit dem charakteristischen Stich ins Bläuliche, der frischen Kırschsäften 
eigen ist, ohne die unangenehme Bräunung der Farbe, welche man sonst bisweilen 
an zu stark eingekochten Säften beobachtet. Auch die Färbekraft des Saftes lässt 
nichts zu wünschen übrig. 

Über den Geschmack wage ich ein endgiltiges Urteil einstweilen nicht abzu- 
geben. Es will mir scheinen, als ob auch der verdünnte Saft doch etwas Fremd- 
artiges habe, worüber nur ein Vergleich mit frischem Kirschsaft entscheiden könnte. 
Aber trotzdem muss, soweit die Qualität des Saftes dabei ın Betracht kommt, das 
Verfahren als ein sehr aussichtsvolles bezeichnet werden. Die ihm sonst noch 
nachgerühmten Vorzüge müssen auch teilweise rückhaltlos anerkannt werden. 
Durch die Verminderung der Gewichtsmenge werden die Kosten für Fracht und 
Fässer so wesentlich herabgemindert, dass der Transport und Export und damit 
der Absatz ganz erheblich erleichtert wird. Besonderen Wert hat der neue Saft 
für alle die Verwendungsarten, wo man den Kirschsaft nur als färbende Substanz 
benutzt. Es ist jetzt möglich, die Farbe in höchst konzentrierter Form anzuwenden, 
was gewiss für sehr viele Zwecke von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist. 

Die Frage, ob das Verfahren wirklich Aussicht hat, die bisherige Methode der 
Kirschsaftbereitung**) zu verdrängen, lässt sich auf Grund blosser Erwägungen, 
denen dıe zahlenmässige Grundlage fehlt, nicht entscheiden. Darüber müssen erst 
Erfahrungen ın der Praxis gesammelt werden und zwar möglichst im grösseren 
Betriebe. Das steht von vornherein fest, dass das ganze Verfahren nur für eine 
im grossen angelegte Fabrikation geeignet ist. Für den kleineren Betrieb kommt 
es deshalb garnicht in Betracht, weil bei kleineren Apparaten der Preis im Ver- 
hältnis zur Leistungsfähigkeit und auch die Betriebskosten viel zu teuer sind. 

Zu dem Vakuumapparat gehört eine leistungsfähige Luftpumpe, deren Betrieb 
unbedingt durch einen Motor erfolgen müsste; da auch die Heizung des Vakuums 
.am besten mit Dampf geschieht, so würde bei irgend grösserem Betriebe die An- 
schaffung eines Dampfkessels das rentabelste sein. Es gehören also zu einer 
solchen Anlage ausser dem eigentlichen Vakuumapparat entweder eine Luftpumpe 


*) Sie sind vermutlich ähnlich denen, welche zur Abscheidung ätherischer Öle bei deren 
Destillation im Wasserdampfstrom verwendet werden, 
**) Über die anderen Säfte siehe weiter unten. 


P. Kulisch: Über die Kondensation der Fruchtsäfte im Vakuum. 287 


mit Dampfbetrieb und ein Dampfkessel oder an Stelle dieser beiden letzteren eine 
Luftpumpe für Riemenbetrieb und ein Gasmotor oder eine ähnliche Kraftquelle. 
Im letzteren Falle wäre noch eine besondere Heizvorrichtung für das Vakuum nötig. 
Die Kosten einer solchen Anlage sind natürlich sehr beträchtlich. Schon für ein 
Vakuum von etwa 4001| Inhalt (200 1 einmalige Füllung) mit dem erforderlichen 
Zubehör betragen sie mindestens 4—5000 Mark*). 

_Es ist begreiflich, dass unter diesen Umständen Versuche im kleinen sehr 
wenig Erfolg versprechen. Es ist daher von vornherein besser, von solchen ganz 
abzusehen, da etwaige Misserfolge nur ungerechtfertigter Weise die gute Idee in 
Misskredit bringen könnten. Ich glaube dies ausdrücklich hervorheben zu müssen, 
um die Interessenten vor kostspieligen Versuchen zu bewahren, die über die Sache 
selbst nichts wesentlich Neues beibringen könnten“”). Die technische Grundlage 
des Verfahrens erscheint mir genügend aufgeklärt, über dıe kaufmännische Renta- 
bilität können nur Versuche im grossen einen ungefähren Anhalt geben. 

Wenn die Methode sich wirklich bewährt, so dürfte sich in der Kirschsaft- 
bereitung allmählich ein völliger Umschwung vollziehen in der Weise, dass die 
kleineren Pressereien ganz eingehen werden zu Gunsten der Grossbetriebe. Sie 
würden nur unter der Voraussetzung lebensfähig bleiben, dass sie den rohen Saft 
pressen und diesen mit Sprit konserviert an die Fabriken weitergeben, damit er 
dort für den Export konzentriert werde. Der zugesetzte Sprit kann ja nach den 
Ergebnissen der Vorversuche wiedergewonnen werden. Dieser Weg hätte für die 
Fabriken den grossen Vorzug, dass sie die Campagne über die Zeit der Kirschen- 
saison hinaus ausdehnen können und dadurch die Kosten der Anlage eher verzinst 
würden; am rentabelsten wäre es aber trotzdem immer, möglichst nur den von 
der Kelter laufenden Saft zu verarbeiten. 

Noch eher ist ein pekuniärer Erfolg von der Kondensation der Fruchtsäfte im 
Vakuum natürlich dann zu erwarten, wenn es möglich ist, diesen Betrieb mit 
einem anderen Zweige der Obstverwertung zu verbinden oder überhaupt mit einer 
sonstigen Anlage, in der Dampfkessel und Kraftmaschine bereits vorhanden sind. 
Die Anlage- und Betriebskosten würden sich dadurch nicht unerheblich vermindern, 
denn dieselbe Dampf- und Kraftmenge kommt immer billiger zu stehen, wenn man 
sie einer grösseren Anlage entnimmt, als wenn nur für diesen einen Zweck kleinere 
Maschinen beschafft werden müssen. 

Man darf die Schwierigkeiten, welche das neue Verfahren bietet, durchaus 
nicht unterschätzen. Ich möchte hier nur noch darauf hinweisen, dass beispiels- 
weise die Konzentration der Traubenmoste im Vakuum, die ja doch in der Theorie 
auch so sehr aussichtsvoll erschien und mit der der Fruchtsäfte so manche Ähn- 
lichkeiten bietet, trotz der verminderten Transportkosten, trotz der Ersparnis an 
Zöllen, Fässern u. s. w. sich doch in keinem Lande bisher hat wesentliche Ver- 
breitung verschaffen können, woran in erster Linie die Kostspieligkeit derartiger 
Apparate im Vergleich zu deren Leistungsfähigkeit, zumal bei der kurzen Betriebs- 
dauer die Schuld trägt. Der neuerdings von Italien aus vertriebene konzentrierte 
Traubenmost ist auch bei niederer Temperatur, aber nicht im Vakuum hergestellt. 
Nur in Kalifonien werden die SprinGmÜHLschen Vakuum-Apparate für diesen Zweck 


*) Ich habe hier die Preise einer für Vakuumapparate sehr renommierten Firma zu Grunde 
gelegt. Die CHrısTschen Originalapparate dürften noch teurer zu stehen kommen. 

**) Die Firma CHrısT offerierte beispielsweise der Kgl. Lehranstalt Versuchsapparate mit 10 7 
Vakuuminhalt (4—;5 1) Füllung, deren Preis zu dem Wert solcher Versuche inr kleinen in gar keinem 
Verhältnis steht. 


288 P. Kulisch: Über die Kondensation der Fruchtsäfte im Vakuum. 


verwendet. Der konzentrierte Most kommt in Konservenbüchsen nach England, 
um zu Küchenzwecken (Saucen) Verwendung zu finden. Zur Weinbereitung wird. 
er meines Wissens nicht benutzt. Diesen grundsätzlichen Hindernissen wird man 
bei Einführung des Verfahrens in die Praxis ganz besonders Rechnung tragen 
müssen. 

Dass die Kondensation im Vakuum. bei den anderen Fruchtsäften die gleiche 
Bedeutung habe, wie beim Kirschsaft, muss ich sehr bezweifeln. Zunächst ist deren 
Export ein verschwindend geringer und wird es auch voraussichtlich in Zukunft bleiben, 
da uns das Ausland in der Kultur von Beerenobst eher voraus ist. Daher kommt bei 
ihnen die Ersparnis an Fracht u. s. w. beim Transport namentlich auch mit Rücksicht 
auf den höheren Preis der Ware viel weniger in Betracht. Die übrigen Säfte 
können überhaupt nicht so ohne weiteres mit dem technischen Rirschsaft zusammen- 
gestellt werden. Dieser wird meist zur Likörbereitung und als Färbemittel ver- 
wendet, während jene vorwiegend zu Limonaden, Saucen und anderen Zwecken 


ın der Küche verwendet werden. Hierzu sind die Säfte ohne Ausnahme nur 


brauchbar, wenn sie mit Zucker versüsst sind. Sie erhalten dadurch erst ıhren 
Handelswert und der Zuckerzusatz ist auch in den Fällen nicht zu umgehen, wo 
man zur Konservierung ausserdem noch Sprit und Salicylsäure zusetzt, allerdings. 
verwendet man dann geringere Zuckermengen. Es ist also ungerechtfertigt, wenn 
in der obenerwähnten Korrespondenz der Zuckerzusatz gewissermassen als ein 
notwendiges Übel betrachtet wird, dessen Kosten bei der Herstellung der Säfte 
nach dem neuen Verfahren erspart werden könnten. Im Konsum werden auch 
die kondensierten Säfte noch nachträglich mit Zucker versetzt werden müssen. 
Dass alle solche Produkte, die immer mehr oder weniger ein Luxusartikel sein: 
werden, dann viel leichter verkäutlich sind, wenn sie direkt konsumfertig sind und. 
durch ihre Eigenschaften schon beim Einkauf einladen, ist eine Erfahrung, die bei 
"solchen Handelsartikeln immer wieder gemacht wird. Dadurch werden im Handel 
immer die schon versüssten Säfte einen Vorsprung vor den bloss kondensierten 
haben, zumal der Preis der letzteren sich keineswegs wesentlich billiger stellen 
dürfte. 

Als Konservierungsmittel dient der Zucker eigentlich nur bei den sehr zucker- 
reichen Sirupen, die wegen ihres hohen Zuckergehaltes sich auch bei Luftzutritt 
unverändert halten. Die zuckerärmeren Säfte dagegen müssen in verschlossener 
Flasche pasteurisiert werden, wenn sie sich halten sollen. Einmal angebrochen, 
müssen die Flaschen bald aufgebraucht werden, da sich sonst sehr leicht die Gä- 
rung einstellt. Schon Säfte, die aus ı / Fruchtsaft und 500—800 g Zucker ohne. 
weiteres Einkochen hergestellt sind, halten sich in den angebrochenen Flaschen 
ziemlich lange, in den nicht angebrochenen sogar auch ohne Pasteurisieren fast. 
regelmässig. Im Handel muss das Produkt aber absolut haltbar sein, daher geht 
man mit dem Zuckerzusatz meist weit über die angegebenen Zahlen hinaus. Des- 
halb hat sich diese Art von Säften bisher nur wenig eingebürgert und die Sirupe. 
geniessen noch immer den Vorzug. 

Bekanntlich lässt man vielfach die zerstampften Früchte vor der Kelterung: 
oder auch den abgepressten Saft, bevor man ihn weiter verarbeitet, erst eine 
Gärung durchmachen. Die in der oben erwähnten Korrespondenz hierüber ge- 
machten Angaben sind aber unzutreffend. Zunächst ist zu betonen, dass man. 
gerade in den Fällen, wo man zur Konservierung Sprit oder Salicylsäure verwendet, 
von einer Gärung in der Regel absieht. Man versetzt vielmehr den frischen Saft 
mit der nötigen Menge des Konservierungsmittels, worauf er sich nach einiger Zeit: 
von selbst klärt. 


# 


A. Beck: Englisches Unterrichtswesen. 289 


Die Gärung bringt man vorwiegend bei den Säften, die nur mit Zucker ver- 
setzt werden sollen, in Anwendung. Sie hat auch in diesem Falle weniger den 
Zweck, die Säfte zu klären, da man mit der Weiterverarbeitung gewöhnlich nicht 
wartet, bis der Saft nach vollendeter Gärung völlig klar geworden ist, sondern 
den Most entweder vorher filtriert oder auch ihn trübe verwendet und beim Kochen 
durch Abschäumen die trübenden Substanzen entfernt. Die Gärung soll vielmehr 
dazu dienen, das Aroma zu verfeinern und den Säften den rohen Charakter zu 
nehmen, den sie ohne Gärung mehr oder weniger haben. Auch die Haltbarkeit 
soll nach allgemeiner Annahme eine grössere sein, wenn der Saft vorher vergoren 
war, obwohl dieses letztere Moment kaum von ausschlaggebender Bedeutung sein 
kann. Denn es wird bei der Gärung der rohen Säfte so wenig Alkohol gebildet 
und es bleiben andererseits noch so viele Hefenährstoffe in dem Safte zurück, 
dass ın allen den Fällen, wo der Zuckerzusatz nicht genügend gross ist, sich trotz- 
dem die Gärung später wieder einstellen kann, wenn nur die sonst erforderlichen 
Bedingungen gegeben sind. 

Gerade die auf diesem Wege hergestellten Säfte zeichnen sich, wenn sonst die 
Behandlung eine richtige war, durch die Feinheit des Aromas und Reinheit des 
Fruchtgeschmackes so sehr vor allen anderen Säften aus, dass ıch kaum glaube, 
dass die bloss kondensierten rohen Säfte ihnen irgend erhebliche Konkurrenz 
machen werden. 

Noch ein anderes Bedenken kann ich hier nicht unterdrücken. Es soll, wie 
oben bereits mitgeteilt ist, möglich sein, die beim Eindampfen übergegangenen 
aromatischen Stoffe durch besondere Vorrichtungen wieder zu gewinnen. Bezüglich 
des Kirschsaftes, dessen aromatischer Bestandteil das leicht fassbare Bittermandelöl 
ist, halte ich das für möglich. Bei dem ungleich empfindlicheren Aroma der Hım- 
beeren und namentlich der Erdbeeren dürfte es aber in vollkommener Weise kaum 
gelingen, erhebliche Verluste und Veränderungen des Aromas zu vermeiden. Ich 
werde in dieser Vermutung dadurch bestärkt, dass an anderer Stelle des betreffenden 
Aufsatzes mitgeteilt wird, der wiedergewonnene Alkohol habe einen ausgesprochenen 
Fruchtgeschmack gehabt, wenn nämlich vorher gespriteter Saft angewendet wurde. 
Daraus geht zur Genüge hervor, dass die völlige Wiedergewinnung des Aromas 
kaum möglich sein wird. Inwieweit diese Verluste praktische Bedeutung haben, 
können allerdings auch wieder nur Versuche im grossen entscheiden. 


(Nachschrift der Redacktion. Herr B. L. Künn-Rixdorf-Berlin hat am 25. Mai 
d. J. den Ausschüssen für Obst- und Gemüsezucht des Vereins zur Beförderung 
des Gartenbaues in der Fabrik des Herrn Dr. G. CHrist einen kleinen Vakuum- 
apparat in T'hätigkeit vorgeführt, der sehr gut arbeitete. Zugleich zeigte er seine 
neue Darre im Betriebe. 1. WW.) 


Englisches Unterrichtswesen. 
Von A. Beck. 


Hier zu Lande regt sich’s seit einem Jahr gewaltig. Wenngleich sich der 
Engländer in der Praxis allen Nationen überlegen glaubt, so giebt er doch zu, 
dass seine theoretische Bildung noch weit hinter der von uns Kontinentalen zurück- 
steht. Aber er sieht es doch ein und, was die Hauptsache ist, er hat den Verstand 
und die Mittel, um jenem Übelstand abzubelfen. So wurde im vorigen Jahr in ganz 
England die »Free-Education«, d. h. unentgeltlicher Schulbesuch eingeführt. Die 


290 A. Beek: Englisches Unterrichtswesen, 


Eltern der Kinder haben nicht nur kein Schulgeld zu bezahlen, sondern bekommen 
auch Schreib- und Lesematerialien umsonst geliefert. Eine zweite Einführung ist 
die von »Free-Lectures on technical education« (freie Vorlesungen über technischen 
Unterricht). In diesem Falle wurde jeder Grafschaft eine gewisse Summe über- 
wiesen, wofür dieselbe Lehrer anzustellen hatte, die in gewissen Zeiträumen an 
geeigneten Orten Vorlesungen zu halten haben; gewöhnlich wurden hierzu Schul- 
räume benutzt. Für das weibliche Geschlecht wurde als Thema die Kochkunst 
etc. gewählt; des Mannes Sache ist es, die zum Kochen notwendigen Gemüse und 
Früchte zu produzieren und sollte er deshalb Vorlesungen über Pflanzenkultur zu 
hören bekommen. Wir wollen uns hier selbstv.rständlich nur mit den letzteren 
beschäftigen, umsomehr, als sie jedenfalls von grossem Interesse für den Gärtner 
sind und dem englischen »Krauterer« Gelegenheit geben, auch in der Theorie 
seinen Wissensdurst zu löschen. Ob diese Vorträge aus dem englischen Garten- 
besitzer einen »Gartenkünstlere machen werden, wollen wir dahingestellt sein 
lassen, jedenfalls wird durch dieselben in dem Volk ein grösseres Interesse für 
Gartenbau erweckt und trägt der rein botanische Teil derselben sicherlich viel zur 
Bildung und damit Veredlung der Nation bei. An eine ausführliche Behandlung der 
wissenschaftlichen Botanik kann ın ‚diesen »Free-Lectures« nicht g.dacht werden 
und soll deswegen von nun an das junge Volk in der Schule mehr darüber zu 
hören bekommen. 

An Schulen zur Heranziehung von praktischen Gärtnern fehlt es in England 
fast gänzlich, doch auch in dieser Beziehung sind schon gute Anfänge gemacht 
worden. Vielen der Herren Engländer kommen alle diese Einrichtungen etwas 
»böhmisch« oder besser gesagt »irish«e vor — Opposition muss natürlich da 
sein —, und ist es belustigend, die verschiedenen Ansichten in den Fachzeit- 
schriften zu verfolgen, und verschieden sind sie, wie ein Beispiel zeigen soll: In 
einer Nummer einer bekannten Gartenzeitung steht in einem Leitartikel ge- 
schrieben, dass die kontinentalen Gärtner, dıe Fachschulen besucht haben, an 
Intelligenz und allgemeinem Wis:en den Durchschnitt der englischen Gärtner weit 
überragen, weil letzteren bis jetzt keine solche Erziehung zu teil werde. In der- 
selben Nummer schreibt ein naiver Kopf: In der Handelsgärtnerei, resp. in der 
Stellung der Gehilfen ist ein grosser Rückgang bemerklich, der durch die Masse 
eingewanderter Deutschen hervorgerufen wurde, weil letztere bei ihrer grossen 
Sparsamkeit für den denkbar niedrigsten Lohn arbeiten können. Nun, das ist ein 
Kontrast; der ganz sicherlich erfahrene Redakteur sieht in unserer überlegenen 
Bildung die Gefahr der Konkurrenz, der naive Korrespondent sieht sie in unserer 
Knauserei. Ich weiss jedoch aus eigener Erfahrung, dass keiner der beiden 
Geister nötig hat, sich bange machen zu lassen, ı. ist die Zahl der deutschen 
Gärtner hier neben den Engländern eine verschwindend kleine, spielt also keine 
Rolle, 2. gehen von 1oo unserer Landsleute ca. go im zweiten Jahr und weitere 
8 ım dritten nach ihrer Heimat zurück und haben dieselben während jener kurzen 
Zeit keine Gelegenheit, nach hohen Stelien zu schnappen, einem im Hundert mag’s 
ja gelingen. — Doch nun zu unseren »lectures« zurück. Vielleicht wäre es den 
Lesern dieser Zeilen lieb, ein Beispiel einer solchen Vorlesung zu haben und will 
ich deshalb einen getreuen Auszug folgen lassen. Ein Herr Professor CHESHIRE 
war der Lehrer und verstand es derselbe meisterhaft, durch hineingeworfene witzige 
Bemerkungen die Zuhörer in der nötigen Spannung zu erhalten. Beginn der 
Vorlesung um 8 Uhr. Anwesend waren ca. 36 Zuhörer (manchmal sind es deren 
100 und mehr), was dem schlechten Wetter und der hier ihr Unwesen treibenden 
Influenza zuzuschreiben war. Als Thema war gewählt: ı. Kreuzbefruchtung von 


A. Beek: Englisches Unterrichtswesen. 291 


Blüten, speciell Orchideen (eine Fortsetzung einer vorhergegangenen Vorlesung), 
2. die Kultur von Obst I. Qualität. Verschiedene Illustrationen waren angebracht. 
Lassen wir nun den Herrn Professor sprechen: Betrachten Sie die Blüte einer 
Orchis mascula; die breite Unterlippe derselben dient als bequeme Niederlassungs- 
stelle für Insekten. Kommt eine Biene auf dieselbe geflogen, so wird durch 
deren Schwere die Lippe etwas abwärts gedrückt und nun zeigt sich etwas Sonder- 
bares — die bis dahin verschlossenen Honigdrüsen im Innern der Blütenröhre 
fangen an, ihren süssen Schleim abzusondern. Das Bienlein kann dem feinen 
Geruch nicht widerstehen und bald stürzt es sich kopfüber in die Röhre, kommt 
nun aber wohl oder übel mit den von einem Häutchen eingeschlossenen zwei 
Pollenmassen in Berührung. Sobald dieselbe stattfindet, öffnet sich mit einem 
deutlich hörbaren »klick« das Säckchen und heraus werden die Pollenmassen 
geworfen, direkt der Biene an den Kopf, woselbst sie, ein paar Fühlhörnern 
gleichsehend, mit Hilfe einer klebrigen Substanz hängen bleiben. Hat die Biene 
ihren Durst gestillt, fliegt sie, die Pollen mit sich nehmend, zur nächsten Blüte 
und dort nun spielt sich der zweite Teil der Romanze ab. Kaum drängt das 
Insekt seinen Kopf in den Schlund, so neigen sich die an Stielchen auf demselben 
befindlichen Pollenmassen abwärts und befruchten das über der Röhre gelegene 
Pistill mit einem Teil der Pollen. Mit dem Rest werden weitere Blüten be- 
fruchtet, bis am Ende nur noch das Gerippe der Pollenmassen übrig bleibt. 
Der ganze Vorgang kann mit einem Bleistift uachgemacht werden, wenn dasselbe 
in die Blütenröhre gesteckt wird. 

Nun zum Obstbaum. Die Blätter desselben sınd die Werkstätten; bei 
Einwirkung des Lichtes wird dort die Kohlensäure der Luft in Kohlenstoff 
und Sauerstoff zerlegt, letzterer entweicht; ersterer bleibt als Baustein in der 
Pflanze zurück. Die orangefarbigen Strahlen des Lichtes sind die wirksamsten, 
dieselben werden von den Blättern absorbiert, grün wird zurückgeworfen, des- 
halb erscheinen die letzteren unserem Auge als grün, (hier folgte ein Experiment 
mit einem Farbstofi, der init Wasser vermengt, resp. in Wasser geschüttet 
wurde; an Stelle desselben kann rote Tinte genommen werden. Diese Flüssig- 
keit wurde von vorn mit einem Magnesiadraht beleuchtet und erschien als- 
dann schön grün. Wurde das Licht auf die entgegengesetzte Seite, die Rück- 
seite, gehalten, so erschien sie orangefarbig; die grünen Lichtstrahlen wurden 
reflektiert, die orangefarbigen deshalb durchgelassen). Die Blüten atmen stärker 
als die Blätter, so stark, dass sie sich erwärmen, was zur Erfüllung ihres Zweckes 
von grossem Vorteil ist, indem dadurch ihre Befruchtung in der möglichst kurzen 
Zeit von statten geht. 

Zwei Eigentümlichkeiten sind es, die uns beim Wachstum der Pflanzen (in 
diesem Falle der Obstbäume) in die Augen fallen. Es ist dies die Eigenschaft 
ı. perpendikulär und 2. nach dem Licht zu wachsen. Fırsteres wird durch die 
Gravitation (Schwerkraft) bedingt; zur Erklärung dessen werden keimende Samen 
auf ein rasch rotierendes Rad befestigt, dadurch wird die Gravitation durch die 
Centrifugalkraft aufgehoben; die Stengel der Sämlinge wachsen alsdann der Achse 
des Rades zu, die Wurzeln jedoch in der entgegengesetzten Richtung. Dass der 
Stamm nach oben und die Wurzel nach unten wächst, ist eine Thatsache, bei der 
das »weshaib« schwer zu beweisen ist. Eine Theorie nimmt an, dass die eine 
Hälfte der Zellen schwerer ist als die andere, wodurch das Streben nach ent- 
gegengesetzter Richtung erzielt werde. — 

Dass die über der Erde befindlichen Teile der Gewächse nach dem Licht 
zu streben, können wir beim »Schnitt« unserer Obstbäume wahrnehmen. Wird ein 


A. Beek: Englisches Unterrichtswesen. 


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Zweig direkt über einem Auge geschnitten, so wird die Verlängerung gerade 
wachsen. Lässt man einen »Zapfen« stehen, so wächst dieselbe vom Schatten des 
»Zapfen« weg, dem Lichte zu, wird desshalb krumm. Was ist nun die Ursache 
dieser Drehung nach dem Licht? Denken wir uns — um ein Beispiel anzuführen — 
einen Mastbaum von zwei entgegengesetzten Seiten mit Stricken befestigt; die 
der einen Seite sind aus dünnen langen Fasern verfertigt, die der andern aus 
dicken und kurzen, so werden wir bald sehen können, dass sich der Mast auf 
die Seite der starken Stricke neigen wird. So ist es bei den Pflanzen. Die Zellen 
der schattigen Seite werden dünn und wässerig, und haben nicht viel Widerstands- 
kraft im Vergleich zu den stärker ausgebildeten Zellen auf der Sonnenseite; in- 
folgedessen erfolgt die Drehung der Pflanze nach dem Licht. — Jedes Auge 
eines Baumes ist ein Individuum und jedes derselben versucht so viel als möglich 
Nahrung für sich zu bekommen, allein um den Stärksten nicht Meister werden 
zu lassen, gebrauchen wir den Schnitt; durch denselben werden die schwachen 
Triebe gestärkt und die starken geschwächt, d. h. der Saftfluss wird reguliert. 
An einem wagerechten Cordon z. B. würden die an der Beugungsstelle befind- 
lichen Triebe bald die Oberhand gewinnen und die anderen verhungern lassen; 
hier muss deshalb gestutzt werden. — Um bald und um gute Früchte zu be- 
kommen, veredeln wir unsere Äpfel auf Paradiesunterlagen. Wir wissen aus Er- 
fahrung, dass, je kürzer die Lebensdauer ein und derselben Pflanze ist, desto 
früher und in desto grösserer Anzahl ihre Blüten und darauf die Früchte er- 
scheinen. Das Leben der Pflanzen wird durch verschiedene Faxtoren verkürzt, 
z.B. Mangel an Nahrung, Trockenheit etc. Ein Geranium, in einem kleinen Topf 
kultiviert, wird bald blühen, weil bald Nahrungsmangel eintritt, er sieht, sein Ende 
ist nahe, und sorgt für seine Nachkommenschaft; das Gleiche können wir an 
allen Pflanzen beobachten. Durch Veredlung des Apfels auf die langsam 
wachsende Paradiesunterlage tritt eine Art Saftstockung ein, der heranwachsende 
Baum lebt alsdann nicht lange, erzeugt aber deshalb um so eher Früchte. Woher 
kommt es nun, dass die Früchte der so veredelten Bäume grösser und besser 
sind als solche auf Wildlingsunterlagen. Meine Theorie (sagte der Herr Professor) 
ist folgende: Die Wurzeln der Wildlinge dringen mehr senkrecht in die tiefer 
gelegenen Erdschichten, in letzteren sind ı. verschiedene für die Bildung von 
Faserwurzeln schädliche Eisenverbindungen, 2. sehr wenig lösliche Nährstoffe und 
3. viel Wasser. Je mehr Wasser im Boden vorhanden, destoweniger Prozente an 
Nährstoffen wird dasselbe enthalten und ist der Baum deshalb genötigt, um so 
mehr von demselben aufzunehmen. Dieses überflüssige Wasser muss jedoch wieder 
aus dem Baum herausgeschafft werden, es verdunstet durch die Blätter und da- 
durch wird Kälte erzeugt, resp. die Blattsubstanz wird abgekühlt, d.h. ein grosser 
Teil der absorbierten Sonnenstrahlen wird zur Verdunstung des Wassers benutzt 
und geht deshalb verloren. Darum sind wohl die Früchte der tief wurzelnden 
Obstbäume weniger süss und nicht so gross als die der Zwergobstbäume. Bei 
letzteren liegen die Wurzeln mehr an der wärmeren Oberfläche der Erde, sie 
finden dort mehr Nahrung (Humus), ohne von schädlichen Eisenverbindungen 
beeinflusst zu werden, und bekommen die Nährstoffe mehr konzentriert, weil kein 
Überschuss an Wasser vorhanden, wodurch auch viel Wärme ‚und damit Kraft 
den Bäumen erhalten bleibt. Dann möchte ich noch zu Gunsten des Zwergobstes 
anführen, dass ein damit bepflanztes Stück Land eine ebenso grosse Früchte 
tragende Oberfläche aufweist, als ein solches mit Hochstämmen, da bei den 
letzteren ja nur die Aussenseite der Krone als fruchttragend betrachtet 
werden darf. Weitere Vorteile des Zwergobstes sind: Leichtes Pflücken der 


A. Kleemann: Treiberei der Gurken in einem gewöhnlichen Warmhause, 293 


Früchte, leicht ausführliche Düngung, leichtes Ausputzen und eine verhältnis- 
mässig leichte Bekämpfung der daran auftretenden Insekten und Krankheiten. 

Im weiteren machte Herr Professor CHESHIRE noch einige Bemerkungen über 
den Saftlauf in den Bäumen, kam dabei auf das Ringeln der Augen zu sprechen 
und beendete damit seine Vorlesungen. Dieselben waren meiner Ansicht nach 
gemeinverständlich (botanische Ausdrücke, die gerne ein Laiengemüt verwirren, 
waren, wenn möglich, vermieden) und können nicht verfehlen, unter dem Volk ein 
Interesse für Botanik und Pflanzenkultur zu erregen — wenn nicht auf einmal, so 
doch nach und nach. Dann möchte ich noch bemerken, dass neben diesen, von 
der Regierung unterhaltenen Vorlesungen während des Winters noch solche von 
Privatgesellschaften über verschiedene, meist naturwissenschaftliche Fächer ge- 
halten werden. Sicherlich verdient eine solche Einrichtung Nachahmung. Leuten, 
die Wohlthäter der Menschheit sein können und wollen, steht hier ein weites 
Feld offen. 


Treiberei der Gurken in einem gewöhnlichen Warmhause. 


Von A. Kleemann in Düren, Villa Schöller. 
Hierzu Abbildung 63, 64. 


Angeregt durch die Erfolge, welche die Neuzeit in der Treiberei der Gurken 
in eigenen Häusern aufzuweisen hat, stellte ich die verschiedensten Versuche an, 
um dasselbe auch in gewöhnlichen Häusern, welche anderen Zwecken dienen, zu 
erreichen. Zwei Versuche sind mir ganz gelungen; der erste, welchem die Photo- 
graphie und die Zeichnung entnommen sind, fand in folgender Weise statt: Anfang 
Oktober wurden kräftige Pflanzen in das mit Rasenerde gefüllte Beet der Vorder- 
seite des grossen Warmhauses gepflanzt. Das Beet selbst ist bestellt mit Eucharis, 
Gardenien u. s. w. (alles ausgepflanzt). Die Gurken entwickelten sich schnell und 
wurden die Ranken an Drähten dicht unter Glas über die breiten Wege entlang 
geführt, um den Kulturen kein Licht zu rauben. Seit Mitte Dezember konnte ich 
Massen wirklich schöner Früchte ernten, zu Weihnachten zählte ıch 72 aus- 
gewachsene Früchte. 

Von den weiteren Versuchen kann ich nur einen als ganz gelungen be- 
zeichnen. Es wurden Ende Januar v. J. Gurken an den Seiten des Ananasbeetes 
gepflanzt und lieferten von Mitte März an viele schöne Früchte. Früchte erhielt 
ich auch bei Topfkultur, jedoch in keinem Verhältnis zu den vorerwähnten zwei 
Versuchen. Es wurden nur Stecklingspflanzen verwandt, der Same war als 
»Prescot Wonder« von L. MÖLLER-Erfurt bezogen. Grosse Sorgfalt erfordert das 
Reinhalten von Ungeziefer, welches von anderen Pflanzen gern auf die Gurken 
übersiedelt.*) 


Abutilon und Pelargonien als Winterblüher. 

Herr A. KLEEMANN-Düren übersandte zu den Versammlungen des Vereins zur 
Beförderung des Gartenbaus am 28. Januar und 25. Februar d. J. prachtvolle 
dunkelrote und am 25. Februar auch gelbe Abutilon, sowie sehr grossblumige 
Scharlachpelargonien. Derselbe bemerkt dazu: 


*) Herr KLEEMANnN sandte zur Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaus 
am 28. Januar d. J. Gurken aus seinem Warmhause ein, die ganz vorzüglich waren. D. Red. 


294 A. Kleemann: Treiberei der Gurken in einem gewöhnlichen Warmhause. 


Beigehende Abutilon- und Pelargonien-Blumen sind Winterblüher und Schnitt- 
blumen ersten Ranges. Es sind Züchtungen eines hiesigen Kollegen, welcher 


Abbildung 63. Treiberei der Gurken in einem gewöhnlichen Warmhause bei 
Herrn Teppichfabrikanten Schöller in Düren, Rheinprovinz. 


einfach und ganz im Stillen diesen Sonderzweig ausübt. Jetzt hat derselbe eine 
Primel, welche fast bis an den Rand schön gelb ist; noch eine Befruchtung urd 
“derselbe hofft eine ganz gelbe zu haben. 


Bericht über die Jubiläums-Ausstellung in Karlsruhe in Baden, 295 


Das Abutilon stammt von »Feuerball« und »Tire feu«, blüht ununterbrochen 
und staunenerregend reich. Pflanzt man dasselbe aus und zieht es unter den Fenstern 
entlang, so sind die Blumen schöner und noch reichlicher. Der Wuchs ist stark, 
in meinem Palmenhaus sind Stecklingspflanzen vom letzten Frühjahr über 5 
hoch geworden und liefern tausende gut verwendbarer Blumen jede Woche. 

Die Pelargonien stammen von »Henry Jacoby« und anderen im Winter 


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Abbildung 64. Treiberei der Gurken in einem gewöhnlichen Warmhause bei 
Herrn Teppichfabrikanten Schöller in Düren, Rheinprovinz. 


blühenden Sorten: »Königin Olga«, »Hortense« u. s. w. Dieselben blühen den 
ganzen Winter gerade so reich wie im Sommer, trotzdem dieselben nicht vor- 
kultiviert, sondern aus dem Freien eingepflanzt wurden. Pelargonien als Winter- 
schnittblumen haben gewiss noch eine Zukunft. 

Namen haben diese Sachen nicht, auch sind dieselben nicht im Handel, 
jedoch hier im Orte sehr geschätzt. Ich würde gern Interessenten Vermehrungs- 
material im Tauschwege vermitteln, da es nicht in dem Wunsche des Züchters 
liegt, Geschäfte damit zu machen. 


Bericht über die Jubiläums-Ausstellung in Karlsruhe in Baden. 


B.Newheiten. (Fogsssevzung.) 


Weitere neueEinführungen sind: Eine neue Federnelke »Her Majestys, 
in England mit neun ersten Preisen gekrönt, von Gebr. NEUBRONNER-Neu-Ulm, rein 
weiss, schön rund gebaut, gross, nur fein gezähnt; ferner von denselben: die Petunia 
»Royal Visit«, weiss, Röhre etwas violett, dicht gefüllt, geschlitzt. Gebr. NEU- 
BRONNER in Neu-Ulm stellten weiter aus: Pteris Queen Victoria, ganz schmalblätterig, 


296 Bericht über die Jubiläums-Ausstellung in Karlsruhe in Baden. 


weisslich, Pteris gracillima Neubronneri, Fuchsia Countess of Aberdeen, Blüte ganz 
weiss, auch die Kelchblätter, dagegen stammte Phormium tenax atropurpureum 
gracile, eine sehr hübsche Pflanze, von O’rro FrÖBEL-Zürich, sowie Azalea mollis 
Alfred Wallem, sehr reichblütig, von DE SMET freres, Gent. 


C. Gewächshauspflanzen. 


1. Warmhauspflanzen. In Orchideen, die leider sehr verzettelt und an 
ganz verschiedenen, z T. recht ungünstigen Orten autgestellt waren, konnte glück- 
licherweise, wie wir schon Seite 238 erwähnt, ein deutscher Züchter, G. WEYGANDT- 
Wiesbaden, wenn auch nicht an Zahl doch an Schönheit ganz gut mit den bel- 
gischen Ausstellern wetteifern. Ausser den allgemeinen Sammlungen verdient eine 
Sammlung meist neuerer Cypripedien von ED. PyNAERT VAN GEERT-Gent noch be- 
sonders hervorgehoben zu werden, sie hatten leider z. T. durch Frost gelitten. 

Wir notierten folgende: Cypripedium Barteti (barbatum X insigne Chantini); 
marmorophyllum (Hookerae X barbatum); Boxallı atratum, oberes Kelchblatt mit 
ganz dunklen Flecken, 6 Blumen; Wallaertianum (Harrisianum var.) selligerum 
majus (barbatum X Philippinense), oberes Kelchblatt 6—7 cm breit; das kleine 
zierliche bellatulum politum (venustum X barbatum); Dauthieri (villosum X bar- 
batum), mit ı7! Blumen, Godseffianum; Leeanum var. Burfordlodge (Maulei 
X Spicerianum), oberes Kelchblatt ganz weiss, mit wenigen purpurnen Streifen; 
tonsum, Sumatra, oberes Kelchblatt weisslich grün mit roten Streifen, sonst gelblich 
grün mit schwarzen Mittelflecken auf den seitlichen Blumenblättern; Elliotianum, 
Philippinen, höchst eigentümlich, oberes Kelchblatt lanzettlich, weiss mit 
schwarzbraunen Adern, seitliche Blumenblätter verlängert, weisslich mit braunen 
Adern, am Rande wellig; Cooksonianum (Lawrenceanum X barbatum) insigne 
var. silhetense; Sedeni candidulum (longifolium X Schlimii albiflorum) etc. 

Palmen waren in schönen Exemplaren von AD. D’'HAENE und DE SMET freres 
in Gent ausgestellt, von ganz hervorragender Wirkung aber war, sowohl wegen 
der grossen Zahl wie wegen der riesigen Exemplare, die Sammlung von L. WINTER 
in Bordighera, Italien. Sie füllten die ganze lange Verbindungshalle zwischen 
Ausstellungsraum (Theater) und Festhalle und war es kaum zu glauben, wie diese 
grossen Massen mit starken Kübeln in nur zwei Eisenbahnwagen hergeschickt 
waren, ein Meisterstück der Verpackung. Als Umhüllung hatte man alte Phoenix- 
Wedel benutzt. Ein Waggon kostete 550 Frs. Fracht! Recht hübsch machten 
sich auch die Blumentische, Körbchen etc., aus den Blattscheiden der Palmen, 
die L. WINTER ebenfalls vorführte, obwohl uns die zierlichen Geflechte in Form 
von Tüten etc., die Herr WINTER früher ausgestellt hatte, noch besser gefielen. 
Cycadeen hatten namentlich DE Smer freres in Gent ausgestellt, Baum- und andere 
Farne AD. D’HaEnE-Gent, die Grossherzogliche Hofgärtnerei Karlsruhe und in höchst 
geschickter Anordnung GEBR. NEUBRONNER-Neu-Ulm, Bayern. Die anderen Blatt- 
pflanzen übergehend, sei hier noch der schönen Anthurium Scherzerianum-Varie- 
täten von OTTO FRÖBEL-Zürich gedacht, z. B. Vervaeneanum, weiss, Gotthard., 
scharlachgelb, rotundiflorum, Cavalliere G. Rossi etc. Von ARTHUR DE SMET (in 
Firma LouIs DE SMET-Gent) stammt u. a. ein A. Scherz. grandiflorum mit ı5 Blüten- 
ständen. Bromeliaceen waren ziemlich reichlich von AD. D’HarEnE-Gent und ganz 
besonders von GEBR. NEUBRONNER-Neu-Ulm geliefert. Letztere hatten die Brome- 
liaceen, auch z. T. Orchideen und Farne, auf alten knorrigen Baumstümpfen an- 
gebracht, ähnlich wie im Petersburger botanischen Garten, was so recht der 
Lebensweise dieser Epiphyten entspricht. Dazwischen hatten sie Baum-Farne etc. 


Bericht über die Jubiläums - Ausstellung in Karlsruhe in Baden. 


297 


angebracht, sodass eine echt tropische Landschaft entstand, und mit Recht ward 
ihnen die grosse goldene Medaille Sr. Majestät des Kaisers und Königs 
zu teil. 

2. Pflanzen des Kalthauses. Unter den gemischten Gruppen verdient 
die bereits Seite 233 rühmlich hervorgehobene des Kunst- und Handelsgärtners 
HAUSENSTEIN-Karlsruhe den ersten Rang; sie enthielt besonders Neuholländer und 
Cappflanzen etc., u. a. Boronia polygalaefolia, Pimella spectabilis, Rogiera (besser 
Rondeletia) cordata, Genetyllis (besser Darwinia) tulipifera! Erica ventricosa, 
E. Cavendishii (gelb), E. Willmorei, E. coccinea, Chorizema Lowiı, Helichrysum 
purpureum, Pultenaea strieta, Viburnum macrocephalum, Acacia coriacea u. Ss. w. 
Sehr reich an Neuholländern war auch die Sammlung aus der Grossherzoglichen 
Hofgärtnerei Karlsruhe, die übrigens in ihren eigenen Räumen im botanischen 
Garten neben dem Schloss ganz grossartige Dekorationen vorführte. 

In Azaleen und Rhododendren war Belgien ganz hervorragend, aber auch 
CARL MAucH-Göppingen leistete sehr Gutes; letzterer hatte daneben noch eine 
Koniferen-Neuheit in Kugelform: Chamaecyparis sphaeroidea Andelyensis Carr., die 
ähnliches Aufsehen erregte, wie die nicht fern von ihnen stehenden schönen Aspa- 
ragus ın Ballonform etc. von OSCAR PRESTINARI- Mannheim und HEINRICH HENKEL- 
Darmstadt. 

Lorbeern und Araucaria excelsa waren wieder aus Belgien, Hortensien 
u. a. von P. BECKER-Weisenau-Mainz. 

Nelken waren von vier Ausstellern, darunter besonders schön »Jean 
Sisley« und »Irma« von OTTO '[HALACKER-Leipzig, welch letzterer auch ganz vor- 
zügliche Amaryllis vorführte. Der Ehrenpreis des Königs von Sachsen, eine 
Meissener Porzellanvase im Werte von angeblich 8oo Mk., der ihm hierfür zu- 
gesprochen wurde, weil die Öbmänner, zu denen übrigens der Referent nicht gehörte, 
welche die Ehrenpreise verteilten, die Vase noch nicht gesehen hatten, war freilich 
zu hoch für diese Leistungen. Da es aber einmal protokollarisch festgestellt war, 
musste es dabei sein Bewenden haben. Hervorragend waren die Pelargonien 
von GEBR. NEUBRONNER-Neu-Ulm und von P. BECKER-Weisenau-Mainz; letzterer 
hatte auch einen herrlichen Hochstamm ausgestellt. Agaven und Cacteen waren 
in zwei reichen Sammlungen von HAAGE & SCHMIDT-Erfurt ausgestellt. 


DI. Pflanzen des Kueilandes. 

Zwei schöne Stauden - Sortimente von Goos & KÖHNEMAnN-Nieder-Walluff, 
Rheinprovinz, und HAAGE & ScHMipr-Erfurt zeichneten sich namentlich durch den 
Reichtum an Alpinen aus, unter denen wieder die Primeln ganz besonders hervor- 
ragten. Ausserdem waren noch besondere Bewerbungen für Alpenpflanzen, die 
wiederum u. a. von HAAGE & SCHMIDT gelöst waren. Herrlich nahm sich ein 
Sortiment abgeschnittener Narcissen von Goos & KÖHNEMAnN-Nieder-Walluff aus, 
denen dafür die kleine silberne Medaille des Vereins zur Beförderung des Garten- 
baues zugesprochen wurde. 

Stiefmütterchen. Viola tricolor waren von dem Altmeister dieser Kultur, 
C. SCHWANEcKE-Aschersleben, Provinz Sachsen, HEINRICH HEnKEL, Hoflieferant, 
Darmstadt, Fritz RoDENSTEIN-Weddersleben am Harz, und HEINRICH SonnTac-Karls- 
ruhe, in abgeschnittenen Exemplaren von H. WREDE-Lüneburg. Freiland-Orchideen, 
Cypripedium acaulıs, parviflorum, pubescens etc. von HEINRICH HENKEL-Darmstadt. 

DI.  Rosem 

Diese bildeten mit den schwächsten Punkt in der Ausstellung und scheint 

man im südlichsten Deutschland, wo im Sommer die Rosen so herrlich prangen, 


Gartenflora 1892. 21 


298 Bericht über die Jubiläums-Ausstellung in Karlsruhe in Baden. 


noch nicht so viel auf die Treiberei zu geben; in Frankfurt a.M. dagegen sah ich 
auf der Rückreise im Palmengarten viel schönere Rosen. Hochstämme fehlten ganz. 
Die Haupt- Aussteller waren ]. G. ULRICH-Stuttgart, Caspar HEnkEL-Heddern- 
heim bei Frankfurt a. M., LEONHARD NEUROHR-Landau; wir notierten auch MAUK 
& Körre-Heilbronn a. N., die wir nicht im Katalog finden. Erwähnenswert ist 
die schöne weisse Rose »Kaiserin Auguste Victoria« von J. LAMBERT & Söhne- 
Trier, hochinteressant und vielversprechend die Kreuzungen des Herrn Dr. 
MÜLLER-Weingarten, Post Lustadt, Pfalz, z. B. Pierre Notting X Gloire de Dijon, 
P. Notting X Safrano, P. N. Persian yellow, Madame de Vatry X Louis XIV,, 
Mme. Blecard X. Niel. 


E. Getriebene Blütensträucher. 


In dieser Abteilung waren es besonders Azalea mollis und A. pontica aus 
Belgien, die aller Augen entzückten, ausserdem Flieder (Syringa), der aber z. T. 
zu sehr zurückgehalten war. 


F. Abgeschnittene Blumensortimente. 


Sind schon bei DI. berücksichtigt. 


G. Bindereıi. 
a) Lebende Blumen. 


Die Beteiligung hierin war eine äusserst reiche und zeugten die meisten 
Gegenstände von vielem Geschmack, besonders gut war eine Tafeldekoration 
von HAUSENSTEIN-Rarlsruhe, im englischen Stil, originell ein Gegenstand zur 
Silberhochzeit von ALBERT HarnıscH-Karlsruhe (Spinnrad mit Rocken, unten grüne 
Myrten, in der Mitte silberne, oben goldene, mit den Inschriften: »So war's. So ist's. 
So soll es sein.«) HEINRICH HENKEL-Darmstadt hatte einen hübschen Korb mit 
Papa Gontier-Rosen, SCHILDBACH & PETERS-Strassburg im Elsass zeigten sehr gut ab- 
schattierte Sträusse in einer neuen Art Gläsern: hohen Cylindergläsern, mit passendem 
farbıgem Seidenband umwunden. Diese hohen engen Gläser nehmen einmal nicht 
viel Platz weg, die Blumen mit langen Stielen haben gut Raum in ihnen und 
endlich benehmen sie den am Tische Sitzenden nicht die Aussicht. Ganz besonders 
schön macht sich ein solches Glas mit Iris Susiana (der trauernden Witwe) und 
weissen Calla aethiopica, hellen und dunklen Rosen, mit grünem Band umschlungen. 

Trauerarrangements waren recht gut, besonders schön die römischen Lorbeer- 
Kränze von CH. DRESCHER-Berlın. 


b) Getrocknete Blumen und Gräser. 


Auch diese Abteilung war reich beschickt, besonders von FERD. TSCHAN- 
Wandsbeck bei Hamburg. Als etwas Neues sind die dauernd frisch erhal- 
tenen natürlichen Blumen, Rosen, Ranunkeln, Hepatica etc. von Max JOSEF BRUNNER- 
München hervorzuheben. Dieselben sind nach dem Patent des Hofrates Professor 
Dr. PFITZErR, Direktor des botanischen Gartens in Heidelberg, hergestellt und haben 
ihre Biegsamkeit und ihre natürliche Farbe behalten. Ein hübsches Arrangement 
aus solchen Blumen, wie es hier vorlag, würde überall gewiss viel Aufmerksamkeit 
erregen. 


H. Pflanzen- und Frucht-Anordnungen (d. h. Fruchtkörbe). 


Boten nichts Besonderes. 


Bericht über die Jubiläums - Ausstellung in Karlsruhe in Baden. 299 


I. Baumschulerzeugnisse. 


a) Immergrüne Gehölze. 

Den höchsten Preis in dieser Abteilung erhielt WILHELM WEIsSE-Kamenz, 
Königreich Sachsen, für seine wunderbar schön gefärbten Koniferen, ihm sehr 
nahe kam JAKOB JURISSEN Sohn in Naarden bei Bussum (Holland), sowie OTTo 
FRÖBEL-Zürich, der u.a. besonders schöne buntblättrige und zwei Gruppen strauch- 
artiger ausgestellt. 

Als Neuheit von Koniferen verdient die zwar oben schon genannte Chamaecy- 
paris sphaeroidea Andelyensis von CARL MAucH-Göppingen wegen der hübschen 
kugeligen Kronenbäumchen hervorgehoben zu werden, ebenso die Neuheiten von 
OTro FRÖBEL-Zürich, der deren viele hatte: Tsuga canadensis macrophylla, 
Sargenti pendula, atrovirens, compacta, gracillima, Chamaecypara Lawsoniana 
Forsteckiana (wohl besser Forsteckensis, da Forsteck ein Ort bei Kiel ist). 

b) Laubabwerfende Gehölze. 

Erwähnt sei hier die schöne Sammlung von ıo0 Ziergehölzen in 50 Arten von 
der Grossherzoglichen Hofgärtnerei Karlsruhe, sowie die von JAKOB JURISSEN 
Sohn ın Naarden, Holland. 

Von den Rosen-Unterlagen verdient die Rosa canina subspecies Froebelii 
(auch Rosa laxa Hort. non. Retz.) von OTTo FRÖBEL-Zürich wegen ihrer starken 
glatten Stämme ganz besondere Beachtung und dürfte sie auch in Amerika ge- 
wiss viele Freunde finden. 

c) Obstbäume. 

In dieser sehr reich und gut beschickten Abteilung ragten besonders hervor: 
die Grossherzogliche Gartenbauschule in Karlsruhe, die Grossherzogliche Hof- 
gärtnerei Baden-Baden und WiıLH. ALDINGER-Feuerbach bei Stuttgart, mit vor- 
züglichen Formbäumen. 

Als ganz besonders empfehlenswert ist der Bismarck-Apfel, ein neuseeländischer 
Apfel, den der Grossherzogliche Hofgärtner FIEssER in Baden-Baden eingeführt, 
zu nennen. Die kleinen Stämmchen waren über und über mit Blüten besäet, die 
Frucht ist sehr gross, nach den Angaben angenehm säuerlich süss und hält sich 
sehr lange. Ich hatte noch in Baden-Baden Gelegenheit, in der Grossherzoglichen 
Hofgärtnerei die mit ein- und zweijährigen Stämmchen dieses Apfels bestandenen 
Quartiere zu sehen und war es geradezu eine Lust, den herrlichen Wuchs zu sehen. 
Auf Paradies-Unterlage hatten sie Triebe bis 75 cm Länge entwickelt, die ganz dicht 
mit grossen 51/,—7 cm Durchmesser haltenden Blüten besetzt waren. 

Hochstämmige Stachelbeeren lieferte Max BunTtzEL-Nieder-Schönweide bei 
Berlin in bekannter Schönheit, neben ihm OTTo FRrÖBEL-Zürich und EDUARD 
ROENIGK-Langensalza. 

Nicht verschweigen wollen wir, dass die Baumschulbesitzer und Handels- 
gärtner sehr verstimmt sind über den Verkauf aus den Grossherhoglichen Hof- 
gärtnereien. Die vorzügliche Kultur in diesen Hofgärtnereien wäre aber vielleicht 
nicht vorhanden, wenn die Leiter nicht eben »handelsgärtnerisch« vorgingen. 
Sonst wirft man öfter den Hofgärten vor, dass die Kulturen den Ansprüchen 
der Handelsgärtner nicht genügen. 

KR ODstzuch® 
Überwintertes Obst. 

Es ist kaum zu schildern, wie reich trotz der vorgerückten Jahreszeit die 
Sammlungen von überwintertem Obst waren und dabei fast alles wohl erhalten! 
Ganz besonders zeichneten sich äus: das Pomologische Institut zu Reutlingen 


21 


300. Bericht über die Jubiläums-Ausstellung in Karlsruhe in Baden. 


(Direktor Lucas) und Franz HoHM-Gelnhausen, die Grossherzogliche Obstbau- 
schule Karlsruhe, das Reısssche Gut Höchstberg bei Hausach, AnOLF STOLZE- 
Eisleben u. a. m. 


Getriebene Pfirsiche hatte nur der schon erwähnte Garteninspektor HAMPEL- 
Koppitz. 
L. Obst- und Beerenweine sowie Branntwein aus Obst. 
Diese Abteilung war allein von etwa roo Ausstellern beschickt und in dem 


Katalog besonders aufgeführt. Die grosse Zahl zeigt, dass Karlsruhe im Lande 
des Mostes und des Kirschwassers liegt. 


M. Gemüsezucht. 

Diese Abteilung war wie gewöhnlich schwach beschickt; die Konkurrenz des 
Auslandes, besonders Südeuropas, macht die Gemüsetreiberei an vielen Orten ganz 
unlohnend, nur Gurken finden immer willige Abnahme und Herr HAmPpEL-Koppitz 
hatte denn auch seine eigene Treibgurke ausgestellt. 


N. Gartenpläne. 
Die grosse Beteiligung bietet einen erfreulichen Beweis von dem Leben und 
Streben der deutschen Landschaftsgärtner; ganz vorzüglich ausgeführt waren die 
Arbeiten des Oberstadtgärtners Fr. RıEss-Karlsruhe. 


OÖ. Gewerbliche Abteilung. 
Obwohl diese sehr reich war, glauben wir sie hier übergehen zu können, .da 
Neues von Bedeutung in Häusern u. s. w. nicht vorlag. BRUNO SCHRAMM-Erfurt 
stellte u. a. seinen Heizkessel aus. 


P. Blumenpflege im Haus und in der Familie. 

Für diese auf besonderen Wunsch der Frau Grossherzogin von Baden ein- 
‚gerichtete Abteilung waren besondere Bestimmungen erlassen, die meisten der 
Pflanzen hatten auch in einem besonderen Raume Aufstellung erhalten. Und das 
war gut, denn im allgemeinen haben wir auch hier wieder den Eindruck ge- 
wonnen, dass Zimmerpflanzen sich nicht mit den unter den günstigsten Be- 
dingungen erzogenen Pflanzen eines Gärtners messen können. Recht hübsch 
waren einige Gummibäume (Ficus elastica), einige Palmen, Dracaenen, Hoya 


u. Ss. w., originell eine am Spalier gezogene Opuntia, sehr hübsch eine im Freien 
aufgestellte Gruppe. 


Q. Wıssenschaftliche Abteilung. 

Diese war nur schwach, aber z. T. gut vertreten. 

Ausser der neueren Litteratur (besonders EUGEN ULMER) war auch die aller- 
älteste, so. z. B. der Hortus Sanitatis 1485, durch BIELEFELDs Hofbuchhandlung 
vertreten und dahin wären auch mit die erwähnten Abbildungen von Tulpen etc. 
aus dem General-Landes-Archiv zu zählen. Gute Herbarien lieferten u. a. Hof- 
gärtner GRAEBENER (Gehölze), Lehrer A. KnEUCkER-Karlsruhe (Alpenpflanzen, Carices). 

Das botanische Institut der Grossherzoglich technischen Hochschule zu Karls- 
ruhe hatte eine ausgewählte Sammlung von Pflanzenkrankheiten ausgestellt, der 
Leiter des Instituts, Professor Dr. KLEIN, ausserdem eine reiche Sammlung selbst 
gezeichneter, vorzüglich ausgeführter botanischer Wandtafeln. 

Am 25. April machten viele Preisrichter eine Fahrt nach Baden-Baden, wo sie 
die Baumschulen und die herrlichen Koniferen beim Neuen Schloss (Hofgärtner 
FIESSER) besichtigten, besonders aber auch das Schatzkästlein der neuesten und 


allerseltensten Stauden etc. musterten, welche Herr Stadtrat Max LEICHTLIN hier 
auf engem Raum bei seiner Villa vereinigt hat. 


Falk 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen, 


Der Schluss der Ausstellung fand am Montag den 2. Mai durch Ansprachen 
des Ehrenpräsidenten, Staatsminister Dr. TURBAN und des Ministerialrats BucHEx- 


BERGER Statt. 
Eintrittsgeld zahlten. 


Im ganzen wurde sie von 50 ooo Personen besucht, die 26000 Mk, 
Wahrscheinlich verbleibt noch ein Überschuss. 


Die Jubiläums-Ausstellung war für Karlsruhe eine grossartige Leistung, und 
Ehre und Dank allen, die daran mitgearbeitet! 

Wir haben noch folgende Angaben hinzuzufügen: Der Landesgartenbauverein, 
der jährlich vom Ministerium einen Zuschuss von 3000 Mk. erhält, gab 3000 Mk. 
zur Ausstellung, der Ortsgartenbauverein Karlsruhe 1400 Mk. 

In der Ausstellung landwirtschaftlicher Maschinen waren ca. 85 meist grosse 
Firmen mit ca. 1470 Gegenständen vertreten. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Dendrobium Rolfeae X. 
Primulinum 2, Nobile Z. 

In der Form ihrer Blumen erinnert 
diese neue, von SANDER gezüchtete 
Hybride ganz und gar an diejenigen von 
Dendrobium nobile, auch in dem kräf- 
tigen Wuchs und den Blüten-Merk- 
malen tritt der Einfluss dieser Art sehr 
deutlich hervor. Die Sepalen zeigen 
eine sehr zarte Schattierung, sie sind 


weiss am Grunde und hellrosa an der | 


Spitze. Die Petalen sind weiss, rosa 
getüpfelt, Lippe schwefelgelb und weiss, 
glänzend rot getüpfelt, der fleischige 
Discus ist weiss angehaucht, mit zahl- 
reichen kastanienbraunen strahlenden 
Linien. Säule glänzend erbsengrün, 
Antherenfach hell rosig-purpurn. Es ist 
eine der hübschesten der vielen bis jetzt 
gezüchteten Dendrobien und halten 
ihre Blumen über 2?/, Zoll im Durch- 
messer. 

Gardeners Chronicle, vol. XI., No. 278, 

54522: 


Cirrhopetalum ornatissimum. 

Eine ganz ausserordentliche Art mit 
wierseitigen Pseudobulben, aus deren 
Spitze ein einzelnes Blatt entspringt, 
während der grosse, schlanke Blütenstiel 
am Grunde derselben hervorkommt. 
Die in einem Büschel oder einer Dolde 
stehenden Blumen sind rötlich-orange- 
gelb, gegen 3 Zoll lang und ?°/, Zoll 


breit. Das obere Kelchblatt. und die 
beiden seitlichen Blumenblätter tragen 
leuchtend rote schuppige Haare. 

Bot. Mag. t. 7229. 


Streptocarpus Galpini. 

Diese neue Art wurde von Sir J. HOOKER 
im Journal of Horticulture (5. No- 
vember gı, p. 388, f. 76) beschrieben. 
Sie unterscheidet sich von allen bis 
dahin beschriebenen Arten durch ihre 
kurze, breite, gekrümmte Blumenkronen- 
Röhre. Das Innere der Röhre ist weiss, 
der Saum sich ausbreitend, mit 5 breit- 
eirunden lila Lappen. Das vereinzelte 
Blatt ıst eins der beiden Samenblätter, 
welches sich in ein eirundes, längliches, 
flaumhaariges entwickelt hat. Von 
GALPIN in Transvaal entdeckt, woselbst 
sie, aufFelsen wachsend, die Spitzen der 
Gebirge bewohnt. 

Bot. Mag. t. 7230. 


Beaufortia sparsa. 

Ein westaustralischer Myrtaceen-Strauch 
mit eirund - lanzettlichen, etwa !/, Zoll 
langen Blättern. Die dichtgedrängten, 
carmesinroten Blumen stehen in den 
Blattachsen an den Spitzen der Zweige. 

Bot. Mag. t. 7231. 


Vanda Arbuthnotiana Kränzlin, n. sp. 
Diese neue Vanda von der Malabar- 
Küste blühte bei den Herren F. SANDER 


302 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


& Co. im verflossenen Winter. Im all- 
gemeinen Aussehen ähnelt sie V. serru- 
lata und V. Roxburghii. Die Blumen 
sind schmäler und zusammengedrückter 
als die der bekannten Arten, ihre Farbe 


ist mehr oder weniger intensiv goldgelb. 


mit purpurnen Streifen quer durch die 
Blättchen. Die voll aufgebrochene 
Blume ist 2'/, Zoll hoch und etwa 
1!/, Zoll im Durchmesser. 

GardChron, vol. XT., No. 278, S. 522% 


Cattleya Alexandrae (L. Lind. et Rolfe), n. sp. 
Lebende Exemplare dieser hübschen 
Cattleya wurden von dem Herrn 
LINDEN-Brüssel nach Europa eingeführt. 
Die bedeutende Länge der Blütenstiele 
ıst ein besonderes Merkmal dieser Art, 
sie werden 15 — ı8Zoll lang und trägt jeder 
Stiel 6—10o Blumen, welche am meisten 
jenen der C. Leopoldi gleichkommen. 
Sepalen und Petalen zeigen dieselbe 
Färbung wie jene von Laelıa grandis 
tuberosa, auf den gewellten Rändern 
sind sie aber violett gefärbt. Die Lippe 
ist violett-rosa.. — Nach Ihrer König- 
lichen Hoheit der Prinzess von Wales 
benannt. 
Gaudr Ehron,, vol. XT.,. No. 278, S. 522. 


Tradescantia (?) Reginae. 
beschreiben die Herren LinDEN und 


RopıcAs in der Illustration Horticole, 
t. 147, eine sehr hübsche Blattpflanze 


für das Warmhaus, die von Peru stammen | 


soll. Bis jetzt hat sie noch nicht geblüht. 
Gard. Chron., vol. XI., No. 278, S. 522. 


Dieffenbachia (?) Olbia. 
Die Horticulture Internationale, Brüssel, 
führte diese Pflanze von Peru ein. 


(Dlustration Horticole t. 148.) Charakte- | 


ristisch durch ihren kräftigen Habitus 
und grosse Blätter, jedes etwa ı8 Zoll 
lang, 6—8 Zoll breit, grün mit breiter 
weisser Mittelrippe und zahlreichen 
weissen Flecken. 

Gard. Chron., vol. XI., No. 278, S. 522. 


Java-Rhododendron-Hybriden. 

Die Firma J. VEITCH & SÖHNE hat 
durch Züchtung der Java- oder röhren- 
blütigen Rhododendren grosse Triumphe 
gefeiert. Vondenin»’The Garden« abgebil- 
deten neueren luteo-roseum, Primrose und 
jasminiflorum carminatum ist letztere 
eine Kreuzung zwischen R. jasminiflorum 
und R. javanicum, und zeigt eine pracht- 
volle, ins Purpurne übergehende Schat- 
tierung, im Habitus erinnert sie da- 
gegen an das weissblütige R. jasmini- 
florum. Die Eltern von luteo-roseum 
sind Princess Alexandra (fast weiss) und 
R. javanicum (orange); bei dieser 
Hybride vermischen sich aber das 
Orange und das Rosa nicht in dem- 
selben Grade wie bei vielen der anderen, 
zeigen vielmehr eine Tendenz, jede für 
sich zur Geltung zu gelangen. Primrose 
endlich hat R. Teysmannı von Sumatra. 
mit goldgelben Blumen und als Samen- 
träger Maiden’s Blush mit blass fleisch- 
farbigen gelben Blumen als Eltern. 
Diese ist noch nicht in den Handel ge- 
bracht, während die beiden erstgenann- 
ten schon seit einigen Jahren zum An- 
gebot kamen. — Vom kulturellenStand- 
punkte sei hier nur bemerkt, dass sich 
diese und andere Java-Rhododendron- 


 Hybriden viel leichter durch Stecklinge 
Unter diesem provisorischen Namen | 


vermehren lassen als die Himalaya- 
Hybriden, bei welchen in erster Reihe 
R. ciliatum und R. Edgeworthi die 
Kreuzungen abgegeben haben. 
The Garden, vol. XLI, No. 1064, 
Sm328.51, 850% 


Elaeagnus parvifolia. 

Diese Art, auch als E. umbellata be- 
kannt, ist in den Sammlungen noch 
sehr selten vertreten, obgleich sie auf 
besondere Schönheit Anspruch erheben 
kann. Diejungen Blätter sind silberig-grau,, 
auf der unteren Fläche silberig-weiss.. 
Im Juni ist der Strauch mit einer Fülle 
rahmweisser Blumen bedeckt. Wenn 
dann zeitig im Herbste die erbsen- 
grossen, orangefarbigen Früchte er- 
scheinen, werden die Blätter auf der 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


303 


Oberfläche kahl und nehmen eine 
dunkelgrüne Färbung an. Wildwachsend 
findet man diese Art vom Himalaya bis 
nach China und Japan, in einigen Ge- 
genden Englands 
sein. 

The Garden, vol. XLI., No. 1065, 

S. 352, t..863. 


Cypripedium exul J. O’Brien, n. sp. 

Eine neue Art von Sıam, welche 
bereits im vorigen Jahre von RıpLEy 
als C. insigne var. exul beschrieben 
wurde. In der Anordnung der Blüten- 
Segmente, namentlich aber in dem mehr 
oder weniger scharf begrenzten dunklen 
Streifen abwärts nach der Mitte jedes 
Blumenblattes zeigt die Art 


Farbe ihrer Blumen erinnert dagegen 
mehr an C. insigne. 
Gard. Chron., vol. XI, No. 278, 
SO 


Prunus Davidiana. 

Ein herrlicher Blütenstrauch, dessen 
Einführung von China man bekanntlich 
dem Abbe Davıp verdankt. Beide 
Formen, die weissblühende wie die 
blassrote, befinden sich bereits in Kultur. 
Neuerdings neigt man der Ansicht zu, 
dass dies der Prototyp unserer kultivier- 
ten Pfirsiche ıst, wenn auch eine Auto- 
rität wie CARRIERE hiergegen Einspruch 
erhebt. 

Gard. Chron., vol. XI., No. 278, 


SES30W41..70. 


Stapelia Woodii N. E. Br. n. sp. 

Die Kew-Gärten erhielten diese neue 
Art durch Herrn Woop von Natal. Sie 
hat 1!/),—2 Zoll lange, purpurngefleckte, 
vierkantige Stämme und sind 
Kanten mit dicken, aufrechten Zähnen 
besetzt. Die Blumen stehen zu drei 
oder mehr in Trugdolden. Die r!/, Zoll 
im Durchmesser haltende Blumenkrone 
ist flach, stark runzelig auf der Ober- 
fläche und von einer gleichförmigen 
dunkel purpurbraunen Farbe, hier und 


soll sie immergrün | 


grosse | 
Übereinstimmung mit C. Druryüi, die 


die | 


| lang. 
| Blütenschaft überragt die Blätter und 


| bellatulum, 
Sır TREVOR LAWRENCE. 


| krönt. 


| ber. 


da durch gelbliche Flecken markiert und 
durch dunkel purpurne Haare auf dem 


ı mittleren Teil der Lappen gewimpert. 


Garda@hron,, vol XL, No. 279, S. 554. 


Kniphofia Nelsoni Mast. n. sp. 


Diese Art ist ebenso anziehend wie 


ı distinkt, sie hat einen compakten Habi- 


tus und werden ihre Blätter bis ı8 Zoll 
Der aufrechte, ziemlich dünne 
trägt an seiner Spitze eine längliche 
oder cylindrische, etwa 2 Zoll lange 
Traube von zahlreichen, dicht gehäuften 
abwärts gebogenen, glänzend orange- 
scharlachroten Blumen. — Durch Herrn 
NELSONn vom Orange-Freistaat eingeführt. 
Gard. Chron., vol. XI., No. 279, 


SEA 82: 


Cypripedium Laurebel X (Lawrenceanum Q 
bellatalum < ). 
Eine der ersten Kreuzungen mit C. 
gezüchtet im Garten des 
Im April seitens 
der Königlichen Gartenbau-Gesellschaft 
mit einem Wertzeugnis I. Klasse ge- 
In der Form ihrer Blumen steht 
diese Hybride dem C. Lawrenceanum 
sehr nahe, die Farbe ist schön rosa- 
carmesin mit einem Anflug von Grün 
am Grunde der Kelch- und Blumen- 
blätter, und einem reinweissen Rande 
auf dem oberen Kelchblatt. 
Gard. Chron, vol. XI., No. 279, 
S401, 082. 


Gladiolus inflatus Thunb. 

Mir ist es nicht bekannt, ob dieser 
Schwertel sonst noch wo in Europa 
kultiviert wird. Hier steht er im Juni 
in voller Blüte und ist höchst sonderbar 
in Form und Farbe. Man legt seine 
kleinen, flachen lichthäutigen Zwiebeln 
im Herbst, aber auch erst im Frühjahr; 
sie bleiben lange Zeit im Ruhezustande 
und kommen gut durch den Winter. 
Im Herbst gelegt, treibt er im Novem- 
Der Stengel ist mit ungleich langen, 
ca. 2 cm breiten, schwertförmigen, auf- 


304 


Kleinere Mitteilungen. 


rechten, dunkelgrünen, etwas bläulich 
angehauchten Blättern besetzt, die sieben 
Längsrippen, welche lichter gefärbt sind 
und etwas hervortreten, zeigen. Die 
langröhrigen, eigentümlichen Blüten 
stehen zu 5—7 seitlich aufrecht und. 
sind von einem glänzenden bläulich- 
grauen, aufgeblasenen Hochblatt um- 
wickelt, welches ein zweites kleineres um- 
schliesst. Die Röhre ist 5—6 cm, die 
ganze Blüte ı2 cm lang, dabei rachen- 
förmig, und am Schlunde etwas auf- 
gedunsen oder aufgeblasen (woher 
der Name inflatus). Die Perigonblätter 
sind lang und schmal, unten zusammen- 
schliessend, dann weit abstehend, kraus, 


ı am Rande wellig, gefurcht, gedreht, 
nach oben plötzlich verschmälert und 
stachelspitzig. Die Blume ist grünlich- 


schwefelgelb mit braunroten Zeichnungen 
im Schlunde und von feinen leichten 
Äderchen durchzogen. Griffel und Narbe 
sind ebenfalls gelb, Staubbeutel violett, 


Blume geruchlos. — Es ist eine auf- 
fallende Art, deren schlangenförmig 
gedrehte, lange, schmale, lockige 


Perigonblätter höchst seltsam erscheinen 
und die auch sonst so vortreffliche Eigen- 
schaften zeigt, dass ihre Kultur 
wünschenswert wäre. 

C. SPRENGER, 


' in San Giovannı a Teduccio bei Neapel. 


Kleinere Mitteilungen. 


Giesskanne mit konischer Rohrverbindung, | 
zugänglichem Brausekopf und durchlöchertem | 
Untersetzring. | 
Von Cari Hildebrandt, Klempnermeister, | 
Lankwitz (Südende) bei Berlin. 
Hierzu Abbildung 65 und 66. 


den üblichen Giesskannen wurde ı 


Bei 
bisher der Brausekopf mit seinem Rohr- 
ansatz (b) einfach über das Auslaufrohr 
(e) der Giesskanne gesteckt. Da die 
Röhren aus Blech gelötet sind, so 
passen sie nie ganz genau in einander 
und sind daher an der Verbindungs- 
stelle undicht. Um diesen Fehler zu | 
vermeiden, ist bei der dargestellten 
Giesskanne in dem Rohransatz b ein 
Messingstutzen c eingesetzt, der innen 
konisch ist. Ebenso sitzt auf dem 
Rohr e eine Hülse aus Messing (d), die 
aussen konisch ist. Die beiden Teile | 
d und e sind ineinander geschliffen, so | 
dass sie genau ineinander passen und 
somit das Tropfen verhindern. Die 
Hülsen c, d bilden gleichzeitig eine 
Verstärkung der Röhrenmündungen, die | 
infolgedessen weniger leicht beschädigt 
werden. 


Brausekopf besteht darin, dass an dem- 


Eine weitere Verbesserung an dem | 


selben die Reinigungsöffnung angebracht 
ist. Da das zum Begiessen verwendete 
Wasser selten ganz rein ist, so ver- 
stopfen sich die Öffnungen des Brause- 
kopfes leicht. Durch die Reinigungs- 
öffnung kann man leicht mit dem Finger, 
mit einem Lappen, einer Bürste oder 
einem beliebigem Reinigungsmittel in das 
Innere des Kopfes a gelangen und die 
Reinigung in einfachster Weise besorgen, 
ohne dass man die feinen Giessöffnungen 
durchsticht. 

Die Giesskanne ruht auf dem Eisen- 
ring g, der den Untersatz bildet. In 
diesem Ring sind die Öffnungen h vor- 
die das Rosten des Giess- 
Da das Wasser 


gesehen, 
kannenbodens verhüten. 
in der Giesskanne meist bedeutend 
kälter ist, als die äussere Luft, so 
schlägt sich auf der Aussenseite der 
Kanne leicht Feuchtigkeit aus der Luft 
nieder. Wird dann nach dem Ge- 
brauche der Kanne diese beiseite ge- 
setzt, etwa auf den Erdboden, so wurde 
bisher durch den Ring g (ohne Öffnungen) 
unter dem Boden der Kanne ein ab- 
geschlossener Raum hergestellt, und die 


unter dem Boden niedergeschlagene 


| Feuchtigkeit wurde dadurch verhindert, 


Kleinere Mitteilungen, 


305 


Abbildung 66. 


zu verdunsten. Infolgedessen rostete 
der Boden sehr schnell; die Erfahrung 
lehrt in Übereinstimmung hiermit, dass 
die Böden der Giesskannen immer viel 


schneller durchrosten als die Wand, auf | 


der das Wasser schnell verdunstet. Das 
Übel wird vollständig durch die Öffnungen 


| h beseitigt, indem dadurch die nieder- 
ı geschlagene 


Feuchtigkeit auch vom 
Boden der Giesskanne leicht verdunsten 
kann. 


Sämtliche vorstehende Neuerungen 


sind durch Gebrauchsmusterschutz ge- 


setzlich geschützt. 


306 


Kleinere Mitteilungen. 


Diese Kanne ist sowohl im Verein 
zur Beförderung des Gartenbaues, wie 
in vielen anderen gärtnerischen Ver- 
sammlungen vorgezeigt worden und er- 
freut sich seitens der Praktiker des 
besten Lobes. Erst kürzlich haben am 
4. April im Steglitzer Verein die Herren 
VAN DER SMISSEN, DIETZE und MoLDr 
sich sehr günstig ausgesprochen. Der 
Preis ist etwas höher als bei gewöhn- 
lichen Giesskannen, aber die Arbeit 
auch viel besser. Siehe Verhandlungen 
des Vereins No. 6, Seite 17. 


Zur Nomenclatur- Frage 
richtete Professor ALPHONSE DE CANDOLLE 
vor einigen Wochen an den Heraus- 
geber des »Gardeners’ Chronicle« 
ein Schreiben, welches auch für deutsche 
Leser von Interesse sein dürfte. — »Mit 
Vergnügen habe ich«, so heisst es in 
demselben, »Ihre auf obiges Thema be- 
züglichen Artikel gelesen, dabei einen 
Rückblick geworfen auf die 26 von mır 
speciell für den »Prodromus« oder 
seine Fortsetzung bearbeiteten Familien. 
Nun schlägt Herr KuUNTZE in diesen 26 
Familien 28 Abänderungen bei den 
Gattungs-Namen vor. Bei eingehender 
Prüfung dieser seiner Vorschläge finde 
ich, dass 22 derselben überhaupt nicht 
annehmbar sind, weil sie sich auf un- 
richtige Begründungen stützen, wie bei- 
spielsweise die Annahme eines gene- 
rischen Namens, dem nicht eine voll- 
ständige Beschreibung beigefügt ist, 
grade als ob es sich um einen gültigen, 
mit den beschreibenden Merkmalen aus- 
gestatteten Namen handle. Ein junger 
Landsmann von mir, Herr BrıQuET, hat 
ferner nachgewiesen, dass KunTzE in 
der Familie der Labiatae ı5 Gattungs- 
Namen zu ändern wünscht. Von diesen 
15 (neuen) Namen sind jedoch 10 untaug- 
lich, und darf man in der That an- 
nehmen, dass zwei Drittel der von 
KUNTZE vorgeschlagenen Abänderungen 
nicht begehrt werden. Herr KuntzE 
ist ebenfalls im Irrtum, wenn er die 


erste Ausgabe von Lmx£s Systema 


(1735) als Ausgangspunkt für die 
Nomenclatur der Gattungen annımmt, 
statt Linn£s »Genera« (1737), wie ich 
dieses in meinen »Nouvelles Remar- 
ques» vom Jahre 1883 schon nachge- 
wiesen habe, und mir dabei von keinem 
Einwendungen erhoben wurden. Würde 
man anders verfahren, d. h. das frühere 
Datum als Ausgangspunkt nehmen, 
müsste, um hier nur ein Beispiel an- 
zuführen, der generische Name Traga- 
cantha für die 1200 als Astragalus be- 
schriebenen Arten in Anwendung kom- 


men. In der »Naturwissenschaft- 
lichen Rundschau« (No. 13, 1892) 
hat Herr SCHUMANN soeben einen 


Aufsatz veröffentlicht, in welchem er 
sich mit den »Lois« von 1866 und der 
von mir 1883 bezüglich Linn&s »Genera« 
ausgesprochenen Meinung in Überein- 
stimmung erklärt. SCHUMANN fügt noch 
hinzu, dass er zunächst die Berliner 
Botaniker und andere zu Rate gezogen 
habe und dieselben mit ihm ein und der- 
selben Ansicht sind. Auf gleichem Stand- 
punkte befinden sich die Herren COULTER, 
Herausgeber der »BotanicalGazette« 
und CARNUEL von Florenz. 

Es darf den Handelsgärtnern wohl 
anempfohlen werden, neu vorgeschlagene 
Namen nicht eher anzunehmen, bis sıe 
Gewissheit darüber erlangt haben, ob 
diese Namen aller Wahrscheinlichkeit 
nach allgemein von den Botanikern an- 
genommen werden. So habe ich Kata- 
loge gesehen, in welchen die von 
KLOTZSCH vorgeschlagenen Namen für 
seine Zergliederung der Gattung Begonia 
aufgenommen waren. Die Gattung Be- 
gonia ist ja eine sehr natürliche, und 
wenn ich sie im »Prodromus« ganz 
beibehielt und die Namen von KLOTZScH 
nur als Unterabteilungen anführte, so 
fand dies Verfahren allgemeine Zu: 
stimmung. Schlimmer wird es noch 
sein, wenn gärtnerische Kreise den von 


Herrn GANDOGER für gewisse Unterab- 


teilungen der Gattung Rosa*) vorge- 


*) Monographia Rosarum Europae et Orientis, 
vol. I. Parisiis, 1892. Autographie. 


Kleinere Mitteilungen. 


schlagenen Gattungen irgend welche 
Bedeutung beilegen. Der Autor, welcher 
unter den Botanikern keine hohe Stel- 
lung einnimmt, schlägt vor, die gut be- 
kannte Gruppe Cinnamcmeae zu be- 
seitigen und stattihrer eine eigene Gattung 
— Scheutzia — aufzustellen, welcher er 
nicht weniger als go Arten zuschreibt! 
Für die Tausende von Arten, welche er 
in der Gattung Rosa annimmt, dürfte 
er, glaube ich, 
oder Adverbien für die 
Namen zu finden.« 


Besuch Ihrer Majestät der Kaiserin in der 
japanischen Ausstellung. 
Die Kaiserin stattete am ı. Februar gegen 


Mittag derjapanischen Blumen-Ausstellung | 
einen halb- 


im Kunstgewerbemuseum 
stündigen Besuch ab. Die hohe Frau 
wurde von Professor Lessing und Direk- 
tor GRUNOw empfangen und nahm dann 
aus der Hand des Hoflieferanten R. Bock 
ein kostbares Bouquet entgegen, das aus 
Orchiedeen, Flieder, Rosen, Nelken und 
Maiblumen gebunden war. Unter der 


Führung des Professor Lessing besichtigte 
die Kaiserin eingehend die einzelnen 
Bindereien und gab ihrer Freude Aus- | 


druck, dass mit der Ausstellung ein be- 
achtenswerter Vorstoss 
wicklung der Bindereien in freierer Form 
gegeben sei. Ihre besondere Anerkennung 
sprach sie aus, wo die Kunst des Binders 
sıch der Form und dem Wachstum der 
Pflanze angepasst hatte, wie sie anderer- 
seits mit freiem Tadel da nicht zurück- 
hielt, wo sie eine gewisse Vergewaltigung 
der Natur fand. 


zu 


Kleine Bemerkungen über Aesculus. 
Von E. Koehne. 

Aesculus marylandica des BooTHschen 
Katalogs ist unter diesem Namen in 
Baumschulen und botanische Gärten 
übergegangen. Herr Professor Dirrkt, 
dem Blüten und Früchte nach seiner 
Angabe unbekannt blieben, stellt sie zu 
A. lutea Wangenh. Ich hatte Gelegen- 


kaum ımstande sein, | 
eine genügende Anzahl von Adjektiven 
spezifischen | 
| Härchen gewimpert, während alle anderen 


einer Ent- 


heit, sie wiederholt blühend und fruchtend 
zu beobachten und kann auf Grund 
dessen D.’s Ansicht dahin berichtigen, 
dass die Pflanze zu A. glabra W. ge- 
hört, denn die Früchte sind reich an 


Stacheln, während die von A. lutea 
keine Stacheln besitzen. 

Weiter möchte ich auf ein sehr 
charakteristisches, von keinem Autor 


erwähntes Merkmal einer anderen Art, 
der A. Pavıa L. aufmerksam machen. 
Hier sind nämlich die Blumenblätter von 
sehr kurzen, dicke Drüsen tragenden 


Aesculus-Arten am Rande der Blumen- 
blätter nur wolligzottige drüsenlose 
Härchen in reicher Entwicklung tragen, 
wenn auch sonst die Fläche dicht mit 
kurzen Drüsenhärchen besetzt sein sollte, 
wie es bei den Arten der ganzen Pavia- 
Gruppe gebräuchlich ist. Es gehen 
nun die Drüsenwimpern der A. Pavıa 
auch auf die Bastarde dieser Art über, 
dergestalt, dass alle diese Bastarde am 
Rande der Blumenblätter drüsenlose 
Wollzotten und kurze Drüsenhaare ge- 
mischt zeigen. Nur einer oft als Ba- 
stard der A. Pavia gedeuteten Form, 
der A. discolor Pursh, kommen nur 
drüsenlose Zotten zu, wenigstens nach 
dem mir bisher vorliegenden Material. 
Ich bin deshalb nicht geneigt, A. discolor 
als Bastard aufzufassen. Ich möchte 
sie aber auch nicht mit DıppeL als Form 
zu A. lutea stellen, sondern als eigene, 
schon durch die weisslich-filzige Blatt- 
unterseite auffällige Art betrachten. Ich 
komme dann weiter dazu, die A. neglecta 
Lind. mit mehr oder weniger 
schmutzig-rötlichen Farbentönen spielen- 
den Blumenblättern und zerstreuten 
Weichhaaren auf der ganzen Unterfläche 
der Blätter bei A. Jutea ist die 
Fläche bis auf den Mittelnerv kahl — 
als Ardıscoler= << lutea zu deuten. 
Dahin gehören z. B. A. glabra pallıda, 
A. Pavia atrosanguinea, A. Pavia muta- 
bilis der Späruschen Baumschulen; die 
erstgenannte Form ist in der Blüten- 
farbe A. lutea, die beiden letzten sind 


in 


308 


Litteratur. — Ausstellurgen. 


A.discolor ähnlicher. Es liegt indessen 
die Möglichkeit vor, dass auch eine 
A. discolor X glabra existiert und jene 
A. glabra pallida vielleicht als solche 


aufzufassen wäre. Darüber müssten die 
von mir noch nicht beobachteten, jeden- 
falls sehr selten erscheinenden Früchte 
entscheiden. 


Litteratur. 


H. GRANDKE, Die Rieselfelder von Berlin 
und die Spüljauche. Berlin 1892. 
B. GRUNDMANN. 

Nach einer Vorgeschichte der Riesel- 
felder resp. der Kanalisation der Stadt 


Berlin geht der Verfasser zur Beschreibung | 


des Kanalisationssystems der Rieselgüter 
und der chemischen Zusammensetzung 
der Spüljauche über. 
die Hauptkulturen, wie Wiesen, Beete, 
Bassins beschrieben, ferner die Probe- 


kulturen des Vereins zur Beförderung des | 


Gartenbaues mit Gemüse und Arznei- 
pflanzen, die Baumpflanzungen etc. 
Schliesslich wird auch die finanzielle 
Seite dieses grossartigen Unternehmens 
der Stadt Berlin beleuchtet und kann 


der Rieselfelder 
19.9), 


die Verhältnisse 
empfohlen werden. 


nur 


Der Rückgang der Kirschenerträge des 


Dresdener Elbthals und seine Ur- 
sachen. Ein Vortrag von FRITZ 
ARNDT - Öberwartha. Berlin, Bopo 


GRUNDMANN, 1892. Preis 5o Pfg. 
Eine interessante Abhandlung eines 


sicher sehr intelligenten Landwirtes, des | 


Herrn Fr. ARNDT ın Oberwartha finden 


wir in obiger Schrift zu Nutz und 
Frommen nicht nur der sächsischen 
Ausstellungen 


Die internationale Gartenbau-Ausstellung 

in London. 

Vom Mai bis Okteber dieses Jahres 
wird ın London eine internationale 
Gartenbau-Ausstellung stattfinden und, 
soweit wie ich Gelegenheit hatte die 
Vorbereitungen und das bereits Voll- 


Es werden sodann | 


Kirsch-Anlagen der Elbe, für welche die 
Schrift geschrieben, sondern auch für 
Nord und Süd, Ost und West des 
deutschen Landes, wo überhauptRirschen 
gebaut werden. Die Züchter dieser 
Obstgattung, sowie auch aller andern 
Früchte, mögen die Lehren und 
Besorgnisse des Herrn ARNDT recht be- 
herzigen, welche darin gipfeln, dass 
beim Obst, wie bei jeder anderen Acker- 


frucht, keine ergiebigen Ernten zu 
erwarten sind, wenn nicht durch ver- 
nünftige Düngung die Stoffe wieder 


dem Boden zugeführt werden, welche 
durch längeren Anbau demselben ent- 
führt worden sind, also gewissenhafte 


ı Behandlung der Obstbäume ist ebenso 
das kleine Buch zur Orientierung über | 


nötig, wie dem Acker richtiges Kultur- 
verfahren. Wir sehen diese peinliche 
Gewissenhaftigkeit bezüglich der Dün- 


gung, KReinhaltung und Pflege der 
Bäume und des Bodens ın Werder, 
welches der Verfasser lobend hervor- 


hebt und empfiehlt. Wenn sich der 
Verfasser auch nur an seine sächsischen 
Landsleute an der Elbe wendet, so ist, 
wie schon gesagt, die Schrift für jeden 
andern Obstzüchter der Landwirtschaft 
gleichfalls bestens zu empfehlen, welches 
wir hiermit gethan haben wollen. 
C. MATHIEU. 


und Kongresse. 


endete zu sehen, dürfte dieselbe unsjeden- 
falls viel des Interessanten und Schönen 


| bieten und eine Beachtung in weiteren 


Kreisen verdienen. Wenngleich das 
Unternehmen ein privates ist, so ist ihm 
doch in offiziellen Kreisen jeder Vor- 
schub versprochen und die Beteiligung 


Ausstellungen, 


309 


ist sowohl von hier wie vom Kontinent 
eine äusserst rege. 

Obgleich der Eröffnungstag nahe heran- 
rückt, sind doch, schon der klimatischen 
Verhältnisse halber, 
sichtbar, aber das bereits Vollendete 
genügt uns, einen Überblick über das 
Ganze zu geben. 

Die technische Leitung konnte keinen 
besseren Händen als denen des Herrn 
HENRY ERNEST MILNE anvertraut werden, 
denn er gilt als einer der bedeutendsten 
der jetzt lebenden Landschaftsgärtner. 

Zuvörderst ist es wohl nötig, uns die 
Lokalität anzusehen, und wir können 
nicht anders sagen, als dass sie für den 
Zweck völlig geeignet ist und grosse 
Vorteile bietet. 


Schon seit 5 Jahren fanden auf dem 


etwa 28 Morgen umfassenden Terrain 
zwischen Earls Court und Brompton, zwei 
südwestlichen Vorstädten von London, 
jährlich nationale Ausstellungen statt, 
die amerikanische war die erste, ıhr 
folgte die französische, die italienische, 
und die deutsche schloss im letzten 
Jahre die Reihe. Im Laufe dieser Zeit 
sınd nicht weniger als nahe an eine 
halbe Million Pfund Sterling für Bau- 
lichkeiten und Einrichtungen ausgegeben 
worden. Die Centralhalle hat eine Länge 
von 1200 Fuss und ist in ihrer ganzen 
Ausdehnung derpermanenten Ausstellung 
übergeben. 
im letzten Jahre eine riesige Germania 
stand, wird eine elektrische Fontaine, 
in ewig wechselnden Farben, ihr lustiges 
Spiel treiben. In den Seitengallerien finden 
Maschinen, Handwerkszeug, Glas- und 
Sommerhäuser und alles, was auf die 
Gartenkunst Bezug hat, ihre Plätze. 

Es ist natürlich noch zu früh, auf 
Einzelheiten einzugehen, wohl aber kann 
man einen Überblick über das Ganze 
geben. 

Während aller der vorhergegangenen 
Ausstellungen übten die Garten-Anlagen 
stets eine grosse Anziehungskraft auf 
das Publikum aus und dies dürfte auch 


in diesem Jahre der Fall sein, da die- ' 


gar viele Lücken | 


| Pflanze der Thee 


In der Mitte derselben, wo | 


selben viel des Schönen und Interessan- 
ten enthalten werden. 

Unmittelbar wenn man aus der grossen 
Halle heraustritt, kommt man in einen 
in Terrassen angelegten Garten, für 
einen Blumen- und Fruchtmarkt be- 
stimmt, der einzige Platz, wo Detail- 
verkäufe stattfinden dürfen. Dicht da- 
neben sind wir mit einem Schlage nach 
Japan versetzt, mit Tempel und Thee- 
haus und seinen Zwerggewächsen. In 
der indischen Abteilung hat der Be- 
sucher Gelegenheit zu sehen, auf welcher 
wächst, ın einem 
Nebenhause zeigt man ıhm, wie die 
Blätter für den Markt präpariert werden, 
auf Wunsch kann er auch den Aufguss 
zu trinken bekommen. Höchst interes- 
sant dürfte auch die in einem besonderen 
Hause ausgestellte Sammlung der in- 
sektenfressenden Pflanzen werden und 
man verspricht, die Kollektion möglichst 
vollständig zu machen. 

Ein subtropischer Garten schliesst 
diese Hälfte der Anlagen, und über die 
Brücke, die im vorigen Jahre die Hohen- 
zollernbrücke hiess, schreitend, sind wir 


| um 300 Jahre zurückversetzt. Es ist 


eine Nachahmung des Gartens der 
Königin Elisabeth, und man bemüht 
sich, alle Blumen darin zu ziehen, die 
damals dort zu finden waren. 

Nicht weit davon entfernt bringt man 
uns jedoch noch viel weiter zurück, 
wenn wir in die Villa und den Garten 
des Plinius mit seinen Myrten, Buchs- 
baum und Granaten eintreten. 

Dattelpalmen, Papyrus, Lotus und 
scenische Darstellungen von Tempeln, 
Sphinxen u. s. w. zeigen uns, dass wir uns 
in dem Lande der Pharaonen befinden. 

Der italienische Garten zeichnet sich 
besonders durch zahlreiche Statuen, 
Vasen u. s. w. aus, die zwischen den 
Italien angehörigen Sträuchern und 
Blumen überall hervorleuchten. 

Ein Garten aus der Zopfzeit mit 
seinen Schnörkeleien und den grotesk 
verschnittenen und gezogenen Sträuchern 
und Hecken erinnert uns lebhaft an 


310 


Ausstellungen. 


unsere Jugendzeit, wo man ab und zu 
noch so etwas zu sehen bekam. 

Ein riesenhaftes Gemälde, den Felsen 
von Gibraltar darstellend, bildet den 
Hintergrund zu einer Abteilung, in 
welcher man die Flora der Küsten des 
Mittelländischen Meeres ziehen will. 

Neben allem diesen werden im Laufe 
der fünf Monate sechs specielle Blumen- 
und Frucht - Ausstellungen stattfinden, 


welche das ganze Gartenjahr illustrieren | 
sollen, und sind zwei grosse Häuser | 
| Komitee, Herren E. KEERL-Halle, van 


eigens dazu erbaut worden. Die erste 
derselben, Ende Mai, schliesst blühende 
undBlattpflanzen, abgeschnittene Blumen, 


Früchte und Gemüse ein und wird 
zwei lage dauern, die im Juli ist | 
hauptsächlich für Rosen bestimmt, 


August (mit drei Tagen) für Nelken und 
ähnliche Blumen und nebenbei wird 
dann eine Preisbewerbung der arbeiten- 
den Klassen für selbstgezogene Gemüse 
stattfinden. Die Septemberschau ist für 
Herbstblumen und anfangs Oktober 
werden uns Gärtner von Beruf wie Lieb- 
haber zeigen, was sie an Früchten erzeugt 
haben. Den Schluss machen die Chry- 
santhemum. 

Ausser dem allen werden auch noch 
besondere Blumenfeste beabsichtigt, 
deren Ertrag den wohlthätigen Anstalten 
des Gärtnervereins zu Gute kommen soll. 

Während der ganzen Dauer der Aus- 
stellung werden fast täglich Vorlesungen 
durch hervorragende Fachmänner ge- 
halten werden. 

Wenn der Himmel ein Einsehen hat 
und uns einen schönen Sommer und 
Herbst schenkt, wird das Unternehmen 


Vereinigten Staaten ın Frankfurt a. M., 
Herrn Frank Mason, teilnahm. Ausser 


| der Gartenbau-Gesellschaft war auch die 


Frankfurter Handelsgärtner-Verbindung, 
der Versuchsgarten-Verein Sachsenhausen 
und der landwirtschaftliche Verein ein- 
geladen, sodass die Zahl der Besucher 
trotz der dringenden Arbeiten im Garten 
ziemlich stark war. 


Am Sonnabend, den z2ı. Mai tagte 
im Klub der Landwirte ın Berlin 
eine von dem bisherigen engeren 


DER SMISSEN-Steglitz und L. WITTMACK- 
Berlin einberufene, sehr zahlreich aus 
vielen Teilen Deutschlands besuchte 
Versammlung statt, der als Vertreter des 


ı plötzlich verhinderten Reichs - Kommis- 


sars Herr Regierungsrat Dr. RICHTER 
beiwohnte. Ausser fast sämtlichen 
grossen Firmen von Berlin und Um- 


gegend sab man die Herren GÖTZE- 
Hamburg, Kayser - Nordhausen, CRAMM- 
Malchin, Harms-Eimsbüttel bei Hamburg, 
STOLDT - Wandsbeck, BECKMANN - Altona, 
FRICKE - Weissenfels, WREDE - Lüneburg, 
Kammerherr Freiherr voN SOLEMACHER, 
SchlossWachendorf, Rheinprovinz, FROMM- 
Frankfurt a. M. u. v. a. Herr van DER 
SMISSEN eröffnete die Sitzung und schil- 
derte den Stand der Dinge; er betonte 
besonders, dass die 3 Herren, die bisher 
das engere Komitee bildeten, nicht etwa 
sich dazu gedrängt, sondern vom Reichs- 
Kommissar darum ersucht seien. Nach 
einer sehr eingehenden Diskussion 
sprachen alle Anwesenden sich nicht 
allein für Beteiligung aus, sondern mel- 


ı deten thatsächlich auch fast alle an. 


zweifellos einen glänzenden Erfolg haben. 


(Die erste Ausstellung ist glänzend ver- 
laufen.) RUDOLPH ScCHÜck. 


Reiche Beteiligung an der Chicagoer Aussteilung. 

Am Freitag, den ı3. Mai, fand in 
Frankfurta.M. eine von HerrnC. P. Strass- 
HEIM-Sachsenhausen als stellvertretendem 
Vorsitzenden der Gartenbau-Gesellschaft 
einberufene Versammlung statt, an 
welcher auch der General-Konsul der 


| vor, 
| bau an mehreren Stellen 


Der Vertreter des Reichs-Kommissars 


\ legte den Grundriss der Gartenbauhalle 


in welcher dem deutschen Garten- 
im: ganzen 


Quadratfuss (= ca. 1350 gm) 


13 500 


| eingeräumt sind, ausserdem ein Raum 


im Freien und 2o ar für Baumschul- 
artikel. Man hielt den Raum als viel zu 
klein, da allein Herr Kavser - Nord- 
hauen fürs 5000 Georginen Iooo gm 
braucht. Die Ioooo Mk. welche das 


Ausstellungen. 


311 


Reich zur Unterstützung bewilligt, sah 


man ebenfalls als nicht ausreichend an, 
da man schon im Herbst einen Gärtner 


hinüberschicken möchte, der ein ganzes 
Jahr dort bleiben, die Gehölze anpflanzen 
und später die Pflanzen pflegen solle. 


Da der Reichs-Vertreter eine Erhöhung | 


nicht ın Aussicht stellen konnte, ward 
die Ansicht ausgesprochen, 
Mehrkosten nach Verhältnis zu verteilen. 
Der Vorsitzende des Vereins deutscher 
Landschaftsgärtner, Herr HAMBEL, erklärte 
sich bereit, nach Kräften für eine Be- 
schickung mit Gartenplänen zu wirken. 

Das engere Komitee löste sich alsdann 
auf und wurde beschlossen, einen ge- 
schäftsführenden Ausschuss mit dem 
Sitz in Berlin zu ernennen, bestehend 
aus den Herren: 

VAN DER SMISSEN-Steglitz, Vorsitzender, *) 

CARL LAcknEr-Steglitz, Stellvertreter, 

Geheimer Regierungsrat Professor Dr. 

WirTTmack-Berlin, Schriftführer. 

GÖRMS-Potsdam, 

Stadtobergärtner HAMPEL, 

Hoflieferant F. Loock-Berlin, 

Hoflieferant GUST. AD. ScHULTZz-Berlin- 

Eckartsberg, 

Ökonomierat Späru, Baumschule Rix- 

dorf-Berlın, 

Dieser Ausschuss soll sich durch ge- 
eignete Vertreter aus allen Teilen 
Deutschlands (möglichst Aussteller) durch 
Zuwahl verstärken. 

Brieflich meldeten noch Herr Max 
BUNTZEL - Niederschönweide und Herr 
JuLıus RürpeLL, in Firma PETER SMITH 
& Co.-Bergedorf ihre Teilnahme an der 
Ausstellung an. Auch die Königliche 
Gärtner- Lehranstalt Potsdam, von der 
Herr Königlicher Garten-Inspektor KooPp- 
MANN anwesend, wird vielleicht aus- 
stellen. 

Vor Hamburg wird die Beschickung 
sehr bedeutend werden; bereits seit 
Januar arbeitet dort ein Komitee, welches 


*) Die Wahl der beiden Voısitzenden und 
des Schriftführers hat erst am 28. Mai in der 
konstituierenden Versammlung des Berliner Aus- 
schusses stattgefunden, 


etwaige | 


| schriften 


| namentlich eine Ausstellung von Handels- 


pflanzen im September 1893 plant. Die 
Chicagoer Gartenbau-Ausstellung zerfällt 
in eine immerwährende (Gehölze, Rosen, 
Stauden) und viele zeitweise Ausstellungen, 
die etwa alle ı4 Tage bis alle4 Wochen 
stattfinden werden. Anfragen sind an 
das Bureau für die Organisation der 
Beteiligung des Gartenbaues in Chicago, 
Steglitz, Schlossstrasse 66a, zu richten. 

Die Übersetzung der besonderen Vor- 
ist erschienen und daselbst 
zu haben. 

Herr General- Konsul FRANk Mason 
in Frankfurt a.M. schreibt uns, er habe 
am 23. Mai folgende Depesche von dem 
Direktor der Abteilung für Gartenbau 
in Chicago erhalten: »Machen Sie be- 
kannt, dass das Boycott- Gerücht un- 
begründet ist.« 

Herr Frank Mason will aber die 
Sache noch weiter untersuchen, da that- 


sächlich Briefe von amerikanischen 
Samenhändlern an ihre deutschen Be- 
zugsquellen ergangen sind, mit der 


Drohung, dass sie nichts mehr von ihnen 
kaufen würden, wenn sie in Chicago 
ausstellten. Herr FRANK Mason meint 
mit Recht, dass solche Leute, die aus 
selbstsüchtiger Absicht ihren Einfluss 
gegen die Weltausstellunggeltendmachen, 
selber ausgeschlossen werden müssten. 
EL. W. 


Weissensee, 10—ı5. September. Preise 
im Gesamtbetrage von 1ooo Mk. und 
ıo silberne Medaillen, ausserdem Ehren- 
preise. Aussteller, welche sich um 
Preise bewerben, dürfen nicht Preis- 
richter sein. 

Erteiltes Wertzeugnis des Vereins zur Be- 
förderung des Gartenbaues für Vriesea hybrida 

Pommer Escheana. 

Die unterzeichneten Preisrichter haben 
einstimmig beschlossen: 

Dem Obergärtner der  Gräflich 
Macnisschen Gärtnerei-Verwaltung, Herrn 
KıTTeL in Eckersdorf bei Neurode 


| für einen Bastard von Vriesea psittacina 


312 


Personal-Nachrichten. 


Morreniana mit Vriesea splendens (der 
den Namen Vriesea hybrida Pommer 
Escheana Kittel erhalten) das Wert- 


zeugnis des Vereins zur DBeförde- 
rung des Gartenbaues zuzusprechen, 
weil derselbe eine wesentliche Ver- 


besserung der Eltern darstellt und über- | 


haupt eine durch Blüte und Habitus 


hervorragende Neuheit ist, die sich so- 
wohl für den Liebhaber wie für den 
Handelsgärtner eignen dürfte, zumal 
sie sich auch gut im Zimmer hält. 
C. LACKNER. C. Crass. R. BRANDT 
SCHREIBER. H. WEIDLICH. F. WEBER. 
W. PERRING. 


Personal-Nachrichten. 


W. T. THisELTONn-DyErR, Direktor der 
Kew-Gärten, erhielt seitens der Royal 
Society of New South Wales die »Clarke 
Memorial Medaille«. Diese hohe Aus- 
zeichnung wurde ibm in Anerkennung 
seiner besonderen Verdienste um die 
Kolonieen und Indien zu teil. Im Jahre 
1891 ist THISELTON DyvEr von der Leo- 
poldinisch-karolinischen Akademie der 
Naturforscher zu Halle zum Doktor er- 
nannt. 

Se. Majestät der König von Württem- 
berg verlieh dem kgl. bayerischen Hof- 
garten-Direktor MOEHL in München das 
Ritterkreuz des k. württemb. Friedrichs- 
ordens I. Klasse. Denselben 
ImeRlasse verhielt der. k. bayer. Hof 
garten-Ingenieur ZIMMERMANNin München. 

Dem Öbergärtner EDUARD MICHEL in 
der Carlsaue zu Kassel wurde der Cha- 


| gärtner GRAEBENER in Karlsruhe 


Hofgarteninspektor EvrH in Baden, Hof- 
garteninspektorWAGNER in Schwetzingen 
durch das Eichenlaub zu dem inne- 
habenden Ritterkreuz II. Klasse des 
Ordens vom Zähringer Löwen, Hof- 
durch 
das Ritterkreuz II. Klasse des Ordens 
vom Zähringer Löwen, Hofgärtner 
SCHMITT in Ettlingen, Hofgärtner FIEsSER 
inBaden und Hofgärtner EBERLING in Mai- 
naudurch die goldene Verdienst-Medaille; 


ı eine weitere Auszeichnung wurde dem 


Herrn Oberstadtgärtner RıEss durch Ver- 


| leihung des Verdienstkreuzes des Ordens 


ı vom Zähringer Löwen zu teil. 


Orden | 


rakter als Königlicher Garteninspektor | 


verliehen. 


Hofgärtner EHMANN in Stuttgart wurde 


zum Königlichen Hofgarteninspektor er- 
nannt. 

Dr. ERNST BEINLING, 
der landwirtschaftlich 
suchsanstalt Karlsruhe, wurde zum Land- 
wirtschaftsinspektor ernannt. 


Assistent an 


Gelegentlich der Jubiläumsfeier Sr. 
Königlichen Hoheit des Grossherzogs 
von Baden wurden aus dem Dienst- 
bereich der Grossherzoglichen Garten- 
direktion die nachstehenden Beamten 
ausgezeichnet: 


ı Harvard University, 


Dem Ministerialrat BUCHENBERGER- 
Karlsruhe, I. Vorsitzender der Jubiläums- 
Ausstellung in Karlsruhe, ist dasKomman- 
deurkreuz II. Klasse des Ordens vom 
Zähringer Löwen verliehen worden. 


SERENO WATSoNn, der um die Flora 
Nord-Amerikas hochverdiente Botaniker 
und Kurator des Herbarıums an der 
Cambridge, ver- 


| schied am 9. März d. ]J. im Alter von 


botanischen Ver- | 


66 Jahren. 
W.H.FırcH, welcher sich als Blumen- 


ı maler weit über England hinaus einen 


 wohlbegründeten Ruf 


erworben hat, 


‚ indem er für die hervorragendsten eng- 


lischen Werke über Botanik und Garten- 
bau die Illustrationen anfertigte, ist am 
14. Januar nach langer Krankheit in 
Kew gestorben. 


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rd 


« - Loy 
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K & 


CHRYSANTTHEM U MAP | m 
Verlag von/PAuı PArREY in Berlin. - 


Ch romblith. Gustav Leutzsch, Gera, 


Neue „Straussfedern“-Chrysanthemum. 


I. Louis Boehmer. 2. H. Ballantine. 
Von L. Wittmack. 
Hierzu Tafel. 1373. 

Mit dem Namen Straussfedern-Chrysanthemum (»Ostrich Plume- 
Chrysanthemum«) bezeichnet man treffend in Amerika und England die erst 
neuerdings bekannt gewordenen behaarten eingebogenen japanischen 
Chrysanthemum indicum. Die erste dahin gehörende Sorte war die s. Z. so 
viel Aufsehen erregende weisse Miss Alpheus Hardy, welche 1883 von 
der Firma PITCHER & MANDA in Short Hills, New-Yersey, Vereinigte 
Staaten, und in Hextable, Swanley-Kent, England, eingeführt wurde. Die- 
selben kauften sie, wie in Gartenflora 1889, Seite 252 und 433 berichtet, 
von EDWIN FEWKES & Son für die riesige Summe von 7200 Mk. Ein 
junger Japaner, welcher aus Amerika nach seinem Vaterlande zurückgekehrt 
war, hatte der Frau ALPHEUS HARDY, die ihn in Boston freundlichst be- 
schirmt hatte, 30 Sorten Chrysanthemum geschickt, unter denen auch diese 
neue Sorte war, die der Ausgangspunkt einer ganz neuen Rasse oder sagen 
wir botanisch lieber Varietät geworden ist. Man könnte alle diese 
Varietäten passend Chrysanthemum indicum plumosum nennen, und 
der Firma PITCHER & MANDA gebührt das Verdienst, gerade diese Varietät 
durch eine Anzahl Sorten vermehrt zu haben, welche sie direkt unter 
srossen Mühen und Opfern aus Japan einführten. 

Mrs. (sprich Mississ) Alpheus Hardy ist leider in Europa nicht so 
beliebt geworden, denn sie ist nicht recht geeignet für ein kühles Klima, 
wie das doch in den meisten Ländern des nördlichen und mittleren Europas 
vorherrscht; in Amerika aber gedeiht sie gut und ist, wenn gut gezogen, 
eine der schönsten Sorten. — Die Firma PITCHER & MANDA bemühte sich 
daher, andere für kühleres Klima geeignetere Sorten einzubürgern, und zwei 
der besten, die sie auf der grossen Chrysanthemum-Ausstellung zu Berlin 
vom 13.—15. November v. J. im Kaiserhof vorführte*), geben wir auf 
Tafel 1373 wieder. 

I. Louis Boehmer“*) Tafel 1373, Figur ı, ist die zweite Einführung 
von PITCHER & MANDA, die zur Varietät plumosum gehört; sie wurde 


*) Siehe Bericht von M. HorFFMAnNn, Gartenflora 1891, Seite 653. 
**) Benannt nach unserem Landsmann LouIs BOEHMER in Yokohama, dem grossen Exporteur 


von Lilien u. s. w. 
Gartenflora 1892. 23 


314 L. Wittmack: Neue »Straussfedern«-Chrysanthemum I. Louis Boehmer II. H. Ballantine. 


im Frühling ı8go in den Handel gegeben und im Herbst auf den ver- 
schiedensten Ausstellungen Amerikas und Europas (London, Manchester, 
Gent, Berlin u. s. w.) mit Wertzeugnissen ı. Klasse und mit ver- 
goldeten silbernen Medaillen (Vermeilmedaillen) ausgezeichnet. Sie ist 
eine vorzügliche Ausstellungspflanze, dabei sehr niedrig im Wuchs, 
gedrungen im Bau, und trägt die Blumen auf kräftigen, steifen Stielen. Die 
Blumen selbst sind von vollendeter Form, von herrlicher zartrosa oder 
rosavioletter Farbe auf der Oberseite der Zungenblätter, während die Unter- 
seite derselben dicht besetzt ist mit langen silberweissen Haaren, die 
gegen das Rosa herrlich abstechen. Nach mir gemachten Angaben der 
Herren PITCHER & MANDA ist diese Sorte sehr leicht zu kultivieren, so dass 
ein jeder, der sich mit Chrysanthemum-Kulturen beschäftigt, sie ziehen 
kann. Der Durchmesser der drei in Berlin ausgestellten Blumen betrug 
I5 cm. 

2. H. Ballantine, Tafel 1373, Figur 2, ward von der Firma PITCHER 
& MANDA im Herbst 1891 zum ersten Male ausgestellt und bildete in deren 
Sammlung in Berlin neben Louis Boehmer einen Hauptanziehungspunkt. 
Unsere damals von Fräulein AMBERG gefertigte Abbildung der gleichfalls 
I5 cm grossen Blume enthebt uns fast einer genaueren Beschreibung. Wir 
teilen aber mit, was uns die Herren PITCHER & MANDA darüber schreiben: 

H. Ballantine bildet einen hübschen Gegensatz zu den behaarten weissen 
und rosa Sorten, sie hat beim Aufblühen eine schöne terra-cotta oder 
bronze Farbe, die sich später in ein zartes Strohgelb verwandelt. Die 
Blumen sind von ausserordentlicher Tiefe und Kraft, sehr stark gefüllt, die 
Zungenblüten einwärts gekrümmt und mit langen Haaren bedeckt. Sie 
entspricht den strengsten Anforderungen der Ausstellungen, ist im Wuchs 
kräftig, im Bau schön und ganz ausserordentlich willig im Blühen, darf aber 
nicht in zu grosse Töpfe gepflanzt werden, sondern gedeiht besser in 
kleinen, verlangt auch weniger Wasser als gewöhnlich üblich. Im 
Royal Aquarium zu London, in Berlin, in Gent etc. ward sie mit hohen 
Ehren ausgezeichnet, sie erhielt ausser einer Vermeil-Medaille noch viele 
C ertifikate. 

In Berlin wurden PITCHER & MANDA durch eine grosse silberne 
Medaille für ihre Neuheiten ausgezeichnet. 

Im Frühling d. J. haben PITCHER & MANDA abermals zwei Neuheiten, 
die zu dieser Klasse oder Varietät gehören, in den Handel gegeben, und 
zwar solche, welche versprechen, die bisherigen noch zu übertreffen. Wir 
hoffen später in der Gartenflora Abbildungen dieser »grand Novelties« 
zu bringen. 

I. Das neue weisse Straussfedern-Chrysanthemum Miss Annie Manda 
ist eine grosse Verbesserung gegenüber der einst berühmten Miss Alpheus 
Hardy, es hat den Vorzug eines niedrigen Wuchses, kräftigen Baues und 


Dr. Carl Müller: Der Stockholmer botanische Garten im Bergielund, 315 


wird bei seiner rein weissen Farbe und ausserordentlichen Schönheit wahr- 
scheinlich sehr beliebt werden. Die Blumen sind stark gefüllt, tief und 
schön geformt, die Zungenblüten eingekrümmt und auf der Rückseite die 
langen seidenartigen Haare in hoher Vollkommenheit zeigend. Dabei haben 
sie den Vorzug, dass sie sehr angenehm duften. Es ist nach Ansicht 
der Einführer eine grosse Errungenschaft und sollte in keiner Sammlung 
fehlen. Es verlangt dieselbe Behandlung wie andere Chrysanthemum, darf 
aber keinen zu grossen Topf erhalten und muss vorsichtig begossen werden. 

»Ihe last but not least« (die letzte aber nicht die schlechteste), augen- 
scheinlich die schönste der ganzen Klasse, eine Blume, die alles bisher ein- 
geführte übertreffen soll, ist die nach einem der Teilhaber der Firma benannte 
»W. A. Manda«. Sie war auch in drei Blumen auf der Berliner Aus- 
stellung vertreten, hatte aber nur Blüten von 12 cz, weil erst im August 
1891 ganz schwache Pflanzen aus Amerika gekommen waren; kräftige 
Exemplare sollen 20—22 cm Durchmesser erlangen können. Man könnte 
sie die reine Gold-Straussfeder nennen, so schön goldgelb ist ihre Farbe. 
Sie wächst nach Angabe der Firma sehr willig, hat einen niedrigen, kräftigen 
Wuchs, trägt bis oben hinauf, d. h. bis unter den Blumen Blätter, und 
haben die Blumen sehr starke Stiele.e Die Blumen sind überall goldgelb, 
sehr gross, gefüllt und tief, die Zungenblüten lang, breit, schön eingekrümmt 
und mit goldgelben Haaren besetzt. 

Die behaarten Neuheiten sind fast überall in Europa schon gern ge- 
sehen und der nächste Herbst wird gewiss Gelegenheit geben, alle vier 
genannten nebeneinander in zahlreichen Exemplaren zu schauen. 


Der Stockholmer botanische Garten im Bergielund. 


Nach Prof. VEIT BRECHER WITTROCKs Darstellung. 
Mitgeteilt von Dr. Carl Müller. 
Hierzu Abbildung 67—71. 


Es ist für uns Deutsche eine auffällige T'hatsache, dass in einer Reihe wohl- 
organisierter Staaten wissenschaftliche Institutionen von hervorragender Bedeutung 
aus rein privaten Mitteln geschafft und erhalten werden, ohne dass denselben von 
Staatswegen eine andere Unterstützung als die Sanktion seitens der höchsten 
Behörden zu teil wird. Solcherlei Institutionen geschehen im Interesse der 
Förderung naturwissenschaftlicher Aufklärung und finden ihre Unterstützung bald 
durch die Munificenz von Konsortien gebildeter, sich für Naturwissenschaften 
begeisternder und zugleich wohlhabender Männer, oder sie entspringen dem idealen 
Drange eines schöpferischen Geistes, welcher der von ihm selbst geschaffenen 
Institution zum Nutzen der Nachwelt und seines Vaterlandes in Form einer 
Stiftung und Schenkung einen dauernden Bestand sichert. Aus solchen Stiftungen 
und Schenkungen haben besonders in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika 
vielfach wissenschaftliche Institute ihren Ursprung genommen — ich erinnere hier 
nur an den reich dotierten »Missouri Botanical Garden« und die damit in Ver- 


* 
22 
=D) 


316 Dr. Carl Müller: Der Stockholmer botanische Garten im Bergielund. 


bindung stehende »Shaw School of Botany« in St. Louis, eine Stiftung eines reichen 
Kaufmannes HEnry SHaw; — ein gleiches gilt für viele Institute in England, Däne- 
mark, Norwegen und Schweden, also monarchisch regierten Staaten. Wir Deutsche 
erfreuen uns nicht solcher angedeuteten Stiftungen — dafür erfreuen wir uns aber 
des schätzenswerteren Vorzuges, dass unsere reich ausgestatteten Institute unter 
dem Schutze unserer Herrscher der steten Fürsorge der Staatsbehörden gewiss. 
sein dürfen. 

Im Nachfolgenden soll nun eine der neueren grossen Stiftungen der oben 
genannten Art, der botanische Garten in Stockholm, nach den vor kurzem 
erschienenen Mitteilungen des derzeitigen Direktors desselben besprochen werden”). 

Im Jahre 1885 vermachte Prof. P. J. BErcıus der Königlichen Akademie der 
Wissenschaften in Stockholm ein an der Karlsberg-Allee gelegenes als »Bergielund« 
bezeichnetes Areal von etwa 32 Aa, welches von dem Legatar als eine Art 
dendrologischer Garten gepflegt worden war””), mit der Testamentsbestimmung, 
»dass die Stiftung auch der botanischen Wissenschaft zu Nutzen werden solle«. 
Auf Grund dessen genehmigte der König von Schweden durch ein Kabinetschreiben 
vom 3. September 1885, dass ein Teil der Bersıus’schen Stiftung von ungefähr 
7 ha Bodenfläche zum botanischen Garten eingerichtet werden solle. Man wählte 
dazu den nordwestlichen Teil des Bergielunds, welcher die in das sogenannte 
Brunnsvik. auslaufende Halbinsel umfasst (vgl. die beigegebene Karte). Abb. 67. 

Der Garten liegt in 59° 22‘ nördl. Br., liegt also um ein wenig südlicher als 
die vier seit langer Zeit im Norden Europas errichteten botanischen Gärten von 
Helsingfors, Petersburg, Christiania und Upsala. Der längste Sommertag währt 
daselbst ı8 Stunden und 38 Minuten, der kürzeste Wintertag nur 6 Stunden und 4 
Minuten. Was die Höhenlage des Gartens betrifft, so liegt ein Teil desselben im 
unmittelbaren Meeresniveau, während der höchste, nach Norden liegende Abschnitt 
18,9 m über dem Meere liegt. Das Brunnsvik begrenzt die Nord-, West- und Süd- 
westseite. Es war dies bis zum Jahre 1863 ein Binnensee, dessen Abfluss durch 
einen kleinen Kanal bewirkt wurde, welcher in unmittelbarer Nähe der als Älkistvik 
bezeichneten Ostseebucht einen Wasserfall bildete. In dem genannten’Jahre senkte 
sich der See um ca. ı,2 m, wodurch sich der Abflusskanal so erweiterte, dass 
kleinere Fahrzeuge unmittelbar von der Ostsee in das Brunnsvik einlaufen können, 
dessen Niveau jetzt natürlich mit dem der Ostsee steigt und fällt. Der höchste 
Wasserstand tritt demgemäss im Herbste, der niedrigste im Frühjahre ein. 

Die Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse des neuen botanischen Gartens 
entsprechen denen des in unmittelbarer Nachbarschaft belegenen Versuchsfeldes 
der Stockholmer landwirtschaftlichen Hochschule. Im Vergleich mit Stockholm. 
ergiebt sich: 

Mitteltemperatur von Juni 1882 bis Mai 1891: 
Dec. — Febr. März — Mai Juni — Aug. !Sept. — Nov. 
Versuchsfeld = 2,54° C + 3,Iı° +14,90° ; + 5,94° 
Stockholm — A + 3,30° + 15,03° -+16,32° 
Die durchschnittliche Jahrestemperatur stellt sich auf + 5,35° bezw. + 5,63°. 


*) Vgl. Vert BRECHER WITTROCK: Om Planen för Bergielunds Botaniska Trädgärd samt7om; 
Trädgärdens Tillständ 1891 in Acta Horti Bergiani Bd. I. No. 2.! 22 S. gr. 8° mit 5 Tafeln und 
Karte. 


**) „Bergielund« heisst Bergiuspark oder Bergiushain, entsprechend ? unseren, Bezeichnungen. 


»Friedrichshain«, »Humboldtshain« u. ähnl. 


317 


Der Stockholmer botanische Garten inı Bergielund. 


Dr, Carl Müller: 


Niederschlagsmittel (Juni 1832 bis Mai ı189r). 


Juni — Aug. Sept. — Nov, 


März — Mai 


Dec. — Febr. 


158,18 mm 


141,44 


72mm 
196,31 


’ 


203 


102,40 mm 


82,64 mım 
68,19 ,„ 


Versuchsfeld 
Stockholm 


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Plan des botanischen Gartens im Bergielund bei Stockholm. 


Abb. 67. 


Massstab etwa 1:2500. 


318 Dr. Carl Müller: Der Stockholmer botanische Garten im Bergielund. 


Die durchschnittliche Niederschlagsmenge pro Jahr stellt sich auf 546,94 mr 
bezw. 495,65 mm. 

Die Temperatur des Gartens ist also durchschnittlich ein wenig niedriger als. 
in Stockholm. Die tiefste Temperatur wurde im März 1883 mit — 28,5° C., die 
höchste am 2. Juli 1883 mit + 33° C. notiert. 

Betreffs der Terrainverhältnisse ist zu bemerken, dass der nordwestliche Teil 
des Gartens stark kupiert ist und sich schnell ansteigend über das Niveau des 
übrigen Teiles erhebt, welcher durchschnittlich nur ı1—4 2 über dem Wiek liest. 
Die südlichste Gartenecke liegt so tief, dass sie ım Winter vom Wasser des Wieks 
überschwemmt wird. 

Wie der gesamte nördlich von Stockholm sich hinziehende Landstrich auf 
Granituntergrund liegt, so wird auch der Garten nebst seinen Hügeln aus so- 
genanntem Steckholmer Granit, einer mit mehr oder minder grossen Gneisblöcken 
durchsetzten Granitart, gebildet, welche durch Sprengungen an der Nordseite, 
welche die Küste des Alkistviks bildet, so blossgelegt werden soll, dass die Be- 
sucher des Gartens mit Leichtigkeit ein Bild von dem Gesteinsgefüge des Unter- 
grundes erhalten. Der Granit ist meist grau; nur in der Gegend der auf der Karte 
mit ı Antrum bezeichneten und weiterhin zu erwähnenden Felsengrotte (am Nord- 
randwege) tritt roter Granit hervor. Das lose Erdreich besteht fast durchweg aus 
lehmigem Humus, welcher an den meisten Stellen auf reinem Lehm ruht. 


Der hügelige Nordwestteil des Gartens war ursprünglich ein baumreicher Wild- 
park. Obwohl derselbe nur 2—3 Aa umfasst, bot er doch eine recht abwechselnde 
Vegetation, nämlich Eichenwald, Nadelwald, Mischwaldung und Dornbuschwerk. 


Im Eichenvestande sind die Bäume 200—300 Jahre alt. Die stärkste Eiche 
hat zur Zeit einen Umfang von 4,42 2 in 1,3 m» Höhe über dem Boden. Sie 
dürfte etwa 350 Jahre zählen. Unterwald findet sich in dem Bestande nicht. 


Der Nadelwald der Nordwestecke ‘des Gartens besteht aus 50—6ojährigen 
Bäumen. Einige Kiefern sind aber von hohem Alter. Die grösste derselben steht 
auf dem mit »Lichenes« auf der Karte bezeichneten Stück. Sie hat eine Höhe von 
13,5 2, wovon 7,4 m auf den astfreien Stamm entfallen, dessen Umfang 1,3 2 über 
dem Boden 2,34 m, in 7 »ı Höhe (also dicht unter der Krone) noch mehr als 2 »z 
beträgt. Das Alter dieser Kiefer darf auf 300 Jahre geschätzt werden. In der 
Nadelwaldpartie finden sich nur wenige andere Baumarten, einige alte Eichen, 
einige jüngere Espen und Ebereschen nebst einer oder zwei Fichten. Büsche sind 
vertreten durch Wachholder, Heidekraut, Blaubeeren und Preisselbeeren. 


Die Mischwaldpartie tritt besonders auf dem südwestlichen und nordöstlichen 
Abschluss des Gartens nahe dem Brunnsvik auf. Sie umfasst eine nicht geringe 
Anzahl von Baum- und Straucharten. Ausser Eichen, Kiefern, Espen und Eber- 
eschen enthält sie auch Sal- und Bruchweiden, Birken, Prunus Padus, Ulmen, 
Linden und Ahorn. Von Sträuchern sind Haseln, Strauchweiden, Berberis, Cra- 
taegus, Rhamnus cathartica, Schneeball, Johannisbeere, Himbeere, drei Rosenarten 
(Rosa canina, dumetorum und mollis), Lonicera Xylosteum, Ribes Grossu- 
larıa und Ribes nigrum vertreten. 


Die Dornstrauchpartie tritt im wärmsten und trockensten Teile des Gartens,. 
im Südwesten hervor. Sie wird wesentlich von Schlehdorn gebildet, zu welchem 
sich die obengenannten Rosenarten, Eichbüsche und Crataegus gesellen. 

Die Gesamtzahl der nicht neu angepflanzten Baum- und Straucharten beläuft: 
sich auf 37. Diese bilden den Kern des im Garten vertretenen skandinavischen. 
Arboretums. (Auf der Karte bezeichnet als »Arbores et frutices scandinavicae«). 


Dr. Carl Müller: Der Stockholmer botanische Garten im Bergielund. 319 


Die Berücksichtigung des wissenschaftlichen Zweckes des botanischen Gartens 

machte die Entscheidung der Fragen nötig: 
1. Wieviel Gewächshäuser müssen erbaut werden, und welches ist die ge 
eignetste Stelle für den Bau derselben? 
Wie lässt sich die mannigfaltige, im System zum Ausdruck kommende 
Gestaltung der Gewächse durch lebende Vertreter zur Darstellung bringen? 
3. Sollen ausser systematischen Gesichtspunkten auch noch andere — z.B, 
biologische und pflanzengeographische — bei der Gruppierung der Ge- 
wächse sich geltend machen? 
4. Soll nicht ein botanisches Laboratorium mit einem besonderen Versuchs- 
feld in den Plan des Gartens aufgenommen werden? 

Die Entscheidung dieser Fragen wurde dahin getroffen, dass aus praktischen 
Gründen nur zwei Gewächshäuser, ein grösseres, für Landgewächse, und ein 
kleineres, für Wassergewächse, erbaut werden. Das erstere soll mehrere Abteilungen 
umfassen (ein Frigidarium, Tepidarien und Caldarien, insbesondere ein Palmenhaus). 
Es erhält seinen Platz im südlichen Teile des Gartens (vergl. die Karte), wo es an 
geschützter und doch dominierender Stelle zu stehen kommt. 

Das Haus für die Wassergewächse wird im südlichen Teile des Gartens auf 
einer Insel errichtet. Der dasselbe umgebende Teich soll dicotyledone Wasser- 
gewächse (Seerosen, Wasserranunkeln, Utricularien etc.) aufnehmen. 

Treibkästen finden im südlichen Teile des Versuchsfeldes ihren Platz. 

Was die Darsteliung des Systems anbetrifft, so spielen in allen botanischen 
Gärten die Phanerogamen die Hauptrolle neben einer mehr oder minder grossen 
Zahl von Farngewächsen. Da aber ein botanischer Garten ein Bild des gesamten 
Pflanzenreiches bieten soll, so hat Prof. WITTROCK die nachahmenswerte Neuerung. 
eingeführt, dass auch die niederen Pflanzen (Algen, Pilze, Flechten und Moose) . 
ihren Platz angewiesen erhalten. = 

Die Süsswasseralgen werden ın dem mit »Algae« bezeichneten Teiche im 
nordwestlichen Teile des Nadelwaldstückes (vergl. die Karte) vertreten sein. Die 
Luftalgen erhalten ihren Platz bei den Flechten. Meeresalgen werden in einer 
Abteilung des »Aquariums« kultiviert werden. 

Die Flechten erhalten den mit »Lichenes« bezeichneten Platz. Es werden 
die für die schwedische Flora charakteristischen Formen (Rhizocarpon geogra-- 
phicum L. und die Renntierflechte Cladonia rangiferina L.) in erster Linie 
berücksichtigt. =: 

Den Pilzen ist der auf der Karte mit »Fungi« bezeichnete Platz in unmittelbarer - 
Nähe der Flechten eingeräumt worden, welcher von Eichen und Lärchen beschatten . 
wird. Vertreten sollen sein der Labyrinthschwamm (Daedalea quercina L.), der 
schwefelgelbe Polyporus sulphureus Bull., der Leberschwamm (Fistulina 
hepatica Huds.) und Boletus elegans Schum. Die beiden letztgenannten Pilze 
finden sich an dem gewählten Platze spontan. 

Die Moose haben ihren Platz am Fusse des von Natur aus an Moosformen 
reichen östlichen Bergabhanges dicht am Strandwege (»Musci« auf der Karte). 
Für Torfmoose (»Sphagna«) ist ganz im Süden des Gartens unterhalb des Dicotylen- 
Teiches der mit »Sphagnetum« bezeichnete Platz reserviert. 2 

Die Farnabteilung ist mit Rücksicht auf die Terrainverhältnisse und den 
schatten- und windschutzgewährenden Bestand an Eichen und Tannen in den süd- 
westlichen Teil des Bergstückes gelegt. Sonnige Plätze sind für Farne, welche 
viel Sonne vorziehen bezw. vertragen, hier nicht. vorhanden. : Die Farnabteilung 
ist auf der Karte mit »Filices« bezeichnet. Die Hauptgruppe dieser Abteilung ist 


D 


320 Dr. Carl Müller: Der Stockholmer botanische Garten im Bergielund. 


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Atb. 68. Die Farnabteilung im botanischen Garten im Bergielund bei Stockholm. 


Dr. Carl Müller: Der Stockholmer botanische Garten im Bergielund. 


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322 Dr. Carl Müller: Der Stockholmer botanische Garten im Bergielund. 


auf Abbildung 68 wiedergegeben. Im Vordergrunde sieht man zur Linken den 
stattlichen Straussfarn (Onoclea Struthi,opteris L.), zur Rechten den bekannten 
Wurmfarn (Polystichum Filix mas L.). Mitten vor dem Punkte, wo der Weg 
eine starke Biegung nach links macht, wächst das zierliche Polystichum spinu- 
losum Retz. #. dilatatum Hoffm., weiter aufwärts, sowohl rechts als links das. 
vielgestaltige Athyrium Filix femina L. An der Felswand und den verhältnis- 
mässig grossen Felsspalten in der Mitte des Bildes sind allerlei kleinere Farne, 
wie das seltsame Scolopendrium officinale Ehrh., das zarte Asplenium ruta 
muraria L. und A. germanicum Weiss, die nordamerikanische Cystopteris 
bulbifera Sw., Adiantum pedatum L. und andere angepflanzt. Einige feuchten 
Boden verlangende Farne sind am Rande eines der kleinen Teiche am Fusse der 
Bergpartie angepflanzt; so Polystichum Thelypteris L. und P. cristatum L 
nebst dem prächtigen Königsfarn Osmunda regalis L. 

Die glücklichen obwaltenden Verhältnisse unterstützen wesentlich das zweifellos 
berechtigte Streben, die Gruppen der Phanerogamen im Garten so zu ordnen, 
dass die durch ihre Verwandtschaft einander im Systeme am nächsten stehenden 
Pflanzen auch im Garten einander am nächsten zu pflanzen sind. In dieser Hin- 
sicht hat Prof. WITTROCK ganz mit dem alten Herkommen gebrochen, demzufolge 
man ein- und zweijährige Stauden für sich, mehrjährige Stauden für sich und 
Bäume und Sträucher für sich kultiviert.*) Im Gegensatz hierzu ist im Stockhol- 
mer Garten der Raum nach der Verwandtschaft der Pflanzen verteilt worden. Na- 
türlıch kann hierbei das System nur durch charakteristische Vertreter vor Augen 
geführt werden. 

Da die Nadelhölzer den höheren Kryptogamen am nächsten stehen und somit 
die niedrigst entwickelten Blütenpflanzen darstellen, so war es selbstverständlich, 
dass das System der Blütenpflanzen im Garten mit diesen Gewächsen beginnen 
musste. Zum Ausgangspunkt für das »System« ist deshalb der nach Südost und 
Ost vom grossen Gewächshause (Caldarıum, Tepidarium und Frigidarium auf der 
Karte) gelegene Teil des Gartens gewählt worden; von da aus wendet man sich 
zur Bergpartie nach Nordost. Bei diesem Anfange tritt dem Besucher des Gartens 
der schlagende Kontrast zwischen den Palmen und Warmhauspflanzen als den 
Vertretern der Flora der Tropen und dem nordischen Nadelwalde unvermittelt 
entgegen. 

Am südlichsten findet man die Eibenfichten (auf der Karte bei Taxinae) 
und die Sumpfeypressen (Taxodium) sowie die echten Cypressenformen (Cu- 
pressinae) und die Silbertannen (Abietes). Auf der Nordseite des diese Wald- 
partie durchschneidenden Weges trifft man auf die Hemlockstannen (Tsugae) 
und die eigentlichen Fichten (Piceae). Oben auf dem Bergrücken folgen die Kiefern 
(Pini) und Lärchen (Larices). Bemerkenswerte Arten dieser ganzen Anlage sind 
Taxodium distichum L., Pseudotsuga Douglasii Sab. und die nordameri- 
kanisch-subalpinen Picea pungens Engelm. und P. Engelmanni Parr. Inter- 
essant sind von der ersteren die silberweisse f. argentea und die blaugrüne 
f. glauca, ebenso die wenigstens ı4 verschiedenen Formen der gewöhnlichen Rot- 
fichte (Picea excelsa), von der zwergigen, dichtästigen f. pygmaea Loud, bis 
zu der hochstämmigen, armästigen f. virgata Jacq. 


*) Gewöhnlich hat man in botanischen Gärten diese ‚Stücke‘ unterschieden als „Staudens tück 
für annuelle Gewächse‘‘, Staudenstück für die „Perennen‘“, ‚„Fruticetum“ und „Arboretum‘* Auch 
im Königlichen botanischen Garten zu Berlin sind einjährige, zweijährige und ausdauernde Ge- 
wächse jetzt nicht mehr getrennt, sondern die Pflanzen nach ihrer Verwandtschaft aufgestellt. 


Dr. Carl Müller: Der Stockholmer botanische Garten im Bergielund. 323 


Abb, 70. Darstellung der Strandflora der Ostsee im botanischen Garten im Bergielund bei Stockholm. 


324 Dr. Carl Müller: Der Stockholmer botanische Garten im Bergielund. 


‘ Von den Gymnospermen wendet man sich ostwärts den kätzchenblütigen 
Dicotylen zu, besonders zu den hundertjähriger Eichen, den Buchen (Fagi auf 
der Karte), den ausländischen Eichen (Quercus), den Hainbuchen (a 
me den Haseln (Coryli). 

‘Im Anschluss hieran trifft man auf die Birken (Betulae) und Erlen (Alnı), 
unter welchen besonders die echte schwedische Birke Betula verrucosa Ehrh. 
f. dalecarlica L. fil. von nationalem Interesse ist. 

Thalwärts steigt man nun zu den auf der Insel im Monocotylenteich beginnenden 
Weidenformen (Salicineae). Auf der Insel selbst stehen Populus tremula L. 
f. pendula und die westamerikanische Pappel P. trichocarpa Torr. et Gray*) 
An das grosse Areal für die zahlreichen Weidenarten schliesst sich die Ulmen- 
pflanzung (Ulmaceae). 

‚Das natürliche System erleidet an dieser Stelle insofern eine Untere 
als sich an die Ulmen wegen lokaler Gründe die baum- und strauchförmigen 
Rosaceen (mit Ausnahme der Spiraeae) anreihen. 

Südlich von der nach Stockholm führenden Allee setzt sich das System teils 
mit den Ranunculaceae, teils mit den Vaginales**) fort. Diesen folgen (man 
vergl. die Karte) die Berberideae, Rhoeades (= Papaveraceae), Fumariaceae 
und Siliquosae (=Cruciferae); im Anschluss an die Vaginales die Oleraceae, 
Caryophylleae und Portulacaceae. 

Den Siliquosen sind angereiht die Cistiflorae (Resedaceae, Cisteae, Hy- 
periceae etc.), die Malvaceae, Tiliaceae und Gruinales. Links trifft man 
die Rutaceae, Sapindaceae, Aceraceae, Lythrarieae und Onagrarieae 
nebst Rhamneae und Euphorbiaceae. 

Umbellatae und Corneae stehen rechts vom Wege. 

Südlich von einer Spaliermauer haben die Succulentae und Saxifragaceae 
(incl. Ribes u.a.), westlich die krautigen Rosaceae (einschl. der Spiraeae) Platz 
gefunden. Die choripetalen Dicotylen schliessen hier ab mit den Papilionaceae. 
Ein Teil derselben ist auf dem für die biologische Gruppe der Kletterpflanzen 
(Plantae scandentes auf der Karte) vertreten. 

Die sympetalen Dicotylen beginnen südlich von den Papilionaceen mit den 
Plumbagineae und Primulaceae***). Ostwärts sind die Contortae und Se- 
piariae (= Oleaceae) angepflanzt. Nach Süden und Westen finden sich die Pole- 
moniaceae, Convolvulaceae, Luridae (= Solanaceae) und Asperifoliae. 
Nördlich vom Dicotylenteich sind die Verticillatae (=Labiatae) und Personatae 
(Scerophulariaceae), die Campanulaceae, Stellatae (=Rubiaceae) und Dipsaceae 
untergebracht. Die höchst entwickelte und grosse Familie der Compositae nimmt 
das grosse Areal nordwestlich vom Teiche bis nahe zum Brunnsvik ein. 

Fasst man alles dies auf das System bezügliche zusammen, so erkennt man 
die Durchführung eines sehr lobenswerten Prinzips. Unternimmt man nämlich, 
von Stockholm per Dampfschiff kommend, seine Wanderung durch den Garten von 


*) Diese prächtige Pappelart erreicht in ihrer Heimat (Washington und British-Kolumbia) nicht 
selten eine Höhe von 80 m. Sie wetteifert hierin mit der Douglasfichte, mit welcher sie oft zu- 
sammen vorkommt. Zum Vergleiche erinnere man sich, dass die höchsten Rotfichten 45 » Höhe 
erreichen 

| **) Vaginales sind identisch mit Polygonaceae. Aus Prioritätsrücksichten zieht WITTROCK 
Jen veralteten Linn£schen Namen Vaginales vor. 

I S#) Die mehr Feuchtigkeit verlangenden Heid«krautgewächse (Bicornes) 'sind südlich vom 
Dicotylen-Teich (neben dem Sphagnetum) veıeinigt. 


i 


Dr. Carl Müller: Der Stockholmer Botanische Garten im Bergielund, 325 


der auf der Karte südlich des Platzes für die »Succulentae« vorspringend gezeich- 
neten Dampfschiffsbrücke im Brunnsvik aus, so schlägt man am besten den nach 
Norden führenden, später sich ostwärts wendenden Weg ein, um dann vom Salice- 
tum an der Ostseite des Gartens aus südlich zu wandern, bis”der Weg wieder nach 


ergielund hei Stockholm 


) 
> 


Verwachsene Wurzeln einer Eiche im botanischen Garten im B 


Abb, 71. 


Westen zur Dampfschiffsbrücke umwendet. Auf diesem Rundgange trifft man zu- 
erst die niedrigsten Phanerogamen, die Gymnospermen, dann die Dicotylen und 
zwar auch hier von den niedrigsten Formen anfangend bis zu den höchsten (den 
Compositen) aufsteigend. 


326 Dr. Carl Müller: Der Stockholmer botanische Garten im Bergielund. 


Die Monocotylen sind so verteilt, dass die hauptsächlich Wasser- und Sumpf- 
pflanzen umfassenden Helobiae und Spadiciflorae ihren Platz in und nahe 
dem Monocotylenteiche an der Nordbucht des Alkistvik haben. Am Strande sind 
die Calamariae (=Cyperaceae) und die Juncaceae (die Binsen) untergebracht. 
Südlich vom Monocotylenteiche sind die nahe verwandten Gräser (Gramina), 
westlich von den Cyperaceen, jenseits des Strandweges, die kalkliebenden Erd- 
orchideen (Orchideae) vereinigt. 

Die Liliiflorae, welche verschiedentlich an gewisse Ranunculaceen und Po- 
lygonaceen (Vaginales) erinnern, sind, örtlich diesen nahegerückt, südlich vom 
grossen Stockholmer Fahrwege angepflanzt. Von dem zwischen Liliflorae und 
Vaginales sich hinziehenden Wege aus erlangt das blütenreiche Liliiflorenstück 
einen wirksamen Abschluss durch die Gruppe der Ensatae (der Iridaceen). 

Die den Pflanzen beigefügten Namenschilder enthalten ausser dem Pflanzen- 
namen die Angabe der geographischen Verbreitung, den Ort der Herkunft des 
betreffenden Exemplars bezw. die Angabe des Anpflanzungsdatums. Für jede 
Spezies der im »System« gepflanzten Vertreter ist ı gm» Raum bemessen. 


Seit längerer Zeit schon hat man ausser der Veranschaulichung des Systems 
der Pflanzen die botanischen Gärten dazu benutzt, um biologische Gewächs- 
gruppen in wirkungsvoller Weise den Gartenbesuchern vor Augen zu führen. Einer 
besonderen Bevorzugung erfreuten sich in dieser Hinsicht die Pflanzen der Hoch- 
gebirgsfloren und dementsprechend birgt die Mehrzahl der Gärten ein sogenanntes 
Alpinetum. Im letzten Jahrzehnt ist man, besonders durch unseren berühmten 
Pflanzengeographen Prof. A. ENGLER angeregt, in dieser Richtung weiter gegangen 
und hat pflanzengeographische Sondergruppen in den Plan der botanischen 
Gärten aufgenommen und dementsprechend Vegetationsbilder gegeben, welche 
beispielsweise gewisse Alpengebiete, die Karpathen, die Pyrenäen, den Kaukasus 
u. s. w. charakterisieren. Andere Gruppen bringen Zusammenstellungen von 
Charakterpflanzen Nord-Amerikas, Nord-Asıens, Mittel-Asiens, Australiens u. dgl. 
Solche Darstellungen der Florengebiete verbieten sich im Stockholmer Garten zum 
Teil wegen der klimatischen Verhältnisse. Um aber doch dem Publikum eine 
Idee von der Behandlung dieser modernen Aufgabe botanischer Gärten zu geben, 
hat Prof. WITTROCK eine einzige aussereuropäische pflanzengeographische Gruppe, 
eine chinesisch-japanische, angelegt. 

Die chinesisch-japanische Gruppe hat ihren Platz nördlich von der Fahrstrasse 
mitten vor dem Versuchsfeld erhalten (auf der Karte mit Plantae chinenses et japonicae 
bezeichnet). Hier erblickt man als Charakterpflanzen Thujopsis dolabrata (L.), 
Hydrangea paniculata Sieb. und Prunus triloba Lindl. Von härteren Strauch- 
formen Deutzia crenataS. etZucc.,,D. gracilis S. et Zucc., Kerria japonica (L.), 
Spiraea callosa Thunb., Rosa rugosa Thunb., Rhododendron sinense 
(Lodd.), die schlingende Akebia quinata Thunb. und Lonicera flexunsa 
Thunb. Unter den mehrjährigen Stauden ragen Lilium speciosum Thunb,, 
Bocconia cordata Willd,, Dicentra spectabilis (L.), Paeonia albiflora Pall. 
und das über mannshohe Polygonum sachalinense F. Schm. hervor. Von 
Kletterpflanzen sind vertreten Dioscorea quinqueloba Thunb. und Thladiantha 
dubia Bge. Hierzu gesellen sich Funkia lancifolia Thunb., F. ovata Spr., 
F. Sieboldi Lodd., Sedum Sieboldi Sweet und Stachys tuberifera Naud. 
Als Vertreter der chinesisch-japanischen einjährigen Stauden sind Callistephus 
(Aster) c hinensis (L.) und Humulus japonicus Sieb. et Zucc. angepflanzt. 


Dr. Carl Müller: Der Stockholmer botanische Garten im Bergielund. 


a 


Eine weitergehende Berücksichtigung konnte im Stockholmer Garten den 
biologischen Pflanzengruppen zu teil werden. 

Die eigenartige Lage des Gartens gestattete zuvörderst die Vorführung der 
Meerstrandsflora längs der Nordwestgrenze des Gartens (»Plantae lıtorales« auf 
der Karte). Im Einzelnen sind hier vertreten: 

1. Die Strandflora des Kattegats und des Skagerraks (Plantae litorales 
kategatenses auf der Karte). Wie sich ein Bild derselben, entsprechend den 
charakteristischen Küstenstrichen der schwedischen Provinz Bohuslän, ausnimmt, 
zeigt Abbildung 69. Es veranschaulicht, wie die Kiefern bis unmittelbar an den 
Seestrand herabgehen und giebt als Beispiele der Strandpflanzen Gruppen von 
Statice Behen Drej., St.rarifloraDrej., Mertensia maritima (L.), Ligusticum 
scoticum (L.), Sedum anglicum Huds.,, Glaucium flavum Retz.,, Ligustrum 
vulgare L. und Ilex Aquifolium L.*) 

DieFlora der Ostseeküste ist am Nordstrande der Halbinsel (Plantae litorales 
balticae) zum Ausdruck gebracht. Den östlichen Teil dieses Vegetationsbildes giebt 
Abbildung 70 wieder. Als Charakterpflanzen sind hier beispielsweise Carex extensa 
Good. und C. glareosa Wg., Kochia hirsuta (L.), Isatis tinctoria L. und 
Veronica longifolia L., 8. maritima (L.) angepflanzt. Unter den Bäumen 
wachsen das ostschwedische Geum hispidum (Wg.), Scutellaria hastaefolia 
L., Hippopha@ö rhamnoides L. und Sedum album L. 8. pallens Hn. 
(=S. balticum Huds.). 

Weiter östlich (auf der Karte »Plantae arcticae«) ist die Flora des Eismeer- 
strandes durch Carexglareosa Weg. undC.salina Wg., ArenariapeploidesL. 
und Mertensia maritima (L.) gekennzeichnet, durch Pflanzen, welche selbst das 
Klıma von Spitzbergen unbeschädigt lässt. 

Abb. 70 zeigt übrigens auch den Eingang zu der (auf der Karte mit »Antrum« 
bezeichneten) in den Fels gesprengten Grotte. Sie ist zugleich ein botanisches 
Miniaturmuseum, indem sie einen in Abb. 71 dargestellten Tisch enthält, dessen 
Geschichte Interesse erweckt. Am 26. Mai 1890 stürzte ein gewaltiger Sturm 
eine der alten Eichen des Gartens. Es zeigte sich hierbei, dass die Eiche an einer 
tiefgründigen Stelle erwachsen war, wo die Wurzeln auf eine ebene Felsplatte 
stiessen, welche den Boden einer Felshöhle bildete. Die Wurzeln konnten deshalb 
nicht weiter in die Tiefe dringen, waren aber auch nicht im Stande, sich seitwärts 
auszubreiten,. Sie wuchsen also gezwungenermassen in allen Richtungen auf der 
ebenen Felsplatte hin — und darin liegt die Merkwürdigkeit der Erscheinung — 
sie verwuchsen in allen Richtungen mit einander, wie es das Bild zeigt. Diese 
zufällige Beobachtung war der Anstoss zu einer weiteren Untersuchung des Prof. 
WITTRock, welche ergab, dass wenigstens in Schweden die Verwachsung der 
Eichenwurzeln ein regelmässiges Vorkommen ist*®). 

Der Stamm derselben Eiche, deren verwachsene Wurzeln den Grottentisch 
lieferten, lieferte auch den in der Grotte aufgehängten Querschnitt, welcher etwa 


*) In Bohuslän ist letztere Pflanze seit einigen Jahrzehnten ausgerottet, findet sich aber noch 
jetzt an der Südwestküste Norwegens. 

#*) Die Verwachsung von im Boden sich kreuzenden horizontalen Baumwurzeln ist unseres 
Wissens zuerst von GÖPPERT an den Fichten in den Sudeten beobachtet worden. Später gab 
SCHÜBELER in Christiania eine ausführliche Darstellung solcher Vorkommnisse. Am bekanntesten 
dürfte die analoge Verwachsungserscheinung der Epheustämme sein, welche bisweilen starke Eichen 
mit einem Netzwerk von armdicken Leisten überziehen. Ein schönes Beispiel zeigt die grosse Eiche 
im Humboldtschen Garten zu Tegel bei Berlin. Teile von zwei derartigen Epheustammnetzen aus 
dem Elisenhain bei Eldena sind im Museum der Kgl. landw. Hochschule in Berlin ausgestellt. 


328 Dr. Carl Müller: Der Stockholmer botanische Garten im Bergielund. 


ı »n oberhalb der Wurzel entnommen ist. Er zeigt etwa 170 Jahresringe, aber 
zugleich auch das merkwürdige Verhalten, dass das Mark ganz excentrisch, nahe dem 
einen Rande der Querschnittsscheibe liegt. Neben dieser hängt eine andere Scheibe, 
welche einer am 30. September 1890 durch den Sturm dicht über der Wurzel ab- 
geknickten 250-jährigen Eiche entnommen ist. Unter den übrigen Holzscheiben 
wird die Aufmerksamkeit auf einen Stammquerschnitt einer Birke und einer Ulme 
gelenkt. Beide Bäume sind von dem Stifter des Gartens, Prof. BERGIUS, seinerzeit 
eigenhändig gepflanzt worden. 

Am südlichen Strande des Brunnsvik (bei »Pl. litoral. mediterran.«) ist die 
Flora der Mittelmeerküsten dargestellt, vertreten durch Polypogon litoralis 
Sm., P. monspeliensis Desf., Salsola Soda L., Polygonum maritimum L., 
Alyssum‘ marıtimum. L., Linumf’marıtimum L., Euphorbia  Binear E, 
Crithmum maritimum 1., Trifolıum marıtimum L., Statice echioides L. 
und Sonchus maritimus L. 

Am nordöstlichen Rande der kupierten felsigen Halbinsel ıst (bei »Plantae 
nemorales«) zwischen dem für Moose bestimmten Stücke und dem Orchideenstücke 
die Flora der schwedischen Haine veranschaulicht. Unter anderen sind hier 
als Charakterpflanzen kultiviert Allium ursinum_L., Carex montanaL. Festuca 
gigantea L., Brachypodium silvaticum Huds., Lunaria rediviva L, Den- 
tauasbulbitera L.,. Stellarıa holestea'L., Cireaearlutetiana 7, Samreula 
europaeaL. ViciadumetorumL., Ajuga reptans L, Lamium Galeobdolon 
(L.) und viele andere. 

Die schwedische Nadelwaldflora hat ihren Platz auf dem Gipfel der Halb- 
insel neben dem Algenteich (bei »Plantae sylvaticae«) gefunden. Den Ehrenplatz 
hehauptet hier mit Recht Linnaea borealis L.*) neben Pyrola umbellata 
L. und P. chlorantha Sw., Trientalis europaea L.. Ledum palustre L., 
Vaccinium-Arten und Habenaria viridis L. 

Die Hochgebirgsfloren nehmen das mit »Pl. alpinae et subalpinae« 
bezeichnete Stück ein. Ein viel grösseres Areal ist für dieselben östlich vom 
Monocotylenteiche reserviert worden. Hier kommen zur Darstellung die skandi- 
navische Fjeldflora, die Flora der centraleuropäischen Alpen, der Pyrenäen, der 
Apenninen, der Karpathen und der Balkangebirge, des Kaukasus, Himalaya und 
Turkestans, des Altai und der nordamerikanischen Gebirge. Für jede dieser Ab- 
teilungen soll auch die geologische Gebirgsformation nach Möglichkeit zum Aus- 
druck kommen. 

In grellem Gegensatz zur Gebirgsflorenpartie steht das im Garten südlich 
sich anschliessende Vegetationsbild der Grassteppenflora. Zur Anschauung 
kommen die Federgras(Stipa-)steppen, welche einen beträchtlichen Teil der 
südrussischen »schwarzen Erde« ausmachen. Hauptpflanze derselben ist Stipa 
pennata L., daneben an lehmigen Stellen Stipa capillata L. Hierzu gesellen 
sich die hochstämmigen Compositen (Cnicus, Echinops, Inula- und Centaurea- 
Arten) und die prächtigen Papilionaceen (wie Astragalus vulpinus Willd., A. 
sulcatus L., Coronilla varia L., Lathyrus heterophyllusL. und Oxytropis 
pilosa L., blumenreiche Monocotylen (Iris) und Ranunculaceen, Spiraeen u. v. a. 

Auf das mit Kletter- und Schlingpflanzen besetzte, mit »Plantae scan- 
dentes« bezeichnete Stück ist schon an anderer Stelle die Aufmerksamkeit gelenkt 
worden. 

Fast in der Mitte des Gartens liegt das quadratische Versuchsfeld (»Area ex- 
perimentalis«). Hier werden alle Pflanzen kultiviert, welche besonderen wissen- 


*) Vergl. hierzu die Schlussausführungen dieses Aufsatzes. 


Dr. Carl Müller: Der Stockholmer botanische Garten im Bergielund. 329 


schaftlichen Untersuchungen dienen sollen. Es ist in 2800 durch Gänge geschiedene 
Pflanzquartiere, jedes einen Quadratmeter umfassend, geteilt. Die Bepflanzung ist 
zur Zeit fast ausschliesslich mit Linaria, Veronica, Silene und Hieracium*) 
durchgeführt. Im südlichen Teile dieses Feldes liegen die Treibbeete und ein 
kleines Gewächshaus. Die Nordwestecke ist in Aussicht genommen für die Er- 
richtung eines botanischen Laboratoriums und einer für ein solches unbedingt 
notwendigen Bibliothek. Die Lage des für den Direktor des Gartens bestimmten 
Hauses, die Lage des Auditoriums für botanische Vorlesungen und der sich an- 
schliessenden Gärtnerwohnung sind aus der Karte ersichtlich, welche uns übrigens 
auch verrät, dass am Westrande der Halbinsel eine kleine Badeanstalt (Balneum) 
ihren Platz gefunden hat. 

Fassen wir nach der vorangehenden Schilderung unser Urteil über den in die 
Annalen der Wissenschaft fernerhin als »Hortus Bergianus« sich einreihenden 
botanischen Garten Stockholms zusammen, so müssen wir rückhaltslos anerkennen, 
dass derselbe nicht nur alle modernen Anforderungen an ein derartiges Institut 
erfüllt, sondern dass sein künftiges Geschick einer besonders umsichtigen und 
bewährten Kraft anvertraut ist. Im besonderen müssen wir lobend hervorheben, 
dass sowohl nach der rein wissenschaftlichen als auch nach der ästhetischen und 
nicht minder nach der praktischen Seite hin der Entwurf des Gartens ein durch- 
aus glücklicher genannt werden muss. 

Wir halten die Art und Weise, wie dem Besucher ein Bild des Gewächsreiches, 
speciell des Systemes, auf einem Rundgange durch den Garten, man möchte fast 
sagen, spielend in grossen Zügen entworfen wird, für geradezu genial und halten 
es auch für besonders löblich, dass dabei für das grosse Publikum die Anhänglich- 
keit an die heimische Scholle, die Vaterlandsliebe, in ungeahnter Weise gepflegt 
wird. Es ıst unverkennbar, dass die heimischen, schwedischen Verhältnisse ihren 
Ausdruck darin finden, dass vor allen Dingen die den Charakter der skandinavischen 
Halbinsel zur Anschauung bringenden Vertreter der Pflanzenwelt, die Nadelbäume, 
die Eichen und Buchen, die Seestrandsflora mit besonderer Berücksichtigung der 
Vegetationsbilder des Kattegats und Skagerraks, der schwedischen Ostseeküste 
und des Eismeerstrandes, die Pflanzen der schwedischen Haine, der skandinavischen 
Hochgebirge bis zu den Flechten und Moosen herab bei der Auswahl bevorzugt sind, 
dass selbst der Charakter der Felsenhalbinsel durch die Küstenabhänge und durch 
die durch Sprengung gewonnene Grotte zu einem redenden Zeugen für das Vater- 
land wird, dass endlich die Pietät gegen das ehrwürdige Alter der Baumriesen 
aus der längst verschwundenen Vergangenheit und das Andenken an den Stifter 
des Gartens und damit an die jüngsten Generationen der grossen Männer 
des Volkes gepflegt wird — eines aber will uns nicht ganz behagen. Es 
ist gewiss eine löbliche Pietä, wenn gerade im botanischen Garten der 
schwedischen Hauptstadt Linn£s Verdienste um die Botanik in cin besonders 
helles Licht gesetzt werden. Hierzu giebt es ja kaum einen geeigneteren Ort auf 
der ganzen weiten Welt, wie gerade Stockholm, und wir wünschen aus eigenster 
Überzeugung, dass dem grossen Forscher einmal im Stockholmer Garten ein 
Standbild gesetzt werden möchte. Wir tadeln es aber entschieden, wenn im 
Systeme der Pietät mehr Rechnung getragen wird, als dem Fortschritt der nach- 


*) Diese Genera bilden den Gegenstand der aus dem Hortus Bergianus bereits hervorgegangenen 
Arbeiten von V, B. WITTRocK, Linaria Reverchonii nov. spec,, H. O. JUEL, Studier öfver Veronica 
Blomman; C. A. M. LINDMAnN, Om nägra arter af slaegtet Silene, und H. DAHLSTEDT, Om nägra 
i Bergianske trädgärden odlade nya mer eller mindre kända Hieracier. 

Gartenflora 1892. 24 


330 L. Wittmack: Die Jubiläums-Ausstellung in Karlsruhe. 


linneischen Wissenschaft. Es lässt sich darüber streiten, ob man die Gräser besser 
(wie es üblich) als Gramineae oder mit Linn& als Gramina, die Orchidaceae 
mit Linn& als Orcchideae bezeichnet. Wer aber nennt heut noch die Cyperaceen 
Calamariae, die Polygonaceen Vaginales, die Papaveraceen Rhoeades, die 
Cruciferen Sıliquosae, die Crassulaceen Succulentae, die Rosaceae Senti- 
cosae, die Oleaceae Sepiariae, die Solanaceae Luridae, die Labiaten Verti- 
cillatae und die Iridaceen Ensatae? 

Uns will solches Ausgraben veralteter und nur zur Verwirrung führender 
Gruppennamen aus längst überwundenen Systemen mehr als ein Rückschritt auf 
Kosten einer oft zweifelhaften Priorität dünken. Dieselbe Erscheinung fiel uns übrigens 
auch bei einzelnen Pflanzennamen auf. Es machte uns den Eindruck, als wenn 
mit besonderer Sorgfalt die alten Lınn£schen Namen immer wieder ausgesucht 
seien (wie Polystichum Thelypteris, Polystichum cristatum, Polyst. filix 
mas, Athyrium filix femina, Onoclea struthiopteris, Lamium Galeob- 
dolon, Habenaria virıdis, Anemone Hepatica, Anemone patensu. a). 
Bei der Fülle von Namen, hinter welche man wirklich gern als Autor »L.« setzt, 
halten wır dies Verfahren eher für eine Schädigung, als für eine Verherrlichung 
des Linn&schen Namens. Bei der Beschreibung der Kiefernwaldpartie der nörd- 
lichen Halbinsel des Gartens wırd uns selbst verraten, dass Linnaea borealis L. 
dort nicht vorkommt! Gegenüber den grossen Verdiensten, die sich die Direktion 
des Gartens um diesen und damit um die Botanik erworben hat, verschwindet 
freilich die gerügte kleine Eigenheit, denn auch diese entbehrt doch nicht eines 
löblichen Hintergrundes. 


Die Jubiläums-Ausstellung in Karlsruhe. 
Von I. Wittmack. 
IV. 

Aus den Mitteilungen, welche der Hauptausschuss der Jubiläums-Ausstellung 
nach Schluss derselben versandte, entnehmen wir, dass die Zahl der Aussteller 
etwa 340 betrug, mit 1ıı25 Bewerbungen. Rechnet man davon die Hälfte ab, die 
in der gewerblichen Abteilung und ın Zimmerpflanzen ausstellten, so bleiben 
etwa 170 Aussteller im eigentlichen Gartenbau. Von auswärtigen Firmen waren 
nur 4 belgische, 2 holländische und ı schweizer vertreten, die übrigen waren alle 
deutsche. Das Verzeichnis der verteilten Ehrenpreise ist in der amtlichen Karls- 
ruher Zeitung bereits am Montag, den 25. April, also zwei Tage nach Beginn der 
Ausstellung verö..entlicht, die Bekanntgabe aller Preise erfolgte am 4. Mai. Von 
sämtlichen 51 Ehrenpreisen kamen auf nichtdeutsche Aussteller nur 6. Wenn 
einige hohe Ehrenpreise auf die Ausländer fielen, so haben sie unserer Meinung 
nach diese wohl verdient; warum haben die deutschen Aussteller, die sich viel- 
leicht jetzt beklagen, nicht ebenso grossartig ausgestellt? Der badische Landes- 
Gartenbauverein hat Herrn A. p’HaEnE-Gent, dem der Preis Sr. Majestät des 
Königs von Sachsen wohl eher gebührt hätte als Herrn THALACKER, der, wie wir 
in No. ıı, Seite. 297 berichtet, ihn für eine zwar gute, aber verhältnismässig nicht 
grosse Leistung erhielt, nachträglich einen Ehrenpreis verliehen. Ausserdem 
sınd, wie wir hören, die Herren DE SMET-feres und An. D’HAENE, beide zu Gent, 
mit dem Ritterkreuz des Ordens vom Zähringer Löwen ausgezeichnet worden. Wir 


sind da allerdings begierig zu erfahren, ob nicht auch deutschen Ausstellern diese 
Anerkennung zu teil geworden ist. 


e re 


L. Wittmack: Die Jubiläums-Ausstellung in Karlsruhe, 331 


In der Fachpresse ist viel Staub aufgewirbelt über die Frage der Preis- 
richter. Es ist sehr leicht gesagt, Aussteller, die sich um Preise bewerben, 
dürfen nicht Preisrichter sein; aber bei grösseren Ausstellungen kommen die 
Leiter meistens in die anglückliche Lage, dass die grössten Aussteller auch zu- 
gleich die tüchtigsten Fachmänner sind und viele sogar ihre Beteiligung an der 
Ausstellung davon abhängig machen, dass sie auch zu Preisrichtern erwählt 
werden. Selbstverständlich dürfen sie aber dann nicht in der Abteilung, in der 
sie ausstellen, Preisrichter sein. Aus weiter Ferne wird man überhaupt nicht 
leicht Preisrichter erhalten, wenn man nicht die Aussteller, die ohnehin kommen, 
um ihre Gegenstände aufzustellen, mit dazu nımmt. 

Selbst bei der grossen Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft mit 
7500 Mitgliedern ä zo Mk. Beitrag., deren Einrichtungen als Muster gelten dürfen, 
sind Aussteller als Preisrichter zugelassen, nur nicht in derselben Abteilung. In 
der Ausstellungsordnung für die Wander-Ausstellung zu Königsberg i. Pr., die 
vom 16.—2o. Juni d. ]. stattfindet, 2. Auflage, Seite 2o, heisst es z. B.: 

»Niemand darf zum Richten in einer Tier - Abteilung, also in den Ab- 
teilungen der Pferde, der Rinder u. s. w., berufen werden, in der er selbst Aus- 
steller ist, deren Aussteller er in irgend einer Weise vertritt (Vorstände und Be- 
auftragte von Zuchtgenossenschaften u. s. w.) oder wenn er in anderer Weise an 
der Ausstellung in der betreffenden Abteilung interessiert ist.« 

Wir halten die strenge Handhabung des an sich richtigen Grundsatzes: Kein 
sich bewerbender Aussteller darf Preisrichter sein, bei grossen Ausstellungen für 
nicht oder äusserst schwer durchführbar. Es ist übrigens auch ziemlich gleich- 
gültig, denn wenn man überhaupt meint, dass die andern Preisrichter sich bei 
Beurteilung der Ausstellung eines Kollegen von persönlichen Motiven leiten 
lassen, so muss man ebenso annehmen, dass sıe für diejenigen Aussteller, die 
ihre guten Freunde, aber keine Preisrichter sind, ein gutes Wort einlegen. Un- 
parteilichkeit wird bei allen Preisrichtern vorausgesetzt. 

Die Frage, ob die Ehrenpreise von allen Preisrichtern oder nur von den 
Obmännern der einzelnen Abteilungen zugesprochen werden sollen, ist unserer 
Ansicht nach dahin zu entscheiden: 

Bei kleinen Ausstellungen durch das Gesamtpreisgericht, bei grösseren durch 
die Obmänner und die Schriftführer der einzelnen Abteilungen. Eine Zusammen- 
berufung aller Preisrichter bei grossen Ausstellungen hat viele Bedenken. Die 
Beratungen werden dadurch ganz ausserordentlich in die Länge gezogen und die 
Abstimmungen hängen oft von einer ganz zufälligen Majorität ab, denn häufig 
ereignet es sich, dass nicht alle anwesend, dass eine Abteilung stark, eine andere 
schwach vertreten ist, mancher kommt später, ein anderer geht früher. 

Die Obmänner allein wären streng genommen schon genügend, aber da es 
oft wünschenswert ist, dass sie noch eine Rücksprache halten, erscheint uns eine 
Mitbeteiligung der Schriftführer wünschenswert. 

Die Hauptsache aber ist, dass einmal die Ehrenpreise möglichst schon vorher 
für bestimmte Abteilungen ausgesetzt werden, also dann nicht dem Gesamt- 
Preisgericht unterliegen und andererseits, dass die Zusprechung der durch das 
Gesamtpreisgericht zuzuerkennenden Ehrenpreise nicht überstürzt werde. 
Gewöhnlich soll schon am ı. Tage die Sache erledigt sein, wo die Preisrichter 
kaum in der Lage gewesen sind, die anderen Abteilungen sich näher anzusehen, 
auch die Ehrenpreise oft noch nicht in Augenschein genommen haben. 

Schliesslich sei es offen ausgesprochen, dass selbst bei dem besten Willen 
der Preisrichter und bei den besten Führern in der Ausstellung einzelne Irrtümer 

24" 


332 


Kleinere Mitteilungen. 


bei der Beurteilung unterlaufen können, ja dieser oder jener Aussteller ganz über- 
sehen wird. Kein Preisgericht ist unfehlbar; man hört oft erst nach der Fällung 
des Urteilsspruches genaueres über die einzelnen Verhältnisse und hätte danach 


vielleicht ein anderes Urteil gesprochen. 


Aus diesem Grunde, wie auch aus dem, 


dass oftmals Gegenstände ohne Schuld des Ausstellers zu spät aufgestellt werden, 
halten wir bei grösseren Ausstellungen ein Nach-Preisgericht für notwendig. 
Dieses hat möglichst aus denselben Richtern, nur in kleinerer Zahl zu bestehen 
und wird naturgemäss meistens aus Einheimischen zusammenzusetzen sein. 


Kleinere Mitteilungen. 


Xanthoceras sorbifolia. 
Nachdem im Heft 8 dieses Jahrganges 
der Gartenflora auf Xanthoceras sorbifolia 
aufmerksam gemacht wurde, nahm ich 
vor einigen Tagen Gelegenheit, einen in 
dem sehr geschützt liegenden Garten 


des Herrn HEINRICH WOHLGEMUTR dahier | 


befindlichen Strauch dieser schönen 
Pflanze 
suchen, und es werden einige Beiträge 
zur näheren Kenntnis derselben Ihnen 


wohl von Interesse sein. 


wıe die als Zwitterblüten 
unserer Ahornarten der 
zwittrig, sondern 


ebensowenig, 
dargestellten 
Funktion nach 
weiblich. 
vollständig ausgebilde, während die 
Staubgefässe, deren Filamente ganz 
kurz bleiben, Antheren tragen, welche 
niemals, wie bei Acer, aufspringen; sie 
enthalten zwar ziemlich viele, dem An- 
sehen nach gut ausgebildete Pollenkörner, 
welche aber nie zur Bestäubung benutzt 
werden können, da, wie gesagt, die An- 
theren nie aufspringen. Wenn die Blumen- 
blätter dieser Blüten abgefallen sind 
und der Fruchtknoten schon stark an- 
geschwollen ist, so finden sich in diesen 
Blüten die Antheren in demselben Zu- 
stande, wie beim Aufgehen der Blüten. 

Ebenso enthalten die männlichen 
Blüten, bei denen die Antheren auf 
langen Filamenten stehen, ein unausge- 
bildetes, funktionsloses weibliches Organ, 
welches noch mehr reduziert ist, als 
das männliche in den der Funktion 


in seiner Blüte näher zu unter- | 


nur | 
Das weibliche Organ ist allein | 


nach nur weiblichen Blüten, wie Ihre 
Abbildung 40 zeigt. 

Die beiderlei Blüten finden sich meist 
in den Blütenständen getrennt, und 
zwar gehen die endständigen Zweige 
immer in eine weibliche Blütentraube 
aus, wie sie allem Anschein nach in 
Ihrer Figur 37 dargestellt worden; die 
darunter stehenden Seitenzweige tragen 
eine männliche, in Figur 42 abgebildete 
Blütentraube. Nur in einigen Fällen 


ı fand ich weibliche Blütenstände, welche 
Die vermeintlichen Zwitterblüten sind | 


an ihrem Gipfel und an ihrer Basis 1—2 
männliche Blüten trugen. 

Der Busch, an welchem ich meine 
Beobachtungen machte, hat eine Höhe 
von etwa 3 »» und steht vollständig frei, 
im Winter ganz unbedeckt. 

Es war meine Absicht, Ihnen einige 
Blütenzweige, oder doch die Abbildung 
einer weiblichen Blüte mit diesem Briefe 
einzusenden; ich muss es aber leider 
unterlassen, da ich soeben fand, dass 
bei dem heissen Wetter der letzten Tage 
die Blütezeit vorübergegangen. 

Im Anschluss an meine Beobachtungen 
an Xanthoceras sah ich soeben nach, 
ob seine bei uns kultivierten Verwandten: 
Aesculus Hippocastanum, Pavia flava 
und rubicunda, vielleicht auch in den 
mit ausgebildeten weiblichen Organen 
versehenen Blüten Staubgefässe hätten, 
deren Antheren sich nicht öffnen, fand 
aber, dass die Antheren hier ebenso gut 
aufspringen, wie beiden männlichen Blüten. 

Sollten Sie diese meine kurze Mit- 
teilung für geeignet halten, in die 


Kleinere Mitteilungen. 


Gartenflora aufgenommen zu werden, so 
bitte ich darum, dies zu veranlassen. 

Professor Dr. HILDEBRAND, Direktor des 
botanischen Gartens zu Freiburg i. B. 


Die Internationale Gartenbau-Ausstellung 
in London. 
London, 29. Mai 1892. 

Der launenhafte April zeigte sich dieses 
Jahr im Anfang seiner Herrschaft von 
seiner besten Seite, denn er brachte 
uns fast ununterbrochenes Frühlings- 
wetter, und schon glaubten wir den 
langen Winter hinter uns zu haben, als 
er, dem Janus nachähnelnd, sein Gesicht 
wendete und uns eisige Nordostwinde 
mit Schneeschauern und starken Nacht- 
frösten zum Geschenk machte. Die 
ersten Tage des Mai folgten seinem 
Beispiele und selbst die grösste Garten- 
kunst konnte dagegen nicht ankämpfen, 
sodass die Aussichten für die Eröffnung 
der Ausstellung wenig günstige waren. 
Um so grösser aber war die Genug- 
thuung, dass sich noch unmittelbar vor 
dem siebenten, dem Tage der Er- 
öffnung, das Wetter änderte und Sonnen- 
schein und Wärme zu uns zurück- 
kehrten, scdass gar manches, was 
man gezwungenermassen liegen lassen 
musste, noch im letzten Augenblicke in 
die Hand genommen werden konnte, 
wenn auch natürlicherweise die Voll- 
endung von vielem eine Frage der 
Zeit war. 


Wenn wir aus dem Wetter des Er- 


öffnungstages dem Unternehmen ein 
Prognostikon stellen können, so ist 
dieses ein sehr günstiges, denn der 


7. Mai war einer der schönsten Früh- 
lingtage, die wir seit langen Jahren hier 
erlebt haben. Die Eröffnung geschah 
durch den Herzog von CoNNAUGHT, den 
Jüngsten Sohn der Königin, und Deutsch- 
land war durch dessen Gemahlin, die 
Tochter des Prinzen FRIEDRICH KARL von 
Preussen, vertreten. Ich brauche wohl 
kaum auf die Feierlichkeit näher ein- 
zugehen, sie verlief eben wie alle ähn- 
lichen, nur eins möchte ich erwähnen; 


Als der Herzog die Ausstellung für er- 
öffnet erklärte, da fiel der hinter der 
Tribüne aufgehängte Vorhang - und 
ein Zauberland enthüllte sich uns, Es 
war das subtropische Departement. 
Palmen, Farne, Blattpflanzen und 
Schlingpflanzen jeder Art, bis hoch hin- 
auf fast unter das Dach, Berg und Thal 
in einer Anordnung, die dem Meister 
der Landschaftsgärtnerei alle Ehre 
ınachte. Hier wenigstens war nichts 
von den Drangsalen des Wetters zu 
sehen, denn in allen Einzelheiten voll- 
endet stand das reizende Bild. 

Wenn auch die Liebe zu Blumen 
ein hervorstechender Zug im Charakter 
des Engländers ist, so muss dem all 
gemeinen Publikum doch noch etwas 
weiteres geboten werden, um es zum 
Besuch eines solchen Unternehmens 
einzuladen. Die Anlagen und Gärten 
mit ihren alten Bäumen übten schon 
während der letzten fünf Jahre eine 
grosse Anziehungskraft aus und eine 
Abendpromenade durch dieselben bei 
vorzüglicher Musik war eine nicht 
zu verachtende Abwechslung in dem 
leib- und geisttötenden Geschäftsleben 
Londons. Im letzten Jahre hatten wir 
hier die Musikchöre unserer deutschen 
Regimenter von Berlin, Sachsen, Bayern 
und Darmstadt, dies Jahr sind es Eng- 
länder und eben jetzt Franzosen, Und 
wirklich war der Besuch vom ersten 
Tage an ein erstaunlich grosser, denn 
schon in der ersten Woche passierten 
weit über hunderttausend zahlende 
Personen die Barrieren, wovon etwa 
30 000 auf den ersten Sonnabend kamen. 

Ehe ıch auf Einzelheiten eingehe, 
muss ich hier erwähnen, dass der Name 
»International« kaum gerechtfertigt ist, 
denn in Wirklichkeit hat das Direktorium 
sowohl Deutschland als auch Frankreich 
höchst stiefmütterlich behandelt und nur 
einige wenige haben Platz gefunden. 


Welche Gründe dafür vorlagen, ist 
schwer herauszufinden. Ein anderer 
Übelstand, der sich jedoch nicht 


vermeiden liess, ist, dass die Ausstellung 


334 


Kleinere Mitteilungen. 


nicht ein Ganzes bildet, sondern in ver- 
schiedenen Lokalitäten zerstreut ist. 
Man kann annehmen, dass viele Besucher 
ihren Weg zu der einen oder andern 
nicht finden werden. Und schliesslich 
noch etwas, dem man jedoch versprochen 
hat abzuhelfen, ist, dass verschiedene 
Aussteller es unterlassen haben, ihren 
Neuigkeiten die Namen beizufügen. 

Am 27. und 28. Mai fand die erste 
der ausserordentlichen Ausstellungen 


statt, und obgleich der Eintrittspreis auf | 


5 Mk. (gewöhnlich ı Mk.) gestellt war, 
füllte eine ungeheuere Menschenmasse 
die grossen Räumlichkeiten. Die für 
eine Woche vorher angesetzte jährliche 
Sommerschau der Londoner Gartenbau- 
Gesellschaft, sonst stets ein Ereignis in 
der Londoner Saison, war wenig be- 
sucht und zeigte wenig neues, denn 
das Beste war für Earls Court reserviert 
worden. 

Beim Heraustreten aus der grossen 
Halle uns zur Linken wendend, 
langen wir sofort zur ersten Abteilung, 


die, obgleich des Herrlichen viel ent- 


haltend, doch an gärtnerischem Interesse 


gegen andere Sektionen etwas zurück- | 
Das erste, was uns in die Augen 


steht. 
fällt, sind die drei prächtigen Species 
von Dendrobium nobile, aber dies sind 
alte Bekannte, denn sie fungierten bereits 
in anderen Ausstellungen und erwarben 
ilrem Besitzer; Preise. Dicht 


künstlerischem Arrangement 
neben Hügel mit Rhododendron, Azalea, 


Be | 


| Abteilung .der 
ı und 


| finden wir was wir suchen. 
dabeı | 
finden wir eine herrliche Kollektion von | 
fast allen Kindern des Lenzes in höchst | 
und da- | 


Hydrangea, Orchideen, Caladium, Palmen 
u. s.w. Nicht zu übersehen ist die mit | 


einem Preise gekrönte Gruppe von 
Nelken »Malmaison« von der blassroten 
Varietät, die aber auch schon früher 
ausgestellt waren. Interessant ist ein 
Stand von vielen Hunderten von Succu- 
lenten, Kaktus, Sempervivum, Echi- 
nopsis etc. und schliesslich durch 
ihre künstlerische Ausführung sehens- 
wert sind die arcadischen Tafelver- 
zierungen, ein Arrangement von Glas- 


bögen und Iris, Papaver islandicus, Ixia, 


Marguerites und anderen mehr. Die 
Abteilung enthält noch viel des 
Schönen, wie z. B. den Tisch mit den 


geschnittenen Pensedes, aber nur wenig 
neues ist hier zu finden. 

Einigermassen enttäuschend sind die 
neuen Rosen dieser Saison. Die blass- 
rote »H. P. Spencer« und die T'heerose 
»White Lady« sind beide schön, aber 
sie füllen keine der Lücken aus, die wir 
gern ausgefüllt sehen möchten. Die 
neue Moosrose »Zenobia« ist sehr gross, 
aber sonst kaum von Interesse. Eine 
»Ernest Metz« ist allerdings durch ıhre 
Grösse und Farbe beachtenswert. Sie 
gleicht im allgemeinen einer vergrösser- 
ten »Homere«, aber obgleich selten, 
ist sie doch wohl kaum neu. 

Am äussersten Ende der Anlagen 
finden wir die zweite und wichtigste 
speciellen Ausstellung 
auf dem Wege dahin haben wir 
Gelegenheit zu sehen, wie schön der 
bedeckte Garten in Ordnung gehalten 
wird. Beete von Azalea, Lilien, Palmen- 
gebüschen und Rhododendron Seite bei 
Seite. Es dürfte den grossen Gärtnern 
kaum schwer fallen, alles absterbende 
fortwährend zu ersetzen, aber man sieht 
hier überall, dass sie mit Lust und 
Liebe arbeiten. In zwei grossen Hallen 
Ein unbe- 
schreiblich schöner Anblick thut sich 
vor uns auf und schon die Ausschmück- 
der Seitenwände und namentlich 
die Bekleidung der Endmauer ist eines 


ung 


| Besuches wert, denn sie ist ein Meister- 


stück der gärtnerischen Dekorationskunst. 
Hohe Palmen, Farne und Blumen über- 


ı all und die ganze Kopfmauer ist bis 


oben hinauf ın einen wahren Wald von 


ı Blattpflanzen aller Art verwandelt. Längs 


mit 
und 


der Seitenwände stehen Tische 
herrlichen seltenen Gewächsen 
Früchten von fast allen Teilen der 
Erde. Äpfel von Australien und Neu- 
Schottland, Orangen von Spanien und 
Portugal, Ananas von St. Michael, Gurken 
von Holland, Tomaten von Guernsey 


Kleinere Mitteilungen. 335 
und Frankreich, Citronen von Italien | Exemplare von Alocasıa, Anthurium 
und Sizilien, Bananen von den Kana- | und Acer Gordoni, ein japanischer 
rischen Inseln, neue Kartoffeln von | Ahorn, dessen Blätter im Herbst durch 


Malta, Trauben von Guernsey, Zwiebeln 
von Egypten und eine grosse Auswahl 
von Salaten von Frankreich und Algier. 

Es ist die Mitte der Halle jedoch, 
die für uns das grösste Interesse hat, 
denn daselbst finden wir die vorzüglich- 
sten Ausstellungsgegenstände und vor 
allem alles neue. Es lag im Wesen der 
Sache, dass diese wunderlichen Kinder 
Floras, die Orchideen, auch hier eine 
bedeutende Rolle spielten und neben 
der grossen Anzahl seltener, aber bereits 
bekannter Varietäten waren auch vier 
neue Species ausgestellt, welche sämt- 
lich mit Preisen gekrönt wurden. Es 
waren dies »Odontoglossum vexillarium, 
Bleui splendidissimum, Grammatophyl]- 
lum Measuresianum (rahmweiss mit 
chocoladefarbenen Punkten), Dendrobium 
Dellense und Arnoldianum und eine 
hybride Cattleya. 

Aus schon beregten Gründen ist es 
mir unmöglich, die Namen von allen 
ı3 neuen Pflanzen zu geben, unter den- 
selben jedoch waren zwei der zier- 
lichsten Palmen, Cocos Pynaerti und 
Phoenix Roebelini, die kleinste bis 
jetzt bekannte aus der ganzen so reichen 
Familie. Wirklich prächtig waren einige 


ihre herrliche Färbung alles bis jetzt 
darin bekannte übertreffen sollen. Als 
nicht ganz neu, aber erst seit 1883 be- 
kannt, ist die »Calla Elliottiona« mit 
ihren reingelben Tüten anzuführen. Da 
man jetzt ihren Ursprungsort kennt, 
dürfte sie bald in den Handel kommen. 
In reicher Auswahl vorhanden waren 
die Begonien und darunter besonders 
schön waren Duchess of Westminster, 
Rosebud (zart fleichfarben), und Baron 
Schröder (glänzend scharlachfarbig). 
Wess das Herz voll ist, des fliesst 
der Mund über. Noch könnte ich gar 
vieles von den tausenderlei Schönheiten, 
die hier zu sehen sind, erzählen, aber 
ich muss mir dies für meinen nächsten 
Bericht aufsparen, wenn ich in die 
Einzelheiten der genannten Ausstellung 
eingehen will. RUDOLPH SCHÜC X 


Hybride Cereus 
Die Hybriden von Cereus crenatus und 
speciosissimus, weissgelb, hell fleisch- 
farben, dunkel violett, eine zart rosa, 
ähnlichdem Nelumbium Zansibarensis, mit 
nach oben stehendem Kelch, haben jetzt 
in reichster Fülle geblüht. 
Berlin, M. HOFFMANN. 


Ausstellungen und Kongresse. 


Gartenbau-Verein von Hamburg- Altona. 

In der letzten Sitzung dieser Saison, 
im April, teilte der Vorsitzende mit, 
dass von seiten des Verwaltungsrates 
die Bildung eines Komitees zur Prüfung 
von Pflanzenneuheiten angeregt sei. 

