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Full text of "Gellerts dichtungen"

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NUNC  COGNOSCO  EX  PARTE 


TRENT  UNIVERSITY 
LIBRARY 


h.iindemann' 

BUCHHANDLUNG 

HANNOVER 

SCHILURSTHASSE  3t 


©ellertS  Sichtungen. 


Weyers  Klaffiker-flusgaben 

herausgegeben  oon  Prof.  Dr.  Ernff  Elfter. 


Digitized  by  the  Internet  Archive 
in  2019  with  funding  from 
Kahle/Austin  Foundation 


https://archive.org/details/gellertsdichtungOOOOgell 


Oküerts  Bujjtungm. 


£>erau§gegefien 

uon 


gl.  gttffttlUru#. 


ßritifd)  burdjgejefjeue  unb  erläuterte  2tu§gobe. 


leip^ig  unb  25»ien. 
SBtBltogrcipIjifdjeS  3  it  fl  1 1  u  t. 


PT  VSÄVVWl 


!HUe  SHcdite  com  S3«teßer  torbetjalteu. 


Unnml  ks  § crmt00ekr5. 


üorltegenbe  SluSgabe  ber  Sichtungen  ©eKertS,  bie 
nach  bem  für  bie  3Jfeperfd;e  ^lafflfer = S3ibliot^ef  feflgefefc* 
ten  glatte  bearbeitet  worben  ift,  beabfidjtigt  weitem  £ren 
fen  bie  Söerfe  eines  0>id)terS  zugänglich  §u  machen,  ber 
mehrere  ÜUienfdjenalter  tjinburd;  ein  Siebling  beS  beut= 
fdjen  SSolfeS  gewefen  ift  unb  and;  heute  nod^  nerbient,  als 
beleljrenber  unb  unterhaltenber  greunb  Ijodjgeadjtet  ju 
werben.  OaS  Hauptgewicht  ber  2luSgabe  ruljt  natur= 
gemäfs  auf  ben  „gabeln  unb  ©rjählungen",  bie,  foweit 
fte  nicht  ber  Oidjter  felbft  auSgemerjt  hat,  nollftänbig  jur 
Slufnaljme  gelangen,  wogegen  bie  „iDtoralifchen  ©ebidjte" 
unb  bie  „©eiftlidjen  Oben  unb  Sieber"  nur  in  einer 
SluSwaljl  nertreten  finb.  Oie  bramatifchen  Sichtungen 
©eüerts  fönnen  auf  ein  anbreS  als  £)iftorifd)eS  gntereffe 
feinen  Slnfprud)  erheben  unb  mußten  beSljalb  übergangen 
werben.  Safs  im  Slnljange  bie  auf  (Erziehung  unb  Unter* 
rieht  bezüglichen  Kapitel  ber  ,/Htoralif d;en  SBorlefungen" 
unb  bie  „Sehren  eines  33aterS"  :c.  beigegeben  finb,  ift 
ein  SluSbritcf  ber  Hoffnung  unb  beS  SßunfdjeS,  es  möge 
gerabe  in  ©djul*  unb  Sehrerfreifen  baS  Slnbenfen  beS 
9JtanneS,  ber  einft  ein  Praeceptor  Germaniae  ljiej3, 
wadj  erhalten,  ber  in  feinen  Dichtungen  niebergelegte 

©eitert.  I 

67947 


VI 


S!onvort  beS  §erau8geber3. 


©cf)ah  von  fittigenben  ©ebanfen  für  bie  (Schularbeit  immer 
fruchtbarer  gemacht  werben. 

©er  ©ept  folgt  ber  oom  ©ichter  felbft  gutn  STeil  noch 
burchgefehenen  ©efamtauägabe  non  1769  ff.,  nur  Ortho= 
graphie  unb  ^nterpunftion  finb  nach  heutigem  ©ebraudje 
geregelt. 

2llg  eine  wertooHe  Beigabe  ber  SluSgabe  rnirb  ba§ 
Porträt  be3  ©ichterä  unb  bie  ^abhtnlbung  feiner  &anb-- 
fdhrift  begrübt  werben.  23eibe  »erbanfe  ich  ber  $ürforge 
ber  9tebaftion  biefer  Sammlung,  ©er  £upferftich,  non 
©.  ^rauffeä  Hünftlerhanb  herrüljrenb,  ift  eine  nach  bem 
Original  hergeftellte  genaue  üllachbitbung  beS  auf  ber 
ßeipgiger  Unioerfität^Sibliothef  befinblicljen  berühmten 
©rafffdjen  ©tgemälbeä.  ®ie  Vorlage  gu  bem  gaffimile 
ift  ber  wertoollen  Sammlung  be§  «gerat  ©.  Heftner  in 
©reäben  entnommen,  ber  mit  banfenäwertefter  ©efäUig= 
feit  eine  2tu§waf)l  feiner  gasreichen  «ganbfchriften  ©el= 
terts  gur  Sßeroielfältigung  barbot. 

«germannftabt,  im  Oftober  1891. 


Dr.  Jl.  ^thnircrttö. 


(Mrctrt  gckit  mib  ^txlxt 


Cfjriftian  gürdjtegott  ©eßert  warb  a[g  ber  ©ofjrt  eineg  eoangelifdjen 
ißfarrerg  am  4.  3uli  1715  in  jQainicfjen,  einer  fleinen  ©tabt  beg 
fäc^fifd^en  ©rjgebirgeg,  geboren,  ©ein  33ater,  ber  jmeite  ißrebiger  beg 
Drteg,  trug  i£)it  al§  fünften  ©ofjn  felbft  in  bie  Saufmatritel  ber  Jtirctjen= 
genteinbe  ein  unb  fügte  5«  ber  Angabe  ber  ©eburt  unb  ber  Saufe,  am 
8. 3;uli,  ben  frommen  Sßunfcfj  f)inp:  ,,2ld)  £err!  (jöre  mein  ©ebet  audj 
für  biefeit  ©otjn."  $n  ernftem,  retigiöfem  ©eifte,  mie  ifjn  bieg  ©ebet 
beg  33aterg  befunbet,  ift  ber  Sidjter  auferpgen  roorben  unb  in  feinem 
33anne  j)at  er  jeit  feineg  Sebeng  geftanben.  Sod;  tjatte  rooljt  im  §aufe 
ber  reiche  Äinberfegen  unb  ein  geioiffer  poetifdjer  gantilienpg  ben  ftnr- 
ren,  faft  roettftüdjtigen  ©inn,  ber  fonft  bie  fädjfifdje  ©eifttidjfeit  fenn= 
jeidjnete,  burdjbrodjen:  ber  SSater  pflangte  finnig  im  ©eburtgjatjre 
gürdjtegottg  Sinbenbäume,  bamit  fie  mit  bem  ©offne  um  bie  SBette 
roüdjfen  —  fjunbert  !yaljre  fpäter  Ijat  ber  eine  nod)  geftanben  —  unb 
in  früher  3ugeni>  fd^ort  gab  ©eßert  ben  14  ©tü|en  beg  baufäßigen 
ißfarrfjaufeg  Seben  unb  uerglid)  fie  mit  ben  14  $inöern  unb  üinbeg= 
finbern,  bie  pm  ©eburtgtage  bem  geliebten  Sßater  unb  ©rojpater  ifjre 
©lüdroünfdje  barbradjten. 

2ßit  13  ^a^ren  tarn  ©eßert  auf  bie  gürftenfclple  gu  ©t.  Slfra  in 
SJteifjen,  13  $af)re  früher  atg  Seffing.  Sie  fädjfifcfien  gürftenftfjulen 
genoffen  nod;  ben  Stuf,  ipocfiburgen  beg  ^untanigmug  31t  fein.  Sag 
flaffifdfe  SUtertum  roar  ber  freitid)  nidjt  afigutief  bearbeitete  33oben, 
aug  bem  ben  Zöglingen  geiftige  Stafirung  für  itjr  ganjeg  Seben  er- 
roatfjfen  foßtei  SocI)  Ratten  audj  ffier  fefjon  neue  Strömungen  ©inlajj 
geforbert  unb  gefunben.  ©ine  ©dpteroerbinbung  ^mar,  pr  pflege  ber 
beutfdjen  ©pradfe,  mar  einige  ^af;rjetjnte  oor  ©eßertg  ©intritt  auf= 
geiöft  roorben,  aber  eben  bamaig  roarb  ber  neue  Sejjrpian,  ber  aud;  beut: 
fd;en  ©prad):  unb  ©efdjidjtgunterridjt  forberte,  eingefüfjrt.  2ludj  bie 
fyabetn  beg  1699  geworbenen  geteerten  Sleftorg  ber  ©dple,  3.  ©ottfr. 
©eitert.  1  I 


©ettert?  Ee&eit  unb  Werfe. 


3la&erter,  roaren  geroifj  nocfj  bet  Seh rem  unb  ©djütern  befamtt  unb  be= 
liebt  unb  lenften  ben  Vüd  auf  baS  ©ebiet  ber  beutfdjen  Sichtung,  uor 
bern  fonft  ein  gelehrt --flaffifd)  gebilbeteS  ©emüt  noch  ein  wahrhaftes 
©raufen  empfanb. 

©eifert  mar  ein  munterer  ^unge,  bem  baS  flöfterlidje  Sehen,  bie 
grüfiroaftfjung  am  Vrunnentroge,  bie  ftramme  3udjt,  welche  feit  fürs 
gern  nur  bie  Stute  weggefteßt  hatte,  nichts  »on  ber  guten  Saune  weg= 
nahm.  @r  brachte  periodos  simplices  unb  compositas,  adversativas 
unb  concessivas  in  Verfe,  hielt  su  §aufe  um  ein  ßteibungSftüd  in 
fomifcher  Äanäleifpradie  an,  bie  er  fich  in  früheren  Halmen  burch  Slb- 
fcbreibeit  non  Sitten,  Äaufoerträgen  u.  f.  ro.  angeeignet  hatte;  er  roagte 
eS  mutig,  einem  früh  gefiorbenen  ißatenfinbe  bie  ©rabrebe  ju  halten, 
obroobl  ifjm  nur  ein  halber  Sag  jur  Vorbereitung  gewährt  mar  —  frei= 
lieh  nicht  oljne  feierlichst  fteden  5U  bleiben.  Sen  alten  ©djriftfteHern, 
bie  iljm  burch  bie  langweilig  =  trodene  ©rflärung  ber  Sehrer  oerbriefü 
lieh  mürben,  lehrte  er  ben  Süden  unb  roanbte  fich  üu  Vereine  mit  ben 
greunben  ©ärtner  unbDiabener  begeiftert  ber  mobernen  beutfdjenißoe= 
fte  p.  Seutirch  unb  ©ünther  roaren  feine  Vorbilber.  Vor  allem  ber 
lefjtere,  ein  gottbegnabeter  Sichter,  bem  nach  ©oett)e§  fchönem  SBorte 
im  jügellofen  Unmaße  Seben  unb  Sichten  serronnen  mar,  machte  auS 
feinem  ©eifte  „einen  feuerfpeienbeit  Sttna,  ber  alle  um  fiel;  h«umlie= 
genbett  gefunben  ©egenben  oerljeerte  unb  bie  in  feiner  ©eele  auffeü 
mettben  ipflanjen  oott  Vernunft  in  Slfclje  oermanbelte".  gn  biefem 
Vilbe  wenigftenS  jeidjnet  in  fpäteren  fahren  ber  tränte  Sichter  — 
mit  fidjtlidjem  Vefjagen  an  feiner  einftigen  ^ugenbtraft  unb  eignen 
©efunbheit  —  ben  beraufdjenben  ©inbrud  ©üntEjerS  auf  U;n.  Sod; 
ein  Saufdj,  bem  bie  ©rniid)terung  halb  folgte!  Sie  bichterifdjen  Ver* 
fudje  biefer  geit  oerbrannte  er  fpäter  —  nur  jroei  anmutige  VerS* 
Seiten  haben  fid)  burdj  müitbliche  Überlieferung  erhalten  —  unb  ©ün* 
ther  hat  er  in  ben  Saljren  feines  „gereinigten  ©efdjmadeS  nie  offne  ©fei 
m  bie  ßänbe  nehmen  tönnen". 