Die Orchideen waren nur in einigen 


Exemplaren in Sicilien beheimateter 


Erdorchideen vertreten, deren Beschrei- | 


bung nicht von Interesse ist. »Neu- 
beit! Riesenmaiblumen!« bezeichnet eine 
Firma ıhre allerdings kräftigen gross- 
glockigen Maiblumen. 


dürfte jedoch nur durch günstige Boden- 


verhältnisse bedingt 


und die Bezeich- 
nung »Neuheit« nicht angebracht sein. 

Neben einem Sortiment getriebener 
Rosenpflanzen und Primula sin. comp., 
beide Teile in guter Kultur, interessiert 
ein starkes Exemplar des wenig im 
Handel befindlichen Anthurium Scherze- 
rıanum Wardi. 

Nach Erledigung der geschäftlichen 
Angelegenheiten hielt Prof. VOLLER einen 
Vortrag über Ursache, Wesen und Wir- 


ı kung der Nebel, 
Die Straffheit | 
der Stengel und die Grösse der Glocken | 


Das Programm für die grosse Herbst- 
Ausstellung (25.—28. August im Concert 


336 


Personal-Nachrichten. 


haus Hamburg) des Hamburg-Altonaer 
Gartenbau-Vereins ist kürzlich den In- 
teressenten zugegangen. Auch die Be- 
teiligung auswärtiger Firmen ist er- 
wünscht und werden weitere Exemplare 
des Progamms auf Anfordern von der 


Schriftleitung, Hamburg, Uhlenhorst, 
Bachstrasse 74, kostenfrei verabfolgt. 
Die Preisliste umfasst Ausstattungs- 


gruppen, Topf- und Freilandpflanzen, 
Neuheiten, Bindekunst, abgeschnittene 
Blumen, Obst, Gemüse und Handels- 
pflanzen. Da dieser letzten Abteilung 
eine rein geschäftliche Auffassung zu 
Grunde liegt, ist von besonders auf- 
gestellten Bewerbungen und von einer 
Preisverteilung Abstand genommen. Es 
soll dieselbe nur Rohware und sonstige 
Pflanzen aufweisen, wie sie für den 
Grosshandel unter Fachleuten, sowohl 
hiesigen wie auswärtigen, in betracht 
kommen. Fr. Br. 
Dresden. Eröffnungder Gartenbauschule. 
Die vom Gartenbau-Verband für das 
Königreich Sachsen begründete Garten- 
bauschule in Dresden ist am ı5. Mai er- 
öffnet worden. Direktor ist unser Mit- 
glied Herr Gartenarchitekt BERTRAM. 
Reichenau. Rosen - Ausstellung des 


Vereins für Gärtner und Gartenfreunde | 


vom 1.—3. Juli. Anmeldungen an 


Franz LierscHh, Buchhändler in Neun- 
kirchen. 

Wien. Nelken-Ausstellung des Vereins 
der Gärtner und Gartenfreunde in Döb- 
ling vom 23.-—26. Juli in Verbindung 
mit einer Ausstellung von plastischen 
Pflanzengruppen. — Anmeldungen an 
F. SEIFERT in Wien XIX, Döbling, Hohe 
Warte 2. 

Hamburg. Herbst-Ausstellung des Gar- 
tenbau-Vereins für Hamburg, Altona und 
Umgegend vom 25.—28. August. An- 
meldungen an C. Krück in Hamburg- 


| Uhlenhorst, Bachstrasse 74. 


Einfuhr über Hansweert. 
Berlin, den ı7. Mai 1892. 
Nach einer hier vorliegenden Mit- 
teilung ist den Zollstellen, über welche 


, auf dem Fluss- und Kanalwege die Ein- 


und Durchfuhr aller zur Kategorie der 
Rebe nicht gehörigen Pflanzen und 
sonstigen Vegetabilien seitens der König- 
lichen Niederländischen Regierung ge- 
stattet ıst, das Zollamt Hansweert hinzu- 
getreten. Dem Vorstande gebe ich an- 
heim, dies durch das Vereinsblatt zur 
Kenntnis der beteiligten Gewerbetreiben- 
den bringen zu wollen. 
Der Minister für Landwirtschaft, 
Domänen und Forsten. 
I. V.: von MARCARD. 


Personal-Nachrichten. 


Dem Verlagsbuchhändler PAuL PAREY, 
Verleger der Gartenflora, ist der rote 


Adlerorden 4. Kl., dem Prof. Dr. A. ORTH | 


das Ritterkreuz 2. Kl. des Waldeckschen 
Hausordens verliehen. 


Sprechsaal. 


Anbei übersende Ihnen eine Anzahl 
Würmer, welche die Stengel der Gunnera 
scabra zerfressen. Ein angefressenes 
Blatt füge ich bei. €. 

Antwort: Nach Herrn Professor NEH- 
RING sind die grossen grauen Würmer 
mit den seitlichen Spitzen am Hinter- 
rande die Larven einer Schnake, Tipula, 


wahrscheinlich Tipula oleracea. Gegen- 
mittel: Absammeln und vielleicht auch 
Bestreuen mit Kupfervitriol. L.-W. 


Frage 9, Haben die Griechen und 
Römer schon Rosen veredelt? Oder 
wann ist das Veredeln der Rosen auf- 
gekommen? 


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Drummonds rotblühender Ahorn. 
Von L. Späth, Baumschule bei Rixdorf-Berlin. 
Hierzu Tafel 1374. 

Diese interessante Varietät des rotblühenden Ahorns wurde mir vor 
einigen Jahren vom Autor, dem rühmlichst bekannten Direktor des Arnold 
Arboretums in Brookline (Massachusets), freundlichst mitgeteilt. 

Von den anderen Formen der Art unterscheidet sich die vorliegende 
hauptsächlich durch grössere Blätter, besonders intensiv rot gefärbte Triebe, 
Blattstiele und Hauptblattnerven, sowie durch stärkere Wuchskraft. Mit 
dunkelbraunrotem Tone bricht das junge Laub hervor, geht allmählich in 
ein helles Grün über, während die wollige Blattunterseite schön silberfarben 
erscheint, und nimmt schliesslich im Herbst, wie mehrere andere Formen 
der Art, eine tiefrote Färbung an. (Auf der im Spätsommer hier gemalten 
Abbildung sind leider die Farbentöne durch den Druck etwas zu grell 
wiedergegeben.) Die Form des Blattes ist meist drei-, manchmal undeutlich 
fünflappig, der Blattrand mehr oberflächlich eingeschnitten-kerbzähnig als 
bei den übrigen Varietäten. 

Merkwürdiger Weise hat sich dieser Ahorn, abweichend von dem Ver- 
halten der anderen Formen, als junge Pflanze gegen die winterlichen 
Witterungseinflüsse hier etwas empfindlich gezeigt und bedarf er daher in der 
Jugend eines etwas geschützten Standortes. Diese Zärtlichkeit dürfte sich 
jedoch bei weiterer Entwickelung und durch allmähliche Akklimatisation ver- 
lieren und unserem Ahorn den ihm seiner schönen Belaubung und seines 
freudigen Wachstums wegen gebührenden Platz als wertvollen Parkzierbaum 
nicht streitig machen. 


Die Kulturen von Sattler & Bethge, Aktien-Gesellschaft, 
in Quedlinburg. 


Hierzu Abbildung 72—74. 


Im Frühling dieses Jahres übersandte die Firma SATTLER & BETHGE, Aktien- 
Gesellschaft, der Gartenbau-Gesellschaft zu Berlin und dem Verein zur Beförderung 
des Gartenbaues einfache Primeln und Cinerarien von ganz besonderer Schönheit, 
denen auch entsprechende Auszeichnungen zu teil wurden. Namentlich zeich- 
nete sich die blaue Primel durch eine bessere Farbe aus, so dass allgemein 


Gartenflora 1892. 25 


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338 Die Kulturen von Sattler & Bethge, Aktien-Gesellschaft, in Quedlinburg. 


anerkannt wurde, dass diese Sorte vervollkommnet und dunkler als früher sei, 
wenn sie auch immer noch nicht vollständig blau, sondern mehr blauviolett ist. 


Bei der Gelegenheit erhielten wir auch Abbildungen von einigen Häusern der 
gedachten Firma, die wir anbei wiedergeben. 


Die Kulturen von Sattler & Bethge, Aktien-Gesellschaft, in Quedlinburg. 339 


Drei Artikel: Primeln, Gloxinien und Begonien, sind einige der Hauptgegenstände 
des Geschäfts. Von Primeln gelangen alljährlich ca. 50—60 000 Stück zur Blüte, 


die die Jahre bisher einen Durchschnittsernte-Ertrag von ca. ıo Pfd. Samen das 
Jahr ergeben haben, die Samenernte im Jahre 1890 betrug 16 Pfd.; hiervon werden 


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Abb, 74. X, Abteilung für Gloxinien bei Sattler & Bethge in Quedlinburg, 


Zusammenfallen der Blütezeit infolge der abnormen Temperaturverhältnisse. 341 


Einfache und gefüllte Begonien, wovon SATILER & BETHGE alljährlich 
ca. 30000 Stück zur Blüte bringen, verwenden sie teils zur Samen- teils zur 
Knollenzucht. Gloxinien blühten ım Vorjahre ca. 25 000 Stück und werden aus 
solchen ebenfalls Knollen und Samen gewonnen. — Neben diesen hier erwähnten 
drei Artikeln führen SATTLER & BETHGE noch als Spezialitäten Cinerarien, von 
denen Anfang Juni ı2 ooo Stück in Töpfen standen. Aus der alljährlich ca. 3—4 Pfd. 
betragenden Samenernteziehen sie 6—800 ooo Sämlinge. Ferner sind zu bezeichnen als 
Spezialitäten: Cyclamen (Februar bis März ca. 25 ooo Töpfe in Blüte), Coleus, Rex- 
Begonien und Pelargonien, von letzteren sind zur Saison ca. 50000 Stück verkaufs- 
fähig. Gegen Anfang des Sommers ist ferner der Absatz in Teppichbeetpflanzen ein 
ganz enormer. 

Die Fir ma beschäftigt im Sommer ca. 2co Leute und hat ca. ro Morgen-des 
Etablisse ments mit Glas bedeckt; die Heizung der Gewächshäuser, die eine 
Gesamtlänge von über 5000 » besitzt, wird durch ı5 Patent-Wasserheizkessel 
bewirkt. 

Neben allen anderen Verdiensten muss der Fiıma besonders das Verdienst 
zuerkannt werden, für den Pflanzenversandt einen Weg eröffnet zu haben, welcher 
auch vielen anderen Gärtnereien einen Fingerzeig für geeigneten Absatz gärtnerischer 
Handelsartikel darbot. Es war die Massenanzucht junger, für die Weiterkultur 
bestimmter Pflarzen, namentlich für Blumengruppen und Teppichbeete, mit welchen 
sich ein so bedeutender Handel entwickelt hat, dass sich ein ziemlicher Teil 
gärtnerischer Geschäfte mit diesem Spezialbetrieb jetzt ausschliesslich befasst. 
Abgesehen davon, dass durch eine derartige Spezialkultur auch die Leistungen sich 
steigern und das dargebotene Pflanzen-Material an guter Beschaffenheit gewinnen 
musste, wırd auch vielen Handels- und insbesondere Herrschaftsgärtnern in den 
Zeiten der Not, wenn wie vor 2 Jahren der Winter allzusehr in den Vermehrungs- 
pflanzen gelichtet hat, sehr oft ein grosser Gefallen dadurch erwiesen, dass sie 
sich an Firmen wenden können, welche durch geeignete Kultur und grosse 
Vorräte das Fehlende zu ersetzen im stande sind. 


Zusammenfallen der Blütezeit infolge der abnormen 


Temperaturverhältnisse. 
Von Hofmarschall a. D. von St. Paul-Illaire. 


Die ganz abnormen Temperatur-Verhältnisse dieses Frühjahres haben ganz 
eigentümliche Blütenverhältnisse zur Folge gehabt. Es blühen jetzt Sträucher und 
Stauden zusammen, deren Blütezeit sonst wohl vier Wochen und länger aus- 
einander liegt. 

Bis zum 23. Mai war das Wetter sc kühl, dass nachts die Temperatur fast 
auf o sank, wenn auch eigentliche Fröste wenig vorkamen. Die Regenmenge war 
etwa normal. Dann trat plötzlich glühende Hitze ein — bis 35° C. in der 
Sonne —, welche bis zum ı. Juni anhielt, an welchem Tage ein schweres Gewitter 
ıhr ein Ende machte. 

Unter diesen Verhältnissen blühten hier am ı. Juni gleichzeitig folgende 
Pflanzen: 


342 Zusammenfallen der Blütezeit infolge der abnormen Temperaturverhältnisse. 


Pirus japonica. 4—35 Sorten. 

Pirus Maulei. 

— — var. superba. 

Magnolia conspicua, 
Blättern. 

Pirus Malus floribunda. 

— Malus Parkmannı. 

— — Halleana. 

— — Scheideckeri. 

Exochorda grandiflora. 

— Alberti. 

Kerria japonica. 

Rhodotypus Kerrioides. 

Syringa vulgaris 
Andenken an Louis Späth. 
Marie Legraye. 
Charles X. 

Verschiedene Marly-Flieder. 

Lemoines gefüllte Flieder. 

Laburnum vulgare. 

— Adami. 

— alpinum. 

Lonicera in vielen Sorten, auch Albertı. 

Crataegus Oxyacantha und die ge- 
füllten Formen davon. 

Sorbus aucuparia. 

— — var. moravica, die süssfrüchtige 
Eberesche. 

Quitte »Champion«. 

— de Bourgeau. 

Persische Zuckerquitte. 

Elaeagnus longipes. 

— spec. aus Japan. 

Cornus sibirica. 

Azalea mollis. 

— — duplex. 

— Vaseyi, ein Prachtstrauch allererster 
Güte. 

— flava — Gartenhybride. 

— nudiflora. 

Rhododendron 
Cunningham’s white. 
Prinzessin Luise und crispiflora im 
freien Lande überwintert und viele 
Sorten aus dem kalten Kasten, im 
April ausgepflanzt. 

Choisia ternata. 


reichlich mit 


Aesculus Hippocastanum. 

Paeonia arborea. 

— — halbgefüllte neue Sorten aus 
Japan, darunter eine schneeweisse 
mit Blüten von 25 cm Durchmesser, 
sehr elegante Erscheinung. 

Einige frühe Päonien. 

Spiraeen, die Frühjahrsblüher. 

Epimedium in mehreren Sorten. 

Clematis Staudishiıi. 

Primula japonica. 

— — alba. 

— Sieboldii. 

— Sıkkimensis. 

Delphinium nudicaule. 

Iris Kochii. 

— Lupina (Spätlinge). 

— Pseudacorus. 

Claytonia sibirica. 

Polemonium coeruleum. 

— — album. 

Dicentra spectabilıs. 

— formosa. 

Lupinus polyphyllus und Varietäten. 

Papaver nudicaule, gelb, weiss, orange. 

Doronicum plantagineum excelsum. 

Helenium Hoopesiı. 

Aquilegia vulgaris in Sorten. 

— nevadense. 

— coerulea. 

— chrysantha. 

— — alba. 

— — hybrida. 

— glandulosa. 

— Skinneri nana und etwa ıo andere 
nicht fest bestimmte Sorten. 

Anemone silvestris in trockener Lage. 

Narcissus poeticus und einige andere 
späte Narcissen. 

Saxifraga muscoides rubra. 

— crenata fl. pl. 

— peltata. 

— cordifolia und crassifolia in einigen 
neuen Kreuzungen. 

Cypripedium calceolus. 

Phlox amoena. 

— sSetacea. 


Fischbach, Regierungs-Bezirk Liegnitz, 7. Juni 1892. 


Gust. Eismann: Orchideen, Orchideenversandt und Orchideenschwindel. 343 


Orchideen, Orchideenversandt und Orchideenschwindel. 
Von Garteninspektor Gust. Eismann in Moskau. 

In der Jetztzeit gehören die Orchideen entschieden zu den gesuchtesten Mode- 
pflanzen und dies wohl mit vollstem Recht. Giebt es doch keine Pflanzenfamilie, 
die so viele Mannigfaltigkeit, so viele Schönheit und oft Merkwürdigkeit in sich 
vereinigte als die Familie der Orchideen. Die Orchideen sind fast über die ganze 
Erde verteilt. Überall gleich merkwürdig und interessant, treten sie doch erst in 
den warmen und wärmeren Erdstrichen in ihrer ganzen Pracht auf. In den kühlen 
Erdstrichen kennen wir nur in der Erde wurzelnde, sogenannte terrestische Orchideen, 
deren Blüten, immerhin recht interessant, oft sogar phantastisch gestaltet, doch nur 
selten eine solche Grösse erreichen, dass sie von dem nicht in die Botanik 
eingeweihten Wanderer bemerkt und beachtet werden. In den Tropenländern 
giebt es auch Erde bewohnende Orchideen, aber sie treten weit zurück gegen jene 
Fülle ihrer Geschwister, die sich von der Erde entfernt hat, um, auf Bäumen 
sitzend, mit ihren Wurzeln frei in die Atmosphäre hineinreichend, ein luftiges 
Dasein zu führen. Diese Abteilung der Orchideen, die wir als Epiphyten zu 
bezeichnen pflegen, ist es nun hauptsächlich, der man in den letzten Jahrzehnten 
eine ungewöhnliche Aufmerksamkeit entgegengebracht hat. Unerschrockene Rei- 
sende, meist junge Gärtner, haben sich hineingewagt in die unbekanntesten, oft 
noch nie von einem Weissen betretenen Wildnisse, um nach Orchideen auszuschauen. 
Oft mussten diese Männer mit den grössten Entbehrungen ringen, um nach vielen 
Mühen unverrichteter Sache zurückzukehren; bisweilen aber wurde solch mutiges 
Verdringen in der T'hat überreichlich belohnt, denn ein Fund der herrlichsten 
Orchideen, und wohl noch dazu in grosser Menge, entschädigte für alle überstandenen 
Mühsale. In welcher Menge oft Orchideen zusammenwachsen, davon konnte ich 
mich selbst überzeugen. Einst kehrte ich, auf meinen Reisen im tropischen Afrika 
begriffen, im Innern der Negerrepublik Liberia auf einer alten Plantage ein. Der 
Augenschein überzeugte mich, dass seit Jahren keine Arbeit mehr an den Kaffe e- 
bäumen verrichtet worden war. Alle durchaus verkommenen Kaffeebäume waren 
von Orchideen gleichsam überzogen. Interessant sab es aus, wenn man auf dem- 
selben Stamm ganze Generationen von Orchideen versammelt traf. Auf demselben 
Stamm soeben dem Samen entschlüpfte Keime, dazu die Pflanzen in allen Ent- 
wicklungsstadien bis zu blühenden Exemplaren und zu solchen, die fast reife oder 
schon ausgefallene Kapseln trugen. Wenige Tage würden hingereicht haben, viele 
Tausende von Orchideen zu sammeln. Leider reiste ich damals nicht um Pflanzen 
zu sammeln, meine Reisen galten anderen Zwecken. Ich nahm dennoch eine 
Menge von Orchideen mit mir, die ich glücklich bis an den Kongo brachte. Dort 
angekommen, fuhr ich für einige Zeit stromauf und als ich nach Banana zurück- 
kehrte, da hatten der Sache unkundige Neger meine herrlichen Kollektionen den 
Wellen des Kongo übergeben. Ob sich von diesen Pflanzen wohl einige gerettet, 
und in der von ihrer Heimar so entfernten Gegend eine zweite Heimat gefunden 
haben? Wer vermag diese Frage zu bejahen? 

Mit diesen herrlichen Kindern Floras wird seit Jahren ein grossartiger Handel 
betrieben, der auch dazu beigetragen hat, dass die im Anfang fast unerschwinglichen 
Preise gefallen sind, so dass es nicht mehr der Gelder eines Krösus bedarf, um 
eine Orchideensammlung sein eigen zu nennen. 

Ich bezog in den letzten Jahren Orchideen in solcher Menge, wie dies wohl 
selten einmal einem Gärtner vorkommen mag. Bei diesen Bezügen sammelte ich 
Erfahrungen, machte ich Beobachtungen, die, wie ich glaube, wohl weiterer Ver- 
breitung würdig sind. 


344 Gust. Eismann: Orchideen, Orchideenversandt und Orchideenschwindel. 


Ich bezog aus England, Frankreich, Belgien und Deutschland und zwar nur 
von grösseren, als reell anerkannten Firmen. Leider muss ich gestehen, dass nur 
in sehr wenigen Fällen meine Erwartungen, die ich nie allzuhoch stellte, in zu- 
friedenstellender Weise erreicht wurden. Entweder war die Verpackung ohne 
Sorgfalt, in nachlässigster Weise ausgeführt, wobei oft sogar die Etiquetten in 
buntester Mischung in den Transportbehältern verstreut waren, oder die Unter- 
bringung der Pflanzen in ihren Gefässen liess zu wünschen übrig. Selten sah man 
es einmal einer Sendung an, dass die Pflanzen für den weiten Transport vor- 
bereitet waren. 


Unter vielen anderen Sendungen erhielt ich einmal eine solche aus England. 
Diese Sendung umfasste ıı6 Orchideen, die das Stück von mir mit bis 2o Pfund 
Sterling und mehr bezahlt wurden. 2 Körbe und 3 Kisten enthielten diese kost- 
bare Sendung, die noch dazu eine grosse Summe für Transport und Zoll (letzterer 
wird hier auch nach dem Gewicht erhoben) verlangte. Die bedeutende Grösse 
und Schwere der Körbe und Kisten liess auf ungewöhnlich starke Ware schliessen. 
Beim Öffnen zeigte sich aber, dass meine Vermutung sich nicht bestätigte. Alle 
Pflanzen, selbst fast wurzellose, wohl eben aus einem Import ausgelesene Exemplare 
waren in ungewöhnlich grosse und schwere Töpfe gestopft. Die Töpfe waren 
hoch und deshalb des guten Wasserabzugs wegen oft bis zum Rande mit Steinen 
und Ziegelbrocken angefüllt.e Um mich nun einmal vollkommen zu überzeugen, 
wie gewissenlos durch solche Geschirre mit Steineinlagen gegen die Empfänger 
gesündigt wird, da, wie schon gesagt, ausser der Fracht auch noch Zoll nach dem 
Gewicht erhoben wird, liess ich das Gewicht verschiedener Exemplare feststellen. 
Ich kam wirklich dabei zu Resultaten, die überzeugender nicht gefunden werden 
dürften. Als das hervorragendste Beispiel führe ich hier ein starkes Exemplar der 
schönen Laelia purpurata alba an. Diese Pflanze wog mit ihrem grossen, 
fast zolldicken mit Steinen und Scherben angefüllten Blumentopf 49 Pfund. Heute 
befindet sich diese Pflanze in einem Holzkorbe, der ihr mehr Raum gewährt als 
jener Topf und sie hat mit ihm ein Gesamtgewicht von ı6 Pfund. Dieser Fall 
war allerdings der hervorragendste, er übertraf alle anderen, aber unter den 116 
Stück Orchideen befand sich keine, die weniger als das doppelte, viele aber auch 
dıe noch mehr von dem Gewicht hatten, was sie heute mit ihren Behältern 
besitzen. 


Solche Sendungen schrecken durch ungewöhnlich hohe Fracht- und Zollaus- 
lagen entschieden ab, und sollte daher die ganze Sorge der Absender dahin gehen, 
ihre zum Versandt bestimmten Pflanzen, soweit dies irgend möglich, in Holzkästen 
zu kultivieren. Viele Orchideen verlangen durchaus Topfkultur; solche topft man, 
wenn ihr Transport nötig wird, einfach aus, entfernt die Steinunterlage, soweit 
sie nicht von Wurzeln umsponnen ist, umbindet den Ballen mit etwas Moos 
und man kann sicher sein, die Pflanze wird ohne zu leiden den weitesten 
Transport aushalten und noch dazu auf die billigste Art ihren Bestimmungsort 
erreichen. 


Durch beibehaltene Töpfe wird aber nicht allein das Gewicht der Sendung 
erhöht, sondern die Pflanzen laufen mit Gefahr, durch unterwegs zerbrochene 
Geschirre, deren Scherben dann während der Reise in den Körben und Kisten 
hin- und herfliegen, arg beschädigt zu werden. Treffen solche Verletzungen die 
jungen Blätter von Vanda, Aerides, Saccolabium, Phalaenopsis etc, dann entsteht 
ein Schaden, der erst nach Jahren verwächst. 


Gust. Eismann : Orchideen, Orchideenversandt und Orchideenschwindel. 345 


Ich rate also in allen Fällen, wo es sich um weiteren Transport handelt, von 
der Versendung der Pflanzen in Töpfen*) ab und bin fest überzeugt, Absender 
und Empfänger werden dabei im Vorteil sein. 

Zuerst müssen die zum Versandt bestimmten Orchideen gut gereinigt, eventuel 
gründlich abgewaschen werden; hierauf müssen ihre Etiketten auf ihre Richtigkeit 
und genügende Deutlichkeit der Schrift untersucht, im nicht als genügend befundenen 
Zustande durch andere ersetzt werden. Alle Etiketten müssen an den Pflanzen 
selbst, oder an deren Korb durchaus sicher befestigt werden, damit dieselben 
während der Reise sich nicht loslösen und dann zu mancherlei Unannehmlichkeiten 
und Klagen Anlass geben. Befinden sich die Pflanzen in Holzkörben, dann müssen 
sie darin sorgfältigst mit Bindfaden und nicht etwa, wie ich dies antraf, mit Eisen- 
draht befestigt werden. Topfexemplare werden, wie schon gesagt, ausgetopft und 
ihre Ballen mit etwas Moos umwickelt.e. Man achte darauf, dass der Fuss der 
Pflanze, wenn irgend möglich, nicht mit Moos verpackt werde, denn besonders, 
wenn dasselbe feucht, hat es häufig auf weitem Transport Veranlassung zum Abfaulen 
der Pflanze gegeben. Besonders vorsichtig wollen hierin schwächere Exemplare 
von Phalaenopsis behandelt sein. 

Für weiten Transport sind Kisten den Körben vorzuziehen. Man packe in 
der Art, dass die Ballen und Gefässe der Pflanzen an den Seiten der 
Kisten befestigt werden und die Pflanze frei in den Innenraum hineinragt. An 
einer Seite der Kiste bringe man einige Luftlöcher an, damit die frische Luft die 
Pflanzen frei umstreichen kann. Orchideen sind keine Eier und kann man sie 
daher auch nicht wie diese in ihren Zwischenräumen fest mit Sägemehl etc. 
ausfüllen. 

Bei einer Verpackung zwischen Sägemehl werden die Orchideen gewöhnlich 
schon nach sehr kurzer Zeit schwarz und kommen verdorben an ihrem Bestimmungs- 
ort an. Gegen leichte Fröste lassen Orchideen sich gut schützen, wenn man sie 
mit ihren Körben ganz mit Watte umgiebt, dann 2—3 mal mit Papier umwickelt, 
das noch dazu fest zusammengeschnürt und geklebt werden kann. Werden so 
verbundene Pflanzen nun noch in eine mit Filz und Papier ausgelegte Kiste ver- 
packt, so kann man sicher sein, selbst zarten Pflanzen werden einige Grade Frost 
nicht schaden. Sorge muss getragen werden, dass die zur Verwendung bestimmten 
Pflanzen in einem solchen Falle nicht zu feucht zur Verwendung gelangen. 

In solcher Art verpackt überstehen die Orchideen die weitesten Reisen in 
ganz vorzüglicher Weise. Ich erhielt mehrere Male Orchideen in vollster Blüte aus 
England zugeschickt, dieselben kamen so gut hier an, dass sie ausgepackt nıcht 
anders aussahen, als hätten sie ihren Platz nie gewechselt. 

Im Orchideenhandel macht sich auch leider viel Schwindel bemerkbar. Oft 
werden fast wurzellose Importe, die ihre Blätter in gutem Zustande erhielten, recht 
fest in grosse Gefässe gepresst und durch fast unsichtbar unterirdisch angebrachte 
Kupferdrähte darin festgehalten, als etablierte Pflanzen abgegeben. 

Ein Beispiel dieser Art, das aber entschieden als Betrug bezeichnet werden 
muss, ist unter @nderen folgendes: Ich erhielt aus Belgien von einem der gross- 
artigsten Geschäfte (nicht L. van HOUTTE P&rE, welches Geschäft sich stets durch 
eine ganz aussergewöhnliche Solidität ausgezeichnet hat,) eine Renanthera Lowii var. 
Waroqueana zugeschickt. Um wenn möglich einen ganzen Baumstamm mit Renan- 
thera Lowii zu besetzen, wandten wir uns nach Belgien mit der Anfrage, ob 


*) Die neuen amerikanischen Papiertöpfe, welche Herr Hoflieferant F. J. M. PLumpE, Berlin SW., 
Kochstr, 12 eingeführt hat, möchten sich für solche Fälle besonders empfehlen. DER. 


N) 


346 Gust. Eismann: Orchideen, Orchideenversandt und Orchideenschwindel. 


Renanthera Lowii-Importe in grösserer Menge zu erhalten seien. Die umgehend 
gegebene Antwort lautete: »Leider sind in der letzten Zeit keine Importe dieser 
prachtvollen Pflanze in gutem Zustande bei uns angekommen, aber, wenn Ihnen 
daran liegt, können wir Ihnen eine zwar kleine, aber durchaus gesunde fest etablierte 
Pflanze der schönsten und seltensten Varietät Waroqueana für den geringen Preis 
von 200 Frs. überlassen.«e Nach Rücksprache mit meinem Auftraggeber wurde die 
Pflanze sogleich bestellt und traf auch bald hier ein. Die jämmerlich kleine 
Pflanze hatte 6 Blätter und stand in Sphagnum gepflanzt in einem gewöhnlichen 
Blumentopf. Die Blätter hatten eine gelbliche ungesunde Farbe und waren stark 
eingeschrumpft. 

Herr CHLuporr, der in seinen Wintergärten keinen Blumentopf duldet, bestand 
darauf, die Renanthera müsse sofort ausgetopft und an einem Baume befestigt 
werden. Ich riet ab und meinte mit dieser Manipulation warten zu sollen, bis die 
Pflanze sich erholt hätte. Nun nahm Herr CHLUDoFF in meinem Beisein selbst die 
Herausnahme vor; der Ballen zerfiel in zwei Teile und legte das Ende der Pflanze 
frei. Man höre und staune! Diese gesunde und fest etablierte Pflanze, die nur 
200 Frs. gekostet, war ein kranker Steckling ohne Wurzeln, aber mit einem an- 
gefaulten Ende. Herr CHLUDOFF war über diesen Betrug entrüstet und äusserte 
sich dahin: — Nun, einmal und nicht wieder. 

Nach geraumer Zeit sandte diese Firma ihren Reisenden, der sich vor allen 
Dingen durch unverschämte Dreistigkeit, geschäftliche Taktlosigkeit und dadurch 
auszeichnete, dass er sich durch allerlei Versprechungen, eventuell Drohungen 
Käufer zu erzwingen suchte. Ich würde diese Firma öffentlich an den Pranger 
stellen, wenn ich nicht noch immer annehmen müsste, dass dem Direktor diese 
Details unbekannt sind. Als Ersatz für die natürlich, trotz bester Pflege heim- 
gegangene Renanthera (Vanda) Lowii var. Waroqueana sandte die Firma zwei Im- 
porte und zwar: ı Epidendrum bicornutum und ı Coryanthes macrantha. Nicht 
wahr, ein guter Ersatz?? 

Wird der Liebhaber in solcher Weise betrogen, wie kann man sich dann 
wundern, wenn derselbe die Lust verliert, weitere Ankäufe zu machen. 

Nicht unerwähnt will ich lassen, dass auch bei uns einige freudige Ereignisse 
eintrafen und besonders dann, wenn wir billige Importe erhielten, von denen wir 
uns nicht allzuviel versprachen. 

Von DAmmann aus Breslau erhielten wir sowohl etablierte Orchideen als auch 
Importe, die stets vorzüglich ankamen. Ein besonderer Vorzug der Dammannschen 
Importe war stets die richtige Namenbezeichnung. Aus Leipzig bezog ich auch 
eine Menge Importe, die aber oft schlecht verpackt und ohne oder mit 
falschen Namen versehen, hier ankamen. Zuletzt erhielt ich eine Cattleyensendung 
von BERGE aus Leipzig, mit der ich ganz ungewöhnlich zufrieden war. Diese Im- 
porte kamen prächtig an, trieben sofort aus und brachten so kraftvolle Triebe und 
Wurzeln hervor, dass niemand, auch der sicherste Kultivateur nicht, hierin dies- 
jährige Importe erkannt hätte. 

Noch möchte ich warnen, zu spät im Herbst und zu früh im Frühjahr nach 
Russland zu senden. Ich erhielt zwei grosse Sendungen aus England, die fast 
unersetzbare Pflanzenschätze enthielten und alles kam erfroren an. Es war ein 
Jammer diese Pflanzen zu sehen, die, sich jahrelang einer vorzüglichen Pflege er- 
freuend, so jählings in den Tod getrieben waren. Eine kalte Nacht, die diese 
Pflanzen auf der Reise zwischen St. Petersburg und Moskau überraschte, hatte sie 
vernichtet. Die Pflanzen waren zur See von England nach St. Petersburg gegangen 
und mit ihnen kamen mehrere, für Petersburger Gärten bestimmte Sendungen an. 


L. von Nagy: Koelreuteria paniculata Laxm. 347 


Aus St. Petersburg meldete man die vorzügliche Ankunft der Pflanzen. Ich musste 
berichten: Alles erfroren angekommen, doch werde ich die ganzen Pflanzen voll 
und ganz bezahlen, bitte Sie aber uns im Sommer, wenn auch in ganz schwachen 
Exemplaren, diejenigen Arten ersetzen zu wollen, die in unserer Sammlung nicht 
weiter vertreten. 

Ich habe bezahlt und die Firma F. SAnpER & Co. in St. Albans-England hat 
uns durch die grossartige Weise ihres Entgegenkommens wirklich zu Dank 
verpflichtet. 

Nicht wahr, das nennt man Reellität! 


Koelreuteria paniculata Laxm. 


Von Ls. von Nagy; Wien. 
Hierzu Abbildung 75. 


Zu Anfang des August werfen die letzten, meist jungen Bäumchen der 
Koelreuteria paniculata Laxm. hier im Prater ihre Blütchen ab, während die 
ersten, die ältesten dieser in Deutschland fast unbekannten Bäume schon mit 
Ende des Juni in Blüte treten. Es ist Koelreuteria ein kleiner Baum und nicht, 
wie vielfach gesagt und geschrieben wurde, ein Strauch, denn überall, wo er 
erzogen wird, oder aus Samen von selbst emporschiesst, erscheint er nur mit 
einem Stämmchen, ja wenn er ım Rasen mit der Sichel abgeschnitten wird, setzt 
er seinen Wuchs an der Spitze fort, aber er treibt niemals strauchartig von 
der Wurzel einen Seitentrieb, sondern geht meist eher zu Grunde. Diese erstere, 
irrige Meinung von dem Baum ist hier im Prater, wo etwa ein halbes Tausend 
davon stehen, gründlich widerlegt worden. Ebenso die Fabel von seiner geringen 
Widerstandsfähigkeit gegen die Kälte, wegen welcher Eigenschaft ich ihn z. B. 
in München ın Töpfe gepflanzt und frostfrei überwintert sah. Hier im Prater 
keimen zwischen dem Wiesengrase in der Nähe der schon fruchttragenden 
Koelreuterien eine Menge von Samen und überdauern jede Winterkälte, wie z. B. 
die des Winters von 1887 oder die von dem Winter 1890/91. Doch scheint der 
Umstand, dass die von selbst kommenden Acer- und ähnliche Sämlinge in den 
umgegrabenen, nackten Stellen im Frühjahre an und in den Gesträuchpartien 
erscheinen, während Koelreuterien zwar zu Hunderten fast ausschliesslich im Grase 
aufgehen, darauf hinzudeuten, dass die Samen dort eines gewissen Schutzes ge- 
nıessen und wohl auch bedürfen. Sonst hat die Koelreuteria hier noch jeden KRälte- 
grad und jeden eisigen Wind ohne Schaden überstanden, da sie an ganz ungeschützten 
Stellen sich vorfindet. Im Wiener Prater ist sie zumeist im Jahre 1868 aus- 
gepflanzt und hauptsächlich in der kleinen aber netten Au verwendet worden, die 
sich neben dem damals für die jugendliche Kaiserin ELISABETH angelegten hübschen 
Reitwege hinzieht, obwohl sie auch anderwärts in einzelnen Exemplaren und 
kleinen Gruppen vorkommt. Einzelne Stämme davon haben eine Höhe bis zu 
12 m erreicht und zeigen in Meterhöhe einen Stammdurchmesser von 55—65 cm. 
Sie könnte hier von grosser Wirkung in der Landschaft sein, wenn der gegen- 
wärtige Parkgärtner diesem doch neuen Baum sein Verständnis und seine Auf- 
merksamkeit in genügendem Masse zuwenden würde. 

Koelreuteria ist nach Laxmann eine Gattung der Sapindaceae Cassel, der 
Saponaceae Vent., Octandria Monogynia Lin. Charakter: Kelch fünfblättrig; vıer 
am Grunde mit karminroten Anhängseln versehene, schön hellkanariengelbe, auf- 
wärts steigende Kronenblätter; Kapsel dreifächrig, von aussen entfernt einer 


348 L. von Nagy: Koelreuteria paniculata Laxm. 


unreifen Paprikaschote (Capsicum annuum) ähnlich; Fächer zweisamig. — Einzige 
Art: Koelreuteria paniculata Laxm. (Sapındus chinensis L.) — Strauch und kleiner 
Baum in China mit unpaarig gefiederten Blättern und schönen gelben Blütchen 
in Endrispen. 

Die Koelreuteria paniculata wurde zuerst von Lord COoNVENTRY 1763 auf- 
gefunden und blühte 1817 zuerst bei Lady AvLEsrorD in Stanmore, gleichzeitig bei 


Abb. 75. Koelreuteria paniculata Laxm. 


WHITLEv & Co. in den Fulham Nurseries und wurde von ersterem Orte aus für 
das Botanical Register, wo sie ı818 auf Tafel 330 erschien, ganz korrekt ab- 
gebildet. 

Seit ein paar Jahren ist diese Gattung übrigens nicht mehr monotypisch, 
indem im westlichen China eine neue, aber so viel wir wissen, noch nicht ein- 
geführte, jedenfalls noch nicht verbreitete Species aufgefunden wurde, die FRANCHET 
im Jahre 1887 als Koelreuteria bipinnata beschrieben hat. Die Gattung erhielt 


L. von Nagy: Koelreuteria paniculata Laxm. 


2 


ihren Namen von dem Botaniker KOELREUTER in Karlsruhe, der als Oberaufseher der 
fürstlichen Gärten 1777 die Preisschrift »das entdeckte Geheimnis der Cryptogamie« 
schrieb und 1806 starb. 

Der Stamm der Koelreuteria erreicht Mannshöhe und bis 2 »z Höhe, ehe er sich in 
Zweige teilt, die manchmal sich sehr zerstreut verbreiten, grösstenteils aber eine 
hübsche geschlossene runde Krone bilden. Das Laub steht dicht, das einzelne 
Blatt, bis 40 cz lang, ist doppelt gefiedert, besteht aus verschiedentlich schön ge- 
schnittenen sechs paarweisen Fiedern und einem Endblättchen, das dreimal bis 
fünfmal geiappt vorkommt. Die Blütenrispen treten am Ende jedes diesjährigen 
Zweiges bis zu einer Länge von 75 cm auf, ja selbst bis zu Meterlänge und be- 
decken oft den ganzen Baum, so dass er gleichmässig mit einem goldigen Netz- 
schleier überdeckt zu sein scheint. 

Diese Blütenrispen bilden mit 16-20 einzelnen Verzweigungen pyramidale 
Sträusse. Jedes Zweiglein hat an 2—4 cm langen Stielchen 3—8 Blumen, die zu 
!/;, cm Durchmesser zu rechnen sind, so dass ein Blütenstrauch, der oft eine 
doppelte Mittelrispe hat, mindestens ı500— 2000 Blütchen trägt und ein grosser 
Baum 16—2o Millionen Blümchen produziert. Diese setzen an jeder Rispe oft 
ı2—ı8 Früchte an, die aber wieder bis auf 5oder 7 abfallen, so dass auf einen 
Baum hier ca. 4—6000 Früchte zu rechnen sind, von denen jede zwei keimfähige 
Samen zeitigt. Es giebt demnach Vermehrungsmaterial in Menge. 

So präsentiert sich die Koelreuteria als ein sehr schönes Objekt gärtnerischer 
Sorgfalt, insbesondere für ein Parterre, nahe dem Hause. Aber auch für den 
Liebhaber oder Kunstgärtner ist der Baum noch sehr empfehlenswert. Die 
Kataloge unserer Baumschulgärtner enthalten nämlich bisher keine Spielart dieser 
Species. Und doch sollte man denken, dass schon eine neue mehrmonatliche 
Aussaat durch Selektion Abarten ergeben könnte. Wie leicht fände sich zwischen 
einer grösseren Zahl von Sämlingen nicht einer, der kleinblättrige, kurztriebige 
Exemplare lieferte, die man dann leicht als Kugelbäume (wie Kugelakazien etc.) 
oder durch Stecklinge zu Hecken verwenden könnte? Schon in der ersten Zeit 
nach der Aussaat würde der kriechende Habitus eines Sämlings, der, hoch ver- 
edelt, ein Trauerbäumchen abgäbe, oder der rasche Wuchs eines- solchen, dessen 
Seitenzweige im spitzen Winkel emporstreben, eine Pyramiden- oder Pappelform 
ergeben, die ebenfalls gesucht ist. Ja, bei dieser zeitigen Aussaat könnten ebenso 
gut schmalgeschlitztblättrige, wie ganzrandige grossblättrige auftreten und sofort 
erkannt und ausgewählt werden. Bei dem Umstand, dass die jungen Blätter 
rötlich austreiben, könnte man auf eine Spielart rechnen, deren Blätter die ganze 
Wachstumsperiode über rot bleiben (wie die Blutbuche, die Purpurhasel etc.), bei dem 
Verfärben des Laubes der Koelreuteria im Spätherbst in Orange und Gelb könnte leicht 
eine konstante gelbe Varietät erscheinen oder es könnten sich weiss- oder gelb- 
gerandete oder panachierte und gefleckte zeigen, die man selektieren und fixieren 
könnte. Und alle diese Abweichungen wären wenige Monate nach der Aussaat 
zu erhalten, und könnte man die wertlosen wieder der Vernichtung anheimgeben. 

Wer eine Anzahl weiter kultiviert, wäre wohl im stande, noch andere 
Spielarten zu erzielen, wie sich Andeutungen hiervon schon im Prater vorfinden. 
Bei einigen Blüten sind nämlich die karminrot gefärbten Anhängsel der Kronen- 
blätter so gebildet, dass die Blüte viel dunkler und intensiver, fast rot, erscheint 
während bei andern die Anhängsel fast gar nicht anders tingiert sind und die 
ganze Blüte sich blassgelb präsentiert. Ja sogar die Früchte geben Veranlassung 
zur Abwechslung und dürften mit der Zeit bedeutende und auch schöne Ab- 
weichungen fixiert und vorbereitet werden. Wir haben hier neben den gewöhnlich 


350 Siber: Cabomba aquatica Aubl. (Villarsia aquatica Willd.) 


gelblich oder grünlich weissfrüchtigen Bäumen ein Exemplar, dass viel grössere 
zahlreiche, fast schneeweisse Paprikaschoten über den ganzen Baum gleichmässig 
verteilt trägt und jetzt nach der Blüte einen ganz prächtigen Eindruck macht, 
während daneben ein junges Bäumchen mit fuchsroten Früchten steht, die sich 
auch gar nicht so übel ansehen lassen. 

So können wir Koelreuteria paniculata vom Standpunkte der sofortigen Ver- 
wendung in neuen Anpflanzungen als einen langsam, aber gesund wachsenden 
Baum mässiger Grösse, der bisher bekannterweise von Insekten viel beflogen, 
aber nicht geschädigt wird, zu kleinen Alleen, als Solitär in der Nähe von 
Gebäuden, zu kleinen Gruppen etc. empfehlen, ihn aber auch der Aufmerksamkeit 
des Kunstgärtners mit der Aussicht auf Erfolg anheimgeben. 

Die Wiener Praterexemplare geben ganz schöne Beispiele ab. 


Cabomba aquatica Aubl. (Villarsia aquatica Willd.) 
Von Garten-Inspektor Siber, Marburg a L. 
Hierzu Abbildung 76. 


Ein eigenartiger interessanter Repräsentant der Wasserflora von British- 
Guiana ist Cabomba aquatica Aubl., zur Familie der Cabombeae gehörig, die nur 
in zwei Gattungen und zwei Arten in Amerika vorkommt.”) — 

Der hiesige Garten verdankt der Güte des früheren Direktors, Herrn Professor 
Dr. GÖBEL, eine grössere Anzahl Samen, die derselbe auf seiner im vorigen Jahre 
unternommenen wissenschaftlichen Reise in British-Guiana gesammelt hatte. — 
Besonders interessant sind die bei der Pflanze auftretenden zweierlei Blattformen. 

Die in der ersten Wachstumsperiode erscheinenden untergetauchten Blätter 
sind vielfach tief und fein geschlitzt und haben eine gewisse Ähnlichkeit mit 
unserem einheimischen Batrachium aquatile, dem gemeinen Froschkraut. Die Farbe 
derselben ist zartgrün. Die Länge des Blattes beträgt 4'/); cm bei einer Breite 
der Blattfläche von 6 cm. Vom Blattstiel zweigen sich, wie aus der Abbildung 
ersichtlich, 5 Rippen ab, die sich wiederum zteilig vergabeln. Mit zunehmendem 
Wachstum beginnen die einzelnen Pflänzchen sich zu strecken, bis sie eine un- 
gefähre Länge von ı »» erreicht haben. Alsdann bildet die Pflanze ganzrandige 
Schwimmblätter, die nicht die geringste Ähnlichkeit mit der ersten Blattform 
haben und durch die es der Pflanze ermöglicht wird, die nun in kurzer Zeit 
erscheinenden Blüten über den Wasserspiegel emporsenden zu können. Die in 
den Blattaxen dieser Schwimmblätter erscheinenden, über das Wasser hinaus- 
ragenden, unscheinbaren hellgelben Blüten senken sich nach ganz kurzer Blütezeit 


wieder herunter und reifen im Wasser ihre kleinen eiförmigen, grauen, etwas 
fleischigen Samen. — 


”) Die zweite Gattung ist Brasenia in Nordamerika, deren einzige Art Brasenia purpurea (Micha) 
Caspary (B. peltata Pursh). Die Cabombeen (Verwandte der Nymphaeaceen) scheinen früher auch in 
Europa einheimisch gewesen zu sein; denn die zahlreichen Samen der Cratopleura helvetica var. Nehringii 
Weber, welche mein verehrter Freund und Kollege Prof. Dr. NEHRING in dem durch seine Funde 
kürzlich so berühmt gewordenen vorzeitlichen (präglacialen oder interglacialen) Torfmoor zu Klinge 
bei Kottbus gesammelt hat, stimmen nach meinen Untersuchungen in vielen Stücken mit Brasenia 
peltata überein. L. WITTMACK. 


Siber: Cabomba aquatica Aubl. (Villarsia aquatica Willd,) 351 


Bei der Kultur besteht die Hauptschwierigkeit darin, jedwede Algenbildung 
im Wasser zu verhüten. In ganz kurzer Zeit werden die zarten geschlitzten 
untergetauchten Blätter von den Algen überzogen und alsdann zu Grunde ge- 
richtet. — Es ist daher geboten, nur Regenwasser zu verwenden und kleine 


Abb. 76. Cabomba aquatica Aubl. im bot, Garten zu Marburg. Blumen gelb. 


Fische in den Behälter zu setzen, in dem sich die Pflanzen befinden. Die 
Temperatur, bei der die Cabombeen am besten gedeihen, schwankt zwischen 
ı8 und ı9°R. am Tage und ı5 und ı6° R. während der Nacht. Als Erd- 
mischung wähle man sandige Schlamm- resp. Rasenerde ohne weiteren Zusatz. — 
Die auf diese Weise im hiesigen botanischen Garten kultivierten Pflanzen wachsen 


352 L. Wittmack und C. E. Kirchhoff: Pitcairnia floccosa Rgl. 


recht üppig. Leider haben sie bis jetzt keinen Samen angesetzt, was wohl seinen 
Grund in der vorgerückten Jahreszeit haben mochte, in der die Pflanzen zur 
Blüte kamen. — Ich hoffe jedoch, dass im kommenden Frühjahr erscheinende 
Blüten einen Samenertrag ergeben werden. Der Samen keimt sehr ungleichmässig. 
Bereits 3 Monate im Wasser liegende Samen liessen sich noch zur Keimung 
herbei. Da die Pflanze aber Seitentriebe hervorbringt, die sich bewurzeln, so ist 


eine grössere Gewähr geboten, diese so interessante Pflanze in der Kultur zu 
erhalten. 


Abb. 77. Pitcairnia floccosa, 2—3 z hoch. Fig. ı. Habitusbild. 


Pitcairnia floccosa Rgl. Flockige Pitcairnie (Bromeliaceae). 
Von L. Wittmaeck und C. E. Kirchhoff. 
Hierzu Abbildung 77. 


Namenerklärung: Pitcairnia, von L’HERITIER benannt nach ARrcHIB, PITCAIRN, 
geb. 1652 zu Edinburg, 1692 Professor der Medizin in Leiden, 1693 in Edinburg, 
wo er 1713 starb. — W. Pırcamkn, Arzt zu London. 


L. Wittmack und G. E. Kirchhoff: Pitcairnia floccosa Rgl. 353 


Fig. 6. 


Abb. 77. Pitcairnia floccosa Rgl. Fig. 2—12. 


Gartenflora 1892. 62 


354 L. Wittmack und C. E. Kirchhoff: Pitcairnia floccosa Rgl. 


Pitcairnia floccosa Rgl. in Acta Horti Petr. III. 125, BAKER, Handbook of 
Bromel. ı21. P. meridensis Hort. —Pourretia floccosa C. KocH, Wochenschrift III. 251, 
Pourr. lanuginosa Hort. Pourretia violacea Hort. Pourretia Achupalla Hort. — Puya 
floccosa E. MOoRR. in tab. ined. 

Zu denjenigen Pitcairnien, die wegen ihrer Grösse und ihrem ganzen Äussern 
an die Gattung Puya erinnern und oft mit ihnen verwechselt werden, gehört 
auch die vorliegende Art, welche uns von dem trefflichen Bromeliaceenzüchter, 
Herrn KIRCHHOFF, Fürstlich Fürstenbergschen Hofgärtner zu Donaueschingen, in 
einer farbigen Abbildung, einer Photographie und einem verblühten Rispenzweige 
im Herbst 1891 mitgeteilt wurde. 

BAKER hat aus diesen grossen, mit stacheligen Blättern versehenen Pitcairnien 
die Sektion Puyopsis gebildet; sie unterscheiden sich von Puya eigentlich nur 
dadurch, dass bei Pitcairnia die Kapsel scheidewandspaltig (Abbildung 78, 
Fig. 10), bei Puya fachspaltig ist. 

Beschreibung. Blühend 2—3 » hoch. Stamm kurz. Blätter ca. ı0o in 
dichter Rosette, linear, zugespitzt, ?/,—ı mn lang, 3cm oberhalb der erweiterten Basis 
breit, mässig fest, oberseits glänzend grün, glatt, unterseits leicht weisslich flockig 
beschuppt, Rand mit mittelgrossen hakenförmigen Dornen. Blütenschaft wollig- 
flockig, so lang als die Blätter oder länger. Hochblätter am Schafte länglich- 
lanzettlich, mit langer Spitze. Rispe so lang wie der Schaft, locker, mit zahlreichen 
anfangs aufrechten, später fast horizontalen locker ährenförmigen Zweigen. Spindel, 
Deckblätter und Kelch bleibend dicht weisslich flockig, — Deckblatt der einzelnen 
Blüte breit eiförmig, bauchig, spitz, 2 can lang, rot. Kelchblätter lanzettlich, zu- 
gespitzt, 3 cm lang. Blumenblätter zungenförmig, 4—4'/, cn lang, grünlich blau, 
oder anfangs fast schwarzblau, auf dem Rücken und am Nagel grünlich, später 
rotbraun und spiralig zusammengedreht. 

Staubfäden (nach K. Koch dunkelviolett) hervortretend, Blütenstaub orange. 

Fruchtknoten fast ganz oberständig (fast frei). Griffel mit den 3 zusammen- 
gedrehten Narben über die Staubgefässe hinausragend. 

Kapsel eiförmig, bräunlich, von den vertrockneten Kelchblättern locker, von 
den spiralig zusammengedrehten Blumenblättern dicht umhüllt. Samenanlagen 
mit langer und breiter Anheftungsnaht (Raphe), am oberen Ende fast ohne 
Anhang. — Same gestielt, keilförmig, flach, amı oberen Ende mit kurzem Flügel, 
der sich auch als Kamm über die eine Kante erstreckt, ähnlich wie der Ring bei 
den Sporangien der bekanntesten Farne, netzig. Nur halb reif gesehen. 

Vaterland: Venezuela. 

Blühte in Deutschland wohl zuerst im Aucustinschen Garten zu Wildpark bei 
Potsdam, jetzt Gärtnerei des Herrn FRICKE (siehe Koch |]. c.). Herr KIRCHHOFF 
erhielt sie als Pourretia Achupalla. Die wirkliche Pourretia Achupalla H. B. K. 
heisst der Priorität nach Puya Bonplandiana Schultes fil. 

Herr Hofgärtner KIRCHHOFF schreibt uns über diese Pflanze: Ich erhielt dieselbe 
Ende der 60er Jahre von I. Linpen in Gent und kultivierte sie mit Vorliebe, weil sie 
zu den dekorativ schönsten der Bromeliaceen gehört. Sie blühte hier schon 1869 
und seitdem wiederholt alle paar Jahre, wie auch jetzt wieder. Sie baut sich 
elegant, wächst leicht und rasch zu einer stattlichen Pflanze heran, und blüht bei 
guter Kultur schon in 3—4 Jahren nach der Ansaat. — Leider ist diese schöne 
Dekorationspflanze selten zu treffen und in den Katalogen nicht mehr zu finden! 
— Von der s. Z. erhaltenen Pflanze und von späteren habe ich Samen gewonnen, 
besitze noch einen Vorrat von etlichen Dutzend Pflanzen aus diesen Samen 
und möchte für grössere Verbreitung dieser herrlichen Pflanze mehr Liebhaber 


Carl Baur: Die Caladium- Hybriden der letzten Jahre und ihre Kultur, 355 


gewinnen. Letztere werden, wenn sie einmal dieselbe in schöner Kultur gesehen 
haben, solche nicht mehr missen wollen! — Die Kultur ist leicht und einfach; 
in humose Erde gesetzt, wird sie im Winter bei 6--ı2° Wärme gehalten — im 
Sommer kann man sie an geschützten Orten im Freien aufstellen —, und wird 
sie durch Eleganz allen Erwartungen entsprechen. 


Erklärung der Abbildung. 
Abb. 77. Fig. ı. Pitcairnia floccosa. Habitus, 
2. Zweig der Rispe. 
3 und 4. Einzelne Blüten. 
Fig. 5. Blüte im Längsschnitt. 
6. Blumenblatt. 
7. Samenanlage. 
8. Kapsel von dem vertrockneten Kelch und den Blumenblättern umgeben. 
. Kapsel freigelegt. 
Fig. 10. Kapsel im Querschnitt (scheidewandspaltig, nicht fachspaltig wie Puya). 
Fig, ıI. Samen von der schmalen Kante. 
Fig. 12. Samen von der Fläche mit Flügel. 


a 
OR 
Ne) 


Die Caladium- Hybriden der letzten Jahre und ihre Kultur. 


Nur wenige unserer ın Kultur befindlichen Blattpflanzen können mit den ın 
allen Farben schillernden Caladium-Hybriden, welche in den letzten Jahren dem 
Handel übergeben worden sind, konkurrieren. Warum eigentlich diese meines 
Dafürhaltens effektvollste aller Aroideen in Deutschland so wenig gesehen, oder 
besser gesagt so wenig gute Exemplare gezogen werden, liegt wohl in den vielen 
Misserfolgen der Vermehrung und dem noch schlimmeren Übel der Überwinterung. 
In England und Frankreich, der Heimat unserer letztjährigen Hybriden, sieht man 
nicht selten auf Ausstellungen, sowie in Privat- und Handelsgärtnereien grosse 
Sortimente von Pflanzen, welche lebhaftes Zeugnis von der Intelligenz und Pflege, 
welche diesen Pflanzen zuteil wird, geben. 

Eine Caladium-Gruppe, von richtigem Licht in einer Ausstellungshalle be- 
leuchtet, kann von keiner anderen Blattpflanzen-Gruppe erreicht werden. 

Die Caladien gehören, wie schon erwähnt, in die Familie der Aroideen und 
wurden zu Ende des vorigen Jahrhunderts vom tropischen Amerika nach Europa 
eingeführt. Diese Einführungen mussten aber erst, wie die meisten eingeführten 
Pflanzen, eine grosse Reform durchgehen, bis wir unsere heutigen Hybriden er- 
hielten. Interessant dürfte es sein, die Namen der Züchter, welchen das Haupt- 
verdienst für die heutigen Hybriden zufällt, zu kennen. Wohl mit die ersten und 
wichtigsten Schritte, welche in der Hybridisation der Caladien gemacht wurden, 
that ohne Zweifel einer unserer deutschen Landsleute, Herr C. F. Bause, 
Handelsgärtner in South Norwood, London. Ich glaube, dieser Namen wird 
vielen Lesern dieser Zeilen nicht fremd klingen, denn nicht nur in diese 
Familie griff der heute noch energische Fachmann mit Erfolg hinein, seine 
Blicke schweiften über den ganzen Gartenbau, und unzählige Neuzüchtungen, 
namentlich feiner Warmhauspflanzen, sowie grosse Errungenschaften in Vermehrungen 
brachten ihm einen hırvorragenden Namen ein. Leider war es ihm zu derselben 
Zeit noch nicht vergönnt, die gefundene Quelle der Caladium-Hybridisation für 
sich zu erschöpfen, denn bald darauf rief ihn ein Stellenwechsel auf ein anderes 
nicht weniger lohnendes Arbeitsfeld. Doch zu gleicher Zeit nahm ein Franzose, 


26* 


356 Carl Baur: Die Caladivm- Hybriden der letzten Jahre und ihre Kultur. 


Mons. BLEU in Paris, die Hybridisation der Caladien in die Hand, welcher heute 
die Kultur und Hybridisation bis auf die höchste Stufe gebracht hat. Ihm gleich 
steht unser Landsmann LiIETZE in Rio de Janeiro. 

Oft hörte ich beim Besuch grosser Herrschafts- wie Handelsgärtnereien über 
die Misserfolge der Vermehrung und Überwinterung klagen. Aber was ist 
schuld an diesen Verlusten? Zum grössten Teil der Gärtner selbst, indem er, ohne 
die Natur dieser Aroidee zu beobachten, einfach ihre Ruhe nach seinem Belieben 
bestimmt, was auf die Vermehrung wie Überwinterung nachteilig wirkt. Im Hoch- 
sommer resp. Herbst, wenn die Caladien authören zu wachsen und die älteren 
Blätter anfangen abzusterben, beginnt ihre natürliche Ruhe. Dieses sei dem 
Gärtner das Zeichen, dass von jetzt an.das Wasser spärlicher und sorgfältiger 
verabreicht werden muss. Ein zu vieles Giessen in diesem Stadium führt Wurzel- 
fäulnis herbei, welche ein zu schnelles Zurückgehen der Blätter zur Folge haben 
würde. Die Pflanzen werden dann mehr dem Licht ausgesetzt und etwas ge- 
lüftet, die trockenen Blätter entfernt, doch müssen dieselben geschnitten, nicht 
wie es so oft vorkommt, abgerissen werden, da sich oft, ja fast immer, an der 
Basis der Blätter Augen befinden, welche, durch den Riss verletzt, im Winter, 
wenn nicht ganz vorsichtig behandelt, faulen. Ist der grösste Teil der Blätter 
abgestorben, so können die Pflanzen unter eine helle vom Tropfenfall freie Stel- 
lage eines Warmhauses mit einer Temperatur von 12—ı4° R. zu stehen kommen. 
Ein Giessen wird höchst selten vorkommen, doch ist eine zu grosse Trockenheit 
ebenso wie zu grosse Feuchtigkeit verderblich. Unter der Stellage bleiben die 
Caladien bis Mitte oder Ende November stehen, wo sie dann hervorgeholt, 
sortiert und aus den Töpfen genommen, die Erde sorgfältig entfernt wird, und 
die Wurzeln mittels eines scharfen Messers abgeschnitten werden. Falls sich bei 
einer oder der andern eine faulige Stelle zeigt, was bei der genannten Behandlung 
selten vorkommt, wird dieselbe scharf ausgeschnitten und die Wunde mit 
pulverisierter Holzkohle bestreut. Sind alle Pflanzen gereinigt, so werden die Knollen 
sortenweise, die älteren in Samenkästen, die neueren selteneren Sorten einzeln in 
reine Töpfe in reinen trockenen Sand eingelegt und wieder an den alten Platz gestellt. 
Hier bleiben sie dann, ohne grosse Mühe zu verursachen, bis zum Antreiben 
stehen; nur ist von Zeit zu Zeit nachzusehen, dass die Knollen nicht zu trocken 
werden. Das Kontrollieren, ob die Knollen etwas mehr Feuchtigkeit bedürfen, 
lässt sich leicht und sicher ausführen, indem man einige Knollen aus dem Sand 
herausnimmt, welche, wenn sie zu trocken sind, sich weich anfühlen, was nament- 
lich bei kleinen, schwachen Knollen vorkommt. Ein Überspritzen des Sandes 
bringt jedoch bald die alte Frische zurück. 

Ende Januar, anfangs Februar kann man mit der Vermehrung beginnen. 
Man nimmt die Knollen aus dem Sand heraus, reinigt sie von allen noch daran 
befindlichen, Fäulnis erzeugenden Substanzen und pflanzt sie einzeln in die der 
Grösse der Knollen entsprechenden Töpfe in faserige Heide- und Lauberde, mit 
grobkörnigem Flusssand vermischt, bringt sie auf ein geschlossenes Vermehrungsbeet 
von 22—24° R. und hält sie mässig feucht. In kurzer Zeit werden sich, wenn 
die Luft genügend feucht ist, Wurzeln bilden und die Knollen anfangen zu treiben. 
Sobald sich ein Blatt gebildet, nimmt man die Pflanzen heraus, schneidet das Blatt 
mit etwas Knolle ab, pflanzt den Steckling, der mit dem Blatt gleichzeitig Wurzel 
gebildet, in faserige Heideerde und Sand, hält denselben einige Tage in einem 
Warmhaus geschlossen, wo sich derselbe schnell etabliert, verpflanzt ihn und stellt 
ihn in ein Vermehrungshaus. Mancher Leser wird fragen, warum Caladium in 
reine Heideerde pflanzen, doch davon hängt der sichere Erfolg einer guten 


Carl Baur: Die Caladium- Hybriden der letzten Jahre und ihre Kultur. 357 


Überwinterung ab. Durch eine mehrjährige Beobachtung fand ich heraus, 
dass* alle Caladıum -Knollen, welche in Heideerde gepflanzt wurden, im 
Herbst beim Herausnehmen aus den Töpfen vollkommenere Knollen mit 
besser ausgebildeten Augen besassen, als diejenigen, deren Knollen mit 
der, der Caladium-Kultur zusagenden humusreichen Erde umgeben waren. Sind 
jetzt die ausgetriebenen Augen, wie erwähnt, abgenommen, so werden die alten 
Knollen wieder in Töpfe gepflanzt und in das Vermehrungsbeet zurückgestellt. 
Sobald der Bedarf an jungen Pflanzen gedeckt ist, oder besser, die Knollen eine 
gewisse Zahl Augen ausgetrieben haben, nimmt man sie aus der Vermehrung 
heraus, stellt sie in ein Warmhaus von 14-—16° R., wo sie bald neue Wurzeln 
und im Laufe des Sommers, wenn einigemal verpflanzt, noch schöne Dekorations- 
pflanzen für Warmhäuser bilden. Mit diesem glaube ich die Vermehrung und 
Überwinterung genügend beleuchtet zu haben, und will ich in nachfolgendem 
kurz noch einige Winke über das vorteilhafteste Kulturverfahren geben. 

Sobald die Stecklinge in den kleinen T’öpfen gut eingewachsen sind, werden 
sie verpflanzt in eine Erdmischung von gleichen Teilen Rasen-, Laub- und 
Heideerde. mit gutem Flusssand vermischt, welcher Mischung noch etwas trockener 
Kuhdünger beizufügen ist. Alle Teile der Erde sollten möglichst grob und faserig Ver- 
wendung finden. Da die Caladien während der Wachstumsperiode viel Wasser erfordern, 
so ist eine gute Drainage nicht zu vergessen. Will man grosse Kultur- oder Aus- 
stellungspflanzen ziehen, so muss man sich gesunde alte Knollen reservieren. 

Von Wichtigkeit ist es bei der Caladium-Kultur, dass die Pflanzen immer 
genügend Nahrung finden, da sonst ohne Ahnung des Gäitners ein Abschluss des 
Wachstums oft mitten im Sommer schon eintritt. Zu einem freudigen Gedeihen 
verlangen sie eine feuchte Warmhaustemperatur, wo sie nahe dem Glas zu stehen 
kommen und an heissen Tagen beschattet werden. Doch ist mit dem Schatten 
vorsichtig zu verfahren, da vom richtigen Licht die intensive Färbung der Blätter 
abhängt. Beabsichtigt man Pflanzen zu Dekorationen zu verwenden, und will 
dieselben deshalb nicht mehr in grössere Töpfe pflanzen, so ist diesen von Zeit 
zu Zeit ein flüssiger Dungguss zu geben. Will man aber einige Pflanzen zur 
Dekoration ausserhalb der Warmhäuser verwenden oder verkaufen, so müssen die- 
selben vorher abgehärtet werden, zu welchem Zwecke ihnen mehr Sonne und Luft 
gegeben wird, doch ist Zugluft zu vermeiden, da sonst die Caladien welken, was 
ein Absterben der älteren Blätter zur Folge haben würde. 

Dieses sind die Hauptpunkte, welche zu einer erfolgreichen Kultur beobachtet 
werden sollten, und will ich nachstehend einen Auszug aus den Hybriden der 
letzten Jahre, welche sich durch gute Färbung und eleganten Bau auszeichnen, 
folgen lassen. 

Raymond Lemoinier. Behauptet trotzdem, dass sie schon mehrere Jahre 
im Handel ist, mit Recht einen bevorzugten Platz in den Caladium-Sortimenten. 
Die karminzinnoberrot gefärbten Blätter präsentieren sich auf kompakten Stengeln 
und werden von dunkleren Adern durchzogen, an welche sich eine breite cräme- 
weisse Zone schliesst. 

Ibis Rose. Eine nicht minder wertvolle Sorte; mit allen guten Eigenschaften, 
welche von einem Caladium verlangt werden, vereinigt sie eine Färbung, welche 
nur dieser Sorte eigen ist. Die elegant geformten Blätter kleidet ein schönes 
Zartrosa, welches durch die lachsroten Adern noch in seinem Reiz erhöht wird. 

Comte de Germiny. Die glänzendroten, nach dem Rande etwas mehr ins 
Grüne übergehenden Blätter sind mit scharlachroten Adern durchzogen und mit 
ziemlich grossen weissen Flecken durchsetzt. 


358 Carl Baur: Die Caladium- Hybriden der letzten Jahre und ihre Kultur. 


L’Automne. Wie uns schon: der Name an den Herbst erinnert, thut es 
noch mehr der Anblick der Pflanze. Die grossen Blätter sind von gelblich-grüner 
Farbe, in welcher sich vereinzelt weisse Punkte verteilen, welche in dem Gelb- 
grünen einen violetten Schimmer annehmen. 


La Lorraine. Ist entschieden die dunkelste und schönste der roten Sorten, 
welche existiert. Die Blätter sind mehr rund als die der anderen Hybriden und 
von schöner dunkelkarmoisinroter Färbung. 


Duchesse de Montemar. Ein herrliches Gegenstück zu der vorgenannten, 
die Blätter sind von länglicher Form und gelblich-weisser, oft weisser Farbe, von 
Zeit zu Zeit mit einigen grünen Streifen und Flecken gezeichnet. 


La naine rouge. Wie uns der Name belehrt, sind die Blätter niedrig, rot, 
was sie zu Einfassungen besonders wertvoll macht. 


Mad. Mitjane. Die grossen Blätter sind von der Mitte aus fleischfarbig, 
welche Farbe sich nach dem Rand zu in blaugrün verwandelt. Ebenfalls wirkt die 
leichte Wellung der Blätter und die hellkarmoisinroten Adern vorteilhaft. 


William Bull. Die beim Erscheinen fleischfarbigen, öfters mit bläulichrotem 
Schimmer geschmückten Blätter werden später kupferrot und sind von gleich- 
farbigen Adern durchzogen. 


Mad. Imbert Köchlin. Die zarten gelbgrünen Blätter sind mit schönen 
roten Flecken geschmückt, was ihnen ein überraschendes Ansehen giebt. 


Mad. I. R. Box. Die Blätter dieser Varietät werden ziemlich gross, und 
kleidet dieselben ein schönes Blassrosa, welches nach aussen in grün übergeht. 
Nicht weniger tragen die lachsroten Adern, welche die Blätter durchkreuzen, zur 
Hebung des Kolorits bei. 


Princess Beatrice. Wohl die älteste der hier notierten Sorten, verdient 
sie doch mit Recht die Aufnahme in ein auserwähltes Sortiment. Die kompakten 
Blätter sind in der Mitte hellpurpurn, woran sich eine scharf abgegrenzte breite 
glänzend gelbe Zone schliesst. 


Ville de Hambourg. Der kupferrosa Untergrund wird von dunkelblutroten 
Adern durchzogen, an welche sich ein schmaler grüner Saum schliesst. 

Mad. Jules Picot. Die zierlichen eleganten Blätter sind von kupfrigrosa 
Farbe und mit grünen Nerven durchzogen. 

Princess of Wales. Ebenfalls wie Princess Beatrice eine ältere Sorte, doch 
mit ihren niederen, glänzend gelben Blättern von keiner anderen gelben erreicht. 

Comtesse de Brosse. Die Grundfarbe dieser Varietät ıst schön kupferrot, 
durchbrochen durch silberweisse Flecken, aus welchen die leuchtend karmoisin- 
roten Adern prächtig hervortreten. 

John Laing. Wahrscheinlich eine Kreuzung zwischen Raymond Lemoinier, 
da Bau und Farbe nicht sehr abweicht. Das Karmin ist bei J. Laing dunkler 
und dieZone mehr ins Grüne als ins Weisse gehend, doch mit den gleichen guten 
Eigenschaften wie erstere ausgestattet. 

Gerard Doss. Die Grundfarbe dieser Sorte ist ein schönes Dunkelkarmoisin, 
mit braunroten Adern durchzogen, an welche sich eine grüne Einfassung anschliesst 
nach dem Innern mit grünen Flecken durchsetzt. 

Louis Van Houtte. Die dunkelrosa Blätter dieser Sorte sind netzförmig 
mit kupferroten Adern durchzogen. 

Mad. Alfred Mayne. Wohl eine der schönsten Sorten, welche in den 
letzten Jahren dem Handel übergeben wurden. Die Blätter sind von schöner 


H. Witte: Aechmea Barleei Baker. 2359 


dunkelkarmoisinroter Farbe, auch tragen die leuchtend scharlachroten Adern, 
sowie die leichte Wellung der Blätter, welche bisweilen mit grünen Flecken 
durchsetzt sind, zu ihrer Eleganz bei. 

Marguerite Hetinier. Die zarten Blätter sind von silbergrüner Farbe, 
welche, wenn die Blätter älter werden, in grünlich übergeht, und werden von 
karmoisinroten Adern durchzogen, welche in den zarten Blättern durchscheinen. 

Marie Freemann. Die Blätter sind von dunkelkarmoisinroter Farbe, welche 
durch die noch dunkler scheinenden Adern noch gehoben wird. 

insel SMeitch: Die elegant geformten Blätter sind vom Herz aus 
kupferigrosa, was sich aber mehr und mehr gegen den Rand zu in grün verliert, 
Ebenso verlieren sich die glänzend leuchtend karmoisinroten Adern in ein dunk- 
leres Colorit. 

Excellent. Ausgezeichnet, wie uns ihr Name belehrt, ist sie sowohl in 
Form und Farbe. Die grossen grünen Blätter sind mit glänzend dunkel karmoisin- 
roten Adern durchzogen, welche Farbe auch den inneren Teilen der Blätter eigen 
ist. Nach dem Rande zu durchsetzen sich die Zwischenfelder mit zahlreichen 
reinweissen Flecken. 

Mad. Leon Say. Die in der Mitte karmoisinroten Blätter sind mit leuchtend 
karmoisinroten Adern durchzogen, an welche sich ein graugrüner Saum anschliesst. 

Monsieur Leon Say. Die niedrigen kompakten kupferrot mit rosa ge- 
färbten Blätter durchsetzen sich wie Comte de Germiny mit weissen Flecken. 

Alle hier beschriebenen Sorten sind die sorgfältigste Auswahl aus den 
Hybriden der letzten Jahre und kann ich diese jedem Caladium-Liebhaber als die 
besten empfehlen. Sollte einer der Leser dieser Zeilen finden, dass die obigen 
Farben nicht mit den seinigen übereinstimmen, so möchte ich daran erinnern, 
dass dieselben wahrscheinlich unter zu viel Schatten kultiviert sind. 

CARL BAUR. 


Aechmea Barleei Baker. 
Von H. Witte, Leiden. 
Hierzu Abbildung 78. 


Diese sehr schöne Bromeliacee ist bei weitem nicht so allgemein bekannt 
und verbreitet, als sie es ihrer stattlichen Haltung und der sich besonders aus- 
zeichnenden Blumen- oder besser Fruchtbildung wegen verdient. Wundern kann 
das aber nicht, wenn man bedenkt, dass sie weder in den Zeitschriften be- 
sprochen noch abgebildet worden ist, und man sie also nur zufällig hätte kennen 
lernen können. 

In solchen Fällen geht die Verbreitung einer Pflanze durch Europa gewöhnlich 
nur langsam vor sich; ja die Beispiele sind nicht selten, dass sie gar nicht 
nennenswert verbreitet wird, und also Gefahr läuft, nach einigen Jahren wieder 
ebenso unbemerkt verloren zu gehen, als sie gekommen ist. 

Ich sah Aechmea Barleei zum ersten Male, als ich im September 1885 zu Kew 
war, und Herr NicHoLson die Freundlichkeit hatte, mir die kleineren Häuser zu 
zeigen, welche grösstenteils zur Vermehrung und der Unterkunft der neueren 
Pflanzen dienen, und für das Publikum nicht zugänglich sind. 

In einem dieser Häuser stand zwischen anderen kleineren Pflanzen auf einem 
Tablett eine neue Bromeliaceae, deren eigentümlicher Habitus mich interessierte. 
Sie war schon längst abgeblüht, denn die schwarzen Beeren waren zum grössten 
Teil zeit, 


360 H. Witte: Aechmea Barleei Baker. 


Eine oder ein paar waren abgefallen, und Herr NicHoLson hatte die Güte, 
mir diese zu überlassen. Er nannte die Pflanze Aechmea Barleei, ein Name, 


Abb. 78. Aechmea Barleei Baker. 
Hoch- und Deckblätter während des Reifens der Früchte monatelang schön rot. 


welcher mir unbekannt war, obwohl BAkER sie schon zwei Jahre früher im 2o. Teil _ 
(n. Ser.) des Gard. Chron., Seite ro2 beschrieben hatte. 


H. Witte: Aechmea Barleei Baker. 361 


Als ich an einem Montag gegen Mittag nach Leiden zurückkam, wusch ich 
die Samen aus, und liess sie noch an demselben Tage säen, und am Sonnabend 
derselben Woche war ich schon im Besitz von einer Anzahl Pflanzen von etwa 
ı cm Höhe! 


Diese jungen Pflanzen wuchsen den Winter hindurch schnell, waren im 
Sommer 1886 schon kräftig genug, um abgegeben werden zu können, und es 
dauerte nicht lange, dass alle die Pflanzen, welche ich überkomplet nennen konnte, 
nach links und rechts expediert waren. \ 

Meiner Meinung nach ist es einer der Hauptzwecke der grösseren bota- 
nischen Gärten, neue Pflanzen so bald und so viel als. möglich zu ver- 
breiten. Sind sie einmal im Handel, dann kann man dies den Handelsgärtnern 
überlassen. 

In Kew scheint man damit nicht viel Eile zu haben; ja es giebt selbst Leute, 
die da behaupten, dass man es dort ganz umgekehrt auffasst, nämlich dass es 
genügt, wenn eine neue Pflanze nur in dieser riesigen Sammlung vertreten sei, und 
man sich deshalb dort keine Mühe gebe, auch andere in ihren Besitz zu setzen. 

Dem möge sein wie ihm wolle, so viel ist sicher, dass, nachdem Aechmea 
Barleei Baker, wie BAkKER in Gard. Chron., und in seinem Handbook of 
Bromeliaceae sagt, schon 1877 durch den Gouverneur BARLEE aus Engl. Honduras 
in Kew-Gardens importiert ist, sie 1885 auf dem Kontinent noch unbekannt war, 
was umsomehr eigentümlich scheint, da sie jedenfalls 1883 zu Kew geblüht, und 
natürlich auch Samen produziert hat. Was ins Hımmels Namen hat man da mit 
all den Samen gethan, deren jede Pflanze eine Menge giebt? Mit den Korre- 
spondenz- und Publikations-Mitteln eines solchen Instituts hätte die Pflanze schon 
1885 im Besitze aller Bromeliaceen-Sammler sein müssen. 

Inzwischen scheint es, dass die Engländer diese Pflanze nicht vieler Anerken- 
nung wert erachten, sagt doch BAkER, dass die Blumen dazu zu klein seien. 

So ist es auch; die Blumen sind unansehnlich und als ich die Pflanze zum 
ersten Male blühend sah, meinte ich auch nicht, dass sie auf besondere Schönheit 
Anspruch machen könnte. 

Anders ward es aber später; einen Monat nach der Blüte z. B. war mein 
Urteil schon viel günstiger, und mit jeder Woche ward es vorteilhafter für sıe. 

Im Dezember 1891, als ich dies schrieb, standen links und rechts zwei Pflanzen 
von Aechmea Barleei neben mir, die schon im Anfange des Sommers ihren Blüten- 
schaft zur Entwickelung brachten, und die seitdem in zunehmendem Grade die 
Aufmerksamkeit der Besucher auf sich zogen. 

Die Sache ist einfach die, dass die Blütenschäfte nach dem Verblühen der 
kleinen Blumen nicht nur länger und stärker werden, und die Rispe sich vergrössert, 
auch die Farbe der den langen Stiel umschliessenden langen Schuppen (Hoch- 
blätter) wird intensiver, so dass der Stiel, gleich wie die vier oder fünf Übergangs- 
blätter und die zwei oder drei, welche, höher sitzend, eine Brakteenform an- 
nehmen, viel schöner rot sind als während der Blüte, und ebenso frisch und 
tadellos dastehen, als wenn sie ein paar Tage alt wären. 

Gerade das ist es, was dieser Pflanze besonderen Wert giebt. Weiss man 
doch, dass sonst die oft prächtig gefärbten Übergangsblätter resp. Brakteen der 
Bromeliaceen nur von kurzer Dauer sind, so dass selbst die untersten schon welk 
werden, wenn die obersten Blumen noch nicht geöffnet sind. Hier ist just das 
Gegenteil der Fall, und nicht nur dass sie schön bleiben, sie werden um so schöner, 
je mehr und mehr die Früchte ihrer Reife nahe kommen. 


362 H. Witte: Aechmea Barleei Baker. 


Merkwürdig ist die Verschiedenheit im Habitus der beiden Pflanzen, welche 
ich im Auge habe. Wäre es nicht sicher, dass sie von derselben Aussaat stammen 
und hätten sie nicht in ihrer Fruchtrispe gleiche, teils reife, teils unreife 
Beeren, ich würde vielleicht schwerlich glauben, dass sie dieselbe Species 
repräsentierten. 

Die Blätter der einen Pflanze sind länger, aber nach der Basis viel schmäler 
und einander weniger umfassend als die der anderen. Mehr als ı z lang ist 
das Blatt, nicht breiter als 9—ıo cm. Sie stehen alle weit ab, und bilden eine 
grosse Rosette von gocm Durchmesser. Die starken, etwas nach oben gekrümmten 
Dornen am Rande des Blattes stehen ı—2 cm von einander ab. Der Blütenstiel 
ist stark übergebogen, mehr als ı »2 lang, so dass die Inflorescenz mit der Spitze 
nach unten gerichtet ungefähr auf gleicher Höhe mit der Erde im Topfe hängt. 

Diese Form ist aber eine Ausnahme. Die zweite Pflanze und so auch die 
übrigen, welche wir besitzen, sehen ganz anders aus. 

Obwohl diese zweite Pflanze ein noch kräftigeres Aussehen hat, sind die 
Blätter — die an sich schon weniger an Zahl — nicht länger als 70 cm. Die vier 
jüngsten Blätter umfassen einander bis zur Mitte der Länge mit der Basis, wo sie 
stark verbreitert, d. h. 12—ı3 cm breit sind. Die älteren Blätter sind nicht in der 
Mitte übergebogen, sondern hängen wegen ihrer Schwere von nahe der Basis an 
herunter. Die Inflorescenz ist in Ausdehnung vollkommen gleich der der andern, 
im ganzen ist der Schaft ı »z lang, von welchem 30 cm durch die Rispe gebildet 
werden. Sie unterscheidet sich aber durch ihre Haltung. Der Stiel namentlich 
ist viel stärker und steht fast gerade aufrecht. Sie ist, was man erectus 
(nicht strietus) nennen muss, nur ein wenig nach einer Richtung überneigend. 
was übrigens durch die Schwere der sehr zahlreichen Beeren nicht anders 
sein kann. 

Diese Form (es ist ganz dieselbe, welche ich in Kew sah) ist ohne Zweifel 
die schönste, auch die eigentümlichste, da durch das Umfassen der sehr breiten 
Blattbasen die Blattrosette dick, d. h. aufgeblasen, bauchig (ventricosus) er- 
scheint, in solch einem Masse, wie man es bei keiner anderen Pflanze dieser 
Familie sieht. 

Die erstgenannte Pflanze scheint eine Abweichung (eine Form) zu sein; ich 
will aber, obwohl beide Pflanzen eine Menge von Früchten tragen, doch nur die 
von der letztgenannten einsammeln und zur Verfügung stellen, damit man sich 
nicht in der Species irren möge. 

Die Inflorescenz ist keine eigentliche Rispe (panicula), denn nur die vier 
untersten Ähren sind verzweigt. Jedenfalls ist es eine inflorescentia paniculiformis 

Die Früchte haben die Grösse einer Erbse, sie bleiben lange glänzend grün 
und haben eine braune Spitze: die Reste der Blumenblätter. Ganz reif werden 
sie schwarz und fallen dann leicht ab. 

Für Liebhaber von stattlichen Pflanzen ist Aechmea Barleei sehr zu 
empfehlen, aber nur für diejenigen, welche über den nötigen Raum in einem guten 
Warmhaus (resp. warmem Örchideenhause) verfügen können. Monatelang hat 
man Genuss und viel Vergnügen an dem immer schöner werdenden kräftigen 
Blütenschaft, mit seinen lebhaft gefärbten, obwohl nicht sehr grossen Hochblättern 
(Brakteen) (das grösste ist ı5 cm lang und 3 cm breit). Die Farbe der Blätter ist 
weisslich grün. 

Was ich hier mitteilte, sind nur allgemeine Bemerkungen über die Einfuhr, 
Verbreitung und den Schönheitswert dieser Pflanze, für Bromeliaceen-Liebhaber meine 
ich, genug. Die wissenschaftliche Beschreibung findet man in Bakers Handbook 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 363 


Seite 16, sowie in dem früher genannten Gard. Chronicle. Da wir Überfluss 
von Samen ernten, stehen diese natürlich jedem Interessenten zu Diensten. 

Nachschrift der Redaktion: Ich kann das, was Herr WırtE über die Schönheit 
der Deckblätter und der ganzen Inflorescenz von Aechmea Barleei zur Fruchtzeit 
schreibt, aus eigener Anschauung bestätigen. Schon seit mehreren Jahren 
erfreut mich diese Pflanze durch ihre monatelang frischen korallenroten Deck- 
blätter und ehe ich wusste, was Herr WırrE über A. Barleei mitteilen wollte, 
schrieb ich ihm: Aechmea Barleei ist eigentlich nur durch ihre Deckblätter schön, 
die sich monatelang halten. 

Sicherlich haben hier die leuchtend roten Hoch- und Deckblätter den Zweck, 
Vögel anzulocken, um den Samen zu verbreiten. L. WITTMAcK, 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Caltha alpina Schur. ı dieser Gattung garnichts gemein zu 
Im Habitus und allgemeinen Aus- | haben, gleicht vielmehr einem Platy- 
sehen weicht diese in der Flora Transsyl- | cerium. In den Tropen Queenslands 
vanica beschriebene, sehr zierende Art zu Hause, hängen die oft viele Fuss 
nur wenig von C. palustris ab, doch | langen Blätter wie Bänder locker herab 
sind ihre Blumen grösser und von und werden vom Winde hin und her 
einer schön orangegelben Färbung. Als | geweht. In einem schattigen Warm- 
Gartenpflanze sehr zu empfehlen. hause scheint die Kultur keinerlei 
Gard. Chron., vol. XI, No. 282, S. 650. Schwierigkeiten darzubieten. 
— Gard. Chron., vol. XI., No. 282, 


Aquilegia transsylvanica Schur. (A. alpina 5.050, 12.00. 
Brng. non. L.). | BIKE TE 
Diese Art, die in ihrem Vaterlande Cattleya Victoria Regina J. 0’Brien, n. sp. 


sehr gemein ist, scheint als kultivierte Diese bemerkenswerte neue Art er- 
Pflanze noch recht selten zu sein. Sie innert in ihrem Wuchs an Cattleya Leo- 
ist viel leichter zu behandeln als die  poldi,ihre Blumen zeigen dagegen manche 
echte A. alpina, blüht auch reichlicher; | Ähnlichkeit mit jenen der Laelia elegans 
ihre Blumen sind ebenso gross wie die | Turneri. 6—2o Blumen stehen auf einer 
von A.a., doch weniger lebhaft gefärbt. Ähre, dieselben halten 6 Zoll im Durch- 
Gard. Chron., vol. XI., No. 282, S. 650. messer und zeichnen sicb durch eine 
3 REERRERFIGE besonders flache Anordnung derSegmente 
Viola declinata. ı aus. Kelch- und Blumenblätter zeigen 
Neuerdings von Transsylvanien ein- | eine exquisite rosig-karminrote Schat- 
geführt, wo man von ihr zwei Formen tierung, am Grunde sind sie weiss, letztere 
kennt, — V. gracilis und mondana. | an den Rändern wellig. — Eine der vielen 
Letztere, die jetzt kultivierte, steht | glücklichen Einführungen der Herren 
V. calcarada nahe und ist eine überaus | F. Sander & Co. Nach den bereits be- 
reizende Pflanze, | obachteten Blumen darf man annehmen, 
Gard. Chron., vol. XI., No. 282, S. 650. | dass die Farbenvariation derselben eine 

— ausserordentlich grosse sein wird. 
Ophioglossum pendulum. Gardeners’ Chronicle, vol. XI., No. 280, 

Dieses stolze Farnkraut scheint mit S. 586. 

der europäischen unansehnlichen Art 


364 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


Odontoglossum Andersonianum pulcherrimum, 
n. var. 
Eine durch Farbenpracht ganz beson- 


ders bevorzugte Varietät, die hierin der 


Form O. Bucherianum gleicht, während 


ı Blätter stehen in einem Büschel. 


die langen rankenähnlichen, abwärts ge- | 


krümmten Spitzen der Blumensegmente 
an O. cirrhosum erinnern.. 
Gard. Chron. vol. XI., No. 280, S. 586. 


Odontoglossum platycheilum Weathers, n. sp. 

Über das Vaterland dieser neuen Art, 
die Zeit ihrer Einführung, weiss man 
nichts bestimmtes, aller Wahrscheinlich- 
keit nach stammt sie von Central-Amerika 
oder den Anden Columbiens. Durch die 
aufrecht stehenden Blätter ist der Habitus 
der Pflanze ein ziemlich steifer. 
zwei Blumen stehen auf dem kurzen 
Schaft; Kelch- und Blumenblätter rahm- 
weiss mit kastanıenbraunen Flecken am 


heit der Farben ausgezeichnet. 


Garda@hron. vol. XT., No. 280, S. 587} 
1 


Lilium Lowii. 


Nur ı 


' sonst waltet der Einfluss letzterer 


Von Birma durch die Herren H. Low. 


& Co. eingeführt. 
lich; Blumen herabhängend, 3—4 Zoll 


Blätter lineal-lanzett- | 


, Herrenhausen. 


lang, trichtertörmig; Segmente grünlich- | lachsfarbige Schattierung der etwa zoll- 


gelb, mit vielen roten Flecken am Grunde. | 


Bot- Mag. t. 7232. 


Lilium Grayi. 


Didymocarpus lacunosa. 

Eine liebliche kleine Gesneracee mit 
intensiv violett-blauen, nickenden Blumen. 
Die kurzgestielten, herzförmigen, filzigen 
Jede 
Blume ist etwa ı!/, Zoll lang, röhren- 
förmig. Einführung der Herren VEITCH 
von Penang. 

Bot. Mag. t. 7236. 


Phalaenopsis Amphitrite, n. hybrid. 
Eine Kreuzung zwischen P. Stuartiana 
und P. Sanderiana, letztere die Pollen- 
pfanze. In Form und Färbung der 
Blumen hält diese niedliche Hybride 
etwa die Mitte zwischen beiden. 
Gard. Chron., vol. XT.; No. 281, S. 618. 


Phajus hybridus (grandifolius 2 Wallichii 5‘). 
Kelch und Blumenblätter dieser Hybride 
zeigen Spuren der kupferig - gelben 


Grunde. Lippe durch Grösse und Schön- Schattierung von P. Wallıchii, der Sporn 


ist etwas länger als bei P. grandifolius, 
bei 
weitem vor, 

Gard. Chron., vol. XL, No. 231, S. 619. 


Coelogyne cuprea Kränzlin, n. Sp. 
Diese von den Herren F. SANDER & Co. 
eingeführte Art blühte vor kurzem in 
Es ist die eigentümliche, 


grossen Blumen, welche diese Art be- 
sonders auszeichnet. 


| Gard. Chron., vol. XI., No, 281, S. 619. 


Von den Gebirgen Virginiens und Ca- | 


rolinas. Blätter 
lich; Blumen scharlachrot, trichterförmig, 
2—3 Zoll lang. 

Bot. Mag. t. 7234. 


Pilocarpus pinnatifolius. 

Dieser brasilianische Rutaceen-Strauch 
liefert bekanntlich die als Jaborandi 
bekannte Drogue. 

Bot. Mag. t. 7235. 


wirtelig-eirund-lanzett- | 


Disa incarnata Lindl. 
Seit über 50 Jahren kennt man diese 
hübsche Art der Beschreibung nach, 


ı erst jetzt hat sie aber zum ersten Male 


ı in Europa geblüht. 


Die nicht ganz 
ı Zoll ım Durchmesser haltenden 
Blumen stehen in einer vielblütigen 
Traube, ihre Farbe ist glänzend zinnober- 
rot. Das Vaterland ist Madagaskar. 
Gard. Chron., vol. XL, No. 281, 
3.4019, 1.786. 


Kleinere Mitteilungen. — Litteratur. — Ausstellungen, 


Kleinere Mitteilungen. 


Pfirsichkrankheit in Amerika. 

Nach einer Notiz in der »New-Yorker 
Staatszeitung« vom z2ı. Januar d. ]. 
sind in San Francisko Obst- 
bäume, und zwar zum grössten Teil 
Pfirsichbäume, welche vom Osten dort- 
hin gelangt waren, als mit der unter 
dem Namen »Yellows« in Amerika be- 
kannten Krankheit behaftet seitens des 
Board of horticulture angehalten und 
mit Beschlag belegt worden, weil diese 
Krankheit, in deren Verlauf der Baum 
binnen einigen Jahren abstirbt, sehr 
ansteckend ist und in Gegenden, wo 
hauptsächlich Pfirsiche gezogen werden, 
die ganze Ernte zerstören könnte. 

Ein Mittel gegen diese Krankheit ist 
ungeachtet vielfacher wissenschaftlicher 
Versuche seither nicht gefunden worden; 
es bleibt dem Farmer nur übrig, sämt- 
liche von der Krankheit befallenen Bäume 
auszuroden. 

In Delaware sind nach der betreffen- 
den Notiz Tausende von Ackern von 
der Krankheit ergriffen worden, die 
auch noch in einer grösseren Anzahl 
anderer Staaten der Union herrscht. 

Im Hinblick hierauf kann zur Ver- 
hütung der Einschleppung der Krank- 
heit nach Deutschland etc. nicht dringend 


IlOoO 000 


genug vor dem DBezuge von Pfirsich- 
bäumen aus Nord - Amerika gewarnt 
werden. 


Die grosse Camellia japonica zu Pillnitz. 

In dem Königlichen Schlossgarten zu 
Pillnitz bei Dresden blühte Mitte April 
d. J. wieder der grosse Kamellienbaum, 
welcher schon gegen 200 Jahre alt ist 
und 1739 von Japan aus nach Sachsen 
gebracht wurde. Der Baum, eine viel 
bewunderte Seltenheit, hat eine Höhe 
von 7 m» und der Umfang der Krone 
beträgt etwa 13 »». Zur Blütezeit weist 
diese Kamellie viele Tausende von 
Blüten auf. (V.7Z.) 


Passiflora atrococcinea hat jetzt im Hof- 
garten Sr. kgl. Hoheit des Prinzregenten 
ALBRECHT zu Berlin geblüht. Sie bringt 
nicht einzelne Blumen, sondern an einem 
Blütenzweige 1o—ı2, welche der Reihe 
nach aufblühen, je ı—2 Tage. Eine Be- 
fruchtung ist mir leider missglückt, da 
die Blüten sämtlich bei der Hitze ab- 
fielen. Die grössere beiliegende Blüte 
ist nach dem Befruchtungsakt abgefallen. 
Die kleinere hat noch nicht geblüht. 

M. HorFMAnnN. 


Litteratur. 


Dr. WILHELM Mepicuvs, Flora von Deutsch- 
land. 2. Lieferung. Kaiserslautern, 
Aut. GOTTHoLDs Verlagsbuchhandlung 
Preis ı Mk. 

Billig ist das Werk, aber dafür die Ab- 
bildungen wieder Textauch schlecht genug. 


Einzelne Abbildungen, wie z.B. Majan- 
themum bifolium Taf. ıı, Eriophorum 
latifolium, Phleum pratense u. s. w. sind 
geradezu ein Hohn auf die deutsche 
Chromolithographie. Fort mit solcher 
Schundlitteratur! L. WITTMACK. 


Ausstellungen und Kongresse. 


Kollektiv-Ausstellung des deutschen Obstbaues 
auf der Weltausstellung in Chicago 1893. 
Eine Anzahl für die Hebung des 

Exportes in Obst- und Gemiüseerzeug- 


nissen sich interessierender Männer sind 
einem Komitee zusammengetreten, 
um eine Kollektiv-Ausstellung sämtlicher 
Erzeugnisse des deutschen Obst- und 


zu 


366 


Ausstellungen. 


Gemüsebaues in Chicago zu veranstalten 
und haben soeben einen Aufruf versandt. 
Es wird gehofft, dass seitens des Reichs 
und der Einzelstaaten, wie auch seitens 
der landwirtschaftlichen Obst- und 
Gartenbau-Vereine und Korporationen 
ansehnliche Zuschüsse zu den allgemeinen 
Kosten der Kollektiv-Ausstellung ge- 
leistet werden, und hängt die Höhe der 
Subvention von dem Umfang der Be- 
teiligung ab. Ferner hat der seitens 
des Reichs ernannte Ausstellungs-Kom- 
missar bereits wiederholt Veranlassung 
genommen, das grosse Interesse, welches 
derselbe einer Kollektiv-Ausstellung des 
deutschen Obst- und Gemüsebaues ent- 
gegenbringt, darzuthun und in seinen Mit- 
teilungenan das Komitee seine volle Bereit- 
willigkeit zur Unterstützung und Förde- 
rung des Projektes zum Ausdruck gebracht. 

Anmeldungen sind an den Schriftführer, 
Herrn J. Fromm, Frankfurt a. M., Mainzer- 
landstr. 128, zusenden. Die Produkte des 
Obstbaues sämtlicher Aussteller werden 
in dem internationalen Horticultur-Ge- 
bäude der Ausstellung Aufnahme finden, 
in welchem für Deutschlands Weinbau 
4000 DFuss, für eingemachte Früchte 
ıo0o [JFuss, für Obst 1ooo Fuss zur 
Verfügung stehen. Mehr Raum, als vor- 
stehend erwähnt, kann jedoch nicht zur 
Verfügung gestellt werden und ist daher 
umgehende Anmeldung nötig. 

Die Ausstellung erfolgt nicht allein 
für Nordamerika, sondern für den 
ganzen amerikanischen Kontinent, sowie 
für Ostasien und Ozeanien. Käufer und 
Beschauer aus allen diesen Ländern 
werden sich in Chicago in grosser An- 
zahl einfinden und zum grossen Teil in 
der Absicht dahin kommen, Gelegenheit 
zur Anknüpfung von Handelsbeziehungen 
zu suchen, und ıst somit in bester 
Weise Gelegenheit gegeben, Absatz- 
verbindungen nach den Vereinigten 
Staaten und dem immer kauffähiger 
werdenden Kanada, nach Mexico und 
Südamerika zu gewinnen. 

Die Kollektiv - Ausstellung soll um- 
fassen: Obst- und Gemüse-Konserven, 


| besitzer Otterborg, Praunheim. 


ı von Müffling, 


Obst- und Beerweine, Obstbranntweine, 
Obstsäfte, Dörrobst, Mus und Latwerge, 
sowie sämtliche zum Export geeigneten 
Erzeugnisse des Obstbaues. 
Unterzeichnet ist der Aufruf: 
Das geschäftsführende Komitee der 
Kollektiv-Ausstellung des deutschen 
Obstbaues. 


| Stadtrat F. Heineken, Landtags-Abgeordneter, 


I. Vorsitzender. Adolf Freyeisen, II. Vor- 
sitzender. ]J. Fromm, Schriftführer. Inspektor 
Bach, Karlsruhe i. B. Direktor L. W. Baist, 
Frankturt a. M. Ökonomierat Bürstenbinder, 


Braunschweig. Ökonomierat Dr. Freiherr von 


| Canstein, Vorsitzender des Märk. Obstbau-Ver- 
| eins, Berlin. Direktor Dr. Eisbein, Heddesdorf- 


Neuwied. Garteninspektor 
Frankfurt a.M. 
Kommerzienrat Kohlhammer, Stuttgart. 
neral-Konsul Eduard vonLade, 
Inspektor Laemmerhirt, Dresden Professor 
Dr. May, München, General-Sekretär des land- 
wirtschaftlichen Vereins 


R. Herrmann, 
Inspektor Koch, Braunschweig. 
Ge- 
Geisenheim. 


in Bayern. Freiherr 
Königlicher Polizei-Präsident, 
Frankfurt a. M. Ökonomierat Müller, Darm- 
stadt. Regierungsrat Münzner, Dresden. Guts- 
Professor Dr. 


Orth, Berlin. Dr. von Peter, Geschäftsdirektor 


| des Oberhessischen Obstbauvereins, Friedberg 


i. Hessen. Landesdirektor Sartorius, Wies- 
baden. Ökonomierat Späth, Vorsitzender des 
deutschen Pomologen - Vereins, Berlin-Rixdorf. 
Wilhelm Schultheiss, Frankfurt a.M. Pro- 


| fessor Dr. Wittmack, Geheimer Regierungsrat, 


Berlin. 


Welt- Ausstellung in Chicago. 


Das Komitee für die Organisation der 
Beteiligung des deutschen Gartenbaues 
an der Welt-Ausstellung in Chicago, 
Vorsitzender C. VAN DER SMISSEN-Steglitz- 
Berlin versendet die besonderen Be- 
dingungen und das Programm der Aus- 
stellung, sowie folgenden Aufruf: 

Nachdem die von den am 21. Mai cr. 
in Berlin versammelten Interessenten 
gewählten Herren sich durch ausserhalb 
Berlins wohnende Aussteller kooptiert 
haben, bilden die Unterzeichneten nun- 
mehr definitiv das Komitee. Um weitere 
Schritte thun zu können, wenden wir 
uns an Sie, als Ausstellungsinteressent, 


Ausstellungen. 


367 


mit der höflichen aber dringenden Bitte, 
uns so schnell wie möglich anzugeben, 
welchen Raum Sie für Ihre Aus- 
stellungsobjekte beanspruchen, 
ob Sie permanent nder zu welcher 
Zeit temporär ausstellen wollen, 
- was Sie ausstellen wollen und 
wann Sie mit der Herstellung der 
Arbeiten beginnen wollen. 

Der uns zur Verfügung stehende 
Raum ist bereits überzeichnet. 
Auf unsere persönliche Vorstellung beim 
Reichskommissar wurde uns aber die 
Versicherung gegeben, dass, im Falle 
wir bald den beanspruchten Raum so- 
wohl im Freien, wie bedeckt angeben 
können, man unseren Wünschen 
bedeutend entgegen kommen wird. 

Für die Aufstellung des Kosten- 
entwurfes ist es unbedingt nötig 
zu wissen, ob wir bereits für den 
ERenDse 77892 eine Viertretung in 


noch 


Chicago benötigen und wollen Sie | 


Ihre Angaben uns ganz präzise machen. 
Hochachtungsvoll 

Das Komitee für die Organisation der 

Beteiligung des deutschen Gartenbaues 

an der Welt- Ausstellung in Chicago: 

C. van der Smissen-Steglitz-Berlin, Vorsitzen- 


I 


Buchner - München. C. Görms - Potsdam. 
C. Götze, i. Fa. Götze & Hamkens-Wandsbek- 
Marenthal. Hampel, städtischer Obergärtner, 
Berlin. C. Hanisch, Hoflieferant, Leipzig, 
Fr. Harms-Eimsbüttel b. Hamburg. C, Kaiser- 
Nordhausen. I. F.Loock, Hoflieferant, Berlin, 
W. Pfitzer - Stuttgart. G. A. Schultz, Hof- 
lieferant, Berlin. Späth, Königlicher Ökonomie- 
rat, Rixdorf - Berlin. C. Stoldt - Wandsbek- 
Marienthal. 


(Wie wir hören, stehen noch weitere 
Kooptationen in Aussicht.) 


Hannover. Grosse allgemeine Früh- 
jahrs-Ausstellung des Provinzial-Garten- 
bau-Vereins Hannover Mitte April 1893 
ım Palmengarten in Hannover. Auskunft 
beim Sekretär der Ausstellung, Hofgärtner 
GEORG TATTER 1l. in Herrenhausen. 


In Nürnberg fand vom 7.—ı5. Mai in 
dem permanenten Ausstellungsgebäude 
des bayerischen Gewerbe-Museums eine 
sehr gelungene Ausstellung statt, deren 
Anlagen nach dem Entwurf des Stadt- 
gärtners F. ELPEL ausgeführt waren. 


Ratibor, 10.—ı3. September in Tivoli. 
Grosse Gartenbau - Ausstellung des 
Gartenbau-Vereins unter dem Protektorate 
Sr. Durchlaucht des Herzogs von Ratı- 


der. C. Lackner-Steglitz, Stellvertretender > © 

Vorsitzender. Geheimer Regierungsrat Professor bor. Anmeldungen beim Vorsitzenden 

Dr. Wittmack- Berlin, Schriftführer. Aug. ' Dr. med. MÜNTER, Oberstabsarzt a. D. 
Vereinswesen. 


Der Verein zur Beförderung des 
Gartenbaues feierte am 23. Juni unter 
äusserst zahlreicher Beteiligung sein 
70. Stiftungsfest durch eine Festfahrt 
mit Damen von Wannsee an den herr- 
lichen Ufern der Havel entlang über 
Potsdam nach Baumgartenbrück. 

Bei der Pfaueninsel wurde die ita- 
lienische Flagge gehisst, die Herr Hof- 
lieferant PLUMPE zu diesem Zwecke mit- 
gebracht und die italienische National- 
Hymne von der Musik gespielt. In 
demselben Augenblicke fuhr die Kaiser- 
liche Yacht mit dem Kaiserpaare und 


dem italienischen Königspaar an Bord, | 


| 


von der Pfaueninsel, wo die Aller- 
höchsten Herrschaften das Frühstück 
eingenommen hatten, ab. Lautes Hurrah 
erscholl von Seiten der Vereinsmitglieder 
und dankend verneigte sich König 
HUMBERT. So gestaltete sich die Fest- 
feier zugleich zu einer Sympathie-Bezeug- 
gung für Italien. 

Bei der Festtafel, die abends in Wansee 
stattfand, brachte Herr CARL LACKNER 
das Hoch auf Se. Majestät den Kaiser 
aus, wobei er u. a. darauf hinwies, dass 
seit Beginn des Vereins sämtliche 
preussische Herrscher das Protektorat 
übernommen hätten. 


368 


Personal-Nachrichten. 


Personal-Nachrichten. 


Dr. Cart SCHUMANN, Kustos am 
Königlichen botanischen Museum zu 
Berlin, hat den Titel Professor erhalten. 

Dr. NieDEnzu, bisher Hilfskustos am 
botanischen Garten zu Berlin, ist zum 
ordentlichen Professor in der philolo- 
phischen Fakultät des Lyceum Horianum 
zu Braunsberg ernannt. 

Dr. M. GÜrke, bisher ı. Hilfsarbeiter am 


botanischen Museum zu Berlin, ist zum | 


Hilfskustos am Königlichen botanischen 
Garten daselbst ernannt. 

Dr. SCHURZ ist zum ausserordentlichen 
Professor an der Universität Zürich er- 
nannt. 

Professor Dr. F. C. SCHÜBELER, Direktor 
des botanischen Gartens in Christiania, 
korrespondierendes Mitglied des Vereins 
zur Beförderung des Gartenbaues, starb 
am 2o. Juni im 77. Lebensjahre. 


Preisaufgabe. 


Preisaufgabe über die Entstehung der 
Varietäten bei Gartenpflanzen. 

Die Holländische Gesellschaft 
der Wissenschaften in Haarlem hat 
in ihrer Sitzung vom zı. Mai 1892 die 
folgende Preisaufgabe ausgeschrieben: 

»Die Gesellschaft wünscht eine 
Übersicht der zur Zeit gebräuch- 
lichen Methoden zur Veredlung 
von Gartenpflanzen und zur Ge- 
winnung neuer Varietäten der- 
selben. Die Abhandlung soll sich, 


so viel wie möglich, auf eine aus- | 
von Bei-ı 


führliche Beschreibung 
spielen stützen«. 

Seit der grundlegenden Arbeit von 
L. VILMoRIn, und den Preisschriften von 


VERLOT und CARRIERE (1865) ist eine | 


eingehende Behandlung dieses Themas 
in der botanischen oder der gärtnerischen 
Litteratur nicht wieder veröffentlicht 


worden, und namentlich fehlt eine solche | 


Die seit 
der Praxis eingeführten 


in der deutschen Litteratur. 
jener Zeit in 


Verbesserungen übersichtlich zusammen- | 


zustellen und in weiteren Kreisen bekannt 
zu machen soll daher der hauptsächliche 
Zweck der einzusendenden Preisschrift 
sein. 

Die Gesellschaft bittet die Herren Ver- 
fasser, ihre Abhandlungen so kurz wie 
möglich zu fassen, indem alles fortge- 
lassen werden soll, was nicht in unmittel- 
barer Beziehung zur Frage steht. Sıe 


wünscht eine klare und bündige Dar- 
stellung und eine scharfe Trennung der 
bewiesenen Sätze von den vorläufig an- 
genommenen. 

Antworten, welche vom Verfasser mit 
eigener Hand geschrieben sind, werden 
nicht angenommen, resp. nicht bekrönt, 
auch wenn sie dessen würdig beurteilt 
sein sollten. 

Die Antwort, welche von der Gesell- 
schaft der Bekrönung würdig befunden 
wird, erhält eine goldene Medaille 
mit dem Stempel der Gesellschaft, welche 
auf der Rückseite den Namen des Ver- 
fassers und die Jahreszahl trägt, oder, 
je nach der Wahl des Verfassers, eine 
Summe von hundert und fünfzig Gulden 
(Mk. 250.—). Überdies erhalten aus- 
gezeichnete Antworten noch eine Zulage 
von gleichfalls 150 Gulden. 

Die Verfasser gekrönter Preisschriften 
bedürfen der Zustimmung der Gesellschaft 
zur Veröffentlichung derselben in anderer 
Weise, als in den Schriften der Hollän- 
dischen Gesellschaft der Wissenschaften. 

Die Antworten dürfen in deutscher 
Sprache (jedoch mit lateinischer Schrift) 
geschrieben sein, und sollen begleitet 
sein von einem versiegelten Briefe, den 
Namen und die Adresse des Verfassers 
enthaltend. Sie sind vor dem ı. Januar 
1894 zu senden an den Sekretär der 
Gesellschaft, Herrn Prof. Dr. J, BoRSCHA 
in Haarlem. 


u 


Primula chinensis „Altenburger Kind“. 
Von Louis Müller in Altenburg, 
Hierzu Tafel 1375. 

Die hier dargestellte Primel ist getreu nach dem Leben in der Kunst- 
anstalt des Herrn LEUTZSCH in Gera gemalt worden. Sie stellt eine Züchtung 
dar, welche ich vor acht Jahren ausführte und seitdem immer mehr ver- 
bessert habe. Jetzt ist dieselbe in gut bewurzelten Pflanzen zum Versand 
fertig und kann ich viele davon abgeben. Die Blume gehört zur Varietät 
fimbriata compacta grandiflora, ist aber in der Mitte herrlich rosa- 
rot gezeichnet, und das macht gerade im Gegensatz zu dem umgebenden 
Weisslichrosa einen so schönen Eindruck. Ganz besonders schön sind die 
Pflanzen zu Weihnachten, sowohl in der Farbe der Blumen, wie im Bau 
derselben. Starke Pflanzen trugen 4—500 Blumen, letztere sind alle zur 
Binderei an gut renommierte Blumengeschäfte versandt worden. Der Alten- 
burger und der Leipziger Gärtner-Verein haben der Primel »Altenburger 
Kind« grosse Bewunderung und Anerkennung gezollt. 

(Anmerkung der Redaktion. Herr LOUIS MÜLLER übersandte uns am 
Petpenl dj. zusleich mit, der Farbentatee > Töpfe semer Brimel und 
müssen wir gestehen, dass sie ganz ausserordentlich schön im Bau wie 
besonders in der Farbe waren. EV.) 


Die Eriken. 
Von H. Gaerdt. 

Der Tod unseres alten Freundes REGEL, der in allen Kreisen, welche 
den rastlosen Arbeiter auf den verschiedensten Gebieten kannten, Gefühle 
tiefster Trauer hervorgerufen, erinnert mich ganz besonders an die erste 
schriftstellerische Leistung des Heimgegangenen, an die Abhandlung: »Die 
Kultur und Aufzählung der in deutschen und englischen Gärten 
befindlichen Eriken.« (Siehe Verhandlungen des Vereins zur Beförderung 
des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten. 33. Lieferung.) 

Obgleich seit dem Erscheinen dieser Schrift ein Zeitabschnitt von mehr 
denn 4 Jahrzehnten der Vergangenheit angehört,. so ist doch seit jener Zeit 
kein Schriftchen erschienen, das in ähnlicher Weise belehrender und nütz- 
licher für den Gärtner wie für den Laien wäre. 

Zu jener Zeit, als REGEL zu der Abhandlung sich veranlasst sah, gehörten 
die Eriken zu den beliebtesten Pflanzen, und Eriken-Sammlungen waren 


Gartenflora 1892. 27 


379 H. Gaerdt: Die Eriken. 


nicht allein in den botanischen Gärten, sondern auch in Handelsgärten und 
Privatgärten vielfach anzutreffen. Man liebte es, namentlich in England 
beim reichen Privatbesitz, die Familie der Eriken und die der Orchideen zu 
pflegen, weil Orchideen und Eriken zu allen Zeiten des Jahres Blumen 
tragen, insofern bald die eine, bald die andere Art blüht. Selbstredend 
sind derartige Sammlungen sowohl in den Handelsgärten und den Privat- 
gärten Wandelungen unterworfen. In den wissenschaftlichen Instituten, die 
andern Zwecken dienen, sind solche möglichst zu erhalten. Eine gut gepfleste 
Eriken-Sammlung ist ein sprechendes Zeugnis von dem Verständnis und dem 
Wissen des Gärtners. Würde der heutige Pflanzengärtner Eriken zu kulti- 
vieren. verstehen, um wieviel besser würde es mit der Pflanzenkultur im 
allgemeinen stehen! Allerdings erfordern sie eine ganz andere Aufmerksam- 
keit als wie Coleus und anderes Krautzeug. 

Unkenntnis in der Kultur der Eriken und anderer difficileren Kulturen 
sucht sich gewöhnlich zu decken mit den Redensarten: »Schlechte Häuser, 
eingeschlossener Garten«e.. Dem entgegen erlaube ich mir folgende That- 
sachen anzuführen: Ein sehr sorgfältiger Erikenzüchter in Berlin war Herr 
ALLARDT, dessen Garten in der Lindenstrasse von Häusern umgeben war, 
dessen Glashäuser nicht zu den komfortablen Einrichtungen und deren Sauber- 
keit nicht zu den musterhaften Eigenschaften gehörte, und was zog er in 
den notorisch nach unseren Begriffen schlechten Häusern für Eriken! Die 
prächtigsten Schmuckpflanzen! — Seine Devise war: »die Häuser kultivieren 
nicht, sondern der Gärtner muss es verstehen«e. Ferner war ein alter be- 
rühmter Handelsgärtner PETER BOUCHE in der Blumenstrasse, dessen Glas- 
häuser aus alter Zeit stammten, Häuser, die nicht nur zu Pflanzenkulturen 
dienten, sondern auch als Kaffeehaus. An bestimmten Festtagen fand sich 
hier die vornehme Welt ein, um im Grünen und zwischen Blumen den 
Kaffee zu geniessen, und aus jener Zeit sollen die geflügelten Worte 
stammen: »Der sitzt wie Excellenz bei Bouch&«. 

In Bezug auf Kultur der Eriken in den Stadtgärten muss ich noch 
erwähnen den Garten des Geheimen Hofbuchdruckereibesitzers DECKER in 
der Wilhelmstrasse zu Berlin. In den Glashäusern dieses Gartens kultivierte 
unser verstorbener Freund REINECKE vorzügliche Eriken. 

Und welche Pracht von Eriken sah man in dem seiner Zeit welt- 
berühmten Etablissement von JAMES BOOTH in Flottbeck bei Hamburg. 

Ich führe diese Thatsachen nur an als einen Beweis, dass man zu jener 
Zeit es verstand und die Mühe nicht scheute, die Eriken zu pflegen, auch 
unter schwierigen Verhältnissen. 

Als REGEL seine Abhandlung über die Eriken unternahm, stand ihm 
die reiche Sammlung der Eriken des Berliner botanischen Gartens zu Gebote. Ob 


diese reiche Sammlung in bester Kultur noch besteht, entzieht sich meiner 
schlichten Beurteilung. 


Hugo Köhler: Akklimatisationsbericht des Jahres 1891/91. 371 


Eines aber unterschreibe ich, dass die Kulturen der Eriken, der Prote- 
aceen, der neuholländischen Gewächse unter OTTO und BOUCHE im bo- 
tanischen Garten in vorzüglicher Pflege sich befanden, und oft am Stiftungs- 
feste des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Preussischen 
Staaten den Festräumen im Königlichen Akademiegebäude einen herrlichen 
Glanz verliehen, wo LINK seine fesselnden Festvorträge am Jahresfeste hielt. 

Der Zweck der wenigen Zeilen ist ja nur der, die Kenntnis der Friken- 
pflege als ein solides, sicheres Fundament für die Pflanzenkultur im allge- 
meinen zu würdigen und auf die im Bücherstaube sich befindende, belehrende 
Schrift des wackeren Kämpfers für die Gartenkunst wie für die Wissenschaft 
aufmerksam zu machen, auf die Kultur der Eriken des unvergesslichen 
»REGEL«. 


Akklimatisationsbericht des Jahres 1891 92. 


Von Hugo Köhler. 


Ich bin in der angenehmen Lage, Ihnen mitteilen zu können, dass meine 
Akklimatisations- resp. Überwinterungsversuche mit subtropischen Pflanzen in 
diesem Jahre zufriedenstellende waren. Besonders sind grosse Pflanzen vorzüglich 
durch den Winter gekommen, was insofern ganz natürlich ist, als solche wesentlich 
widerstandsfähiger gegen Frost und Feuchtigkeit sind. 

Bis jetzt war es in der Hauptsache die Feuchtigkeit, welche die Blätter 
schädigte, denn eigentlich erfrorene sind mir nie zu Gesicht gekommen, vielmehr 
verstockten dieselben, so dass ein vermehrtes Lüften sich als absolut not- 
wendig herausstellte und in diesem Winter auch zur Genüge angewendet 
worden ist. 

Man könnte nun einwenden: »Dieser Winter war kein strenger«, und 
nur infolgedessen war ein Lüften möglich. Dies würde ja richtig sein, wären 
nicht folgende Umstände zu berücksichtigen. Angenommen, dass eine Frost- 
periode wie im Winter 1890/gı 72 Tage und Nächte andauert, so würden die 
betreffenden Pflanzen allerdings fast ausnahmslos gefroren sein. Da jedoch auch 
während dieser Zeit des Tages über mehrere Mal stundenlang Temperaturen über 
dem Gefrierpunkt lagen, so ist es von grosser Wichtigkeit, gerade solche 
Momente zu benützen, um der betreffenden Pflanze etwas Luft zuzu- 
führen, was auch noch dann von Nutzen ist, wenn selbst das Auftauen der 
Blätter nicht stattfindet. 

Gerade dies zu beobachten scheint mir das wichtigste zu sein. Natürlich ist auch 
dafür Sorge zu tragen, dass vor Eintritt des Winters und bei etwa beginnenden 
stärkeren Frostperioden Ende Oktober bis hinein im November beide Deckel 
der Umhüllungs-Cylinder, die ich verwende, während der Nacht geschlossen werden. 
Erst Ende November, wenn stärkere Kältegrade eintreten, sodass anzunehmen ist, 
dass eine längere Dauer des Frostes in Aussicht steht, fülle man den Raum zwischen 
beiden Deckeln mit Sägespänen und lasse diese darin, bis etwa eintretendes Tau- 
wetter die Entfernung derselben nötig macht. Gegen Ende Februar oder ım März, 
wo Frostperioden von vier Wochen ausgeschlossen sind und höchstens solche von 
5—8 Tagen stattfinden, entferne man die Sägespäne und benutze nur die beiden 
Deckel zum Abschluss der Kälte. Selbst 10 Grad unter o schaden nichts 


372 Hugo Köhler: Akklimatisationsbericht des Jahres 1891'92. 


im Gegenteil, es ist nötig, dass die Pflanze sich wieder abhärtet, so- 
dass gegen Ende März oder Anfang April, je nach den Witterungsverhältnissen 
die Entfernung der Cylinder stattfinden kann. 

Bezüglich der Anwendung von doppelten runden Holz- oder Thoncylindern 
habe ich ebenfalls eine Änderung eintreten lassen, welche nur um weniges 
kostspieliger ist, aber bei weitem grössere Sicherheit gewährt und selbst den 
strengsten Wintern Trotz bieten wird. Es hat sich nämlich herausgestellt, 
dass runde Holzcylinder, wie schon früher beschrieben, nach kurzer Zeit derart 
zusammentrocknen und infolgedessen so undicht werden, dass sie kaum noch 
Schutz vor Kälte gewähren, und deshalb verwende ich jetzt ausschliesslich vier- 
eckige Kästen. Die Thoncylinder sind zu wenig handlich und im Verhältniss zum Holz. 
an und für sich ein zu guter Wärme- resp. Kälteleiter. Auch ist die Füllung mit 
Maschinenhobelspänen nicht so vorteilhaft, als die mit trockenen Sägespänen, weil 
letztere einen wesentlich dichteren Schluss abgeben und das Eindringen der Kälte 
in das Innere nicht so leicht zulassen. 

Die viereckigen Kästen werden von 3—4 cm starkem Holz in obeliskenartiger 
Form angefertigt. Um die Aufbewahrung zu erleichtern, werden sie mit Haken 
und Ösen versehen und zum Auseinandernehmen eingerichtet. Gespundet an 
den Seiten, geben solche Kästen einen ganz vorzüglichen Schutz, und haben, mit 
Fichtenreisig benagelt, auch ein ganz leidliches Ansehen. 

Wer diese Kosten nicht scheut, kann selbst im mittleren Deutschland ganz 
überraschende Erfolge erzielen. Geradezu frappierend ist es, wenn noch spät ım 
Jahre, wenn bereits alle Vegetation erloschen und die Bäume entlaubt sind, nur 
noch das Kind des Südens seine Wedel oder Fächer an exponierter Stelle im 
rauhen Herbstwind schaukelt. Im Frühjahr dagegen, wenn noch alles ruht, ist 
die Palme die erste Pflanze, welche mit ihrem dunklen Grün den Frühling be- 
grüsst, und der Besitzer hat Gelegenheit, sich an der nie rastenden Weiterent- 
wickelung solcher Pflanzen zu erfreuen, denn schon an einigermassen warmen 
Tagen entfaltet sie ihr erstes Blatt und zeigt neues Leben, während noch die 
Natur halb im Winterschlafe ruht. 

Dies über die eine Art und Weise der Überwinterung. Die andere, welche 
jedoch nur an den klimatisch bevorzugten Plätzen unseres Vaterlandes An- 
wendung finden kann, ist folgende. 

Starke akklimatisierte Pflanzen werden zusammengebunden, Herzblätter und 
Stiele gut mit Werg ausgestopft, resp. umgeben, alsdann recht gut in Stroh 
gepackt, der Fuss mit Maschinenhobelspänen und Laub derart ge- 
schützt, dass ein Eindringen von Frost möglichst vermieden wird, 
und zur besonderen Vorsicht bringe ich noch ein Blechdach an, welches über- 
gestülpt wird und etwa die Form eines grossen, an der Spitze etwas flachen 
Trichters hat, was deshalb geschieht, um all und jede Feuchtigkeit abzuhalten. 
Je grösser man nun den Cylinder macht, desto besser ist es. Um demselben 
etwas Ansehen zu geben und um den Reflex der Sonnenstrahlen zu vermeiden, 
streicht man den Trichter grün an, was alsdann auch besser zu der grünen Be- 
kleidung passt, welche, aus Fichtenreisig bestehend, noch um das Stroh befestigt 
wird. Auch kann man an Stelle des Blechdaches an regnerischen oder sehr kalten 
Tagen einen an das Stroh anschliessenden Holzcylinder schieben, was natürlich 
Mühe verursacht, aber noch einen grösseren Schutz bietet. 

Meine Erfahrungen in dieser Beziehung sind zwar noch neu, allein es ist 
nach allem, was ich herausgefunden, anzunehmen, dass von mir akklimati- 
sierte Pflanzen und auf die oben beschriebene Weise gedeckt, an den besser 


Akklimatisationsbericht des Jahres 1891 92. 373 


gelegenen klimatischen Orten unseres Vaterlandes selbst kräftigere Winter als den 
letzten ohne jeden Schaden überdauern werden. 

Nach den letztjährigen Erfahrungen haben Chamaerops excelsa mehrfach 
Minimaltemperaturen bis 15 ° unter o uneingepackt ohne Schaden für ihr Äusseres 
ertragen, und es lässt sich annehmen, dass diese Pflanze sich noch weiter unseren 
Temperaturverhältnissen anschliessen wird. In Meran z.B., wo Schneefall ziemlich 
häufig eintritt, hat Herr Dr. Noworny nach einer mir zugesandten Tabelle in 
7ı Tagen resp. Nächten folgende Kältegrade verzeichnet: 

8 Mal weniger als — ı’C. 


12 % » yet @. 
8 » » = Be @: 
9 » » » — AR €. 
5 » » » — B @ 
Aue» » 02°C. 
9 » DRS » — 7 NE: 
4 » » DT Bi €, 
4 » » > 9 @ 
BE) » 102 C. 
3 » » 9 rn C. 
I » » y» 120 C. 
it » » DN—T5 2 @; 


Diese Temperaturen wurden von genanntem Herrn etwa des Morgens gegen 
8 Uhr aufgenommen. Es würden dieselben etwa einem mittleren Winter Süd- 
deutschlands gleichkommen, während dies in Meran einer der strengsten gewesen 
sein dürfte. Giebt man nun solchen Pflanzen noch einen guten Winterschutz 
nach der von mir vorgeschlagenen Weise, so dürfte fast mit absoluter Sicherheit auf 
eine Erhaltung dieser Species selbst während eines wesentlich strengeren Winters 
zu rechnen sein. Ebenso sicher wird Chamaerops excelsa in Nordwestdeutschland, 
Holland und Belgien den Winter ohne Schaden, in Stroh gepackt, überstehen, und 
ich werde noch in diesem Jahre eine ganze Anzahl solcher Pflanzen an ver- 
schiedene Plätze versenden. 

Mit Herrn Cart Hansen in Kopenhageu stehe ich schon seit Jahren in Brief- 
wechsel über meine Akklimatisationserfolge, und genannter Herr berichtet mir, 
‚dass er im vergangenen Winter Chamaerops excelsa, nur in Stroh ge- 
bunden, vorzüglich durch den Winter gebracht habe. 

Eine dritte Art und Weise, derartige subtropische Pflanzen heranzuziehen und 
zu überwintern, ist ebenfalls eine sehr empfehlenswerte, da es die einfachste und 
wenigst kostspielige ist, die selbst an den kältesten Plätzen Deutschlands zur 
Anwendung kommen kann. 

Es werden zu diesem Zwecke von mir in starken verzinkten Drahtkörben 
gezogene Pflanzen ebenfalls schon früh im Jahre, etwa Anfang, spätestens Mitte 
April auf gut mit verrottetem Pferdedünger gemischtem Boden gepflanzt, oder man 
nimmt frischen Pferdedünger, welcher das sofortige Wachstum der Wurzeln, und 
demgemäss auch eine frühere Entwickelung der Blätter erzeugt, pflanzt die be- 
treffende Palme an einem windgeschützten, aber der Sonne möglichst zugänglichen 
Ort, und man wird die Freude haben, eine vorzüglich wachsende Pflanze zu be- 
sitzen, welche im Spätsommer ihre grösste Entwickelungsfähigkeit zeigt. Im Spät- 
herbst nun, so spät als es die Witterungsverhältnisse gestatten, erst dann wenn 
eine Nachtkälte von 5—6° eintreten kann, oder starker Schneefall mit vorherigem 
Regen, entferne man die Pflanze und bringe dieselbe an einen frostfreien, mög- 


374 Hugo Köhler: Akklimatisationsbericht des Jahres 1891,92. 


lichst kühlen Ort. Selbst helle luftige Keller sind hinreichend, ebenso ungeheizte 
Wohnräume, oder auch Kalthäuser. 

Die Körbe, in welchen die Pflanzen stehen, haben etwa die halbe Grösse 
eines bei Gärtnern angewendeten Blumentopfes oder Kübels; man kann solche 
Pflanzen in verhältnismässig kleine Gefässe bringen. Die dazu nötige nur wenige 
Erde muss eine ganz leichte mit Sand gemischte sein, dass die weitere Entwicke- 
lung der beschädigten Wurzeln leicht vor sich gehen kann. 

Eines Umstandes will ich noch gedenken, welcher mich ermutigte, speciell die 
Akklimatisation subtropischer immergrüner Pflanzen in die Hand zu nehmen. Der- 
selbe liegt in klimatisch veränderten Verhältnissen, welche ich schon seit einer 
Reihe von Jahren beobachtete und auch ein diesbezügliches Schriftchen zum Zwecke 
eines Vortrages ausarbeitete. Das Interesse, welches man dem Vortrage entgegen- 
brachte, und das sich mehr und mehr anhäufende Material hat nun in mir den 
Entschluss zur Reife gebracht, denselben unter dem Titel: »Die Pflanzenwelt 
und das Klima Europas seit der geschichtlichen Zeit« herauszugeben. Es 
erscheint derselbe demnächst im Verlag von PAauL PArey-Berlin SW., Hedemann- 
strasse 10. Der zunächst erscheinende erste Teil wird das Klima Italiens und 
Griechenlands, soweit etwa zu Homers, Theophrasts und Plinius Zeiten dies- 
bezügliche Andeutungen in Verbindung mit der Einführung einer Anzahl sub- 
tropischer Pflanzen gemacht wurden, behandeln. Ich beschreibe näher die Art 
und Weise der Einführung des Weinstockes, des Maulbeerbaumes, des Ölbaumes, 
des Lorbeerbaumes, des Erdbeerbaumes, der Myrte, des Granatapfels, des Oleanders, 
der Pistazie, der verschiedenen Aurantiaceen, wie Orange, Citronateitrone und 
Pomeranze, des Johannisbrotbaumes, der Dattel- und Zwergpalme. Alle diese 
Gewächse wurden zu verschiedenen Zeiten und zum Teil unter sehr erschwerenden 
Umständen in den südlichsten Teilen jener Länder eingeführt, und es geht aus 
allem hervor, dass das Klima zu den damaligen Zeiten entschieden kühler ge- 
wesen ist, und heutzutage die meisten dieser Pflanzen bereits über die Grenzen 
Italiens nach der südlichen Schweiz und Tyrol vorgerückt sind, ja selbst ın 
Deutschland, besonders aber in seinen nordwestlichen Teilen haben sich eine 
Anzahl subtropischer Pflanzen heimisch gemacht, desgl. in Frankreich, England, 
Holland, Belgien und sogar in einigen Teilen Schwedens haben eine ganze Anzahl 
Gedeihen gefunden. 

Dieser allgemeinen in Europa eingetretenen Erwärmung ist nun vielleicht 
schon seit Jahrhunderten scheinbar eine Abkühlung gefolgt, welche einerseits 
auch in Deutschland seit einer Reihe von Jahren fühlbar wurde. Diese Abkühlung 
aber ist nach den von mir erbrachten Beweisen nur während der Sommermonate 
eingetreten, indem dieselben durch vermehrte Niederschläge und die naturgemäss. 
fehlenden Sonnenstrahlen veranlasst wurden. Die Winter hingegen sind ent- 
schieden wärmer geworden, denn extreme Kältegrade, wie dieselben selbst früher 
in Deutschland vorkamen, sind seit 62 Jahren nicht mehr erlebt worden. Die zu 
diesem Beweise nötigen Zahlen, welche his dato noch nicht veröffentlicht waren, 
habe ich von dem Königlichen meteorologischen Institut durch die Vermittelung 
des Herrn Geheimen Regierungsrates Professor Dr. WITTMACK erhalten, und zwar 
einstweilen für die Monate Dezember, Januar und Februar vom Jahre 1729 an, 
während die fehlenden Monate vielleicht erst in Jahresfrist zu erlangen sein dürften. 

Die Temperaturmittel der genannten Monate beweisen zur Evidenz eine Ab_ 
nahme der Kältegrade; z. B. sind seit Dezember 1829 grössere Monatsmittel als 
5° C. unter Null nicht wieder vorgekommen, der Januar bringt dieselben seit. 
ı85o und der Februar seit dem denkwürdigen Winter 1870 nicht wieder. Es sind 


375 


demnach im Dezember 62 Jahre, im Januar 42 Jahre und im Februar 22 Jahre ver- 
strichen, ohne dass Durchschnittstemperaturen unter 5 °C. wieder beobachtet wurden. 

Dieser Umstand schon allein berechtigt, die Akklimatisation subtropischer Pflanzen 
mit aller Energie in die Hand zu nehmen, denn wir haben schon vielleicht un- 
bewusster Weise in den letzten Jahrzehnten eine ganze Anzahl solcher Pflanzen in 
unseren Gärten heimisch gemacht, und das Gedeihen derselben ist einzig und 
allein den verschobenen "Femperaturverhältnissen zuzuschreiben. Kirschlorbeer 
und Aucuben, die verschiedenen Rhododendron, immergrüner Evonymus und 
viele andere haben unsere Winter ertragen lernen, weil einesteils die Kältegrade 
nicht mehr so intensiv auftreten als früher und das Seeklima durch die Beein- 
flussung des Golfstromes mehr und mehr in Deutschland zur Geltung gelangt, 
also warum sollen wir nicht ans Werk gehen. Die Beweise sind vorhanden, und 
es hätte es sıch vor 25 Jahren niemand träumen lassen, dass es möglich sein 
könnte, dasseineganze Anzahl Yuccaarten, welchealle früher im Hause gezogen wurden, 
heute ohne welchen Schutz in den meisten Gegenden Deutschlands den Winter 
gut überdauern, ja in vielen Gegenden wird ebenso gut Yucca recurvata pendula 
aushalten wie filamentosa, filamentosa variegata und angustifolia. Ich überwinterte 
zum ersten Male Yucca recurvata pendula in mehreren Exemplaren den Winter 
1890/91 im Freien. Allerdings wurden dieselben hart mitgenommen, aber im ver- 
gangenen, darauffolgenden Winter haben sämtliche Pflanzen ohne irgend welchen 
Schutz vorzüglich ausgehalten, trotzdem wir ein Minimum von —ı7° C. zu ver- 
zeichnen hatten. 

Dies dürften die Hauptgründe sein, welche mich bewogen haben, der Akklı- 
matisation weiteres und erhöhtes Interesse zu schenken, besonders da ich Verluste 
im Winter 1890/gı so gut wie keine hatte, indem selbst Pflanzen, welche die 
Herzen verloren hatten, heut wieder in bester Entwickelung sind. Gerade diese 
Pflanzen sind mir von grösstem Wert, denn sie gehören zu denen, welche einen 
kolossalen Widerstand geleistet haben und akklimatisiert sind. Diese haben so 
zu sagen die Kälteprobe bestanden, und geben der Hoffnung Raum, dass etwa bei 
wieder eintretenden kälteren Wintern bei grösseren Vorsichtsmassregeln der 
Schaden in Zukunft vermieden werden kann; doch alles will seine Zeit haben, 
und bei den vorzunehmenden Versuchen kann es ohne Opfer nicht abgehen. 
Z. B. welche eminente Opfer haben mir seit 25 Jahren die Koniferen gebracht. 
Den meisten Erfahrungen zufolge ist jedoch festgestellt, dass sich Keniferen viel 
schwerer an höhere Kältegrade gewöhnen, als jede andere Pflanze. Wie viele 
Millionen sind schon nach Holland gewandert, und ich glaube man darf dreist 
behaupten, in den meisten Orten Deutschlands geht der grösste Teil derartig 
bezogener Pflanzen entweder durch ungeeigneten Boden, oder durch zu 
wenig relative Feuchtigkeit der Luft, oder auch durch zu harte Winter 
in wenigen Jahren zu Grunde. 

Wenn nun auch Pseudotsuga Douglasi zum Teil in Deutschland als empfehlens- 
werte Acquisition im Wald zu bezeichnen ist, so muss doch dieser Baum trotzdem 
in Gärten fast überall als absolut unbrauchbar angesehen werden. 

Ich kenne hunderte von Gärten, wo er von den betreffenden Besitzern aber- 
und abermals und mit nicht unbeträchtlichen Opfern angeschafft wurde, aber in den 
seltensten Fällen einen Erfolg brachte. Nur ganz staubfreie, mit hoher relativer 
Feuchtigkeit existierende Orte eignen sich zu der Anpflanzung dieses Baumes, 
wozu noch unbedingtes Erfordernis eines leichten durchlässigen Bodens kommt. 
Selbst während des milden vergangenen Winters ist es die einzige Konifere, 
welche bei mir gelitten hat. 


376 Hugo Köhler: Akklimatisationsbericht des Jahres 1891/92. 


Berücksichtigt man nun alle diese Verhältnisse und das bestehende Bedürfnis, 
neues in gärtnerischer Beziehung zu schaffen, so ist nichts natürlicher, als der 
subtropischen Flora grössere Aufmerksamkeit zu schenken, da die Opfer keine 
grossen sind. Es kostet ein Chamaerops excelsa nicht mehr als eine bessere 


"64 Sunpnigqy 


YDOIULIT EI« epraqky eruodag 


"esor SHMoq]ıs uaumfg 


Konifere, und eine subtropische Pflanze bietet doch immer in ihrer Form etwas 
weit originelleres als die in vielen Species oft kaum für den Kenner zu 
unterscheidenden Koniferen, welche in grossen Städten bezüglich der Färbung 
oft nicht gerade einen sehr schönen Eindruck machen, und im Winter, eingepackt, 
oder russbedeckt oftmals sogar traurig anzuschauen sind. 


Die Trüffel und ihre national-ökonomische Bedeutung. 


377 


Ich will damit nicht sagen, dass wir derselben nicht bedürfen, im Gegenteil, 
es ist für den Landschaftsgärtner ein unschätzbares Material, nur muss dasselbe 
vom richtigen Ort bezogen und am richtigen Ort gepflanzt sein, doch last not 
least: Ich bin der festen Überzeugung, dass auch der subtropischen Flora, 
insbesondere aber den Palmen, eine grössere Aufmerksamkeit geschenkt werden 
wird; dieselben wirken landschaftlich ganz prächtig, und gerade am meisten im 
frühen Frühjahr und im späten Herbst, wenn die Vegetation erloschen, oder noch 
nicht besteht. x 

Deshalb werde ich fortfahren, diesem Gebiete das erhöhteste Interesse zu 
schenken. Ich habe in Arko (Süd-Tirol) ein grösseres Grundstück erlangt, wo 
ich das Akklimatisationsgeschäft noch bei weitem besser betreiben kann, indem 
‘ich dort alle Samen ohne besondere künstliche Mittel zur Entwickelung bringe. 
Die Gärtner der Riviera belieben gewisse Parforcemittel anzuwenden, welche 
der Akklimatisation solcher Pflanzen von Nachteil sein müssen. 

Ich versende in diesem Jahre nach einer ganzen Anzahl deutscher und nicht 
deutscher Orte meine akklimatisierten Pflanzen, und werde ich über deren Erfolge 
treulichst Bericht erstatten. Ich bitte meine Abnehmer, mit ungeschminkter 
Wahrheitsliebe von Nichterfolgen, ebenso wie von Erfolgen zu berichten. Nur 
dadurch kann diese schwierige Frage gefördert werden. 


Begonia hybrida „La France“. 
Hierzu Abbildung 79. 


Diese Züchtung ist von dem weltbekannten Hause LEMOINE ET FILS in Nancy, 
von dem wir schon Begonis Baumanni u. a. unseren Lesern vorführten, durch 
Befruchtung von Begonia semperflorens gigantea carminea mit B. Schmidtii er- 
halten. Sie hat einen strauchartigen, aber gedrungenen, verzweigten kräftigen 
Wuchs, bronzegrüne, am Rande wellige Blätter und zeichnet sich durch grossen, 
immer sich wieder erneuernden Blütenreichtum aus. Die Blütenstände (Trugdolden) 
haben stark aufrechte Stiele, und bis 18 cr» Durchmesser. Die Blumenblätter sind 
silberig rosa und etwas wellig. 


Die Trüffel und ihre national-ökonomische Bedeutung. 


Die Trüffel, ein zu dem Hypogäengeschlecht zählender Pilz, gilt als Delikatesse. 
Wir alle haben schon von Trüffelpasteten, Trüffelwurst etc. gehört und gelesen, 
aber lange nicht alle haben davon gegessen. Gering ist aber der Verbrauch dieses 
Pilzes keineswegs, wie wir staunend bald sehen werden; in Deutschland nur kennt 
man ihn noch zu wenig, man hat es bis dahin zumeist den Franzosen überlassen, 
uns damit zu versorgen. Hoffentlich wird aber hierin bald Wandel geschaffen. 

Man höre! Frankreich führt im Laufe eines Jahres ı 500000 %g Speisetrüfteln 
aus und diese repräsentieren einen Wert von 15 881 000 Fres.; 400 000 Ag im 
Werte von 4 Mill. Fres. werden hiervon allein von Perigord erzeugt, wogegen in 
Deutschland nur etwa 1000 %g im Werte von etwa 7000 Mk. in Jahresfrist ge- 
erntet werden. Das grösste Trüffelgeschäft der Welt, Bouron & HEnras ın 
Perigueux-Cahors, konserviert jährlich 100000 Ag (in Salzwasser eingemacht und 
in Büchsen luftdicht verschlossen) und verkauft ebensoviel frisch. Der Verbrauch an 
Trüffeln in Deutschland selbst ist nicht unbeträchtlich. So sind in Strassburg 
etwa zwölf grössere und kleinere Firmen vorhanden, welche Gänselebern ver- 


378 Die Trüffel und ihre national-ökonomische Bedeutung. 


arbeiten, und die zusammen jährlich etwa 8000—9000 #g Trüffen zur Hälfte in 
frischem, zur Häfte in konserviertem Zustande verarbeiten. Trüffelwurst liefern 
in Deutschland hauptsächlich Braunschweig und Apolda. Die Firma 
Aucust OreL in Apolda verkauft jährlich für ı30o000 Mk. Trüffelwurst (für 
110000 Mk. im Inland, 20 oo0o Mk. im Ausland) und verwendet zur Wurstfabrikation 
etwa 1200 %g, zur Herstellung von Pasteten etwa 225 2g Trüffeln; das Trüffelwurst- 
geschäft von E. BAESECKE in Braunschweig verkauft jährlich für 10000 Mk. Trüffel- 
wurst. In Braunschweig ‚sind noch weitere vier bis fünf Geschäfte, die etwa den 
gleichen Bedarf (ca. 225 Ag Trüffeln) haben. Rechnet man hierzu noch die 
Schlächtereien, welche für den Detailverkauf Trüffelwurst anfertigen, und ferner 
den Trüffelverbrauch von etwa zo Konservenfabriken, so ergiebt sich, dass der Ver- 
brauch von Trüffeln in Deutschland ein grosser ist. Das Haus Bouron & HENRASs 
zu Perigueux - Cahors versendet jährlich nach Deutschland für 400 000 Fres, 
Trüffeln. Strassburg,” Braunschweig und Apolda beziehen aus Frankreich jährlich 
für 160—180 000 Mk. Trüffeln. Die Berliner Hotelgesellschaft Kaiserhof bezieht 
jährlich für 40—70000 Mk. aus Frankreich, der Hoflieferant BoRCHART in Berlin 
für etwa 18 000 Mk., der Hoflieferant Marrıny in Berlin für etwa 12—ı5 000 Mk,., 
eine grössere Anzahl kleinerer Geschäfte in Berlin und im Reiche verbraucht ge- 
ringere Quantitäten. In trüffelreichen Jahren wird das %g frischer französischer 
Trüffeln in Deutschland mit 10—ı2, in trüffelarmen Jahren dagegen mit zo Mk. 
und darüber bezahlt. 


Wir sehen hieraus, dass die Trüffel von grosser Bedeutung für den National- 
wohlstand ist und dies umsomehr, als man durch künstliche Trüffelzucht das 
Ertragsgebiet ganz bedeutend erweitern kann. In einer von der französischen 
Ackerbaugesellschaft preisgekrönten Arbeit über Trüffelkultur führt CHARLES LAvAL 
aus, wie man in Frankreich die von der Reblaus verwüsteten Gelände in sehr 
ergiebige Trüffelplantagen umgestaltet hat. Im Lichte der neueren botanischen 
Errungenschaften, besonders der Frankschen Entdeckung, dass unsere Cupuliferen 
(Eiche, Buche) und andere Bäume zu ihrer Ernährung der Vermittelung der Pilz. 
mycelien bedürfen und dass letztere mit den Baumwurzeln zu einem Sondergebilde, 
der Mycorrhiza verwachsen, laufen die französischen Kulturmethoden darauf hin- 
aus, dass man in Gegenden, in welchen die Trüffelsporen bezw. Trüffelmycelien 
verbreitet sind, auf richtigem Untergrund die Laubhölzer aussäet, unter denen 
eben die Trüffeln wachsen, die Eicheln etc. womöglich ven dem Trüffelort selbst 
bezieht. Um an Orten, wo Trüffeln sehr vereinzelt oder überhaupt nicht vor- 
kommen, Trüffelkulturen herzustellen, ist es nötig, junge Bäume (»Trüffelbäume«) 
vom natürlichen Standorte der Trüffeln sorgfältig mit den feinen Wurzeln zu über- 
pflanzen. Auf Kalkboden oder einem Gemisch von Kalk- und Thonboden 
empfiehlt LavaL die Sommereiche, auf leichterem, aus Kalk und Sand bestehendem 
Boden Wintereichen (Quercus sessiliflora) und die weichhaarige Eiche zur An- 
pfanzung. LavaL berechnet den Reingewinn aus einem Hektar einer Trüffel- 
anlage für 30 Jahre auf 14400 Mk. und führt daneben einige Beispiele an. Die 
Gemeinde von Cusanze, sonst eine der ärmsten im Departement Lot, ist durch die 
Trüffelkultur zu einer der reichsten geworden. Ein Einwohner, der vor 30 Jahren 
ein kleines Landgut im Werte von ı5 000 Frcs. besass, verkauft seit 15—2o Jahren 
allein jährlich für 6000 Mk. Trüffeln. In der Gemeinde Sarrazac, die nur 600 Seelen 
zählt, wurden 1882 für 80000 Frcs. kultivierte Trüffeln verkauft. Weinberge an 
anderen Orten, mit 1 500—2 ooo Frcs. jährlichem Gewinn ergaben, in Trüffelwälder 
umgewandelt, das Dreifache dieses Gewinnes. 


Die Trüffel und ihre national- ökonomische Bedeutung. 379 


Berücksichtigen wir noch, dass durch die Mycorrhizabildung auch umgekehrt 
die Trüffel dem Baumwuchs nützt, starke gesunde Eichen, Buchen etc. zu Tage 
fördert und so den Holzertrag der. Forsten steigert, dass ferner die Trüffelsuche 
oder Trüffeljagd einer grossen Zahl von Menschen gesunde, lohnende Beschäftigung 
geben kann, so müssen wir sagen, dass es fast unverständlich ist, wie man diesen 
Kulturfaktor so lange Zeit in Deutschland ganz hat übersehen können, und der 
Mann, der ihn uns gewiesen, der uns alle damit verbundenen Vorteile gezeigt, 
würde in der That sich ein grosses Verdienst erworben haben. Es ist RUDoLF 
Hesse, ein ausgezeichneter Kenner der Hypogäen, d. h. der unterirdischen Pilze, 
und der geschickteste Trüffeljäger der Gegenwart; er hat jetzt eine treffliche 
Monographie bei LupwıG HorSTETTER in Halle erscheinen lassen, die etwa sieben 
Hefte stark werden wird und gegenwärtig bis zum sechsten Hefte vorgeschritten 
ist. In langjähriger Forschung hat Run. Hesse über neunzig Arten von unter- 
irdisch wachsenden Knollenpilzen entdeckt, von denen etwa dreissig in Deutsch- 
land heimisch sind. Vor etwa 2o Jahren war man noch der Ansicht, dass mit 
Ausnahme der Hirschtrüffel Hypogäen in Deutschland sehr selten wären. 

Von den wohlschmeckendsten Arten ist die Perigordtrüffel oder schwarze, 
französische Trüffel (Tuber melanosporum) in Deutschland bisher nur aus dem 
Elsass und aus Baden bekannt, die ähnliche Wintertrüffel von weniger feinem 
Geruch und Geschmack (T‘. brumate) nur aus dem Elsass. Die Sommertrüffel, 
oder eigentliche deutsche Trüffel (T. aestivum) kommt in Baden, im Rheingau, 
in Hessen, in Thüringen, in Hannover, an der Weichsel etc. vor und geht am 
weitesten nördlich. Die Gekrösetrüffel (T. mesentericum) wird in Preussen, 
Böhmen, Mähren gefunden, während die grosssporige (IT. macrosporum) im 
Herzogtum Anhalt vorkommt. Andere Arten, wie T. excavatum sind ungeniessbar 
oder weniger geschätzt wie T. Borchii und T. rufrum. Die weisse deutsche 
Trüffel (Choiromyces maeandriformis), eine der wohlschmeckendsten Arten, findet 
sich in Schlesien, Hessen-Nassau, Ostpreussen, Böhmen häufig. Hesse hat noch 
eine grosse Anzahl von Tuberaceen in Deutschland aufgefunden, die geniessbar 
oder (wie T. puberulum Hesse) wohlschmeckend sind. Auch von den von den 
Trüffeln im engeren Sinne (Tuberaceen) durch eine andere Art der Sporenbildung 
(Basidien) unterschiedenen, gleichfalls zu den unterirdischen Knollenpilzen (Hypo- 
gäen) gehörigen Hymenogastreen hat HEssE eine grosse Anzahl geniessbarer und 
viele den echten Trüffeln an Wohlgeschmack gleichkommende Arten aufgefunden, 
so die wohlschmeckenden Arten von Octaviana (8 Arten, darunter die sehr gute 
O.asterosperma), Melanogaster (6 wohlschmeckende Sorten), L,eucogaster (2 Arten). 
Besonders wichtig aber ist, dass diese zahlreichen für den Trüffelmarkt geeigneten 
Arten nicht nur in Deutschland vertreten sind, sondern dass sie der Mehrzahl 
nach weite Verbreitung haben, was alles durch HEssE nachgewiesen ist. 

Ein eingehendes Kapitel widmet Hesse auch der Trüffelsuche selbst: er verrät 
uns hier das Geheimnis, wie es ihm gelungen, so ausserordentlich erfolgreiche 
Jagden zu machen, und es ist dies das reine Columbusei. Die meisten Trüffeln 
kommen nicht in grösseren "liefen, sondern unter der Dejecta- und in der Humus- 
schicht des Waldbodens vor. In einer besonderen Zusammenstellung, welche 
dem speciellen Teile des Werkes vorausgeht, giebt er für die einzelnen Hypo- 
gäenarten Fundzeit, Art der 'lrüffelbäume etc., Bodenunterlage (meist Kalk oder 
Sand), Zone des Vorkommens (ob in der Dejectaschicht, Humusschicht oder tiefer) 
Häufigkeit, geographische Verbreitung an. Über Art des Sammelns, rationelle 
Ernte, Trüffeljagd und Schwein- und Hundesport findet der Liebhaber reichlich 
Auskunft. Wer auf die Trüffelsuche sich legt, lernt bald die Örtlichkeiten finden 


380 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


und erkennen, wo derPilz wächst. Gute Trüffelhunde, meist Spitze oder Pudel, er- 
leichtern die Suche, aber sie sind selten. Die meisten Hunde gehen, wenn ein 
Kaninchen oder Hase aufspringt, auf und davon und können in einem Forst mit 
Wildstand nicht geduldet werden. Der geübte Trüffelsucher braucht sie auch 
nicht, er ist mit einer kleinen Handhacke oder einer Gärtnerhippe versehen, von 
letzteren die grösste Art, wie sie der Baumschulenbesitzer braucht. Feuchte, 
warnie Luft sind dem Wachstum des Pilzes wie dem Suchen förderlich. In der 
Regel zeigt der Boden, wo ein Pilz wuchert, eine kleine Erhebung, oft sogar zeigt 
er feine Risse, und die eine Fundstelle hat in der Regel nahe Nachbarn. Mit der 
Hacke muss man vorsichtiger Öperieren als mit der Hippe, bei leichtem wie bei 
schwerem Boden beschädigt man mit ersterer den Pilz nur zu leicht. In Frank- 
reich gebraucht man vielfach zweijährige Schweine zum Trüffelsuchen; sie finden 
die Stellen meist besser als Hunde, wenn man aber nicht schnell bei der Hand 
ist, werden die Trüffeln von ihnen gefressen. Um sie daran zu verhindern, legt 
man ihnen einen eisernen Ring um den Rüssel, doch müssen sie auch so stets 
mit Gewalt von der Fundstelle entfernt werden. Der Hund legt sich, scharrt und 
giebt Laut. 

Die Trüffelsuche hat einen eigentümlichen Reiz; wer sie einmal mitgemacht 
hat, erkennt dies sofort, und es ist zu verwundern, dass zur Zeit noch so wenig 
Menschen sich auf sie verlegen. Neben ihr legen wir aber das Hauptgewicht auf 
die Trüffelkultur, und nach unserer Erfahrung giebt es bei uns grosse Wald- 
komplexe, die dazu prächtig geeignet wären. 

Das letzte noch fehlende Heft verspricht, über biologische Verhältnisse und 
über Trüffelkultur nähere Auskunft zu geben, und nach dieser Richtung hin ist 
dem Verfasser mancherlei gelungen, was vielleicht vereinzelt bisher mit mangeln- 
dem Erfolge versucht worden ist. (Saale-Zeitung No. 108. 1892.) 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


lebend von Guatemala ein, doch schon 
vor 2o Jahren sammelte OSBERT SALVIN 
Herbar.-Exemplare von ihraufdem Vulkan 


Oncidium Gravesianum Rolfe, n. sp. 
Diese sehr zierliche Art steht ©. cris- 
pum und O. praetextum nahe, weicht 


aber in Einzelheiten doch wesentlich | Fuego. Die Blätter auf jungen Pflanzen 
von denselben ab, so namentlich in | sind in Grösse und Gestalt sehr gleich- 
den viel schmaleren Blumenblättern. | förmig, auf den Blütenzweigen variieren 
Sie blühte kürzlich bei den Herren | sie jedoch ungemein, was ja auch bei 


F. SANDER & Co., welchen man ihre 
Einführung von Pernambuco verdankt. 
Die sich verzweigenden Rispen tragen 
goldgelbe und braune Blumen, welche 
2 Zoll im Durchmesser halten. 
Gard. Chron., vol. XI., No. 282, 
S. 650, f. 94. 


Oreopanax Sanderianum Hemsl., n. sp. 

Eine sehr ins Auge fallende Pflanze, 
die der bekannten Fatsia (Aralia) papyri- 
fera ım Habitus sehr nahe steht. Die 
Herren F. SANDER & Co, führten dieselbe 


vielen anderen Araliaceen der Fall ist; 
so finden sich viele Übergänge von dem 
dreilappigen zu dem ganz herzförmigen 
Blatte und auch der Blattstiel ist manchen 
Veränderungen unterworfen. Die sehr 
kleinen Blüten stehen in kleinen kugeligen 
Köpfen beisammen. 


| Gardeners’ Chronicle vol. XI., No. 284, 


SS: 


Huernia Penzigii N. E. Brown, n. sp. 
Diese Asclepiadee wurde von Professor 
PenziG - Genua in Gheleb (Abessynien) 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


381 


entdeckt und in die HanBurvschen Gärten 
beı La Mortola (an der Riviera) eingeführt. 
Daselbst blühte sie im Oktoberv.]J. Der 
H. oculata nahe verwandt, unterscheidet 
sie sich von jener Art durch die Färbung 
ihrer Blumen, welche den glatten weissen 
Hof am Grunde nicht besitzen, sondern 
ganz eintönig sind. 


Gard. Chron. vol. XI., No. 284, S. 719. 


Dendrobium X Nesior (Parishii Q, superbum 
amoenum (Dayanum) 7). 
Eine neue und hübsche Garten-Hybride, 


deren Blumen die Verwandtschaft an- | 


zeigen; ihr Geruch erinnert an Rhabarber, 
eine bei dieser Sektion von Dendrobium 
. häufig vorkommende Eigentümlichkeit. 

Card) Chron, vol. XT., No. 284, S.718. 


Dipoadi serotinum. 
Diese eigentümliche Pflanze hat im 


Habitus und Aussehen viel Ähnlichkeit | 


mit der gemeinen Hyacinthus nonscriptus, 
doch sind ihre Blumen von _ distinkt 
brauner Farbe. Obgleich schon seit 
langer Zeit bekannt, wird sie nur selten 
in Gärten angetroffen; in Portugal und 
auf den Canaren einheimisch. 

Gard. Chron. vol. XT., No. 285, S. 748: 


Yucca Hanbkurii Baker, n. sp. 

Es stammt diese neue, mit Y. angusti- 
folia verwandte Art von den Felsen- 
Gebirgen und blühte sie kürzlich in Herrn 
Hansurvs Garten beiLa Mortola (an der 
Riviera). Mehr oder weniger als hundert 
lineale starre Blätter, ı\/, bis 2 Fuss lang 
und '/, bis !/, Zoll breit, stehen an einer 
dichten Rosette beisammen und ist ihnen 
eine blassgrüne Farbe eigen. Die weissen, 
grünlich angehauchten, 2 Zoll langen 
Blumen stehen in einer einfachen Traube. 
Gard. Chron. vol. XI., No. 285, S. 749. 


Lissochilus Graefei Kränzlin, n. sp. 
Diese hübsche Erdorchidee blühte zum 
erstenmal in Steglitz bei Herrn Dr. Huco 
GRAEFE, welcher sie vor einigen Jahren 


von der englischen Firma SEEGER & TRopPp | 


erstanden hatte. Sie ist von hohem, 


'.blühende Hybride 


kräftigem Wuchs, die langen lanzettlichen 
zusammengefalteten Blätter sind denen 
einer Curculigo nicht unähnlich, der 
dicke Blütenschaft wird 3—4 Fuss hoch. 
Die sehr schönen Blumen stehen zu 
zwanzig oder mehr in einer Traube. 
Kelchblätter dunkelgrün mit einem 
dunklen Purpurbraumüberzogen, Blumen- 
blätter gelb, Lippe mit violett gefärbten 
Seitenlappen. 

Gard. Chron. vol. XI., No. 285, S. 749. 


Masdevallia X Cassiope Hort. 

Von Masdevallien kennt man bis jetzt 
nur wenige Garten-Hybriden, und unter 
diesen nimmt die hier beschriebene, das 
Resultat einer Kreuzung zwischen M.trian- 
gularis und M. Harryana (Pollenpflanze), 
durch die schöne Färbung ihrer Blumen 
einen hervorragenden Platz eın. 

Gard. Chron. vol. XI, No. 235, S. 749. 


Aloe aurantiaca Baker, n. sp. 

Eine schöne Art vom Kap, die im 
Habitus zwischen A. arborescens einer- 
seits und A. ciliaris und tenuis andererseits 
steht. Die glänzend gelben, wenn eben 
aufgebrochen etwas rot gefärbten Blüten 
stehen in sehr dichten 5—6 Zoll langen 
und 2 Zoll im Durchmesser haltenden 
Trauben. 

Gard. Chron. vol. XI., No, 286, S. 780. 


Laelio Cattleya X Phoebe. 

Neue Garten - Hybride. Cattleya 
Mossiae Q, Laelia purpurata Z. Während 
aus dem umgekehrten Kreuzungsversuche 
vor einigen Jahren. bei den Herren 


| VEITCH&Sons die hübscheL.C. Hıippolyta 


gezüchtet wurde, beansprucht diebei Herrn 
CooKsSoN gewonnene und jetzt bei ıhm 
nicht minder das 
Interesse der Liebhaber. Kelch- und 
Blumenblätter zeigen eine höchst eigen- 
tümliche gelbe Färbung, während die 
Lippe prächtig purpur-karmoisinrot ge- 
färbt ist. 

Gard. Chron. vol. XI., No. 286, 

BOTTAN 


un 


191, 


382 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


Eria Laucheana Kränzlin, n. sp. 


Diese neue und sehr bemerkenswerte | 


Art zeist die Merkmale von E. Dill 


wyniana Hook., wie sie auch andererseits | 


manches mit E. hemimelaena Rchb. £. 
gemein hat. Ihre Eigentümlichkeiten be- 
stehen in der ganz verschiedenen Form 
der Lippe und ihrem Kiel, auch ist die 
Farbe der Blumenblätter tief dunkel- 
purpurn. Nach Herrn Garten-Direktor 
LAUCHE in Eisgrub benannt. 

Gard. Chron. vol. XI., No. 287, S. 809. 


Kniphofia caulescens. 
Es unterscheidet sich 


vierten Arten der Gattung durch ihren 
deutlich stammbildenden Habitus. 


meergrüne Färbung und sind die Blüten 

der kurzen Köpfe weniger gekrümmt. 

Eine ganz vorzügliche Verwendung findet 

dieselbe auf Steinpartieen. 

The Garden vol. XLL, No. 1073, S. 536, 
t. 861. 


Primula floribunda. 


Fast ‚keine Art lässt sich so leicht hand- | 
haben, und blüht soreichlichwiediesevom | 
westlichen Himalaya stammende, welche | 


im Kalthause fast das ganze Jahr hindurch 
ihre schönen kanariengelben Blumen 
entwickelt. Steht P. verticillatus sehr 
nahe, nur dass ihre Blätter nicht mehlig 
sind. Sollte alljährlich durch Samen 
angezogen werden. 

The Garden vol. XLI, No. 1075, S. 581, 

t. 863. 


Erica hyemalis und E. hyemalis alba. 

Von den vielen so hübschen Heide- 
arten des Kaps der guten Hoffnung, 
die früher in unseren Kalthäusern an- 
getroffen wurden, werden jetzt nur noch 
wenige in grösseren Mengen als beliebte 
Marktpflanzen angezogen und unter 
diesen wenigen nimmt die obengenannte 
wohl den ersten Platz ein. In Wirklich- 
keit stammt sie aber garnicht vom Kap, 
ist vielmehr ein Gartenfindling, der 


diese südafrıka- | 
nische Art von allen bis dahin kulti- | 
| von 10—ı2 Fuss erreicht und sich durch 
Sie | 
bleibt auch kleiner, ihre Blätter zeigen eine 
ı 2 Zoll langen Blüten stehen in dichten 


nach BURBIDGE durch Kreuzung ent- 
standen ist. 
Garden, vol. XLI., No. 1068, S. 420, f. 856, 


Curcuma ($ Mesantha) Bakeriana Hemsl., n. sp. 
Eine sehr hübsche, mit C. australis 

nahverwandte Art, die durch die Herren 

F. SANDER & Co. von kleinen, ın der 

Nähe Neu-Guineas gelegenen Inseln 

eingeführt wurde. 

Gard. Chron., vol. XI., No. 283, S. 682. 


Bomarea frondea. 
Unter günstigen Bedingungen eine 
sehr dankbare Schlingpflanze für das Kalt- 
haus, die in wenigen Monaten eine Länge 


reiches und lang anhaltendes Blühen 
auszeichnet. Die reich orangefarbigen, 


Büscheln beisammen, Die schönste 
aller Bormareen ist wohl B. Carderi mıl 
mächtigen Blütenbüscheln, von welchen 
die einzelnen, rosaroten, braungefleckten 
Blüten fast so gross werden wie die 
einer Lapageria. 
Garden, vol. XLII., No. 1069, 
SI AA SEE 


Luculia gratissima. 

"Vor etwa 70 Jahren wurde diese 
Prachtpflanze vom Himalaya nach Eng- 
land eingeführt, ist aber in den dortigen 
Gärten (desgleichen in jenen des Fest- 
landes) ein seltener Gast geblieben. 
Im eigentlichen Kalthause gedeiht sie 
nicht, ebensowenig im Warmhause; sie 
beansprucht ein sogenanntes temperiertes 
Haus, wo sie in Bezug auf Ruheperiode, 
Erdmischung u. s. w. noch eine ganz 
besondere Pflege erheischt, um sich zu 
voller Schönheit zu entwickeln. 

Garden, vol. XLI., No. 1070, 
S. 468, t. 858. 


Oneidium Phalaenopsis. 

Eine sehr zierliche Art von Ecuador, 
die leider in unseren Sammlungen noch 
ziemlich selten ist. Kelch- und Blumen- 
blätter milchweiss mit dunkelpurpurnen 


Kleinere Mitteilungen. 


383 


Streifen, Lippe weiss mit einem leichten | 


Anflug von Rosa-purpurn. (Neuerdings 
wird ©. Phalaenopsis Rchb. f. als 
Varietät zu O. cucullatum gebracht; | 


vergl. VEITCHs »Manual of Örchidaceous 
Plants@@Eat VIII, 5, 30.). 
Garden, vol. XLI., No. 1071, 
S. 492, t. 859. 


Kleinere Mitteilungen. 


Polygala Chamaebuxus L. 
Unsere einheimischen Polygala-Arten, 
welche beinahe den ganzen Sommer 
hindurch die sonnigen Wiesen und 


Triften mit ihren zierlichen, lebhaft roten, | 


blauen oder weissen Blütenrispen zieren, 
haben gewiss schon manchen Pflanzen- 
freund veranlasst, sie in Kultur zu 
nehmen. Dies hatjedoch, wie Schreiber 
dieser Zeilen aus eigener Erfahrung be- 
stätigen kann, ihre Schwierigkeiten, 
denn alte Pflanzen wachsen selten 
Garten weiter und sind günstigenfalls 
nur von kurzer Lebensdauer. Die An- 
zucht aus Samen aber ist zu langwierig, 
um empfehlenswert zu sein. 

Dagegen ist die kleine, immergrüne 
Polygala Chamaebuxus1.. für die Garten- 
kultur dankbarer und wächst, in Heide- 
erde gepflanzt, bei einiger Aufmerksam- 
keit leicht weiter. In Deutschland 
selten, ist sie hier ın Ober-Italien und 
der Schweiz auf Bergen von 400— 1800 »n 
Höhe eine der häufigsten Pflanzen und blüht 
je nach Höhenlage von Ende März bis 
Ende Juni. Die myrtenartig belaubten 
Zweigchen sind 10—20o cm lang und 
bilden einen aufstrebenden oder an den 
Felsen herabhängenden Busch von oft 
mehr als einem Fuss Durchmesser, der 
zur Blütezeit von den verhältnismässig 
grossen, blattwinkelständigen und an- 
genehm duftenden Blüten ganz über- 
deckt ist. Gleich den Kronenblättern 
sind die Flügel des Kelches gewöhnlich 
hellgelb, ändern aber in weiss, rosa 
und leuchtendem dunkelrot so vielfach 
ab, wie es bei wildwachsenden Pflanzen 
selten der Fall ist. 
sind die Varietätenmitpurpurroten Flügeln 


ım 


Besonders prächtig: | 


| 5—6 auf einmal 


und dunkelgelben Schiffchen oder 
Kronenblättern. Auch die letzteren 
varııeren vielfach in kupferrot, rotbraun 
und weiss. Dadurch, dass diese meist 
anders gefärbt sind als die ersteren, 
ergiebt sich eine grosse Zahl von Ab- 
änderungen, dass man ihrer bisweilen 
von seinem Stand- 
punkte aus zählen kann. 

Wildwachsend trifft man dieses Poly- 
gala am schönsten da, wo durch Moos 
und niederen Graswuchs dem Boden 
eine gewisse Frische gesichert ist, in 
Gesellschaft von Erica carnea, den ver- 
schiedenen Vaccinien und Gentianeen, 
von Birken, Zwergerlen oder Alpenrosen 
leicht beschattet. Im Garten liebt sie 
Heideerde, offene Lage und Schutz 
gegen zu starkes Austrocknen des 
Bodens, was man am einfachsten durch 
Begiessen bei Trockenheit und Belegen 
mit kurzem Moos erreicht. Vermehrung 
ist durch Teilung, Stecklinge und Aus- 
saat möglich. 

PolygalachamaebuxusL. und besonders 
ihre reizenden Varietäten sind sehr 
beachtenswerte und wenig anspruchsvolle 
Pflanzen, die für Felsenpartieen, niedrige 
Einfassungen und ganze Beete weite 
Verbreitung in den Gärten finden dürften. 

F. REHNELT ın Pallanza, Italien. 

Herr REHNELT sandte uns aus dem 
Garten der Herren HiILLEBRANDT und 
BREDEMEIER in Pallanza ım Frühjahr eine 
ganze Anzahl abgeschnittener Polygala 
Chamaebuxus in den verschiedensten 
Farben, und verdient diese Art wirklich 
Empfehlung. DERER: 


384 


Kleinere Mitteilungen. 


Physalis peruviana. 

Ein Inserat in der »Börse« betreffend 
»Jerusalemer Kirschen, Physalis peru- 
viana«, die den andern Kirschen ın 
nichts nachstenen sollen, veranlasst 
mich, einige diesbezügliche Worte hier 
folgen zu lassen: 

Es war ım Jahre 1884, als Pro- 
fessor ED. MORREN in Lüttich Samen 
von dieser Pflanze erhielt (siehe, Belg. 
kort. 1884, Seite 61. und 369),x die, 
gleich unserer alten Ph. Alkekengi be- 
handelt, viele und schmackhafte Früchte 
liefert. Zu damaliger Zeit zog ich deren 
in Menge, da mir Original-Samen von 
genanntem Herrn zur Verfügung gestellt 
wurde und meine Herrschaft einen be- 
sonderen Genuss an den Früchten fand. 

Im Jahre 1883 wurde diese Physalıs 
als Spezialität im Jardin d’acclimatation 
zu Hyeres, Südfrankreich, kultiviert und 
die Früchte an Interessenten abgegeben, 
ebenso wurden solche zu gleicher Zeit 
von der Pariser Firma DBoıssiER. in 
Massen zu feinen Konfitures als Eis, 
Bonbons etc. verarbeitet. 

Physalis peruviana, eine Solanee, ist 
wohl als eine südamerikanische Tomate 
anzusehen (die dort in Peru wegen des 
die Beeren umgebenden Kelches Capule 
»Kapuze« genannt wird). Aber woher 
kommt. die wunderbare Bezeichnung 
»Jerusalem-Kirsche« für eine jetzt nach 
ıo Jahren wieder neu seinsollende Pflanze. 

Wie weit Jerusalem von Lima, soweit 
liegt wohl auch eine Kirsche von einer 
Tomate entfernt (denn wenn es im 
Inserat heisst: sie stehen den anderen 
Kirschen nichts nach, so glaubt man es 
doch mit wirklichen Kirschen zu 
thun zu haben). Wenn auf diese Weise 
in den Be- oder besser Umschreibungen 
der Pflanzen fortgefahren werden sollte, 
könnte es besonders Nicht- Botanikern 
vorkommen, Kartoffeln zu erhalten, ın 
der Meinung Äpfe! bestellt zu haben. 

Samen von Ph. peruviana bin ich gern 
bereit im Herbste zur Gratisverteilung 
dem Verein zu liefern. G. KıTrem 

Eckersdorf bei Neurode, Schlesien. 


ı Gartens 


Die Eichler-Büste im Königlichen botanischen 
Museum zu Berlin und die Veränderungen im 
botanischen Garten seit Eichlers Tod. 
Hierzu Abbildung 8o. 

Gelegentlich der am 25. Oktober 1391 
erfolgten Enthüllung der Eichler-Büste, 

(Gartenflora 1891, Seite 588) sınd folgende 

beiden Schriften erschienen: 

Bericht über die Enthüllung der Büste 
von Professor Dr. AUG. WILH. EICHLER, 
Separat-Abdruck aus »ENGLERS bo- 
tanischen Jahrbüchern, XIV. Band, 
4. Heft, Beibl. No. 32«. Leipzig, WILH. 
ENGELMANN 1891. Enthält besonders 
die treffliche Rede, welche Professor 
Dr. ENGLER am 25. Oktober 1891 
auf seinen Vorgänger hielt. Beigelegt 
ist für die Teilnehmer an der Büste 
eine Photographie derselben, die wir 
in Zinkographie wiedergeben. Eine 
Biographie mit Eichlers Portrait gaben 
wir ın Gartenflora 1887, Seite 184. 

Der Königliche botanische Garten und 
das botanische Museum zu Berlin in 
den Jahren 1878—1891. Von Icnaz 
URBAN. Zur Feier der Enthüllurg 
der Eichler-Büste. Sonder-Abdruck 
aus »ENGLER, bötanische Jahrbücher 
Band XIV., Heftä4, Beiblatt No. 32.« 
Leipzig, WILH. ENGELMANN. 
Professor Dr. URBAN, der 1831 eine 

Geschichte des Königlichen botanischen 

und des Königlichen Her- 

barıums zu Berlin veröffentlichte, giebt 
in vorstehender Schrift eine ausführliche 

Darstellung der Veränderungen, welche 

seit dem Eintritte EICHLERs als Direktor 

des botanischen Gartens am 26. April 


1881 und nach dessen Tode stattge- 
funden. Nach dem am 27. September 
ı88ı erfolgten Tode des Inspektors 


| Carr D. BoucHh£ wurde am 20. Dezember 


1881 der bisherige Universitätsgärtner 
WILH. PerRING als Garteninspektor an- 
gestellt. Im Verein mit ihm sorgte 
EICHLER zunächst für eine geschmack- 
volle äussere Gestaltung des Gartens, 
legte eine Wasserleitung, ein Alpinum, 
ein neues Viktoriahaus an, umzog den 
Garten mit einer hübschen Mauer, stellte 


Kleinere Mitteilungen. 385 


seit 1882 Kalthauspflanzen im Freien | Das Herbarium wurde 1830 aus der 
zu pflanzengeographischen Gruppen zu- | Stadt in das neu erbaute botanische 
sammen, schuf 1885 eine Anlage für | Museum verlegt und gab EicHLer seit 
Wasserpflanzen und verbesserte, soweit | 1881 ein »Jahrbuch des Königlichen 


Abb. 80. Die Eichler-Büste im Königlichen botanischen Mnseum zu Berlin, 


thunlich, die alten baufälligen Gewächs- | botanischen Gartens und des botanischen 


häuser. Museums« heraus, mit welchem seit 1833 
Der Etat des Gartens betrug 1879: | auch Professor GARCKES Linnaea ver- 


98907 Mk., für 1888 —gı je 84705 Mk. schmolzen wurde. 


nebst 14000 Mk. für bauliche Instand- Bereits am 2. März 1887 starb EICHLER 
haltungen, in Summa also 98 705 Mk. nach fast einjährigem Leiden. Am 


Gartenflora 1892. 28 


386 


Kleinere Mitteilungen. 


ı. Oktober 1889 ward Professor Dr. 
ADOLF ENGLER, bisher in Breslau, zum 
Direktor, Professor URBAN, der 1887 
den ersten Führer durch den botanischen 
Garten veröffentlicht hatte, zum Unter- 
direktor ernannt. 

ENGLERS erste Aufgabe war, das kleine 
Alpinum zu einer grossartigen Darstel- 
lung der sämtlichen Vegetationsformen 
in der nördlich gemässigten Zone zu 
erweitern (mit einem Kostenaufwande 
von I5ooo Mk.).. Um die Grenzen des 
Gartens gerade legen zu können, wurden 
einige einspringende kleinere Grund- 
stücke angekauft, und der Garten auch 
Sonnabends dem Publikum geöffnet. 
Mit dem 31. März 1891 wurde nach 
Vereinbarung des Kultusministeriums 
mit der Kolonial- Abteilung des aus- 
wärtigen Amtes im Garten eine »botani- 
sche Centralstelle für die Kolonieen« 
geschaffen, die hoffentlich segensreiche 
Erfolge haben wird. 

Es ist uns unmöglich, hier auch 
auf die ausserordentliche Erweiterung 
des botanischen Museums einzugehen. 
Dasselbe umfasst einmal das 
Herbarıum, andererseits eine 
Sammlung von Früchten, Samen, Hölzern, 
Droguen etc. Von den vielen Zugängen 
sei allein das Herbar des Garteninspek- 
tors THEODOR BERNHARDI in 148 starken 
Packeten mit gegen 37000 Arten 


grosse 


Eer- 


wähnt. Wo ist wohl heute sonst noch 
ein Gärtner, der ein solches Herbar 
besitzt. Auch das wichtige Herbar von 


Kruc und URBAN, enthaltend die west- 
indische Flora in grosser Vollständigkeit, 
kam hinzu und ebenso viele andere. 
Ein vollständiges Verzeichnis der von 
1881— 1891 für das Herbar eingegangenen 
Sammlungen, sowie eine Aufzählung der 
wichtigeren Sammlungen der Museums- 
Abteilung macht den Schluss dieser für 
die Geschichte des Berliner botanischen 
Gartens hochwichtigen Arbeit. L. W. 


Weinbau im Norden Brandenburgs. 
Wriezen a. O., in früheren Jahrhunder- 
ten der Sitz einer ausgedehnten Reben- 


reiche 


kultur, ist wohl einer der nördlichsten 
Punkte in Deutschland, wo noch zur 
Weinbereitung der Anbau der Rebe 
stattfindet; dessenungeachtet sehen wir 
aus folgendem, welche schönen Erfolge 
auch dort eine rationelle Thätigkeit zu 
erringen im stande ist. Herr G. KAHTz 
in Wriezen, Mitglied des Ostdeutschen 
Weinbau-Vereins, sandte eine Probe 
selbstgewonnenen Weines an den Direk- 
tor der Weinbauschule in Crossen a. O. 
mit der Bitte, denselben im Kreise 


, sachverständiger Männer einer Prüfung 


zu unterziehen. Über seinen Rebgarten 
teilte derselbe mit: Der Boden, ein 
durchlässiger, von Mergelstrahlen durch- 
setzter Sand, ist für die Rebe von zu- 
sagender Beschaffenheit. Das Rebgut 
des Herrn Einsenders ıst in der glück- 
lichen Lage, dass ıhm täglich eine 
Wassermenge von 25—50000 Liter von 
25—30° Wärme zum Berieseln oder Be- 
giessen aus einer nahen Fabrik zur Ver- 
fügung steht. Daher entwickeln sich 
die Trauben viel besser und kräftiger und 
namentlich reifen sie viel früher als ın 
jedem anderen Garten der Umgegend. 
Die Ausnutzung der Trauben-Ernte zum 
Weinkeltern hat Herr KAHTz erst im Jahre 
1838 angefangen nach NESSLERScher An- 
leitung, und die günstigen Erfahrungen 
der verflossenen Jahre habenihn veranlasst, 
die Rebkultur auf seine ganze Besitzung 
auszudehnen, wie im allgemeinen für 
die weitere Ausbreitung derselben nach 
Kräften einzutreten. Der Direktor HAECKEL 
hatte am ı8. April zur Weinprobe fünf 
Mitglieder unseres Vereins, Weinbergs- 
besitzer, und den Dirigenter.derKellereien 
einer Weingrosshandlung eingeladen. 
Eingesandt von Herrn KAHTz waren 


ı I. ı890er von der blauen Ungartraube, 


als Dessertwein mit 2o pCt. Zucker- 
zusatz (indischer Zucker); 

II. 1890er Weisswein von Schönedel 
mit. 72), pCt. Zuckerzusatz; 

III. 18goer Weisswein von Elbling mit 
7'/; pCt. Zuckerzusatz; 

IV. ı8g1er Stachelbeerwein, Most 28 pCt., 
Zucker 24 pCt., Wasser 48 pCt. 


Kleinere Mitteilungen. 


32 


Sämtliche Weine rein vergoren ohne 
andere Zusätze. 

Nach eingehender Prüfung fassten die 
Anwesenden ihr Urteil in folgendem 
zusammen: 

Zu No. I. ı38goer Elbling: ist noch 
etwas ın Bewegung (Gärung), kann 
aber gut werden. Zuckerzusatz hier wie 


bei No. II., wird von einigen getadelt, 


Abb. 81. 


von andern gelobt. 
schen Wein zu bringen, wäre es besser, 
mit weniger oder ohne Zucker zu ver- 
suchen. Im allgemeinen wird geraten, 
vom weiteren Anbau des Elbling Abstand 
zu nehmen und den für unser Klıma am 
besten geeigneten Sylvaner vorzuziehen. 
Derselbe liebt allerdings schweren Boden, 
aut Sand würde der Schönedel (weisser 
Gutedel) besser sein. 

Zu No. II, ı8g90er Schönedel mit 
7'/; pCt. Zucker: allseitig als der beste 
der Einsendung anerkannt. Bei Ver- 


Phajus grandifolius Lour, 


gleich den Crossener Weinen 
übertraf sie aber noch an Güte. 
infolge des Zuckerzusatzes.) 

Zu No. Il., 1890er Grosser blauer 
Ungar, als für unser Klima nicht pas- 
send weiter zu bauen abgeraten. 

Zu No, IV., 1891er Stachelbeerwein: 
etwas zu süss. 

Wir werden 


ähnlich, 
(Wohl 


ım Sınne aller Freunde 


Um charakteristi- | unserer Sache handeln, wenn wir dem 


eifrigen Herrn Mitarbeiter in der Pflege 
des Weines unsere besten Wünsche für 
weiteres Gedeihen und den Dank für 
seine freundlichen Mitteilungen aus- 
sprechen. H. HAECKEL. 
Phajus grandifolius Lour. 
Hierzu Abbildung Sı. 

Im Anschluss an die Beschreibung 
des Bastards zwischen Phajus grandi- 
folius und Wallichii, Heft ı3, S. 364, 
geben wir anbei die Abbildung des 

28 


388 


Kleinere Mitteilungen. 


Phajus 
Tanker villiae Bl.), dem der Bastard am 
meisten ähneln soll. Unsere Abbildung 
ist nach einem schönen Exemplar ge- 
fertigt, welches Herr LINDEMANN, Ober- 
gärtner in der Flora zu Charlottenburg, 
seiner Zeit im Verein zur Beförderung 
des Gartenbaues ausgestellt hatte. In 
der Flora spielen diese Phajus eine 
nicht unwichtige Rolle bei der Dekora- 
tion des grossen Palmenhauses, sie er- 
tragen die geringere Wärme eines so 
grossen Hauses, sie blühen lange und 
selbst im blüteniosen Zustande sind diese 
Erdbewohner des himmlischen Reiches, 
wo sie an den Ufern der Flüsse bei Hon- 
kong gemein sind, eine hübsche Zierde 
wegen ihrer grossen nervigen Blätter. 


Zum zweiten Mal blühender Apfelbaum. 

Im Garten der Gastwirtschaft von 
Rısch in Südende steht nach einer 
Mitteilung der »N. P. Z.« unter anderen 
Bäumen auch ein Apfelbaum, der zum 
zweiten Male blüht und daneben bereits 
zahlreiche kleine Äpfel aufweist, die von 
der ersten Blüte herrühren. 

Veriegung des Königlichen botanischen 

Gartens in Berlin. 

Die so oft in der Tagespresse be- 
sprochene Verlegung des Königlichen 
botanischen Gartens dürfte in nächster 
Zeit zum Beschluss erhoben werden. 
Kostenanschläge zur Einrichtung eines 
neuen werden bereits gemacht und ist 
der Königliche Garten-Inspektor PERRING 
auf einer Dienstreise begriffen, um einige 
wichtige andere botanische Gärten zu 
besichtigen. 


Iris Kaempferi. 

Die japanische Prachtlilie wurde in 
vielen neuen Farben in abgeschnittenen 
Exemplaren am 6. und 7. Juli seitens der 
um die Staudenkultur sehr 
Firma Goos & KOoENEMANN 
Walluf am Rhein in 


verdienten 
zu Nieder- 
dem Schaufenster 


der Firma J. C. ScHMmiDT aus Erfurt in | 


Berlin, Unter den Linden 3a, ausgestellt. 


grandifolius Loureiro (P. | Das ganze Schaufenster war japanisch 


dekoriert, im Hintergrunde ein Riesen- 
fächer, zu den Seiten grosse Vasen etc. 
Ganz besonders schön waren die ge- 
füllten weissen, auch einige violette und 
malvenfarbige, sowie ähnliche mit braun- 
gelben Strichelchen waren sehr schön. 
Die sämtlichen Sorten sind in Nieder- 
Walluf winterhart ausgefallen und 
haben selbst den strengen Winter 1879/80 
ausgehalten. 
Verschönerungen in Sanssouci. 

Die vier technischen Ausschüsse des 
Vereins zur Beförderung des Garten- 
baues machten unter Führung des König- 
lichen Hofgarten-Direktors VETTER, be- 
gleitet vom Hofgärtner WUNDEL, Öber- 
gärtner ROSENBERG und Obergärtner 
Wiss, am 2. Juli einen Ausflug durch 
Sanssouci und waren überrascht über 
den schönen, so zu sagen heiteren Ein- 
druck, welchen namentlich die Anlagen 
zu beiden Seiten des Hauptweges jetzt 
machen, nachdem bedeutende Lich- 
tungen vorgenommen sind. Auch die 
glänzenden Kulturen des Herrn Hof- 
gärtners WUNDEL wurden besichtigt. Ein 
näherer Bericht folgt in der folgenden 
Nummer. 