1734  bejog  ©ellert  bie  Unioerfität  Seipjig.  Sie  ©tubienjaljre  — 
er  hatte  bie  Sheologie  als  £auptftubium  gewählt  —  finb  bie  ftillften 
feines  füllen  SebcnS  gemefen.  Unter  ben  UnioerfitätSlehrern  mar 
feiner,  ber  einen  irgenbroie  bebeutenben  ©influfj  auf  ihn  gewonnen 
hätte.  ©ottfdjcbS  Vorlefungen  ermähnt  er  in  einem  furjen  SebeuS= 
beridjt  aus  ben  fünfziger  fahren  nicht.  Sach  Veenbigung  ber  Unioer= 
fitätsftubien  übernahm  er  bie  §auSlehrerftelle  bei  einem  fperrn  oon 
Süttidjau,  bann  bereitete  er  baEjeint  einen  Vruber  unb  einen  ©d)wefter= 
fohn  jur  llnioerfität  oor.  ©S  waren  pfriebene  Sage,  ba  er  abenbS  bei 

2 


©tubieufatjre.  Sitterarifdje  Slnfänge. 


S3rot  uttb  einem  ©laS  SJteijjener  SBein  Shmänen  ber  Sanlbarfeit  bem 
gütigen  ©efdjicfe  oergofj.  Sen  Seruf  eines  ©eifilidjen  batte  er  bamalS 
noch  nicht  aus  ben2lugen  getaffen.  ©r  prebigteoft,  unb  ©ramererjäljlt1 * 3, 
ba§  er  ein  gern  gehörter  Sanjetrebner  geroefen  fei;  bie  roenigeti  auf= 
beraahrtenSrebigtproöen  auS  biefer^eit  betätigen  bieS  Urteil.  ©r  pre= 
bigte,  mie  baS  junge  Theologen  gerne  thun,  apologetffch.  Sie  religiös 
jen  Sroeifet,  roeldje  fid;  in  ihm  burdfj  philofophifdje  unb  anbre  gelehrte 
©tubien  geregt,  fefct  er  ohne  meitereS  audj  bei  feinen  Zuhörern  oorauS. 
©r  ftellt  in  großen  3ügen  3teIigiofität  unb  ftumpfeS  Saljinleben  gegen-- 
über,  ebenfo  ungläubigen  gmeifel  unb  djriftlidjen  @d)riftg(auöen.  ©r 
roarnt  oor  falfchent  Vertrauen  auf  bie  eigne  Slrbeit,  als  ob  fie  ber  gött= 
liehen  £ilfe  entbehren  fönne.  2lltteftameniliche  Silber,  rafd;  fliejje'nbe, 
turj  jugefpi^te  ©ä|e  geben  biefert  Serfudjett  $raft  unb  Sebenbigleit. 
Soch  haben  oonfrüh  an  eine  geroiffe ©Nüchternheit,  eine  fchroadjeSruft 
unb  ein  unsuoerläffigeS  ©ebädjtniS  ihm  bie  fprebigerlaufbaljn  als  m- 
itig  jufagenb  erfcheinen  (affen. 

1741  fehlte  er,  feinen  ©chroefterfoljn  begleitenb,  nach  Seipjig  ju- 
riief  unb  mürbe  nun  in  bie  litterarifchen  Strömungen  ber  ©eifteSfjaupt: 
ftabt  Ijineingejogen.  gunädjft  arbeitete  er  im  ©ottfchebfdjen  Sann-- 
freife.  ©r  roarb  ©elegenheitSbichter.  ©in  ^ochjeitgebicht  („an  §errn 
3. 21.  ©ramer")  ift  in  bie  gefammeltenSchriften  aufgenommen  roorbeit. 
©benfo  eine  Sotenflage  („2luf  £errn  SBidenS  Sob").  ©in  anbereS 
§ochjeitgebicht  überarbeitete  er  p  einer  feiner  Schäfer  ^ßrjählungen 
(„SamötaS  unb  (ßhoßiS");  bie  meiften  hat  er  ber  oerbienten  Sernich* 
tung  preisgegeben.  @S  mar  eine  unS  je£t  nicht  mehr  oerftänblidje,  beS 
SichterS  unroiirbige  2tuSbeutung  feines  poetifchen  SalenteS.  $(agt 
er  hoch  felbft  1742  in  einem  Sriefe  an  ©ottfdjeb:  „^eff  habe  fchon  fo 
oielmal  bei  ber  Sahre  flagen  müffen,  bafs  ich,  ohne  mich  auSjufdjreiben, 
oft  nicht  roeifj,  roaS  ich  fagen  foll."  SamalS  hanbelte  eS  fidj  um  bie 
Sröftung  eines  leibtragenben  §errn  SeutnantS. 

inmitten  folch  geiftlofer  §anbroerlerarbeit  ermachte  in  ihm  bie 
Suft  ju  freierer,  nicht  an  3eit  unb  ©elegenljeit  unb  Seftellung  gebun* 
bener  Sidjtung.  ©r  mürbe  ein  fleißiger  ibtitarbeiter  ber  feit  1741  00m 
©ottfdjebjünger  ©chroabe  herattSgegebeneu  „Seluftigungen  beS  Ser- 
ftanbeS  unb  beS  SBitjeS".  £ier  erfchienen  juerft  bie  beibeit  ©djäfer* 
fpiele:  „SaS  Sanb"  unb  „©ploia",  hier  and;  eine  3ieif)e  oon  fabeln 


1  3«  feinem  warmen  unb  bie  menfcfjiii^e  Sebeutnng  beä  SidjterS  feinfinnig 
jeidfnenben  £eben§6ilbe  ®eüert3  (aI3  10.  SBanb  ber  gefammeiteu  ©Triften  ®el= 

iert§),  meinem  audj  norliegettbe  SDarfteiinug  bie  meiften  Mitteilungen  aus  ber 
gugenbjeit  be3  SidjterS  5«  »erbauten  ijnt. 