Poröse Pflanzenkübel aus Cement. 

Hiermit erlaube ich mir, Ihnen die 
Herstellung einer Neuheit in Pflanzen- 
kübeln anzuzeigen. 

Dieselben unterscheiden sich von den 
bisher hergestellten besonders dadurch, 
dass sie porös und daher dem Wachs: 
tum der Pflanzen förderlich sind. 

Sie sınd ferner nicht der Fäulnis 
unterworfen, wie die Holzkübel, auch 
nicht dem Zerbrechen beim normalen 
Gebrauch, wie die aus Thon gefertigten, 


und sind in den gefälligsten Formen 
hergestellt. 
Auf der Monats - Ausstellung des 


Vereins zur Beförderung des Garten- 
baues in den Königlich Preussischen 
Staaten in Berlin haben meine Pflanzen- 
kübel in jeder Weise Beifall gefunden. 


Litteratur. 


Bestellungen wurden mir zu teil von | Pollens zu Befruchtungsversuchen zur 


Herrn Garteninspektor PERRING, bo- 
tanischer Garten, von Herrn Garten- 
inspektor FINTELMANN, städtische Gärten, 
Humboldtshain, Berlin, und von mehreren 
Besitzern grösserer Privatgärtnereien. 
Der den Vorsitz führende Herr Wirk- 
liche Geh. Ober - Finanzrat voN POMMER 
EscHE hat mir die Zusage gemacht, dass 
die Kübel einer praktischen Prüfung 


unterzogen werden sollen, und werde 


ich mir erlauben, sobald ich ım Besitz 
des Ergebnisses dieser Prüfung bin, 
Bericht darüber zu erstatten. 

Vor der Hand bitte ich Sie um die 
Erlaubnis, Ihnen einige Kübel zur ge- 
fälligen Ansicht und Begutachtung zu- 
senden zu dürfen, um auch Ihnen für 
die guten Eigenschaften meiner Kübel 
Beweise bringen zu können. 

Bitterfeld. A. Le&sse. 
Fabrik für poröse unzerbrechliche 
Pflanzenkübel. 

(Die Blumenkübel sind aus Cement, 
aber mit eingelegtem Eisendraht, sie 
scheinen in der That sehr beachtens- 
wert und sind nicht teuer.) 


Frischer Blütenstaub von Ceratozamia 
fuscata. 


Ich bin ım Besitze frischen Pollens 
von Ceratozamia fuscata, welche im 
Garten des Herrn Dr. BRZEZINSKI, un- 
weit Warschau blüht. Sollte irgendwo 
eine weibliche Blume sich zeigen, so 


Verfügung zu stellen. 


| E. Durst, Obergärtner bei Ger. Hoser, 


| 


 ginnende 


Warschau. 

Besuchszahl des pomologischen Instituts in 
Reutlingen im Sommerhalbjahr 1892. 
Der zu Anfang des Monats März be- 
und bis Mitte September 
dauernde Frühjahrs- und Sommerkursus 
des pomologischen Instituts in Reut- 
lingen wird von 68 Teilnehmern be- 
sucht. Davon hatten sich 6 als Hospi- 
tanten, 24 als Schüler der höheren Lehr- 
anstalt, 13 alssolche der Obst- und Garten- 


 bauschule, 5 als Obstgärtner und 2o als 


Baumwärter eingezeichnet. Von letzteren 
wurden ı5 Mann im Auftrag der König- 


| lich Württembergischen Centralstelle für 


Pr 


die Landwirtschaft in Stuttgart und 5 
auf Kosten des Königlich Bayerischen 
landwirtschaftlichen Vereins in Schwaben 
und Neuburg ausgebildet. 

Bezüglich ihrer Heimat verteilen sich 
die Schüler folgendermassen: Amerika 1, 
Bayern ı4, Böhmen ı, Bremen ı, Ko- 


ı burg ı, Elsass 2, England ı, Hamburg 1, 


Holland Lippe Oldenburg 
Preussen 14, Reuss ı, Russland 2, 
Sachsen ı, Schweiz 3, Württemberg 22. 
Der sich von Jahr zu Jahr steigernde 
Besuch der Lehranstalt machte eine Ver- 
mehrung der Zimmer für die Zöglinge 
sowie denNeubau eines grösseren Speise- 
saals notwendig, so dassjetzt diesem längst 
empfundenen Bedürfnis in ausgiebiger 


I, I, I; 


bin ich gern bereit, einen Teil des | Weise Rechnung getragen worden ist. 
Litteratur. 
»Werde ein Mann!« Mitgabe für die | viel überschwänglich Poetisches und 
Lehrzeit von Ch. Lange. Leipzig. | Politisches. — Der Verfasser hat sicher 


Verlag von ÖTTO SPAMER, 
8°, 250 Seiten. 
Ein Buch, das wir wohl jedem unserer 


1891. 


Söhne auf den Lehrweg mitgeben könn- | 


ten. Es enthält in zum Herzen gehen- 
der natürlicher Sprache viel Wahres — 
aber auch — und das ist sein Fehler — 


I 


noch keinen Sohn auf dem Gymnasium 
gehabt, sonst würde er vieles in seinem 
Buche fortgelassen haben, denn unsere 


Jungen treiben heutzutage schon in 
Sexta mehr Politik als wir Alten am 
Biertische.e. Wozu z. B. auf Seite ISı 


die Berechnung des Lieutenants-Gehalts? 


ir 


Ausstellungen. 


Ist 2040 Mk. nicht gerade genug für 
einen jungen Mann, der oft eben die 
Fähnrichspresse verlassen und dann 
ı Jahr gedient hat? Wann kommt ein 
Gärtner z. B. zu 2040 Mk. Gehalt? Die 
meisten nie; selbst ein Hofgärtner, oft 
das Ideal unserer Lehrlinge, hat kaum 
mehr. Was muss ein Jurist lernen und 
an Geld opfern, ehe er 2040 Mk. Ge- 
halt bekommt? In 10—ı5 Jahren vom 
Abiturium an gerechnet vielleicht! — Wo- 
zu auf Seite 21o die Lehre vom Wahl- 


recht? Das konnte doch bestimmt fort- 
bleiben. — Kommt Zeit, kommt Rat! — 
Lehrjiahre sind keine Wählerjahre, 


sondern Lernjahre. 
RULEMANN HIENTZSCH. 


STEINS ÖOrchideenbuch. 
Abbildung und Kulturanweisung der 
empfehlenswertesten Arten. Mit über 
20o in den Text gedruckten Abbil- 
dungen. Berlin, Verlag von Pau 
Parey. Vollständig in ro Lieferungen 
ä 1,90 Mk. 

Die ı. Lieferung enthält: ı. eine Ein- 
leitung, welche Stammbildung, Lebens- 
weise, Wurzel, Blätter, Blüten, Befruch- 


tung, Samen, Verbreitung, Artenzahl und | 


Gattungen durchweg recht anschaulich 
behandelt. 2. Professor PFITZERS System 
der Orchidaceae. Sodann wird in ver- 
schiedenen Kapiteln: Einfuhr der Orchi- 
deen, Kultur, Feinde, Verwendung, Aus- 
wahl der Orchideensorten besprochen. 
Hierauf folgt die Beschreibung der Or- 


Rede ist. Wenn für die bekannten und 
noch allgemein angewandten Bezeich- 
nungen Cypripedium und Selenipedium 
die neuen Namen Cypripediium und 
Paphiopedilum, welche nur einem ganz 
engen Kreise bekannt sind, angewandt 
werden sollten, so musste hierfür zum 
mindesten eine Erklärung vorangehen, 
ganz abgesehen davon, dass, ausser in 
rein botanischen Kreisen, allgemein doch 
die alten bekannten Namen werden bei- 
behalten werden. 

S. 32 sagt der Verfasser, dass der 
Gebrauch von Töpfen für Epiphyten 
sehr einzuschränken sei, dagegen fast 
nur Körbe und Klötze zu verwenden 
seien. Was letztere betrifft, so ist ganz 


| bekannt, dass die meisten Epiphyten, 
Beschreibung, | 


mit wenigen Ausnahmen, an diesen auf 
die Dauer nicht gedeihen und man immer 
wieder auf die Körbe und Töpfe zurück- 
kommt; von letzteren bemerkt der Ver- 
fasser richtig, dass es gut ist, die Seiten- 
wände mit Löchern versehen zu lassen. 
S. 35 wird bei den Erdarten die fast un- 
entbehrliche Polypodiumwurzel (das eng- 
lische peat), für welche wir noch keinen 
vollen Ersatz haben, garnicht erwähnt. 
S. 49 spricht Verfasser bei der Ein- 
teilung nur von Orchideen für das Kalt- 


ı und Warmhaus (ein temperiertes Haus 


‚ die 


chideen, in der die Arten nach dem Al- | 


phabet geordnet sind. 

Aus den einzelnen Kapiteln ist fol- 
gendes, leider mehr Unvorteilhaftes als 
Rühmenswertes hervorzuheben: Die Ein- 
leitung enthält neben vielen nützlichen 
Abhandlungen eine grosse Menge von Un- 
genauigkeiten und selbst Fehlern. Unter 
anderem spricht der Verfasser, ohne 
vorher hierfür eine Erklärung zu geben, 
stets von Cypripedilum und Paphio- 
pedilum; wer nicht zufällig erfahren hat, 
dass hiermit Cypripedium gemeint ist, 
weiss zu Anfang garnicht, wovon die 


scheint er nicht zu kennen), und auch 
angegebenen Gruppen enthalten 
grobe Fehler. Zum Beispiel wird zum 
Überfluss Laelia anceps und Lycaste 
Skinneri unter Warmhaus (!!) und 
Kalthaus aufgeführt. 

S. 50 wird bei einer engen Auswahl 
von Io für Handelsgärtner geeigneten 
Orchideen Cattleya citrina erwähnt, 
während andere viel wichtigere fehlen, 
dagegen werden alle Arten von Cypri- 
pedium empfohlen, während ganz be- 
kannt ist, dass für diesen Zweck nur eine 
ganz kleine Zahl, auch schon wegen der 
teilweise sehr hohen Preise empfehlens- 
wert ist. 

Der folgende Abschnitt giebt die nach 
dem Alphabet geordnete Beschreibung 
der Arten, womit die ı. Lieferung bis zu 


Ausstellungen. 


Br 


den Adrides gelangt. Der Text ist von 
vorzüglichen Zeichnungen begleitet. 
Zum Schluss sei noch bemerkt, dass 
es sehr wenig angebracht ist, bei dem 
Kapitel »Kultur« diejenige des Herrn 
Direktor Haupr in Brieg als einzig nach- 
ahmenswertes Vorbild aufzuführen; es 
ist sehr verfrüht, dieselbe jetzt schon als 
mustergültig hinzustellen, bevor diese 
Methode auf die Dauer Erfolge 
zu verzeichnen und sich für den Handels- 
gärtner als rentabel erwiesen hat. Vor- 
läufig haben wir noch keinen Grund, von 


der Art der Orchideen-Kultur abzugehen, | 


I} 


wie wir sie jetzt anwenden und wie sie 
die Engländer und Belgier, welche Riesen- 
erfolge erreicht haben und uns immer 
noch als Vorbild voranleuchten, seit lange 
anwenden. 

Ferner müsste sich der Verfasser hüten, 
Reklame für ein bestimmtes Orchideen- 
importationsgeschäft zu machen, wenn 
er einigermassen darauf Anspruch er- 
heben will, dass sein Werk als wirklich 
ernst fachwissenschaftlich gelten soll. 

Steglitz, 3. Juli 1892. 

GEORG LACKNER. 


Ausstellungen und Kongresse. 


Chieagoer Ausstellung. 
Soeben ist eine Schrift erschienen: 
Chicago und die Kolumbische Welt- 
Ausstellung 1893, mit Zustimmung 
des Reichs-Kommissars zusammen- 
gestellt. Berlin, WALTER & APOLANTS 
Verlagsbuchhandlung. 

Der ungenannte Verfasser schildert 
sehr anschaulich die Verhältnisse und 
ermuntert auch die deutschen Gärtner, sich 
reichzubeteiligen, da Deutschlands Garten- 
kunst in Amerika sehr anerkannt sei. — 


Beteiligung der Samenhändler in Chicago. 
Der amerikanische Samenhändler- 
Verein hat in einer besonderen Sitzung 
eine herzliche Einladung an die deut- 


schen Samenzüchter beschlossen. Wiır 
bringen den Wortlaut in nächster 
Nummer. 


Ausstellung von Arbeiten aus der Fachschule 
für Gärtner in Berlin. 

Anfangs September d. J. werden wir 
in dem Ausstellungsgebäude am Lehrter 
Bahnhofe hierselbst eine Ausstellung von 
Zeichnungen, Modellier- und anderen 
Arbeiten der hiesigen Fortbildungs- und 
Fachschulen, sowie aller derjenigen ge- 
werblichen und kunstgewerblichen Bil- 
dungsanstalten, welche sich an der 
Ausstellung zu beteiligen wünschen, ver- 
anstalten. 


Beabsichtigt ist auch die Ausstellung 
der Arbeiten solcher Anstalten, welche 
sich die Fort- und Ausbildung 
Mädchen und Frauen in weiblichen 
Handarbeiten zum Ziel gesetzt haben. 

Zugelassen werden solche Arbeiten, 
welche nach dem ı. April 1891 gefertigt 
sind. 

Indem wir die unter Ihrer Leitung 
stehende Anstalt zur Beteiligung an der 
Ausstellung ergebenst einladen, sehen 
wir einer baldgefälligen Zusage entgegen. 


von 


Berlin, den 21. April 1892. 


Gewerbe-Deputation des Magistrats. 
I. V.: HÜBNER. 


Frankfurt a. M. Chrysanthemum - Aus- 
stellung der Gartenbau - Gesellschaft im 
November. Anmeldungen an Handels- 
gärtner C. L. IBacH in Frankfurt a. M. 


Magdeburg. Chrysanthemum-Ausstellung. 


Wertzeugnis für Pelargonium „Lisbeth 
Moncorps‘“. 

Die unterzeichneten Preisrichter be- 
schlossen einstimmig, dem grossblumigen 
Pelargonium »Liesbeth Moncorps«, ent 
standen aus Mabel x Nympha, das 
Wertzeugnis zu erteilen in Anbetracht 
ihres kräftigen Wuchses, der schönen 
Belaubung, der aufrechten Blütenstände, 


392 


Personal-Nachrichten. 


des reichen Blütenflors und der grossen 
Blumen mit intensiven reinen Farben. 
Die Pflanze verspricht jedenfalls eine 
dankbare Handelspflanze zu werden. 
Besondere Anerkennung verdient Herr 
MoncorPps auch dafür, dass es ihm ge- 
lungen ist, aus Samen in zehn Monaten 


eine so kräftige Pflanze mit etwa 30 
Blütenstielen zu erzielen. 

Es wird der Wunsch ausgesprochen, 
dass möglichst bei Kreuzungen die 
Eltern vorgeführt werden. 

gez.: BRANDT, Crass I, DIETZE, 
KRETSCHMANN, F. WEBER. 


Personal-Nachrichten. 


Dem Kunstgärtner WILHELM NELLE zu 
Godesberg (Landkreis Bonn), dem Kunst- 
gärtner SOTTMANN zu Nierstedten, Kreis 
Pinneberg und dem  herrschaftlichen 
Kunstgärtner NICKEL zu Steinhövel ist 
das allgemeine Ehrenzeichen ver- 
liehen. 

Ober-Hofgärtner Max VIEWFG-FRANZ 
auf Altenstein bei Liebenstein erhielt 
das Verdienstkreuz des sächsisch-ernes- 
tinischen Hausordens. 

Unserm verehrten Mitarbeiter ÖOber- 
lehrer Dr. F. KrÄnzLın, Gr. Lichterfelde, 
ıst-das Prädikat »Professor« verliehen. 


J. NanotT, Professor der Baumkultur | 
am Institut national agronomique, wurde 
zum Direktor der nationalen Gartenbau- 


schule in Versailles ernannt. 

KARL HERZoG, bisher im Königlichen 
Hofgarten zu Dresden-Strehlen, wurde 
als Obergärtner in den Königlichen 
Palaisgarten zu Dresden berufen. 

Für den verstorbenen Dr. E. von REGEL 
ist Professor Dr. ALEex. BATaLın 
Direktor des kaiserlichen 
Gartens St. 
worden. 

Dr. GÜNTHER Ritter BECK von MANnNA- 
GETTA unternahm anfangs Juni eine 
längere Exkursion nach Bosnien, der 
Herzegowina und den angrenzenden Ge- 
bieten behufs der weiteren Erforschung 
der dortigen Flora. 

Dr. VoLcKENS-Berlin gedenkt mit Unter- 
stützung der Akademie der Wissen- 
schaften den Kilimandscharo botanisch zu 
erforschen. 


zum 
botanischen 


in Petersburg ernannt 


ı kultivateur eines sehr guten Rufes. 


Die Firma I. C. SCHMIDT aus Frfurt 
in Berlin feierte am ı. Juli ihr 25jähriges 
Jubiläum. Im Schaufenster prangte eine 
grosse Tafel aus Blumen mit der Zahl 
25. Das zahlreiche Personal aus dem 
Stadtgeschäft ın den beiden Geschäften 
in Charlottenburg und Steglitz machte 
eine Landpartie. 

FRANZ SKoPrIc, Schlossgärtner des 
Baron Hrupy zu Roth-Petschkau, starb 
am 5. Mai im 63. Lebensjahre. Der 
Verstorbene erfreute sich als Pflanzen- 
Zu 
seinem Nachfolger wurde AnToN HEINRICH 
Rakxos ernannt. 

H. Dammann jun., Handelsgärtner in 
Kleinburg bei Breslau, ist am 2. Mai 
plötzlich verschieden. 

GERARD VAN DEN BRINK, Hortulanus an 
dem Königlichen Akademiegarten zu 
Utrecht, ist im Alter von 67 Jahren am 
4. Mai gestorben. 

Der langjährige Direktor des bo- 
tanıschen Gartens ın Palermo, Professor 
Dr. A. TOoDARO, Senator des Königreichs 
Italien, starb am ı8. April. 

Der Handelsgärtner FRIEDR. ALBERT 
MEvErR in Alexandrien (Egypten) starb 
am ı2. April. 

Dr. D. J. CosTErR, ein um die Wissen- 
schaft und den Gartenbau hochverdienter 
Mann, starb in Amsterdam im Alter 
von 74 Jahren. 

Der rühmlichst bekannte Formobst- 
züchter G. W. GAEDERTZ-Feuerbach bei 
Stuttgart, starb am ı5. Juni, erst 
34 Jahre alt. 


Berichtigung: 
In Heft 13, Seite 368, 2. Spalte, Zeile 3 von oben lies statt Schurz: Schinz. 


Lychnis flos cuculi „Adolph Muss“ Wittmack. 


Hierzu Tafel 1376 und Abbildung 82. 
Von LI. Wittmack. 


Nachdem wir in Gartenflora dieses Jahres, No. 7, Seite 180 die neue 
gefüllte Kuckucksblume des Herrn Hoflieferanten ADOLPH MUSS in Schwartau 
bei Lübeck, die er damals Lychnis flos cuculi plenissima semperflorens 
nannte, besprochen und abgebildet haben, hat sie sich so zu sagen im Fluge 
die Welt erobert. In die verschiedensten Zeitschriften ist unsere Abbildung 
übergegangen, überall hat man nicht genug des Lobes sagen können. Heute 
sind wir nun in der Lage, unseren Lesern auch eine farbige Abbildung dieser 
Schönheit auf Tafel 1376 vorführen zu können. Leider aber ist trotz aller 
Mühe das zarte Rosa noch durchaus nicht getroffen. Man muss die Blumen, 
oder gar einen Strauss solcher Blumen, mit Zweigen von Asparagus plumosus 
durchwirkt, gesehen haben, wie ihn Herr Hoflieferant MUSS dem Verein zur 
Beförderung des Gartenbaues für seine Versammlung am 31. März d.J. über- 
sandte, um einen vollen Begriff von diesem lieblichen Gebilde zu erhalten. 

Zu den allerleichtesten Blumenarrangements giebt es in Rosa kaum 
etwas Schöneres als AD. Muss’ Kuckucksblume, und erst vor wenigen Wochen 
sind bei Anwesenheit Sr. Majestät des Kaisers in Kiel diese Lychnis in 
grossen Mengen zur Dekoration auf dem »Kaiseradler«, sowie der Tafel im 
Schloss verwendet, täglich wurden »viele Lychnis« auf dem Drahtwege ge- 
wünscht, ein Beweis, dass sie gefielen. 

‘Die ausserordentliche Verwendbarkeit für Binderei ist nach Herrn Muss 
ausser allem Zweifel, wie ihm von vielen Seiten versichert worden. Nament- 
lich hat sich auch Herr CHRISTIAN VON DER HEYDE-Kiel in einem Schreiben, 
das am 31. März im Verein zur Beförderung des Gartenbaues verlesen 
wurde, sehr günstig ausgesprochen. 

Herr Muss selbst hat einen blühenden Zweig fast 14 Tage im Wasser 
frisch erhalten, indem er ihn alle Tage zweimal frisch anschnitt.*) 

Wir selbst haben allerdings so viel Glück noch nicht gehabt. 

Man wird nun fragen, warum ist der Name geändert? Antwort: Auf 
allgemeinen Wunsch, denn er war zu lang. Wir selbst haben schon auf 
die unschöne Häufung der Adjektiva bei Florblumen hingewiesen®”) und 


*) Das sollte auf Seite 182 der Gartenflora gesagt werden; leider ist dort ein Teil des 
Satzes ausgefallen. 

*#) Congres horticole Paris 1837, Journal de la Soc. nat d’Hort. de France, Annexe au cahier 
de Juin 1837. 


Gartenflora 1892. 


394 L. Wittmack: Lychnis flos cuculi »Adolph Muss« Wittm. 


darauf aufmerksam gemacht, dass ein Name nur ein Name sein soll und 
keine ganze Beschreibung. Das Gardeners’ Chronicle hat neuerdings den 
langen Namen der Mussschen Züchtung auch mit Recht getadelt und vor- 
geschlagen, zu sagen: Muss’ variety. Das mag im Englischen gehen, im 
Deutschen würde »Muss’ Sorte« schlecht klingen, daher sagen wir lieber: 
Lychnis flos cuculi »Adolph Muss«. 

Warum aber Lychnis? wird der strenge Botaniker fragen. Die 
Kuckucksblume heisst doch jetzt Coronaria flos cuculi A. Braun. — Nun, da 
antworten wir: Coronaria unterscheidet sich nur dadurch von Lychnis, dass 
das Blatthäutchen des Blumenblattes, das sogenannte Krönchen, flach dem 
Blumenblatt aufliegt, während es bei Lychnis auf einer Wölbung steht, und 
dass ferner der Fruchtknoten um !/,, gegen die normale Stellung verdreht 
ist. Solch kleine Unterschiede dürften für die Praxis zu wenig bedeuten, 
daher behalten wir den alten Gattungsnamen bei. 


tt Ve Wd (Je |£ Io 


Abb. 82. Lychnis flos cuculi »Adolph Muss« Wittm. 


a) Normales Blumenblatt.e. Ö) Dasselbe von der Seite mit Ligula (Blatthäutchen, Krönchen). 
ce) 6spaltiges Blumenblatt. 2) 4spaltiges schmäleres Blumenblatt. ) Blumenblatt mit 2 Kapuzen. 
g) Längsschnitt durch die Blüte, etwas schematisiert. (Alles vergrössert.) 

Eine Beschreibung der Pflanze ist unnötig, da jedermann die Kuckucks- 
blume unserer Wiesen kennt. Über die Entstehungsgeschichte der vor- 
liegenden gefüllten ist schon auf Seite 180 berichtet. Interessant ist nur in 
morphologischer Hinsicht, wie die Füllung zu stande gekommen ist. Da 
lehrt ein Durchschnitt (Abbildung 82, Figur g), dass sich die Achse der 
Blüte bedeutend gestreckt hat und dass, abgesehen von den fünf normalen 
Blumenblättern nicht nur die zehn normalen Staubgefässe in Blumenblätter 
umgewandelt sind, sondern auch noch die Fruchtblätter und die sonst zahl- 
reich vorhandenen Samen. Die Kuckucksblume hat wie alle Nelkengewächse 
eine centrale Placenta, d. h. eine im Centrum des ungefächerten Fruchtknotens 
von unten emporsteigende Säule, an welcher die Samenanlagen befestigt 
sind. Diese Säule ist hier so verlängert, dass sie etwa die Höhe der Kelch- 


G. Kittel: Die Bananen (Musa L). i i 395 


zipfel erreicht und von ihr gehen alle die vielen Blumenblätter aus. Wir 
zählten bis 30 rote, meist nach aussen gebogene, und dann noch eine Anzahl 
eingekrümmter, grünlich weisser in der Mitte, die durch ihr Zusammen- 
neigen einen kugeligen Hohlraum bilden. 

Der Längsschnitt der MuSSschen Lichtnelke zeigt zugleich, dass die 
eentrale Placenta der Nelkengewächse nichts anderes ist, als die verlängerte, 
sich in den Fruchtknoten fortsetzende Achse (Blütenstiel); die Theorie, dass 
sie durch Einstülpen der Fruchtblätter von unten entstände, scheint uns sehr 
gesucht und nicht bewiesen. 

Wie nicht anders zu erwarten, sind nicht alle Blumenblätter gleich voll- 
kommen ausgebildet. Die meisten roten haben die normalen 4 spreizenden 
linealen Zipfel und ein 2zipfeliges Krönchen, dessen Zipfel öfter wieder gespalten 
(Fig. a), einzelne aber auch 6 und dann ein 3 zipfeliges Krönchen (Fig.c), die inne- 
ren nur 2 (Fig. d) und endlich noch andere oft gar keine flach ausgebreiteten, 
sondern nur 2 kapuzenförmig übereinander greifende Zipfel (Figur f). Dagegen 
scheinen die eingekrümmten grünlich weissen im Centrum, die eine Art 
Knopf bilden, alle wieder 4zipfelig. 


Die Bananen (Musa L.). 


In den tropischen Regionen bedeuten die Bananen das, was bei uns das 
Getreide und die Kartoffeln — das tägliche Brot; deshalb werden sie von 
den Eingeborenen seit undenklichen Zeiten in verhältnismässig grossen 
Mengen, wie bei uns die Feldfrüchte, angebaut. 

Es sind die Bananen, auf welchen das Sprichwort »Niemand stirbt durch 
Hunger in Amerika« basiert. Der Ursprung des Namens Banane kommt von 
der Bezeichnung Banana in Guinea; — Pisang ist der indische Name; — 
Adamsfeige oder Paradiesfeige der deutsche, da man glaubt, dass es die- 
jenige Pflanze sei, von der im Alten Testamente die Rede ist. 

Die Früchte der meisten Sorten sind äusserst schmackhaft und nährend, 
und werden in grossen Massen hervorgebracht. Nach ALEXANDER VON HUM- 
BOLDT liefert eine Bananenplantage von einem Hektar jährlich 184 300 #£g 
Lebensmittel, eine Pflanze allein jährlich mindestens 50 #%g Früchte. 

Man kennt ca. 20 Arten von Musa und unzählige Varietäten, von denen 
man auf den Philippinen allein gegen 70 unterscheidet. 

Die Musa sind die schönsten Zierden unserer Warmhäuser; durch 
ihre riesigen Blätter, ihren fremdartigen, grossartigen Charakter geben sie 
so recht ein Bild der tropischen Vegetation. Um sie in ihrer ganzen Schön- 
heit zu sehen, pflanze man sie entweder ganz im freien Grunde des Warm- 
hauses aus, oder in einen Kasten von 172 Tiefe und einer verhältnismässigen 
Breite, je nach der Zahl der Pflanzen, welche darin vereinigt werden sollen. 
Das Erdreich muss leicht, aber gehaltreich sein; gute Garten-, Heide- und 

20° 


396 G. Kittel: Die Bananen (Musa L.). 


Dünger-Erde zu gleichen Teilen ergeben das, was sie lieben. Man pflanze, 
wenn möglich, zu 1,50 2 Entfernung, ein Abstand, welcher erforderlich ist, 
will man schöne Exemplare erziehen. Während des Sommers bewässere 
man viel und halte das Haus in einer beständigen Temperatur von 16—20°R, 
Bei dieser Behandlung können sie zur höchsten Vollkommenheit gebracht 
werden und selbst besser werden, als in den Tropen selbst, wo der Wind 
die Blätter schwächt, zerreist und so gänzlich verunstaltet. 

Nach 12—ı5 Monaten wird die Blüte durchbrechen; zu dieser Zeit ist 
besonders darauf zu achten, dass die Temperatur möglichst gleichmässig 
gehalten wird, was zur Ausbildung und Reife der Früchte unbedingt nötig 
ist. Die Befruchtung geht fast ohne Ausnahme gut, das Reifen der Früchte 
aber langsam von statten; letzteres erkennt man an der gelben Farbe, 
welche sie annehmen, und an dem nun weichen Anfühlen. Gewöhnlich 
platzen die reifsten Früchte an der der Sonne am meisten ausgesetzten Seite 
auf. Man isst die Bananen roh oder geröstet; sie sind mehlig, zuckerig und 
im Geschmacke ähnlich einer überreifen Birne, dabei aber von schönem 
melonenartigem oder ananasartigem Aroma. 

Die Musa vermehren sich, mit Ausnahme der M. Ensete und einiger 
anderer bei uns nicht kultivierten Arten, die sich wie M. Ensete durch 
Samen fortpflanzen, durch die Schösslinge, welche die alten Pflanzen während 
der Blüte an ihrer Basis treiben. — Mit Ausnahme von M. Cavendishii, 
welche nie die Höhe von 1,50 »z2 überschreitet, ist bei den meisten Species 
ein Haus von mindestens 4 »z Höhe erforderlich. 

Die Kultur in Töpfen oder Kübeln ist ebenfalls in Anwendung, doch 
werden sie es in dieser bedrückten Lage kaum zu einer solchen Entwickelung 
bringen, wie dies bei der Kultur auf freiem, unbehindertem Standorte der 
Fall ist. — 

Die vorzüglichsten Arten sind: 

Musa Cavendishii Paxt., (syn. M. sinensis Sweet.). 

Der Stamm dieser Species hat, wie schon bereits bemerkt, gewöhnlich 
nur eine Höhe von 1,30 2 bis zum Blütenstand, welch letzterer aus einer 
riesigen Ähre oder einem Kolben gelblicher, röhrenförmiger Blumen besteht, 
die durch rotbraune Brakteen gestützt sind. Die Früchte sind ca. IO cz lang 
und finden sich zu 120—140 an der Zahl, sie reifen leicht im Warmhause, 
werden roh oder geröstet genossen und gelten in Hinsicht ihrer Schmack- 
haftigkeit als die besten von allen. Musa Cavendishii ist von sehr üppigem 
Wachstum. Der Stamm erreicht 70 cm Umfang an der Basis; die Blätter 
werden 1,30 7x2 lang bei 65 cz Breite. 

M. coccinea Andr. ist eine ornamentale, in China heimische Form 
von 2— 2,50» Höhe. Der Blütenstand ist gedrungen, bedeckt mit scharlach- 
rosa Brakteen von sehr gutem Effekt. Leider ist es — soviel bekannt — 
bis jetzt noch nicht gelungen, in unseren Häusern Früchte zu gewinnen. 


G. Kittel: Die Bananen (Musa L.). 397 


M. Ensete Tindl. (Ensett der Abessyimier.) Eine heut sehr ver- 
breitete, höchst dekorative Species, welche schon im Jahre 1768 durch 
Mr. JAMES BRUCE bei Aufsuchung der Nilquellen entdeckt, aber erst später 
aus Abessynien zu uns eingeführt wurde. Nach den Berichten ist es nicht 
die Frucht, welche die Abessynier Ensett nennen, sondern das zarte Innere 
der Pflanze selbst, welches sie mit dem Säbel oder der Hacke herausschälen 
und geniessen. Bei uns dient sie vorzüglich im Sommer als Solitairpflanze 
unserer Ziergärten. Im Süden sieht man sie, im Freien ausgepflanzt, blühen 
und Früchte tragen. Die Blätter stehen auf kurzen, starken Stielen, die 
unterhalb rotbraun gefärbt sind; die Länge beträgt 2,50—3 m auf 60—65 cm 
Breite. Diese Species erzeugt keine Schösslinge am Fusse des alten Stammes, 
wie es die anderen Formen thun, und kann deshalb nur durch Samen vermehrt 
werden, welcher recht gut im Warmhause reift. In Mexiko ist Musa Ensete 
vollständig akklimatisiert und erreicht dort die riesigsten Dimensionen. Nach 
Herrn Dr. SEMELEDER trug eine Pflanze bei Mörelia mehr als 2000 Bananen. 
In einem Privatgarten von San Francisco soll ein Prachtexemplar den Winter 
1879—1880 ohne Deckung 7 Centigrade unter 0 gut überstanden haben. 
Im Mai 1881 hatten die Blätter, von ihrer Basis gemessen (3,37 m» vom 
Boden) 5,40 »» Länge und 70 cr» Breite, der Umfang des Stammes (55 cz 
vom Boden) betrug 3,60 »z. In demselben Jahre wurden vom 21. April bis 
7. Mai 1633 Bananen geerntet, welche ca. 4500 Samen ergaben. Die Pflanze 
besass aber noch ungereifte Früchte und blühte an der Spitze fort. Sie 
wurde im Februar 1877 gepflanzt, wonach diese Species eine ungefähre 
Lebensdauer von 5—7 Jahren hat. 

M. paradisiaca L. Pisang, Banane des Paradieses, Paradiesfeige oder 
auch Adamsfeige genannt, wächst in Ostindien und den heissen Gegenden 
von Afrika, wo sie aber wohl nur verwildert ist. In Europa findet man sie 
häufig in Kultur. Ausgepflanzt, wird der Stamm 3 »z hoch und darüber, 
gekrönt mit I0—ı2 zierlich geneigten Blättern von 2—2,50 »» Länge bei 
40—65 cm Breite. Der Blütenkolben ist hängend, die einzelnen Blüten 
gedeckt durch breite, fleischige rot-violette Brakteen. An der Spitze sind 
die Blüten männlich, daher unfruchtbar, sie vertrocknen und fallen bald ab, 
während die nach der Basis zu gelegenen Zwitterblüten sich in Früchte 
verwandeln. Die Bananen sind gereift 16—25 cm lang, mehlig, süss von 
Geschmack und dienen den Indianern geröstet als Haupt-Nahrungsmittel. 

M. rosacea Jacq., M. discolor Hort. Der Blütenstand bei dieser Art 
ist ausnahmsweise aufrechtstehend und von grossem Effekt, da die orange- 
gelben Blüten von rosa Brakteen umschlossen werden. Die 1,50 m langen 
und ca. 35 cm breiten Blätter sind im jungen Stadium violett, färben sich 
jedoch später bläulich grün mit mehligem Überzug, wovon sich die Blüten 
vorteilhaft abheben. Der Stamm wird 3—4,50 »z hoch. Die Früchte sind 
klein, erscheinen nur selten und sind von minder gutem Geschmack. 


398 Pirus angustifolia. 


M. sapientum L. (Banane der Weisen). In ihrer Heimat, Ostindien, 
wird diese Species dem wirklichen Pisang vorgezogen, da ihre Bananen 
angenehmer von Geschmack sein sollen; sie sind kleiner als jene von 
M. paradisiaca, 8$—ı2 cm lang, eiförmig und werden roh gegessen, sobald 
sie die Weiche eines gebratenen Apfels erreicht haben, sind jedoch noch 
schmackhafter, wenn sie geröstet werden. Die Pflanze selbst erreicht 
grössere Dimensionen als M. paradisiaca. Die Blattscheiden, welche den 
Stamm bilden, sind dunkelpurpurn verwaschen. Der Fruchtkolben ist 
abwärts geneigt, die unfruchtbaren männlichen Blüten werden bald nach dem 
Aufblühen abgestossen. Es giebt viele Varietäten von dieser Species, 
welche schon im hohen Altertum in Indien angebaut wurde. 

M. superba Roxbg. Eine sgrossartig schöne Pflanze, die der 
M. Ensete gleichgestellt werden kann, doch ist sie nicht fürs Freie geeignet. 
Sie unterscheidet sich leicht durch einen schmalen, einige Centimeter langen 
Anhang, in den jedes Blatt endet. Musa superba produziert selbst in Indien 
nur selten Samen, lässt sich dagegen leicht durch die in Menge hervor- 
gebrachten Wurzelschösslinge vermehren. 

M. textilis N. v. E.E Wegen ihres industriellen Wertes wird diese 
Species in ihrer Heimat, den Philippinen, reich angebaut. Man nennt sie 
dort Abaca, sie liefert gleich der Musa paradisiaca, troglodytarum und Caven- 
dishii den Manilahanf, eine bräunlichgelbe oder gelblichweisse Bastfaser, aus 
der man Teppiche und sonstige starke Gewebe, Taue und Stricke fertigt, 
die ihrer Leichtigkeit wegen geschätzt werden. M. textilis ist an der 
grünen Farbe leicht zu erkennen, die der ganzen Pflanze eigen ist. Die 
Früchte sind nicht geniessbar. (SE KIND. 


Pirus angustifolia Ait. fl. pl. 
Hierzu Abbildung 83. 


Von Pirus angustifolia Ait., dem schmalblättrigen Apfelbaum, welcher wild in dem 
südöstlichen Gebiete der Vereinigten Staaten von Nordamerika heimisch ist, wurde 
1891 von E. A. BECHTEL’s Sons, Staunton, Ills., eine prächtig gefüllte und ausser- 
ordentlich reichblütige Neuheit in den Handel gebracht. Schmal-längliche, glänzende, 
grob gesägte Blätter und leuchtend rosafarbene Blüten von starkem Wohlgeruche, 
nach der Entwickelung der Blätter erscheinend, zeichnen diese schöne Pflanze 
aus. Sie soll sich jedem Boden anzupassen vermögen, besitzt kräftigen, wenn auch 
nicht schnellen Wuchs und beginnt schon im zweiten Jahre nach der Pfropfung 
zu blühen. Ob sie auch für Treibzwecke geeignet erscheint, bedarf weiterer Fest- 
stellung, ebenso dürfte vielleicht noch der Einwand erhoben werden können, 
dass sie, für Norddeutschland wenigstens, nicht hart genug sein möchte. Jedenfalls 
aber sind die Blüten in Bezug auf Form, Färbung und Duft von seltener Schönheit, 
und diese Eigenschaften werden der Neuheit bald Eingang in unsere Gärten ver- 
schaffen, zumal die Blüten auch zu Bindereien vortrefflich geeignet sein sollen. 
Herr OsCAR TIEFENTHAL-Wandsbek hat den Alleinvertrieb für Europa übernommen. 


399 


folia. 


Irus angusti 


R 


it. fl. pl. 


A 


1a 


ifol 


Pirus angust 


Abb. 83. 


hend. 


riec 


Blumen rosenrot, wohl 


400 Bemerkungen zu Lotus peliorrhynchus Webb. 


Bemerkungen zu Lotus peliorrhynchus Webb. 


Von Professor Dr. F. Kurtz, Universität Cordoba, Argentinien, 
Hierzu Abbildung 84 und 85. 


Lotus peliorrhynchus Webb. (Gartenflora 1890, No. 22, Seite 601.) Diese 
Pflanze erhielt ich Anfang April 1882 vom Konsul L. KruG in schönen Exemplaren, 
die Sr. Domingo BELLoO v Espınosa bei Laguna auf Teneriffa im März 1882 ge- 
sammelt. Dieser letztere hatte dabei geschrieben: »Mein Freund, der vortreffliche 
Dr. MASFEUER hat in den Anales de la Sociedad de Historia natural de Madrid 
für diese Art das Genus Peliorrhynchus vorgeschlagen und glaube ich, dass 
dies berechtigt ist. Die Pflanze giebt selten Samen; die Form der Hülse ist eigen- 
tümlich, wie beifolgende Zeichnung zeigt, doch ist noch zu untersuchen, ob die ge- 
wundene Form konstant ist.« 


a 5 
4 5 
Abbildung 84. Abbildung 35. 
Hülse von Lotus Oben das Schiffchen (carina), 
poliorrhynchus. unten die beiden Flügel von Lotus 
poliorrhynchus. 


Die Mitteilung Masrevers habe ich damals in Berlin nicht finden können, 
weiss also nicht, worauf er seine Gattung Peliorrhynchus gegründet hat. Ich 
machte damals eine Analyse der Blüte und fand als Besonderheit des Lotus 
peliorrhynchus (wie auch desLotus JacobaeaK.!), dass die beiden die Carina, 
das Schiffchen, bildenden Petalen oben im grössten Teil ihrer Länge verwachsen sind. 
An der Insertionsstelle sind’ sie so weit frei, wie die Buchstaben a—a in oben- 
stehender Zeichnung angeben; am vorderen Ende ist auch eine kleine Öffnung für 
den Austritt der Genitalien vorhanden. Die Alae (Flügel) sind an den Ausbreitungen 
oberhalb des Nagels etwas miteinander verwachsen und haben auf der Innenseite je 
eine beträchtliche taschenartige Falte (@—b). Der Fruchtknoten reisst im Wachsen 
den Tubus stamineus ab und trägt ihn mit sich empor. 

Ob röhrenförmiges Verwachsen der Carinalpetala sonst auch bei den Papilio- 
naceen bekannt ist, habe ich nicht ermitteln können. In Benth. et Hook. Gen. 
Pl. wird jedenfalls diese Bildung nicht erwähnt. 

Was Ihre Abbildung betrifft, so sind — nach unseren trockenen Exemplaren 
zu urteilen — die Stengel und Blätter zu grün, sie müssten mehr grau und be- 
deutend silberiger sein. 

(Die kultivierte Pflanze von HaaGE & ScHwmiDT-Erfurt war so grün, wenn auch 
silberig behaart. L. W.) 


F. Koehne; Bemerkungen über die Vitaceen. 401 


Bemerkungen über die Vitaceen. 
Von E. Koehne. 


Zu denjenigen botanischen Monographen, welchen es nicht gelungen ist, alt- 
hergebrachte, darum aber noch keineswegs auch klare Anschauungen durch ihre 
wohl begründeten Darstellungen zu beseitigen, gehörte PLANCHoN, der Monograph 
der Vitaceen und einer der ausgezeichnetsten Systematiker, welche die botanische 
Wissenschaft besessen hat. Es ist merkwürdig, dass noch niemand seine Mono- 
graphie der Rebengewächse mit genügender Aufmerksamkeit studiert und sich die 
wahren und äusserst sicheren Unterschiede der von ihm aufgestellten Gattungen 
klar gemacht hat. Man hat sich immer nur an Nebendinge gehalten, dagegen 
polemisiert*) und von den Hauptsachen nichts begriffen. Es wird deshalb nicht 
ohne Interesse sein, wenn einmal, wenigstens für unsere holzigen Freiland-Vitaceen, 
hervorgehoben wird, worauf es bei der Gattungsabgrenzung der Vitaceen eigentlich 
ankommt Ich bin dabei in der Lage, noch zwei weder von PLANCHON noch von 
Herrn Prof. DippEL angegebene, auch sonst, wie es scheint, noch niemand klar 
zum Bewusstsein gekommene Merkmale hervorzuheben, an denen man die echten 
Vitis-Arten (Spec. 1—ı6 bei DirpEL) von den übrigen bei uns kultivierten Gattungen 
zu jeder Jahreszeit und in jedem Zustande mit grösster Leichtigkeit unterscheiden 
kann. Das eine Merkmal liegt in der Beschaffenheit der Rinde; die der echten 
Vitis-Arten ist bekannt genug, weshalb ich es mir erspare, darauf näher einzu- 
gehen. Von den übrigen Gattungen haben ı. Ampelopsis Michaux im Sinne 
PLANCHONs (Vitis subg. Cissovitis Dippel Spec. 17—24, und subg. Cissus Dippel 
Spec. 26--27), 2. Quinaria Rafın. (Parthenocissus Planch.“*),, Ampelopsis und 
Vitis subg. Cissovitis Dippel Spec. 25), unser sogenannter »wilder Wein«, an den 
zweijährigen Zweigen eine Rinde, die durch ihre eigentümlich graue, glatte, etwas 
glänzende und mit Rindenhöckerchen besetzte, nie gestreifte Oberfläche auf den 
ersten Blick von der Vitis-Rinde zu unterscheiden ist. An den älteren Stämmen 
löst sich die Rinde niemals, wie bei den durch die Streifung der jungen Zweige 
dafür offenbar schon prädisponierten Vitis-Stämmen, in Streifen ab, sondern 
bekommt eigentümliche, wellige Risse. Wie die Gattung Tetrastigma Mia. 
(Vitis subg. Cissus Dippel, Spec. 28) sich verhält, vermag ich nicht zu sagen, da 
ich noch nicht Gelegenheit hatte, sie lebend zu beobachten. Ich zweifle nicht, dass 
sie mit Ampelopsis und Quinaria übereinstimmt. Auch Vitis rotundifolia 
Michx., die wegen ihrer mit Rindenhöckerchen besetzten Zweige und ihrer erst 
sehr spät in Streifen sich lösenden Stammrinde unter den echten Vitis-Arten eine 
besondere Sect. Muscadinia Planch. bildet, sah ich noch nicht lebend. Für frisches 
Material von beiden Pflanzen würde ich sehr dankbar sein. 

Wer sich nun durch die Rinde noch nicht klar werden kann, ob er eine Vitis 
oder eine andere Gattung vor sich hat, der untersuche das Mark der lebenden, 
zweijährigen Zweige, Bei jeder echten Vitis ist das Mark gelbbraun (wahr- 
scheinlich auch bei V. rotundifolia), bei den anderen Gattungen ist es 
weiss (wahrscheinlich auch bei Tetrastigma). 


”) So z.B. O. KuntzeE, der PLAnCHoNs Arbeit »leichtfertig und oberflächlich« nennt und alle 
Vitaceen ausser Leea wieder in eine Gattung bringt. Wenn man aber die wunderbaren Bestim- 
mungen sieht, die ©. KuntzE im Königlichen Herbarium zu Berlin niedergelegt hat, so ist man 
nicht mehr geneigt, sein Urteil auf PLANCHON anzuwenden. 

#*=) Der von PLANCHON gewählte Namen muss dem RAFINESQUEschen weichen. Es giebt zwar 
noch eine ältere Quinaria Lour., die aber als Synonym zu Clausena Burm. gehört, so dass 
Quinaria Raf. frei wird. 


402 E. Koehne: Bemerkungen über die Vitaceen. 


Den Unterschieden in Rinde und Mark liegen natürlich auch ohne Zweifel 
scharfe anatomische Unterschiede zu Grunde, die ın diesem Falle den Vorteil 
haben, dass ihre Folgen auch dem blossen Auge sich leicht kenntlich darbieten. 

Es gehen nun mit diesen beiden, eben hervorgehobenen Kennzeichen, an 
welchen man Vitis von den übrigen Gattungen auch im Winter unterscheiden 
kann, andere ebenso leicht sichtbare genau Hand in Hand. Erstens hat Vitis 
verlängerte strauss- oder walzenförmige Rispen, die übrigen haben flache Dolden- 
rispen. Bei Vitis lösen sich die Blumenblätter bekanntlich mützenförmig verklebt 
gemeinsam ab, bei den übrigen breiten sie sich stehen bleibend in gewöhnlicher 
Weise aus. Ich glaube, die hervorgehobenen Merkmale genügen vollkommen, um 
Vitis als eine sehr scharf begrenzte Gattung anzuerkennen und von den übrigen 
abzutrennen, und ich sehe in der That keinen Grund, irgend eine der anderen, 
jederzeit auf den ersten Blick von Vitis unterscheidbaren Vitaceen noch länger 
mit dem Namen Vitis zu belegen. Dadurch wird die klare Einsicht in den Formen- 
kreis der Vitaceen nur getrübt und nicht der geringste Vorteil gewonnen. Ich 
brauche nicht noch besonders hervorzuheben, dass die Blattformen zur Unterscheidung 
der Gattungen vollkommen gleichgiltig sind und nur dem oberflächlichen Beobachter 
die so leicht sichtbaren, wahren Gattungsmerkmale verdecken können. 

Die Unterscheidung von Quinarıa und Ampelopsis geht ebenso leicht vor 
sich. Erstere bildet, wo sie irgend kann, Haftscheiben an den Rankenenden 
aus, letztere niemals. Man kann also beide Gattungen auch im Winter erkennen. 
Genau parallel damit geht ein Merkmal in den Blüten. Bei Quinaria ist die 
Drüsenscheibe ausser an der etwas abweichenden Farbe vom Fruchtknoten nicht 
unterscheidbar; sie bildet keine oder eine kaum wahrnehmbare Anschwellung 
unter der Fruchtknotenmitte. Bei Ampelopsis ist die Drüsenscheibe dem Frucht- 
knoten bis zu dessen Mitte angewachsen, dort aber umgiebt sie ihn als ein am 
Rande gekerbtes Schüsselchen von etwa dem doppelten Durchmesser des 
Fruchtknotens. Auch dieser Unterschied ist dem blossen Auge sofort erkennbar, 
so verschieden ist das Aussehen des Fruchtknotens in beiden Fällen. 

Von der beträchtlichen Anzahl von Parthenocissus-, richtiger Quinaria- 
Arten, die PLAncHon aufzählt, werden bei uns nur sehr wenige kultiviert. DIPPEL 
führt nur zwei an, und zwar die eine als Vitis inconstans Miq. Diese muss 
aber nach den Regeln der Priorität Quinarıa tricuspidata genannt werden 
Als synonym damit gilt Ampelopsis Veitchii und A. Roylii h. nonn.; doch 
weiss ich nicht, ob diese nicht als eigene Art aufzufassen sein wird. Die zweite 
ist die allbekannte Ampelopsis hederacea Michx. (Hedera quinquefolia L., 
Quinaria hederacea Rafın.), die also nunmehr Quinaria quinquefolia heissen 
muss. Gar nicht erwähnt wird von DirpeL der Name Ampelopsis radican- 
tissima Lauche = Quinarıa radicantissima und doch bezeichnet dieser Name 
eine eigene Art, wie ich mich nach mehrjähriger Beobachtung einer in meinem 
Garten aus Samen gezogenen Pflanze und nach Vergleichungen im Botanischen 
Garten zu Berlin überzeugt habe. Ihre Blattknospen kommen beim Aufbrechen 
im Frühjahr rosenrot heraus, auch zeigen etwaige Knospen an den frischen, eben- 
falls oft rötlichen Sommertrieben dieselbe Farbe. Bei Q. quinquefolia sind alle 
Knospen hellgrün. Die Ranken der radicantissima sind dafür bekannt, dass sie 
sich äusserst rasch und fest und mit auffallend grossen Haftscheiben der Unter- 
lage, selbst glatten Mauern anheften und ein ganz selbständiges, rasches Empor- 
klimmen der Pflanze ermöglichen; sie zeigen etwa 6—ı2 Verzweigungen, die nach 
dem Anheften sehr regelmässig abwechselnd zweizeilig stehen und dabei sehr zier- 
lich wellig gebogen sind. 


E. Koehne: Bemerkungen über die Vitaceen, 403 


Bei quinquefolia haben die Ranken meist nur 2 4 Verzweigungen, sie 
heften sich viel schwerer an, bekommen dabei lange nicht so grosse Haftscheiben 
und erscheinen nicht mit so regelmässigen und zierlichen Verzweigungen versehen; 
die Pflanze klimmt an glatten Mauern weit weniger sicher empor und liebt es, ihre 
Ranken um Drähte und ähnliche Stützen zu schlingen. Die Doldenrispen sind bei 
radicantissima ungemein locker, weit ausgebreitet, mit sehr dünnen Verzweigungen; 
sie erblühten bei mir immer erst Ende August oder Anfang September, und die 
Blüten, obgleich scheinbar zwitterig, fielen sofort wieder ab. Bei quinquefolia 
sınd die Doldenrispen weit dichter, mit dickeren Verzweigungen, und die Blütezeit 
beginnt schon im Juni, um sich bis zum September fortzusetzen. Wenn in den 
Gärten, wie es scheint, Zwischenformen vorkommen, so glaube ich, dass diese auf 
Bastardierungen der ursprünglich gut geschiedenen Arten zurückzuführen sind. 

Ich beobachtete noch eine Ampelopsis hirsuta Donn im Botanischen 
Garten zu Berlin. Diese stimmt in fast allen Beziehungen mit der radicantissima 
und nicht mit der quinquefolia überein, sie ist aber im Gegensatz zur kahlen 
radicantissima auffallend dicht rauh behaart, so dass sie auf den ersten Blick 
von radicantissima zu unterscheiden ist. Ich glaube, dass auch sie als eigene 
Art aufgefasst und Quinaria hirsuta (Donn) Rafın. genannt werden muss. 

Blühen sah ich sie leider noch nicht, vielleicht weil ich durch radicantissima 
noch nicht belehrt war und nach den Blüten im September nicht mehr gesucht 
habe. Von quinquefolia giebt es zwar ebenfalls schwach behaarte Formen, indes 
ist der Unterschied in der Behaarung zwischen hirsuta und den betreffenden 
quinquefolia-Formen ein so bedeutender, dass ich bei letzteren nicht einmal an 
Bastardierung mit hirsuta denken möchte. 

Wir hätten demnach in den Gärten: 

1. Ostrieuspidata (S. et Z.) Koehne. 
Q. Veitchii vielleicht als Art. 
2. Q. hirsuta (Donn) Rafın. durch die Rankenbildung 
3. Q. radicantissima (Lauche) Ko Nr. ı genähert. 
4. Q. quinquefolia (L.) Koehne. 


Um nun zu den Gattungsunterschieden zurückzukehren, so wäre noch Tetra- 
stigma zu besprechen. Diese würde ich bis jetzt nur mittels Blüten von Ampe- 
lopsis zu unterscheiden vermögen, mit der sie den Mangel der Haftscheiben teilt. 
Während nämlich bei Ampelopsis, wie auch bei Vitis und Quinaria ein sehr 
deutlicher, oft dicker Griffel mit einfacher, ganzrandiger Narbe vorhanden ist, be- 
sitzt Tetrastigma eine fast völlig sitzende, sehr dicke, vierlappige Narbe, die am 
Rande ausgenagt-gezähnelt oder kurz gefranst ist. 

Cissus ist in unseren Gärten durch keine holzige Art des freien Landes ver- 


treten, denn Cissus japonica (Ihunb.) Willd, die man hier und da antrifft, ist 
eine Staude. 


Zum Schluss gebe ich eine kurze Übersicht der Vitaceengattungen, so- 
weit sie durch Holzgewächse des freien Landes bei uns vertreten sind. 


A. Rinde zweijähriger Zweige ungestreift, mit Rindenhöckerchen, Stammrinde nie in Streifen 
gelöst. Mark zweijähriger Zweige weiss. Blüten in Doldenrispen. Blumenblätter 
frei, beim Aufblühen sich ausbreitend. 

a. Griffel deutlich. Blüten fast alle fünf- (selten fast alle vier-) zählig. 


ı. Quinaria Rafın. (Parthenocissus Planch.) Kletternd, Rankenenden mit 


Haftscheiben. Doldenrispen fast immer ohne Ranken. Drüsenscheibe vom 
Fruchtknoten nicht abgesetzt. 


404 Bemerkungen über Tillandsia Lorentziana und andere argentinische Arten. 


2. Ampelopsis Michx. zum Teil. Buschig oder kletternd, Rankenenden ohne 
Haftscheiben. Drüsenscheibe von der Fruchtknotenmitte schüsselförmig 
abstehend. Sonst wie vorige. 

b. Griffel fast ganz fehlend. Blüten fast alle vierzählig. 

3. Tetrastigma Miq. Kletternd, Rankenenden ohne Haftscheiben. Dolden- 
rispen (unserer Art) ohne Ranken. Drüsenscheibe deutlich, aber mit wenig vor- 
springendem Rande. Narbe sehr breit, vierlappig, am Rande fransig ausgenagt. 

B. Rinde gestreift, nur bei einer Art mit Rindenhöckerchen, früher oder später in Streifen ge- 

löst. Mark zweijähriger Zweige gelbbraun. Blüten in verlängerten Rispen. 
Blumenblätter mützenförmig verklebt und beim Aufblühen gemeinsam abfallend. 

4. Vitis Linne. Meist kletternd, Rankenenden ohne Haftscheiben. Rispen 
oft mit einem Rankenzweig. Blüten vier- bis siebenzählig. Drüsenscheibe vom 
Grunde des Fruchtknotens stark abstehend, gekerbt. Griffel deutlich. 


Bemerkungen zu Tillandsia Lorentziana Griseb. und andere 
argentinische Arten. 


Von Professor Dr. F. Kurtz, Universität Cordoba, Argentinien. 


Tillandsia Lorentziana Griseb. (Gartenflora 1891, No. ı2, Seite 313). 
Arme Tillandsia, wie hast du dich verändert! Als ich die Abbildung sah, dachte 
ich garnicht daran, dass das unsere Tillandsia Lorentziana sei, unsere 
schönste Gebirgstillandsia (neben der stattlicheren, aber nicht so harmonisch ge- 
färbten Pitcairnia spathacea Gr... T.Lorentziana ist graugrün und absolut 
glanzlos, der Blütenschaft ebenso, und mit diesem Graugrün kontrastieren in 
wundervoller Weise die hell bis dunkelkarminroten Brakteen. Die Farbe der Brakteen 
ist ein weiches, volles Karmin, wie es auch bei Billbergien vorkommt, von »schar- 
lachrot« und »ziegelrot« ist keine Rede. Diese Bezeichnungen BoucHEs, wie die 
von ihm hervorgehobene bedeutende Verbreiterung der Blattbasis, die er für Wasser- 
behälter ansieht, lassen mich fast vermuten, dass seine Pflanze eine von T. Loren- 
tziana verschiedene Art ist. Unsere T. Lorentziana, von der ich Ihnen — so 
gut es eben möglich ist — zwei Stengel mitschicke, wurzelt mit starkem, mit vielen 
Nebenwurzeln besetztem Rhizom im Geröll und in Felsspalten der Vorberge des 
Pan de Azucar, der »great attraction« of Cordoba, 7 leguas von hier entfernt. 
Ausserdem haben wir die Pflanze auch von Las Penas im Süden und von 
Asarhinga und Colaucharga im Norden des Pan (alle Fundorte gehören der ersten 
Kette unserer Sierra, der Sierra Chica an.). Die älteren Blätter sind zurück- 
geschlagen, wie es auch bei Tillandsia macrocnemis und besonders bei der 
schönen T. circinata beobachtet wird. T. macrocnemis, die »flor del aire« par 
excellence dient hier zur Verfertigung von Totenkränzen und wird auch sonst in 
den Verandas etc. aufgehängt. 


Antholyza quadrangularis Burm. als Ziergewächs in Argentinien. 


Von Professor Dr. F. Kurtz, Universität Cordoba, Argentinien, ‘ 
Hierzu Abbildung 86. 


Nun will ich Ihnen etwas über eine in den hiesigen Gärten ziemlich ver- 
breitete Pflanze erzählen, die hier »flor de paja« (»Blume des Strohs« — nicht 
»Strohblume«) heisst, und zwar wegen des eigentümlichen bündelartigen Habitus 
der Blätter, der auch am meisten an die Horste gewisser Junci septati erinnert, 


Antholyza quadrangularis Burm. als Ziergewächs in Argentinien, 4095 


aus denen die lockeren Blütenstände herausschauen. Ich bestimmte die Pflanze als 
Antholyza quadrangularıs Burm. vom Cap und fand, dass ein von Mac Owan 
als Gladiolus maculatus gesandtes Exemplar meines Herbarıums ebenfalls zu 
Antholyza quadrangularis gehört. Die Blätter, deren merkwürdige Form (wie die 
von Romulea, cf. Irideae in Engl. et Prantl’s nat. Pflanzenfamilien) nirgends be- 
sprochen ist, sind weich, wie die sternzelligen Halme der oben erwähnten Junci 
septatin, und oft gedreht. Die Blüten sind matt weissgelb; die drei äusseren 
Perigonzipfel zeigen rechts und links vom Mittelnerv einen verwachsenen trüb- 
lilafarbigen Streifen, die drei inneren entsprechende grünliche Zonen, Blüten wohl- 
riechend. -- Ich kann mich nicht besinnen, diese Pflanze drüben gesehen zu haben; 
im Berliner botanischen Garten war sie sicher nicht — sonst wäre sie in meinem 


Querschnitt 
des Blattes, 


Grundriss der Blüte. 
Abbildung 86. Antholyza quadrangularis. 


Herbar. Wunderlich ist, dass sie hier so bekannt und verbreitet ist; alle Welt kennt 
»flor de paja«. Auch ein anderer Südafrikaner ist hier in den Gärten nicht selten, 
die allerliebste Sutherlandia frutescens (L.) R. Br., ein äusserst dekorativer 
Strauch resp. Bäumchen, der in meinem Herbar nur durch uralte Exemplare aus 
dem Dresdener Garten vertreten war. 

Demnächst werde ich wirklich einmal darangehen, meine Notizen über hiesige 
Gärten (Asuncia del Paraguay — Nenquen) und über einige hiesige Prachtpflanzen 
zusammenzustellen. Auffallend ist, dass man in den alten Niederlassungen so zu 
sagen unsere Bauerngärten wiederfindet: Aquilegia, Dianthus, Nigella damas- 
cena, Scabiosa atropurpurea, Delphinium consolida und Ajacis, sog. 
Geranium, die gemeinsten Verbenen etc. 


Die internationale Gartenbau - Ausstellung in London. 
London, den 7. Juli 1892. 

Wenngleich das unbeständige Wetter der letzten Wochen mit seinen Nordost- 
winden und eisigkalten Regenschauern auf das Unternehmen durchaus nicht 
günstig wirken konnte, so war der Besuch dennoch ein sehr zahlreicher und 
jetzt, wo Wärme und Sonnenschein, wenn auch ab und zu durch warmen Regen 
unterbrochen, zu uns zurückgekehrt sind, da kann sich das Direktorium durchaus 
nicht über ungenügenden Zuspruch beklagen. Jupiter Pluvius hat mehr gethan 
als Hunderte von Gärtnern mit ihren Giesskannen zu thun im stande gewesen 
wären, und die Anlagen prangen jetzt in üppigster Frische mit einer Welt der 
schönsten Kinder Floras. 

Wenn Blumenliebhaber, und alle Engländer sind es, eine Rosen-Ausstellung 
besuchen, so erklären sie stets, dass dieselbe die schönste sei, die sie je gesehen, 


406 Die internationale Gartenbau-Ausstellung in London. 


In der letzten Woche hätten sıe sich darüber ein Urteil bilden können, denn wir 
leben hier jetzt in einer Welt von Rosen. Nicht allein sind alle Blumenläden 
damit überfüllt, sondern wir hatten auch, unabhängig von der internationalen, zwei 
weitere Ausstellungen, die eine, wie alle Jahre im Crystal-Palast und die andere in 
den Gärten der Botanischen Gesellschaft, und beide leisteten vorzügliches. 

Nur eine Riesenstadt wie London kann eine solche Fülle aufweisen. Die in 
den letzten Tagen stattgefundene Rosenschau in der internationalen Ausstellung 
wurde dadurch in keiner Weise beeinträchtigt. Wir sehen allerdings überall die- 
selben Namen der Aussteller, aber stets haben sie uns etwas neues zu zeigen. 
Wenn, wie schon gesagt, der Amateur jede derartige Ausstellung als die beste 
betrachtet, so wurde dieses Urteil, mit Bezug auf die internationale, von seiten 
alter erfahrener Gärtner nur bestätigt und auch die Preisrichter waren des Lobes 
voll. Wie es sich gebührt, waren unter diesen Vertreter verschiedener Länder. 
Frankreich sendete die Herren VILMORIN und DE BRIE von Paris und M. 'TRUFFAUT 
von Versailles, Österreich war durch die Herren DoELMER und Inspektor JoLy von 
Wien und Herrn LAucHE von Eisgrub, Garten-Direktor des Fürsten von LIECHTEN- 
STEIN, vertreten. Deutschland stellte die Herren C. Kuntze-Berlin, M. W. PauLy von 
Lübeck, Belgien die Herren PvNnAERT VAN GEERT und VAN HOUTTE von Gent. 

Unter der äusseren Kolonade des grossen Ausstellungssaales hatten die Herren 
PAur von Waltham Cross, unbedingt die ersten Rosenzüchter Englands, ihren 
eigenen Stand, der keineswegs weniger interessant als die Ausstellung im Innern 
war. Die ganze Länge der Kolonade war mit einer Fülle von Rosen in 'T’öpfen 
und Körben besetzt, vieles davon neu, manches eigentümlich, aber alles schön. 

Unter den Neuigkeiten erwähnenswert war eine Kreuzung zwischen Marechal 
Niel und Amazone, der man den Namen »Medea« gegeben hat. Sie folgt in 
Färbung der ersteren, in Grösse und graziöser Form der letzteren und ist eine 
herrliche Varietät. Da war die neue Clio, eine vervollkommnetere Duchess of 
Valombrosa, eine Riesin, aber eben so schön wie gross und in Beziehung auf 
Grösse und Form muss dasselbe von »White TLady« und »H. P. Spencer« ge- 
sagt werden. 

»Ideal« ist eine der herrlichsten Sorten, die selbst die Herren PAuL gezogen 
haben. Sie ist fleischrot und bis in leicht kupferfarbig übergehend. Es fällt uns 
wirklich schwer, uns von dem Stande der Herren PauL loszureissen, wir wissen 
aber, dass unserer auch im Innern der Halle viel prächtiges wartet. 

Längs der Seitenwände sind zahlreiche Tische mit einer Überfülle der 
herrlichsten Früchte bedeckt, und waren da zum Beispiel Bananen ausgestellt, wie 
ich sie selbst nicht schöner in ihrer Heimat gesehen habe. Ein besonderer Preis 
war für das beste System der Fruchtverpackung für den Markt ausgesetzt. 

Was soll ich über die die ganze Mitte der Halle ausfüllenden Rosen sagen. 
Eine Beschreibung derselben würde weit über die Grenzen dieses Journals. gehen. 
Die Ausstellung für Rosen war in ıg Klassen geteilt und man kann nur sagen, 
dass eine jede derselben nicht allein reich vertreten, sondern dass eine jede 
Blüte einer besonderen Ausstellung würdig war. Eine solche Symmetrie und 
Farbenpracht erwartet man nur ab und zu in einzelnen Blüten zu finden und 
hier war sie allgemein. 

Den ersten Preis erhielten die Herren F. Canr für eine Kollektion von 72 
verschiedenen Rosen, von denen jede Blume nicht allein ein Gemälde, sondern 
auch ein Modell war. Ihnen zunächst kam ein Bruder derselben mit 36 Nummern 
Die »Madame Cusin« des letzteren, wenn auch nicht gerade etwas aussergewöhn- 
liches, ist jedenfalls von Amateuren sehr bewundert worden. 


Die internationale Gartenbau-Ausstellung in London, 407 


Nachdem man die herrliche Ausstellung der Herren PauL in der Kolonade 
gesehen hatte, war man gespannt, die Herren CHARLES TURNER von Slough, die 
den ersteren den Rang in der Rosenkultur abzulaufen suchen, zu betrachten, und 
obgleich die Erwartungen hochgestellt waren, wurden dieselben in keiner Weise 
enttäuscht. Unter den Neuheiten, welche diese Herren vorführten, war besonders 
eine Rose von Japan, der Klasse Polyantha angehörig, die ohne Zweifel in der 
Gärtnerwelt bald Epoche machen wird. Sie trägt eine solche Menge von Blüten, 
dass man bei dem ersten Anblick in jedem Kopf ein Bouquet von roten Nelken 
zu erblicken glaubt, denen sie in Form und Färbung sehr ähneln. 

Auch für Liebhaber waren einige Preise ausgesetzt und mehrere ihrer Samm- 
lungen waren so überraschend schön, dass dieselben an jedem anderen Platze 
unbedingt den höchsten Rang eingenommen haben würden. Ein Herr LixpseLı 
von Hitchin trug 3 Preise davon, einen für 18, einen für 48 verschiedene Rosen 
und einen dritten für 24 Thee- und Noisette-Rosen. Eine jede Blüte in der ganzen 
Zahl war vollkommen. 

Ehe ich zu den anderen Ausstellungsgegenständen übergehe, muss ich noch 
erwähnen, dass ein Teil der Halle für einen Rosenmarkt reserviert war, und hier 
konnte man so recht die dem Engländer angeborene Liebe zu Blumen bewundern. 
Die Preise waren, den englischen Begriffen nach, billig genug und so sah man 
bald, dass fast keiner der Besucher der Ausstellung, die sich an den beiden Tagen 
und trotz des erhöhten Entrees am ersten Tage (z2!/);, Mk) auf mindestens 
50000 Personen belaufen haben müssen, obne einen grösseren oder kleineren 
Strauss oder wenigstens mit einer Rose im Knopfloch davonging. Die preis- 
gekrönten Blumen waren natürlich nicht käuflich, aber nichtsdestoweniger hat man 
nicht oft Gelegenheit, solche Schönheiten, wie sie durchgängig hier feilgeboten 
wurden, für einen so billigen Preis zu erstehen. Die Zufuhren schienen unerschöpft- 
lich zu sein, denn selbst am Abend des zweiten Tages sah man keine Lücke auf 
den Verkaufsständen. 

Ich habe bereits ın einem meiner früheren Berichte des Orchideenhauses Er- 
wähnung gethan, welches einen Teil der gesamten Ausstellung bildet; für diese 
specielle Gelegenheit jedoch zeigte uns Herr SANDER von St. Albans, der Alt- 
meister der Orchideenzucht, seine unvergleichlich herrlichen Schätze, für welche 
er mit vollem Recht nicht allein die goldene Medaille, sondern auch noch 24 
erstklassige Certifikate erhielt. Er selbst glaubte nur für ı3 der letzteren berechtigt 
zu sein, die enthusiasmierten Richter bestanden aber auf 24. 

Die vorherrschende Farbe der Blüten ist blassrot, gebildet durch Hunderte 
von Odontoglossum vexillarrum, zwischen denen, wie Feuerflammen, zahlreiche 
Gruppen von hochroten Epidendron vitellinum hindurchleuchten und Hunderte 
der herrlichsten Guirlanden von hohen Palmen herabfallen. Von den Odonto- 
glossum vexillarıum erhielten nicht weniger als 8 Certificate, ein Oleucoglossum 
die silberne Medaille. Eine andere Varietät derselben, var. Od. H. S. Milner 
(der technische Leiter der Ausstellung) ist in ihrer Schönheit durch ihre zart 
hochroten, im Centrum dunkler werdenden Sepalen und Petalen, ihre grossen 
weissen, schwach rötlich scheinenden Lippen leicht in die Augen fallend. Statt 
der unbestimmten Anzahl von Bartlinien besitzt sie deren nur drei klar aus- 
geprägte. 

Als die stattlichste der Blüten muss die Vanda Sanderıiana mit grossen 
malve-farbenen Petalen, mit einem braunen Netzwerk bekleidet, betrachtet werden. 

Die seltene Cattleya Amesiana, ohne Zweifel eine weisse Form der C. Percival 


408 Die internationale Gartenbau-Ausstellung in ' London. 


lıana, erhielt ebenfalls ein Certifikat und natürlich war dasselbe mit der neuen 
Varietät Cat. Schofieldianum von zartestem Grün der Petalen und Sepalen, röhren- 
förmiger Lippe, weissem Äusseren und bedeutender Grösse der Fall. 

Es würde mich zu weit führen, auf weitere Einzelheiten einzugehen, ich will 
daher nur noch die Namen von einigen der Schönheiten anführen, die uns 
Herr SANDER vorgeführt hat: 

Vanda Hookeri und V. teres. Oncidium Lanceanum, dCattleya Brymeriana, 

eine natürliche Hybride von Cat. Eldorado und Cat. superba. Und dies erschöpft 
noch bei weitem nicht alles, was wır zu bewundern bekamen. Wahrlich die Zeit 
war zu kurz dafür, denn alles war über alle Begriffe schön. 
Eine der Kopfwände der Halle war fast bis zur halben Höhe von einer 
mächtigen Erdbank verdeckt, welche mit zwei herrlichen Kollektionen von Begonien 
angefüllt war. Es giebt wenige Blumen, welche in kurzer Zeit durch die Kunst. 
des Gärtners so vervollkommnet worden sind, als diese Modeblume, und diese. 
Ausstellungen zeigten, was man darin zu leisten im stande ist. Namentlich war 
die eine davon durch wahrhaft künstlerische Anordnung mit Blattpflanzen, welche 
auch den ganzen Hintergrund bildeten, ganz besonders schön. 

Mehrere Preise waren auch für Tafeldekorationen ausgesetzt und war es 
gerade diese Abteilung, an welcher die Damen das grösste Interesse nahmen. 
Vieles davon war höchst geschmackvoll, wenn auch leider zu oft dem gewöhn- 
lichen Geldbeutel unerreichbar. Ein Fortschritt, der anzuempfehlen ist, war der,’ 
dass man sich im allgemeinen bemühte, die Verzierungen weniger hoch zu machen, 
so dass man bei Tisch wenigstens sein vis-a-vis sehen kann. | 

Nicht. unerwähnt darf auch die Sammlung von Delphinium und daratiken ein 
vorzügliches neues, dem man den Namen »Moonshine« gegeben hat, der Herren 
KerwAy und CHARLES TURNER bleiben. Unwillkürlich warf sich uns die Frage 
auf: »Was ist aus unserem alten Delphinium consolida geworden?!« Früher ein 
Plebejer, hat man es zu einem Aristokraten herangezogen. 

Und nun schliesslich noch einige Worte über eine Kollektion, die mich 
einigermassen enttäuscht hat. Es war dies eine Ausstellung wilder Pflanzen durch 
einen Gärtner in Reading, dessen Specialität es ist, die seltenen derselben zu 
ziehen. Was er nach Earls Court geschickt hatte, war schön, aber meinen Be- 
griffen nach unvollständiger als es hätte sein können. Gar viele meiner Lieblinge,. 
die ich so oft in Wald und Flur und dies selbst in England, gesucht und ge- 
funden habe, fehlten, und einige Familien waren wenig oder gar nicht vertreten. 

Wahrlich, wer noch nicht Naturfreund ist, der muss es bei dem Beschauen 
der Wunder werden, die man uns fortwährend hier vorführt. 

RUDOPH SCHÜCK. 


Dekoration der Dreifaltigkeitskirche bei der Trauung der Tochter 


der Frau Geheimen Kommerzienrat Borsig. 
(Hierzu Abbildung 87.) 


Nachstehend gestatte ich mir eine nähere Beschreibung betreffs der Dekoration 
in der Dreifaltigkeitskirche zur Trauung der Tochter der Frau Geheimen Kom- 
merzienrat BORSIG zugehen zu lassen. Von der Mohrenstrasse bis zur Kirchenthür 
standen 6 grosse Lorbeerbäume, deren Kronen einen Durchmesser von 272 hatten, 
an den beiden Ecken rechts und links vom Eingange herrliche Gruppen aus Kalt- 
hauspflanzen, auf zwei Ständern grosse Phönix tenuis, davor blühender Flieder mit 


Dekoration der Dreifaltigkeitskirche. 409 


Azaleen und diversen anderen blühenden Pflanzen abgestuft. Das Konfirmanden- 
zimmer, welches vor der Trauung benutzt wurde, war in der Mitte mit einer 
Latania in Höhe von 3 m, welche in einem Umfang von 10 » teppichbeetartig 
dekoriert wurde, geschmückt, desgleichen auch das gegenüberliegende Zimmer, die 
Taufkapelle, nur dass hier anstatt der Latania eine grosse Chamaerops humilis 


Abb. 87. Dekoration der Dreifaltigkeitskirche. 


stand; ebenso wurden beide Ecken der Zimmer mit hohen Kirschlorbeeren und 
blühenden Pflanzen jeder Gattung dekoriert. Der Mittelgang in der Kirche war zu 
beiden Seiten vorn mit Dracaena nutans und Rhapis dicht bestellt, welche eben- 
falls mit Hortensien, Azaleen, Pelargonien u. s. w. abgestuft wurden. Ebenso be-' 
fanden sich an den Seitengängen Dianellen, Chamaerops und Raphis ebenfalls wie 
im Mittelgang. 


Gartenflora 1892. 30 


41o Die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe. 


Am Altar rechts und links befanden sich je eine Gruppe, welche aus den 
seltensten edelsten Palmen, als Rhapis flabelliformis, Sabal, Kentia australis, Cocos 
Bonettei, Phönix senegalensis, ebenfalls mit Azaleen und kleinen Palmen abgestuft 
und mit blühenden Pflanzen und rings herum mit Adiantum abgedeckt. Oben auf 
der Kanzel befanden sich in der Mitte sowie rechts und links je eine grosse 
Latania. Die ganze Kuppel wurde mit Guirlanden, 600 nz, aus Edeltannen, extra 
stark, bezogen, welche in der Mitte sich vereinigten, woselbst sich ein Tuff aus 
losen blühenden Blumen befand, welcher aus Cytisus und anderen Schnittpflanzen 
bestand, ebenso auch wurden sämtliche Guirlanden mit Schnittblumen, welche 
herunterhingen, dekoriert. 

Schöneberg bei Berlin, 28. Juni 1892. A. JAnNICKI. 


Die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe. 
Ausnahmen zu Gunsten der Gärtner. 


Am 1. Juli sind die Bestimmungen über die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe 
in Kraft getreten. Bis dahin müssen die Ausführungsanweisungen von allen Regie- 
rungen erlassen worden sein. Der Vorstand des Verbandes der Handelsgärtner 
Deutschlands hat sich ein grosses Verdienst erworben dadurch, dass er beim Herrn 
Minister für Handel abweichende Bestimmungen erlangt hat. 

Die für Preussen getroffene Anweisung, soweit sie das Gärtner-Gewerbe be- 
trıfft, ist in nachstehendem Schreiben zusammengefasst: 

»Auf die Vorstellung vom 14. v. M. setze ich den Vorstand davon in Kennt- 
nis, dass durch die Anweisung, betreffend die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe 
vom Io. Juni 1892 die höheren Verwaltungsbehörden ermächtigt sind, die zu- 
lässigen fünf Beschäftigungsstunden für den Handel mit Blumen und Kränzen — 
abweichend von der Feststellung der Beschäftigungszeit für die übrigen Ge- 
werbe — festzusetzen, jedoch mit der Einschränkung, dass der Schluss spätestens 
um 4 Uhr nachmittags eintritt. Ferner ist den Königlichen Regierungs-Präsi- 
denten die Befugnis erteilt worden, den Blumenhandel am ersten Weihnachts-, 
Oster- und Pfingsttage während zweier Stunden, jedoch nicht während der Pause 
für den Hauptgottesdienst und nicht über ı2 Uhr mittags hinaus, zu gestatten. 

In Betreff der weiteren in der Vorstellung vom 14. v. M. zur Sprache ge- 
brachten Punkte bemerke ich ergebenst, dass die Grenzen, welche den gewerb- 
lichen Betrieb, den landwirtschaftlichen Betrieb und den Handelsbetrieb in der 
Gärtnerei von einander scheiden, nicht durch allgemeine Bestimmungen fest- 
gesetzt werden können, vielmehr in Zweifelsfällen die Entscheidung darüber unter 
Berücksichtigung der besonderen Verhältnisse des einzelnen Falles zu treffen 
sein wird. Über die ausserhalb des Bereiches meiner Zuständigkeit liegende 
Frage der gewerbesteuerlichen Behandlung der Gärtnereien eine Auskunft zu 
erteilen bin ich nicht in der Lage.« 

Der Minister für Handel und Gewerbe. 
I. V.: LOHMANN. 

Für das Herzogtum Braunschweig ist dieselbe Anweisung erlassen worden, 
wie für Preussen. 

Im Königreich Sachsen sind von den höheren Verwaltungsbehörden noch 
etwas mehr Freiheiten für den Blumenhandel ermöglicht. An den gewöhnlichen 
Sonn- und Festtagen, sowie an den ersten Feiertagen kann der Verkauf von Blumen, 
Bindereien und Pflanzen über 5 Stunden hinaus, jedoch höchstens bis 4 Uhr und 


Die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe, 4II 


mit Ausnahme der Stunden für den Vor- und Nachmittagsgottesdienst gestattet 
werden. 

Diese Erlaubnis wird durch die örtlichen Verordnungen aber zum Teil sehr 
eingeschränkt. Am meisten geschieht dies nach allen uns bisher freundlichst 
übersandten amtlichen Bekanntmachungen für Leipzig, wo der Verkauf von 
Blumen, Blumengewinden und Pflanzen am Karfreitag, an den Busstagen, dem 
Totensonntage, sowie den ersten Feiertagen ganz verboten ist, und an allen 
übrigen Sonn- und Festtagen auch nur von ıı—4 Uhr ausschliesslich der Zeit für 
den Nachmittagsgottesdienst gestattet wird. Wir -dürfen wohl annehmen, dass 
unsere Leipziger Kollegen schleunigst Schritte gethan haben, um solche Tage, wie 
der Totensonntag ist, nicht ganz zu verlieren und um die fünf Stunden unverkürzt 
zu erhalten. 

In Württemberg scheinen für die Handelsgärtnerei keine Ausnahmen gestattet 
zu sein, wenigstens ist dies in Stuttgart so, dort hört der Verkauf an den 
gewöhnlichen Sonntagen um ı Uhr auf und ist an den ersten Feiertagen, sowie 
am Karfreitage ganz verboten. Jedoch ist es besonderer Verfügung der Stadt- 
direktion überlassen, an solchen Sonn- und Festtagen, an welchen ausserordentliche 
Anlässe vorliegen, die Geschäftsstunden zu erweitern. Das dürfte zum Beispiel 
für Palmsonntag und Totensonntag zutreffen. 

In Gera sind ein für allemal die Stunden von 6—9 und von ıı—ı Uhr fest- 
gesetzt, mit Ausnahme der ersten Feiertage, des Karfreitags, des Totensonntags 
und des Busstages, für welche der Verkauf verboten ist. 

Im Grossherzogtum Hessen gelten fast dieselben Normen wie in Preussen. 
Nur an den ersten Feiertagen ist ein längerer Verkauf gestattet und zwar von 
5—ı2 Uhr morgens, mit Ausnahme der Gottesdienststunden. 

In Mecklenburg erfolgt die Festsetzung der für den Verkauf freizugebenden 
Stunden durch die Polizeibehörden der verschiedenen Bezirke. 

In Oldenburg sind an gewöhnlichen Sonn- und Festtagen die Verkaufsstunden 
vom April bis September auf 7—2 Uhr und vom Oktober bis März auf 8—3 Uhr 
festgesetzt mit Ausschluss der Kirchstunden. Irgend welche Ausnahmen sind für 
die Handelsgärtnerei nicht gestattet. Nur ist der Gemüse-Verkauf an den ersten 
Feiertagen während der zwei Stunden, welche der für den Hauptgottesdienst fest- 
gesetzten Pause vorangehen, zugelassen. (Handelsblatt.) T- 


Die Succulenten auf der Ausstellung zu Karlsruhe. 


Von Cacteen war in Karlsruhe nur die Firma HaAGE & ScHMiDT in Erfurt 
vertreten. Diese hatte aber so reich und auch durchgehends in solchen Muster- 
exemplaren ausgestellt, dass wir noch darauf zurückkommen möchten. 

Wir sahen unter dem Sortiment 25 grösserer Cacteen wahre Prachtexemplare. 
Da war ein Pilocereus Dautwitzi von 40 cm Höhe, ein etwas grösserer P. senilis, 
das allbekannte Greisenhaupt, ebenso der seltene P. giganteus. 

Von Echinocacteen sind zu nennen: electracanthus von 90 cr Umfang, 
cornigerus und lophothele mit 50—60 cm Umfang. Auch die Bischofsmütze, 
Astrophytum myriostigma, war in einem stattlichen Exemplare vertreten, 
Echinocereus cinerascens und procumbens mit je 30—40 Köpfen u. s. w. 

Die nächste Gruppe, 100 Sorten kleinere Cacteen, zeigte uns, was Selten- 
heit anbelangt, Anhalonium fissuratum und prismaticum, Echinocactus Poselgerianus, 
horizontalonius, Simptoni, coplonogonus, ingens und den prachtvollen E. Grusoni 


gr 
30 


412 Die Succulenten auf der Ausstellung zu Karlsruhe. 


mit seiner leuchtend schwefelgelben Bewaffnung. Ferner Mammillaria sphaerotricha, 
Grahami, longisela, recurvispina, macromeris, micromeris elegans, nivea, Perringi etc, 

Wenig verbreitet ist, und war in herrlichen Exemplaren zu sehen die immer 
seltene Pelecyphora pectinata. Echinocereus caespitosus, pectinatus und Engel- 
manni mit seinen zolllangen strohgelben Stacheln leuchteten aus der Gruppe 
heraus. : 

Pilocereus fulvispinus, Celsianus, Haworthi, niger und Pfeifferi nahmen sich 
auch wunderschön aus. 

Die Krone des Ganzen bildete des »Teufels Nadelkissen«, Echinocactus 
Le Contei, welcher in mehreren Exemplaren vertreten war und vermöge seiner 
herrlichen Bestachelung das Auge jeden Besuchers fesselte.e Dass das Interesse 
für diese so seltsamen Kinder Mexicos und Texas im Zunehmen begriffen ist, 
das bewies am besten der stets starke Andrang an diesen Gruppen. 

Hieran reihte sich die nicht minder wertvolle Gruppe mit 75 Sorten 
Succulenten, unter denen Aloe longiaristata, Kleinia canescens, Euphorbia 
meloformis und antiquorum, Echeveria pulverulenta und farinosa, nebst Mesem- 
brianthemum tigrinum und Sempervivum tabulaeforme schon von weitem aus dem 
Ganzen hervorleuchteten. 

Am Ausgange sahen wir noch die ebenfalls von dieser Firma ausgestellten 
60 Sorten Agaven, unter denen A. Victoriae Reginae, die seltenste aller Agaven, 
in wahren Prachtpflanzen vertreten war, ebenso A. stricta (Bonapartea Hystrix) 
u. a.m. Die ganze Gruppe krönte eine kolossale A. coccinea mit einem 2 m 
hohen Blütenstiel, welcher in ca. 6 Wochen aufblühen dürfte. Sämtliche Agaven 
waren in tadellosen Exemplaren ausgestellt, und liessen sich die Aussteller keine 
Mühe verdriessen, durch vorsichtiges Einpacken und Transportieren diese Pflanzen, 
sowohl wie die Cacteen und Succulenten, als solche zu liefern, was sie sein 
sollen — musterhafte Ausstellungsobjekte. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Neue Zwiebelgewächse von Dammann & Co. Anamotheca grandiflora. Pracht- 
in San Giovanni a Teduccio. volle Art mit leuchtend karminroten 
Hierzu Abbildung 88—89. sehr viel grösseren Blumen als die der 


AlocasiaDussii(Colocasia).Prächtige | bekannten A. cruenta. Man kultiviert 
Art zur Kultur im freien Lande über sie ganz wie Freesia, hält sie aber kühler. 
Sommer, wo sie, wie die bekannte | Sie blüht ım Mai und früher. Eines der 
Alocasia oder Colocasia esculenta, un- | schönsten Zwiebelgewächse. 
gemein üppig wächst und zu grossen Crassulaabyssinica (Abb.88). Sehr 
Blattpflanzengruppenausserordentlichver- | schöne, gedrungen wachsende Art mit 
wendbar ist. Man bewahrt die Knollen | grossen Dolden weisser Blüten und lebhaft 
über Winter trocken und frostfrei auf, | grünen Blättern. Sie ist eine knollen- 
treibt sie im März in Töpfen an und | tragende Art, die man über Winter auf 
pflanzt sie im Mai an Ort und Stelle. | den Tabletten des Kalthauses kultivieren 
Blattstiiele und Rippen sind lebhaft | sollte. Sie blüht vom Januar bis April. 
braunrot und die grossen Blätter dunkel- Crinumabyssinicum (Abb.89). Eine 
olivenfarben. Versand von Oktober bis | der prächtigsten und widerstandsfähigsten 
März. Crinum-Arten, die überall, wo es Blumen- 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


413 


liebhaber giebt, kultiviert werden sollte. | Blumen atlasweiss. Sie erscheinen den 
Die runden Zwiebeln sind im Klıma von | ganzen Sommer. Man behandelt sie wie 
Italien ausdauernd und liegen tief im | etwa die Dahlien im Norden. Pracht- 
Boden. Die Blätter sind aufrecht, blau- | pflanze ersten Ranges, die eine grosse 
grün, die sehr grossen wohlriechenden | Zukunft haben wird. 


Abb. 89. Crinum abyssinicum. Blumen atlasweiss. 


414 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


Begonia Rosebud. 

Eine ganz hervorragende Züchtung 
(CAnNELL & Sons, Swanley) in der Serie 
der Knollen-Begonien. Die Blumen 
sind so regelmässig gefüllt, dass man 
sie ebenso gut für Balsaminen-, Stock- 
rosen- oder Kamellien-Blumen halten 
könnte. Von heller rosenroter Farbe, 
halten die grössten derselben 2'/, Zoll 
im Durchmesser. Nach dieser Richtung 
dürfte kaum noch eine Verbesserung 
bei den Knollen-Begonien möglich sein. 

Gardeners’ Chronicle, vol. XII., 
No. 288, S. 15. 


Megacarpaea polyandra. 

Diese recht seltsame Crucifere weist 
in ihren Blüten eine Reihe von zwölf 
oder zwanzig Staubgefässen auf, während 
ja bekanntlich die Blüten der Cruciferen 
sich durch vier lange und zwei kurze 
Staubgefässe auszeichnen. Die Samen- 
kapsel fällt durch ihre besondere Grösse 
auf, doch ist nur die eine Hälfte der- 
selben ausgewachsen, die andere in der 
Entwicklung zurückgeblieben. 

Gard. Chron., vol. XII, No. 288, 
SIETON 1. 4: 


Calochortus amoenus. 

Bei Herrn vAn TUBERGEN-Haarlem 
blühte diese reizende Liliacee, wie es 
scheint zum ersten mal in Europa. Im 
Habitus steht sie genau zwischen C. alba 
und C. pulchella; reiches Blühen und 
kräftiger Wuchs sind ihr besonders eigen, 
die Farbe der nickenden Glockenblumen 
ist rosa-purpurn. 

Gard. Chron., vol. XII, No, 288, S. ıı. 


Cymbidium Humblotii Rolfe, n. sp. 

Die Arten der Gattung Cymbidium 
sind von Süd-China und dem östlichen 
Himalaya bis nach Ceylon, dem ma- 
layıschen Archipel und den Philippinen 
verbreitet, drei finden sich ausserdem im 
tropischen Australien und zwei in Mada- 
gaskar. Von diesen letzten ist die oben- 
benannte eine und wurde dieselbe erst 
neuerdings lebend in Europa eingeführt. 


Es ist eine ausserordentlich kräftig 
wachsende Pflanze mit wurzelstockartigen 
Stengeln; die Blätter erinnern an jene 
von C. giganteum, und trägt die sich 
verzweigende Rispe zahlreiche grüne und 
schwarze Blumen, welche jenen der 
Coelogyne pandurata ziemlich ähnlich 
sind. 

Gard. Chron., vol. XII, N072337 593: 


Oncidium Rolfeanum Sander. 

Diese schöne Art, verwandt mit ©. 
Kienastianum Rchb. f. und O. trilingue 
Lindl., wurde durch die Herren SANDER 
& Co. von Kolumbien eingeführt. Die 
Kelchblätter sind braun, das obere 
etwas dunkler und unregelmässig gelb 
gerändert, die gelben Blumenblätter sind 
braun gefleckt, die gelbe braun mar- 
morierte Lippe zeigt am Grunde eine 
dunkelpurpurne Schattierung. 

Gard. Chron., vol. XII, No. 289, S. 34. 


Hebenstreitia comosa serratifolia. 

Eine allerliebste Kalthauspflanze mit 
fast kahlen, sitzenden, lanzettlichen und 
tief eingezähnten Blättern. Die orange- 
farbigen, ziemlich kleinenBlumen stehen 
in dichten Massen auf zierlichen Ähren. 
Vom botanischen Standpunkte bietet 
diese Art einige sehr interessante Merk- 
male. 
Gard. Chron., vol. XII, No. 289, S. 34. 


Eulophiella Elisabethae Rolfe. 

Der Name der Königin von Rumänien 
ist mit einer sehr eigentümlichen und 
interessanten Orchidee in Verbindung ge- 
bracht, für welche Herr RoLFE eine 
neue Gattung aufstellte, die er in den 
Subtribus Cyrtopodieae brachte Im 
Habitus erinnert die Pflanze an ein 
Catasetum oder eine Eulophia, ihre 
lanzettlichen gefalteten Blätter werden 
bis 2 Fuss lang. Der Schaft entspringt 
aus dem Grunde der jungen Schein- 
knolle, wird einen Fuss lang und ist, wie 
desgleichen die nachenförmigen Deck- 
blätter von dunkelpurpurner Farbe. Die 
Blumen sind im Umriss fast kreisförmig, 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


> 


Kelchblätter fleischig, auf der Rückseite 
rosarot getüpfelt, auf der vorderen Seite 
weiss. Diese Farbe haben auch die 
Blumenblätter. 


Lindenia, Mai-Nummer, t. 325. 


Stanhopea Moliana Rolfe. 

Eine neue Art von Peru. Kelchblätter 
blass gelblich-weiss, hell rötlich-purpurn 
gefleckt; Blumenblätter weiss mit ring- 
ähnlichen Flecken; Lippe weiss, purpurn 
gefleckt, Säule geflügelt, gelblich - weiss. 

Lindenia, Mai-Nummer, t. 331. 


Trichopilia brevis Rolfe. 

Eine neue und sehr niedliche Art von 
Peru. Die grünlich-gelben Kelch- und 
Blumenblätter zeigen einige grosse cho- 
coladefarbige Flecken, welche mit der 
breiten weissen Lippe 
trastieren. 


Lindenia, Mai-Nummer, t. 332. 


Stachelbeere Triumph (Lowett). 


Diese amerikanische Sorte soll mit 
den grössten englischen Sorten konkur- 
rieren können. Die hohe und stark- 
wüchsige Pflanze leidet nicht vom Mel- 
tau und ist äusserst reichtragend. Die 
runde, lichtgrüne Frucht ist grösser als 
die von Whinham’s Industey, der 
sie an Güte mindestens gleichsteht. 

Wiener Illustr. Gart.-Ztg., 6. Heft, 


1 245,.3.30, 


Birne Le Lectier. 
Französische Züchtung neueren Da- 


tums; die Frucht ist aussergewöhnlich | 
und | 


gross, von vorzüglicher Qualität 
reift sehr spät (Januar bis Ende März). 
Gestalt: regelmässig birnförmig; Haut: 
schön goldgelb, bräunlichgrau punktiert; 
Fleisch: weiss, fein, schmelzend, sehr 
saftreich, gezuckert, gewürzhaft, parfu- 
miert. Eine der vorzüglichsten Winter- 
birnen. 


Wiener Illustr. Gart.-Ztg., 6. Helft, 
SEDABS SI AO: 


hübsch kon- | 


Neueste und neuere Scharlach-Pelargonien. 

Die von mir aus England von der 
Firma Rem & DBoRNEMAnNn, Syden- 
ham, in diesem Frühjahr bezogenen 
neuen Pelargonien bieten in jeder Be- 
ziehung viele Verbesserungen in Bezug 
auf Grösse der Dolden, sowie der ein- 
zelnen Blumen, ferner in dem gedrungenen 
Bau und dem reichen und frühen Blühen. 
Es seien besonders hervorgehoben: 

Dr. Buttler, dunkelfleischfarbenrot, 
grosse Dolde, gefüllt. 

Miss Bright, überreichblühend, ge- 
drungener Bau, karmoisinrot, brillante 
Farbe, gefüllt, vorzügliche Verbesserung 
älterer ähnlicher Sorten. 

Lady E.Peel, ganz kurz gebaut, sehr 
reichblühend, schöne lilarosa Farbe,gefüllt. 

Nydia, gedrungener Wuchs, zarte 
Hellfleischfarbe mit weissem Rand, gefüllt. 

Sartl&EsSurprise, sehr feurige, leuch- 


_ tende grosse Blume, brillante Farbe, gefüllt. 


Ethel Peltau, schönes fleischfarben- 
rosa, neue Farbe. 

Hecla, ungemein früh und reich- 
blühend, leuchtend dunkelrote, grosse 
Blume, einfach, Bau nicht so gedrungen 
wie bei den anderen Sorten. 

Souv. de Miranda, weisse Mitte mit 
rosa Rand, ganz neues Farbenspiel, einfach, 
jedoch nur für Sortimente zu empfehlen. 

Phoenna, einfache grosse dunkelrote 


| Blume, gedrungener Wuchs und ungemein 


reiches Blühen. Eine nicht genug zu 
empfehlende neue Gruppe Pelargonium. 

Aurora, reizende Farbe, sehr zartes 
fleischfarben, gefüllt, blütenreich und 


ı gedrungener Wuchs. 


Silver Queen, reine weisse, gefüllte 
Blume; auch diese Sorte zeichnet sich 
durch schönen gedrungenen Wuchs und 
reiches Blühen vor der älteren weiss- 
gefüllten Sorte aus. 

Die gefüllten Sorten sind alle nur 
leicht gefüllt und entfalten sich daher 
leicht und schön. Die einfachen Sorten 
hingegen sind in der Haltbarkeit ıhrer 
Blumenblätter bis auf die Sorte Souvenir 
de Miranda von grosser Dauer. 

ALB. SCHWARZBURG-Berlin-Pankow. 


416 


Kleinere Mitteilungen. 


Kleinere Mitteilungen. 


Frühes Blühen der Victoria regia. 


Im Borsısschen Garten zu Berlin ist 
bereits am Sonnabend den 16. Juli die 
erste Blume der Victoria regia erblüht. 
Die Pflanze hat unter der geschickten 
Pflege des Herrn WEIDLICH ıo Blätter 
gebildet, von denen 6 etwa ı 2 Durch- 
messer haben, 4 bis jetzt etwa halb so 
gross sind. Den Samen hat ein Schifts- 
kapitän direkt aus Brasilien mitgebracht. 
Vielleicht liegt die schnelle Entwicklung 
daran, dass dieser Same besser ausgereift. 


Verbändertes Lilium candidum. 


Sende Ihnen beigehend eine Verbände- 
rung einer weissen Lilie, einen Stengel 


mit „achtzig‘“ Blüten. HIENTZSCH. 
Besten Dank. Wir haben sie photo- 
graphiert. L. W. 


Xanthoceras sorbifolia. 


Zu der Abbildung von Xanthoceras in | 


Heft 8 S. 203 der »Gartenflora« wollte ich 
Ihnen schon lange einige Bemerkungen 


senden, ohne bis jetzt Zeit zu finden. | 


Vor 7 Jahren pflanzte ich ein Exemplar 
von Xanthoceras sorbifolia 
Rasenplatz neben meiner Dienstwohnung 
in schweren, kalten Lehmboden, wenig 
oder gar nicht geschützte Lage. Die 


Pflanze gedieh ganz gut und erreichte | 
und | 
im | 


im vorigen 
eben solche Breite. 


Jahre 1,20 m Höhe 
Sie blühte 


vorigen Jahre überreichlich und setzte 


zu meiner Freude auch Früchte an, 
acht Kapseln mit je 2—9 Samen, welche 
Mitte Oktober vollständig reif waren, in 
diesem Frühjahr auch recht gut keimten. 
Die alte Pflanze hat bisher alle Winter 
sehr gut ohne den geringsten Schutz 
überstanden, selbst den so strengen 
Winter 1890/91. Merkwürdigerweise hat 
sie im letzten Winter, der sich 
weder durch besonders grosse, noch 
durch anhaltende Kälte auszeichnete, 
stark gelitten. Die Pflanze war im 
Frühjahre grün und gesund bis in die 


doch : 


auf den | 


ı schrecken lassen, 
ı wieder anpflanzen sollte. 


äussersten Spitzen, trieb aber nicht aus. 
Die Pflanze trocknet von oben herab 
allmählich ein, seit drei Tagen zeigen 
sich aber aus dem Boden kommende 
Wurzeltriebe. 

Ich sah Xanthoceras sorbifolia zum 
ersten Male im Frühjahr 1830 im Jardın 
du Luxembourg zu Paris; die Pflanze 
hatte da den abnormen Winter 1879/80 
ebenso gut überstanden, wie die hier 
stehende den Winter 1890/gı überstand. 

Ich glaube daher nicht, dass das Ab- 
sterben des Xanthoceras, über das so 
oft geklagt wird, durch starke Winter- 
kälte verursacht ist; ich glaube viel- 
mehr, dass hier andere, noch nicht er- 
forschte Ursachen zu Grunde liegen. — 
Die Pflanze ist übrigens so schön, dass 
man sich durch Verluste nicht ab- 
sondern sie immer 


C. WISSENBACH, 
Friedhots-Inspektor, Kassel. 


Aanthoceras sorbifolia in Altenburg hart. 


Ich kann darüber berichten, dass dieser 
Strauch, bei mir in mehreren Exemplaren 
vor 2 Jahren gepflanzt, ganz vorzüglich 
ausgehalten, prächtig geblüht und Früchte 
angesetzt hat, welche ich gern zur Ver- 
fügung stelle. NH. KÖHLEr-Altenburg. 


Bambusa-Arten in Altenburg nicht hart. 


Hingegen muss ich alle Bambusa als 
unverwendbar für unser Klima bezeich- 
nen. An ıı Species haben, obwohl vor- 
züglich gedeckt, sogar im letzten doch 
milden Winter derart gelitten, dass eine 
Empfehlung Anpflanzung ausge- 
schlossen erscheint. 

H. KÖHLER-Altenburg. 


zur 


Ein botanischer Garten in den Tropen. 

Am 28. Mai feierte man in der Stadt 
Buitenzorg auf Java ein bedeutungsvolles 
Jubiläum, welches in allen Ländern, wo 
es eine wissenschaftliche Botanik giebt, 


Kleinere Mitteilungen. 


A. 


mitgefeiert wurde, nämlich den 755ten | 


Geburtstag des botanischen Gartens da- 


selbst. Bei Gelegenheit dieses Jubiläums | 
veröffentlichte Herr Prof. G. HABERLANDT, 


der selbst vor kurzem einige Zeit in dem 
Laboratorium des Buitenzorger Gartens 
botanisch-physiologischen Studien oblag, 
in der Wiener Zeitung einen kleinen 
Aufsatz über diesen berühmten Garten, 
dem wir folgendes entnehmen: Von 
Batavia aus erreicht man in eineinhalb- 
stündiger Eisenbahnfahrt Buitenzorg, in 
prächtiger landschaftlicher Lage am Fusse 
des herrlich geformten Vulkanes Salak 
gelegen. Der 
(Lands plantentuin) nimmt gegenwärtig 
einen Flächenraum von 58 Hektaren ein, 


botanische Garten | 


er enthält das Direktionsgebäude (Di- 
rektor z. Z. der bekannte Botaniker Dr. 
M. TREUB), ein anatomisch - physiologi- | 


sches, ein phytopathologisches und ein 
pharmakologisches Laboratorium, ferner 
ein prächtiges Atelier für Photographie 


sowie Gebäude für Sortierung und Trock- 


nung der Samen und Früchte etc. 
sem Gebäudekomplex schliessen sich die 


villenartigen Wohnhäuser des Direktors, 
des Hortulanus und des Assistent-Hortu- | 


lanus an; ausserhalb des Gartens, jedoch 
in unmittelbarer Nähe befindet sich das 
Musealgebäude. In Verbindung mit dem 
Hauptgarten, jedoch räumlich getrennt, 
steht der »Culturtuin«, ein landwirtschaft- 
liches Versuchsfeld von 72,5 ka, auf wel- 
chem die verschiedensten 
Nutzpflanzen, wie Zuckerrohr, Pfeffer, 
Thee, Kakao und Kaffee etc. kultiviert 
werden, zum Teil in grossem Massstabe. 
Hier befindet sich auch das vor zwei 


Die- 


tropischen 


Jahren neu erbaute agrikultur-chemische | 
, an Tectorium-Fenstern auf der Rückseite 


Laboratorium. 

Eine dritte Abteilung des Gartens bildet 
der 31 Aa grosse »Bergtuin« zu Tjibodas, 
auf dem Gedah-Gebirge am Rande des 


Urwaldes gelegen, selbst mit Urwald- 
| nach einer kühlen Nacht war die ganze 


vegetation, und ebenfalls mit einem bo- 
tanischen Laboratorium versehen. 

Im eigentlichen botanischen Haupt- 
garten sind es besonders drei Alleeen, 
welche die ganze Fülle tropischer Vege- 


tation zeigen: die Canarien-Allee, vom 
Garteneingange am Kampong gegen das 
Palais des Generalgouverneurs zuführend, 
gebildet aus 160 herrlichen Exemplaren 
von Canarıum commune, die Livistona- 
Allee mit ihren stolzen Fächerkronen und 
die Waringin-Allee (Ficus Benjamina), die 
mit ihren zahlreichen Säulenwurzeln den 
fremdartigsten Eindruck macht. Er- 
wähnenswert sind. ferner das Palmen- 
quartier, der »Boschtuin« mit reicher 
Epiphytenflora, namentlich auch von 
Orchideen. — Dem Wunsche des Ver- 
fassers, dass der Garten sein hundertstes 
Geburtsfest unter demselben Zeichen 
der wissenschaftlichen Forschung wie bei 
der heutigen Feier begehen möge, können 
wir uns nur unbedingt anschliessen. 


rs: 


Tectorium zu Fenstern. 

Tectorıum alsFenster verwendet habe 
ich jetzt 3 Monate in Gebrauch. Es 
lässt sich in der kurzen Zeit noch nicht 
vieles sagen, mein Urteil geht dahin: 

Tectorium steht in seiner Einwirkung 
betreffs Sonnenlichtes dem grünen Glase 
gleich und würde für grüne Blatt- 
pflanzen geeignet sein. Es wird aber 
nie das weisse Glas in der Einwirkung 
der Sonnenstrahlen erreichen. Bei Coleus 
hat sich dies in der kurzen Zeit von 
drei Wochen in der Farbenbildung, der 
Blätter bereits gezeigt. Über die Knospen- 
bildung bei Pelargonien zwischen weissem 
Glase und Tectorium bin ich zu einem 
festen Urteil in der kurzen Zeit noch nicht 
gekommen, scheinbar entspricht es auch 
hier der Wirkung des grünen Glases. 

Eine eigene Beobachtung machte ich 


eines Erdhauses. Zum Vergleiche des 
Lichtes hatte ich weisse und grüne Glas- 
fenster, geölte Papierfenster und Tec- 
toriumfenster neben einander zu liegen, 


Fläche des Tectoriumfensters ganz dicht 
mit starken Schweisstropfen besetzt, 
während Glas und Papier fast trocken 
waren. 


Kleinere Mitteilungen. 


418 


Ferner sei noch erwähnt, dass der 
Staub mehr darauf haftet als auf Glas. 

Über die Haltbarkeit ist in der kurzen 
Zeit nur zu sagen, dass sich eine Ver- 
änderung der Masse nicht gezeigt hat. 

Dies ist das Wenige, was zu beant- 
worten ich heute in der Lage bin. 

ALB. SCHWARZBURG. 


Die Gärtnerschule am Missouri botanischen 
Garten zu St. Louis (Mo.). 

Bekanntlich istderbotanischeGarten des 
Staates Missouri durch die Schenkung eines 
reichen Mannes, des Herrn SHAW ent- 
standen, derselbe hat auch die Mittel 
zu einer Gärtnerschule und zu Frei- 
stellen bewilligt. Es sind 6 Freistellen 
gebildet, jeder junge Mann von 14—20 
Jahren, der durch ein Examen nach- 


gewiesen, dass er gute Kenntnisse 
der Elementarschule besitzt, kann |! 
aufgenommen werden. Eine davon 


besetzt der Staats-Gartenbau-Verein von 
Missouri, eine der Blumenhändler-Verein 
von St. Louis. Der Kursus. dauert 
sechs Jahre; die Inhaber der Frei- 
stellen erhalten unentgeltlich Wohnung 
und für ihre Arbeit das erste Jahr 
200 Dollars (8oo Mk.), das zweite Jahr 
250o und alle folgenden je 300 Dollars. 
Nach 6 Jahren können sie ein Examen 
machen und erhalten darüber ein 
Zeugnis. 

Mehr als 6 Schüler werden nur unter 
erschwerten Bedingungen aufgenommen. 
Im ersten Jahre müssen die Zöglinge 
täglich 9—ıo Stunden praktisch arbeiten, 
im zweiten 5 Stunden, erhalten dafür 
dann aber Unterricht und werden zum 
Lesen von Schriften über Gemüsebau, 
Blumenzucht, Beerenobstzucht und Obst- 
bau angehalten. 

Im dritten Jahre 5 Stunden, sowie 
Unterricht und Lesen über Forstkunde, 
Botanik, Landschaftsgärtnerei, Anfangs- 
gründe von Feldmessen und Drainage 
und Anleitung zum Anfertigen von Aus- 
zügen aus den Fachblättern. 

Im vierten Jahre 5 Stunden Arbeit, 
ausserdem Botanik der Unkräuter, Ge- 


müse und Obstarten, einfache Buch- 
führung, Gesetzkunde betreffend Ver- 
pachtung etc. 

Im fünften Jahre 5 Stunden Arbeit, 
dazu Pflanzenpbysiologie, Insektenkunde, 
Pilzkunde, besonders die der schäd- 
lichen Pilze, regelmässige Berichterstattung 
über eine Abteilung im Garten. 

Im sechsten Jahre 5 Stunden Arbeit, 
dazu Botanik der Garten- und Gewächs- 
hauspflanzen, der Farne und der Bäume 
im winterlichen Zustande, ausserdem 
Theorie des Gartenbaues. 

Man sieht, man nimmt es ernst; was 
aberwürden deutsche Gärtner sagen, wenn 
sie 6 Jahre studieren sollten, ihnen sind 
oft die vorgeschriebenen 2 zu viel. 

Nähere Auskunft erteilt der Direktor 
des Missouri Botanical Garden, WILLIAM 
TRELEASE in St. Louis (Mo.). 


Berichtigung wegen der Verlegung des 

botanischen Gartens in Berlin. 

Die in unserer No. 14 S. 388 gebrachte 
Nachricht wegen Verlegung des botani- 
schen Gartens in Berlin, die wir nach 
Zeitungsnachrichten gegeben hatten, ist 
nicht richtig. Die Gerüchte beruhen 
sicherem Veinehmen nach nur auf Er- 
wägungen, welche in dieser Angelegen- 
heit gepflogen werden, aber ein be- 
stimmter Beschluss ist bis jetzt noch 
nicht gefasst, im Gegenteil, es machen 
sich viele Stimmen für Beibehaltung des 
jetzigen Gartens laut. Die Reise des 
Garteninspektors PERRING hat zum Zweck, 
die Einrichtungen anderer Gärten kennen 
zu lernen, um dieselben erforderlichenfalls 
bei dem Neubau der Gewächshäuser auf 
dem alten Grundstück oder auf einem 
neuen zu verwerten. 


Handel und Verkehr. 

Bei Einlieferung der Paketsendungen 
nach Ostafrika, Ostasien und Australien, 
welche mit den Reichs-Post-Dampfern 
befördert werden sollen, wird auf den 
Abgang der Schiffe oft keine Rücksicht 
genommen, so dass die Sendungen 


| unter Umständen mehrere Wochen bis 


Litteratur. 


a. 9 


zum Abgang des nächsten Dampfers zum 
Nachteile des Absenders und des Em- 
pfängers im Einschiffungshafen lagern 
müssen. 

Der Kaiserl. Ober-Postdirektor in Berlin 
erlässt unterm ı2. Juli cr. im Deutschen 
Reichs- und Preussischen Staats-Anzeiger 


unnötigen Stilllagers eine bezügliche 
Bekanntmachung, in der empfohlen wird, 
bei mit den Post-Dampfschiffen zu be- 
fördernden Paket -Sendungen die Ein- 
lieferung bei den Postanstalten zu Berlin 
stets den im Reichs-Anzeiger näher an- 
gegebenen Abgangszeiten der Dampfer 


No. 166 zur Vermeidung eines solchen | anzupassen. M. 
Litteratur. 
Gärtnerische Plankammer. Herausgegeben | architektonischen Baulichkeiten bei- 


von M. BERTRAM, Garteningenieur in 
Blasewitz-Dresden und Direktor der 
Gartenbauschule des Gartenbau-Ver- 
bandes für das Königreich Sachsen, 
FR. BoucH£, Kgl. Sächsischer Garten- 
direktor im Grossen Garten zuDresden, 
und KArL HAMmPpEL, Städt. Obergärtner 
in Treptow - Berlin. ı. Heft. gr. 4°. 
Mit ı2 Tafeln und 4 Seiten erläutern- 
dem Text. Verlag von PAUL PAREY, 
Berlin. Preis 8 Mk. 

Dieses Werk wird eine grosse Lücke 
in der Litteratur der Gartenkunst, welche 
sonst nicht arm an guten Werken ist, 
ausfüllen, indem in ihm Pläne von neueren 
und neuesten, scwie älteren, noch nicht 
abgebildeten Gartenanlagen veröffentlicht 
werden sollen. Dass sich die Herausgeber, 
welche sich auf dem Gebiete der Garten- 
kunst bereits einen geachteten Namen 
erworben, zusammengethan, um dieses 
Werk herauszugeben, kann nur mit 
Freuden begrüsst werden. Haben auch 
einige Fachzeitschriften mehrfach Pläne 
neuerer Anlagen abgebildet, so können 
selbige durch ihre geringe Grösse des 
Formats nicht ausführliche Darstellungen 
geben, wie solche erwünscht sind und 
wie sie durch die Grösse der gärtnerischen 
Plankammer erreicht werden, auch 
zeichnet sich dieses Werk vor allen älteren 
ganz besonders dadurch aus, dass nicht 
‚nur der Situationsplan einer Anlage ab- 
gebildet, sondern auch die Darstellung 
der Bodengestaltung, der Bepflanzungs- 
plan und Ansichten von Scenerieen oder 


gegeben sind, wodurch es möglich ist, 
sich ganz in die Anlage hineinzudenken 
und ein richtiges Bild von derselben in 
Betreff der Teerrainformation und der sich 
an einander reihenden Scenen zu ge- 
winnen; hierdurch wird das Werk nutz- 
bringender und wirkt belehrender, als 
alle bisher erschienenen Werke dieser 
Art. Aus diesem Grunde kann das Werk 
den Lehranstalten, sowie jedem, der guter 
und belehrender Vorlagen benötigt, nicht 
genug empfohlen werden; aber auch die 
Gartenbau - Vereine soliten nicht ver- 
säumen, dieses Werk für ihre Mitglieder 
ihren Bibliotheken einzureihen. 

Das erste Heft, welches uns vorliegt, 
enthält auf Tafel ı und 2 den von 
BERTRAM entworfenen und ausgeführten 
Siıtuationsplan des Parkes zu Drehsa bei 
Pommeritz in Sachsen, dem Herrn Baron 
Dr. jur. VON BLEICHRÖDER gehörig. 

Tafel 3 und 4 den Bepflanzungsplan, 
die Darstellung der Höhenunterschiede 
im Terrain, sowie die alte und neue 
Situation durch verschiedene Farben dar- 
gestellt. 

Auf Tafel 5 sind einige hervorragende 
Parkscenen, sowie das Schloss nach 
photographischen Aufnahmen abgebildet. 

Tafel 6 zeigt uns die Partieen um das 
Kgl. Palais im Grossen Garten zu Dresden, 
im Jahre 1872. 

Tafel 7 dagegen dieselben Parkpartieen, 
wie selbige von BoucHE im Jahre 1891 
entworfen und ausgeführt sind. 

Auf Tafel 8 sind die in der Nähe des 


420 


Litteratur, 


Palais ausgeführten Blumenstücke in ver- 
grössertem Massstabe dargestellt. Im Er- 
läuterungstext ist die Bepflanzung der- 
selben zur Frühjahrs- und Sommerzeit 
angegeben. 


Anlagen erwünscht scheinen, gegeben 
werden. Hierbei wird ein besonderer 
Wert auf die Darstellung der Gestaltung 
der Bodenoberfläche wie auch auf die 


ı Wiedergabe hervorragender Scenen im 


Auf Tafel g befindet sich der Situations- 


plan des Villengartens des Herrn Fabrik- 


besitzers OÖ. ScHuLz in Treptow-Berlin, | 


entworfen und ausgeführt von HAMPEL. 
Tafel 10 zeigt die Bodengestaltung, 
durch Horizontalen, sowie durch neben- 
gezeichnete Längsprofile dargestellt. 
Ferner die Bepflanzung der 


gruppen, 


Gehölz- | 
auf dieser Tafel durch Buch- | 


staben bezeichnet und im Erläuterungs- | 


text angegeben. 

Tafel ıı stellt das im Garten erbaute 
Sommerhäuschen nebst anschliessender 
Veranda dar. 


Tafel 12 zeigt die ausgeführten Blumen- | 


stücke in vergrössertem Massstabe, deren 


Bepflanzung im Erläuterungstext ange- 
geben, und das den Garten von der 


Strasse abschliessende Gitter und das 
Eingangsthor. 


ı werden. 


Aus dem vorstehenden ist ersichtlich, | 


wie reich der Inhalt des ersten Heftes 
ist und dass die Herausgeber mit diesem 
das im Prospekt veröffentlichte Programm 
verwirklicht. 


ı JoHn M. CULTER. 


Es heisst nämlich darin: der Zweck, | 


der bei Veröffentlichung von Werken der 
Gartenkunst verfolgt werden muss, ist 
weniger in der Wiedergabe von Grund- 
plänen zu suchen, es muss vielmehr die 


Anlage so gezeigt werden, dass man sich 


ein vollkommen klares Bild der ganzen 
Gartenanlage mit allen 


ein allgemeiner Nutzen daraus ergeben. 

Und ferner heisst es: Ein ganz be- 
sonderer Wert wird weiter darauf gelegt, 
alle diese Anlagen nicht bloss im Grund- 
riss zu zeigen, es soll vielmehr ihre Ent- 
stehung aus der gegebenen Situation und 
ihren besonderen Verhältnissen nachge- 
wiesen werden. Ferner sollen Einzel- 
zeichnungen, soweit solche für die Be- 


urteilung und das Verständnis der Ge-. 


samtdisposition oder einzelner Teile der 


Einzelheiten | 


machen kann; nur dann allein wird sich die Stellen, wo die Originalbeschreibung 


Bilde gelegt; bei letzteren, soweit es 
möglich, in der ursprünglichen und ver- 
änderten Scene (vid. Tafel ı—5 u. 8—ıo). 

Auch ältere Anlagen, welche später 
Modifikationen oder grössere Umgestal- 
tungen erfahren haben, sollen möglichst 
in beiden Teilen gezeigt werden (vid. 
Rafel6 ur 7). 

Alle zu den Parkanlagen und Gärten 
gehörenden oder in Beziehung stehenden 
Objekte, wie Brücken, Einfriedigungen 
aller Art, Portale, Eingänge, Laubengänge, 
Pavillons, Skulpturen etc. werden gleich- 
falls Aufnahme finden (vid. Tafel ıı 
UNSTZ))» 

So wünschen wir, dass dieses Werk 
recht viele Freunde finden möge, auf dass 
die Herausgeber und die Verlagsbuch- 


handlung zu fernerem Schaffen ermutigt 
O-M. 


Manual ofthe Phane- 
rogams and Pteridophytes of Western 
Texas. Polypetalae. (Contributions 
from the U. S. National Herbarıum 
vol. II, No.ı.) Washington 1391. 

Eine höchstwichtige Arbeit, da sie 
die zerstreute Litteratur über die 

Pflanzen des westlichen Texas zusammen- 

fasst. Sie soll zugleich als eine Art 

Flora für die Studierenden in Texas 

dienen. Den Gärtner interessieren be- 

sonders die Cactacaeen. Leider sind 


zu finden, nicht angegeben, was freilich 
den Umfang etwas vermehrt hätte und 
für ein Schulbuch nicht passt. L. W. 


Fungus diseace of the grape and 
theirtreatment, by B. T. GALLOwAY, 
chief of the division of vegetable 
pathology U. S. Department of Agrı-* 


culture. Farmers Bulletin No. 4, 
Washington, Government Printing 
Office. 


Litteratur, 


421 


Die Pilzkrankheiten des Wein- 
stocks und ihreBehandlung werden 


in obiger kleinen Schrift von ı2 Seiten 


8° gemeinverständlich besprochen, und 
zwar nur die vier für Amerika wichtig- 
sten: ı. Peronospora viticola, brown rot, 
gray rot oder dauniger (wir sagen falscher) 
Meltau, 2. pulveriger oder echter Mel- 
tau, Oidium Tuckeri, 3. black rot, 
4. Anthromose. 

Als Gegenmittel werden genannt: 1. ein- 
fache Lösung von ı #g Kupfervitriol ın 


225 / Wasser, 2. Bordeaux-Brühe, 6 Ag 


Kupfervitriol und 4 %g ungelöschter 
Kalk auf zoo / Wasser, 3. Ammonia- 
kalische Lösung von kohlensaurem | 


Kupfer, 5 Unzen kohlensaures Kupfer 
gelöst in ı1!/;, / Ammoniakwasser von 
26° (Beaume), mit viel Wasser zu ver- 
dünnen, 4. Eau celeste, 2 kg Kupfer- 
vitriol in 52—70 / Wasser, dann 3 / 
starkes Ammoniak zugesetzt und auf450/ 
verdünnt (oder modifizierte Mischung: 
4 kg Kupfervitriol gelöst in 90o—ıoo0 / 
Wasser, dann 3 / starkes Ammoniak zu- 
gesetzt, auf 450 / verdünnt und 5 Ag 
Soda zugesetzt). Dies greift die Blätter 
nicht an. 


PraktischesHandbuch derObstbaumzucht 
von HARTwIG. 4. Auflage. Weimar 1392. 
BEE VOIET. Preis 5,25 Mk. 

Es ist immer ein gutes Zeichen der 
Brauchbarkeit, wenn ein für die .All- 
gemeinheit berechnetes Buch seine 
vierte Auflage, wie obiges, erlebt. Der 
Herr Verfasser hat in dieser Auflage 
allen neueren Ergebnissen auf dem Ge- 
biete des Obstbaues in praktischer wie 
in wissenschaftlicher Hinsicht Rechnung 
getragen und in gediegener Kürze dem 
Liebhaber wie dem Gärtner Gelegenheit 
gegeben, in zweifelhaften Fällen Be- 
lehrung zu suchen und zu finden. Wir 
wünschen der neuen Auflage, gleich 
den vorhergehenden, besten Erfolg und 
reichlichen Absatz, umsomehr, als der 
Preis, im Gegensatz zu den grösseren 
Werken der Art, sie einem jeden zugäng- 
lich macht. C. MATHIEU. 


Les Anthurium, Description et culture 
par ERNEST BERGMANN. Zweite Auf- 
lage, mit Abbildungen. Epernay, 
Soc. d’hort. et de viticulture 1891. 
8°. 40 Seiten. 
Im Anschluss 


an die Mitteilungen 


ı über Anthurium in Heft 6, Seite 146, 


machen wir auf vorliegende Schrift des 
Herrn E. BERGMANN in Ferrieres en Brie 


(Seine et Marne) aufmerksam, in welcher 


fast alle Arten aufgeführt und die 
neueren, namentlich die Hybriden be- 
schrieben sind. 


C. A. M. Linpmann. De speciebus 
nonnullis generis Silenes L. Acta Horti 
Bergianı, Band ı, No. 6, Stockholm 1391. 
(Über einige Arten der Gattung Silene.) 
Aus den Akten des Stockholmer bo- 
tanischen Gartens, mit ı Tafel. Schwe- 
disch. Enthält u. a. die Beschreibung 
einer neuen Art: Silene Bergiana Lindm., 
die der Silene rubella am nächsten steht. 


Hans Oscar JuEL, de floribus Veroni- 
»Über die Blüten der Ve- 


carıum. 

ronica.« 

Ebenda Band ı, No. 5, mit 2 Tafeln 
(schwedisch. Zeigt die allmähliche 


Reduktion in den Blütenteilen und ın 
der Nervenzahl der Blumenblätter und 
giebt eine systematische Anordnung. 


R. CHODET, Sur la distribution de l’espece 
et des groupes chez les Polygalacees. 
Über die Verteilung und den Ursprung 
der Art und der Gruppen bei den Poly- 
galaceen (Bibl. univ. Archives des 
sciences physiques et naturelles. 3. Pe- 
riode, tome XXV., No. 6, 15. Juni 1891, 
p- 695). In dieser Arbeit bespricht der 
Verfasser wichtige pflanzengeographische 
Probleme und kommt zu dem Schluss, 
dass auf Kosten eines allen gemeinsamen 
Bodens sich bestimmte Arten für jedes 
Land gebildet haben. Einige Abteilungen 
sind am Ende ihrer Entwickelung, andere 
noch in derselben begriffen. EoW: 


422 


Ausstellungen. 


Ausstellungen und Kongresse. 


Geschäftsordnung bei Erteilung von Wert- 
zeugnissen. 
Vergleiche Heft 9, Seite 246. 


ı. Alle Pflanzen, die irgend trans- 
portabel sind, müssen im Vereins- 
lokale vorgeführt werden, nur in 
Ausnahmefällen und unter besonderer 
Motivierung des Bewerbers ist eine 
Besichtigung an Ort und Stelle vor- 
zunehmen. In diesem Falle hat 
der Bewerber die den Preisrichtern 
entstehenden Kosten zu tragen. 

2.Das Urteil darf 
nicht an dem Orte der Besichtigung 
abgegeben werden. 


3. Der Bewerber muss schriftlich bei 


der Anmeldung erklären, dass seines 


Wissens der Gegenstand ander- 
weitig noch nicht prämiiert ist. 
Auch hat er über die Lebensge- 
schichte der auszustellenden Pflanze 
etc. einen kurzen Bericht 
reichen. 


4. Es können nur einzelne Arten, Ab- | 


arten oder Sorten prämiiert werden, 


nicht ganze Sammlungen. Bei 
Pflanzen, welche in den Farben 
variieren, z. B. bei Florblumen, 


kann für alle Farben zusammen ein 
Wertzeugnis gegeben werden. 

5.In der Motivierung des Urteils kann 
angegeben werden, ob eine Pflanze 
sich 
Handelsgärtner eignet, oder ob sie 


prämiiert ist, trotzdem sie noch 
nicht ganz vollkommen, weil sie 
den Ausgangspunkt einer neuen 


Rasse zu bilden verspricht. 


Chicagoer Welt- Ausstellung. 
Aufforderung an die deutschen 
Samenhändler zum Ausstellen. 
Die Direktion der Welt- Ausstellung 

versendet folgendes Schreiben: 
Chicago, den 24. Juni 1892. 

Geehrte Herren! 

Unter den deutschen Samenhändlern 
ist ein Gerücht weit verbreitet, dass 


in diesem Falle | 


einzu- | 


mehr für Liebhaber oder für | 


ı die deutschen Samenhändler, 


Engrosfirmen Amerikas alle Samen- 
händler Deutschlands boykottieren wollen, 
welche versuchen, bei der Kolumbischen 
Ausstellung sich zu beteiligen. 

Nachdem ich eine sorgfältige Unter- 
suchung angestellt und die bestimmte 
Versicherung von vielen der Haupt- 
Samen-Firmen der Vereinigten Staaten 
erhalten habe, dass sie durchaus nichts 
von solcher Absıcht wissen, sondern im 
Gegenteil eine würdige Saat-Ausstellung 
von Deutschland wünschen, bin ich ın 
der Lage festzustellen, dass das Ge- 
rücht gänzlich unbegründet ist. 

Die folgende Resolution, welche die 


| Amerikanische Samenhändler-Vereinigung 


gefasst hat, ist der deutliche Beweis des 
freundschaftlichen Geistes, mit welchem 
dien 
Chicago 1893 ausstellen wollen, be- 
handelt werden werden. 
Beschlossen: »Dass die Amerikanische 
»Samenhändler-Vereinigung (American 
»Seed Trade Association), zu einer 
»Zusammenkunft vereinigt, herzlich 
»jede Handlung bedauert, welche ge- 
»schehen seın mag, um Exporteure 
»von Samen in Deutschland vom Aus- 
»stellen ihrer Erzeugnisse in Chicago 
»abzuhalten, dass keines ihrer Mit- 
»glieder je an einer solchen Bewegung 
»teilgenommen hat, und dass sie den 
»herzlichen Wunsch aussprechen, die 
»umfassendste Darstellung der Pro- 
»dukte der Welt, soweit sie in Beziehung 
»zu ihrem Geschäft stehen, zu jener 
»Zeit ausgestellt zu sehen.« 


A. L. Don, 
Secretary der American Seed Trade 
Association 
New-Vork. 


Ich hoffe, dass die obige Versicherung 
alle Bedenken beseitigen wird. 
I. M. SAMUELS, 
Chef des Departements of Horticulture. 


Personal-Nachrichten. 


Be 


Personal-Nachrichten. 


Ferdinand von Müller bleibt im Amte. 

Baron FERDINAND VON MÜLLER, seit 
langenJahren korrespondierendesMitglied 
des Vereins zur Beförderung des Garten- 
baues, der 1891 auch zum Ehrenmitgliede 
der deutschen botanischen Gesellschaft 
ernannt wurde, sendet uns folgendes 
Schreiben: 

In verschiedenen gärtnerischen Zeit- 
schriften findet sich eine kurze Notiz, 
aus Öffentlichen Blättern entlehnt, über 
einen vermeintlichen Rücktritt von 
mir aus dem Staatsdienst der Kolonie 
Victoria. Diese Mitteilung beruht aber 
auf einem Missverständnis, denn das 
Ministerium hat mir in Anerkennung 
meiner vielseitigen und aufopferungs- 
vollen Forschungen die besondere Be- 


günstigung erwiesen, mein Amt fortzu- | 


führen, obgleich, wie in manchen europäi- 
schen Staaten, so auch hier, das Alter 


gesetzlich festgestellt ist, in welchem | 


sich Beamte der Regierung zurückziehen 
müssen. Es ist also eine Ehrerweisung 
für mich, dass eine Ausnahme in meinem 
Falle gemacht ist, und als diese An- 
gelegenheit im Ministerium zur Be- 
sprechung kam, ward das Bedauern 
ausgedrückt, wie es schwer erschiene, 
meine Stellung zu bewahren; wäre dies 
nicht möglich gewesen nach den hier 
bestehenden Verordnungen, so wäre die 
Anstalt als eine selbständige aufgehoben 
worden. Aber bei dem gegenwärtigen 
gedrückten, doch gewiss nur temporären 
Finanz-Zustand auch dieser Kolonie 
sind meine Betriebsmittel einstweilen 
sehr verringert, so dass die wissen- 
schaftlichen Anstalten, mit denen ich in 
Verbindung stehe, nachsichtig sein 


müssen, wenn mein Verkehr mit den- | 


selber in Zukunft mehr beschränkt sein 
möchte. Ich selbst habe nicht ge- 
wünscht, dass meine Angelegenheit hier 
oder daheim Gegenstand öffentlicher 
Besprechung würde; im Gegenteil, ich 


hatte mein volles Vertrauen auf das | 
Gerechtigkeitsgefühl meiner Oberen ge- | 


Ir Setze 


denen es wohl bekannt ist, dass 
ich mein ganzes Vermögen in meine 
Reisen, Studien, Sammlungen und den 
wissenschaftlichen Verkehr gesteckt! Da 
auch meiner persönlichen Einkünfte in 
europäischen Blätter gedacht ist, bleibt 
mir zu bemerken, dass in einem Gold- 
lande wie hier der Geldwert ein ganz 
anderer ist, als in Europa, dass ich aus 
meinen persönlichen Emolumenten die 
notwendigen Bureau-Ausgaben meines 
Departements bestreite, dass ich grosse 
Privatopfer für meinen litterarischen 
Verkehr bringe, und dass ich manche 
andere Zahlungen leiste, welche dem 
mir anvertrauten Dienste und somit der 
ganzen Kolonie zu gute kommen. 
FERD. VON MÜLLER. 


Professor Dr. F. C. Schübeler. 


Der am 2o. Juni d. J. im Alter von 
76 Jahren 9 Monaten verstorbene Direk- 
tor des botanischen Gartens in Christiania, 
F. C. SCHÜBELER, korrespondierendes 
Mitglied des Vereins zur Beförderung 
des Gartenbaues und der deutschen 
botanischen Gesellschaft, uns ein lang- 
jähriger Freund, gehörte durch seinevielen 
schriftstellerischen, z. T. populären Arbei- 
ten zu den bekanntesten Persönlichkeiten, 
auch selbst beim norwegischen Volke. 

Wir haben bereits in der Deutschen 
Gartenzeitung (nicht Gartenflora) 1386, 
Seite 315, sein Bild gegeben. 

In der norwegischen Zeitschrift 
»Hjammat« (Heimat) No. 37, 1886, wo 
auch sein Bild gegeben, wird noch er- 
wähnt, dass er den Gartenbau-Verein 
zu Christiania gegründet hat, der aber 
später in einen Fachverein »Gärtner- 
vereine umgewandelt wurde. SCHÜBELER 
zog sich darauf von demselben zurück 
und der Verein fristete nur ein kümmer- 
liches Dasein. 

Er ward geboren den 25. September 
ı8ı5 ın Frederiksstad, wo sein Vater 
Kaufmann war. Im August 1851 verhei- 
ratete sich S. mit Hanna AUGUSTA, der 


424 


Sprechsaal. 


Tochter des Kapitän HOLTERMANN in 
Oerkedalen, die aber schon im Mai 1853 
starb und ihm eine einzige Tochter 
hinterliess. 

Sein Hinscheiden wird namentlich auf 
boreal-pflanzengeographischem Gebiete 
eine fühlbare Lücke hinterlassen. 


Der städtische Gartendirektor MÄCHTIG 
und der städtische Obergärtner CLEMENT 
zu Berlin wurden am z2t. Juli im Victoria- 
Park von einem ihrer früheren Arbeiter, 
GRÜNEBERG, durch Revolverschüsse ver- 
wundet. MächHrIıG erhielt drei, CLEMENT 
eine Wunde; beide befinden sich Gott- 
lob ausser Gefahr. 


Sprechsaal. 


Thrips haemorrhoidalis. 

Beifolgende kleinen Insekten finden sich 
hier in mehreren Gärtnereien und auch 
ich fand einige hier an Orchideen, sie 
scheinen mir beinahe gefährlicher als 
die schwarze Fliege. 

Ich würde sehr zu Dank verpflichtet 
sein, wenn ich vielleicht durch Sie den 
Namen dieser Tierchen erfahren könnte. 

ES, insD: 

Es ist die schwarze Fliege, aber das 
vollkommene geflügelte Insekt, an seinen 
gefransten Flügeln kenntlich. Der Hinter- 
leib erscheint an den trockenen Exem- 
plaren nicht rot, wahrscheinlich ist es 


aber doch nichts anderes als Thrips 
haemorrhoidalis, allenfalls eine nahe 
verwandte Art, Thrips Dracaenae oder 
Thrips Kollari, die sich alle sehr ähnlich 
sehen und gleich schädlich sind. 


Bitte. . 

Unterzeichneter bittet höflichst seine 
Fachgenossen, Samen, eventuell treib- 
fähige, unterirdische Sprosse von Hydra- 
stis canadensis ihm gütigst zusenden 
zu wollen. 
JoSEPH FEKETE, Öbergärtner des bota- 
nischen Gartens der Universität Budapest, 

Üllöerstrasse No. 78. 


Aufruf, betr. Stephan Endlicher. 


Seit dem Jahre 1849 liegen die Ge- 
beine STEPHAN ENDLICHERS auf dem 
Matzleinsdorfer Friedhofe bei Wien. 
Schmucklos und keineswegs der Be- 
deutung des Mannes entsprechend ist 
die Ruhestätte desselben; nicht einmal 
ein Grabstein kennzeichnet sie. Im 
Jahre 1892 soll zudem der genannte 
Friedhof vollständig aufgelassen werden. 
Das unterzeichnete Komite hat sich ver- 
einigt mit der Absicht, durch 


einen 
Aufruf an die Fachgenossen, an die 
ehemaligen Schüler ENDLICHERs, an 


dessen geistige Erben, die Mittel auf- 
zubringen zur Übertragung der Gebeine 
auf den neuen Centralfriedhof der Stadt 
Wien und für ein Grabmal daselbst. 

Es dürfte überflüssig sein, die Ver- 
dienste ENDLICHERS eingehend zu be- 
sprechen; ein Hinweis auf seine hervor- 
ragende litterarische Thätigkeit als Bo- 
taniker einerseits, als Philolog anderer- 
seits wird genügen, um bei allen die 


genden wird. 


Erinnerung an seinen bewundernswerten 
Kenntnisreichtum, an seine wissenschaft- 
liche Bedeutung und an den grossen 
Einfluss wachzurufen, den ENDLICHER 
auf die Entwicklung der von ihm be- 
triebenen Wissenszweige genommen hat. 
In der Überzeugung, dass es eine 
Ehrenpflicht der gesamten botanischen. 
und philologischen Fachkreise ist, die 
Unsterblichkeit ENDLICHERS durch ein. 
sichtbares Denkmal in seiner Heimat 
zu bekräftigen, erlaubt sich das gefer- 
tigte Komitee um Beteiligung an der 
eingeleiteten Sammlung zu bitten. 
Beiträge werden an die k. k. zoologisch- 
botanische Gesellschaft in Wien, I, 
Herrengasse ı3, aus deren Mitte die 
Anregung zu dem mitgeteilten Schritte 
hervorging, erbeten, und zwar so bald 
als möglich, da durch die bevorstehende 
Auflassung des Matzleinsdorfer Fried- 
hofes die Angelegenheit zu einer drin-- 
Das Komitee. 


il. sw wer menstmurrrn ırumrmı aAmMmITrn Darmnm KcH Frnını 


Beer ee 


Südamerikanische Hochgebirgspflanzen. 
Von W. Siber, Garten-Inspektor, Marburg a. L. 
Hierzu Tafel 1377. 


Wenn wir auch eine recht bedeutende Anzahl europäischer alpiner 
Pflanzen in der Kultur besitzen, die den Alpen, Pyrenäen, den Apenninen 
und den Hochgebirgen der Balkanländer entstammen, so ist dagegen die 
Hochgebirgsflora der übrigen Erdteile bei uns nur durch eine kleine Anzahl 
von Repräsentanten vertreten. 

Der Grund dieser geringen Einführung aussereuropäischer Hochgebirgs- 
pflanzen möchte wohl darin zu suchen sein, dass die dortigen Gegenden 
ihrer Unwirtlichkeit und schlechten Verbindungen halber, in den meisten 
Fällen höchst beschwerliche Wanderungen voraussetzen, und dass andern- 
teils — und das ist wohl der Hauptgrund — die alpinen Pflanzen bedeutend 
niedriger im Preise stehen, wie diejenigen, welche in der tropischen Zone 
ihre Heimat haben. Wen mag es daher Wunder nehmen, wenn die von 
den europäischen Handelsgeschäften ausgesandten Reisenden lieber Orchideen 
sammeln, die bei der im Augenblick herrschenden Liebhaberei für diese 
Familie in kurzer Zeit in klingende Münze umgesetzt werden können, als 
unter erschwerenden Umständen Hochgebirgspflanzen einzuführen, nach denen 
wenig oder gar keine Nachfrage ist. 

Bevor ich in meiner folgenden Abhandlung dem freundlichen Leser 
einige Repräsentanten der Hochgebirge Süd-Amerikas vorführe und etwas 
über Anzucht und Kultur mitteile, möchte ich noch einiges über die klima- 
tischen und vegetativen Verhältnisse der dortigen Hochgebirge voraus- 
schicken. Ich entnahm Notizen hierüber dem vor kurzem erschienenen inter- 
essanten Buche: »Pflanzenbiologische Schilderungen, II. Teil«, von Professor 
Dr. R. GÖBEL*), der auf einer halbjährigen wissenschaftlichen Reise im ver- 
sangenen Jahre einen grossen Teil des Venezolanischen Hochgebirges bereiste 
und jene Gegenden in sehr anschaulicher Weise im ersten Abschnitte seines 
Werkes schildert. Der Marburger Garten verdankt demselben eine Anzahl 
Samen von Hochgebirgspflanzen der Venezolanischen Anden, die, seiner Zeit 
ausgesäet, weiter kultiviert wurden und nun hier beschrieben werden sollen. 

Die der tropischen und subtropischen Zone Süd-Amerikas angehörigen 
Hochgebirge besitzen eine in biologischer Beziehung höchst interessante 
Flora. Die klimatischen Verhältnisse, unter denen jene Pflanzen dort ge- 
deihen, weichen ganz bedeutend von denjenigen unserer Hochgebirge ab. 


*) Jetzt Direktor des botanischen Gartens in München, vorher in Marburg. 
Gartenflora 1892, 2 


426 W. Siber: Südamerikanische Hochgebirgspflanzen. 


Nachdem in den europäischen Hochgebirgen die Pflanzen nach langer 
Winterruhe durch die belebenden Strahlen der Sonne zu neuem Leben 
erwacht sind, bleiben die Witterungsverhältnisse, wenn man von dem kurzen 
veränderlichen ersten Teile der Vegetationszeit absieht, in der übrigen Zeit 
vollkommen stabil. In der klaren reinen Bergluft entwickeln sich die Pflanzen 
in kurzer Zeit, bilden ihre grossen, prächtigen, reinfarbigen Blüten aus und 
gehen nach erfolgter Samenreife ihrer Ruhezeit wiederum langsam entgegen, 
die mit dem Fallen des ersten Schnees beginnt, der sie dann Monate lang 
segen die starke Kälte und die schneidenden Winde vorsorglich schützt. 

Vollkommen verschieden dagegen sind die Verhältnisse, unter denen 
die Pflanzen der südamerikanischen Hochgebirge gedeihen. 

Zwischen der Baumgrenze und der Grenze des ewigen Schnees, der 
sich dort nicht in der Ausdehnung wie in den europäischen Alpen vorfindet, 
liegen weitere, teilweise öde Strecken Landes, aus Hochthälern und Berg- 
abhängen bestehend, die man in Venezuela mit dem Namen Paramo, in 
Peru und Bolivia mit dem Ausdruck Puna bezeichnet. 

Wenn auch beide Hochgebirgslandschaften eine gewisse Ähnlichkeit in 
vegetativer Beziehung aufzuweisen haben, so treten doch, durch die ver- 
schiedenen klimatischen Verhältnisse bedingt, auf der Venezolanischen 
Cordillere weit mannigfaltigere Pflanzenformen auf, als auf den Hoch- 
gebirgen von Peru und Bolivia. Fast während des ganzen Jahres wehen in 
den Hochgebirgen der letztgenannten Länder kalte, über die beeisten 
Flächen der Cordillere streifende West- und Süd-West-Winde, die vier 
Monate im Jahre von heftigen Gewittern und Schneestürmen begleitet sind. 
Immer jedoch sinkt die Temperatur auch in der kältesten Zeit nur wenige 
Grade unter den Gefrierpunkt, während oft innerhalb weniger Stunden am 
Tage Wärmedifferenzen von 10—20° R. vorkommen. Die ausserordentlich 
heftigen und ausdörrenden Winde lassen dort nur solche Pflanzen ihr Fort- 
kommen finden, die entweder durch wollige Behaarung, durch lederartige 
Blätter oder durch niedrigen alpinen Wuchs gegen allzu starke Wasser- 
abgabe an die sie umgebende Luft geschützt sind. In den höheren 
Regionen sind die weiten, öden Strecken mit braungelben Gräsern bedeckt. 
Diese, von büschelisem Habitus, ı2 — ı8 Zoll im Durchmesser, bilden 
der Hauptsache nach den Vegetationscharakter der Punas von Peru und 
Bolivia. Einzelne grossblumige Calceolarien, Verbenen und schön blau 
blühende Gentianen können den einförmigen Eindruck der Vegetation nicht 
verwischen. Grössere Bestände in jenen Höhen bildet ein roter Strauch aus 
der Familie der Polygalaceae, Krameria triandra L., dessen Wurzel, die 
»Radix Ratanhiae«, zu Extrakt und Tinctur arzneiliche Verwendung findet, 
während vereinzelte verkrüppelte Bäume von Polylepis racemosa L., eine mit 
Poterium verwandte Rosacee, dem Auge gewisse Ruhepunkte gewähren. 

Auf den feuchten und auch wärmeren venezolanischen Paramos herrscht 


W,. Siber: Südamerikanische Hochgebirgspflanzen. 427 


‘dagegen, bedingt durch die klimatische Verschiedenheit im Gegensatze zu 
den Punas ein etwas grösserer Formenreichtum der Pflanzenwelt. 

GÖBEL sagt über die dortigen klimatischen Verhältnisse folgendes: » Was 
sich dem Reisenden am unangenehmsten bemerkbar macht, sind die kalten, 
oft stürmischen Winde und der rasche Temperatur-Wechsel (von 18° R. im 
Sonnenschein in kurzer Zeit auf wenig über 0°), was beides sich in der 
dünnen Luft dieser Höhen ganz besonders fühlbar macht, so dass das 
Paramo-Klima viel kälter erscheint, als es wirklich ist. Auf Sonnenschein 
kann plötzlich Hagelwetter folgen und der Paramo überzieht sich mit so 
-dichtem Nebel, dass vom Wege nichts mehr zu sehen ist. Morgens fällt 
viel Tau und dieser trägt neben dem häufigen Regen und den durch alle 
möglichen Zwischenformen in Regen übergehenden Nebeln dazu bei, den 
Boden nass und feucht zu erhalten, so dass nicht zu verwundern ist, wenn 
vielfach auch Lagunen und Moore sich finden«. 

Es geht aus dieser Schilderung hervor, dass die Niederschläge auf den 
Paramos bei weitem bedeutender sind, als auf den Punas von Peru und 
Bolivia. Die klare, reine Luft und die heftig wehenden Winde veranlassen 
auch hier eine verstärkte Wasserabgabe der Pflanzen an die sie umgebende 
Luft. Um diesen Wasserverlust nach Möglichkeit herabzusetzen, hat auch 
dort die Natur, wie auf den Punas von Peru, einer grösseren Anzahl Pflanzen 
Blätter mit stark wolliger Behaarung oder mit lederartiger Oberhaut als 
Schutzmittel gegeben. | 

Neben den charakteristischen Paramo-Pflanzen, denEspeletien- (Compositae, 
Tribus Heliantheae) und Calcitium- (Compositae, Tribus Senecioideae) Arten 
sehen wir dort eine grössere Anzahl von weissblühenden Melastomaceen, 
hohen blaublühenden Lupinen, niedrigen Hypericum-Arten mit einer Fülle 
goldgelber Blüten und andere alpine Formen des Pflanzenreiches. »Die 
Fülle und der Glanz der Blüten, sagt GÖBEL, übertrifft bei weitem die 
unserer Alpen-Matten.« Viele dieser Pflanzen verschwinden, sobald man 
höher hinauf steigt, nur die Espeletien und die Calcitium-Arten mit ihren 
silbergrauen dicht wolligen Blättern bilden neben niedrigen Alpenpflanzen, die 
dem Boden fest aufliegen, um sich gegen Kälte: und die heftigen Winde 
zu schützen, der Haupfsache nach die Vegetation jener Höhen. Selbst 
einzelne öde Landstrecken kommen hier vor, wenn auch nicht in der Aus- 
dehnung, wie auf der Peruanischen Seite der Anden. Auf ihnen gedeiht 
nur ein in dichten Polstern wachsendes, zu den Agrostideen gehöriges Gras 
mit stechenden Blättern, Aciachne pulvinata. 

Entgegen unseren Alpenpflanzen, die grösseren Kältegraden, aber nur 
geringen plötzlichen Temperatur-Unterschieden ausgesetzt sind, können die 
auf den südamerikanischen Hochgebirgen vorkommenden alpinen Pflanzen 
nur vorübergehend selbst geringere Kältegrade ertragen. 

Man kann infolgedessen wohl annehmen, dass der grössere Teil der 


a1” 


5ı 


428 W, Siber: Südamerikanische Hochgebirgspflanzen, 


dort vorkommenden Pflanzen nur unter ganz besonders günstigen Umständen 
in Nord- und Mittel-Deutschland im Freien aushalten werden. Versuche, die 
ich während des jetzigen Winters mit zwei von dort herstammenden, sowie 
mit einer alpinen Pflanze Neu-Hollands gemacht habe, ergaben freilich ein 
günstiges Resultat, was bei dem diesjährigen milden Winter aber nicht viel 
sagen will. 

Jedenfalls sind eine Anzahl dort vorkommender Pflanzen-Formen der 
Hochgebirge wohl wert, kultiviert zu werden, ob sie nun im Freien aus- 
halten, oder ob man sie frostfrei überwintern muss. 

Als erste dieser südamerikanischen Hochgebirgspflanzen möchte ich 
besprechen: 


Paranephelius uniflorus Poeppig und Endl. 
(Tafel 1377.) 


Das Vaterland dieser Pflanze ist Peru, wo sie an geschützten Stellen 
der tiefer gelegenen Punas, gesellig wachsend, häufig zu finden ist. 

Das im hiesigen Garten seit zwei Jahren kultivierte Exemplar, dessen 
naturgetreue Abbildung dieser Nummer beigefügt wurde, ist freilich nicht hier 
aus Samen gezogen, dürfte aber im Augenblick wohl auf dem Kontinent ein 
Unicum sein. Unser Garten verdankt es der Güte des Herrn MAX LEICHTLIN 
in Baden-Baden, dem wohlbekannten Pflanzenliebhaber, der uns schon mit 
so manchen interessanten Pflanzen-Einführungen erfreute. 

Bei meinem Besuche seines Gartens im Jahre 1889 sah ich Paranephe- 
lius zum ersten Male. Der alpine Wuchs und der eigenartige Habitus erregte 
sofort meine Aufmerksamkeit. Auf Befragen teilte mir Herr LEICHTLIN 
mit, dass die in Frage stehende Pflanze von dem englischen Naturforscher 
Mr. WILSON SANDERS herstamme, der Samen in den sechziger Jahren aus 
Peru erhalten und Pflanzen seiner Zeit aus diesem Samen gezogen hätte; 
er glaube, dass auch in England kein Exemplar mehr vorhanden sei. Die 
Hauptschönheit neben dem eigenartigen alpinen Habitus der Pflanze sei die 
15 cm ım Durchmesser haltende prächtige Blüte von goldgelber Färbung. 

In den ersten ı'/, Jahren machte die Pflanze hier sehr geringe Fort- 
schritte im Wachstume, so dass ich bereits die Hoffnung aufgab, sie über- 
haupt in üppiger Entwickelung zu sehen. 

Im Frühjahre 1891 entschloss ich mich, die seither in einem I2 cm 
weiten Topf stehende Pflanze in einen kleinen Kübel von 30 cz Durch- 
messer und entsprechender Höhe zu setzen. Der Erfolg war ein über- 
raschender. In kurzer Zeit entwickelte sich die Pflanze zu einem prächtigen 
Exemplar, das nach zwei Monaten zu blühen begann. Die Grösse der in 
kurzen Zwischenräumen auf einander folgenden Blüten nahm stetig zu, so 
dass die im September erschienene Blüte bereits 12 c»z im Durchmesser auf- 
wies. Ebenso nahm die Farbe der Blätter und Blüten von Monat zu Monat 


W. Siber: Südamerikanische Hochgebirgspflanzen, 429 


an Intensität zu, so dass die ganze Pflanze nunmehr der Beschreibung voll 
entsprach, die mir von ihr gemacht worden war. Seitdem blüht die Pflanze 
in Zwischenräumen von 5—6 Wochen bis zum heutigen Tage (10. Januar 
1892) unermüdlich, wenn auch die Blüten durch Sonnenmangel an ihrer 
Grösse Einbusse erlitten haben. 

Die nicht sehr artenreiche Gattung Paranephelius*”) gehört zur Familie 
der Compositae, Tribus Senecioideae und wird von BENTHAM und HOOKER 
zur Gattung Liabum gerechnet. Die ungefähr ıO cz langen und 3—4 cm 
breiten Blätter sind länglich. Die Blattfläche ist beiderseitig gelappt. Die 
einzelnen Lappen erscheinen zugespitzt, der Blattrand ist grob gesägt, der 
Mittelnerv stark ausgebildet. Der in jeden Lappen eintretende Seitennerv 
hebt sich ziemlich stark hervor. Die durch die Nerven niederer Ordnung 
gebildeten Felderchen sind stark nach oben gewölbt. Die Blattoberseite ist 
stahlblaugrün, die Unterseite schön silbergrau. Die Strahlenblüten sind drei- 
zähnig, von prächtig goldgelber Färbung, während die Scheibenblütchen mehr 
orangefarbig erscheinen. Die Strahlenblüten schliessen sich dichter an ein- 
ander, als dies auf der Abbildung ersichtlich ist. Diese wurde angefertigt, 
als die Blüte bereits anfing zu verblühen, in welchem Stadium die Strahlen- 
blüten sich etwas nach oben heben und infolgedessen Zwischenräume 
zwischen den einzelnen Blüten erscheinen, die sonst nicht vorhanden sind. 

Wie schon bemerkt, entwickelt sich Paranephelius nur dann kräftig, 
wenn man die sogenannte englische Kultur — grosse Gefässe — in An- 
wendung bringt. Die starken, reich verzweigten Wurzeln gehen mit Vorliebe 
tief in den Boden. Als Erdmischung wähle man ı Teil Heideerde, */, Teil 
recht alte Mistbeeterde, '/, alten Lehm und Kalk und '/, Sand. Zur Durch- 
lüftung des Bodens thut man gut, eine Anzahl grösserer Ziegelstücke in das 
Gefäss zu bringen. Im Sommer verlangt Paranephelius einen sonnigen Stand- 
ort. Gegen Regengüsse schütze man die Pflanzen und beschatte sie während 
der Mittagszeit gegen die zu heftigen Sonnenstrahlen. Es empfiehlt sich, die 
Oberfläche des Gefässes mit Kieselsteinen zu belegen, um ein allzu schnelles 
Austrocknen im Sommer zu verhüten.. Ein- bis zweimaliges leichtes Über- 
spritzen während der heissen Zeit trägt zur üppigen Entfaltung der Pflanze 
wesentlich bei. 

Während der Wintermonate gebe man derselben den hellsten Standort, 
im Kalthause direkt unter dem Glase. Die Samenbildung ist eine schwache, 
ob dies auch späterhin der Fall sein wird, bleibt abzuwarten. Ich hoffe 
jedoch, dass das kleine Quantum hier geernteter Samen keimfähig sein wird 
und behalte mir vor, im Laufe des Jahres über die Anzucht der jungen 
Pflanzen etwas mitzuteilen. (Fortsetzung folgt in nächster Nummer.) 


*) Von para = neben, nephele = die Wolke, also in den Wolken wohnend, nicht zu ver- 
wechseln mit Paranephelium Migq., einer Sapindacee. 


430 Cl. Sonntag: Der Königliche botanische Garten in Kew bei London. 


Der Königliche botanische Garten in Kew bei London. 
Von Cl. Sonntag. 
Hierzu Abbildung 90-92. 


Westwärts von der Riesenstadt London, etwa sechs Meilen von der Altstadt, 
auf dem südlichen 'I’'hemseufer, liegt die kleine Stadt Kew mit ihrem weltberühmten 
botanischen Garten. An verschiedenen Eisenbahnlinien gelegen, ist es leicht, von 
einem jeden Teile Londons dahin zu gelangen und dieser Vorteil wird denn auch, 
von dem vergnügungslustigen Publikum aufs beste ausgenutzt. Alltäglich, in der 


Abb. 90. Pagode. 


Woche wie Sonntags, besonders aber an den sogenannten Bankholidays strömen 
Tausende nach dem Westen der Riesenstadt, um sich in Kew von dem dumpfen 
Stadtleben zu erholen. Daher kommt es denn auch, dass die Berichte, welche‘ 
alljährlich in die Welt hinausgesandt werden, immer grössere Zahlen“) in Bezug auf 
die Besucher aufzuweisen haben. Nicht allein, dass der Botaniker, der Gärtner 
oder der Pflanzenliebhaber nach Kew geht, um daselbst seinem Ideale nachzu- 
hängen, nein, diese machen die weit kleinere Zahl aus neben den Vergnügungs- 
lustigen, welche massenhaft hinausströmen, um sich im grünen Grase auszuruhen, 
oder unter einer Buche, Linde, Kastanie oder sonstigem, schattenspendenden Baume - 
ein Buch zu lesen oder auch in den Armen Amors, zum wenigsten auf einige Zeit, 


*) Die Zahl der Besucher war 
im Jahre 1841 9174 im Jahre 1881 336 376 
DE TS610,23831000 »° „m 1883 über T 200 000 
» m» 1871 577084 


des Lebens Sorgen zu vergessen. Und finden wir in der Umgegend von London 
einen Park oder einen öffentlichen Garten, der, ganz abgesehen von dem Werte der 
botanischen Sammlungen, ein Gleiches böte zum Garten und Arboretum in Kew? 

Vergleichen wir die Londoner Parks mit dem Kew-Garten, so könnte man 
erstere, mit Ausnahme des Battersea- und vielleicht Victoria - Parkes, einfach als 
Tummelplätze für Kinder etc. hinstellen, Verhältnisse, wie sie bei: uns wieder- 
gegeben sind in den Angern und Weihern unserer Landstädtchen und Dörfer, im 
Vergleiche zu einem wohlgepflegten Garten. Es ist das auch kein Wunder, denn 
die Parks dienen als Erholungsstätten hauptsächlich für die mittleren und niederen 
Volksklassen, gewissermassen als Ventilatoren für die Riesenstadt, während Kew 
als Sammel- und Ausgangspunkt der Botanik wie des englischen und kolonialen 
Gartenbaues dasteht. Auch machen die Dünste und Niederschläge, weiche mit 
schädlichen Gasen gesättigt sind, die Pflanzenkultur in London selbst fast zur 
Unmöglichkeit, was man in einem jeden der Parks leicht bemerken kann. 

Doch wenden wir uns unserem eigentlichen Thema zu, der specielien Be- 
trachtung des Kew-Gartens und beginnen mit der Geschichte desselben. Im 
weiteren wollen wir dann auf die Einrichtung der verschiedenen Abteilungen, die 
Kollektionen und den Stand des Gartens in Bezug auf die Kolonien, deren Ab- 
hängigkeit und Aufschwung während der letzten dreissig Jahre eingehen. — 

Lange schon bat Kew den Ruf als erstes botanisches Institut der Welt; 
vielen ist jedoch nichts oder nur wenig über den Ursprung und die Entwickelung 
desselben bekannt. 

Die ersten Anlagen, welche auf dem Areal des jetzigen Gartens ausgeführt 
wurden, waren die Lustgärten, mit welchen FRIEDRICH, Prinz von Wales, Vater 
des nachmaligen Königs GEorc IIl., das von ihm 1730 von der Familie KAPELL 
übernommene Kew-Haus umgab. Kew-Haus war von MoLYNEUx, einem berühmten 
damaligen Arzte und Mathematiker, erbaut worden, und aufBitten AuGusTas, der er- 
lauchten Gemahlin FrIEDRICHs, von letzterem übernommen worden. Der Vater der 
englischen Gartenkunst, der grosse »KEnT«*) hatte die damaligen Gärten ent- 
worfen und es sind die ältesten vorhandenen Pläne, datiert 1735 und 1741, im 
Museum II im Garten ausgestellt. 

Als nach dem Tode FRIEDRICHs dessen Gemahlin AucusrA, Prinzessin von 
Wales und Sachsen-Gotha, den Gedanken fasste, die Lustgärten in einen botanischen 
Garten umzuwandeln, übernahm Sir WıILLIAM CHAMBERS die Leitung des Gartens. 
Dies geschah im Jahre 1759, und während der nächstfolgenden Jahre wurden nach 
den Angaben CHAMBERS verschiedene Baulichkeiten aufgeführt. Es war dies in 
erster Linie ein ıro Fuss langes Gewächshaus, das grösste der damaligen Zeit. 
Dasselbe wurde vor ca. 20 Jahren abgerissen und durch ein in T-Form erbautes er- 
setzt. Das alte Haus, welches als Warmhaus diente, und, wie uns der gegenwärtige 
Assıstenz-Kurator Herr W. Watson versichert, besser denn ein jedes andere zur 
Kultur von Warmhauspflanzen geeignet war, war ein einseitig gebautes, sich von 
Osten nach Westen erstreckendes Haus, dessen Glasseite nach Süden gewendet 
war. Ausser diesem baute CHAMBERS auch eine Orangerie von 145 Fuss Länge und 
30 Fuss Tiefe, welche in späteren Jahren als Überwinterungsort von Neuholländern 
diente und, nachdem 1862—63 das neue temperierte Haus fertiggestellt worden 
war, in das jetzige Gehölzmuseum umgewandelt ist. 


*) KENT, gebürtig aus Yorkshire, lernte als Maler, arbeitete später als Architekt und zugleich 
als Landschaftsgärtner. Die Gärten zu Claremont und Esher sind von ihm angelegt. 


432 Cl. Sonntag: Der Königliche botanische Garten in Kew bei London. 


Von den übrigen, noch jetzt vorhandenen Baulichkeiten, welche von CHAMBERS 
ausgeführt wurden, sind zu nennen: Die Pagode, der Sonnentempel und der Tempel 
des Aeolus. Die beiden letztgenannten Gebäude befinden sich in dem eigentlichen 
botanischen Garten, während die Pagode im jetzigen Arboretum steht. Es ist dies 


uster erbauter Turm 
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(s. Abb. 90). Ein zerfallener Triumphbogen, ebenfalls im jetzigen Arboretum, 
wurde auch von CHAMBERS errichtet. Derselbe ist gegenwärtig von Sträuchern fast 
gänzlich überwachsen und bietet in Gemeinschaft mit der umgebenden Scenerie 
ein hübsches landschaftliches Bild. 

Prinzessin Aucusta liess ferner auf Veranlassung ARCHIBALDS, des Herzogs von 
Argyle, der im Volksmunde als Lord Bute der Gehölzhändler bekannt war, aus 


Cl. Sonntag: Der Königliche botanische Garten in Kew bei London, 433 


den zwischen Hounslow und Witten gelegenen Gärten des letzteren viele seltene 
Bäume und Sträucher nach ihren Anlagen in Kew verpflanzen. 

Zu dieser Zeit pflegte man im ganzen Lande die Botanik. PhırLıpp MILLER, 
ein berühmter Botaniker und Leiter des bekannten Apothekergartens zu Chelsea, 
veröffentlichte im Jahre 1768 ein grosses gärtnerisch - botanisches Werk, betitelt 
»Gardeners Dictionary«, welchem in demselben Jahre ein Katalog der Pflanzen im 
Garten zu RKew »Hortus Kewensis« von JoHAnN Hırı folgte. Das letztere Werk 
umfasste etwa 550 Bäume und Sträucher, 50 Farne und mehrere Tausend Stauden. 
Zu dieser Zeit stand der Garten unter der Leitung von JOHN HAVvERFIELD, welchem 
der junge Aıton zur Hilfe beigegeben war. Letzterer, ein Schüler MiLLERs, über- 
nahm 1783, als HAVERFIELD starb, die Leitung des Gartens und veröffentlichte 1793 
das mit Dr. SOLANDER zusammengestellte Werk »Hortus Kewensis«, welches etwa 
5600 Pflanzen beschrieb. 


'Abb. 92. Temperiertes Haus. 


Nach Aırtons Tode übernahm sein Sohn W. Aıton die Leitung des Gartens 
und gab mit Beihilfe Dryanpers — des Bibliothekars von Sir Joseru Banks — 
und R. Brown eine neue Folge des »Hortus Kewensis« heraus. Diese umfasst 
mehrere Bände und zeugt von dem steten Anwachsen der Sammlungen, denn 
die Zahl der beschriebenen Pflanzen belief sich bereits auf 9—ı0000 Arten. Der 
grosse Zuwachs der Pflanzenbestände in der damaligen Zeit rührte her von den 
Sendungen der Botaniker: Kapitän Cook, Sir Joseph Banks, ILINDERS, R. BROWN, 
ÄLLAN CUNNINGHAM, sowie BowIE und Masson, welche alle entweder auf eigene 
Kosten grössere Reisen nach Australien, Asien, Süd-Amerika und anderen Teilen 
der Erde unternahmen oder staatliche Expeditionen dahin führten bezw. begleiteten. 

Unter GEORG IV. wurde der Kew-Garten von seiten der Regierung sehr 
vernachlässigt. Der Grund lag darin, dass die Vergrösserung und Verschönerung 


434 Cl. Sonntag: Der Königliche botanische Garten in Kew bei London. 


der königlichen Gärten zu Windsor grossen Geldaufwand erforderten. Immerhin 
wurde der Garten zur Genüge im Stand gehalten und 1821 ein Teil des damaligen 
Kew-Greens (Anger) sowie derjenige Grund und Boden, auf welchem das Herbarium 
sich befindet, demselben einverleibt. 

Zur Zeit WILHELMS IV. wurden Veränderungen ım Garten selbst vorgenommen 
und die denselben durchziehenden Mauern niedergelegt, sowie 1836 ein grosses Ge- 
wächshaus in der Nähe des Kew-Angers errichtet, das jetzige Warm- und Aroideen- 
haus, nahe beim Haupteingange des Gartens. 

Als 1837 die Königin VıKrorıa den Thron bestiegen hatte, wurde von der Re- 
gierung eine Kommission ernannt, um über den Zustand des Kew-Gartens zu be- 
richten. Dieselbe stand unter der Leitung LinDLEvs und der Bericht, welchen der- 
selbe verfasste, war ein geradezu ungünstiger. Dieser Bericht wurde jedoch erst 
zwei Jahre später dem Parlamente vorgelegt, nachdem Gerüchte laut geworden 
waren, denen zufolge Lord STEwART (Lord SURREY), der Oberleiter der königlichen 
Gärten, beabsichtigte, den botanischen Garten in einen Küchengarten umzuwandeln. 
Er hatte die Pflanzensammlungen bereits der königlichen Gartenbaugesellschaft 
und der königlichen botanischen Gesellschaft angeboten, diese aber beide deren 
Annahme verweigert. Aus diesem Grunde hatte er anfangs 1840 den Auftrag erteilt, 
die wertvollen Pflanzenbestände zu vernichten und verschiedene Häuser rür Wein- 
treiberei einzurichten. Zum Glück sträubte man sich dagegen in den beteiligten 
Kreisen und brachte es soweit, dass Kew seine Eigenschaft als botanischer Garten 
erhalten blieb. 

Da die wechselnde Öberleitung dem jüngeren Aırton nicht behagen konnte, 
zog er es vor, 1840 um seinen Abschied einzukommen. Er hatte bereits 1830 eine 
erweiterte Ausgabe des »Hortus Kewensis« zum Drucke fertiggestellt und dazu 
etwa 20 000 Abbildungen anfertigen lassen. Der damaligen Vergrösserung und Um- 
wandelung des Gartens zufolge verschob er die Veröffentlichung des Manuskriptes 
auf später und unterliess er solche leider gänzlich, nachdem er vom Direktorat 
zurückgetreten war. Jedenfalls hat dies Manuskript mit so vielen anderen, auf den 
Garten bezüglichen Schriften seinen’ Untergang gefunden, als nach dem Tode des 
Verfassers 1849 dessen Papiere verbrannt wurden. lie Abbildungen jedoch blieben 
erhalten und sind in der Sammlung im jetzigen Herbarium untergebracht. 

Während jener Zeit unterhielt Kew einen lebhaften Verkehr mit den botanischen 
Stationen der Kolonieen und nachdem 1814 die Verbindungen mit dem Kontinent 
frei wurden, mit den botanischen Gärten des Kontinents. Eugenia caryophyllata 
Thb., die Gewürznelke, Mangifera indica, L., der Mangobaum und Myristica fra- 
grans Houtt., die Muskatnuss wurden von Indien durch Vermittelung von Kew, 
nach St. Vincent, Jamaika und Trinidad verschifft. New South Wales wurde zu 
jener Zeit schon von Kew aus mit Fruchtbäumen aller Art versorgt und 1806 wurde 
eine grosse Anzahl sukkulenter Pflanzen nach Kalkutta gesandt. Nach 1814 
fanden sich Botaniker von allen Ländern Europas in Kew ein, um von hier manche 
Zusammenstellung seltener Pflanzen mit ins Heimatland zurückzunehmen. Unter den 
damaligen Besuchern seien genannt: WENDLAND-Hannover, FISCHER-St. Petersburg, 
MAarTIUS-München, Link und OrTo-Berlin, FISCHER-Göttingen, REINWARDT vonLeyden, 
LAGasKA aus Madrid u.a. m. Nebenbei unterhielt der Garten regen Verkehr und 
Austausch mit englischen Pflanzenliebhabern. } 

Als z841 Sir W. HoorER dem jüngeren Aıton ım Amte folgte, umfasste der 
bis dahin nur botanische Garten elf Acker. Derselbe war Privateigentum der 
Krone und bis dahin dem Publikum unzugänglich gewesen. Als aber nun der Garten 
an die Kommission öffentlicher Forste und Gärten überging, wurde derselbe dem 


Cl. Sonntag: Der Königliche botanische Garten in Kew bei London. 435 


Publikum für einige Stunden des Tages freigegeben und das Areal desselben all- 
jährlich vergrössert. Das jetzige Arboretum wurde nach Hookers Plänen gepflanzt 
und das Herbarium mit seiner Bibliothek begonnen. In wenigen Jahren erreichte 
der Garten seine gegenwärtige Ausdehnung, nämlich 248'/, Acker; der botanische 
Garten wurde vom Arboretum durch einen Drahtzaun getrennt. 

Der grosse Zuwachs der Sammlungen machte bald Neubauten von Gewächs- 
häusern erforderlich und so wurde das jetzige grosse Palmenhaus, eines der grössten 
der Welt, errichtet und 1848 fertiggestellt. Abbildung gı giebt dasselbe im Bilde 
wieder; auf die innere Einrichtung werde ich später zurickkommen. 

Im Jahre 1854 wurde ein weiteres Haus errichtet, das Succulentenhaus, welchem 
1861 ein neues für Farne hinzugefügt wurde. 

Nach langem Mahnen in seinen jährlichen Berichten wurde HookErs Wunsch 
erfüllt und ein grosses Haus für die Pflanzen temperierter Zonen, hauptsächlich 
aber der australischen und umliegender Inseln Flora, erbaut. Es wurde dies Haus, 
wie No. 92 unserer Abbildungen zeigt, in drei Abteilungen errichtet, dabei ist ein 
weiterer Anbau an die achteckigen Fiügel projektiert und wird es der nächsten 
Zukunft vorbehalten bleiben, wann dieselben errichtet werden. Die Kosten dieses 
Bauwerks beliefen sich auf rund 600 000 Mk. 

Als Sır WıLLIAM HOookER im Jahre 1866 starb, trat sein Sohn, der bisherige 
zweite Direktor des Gartens, Sir JOSEPH DALTON HookER an seine Stelle. Während 
seines Direktorats wurde das alte Warmhaus abgerissen und durch ein in T-Form 
erbautes Haus ersetzt. Auch wurde unter seiner Leitung die Felsengrotte angelegt, 
für welche GEORGE JoAD aus Wimbledon seine grosse Kollektion von Alpinen zur 
freien Verfügung stellte. Er fuhr fort, nach den Plänen seines Vaters den Garten 
zu höherer Bedeutung zu erheben und war es besonders die Bibliothek und das 
Herbarium, welche unter ihm immer mehr an Wichtigkeit und Grösse gewannen. 

Als er 1884 von seinem Posten zurücktrat, wurde W. THISELTON-DYER. zum 
Direktor erkoren und ist unter seiner Leitung der Garten in stetem Steigen be- 
griffen. Nach seinen Angaben wurden mehrere Verbesserungen im Garten selbst 
vorgenommen, auch wurde von ihm 1877 das allmonatlich erscheinende »Kew- 
Bulletin« statt der üblichen jährlichen Berichte, ins Leben gerufen. Diese Heftchen 
legen beredtes Zeugnis ab, von welcher Wichtigkeit Kew in Bezug auf alle kolonialen 
Produkte, sowie überhaupt botanische Stationen ist. 

Soweit über die Geschichte des Gartens selbst. Wenden wir uns nun zu dem 
Herbarıum nebst Bibliothek sowie den Museen. 

(Schluss folgt.) 


Ein Brief Eduard von Regels an den Königlichen Hofgarten- 
Direktor Jühlke. 


Herr Königlicher Hofgarten-Direktor a. D. F. JÜHLKE hatte die Güte, uns 
einen an ihn gerichteten Brief REGELs vom 18, Juli 1891 zugehen zu lassen, und 
haben wir von ihm die Erlaubnis zur teilweisen Veröffentlichung erhalten, weil 
dieser Brief so ganz REGELS Inneres offenbart. Es heisst in demselben: 


St. Petersburg, den ı8. Juli 1891. 


Mein lieber guter alter Freund! 
ER Ich füble es recht gut, dass ich nicht mehr leisten kann, was ich 
vor meiner Krankheit noch leisten konnte, und die Anforderungen werden immer 
grösser, der Geschäftsgang immer lebhafter. Wenn täglich selbst in jetziger toter 


436 Ein Brief Eduard von Regels. 


Zeit, ehe das frühere erledigt ist, immer neue Briefpakete kommen, da bin ich 
oft aufgeregt und denke oft, so kann es nicht weiter gehen. Ich schlafe jetzt 
täglich 7 Stunden, oder sollte die schlafen, dazu kommt es aber selten und noch 
ermüdet gehe ich an das neue Geschäft. Da hat man mich während meiner Reise 
noch zum Präsidenten des Gartenbau-Vereins erwählt und man will mich nicht 
loslassen, trotz meiner vielfachen Bitten. Unser Verein hat aber bereits ı5 Zweig- 
vereine und einen geeigneten Präsidenten habe ich selbst noch nicht finden können. 


NE. Alle Tage, wenn ıch denke, heute doch einmal einen ruhigen Tag 
zu haben, da taucht immer wieder etwas neues auf. 
INN a Man sagt mir wohl einfach: »UÜberlassen Sie das Andern«. Dazu ist 


aber mein Charakter nicht gemacht; so lange ich diene, muss ich auch mich um 
alles, was ich übernommen habe, selbst bekümmern und überall selber nachsehen, 

Wie Du bin ich seit dem ı. April 1830 Gärtner und dass ich es schliesslich 
so weit gebracht, wie es unter Gottes Schutz geschehen ist, das ist mir selbst 
unbegreiflich. Seit 1833 aus meinem Geburtslande Gotha entfernt, besass ich nie 
einen besonderen Gönner, der mich in meinen jüngeren Jahren empfohlen hätte. 
Ich habe niemals eigentlich studiert, so sehr ich auch von meiner guten Mutter 
dazu aufgefordert wurde. Als ich mich in Göttingen unter BARTLInGs Privat-Anleitung 
mit Botanik beschäftigte, suchte und setzte ich meinen Stolz darin, Gärtner 
zu bleiben, und doch hat man mich zum Doktor und Privatdozenten in Zürich 
gemacht und ich bin jetzt auswärtiges Mitglied von zwei Akademieen der Wissen- 
schaften, Ehrenmitglied von drei Akademieen, korrespondierendes Mitglied von vier 
Akademieen der Wissenschaften und habe wohl ı50 Diplome etc. So hat Gott 
mich gesegnet und bin auch ich bereit jederzeit, wenn er mich ruft, hinzugehen, 
denn ich habe die Zuversicht, die Du auch hast, dass die treue Arbeit von den 
Jahren der Jugend bis zum hohen Alter meiner Familie zum Segen gereichen wird 
RER und dass das Beispiel des Vaters den Söhnen auch fernerhin ein Ansporn 
sein wird, in ihren Richtungen sich auszuzeichnen ..... 

Gott sei mit Dir und den Deinigen und so lange ich lebe, werde ich Dir und 
Deiner lieben Frau ein treues Andenken bewahren und immer sein und bleiben 

mit inniger herzlichster Hochachtung 
Dein treuer alter Freund 
E. Recer. 
Behalte auch Du mich in treuem Andenken. 


In einem Nachwort sagt REGEL: In meinen Träumen bin ich oft wieder ein 
einfacher Gartengehilfe, bei dem Schmalhans Kellermeister war. Bald komme ich 
zu spät zur Arbeit, weil ich die Nacht hindurch wissenschaftlich arbeitete, oder 
weil ich in :den Mittagsstunden nach einer Pflanze gerannt, um solche fürs Her- 
barıum zu sammeln. Ä : 

Wo sind alle die alten Freunde geblieben?! Bald werden auch wir sein, wo 
sie sind, ich wohl als erster von uns beiden. 

Glück auf! Alles wie Gott es will. 


Obst- und Gemüse-Dörre, System G. Christ. D. R.-P. 


Hierzu Abbildung 93. 


Mit dieser Dörre, welche, hierdurch zuerst veröffentlicht, für Obst, Gemüse, 
officinelle Pflanzen und die verschiedensten technischen Zwecke verwendbar ist, tritt 
ein von den seither bekannten Dörr-Apparaten vollständig abweichendes System ın den 
Wettbewerb ein, und dürfte sich binnen kurzer Frist recht viele Freunde erwerben. 


Obst- und Gemüse-Dörre, System G. Christ. 


1 


Ein wirklich guter Dörr-Apparat soll in möglichst kurzer Frist den zu dörrenden 
Früchten etc. durch Verdampfung so viel Wasser entziehen, wie nötig ist, um ihnen 
eine lange Haltbarkeit zu verleihen. Diesen Zweck, die schnelle Wasserverdampfung, 
suchte man bis jetzt dadurch zu erreichen, dass man 

a) die Dörrluft durch Erhitzung auf hohe Wärmegrade befähigt, möglichst 
vielen Wasserdampf in sich aufzunehmen, und weiter 

b) durch eine rapide Luftströmung im Dörrraume die mit Wasserdampf 
geschwängerte Luft auf kürzestem Wege entfernt und sie durch trockene 
heisse Luft ersetzt. 

Die Möglichkeit der Anwendung höherer Wärmegrade richtet sich aber nach der 
Empfindlichkeit der Dörrfrucht und so giebt es eine gewisse Maximalhöhe der 
Wärme, welche nicht überschritten werden darf, will man die Qualität des Dörrgutes 
nicht schädigen. 

Man verlangte darum seither von einem guten Dörr-Apparate die Möglichkeit 
einer exacten Wärmeregulierung und eine Erneuerung der Dörrluft in möglichst 
rapidem Strome. Um den letzteren Zweck zu erreichen, d. h. um die Bewegung 
der Dörrluft zu beschleunigen, wendete man bei den bis jetzt üblichen grösseren 
Apparaten, sowohl bei Horizontal- als bei Vertikalschächten, recht oft sogar 
maschinelle Einrichtungen zum Betriebe von Gebläsen zum Einblasen von Dörrluft, 
von Exhaustoren zum Absaugen derselben an. 

Mit der Erneuerung der Dörrluft, bestehend in dem möglichst raschen Entfernen 
der mit Wasserdampf geschwängerten Luft aus dem Dörrraume und ihrem Ersetzen 
durch trockene heisse Luft, war aber ein ganz beträchtlicher Wärmeverlust verbunden, 
welcher einen gesteigerten Verbrauch von Feuerungsmaterial bedingte, ein Nachteil, 
welchen der neue von GusTAv CHRistT, Berlin S., Fürstenstrasse 17, konstruierte 
Apparat, wie wir bald finden werden, vermeidet. 

Weiter wurde durch das Verdampfen des Wassergehaltes eine gewisse Wärme- 
menge gebunden, d. h. die Dörrluft kühlte sich um so mehr ab, je mehr sie 
Wasserdampf aus dem Dörrgute aufgenommen hatte, sie musste daher im oberen 
Teile des Vertikalschachtes, bezw. am hinteren Ende des Horizontalschachtes kälter 
sein als da, wo sie aus dem Erwärmungsofen in den Apparat einströmt. Diese 
Wärmeunterschiede der Dörrluft mussten um so grösser werden, als die heisse 
neue Dörrluft nur an einer Stelle, und zwar direkt am Ofen, in den Apparat ge- 
langte. Durch diese Wärmeunterschiede der Dörrluft an den verschiedenen Stellen 
der Schächte wären nun gewisse Unterschiede im Trocknungsgrade des Dörr- 
gutes zu Tage getreten, es hätte nicht jener gleiche Trockenheitsgrad erreicht 
werden können, welchen eine gute Handelsware bedingt, wenn nicht, um diesen 
Übelstand zu vermeiden, die belegten Dörrhorden nach und nach in den Dörr- 
raum eingeschoben und mittels mechanischer Vorrichtungen durch die ganze Aus- 
dehnung der Schächte geführt wären, so dass sie demnach die Stellen mit ver- 
schieden hohen Wärmegraden gleichmässig passierten, um so einen gleichen Trocken- 
heitsgrad zu erreichen. 

Durch das Öffnen des Dörrraumes beim Einschieben neuer Horden ging 
wieder Wärme verloren, und zwar um so mehr, je stärker die Luftbewegung im 
Apparate war, und auch diese Wärme musste durch den Verbrauch neuen Feuerungs- 
materials ersetzf werden. Die oft komplizierte mechanische Vorrichtung zur 
Hordenbewegung verteuerte den Apparat, und ihre Reparatur, welche durch 
Abnutzung oder andere Veranlassungen erforderlich wurde, bedingte nicht selten eine 
Betriebsstörung, welche zu gewissen Zeiten, und namentlich dann recht unangenehm 
wurde, wenn grosse Mengen wenig haltbarer Früchte oder Gemüse zu verarbeiten 


438 Obst- und -Gemüse-Dörre, System G. Christ. 


waren, wodurch recht oft Veranlassung zu empfindlichen Verlusten gegeben war. Aus 
allen diesen Gründen wurden die Kosten des Dörrbetriebes, vorzüglich bei langsam 
‚trocknendem Dörrgute, so hohe, dass sie nicht mehr im richtigen Verhältnisse zum 
Preise des Dörrproduktes standen, der Reingewinn aus dem Dörren wurde sogar 
häufig so weit herabgemindert, dass von einem angemessenen Ertrage nicht 
mehr die Rede sein konnte. Man suchte darum oft unter Anwendung höherer 
Wärmegrade die Leistungsfähigkeit der Apparate zu steigern. Da sich dabei 
aber herausstellte, dass bei ungleichem Reifegrade der Früchte, bei abweichender 
Längen- und Breitenausdehnung derselben, beim Vorhandensein verschiedener 
‚Sorten etc. ein ungleiches Trocknen eintrat, so dass die trockensten Früchte 
verbrannten, während andere noch lange nicht genügend trocken waren, wurde 
es erforderlich, die trockenen Früchte auszulesen, die übrigen nachzudörren. 
Diese Arbeit machte aber grössere Ausgaben für die Bedienung erforderlich, und 
eine weitere Erhöhung der Selbstkosten, eine Verkleinerung des Gewinnes war 
die Folge. 

Diese Übelstände nun vermeidet der neue Anazal welchen wir in umstehen- 
der Abbildung veranschaulichen, denn 

1. schliesst er Dörrraum und Feuerung von der äusseren Luft ab, vermeidet 
also die Wärmeverluste, welche mit einer Erneuerung der Dörrluft ver- 
bunden sind, braucht darum viel weniger und zwar höchstens halb so viel 
Feuerungsmaterial, wie die seither bekannten Apparate; 

2. zeigt er eine gleiche Temperatur im ganzen Dörrraume, oder doch nur 
ganz unerhebliche Differenzen, erreicht dadurch ein gleichmässiges 
Trocknen des Dörrproduktes, so dass die einmal in den Dörrraum ein- 
gebrachten Horden bis zum Ende des Trockenprozesses an ihrem 
ursprünglichen Platze bleiben. Hierdurch werden die Ausgaben für die 
mechanische Fortbewegung der Horden sowie der Arbeitslohn für das Aus- 
lesen der Früchte erspart; 

3. saugt er den entstehenden Wasserdampf so vollständig ab und verwendet 
ihn zur Ernährung des Feuers, dass die Wände des Dörrraumes, die 
Horden, die Oberfläche der Früchte vollständig trocken sind und immer eine 
sehr energische Wasserverdampfung vorhanden ist. 