3 


I* 


(Seüertä  £e&en  uitb  ffievfe. 


uttb  ©rjä^ungett,  »on  benen  er  nur  einen  geringen  Seit  (fünf)  um* 
gearbeitet  in  bie  beiben  erften  Bücher  feiner  gabeln  unb  (Stählungen 
fpüter  aufnabm.  ©er  größere  ©eil  bilbet,  ebenfalls  umgearbeitet,  ben 
Jtern  beg  britten  Budjeg.  ©eifert  tjat  fpäter  in  ben  „Beurteilungen  eini* 
ger  gabeln  aus  ben  Belüftigungen"  einige  berfelben  einer  peinlichen 
unb  oft  fleinlichen  Uritif  unterzogen. 

©eifert  mar  1742  SBtagifter  geroorben;  jroei  gafjre  fpäter  erraarb 
er  fid)  burcb  eine  „2lbf)anblung  über  bie  gabelbicbtung"  »on  ben 
älteften  feiten  bis  auf  Jgageborn  bag  Stecht,  öffentliche  Borlefungen 
ju  batten,  (Sr  laS  über  ipoefie  unb  Berebfamfeit.  Sugleicb  fetjte  er 
ben  iprioatunterricbt,  ben  er  jungen  2lbligeit  im  beutfcben  Stile  erteilt 
batte,  fort.  ©a§  biett  ibtt  in  fteter  Berbinbung  mit  ben  ©tubierenben. 
2ln  einzelne  tnüpfte  if;n  enge  greunbfcbaft.  §atte  g.  Gs.  ©d&legel,  eine 
fraftoolle,  trobige  unb  bocf;  gemütStiefe  Statur,  ihn  zu  IjeUer  Begeü 
fterung  bingeriffen,  fo  fcblofj  er  fich  nun  bem  Äreife  beg  jüngeren 
21.  (Schlegel  an.  ©ärtner,  Babener  roaren  barin  bie  älteren,  bie  füb= 
renbeu  §äupter,  ©ifefe,  2lbolf  ©Riegel,  2lrnolb  ©djmib,  (Sbert,  Qa-- 
chariä,  $.  ©br.  Schmibt ,  Älopftod  ber  jüngere  Stacfjmucbg.  (Sg  mar 
ber  $reiS  ber  fo  genannten  Bremer  Beiträger,  ©ie  altern  unter  ihnen 
mären  2J?itarbeiter  an  ©djmabeg  „Belüftigungen"  geroefcn,  batten  fich 
aber  1744  oon  ihnen  toSgefagt  unb  eine  neue  Seitfdjrift,  bie  in  Bre.- 
men  erfcf;einenben  „Steuen  Beiträge  zum  Vergnügen  beg  Berftanbeg 
unb  SQßiheS",  gegrünbet.  ©ie  münfcl;ten  Bermeibung  beg  bäfjticben 
terarifcfjen  ©treiteg,  ber  fich  in  ben  „Belüftigungen"  allzu  breit  her* 
oorbrängte,  foroie  fchärfere  Äritit  ber  aufzunebmenben  Beiträge,  af§ 
fie  bort  geübt  mürbe,  gbrer  neugegriinbeten  Seitfdjrift  glaubten  fie 
burcb  gemeinfame  Befpredjung  unb  Berbefferung  ber  einzelnen  Bei: 
träge  unb  burcb  Bbftimmung  über  beren  2lufnabme  einen  böberen  unb 
fiel;  gleich  bleibenben  Sßert  oerleiben  zu  tonnen,  ©och  erbeben  fiel;  ihre 
biebterifeben  (Srjeugniffe  nicht  über  bie  beg  ©ottfebebfeben  Greifes,  ©er 
2Jtut,  ben  bie  Beiträger  in  ihrer  Sogfagung  oom  gefürchteten  Sitte* 
raturbaupte  bemiefen,  mar  Ujre  bebeutenbfte  Seiftung.  Ser  einzige 
Beitrag,  ber  riefengrofj  über  bag  SDtittelmafj  feiner  Umgebung  beroor* 
ragte,  bie  brei  erften  ©efänge  »on  ßlopftocfg  „SOteffiag",  mürbe  oom 
©icfjterlreig  felbft  atg  eine  2lugnabme  angeftaunt,  aber  nicht  nach* 
geahmt. 

©eifert  ftanb  als  ber  an  gabren  ältere,  als  ber  ruhigere,  be* 
fonnenere  bem  jungen  Bolle  gegenüber.  Subern  zeigten  fiel;  fdfjon  jefst 
bie  2lnfänge  eineg  fpäter  in  immer  fteigenbem  SJtajje  auftretenben  £ei= 
beug,  ©ie  ©bavatterzeiebnung  ber  „kleinen  gamilie  »on  greunbeu", 

4 


$er  Seipjiger  greunbeälrei?. 


bie  in  bem  non  Sranter,  Ebert,  ©ifefe  fjerauSgegebenett  „Jüngling" 
(1747 — 48)  erfcfjien,  führt  i§n  als  „3Jtentor"  ein.  ©ie  geht  oon  feiner 
$ränfHd)feit  aus  unb  rühmt  bann  feine  herrliche  ©emütSart,  bie  ii)n 
im  greunbeSumgang  auf  ©tunben  ©d^merj  unb  VetrübniS  oergeffen 
täfjt.  ©ann  fdjitbert  fie  anfcfjaulich,  leife  an  ein  ©eltertfcheS  Suftfpiet 
anfpietenb  unb  ihn  als  ^unggefeHen  ber  „Vetfctjroefter"  gegenüber* 
fteßenb,  feinen  ©ageStauf:  „Er  hat  fich  in  alten  feinen  Verrichtungen 
ober  tteinen  Vergnügungen  311  einer  fo  ftrengen  Drbnung  gewöhnt, 
bafj  er  unter  feinen  Velannten  beSroegen  recht  berühmt  ift.  Er  hat 
feine  geioiffe  ©tunbe,  roo  er  aufftefjt  unb  Äaffee  trintt,  feine  befonbere 
geit,  100  er  ©abal  raucht,  unb  auch  fein  beftimmteS  SDtafi,  mie  oiet  er 
raucht.  Sefen,  Schreiben,  SBein*  unb  SBaffertrinten,  Vefuchen,  ©pajie* 
rengetjen,  aUe§  hat  bei  ihm  feine  eigne  ©tunbe,  unb  er  thut  faft  nichts 
einmat  anberS,  als  baS  anbre  ÜDtat.  Er  mag  fo  fefjr  befclfäftigt  fein, 
roie  er  will,  baS  roirb  ihn  nicht  bewegen,  eine  eittgige  halbe  ©tunbe 
länger  3U  arbeiten,  atS  er  fiel)  oorgefefjt  hat.  2ltSbann  tteibet  er  fid) 
an  unb  gefjt  fpajieren  ober  befugt  feine  greunbe. 1  3U^  feines 
VefudfjS  ift  man  nirgenbS  oor  ihm  fidler,  ©ettn  ba  ihm  feine  ©efunb* 
heit  baS  ©efef;  aufertegt  tjat,  nicht  lange  an  einem  Orte  3U  bteibeu, 
fo  öefudfjt  er  atte  feine  greunbe  innerhalb  einiger  ©tunben.  SBenn  er 
unS  nicht  3U  ipaufe  antrifft,  fo  oerfotgt  er  unS  fosufagen  oon  einem 
£aufe  in  baS  anbre,  bis  er  unS  finbet.  Er  überfchleidfjtunS  mit  feinen 
Umarmungen,  roo  roir  eS  oft  am  roenigften  oermuten,  unb  er  oertiert 
fich  roieber,  fobatb  ber  feiger  gefchtagen  hat.  SBenn  roir  befchäftigt 
f'tnb,  fo  fteht  er  bei  unS  unb  fieht  unS  31t,  ober  fietjt  unfre  Vüdjer  burch, 
bis  feine  geit  um  ift-  2ßer  roottte  aber  feine  ©efcfjäfte  fo  liebhaben, 
bafs  er  fie  nicht  gern  beifeite  legte,  um  fich  mit  ihm  3U  unterhatten  ober 
ihn  ansufefjen?  ©enn  man  mufs  roiffen,  baff  er  fo  roenig  rebet,  bah  oft 
fein  ganser  Vefuch  hauptfachtict)  nur  barinnen  befteljet,  bafj  er  unS  an* 
fieht _  ...  ©ein  ©chera  ift  oft  nichts  roeiter  atS  ein  Säcfjetn  ober¬ 

em  roifcigeS  Äopffdffütteln,  roenn  ich  wich  fo  auSbrücten  barf.  SCBettn 
eS  ihm  gefällt,  biefeS  ©tittfchroeigen  31t  unterbrechen  unb  fich  burch 
anbre  Reichen  auSjubrücfen,  als  burch  iKienen,  fo  ift  unS  biefeS  um  fo 
riet  angenehmer,  je  unerwarteter  eS  ift.  ©arnit  fich  meine  Sefer  in* 


1  SBgt.  „Sie  Setfdproefter",  1, 1.  Sorten,  ©egen  adit  Uf;r  fietjt  fie  auf.  Unb 
fobatb  fie  ben  $ujj  in  ben  5ßantoffet  fefct,  fo  fängt  fie  and;  an  ju  fingen.... 
. . .  Unb  fobatb  e§  neune  fdftägt,  fo  fjört  fie  auf  ju  fingen,  tucmt  e§  auch  mitten 
in  bem  SSerfe  eines  Siebes  märe.  —  gerbinanb.  fflarum  beim  baS?  Sor* 
eben.  @3  ift  ihre  Drbnung  fo.  Sie  mitt  ftunbemoeife,  unb  nid;t  anberS,  fingen 
unb  beten.  Sobatb  eS  neune  feblägt,  fo  tauft  fie,  ioaS  fie  taitn,  bannt  fte,  etie 
eS  gaitj  auSfdjtägt,  fd^on  an  ihrem  ©ebettifd;e  fi(;t. 

6 


Settert?  SeBen  unb  SBerfe. 


beffen  ooit  feiner  füllen  ©efeüfdjaft  feinen  unredjten  begriff  machen, 
fo  mufs  idj  ihnen  fagen,  baff  er  fidfj  auch  suroeilen  in  augfü^rlic^ere  @e? 
fprädje  einläfd,  infonberbeit  trenn  man  bei  üjm  allein  ift." 1  ©elegent? 
lieb  freilich  flotten  fte  itjn  einen  „alten  Dfieiin",  ber  „nadigerabe  fin- 
bifdj"  merbe. 

gitr  ©eifert  mar  biefer  $reiS  jüngerer  ©enoffen  in  jeber  S3e? 
äiefnmg  anregenb  unb  befrudjtenb.  ©S  mar,  atS  fiätte  er  je^t  erft  bie 
Scbafsgrube  feiner  eignen  poetifdjen  Segabung  erfannt.  gn  rafdjer 
golge,  1743 — 46,  erfdjienen  feine  SBerfe.  ©S  maren  gabre  fröhlichen 
SdjaffettS  in  »oder,  fprubelnber  ©eifteSfraft.  9Bie  Sicbtblide  oor  ber 
entfagenben  unb  oerjagenben  Stimmung  ber  fpäteren  gabre  gemab? 
tten  unS  Briefe  biefer  geit,  ba  er,  getragen  oom  23eifaH,  ben  feine 
SBerfe  gefuttben,  übermütig  an  einen  SreSbener  greunb  fc^reibt:  „Sin 
red;ter  beutfcfjer  2lutor  mufs  feine  Öfter?  ober  3Jfid;aeIiSmeffe  oorbei? 
gef;n  taffen,  ohne  etmaS  ^erau§3tigeben,  menn  eS  auch  nur  ein  fRontan? 
c|en  ober  ein  itberfejjter  ffatedjiSmuS  fei."  Ober  menn  er  fdjilbert,  mie 
er  bei  ©efegenljeit  eines  93efud)eS  auf  beut  genfter  fauber  eingebunbetx 
eines  feiner  SBücfjer  fab:  „gd;  fann  gbnen  nicht  fagen,  roaS  idj  ba 
empfinbe,  aber  baS  roeifj  ich,  bafs  id;  aisbann  nidjt  ju  halten  bin.  gd; 
eile  nadj  §auS  unb  nehme  bie  geber  in  bie  §anb  unb  fdjreibe,  maS  ich 
fdjreiben  fann,  unb  ftelle  mir  febon  einen  neuen  Drt  oor,  mo  id;  mid; 
mieber  finben  roerbe,  menn  eS  auch  in  ben  tgönbeit  eines  ^otäbauern 
märe." 