Doch sehen wir uns den Apparat selbst an, dessen Abbildung die Konstruktion 
deutlich erkennen lässt: Die Dörrhorden ruhen auf einem aus Eisen gebauten 
Wagen in sechs Schichten übereinander und zeigen je ı gm Dörrfläche. Vorerst 
wird die Herstellung des Apparates in drei Grössen beabsichtigt und zwar mit je 
36, 54 bezw. 72 Horden, welche auf einmal mit ca. 500, 750 bezw. Iooo Ag 
Pflaumen belegt werden können. Der Wagen steht auf vier kleinen Eisenrädern, 
welche auf einem Schienenpaare laufen, und wird durch die dem Heizofen gegen- 
über liegende Thüre in den Dörrraum eingeführt. Diese Thür schliesst möglichst: 
dicht, wird während der Dauer des Dörrprozesses nicht mehr geöffnet, vielmehr 
frühestens erst dann, wenn das Produkt auf seinen Trockenheitsgrad hin geprüft 
werden soll, so dass jeder Wärmeverlust im Dörrraume, welcher aus gebrannten 
Steinen aufgemauert werden kann, ausgeschlossen ist. 

Die Feuerung, welche sich in Wirklichkeit unter dem Dörrraume befindet, so 
dass der ganze obere Raum zum Dörren ausgenutzt wird, besteht aus einem von 
Rippenheizkörpern gebildeten kleinen Füllofen mit Treppenrost. Der Raum für 
den Heizofen ist auszuschachten, so dass seine Beschickung nach Benutzung einer 
kleinen Treppe erfolgt. Je nach dem Heizmateriale — es können Holz, Torf, Press- 
steine, Braun- und Steinkohle, sowie Coaks dazu dienen — werden passende Roste 


Obst- und Gemüse-Dörre, System G. Christ. 439. 


geliefert. Der Feuerungsverbrauch ist ein geradezu minimaler, denn nachdem der 
Dörrraum erst warm war, genügte für den aufgestellten kleineren Versuchs- 
Apparat, zur dauernden Erhaltung einer Temperatur von 60—75° C., ein Briquet 


III 


Wi 


emüse-Dörre, System G. Christ. 


A 
. 


Obst- und G 


Abb. 93. 


für ı5 Minuten vollständig. Die Regulierung der Wärme, d. h. ihre dauernde 
Erhaltung auf der gewünschten Höhe, erfolgt in einfachster Weise durch kleinere 
oder grössere Gaben neuen Brennmaterials, oder im Notfalle, d. h. bei unvorsichtigem 
Feuern, durch Benutzung einer Klappe in dem rach dem Schornstein führenden 
Rauchabzugs-Kanale. Der Boden des Dörrraumes ist mit einer Eisenplatte ab- 


440 Obst- und Gemüse-Dörre, System G. Christ. 


gedeckt, welche die Schienen trägt, sie ist aber durch Auflage eines schlechten 
Wärmeleiters gegen strahlende Wärme geschützt, wodurch ein Verbrennen des 
Dörrproduktes vollständig vermieden ist, was sonst, selbst bei niedrigerer Tempe- 
ratur, nicht ganz ausgeschlossen sein würde. 

Unter dieser Eisenplatte befindet sich in der ganzen Ausdehnung des Dörr- 
raumes ein Hohlraum, welcher durch eine Zunge in zwei Hälften geschieden ist. 
In der einen Hälfte streichen die Feuergase nach hinten, kehren in der anderen 
nach vorn zurück und entweichen durch den Schornstein. Da nun einesteils die 
vom Heizofen ausstrahlende Wärme die Erhitzung der Luft in den anschliessenden 
Heissluftschächten bewirkt, welche durch Vermittelung der Heizrohre (warme Luft) 
zur Erwärmung der Luft im Dörrraume verwendet wird, da andernteils die von 
den Feuergasen dem Boden des Dörrraums abgegebene Wärme dem gleichen 
Zwecke dient, so ist der geringe Verbrauch von Feuerungsmaterial leicht erklärlich. 
Ein Eintreten der Feuergase in den Dörrraum ist absolut ausgeschlossen. 

Auch der Heizraum ist von der äusseren Luft abgeschlossen. Zur Ernährung 
des Feuers wird der direkt unter der Decke, an den durch Pfeile in der Abbildung 
bezeichneten Stellen, abgesogene Wasserdampf benutzt, welchen das aussen am 


Apparate ersichtliche Rohr (Wasserdampf) — es ist an beiden Längsseiten des 
Apparates je ein derartiges Rohr vorhanden — unterhalb des Rostes dem Feuer 
zugeführt. 


Im Anfange des Dörrprozesses und bis zu ca. ®/, seiner Vollendung genügt 
der abgesogene Wasserdampf vollständig zur genügenden Erhaltung des Feuers. 
Wird aber kurz vor Beendigung des Dörrprozesses nicht mehr der für diesen 
Zweck hinreichende Wasserdampf entwickelt, was sich durch das Erkalten der 
Absaugrohre kurz nach dem Austritte aus dem Apparate zeigt, so ist auf jeder 
Seite je ein Einströmungsrohr von ca. Io »a»2 lichter Weite für den Eintritt atmo- 
sphärischer Luft vorhanden, welches, durch einen Hahn verschlossen, nur soweit 
geöffnet wird, um durch die äussere Luft das Feuer genügend zu ernähren, gleich- 
zeitig aber auch, um die Saugthätigkeit der Wasserrohre hinreichend zu fördern. 
Mit dem Dörrraume kommt auch dann die äussere Luft nicht in Berührung. 

Die Idee des Abschlusses des Dörr- und Feuerungsraumes von der äusseren 
Luft ist nicht neu, denn auch beim Eindampfen z. B. des Wiesbadener Brunnens, 
behufs Gewinnung der in ihm enthaltenen Salze ist, zwecks Ersparung von Feuerungs- 
material, der Wasserdampf zur Ernährung des Feuers benutzt. Auch bei dem 
Dörr-Apparate, System Cazenille, der in Frankreich, Bosnien und Ungarn zum 
Pflaumentrocknen in Benutzung ist, kam sie zur Verwendung, freilich in so 
primitiver Weise, dass beim Nachlegen von Feuerungsmaterial die äussere Luft, 
bei widrigen Winden eventuell auch die Rauchgase in den Dörrraum eindrangen, 
dass weiter der Wasserdampf nur ungenügend abgesaugt wurde, dass endlich 
sich so bedeutende Temperatur-Unterschiede im Dörrraume fanden, dass ein 
gleichzeitiges Fertigtrocknen der Pflaumen Schwierigkeiten machte. 

Trotz der Unvollkommenheit dieses Apparates aber war er allen anderen 
bestehenden Systemen, einesteils in seiner Leistungsfähigkeit, weiter aber durch 
die vorzügliche Qualität seines Dörrproduktes, seinen geringen Feuerungsverbrauch 
und vor allem durch die Einfachheit seiner Bedienung — es genügt ein Mann voll- 
ständig nicht nur zur Bedienung eines, sondern mehrerer Apparate, ja er kann sogar 
auch im letzteren Falle noch das Belegen der Dörrhorden zum Teil besorgen — 
so überlegen, dass die ungarische Regierung nach eingehenden Versuchen diesen 
noch unvollkommenen Apparat zur Einführung in Bosnien wählte und vorzügliche 
Resultate mit ihm’ erzielte. 


Obst- und Gemüse-Dörre, System G. Christ, 441 


Der neue Apparat, System G. Christ, hat mit dem System Cazenille, welches 
wir ım vorigen Herbste eingehend in 'Thätigkeit beobachten konnten, nichts weiter 
gemein, als die bei letzterem vorhandene Idee des Luftabschlusses und der Ver- 
wendung des Wasserdampfes zur Ernährung des Feuers, bringt aber diese Ideen in 
technisch vollendeter Weise zur Durchführung. 


Neu ist die Verwendung eines Ofens von hoher Leistungsfähigkeit, einer 
Saugevorrichtung von so nachhaltiger Wirkung, dass durch eine relativ trockene 
Dörrluft eine grosse Arbeitsleistung gesichert ist, endlich die in vorzüglichster 
Weise gelungene Regulierung der Wärme im Apparate, welche wiederum a) die 
Erzielung und Erhaltung bestimmter Wärmegrade gestattet, b) eine gleiche Tem- 
peratur ın allen Teilen des Dörrraumes — es konnten zuletzt nur Unterschiede von 
ca. 1° C. gefunden werden — und damit ein gleichmässiges Trocknen des Dörr- 
produktes gewährleistet. 


Diese Regulierung der Temperatur im Dörrraume bis zur annähernden Gleich- 
heit, welche bis jetzt kein anderer Apparat erreichen liess, wird auf ebenso 
einfache als sinnreiche Weise bewirkt und zwar dadurch, dass in den vier unteren 
Ecken des Dörrraumes die am Boden befindliche kältere Luft in Rohr-Öffnungen 
fällt — es ist in der Abbildung eine derartige Öffnung direkt neben der Thüre 
ersichtlich —, in den Heizschächten erwärmt wird und durch die in den Dörrraum 
mündenden Heizrohre (warme Luft) in diesen wieder ausströmt. Durch diese 
Vorrichtung findet eine dauernde Cirkulation der Luft im Dörrraume statt, welche 
die vollständig gleiche Erwärmung der Luft erreichen lässt. Diese Luftcirkulation 
und der Wärmeausgleich der Luft, also auch die Gleichmässigkeit des Trocken- 
prozesses, wird durch die Absaugevorrichtung noch bedeutend gefördert, so dass 
nach dieser Richtung hin allen gerechten Anforderungen genügt wird. 


Wurde also schon der Cazenille-Apparat als geeignetster für das Pflaumen- 
trocknen von der ungarischen Regierung anerkannt und mit Nutzen verbreitet, so 
wird der neue Christsche Apparat noch viel günstigere Resultate ergeben. 

Muss nun weiter anerkannt werden, dass ein Apparat, welcher befriedigende 
Resultate beim Pflaumentrocknen liefert, auch für alle anderen Dörrprodukte mit 
Vorteil verwendbar ist, so dürfte es im eigensten Interesse aller Produzenten 
liegen, diesem neuen Apparate volle Beachtung zu schenken. 

Ein weiterer Vorteil, welchen dieser Apparat liefert, besteht darin, dass durch 
die geringen Ausgaben für Feuerungsmaterial und Bedienung die Selbstkosten 
beim Dörren so verbilligt werden, dass gar keine Veranlassung vorliegt, durch 
die Anwendung zu hoher Wärmegrade den Dörrprozess übermässig zu beschleunigen, 
und dadurch wird, vor allen Dingen bei den schwer trocknenden Früchten, eine 
vorzügliche Qualität gewonnen. 

Es ist anerkannt, dass die französischen Dörrpflaumen unseren heimischen 
Produkten qualitativ überlegen sind, und sie erzielen darum auch höhere Preise. 
Diese bessere Qualität wird dadurch erzielt, dass man den Dörrprozess mit einer 
Wärme von + 60° C. beginnt, mit ganz allmählicher Temperatursteigerung 16 Stunden 
weiter arbeitet und in weiteren ı6 Stunden bei einer Höchst-Temperatur von 
+75°C. fertig trocknet. 

Der früher von uns ausgesprochene Satz: »Soll der Dörrprozess der Zwetschen, 
welcher bei vorher gedämpften Früchten 8—ıo Stunden, bei der Verwendung 
ungedämpfter Früchte mindestens 16—20 Stunden betragen sollte, beschleunigt 
werden, so geschieht das einzig und allein auf Kosten der Qualität, denn es 
müssen so hohe Wärmegrade in Anwendung kommen, dass sie die Zwetsche ein- 


Gartenflora 1892. 32 


442 Obst- und Gemüse-Dörre, System G. Christ. 


fach nicht verträgt«s, und weiter: »Beim Trocknen der Pflaumen aber ist die 
Anwendung höherer Wärmegrade von Haus aus ausgeschlossen, denn bringt man 
dieselben in hohe Temperaturgrade, so platzt die Haut, der kochende Saft, mit 
einem kleineren oder grösseren Teile des Fruchtfleisches, des Zuckergehaltes, der 
aromatischen Stoffe läuft aus, und dadurch muss die beste Frucht wertlos werden, 
da die zurückbleibenden Partieen, Haut und Stein für den Genuss nicht gerade 
bevorzugt werden resp. ganz ungeniessbar sind. Es ist gar nicht möglich, frische 
ungedämpfte Pflaumen in eine höhere Anfangs-Temperatur zu bringen als 70—75° C., 
wenn man auf ein gutes Produkt rechnen will, und Thatsache, dass man das 
beste Produkt nur bei langsamem Trocknen, nur unter Anwendung niedrigerer 
Wärmegrade erreichen kann«, hat in der Praxis mehr und mehr Beachtung 
gefunden. 

Der neue CHristsche Apparat bringt uns in die Lage, bei den geringen Aus- 
gaben, welche er für Feuerung und Arbeitslohn erfordert, nur + 60° C. Anfangs- 
Temperatur zu verwenden und mit +75° C. fertig zu trocknen, so dass wir jetzt 
im stande sind, bei geringeren Selbstkosten eine vorzügliche, hochbezahlte 
Qualität herzustellen, und in diesem Falle wird auch das Dörren lohnen. Es 
braucht wohl nicht besonders betont zu werden, dass mit Leichtigkeit auch höhere 
Wärmegrade im Apparate erreichbar und dauernd zu erhalten sind. 

Bei sehr arcmatischen Früchten, wie bei Erdbeeren, und bei officinellen Kräutern, 
wie der Pfefferminze, entweichen beim Dörrprozesse aromatische hochwertige 
Stoffe, deren Wiedergewinnung beim ChrisTschen Apparate vorgesehen ist, und 
auch dieser Vorteil ist sehr wesentlich. Als der neue Apparat den vereinigten 
Ausschüssen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Preussischen 
Staaten und anderen Interessenten vor kurzem in Thätigkeit vorgeführt wurde, 
war auch der Besitzer einer bedeutenden Konservenfabrik in Bozen, Herr ALoıs 
TSCHURTSCHENTHALER zugegen, welcher früher selbst schon Dörr-Apparate kon- 
struierte. Dieser Herr, welcher auch als Experte für die Obstverwertung in Bosnien 
regierungsseitig in Anspruch genommen wurde, sprach sich wie folgt über den 
Apparat aus: »Das ist der erste Apparat, welchen man in allen Fällen in der 
Hand hat, der erste brauchbare Apparat«. Derselbe machte die dortigen Ministerien 

uf denselben aufmerksam, und bestellte sofort einen grossen Apparat für seinen 
eigenen Gebrauch. 

Mögen auch die deutschen Interessenten sich die Vorteile dieses neuen 
Apparates zu nutze machen, um eine erfolgreiche Verwertung ihrer Produkte zu 
erreichen, damit Obst- und Gemüsebau so rentabel werden, wie es im volks- 
wirtschaftlichen Interesse erwünscht, und in anderen Produktionsländern thatsächlich 
der Fall ist. B. L. Künn-Rixdorf. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Hebenstreitia comosa serratifolia Regel. wurde. Die kurze Beschreibung befindet 
Im letzten Hefte No. ı5 S. 414 der | sich in unserem Kataloge No. 48, S. 73. 
Gartenflora lesen wir eine aus Gardeners’ Herr HUMBLETON hätte besser gethan, 


Chronicle entnommene Notiz über Heben- | auch die Quelle, aus der er schöpfte, 
streitia comosa serratifolia Regel, welche | anzugeben. Leider geschieht es gar zu 
nicht von HUMBLETON, wie in Gard. Chr. | oft, dass erst gewisse grosse ausländische 
zu lesen, sondern von uns im Jahre 1889 | Blätter, nachdem sie von ihren eigenen 
eingeführt, resp. dem Handel übergeben | Landsleuten aufmerksam gemacht worden 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen, 443 
sind, unsere Neuheiten besprechen und Gyneura sarmentosa. 
dann ist es nicht selten, dass sich zu- Diese ausdauernde Composite von 


gleich ein anderer das Verdienst der | 


Einführung anmasst. 

Manche der von uns eingeführten 
wirklich schönen Sachen sind entschieden 
nicht nach Gebühr gewürdigt worden, 
dagegen hat man sich nicht gescheut, 
in unserem lieben Vaterlande zu den 
verwerflichsten Mitteln gegen 
greifen. Freilich, wenn 
Firma Margarethennelkensamen mit 


wird nichts gesagt. DAMMAnN & Co,, 


San Giovannı a Teduccio. 


Synandrospadix vermitoxius. 
Eine sehr schöne Aroidee mit knolligem 
Wurzelstock. Blätter gestielt, 


förmig, zugespitzt, sich weit ausbreitend, 
von rosaroter Farbe mit 


ist von ungefähr derselben Länge wie 

die Scheide, welcher er am Grunde an- 

hängt. Die Pflanze stammt von Tucuman. 
Botanical Magazine, t. 7242. 


Disa incarnata. 
Eine schöne Art von Madagaskar, mit 
orangefarbigen Blüten. 
Bot. Mag,, t. 7243. 


uns ZU | Bjumen sitzen auf kurzen Stielen. 


eine andere 


& h s | schlank, 
förmig; Blütenscheide gestielt, rachen- 


dunkleren | 
Streifen. Der dicke cylindrische Kolben 


kletterndem Habitus hat purpurne Deck- 
blätter und gelbe Blüten; die cylindrischen 


' Köpfe stehen in lockeren Trugdolden. 


Vaterland malayische Halbinsel. 
Bot. Mag., t. 7244. 
Masdevallia leontoglossa. 
Die glockenförmigen, ı'/, Zoll langen 
Die 
Segmente sind grünlich von aussen, im 


- 5 ı Innern rosarot mit dunkleren Flecken. 
Zwiebelsamen vermischt versendet, dann | 


Bot. Mas 


oO’ 
Primula Forbesi. 
Eine einjährige Art, die in Yunnan, 
später auch auf den Hügeln der Shan- 
Staaten (Birma) gefunden wurde. Blätter 
langgestielt, haarig; Blütenstiele hoch 
die blass-fleischfarbenen 
Blumen stehen in entfernten Wirteln. 
Bot. Mag., t. 7246. 


t. 7245. 


Rhododendron racemosum Franchet. 
Eine neue chinesische Art, die von 
jedermann willkommen geheissen wird. 
Der zwergige Habitus — die Pflanze wird 


| nicht über 5—6 Zoll hoch — macht sie 


für Steinpartieen besonders geeignet. Die 

glocken- oder trichterförmigen, ziemlich 

grossen Blumen sind von blasslıla Farbe. 

Gardeners’ Chronicle, vol. XII, No. 290, 
>402,u0 0. 


Kleinere Mitteilungen. 


Die grosse Fontaine im Parke zu Sanssouci 
besteht, wie die »Vossische Zeitung« 
mitteilt, bald fünfzig Jahre — sie sandte 
zum ersten Male ihren 126 Fuss hohen 
Strahl am 23. Oktober 1842 empor. 
GOTTGETREU hatte das unter FRIEDRICH 
DEM GROSSEN erbaute Bassin auf dem 
Ruinenberge, welches im Laufe der Zeit 
schadhaft geworden war, wieder aus- 
gebessert und auch das zum Betriebe 
der Fontaine und der übrigen Wasser- 
künste erforderliche Netz von meist 
zehnzölligen Röhren gelegt. Schon im 
Jahre 1841 hatte Persıus auf Befehl 


FRIEDRICH WILHELMS IV. mit dem Bau 
des Maschinenhauses an der Havel in 
Form einer arabischen Moschee be- 
gonnen, damit eine dort aufzustellende 
Maschine das Wasser aus dem Fluss in 
das auf dem Ruinenberge befindliche 
Bassin drücken konnte. Angesichts des 
zierlichen Baues an der Havel, der mit 
Bändern von farbig glasierten Form- 
steinen geschmückt ist, ahnt schwerlich 
jemand, dass im Innern desselben eine 
Maschine von achtzig Pferdekräften 
arbeitet, und dass das schlanke, ı15 Fuss 
hohe Minaret nichts weiter wie 


2* 


ein 


3 


444 


Kleinere Mitteilungen. 


schön maskierter Schornstein ist. Das 
vorerwähnte Bassin fasst ıgı ooo Kubik- 
fuss Wasser und kann in achtzehn Stunden 
gefüllt werden. _ Die erste Leitungs- 
anlage für die grossartigen Wasserkünste, 
welche FRIEDRICH DER GROSSE plante, 
wurde im Jahre 1748 durch den Gärtner 
und Fontainier HEINTZE hergestellt. 
Das Wasser sollte in ein auf dem 
Höneberge gegrabenes Bassin von ı2o Fuss 
Durchmesser und 12 Fuss Tiefe gehoben 
und von dort in den Park geleitet 
werden. Aber die aus durchbohrten 
Baumstämmen oder hölzernen Dauben 
bestehenden und durch eiserne Reifen zu- 
sammengehaltenen Leitungsröhren waren 
dem starken Wasserdrucke nicht ge- 
wachsen und sprangen. Die beiden 
Fontainiers VON OSTEN und GEORGE ver- 
suchten es mit eisernen und bleiernen 
Röhren. Aber auch dieser Versuch 
misslang. Im Jahre 1755 nahm der 
Fontainier PFANNENSTIEHL den Versuch 
nochmals auf, ohne jedoch irgend 
welchen Erfolg zu erzielen. So hat der 
grosse König auf die Frfüllung seines 
Lieblingswunsches, die Wasser in seinem 
Garten Sanssouci springen zu sehen 
und rauschen zu hören, verzichten 
müssen. 


Besichtigung von Spindlersfeld. 


Die technischen Ausschüsse des Ver- 
eins zur Beförderung des Gartenbaues 
besichtigten am 4. August die Garten- 
anlagen des Herrn Kommerzienrat 
SPINDLER in Spindlersfeld, das jetzt 
durch Eisenbahn von Johannisthal aus 
mit Berlin verbunden ist. Zunächst 
ward der Kaffee im Erholungshause, 
das Herr Kommerzienrat SPINDLER für 
seine 2000 Arbeiter hat erbauen lassen, 
eingenommen und darauf unter persön- 
licher Führung des Herrn Kommerzien- 
rats und seines Obergärtners F. WEBER 
die Rieselanlagen besucht. Alle Ab- 
wässer (täglich 1o—ı2 000 cm) der 
grossen Fabrik, die allein 40 Dampf- 
kessel hat, werden mit Chlormagnesium 


und Kalk vermischt und gehen dann in 
ein Klärbecken, von wo das gereinigte 
Wasser zurückkommt und zur Beriese- 
lung der Parkanlagen, Baumschulen, des 
Obstgartens u. s. w. dient. Nur im 
eigentlichen Garten um die Villa wird 
nicht gerieselt. — Hierauf wurden die 
besonderen Gewächshäuser und Kästen 
besichtigt, die alle ganz vorzügliche 
Kulturen aufweisen. Ganz besonders 
gefielen die Topfreben im Weinhause, 
das Nepenthes-Haus, die Crotonarten und 
die Düngungsversuche. Zum Schlusse 
bewirtete Herr SPINDLER seine Gäste in 
liebenswürdigster Weise in seiner Villa 
und brachte ein Hoch auf den Verein 
aus. 


Kohlkropf. 


In diesem Jahre tritt in den Kohl- 
pflanzungen in recht bedeutender Weise 
die sogenannte Hernie oder der 
Kropf, veranlasst durch einen Schleim- 
pilz, Plasmodiophora brassicae, auf, und 
zwar besonders in sehr humusreichen, 
kalkarmen Böden. Um diese Krankheit, 
welche dem Auge des Landwirts und 
Gärtners als eine anormale Knollenbil- 
dung innerhalb des Wurzelsystems er- 
scheint und die Pflanze im besten Wachs- 
tume zum Welkwerden und allmählichen 
Absterben bringt, auf ein möglichst ge- 
ringes Mass zurückzuführen und allmäh- 
lich ganz auszurotten, empfiehlt es sich 
zunächst, derartig abgestorbene Kohl- 
pflanzen nicht dem Kompost- oder 
Düngerhaufen einzuverleiben, sondern 
zu verbrennen, ferner alljährlich mit 
dem Nährboden zu wechseln, die Pflan- 
zung für späte Sorten erst im Mai vor- 
zunehmen und als Dünger nur frischen 
Stallmist mit Beigabe eines aufgeschlosse- 
nen Phosphats zu verwenden. Der Dung 
aus den Mistbeeten darf niemals auf 
die Kraut- resp. Kohlfelder gelangen. 


BRUNO STRAUWALD, 
Kreis-Obergärtner in Gnadenfeld. 


Kleinere Mitteilungen. 


Nachtschmetterlingsfalle. 
Hierzu Abbildung 94. 


Von dem Klempnermeister C. SCHESLER 
in Berlin SO., Manteuffelstrasse 6, ist eine 
Nachtschmetterlingsfallehergestellt, deren 
Zweck es ist, bei eintretender Dunkel- 
heit Insekten aller Art, namentlich 
Schmetterlinge, durch ein in derselben 
angebrachtes Licht anzulocken und zu 
töten. Der Apparat, der gesetzlich ge- 
schützt ist, besteht aus sechs im Kreise 
mit einander verbundenen trichterförmi- 
gen Anlockvorrichtungen, der Laterne 
und dem Flüssigkeitsbehälter. Die Nacht- 
schmetterlinge werden durch das Licht, 
dessen Wirkung durch sechs Reflektoren 
verstärkt ist, angezogen und, sobald sie 
in den Fangkessel geflogen sind, durch 
einen oberhalb des Kessels befindlichen 
Reflektor geblendet und fallen dann in 
eine Flüssigkeit, durch welche sie sofort 
getötet werden. Bei den in der Baum- 
schule des Herrn Ökonomierat L. SPÄTH 
in Rixdorf angestellten Probeversuchen 


hat sich der Apparat sehr bewährt. = 


Abb. 94. Nachtschmetterlingsfalle. 


Litteratur. 


L. H. Baıtey, Cross-Breeding and 
Hybridizing, the philosophy of 
the crossing of plants, considered 
with reference to their improvement 


under cultivation; with a brief 
bibliography of the subject. New- 
Merk 78924, Glihe  zurals library, 


Vol. 1—6.) 

Eine kurze populäre Darstellung der 
Lehren von der Kreuzung und Bastard- 
erzeugung im Pflanzenreiche unter be- 
sonderer Berücksichtigung der Erzielung 
neuer verbesserter Sorten, mit einem 
ziemlich ausführlichen Anhang, enthaltend 
die wichtigsten Schriften auf diesem Ge- 
biete. Das. 


List of plants collectedby Dr. Epw. PALMER 
in 1891 in Western Mexico and 


Anizonasıby |. N. Rose, Assist. 
Botanist. (Contrib. from the U. S. 
National Herbarıum I, No, IV. Was- 
hington 1891. U. S. Dep. of Agri- 


culture. Botany.) ıo Taf. 
Enthält eine Fülle interessanter Arten, 
von denen einige durch - trefiliche 


Tafeln erläutert werden. Dazu gehört 
namentlich Tabebnia Palmeri Rose, ein 


bisher unbekannter schöner Baum mit 
grossen an Paulowuia erinnernden 
Blumen, dessen Kapseln 4o cr lang 


sind. Das Holz ist hart und dauerhaft, 
die Rinde dick und rissig wie bei Eichen, 
die Blumen erscheinen an der Basis hell 
malvenfarbig, mit weissen und gelben 
Flecken. — Die Familien hätten übrigens 
wohl mehr hervorgehoben werden 
können. 


446 


Ausstellungen. 


- > Ausstellungen und Kongresse. 


Allgemeine Chrysanthemum-Ausstellung in 
Liegnitz. 

Die Vorarbeiten zu der im November 
d. J. stattfindenden Ausstellung berech- 
tigen zu den besten Hoffnungen, da 
schon jetzt eine grosse Anzahl von Spe- 
cialisten ihre Beteiligung in sichere Aus- 
sicht gestellt hat. Die Ausstellung wird 
überhaupt einen sehr grossen Umfang 
annehmen, da nicht nur den schlesischen 
Gärtnern und Liebhabern, sondern allen 
Gärtnern des In- und Auslandes das 
Recht zusteht, sich bei der Konkurrenz 
der Chrysanthemum - Abteilung, sowie 
der übrigen Pflanzen-, Blumen- und 
Binderei - Gruppen zu beteiligen. Se. 
Durchlaucht der Herr Regierungs- 
präsident Prinz HAnDJErRY zu Liegnitz 
hat das Protektorat über die Ausstellung, 
die Herren Oberbürgermeister OERTEL- 
Liegnitz, und Landrat Dr. ScHILLInG den 
Vorsitz des Ehrenkomitees übernommen. 


Einladung zur Hauptversammlung des Vereins 
deutscher Gartenkünstler am 26., 27. und 
25. August 1992 in Hamburg, 
Concerthaus Lubwic. 
Tagesordnung. 

ı. Tag. Freitag, den 26. August. 
Vormittags 8&—ıo Uhr: Besuch der Aus- 

stellung.*) 


*) Teilnehmerkarten zum Besuche der Aus- 
stellung und zwar während der Dauer der- 


selben . ls Mk. 2,— 
Teilnehmerkarten zum Mittagessen 

AmW2OBAUSUSCE ee. mg 
Teilnehmerkarten zur Fahrt nach 

Ohlsdorf und Rrühstück . . . . » 250 
Teilnehmerkarten zum Mittagessen 

in®Blankeneseg 2 un ar 


im Summa Mk. 10,50 
sind bereits am Donnerstag, den 25. August, in 
dem Amtszimmer der Ausstellung im Concert- 
hause Lupwic erhältlich. 

Die Benutzung des Dampfers zur Besichtigung 
des Hafens und zur Fahrt nach Blankenese ist frei. 
Gäste sowohl bei der Sitzung wie auch bei 
den Besichtigungen etc. willkommen. 
Der Vorstand. 


| Vormittags ıo'/, Uhr: Versammlung im 


Concerthause LuDwI1c. 

a) Anmeldung neuer Mitglieder. 

b) Erstattung des Jahresberichtes. 

c) Vorlage und Richtigsprechung des 
Rechnungsberichtes. 

d) Vorlage des Voranschlages für das 
folgende Rechnungsjahr. 

e) Vorlage des Entwurfs zu einer 
Bücher- und Zeitschriften-Ordnung: 
für die Vereins-Bücherei. 

f) Vorlage des Vereinskalenders. 

g) Wahl des Vorstandes pro 1892/93. 

h) Wahl der Ausschüsse für: ı. Garten- 
kunst, 2. Gartentechnik, 3. Gehölz- 
kunde, 4. Presse, 5. Kassenwesen. 

i) Besprechung der Chicagoer Aus- 
stellung. 

k) Vortrag des Herrn Städtisch. Ober- 
gärtner HAMPEL. 

I) Mitteilungen. 

m) Wahl des nächstjährigen Vorortes. 

Nachmittags 3 Uhr: Gemeinsames Mittag- 
essen bei LuDwic. 

Nachmittags 5 Uhr: Event. Dampfschift- 
fahrt auf der Alster etc. 
2. Tag. Sonnabend, den 27. August. 

Morgens 8!/, Uhr: Vom Rathausmarkt 
vermittelst Pferdebahn nach dem 
Central-Friedhofe in Ohlsdorf. Führung 
bezw. Vortrag dortselbst durch den 
Friedhofs-Inspektor Herrn CoRDES. 

Mittags ı2 Uhr: Gemeinsames Früh- 
stück. 

Nachmittags 3 Uhr: Besichtigung des 
Hafens und Dampfschiffahrt nach 
Blankenese. t 

Abends 6 Uhr: Gemeinsames Mittagessen 
bei SAGEBIEL, Blankenese. 

3. Tag. Sonntag, den 28. August. 

Morgens 7 Uhr 2o Min.: Nach Berge- 
dorf zur Besichtigung der Baumschulen 
des Herrn RÜrPELL, in Firma PETER 
SMITH & Co. — (12 Uhr ı5 Min. 
zurück nach Hamburg.) 

Nachmittags: Besichtigung einiger Gärten 
zwischen Altona und Flottbeck und 
des zoologischen Gartens in Hamburg. 


Personal-Nachrichten. 


447 


Für diejenigen Mitglieder, welchen 
noch ein 4. Tag zur Verfügung steht, 
würde sich hieran anschliessen am 

4. Tage, Montag, den 29. August 

ein Ausflug nach Lübeck. 
Morgens 8 Uhr 28 Min.: Abfahrt von 
Hamburg. 


Nachmittags ı Uhr 55 Min.: Abfahrt von 
Lübeck nach Eutin etc. 


Berlin, den 2o. Juli 1892. 


Der Vorstand: 


A. FINTELMANN, 
-1. Schriftführer. 


HAMPEL, 
Vorsitzender. . 


Personal-Nachrichten. 


Am 4. August starb in Braunschweig 
79 Jahre alt der Geh. Medizinalrat Prof. 
Dr. THEODOR ENGELBRECHT, welcher als 
einer der hervorragendsten Pomologen 
Deutschlands bekannt war. Am 18. Ja- 
nuar 1813 auf dem Vorwerke Monplaisir 
im Wolffenbütteler Kreise geboren, be- 
suchte E. das Gymnasium in Wolffen- 
büttel und studierte dann in Göttingen 
und Zürich. 1836 in Marburg promo- 
viert, setzte er seine Studien in Berlin 
und Halle fort, legte sein Staatsexamen 
in Braunschweig ab und unternahm 
‚einige wissenschaftliche Reisen. Hierauf 
liess er sich (1839) in Braunschweig als 
Arzt nieder und wurde 1884 Professor 
für Physiologie an dem chirurgisch -ana- 
tomischen Institut daselbst. 13861 zum 
Medizinalrat, später Geh. Medizinalrat 
und Mitglied mehrerer Körperschaften 
ernannt, entfaltete er eine umfangreiche 
medizinische Thätigkeit. Seine Musse- 
stunden aber widmete E. der Pomologie 
und Obstzucht und er hat sehr viel zur 
Hebung des Obstbaubetriebes im Braun- 
schweigischen beigetragen. Auf seine 
Veranlassung wurde 1862 die pomolo- 
gische Staatsanstalt in Braunschweig be- 


gründet, wie er auch eine Abhandlung 
über pomologische Staatsanstalten ver- 
öffentlichte und die Mitteilungen der 
Sektion für Obstbau des landwirtschaftl. 
Centralvereins des Herzogtums Braun- 
schweig redigierte, deren langjähriger 
Vorsitzender er war. Als Mitglied des 
engeren Ausschusses des deutschen Po- 
mologenvereins und als Präsident der 
achten allgemeinen Versammlung deut- 
scher Pomologen und Obstzüchter 1877 zu 
Potsdam wurde er für seine gemein- 
nützigen Bestrebungen mit Auszeich- 
nungen bedacht, wie er auch vom Staate 
durch Verleihung mehrerer Orden geehrt 
wurde. (Voss. Ztg.) 

Der Verein zur Beförderung des 
Gartenbaues ernannte in seiner Sitzung 
am 28. Juli cr. zu Ehrenmitgliedern 
die Herren Stadtrat und Gäfrtnerei- 
besitzer CHR. BERTRAM in Stendal und 
J. H. KRELAGE sen. zu Haarlem; zu cor- 
respondierenden Mitgliedern die Herren: 
Prof. ED. PyNAERT VAN GEERT in Gent 
und CARL SPRENGER (in Firma DAamMAanN 
& Co.) in San Giovanni a Teduccio bei 
Neapel. 


Sprechsaal. 


Antwort auf Frage No. 9. HermL.B. 


in H. im Heft Nr. 8 vom ı5. April 1892 | 


dieser Zeitschrift S. 224 (Rasen unter 
Bäumen betreffend). 

Dass diese Frage betreffs des frag- 
lichen Platzes bis dahin nicht befriedi- 
gend beantwortet wurde, ist wohl ledig- 
lich dem Umstande zuzuschreiben, dass 


zu wenig Fachleute dieser vorzüglichen | 


Zeitschrift die genügende Aufmerksam- 


keit zur Durchsicht widmen, denn ich | 


halte es durchaus für unschwer, diese 
an sich von Privaten sehr häufig auf 
tretende Frage zufriedenstellend zu be- 
antworten. 

Gräserarten als Rasen, welchen Namen 
sie auch tragen, werden in kurzer Zeit 
ihren Dienst versagen. Daher in keinem 
Falle zu empfehlen. 

Zur Deckung des Erdbodens empfehle 
ich entschieden Epheu und zwar den 
kleinblättrigen Wald- oder den mittel- 


448 


Sprechsaal. 


blättrigen, letzterer ist der weniger be- 
kannte, aber der härteste. 

Diese Erfahrung habe ich von dem 
häufigen Besuche des hiesigen städtischen 
Kirchhofes, wo viele alte, sehr dichte 
Eschen, Linden und andere Bäume 
einen tiefen Schatten geben und trotzdem 
die Gräber insbesondere von dem letzt- 
genannten Epheu tadellos bedeckt sind, 
selbst bei sogenannten verwaisten Grä- 
bern, die ohne jegliche Pflege da liegen, 
ein Beweis mehr dafür, wie wenig Nah- 
rung der Epheu zu seinem Gedeihen 
gebraucht. Deshalb behaupte ich auch, 
dass die Wurzeln der alten Kastanien 
und Eschen den Wuchs des Epheu nicht 
beeinflussen, wenn nur eine richtige Wahl 
der Sorte getroffen ist. Der Waldepheu 
leidet nach meiner Erfahrung von den 
herabtröpfelnden Baumtropfen, er wird 
fleckig und es zeigen sich durch ab- 
sterbende Blätter später Lücken, was bei 
dem vorgenannten nicht der Fallist. Jede 
andere mir bekannte Sorte ist für den 
fraglichen Platz unverwendbar. Be- 
sondere Kennzeichen dieses Epheus sind 
ein mittelgrosses, mit besonders stark 
hervortretenden weisslichen Nerven ver- 
sehenes, mehr längliches und spitzes 
sowie stumpfgrünes Blatt; die übrigen 
mir bekannten Sorten sind glänzend grün. 

Es ist nach meiner Erfahrung ferner 
wichtig, den Epheu in etwa I0—2o0 cm 
langen, gut bewurzelten Stecklings- 
pflanzen, nicht aber in alten langrankigen 
Pflanzen zu verwenden, indem mit den 
letzteren die gewünschte, dem Rasen ähn- 


liche Gleichmässigkeit nicht herzustellen 


ist. Was die übrige Ausschmückung des 
Platzes anbetrifft, so ist auch für die 
schattige Lage von der Natur gesorgt. 
Für den Springbrunnen (Fontaine) 
empfehle ich als Einfassung Funkia alba 
liliflora mit ihrem feinen gelblich grün 
scheinenden Blatt und mit sehr kräftigem 
Wuchs, je schattiger, desto schöner, 
ebenfalls F. subcordata grandiflora. 

Zu der übrigen Ausschmückung des 
Platzes eignen sich in sachlich schön 
zusammengestellten Sorten als Rabatten, 


| gemeine 


Gruppen oder Einzelpflanzen die meisten 
übrigen Funkiensorten mit ihrer teils 
meergrün schimmernden, saftig und 
schmelzend gelben, grün eingefassten 
Belaubung, alsdann die Sorten mit weiss 
umrandeten und endlich die mit weiss 
durchzogenen Blättern. 

Es seien die vorzüglichsten ausser den 
oben benannten Sorten hier angeführt: 
Funkia Sieboldi, glauca, glaucescens, 
alba marginata, viride marginata, ovata 
medio picta, Fortunei, Fortunei variegata, 
spathulata fol. variegatis, univittata, 
sinensis-marmorata, und endlich undulata 
fo]. variegatis. Wer kennt ferner nicht 
den schönsten Schmuck unserer tief- 
schattigen Laubwälder, die Farnkräuter 
Asplenium filix femina, filix mas. und 
Struthiopteris germanica, alle diese ge- 
deihen zweifellos gut. 

Und weiter verdient ‘eine ganz be- 
sondere Beachtung Convallaria polygo- 
natum (Polygonatum multiflorum) mit 
ihrem schlanken und vornehmen Wuchse, 
sowie den sehr reichlich im April und Mai 
erscheinenden, weissen, grünumrandeten, 
3cmlangen glockenartigen Blüten, dieeinen 
bitteren Mandeln ähnlichen Duft besitzen. 

Ausserdem entwickelt die Hortensie 
im Schatten ihre Blüten sehr willig. Die 
Blüte bleibt äusserst zartrosa und das 
Blatt wird sehr saftig, jedoch müssen 
diese jährlich gewechselt werden, indem 
die im Schatten wachsenden Triebe 
keine Knospen für das folgende Jahr 


| bilden, oder doch nur sehr wenige. (Moor- 


erde Bedingung.) 

Ich bin dessen gewiss, dass, wenn die 
Bepflanzung des Platzes mit den oben 
angeführten Gewächsen geschmackvoll 
ausgeführt ist, derselbe nicht allein zu- 
friedenstellend sein, sondern eine all- 
Bewunderung erregen wird, 
dabei von der weitgehendsten Dauer 
und ausserdem mit geringem Kosten- 
aufwande herzustellen ist. 

Gern hörte ich auch von anderer Seite 
demZweck entsprechende pflanzlicheEin- 
richtung. BERNHARD SPIECKER, Gärtnerei- 

besitzer, Cracau-Magdeburg. 


NEUE JAPANISCHE CHRYSANTHEMUM INDICUM. (SÄMLINGE ) 
erlag von PauL ParEY in Berlin.  Kunst-Anstalt Gustav Leutzech, 


Neue Chrysanthemum. 
Von 
Hofmarschall von St. Paul-Dlaire, Fischbach, Schlesien. 


Hierzu Tafel 1378. 


Es giebt wohl kaum eine Pflanze, über welche die Meinungen der 
Blumenfreunde — und dazu darf man ja doch eigentlich die ganze Welt 
rechnen — so weit auseinander gehen, als über Chrysanthemum — speciell 
Chrysanthemum indicum. Von den europäischen Arten wollen wir heute 
ganz absehen. 

Soll ich ganz ehrlich sein, so finde ich die grosse Mehrzahl der- 
selben recht hässlich. 

Schon der Geruch ist mir unangenehm — ich bin darin sensibel. — Ein 
zarter Duft stimmt mich heiter, macht mir Freude, nimmt mich sofort für 
eine Blume ein. Der grobe, scharfe Geruch der Chrysanthemum aber er- 
innert mich an Kamille und was damit zusammenhängt. 

Es soll jetzt einige duftende Sorten geben; ich würde den Mann segnen, 
der sie mir brächte, noch glaube ich aber nicht recht daran. 

Ferner ist es nicht leicht, diese Pflanze in guter Form zu ziehen. 

Gelingt es, eine wohlgefällige schöne Buschform zu stande zu bringen, 
so sind selten die Blüten hervorragend; sind diese gut, so ist die Pflanze 
höchst ungraziös. Beides zu vereinigen ist eine grosse Kunst und eine teure 
Kunst, denn es ist Mühe, grosse Aufmerksamkeit und sehr viel Raum unter 
Glas dazu erforderlich. 

Trotzdem habe ich mich aber nicht dem Chrysanthemum-Einflusse ent- 
ziehen können und kultiviere seit Jahren ein Haus voll. Ich bin nicht 
lediglich der Mode nachgelaufen, sondern zwei Eigenschaften des Chry- 
santhemum haben meine Abneigung besiegt. 

Es ist eine der vorzüglichsten Schnittblumen, die ich kenne, und ferner 
blüht es bei uns in der trübsten, traurigsten Jahreszeit, November bis 
Dezember, am reichlichsten. Wenigstens habe ich mir Mühe gegeben, 
gerade in den letzten sechs Wochen des Jahres die meisten und besten 
Blüten zu haben. Ich schneide sie mit 50 cz langen Stielen, auch länger, 
und fülle damit grosse Vasen. Mein Herz lacht, wenn ich zu dieser Arbeit 
an einem so recht nasskalten, nebligen Herbsttage in mein Glashaus trete 
und die Farbenpracht mir entgegen leuchtet. 

Zwei Schattierungen spielen bei mir die Hauptrolle. Die eine von 
zart gelb oder creme — Elsie — beginnend, durch schwefelgelb, goldgelb, 


Gartenflora 1892. 33 


450 v. St. Paul-Illaire: Neue Chrysanthemum. 


bronce, bis zu Cullingfordi und anderen bräunlichen und rotbraunen Blumen, 
z. B. Edouard Audiguier. Die zweite setzt sich aus weiss, zart lila — 
La Triomphante, The Melusine — und etwas kräftigeren lila Tönen zu- 
sammen. 

Der Form nach sind die einwärts gebogenen, regelmässig geformten 
Sorten — die »incurved« der Engländer — für mich ebenso ungeniessbar 
als Zinnien im Garten, oder die alte »tadellos gebaute« Georgine. Schön in 
der Form sind die auswärts gebogenen — reflexed — und die meisten 
Japaner. Nicht alle! Es giebt darunter viele, in denen das Leichte, Gefällige 
der eigentlichen japanischen Form utriert ist und man statt einer hübschen 
Blume einen weissen Pudelkopf vor sich sieht. Niedlich sind auch solche 
Formen wie »Ismael« mit fast nadelförmigen Florets. 

Diese meine Vorliebe für die japanischen Chrysanthemum veranlasste 
mich, meine dortigen Freunde in Bewegung zu setzen, und es gelang mir, 
Samen aus den Kaiserlichen Sammlungen in Tokio zu erhalten. 

Mein eigener Glasraum ist sehr beschränkt und ich hatte gerade andere 
Neuheiten aus europäischen Samen in Arbeit, so war Herr Kommerzienrat 
SPINDLER so gütig, seine Häuser zur Verfügung zu stellen und die Meister- 
hand von Herrn Obergärtner WEBER erzog uns eine ganze Reihe Sämlinge, 
von denen manche gut sind. Wir, d. h. Herr WEBER und ich, waren 
eigentlich nicht damit einverstanden, dass einige derselben schon im ersten 
Jahre protraitiert wurden, denn es ist eine feststehende Erfahrung, dass 
Sämlinge erst im zweiten Jahre ihren konstanten Charakter zeigen und 
sicher beurteilt werden können. Es ist aber einmal geschehen und so 
geben wir hier zwei davon im Bilde. »Tangarita«, die weisse und »Spinne- 
rine«, die gelbe, so benannte sie eine scherzende Gesellschaft. 

Es scheint mir übrigens fast der Zeitpunkt gekommen zu sein, um die 
Benennung der einzelnen neuen Sämlinge aufzugeben. Nach ungefährer 
Schätzung bringt uns das Jahr 1892 rund 400 neue Chrysanthemum. 

Neu sind sie unzweifelhaft alle, entweder aus Samen gezogen oder 
Sporttriebe.e. Ob sie aber hinreichend abweichend von allen früheren Sorten 
sein werden, um eigene Namen zu rechtfertigen, bezweifle ich stark. 

Das Sämlingsziehen und Namengeben sinkt also auch in diesem Falle 
zur reinen Geschäftssache herab, die Liebe zur Pflanze und das Streben 
nach deren Vervollkommnung spielt immer seltener eine Rolle dabei. Frank- 
reich allein wird durch die Herren CALVAT, CROZY, BOUCHARLAT, REYDELLET, 
LACROIX, AUDIGUIER, HOSTE, SAUTEL, DELAUX u. A. 200 neue Sorten auf 
den Markt werfen; Italien macht Miene, den Wettlauf aufzunehmen und der 
schneidige Yankee ist ja schon eifrigst dabei. Um nur eine Idee von der 
Massen-Produktion zu geben, lassen wir hier die Namen der Neuheiten 
folgen, welche Mr. ERNEST CALVAT anbietet, der für dies Jahr an der Spitze 
der Colonne zu marschieren scheint. 


v. St. Paul-lllaire: Neue Chrysanthemum 451 


m — ng — m = Zn 


Antoinette. Breite ausgebreitete Petalen*), weiss. 

Baron de Buffieres. Lila mit silberner Rückseite. 

Brion. Matt gelb und bräunlich rot. 

Charles Gougnon. Orange mit gelber Rückseite, früh. 

Dr. Gache. Japanisch; leuchtend rot, Rückseite altgold. 

Le Drac. Japanisch, gelb mit rot schattiert. 

Le Grand Serre. Rot, gelbe Spitzen und gelbe Rückseite. 

Le Guiers. Japanisch; leuchtend gelb, niedrig. 

L’Isere. Japanisch; weisslich lachsfarben. 

Louise. Kugelig, breite eingekrümmte Petalen, lila und perlweiss. 

Madame Moullin. Carmin-amarant, hellere Rückseite. 

Madame Apprin. Weisslich-lila, ähnlich Pelican im Bau. 

Madame Arnoux. Sahnenweiss, breite Petalen. 

Madame A, Roux. Braunrot, strohfarbene Rückseite. 

Madame Auguste Perrin. Röhrige Blüte, perlgrau und lila. 

Madame Calvat. Weiss, fleischfarben angehaucht, niedrig. 

Madame Charles Capitant. Japanisch; mattrosa, leicht lila gestreift. 

Madame George Biron. Zart lila, Röhrenblüten. 

Madame Henry Robert. Japanisch; sahnenweiss, zart lila gestreift. 

Madame Marions Ricoud. Japanisch; rosa-lila, Rückseite silbern. 

Madame Perinel. Eingekrümmt, rot mit goldener Rückseite. 

Madame Taulier. Dunkel-amarant, matte Rückseite, niedrig. 

Madame Viviand-Morel. Milchweiss, breite Petalen. 

Mademoiselle Therese Rey. Japanisch; sahnenweiss. 

Mathonet. Blutrot, Rückseite gelb, Spitzen golden. 

Mr. Jules Biron. Kugelige Blumen, gelb, niedrig 

Mrs. C. Harman Payne. Japanisch, sehr grosse Blume, lila, silberne Rückseite. 
Gertincar 1. Elder englischen N. € 75} 

Prefet Robert. Eingekrümmt, dunkel-amarant, silberne Rückseite. 

President Borrel. Braunrot, hellere Rückseite, früh. 

President Carriere. Carmoisinrot, Rückseite altgold. 

President Perfounet. Carmoisinrot, Rückseite gelb. 

Taillefer. Lila, matte Rückseite. 

Valjouffrey. Japanisch; rot, Rückseite gelb. 

Vice-President Calvat. Japanisch; eingekrümmt, carmoisinrot, Rückseite alt- 
gold, breite Petalen. 


Da hätten wir also 34 Neuheiten allein von einer Firma! 

Es hört nun wirklich das Vergnügen des Katalogstudierens für einen 
Liebhaber auf und ich erkläre feierlich, gern darauf zu verzichten, fernerhin 
irgend einen meiner Sämlinge selbst zu benamsen;, man liefe Gefahr, einer 
der bereits auserwählten »Madames« zu nahe zu treten. 


*) Wir brauchen diesen Ausdruck der Bequemlichkeit wegen, Blütchen wäre ja richtiger. 


a) 
ws 


452 W. Siber: Südamerikanische Hochgebirgspflanzen. 


Südamerikanische Hochgebirgspflanzen. 
Von W. Siber, Garten-Inspektor, Marburg a. L. 
Hierzu Abbildung 95—98. 

(Schluss ) 


Espeletia grandiflora H. B. 


DE Ne 


Abbildung 95. Espeletia grandiflora H. B. 


Die verschiedenen Arten der Gattung Espeletia, zur Familie der Com- 
positae, Tribus Helianthoideae gehörig, kommen auf den Paramos von Vene- 
zuela in grossen Mengen vor. Sie sind im Verein mit den zu derselben 


W. Siber: Südamerikanische Hochgebirgspflanzen. 453 


Familie gehörigen Calcitium - Arten die charakteristischen Pflanzen jener 
Hochgebirge, insbesondere der Paramos. Nach GÖBEL kommen sie teils 
stammlos, direkt mit ihren an einer Knolle befindlichen Blattrosetten auf 
dem Boden aufsitzend vor, wie Espeletia Schultzii und E. Weddelii unter 
anderen, und teils als solche, die einen kürzeren oder längeren Stamm 
bilden, der mit abgestorbenen Blättern bedeckt ist, wie bei Espeletia 
corymbosa und E. grandiflora. Die Stammhöhe beträgt bis zu 2 »2 bei einem 
Kronen-Durchmesser von fast ı x. Die zu einer Blattrosette vereinigten 
Blätter sind länglich, mit einem dichten, wolligen, silbergrauen oder rötlichen 
Überzuge bedeckt, der die Pflanze gegen Kälte und gegen zu starke Tran- 
spiration schützt. Die an langen Blütenständen sitzenden gelben Blüten 


Abbildung 96. Azorella spec. 


sind sehr zahlreich. Die älteren Pflanzen sollen nach GÖBEL in einiger 
Entfernung in ihrem Habitus den Dasylirien etwas ähneln. Sie sind reich 
an einem übelriechenden Harze. 

Die ziemlich grossen braunen Samen wurden im Frühjahre 1891 im 
hiesigen Garten in einer sandigen Heideerde ausgesäet und die Samenschalen 
in ein lauwarmes Mistbeet gebracht. Der Samen keimte langsam und 
ungleichmässig. Ob dabei der Transport eine Rolle gespielt hat, vermag 
ich nicht zu sagen. 

Sobald die jungen Pflänzchen die nötige Höhe erreicht hatten, wurden sie 
pikiert und dies während des Vorsommers noch zweimal wiederholt. Hierbei 
konnte man bereits die Erfahrung machen, welche sich auch in der Folge be- 
stätigte, dass die jungen Pflanzen höchst heikel sind und die Neigung 
haben, zu faulen. Sie müssen deshalb, sobald es irgend möglich ist, an Luft 
und Sonne gewöhnt werden. 

Im Nachsommer wurden sie auf einer alpinen Stellage untergebracht. 


A454 W. Siber: Südamerikanische Hochgebirgspflanzen. 


Sie erhielten hier nur so viel Schatten wie die Alpinen, also nur 2—3 Stunden 
während der heissen Mittagszeit. 

Bald zeigten die Pflanzen ihre charakteristische silbergraue Behaarung, 
die weitere Entwicklung ist aber eine recht langsame. Vor Eintritt des 
Frostes wurden sie zur Überwinterung in ein Kalthaus gebracht, wo sie 
direkt unter dem Glase stehen müssen. Die vorstehende Abbildung einer 
älteren Pflanze mag die charakteristische Form der Espeletien zeigen, da 
die hiesigen Samenpflanzen noch zu unentwickelt sind. Die Abbildung 
wurde nach einer Photogravüre aus dem Werke von Professor GÖBEL ge- 
zeichnet. Die von ihm selbst an Ort und Stelle photographisch auf- 
genommenen Pflanzen fanden sich in einer Höhe von 4000 z, die bei uns 
etwa der höchsten Erhebung des Berner Oberlandes entsprechen würde. 


Azorella spec. 


Eine zur Familie der Umbelliferae, Tribus Hydrocotyleae, gehörige 
Gattung, die in mehreren Arten auf den Anden in verschiedenen Höhen 
vorkommt. Die 2 cz langen, 0,5-- 0,75 cın breiten Blätter sind schön dunkel- 
grün, an der Spitze tief eingeschnitten. Die Blattstiele erscheinen bandartig 
verdickt und sind am Grunde mit feinen weissen Haaren bedeckt. 

Gesellig zusammenwachsend bilden sie grosse und dichte Polster, welche 
die Felsen überziehen. — Die hier im Garten aus Samen gezogenen Pflanzen 
sind noch nicht bestimmt worden, da sie bis jetzt noch nicht geblüht haben, 
was voraussichtlich in diesem Sommer der Fall sein wird. 

Ungemein raschwüchsig, erscheinen sie bedeutend härter als die Espe- 
letien. Der im vergangenen Frühjahre in einem lauwarmen Mistbeete an- 
gezogene Same wurde nach dem Aufgehen mehrere Male in grössere Schalen 
pikiert. In ‘diesen sind sie auch in Anbetracht ihres rasenartigen Wuchses 
geblieben. Als Erdmischung wurde eine Mischung von Heideerde und 
Kalkschutt nebst etwas Lehmzusatz gewählt. Im übrigen wurden sie ganz 
wie unsere einheimischen Alpinen behandelt. 

Ein Teil der angezogenen Pflanzen wurde auf das Alpinum im hiesigen 
Garten ausgepflanzt. Bei Laub- und Schneedecke haben dieselben — ı2°’R. 
ohne Schaden ertragen. Die Azorella-Arten können allen Liebhabern von 
Alpenpflanzen als eine interessante Bereicherung der alpinen Sammlung 
bestens empfohlen werden. 


Eryngium pumilum Cor. 


Eine über Europa, Asien und Amerika weit verbreitete Gattung der 
Umbelliferen, die auch in der alpinen Flora von Europa durch einige Arten 
vertreten ist. Die Species pumilum Cor. dagegen kommt nur in Amerika vor. 

Die rosettenförmig angeordneten Blätter sind 6 cz lang, oval, grob 
gesägt, dunkelgrün, während der breite Blattstiel hellgrün gefärbt ist, welche 


W. Siber: Südamerikanische Hochgebirgspflanzen, 455 


Färbung sich bis zur Hälfte des Mittelnervs in die Blattfläche hinein er- 
streckt. Die Blütenstände sind so kurz gestielt, dass die Blüte direkt am Boden 
aufzusitzen scheint. Beim Beginne der Samenreife verlängert sich alsdann 
dieser Blütenstiel, so dass der Wind im stande ist, die braunen länglichen 
Samen nach allen Richtungen hin zu verbreiten. Das Wachstum der Pflanze 
ist ein schnelles und üppiges.. Die Anzucht und Behandlung derselben 
gleichen der bei Azorella beschriebenen. 

Auch von Eryngium pumilum wurden einige Pflanzen auf das Alpinum 
ausgepflanzt. Sie entwickelten sich im Laufe des Sommers zu sehr üppigen 
Exemplaren, die in etwas sogar den alpinen Charakter verloren, im Gegen- 
satze zu jenen, die in Schalen kultiviert wurden. Sie scheinen jedoch gegen 
Kältegrade empfindlicher zu sein als die Azorella-Arten, da sie sich im 
Freien nicht so gut gehalten haben wie jene. 

Ein endgültiges Urteil hinsichtlich ihrer Widerstandsfähigkeit kann man 
aber erst im Frühjahre abgeben. 


Veronica cupressoides R. Br. 


Die letzte hier zu besprechende alpine Pflanze stammt nicht aus Süd- 
Amerika. Sie ist ein und zwar im höchsten Grade interessanter Repräsentant 
der alpinen Flora von Neu-Holland. Wie schon der Name erkennen lässt, 
hat die Pflanze einen vollständigen Koniferen-Charakter. Sie erinnert in 
auffallender Weise an eine Cupressus-Art, und nur die genaue Betrachtung 
ermöglicht es, sie als zur Gattung Veronica gehörig zu erkennen. Der 
beste Beweis, wie gross die Täuschung ist, mag der sein, dass mehrere 
tüchtige Koniferen-Kenner die Pflanze ohne weiteres als eine Gymnosperme 
ansprachen. 

Vor nunmehr vier Jahren erhielt der hiesige Garten die Pflanze aus 
England, und seit dieser Zeit wird sie hier kultiviert. Ungemein leicht ver- 
mehrt sie sich durch Stecklinge, die sich in einem lauwarmen Kasten in 
drei Wochen bewurzeln. Eine sandige Mistbeeterde, mit Lauberde gemischt, 
sagt den Pflanzen am besten zu. Gegen allzu heftige Sonnenstrahlen will 
sie etwas geschützt sein. Besondere Sorgfalt ist auf das Giessen zu legen. 
Wie alle Pflanzen mit kleiner Blattfläche liebt sie nur mässige Feuchtigkeit. 
Die zarten, kleinen, dunkelgrünen Blättchen sitzen schuppenförmig an den 
Zweigen. Bringt man die Pflanze in ein warmes Haus, so verliert sich der 
schuppenförmige Charakter der Blätter vollkommen; letztere spreizen sich 
und in kurzer Zeit sind die normalen Veronica-Blätter zu erkennen. 

Im Sommer thut man gut, sie mit den Neuholländern zu kultivieren. 
Wie diese will auch Veronica cupressoides, wie erwähnt, etwas gegen die 
zu heftigen Sonnenstrahlen geschützt sein. 

Während der Wintermonate ist auch für sie der beste Platz an der 
hellsten Stelle im Kalthause. Das vor zwei Jahren auf dem Alpinum aus- 


456 W. Siber: Südamerikanische Hochgebirgspflanzen. 


gepllanzte Exemplar im hiesigen Garten fiel dem vergangenen strengen 
Winter zum Opfer. Ein zweites Exemplar wurde wiederum im Frühjahr 
1891 ausgepflanzt, das vorübergehende Kältegrade von 12° R. unter Laub- 
und Schneedecke bis jetzt gut ausgehalten hat. 

Es wäre nicht unmöglich, dass Veronica cupressoides, ebenso wie 
Azorella nicht zu strenge Winter ohne Nachteil überdauerte, vorausgesetzt, 
dass sie mit Laub gut eingedeckt und ihr Standort ein einigermassen ge- 


schützter ist. 


Abbildung 97. Eryngium pumilum Cor. 


Die Verschönerungen in Sanssouci. 


Wie schon kurz in Nummmer 14, Seite 388 berichtet, besichtigten die vier 
technischen Ausschüsse des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues am 7. Juli 
unter Führung des Herrn Hofgarten-Direktor VETTER, begleitet von den Herren 
Königlichen Obergärtnern ROSENBERG und Wiss, die Anlagen von Sanssouci. Man 
betrat den Park von Charlottenhof aus und hatte die Freude, dort die alten 
Schlingrosen am Schlosse noch in aller Pracht zu sehen, während der früher so 
berühmte Rosengarten schon seit mehreren Jahren verschwunden und durch einen 
neuen, weiter westlich, aber etwas tief gelegenen, ersetzt ist. An Stelle des alten 
Rosengartens finden sich jetzt schöne Koniferen, ganz besonders leuchtet schon 
von ferne eine Picea pungens argentea, besser bekannt als P. Parryana argentea; 
nicht minder schön sind Abies nobilis glauca, A. concolor etc., sowie eine grosse 
Hängebuche. Von den Teppich- oder Grupperpflanzen gefielen besonders Begonia 
semperflorens rosea und atropurpurea. Die grosse Teppichbeet-Dekoration an der 


Die Verschönerungen in Sanssouci. 457 


Böschung beim Schlosse ist noch immer vorhanden, die Flüstergalerie in der Nähe 
hat besonders für den Gärtner Interesse, da er in den Götterbildern an der halb- 
kreisförmigen Wand seine eigenen Genossen fast portraitähnlich wiederfindet. Da 
ist ein Meergott in der Person EmıL SELLos, ein anderer in der Gestalt HERMANN 
SELLOS, ein dritter mit dem Haupte Ep. NIETNERS u. S. Ww. 

Auffallend erschien auf dem Wege zu den römischen Bädern, dass die alten 
Chamaecyparis (Cupressus) Lawsoniana unten ganz horizontale, oben dagegen 
hängende Zweige hatten. Es erklärt sich dies daraus, dass die unteren Zweige 
öfter gestutzt wurden, auch wohl von den Rehen, die im Parke auf Wunsch Ihrer 
Majestät der Kaiserin und zur Freude der Kaiserlichen Kinder gehalten werden, 
abgefressen sein mögen. 


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Abbildung 98. Veronica cupressoides R. Br. 


Nicht fern von den römischen Bädern beginnen die Veränderungen. Während 
früher, namentlich in der Nähe des neuen Palais, alles Unterholz und alle Ge- 
büsche gestutzt, so zu sagen geschoren wurden, so dass grosse Gebüsch-Flächen 
horizontal und dabei sehr dicht erschienen, hat man jetzt eine leichtere An- 
ordnung getroffen, hier höhere, dort niedere Gesträuche gepflanzt und namentlich 
durch Vorpflanzungen einen allmählichen Übergang nach den Parkwiesen geschaffen. 

Am grossen Hauptwege ist viel gelichtet und Durchblicke nach den ver- 
schiedensten Seiten sind hergestellt, namentlich ein schöner nach dem Belvedere- 
Tempel auf der Höhe. Überall treten jetzt die einzelnen Bäume in ihrer vollen 
Schönheit hervor, während man früher im Dickicht die Einzelheiten nicht erkennen 
konnte. Man macht so zu sagen neue Entdeckungen und eine der wichtigsten 


458 Die Verschönerungen in Sanssouci. 


von allen ist die, dass Sanssouci herrliche Buchen aufweist, von denen man 
früher fast nichts sah. Auch am Drachenberge und im Catharinenholze sollen 
sehr schöne Buchen stehen. Desgleichen kommen jetzt die prächtigsten Eichen 
zur Geltung, denen noch neue amerikanische Genossen hier und da zugesellt sind. 
Die abständigen Eichen sind herausgenommen und man sieht, dass die An- 
nahme, alle Eichen seien wipfeldürr, doch nicht richtig war. 

Die Krone der Verschönerungen bildet die Stelle, wo der Hauptweg sich zu 
einer Art Rondel erweitert, das mit Statuen geschmückt ist, die den Raub der 
Sabinerinnen darstellen. Zunächst erscheinen die Statuen selbst in reiner Wäsche, 
dann aber ist viel altes Holz entfernt, der Rasen neu angelegt, von radialen Wegen 
durchzogen und diese an den Rändern mit weissen Steinen eingefasst. Das Prinzip 
des französischen Gartens ist also nicht aufgegeben, denn Regelmässigkeit erscheint 
bei einem Wege, der als Hauptverkehrsader dient, notwendig. Aber durch An- 
pflanzung schön blühender Sträucher, Deutzia, Amygdalus etc., welche die Aller- 
höchsten Herrschaften sehr lieben, ist dem Ganzen ein freundlicheres Gepräge 
aufgedrückt, welches um so mehr gefällt, als unmittelbar daneben, zwischen dem 
Rondel und der grossen Fontaine, das ursprüngliche Dickicht noch nicht gelichtet 
ıst. Aus allem sieht man wieder, wie sehr Fürst PÜCKLER-Muskau Recht hatte, als 
er sagte: »Der ist ein schlechter Landschaftsgärtner, der die Axt nicht zu ge- 
brauchen weisse. — Selbstverständlich wird die Axt unter VETTERsS Leitung auch 
noch in anderen Dickichten im nächsten Winter Luft und Licht schaffen. 

Der Blick von der grossen Fontaine die Terrassen hinauf nach Schloss 
Sanssouci war durch die hohen Thuja occidentalis allmählich ganz verdeckt, die 
Bäume sind jetzt zum Teil bis um 4'/, m» gekappt, und durch Draht die Äste in 
geschickter Weise aufwärts gezogen, so dass eine neue Spitze gebildet ist. Der 
Besucher sieht von dieser Kunst nichts, es sieht alles ganz natürlich aus. 

Im Wasser-Bassin der grossen Fontaine finden sich Nymphaea alba pyginaea, 
eine Zwergform der weissen Seerose, mit Blüten, kaum grösser als ein Markstück, 
ferner N. sphaerocarpa, N. hybr. sulfurea speciosa, gelblich, sehr wohlriechend. 

Im sicilianischen Garten sind von Herrn Hofgärtner WUNDEL grosse plastische, 
d. h. in der Mitte erhabene Teppichbeete angebracht, auf denen zahlreiche, viel- 
leicht etwas zu viele Musa stehen. Diese Teppichbeete erinnern etwas an die 
erhabenen Teppichbeste des Herrn Garten-Inspektor HAMPEL in Koppitz, die mit 
Unrecht so geschmäht wurden. 

Grossartig waren die Kulturen, welche Herr Hofgärtner WUNDEL in seinen 
Gewächshäusern vorführte. Es meinen manche, namentlich Handelsgärtner, dass 
Garten -Inspektoren an botanischen Gärten, Hofgärtner u. s. w. nicht gut zu 
kultivieren verständen, dass es deswegen auch nicht gut sei, wenn junge Leute 
ihre Lehrzeit dort durchmachten. In einzelnen Fällen .mag das richtig sein, aber 
Herrn Wunpets Kulturen dürften dem strengsten Kritiker, auch aus dem Kreise 
der Handelsgärtner, imponieren. Wo sieht man wohl wieder solche Pelargonien, 
wie sie hier in einem Hause standen? Die Augen wurden geradezu geblendet von 
dem Feuer. Aus etwa 2oo Sorten hat Herr WUNDEL go auserwählt, und unter 
diesen ragten ganz besonders hervor: Flambryant, feurig scharlachrot, Aurore 
boreale, ziegelrot, Mrs. Gordon, scharlach mit weissem Auge, Frl. Emma Steiner 
(1891), karmoisinrot mit lachsfarbigem Auge, Lancelot, feurig rot, Etel Lewis, 
wundervoll rosa, Opal, feurig scharlach, Sir Percival, grosse Dolde, rein weiss, 
I'homas Hayes, Dolden zum Teil so gross wie Hortensien. Zum Auspflanzen 
empfiehlt sich ganz besonders der dunkellaubige Black Vesuvius. — Grossartig 
ist auch die Kultur der Lapageria rosea, rote und weisse Varietäten, die im Hause 


Die Verschönerungen in Sanssouci. 459 


in Kästen stehen; erst im November gepflanzt, blühte ein Exemplar jetzt mit 
40 Blumen, selbst junge Triebe zeigen im zweiten Jahre schon Blumen, 

Ebenso erregten die drei Weinhäuser das lebhafteste Interesse, Black Alicante 
war überreich mit Trauben besetzt, ebenso Golden Champion, Fosters white Seed- 
ling, Royal Muscat etc. 

Von historischer Bedeutung ist, dass an der Rückseite der Weinhäuser schon 
zu FRIEDRICHS DES GROosSEN Zeit Pfirsiche getrieben wurden, und sind die Namen 
der damaligen Sorten in Laapidarschrift in den Stein gemeisselt. Aus Pietät hat 
man mit vieler Mühe diese alten Sorten sich möglichst wieder zu beschaffen ge- 
sucht und an dieselben Stellen gepflanzt. 

Es würde zu weit führen, die Schätze in den Warm- und Kalthäusern, sowie 
ım Palmenhause zu beschreiben, nur das sei erwähnt, dass die Firma SATTLER 
& BETHGE für den lag des Besuches schöne Gloxinien und Begonien aus Quedlin- 
burg gesandt hatte, um sie den Ausschüssen vorzuführen. 

Endlich wurden noch die Anlagen beim neuen Orangeriehause, mit den beiden 
mächtigen Pterocarya caucasica besichtigt, dann der nordische Garten, mit den 
herrlichen Koniferen, darunter Wellingtonia gigantea, ca. zo m hoch, wohl die 
höchste in Nord-Deutschland, einer Abies Nordmanniana, mit vielen Zapfen, einer 
grossen Salisburya adiantifolia etc., sodann die Terrassen von Sanssouci, und end- 
lich die Perle: der Marly-Garten. — Ein Besuch in dem neuen Mausoleum, in 
welchem die Heldengestalt des hochseeligen Kaiser FRIEDRICH in Marmor ruht, 
gab dem Abschiede aus den herrlichen Anlagen die ernste Weihe und dankbar 
gegen die freundlichen Führer verliess die Gesellschaft die Stätten, wo Natur und 
Kunst so Grosses geschaffen. 


Untersuchungen über das Nachreifen der Äpfel. 
Von Dr. P. Kulisch, Geisenheim. 


Die chemischen Veränderungen, welche sich in den Früchten nach der Ent- 
nahme vom Baum abspielen und unter dem Begriffe des Nachreifens zusammen- 
gefasst werden, sind trotz der grossen Bedeutung, welche sie bei dem behufs 
weiteren Transportes vor der völligen Reife gepflickten Sommerobst und bei allem 
Winterobst haben, noch verhältnismässig wenig aufgeklärt. Einige ältere Unter- 
suchungen auf diesem Gebiete haben zwar in mehreren Punkten unsere Kenntnisse 
über das Nachreifen der Früchte in sehr dankenswerter Weise erweitert, aber gerade 
die Angaben über die Veränderungen des Zuckergehaltes, die für die Praxis von 
besonderer Wichtigkeit sind, können aus mehreren Gründen als zutreffend nicht 
mehr anerkannt werden. Dies gab mir Veranlassung, die chemischen Verände- 
rungen der Früchte beim Nachreifen einer erneuten eingehenden Untersuchung zu 
unterwerfen. Über die bei Äpfeln in dieser Hinsicht gewonnenen Resultate wird 
eine ausführlichere Arbeit mit den nötigen analytischen Belägen demnächst in den 
landwirtschaftlichen Jahrbüchern erscheinen. An dieser Stelle möchte ich nur die- 
jenigen Ergebnisse derselben, welche von allgemeinerem Interesse sind, kurz be- 
sprechen. 

Die Veränderungen, welche dem Beobachter auch ohne chemische Unter- 
suchung an den Äpfeln während der Lagerung auffallen, sind die Veränderung 
der Farbe, die Entwickelung des Aromas, das Weichwerden des Fruchtfleisches 
und der süssere, überhaupt edlere Geschmack. Die Veränderungen der Farbe 
und des Aromas sind wegen der grossen Schwierigkeiten, welche sich der Unter- 


460 P. Kulisch: Untersuchungen über das Nachreifen der Äpfel. 


suchung der betreffenden Körper entgegenstellen, zumal, wenn sie nur in so ge- 
ringen Mengen vorhanden sind, einer chemischen Prüfung vorerst unzugänglich. 
Das Weicherwerden der Früchte ist, wie MAacH*) bei seinen eingehenden Unter- 
suchungen auf diesem Gebiete dargethan hat, bedingt durch die Auflösung ge- 
wisser, in den unreifen Früchten in grösserer Menge vorhandener Substanzen, 
wahrscheinlich der Cellulose oder ihr nahe verwandter Körper. 

Näheres hat auch über diesen Vorgang noch nicht festgestellt werden können, 
namentlich nicht, welche Stoffe durch diese teilweise Auflösung der Zellwände in 
den Saft übergehen, insbesondere, ob dabei, wie von manchen Seiten behauptet 
ist, Zucker gebildet wird. 

Die Verfeinerung des Geschmackes ist zum geringen Teil gewiss durch die 
Bildung oder Umbildung gewisser Geschmackstoffe veranlasst, über deren chemische 
Natur man noch nicht viel aussagen kann, hauptsächlich ist sie aber zweifellos 
auf die Veränderung des Zucker- und Säuregehaltes der Früchte zurückzuführen. 
Das Süsserwerden der Äpfel wird man, soweit nur der Geschmack dabei zu Rate 
gezogen wird, immer versucht sein, durch eine Vermehrung des Zuckers zu er- 
klären, wie man ja überhaupt die süsseren Früchte für zuckerreicher hält.”*) Bei 
näherer Prüfung ergiebt sich aber, dass man sich in dieser Hinsicht sehr häufig 
einer Täuschung hingiebt, da der mehr oder weniger süsse Geschmack ebenso 
sehr von dem Gehalte der Früchte an Säure abhängig ist, indem bei gleichem 
Zuckergehalte diejenigen am süssesten schmecken, welche am wenigsten Säure ent- 
halten. Der Zucker wird geschmacklich bis zu einem gewissen Grade durch die 
Säure verdeckt. 

Aus diesen Gründen wird man die in Laienkreisen allgemein verbreitete An- 
sicht, dass die Äpfel bei der Lagerung zuckerreicher werden, mit einiger Vor- 
sicht aufnehmen müssen, obwohl sie — allerdings ohne zahlenmässige Beweise — 
auch mehrfach in der Litteratur vertreten ist. Mit aller Bestimmtheit hat sich MacH 
gegen diese Annahme ausgesprochen, der auf Grund seiner Reifestudien an Äpfeln 
wie für alie anderen untersuchten Obstsorten auch für diese zu dem Schlusse kam, 
dass nicht durch die Vermehrung des Zuckers, sondern durch die Verminderung 
der Säure der süssere Geschmack der gelagerten Früchte bedingt sei. Gerade 
diese, für die Obstweinbereitung z. B. nicht ganz unwichtige Frage bedurfte einer 
erneuten Prüfung, weil man bei den älteren Untersuchungen in dieser Hinsicht 
unberücksichtigt gelassen hat, dass die Äpfel auch Rohrzucker enthalten, sodass 
. alle Zuckerbestimmungen mehr oder weniger zu niedrig ausfallen mussten. 

Die zu diesem Behufe unternommenen Arbeiten haben nun ergeben, dass der 
von MacnH aufgestellte Satz in dieser Allgemeinheit nicht aufrecht erhalten werden 
kann, sondern es konnte der Beweis erbracht werden, dass in den Fällen, wo die 
gepflückten Äpfel noch Stärke enthielten, gewisse Mengen von Zucker aus dieser 
bei der Lagerung gebildet werden. Öbige Voraussetzung trifft aber bei fast allen 
Herbst- und Winteräpfeln zu, wenn sie in dem Zustande gebrochen werden, den 
man gewöhnlich als den der Baumreife bezeichnet. Die Menge der Stärke ist um 
so geringer, je länger man die Äpfel am Baume belassen kann. Sommeräpfel sind 
beim Brechen meist ganz frei davon, die eigentlichen Winteräpfel enthielten, Mitte 
Oktober vom Baume genommen, teilweise noch mehr als 2 pCt. Die Stärke geht 


=) Weinlaube, 1878, X, 334. 

**) Wie weit verbreitet diese Ansicht ist, zeigt die landläufige Deutung des Namens für die 
Gruppe »Süssäpfel«, die keineswegs zuckerreicher als die anderen Äpfel sind, sondern nur wegen 
ihres allgemein sehr geringen Säuregehaltes süsser erscheinen. 


P. Kulisch: Untersuchungen über das Nachreifen der Äpfel. 461 
auf dem Lager um so schneller in Zucker über, je wärmer die Äpfel gelagert 
werden, wie ja überhaupt die Lagerreife bei hoher Temperatur schneller eintritt. 
Bei der Aufbewahrung in einem kühlen Keller waren selbst Ende November noch 
geringe Mengen Stärke in einigen Sorten nachweisbar. Durch diese Neubildung 
von Zucker aus Stärke kann der prozentische Gehalt unter Umständen um mehr 
als 2 pCt. vermehrt werden. 

Dazu kommt noch, dass durch die Wasserverdunstung der Äpfel bei der 
Lagerung eine relative Vermehrung des Zuckers in der Frucht hervorgerufen 
werden kann. Der Saft wird durch Abgabe von Wasser konzentrierter und daher 
entsprechend reicher an Zucker. Die Höhe dieser Vermehrung des prozentischen 
Zuckergehaltes, die also nicht durch eine Neubildung bedingt ist, hängt ganz von 
der Grösse der Wasserverdunstung, also von der Art der Aufbewahrung ab. Je 
trockener man namentlich das Obst lagert, um so mehr wird dieser Faktor bei der 
Geschmacksveränderung ins Gewicht fallen. 

Wenn auch schon vom Beginne der Lagerung an sehr wahrscheinlich in den 
Apfeln durch Atmung und ähnliche Vorgänge kleine Mengen von Zucker ver- 
braucht werden, so konnte doch bei den Versuchsäpfeln bis zum Eintritte der 
Lagerreife eine Zunahme des prozentischen Zuckergehaltes um beinahe 3 pCt. fest- 
gestellt werden, was etwa !/—'/, der in baumreifen Äpfeln vorhandenen Menge 
ausmacht. Dass eine so grosse Zunahme des prozentischen Zuckergehaltes 
auch einen süsseren Geschmack der Früchte zur Folge haben wird, ist selbst- 
verständlich. 

Bei weiterer Lagerung nahm dann allerdings der prozentische Zuckergebalt 
wieder langsam ab, weil später die durch Atmung etc. verbrauchte Menge in den 
dem langsamen Verfall entgegengehenden Früchten so gross war, dass sie die durch 
Wasserverdunstung verursachte Anreicherung des Saftes an Zucker überwog. Aber 
selbst bei Beendigung des Versuchs (letzte Untersuchung ı1. April) war bei den 
Goldparmänen der prozentische Zuckergehalt noch höher als in den baumreifen 
Früchten. 

Hinsichtlich des Säuregehaltes haben die Versuche in Übereinstimmung mit 
den von anderer Seite gewonnenen Ergebnissen festgestellt, dass dieser vom Be- 
ginne der Lagerung an eine ununterbrochene Verminderung erfährt. Der 
prozentische Säuregehalt verminderte sich bei Goldparmänen schon während des 
ersten Monats nach dem Brechen der Früchte um etwa ein Drittel. Dass auch 
hierdurch der süssere Geschmack der Früchte mitbedingt ist, muss ja zugegeben 
werden, in sehr vielen Fällen wird aber die Zunahme des Zuckergehaltes in dieser 
Hinsicht von viel grösserem Einflusse sein. 

Von allgemeinerem Interesse dürften auch die Schlussfolgerungen betreffend 
die Natur des in den Äpfeln vorhandenen Zuckers erscheinen. Zur Zeit der Baumreife 
ist die grössere Menge desselben in der Regel Trauben- und Fruchtzucker. Beide 
Zuckerarten sind aber nicht, wie in vielen anderen Früchten, z. B. den reifen 
Trauben, in annähernd gleicher Menge vorhanden, sondern der Fruchtzucker über- 
wiegt bei weitem. Daneben kommt in mehr oder weniger grossen Mengen immer 
Rohrzucker vor. Während der Lagerung vermindert sich dessen Menge von 
dem Zeitpunkte an, wo keine Zuckerneubildung mehr stattfindet, indem er allmäh- 
lich in Trauben- und Fruchtzucker übergeht. Bei sehr lange haltbaren Äpfeln 
(z. B. Champagner-Reinetten), deren Untersuchung auf Rohrzucker bis in den Juni 
hinein ausgedehnt werden konnte, war er schliesslich ganz verschwunden. 
Bemerkenswert erscheint ferner, dass der aus Stärke gebildete Zucker mindestens 
zum grösseren Teile Rohrzucker war. 


462 J. Limburg: Das Schattieren der Orchideen. 


Die Frage, ob beim Nachreifen der Äpfel noch eine Zuckerbildung möglich 
ist, hat eine gewisse praktische Bedeutung für die Obstweinbereitung. Der 
Alkoholgehalt der Apfelweine wird um so höher ausfallen, je mehr Zucker ın den 
Äpfeln zur Zeit der Kelterung vorhanden ist. Weil nun die Stärke, welche zu diesem 
Zeitpunkte noch in den Äpfeln sich findet, ungenützt in den Trestern zurück- 
bleibt, so bedeutet die Verarbeitung nicht völlig ausgereifter, noch Stärke ent- 
haltender Früchte zu Obstwein immer einen gewissen Verlust. In sehr vielen 
Gegenden ist es daher üblich, das Obst vor der Verarbeitung längere Zeit auf 
Haufen liegend nachreifen zu lassen. Es geschieht dies ın der Annahme, dass 
ein gut ausgereiftes Obst einen besseren Obstwein liefere, als unreife Früchte. Diese 
Annahme ist, wie aus den oben mitgeteilten Thatsachen hervorgeht, in gewisser 
Hinsicht eine berechtigte, soweit nämlich die Qualität des Obtweines von dem 
Alkoholgehalte abhängt. Nach den von mir ausgeführten Stärkebestimmungen kann 
die Zuckerzunahme in den Äpfeln unter Umständen bis 3 pCt. betragen, da ja 
leider das Obst häufig viel zu früh von den Bäumen genommen wird. Das ent- 
spricht einer Vermehrung des Alkoholgehaites um etwa ı,8 Volumprozent, die 
keineswegs unerheblich ist, wenn man berücksichtigt, dass der durchschnittliche 
Alkoholgehalt der Apfelweine nur 5—7 Volumprozente beträgt. Das Liegenlassen 
des Obstes vor der Kelterung hat überdies den Vorteil, dass das Aroma der 
Früchte sich besser entwickelt und die Säure des Mostes sich vermindert, so dass 
man auch aus diesen Gründen aus gehörig nachgereiftem Obste einen besseren 
Wein erhalten wird. Mehr als eine etwa dreiwöchentliche Lagerung wird aber in 
der Regel dazu nicht nötig sein. Ein allzu langes Liegenlassen bedingt sogar eine 
gewisse Gefahr, indem überreifes Obst sich sehr schlecht keltert, auch die aus 
solchem erhaltenen Moste langsam und unvollkommen vergären und leicht einen 
schleimigen Wein liefern, der sich schwer klären lässt. Auch hier wird die goldene 
Mittelstrasse der richtige Weg sein. 


Das Schattieren der Orchideen. 
Von J. Limburg. 


Wie im ganzen die Behandlung der Orchideen in den letzten 2o Jahren 
andere Bahnen eingeschlagen hat, denen wir unsere heutigen Erfolge verdanken, 
so ist man auch über die Art und die Stärke des notwendigen Schattens zu 
anderen Ansichten gelangt. 

Früher, und leider zum Teil auch noch heute, pflegte man die Glasflächen mit 
einer dichten Kalkschicht zu bestreichen, und diese ununterbrochen vom April bis 
in den September hinein auf den Häusern zu belassen. Bequem ist das wohl, aber es 
hat für die Pflanzen grosse Missstände ım Gefolge. Bei anhaltend trübem Wetter 
stehen sie oft wochenlang wie im Keller, und es erwärmt sich die Luft im Hause gar 
nicht durch die spärlichen Sonnenstrahlen. Die Pflanzen trocknen nicht aus, und 
das Spritzwasser stagniert auf den Blättern. Die Bulben werden spindlich und geil 
und reifen schlecht aus. Jedenfalls ıst das Decken mit Laden dem Anstreichen 
des Glases vorzuziehen. Die Nachteile der Ladenschattierung bestehen haupt- 
sächlich in der ungleichen Breite der Licht- und Schattenstreifen und, wenn 
ungeschickt gehandhabt, kommt ein Verbrennen der Blätter öfter vor. Beim 
Decken mit Leinwand wird dies allerdings vermieden, und ist diese Art vor- 
zuziehen, zumal wenn die Leinwand in handlicher Weise an Rollen genagelt 
und zum Aufziehen eingerichtet wird. Der beste Stoff hierfür ıst ein nicht 


J. Limburg: Das Schattieren der Orehideen. 463 


zu dichtes Gewebe, Ähnlich wie jenes, das man in England mit dem Namen 
»Netting« bezeichnet. Es ist dies ein, ich glaube aus Baumwollfäden geknoteter 
Stoff, dessen Fäden I1—-3 mm von einander entfernt sind und so regelmässige 
Quadrate bilden, welche die Sonnenstrahlen durchlassen. In Deutschland hat 
sich dieses Gewebe noch nicht eingebürgert, doch sieht man öfter ein ähnliches 
aus Kokosfäden hergestelltes mit gutem Erfolge verwendet. Dasselbe hat etwas 
grössere Maschen, eignet sich aber, wie ich glaube, vorzüglich für den gewünschten 
Zweck, da die von dem rauhen Kokosstricke abstehenden Fasern das Licht vor- 
teilhaft unterbrechen. 

Meist legt man das Schattenmaterial dicht auf das Glas. Nach meiner 
Ansicht ist es aber entschieden besser, wenn die Schattendecke 3—4 Zoll davon 
entfernt ist, wodurch der Luft der Durchzug gestattet wird. Das erreicht man am 
einfachsten durch Anbringen einiger Leisten, auf denen die Schattenrollen laufen. 
Dachlatten sind wohl das billigste und praktischste für diesen Zweck und können 
im Winter, wenn gedeckt wird, bald wieder entfernt werden. Man nagelt kleine 
Klötze unter und bringt die Latten in etwa vierfüssiger Entfernung von einander 
an, doch ist hierbei die Breite des Stoffes massgebend; an jeder Treffstelle muss 
eine Latte sein und ausserdem hier jede Rolle die nächste etwa 6 Zoll bedecken. 

Wann soll man nun Orchideen schattieren? Jedenfalls nicht zu früh! — Man 
vergegenwärtige sich stets den heimatlichen Standort der Pflanzen. Sie wachsen 
allerdings im Walde, im Urwalde sogar; aber im schattigen Unterholze sind nur 
wenige zu Hause. Die meisten haben ihren Wohnsitz hoch oben in den Bäumen 
auf den äussersten Spitzen der Zweige, wo die Sonne sie energisch bescheint und 
der Wind sein freies Spiel hat. 

Ganz so schlimm wollen wir es nun nicht treiben. Wir müssen in der Kultur 
den Pflanzen die nötigen Lebensbedingungen gewähren, sie aber zugleich vor den 
Unbilden der Natur schützen. Dazu kommt in unseren Häusern die Wirkung des 
Glases und der Einfluss der Topfkultur. — Wir müssen also schattieren, aber nicht 
zu zeitig, man lasse vielmehr den Pflanzen möglichst viel und lange die Wohlthat 
der Sonne zu gute kommen. Um der allzu starken Erwärmung vorzubeugen, lüfte 
man reichlich und gleiche die schnellere Verdunstung durch häufiges Spritzen der 
Töpfe und Wände (nicht so sehr der Pflanzen) aus. Jedem intelligenten Gärtner 
wird sein Gefühl sagen, wie weit er in der Gewährung von Licht gehen darf und 
nach einigen Tagen scharfer Beobachtung wird ihm kaum mehr ein Irrtum 
passieren. 

Dies gilt in gleicher Weise für die meisten Vandeen, Cattleyen, Laelien, 
Lycasten, Odontoglossen, je sich richtend nach den verschiedenen Graden der 
Temperatur in den Häusern. Für einzelne Klassen allerdings gelten Ausnahmen. 
So lieben die mexikanischen Laelia-Arten, wie L. anceps, L, autumnalis, L. albida 
und ihre Verwandten, sehr viel Sonne, da ihr heimischer Standort meist ein sehr 
exponierter auf Felsen ist. Doch vergesse man darüber nicht das Giessen. 
Mexiko, besonders die Hochebene, hat starke natürliche Niederschläge Man 
hängt diese Pflanzen am besten während des Sommers unter den Rosen im 
Marschall Niel-Hause auf, dessen geringer Halbschatten ihnen vorzüglich bekommt. 
Auch im Freien kultivierte gedeihen bei Herrn BRANDT-Charlottenburg vorzüglich 
an einem Orte, wo sie nur von II— 3 Uhr Schatten haben. 

Bei Odontoglossum Alexandrae hält es in Deutschland sehr schwer, die nötige 
niedrige Sommertemperatur zu erzielen, da uns meist nur Glashäuser mit südlichen 
oder west-östlichen Glasflächen zur Verfügung stehen. Um die steigende \Värme 
auszuschliessen, ist man deshalb häufig genötigt, früher zu beschatten, als man es 


464 Cl. Sonntag: Der Königliche botanische Garten in Kew bei London. 


sonst thun würde. Und noch in viel höherem Masse ist das der Fall bei Mas- 
devallien, welche jetzt täglich mehr in Aufnahme kommen. Hier heisst es alles 
anwenden, um im Sommer die Temperatur auf dem denkbar niedrigsten Stande 
zu halten, und das ist nur durch reichliches Lüften, Spritzen von Töpfen und 
Wänden und frühes Schattieren möglich, es sei denn, dass ein Haus mit nördlicher 
Lage zur Verfügung steht. 


Der Königliche botanische Garten in Kew bei London. 
Von Cl. Sonntag. 
(Schluss.) 


Hierzu Abbildung 99— 100. 


Die Hauptaufgabe des Herbarıium und der Bibliothek ist das Identifizieren 
neuer wie älterer, unbenannter Pflanzen. Nach hier wird alles getrocknete Pflanzen- 
material aus den Kolonieen gesandt, um bestimmt zu werden, und dann den be- 
reits vorhandenen Sammlungen einverleibt. Dabei werden neue Pflanzen, welche 
zum ersten Male beschrieben sind, in den hauptsächlichsten Journalen der Botanik 
und des Gartenbaues veröffentlicht. 

Das Herbarium befindet sich auf dem ı321 dem Garten einverleibten Grund- 
stüicke und wurde 1855 von Sir W. HoOKER nach seinem Plane eingerichtet. Bereits 
1815, zu der Zeit, als GEoRG III. zeitweilig in Kew residierte, war in diesem Hause 
ein Zimmer für ein Herbarium nebst botanischer Bibliothek reserviert worden, eine 
Idee, deren rechte Ausführung jedoch erst zur Zeit HookERrs zu stande kam. Die 
Grundlage dazu bildeten die Privatherbarien HookErs und BENTHAMS; später 
wurden die Sammlungen Gavs und JoHn Stuart Mırts, die Orchideen LinDLEys, 
die Herbarien einheimischer Pflanzen von SERENO WATsoN und BoVIER, die Moose 
BRUCHS, SCHIMPERS und HunTts, die Lichenen LEIGHTONs, die Algen des GRIFFITH 
und endlich die Pilze BERKELEys und Cookes den anderen zugefügt. 

Solches Material bot denn auch Stoff in Fülle zu litterarischen Arbeiten, und 
verdanken wir dem gemeinschaftlichen Arbeiten HookErs und BENTHAMs das aus- 
gezeichnete Werk in Bezug auf Klassifikation, die »Genera plantarum«, in welchem 
die zehntausend Genera der Phanerogamen möglichst vollständig beschrieben und 
nach ihrer Beschaffenheit und Verwandtschaft in »natürliche Ordnungen« eingeteilt 
sind. 

Die jüngsten Expeditionen und Missionen in Afghanistan, Ost-Indien, Mada- 
gaskar, Afrika etc. brachten auch für das Herbarium zu Kew des Neuen viel und 
vermehrten die Bestände desselben um beträchtliches. Es sind diesem Zuwachse 
denn auch die jüngst erschienenen Floren, wie die »Flora von Madagaskar« und 
andere zu verdanken. Es war ein genialer Gedanke Hookers, von .einzelnen Erd- 
teilen eine komplette Flora zusammenzustellen und rühren hiervon die Floren der 
verschiedenen Teile Süd-Amerikas, Asiens*) etc. her. Gegenwärtig ist man im 
Begriffe, die Flora Afrikas in mehreren Werken zusammenzufassen und sind davon 
bereits einige Bände im Drucke erschienen. 

Neben allen diesen wurden und werden noch jetzt zwei periodische Zeit- 
schriften ven hier aus in die Welt gesandt, nämlich das: »Botanical Magazinex, 


”) HOOKER, W. J., Flora boreali-americana, London 1833 —40. Niger Flora, London 1849. 
HOoOKkER, J. D., Flora antarctica, London 1844. Flora Tasmaniae, London 1860. Nlustra- 
tions of Himalayan plants, London 1855. Flora Indica 1855. Handbook of the New Zealand 
Flora, London 1867. Flora of India, London 1873. Flora Novae Zelandiae, London etc, etc. 


Cl. Sonntag; Der Königliche botanische 


Garten in Kew bei London. 465 


welches allmonatlich erscheint und auf sechs Tafeln die für den Gartenbau wert- 
vollsten Pflanzen neueren, wie älteren Datums in kolorierten Abbildungen wiedergiebt 
und neben der lateinisch-botanischen Beschreibung in englischer Sprache in kurzen 
Worten den Fundort, den Sammler, wie oftmals das Datum der Einführung und 
die am meisten zusagende Behandlung, wenn in Kultur, angiebt. Es wurde bereits 
zu Ende der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts gegründet und sind nun in 
ı17 Bänden etwa 7600 Pflanzen abgebildet und beschrieben worden. Das andere 
in Kew herausgegebene Journal, die: »Icones plantarum« giebt die mehr 
botanisch interessanten Pflanzen in lithographischem Drucke wieder. 

Der immerwährende Zuwachs bedingte bald eine Vergrösserung des bisherigen 
Gebäudes, weshalb 1876 die grosse Halle erbaut wurde, welche zu ebener Erde 


Abb. 99. Museum, 


die »Polypetalae« enthält, auf der ersten Galerie findet man die »Gamo- 
petalen Dicotyledonen« und auf der zweiten und obersten sind die »Incom- 
pletae« sowie die Monokotyledonen untergebracht und nach BENTHAM-HOORERS 
»Genera plantarum« geordnet. Die Sammlungen sind in Schränken unter- 
gebracht, welche je zwei mit dem Rücken an einander stehen, während zwischen 
den beiden Vorderseiten genügend Raum ist, um einen Tisch unter dem dazwischen 
liegenden Fenster aufzustellen, damit man die getrockneten Exemplare gleich an 
Ort und Stelle durchzusehen vermag. 

Die Bibliothek, welche in vier grossen Räumen aufgestellt ist, dürfte wohl 
die beste aller derer sein, welche nur Botanik umfassen. Was immer man an ent- 
sprechenden Werken zusammenbringen konnte, vom frühesten Beginne des Garten- 
baus und der Botanik bis auf den heutigen Tag, findet man hier in nächster 
Nähe der getrockneten Exemplare. Von der Grossartigkeit dieser Büchersammlung 

Gartenflora 1892. 34 


466 Cl. Sonntag: Der Königliche botanische Garten in Kew bei London. 


kann sich nur der einen Begriff machen, welcher dieselbe in Augenschein zu 
nehmen Gelegenheit hatte, und eine Beschreibung derselben an dieser Stelle würde 
nur als ein schwacher Versuch gelten können, daher wir besser davon absehen®). 

Und nun zu den Museen. Auch deren Ursprung rührt von Sir W. HooKER 
her. Derselbe hatte bereits, als er noch Professor der botanischen Fakultät an der 
Universität zu Glasgow war, eine Sammlung von vegetabilen Produkten angelegt, 
und, nachdem 1847 der bisherige Küchengarten — das jetzige Staudenquartier — 
dem botanischen Garten einverleibt worden war und das bis dahin für die Auf 
bewahrung von Früchten benutzte Gebäude leer wurde, dieselbe hier untergebracht. 
HookeEr hatte anfänglich nur um einen Raum nachgesucht, in welchem solche 
pflanzlichen Produkte zur Schau gestellt werden könnten, die weder in den Ge- 
wächshäusern und dem Garten, noch ım Herbarıum zu sehen seien und dem Be- 
schauer eine Idee gäben von der Herkunft so mancher im gewöhnlichen Leben 
vorkommender Gebrauchsgegenstände. Es wurde dies Gesuch von der Behörde 
bereitwilligst genehmigt und damit der Grundstein zu den nunmehr drei grosse Ge- 
bäude füllenden Sammlungen gelegt, denn als bald darauf laut geworden war, dass 
man ein Museum pflanzlicher Produkte eingerichtet habe, wurden interessante 
Gegenstände aus allen Teilen der Welt gesandt, um hier Unterkunft zu finden. So 
dauerte es denn auch gar nicht lange, da war statt des einen Raumes, um welchen 
HOORER ursprünglich nachgesucht hatte, das ganze obenerwähnte Gebäude gefüllt. 
Als daher 1851 und 1855 wiederum dem Garten ganze Sammlungen dieser Art 
angeboten wurden, war der Neubau eines zum Museum einzurichtenden Gebäudes 
vonnöten. Es wurde daher ein solches gegenüber dem grossen Palmenhause an 
der anderen Seite des vor letzterem Hause sich befindlichen Teiches errichtet und 
nahm mit seinen drei Stockwerken die immerzu wachsende Sammlung auf. Es 
wurde im Jahre 1857 der Öffentlichkeit übergeben. 

Die Zuführungen zu diesem Museum 1851 und 13855, sowie die weiteren grossen 
Beiträge 1862 und 1865 rührten von den in London und Parıs abgehaltenen Aus- 
stellungen her und wurden dieselben teilweise gelehnt, teils geschenkt oder ange- 
kauft. Als 1878 die indische Regierung dem Kew-Garten eine grosse Sammlung 
indischer Produkte schenkte und 1880 die sämtlichen Artikel des indischen 
Museums, insoweit sie Botanık betrafen, dem Kew-Museum einverleibt wurden, 
machte sich eine Vergrösserung der Baulichkeiten notwendig, und wurde daher 
ı83ı an dem obenerwähnten Gebäude ein grosser Flügel auf der Westseite an- 
gebaut. 

ı Am Aufgange zum ersten Stockwerke findet man ein prachtvolles Glasgemälde 
anstatt des Fensters, die Baumwolle und deren Verarbeitung darstellend. Dasselbe 
befand sich früher in der Guildhall®*) zu London und wurde 18738 dem Garten vom 
Senator W. ]. R. Corrton zum Geschenke gemacht. Die Ausstellungsgegenstände 
selbst sind in Glasschränken untergebracht und nach BENTHAM-HookERs »Genera 
plantarum« geordnet. Dabei füllen die Dicotyledonen Museum I gegenüber dem 
Palmenhause, während die Monokotyledonen und Kryptogamen im Ursprungs- 
gebäude, dem jetzigen Museum II, untergebracht sind. Museum III, das Gehölz- 
museum, ist, wie schon früher erwähnt, in der vormaligen Orangerie aufgestellt. 
Als 1841 der Garten ein öffentlicher wurde und, wie erwähnt, aus dem Besitze der 
Krone in die Hände der Kommission Öffentlicher Forsten und Gärten überging, 


=) Nach »The Gardeners’ Chronicle« bringt die Dezember-Nummer des »Bookworm« I8gI einen 
Artikel über die Bibliothek zu Kew. 
**) Guildhall = Rathaus. 


Cl. Sonntag: Der Königliche botanische Garten in Kew bei London, 467 


wurden die Orangenbäume nach dem Kensington-Palais übergeführt und das Ge- 
bäude für Pflanzen temperierter Zonen benützt. Neben einer grossartigen Sammlung 
von Proteaceen waren es meistenteils Pflanzen der australischen Flora ; diese wurden, 
nachdem 1862 das neue temperierte Haus fertiggestellt worden war, in diesem unter- 
gebracht, und die Gehölze, weiche 1863 von der vorjährigen internationalen Ausstellung 
Londons nach den Museen in Kew übergesiedelt wurden, fanden darin Platz. Es 
wurde die Sammlung grösser und grösser, und als man 18738 die Scherkung der 
indischen Regierung untergebracht hatte, war auch dies Gebäude mit Material 
überfüllt. Daher wurden 1833 zwei leichtgebaute, durch Wendeltreppen zu er- 
steigende, eiserne Galerieen an den Längsseiten des Hauses angebracht und auf 
diesen ein Teil der neupolierten Stammabschnitte aufgestellt und in geographischer 
Anordnung arrangiert; demnach von einer eigentlich wissenschaftlichen Aufstellung 
abgesehen, dagegen die einzelnen Hölzer und Stämme, von denen manche beträcht- 
lichen Umfang besassen, in Gruppen zusammengestellt, und diese sind, den Pro- 
duktionsländern entsprechend, in geographischer Reihenfolge angeordnet. Ausser- 
dem sind auch die meisten der hier ausgestellten Holzarten bereits in den anderen 
Museen durch Abschnitte und kleine Blöcke repräsentiert, da ein Einrangieren der 
Stämme dort unmöglich war. Auch wurden in diesem Gebäude an zwei Ständern die 
Pläne des Gartens von alten Zeiten bis zum heutigen Tage, ebenso die Grundrisse 
und Voranschläge für die grossen Häuser und weiter eine grosse Anzahl von 
Scenerieen im Garten mit den Abbildungen der Häuser angebracht. 


Der leitende Gedanke, welcher zur Einrichtung der Museen führte, ist einfach 
der, dem Publikum in den ausgestellten Gegenständen zu zeigen, von welchem 
Werte die eine oder die andere Pflanze für den Menschen ist; andererseits auch, 
um durch die in verschiedenen Stadien ausgestellten Objekte dem Beschauer eine 
Idee von der Herstellung dieses oder jenes, im gewöhnlichen Leben so wertvollen 
Produktes, wie: Baumwolle, Guttapercha, Kautschuk, Lack, T'hee, Kaffee etc. zu 
geben. Vor allem aber dienen sie dem Eingeweihten, um seine Studien zu vollenden 
und durch rechte Kalkulation auf neue Erwerbsquellen aufmerksam zu machen 
durch den Anbau dieser oder’ jener Pflanze. 


Werfen wir nun, um vollständig zu sein, noch einen Blick in die seit 1882 im 
Arboretum errichtete Bildergalerie. Manchem der geehrten Leser wird es durch 
den Kopf fahren, was thut eine Bildergalerie in einem botanischen Garten? Doch 
nur ein wenig Geduld und es wird bald klar gelegt sein, dass auch eine Bilder- 
galerie in einem botanischen Garten als Lehrmittel vollkommen am Platze ist. 
Die hier in Frage stehende Bildersammlung umfasst ausschliesslich Abbildungen 
von Pflanzen und Landschaftsbildern der Tropen und Subtropen und sind dieselben 
naturgetreu in Wasserfarben ausgeführt. Es war Fräulein MARIAnNNE NORTH, welche 
alle die hier vorhandenen Aquarelle mit eigener Hand und in der respektiven 
Heimat einer jeden Pflanze anfertigte, denn das Reisen und Malen war ihr ans Herz 
gewachsen und daher umfasst diese von ihr dem Garten geschenkte Sammlung 
etwa 850 Bilder. Dieselben sind nach der geographischen Reihenfolge der 
Florengebiete angeordnet, mit schmalen Holzrähmchen nebeneinander an der Wand 
befestigt und mit Nummern versehen. Diese letzteren korr_spondieren mit denen, 
welche zu je sechs auf einem kleinen Täfelchen am Fusse der Bilderreihen ange- 
bracht sind und die Volksnamen der Pflanzen oder Orte angeben; auch entsprechen 
diese Nummern denen des offiziellen Kataloges, welcher von der Leitung des 
Gartens veröffentlicht wird und neben den populären auch die botanischen Namen 
der Pflanzen angiebt. Die Aquarelle sind in einem, aus privaten Mitteln von 


[977 
Pr 


468 Cl]. Sonntag: Der Königliche botanische Garten in Kew bei London. 


Fräulein NorTH erbauten und dem Garten geschenkten Hause, gegenüber dem 
temperierten Hause, untergebracht. Nicht nur, dass diese Sammlung auf den Be- 
schauer anmutig wirkt, sondern, da die abgebildeten Blumen und Pflanzen, soweit 
angängig, mit englischen Volksnamen bezeichnet sind, ist sie auch so recht ge- 
eignet, dieselben beim Laien einzuführen und dessen Liebhaberei wachzurufen, 
während der wissenschaftlich studierende Besucher die botanischen Namen, soweit 
eine Identifizierung der Pflanzen möglich war, im offiziellen Kataloge verzeichnet 
findet. 

Unter den Bildern, in einer Höhe von ca. 1,25 m, ist eine Sammlung polierten 
Werkholzes angebracht. Dasselbe ist in etwa fussbreiten und meterlangen Tafeln 
in die Wand eingelassen und zeigt die mitunter prachtvolle Markierung der 
Masern, wie beim Holze der Grevillea robusta, Swietenia mahogani L. und der- 
gleichen mehr. 


Abb. 100. North-Galerie. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Kniphofia pauciflora Baker. | Grunde sie als Topfpflanze für das Kalt- 
Diese Art wurde vor einigen Jahren | haus zu empfehlen ist. 

von Natal eingeführt. Sie wird ı'/, bis Gard. Chron., vol. XII, No. 290, S. 65. 
2 Fuss hoch und ihre in lockeren Trauben 
stehenden Blumen mit mehr oder weniger Lilium-Hybride ‚‚Francis Fell“. 
hervortretenden Staubgefässen zeichnen Lilium-Hybriden gehören noch immer 
sich durch eine glänzend gelbe Färbung | zu den Seltenheiten. Hier handelt es 
aus. Man rühmt dieser Art nach, dass | sich um eine Kreuzung zwischen L. par- 
sie zweimal im Jahre blüht, aus welchem | dalinum und L.Parryi, und es hat diese 


Neue und empfehle 


nswerte Pflan 


zen. 469 


Hybride in ihren Blättern und Blumen 


einige der Hauptmerkmale beider an- | 
WARE in Tottenham ist der | 
| Blattscheibe ist dunkelgrün, spiessförmig, 


genommen. 
Züchter. 


Gard. Ehron., vol. XII, No. 291, S. 102. | 


Cattleya Mendeli ,‚Mrs. Brooman White‘. 


Die gut geformte Blume hat weisse 
Kelch- und Blumenblätter 
blauer Schattierung. 
untere Teil der breiten, schön gekräusel- 
ten Lippe zeigt im Innern prächtig purpur- 
karmesinrote Färbung, nur zu jeder Seite 


des Schlundes befindet sich ein gelber | 


Bleeks Der obere lei der über der 
Säule zusammengefalteten Lappen ist 
weiss. Gard. Chron., vol.XII, No.291,S.92. 


Dendrobium chrysocephalum Kränzlin, n. sp. 

Es zeichnet sich diese von F. SANDER 
& Co. eingeführte Art durch tief gold- 
gelbe Blumen aus, trotzdem zeigt sie 
aber die grösste Verwandtschaft mit dem 


alten D. viride-roseum Rchb. f£.; be- 
sondere Merkmale sind ihr ın den 
Blütenorganen, namentlich der Lippe 


eigen. Die Pflanze blühte in den Gärten 
des Fürsten LIECHTENSTEIN, Eisgrub. 
Gard. Chron., vol. XII, No. 292, S. 122. 


Masdevallia Harryana Gravesiae Hort. 


Als reinweisse Varietät dieser hübschen 


Art noch eine grosse Seltenheit. Im 
Vaterlande soll die Art die reichsten 
Farbenvariationen aufweisen — Purpur, 
Karmesin, Scharlachrot, Orange, Gelb, 
Rahmweiss — und zwar sind die helleren 
Schattierungen die seltensten. Es ist eine 
Einführung der Herren SANDER & Co. 

Gard-Chren., vol. X11, No. 292, S. 122. 


Internationale« 
eine hervor- 


Die 
führte 


»Horticulture 
diese Aroidee, 


mit lavendel- 
Der vordere und 


ragende Neuheit von Borneo, ein. Die 
langen, braunen Blattstiele sind mit 
konischen Stacheln dicht besetzt. Die 


mit Janzettlichen Lappen. Die Blüten- 
scheide ist grünlich-weiss, zurück- 


ı gekrümmt, etwa zweimal so lang wie der 


cylindrische stumpfe Kolben, der gänz- 
lich mit Blüten bedeckt erscheint. 
Gard. Chron., vol. XII, No. 292, S. 123. 


Chimonanthus fragrans, 
Ein längst bekannter, immerhin aber 


| noch ziemlich spärlich verbreiteter 
Gartenstrauch, der sich durch sein 
ausserordentlich frühes Blühen, sowie 


durch den Wohlgeruch seiner Blumen 
vorteilhaft auszeichnet. 


| The Garden, vol. XLII, No. 1878, t. 866. 


Fritillaria aurea. 

Eine hübsche und wohl unterschiedene 
Art von niedrigem Wuchse, die früher als 
Varietät der F. lutea aufgeführt wurde. 
Die Blumen erinnern an jene von 
F. Meleagris, sind aber innen und 
aussen glänzend gelb mit zahlreichen 


ı dunkelbraunen Würfelungen, besonders 
ı am Grunde. 


Sie wurde durch den ver- 
storbenen Dr. Korschy vom Taurus ein- 
geführt. 

The Garden, vol. XLII, No. 1079, t. 867. 


Daphne Genkwa. 


Dieser reizende, 2—3 Fuss hohe Strauch 
von China und Japan wurde 1844 durch 
FOoRTUNE eingeführt, ist in unseren 
Gärten aber noch selten. Die violetten 
wohlriechenden Blumen erscheinen zeitig 
im Frühlinge, bekleiden in grosser Menge 


| die blattlosen Zweige und verleihen durch 
Cyrtosperma ferox L.Lind. et N. E. Brown, n.sp. | 


Form und Farbe der Pflanze das Aus- 


| sehen einer kleinen persischen Syringa. 
| The Garden, vol. XLII, No. 1080, t. 868. 


- Kleinere Mitteilungen. 


Kleinere Mitteilungen. 


Die Pocken der Kartoffel. 
(Spongospora solani Brunch.) 


Nach den Untersuchungen BRUNCHORSTS | 
Namen Pocken | 
ı eine eigenartige Kupferkalkmischung und 


sollte die unter dem 
oder Schorf bekannte Krankheit der Kar- 
toffel, welche in warzenähnlichen Wuche- 
rungen der Schale. besteht, von einem 
Schleimpilze (Myxomyceten) verursacht 
werden, den er Spongospora solani 
nannte und der mit der Kohlhernie 
(Plasmodiophora brassicae) verwandt sein 
sollte. Jetzt hat Prof. von LAGERHEIM 
in Quito, wo diese Krankheit unter 
dem Namen »Cara« bekannt ist, 
BRUNCHoRSTschen mikroskopischen Bilder 
ganz anders gedeutet. Was BRUNCHORST 
als durch die Krankheit verändertes Ge- 
webe der Kartoffel betrachtet, ist nach 
ihm das Pseudoparenchym eines Hyphen- 
pilzes, aus welchem sich die charakteristi- 
schen Sporenkugeln erheben. Auf Quer- 
schnitten durch die Warzen sieht man 
oft deutlich Hyphen aus dem Pseudo- 
parenchym herauswachsen, ihre Mem- 
branen sind mehr oder weniger purpur- 
braun gefärbt. Die Sporen, welche mit 
denen BRUNCHORSTS in Grösse überein- 


stimmen, sind auf ihrer Aussenmembran | 


nicht ganz glatt, sondern etwas körnig. 
Es gelang dem Autor ebensowenig wie 


BRUNCHORST, dieselben zum Keimen zu | 


bringen und wäre es wohl möglich, dass 
sie erst den Darm der so oft an dem 
Schorf zu findenden Würmer passieren 
müssen, um keimfähig zu werden. Auch 
in Quito, der Heimat der Kartoffel, 
herrscht übrigens unter der Bevölkerung 
die Meinung, dass diese Würmer die 
Ursache der Krankheit seien. 
Mycology, Vol. VII, p. 103.) 


Bas: 


Neues Mittel gegen die Blattfallkrankheit der 
Reben. 

Herr Dr. BarrH, Direktor der Ver- 
suchsstation in Rufach ım Elsass, hat 
ein neues Präparat zur Bereitung von 
Kupferkalk-Flüssigkeit erfunden, welches 


die 


(Journ. of 


die Firma Dr. H. AsCHENBRANDT in 
Emmendingen (Baden) nach seinen An- 
gaben herstellt; letztere Firma liefert 
auch ein Pulver zum Verstäuben, welches 


Schwefel enthält. 


Kupfervitriol-Specksteinmehl. 


Herr H. JUNGELMAnNn, Baumschul-Be- 
sitzer in Frankfurt a. d. Oder, hat von 
Herrn JEAN SOUHEUR in Antwerpen eine 
Niederlage von Kupfervitriol-Speckstein- 
mehl übernommen, Dasselbe istbesonders 
gegen die Blattfallkrankheit der Reben 
(Peronospora viticola) sowie gegen die 
Kartoffelkrankheit etc. empfohlen. Die 
staubförmigen Mittel müssen zweimal 
angewandt werden, flüssige nur einmal. 


Amerikas Obsternte 1891. 

Wie wir. dem Berichte‘ ‘des U. St- 
Pomologisten (H. E. van DEMAn) an 
dasDepartment of Agriculture entnehmen, 
ist die Obsternte des letzten Jahres in den 
Vereinigten Staaten von Nordamerika eine 
ausnahmsweise grosse gewesen. Äpfel 
gab es nicht nur im Überflusse, sondern 
es waren auch die geernteten meist frei 
von Insekten- und Pilzbeschädigungen, 
was der vermehrten Anwendung von 
Mitteln gegen diese Krankheiten zu- 
geschrieben wird. Pfirsiche waren, wo sie 
gebaut wurden, im allgemeinen sehr 
reichlich, nur in Connecticut und ın 
einigen Teilen von Nord-Carolina, Ge- 
orgia und Ohio zerstörte ein Spätfrost 
fast die ganze Ernte. Dasselbe war der 
Fall im südlichen Teile der Chesapeake 
Halbinseln, einer besonders stark Pfirsich 
bauenden Region, wogegen im nördlichen 
Teile dieser Halbinsel die »Yellows« 
(Gelbsucht der Pfirsiche) noch in später 


| Jahreszeit die Hälfte der Ernte unbrauch- 


bar machte. In anderen Staaten, wie in 
Michigan, ist diese Krankheit infolge 
des gesetzlich vorgeschriebenen Ver- 
brennens der kranken Bäume fast ver- 


Kleinere Mitteilungen. 


schwunden und die Ernten ausgezeichnet. 
Die Birnen-Ernte war besonders 
einigen Central - Staaten gut, am besten 
jedoch in Massachusetts, New - York, 
Pennsylvania, Missouri und Californien. 
Auch die Pflaumen trugen sehr gut, 
sowohl die einheimischen als auch die 
fremden Sorten. Von Californien und 
Florida wurde eine sehr grosse Japa- 
nische Sorte »Kelsey« zu Schiff 
sandt; ihres festen Fleisches wegen ver- 
trägt diese Sorte den Transport ohne 
grossen Schaden. New-York hatte an 
Pflaumen die reichste Ernte seit vielen 
Jahren. Trauben waren von Maine bis 
Florida und vom Stillen bis zum Atlan- 
tischen Ocean mit wenigen Ausnahmen 
gut geraten. Die Thäler von Utah, 
Arizona und New -Mejico, sowie die 


in 


VET- 


südlichen Teile von Texas und Florida | 


beginnen dieselben Sorten (Muskat, 
Tokayer etc.) zu liefern, wie Californien 
und werden diesem Staate bald Kon- 
kurrenz machen. Aber auch andere 
Staaten, z. B. New-York, liefern Trauben. 
Am frühesten erscheint Florida auf dem 
Traubenmarkte, Texas, Georgia 
Carolina folgen alsdann. Gute Trauben 
wurden in den grossen Städten oft für 


weniger als 2 Cents das Pfund verkauft. | 


Die Orangen- (Apfelsinen) Ernte war 
in Californien und Florida, infolge einiger 
scharfen Fröste, nicht so gross als man 
erwartet hatte, aber immerhin so be- 
trächtlich, dass begonnen wurde, sie nach 
England zu verschiffen, was auch in 
Mejico geschah. Die kleinen Früchte 
wie Erdbeeren, Brombeeren, Himbeeren, 
Stachelbeeren und Johannisbeeren waren 
reichlich und die Preise niedrig. Die 
Kronsbeere ( Vaccinium Öxycoccos ) 
welche bekanntlich in Amerika viel mehr 
genossen wird als bei uns, ist ver- 
schieden ausgefallen; die Ernte ist 1891 
auf 702 250 Bushels gegen 800000 im 
Jahre 1890 zu schätzen. Die Nussbäume 
brachten eine reiche Ernte. Die wilden 
Nussbäume und Hickories, welche nur 
alle zwei Jahre voll tragen, hatten viele 
Früchte, da sie 1890 eben wenig gehabt. 


und | 


Von einheimischen Nussbäumen wird 
die »Peean-Nuss« mit wachsendem Eifer 
kultiviert, in Californien dagegen die 
sogenannte persische (Persian) Walnuss. 
Zu erwähnen ist noch, dass in den 
Golf-Staaten die Kaki-Frucht (Diospyros 
Kakı) in vielen Sorten kultiviert wird, 
ebenso ın Florida und Californien die 
»Guava« (Psidium Guava) in mehreren 
Varietäten. BIS 


Aus dem Hortus Plantarum Diaphoricarum, 
Middelburg (Holland). 


Rheum officinale Baillon. 
Obige Species blühte ıı. Juni 
zum ersten Male in meinem Garten. 
Die jungen Blätter riechen eigentümlich 
pfefferartig, was ich noch bei keiner 
Rheumart bemerkt habe. 


am 


Hydrastis canadensis_L. 
Diese seltene Ranunculacee (Helle- 
boree) erhielt ich aus Amerika in etwa 
einem Dutzend Exemplaren und haben 
drei davon vor etwa ı4 Tagen geblüht; 

eine Pflanze hat Frucht angesetzt. 


Exogonium (Ipomoea) Purga Bth. 
(Echte Jalappe). 

Von dieser Convolvulaceae erhielt ich 
aus Indien einige Knollen, welche bereits 
voriges Jahr am 2o. September in meinem 
Garten im Freien geblüht haben, diesen 
Sommerreichlicher und bereitsam 22. Aug. 
blühten. Die Kultur ist leicht und kann hier 
bei Bedeckung im Winter im Freien statt- 
finden. Für Deutschland dürfte das Her- 
ausnehmen der Knolle im Oktober zu em- 
pfehlen sein. Weitere Knollen sind mir 
aus Mexico zugesagt. NM. BuysMmann. 


Neue Pflanzenstütze. 

Über eine höchst zweckmässige Neue- 
rung an Pflanzenstützen für Topfgewächse 
schreibt uns das Patent- und techn. Büreau 
RıcHh. BAYER, Berlin SO. Brückenstr. 13: 

Das Stützen der Pflanzen geschieht 
bekanntlich in der Weise, dass ein Holz- 


ı stab der Pflanzenwurzel entlang in die 


Topferde eingesteckt wird; dadurch ist 
aber die Wurzel Beschädigungen aus- 
gesetzt, welche sehr oft das Eingehen 


472 


Kleinere Mitteilungen, 


der Pflanze zur Folge haben. Umfang- 
reiche Knollengewächse lassen sich in 
solcher Weise überhaupt nicht stützen. — 
Diesem Übelstande abzuhelfen, erdachte 
G. KRÜGER, Stettin, Bogislavstrasse, eine 
höchst sinnreiche Vorrichtung; er be- 
nutzte als Stab ein Metallrohr, befestigte 
dieses in einem Querriegel, dessen freie, 
winkligabgebogene Enden in einem Schlitz 
des Riegels verschoben werden können, 
setzte dieses Gestell über den Blumen- 
topf und schob die Riegelenden zusam- 
men; dadurch legen sich die letzteren 
fest an die äusseren Wandungen des 
Blumentopfes und werden in dieser Stel- 
lung durch Blattfedern festgehalten. 
Diese Stütze zeichnet sich durch Ele- 
ganz und Dauerhaftigkeit aus, hat aber 
auch noch einen weiterreichenden Zweck. 
Setzt man auf das obere Ende des Me- 
tallrohres einen Trichter, so kann man 


der Pflanze in bequemer Weise Wasser | 


zuführen, welches durch ein unterhalb 
des Riegels mit diesem fest verbundenes 
Sieb über die Topferde verteilt wird. 
Diese sinnreiche Erfindung, welche in 
Deutschland und im Auslande bereits zum 
Patent angemeldet ist, wird zweifellos vie- 
len Pflanzenliebhabern willkommen sein. 


Nochmals Physalis peruviana. 
(Vergl. S. 384.) 

Physalis peruviana, die der P. Alkekengi 
sehr nahe steht, heisst in Bengalen 
(Belg. hort. 1884, Seite 62) peruanische 
Kirsche oder Kap-Johannisbeere. 

Dass aus Peru Jerusalem geworden, 
nimmt uns nicht so Wunder. Die Pflanze 
eignet sich nicht einmal für das Klima 
von Paris, um ım Freien kultiviert zu wer- 
den. Auch sind die Früchte roch kaum 
wohlschmeckend, der aufgeblasene Kelch 
ist überdies bleich, nicht so schön ziegel- 
rot wie bei Ph. Alkekengi, die im Winter 
viel aus Italien importiert wird. L. W. 

Es liegt Herrn V. in P. wohl daran, 
ein gutes Geschäft zu machen. — Eine 
Frucht giebt mindestens eine Portion 
(bringt also 1,20 Mk.), eine überwinterte 
jetzt ausgepflanzte Pflanze würde aber 


im stande sein, einen Menschen reich 
zu machen, da ihre Fruchtbarkeit eine 
enorme ist. GR 


Die Rosenkulturen von Max Buntzel. 


Nach Besichtigung der SPINDLERSchen 
Anlagen am 4. August, welche schon. 
in No. 16, Seite 444, beschrieben sind, 
fuhren die Mitglieder der technischen 
Ausschüsse noch nach Niederschönweide 
zu Herrn Max BUNTZEL, um sich seine 
Rosenkulturenanzusehen. Eswarein über- 
raschend grossartiger Anblick, sowohl 
die hochstämmigen als auch die niedri- 
gen Rosen in vollster Blüte zu sehen 
und in einer Vollkommenheit der 
Blumen, wie man dies nur im Juni er- 
warten kann. Besonders in die Augen 
fielen: Niphetos, The Bride, Mad. Che- 
dame Guinoisseau, Ideal, neu chamoiıs, 
Kaiserin Auguste Victoria, Mad. Olga, 
Kaiserin Friedrich, die weisse La france, 
Joseph Metral, White Lady, sehr gross, 
rosa, Reine Natalie de Serbie, Grace 
Darling, Ulrich Brunner, und ausser 
vielen anderen bekannten Sorten natür- 
lich in grosser Schönheit: La france und 
Marschall Niel. Alle Besucher waren 
erstaunt, zu dieser Jahreszeit tausende 
der schönsten Blumen an den Stöcken 
zu sehen, und man freute sich daher 
sehr, der Einladung des Herrn BuNTzEL 
gefolgt zu sein. DRESSLER. 

Anastatica hierochuntica L. 
Die Jericho-Rose ist bekanntlich eine 


zu der Familie der Cruciferen gehörige 


sehr verzweigte Pflanze, welche sıch ım 
abgestorbenen, trockenen Zustande zu 
einem dichten Ballen zusammenzieht 
und die Eigenschaft besitzt, sich wieder 
in normaler Form auszubreiten, sobald 
sie ca. 15 Minuten in lauwarmes Wasser 
gelegt wird. — 

Von Herren SCHLIEBEN & FRANK in 
Ratibor liess ich mir in diesem Frühjahre 
gelegentlich einer Samenbestellung ein 
von einem frischen Importe von den Ufern 
des Toten Meeres herrührendes Exemplar 
kommen. Nachdem ich dasselbe in der 


Kleinere Mitteilungen. 


473 


üblichen Weise zur Entfaltung gebracht | Neapel getrocknete Jericho-Rosen und 


hatte, wobei aber das Wasser jedenfalls 
in zu heissem Zustande verwandt war, 
entdeckte ich, dass sich die vorhandenen 
harten Samenkapseln zum Teil öffneten 
und die Samen in Massen zu Tage 
traten. Angestellte Keimungsversuche 
zeigten, dass fast jedes Korn aufging, 
und schon nach 4 Wochen blühten die 
Sämlinge, was die Pflanzen noch bis 
heute ohne auszusetzen thun. 

Die erste Zeit beliess ich dieselben in 
einem Warmhause, musste jedoch durch 
zu reiches Einfinden von Thrips sehr 
bald zur Überzeugung gelangen, dass 
hier nicht ihr Platz ist oder ihnen doch 
eine gemässigtere Temperatur vorteil- 
hafter sein möchte. 

Sobald nun mit dem Auspflanzen der 
Sommerblumen begonnen wurde, kamen 
auch meine Jericho-Rosen ins freie Land, 
und zwar in gewöhnliches Gartenland in 
sonnigster Lage; heute, am ı5. Juli, bin 
ich in den Stand gesetzt, berichten zu 
können, dass sie an Grösse mein trocknes 
Original-Exemplar bei weitem überholten. 

Die Struktur der Samenkapseln und 
Härte der einzelnen Samen in reifem 
Zustande schliessen ausserdem die Mög- 
lichkeit nicht aus, dass dieselben an Ort 
und Stelle überwintern und die berühmten 
Jericho-Rosen einst bei uns gleich ihren 
Verwandten Capsella, Raphanistrum etc. 
als Unkraut florieren dürften. — 

Inzwischen hielt ich verschiedenerseits 
Nachfrage, ob bisher mit 
Kulturversuche gemacht wurden, welche 
sämtlich mit »Nein« beantwortet wurden, 
was mich ermutigt, obiges in der Garten- 


flora angesichts des beigefügten Exem- 


plars bekannt geben zu wollen. 
G. Kırreı, 
Eckersdorf bei Neurode. 

Verbindlichsten Dank! Das Exemplar 
kam sehr gut an, war reich belaubt und 
mit zahlreichen, äusserst kleinen weissen 
Blumen besetzt. Grün ist es eigentlich 
eine unschöne Pflanze. — Fast gleich- 
zeitig erhielten wir von Herrn DAMMANN 
& Co. in San Giovanni a Teduccio bei 


Anastatica | 


vorläufig nicht 
ı zweifarbigen Gartennelken 


' und 


nicht genügen. 


ı geschlossen 


| schiedenen Malen beobachtet. 


| frische, grüne Pflanzen, ausserdem die 
ı echte 
| pygmaeum Neck. (Asteriscus pygmaeus 
ı Moench), eine Composite. 
| hat Herr C. SPRENGER, 


Jericho-Rose, Odontospermum 
Über beide 
Mitinhaber 
dachter Firma, einen Aufsatz eingeschickt, 
den wir nächstens mit Abbildungen ver- 
öffentlichen werden. 1.20 W% 


Se- 
ge 


Farbenverteilung in Blumen. 

Die Farbenverteilung in gewissen Zellen 
macht eins der vielen Mysterien im 
Pflanzenleben aus. Warum tritt solche 
in gewissen Fällen auf, fehlt in anderen, 
zwar unter ganz ähnlichen Be- 
dingungen? Ab und zu mag sie wohl 
durch die Absonderung früher unter sich 
vermischter Stoffe bedingt werden, doch 
dürfte diese Erklärung für folgenden Fall 
Von Herrn BURBIDGE 
wurde die Blütenähre eines Gladiolus 
Colvillei var. »The Brides eingeschickt, 
die in der Mitte eine rote Blume auf- 
wies, während die anderen alle weiss 
waren. Es scheint diese Ausartung an- 
zudeuten, dass die Merkmale des eigent- 
lichen G. Colvillei (besonders die Fär- 
bung, welche sich so oft bei Gladiolen 
und anderen Blumen als wechselndes 
Merkmal erweist) in seinem Nachkömm- 
ling »The Bride« wirklich verborgen ein- 
liegen, warum sie aber so 
selten zu Tage treten, ist weniger klar. 

Bei Azalea mollis hat man eine andere, 
naheverwandte Eigentümlichkeit zu ver- 
In einem 
und demselben Blütenstande zeigen sich 
einige Blumen mit kürzeren Stielen, von 


| geringerer Grösse und weisser Farbe, 


auch sind die Staubgefässe und Griffel 
derselben sehr kurz und liegen beide in 
der Röhre eingeschlossen. 

Ob nun diese weissen Blumen eine 
Umkehr zu einem früheren Zustande an- 
deuten oder ob sie einfach als eine 
Degeneration anzusehen sind, lässt s 
bestimmen. Bei 
(Hake 


474 


Kleinere Mitteilungen. 


bizarre Carnations) kann desgleichen eine 
solche Neigung zum Ausarten nachge- 
wiesen werden. Das Abweichen von 
der normalen Färbung dieser Blumen 
wird, so behaupten die Züchter, durch 
die niedrige Temperatur hervorgerufen, 
welche während gewisser Perioden der 
Blumenbildung vorwaltet, ferner durch 
kurz vorhergehende schwere Regen- 
schauer, und die T'hatsache, dass solche 
Ausartungen selten bei Pflanzen ange- 


troffen werden, welche von Anfang an 


unter Glas gezogen wurden, scheint diese 
Annahme der Züchter zu bekräftigen. 
Gardeners’ Chronicle, vol. XII, No. 2gı. 


Die Sage von der Salbei. 
(Revue de l’Horticulture Belge etc. 1892. 102.) 


Überall ist die Gegenwart der 


Salbei (Salvia officinalis) den Menschen | 
| welche sie suchen. 
und Ländern findet man .die Pflanze. | 


lieb und teuer. In allen Himmelsstrichen 
Sie ıst die Pflanze des Hauses, die 
Freundin am Herde, der Schutzengel 
der Kranken, das gute »Salbeicheng, 
welches in dem auserwählten Winkel des 


Gartens verehrt lebt, im Schutze vor 
Stürmen inmitten von Thymian und 
Lavendel. 

Einst gab man derselben reizende 


Namen, durch dıe Dankbarkeit und das 
Mitgefühl hervorgerufen. 
Allerbeste«, »Die Wohlthäterine, 
Heilsame«, »Die grosse Heilende«, »Das 
Blatt der Hilfe«, »Das Kraut der Jung- 
frau«, »Die Blume der Maria«. 
RABELAIS pries ihre heilenden Kräfte 
und MONTAIGNE züchtete die Salbei mit 
derselben Hand, welche die »Essais« 
schrieb, in seinen Gärten im Perigord. 
RoussEAU widmete der lieblichen Pflanze 
eine köstliche Seite; für die Schule von 
Salerno war die verehrte Salbei die 


Pflanze des Guten und selbst die Blume | 


des Lebens. 

Obgleich die jetzigen Ärzte, durch die 
neueren Forschungen beeinflusst, das 
kleine Salbeichen verächtlich behandeln, 
betrachtet dennoch unser Landvolk es 
immer noch als die Blume der Rıhe, 


Sie hiess »Die | 
»Die | 


als dıe Pflanze der Gesundheit, und alle 
die guten Eigenschaften, welche man ihr 
zuschreibt, haben ıhren Grund in wunder- 
baren Ursachen. Es besteht in dieser 
Beziehung eine liebliche Sage, kindlich 
und hübsch, welche durch die Jahr- 
hunderte hindurch wıe ım biblischen 
Dufte von den Feldern Judäas her empor- 
steigt. Sie ist nicht unbekannt, denn 
FULBERT-DUMONTEIL hat dieselbe, wie ıch 
glaube, bereits erzählt. Der geneigte 
Leser wırd mir nicht zürnen, wenn ich 
sie meinerseits hierdurch mitteile: 

»— Herodis Söldlinge suchten Jesum, 
Maria, untröstlich, Sieht durch die Ge- 
birge, den Sohn an ihr Herz pressend. 
Joseph, in der Ebene zurückgeblieben, 
flehtt von Haus zu Haus um Obdach, 
welches man ihm versagt. Plötzlich hört 
Marıa hinter sich die wilden Söldner, 
Wohin fliehen? Wie 
das Kind verbergen? In ihrer höchsten 
Not ruft sie alles, was sie umgiebt, um 
Hilie an. 

Eine schöne, soeben aufgeblühte Rose 
gewahrend, sagt sie derselben: »Rose, 
schöne Rose, entfalte dich noch mehr. 
Öffne deine mit Wohlgerüchen angefüllte 
Blüte und verbirg mein armes Kind, 
welches man morden will.« 

Die Rose entgegnet: »Geh deines 
Wegs, denn die Soldaten könnten beim 
Suchen nach deinem Kinde meinen 
Glanz beflecken, meinen Kelch verletzen, 
wer weiss? vielleicht mich entblättern? 
Sieh dort unten jene Nelke, flehe sie um 
Schutz an, vielleicht kann sıe dir den- 
selben gewähren.« 

Die Jungfrau stürzt dahin, das geliebte 


' Kind in den Armen. — »Nelke, schöne 


Nelke, entfalte dich, ich bitte dich 
darum, breite so viel du kannst deine 
wohlriechenden Blumenblätter aus, um 
meinen Sohn zu verbergen, denn blut- 
gierige Soldaten haben die Absicht, ihn 
zu vernichten.« 

»Geh deines Wegs«, entgegnete die 
Nelke, »habe ich Zeit, dir zuzuhören, 
wenn ich blühen muss, wenn ich durch 
meinen Glanz alle Blumen des Thales 


verdunkeln muss? 
Levkoje, welche dein Kind vielleicht 
retten wird. 

Die Jungfrau eilt darauf zu, ausser 
Atem, voll Jammer. — »Liebliche Lev- 


koje, habe Mitleid mit mir; hier sieh | 


mein Kind, welches man töten will; ich 
flehe dich an, strecke deine Zweige aus, 
verlängere deine Blumen, vergrössere 
deinen Schatten, um meinen Sohn zu 
verbergen. 
der kommenden Soldaten?« 

»Geh deines Wegs,« antwortete da 
die Levkoje, »siehst du nicht, dass ich 
den Bienen die Mahlzeit bereite und dass 
ich dem Liebesgeflüster der Schmetter- 
linge zuhöre? 
Kinde! Aber dort unten auf dem Felsen 
sehe ich eine Salbei, das Sinnbild der 


Armut. Bitte dieselbe um einen Zu- 
fluchtsort. Vielleicht hat sie Mitleid mit 
dir.« nn 


Schnell eilt die Jungfrau dahin, immer 
das Kind an die Brust pressend. 
liebe kleine Salbei, entfalte dich, um 
meinen Sohn zu verbergen, denn Herodis 
Soldaten wollen ihn morden. Bitte, be- 
eile dich! Ich sehe ihre Helme leuchten 
und höre das Geklirr ihrer Schwerter. 
Salbeichen, habe Mitleid mit mir!« 

Und die Salbei entfaltete sich der- 


Litteratur, 


Aber dort steht eine | massen, 


ı Blätter aus, 


| kleines Salbeichen, 
Hörst du nicht das Getöse | 


Fort! fort! mit samt dem | 


»Salbei, | 


AS 
un 


N Ben 


| 


wuchs so in die Höhe und 
sehr ihre wohlriechenden 
dass Mutter und Kind in 
ihrem Schutze verborgen bleiben. 

Die Soldaten gehen vorüber, sie ver- 
schwinden, während die Salbeı an allen 
ihren Blättern zittert. Maria tritt aus 
ihrem mit Wohlgerüchen erfüllten Ver- 
steck hervor und spricht: »Gute Salbei, 
Blume der Armut 
und des Mitleids, ich segne dich, denn 
du hast mein Kind gerettet!« — 

Und dieser Segen versah die wohl- 
thätige Salbei mit den Kräften, welche 
sie seit fast zooo Jahren den Kranken 
spendet. 

Ist diese kleine Sage nicht hübsch? 
Strömt nicht jener schwermütige Wohl- 
geruch der alten Schränke davon aus, 
worin unsere Voreltern einst ihr kost- 
bares Tafellinnen bargen, indem sie den 


breitete so 


| Duft der Salbei und des Lavendels um 


Schutz gegen die Insekten baten. Wenn 
es wahr ist, dass die Pflanzen und die 
Blumen, wie die Völker und die Reiche, 
ihre Grösse haben, welche vom Verfall 
und der Vergessenheit gefolgt werden, 
so sollte doch das Menschengeschlecht 
um jeden Preis die gute, die sanfte, die 
wohlthätige wohlriechende Salbei retten. 
C. MATHIEU. 


Litteratur. 


DieAnwendung künstlicher Dünge- 
mittelim Obst- und Gemüsebau, in 
der Blumen- und Gartenkultur von 
Prof. Dr. P. WAGNER. Mit 14 in den 
Text gedruckten Autotypieen photo- 
graphischer Aufnahmen von Pflanzen- 
kulturen. 2. Aufl. PauL PArEv, Berlin 
1892. Preis ı Mk. 


Während die Landwirtschaft bereits 
seit langem den Wert einer rationellen | 
Düngung, welche das Bedürfnis jeder | 
an verschiedenen Nähr- | 


Kulturpflanze 
stoffen genau berücksichtigt, anerkannt 


hat und durch die Befolgung derartiger | 


Grundsätze zu den schönsten Resultaten 
und früher ungeahnten Erträgen des 
Bodens gelangt ist, war bisher im 
Gartenbau das Kapitel der Düngung 
noch auf der althergebrachten Stufe 
stehen geblieben. Stallmist, Mistbeet- 
erde, Latrine, Kompost, in seltenen 
Fällen auch Guano, Hornspäne, 
Knochenmehl, Superphosphat und KRali- 
salz werden in wirrem Durcheinander, 
ohne klares Ziel und ohne zweckdien- 
liche Reihenfolge angewandt. Der Land- 
wirt weiss von jeder seiner Kultur- 
pflanzen, wie viel Stickstoff, Phosphor- 


476 


Litteratur. 


säure und Kali sie verlangt und danach 
richtet er seine Düngung ein. Allerdings 
ist er bei der verhältnismässig geringeren 


Anzahl seiner Züchtlinge besser daran 


wie der Gärtner. Aber warum sollte 
sich nicht für die wichtigsten gärtnerischen 


Kulturpflanzen ähnlicheserreichen lassen, | 


wie in der Landwirtschaft? Nach Prof. 
P. WAGNER, Direktor der landwirtschaft- 
lichen Versuchsstation in Darmstadt, 
einer bekannten Autorität auf dem Ge- 
biete der Düngungslehre, ist es im Garten- 
bau von der grössten Wichtigkeit, dass 
man von den sog. künstlichen Dünge- 


werden, welche von der Firma H. & E. 
ALBERT allen Interessenten auf Verlangen 
gratis übersandt wird. PS 


Huco KÖHLErR, Die Pflanzenwelt und 
das Klima Europas seit der ge- 
schichtlichen Zeit. I. Teil. Berlin. 
PAuL PAREY. 1892. 

Dass der Verbreitungsbezirk sub- 
tropischer Pflanzen seit 3000 Jahren nicht 
nur ım südlichen, sondern auch im nörd- 


lichen Europa sich erweitert habe, wird 


' von KÖHLER auf zwei 


mitteln nur solche anwendet, welche von | 


den Pflanzen »ohne Rest« 
werden, denn gerade diese Reste 
(schwefelsaure, salzsaure Salzeetc.), welche 
im Boden zurückbleiben, können von sehr 
schädlicher Einwirkung auf Aroma und 


verbraucht | 


Ursachen ge- 
schoben: einmal der Akklimatisations- 
fähigkeit jener Pflanzen, dann aber auch 
und hauptsächlich der allgemeinen Er- 
wärmung unseres Kontinents. Zum Be- 


ı weise dieser Meinung werden im vor- 


Geschmack beim Obst, auf Färbung der 


Blumen oder auf den eigenartigen Ge- 
schmack der feineren Gemüse sein. Solche 
reinen konzentrierten Nährsalze liefert die 
bekannte Firma H. & E. ALBERT in 
Biebrich a. Rh. schon seit Jahren, so bei- 
spielsweise ein hochkonzentriertes Super- 
phosphat, welches nur2pCt. Schwefelsäure 
enthält. Auch alle anderen mineralischen 


liegenden ersten Teile des Werkes die 
wichtigsten Pflanzen besprochen, welche 
etwa bis zur römischen Kaiserzeit in 
Südeuropa zur Einführung gelangten. Ein 
zweiter Teil soll den später in Süd- 
europa besonders als Gartenpflanzen be- 
kannt gewordenen Gewächsen gewidmet 
sein, und ein dritter Teil die eigenen 


' Akklimatisationsbestrebungen des Ver- 


Düngemittel sind von dergenannten Firma | 
ın ähnlicher Reinheit und Konzentration ı 


hergestellt und können nur zur Anwen- 
dung empfohlen werden. Es wird als- 


dann vom Verfasser die Verwendung von | 


Thomasschlackenmehl, Doppelsuperphos- 
phat, phosphorsaurem und salpeter- 
saurem Kali, Chlorkalium, 
peter und schwefelsaurem 
im allgemeinen besprochen und 
Wirkung 
Darauf folgt ein 


specieller Teil, 


Chilisal- 
Ammoniak 
ihre 
durch Abbildungen erläutert. | 


worin der Reihe nach behandelt werden: | 


ı. Rebanlagen; 2. 
3. Feldkulturen von Erbsen, 


müsekulturen ın kleineren Gärten; 
5. Gartenrasen; 6. Gartenblumen; 7. Topf- 
gewächse. Behufs näherer Information 
muss auf die Broschüre selbst verwiesen 


Obstbaumanlagen; | 
Bohnen, 
Kohlarten, Gurken, Zwiebeln, Erdbeeren, | 
Spargel etc.; 4. Reben-, Obst- und Ge- | 


fassers darstellen. 

Im allgemeinen war Südeuropa, nament- 
lich Italien und Griechenland, vor etwa 
3000 Jahren mit fast ununterbrochenem 
Urwald bedeckt, bestehend aus den- 
jenigen Bäumen und Sträuchern, welche 
den wesentlichen Bestand unserer heutigen 
Wälder bilden. Um festzustellen, welche 
Pflanzen vor jener Zeit nicht existiert 
haben, sondern erst später eingeführt 
wurden, benutzte KÖHLER die Angaben 
von Homer, Theophrast, Hippokrates, 
Herodbot, Aristoteles, Dioskorides,Galenus, 
Strabo, Plinius, Diodorus u.a. Aber es 
sind nicht die Originalwerke der 
alten Schriftsteller, welche der Autor stu- 
diert hat, sondern er entnahm, was für 
seinen Zweck geeignet schien, den auf 
Geschichte der Kulturpflanzen und Haus- 
tiere bezüglichen Werken von HeEun, 
H. W. Lenz und Kar Koch. In aus- 
führlicher Darlegung wird von den Nach- 
richten über die Eiche, Kastanıe, Maul- 


Litteratur, 


RTL ER 


beere, Cypresse, Myrte, den Weinstock, 


Ol-, Lorbeer- und Granatapfelbaum, auch 


über Dattel- und Zwergpalme erörtert, 


dass die allmähliche Verbreitung der ge- 


nannten Pflanzen nur zu verstehen sei | 


unter der Annahme einer in Europa ein- 
getretenen Wärmezunahme. 

Um an den meteorologischen Beobach- 
tungen neuerer Zeit die behaupteten 
klimatischen Änderungen zu finden, be- 
trachtete Herr K. die in Berlin beobach- 
teten Wintertemperaturen, insbesondere 


die Monatsmittel von Dezember, Januar | 


und Februar unter 5° C., welche seit 
1729 zur Aufzeichnung gekommen sind. 
Es war der Dezember kälter als seither 
vor 62 Jahren, der Januar vor 40, der 


Februar vor 20 Jahren (von 1890 an ge- 
In betreff der übrigen Monate 


rechnet). 
hat Herr K. Mittelwerte aus der 
gleichen Zeit nicht erlangen können, ist 
aber »ım Voraus überzeugt«, dass die 


Sommer kübler geworden sind, und zwar | 


wegen der vermehrten Niederschläge. 
Die von mehreren Forschern ausge- 
sprochenen Ansichten über periodische 
Schwankungen der Temperatur und der 
Feuchtigkeit nennt Herr K. »für den 
Laien nicht leicht verständlich«, schliesst 


aber seinerseits aus den vorerwähnten | 


und einigen anderen Studien, dass nicht 
nur periodische Änderungen des Klimas 
zu geschichtlicher Zeit stattgefunden 
haben, sondern vielmehr 


mit dem Aufhören der Eiszeit in Ver- 
bindung stand, eingetreten sei, und dann 
eine Ausgleichung der Sommer- 
Wintertemperaturen, welche 
noch anhält. Der Golfstrom werde die 
von Norden kommenden 


ausdehnen, und in Deutschland werde 


das Seeklima mit feuchten, kühlen Som- | 
mern und neblig wärmeren Herbsten | 


und Wintern immer mehr zur Geltung 
kommen. 

Es dürfte der Wunsch nicht ganz un- 
berechtigt sein, dass Herr KÖHLER das 
reichlich vorhandene meteorologische 


erst eine all- | 
gemeine Erwärmung in Europa, welche | 


und | 
vielleicht | 


Eisberge | 
schwinden machen und sich nordwärts | 


Beobachtungsmaterial zur Beantwortung 
der Frage benutzen möchte, wie weit 
die von ihm vermuteten Änderungen des 
Klimas in historischer Zeit zahlenmässig 
erkennbar sind. RB. 


F. KarL FLEMMICH, Handwörterbuch der 
speciell botanischen Terminologie 
und des adjektivischen Teiles der 
botanisch-blumistischen Nomenklatur. 
Vademecum für Gärtner und Pflanzen- 
freunde. Brünn 1892. Selbstverlag. 
In Kommission bei F. IRRGANG. 

Es ist nicht zu leugnen, dass unter 
den Gärtnern von Beruf, die nicht Ge- 
legenheit hatten, sich genügende philo- 
logische Kenntnisse zu erwerben, das 
Bedürfnis vorhanden ist, sıch über die 
Bedeutung, besonders aber auch über 
die richtige Schreibweise der lateinischen 
Pflanzennamen Aufklärung zu verschaffen. 
Man stösst leider nur zu häufig auf sinn- 
und wortentstellende Unkorrektheiten der 
botanischen Bezeichnung von Pflanzen, 
selbst in gedruckten Katalogen. Um nun 
dem strebsamen jungen Gärtner 
Mittel an die Hand zu geben, sich die 
in dieser Beziehung wünschenswerten 
Kenntnisse anzueignen resp. in zweifel- 
haften Fällen sich Rat zu holen, hat der 
Verfasser obiges kleine Büchlein in 
Taschenbuchformat herausgegeben, wel- 
ches nach unserer Meinung seinen Zweck 
vollkommen erreichen dürfte. In kurzer 
präciser Weise und mit der notwendigen 
Beschränkung auf die adjektivischen Be- 
zeichnungen der Nomenklatur findet man 
für jedes lateinische Wort die deutsche 
Bedeutung. Auch einige termini technici 
der botanischen Anatomie (Parenchym, 
Prosenchym etc.) sind aufgenommen 
worden. B: 


ein 


< 


D. 


Xenia Orchidacea. Beiträge zur Kennt- 
nis der Orchideen von HEINRICH 
GuUsSTAv REICHENBACH fil., fortgesetzt 
durch F. Kränzuin. Ill. Band. 5. Heft. 
Taf. 241250. Text-Bogen ıı u. 12. 
Leipzig, F. A. BROCKHAUS. 1892. 
8 Mk. 


478 


Litteratur. 


Dies ist das 2. Heft der Xenia Orchi- 
dacea, welches Herr Königl. Oberlehrer 
Dr. F. KränzLın nach REICHENBACHS 
Tode herausgiebt. Es enthält: 

Taf. 241 Lycaste xytriophora Lind. 
et Rchb. f., zuerst in SAUNDERs Refugium 
botanicum II, t. 131, abgebildet, Kelch- 
blätter länglich, innen braunrot, Blumen- 
blätter rein weiss. Ähnelt im Bau der 
L. Deppei Lindl., als welche sie auch 
mitunter im Handel vorkommt. 

Taf. 242 Phalaenopsis Mannii Rchb. f. 
Nur von botanischem Interesse. 

Taf. 243 Cirrhopetalum Wendlandium 
Kränzlin. Eine höchst merkwürdige, 
dem kürzlich entdeckten C. Colletii 
Hemsley sehr nahe stehende Art mit 
9—Io cm langen, schmalen, gelben, von 


purpurnenLinien durchzogenen seitlichen | 


Kelchblättern und Wimpern den 
übrigen Blütenblättern. Burma. 

Taf. 244 Pescatorea Lehmannı Rchb. f. 
Columbien. Abgebildet im Orchideen- 
Album II, t. 57, aber undeutlich. Die 
Blüten sind mit die grössten dieser 
Gruppe, 7—8 cm breit, in Farbe sehr 
verschieden, violette und purpurrote 
Varietäten scheinen vorherrschend, rein 
weiss ist noch nicht beobachtet. 

Taf. 245. Cattleya Skinneri var. Bo- 
wringiana Kränzlin. Gewöhnlich als 
C. Bowringiana bezeichnet und abgebildet 


an 


Ausstellungen 


Bedingungen für die Verleihung von Staats- 
medaillen zu Gartenbau-Ausstellungen. 

Bei den vielfachen Anforderungen, die 
an den Staat behufs Verleihung von Staats- 
medaillen gestellt werden, sınd die Be- 
dingungen, unter denen sie verliehen wer- 
den, verschärft worden; beı den letzten 
Verleihungen sind, wie wir hören, fol- 
gende Bedingungen gestellt: 


ı. Für den Fall der Bewilligung von | 
Staatsmedaillen ist zur Vermeidung von 


Unzuträglichkeiten stets vor Eröffnung 
der Ausstellung bekannt zu geben, für 


in WILLIAMS Orchideen-Album VIJ, t. 323, 
SANDER, Reichenbachia. 2. Ser. I, t. 2. — 
KrÄNZLIN weist nach, dass sie ın keinem 
wesentlichen Merkmal von C. Skinneri 
verschieden ist. Die langen Bulben, die 
andere Blütezeit (November statt Januar) 
und hauptsächlich die vorn abgestutzte 
Lippe sollen C. Bowringiana unterschei- 


den. K. sieht erstere beide nur als 
Standortsunterschiede, letztere als Va- 
rietätsmerkmal an. — Das Bild hätte 


besser sein können. 

Taf. 246. Tu. Il. Epidendrum Avicula 
Lindl. III. Pleurothallis astrophoraRchb. £. 

Taf.247.1. Pleurothallis scapha Rchb.f. 
II. P. obovata Lindl. 

Taf. 248. Tu. Il. Pleurothallis Lans- 
bergii Regel. III. P. orbicularis Lindl. 
(Fig. 14—ı6 Polystachya odorata Lindl.) 

Taf. 249. I—-IlI. Cleisostoma lanatum 
Lindl. IV. Polystachya odorata Lindl. 
(deren Analysen auf voriger Tafel). 

Taf. 250. Listrostachys polystachys 
Rchb. £. 

Alle diese Tafeln von 246—250 bieten 
mehr botanisch interessante Arten. 'Trotz- 
dem sind wir aber dem Verfasser wie 
dem Verleger dankbar, dass sie solche 
bringen, denn Werken, in denen 
gärtnerisch wichtige, schön blühende 
Orchideen abgebildet werden, fehlt es 
jetzt ja Gottlob nicht. E.V: 


an 


und Kongresse. 


welche Aufgaben oder Gruppen von Auf- 


1 
| 
| 
| 


gaben des Programms diese Medaillen ver- 
liehen werden sollen, wobei nicht ausser 
acht zu lassen ist, dass dıe Medaillen 
mit der Inschrift »Für landwirtschaft- 


| liche Leistungen« auch zur Prämiierung 


gärtnerischer Erzeugnisse bestimmt sind. 
2. Die Staatsmedaillen dürfen bei 
Leistungen, für welche mehr als ein 
Preis gewährt wird, nur als erste 
Preise zugesprochen werden. 
3. Es ist, wenn nicht ganz besondere 


| Umstände vorliegen, zu vermeiden, dass 


Ausstellungen. 


bei der nämlichen Ausstellung 
Staatspreise an einen und denselben 
Aussteller verliehen werden. 


4. Bei der Verleihung der Staats- 


medaillen darf nicht lediglich der rela- 


tive, d. h. der durch Vergleichung mit 
anderen Ausstellungsgegenständen ent- 
sprechender Art sich ergebende Wert der 
Leistung ausschlaggebend sein; vielmehr 
ist die Leistung, deren Prämiierung in 
Frage steht, auf ihren absoluten Wert 
hin unter Berücksichtigung der Pro- 
duktionsbedingungen, insbesondere der 
Jahreszeit, sowie der klimatischen und 
Bodenverhältnisse, zu prüfen. 

5. Es bleibt dafür Sorge zu tragen, 
dass das Preisrichterkollegium ordnungs- 
mässig berufen wird und seine Beschlüsse 
unter Beteiligung aller Preisrichter, bezw. 
deı für behinderte Mitglieder eintretenden 
Stellvertreter fasst. Aussteller dürfen 
medresem Kollegium‘ nicht ver- 
Bekennisein, es sei. denn,, dass. sie 
sämtliche, von ihnen ausgestellte Gegen- 
stände ausser Preisbewerbung gestellt 
haben. 

6. Staatsmedaillen, weiche nach dem 
Ergebnis der gemäss No. 4 anzustellenden 
Prüfung in Ermangelung preiswürdiger 


Leistungen nicht zur Vergebung gelangen, | 


sind spätestens 4 Wochen nach Be- 
endigung der Ausstellung zurückzureichen. 
Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung in Leipzig1893. 

Für die im Jahre 1893, August bis 
September, in Leipzig stattfindende 
Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung, welche 
zur Feier des 5ojährigen Bestehens des 
Leipziger Gärtner-Vereins von genanntem 


Vereine veranstaltet wird, gelangt das 
vorläufige Programm soeben zum Ver 


sand. — Dasselbe umfasst in ı9 ver- 
schiedenen Gruppen über 500 einzelne 
Aufgaben für Erzeugnisse der Gärtnerei, 
Obstbaum- und Gemüsezucht, 
schaftsgärtnerei, Bindekunst, Litteratur, 


Technik und dergleichen, für welche | 


zahlreiche goldene, silberne, bronzene 
Medaillen und Diplome in Aussicht ge- 
nommen sind. Die Beteiligung an der 


zwei | 


Land- | 


} vr ENFAND 
Ausstellung ist jedermann gestattet. Die 
Ausstellung findet auf einem über 
5'/, Hektar umfassenden, herrlich ge- 


legenen, waldumgrenzten Terrain (Füllen- 
weiden genannt) zwischen Leipzig-Plag- 
witz-Lindenau statt, welches der Leip- 
ziger Gärtner - Verein vom Rate der 
Stadt Leipzig bereits in Pacht genommen 
hat, da die Vorarbeiten schon in Kürze 
beginnen. Die Eingänge zu der Aus- 
stellung sind von der Plagwitzer Seite 
aus über eine projektierte Elsterbrücke, 
von derLindenauer Seite an dem historisch 
berühmten Kuhturme gedacht und stehen 
in direkter Verbindung mit Pferdebahn- 
und Dampfschiffahrtsstation. Der Plan 
zu der im grossartigsten Stile gedachten 
Ausstellung ist von dem in weitesten Krei- 
sen rühmlichst bekannten Landschafts- 
gärtner und langjährigen Vorsitzenden 
des Vereins, Herrn O. Mossporr-Leipzig- 
Lindenau, entworfen und wird seiner 
Zeit in dem Hauptprogramm abgebildet 
werden. Die rege Anteilnahme seitens 
in- und ausländischer Firmen an der ın 
Rede stehenden Gartenbau-Ausstellung 
verspricht schon jetzt eine überaus 
zahlreiche Beteiligung, zumal die Erfolge 
und Effekte früherer Gartenbau - Aus- 
stellungen sich noch lebhaft in der 
Erinnerung der beteiligt gewesenen 
Kreise erhalten haben. 


Am 27. Juni waren die Mitglieder 
Bayerns des Deutschen Pomologen- 
vereins von dem Vorsitzenden desselben, 
Ökonomierat SPpÄTH - Berlin, einer 
Versammlung nach München, Isarlust, 
behufs Bildung einer »Sektion Bayern« 
eingeladen. 

HerrHofgärten-DirektorMÖkL-München 
hatte sich auf Ersuchen des Vorstandes 
bereit erklärt, die Versammlung ab- 
zuhalten und die Gründung der Sektion 
zu bewirken. 

Von den Versammelten wurde die 
Bildung einer Sektion Bayern einstimmig 
beschlossen und zum Vorsitzenden der 
Königlich bayerische Hofgärten-Direktor 
MöHL-München, Geschäftsführer 


zu 


zum 


480 


‘ Personal-Nachrichten. 


der Königliche Hofgärten - Ingenieur- 
ZIMMERMANN-München gewählt. 
Ausserdem wurde aus jedem der 
acht Kreise Bayerns ein Vertreter in 
den Vorstand gewählt und zwar: 
Für Oberbayern Freiherr von CETTO- 
Reichertshausen; 
» Niederbayern Hofgärtner GRILL- 
Landshut; 


» Oberpfalz Stadtgärtner 
THALER-Regensburg; 


LAND- 


für Oberfranken Königlicher Hof 


gärtner Weıss-Bayreuth; 


» Mittelfranken Institutsgärtner ABEL- 
Triesdorf,; 

» Unterfranken Königlicher Ökono- 
mierat SCHMIDT-Würzburg; 


» Schwaben Baumschulenbesitzer 
KAMMERL-Neustadt a. D.; 


» Rheinpfalz Königlicher Ökonomie- 
rat VELTEN-Speyer. 


Handel und Verkehr. 


Paketsendungen nach den Vereinigten Staaten | Postanstalten, 


von Nord-Amerika. 


Pakete nach den Vereinigten Staaten 
von Nord-Amerika werden von allen 
Postanstalten zur Beförderung angenom- 
men. Sie werden über Hamburg oder 
Bremen, je nach Wahl des Absenders, 
oder nach dem raschesten Anschluss mit 
den Hamburger und Bremer Schnell- 
dampfern nach New-York befördert, wo 
ein zuverlässiges Speditionshaus, das in 
festem Verhältnis zur Reichspost steht, 
gegen verabredete mässige Gebühren 
die zollamtliche Abfertigung und Weiter- 
beförderung an den Adressaten ver- 
mittelt. Der »Deutsche Reichs-Anzeiger« 
macht auf diese Einrichtung, welche den 
Vorteil einer sachkundigen, möglichst 
beschleunigten Abfertigung und fester 
Gebühren bietet, aufmerksam, weil Be- 
schwerden aus den Kreisen des Publi- 
kums haben erkennen lassen, dass das 
Bestehen des Dienstes nicht allgemein 
bekannt ist. Die Einlieferung bei den 


welche über den Tarif 
vollständig Auskunft geben, hat nur mit 
Angabe des Adressaten und des Be- 
stimmungsortes zu erfolgen; die Bezeich- 


nung eines Spediteurs ist nicht not- 
wendig. 
Nach der Kapkolonie, welche dem 


Weltpostvereine noch immer nicht bei- 
getreten ist, sind von jetzt an Postkarten 
und solche mit Antwort zu Io bezw. 2o Pf. 
zulässig. 


Erdbeerbörse in Kötzschenbroda hei Dresden. 


Während der Dauer der diesjährigen 
Erdbeerbörse — 27. Mai bis 25. Juni — 
wurden vom Bahnhof Kötzschenbroda 
39363 %g Erdbeeren, zumeist nach Berlin 
und Leipzig versandt, während der vor- 
jährige Versand auf 40 775, also 1412 Ag 
mehr, sich belief. Eine gewiss ebenso 
grosse Menge ging ohne Benutzung der 
Bahn nach der nächsten Umgegend, 


| hauptsächlich nach Dresden. 


Personal-Nachrichten. 


Die preussische Akademie der Wissen- 
schaften hat Hrn. Prof. Dr. P. AscHERsoNn, 
korresp. Mitgliede des Vereins zur Be- 
förderung des Gartenbaues, 2000 Mk. 
zu Vorarbeiten für eine neue Ausgabe 


von ]J. DAanIEL Kochs Synopsis florae 
Germaniae bewilligt, desgleichen Herrn 
Oberlehrer Prof. Dr. KränzLın, Mitglied 
des Vereins zur Beförderung des Garten- 
baues, goo Mk. zu Orchideenstudien. 


era. 


Costus Lucanusianus Joh. Br. et K. Sch. 
Von K. Schumann, 
Hierzu Tafel 1379. 

Caule elato folioso,; foliis alte vaginantibus breviter petiolatis oblongis sensim 
acuminatis acutissimis, basi attenuatis, in caule florigero subcordatis, supra 
minute et appresse pilosis, subtus cinereo- vel subargenteo- sericeis; inflorescentia 
terminali magna vel maxima foliis coarctatis latioribus involucrata strobilum 
globosum vel ellipsoideum referente, bracteis dense imbricatis; calyce longe exserto 
ad '/; tridentato chartaceo, glabro, margine ciliato; perigonii laciniis dimidio vel 
paulo ultra calyce longioribus lanceolatis; labello concavo perigonium triente 
superante, explanato obovato margine superiore undulato, incurvato; stamine 
hoc paulo breviore lanceolato acuminato, filamento ultra antheram late producto. 


Die nicht blühenden Stengel haben in der Heimat eine Höhe von 2 »z, 
während sie bei uns in den Gewächshäusern 1,50 2 nicht überragen; die 
Dicke gleicht etwa der eines mässigen Daumens, sie sind fleischig und mit 
einem stark sauren Safte angefülll. Die blühenden Stengel erreichen meist 
nur eine Höhe von 50 cz, indes sind bei sämtlichen Arten der Gattung 
die Masse der Blütenstandsträger nicht konstant und wahrscheinlich auch 
bei unserer Art in weiteren Grenzen schwankend. Die völlig geschlossenen 
Blattscheiden stecken dütenförmig in einander, sie sind stark längsgestreift 
und am oberen Rande stehen dort, wo sie den Stengel umfassen, mehrere 
Borsten, die den Augenwimpern gleichen. Der kräftige Blattstiel ist kaum 
5 mm lang, er ist oben abgeflacht, unten gewölbt. Die Blattspreite misst 
an kräftigen Exemplaren bis 30 cz in der Länge und hat eine Breite bis 
zu IO cm, sie ist etwas fleischig und fühlt sich unterseits weich an, hier hat 
sie einen zuweilen sehr schönen Silberglanz; die Oberseite der Blätter ist 
gsraugrün; an den blühenden Stengeln verkürzen sich nach der Inflorescenz 
zu die Blätter und dementsprechend werden sie breiter, so dass sie zuweilen 
eiförmig erscheinen. Der kopfförmige, zapfenartige Blütenstand erreicht 
eine Länge von ı2 und einen Durchmesser von 8—9 cm, er ist zuweilen 
von der Seite her etwas zusammengedrückt. Die Brakteen sind lederartig 
und werden von zwei deutlichen, vorspringenden Kielen durchlaufen, sie sind 
ca. 2cm lang. Der dreikantige Fruchtknoten misst ebenfalls etwa 2 cz und 
der Kelch ist nur ein wenig länger. Die äusseren Perigonzipfel sind 
lanzettlich, spitz, aufrecht, etwas nach aussen gewölbt, ihre Farbe ist ein 
zartes Weiss; das Labellum misst fast 5 cz in der Länge, es ist löffelförmig 
vertieft, am vorderen Ende spitz, am Rande gekräuselt und nach unten 
geneigt; wird es flach ausgebreitet, so misst es 4 can; die Farbe ist karmin- 


Gartenflora 1892. 5 


[9P7 


482 K. Schumann: Costus Lucanusianus Joh. Br. et K. Sch. 


rot, doch trägt die Basis einen lebhaft gelben Fleck. Der freie Teil des 
weissen, lanzettförmigen Staubblattes ist 3 cz lang und ı cz» breit; die 
Anthere hat eine Länge von 8—9 mm. 

Die Pflanze wächst in unseren Besitzungen von Kamerun an mehreren 
Stellen, zuerst wurde sie 1888 von JOH. BRAUN aus Batanga an den Berliner 
botanischen Garten geschickt, in dem sie jedes Jahr aus ihren grossen 
Köpfen, die schöngefärbten, einen köstlichen Geruch nach Maiglöck- 
chen ausströmenden Blüten über einen Monat lang immer von 
neuem hervorgetrieben hat. Neuerdings hat sie auch Dr. PREUSS in der 
Umgegend der Barombi-Station, am Elephanten-See gesammelt. 

Ich habe die Pflanze zu Ehren des Geheimen Kabinetsrats und Wirk- 
lichen Geheimen Rats Herrn Dr. VON LUCANUS Excellenz benannt. 

Die GattungCostus hat ihren Namen einem eigenartigen Missverständnis zu 
danken. Im frühen Altertum schon wurde eine Drogue unter diesem Namen 
in Griechenland und Italien eingeführt, von der man lange Zeit glaubte, 
dass sie die Wurzel des Costus speciosus L. gewesen sei. Noch heut 
wird ein Produkt auf den Märkten Indiens unter dem Namen Kushta 
verkauft, das gewiss mit der Drogue des Altertums identisch ist: die Wurzel 
von Saussurea Lappa Clarke. Der von LINNE verliehene Name ist 
aber in der Botanik mit Recht dem Geschlechte der Zingiberaceae belassen 
worden, das auf den ersten Blick fast von allen übrigen, oft nicht leicht zu 
erkennenden Gattungen getrennt werden kann. Während nämlich fast 
allgemein die Blätter in zweizeiliger Ordnung einander gegenüber stehen, 
sind sie bei Costus, wie auch unsere Figur zeigt, so angeordnet, dass sie in 
einer mehr oder minder steilen Wendeltreppe, den Stenselenm 
kreisen. Die Zahl der Blätter, welche auf einen Umgang kommen, ist 
verschieden und schwankt, selbst an derselben Pflanze zwischen 5 und 9, 
so dass der Bruch, welcher die Blattstellung nach der gewöhnlichen Methode 
mit der Zahl der Umgänge im Zähler, der Zahl der Blätter im Nenner 
angiebt, durch "/,, "ss In Is» “/, ausgedrückt wird. 

Nur eine einzige Gattung der Zingiberaceen, ja der ganzen Pflanzenwelt, 
weist dieselbe Stellung ausserdem auf: Tapeinochilus, die nur im Gebiete 
des östlichen malayischen Archipel gedeiht und noch bis in Nord-Australien 
gefunden wird. Die Blüten, welche von grossen, oft holzig-harten Brakteen 
eingeschlossen werden, und die zapfenähnlichen Blütenstände von bedeutender 
Grösse und nicht selten korallenroter Farbe, unterscheiden die Gattung 
aber leicht von Costus. Der deutsche Teil von Neu-Guinea hat sich bis 
jetzt als sehr reich an Arten des interessantesten Geschlechts unter den 
Zingiberaceen erwiesen. Ich habe allein zwei, Dr. WARBURG drei neue 
Arten von dort beschrieben. 

Unsere Kolonieen im tropischen Westafrika scheinen an Arten der 


K. Schumann: Costus Lucanusianus Joh. Br. et K,. Sch. 483 


Gattung Costus sehr reich zu sein. Ich habe neulich”) alle unsere bisherigen 
Kenntnisse über die dortigen Arten zusammen zu stellen versucht und mit 
Einrechnung der von mir neu beschriebenen Formen C. Englerianus, die 
vor allem durch ein einziges Laubblatt äusserst auffallend ist, C. pauciflorus 
vom Gabun, C. phyllocephalus von Angola und C. trachyphyllus aus 
Central-Afrika 12 Arten aufgezählt. Unter den übrigen befindet sich noch 
eine sehr interessante, im Berliner Garten jedes Jahr reichlich blühende Art, 
die eine Besprechung und gute Abbildung ebenfalls verdiente. Ich habe sie 
C.Tappenbeckianus genannt, zu Ehren des vortrefflichen Lieutenant TAPPEN- 
BECK, der dem Klima Kameruns erlag. In ihr haben wir eine niedrigere, fast 
rasenbildende Art vor uns, mit ziemlich fleischigen, durch abwechselnd 
dunkleres und helleres Grün schön gefärbte Blätter. 

Ausserdem sind bereits vor längerer Zeit zwei andere Arten aus jener 
‘Gegend beschrieben worden, die zum Vergleich mit meinem C. Lucanusianus 
besonders ins Auge gefasst werden müssen: der C. maculatus Roscoe und 
C. afer Ker. Beide sind einander verwandt und da ich sie neuerdings 
ebenfalls lebend und blühend gesehen habe, so bin ich im stande, sie als 
durchaus verschieden unter sich zu erklären. Jene ist eine schmächtige 
Pflanze, die kaum 50 cr hoch wird und die Dicke eines Bleistiftes erreicht. 
Der blassgrüne Stengel ist deutlich spiral gewunden und ist mit rotgelben 
Flecken gezeichnet. C. afer Ker dagegen gleicht im Wuchse der von mir 
oben besprochenen Pflanze, die Blätter aber sind unterseits kahl und zeigen 
keineswegs den seidigen, schimmernden Überzug, den C. Lucanusianus 
besitzt. Beide Arten, C. afer und C. maculatus sind in der Blütenfarbe 
übereinstimmend, das Labell ist weiss und in der Mitte gelb gezeichnet, die 
Blüten sind überdies im Gegensatze vonL. Lucanusianus völlig geruchlos. 

RIDLEY hat nun aus den WELWITSCHschen Pflanzen von Angola eine 
Varietät von C. afer Ker beschrieben, die er roseus nennt. Ob sich 
darunter meine Art versteckt, ist, da leider jegliche Einsicht in die 
Originalien von Berlin aus zur Unmöglichkeit wird, vorläufig nicht aus- 
zumachen. Die Beschreibung genügt aber nicht, um eine sicheres Urteil 
abgeben zu können. Sollte eine Übereinstimmung vorliegen, so dürfte 
die Pflanze doch nimmermehr als Varietät anzusehen sein, sondern müsste 
als eine eigene Art aufgefasst werden. C. Lucanusianus sowohl wie 
C. Tappenbeckianus sind für die Kultur, wegen ihres schönen Baues, 
der Blattstruktur und Farbe, sowie wegen ihrer Blüten meines 
Ermessens empfehlenswert; sie sind beide sehr blühwillig und bedürfen 
nur einer geringen Pflege. In der Heimat wird der ausgepresste saure Saft 
der ersteren, der Mondando genannt wird, als Mittel gegen Augenübel und 
gegen rheumatische Gliederschmerzen sehr gerühmt. 


=) ENGLERs botanische Jahrbücher 1892, XV., 423. 


[#$7 
[971 


484 Ein einheitlicher grosser Gartenbauverein zu Berlin. 


Figuren -Erklärung. 


a) blühender Zweig. Natürliche Grösse. 

6) Blüte von Costus afer Ker. 

c) Staubblatt von C. Lucanusianus Joh. Br. et K. Sch. 
@) Anthere, die Narbe umfassend. 

e) Narbenkopf von vorn gesehen. 

7) Narbenkopf von hinten gesehen. 


Ein einheitlicher grosser Gartenbau-Verein zu Berlin. 


Vor 49 Jahren zweigte sich von dem grossen, seit 1822 bestehender 
Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten, der 
seinen Sitz in Berlin hat, die» Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins«, welche vor 
einigen Jahren den Namen »Gartenbau-Gesellschaft zu Berlin« angenommen, 
ab, eigentlich nur aus dem Grunde, weil sie Frühjahrs-Ausstellungen wünschte, 
während das Statut des Vereins Ausstellungen im Juni vorschreibt. 

Jetzt hat die Gartenbau - Gesellschaft zu Berlin in ihrer General- 
versammlung vom 12. August einstimmig beschlossen, sich aufzulösen und 
ihr Vermögen wie ihre Bibliothek dem Verein zur Beförderung des Garten- 
baues ohne weitere Bedingungen zu überweisen. Auch ist den Mitgliedern 
empfohlen, alle überzutreten. 

Wir begrüssen diesen hochherzigen Entschluss auf das freudigste, und 
hätten nur gewünscht, dass der hochselige Kaiser FRIEDRICH, der so sehr 
die Vereinigung wünschte, diesen Tag noch erlebt hätte! TESSVE 


Die botanische Centralstelle für die deutschen Kolonieen am König- 
lichen botanischen Garten der Universität Berlin und die Ent- 
wickelung botanischer Versuchsstationen in den Kolonieen. 

Von A. Engler. 


Nachdem man erkannt hat, dass die Entwickelung unserer Kolonieen nur durch 
Plantagenbau und durch rationelle Verwertung der in den Kolonieen von der dort 
heimischen Pflanzenwelt erzeugten Pflanzenprodukte gefördert werden könnte, 
haben das Königliche Preussische Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und 
Medicinalangelegenheiten, die Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes und die 
Direktion des Königlichen botanischen Gartens in Erwägung gezogen, wie bei den 
zunächst nur noch sehr bescheidenen zur Verfügung stehenden Geldmitteln der 
Königliche botanische Garten und das botanische Museum der Entwickelung 
des Flantagenbaues in den Kolonieen förderlich sein könnten. 

Zunächst handelte es sich darum, sowohl im botanischen Garten wie im 
botanischen Museum die tropischen und subtropischen Nutzpflanzen mehr in den 
Vordergrund treten zu lassen, als es bisher geschehen war, um die Kenntnis 
dieser Pflanzen und ihrer Produkte in weiteren Kreisen zu verbreiten. Es ist von 
der Direktion des botanischen Gartens als notwendig bezeichnet worden, dass die 
wichtigeren Nutzpflanzen, welche bisher nach ihrem Kulturbedürfnis unter anderen 


A. Engler: Die botanische Centralstelle für die deutschen Kolonieen etc, 485 
für das Publikum weniger beachtenswerten Pflanzen zerstreut waren, möglichst 
vereinigt würden. Am zweckmässigten kann dies nur in einem neuen für die 
Kultur geeigneten und zugleich mit breiten, dem Publikum Raum bietenden 
Gängen versehenen Gewächshaus geschehen; die gegenwärtig ım Königlichen 
botanischen Garten vorhandenen Gewächshäuser sind teils so überfüllt, teils so 
veraltet und untauglich, dass eine einigermassen kräftige Entwickelung der zahl- 
reichen tropischen Nutzpflanzen nicht zu erzielen ist. Da aber vorläufig der Neu- 
bau eines solchen Gewächshauses nicht zu erreichen war, so musste sich die 
Direktion damit begnügen, in einem der alten Gewächshäuser die bereits vor- 
handenen tropischen Nutzpflanzen zu vereinigen, die Sammlung durch Ankauf von 
Pflanzen und Anzucht aus Samen möglichst zu vermehren, für richtige Bestimmung 
und ausführliche belehrende Etiquettierung Sorge zu tragen. Eine recht unan- 
genehme Erfahrung hat die Direktion hierbei gemacht, die auch anderen, welche 
eine derartige Sammlung zusammenbringen wollen, nicht erspart werden dürfte, 
Ein grosser Teil der tropischen Kulturpflanzen, welche von in- und ausländischen 
Handelsgärten für recht schweres Geld v.rkauft werden, sind falsch bestimmt, 
und viele wichtige Kulturpflanzen sind ausserordentlich schwer zu erreichen. Auch 
mit den aus überseeischen Handelsgärten wie botanischen Gärten bezogenen 
Samen ist häufig wenig anzufangen, da dieselben in vielen Fällen ihre Keimkraft 
verloren haben. Doch darf man sich durch mehrere derartige Misserfolge nicht 
abschrecken lassen; allmählich nimmt doch die Sammlung und bei den Gärtnern 
auch die Kenntnis der Behandlung zu. Die krautigen Nutzpflanzen tropischer 
und subtropischer Gebiete werden in Töpfen herangezogen und während des 
Sommers teils ganz im Freien, teils in einem 17 »n» langen, 3 breiten, 1,5 2 
hohen, mit Glaswänden versehenen Mistbeetkasten ausgepflanzt; es ist so dem 
Studierenden und dem Publikum Gelegenheit gegeben, die tropischen Cerealien, 
Hülsenfrüchte, Gemüse, Öl- und Gespinnstpflanzen in kräftiger Entwickelung 
zu sehen. 

Eine andere nicht minder schwierige Aufgabe ist die Beschaffung von Samen 
und jungen Pflanzen für Anbauversuche in den Kolonieen. Bisher sind unsere 
Samenhandlungen noch sehr wenig in der Lage, Samen tropischer Kulturpflanzen 
zu liefern, und die Direktion des botanischen Gartens ist vorzugsweise auf die 
Freundlichkeit der Direktionen überseeischer botanischer Gärten angewiesen; doch 
ist zu hoffen, dass die allmählich sich steigernde Nachfrage nach Samen tropischer 
Kulturpflanzen die bedeutenderen Firmen Deutschlands veranlassen wird, die 
Beschaffung keimfähiger Samen von tropischen Nutzpflanzen mehr ins Auge zu 
fassen und an die Gouvernements sowie an die Kommissariate unserer Kolonieen 
selbst Offerten zu senden, Übrigens hat der Königliche botanische Garten im 
vergangenen Jahr an die Kolonieen in Kamerun, Togo, Deutsch - Ostafrika 
242,33 Ag Samen versendet. 

Da die Samen vieler tropischen Nutzpflanzen nur eine sehr kurze Keimdauer 
haben und die aus anderen Kolonieen kommenden Schiffe unsere Kolonieen nur 
teilweise berühren, so ist für die Einführung solcher Nutzpflanzen der einzige Weg 
der, dass im hiesigen botanischen Garten Sämlinge erzogen und diese sowie auch 
Ableger der im botanischen Garten kräftiger entwickelten Pflanzen in Warpschen 
Kästen nach den Kolonieen gesendet werden. Die Pflege der Pflanzen während 
des Transportes wird Beamten, welche gerade nach den Kolonieen übersiedeln, 
anvertraut. Auf diese Weise sind nach Victoria, Tanga, Dar-es-salam bereits 
nahezu 50 Arten in etwa 5oo Exemplaren versendet worden. 

Wenn man bedenkt, dass dem Königlichen botanischen Garten zu Berlin für 


486 A. Engler: Die botanische Centralstelle für die deutschen Kolonieen etc, 


die Beschaffung der Sämereien, für die Anzucht und Pflege der zahlreichen 
Sämlinge, welche durch einen speciell hierfür bestimmten Gärtner und einen 
Arbeiter besorgt wird, für die Verpackung und Versendung der Sämlinge jährlich. 
nur 3000 Mk. zur Verfügung stehen, so wird man wohl zugeben, dass diese 
»botanische Centralstelle« nicht gut mehr leisten kann. Soll der Plantagenbau in 
den Kolonieen zu einer wirklich erspriesslichen Entwickelung gebracht werden, so 
werden ganz andere Summen aufgewendet werden müssen; die botanische 
Centralstelle kann unter den jetzigen Verhältnissen eben nur das Material für 
Versuche im kleinen liefern, für welche aber ausserdem notwendig ist, dass in 
den Kolonieen selbst Versuchsstationen gegründet und an die Spitze derselben 
Pflanzer, welche bereits in anderen Kolonieen Erfahrungen gesammelt haben, 
gestellt werden. Denn es handelt sich schliesslich nicht bloss darum, dass: viele 
verschiedene tropische Nutzpflanzen in unseren Kolonieen versuchsweise ın 
einzelnen Exemplaren herangezogen werden, sondern es ist praktisch vor allem 
wichtig, dass auf den verschiedenen Bodenarten der Kolonieen und in verschiedenen 
Expositionen eine grössere Anzahl Exemplare einzelner besonders guten Ertrag 
versprechender Arten angebaut wird. Die Direktion des Berliner botanischen 
Gartens hat jetzt den Gouvernements von Kamerun und Deutsch - Ostafrika 
Formulare übersendet, in welchen die Namen der bereits daselbst vorhandenen 
Kulturpflanzen nebst Bemerkungen über deren Gedeihen eingetragen werden 
sollen, damit dann auf Grund dieser Angaben die botanische Centralstelle ihre 
weitere Thätigkeit einrichten kann. Von Herrn PrEıL, dem Gärtner des botanischen 
Gartens zu Victoria in Kamerun, wurde bereits im Auftrage des Gouvernements 
eine Liste eingesendet, aus der wir folgendes über das Gedeihen der daselbst 
eingeführten Pflanzen mitteilen: 

Von Geimüsen gedeihen sehr gut: Gurken, Bohnen, Rettiche, Karotten und 
Endiviensalat, dagegen nicht: Zwiebeln, Kopfsalat und Kohlarten. Von anderen. 
angepflanzten Arten wuchsen foigende gut: 


Achras Sapota L. |  Casuarina equisetifolia Forst. 
Adenanthera pavonina L. Cereus peruvianus Haw. 

Alsophila australis R. Br. ı Chiococca racemosa Jacq. 
Amomum Melegueta Roscoe. Chlorophora tinctoria (L.) Gaud. 
Amyrıs balsamifera L. ı  Cinnamomum Burmanni Bl. 
Anacardium occidentale L. Coffea arabica L. 

Andropogon Schoenanthus L. | €. liberica Hiern. 

Anona muricata L. | Cola acuminata R. Br. 

A. reticulata L. |  Cordyline australis (Forst.) Hook. f. 
Bambusa arundinacea Retz. Croton Cascarilla (L ) Bennett. 

B. verticillata Willd. Cupressus sempervirens L. var. hori- 
Bauhinia tomentosa L. | zontalis Gord. 

B. variegata L. |  C. sempervirens L. var. pyramıdalis. 
Berrya Amomilla Roxb, |  Dalbergia latifolia Roxb. 

Bixa Orellana L. | Dillenia indica L. 

Bougainvillea glabra Chois. |  Dorstenia Contrajerva L. 

Bulnesia arborea (Jacq.) Engl. | Eryngium bromeliaefolium Laroch. 
Bursera gummifera Jacq. '  Erythroxylon Coca Lam. 
Caesalpinia Sappan L. ı  Eugenia australis Wendl. 
Calophyllum Inophyllum L. E. Michelii Lam. 

Casimiroa edulis L]. et Lex. Ficus elastica L. 


Cassia Fistula L. | FE. infectoria Roxb. 


A. Engler: Die botanische. Centralstelle für 


Ficus indica L. |  Pandanus utilis Bory. 

F. religiosa L. '  Passiflora edulis Sims. 

Foureroya gigantea Vent. Paullinia sorbilis Mart. 

Haematoxylon campechianum L. | Persea gratissima Gärtn. 

Heritiera littoralis Ait. | Phoenix sylvestris Roxb. 

Hibiscus Rosa sinensis L. | Piper Cubeba.L. £. 

Jacaranda obtusifolia Hb. et Bpl. | Biemisrum I. 

Jasminum gracile Andr. ı . Pithecolobium Ungius Cati (Willd.) Bth. 
Juniperus Bermudiana L. \  Pogostemon Patchouly Pellet. 
Landolphia florida Bth. | Poinciana regia Bojer. 

L. Kirkii Hook. £. Psidium Guajaya Raddıi. 

L. Watsoni Dyer. Psychotria emetica Mut. 

Lawsonia alba Lam. Santalum album L. 

Livistona chinensis Mart. Solanum giganteum Jaca. 
Machaerium firmum Fr. Allem. Strychnos Nux vomica L. 

Maranta arundinacea L. Tamarindus indica L. 

Mimusops Elengi L. Theobroma Cacao L. 

Myroxylon Pereira (Royle) Klotzsch. Trachycarpus excelsa (Thunb.) Wendl. 
Nephelium longanum (DC.) Hook. ı Zingiber officinale Roscoe. 


Oreodoxa regia H. B. K. 


Dagegen wachsen langsam und schwach: 


Cerbera lactarıa Ham. Guajacum officinale L. 
Cinchona Calisaya Wedd. Hoya carnosa L. 
Guajacum sanctum L. Sonchus Jacquini DC. 

Endlich sind ganz abgestorben: 
Aristolochia elegans Masters. Guazuma tomentosa Hb. et Bpl. 
Brucea antidysenterica Mill. Piper Betle L. 
Cinchona succirubra Pav. Saccharum officinarum L. 
C. cordifolia Mut. | Sanseviera guineensis Willd. 
Eugenia malaccensis L. |  Turnera diffusa L. 


Manihot Glazioviı Müll.-Arg., 
nachdem sie sich anfangs kräftig entwickelt hatte; dieselbe gedeiht aber vortrefflich 
in Ostafrika. 

Diese Liste zeigt, dass in Victoria schon ein recht guter Anfang zu einer 
botanischen Versuchsstation gemacht ist, welche in Zukunft für die Entwickelung 
der Plantagen in Kamerun wichtig werden wird. 

Im botanischen Museum wurden, um die Kolonialbotanik zu fördern, zwei 
neue Abteilungen eingerichtet, die eine für Kulturpflanzen, geordnet nach ıhrer 
Herkunft und Verwendung, die andere für die charakteristischen Pflanzenprodukte 
der einzelnen Florengebiete. Leider sind die gegenwärtigen Räumlichkeiten des 
botanischen Museums nicht im entferntesten ausreichend, um die einschlägigen 
vorhandenen und die neu eingehenden Objekte instruktiv aufzustellen; die Ver- 
grösserung des botanischen Museums durch einen Neubau ist ein ebenso unabweis- 
bares Bedürfnis wie die Errichtung neuer Gewächshäuser, zumal die Zahl der- 
jenigen, welche ständig am botanischen Museum arbeiten, immer mehr zunimmt. 
Die Bestimmung der aus den Kolonieen eintreffenden pflanzlichen Objekte schreitet 
allmählich vor; so rasch, als dies von mancher Seite gewünscht wird, kann es 
nicht geschehen, da die Sichtung der seit langer Zeit im botanischen Museum 
aufgehäuften Herbarmaterialien noch immer viel Zeit erfordert und die wissen- 


488 F. C. Lehmann: Masdevallia racemosa Lindl. 


schaftlichen Arbeitskräfte des Museums auch sehr durch die vielfachen Anforde- 
rungen anderer Botaniker in Anspruch genommen werden. Immerhin macht, wie 
auch die demnächst wieder erscheinenden Beiträge zur Flora des tropischen 
Afrıka darthun werden, die Bestimmung der afrikanischen Pflanzen erhebliche 
Fortschritte. Leider sind wir oft genötigt, neue Arten nach dürftigen und unvoll- 
ständigen Exemplaren zu beschreiben; ich richte daher an alle die Herren, welche 
dem botanischen Museum afrikanische Pflanzen einsenden, die dringende Bitte, 
möglichst reichlich und vollständig zu sammeln und sich nicht mit abgerissenen 
Zweigstückchen zu begnügen; es ist auch deshalb die Einsendung einer grösseren 
Anzahl von Exemplaren wünschenswert, weil das Berliner botanische Museum 
Doubletten der afrikanischen Pflanzen an andere deutsche botanische Museen zu 
verteilen wünscht. Dass während der Expeditionen dem Sammeln allerlei Schwierig- 
keiten entgegentreten, wissen wir sehr wohl; aber die Herren, welche ın Tanga, 
Dar-es-salam, Klein-Popo, Victoria, Kamerun etc. für längere Zeit festsitzen, haben 
doch Gelegenheit, gute Exemplare reichlich einzulegen und Beobachtungen über 
die Standortsbeschaffenheit sowie über die Blütezeit genau zu notieren. Sehr fehlt 
es auch auch noch an Einsendungen von Kryptogamen, deren Sammeln doch nur 
wenig Mühe bereitet. Von Süsswasseralgen ist bis jetzt so gut wie gar nichts 
eingegangen, und doch werden dieselben ebenso wie epiphytische Algen in den 
feuchteren Gebieten unserer Kolonien reichlich vertreten sein. Mögen diese 
Zeilen dazu beitragen, einen recht regen Verkehr zwischen den deutschen 
Kolonieen und den Berliner botanischen Anstalten zu veranlassen; dann werden 
beide mancherlei Förderung erfahren. 
Berlin, Königlicher botanischer Garten, ıo. Mai 1892. 
(Aus EnGLERS botanischen Jahrbüchern.) 


Nasdevallia racemosa Lindi. 
Von F. €. Lehmann, Konsul des Deutschen Reiches in Popayan, Columbien. 
Hierzu Abbildung 101. 


Masdevallia racemosa Lindl. — Diese sonderbar gestaltete Masdevallia 
ist eine der schönsten Zierden der kolumbianischen hochandinischen Orchideen- 
flora.. An intensiver Färbung der Blüten und immerwährendem Blühen kommen 
ihr nur wenige Orchideen und keine Art der Gattung gleich. Sie bildet eine 
besondere Gruppe und hat nur in der viel kleineren Masdevallia Eduardi Rchb. fil., 
soweit die kriechenden Rhizome dabei in Betracht kommen, eine Verwandte, 
Masdevallia racemosa wächst vorzugsweise auf dem Boden, wo sie oft grosse 
Flächen rasenartig bedeckt. Das Vorkommen an Bäumen ist selten, und sind die 
Pflanzen daselbst kleiner, dafür aber kompakter als die auf dem Boden wachsenden. 
Die Rhizome sind dünn, bis 25 cz lang, in Intervallen von 0,5— 2,0 cm Blätter 
treibend. Grössere dichte Rasen werden nur selten angetroffen. Die Blätter sind 
langstielig, die Lamina lang-elliptisch, stumpf gespitzt, an der Spitze leicht drei- 
zähnig, die Ränder nach rückwärts umgerollt, von dicker, fester Textur und 
metallisch-braun-grüner Farbe. Die Blüten erscheinen bis zu ı5 und mehreren 
nach und nach an dünnen, drahtartigen, bis 35 cz langen Stielen, und zwar so, 
dass stets 2—3 auf einmal geöffnet sind. Das dorsale (hintere) Sepalum ist 1,0 cz 
lang, am breitesten Teil 0,4—0,5 cm breit, keilförmig, langspitzig, gekielt 
und stets nach rückwärts gebogen. Die beiden lateralen (seitlichen) Sepalen 
bilden zusammenhängend einen rundlich - fächerförmigen Körper mit stumpfen, 
schief nach aussen geschweiften Spitzen, mit einer schwachen Einbuchtung 


F. C. Lehmann: Masdevallia racemosa Lindl, 489 


zwischen den beiden Spitzen und sind von je drei stark hervortretenden Adern 
durchzogen. Die Petalen sind schief, dolchförmig, langgespitzt, 0,3 cm lang, o,1 cm 
breit, mit verdicktem Rande an der der Lippe zugekehrten Seite. Die Lippe ist 
zungenförmig, in zwei Drittel der Länge schwach geigenartig geknifft, an der 
Basis stumpf geöhrt, an der rundlichen Spitze leicht gekerbt, 0,5 cm lang, 0,2 cm 
breit. Auf der halben unteren Länge ist eine tiefe lang-elliptische Grube in der 


Abb. ıoı. Masdevallia racemosa Lindl. 
Blumen orangescharlach bis blutrot, nach einer Skizze von F, C. LEHMANN, /, nat. Grösse. 


Mitte für sie charakteristisch. Die Säule ist nagelförmig, dreikantig, nach vorn 
schwach geneigt, mit fein-gefranztem Clinandrium und stark hervortretendem 
Staminodium. Die Farbe des äusseren Perigoniums inklusive des unteren drei- 
kantigen Röhrenteils ist ein glühendes Orangescharlach, welches sich an den 
Seiten der stark hervortretenden Adern in tieferes Karminscharlach verstärkt. Die 
inneren Organe sind weiss, zuweilen weissrosa. 

Ein guter Holzschnitt dieser schönen Masdevallia findet sich in Gardener's 
Chronicle vol. XXL., pag. 737, vom 7. Juni 1884 unter dem Namen Masdevallia 
racemosa Crossi. Dieselbe wurde nach einer Farbenskizze von mir, welche ich im 


490 F. C. Lehmann: Masdevallia racemosa Lind]. 


Jahre 1832 auf dem unwirtlichen Päramo de Guanacas entwarf und welche sich in 
der Sammlung des verstorbenen Professor Dr. H. G. REICHENBACH befindet, ge- 
stochen, und repräsentiert die Pflanze in ihrer wahren Gestalt der spontanen 
Heimat. Nur ist die Grube in der Mitte der Lippe nicht ganz meiner Zeichnung 
und der Wirklichkeit gemäss dargestellt. Auch ist der Referent des Gardener’s 
Chronicle für die Beigabe des Namens »Crossi« verantwortlich zu machen. 

Masdevallia racemosa wurde zu Anfang der vierziger Jahre von HARTwEG, der 
im Auftrage der Londoner Royal Horticultural Society das tropische Westamerika 
bereiste, über dem Orte Pitayö, an den Westgehängen des Päramo de Moras ın 
Kelumbien aufgefunden und von LINDLEY beschrieben. Ungefähr 30 Jahre später 
kam Mr. Cross im Auftrage der englischen Regierung nach Silvia, um Sämlinge 
der wertvollen, jetzt leider völlig exterminierten Cinchona Pitayensis Triana, zu 
etablieren und nach den Pflanzungen auf Jamaica und in Indien zu transportieren. 
Indem sich Mr. Cross über 6 Monate in Sılvia aufhielt, und seine Kommission 
ihm die Pflicht auferlegte, die Cinchonabäume führenden Wälder persönlich zu 
besuchen und nebenher Herbar-Material für die Kew-Sammlungen zu trocknen, so 
war es wohl natürlich, dass er Masdevallia racemosa, welche ungefähr ı'/, Stunden 
über Silvia an den Westgehängen des Päramo de las Delicias und am Penon de 
Pitay6, sehr häufig wächst, auch fand. Dies ist thatsächlich der Fall gewesen. 
Mr. Cross hat schöne Exemplare getrocknet, welche er in England an viele 
Personen verteilte; er hat wiederholt versucht, lebende Pflanzen in die Gärten 
Englands einzuführen, jedoch mit negativen Resultaten, hat aber niemandem den 
Standort mitgeteilt. 

Im Monat April 1878, nachdem ich mich in dem gesünderen Berglande von 
Costa-Rica von einer schweren, zehn Monate andauernden Dysenterie-Krankheit 
wieder einigermassen erholt hatte, betrat ich in Buenaventura an der kolum- 
bianischen Westküste das Land, um von hier über Caliı, Popayan, Pasto, Quito 
und Cuenea nach Loja zu gehen; eine mühevolle Reise von grosser Ausdehnung 
und lediglich dem Zweck gewidmet, die Cordilleren und ihre Vegetationsverhält- 
nisse kennen zu lernen. Anfang Mai erreichte ich Popayan, und da mir Zeit 
genug blieb, meine Pläne im Süden Ecuadors auszuführen, so verwandte ich den 
ganzen Mai zu Ausflügen in nah und fern in der Umgegend von Popayan. Aut 
einem derselben, über den unwirtlichen Päramo de Guanacas in das Becken des 
Magdalenenstromes, fand ich am Alto de Obispo über Tortorö auf einer Boden- 
erhebung von 3000 m» die ersten Exemplare der in Frage stehenden Masdevallıa. 
Ein getrocknetes Exemplar nebst Farbenskizze ging durch Herrn STUART Low an 
Herrn Professor Dr. REICHENBACH zur Bestimmung. Leider teilte mir Dr. REICHEN- 
BACH die Bestimmung nicht mit. Erst drei Jahre später, als die von Mr. Cross 
verteilten Exemplare eigennützige Spekulanten aufgeregt hatten und mich meine 
Pläne wieder nach dem Cauca führten, versuchte ich dieselbe einzuführen. Mit 
einer grossen Sammlung verliess ich im August 1881 Kolumbien; doch gingen die 
Pflanzen sämtlich zu Grunde, indem ein bösartiges Fieber, während der ganzen 
Reise mich im Bette haltend, es verhinderte, nach denselben sehen zu können. 

Im Oktober 1881 sandte ein englischer Orchideenimporteur, der davou 
gehört, dass ich Masdevallia racemosa ins Auge gefasst hatte, aber ahnen mochte, 
dass er die etwa eingeführten Pflanzen nicht zur Vertreibung erhalten werde, den 
bereits dahingeschiedenen H. CHESTERTON auf meine Spuren. In Buenaventura und 
Cali war es CHESTERTON mit Leichtigkeit gelungen, meine Etappe aufzufinden, 
und begleitet von mehreren getreuen Negern, die sich als besonders habil er- 
weisen sollten, die Lokalität ausfindig zu machen, brach er gen Popayan auf. 


F. C. Lehmann: Masdevallia racemosa Lindl, 491 


Hier aber schienen ıhn die Glücksgötter verlassen zu wollen. Es hiess: EI Senor 
LEHMANN ha sido en todas partes. (Herr LEHMANN ist an allen Stellen gewesen.) 
Das waren schlechte Wegweiser! CHESTERTON wandte sich zunächst nach dem 
Pueblo de Purace, einem Orte, den ich öfter besucht hatte. Hier gab er den 
Indianern so viel Aguardiente (eine Art jungen Rums), als sie trinken wollten und 
jeden Abend Tanzmusik, wofür sich die letzteren dann verpflichteten, am nächsten 
Tage alles Kraut herbeizuschaffen, das auf den Bäumen der umliegenden Wälder 
wächst. Da hat es Haufen von Orchideen geregnet! Hunderttausende von 
unschuldigen Pflanzen wurden da von ihren Standorten gerissen und feig in den 
Strassen von Purace vernichtet. Acht Tage lang setzte CHESTERTON diesen Gräuel 
der Verwüstung in Purace fort, ohne jedoch sein Ziel zu erreichen, bis er endlich, 
des Spiels daselbst müde, nach Coconuco, einem anderen von mir oft besuchten 
Orte in der Nähe von Popayan übersiedelte und für weitere fünf Tage dieselben 
Orgien auch hier aufführte. Das Resultat blieb auch in Coconuco negativ und so 
sah sich CHESTERTON gezwungen, unverrichteter Sache nach Cali und dem Hafen 
Buenaventura zurückzukehren. 

Ich war ungefähr ı4 Tage nach CHESTERToNns Abreise von Europa — wovon 
ich aber keine Kenntnis hatte — nach England zurückgekehrt, und bei einem 
Besuche bei dem oben erwähnten Importeur war ich so unvorsichtig, auf Bitten und Ver- 
sprechungen die Lokalität der Masdevallia racemosa und den Namen des Indianers, 
der mich auf meinen sechswöchentlichen Durchforschungen der Central-Cordillere 
begleitet und die besagte Masdevallia für mich gesammelt hatte, zu nennen. Ich 
that dies in dem guten Glauben, dass der Importeur irgend einen strebsamen, 
rationelen Mann danach schicken würde. Er teilte dies aber sofort 
Herrn CHESTERTon mit. Den Brief erhielt der letztere, als er wieder im Hafen 
ankam. CHESTERTON kehrte um; in wenigen Tagen war die Lokalität erreicht; er 
sammelte gegen 5ooo Pflanzen und schiffte sich mit ihnen nach Europa ein. Doch 
brachte er nur wenige Bruchstücke dieser grossen Sammlung nach England. 

Im Jahre 1883 hat auch Mr. CARDER meine Wege verfolgt, und obgleich er 
seine Unvorsichtigkeit sehr teuer bezahlen musste, war er andererseits doch 
glücklicher im Auffinden der verschiedenen Lokalitäten. Auch die Einführung 
eines grösseren Prozentsatzes lebender Pflanzen dieser Masdevallia ist ihm besser 
gelungen wie seinem Vorgänger, da ich ihm im Jahre 1880 bei Gelegenheit eines 
Riesentransportes von Masdevallia Shuttleworthi Rchb. fil,, in Colon einen Wink 
gab, wie man solche, den hohen kalten Regionen entstammende Pflanzen am 
besten durch die Tropenhitze bringt. Mr. CARDER giebt vor, dass seine Pflanzen 
einer anderen Lokalität entstammen, als die von CHESTERTON und mir eingeführten 
und nennt dieArt bald MasdevalliaCrossi, bald Masdevallia racemosa Crossi. Wenn ich 
in der ersteren Hinsicht die CArDErsche Behauptung als unrichtig hinstellen muss, 
indem seine Pflanzen in genau derselben von mir angegebenen Lokalität ge- 
sammelt wurden, wie Nachforschungen dies dargethan, so muss ich andererseits 
gegen die unverzeihliche Namenverdrehung energisch eintreten. HARrTwEG hat 
diese Pflanze aufgefunden, lange bevor an irgend einen von uns gedacht worden ist; 
LINDLEY hat dieselbe als Masdevallia racemosa beschrieben, und da Herr Professor 
Dr. REICHENBACH, unser grosser Orchidologe, LiNDLEys Autorität anerkannte, so ist 
hier kein Raum mehr für kleinlich-egoistischen Namenswechsel. Dass ich mit der 
geschichtlichen Darlegung der Entwicklung und Einführung dieser Pflanze so weit- 
läufig geworden bin, findet übrigens darin seine Erklärung, dass ich zeigen wollte, 
welche Verdienste sich Mr. Cross um diese Masdevallia und ihre Einführung 
erworben, um die Verwerfung eines gut gewählten Speciesnamens, und die An- 


492 A. Beck: Aus England. 


nahme eines Eigennamens zu rechtfertigen. Ich kann es allen denjenigen 
Botanikern, denen es um Rein- und Rlarhaltung der Wissenschaft, besonders in 
Bezug der specifischen Unterscheidung ernst ist, nicht genug ans Herz legen, 
gegen diesen blinden Wahn der Namenverdrehung und Namenanhängselung von 
seiten unberufener Personen schonungslos vorzugehen. 

Die geographische Verbreitung der Masdevallia racemosa ist sehr klein, dafür 
aber das Auftreten an geeigneten Orten um so häufiger. Der kurzen LinDLevschen 


Diagnose in BENnTHAMs »Plantae Hartwegianae« ist die Bemerkung: — In 
sylvis Pitayö, nec non in declivibus Purac& prope Popayan altit. 10000 bis 
14 500 ped. — beigefügt. Dies ist nicht ganz genau. Wenn auch über Pitayö 


diese Angabe, was das Vorkommen betrifft, richtig ist, so ist sie doch bezüglich 
des Purac& nicht zutreffend. Hier findet sich keine Spur dieser Pflanze. Ihr erstes 
Vorkommen ist am Cerro San Francisco, einem nördlich vom Purac& aufsteigenden 
Höhenmassiv. Von hier ab findet sie sich gegen Norden an den obersten West- 
gehängen der Central-Cordillere, am Alto de Obispo über Tortorö, am Päramo 
de las Delicias und am Penon de Pitay6 über Silvia, am Cerro Kluckhuatä über 
Pitayö und über Ambalö und 'Torribio in der Nähe des Schneeriesen »El Huila«. 
Auch die Bodenerhebung der Region ist nicht ganz richtig gegeben worden; 
dieselbe dehnt sich in Wirklichkeit nur zwischen 3100 und 3700 m = Io300 und 
12 300 Fuss engl. aus. Auf 14 500 Fuss kommen in Kolumbien und Ecuador über- 
haupt keine Orchideen mehr vor; das ist schon in der Nähe der ewigen Schnee- 
region, wo nur einige kleine Kräuter, wie Azorella, Ranunculus, Lupinus etc. 
nebst Gräsern und Flechten hinkümmern. Die mittlere Jahrestemperatur der 
Region unserer Masdevallia schwankt zwischen 7,5 und 10° C. 

Die relativen Feuchtigkeitsverhältnisse der Luft in der Region des Vorkommens 
von Masdevallia racemosa sind ziemlich verschieden je nach der Jahreszeit. Zur 
Zeit der-Regen halten sie sich stets nahe dem Sättigungspunkte und sinken nur 
selten an Ausnahmetagen für einige Stunden unter 85 pCt. — :Während der 
trockenen Jahreszeit sinkt dieselbe nicht selten bis auf 62 pCt. herab, und 75 pCt. 
ist das ungefähre Mittel. 

Was die Befruchtung der Blüten und Fortpflanzung dieser Masdevallia be- 
trifft, so ist dieselbe grösser, als bei irgend einer anderen Art dieser Gattung. 
Man kann gut ıo pCt. Früchte ansetzender Blüten annehmen. 

Popayan (Cauca) Vereinigte Staaten von Kolumbien. 

F. C. LEHMANN. 

(Des besseren Verstänanisses wegen geben wir anbei die Abbildung der 
Pflanze nach dem erwähnten grossen Holzschnitt in Gardener’s Chronicle, 1884, 
n. ser., vol. XXI, pag. 737. Sie ist dort als Masdevallia racemosa, var. Crossi 
bezeichnet. D. Red.) 


Aus England. 
II. 
Sommerkulturen in den Gewächshäusern. (Gurken und Tomaten.) 
Von A. Beck. 
In den englischen Marktgärtnereien werden riesige Massen von Geranien 
Fuchsien, Marguerites etc. herangezogen und nehmen dieselben während ihrer 


Kultur nicht wenig Raum ein. Kästen werden hier sehr wenig, meistens gar nicht 
benutzt, an Stelle derer sieht man nur gefällig aussehende, leicht gebaute Häuser. 


A. Beck: Aus England. 493 


Gegen Ende des Frühjahres wird der grösste Teil der oben angeführten Pflanzen 
Absatz gefunden haben und nun fragt sich’s, wie sollen die Häuser während des 
Sommers ausgenutzt werden; eben während dieser Jahreszeit werden in unseren 
Glasbauten die grössten Licht- und Wärmemassen, jene Kraftproduzenten, vor- 
zufinden sein, und — wäre es da nicht schade, die von der Natur gegebenen 
kostenlosen Hilfsmittel in nichts zergehen zu lassen? Gewiss wäre es schade, und 
deshalb pflanzt der englische Gärtner während des Sommers solche Pflanzen in 
seine Häuser, von denen es heisst, »je mehr Licht und Sonne, desto besser«. 
Dies sind die Gurken und die Tomaten, 

In Deutschland fällt es jedermann leicht, dieselben im Freien zu reifen, allein 
wie? und wann? In dem englischen unbeständigen Klima fällt es oft schwer, diese 
Früchte so zum Reifen unter freiem Himmel zu bringen, dass sich deren Anbau 
lohnte. Allein nicht nur deshalb nahm die Gurkentreiberei unter Glas hier einen 
solchen Aufschwung, sondern auch aus dem Grunde, weil die in den Häusern 
gezogenen Früchte von viel besserem Aussehen und besserem Geschmack sind 
als die des freien Landes. Ich glaube mit Recht voraussetzen zu dürfen, dass auch 
bei uns in Deutschland, in Grossstädten wenigstens, die Gewächshausgurken die 
Landgurken aus dem Felde schlagen werden. Die Kulturkosten der ersteren sind 
ja so geringe und der Ertrag ein so reicher, dass alle Zweifel schwinden müssen; 
ihr Geschmack ist so gut (falls richtig kultiviert), dass ich sie öfters mit Vorliebe 
unzubereitet ass. Bitterkeit ist völlig verschwunden, so dass solche Leute, die 
gern »eine bittere Gurke« essen, genötigt sind, die grüne Haut auch zu verzehren; 
viele Engländer machen es so. Das Fleisch ist weich und saftig, Abfall giebts 
keinen, da keine Samen vorhanden sind. Doch nun zur Kultur. — Die hier an- 
geführte Methode kann die Expresskultur genannt werden, was sie in Wirklichkeit 
ist. Kurz ist die Zeit, in der uns leere Gewächshäuser zur Verfügung stehen, und 
rasch müssen deshalb die Pflanzen herangetrieben werden. Ein Übertreiben kanns 
nicht geben, höchstens im Laufe der Zeit ein Abtreiben. — Der Samen der Treib- 
gurken ist gewöhnlich sehr teuer, da nur künstlich befruchtete Früchte Samen 
erzeugen und solche haben lange an der Pflanze hängen zu bleiben, entziehen 
derselben während jener Zeit viele Nährstoffe, reduzieren deshalb die Zahl der 
Produkte und machen dadurch den Samen ziemlich kostbar. Anfangs Mai legten 
wir gewöhnlich die ersten Kerne (jedermann richtet sich eben nach der Zeit, in 
der er die Häuser bearbeitet) und zwar ca. 5 cm von einander entfernt in flache 
Kistchen, die über die Hälfte mit Erdbrocken als Abzug gefüllt waren, über letztere 
kam eine dünne Schicht Lauberde und Sand, darauf wurden die Samen gelegt 
und leicht mit feiner Erde zugedeckt, hierauf angegossen resp. nur überbraust 
und an den heissesten Platz der Vermehrung gestellt. Nachts waren wir genötigt 
die Kistchen mit Glasscheiben zu bedecken, da eine Masse Insekten, besonders 
Grillen herumliefen, denen ein keimendes Gürkchen ein Leckerbissen wäre (Grillen 
sind in unseren Gewächshäusern eine schreckliche Plage, zu Hunderten springen 
sie während der Sommernacht umher und fressen, was Pflanze heisst. Periodisch 
wurde etwas Phosphorsalbe auf Brot gestrichen (ein Leibessen dieser Insekten) und 
in den Häusern verteilt, bald waren sie stille — für immer, starben wohl an Darm- 
entzündung.) Zeigen sich die Keimlinge auf der Oberfläche, so sollten sie mit 
Vorsicht von den allenfalls anhängenden Samenhülsen mit den Fingern befreit 
werden. Solch ein Keimling kann aus der Erde gehoben, von den Hülsen befreit 
und wieder in die Erde gesteckt werden, er wächst lustig weiter. Bevor das erste 
Blatt sich zeigt, sind direkte Sonnenstrahlen schädlich, sobald jedoch ersteres ent- 
wickelt, kommen die Pflänzchen einzeln in vierzöllige, mit beliebiger, am besten 


494 A. Beck: Aus England. 


fetter Erde, gefüllte Töpfe, und in die volleSonne zu stehen. Spritzen und Giessen 
darf natürlich in dieser Bäckerhitze nicht versäumt werden, aber — nur keine 
Luft. Etwa 8 Tage später sind die Gurken fertig zum Auspflanzen (falls kein Platz 
vorhanden, werden sie einstweilen in grössere Töpfe gesetzt). Die Häuser werden 
nun vorbereitet. Draht, der einmal ca. 25 cm vom Glas entfernt der Länge des 
Hauses nach gespannt ist, kann daselbst für Jahre bleiben. Die Entfernung der 
Drähte untereinander sollte 30 cn sein. Unter jede zweite Fenstersprosse, hier 
ca. go cm Distanz, hommt ein ı Fuss hoher und 2 Fuss breiter Erdhügel, an der 
Seite des Hauses anliegend. Die Erde sollte bestehen aus 2 Teilen zerhacktem 
Rasen, ı Teil Lauberde (nur wenn billig zu haben) und ı Teil Mist. Je gröber 
die Erde, desto besser, faustgrosse Stücke sind am passendsten. Auf jedes Hügel- 
chen kommt eine Pflanze, zu tiefes Pflanzen ist gefährlich. Ein kleines Stäbchen 
wird bis zum ersten Draht geleitet, von dort geht ein Bambusrohr bis zum First 
des Daches, daran wird die heranwachsende Pflanze befestigt, also einstämmig. 
Gleich nach dem Pflanzen wird angegossen und gespritzt; wenngleich die Sonne 
wie Feuer durch das Glas blitzt, Luft darf dennoch keine gegeben werden, ebenso- 
wenig Schatten, allein spritzen muss man so oft wie möglich, etwa nach jeder 
Stunde während der ersten zwei Tage (bei bewölktem Himmel natürlich weniger). 
Feuchthalten der Wege und Beete ist ebenfalls nötig. Bei Nacht und an trüben 
Tagen müssen in den Gurkenhäusern die Heizungsröhren warm gehalten werden. 
Bei vollem Sonnenlicht, d.h. wenn nicht beschattet, bekommen die Pflanzen dunkel- 
grüne, Starke Blätter, und — was eine Hauptsache ist — sehr kurze Internodien; 
je mehr von den letzteren auf einer Fläche vorhanden, desto mehr Früchte können 
geerntet werden. Wenn die Pflanzen nun angewachsen sind, so hat sich der 
Gärtner nach folgenden Regeln zu richten: alltägliches respektive allabendliches 
Aufbinden an den Bambusstab (arbeiten während der Tageszeit ist bei Sonnen- 
schein eine Unmöglichkeit), da die Pflanzen jeden Tag ca. ı2z cam in der Länge 
wachsen; kommt die Verlängerung mit dem Glas in Berührung, so wird sie verbrannt. 
— Ein zu gleicher Zeit stattfindendes Einkneipen aller erscheinenden Verzweigungen 
auf das erste Blatt, sobald sie lang genug zum Anfassen sind, ist ebenfalls nötig. Einige 
Gärtner ziehen Einstutzen auf das zweite, dritte, vierte oder fünfte Blatt vor, was 
Wirrwarr zur Folge hat. Zwischen dem Bambus, d. h. zwischen je zwei Pflanzen, 
werden noch zwei weitere Stäbe in gleicher Entfernung — das ist 30 cm — von 
einander befestigt. Die Verzweigungen, respektive Seitentriebe werden hierauf mit 
ihrem Endblatt an die Stäbe horizontal gebunden; an der eingekneipten Stelle, 
d.h. in dem Winkel des ersten Blattes bilden sich nun eine oder mehrere Früchte 
(viele derselben kommen gar nicht zur Entwicklung, da eine jede Pflanze nur eine 
gewisse Anzahl Früchte auf einmal ausbilden kann, was jedoch nichts zu sagen 
hat) und ein Trieb. Letzterer wird wieder auf sein erstes Blatt eingekneipt und 
dann horizontal niedergeheftet. Der Leittrieb hat in ca. 2o Tagen nach der 
Pflanzzeit den First des Hauses erreicht und wird nun ebenfalls gestutzt, ja nicht 
vorher, denn Seitentriebe entstehen ohne weiteres Zuthun. Letztere werden in 
weiteren acht Tagen den grössten Teil der Glasfläche überwachsen haben und nun 
beginnt die eigentliche Ernte. Eine Hauptsache ist ein fortwährendes Erneuern 
der Erde; ca. ı4 Tage nach der Pflanzung werden sich bei fortwährendem Feucht-, 
aber ja nicht Nasshalten der Erdhügelchen, Wurzeln auf denselben zeigen und nun 
folgt »Top-dressing«, d. h. die Hügel sowohl, als ein Teil des Beetes werden mit 
fibröser, am besten einen guten Kunstdünger enthaltender Erde 2 cz» hoch über- 
deckt und dieselbe leicht angedrückt; in weiteren zehn Tagen ist dieselbe Mani- 
pulation vorzunehmen — denn nach jener Zeit sollten die nahrungsuchenden 


A. Beck: Aus England. 495 


Würzelchen wieder auf der Oberfläche erscheinen. An jedem dritten Tage kann 
mit Vorteil flüssiger Dünger verabreicht werden (1 Liter Jauche für eine Kanne 
Wasser), aber nur Achtung geben, dass das Beet nicht zu nass wird, sonst tritt 
Wurzelfäule etc. ein und die Pflanzung ist vernichtet. An Abzug darfs also nicht 
fehlen. — Haben die Pflanzen den First erreicht und beginnen zu tragen, so darf 
bei Sonnenschein ein wenig Luft an der windstillen Seite gegeben werden. Nur 
keinen Zug, sonst werden die Pflanzen in kurzer Zeit die reinsten Brutnester von 
Blattläusen sein (schwaches Räuchern wird dann nötig sein); bei Vermeidung von 
Zugluft und vielem Spritzen fällt es jedoch leicht, trotz der hohen Temperatur alles 
Ungeziefer fernzuhalten. — Die Ernte kann spätestens sechs Wochen nach der 
Pflanzung beginnen. In jedem unserer 4o m» langen und 3 » breiten Häuser 
pflückten wir wöchentlich im Durchschnitt 250 Gurken und waren dies Früchte, 
wie sie sein sollten, d. h. kerzengrade, gleichmässig dick (die zwecks Samen- 
gewinnung künstlich befruchteten schwellen unten an, die Schnittgurken sollen 
nicht befruchtet sein), mit blauem Duft überzogen (Cuticula) und, was ein Zeichen 
perfekter Gurkenkultur ist — noch mit der Blüte versehen. Drei mal in der 
Woche müssen die Früchte gepflückt werden, denn es ist ein grosser Fehler, die 
Gurken auswachsen zu lassen und zwar aus folgenden Gründen: statt einer aus 
gewachsenen grossen Frucht kann ich in derselben Zeit zwei mittelgrosse ernten 
(unsere waren ca. 35 cm lang), die jungen Früchte sind von besserem Ansehen 
und besserem Geschmack und werden deshalb besser bezahlt. Beim Pflücken 
muss Obacht gegeben werden, dass der blaue Duft nicht abgerieben wird. Für 
den Transport auf den Markt kommen gewöhnlich 60 in einen Korb, schichten- 
weise zwischen Heu verpackt. Für das Dutzend bekamen wir durchschnittlich 
2—3 Mk. und allem Anschein nach sind die englischen Gärtner mit der Bezahlung 
zufrieden, denn jedes Jahr wird hier mehr und mehr Gurkentreiberei betrieben. — 
Wenn auch der deutsche Bauer und Kleinbürger wohl bei seiner Landgurke 
bleiben wird, die Treibgurke wird in den »Küchen der Reichen« bald etwas 
unentbehrliches sein. 

Hitze und Feuchtigkeit sind die Hauptbedingungen für dieGurkenkultur; Trocken- 
heit und Luftzug bedürfen die Tomaten; deshalb kultiviert man die ersteren in 
den mit guter Heizung versehenen Häusern, letztere nehmen mit den kälteren 
vorlieb. Arbeiten in den Gurken ist eine Last, Arbeiten in den Tomaten ein Ver- 
gnügen. Letztere werden im Monat März in Kästchen angesäet; sobald die 
Pflänzchen einige Centimeter hoch sind, setzt man sie einzeln in Zweizöller in 
eine beliebige magere Erde. Eine Hauptsache ist nun, die jungen Pflanzen 
tüchtig ausreifen zu lassen, sie sollten deshalb einen hellen und luftigen Standort 
ım Kalthause bekommen. Am besten ist es, sie trocken zu halten; haben sie eine 
gewünschte Höhe von etwa 2o cm erreicht, kann ihnen ein öfteres Austrocknen 
nur gut thun, braun und zusammengeschrumpft sehen sie dann wohl aus — um 
so besser. Werden sie warm und nass gehalten, wachsen sie wohl lustig und 
saftig, allein die Nachteile stellen sich bald ein, indem die Pflanzen sich weigern, 
von unten an zu blühen; bei zuerst genannter Kultur blühen sie schon in den 
Töpfen. — Tomaten pflanzten wir gewöhnlich Ende April aus. Auf der Rückseite 
der Beete wird der Grund zuerst etwas gelockert, hierauf ein 30 cz breiter und 
2ocm hoher Erdwall der Länge des Hauses nach, an der Mauer liegend, angelegt 
und auf demselben die Tomaten in einer Entfernung von 25 cm unter einander 
ausgepflanzt. Enger setzen bringt keinen Gewinn. Die in dem Haus befindlichen 
Topfgewächse, Marguerites etc. können dort bleiben, bis sie verkauft sind, ein 
Vorteil, den man bei der Gurkenkultur nicht geniesst. Die Tomaten werden nun 


496 A. Beck: Aus England. 


ganz sich selbst überlassen, bis das Haus geleert ist. Gegossen werden sie nicht, 
da genügend Wasser beim Giessen der Topfpflanzen abfällt. Die Folge dieses 
Trockenhaltens ist ein gedrungenes Wachstum, reichliche Blütenbildung und die 
Entstehung eines weitläufigen Wurzelnetzes. Drähte werden gespannt wie bei den 
Gurken, jede Pflanze bekommt ein Stäbchen, um sie daran bis zum ersten Draht 
leiten zu können. Von dort wird ein Bastfaden bis zum First des Hauses geführt 
und an denselben späterhin der Trieb gebunden, natürlich über den Drähten. 
Sind nach ca. vier Wochen die Topfpflanzen weggeschaft, so wird das ganze Beet 
leicht aufgeharkt und mit einer dünnen Schicht Erde überdeckt, letzterer kann etwas 
Dünger, am besten mineralischer, beigefügt werden. Viel tierischer Dünger ist, 
wie ich gleich hier anführen will, den Tomaten schädlich; wie durch verschiedene 
Versuche bewiesen, ist viel anımalischer Dünger die Ursache der Entstehung 
eines Pilzes, der in letzter Zeit häufig auftrat und ganze Anpflanzungen vernichtet 
hat. Russ ist ein guter Dungstoff. — Einige Gärtner ziehen ihre Tomaten zwei- 
armıg, ein engeres Pflanzen und einstämmige Kultur sind jedoch bei unserer Methode, 
wo es gilt, in der möglichst kürzesten Zeit die ganze vorhandene Glasfläche zu 
bedecken, viel vorteilhafter. Da jedoch die Pflanzen enge zusammenstehen, be- 
dürfen sie einer starken Auslichtung, um Licht und Luft zuzulassen, alle Blätter 
werden bis auf die zwei untersten Fiederblättchen eingestutzt (allenfalls können 
auch vier stehen bleiben), alle Seitentriebe ausgebrochen, der Stamm jedoch locker 
an den Bastfaden angeheftet. Diese Arbeit muss alle vierzehn Tage einmal vor- 
genommen werden. Die an den Blütenbüscheln entstehenden Triebe sollten auch 
entfernt werden. An warmen Tagen ist fleissiges Lüften geboten, an sonnigen 
so viel wie nur möglich; wird dieser Rat nicht befolgt, so findet eine ungleich- 
mässige Befruchtung statt, verkrüppelte Früchte sind die Folge derselben. Ein 
eigentliches Giessen ist sehr selten nötig, an sonnigen Tagen jedoch ein mehr- 
maliges Überbrausen der Beete und Wege, um eine »heisse« Luft zu schaffen- 
Um alles gut zu machen, werden die Heizungsröhren etwas warm gehalten, be- 
sonders bei trübem Wetter. Bei dieser Pflege werden die Pflanzen eine grosse 
Fruchtbarkeit entwickeln, die bei den wenigen und dazu noch eingestutzten 
Blättern unglaublich erscheint. Sobald die Früchte sich färben, d. h. vor der 
vollen Reife, werden sie gebrochen (mit der Hand angefasst, etwas gedreht und 
zur selben Zeit gezogen) und unter Glas an einen trockenen, warmen und sonnigen 
Platz auf Heu gelegt, dort nehmen sie bald eine schöne blutrote Färbung an und 
sind dann fertig für den Markt. Gepackt werden sie in ca. 14 Pfd. haltende 
Henkelkörbe, die unten nur halb so breit sind als oben, um die Früchte vor dem 
Zerdrücken zu bewahren. Als Unterlage kommt eine Schicht Heu in den Korb, 
darauf die Tomaten schichtweise bis zum Rande. Tomaten werden in England in 
Massen verzehrt, auch die eingewanderten Deutschen essen sie bald mit Vorliebe. 
In Deutschland hat man sich noch nicht richtig an dieselben gewöhnt, allein — 
wie war es seiner Zeit mit den Kartoffeln? Hat unser Volk erst eine Zeit lang die 
Tomaten versucht, dann werden dieselben bald ein allgemeines Nahrungsmittel 
bilden. Schön von Ansehen, saftig, wohlschmeckend, äusserst gesund und nahr- 
haft, wer könnte ihnen widerstehen? Ich weiss verschiedene Fälle, dass Kranke 
fast ausschliesslich von Tomaten lebten, ist da noch an ihnen zu zweifeln? Nur 
erst einigemal herzhaft hineingebissen, das Verlangen nach »mehr« wird sich bald 
rege machen. 


Jerichorosen. 497 


Jerichorosen. 
Hierzu Abbildung 102 und 103. 
Alles, was den Menschen an das heilige Land erinnert, nimmt er gerne mit 


sich und schmückt sein Heim damit. Es stimmt ihn ernst, und auch die 
Wunder bescheidenster Art, welche jenes Land bietet, sind ihm kostbare An- 


7 un IE 
N 


Abbildung 103. Anastatica hierochuntica. Sog. Rose von Jericho. 


gebinde, ja Reliquien, an die er seine Seele hängt. Jenes einst so blühende Land 
aber, dass nun so nackt und bloss, so arm und elend geworden ist, als es der 
Heiland war, als man ihn an das Kreuz schlug, es birgt immer noch der Natur- 
wunder genug, die dahin zu deuten scheinen auf gewisse Zeichen, auf Vorkomm- 
nisse ganz besonderer Art, ja selbst hindeuten als stumme Zeugen nach Golgatha! 
So wenigstens glaubt das fromme Herz und es zittert beim Anblicke der ein- 
fachsten Gegenstände aus jenem unglücklichen Lande. 


Es gab immer in der heissen und südlich gemässigten Zone Pflanzen, niedere 


Gartenflora 1892, 36 


498 Jerichorosen, 


Kräuter, welche die sehr natürliche und leicht erklärliche Eigenschaft besitzen, 
nachdem sie völlig abgestorben waren, im Wasser sich wieder zu entfalten und 
scheinbar aufzuleben. So kennt man besonders mehrere nestartig wachsende 
Lycopodium-Arten, ferner Farnkräuter, sehr viele Compositeen, Cruciferen und 
Mitglieder mancher anderer Pflanzenfamilien, über die ganze Erde in den ge- 
nannten Strichen zerstreut, und die heute hier zu besprechenden sind durchaus 
nicht die einzigen ihrer Art, welche diese Eigenschaft besitzen. Das heisse Syrien 
und Arabien, die sinaische Halbinsel, auch besonders Palästina im engeren Sinne, 
sind die Heimat derartiger Kräuter. 

Seit langem bekannt und allgemein, wenn auch nur wenig verbree war die 
sogenannte Jerichorose, Anastatica hierochunticaLin., zur Familie der Cruci- 
feren gehörig, die in Palästina und Arabien allgemein verbreitet ist. Der Name wurde 
von GÄRTNER aus dem Griechischen entnommen und stammt von »Anastasis«, 
d. h. Auferstehung, französisch »resurrection«.. Nenne man sie also nur dreist 
Auferstehungspflanze, es ist nicht gefehlt. Die immerhin merkwürdige Pflanze 
wurde bereits um 1597 eingeführt und galt lange Zeit als ein wahres Wunder 
ihrer Art, die man nur in den grössten Sammlungen als seltenen Gegenstand 
bewundern konnte. Kreuzritter mochten sie schon früher gefunden und gekannt 
haben. Sie und die folgende Art kommt auf alten französischen Wappenschildern 
abgebildet vor. Man erzählt sich wunderbares von dieser Pflanze, und wer im 
Besitze einer Rose von Jericho war, ward weit und breit gepriesen. Unsere Zeit 
hat auch in kleinen Dingen wie in grossen, das Licht leuchten lassen, und man 
weiss, wie der Hergang ganz natürlich ist. Von der glühenden Sonne im weissen 
Wüstensande zu dichten Ballen zusammengezogen und gebleicht, dehnen sich die 
dürren Zweige, nachdem sie ganz nass geworden, eben so einfach wieder aus ein- 
ander, als etwa ein Schwamm oder jegliches ganz trockengewordenes Pflanzen- 
gebilde.e Nachdem sie abermals trocken geworden ist, zieht sie sich wieder 
zusammen und, trocken anfbewahrt, behält sie diese Eigenschaft viele Jahre lang. 
Die Anastatica bedarf, um sich zu entfalten, etwa '/, Stunde, ganz unter Wasser 
getaucht und ist es besser, lauwarmes Wasser zu verwenden. 

Die Anastatica steht unserer Arabis und Cardamine am nächsten. Sie bildet 
unter Umständen sehr breite, dagegen stets kaum 8 cm hohe, dicht belaubte 
Büsche, mit einer tief in den Boden dringenden, wenig Nebenwurzeln tragenden 
Pfahlwurzel, welche schliesslich ebenfalls verholzt. Sie ist die einzige bisher 
bekannte Art ihres Geschlechtes und bleibt natürlich in ihrer Wüstenheimat 
meist sehr viel kleiner als eben angedeutet wurde. Sie ist sehr stark verzweigt 
und die äusseren Ästchen verlängern sich derart, dass die Pflanze zur Zeit ihrer 
Vegetation einer mitten durchschnittenen Kugel gleicht, die auf der oberen Fläche 
absolut ebenmässig erscheint. Die kleinen weissen Blümchen sind kaum sichtbar 
und meist versteckt in der sehr dicht stehenden, etwas fleischigen Belaubung. Die 
Pflanze variiert ungeheuer und so, dass selten oder niemals eine der anderen 
absolut gleich ist, wie das denn überhaupt wohl in der Pflanzenwelt als Regel 
gelten kann. Bald ist sie grösser, bald kleiner, offener, lockerer, dichter oder 
zierlicher. Bald sind die Blättchen gestielt, bald fast sitzend, bald ganzrandig, 
bald gekerbt-gesägt, spatelförmig oder oval- etc. 

Man sagt, sie wäre schwer zu kultivieren; wir finden es aber nicht, und wir 
erzogen davon vom März bis Juli Exemplare mit einem Durchmesser bis zu 40 cm. 
Sie gleichen einem kleinen grünen Teppich, so dass man unmöglich hindurch 
sehen kann. 

Solche kultivierten Exemplare würden natürlich die eingesammelten an Schön- 


oo 


Die Heisesche Schlauchbrücke, 499 


heit weit übertreffen, aber sie würden auch teurer kommen und als Spielzeug oder 
zu Sammelzwecken wohl zu teuer. Man kann sich im Garten die regelmässigsten 
Exemplare erziehen. 

Die echte Jerichorose, das ist Odontospermum pygmaeum Neck. oder, 
wie jüngeren Datums, Asteriscus pygmaeus Moench, gehört zur Familie der 
Compositen und ist, obwohl noch nicht sehr lange beschrieben, doch schon seit alten 
Zeiten bekannt; dies beweisen die guten Abbildungen, welche man auf französischen 
alten Wappenschildern gefunden hat. Ihre seltenen Eigenschaften müssen demnach 
jenen tapferen Männern im Oriente bekannt geworden sein, welche unter unsäg- 
lichen Gefahren und im heiligsten Eifer die fernen Stätten im heiligen Lande aus 
den Händen der Türken befreien wollten. Asteriscus aus dem griechischen 
»Aster«, d. h. Stern, also Sternblume, gleicht in der That vielmehr einer Rose, 
als es eine Crucifere vermag. Legt man die absolut holzigen, abgestorbenen 
und ganz vertrockneten Exemplare in kaltes oder besser laues Wasser, so Öffnen 
sich die bisher geschlossenen, fest zusammenhaltenden äusseren Strahlenblüten- 
blätter fabelhaft schnell, d. h. in etwa einer Minute, so dass diese Pflanze in 
Wirklichkeit mehr als interessant erscheint. Wir haben das Experiment sehr oft 
wiederholt und immer gelingt es uns überraschend schnell und sicher. Die 
trockenen Blüten schliessen sich danach langsam wieder. Natürlich sind die 
Exemplare selten so schön regelmässig, als hier bildlich dargestellt, aber auch das 
kleinste Röschen bleibt darin ein kleines Wunderding. Jedermann sollte sie zu 
Hause halten, es wird jungen und alten Menschen eine immerwährende Unter- 
haltung sein. Asteriscus wachsen auf den canarischen Inseln, in Arabien und 
Afrika, hauptsächlich aber in der Wüste am Suezkanal. Dort sammeln sie die 
Beduinen und bringen sie in die Bazare von Jerusalem und Palästina überhaupt. 
Von dort besorgt sie Herr GEORG EGGER in Jaffa zu ganz annehmbaren Preisen. 


C. SPRENGER, 
Mitinhaber der Firma Dammann & Co.,, 
San Giovannı a Teduccio bei Neapel. 


Die Heisesche Schlauchbrücke. 
Hierzu Abbildung 104. 


Für Garten- und Parkbesitzer, die zur Bewässerung und Besprengung ihrer 
Anlagen Schlauchleitungen benutzen, dürfte es von Interesse sein, eine Schlauch- 
brücke kennen zu lernen, welche neuerdings vom Tischlermeister F. HEISE in 
Lankwitz bei Berlin erfunden, und deren Eintragung in das Musterschutzregister 
soeben unter No. 3426 erfolgt ist. 

Die Schlauchbrücke dient allerdings in erster Linie den Bedürfnissen der 
Feuerwehr, ist deshalb so stark konstruiert, dass sie mehrere Schlauchleitungen 
tragen kann und es ist die grössere Nummer so hoch, dass sie Pferdebahnwagen 
mit Verdecksitzen Durchlass gewährt. Dementsprechend nur in zwei Grössen 
gebaut, kostet die Brücke 100, respektive 85 Mk. frachtfrei nach allen deutschen 
Stationen, doch stellt der Erfinder dieselbe auch in leichterer, gärtnerischen 
Zwecken angemessener Form zu entsprechend billigerem Preise her. 

Die Konstruktion des leicht zerlegbaren und daher bequem transportablen 
Apparates ist die folgende: 


362 


500 Die Heisesche Schlauchbrücke. 


Ein Querbalken @ mit daran befestigten Gabelarmen d liegt auf zwei drei- 
beinigen Gestellen c,c. Das Mittelbein c' ist um Scharnier c® drehbar (Figur 2, 4), 


upag 199 zymyue] Asa "NAUISJ UOA Uasseyg Iaqn usdunyajyanepyas UA uaıynjloq() WMZ Sungysrnoy "or SunpfqqVy 


während die Seitenbeine c’c® den gemeinsamen Drehzapfen c* (Figur 2, 4,7) 
besitzen. 

Die drei Beine lassen sich demnach auseinanderspreizen und auch zusammen- 
legen. Der Zapfen c* trägt ferner ein Winkelstück c° mit einem Loch zur Auf- 
nahme des im Kopfende von a sitzenden Winkelhakens a? (Figur 2). Der Be- 


—r — 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 501 


schlag a! des Kopfendes von « besitzt beiderseits eine Öse a®. In diese Öse a? 
legen sich Haken 5? (Figur 3) eines gekrümmten Schlauchlagers 5 (Figur 2, 8) ein, 
welches mit Gabeln 5! versehen ist. Sind sämtliche Teile in einander gepasst, so 
entsteht ein Gestell, wie es in Figur ı und ı, dargestellt ist, welches unter sich 
so viel Platz lassen muss, dass Wagen hindurchfahren können. Über dieses Ge- 
stell werden die Schlauchleitungen in der ersichtlichen Weise hinübergeführt. 
Nach Benutzung der Vorrichtung können die einzelnen Teile wieder behufs 
leichteren Transports auseinander genommen werden. 

Bei gründlichen praktischen Prüfungen seitens der Feuerwehr in Tempelhof, 
wobei die Brücke mit drei Schlauchleitungen im Gesamtgewicht von mehr als 
6 Ctr. belastet wurde, entsprach dieselbe den weitest gehenden Anforderungen; 
auch zeigte sich als ein besonderer Vorzug der Umstand, dass man die Schläuche 
beliebig vor- und rückwärts ziehen konnte, ohne mit den Verschraubungen hängen 
zu bleiben. 

Daher erfreut sich denn der Apparat bereits lebhaften Interesses; Feuerwehr- 
Abordnungen aus Spandau, Hannover, Soltau, Königsberg etc., die ihn kürzlich 
besichtigten, fanden denselben ebenso zweckmässig als preiswürdig. 

Das Aufrichten wie das Zusammenlegen des Gestells ist von zwei Leuten 
bequem in je einer Minute zu verrichten. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Urceocharis Clibrani (Mast.) 


Diesen merkwürdigen Namen legt 
Dr. MasTERs einer merkwürdigen Pflanze 
bei, einer Hybride zwischen Urceolina 
aurea und Eucharis amazonica. Wir 
haben unter neuen Pflanzen der letzten 
Jahre besonders in der Familie der 
Orchideen mehrere Hybriden zwischen 
zwei verschiedenen Gattungen;! ich 
erinnere an Sophrocattleya Batemani 
Veitch (Sophronites X Cattleya) und 
andere und auch “unsere deutschen 
Züchter glaubten in Eucharis eine ge- 
eignete Pflanze für geeignete Versuche 
zu finden. Freund KırTEL in Eckers- 
dorf bemüht sich seit Jahren mit Eucharis 
und Imantophyllum; ich weiss nicht, 
was aus der reifen Kapsel im vorigen 
Jahre geworden ist, vielleicht überrascht 
er uns dieser Tage mit etwas ganz 
aussergewöhnlichem. Nach der Ab- 
bildung in Gardener’s Chronicle ist die 
neue Züchtung von grossem blu- 
mistischem Werte. Der Habitus ist ganz 
der von Eucharis; die Blumen stehen 
aufrecht am aufrechten Stiele, nicht 
hängend wie bei Urceolina. 


Sie sind | 


kleiner als bei Eucharis, glockenförmig, 
etwas ausgebaucht und viele zu gleicher 
Zeit geöffnet. Der erfolgreiche Züchter 
ist ein Handelsgärtner CLiBRAn in Alt- 
rincham. TSZT. 


Humulus japonicus variegatus. 


Herr FRIEDRICH ROEMER-Quedlinburg 
hat eine prachtvoll weissgefleckte Varietät 
des japanischen Hopfens erzielt, die er 
hoffentlich schon im nächsten Jahre in 
den Handel geben wird. Die Aussaat 
lieferte in diesem Jahre schon ca. So pCt. 
buntblättrige Pflanzen. Die jungen Blätter 
wie die Spitzen der Triebe sind auch 
herrlich gefärbt, zum Teil gelb und rot. 


Acer dasycarpum lactescens Graf Schwerin. 


Herr Graf ScHweErın in Wendisch 
Wilmersdorf bei Ludwigsfelde (Anhalter 
Bahn) hat einen auf der Blattoberseite 
sehr hübsch silbergrau und weisslich 
gesprenkelten Acer dasycarpum erzielt, 
der gewiss den Freunden buntblätteriger 
Ahorne sehr willkommen sein wird. 


502 


‘ Kleinere Mitteilungen. 


Lychnis flos cuculi „‚Adolph Muss“.‘*) 


Es ist eine oft gemachte gärtnerische 
Erfahrung, dass Neuheiten, mögen sie 
nun Samen- oder Zweig-Sport sein, an 
verschiedenen Orten gleichzeitig auf 
tauchen. 

Als ich im Frühjahr von der gefüllten 
Kukuksblume »Adolph Muss« hörte und 
Herr Muss die Güte hatte, mir eine Pflanze 
zur Probe anzuvertrauen, interessierte 
mich dieselbe so lehaft, dass ich un- 
willkürlich bei jedem Spaziergange mit 
Aufmerksamkeit die Wiesen und Gärten 
mit diesen Blumen durchmusterte, ob 
sich nicht irgendwo eine gefüllte fände. 

Siehe dal In dem Gärtchen eines 
Häuslers, an dem ich im Leben wohl 
schon hundert mal vorbeigegangen, ohne 
es besonders zu beachten, standen eines 
Tages sechs kräftige Stauden in vollster 
Blüte. 

Ich wollte sie dem Manne abkaufen. 
Da wir aber alte Freunde sind, so 
schenktey er mir seine Pflanzen und ich 


gab ihm anderen Schmuck für seinen 
Garten: Heuchera sanguinea, die hier, 
in ihrer Form splendens, von ganz 
besonderer Farbenpracht ist. 

Die hiesige Kukuksblume ist grösser 
und dunkler als »Adolph Muss«e, in- 
dessen scheint mir diese letztere den 


sehr wichtigen Vorzug des reicheren 
Remontierens zu besitzen. 
Seit »Adolph Muss< bei mir im 


Garten steht, ist sie noch keinen Tag 
ohne Blüte gewesen. 

Im ganzen ist sie etwas schwächlich 
im Vergleich mit dem Gebirgs-Wildling, 
doch ist dies wahrscheinlich nur eine 
Folge der allzugewaltigen Vermehrung. 
Mit der Zeit wird sie wohl auch wieder 
kräftiger werden. 

Unter den vielen Neuheiten, welche 
dieses Jahr durch meine Hände ge- 
gangen sind, hat mich keine so lebhaft 
interessiert, als die gefüllte Kukuksblume. 


Fischbach, Schlesien, Sept. 1892. 
voN ST. PAUL. 


Kleinere Mitteilungen. 


Lathyrus latifolius Lin. und L. silvester Lin. 


Beide wachsen in Europa und im 
Oriente und sind oft mit einander ver- 


wechselt. Beide sind sehr schön, ein- 
ander sehr ähnlich, und haben zahl- 
reiche sehr schöne Formen erzeugt. 


Oft sind ihre Varietäten zu guten Arten 
erhoben, wohl aber ganz mit Unrecht. 
Von Lathyrus latifolius Lin. kultiviere 
ich folgende Formen, welche ich mir 
teilweise verschaffte, die aber auch zum 
Nester entstanden. Da sie zur Zeit 
der Blüte, welche fast den ganzen 
Sommer dauert, von Insekten stets um- 
lagert sind, ist eine Kreuzung un- 
vermeidlich und ja schliesslich auch 
wünschenswert. 
L. latifolius Lin. 
Blume in länglichen Trauben, ı1 
oder mehr, leuchtend carminrosa. 
”) Siehe die farbige Abbildung Heft ı5 d. ]J., 
Seite 393, Tafel 1376. 


L. latifolius fl. albo. 
Blumen reinweiss mit lichtgrünem 
Schiffchen. 
L. latıfolius fl. strıato. 
Blumenreinweiss, carmin geflammt. 
L. latifolius fl. roseo. 
Blumen blass rosenrot. 
L. latiıfolius fl. carneo. 
Blumen fleischfarben. 
L. latifolius intermedius. 
Blumen kleiner, leuchtend carmın, 
an langgestielten Trauben. 
L. latifolius rotundifolius. 
Mit kurzen rundlichen Blättern. 
Blumen wie No. ı. 


Diese Art und ihre sehr schönen 
Formen ranken hoch, blühen reich und 
lange, wachsen in jedem nicht zu nassen 
Erdreich, vertragen grosse Dürre und ge- 
hören zudenanspruchslosesten, schönsten 
Gewächsen unseres Erdteils, die man als 
Staude behandeln und vielfach in jedem 


Kleinere Mitteilungen. 


Garten verwenden kann. Will man 
dürre sonnige Orte, steinige Bösch- 
ungen, schwersten Boden bekleiden, so 
nehme man diese prächtige Platterbse, 
die unverwüstlich erscheint und lange 
Jahre gleich kräftig und schön an der- 
selben Stelle aushält, und ohne Pflege 
stets wiederkehrend, reichlich blüht. 
Der Erbsenkäfer bewohnt auch ihre 
Blüten respektive Samen. Die Samen 
der weissblühenden Formen sind licht- 
farben, fast weisslich, die der andern 
sind braun. In meinem Sortiments- 
garten für Zwiebelgewächse bekleide ich 
mit dieser Platterbse eine  steinige 
dürre Böschung, um eine unschöne Stelle 
zu verdecken. Seit fünf Jahren erfüllen 
sie, stets kraftvoller wachsend, ihren 
Zweck. Vor drei Jahren stellte sich 
zahlreich Orobanche speciosa als Peini- 
ger und Schmarotzer ein und hat sie 
seitdem nicht wieder verlassen. So 
wachsen die beiden scheinbar friedlich 
zusammen, und wer die seltsame und 
schöne Orobanche nie gesehen, würde 
überrascht von ihrer Schönheit sein. 
Fünf bis acht und mehr Stengel aus 
einer Wurzel, bis meterhoch, umgeben 
von kleineren Exemplaren, umrankt von 
der Nährpflanze. Aber auf die Dauer 
kann man das doch nicht mit ansehen, 
und manchmal zucken meine Finger, 
um dem elenden Schmarotzertum ein 
Ende zu bereiten. 

Lathyrus silvester Lin. ist noch schöner 
und dankbarer als L. Jatifolius und 
trotzdem kaum noch in den Gärten zu 
finden. Sie wächst wie in Deutschland 
so auch in ganz Italien wild, findet sich 
besonders häufig auf Feldern und dass 
sie wohl beachtet und gekannt ist, be- 
weisen ihre vielen sehr bezeichnenden 
italienischen Namen als: »Ceserone, 
Mocajone, Rubiglione, Ruglione und 
Veccione«. 
etwas grosses, vollkommeneres als ge- 
wöhnlich, aber auch etwas wildes und 
ungeschlachtes. 
einen geflügelten Stengel, 
lanzettliche Blätter, die 


einpaarige, 


Die Endung »ones bedeutet 


Sie trägt bekanntlich | 


länger und | 


503 


schmäler sınd als die des L. latifolius 
und grössere, längere Trauben, leuch- 
tende carmoisinrote Blüten, die etwas 


duften. In Apulien, Calabrien und 
Sicilien ist sie sehr verbreitet, oft über- 
zieht sie mit wildem Geranke ganze 


Hecken. Ich pflege sie am Fusse 
meiner Palinurus-Hecken, die sie ganz 
mit ihrem freundlichen Grün durch- 
zieht und an deren Kämmen die 
leuchtenden Blüten im Sommer er- 
scheinen, ohne dass sich beide ım 
geringsten benachteiligten. 

Von L. silvester L. kultiviere ich 
folgende Formen: 

L. silvester fl. albo. 

Blumen rein weiss. 

L. silvester ensifolius. 

Mit schmäleren linealen Blättern. 

L. sılvester grandiflorus. 

Mit breiteren Blättern und 
grösseren, noch lebhafter gefärb- 
ten Blüten. Nicht zu verwechseln 
mit L. latifolius Lin. 

Lathyrus Sibthorpii mit leuchtendroten, 
fastscharlachfarbenen, blendenden Blüten- 
trauben, aus dem Oriente und Griechen- 
land, gehört gleichfalls hierher und ist 
ganz prachtvoll. Allein auch der ge- 
wöhnliche L. silvester ist über alle Be- 
griffe schön und brillant gefärbt, und 
der Übergang zur griechischen Form 
ist leicht und klar. C. SPRENGER. 

(Anmerkung der Redaktion. Bei 
uns ist Lathyrus silvester, der vielfach 
wild wächst und neuerdings als »Stick- 
stoffsammlere empfohlen wird, viel 
weniger schön als L. latifolius, der erst 
in Süddeutschland wild vorkommt. Die 
Fahne ist rosa, aussen grünlich über- 
laufen, die Flügel sind purpurn, das Schift- 
chen ist grünlich. Vielleicht ist statt L. 
silvester Lathyrus latifolius var. angusti- 
folıus gemeint.) 


Ausflüge der technischen Ausschüsse des Vereins 
zur Beförderung des Gartenbaues. 

Die vier technischen Ausschüsse des 

Vereins zur Beförderung des Garten- 

baues besichtigten am ı. September die 


504 Ausstellungen. 


Gärtnerei des Herrn Königlichen Garten- , tember, die Rieselfelder zu Blankenburg 


bau - Direktor CarL LACKNER - Steglitz, | und die grossartigen Georginenzuchten 
sowie den Park des Geheimen Kom- des Herrn SCHWIEGLEWSKI zu Carow. 
merzien-Rat Veit daselbst, am 8. Sep- | Näheres ım folgenden Heft. 


Ausstellungen und Kongresse. 


Frankfurt a. M., ı1r.—ı4. November. | (nur allgemein die Gegenstände ohne 
Auf der Chrysanthemum - Ausstellung | Zeitangabe), damit sie mit in den amt- 
werden auch andere herbstblühende | lichen deutschen Katalog kommen. 


Pflanzen zugelassen. Anmeldungen an ET 
Bam © Bo ınNes Aufhebung der Breslauer Ausstellung und des 


Pomologen - Kongresses. 

Beteiligung der deutschen Gärtner in Chicago. Breslau, 3. September. Die König- 
Bis jetzt haben 27 Firmen angemeldet. | liche Regierung hat wegen der Gefahr 

Weitere Meldungen werden schleunigst | der Cholera - Einschleppung die Ab- 

bei Herrn C. van DER Smissen-Steglitz- haltung der für Ende September hier- 

Berlin erbeten, da die Liste für den | selbst geplanten Obst- und Gartenbau- 

Katalog abgeschlossen werden muss. | Ausstellung und des Pomologen-Kon- 

Auch diejenigen, welche sich nur an | gresses untersagt. 

den temporären Ausstellungen beteiligen Weissensee bei Berlin. Auch diese 

wollen, mögen sich jetzt schon melden | Ausstellung ist vertagt. 


Personal-Nachrichten. 

Denherrschatftlichen Gärtnern FRIEDRICH | Dem Kommerzienrat Huco KÖHLER 
ÖSTERLAND zu Tützpatz imKreiseDemmin | zu Altenburg und dem Herrn CARL 
und CHRISTIAN HELLWIG zu Ziegenberg im | MATHIEU zu Charlottenburg ist die Ver- 
Kreise Witzenhausen ist das Allgemeine | meil-Medaille des Vereins zur Beförde- 
Ehrenzeichen verliehen worden. rung des Gartenbaues »für Förderung 

Dem Kunst- und Handelsgärtner | der Zwecke des Vereins durch all 
WILHELM HECHEL zu Brandenburg a. H. | gemeine Förderung des Gartenbaues« 
ist die Rettungsmedaille am Bande ver- | verliehen. 
liehen worden. CHARLES BALTETin Troyesund H.WITTe, 

Dem Gärtnereibesitzer RUDOLPHBRANDT | Hortulanus des botanischen Gartens in 
zu Charlottenburg und dem Gärtnerei- Leiden, sind zu korrespondierenden Mit- 
besitzer CARL LACKNER zu Steglitz ist der | gliedern des Vereins zur Beförderung des 
Titel »Königlicher Gartenbau - Direktor« | Gartenbaues ernannt. 
verliehen. 


Sprechsaal. 


Wiederholt liest man über das räthsel- | oder überhaupt bekannt zu sein scheint. 
hafte Verbrennen von alten Bäumen, | Kann hier an Selbstentzündung gedacht 
ohne dass die Ursache angegeben wird | werden? M. Buvsman. 


Berichtigung. 
Heft 17, Seite 470, 2. Spalte ist bei Kupfervitriol-Specksteinmehl als Lieferant die bekannte 
Firma H. JUNGCLAUSSEN, Frankfurt a. O., nicht H. JUNGELMANN zu lesen, 
Heft 16, Seite 430, Heft 17, Seite 464. Der Verfasser des Artikels: Der Königliche botanische 
Garten in Kew, ist nicht Herr Cl. SonNnTAG, sondern Herr PAUL LESSER, 


m 
7 
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Gartenllora 1892. | A 15107 


ONTARIO - APFEL. 


Der Ontario-Apfel. 
Von Carl Mathieu, Charlottenburg. 


Hierzu Tafel 1380. 


Unter den vorzüglicheren neuerdings eingeführten und empfohlenen 
amerikanischen Äpfeln zeichnet sich ganz besonders obiger Apfel aus und 
verdient mit vollem Rechte die Empfehlungen, welche ihm geworden, sowie 
die weiteste Verbreitung für deutsche Verhältnisse. 

In der europäischen Litteratur finde ich meines Wissens ihn noch nicht 
beschrieben, LEROY und HoGG haben ıhn noch nicht und in den Pomologischen 
Monatsheften 1888, pag. 138 ist derselbe nur im Auszug aus dem Ver- 
zeichnisse von TRANSON freres, Orleans, erwähnt und seine Eigenschaften 
für den Handel in der bekannten Art der Katalogbeschreibungen wieder- 
gegeben, dagegen findet sich der Apfel bei DOWNING in seinen »Fruits and 
Fruit-trees of America« 1835, im Nachtrage pag. 61, und lasse ich die 
sedrängte Beschreibung DOWNINGs in wörtlicher Übersetzung hier folgen. 

DownInG sagt über ihn: »Dieser schöne und vorzügliche Apfel ist 
erzogen von CHARLES ARNOLD, Paris Ontario, aus Samen des Northern 
Spy (Späher des Nordens, ENGELBRECHT 512, LAUCHE, Erg. B. 830 etc.) 
gekreuzt mit dem Wagener Apfel (ENGELBRECHT, 202, Ill. Handb. 382 etc.). 
Baum kräftig, etwas ausgebreitet, trägt ganz jung und reich, Frucht gross, 
gedrückt (flach), leicht kegelförmig, leicht gerippt; Schale weisslich-gelb, 
mit leichtem, reichlichen Rot und einigen ziemlich dunklen Streifen und 
Tupfen bedeckt, mässig mit leichten Punkten bespritzt; Stiel kurz, ziemlich 
kräftig, Stielhöhle weit, tief, zuweilen leicht rostig; Kelch geschlossen 
oder fast so, Kelchhöhle gross, tief, leicht runzelig; Fleisch weisslich-gelb, 
fein, zart, saftig, säuerlich, erfrischend, leicht gewürzt; Kern klein. Januar 
bis April.«e — 

Am 28. April®) dieses Jahres legte ich die Früchte des Ontario der 
Versammlung zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich preussischen 
Staaten zur Begutachtung und Prüfung vor. Die Früchte befanden sich in 
bestem Zustande, zeigten noch gar keinen oder sehr geringen Ansatz zum 
Einschrumpfen, und waren doch nicht in einem Keller, sondern in einem 
nach Norden gelegenen Erdgeschoss, welches meine Obstkammer ist, auf 
einer Unterlage von dickem Packpapier durchwintert, dabei zum Zwecke der 
spätesten Aufbewahrung nur mit zwei Bogen Zeitungspapier zur Abhaltung 


*) Die Äpfel sind nach den Exemplaren von diesem Tage gemalt. D. Red. 


Gartenflora 1892. 37 


506 Carl Mathieu: Der Ontario-Apfel. 


der Luft bedeckt. Die Früchte fanden allgemeinen Beifall und wurden als 
eine vortrefflich schmeckende und der Verbreitung würdige Art von jedem, 
der sie gekostet, angesprochen. Die Früchte waren von einem Schnur- 
bäumchen von ca. 1ı m Länge und im Alter von vier Jahren, sowie von 
einer Pyramide von ca. I 2 Höhe und demselben Alter, im ganzen 
20 Früchte. Die Sorte zeichnet sich vor allen andern durch ihre frühe und 
reiche Tragbarkeit aus, so dass sie ganz besonders als für den kleinen 
Garten des Liebhabers geeignet empfohlen werden muss. Sie gedeiht auf 
jeder Unterlage; auf Paradies liefert sie sehr hübsche und reichtragende 
Schnurbäumchen in jeder Form, auf Splitt- Apfel ist sie zur Kultur als 
Busch, Kessel, Pyramide und Spindel von derselben Güte und würde sich 
auf Wildling zur Massen-Anpflanzung für den Handel gewiss sehr gut als 
Hochstamm für den Obstgarten und das Baumfeld eignen, um so mehr, als 
die Früchte am Baume im unreifen Zustande eine sonderbare graugrüne 
Farbe besitzen, welche Spitzbuben wenig reizen würde, dieselben zu stehlen, 
da sie wenig in die Augen fallen und die Farbe wenig Vertrauen erweckt, 
etwa wie der grüne Fürsten - Apfel, der Rheinische Bohn - Apfel und der- 
gleichen, infolgedessen die Sorte selbst an Landstrassen und Wegen zu 
versuchen wäre. Die Frucht hat, wie gesagt, bis zur Abnahme in bezug 
auf Färbung wenig Anspruch auf Schönheit und erst auf dem Lager, in den 
Winter hinein, entwickelt sich eine gewisse Röte, auf grüngelbem oder hell- 
gelbem Grunde, besonders bei den Früchten auf der Sonnenseite, doch 
bleiben auch viele Früchte nur einfarbig mit ganz geringen rötlichen Tupfen 
und Streifen, dies sind die, welche ihre Entwicklung auf der Schattenseite 
oder Nordseite erhielten. Der DOwNInGschen Beschreibung habe ich wenig 
hinzuzufügen, ich will nur den schönen Geschmack, das saftige, mürbe 
Fleisch, (kein Fleisch der harten oder lederigen Reinetten, also eine Frucht 
für alte Leute, die keine Zähne mehr ihr eigen nennen), und die gute Dauer 
besonders hervorgehoben. Zum Schluss kann ich nur den Ausspruch des 
amerikanischen Pomologen hier wiederholen, »ein schöner und vorzüglicher 
Apfel«, den ich jedem Obstzüchter empfehlen möchte zu versuchen. 

Die Sorte ist bereits auch bei uns eingeführt und zu haben; laut Ver- 
zeichnis finde ich sie bei MÜLLERKLEIN in Carlstadt a. M., sonst scheint sie 
bis jetzt wenig beachtet zu sein; eingeführt wurde sie von TRANSON freres, 
Orleans im Jahre 1882. 


Ein Feind der Rosen, die bohrende Blattwespe. 


Von Hermann Welcker, Professor der Anatomie in Halle. 
Hierzu Abbildung 105. 
Ein sehr bekannter Feind der Rosen ist eine Blattwespe, Monophatnus 


bipunctatus Klug, deren Larve sich in die jungen Triebe der Rosen einbohrt, 
dieselben höhlt und hierdurch zum Absterben des oberen Teiles des Triebes, der 


Hermann Welcker: Ein Feind der Rosen, die bohrende Blattwespe. 507 


welk und schwarz wird, Veranlassung giebt. Der hierdurch bewirkte Schaden 
kommt bei grösseren Rosengehägen und bei älteren, ästereichen Stämmen wenig 
in Betracht; anders, wenn es der erste T'rieb einer frisch veredelten Rose ist, der 
von diesem Feinde zerstört wird. 

Ich habe, indem ich Ende der vierziger Jahre als ein eifriger Rosenzüchter die 
Stelle fand, an welcher die Wespe das Ei ablegt, diese Stelle aber bei den aus- 
treibenden, frisch okulierten Rosen auf die Anwesenheit des Fies musterte 
niemals einen jungen Trieb verloren. Mein verehrter Freund, Geheimrat Künn in 
Halle, dem ich vor vielen Jahren den Lebensgang der Larve demonstrierte, sagte 


Abbildung 105. Rosentriebe von der bohrenden Rosen-Blattwespe befallen. 


mir, dass ıhm das Insekt und die Larve, sowie das durch sıe veranlasste Schwarz- 
werden der Rosentriebe, nicht aber die Art des Eiablegens bekannt sei. Da noch 
vor wenig Tagen ein anderer vorzüglicher Kenner der auf Pflanzen lebenden 
Schmarotzer, Herr Dr. von SCHLECHTENDAL, dem ich die Art des Eindringens des 
Monophatnus zeigte, mir erklärte, dass dieser Vorgang ihm völlig neu und, wie er 
glauben müsse, überhaupt unbekannt sei, so befragte ich eine andere erste 
Autorität, meinen verehrten Kollegen Professor E. TASCHENBERG, über den Gegen- 
stand. Nach diesem Forscher, der diese Blattwespenart — zum Unterschiede von 
der Bürsthornwespe (Hylotoma rosarum), deren äusserlich auf der Pflanze 
lebende Larve die Blätter bis auf deren Rippen abfrisst — als die »bohrende 
Rosen-Blattwespe« bezeichnet — legen die Weibchen »ihre Eier einzeln in die 
Spitzen der jungen, bis federspulstarken Triebe. Die nach wenigen Wochen 
ausschlüpfende wurmartige Raupe bohrt sich sofort ein und ernährt sich vom 


SER 
RF/ 


508 Hermann Welcker: Ein Feind der Rosen, die bohrende Blattwespe. 


Marke, während die Blätter der Triebspitze abwelken und die Frassstelle schwarz 
wird. Sıe frisst sich höchstens ı'/; Zoll weit hinab bis zu ıhrer vollkommenen 
Grösse und geht dann nahe der Triebspitze durch ein rundes Seitenloch hinaus, 
um sich in der Erde einzuspinnen.«*) 

Da meinen Beobachtungen zufolge die Stelle der Eiablegung eine andere 
und der Weg, welchen die eindringende Larve nımmt, gleichfalls ein anderer ist, 
der Feind aber in der sehr greifbaren, von mir aufgefundenen Brutstätte mit 
Sicherheit aufzufinden und vor dem Auskommen des Eies unschädlich zu machen 
ist, so verfehle ich nicht, diese kleine, noch aus meiner Studentenzeit herrührende 
Beobachtung zum Nutzen der Rosenzüchter hier mitzuteilen. 

An wilden, wie an edlen Rosen waren mir auf der oberen Fläche der Blatt- 
stiele, einige Millimeter vom Auge entfernt, kleine gerundete Erhebungen von 
etwa 3 mm Durchmesser aufgefallen (in der beigefügten Abbildung bei @ a von 
oben, bei @! ım Profil). In der Regel trägt ein Blattstiel nur eine einzige, zuweilen 
aber auch zwei solcher Erhebungen, welche dann hintereinander auf dem ge- 
flüügelten, die Nebenblättchen tragenden Basalteile des Blattstieles (dem »Blattstiel- 
schilde«) sitzen. Häufig finden sich diese Erhebungen an zwei bis vier und mehr 
Blättern desselben Triebes. 

Jede dieser kleinen buckelförmigen Erhebungen bezeichnet die Stelle, an 
welcher die Wespe (im Monat Mai oder Anfang Juni) ein Ei abgelegt hat; sie 
sind das Erzeugnis des Wespenstiches und der Anwesenheit des Eies, und es hat 
sich zwischen dem faserigen, nervigen Teile des Blattstieles und der Epidermis 
ein aus zarten Zellen bestehendes Parenchym gebildet, durch welches jene pustel- 
artige Erhebung, innerhalb deren das Ei liegt und die ich als das »Eibette« 
bezeichne, zu stande kommt. **) 

Das kleine, rundliche, weniger als ı 7272 messende Ei ist weich, glänzend, von 
heller Färbung***). Nach wenig Tagen schlüpft aus ihm die junge Larve, ein 
winzig kleines, gelblich-weisses Würmlein, aus; die Austrittsstelle ist der obere, 
gewölbte Teil des Eibettes. Hatte letzteres vorher ein frisches Aussehen mit 
glatter, gelblich-grün gefärbter Oberfläche, so wird diese nach dem Austritte der 
Larve alsbald bräunlich, und die rissig gewordene, abblätternde Epidermis lässt 
den gebräunten, schrundig und dürre gewordenen Boden des Eibettes zu Tage 
treten. 

Ob die Larve innerhalb des Eibettes in jenen zarten Zellenlagen ihre erste 
Nahrung findet, ist mir unbekannt geblieben. Die ausgeschlüpfte Larve kriecht 
an dem Rosentriebe nach aufwärts, und meist ist es der zunächst gelegene, oft 


*) Praktische Insektenkunde. Bremen 1879, Teil II. Seite 327. 


==) Auch in dem ausführlichen Rosenwerke von TH. NIETNER (Die Rose,. ihre Geschichte, 
Arten, Kultur und Verwendung. Berlin, 1880, Seite 257) wird, den Angaben TASCHENBERGS folgend, 
gesagt, dass die bohrende Rosen-Blattwespe ihre Eier »in die Spitzen der jungen Triebe« ablege. 
Die Mittelrippe der Foliola wird für mehrere Blattwespen, deren Larven »die Blätter skelettieren«, 
als Ablegestelle des Eies bezeichnet, von keinem Autor aber, soweit ich finde, das Blattstielschild. 


”=#) Ich habe vor vielen Jahren Messungen und mikroskopische Zeichnungen des Eies und 
der Larve gefertigt und die Entwicklung bis zum Ausschlüpfen der Wespe verfolgt, es sind mir aber 
diese Notizen abhanden gekommen. Wenn mir augenblicklich, Mitte Juli, das Material aus den ersten 
Stadien der Infektion fehlt und ich somit meine Messungen des Eies und der eben ausgeschlüpften 
Larve jetzt nicht wiederholen kann, indem mir nur einige gehöhlte Rosenzweige mit verlassenen 
Pusteln und vertrockneten Achsenspitzen zur Verfügung stehen, so genügt dies Material doch 
vollkommen, um den Rosenfreunden, worauf es mir vor allem ankommt, das Mittel zur Be- 
kämpfung dieses Feindes anzugeben. 


Hermann Welcker: Ein Feind der Rosen, die bohrende Blattwespe. 509 


auch der zweite oder dritte Stachel, an welchem sie ihren Eintritt in das Mark 
des Triebes vollführt. An dem unteren, konkaven Rande des noch völlig weichen 
Stachels, ziemlich nahe an dessen Basis (in der Abbildung bei 2! und 2) schneidet 
die Larve mit ihren Kiefern ein, durchdringt schräg nach oben und nach dem 
Triebe hin den safterfüllten Stachel und gelangt in das Mark des Triebes. Man 
erkennt sofort die kleine, rundliche, nach unten und aussen gerichtete Öffnung 
am Stachel, der, gegen das Licht gehalten, den nach der begonnenen Höhlung 
des Triebes führenden Gang durchscheinen lässt (vergl. 21). 

Nicht selten findet man ein verlassenes Eibette, aber keiner der benachbarten 
Stacheln ist angebohrt und der Trieb enthält keine Larve. Dieselbe mag auf ihrem 
Wege zum Stachel von einem Feinde vernichtet worden, oder herabfallend zu 
Grunde gegangen sein. Dringt aber die Larve, wie es die Regel ist, in den 
Trieb ein (siehe bei c), den grössten Teil des Markes verzehrend und eine Länge 
von ı5 m erreichend, so sind es gerade die aus frisch okulierten edlen Augen 
hervorgegangenen Triebe, deren oberer Teil zu Grunde geht. 

Das Mittel zur Vernichtung des. Rosenbohrers ist das denkbar einfachste. 
Ein Zerkratzen des Eibettes mit dem Fingernagel vernichtet das Ei, ohne dass 
auch nur das betreffende Blatt darum trauert. Ein Blick von der Spitze des 
Triebes aus auf die Oberfläche der einzelnen Blattstiele genügt, um etwa vor- 
handene Eibetten sofort zu erkennen. Oftmals, wenn dennoch ein Ei aus- 
gekommen war und ein angebohrter Stachel sich zeigte, habe ich die Larve aus 
dem Triebe, in welchem sie bereits zollhoch heraufgestiegen war, ausgezogen, indem 
ich mit einer feinen an der Spitze hakenförmig umgebogenen Insektennadel, in 
die Stachelöffnung einging; der Trieb wuchs freudig weiter. 

Die Mittel, die TASCHENBERG zur Vernichtung des Monophatnus angiebt 
(a. a. OÖ. Seite 328), sind gegen die Wespe und gegen die Larve, nicht gegen das 
Ei gerichtet. »Bemerkt man, wie dies bisweilen der Fall ist, die Wespe Ende 
April, anfangs Mai in grösseren Mengen an den Rosenstöcken, so muss man sie 
früh am Morgen oder an rauhen Tagen, denn dann fliegt sie nicht, in einen 
untergehaltenen Schirm abklopfen und töten. Ist dies nicht geschehen und die 
Larven zeigen ihre Gegenwart durch die welkenden Triebspitzen an, so sind 
diese, sobald sie sich zeigen, höchstens 2 Zoll lang abzuschneiden, einzusammeln 
und zu zertreten oder besser zu verbrennen.« 

Das erste dieser von TASCHENBERG angegebenen Mittel ist radıkal, sofern sämt- 
liche Blattwespen in den Schirm fallen, was indes nicht hindert, dass hinterher 
eine andere Blattwespe ihre Eier in die »Perle des Gartens« ablegt. Das zweite 
Mittel setzt erst ein, wenn der Schaden perfekt ist, und vernichtet die Brut, deren 
Abkömmlinge, über den Zaun fliegend, den Garten des sorgsamen Rosenwirtes 
vielleicht gar nicht belästigt haben würden. Das von mir empfohlene Mittel be- 
schützt alle die Rosenstöcke, an deren Erhaltung uns besonders viel gelegen ist, 
mühelos und mit unfehlbarer Sicherheit. 

Dass der von mir bekämpfte Rosenbohrer wirklich der als Monophatnus be- 
zeichnete Schmarotzer ist, unterliegt keinem Zweifel; die Herrn TASCHENBERG von 
mir vorgelegten 6-15 nm langen Larven wurden von demselben mit Bestimmt- 
heit als Larven dieser Blattwespenart erklärt und der Weg derselben, entgegen 
meinen Einwürfen, als »von oben nach unten« bezeichnet. Alle diese Larven hatte 
ich am Tage zuvor aus gehöhlten Rosentrieben ausgeschnitten; immer sass die 
Larve mit dem Kopfe nach oben und immer ging der Gang von einem gehöhlten, 
geschrumpften, nur noch aus seiner Rindenschicht bestehenden Stachel aus, der in 
nächster Nähe ein Rosenblatt mit einem vertrockneten Eibette unter sich hatte. 


5Io Joh. Flechtner: Über neue und seltene Gefässkryptogamen. 


In der Mehrzahl dieser Fälle endete der Gang (wie in der Abbildung) nahe ober- 
halb des Kopfes der Larve. 

Dass die Larve innerhalb ihres Ganges sich drehen und nach abwärts 
steigen kann, glaube ich mit Bestimmtheit beobachtet zu haben; sicher bleibt 
darum, dass sie ıhren Eintritt in den jungen 'I'rieb nicht von oben, sondern von 
unten her, von einem angebissenen Stachel aus, nimmt und dass das Ei nicht ın 
die Spitze des Triebes, sondern in das Schild eines Blattstieles abgelegt wird. 


Über neue und seltene Gefässkryptogamen nebst Bemerkungen 


über diese Klasse im allgemeinen. 
Von Joh. Flechtner. 


(Vergleiche Gartenflora 1890, Seite 79 und 583.) 
IT: 


Aneimia Sw. Schizaeaceae. 

Etwa 60 Arten, zum grossen Teil im tropischen Amerika, namentlich in 
Brasilien, Neugranada, sowie in Mexiko zu Hause; ausserdem 2 Arten in Afrika 
und eine im temperierten Nordamerika. 

A. collina Rddi. Brasilien, Mexiko. 

Wedel schwach beblättert, Fiedern klein, gekerbt, sehr stumpf. Die Pflanze 
liebt die temperierte Abteilung und bevorzugt helle lichte Standorte. Grosse Vor- 
sicht ist im Winter mit dem Giessen nötig. 

A. mandioccana Rddi. Brasilien. 

Besitzt entgegengesetzt voriger Art reichbeblätterte Wedel, deren Fiedern wellig 
gesägt erscheinen. Stiel spärlich mit Haarschuppen bekleidet. Behandlung gleich 
voriger Art. 

Angiopteris Hoffm. Marattiaceae, 

Eine und zwar sehr variable Art, so dass von einigen Botanikern verschiedene 
Species und Varietäten angenommen werden, daher die Anzahl der Synoyme keine 
geringe ist. Haltbar als Varietät erscheint var. pruinosa Kze., syn. hypoleuca de Vr. 

A. evecta. Hoffm. Tropenregionen mit Ausnahme Amerikas. 

Die Wedel, welche eine Länge von 6-10 Fuss erreichen, sind lang gestielt, 
doppelt gefiedert, die Fiederchen länglich und gesägt. Im Jahre 1845 kam die 
erste Pflanze nach Kew. Verlangt eine hohe feuchtwarme Temperatur und leistet 
bei jungen Pflanzen Bodenwärme gute Dienste. 

Anogramme Lk. Polypodiaceae. 

Eine nur aus ganz wenigen Arten bestehende Gattung, erassn im tropischen 
Amerika, Insel Ascension, Ostindien und Südeuropa. 

A. leptophylla Lk. syn. Gymnogramme leptophylla Desv. 

Besitzt eine grosse Verbreitune, in Deutschland sehr selten, findet sich diese 
Species jedoch in Mähren, Niederösterreich, sowie in Tirol. 

Die Wedel sind doppelt gefiedert, die Kiederchen unterseits rostbraunfilzig. 
Wedelstiel schwarzbraun, mit Spreuschuppen bekleidet. ° 

Ein ein- bis zweijähriger Freilandfarn, welcher sich zur Bepflanzung von 
Grotten eignet und günstigenfalls auch fortpflanzungsfähig ist. 

Antrophyum Klfs. Polypodiaceae. 

Aus 16 Arten bestehende Gattung, welche, selten in Kultur, im tropischen 
Asien, Amerika und auf den Inseln des Indischen Ozeans ihre Verbreitung hat. 


Joh. Flechner: Über neue und seltene Gefässkryptogamen. SIl 


A. lanceolatum Klfs. Tropisches Amerika. 

Die einem kriechenden Wurzelstock entspringenden Wedel sind einen Fuss 
lang, linienförmig, am Rande etwas wellig. 

Was die Kultur anbetrifft, so ist diese, wie auch wohl alle anderen Arten im 
Warmhause zu halten und bei Sonnenschein zu beschatten. 

Asplenium L. Polypodiaceae. 

Farne mit häufig rasenförmig wachsenden, seltener ganzen oder gabelig ge- 
teilten, ein- oder mehrfach gefiederten Wedeln, welche bei einigen Arten immer- 
grün sind. 

Annähernd 400 zumeist tropische Arten. 

A. dolosum Milde. Sehr seltener Bastard von A. Adiantum nigrum X Tricho- 
manes. Südtirol. 

Wedel lederartig, lineal-lanzettlich, Fiedern kurz gestielt, abgerundet oder 
herzförmig, tief eingeschnitten. Freilandfarn. 

A, ebenum Ait. Syn. Aspidium polypodioides Sw. Nordamerika, Kap. 

Sehr schöne immergrüne Species, welche in milden Wintern unter etwas 
Bedeckung gut aushält, sonst aber auch als Kalthausfarn zu empfehlen ist. Die 
Wedelstiele sind glänzend schwarz. Die Wedel, von hellgrüner Farbe, haben 
lanzettförmige, sitzende Fiedern, welche beiderseits am Grunde geöhrt, gekerbt 
und wechselständig sind. 

A. Heufleri Reichardt. Südtirol, Mähren. Bastard A. Trichomanes X ger- 
manicum. 

Wedel einfach gefiedert, Fiedern fast gegenständig, verkehrt-eiförmig, an der 
Spitze gekerbt. Wedelstiel glänzend dunkelbraun. Freilandfarn. 

A. Seelosii Leybold. 

Seltener, an Dolomitfelsen der Alpen von Kärnthen und Südtirol wachsender 
Farn, der auch in der Kultur schwer fortkommt. Am besten bringt man ihn auf 
die Alpinenpartie in recht sonnige Lage in die Gesteinsritzen. 

Wedel handförmig geteilt, mit ganzrandigen bis gekerbt-gezähnten Abschnitten. 

Blechnum L. Polypodiaceae. 

Farne mit einfach fiederspaltigen oder ungeteilten oder fiederteiligen Wedeln. 
Fertile Wedel oftmals anders gestaltet als die sterilen. 

Die Gattung Blechnum, einschliesslich Lomaria W., zählt gegen 70 grössten- 
teils tropische und subtropische Arten. 

B. hastatum Klfs. Syn. Lomaria hastata Kzl. Chile. 

Unfruchtbare Wedel völlig gefiedert. Fiedern der fruchtbaren Wedel lanzett- 
lich, verschmälert. Wedel im Umfange lanzettförmig zugespitzt, auf der oberen 
Seite der Rippe weichhaarig, auf der unteren fast zottig. Diese Art ist im gewöhn- 
lichen Kalthause zu kultivieren. 

B. polypodioides Kuhn. Syn. Lomaria attenuata Willd. 

Mauritius, Kap der guten Hoffnung. 

Unfruchtbare Wedel nicht völlig gefiedert. Fruchtbare Wedel einen Fuss lang 
mit lanzettförmigen, zugespitzten Fiedern. 

Wird in der temperierten Abteilung kultiviert. 

B. rugosum T. Moore. 

Eine noch seltene Art, über deren Vaterland nichts genaues zu ermitteln 
gewesen ist. Die Wedel, welche eine matte blassgrüne Färbung zeigen, ent- 
springen einem kurzen, aufrechten Stamm, die Oberfläche der Wedel ist etwas 
rauh. Kultur in der temperierten Abteilung. 

B. volubile Kaulf. 


512 Das Blumenparterre vor der Villa des Herrn Eduard Hielle in Schönlinde. 


Eine im Warmhause zu kultivierende, rankende Art des tropischen Amerika. 
Die Fiedern, welche gestielt sind, stehen meist zu vier Paaren und sind lanzett- 
förmig, die Spitze etwas gezähnelt, Rand wellig. Blattstiele oft sehr lang. Sehr 
interessante Art. 

Botrychium Sw. Ophioglossaceae. 

Interessante, aber nicht ganz leicht zu kultiviererde Gattung, welche daher 
auch seltener angetroffen wird. Man kennt ıı Arten, die meist gemässigten Re- 


gionen angehören. N 
(Fortsetzung folgt.) 


Das Blumenparterre vor der Villa des Herrn Eduard Hielle 
in Schönlinde, Böhmen. 
Von Friedrich Schulz, Kaiserlich russischer Hofgärtner und Gartenarchitekt, Weiden in Bayern. *) 
Hierzu Abbildung 106, 


Sehr geehrter Herr Redakteur! Ihrer so freundlichen Aufforderung seiner 
Zeit, gelegentlich emmal ein von mir ausgeführtes Blumenparterre für die »Garten- 
flora« zu zeichnen, konnte ich zu meinem grossen Bedauern damals nicht nach- 
kommen, da ich zu sehr beschäftigt war und durch meine Übersiedlung aus 
Russland nach hier keine rechte Musse dazu finden konnte. Ich benutzte nun 
gern diesen Sommer einige freie Zeit, um Ihren Wunsch zu erfüllen und übersende 
Ihnen die Zeichnung eines Blumenparterres aus dem Parke des Herrn EDUARD 
HieLLE in Schönlinde, Nordböhmen, welchen ich in den letzten Jahren angelegt 
habe. Es wird mich sehr freuen, wenn die Zeichnung Ihren werten Beifall finden 
würde und bitte in diesem Falle um gefällige Aufnahme derselben in Ihrem 
geschätzten Blatte. 

Zur näheren Erklärung der Zeichnung möchte ich noch beifügen, dass das 
Terrain vor der Villa nach der Landstrasse, welche in ca. 33 m Entfernung vor 
derselben vorüberführt, ein Gefälle von 3 »2 hat und deshalb die Böschung 
bedingt war. Der Umfassungsweg des Parterres hat bis zu dem Punkte 5 der 
Mittellinie von dem Wege vor der Villa an, ein Gefälle von 1,50 »» und flacht 
sich in demselben Verhältnisse die Umfassungsrabatte ab, wie sich auch die 
Böschung bis zu diesem Punkte von oben aus so verjüngt, dass die obere Epheu- 
einfassung mit der untern sich in eins vereinigt. 

Bei der Bepflanzung ist nach Möglichkeit auf blühende Pflanzen Rücksicht 


*) Vor ca. 20 Jahren trat Herr Schulz, durch die Empfehlung des Garten-Direktor THELEMANN, 
bei dem Fürsten ALEX. BARYATINSKI in Skierniewice (russ. Polen), als Chef der ausgedehnten Garten- 
anlagen in Stellung und erwarb sich durch die gut durchgeführte Umänderung des kaiserlichen Gartens, 
wie auch namentlich durch die Anlage hervorragender Blumenparterres dort im Lande einen weit- 
verbreiteten Ruf, so dass ihn auch der Kaiser ALEXANDER II. bei Gelegenheit seines Aufenthaltes 
im Jahre 1876 in Skierniewice persönlich zum Hofgärtner ernannte. 

Nach dem Ableben des Fürsten 1879 kaufte er sich dort an und widmete sich ganz der Land- 
schaftsgärtnerei. Er hatte das Glück, grosse und schöne Arbeiten zu bekommen, und rechnet die 
Schönlinder Parkanlage, wozu ihn Herr E. HIELLE, welcher seine Arbeiten in Russland gesehen, 
nach Österreich zur Ausführung kommen liess, mit zu den besten. 

Der März-Ukas 1887 zwang ihn, binnen 3 Jahren, also 1890, sein Geschäft zu verkaufen und 
seinen Wohnsitz ausserhalb Russlands zu nehmen, zwar ist er dort noch zeitweise beschäftigt, doch, 
da der Ausländer rechtlos ist, möchte er gern seine Thätigkeit ganz nach Deutschland verlegen. 

Als Referenzen dienen Herr Ökonomierat L. SPÄTH, Herr Kunstgärtner CH. ULRICH- Warschau 
und die Herren Gebrüder SIESSMAYER-Bockenheim bei Frankfurt a. M. 


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514 


Das Blumenparterre vor der Villa des Herrn Hielle in Schönlinde. 


genommen, um eine grössere Abwechslung zu erzielen und thunlichst viel Leben 
hinein zu bringen, jedoch ohne dem Parterre dadurch seinen ornamentalen 
Charakter zu benehmen. Deshalb sind die gemischt zu pflanzenden Gruppen der 
Umfassungsrabatte, bei welchen reichblühende und buntblättrige Pflanzen wie 
schöne Gräser Verwendung finden, in ihrer Gesamtheit gleichmässig zu halten, 
so dass sie einen einheitlichen Eindruck machen. 


Nr. 


Nr. 


Nr. 


o 


Bepflanzungsplan 1. 


a) Umfassungsrabatte. 
Rasen. 
Pyrethrum parthenifolium aureum. 
Perilla nankinensis. 
Gemischt bepflanzte Gruppen aus reichblühenden und buntblättrigen Pflanzen wie 
Gräsern, sie sollen die Höhe von 0,50- 0,60 »z nicht übersteigen, nicht zu dicht 


gepflanzt sein, so dass sie einem geschmackvoll geordneten Blumenkorbe gleichen. 
Dracaena indivisa I »z hoch. 


Ageratum, Dresdener Kind. 

Alternanthera amabilis. 

Phoenix oder Chamaerops excelsa I 50— 2,00 »z hoch. 
Ageratum Dresdener Kind. 


b) Böschung 
Einfassung von grossblättrigem Epheu. 
Alternanthera amabilis. Die Arabesken sind so hoch wie es ihre Breite erlaubt mit 
Erde aufzufüllen, so dass sie gegen den Untergrund von Sedum möglichst plastisch 
hervortreten. 
Sedum carneunı fol. var. zur Füllung der Zwischenräume zwischen den Arabesken, 
sämtliche Konturen derselben sind mit Echeveria secunda oder E. sec. glauca oder 
auch mit Sempervivum californicum nach Verlauf zu bepflanzen, um das Inneinander- 
wachsen der Alternanthera und Sedum zu verhindern und das Ornament scharf 
hervortreten zu lassen. 
Mitte der Arabeskenblumen eine Echeveria glauca metallica blühend, mit Alternan- 
thera amoena umpflanzt. 


c) Hauptgruppe. 


Sämtliche Arabesken sind, wie beim Profil angegeben, so hoch, als es ihre Breite erlaubt, 
‘ mit Erde aufzufüllen, dass sie möglichst plastisch hervortreten. 


Nr. 
Nr. 
Nr. 


ONE 


Perilla nankinensis, 

Pelargonium Scarlet West Brighton Gem. mit Perilla nankinensis eingefasst. 
Lobelia Erinus, Herman Beyer. 

Artemisia Stelleriana. 

Coleus Verschaffelti. 

Lobelia Erinus, Ruhm von Coblenz. 

Alternanthera amabilis. 

Iresine Lindeni. 

Centaurea candidissima. 

Hydrangea hortensis folg. arg. var. 

Proncceblättrige Pelargonium mit Iresine Lindeni eingefasst. 

Alternanthera nana compacta aurea, eingefasst mit Alternanthera paronychoides 
nana compacta. 

Echeveria Desmetiana oder E. secunda glauca, nach Verlauf gepflanzt. 
Alternanthera nana compacta aurea. 

Echeveria metallica glauca, blühbar. 

Alternanthera versicolor. 

Dracaena indivisa oder Chamaerops humilis. 


Das Blumenparterre vor der Villa des Herrn Hielle in Schönlınde. 515 


Nr. 18, 
Nero: 
Nr. 20 
Nr22% 
Nn922. 
INTw2Rr 
Nr. 24. 
Nr. 25. 
Nr. 26. 
IND: 
Nr. 28. 
Nr. 29. 
IN#30% 
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Nr. 2 
Ney3: 
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Nr. 4. 
Nr. 5. 
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Nr. 8. 
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Nr. 2. 
Nr.723. 
Ne: 
NESsST: 
Nr ı2: 
Nr. 
Nr. 4. 
Ns. 
Nr 20: 
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Nr. 8. 
Nr. 
Nr, 10. 
Na TI. 
Nr.sT2. 
Nr. 13. 


Pelargonium Scarlet West Brighton Gem, 

Alternanthera amoena. 

Lobelia Erinus, Schwabenmädchen, 

Alternanthera amoena mit Alternanthera paronychioides aurea eingefasst. 
Dracaena indivisa oder Chamaerops humilis. 

Centaurea candidissima mit einer Reihe Iresine Lindeni, als äussersten Rand mit 
Mesembrianthemum fol. var. eingefasst, 

Alternanthera paronychioides nana compacta. 

Bronceblättrige Pelargonium., 

Lobelia Erinus Hermann Beyer. 

Antennaria tomentosa. 

Artemisia Stelleriana. 

Alternanthera amabilis. 

Pelargonium Scarlet Erzherzog Rudolph. 

Rasen. 


d) Dekorationspflanzen. 


Chamaerops excelsa. 
Lorbeerpyramiden. 
Lorbeer, kugelige. 


Bepfllanzungsplan II. 


a) Umfassungsrabatte, 
Rasen. 
Alternanthera paronychioides nara compacta. 
Iresine Lindeni oder Wallisi. 
Gemischt bepflanzte Gruppen wie bei Bepflanzungsplan I. 
Dracaena indivisa I 2 hoch. 
Heliotropium hellblau, niedergehakt. 
Alternanthera spathulata. 
Phönix dactilifera 1,50— 2,00 2 hoch. 


b) Böschung. 


Einfassung von grossblättrigem Epheu. 

Alternanthera paronychioides nana compacta, sämtliche Arabesken damit bepflanzt. 
Antennaria tomentosa. (Siehe Anmerkung bei Bepflanzungsplan I.) 

Mitte der Arabeskenblume Echeveria Desmetiana, mit Alternanthera paronychoides 
nana compacta umpflanzt. 


c) Hauptgruppe. 
Iresine Lindeni, 
Centaurea candidissima. 
Alternanthera versicolor. 
Lobelia Erinus Schwabenmädchen. 
Fuchsia goldbunt, niedergehakt, oder Mesembryanthemum cordifolium fol. var. 
Alternanthera amabilis. 
Artemisia Stelleriana, niedergehakt. 
Iresine Lindeni als Mittellinie bis zur Einfassung der Schnecke Nr. I0 durchgepflanzt. 
Pelargonium Scarlet West Brighton Gem. 
Pyrethrum parthenifolium aureum, nach aussen mit einer Linie Iresine Lindeni 
eingefasst. 
Coleus Verschaffelti. 
Lobelia Erinus Kaiser Wilhelm oder Hermann Beyer. 
Echeveria secunda glauca, nach Verlauf gegen die Spitzen der Gruppen gepflanzt. 


516 Die internationale Gartenbau-Ausstellung in London. 


Nr. 14. Alternanthera amoena. 

Nr. 15. Centaurea candidissima. 

Nr. 16. Bronceblättrige Pelargonium, mit einem Rande von Iresine Lindeni, nach aussen 
umgepflanzt. 

Nr. 17. Dracaena indivisa mit Achyranthes Biemülleri umpflanzt. 

Nr. 18. Centaurea candidissima oder Artemisia Stelleriana. 

Nr. 19. Antennaria tomentosa. 

Nr. 20. Alternanthera amoena. 

Nr 2I. Alternanthera nana compacta aurea, in der Mitte der Ranke mit starken Echeveria 
secunda glauca, in einer Linie so durchpflanzt, dass der Abstand der Pflanzen von 
einander ihrem Durchmesser gleichkommt. 

Nr. 22. Dracaena indivisa. 

Nr. 23. Lobelia Erinus Kaiser Wilhelm. 

Nr. 24. Alternanthera paronychioides nana compacta. 

Nr. 25. Echeveria glauca metallica. 

Nr. 26. Alternanthera nana compacta aurea. 

Nr. 27. Echeveria glauca metallica. 

Nr. 28. Lobelia Erinus Schwabenmädchen. 

Nr. 29. Alternanthera amoena. 

Nr. 30. Kleinia repens. 

NE931. Rasen. 


Die internationale Gartenbau-Ausstellung in London. 
London, den 28. August 1892. 


Unter die Hälfte der dieser Unternehmung gesetzten Lebenszeit ist verflossen 
und wir müssen es zum Lobe der Herren, die an der Spitze stehen, sagen, dass 
sie bisher redlich ihren Versprechungen nachgekommen sind. Keine Woche 
vergeht, ohne dass sie uns nicht etwas weiteres neues vorführen und wenn auch 
vielleicht vieles langst bekannte darunter ist, so ist doch alles schön und sehens- 
wert. Bei einem Privatunternehmen wie dieses, wo es sich um einen endlichen 
günstigen finanziellen Erfolg handeln muss, ist man genötigt, auch dem Geschmack 
des allgemeinen Publikums Rechnung zu tragen. Andererseits aber können sich 
diese Herren auch nicht über mangelnde Anerkennung ihrer Bemühungen 
beklagen, denn trotz des wenig günstigen Wetters haben bis jetzt schon weit über 
ı!/, Millionen zahlende Personen die Barrieren passiert. Wir müssen dabei auch 
nicht übersehen, dass gerade jetzt, am Ende der Londoner Saison, hier noch eine 
ganze Reihe anderer Blumen-Ausstellungen stattfinden, unter welchen die der 
Gartenbau- und die der Botanischen Gesellschaft von jeher einen wohlverdienten 
Ruf geniessen und dass trotz dieser Konkurrenz die internationale einen so guten 
Erfolg hat, beweist, dass sie ausserordentliches leistet. 

Auch der Krystalpalast bleibt nicht zurück und in den nächsten Tagen findet 
daselbst eine nationale Blumen-Ausstellung statt, die jedoch eine andere Tendenz 
verfolgt. Es gilt, der den Engländern angeborenen Liebe zu Blumen, namentlich 
unter der Arbeiterbevölkernng, Vorschub zu leisten und so ist dieselbe allein 
für Blumen und Pflanzen bestimmt, die von diesen Bevölkerungsklassen in ihren 
Zimmern oder ihren kleinen Gärten gezogen sind. Wir können deshalb wohl 
kaum etwas grossartiges erwarten, wohl aber zeigt eine jede ausgestellte Blume, 
mit welcher Liebe und Sorgfalt man sie, selbst unter den grössten Schwierigkeiten, 
gehegt und gepflegt hat. Die Ausstellung vom Jahre 1891 umfasste 4459 Nummern, 
der diesjährige Katalog füllt eine Brochüre von 5o Seiten. Das Ganze ist in 


Die internationale Gartenbau-Ausstellung in London. 517 


245 Klassen geteilt und für eine jede derselben sind 3 oder 4 Geldprämien im 
Gesamtbetrage von 300 Pfund Sterling, neben einer grossen Anzahl von goldenen, 
silbernen und Bronze-Medaillen, ausgesetzt, so dass die Anzahl der Preise etwa 
1000 beträgt.: Ich behalte es mir vor, später auf diese Ausstellung zurück- 
zukommen. 

Zu dem, was uns in der »internationalen« geboten wird, gehören auch von 
kompetenter Seite gehaltene Vorlesungen über interessante botanische und die 
Gartenkunst betreffende Gegenstände. Ich habe bereits früher von der Sammlung 
insektenfressender Pflanzen: Sarracenıa, Dionaea, Nepenthes, Drosera etc. 
gesprochen; an einem der letzten Abende hielt Herr A. J. ManpaA einen höchst 
interessanten Vortrag über das Leben derselben, welches er persönlich in den 
Morästen Amerikas studiert hat. Obgleich er kaum viel neues bieten konnte, war 
die Vorlesung doch eine höchst interessante, schon dadurch, dass sie durch die 
Pflanzen selbst erläutert wurde. 

Mit dem herannahenden Herbst ist auch die Zeit der Blumen vorüber, 
obgleich wir in der in dieser Woche abgehaltenen periodischen Spezial-Ausstellung 
in Earls Court kaum einen Mangel an Blumen-Schönheiten entdecken konnten. 
Trotz der vorgerückten Jahreszeit zeigten uns die Herren PauL und Son einen 
Schatz von Rosen, wie wir ıhn selbst im Juni und Juli kaum erwarten können. 
Die Begonien erregten durch ihre Farbenpracht und ihre künstliche Gruppierung 
wohlverdiente Bewunderung und ein gleiches kann man nur von den Pappelrosen 
(Malven, Althaea rosea) sagen, die sich in vielen Exemplaren den Rosen selbst 
würdig an die Seite stellen können. Dass auch die Blume des Herbstes, die 
Georgine nicht fehlte, versteht sich von selbst. In den letzten Jahren ist auch 
in England die einfache Georgine wieder in Gunst gekommen und es schien, als 
ob sie ihre gefüllte Schwester gänzlich verdrängen würde, aber die eben gehaltene 
Ausstellung zeigte, dass sich die letztere nicht so leicht verdrängen lassen wird, 
Die Georgine ist im ganzen eine dankbare Pflanze, aber es dürfte doch schwer 
halten, eine solche Farbenpracht und Regelmässigkeit der Blüten, in einfacher oder 
gefüllter Form, wie wir sie hier zu sehen bekamen, in einem Platze vereinigt 
zu finden. 

Von Neuigkeiten war dieses Mal wenig vorhanden und darunter kaum etwas 
hervorragendes, mit Ausnahme einiger Specialitäten von Croton, die sich durch 
neue Farbennüanzierungen auszeichneten. 

Der Jahreszeit entsprechend war der Stand der Herren VeErrcH von Chelsea 
mit Sträuchern, deren Blätter eine herbstliche Färbung annehmen, angefüllt. 
Diese Herren machen daraus eine Specialität, und eine dieser Pflanzen, ein wilder 
Wein, Ampelopsis Veitchil, ist bekanntlich nach ihnen benannt; was sie uns hier 
vorführten, war überraschend schön, denn die Farben, brennend rot bis zu gold- 
gelb und dunkelbraun waren durchaus rein und zeigten auch nicht die geringste 
Annäherung an ein Absterben. 

Etwas neues und wohl noch nie hier gesehenes war eine vollständige Sammlung 
aller Britischen Farne, an denen England und namentlich Irland so reich ist. 
Leider werden viele davon immer seltener, denn wo sie auch immer noch vor- 
kommen mögen, da werden sie gewiss sofort geraubt, so dass es schwer halten 
dürfte, nochmals eine so vollständige Sammlung zusammen zu bringen. An 
Eleganz und Zierlichkeit kommen viele derselben den Kindern der Tropen gleich. 

Die piece de resistance der diesmaligen speciellen Ausstellung waren jedoch 
die Früchte, und was Geruch und Aussehen anbetrifft, denn den Geschmack 
konnten wir leider zu unserem grossen Bedauern nicht beurteilen, da hatte man 


518 Die internationale Gartenbau-Ausstellung in London. 


hier wirklich das Grossartigste zusammengebracht. Im ganzen waren 120 Aus- 
steller in dieser Abteilung, von denen viele zwanzig und mehr verschiedene 
Früchte zeigten. Den ersten Preis erhielt Herr Mc. Kınnoc, Gärtner des Sir 
J. W. PEase, für 2o Teller verschiedener Früchte, von denen jede einzelne Frucht 
ein Ding der Vollkommenheit war. Nectarinen, Pfirsiche, Aprikosen, Erdbeeren, 
Trauben u. s. w. in herrlichster Auswahl so nahe vor uns und doch so unerreichbar. 

Die Schau von Trauben aller Sorten war ungemein reichhaltig und umfasste 
nicht weniger als über ıooo Weintrauben, von denen einzelne mehrere Pfunde 
wogen. Deutschland partizipierte darin erfolgreich, wie es auch Preise für Pfirsiche 
und Melonen davontrug. Frankreich und Belgien hatten so ziemlich dieselben 
Früchte ausgestellt, mit Hinzufügung einer grossen Auswahl von Feigen, die über- 
haupt sehr reich vertreten waren. 

Was Äpfel, Birnen und Pflaumen anbetriff, so würde es mich viel zu weit 
führen, auch nur die Hunderte der verschiedensten Sorten selbst oberflächlich 
näher zu erwähnen. Im allgemeinen baut der Engländer nur die besten Sorten 
aller Früchte und hier hatten wir das Allerbeste vom Besten. Die roten Wangen 
der Äpfel, der zarte Reif der Pflaumen und das Goldgelb der Birnen waren wie 
mit dem Pinsel des Malers aufgetragen. Ein Aussteller beschränkte sich auf 
Kochäpfel, die sich zumeist durch ungeheure Grösse auszeichneten, ihre grüne 
Farbe liess aber auf mehr als gewöhnliche Säure schliessen. Unter den Birnen 
war auch ein Teller der gewichtigen Belle Angevine, von den Kanalinseln Jersey 
und Guernsey, von denen einzelne oft mehrere Pfunde wiegen. Sie sind prächtig 
anzusehen, der Geschmack aber ist sehr unbefriedigend, da sie sich jedoch 
sehr gut halten, werden sie im Winter für Festlichkeiten als Tischverzierungen aus- 
geliehen. Ihr Preis ist oft genug bis zu drei Pfund Sterling und wenn einer der 
Gäste unvorsichtig genug ist, eine Frucht anzuschneiden, so muss dieselbe 
bezahlt werden. 

Seit einigen Jahren hat der Engländer eine grosse Liebhaberei für Liebesäpfel 
(Tomaten) gefasst und diese waren natürlicherweise auch voll und viel in allen 
Formen und Nüancierungen von rot vertreten. Neben England hatten besonders 
Jersey, Frankreich, Spanien und die Kanarischen Inseln dazu beigesteuert. 

Ein Stand war leider leer. Er war für eine Auswahl der Früchte Kalıforniens 
bestimmt, die aber zu spät ankamen, Früchte von daher sind übrigens im 
Londoner Markte wohl bekannt, und ihre Importation nimmt fortwährend zu. 

Wie schon bei einem früheren Anlass, so war auch dieses Mal Gelegenheit 
gegeben, das Verpacken von Früchten für den Markt praktisch in Augenschein 
zu nehmen. 

Das meiste Obst ist in die Hände der grösseren Händler übergegangen, ın 
deren Schaufenstern es jedenfalls grosse Anziehungskraft ausüben wird. 

Eine Abteilung der Halle war in einen wahren Wald von mit reifen Früchten 
beladenen Bäumen in Töpfen verwandelt und waren die Reben, Aprikosen und 
Pfirsiche darunter besonders schön. 

Der Abend des ersten Ausstellungstages vereinigte über 200 der Aussteller 
und Freunde der Gärtnerei zu einem Festmahle in dem Restaurationslokale des 
Unternehmens, bei welchem auch Franzosen und Deutsche recht vergnügt bei- 
sammen sassen. RUDOLPH SCHÜcCK. 


Er 


Londoner Ausstellungsbriefe, 5ı9 


Londoner Ausstellungsbriefe.”) 
II, 


London, den 24. August 1892. 


Die Ausstellung der Königlichen Gartenbau-Gesellschaft in London. 


Das Parlament ıst geschlossen und bei der Hitze jeder, der es ermöglichen 
kann, in die Seebäder oder ins Gebirge gereist, eine schlechte Zeit für Blumen- 
Ausstellungen, und doch haben wir zur Zeit zwei hier. Ausser unserer permanenten 
internationalen in Earls Court, auf die ich in meinem nächsten Briefe zurückkommen 
werde, fand gestern und heute die Spätsommerschau der Königlichen Garten- 
bau-Gesellschaft auf dem Grundstück in Chiswick statt. 


Auf dem Programme stehen: »Begonien, Aprikosen und Pflaumen«. Aber 
man hat noch einige andere Konkurrenzen aufgestellt, und bot die Ausstellung, 
klein wie sie war, manches Instruktive, wie alle Veranstaltungen der König- 
lichen Gartenbau-Gesellschaft. Die Steinobsternte ist in England durch Nachtfröste 
ziemlich ebenso vollständig vernichtet worden, wie in den meisten Teilen Deutsch- 
lands; Pflaumen glänzten deshalb so ziemlich durch Abwesenheit und auch 
Aprikosen waren schwach vertreten und durchaus nicht hervorragend. Wir haben 
am Rhein und Main Lokalsorten, welche die ausgestellten übertreffen. Bei der 
vorausgegangenen Hitze war es auch für England etwas spät für Aprikosen. Die 
Äpfel und Birnen, von Topfobstbäumen der Königlichen Gartenbau-Gesellschaft 
ausgestellt, waren gut. Lady Dudely, eine Apfelneuheit, war von einem 
Kentischen Züchter zur Schau gebracht. Die Äpfel stammten von einem Hoch- 
stamme, waren mässig gross und vollständig reif, von lebhafter Farbe, ganz mit 
dichten roten Längsstreifen bedeckt und angenehm wohlschmeckend. Wenn der 
Baum das deutsche Klima verträgt, dürfte er eine wertvolle Erwerbung für den 
Sommerobstgarten sein. 


Von den Trauben fiel mir eine anscheinend deutsche weisse Sorte auf, 
wenigstens war sie mit dem deutschen Namen »Diamant Traube« bezeichnet. 
Es ist eine gut geformte grosse ‘Traube mit runden, lose stehenden Beeren. Der 
Aussteller rühmt sie als wohlschmeckend und ebenso zeitig wie Black Hamburg, 
zu dem sie ein gutes Gegenstück bilde. Gros Colman war auch schon reif, was 
durch eine Veredlung auf Muskat of Alexandria erreicht wird. 


Begonien waren reichlich vertreten und hatten die beiden bekannten Special- 
firmen CAnneLL in Swanley und JoHn LamG in Foresthill ihren Ehrgeiz darin 
gesetzt, die besten gefüllten Blumen von Knollen-Begonien auszustellen und waren 
dieselben wirklich in jeder Hinsicht, was Form, Grösse und Farbe anlangt, vor. 
züglich. Ich habe einige der besten notiert und, wenn man im Februar Frühlings- 
stecklinge bestellt und recht viel Geld anwendet, so hat man vielleicht eine 
Chance, sie echt zu bekommen, auf das Risico hin bekannte deutsche Arten unter 
einem anderen Namen wiederzusehen. Scarlet perfection (scharlach), Lady Gertrude 
(feischfarben), Marchioness of Hearford (fleischfarben krauss) gehören unter die 
besten. Herr Hopces aus Chislehurst war ehrlich genug, seine deutschen Varietäten 
auch unter deutschem Namen auszustellen. Frau Hostein und A. Krause sind 
zu empfehlen. 


*) Wir geben ausser dem Artikel unseres ständigen Berichterstatters diesmal auch noch einen 
Bericht von anderer Seite, da sich beide nicht decken. D. Red. 


520 Londoner Ausstellungsbriefe, 


Die Kollektion des botanischen Gartens zu Kew umschloss wohl ziemlich 
alle kultivierten Arten von Begonien, worunter die Stammformen unserer jetzt 
so unendlich zahlreichen Varietäten mit bunten Blättern, auch zahlreiche Hybriden, 
von denen Arthur Mallet durch ihre leuchtend rote Blattfarbe auffällt. Sie dürfte 
eine »incarnata purpurea X metallica«-Hybride sein, und ist jedenfalls als eine 
der besten roten Arten zu betrachten. Die VEıTcHsche Ausstellung wies manche 
mir neue Species auf, und zeigte grossen Reichtum an Zwergformen, die aus aller 
Welt zusammengeholt waren; als die durch Blattform und Farbe bemerkenswertesten 
erwähne ich B. Thwaitesi (Ceylon), B. Scharffi (Brasilien), sowie eine noch 
unbenannte Species von Penang. Als Neuheit der letzten Jahre zeigte VILMORIN 
ANDRIEUx in Paris eine Begonia semperflorens rubra var. Vernon, die mit 
ihren lebhaft purpurnen zahlreichen Blüten und purpurnem Blatte zum Auspflanzen 
im Freien geeignet ist; die ausgestellten kerngesunden Pflanzen waren im Freien 
gezogen. Sie ist vollständig verschieden von Beg. semperfl. rosea, die zum Ver- 
gleiche daneben stand, dürfte aber mit B. semperfl. atropurpurea (Veitch) 
identisch sein. Letztere wird hier bereits für Teeppichbeete verwandt und be- 
währt sich. 

An der Ausstellung für Sommer- und Herbstblumen beteiligten sich nur 
wenige Firmen. Kerway, Langport, brachte gute Gladiolen und Kactus- 
dahlien und T'Homas WARE Malven und Phlox perennis. Deutsche Züchter 
dürfte es interessieren, dass die Chrysanthemum Ed. Molyneux, Desgranges 
und Boule d’or hier schon in vollkommenen Blumen ausgestellt waren. Heli- 
anthus atrorubens und die winterharte Orchidee Habenaria psychodes 
dürften als verwendbare Schnittblumen auch bei uns Eingang finden. 

England ist das Land der Farne. Die Liebhaberei ist, begünstigt durch das 
Klima, eine allgemeine, und eine Fernery (Farnhaus) auch in jeder mittleren 
Privatgärtnerei zu finden. An Schaupflanzen war hier von zwei Ausstellern 
gemeinschaftlich eine Kollektion zusammengebracht, wie man sie sobald nicht 
wieder findet. Allein einige 2o distinkte Varietäten von Scolopendrium vulgare 
waren vertreten. Es wurden den Bewerbern (der Clifton zoologische Garten und 
Shirenewton Hall) die wohlverdienten Preise zuerkannt. Auch zwei Specialisten 
von Handelsgärtnern hatten vorzügliches geleistet. Da man auf dem Kontinente 
kaum weiss, an wen man sich wegen Farne wenden soll, will ich die vollen 
Adressen hersetzen: ]J. B. May in Edmonton und ]J. BIRKENHEAD ın Sale, Man- 
chester. Besonders der Katalog der letzten Firma ist eine Fundgrube für den 
Liebhaber. Naturgemäss waren die Ausstellungen dieser Herren auf den Handel 
berechnet und zeigten demgemäss kleinere Pflanzen, aber sie waren stets von 
Schaulustigen belagert. 

Neuheiten, welche um ein Wertzeugnis konkurrierten, waren nicht viele 
da. Die Blattbegonien erinnerten vielfach an Freund KırrEıs Hybriden. 
Herr RevnoLps, der ROTHSCHILDsche Obergärtner in Gunnersbury-Park brachte eine 
sehr hübsche »Carnation« Nelke, welche ich unseren Specialisten empfehlen 
möchte: »Mrs. Leopold von Rothschild«. Sie ist zartgelblichrosa, von schönem 
Bau mit gezackten Petalen. Kew Gardens zeigten zwei Varietäten von Crocosma 
aurea. Die Stammform ist mit Recht beliebt, und vielmehr verdienen es die 
neuen Varietäten. C. a. imperialis ist dunkler und etwa doppelt so gross. 
C. a. maculata heller und etwa viermal so gross als die Species. Herr LEAcH, 
Obergärtner in Albury, erhielt ein Wertzeugnis auf abgeschnittene Zweige von 
Tilia platyphyllos. Ich weiss nicht, ob es eine besondere neue Varietät dieser 


Die Herbst-Ausstellung des Gartenbau-Verei 


ns von Hamburg. 521 


in Deutschland allgemein bekannten grossblättrigen Linde war. Jedenfalls ist es 
eine robuste grossblättrige kulturwerte Form. 

Unter den übrigen Ausstellungsobjekten fand sich kaum etwas von Interesse 
für unsere deutschen Leser. Die Sachen waren geschmackvoll in zwei geräumigen 
Zelten auf dem Rasen arrangiert. Der Besuch der Ausstellung war mässig. Chis- 
wick liegt gegenüber von Kew, auf dem anderen Themseufer und ist ein wenig 
weit von dem Centrum der Stadt entfernt. Auf allen englischen Ausstel- 
lungen pflegt man Vorlesungen zu halten, welche sich auf die ausgestellten 
Gegenstände beziehen. So war hier der erste Tag den Begonien, der zweite den 
Pflaumen gewidmet. 

Die Herren CanneLL und LamG sprachen über die Kultur. Herr VeEITcH 
über die Geschichte der Begonien-Hybriden. Er erwähnte, dass die 
ersten Erfolge nicht weiter als 1872 zurückdatieren, als seine Firma mit den 
Dommmvschen Züchtungen hervortrat. Wenn ich nicht irre, hatte um dieselbe Zeit 
VALLERAND in Bois Colombes seine ersten grossen Erfolge. 

Am zweiten Tage sprach ein Herr über die Pflaumenkultur in der Nähe von 
Paris; ich war jedoch genötigt, kurz nach Beginn des Vortrages das Zelt und die 
Ausstellung zu verlassen. 

Übermorgen beginnt die Sommerobstschau in der internationalen Ausstellung, 
und werde ich Ihnen in meinem nächsten Briefe darüber berichten. 


Die Herbst-Ausstellung des Gartenbau-Vereins von Hamburg und 
Umgebung im Konzerthaus zu Hamburg. 


Am 25. August wurde die diesjährige Ausstellung leider unter sehr schwacher 
Beteiligung seitens der Mitglieder eröffnet, und litt der Besuch seitens der sonst 
alljährlich geschäftshalber hier erscheinenden Gärtner sowie der des Publikums 
bedeutend unter dem Eindrucke der hier herrschenden Choleragefahr. 

Leider war auch das Lokal ein sehr ungünstiges. Die Pflanzen standen in 
verschiedenen Räumen und boten kein Gesamtbild. Dem Wunsche vieler nach 
einer Hamburgs würdigen, für verschiedene Zwecke verwendbaren Ausstellungs- 
halle gebe ich hiermit Ausdruck. 

Die Menge der ausgestellten Gruppen verteilt sich auf den grossen Konzert- 
saal, den gleich grossen Parterreraum und den Garten. Einen eigenartigen Reiz 
gewährt ersterer durch die im Hintergrunde stehende Orgel, welche von den 
Dekorationsgruppen der Firma StÜBEn und des Gartens voN RÜCKER-JENISCH 
flankiert ist. In jener Gruppe wäre eine grössere Verwendung blühender und 
bunter Blattpflanzen wünschenswert gewesen, während letztere infolge ihres Be- 
standes an schöngefärbten Caladien, Bromelien, verschiedenen Anthurien, Dieffen- 
bachien und Dracaenen ein farbenreiches Bild bot. Am Eingang des Saales 
sowie an den Seiten fanden einige kleinere Ausstattungsgruppen Platz, während 
die Mitte von einer grossen Anzahl von Blattpflanzengruppen besetzt ist. Haat- 
STRÖM stellte Dracaenen in ca. ro Sorten aus, ferner 3 Schaupflanzen: eine mächtige 
Cycas revoluta, eine buntblättrige Plectogyne und eine prächtige Tillandsia tesselata. 
Die einzigen Bewerber um den für Caladien ausgesetzten Preis sind ERNST 
VON SPREKELSEN, Hamburg, die die Aufgabe bestens lösten. Eine Gruppe Farn 
von HERBST-Wandsbeck unterscheidet sich von der des Ausstellers CLaupIus nur 


durch ihren grösseren Sortenreichtum; die Güte der Kultur ist gleich. BLOckK- 
Gartenflora 1892. ; 38 


522 Die Herbst-Ausstellung des Gartenbau-Vereins von Hamburg. 


Wandsbeck bringt neben diversen Handelspflanzen, als Palmen, Dracaenen eine 
grössere Dekorationsgruppe. Maranten stellt C. NEUBERT aus. Der erste Preis 
für Cyclamen ging nach Frankfurt a. M., da dieselben die Ware hiesiger Züchter 
an Grösse übertrafen. Pflanzen mit Blumen ersten Ranges waren überhaupt nicht 
zu sehen. Der Grund mag in der frühen Jahreszeit liegen. RunDE-Wandsbeck 
und Hörpemann-Kassel stellten Croton in fast gleich guter Kultur aus. Letzterer, 
sowie Herr-Pöseldorf, Obergärtner DOoNATH, zeigten sogenannte fleischfressende 
Pflanzen, wie Nepenthes Mastersiana, N. Mastersiana rubra, N. amabilis, Saracenia 
purpurea, und Dionaea muscipula. Dracaenen waren in vielen Gruppen vorhanden. 
Interessant war eine Staudensammlung von NonNnE & HÖPkER-Ahrensburg, zum 
Teil aus Papaver aurantiacum und nudicaule, Anemone japonica Honorine Jobert, 
Asclepias tuberosa und anderen bestehend. Die vonN&H. gezeigte Pelargonien- 
neuheit, Black Vesuvius, ist keine ersten Ranges. (Ist aber wegen ihres dunklen 
Laubes schön, siehe Gartenflora, Heft 17, Seite 458. L. W.) Auch eine von 
HENKEL-Darmstadt ausgestellte bunte Stevia serrata fällt nur durch die lange Be- 
zeichnung auf (Wir finden sie sehr schön, sie wird auch allgemein gelobt, siehe 
Abbildung in MÖLLERs Gartenzeitung. L. W.), wohingegen sein neues Ageratum 
compactum nanum multiflorum als hervorragend bezeichnet werden muss. Citrus 
sinensis stellten F. W. BöTTCHER-Hamburg und F. STanGE-Hamburg aus. Orchideen 
sandten HerL-Hamburg und Dr. NAnneE -Gr. Borstel-Hamburg. In des ersteren 
Sortiment befinden sich u. a. Sobralia leucoxantha, Cattleya gigas Lind. et Andre 
var. delicata (Hort.) und das niedliche Saccolabıum Blumei (Lind.) var. Dayanum 
(Rohb.); in der Gruppe des zweiten Ausstellers die seltene Coelogyne Massangeana, 
Cypripedium Dayanum (selten und gesucht), die schwerblühende Laelia crispa und 
ein stattliches Exemplar von Miltonia Regnelli (reich blühend) und andere mehr. 
Vom selben Aussteller ist auch ein Sortiment Cypripedien in zehn Sorten aus- 
gestellt. 

Die Wirkung der im Parterresaal ausgestellten Gruppen würde bei intensiverer 
Beleuchtung eine bessere gewesen sein, gleichwohl bot derselbe ein farbenreiches 
Bild, wozu besonders eine von JECKLIEN-Lockstedt gesandte Gruppe von ca. 200 
schönen Rochea falcata, viele Beete blühender Knollenbegonien und mehrere 
Sammlungen Gladiolen beitrugen. Bemerkenswert ist die Blattbegoniengruppe von 
HELL, welche von keiner anderen übertroffen wurde, desgleichen eine von BÖTTCHER- 
Hamburg gesandte Gruppe des prächtigen Nidularium fulgens. KEnk-Wandsbeck 
führt neben seinen ca. 2 » hohen Medeola asparagoides als Neuheit eine Med. 
aspar. tenuis vor, welche sich von ersterer durch schmalere Blätter unterscheidet. 
Die vielbesprochene Fuchsia triphylla wurde hier zum ersten Male gezeigt, ver- 
mochte aber keinen besonderen Eindruck hervorzurufen. Das beste Nelken- 
sortiment brachte 'THALACKER-Leipzig. GÖTZE & HamkeEns-Wandsbeck führen eine 
Nelkenneuheit ein, Miss Joliffe, schon länger bekannt, aber sehr beliebt ihrer 
Blütenwilligkeit, der zartrosa Farbe und der Langstieligkeit wegen. In der Fuchsien- 
gruppe von I. SCHMIDT befand sich die neue, weissblühende »Countess of Aberdeen«, 
deren Blumen zwar reinweiss, aber klein und unbedeutend sind. 

Die Blumenarrangements fanden auf dem den Saal umgebenden Balkon Platz. 
Gross war die Beteiligung ın der Konkurrenz, bei der man sich mit zehn Gegen- 
ständen um die goldene Staatsmedaille bewarb. Hosmann stellte die beste 
Sammlung aus, von der besonders eine Harfe auffiel. Das Gestell besteht aus 
Knospen der Hydrangea paniculata, das Bouquet aus Malmaisonrosen und 
hellfarbigem Asparagusgrün. Ihr fast gleich ist eine Lyra, Gestell dunkellachs- 
farbige Balsaminen, Garnierung rosa Nelken, Anthurien, rosa geaderte Fittonia- 


Das Versuchsfeld auf den Rieselfeldern zu Blankenburg etc. 523 


blätter etc. Ein mit mattlila Sammet überzogener Schild wirkt durch die Harmonie 
der Farbe desselben mit der des Bouquets, welches aus Blumen von Odonto- 
glossum, Cypripedien, Lilium Harrisi, Blättern von Pandanus Veitchii und bunten 
Tradescantien besteht. Unter den Arrangements NEUBERTS fiel die Schmückung 
zweier halbübereinandergelegter Hufeisen, von denen eines mit karmoisin, das 
zweite mit weissen Levkoyen besteckt ist, auf. Standen auch diese beiden Farben 
in keinem guten Verhältnis zur Farbe der Garnierung, so gefiel doch die Eleganz 
und Farbenschönheit der letzteren, deren Material Ophiopogonblütenrispen, 
Cattleya Gaskelliana und eine rosalilafarbene Centaureaneuheit waren, deren 
Namen ich leider nicht erfahren konnte. Ähnlich sind die Ausstellungen von 
MARTENS und DESEBROCK arrangiert. Von SANDERS Stücken, welcher in einem reich 
drapierten Erker ausstellte, erwähne ich eine Staffelei, deren mit olivenfarbenem 
Plüsch bezogene rechteckige Fläche horizontal vor dem Beschauer liegt. Die 
daraufliegenden Ranken bestehen aus hellgrünem Asparagus, Ouontoglossum 
Alexandrae und Cattleya Harrison. Eine aus himmelblauem Plüsch hergestellte 
flache Schale, geschmückt mit gelben Marguerites, Nielrosen, Oncidium, Croton- 
blättern und Asparagus gefiel sehr. Von MORTENSEN interessiert ein Tafelaufsatz 
von Odontoglossum Alexandrae, rosa Kornblumen, La France Rosen etc. 

Im Garten sind Handelspflanzen, wie Ficus, Palmen, Farne, Kamellien, 
Azaleen, Eriken, Baumschulsachen und andere ausgestellt. Es fielen dort auf 
zwei starke zweijährige Exemplare Musa Ensete von BECKER-Wandsbeck, sowie 
eine Laubholzneuheit, Aralia sinensis foliis aureo marginatiıs elegans. Der lange 
Name ersetzt eine Beschreibung. 

Die Abteilung für Obst und Gemüse war, auch von auswärts, reichlich be- 
schickt. Mit tragenden Obstbäumen erschienen meist Private, unter anderen 
MÜNCHMAYER mit zwei Topfreben von ca. 2 m Stammhöhe, deren volltragender 
Teil die Form einer flachen Spirale hatte. 

Dies sei ein, nur das Beste und Erwähnenswerteste herzählender Bericht. 
Wird die Ausstellung auch aus oben erwähnten Gründen keinen bedeutenden 
Erfolg in geschäftlicher Hinsicht zeitigen, so haben die Hamburger Gärtner doch 
die Genugthuung, ihre erste Handels - Ausstellung mit Erfolg, was reichliche 
Beschickung mit Pflanzen angeht, veranstaltet zu haben; sie hat uns ein Bild 
gegeben von den Specialitäten, deren Kultur man in Hamburg obliegt. 

FR. BR. 


Das Versuchsfeld auf den Rieselfeldern zu Blankenburg und die 
Georginenkulturen des Herrn Schmiglewsky zu Carow bei Berlin. 


Am 8. September machten die vereinigten technischen Ausschüsse des 
Gartenbau-Vereins eine Exkursion nach Blankenburg und Carow. Auf den Riesel- 
feldern in Blankenburg wurde unter Führung des Herrn Obergärtners JÖRNS das 
Versuchsfeld des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues besichtigt und von 
diesem über einige Kulturen Bericht erstattet. Unter den gepflanzten Gemüsen 
wurde besonders auf die Schnellwüchsigkeit des dänischen (Amager), aber in 
Christiania kultivierten Kohls und der Drontheimer Kohlrüben hingewiesen, 
die der Verein dem verstorbenen Professor SCHÜBELER - Christiania verdankt, 
welche sich in verhältnismässig kurzer Zeit recht gut entwickelt hatten. Da das 
Versuchsfeld schon grössere Lücken zeigte, so bot es nicht mehr das Interesse, 


ARE 
38 


524 Das Versuchsfeld auf den Rieselfeldern zu Blankenburg etc. 


das es bei einer früheren Besichtigung gehabt haben würde, nur die Abteilung 
der Obstgehölze bot manch Sehenswertes, da die Obstpyramiden und Haselsträucher 
recht schöne und zum Teil auch recht viele Früchte hatten. Bei den Mistbeet- 
kästen wurde von Herrn Gärtnereibesitzer WEIssE, Berlin N., Pappel-Allee, noch 
die von ihm konstruierte Räuchermaschine in ihrer Handhabung vorgeführt und 
wurde diese für zweckmässig und brauchbar befunden, da sie ausserhalb des 
Hauses aufgestellt wird, und der durch Wasser abgekühlte Tabaksrauch mittels 
einer Schlauchleitung in das zu räuchernde Haus oder den Kasten eingeführt wird. 

Nachdem noch von Frau JÖRNS in grösster Liebenswürdigkeit den Teil- 
nehmern der Exkursion der Kaffee gereicht war, wurden die Wagen zur Fahrt 
nach Carow bestiegen. In Carow galt es den grossartigen Georginen_ 
Kulturen des Herrn ScHwIGLEwsKY einen Besuch abzustatten, und wenn man 
auch nach dem Gehörten mit grossen Erwartungen nach dort gefahren war, so 
wurden diese durch das, was da gezeigt wurde, noch übertroffen. 

Zunächst war im Garten auf Tischen eine Ausstellung von abgeschnittenen 
Blumen ıimprovisiert, welche die verschiedensten Farben und Blumenformen ent- 
hielt, und mancher war erstaunt, dass diese so vielfach verachteten Blumen einen so 
grossartigen und auch schönen Eindruck machten. Bei der Besichtigung des aus- 
gepflanzten Sortiments fanden wohl die kaktusblütigen die grösste Anerkennung 
und muss man es ganz besonders rühmen, dass Herr SCHWIGLEwsKY dieser Rasse 
seine grösste Aufmerksamkeit zuwendet und sich durch seine eigenen Züchtungen 
schon jetzt ein grosses Verdienst erworben hat, Es würde zu weit führen alle die 
Namen der Sorten zu nennen, welche sich durch Form und Farbe besonders aus- 
zeichneten. Es sei nur erwähnt, dass Herr SCHWIGLEwsKI keine Kosten scheut, 
jährlich, besonders aus England, die teuersten Neuheiten kommen zu lassen. Mit 
diesen angekauften wetteifern nun aber seine eigenen Züchtungen und es wird 
schwer sein, ein Urteil darüber abzugeben, welchen von beiden der Vorzug 
gebührt. | 

Dass auch die anderen Formen, wie grossblumige, kleinblumige, einfache und 
Zwerg-Georginen in grosser Zahl vorhanden sind, bedarf eigentlich keiner be- 
sonderen Erwähnung. 

Die Abteilung für die eigentlichen Schnittblumen sowie die Säm- 
linge befindet sich auf dem Felde, auf einem ca. 4 Morgen grossen Terrain. 
Hier waren von den gangbarsten Sorten immer grössere Flächen bepflanzt und 
hier war auch so recht zu sehen, wie dankbar die Georginen als Schnittblumen 
sind. Wenn man auch zugeben muss, dass die Georginen sich nicht zu allen 
Arrangements verwenden lassen, so bin ich der Meinung, dass sie noch zu vielen 
Sachen herangezogen werden können, und die kunstgeübte Hand des Binders ist 
auch schon jetzt bemüht sie ausser zu Kränzen zu den verschiedensten Bindereien 
zu benutzen. 

Da dieser Ausflug den meisten Teilnehmern etwas Unerwartetes gebracht 
hatte, so war man über das Gesehene besonders hoch erfreut und es wurde dem 
Herrn SCHWIGLEWSKY allgemeiner Dank und Anerkennung für das Verdienst, sich 
der hier so sehr vernachlässigten Georgine angenommen zu haben, ausgesprochen. 

DR. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


un 
| w 
ı in 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Neue Zwiebelgewächse von Dammann & Co. 
in San Giovanni a Teduccio. 


Hierzu Abbildung 107 — 108. 


Chlorophytum Bowkerii. Schöne 
Staude aus Süd-Afrika mit aufrechtem, 


Coleus Penzigii. Wundervolle, neu 
entdeckte Art aus den Gebirgen Abys- 
siniens. Sie bildet niedrige Büsche mit 
grossen smaragdgrünen, dickfleischigen 


Blättern und langen Rispen prächtig 


blütenreichen Stengel, langen, frisch- | blauer Blüten, die das ganze Jahr er- 
grünen Blättern und weissgesternten scheinen. Schöne Gruppenpflanze und 
Blumen. Diese erscheinen im Sommer. | eine unserer allerwertvollsten Einfüh- 
Treibt keine Ausläufer oder Rhizome | Tungen. Ab August begann der Versandt. 
und bildet mit der Zeit dichte Büsche Crassula Schweinfurthii Gleich- 
ö ö | = So . 
nach Art der europäischen Anthericum. | falls eine abyssinische Art, die, eben 
P y 
Abbildung 107. Echidnopsis Dammanniana, 
entdeckt, sehr wertvoll für die Samm- | 


lungen sein wird. Sie wächst gedrun- 
gener als Cr. abyssinica, bildet keine 
Knollen und blüht ım Februar. Die 
Blumen sind weiss. 


Crinumyuccaefolium. Ähnlich dem 
Cr.abyssinicum, mit dem es das Vaterland 
gemein hat, aber in allen Teilen kleiner 


erscheinend. Kultur und Behandlung 
die gleiche. Die prachtvollen wohl- 
riechenden Blumen sind atlasweiss. Die 


Pflanze wurde erst vor wenigen Jahren 
entdeckt. 


Crocus vitellinus. Schöne Art mit 
grossen goldgelben Blumen, die ı 
Oktober erscheinen. Es ist eine der 
schönsten, im Herbste blühenden Species. 


ım 


Cyclamentauricum. Eineder schön- 
sten Freiland-Cyclamen mitaussergewöhn- 
lich grossen, dunkelgrünen, prachtvoll ge- 
zeichneten Blättern und einer grossen Zahl 
blendend weisser Blüten, die sich frei über 
die schönbelaubte Pflanze erheben. Oft 
erscheinen die Blätter ganz silberweiss. 


Die Blumen sind meist mit rotem Auge 
geziertt. Da es hoch im Taurus nahe 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


der Schneegrenze wächst, dürfte es über- | höchsten Bergen Kleinasiens 


all ın England und Deutschland winter- 
hart sein. 


Cyclamen alpınum. Das zwergigste 
und vielleicht schönste aller bekannten 
Alpenveilchen mit kleinen nierenförmigen, 
weiss gezeichneten Blättern und sehr 
schönen, purpurroten, an der Basıs 
schwärzlich gezeichneten Blumen von 
grösster Schönheit. Das dankbarste, 
reichblühendste aller Cyclamen! Es 
wächst nahe am ewigen Schnee in den 


und ist 
demnach wahrscheinlich völlig winterhart. 


Cyclamen alpınum album. Ganz 
wie das vorige, von dem es sich nur 
durch seine atlasweissen, manchmal rot 
der Basis gezeichneten Blumen 
unterscheidet. Sehr reichblühend und 
völlig winterhart. Es blüht wie das 
vorige im Frühlinge. 


an 


Echidnopsis Dammanniana. (Ab- 
bildung 107.) Eine eben erst entdeckte 
und eingeführte, höchst seltene und 


Abbildung 108. Huernia macrocarpa. 


merkwürdige Asclepiadee aus Abyssinien, 
deren Beschreibung die nebenstehende 
Abbildung erübrigt. Die Pflanze ist wie 
Stapelia zu behandeln, blüht den ganzen 
Sommer und Herbst und kleinen 
gesternten Blüten sind schwarzbraun. 
Farfugium giganteum. (Ligularia 
gigantea fol. aur. mac.) Prachtvolle Pflanze 
mit ausserordentlich grossen dunkelgrü- 
nen, goldgelb gefleckten Blättern, ähnlich 
dem längst bekannten Farfugium grande, 
aber in allen seinen Teilen sehr viel grösser 
und schöner. Dekorationspflanze ersten 
Ranges, die, in Gruppen vereinigt, über- 
all Aufsehen erregen dürfte. Liebt 
sandige Lehmerde und Schatten und 


ihre 


! 
| 


blüht im November überreich mit grossen 


Ebensträussen goldgelber Blumen. Noch 
sehr selten. 
Huernia macrocarpa. (Abbildung 


108.) Die schönste und seltenste aller 
bisher bekannten Arten. Die Blumen sind 
schwarzpurpurn, geruchlosund erscheinen 
im Herbste bis in den Winter hinein, 

Kniphofia (Tritoma) Kaiser Fried- 
Eich. Bine prachtyolle Kormardessre® 
Uvaria mit ca. 60 cm langen, sehr 
grossen und blendend roten Blütenrispen. 
Wahrscheinlich die schönste aller bisher 
gezüchteten Formen. Erreicht sehr be- 
deutende Dimensionen und ist dabei 
ungemein reichblühend. 


Kleinere Mitteilungen. 


>= 


Kleinere Mitteilungen. 


Echte und unechte weisse Komet - Astern. 


Voriges Jahr fand ich unter meinen 
Komet-Astern und auch unter denen 
einiger deutscher Kollegen einige 
Pflanzen mit rein weissen Blumen und 
freute mich aufrichtig dieser vielver- 
sprechenden Neuheit. 


Meine Freude wurde aber sehr ge. 


dämpft, als zum Winter von einer fran- | 


zösischen Firma eine 
angeboten wurde, deren Preis darauf 
schliessen liess, dass von ıhr Samen be- 


weisse Komet | 


reits ın grösserem Umfange geerntet | 
sein musste. — Damit schien die Nutz- | 


barmachung für den deutschen Gärtner 
ausgeschlossen zu sein. 

Diesen Herbst nun stellte sich her- 
aus, dass go pCt. dieser Neuheit mit 
der Komet durchaus nichts Gemein- 
schaftliches haben, weder in der Form 
der Blumen, noch im Wuchs der Pflanze. 
Während ausserdem die eigentliche 
Komet 25—30 cm hoch wird, schiesst 
die französische 40—45 can in die Höhe. 

Beifolgende beiden Proben führen 
die Verschiedenheit in bezug auf die 
Bildung der Blumen vor Augen. 

Es wird deshalb zweckmässig sein, 
zukünftig zwischen einer weissen Komet- 
Aster, deutschen, die go pCt. richtige, 
und einer solchen französischen Ur- 
sprungs, die go pCt. falsche Pflanzen 
liefert zu unterscheiden. 

Das Resultat gewährt die Aussicht, 
dass die deutsche Errungenschaft doch 
noch zu Ehren kommt. *) 


I. C. ScHMiDT-Erfurt. 


*) Die übersandten Blumen aus französischen 
Samen gleichen in der That durchaus nicht der 
Komet-Aster. Sie sind bei weitem nicht so 
schön, oben ganz flach, wie geschoren, während 
die deutsche schön gewölbt ist. E. BENARY- 
Erfurt spricht sich in seinem Katalog pro 1892 
(siehe Gartenflora 1891, Seite 606), dagegen 
günstig über eine ihm von Frankreich als Muster 
gesandte weisse Komet-Aster au. D. Red. 


Die Gärtnerei des Königlichen Gartenbau- 
Direktors Carl Lackner. 

Die vier technischen Ausschüsse des 
Vereins zur Beförderung des Garten- 
baues besichtigten am ı. September 
zunächst die Gärtnerei des Herrn 
Königlichen Gartenbau-Direktors CArL 
LACKNER in Steglitz, namentlich dessen 
Örchideen- und Flieder-Kulturen. Die 
Zahl der Orchideen beträgt 3000—4000 
und alle zeigten einen gesunden Wuchs. 
Trotzdem zu Anfang September fast 
keine Orchideen in Blüte zu erwarten 
waren, fanden sich zur grossen Über- 
raschung der Besucher doch schon eine 
ganze Anzahl Odontoglossum grande in 
berrlichstem Flor, auch Cattleya Sande- 
rıana. gigas, Laelia Dayana, Coelogyne 
Massangeana, Cattleya velutina, Oncidium 
incurvum etc. standen in Blüte. Die 
zahlreichen Cypripedien, darunter die 
neuesten und seltensten Arten bezw. 
Varietäten, zeigten auch bereits 
Teil Knospen. Die Anzucht des Flieders 
zur Treiberei, sowie die Treiberei selbst, 
ist bekanntlich ausser der Orchideen- 
kultur ein Hauptzweig, ja eigentlich der 
wichtigste in der LACKnErschen Gärtnerei 
und gebührt Herrn LACKNnER das Ver- 
dienst, den deutschen, wenigstens den 
Berliner Gärtnern bewiesen zu haben, 
dass man sehr wohl die Fliedersorte 
Charles X. bei uns ziehen kann, sıe 
nicht vorbereitet aus Frankreich zu be- 
ziehen braucht und sie auch ohne 
Dunkelkeit weissblühend erhalten kann, 
wenn man nur genügend hohe Wärme 
anwendet. Herr LAcKNER zieht die 
Wildlinge, okuliert sie, kultiviert sie im 
freien Lande, darauf ein Jahr im Topfe 
und treibt sie dann ab. Im ganzen 
werden ca. 18 000 Stück gezogen, davon 
15 000 selbst getrieben und go00 als 
treibfähige Samen verkauft. — Im Garten 
wurden noch die Maiblumenzuchten be- 
sichtigt und die Obstbäume geprüft. 
Ganz ausserordentlich reich behangen 


zum 


' waren die Pflaume Anna Späth, auch 


528 


. Kleinere Mitteilungen. 


die Pflaume Cochet pere, gross, gelb, 
und die Queen Victoria, rötlich gelb. 
Der Apfel Cellini und zwar nur 
dieser allein — fault seit einigen Jahren 
immer schon am Baume und erweist 
sich dicht mit konzentrischen Ringen 
des Pilzes Oidium fructigenum bedeckt. 
— Dagegen ist die grosse Gefahr, die 
den Birnbäumen in ganz Steglitz drohte, 
indem die Larven eines Prachtkäfers. 
Agrilus, grosse Gänge in den Stämmen 
bohrten, (Gartenflora 1890, Seite 430) 
wieder von selbst verschwunden. 
1.2 ,W. 


Der Park und die Weintreiberei des Herrn Ge- 
heimen Kommerzienrat Ed. Veit in Steglitz. 
Nach Beendigung des Rundganges in 

der Lacknerschen Gärtnerei und Ein- 

nahme einer dargebotenen Erfrischung 
begaben sich die vier technischen Aus- 
schüsse des Vereins zur Beförderung 
des Gartenbaues am ı. September in 
die nicht fern davon belegene Besitzung 
des 

ED. Veit, Mitinhaber des Bankhauses 

ROBERT WARSCHAUER & Co., früher unter 

dem Namen BirkBuscH Eigentum des Ge- 

heimen Legationsrates JORDAN, und da- 
mals eine ganz verwahrloste Stätte. 

Herr Geheimer Kommerzienrat VEIT hat 

hier vor ıı Jahren einen Park anlegen 

lassen, der jetzt eine Perle in Berlins 

Umgebung genannt werden muss. Wir 

haben schon Gartenflora 1890, 

Seite 423 eine kurze, Beschreibung ge- 

geben und hoffen bald an der Hand 

von Abbildungen noch mehr darauf ein- 
gehen zu können. Darum beschränken 
wir uns für heute darauf, die herrlichen, 
wohl alle von Herrn BooTHR gelieferten 


ın 


Coniferen hervorzuheben, namentlich 
eine ca. I2 m» hohe Pseudotsuga Dou- 


glasıı, die keimfähigen Samen bringt, 
ebenso hohe Abies Nordmanniana 
Chamaecyparıs Lawsoniana und Pinus 
austriaca, ferner Liriodendron tulipifera, 
die seltene Retinispora pisifera filifera etc. 


auratum etc, der Henkel mit Epheu 
berankt und ein anderes Beet mit Lilium 
auratum, Jlancifoltum und Montbretia 
crocosmiaeflora, ferner einjährige hoch- 
stämmige Heliotrop etc. 

Das grösste Erstaunen erregte aber 
das nach dem System des Königlichen 
Gartenbau-Direktors Haurr in Brieg 
konstruierte, mit sehr steiler Glasfläche 
versehene 30 n lange und 5 x tiefe 
Weinhaus, in welchem nach Schätzung 
des uns führenden Obergärtners SCHREIBER 
ea. ı2 Etr.! "mehr oder mndersreier 
riesiger Trauben hingen. Auch von 
diesem Hause wird Herr Geheimer 
Kommerzienrat VEIT uns freundlichst 


ı Photographien senden und sollen dann 


Herrn Geheimen Kommerzienrat 


die verehrten Leser selber schauen. 
Sodann gings zu den Obstspalieren 
und endlich zu einem gemütlichen 
Abendessen, bei dem Herr Geheimer 
Kommerzienrat VEIT, der vorher wegen 
dringender Verhinderung hatte 
anwesend sein können, selbst erschien 
und seinen Gästen, sowie dem ganzen 


nicht 


ı Verein zur Beförderung des Gartenbaues 


Sehr schön machte sich eine Gruppe in | 


Form eines Blumenkorbes, mit Lilium 


sein Glas widmete. 


Hortus Plantarum diaphoriecarum zu Middelhurg, 
Holland. 
Ich erhielt die folgenden interessanten 
Samen und Pflanzen: 
Aus Britisch Indien. 
Acacıa nova species. 
>» KCatechuW. 
modesta Wall. 
» procera W. 
>»; »sundrasD,2C, 
Cassıa glauca L. A. M. 

Aus Sıngapöre. 
Erythroxylon Coca L. A. M. 
Chrysobalanops Icaco L. 
Triphasıa trıfoliata D. C. 
Eugenia brasiliensis L. M. 

Aus Australien. 
Acacia prurissima F. v. M. 
Eucalyptus tereticornus. 

» chepanophylla F. v. M. 
» microtheca F. v. M. 
» Foelschiana F. v. M. 


Grevillea heliosperma R. B. R. 
Banksıi R. B. R. 
Nuytsia floribunda R. B. R. 
Pittosporum bicolor. 
>» Colensoi. 
Sarcocephalus cordatus. 


Aus Mexico. 
»Pepino silvestre« (Trichosanthes sp.). 
»Choenistle< (?). 


Aus Jerusalem. 
Samen von Solanum sp. — Sodoms- 
Apfel — (Solanum Sodomaeum L.?). 
Früchte »Mandragora officinalise MLLL. 
Vier verschiedene getrocknete 
Pflanzen, alle als »Ysops an der 
Mauer« bezeichnet; es sind dies: 


Eine Hyoscyamus - Art., Origanum | 
Majorana lL. und zwei kleine mir 


unbekannte Species, nach der Form zu 


den Labiatae gehörend. AlleExem- | 


plare von der Mauer von Je- 
rusalem. 
ligen Lilies. 
Ich behalte 
teilungen vor. 


mir weıtere Mit- 


Loasa hispida L. 
Die Brennhaare dieser Pflanze sind in 


Ein. Exemplar der »Hei- 


Kleinere Mitteilungen. 


ihrer Wirkung viel nachhaltiger als die 


der Brennnessel; die Folgen einer Be- 
rührung der Haut mit den Brennhaaren 
letzterer Pflanzen sind nach 
Stunden, manchmal noch schneller ver- 


ein paar | 


schwunden, während die Folgen bei obiger 


Pflanze eine Blase und ziemlich schmerz- 
liches Gefühl (aber ohne Jucken) sind; 
dabei dauert der ganze Prozess 
eines einzigen Stiches volle 4-5 mal 
24 Stunden. 


Acacıa modesta Wall. 

Aus Indien "erhielt ich u.a. Samen 
von obiger Pflanze, welche schon nach 
4 Tage keimten, während andere 
dazu 2—3 Wochen brauchten; ausser- 


Mitteilungen darüber vor. Die Samen 
erhielt Professor WAaTson aus Mexico 


und sieht in Z. canina die Stammpflanze 
unseres Mais. — 


Oxalis florıbunda Lehm. 


Von obiger Species besitze ich ein 
Exemplar von 2o Jahren, wovon der 
Stamm jetzt ca. ıo cm erreicht hat; 
diese einzige Pflanze blüht fast das 
ganze Jahr hindurch und trägt bis 
20o Blumen. Ob diese Species zu 


irgend welchem Zwecke in ihrem Vater- 
lande (Brasilien) benutzt wird, ist mir 
unbekannt und halte ich mich gern für 
etwaige Mitteilungen empfohlen. 


Insektenfangende Pflanzen. 

Zu diesen Pflanzen scheint auch Vin- 
cetoxicum officinale Mch. (Cynan- 
chum vircctoxiumo R. B. R.) zu ge- 
hören, denn jetzt, während diese Species 
ın meinem Garten blüht, finde ich 
jeden Morgen eine Masse Fliegen tot 
mit ihrem Saugrüssel zwischen den 
Honigbehältnissen und dem Stempel; 
der Rüssel sitzt ziemlich fest; ob aber 
der Honig etwa giftig oder das Insekt 
den Rüssel nicht wieder zurückziehen 
kann, weiss ich nicht. Ich habe diese 
Beobachtung jedoch nur bei dieser 
Art, nicht bei Cynanchum fuscatum 
Lk. oder Cynanchum nigrum Pıs., 
beide jetzt auch blühend, gemacht. — 


Morus nigra. 
Diese Pflanze habe 
Garten, vertreten durch ein sehr altes, 


ıch in meinem 


jedoch riesiges Exemplar, mit einer un- 


dem waren die Samen bereits 6 Monate 


unterwegs gewesen. — 
Zea canina Watson. 
Samen obiger neuen Species von Mais 


erhielt ich aus Amerika und säete die- | 


selben sofort. Ich behalte mir weitere 


geheuren Krone. Obwohl ich 
schon jahrelang jeden Sommer 
männlichen Blüten ausschaue, 
ıch nıemals andere als weibliche, 
doch trägt der Baum sehr 
wie schon wiederholt mitgeteilt 
wurde, giebt es keine Pflanzen dieser 
Species mit männlichenBlüten auf 
der ganzen Insel (Walcheren). Be- 
fruchtung ist also völlig ausgeschlossen. 


nun 
nach 
finde 

und 
reichlich; 
mir 


Durchwachsene Veronica 
Anagallis L. 
An obiger Pflanze entdeckte ich in 


530 


Kleinere Mitteilungen, 


meinem Garten eine durchwachsene 
Blüte, ich sandte das Exemplar in Alkohol 
dem Herrn Redakteur dieser Zeitschrift 
zur gefälligen Ansicht; ob dies 
beobachtet wurde, weiss ıch nicht. 

(Verspätet.) M. Buysman. 


mehr 


Der Nestor deutscher Gärtner in Australien. 


Ein rüstiger Greis, Herr DETLEF LUDWIG 
"THEODOR FISCHER, ist unter den Deutschen 
der älteste Vertreter der Gartenkunst in 
diesem Erdteil. Er wurde am ı4. März 
1809 zu Preetz in Holstein geboren. 
Nach seinen Lehrjahren im botanischen 
Garten zu Hamburg unter 
LEHMANN und Inspektor OHLENDORF 
bereiste er Holland, Deutschland und 
Österreich, wo er durch mehrere Jahre 
verschiedenen Orten als Garten- 
Gehilfe thätig war, so im Königlichen 
botanischen Garten in München und im 
Kaiserlichen Garten zu Schönbrunn, der 
letztere Ort damals Residenzplatz des 
Herzogs von REICHSTADT. Schon 
Jahre 1832 wurde er zum botanischen 
Gärtner der Universität Kıel ernannt, 
welchen Posten er bis 1848 inne hatte, 
dann aber wanderte er mit seiner 
Familie und mit seinem nachherigen 
Schwiegersohn nach Adelaide aus, auf 
Anraten dessen Jugend-Freundes, des 
Schreibers dieser Zeilen. Herr FISCHER 
ist noch geistig ganz frisch und körper- 
lich rege. Söhne von ihm bewirtschaften 
die Landstätte, welche er ın den Bergen 
südlich von Adelaide erworben. Sein 
Schwiegersohn »the honorable« F. KrıcH- 
AUFF, Sohn des Schleswiger Etats-Rats 
KRICHAUFF, ist seit vielen Jahren Mit- 
glied des südaustralischen Parlaments, 
und nun im Öberhause, auch Stifter des 
grossen landwirtschaftlichken Bureaus 
mit einer eigenen Zeitschrift ın Süd- 
australien. Er war in der höheren 
Gartenkunst einer der Zöglinge des 
Herrn FIscHER ın Kıel, und zu dessen 
Eleven gehört auch der ausgezeichnete 
Ober - Garteninspektor Herr OHrT im 
Grossherzoglichen Garten zu Oldenburg. 

FERD. von MÜLLER, Melbourne. 


an 


im 


Direktor | 


Doberaner Herzkirschen. 


Doberan. Welch ausserordentlichen 
Ertrag ein guter Obstbaum geben kann, 
davon geben die Doberaner Herzkirschen- 
bäume Zeugnis. Ein solcher an der 
Friedhofsstrasse stehender, allerdings 
mächtiger alter Kirschbaum hat nicht 
weniger als 400 Pfd. Kirschen gebracht, 
welche der Besitzer das Pfund zu 25 Pf. 
verkaufte, so dass der Ertrag des einen 
Baumes ı0oo Mk. war. Und dabei 
hatten Kinder von der Strasse aus 
sowie die Spatzen noch Hleissig davon 
genascht. Ähnliche Kirschbäume mit 
gleichem Ertrage sind hier in Doberan 
nicht selten, wie zum Beispiel mehrere 
solche in dem Garten der Marienschule 
stehen. Übrigens sind die Doberaner 
Herzkirschen schon vonaltersher, nament- 
lıch am Rostocker Markt, berühmt. 


Gegen das Sonntagsruhe - Gesetz. 


Wiesbaden, 29. August. Gestern 
Nachmittag versammelten sich hier 
gegen hundert Handelsgärtner des deut- 
schen Handelsgärtner - Verbandes aus 
Frankfurt, der Provinz Hessen-Nassau 
und dem Grossherzogtum Hessen unter 
Vorsitz des Herrn FLEıscH - Frankfurt, 
um zu beraten, was gegen das die 
Gärtnerei so schwerschädigendeSonntags- 
ruhe-Gesetz zu thun sei. Herr HENKEL- 
Darmstadt berichtete über die bereits 
von seiner Seite unternommenen Schritte 
bei der hessischen Regierung, die noch 
ohne Erfolg sind, und Herr BERG-Frank- 
furt über die in gleicher Sache mit dem 
Herrn Regierungs - Präsidenten namens 
der Frankfurter Handelsgärtner gepflogene 
Unterredung. Verschiedene Redner be- 
tonten wiederholt, dass die Gärtnerei 
kein Gewerbe im Sinne des Gesetzes 
sei und daher ausserhalb des Rahmens 
des Gesetzes stehe.*) Auf Antrag der 


*) In Hannover hat sich die Behörde dieser 
Ansicht angeschlossen und gestattet, dass vorher 
bestellte Blumengebinde den ganzen Sonntag 
ausgetragen werden dürfen. — Bekanntlich hat 
der Verband Deutscher 


Handelsgärtner eine 


Kleinere Mitteilungen. 


Herren BERG-Frankfurt und Dr. CAvET- 
Wiesbaden beschloss die Versammlung, 
direkt beim Ministerium 
Freigabe des ganzen Sonntags für die 
Gärtnerei einzukommen, ebenso sollen 
die Verbandsleitung in Berlin und die 
einzelnenVerbandsgruppengleichlautende 
Petitionen einreichen. Sodann beschloss 
noch die Versammlung, dahin zu wirken, 
dass die in Hessen noch bestehende 
Zwangsversicherung der Gewächshäuser 
beseitigt werde. Als nächster Ver- 
sammlungsortder Verbandsgruppe Hessen 
und Hessen-Nassau wurde Worms ge- 
wählt. (Frankfurter Zeitung.) 


ın Berlin um 


Vietoria regia in einem kleinen Behälter. 


In dem Garten des Herrn W. SIEHE, 
Landschafts- und Dekorationsgärtner zu 
Steglitz bei Berlin, erblühte in den ersten 
Tagen des September eine Victoria regia 
unter den denkbar einfachsten Ver- 
hältnissen. Das Bassın ist ein einfacher 
jetzt offener Kasten, in welchem die 
riesigen Blätter kaum Platz hatten. Das 
Wasser war nur eben lauwarm und doch 
oder gerade deswegen die Pflanze so 
üppig. 

Die Blätter haben 2 » Durchmesser, 
der Rand ist fast 2o cm hoch. Die 
Pflanze ist nachts bei 18—ı9, tags bei 
21° R. kultiviert; bei höherer Tem- 
peratur zeigte sich Kleinerwerden der 
Blätter. Gelüftet wurde Tag und Nacht 
sehr stark. Es ist dies Haupterforder- 
nis der Kultur. Die Pflanze steht 
einem Korbe, und fasst dieser höch- 
stens '/,cöm Erde. Die Pflanze wächst 
so kompakt, dass Herr SIEHE annimmt 
eine neue Varietät zu besitzen. 


ın 


29 Blumen von einer Victoria regia. 


Beifolgend erlaube ich mir die 
letzte Blume von der Victoria regia zu- 


Petition über ganz Deutschland versandt, auch 
der Verein zur Beförderung des Gartenbaues 
hat die Sache in die Hand genommen. 

Hoffentlich haben diese gemeinsamen Schritte 
Erfolg. 


ı flöhe, 


zusenden, welches beiläufig gesagt die 

29. und doch noch eine recht schönes 

Exemplar ist. 

3oRSIGs Garten, Berlin. 
Besten Dank. L, W. 


H. WEIDLIcCH. 


Scherlers Universal Räucher-Apparat. 
Hierzu Abbildung 109. 

Es werden ım Gärtnerei-Betriebe, sei 
es ın Freiland- oder Gewächshaus- 
Kulturen, Orangerien und Treibereien etc. 
alljährlich die manigfaltigsten Utensilien, 
Gerätschaften und Apparate angeschaftt, 
die zu einer rationellen Vertilgung von 
Blattläusen, Blattwespen, Schildläusen 
und anderen Insekten dienen sollen. 

In den meisten Fällen hat sich der 
Käufer noch kein vollkommenes Urteil 
bilden können, ob auch diese Neue- 
rungen für sein Geschäft von praktischem 
Werte sind. 

Fast sämtliche Gärtnereien mit wenigen 
Ausnahmen werden schon die Erfahrung 
gemacht haben, dass bei gut kultivierten 
Pflanzenbestäinden die Hoffnung auf 
einmal vernichtet werden kann, wenn 
sich die ärgsten Feinde der Gärtner, die 
Läuse an den Pflanzen zeigen. In solchen 
Fällen werden sogleich alle erdenklichen 
Mittel angewendet, um eine etwaige um 
sich greifende Insektenplage im Keime 
zu ersticken; hier wird bespritzt, sei es 
mit Tabaksabsud, Seifenwasser oder 
Kalkmilch, dort wird nach Kräften ge- 
schwefelt und geräuchert, alle Mani- 
pulationen sind mit der grössten Hoffnung 
auf Erfolg begleitet. Ich verweise hier auf 
ein sehr einfaches, aber praktisches und 
erprobtes Mittel zur Vertilgung der ın 
den Gewächshäusern und Mistbeet- 
kästen sich zeigenden Blattläuse, Erd- 
Schildläuse, Spinnen etc. Es 
dies die mehrmalige Anwendung 
von SCHERLERS Universal Räucher-Appa- 
rat, eigenes System des Fabrikanten 
C. SCHERLER, Berlin, Manteuftelstrasse 6. 
Durch das Räuchern mit genanntem 
Apparat werden die Blätter, Blüten 
oder Triebe der Pflanzen keiner 
Weise angegriffen, binnen wenigen 


ıst 


in 


532 


Kleinere Mitteilungen. 


Minuten lässt sich die Procedur des 
Räucherns von jedem Laien in Gewächs- 
häusern der verschiedensten Bauarten 
leicht ausführen. 

Der Apparat besteht aus einer so- 
genannten Trommel, an welcher sich 
ein grösseres konisches Rad und ein 
kleineres Rad mit drehbarer Kurbel be- 
finden, welch letzteres im Innern mit 
einem Ventilator verbunden ist. Ober- 


U 
MS 


Al 


halb der Trommel ist der Tabaks- 
behälter oder auch Pfeifenkopf genannt, 
angebracht; an der Seite befindet sich 
das Rohr, welches zum Ausstossen des 
Rauches dient und durch ein Ver- 
längerungsrohr bis zu 50 cm verlängert 
werden kann. Zum Gebrauch für Mist- 
beetkästen wird auf das Rohr noch eın’ 
Kopf mit schmaler Öffnung aufgesetzt. 

Zwischen Tabaksbehälter und Trommel 


Abbildung 109. SCHERLERS Universal Räucher-Apparat. 


ist im Innern ein siebartiges Blech an- 
gebracht, damit der Qualm nach unten 
strömen, der Tabak selbst aber nicht 
ın die Trommel fallen kann. 
nun geräuchert werden soll, 

man den Pfeifenkopf mit ordinärem 
Tabak oder Cigarrenresten, ca. ı Pfd., 


so speist 


welches zu 2 bis3 Erdhäusern ausreicht, | 


mit Zusatz von einer Wenigkeit Nicotin, 
bringt den Tabak in glimmenden Zu- 
stand, dreht nun an der, ausserhalb der 
Trommel sich befindenden Kurbel und 


Wenn | 


man wird sehen, wie schnell sich durch 
gewaltige Ausströmung des Tabak- 
qualms ein Gewächshaus nach dem 
anderen ausräuchern lässt. 

Durch zwei- bis dreimaliges Räuchern 
wird sämtliches Ungeziefer total ver- 
nichtet. Am 28. Juli dieses Jahre wurde 
der Apparat den Mitgliedern des Vereins 
zur Beförderung des Gartenbaues im 
Palmenhause des Königlıchen bo- 
tanischen Gartens zu Berlin vorgeführt 
und hat daselbst hinsichtlich der Kon- 


struktion, wie auch seiner Verwendbar- 
keit ungeteilten Beifall gefunden. 
PauL Jurass, Rixdorf b. Berlin. 


Am 22. Juni wurde der Grundstein 
zum Bau des neuen bot. Laboratoriums 
des Agrikultural College Michigan gelegt. 


Frankfurter und französischer Apfelwein. 


Die Zeitschrift »Weinbau und Wein- 
handel« schreibt diesbezüglich: Ein 
seltener und eigenartiger Wettbewerb 
ist zwischen einer französischen Apfel- 
weinkelterei und derjenigen von ADAM 
RACKLES in Frankfurt a.M. ausgefochten 
worden. Beide Firmen sandten in Kisten 
auf Flaschen abgezogenen Apfelwein 
nach ar Blata, Adelaide, Vera Cruz, 
Madras und nach Port Elisabeth. Der 
Apfelwein, der mehrmonatliche See- und 
Landreisen durchmachte, und zwar bei 
verschiedenen Temperaturen, ist nun 
vor einigen Tagen zurückgekommen 
und von der Jury in Rouen geprüft 


Litteratur. 


ı worden. 


Das Ergebnis war, dass der 
französische Apfelwein sehr stark gelitten 
hatte und keinen Geschmack mehr 
zeigte, während bei dem Frankfurter 


| Apfelwein dieses in keiner Weise der 


Fall Das Interessante an der 
Sache ist, dass nur Franzosen als Preis- 
ıichter fungierten. Der Frankfurter 
Hohenastheimer scheint überhaupt im 
Auslande, seitdem Kaiser WILHELM 
Apfelwein trinkt, hohes Ansehen zu 
geniessen, denn es vergeht keine Woche, 
wo nicht Wirte, Hoteliers und Restaura- 
teure ausserdeutscher Städte ganz be- 
deutende Bestellungen machen. 


war. 


Pflanzensammler in Madagascar. 


»FF.SIKORA, Naturalist ein Antananariwo, 
Madagascar, Marseille,« empfiehlt 
sich zur Besorgung von Pflanzen, Knollen, 
Samen, Orchideen, Photographieen u. s. w. 
Prospekte ın der Redaktion dieser Zeit- 
schrift einzusehen. 


via 


Litteratur. 


G. NicHoLson, Dictionaire pratique 
d’Horticulture et de Jardinage, illustre 
de plus de 3500 figures etc. traduit, 
mis & jour et adapte A notre climat, 
ci nos usages etc. par S. MOTTET 
avec la collaboration de MM. VıLr- 
MORIN-ANDRIEUX et Cie. G. ALLUARD, 
E. AnDRkE, G. BELLAIR, G. LEGROS etc. 
Paris, OCTAvE Doin, Librairie agri- 
cole, VILMORIN-ANDRIEUX et Cie. 

Eine Übersetzung des bekannten eng- 
lischen Gartenbau-Lexikons von NICHOL- 
son ıns Französische, für französischen 


Gebrauch und Klima umgearbeitet und | 


mit vielen neuen Abbildungen versehen. 
Das sehr empfehlenswerte Werk erscheint 
in 8o Lieferungen & 1,50 fr. Jede Lie- 
ferung enthält ausser den zahlreichen 
schwarzen Abbildungen eine Farbentafel, 


die beiden uns vorliegenden Lieferungen 


NZ 


Dr 


B. solche von Acacia (cultriformis, 


ı longifolia, retinodes, dealbata) und Ane- 


pP: 


Bericht über die Jubiläums-Ausstellung 
des Gartenbau-Vereins für das Gross- 
herzogtum Baden zu Karlsruhe vom 
23. April bis 2. Mai 1892. Sonder- 
abdruck aus »Rheinischer Garten- 
freund« 1892, Heft 5—7, 8°, 60 Seiten. 


mone-Arten. S- 


M. Mösıus, Professor der Botanik an 
der Universität Heidelberg. »Welche 
Umstände befördern und welche 
hemmen das Blühen der Pflanzen?« 
Mit eier Vorrede von Dr. FRanz 
BENECKE, Direktor der 
station »Midden-Java«. Mededelingen 
van het proefstation »Midden-Java« 


Versuchs- 


te Klaten. Semarang, G. C. T. van 
Drop & Co 1892, gross Lexikon, 29 S. 


534 


Ausstellungen. 


Ausstellungen und Kongresse. 


Welt-Ausstellung in Chicago. 


Dem Komitee für die Organisation 
der Beteiligung des deutschen Garten- 
baues an der Welt-Ausstellung in Chicago 
sind auf seine Anfragen wegen des 
Programms der temporären Ausstel- 
lungen, sowie auf verschiedene andere 
wichtige Fragen folgende Antworten der 
Chicagoer Ausstellungsleitung zuge- 


gangen, welche allen Interessenten hier- 


durch zur Kenntnis gebracht werden. 

Temporäre Ausstellungen werden 
alle vierzehn lage ım Laufe der Aus- 
stellung vom ı. Mai ab stattfinden. Das 
Programm hierfür wird etwa am ı. Sep- 
tember dieses Jahres herausgegeben 
werden. 

Die verschiedenen Perioden der tempo- 
rären Ausstellung werden es ermöglichen, 
dass die verschiedenen Sachen zur 
günstigsten Zeit Schau gebracht 
werden können, so dass jeder die ıhm 
passendste oder auch mehrere Aus- 
stellungen beschicken kann. Es genügt, 
wenn die Anmeldungen zur Beteiligung 
an den einzelnen Perioden rechtzeitig 
gemacht werden. 

Diejenigen Ausstellungsgegenstände, 
welche für die permanente Ausstellung 
bestimmt sind, müssen bis zum ıo. Aprıl 
1893 aufgestellt sein. 

Die Herbstpflanzung Bäumen, 
Sträuchern, Rosen etc. kann nicht später 
als bis zum Oktober 
werden. Der Raum dazu kann 
jetzt angewiesen werden. 

Die beste Pflanzzeit ist in Chicago 
für Koniferen etwa am ı. April (Herbst- 
pflanzung ist erfolglos), für Obstbäume 
ım Herbst, später als ıo. April, 
für hochstämmige und niedrige Rosen 
desgleichen, für Hyazınthen im Sep- 
tember. Dass Rosen durch die Winter 
in Chicago besonders mehr leiden, als 
in Deutschland, ıst nicht der Fall. 

Bestimmte Preisaufgaben sind bis jetzt 
noch nicht gesteilt worden. Es werden 


zur 


von 


IO. 
schon 


nicht 


ausgeführt 


aber Wertzeugnisse, Preismünzen und 
Geldpreise zuerteilt werden, 

Einen bestimmten Plan für die Auf 
stellung der deutschen gärtnerischen 
Artikel zu geben, ist die Ausstellungs- 
leitung natürlich nicht in der Lage, 
bevor nicht genau angegeben ist, welche 
Sachen und wieviel davon ausgestellt 
wid. 

Auf die Frage, wie viel Quadratfuss 
Raum ın den Warmhäusern, den Hülfs- 
Gewächshäusern, den Vermehrungs- 
Häusern, und Kästen zur Vorbereitung 
der Pflanzen vorhanden, und ob die 
Heizung in den Häusern kostenfrei für 
die Aussteller ıst, wird geantwortet, dass 
Platz genug für alle wertvollen Aus- 
stellungs-Objekte vorhanden und dass 
die Heizung kostenfrei ıst, so dass also 
diejenigen, welche die Häuser für Treib- 


zwecke benutzen wollen, dies thun 
können. 

Die Blütezeit der Hyazinthen und 
Tulpen ist ın der Umgegend von 
Chicago um den ı. bis ı5. Mai. Die- 


jenige von Syringa vulgaris ungefähr am 
20. Mai bis ıo. Juni, also im allgemeinen 
früher als in diesem Jahre. 

Offizielle Ausstellungen irgend welcher 
Art, also auch für getriebene Sachen, 
finden vor dem ı. Mai nicht statt. 

Im freien Lande wird so viel Raum 
für die Ausstellung zur Verfügung ge- 
stellt als gebraucht wird. 

Das Komitee hat dem Herrn Reichs- 
Kommissar über die bisher eingegangenen 
Anmeldungen Bericht erstattet, damit 
Beschluss darüber gefasst werden kann, 
welche Massnahmen in Chicago zur 
besten Förderung der deutschen gärtne- 
rıschen Aussteller getroffen werden 
können. 

Die Namen der bisher Angeldeten 
werden in diesen Tagen in einem Aus- 
steller-Verzeichnis vom Herrn Reichs- 
Kommissar veröffentlicht. Die noch 
ausstehenden Anmeldungen sind mit 
möglichster Beschleunigung einzusenden, 


damit dieselben in dem nach einiger 
Zeit erscheinenden 11. Teil aufgenommen 
werden. 

Formulare zur Anmeldung liefert das 
Komitee für die Organisation der 
Beteiligung des Gartenbaues an 
der Welt-Ausstellung in Chicago 
in Steglitz-Berlin. 


Gent. 13. internationale Gartenbau- 
Ausstellung der Societe royale d’agri- 
culture et de botanique de Gand, vom 
1ı6.—23. April 1893. Das Programm 
dieser hochwichtigen, nur alle fünf Jahre 
stattindenden Ausstellung ist soeben 
zur Ausgabe gelangt und unifasst 660 
Aufgaben. 


StrPetersburg. Die Kaiserlich zus- 
sısche Freie ökonomische Gesellschaft 


veranstaltet im Anfange des nächsten 
jabzes in St. ‚Betersburg "eine . inter- | 
nationale Ausstellung von Samen- 


Reinigungs-, Sortier-r und Trocken- 
maschinenund dergleichen. Anmeldungen 
werden im Bureau des Ausstellungs- 
Komitees ın st. Petersburg, 4  Rotte 
Ecke des Sabalkanskıı Prospects, Nr. 2, 
bis zum ı. Oktober dieses Jahres ent- 
gegengenommen. 


Obstmärkte zu Frankfurt a. M. 


Nachdem die im vorigen jahre in | 
Frankfurt a. M. abgehaltenen Obst- | 
märkte einen für den Anfang recht 


befriedigenden Erfolg gehabt haben, hat 
das zu diesem Zwecke gebildete Komitee 
beschlossen, in diesem Jahre ebenfalls 
zwei Obstmärkte abzuhalten. 
sind in Aussicht genommen der 29. Sep- 
Bemmpersund, 15.2. Oktober, als ‘Ort, 
wie im Vorjahre, die Stadthalle. Die 


Als Tage | 


Ausstellungen. 


533 


ı vorjährigen Obstmärkte lässt für dieses 


Jahr ein recht günstiges Ergebnis. er- 
| warten. Während nämlich der erste 


Markt 28 Anmeldungen mit 140 Nummern 
und einem Gesamtgewicht 
schiedenen Obstsorten von 26710 kg 
aufwies, waren für den zweiten Markt 
60o Anmeldungen mit 309 Nummern und 
einem Gesamtgewicht von 38482 kg 


der ver- 


erfolgt. War also schon im . Vorjahre 
nach dem ersten Markte eine solche 
Steigerung der Anmeldungen zu ver- 


ı zeichnen, so ist eine grosse Beteiligung 


für dieses Jahr um so sicherer zu er- 


' warten, als die Vorteile derartiger Obst- 


| richter 
ausgeschlossen. 
ı Pflanzen sind zugelassen. 


märkte von allen Seiten gerne anerkannt 
worden sind. 

Anmeldungen dazu bein Schriftführer, 
Herrn W. H. WEIDER, Frankfurt a. M., 
Geistpförtchen Nr. 5. 


Liegnitz. Allgemeine Chrysanthe- 


‚ mum-Ausstellung, 4.—8. November. An- 
meldungen bis ı5. Oktober an Park- 
ı Inspektor STÄMMLER in Liegnitz. Preis- 


sind von der Preisbewerbung 
Auch andere blühende 
Ausser den 


vorhandenen Schiesshaussälen wird noch 


eine 500 gm grosse Halle erbaut; auch 


Versendung der Anmeldeformulare an 


dıe Interessenten 
erfolgen. 


wird dieser Tage 
Die Beschickung der beiden 


soll eine Halle als japanischer Garten 
eingerichtet werden. 


Frankfurt a. M. 11.— 14. November. 


Leipzig. Grosse Herbst-Ausstellung 
18093. 


Hannover. Grosse allgemeine Früh- 
jahrs-Ausstellung des Provinzial-Garten- 
bau-Vereins, 13.—ı6. April 1893, 
im Palmengarten zu Hannover. An- 
meldungen bis zum ı5. März 1893, an 
den Hofgärtner GEORG TATTER IL, in 
Herrenhausen. 


vom 


536 


Personal-Nachrichten. 


Handel und Verkehr. 