1746  erfdjienen  bie  gefammeltett  gabeln  unb  Stählungen.  3roei 
ga^re  fpäter  folgte  ein  smeiter  unb  britter  ©eil.  Safontaine  unb  anbre 
batten  ihren  gabelbidjtungen  ein Seben  JlfopS  ober  beS  ißbäbruS  oorauS? 
gefebidt.  ©eifert  gibt  in  feiner  ßinleitung  —  in  bobern  ©rabe  fenn? 
jeidjnenb  für  iljit  felbft  —  „3tad)rid)t  unb  ©pempel  oon  alten  beut? 
fdEjen  gabeln",  ©r  führt  bie  ©täbtung  eines  SBotter,  eines  Vurfarb 
SßalbiS  toeiter.  Unb  hier  ift  oieüeidjt  ber  ©cbfüffel  ju  ber  faft  beifpief? 
lofett  Verbreitung  ber  ©elfertfdjen  Sidjhutg  31t  finben.  Sie  geiftigen 
Sebürfniffe  ber  höher  gebilbeten  Greife  unb  ber  breiten  VoIfSfcbicfjt 
geljtt  feiten  in  berfelbcn  3ücbtung  aus.  2ßo  aber  in  einer  geit  ber  litte? 
rarifd;e  unb  ber  uolfstümlicbe  3ug  ficb  freien,  ba  mag  eS  fidj  fügen, 
bafe  ein  Siebter  mit  glüdlicbem  ©riffe  nach  beiben  Vierungen  bin  be= 
friebigt  unb  entsüdt.  ©0  ift  eS  auch  ©eifert  gelungen.  3Jiärcben,  ©ier? 
gefd)id;ten,  ©potter5äI)lungen  oon  menfd)Iid;en  ©cbmädjen  fittb  immer 


1  <Eri$  ©c$mibt,  »eiträge  jur  JtenutniS  ber 
Duetten  unb  gorfdpmgen.  S3b.  39,  S.  63  f. 


JUopftotffdjen  3jugenbtt)rif 


6 


gftanjäflfd&e  unb  beutle  gaMbicStung  cor  (geliert. 


beoorjugte  Stoffe  ber  SoIfSerjä^ftuben  gemefen.  SBie  muffte  ba  ein 
Sud)  mirten,  baS  altes  baS  in  ebler  gönn  gab  unb  fo  ben  eignen  Sefifc 
an  folcfjen  ©rääfjfungen  in  höherem  Sichte  erfdjeinen  tief!,  baS  auS  bem 
rohen  Stoffe  eine  fitttidt;e  SBa^r^eit  herauSfdfötte,  bie  faft  mie  eine 
ißrebigt  ftang. 

Zugleich  aber  mar  in  titterarifcfjen  Greifen  bie  gabelbicfitung  t)o dy 
tnobern  geroorben.  2tu§  ber  «Renaiffancejeit  ^atte  fic§  als  biinner  ga= 
ben  bie  ttberfefcung  unb  Umbidjtung  ber  äfopfdjen  fraßet  hergejogen. 
©r  fdfroolt  ju  breitem  Strome  an,  als  feit  bem  2.  gahr^ehnte  beS  gafjr- 
ÖunbertS  bie  franjöfifcßen  gabetbidjter  Safontaine  unb  Sa  3Rotte  in 
©eutfdjlanb  überfeßt  unb  belannt  mürben.  Unb  ^roar  mar  eS  feineS-- 
meg§  Safontaine,  ber  ben  geroaltigften  Slnftofj  gab.  Seine  Serfe  ma= 
ren  fcßon  über  ein  halbes  gahrhunbert  tang  in  granfreid)  beraunbert 
unb  aufs  tjödffte  gepriefen  roorben,  etje  fie  bieSfeitS  beS  «RheineS  93ür* 
gerrecfit  ertangten.  Unb  aud)  biefeS  erft  burd)  ben  ©eleitSbrief,  ben  Sa 
JRotte  ben  fabeln  feines  SorgängerS  in  bem,  feiner  eignengabelfamm= 
tung  oorauSgefdjidten  „Discours  sur  la  fable  auSftellte.  Sa  23iotte 
erhob  hier  für  btefe  Dichtungsgattung  als  gorberung:  Safontatnefdfe 
«Bearbeitung,  freilich  aber  auch  —  Safontaine  hatte  fidj  lebigtich  auf 
Umbichtungen  fcfjon  gegebener  Stoffe  befdjränft  —  eigne  ©rfinbung. 
Stuf  beutfdfem  Soben  geitigte  bie  frembe  Saat  in  furjer  Seit  äftEjetifcTje 
unb  poetifche  Stuten.  SBichmannS  „Soefie  53er  9tieberfac$fen"  brachte 
feit  1725  gabeln  —  Überfehungen  unb  «Reufdjöpfungen  —  non  »erfchie* 
benen  Serfaffero.  dritter  ingranlfurt  ü  b  er  goß  baSSuidilnm  mit  einer 
glut  leicht  unb  fließenb  gefdjriebener  gabeloerfe;  in  Hamburg  bicf;tete 
§ageborn,  in  Sdjlefien  Daniel  Stoppe,  in  Königsberg  ber  Srofeffor 
Sod,  in  ber  Schroeij  S.  SReper  oon  Knonau.  ghre  Sabeln  erfchienen 
1730—60.  Su9^e^  erh°&  SreitingerS  „Kriiifdfe  Didjtlunft"  für  bie 
gäbet  ben  Stnfpruch,  bie  oornehmfte  Kunftgattung  ju  fein,  ©eifert,  in 
ber  StRitte  jroifchen  ben  ©enannten  fteljenb  an  Drt  unb  Se^,  übertraf 
fie  roeit  an  Sßert  unb  an  ©rfolg  bei  3Riü  unb  «Radjmett.  Seine  gabeb 
bidftung  madjt  auch  ber  hiftorifdjen  Setradjtung  bie  Sorliebe  feiner 
Seit  für  biefe  «floefiegattung  oerftänbfich. 