Zur Erleichterung für das Publikum 
bei Verzollung der mit der Post vom 
Auslande eingehenden zollpflichtigen 
Pakete besteht im Einverständnis mit 
der Steuerverwaltung für Berlin die 
Einrichtung, dass auf Verlangen der 
Empfänger die zollamtliche Schluss- 
abfertigung von gewöhnlichen Paketen 
und von Sendungen ım Einzelwert- 
betrage bis zu ıocoo Mk. durch Ver- 
mittelung der Postbeamten erfolgen kann- 

Diese Sendungen werden nach der 
Verzollung sorgfältig wieder . verpackt, 


amtlich verschlossen und den Empfängern | 


mit der nächsten Paketbestellfahrt zu- 
geführt. 
Für die Bestellung und die Erfüllung 


der Zollförmlichkeiten seitens der Post 


tarıfmässige Bestellgeld hinzu. Für die 
Wiederverpackung der Pakete kommt 
eine Gebühr nur dann in Ansatz, wenn 
dadurch bare Auslagen entstanden sind. 

Von dem Eingange einer zollpflichtigen 
Postsendung wird der Empfänger bei 
der Bestellung der zugehörigen Paket- 
adresse in Kenntnis gesetzt. Wünscht 
er die zollamtliche Schlussabfertigung 
durch die Post, so hat er die mit der 
Paketadresse zugestellte gedruckte Er- 
klärung zu vollziehen und beide Gegen- 
stände dann dem Biriefträger wieder 
zurück zu geben oder — soweit es sich 
um Zollpakete ohne Wertangabe handelt 
— unter Briefumschlag mit der Be- 
zeichnung »Hierin Zolladressen« an die 


| betreffende Postverzollungsstelle zu über- 


wird für jedes Paket bis zum Gewichte | senden, wofür Porto nicht berechnet 
von 5 Ag eine Gebühr von 2o Pfg. er- | wird. 
hoben, bei schwereren Paketen tritt das | 


Vereinswesen. 


Der Verein Deutscher Gartenkünstler 
hielt seine für Hamburg angesetzte 
Jahresversammlung der Cholera wegen 


am 17. September in Berlin ab. Bericht | 


folgt ın nächster Nummer. 


Die technischen Ausschüsse des Ver- 


| 


eins zur Beförderung des Gartenbaues 


besichtigten am 22. September den 


ı Park und die Baumschule des Herrn 


' KAEHLER stehen. 


| 
| 


FRANKE in Tempelhof, die beide unter 
der bewährten Leitung des Herrn 
Bericht folgt in No. 20 
der Gartenflora. 


Personal-Nachrichten. 


Oberhofgärtner MAx VIEwEG-Franz auf 
Altenstein beı Liebenstein erhielt das 
Verdienstkreuz des sächsisch -ernestini- 
schen Hausordens. 

M. Ropıcas, Direktor der Gartenbau- 


schule in Gent ist von der französischen | 


Regierung zum Ritter des Merite agricole 
ernannt. 


Der städtische Obergärtner HERMANN 


Lippert, Mannheim, ist zum Stadtgärtner 


daselbst ernannt. 


LuDwiIG EDLER von NAGY-BÜkk, Bureau- 
Chef der Südbahn-Gesellschaft ı. P. und 
Gartenbau-Schriftsteller, langjähriger Mit- 
arbeiter der Gartenflora, von dem noch 
einige Arbeiten erst kurz vor seinem 
Tode eingingen, starb am ıo. Septem- 
ber 1892 nach langem schwerem Leiden 
ım 68. Lebensjahre. 


CaAsıMmIR ROUMEGUERS, Herausgeber der 


»Revue myologique« starb zu Toulouse 
im Alter von 63 Jahren. 


HYPERICUM AÄSCYRION L. 


Gartenflora 1892. 


Be 


Verlag von Paul Parev in Berlin. 


Lith.v. G.Leutzsch.Geı 


Hypericum Ascyron L. Sibirisches Hartheu. 


Von Franz Goeschke, Königl. Garten-Inspektor, Proskau. 


Hierzu Tafel 1381. 

Vaterland Sibirien. 

Halbstrauch von ı—1,50 m» Höhe. 

Stengel aufrecht, vierkantig, fast etwas geflügelt, einfach, nur in seinem oberen 
Teile etwas verzweigt. 

Blätter 8—ı0 cm lang, länglich-lanzettlich, zugespitzt, mit wenig verschmälerter 
Basis, sitzend, glatt, glänzend grün, netzförmig durchsichtig geadert. 

Blüten hellgelb bis orangegelb, im Verblühen weisslich, einzeln endständig 
an der Spitze der Triebe, oder auch einzeln im Winkel der oberen 
Blätter, sehr gross, 6—7 cm im Durchmesser; Blumenblätter ausgebreitet, 
zuweilen etwas schraubenförmig gedreht und mit der Spitze nach innen 
geschlagen, länglich-elliptisch, 3 mal so lang als die Staubgefässe. 

Blütezeit Juni — Juli. 


Kelchblätter ı cz lang, zugespitzt eiförmig. 

Staubgefässe sehr zahlreich, in 5 Bündel verwachsen, gelb mit braunen 
Spitzen und Antheren. i 

Griffel 5, kürzer als der Fruchtknoten. 

Frucht eine fünffächrige Kapsel mit mittelständiger, sich lösender Placenta. 
Von den sehr zahlreichen Samen sind nur sehr wenige keimfähig. 

Die Hartheu-Arten werden trotz ihres .dankbaren Blühens nicht allzu- 
häufig in den Gärten angepflanzt, vor allem trifft dies bei den besseren und 
grossblumigen Arten zu. Zu den letzteren gehört auch H. Ascyron L., 
welches überhaupt in unseren Gärten noch nicht eingeführt zu sein scheint. 
Im Arboretum des hiesigen pomologischen Instituts wird dasselbe schon seit 
einer Reihe von Jahren kultiviert, und jeder, der die Pflanze in Blüte ge- 
sehen, war überrascht durch die leuchtende Farbe der ansehnlich grossen 
und dabei sehr zahlreichen Blumen, wie durch die hübsche Haltung der 
ganzen Pflanze. Es ist ein echter Halbstrauch, welcher aber (ausser der 
kurzen Beschreibung in DECANDOLLEs Prodomus Bd. I, p. 545) fast in keinem 
dendrologischen Werke und in keinem Katalog zu finden ist. Auch in 
JÄGER-BEISSNER’s »Die Ziergehölze der Gärten und Parkanlagen« wird das 
Vorkommen dieser Art in den Gärten bezweifelt, denn es heisst da auf 
S. 183: »Scheint nicht in Kultur«. Im Prodromus ist H. Ascyron in die 
Sektion Ascyreia Chois. gestellt. Nach der KocHschen Einteilung gehört 
es in die Gruppe Norysca, welches Wort durch die Umstellung der Buch- 
staben von Ascyron gebildet worden ist. Die Pflanze ist bei uns ganz hart 
und bildet einen hübschen Busch mit sauberer glatter Belaubung, von I bis 
1,50 cm Höhe; sie eignet sich recht gut zur Einzelstellung auf Rabatten und 
auf den Rasen. Wie schon oben bemerkt, ist die Anzucht aus Samen nicht 


Gartenflora 1892- 39 


538 J. Tropp: Die Rheinanlagen zu Coblenz. 


sehr erfolgreich, sehr leicht ist dagegen die Vermehrung durch krautartige 
Stecklinge aus den jungen Trieben. Das Königliche pomologische Institut 
zu Proskau hat eine grössere Anzahl junger Pflanzen abzugeben. — Ascyron 
ist der Name der Alten für Hypericum (a = ohne, skyros = Rauheit). 


Die Rheinanlagen zu Coblenz. 


Von J. Tropp. 
Hierzu Abbildung 1IO—113. 


Für jeden, der den schönen Rhein besucht, sind die Begriffe Codlenz und 
Rheinanlagen so eng mit einander verknüpft, dass sie ın der Erinnerung kaum zu 
trennen sind. Weder rheinaufwärts noch rheinabwärts findet man einen Promenaden- 
weg, welcher sich mit dieser Schöpfung der hochseligen Kaiserin AUGUSTA in 
Parallele stellen liesse.. Im Jahre 1850, als die verstorbene Monarchin an der 
Seite ihres Gatten, des damaligen Prinzen von Preussen, der zum Militärgouverneur 
der Rheinprovinz ernannt worden war, in Coblenz einzog, war dort, wo sich heute 
die schattigen Promenaden ausdehnen, meist Ödland, Geröll und hier und da ein 
Stückchen Wiese. Diesem vernachlässigten Flecken Erde wandte die hohe Frau 
ihre Fürsorge zu und schuf daraus meist nach ihren eigenen Ideen eine Park- 
anlage, welche bei ihrem Tode im Jahre 1889 eine Länge von 3 Am hatte und 
ein ziemlich einheitliches Ganze bildet. Die durchschnittliche Breite beträgt etwa 
20 m, wovon noch 32 für den Leeinpfad abgehen, welcher sich direkt am Rheine 
hinzieht und vor Existenz der Schleppdampfer zum Pferdetreideln (stromaufwärts- 
ziehen der Schiffe durch Pferde) benutzt wurde. Jetzt ist er von der Strombau- 
verwaltung ebenfalls zum Spazierweg ausgebaut worden, welcher besonders gegen 
Abend benutzt wird, wenn die linke Rheinseite schon im Schatten liegt, während 
die untergehende Sonne die gegenüberliegenden Villen und Weinberge noch 
beleuchtet. Ein kleines Stück dient den Pionieren, wenn sie ihren Pontonier- 
übungsplatz aufsuchen, welcher gegenüber auf der Rheininsel Oberwerth liegt. 
Dass die geringe Breite dieses Landstreifens nicht die Anlage grosser Blumen- 
parterres gestattet, liegt auf der Hand. In der Hauptsache besteht deshalb die 
Promenade aus einer breiten Allee, an welche sich rechts oder links, wo und so 
weit es der Raum gestattet, Blumen- und Gehölzgruppen anschliessen. Die Haupt- 
allee wird in ihrer unteren Hälfte von Linden, im oberen Teile von Platanen und 
Kastanien gebildet und ist bis zur Trinkhalle, einem gut geführten Restaurant, 
auf einer Strecke von ca. ı 4m fahrbar. Überaus reich ist sie mit Sitzplätzen jeder 
Art, jeden Stiles und aus jedem Material ausgestattet. 

Am besten betritt man die Rhein- oder Kaiserin Augusta-Anlagen vom Rhein- 
quai bei der Schiffbrücke aus, durch den Zollhof und das Holzthor. Das Thor 
selbst ist gefallen, seitdem Coblenz seinen Wert als Festung verloren hat. Links 
vom Eingang liegt als Mittelstück einer regelmässigen Koniferenpflanzung das 
niedliche Rosarium. An einem Ende ist diese Anlage durch eine adlergekrönte 
Säule, am anderen durch den Brückenpfeiler der rheinischen Eisenbahn mit einer 
vorgepflanzten Gehölzgruppe abgeschlossen. Die Behörden werden sich hoffent- 
lich entschliessen, das projektierte Denkmal der Kaiserin hier zur errichten, denn 
vom landschaftlich-gärtnerischen Standpunkte aus ist diese offene freie, licht- 
zugängliche Lage die einzig richtige. Der Fahrweg führt durch einen Bogen der 
rheinischen Eisenbahnbrücke, der als Königshalle eingerichtet ist und neben 


J. Tropp: Die Rheinanlagen zu Coblenz 539 


zahlreichen allegorischen Reliefs und sonstigem Bildwerk die beiden Medaillons 
FRIEDRICH WILHELMS IV. und WILHELMs I. enthält. 

Links schliesst sich an die Brücke die Victoriahalle an, ein kleines offenes 
Bauwerk im italienischen Stil, welches den Überblick über eine einfache aber 
geschickte Gruppierung von Blumenbeeten gestattet. An zahlreichem Skulpturen- 
Schmuck vorüber, unter dem das Schenkendorfdenkmal, gelangen wir an den 
_ Flaggenmast, das Observatorium und die Aussichtsterrasse, welche Fernblicke auf 
den Rhein und Ehrenbreitenstein bieten, von einer Eigenart und Schönheit, wie 
sie wohl selten gefunden werden. Der Abschluss nach dem Rheine geschieht 
meist durch Hecken, welche bald gleich hoch, bald in Bogen geschnitten sind 
und so niedrig gehalten werden, dass der Blick ungehindert darüber hinweg 
streifen kann. 

Wo immer hohe Bäume vorstehen, ist man sicher, ein überraschendes neues 
Panorama an der nächsten Lücke zu erblicken. Bei der Trinkhalle, einem 
idyllisch gelegenen Restaurant im Schweizerstile, liegt der fleissig benutzte Croquet- 
und Lawn-tennisplatz. Von der Terrasse des Restaurants haben wir einen freien 
Blick auf den Rhein, die Rheininsel und den Pontonierübungsplatz. Ein Wein- 
laubengang führt zu einer Reihe weiterer Ruhe- und Aussichtspunkte, dem Tempel, 
dem Vaterlandsplatz und zuletzt der Muschelgrotte, einem lauschigen 
Winkel. der den zahlreichen natürlichen und künstlichen Muscheldekorationen 
seinen Namen verdankt. 

Hier beginnt der etwa ı5 Jahre alte neueste Teil, welcher durch Anschüttungen 
in den Rheinarm teilweise bedeutend verbreitert und in der Art der Anlage voll- 
ständig von dem alten verschieden ist. Er ist waldparkähnlich gehalten mit 
gekrümmten schattigen Wegen und zieht sich noch etwa ı km an dem zum 
Schwanenteich umgewandelten Rheinarme entlang bis an die neue Brücke der 
Berlin—Metzer Bahn, wo er in einem Aussichtstempel seinen Abschluss findet. 

Jedenfalls zeigen die alten Anlagen, was sich aus einem solch schmalen 
Streifen machen lässt. Sie sind nach und nach entstanden und nur so lässt sich 
der reiche Schmuck an Statuen u. dgl. erklären, den ich bei weitem nicht ausführlich 
erwähnte und den auf einmal zu beschaffen wohl selten eine Privatperson oder eine 
Behörde sich entschliesst. Auch die Sitze und Aussichtsplätze sind meist sehr ge- 
diegen und solide gebaut, um dem Andrange des Hochwassers genügenden Widerstand 
leisten zu können, welches in ziemlich regelmässigen Perioden Coblenz heimsucht. 
Am schlimmsten gewütet hat das Wasser im Jahre 1876. Die Anlagen unter- 
stehen als Nebenamt der Königlichen Schlossgärtnerei und hatte Herr Hof- 
gärtner EULEFELD damals lange zu thun, bis die Schäden geheilt waren. Ein 
grosser Teil der gestürzten Bäume wurde wieder gerade gerichtet und durch 
Drahtstricke gehalten, bis sie wieder gewurzelt hatten. _ 

Der Gefahr entsprechen auch die Schutzvorkehrungen. Ist Hochwasser 
mit Eisgang in Aussicht, dann werden die Bäume auf den gefährdeten Seiten mit 
Brettern verkleidet, sonst würde bald die letzte Spur von Rinde geschwunden sein. 

Eine grosse Vorliebe hegte man augenscheinlich für Naturtannenholzbauten, 
und ist es sehr erfreulich, dass die Stadt diese, welche besonders an den Zufahrt- 
wegen zu verfallen anfangen, augenscheinlich meist erneuern lässt. 

Die Unterhaltung obliegt der Stadt, doch hat die verstorbene Kaiserin, um 
ein dauerndes Zeichen ihrer Fürsorge für ihre Schöpfung zurückzulassen, der- 
selben testamentarisch eine ganz bedeutende Summe überwiesen, deren Zinsen 
zur Unterhaltung der Anlagen dienen sollen. Ihr zu Ehren tragen sie durch Beschluss 


39" 


540 lk Tropp: Die Rheinanlagen zu Coblenz. 


Abb. ııo. Partie an der Rheinischen Eisenbahnbrücke. 
Nach einer Photographie aus dem Verlage der Hof-Kunsthandlung von W. Gross in Coblenz. 


Abb. ııı. Terrasse mit Blick auf die Rheinbrücke und Ehrenbreitstein. 
Nach einer Photographie aus dem Verlage der Hof-Kunsthandlung von W. Gross in Coblenz. 


J. Tropp: Die Rheinanlagen zu Coblenz. 


Abb. ıız. Die Trinkhalle. 
Nach einer Photographie aus dem Verlage der Hof-Kunsthandlung von W. Gross in Coblenz. 


Abb. ı13. Lebender Doppel-Portikus mit Blick auf den Rhein und Pfaftendorf. 
Nach einer Photographie aus dem Verlage der Hof-Kunsthandlung von W. Gross in Coblenz. 


542 Joh. Flechtner: Über neue und seltene Gefässkryptogamen. 


der städtischen Behörden den Namen »Kaiserin Augusta Anlagen« und bringt 
uns eine von der Grossherzogin von Baden errichtete Inschrift das ins Gedächnis. 
Diese hohe Dame besucht häufig diesen Ort, der so reich an Erinnerungen an ihre 
Mutter, und überzeugt sich, dass deren Schöpfung auch ferner in ihrem Geiste 
erhalten wird. 


Über neue und seltene Gefässkryptogamen nebst Bemerkungen 
über diese Klasse im allgemeinen. 


Von Joh. Flechtner. 


(Vergleiche Gartenflora 1890, Seite 79 und 533.) 
Ve 


Botrychium Lunaria Sw. 

Gewöhnlichste und über alle Erdteile verbreitete Art, jedoch meist zerstreut 
vorkommend. Steriler Teil des Wedels aus der Mitte des Hauptstiels ent- 
springend; Fiederblättchen halbmondförmig. Der fertile Wedel wird bei allen 
Arten dieser Gattung durch einen rispenartigen Stand gebildet, an dessen Ab- 
schnitten die zweizeilig gestellten, jedoch nicht verwachsenen Sporangien stehen. 
Herr Ober-Inspektor Korg empfiehlt »sorgfälltig und gut ausgegrabene Stöcke auf 
die Alpenwiese zu bringen und sie in ganz geschlossenem Grasboden zu kultivieren«. 
In ähnlicher Weise dürften auch die nachfolgenden Arten zu behandeln sein. 

B. matricariaefolium A. Br. 

Europaische Art, die sich auch in Deutschland in einigen Gegenden zerstreut 
vorfindet. Steriler Teil dem Fruchtstande genähert. Fiederblättchen entweder 
rhombisch und ungeteilt oder länglich und dann fiederspaltig. 

B. simplex Hitchc. 

In Nord- und Mitteleuropa, sowie in Nordamerika vorkommende Art. Steriler 
Teil des Wedels .entweder ungeteilt oder auch mehr oder weniger geteilt mit 
angewachsenen Blättchen. 

B. ternatum Sw. Syn. B. rutaefolium A. Br. 

Sehr hübsche Species, welche besonders in Bergwäldern an sonnigen Ab- 
hängen angetroffen wird. Die nicht fruktifizierenden Wedel sind 2—3zfach geteilt, 
dıe Blättchen erster Ordnung gestielt. 

B. virginianum Sw. 

Eine in Deutschland sehr seltene Art, tritt sie im übrigen Europa, sowie 
Nordamerika und Asien auf. Steriler Teil des Wedels am Hauptstiel sitzend, 
breit delta-eiförmig, 2—4fach fiederteilig, die letzten Abschnitte eiförmig-stumpf, 
fiederförmig eingeschnitten mit spitzgezähnten Zipfeln. Diese Art, wohl die 
seltenste in Kultur, ist im Kalthause zu überwintern, ihr sagt ein etwas mooriger 
Boden am besten zu. 

Cheilanthes Sw. Polypodiaceae. 

Eine gegen 60 Arten zählende Gattung, deren Vertreter besonders in den 
tropischen und subtropischen Gebieten Amerikas heimisch sind und die eine 
Anzahl recht schöner Arten enthalten. 

Ch. fragrans Hook. et Mett. Syn. Ch. odora Sw. Schweiz, Italien, Südafrika. 

Wedel dreifach gefiedert, im Umfang pyramidal-eiförmig. Fiedern kerbig 
fiederspaltig, mit rundlichen Kerben, kahl. Blattspreite wohlriechend. 


Joh. Flechtner: Über neue und seltene Gefässkryptogamen. 543 


Eine sowohl für Freiland als Kalthaus zu empfehlende Art, welche jedoch 
nicht allzu häufig angetroffen wird. 

Ch. hirta Sw. Kap der guten Hoffnung. 

Wedel lanzettförmig, dreifach gefiedert, schuppig-rauhhaarig. Fiedern lanzett- 
förmig, Fiederabschnitte gekerbt und beiderseits haarig. Wedelstiel und Spindel 
braun. Gedeiht am besten in der temperierten Abteilung, wo sie einen hellen 
Standort bevorzugt. Auf das Begiessen hat man Obacht zu geben, sowie auch 
die Pflanze sauber zu halten. 

Ch. microphylla Sw. Syn. Ch. micromera Lk. Mexiko. 

Wedel doppelt gefiedert, ı—ı!/, Fuss lang, Fiederchen länglich-rund, stumpf, 
am Grunde fiederspaltig. Wedelstiel und Spindel, welche einem fast aufrechten 
Wurzelstock entspringen, sind braun. Teilt mit voriger gleiche Behandlung. 

Cibotium Klfs. Cyatheaceae. 

Eine aus ı2 Arten bestehende Gattung, deren Vertreter zu den baumartigen 
Farnen gerechnet werden; mehrfach gefiederte Wedel. Die Gattung findet sich 
im tropischen Asien, Mittelamerika und auf den Sandwich-Inseln. Die schönste 
Species dieser Gattung ist unstreitig: 

C. Schiedei Cham. et Schlchtdl. 

In Mexiko heimisch. Wedel doppelt gefiedert; Fiedern lanzettförmig, fieder- 
teilig. Fiedern und besonders die Rippen mit einem Überzug von rotbraunen 
Haaren bekleidet. Wedel auf der Unterseite bläulich grün gefärbt, oberhalb matt- 
grün. Gedeiht recht gut in einer temperierten Abteilung bei halbschattigem 
Standort und bildet herangewachsen eine herrliche Zierde für Wintergärten und 
Palmenhäuser. 

Cyathea Sm. Cyatheaceae. 

Baumfarne mit grossen, zwei- bis dreifach gefiederten Wedeln und glattem 
oder stacheligem Stamm. Gegen ıoo Arten, deren Wohnsitze auf den Sunda- 
Inseln, vorzüglich auf Java, wo sie in einer Höhe von 2000—4500, respektive 
7000—9000 Fuss vorkommen, zu suchen sind. Ferner erstreckt sich ıhr Ver- 
breitungsgebiet noch über Neuseeland, Australien, West- und Südafrika, Mexiko, 
Westindien, Kolumbien, Guiana und Peru. 

C. dealbata Sw. Neuseeland. 

Sehr schöne und auch ziemlich oft bei uns anzutreffende Species. Bildet bis 
5 mn hohe Stämme und tritt im Vaterlande auch zu kleinen Beständen vereinigt 
auf. Wedel dreifach gefiedert, deren Oberseite bläulich-grün erscheint, während 
die Unterseite lichter ist. Wedelstiele etwas stachelig. Diese Art gedeiht ganz 
vorzüglich in einem gewöhnlichen Kalthause in der für Baumfarne näher ange- 
gebenen Erde. 

C. medullaris Sw. 

Im Vaterlande — Neuseeland — bis ı6 » Höhe erreichender Baumfarn. 
Wedel gleich voriger Species, Stiel rauhhaarig. Fiederblättchen linealisch-sichel- 
förmig, spitz, gekerbt: Stamm am Grunde stachelig. Kalthauspflanze. 

Davallia Sm. Polypodiaceae. 

Eine sehr schöne und fast durchweg dekorative Arten enthaltende Gattung 
von meist krautartigem Habitus, kriechendem Wurzelstock und ein- oder mehr- 
fach gefiederten Wedeln. Gegen 80 meist tropische Arten, eine südeuropäische. 

D. alpina Blme. Syn. Humata alpina Moore. 

Heimatet auf den Sunda-Inseln und Polynesien. Zwergige Art von gefälligem 
Habitus. Wedel von dreikantiger Form und tief dunkelgrüner Farbe, sehr feine 
Fiederung. In der temperierten Abteilung zu kultivieren. 


544 Joh. Flechtner: Über neue und seltene Gefässkryptogamen. 


D.heterophylla Sw.Syn. Humata heterophylla I.Sm. Tropisches Asien, Polynesien. 

Fruchtbare Wedel von anderer Gestalt als unfruchtbare. Unfruchtbare Wedel 
einfach, gegen 6 Zoll lang und einen Zoll breit, fruchtbare Wedel bedeutend 
schmäler, tief buchtig und glänzend hellgrün. Gleich voriger in der temperierten 
Abteilung zu kultivieren. 

D. pentaphylla Blme. 

Heimat gleich voriger. Wedel hellgrün, bis ı Fuss lang und unbehaart. Der 
kriechende Wurzelstock ist dicht mit Haaren bekleidet. Liebt keine zu hohe 
Temperatur, aber viel Licht. 

D. repens Bak. 

Heimat im tropischen und subtropischen Asien und Queensland. 

Die lederartigen Wedel von deltoidischer Form, dunkelgrün, auf der Unter- 
seite blasser. Fruchthäufchen gross und in Mengen an den Rändern erscheinend. 
Kultur in der temperierten Abteilung. 

D. solida Sw. Syn. D. fijiensis Hook. D. eligans Hedw. Ostindien, Australien. 

Wedel drei- bis vierfach gefiedert, von lederiger Textur. Fiederblättchen 
trapezförmig, fiederteilig, die entständigen an der Spitze verschmälert. Temperierte 
Abteilung. 

D. Tyermani Bak. Syn. Humata Tyermanı Moore. 

Vaterland nicht ganz sicher, jedoch vermutlich Westafrika. Ist eine sehr 
schöne, niedrig bleibende Art. Der Wurzelstock ist dicht mit weissen Schuppen 
besetzt; Wedel von viereckiger Form, lederartig und dunkelgrün, auf der Unter- 
fläche heller. Temperierte Abteilung. 

Was die Kultur der Arten dieser schönen Gattung anbetrifft, so möchte ich 
hinzufügen, dass sich speciell die hier angeführten sehr gut zur Bekleidung von 
Hängekörben etc. eignen, wo sie dann mit ihren graziös überhängenden Wedeln 
einen reizenden Anblick gewähren. Als Erdmischung verwende man gleiche Teile 
Heide- und Lauberde, setze dem Gemisch noch reichlich Sand, etwas zerkleinerten 
Torf, sowie Scherben oder Ziegelstückchen zu. Während des Wachstums ist für 
Wasserzufuhr reichlich Sorge zu tragen, sowie die umgebende Luft recht feucht 


7 


zu erhalten. V 

Gleichenia Sm. Gleicheniaceae. 

Sehr interessante und schöne, jedoch selten kultivierte Gattung. Sie sind 
meist von schlingendem Habitus und winden sich in der Natur an niedrigen 
Sträuchern und Büschen empor. Hinsichtlich ihrer Gattungsmerkmale möchte ich 
bemerken, dass die Gattung Gleichenia Sm. von einigen Botanikern gespalten 
wird in eigentlich drei Gattungen, nämlich Gleichenia Sm., Mertensia W. und 
Platyzoma Desv. Die Gattung Gleichenia Sm. und auch wohl Platyzoma Desv. 
charakterisieren sich durch ein drahtrundes kriechendes Rhizom. mit mehr oder 
weniger gabelästig zerteilten Wedeln. Die Fiederblättchen zeigen linealische Form, 
nur sind sie fiederspaltig, mit meist an den Rändern zurückgerollten Fiedern. 
Die Mertensien zeigen diochtome, kriechende Wurzelstöcke und werden gemeinhin 
am wenigsten angetroffen. 

Die geographische Verbreitung der Gleichenien erstreckt sich auf das tropische 
und subtropische Amerika, Afrika, Asien, Australien und Polynesien. 

Betreffs ihrer Kultur möchte ich im Anschluss an eine englische Fachzeitschrift 
folgendes bemerken: 

Zunächst empfiehlt es sich, die Gleichenien ihres Wurzelbaues wegen nicht in 


Töpfe, sondern in Schalen zu pflanzen, die mit einem guten Abzugsmaterial ver- 
sehen sein müssen. 


Joh. Flechtner: Über neue und seltene Gefässkryptogamen. 545 


Als Erdmischung verwende man faserige Heideerde, welche Mischung be- 
sonders für die Gruppe der Mertensien die beste sein soll. Die echten Gleiche- 
nien inclusive Piatyzoma vertragen ein Gemisch von gleichen Teilen guter, 
lehmiger Rasenerde, Dammerde und scharfem Sand. Die Arten gedeihen am besten 
bei einer Temperatur von ıo—ı2° R. es ist ihnen im Winter etwas Wärme 
ganz zuträglich, wenn man die Gleichenien auch, wenigstens in England, als Kalt- 
hauspflanzen hinstellt. Die Gleichenien verlangen einen recht hellen Standort und 
braucht erst bei höherem Sonnenstande Beschattung einzutreten. Während der 
Wachstumsperiode gebe man ihnen reichlich Wasser, wogegen sie Bespritzen 
weniger vertragen. Als Vermehrung ist die durch Zerschneiden der Wurzelstöcke 
die beste, was man im Frühjahr zur Verpflanzzeit ausführen kann. Die Ver- 
mehrung durch Sporen ist weniger ergiebig. 

Die in Kultur befindlichen werden im folgenden namhaft gemacht: 

Gl. dicarpa R. Br. Syn. Platyzoma dicarpum Desv. 

Tasmanien. In der Kultur nimmt diese Art mit etwas geringeren Wärmegraden 
vorlieb als die folgenden. Wedelstiel flaumig, Wedel unbehaart. Fiederblättchen 
oberseits hellgrün, unterseits blasser. Eine reizende Varietät davon ist 

Gl. longipinnata Will., von der sich eine treffliche Abbildung in B. S. WirLıasıs 
Plant Catalogue for 1883 vorfindet. Durch schönen Wuchs sich auszeichnend, ist 
das Charakteristische dieser Varietät in der Länge die Fiederblättchen zu suchen, 
deren Oberfläche einen blau metallischen Glanz aufweisen; die Unterfläche zeigt 
eine meergrüne Farbe. Heimat ist Australien. 

Gl. circinata Sw. Syn. Platyzoma circinatum R. Br, Gl. microphylla R. Br. 

Ist über Australien, Neuseeland, Neukaledonien und Malakka verbreitet. Die 
Stengel zeigen einen rostigen Anflug. 

Gl. Mendelii Moore Syn. Gl. circinata Sw. var. glauca hort. 

Vaterland unbekannt. Die Fiederblättchen dieser weisen auf der Unterseite 
eine schöne weisse Färbung auf, wogegen die Oberfläche dunkelgrün ist. 

Gl. dichotoma Hook. Syn. Mertensia dichotoma W. 

Kommt in den tropischen und subtropischen Regionen beider Hemisphären 
vor, zeigt eine ebenso weite Verbreitung wie starke \ariation. In Kultur findet 
man gewöhnlich eine Art Jamaikas, deren Wedel wiederholt gabelästig und deren 
Fiedern fiederspaltig sind. Wedel an der Oberseite glänzend hellgrün, unterseits 
von meergrüner Farbe. 

Gl. pubescens Hook. Syn. Mertensia pubescens H. B. et Kth. 

Tropisches Amerika. Seltene Art mit grossen lederartigen Fiederblättern, die 
unteren Flächen, sowie beide Seiten der Mittelrippe sind mit einem rötlich-braunen 
Filz bekleidet. Die Oberfläche der Blättchen ist von tiefgrüner Farbe. Verlangt 
Warmhaustemperatur. 

Gl. pectinata Sprgl. Syn. Gl. furcata Sm. Mertensia pectinata W. Tropisches 
Amerika, Ostindien, Japan. 

Die untere Seite der Segmente ist mit kurzen, aschgrauen Haaren bekleidet, 
im übrigen ähnelt sie sehr der vorigen Art. 

Gl. longissima Blme. Syn. Mertensia longissima Kzl. Gl. Cunninghami Hook. 

Heimatet auf Neuseeland, ist von aufrechtem Habitus, mit ein oder zwei 
Wirteln fächerförmiger Wedel. Stengel und Mittelrippen sind bald mehr, bald 
weniger mit rötlich-braunen Schuppen überzogen. Die Segmente sind oberhalb 
tiefgrün, unten meergrün. 


546 Die Ausstellung des Gartenbau-Vereins in Stralsund, 


Die Ausstellung des Gartenbau-Vereins in Stralsund vom 
8. bis I2. September 1892. 


Als nach langer und sorgfältiger Vorbereitung und dem Eingang von nahe an 
20oo Anmeldungen mit ca. oo Konkurrenznummern die unglücklichen Zeitverhält- 
nisse im letzten Augenblicke drohten, ein Unternehmen stranden zu lassen, welches 
nach jeder Richtung einen schönen Erfolg hoffen liess, konnte man es in der That 
den Leitern der Stralsunder Gartenbau-Ausstellung nicht verdenken, wenn 
bei ihnen die Freude an dem Werke und an dem Erfolge ihrer Arbeit schwand, 
Nur die Hälfte aller Aussteller, der Preisrichter und sicher auch der Besucher 
waren zur Stelle. Kein Tag vor der Eröffnung blieb ohne eine behördliche Ver- 
fügung, deren eine ebensowohl die Zulassung zahlreicher Ausstellungsgegenstände 
aus Hamburg und Umgegend als auch den Zutritt eben solcher Besucher verbot. 

Wenn trotzdem das Urteil bestbekannter Fachleute, welche aus Berlin, Danzig, 
Erfurt, Stettin und vielen anderen Orten ın Stralsund zusammentrafen — soweit 
es Ihrem Referenten zu Ohren gekommen ist — ein günstiges in Bezug auf das 
Gesamtbild war, so darf dies die Ausstellungsleiter mit um so grösserer Genug- 
thuung erfüllen, als nächst der Protektion, welche die Ausstellung durch ihr aus 
Sr. Durchlaucht dem Fürsten zu Purgus, Herrn Regierungspräsidenten Dr. von ARNIM, 
Sr. Excellenz dem Herrn Ober-Präsidenten Grafen von BEHR und Herrn Ober- 
Bürgermeister Tamms bestehendes Ehrenpräsidium genoss, es nur ihrer unent- 
wegten Energie zu danken war, dass die Ausstellung nicht gleich denjenigen in 
Breslau und Weissensee fertig vorbereiteten in letzter Stunde ins Wasser fiel. In 
dem schönen und bestgepflegten Garten der Bürger-Ressource war die Aufstellung 
für die Einsendungen eine ungewöhnlich günstige, dieselbe gliederte sich räumlich 
in 5 Haupt-Abteilungen: Pflanzenkulturen, Baumschulen und Landschaftsgärtnerei, 
Obst und Gemüse, Blumenbindereien, Gartentechnische Hilfsmittel. Durch das 
Fortbleiben einer grossen Anzahl sehr inhaltreicher Anmeldungen — ungefähr die 
Hälfte aller — waren manche Programm-Nummern nur wenig beschickt. 

In der Pflanzen-Abteilung waren es zumeist prächtige Palmen und Cycadeen, 
Fuchsien, Adiantum, neue Crozy-Canna, unglaublich starke Musa Ensete der März- 
Aussaat dieses Jahres von der Firma M. Lorcus, Stralsund, welche unsere Auf- 
merksamkeit auf sich zogen. Unter den Fuchsien ist die Creusa, deren dunkle 
Korolle im Winter eine fast schwarze Färbung annimmt, schon deshalb empfehlens- 
wert, weil die Pflanze bei gutem Standplatz auch im Winter willig blüht. Eine 
Anzahl Latania borbonica dankte ihrer vorbereitenden Abhärtung, dass sie trotz 
aller Nachteile der Witterung bis zum letzten Augenblick ihre volle Schönheit 
behielt. Zahlreiche Gruppen von Cyclamen von vollendeter Schönheit der Be- 
laubung, Blütengrösse und Färbung, welche sich auch auf den Ausstellungen der 
Grossstädte hätten sehen lassen dürfen, waren ausgestellt von Obergärtner WERNER, 
Schmoldow — OLDENROTH, Stargardt — LorGus, Stralsund — DEHMLOw, BONSTEDT 
& VOLLERS, Stralsund. Von letzterer Firma war eine Gruppe Solanum ausgestellt, 
welche den Beweis lieferte, welch wertvolles Dekorationsmaterial häufig im Laufe 
der Zeit der Vergessenheit anheim fällt. HEYDECKER in Frankfurt a. M. hatte seine 
Rosenneuheit Carmen Sylva zur Schau gebracht; die Pflanzen bestanden in Früh- 
jahrsveredelungen, die, noch in denselben kleinen Töpfchen stehend, deshalb in 
der Hauptsache nur ihre Blühwilligkeit erkennen liessen. Eine mit Blüten über- 
deckte Lapageria rosea von GLITSCHENSTEIN, Stralsund, erregte vielfache Bewunde- 
rung. Das von der Firma CarL SCHIEGE in Leipzig als Ausstellungsobjekt erbaute 


Die Ausstellung des Gartenbau-Vereins in Stralsund. 


— —— m ——— 


EN 


Gewächshaus von ca. 26» Länge und 7m Tiefe barg zahlreiche und schöne 
Blattpflanzen: Latania, Phoenix, buntblättrige Dracaenen, Areca, sowie Ardisien, 
Adiantum, gefüllt blühende Begonien und Orchideen der Aussteller Lorcus, Stral- 
sund — VETTERLEIN, Charlottenburg — Mi£TzscH, Dresden, und WERNER, Schmoldow, 
Ein ebensolches Erdhaus der Firma LieBENow & Jarıus, Berlin—Rixdorf, ent- 
hielt Gloxinien, Blattbegonien und Caladien der Firma M. Lorcus. Die solide 
Bauart und praktische Ausnutzung des Raumes in dem Hause der Firma C. ScHIEGE, 
Leipzig, empfiehlt dasselbe in gleicher Weise allen wohlhabenden Gartenfreunden, 
als das Lıegenowsche das Ideal des Handelsgärtners genannt werden darf. Ein 
Haus von 14 m Länge, 3 m Tiefe mit Wasserheizung, Schwitzkasten, Hängebrettern 
und Tablettes, innerhalb eines Tages an beliebiger Stelle für den Preis von goo Mk. 
fertig aufgestellt, bedeutet für die Gärtnerei allerdings einen Fortschritt, den sich 
mancher Gärtner, dem sich nicht alljährlich Gelegenheit bietet, neue "T'reibhaus- 
bauten zu sehen, und der, wenn dies auch der Fall wäre, nicht imstande ist, seine 
heimischen Bauleute zur Nachahmung zu veranlassen, zu Nutze machen sollte. 
Die in den Häusern aufgestellten Pflanzen zeigten durchweg eine gute Handels- 
ware, wie solche der Markt von Städten ın der Grösse Stralsunds erfordert. 
VETTERLEIN, Charlottenburg — MIETZscH, Dresden — LorGus, Stralsund, hatten 
bunte Dracaenen, Latanien, Phoenix, Ardisien, Areca, Ficus und andere mehr, 
BoNnSTEDT & VOoLLERS Blattbegonien, LAnGE, Usedom, Kronenmyıten gesandt, 
welche der Beachtung wert waren; dasselbe gilt von den blühenden Mai- 
blumen und Maiblumen-Treibkeimen von GRoBBA in Gartz a. OÖ. Trotz der all- 
seitig schlechten Obsternte waren reichliche Einsendungen in dieser Abteilung er- 
folgt; die Krone aller dieser bildeten ohne Zweifel die Sammlungen von 50 Birn- 
sorten der Geisenheimer Königlichen Lehranstalt und diejenigen der 
Schmoldower Gärtnerei des verstorbenen Kammerherrn von BEHR, eines für 
alle seine Verehrer viel zu früh entschlafenen eifrigen Förderers des Gartenbaues. 
Dass Herr Geheimrat VEIT die Liebenswürdigkeit hatte, seine von dem Ober- 
gärtner SCHREIBER, Steglitz, gezogenen Trauben, deren unvergleichliche Schönheit 
zu schauen, sonst nur das Privilegium der Berliner ist, in allerreichster Sammlung 
zu schicken, verdient dieselbe dankbare Anerkennung wie die herrlichen Trauben 
selbst. Wer sonst möchte sich wohl von solchen Edelsteinen gärtnerischen Fleisses 
und gärtnerischen Könnens trennen? — M. Lorcus, Stralsund, dessen reichste Obst- 
sammlung den ersten Preis erhielt, die Gärtnerei in Clevenow, C. Dinse, Stralsund, 
u.a. lieferten Früchte, welche mit Rücksicht auf den Anfang September, die immer- 
hin kalten und rauhen Winde, denen Stralsund ausgesetzt ist, und die diesjährigen 
ungünstigen Witterungsverhältnisse anerkennenswerte Leistungen boten. Hochstäm- 
mige und Zwerg. Obstbäume, Alleebäume und Ziersträucher waren von M. Lorcus, 
Stralsund, in ebenso gesunder als gut gerogener Ware zur Anschauung gebracht. 
Die Obstbäume der Bonstepr & VoLersschen Baumschule, welche noch jüng- 
sten Datums ist, zeigten schönen und kräftigen Wuchs; die Rosen von OLDENROTH, 
Wriezen, waren geradezu Musterstämme. In einer sehr reichen Sammlung von 
Koniferen eigener — nicht Holländer — Zucht sind uns namentlich die wirk- 
lich von Gesundheit strotzenden Abies Nordmanniana, Taxus, Thuja, 
Araucaria imbricata in allen Grössen aufgefallen. Nach den Bodenverhältnissen 
zu schliessen müssen die Pflanzen vorzüglich Ballen halten, um so mehr, als der 
Trieb zeigt, dass sie regelmässig verpflanzt wurden. Der Aussteller derselben — 
M. Lorcus, Stralsund — der die Landschaftsgärtnerei im grossen Massstabe betreibt, 
hatte in einem T’eppichbeet das Stralsunder Stadtwappen, drei silberne Strahlen 
in blauem Felde, von zwei Wappentieren, dem Löwen und dem Greifen, gehalten, 


548 Die Ausstellung des Gartenbau-Vereins in Stralsund. 


nach oben in einer Krone, nach unten in verschiedenfarbigen Arabesken einen 
Abschluss findend, zur Anschauung gebracht, derselbe hatte auch eine Sammlung 
von ca. 30 Plänen ausgeführter Gartenanlagen ausgestellt. Dass ven Stralsund 
aus — wie uns der Beweis geliefert wurde — abgesehen von Heringsdorf, Binz, 
Prerow, Sassritz und anderen Östseebädern, sowie vielen Orten der Heimats- 
provinz auch Gartenanlagen in Berlin ausgeführt werden, war uns neul Die 
Gärtnereien Sr. Durchlaucht des Fürsten zu PuTBus unter Leitung des Obergärtners 
MÜLLER hatten Coleus in hochstämmiger Anzucht, diejenige der Frau Gräfin von KLOT- 
TRAUTVETTER in Prutz prächtige Musa Ensete, wahre Pflanzenriesen, sowie Ober- 
gärtner LEMBKE auf dem Sitze Sr. Excellenz des Herrn Grafen von BEHR, Öber- 
präsident a. D. in Semlow, eine sehr reichhaltige Gehölzsammlung ausgestellt. 

Jedenfalls die reichste Beschickung der Ausstellung bot die Abteilung der 
Bindereien. Leider war der Raum ein durchaus ungeeigneter, ebensowohl be- 
züglich seiner räumlichen Ausdehnung als noch mehr in Bezug auf das nur spär- 
lich eindringende Tageslicht, welches durch künstliche Beleuchtung immerhin nur 
schwach ersetzt wird. Es ist uns aufgefallen, dass in Stralsund selbst die kleinsten 
Gärtnereien, soweit wir über die Grösse solcher zu urteilen im stande waren, 
in der That recht geschmackvolle Sachen und gleichmässig durchgeführte Ar- 
beiten lieferten, sodass eigentliche Geschmacklosigkeiten, wie solche vielfach auf 
Ausstellungen — und nicht in letzter Reihe auf solchen in der Provinz — vor- 
kommen, vollständig fehlten. Die ungünstigen Witterungsverhältnisse und der Um- 
stand, dass die Rosen sehr spärlich waren, bedingten die Ausnützung des ein- 
fachsten Materials, so sahen wir z. B. die viel zu lange Zeit nicht genügend be- 
achtete Anemone japonica Honorine Jobert, ferner Clematis Jackmanni, Lev- 
koyen, Astern, Dahlien u. a. m. mit vorzüglicher Wirkung verwendet. Ein Kissen 
von weissen Levkoyen mit sehr gefällig geordneten Ranken, ein Kreuz aus Clema- 
tis, ein Grabkranz mit weisser Umrandung, ein Fruchtaufsatz und eine Brautgarnitur 
waren von M. Lorcus, Stralsund, welcher in dieser Abteilung wie in denjenigen der 
Baumschulen, Lanäschaftsgärtnerei und Pflanzen, die ersten Preise davontrug, aus- 
gestellt. Blumenranken zum Schmuck von Damenkleidern von Fräulein KRÜGER, 
Stralsund, die auch allerliebste Sächelchen aus Gurkenkernen gearbeitet hatte, eine 
reiche Ausstellung verschiedener Bindereien des Fräulein OLDENROTH, Stargard, 
eben solche von REm, Grimmen, BonstEDT & VOLLERs, DEHMLOow, Stralsund, 
waren in der Mehrzahl Leistungen, die auch in einer Grossstadt der Beachtung 
wert gewesen wären. In demselben Saale hatte die Firma E. Rappe, Berlin, eine 
Anzahl ihrer bekannt schönen Makart-Bouquets, das Material zur Fertigung der- 
selben in einzelnen naturfarbenen und bronzierten Blättern und Zweigen, ferner 
eine Anzahl grosser, natürlich präparierter Palmen ausgestellt, welche bewiesen, 
wie der Inhaber der Firma ohne Unterlass in der Vervollkommnung seiner Fabri- 
kate vorschreitet. Aus der Menge gleichwertiger Gegenstände wollen wir nur einen 
Makartstrauss, dessen Bestandteile mit Aluminium bronziert waren, hervorheben. 

Endlich bleiben in dieser Abteilung noch die wirklich schönen Bindereien, 
hauptsächlich die dauerhafteren Grabkränze, die, aus dunklen Blättern bestehend, 
auch ohne Blumenschmuck einen anmuthenden Eindruck machten, von WITTKoPF, 
Stettin, sowie die schönen Zusammenstellungen von GRUBE, Quedlinburg, aus Wachs- 
rosen zu erwähnen. Die von dem Vertreter der Firma, Herrn CurT SIEBE mit 
grossem Geschick getroffene Aufstellung, entzückte immer von neuem die Besucher 
der Ausstellung. 

In der Gemüse-Abteilung und in derjenigen für landwirtschaftliche Erzeug- 
nisse, hatten wir eine grössere Beteiligung erwartet, wie es uns auch auf 


Die Ausstellung des Gartenbau-Vereins in Stralsund, 549 


gefallen ist, dass sich Greifswald, Stettin und andere benachbarte Städte nur 
sehr sparsam oder garnicht beteiligten. Sollten dortige Geschäftsinhaber den 
thatsächlichen Wert solcher lokalen Ausstellungen verkennen, und staatlich reich 
unterstützte Institute, wie z.B. die Baumschule in Eldena nicht die moralische 
Pflicht haben, den zahlreichen Besuchern einer solchen Ausstellung den Beweis zu 
liefern, dass sie auf der Höhe derjenigen Anforderungen stehen, welche man an 
sie zu stellen berechtigt ist? — Die schönste und reichhaltigste Gemüsesammlung 
war zweifellos diejenige aus der Gärtnerei des Herrn Grafen von BEHR, Semlow, 
Obergärtner LEMEKE; in derselben fehlte auch nicht ein Gemüse, keines der 
wertvolleren Küchenkräuter, Melonen und Gurken, Rettich und Radies, Kohl und 
Salate, Tomaten und Artischocken, Delikatess - Kartoffeln, alles in zahlreichen 
Arten und prächtiger Ware. 

WOLLENBERG, Hagenow in Mecklenburg, hatte ein Sortiment Kartoffeln von 
120 Sorten, Horsı, Grünthal, eine Sammlung von Getreide-Ähren, Gemüsen, Hasel- 
nüssen, M. LorGus, Stralsund, ein reiches Sortiment von Runkeln und Kohlrüben, 
unter diesen auch seine Specialsorte, die bei Verfütterung in grössten Mengen, 
bis zu 30 Pfd. pro Haupt und Tag, nicht den geringsten Einfluss auf den Ge- 
schmack der Milch und Butter übt; — SrieLow, Stralsund, eine Sammlung ver- 
schiedener Gemüse ausgestellt. Die neue japanische Klettergurke war von ca. Iı 
Ausstellern gebracht; es unterliegt keinem Zweifel, dass diese Art, an richtiger 
Stelle gut placiert, eine grosse Zukunft hat. Schon in den nächsten Jahren werden 
wahrscheinlich eine Anzahl von Neuzüchtungen durch Hybridisierung mit älteren 
bewährten Arten eine Gurkenart ergeben, die vielleicht den Wert der ersten Ein- 
führung durch die Vereinigung der guten Eigenschaften beider Eltern noch be- 
deutend erhöht. 

Einen besonders wichtigen Teil der Ausstellung bildeten die Stralsunder 
Fruchtweine und Konserven. Frstere von drei Stralsunder Firmen ın grösserem 
Betriebe gekeltert, OLDENROTH & WIECHMANN, RICH. HEINZELMANN, WILH. BERG, sind 
von einer solchen Güte, dass man in der T'hat, ohne die Denunziation, welche sich 
das Etiquet zu schulden kommen lässt, auf alte, gute Traubenwein-Marken schliessen 
dürfte. Die HEImzELMmanNschen Johannisbeer- und Apfelweine kann man jedermann 
zum Versuche empfehlen und die OLDENROTHschen Beerenweine zeichnen sich 
durch gleiche Bekömmlichkeit für Magen und Geldbeutel aus. Die Gemüse-Kon- 
serven der Firma W. BECKER, für welche der Besitzer schon Hunderte von Arbeitern 
und Arbeiterinnen beschäftigte, haben durch die Prämiierung mit dem ersten Preise 
auf der Ausstellung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in Königsberg einen 
Weltruf erlangt und verdienen in der That mit den besten Konserven Bremens, 
Lübecks und Metz’s in gleiche Reihe gestellt zu werden. Alles: Spargel und Schoten, 
Tomaten, Karotten, Bohnen, Kohlrabi, Champignons, Rosenkohl, Beete, Sellerie, 
Mixed pickles, waren vertreten und bestachen schon durch die Zartheit ihres Aus- 
sehens. — Es erübrigt noch, die reich beschickte Geräte-Ausstellung zu erwähnen, 
E. ScHwarz, Marienfelde, hatte Spaten und eine neue Drillmaschine »Planete, 
deren grossartige Brauchbarkeit er täglich vorfübrte, aufgestellt; WoırtH, Berlin, 
zeigte vorzüglich gearbeitete und sehr preiswerte Pflanzenkübel, Dr. STÖTZER. 
Bützow ı. M., praktische Horden zur Aufbewahrung von Obst, KÖHsEr, Berlin, die 
aenkbar reichhaltigste Sammlung gärtnerischer Geräte. Aus Greussen waren von 
der Firma ZIMMERMANN eine grössere Anzahl von Modellen für Tuffsteingrotten ein- 
geliefert, welche vor manchen anderen Fabrikaten den Vorzug boten, dass sie der 
Natur mit grossem Verständnis nachgeahmt waren. Das Modell einer völlig aus 
amerikanischem Holz erbauten Villa von ]J. H. KrArErT, Wolgast, erfreute sich 


550 Die Ausstellung des Gartenbau-Vereins in Stralsund. 


vielfach der eingehenden Beachtung der zahlreichen Besucher, in erster Reihe 
auch derjenigen Sr. Königl. Hoheit des Prinz-Regenten von Braunschweig, welcher 
die Ausstellung am Tage vor ihrer Eröffnung mit seinem Besuche beehrte. Wer 
die in ihrem Äusseren entzückenden und im Innern ausserordentlich praktisch 
und wohnlich eingerichteten Holzhäuser der Firma J. H. KrAeErr, Wolgast, in 
Heringsdorf, Binz oder einem anderen Badeorte, in welchen sie thatsächlich ganze 
Strassenzüge einnehmen, gesehen hat, wird sich nicht darüber wundern, dass die 
gleiche Bauart heute von der Firma J. H. Krarrt in allen Teilen unseres Vater- 
landes: Berlin, Hamburg, Potsdam, Dresden, Wien, als auch vielfach in Süd- 
Amerika, Buenos-Aires und in unseren Kolonieen ausgeführt wird, und nur darüber 
staunen, zu welch’ unglaublich billigen Preisen diese entzückenden Villen von un- 
begrenzter Dauerhaftigkeit im Zeitraum weniger Monate geliefert werden. Der 
Landschaftsgärtner findet in der Firma J. H. KrAErT, Wolgast, die billigste Quelle 
stilgerechter Gartenhäuser, Garteneinfriedigungen, eben solcher Eingänge und 
Pforten, leichter, dekorativer Sitzplätze, welche, so sehr sie häufig erwünscht sind, 
durch die Ausführung unerfahrener Zimmerer und Tischler nur zu oft 
sich in der Vollendung als das Gegenteil desjenigen Bildes erweisen, welches dem 
Auge des Bestellers vorschwebte. Derartige Bauten inmitten von Gartenanlagen, 
wie solche von den Firmen ]J. H. KrAEFT in Wolgast und M. Lorcus, Stralsund, 
vielfach gemeinsam ausgeführt wurden, zeigen in der That den Erfolg eines glück- 
lichen Hand in Handgehens des Architekten mit dem Landschaftsgärtner. 

Wir dürfen unseren Bericht nicht schliessen, ohne noch einer ebenso durch 
die Reichhaltigkeit des Sortiments als durch die Schönheit der einzelnen Blüten 
hervorragenden Einsendung des Herrn J. J. van LoGHEMm in Haarlem Erwähnung 
gethan zu haben, welche wohl die Blüten aller Knollen- und Zwiebelgewächse 
enthielt, die nur dem eingeweihtesten Liebhaber bekannt sind. 

Unter den Preisrichtern, welche nicht in letzter Stunde abgesagt hatten, sahen 
wir die Herren LupDwIG MOELLER, Erfurt, H. FECHTER, Gr. Lichterfelde, Hofgärtner 
GLATT, Potsdam, Handelsgärtner Lenz, Schidlitz, Hoflieferant GusTAav A. SCHULTZ, 
Berlin, Obergärtner SCHREIBER, Steglitz. Diesen, sowie manchen der Besucher 
der Ausstellung war es dank der Güte Sr. Durchlaucht des Fürsten zu PUTBus 
vergönnt, ebensowohl die an Grossartigkeit und Schönheit einzig dastehenden, 
weltbekannten Putbuser Parkanlagen als das, wenn auch weniger gekannte, so: 
doch in seiner Art ebenso hervorragende einzig schöne »Damengärtchen« der 
Frau Gräfin Lorrum unter der persönlichen Führung Sr. Durchlaucht des Fürsten 
ZU PUTBUS und seines Obergärtners, Herrn MÜLLER, kennen zu lernen. Was land- 
schaftliche Gartenkunst in grossem Massstabe, vereint mit musterhafter Pflege der 
ausgedehnten Rasenflächen und Blumenparterres, was andererseits die Kunst des 
Gärtners in Kleinmalerei, künstlichsten Teppichbeeten, Blumenkörben aus lebenden 
Pflanzen-Zusammenstellungen, effektvoller Ausnutzung von Solitair-Pfllanzen mannig- 
fachster Art, alles auf kleinstem Raum ohne überladen zu sein, zusammengedrängt, 
zu leisten vermag, das zeigten die Anlagen des Fürsten und seiner Erlauchten 
Frau Mutter. 

Die Ergänzung des Putbuser Ausfluges bildeten die ausgedehnten Garten- 
anlagen der alten, schönen Stadt Stralsund und diese selbst. Die ersteren nach 
dem Fall der Festung im Anfang der siebziger Jahre nach Plänen des Herrn 
Gartendirektors JÜHLKE von Jdem derzeitigen, als tüchtigen Fachmann bekannten 
Stadtgärtner BECKER, zum andern Teil im Auftrage des Verschönerungsvereins von 
M. Lorcus, Stralsund, ausgeführt, sind auch von dem jetzigen Stadtgärtner gut 
gehalten. Die landschaftliche Lage der Stadt, von einer Seite durch die Ostsee, 


551 


Wilh. Herzberg: Eine Tafeldekoration aus Chrysanthemum-Blumen. 


von der anderen durch weit ausgedehnte Teiche begrenzt, ist eine unvergleichlich 
schöne und begründete im Verein mit mannigfaltigen, einzig dastehenden Sehens- 
würdigkeiten der alten Hansastadt das Bedauern der zahlreich anwesenden aus- 
wärtigen Besucher, viel zu früh von ihr und den gastfreundlichen Stralsundern 
scheiden zu müssen. Hoffen wir, dass die Stralsunder Gartenbau-Ausstellung eben- 
sowohl dem Gartenbau im allgemeinen als allen an ihr Beteiligten im besonderen 
denjenigen Nutzen bringt, welchen die letzteren erhoffen und den das Werk ver- 
dient. 


Eine Tafeldekoration aus Chrysanthemum -Blumen. 
Von Wilh, Herzberg, Berlin. 
Hierzu Abbildung 114. 


Gelegentlich der grossen Chrysanthemum-Ausstellung des Vereins zur Beförde- 
rung des Gartenbaues im November 1891 im Kaiserhof hatte Herr WırH. HERZBERG, 
Berlin W., Kaiserin Augustastrasse 32, es übernommen, die Tafel für die Preis- 
richter zu schmücken, die in dem dunkelsten Saale des Gebäudes aufgestellt, 
aber durch Vasen mit Glühlampen in Form von Blumen malerich beleuchtet war, 
und fand diese Dekoration, für die Herr HERZBERG die goldene Medaille erhielt, 
den lebhaftesten Beifall aller, besonders auch Sr. Exellenz des Ministers für Land- 
wirtschaft, Domänen und Forsten, Herrn von HEYDEN. 

Unsere Abbildung zeigt nur ein Stück der Tafel, doch wird man sich dieselbe 
leicht im Geiste vervollständigen können. Die beiden von dem Kronleuchter 
herniedergehenden Guirlanden verdecken die elektrischen Leitungsdrähte, die von 
oben nach den Vasen auf dem Tische (auf der Abbildung rechts) führen. Solche 
Drähte würden von den Technikern künftig ın etwas geschwungeneren Linien 
anzubringen sein. Im übrigen war die Tafel äusserst geschmackvoll, auch fielen 
in Wirklichkeit die Guirlanden nicht so auf, wie es auf dem Bilde erscheint. 

Herr HERZBERG wiederholte die Dekoration an den folgenden Tagen in 
kleinerem Stile in einem dem Publikum zugänglichen Saale, und ist die Abbildung 
zum Teil hiernach gefertigt. 

Herr W. HERZBERG schreibt: 

Die Aufgabe, welche ich mir für die Chrysanthemum-Ausstellung gestellt hatte, 
war: dem Publikum zu zeigen, dass man nur aus Chrysanthemum, ohne alle 
anderen Blumen, eine wirklich gute Tischdekoration ausführen kann. Es werden 
zum Beispiel hier in meiner Gegend (Thiergartenstr., Rauchstr. etc.) sehr viele 
Blumen zu Tischdekorationen verbraucht, nur bekommt man zu häufig zu hören: 
»Ach aus den grossen Blumen lässt sich ja nichts Geschmackvolles arrangieren, 
wenn auch allenfalls noch für Aufsätze, so doch nicht für Damensträusses. Und 
doch geht die Sache sehr gut. 

Zu den Aufsätzen hatte ich nur die schöne mattrosa Triumphante ver- 
arbeitet, schon aus dem Grunde, weil, wie es mir vorkommt, diese Sorte haltbarer 
ist und nicht so leicht welk wird, wie vorwiegend die leichter gebauten Sorten. 

Ausserdem verwandte ich Adiantum und Begonienblätter, dasselbe Material 
auch zu den Sträussen für Damen und Herren, 

Flach auf die Tafel, von den elektrischen Kandelabern und den Aufsätzen 
ausgehend, hatte ich, wie solches in England viel Gebrauch, Chrysanthemum mit 
Adiantum leicht in Guirlandenform über den Tisch gelegt. Selbiges ist zierlicher 
und nicht so gezwungen wie eine gebundene Guirlande und findet auch hier 
immer mehr Anklang. 


Blumen. 


Chrysanthemum 


1on aus 


atı 


afeldekor 


ine T 


E 


Herzberg 


Wilh. 


552 


Obst-Ausstellung in Nieder-Schönweide. 553 


Obst-Ausstellung in Nieder-Schönweide bei Berlin vom 29. September 
bis I. Oktober 1892. 


Von Hofgärtner M. Hoffmann. 

Eine Monats-Ausstellung. und Sitzung in Nieder-Schönweide — fürwahr ein 
seltner Fall in der Geschichte des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in 
den Königl. Preussischen Staaten! Und doch wiederum ganz natürlich. Die 
voraufgegangenen, infolge der Choleragefahr erlassenen Verbote gegen öffentliche 
Gartenbau-Ausstellungen hatten zu diesem Schritt geführt und die Bereitwilligkeit 
der beiden Firmen L. Späth und M. Buntzer das Zustandekommen einer Aus- 
stellung wesentlich ermöglicht. Am Sitzungstage des Vereins, den 29. September, 
fand die Eröffnung dieser eintrittsfreien Ausstellung statt. Und doch, angesichts 
dieser reichen Fülle an Material, ausgebreitet auf vier Längstafeln im grossen 
Saale der Borussia-Brauerei zu Nieder-Schönweide, konnte man, schon vom ge- 
schäftlichen Standpunkte aus, sich des Urteils nicht enthalten, dass auch eine 
solche Ausstellung gegen schnöden Mammon trotzdem reich besucht worden wäre. 

Unter den drei grössten Konkurrenten der Ausstellung, Firma L. SpÄrH mit 
200 Birnen-, 200 Apfel-, 100 Pflaumen-, 33 Haselnuss-, 10 Pfirsich-, 4 Mispel- und 
3 Quitten-Sorten, M. BuUNnTzEL mit 68 Birnen-, ıoo Apfel-, ca. 100 Rosen-Sorten 
und abgeschnittenen Blumen, €. MATHIEU mit 200 Birnen-, ca. 1oo Apfel-Sorten, 
trat erstgenannter Aussteller sowohl bezüglich Reichhaltigkeit der Ausstattung wie 
übersichtlicher Einteiluug (in Sommer-, Herbst- und Winterfrüchten) wesentlich 
hervor. Aber wie bei diesen 3 genannten Kollektionen, so auch angesichts der 
anderweit hier eingelieferten Obst- und Gartenprodukte musste man die enggezogene 
Schranke im Interesse aller hier aufgewendeten Mühe entschieden bedauern, sofern 
alles dies in dem Rahmen einer grossen Ausstellung bei weitem mehr zur Geltung 
gekommen wäre. 

Die Aufgabe des Berichtes, ihn möglichst kurz zu fassen, lässt uns indessen 
nur die wesentlichsten Punkte hervorheben. Die Firma L. SpÄrH legte mit ihrer 
Vorführung namentlich Gewicht auf die zur Massenkultur geeignetsten Obstsorten. 
An Birnensorten sind zu nennen: Grumbkower, Blumenbach, Clairgeaus, Diels, 
Holzfarbige, Amanliıs, Hardenponts Winter Bb., Esperens Herrnb., doppelte Philippsb., 
Winter Dechantsb., Ph. Goes, Bosc’s Flaschenb., Forellenb., Wildling v. Motte, 
Kampervenus, Gute Luise von Avranches. An Apfelsorten: Winter Goldparmaine, 
Parkers Pepping, Muskat, Landsberger, Harberts, Orleans, Gr. Kasseler, Ananas, 
Baumanns R., Danziger Kantapf., Gr. Bohnenapf., Ribston Pepping, Gr. Fürsten- 
apfel, Königl. Kurzstiel, Rother Winter- Taubenapf. Zu den in diesem Jahre aus- 
nahmsweise grossen Birnen sind hierher zu rechnen: Gute v. Avranches, Grumb- 
kower, Forellenbirne, van Marum, Clairgeau, dopp. Philippsbirne. Als sehr dank- 
bar tragende zeichnet sich Nina, mittelgr. gelbliche Frucht mit stark geröteter Sonnen- 
seite aus. Das äusserst reiche Haselnuss-Sortiment enthielt u. a. folgende 4 neue 
deutsche Züchtungen: Vollkugel, Neue Riesennuss, Schlesierin, Luisens Zellernuss, 
letztere die dünnschaligste, erstere die stärkste unter den Haselnüssen. Die beiden 
ersterwähnten Sorten sind bereits im vorigen Jahre, letztere werden im nächsten 
Jahre durch genannte Firma dem Handel übergeben. 

Als besonders hervorragende Leistung genannter Firma ist die ca. 100 Sorten 
enthaltende Pflaumensammlung zu bezeichnen. Die hier vorgeführten Früchte sind 
von Juni an gesammelt und bis jetzt auf Eis erhalten worden. Hervorragend als 
Wirtschaftsfrucht sind hier zu nennen: Grosse blaue Hauszwetsche, Anna Späth, 


namentlich auch als Dörrfrucht geeignet, eine kleine Reineclaude, Mirabellen- 
Gartenflora 1892. 40 


554 Obst-Ausstellung in Nieder-Schönweide. 


ähnliche Frucht. Sehr gut ausgebildet waren in diesem Jahre: Ontario, die Gr. 
grüne Reineclaude, sowie Cochet p£ere; interessant wegen ihrer doppelten Stein- 
bildung: Liegels Zwillingspfl,, sowie bezw. ihrer schöngefärbten Schale: 2 Kauka- 
sische Sorten, die kaukasische rote und die weisse späte Alutscha. Unter den 
Pfirsichen erfreut sich einer allgemeinen Beliebtheit der Amerikaner Pfirsich sowie 
Prignon de Filingy, eine besonders gute Nectarinenfrucht. Als grösste in der 
Reifezeit (November) gelbe Frucht der verschiedenen Mispel-Arten wird die so- 
genannte holländische Monströse empfohlen, welche zugleich in den sehr kleinen 
Kernen einen Vorzug vor anderen Mispeln besitzt. Eine sehr dünnschalige und 
ausserordentlich reichtragende Nuss ist Juglans regia racemosa, Traubennuss, deren 
Fruchtansätze stets zu mehreren an einem Fruchtstiele sitzen. Interessant sind 
hier noch 2 Zieräpfel: a) Transcendent, eine amerikanische Apfelsorte, welche sich 
vorzüglich zur Gel&ebereitung eignet, und der hängende Pirus Malus pendula: 
Elise Rathke, der in diesem Sommer dem London Pepping ähnliche grosse Früchte 
gezeitigt. Ausserdem kann nicht genug auf die Früchte der Rosa rugosa var. 
Regeliana aufmerksam gemacht werden, deren Früchte nicht nur bez. Grösse und 
Aroma viel besser als die der sogenannten Speckhagebutte sind, sondern auch in 
reichlicherer Anzahl erscheinen; der stachellose Zweig ist nicht minder eine 
schätzenswerte Beigabe. 

Aus dem Apfel-Sortiment des Herrn M. BunTzEL verdienen besonders unter 
den neueren und neuesten Sorten hervorgehoben zu werden: Ecklinville Seedling, 
sehr dankbar, reichtragend. Desgleichen als einer der ersten Sommeräpfel Graf 
Orloff; als Oktober-November Tafelfrucht the Queen, sodann der blaurotgefärbte, 
neue englische Taubenapf., der grün mit geröteter Sonnenseite gefärbte Jonathan- 
apfel, ferner als Amerikaner jetzt sehr beliebte Sorten: Gideon, desgl. Wealthy, 
bereits an 2jähriger Krone tragend, desgleichen Whitneg Crab im September reifend, 
der auf Paradies-Unterlage als sehr reichtragend bezeichnet wird, und bereits im 
ersten Jahre Früchte bringend, dankbarer als der Bismarckapf., Stirling Castle; 
ferner eine ausgezeichnete grosse hellgelbe mit rötlicher Sonnenseite versehene 
Frucht, Sherwoods Liebling, ein grüner Herbstapf.,, mehr strauchartig wachsend, 
Alleus Everlasting und Scotts Winterapf. Sehr dankbar tragend in diesem Jahre 
haben sich bewährt: Buntzels Wachs-, Reeders Gold-*), Tonin-, Cox Orangen- 
und Evajjiel-Reinette. Zu der Abteilung der besten Träger war seitens genannter 
Firma eine Kollektion in Körben vorgeführt und gehören hierher: Gr. Kasseler, 
Landsberger, Ananas, Buntzels Wachs-Reinette, Gelber Richard, Gelber Edelapfel, 
Roter Pfirsich Sommer-Apfel, Königl. Kurzstiel, letzterer namentlich infolge seines 
späten Blühens.. Als Birnen dagegen: Butterb. Mortillets, Dr. Jules Guyot, 
Minister Dr. Lucius, Gute Luise, König Karl von Württemberg, Capiaumont, Re- 
gentin, Diel, Williams Christb., Amanlis, Esperen, holzfarbige Butterbirne, in diesem 
Jahre sehr rein geblieben, und Blumenbachs Butterb., welche mehr angebaut zu 
werden verdient. 

Ausserdem sind als besonders im Sortiment hervorragende Früchte bezüglich 
dankbaren Tragens wie guter Ausbildung noch zu empfehlen: Findling von Hohen- 
saaten**), reift 3 Tage später wie W. Christbirne, Charlotte, Buffo, eine Butterbirnen- 


*) Nach Aussage des Obergärtners des Herrn BUNTZEL sind bei dieser, sowie mehreren reich 
tragenden Obstsorten die Früchte, infolge der nach: der grossen Hitze in diesem Jahre ausgeführten 
Bewässerung, abgefallen. Es empfiehlt sich dieser Umstand einer weiteren Beobachtung! 

#") Von SCHULTZE in Pankow aufgefunden, von MATHIEU beschrieben in den Pomologischen 
Monatsheften, Jahrgang 1890. 


- 


Obst-Ausstellung in Nieder-Schönweide. 555 


Art, ähnlich der deutschen National-Bergamotte, nur etwas dunkler gefärbt, des- 
gleichen Goubaults, mit einem der Bergamotte ähnlichen Gewürz, Isambarths frühe, 
eine der besten Birnen, die bunte, im September reifende Frucht »Nina-, Pen- 
sylvania, helle Frucht, nach anderer Meinung identisch mit Pıus IX., hochfeine 
Butterb., von ausgezeichnetem Geschmack, sehr dankbar in Pyramide. Desgleichen 
Gifforels, eine mittelgrosse, sehr zeitig reifende Frucht, Alexandrine Duillard, grün, 
langgestreckt, im Oktober reifend; Leipziger Rettigbirne, Mad. Elisa, bunte Julıi- 
birne, mit geröteter Sonnenseite, französische Muscateller, Anfang September reifend, 
sehr gut im Geschmack. — Aus der Fülle der von Herrn BUNTZEL ausgestellten 
Rosen in abgeschnittenen Exemplaren sind besonders an Neuheiten erwähnens- 
wert: Duchesse Marie Salviati, eine der Ja France ähnliche Farbe, wächst stark, 
bildet geschlossene Kronen, Catharine Mermet; ferner der Duchesse Mathilde ganz 
ähnliche in Farbe: Mad. Olga, Honorable Edith Gifford, milchweiss, Augustine 
Guinossaut, Blume mit etwas gerötetem Schein, hält sich besonders gut als Knospe. 
Luciole, rosa mit kupfergelb, wächst ähnlich la Malmaison, Mad. Lambard und 
Princesse de Radziwill, beide ähnlich in rosa Farbe, sehr dankbar, Souvenir de 
Vietor Hugo, eine der besten Theerosen, Ye Primrose Dame, gelbe T'heerose, 
reichblühend, schwachwüchsig, Vicomtesse Folkestone, 'Theehybride, ähnlich la 
France in Wuchs, dankbar, Blume päonienartig in Haltung. William Francis Bennett 
hat sich in diesem warmen Sommer sehr gut bewährt, scheint hiernach mindestens 
eine Temperatur von + ı5° R. zu verlangen. Von polyantha Sorten sind Clothilde 
Soupert und Gloire des Polyantha, sehr zu empfehlen; namentlich dürfte letztere 
als die durkelste polyantha Sorte sich für Teppichbeetanlage gut eignen. 

Neben der Arbeit einer Aufstellung eigener so umfangreicher Sortimente hatte 
Herr BUNTzEL die gesamte Anordnung der Ausstellung übernommen und gebührt 
ihm für diese Bemühung ganz besonderer Dank! Aus dem letzten der drei grössten 
hier vorhandenen Sortimente, dem von C. MATHIEU-Charlottenburg, verdienen be- 
sonderer Beachtung unter den neueren und neuesten Birnen-Sorten: B. Mortillet, 
noch wenig bekannt, B. Gilles, eine sehr gute Tafelfrucht, panachirte gute Luise, 
Canellino di Provenco, italienischen Ursprungs, sehr zeitig, Comte Lelieur, die 
sich namentlich durch ihre doppelzeilige, ganz weisse Korolle hervorthut, gleich- 
zeitig als Zierbaum zu verwenden; Charles Cognee, sehr dankbar, dauert bis Juni 
des folgenden Jahres, Eugene Appert, benannt nach dem ehemaligen Minister 
Louis Philipps, dankbar, hält sich gut, reift im September, Liebes-Birne*), in 
Frankreich unter den beiden Namen: Mont-Dieu und Ah-mon-Dieu bekannt, mittel- 
grosse, nach LEroy eine der dankbarsten Birnen, Fertility, englische Züchtung, 
teift im Oktober, verdient den Namen in der That, Flons Dechantbirne, ähnlich 
im Wuchs wie Winter-Dechantsbirne, Gute von Ezee, französischen Ursprungs auch 
Brockworth Park, eine besonders gute Schaufrucht; Kieffer Seedling, eine ameri- 
kanische Bastardzüchtung zwischen chinesischer und europäischer Frucht, desgleichen 
Hybride Le Conte, beide indessen von nicht besonderem Aroma; Mad. Chaudy, 
sehr schwere Frucht, trägt reich, Baum pyramidal im Wuchs, hält bis Dezember, 


*) Der Bezeichnung Mont-Dieu, benannt nach einem im Jahre 1130 errichteten und durch seine 
grossen Obstgärten bekannten französischen Karthäuser Kloster, dürfte dem Alter und daher unseren 
Grundsätzen gemäss der Vorzug zu geben sein, gegenüber der Benennung: Ah mon Dieu, vom 
Jahre 1675 stammend, welche dem Bericht MERLETsS zufolge der König Louis XIV. gelegentlich 
einer Besichtigung seiner Gärten dem Chef des Königlichen Gemüsegartens gegenüber geäussert 
haben soll: »Ah mon Dieu! quel poirier« indem Sr. Majestät die Fruchtbarkeit dieser Birne 
staunend bewunderte! Vielleicht gilt auch hier das Sprüchwort: si non & vero & ben trovato! 


40* 


556 Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


Mad. Delmotte, gut im Geschmack, Pitmaston Duchess, besonders gut zur Topf- 
obstzucht geeignet, grosse Frucht, die beiden, erst seit 3 Jahren im Handel befind- 
lichen Premices de Marie Lesueur, sehr süss und Gaston Dupuis, etwas später 
reifend, Fondante de Thirriot, sehr schmelzend saftig, reift im Oktober. An Apfel- 
Sorten: Annie Elizabeth, englische Züchtung, guter Dauer-Apfel, Beile du Bois, 
fälschlich als Gloria Mundi bezeichnet, Calville d’Oullins, roter Dauer-Apfel, Dr. 
Seeligs Orange Pepping, sehr dankbar, wird ganz citronengelb, Eisapfel von Cron- 
cels, sehr dankbar, Jacquin, guter Apfel, reift spät, Leckerbissen, desgleichen gut 
von Geschmack, Multhaupts Reinette, sehr schön, lebhaft rot gefärbte Frucht, 
Northern Spy, grüne, gute Tafelfrucht, Mad. ‚Granger, reift spät, Ersatz für den 
weissen Winter-Calville, Reinette du Vigan, gute Sorte, Rambour Papeleu, mittel- 
gross, Schwarzenbachs Parmaine, in diesem Jahre stark mit Rostflecken versehen, 
Sondergleichen von Welford Park, Wagener, amerikanische Züchtung, sehr 
empfehlenswert, the Fairy, kleine Frucht, gut zur Weinbereitung, Woltmanns 
Schlotterapfel, ein guter Dauer-Apfel. — Eine in ihrer Art ganz einzig dastehende 
Zusammenstellung wurde der Ausstellung durch die Sammlung von Obst-, Ge- 
müse- und Pirus-Arten seitens des städtischen Rieselfeldes Blankenburg (Ober- 
gärtner JÖRNS) zu teil. Dasselbe bestand ausser in 59 Apfel-, 34 Birnen-, 
3 Quitten-, zo Haselnuss-Sorten, aus den Gemüsen: 5 Tomaten-Abarten, ı Pastinaca 
sativa, Samen von Schübler-Christiania,. 4 Kohlarten eigener Aussaat: Rosenkohl, 
früher von der Halle, mittelfrüher Rotkohl, desgleichen Weisskohl, X zwischen frühem 
Blankenburger und frühem Rixdorfer, Amager Weisskohl von Schübler, Drontheimer 
Kohlrübe, sehr empfehlenswert, weisse lange Mohrrübe, der roten Eckerndorfer 
Runkelrübe, sowie einer desgleichen weissen französischen, je eine frühe und späte 
Kartoffelsorte, aus diesjährigen Samen. Unter den Tomaten sind besonders zwei 
Sorten unserer Beachtung wert: eine gelbfrüchtige Ananas Tomate, sowie als 
grösste, bisher erreichte Frucht: Prinz von Neapel. (Schluss folgt.) 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 
Vanda vitellina Kränzlin, n. sp. stehen in ibrer Form genau zwischen 
Diese Art wurde nach Exemplaren | beiden Eltern, sie werden auf auf 
beschrieben, welche im Berliner bota- | steigenden (Eucharis), nicht  herab- 
nischen Garten zur Blüte gelangten. , hängenden (Urceolina) Stielen getragen, 
Dieselbe gleicht in jeder Beziehung der | der Eierstock ist aber dreilappig (Uree- 
altbekannten Vanda coerulescens Griff, | Oolina), nicht kugelig (Eucharis), die 
namentlich der Varietät Boxalli, doch | dünne Perianthium-Röhre ist auch mehr 
sind ihre Blumen bei weitem kleiner | Wie bei Urceolina, während der Saum 
und ist die Farbe derselben eigelb. ı die Mitte hält zwischen dem glocken- 
Gardener’s Chronicle, vol, XIL, förmigen von Urceolina und dem trich- 
Nr. 295, $. 206. terigen von Eucharis. Die Anhängsel 
oder sterilen Zweige der Staubgefässe 
sind distinkter markiert wie bei beiden 
Urceocharis Clibrani Mast. g. n. x Eitern. — Eine ganz hervorragende 
Eine ebenso hübsche wie interessante | Neuheit. 
Hybride zwischen Urceolina pendula Gard. Chron., vol. XII, Nr. 205, 
(aurea) und Eucharis grandiflora (ama- | S. 214, Fig. 34, 35, 36. 
zonica), die von dem Herrn CLiBran in 
Altrincham gezüchtet wurde. Die Blumen | 


Disa Cooperi Rehb. f. 

Eine hübsche Art aus dem östlichen 
Teile Südafrikas, von wo die Herren 
F. Sanper & Co. dieselbe einführten 
und zur 


Kleinere Mit 


357 


| mannigfaltige Farben-Variation der Blüten 


| ist 


das ıinteressanteste Merkmal der 


' Pflanze, was ihr auch schon in wildem 


Blüte brachten. — Allem An- | 


scheine nach zum ersten Mal in Europa. | 


Die Pflanze wird ı5—24 Zoll 
sehr charakteristisch ist der 
dünne fast aufrechte Sporn. 
Gard. Chron., vol. XII, Nr. 297, 
52 208, A5. 


hoch; 
lange, 


Nemesia strumosa Benth. 

Dies ist unstreitig eine der schönsten 
Annuellen, welche in den letzten Jahren 
unseren Kulturen einverleibt wurden. 
In ihrem Vaterlande, dem südwestlichen 
Teile der Kap-Kolonie, tritt: sie sehr 
lokal auf. Die Pflanze wird 6 Zoll. bis 
2 Fuss hoch und ist der obere Teil des 


Die Blüten stehen in kompakten Dolden- 
trauben, ihre Färbung ist eine sehr 
wechselnde, weiss, ockergelb, blassgelb, 


purpurn u. Ss. w. Der Schlund 


ist auf 


Zustande eigen ist. 
Gardehron., vol. XII, Nr. 297; 
3.209, 1,48: 


, Hybride zwischen der schwarzen Johannisbeere 


und der Stachelbeere. 

In ihren hängenden Früchten, die je 
zu zes oder. 4 auf einem Stieler zu- 
sammenstehen, gleicht diese Hybride 
der schwarzen Johannisbeere, während 
die Belaubung jener der Stachelbeere 
ähnlich ist. Auch die Grösse der 


ı Früchte erinnert an schwarze Johannis- 
, beeren, ihre Färbung ist dagegen die 


die Samen 
ıst eine Ver- 


einer 
fehlen. 


roten Stachelbeere, 
Ihr Geschmack 


ı mischung, man könnte sagen Verbesse- 
Stengels mit drüsigen Haaren bedeckt. | 


rung beider. Der Züchter, Herr Cur- 
VERWELL, scheint auf dem besten Wege 


ı zu sein, eine Rasse von Stachelbeeren 
hervorzubringen, die in Klustern bei- 
orange, scharlachrot, karmoisinrot, rosa- 


gelbem Grunde schwarz-gefleckt, nach | 
aussen purpurn geadert. Diese äusserst , Gard. Chron., vol.XII, No.297, S.277, f.46 


sammenstehen, einen noch angenehmeren 
Geschmack. besitzen und bei: welcher 
die Pflanzen selbst stachellos sind. 


Kleinere Mitteilungen. 


Ernte-Bericht. 

Während wir. in den letzten Jahren 
stets über einen verregneten und kalten 
Sommer zu klagen hatten, brachte uns 
dies Jahr genau das Gegenteil: regen- 
lose und glutheisse Sommermonate, 
welche die anfänglichen frohen Hoff- 
‚nungen um ein bedeutendes herab- 
drückten und teilweise ganz ohne Er- 
füllung liessen. Es ist T'hatsache, dass 
in der langen Zeit von Pfingsten bis 
September 
Sprühregen, die hier und da eine kleine 
Erfrischung boten, ein wirklich durch- 
dringender, erfolgreicher Regen über- 
haupt nicht vorgekommen ist. Unter 
diesen Verhältnissen muss man es immer- 


hin noch als ein Wunder betrachten, dass | 


ausser einigen vereinzelten | 


die Ernte kein schlechteres Resultat 
ergeben hat und es bewahrheitet sich 
wieder. der. älte Spruch: »Ein _dürres 
Jahr ist besser als ein übernasses.« — 

»Ssehr gut« . verdienen. dies Jahr 
allein Zwiebeln genannt zu werden, 
doch wird der Samen wohl etwas leichter 
werden, 

Als »gut« sind Erbsen, Rabins- 
chen, Möhren und Carotten ‚zu .be- 
zeichnen, wenngleich bei einigen Sorten 
der letzteren der Drahtwurm vielen 
Schaden angerichtet hat. 

»Fast gut« können Petersilie, Peter- 
silienwurzeln,Schwarzwurzeln(Scor- 
zonera) und Kohlrüben für sich in An- 
spruch nehmen, während als 


»Mittelmässigs das Ergebnis in 


558 


Ausstellungen. 


Blätterkohl,Radies, Rettich, Spinat, 
Runkelrüben, Salatrüben (Beete), 
©sielllerie, Dorree, Stangen-, Busch, 
Puffbohnen sowie in Gurken gelten 
kann. 

»Sehr gering« erscheinen Weiss- 
kraut, Rotkraut, Wirsing, Rosen- 
kohl, Blumenkohl und Kohlrabie. 

Was Blumen anbelangt, so haben 
die Astern durch die graue Made 


sehr gelitten, doch stehen sie ım all- 
gemeinen nicht ungünstig; über die 
Ernte ist jedoch noch nicht viel zu sagen, 

Auch Levkoyen haben den Ver- 
hältnissen nach einen durchschnitt- 
lich vielverheissenden Stand. 

Alle anderen Sommerblumen 
werden mehr oder weniger nur ein 
schwaches Ergebnis zeitigen. 

I. C. ScHMiIDT-Erfurt. 


Ausstellungen und Kongresse. 


Chicago. Der Reichskommissar hat in 
Erwartung einer würdigen Darstellung 
des deutschen Gartenbaues anstatt 
10000 Mark, bis zu 20000 Mark in Aus- 
sicht gestellt. Anmeldungen schleunigst 
an das Komitee, 
Schloss-Strasse 66. 

Liegnitz. 4.—5. Nov. Ausstellung von 
Chrysanthemum und anderen Herbst- 
blumen. Anmeldungen an denstädtischen 
Parkinspektor STÄMMLER. 

Düsseldorf. Ausstellung von Chrysan- 
themum, anderen Herbstpflanzen und 
Obst 5.—7. Novemb. Anmeldungen an 
Friedhofs-Inspektor G. KITTEL in Deren- 
dorf-Düsseldorf. 

Köln a. Rh. Ausstellung der Kölner 
Gartenbau-Gesellschaft von Chrysanthe- 
mum und Herbstpflanzen, 
10.— 13. Nov. 
hofs-Inspektor IBacH ın Köln-Melaten. 

Magdeburg. Chrysanthemum-Ausstellung 


Steglitz bei Berlin, | 


an Lycealdirektor Professor L. KRISTEr, 
Graz. 

Halberstadt. Chrysanthemum - Ausstel- 
lung im November. 

Wien. Chrysanthemum-Ausstellung des 
Vereins der Gärtner und Gartenfreunde 


; in Hietzing, im November. 


Obst ete. | 
Anmeldungen an Fried- | 


11.—ı3. Nov. Anmeldungen an Garten- | 
ı Berliner Strasse. 


direktor SCHOCH in Magdeburg. 

Brünn. Chrysanthemum - Ausstellung. 
11.—ı4. Nov. Anmeldungen an Stadt- 
gärtner MaLYv. 

Frankfurt a. M. Ausstellung der Garten- 
bau-Gesellschaft: Chrysanthemum und 
andere Herbstblüher. ı1.—ı4. Novbr. 
Anmeldungen an Handelsgärtner C. L. 
IBacH in Frankfurt a. M. 

Graz in Steiermark. Chrysanthemum- 
Ausstellung der k. k. Gartenbau-Gesell- 
schaft 12.—ı4. November. Anmeldungen 


Wien. Weihnachts-Obstausstellung des 
österreichischen Landes-Obstbauvereins 
im Dezember. 

Stassfurt. ı1.—ı3. Nov. Kartoffelaus- 
stellung. Anmeldungen: Dr. BENNECKE. 

Dresden. 30. März bis 4. April 1893. 


Jubiläums - Ausstellung der Gartenbau- 


Gesellschaft Feromia zur Feier ihres 


ı 25jährigen Bestehens. Anmeldungen an 


Handelsgärtner HERMANN RAUE in Strehlen 
bei Dresden. 

Pankow bei Berlin. ı0. bis ı4. Mai 
1893. Gartenbau-Ausstellung desPankow- 
Schönhausener Gartenbauvereins zur 
Feier des 25jährigen Bestehens. An- 
meldungenan W. KRETSCHMANNin Pankow, 


Leipzig. Jubiläums - Ausstellung des 
Leipziger Gartenvereins Ende August bis 
Anfang September 1893. Anmeldungen 
an O. Mossporr in Leipzig-Lindenau. 

Hannover. Grosse allgemeine Früh- 
jahrs- Ausstellung des Provinzial- Garten- 
bau-Vereins vom 13. bis 16. April 1893 
im Palmengarten zu Hannover. An- 
meldungen bis zum ı5. März 1893 an 
den Hofgärtner GEORG TATTER I. in 
Herrenhausen. 


Vereinswesen. 5 59 
Vereinswesen. 
Deutsche dendrologische Gesellschaft. Der | und die Gesellschaft mit Ihren Kennt- 
unterzeichnete Vorstand der »Deutschen | nissen zu unterstützen. 
dendrologischen Gesellschaft« beehrt Die erste Generalversammlung ge- 


sich, Ihnen Kenntnis von der Begrün- 
dung der Gesellschaft zu geben und Sie 
aufzufordern, derselben als Mitglied bei- 
zutreten. 

Die Deutsche dendrologische Gesell- 
schaft hat den Zweck, Bäume und andere 
Gehölze kennen zu lernen, auf ihren 
Nutzen und Zierwert zu prüfen, sowie 
die Kenntnis und den Anbau der geeig- 
neten Formen in Deutschland zu ver- 
breiten. 

Zu diesem Zweck sollen Arborete, 
dendrologische Gärten und Versuchs- 
stationen in möglichst verschiedenen 
Lagen des Landes gefördert, sowie 
Sämereien beschafft und Pflanzen heran- 
gezogen, verteilt oder besorgt werden. 

Den wissenschaftlichen Arbeiten und 
Forschungsreisen auf dem Felde der 
Dendrologie soll eine besondere Auf- 
merksamkeit zu teil werden. 

Mit Pomologie wird die Gesellschaft 
sich nicht befassen. Ihre Arbeiten wer- 
den durch den Druck zur Kenntnis der 
Mitglieder gebracht werden. 

Der Jahresbeitrag beträgt 5 Mk. 

Der Wunsch, diejenigen Bäume und 
Gehölze näher kennen zu lernen, welche 
sich vorzugsweise für unser Klima eignen 
und hierüber in einer Gesellschaft einen 
Meinungsaustausch herbeizuführen, ist 
seit längerer Zeit in weiteren Kreisen 
rege gewesen. 

Der grösste Teil der Unterzeichneten 
gab demselben mit etwa fünfzig Inter- 
essenten, welche den Kreisen der Ge- 
lehrten, Gärtner, Forstleute, Gutsbesitzer, 
und Liebhaber angehörten, dadurch Ge- 
stalt, dass sie sich im Frühjahr 1892 zu 
Karlsruhe zur Deutschen dendrologischen 
Gesellschaft zusammenschlossen. 

Wir geben uns der Hoffnung hin, dass 
auch Ihr Interesse für die Baum- und 
Gehölzzucht hinreichend lebhaft ist, um 
Sie zu vermögen, sich uns zuzugesellen 


\ Palmengartens, Frankfurt a. Main, 


| Rixdorf bei Berlin. 


denken wir im Frühjahr 1893 abhalten 
zu können und werden wir unsere Mit- 
glieder hiervon rechtzeitig in Kenntnis 
setzen, auch Mitteilung über die Wahl 
unseres Organs machen, welches sehr 
wesentlich von der Zahl der Mitglieder 
abhängig sein wird, welche sichzusammen 
finden. 

Beitrittserklärungen nimmt zwar jeder 
der Unterzeichneten entgegen, am ein- 
fachsten ist es aber, die Anmeldung an 
den Geschäftsführer »Herrn Garten- 
inspektor BEISSNER in Poppelsdorf bei 
Bonn« nebst dem Jahresbeitrage (5 Mk. 
5 Pf.) einzusenden. 


Der Vorsitzende der Deutschen den- 
drologischen Gesclischaft. 
voN ST. PAUL, 
Hofmarschall a. D., Fischbach ı. Schl. 
Vice-Präsidenten: 
Professor Dr. L. DiPPEL, 
Dir. des botan. Gartens zu Darmstadt. 
Professor Dr. A. ENGLER, 
Dir. des botan. Gartens zu Berlin. 
Hofrat Dr. PFITZER, 

Dir. des botan. Gartens zu Heidelberg. 
Geschäftsführer: BEISSNER, 
Inspektor des botanischen Gartens zu 
Poppelsdorf bei Bonn. 


Mitglieder des Ausschusses: 


Dr. €. Bolle, Gutsbesitzer, Scharfenberg bei 
Tegel bei Berlin. Otto Froebel, Baum- 
schulenbesitzer, Riesbach-Zürich. F. Goeschke, 
Königlicher Garten-Inspektor, Proskau b. Oppeln. 
Graebener, Grossherzogl. Hofgärtner, Karlsruhe 
in Baden. von Homeyer, Rittergutsbesitzer 
auf Murchin, Neu-Vorpommern. Dr. Kienitz, 
Königl. Forstmeister, Chorin. Kirchhof, 
Fürstl. Hofgärtner, Donaueschingen. Rüppel, 
Baumschulenbesitzer, Bergedorf bei Hamburg. 
Schelle, Universitätsgärtner, Tübingen. Dr, 
Schwappach, Königl. Forstmeister und Pro- 
fessor, Eberswalde. Siebert, Direktor des 
F. Späth, 
Königl. Okonomierat und Baumschulenbesitzer, 
Dr. €. F. Tubeuf, Privat- 
dozent an der Universität München. Vetter, 
Königl. Hofgartendirektor, Sanssouci bei Pots- 
dam. Zabel, Königl. Gartenmeister, Hannöv.- 
Münden. 


560 Sprechsaal. 
Sprechsaal. 
Unterzeichneter bittet höflichst um | doch hier von zwei Seiten: Wannsee 


gütige Aufklärung, wie wohl der dies- 
jährigen Lindenerkrankung abgeholfen 
werden kann. Von weitem bemerkt 
man schon der blanken, dem Schnecken- 
schleime ähnlichen Überzug des Stammes, 
der, näher besehen, . ein äusserst feines 
Spinnengewebe ist und nur an der 
Schattenseite, vielleicht an einem Drittel 
des Stammumfangs zu finden ist. Mir 
schien es, als ob dieses Gewebe oben 
anfängt und sich allmählich nach unten 
zieht. Millionen von kleinsten gelben 
Spinnen spazieren darauf herunter und 
sammeln sich unten am Stamme pilz- 
ähnlich an; — die Blätter dieser zum 
Teil kräftigen Lindenbäume sind auf 
fälligerweise an der Nordseite abgefallen! 
Schaden die Tierchen überhaupt oder 
werden sie mit dem ersten Froste ver- 
schwinden? Was würde andererseits ein 
wirkungsvolles Schutzmittel sein? 


F. W. Begas, Wannsee b. Berlin. 


Ist Tetranyehus socialis Koch, die 
gesellige Milbenspinne, welche öfter im 


Herbst zu Millionen sich an den Linden | 


findet. Nach TASCHENBERG Entomologie 
für Gärtner leben sie den Sommer 
über an der Unterseite der Lindenblätter 
und benutzen die Stämme als Winter- 
quartiere. Gegenmittel sind nicht be- 
kannt. Vielleicht hilft Bespritzen mit 
Brennspiritus, Waschen mit schwarzer 


Seife und Soda oder Petroleum, oder | 


Räuchern wie bei der nahe verwandten 
roten Spinne, Tetranychus telarius. — 
Am Ende ist es das einfachste, sie mit 
einem scharfen Besen, der vielleicht in 
starkes Seifenwasser zu tauchen, abzu- 
kehren. - In allen Fällen, wo scharfe 
Flüssigkeiten verwendet sind, müssen 
die Stämme nachher mit reinem Wasser 
nachgespült werden. 

TASCHENBERG giebt übrigens an, sie 
sässen auf der Sonnenseite, während 


und Sonnenburg übereinstimmend gesagt 
wird, sie sässen auf der Nordseite. 


Vor meiner Thür stehen 30 bis 40 Jahr 
alte Lindenbäume, einige von. diesen 
hatten schon vor 4 bis 5 Wochen ein 
krankhaftes Aussehen, indem ihre Blätter 
gelb und trocken wurden, und einzelne 
ihrer Äste abstarben. Auf all den Bäu- 
men, welche ein krankhaftes Aussehen 
haben, befinden sich bis über Mannes- 
höhe nach der.Erde zu, aufden Stämmen 
Milliarden gelber Milben, welche in lan- 
gen schmalen Streifen und auch klumpen- 
artig auf der nördlichen Seite der Bäume 
sitzen. 

Zur gefälligen wissenschaftlichen Be- 
gutachtung übersende ich ein Schächtel- 
chen, worinnen sich ein Stückchen Stamm- 
rınde vom Lindenbaum mit darauf be- 
findlichen Milben befindet. 

Ich bitte höflichst, mir doch Auf- 
klärung zugehen lassen zu wollen; von 
was diese Milben entstehen, durch was 
sie zu vernichten sind und ob dieselben 
an dem krankhaften Aussehen der Bäume 
Schuld sind. Ausserdem sind die Haupt- 
neste auf der Nordseite von den Milben 
mit einer trockenen weissen gallertartigen 
Masse überzogen. 

Sonnenburg N. M., 28. Sept. 1892. 

H. BRAUER, 
Gasthofbesitzer. 


Letztere Anfrageistunsvon der Direktion 
des Königl. botanischen Gartens, an die 
sie ursprünglich gerichtet war, zur Beant- 


ı wortung zugegangen. 


Die Milbe ist auch Tetranychus socialis 
Koch, die gesellige Milbenspinne, verwandt 
mit der sogenannten roten Spinne, Tetra- 
nychus telarius, die auch oft gelb aussieht. 


Von wo sind die patentierten eisernen 
Baum-Rosenpfähle zu beziehen? 
C.. P.: in: W. 


1. GERMANIA. 


L. 


ÜHRYSANTHEMUM INDICUM. 


org fa yagraneen CM) I VORGEHEN 


Chrysanthemum indicum „Germania“. 


Von W. Mönkemeger. 


Hierzu Tafel 1382, Fig. I. 


Das neue Chrysanthemum »Germania« ist eine Züchtung des Herrn 
Handelsgärtners THEODOR MOENCH in Leipzig und wohl eine der ersten 
Chrysanthemum-Neuzüchtungen mit in Deutschland. Es ist ein Sport der 
weissen Bouquet de Dame (Jap... Wuchs, Belaubung und williges Blühen 
teilt es mit der Stammart, doch ist die Farbe der Blumen ein lebhaftes 
Kanariengelb mit weisslichem Anhauch der Blumenblätter, welche unterseits 
zart violett gezeichnet sind. Selbst bei gewöhnlicher Kultur bringt die Ger- 
mania grosse Blumen, bleibt bei Topfkultur niedrig und eignet sich ausser 
zur Binderei vorteilhaft für Marktkulturen. Die Blütezeit fällt in den Anfang 
des November. Das Bild auf Tafel 13382 steht der Wirklichkeit nach und 
ist zu matt, auch baut sie sich regelmässiger. Vom Leipziger Gärtnerverein 
erhielt die Germania im vorigen Jahre eine Auszeichnung erster Klasse. 
Gleichzeitig bemerke ich noch, dass das neue Chrysanthemum »Kaiserin 
Auguste Victoria« (abgebildet auf Tafel 1371, Heft ıo d. J. S. 257) bereits 
auch bei Herrn MOENCH vor 2 Jahren gefallen war, also an zwei verschiedenen 
Orten zugleich. 

Leipzig, Botanischer Garten. 


Chrysanthemum indicum „W. Richter“. 
Hierzu Tafel 1382, Fig. 2. 


Diese zu Ehren des Herrn W. RICHTER, Redakteur der Illustrierten 
praktischen Blätter, zu Hietzing bei Wien benannte Varietät wurde von den 
Herren REID & BORNEMANN-Sydenham, London, im vorigen Jahre gezogen 
und in Berlin und Wien ausgestellt, in welchen beiden Städten die Preis- 
richter diese Varietät mit einigen anderen Neuzüchtungen der Firma be- 
sonders auszeichneten. 

Die Abbildung ist '/, der natürlichen Grösse, wenn die Pflanze als 
Schaupflanze, d. h. 3 bis 4 Blumen an derselben, gezogen wird. Es ist 
entschieden eine der besten orange terra cotta Sorten; ganz besonders ist 
ihr dekorativer Wert und der gute Wuchs der Pflanze zu erwähnen. 


Gartenflora 1892. 


4I 


562 Londoner Ausstellungsbriefe, 


Londoner Ausstellungsbriefe. 
II. 
London, den 28. August 1892. 


Die Obstschau in der internationalen Ausstellung. 


Seitdem Sie meinen letzten Brief erhielten, hat die grosse Obstschau in der 
internationalen Gartenbau-Ausstellung stattgefunden. 

Als diese Ausstellung in Vorbereitung war, während des vorigen Jahres, wurde 
öfters die Frage an mich gerichtet, ob eine Beteiligung an derselben Erfolg ver- 
spreche. Ich glaubte dieselbe verneinen zu müssen, und wohl mit Recht; die 
Internationalität ist geschwunden bis auf einen kleinen Rest; die einzigen aus- 
ländischen Aussteller sind MAYvFARTH-Frankfurt a. M. mit Fruchtpressen und 
WAHLICH-Wien mit Porzellan. 

Es ist allerdings eine merkwürdige Zusammenstellung, Buffalo Bills Wild-West- 
Schau und die Gartenbau-Ausstellung auf einem Grundstück und für einen gemein- 
schaftlichen Eintrittspreis. Am besten lässt es sich mit dem Berliner Hippodrom 
am Kurfürstendamm vergleichen. Man nehme an, dass auf dem Grundstück eine 
Gartenbau-Ausstellung stattfinde, während ın der Arena die Indianer-Komödie 
ım Gange ist. Das Grundstück liegt zwischen mehreren Eisenbahnlinien, deren 
Verwaltung es gehört, und welche alljährlich eine Ausstellung veranstalten lässt, 
um durch Beförderung der Passagiere möglichst viel zu verdienen. So ist auch 
diese Gartenbau-Ausstellung, wie die Ausstellung der früheren Jahre, ein reines 
Privatunternehmen. Ausser einer Reihe von Special-Ausstellurgen, welche mit der 
vorgestrigen Obstschau abschliessen, hat man versucht, durch eine permanente 
Schaustellung von allem möglichen, was mit dem Gartenbau in Verbindung steht, 
das Publikum anzuziehen. In Bezug auf Gewächshaus- und Heizungskonstruktionen 
steht England obenan und sind die reichlich vorgeführten Gegenstände von gröss- 
tem Interesse für den Gärtner. Eine glückliche Idee schien es mir, die Garten- 
stile der verschiedenen Perioden und Länder durch kleine ausgeführte Anlagen 
zu illustrieren. Den Hauptteil des Interesses nimmt ein englischer Garten der 
Gegenwart in Anspruch, welcher in der grossen Halle unter Dach eine Fläche 
von etwa 80 X 30 m bedeckt. An anderen Stellen im Freien finden wir mit mehr 
oder minder Geschick ausgeführt, altrömische, egyptische, mittelalterliche, japanische 
und italienische Gärten. Perspektivische Panoramamalerei ist reichlich angewandt, 
um diese Gärten grösser erscheinen zu lassen, doch lässt sich die Illusion nicht 
überall aufrecht erhalten, die bemalten Wände sind häufig dem Auge zu nahe. 

Für die Specialausstellungen ist eine geräumige Halle reserviert, und war die- 
selbe diesmal gänzlich gefüllt. Die Möglichkeit, einem grösseren Publikum die 
Erfolge vor Augen zu führen einerseits, die reiche Gewährung von Preisen (aus- 
schliesslich in Geld für das Obst) andererseits, hatten eine ausserordentlich reiche 
Beschickung veranlasst. Es waren 46 Konkurrenzen aufgestellt und zwar meist 
in so bescheidenen Ansprüchen an die Sortenzahl, dass auch dem kleinen Züchter 
die Möglichkeit, zu konkurrieren, freistand.. Es wurden 132 Preise im Gesamt- 
betrage von 4000 Mark verteilt, wovon der erste Preis von 24o Mark auf eine 
Kollektion von 20 verschiedenen Sorten Obst (4 Weinsorten, 2 Ananas-, 2 Melonen-, 
2 Pfirsich-, 2 Nektarinen-, 2 Pflaumensorten, die übrigen ad libitum) gesetzt war. 
Die entsprechenden zweiten, dritten und vierten Preise waren 180, ı2o und 80 Mk. 
Die geringsten Preise waren 7, 5 und 3,50 Mk. für einen Teller roter Tomaten. 
Es hat keinen Zweck, die Namen der Aussteller hier zu erwähnen; die englischen 


Londoner Ausstellungsbriefe. 


563 


Verhältnisse im Obstbau sind so verschieden von den deutschen. Ich glaube so- 
gar, dass viele von den Äpfeln, bei denen das Wachsen im Freien Bedingung 
war, von Topfobstbäumen stammten. 

Für deutsche Verhältnisse kommt hauptsächlich der Wein unter Glas in Be- 
tracht, dessen Kultur drüben immer mehr Verbreitung findet. Für die anerkannt 
besten Sorten waren separate Konkurrenzen aufgestellt, so für Hamburg, Alicant, 
Madresfield Court und Alexandria. Eine gute frühe Sorte, die in Deutschland 
wenig bekannt ist, hier aber in jeder Kollektion war, ist Duke of Buccleugh, 
eine weisse, grosse, süsse Traube. Eine schöne späte Aprikose ist Moore Park; 
späte Kirschen: Bigarreau Napoleon (weisse Knorpelkirsche), Emperor Francis 
(weisse Herzkirsche), Morello (schwarz); späte Erdbeere: La grosse sucr&e. Diese 
Sorten waren, frisch geerntet, vielfach ausgestellt, trotz der späten Jahreszeit. 

Die Importeure von Coventgarden brachten französisches Obst und spanische 
Trauben, und ein Platz war für californische Pfirsiche reserviert. Wie lange wird 
es dauern und das amerikanische Obst hat sich auf dem Continent einen Markt 
erobert; ich bin den wohlbekannten Fässern im vorigen Jahre schon in Dresden 
und Chemnitz begegnet. 

Sechs Preise waren für die beste Verpackung eines ıo Pfund-Kollis Wein- 
trauben ausgesetzt und dieselben stark umworben; ich zählte einige zwanzig Kon- 
kurrenten. Sie zeigten, dass es viele Wege nach demselben Ziele giebt. Die all- 
gemeine Pflanzendekoration hatte WILLıAMS übernommen und einige andere Firmen 
gelegentliche Ausstellungsobjekte gebracht, wofür goldene und silberne Medaillen zu- 
erkannt wurden. LaınGs Begoniengruppe war grossartig, SHUTTLEWORTH & Co. sPalmen 
sehr gut. SANDER brachte eine hübsche Orchideengruppe, darunter Cypripedium 
Chamberlainianum, es ist wirklich ein reizendes Ding, wenn auch nicht so 
viele Blumen am Stengel sind, wie auf dem bekannten Bilde; der Schuh ist dicht 
gefleckt, rosa mit etwas weiss, die übrigen Blumenblätter weissgrün und schwarz 
gefleckt. WırLıams brachte die schöne und seltene Pachystoma Thompsoni in 
vorzüglicher Kultur, VEITCH hübsche Streptocarpus-Hybriden, Januarsämlinge, 
die schon reichlich blühten, buntblättrige Gehölz-Neuheiten und neue Rho- 
dodendron. Die letzteren gehören zu seinen javanıico-jasminiflorum-Hybriden 
und waren, was Grösse, Farbe und Form anlangt, tadellos. Die Farben gehören 
zu den zartesten Zwischenschattierungen von gelb, rosa und rot. Einige Floristen 
hatten Sommerblumen gebracht, doch war nichts aussergewöhnliches darunter. 
Im ganzen war die Ausstellung für das, was sie sein sollte, jedenfalls gelungen. 
Sie war recht stark besucht und zeigte durch ihre Beschickung, was für ein Sporn 
Geldpreise für den englischen Herrschaftsgärtner sind. Ich erkundigte mich ver- 
schiedentlich und erfuhr, dass die besten Kulturerfolge mit künstlicher Düngung 
erzielt wurden. Ich glaube, dass wir in Deutschland Wein und Topfpflanzen viel 
zu wenig düngen. Eine Firma hatte Wein in allerdings ziemlich grossen Töpfen 
ausgestellt, welcher 25 Trauben am Stocke hatte. Topfdünger für alle möglichen 
Zwecke fehlt deshalb auf keiner Ausstellung. Die Dauer der Ausstellungen pflegt 
sich hier auf zwei Tage zu beschränken, um dem Aussteller keine zu grossen 
Kosten zu verursachen. 


564 E. Wolf: Lonicera syringantha Maxim. Diagnos. 


Lonicera syringantha Maxim. Diagnos. 
Von E. Wolf, St. Petersburg. 
Hierzu Abbildung II5 und 116. 


L. elata ramosiıssima glabra microphylla, foliis ovalibus ovatisve obtusis basi 
rotundatıs v. subcordatis; pedunculis brevissimis, bracteis petiolatis lanceolatıs foliaceis 
calyces aequantıbus; bracteolis in cupulam connatis; calycis laciniis foliaceis lanceo- 
latis ovaria libera aequantibus persistentibus; corolla hypocraterimorpha albido-rosea, 
tubo aequali intus pilosulo, limbiı brevioris lacıniis ovalıbus; antheris subsessilibus 
medium tubum vix superantibus; stylo quam tubus duplo breviore glabro; baceis 
ovoideis liberis (rubris?). In Chinae prov. Kansu (Przewalski 1872). 


Abb. 116. Lonicera syringantha. Kelch 
und Fruchtknoten mit Deckblättchen und 
Vorblättchen. 


Abb. 115. Lonicera syringantha Max. 
Blumen weisslich-rosa. 


Glatter Strauch mit an der Spitze etwas geschlängelten rötlichen Langtrieben. 
Blätter auf 2—3 nm langen Stielen, eiförmig oder länglich eiförmig, stumpflich, mit 
abgerundeter oder fast herzförmiger Basis, 10—35 mm lang, 5—16 mm breit, ober- 
seits dunkelgrün mit meist rötlichem Hauptnerv, unterseits hell graugrün. Blüten- 
stiele aufrecht 5—ı5 722 lang; Deckblätter gestielt, lanzettförmig oder elliptisch, 
blattartig, ebenso lang, als Fruchtknoten und Kelch zusammen, oder länger; Vor- 
blättchen mehr oder weniger vollständig zu einer den Fruchtknoten fast bis zur 


E. Wolf: Bez bullata Maxim. 565 


Spitze bedeckenden Hülle verwachsen; Kelch tief gespalten, mit grossen blatt- 
artigen Abschnitten, ebenso lang oder länger als die freien eiförmigen Frucht- 
knoten; Blumenkrone tellerförmig, weisslich-rosa mit höckerloser, innen behaarter 
Röhre, Saum kürzer als letztere, mit eiförmigen Abschnitten; Antheren fast sitzend, 
kaum bis zur Mitte der Röhre reichend; Stempel kahl, halb so lang als die Röhre. 
Beeren hat der Strauch bis jetzt noch nicht gebracht. ' 

In Petersburg ziemlich harter Strauch, welcher viel Ähnlichkeit zu haben 
scheint mit der in Prof. DıppeLs Laubholzkunde I, 254 beschriebenen L. Myrtillus 
Hook. et Thom. Von dieser unterscheidet er sich durch kahle (L. Myrt. drüsig 
behaarte) Vorblättchen und grosse, tiefgeteilte, kahle Kelche (L. Myrt. hat nach 
Professor DiPppeLs Beschreibung kurz gezähnte und behaarte Kelche). L. Alberti, 
mit der sie ausser den verwachsenen Vorblättchen auch noch die grossen Kelche 
gemein hat, unterscheidet sich von ihr durch linear-oblonge Blätter, durch den 
Saum der Blumenkronen mit fast der Röhre gleich langen Abschnitten und durch 
aus der Röhre hervorragende Staubgefässe und Stempel. 


Spiraea bullata Maxim. 
Von E. Wolf, St. Petersburg. 
Hierzu Abbildung 117. 


(C. J. Maximowicz adnotationes de Spiraeaceis; in acta horti petropolitani 
Toms, Hase. I, pa2. 204, 1882.) 

S. bullata. Spithamea ramis fastigiatis ramosissima, ramulis hornotiis rufo- 
villosis, foliis subcoriaceis bullato rugosis rotundato -ovatis obtusiusculis Bualone 
serratisque, bası petioloque brevissimo ciliatis; corymbo 
parvo hemisphaerico densissimo ME onilloso: florıbus 
minutis roseis, disco integro subindistincto; carpellis 
5 stylos sub anthesi aequantibus 2—3 ovulatis. 

Niedriger, nur ungefähr zo cm hoher Strauch mit 
aufrechten, rotbraun behaarten jungen Zweigen. Blätter 
fast lederartig, eiförmig bis breit-rundlich, spitz oder 
stumpf, I0—ı5 mm lang, 8—-20 mm breit, schwach ge- 
lappt und grob gesägt, kahl, oberseits schmutzig grün, 
durch tief eingedrückte Nerven blasig-runzlig, unterseits 
heller; Blattstiele zerstreut behaart. Blüten dunkelrosa, 
ca. 3 mm ım Diam. habend, in endständigen, dichten, 
kleinen, fast halbkugligen Doldentrauben; Blütenstiele 
behaart. Kelchabschnitte rundlich, behaart. Staub- g 
gefässe länger als die Blumenblätter. Blüht in St. Peters- # 
burg ım August. 

Dieser ungemein zierliche und reichblühende Strauch 
stammt aus Japan, wo er auch manchmal ın Gärten 
kultiviert wird. Am besten dürfte er sich zur Bepflan- 
zung von Steinpartieen oder zu Finfassungen um mittel- 
hohe Gehölzgruppen eignen. Im allgemeinen sieht er 
der S. japonica etwas ähnlich, unterscheidet sich aber 
von dieser leicht durch seinen niedrigen Wuchs, durch 
die runzligen Blätter und rundliche Kelchabschnitte, 
nicht dreieckige, wie sie S. japonica hat. Bis jetzt 


Fig. 117. Spiraea bullata. 
Blumen dunkelrosa. 


566 Die internationale Gartenbau-Ausstellung in London. 


wurde dieser Strauch bei uns, in Petersburg, in Töpfen kultiviert, ich glaube aber, 
dass er die hiesigen strengen und langen, dabei aber auch meist sehr schnee- 
reichen Winter gut aushalten wird. 


Die internationale Gartenbau-Ausstellung in London. 


London, den 12. September 1892. 


Schneller als erwartet, macht sich der Herbst fühlbar und überall sehen wir 
bereits die Anzeichen des herannahenden Winters. Im allgemeinen zeichneten sich 
der Frühling und Sommer dieses Jahres rühmlichst gegen ihre Vorgänger der 
letzten Jahre durch Sonnenschein und beständiges Wetter aus, wenngleich der 
kalte Nordostwind sich nur allzuoft geltend machte. Wie dem auch immer sein 
mag, die internationale Gartenbau-Ausstellung war von Anfang an bis jetzt, wo ihr 
Ende nahe bevorsteht, ein glänzender Erfolg und von vielen Seiten wird es be- 
reits in Anregung gebracht, ob es nicht möglich wäre, die Lokalitäten auch den 
Winter über als Wintergarten offen zu halten. In anbetracht der grossen Anstalten 
dieser Art, die London bereits besitzt, wie der Krystall-Palast, das Aquarium etc. 
und die alle demgemäss gebaut sind, dürfte es sehr zweifelhaft sein, ob die kost- 
spieligen Umänderungen, welche man mit der Halle in Earls Court vornehmen 
müsste, um sie für einen Wintergarten einzurichten, von einem finanziellen Erfolge 
begleitet sein dürften. In jedem Falle jedoch schliesst die internationale Gartenbau- 
Ausstellung etwa Mitte Oktober ihre Thore, nachdem dann nahe an zwei Millionen 
zahlende Besucher die Barrieren passiert haben werden. Nur eine Stadt wie 
London kann solche Zahlen für ein privates Unternehmen aufweisen. 

Die vierte der periodischen speciellen Ausstellungen fand in dieser Woche 
statt und war, wenngleich in jeder Weise ebenso ausgezeichnet als die früheren, 
notwendigerweise mit Bezug auf Ausstellungsgegenstände einigermassen beschränkt, 
da Herbstblumen im allgemeinen wenig Abwechslung bieten. 

Wie es die Jahreszeit mit sich bringt, bildeten natürlich die Georginen die 
piece de resistance. Alles, was uns davon gezeigt wurde, war ausgezeichnet. Ein- 
fache und gefüllte Blumen in jeder Farbennüancierung und den regelmässigsten 
Formen, die letzteren zum teil von ungeheurer Grösse, bis hinunter zu wahrhaften 
Zwergblüten, die eben durch ihre Kleinheit und Vollkommenheit die allgemeine 
Bewunderung erregten, dass auch die in den letzten Jahren in England so be- 
liebte Cactus-Varietät der Georgine nicht fehlte, versteht sich von selbst. 

Die nächste Beachtung verdienen die Astern, und hier konnte man beim ersten 
Anblick sehen, welche ungeheuren Fortschritte die Gärtnerkunst in der Kultur 
dieser Blume gemacht hat. In Bezug auf Grösse, Regelmässigkeit und Farben- 
pracht konnten sie in jeder Weise mit den Georginen wetteifern. 

Wir sind gewöhnt, die Sonnenblume als einen Plebejer unter den Kindern 
Floras zu betrachten, aber ein jeder, der die hier ausgestellten Blumen betrachtete, 
musste sofort anderer Meinung werden. Eine jede Species der grossen Familie 
war vertreten. Alles war ausgezeichnet. Einige davon waren von riesenhafter 
Grösse, während andere kaum die Grösse eines Knopfes hatten. Nur eines fehlte, 
und das ist die Farbenabwechslung, da sie alle gelb sind. | 

Dieser Mängel machte sich jedenfalls nicht in der bewunderungswürdigen 
Ausstellung unseres Landsmannes, des Herrn H. WREDE-Lüneburg, von Pensees 
(Viola tricolor) geltend, die an Farbenpracht und Grösse der Blüten alles übertraf, 
was wir darin bis jetzt gesehen haben. Die silberne Medaille, die Herr WREDE 


Die internationale Gartenbau-Ausstellung in London. 567 


dafür erhielt, war wohl verdient, besonders, wenn wir die späte Jahreszeit für diese 
Blumen in Betracht ziehen. 

Besondere Beachtung verdienten und fanden im reichen Masse die Gruppie- 
rungen an den beiden Kopfenden der Halle. Das eine mit künstlerisch arrangierten 
Blattpflanzen angefüllt, zwischen denen hunderte von Lilien aller Arten, überragt 
von den grossen Blüten der Lilium giganteum hervorleuchteten, während das 
andere eine Farbenpracht der herrlichsten Gladiolen zeigte. 

Nicht unerwähnt darf ich auch einen Stand lassen, der grosse Mengen der 
in den Londoner Hausgärtchen hauptsächlich gezogenen Blumen, Geranium, Ver- 
bena, Dianthus etc. enthielt. Eine angeheftete Karte besagte: »Im Londoner Rauch 
gezogen« und wenn wir dieses in Betracht ziehen, so möchten wir bei der Vor- 
trefflichkeit jeder einzelnen Blüte in dieser Sammlung beinahe versucht sein, zu 
glauben, dass der Londoner Rauch nicht unvorteilhaft auf das Gedeihen der 
Pflanzen einwirke. 

Wie bisher, hatten auch dieses Mal die Herren PAuL & Sons ihren Stand 
nicht in der Halle, sondern unter deräusseren Kolonnade und getreu ihrem wohl- 
verdienten Rufe als die ersten Rosenzüchter Englands spottete ihre herrliche 
Ausstellung von Rosen aller Art, neben anderen gleichfalls ausgezeichneten Blumen 
und Blattpflanzen, des herbstlichen Wetters. 

Ich habe geflissentlich bisber eine Blume, das Chrysanthemum, nicht erwähnt, 
obgleich dasselbe in zahlreichen Exemplaren präsentiert war, da aber die nächste 
specielle Ausstellung, welche den Schluss des ganzen Unternehmens bilden wird, 
hauptsächlich derselben gewidmet sein wird, so behalte ich mir weitere Besprechung 
bis dahin vor. 

Vieles andere, wie z. B. die grosse Kollektion von Palmen des Herrn WiLLıams, 
war in hohem Grade beachtenswert, ich bin jedoch genötigt, mich auf die blosse 
Andeutung zu beschränken. Wıe schon das letzte Mal bildeten auch dieses Mal 
Früchte aller Sorten einen grossen Teil der Ausstellungsgegenstände und die 
Leistungen darin waren bewundernswert. Ein Herr Lane erhielt die goldene 
Medaille für 5o Teller, verschiedener Früchte, von denen jede einzelne einen be- 
sonderen Preis verdiente. 

Auch die Blumen in der permanenten subtropischen Abteilung in der grossen 
Halle haben ihren Schwestern des Herbstes Platz gemacht. Merkwürdigerweise 
hat das kältere Wetter auf den Rasen in dieser Abteilung einen vortrefflichen 
Einfluss gehabt, und das Gras ist jetzt weit grüner als es den ganzen Sommer 
hindurch war. 

Wir sind in London daran gewöhnt, Früchte von Australien, Kalifornien etc. 
zu erhalten, aber als etwas neues muss ıch erwähnen, dass man soeben versucht 
hat, auch frische Blumen von dort hierher zu senden. Und der Versuch ist 
soweit geglückt, denn die 24 Chrysanthemumblüten, die in voriger Woche von 
Neu-Seeland hier ankamen, waren so frisch, als wären sie eben geschnitten. Natür- 
lich spielt Eis bei der Verschickung eine grosse Rolle. 

RUDOLPH SCHÜCK. 


568 W. Hampel: Die neue Gurke »Juwel von Koppitz«. 


Die neue Gurke „Juwel von Koppitz“. 
Hierzu Abbildung 118 und 119. 


Schreiben des Herrn Garten-Inspektors HAMPEL, Koppitz, an den Verein zur Beförderung des _ 
Gartenbaues zu seiner Versammlung am 29. September 1892. 


Hochgeehrte Herren! 


Mit Gegenwärtigem erlaube ich mir einige Gurkenpflanzen nebst einer Anzahl 
solcher Früchte vorzulegen und Ihrer Prüfung und Beurteilung zu unterbreiten. 

Es sind dies Früchte einer ganz neuen Gurkenzüchtung, welche ich durch 
künstliche Befruchtung und wiederholte Fortpflanzung durch Stecklinge von solchen 
Rankenenden, die reichen Fruchtansatz zeigten, gewonnen habe. Diese Neu- 
züchtung hat sich bis jetzt nicht nur als sehr reichtragend, sondern als die aller- 
früheste Treibgurke bewährt und kann zur frühen Treiberei nicht genug empfohlen 
werden, indem ihre Entwickelungszeit kaum halb so lange dauert, als bei allen 
anderen bisher bekannten Treibgurken. 


N 


Abb. 118. Treibgurke Hampels »Juwel von Koppitz«, im Hause gezogen. 


Wie die vorgelegten Pflanzen zeigen, erscheint an jeder Pflanze mit dem ersten, 
spätestens aber zweiten Blatt der Fruchtansatz, welcher nicht, wie bei den anderen 
Gurken-Varietäten zu Grunde geht, sondern sich sofort zu schönen Früchten ent- 
wickelt, so dass in kurzer Zeit, ungefähr in 6—8 Wochen, vom Tage der Aussaat 
gerechnet, die Pflanzen mit einer Anzahl verbrauchsfähiger Früchte besetzt sind. 
Der Hauptwert dieser Züchtung liegt daher in der frühen Entwickelung, was für 
die zeitige Treiberei von hohem Wert ist, indem nicht so viel Mühe dazu er- 
forderlich ist und die zeitigen Gurken gesucht und gut bezahlt werden. 

Die Ursprungspflanze, sowie die ersten Nachzüchtungen, wurden ım Hause 
kultiviert und waren anfänglich etwas empfindlich gegen Nässe und Kühle, was 
sich im zweiten Jahre verlor. Um nun aber diese Varietät für die Mistbeettreiberei 
und für jeden Gurkenzüchter geeignet zu machen, habe ich dieselbe auf ver- 
schiedene Weise und zu verschiedenen Zeiten kultiviert, so dass die Nachzüch- 
tungen vollständig abgehärtet und nicht nur für die Hauskultur, sondern auch für 
die Mistbeete geeignet sind, mit dem Unterschiede, dass die Früchte ım Hause 
etwas länger werden als in dem Mistbeet. 


Ne) 


W. Hampel: Die neue Gurke »Juwel von Koppitz«. 56 


Die vorgelegten Gurkenfrüchte sind im Gurkenhause gezogen, die Samen 
hierzu wurden am 1. Juli d. J. gelegt. An demselben Tage wurden von meinem 
Gemüsegärtner, Herrn BAAR, 1oo Korn in die Mistbeete gelegt, aus welchen am 
5. Juli die ersten Pflanzen hervorgingen, von welchen mehrere am 183. August, also 
am 49. Tage nach der Aussaat, 3—5 zum Verbrauch geeignete Früchte enthielten, 
die am 26. August eine blasse Farbe zeigten und am ıo. September, also 72 Tage 
nach der Aussaat, keimfähigen Samen lieferten, von welchem eine kleine Probe 
vorliegt. Die vorgelegten Pflanzen sind im Hause gezogen und 34 Tage alt. In 
den Mistbeeten zeigen dieselben noch reicheren Fruchtansatz, namentlich im Früh- 
jahr und Sommer. 

Im vorigen Jahre legte ich dem Central-Verein für Gärtner und Gartenfreunde 
zu Breslau eine 9 Wochen alte Pflanze dieser Gurke vor, welche einige zwanzig 
ausgebildete und eben so viel kleinere Früchte enthielt. Dieselbe wurde allgemein 
bewundert und erhielt von der Versammlung den Namen »Juwel von Koppitz«. 


Abb. 119. Treibgurke Hampels »Juwel von Koppitz«, im Mistbeete gezogen. 


Um nun dieses Juwel den Gurkenzüchtern nützlich zu machen, erlaube ich 
mir dem Verein zur Beförderung des Gartenbaues 400 Korn Samen gratis zu über- 
reichen mit der ergebenen Bitte, dieselben an die verehrten Mitglieder zu ver- 
teilen. Ausserdem stelle ich die Samen, welche die vorgelegten Gurken enthalten, 
dem Verein beliebig zur Verfügung. Die weitere Verbreitung hat die Firma 
HAAGE & SCHMIDT in Erfurt übernommen. 

Die beigelegte Photographie zeigt das Innere eines Gurkenhauses, welches 
mit Ausnahme einer Pflanze von der japanischen Klettergurke mit Juwel von 
Koppitz bepflanzt war. Leider aber zeigt die Photographie nur den dritten Teil 
der bei der Aufnahme vorhanden gewesenen Früchte. 


Koppitz, den 28. September 1892. 
Ganz ergebenst 


W. HAMBEL. 


Besichtigung der Tempelhofer Baumschulen. 


Am 22. September d. J. machten die Mitglieder der technischen Ausschüsse des 
Vereins zur Beförderung des Gartenbaues eine Exkursion nach Tempelhof im Süden 
von Berlin. Es galt einen Besuch der Tempelhofer Baumschulen, welche unter der 


570 Dressler: Besichtigung der Tempelhofer Baumschulen. 


Leitung des Herrn Obergärtners KAEHLER stehen, und welche sich seit einer Reihe 
von Jahren eines guten Rufes erfreuen, besonders dadurch, dass immer grössere 
Exemplare von Baumschul-Artikeln, speciell aber grosse Koniferen zu haben sind. 

Die Baumschulen befinden sich auf vier grösseren Terrains und wurde der 
Teil zuerst besichtigt, auf dem in den letzten Jahren die grossen Koniferen stan- 
den, der aber jetzt ziemlich abgeräumt und wieder mit jungen Pflanzungen be- 
stellt ist. 

Dieser Teil ist besonders interessant durch einen grossen Teich, auf dem sich 
durch das Emporsteigen von moorigen Erdmassen schwimmende Inseln bilden, 
die dann herausgefischt werden; eine hatte man jedoch erhalten und diese war 
mit Blumen und Blattpflanzen bepflanzt. 

Der zweite Teil war hauptsächlich mit Koniferen bepflanzt und hier sah man, 
dass diese eine grosse Specialität des Herrn KAEHLER sind, hier standen die 
schönsten und seltensten Sachen, zum Teil in grosser Zahl, ich nenne nur: Abies 
Nordmanniana, Pinsapo, concolor, Picea pungens glauca und pung. gl. Costeriana, 
prachtvoll blau gefärbt, auch Abies polita u. s. w., verschiedene Chamaecyparis 
und viele Thujopsis dolobrata und dol. erecta. Es würde zu weit führen, hier 
noch mehr zu nennen, aber der schönen Magnolien, die hier zahlreich zwischen 
den Koniferen standen, muss ich noch gedenken. 

Von hier ging es in den Park mit einem grossen Teich, welcher von einer 
Maschine, die in einem Berge versteckt aufgestellt ist, mit Wasser versorgt wird, 
sodass man glauben könnte, man hätte einen natürlichen Wasserfall vor sich. Der 
Park ist vor ca. 2o Jahren angelegt und enthält schöne Baumpartieen und Sichten, 
harrt aber noch seines eigentlichen Zweckes, es fehlt eine Villa, weil sich der 
Besitzer noch nicht entschliessen kann, seinen dauernden Aufenthalt hier zu 
nehmen. An den Park schliesst sich ein Obst- und Blumengarten an, der mit 
schönen grossen Birnpyramıden und Apfelkordons bepflanzt ist. 

Die nun folgende Abteilung war die grosse neue Baumschule, die mit dem 
Dampfpfluge bearbeitet ist, und hier waren ausser den gewöhnlichen Artikeln sehr 
schöne junge Obstformbäume von Äpfeln, Birnen, Kirschen, Pflaumen, Pfirsich, 
Aprikosen u. s. w. mit kräftigen Trieben, welche auf die guten Eigenschaften des 
Bodens schliessen lassen, in grosser Auswahl vorhanden. Auch war hier eine 
grössere Zahl von Obstpyramiden in Kübeln vorrätig, sodass jedem Wunsche 
hierin entsprochen werden kann. 

Zuletzt wurde noch der Teil bei der Wohnung des Herrn KAEHLER besichtigt. 

Das ganze Baumschul-Areal beträgt ca. 8o Morgen (20 Aa), der Park ist 
40 Morgen gross und hieraus kann man ersehen, wie grossartig und wertvoll diese 
Besitzung in einem so beliebten Vororte, wie Tempelhof, ist. 

Da der Besitzer, Herr FRANCKE, nicht ın Berlin resp. in Tempelhof wohnt, so 
ist das Ganze dem Schaffensgeist des Herrn KAEHLER zuzuschreiben, und es wurde 
dies von den 30 Herren, welche sich zur Besichtigung eingefunden, auch lobend 
hervorgehoben. 

Wir können Herrn KAEHLER zu den grossartigen Anlagen, besonders den in 
den letzten Jahren angelegten Baumschulen nur Glück wünschen und ihm für seine 
freundliche Führung danken, ganz. besonders aber auch dafür, dass er nach Schluss 
der Besichtigung die Besucher als seine Gäste noch lange gemütlich zusammen 
zu bleiben veranlasste. 

DRESSLER. 


Obst- und Gartenbauschule Wittstock, Ostpriegnitz. 571 


Obst- und Gartenbauschule Wittstock, Ostpriegnitz. 


In der zweiten Hälfte des Oktober d. J. wird in Wittstock, Östpriegnitz, eine 
Obst- und Gartenbauschule eröffnet werden in Verbindung mit dem neu anzu- 
legenden Provinzial-Obstgarten. — Wittstock, in welchem Städtchen bisher neben 
der Ackerbauschule unter der Leitung des Direktors Herrn F. SCHNEIDER II eine 
vom landwirtschaftlichen Ministerium und der Provinz reich unterstützte Obst- 
verwertungs-Versuchsstation prosperierte, liegt inmitten einer reichen Obstgegend 
der Provinz Brandenburg, es ist daher besonders geeignet, den Obstbau im nord- 
westlichen Teile der Mark zu fördern und zu heben. 

Zweck der neuen Anstalt ist, dem Grossgrundbesitz tüchtige theoretisch und 
praktisch geschulte Gutsgärtner zuzuführen, dem Kleingrundbesitzer bei Anlagen 
von Obstgärten behilflich zu sein, sachverständige Baumwärter auszubilden, Land- 
schullehrer für den Obstbau zu interessieren und zu dessen Verbreitung anzuleiten. 
Der Kursus für Gärtner ist einjährig bemessen und es soll in ıhm Theorie und 
Praxis derartig Hand in Hand gehen, dass an den Nachmittagen durch praktische 
Demonstrationen und Arbeiten die am Vormittage gegebenen Vorträge ergänzt 
werden. Auf diese Weise werden die hiesigen Gartenbaueleven der Praxis nicht 
entfremdet, denn es ist eine nicht zu leugnende Thatsache, dass junge Leute, 
weiche sich ı Jahr ganz dem theoretischen Studium widmen, später wenig Neigung 
für die Praxis haben und gerade diesen Übelstand will die neue Wittstocker Schule 
beseitigen. Sie will aus der Praxis für die Praxis arbeiten. — 

Die Kurse für Gärtnergehilfen sollen sich auf alle Fächer des Obstbaues, auf 
Obstverwertung und auf diejenigen Zweige der Gärtnerei erstrecken, welche für 
den Gross- und Kleingrundbesitz, für die Kleinstadt und für das Land von grosser 
Bedeutung sind, nämlich Gemüsebau, Gemüseverwertung und Konservierung, auf 
Anlage von Obstgärten und Obstalleen, auf Schaffung und Pflege ländlicher Parks, 
auf Schnitt und Pflege von Hochstämmen und Spalieren, auf Bienenzucht und auf 
sämtliche einschlagende Nebenfächer. 

Wie sehr es zum Schaden des brandenburgischen Obstbaues an tüchtigen, mit 
der Obstbaumpflege und dem Schnitt vertrauten Gutsgärtnern zur Zeit noch man- 
gelt, ist nicht erst nachzuweisen. Die neue Anstalt wird daher nicht nur, von 
jedem strebsamen jungen Gärtner, sondern auch von allen älteren Berufsgenossen 
mit Freuden begrüsst werden, umsomehr, da der Unterricht unentgeltlich er- 
teilt wird. 

Die Kurse sind zur Zeit in hervorragender Weise lehrreich, da während ihrer 
Dauer mit der Neuanlage des ıo Morgen grossen Provinzial-Obstgartens begonnen 
wird und zur geeigneten Zeit den Kursisten die neue Obstverwertungs-Versuchs- 
station mit ihren neuesten Maschinen als Lehrobjekt dient. 

Den technischen Unterricht, sowie den praktischen in den gärtnerischen Fächern 
wird der Garten-Inspektor C. SCHULTZ, ein Schüler LAucHes, leiten, die Grund- 
und Hilfswissenschaften werden von tüchtigen Fachleuten vorgetragen werden. 

Unterkunft finden die Eleven und Kursisten bei Bürgern der Stadt zu billıgen 
Preisen; die Direktion ist gern zur Vermittelung bereit. Der Übersendung des 
Prospekts unterziehen sich der Direktor F. SCHNEIDER II und Inspektor C. SCHULTZ 
jederzeit. 


572 Fortschritte in unseren Rosenkulturen. 


- Fortschritte in unseren Rosenkulturen. 


Wenn man jetzt einen Gang durch unsere verschiedenen Rosenkulturen 
machen will, so trifft man auf etwas ganz anderes als noch vor wenigen Jahren, 
Die Rosenkultur hat sich in zwei Richtungen ganz besonders ausgedehnt, einer- 
seits in Nordamerika als ständige Winterkultur, andrerseits in Europa als Sommer- 
kultur zur Erzeugung von Rosenöl, wo jetzt schon in der Umgebung von Leipzig 
72 Morgen mit Rosen bepflanzt sind. In Amerika erstreckte sich die Kultur 
bisher immer noch auf die Vermehrung der Rosa Thea indica, während in Europa 
althergebrachte orientalische Rosensorten der Rosa damascena verbreitet und 
benutzt werden. In Amerika hat die Kultur besonders erwählter Thea-Rosen, 
so hauptsächlich der Catharina Mermet, eine Anzahl neuer Varietäten — Sport- 
rosen — hervorgebracht, d. h. Sorten, welche ohne irgend eine definierbare Ver- 
anlassung auf den alten Varietäten entstehen und eine konstant bleibende Ver- 
schiedenheit in irgend einer Eigenschaft, z. B. Habitus, Grösse, Gefülltheit, Farbe etc. 
zeigen. Am grossartigsten darin ist Catharina Mermet, welche unter anderen 
Ruby Gold (Rubin Gold), Watau, und hauptsächlich die beiden Rosen als Sport- 
triebe hervorbrachte, die in Amerika jetzt für die schönsten und besten Rosen 
überhaupt gehalten werden. Es sind dies 'T'he Bride (die Braut), eine wundervoll 
schneeweisse Varietät, und The Bridesmaid (die Brautjungfer), eine wundervoll 
karminrote Abart. 

Aus der Zeit der Rosenkonferenz in England, vor vier Jahren, ist bekannt, 
dass der Rosenkenner Cr£EPIN am Lütticher botanischen Garten konstatierte, dass 
nur sehr wenige Species an der Kreuzung unserer Hybridenrosen teilnehmen. 
Seitdem ist etwas stärker Rosa polyantha beigetreten, welche sowohl sehr klein- 
blütige, als auch solche mit grösseren Blumen geliefert hat und erst im Anfange 
ihrer Einwirkung steht. Eine der Sonderbarkeiten dieser Rose ist die Erscheinung, 
die sich bei dem Gärtner LE£onARD LitLo in Lyon gezeigt hat, der an wiederholt 
aus Japan erhaltenen Samen (durch Dr. H£non) konstatierte, dass es eine Rasse 
von Rosen gäbe, welche als Annuelle zu betrachten sind, d. h. welche im Jahre 
ihrer Aussaat keimen, Blätter und Stengel tragen, Knospen und Blüten bringen 
und ihre Früchte und Samen ausreifen. Sie bilden damit eine: Abteilung, die jetzt 
bei mehrjährigen Pflanzen in der Gärtnerei hauptsächlich herangezogen wird. So 
ist das der Fall bei den vor wenigen Jahren erschienenen Marguerite-Nelken, und 
im Juli dieses Jahres hat man in einer englischen Ausstellung auch mehrere 
Chrysanthemum gezeigt, die, in vollster Blüte, erst in diesem Frühjahr zeitig 
ausgesäet worden waren, also auch als einjährig zu gelten haben. 

Weniger in die Kreuzungsbefruchtung ist Rosa rugosa eingetreten, obwohl 
ihre besonderen Eigenschaften, dunkle Farbe, eigentümlich starker Geruch und 
ausnehmende Winterhärte sie zu Kreuzungen besonders begehrenswert macht. 
Von ihr brachte MORLET neuestens die Rugosa fimbriata, deren Petalenrand voll- 
ständig eingeschnitten ist, eine bei Rosen sehr selten vorkommende Eigenschaft, da 
man kaum eine oder zwei Sorten mit dieser Eigenschaft kennt. (Nichts Neues. Red.) 

Als die dritte Rose, welche neuerdings wieder Beachtung gefunden hat, ist 
Rosa rubiginosa zu nennen. Zur Zeit der Rosenkonferenz wurde sie als diejenige 
empfohlen, welche auf die Verbesserung und Verschönerung des Laubes einwirken 
sollte. Und der eigentümliche, angenehme und starke Geruch der Blätter der- 
selben ist auch ganz geschaffen, deren Verbreitung zu empfehlen. Es giebt davon 
längere Zeit hindurch schon sehr hübsche Varietäten, die aber wenig im Kurs sind. 


Obst-Ausstellung in Nieder-Schönweide, 573 


Insbesondere wurden in einer der letzten englischen Ausstellungen von Lord 
PENZANCE zwei neue Varietäten von Sweet Briar ausgestellt, von denen die eine 
in scharlachroten Trauben prangte und als Varietät erster Klasse bezeichnet wurde. 

Die neueste Rose, von welcher wir noch sprechen wollen, ist die Rose Crimson 
Rambler, von welcher die Herren Turner und Sohn eine grosse Masse halten, 
die sie direkt von Japan erhielten und unter dem Namen Engineer verbreiteten. 
Die Pflanze ist eine Form von Rosa multiflora, die schönste Englands. 

R L. v. Nagy. (7) 


Obst-Ausstellung in Nieder-Schönweide bei Berlin vom 29. September 
bis I. Oktober 1892. 


Von Hofgärtner M,. Hoffmann. 
(Schluss.) 


An Pyrus-Sorten bezüglich der Blüte: Pyr. Mal. floribunda fruct. flavis, spec- 
tabilis Kaido, Toringo, Ringo (spectabilis alb. pl.) floribunda; bezüglich der Früchte: 
Pyr. Malus Hyslops Crab und prunifolia fructu rubro. Unter den Äpfeln: Ernst 
Koch, Kallbachs Reinette, Sommer - Parmaine (in Holstein als Kaiser - Tafelapfel 
bekannt), Heyders Liebling, besonders dankbar an älteren Bäumen. Birnen: Winter- 
Dechantsbirne und Aremberg d’ete, mit bergamottähnlicher Form. Die gleich- 
falls hierher gehörenden Birnen- und Apfel-Sortimente von MEHL-Weissensee, 
WEBER-Spindlersfeld, SCHULTZ-Charlottenburg, boten ein reichhaltiges Material an- 
erkannt guter, für die Tafei wie Wirtschaftsgebrauch geeigneter Obstsorten, vom 
Hochstamm wie Spalier. Herrn MEHLs Sortiment enthielt an neuen Birnensorten 
u. a. Therese, ganz neu, Seel, amerik. Rousselet, gut im Geschmack, Marie 
Guisse, sehr empfehlenswert, Prinzesse d’Orange, grosse Frucht, reichtragend (An- 
fang Oktober), Emile Heyst, späte Herbstbirne. Herrn PUHLMANNs Sortiment 
führte uns vornehmlich die in Werder gangbaren Marktfrüchte vor, dasjenige des 
Herrn WEBER enthielt vom deutschen Pomologen - Verein empfohlene Sorten, 
indes Herr SCHULTZ unter seiner Sammlung namentlich schön ausgebildete 
Früchte von: Kaiser Alexander, bis zu '/; Pfd. schwer, Schieblers Taubenapfel und 
Purpurroten Cousinot aufzuweisen in der Lage war. Gleich vorzüglich aus- 
gebildete Früchte in Kaiser Alexander enthielt die kleine Kollektion des Herrn 
KÖRNER - Rixdorf; vorzügliche Gravensteiner das reichhaltige Sortiment des Herrn 
ANDRITZKI-Holtenau, Provinz Schleswig; gut ausgebildete Früchte des doppelten 
Melonen-Apfels, mit einer dem Prinzen-Apfel ähnlichen Form, der nach Aussage 
des Züchters sich als sehr reichtragend und ebenso als Wirtschafts- wıe Tafelirucht 
empfehlen dürfte, die von Herrn Inspektor Massmann-Gr.-Wesseck in Holstein 
eingesandte Sammlung, welche ausserdem eine kleine Anzahl sehr rein gehaltener 
weisser Winter-Calville, sowie eine neuere Sorte, »Benoni« (vermutlich ein Blend- 
ling des 'Gravensteiner) benannt, enthielt. 

An bemerkenswerten Pflaumensorten fanden sich, um das hier gleich einzu- 
schalten, die sogenannte Decaisne Pflaume, eine gelbe, rotgesprenkelte, runde 
Frucht, und Reineclaude Graf Althanns, braunrot, mittelgrosse Frucht in der Samm- 
lung des Herrn G. WoHLEer-Wiek bei Kiel, sowie in derjenigen des Herrn PuHL- 
MANN-Werder eine besonders grosse, dunkelblaue: Her Majesty, die als vorzüglich 
süss ım Geschmack sich erwies. 

Zu den Glanzpunkten der Ausstellung gehörten unbedingt mit die von 4 ver- 
schiedenen Züchtern ausgestellten Wein-Sortimente. Obenan standen hier die Er- 


574 Obst-Ausstellung in Nieder-Schönweide. 


folge des Herrn Obergärtners SCHREIBER — Geh. Kommerzienrat VEIT-Steglitz, welche 
sich in vorzüglichen Trauben der unter Glas zu kultivierenden Sorten: Buckland 
sweet water, Alicante, Muscat of Alexandria und Gros -Collmann, letztere im Ge- 
wicht von 8 Pfd., bekundeten. Das gleichfalls durch vollkommen ausgebildete 
Beeren wie Traubenstand sich auszeichnende Sortiment des Herrn KoTTE-Südende 
enthielt u. a. noch: Kadarka, eine weisse, grossbeerige ungarische Art, ferner Le 
sucre, gross rundbeerig, weisser Syrischer, mit elliptisch geformter Beere, sowie 
Black Alicante, eine Sorte, die infolge ihrer grossen Widerstandsfähigkeit zu 
Treibzwecken vom Aussteller sehr empfohlen wird. Das Sortiment des Herrn 
Obergärtners Haropr-Rittergut Britz zeigte ausser vorgenannten Sorten u. a. noch: 
Marie Palig, eine Abart des Black Hamburgh; desgleichen Black Prince, deren 
Farbenton mehr ins Rötliche hinüberspielt, und Black Hamburgh*), von dem Aus- 
steller in diesem Jahre allein gegen 3 Ctr. zum Verkauf erzielt haben will! Der 
Centner zu ı5o Mk. gerechnet, ergiebt mithin allein die runde Summe von 450 Mk. 
gleich dem 4 bezw. 5 fachen Monatsgehalte eines Obergärtners! Die Trauben- 
Sammlung des Herrn MeEHr bot in doppelter Gestalt, Treibsorten wie Freiland- 
weine, insofern erhöhtes Interesse, als hier nordamerikanische Sorten, bei uns im 
Freien reifend, zur Ansicht gelangten. Ich führe diese hier besonders an: Concord 
und Craveling, schwarzbeerig, Chasselas, grünfarbig, Delaware und Rythers Hybride, 
beide von roter Farbe, ersterer besonders süss im Geschmack, jedoch kleinbeerig. 

Mit dem Traubensortiment zusammen hatten Herr SCHREIBER wie Herr MEHL 
zugleich Pfirsiche ausgestellt, ausserdem aber noch Herr PUHLMAnN-Werder, und 
zwar letzterer ausser den alten Sorten: Venusbrust, Rivers frühe noch ı5 Sämlinge 
verschiedener Form und Farbe, eine Kulturmethode, wie sie bekanntlich im 
Werder schon seit langer Zeit sich eingebürgert hat. Was man auch vom Stand- 
punkte rationeller Obstzüchtung immerhin gegen dieses Verfahren einzuwenden 
vermag, das Bestreben: gut gebildeten und dabei schön gefärbten Früchten 
den Vorzug zu geben, tritt doch deutlich hervor, gegenüber der Behandlung dieser 
Frucht in den Weingeländen des Elbthales, namentlich Nieder-Lössnitz, wo man 
im Massenbau auch noch heute einen kleinen, gelblich grünen Pfirsich antrifft, der 
meist infolge seines bitteren Geschmackes und geringen Aussehens zu sehr nie- 
drigen Preisen vorzugsweise von der dortigen Landbevölkerung gekauft wird. Die 
von Herrn SCHREIBER im Hause gezogenen Pfirsiche: Silber-Pfirsich (breites läng- 
liches Blatt, Frucht innen goldgelb), Malta (sehr aromatisch), Schöne von Baden, 
Rote Madeleine, Königin der Obstgärten, zeigten sich sämtlich in sehr empfehlens- 
werten Früchten. 

Neben den Pfirsichen traten in grösseren Sammlungen die Haselnüsse auf, 
eine Obstgattung, die mehr und mehr an Bedeutung gewinnt. Von den zahlreichen 
Sammlungen der Firma Harner-Radekow (48 Sorten), des Herrn KorTE-Südende 
(ca. ı5 Sorten), des Herrn MEHL (ca. 8 Sorten), des Herrn Obergärtners JÖRNS 
(ca. zo Sorten), des Herrn G. WoHLEr-Wiek bei Kiel (ca. ı5 Sorten), sowie der 
Firma L. SpArtH-Rixdorf (33 Sorten), nenne ich hier als beste grossfrüchtige und 
zugleich dünnschaligste: Daweana, Webbs prize Cob, Cosford (die allerdünn- 


*) Gelegentlich der Entstehung des Namens Black Hamburgh ist es geschichtlich festgestellt, 
dass das Haus J. VEITCH & Sons-London unter diesem Namen einen Wein vertrieb, welcher als 
der bekannte deutsche blaue Frankenthaler den Weg über Hamburg nach London gekommen, 
nun hier in London im Garten eines Uhrmachers von dem Chef des Hauses J. VEITCH aufgefunden, 
in Vermehrung genommen, und unter der ihm alsdann zugesprochenen Benennung: »Black Ham- 
burgh«, d. h. schwarzer Hamburger, nach dem alten Mutterlande gegen teures Geld zurücksegeltel 


Obst-Ausstellung in Nieder-Schönweide, 575 


schaligste), 2 Sämlinge KorrEes von Daweana und Northamptonshire prolific, 
letztere, die sich leicht mit dem Finger zerdrücken lässt, Auch die deutsche Züch- 
tung Gustavs Zellernuss, sowie Luisens Zellernuss (SPÄTh), Kadetten-Zellernuss (JÖRNs), 
aus Zürich stammend, besitzen in dem vollen Kern ein angenehmes Aroma, sind 
aber gegenüber den englischen Züchtungen nicht so dünnschalig. Unter den Quitten, 
welche seitens des Herrn Obergärtners Jörns und Firma L. SpÄrH ausgestellt 
waren, sind namentlich empfehlenswert: de Bourgeau (JÖRNS), stammt aus Angers, 
persische Zucker-, gewöhnliche Birn-*) und portugiesische Birnquitte*) (L. SpÄTH). 
Zu den im Sortiment des Herrn Obergärtners Jörns bereits vorerwähnten Gemüsen ge- 
sellten sich eine Sammlung Centner-Kürbisse des Herrn Krop-Rixdorf, ferner Früchte 
der Lagenaria vulgaris, sogenannte Herkuleskeulen, sowie ı Sorte Zierkürbisse, beide 
von Herrn Obergärtner WEBER eingesandt. Eine Treibgurkenfurcht: »Juwel« des 
Herrn Garten-Inspektors HAmPpEL-Koppitz, Stecklingsfrüchte vom Frühjahr, bewirkte 
sowohl bezüglich ihrer grossen langgestreckten Form, wie des so reichen Ansatzes, 
soweit dies beigelegte photographische Aufnahmen veranschaulichten, nicht geringes 
Aufsehen. Aber auch ohne Blumenschmuck sollte es nicht abgehen, und wäh- 
rend man einerseits den bereits erwähnten Rosen des Herrn M. BuntzEr vollste Be- 
wunderung zollte, sodann den einfachen wie gefüllten Knollenbegonien (abge- 
schnittene Blüten) aus den Kulturen der Herren SCHWARZBURG-Pankow und Garten- 
Inspektor DRESSLER-Dalldorf stammend, das heutzutage sich mehr und mehr ent- 
wickelnde Verständnis entgegenbrachte, tauchte an der gegenüber befindlichen 
Seite des Saales ein höchst umfangreiches Sortiment (abgeschnittene Blumen) der 
Cactus Dahlie auf, deren Züchter, A. SCHWIEGLEWSKI-Carow, allseitig Anerkennung 
gebührt. Es würde hier zu weit führen, die einzelnen, in Form und Farbe sıch unter- 
scheidenden Sorten namhaft zu machen; ich beschränke mich nur hier auf die 
kurze Angabe, dass Herr SCHWIEGLEWSKI in diesem Jahre ungefähr 22 ooo Stück 
Dahlien herangezogen, und zwar unter diesen allein gegen ıoo der neuesten Sorten, 
ausser eigenen Züchtungen. Als eine besonders effektmachende neue Züchtung ist 
hier jedoch noch die mit weissgelblichem Centrum und tief rosa gefärbten äusseren 
Blumenblättern versehene Cactus Dahlie der Firma DörpLes-Erfurt namhaft zu 
machen, eine Neuheit, von der ich glaube, dass sie binnen kurzem den Markt er- 
obern wird. Zugleich kann ich nicht bei dem Kapitel Blumenschmuck die 
Riesensonnenblumen des Herrn KÖrnER-Rixdorf und besonders die Blattpflanzen- 
Gruppe des Herrn OÖbergärtners WEBER, welche die Mitte des Hintergrundes 
und die hier aufgestellten Büsten der Kaiserlichen Majestäten schmückte, über- 
gehen, ohne das allzeit bereite Wirken und Schaffen dieses Mannes gebührend 
hervorzuheben! Die in der Ausstellung vorhandene Anzahl diverser Geräte der 
Herren F. W. Kropr-Berlinn ©. KÖHseEL-Sohn, Woıwonk-Berlin, zeigte u. a. zwei 
Neuheiten: 1. die bereits schon einmal erwähnte Raucherzeugungs-Maschine des 
Herrn Weısse-Berlin und 2. den Obst-Dörrapparat des Herrn G. CHRrIsST-Berlin. 
Letzteres, ein von Herrn B. L. Künn konstruiertes Gerät, beruht seinem wesent- 
lichen Prinzip nach darauf, das Aroma der betreffenden zu dörrenden Frucht 
wiederum zu binden. Der hierzu erforderliche Hitzegrad bewegt sich in der 
Scala zwischen +54 — +80° R. Sämtliche Probefrüchte erwiesen sich beim 
Kosten in der That als solche ihrem natürlichen Aroma entsprechende Dörrobst- 
produkte. Dieses Verfahren hat damit allein schon einen grossen Vorsprung 


*) Diese beiden Sorten unterscheiden sich wesentlich durch ihren Bau. Während die portu- 
giesische nach dem Kelch zu spitz gebildet, ist unsere gewöhnliche Birnquitte an dieser Stelle ganz 
breit gebaut, ein infolgedessen ganz verschiedenes Aussehen. 


576 Chicagoer Ausstellung. 


gegenüber den bisherigen Einrichtungen gewonnen. Aber auch die Leistungs- 
fähigkeit: 28 Scheffel Obst in 32 Stunden mit nur 300 Presskohlensteine-Heiz- 
material zu dörren, ist ein ausserordentlich günstiger Umstand. Zum Schluss sei 
nur noch ein Wort über das Gesamtbild gestattet. So klein auch der Rahmen 
gewesen, innerhalb dessen sich diese Ausstellung zu bewegen hatte, so bekundete 
der Charakter einen wesentlich hervortretenden Zug. Unsere deutschen Baum- 
schul- und Obstzüchter haben gelegentlich dieser Proben einen Beweis ihrer Um- 
sicht und Tüchtigkeit geliefert, der die vollste Anerkennung verdient, gleichzeitig 
aber auch den Wunsch zeitigt, dass man auf der einmal begonnenen Bahn rüstig 
fortschreiten möge! Der Umstand, dass eine jede Fruchtsorte, wo immer sie auch 
auftauche und zu unserer Kenntnis gelange, hier durch Kulturversuche heran- 
gezogen, beobachtet und geprüft wird, setzt den in diesem Fache arbeitenden 
Obstzüchter in den Stand: die Obstfrucht civilisierter Gegenden der ganzen Erde 
nach und nach kennen und beurteilen zu lernen, und damit eine umfassende Be- 
berrschung auf diesem Gebiete gärtnerischer T'hätigkeit zu gewinnen. Ich möchte 
hinzufügen, dass wir bezüglich der Abteilung Pflanzenkulturen auch einen so leb- 
haften Wettbewerb der That nach bekundeten, es würde das gewiss unseren 
Gewächshauskulturen, dem eigentlichen Anzuchtsgärtner, zum grössten Vorteil ge- 
reichen! 


Chicagoer Ausstellung. 


Aufruf an die Handelsgärtner Deutschlands! 


Unter denjenigen deutschen Handelsgärtnern, welche ein Interesse an dem 
Export nach Amerika, sowohl nach Nord-, als nach Mittel- und Süd-Amerika haben, 
befindet sich noch immer eine Anzahl, welche sich nicht entschlossen haben, ihre 
Artikel in Chicago im nächsten Jahre auszustellen. 

Viele haben sich deshalb zurück gehalten, weil ihnen die Kosten dafür zu 
hoch erscheinen, und weil sıe befürchten, dass ihre Ausstellungsobjekte nicht sorg- 
fältig genug aufgestellt und ausstellungswürdig erhalten werden würden, und dass 
infolgedessen der erhoffte Erfolg ausbleiben würde. 

Infolge der von uns mit dem Herrn Reichskommissar geflogenen Verhand- 
lungen hat sich derselbe jetzt bereit erklärt, um die Beteiligung des deutschen 
Gartenbaues zu erleichtern, den zu den Kosten für Vertretung, Aufstellung und 
Pflege der Ausstellungsobjekte uns zur Verfügung gestellten Betrag von Io 000 Mk. 
auf 20000 Mk. zu erhöhen. 

Als Bedingung für die Verwendung dieses Reichszuschusses verlangt der Herr 
Reichskommissar, dass die deutsche Handelsgärtnerei durch umfangreichere Be- 
teiligung an der Weltausstellung beweist, dass sie ein Interesse daran hat, sich 
das Absatzgebiet ihrer Produkte nach Amerika zu erhalten und zu erobern, und 
dass-auch von den Ausstellern ein gewisser, etwa nach dem Umfang ihrer Aus- 
stellungsobjekte zu bemessender Beitrag zu den Kosten auf der Ausstellung selbst 
getragen wird. Sollte seitens der deutschen Handelsgärtner jedoch trotz dieses 
Entgegenkommens kein ausreichendes Interesse an der Erhaltung des in Frage 
stehenden Absatzgebietes gezeigt werden, so wird vom Reiche auf eine Beteiligung 
des deutschen Gartenbaues auf der Chicagoer Ausstellung verzichtet werden. Eine 
Verantwortung hierfür wird auf die daran interessierten Handelsgärtner selbst 


Chicagoer Ausstellung. 


zurückfallen, wenn sich später ergeben sollte, dass das Zurückbleiben unserer 
Handelsgärtnerei im Vergleich zu dem Auftreten desselben Berufszweiges anderer 
Nationen Nachteil für den deutschen Gartenbau in seiner Gesamtheit hervorgerufen 
haben wird. Möge sich deshalb jetzt noch in letzter Stunde jeder Handelsgärtner 
ernstlich die Frage vorlegen, ob es mit seinen Interessen und mit denen des deutschen 
Gartenbaues im allgemeinen vereinbar ist, auf den Export nach Amerika un] nach 
den die Chicagoer Ausstellung besuchenden Ländern zu verzichten, und denselben 
den übrigen Nationen zu überlassen, welche sich ernstlich darum bemühen. Wenn 
vielleicht auch nicht der einzelne sich einen sofortigen direkten Vorteil aus der 
Beschickung herausrechnen kann, so ist doch indirekt ein Nachteil für alle Zweige 
des Gartenbaues unausbleiblichh wenn das konkurrierende Ausland auf der Welt- 
ausstellung vertreten ist, während der deutsche Gartenbau fehlt. Und dieser Nach- 
teil wird sehr bedeutend sein. 

Es erwachsen jedem Aussteller in der Gartenbau-Abteilung nur folgende 
Kosten: 


1. Die Kosten für den Transport der Auststellungsobjekte nach dem Aus- 
stellungsplatze und für See- und Feuerversicherung derselben, gemäss den 
unten und schon früher mitgeteilten Frachtsätzen. 

2. Für die Aufstellung und Pflege der Ausstellungsgegenstände, sowie für die 
Vertretung ein fester Betrag nach folgender Grundtaxe: 

bis zu 5 Quadratmeter Ausstellungsfläche 25 Mk. 
5 bis ıo » » so » 
über Io » \ » Ioo » 

Die Transportkosten sind (nach den von uns schon früher mitgeteilten Sätzen) 
zu berechnen. 

Die Seefracht von Hamburg, Bremen oder Bremerhaven nach Baltimore richtet 
sich nach dem Kubikumfang der Kolli und beträgt ı';; Dollar per Kubikmeter 
oder ıo00 %g ın Schiffswahl für Kolli bis zum Gewicht von 2000 %g oder 2 Kubik- 
meter per Kollo (durch die Firma J. H. BACHMAnN in Bremen, sowie die Ver- 
einigung Bremer und Hamburger Spediteure, bestehend aus den Firmen: HEINRICH 
BECKER, JOHANN HECKEMANN, W. LücHrinG & ComPp,, RÖHLIG & Co., STADT- 
LANDER & Co. beträgt der Minimal-Frachtsatz 2 Dollars). 

“ Für Verschiffungsspesen berechnet die Firma: 

JuLıus Rupert in Hamburg 25 Pfennig per 100 %g. Für Porto, Conosse- 
ment und Statistik per Sendung 1,00 Mk. 

J. H. Bachmann in Bremen ab Bremen Weserbahnhof bis franco Bord 
Lloyd-Schlepper ı5 Pfennig per 100%. Minimalsatz für jede ein- 
zelne Sendung 1,00 Mk. 

Die amerikanische Bahnfracht von Baltimore bis Chicago — Ausstellungsplatz, 
d.h. bis in resp. vor das betreffende Ausstellungsgebäude wird nach den Mit- 
teilungen von JuLiuvs RUDERT-Hamburg berechnet: 

für Pflanzen, lebend, in Ballen fest verpackt, 109 Cents. per 100 /ds gleich 
10,80 Mk. per 100 %g, 

für Pflanzen, lebend, in Körben fest verpackt, 146 Cents per 100 /bs gleich 
13,50 Mk. per Ioo %g, 

für Pflanzen, lebend, in Kisten fest verpackt, 73 Cents per 100 /Ös gleich 
6,75 Mk. per 100 %g, 

für Blumenzwiebeln, in Kisten, 63 Cents per 100 /s gleich 5,5o Mk. per 
100 %g, 


Gartenflora 1892. 42 


578 Chicagoer Ausstellung. 


für Gartensämereien, desgleichen, 

für Knollengewächse, wie Georginen etc., desgleichen, 

für getrocknete Blumen, Gräser und dergleichen, 73 Cents per Ioo /bs 
gleich 6,75 Mk. per 100 %g, 

für Topfpflanzen, in Körben verpackt, 146 Cents per 100 /bs gleich 13,50 Mk. 
per ıo0 kg, 

für Topfpflanzen, in Kisten verpackt, desgleichen, 

für Ausstellungsschränke, Stellagen, Kisten und dergleichen, zerlegt und 
verpackt, 73 Cents per oo /ös gleich 6,75 Mk. per 100 %g. 


Ausser obigen Transportkosten kommt für die Zollabfertigung in Baltimore für 
jede Sendung, welche auf einem Certifikat verzeichnet ist, eine Gebühr von 
1,40 Dollars zur Anwendung. Um die Kosten hierfür zu vermindern, dürfte es sich 
deshalb empfehlen, dass sich die Aussteller derselben Kategorie einigen, um ıhre 
Sachen zur selben Zeit von Hamburg oder Bremen abzusenden. Wir sind zur 
Vermittelung bereit. 

Die Überkunft von Hamburg bis Chicago — Ausstellungsplatz nach erfolgter 
Verschiffung in Hamburg ist auf ca. 4—4'/; Wochen zu bemessen. 

Die See- und Landversicherung beträgt ?/, pCt.; über die Feuerversicherungs- 
frage erwarten wir noch weitere Nachricht. 

Die ziemlich genaue Berechnung der Transportkosten von Hamburg oder 
Bremen wird nach vorstehendem jedem möglich sein. 

Über die Bahnfrachten nach Hamburg oder Bremen erteilt jede Güterexpedition 
der Eisenbahnen genaue Auskunft. 


Für die Aufstellung und Pflege, sowie für die Überwachung der etwa nötig 
werdenden Vorkultur mancher Pflanzen wird von uns ein Gärtner nach Chicago 
gesandt werden, welcher nicht nur im stande ist, die Aufstellung der Ausstellungs- 
objekte sachgemäss und wirkungsvoll zu besorgen, und die Pflege und Kultur der 
Pflanzen in bester Weise und mit grösster Sorgfalt zu überwachen, sondern welcher 
auch mit den Verhältnissen der deutschen Handelsgärtnerei durchaus vertraut und 
im stande ist, die deutsche Gärtnerei nach jeder Richtung hin würdig zu vertreten. 
Zu dem Zwecke wird er pekuniär genügend ausgerüstet, so dass er nicht nur selbst 
gemäss seiner Stellung als Vertreter des deutschen Gartenbaues würdig in Chicago 
leben, sondern auch die für die Kulturen nötigen Hilfskräfte anstellen kann. Es 
ıst selbstverständlich, Jass dieser Mann mindestens der englischen Sprache voll- 
ständig mächtig sein, möglichst aber auch französisch sprechen muss. Wir bitten 
alle Interessenten, denen eine geeignete Persönlichkeit hierfür bekannt ist, uns 
möglichst umgehend Vorschläge zu machen. 


. 


Da von der Chicagoer Ausstellungsleitung trotz wiederholter Anfragen ein 
Programm für die temporären Ausstellungen noch nicht herausgegeben ist, so 
beabsichtigen wir, unter Berücksichtigung der Wünsche, welche uns ausgesprochen 
sind, neben der Ausstellung solcher Sachen, welche während der ganzen Dauer 


der Ausstellung stehen bleiben, im September eine besondere Ausstellung deutscher 
Erzeugnisse von kürzerer Dauer zu arrangieren. 


Den deutschen Handelsgärtnern wird nach dem vorstehend Angeführten jede 
mögliche Erleichterung zu teil. Wenn trotzdem die deutschen Handelsgärtner zurück- 
haltend bleiben und die jetzt verhältnismässig niedrigen Kosten für Erhaltung und 
Erweiterung ihrer Absatzgebiete scheuen, so müssen sie sich darüber klar sein, 
dass es ihnen später selbst mit ganz ausserordentlich hohen Kosten kaum wieder 
möglich sein wird, das jetzt Versäumte nachzuholen. 


Hauptversammlung des Vereins deutscher Gartenkünstler, 579 


Bei der vorgerückten Zeit ist aber ein schneller Entschluss unbedingt not- 
wendig. Anmeldungen bitten wir uns schleunigst einzusenden, 


Das Komitee für die Organisation 
der 
Beteiligung des deutschen Gartenbaues an der Weltausstellung in Chicago: 
C. VAN DER SMISSEN-Steglitz-Berlin, Vorsitzender. 
C. LACKNER -Steglitz, Stellvertretender Vorsitzender. 

Geheimer Regierungsrat Professor Dr. Wırrmack-Berlin, Schriftführer. 
FRITZ M. BREMERMANN-Bremen. AuG. BUCHNER-München. C. GörMms-Potsdam, 
C. GÖTZE, in Firma GÖTZE & HamkeEns-Wandsbek-Marienthal. 

HERM. GRUSDORF, in Firma MARTIN GRASHOFF - Quedlinburg. 

HamPpEL, städtischer Obergärtner, Berlin. C. Hanısch, Hoflieferant, Leipzig. 
Fr. Harms-Eimsbüttel b. Hamburg. C. Kaıser-Nordhausen. OsKAR KnoPFr-Erfurt. 
J. F. Loock, Hoflieferant, Berlin. W. PFITZEr-Stuttgart. 

G. A. Schurtz, Hoflieferant, Berlin. SpArn, Königlicher Ökonomierat, Rixdorf-Berlin. 
C. SToLpr-Wandsbek-Marienthal. C. P. STRASSHEIM-Frankfurt. 


5. Hauptversammlung des Vereins Deutscher Gartenkünstler. 


Der Verein Deutscher Gartenkünstler hielt, wie schon ım Heft ıg kurz be. 
merkt, am 17. September im Klub der Landwirte unter Vorsitz des städtischen 
Obergärtners Herrn HamPpEL-Berlin seine 5. Hauptversammlung ab. Dem vom 
1. Schriftführer Herrn städtischen Garteninspektor FINTELMANN - Berlin erstatteten 
Jahres-Berichte entnehmen wir folgendes: 

Die Mitgliederzahl stieg von 192 des letzten Berichtsjahres auf 229, worunter 
219 Berufsgärtner und ı3 Laien. 

Der Vorstand tagte im ganzen 2o mal, darunter 13 mal unter sehr reger Be- 
teiligung hiesiger und auswärtiger Mitglieder und wurden in den allgemeinen, 
jeden zweiten Montag ım Monat stattfindenden Sitzungen 14 längere Vorträge ge- 
halten. Von letzteren mögen als besonders erwähnenswert hervorgehoben werden: 
»Über die eigentümliche Erscheinung des plötzlichen Welkwerdens aller Gehölze 
trotz voraufgegangener anhaltender Regengüsse.« »Über die Schädlichkeit der sich 
bei der Fabrikation schwefliger Säuren entwickelnden Gase für den Baumwuchs.« 
»Über den botanischen Garten in Palermo.« »Über Begräbnisplatzordnungen.« 
»Über die Festsetzung einheitlicher Massstäbe bei Ausschreibungen von Ent- 
würfen« etc. 

Der Hauptschwerpunkt der Thätigkeit des Vorstandes lag in der den Inter- 
essen des Landschaftsgärtners Rechnung tragenden Bearbeitung des PauL PAREY- 
schen Deutschen Gartenkalenders, sowie einer Bücher- und Zeitschriften-Ordnung. 
Ersterer enthält für die Folge die vom Verein bereits in früheren Jahren aus- 
gearbeitete Gebührenordnung für Vermessungen, Aufnahme und Anfertigung von 
Entwürfen und Kostenanschlägen, für Taxationen etc.; eine Zusammenstellung 
ortsüblicher Tagelöhne, von Preisen für Materialien; Erdberechnungen; Boden- 
. bewegungen; Wegebauten etc. 

Der Rechnungsbericht des Schatzmeisters, Herrn Obergärtner KAEHLER- 
Tempelhof, schliesst in Einnahme und Ausgabe mit 2298,44 Mk. ab. 

Aus den neunstündigen, mit einer zweistündigen Unterbrechung stattgehabten 
Verhandlungen sei nachstehendes besonders erwähnenswert: 

42° 


580 Hauptversammlung des Vereins deutscher Gartenkünstler., 


Die Versammlung beschloss gegen den Antrag des Vorstandes, das bisherige 
Vereinsorgan — die Zeitschrift für bildende Gartenkunst — über das ım Verlaufe 
des verflossenen Berichtsjahres lebhaft Klage geführt worden war, auf weitere zwei 
Jahre versuchsweise beizubehalten und einen dahin gehenden Vertrag mit dem 
Verlagsbuchhändler Herrn BoDoO GRUNDMANN, der noch einige vermittelnde Zu- 
geständnisse im Interesse des Vereines gemacht hatte, abzuschliessen. Der Vor- 
stand hatte die »Gartenflora von PauL PArEy« als zukünftiges Vereinsorgan in 
Vorschlag gebracht, während andererseits angeregt wurde, in Zukunft zwanglose 
Hefte mit rein gartenkünstlerischen Arbeiten herauszugeben und von der Haltung 
eines eigenen Vereinsorganes überhaupt Abstand zu nehmen. 

Genehmigt wurde, wie schon kurz erwähnt, die Herausgabe eines Vereins- 
kalenders unter Zugrundelegung des Pareyschen Deutschen Gartenkalenders. 

Zur Stellung einer Preisaufgabe — Georgenplatz in Hannover — bewilligte die 
Versammlung 2 Preise, 300 bezw. 200 Mk., und wird das Ausschreiben der Pläne 
bis zum ı. November d. a. veranlasst werden. Die Bewerber, welche nur Vereins- 
mitglieder sein dürfen, müssen ihre Entwürfe bis zum ı. März 1893 eingereicht 
haben. 

Zu Preisrichtern wurden gewählt: Stadt - Obergärtner HAmpeL - Berlin, Garten- 
Direktor BERTRAM-Dresden, Garteninspektor Trıp - Hannover, Kgl. Oberhofgärtner 
TATTER-Hannover und Landschaftsgärtner KLAEBER-Wannsee bei Potsdam. 

Nachdem noch zu einer recht regen Beteiligung der Landschaftsgärtner an 
der Chicagoer Ausstellung Anregung gegeben wurde, hielt der Vorsitzende einen 
längeren Vortrag über das bei der städtischen Parkverwaltung in Berlin übliche 
Verpflanzen junger Strassenbäume mit Kübeln. 

Der Vorstand wurde satzungsgemäss für die nächsten beiden Jahre wie folgt 
gewählt: 

HAaMmPEL, städtischer Obergärtner, Berlin, Vorsitzender. 

A. FINTELMANN, städtischer Garten-Inspektor, Berlin, 1ı.. stellvertretender 
Vorsitzender. 

BoucHe, Königl. Garten-Direktor, Dresden, 2. stellvertretender Vorsitzender. 

BRODERSEN, Landschaftsgärtner, Berlin, ı. Schriftführer. 

BERTRAM, Direktor der Gartenbau-Schule Dresden, 2. Schriftführer. 

KAEHLER, Direktor der T'’empelhofer Baumschulen b. Berlin, Schatzmeister. 

Zum nächstjährigen Versammlungsorte wurde Leipzig gewählt 

Der zweite Tag, Sonntag, den 18. September, galt der Besichtigung der Park- 
anlagen Potsdams. Ein freundlichst von dem Landschaftsgärtner Herrn KLAEBER, 
Wannsee, zur Verfügung gestellter Extradampfer führte die zahlreichen Teilnehmer 
an dem zwar anfangs etwas regnerischen, später aber von der Sonne wohlwollend 
beleuchteten Ausfluge von Wannsee über den Wannsee bei der Pfaueninsel vor- 
über nach dem Babelsberg. An ein auf dem Wildpark eingenommenes gemein- 
sames Mittagsmahl schloss sich dann ein dreistündiger Rundgang durch die An- 
lagen in Charlottenhof, am Neuen Palais, im Nordischen und Sizilianischen Garten, 
beim Neuen Orangeriehause, den Terrassen und im Marlygarten an, auf welchem 
in seiner anerkannt liebenswürdigen Weise der Königl. Hofgarten-Direktor Herr 
VETTER die Führung persönlich übernommen hatte. \ el, IB. 


BU a. 


Neue und em 


pfehlenswerte Pflanzen. 58 I 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Neuheiten von Samen für 1893 von 
Haage & Schmidt in Erfurt. 


(Nach der Beschreibung der Züchter.) 
(Hierzu Abbildnng 120—125. 


Calendula officinalis grandiflora 
sulphurea fl. pl. © Neue hellgelb blü- 
hende Varietät der schönen gedrungen 
wachsenden Calendula, welche sich durch 
ihre sehr grossen und dichtgefüllten Blu- 
men vor allen anderen Sorten auszeichnet. 

Inula ensifolıa. %, Reizende winter- 
harte perennierende Komposite. Die 
Pflanzen bilden reich verzweigte, fast 


Abb, 120. 
grandiflora sulphurea fl. pl. 


Calendula officinalis 


kugelrunde Büsche von 25— 30 cn Höhe, 
deren Endspitzen zur Blütezeit so dicht 


mit Blumen bedeckt sind, dass die lanzett- | 


förmige Belaubung kaum sichtbar ist. 
Die einzelnen Blumen messen 4—4!, cm 
im Durchmesser und sind von leuchtend 
goldgelber Färbung. Bei zeitiger Aus- 
saat blühen die Sämlinge | 
Jahre. 

Papaver nudicaule coccineum fl. 
pleno. ©, Unter den niedrigen früh- 
und reichblühenden Perennen ist wohl 
Papaver nudicaule mit seinen weiss, gelb 
und orangescharlachblübenden Varietäten 
eine der gesuchtesten. Die neue Varie- 
tät, die wir hier offerieren, hat dicht- 
gefüllte orangescharlachrote Blumen, 


ım ersten 


und bringen die Sämlinge 40— 50 pCt. 
echter wirklich gefülltblühender Pflanzen. 

Petuniıa hybr. grandifl. violacea 
fl. pleno. (@& Neue Varietät der gross- 
blumigen Petunien mit dichtgefüllten, tief 
dunkelvioletten Blumen. 

Phlox Drummondi 
semipleno. © 

PhloxDrummondipurpureo-mar- 
morata fl. semipleno. (©) Zwei neue 
konstante Sorten der halbgefülltblühenden 
Phlox, von denen die erstere blassgelbe, 
die letztere purpur-marmorierte Blüten 
bringt. 


ısabellina fl. 


Abb. ı21. Inula ensifolia, Blumen goldgelb. 


Verbascum pannosum. ?, Pracht- 
volle, neue, aushaltende Species, in Süd- 
bulgarien an den Rhodopebergen ein- 
heimisch. Die Pflanze zeichnet sich durch 
die prächtig weissfilzigen Blattrosetten 
aus, welchen frühzeitig im Juni ein 3 72 
dicker Blütenschaft entsteigt, eine Höhe 
von 1,50 2 erreicht und meist unverzweigt 
bleibt. Derselbe ist sehr dicht mit täg- 
lich massenhaft erscheinenden Blumen 
besetzt und bildet eine schöne 70 cz 
lange Blüten-Ähre. Die einzelnen Blumen 
sind voll und rund gebaut und von kräf- 
tigem Gelb. Die weissfilzigen Blätter er- 
reichen eine Länge von So—ıoo cm bei 
15— 20 cm Breite. Effektvolle Blatt- und 
Blütenpflanze. 


582 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


Pfeffer »Elephanten - Rüssel«. 
(Capsicum annuum proboscideum.) Sehr 
empfehlenswerte Sorte mit scharlachroten, 
sehr fleischigen Früchten, die sich durch 
ihre aussergewöhnliche Länge und inter- 
essante Form auszeichnen. Die Früchte 
erreichen die enorme Länge von 2o bis 
25 cm bei 5—8 cm Breite und ähneln in 
der Form einem Elephanten-Rüssel. Im 
grünen Zustande ist das Fleisch sehr 
wohlschmeckend und mild. 

Treibgurke Hampels »Juwel von 
Koppitz« (siehe den eigenen Artikel 
darüber mit Abbildungen, S. 568). 


Kalanchoe marmorata Baker, n. sp. 


Professor PEnzıg führte dieseinteressante 
Crassulaceae von denGebirgen Abessiniens 


Inula ensifolia, einzelne Blume, 


Abb. 122. 


ein. Ihre meergrünen Blätter sind mit 
braunen Flecken stark durchsetzt, die 
Blumen sınd weiss, während die der 
verwandten Arten, K. Schimperiana und 
grandiflora eine gelbe resp. purpurne 
Farbe haben. 


Gard. Chron., vol. XII, No. 298, S. 300. 


Habenaria carnea N. E. Br., n. sp. 


Eine sehr distinkte Art von Penang, 
wo C. Curtis sie entdeckte und lebende 
Pflanzen von ihr nach Kew schickte, die 
ım verflossenen Herbste blühten. Die 


ın einer lockeren Traube stehenden 


l 


Blumen zeichnen sich durch eine schön 
lleischfarbige Schattierung aus, wie sie 
nur sehr wenigen Orchideen eigen ist. 
Gard. Chron., vol. XII, No. 298, S. 300. 


Cypripedium X Warnero-superbiens. 
Diese Hybride steht zwischen beiden 
Stammformen und wird als eine sehr 
glückliche Züchtung hingestellt. 


Cypripedium X Daisyae. 

Das Resultat einer Kreuzung zwischen 
C. Lewii 2 und C. oenanthum super- 
biens 
Gard. Chron., 


vol. XII, No. 298, S. 301. 


Bulbophylium O’Brienianum Ro!fe, n. Sp. 
Die hier beschriebene gehört zu den 
wenigen Arten der Gattung, welche sich 


Abb. 123. Pe nudieatie cocein. fl. pl. 


durch grosse und schöne Blumen aus- 
zeichnen. Die vom Himalaya stammende 
Pflanze ist vom niedrigen Habitus, die 
einzelnen Blumen hatten fast 2 Zoll im 
Durchmesser und sind dicht mit einem 
dunkel rötlichen Purpur auf blassem 
Grunde bedeckt. 

Gard. Chron., vol. XII, No. 2099, 5,332 


Cattleya Batalini Sander & Kränzlin. 


Die Herren SANDER führten diese 
Pflanze von Brasilien ein, wahrschein- 
lich handelt es sich um eine neue und 
distinkte Art, obgleich die Möglichkeit 


nicht ausgeschlossen ist, dass man es 
mit einer natürlichen Hybride zwischen 
C. bicolor Lind. und C. Schilleriana 
Rehbr fezurthunnhatze Die 22, Zoll im 
Durchmesser haltenden Blumen haben 
blass purpurn -rosafarbige Sepalen, die 
Petalen sind breiter und etwas dunkler, 
die kurzen Seitenlappen der Lippe weiss- 
lich mit einem sehr schwachen purpur- 
nen Anflug. 

Cards Ehren, voa&ul, No: 299, S. 332. 


Aristolochia gigantea Martius. 
Diese Art ist nicht zu verwechseln mit 
A. gigas; während die Blumen letzterer 


Abb. 124. Phlox Drummondi fl. semipleno. 


sich durch einen Schwanz auszeichnen, 
geht jenen ersterer ein solches Anhängsel 
ab und zeigen sie eine rahmfarbige 
Schattierung mit purpurnen Flecken. An- 
dere grossblumige Arten sind beispiels- 
weise A. hians, A. Goldieana, A. tricau- 
data und A. longecaudata. 

Gard. Chron., vol. XII, No. 299, S. 341 

mit Taf. 


Stemona Curtisii. 


Eine höchst interessante Schlingpflanze 
von Penang mit Dioscorea ähnlicher Be- 
Jaubung. Die roten, etwa ı Zoll langen 


Neue und empfehlenswerte 


I 


Pflanzen, 


Blumen stehen in winkelständigen Rispen. 

Die Familie der Roxburghiaceen, zu wel- 

cher sie gehört, ist in unseren Gewächs- 

häusern nur äusserst selten anzutreffen. 

Gard. Chron., vol. XII, No. 299, S. 341. 
Gesnera cardinalis. 

Diese Art ist immer noch eine der 
schönsten der Gattung und verdient in 
jeder Sammlung einen Platz. 

The Garden, vol. XLII, No. 1086, T. 874- 


Agapetes Mannii Hemsl. n. sp. 
Diese Ericaceae stammt von den Ge- 
birgen des nördlichen Indiens. Ein kleiner 


—— 


Abb. 125. Spanischer Pfeffer »Elephanten-Rüssel«. 


Strauch mit dichter Verzweigung und 
kleinen, lederartigen, massenhaft auf- 
tretenden Blättern. Die unzähligen, wenn 
auch unscheinbaren, Blüten, verleihen 
dem epiphytisch wachsenden Strauche 
ein hübsches Aussehen. 

Gard. Chron., vol. XII, No. 300, S. 364. 


Caralluma campanulata N. E. Br. 


Die dunkel purpur-braunen Blumen 
dieser recht eigentümlichen Asclepiadee, 
welche früher als Boucerosia campanu- 
lata beschrieben wurde, erinnern an eine 
Stapelia. Die 6—9 Zoll hohe Pflanze hat 


584 


Kleinere Mitteilungen. 


Hleischige, viereckige, gezähnte Stengel, 

welche an den Spitzen die zahlreichen, 

in Dolden stehenden Blumen tragen. 

Vaterland Ceylon und Madras. 

Gard. Chron., vol. XII, No. 300, S. 369, 
1207. 


Bignonia speciosa. 

Eine sehr empfehlenswerte Schling- 
pflanze fürs Warmhaus, die in den Som- 
mermonaten ihre grossen, hellvioletten 
Blumen zu üppiger Entwicklung bringt, 
namentlich wenn sie nicht im Topfe 
kultiviert wird, sondern an eine Wand 
in ziemlich schwerer Erde ausgepflanzt 
1St. 


The Garden, vol. XL, No. 1087, T. 875. 


Poire Souvenir d’Edouard Vandenberghe. 


de Malines und zeigt von beiden manche 
Merkmale. Frucht ziemlich birnenförmig; 
Fruchtstiel lang und holzig; Schale sehr 
dünn, grün, fast ganz mit grossen, rost- 
braunen Flecken bedeckt. Das weisse, 
etwas gelbliche Fleisch ist fein, saftig 
und von köstlichem Parfüm. Reifezeit 
November. Der Baum lässt sich zu allen 
Formen heranziehen. 
Bulletin d’arboriculture, Juli 1892, 
nelrar 


Melone President Greig. 
Diese neue Melone gehört zu den 


ı kleinfrüchtigen Sorten aus der Gruppe 


der Cantaloups, Sie empfiehlt sich durch 
regelmässige Form, durch eine bei der 
Reife schön rahmgelbe Farbe, dünne 


ı Schale, verhältnismässig wenige Samen 


Diese neue, bis dahin noch unbe- und durch den exquisiten Geschmack 
schriebene Birne, welche den Namen ihres orangefarbigen Fleisches. 
ihres Züchters trägt, ist eine Kreuzung | Bulletin d’arboriculture, August 1892, 


der Passe-Colmar mit der Josephine | 


incl. Taf. 