©r  geigt  gunächft  in  ber  ©ntroidetung  feiner  Didjtung  entfliehen 
§agebornfchen  ©influß.  §ageborn  hatte  ben  bei  Safontaine  noch  oor= 
Ijerrfchenben  Sllepanbriner  burdjbrodien  unb  teils  oier*  unb  fünffüßige 
gamben  geroähtt,  teils  mar  er  auf  bie  oolfSmäßige  Siebftrophe  gurüd= 
gegangen,  ©eitert  beginnt  mit  gabeln  in  Strophenform  ober  in 
Sllepanbrinern.  Sie  tragen  beSfjatb  noch  ben  herberen,  fchärferen  ©eift 
ber  ^agebornfchen  Stählung,  enthalten  babei  auch,  jur  Ausfüllung 

7 


©eHertä  SeBen  uttb  SBer!e. 


öe§  Sergmnßeg  manche  üBerflüfftge,  matte  Beiwörter,  teere  ^wifcßen-' 
fä|e,  erinnern  nocß  etwag  an  „wafferpoetifcße"  feiten.  Socß  Batb  ßat 
er  ficß  eine  eigne  gorm  unb  eignen  ^nßatt  geraffen.  £ageborn  Bot 
eigenfinnig  ber  geitgenöffifd^en  Kritif  £ro|,  inbem  er,  auf  eigne  @r= 
finbung  oergicßienb,  alte  SBaßrßeit,  alte  ©rgäßtung  in  neuem  ©ewanbe 
barBot.  ©eitert  faß  in  ber  eignen  ©rfinbung  ben  2Bert  ber  Dicßtung. 
SnberSBorrebegumgweitenSucßefpracßeregflarunb bürraug;  „ggge-- 
prt,  menn  man  in  ber  ©pßäre  bicßtet,  in  bie  icß  micß  gewagt  ßaße, 
uor  altem  anbern  ein  gewiffeg  ©tuet  bagu,  um  auf  gute  ©rfinbungen 
ju  tommen.  Siefeg  ©tiiet  ift  ung  oft  entweber  nur  geroiffe  5;aßre  ober 
nur  51t  geroiffen  StugenBIicfen  geneigt."  Qn  feinen  poetifeßen  Sdßö* 
pfungen  ßat  er  bie  gorberung  ber  eignen  ©rfinbung  tßatfäcßticß  burcß= 
guftt^ren  gefueßt.  iRur  in  wenigen  ©rgäßtungen  nimmt  er  ältere  (Stoffe, 
mit  2tnga6e  ber  Duette,  auf. 

Saju  tarn,  baß  ©eitert  anberfeitg  eine  eigne  fjornt,  anteßnenb 
an  £a  TOotte,  auggeBUbet  ßatte,  bie  freie  gorm  ber  fReimergäßtung, 
bte  tn  rafeßem  gtuffe  meift  oier*  unb  fünffüßige  QamBen  folgen  läßt’ 
oft  turge  feiten  mit  bem  fteifen  2tteEanbriner  gu  toinifcßer  Söirfung  oer= 
Binbet.  @0  feßr  faß  er  biefe  $orm  atg  feine  eigne  an,  baß  er  bie  ättern 
ftropßifcßen  ©rgäßtungen  in  fie  umfeßmotg  ober  menigfteng  in  gufam= 
menßängenber  Sergreiße  bruefen  ließ1.  @0  tonnte  er  in  ber  bentwür* 
bigen  tXnterrebmtg  mit  jjriebricß  bem  ©roßen  mit  gutem  ©ewiffen  fieß 
atg  ein  Original  Begeicßnen.  ©r  tonnte  eg  um  fo  meßr,  atg  er  bie  00m 
König  oermutete  Jiacßaßmung  Safoutaineg  gurücfguweifen  Berecßtigt 
war.  ©r  wetteifert  aueß  nießt  etwa  mit  bem  grieeßifeßen  Urfabutiften 
fonbern  läßt  bag  ©eBiet  beg  Siertefieng,  bag  Bei  jenem  in  einfaeßen 
5ugen  beg  ©efeßeßeng  unb$enfeng  allgemeine  SBaßrßeiten  beg  menfcf,= 
ließen  SeBeng  wiberfpiegett,  faft  gang  Beifeite,  ©r  fueßt  in  feiner  näcß-- 
ften  Itmgeßung,  tm  menfeßtießen  SeBen  felBft  ©ingetßitber,  an  benen  er 
eine  allgemeine  Söaßrßeit  gur  Stnfcßauung  Bringt. 

Unb  nießt  nur  bie  anerfannte,  fonbern  meßr  noeß  bie  oerfannte 
abajßrßeit.  60  tft  ©eltertg  gaBel  3JI enf cßenfaBet  uubgwar  gum  großen 
XetleSattre.  Sag  gange  SeBen  eineg  geteßrteu^unggefetten^rofefforg, 
[frnen  S'itereffert  an  ben  retigiöfen,  geiftigen,  gefettfdßaftticßen, 
wirtfcßaftticßen  Serßättuiffen  feiner  Seit,  mit  alt  feiner  oottftänbigen 
ttnfenntmg  beg  gamtltenleBeng  unb  beg  waßren  grauenfinng  rottt  fiefi 
ba  oor  ung  auf.  Sie  ©eftalt  beg  feßarf  BeoBadßtenben  unb  fdßonungg-- 


üsü-:z  RsssrÄT 9"""* ““ 


©eHert  nid)t  ein  3Iad;a|mct  SafontaineS. 