Kleinere Mitteilungen. 


Gewächshäuser, Geräte, Gartenpläne etc. des 


Gartenbaues auf der Pariser Ausstellung 1889. | 


Wie wir dem jetzt erschienenen ofh- 
ziellen Bericht des Herrn Ch. Jory über 


diesen Teil der Ausstellung entnehmen, | 
zeigte im allgemeinen das tote Material 


des Gartenbaues keine grossen Fort- 
schritte im Vergleich zu früheren Aus- 
stellungen. 
beiden Flügeln des Trocadero, ferner 
unter 2 grossen Zelten parallel den Fon- 
tainen, 
Seineufer, endlich 
und Kiosks zerstreut in den Alleen und 
Gebäuden. Man hätte gewünscht, einen 
Wintergarten grossen Stils zu sehen, wie 
im Jahre 1867, oder wenigstens 
»Victoria regia«-Haus, aber diese Ab- 
wechslung fehlte in der Reihe gewöhn- 
licher Gewächshäuser. Endlich wird die 
fast vollständige Abwesenheit ausländi- 
scher Aussteller auf das lebhafteste be- 
klagt. 


ein 


Es fand sich dasselbe in den 
' E. ANDRE. 


die Bewässerungsapparate am | 
die Gewächshäuser 


Unter den ausgestellten Gartenplänen 
werden hervorgehoben die verschiedenen 
Entwürfe für den »Parc de la Liberte« 
in Lissabon, die Umwandlung der 
Festungswerke von Luxemburg in Garten- 
anlagen von E. AnDRE, die Pläne der 
Gärten von Monte Carlo, die Pläne der 
Neustadt in Bagnoles, endlich ein Werk 
über die Gartenkunst, alle ebenfalls von 
Die sehr schlecht am Seine- 
ufer placierte Sektion für Gartenpumpen 
etc. bot nichts bemerkenswertes. Bei 
den Blumentöpfen wird erwähnt, dass 
die Herstellung derselben jetzt mit Hilfe 
von Maschinen geschieht. Dadurch er- 


halten dieselben eine glatte Innenfläche, 
was das Umtopfen sehr erleichtert. Die 


künstlichen Früchte erreichen nach dem 
eigenen Geständnis des Verfassers nicht 
ähnliche Deutschland hergestellte 
Fabrikate. Es werden weiter besprochen 
die künstlichen Felsen und Grotten, 
Gartenmöbel, Heizanlagen in Gewächs- 


in 


Kleinere Mitteilungen. 


häusern, schliesslich Insektenvertilgungs- 
mittel. Als Resumee stellt der Verfasser 
den Satz auf, dass gegenüber den Aus- 
stellungen 1867 und 1879 nur Vervoll- 
kommnung von Einzelheiten sich zeigte. 
Es fehlte zum Vergleich das fremde Ele- 
ment vollständig, auch waren die Plätze 
nicht so günstig gelegen, wie man es 
wohl hätte wünschen können. P.S. 


Akebia quinata. 

Akebia quinata Thbg, eine noch zu 
wenig bekannte und verbreitete Schling- 
pflanze aus Japan, ist gegen unsere Win- 
ter vollkommen widerstandsfähig, hält 
die Blätter und blüht im Frühjahr ge- 
trenntgeschlechtlich ziemlich reichlich; 
zur Bekleidung von sonnigen Lauben, 
Wäncen u. dergl. kann die Pflanze bestens 
empfohlen werden. Nie noch hat, meines 
Wissens, die Pflanze Samen angesetzt, 


und war meinerseits alle Mühe mit künst- 
licbem Befruchten vergeblich; wie gross | 


war daher mein Erstaunen und meine 
Freude, als ich dieses Jahr an den Pflan- 
zen unserer Baumschule etwa ein Dutzend 
grosser Früchte hängen sah, dieselben 
reiften anfangs Oktober gut aus, und 
werden gewiss alle Samen aufgehen. 
Die Frucht ist 8S—ı2 cm lang, 3— 3!/, cm 
dick, glatt, fleischig — unpoetisch einer 
Leberwurst vergleichbar — beim Reifen 
springt sie der Länge nach auf; in einer 
weissen breiartigen Wulst, die gleichfalls 


Elbestrandes eines guten Gedeihens-. 
Ein anderer Zweig der Blumengärtnerei, 
welcher seit 1813 durch die Firma S. 
gepflegt wird und seit 1861 in Striessen 
einen immer grösseren Umfang ge- 
nommen hat, ıst die Kamellien-, Azaleen- 
und Rhododendronzucht. Der Gross- 


vater des jetzigen Inhabers dieser 


ı Firma brachte aus Paris, welches er im 


Jahre 1813 wegen der misslichen poli- 
tischen Verhältnisse verlassen musste, 
in seinem KRänzel zwei japanische 
Kamellien mit, welche Pflanze erst 
damals neu in Paris eingeführt war, 


Nachdem er in Erfurt mit Not dem 


ı Schicksale entging, als Spion gefangen 


später nach rechts und links sich auf 


legt, liegen die zahlreichen schwarzen 


etwas bläulich bereift. 
GRAEBENER, 
Grossherz. Hofgärtner in Karlsruhe. 
Die Ausdehnungen der gewerblichen Gärtnerei 
um Dresden. 

Während sich nach den Räcknitzer 
Höhen zu weite, der Rosenzucht ge- 
widmete Strecken hinziehen, findet man 
nach Geuna und Tolkewitz zu, unabseh- 
bare Felder mit der Maiblume be- 
pflanzt. Auch die Hyacinthenzucht er- 
freut sich in dem sandigen Boden des 


zu werden, gelang es ihm in Dresden, 
die Kamellie zu vervielfältigen und da- 
selbst (in der Pillnitzerstrasse) grosse 
Kulturen davon anzulegen. Nachdem 
er 1865 die Gärtnerei seinem Sohne 
übergeben hatte, verlegte sie dieser 
nach Striessen, wo er 1879 die ersten 
Rhododendron anpflanzte. Gegenwärtig 
findet man dort etwa 100000 Rhodo- 
dendron-, 200 o0o Azalea indica- und 
120000 Kamellien-Exemplare in den ver- 
schiedensten Entwickelungsstufen. Der 
jährliche Umsatz dieser einen Anstalt 
beträgt gegen 750 000 Pflanzen. 
GAERDT. (Natur.) 
Nutzen der Versuchs-Stationen für Pflanzen- 
krankheiten. 
Die Abteilung für Pflanzenkrankheiten 


, imDepartement ofAgriculture in Washing- 
Kerne eingebettet. Das Aussere ist dann 


ton sandte im Jahre 1891 an über Io 000 
Traubenzüchter eine Broschüre (Farmers 


‚ Bulletin No. 4), welche in kurzer, popu- 
ı lärer Weise die verderblichsten Krank- 
ı heiten der Rebe und die Methoden zu 


ihrer Bekämpfung behandelte. Die Ver- 
sendung geschah so zeitig, dass die 
Züchter noch in der Lage waren, die 
Ratschläge, welche ihnen die kleine 
Schrift gab, in demselben Jahre anwen- 
den zu können. 


Es handelte sich nun darum, zuver- 


 lässige statistische Nachrichten über den 


aktuellen Geldwert zu sammeln, der 


586 


Kleinere Mitteilungen. 


durch derartige Verbreitung von Kennt- 
nissen den Fruchtzüchtern etc. gerettet 
wird. Eine solche Feststellung zeigt in 
der That in ganz widerspruchsloser Weise 
den wahren Wert der Arbeiten solcher 
Versuchsstationen und dürfte geeignet 
sein, in weiteren Kreisen manche Vor- 
urteile zu beseitigen. Die sorgfältig aus- 
geführten Erhebungen ergaben, dass 
durch die Befolgung der Ratschläge der 
Sektion für die Behandlung einer ein- 
zigen Traubenkrankheit bereits von den 
Züchtern ein Betrag gerettet wurde, der 
den jährlichen Aufwand der Sektion um 
das Vierfache übertrifft. 15 SD: 


Die Traubenfurcht in New-York. 


Im September vorigen Jahres herrschte 
in New-York infolge der Beschlagnahme 
einer Portion Trauben durch die Ge- 
sundheitspolizei grosse Erregung. Es 
gingen die abenteuerlichsten Gerüchte 
durch die Tageszeitungen, dass viele 
Tonnen von Trauben von Amts wegen 
vernichtet wären und die Folge war ein 
vollständiges Aufhören 
nach Trauben. 


der Nachfrage 
Die Schädigung des 
Traubenmarktes war eine derartige, dass 
die Regierung eine Untersuchung an- 
stellen liess, auf welche Weise die grund- 
losen und übertriebenen Befürchtungen 
des Publikums zerstreut werden könnten. 

Es stellte sich nun heraus, dass die 
Aufmerksamkeit des Gesundheits-Aus- 
schusses auf diesen Punkt zuerst durch 
einen Bürger gelenkt war, welcher eine 
Anzahl Trauben mit blaugrünen Flecken 
einsandte. Dieselben wurden untersucht, 
und es wurde konstatiert, dass es eine 
stark kupferhaltige Substanz war, welche 
die Flecken bildete, und welche nur von 
dem Besprengen mit Bordeaux-Mixtur 
herrühren konnte. Nach diesen Frfahrun- 
gen richtete der »Board of Health« sein 
Augenmerk auf diesen Gegenstand und 
es wurden die Verkaufsstände, Läden etc, 
mit Trauben genau kontrolliert. Es wurde 
jedoch nur eine sehr kleine Menge der- 
artiger, mit Kupfersalzen bedeckter Trau- 


[ 


ben aufgefunden. Um den Interessen 
der schwer geschädigten Traubenzüchter 
entgegenzukommen, wurden alsdann be- 
ruhigende Erklärungen veröffentlicht und 
darauf hingewiesen, dass ın der Zeit der 
beginnenden Reife der Trauben, dieSpren- 
gungen durchaus aufhören müssten; be- 
sonders ist auch Vorsicht anzuwenden 
in Zeiten längerer Trockenheit. Wenn 
diese Vorsichtsmassregeln befolgt werden, 
kann aber unmöglich durch die Bespren- 
gungen eine gesundbeitsschädliche Frucht 


entstehen. (Report of the chief of the 
division of veg. Pathol. 1891. Washing- 
ton 1892.) B.99: 


Promenaden und Nizza in Frankfurt a. Main. 


Die Stadt Frankfurta. M.zeichnetsich vor 
vielen anderen deutschen Städten durch 
den reichen Schmuck ihrer Gartenanlagen 
aus, welche dort entstanden sind, wo in 
früherer Zeit Wall und Graben die alte 
Festung umsäumten. In Hufeisenform 
umgeben sie die alte Innenstadt und 
erstrecken sich so vom Obermainthor im 
Bogen bis zum Untermainthor, wo sich 
alsdann noch am Mainufer entlang das 
sogenannte Nizza anschliesst. Wie wir 
einem kürzlich erschienenen, in mehr- 
facher Beziehung interessanten, kleinen 
botanischen Führer durch diese städti- 
schen Anlagen von Oberlehrer T. BLum 
und Dr. W. JÄnnIcKE entnehmen, wurden 
diese »Promenaden« in den Jahren 1806 
bis 1512 von dem Stadtgärtner SEBASTIAN 
Rınz angelegt und nach dessen Tode 
von seinem Amtsnachfolger, ANDREAS 
WEBER, mehr und mehr erweitert und 
verschönert. Die Anregung zu diesem 
Unternehmen war zuerst ausgegangen 
von dem Hofkammerrat J. GUIOLLET, Spä- 
ter Maire der Stadt während der Herr- 
schaft des historisch bekannten Fürsten- 
Primas CARL VON DALBERG, der auch den 
grössten Teil der Kosten getragen hat. 
Man kann jetzt die Gesamtanlage in 
8 Teile gliedern, nämlich in Obermain-, 
Friedberger, Eschenheimer, Bocken- 
heimer, Taunus-, Gallus-, Untermain-An- 
lage und Nizza, welche einen reichen 


Kranz von abwechselnden Gehölz- und 
Rasenpartieen, Spielplätzen und Denk- 
mälern berühmter Männer bilden. »Nizza« 
ist der am geschütztesten Itegende Teil 
der herrlichen Main-Anlagen, auf dem 


Kleinere Mitteilungen. 


im Sommer subtropische Gewächse Auf- 


stellung erhalten. Von dem Reichtum 
der Anlagen an Ziergehölzen und Zier- 
pflanzen giebt der oben erwähnte bo- 


tanısche Führer ein anziehendes und 
anschauliches Bild und wäre zu 
wünschen, dass auch für die Garten- 


anlagen anderer Städte derartige mit all- 
gemein interessanten biologischen No- 
tizen und Beschreibungen 


Führer entstehen möchten. RSS: 


Behandlung von Krankheiten des Weinstocks. 


Wie wir dem Bericht des Vorstehers 
der »Division of vegetable Pathology« 
des United States Department of Agri- 
culture, Washington 1892 (Abdruck aus 
dem Bericht d. Secretary of Agric. für 
1891.) Herrn B. T. GaLLoway für das 
Jahr 1891 entnehmen, wurden auf Ver- 
anlassung dieser Behörde in den Ver- 
einigten Staaten interessante Versuche 
unternommen, welche die Wirkung ver” 
schiedener, besonders 
Mittel gegen Pilzkrankheiten der Rebe 
erproben sollten. 

Das Versuchsfeld war eine Weinpflan- 
zung in der Nähe von Washington, welche 
seit einer Reihe von Jahren fast voll- 
ständig durch Rost und Meltau zerstört 
war. Es handelte sich darum, die Wir- 
kungsweise von 8 verschieden zusammen- 
gesetzten kupferhaltigen, 
Mitteln zu erproben, ferner wurden zum 
Vergleich noch 2 Mittel, welche kein 
Kupfer enthielten, herbeigezogen. End- 
lich sollte ein Vergleich zwischen Bor- 
deaux-Mixtur in voller Stärke mit solcher 
in halber Stärke, bei frühzeitiger und 
später Anwendung gemacht werden. 

DieZusammensetzung der angewandten 
Mittel war folgende: 


ı. Ammoniakalische Kupferkar- | 


bonat-Lösung. 


versehene ı 


kupferhaltiger | 


pilztötenden | 


wi 


/ 


Kupferkarbonat !/, Unze, Ammo- 
niak (26 pCt.) 6 Unzen, Wasser 
4'/, Gallon. 
2. Ba celleste. 
Kupfervitriol 2'/, Unzen, Soda (kryst.) 
3 Unzen, Ammoniak 2 Unzen, 
Wasser 6'/, Gallon. 
3. Präcipitierte Kupferkarbonat- 
Lösung. 
Kupfervitriol 2'/, Unz., Soda (kryst.) 
3 Unzen, Wasser 6!, Gallon. 
4. Kupfer-Saccharat. 
Kupfervitriol 2'/, Unzen, Soda 3 
Unzen, Melasse 2 Unz., Wasser 
6'/, Gallon. 
5. Kalk-Mixtur. 
Kupfervitriol 2!/, Unzen, Soda 3 Un- 
zen, Kalk (flüssig) 2 Unzen, 
Wasser 6!/, Gallon. 
6. Bordeaux-Mixtur. 
Kupfervitriol4 Unz., frischgebrannter 
Kalk 4 Unzen, Wasser 7'/, Gallon. 
7. Kupferacetat-Lösung. 
Basisch essigsaures Kupfer '/, Unz., 
Wasser 5 Gallon. 
8. Kupferchlorid-Mixtur. 
Kupfervitriol !/, Unz., Chlorcalcium 
ı/, Unze, Wasser 5 Gallon. 
9. Schwefelkalium-Lösung. 
Schwefelkalium !/, Unze, Wasser 
5 Gallon. 
10. UnterschwefligsauresNatron®). 
Unterschwefligsaur. Natron '/, Unz., 
Wasser 5 Gallon. 
Bordeaux - Mixtur wurde in der Zu- 
sammensetzung 6 Pfund Kupfervitriol, 
4 Pfund frischgebrannter Kalk, 22 Gallon 
Wasser gebraucht, wobei die halbstarke 
Lösung bei gleichem Wassergehalt von 
Kupfervitriol und Ralk je die halbe Menge 


hatte**). 
Für die Versuche wurden 200 der an 
Pfählen gezogenen Stöcke ausgewählt, 


je zo Stück für jedes Experiment, und 
jede Abteilung war ringsherum umgeben, 


*) Ein Salz, welches bekanntlich in der Photo- 
graphie vielfache Anwendung findet. 
==) Ein Gallon = 3,785 /, ı Pfund (amerik.) = 


0,453 kg, 3 Unzen = Ioo Sg. 


588 


Kleinere Mitteilungen. 


behufs Kontrolle, von nicht behandelten 
Pflanzen. Das erste Besprengen fand 
am 27. April statt, als die Blätter ı bis 
ı'/, Zoll Durchmesser erreicht hatten, 
zum zweiten und dritten Male wurde am 
13. resp. 25. Mai besprengt und danach 
alle 10 bis ı2 Tage, so lange, bis die 
Frucht Zeichen des Reifens zeigte. 

Die Resultate waren ın Kürze, 
während bei 
Stöcken 20-60 pCt. zu Grunde gingen, 
bei den besprengten Pflanzen aber mit 
präcipitierter Kupferkarbonat-Lösung und 
Kupfer-Saccharat 100 pCt., mit ammo- 
niakalischer Lösung, Eau celeste, Kalk- 
und Bordeaux-Mixtur 99 pCt. der Frucht 
gerettet wurden, mit den anderen kupfer- 


dass, 


Schwefelkalium rettete 96 pCt., 
schwefligsaures Natron 70 pCt. Wenn 
man hierbei Punkte, wie schädlicher 
Einfluss auf Blätter, Frucht etc., ferner 
Kosten in Betracht zieht, so steht Bor- 
deaux-Mixtur an der Spitze der Reihe, 
es folgen dann der Reihe nach ammo- 
niakalische Lösung, Eau celeste, Kupfer- 
Saecharat und Kalk-Mixtur. 

Bei der Prüfung der Bordeaux-Lösung 
in voller und halber Stärke zeigte sich 


unter- 


die Behandlung möglichst frühzeitig be- 
ginnt, wird also auch eine verdünntere 
Lösung genügen. B.#S 


Das Besprengen der Früchte mit Insekten- 
und Pilz-Vertilgungsmitteln und die Gesund- 
heitsschädlichkeit derselben. 


In keinem Lande der Erde ist wohl 
die Anwendung von giftigen Insekten- 
resp. Pilz-Vertilgungsmitteln so verbreitet 
wie in Nordamerika, und es ist häufig 
gegen die von dort nach Europa im- 
portierten Früchte der Verdacht aus- 
gesprochen, dass sie infolge dieser Be- 
handlung mehr oder weniger gesund- 
heitsschädliche Eigenschaften annehmen. 
Um diese Vorwürfe, welche geeignet 
sind, den amerikanischen Export erheb- 
lich zu schädigen, zu entkräften, hat sich 
das Department of Agriculture veranlasst 


den nicht behandelten | 


ı Wasser (ı Gallon 
kein erheblicher Unterschied; wenn nur | 


. betrifft, 


ı aufnimmt, 
ı chemischen Analysen festgestellt worden. 


gesehen, eine genaue Untersuchung des 
Gegenstandes anzustellen, deren Resul- 
tate in dem periodisch erscheinenden 
Farmer’s Bulletin No. 7 veröffentlicht 
werden. Wir entnehmen dieser inter- 
essanten Schrift, welche gleichzeitig einen 
Einblick in die dort angewandten Me- 
thoden der Bekämpfung von Insekten- 
schäden und Pilzkrankheiten gewährt, 
folgende Notizen. Die erste Anwendung 
von insektentötenden Mitteln in der 


ı Form des Besprengens wurde bei Ge- 


legenheit des Erscheinens des Colorado- 
Kartoffelkäfers ın den westlichen Staaten 
gemacht. Im Jahre 1869 benutzte man 
Pariser Grün, sowohl trocken als in wässe- 


ı riger Lösung, und führte Sprengmaschinen 
haltigen Mitteln jedoch nur 90-96 pCt. 


ein. Später wurde dieselbe Methode 


ı gegen die codling moth und den Cotton- 
| Wurm angewandt und seitdem ist ıhr 


Gebrauch ganz allgemein geworden. 
Von den im Gebrauch befindlichen 
Mitteln sind diearsenhaltigen, wieLondon 
Purpur, Pariser Grün und weisser Ar- 
senik, die wirksamsten gegen Insekten, 
aber auch die gefährlichsten. Die ge- 
nannten Gifte sollen in einer Verdünnung 
von I Pfund auf 100-250 Gallonen 
3,785 /) angewandt 
werden, Pfirsiche ausgenommen, welche 
sehr empfindlich dagegen sind und so- 
gar bei ı Pfund auf 300 Gallonen noch 
die Blätter verlieren. Was nun die Ge- 
fährlichkeit dieser Lösungen beim Ge- 
nusse der damit besprengten Früchte 
so ist zunächst zu bemerken, 
dass trotz der langjährigen Anwendung 
von Pariser Grün und London Purpur 
niemals beglaubigte Fälle von Ver- 


ı giftungen bekannt geworden sind. Dass 


dem Boden kein Gift 
durch eine Reihe von 


die Pflanze aus 
ıst 


Bei der oben angegebenen Verdünnung 
der gebrauchten Sprengmittel ist auch 
die Möglichkeit einer Gesundheits- 
schädigung durch die den Früchten 
direkt anhängenden Mengen ausge- 
schlossen. 


Von den Mitteln gegen Parasiten 


Litteratur. 


589 


pflanzlicher Natur, Pilze etc. ist es be- | 
sonders das Kupfer, welches in Form | 
von Bordeaux-Mixtur, ammoniakalischer 


Lösung von Kupferkarbonat etc. 
Verwendung gelangt. 
ist auch hier dem »Wie und Wann zu 
sprengen« zu schenken. 
sich nın um die Feststellung zweier 
Fragen, erstens, in welchen Mengen be- 
ginnt Kupfer seine giftigen Eigen- 
schaften zu äussern, und zweitens, finden 
sıch genügende Mengen von Kupfer- 
salzen zur Reifezeit auf den Früchten, 


zur | 
Grosse Beachtung 


Es handelt | 


so dass sie gesundheitsschädlich wirken 


können? Nimmt man den von Autori- 
täten bestätigten zulässigen Maximal- 
satz von 0,5 g Kupfer täglich an und 
vergleicht damit, dass nach vielfachen 
Analysen besprengte Trauben selten 
mehr als 5 Milligramm = 0,005 g pro 
Kilo enthalten, so kommt man dazu, 
dass ein Erwachsener täglich an 300 Pfd. 
Trauben essen kann, ohne eine schäd- 
liche Menge Kupfer aufzunehmen. Die 
mit Kupfer grün gefärbten Gemüse, wie 
Gurken etc., enthalten bis 60 Mal 
viel von dem Metall. 


so 


PS: 


Litteratur. 
»Natur und Haus« — illustrierte Zeit- | HESDÖRFFER. Nur hätte derselbe unserer 
schrift für alle Liebhabereien im | Ansicht nach andere Pflanzen zur 


Reiche der Natur — ıst der Titel 
eines neuen Blattes, welches die 
Herren Dr. LupwiGg STABY und Max 
HESDÖRFFER ım Verlage von ROBERT 


OPPENHEIM (GUSTAV SCHMIDT) 
Berlin herausgegeben. Die Zeitschrift 
wird alle Gebiete der Natur-Lieb- 


haberei behandeln. 


in | 


Illustration wählen sollen als die weniger 
verbreiteten Vriesea Saundersi und Vriesea 
fulgida. Tillandsia Lindeni hätte doch 
mit dem Blütenstande gezeichnet werden 
müssen. Die Bromeliaceen sind zum 
Teil sehr gute Zimmerpflanzen, nament- 
lich die Nidularien und manche Vriesea 


ı Arten etc. — Die Abbildungen könnten 


Das uns vorliegende erste Heft ist | 


von ausserordentlicher Reichhaltigkeit. 
Mehrere höchst lehrreiche, gemeinver- 
ständliche Artikel aus der Feder der 
Herausgeber, ferner des Herrn Dr. HECK 
Direktor des zoologischen Gartens zu 
Berlin, der bekannten Naturschilderer 
GEBR. MÜLLER, des Oberförsters v. RIESEN- 


THAL, Professor Dr. GLASER u. a. m, 
sowie eine Fülle von kleinen Mit- 
teilungen, Ratschlägen etc. und ein 


Monatskalender für Naturliebhaber bieten 
jedem Naturfreund reiche Belehrung und 
Anwendung, wozu die Original - Ab- 
bildungen nicht minder beitragen. 

Der Preis von ı Mk. ;5o Pfg. für das 
Vierteljahr (6 Hefte a 16 Seiten) ist ein 
ausserordentlich wohlfeiler. 

Uns freut besonders, dass einmal der 
Bromeliaceen als Zimmerpflanzen ge- 


dacht ist, und zwar in einem sehr prak- 


tisch gehaltenen Artikel des Herrn Max 


zum Teil besser sein. 

DE TERRAS internationales Gartenbau- 
Adressbuch. ı. Jahrgang. Schöneberg- 
Berlin 1892. Verlag von A. DE TERRA. 
Preis ı5 Mark. 

Wir glauben, dass der erste Teil dieses 
Adressbuches vielen willkommen sein 
wird, es stehen hier nämlich die Handels- 
gärtner aller Länder bunt durcheinander, 
nach dem Alphabet geordnet, und da 
es oft vorkommt, dass man zwar den 
Namen einer Firma behalten, aber nicht 
ihren Wohnort, so hilft das internationale 
Adressbuch dann aus. Der zweite Teil 
ist nach Ländern geordnet, und zwar ist 
Deutschland diesmal sorgfältiger bearbeitet 
als in dem ersten DE Terraschen 
Adressbuche. Es sind im allgemeinen 
nur wirkliche Gärtner aufgenommen; die 
fremden Länder lassen zu wünschen 
übrig, die Verfasser scheinen z. B. bei 


Ausstellungen. 


den Vereinigten Staaten The American 
Florist Companys Directory 1892 nicht 
benutzt zu haben. 

Bei Deutschland hätten wir lieber ge- 
sehen, wenn die Vororte grösserer Plätze 
gleich bei diesen mit aufgeführt worden 
wären. So ist es im PLumpeschen Adress- 
buch, das in vieler Beziehung dem vor- 
liegenden als Muster gedient hat. 
Kanpp, JOSEF, 

EDUARD AUGUST VON REGEL. 


ARMIn, Geheimrat Dr. 
Nach- 


ruf, gehalten in der Monatsversamm- 
lung am ı. Juni 1892. (Aus den 
Verhandlungen der Kaiserlich König- 
lichen zoologisch-botanischen Gesell- 
schaft in Wien, Jahrgang 1892, be- 
sonders abgedruckt.) Wien 1892. 
8°. 46. Seiten. ‘Dem Naechnmsast 
ein ganz genaues Verzeichnis der 
Resetschen Schriften und Aufsätze 
beigegeben, einschliesslich der fast 
zahllosen, die ın der Gartenflora er- 
schienen sind. 


Ausstellungen und Kongresse. 


Stassfur. ıı—ı3. Nov. Allgemeine 
Kartoffel-Ausstellung. Der Garten- 
bauverein von Stassfurt und Umgegend 
veranstaltet vom 11— 13. November eine 
allgemeine Kartoffel-Ausstellungund einen 
Markt für Saatkartoffeln. Das Programm ist 
sehr übersichtlich gehalten und werden, 
wie wir hören, sich die grössten Züchter 
Deutschlands beteiligen. Auch Hilfs- 
mittel für den Anbau der Kartoffeln so- 
wie alle mit ihrer Kultur zusammenbän- 
genden Gegenstände werden zugelassen. 
Anmeldungen an das Komitee, welches 
aus den Herren Dr. BENNECKE, KALLE 
und LIERKE besteht. 


Stettin, ıı. Oktober. Der Stettiner 
Gartenbau-Verein hatte gestern im BRUCK- 
nerschen Lokale 
gärtnerischer Erzeugnisse veran- 
staltet, welche verhältnismässig gut be- 
schickt war und deshalb grössere Beach- 
tung seitens des Publikums verdient 
hätte, als dies thatsächlich der Fall war, 
umsomehr, als die Besichtigung ohne 
Eintrittsgeld gestattet wurde. Wir wollen 
zunächst konstatieren, dass die ausge- 


stellten Pflanzen fast durchweg vorzüg- | 


liche Kultur zeigten und im allgemeinen 
ein recht günstiges Zeugnis für das gärt- 
nerische Schaffen in unserer Stadt ab- 
legten, auch das Gesamt- Arrangement 


zeugte von Geschmack. Die grösste 


ı Kollektion hatte die RÜCKFORTHsche Gäft- 
ı nerei (Obergärtner 'TREUCKER) gestellt, 


im besonderen bestand dieselbe aus 
Blattpflanzen und fielen die verschiedenen 


' Palmenarten auf, von Schaustücken zeich- 
ı neten sich dabei aus: eine Araucaria ex- 


celsa, eine Roezlia regia und eine Phönix 
canariensis, diese waren ım Garten auf- 
gestellt. Daselbst wurde von den Haus- 
frauen auch mit Recht eine Kollektion 
von Gemüsesorten bewundert, welche 
Handelsgärtner R. WAnHL-Finkenwalde 
ausgestellt hatte; in der Nähe befanden 
sich mächtige Krautköpfe, welche der 


HöPpnerschen Handelsgärtnerei in Bre- 


dow entstammten. FRANZ ENGELMANN 


trat mit einer geschmackvollen Deko- 


| ration von Farnen hervor und auch A. 
eine Ausstellung | 


HAAGE-Grabow bot eine Kollektion schö- 
ner Blattpflanzen. Von den ım Saale 
weiter ausgestellten Erzeugnissen heben 
wir den von dem Kaufmann EmıtL FAUST 
gesandten mächtigen Pandanus utilis des- 
halb besonders hervor, weıl er eine sehr 
gelungene Zimmerkultur von privater 
Seite aufweist. Die Gärtnerei von Frau 
GrAawitz (Öbergärtner HOFFMANN) war 
mit einer gemischten Gruppe von Farnen 
und Orchideen, Begonien und Cyclamen 
vertreten; ebenso war die Ausstellung 
der Herren Gebr. KocH-Grabow a. 0. 
sehr reichhaltig, besonders fielen Remon- 
tantnelken, neue Arten von Fuchsien und 


eine Nicotiana collossea vorteilhaft auf. 
Sehr schön gezogene einfache Primeln 
hatte Handelsgärtner BARKOWSKY-Gartz 
a. ©. ausgestellt, während die Gärtnerei 
der Frau Konsul Kısker (Öbergärtner 
GRONWALD) in gefüllten Primeln schöne 


Exemplare bot, auch die Blattpflanzen | 


derselben Gärtnereiverdienen Erwähnung. 
Die Gärtnerei der Züllchower Anstalten 
war durch schöne Alpenveilchen und 
Knollen-Begonien vertreten, auch ihre 
blühenden Bouvardien zeugten von guter 
Kultur. Sehr schön waren die von O. 
TEUBNER ausgestellten Tuberosen und 
die Latania borbonica von F. GENSSEN- 
Gartz a. ©. Die von R. GROBBA-Gartz a.0. 
gebotenen Maiglöckchen waren für die 
gegenwärtige Saison jedenfalls beachtens- 
wert. Bei der in diesem Jahre sehr un- 


günstig gerathenen Obsternte war es an- 
zuerkennen, dass die ausgestellten Obst- | 


Sortimente durchweg auerlesene Früchte 
zeigten. An der Ausstellung hatten sich 
hier beteiligt A. ZIEGLER-Stettin, Stadtrat 
KipıngG-Grabow und Polizei-Kommissar 


a. D. FRIEDRICH-Stettin, während ]J. Har- 
NER-Radekow mit einer grossenKollektion 


der verschiedensten Haselnüsse vertreten 
war. An Bindereien hatten G. SCHULZ, 
Gebr. KocH und SCHRÖDER (FECHNERS 
Nachfolger) und Kyaw ausgestellt. G. 
SCHULZ bot eine überaus geschickt ar- 
rangierte Vase mit Sonnenblumen, sowie 
einen grossen Trauerkranz, Kyaw einen 
Blumenkorb von weissen Kamellen, Dijon- 
rosen und Tuberosen mit Farnwedeln 
durchschossen, Gebr. KocH einen Korb 
mit Georginen und SCHRÖDER ein Natur- 


bouquet mit Georginen. Nicht unerwähnt | 


wollen wir den vom Zahnarzt PAskE 
ausgestellten Fruchtkorb lassen. Nadler- 
ıneister P. TeLTow hatte wieder eine 
reiche Auswahl von Gartenwerkzeugen 
ausgestellt. — Jedenfalls war die Aus- 
stellung der Besichtigung wert und hätten 
wir ihr wohl eine grössere Teilnahme 
des Publikums gewünscht, 
Stettiner Gartenbau-Verein auch fernerhin 


sich zu solchen Veranstaltungen bewogen 
fühlt. 


Ausstellungen. 


damit der | 


| bow 


591 


Bei der erhielten 
a) je eine grosse Vermeil-Medaille für 
Gesamtleistungen: Gebrüder KocH-Gra- 
und die RÜcKForTHsche Handels- 
gärtnerei (Obergärtner’TREUCKER), Stettin; 
b) je einekleine Vermeil-Medaille: HAAGE- 


Preis - Verteilung 


Grabow, Frau GRrAwITz (OÖbergärtner 
HOFFMANN), Grabow, OTTO TEUENER- 


Stettin, H. Kyaw-Stettin, R. WanuL-Finken- 
walde; c) eine silberne Medaille: die 
Gärtnerei derZüllchower Anstalten (Ober- 
gärtner SCHMIDT) und F. ENGELMANN- 
Stettin; d) eine kleine silberne Medaille: 
Frau Konsul Kısker (Oberg. GRONWALDT), 
Hoflieferant GUSTAV SCHULZ, A. ZIEGLER, 
Polızeıkommissar A. FRIEDRICH - Stettin; 
e) eine bronzene Medaille: Handels- 
gärtner BARKOWSKY-Grabow, F. GENSSEN- 
Gartz, MAx SCHRÖDER und A. ZIEGLER, 
Stettin, Stadtrat KÄpınG und Gärtner 
HöPPpner, Grabow; f) ein Ehrendiplom: 
Frau HeEıse, Zahnarzt PAske, Obstbaum- 
und Gehölzschulen von ]J. HAFNER, Ra- 
dekow, R. GROBBA -Gartz, Kaufmann 
EMmiıL Faust und P. TELTow, Stettin. 
(Stettiner Tageblatt.) 


I. Allgemeine Chrysanthemum- 
Ausstellung vom 4.—8. November 
d. J. in Liegnitz. Der Vorstand des 
schlesischen Provinzial-Verbandes hat 
beschlossen, dadie diesjährige Delegierten- 
Versammlung in Breslau nicht stattfinden 
konnte, dieselbe auf Einladung des Lieg- 
nitzer Gartenbau-Vereins nun gelegent- 
lich der Chrysanthemum-Ausstellung am 
Sonntag, den 6. November d. ]J., Vor- 
mittags 1ıo Uhr, im Ausstellungslokal 
(Kleiner Saal des Schiesshauses zu Lieg- 
nitz) abzuhalten. Seitens des Herrn 
Ministers für Landwirtschaft, Domänen 
und Forsten sınd dem Ausstellungs-Ro- 
mitee 4 silberne und 5 bronzene Me- 
daillen zur Prämierung hervorragender 
Leistungen überwiesen. Laut ministe- 
rieller Verfügung dürfen die Staats-Me- 
daillen nur von Preisrichtern zuerkannt 


ı werden, die nicht zugleich konkurrierende 


Aussteller sind. Das Komitee der Chry- 


ı santhemum-Ausstellung hatte diese Be- 


592 


Ausstellungen. 


dingung für die Verteilung der Geld- 
und Ehrenpreise, sowie die Vereins- 
medaillen ebenfalls schon in dem Pro- 
gramm aufgenommen. Der Herr Eisen- 
bahnminister hat für den Rücktransport 
unverkauft gebliebener Ausstellungsob- 


jekte auf sämtlichen preussischen Staats- 


bahnen Frachtfreiheit gewährt. Ebenfalls 


ist an die Verwaltung der sächsischen 
Staatseisenbahnen dasselbe Gesuch ge- 


richtet worden. — Das prächtige Herbst- 
wetter wirkte auf die Entwickelung der | 
auszustellenden Chrysanthemum-Pflanzen | 
ausserordentlich günstig ein, sodass sich _ 


dieselben in selten gesehener Pracht prä- 
sentieren werden. Auch über andere 
kostbare und besonders dekorative Pflan- 
zen liegen zahlreiche Anmeldungen vor. 
Einen angenehmen Kontrast der 
mannichfaltigen Farbenpracht der Chry- 


zu 


santhemum- und sonstigen Blütenpflanzen | 


werden die in diesem Jahre besonders 
üppig gewachsenen ca. 60 Stück ı bis 
sjährigen Musa EnsetederLiegnitzer Stadt- 
gärtnerei bilden, welche zum Gruppen- 
abschluss und in den Ecken der Hallen 


und Säle aufgestellt werden sollen. Um | 


die Chrysanthemum-Verehrung in Japan 
zu zeigen, soll eine besonders hierzu 
geeignete Halle mit Blumen, Pflanzen 
und Japan-Artikeln originell nachgebildet 
werden. Der Redakteur 


grossen Original-Photographieen, welche 
die Chrysanthemum-Schau in dem Kaiser- 
lichen japanischen Garten zu Akasaba 
darstellen. Diese Abbildungen sind im 


und Besitzer | 
der Deutschen Gäfrtnerzeitung, LuDwIG | 
MÖLLER in Erfurt, ist im Besitz von 40 
ı Bastard zwischen der Gartennelke, Dian- 
thus Caryophyllus, und der Bart- oder Klu- 


ganzen nur vierMal vorhanden und besitzt | 


dieselben ausser Herrn MÖLLER nur noch 
ein Engländer, sowie der Kaiser von Japan 
und die Kaiserliche Bibliothek in Tokio. 
Nach diesen Original-Photographieen, die 
Herr MÖLLER in Liegnitz auszustellen be- 
absichtigt, wird die als Diorama darzu- 
stellende Garten-Scenerie ausgeführt. 
Wertzeugnis für die neue Nelke „Gartenbau- 
direktor Brandt“. 
Verhandelt, Berlin, den 13. Oktober 1892. 
Die unterzeichneten Preisrichter haben 
der neuen Nelke des Herrn Obergärtner 
H. AmELuUnG am Joachimsthalschen Gym- 
nasıum, Berlin, einstimmig das Wertzeug- 
nis des Vereins zur Beförderung des Gar- 
tenbaues zuerkannt. — Die Nelke hat einen 


ı äusserst gedrungenen Wuchs, ist ein willi- 


ger Blüher im Herbst und zeigen die ab- 
gestorbenen Blütenstiele, dass sie auch im 
Frühjahr reichlich geblüht hat. Die ge- 
füllten, 8—1o cz im Durchmesser halten- 
den Dolden bestehen aus 16—30 Blumen, 
welche leuchtend karminrot sind und eine 
gute Lichtfarbe haben. Der Geruch ist be- 
sonders angenehm. Sie eignet sich als 
Gruppen- sowie als Topfpflanze für den 
Handel, auch als Schnittblume. Das Laub 
ist Jlänglich lanzettförmig mit dunkelgrüner 
Farbe. 

Gezeichnet R. BRANDT. C. LACKNER. 
E. DIETZE. ALB. SCHWARZBURG. |]. KLAR. 
R. Hientzsch. H. WEIDLICH. 

(DieNelkeistvermuthlich ein natürlicher 


sternelke, D. barbatus. Sie hat inzwischen 
den Namen Dianthus hybridus remontant 
»Gartenbau-Direktor Brandt« erhalten.) 


Personal-Nachrichten. 


Das Haupt-Direktorium des landwirt- 
schaftlichen Provinzial- Vereins 
Mark Brandenburg und die Niederlausitz 
hat den Obergärtner und Gartenkünstler 
KARL SCHULTZ aus Hermsdorf bei Berlin 
nach Wittstock, Östpriegnitz, als Garten- 


Inspektor zur Anlage des neuen Pro- | 


für die 
' bauschule und Obstbau-Wanderlehrer für 


vinzial-Obstgartens, Lehrer an der dem’ 
nächst zu eröffnenden Obst- und Garten- 


den Regierungsbezirk Potsdam berufen. 
Der Garten-Inspektor K. ScauLtz hat 
am ı. Oktober d. ]J. bereits sein Amt an- 
getreten. 


TE TEE A ER. a ae), 2 rn 


Odontoglossum cirrhosum Lindl. 
Von L. Wittmack. 
Hierzu Tafel 1383. 


Luftknollen länglich-lanzettlich, zusammengedrückt zweischneidig, an der Spitze 
mit ein oder zuweilen zwei linear-lanzettlichen, spitzen, flachen lederartigen, ca. 25 bis 
30cm langen Blättern. Schaft dünn, bis ı »» lang, am Ende eine nickende Rippe 
mit wenigen dichtblütigen Ästen (und darunter an unserem Exemplar laubartige, 
lanzettliche Hochblätter) tragend. Deckblätter dreieckig, zugespitzt, kaum halb so 
lang als der Fruchtknoten mit seinem Stiel. Blumen gross, T10—12 cn» Durchmesser, 
milchweiss mit zerstreuten braunen oder bräunlich karminroten Flecken. Kelch- 
blätter etwas schmäler als die Blumenblätter, wie diese lanzettlich, lang schwanz- 
artıg zugespitzt, wellig. 

Lippe ?/, so lang, keilförmig, in 3 breite, stumpfe, wellıge Lappen verbreitert, 
Mittellappen aus linearer Basis dreieckig, begrannt, mit zwei hornförmigen auf- 
steigend-gekrümmten, stumpfen Schwielen auf seiner Basis, weiss mit einem oder 
mehreren dunkelbraunen oder purpur-violetten Flecken; Seitenlappen wenig breiter 
als lang, am Rande gewimpert, goldgelb mit roten Linien. Griffelsäule dreikantig, 
vorn weichhaarig, oben zu beiden Seiten der stumpfen Anthere je ein taster- 
förmiger oder rankenförmiger, abstehender, lineal-borstlicher Flügel (daher der 
Artname cirrbosus, rankentragend). 

Anden von Ecuador (Guayaquil, 2000 »»). ©. cirrhosum Lindley Gen. et spec. 
ÖOrch. 1833, p. 211; Fol. Orch. Od., p.3, No.5, 1852. Rchb. f. in WALPERs Ann. 
VI, 827; Gard. Chron., 1876, I, p. 503, .cumlie. zyl. omu. 92. Bet. Mag. t. 6317. 
Dllustr. hort., t. 301. Pl. Mag. n. s. t. 222 WırkIams Orch. Alb., IV, t. ı51. VEITCH, 
Manual of Orch. plant I. Odontoglossum, p. ı7, mit Abb. Moniteur d’horticulture 
1888 S. 17, mit Abb. Sreıns Orchideenbuch, 375, mit Abb. Dtsch. Gärtnerzeitung 
1887, S.76. Williams Orch. Growers Manual. 5 ed. 231, mit Abb. 

Var. Hrubyanum, Rchb. fil., nach Baron von Hrupy. Bl. fast rein weiss. 

Var. Klabochorum, nach den ersten Sammlern und Einführern der Pflanze, 
den Gebrüdern KraBocH. Blüten grösser, lang geschwänzt, sehr dicht gefleckt. 


Dieser »Harlekin« unter den Orchideen, wie REICHENBACH fil. unsere 
Pflanze in Gard. Chron., 1876, nennt, ist bereits seit 1833 bekannt, und ist 
dem Alter nach, wie REICHENBACH bemerkt, das fünfte überhaupt auf- 
gefundene Odontoglossum. Oberst HALL fand es bei Guayaquil im Thale 
des Mindo in 2000 »z Höhe und sandte eine 7blumige Rispe an Sir WILLIAM 
HOOKER, nach welcher LINDLEY die Pflanze beschrieb. REICHENBACH fil. 
spricht sich selbst aber das Verdienst zu, die Schönheit der Pflanze er- 
raten zu haben. Auf seine Veranlassung beauftragte LINDEN unseren ver- 
storbenen Landsmann WALLIS, sie in Ecuador zu suchen, aber er fand nicht 
die rechte. Viel später sammelte Dr. JAMESON auf REICHENBACHs_ Bitte 


Gartenflora 1392, 43 


594 L. Wittmack: Odontoglossum eirrhosum Lindl. 


einige wenige Pflänzen, und endlich, erst 1875, schickten sowohl der Garten- 
Inspektor ORTGIES-Zürich wie WILLIAM BULL-London an REICHENBACH ge- 
trocknete reichblütige Rispen. ROEZL hatte seine beiden Neffen, die Gebrüder 
KLABOCH, darauf aufmerksam gemacht und WILLIAM BULL brachte deren 
ganze Sendung an sich. Die Pflanze erhielt ein Wertzeugnis ı. Klasse in 
London und wurde bald sehr begehrt. Nach Deutschland scheinen aber bis 
heute nicht viele Exemplare gekommen zu sein, und wenn wir ehrlich sein 
wollen, so müssen wir sagen, dass bis jetzt in Deutschland auch wohl selten 
so reichblütige Rispen erzielt wurden, wie sie z. B. in Gard. Chron, 1876, 
I, p. 501, Fig. 91 und 92, aus dem Garten von SPENCER BRUNTON Esq., 
Beckenham (Obergärtner HENLEY) abgebildet sind. 

Unsere Abbildung ist nach einer eigentümlichen Varietät im Garten des 
Herrn Königlichen Gartenbau-Direktors R. BRANDT, Charlottenburg, gefertigt. 
Sie unterscheidet sich durch die grünen, laubartigen Hochblätter (Deck- 
blätter), welche den Schaft im oberen Teile bekleiden, während diese sonst 
nur klein und unansehnlich sind; auch die Deckblätter der einzelnen Blüten 
scheinen grösser als bei den anderen. Vielleicht ist übrigens diese laub- 
artige Entwickelung der Deckblätter die Ursache, dass die Blütenanlagen, 
die sich in ihrem Winkel ausbilden sollten, unterdrückt werden. Die Pflanze 
bildet alljährlich diese laubartigen Deckblätter, während ein anderes 
Exemplar bei Herrn BRANDT mit kürzerem Blütenstiel normale, kleinere 
Deckblätter besitzt und dem entsprechend reicher blüht. Ich möchte die 
Varietät als Odontoglossum cirrhosum var. frondosum bezeichnen. Auch 
WILLIAM giebt im Orchid. Album t. ı5ı an, dass eine starkwüchsige Form 
existiere mit grossen Rispen, da sie aber nicht so reichlich blühe, sei sie 
von Handelsgärtnern nicht zu wählen. 

In biologischer Beziehung zeigt unser O. cirrhosum recht, welche Mühe 
manche Pflanzen sich geben, um ihre Blüten an das Licht zu bringen, um nicht 
zu sagen »in das rechte Licht zu stellen«. Nach Angabe des Herrn R. BRANDT 
(siehe Gartenflora 1892, S. 196) gebraucht O. cirrhosum über ein halbes Jahr, 
um seinen meterlangen, schlaffen, überhängenden Blütenstiel auszubilden, an 
dem schliesslich verhältnismässig nicht viele Blumen stehen. Aber die 
grosse Länge ist nötig, um die Blumen der wahrscheinlich im dichten Ur- 
walde an Bäumen wachsenden Pflanze dem Licht und den Insekten entgegen- 
zustrecken. 

Die Kultur ist ähnlich wie von O. crispum (Alexandrae) und erfolgt im 
kalten Hause. Herr BRANDT berichtet darüber: 

Odontoglossum cirrhosum kultiviere ich in einem niedrigen Kalthause 
mit Satteldach auf Holztabletten, welche mit einem dünnen Cementguss 
überzogen sind, damit die gegebene Feuchtigkeit im Hause sich besser er- 
hält. Die Luft im Hause muss feuchter gehalten werden als die Pflanze 
selbst. Temperatur 5—1o*°' bei reichlicher Lüftung. Während der Sommer- 


Ferd. von Müller: Die westaustralische Fächer-Palme, 595 


monate Juni — August finden die Pflanzen im Freien in schattiger Lage ihre 
Aufstellung, auch hier muss durch reichliches Spritzen für feuchte Luft 
gesorgt werden. Die Pflanzung erfolgt bei mir in einem Topf mit einer 
starken Unterlage von Scherben, welche aber nicht gelegt, sondern aufrecht ge- 
stellt werden müssen; um eine wirksamere Drainage zu erhalten, werden diese 
Scherben mit Sphagnum abgedeckt. Zum Pflanzen verwende ich mit gutem 
Erfolge Pflanzenfasererde mit etwas Sphagnum. Da die Pflanze im Frühjahr 


blühen soll, so muss die junge Bulbe schon im Herbst ihre Ausbildung 
erreicht haben. 


Die westaustralische Fächer-Palme. 
Von Baron Ferdinand von Müller in Melbourne. 


Die einzige Palme West-Australiens ist — wie bereits bekannt — eine 
Livistona, welche bisher für identisch gehalten wurde mit der einzigen 
Central-Australiens, nämlich Livistona Mariae, beide auf einen ganz engen 
Bezirk des Vorkommens beschränkt, und beinahe unter denselben Breite- 
graden*). Nach unvollständigem Material bisher erschien es, als ob diese 
zwei Palmen zu einer Art gehörten; aber bessere Sendungen erweisen jetzt, 
dass bestimmte WVerschiedenheiten zwischen denselben bestehen, welche 
wahrscheinlich von specifischem Werte sind. So erweisen sich die stets 
nur einzeln reifenden Früchtchen sehr wahrnehmbar grösser an der west- 
australischen Palme**); auch sollen die jungen Blätter nicht bronzefarbig sein, 
wie dies bei der echten L. Mariae, die in Central-Australien entdeckt wurde, 
der Fall ist. Es scheinen auch noch andere Unterschiede vorzuliegen; aber 
da die Wuchsstellen beider sehr entlegen und noch ganz unbewohnt sind, 
mangelt es noch an Material zum endgültigen Feststellen von Diagnosen. 
Bei dieser Gelegenheit möchte aber doch schon bemerkt werden, dass der 
westaustralischen Art, also der des Hammley-Range, der Name Livistona 
Alfredi gegeben ist, da die central-australische Species Ihrer Kaiserlichen 
Hoheit, der Prinzessin MARIE von Russland, beim Nuptialfest gewidmet 
wurde, so dass die Dedication der Alfred-Palme diese beiden edlen und 
so seltnen Palmen auch in Einklang bleiben lässt für die phytographische 
Litteratur und die Gartenkultur. -—— Beiläufig sei hier auch noch bemerkt, 
dass die Herren HOLTZE, Vater und Sohn, Direktoren der botanischen Gärten 
von Adelaide und Port Darwin, 2 Livistona-Palmen als im nördlichen Arn- 
heims Land vorkommend unterscheiden, eine hohe, die L. Leichhardti mit 
wenig dornigen Blattstielen und eiförmigen Früchtchen, wofür also vielleicht 


*) Wie ja auch andere Palmen manchmal ganz isoliert sind, z. B. die eine der kleinen Lord 
Howes-Insel. 

##) Ein Merkmal, das bedeutender ist als die Grössenmasse von Früchtchen, wie solche in 
L. australis je variieren. 


3 $ 
45 


596 A. Bode: Das Einsammeln der Orchideen im Vaterlande. 


der Name L. inermis wiederhergestellt werden kann; dann eine, wie es 
scheint, stets niedrige Art mit stark -dornigen Petiolen, welche man für 
L. humilis erklären könnte, wären die Früchte nicht meistens ganz rund oder 
nur zuweilen etwas ins Ovale übergehend. Einstweilen erhielt diese Livistona 
denNamenL. Holtzei, und soll darüber nach weiteren örtlichen Beobachtungen 
später referiert werden. 


Das Einsammeln der Orchideen im Vaterlande. 
Von Alexander Bode. 
il, 


Dem aufmerksamen Orchideenfreunde und Züchter wird nicht entgangen sein, 
wie seit mehreren Jahren die Kultur der Orchideen, dieser jetzt allgemein beliebten 
und begehrten Pflanzen, auch in. unserem engeren Vaterlande mit besonderem 
Fleisse. betrieben wird und wie die Verbreitung derselben auch in kleineren 
Handelsgärtnereien und Privatgärten stetig zunimmt. Selbst im Zimmer haben sie 
bereits Eingang gefunden und sind daselbst zum Teil mit gutem Erfolge kultiviert 
worden. 

Der Grund, weshalb die Orchideen, die ihrer schönen Blumen von 
prächtiger Färbung, edler Form und teilweise langer Dauer wegen so hoch 
geschätzt sind, nicht schon früher in gleicher Weise wie jetzt in Kultur genommen 
wurden, lag einmal in den hohen Preisen derselben, und ferner in der mangel- 
haften Kenntnis ihrer Pflege, da man mit den Lebensbedingungen und den Ver- 
hältnissen, in denen sie im Vaterlande wachsen, zu wenig vertraut war. Nicht ın 
dem Masse wie andere Pflanzen können die Orchideen durch Aussaat oder 
Teilung vermehrt werden. Bekanntlich wird der grösste Teil aller in Kultur 
befindlichen Orchideen direkt aus dem Vaterlande derselben zu uns eingeführt, was, 
abgesehen von den mancherlei Gefahren und Hindernissen für den Sammler, mit 
bedeutenden Kosten verbunden ist. Viele Pflanzen, oftmals die ganze Sendung, 
gehen auf der Seereise zu Grunde, und von denen, die Europa glücklich erreichen, 
stirbt auch noch ein Teil ab, so dass es nicht wunder nehmen darf, wenn für 
den Rest, namentlich wenn es eine besonders gesuchte Art ist, hohe Preise ge- 
fordert werden. 

Seitdem nun die Verkehrswege bessere geworden sind und es hauptsächlich 
den Sammlern leichter geworden ist, schneller von Ort zu Ort zu gelangen, und 
man ferner durch gesammelte Erfahrungen im stande ist, die Pflanzen mit weniger 
Verlusten nach Europa zu schaffen, sind die Preise auch sehr gesunken, und mit 
weniger Unkosten ist es jetzt möglich, derartige Pflanzen zu erwerben. 

Die Art und Weise des Einsammelns der Orchideen im Vaterlande ist im all- 
gemeinen hinlänglich bekannt, immerhin herrschen aber häufig noch irrige Meinungen 
darüber. In den meisten Fällen dürfte wohl ‚diese Arbeit zu sehr unterschätzt 
werden, denn wenn man auch nicht immer mit wilden Tieren und feindlich ge- 
sinnten Eingeborenen zu kämpfen hat, dies ist wohl überhaupt selten der Fall, 
so stellen sich jedoch Hindernisse entgegen, auf die man am wenigsten vorbereitet 
ist, unter denen Entbehrungen mancherlei Art, Belästigungen von allerlei kleinem 
Getier, Unzuverlässigkeit der als Arbeiter gemieteten Eingeborenen nicht die 
unangenehmsten sind. Weit gefährlicher und hemmender sind die Folgen einer 
unregelmässigen Lebensart und Weise und die des »Klimas«, mit dessen Wirkung 


A. Bode: Das Einsammeln ‚der Orchideen im Vaterlande. 597 


mancher Reisende unliebsame Bekanntschaft machen musste und ihn von seinem 
nahen Ziele weit entfernte. 

In nachstehenden Zeilen will ich versuchen, in kurzer Abfassung das Ein- 
sammeln von Phalaenopsis amabilis zu schildern, was ich im Auftrage der be- 
kannten Firma F. SANDER & Co. in St. Albans ausführte und zwar auf dem Sulu- 
archipel, einer südlich von den Philippinen gelegenen Inselgruppe, deren Phalae- 
nopsis-Varietät als besonders schön gilt. 

Obschon einige Jahre darüber vergangen sind, steht mir jede, auch die 
kleinste Begebenheit dieser interessanten Reise noch deutlich vor Augen, ausser- 
dem liegen mir auch noch die Aufzeichnungen meines Tagebuches zur Hand. 

Der Vollständigkeit halber schicke ich eine kurze Schilderung der Reise von 
London nach Singapore voraus. 


IT. 


»Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt«; 
mit den Worten des Dichters im Sinne verliess ich an einem schönen Aprilmorgen 
die in Nebel gehüllte Metropole Englands, um den in einem der grossen Häfen 
zur Abfahrt bereit stehenden Ostindienfahrer »Nepaul« zu besteigen, der mich 
nach dem fernen Osten führen sollte. 

Bald waren die Türme und Kuppeln der ee dralen Londons unseren Blicken 
entschwunden und schon abends die Leuchtfeuer von Calais und Dover sichtbar. 

Unaufhaltsam durchschnitt der Nepaul die brausenden Wogen des Atlantischen 
Oceans, meist in sichtbarer Nähe der französischen Küste, und nach Verlauf von 
fünf Tagen war der erste Haltepunkt, Gibraltar erreicht. Ein kurzer Aufenthalt 
von sechs Stunden wurde nach Kräften ausgenutzt, die Stadt Gibraltar und den 
von den Engländern zur Festung hergerichteten Felsen in Augenschein zu nehmen. 
Erstere, am Abhange des Felsens gelegen, macht einen hübschen Eindruck durch 
ihre freundlichen, mit Wein und Epheu bekleideten Häuser, und ferner durch 
zahlreiche schöne Hausgärten, die bereits im vollen Blumenschmuck standen. 

Akazien, Orangen, dichte Oleanderbüsche, Calla, Sonnen- und verschieden- 
artige Sommerblumen, alle in voller Blüte, bilden neben Lorbeer, Ilex und 
anderen Sträuchern die vorwiegende Bepflanzung. Hier und da haben verschiedene 
Palmen, besonders die Dattelpalme passende Verwendung gefunden, die dem Ganzen 
ein eigenartiges Gepräge geben. 

Unser Weg, der von spanischen Händlern und Landleuten, die mit körbe- 
beladenen Eseln und Maultieren zur Stadt ziehen, belebt ist, führt uns nach dem 
Felsen von Gibraltar. Unter militärischer Begleitung betraten wir dieses historisch 
wichtige und berühmte Stück Erde, um die in demselben befindlichen, geräumigen, 
mit starken Geschützen versehenen Kammern und Gänge zu besichtigen. Durch 
die als Schiessscharten dienenden Öffnungen bietet sich den Blicken ein herr- 
liches Bild auf die von vielen Fahrzeugen belebte dunkelblaue Bai und das gegenüber- 
liegende Ufer mit grünen Wiesen, Waldungen und dazwischen liegenden Dörfern. 

Noch schöner gestaltete sich das Bild von einer Plattform in mittlerer Höhe 
des Felsens aus gesehen. Zu unseren Füssen das schäumende Meer, die Strasse 
von Gibraltar, gegenüber die schwarzen Berge der afrikanischen Küste, nach der 
anderen Seite ein weiter Blick auf die schon erwähnte Bai mit ihrer weiten 
Umgebung bis zu den schneebedeckten Gipfeln der Sierra Nevada. 

Und in unmittelbarer Nähe eine reiche Flora, allerlei bekannte Pflanzen, 
kleine Sträucher und Kräuter, unter welchen ganz besonders prächtig entwickelte 
Acanthus mollis mit hohen Blütenschäften das Auge auf sich lenken. 


598 A. Bode: Das Einsammeln der Orchideen im Vaterlande. 


Nur zu schnell ist die Zeit verflossen und nur ungern nehmen wir Abschied 
von diesem so wichtigen und berühmten, wie auch wunderbar schönen Stück 
Land. Mit einem Strausse frischer Blumen kehrten wir an Bord des Nepaul 
zurück, der, schon zur Abfahrt bereit, nun seinen Weg durch die dunkelblauen 
Wogen des Mittelländischen Meeres fortsetzte. 

Malta, die zweite, auch den Engländern gehörige Felsenfestung, ist unser 
nächstes Ziel, das am Abend des dritten Tages erreicht wird. Ähnlich wie in 
Gibraltar sind auch hier die Strassen der Stadt La Valetta teilweise in Stein 
gehauene Treppen. Von Pflanzenwuchs ist nur wenig wahrnehmbar und die als 
Garten dienenden Plätze sind meist mit Oleanderbüschen, Akazien, Granaten und 
Myrten, letztere zum grossen Teil in Kübeln, bepflanzt und besetzt. Nur erst in 
weiter Entfernung von der Stadt sind Wiesen und Felder sichtbar. 

Zahlreiche Händler, die nebst Priestern und Bettlern die Strassen füllen, mit 
ausserordentlich schönen Südfrüchten, wie Apfelsinen, Datteln, Feigen und ge- 
trockneten Weintrauben, bieten ihre Ware mit bekannter Liebenswürdigkeit aus, 
und dank des verlockenden Aussehens der Früchte ist man bald mit einem Vor- 
rat derselben versehen. 

Nachdem auch der sehr schönen Kirche und anderen Sehenswürdigkeiten der 
Stadt ein Besuch abgestattet war, kehrten wir an Bord zurück, hier von dem rast- 
losen Umbherstreifen Erholung suchend. Nach einer ruhigen und erquickenden Fahrt, 
zum grössten Teil an der afrıkanischen Küste entlang, befanden wir uns am vierten 
Tage seit der Abfahrt von Malta der Pforte des Orients, Port-Said gegenüber. 

Ein kleiner Platz von nur geringer Ausdehnung in Bezug auf die Stadt, sowie 
auf den Hafen, woselbst jedoch alle Nationen und deren Fahrzeuge anzutreffen sind. 
Vorherrschend sind die Franzosen, in deren Händen auch die hauptsächlichsten 
Geschäfte liegen. 

Unmittelbar am Quai befinden sich die grösseren Hotels und Kaufläden, daran 
schliessen sich die Wohnungen der Europäer. In einiger Entfernung liegt der 
arabische Stadtteil, der, so wenig einladend auch sein Äusseres ist, dennoch 
mancherlei des Interessanten für den Fremdling bietet, bezüglich der Bauart der 
Häuser, Moscheen, der Bevölkerung u. s. w. 

Der Aufenthalt hier, sowie in dem europäischen Stadtteile zur Tageszeit ge- 
hört nicht zu den Annehmlichkeiten einer Reise. Die heisse trockene Luft er- 
schwert das Atmen sehr, was durch das Waten in dem staubigen Sande ın den 
Strassen des arabischen Stadtteils noch gesteigert wird. 

In einem derartigen Klima und solcher Bodenbeschaffenheit wird man vergeblich 
nach frischen grünen Bäumen und Sträuchern umschauen. Nur die Dattelpalme 
hat hier ihre wahre Heimat gefunden, ihr sagt die trockne Wärme zu, und dass 
sie hier gedeiht und den Eingeborenen unersetzlich ist, beweisen die in ungeheuren 
Mengen zum Verkauf angehäuften Früchte. In den Strassen, am Hafen, in den 
Läden, überall ist dieselbe anzutreffen, in Kistchen mit feinster Verpackung, sowie 
auch einfach auf einem unsauberen Stück Leinwand ausgebreitet, oder in einem 
ebensolchen Gefäss von nicht besser aussehenden Arabern beiderlei Geschlechts 
feilgeboten, die vergeblich bemüht sind, die ungeheuren Fliegenschwärme von 
diesen Früchten und anderen gallertartigen Süssigkeiten fernzuhalten. 

Auf dem Lesseps-Platze, inmitten der Stadt, ist eine kleine Anzahl Casuarinen, 
C. equisetifolia, Akazien und Musen angepflanzt, unter deren Schutze verschiedene 
Sommerblumen, wie Mirabilis Jalappa, einige Senecio, Convolvulus und ähnliche 
nur kümmerlich gedeihen; die bestaubten Blätter und Blüten bieten einen trost- 
losen Anblick. 


A. Bode: Das Einsammeln der Orchideen im Vaterlande. 599 


Doch weiter, bereits ist das erste Signal zur Abfahrt gegeben und Pünktlich- 
keit ist eine Tugend, die auch an Bord eines Schiffes zu üben ist. Langsam 
windet sich der Nepaul durch die zahlreichen Passagier- und Kohlendampfer hin- 
durch, nach jener wichtigen, meerverbindenden Wasserstrasse, dem Suez-Kanal. 

Aus nicht erklärlichen Gründen übernachteten wir an einer der ersten Stationen, 
die in gewissen Abständen längs des Kanals errichtet sind. Vor uns breitet sich 
eine unübersehbare Wasserfläche, der See Mensaleh aus, durch welchen der Kanal 
anfangs führt; derselbe ist mit zahllosen Wasservögeln belebt. Grosse Scharen 
Flamingos, Reiher, Möven, Pelikane u. a. erhoben sich wie rote und weisse 
Wolken oder stolzierten in dem seichten Wasser nahrungsuchend umher. 

Ein herrliches Schauspiel bot sich unseren Blicken noch beim Sonnenuntergange; 
durch die Brechung der Lichtstrahlen in der heissen Luft, sowie durch den 
Reflex der weiten Wasserfläche entstand ein Farbenspiel, wie es sich auch die 
kühnste Phantasie nicht zu zaubern vermag, und schuf uns einen herrlichen Ab- 
schluss des ersten Tages im Orient. 

Früh am nächsten Morgen ging es weiter; nachdem der See durchschnitten 
ist, verengt sich der Kanal auf seine eigene Breite von etwa 50—60 2. Zu beiden 
Seiten dehnt sich nun eine unendlich erscheinende Sandwüste aus, die nur von 
kleinen und grösseren Hügeln des Flugsandes unterbrochen ist. Von Pflanzen- 
wuchs ist nicht viel wahrnehmbar, nur an einigen Stellen des Ufers wachsen 
Schilf und Tamarindenbüsche. Eine Unterbrechung in dem ewigen Einerlei bilden 
die schon erwähnten Stationen, deren Bewohner sich gewiss mit grosser Mühe 
einen von einem hohen Zaun umgebenen Garten angelegt haben, in denen 
einige Dattelpalmen, Oleander, Hibiscus, Musa, Mais, Kürbis- und Melonenarten 
gezogen werden. 

Einer Oase in der Wüste gleicht Ismailia, das an einem der beiden Seen liegt, 
welche der Kanal ebenfalls durchschneidet. Das Schiff hält nur ganz kurze Zeit; 
vom Deck aus sind schöne grosse Gärten, die die Häuser parkartig umgeben, 
zu erkennen; leider sind aber die verschiedenen Baumarten, ausser hohen Pinien, 
nicht zu unterscheiden. 

Nach etwa 2o Stunden ist der Kanal durchfahren und gelangen wir nun in 
den Hafen von Suez. Ein arabisches Segelboot bringt uns nach der weit ent- 
fernten Landungsstelle, von welcher eine kurze Eisenbahnstrecke nach der Stadt 
führt. Auch kann man auf Eselsrücken dorthin befördert werden, was jedoch noch 
weniger angenehm ist, als erstere zu benutzen. 

Die Stadt Suez, deren weissgetünchte Häuser mit flachen Dächern in einer 
wahren Sandwüste erbaut sind, ist noch weniger einladend als Port-Said. In dem 
fusshohen Sande der engen Strassen, in welchen selten ein Eurcpäer zu sehen 
und die meist nur von der armen arabischen Bevölkerung belebt sind, schreitet 
man nur mühsam vorwärts. Nur in einigen Gärten der grösseren Gasthäuser findet 
man etwas Schutz gegen die heissen Sonnenstrahlen im Schatten bereits genannter 
Bäume, weit angenehmer ist es aber in den luftigen, hallenartig erbauten Sälen. 

Nur um möglichst alles Interessante kennen zu lernen, unterzieht man sich 
der Mühe des Umherwanderns, doch ist man froh, wieder unter dem Zeltdache 
des Schiffes die frische Seeluft einatmen zu können. 

Die Fahrt durch das rote Meer gestaltete sich zu einer unangenehmen: das 
Schiff ging mit dem Winde, wodurch sich die heisse Luft auch hier recht bemerk- 
bar machte. 

Häufig ist die weite Wasserfläche durch das Wrack eines Schiffes unterbrochen, 
von der Gefährlichkeit und den Tücken des roten Meeres zeugend. 


600 A. Bode: Das Einsammeln der Orchideen im Vaterlande. 


Nach weiteren fünf Tagen erreichen wir endlich Aden, das in vielen Be- 
ziehungen mit Suez verglichen werden kann. Die Stadt, etwa eine Meile von dem 
Landungsplatze entfernt, liegt in einem von kahlen Bergen umgebenen Thale, und 
wohin auch das Auge schweift, auch nicht ein Punkt ist vorhanden, möchte man 
sagen, auf dem dasselbe mit Wohlgefallen zu ruhen vermag. Kein Baum, kein 
Strauch; nur einige niedere strauchartige Wolfsmilcharten, die in der Farbe dem 
Erdboden gleichen, fristen an den felsigen Abhängen ein kümmerliches Dasein. 
Das Übrige ist alles öde und leer. 

Doch halt, aus der Ferne, unmittelbar an der Stadt, schimmert einiges Blatt- 
grün durch die weissen Häuser hindurch. Es ist eine unter grossen Mühen und 
Kosten geschaffene Anlage von Mimosen, Ficus, Tamarinden und den schon be- 
kannten Pflanzen, in der Nähe sehr grosser künstlich erbauter Wasserbehälter, ın 
welchen das von den Bergen rinnende Wasser zur Regenzeit gesammelt wird. 
Damals waren dieselben völlig ausgetrocknet, denn, wie uns mitgeteilt wurde, war 
das köstlicne Nass schon über zwei Jahre ausgeblieben. Das aus sehr tiefen 
Brunnen von Arabern bei einförmigem Gesange geschöpfte Wasser ist sehr warm 
und besitzt keinen angenehmen und erfrischenden Geschmack. 

Mit Eindrücken dieser Art kehrten wir an Bord des Nepaul zurück, der nun 
seinen Weg durch den weiten indischen Ocean antrat und uns zu schöneren Ge- 
filden führen sollte. 

Am Abend des vierten Tages passierten wir die Lakediven und schon am 
nächsten Morgen war die Küste von Ceylon als ein dunkelgrüner Streifen sicht- 
bar. Nur noch wenige Stunden und der Nepaul lief in den Hafen von Co- 
lombo ein. 

In kurzer Zeit war das Deck des Schiffes von zahlreichen Eingeborenen 
gleichsam überflutet, die als Händler mit allerlei Früchten, Geldwechsler und 
Führer ihre Dienste und Gegenstände mit nur allzugrosser Beredsamkeit anboten. 
Trotzdem auch ein derartiges Bild von grossem Interesse ist, vermochte es mich 
nicht lange zu fesseln, ich bestieg vielmehr ein Boot und eilte dem Lande zu, 
nachdem ich noch einige Ananasfrüchte, 5 Stück für etwa 60 Pf.,-erworben hatte. 
Diese sowie die Mangos, Früchte der Mangifera indica, Kokosnüsse und Bananen 
wurden in ganzen Bootsladungen feilgehalten; sie stammen meist von dem nahen 
Kandy, einem Ort, welcher infolge seiner ausgedehnten Kaffee-, Thee- und 
Muskatnussplantagen berühmt geworden ist. 

Doch nun weiter, vor mir lag ja in greifbarer Nähe ein Stück jenes wunder- 
baren, sagenumwobenen Landes, Indien, das so schnell als möglich zu betreten 
mein sehnlicher und leicht erklärlicher Wunsch war. 

Der schon aus der Ferne gesehene grüne Streifen war ein Wald hoher 
schlanker Kokospalmen, die als erste Meerstrandspflanzen das ganze übersehbare 
Ufer umsäumten. 

Was dem Araber die Dattelpalme ist, das ist dem Inder die Kokospalme, die 
Zahl der ihm eignen Pflanzen bestimmt sein Vermögen. Colombo ist bekanntlich 
in Hauptstapelplatz für Kokosnüsse und deren Kern, der, von der Schale ge- 
löst, als Kopra in den Handel gelangt und zur Gewinnung von Öl, zur Seifen- 
fabrikation und dergleichen Verwendung findet. 

Nicht selten wird die Behauptung aufgestellt, dass die Palmen in ihrem Vater- 
lande ein weniger schönes Aussehen besitzen und der Beschauer gewissermassen 
enttäuscht ist. Unter keinen Umständen kann dies von der Kokospalme gesagt 
werden. Nicht nur dann gewährt sie einen herrlichen Anblick, wenn sie allein- 
stehend sich majestätisch über alle anderen Pflanzen hoch erhebt oder an hohen 


A. Bode: Das Einsammeln der Orchideen im Vaterlande, 601 


steilen Felsenklippen mit ihrem schlanken Stamm und schöner Krone Sturm und 
Wetter trotzt, weit grossartiger und eigenartiger ist die Wirkung, wenn sie in 
solchen Mengen und in solcher Mächtigkeit, wie auf Ceylon, wälderbildend auftritt, 

Wohin auch das Auge streift, überall bietet sich etwas Schönes und Neues. 
Ein kleiner Teich mit natürlicher Uferbepflanzung, wie Canna, Pandanus, Bananen, 
Caladien u. a, sowie mit den schönen Lotosblumen und Nymphaeen lenkt zu- 
nächst meine Aufmerksamkeit auf sich. 

In stiller Betrachtung versunken, habe ich kaum Zeit einer Herde Büffel 
auszuweichen, die Erfrischung suchend sich in besagten Teich stürzt und dabei 
alle Pflanzen mehr oder minder vernichtet. Doch das ist etwas Alltägliches, und 
unter den Strahlen jener Sonne ist solch ein Verlust schnell wieder ersetzt. 

Noch schöner als dieser Teich ist ein kleiner Süsswassersee, dicht am Meere 
gelegen, mit malerischer Umgebung. 

Grosse, weit verzweigte Ficus religiosa mit ihrer zierlichen Belaubung, neben 
allerlei Palmenarten, unter denen die Kokospalmen und Arekaarten vorherrschen, 
bilden eine angenehme Abwechslung. Allerlei Schlingpflanzen, deren herunter- 
hängende Zweige von der Krone der höchsten Bäume bis auf den Wasserspiegel 
des Sees reichen, buschige Farne, starke Bambusstauden, Bananen, hohe Bombax, 
fruchtbeladene Carica Papaya, Pandanusdickichte, schön gefärbte Acalyphasträucker 
und vieles andere mehr, bilden zusammen ein Gemälde, wie es auch nur allein 
die Natur unter solchen Verhältnissen schaffen kann. 

Das Ganze wird vervollständigt durch die Hütten und Häuser von Ein- 
geborenen, die im Schatten riesiger Bäume stehen, sowie durch die die Ober- 
fläche belebenden Boote und mancherlei Wassergefligel. Mein Weg führt mich 
weiter durch einen Teil der Stadt mit breiten Strassen, in welchen in offenen 
Häusern allerlei Waren nicht allein feilgeboten, sondern auch, orientalischer Sitte 
gemäss, hergestellt werden. Manches Kunstwerk entsteht da unter den Händen 
des geschickten Inders und den Augen des Zuschauers. 

Die zerstreut liegenden Villen der Europäer sind mit grossen Parks und Gärten 
umgeben, die ebenfalls mit oben genannten Pflanzen hauptsächlich bepflanzt sind, 
stets ist aber die Kokospalme in Mengen vertreten. Unter den verschiedenen 
Pflanzen des Schmuckgartens in der Nähe des Hauses sind mit Vorliebe »Croton« 
angepflanzt, die durch ihren schönen Wuchs, dichte Belaubung mit leuchtender 
Färbung ganz besonders auffallen. 

Es würde zu weit führen, alle diese Pflanzenschätze in ıhrer vollkommenen 
Entwicklung zu schildern und zu nennen, es seien nur noch erwähnt die hübschen 
Kassiaarten mit ihren langen gelben Blüten-Trauben, sowie die Poinciana regia, ein 
Schmetterlingsblütler mit feiner und zierlicher Belaubung. Zur Zeit der Blüte ist 
die etwa Io »z2 weite, schirmartig gewachsene Krone mit unzähligen hochroten 
Blumen bedeckt, einem überspannten roten Tuche gleichend. Mit einem grossen 
Strauss aus allerlei Blumen, Zweigen und Gräsern kehrte ich an Bord des 
Schiffes zurück, wo derselbe die Kabine aufs schönste schinückte; noch heute 
sind mir einige Überreste davon recht liebe und wertvolle Angedenken. 

Nach zwei Tagen, die mir hier wegen Schiffswechsel zur Verfügung standen 
und die ich nach Kräften ausgenutzt hatte, bestieg ich die »Ancona«, die von 
Kalkutta kommend, mich nach meinem ersten Reiseziel, Singapore, bringen sollte. 
Am dritten Tage nach der Abfahrt von Colombo erreichten wir nach stürmischer 
Fahrt Penang, eine kleine, an der Halbinsel Malakka gelegene Insel. Mitteilungen 
über die erhaltenen Eindrücke in Bezug auf Vegetation, Land und Leute, seien mir 
erlassen, da sich dasselbe ailes in Singapore wiederholt. 


602 L. Thüer: Der Jonathan-Apfel. 


Da auch von diesem Orte bereits das Wichtigste in dieser Beziehung in einigen’ 
Nummern dieser Zeitschrift 1890, S. 268, 322, erwähnt worden ist, will ich nun 
zur Schilderung meiner Erlebnisse auf den Suluinseln, und zunächst mit den Vor- 
bereitungen zur Reise nach dorthin beginnen. 

(Fortsetzung folgt.) 


Der Jonathan-Apfel. 


Die in No. ıg der Gartenflora gegebene Beschreibung und Empfehlung des 
amerikanischen »Ontario-Apfels« veranlasst mich, noch auf eine andere amerikanische 
Apfelsorte die Aufmerksamkeit zu lenken, auf den »Jonathan-Apfelc«. 

Es war im Herbst 1869, als ich einen schwachen Hochstamm als Standbaum 
anpflanzte, den ich vom damaligen Hofgärtner W. SCHMIDT-Ludwigslust unter der Be- 
zeichnung Jonathan-Apfel erhalten hatte, mit dem Bemerken, dass diese Sorte aus 
Holland bezogen sei. 

Ich führe über meine Obst-Standbäume Journal und nach diesem trug der 
junge Jonathan 1873 zum ersten Male einige Früchte, 1874 etwas mehr; dann 
wie folgt: 


Bares: u TSO34 0 ee No 
TOO en. 10. Z TOSS 2 0 o 
lat. 0 To 1880... a Nano 
NT a a Kor 102. 
OTTO. 2 ee 1888. a 
0 3 1889. 22 2.2. 100%, 
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TSS2a 2°. ....30 7 TEOL u. OR 
To er. 5130. 1392... 0.0 ze 


Der Jonathan übertraf bis jetzt alle anderen Obstbäume des Gartens an Fruch 
barkeit. 

Der Baum hat ein gesundes, aber mässiges Wachstum; die Sommertriebe sind 
dünn und verhältnismässig lang, die Blätter ziemlich klein. Der Baum scheint 
überhaupt nicht gross zu werden, mein Exemplar hat jetzt 60 cm Umfang. Später 
angepflanzte junge Bäume haben auch in solchen Jahren reich getragen, in welchen 
der alte Baum wenig Frucht hatte, woraus wohl zu schliessen ist, dass nicht die 
Witterung die geringere Ernte bedingte als vielmehr eine Erschöpfung der Kraft; 
auch der seit 1883 regelmässige Wechsel im Ertrag weist darauf hin. 

Die Frucht ist von mittlerer Grösse; sie misst 5—6'/,; cm im Durchmesser und 
bildet sich gut aus, sodass sich sehr wenig kleinere oder verkrüppelte Früchte 
finden. Die Form ist ziemlich rund, aber nach oben zugespitzt, ein wenig calvill- 
artig kantig. Der Kelch ist geschlossen und sitzt sehr vertieft. Der Stengel ist 
dünn und ziemlich lang. Die Farbe ist grün, an der Sonnenseite rot, oder rot- 
gestreift und getuscht. Die schöne rote Farbe stellt sich erst in der letzten Zeit 
ein, wird um so stärker und breitet sich um so mehr aus, je länger man die 
Frucht am Baume lässt. Auf dem Lager geht das Grün der Frucht allmählich in 
ein wachsartiges Gelb über, so dass dieselbe ein ganz prachtvolles Äussere an- 
nimmt und wie ein künstlicher Wachsapfel aussieht. — Die Haut ist auffallend 
stark, fast lederartig, auf dem Lager wie mit einer dünnen Wachsschicht über- 
zogen. Aus der Beschaffenheit der Haut erklärt sich auch wohl die ausserordent- 
liche Haltbarkeit des Apfels; ich hatte zuweilen bei der neuen Ernte noch alte 


Erste allgemeine Chrysanthemum-Ausstellung. 603 


Früchte. — Vor einigen Jahren entfernte ich im Monat August eine kleine, 
buschige Konifere in der Nähe meines Jonathan-Baumes und fand darunter eine 
vollständig gut erhaltene Frucht, die also ohne Schaden zehn Monate im Freien 
gelegen hatte. 

Bei der langen Dauer der Frucht sollte man auf eine späte Reife (Essbarkeit) 
schliessen, indessen tritt diese oft schon vor Weihnachten, aber ganz allmählich 
ein. — Das Fleisch ist weiss, locker, mässig saftig; der Geschmack ist aromatisch, 
gewürzig, eigenartig, ich kenne keine Apfelsorte von ähnlichem Geschmack. Diese 
und die anderen guten Eigenschaften haben denn auch beim kaufenden Publikum 
eine derartige Anerkennung gefunden, dass der Ertrag der Ernte schon ein Jahr 
vorher bestellt wird. 

In Erwägung aller vorstehend geschilderten Vorzüge, welche der »Jonathan« 
besitzt, habe ich mich denn auch für berechtigt gehalten, diese Sorte reichlich zu 
vermehren und im Kreise meiner Kundschaft zu verbreiten, obwohl sie von den 
Pomologen-Vereinen noch nicht empfohlen wurde. 

Herr Ökonomierat Späru-Berlin war so freundlich, ihm von mir übersandte 
Früchte mit Jonathan-Äpfeln aus seiner Baumschule zu vergleichen und mir zum 
Gegenvergleich von seinen Früchten zu senden. Es wurde beiderseits konstatiert, 
dass es sich um eine Sorte handele. L. THÜER, 

Neustadt in Mecklenburg. 


Erste allgemeine Chrysanthemum-Ausstellung in Liegnitz, 


verbunden mit einer Ausstellung wertvoller, im Spätherbst blühender Pflanzen, ver- 
anstaltet von dem Liegnitzer Gartenbau-Verein vom 4. bis 8. November d. ]J., in 
den Räumen des Schiesshauses. 

Am Freitag, den 4. d. Mts., mittags ı2 Uhr, wurde die Ausstellung im festlich 
geschmückten Saal feierlich eröffnet. 

Zuerst sprach Herr Oberbürgermeister OERTEL-Liegnitz über die Geschichte 
des Chrysanthemums, dessen Einführung und hohe Bedeutung für die Gärtnerei; 
darauf brachte Seine Durchlaucht Prinz HAnDJEry, Königlicher Regierungspräsident, 
einen Toast auf Seine Majestät aus und erklärte die Ausstellung für eröffnet. 

Die Ausstellung war reich beschickt und geschmackvoll arrangiert. 

Der Herr Parkinspektor STÄMMLER - Liegnitz hat in uneigennütziger Weise 
ausserordentlich viel zu dem Gelingen dieser Ausstellung beigetragen und ganz 
besonders durch die geschmackvolle Aufstellung der Kaisergruppe mit Blatt- und 
blühenden Pflanzen sich ein hervorragendes Verdienst erworben, umsomehr, da 
er ausser Konkurrenz ausgestellt hatte. 

Für die hervorragendste Kulturleistung in einer Chrysanthemum-Gruppe erhielten 
GÖTZE & Hamkens - Wandsbeck - Marienthal, den ersten Preis, ı grosse silberne 
Staatsmedaille und 200 Mk. Den zweiten Preis erhielt W. KUTscHE - Liegnitz für 
die hervorragendste Leistung in der Binderei, ı kleine silberne Staatsmedaille und 
100 Mk. Reım & BorNnEMAnN-Sydenham, London, erhielten für die beste Sammlung 
abgeschnittener Chrysanthemum-Blumen und Neuheuten ı kleine silberne Staats- 
medaille und oo Mk., GIREOoUD, Gartendirektor, Sagan, für Gesamtleistung den 
ersten Ehrenpreis des Herrn Fabrikbesitzers Max Hüsner, Haupt, Gartenbau- 
Direktor, Brieg, für ı Gruppe Orchideen ı kleine silberne Staatsmedaille; die 
Gruppe enthielt ı8 Cattleya labiata autumnalis vera mit 3—4 Blumen, ı Dendrobium 
Phalaenopsis Schröderi, ı Vanda Sanderiana, ı Cypripedium oenanthum superbum, 


604 W. Hampel: Die neue Gurke »Juwel von Koppitz«. 


ı Curtisi und 2 Sedeni in vorzüglicher Kultur, und bildete einen Glanzpunkt der 
Ausstellung. 

Ausserdem sind noch besonders zu erwähnen: 

HEIDECKER-Frankfurt a. M., eine kleine Gruppe von Rosa Carmen Sylva; die- 
selbe blüht sehr dankbar und trägt ihre blass-fleischfarbigen Blumen aufrecht. 
WEINHoLD-Mühlrädlitz, Liegnitz, eine Rosengruppe, enthaltend blühende Niphetos, 
Grossherzogin Mathilde und Souvenir de la Malmaison, in sehr guter Kultur. 
TauvcH-Trebnitz ı. Schl., eine Gruppe Nelken, Chateaubriand, Jean Sisley, Madame 
Alegatiere, Pride of Penshurst und Catharina Paul; die beiden zuletzt angeführten 
blühen weiss und sind grossblumig. WIRTH & ZIEGENBALG-Dresden-Striesen, eine 
Palmengruppe, ın welcher besonders eine schöngezeichnete Latania borbonica fol. 
yar. auffiel. SCHMÖKER, Öbergärtner, Domäne Lampersdorf, hatte in einer ge- 
mischten Gruppe mehrere Pflanzen von Crinum Broussoneti, bis zu 8 Blumen an 
einem Blütenstiel, aber nur mit schwachem Geruch. GIREouD, Gartendirektor, 
Sagan, eine gemischte Gruppe, in dieser zeichneten sich aus: die blühenden Pflanzen 
von Cattleya Warocqueana, Stanhopea oculata, Lasiandra macrantha, Lamprococeus 
Weilbachi (Bromeliacee), Primula chinensis coerulea, in ganz vorzüglicher Kultur. 
KELLER - Liegnitz, vorzügliche, kurz gedrungene, blühende Kamellien - Pflanzen, 
Chandleri und alba plena. Freiherr von RiCHTHoFEn, Rittergutsbesitzer auf Brechels- 
dorf (Obergärtner HAsack), blühende Begonia, George Bruant, in ganz hervor- 
ragender Kultur, ebenso waren sehr schön B. imperialis, smaragdina, subpeltata, 
Arthur Mallet, President de Bouresselle, Vriesea hieroglyphica mit ı'/, Fuss langen 
und 3 Zoll breiten Blättern. KuUnERT-Langenbielau, ein Sortiment abgeschnittener 
Canna von Crozy; die beste und dankbarste ist Madame Crozy. R. BRANDT. 


Die neue Gurke „Juwel von Koppitz“. 
Hierzu Abbildung 126. 

Im Anschluss an die Beschreibung dieser Gurke in Heft 21, S. 568, geben 
wir die dort erwähnte Photographie wieder, damit die verehrten Leser sich über- 
zeugen, dass der S. 568 gebrachte Holzschnitt keine Übertreibung ist. Zu bemerken ist 
dabei, dass, wie Herr Garten-Inspektor HamPpEL S. 569 hervorgehoben, die Photographie 
nur den dritten ‘Teil der bei der Aufnahme vorhanden gewesenen Früchte zeigt. 


Die japanische Klettergurke. 


- Nachdem ich reife Früchte davon durch Herrn Gartenbau-Direktor R. BRANDT 
erhalten, muss ich die japanische Klettergurke für Cucumis sativus var. 
sikkimensis Hook. (Bot. Mag. 1876, t. 6206) erklären. L. WITTMACcK,. 


Die internationale Gartenbau-Ausstellung in London. 
London, den 7. Oktober 1892. 
Die schönen Tage von Aranjuez sind nun vorüber, oder wenigstens nähern 
sie sich ihrem Ende, denn in wenigen Tagen werden die Hallen, die uns in den 
letzten 5 Monaten so viel Schönes und Interessantes gezeigt haben, völlig verödet 
dastehen. Wenn wir gehofft haben, noch wenigstens die Zeit der Chrysanthemum 
zu erreichen, so hat das Einsetzen des kalten, stürmischen Wetters auch diesem 
ein Paroli geboten und die specielle Ausstellung dieser Blumen muss ın Wegfall 
kommen. Schon während des Sommers wurde von vielen Seiten die Idee angeregt, 


W. Hampel: Die neue Gurke »Juwel von Koppitz«, 


tz, 


Koppi 


y 


»Juwel von I 


3) 


Die neue Gurke 


126, 


Abb, 


606 Die internationale Gartenbau-Ausstellung in London. 


das ganze Etablissement auch den Winter hindurch als Wintergarten offen zu 
halten, doch dürfte dies ohne ungeheure Kosten kaum in den Bereich der Möglich- 
keit gehören, denn sämtliche Gebäude sind in ihrer Anlage nur auf den Sommer 
berechnet, und ausserdem würden natürlich die al fresco Entertainments in den 
Gärten, die stets eine grosse Anziehungskraft übten, in Wegfall kommen. Es steht 
jedoch zu hoffen, dass mit nächstem Frühjahr das Etablissement wieder seine 
‘Thore öffnen wird, für welche Art von Ausstellung, ist wohl für jetzt kaum ent- 
schieden. Es wäre jammerschade, diese Oase in dem Londoner Häusermeer zu. 
verlieren. Im vorigen Jahre schon offerierte eine grosse Eisenbahngesellschaft, das 
ganze Areal anzukaufen und es als ein Kohlendepot zu verwenden. Glücklicher- 
weise jedoch scheiterte der Plan und statt Kohlen hatten wir daselbst reiche 
Gelegenheit, die herrlichen Kinder Floras in ihrer ganzen Pracht zu sehen und zu. 
bewundern. | 
: Inzwischen geht die Ausstellung rüstig weiter und trotz des winterlichen Wetters 
ist eine Abnahme in der Gunst des Publikums kaum zu bemerken. Aber auch die 
Aussteller selbst haben in ihrem Eifer in keiner Weise nachgelassen und es ver- 
geht fast kein Tag, an welchem uns nicht neue Schönheiten vorgeführt werden. 
Selbst die Anlagen und Gärten werden nach wie vor so sorgfältig gepflegt, dass 
sie möglichst wenig von dem herannahenden Winter zeigen. 

Die grosse Arena der Ausstellung mit ihren über 5000 Sitzplätzen, in welcher 
ım Jahre vorher Scenen aus dem deutschen Militärleben vorgeführt wurden, hatte 
diesen Sommer hindurch Oberst Copy (Buffalo Bill) mit seinen Rothäuten inne. 
Auch er verlässt uns und zwar sogar schon einige Tage vor Schluss der Aus-. 
stellung. Seine sämtlichen Pferde, Maulesel und Esel werden nächste Woche in 
öffentlicher Auktion versteigert. Die verschiedenen anderen Schaustellungen, wie‘ 
z. B. Bienen und Ameisen in voller Arbeit, müssen natürlich auch schon aus natur-. 
gesetzlichen Gründen ihre Thore schliessen. 

Die letzte der speciellen Ausstellungen fand in dieser Woche statt und be-, 
schränkte sich, nachdem man die der Chrysanthemum hatte fallen lassen müssen, 
hauptsächlich auf harte Früchte, Apfel, Birnen und Nüsse und auf Kartoffeln‘ 
und Zwiebeln, obgleich auch von Blumen, und namentlich von Blattpflanzen, viel 
des Sehenswerten da war. Die Rosen der Herren PAuL zeigten durchaus keine 
Spur der vorgerückten Jahreszeit und die terrassenförmig arrangierten hohen Beete' 
von Begonien waren in ihren vielen Farbennüancierungen ein Ding der grössten, 
Schönheit. Auch von Chrysanthemum waren schon die ersten Vorläufer vor- 
handen, das Gros derselben jedoch, wie wir es gegen Ende dieses Monats in den, 
Tenp!e Gardens zu bewundern bekommen werden, fehlte. 

Über diese letztere jährliche Ausstellung hat ja die Gartenflora schon vor 
einigen Jahren einen ausführlichen Bericht gebracht. 

Was die Hauptausstellungsgegenstände, Obst und Kartoffeln, anbetrifft, so er- 
mangelte diesen natürlicherweise viel Abwechselung, dieselben waren aber nichts-, 
destoweniger von grossem Interesse. Zwei ungeheure Zelte waren fast übervoll von, 
Äpfeln, Birnen und Kartoffeln. Es würde allerdings gar vielen der Besucher schwer 
gefallen sein, einen Unterschied zwischen den einzelnen Varietäten zu finden; die 
grosse Zahl von Sachverständigen jedoch, welche zugegen war, drückte einstimmig‘ 
ihre Bewunderung über die Vorzüge der einzelnen Sorten aus. 

Die Ausstellung der Herren Surron & Sons umfasste nicht weniger als 
4506 Kartoffeln in über 200 Sorten, zum grössten Teile das Produkt sorgfältig 
durchgeführter Kreuzung. Es sind besonders vier Eigenschaften, welche diese 
Herren durch ihre Manipulationen möglichst erreichen wollen, grosse Frucht- 


Die internationale Gar 


607 


tenbau-Ausstellung in London. 
barkeit, “guten Geschmack, flache Augen und vor allem Freiheit von Krankheit. 
Eine Hybride zwischen Solanum maglia und tuberosum erfüllt nach ihrer Meinung 
diese letztere Eigenschaft. Eine andere Schüssel zeigte eine Kreuzung einer in 
England sehr beliebten Sorte, der Prinz-Regent, mit Knollen von 4 Zoll Länge und 
fast derselben Breite. Es dauert im allgemeinen drei Jahre, ehe diese Kreuzungen 
auf den Markt gebracht werden können, und seit 17 Jahren haben die Herren be- 
reits viele geschätzte und beliebte Varietäten produziert. Ihrer ungeheuren Grösse 
halber erhielten die Kartoffeln des Herrn DEVERELL einen ersten Preis. 

Was soll ich über Äpfel, Birnen etc. sagen. Hunderte von Sorten, zum Teil 
von riesenhafter Grösse, und eine jede einzelne Frucht ein Bild der Schönheit, 
wie es der geschickteste Künstler nicht schöner malen könnte. Was den Geschmack 
anbelangt, so kann ich nur ein altes englisches Sprüchwort »the proof of the 
pudding is in vating« (die Probe des Puddings ist im Essen), anführen, und diese 
Probe wurde uns zu unserm Bedauern nicht zugestanden, die anwesenden Sach- 
verständigen jedoch waren des Lobes voll. 

Es ist leider eine völlig anerkannte Thatsache, dass der Getreidebau in England 
sich nicht mehr bezahlt, und um den Notständen der Landbevölkerung abzuhelfen, 
machte man vor einigen Jahren auf vermehrten Obstbau aufmerksam. Es bildete 
sich eine nationale Obstbau-Gesellschaft und zeigte diese in Earls Court zum ersten 
Male die Resultate ihrer Thätigkeit in einer reichen Auswahl ihrer Produkte, die 
allerdings des Schönen viel enthielt; ob dies aber besser als Getreide zahlen 
wird, muss die Zukunft lehren. 

Und somit schliesse ich meinen letzten Bericht über die internationale Garten- 
bau-Ausstellung in Earls Court, London. Über 2 Millionen Personen haben die- 
selbe besucht und ihr Erfolg ist ein unzweifelhafter und glänzender. Neben dem 
Vergnügen, welches sie uns in reichem Masse bot, hat sie auch jedenfalls in 
Beziehung auf den Gartenbau selbst viel gutes gestiftet. Wir, die wir in London 
leben, werden sie schmerzlich vermissen. 

RUDOLPH SCHÜCK. 
3 


Der Leichtlinsche Garten in Baden-Baden. 


Wer einmal den Garten des Herrn Stadtrat Max LEICHTLINn eingehend besichtigt 
hat, der wird nicht umhin können, bei einem erneuten Besuch des herrlichen 
Baden-Baden seine Schritte wieder dorthin zu lenken, denn hier findet der Kenner 
stets eine Auslese des Neuesten und Wertvollsten von Pflanzenschätzen vereinigt, 
und reich an Belehrung und Notizen verlässt er den Garten. — So sah man denn 
auch bei Gelegenheit der Gartenbau-Ausstellung in Karlsruhe zahlreiche Teilnehmer 
an dem Ausflug nach Baden dem LeicHhtLinschen Garten zupilgern. Derselbe, 
nicht gross an Ausdehnung, an einem Abhang gelegen, ist in Terrassen eingeteilt 
und birgt in kleinen Glashäusern, Steinkästen und auf langgestreckten Rabatten 
und Steinpartieen vor allem die seltensten Zwiebel-, überhaupt Staudengewächse, 
für deren Einführung und Verbreitung der rastlos thätige Besitzer weder Mühe 
noch die grössten Opfer scheut. 

Ist es demselben gelungen, seltene, oft nır dem Namen nach bekannte, oder 
verloren gegangene Pflanzen wieder in Kultur einzuführen und Neuheiten den Gärten 
dauernd einzuverleiben, so wendet er seine Aufmerksamkeit wieder anderen Pflanzen 
zu. Auf diese Weise verdanken wir Herrn LEICHTLIN die wertvollsten Einführungen 
aus den verschiedensten Gegenden, zumal aus dem Orient, aus Kleinasien und 
dem Himalaya. 


608 Der Leichtlinsche Garten in Baden-Baden. 


Von vielen Seltenheiten seien nur genannt: die zierliche Tulipa Leichtlini, 
etwa 30 cm hoch, mit aussen roten, innen blassgelben Blumenblättern, die schöne, 
noch viel zu wenig bekannte Arnebia echioides, reichblühend, mit goldgelben, 
innen schwarzpunktierten Blumen. Iris Saarı, der edlen Iris Susiana ähnlich. 
Tropaeolum tricolor an der Wand eines Steinkastens mit zahllosen Blüten bedeckt, 
Fritillaria Elwendica, welche grüne Blumen mit violetten Spitzen trägt und Fritillaria 
imperialis inodora, die REGEL seinerzeit in der Gartenflora abbildete und beschrieb. 
Tulipa oculis solis mermensis mit prächtigen, auffallend grossen Blumen. Gerbera 
Jamsoni, eine Komposite mit prächtigen, grossen, ziegelroten Blumen und Löwen- 
zahn ähnlichen Blättern. In den Steinmauern der Terrassen wuchern die Aubrietien 
in den verschiedensten Farben, zumal A. Leichtlinn und A. Hendersoni in langen 
Perrücken an den Mauern herabhängend, mit ihren leuchtenden Blüten übersäet, 
fesseln die Blicke der Besucher schon aus der Ferne; ja sogar eine reine weisse, 
grossblumige Varietät ist schon zu verzeichnen. Primula Leichtlini = acauliıs X elatior 
(variabilis) mit blauen Blumen, Primula Stuarti, schön blau blühend und zwar aus 
Yunan in China eingeführt, welche nach den freundlichen Erläuterungen des 
Besitzers sich gut kultiviert, während dies von der gleichen Pflanze anderen 
Ursprungs leider nicht gesagt werden kann. Weiter die seltene Paeonia Witt- 
manniana vom Kaukasus mit gelben Blumen, die zierlichen Polygonum sphaero- 
stachyum und P. capitatum vom Himalaya. Lathyrus Sibthorpi, eine besonders 
frühblühende Art, Papaver aculeatum eine harte Staude, Primula auriculata, An- 
drosace lanuginosa var. Leichtlini mit weissen Blumen, Platycodon Mariesi, die 
niedrige, sehr reichblühende Zwergform. Galanthus octobrensis, das schon im 
Oktober blühende Schneeglöckchen, Colchicum autumnale flore albo pleno, 
Ophiopogon muscarioides, schön blühend, Antholyza paniculata, von Natal stam- 
mend und ganz hart, alle neueren wertvollen Kniphofia-Arten und Varietäten, 
Coriopteris mastacantha, ein harter Strauch aus Nord-China, im Herbst sehr reich 
himmelblau blühend. Cotoneaster horizontalis, ein Strauch mit abfallenden Blättern, 
der sıch zierlich etagenförmig aufbaut, oder an Mauern gehefte}, zumal im Herbst, 
mit scharlachroten Früchten übersät, sich reizend ausnimmt. Cydonia Maulei 
grandiflora, eine Wand bekleidend, machte den Eindruck eines Kreuzungsproduktes 
zwischen der so charakteristischen Cydonia Maulei mit kleinen ziegelroten Blüten 
und der weit grossblumigeren Cydonia japonica, denn sie zeigte grosse Ähnlichkeit 
mit Kulturformen der letzteren. Ein Prachtexemplar der noch wenig verbreiteten 
Cedrela sinensis mit 0,30 m» starkem Stamm und grosser rundlicher Krone, zieht 
sofort die Aufmerksamkeit des Kenners auf sich und dürfte in Deutschland ihres 
gleichen suchen, ebenso eine starke Abies brachyphylla Maxim. (in Kultur oft mit 
A. Veitchi Carr. verwechselt), Larix leptolepis und Pseudolarix Kaempferi, die 
chinesische Goldlärche, mit 0,30 »2 starkem Stamm und 6 » hoher, breit auseinander 
gehender Krone, da der Baum wiederholt seine Spitze einbüsste. 

Möchte es Herrn LEICHTLIn, der sich so grosse Verdienste um die Einführung 
neuer Pflanzen erworben hat, beschieden sein, sich noch recht lange seiner 
Pflanzenschätze zu erfreuen und zum Nutzen der Gärtnerwelt ferner zu schaffen 
und zu sammeln! — 

L. BEISSNER, 
Königl. Garten-Inspektor, 
Poppelsdorf bei Bonn. 


_ Protest gegen Dr. IE von Herder. 609 


Protest gegen Dr. F. G. von Herder. 


Im botanischen Centralblatt, Bd. LI, No. ıı, hat Herr Dr. F. G. von HERDER, 
früher Bibliothekar am Kaiserlichen botanischen Garten zu St. Petersburg, eine 
biographische Skizze E. REGELS gebracht, in welcher er am Schlusse S. 323 wörtlich 
sagt: »Neben vielen ausgezeichneten Eigenschaften REGELs, wie rastlose Thätigkeit 
und unermüdlicher Fleiss, die wir voll und ganz anerkennen, finden sich leider 
auch Eigenschaften, welche besonders den unter ihm Dienenden sehr fühlbar 
wurden: ein unersättlicher Ehrgeiz und eine rücksichtslose Selbstsucht, Er sorgte 
nur für sich und seine Söhne, und da deren fünf waren, so ist es begreiflich, dass 
er keine Zeit fand, die sehr berechtigten Wünsche seiner Beamten zu berück- 
sichtigen und zu vertreten.« 

Es ist geradezu unverständlich, wie ein Mann, der, wie kein Zweiter von 
E. von REGELS Untergebenen, sich einer ganz ungewöhnlichen Nachsicht seitens 
seines Vorgesetzten erfreute, so etwas schreiben konnte. Wer die Verhältnisse im 
Petersburger botanischen Garten genau kennt, der weiss, dass der Verstorbene für 
seine Untergebenen in einer Weise sorgte, wie selten ein Vorgesetzter. Mir war 
es während dreier Jahre vergönnt, einen Teil der RegeLschen Korrespondenz zu 
führen und dabei gewann ich einen Einblick in die Beziehungen REGELs zu seinen 
früheren Untergebenen, wie wenige. Die Zahl derjenigen, welche sich nicht ein 
Mal, sondern viele Male immer und immer wieder an ihn um ein Fortkommen 
wandten, ist ganz unglaublich gross. Sicherlich der weitaus grösste Teil der Vor- 
steher grösserer russischer Gärten verdankt seine Stellung REGEL. An ihn wandten 
sich die russischen Gartenbesitzer, und ihm machte es Freude, seine Untergebenen 
in guten Stellen unterzubringen. Und litt einer Schiffbruch, dann konnte er sicher 
sein, dass er, bis sich etwas besseres fand, im botanischen Garten zu Petersburg 
Unterkunft fand. Fast seine letzten Worte, als ich von ihm schied, waren: »Und 
wenn es Ihnen drüben nicht glückt, dann kommen Sie zurück zu mir.« Eins 
allerdings verlangte REGEL: Strengste Pflichterfüllung und eisernen Fleiss. Wer 
dies nicht hatte, für den hatte er, die verkörperte Thätigkeit, nichts übrig. Dass 
REGEL für seine Söhne sorgte, nachdem er sie zu tüchtigen Männern ausgebildet 
hatte, wer will ihm das verdenken? das war doch wahrhaftig seine erste Pflicht. 
Aber berechtigte Wünsche seiner Untergebenen hat er deshalb nie aus den 
Augen gelassen, und wenn ihm seine Etatsmittel keine Aufbesserung gestatteten, 
dann scheute er sich nicht, in die eigene Tasche zu greifen. 

Es würde wie eine Anerkennung sein, wollte man die HERDERSchen Vorwürfe 
mit Stillschweigen übergehen. Ich glaube in voller Übereinstimmung mit REGELS 
früheren Untergebenen aus den Gärtnerkreisen zu handeln, wenn ich gegen diese 
schmachvollen Anschuldigungen laut Protest erhebe, und dass sich auch die 
Botaniker, die unter REGEL gearbeitet haben, diesem Proteste anschliessen werden, 
des bin ich nach privaten Mitteilungen gewiss, 

Königl. botanisches Museum zu Berlin. Dr. Uno DAmMeEr. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 
Neue Zwiebelgewächse von Dammann & Co. Blattfülle deckt. Die zahllosen rosen- 
in San Giovanni a Teduccio. farbenen Blüten erscheinen im März und 
Oxalis lasiopetala. Bildet unter- dauern bis Mai. Eine der seltsamsten 
irdische armdicke Stämme, deren Krone und schönsten Oxalis-Arten. 
sich im Winter im Kalthause mit dichter | Scilla bipartita, Im Herbste und 
Gartenflora 1892. 44 


610 Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


Winter blühende niedrige Species aus | Blüten, die im Sommer erscheinen. Die 
Marokko, mit zahlreichen Rispen lebhaft | Pflanze stammt aus Abyssinien, wird im 
porzellanblauer Blüten. Wertvoll sowohl | Kalthause überwintert und ist über 


N \ 


Abb. 127. Uropetalum Beccazeanum. Blumen hellgrün. 


Abb, 128. Zephyranthes mesochloa flavescens. Blumen schwefelgelb. 


für den Floristen, als zu Bindezwecken | Sommer für Gruppen sehr geeignet. Auch 

geeignet. kann man schöne Topfexemplare davon 
Talinum roseum. Schöner niedriger | erziehen. 

succulenter Strauch mit zahlreichen Trichonema grandiflora. Diese 

langen Rispen grosser, rosenfarbener | prächtige Iridee blüht im März und 


trägt sehr grosse, leuchtend goldgelbe 
Blumen. Sie stammt aus 
und wird kaum 10 cz hoch. Die Zwiebeln 
sind sehr klein. 

Uropetalum Beccazeanum. (Ab- 
bildung 127.) Höchst interessante Hya- 
einthe aus Abyssinien, mit frischgrüne" 
Blättern und merkwürdig gestalteten 
hellgrünen Blumen, die in langen Rispen 
den ganzen Sommer erscheinen. 
Pflanze giebt schöne Topfexemplare und 
wird kaum 15 cm hoch. Zwiebel wall- 
nussgross mit weisser Schale. 

Zephyranthes mesochloa fla- 
vescens. (Abbildung 128.. Leicht, 
sehr reich und willig blühende Art mit 
grossen, gut geöffneten, schwefelgelben 
Blüten, die den ganzen Sommer hindurch 
erscheinen; die schmalen blaugrünen 
Biätter entwickeln sich im Februar; bei 
genügender Wärme ist die Pflanze immer- 
grün. 


„Daisy“, eine neue Erbsensorte. 


Gestatten Sie, verehrter Herr Redakteur, 
dass ich Sie auf eine neue Erbsensorte 
»Daisy« aufmerksam mache. 

Ich selber wurde durch eine Londoner 
Ausstellung auf diese Sorte aufmerksam. 
Da ich mich aber selber gerne von solchen 
Neuheiten überführe, so besuchte ich 
die Saatfelder und bin jetzt zu der Über- 


Süd - Afrıka | 


Die 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


611 
zeugung gelangt, dass diese Erbse die 
beste Marktsorte werden wird, da sie 
alle Eigenschaften in sich vereinigt: nie- 
driges Wachstum, kräftigen Wuchs, schön 
grossfrüchtig, dabei ausserordentlich reich- 


 tragend. E. GEo Reıp, 
ın Firma REIıD & BORNEMANN, 
Sydenham, IT.ondon. 
Iris Lorteti Barbey. 
Diese wunderhübsche Schwertlilie 
wurde vor einigen Jahren durch Dr. 


LoRTET im südlichen Libanon entdeckt. 
Dank den Bemühungen des Herrn Max 
LEICHTLIN wurden neuerdings beträcht- 
liche Mengen derselben von Palästina 
eingeführt, die Hr. V. TUBERGHEN-Haarlem 
in Kultur genommen hat. Im allgemeinen 
Aussehen kommt I. Lorteti der I. Saarı 
sehr nahe, durch ihr prachtvolles Kolorit 
ist sie derselben aber bei weitem über- 


legen und kann vielleicht als die schönste 


aller bekannten Iris- Arten angesehen 
werden. Die äusseren Segmente zeigen 
auf ganz blassblauem Grunde karmoisin- 
rote Flecken, die hier spärlicher, dort 
reicher hervortreten, während die inneren 
Segmente zart blassrot gefärbt sind. 
Auch die gelbe und weisse Farbe kommt 
in der Blume zur Geltung. 

Gard. Chron., vol. XII, No.293, S. 152, 

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Kleinere Mitteilungen. 


Weises Räucher-Maschine für Mistbeetkästen und 
niedrige Gewächshäuser. 
Hierzu Abbildung 129—131. 

Eine Räucher-Maschine, welche wirk- 
lich gut räuchert, indem sie bei leichter 
Handhabung — ohne dass die Pflanzen 
aus dem betreffenden Kasten zu nehmen 
oder umzustellen sind — die so lästigen 
wie schädlichen Blattläuse tötet, ist un- 
streitig ein in der Gärtnerei unentbehr- 
liches Handwerkszeug. Lange war ein 
Apparat mit diesen Vorzügen nur ein 
frommer Wunsch der Gärtner geblieben, 


| 
| 
| 


bis es mir nach reiflichem Sinnen und 
mancherlei Versuchen gelungen ist, einen 


‚ solchen zu konstruieren. 


Nachdem ich mit diesem Apparat über 
Jahr und Tag gearbeitet und ihn in 
seiner Leistungsfähigkeit ausserordentlich 
bewährt befunden habe, kann ich mit 


ı dieser meiner Erfindung freudig an die 


Öffentlichkeit treten, indem ich .als ganz 
wesentlich hervorhebe, dass durch An- 
wendung desselben meine Pflanzen, ohne 
dass dieselben durch die Räucherung 
auch nur im geringsten gelitten hätten, 


44” 


612 


Kleinere Mitteilungen. 


zusehends von dem Ungeziefer 
wurden und an Stelie der gestörten Ve- 
getation sich neues kräftiges Wachstum 
entfaltete. 


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Abb. 129—131. Räuchermaschine. 


Modell No. 2, 3, 4 


Diese Räucher-Maschine ist nicht allein 
ausserordentlich 


Frühbeetkästen 
sondern auch für niedrige 


für 
zweckmässig, 


befreit | 


' bestehen darin, 


| 
| 


Gewächshäuser besser und sicherer wie 
jeder andere Räucherapparat, da ın die- 


ı selben nur kalter Rauch gelangen kann 
| und somit die Pflanzen ın keiner Weise 
ı geschädigt werden können. 


Zum Räuchern benutzt man billige 
Tabake, ich habe ungeschnittene Tabaks- 
rıppen verwendet, eir Mittel, welches 
mit seiner immensen Wirksamkeit auch 
noch den Vorteil grösster Billigkeit ver- 
einigt. 

Die meisten der bisher angepriesenen 
Mittel, wie Nicotina-Tabaksextrakt, Kno- 
dalın etc., waren teils zu kostspielig, 
teils speciell für Handelsgärtnereien mit 
ihren tausenden Pflanzen garnicht an- 
wendbar, weil auch zu zeitraubend. Ich 
meinerseits, der auch alles versuchte, 
habe nachgerade die feste Überzeugung 
gewonnen, dass das Tabakräuchern ver- 
mittels meines Apparates nicht allein 
das beste, sondern auch billigste Mittel 
ist. 

Die Vorzüge meiner Räucher-Maschine 
dass 

1. bei Befolgung meiner Vorschrift 

(siehe Gebrauchs- Anweisung) die 
damit behandelten Pflanzen nicht 
geschädigt werden können; dass 

2. durch Tabaksrippen, deren Preis 

äusserst gering, die Räucherung 
entschieden wesentlich billiger als 
mit den anderen bisher angepriese- 
nen Mitteln ist; dass 
3. die Manipulation nur 
Zeit erfordert; dass 

4. durch besondere Vorrichtung nur 
kalter Rauch ın den Kasten gelan- 
gen kann, der selbst den weichsten 
Pflanzen nicht schadet; dass 

5. man die Räucherung selbständig 
in der Hand hat, d. h. schwach, 
aber auch stark räuchern kann, je 
nachdem es erforderlich, und dass 

6. dieser Apparat von unbegrenzter 

Dauerhaftigkeit ist. 

Alle diese Vorteile sprechen so ent- 
schieden für diesen Apparat, dass der- 
selbe bald in keiner Gärtnerei mehr 


sehr wenig 


ı fehlen wird. 


Die Räuchermaschine besteht aus fünf 
Hauptteilen: Füllrohr, Kühlwanne, Blase- 
balg, Gummischlauch und Nicotinfänger. 
Diese Teile sind sämtlich unbedingt not- 
wendig. 

Der Blasebalg ist oben mit einer 
Klammer befestigt und lässt sich durch 
einen Grift leicht abnehmen und ansetzen. 
Nach Abnahme des Blasebalges wird 
der Deckel, in welchen das Blaserohr 
einmündet, durch ein paar Drehungen 
nach links abgeschraubt und damit das 
Rohr geöffnet. Dieses wird recht fest 
mit 3—8 c»n langem Rippentabak gestopft 
und letzterer angezündet, was sich am 
besten mit trocknem, mulmigem Holze 
bewerkstelligen lässt. Dann wird der 
Deckel wieder aufgeschraubt, der 
Blasebalg schnell aufgesteckt und ge- 
blasen, und die Maschine ist dann im 
Gange. 

Da nun aber der Rauch sich nach und 
nach erwärmt, ist es notwendig, die 
Kühlwanne vorzulegen, durch die der 
Gummischlauch geht, und sie mit kaltem 
Wasser zu füllen. 

Wenn in Mistbeetkästen geräuchert 
werden soll, so ist der Nicotinfänger von 
grösster Wichtigkeit, denn dieser fängt 
das nicht verbrannte Nicotin auf, wel- 
ches, wenn es auf dıe Blätter der Pflanze 
gespritzt wird, letztere schädigt, wenig- 
stens Flecke erzeugt. 

Ist der Tabak in der Maschine in 

Brand, so ist die Hantierung eine sehr 
leichte. 
. Es ist geradezu unmöglich, mit dieser 
Maschine Pflanzen zu verderben, wohl 
aber ist sie in ihrer Leistungsfähigkeit 
unerreicht. 

Den Verkauf habe ich Herrn JosEPH 
KLAR, Hoflieferant, Linienstrasse 80, mit 
übertragen. 

Anerkennungsschreiben sind mir von 
Kollegen, welche diese Maschine von 
mir gekauft haben, viele zugegangen. 
Dieselben liegen bei mir zur gefälligen 
Einsicht bereit. Vom Verein zur Be- 
förderung des Gartenbaues wurde die 
Maschine am 29. September d. J. mit 


Kleinere Mitteilungen. 


613 
einer kleinen silbernen Medaille 
gezeichnet. 


aus- 


ERNST WEIse, 
Handelsgärtner, 
BerlinN., Pappel-Allee No, 87. 


Wie man Nachtfröste vorherbestimmt? 


Die rechtzeitige Kenntnis des Ein- 
trittes eines bevorstehenden Nachtfrostes 
ist von enormer Wichtigkeit. Durch ge- 
eignete Massnahmen können dann er- 
hebliche Schäden abgewendet werden; 
dies gilt in gleicher Weise sowohl für 
den Landmann, den Baumschulen-, Obst- 
garten- und Weinbergbesitzer, als auch 
für den Gärtner und Gartenfreund. 

In anbetracht dessen hat sich auch die 
Witterungskunde in jüngster Zeit ein- 
gehend mit dieser Frage beschäftigt und 
wir besitzen zur Zeit auch schon ein 
Mittel, den Eintritt eines Nachtfrostes 
vorherzuerkennen. 

Es ist nämlich nachgewiesen, dass der 
am Nachmittege abgelesene Taupunkt 
das ungefähre Temperaturminimum der 
nächsten Nacht ist. 

Taupunkt ist diejenige Temperatur, 
auf die die Luft sich abkühlen müsste, 
um gesättigt zu sein, d.h. also, bei welcher 
der in derselben enthaltene unsichtbare 
Wasserdampf sich derartig verdichtet hat, 
dass er in sichtbare Form (Regen, Nebel) 
überzugehen beginnt. 

Dieser Taupunkt kann mit Hilfe 
wissenschaftlicher Instrumente jederzeit 
bestimmt werden. Ergiebt sich dabei am 
Nachmittage (vielleicht um die Zeit des 
Sonnenunterganges), dass derselbe unter 
o° liegt, so kann man, zumal bei heiterem 
Himmel, mit ziemlicher Bestimmtheit auf 
einen Nachfrost schliessen. 

Dass diese Methode bislang von Seiten 
des Meteorologen vom Fach, nicht aber 
von Seiten des Laien zur Vorherbestim- 
mung von Nachtfrösten in Anwendung 
gebracht wurde, liegt darin, das bislang 
kein Instrument existierte, das in leichter 
und einfacher, dabei aber ziemlich zu- 
verlässiger Weise die Ablesung des Tau- 


614 


Kleinere Mitteilungen, 


punktes ermöglichte. Man benutzte näm- 
lich bisher ausschliesslich und allein 
das DAnıeLtsche Hygrometer oder das 
Ausustsche Psychrometer. Beide Instru- 
mente erfordern aber eine sehr subtile 
Behandlung, sind in der Benutzung ziem- 
lich umständlich und geben für den 
Laienbeobachter nur selten zuverlässige 
und richtige Resultate. 

Es ist deshalb mit Freude zu begrüssen, 
dass es der Firma WıLH. LAMBRECHT- 
Göttingen gelungen ist, ein Instrument 
zu konstruieren, das die obigen Mängel 
nicht aufweist, im Gegenteil ein leichtes 
Ablesen des Taupunktes und dabei 
recht zuverlässige Beobachtungen ermög- 
licht; es ist dies das sogenannte Poly- 
meter. 

Das Instrument besteht aus einem 
Quecksilberthermometer, dessen Röhre 
aus Jenaer Hartglas gefertigt ist; links 


zeigt eine Scala die gewöhnlichen Tem- 


peraturgrade nach CELsIUs, rechts eine 
zweite die ‘entsprechenden Dunstdruck- 
maxıma in Millimetern. Unter dem Ther- 
mometer befindet sich die Scala eines 
Haarhygrometers mit Zeiger, der die 


relative Feuchtigkeit in Prozenten und 


zugleich die Anzahl Grade angiebt, um 
die der sogenannte Taupunkt niedriger 
als der Temperaturgrad steht. 

Der Taupunkt ist also sehr leicht zu 
ermitteln. Ein Beispiel: Nehmen wir an, 
das Thermometer zeige im Sommer 15°, 
das Polymeter eine Gradzahl von 10°, 
so wäre der Taupunkt (15 — ı0)=5°., 
Oder: Es zeigt z.B. das erstere 3°, das 
Polymeter 4°, so wäre der Taupunkt 
3—-4=-1. Derselbe liegt unter o°, und 


es wäre demnach ein Nachtfrost zu be- 
| müssen wir uns wegen Mangel an Raum 


fürchten. 

Näher hier auf die Sache einzugehen, 
ist mir nicht möglich. Wer sich darüber 
genauer informieren will, den verweise 
ich auf das soeben in E. HARTLEBENS 
Verlag in Wien erschienene Buch: 
H. Tımm, »Wie gestaltet sich das 
Wetter?« Dasselbe kann aus jeder 
Buchhandlung wie auch, wo keine Ver- 
bindung mit solcher vorhanden ist, vom 


Verleger direkt zum Preise von 2 Mk. 
(1 fl. 1o kr.) bezogen werden. 
H. Tımm, 
Hamburg-Barmbeck. 


Hoteia japonica 
kann mit Recht als Einfassungspflanze 
von Rabatten im Gemüsegarten dienen. 
Unterzeichneter hat nämlich den fast 
jedes Jahr ausgewinterten, daher immer 
schlecht aussehenden Buchsbaum entfernt 
und dafür kleine Wurzelstücke von Ho- 
teja japonica in geringer Entfernung in 

die Rabattenlinien gesteckt. 
Diese neuentstandene Einfassung sieht 


| im Frühjahr sehr zart aus, die Hoteia 


lässt sich dann im Laufe des Sommers 
durch leichten Schnitt ın Grenzen halten, 


ı ohne dass die weissen Blütenrispen der- 


selben beeinflusst werden, die einen 
herrlichen Anblick vor einer bunten Reihe 
von Sommerblumen auf den Rabatten 
gewähren. 

Man erspart sich bei der Anpflanzung 
dieser Staude mehr Arbeit als bei der 
Buchsbaumanlage, die des öfteren Ab- 
sterbens wegen nicht zu empfehlen 
und auch ein grosser Zufluchtsort von 


ı Schnecken ist, die dem Gärtner im Ge- 


BEE. 


unendlichen Schaden be- 
MARSCHNER. 


müsegarten 
reiten. 


Böhmische Obstsorten auf dem Berliner Markt. 


Unter diesem Titel veröffentlicht Herr 
KüHn in der von ihm heraus- 
gegebenen Zeitschrift »Der Obstmarkts, 
die wir allen Interessenten bestens 
empfehlen, eine Reihe von Artikeln, die 
er auch uns zur Verfügung stellt. Leider 


den vollständigen Abdruck versagen, 
wolien aber nicht unterlassen, das Wich- 
tigste daraus mitzuteilen. In dem ersten 
Artikel bittet Herr Kühn die Direktion 
der Berliner Markthallen, dafür Sorge 
zu tragen, dass die Namen der dort ver- 
kauften Obstsorten durch eine Kom- 
mission von Fachmännern richtig gestellt 
werden und er ist keinen Augenblick. 


im Zweifel, dass der Verein zur Beför- 
derung des Gartenbaues in den preussi- 
schen Staaten, oder der Märkische Obst- 
bauverein (Sektion Brandenburg des 
deutschen Pomologen-Vereins) gern be- 
reit sein wird, die Direktion nach dieser 
Richtung hin zu unterstützen. — Wir 


teilen seinen Wunsch und seine Hoffnung, | 


denn die Verwirrung in den Benennungen 
ist zu gross. Der Gegenstand wird in 
der nächsten Obst-Ausschusssitzung des 
Vereins zur Beförderung des Gartenbaues 
beraten werden. 


Sachlich bespricht Herr KÜHN zuerst | 


die Salanderbirne, welche in der 
zweiten Hälfte des August auf dem Ber- 
liner Markt erscheint und die doppelten 


Ausstellungen. 


Preise anderer guter Sorten erzielt. Wäh- 
rend z. B. am 20. August die Rettichbirne 
mit 7—8 Mk., die Gute Graue mit 7 bis 
7,50 Mk. bezahlt wurde, brachte die 
»Salander« 14—ı5 Mk. für 50/2 Die 
»Salander« oder richtiger»Salaner<,auch 
»Solaner«, ist böhmischen Ursprungs und 
wurde vor 20 Jahren durch böhmische 
Schiffer nach Werder bei Potsdam ge- 
bracht. — Herr KüHn weist nun ein- 
gehend nach, dass sie nichts anderes als 
die »Franz-Madam« ist. 

Im zweiten Artikel bespricht Herr 
KüHn die Amorette, welche pomolo- 
gisch »Wildling von Motte« heissen 
muss, ferner die Kaiserkrone, welche 
Bosc’s Flaschenbirne ist. 


Ausstellungen und Kongresse. 


Berichtigung zur Stettiner Ausstellung. 
Indem inNo.21S.590 befindlichen, dem 
hiesigen Tageblatt entnommenen Referat 


über unsere lokale Ausstellung ist wieder- 


holt hervorgehoben, dass dieselbe nur 
eine geringe Beachtung seitens des Publi- 
kums erfahren habe. Dies entspricht 
durchaus nicht den Thatsachen, denn 
unsere kleine sehr hübsche Ausstellung 
war während des ganzen Nachmittages 
so ausserordentlich zahlreich besucht, 
dass eine noch grössere Teilnahme nicht 
gut gewünscht werden konnte. 


ALB. WIESE, 
Schriftführer des Stettiner Gartenbau- 
Vereins. 


Chicag. Kollektiv - Ausstellung 
von Obst- und Gemüseprodukten. 
Am 24. Oktober fand ım Palais-Restau- 
rant zu Frankfurt a. M. unter der Lei- 
tung des Stadtrates HEINECKE eine Ver- 
sammlung des Komitees und der Aus- 
steller von Obstweinen, Konserven etc. 
statt, an welcher im Auftrage des Reichs- 
kommissars der Geheime Regierungsrat 
Wirrmack-Berlin teilnahm. Hauptzweck 
der Beratung war die Vereinigung der 


Obstprodukte mit dem Gartenbau auf 
der Ausstellung in möglichst einem und 
demselben Raum, wodurch die Kosten 
für Vertretung etc. verringert würden, 
und legte der Schriftführer, Hoflieferant 
FROMM, dies des näheren dar. Die bedeu- 
tendsten Firmen werden ausstellen, aber 
es ist noch zahlreichere Beteiligung drin 
gend erwünscht. — Weitere Anmeldungen 
sind schleunigst an Herrn Hotlieferant 
FRoMM, Frankfurt a. M., Mainzer Land- 
strasse 128, zu richten. 


Chicag. Beteiligung Erfurts. In 
Erfurt fand am 25. Oktober eine ausser- 
ordentliche Sitzung des Vereins Erfurter 
Handelsgärtner unter Vorsitz des Herrn 
FR. An. Haace statt, in welcher der 
Schriftführer Oskar KnoPFF und der aus 
Berlin erschienene Geh. Regierungsrat 
WiTTMAcK über den augenblicklichen 
Stand der deutschen Beteiligung be- 
richteten. — Die Erfurter Firmen können 
leider ihre Sommerblumen nicht aus- 
stellen, werden aber dem amerikanischen 
Komitee Samen von ÄAstern und anderen 
Florblumen zum Aussäen senden, wie 
sie bereits Stiefmütterchen, Calceolarien 


616 


etc. geschickt. 


Personal-Nachrichten. — Sprechsaal. 


Die Firmen E. BEnary, | gebäude Schränke mit Samen, Tableaux 


OSKAR KnoPpFF & Co., J. C. SCHMIDT etc. | etc. vorführen, so dass Erfurt würdig 
| vertreten sein wird. 


werden ausserdem im Ausstellungs- 


Personal-Nachrichten. 


Der Geheime expedierende Sekretär | 


im Reichsschatzamt FRIEDRICH AUGUST 
Prrug, Mitglied des Vereins zur Be- 
förderung des Gartenbaues in den Rgl. 
preussischen Staaten, ist von der philo- 
sophischen Fakultät der Universität 
Leipzig vor Kurzem zum Doktor der 
Philosophie befördert worden. Herr 
Dr. Prruc, der auch 


namentlich mit Fragen der deutschen 
Landeskultur befasst, und darüber eine 
Reihe von Abhandlungen in der »Zeit- 


schrift für die gesamte Staatswissenschaft« | 
Auf zwei die- | 


(Tübingen) veröffentlicht. 
ser Abhandlungen, die über künstliche 
Aufforstungen öder und geringwertiger 


ein früherer Zu- | 
hörer des Unterzeichneten war, hat sich | 


ı zu Berlin starb am 7. November. 


Liegenschaften bezw. über »den deut- | 


schen Gartenbau und den Kampf um | 
Zollschutz für denselben« handeln, wer- | 


den wir in einer Jlitterarischen Be- 
sprechung zurückkommen. 


L. WITTMACK. 


Herr Professor Dr. KARL SCHUMANN, 


Custos des Königl. botanischen Gartens | 


In unmittelbarer Nähe einer grossen 
Stadt, fast noch ın deren Grenzen, ist 
ein grosses herrschaftliches Grundstück 


Sprech 


gelegen, mit Schloss und grossem, mehr | 
ı welche in dieser Frage Aufklärung geben 


als hundertjährigem, im besten Stande 
erhaltenen Park. 


Ein Teil dieses Parkes | 


soll zu Staatszwecken angekauft werden. | 
Es entsteht nun die Frage: Nach wel- | 
' wohl schon ähnliche Aufgaben gestellt 


chen Grundsätzen ist der Wert des be- 
treffenden Grundstückes 
Beizufügen ist noch, dass der Besitzer 
den grössten Teil des Jahres dort wohnt 
und nur vorübergehend abwesend war. 

Dass hier nicht nur der reale Grund- 
und Holzwert, der z.B. bei Sträuchern 


abzuschätzen? | 


kaum zu ermitteln ist, massgebend sein | 


zu Berlin, hat die Redaktion der Monats- 
schrift für Cacteenkunde (Verlag von 
BoDO GRUNDMANN, Berlin, Preis für das 
Halbjahr 4Mk.) übernommen. Wir hoffen, 
dass nunmehr die Zeitung in das richtige 
Fahrwasser kommen wird. 


Den 30. Oktober entschlief der Königl. 
Garten-Inspektor OTTO EICHLER ım bei- 
nahe vollendeten 89. Lebensjahre zu 
Grünberg. 


CHR. HAHN, Obergärtner bei. Gebr, 
Dippe-Quedlinburg, der 57 Jahre in deren 
Geschäft thätig war, starb im 72. Lebens- 
jahre. 

Der Apfelweinfabrikant GUSTAV PETSCH 
Ihn 
gebührt das Verdienst in treuer Nach- 
folge seines Vaters den Apfelwein immer 
mehr in Berlin eingebürgert zu haben. 


Die Firma J. C. SCHMIDT, Unter den 
Linden 3a in Berlin, ist zum Hof 
lieferanten des Prinzen FRIEDRICH LEOPOLD 
von Preussen und des Grossherzogs von 
Mecklenburg ernannt. 


saal. 

kann, sondern dass hier der ästhetische 
Wert des Grundstückes als Hauptfaktor 
eintreten muss, scheint ganz in der 
Ordnung zu sein. Giebt es Bücher, 


und welche sind die Titel derselben? 
sichersten jedoch sollten Garten- 
Deutschlands, welchen doch 


Am 
künstler 


worden sind, Auskunft darüber geben 
können und an solche wende ich mich 
hiermit, mit der ergebenen Bitte um An- 
gabe der Grundsätze, nach welchen obige 
Frage zu lösen ist. 

E. Durst, 
Obergärtner bei Gebr. Hoser, Warschau. 


ern eHFICHFERA SAnNCIUnNgaAENcerRTATG 


Heuchera sanguinea”) Engelm., eine harte Staude für Blumenschnitt 
und Treiberei. 


Hierzu Tafel 1384 und Abbildung 132. 


- Die Saxifragaceen-Gattung Heuchera ist in botanischen Gärten genügend 
bekannt, es darf daher eine botanische Beschreibung hier fehlen; übrigens 
bietet jedes Werk über die Flora Neu-Mexicos oder die südlichen Staaten 


Abb. 132. Heuchera sanguinea Engelm. 
(Habitusbild.) 


der nordamerikanischen Union eine solche, z.B. der Report upon U.-S. 
Geograph. Surveys West of the rooth meridian u. a. 

Von der ganzen Gattung ist diese Species wohl die einzige, welche die 
Teilnahme der Handelsgärtner und Pflanzenliebhaber verdient. Im Frühjahr 
1889 fand ich sie in der interessanten Pflanzensammlung des Herrn 
VON SAINT-PAUL zu Fischbach und erkannte sofort ihren unbestreitbaren 
Wert, welcher in der Zierlichkeit der langgestielten Blütentrauben, sowie 
darin besteht, dass die Farbe derselben, welche in gewissen Grenzen übrigens 


*) Blutrote Heuchera. Die Gattung ist von Linne benannt nach JOH. HEINR. VON HEUCHER, 
geb. 1677 zu Wien, 1706 Professor und Direktor des botanischen Gartens zu Wittenberg, 1713 
Hofrat und Leibarzt des Königs August II. zu Dresden, 1721 geadelt, gestorben 23. Februar 1747. 

4 


[et 


618 F. Ledien: Heuchera sanguinea Engelm, 


ziemlich veränderlich ist, bisher bei ähnlich leichtem Bouquet-Material fehlte. 
In dem Programm der Dresdener Versuchs - Stationsthätigkeit soll die Ein- 
führung von Pflanzen-Neuheiten für handelsgärtnerische Zwecke eine hervor- 
ragende Stelle finden; es wurde daher möglichst bald neben anderen auch 
diese Pflanze nach verschiedenen Rücksichten in Beobachtung genommen. 
Herr VON SAINT-PAUL versah uns in liebenswürdiger Bereitwilligkeit mit dem 
nötigen Material und können wir heute schon ein von vielen anderen Seiten 
bestätigtes Urteil abgeben; — doch zuvor eine kurze gärtnerische Be- 
schreibung: 

Die trotz ihres ziemlich südlichen Vorkommens (Colorado, Neu-Mexico, 
Utah bis 7000 Fuss hoch) völlig harte Staude erinnert schon durch die 
Belaubung an bekannte Steinbrechgewächse; sie gedeiht, ihrem heimatlichen 
Standorte entsprechend, am schönsten auf kleinen Kalkstein-Felsenbeeten mit 
lehmigem, lockerem Boden, aber auch in jedem guten Gartenboden. Sie 
bildet rasch starke Stauden mit daumdicken, mehrfach gegliederten, horizontal 
kriechenden Wurzelstöcken, welche neben der Anzucht aus Samen eine 
schnelle Vermehrung durch Teilung ermöglichen, da sie nach der Blüte an 
sehr vielen Stellen des ganzen alten Wurzelstockes sprossen, besonders soweit 
derselbe von Erde entblösst ist. 

Die Pflege erstreckt sich auf Giessen und Reinhalten der Beete und wird 
eine Vorbereitung der Massenanzuchtbeete mit halbverrottetem Laube gut 
sein. In den Ballen der Fischbacher Pflanzen fand sich beim Teilen der- 
selben ein grobkiesiger, kalkhaltiger Lehm, : der den Bedürfnissen des Wurzel- 
stockes recht entsprochen zu haben schien. 

Für die Überwinterung im Freien, besonders auf Steinpartieen, empfiehlt 
sich eine ganz leichte Decke von Laub oder irgend welchem anderen, trockenem 
Deckmaterial. 

Die reizenden Blütentrauben auf schlanken, etwa 30—50 cz hohen 
Stengeln in der Form der beigegebenen Abbildung erscheinen schon an 
jungen Wurzelstöcken sehr bald im Mai und Juni, sind ganz ausserordentlich 
haltbar, an der Pflanze sowie auch abgeschnitten und lassen sich, was sehr 
wertvoll ist, leicht und ohne besondere Vorbereitungen gegen Ende Februar 
im temperierten Gewächshause erzielen; ein wärmeres Haus beschleunigte 
die Blüte nicht merklich, erzeugte aber blasses, vergeiltes Laub. 

Mitte Dezember scheint die geeignete Zeit zum Warmstellen zu sein, 
nachdem die Pflanzen bis dahin im kalten Kasten gehalten wurden; dabei 
waren unsere Pflanzen erst Ende Oktober eingetopft worden. Die Stiele 
waren im Treiben etwas länger, die Farbe etwas blasser als im Freien, das 
Ganze aber unvergleichlich schön für feine Binderei. Acht Wochen nach 
dem ersten Erscheinen der Blumen waren die gleichzeitig getriebenen Pflanzen 
mit I0— 12 Stielen noch so schön, dass wir es wagen durften, dieselben auf 
die Frühjahrs - Ausstellung der Gartenbau - Gesellschaft »Flora« zu bringen, 


F. Ledien: Heuchera sanguinea Engelm. 619 


wo sie allgemeinen Beifall fanden. Die Besitzer von Blumengeschäften er- 
klärten sie als gleich wertvoll für Topfverkauf, wie für den Schnitt. Die 
ganz aussergewöhnliche Haltbarkeit der Blütenstände. erklärt sich dadurch, 
dass bei den getriebenen Pflanzen, wohl wegen des Mangels an Insekten und 
infolge einer gewissen Konsistenz des nicht ganz trockenen Pollens, eine 
Seibstbefruchtung nicht stattfand, trotzdem die Geschlechtsorgane so dicht 
bei einander stehen und ein anderes Hindernis nicht erkennbar ist. Als dann 
in der zehnten Woche eine künstliche Kreuzbefruchtung vorgenommen wurde, 
waren die Blüten schnell genug verblüht und die Blütentrauben durch das 
Sitzenbleiben der verblühten Blumen bald unansehnlich. Bis dahin waren 
die verblühten Blütenhüllen (wir haben es in der Hauptsache mit einem far- 
bigen Kelche zu thun, die winzigen Blumenblätter zeigt die vergrösserte 
Zeichnung) immer einfach abgefallen, sodass die Blütenstände in der letzten 
Woche noch völlig frisch und wie eben aufgeblüht aussahen. Im Sommer im 
Freien ist die Haltbarkeit der Blütenstände nicht so bedeutend, da sehr bald 
Insekten die Befruchtung besorgen und die verblühten Blütenhüllen dann 
sitzen bleiben. 

Herr von SAINT-PAUL hofft, durch Kultur und Auswahl Verbesserungen 
in der Farbe und Grösse der Blumen zu erzielen; alle Blumenfreunde werden 
ihm Glück dazu wünschen und seinen Erfolgen erwartungsvoll entgegensehen. 


F. LEDIEN-Dresden. 


Um unsern Lesern einen Begriff von der Tracht der Pflanze zu geben, 
bringen wir beifolgende Abbildung 132 aus dem Kataloge der Herren 
HAAGE & SCHMIDT, Erfurt, bei denen die Pflanze auch zu haben ist. 

D. Red. 


Über die Verschleppung von Pflanzenkrankheiten durch gärtnerische 
Sämereien. 


Von Dr. Lorenz Hiltner, 


Assistent an der pflanzenphysiologischen Versuchs-Station Tharand. 


Mit der Thatsache, dass die Erreger einiger der gefährlichsten Krankheiten 
unserer Kulturpflanzen, namentlich der Getreidearten, mit dem Saatgut auf das 
Feld gelangen können, ist heutzutage jeder Landwirt so vertraut, dass die Ge- 
pflogenheit, die den Samen anhaftenden schädlichen Pilze durch Kupfervitriol oder 
ähnliche Mittel vor der Aussaat zu töten, allgemein verbreitet ist. Aus der gärt- 
nerischen Praxis waren bisher meines Wissens solche Fälle nicht bekannt. In 
einer vor kurzem unter dem Titel: »Einige durch Botrytis cinerea erzeugte Krank- 
heiten gärtnerischer und landwirtschaftlicher Kulturpflanzen und deren Bekämpfung« 
zur Veröffentlichung gelangten Dissertationsschrift habe ich aber den Nachweis 
geführt, dass unter Umständen auch gärtnerische Sämereien Träger von Pflanzen- 
schädlingen sein können, welche nicht bloss die aus den Samen hervorgehenden 

45° 


620 L. Hiltner: Über die Verschleppung von Pflanzenkrankheiten. 


Pflanzen gefährden, sondern auch durch Infektion des Bodens eine Ansteckungs- 
gefahr für spätere Pflanzengenerationen bilden. 

Die dieser Arbeit zu Grunde liegenden Beobachtungen und Versuche dürften 
vielleicht für manchen Gärtner und Blumenfreund von Interesse sein. Ich erlaube 
mir daher, im folgenden in Kürze über dieselben zu berichten und nehme zugleich 
die Gelegenheit wahr, sie durch Mitteilung einiger neuer Befunde zu ergänzen. 

An der pflanzenphysiologischen Versuchs-Station zu Tharand werden seit dem 
Jahre 1836 mit zahlreichen Sorten von Levkojen Versuche über die Bedingungen 
des Gefülltblübens, die Bildung der Farbstoffe etc. ausgeführt. Das zur Verwendung 
gelangende Samenmaterial stammt teils von den besten Levkojenzüchtern Deutsch- 
lands, teils wird es von uns selbst durch Kreuzungen gewonnen. Als Nährmedium 
dient, soweit es sich um Topfkulturen handelt, ein Gemisch von ı Teil Garten- 
erde mit 2 Teilen Sand, das von Zeit zu Zeit mit Nährlösung begossen wird. 

Dass die alljährlich von uns gezogenen Levkojenpflanzen normales Wachstum 
zeigten und an sich daher nicht etwa besonders für Krankheiten »prädisponiert« 
waren, möchte ich besonders hervorheben. Trotzdem hatten dieselben gelegentlich 
durch das Auftreten tierischer und pflanzlicher Parasiten zu leiden. Unter letzteren 
spielte namentlich der graue Traubenschimmel, Botrytis cinerea Pers, eine 
besonders verderbliche Rolle. 

Dieser Schimmelpilz ist sicherlich schon jedem Gärtner vielfach vorgekommen, 
Auf jungen Keimpflänzchen, auf reifenden Früchten und Zwiebeln, absterbenden 
Stengeln und Blättern der verschiedensten Pflanzenarten, überhaupt auf allen 
Pflanzenteilen, welche ihre volle Lebensthätigkeit entweder noch nicht erlangt 
oder bereits wieder eingebüsst haben, siedelt er sich an und überzieht dieselben 
mit einem dichten, bis 2 zn hohen Rasen, der von den in ausserordentlicher 
Menge sich abschnürenden Sporen grau bestäubt erscheint. Die von ihm befallenen 
Pflanzenorgane werden meist rasch getötet und vollständig zersetzt; doch vermag 
er ebenso wie einige verwandte Pilze, in lebendes Gewebe erst einzudringen, wenn 
er durch vorhergegangene saprophytische Ernährung sich gekräftigt hat. Einige 
Beispiele, welche diese zuerst von DE BAaRY nachgewiesene interessante Thatsache, 
hübsch illustrieren, kann ich aus eigener Erfahrung mitteilen. 

Von Balsaminen, die wir vor einigen Jahren zogen, gingen viele blühende 
Exemplare durch Umknicken der Stengel, welches Botrytis veranlasste, zu grunde. 
Bei näherer Prüfung ergab sich, dass der Pilz zunächst auf den abwelkenden 
Kotyledonen und unteren Blättern sich festgesetzt hatte und von diesen aus erst 
in das lebende Stengelgewebe eingewandert war. 

Bei jungen Buchweizenpflanzen, die einige Zeit darauf in derselben Weise von 
Botrytis zu leiden hatten, konnte dem Weiterumsichgreifen der Krankheit plötzlich 
Einhalt gethan werden, durch Abschneiden der pilzbehafteten Kotyledonen. 

Botrytis cinera stellt nicht eine selbständige Pilzart dar, sondern ist die 
Gonidienfruktifikation eines Scheibenpilzes, der Peziza Fuckeliana De By., deren 
Mycel ausser solchen Gonidienträgern auch noch sogenannte Sclerotien, knollige 
oder plattgedrückte, schwarze, innen weisse, in ihrer Grösse ausserordentlich 
variable Gebilde, erzeugt. Die beiden Entwickelungsformen pflegen nur selten 
gemeinschaftlich vorzukommen. 

Auch auf unseren Levkojen wurde bis vor kurzen an den lebenden Pflanzen 
stets nur Botrytis beobachtet. Der Pilz erschien zum ersten Male im Herbst 1887, 
erwies sich jedoch als ziemlich harmlos, da er fast nur die Blumenblätter gefüllter 
Blüten, die übrigen Pflanzenteile aber nur bei wenigen, kränkelnden Pflanzen 
befiel. Die Stengel, Blätter und Schoten gesunder Levkojen sind, wie vielfache 


L. Hiltner: Über die Verschleppung von Pflanzenkrankheiten, 621 


Infektionsversuche bewiesen, überhaupt vor den Angriffen des Pilzes vollkommen 
geschützt. Die Samenernte wurde daher durch denselben nicht im geringsten 
beeinträchtigt. 

Als die in diesem Herbste gewonnenen Samen im Frühjahr 18383 zur Aussaat 
gelangten, erwiesen sie sich bei der Vorkeimung in Fliesspapier durch ihre hohe 
Keimkraft den besten der von Züchtern überkommenen als ebenbürtig. An den 
kleinen Keimlingen, welche, nachdem sie 5—ıo mm lange Würzelchen getrieben 
hatten, in Erde eingesetzt wurden, zeigte sich durchaus nichts Abnormes. Um so 
grösser war unsere Überraschung, als ganz im Gegensatz zu unseren bisherigen 
Erfahrungen, ein grosser Teil dieser Keimlinge nicht aufging. Von den wirklich 
aufgelaufenen, anfangs gut stehenden Keimlingen starben ausserdem sehr bald 
viele wieder ab, indem sie direkt über den Boden umknickten und verwelkten. 
Als nach ca. 3 Wochen die Epidemie ihr Ende erreicht hatte, waren von 1697 
eingesetzten Keimlingen der verschiedensten Sorten 766, also 45,14 pCt., vernichtet. 
463 = 27,28 pCt. waren überhaupt nicht aufgegangen, 303 = 17,86 pCt. nach dem 
‚Auflaufen zu Grunde gegangen. 

Über die Ursache dieser verderblichen Seuche konnten wir nicht lange im 
Zweifel sein. Wo ein umfallender Keimling gestanden hatte, brach bald nach 
dessen Hinwegnahme ein Räschen von Botrytis-Fruchtträgern hervor, die nicht 
aufgegangenen Keimlinge waren von dem Mycel dieses Pilzes vollständig um- 
sponnen. Verschiedene Umstände, namentlich aber die Wahrnehmung, dass nur 
die von der Ernte 1887 stammenden Samen kranke Pflanzen geliefert hatten, 
während in zahlreichen Töpfen daneben stehende Pflänzchen, die anderem Samen- 
material entstammten, vollständig gesund blieben, machten es höchst wahrscheinlich, 
dass der den Keimlingen so überaus gefährliche Pilz mit den Samen selbst in 
den Boden gelangt war. In der That fand sich bei mikroskopischer Untersuchung 
die Oberfläche der Samen von Sporen der Botrytis, die zum Teil kurze Keim- 
schläuche getrieben hatten, in ziemlicher Menge bedeckt. Dieselben waren ohne 
Zweifel während der Ernte auf die Samen gelangt und wurden, als letztere zum 
Keimen angesetzt waren, ebenfalls zum Wachstum angeregt. Aber erst als die 
jungen Keimlinge im Boden die Samenhülle abgestreift hatten, bot sich in dieser 
eine Nahrung, die den Pilz so weit kräftigte, dass er das lebende Wurzelgewebe 
selbst anzugreifen vermochte. Die Wurzel getöteter Keimlinge erschien mehr ver- 
trocknet als gefault. Dies erklärte sich durch die Beobachtung, dass der Pilz 
durch seine Ausscheidungen zunächst die Wurzelhaare zum Absterben brachte, 
und erst dann in die dadurch geschwächten Wurzeln eindrang. 

Das Umknicken des hypokotylen Gliedes ist also im wesentlichen die Folge 
einer Wurzelvertrocknung. Hatten die Keimpflanzen einmal mehrere kräftige 
Seitenwurzeln getrieben, zu deren Vernichtung die schwache parasitische Kraft 
der Botrytis nicht mehr ausreichte, so blieben sie am Leben. Von der Zeit ab, 
wo die ersten Läubblätter sich vollständig entfaltet hatten, zeigten zwar noch 
manche Pflänzchen deutlich die Symptome einer Wurzelkrankheit, indem die unteren 
Blätter verwelkten und abstarben, sowie aber dieser krankhafte Zustand einmal 
überwunden war, liess sich eine schädliche Nachwirkung desselben nicht mehr 
wahrnehmen. 

Zu den Levkojenversuchen, die wir im Sommer 1889 ausführen wollten, sollten 
abermals Ernteprodukte von 1887, welche als von Botrytis infiziert sich erwiesen 
hatten, zur Verwendung gelangen. Um die Wiederkehr der Keimlingskrankheit 
wenn möglich zu verhindern, schien es daher geboten, durch Vorversuche festzu- 
stellen, ob es nicht gelänge, den auf der Samenoberfläche vorhandenen Pilz zu 


622 L. Hiltner: Über die Verschleppung von Pflanzenkrankheiten. 


töten, ohne zugleich auch schädigend auf die Samen selbst einzuwirken. Die Aus- 
führung dieser Versuche erfolgte in der Weise, dass Levkojensamen bekannter 
Keimkraft künstlich mit einer sehr grossen Menge von Botrytissporen infiziert 
wurden. Ein Teil derselben wurde dann direkt zum Keimen angesetzt, ein anderer 
zuvor mit Desinfektionsmitteln behandelte. Zur Anwendung gelangten in ver- 
schiedener Konzentration: Kupfervitriol, Karbolsäure, Salicylsäure, Kreosot, Sublimat 
und Alkohol. Nach einer Einwirkungsdauer von wenigen Minuten bis ı Stunde 
wurden die Samen sorgfältig von dem Beizmittel durch Abspülen mit Wasser 
gereinigt und dann ebenfalls ins Keimbett gebracht. Bereits nach Verlauf von 
4—5 Tagen liess sich durch Zuhilfenahme des Mikroskops leicht ermitteln, ob die 
Pilzsporen getötet waren, die Zahl der keimenden Samen gab andererseits Auf- 
schluss über die Wirkung der Desinfektionsmittel auf die Samen selbst. Ich will 
an dieser Stelle auf die Einzelergebnisse dieser Versuche nicht weiter eingehen, 
sondern nur deren allgemeine Resultate erwähnen. Nur die beiden letztgenannten 
Mittel hatten nach jeder Richtung hin den gewünschten Erfolg. Bei '/, stündiger 
Einwirkung von 0,1—o,2 prozentiger Sublimatlösung gelangte nicht eine der Pilz- 
sporen zur Entwickelung, die Keimkraft der Samen erschien dagegen eher gefördert 
als geschädigt. Absoluter Alkohol wirkte fast ebenso günstig, Während Samen, 
selbst nachdem sie 3 Stunden in absolutem Alkohol gelegen hatten, noch voll- 
kommen normal keimten, dringt verdünnter Alkohol sehr bald in die Samen ein 
und vernichtet ihre Keimkraft. Salicylsäure vermochte nicht alle Sporen zu töten. 
Direkt schädlich auf die Samen wirkte Karbolsäure und Kreosot, während die 
Pilzsporen diesen Mitteln zum Teil widerstanden. Ebenso verhielt sich merk- 
würdigerweise Kupfervitriol, derselbe zerstörte selbst bei Anwendung ganz ver- 
dünnter Lösungen nach einer Einwirkungsdauer von !/, Stunde die Keimkraft der 
Samen vollständig, während ziemlich viele Sporen noch einen Keimschlauch trieben. 
Diese Widerstandsfähigkeit der Botrytissporen gegen ein Mittel, das zur Vernichtung 
der Peronosporeen, Ustilagineen und vieler anderer Pilze so vorzüglich sich eignet, 
ist, nebenbei bemerkt, für den Weinbau nicht ohne Bedeutung, insofern sie den 
Schluss gestattet, dass durch das jetzt allerorts vorgenommene Besprengen der 
Weinreben mit Kupfervitriolpräparaten die ebenfalls durch Botrytis cinerea ver- 
anlasste »Edelfäule« der Trauben nicht unterdrückt wird, wie man es ın den 
letzten Jahren vielfach befürchtete. 

Infolge dieses Versuchsergebnisses haben wir seit 1889 die zur Aussaat be- 
stimmten Levkojensamen vor dem Einquellen stets mit Sublimat behandelt und 
seitdem ist die durch Botrytis erzeugte Keimlingskrankheit nicht in einem einzigen 
Falle mehr aufgetreten. Aus denselben Samenposten, welche im Jahre 1883 eine 
so grosse Zahl kranker Pflänzchen geliefert hatten, gingen nach der Sublimat- 
behandlung im Jahre 1839 nur kräftige, gesunde Pflanzen hervor. 

Da Sublimat ein sehr heftiges Gift ist, so ist bei Anwendung desselben höchste 
Vorsicht geboten. Für dıe Praxis dürfte sich überhaupt mehr die Benutzung von 
absolutem Alkohol empfehlen. Derselbe leistet auch ausserdem in der Gärtnerei 
gute Dienste, da er sich auch zur Tötung von Blattparasiten gut verwenden lässt. 
Für diese Zwecke ist selbst gewöhnlicher Spiritus geeignet, der mit Erfolg an 
Zimmerpflanzen, nicht nur gegen Pilze, sondern auch gegen Milben und Blattläuse 
benutzt wurde. 

Da ein von uns ausgeführter Versuch ergeben hatte, dass an sich gesunde 
Keimlinge in Botrytis haltiger Erde ebenfalls erkranken, so pflegen wir seitdem 
auch den an der pflanzenphysiologischen Versuchsstation zur Verwendung gelan- 
genden Boden durch mehrmaliges Erhitzen im Dampfapparat von lebenden Pilz- 


L. Hiltner: Über die Verschleppung von Pflanzenkrankheiten, 623 


keimen zu befreien. Eine nachteilige Einwirkung dieses Verfahrens auf die Pflanzen 
konnten wir bisher nicht wahrnehmen. 

Bereits in meiner Promotionsarbeit habe ich darauf hingewiesen, dass Ver- 
schleppungen von parasitischen Pilzen durch Sämereien jedenfalls auch in der gärt- 
nerischen Praxis häufig vorkommen. Habe ich damals eine blosse Vermutung 
ausgesprochen, so kann ich jetzt bestimmte Thatsachen anführen, 

Das nasse Jahr 1891 scheint der Levkojenkultur nicht besonders günstig ge- 
wesen zu sein und namentlich der Ansiedelung von Pilzen auf den Pflanzen, bezw. 
Samen Vorschub geleistet zu haben. Von mehreren Gartenbesitzern wurde im 
heurigen Frühjahr darüber geklagt, dass die von ihnen ausgesäeten Levkojen zum 
grössten Teil wieder eingegangen seien. Bei Besichtigung eines solchen Levkojen- 
beetes liess sich das Vorhandensein der Keimlingskrankheit mit Sicherheit nach- 
weisen. Wir selbst haben ım Frühjahr dieses Jahres von verschiedenen Firmen 
direkt Samen bezogen und von ca. ıo Sorten je 400 Korn zum Keimen angesetzt, 
Die Keimlinge wurden am 5. April in Erde pikiert. Sie liefen fast alle gut auf 
und überwanden glücklich das Stadium, ın welchem früher das Umfallen der 
Pflänzchen erfolgt war. Vom 24. April an aber begannen bei einer Sorte zunächst 
einzelne Pflänzchen zu kränkeln und rasch durch Umknicken des Stengels abzu- 
sterben. Am 4. Mai hatte die Krankheit bereits sämtliche (6) Töpfe, in welche 
die betreffende Sorte eingesetzt war, in mehr oder minder hohem Grade ergriffen, 
während bei keiner der übrigen Sorten auch nur eine Pflanze ähnliche krankhafte 
Erscheinungen aufwies. Da die zur Verwendung gelangte Bodenmischung in sämt- 
lichen Töpfen die gleiche und sterilisiert worden war, so blieb kein Zweifel, dass 
hier die Ursache der Seuche ebenfalls im Samenmaterial zu suchen sei; das Auf- 
treten derselben trotz Behandlung der Samen mit Sublimat liess aber zugleich 
einen anderen Erreger als Botrytis vermuten. Zunächst war an den erkrankten 
Pflänzchen stets das Vorhandensein eines Pilzes nachzuweisen, der sich von Botrytis 
durch das Fehlen jeglicher Sporenbildung unterschied. Bei Untersuchung des 
Samenmaterials, das neben gut ausgebildeten, durchaus gesunden, auch schlecht 
gereifte Körner enthielt, so dass es nur eine Keimkraft von 63 pCt. ergeben hatte, 
fand sich derselbe Pilz an einer Mehrzahl von Samen und zwar bemerkenswerter- 
weise nicht nur auf deren Oberfläche, sondern auch ım Sameninnern. Bei den 
kümmerlich ausgebildeten Körnern waren sämtliche Teile von Mycel durchwachsen, 
aber auch in Samen, die noch eine normale Keimung bethätigten, liessen sich 
Pilzfäden in den inneren Partieen der Samenhülle nachweisen, woraus sich die 
Wirkungslosigkeit der Sublimatbehandlung erklärt. 

Im allgemeinen erwies sich der neugefundene Pilz viel gefährlicher als Botrytis, 
da er selbst noch solche Pflanzen, die bereits 6—8 Blätter entwickelt hatten, mit 
Erfolg angriff. Was ihn aber besonders vor dem Traubenschimmel auszeichnete, 
war seine bald zu Tage tretende Fähigkeit, von kranken auf gesunde Pflanzen 
übergehen zu können, indem er ausserordentlich schnell in der Erde fortwucherte 
und dieselbe mit seinem spinnwebartigen Mycel vollständig durchseuchte. Deutlich 
liess sich wahrnehmen, dass bald, nachdem in einem Topf einmal ein Keimling 
getötet war, von diesem aus die Krankheit in radiärer Richtung auf die benach- 
barten Pflänzchen sich verbreitete. Noch nicht ergriffene Pflanzen waren daher 
durch Umsetzen zu retten. So z.B. begann in einem Topf mit 43 Keimlingen 
Ende April eine Randpflanze zu erkranken; am 4. Mai waren ausser dieser bereits 
14 in der Nähe stehende Keimlinge umgefallen. An diesem Tage wurden nun Io 
der vom Krankheitsherde am weitesten entfernten Keimpflanzen umgesetzt, so dass 
in dem Topf ı8 noch gesunde Pflanzen verblieben. Bereits am ı8. Mai waren von 


624 L. Hiltner: Über die Verschleppung von Pflanzenkrankheiten. 


den letzteren nur noch 2 am Leben und auch diese zeigten schon Symptome einer 
Wurzelaffektion; die ıo verpflanzten Levkojen wuchsen dagegen zu kräftigen 
Pflanzen heran. In den pilzdurchseuchten Topf wurden nun Io ca. 6 Wochen alte 
Keimlinge einer bisher vollständig gesund gebliebenen Sorte eingesetzt; sie fielen 
bis auf 3 dem Pilze zum Opfer. Samen einer ebenfalls unter normalen Verhältnissen 
gut gediehenen Sorte Mitte August in den seit 2 Monaten im Freien stehenden 
Topf eingesäet, liefen zum Teil gut auf, die Keimlinge gingen aber bereits bevor 
sie das zweite Blattpaar gebildet hatten zu Grunde. Selbst jetzt, im Spätherbst, 
wirkt die Erde dieses Topfes nicht nur auf Levkojen, sondern auch auf die Keim- 
linge der verschiedensten Pflanzenarten geradezu giftig, und es wird im kommenden 
Frühjahr sich vielleicht zeigen, dass der Pilz auch den Winter zu überdauern ver- 
mochte. Schon jetzt hat er sich angeschickt, zur Überwinterung geeignete Organe, 
nämlich Sclerotien, zu bilden. Dadurch ist er auch einer botanischen Bestimmung, 
die bisher an dem unter allen gebotenen Wachstumsbedingungen stets steril ge- 
bliebenem Mycel kaum möglich war, eher zugängig geworden. Gleich der Botrytis 
cinerea erweist er sich als Entwickelungsform einer Peziza. Die Species derselben 
wird allerdings erst im Frühjahr genau bestimmt werden können. Praktisch ist 
übrigens die Feststellung der Art dieses Pilzes von geringerer Bedeutung als die 
Ermittelung seiner Eigenschaften. Diese aber ergeben, dass er, sowie er einmal 
mit Samen in einen Boden übertragen ist, in diesem als echter »Vermehrungspilz«< 
für die Pflanzen eine nicht geringe Gefahr bildet. Hat er sich bereits fest ein- 
genistet, so wird er wohl nur durch Erhitzen oder Desinfizierung des Bodens 
unschädlich zu machen sein. Die geeignetste Massregel zu seiner Bekämpfung 
dürfte daher die präventive sein, welche darin besteht, dass im Vermehrungsbeet 
jeder umfallende und die benachbarten Keimlinge samt Erde sofort mit Vorsicht 
entfernt und zerstört werden. 


Guilland - Neiken. 


Diese Varietät kann man gewissermassen als Gegenstück der neuen so viel- 
belobten und wirklich so empfehlenswerten Marguerite-Nelken nehmen. Der 
französische Gärtner GUILLAND hat diese konstante, frühblühende Rasse erzogen, 
welche von einer Frühlings-Aussaat den ganzen Sommer und Herbst hindurch 
blühen. Die Blumen sind gross, von trefflicher Gestalt, wirklich wohlriechend 
und von langer Dauer, wenn abgeschnitten. Sie haben die einzige, bei keiner 
anderen Rasse, vorkommende Besonderheit, dass sie auch in ganz gelber Farbe 
oder mit gelben Streifen und Zeichnungen aus Samen erscheinen. Sie sind sowohl 
für den freien Grund wie für 'Topfkultur vortrefflich zu verwenden und für den 
Floristen unentbehrlich. 


„Der Herbst.“ 


Ein Fruchtstück aus dem Garten des Herrn Geheimen Kommerzienrat EDUARD VEIT zu Steglitz. 
Hierzu Abbildung 133. 


Gelegentlich der diesjährigen Oktober - Plenar - Versammlung des Gartenbau- 
Vereins für Steglitz und Umgegend, mit welcher eine kleine Obstausstellung ver- 
bunden war, hatte Herr SCHREIBER, Obergärtner des Herrn Geheimen Kommerzienrat 
VEIT, ein Fruchtstück ausgestellt, das wohl einzig in der Art und Weise der An- 
ordnung dastehen dürfte. 


»Der Herbst,« 625 


Herr SCHREIBER hatte das Fruchtstück bezeichnet »der Herbst« und es auch 
verstanden, eine wahre Herbststimmung hervorzurufen und die Besucher geradezu 
zur Bewunderung hinzureissen. 

Gewählt war zu dem Fruchtstück ein einfacher vierfüssiger ovaler Gartentisch 
von Rohr, ca. ı »» lang und ?/, »» breit. Zum besseren Halt der Früchte war um 
die Tischplatte herum eine 5 cn hohe Leiste angebracht. Die Tischplatte selbst 


Abb. 133. »Der Herbst.« 


war durch Moos erhöht und auf dieses Lager die Früchte in höchst geschmack- 
voller Weise arrangiert. Ausser seinen bekannten schönen Weintrauben hatte 
Herr SCHREIBER auch andere Früchte allerersten Ranges verwandt, darunter pracht- 
volle Äpfel und Birnen sowie wunderschöne Pfirsiche, welche ebenfalls dort gut 
gedeihen. Es fehlten auch nicht Hasel- und Wallnüsse, Himbeeren und Monats- 
erdbeeren, Pflaumen und (Quitten, kurzum, es war alles vertreten. 

Die überaus prächtige Laubfärbung in diesem Jahre veranlasste Herrn SCHREIBER, 
die unteren und Seitenteile des Tisches mit Guirlanden aus Eichenblättern, wilden 


626 Blumenpflege in den Schulen. 


Weinzweigen und Beeren aller Art zu schmücken, sodass von dem Tisch selbst 
nichts mehr zu sehen war, ohne ihn dabei aber überladen erscheinen zu lassen. 
Es ist unstreitig eine vorzügliche Leistung gewesen und hat Herr SCHREIBER 
hiermit gezeigt, dass er nicht nur allein schöne Früchte zu ziehen versteht, sondern 
auch dieselben geschmackvoll vorzuführen im stande ist. E2W. 


Blumenpflege in den Schulen. 


Der Stettiner Gartenbau-Verein beschäftigte sich in seinen beiden letzten 
Sitzungen mit der Frage der Einführung der Blumenpflege in den Schulen. Es 
ist wohl kaum zu leugnen, dass der Umgang der Kinder mit Blumen und lebenden 
Pflanzen, die ihrer ganz besonderen Obhut anvertraut werden, veredelnd und 
erziehend auf das kindliche Gemüt einwirken muss, und dass es unbedingt einen 
wohlthätigen Einfluss auf die Ausbildung des Charakters ausübt, wenn bei dem 
Menschen bereits bei Zeiten das Interesse für die Natur und die Geheimnisse des 
Pflanzenlebens geweckt wird. Wie oft kann man es beı öffentlichen Schmuck- 
plätzen und Parkanlagen wahrnehmen, wie sich der Mutwille der spielenden Kinder 
an den Blumen und Sträuchern auslässt, und was anfänglich aus purer Nicht- 
beachtung der Natur und ihrer Schöpfungen geschieht, weil es zur rechten Zeit 
an einer Unterweisung fehlt, das artet später oftmals in eine Verrohung des 
Charakters aus, wie es sich am Baumfrevel und anderen ähnlichen Eingriffen in 
das Naturleben äussert. Wird dem Kinde schon frühzeitig gelehrt, wie ausser- 
ordentlich mühsam, aber auch wie unendlich dankbar das Aufziehen und Pflegen 
der Pflanzen ist, so wird es auch lernen, dieselben nach ihrem Werte zu schätzen; 
es wird sich daran gewöhnen, anstatt als Zerstörer des Pflanzenlebens als Be- 
schützer desselben aufzutreten und durch sein gutes Beispiel auch auf weitere 
Kreise in gleichem Sinne einwirken. Aber auch der häusliche, sowie der religiöse 
Sinn, an denen es in den ärmeren Volksklassen so oft fehlt, können nur eine 
Förderung dadurch erfahren, wenn das Kind jederzeit für den Schutz und das 
Gedeihen einer ihm lieb gewordenen hübschen Pflanze zu sorgen hat. — Dieselben 
Erwägungen haben bereits in anderen Städten ebenfalls zur Einführung der Blumen- 
pflege in den Volksschulen geführt und diesen Städten hat sich nun auch Stettin 
angeschlossen, indem seitens des Stettiner Gartenbau-Vereins Ende vorigen Monats 
eine Anzahl Topfpflanzen zunächst an fünf Gemeinde-Mädchenschulen unentgeltlich 
übergeben wurden, von denen je 5o Schülerinnen der beiden cbersten Klassen 
mit Pflanzen bedacht worden sind. Jedem dieser Kinder ist ausserdem eine 
gedruckte, kurze und leicht verständlich gefasste Anweisung über die Behandlung 
der Pflanzen mitgegeben, und ist ausserdem jeder Schule ein Fachmann zur Er- 
teilung etwa gewünschter Auskünfte zur Verfügung gestellt. Die Kinder, welche 
ihre Pflanzen nun über Winter in ihrer elterlichen Behausung pflegen müssen, 
werden hierin von Zeit zu Zeit von ihren Lehrern kontrolliert; in einer vor den 
Pfingstferien zu veranstaltenden Ausstellung der gepflegten Pflanzen sollen dann 
diejenigen Kinder, welche die besten Erfolge aufzuweisen haben, mit einer Prämie 
belohnt werden. ANNE 

Die Pflege über Winter scheint uns der beste Prüfstein. Im Sommer eine Pflanze zu 


erziehen ist keine grosse Kunst, obwohl wir den erziehlichen Wert derselben nicht verkennen 
wollen. Die Red. 


627 


Süss-Mais oder Tafel-Kukuruz. 
Hierzu Abbildung 134—135. 


Auf dem Wiener Markte machte sich heuer im August in grosser Menge der 
junge Mais in Kolben bemerkbar, der sonst so viel nur in Pest zu sehen war. 
Es scheint, dass man diesem neuen Gemüse Geschmack abzugewinnen anfängt, 
denn schon im Juli war davon genügend zum Verkaufe vorhanden und sind wir 
überzeugt, auch im September, ja anfangs Oktober dürfte welcher verkauft werden. 

Wir haben nun wohl schon mehrmals Andeutungen über den süssen Mais 
(Hot Corn, heisses Korn der Nordamerikaner) gebracht; niemals aber genügend 
allumfassend gesprochen. Wir wollen dies aber heute, wenn auch nur kurz, zur 
Aufklärung unserer Leser thun. 

Wir haben den Tafelmais in dreierlei Richtungen zu betrachten: ı. Was giebt 
es für Sorten? 2. Wie wird er gebaut? und endlich 3. wie wird er zubereitet und 
verwendet? 

Wenn ein nordamerikanischer Landwirt bei seiner jüngsten Bereisung Europas 
auch die Bemerkung macht, dass in einigen Ländern der alten Welt, in Spanien, 
Italien, Ungarn etc. mehr Mais gebaut wird als dies in der neuen Welt der Fall 
ist, so wird derselbe hier bei uns entweder nur zum Futterbau verwendet oder 
zur Erzeugung des Mehles, der Stärke und zu den daraus gewonnenen Speisen, Po- 
lenta, Mamaliga, Maizena, Zea etc. kultiviert. Als Gemüse beginnt man seine treff- 
lichen, den beliebten grünen Erbsen ähnlichen Eigenschaften, Süsse, Schmack- 
haftigkeit und Nahrungswert erst neuestens kennen zu lernen und zu estimieren. 
In Amerika ist dies anders; die Sorten des Tafelmais werden von denen des Feldmais 
sorgfältig geschieden und so z.B. die Tafelmais-Varietäten ın dem Kataloge von 
LANDRETH allen vorauf angeführt, sowie die nötigsten Kochnotizen beigefügt. 
Wir haben schon wiederholt auf solche süsse Sorten, namentlich auf den «Black 
Mexicain« hingewiesen, der in Klosterneuburg bei Wien echt zu haben ist. Sonst 
muss man sich vorsehen; auf allen Ausstellungen des Vorjahres erschienen nur 
junge Feldmaissorten und kein Tafelmais ausgestellt; nur die einzige Kloster- 
neuburg-Schule brachte solche schönen selbst gezogenen Kolben. Von den 17 
bei LANDRETH aufgeführten Tafelkukuruz-Sorten führen wir nur an den Extra Early, 
Narragansett Sugar und den Stowell’ Ewergreen Sugar, der erste in 60, der letzte 
ın 8o Tagen zum Gebrauch tauglich. 

Wir haben nun über den Anbau des Zuckermais zu sprechen. Gut ist, wenn 
das Maiskorn erst in den Boden kommt, wenn derselbe schon etwas durchwärmt 
ist. Missfarbige und schlecht keimende Saat giebt wenig, schlechte und späte 
Ernte. Will man zeitig säen, so muss man die doppelte Körnerzahl verwenden 
und alle schlechten Sämlinge entfernen oder aber einige hundert Körner in Töpfe 
säen, wie wir es mit dem japanischen Landmais thun, und erst bei gutem Wetter 
auspflanzen. Die Pflanzen müssen in 70 c72 weiten Reihen zo c72 von einander 
stehen oder zu dreien auf Hügeln gepflanzt werden, die über einen Meter von 
einander entfernt sein müssen. Die Pflanzen müssen unkrautrein gehalten und 
kein Zwischengemüse gebaut werden, damit der Boden sich frei durchwärmt. Die 
schlechten Maispflanzen sind zu entfernen, die Geizen (Nebentriebe) rechtzeitig 
wegzunehmen und die männliche Blütenrispe ist, nachdem sie verstaubt hat, zu 
kappen. So kann man 8 bis 9000 Kolben von einem Acre Land erhalten®). 
Alle zwei Wochen ist es vorteilhaft, eine neue Aussaat zu machen. 


*) D.i. 75 bis 80 Bushel, die A ı Dollar wert sind, aber auch bis 3 Dollar per Bushel steigen 
oder auf 60 Cents heruntergehen können. 


628 Süss-Mäais oder Tafel-Kukuruz. 


Es wäre nun dieses Kapitel mit dem Hinweis auf die kulinarische Verwendung 
des Süssmaises zu schliessen. In Nordamerika wird der von seiner Blätterhülle, 
den Lischen, befreite Kolben, dessen Kerne noch milchig, aber vollkommen aus- 
gebildet sein müssen, so dass die Oberhaut dem Druck des Fingernagels leicht 
nachgiebt, ganz einfach 10—2o Minuten in kochendes Wasser geworfen; sodann 
abgetrocknet, mit den Zähnen abgebeert und nach Geschmack mit etwas Pfeffer 
und Salz bestreut oder selbst auch mit frischer Butter bestrichen. Das ist die 
amerikanische Hauptregel, doch isst man ihn auch als «Fritters» und als Pudding. 
Der ungarische Bauer macht sich die Sache noch einfacher. Er nimmt den Kolben 
mit der Feuerzange beim Stiel und hält denselben in die Glut. Ist er genug 


Abb. 134. Entfernung der Füllblätter (Löschen), Abb. 135. Entfernung der milchreifen Körner 
um den ganzen milchreifen Kolben in Wasser mittelst eines Ringes, um sie wie Erbsen 
gesotten zu essen. einzumachen, 


geröstet, so fährt er damit in einen Kübel kalten Wassers und der sofort 
herausgezogene Kukuruz hat dann seine richtige Wärme und seinen richtigen 
Geschmack. 

Die neueste Zeit hat es dahin gebracht, dass vorzügliche Varietäten von Süss- 
mais in den Handel kommen und eine ganze Industrie entstanden ist, bei welcher 
riesige Quantitäten von Tafelmais zur Winterbenutzung aufbewahrt werden. Wir 
geben in den nachstehenden zwei Abbildungen, die eine, Fig. 134, als diejenige, wie 
der Mais überhaupt während der Sommerzeit gegessen wird, und in Fig. 135 wie 
er mittels eines Ringes in Büchsen zum Einlegen wie grüne Erbsen zubereitet wird. 

Man hat auch noch verschiedene andere Arten, die süssen, weichen, grünen 
Körner zuzubereiten und zu verspeisen. Die sogenannte schwäbische Art z.B. 
ist die, wenn die im bestimmten richtigen Reifegrade befindlichen Kolben der Länge 
nach durchschnitten und dann auf dem Rost gebraten werden, indem man sie 
wiederholt mit frischer Butter bestreicht und sehr heiss aufträgt. 


G. Schoch: Von der Chrysanthemum-Ausstellung zu Magdeburg, 629 


Als Taventcorn werden die Kolben von der äusseren Hülle befreit, etwa eine 
halbe Stunde in gesalzenem Wasser gekocht und heiss auf die Tafel gebracht. Es 
wird frische Butter darauf gegeben und die damit bestrichenen Körner heraus- 
gegessen. Es ist die amerikanische Lieblingsspeise. 

Auch kann man die weichen Körner, ohne sie zu zerdrücken, gut abwellen, 
dünsten und dann einbrennen, wie wir es mit den grünen Erbsen machen, Auf 
diese Weise lassen sie sich allein, gemischt mit Erbsen oder mit gedünstetem Reis 
(Risi Bisi) als treffliches Gemüse servieren. Hierzu wie auch für die Suppe kann 
man das jetzt käuflich erhältliche süsse Welschkorn aus den Büchsen ganz gut 
gebrauchen. 

Endlich wollen wir noch erwähnen, dass man die ganz jungen Kelben mit 
Schalotten, Pfeffer, Paprika und Salz gemengt in ein Glas einschichtet und zur 
Hälfte verdünnten Essig darübergiesst, in kühler Speisekammer aufbewahrt und 
als beliebte Mixed pickles zu Fleisch, Braten und Wild geniesst. 

L. v. Nagy. 7 


Von der Chrysanthemum-Ausstellung zu Magdeburg. 
Mitgeteilt von & Schoch-Magdeburg. 


Die Chrysanthemum-Ausstellung, welche vom ıı.— 13. November, durch den 
Gartenbau-Verein zu Magdeburg veranstaltet wurde, ist programmgemäss verlauien. 
Der Gartenbau-Verein hat mit derselben einen guten Erfolg erzielt, denn sie war 
gut beschickt und zahlreich besucht. Bei Veranstaltung der Ausstellung hatte der 
Gartenbau-Verein von Anbeginn sich nur auf seine eigenen Kräfte verlassen. Es 
war absichtlich verzichtet worden, die Unterstützung der Behörden heranzuziehen 
oder sich um Staatsmedaillen und Ehrenpreise zu bemühen. Wenn trotzdem un- 
aufgefordert zwei Ehrenpreise gestiftet wurden, der eine vom Handelsgärtner-Verein 
von Magdeburg und Umgegend, der andere vom Geheimen Kommerzienrat NEU- 
BAUER, so sind diese freiwilligen Gaben um so ehrender, sowohl für den Geber 
wie für den Empfänger. 

Andererseits war der Ausstellungs - Ausschuss bemüht, der Ausstellung ein 
möglichst würdiges Gewand zu geben. Mit erheblichen Opfern wurden die schönen, 
mitten in der Stadt gelegenen Säle der Gesellschaft »Zur Freundschaft« gemietet 
und sodann der Ausschmückung der Säle besondere Sorgfalt zugewandt. Auch 
hier waren aus der Heimat des Chrysanthemum stammende Erzeugnisse, welche 
das Importgeschäft für Japan- und Chinawaren von B. F. Grusırz-Magdeburg zur 
Verfügung gestellt hatte, zu diesem Zweck verwandt. 

Mit künstlerischem Geschmack wurden unzählige Fächer, Schirme, Wand- 
bilder etc. in allen Farben und Grössen, nach Anordnung des Malers RETTELBUSCH 
von Schülern der Malklasse der hiesigen Kunstgewerbeschule angebracht und hier- 
durch ein farbenprächtiges, die Farbenfülle der Blumen in die Höhe fortführendes, 
malerisches Gesamtbild geschaffen. Als Juwel der Dekorationskunst und besonders 
charakteristisch durch das harmonische Hineinweben des Pflanzenschmuckes — vom 
Handelsgärtner SPIEKER-Magdeburg geliefert und gestellt — erschien das Treppen- 
haus. Die Ausschmückung war das Resultat des freudigen, nur dem Ganzen 
dienenden und selbstlosen Zusammenarbeitens der mit der Anordnung betrauten 
Herren. 

Die ausgestellten Chrysanthemum waren eines solchen schönen Rahmens wert. 
Es waren 27 Aussteller mit 62 Konkurrenzen erschienen. Eine in Bezug auf die 
Kultur mustergültige Leistung brachte der Garten des Geheimen Kommerzienrats 


630 G. Schoch: Von der Chrysanthemum-Ausstellung zu Magdeburg. 


nn 


Gruson-Bukau (Obergärtner Rössıns). Teils waren es Pflanzen in der Höhe ihrer 
Entwicklung mit bis untenhin voll und dunkelbelaubten Stämmen, welche an der 
Spitze eine grosse aufgeschlossene Blume trugen, teils hochstämmig und niedrig 
in Schirmform äusserst kunstvoll gezogene Exemplare, deren Oberfläche mit 
Blüten dicht bedeckt war u. a. m. Neben diesen waren die von der Handels- 
gärtnerei HEvVNECK & BAUMGARTEN-Krakau gebrachten Pflanzen räumlich die grösste, 
aber auch inhaltlich die beste Leistung. Im Gegensatz zu GRUSON waren hier 
Handelspflanzen, gut gepflegt, vollbelaubt und vielblumig, gebracht. 

Gute Kulturpflanzen brachte ferner der Garten des Stadtrats GRÜNWALD-Neu- 
stadt (Obergärtner BERNER); die besten Hochstämme der Handelsgärtner LOHRENGEL- 
Krakau. Es würde zu weit führen, sämtliche Aussteller hier zu nennen, welche in 
der grossen Mehrzahl recht achtungswerte Leistungen boten. Nur die von den 
Züchtern ausgestellten Neuheiten seien noch erwähnt. — Handelsgärtner Mönch jr., 
Leipzig, erschien mit drei selbstgezogenen Neuheiten: Germania, gelbgefüllt, ein 
Sport von Bouquet de dame, Kaiserin Auguste Viktoria, einfach, ein Sport von 
Marie Anderson und eine als Sport von La Triomphante gezogene hellbraune, 
gefüllte Sorte. Bei Eröffnung der Ausstellung erhielt der Züchter von Frau Geh. 
Kommerzienrat GrUSon die Erlaubnis, letztere Sorte nach ihr zu benennen. 
Die Sorten fanden volle Anerkennung (die grosse silberne Medaille als ı. Preis) 
und willige Käufer. Handelsgärtner CHR. BRÜGGEMANN-Villefranches sur-mer (Alpes- 
maritimes) in Südfrankreich hatte eine selbstgezogene, rahmgelbe Varietät von 
Chrysanthemum frutescens, eine Marguerite, welche er »Alma Brüggemann« 
benannt, eingesandt. Sie ist zur Binderei vorzüglich zu verwenden und wird 
jedenfalls sehr gesucht werden, wenn sie nächstes Jahr vom Züchter in den Handel 
gebracht wird. 

Zu bedauern ist, dass die Bindekunst schwach vertreten war. Von den hiesigen 
Blumenhandlungen und Bindegeschäften hatten sich nur zwei junge Firmen be- 
teiligt. Die älteren Geschäfte hatten nicht ausgestellt. Sie sollen dies vorher mit- 
einander verabredet haben. Es ist dieser kurzsichtige und von der Bequemlichkeit 
diktierte Beschluss sehr zu beklagen. Denn gerade diese Geschäfte haben direkt 
den grössten Vorteil davon, wenn dank der Ausstellung beim Publikum die Vor- 
liebe für das Chrysanthemum wächst und diese Blume, welche über die blütenarme 
Zeit des November und Dezember hinweghilft, gern gekauft wird. Deshalb hätten 
diese Bindegeschäfte durch Musterleistungen zeigen sollen, welch schöne Zusammen- 
stellungen mit dem Chrysanthemum gebildet werden können. Vom Ausstellungs- 
Ausschuss war eine bessere Vertretung der Bindekunst erwartet worden. Man 
hatte daher neben fünf auswärtigen Preisrichtern, Gärtnern von Beruf, einen hiesigen 
Maler zum sechsten Preisrichter erwählt in der sehr richtigen Erwägung, dass Fort- 
schritte aller, künstlerisches Verständnis verlangenden Zweige der Gärtnerei nur in 
Wechselwirkung mit anderen Künsten gemacht werden können, und dass bei der 
Bindekunst der Maler zur Betonung des allgemein künstlerischen Standpunktes die 
berufenste Person ist. Wiewohl nur wenige Bindereien zu beurteilen waren, so 
hat der Erfolg dem Entschlusse des Ausschusses recht gegeben. Von den aus- 
wärtigen Preisrichtern ist anerkannt worden, dass die Verhandlungen durch die 
Teilnahme des Künstlers an Anregung und Interesse ungemein gewonnen haben‘). 

Mit abgeschnittenen Blumen war nur die Firma Nonne & HÖPker-Ahrensburg 


®) Hinsichtlich der Preisrichter sei erwähnt, weil dies ja jetzt so sehr betont zu werden pflegt, 
dass auch hier dieselben von der Preisbewerbung ausgeschlossen waren. 


Die Chrysanthemum-Ausstelluag in Köln. 631 


(Holstein) erschienen, diese dafür jedoch mit sehr reichhaltigem Sortiment und 
vorzüglich entwickelten Blumen. 

Die Ehrenpreise erhielten Obergärtner Rössıng, Garten des Geheimen Kom- 
merzienrats GRUSoN, für vorzügliche Chrysanthemum - Kulturen, und die Firma 
HEINECK & BAUMGARTEN für die Gesamtleistung zuerkannt. 

Die Ausstellung bot in ihrem Aufbau, nach allgemeinem Uhrteil, ein eigen- 
artiges Gesamtbild dar, welches vorzüglich zu dem Charakter der Chrysanthemum- 
blüte mit seinen verschiedenartigen, selbst barocken Formen passte. 

Es sei zum Schluss noch betont, dass der Zweck der Veranstaltung, der Blume 
Freunde zu erwerben und das Interesse für dieselbe in die weitesten Kreise zu 
tragen, voll erreicht wurde. Auch der für den Gartenbau-Verein nicht minder 
wichtige Erfolg sei erwähnt, dass voraussichtlich die nicht unerheblichen Kosten 
durch die Einnahmen gedeckt werden können. 


Die Chrysanthemum-Ausstellung in Köln vom 10.— I3. November 1892. 


Die erst im Jahre 1890 gebildete Kölner Gartenbau-Gesellschaft, Vorsitzender 
Herr KowALLER, Gartendirektor der Stadt Köln, hat mit der diesjährigen grösseren 
Ausstellung in den reichgeschmückten Sälen des Volksgartens einen grossen Erfolg 
erzielt und wird der Zweck, die Mittel zur Gründung einer Fortbildungsschule 
zu erlangen, hoffentlich erreicht sein. Ausgestellt waren nicht nur Chrysanthemum, 
sondern auch andere Pflanzen und selbstverständlich Bindereien. Der Ehren- 
präsident BreiniG-Mülheim übergab die Ausstellung der Stadt Köln, worauf ın 
Vertretung des Oberbürgermeisters der Beigeordnete Mann dieselbe eröffnete und 
einen Hochruf auf den Kaiser ausbrachte. Erste Preise erhielten u. a. Wırn. 
WINKELMANN-Köln für Gruppen und Bindereien, WILH. BELLEN-Elberfeld, Cyclamen 
und Asparagus; KÖNEMANN & Maassen - Remscheid, Remontantnelken, Begonia 
Credneri; KoLL & SonnTAG -Hilden bei Düsseldorf, Chrysanthemum in grossen 
Gruppen; Baron von OPPENHEIM-Köln (Obergärtner HEMBACH), Chrysanthemum und 
Bouvardien; REID & BORNEMANN -Loondon, 50 Riesenblumen von Chrysanthemum; 
-F. A. W. Riemer - Köln, Bindereien; Jos. KLEMMER - Deutz, Bindereien; Gärtnerei 
Godesheim bei Godesberg, Begonienblumen; W. KURTH-Brühl, Obst; E. BÖTTCHER- 
Berlin, Pläne; J. Jurıssen-Naarden, Holland, Koniferen, hochstämmige Stachel- und 
Johannisbeeren; Jos. DEıL - St. Quirin am Tegernsee, Pläne; B. GoRTH-Düsseldort, 
Pläne. — Der ı. Preis für die bedeutendste Leistung, die goldene Medaille der 
Stadt Köln, wurde Herrn W. WINKELMANN zuerkannt, der Gruppen grosser Deko- 
rationspflanzen, Warmhauspflanzen, Orchideen und Cyclamen ausgestellt hatte, 
der 2. Preis, 100 Mk., den Herren Korı & SonnTAG-Hilden bei Düsseldorf. Viele Aus- 
steller hatten ausser Bewerbung ausgestellt, so der Volksgarten selbst, die Flora 
ın Köln, P. BREINIG, ANnT. SCHLÖSSER - Subbelratherhof bei Ehrenfeld, (Obst) etc. 
Dem Obergärtner von PH. SCHÖLLER-Düren wurde ein Weinservice zuerkannt. Im 
ganzen waren 71 Aussteller, davon ı4 mit Chrysanthemumgruppen und blühenden 
oder sonstigen Dekorationspflanzen, 13 mit abgeschnittenen Blumen und Bindereien, 
ıo mit Obst, Koniferen, Rosen etc, ı3 mit Plänen, 2ı mit Ornamenter, Geräten, 
Heizkesseln etc. 

Arum sanctum hort. 
Hierzu Abbildung 136. 

Es war im Jahre 1887 als wir Herrn GEoRG EGGERs in Jafta, Palästina, 

beauftragten, für unsere Rechnung dort heimische Pflanzen und Samen sammeln 


632 Arum sanctum hort. 


zu lassen. Unsere Bemühungen waren nicht vergebens. Der genannte Herr, ein 
Deutscher, hat sich der Aufgabe mit bewundernswürdiger Hingebung unterzogen 
und das Resultat seiner von da ab alljährlich wiederkehrenden Sendungen hat 
uns neben sehr vielem Unbrauckbaren, das heisst nur botanısches Interesse 
habenden Pflanzen, manche schöne kulturwürdige Pflanze gebracht. Unter diesen 
nennen wir in erster Linie die ganz neu beschriebene Iris atropurpurea Baker, die 
Iris Bismarckiana Rgl. und vor allem das schöne Arum sanctum hort. 

Es ist nun an der Zeit dem geehrten Leser dieser Gartenbauzeitung einige 
genauere Daten zu geben, umsomehr, als irgendwo schon die etwas boshafte Frage 


Abb. 136. Arum palaestinum Boiss.. (Arum sanctum hort.) 


zu lesen war, ob wohl Arum sanctum nicht nur eine Form des Arum corsicum 
(sic!) sei. 

Arum sanctum hort. ist eine schöne Form von Arum palaestinum Boiss,, 
muss also richtig heissen: Arum palaestinum var. sanctum. 

Die typische Art wächst an vielen Orten in Syrien, besonders in der Nähe 
von Jerusalem, von Brussa anderseits und auch in Klein-Asien. Die schöne Farbe 
ist uns bisher nur von obengenanntem Sammler aus Jaffa gesendet worden von 
dorther stammen alle dem Handel offerierten Knollen. Kultiviert haben wir 
dieselbe bisher allein. Was sonst verkauft wird, ist stark mit Arum Dioscoridis 
gemischt. Die Knollen des letzteren, ebenfalls sehr schönen aber etwas übelduftenden 
Arums sind indes leicht von dem des A. sanctum zu unterscheiden. 

Die Form A. sanctum, welche so viel Aufsehen erregt hat, unterscheidet sich 


se u 


Wilsons. Versuchsgarten in Oakwood Wisley, 633 


vielfach von der typischen, in allen Teilen kleineren Art. Sie hat grössere 
konsistentere Blätter, edlere Formen und besonders grosse und an der Spitze 
gerollte Blütenscheiden von tieferer fast schwarzer Farbe, während die typische 
Art mehr braun-purpurne Scheiden trägt. Übrigens findet man, wie begreiflich, 
Übergänge. Auch giebt es noch schönere Formen mit schwarz gefleckten Blättern. 
Unsere Zeichnung, welche die Form in reinster und natürlichster Tracht 
wiedergiebt, ist in unseren Gärten angefertigt und alle bisher erschienenen Ab- 
bildungen davon sind, wie man leicht sieht, Nachahmungen. Geblüht hat weder 
die Form noch auch die Art hier bisher in anderen Gärten. Wie ich mich 
selbst überzeugen konnte, ist die in Deutschland angewandte Kultur meist nicht 
die richtige und viel zu warm. Arum sanctum will das Kalthaus und seine 
Treibkultur. Wer sich für die Pflanze interessiert, kann sie sich leicht in Massen 
vom obengenannten Sammler ‘kommen lassen. Herr G. EGGERS liefert sie in 
liebenswürdiger Weise jedermann und ist sehr billig damit — wie mit allen 
seinen Pflanzen. C. SPRENGER, 1. F. DAMMAnN & Co. 


Wilsons Versuchsgarten in Oakwood Wisley (England). 


Die grosse Liebe zu Blumen ist ein so schöner Zug in dem Charakter des 
Engländers, dass wir ihm darüber das Kalte und Abstossende seines ganzen 
Wesens verzeihen. Bis hinunter in die niediigsten Klassen der Bevölkerung geht 
diese Zuneigung, und es ist ein herzerfrischender Anblick, zu sehen, wie selbst in 
den Fenstern der ärmlichsten Hütten Blumen, oft in Scherben, stehen, die durch 
ihr gesundes Wachstum zeigen, wie sorgfältig sie gepflegt werden. Die Riesen- 
stadt London ist mit ihrem aus Hunderttausenden von Schornsteinen aufsteigendem 
Rauch kein Eldorada für die Gartenkunst; um so erfreulicher ıst die Liebe, die 
keine Mühe scheut, um die Schwierigkeiten zu überwinden. 

In den öffentlichen Parks und Gärten, an denen London ungemein reich ist, 
denn sie umfassen nicht weniger als 21000 Morgen, finden wir allerdings eine 
Fülle der herrlichsten Kinder Floras, so dass wir es vergessen, dass wir uns im 
Herzen dieses ungeheuren Häusermeeres befinden; aber wir dürfen nicht übersehen, 
dass dort dem Gärtner alle finanziellen und wissenschaftlichen Hilfsmittel zu 
Gebote stehen; es ist die Liebe der niederen Klassen zu den Blumen, die gepflegt 
und gefördert werden muss, denn sie kann nicht anders, als einen grossen wohl- 
thätigen Eirfluss auf die Moralität des Volkes zu haben. Ein treuer Freund der 
Natur kann im Herzen kein böser Mensch sein. 

Es besteht in London eine Gesellschaft »die Kyrle society«, die es sich zur 
Aufgabe gemacht hat, jede Gelegenheit zu ergreifen, jedes frei werdende Stück 
Landes dem Baumeister zu entreissen und es als offenen Erholungsplatz dem 
Publikum, zweckmässig angelegt, für immer zu erhalten. Bei dem ungeheuren 
Werte des Grund und Bodens sind die dafür verausgabten Summen enorm gross 
und um so erfreulicher ist es, dass dieselben durch freiwillige Beiträge stets ge- 
deckt werden. Schon für die Unterhaltung dieser Plätze bedarf die Gesellschaft be- 
deutender Mittel, Die Parks und offenen Plätze Londons sind seine Lungen, und der 
vortreffliche Gesundheitszustand der Stadt ist innen im hohen Grade zuzuschreiben. 

Die Regierung weiss sehr wohl, welch zivilisierenden Einfluss die Liebe zu 
den Blumen hat und um derselben Vorschub zu leisten, lässt sie seit einigen 
Jahren jeden Herbst die in den Parks überzähligen Pflanzen unentgeltlich ver- 
teilen. Lokale Vereine für die zeitweise Ausstellung von in den Fenstern der 


Gartenflora 1892. 46 


634 Wilsons Versuchsgarten in Oakwood Wisley. 


Arbeiterwohnungen und durch die Arbeiter selbst gezogenen Topfpflanzen erregen 
einen wohltätigen Wettstreit, und die kleine errungene Geldprämie eifert nur zu 
neuem Bemühen an. Man kann in diesen Ausstellungen oft genug Pflanzen sehen, 
die selbst einem gelernten Gärtner Ehre machen würden. 

Es bedarf kaum einer Erwähnung, dass die Gärten der grossen englischen 
Grundbesitzer, deren Eigentum oft Hunderttausende von Morgen Landes beträgt, 
alles enthalten, was die Natur mit Beihilfe der Kunst nur hervorbringen kann, 
und viele dieser Landsitze sind nicht allein in England, sondern auch in über- 
seeischen Ländern als das non plus ultra der Gärtnerei wohl bekannt. 

In allen diesen Anlagen, wo der Kostenpunkt nur eine untergeordnete Rolle 
spielt, hat der Gärtner natürlich freie Hand, seine Kunst zu zeigen; es giebt aber 
auch andere Plätze, wo mit verhältnismässig beschränkten Mitteln doch Herrliches 
erzeugt wird. Einer derselben ist der jetzt allen Naturfreunden rühmlichst be- 
kannte Versuchsgarten des Herrn Wırson in Oakwood Wisley in der 
Grafschaft Surrey, also in nicht zu grosser Entfernung von London. 

Das Terrain, welches etwa sieben Morgen umfasst, war ım Volksmunde als 
das Land, auf welchem nichts wächst, bekannt, so dass dasselbe trotz des erstaun- 
lich billigen Pachtzinses von 2o Mk. jährlich per Morgen seit langen Jahren un- 
bebaut lag und deshalb mehr und mehr in den Naturzustand übergegangen war. 
Herr Wırson sah sehr bald, dass dieses kleine Fleckchen Erde den Vorteil darbot, 
nicht allein eine grosse Verschiedenheit im Grund und Boden selbst zu haben, 
sondern auch in Bezug auf Feuchtigkeit von ganz trocken bis völlig nass ab- 
zuwechseln, so dass er mit nur wenigen Anordnungen für den nötigen Schatten 
und Schutz passende Standorte für Pflanzen der verschiedensten Lebensbedürfnisse 
finden konnte. Auf dem beschränkten Raume fanden bald Omphalodes Luciliae, 
Erophilum Aspheloides, Cistus und selbst Pinguicula, in nur geringen Entfernungen 
von einander, eine ihnen zusagende Heimat. 

Eine Anzahl vorhandener 'Tümpel wurden vertieft und gaben Raum für eine 
reiche Auswahl unserer schönsten Sumpf- und Wasserpflanzen, während der aus- 
geworfene Boden zur Anlage von Hügeln benutzt wurde, auf welchen sich bald 
Flechten und Alpenpflanzen zu Hause fanden. 

Herr WıLson war von jeher ein grosser Liebhaber von Lilien, und die Gärten 
in Oakwood zeigen eine grosse Anzahl von Species derselben. Lilium auratum ist 
in Tausenden von Exemplaren vorhanden, in den verschiedensten Situationen und 
Standorten. Er war einer der ersten, welche die herrliche Iris Kaempferi züchteten. 
Er zieht dieselbe jetzt aus Samen, und die Teichränder sind üppig mit derselben 
angefüll. Vor der Ausstellung in Wien war diese herrliche Blume, die in Farben- 
pracht, rein Weiss bis zu Purpur und Gold, fast alle anderen Blumen übertrifft, in 
Europa fast ganz unbekannt; sie war das ausschliessliche Eigentum des Mikado 
und gelangte als Geschenk von ihm in einigen Exemplaren nach Wien, von wo sie 
ihren Weg bald weiter fand. Staunend betrachten wir eine Gruppe von etwa 
23 Pflanzen des Lilium giganteum, deren Stengel nicht weniger als 7—8 Fuss hoch sind. 

Als Herr WıLson zuerst dieses Fleckchen Erde sah, sagte er, dass er daraus 
einen Garten machen würde, der nirgends übertroffen werden könne. Er ist jetzt 
erst seit etwa Io Jahren im Besitz des Landes und er ist bereits auf dem besten 
Wege, sein Wort zur Wahrheit zu machen; denn heute schon ist Oakwood ein 
Mecca für alle Freunde der Botanik und Gartenkunst, die gern dahin wallfahrten, 
um unter der stets willigen Führung des Herrn WıLson das Herrliche, was er 
geschaffen hat, zu bewundern. RUDOLPH SCHÜcK. 


Zur Frage des Gewerbesteuergesetzes, 635 


Zur Frage des Gewerbesteuergesetzes vom 24. Juni 1891. 


Vor einer von Mitgliedern und Gästen zahlreich besuchten Versammlung des 
Pankow-Schönhausener Gartenbauvereins, am 15. Oct.d. J., sprach Herr Amtsvorsteher 
SCHULTZE-Französich-Buchholz über das neue »Gewerbesteuergesetz vom 24. Juni 
1891«. Redner führte aus, dass es sich bei der Besprechung dieses Themas nicht 
um eine Kritik desselben handeln könne, da ein schon publiziertes Gesetz vorliege, 
welches am ı. April k. J. in Kraft treten wird. Der Paragraph 4 des Gesetzes sagt: 
»Der Gewerbesteuer unterliegen nicht: die Land- und Forstwirtschaft, der Garten- 
bau, mit Ausnahme der Kunst- und Handelsgärtnerei,« also mit anderen 
Worten: die Kunst- und Handelsgärtnerei unterliegt der Gewerbesteuer. Was ist 
denn Kunst- und Handelsgärtnerei im Sinne des Gesetzes? Die Ausführungs- 
Anweisung des Herrn Ministers giebt eine erschöpfende Antwort hierauf nicht: sie 
beschränkt sich darauf, den Betrieb für steuerpflichtig zu halten, der als Kunst- 
und Handelsgärtnerei von dem Inhaber bezeichnet wird. Dies kann aber allein 
nicht massgebend sein; denn dann würde es nach Jahr und Tag wohl kaum noch 
jemand geben, der seine Gärtnerei mit diesem Ausdruck bezeichnet. Die Be- 
zeichnung »Kunst- und Handelsgärtnerei« muss erst näher erläutert werden, und 
da kommt Vortragender zu der Auffassung, dass dort »Kunst- und Handels- 
gärtnerei« getrieben wird, wo durch Kunst gärtnerische Produkte erzeugt werden, 
mit denen Handel getrieben wird. Es würden hiernach z. B. gewerbesteuerpflichtig 
sein Gärtner, die in Gewächshäusern Produkte zum Verkauf ziehen. Der Ausdruck 
»Kunst- und Handelsgärtnerei« lässt darauf schliesen, dass beides verbunden sein 
muss, dass also Kunstgärtnereien, bei denen ein Verkauf nicht stattfindet, wie 
beispielsweise die Gärtnereien der Villenbesitzer, die nur für den Haushalt des 
Besitzers selbst arbeiten, von der Gewerbesteuer befreit sind. Wie weit die Steuer- 
pflicht der Gärtnereien zusgedehnt werden wird, wo die Grenze zwischen Natur- 
und Kunstprodukt im Handel, zwischen Gärtnerei und Landwirtschaft gezogen 
wird, lässt sich bei dem Mangel bestimmter Vorschriften nicht übersehen. Geheimer 
©Oberregierungsrat FÜISTING, Mitarbeiter des Gewerbesteuergesetzes, sagt in seinen 
soeben erschienenen Erläuterungen zu diesem, betreffs letzteren Punktes: Paragraph 4, 
Note 6: »Im übrigen wird es von dem Umfang und der Art des Betriebes ab- 
hängen, ob steuerpflichtige Kunst- und Handelsgärtnerei anzunehmen ist oder nicht, 
hierbei. werden namentlich die Zahl der beschäftigten Arbeiter, die Verwendung 
technisch ausgebildeter Kräfte, die Einrichtung künstlicher Anlagen (Treibhäuser) 
geeignete Anhaltspunkte geben.« — Es wird nach alle dem wohl die Mehrzahl der 
Gärtnereien, wie sie um Berlin zur Erziehung von Handelspflanzen eingerichtet 
sind, davon betroffen werden, daher ist nähere Bekanntschaft mit den wichtigsten 
Bestimmungen des Gesetzes eine Notwendigkeit. 

Über die Grundsätze zur Veranlagung giebt Paragraph 6 Aufklärung. Aus 
diesem erhellt, dass der jährliche Ertrag, oder wenn dieser nicht zu ermitteln ist, das 
Anlage- und Betriebskapital für die Zuweisung des Betriebes zu einer der vier zu 
bildenden Klassen massgebend ist. Als Ertrag wird die Roheinnahme gerechnet 
nach Abzug der Betriebskosten (Arbeitslöhne, Versicherungsbeiträge, Ausgaben für 
Samen etc., Pacht oder Miethe für die Gärtnerei). Die Zinsen von Hypotheken- 
schulden dürfen nicht abgezogen werden, und es entsteht hier eine Ungleichheit 
insofern, als ein Pächter den Betrag der Pacht von der steuerpflichtigen Einnahme 
in Abzug bringen kann, während ein noch so verschuldeter Besitzer die Zinsen 
nicht abrechnen darf. Nach Massgabe des so gefundenen Einkommens werden 
die Gewerbesteuerpflichtigen in vier Klassen geteilt: ı. mit einem Ertrage von 


= 7 


46° 


636 Zur Frage des Gewerbesteuergesetzes. 


50000 Mk. und mehr, 2. von 20000 Mk., 3. von 4000 Mk. und 4. von 1500 Mk. 
jährlich oder einem Anlagekapital der Klassenreihe nach von über 1 000 000 Mk,, 
150000 Mk., 30000 Mk., und 3000 Mk., wobei es für die Ermittelung der Ein- 
nahmen gleichgültig ist, wie das Geschäftsjahr liegt. Als Durchschnittssatz sind 
in den vier Stufen angenommen ı pCt. der Einnahme, 300 Mk., 80 Mk. und 16 Mk. 
Die meisten der im Bereich des hauptstädtischen Erwerbslebens liegenden Gärt- 
nereien werden in der 3. Stufe Aufnahme finden, wo der Durchschnitt 8o Mk. be- 
trägt, dieser Satz kann aber bis auf 32 Mk. ermässigt und bis auf 192 Mk. erhöht 
werden. Diese Erhöhungen und Ermässigungen dürfen nur insoweit auftreten, als 
es der Durchschnittssatz zulässt, d.h. sind in der Klasse 100 Steuerpflichtige, so 
haben sie roo mal 80 Mk. aufzubringen, die Verteilung kann verschieden erfolgen, 
sodass der geringste Satz 32 Mk., der höchste 192 Mk. beträgt, zusammen müssen 
aber von den ıoo Steuerzahlern 8ooo Mk. aufgebracht werden. 

Die Einschätzung erfolgt durch Steuerausschüsse, welche die Steuerpflichtigen 
jeder Klasse unter sich wählen. Für die 3. und 4. Klasse sind die Kreise mass- 
gebend, und die Einladung zur Wahl erfolgt öffentlich. Die ı. und 2. Klasse 
wird im Regierungsbezirk eingeschätzt, und werden die Interessenten persönlich 
geladen. Bei diesen Wahlen ist zu beachten, dass auch Vertreter des Berufs ge- 
wählt werden. Bei der Einschätzung erfolgt die Aufforderung zur Niederlegung 
der betreffenden Angaben. Für letzteres schreibt Paragraph 55 vor: »Jeder 
Gewerbetreibende ist verpflichtet, in verschlossenem Schreiben oder mündlich 
zu Protokoll den Ertrag seines Gewerbebetriebes oder den Wert des Anlage- und 
Betriebskapitals summarisch anzugeben.« Zu diesen Angaben kann jeder gezwungen 
werden, aber eine Specialisierung derselben ist ausgeschlossen. Es ist darum 
durchaus notwendig, auch bei kleinem Betriebe über Einnahmen und Ausgaben 
genau Buch zu führen, um die verlangten Angaben der Wirklichkeit entsprechend 
machen zu können. Diese Veranlagung zur Gewerbesteuer kann auch für manchen 
von Wichtigkeit sein in Bezug auf die Einkommensteuer; denn die Ergebnisse 
beider Steuern, der Einkommen- und der Gewerbesteuer, werden ın die Hand 
eines Dezernenten der Regierung gelegt, so dass Ungleichheiten in der einen oder 
anderen Veranlagung leicht bemerkt und aurch erneute gleichmässige Einschätzung 
ausgeglichen werden. Zum Schluss hofft Redner, dass das in Aussicht stehende 
Kommunalsteuergesetz für die Gewerbetreibenden gegenüber der zu erwartenden 
Mehrbelastung einige Erleichterungen bringen möge. h. 


Deutscher Pomologen-Verein, Bildung der Sektion „Ostpreussen“. 

Am 15. Oktober er. hat in Insterburg bei Gelegenheit der Abhaltung des 
Obstmarktes und Tagung der Obstbausektion des landwirtschaftlichen Central- 
vereins für Litthauen und Masuren eine Versammlung der Mitglieder Ostpreussens 
des Deutschen Pomologen-Vereins stattgefunden, wozu die Einladungen von dem 
Vorsitzenden des Deutschen Pomologen-Vereins, Ökonomierat SPÄTH, ergangen waren. 

Der Königl. Forstmeister WOHLFROMM - Brödlauken, ein eifriges Mitglied des. 
Deutschen Pomologen-Vereins und Vorsitzender der oben erwähnten Obstbausektion 
des landwirtschaftlichen Centralvereins, hatte sich auf Ersuchen des Vorstandes. 
des Deutschen Pomologen-Vereins gütigst bereit erklärt, die Versammlung abzu- 
halten und die Bildung einer Sektion »Ostpreussen« des Deutschen Pomologen- 
Vereins zu bewirken. 

Die Sektion konstituierte sich unter Wahl des Königl. Forstmeisters WoHL- 
FROMM-Brödlauken zum Vorsitzenden, Brauereibesitzers RuDszick-Lyck zum Stell- 
vertreter, Postdirektors a. D. SCHULTZE-Insterburg zum Schriftführer. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Neuheiten pro 1893 sowie neuere und 
empfehlenswerte Artikel von Joseph Klar, 
K. Hoflieferant, Berlin, Linienstrasse 80. 
Scabiosa, Riesen »Mohrenkönig«. 

Nach langjährigen Versuchen ist es 
meinem Züchter endlich gelungen, eine 


neue Scabiosa zu züchten, die, was Grösse | 


der Blumen anbetrifft, alle bereits existie- 
renden übertrifft. Die Blume, welche 
schwarzbraun ist und an eine Liliput- 
georgine erinnert, ruht auf einem äusserst 
starken und dabei elastischen Stiel, so 
dass sie nicht so steif wie eine Georgine 
erscheint und ist noch ein halbmal so 
gross als die gewöhnliche grossblumige. 
Die Pflanze wird 1zocmhoch undist, analog 
anderen Scabiosen, äusserst dankbar im 
Blühen. Da Braun Modefarbe ist und diese 
für Kranzbinderei wie geschaffen, so wird 
dieNeuheit die kleinblumigen verdrängen. 
Ein probeweiser Verkauf der Blumen in 


den hiesigen Markthallen bewährte sich | 


äusserst, so dass die Käufer die alte gross- 
blumige nicht mehr wollten. Die Scabiosa 
ist 4 Jahre in Kultur und übergebe ich 
sıe hiermit dem Handel. 
Winter-Levkoje »Vıictoria«. Eine 
neuere weisse Winter-Levkoje, die durch 
Befruchtung mit der Sommer - Levkoje 
eine äusserst ergiebige Schnittblume re- 
präsentiert. Dieselbe muss frühzeitig im 
Frühjahr ausgesäet werden, dann blüht 
sie fast ebenso früh, wie die Sommer- 
Levkoje, aber bedeutend länger und zwar 
bis der Frost sie zerstört. Was ihren 
Wert noch erhöht, ist, dass sie bis So pCt. 
ins Gefüllte fällt, aber etwas höher als 
die Winter -TLevkoje, infolgedessen er- 
giebiger im Schnitt wird. Der pyramiden- 
förmige leichte Bau mit den schönen 
weissen Blumen übertrifft noch die Dres- 
dener Sommer-Levkoje. 
Zwerg-Winter-Levkoje »feurig- 
karmin«. Ist allerdings keine neue 
Einführung, aber was Schönheit anbetrifft 
und Gefülltsein, so glaube ich behaupten 
zu können, dass sıe dıe schönste 


+ 


ist, 


welche existiert. Die Levkoje ist eine 
Lokalsorte, die in hiesiger Gegend vor 
mehreren Jahren gezogen wurde. Ein 
Probe-Versuch lehrte, dass unter von 
vier der grössten Züchter entnommenen 
Samen diese Levkoje die schönste war 
in Bezug auf Bau, Farbe und Gefülltsein 
der Blumen, die über 80 pCt. ausmachen, 
was wohl keine Zwerg-Winter-Levkoje 
aufzuweisen haben dürfte. Bei zeitiger 
Aussaat im Frühjahr blüht sie auch noch 
im Sommer. Eine Topfpflanze ersten 
Ranges, ist sie schon vielfach der Gegen- 
stand grösster Bewunderung gewesen. 

Obige drei Artikel dürfen in keiner 
Gärtnerei fehlen! 

Ferner noch: 

Mais, Zwerg-Nanerottolo. Seit 
3 Jahren ausgeprobter Mais, aus Italien 


| importiert und hier nachgebaut. Derselbe 


wird nur 60 c72 hoch, reift bereits im 
August oder Anfang September und ist 
hierbei äusserst ergiebig. Sämtliche Mais- 
Kulturen haben bisher infolge des miss- 
lichen Reifwerdens Fiasko gemacht, eine 
Kalamität, die durch diese neue Ein- 
führung gehoben. 


Marica occidentalis Baker n. sp. 


Diese von Peru stammende Iridee er- 
innert in ihrer Färbung an M. Northiana, 
die Blumen sind aber nicht so gross und 
die Blätter viel kürzer. Die Blumen 
stehen zu dreien, die äusseren Segmente 
des Perianthium sind weiss, die concave 
Basis ist braun-, die eirunde Spitze violett- 
gesprenkelt. Es ist dies die erste von 
der westlichen Seite des amerikanischen 
Kontinents (durch LINDEN) eingeführte 
Art der Gattung. 


| Gard. Chron,, vol. XII, No. 293, S. 150. 


Cyrtanthus Tuckii Baker. 

Schon seit einigen Jahren in Kultur, 
gehört diese sehr distinkte Amaryllidee 
doch noch zu den Seltenheiten 
seren Sammlungen. Sie wächst auf dem 


in un- 


638 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


Boschberg der Kap-Kolonie. Die ziem- 
lich grossen, in lockeren Dolden bei- 
sammenstehenden Blumen sind glänzend 
orange-scharlachrot und ragt der faden- 
förmige Stempel ziemlich weit aus der 
Röhre des Perianthium hervor. 

Gard. Chron., vol. XII, No. 293, S. 155, 

1028. 


Odontoglossum Owenianum Rolfe n. sp. 
Eine sehr distinkteund hübsche Orchidee, 


deren Einführung man F. SAnDER & Co. 
Lippe weiss, Sepalen und Pe- 
letztere mit oder | 


verdankt. 
talen gelblich-weiss, 
ohne chokoladefarbige Flecken. 


Gard. Chron., vol. XII, No. 294, S. 178. | 


Cirrhopetaium Thouarsii Lindl. und var. 
concolor. 


Die typische Form dieser seltenen Or- 


chidee von Mauritius hathellgelbe Blumen, 
welche mit bräunlich-roten Flecken dicht 


dieselbe jetzt zum ersten Mal in Europa 


geblüht, und ist jedenfalls schöner als 
die einfarbige Varietät concolor. 
Gard. Chron., vol. XII, No. 294, S. 178. 


Zygopetalum graminifolium Rolfe n. sp. 

F. SANDER & Co. führten diese hübsche 
kleine Orchidee vonSüd-Brasilienein. Von 
zwei nahe verwandten Arten, nämlich 


Z. maxillare und Z. Gautieri unterscheidet | 
sich die hier beschriebene durch ihren | 


viel dünneren kriechenden Wurzelstock, 


grasähnliche Blätter. Die aufrechten Trau- 
ben tragen 5—7 Blumen; Sepalen und 
Petalen hellgrün, dunkelbraun gefleckt, 
Lippe von einer einförmigen purpur- 
blauen Schattierung. Es verdient noch 


bereits zu verschiedenen Malen in den 

berühmten Gärten des Herrn THoMAs 

Hanegury in La Mortola und gehört zur 

Sektion Submarginatae. 

Gard. Chron., vol. XII, No. 294, S. 179, 
f. 31: 


Buddleia Colvillei J. Hook. 

Dieser prächtige Strauch wächst bei 
einer Meereshöhe von 9000— 12000 Fuss 
im Sikkim-Himalaya. Die grossen Blumen 
sind blasspurpurn, Kelch purpur-braun. 
Im jungen Zustande sind die Blätter mit 
einem rostfarbigen Flaum bedeckt. (Ge- 
hört zur Familie der Loganiaceae.) 
Gard. Chron., vol. XII, No. 294, S. 186, 

1232. 


Restrepia ecuadorensis Rolfe n. sp. 
Diese von F. SANDER & Co. eingeführte 
Orchidee zeigt, namentlich in Bezug 
auf Färbung, nahe Verwandtschaft mit R. 


5 3 ı antennifera Kunth. 
besetzt sind; allem Anscheine nach hat | 


Kew Bulletin, Mai-Juni-Nummer 1892. 


Restrepia Shuttleworthii Rolfe n. sp. 
Eine prächtig gefärbte Art von den 
Anden, die der R. xanthophthalma Rchb. 
f. von Guatemala nahesteht. 
Re Baiibie 


Dendrobium platycaulon Rolfe n. sp. 
Diese sehr eigentümliche Art ist mit 
D. lamellatum verwandt, die Blumen sınd 
aber zweimal so gross und haben eine 


ı verschieden geformte Lippe. Einführung 
kleinere Pseudobulben und viel schmälere | 


hervorgehoben zu werden, dass die drei | 


hier genannten Zygopetalum-Arten auf | 


Farnbäumen ihren Standort haben. 
Gard. Chron., vol. XII, No. 294, S. 179. 


Agave Franzosini Baker. 
Der Autor bezeichnet diese Art als 
»Prinz der Agaven«, was auf eine be- 
sondere Schönheit hindeutet. Sie blühte 


der Herren SANDER & Co. von den Philip- 
pinen. 
K. B. ibid. 


Eria ceristata Rolfe n. sp. 

Sehr niedliche Art von Moulmein. Die 
weissen Blumen zeigen einige gelbe 
Flecken auf der Lippe und tragen einen 
haarıgen Kamm am Grunde des vorderen 


, Lappens. 


KR Bi ıbid: 


Odontoglossum auriculatum Rolfe n. sp. 
Diese hübsche kleine Art, von F. SAan- 
DER & Co. eingeführt, ist mit ©. Lind- 


Kleinere Mitteilungen. 


leyanum Rchb. f. verwandt, die Lippe | viel dunkler gefärbte Lippe ausgezeichnet. 


ist aber spiessförmig - dreilappig, die 
Scheibe hellpurpurn. 


KOEBE ibid. 


Odontoglossum guttatum Rolfe n. sp. 
Diese interessante Art von Ocana hat 
gefranzte Säulenflügel, die hellgelben 
Blumen sind unregelmässig mit chokolade- 
farbigen Flecken durchsetzt, 
K. B. ibid. 


Cusparia undulata Hemsl. n. sp. 


Ein Strauch oder kleiner Baum von 
Brasilien, zu den Rutaceen gehörend. 
Als hübsche Blattpflanze zu empfehlen. 
Die Blätter erinnern an eine Aralia und 
stehen die Trauben der fast zolllangen, 
weissen Biumen in den Blattachseln. 
Gard. Chron., vol. XII, No. 301, S. 396. 


Calanthe Sanderiana Rolfe n. sp. 
Eine hübsche Art vom tropischen 
Afrika, verwandt mitC.natalensis Rchb. f., 
aber durch grössere Blumen und eine 


| 


Gard. Chron,, vol. XII, No, 301, S. 396. 
Hymenanthera crassifolia. 
Die schneeweissen Beeren dürften die- 


ı sem neuseeländischen, 3—4 Fuss hohen 


Strauche auch für unsere Kalthäuser einen 
grossen Reiz verleihen. 
Gard. Chron., vol. XII, No. 301, S. 412, 
1207: 


Ptychoraphis augusta. 

Eine diesjährige Einführung von den 
Nicobar-Inseln. In ihrem eleganten, nie- 
drigen Habitus erinnert diese Palme 
(Areca augusta) au Cocos Weddeliana 
und Geonoma gracilis und lässt sich 
ebenso leicht kultivieren wie jene. Die 
Gattung Ptychoraphis wurde von BECCARI 
aufgestellt und umfasst nur 3 Arten. Die 
zwei anderen, P. singaporensis (Ptycho- 


| sperma) und P. hexandra (Rhopaloblaste) 


sind ebenfalls in den Kew-Gärten ver- 

treten. 

Gard. Chron., vol. XII, No. 301, S. 397, 
2.03: 


Kleinere Mitteilungen. 


Zahl der Betriebe der Kunst- und Hande!sgärtnerei im Königreich Sachsen nach der 
Feststellung vom I. Januar 1892. 


I. Verwaltungsbezirk: 


Amtshauptmannschaft 


Bautzen . 39 
Kamenz . 17 
Löbau A ar 23 
Dippoldiswalder 7 2.7. 6 
Dresden | = 5 809 
Zittau . 130 
Freiberg . 13 
Grossenhain 41 
Meissen . 65 
Pirna . 40 
Borna manage Ne 
Döbeln 51 
Grimma . 47 

Latus . 1333 


Amtshauptmannschaft 


Übertrag 1333 

Leipzig 279 
Oschatz , , 17 
Rochlitz . 44 
Annaberg II 
Auerbach Io 
Chemnitz 58 
Flöha . 20 
Glauchau 26 
Marienberg . 7 
Ölsnitz Ss 
Plauen 33 
Schwarzenberg II 
Zwickau . 46 
in Summa . 1903 


640 


Kleinere Mitteilungen, 


II. Die 1903 Gärtnereibetriebe nach ihrer Grösse geordnet. 


Grösse der Betriebe nach Lohngruppen 


Grösse der Betriebe NE 
Bis mit 500 Mk. 


Von über 500 


Von über 1000 | Von über 5000 


nach bis mit I000 Mk. | bis mit 5000 Mk. | bis mit I0000Mk. 
Grundsteuer-Einheiten Zahl Zahl Zahl | a5 Zahl 
der | der der der 
Be- | Löhne Be- Löhne Be- Löhne | ge. | Löhne 
| triebe triebe triebe | triebe | 
Bis mit ıo Einh. | 133 20 217 54 39 3Io 35 | 60 143 I 6 041 
Vonüb. ıob. mit 50 « 436 97786 | 253 | 185 793 | 207 | 356719 5 30 993 
“ @ BORN) X 300 74028 | 143 | 105055 | 247 | 497 551 22 | 149 514 
Über 500 « 25 | 6568 9 6 151 7 23 001 4 | 32570 
| 
Summa ...| 894 | 198509 | 459 | 336 809 | 496 | 937414 | 32 | 2ıg118 


Grösse der Betriebe nach DE ee 


Gesammt- 


% : Von über Io 000 | Von über 20000 Summe 
Grösse der Betriebe 
bis mit bis mit Über 30 000 Mk. der 
ach 20000 Mk. 30000 Mk. 
Grundsteuer-Einheiten zn Zahl | Zahl | 
der der | der Be- 
Be- Löhne Be- | Löhne Be- | Löhne ehe Löhne 
| triebe triebe | triebe | iS 
Sa = SE 1 | | 
Bis mit roEinh,]| — — —.| — — —_ 223 |.ST20207 
Vonüb. ıob.mit 50 « 2 21076| — | _ — —_ 903 | 695 367 
“a DOOR R KEN 9401723 711 4 Jıog1ıs5 | — _ 724 |1 052 974 
Über 500 « 3 47 157 I | 23 086 A | 204.099 53, |. 362.032 
| | 
| | | 
Summa ...| 13 | 194 944 5 | 126 201 4 | 204099 | 1903 | 2237 184 


Wir erhielten vorstehende Übersicht von Herrn T. J. Rup. SEIDEL, Gut Minnahof, Laubegast- 


Dresden, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Berufsgenossenschaft, 


und sagen ihm für freund- 


liche Erfüllung unserer Bitte den verbindlichsten Dank. 


Das neue deutsche Weingesetz. 

$ ı. Die nachbenannten Stoffe, näm- 
lich: lösliche Aluminiumsalze (Alaun 
und dergleichen), Baryumverbindungen, 
Borsäure, Glycerin, Kermesbeeren, Mag- 
nesiumverbindungen Salicylsäure, un- 
reiner (freien Amylalkohol enthaltender) 
Sprit, unreiner (nicht technisch reiner) 
Stärkezucker, Strontiumverbindungen, 
Teerfarbstoffe oder Gemische, welche 


| einen dieser Stoffe enthalten, 


dürfen 
Wein, weinhaltigen oder weinähnlichen 
Getränken, welche bestimmtsind, anderen 
als Nahrungs- oder Genussmittel zu 
dienen, bei oder nach der Herstellung 
nicht zugesetzt werden. 

$ 2. Wein, weinhaltige und wein- 
ähnliche Getränke, welchen, den Vor- 
schriften des $ ı zuwider, einer der 
dort bezeichneten Stoffe zugesetzt ist, 


dürfen weder feilgehalten noch verkauft 
werden. 

Dasselbe gilt für Rotwein, dessen 
Gehalt an Schwefelsäure in einem Liter 
Flüssigkeit mehr beträgt, als sich in 2g 
neutralem schwefelsaurem Kalium vor- 
findet. Diese Bestimmung findet jedoch 
auf solche Rotweine nicht Anwendung, 
welche als Dessertweine (Süd-, Süss- 
weine) ausländischen Ursprunges in den 
Verkehr kommen. 

$ 3. Als Verfälschung oder Nach- 
ahmung des Weines im Sinne des $ 10 
des Gesetzes, betreffend den Verkehr 
‚mit Nahrungsmitteln, Genussmitteln und 
Gebrauchsgegenständen, vom 14.Mai1879 
(Reichs-Gesetzblatt Seite 145) ist nicht 
anzusehen: 

1. die anerkannte Kellerbehandlung 
einschliesslich der Haltbarmachung des 
Weines, auch wenn dabei Alkohol oder 
geringe Mengen von mechanisch wirken- 
den Klärungsmitteln (Eiweiss, Gelatine, 
Hausenblase und dergleichen), von 
Kochsalz, Tannin, Kohlensäure, schwefe- 
liger Säure oder daraus entstandener 
Schwefelsäure in den Wein gelangen, 
jedoch darf die Menge des zugesetzten 
Alkohols bei Weinen, welche als deutsche 
in -den Verkehr kommen, nicht mehr 
als ein Raumteil auf roo Raumteile 
Wein betragen; 

2. die Vermischung (Verschnitt) von 
Wein mit Wein; 

3. die Entsäuerung mittelst reinen ge- 
fällten kohlensauren Kalkes; 

4. der Zusatz von technisch reinem 
Rohr-, Rüben- oder Invertzucker, tech- 
nisch reinem Stärkezucker, auch in 
wässeriger Lösung; jedoch darf durch 
den Zusatz wässeriger Zuckerlösung der 
Gehalt des Weines an Extraktstoffen 
und Mineralbestandteilen nicht unter 
die bei ungezuckertem Wein des Wein- 
baugebietes, dem der Wein nach seiner 


Benennung entsprechen soll, in der 
Regel beobachteten Grenzen herab- 
gesetzt werden. 

$ 4. Als Verfälschung des Weines 


im Sinne des $ ıo des Gesetzes vom 


Kleinere Mitteilungen. 


bei Herstellung von 
ı welche als Dessertweine (Süd-, Süss- 


641 


14. Mai 1879 ist insbesondere anzusehen 
die Herstellung von Wein unter 
wendung: 

ı. eines Aufgusses von Zuckerwasser 
auf ganz oder teilweise 
Trauben; 

2. eines Aufgusses von 
auf Weinhefe; 

3. von Rosinen, Korinthen, Saccharin 
oder anderen als den im $ 3, No.4 
bezeichneten Süssstoffen, jedoch un- 
beschadet der Bestimmung im Absatz 3 
dieses Paragraphen; 

4. von Säuren oder säurehaltigen 
Körpern oder von Bouquetstoffen ; 

5. von Gummi oder anderen Körpern. 
durch welche der Extraktgehalt erhöht 
wird, jedoch unbeschadet der Be- 
stimmungen im $ 3, No. ı und 4. 

Die unter Anwendung eines der vor- 
bezeichneten Verfahren hergestellten 
Getränke oder Mischungen derselben 
mit Wein dürfen nur unter einer ihre 
Beschaffenheit erkennbar machenden 
oder einer anderweiten, sie von Wein 
unterscheidenden Bezeichnung (Trester- 
wein, Hefenwein, Rosinenwein, Kunst- 
wein oder dergleichen) feilgehalten oder 
verkauft werden. 

Der blosse Zusatz von Rosinen zu Most 
oder Wein gilt nicht als Verfälschung 
solchen Weinen, 


Ver- 


ausgepresste 


Zuckerwasser 


weine) ausländischen Ursprungs in den 
Verkehr kommen. 


$ 5. Die Vorschriften ın den $S$ 3 
und 4 finden auf Schaumwein nicht 


Anwendung. 

$ 6. Die Verwendung von Saccharin 
und ähnlichen Süssstoffen bei der Her- 
stellung von Schaumwein oder ÖObst- 
wein, einschliesslich Beerenobstwein, ist 
als Verfälschung im Sinne des $ ıo des 
Gesetzes vom 14. Mai 1879 anzusehen. 

$ 7. Mit Gefängnis bis zu 6 Monaten 
und mit Geldstrafe bis 1500 Mk. 
oder mit einer dieser Strafen wird be- 
straft: 

ı. wer den Vorschriften der ss ı oder 2 
vorsätzlich zuwiderhandelt; 


zu 


642 


Kleinere Mitteilungen. 


2. wer wissentlich Wein, welcher einen 
Zusatz der ım $ 3, No. 4 bezeichneten 
Art erhalten hat, unter Bezeichnungen 
feılhält oder verkauft, welche die An- 
nahme hervorzurufen geeignet sind, dass 


ein derartiger Zusatz nicht gemacht ist. | 


$ 8. Ist die im $7, No. ı bezeichnete 
Handlung aus Fahrlässigkeit begangen 
worden, so tritt Geldstrafe bis zu 150 Mk. 
oder Haft ein. 

Sonden Källen des’ s’7, Norr 
und $ 8 kann auf Einziehung der Ge- 
tränke erkannt werden, welche diesen 
Vorschriften zuwider hergestellt, ver- 
kauft oder feilgehalten sind, ohne Unter- 
schied, ob sie dem Verurteilten gehören 
oder nicht. Ist die Verfolgung oder 
Verurteilung einer bestimmten Person 
nıcht ausführbar, so kann auf die Ein- 
ziehung selbständig erkannt werden. 

$ 10. Die Vorschriften des Gesetzes 
vom 14. Mai 1879 bleiben unberührt, 


soweit die $$3 und 6 des gegenwärtigen | 


Gesetzes nicht entgegenstehende Be- 


stimmungen enthalten. 


Die Vorschriften 


in den $$ ı6 und ı7 des Gesetzes vom 
14. Mai 1879 finden auch bei Zuwider- 


handlungen gegen die Vorschriften des 
gegenwärtigen Gesetzes Anwendung. 

$ ıı. Der Bundesrat ist ermächtigt, 
die Grenzen festzustellen, welche: 


a) für die bei der Kellerbehandlung | 


in den Wein gelangenden Mengen 
den imas 2, Ne. ı bezeichneten 
Stoffe, soweit das Gesetz selbst die 
Menge nicht festsetzt, sowie 
b) für die Herabsetzung des Gehaltes 
an Extraktstoffen und Mineralbe- 
standteilen im Falle des $ 3, No. 4 
massgebend sein sollen. 
$ ı2. Der Bundesrat ist ermächtigt, 
Grundsätze aufzustellen, nach welchen 
die zur Ausführung dieses Gesetzes, 
sowie des Gesetzes vom 14. Mai 1879 
in Bezug auf Wein, weinhaltige und 
weinähnliche Getränke erforderlichen 
Untersuchungen vorzunehmen sind. 
$ ı3. Die Bestimmungen des $ 2 
treten erst am ı. Oktober 1892 in Kraft. 


Die vom Bundesrat veröffentlichten | 


Ausführungsbestimmungen zum neuen 
Weingesetz, das, mit Ausnahme der 
Bestimmungen des $ 2, welche erst am 
ı. Oktober ın Wirksamkeit treten, sofort 
Geltung erlangt, lauten: 

»Auf Grund des $ rı des Gesetzes, 
betreffend den Verkehr mit Wein, wein- 
haltigen und weinähnlichen Getränken, 


ı vom 2o. April 1892 (Reichs-Gesetzblatt 
, Seite 597) hat der Bundesrat beschlossen, 


die Grenzen für Herabsetzung des Ge- 
halts an Extraktstoffen und Mineral- 
bestandteilen ($ 3, No. 4 des Gesetzes) 
wie folgt festzustellen: 

Bei Wein, welcher nach seiner Be- 
nennung einem inländischen Weinbau- 
gebiet entsprechen soll, darf durch den 
Zusatz wässeriger Zuckerlösung 

a) der Gesamtgehalt an Extraktivstoffen 
nicht unter 1,5 g, der nach Abzug 
der nicht flüchtigen Säuren ver- 
bleibende Extraktgehalt nicht unter 

g, der nach Abzug der freien 
Säuren verbleibende Fxtraktgehalt 
nicht unter ı 8, 

b) der Gehalt an Mineralbestandteilen 
nicht unter 0,14 g in einer Menge 
von 100 ccm Wein herabgesetzt 
werden. 

(Weinbau und Weinhandel.) 


TSTEO: 


Körners Riesensonnenblume. 

Herr F. W. KÖRNER, Besitzer der Rix- 
dorfer Kiesgruben, Comtoir in Berlin NO., 
Elisabethstrasse 28, hat auch in diesem 
Jahre seine Sonnenblumenkulturen fort- 
gesetzt und andererseits sehr zur Ver- 


 breitung des Anbaues der Sonnenblume 


- beigetragen, indem er zahlreiche Proben 
, Samen unentgeltlich versandte. 
Monats-Ausstellung des Vereins zur Be- 


Auf der 


förderung des Gartenbaues in den Rgl. 
preuss. Staaten in der Brauerei Borussia 
zu Nieder-Schönweide hatte er am Ein- 
gange des Saales und ebenfalls im Hinter- 
grunde des Saales wahre Riesen in Kü- 
beln aufgestellt, von denen eine 2,80 »z2 
hoch war, eine andere, fast ebenso hohe, 
eine Blume von 1,40 »z» Umfang (ca. 45 cm 
Durchmesser) trug. Die stärksten Sten- 


Zu. 


gel waren 7 cm dick. — Eine Blume mit 
reifen Samen hat Herr KÖRNER dem 


Museum der landwirtschaftlichen Hoch- | 


schule zum Geschenk gemacht, dieselbe 
hat noch 35 cr» Durchmesser. 

In der Kultur-Anweisung, die auch 
wir, Gartenflora 1891, S. 535 (vergl. S. 588 
und 613), abgedruckt haben, ist ein 
Fehler in der Angabe der Entfernung. 
Wir geben deshalb die neue Anweisung 
des Herrn KÖRNER noch einmal. 

Kultur-Anweisung. 
KÖRNERs Riesensonnenblume 
»Helianthus«. 

Die Sonnenblume, eine aus Amerika 
stammende, neuerdings in Russland viel 
gepflegte Pflanze, wächst ın jedem, 
namentlich leichtem, gut rajoltem Boden, 
der Sonne möglichst exponiert. 

Man lege 2—3 Körner in ca. 30 cm 
Entfernung und etwa fingertief in die 
Erde, und beseitige später die beiden 
schwächsten Pflanzen, so dass von den 
3 nur I Exemplar auf 30 cz stehen bleibt. 

Sobald die Pflanze etwa mannshoch 
gewachsen, beseitigt man die untersten 
Blätter und Blumentriebe, indem man 
diese am Stamm mit einem scharfen 
Messer abschlägt, wodurch die ganze 
Kraft in den oberen Fruchtkorb geht. 
Durch diese Kultur erzielt man nicht nur 
bis zur Bohne grosse Fruchtkörner, son- 
dern die Blume selbst, eine Zierde des 
Gartens, wird bei einem bambusartigen 
Stamm bis 4'/, m» Höhe und 10 cz Stärke, 
als Brennholz verwendbar — einen Um- 
fang bis 140 cn bekommen. 

Vorzüglich sind die Körner, die viel 
Öl enthalten und woraus im Auslande 
feines Speiseöl geschlagen wird, zur 
Fütterung der Hühner, Singvögel, nament- 
lich Fasanen und Papageien, während 
in sanitärer Beziehung diese Riesen- 
sonnenblume in keinem Garten fehlen 
sollte, da sie (angeblich) alle Krankheits- 
stoffe, namentlich Fieber, aufsaugt. 

Die Aussaat hat im März, spätestens 
Anfang April, zu erfolgen, Umpflanzung 
verträgt die Sonnenblume nicht. 

Das kleine Korn giebt meist grosse 


Kleinere Mitteilungen. 


643 


Blumen, das grosse giebt kleinere Blu- 
men, aber grosse Körner. 

Postsendung nach ausserhalb gegen 
Portoeinsendung — jeden Porto-UÜber- 
schuss gebe an die Armen Rixdorfs. 

Kultur-Anweisung und Samen gratis. 

F. W. KÖRNER, 

Besitzer der Rixdorfer Kiesgruben. 
Comtoir: Berlin NO., Elisabethstrasse 23 
Fernsprech-Anschluss Amt 7, No. 5829. 


Abbrechen eines Birnbaumes. 
(Abwerfen des Edelreises.) 

Herr Ökonomierat HAUSEURG, Direktor 
des Städtischen Central - Viehhofes ın 
Berlin, schrieb uns unter dem 24. Okto- 
berzdaje 

Ein Zwergbirnbaum, ı4 Jahre alt, der 
stets reichlich grosse, prachtvolle Früchte 
getragen, brach vor ı4 Tagen bei ab- 
soluter Windstille in einer Vormittag- 
stunde ohne äussere Veranlassung, SO- 
zusagen in meiner und des Gärtners 
Gegenwart in meinem Garten dicht un- 
ter der Erde ab. Ein Stückchen Rinde, 
welches sich dabei ablöste, war verkorkt. 
Der Zusammenhang mit den Wurzeln 
(die noch im Boden stecken) war voll- 
ständig gelöst; auch die letzteren zeigen 
einen gewissen Abschluss und glatten 
Bruch. Der Gärtner meint, es sei ein 
Collaps, er könne sich keinen Vers dar- 
aus machen. Da die Sache möglicher- 
weise für Ihre Sammlung Interesse hat, 
so sende ich Ihnen das untere Stamm- 
ende mit der Bruchstelle; wenn nicht, 
werfen Sie es ins Feuer. 

Ich will noch hinzufügen, dass das 
Bäumchen etwa 3 »z hoch, ziemlich be- 


‚ laubt und durchaus von frischer Farbe 


des Laubes war. 
In vorzüglicher Hochachtung 
Ihr ganz ergebener 

HAUSBURG. 
Verbindlichsten Dank. Jedenfalls ist 
die Unterlage (Quitte?) für die betreffende 
Sorte nicht geeignet gewesen und es hat 
keine richtige Verwachsung stattgefunden. 
— Herr ScHuLTze I- Pankow bemerkte 
in der Versammlung des Vereins zur 


644 


Kleinere Mitteilungen. 


Beförderung des Gartenbaues in Berlin 
am 27. Oktober, wo der Stamm vorge- 
zeigt wurde, dass vor ca. zo Jahren bei 
ihm Birnbäume, die er auf Crataegus ver- 
edelt, auch plötzlich abgebrochen seien, 
allerdings bei Wind. Es zeigte sich da- 
bei, dass nur in der Rinde, nicht im 
Holz, eine Verwachsung stattgefunden 
hatte. 


Elektrische Heizung. 
Nach der Revue Horticole hat die 
Genfer Firma GUSTAVE OLIVET&CO. einen 


zu 30 m» und beträgt der Stammdurch- 
messer bisweilen 1,50 »2. Für grössere 
Gartenanlagen ist diese Umbellularia 
einer der schönsten Bäume Nordamerikas, 
entwickelt sich auch hier und da zu einer 
Strauchform von ganz besonderem Aus- 
sehen. Die glänzend dunkelgrüne Be- 
laubung, die in endständigen Dolden 
stehenden Blumen und die fast kuge- 
ligen, dunkel-purpurnen Steinfrüchte ge- 


, langen oft gleichzeitig zur Geltung. Das 


Plan ersonnen, der, falls er den prakti- | 


schen Anforderungen entspricht, grosse 
Vorzüge darbieten wird. Ein elektrischer 


Strom wird, gerade wie beim elektrischen | 


Licht, 
Maschine hervorgerufen und nach einem 
metallenen Rezipienten geleitet, welcher 


durch eine dynamo-elektrische 


schön braune, harte und prächtig ge- 
aderte Holz findet in der Kunsttischlerei 
vielfache Verwendung. 

Als Ersatz für die Artischocke 
empfiehlt der Direktor des botanischen 
Gartens in Toulouse die Carlına acanthı- 


ı folia, eine ausdauernde Composite von 


rasch heiss wird und da, wo erforderlich, 


Hitze ausströmt. Im Vergleich zu an- 
deren Heizungssystemen 
dieses aus durch: 
lichen Gase, vollständige Sicherheit, 
gleichmässige Temperatur, die nach Be- 
lieben reguliert werden kann, 
Reinlichkeit, Leichtigkeit des Transports 
etc.; vermittelst eines »Kommutator« lässt 
sich bei vorkommenden Fällen die Hitze 
leicht in Licht umwandeln. 
Maschine mit ihren Leitungsdrähten ein- 
mal aufgestellt worden ist, sind die Be- 
triebskosten sehr geringe. 

Hoffentlich wird über diese allem An- 
scheine nach äusserst praktische Erfin- 
dung bald mehr verlauten. 

Umbellularia californica. 


In einer der letzten Nummern des 


zeichnet sich | 
Fehlen aller schäd- | 
' und 


grosse | 


Sobald die | 


| turen 


Garden and Forest widmet Professor | 
SARGENT dieser herrlichen Lauracee einen 


besonderen Artikel. Der Verbreitungs- 
bezirk des Baumes ist ein weiter, vom 
südlichen Oregon bis zu den Flussufern 
im Süden Calıforniens, auch an den 
westlichen Abhängen der Sierra Nevada 
wird er angetroffen und bildet im Norden 
bisweilen mit Acer macrophyllum grosse 
Waldungen. Er erreicht eine Höhe bis 


zierendem Habitus, die in manchen Ge- 
genden des südlichen Frankreichs massen- 
haft auftritt. Im 16. Jahrhundert wurde 
diese Art in der Dauphine&. als Gemüse 
weit höher geschätzt als die Artischocke 
fand als wildwachsende Pflanze 
grossen Absatz. 
Aus Leipzig. 

In diesem Jahre sind im Leipziger bo- 
tanıschen Garten viele Chrysanthemum 
gezogen, es machte dem Öbergärtner 
MÖNKEMEYER Vergnügen, und kann man 
wohl mit Recht behaupten, dass er die 
besten in ganz Leipzig hat, tadellose 
Hochstämme von 1,50 bis über 2 z, die 
allgemein bewundert werden. Die Kul- 
ım botanischen Garten stehen 
überhaupt sehr gut und empfiehlt sich 
der Besuch sehr. Man ist in Leipzig 
tüchtig mit der Ausstellung beschäftigt, 
ca. 4o Mann haben bereits seit ca. 
ıo Wochen auf dem Terrain gearbeitet, 
und man glaubt mit der nächstjährigen 


Ausstellung etwas ganz Bedeutendes zu 


| 
| 


leisten. 
Der Obergärtner MÖNKEMEYER hat 
für Leipzig Vortragsabende für Ge- 


hilfen und Lehrlinge eingerichtet. Sonn- 
abend, den ı5. Oktober, haben die ersten 
Vorträge begonnen und giebt sich in 


den Gehilfenkreisen ein sehr lebhaftes 
Interesse dafür kund. 


Ausflug der Eleven der Königl. Gärtner -Lehr- 
anstalt nach den Anlagen des Herrn C. Bolle 


Litteratur, 


in Flacherhaan bei Köpnick und des Herrn Max 


Buntzel in Nieder-Schönweide bei Berlin. 
Die König]. Gärtner-Lehranstalt machte 


am 18. August mit dem Potsdamer Garten- | 


bau - Verein eine Exkursion ın die C. 
Borreschen Obstplantagen zu Flacher- 


haan bei Köpnick und in die M. BuntTzEL- 


schen Obst- und Rosen - Plantagen zu 
Falkenberg bei Grünau. Es kann nicht 
oft genug darauf hingewiesen werden, 
was auch 
wieder lehrt, dass die Lage ausserordent- 
lich bestimmend für den Erfolg einer 


die BoLtesche Anlage uns 


645 


Obstanlage wirkt. Ein durchaus geringer 
3oden lässt bei allerdings sorgfältiger 
Düngung die vorzüglichsten Früchte aller 
Art gedeihen; ein vom Wasser umspültes, 
aber über das Niveau des Wasserspiegels 
nur einige Meter hervorragendes Terrain 
lässt diesen Erfolg zu. Wie viel 
daliegende Inseln und Halbinseln könn- 
ten noch in ähnlicher Weise ausgenutzt 
werden. 

BUNTZELS Anlagen sind grossartig und 
allen Interessenten zur Besichtigung, Be- 
lehrung und Nachahmung anzuempfehlen. 
Die Gärtner-Lehranstalt hat die BUNTZEL- 
schen Kulturen seit Jahren als Demon- 
strations - Material auf Exkursionen be- 
nutzt; die neuesten Anlagen übertreffen 
alle früheren und werden zu weiterem 
Studium aufmuntern. 


öde 


Litteratur. 


»Die Eibe in Westpreussen, ein aus- 
sterbender Waldbaum« von H. Con- 
wENTZ. (Abhandlungen zur Landes- 
kunde der Provinz Westpreussen. 
Herausgegeben von der Provinzial- 
kommission zur Verwaltung der 
westpreussischen Provinzial - Museen. 
Heft III.) Danzig. TH. BERTLING. 4°. 
67 Seiten mit 2 Tafeln. 

Die Eibe, Taxus baccata L., ist der 
einzige Vertreter der Taxaceen in Europa, 
während alle übrigen Glieder dieser 
Familie gegenwärtig nur in Nordamerika, 
Ostasien und Australien vorkommen. 
Sie geht in Norwegen bis 62° nördl. Br., 
durch Schweden nach Russland, durch 
Grodno, Volhynien und Podolien, bis 
zur Südspitze der Krim. In Deutschland 
steht sie zerstreut, ausser in der Provinz 
Preussen, in Schlesien, Hannover, nament- 
lich dem Harz und Wesergebirge, und 


auf dem bayrischen Walde, leider überall | 
Ein solches | 


im Zurückgehen begriffen. 
Zurückgehen ist als eine geologische 


Folge zu betrachten, was die Erforschung | 


der Höhenschichten für andere Pflanzen- | 


species auch erwiesen hat. Was 


nun |! 


speciell die Verbreitung der Eibe in 
Westpreussen anlangt, so sind in dem 
vorliegenden Werke ı2 Orte angegeben, 
darunter einige mit subfossilem Vor- 
kommen dieses Baumes. Aus dem Re- 
gierungsbezirk Danzig ım Kreise Kart- 
haus, Berent und Stargard, dem Bezirke 
Marienwerder im Kreise Marienwerder, 
Schwetz (Chirkowa, Ziesbusch), Tuchel, 
Konitz, Schlochau und Krone sind ge- 
naue Angaben über Standort, Grössen- 
und Bodenverhältnisse u. dgl. angeführt. 
Die Ursachen des Rückganges sind in 
örtlichen Verhältnissen und inallgemeinen 
Bedingungen zu suchen. Senkung des 
Grundwassers, Verschwinden des schatten- 
spendenden Hochwaldes, Beschädigungen 
durch Vieh, Verbrauch der Blätter, 
Zweige und des Holzes durch die An- 
wohner u. s. w. Die Pflanze spielte in 
der Volksmedizin eine wichtige Rolle 
und wurde gegen Hundswut und Schlan- 
genbiss verwendet... Auch trug dıe Tren- 
nung der Geschlechter beim Taxus viel 


zum allmählichen Rückgange bei. Es 
ist darum ein verdienstliches Unter- 
nehmen, diesem aussterbenden Baum- 


646 


Litteratur. 


geschlecht das wissenschaftliche Interesse 
zuzuwenden und sein Vorkommen für 
einzelne Bezirke, und vielleicht ganz 
Deutschland, zu fixieren. 15 Jak 


K. Scuumann. Über afrikanische Ameisen- 
pflanzen. Sonderabdruck aus den 
Berichten der deutschen botanischen 
Gesellschaft. Jahrgang 1891, Bd. IX, 
BIeigzpeS25Au. fr. —_ Berlin. Gebr. 
BORNTRÄGER. 

Die Frage der Ameisenpflanzen hat 
trotz ihres jungen Alters schon eine Reihe 
eingehender Forschungen veranlasst, bei- 


spielsweise von SCHIMPER im tropischen - 


Amerika, von BECcARI im östlichen Asıen 
und von Baron F. von MÜLLER im nörd- 
lichen Australien, dass aber auch Afrika 
Pflanzen mit diesem Anpassungsvermögen 
aufzuweisen hat, verdanken wir den gründ- 
lichen Forschungen des Professors Dr. 
K. ScHumaAnn-Berlin. Unter den Pflanzen 
der Sammlung Soyaux vom Gabunflusse 
fand derselbe eine Species von Cuviera, 
welche er als C. physinodes beschrieb. 
Einzelne ihrer blasenförmigen Auftreibun- 
gen am Basalteile der blütentragenden 
Zweige zeigten als Inhalt Kotballen, 


Köpfe und Beine einer winzigen Ameisen- 


art, von EMERY - Bologna als eine .neue 
Species von Crematogaster bestimmt. 
Ein solcher Hohlraum barg 25 Ameisen, 
welche beim Tränken der Pflanze mit 
Spiritus am Entfliehen gehindert und 
mitgepresst wurden. Die jüngeren An- 
schwellungen zeigten noch Gewebeteile 
oder waren von solchen völlig angefüllt, 
so dass Gallenbildungen, überhaupt die 
Anwesenheit eines Fremdkörpers 
geschlossen ist; vielmehr ist diese Bildung 
eine freiwillige Entwickelung der Axen- 


glieder, was sich auch mit den Wahr- | 


nehmungen von BowER an Humboldtia 


laurifolia deckt. Ähnliche Eigenschaften | 
wie Cuviera physinodes K. Sch. lassen | 


C. angolensis Welw. von Angola und 
C. longiflora Hiern von Kamerun ver- 


muten,; das ungenügende Herbarmaterial | 
Canthium 


lässt genaue Schlüsse nicht zu. 
glabriflorum Hiern, eine mit Cuviera und 


aus- | 


Vangueria verwandte Rubiacee, wird von 
PrEvuss als myrmecophil bezeichnet. Sie 
ist ein stattlicher Baum von Io— 20m 
und wird von Mann, HiERN und BucH- 
NER ihres ausgesprochenen schirmartigen 
Wuchses wegen besondershervorgehoben. 
Sie verdient neben Musanga Smithii und 
Magnolia tripetala mit Recht den Namen: 
»Umbrella tree«. Aus der Familie der 
Passifloraceen hat die Gattung Basterıa 
mehrere Arten mit blasenführenden Zweig- 
abschnitten, B. Nigritana Hook. vom 
Niger und B. fistulosa Mast (?) aus Ka- 
merun; die Bildung dieser axillaren Auf- 
treibungen zeigt mit denen der Cuviera 
grosse Ähnlichkeit. Von afrikanischen 
Pflanzen, welche Ameisen wahrscheinlich 
beherbergen, seien noch angeführt: Cola 
marsupum K. Sch., Acacia fistulans 
Schwfth., Trachyphrynium Dankelman- 
nianum K. Sch. u.a. m. B. H. 
DIMITRIE JoNESco. Über die Ursachen 
der Blitzschläge in Bäume. Mit ı Holz- 
schnitt. Separat-Abdruck aus » Jahres- 
hefte des Vereins für vaterländische 

Naturkunde in Württemberg« 1893. 

Stuttgart 1892. E. SCHWEIZERBARTSche 

Verlagshandlung (E. Koch). 

Zusammenfassung. 

Die Hauptergebnisse derer Unter- 
suchungen lassen sich in folgende Sätze 
kurz zusammenfassen: 

ı. Bei sehr hoher elektrischer Span- 
nung können alle Baumarten vom 
Blitz getroffen werden. 

2. Fettbäume, die auch während des 
Sommers reich an Öl sind, sind in 
hohem Grade gegen Blitzschlag ge- 
sichert, diejenigen am meisten, die 
den grössten Ölgehalt besitzen. 

3. Stärkebäume und Fettbäume, die 
während des Sommers arm an Öl 
sind, werden vom Blitzschlag be- 
vorzugt. 

4. Der Wassergehalt der Bäume ist 
auf die Blitzgefahr ohne Einfluss. 

5. Abgestorbene Äste erhöhen sowohl 
bei Stärke- als auch bei Fettbäumen 
die Blitzgefahr. 


Ausstellungen. 


6. Cambium, Rinde und Belaubung 
sind nicht ım stande, das elektrische 


Leitungsvermögen der Bäume zu 


alterieren. 
7. Die Bodenart steht ın keinem direk- 


ten Zusammenhange mit der Häufig- | 


keit der Blitzschläge in Bäume. 

Humus im Gartenbetriebe und in der 

Landwirtschaft etc. Von Dr. F./TscHar- 

LOwITz. Oppeln. EuUGEN FRANKS 

Buchhandlung. 1892. 

Das Schriftchen (39 Seiten Text) be- 
handelt zuerst in einem allgemeinen Teil 
das Vorkommen und die physikalischen 


und chemischen Eigenschaften des Hu- 


mus sowie seine Beziehungen zu Mikro- 
organismen, 
Im zweiten, speciellen Teil wird alsdann 
die Bereitung der verschiedenen Humus- 
arten und Humuserden, wie Heideerde, 
Nadelerde, Torf, Torferde, Moorerde, 
Lauberde, Baumerde, Waldhumus, Wiesen- 
erde, Rasenerde und Komposterde be- 
sprochen und ihre Verwendung für die 
speciellen gärtnerischen Kulturen kurz 
auseinandergesetzt. BRS: 


E. SCHWENDENER und G. KRABBE. Unter- 
suchungen über die Orientirungs- 
torsionen der Blätter und Blüten. — 
Abhandlungen der Königl. preussi- 
schen Akademie der Wissenschaften. 
1892. Tr5 seiten.: 4... mit 3 "Tafeln. 

In der vorliegenden Abhandlung er- 
örtern die Verfasser die Frage, ob und 
inwieweit die im Dienste der Zweck- 
mässigkeit stehenden Blatt- und Blüten- 
stieldrehungen einer mechanischen Er- 


Ausstellungen 


Ausstellungen von Chrysanthemum in England. 

Erfolge der Firma REıDp & BORNEMANN- 
Sydenham-London in dieser Saison: 

3. September. Royal Aquarium, Lon- 
don: 

Für eine dekorative Gruppe, ı2o Qua- 
dratfuss gross, enthaltend: Pflanzen-Neu- 


Verwesung und Fäulnis. 


64 


klärung fähig sind. Es erfahren dabei 
die bisher den Gegenstand behandelndeu 
Arbeiten anderer Forscher zum Teil eine 
geradezu vernichtende Kritik. Wir 
müsssen es uns leider wegen der Schwie- 
rigkeit der zu erörternden Prinzipien 
versagen, an dieser Stelle auf den Gegen- 
stand näher einzugehen. Es mag nur 
auf das Hauptergebnis der Untersuchung 
hingewiesen werden, welches dahin geht, 
dass die zur Erreichung einer bestimmten 
Lage eines Blattes oder einer Blüte ab- 
zielenden Drehungen auf Wachstums- 
erscheinungen beruhen, welche von Hause 
aus nicht in der inneren Organisation 
der Pflanze gegeben sind, sondern in 
allen Fällen erst unter der Einwirkung 
äusserer Faktoren eintreten. 
C. MÜLLER. 


HEINEMAnNS Abreisskalender 1893. Die- 
ser empfehlenswerte Abreisskalender 
wird Vereinen in einem Postkolli, 
enthaltend 17 Stück, für 6 Mk. So Pig. 
geliefert. Der Einzelpreis ist 50 Pig., 
dazu Packung und Porto. 


Gartenkalender. 
1893. Herausgegeben von CarL 
HampEL, Vorstandsmitglied (Vor- 
sitzender) des Vereins Deutscher 
Gartenkünstler. Verlag von PaurL 
PAREy, Berlin. Preis 2 bezw. 3 Mk. 
Dem Jahrgange 1893 brauchen wir 

kaum noch ein Lob auf den Weg zu 

geben. Besonders interessant ist der 

Artikel über den Rasen und die Anzucht 

aus Samen. 


Deutscher 20. Jahrg. 


und Kongresse. 


heiten, Palmen, Farne,‘ Begonien, Chry- 
santhemum, eine goldene Medaille. 
ı2. Oktober. Royal Aquarium, Lon- 
don: 2 
Für die beste Chrysanthemum-Pflanzen- 
Gruppe, Grösse der Blumen und Arran- 


| gement war massgebend, den ersten 


648 


Personal-Nachrichten. 


Preis, in Konkurrenz gegen ganz Eng- 
and. 
Für den besten Gartenplan zu einem 


Landsitz, 150 Morgen gross, den ersten 


Preis, einegrossegoldeneMedaille, 
auf derinternationalen Ausstellung 
in Konkurrenz gegen Engländer, Fran- 
zosen, Holländer und Österreicher. 


nitz, Cöln, Wien und Brünn etc. vertreten 
gewesen. 


Chrysanthemum - Ausstellung 
der Firma Goetze & Hamkens im Zoologischen 
Garten zu Hamburg. 

Die Firma GoETZE & HamKEnNS-Wands- 
bek-Marienthal bei Hamburg veranstaltete 
vom 17.— 20. November allein eine grosse 
Chrysanthemum-Ausstellung in der neuen 
herrlichen Konzerthalle des Zoologischen 
Gartens in Hamburg, die ausserordent- 


lich besucht wurde, zumal es die erste | 


Chrysanthemum-Ausstellung in Hamburg 
war. Der Direktor des zoologischen 
Gartens, Herr Dr. HEINRICH BoLAU, gab 
bei dieser Gelegenheit im » Hamburgi- 
schen Korrespondenten« No. 810 u. 813 
eine Geschichte des Chrysanthemums, 
sowie eine Schilderung der Ausstellung 


' ın dem Kaiserlichen Garten zu Tokio 
Die Firma ist in diesem Jahre in Lieg- | 


und der Gesetze beim Anfertigen von 
Bindereien aus Chrysanthemum in Japan. 

Chicago. Am 28. November fand in 
Frankfurt a.M. eine Versammlung des 
Komitees für die Kollektiv - Ausstellung 
des deutschen Obstbaues, am 16. No- 
vember in Dresden eine Versammlung 
Dresdener Handelsgärtner statt. — An- 
meldungen von Obstwein- und Konserve- 
Fabrikanten schleunigst an Herrn Hof- 
lieferanten ]J. FRomM in Frankfurt a. M., 
Mainzer Landstr. 128, von Gärtnern an 
C. VAN DER SMISSEn, Steglitz. 


Personal-Nachrichten. 


Rınz-Denkmal. Am 23. Oktober ist 
in Frankfurt a. Main, in den Anlagen 


dem früheren Stadtgärtner Rınz, 


Obstbaulehrer für den Unterlahnkreis an 


| gestellt. 
zwischen Gallusthor und Kaiserstrasse, 


dem 


Schöpfer der städtischen Promenaden- | 
| tüchtiger Kryptogamenforscher, geboren 


Anlagen, ein Denkmal gesetzt worden. 
Dr. Vınassa, Vorsitzender des Denkmal- 
Komitees, übergab dasselbe in längerer 
Rede der Stadt, deren Vertreter 
Bürgermeister HEUSSENSTAMM es dann 
dankend übernahm. 

Es ist ein gutes Zeichen, wenn eine 
Stadt so den Mann ehrt, der ıhre An- 
lagen verschönerte. L. WITTMACK. 

Dem Königl. Hofgarten - Direktor F. 
VETTER-Sanssouci ist das Kommandeur- 
kreuz des Ordens der Krone Italiens 
verliehen worden. 


F. Keerr, bisher Gehilfe im pomolo- 
gischen Institut Reutlingen, ist zum Kreis- 


der | 


Baron FELIX von THÜMEN, ein sehr 


1839 zu Dresden, starb nach langem 
Leiden am ı3. Oktober in Teplitz. 


ROBERT BULLEN, Kurator (Inspektor) 
des botanischen Gartens ins Glasgow, 
starb am 5. Oktober. 


Der Handelsgärtner EDMUND CHRISTOR- 


| Kiew starb am ı8. Oktober. 


CHARLES HENRY SHARMANNn, langjähriger 
Leiter des grossen Samengeschäfts von 
JAMES CARTER & Co.- London, starb am 
30. September im 55. Lebensjahre. 


Verlag von Paul Parev in Berlin. 


RoBınıa NEO MEXICANA. 


Te u rien «- 


x 


Lith.v. G.Leutzsch, Gera. 


Robinia Neo-Mexicana Asa Gray. 
Hierzu Tafel 1385. 
Von L, Wittmack und F, Brettschneider. 


Asa Gray beschreibt diese Pflanze in seinem Aufsatze »Plantae novae 
Thurberianae, Charaktere einiger neuer Gattungen und Arten von Pflanzen, ge- 
sammelt von GEORGE THURBER Esq., Mitglied der früheren Mexikanischen Grenz- 
kommission, hauptsächlich in Neu-Mexico und Sonora (Memoirs of the American 
Academy of Arts and Sciences New series vol. V 1855 p. 314)”)« folgendermassen: 

Robinia Neo-Mexicana sp. nov. Die aus Nebenblättern hervorgegangenen 
Dornen etwas zurückgekrümmt; Blättchen elliptisch oder länglich; Blütenstiele 
ganz fein rauhhaarig und wie die Kelche drüsig-weichhaarig; Trauben kurz, dicht- 


blütig; Krone rosa. — Trockene Hügel am Flusse Mimbres, Neu-Mexico, Mai 1851 
in Blüte. (Westliches Neu-Mexico Dr. WoopHousE im Herbar Torrey, nur mit 
Blättern) — «Strauch 4—6 Fuss hoch». Die Trauben sind kurz und vielblumig, 


wie die von R. viscosa und die Blumen von ungefähr derselben Grösse. Die 
Blütenstiele sind nur ganz fein rauhhaarig wie bei einigen Formen von R.hispida, 
aber die Zähne des Kelches sind verhältnismässig kürzer und weniger zugespitzt 
als bei letzterer Art. Die Zweige zeigen nicht die klebrige Ausschwitzung von R. 
viscosa, und die Nebenblattdornen sind oft 3 Linien lang, sehr scharf und ziem- 
lich kräftig. Die Frucht ist noch nicht bekannt. 

In einer Anmerkung sagt Asa Gray: Während dieser Bogen zum Druck geht, 
sind mir blühende Exemplare dieser Robinie, von Dr. HEenrky am Mimbres ge- 
sammelt, zugegangen, ebenso fruchtende Exemplare von den Bergen östlich des 
Rio Grande von Dr. J. M. BiceLow. Die letzteren haben beinahe das Laub und 
genau die Hülsen von R. viscosa, zu welcher sie gerechnet werden könnten, aus- 
genommen, dass gar keine klebrige Ausscheidung vorhanden ist. 

THURBER selbst giebt vorher eine Schilderung seiner Reise und sagt S. 300 
u. a.: «In diesem Bergpasse (auf dem Wege nach dem Mimbres) wurde gefunden 
Lonicera dumosa Gray, gelb, geruchlos, Fendlera rupicola, eine für die Kultur 
sehr geeignete Pflanze, mit zahlreichen weissen Blumen und rötlichen Knospen, 
eine neue Robinia gerade in Blüte. Es ist zu hoffen, dass ein künftiger Sammler 
die Samen erlangen wird, da der niedrige Wuchs, der niedliche Habitus und die 
zahlreichen rosaroten Blumen sie als eine wertvolle Bereicherung unserer Zier- 
sträucher erscheinen lassen. Das Thal des Mimbres ist an dieser Stelle breit und 
bedeckt mit üppigem Gras. Spuren früherer Bewohner wurden gesehen« etc. 

Der Fluss Mimbres oder Miembres liegt ebenso wie das Gebirge Mımbres 
oder Miembres zwischen 32 und 34° nördlicher Breite und 107—108° westlicher 
Länge von Greenwich. 


Gegenwärtig weiss man, dass Robinia Neo-Mexicana eine Charakter- 
pflanze für ganz Neu-Mexico, die südlichen Rocky Mountains (Felsengebirge) 
ist. Eingeführt ist sie erst vor kurzem durch das National-Arboretum von 


*) Daraus etwas gekürzt in Walpers Annales bot. syst. IV. 491. 
Gartenflora 1892. 47 


650 L. Wittmack: Robinia Neo-Mexicana Asa Gray. 


Dr. DIECK-Zöschen bei Merseburg und die Baumschule von L. SPÄTH-Berlin, 
welch letztere sie von Professor SARGENT, Cambridge, Arnold-Arboretum 
bezog. Unsere Abbildung ist nach einem Exemplar in der LORBERGschen 
Baumschule zu Berlin und Biesenthal gezeichnet, welche dasselbe von Herrn 
SPÄTH erhalten hat. 

Herr Dr. DIECK hat inzwischen eine var. luxurians in den Handel ge- 
geben, Neuheiten-Katalog für 1892/93 S. 33, dieselbe auch vorher in der 
russischen Gartenzeitung Westnik Sadowostwa beschrieben und farbig ab- 
gebildet. Diese Varietät zeichnet sich nach Dr. DIECKs Angaben von der 
zwergigen Stammform durch höheren Wuchs und meist verzweigte Blüten- 
trauben aus. Sie blühte in Zöschen 1892 zweimal (was auch bei R. viscosa 
bekanntlich vorkommt), das erste Mal im Juni seitlich, das zweite Mal im 
August an den Spitzen der Zweige (wohl nur scheinbar, da alle Papilionaceen 
achselständig blühen. L. W.) Sie hat in Zöschen bis 24° Kälte ohne 
Schaden ausgehalten und dürfte besonders für trockene Gegenden wert- 
voll sein. 

Die Pflanze, nach welcher unsere Abbildung gefertigt, zeigt auffallender- 
weise fast gar keine Behaarung, auch eine, die wir bei Herrn L. SPÄTH malen 
liessen, nicht. Sie möchte also vielleicht eine besondere Varietät gla- 
brescens vorstellen. 

Herr BRETTSCHNEIDER, Geschäftsführer der LORBERGschen Baumschulen, 
schreibt uns über diese Neuheit folgendes: 


Die auf Tafel 1355 gebrachte Abbildung nach Blütenzweigen, welche den 
Baumschulen von H. LoRrBERG zu Berlin und Biesenthal entnommen sind, 
zeigt eine neue Robinia, welche bestimmt zu sein scheint, die altbekannte Robinia 
Pseudoacacia zu verdrängen. Eine alte Klage über die geringe Widerstandsfähig- 
keit der letzteren im jugendlichen Alter gegen die Winterkälte unseres nord- 
deutschen Klimas und die Schwierigkeit, in rauhen Lagen gesunde Hochstämme 
zu erziehen, werden bei grösserer Verbreitung unserer neuen Robinia Neo-Mexicana 
verschwinden. 

Die aus den rauhesten Gegenden Neu-Mexikos stammende Art wurde vor ca. 
2 Jahren zum ersten Male in Katalogen aufgeführt und angeboten. Junge, einjährige 
Veredelungen ertrugen den ersten Winter sehr gut, die üppigen, fast ı'/,;, m langen 
Triebe blieben bis in die Spitzen gesund und wuchsen im darauf folgenden 
Sommer freudig weiter, eine Erscheinung, die bei R. Pseudoacacia leider selten, 
da hier die oberen 6—8 Augen in der Regel ausbleiben und Krümmungen im 
Stamm, auch häufig bleibende Schäden im Innern desselben veranlassen. 

Aber nicht nur zu Bäumen scheint die neue Art geeignet, auch als Zierstrauch 
wird sie unschätzbaren Wert haben. Das schöne, ziemlich grosse graugrüne Laub 
kontrastiert gut mit dem anderer Gehölze, die reiche Blütenfülle, welche im Juni 
und Juli vorhanden, schmückt den Baum und den Garten, in dem sie angepflanzt 
ist. Die Färbung des stark bewehrten Holzes ist dunkelbraun, beinahe schwärzlich 
fast in jedem Blattwinkel erscheinen zur genannten Zeit schöne aufrechtstehende 
rote Blütentrauben von dem Aussehen derer der bekannten frühblühenden Robinia 
hispida, so dass die langen rutenförmigen Triebe mit Blüten undj;Blättern ganz 
besetzt sind. 


H. Gaerdt: Zur Victoria regia. 651 


Die Ansprüche an den Boden sind ebenso mässig, wie die der R, Pseudo- 
acacia; bis jetzt scheint auch sie in magerster Erde um so üppiger zu wachsen. 
Junge zweijährige Veredelungen haben trotz des trocknen Sommers auf hoch- 
liegendem Lande Höhen von 2'),—3 m erreicht und sind wieder bis in die 
äussersten Spitzen ausgereift. 

Alles zusammengenommen, ist Robinia Neo-Mexicana als eine unschätzbare 
Bereicherung unseres Pflanzenmaterials auch für kältere Gegenden zu bezeichnen. 

Auch Herr Ökonomierat Späru kann nicht genug den kräftigen Wuchs rühmen. 
Sie scheint in der Kultur viel höher zu werden als in wildem Zustande. Seine 
Exemplare sind schon 4 »» hoch. 


Zur Victoria regia. 
Von H. Gaerdt. 

Ein Bericht über die Victoria regia in der Vossischen Zeitung vom 27. August 
1892, so wie ein Hervorheben des früheren Blühens derselben in der Gartenflora, 
Jahrgang 41, Heft 15, S. 416, veranlasst mich zu einigen Erörterungen, gestützt auf 
Quellen der Litteratur, wie auch auf eigene Beobachtungen während einer mehr 
wie dreissigjährigen Kultur der Königin der Wasserflora. 

Meinen Bemerkungen schicke ich voraus einige gesammelte unvollständige 
Abrisse historischer und anderer Notizen; vielleicht dürften auch diese nicht all- 
gemein bekannt sein. 

Victoria regia Lindl., Nymphaea Victoria Schomburgk, Euryale amazanica 
Pöpp. (Bot. Mag. t. 4275). Diese Namen weisen darauf hin, dass die Pflanze an 
verschiedenen Orten von mehreren kühnen Reisenden und Botanikern gefunden 
worden ist. 

Die erste Entdeckung der Riesenpflanze in den tropischen Gewässern ist un- 
streitig einem deutschen Botaniker HAENKE zuzuschreiben; er fand sie auf seinen 
Reisen im Jahre 1801 auf einem Nebenflusse des Amazonenstromes. 

BoNPLAND, der Reisegefährte HUMBOLDTs fand sie im Jahre 1820 in der Nähe 
der Stadt Corrientes, unweit von der Stelle, wo der Paraguay den Parana-Fluss 
aufnimmt. Der dritte Entdecker ist ORBIGNY, der sie 1828 auf einem Nebenflusse 
des Rio de la Plata (Paraguay) fand. Dort wird sie von den Eingeborenen »Irupe« 
genannt, weil die Blätter ihren Schüsseln oder den Deckeln ihrer grossen runden 
Körbe gleichen. D’OrgBıcny nannte die im Süden wachsende Art Victoria Cruziana, 
sie ist etwas verschieden. 

Ein anderer kühner Reisender Dr. Pörpıs fand sie, als er ım Jahre ıS32 den 
Amazonenstrom durchschiffte und beschrieb sie als Euryale amazonica. 

Sir RICHARD SCHOMBURGK, ebenfalls ein geborener Deutscher, im englischen 
Dienste, fand sie am ı. Januar 1837 in dem Berbice-Flusse. Er schreibt: »Ich 
befand mich im höchsten Erstaunen, betroffen vor einem Wunder der Vegetation! 
Ich vergass alle meine Beschwerden, all mein Unglück! Ich war in diesem Moment 
der glücklichste Mensch!« 

SCHOMBURGK, den Fluss weiter hinauffahrend, sah grosse Blätter von über 
6 Fuss im Durchmesser haltend, der aufstehende Rand fast von 6 Zoll Höhe. Die 
Blumen massen ı'/, Fuss im Durchmesser. 

SCHOMBURGK nannte die Blume »Nymphaea Victoria«. Wo sie von dem Bo- 
tanıker und Reisenden BRrIDGES gefunden, ist nicht angegeben. 

47° 


652 H. Gaerdt: Zur Victoria regia. 


England, das sich die Ehre der Auffindung anrechnet, fand in LinpLeY den 
Mann, der die Blume, oder vielmehr die Pflanze nach den Aufzeichnungen und 
Berichten SCHOMBURGKS studierte, in einem Prachtwerk darlegte und sie »Victoria 
regia« nannte. 

Bevor wir auf die Einführung der Victoria regia in Europa kommen, dürfte 
nicht unerwähnt bleiben die Nutzanwendung der Samen in der Heimat. 
Die stachelige Frucht von der Grösse eines Kinderkopfes enthält eine grosse An- 
zahl Samenkörner, welche in der Asche geröstet eine Speise der Eingeborenen 
sind. Auch diese Samen heissen »Irupe« d. h. »Wasserschüssel«. BONPLAND be- 
richtet, die Pflanze wird Wasser-Mais genannt und zwar darum, weil ihre Früchte 
eine Anzahl runder Samen enthalten, die mit einer schneeweissen mehligen Sub- 
stanz erfüllt sind, welche das Maismehl ersetzt. Das: Mehl, welches aus dem 
Wassermais bereitet wird, ist nicht allein vorzüglicher als das des gewöhnlichen 
Maises, sondern es wird auch dem Mehle des feinsten Weizens und dem der 
weissen Cassava (Maniok) vorgezogen, welches letztere bekanntlich das feinste Mehl 
giebt und höher als Sago geschätzt wird®). 


Einführung in Europa. 


Die Einführung der Victoria regia in Europa erfolgte zuerst in England und 
zwar im Jahre 1846. Von den 22 Samenkörnern, die der Reisende BRIDGES an 
den Vorstand des botanischen Gartens zu Kew sandte, keimten 2. Der Jubel 
durchtönte das Inselreich. — Allein die jungen Pflänzchen starben! — 

Man beruhigte sich nicht bei dem missglückten Versuch, sondern ging mutig 
an neuen Import von Samen und es gelang zwei Ärzten, Mr. Hucuss RoDIE und 
Mr. LukiE, sich Samen in Flaschen mit dem ihnen zusagenden Wasser nach Eng- 
land kommen zu lassen; diese wurden von neuem in Kew gepflegt und gediehen 
prächtig. 

In liberaler Weise gab der Garten von Kew an berühmte Gartenintendanten, 
wie Mr. Paxron, den Direktor der Wundergärten von Chatsworth ab. Das Wunder- 
pflänzchen kam 1846 am 3. August in Chatsworth an, hatte 4 offene Blätter und ı sich 
eben entwickelndes Blatt, das grösste mass 5'/, Zoll Durchmesser. Im September 
hatten sich ıg Blätter entwickelt, das grösste derselben von 3 Fuss 6 Zoll Durch- 
messer. Die Grösse der Blätter hatte sich bald verdoppelt. 

Endlich zeigte sich in Chatsworth am ı. November 1849 der erste Blütenstand. 

Dass die Blüte in England ein besonderes Aufsehen hervorrief, ist begreiflich. 
PAxTon, dem es in Europa zuerst gelungen war, das Blütenwunder ins Leben zu 
rufen, konnte zu seiner höchsten Befriedigung im Schlosse zu Windsor ein Blatt 
und eine Blume dieser gigantischen Wasserlilie der Königin und dem Prinzen 
ALBERT vorlegen. 

Wenn man nun auch England für befähigt hielt, ein solches riesiges Wasser- 
gewächs ferner Zonen ins Leben zu rufen, so hielt man es fast für unmöglich, ein 
solches auch auf dem Kontinent blühen zu sehen, indes -—- kein Jahr war vergangen, 
da hatte man die Königin der Wasserflora nach Gent, Hannover, Hamburg gebracht 
und bereits ı851 prangte sie aufs schönste zuerst in Hannover, dann in Hamburg 
und Gent. 

Nach diesen Vorläufern zog die Königin auch in Berlin, dem Spree-Athen, 
ein. Die Einführung der Victoria regia in die Berliner Gärten fand im Jahre 1852 

*) Auch die viel kleineren Samen der Nymphaeen sind stärkereich und werden in Ostindien 
GEgESSEN. 


H. Gaerdt: Zur Victoria regia. 


653 


statt und zwar zu gleicher Zeit in den botanischen Garten in Schöneberg und in 
das für die Victoria erbaute Glashaus des leider zu früh verstorbenen Geh. 
Kommerzienrates BoRSIG in Moabit. 

Wer wird in dem Ringen der Leiter dieser beiden Gärten, sie zuerst in Blüte 
aufweisen zu können, der Sieger sein? Wenn auch nur um wenige Tageslängen, 
so erzielte doch der Borsıssche Garten den Vorrang. 

Die am 9. Mai 13852 in das Bassin des Victoriahauses eingestellte Pflanze, deren 
Blätter ca. 6 Zoll (14 cn) Durchmesser hielten, entwickelte sich ganz ausser- 
ordentlich und als am 19. Juli desselben Jahres die erste Blume sich entfaltete, 
hatte das jüngste Blatt einen Durchmesser von 6 Fuss 6 Zoll (2 m). 

Die Pflanze im botanischen Garten zu Schöneberg, von gleicher Uppigkeit, 
gleich grossen Blättern, entfaltete die erste Blume am 22. Juli. In dem nur pri- 
mitiven Hause für die Victoria im botanischen Garten gedieh und blühte die nur 
als einjährige Pflanze gepflegte Victoria bei. der einfachen, sicheren Pflege und 
Obhut unseres verstorbenen Freundes BoucHE ganz ausgezeichnet. Auch gebührt 
BoucH£ das Verdienst, prachtvolle Hybriden der Nymphaea rubra und N. dentata 
in dem einfachen Victoriahause gezogen zu haben. 

Man errichtete später im botanischen Garten einen Glaspalast für die Königin 
der Wellen. Ob es nun aber der Fürstin in diesem Tempel nicht behagt, ob 
bauliche Mängel obwalten und störende Einflüsse ausüben, ob die Kulturmethode 
einen anderen Kurs angenommen, darüber wage ich kein Urteil; nur die 'T'hat- 
sache ist unbestreitbar, dass das Gedeihen der Victoria im botanischen Garten 
oftmals zu wünschen übrig lässt, im Vergleich zu früheren Zeiten unter BoucHEs 
Umsicht. Ein Zustand, der auch seine Bestätigung findet in dem Bericht des 
eingangs citierten Aufsatzes der Vossischen Zeitung. 


Bemerkungen zu der Kultur. 

Wenn diese gigantische Wasserpflanze beim Beginn der Blütezeit, wo die 
Blätter in der Regel am grössten sind und bei normaler Entwickelung ca. 2 
Durchmesser haben, nur ı »» Durchmesser erreicht, so ist dies keineswegs ein 
Grund, um die ausgezeichnete Pflege zu preisen. Nie ın meiner langjährigen Ver- 
waltung habe ich überhaupt die Kultur der Victoria regia, die doch nur in grosser 
Einfachheit besteht, da die Sonnenstrahlen die Gehilfen sind, als eine ausgezeichnete 
Leistung angesehen, am allerwenigsten unter Glas. 


Bemerkungen zu dem Frühblühen. 

Wenn auch nicht als ein Wunder, so doch als ein ganz besonderes Ereignis 
bezeichnet der Berichterstatter in der Gartenflora das Blühen am ı6. Juli. Der 
16. Juli ist durchaus keine abnorm frühe Blüteerscheinung der Victoria regia. Bei 
günstigem normalem Verlauf, frühem Einsetzen und sonnigem Wetter beginnt die 
Victoria meist in der zweiten Hälfte des Juli zu blühen. Hätte der Herr Bericht- 
erstatter die Litteratur zur Hand genommen, so würde er von seiner Behauptung 
Abstand genommen haben. 

Was ganz frühes Blühen der Victoria regia anbetrifft, so steht notorisch fest, 
dass in Herrenhausen im Jahre ı852 am 28. Juni die erste Blume erblühte. 1874 
erblühte in dem Borsısschen Garten schon am 4. Juli die erste Blume. 
Auch bin ich der festen Überzeugung, dass sowohl in Herrenhausen wie in dem 
botanischen Garten zu Schöneberg die Victoria regia in verschiedenen Jahren ihre 
ersten Blumen vor und um den 16, Juli geöffnet hat. 

Im Schwabenland machte die Victoria regia dem Erzieher viel Sorge. Erst 
als der Königl. Hofgärtner MÜLLER ihr ein Wasserbett aus den Wellen des Neckar- 


654 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


flusses bereitete, gelang es ihm, die bis dahin Widerspenstige zum Blühen zu 


bringen. 


Die Arbeit war keine kleine; man musste, um sie durchzuführen, eine 


Wasserleitung durch einen Eisenbahntunnel anlegen. 

Ob der Priorität der Auffindung waren Zweifel entstanden; es stellte sich aber, 
wie eingangs gesagt, heraus, dass die Priorität entschieden den Deutschen zukommt. 
England hob den Schatz und zeigte Europa die erste Blüte. 


Neue und 


empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Abb. 137. 


Eritrichium nothofulvum. 


Weisses, wohlriechendes Vergissmeinnicht. 


Neuheiten von Blumensamen eigener Züchtung 
oder Einführung für 1892,93 von 
Hillebrand & Bredemeier in Pallanza. 
(Hierzu 3 Abbildungen 137, 138 und 139.) 

Eritrichium nothofulvum {Wohl- 
riechendes Vergissmeinnicht). Eine neue 
einjährige, aus Californien stammende Art 
mit Myosotis-ähnlichen reinweissen Blu- 
men von angenehmem Wohlgeruch. Die 
Blätter sind grundständig, lanzettlich-spitz, 
weichhaarig, hellgrün und bilden eine 


schöne Rosette, aus welcher sich die 
zahlreichen Blütenstengel erheben. Kaum 
ro cm hoch beginnt Eritrichium zu blühen, 
die Blütenstengel verästeln und verlängern 
sich später bis ca. 40—50 cn und bringen 
während zweier Monate ununterbrochen 
eine Menge reinweisser Heliotrop-ähnlich 
duftender Blüten hervor. Im zeitigen 
Frühjahr ausgesät, und an sonniger nicht 
trockener Stelle ausgepflanzt, blüht es 
leicht und willig schon im Mai, und kann 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


man durch wiederholte Aussaat Blumen 
bis zum Herbst haben. 

Als ausgezeichnete Gruppenpflanze und, 
besonders zur Schnittblumengewinnung 
zu empfehlen, wird sich unser neues 
wohlriechendes Vergissmeinnicht 
sehr bald überall einbürgern. 


Platycodon Mariesiı album (Wah- 
lenbergia grandiflora nana alba). Die 
vor einigen Jahren in den Handel ge- 
gebene Zwergform Platycodon oder 


Wahlenbergia Mariesi, mit den prächtigen, 
grossen dunkelblauen Blumen fand un- 
geteilten Beifall und allgemeine Aner- 
kennung. 

Die von uns gezüchtete und hiermit 


Abb. 138. Platycodon Mariesi 


var. album. | 


offerierte neue weisse Varietät macht 

diese niedrige Klasse noch wertvoller. 
Sie ist durchaus konstant, ganz niedrig, 

nur 15—2ocm hoch und bedeckt sich 


vollständig mit prachtvollen, reinweissen, 


schalenförmigen Blumen, die als Schnitt- 
blumen äusserst haltbar und geschätzt 
sind. 

Ausdauernd mit dicker knollenartiger 
Wurzel, blüht sie bei zeitiger Aussaat 


schon reichlich im ersten Jahr; sie ist als | 
Gruppenpflanze und als Schnittblume un- | 


schätzbar. 


Torenia Fournieri coelestina. 


655 


Eine prachtvolle neue Farbe von grosser 


| Zartheit, mit welcher wir diese schöne 


Klasse bereichern. Von demselben Wuchs 
und Reichblütigkeit wie die bekannte 
Torenia Fournieri grandiflora, hat unsere 
Neuzüchtung hellgrüne Stengel und Blätter 
und zeichnet sich vorteilhaft durch die 
zarten, ganz hellbDlauen Blumen aus, 
deren obere Fahne fast weiss, die beiden 
seitlichen Blumenblätter nur schwach blau 
gefleckt und der Schlund kaum merklich 
gelb gezeichnet sind. 

Ganz reizend für Teppichbeete und 
besonders auch zur Topfkultur sehr 
geeignet. 


Delphinium Consolida fl. pl. »Tom 


Kl N 
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IEHHNNTTTIN ZUTN TOTEN TEILEN TRETEN 


Abb. 139. Delphinium Consolida fl. pl. 
»Tom Thumbe. 

Thumbe. In letzter Saison konnten wir 
wegen schwacher Ernte einen grossen 
Teil Bestellungen, welche wir auf diese 
vorzügliche Neuzüchtung erhielten, nicht 
mehr ausführen, weshalb wir diese hier 
nochmals mit aufführen, 

Ganz distinkt, von niedrigem, fast zwer- 
gigem Wuchs, in Blüte nur 10—ı5 cm 
Höhe erreichend. Der Habitus ist schön 
pyramidal, kompakt und äusserst zier- 
lich. Aus der Mitte der Pflanze erhebt 
sich ein regelrecht kandelaberförmiger 
Blütenstand, um den sich weitere 5 bis 


ı 6 Blütenrispen gruppieren, die in voller 


656 


Personal-Nachrichten. 


Blüte einen reizenden Eindruck machen. 
— Die hübsch gefüllten Blumen variieren 
in weiss, rosa, karmin, hellblau und 
dunkelblau und eignet sich unser Tom 
Thumb --Rittersporn vorzüglich für Ein- 


Aster Comet »indigo«. Prächtige 
neue Farbe dieser mit Recht so beliebten 
Asterklasse, ein herrliches dunkles In- 
digoblau, eine seltene Schattierung, wie 
wir sie wohl nur noch in der Klasse 


fassungen, niedrige Gruppen und beson- | Victoria-Aster wiederfinden. 


ders als Topfpflanze für den Marktverkauf. 


Personal-Nachrichten. 


Frau FRIEDERIKE BEYRODT, früher Mit- 
inhaberin des Geschäfts von J. C. SCHMIDT, 
Erfurt, starb am 15. Oktober. 


Die Gebr. KUNnTze, 
Firma ]. C. SCHMIDT aus Erfurt in Berlin, 
Hoflieferanten Sr. Majestät des Kaisers, 
haben das Haus Unter den Linden 16, 
in welchem einst ihr Vater sein Geschäft 
begründete, für 1 500000 Mk. angekauft, 
werden daselbst einen Neubau aufführen 
und einen grossartigen 
darin errichten. 


zur Beförderung des Gartenbaues gaben 


und dem General-Sekretär 
aus Anlass ihres 25jährigen Amts-Jubi- 
läums an der Landwirtschaftlichen Hoch- 
schule und der damit verknüpften 
25jJährigen Thätigkeit für den Verein zur 
Beförderung des Gartenbaues, ein Fest- 
mahl, an dem auch der Vorstand und 
als lieber Gast Herr Hofbaumschulen- 
besitzer ROSENTHAL-Wien teilnahmen. 
Der Direktor des Vereins, Wirkl. Geh. 
Oberfinanzrat von POMMER ESCHE, brachte 
das Hoch auf L. Wırrmack, Herr In- 
spektor DRESSLER, der Leiter des Festes, 


auf Herrn MıLTIınG aus. Der Schatz- 
meister, Her stHioflieferant E. ]. M. 
PLUMPE, hatte es sich nicht nehmen 


lassen, wiederum für Überraschungen zu 
sorgen. 


Mitinhaber der ı 


| 


Ökonomierat B. MÜLLERKLEIN, Baum- 


ı schulbesitzer in Karlstadt a. Main, hessi- 


scher und bayrischer Hoflieferant, ge- 
boren zu Karlstadt am 4. Juni 1830, starb 
am 24. November 1892. Die ungemein 
reiche Trauerversammlung bewies, wie 
hochgeachtet dieser für den deutschen 
Obstbau so unermüdlich thätige Mann 
war. Die MÜLLERKLEInSsche Obstbaum- 


ı schule ist die grösste Bayerns; sie wird 


Blumenladen | 


von den Söhnen weiter geführt. 


F. REHNELT, früher Obergärtner der 


ı Firma HiLLEBRAND& BREDEMEIER-Pallanza, 
Die vereinigten Ausschüsse des Vereins | 
‚ gestellt. 
am 8. Dezember dem Sekretär MiLTInG | 


WITTMACK | 


ist als Universitätsgärtner in Giessen an- 


Die Wittwe Luise KUNTZE, geborene 
SCHMIDT-Berlin, Mitinhaberin der Firma 
J. C. SCHMIDT aus Erfurt, ist zur Königl. 
preussischen Hoflieferantin ernannt. 


Ausstellungen. 


Chicago. Dresden wird sich mit 


ı mindestens ı5 Ausstellern und 800 gm 


Fläche beteiligen. 


Düsseldorf. Die vom Gartenbau- 
Verein zu Düsseldorf vom 12.— 15. No- 
vember veranstaltete Chrysanthemum- 
etc. Ausstellung war von 59 Ausstellern 
mit 205 Bewerbungen beschickt und bot 
namentlich Dank der regen Teilnahme 
der Düsseldorfer Künstlerschaft ein echt 
japanisches Bild. 


Inhalt. 


I. Abbildungen. 


a) Tafeln. 


Abelia rupestris Hort. 1366. 

— — Lindl. x uniflora hort., 

Acer palmatum Thunb. va 

— rubrum L. var. 

Anthurium hybridum »O. J. Quintus« 1367. 

Begonia »Doebners Triumph« 1368. 

— »Fürstin Fanny Arenberg« 1368. 

Begonien, neue Sämlinge von Knollen- 1368 

Chrysanthemum indicum »H. Ballantine« 1373 (2). 

— — »Germania« 1382 (I). 

— — »W. Richter« 1382 (2). 

— — »Kaiserin Auguste Victoria« 1371. 

— —- »Louis Boehmer« 1373 (1). 

— — »Spinnerine« 1378 (a). 

—_ »Tangarita« 1378 (b). 

Senke Kirkii Hook. fil. 1364. 

Costus Lucanusianus Joh. Br. et K. Sch. 

Gypsophila Raddeana Rgl. 1365. 

Hartheu, sibirisches 1381. 

Heuchera sanguinea Engelm. 

Hypericum Ascyron L. 1381. 

Kaempferia Kirkii Hook. fil. 1364. 

Lychnis flos cuculi »Adolph Muss« 1376. 

Masdevallia Reichenbachiana Endr. 1365. 

Odontoglossum cirrhosum Lindl. 1383. 

Ontario-Apfel 1380. 

Paranophelius uniflorus Poepp. et Endr. 1377. 

Phyllocactus x Franzii Hort. germ. 1370 (I). 

Phyllocactus x Pommer Eschei Hild. 1370 (2). 

Primula sinensis Lindley »Altenburger Kind« 
1375. 

Robinia Neo-Mexicana Asa Gray 1385. 

Rodriguezia caloplectron Rchb. f. 1372. 


nec R. Br. 


1384. 


Vriesea X insignis H. Witte (V. Barilletii x splen- 


dens) 1362. 
Vrieseax obliqua Quintus 1369. 


b) Abbildungen im Text. 


Acer carpinifolium S. et Z. 175. 
— nikoense Maxim. 151. 
Aechmea Barleei Baker 360. 
Agave americana L. 270, 27I, 272. 
Anastatica hierochuntica Lin. 497. 
Antholyza quadrangularis 405. 
Aristolochia elegans 187. 

— grandiflora 187. 

Arum corsicum hort. Dam. 23. 
— Palaestinum Boiss. 77, 632. 
— sanctum hort. 77, 632. 
Asteriscus pygmaeus Moench. 497. 


Gartenflora 1892, 


1366. 
r. Aokii Späth 1363. 
Drummondi Sargent 1374. 


1379. 


Azorella spec. 453. 

Begonia hybrida »La France« 376. 

— octopetalo-Lemoinea »Fleur d’automne« 41. 

— semperflorens »Ruhm von Saarbrücken« 159. 

Benary, Ernst, Die Ausschmückung der Gärtnerei 
der Firma während der Kaisertage 1891. 155. 

Bergielund bei Stockholm, Plan und Ansichten 
des botanischen Gartens 317, 320, 32I, 323, 
325% 

Blumenparterre vor der Villa des Herrn Eduard 
Hielle in Schönlinde in Böhmen 513. 

Bogenkorb von J. C. Schmidt 134. 

Brassavola glauca Lindl. 177. 

Cabomba aquatica Aubl. im botanischen Garten 
zu Marburg 351. 

Calendula officinalis 581. 

Cereus nycticalus Link. 92, 93. 

Chrysanthemum, hochstämmiges im Kranzform 

Crassula abyssinica 413. 

Crinum abyssinicum 4T3. 

— jemenicum 27. 

— lineare Lin. fils 27. 

— pratense Herb. 49. 

Delphinium Consolida fl. pl. 655. 

Dendrochilum glumaceum 17. 

Doebner, H. G. 169 

Dreifaltigkeitskirche, 

Dressler, Carl 170. 

Echinopsis Dammanniana 525. 

Eichler-Büste im botanischen Museum in Berlin 
385. 

Eichwurzeln, verwachsene, irn botanischen Garten 
in Bergielund bei Stockholm 325. 

Eritrichium nothofulvum 654. 

Eryngium pumilum Cor. 456. 

Espeletia grandiflora H. B 452. 

Farnabteilung im botanischen Garten zu Bergie- 
lund bei Stockholm 320. 

Giesskanne mit konischer Rohrverbindung, zu- 
gänglichem Brausekopf und durchlöchertem 
Untersatzring 305. 

Gloxinien - Abteilung bei 
Quedlinburg 340. 

Gurke, Hampels Treib- 
568, 569, 605. 

Gurkentreiberei in 
hause 294, 295. 

Harfe von Carl Hosmann 68. 

Herbst, der. Ein Fruchtstück aus dem Garten 

des Geheimen Kommerzienrats Veit in Steglitz 


625. 


Dekoration derselben 400. 


Sattler & Bethge in 
»Juwel von Koppitzs 


einem gewöhnlichen Warm- 


rS 
[9,2] 


658 Abbildungen. 


Sachverzeichnis. 


Heuchera sanguinea Engelm. 617. 

Hyacinthen-Ausstellung auf Paradebeeten 278. 

Inula ensifolia 551, 582, 

Iris stylosa »Imperatrice Elisabetta« 49. 

Karlsruhe, Jubiläums-Ausstellung, Plan 216. 

Kew, botanischer Garten, Ansichten 430, 432, 
433, 465, 468. 

Knollenbegonien, einfache, bei Sattler & Bethge 
in Quedlinburg 338. 

Koelreuteria paniculata Laxm. 348. 

Kramer, Franz C. L. (Porträt) 61. 

Lonicera syringantha Max. 564 

Lotospflanze, indische, in einem Sumpfe bei 
Peking 253. 

Lotus peliorrhynchus 400. 

Lychnis flos cuculi »Adolph Muss« Wittmack 
394- 

Lychnis flos cuculi plenissima semperflorens A. 
Muss 181. 

Lyra von Carl Hosmann 69 

Mais, Entfernung der Hüllblätter und der milch- 
reifen Körner mittelst der Hand 628. 

Mangrovenwald in Vorderindien 252. 

Masdevallia racemosa Liudl. 489. 

Micromeles alnifolia 282, 284. 

Molucella spinosa 76. 

Museum im hotanischen Garten in Kew 465. 

Nachtschmetterlingsfalle 445. 

Nelumbo nucifera 253. 

North-Gallerie im botanischen Garten zu Kew 468. 

Obst- und Gemüse-Dörrsystem G. Christ 439. 

Odontospermum pygmaeum Neck. 497. 

Pagode im botanischen Garten zu Kew 430. 

Palmenhaus im botanischen Garten in Kew 432. 

Papaver nudicaule coccinea fl. pl. 582. 

Park des Kommerzienrats Köhler in Altenburg 


4, 5. 

Phajus grandifolius Lour. 357. 

Phlox Drummondi fl. semipleno 533. 

Pirus angustifolia Ait. fl. pl. 399. 

Pitcairnia floccosa Rgl. 352, 353. 

Platycodon Maniesi 655. 

Primel - Sämlingshaus bei Sattler & Bethge in 
Quedlinburg 339. 


Räucher-Apparat, Scherlers Universal- 532, 

Räuchermaschine, Weises, für Mistbeetkästen und 
niedrige Gewächshäuser 612. 

Regel, Eduard August (Porträt) 263. 

Renanthera Lowii Rchb. fil. im Rothschildschen. 
Garten zu Ferrieres-en-Brie 79. 

Rheinanlagen bei Coblenz, lebender Doppel- 
Porticus mit Blick auf den Rhein und Pfaffen- 
dorf 541. 

Rheinanlagen bei Coblenz, Partie an der Rheini- 
schen Eisenbahnbrücke 540. 

Rheinanlagen bei Coblenz, Terrasse mit Blick 
auf die Rheinbrücke und Ehrenbreitstein 540. 

Rheinanlagen bei Coblenz, Trinkhalle 541. 

Rhipsalis Wanningiana 8, 9, 10. 

Riesenkiefer am Biroa-See in Japan 15. 

Rosenhaus, amerikanisches 123, 

Rosentriebe, von der bohrenden Rosen-Blatt- 
wespe befallen 507. 

Rubus caesius L, var turkestanica Rgl. 107. 

Schlauchbrücke, die Heisesche 500. 

Spanischer Pfeffer »Elephanten-Rüssel« 583. 

Spiraea bullata Maxim. 565. 

Stoll, Gustav, Ökonomierat 229. 

| Strandflora des Kattegats und des Skagerraks im 
botanischen Garten zu Bergielund bei Stock- 
holm 321, 

Strandflora der Ostsee im botanischen Garten in 
Bergielund bei Stockholm 323. 

Tafeldekoration, eine, aus Chrysanthemum -Blu- 
men 552. 

Tafeldekoration beim Geheimen Kommerzienrat 
G. von Bleichröder in Berlin 234, 235. 

Temperiertes Haus im botanischen Garten in Kew 
433: 

Uropetalum Beccazeanum 610. 

| Vergissmeinnicht, weisses wohlriechendes 655. 

Veronica cupressoides R. Br. 457. 

Vriesea X insignis H. L B. 2, 3. 

Willkommensgruss, mit Glühlampen, von F. Neu- 
mann I35. 

Xanthoceras sorbifolia Bunge 208, 209. 

Zephyranthes mesochloa flavescens 610. 


2. Sachverzeichnis. 


Abaca 398. 

Abelia rupestris hort. Von L. Späth 113. A. r. 
Lindl. x uniflora hort. nec. R. Br. 113. 

Abies balsamea 242. concolor 242. Douglasi 
242. Nordmanniana 242. Sibirica 242. 

Abietineen des japanischen Reichs, Monographie, 
besprochen von L. Beissner 33. 

Abreisskalender, Heinemanns, für 1893. 648. 

Abutilon als Winterblüher 293. 

Abwerfen des Edelreises bei einem Birnbaum 
643. 

Acacia modesta Wall. 529. 

Acer argutum Maxim. 152. carpinifolium S. et 
Z. VonL. Späth 174. cissifolium 152. dasy- 
carpum lactescens Graf Schwerin 501. grandi- 
dentatum Torr. Gray 200. Henryi 152. lacri- 
gatum Wall. 200. mandschuricum I52. mon- 
spessulanum denticulatum 200. niko@nse Maxim. 


149. palmatum Thbg. var. Aokii Späth 33. 
pseudoplatanus I44. pycnanthum 152. rubrum 
var. Drummondü Sargent. Von L. Späth 337. 
sempervirens L. 200. 

Adamsfeige 397. 

Aechmea Barleei Baker. Von H. Witte 359. 

Äpfel, Untersuchungen über das Nachreifen der. 
Von F. Kulisch 459. 

A8rides Sayageanum 182. 

Aesculus, kleine Bemerkungen 
E. Koehne 307. 

Ästhetik der Natur von Ernst Hallier 54. 

Agapetes Mannii Hemsl. n. sp. 583. 

Agave americana L. in dem Garten des Geh. 
Kommerzienrat A. Heckmann in Berlin. Von 
U. H. George und L. Wittmack 269. Fran- 
zosini Baker 638. 

Ageratum nanum »Vergissmeinnicht« 46. 


über, Von 


Aglaonema costatum N. E. Br. n. sp. 276. 

Ahorn, Drummonds rotblühender 337. Hain- 
buchenblätteriger 174. über einen interessanten, 
neu eingeführten Acer nikoönse Maxim. Von 
Ferd. Pax 149. 

Ailanthus glandulosa 242. 

Akebia quinata 585. 

Akklimatisationsbericht des Jahres 1891/92. Von 
Hugo Köhler 371. 

Album für Dr. Fritz Müller 250. 

Allamanda Williamsi 140. 

Alocasia Dussii 412. 

Aloe aurantiaca Baker 381. 

Alpenverein in der Krim 167. 

Alphand, Jean Charles Adolphe 7 32, ıı1. 

Amaryllis-Kultur. Von H. Weidlich 178. 
Martin Hoffmann 217. 

Ameisenpflanzen, über afrikanische. Von K.Schu- 
mann 646. 

Amorette 615. 

Amorphophallus Rivieri in Wasserkultur 165. 

Anamotheca grandiflora 412. 

Anastatica hicrochuntica Lin. 472. 498. 

Aneimia Collina Rddi. 510. mandioccana Rddi. 
510, 

Angiopteris evecta Hoffm. 510. 

Anodendron Aambe Warb. 110. 

Anogramme leptophylla Lk. 510. 

Anpflanzung von Bäumen und Sträuchern 193. 

Ansellia africana 183. nilotica 183. 

Antholyza quadrangularis Burm. als Ziergewächs 
in Argentinien. Von F. Kurtz 404. 

Anthurium, das. Von Ernest Bergmann 421. 
empfehlenswerte, und ihre Kultur. Von Karl 
Baur 145. Andreanum 149. Archiduc Joseph 
149. Dechardi 149. Ferrierense 149. hybri- 
dum »O.]J. Quintus«. Von L. Wittmack 145. 
Mortfontanense 149. 

Anthurium Scherzerianum 146, 148. album 148. 
maximum I48. pygmaeum 148. Rothschil- 
dianum 148. Vervaeana 149. Wardii 148. 
Williamsi 148. 

Antonowka-Apfel 142, 218. 

Antrophium. lanceolatum Klfs. 511. 

Apfel, Antonowka 142, 218. Jonathan- 602. 
Ontario- 505. Schöner von Nordhausen (Kaiser), 
Neuheit. Von Karl Mathieu 156. 

Apfelbaum, zum zweitenmale blühender 388. 

Apfelquitte 243. 

Apfelwein, Frankfurter und französischer 533. 


Von 


Aquilegia alpina Brng. non L. 363. trans- 
sylvanica Schur. 363. 

Aralia japonica 173. 

Arauja albens 239. 

Arbeiten im Orchideeu-Hause 28. 

Arbutus Unedo L. 173. 

Ardisia crenulata, die Kultur derselben. Von 
Murray Bartels 136. 

Aristolochia clypeata 186, 276. elegans 186. 
galeata Mart. 187. gigantea Martius 583. 
grandiflora Sw. 186. ornithocephala 137. 


sempervirens L. 203. 

Aristolochien, dankbar blühende. Von Fl. Radl. 
186. 

Artischocke, Ersatz für die 644. 

Arum corsicum album hort. Dam. 25. Dioscorides 
632. Palaestinum Boiss. 76, 632. sanctum 
hort. 76, 631. 


Sachverzeichnis, 


659 


Ascherson, Paul, Professor Dr. 480, 
Aspidium polypodioides Sw, 511, 


| Asplenium dolosum Milde 5ı1. ebenum Ait. 
511. Heufleri Reichardt z5ıı. Seelosii Ley- 
bold 511. 


Aster, Gebr. Dippes Zwerg-Chrysanthemum-Per- 


fection 13%. grossblumige Zwerg - Königin- 
138. grossblumige Zwerg-, non plus ultra 
46. Imbrique-Pompon- 50. Juwel- oder Ball- 
46. Comet-, indigo 656. Komet-, echte und 
unechte weisse 527. Mignon rosa 46. Prin- 
zessin 46. Prince of Wales 138. Schneeball 
46. weisse Frühlings- 190. Zwerg-Chrysan- 
themum - Perfection 46. Zwerg-Pyramiden- 
Nadel 215. 


Asteriscus pygmaeus Moench 499. 

Ausflug der Eleven der Königl. Gärtner - Lehr- 
Anstalt nach den Anlagen des Herrn C, Bolle 
in Flacherhaan bei Köpenick und des Herrn 
Max Buntzel in Niederschönweide 645. 


Ausstellungen und Kongresse 31, 55, 86, 143, 
166, 199, 222, 254, 279, 308, 335, 365, 391, 
422, 446, 478, 504, 534, 546, 553, 558, 590, 


615, 647, 656. 
Azorella spec. 454. 


Baess, Wilh., Gärtner 224. 
Baltet, Charles 504. 
Bambusa-Arten, in Altenburg nicht hart 416. 


| Bananen, die. Von G. Kittel 395. 


Banane des Paradieses 397. der Weisen 308. 

Batalin, Alex., Dr. 392. 

Baumgärtchen, ein, unter der Erde. Von Karl 
Bolle 170, 202, 226. 

Baumschulen, Vorgehen gegen staatliche 142. 

Beaufortia sparsa 301. 

Beck von Mannagetta, Günther, Ritter Dr. 392. 

Begonia Balmisiana. Ruiz 110. »Doebners 
Triumph« 169. »Fürstin Fanny Arenberg« 
169. glaucophylla 193. hybrida »La Francex 


377. Knollen- 29. neue Knollen-. Von 
H. G. Doebner und Karl Dressler 169. octo- 
petala L’Heritier 74. octopetalo - Lemoinea 
»Fleur d’autemne« 42. Rosebud 414. 
Begonia semperflorens gigantea carminea (Le- 
moine) 159. Lucianae (Bruant) 159. »Ruhm 


von Saarbrücken«. Von A. Rosenkränzer 159. 

von Behr, Kammerherr 7 88. 

Beinling, Ernst, Dr. 312. 

Bellis perennis fl. pl maxima 190. 

Benary, Ernst, die Ausschmückung der Gärtnerei 
der Firma während der Raisertage 1891, 153. 

Benary, Ernst, Geheimer Kommerzienrat 200. 

Bergielund, der Stockholmer botanische Garten 
in. Von Karl Müller 315. 

Berlin, botanischer Garten, Veränderungen 384. 
Verlegung 388, 418. 
Bertram, Chr., Stadtrat 

447. 

Besprengen der Früchte mit Insekten- und Pilz- 
Vertilgungs - Mitteln und Gesun heits- 
schädlichkeit derselben 5SS. 

Besuch Ihrer Majestät der Kaiserin in der japani- 
schen Ausstellung 307. 

Beyrodt, Frau 7 656. 

Bignonia capreolata L. 203. speciosa 584. 

Billbergia x Franz Antoine 76. 

Bindereien auf der Chrysanthemum - Ausstellung 


und Gäfrtnereibesitzer 


BE 
ale 


45° 


660 


Sachverzeichnis, 


des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues 
1891. 68, 133. japanische, im Kunstgewerbe- 
museum in Berlin 134. 

Birnbaum, Abbrechen eines 643. 

Birne »Bosc’sFlaschenbirne« 615. »Franz Madam« 
»Ghellinck de Walle« 141. »Kaiserkrone« 
615. der grosse Katzenkopf als Dörrbirne 
81. »Le Lectier« 415. Salander- 615. 
165. »Wildling von Motte« 615. 

Birnquitte 242. 

Blattfallkrankheit der Reben, neues Mittel gegen 
479. 

Blattwespe, die bohrende, ein Feind der Rosen. 
Von Hermann Welcker 506. 
Blechnum hastatum Klfs. zı1. 
Kuhn 511. rugosum T. Moore 511. 

Kaulf. 511. 

Blitzschläge in Bäume, über die Ursachen der. 
Von Dimitrie Jonesco 646. 

Blitzstrahl, Wirkung des einschlagenden, bei 
Bäumen 249. 

Blütenduft, etwas über den. Von Udo Dammer 257. 

Blütezeit, Zusammenfallen derselben infolge der 
abnormen Temperaturverhältnisse.. Von von 
St.-Paul-lllaire 341. 

Blumenbinderei, japanische in Berlin 84. 

Blumenparterre vor der Villa des Herrn Eduard 
Hielle in Schönlinde in Böhmen. Von Fried- 
rich Schulz 512. 

Blumenpflege in den Schulen 626. 


polypodioides 
volubile 


Blumentöpfe, Umhüllung derselben mit buntem | 


Papier 206. 

Blumenzucht in Nord-Amerika 82. 

Bohne, Krup-, Grashoffs neue Riesen - Säbel- 
Wachs- 50. Krup-, »Einbohne« 45. 
Wachs- 45. 

Bomarea frondea 382. 

Bornmüller, J. 50. 

Botanische Centralstelle für die deutschen Kolo- 
nieen am Königl. 
Universität Berlin und die Entwickelung bo- 
tanischer Versuchsstationen in den Kolon’een. 
Von A. Engler 484. 

Botanische Garten, der, in Bergielund bei Stock- 
holme 315. .ın, Berlin 384, 388. 418. mn 
Buitenzorg auf Java 416. in Kew 430, 464. 

Botrichium Lunaria Sw. 542. matricariaefolium 


A.Br. 542. vutaefolium A.Br. 542. simplex 
Hitche. 542. ternatum Sw. 542. virginianum 
Sw. 542. 

Brandt, Rudolph, Königlicher Gartenbau-Direktor 
504. 

Brassavola glauca Lindl. Von Alexander Bode 
176. 


Brassica oleracea capitata depressa 220, 

Breslau, Erfolg der Preisbewerbung für den 
Südpark 221. 

van den Brink, Gerard 7 392. 

Browall Sı. 

Brugmansia candida Pers. 220. 

Brunow, Gärtnereibesitzer 7 168. 

Buchenberger, Ministerialrat 312. 

Buddleia Colvillei J. Hook. 638. 
Don. 203. 

Buitenzorg auf Java, botanischer Garten 416. 

Bulbophyllum O’Brienianum Rolfe n. sp. 582, 
denticulatum Rolfe 109. Godseflianum 183. 
nigripetalum Rolfe 109. 


Lindleyana 


späte | 


Krup- | 


botanischen Garten der | 


Bullen, Robert, Garteninspektor 7 648. 
Bussler, F., Stadtgärtner 200. 


Cabomba aquatica Aubl. Von Siber 350. 
Calanthe Sanderiana Rolfe n, sp. 639. 
Caesalpinia japonica So. 

Caladium »l’Automne« 358. »Comtesse 
Brosse« 358. »Comte de Germiny« 357. 
»Duchesse de Montemac« 358. »Excellenz« 
359. »Gerard Doss« 358. -Hybriden der 
letzten Jahre und ihre Kultur 355. »Ibis 
Rose« 357. »John Laing« 358. »La Lorraine« 
358. »Louis Van Houtte« 358. »Mad. J.R. 
Box« 358. »Mad. Imbert Köchlin« 358. 
»Marguerite Hetinier« 359. »Marie Free- 
mann« 359. »Mad. Alfred Mayne« 358. 
»Mad. Mitiane« 358. »Mad. Jules Picot« 
358. »La naine rougex 358. »Mad. Leon 
Say« 359. »Monsieur Leon Say« 359. »Mıs. 
H. Veitch« 359. »Princess Beatrice« 358. 
Princess of Wales« 358. »Raymond Lemoinier« 
357. »Ville de Hambourg« 358. »William 
Bull« 358. 

Calanthe hybridum Sandhurstiana 183. 
Fournieri 277. 

Calendula officinalis grandiflora 'sulphurea fl. pl. 
531. 

Calochortus amoenus 414. 

Caltha alpina Schur, 363. 

Calycanthus praecox 242. 

Camellia japonica, die grosse in Pillnitz 365. 

Canna, Crozy’s neueste von 1891 und 1892. I8S. 
neue von F. Lombard 189. 

Capsella Bursa Pastoris 244. 


de 


vestita 


Navus 191. 


Capsicum annuum proboscideum 582. longum 
110. 

Caralluma campanulata N. E. Br. 583. 

Carica Papaya Lin. IIo. 

Carlina acanthifolia als Ersatz für die Arti- 


schocke 644. 


ı Carya alba 242. 


Catalogus Plantarum perennium Bienniumque in 
Horto botanico Bergiano. Von V.B. Wittrock 
und H. ©. Juel 221. 


Catasetum Liechtensteinii Kränzlin noy. spec. 
192. 
Cattleya Alexandrae 302. Batalini Sander et 


Kränzlin 582. Behrensiana 183. O’Brieana 
1ıS3. Kraenzlini 183. labiata autumnalis 182. 
Louryana 183. Mendeli »Mrs. Broman White« 
469. Skinneri autumnalis H. Pfau 140. Vic- 
toria Regina J. O. Br. 363. 

Centaurea cyanus nana compacta Victoria 46. 

Centralstelle, botanische, für die deutschen Kolo- 
nieen 484. 

Ceratozamia fuscata, frischer Blütenstaub 389. 

Cereus crenatus 335. hybride 335. Lemairei 
139. nycticalus Link., die Schwester der 
Königin der Nacht. Von Wilhelm Weimar 90. 
speciosissima 335. 

Cheilanthes fragrans Hook. et Mett. 542. hirta 
Sw. 543. micromera Lk. 543. micropylla 
Sw. 543. odora Sw. 542. 

Cheiranthus Cheiri IIo. 

Chicago, Weltausstellung 14, 86, 310, 534, 576, 
615, 656. 

Chimonanthus fragrans Lindl. 174, 469. 

Chionanthus virginica 242. 


Chlorophytum Bowkerii 525. 

Chojianoki 152. 

Christbaum der Japaner 173. 

Christor, Edmund, Handelsgärtner 7 648. 


Sachverzeichnis. 


Chrysanthemum-Ausstellung der Firma Goetze & | 


Hamkens in Hamburg 647. 


in Liegnitz 446, 603. in Magdeburg 629. 


Chrysanthemum im botanischen Garten in Leipzig | 


644. 

Chrysanthemum-Blüten, ein neues Alkaloid in 
den 245. 

Chrysanthemum-Blumen, eine Tafeldekoration 
aus. Von Wilh. Herzberg 551. 


in Köln 631. | 


Chrysanthemum, hochstämmige in Kranzform 53. 


-Kulturen von Reid & Bornemann in London 
52, 647. neue. Von v. St. Paul-Illaire 449. 
Chrysanthemum indicum »H Ballantine« 313. 
»Germania« 561. »Kaiserin Auguste Viktoria«, 
Von A. Lutzenberger 257. »Louis Boehmer« 
83, 313. plumosum 313. »W. Richter« 561. 
»Spinnerine« 450. »Tangarita« 450. 

Cibotium Schiedei Cham. et Schlchtd, 543. 

Cienkowskya Kirkii Hook. fil. 57. 

Cirrhopetalum ornatissimum 301. Thouarsi Lindl, 
142, 6358. var. concolor 638. 

Clausen, Emil 7 13. 

Clematis balearica Rich. 203. brevicaudata 277. 

Clerodendron Bungei Steud. 203. 

Coblenz, die Rheinanlagen zu. 
538. 

Coelogyne cuprea Kränzlin 364. Dayana grandis 
183, 

Coleus Penzigü 525. 

Cominsia Guppyi Hemsl. n. gen. 109. 

Correns, €, Dr. 224. 

Costa Rica, Pflanzen aus, Richard Pfaus Ka- 
talog 52. 

@oster, DA]. Dr: 7 302. 

Costus afer Ker. 483. Englerianus 483. Luca- 
nusianus Joh. Br. et K. Sch. Von K. Schu- 
mann 481. maculatus Roscoe 483. pauci- 
florus 483. phyllocephalus 483. Tappen- 
beckianus 483. trachyphyllus 483. 

Crassula abyssinica 4I2. Schweinfurthii 525. 


Von J. Tropp 


ı Daphne Blagayanum 276. 


, Davallia alpina 543. 


Crinum abyssinicum 412. jemenicum 26, lineare | 


Lin. fls 25. 


Powelli 78. Powelli album 78. | 


Powelli intermedium 78. pratense Herb. 49. 


yuccaefolium 525. 
Crocus vitellinus 525. 
Cross-Breeding and Hybridizing by L. H. Bailey 
445. 
Cucumis Hardwickii 88. sativus L. 88. 
Cupressus Lawsoniana 242. Nutkaönsis 242. 
Curcuma Bakeriana Hemsl. 382. 
Cusparia undulata Hemsl. n. sp. 639. 

Cyathea dealbata Sw. 543. medullaris Sw. 543. 
Cyclamen alpinum 526. alpinum album 526. 
splendens, neuere Sorten 190. 

Cydonia vulgaris 242. 
Cymbydium Humblotii Rolfe 414. 
Cynanchum vincetoxicum R. Br. 529. 
Cypripedium Baconis n. hybr. 192. 
lainianum. ©. Brien n. sp. 192. x Kleopatra 
277. Coppinianum 183. Cowleyanum 142. 
x Daisyae 582. exul J. O’Brien 303. gigas 
X (Lawrenceanum x Q, Harrisianum nigrum 
x ©) 141. Harrisianum roseum (barbatum 
Warnerii X villosum) 141. Joungianum 183. 


66 


N 
ji we 


Kramerianum 183. Laucheanum 183, Laurebelx 
303. Leda n. hyb. 192. Macfarlani 133. 
Malyanum 183. Maynardii 183. picturatum 
183. Polletianum 183. Robinsonianum 183, 
Swinburnei % (insigne Maulei X Argus Moensii) 
141. x Warnero-superbiens 582. Weidlichia- 
num 183. Wendlandi 133. 

Cyrtanthus Tuckii Baker 637. 

Cyrtosperma ferox L. Lind. et N, E. Brown 
n. sp. 469. 


Dahlia Juarezi 47. 

Dai Matsu 15. 

Dais cotinifolia 140. 

Dammann, H. 7 392. 

Genkwa 469. 

Datura arborescens 220 

elegans Hedw. 544. fi- 
jiensis Hook. 544. heterophylla Sw. 344. 
pentaphylla Blme. 544. repens Bak. 544. so- 
lida Sw. 544. Tyermani Bak. 544. 

Decumaria Barbara 85. 

Dekoration der Dreifaltigkeitskirche 
Trauung der Tochter der Frau 
Kommerzienrat Borsig 408. 

Delphinium consolida pumilum flore pleno »Tom 
Thumb« 75, 655. 

Dendrobium O’Brienianum Kränzl. n. 
Cassiope 183. 
sp. 469. 

Dendrochilum glumaceum 196. 

Dendrobium x Nestor 381. Phalaenopsis Lees 
Varietät 77. Phalaenopsis Schroederianum 
182. platycaulon Rolfe n. sp. 638. Rolfeae 
X primulinum 9, nobile $ 301. tigrinum 
Rolfe n. sp. 109. Venus 183. 

Dendrologische Gesellschaft, deutsche 200, 254, 
559. 

Derris elliptica I1O. 

Dianthus caryophyllus hybr. remont. fl. pl. 46. 
caryophyllus fl. pl. remont. »Comtesse de 
Paris« 47. caryophyllus compactus fl. pl. car- 
dinale 163. 

Didymocarpus lacunosa 364. 

Dieck, Rittergutsbesitzer Dr. 168. 

Dieffenbachia Olbia 302. 

Dionaea muscipula 110. 

Dipcadi serotinum 381. 

Disa Cooperi Rchb. fil. 557. 
364, 443. 


bei der 
Geheimen 


sp. 193. 
chrysocephalum Kränzlin n. 


incarnata Lindl, 


ı Dörre, Obst- u. Gemüse-, System G. Christ 436. 


Doryanthes Palmeri 76. 


| Douglasfichte, Urteile über die 30. 


tauricum 525. | 


Douglasfichten, die nadellosen 114. 

Drymophlaeus appendiculata 109. 

Düngemittel, die Anwendung künstlicher im Obst- 
und Gemüsebau, in der Blumen- und Garten- 
kultur. Von P. Wagner 475. 


Eberling, Hofgärtner 312. 
>) O- D) 


| Eccremocarpus scaber 203. 


Chamber- | 


Echinopsis Dammanniana 526. 
Echtermayer, Th., Obergärtner 32. 
Ehmann, Hofgärtner 312. 
Eibe, die, in Westpreussen. Von H. Conwentz 645. 
Eichler, Otto, Königl. Garteninspektor T 616. 
Eichlerbüste im botanischen Museum in Berlin 
38 
304. 


662 


Sachverzeichnis. 


Einfuhr und Ausfuhr im freien Verkehr des 
deutschen Zollgebiets von Gewächsen aller 
Art, Blumenzwiebeln etc. etc. 274. 


Einkommensteuergesetz, das neue vom 24. Juni 


1891 mit Bezug auf den Gärtnereibetrieb. Von 
Keyssner I6. 

Elaeagnus parvifolia 302. 

Elektrische Heizung 644. 

Endlicher, Stephan, Aufruf zu einer Sammlung 


424. 

Engelbrecht, Theodor, Geheimer Medizinalrat 
Professor Dr. 7 447. 

Ensett 397. 

Entstehung der Varietäten bei Gartenpflanzen, 
Preisaufgabe 368. 


Epheu, kleinblättriger, als Raserpflanze unter | 


Bäumen 447. 

Epheuschlucht im neuen Victoriapark. 
Bolle 70. 

Epidendrum Godseffianum Rolfe n. sp. 141. 
hybridum O’Brieanum 183. Laucheanum 133. 
Mooreanum Rolfe 163. Ortgiesi Rgl. 139. 

Eppresmenil, Graf 56. 

Erbse »Daisy« 611. 

Erbse, Mark-, Riesen-Stangen- 45. 

Erdbeerbaum 173. 

Erdbeerbörse in Kötzschenbroda bei Dresden 48o. 

Erfahrungen über den strengen Winter 1890/91 
in Gotha. Von Berlet 241. 

Erica hyemalis 382. hyemalis alba 382. cristata 
Rolfe n. sp. 638. Laucheana Kränzlin 382. 
mediterranea L. 173. 

Eriken, die. Von H. Gaerdt 369. 

Eritiichium nothofulvum 654. 

Erntebericht von J. €. Schmidt in Erfurt 557. 


Von Carl 


Erwiderung auf den Artikel des Herrn John | 


Booth: »Die nadellosen Douglasfichten des 
Herrn Köhler«e. Von Hugo Köhler 114. 

Eryngium pumilum Cor. 454. 

‚Escallonia rubra Pers. 174. 

Espeletia grandiflora H. B. 452. 

Euchlaena luxurians 43. 

Eucryphia pinnatifolia 108. 

Eulophiella Elisabethae Rolfe 4T4. 

Euphorbia jaquiniflora 246. 

Evonymus Hamiltoni 172. japonica L. fil. 172. 

Exogonium (Ipomoea) Purga Bth. 471. 

Eyth, Hofgarten-Inspektor 312. 

Fächerpalme, die westaustralische.. Von Baron 
Ferdinand von Müller 595. 

Farbenverteilung in Blumen 473. 

Farfugium giganteum 526. 

Fatsia japonica Thbg. 173. 

Fiesser, Hofgärtner 312. 


Fungus diseace of the grape and their treatment 
by B. T. Galloway 420. 


Gaedertz, G. W. + 392. 


' Gärtnerei, die des Königl. Gartenbau -Direktors 


Lackner in Steglitz 527. 

Gärtnerei in Dresden, die Ausdehnungen 
gewerblichen 585. 

Gärtnereien, Etwas über amerikanische 123, 

Gärtner-Kranken- und Sterbekasse in Berlin 167. 

Gärtner-Lehranstalt zu Wildpark, Examen 212. 

Gärtnerische Plankammer 419, 

Gartenbau-Adressbuch von Robert de Terra und 
Robert Schorsch 198, 580. 

Gartenbau-Verein für Berlin, ein einheitlicher 
grosser 484. 

Gartenbibliothek, F. C. Heinemanns 197. 

Gartenkünstler, 5. Hauptversammlung des Vereins 
deutscher 579. 

Gartenpläne, Geräte, Gewächshäuser etc. auf der 
Pariser Ausstellung 1889. 

Gartens, durch des, kleine Wunderwelt. Von 
Heinrich Freiherr Schilling von Canstatt 254. 

Gefässkryptogamen, über einige neue und seltene. 
Von Joh. Flechtner 510, 542. 

Gemüse- und Obst-Dörre, System G. Christ 436. 

Gemüsesamen aus Norwegen 219. 

Gemüseverkauf nach Gewicht 221. 

Genua. Botanischer Congress und Gartenbau- 
Ausstellung 255. 

Georgine, grossblumige gefüllte, »Roter Riese« 
190, 

Georgine, Zwerg-, 
lawine« 190. 
Georginenkulturen des Herrn Schmiglewsky zu 
Carow bei Berlin 523. 
Gesnera cardinalis 553. 


der 


grossblumige gefüllte »Schnee- 


| Gesundheitsschädlichkeit der Insekten- und Pilz- 


vertilgungs-Mittel beim Besprengen der Früchte 
mit denselben 588. 

Gewächshäuser des Gartenbau-Direktorss Haupt 
in Brieg 84. 


ı Gewerbesteuergesetz vom 24. Juni 1891, zur 


Fischer, Dettlef Ludwig Theodor, der Nestor | 


deutscher Gärtner in Australien 530. 
Hitch SW. HJ 7 372. 
Flamingo-Pflanze 148. 
Fliege, schwarze 424. 
Flora von Deutschland. 

365. 

Frank, Professor Dr. 88. 


Frage des 635. 

Giesskanne mit konischer Rohrverbindung, zu- 
gänglichem Brausekopf und durchlöcherten: 
Untersatzring. Von Carl Hildebrandt 304. 

Gladiolus-Hybriden 191. 

Gladiolus inflatus Thunb. 303. 

Gleichenia circinata Sw. 545. circinata Sw. var. 
glauca hort. 545. Cunninghami Hook. 545. 
dicarpa R. Br. 545. dichotoma Hook. 545. 
furcata Sm. 545. longipinnata Willd. 545. 
longissima 545. Mendelii Moore 545. micro- 
phylla R. Br. 545. pectinata Sprgl. 545. 
pubescens Hook. 545. 

Godetia grandiflora maculata compacta 138. 

Goldlack 11o. 


| Graebener, Hofgärtner 312. 


Von Wilhelm Medicus | 


Frankfurt a. M., Promenaden und Nizza in 586. 


Fritillaria aurea 469. 

Fruchtsäfte, über die Kondensation derselben im 
Vakuum. Von P. Kulisch 285. 

Fuchsia triphylla L. 141, 215, 246. 


Gramatophyllum: Measuresianum 183. 

Granatbaum 202. 

Griselinia littoralis 173. 

Grundstück, Ermittelung des Wertes 616. 

Gurke, M. Dr. 368. 

Gurke, japanische Kletter- 32, 34, 88, 604. 
Treib- »Juwel von Koppitz« 568, 582. 604. 

Gurkenkultur in Gewächshäusern 492. 


Sachverzeichnis, 


Gurkentreiberei in einem gewöhnlichen Warm- 
hause. Von A. Klemann 293. 

Gymnogramme leptophylla Desv. 510. 

Gyneura sarmentosa 443. 

Gypsophila Raddeana Rgl. Von E. Regel 89, 

Habenaria carnea N. E. Br. 78, 582. 
calcarata 276. 

Hahn, Chr., Obergärtner 7 616. 

Hamburg, Chrysanthemum-Ausstellung 647. Die 
Herbst-Ausstellung des Gartenbau-Vereins für 
Hamburg und Umgebung 521. 

Handel und Verkehr Iı2, 480, 536. 

Handelsgärtner, Verein deutscher 255. 

Handwörterbuch der speciell botanischen Ter- 
minologie und des adjektivischen Teils der 
botanisch - blumistischen Nomenklatur. Von 
F. Karl Flemmich 477 

Hartogia capensis Hort. nec aut. 173 

Hartheu, sibirisches 537. 

Hebenstreitia comosa serratifolia Regel 414, 442. 


longe- 


Hechel, Wilhelm, Kunst- und Handelsgärtner 504. | 


Hedera colchica K. Koch 174. 

Heinemanns Abreisskalender für 1893. 648. 

Heizung, elektrische 644. 

Helianthus annuus 24. 

Helleborus, kritische Beschreibung aller bisher 
bekannt gewordenen Formen. Von V, Schiffner 
198. 

Hellwig, Christian 504. 

Herb, Max 32. 

Herbarium analyticum 245. 

Herbst, der. Ein Fruchtstück aus dem. Garten 
des Geheimen Kommerzienrats Veit in Steglitz 
625. 

Herbstbelaubung, die glänzende Färbung 82. 

Herzog, Karl, Obergärtner 392. 

Heuchera sanguinea Engelm., eine harte Staude 
für Blumenschnitt und Treiberei. Von F, Ledien 


617. 
Hibiscus lutescens 43. rosa sinensis 221, 
Hochgebirgspflanzen, südamerikanische. Von | 


W. Siber 425. 452. 

Honigtau, der. Von M. Büsgen 198. 

Hopfen, neue Verwendung zu Thee 53. 

Hortus plantarum diaphoricarum zu Middelburg, 
Holland 527. 

Hoteia japonica 614. 

Huernia macrocarpa 526. Penzigii N. E. Brown 
380. 

Humata alpina Moore 543. heterophylla J. Sm. 
544. Tyermani Moore 544. 

Humulus japonicus variegatus 501. 

Humus im Gartenbetriebe und in der Landwirt- 
schaft etc. Von F. Tschaplowitz 647. 

Hyacinthen - Ausstellung auf Paradebeeten 277. 

Hybride zwischen schwarzen Johannisbeeren und 
der Stachelbeere 557. 

Hydrangea paniculata 242. 

Hydrastis canadensis 424, 471. 

Hymenanthera crassifolia 639. 

Hypericum Ascyron L. Von Franz Goeschke 


537- 


Jalappe, echte 471. 

Jamashiba 174. 

Jasminum affıne 174. humileL. 174. pubigerum 
G. Don 174. Reevesii 174. 


Java-Rhododendron-Hybriden 302. 

Jerichorosen 497. 

Insektenfänger 237. 

Insektenfangende Pflanzen 529. 

Inula ensifolia 531. 

Jongkindt-Conincksche Handelsgärtnerei 112 

Iris Histrio. Von C. Sprenger 64. Kaempferi 
388. LortetiBarbey 611. stylosa »Imperatrice 
Elisabetta« 49. 

Juglans cinerea 242. nigra 242. 

Kaempferia Kirkii Hook. VonL. Wittmack und 
W. Perring 57. 

Kälte in den strengsten Januar- und Februar- 
Monaten in Berlin seit 1728. 153. 

Kaiser, der, und die Holzfäller 83. 

Kaiserin Augusta-Anlagen bei Coblenz 538. 

Kalonchoe marmorata Baker n. sp. 582. 


| Karlsruhe, Jubiläums-Ausstellung. Von L. Witt- 


mack 215, 237, 275, 295, 330. 
Karsch, Anton, Geheimer Medizinalrat Professor 


Dr. 22% 

Kartoffelernte der Welt 243. 

Kastanienrose 202. 

Keerl, F., Kreis-Obstbaulehrer 648. 

Kew bei London, der Königl. botanische Garten, 
Von Cl. Sonntag 430, 464. 

Kindermann, Oberhofgärtner 88. 

Kirsche, Doberaner Herz- 530. 

Kirschen, Jerusalems- 384. 

Kirschertrag, der Rückgang desselben im Dres- 
dener Elbthal. Von Fritz Arndt 308. 

Kirschlorbeer, portugiesischer 173. 

Klein, Professor Dr. 56. 

Klettergurke, japanische 32, 34, SS, 604. 

Kniphofia caulescens 382. »Kaiser Friedrich« 
526. Nelsoni Mast. 303. pauciflora Baker 468. 

Knollenziest 244 

Köhler, Hugo, Kommerzienrat 504. 

Köln, Chrysanthemum-Ausstellung 631. 

Koelreuteria paniculata Laxm. Von L, von Nagy 


König, Gärtner 88. 

Königshalle bei Coblenz 538 

Kohl, die Ausbildung der Köpfe S2. 
Kohlarten, über Anhäufeln der 143. 
Kohl-Aufbewahrung in Sand 194. 


\ Kohlkropf 444. 


Kohlrübe, Drontheimer 220. 

Kopfkohl, Amager 220. Grashoffs neuer grosser, 
weisser runder »Hartkopf« 50. Grashofis 
neuer grosser, weisser runder »Hartkopf« aller- 
frühester 50. 

Kränzlin, F., Oberlehrer Dr. 392. 

Kramer, Franz C. L. Von Ulrich Donst 50. 

Krelage, J. H. 447. 

Kreuzung und Bastardierung im Pflanzenreich 445. 

Kreuzungsversuche zwischen Mandel und Pfirsich 
110. 

Kukuksblume, eine neue gefüllte 1So, 393, 502. 

Kukuruz, Tafel- 627. 

Kulturversuche auf den Rieselfeldern bei Blanken- 
burg. Von Jörns und Joseph Rlar 23, 43, 523: 

Kunst- und Handelsgärtnerei im Königreich 
Sachsen, Zahl der Betriebe 639. 

Kuntze, Ludwig Eberhard 7 2So. 

Kuntze, Gebr. 656. 


| Kuntze, L., geb. Schmidt 656. 


664 


Sachverzeichnis. 


Kupfervitriol-Specksteinmehl 470, 504. 


Lackner, Carl, Königl. Gartenbau-Direktor 504. 

Lackner, George 390. 

von Lade, Ed. 168 

Laelia anceps in Mexiko 219. 

Laelio-Cattleya x Phoebe 381. 
diana 183 

Lathyrus latifolius Lin. 502. sylvester Lin. 502. 

Laurus nobilis L. 172. regia Dougl. 173. 

Leichtlins Garten in Baden-Baden 607, 


Cattleya Arnol- 


Leipzig, botanischer Garten 644. Jubiläums- 
Gartenbau-Ausstellung 1893. 479. 

Lemoine, Victor 88. 

Levkoje, Sommer-, »Goldflockex 47.  Victoria- 


Bouquet-Sommer- 138. Winter- »Victoria« 
47, 637. Winter-Zwerg- »feurig-karmin« 637. 

Leycesteria formosa Wall. 203. 

Liegnitz, erste allgemeine Chrysanthemum - Aus- 
stellung 446, 603. 

Lilium candidum, verbändertes 416, 
-Hybride «Francis Fell« 468. 
primulinum 276. 

Lindenerkrankung 560. 

Linne 81. 

Lippel, Hermann, Stadtgärtner 536. 

Liriodendron tulipifera 242. 

Lisianthus Russellianus Hooker 80. 

Lissochilus Graefei Kränzlin 381. 

List of plants collected by Edw. Palmer 445. 

Litteratur 54, 85, 166, 197, 22I, 25I, 308, 365, 
389, 419, 445, 475, 533, 589, 645. 

Livistona Alfredi 595. Leichhardti 595. 


Grayi 364. 
Lowii 364. 


Mariae 


595. 

Loasa hispida L. 520. 

Lomaria attenuata Willd. 5ıı. hastata Kzl, 511. 

London, die Ausstellung der Königl. Gartenbau- 
Gesellschaft 519. Die internationale Garten- 
bau - Ausstellung. Von Rudolf Schück 308, 
333, 405, 516, 562, 566, 604. Die Obstschau 
in der internationalen Ausstellung 562. 

Lonicera syringantha Maxim. Von E. Wolf 564. 

Lotus peliorrhynchus Webb. Von F.Kurtz 400. 

Louis, St., die Gärtnerschule am Missouri bota- 
nischen Garten 418. 

von Lucius-Ballhausen, Staatsminister a. D. Dr. 
88. 

Luculia gratissima 382. 

Lüneburger Heide, die Zukunft des Gartenbaues 
in der. Von August Pflug 94. 

Luxus mit Blumen und Kränzen im Altertum und 
zur Zeit. Von H. Gaerdt 230. 

Lycaste Arnoldiae 183. Skinneri 183. Skinneri 
armeniaca 183. Skinneri var. Mrs. F. L. Ames 
nov. var. 193. 

Lychnis flos cuculi plenissima semperflorens Ad. 
Muss ISo, 393, 502. 

Lonicera tatarica L. var. grandibracteata Wolf, 
einige Bemerkungen. 
12. Erwiderung darauf. Von Egbert Wolf 75. 


Maclura aurantiaca 242. 

Magdeburg, Chrysanthemum-Ausstellung 629. 

Magnolia grandiflora L. var. exoniensis 172. 

Mahonia Aquifolium 242. nepalensis 203. 

Mais Cinquantino 24. Egyptian Sugar 24. 
Nancrottolo 24. Süss- 627. Zwerg- Nan- 
crottolo 637. 

Malouetia asiatica 203. 


Von Leopold Dippel | 


Manual of the Phanerogame and Pteridophytes 
of Western Texas. Von John M. Culter 420. 

Margarethennelken 47. 

Marica occidentalis Baker n. sp. 637. 

Masdevallia X Cassiope Hort. 381. Harryana 
Gravesiac Hort. 469. hybr. Courtauldiana 184. 
hybr. Geleniana 184. hybr. Measuresiana 184, 
leontoglossa 443. racemosa Lindl. Von FE. 
C. Lehmann 488. Reichenbachiana Endr, 
Von E. Regel 380. 

Massoia aromatica Becc. IIO. 

Massoy-Rinde I1o. 

Matthiola-Arten, Kreuzungsversuche T1o. 

Maulwurfsfalle 249. 

Megaclinium leucrorachis 

Rolfe 108 

Melocactus, Anzucht aus Samen 247. 

Melone »President Greig« 584. 

Melonenbaum IIo 

Melonenkaktus 247. 

Mertensia dichotoma W. 545. 
545. pectinata W. 545. 
Kth. 545. 

Meyer, Friedr. Albert, Handelsgärtner 7 

Michigan, botanisches Laboratorium 533. 

Micromeles alnifolia (S. et Z.) Koehne. 
E. Koehne 232, 

Middelburg, Hortus plantarum diaphoricarum 528. 

Milbenspinne, gesellige 560. 

Milting, Sekretär 658. 

Miltonia Roezlii alba 184. 
noir« 184. vexillaria 
vexillaria rubella 184. 

Minet, Parkwächter 88. 

Möbius, Professor 56. 

Moehl, Hofgärten-Direktor 312. 

Mohn, blausamiger 25. gewöhnlicher weiss- 


Rolfe 108. Clarkei 


longissima Kzl. 
pubescens H. B. et 


392. 


Von 


spectabilis »Diamant 
Klabochorum 184. 


samiger 25. weisser italienischer Riesen- 25. 
Mohrrübe, halblange von Chätenais 46. 
Molucella spinosa 76. 

Mondando 483. 
Monocarpaea polyandra 414. 
Monophatnus bipunctatus Klug 506. 
| Moorea irrorata 276. 
Mormodes punctatum Rolfe n. sp. 78. Rolfe- 

anum Lind. 192 
Morus nigra L. 529 
von Müller, Baron Ferdinand 23 . 

Müllerklein, B., Okonomierat 7 656. 
Müller-Thurgau, Professor Dr. 32. 

Mummel 256. 

Musa Cavendishii Paxt. 396. coccinea Aubl. 


396. discolor Hort. 397. Ensete Lindl. 397. 
paradisiaca L. 397. rosacea Jacqg. 397. sa- 
pientum L. 398. sinensis Sweet 396. superba 
Roxbg. 398. textilis N. v. E. 398. mit pur- 
purnen Blättern 244. 

Muschelgrotte bei Coblenz 5309. 

Myosotis Cintra 48. 

Myristica argentea Warb. I1o. 


Nachreifen der Äpfel 459. 

Nachtfröste, Vorherbestimmung derselben, 
H. Timm 613. 

Nachtschmetterlingsfalle 445. 

von Nagy-Bürk, Ludwig Edler 7 536. 

Nandina domestica Thbg. 173. 

Nanot, ]., Professor 392. 


Von 


Natur und Haus. 
Hesdörffer 589. 

Nelken, Guilland- 624. 

Nelke »La Neige«a 78. 

Nelle, Wilhelm, Kunstgärtner 392. 

Nelumbium speciosum W. 112. 

Nemesia strumosa Benth. 3557. 

Nerine pancratioides n. sp. 109. 

Nettlau, Herrmann, Hofgärtner 5 168. 

Nickel, Kunstgärtner 392. 

Nicotiana colossea 47. 

Niedenzu, Professor Dr. 368. 

Nieder-Schönweide, Obst- Ausstellung. 
Hoffmann 553, 573. 

Nistkästen, das Aufhängen derselben für 193. 

Nomenclaturfrage, zur 306. 


Von Ludwig Staby und Max 


Von M. 


Nymphaea alba 256. cyanea Roeb. ıı2. den- 
tatas Schum. et. Phon. 112, Totus L. 112. 
rubra Roxb. II2. zanzibariensis Casp. III. 


Behandlung der Blüten 168, 


Obstanlagen auf den Rieselfeldern bei Blanken- 


burg, 48. Obstausstellung in Nieder-Schön- 
weide 553. Obstbaumzucht, praktisches Hand- 
buch der. Von Hartwig 421. Obsternte in 


Amerika 1891. 470. Obstmärkte zu Frankfurt 
am Main 535. Obstsorten, böhmische, auf 
dem Berliner Markt 614. Obst- und Garten- 
bauschule in Wittstock 571. Obst- und Ge- 
müse-Dörre, System G. Christ 436. Obst- 
verkauf nach Gewicht 221. Obstwein, Bereitung 
ToOA, ZT. 

Odontoglossum Andersonianum pulcherrimum 
364. auriculatum Rolfen.sp. 638. cirrhosum 
Lindl. 196, 593. constriectum Lindl. var. San- 
derianum Rchb. Von F. Kränzlin 65. x Coo- 
kianum hyb. nat. 77. crispum 184. God- 
sefianum hyb. nat. 77. guttatum Rolfe n. sp. 
639. x Imschootianum hyb, nat. 78. Owe- 
nianum Rolfe n. sp. 638 Krameri album 
Hort. Pfau 140. platycheilum Weathers 364. 

Odontospermum pygmaeum Neck. 499 

Onecidium Gravesianum Rolfe 380. Phalaenopsis 
382. Rolfeanum Sander 414. sessile var. 
Roraina 184. 

Ontario-Apfel 505. 

Ophioglossum pendulum 363. 

Örchideenbuch, Steins, 390. Orchideenduft, der 
51. Orchideen, das Einsammeln der im Vater- 
lande. Von Alexander Bode 596. Orchideen, 
dies Kreuzung, der, Von’. Kittel 160 
Orchideenkulturen des Herrn R. Brandt in 
Charlottenburg 196. Orchideen-Neuheiten in 
St. Albans. Von E Bohnhof 182. Orchideen, 
das Schattieren der. Von ]J. Limburg 462. 
Orchideen, Vermehrung einiger durch Teilung 
des Rhizoms 84. Orchideen - Versandt und 
Orchideen-Schwindel. Von Gust. Eismann 343. 

Oreodaphne californica Nees 173. 

Oreopanax Sanderianum Hemsl. 380. 

Österland, Friedrich 504. 

Oxalis floribundus Lehm. 529. lasiopetala 609. 
rosea 48, Valdiviana 48. 


Packetsendungen nach den Vereinigten Staaten 
von Nordamerika 480. nach Ostafrika AIS. 

Paeonia arborea 242 

Pala Papua I1o. 


| Pitcairnia floccosa Rgl. 


Sachverzeichnis. 665 


Papaver nudicaule coccinea fl. pleno 581, 
florum fl. pl. 138, 

Papierumhüllung der Blumentöpfe 206, 

Paradiesfeige 397. 

Paranephelius uniflorus Poepp. et Endl, 428, 

Parey, Paul, Verlagsbuchhändler 336, 

Park, der, des Kommerzienrat Köhler in Alten- 
burg 4. und Weintreiberei des Geh. Kom- 
merzienrat Ed. Veit in Steglitz 528. 

Parochetia T'hunbergii 203. 

Passiflora atrococcinea 365. 

Pastinak aus Norwegen 219. 

Paulownia imperialis 241. 

Pelargonium als Winterblüher 293. 
Moncorps«, erteiltes Wertzeugnis 391. 
48. 

Pelexia olivacea Rolfe 108. 

Pentstemon gentianoides 47. 

Personalnachrichten 32, 56, 88, III, 168, 
224, 280, 312, 336, 368, 392, 423, 447, 
504, 536, 592, 615, 648, 658. 

Petsch, Gustav F 616. 

Petunia hybrida grandiflora violacea fl. pleno 581. 

Pfirsichbäume, Schutz derselben in kalten Kli- 
maten 53. 

Pfirsichkrankheit in Amerika 365. 

Pflanzenbau, praktische Beiträge zum speciellen. 
Von H. Timm 86. Pflanzen - Einfuhr über 
Hansweert 336. Pflanzenkrankheiten, Nutzen 
der Versuchsstationen für 585. Pflanzenkrank- 
heiten, über die Verschleppung derselben durch 
gärtnerische Sämereien. Von Lorenz Hiltner. 
619. Pflanzenkübel, poröse aus Cement von 
A. Lesse 388. Pflanzenleben von Werner von 
Marilaun 251. Pflanzensammler in Mada- 
gaskar 533. Pflanzenstütze, neue 471. Pflanzen- 
welt, die, und das Klima Europas seit der 
geschichtlichen Zeit. Von Hugo Koehler 476. 

Pflug, Friedrich August, Dr. 616. 

Phajus Cooksoni 184. grandifolius Lour. 
hybridus (grandifolius @ Wallichii £) 
tuberculosus 184. Wallichi ISa. 

Phalaenopsis amabilis 597. Amphitrite n. hybr. 


paeonl- 


»Lisbeth 


zonale 


387. 
364. 


364. Micholitzi 184. Sanderiana 184. Schil- 
leriana purpurea n var. I4I. 
Phlox Drummondi cuspidata nana compacta 


»Leuchtkugel« 47. hortensiaeflora »Triumph« 
138. isabellina fl. semipleno 5SI. nana com- 
pacta cinnabarina alba oculata 21>. purpureo- 
marmorata fl. semipleno 581. 

Pholidota repens Rolfe 108. 

Phyllocactus crenatus Haageanus 225. X Franzi 
Hort. germ. 225. x Pommer Eschei Hild 
225. Whrayi 225. 

Physalis peruviana 384, 472. 

Physosiphon guatemalensis Rolfe 163. 

Pilocarpus pinnatifolius 364. 

Pilzkrankheiten, die des Weinstocks 
Behandlung 470. 

Pinus Cembra 242. Pallasiana 242. 

Pirus angustifolia Ait. fl. pl. 398. 
füllter 27 

Pisang 397. 


und ihre 
rigida 242. 


Bechtels ge- 


Von L. Wittmack und 
€. E. Kirchhoff 352. 


| Pittosporum Tobira Ait. 175. 


\ 


R | 


Plantes, les, d’appartement et les plantes des 


fenetres, Von Dr. Bois 85. 


666 


Sachverzeichnis. 


Plasmodiophora brassicae 444. 

Platanus occidentalis 242. Platycerium mada- 
gascariense Bak. 32. Wallichii Hook. 32. 

Platycodon Mariesi 655. 

Platyzoma circinatum R. Br. 
Desv. 545. 

Pocken der Kartoffel 470. 

Poire Souvenir d’Edouard Vandenberghe 584. 

Polygala Chamaebuxus L. 383. 

Polygalaceen, über die Verteilung und den Ur- 
sprung der Art und Gruppen. Von R. Chodet 
421. 

Polystachya bulbophylloides Rolfe 163. 

Pomologen-Verein, Deutscher 479. 636. 

Postkarten nach der Kapkolonie 480. 

Primula chinensis »Altenburger Kind«. Von Louis 
Müller 369. floribunda 382. Forbesi 443. 
sinensis fimbriata, neuere Sorten 190. Die 
europäischen Arten der Gattung Primula. Von 
E. Widmer 657. 


dicarpum 


545. 


Protest gegen Dr. Fr. G. von Herder. Von Udo | 


Dammer 609. 
Prunus Davidiana 303. 
lusitanica L. 173. 
Pterocarya caucasica 242. 
Ptychoraphis augusta 639. 
Punica Granatum L. 202. 
Pynaert van Geert, Ed., Professor 447. 


Laurocerasus L. 173. 


Quercus imbricaria 242. 


Radieschen, halblanges, scharlachrotes 45. halb- 
langes scharlachrotes mit weissem Ende, von 
Amiens 45. langes rosenrotes 45. langes 
weisses 45. ovales goldgelbes 45. rundes 
ochsenblutfarbiges 45. Woods längstes rosen- 


rotes 45. 
Räucher - Apparat, Scherlerss Universal- 53I. 
Räuchermaschine, Weises, für Mistbeetkästen 


und niedrige Gewächshäuser ÖL. 
papier für Gewächshäuser und Kästen 196. 

Ranunculus contusifolius 277. 

Rasen, die Behandlung von frischgesäetem 163. 
unter Bäumen 447. Rasenanlage 224, 256. 

Reana luxurians 43. 

Rebenschädlinge, die. Von ]J. Moritz 166. 

von Regel, Eduard August, Geheimer Staatsrat 
225, 261, 589, 609. Brief an den Königlichen 
Hofgarten-Direktor Jühlke 435. 

Rehnelt, F., Obergärtner 656. 

Reiter, Kunst- und Handelsgärtner 56. 

Reitmayer, Johann, Hofgärtner 56. 

Renanthera Imschootiana Rolfe 108. Lowii 78. 

Reseda grandiflora, Grashoffs rote Riesen- 46, 50. 

Restrepia ecuadorensis Rolfe n. sp. 638. Muttle- 
worthii Rolfe n. sp. 638. 

Rettich, Sommer-, chinesischer roter 45. Sommer-, 
langer weisser 45. 

Reuter, Hofgärtner 88. 

Reutlingen, pomolog. Institut, Besuchszahl 389. 

Rhamnus alpina 242. 

Rheinanlagen, die zu Coblenz. 
538. 

Rheum offieinale Baillon 471. 

Rhipsalis Warmingiana K. Schum. 
Lindberg 8. 

Rhododendron, Etwas über 83. arboreum Sm. 
var. hybridum Ceres 192. racemosum 
Franchet 443. 


Von ]. Tropp 


179- 


Räucher- | 


Rieselfelder, Bericht über Versuche 23, 43, 523. 
die, von Berlin. Von H. Grandke 308. 

Riesenkiefer von Japan 14. 

Riess, Ober-Stadtgärtner 312. 

Rinz, Stadtgärtner 648. 

Robinia Neo-Mexicana Asa Gray 649. 

Rodewaldt, Professor 56. 

Rodigas, M. 536. 

Rodriguezia caloplectron Rchb. fil. Von E. Regel 
281. pubescens 276. 

Roumeguers, Casimir 7 536. 

Rosa Banksiae R. Br. 202, canina 214. canina 
L. var. Froebelii Christ. 104. Froebelii 214. 
Fortune’s Double Yellow 202. indica Jacq. 
var. semperflorens 174. laxa hort. IO4. 214. 
microphylia 202. 

Rose Laurette Messimy 109. 
139. von Jericho 472, 497. 

Rosen, 35 000, bei einer Taufe 246. 

Rosenkulturen, Fortschritte in unseren. Von 
L. von Nagy 572. die des Herrn Max Buntzel 


La Vierzonnaise 


4172. 

Rosenkohl 46. 

Rosenthal, A. C., Hof-Kunstgärtner 56. 

Rubus caesius L. var. turkestanica Rgl. 106. 
xanthocarpus Bureau et Franchet 108. 


| Runkelrübe, Erfurter Modell 43. 


Salanderbirne 615. 

Salat, Kopf-, gelber Dickkopf 46. 

Salbei, eine Sage von der 474. 

Salisburia adiantifolia 242. 

Salomon-Island-Plants, neue 109. 

Salvia splendens compacta »Ingenieur Clavenad« 
190. 

Sanssouci, die grosse Fontaine 443. 
rungen in 388. 

Sarcopodium Godseffianum 183. 

Sarracenia und Dionaea auf dem Thüringer- 
walde ııo. flava IIO purpurea IIO, 

Sattler & Bethges Kulturen in Quedlinburg 337. 

Scabiosa atropurpurea major sulphurea 2I5. 
Riesen- »Mohrenkönig« 637. 

Schattieren der Orchideen 462. 

Schenkendorfdenkmal 539. 

Schinz, Professor Dr. 368, 392. 

Schizanthus pinnatus roseus compactus 139. 

Schlauchbrücke, die Heisesche 499. 

Schmidt, J. C. 392. 616. 

Schmidt, J. C., Hoflieferant 658. 

Schmitt, Hofgärtner 312. 

Schübeler, F. C, Professor Dr. 368. 423. 

Schultz, Karl, Garteninspektor 592. 

Schumann, Karl, Professor 368. 616. 

Schwanenteich bei Coblenz 539. 

Scilla bifolia var. Whitallii Baker 108. 
600. 

Seerose, weisse 256. 

Sempervivum Thomayeri 162. 

Senecio elegans 47. 

Sharmann, Ch.H. 7 648. 


Verschöne- 


hispartita 


| Sikora, F. 533. 


Von G. A. 


Silene L., über einige Arten der Gattung. Von 
C.A.M Lindemann 421. 

Singelmann, Geh. Ober-Regierungsrat, Dr. 168. 

Sintenis 56. 

Sitte oder Unsitte? Von Joseph Klar 204. 

Skopig, Franz, Schlossgärtner 7 392. 


Sinilax aspera L. 203, 

Sommerkulturen in den Gewächshäusern in Eng- 
land. Von A. Beck 492. 

Sonnenblume, Körners Riesen- 642, 
selben als Hühnerfutter 194 

Sonntagsruhe, die, im Handelsgewerbe 410. 530, 

Sophora japonica 242. 

Sottmann, Kunstgärtner 392. 

Spanischer Pfeffer »Elephanten-Rüssel« 582. 

Spartium junceum L. 174. 

Spathoglottis Eriesoni 184. Kimballiana 184. 

Spinat, Anzucht desselben 82. 

Spindlersfeld 444. 

Spiraea ariaefolia 242. 
E. Wolf 565. 

Spongospora solani Brunch. 470. 

Sprechsaal 32, 56, 88, 112, I44, 168, 200, 224, 
256, 336, 424, 447, 504, 5060, 616, 

Sprenger, Karl 447. 

Staatsmedaillen, Bedingungen für die Verleihung 
zu Gartenbau-Ausstellungen 478. 

Stachelbeere »Triumph« 415. 

Stachys Sieboldi Miq. 244. 

Stanhopea Moliana Rolfe 415. 

Stapelia Woodi N. E. Br. 303. 

Staphylaea colchica 242. 

Statistik des Unterrichts für jüngere Gärtner 30. 

Stemona Curtisii 583. 

Steffen, Ausstellung gärtnerischer Erzeugnisse 
590. 

Stevia odorata 47. 

Stiefmütterchen auf der Chikagoer Ausstellung 
2406. 

Stiftungsfest des Vereins z. Bef. d. Gartenbaues 
367. 

Stoll, Gustav, Ökonomierat 32. 224. 

Stoll, Rud., Professor Dr. 32, 224. 

Stollfeier, zur. Von P. Rottenheusser 184, 228. 

Stralsund, die Ausstellung des Gartenbauvereins 
540. 

Strassburger, Geheimer Regierungsrat Professor 
Dr. 88 


Wert der- 


bullata Maxim. Von 


Straussfedern - Chrysanthemum, neue. Von L. 
Wittmack 313. 

Strelow, Gartenmeister 88. 

Streptocarpus Galpini 301. Wendlandi 26. 


-Hybriden, neue 190, 191. 

Succulenten, die, auf der Gartenbau-Ausstellung 
in Karlsruhe 411. 

Südamerikanische Hochgebirgspflanzen. 
W. Siber 425. 452. 

Synandrospadi vermitoxius 443. 


Von 


Täschelkraut, Nützlichkeit desselben 244. 

Tafeldekoration beim Geheimen Kommerzienrat 
G. von Bleichröder in Berlin 233. eine, aus 
Chrysanthemum-Blumen. Von Wilh. Herzberg 
551. 

Talinum roseum 610. 

Taxodium distichum 242. 

Taxus baccata L. 242, 645. 

Tecoma grandiflora Thbg. 203. 

Tectorium zu Fenstern 417. 

Teichler, Hofgärtner 88. 

Tempelhofer Baumschulen, Besichtigung durch 
die technischen Ausschüsse 569. 

Tempelplatz bei Coblenz 539. 

Terfesia 110. 


Sachverzeichnis, 


Tessmer, Parkwächter 88. 

Tetranychius socialis Koch 560. 

Theosinte 43. 

Thrinax Morrisii Wendl. 162, 

Thrips haemorrhoidalis 424. 

von Thümen, Felix 7 648. 

Thuja dolabrata 242. 

Thunia Brymeriana 184. 

Thyselton-Dyer, W. T., Direktor 312. 

Tillandsia Lorentziana Griseb. und andere argen- 
tinische Arten, Bemerkungen zu, Von F. Kurtz 
404. 

Tipula oleracea 336. 

Todaro, A., Professor Dr. 7 392. 

Tomatenkultur in Gewächshäusern 495. 

Torenia Fournieri coelistina 655. 

Torfmull in der Gärtnerei 250, 

Torfstreu in der Gärtnerei 250. 

Tradescantia Reginae 302. 

Traubenfurcht in New-York 586. 


Trauben- Tüten und Beutel als Schutz gegen 
Staub, Ungeziefer und Vögelfrass 243. 

Trichonema grandiflora 610. 

Trichopilia brevis Rolfe 415. 

Trinkhalle bei Coblenz 539. 

Trip, Julius, Sfadtgarteninspektor 224. 

Trochetia Blackburniana 76, 

Tropaeolum Lobbianum »Bismarck« Igo. majus 
nanum »Prinz Heinrich« 139. minus 46. minus 


coccineum 47. 
Trüffel, syrische IIO. die, und ihre national- 
ökonomische Bedeutung 377. 
Tulpen-Ausstellung auf Paradebeeten 277. 


Umbellularia californica 644. 

Unkraut, das, und die Mittel zu seiner Vertilgung. 
Von C. J. Eisbein 197. 

Unterrichtswesen, englisches. Von A. Beck 289. 

Urceocharis Clibrani Mast. g. n. X 501, 556. 

Uropetalum Beccazeanum 611. 


301. Ro- 
vitellina 


Vanda Arbuthnotiana Kränzlin n. 
bertsiana 183. Sanderiana 
Kränzlin n. sp. 556. 

Vaterlandsplatz bei Coblenz 539. 

Verbascum pannosum 5981. 

Verbena hybrida cinnabarina oculata 
brida stellata carminea 139 

Verbenen, neueste von ISgI 189. 

Verbrennen von alten Bäumen 504. 

Vergissmeinnicht, wohlriechendes, weisses 655. 

Veronica Anagallis L., durchwachsene 529. cu- 
pressoides R. Br. 455. Über die Blüten der. 
Von Hans Oskar Juel 421. 

Versuchsgarten auf dem Brocken 195. 

Versuchsstation, gärtnerische in der Gärtnerei 
des Herrn F. Bluth in Lichterfelde, Ergebnisse 
derselben nebst einigen Bemerkungen über 
gärtnerische Versuchsstationen überhaupt. Von 
Udo Dammer ı25. Botanische in den Kolo- 
nieen 484. Für Pflanzenkrankheiten, Nutzen 
derselben 585. 

Verzollung der mit der Post vom Auslande ein- 
gehenden zollpflichtigen Packete 536. 

Vetter, F. Hofgartendirektor SS, 648. 

Viburnum macrocephalum 173. rugosum Pers, 
173. Linus L. var. lucıdum 172. 

Victoriahaile bei Coblenz 539. 


Sp. 
182 


668 


Sachverzeichnis. 


Vietoriapark, die Epheuschlucht 70. 

Victoria regia II2. frühes Blühen 416. in 
einem kalten Behälter 531. 29 Blumen an 
einer, in Borsigs Garten 531. Zur Victoria 
regia. Von H. Gaerdt 651. 

Vieweg-Franz, Max, Oberhofgärtner 392, 526. 

Villarsia aquatica Willd. 350. 

Vincetoxicum officinale Mch. 529. 

Viola cornuta 47. declinata 363. 

Vitaceen, Bemerkungen über die. VonE Koehne 
401. 

Vitis heterophylla Thbg 203. 

Vogler, Professor Dr 88. 

Volkens, Dr. 392. 

van Volxem 7 56. 

Vriesea Barilletii x splendens I. hybrida Pom- 
mer Escheana 3II. Xinsignis. Von L. Witt- 
mack ı. obliqua Quintus. VonL. Wittmack 
201. schiefe 201. 


Wagner, Hofgarten-Inspektor 312. 

Warburg, O., Dr. 56. 

"Warming, E, Professor Dr. 56. 

Watson, Sereno 7 312. 

Weinanlage bei Berlin 221. 

Weinbau im Norden Brandenburgs 386, 

Weingesetz, das neue deutsche 640. 

Weinkultur unter Glas 563. 

Weinstock, Behandlung der Krankheiten des 587. 

Weiss, A, Obergärtner 32. 

Weisskohl, Amager 44. Amerikanischer Winter- 
44. Berthscher 44. Blankenburger früher 44 
Braunschweiger 44. St. Denis 44. empfehlens- 
werter III. Femelle 44. griechischer Centner 


44. Hartkopf 44. holländischer später 44. 
»Johannistag, früher« 44. »Johannistag grosser« 
44 niedriger Fümel 44. Schweinfurter 44. 
stumpfspitzer Casseler 44. »Vaugirard« 44. 
»Weihnachten« 44. 

Werder, Obstausstellung, Statistisches 102. 

Wertzeugnisse des Vereins zur Beförderung des 
Gartenbaues, verliehene 3I, 54, 30, 3II, 592. 

Wertzeugnisse, Geschäftsordnung bei Erteilung 
422. 

Wertzeugnisse des Vereins zur Beförderung des 
Gartenbaues, Reglement 246. 

Wilsons Versuchsgarten in Oakwood Wisley 
(England) 633. 

Winterfutterplätze für Vögel, Anlage 194. 

Wirsingkohl von Aubervilliers 45. 

Witte, H., Hortulanus 504. 

Wittmack, L., Generalsekretär 658. 

Wittstock, Obst- und Gartenbauschule 571. 

Wulle, Heinrich 32. 


Xanthoceras sorb'folia Bunge 208, 332, 416. 
Xenia Orchidacea. Von H. G. Reichenbach fil., 
fortgesetzt von F. Kränzlin 477. 


Yucca Hanburii Baker 381. 


#ahnzunge, rankende 196. 
Zea canina Watson 529 


| Zephyranthes mesochloa flavescens 611. 


Zimmermann, Hofgarten-Ingenieur 312. 
Zinnia Haageana pumila flore pleno 46, 50 
Zwiebeln, das Dörren der russischen IIO. 
Zygopetalum graminifolium Rolfe n. sp. 638. 


A 


Mitarbeiterverzeichnis, 


669 


3. Verzeichnis der Mitarbeiter und der besprochenen Autoren. 


Arndt, Fritz 308. 


Bailey, L. H. 445. 
Bartels, Murray 136. 
Baur, Carl 145, 355. 
Beck, A. 289, 492. 
Begas, F. W. 560. 
Beissner, L. 33, 607 
Benecke, Franz 533. 
Bergmann, Ernest 421. 
Berlet 241. 

Bertram, M. 419. 
Biemüller, J., 143 


Bode, Alexander 28, 85, 176, 596. 


Bohnhof, E. 182 

Bois, D. 85. 

Bolle, Carl 70, 170, 202, 226. 
Brandt, R. 603. 

Brauer, H. 560. 

Braune, E. 30. 

Brettschneider F., 649. 
Büsgen, M. 198. 

Bussler, F. 219, 220. 
Buysmann, M. 471, 504, 528. 


Chodet, R., 421. 
Conwentz, H. 645. 
Crass, Ed. 123. 
Culter, John M. 420. 


Dammer, Udo 125, 257, 609. 
Dieck 214. 

Dippel, Leopold ı2. 

Donat, Ulrich 59. 

Dressler 472. 

Durst, E. 78, 616. 


Eisbein, C. J. 197. 
Eismann, Gust. 343. 
Engler, A, 484. 


Flechtner, Joh. 510, 542. 
Flemmich, J. Karl 477. 
Fröbel, Otto 104. 

Funk, J. 165. 


Gaerdt, H. 230, 369, 585, 651. 
Galloway, B. T. 420. 

George, U. H. 269. 

Gireoud, H. 246. , 

Goeschke, Franz 537. 


Graebener 585. 
Grandke, H 308. 


Haage, Ferdinand 80, 110. 
Haeckel, H. 164, 386. 
Hallier, Ernst 54. 

Hampel, W 568. 

Hartwig 421. 

Hausburg, 643. 

Hayn, E. 215, 246. 
Heinemann, F. C. 197. 
Herzberg, Wilh. 551. 
Hesdörffer, Max 589. 
Hientzsch, Rulemann 389. 
Hildebrandt, Karl 304. 
Hiltner, Lorenz 619. 
Hoffmann, M. 335, 365, 553, 573- 


Janicki, A. 408. 

Jörns 23, 43, 84. 

Jonesco, Dimitri 646. 

Juel, Hans Oskar 221, 421. 
Jurass, Paul 532. 


| Kerner von Marilaun 251. 


Keyssner 16 
Kirchhoff, €. E. 352. 


|MRüttel, @351,,.160,,395, 0472. 


Klar, Joseph 23, 43, III, 204. 
Kleemann, A. 293. 

Koehler, Hugo I14, 37I, 470. 
Koehne E. 282, 307, 400. 
Körner, FE. W. 643. 

Kränzlin, F. 65, 477. 

Kühn, B. L. 614, 

Kulisch, F. 211, 285, 459. 
Kurtz. F. 400, 404. 


Lange, Ch. 389. 

Ledien, FE. 617. 
Lehmann, F. C. 488. 
Limburg, J. 462. 
Lindberg, G. A. S. 
Lindmann, C. A. M. a21. 
Lutzenberger, A. 257. 


Marschner 614. 
Mathieu, Karl 
504, 505. 

Mayr, Heinrich 33. 
Medicus, Wilhelm 365. 


308, 


156, 218, 244, 


421, 


474. 


a 


670 


Mitarbeiterverzeichnis, 


Möbius, M. 533. 

Mönkemeyer, W. 561. 

Moritz, ]. 166. 

von Müller, Ferdinand, Baron 595. 
Müller, Karl 315, 647. 

Müller, Louis 369. 


von Nagy, L. 347, 572, 627. 
Nicholson, G. 533. 


Palmer, Edw. 443. 

von St. Paul-Illaire 341, 449, 502. 
Pax, Ferdinand 149. 

Perring, W. 57. 

Pflug, August 94. 


Radl, Fl. 186, 

Regel, E. 89, 106, 281, 433. 

Rehnelt, F. 383. 

Reichenbach fil, Heinrich Gustav 477. 
Reid, E. Geo 611. 

Reuthe, G. 78. 

Ronicke, F. 249. 

Rosenkränzer, A. 159. 

Rottenheusser, P. 184, 228. 


Schäff, Ernst 166. 

Schiffner, V. 198. 

Schilling von Canstatt, Freiherr 254. 
Schmidt, J. €. 527, 557. 

Schorsch, Karl 198. 


Schück, Rudolph 308, 333, 405, 516, 566, 604. | 


633. 


Schütze 16. 

Schulz, Friedrich 512. 

Schumann, K. 481, 646 
Schwarzburg, Alb. 196, 415, 417. 
Siber, W. 350, 425, 452 
Sonntag, Cl. 430, 464. 

Späth, L. 33, 113, 174, 337. 
Spiecker, Bernhard 447. 


| Sprenger, Karl 64, 247, 303, 497, 631. 


Staby, Ludwig 589. 
Stein 390. - 
Strauwald, Bruno 444. 


Taubert 198, 251. 

de Terra, Robert 198, 589, 
Thüer, L. 602. 

Timm, H. 86, 613. 

Tropp, J. 538. 
Tsehaplowitz, F. 647. 


Wagner, P. 475 

Weidlich, H. 178. 

Weimar, Wilhelm 90. 

Weise, Ernst 611. 

Welcker, Hermann 506. 

Wissenbach, C. 416. 

Witte, H. 359. 

Wittmack, 1%. 1, 57, 145, 180, 20142089237, 
245, 269, 275, 313, 330, 352, 365, 393, 593, 
604, 649. 

Wittrock, Veit Brecher 22I, 315. 

Wohler, G. 81. 

Wolf, E. 75, 564, 565. 


Berichtigungen. 


Tafel 1382. 
Tafel 1384. 


Die Unterschrift von Fig. 


2 muss lauten W. Richter nicht R. Richter, 


Die Unterschrift muss lautea Heuchera sanguinea, nicht Heughera. 


Druck von Gebr. Unger in Berlin, Schönebsergeistr. 17a. 


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