log  rügettben  jungen  Sidjterg  in  £>otbergg  Suftfpief  „Ser  gli'nflicfjt 
Schiffbrud)“  wirb  in  if>m  ^-teifcf)  unb  Stut.  SÖBunberbar  fid;  abfjebenb 
»on  ber  weichen,  gebulbigen,  milben  gönn  beg  fränftidjen  DJtanneg, 
bricht  fich  ber  äBafjrljeitSmut  23aljn  unb  fdjeut,  wenn  auch  in  gemägig= 
ten  ©renjen  oerljarrenb,  uor  anerfannten  ©rügen,  oor  £ircf)enfürften 
unb  bem  non  anbern  Sietem  umbuhtten  2lbet  nicht  juritct.  SBie  er 
bem  großen  griebridj  eg  bürr  in  bie  2lugen  jagt:  „Su  bift  an  unfrem 
geiftigen  Slenb  fdjutb,  benn  bu  nimtnft  bid;  unfreg  geiftigen  Strebeng 
nicht  an“,  jo  beuten  bie  gabeln  unb  Gsrjäfjlungen  fdjonunggtog  auf  bie 
SBunben  beg  Nienfcfjentebeng  aud)  in  ben  hohen  unb  fiöcfjften  Greifen. 
Unb  wätjrenb  Nabener  mit  ©ntrüftung  ben  Sorwurf  prüdweift,  als  ob 
ein  redjtfch  offener  Satirenfdfjreiber  je  gegen  üircfje,  $t)ron,  gegen  Obere 
unb  Sefjrer  feine  wenn  aud)  nod)  fo  berechtigten  Singriffe  richten  werbe, 
wagt  ©eitert  ben  entfdjeibenben  Schritt.  „Sie  Shortjeiten  ber  ©rofjen“ 
fpridjt  er  in  , Nachricht  unb  ©gempet  jc.‘,  „machen  berebter  atg  bie 
Narrheiten  ber  Niebrigen.  Unb  man  wirb  allemal  finben,  ba§  in  bem 
Sanbe,  wo  bie  meifte  greiheit  herrfdjt,  auch  bie  beften  unb  träftigften 
Satiren  angetroffen  werben.“  Sie  „Setfdjwefter"  geifjeltjöeudjelei  unb 
falfche  grömmigfeit,  unb  in  gleicher  SBeife  entlarot  fein  Spott  bag 
■ütufterbitb  „wahrer  grömmigfeit,  ben  Äirch’  unb  Schuf  unb  Stabt 
unb  Sanb  betlagt“,  wie  ben  greigeift,  ben  ber  nahenbe  Sob  erft  pm 
©tauben  betehrt.  Sen  ©eifttichen  unb  anbern  fcheinbar  ätnbadjtSootfen 
in  ber  Kirche  wirb  ein  jungeg  2ttäbcf)en  atg  wahrhaft  fromm  gegenüber* 
gefteltt,  ben  Suchftabengtäubigen  oorgeworfen,  bag  fie  bie  SSernunft 
augtöfchen,  um  bie  Schrift  tennen  p  lernen.  Spuft  hier  fdjon  ein 
StüdE  Nationatigmug,  fo  gibt  eine  anbere  gäbet  ben  Ntateriatigmug, 
ber  bie  SBett  aug  .ßufall  entftehen  tagt,  bem  §ohne  preig.  SEßettfinber 
unb  Stgfeten  finb  beibe  Shoren,  aber  wahre  Neligiofität  ift  bie  Se* 
bingung  alter  Drbnung.  gefjtt  fie,  fo  (Öfen  fid)  alte  Sanbe  auch  ^eg 
ftaattichen  ©etjorfamg  auf. 

2tm  meiften  ift  eg  feine,  bie  gelehrte  SBett,  bie,  im  Streben  bie 
SBafjrheit  p  fudjen,  auf  Irrwegen  wanbett.  Nieberreigenb  unb  p= 
gteich  aufbauenb  becft  ber  Sichter  bie  Schaben  auf  unb  beutet  auf  ben 
richtigen  ißfab.  Sie  ißhitofophie,  in  höhten  Seweifen,  in  gelehrtem 
Streite  ihr  Sehen  friftenb,  in  immer  neugemobelter  gönn  ben  alten 
gitj  tragenb;  bie  ©eiehrten  Äteinigteitgfrämer,  tmberfiidjtig,  Sltteg* 
wiffer,  fremb  nur  in  ber  Setbftertenntnig.  Unb  nun  gar  bie  fd)(ed)ten 
„Sfribenten!“  Unfterbtid;  gepriefen  oon  ber  Ntitwett  unb  halb  oer* 
geffen,  eitet,  tobgierig,  ben  Stragenftroldjen  oergteidjbar.  2Tiit  ihren 
Srauerfpieten  tarnt  man  ©elfter  oertreiben.  Soch  hod;  fotdjen  2tug* 

9 


(ScHert?  geben  unb  ffietfe. 


würfen  gegenüber  ftebt  bag  £ob  ber  ißoefie.  Sie  roirft  ftiß  unb  uns 
fdjeinbar,  aber  ber  föomöbienfcbreiber  bann  frömmer  fein  alg  bag  ge= 
priefene  £irdjenoberl)aupt;  beg  Sidjterg  9Jiunb  fpricbt  fixiere  Ußorte 
alg  ber  ißrtnj  am  £>ofe,  unb  bie  .gäbre  ber  Särtlic^en  ifi  ein  größerer 
9iul)m  alg  ber  öeifaß  ber  SJJenge.  Ser  wahre  Siebter  aßein  ift  erhaben 
über  üßiebertradji  unb  ©cbmeidjelei,  er  lobt  nur  bag  SSerbienft  unb 
nicht  ben  bauten.  Unb  gegen  ein  brobenbeg  ©efpenft  oor  aßem  ergebt 
ber  wahre  Sidjter  bie  SSBaffe:  ©eßert  ift  meßeietjt  ber  erfte,  ber  bie 
Rettung,  ben  gournaligmug  alg  bie  größte  ©efatjr  für  ißoefte  unb  ©es 
mütgtiefe  unb  §eraengbilbung  erfeunt. 

33oraüglicb  aber  finb  eg  bie  aßgemein  menfcblidjen  Sbor^eiten, 
in§befonbere  ber  grauen,  welche  bie  gabeln  geißeln,  gn  ©rnft  unb 
©djera  mirb  ber  ©efeßfd^aft  ein  ©piegeloorgebalten:  ©eia,  Jgeucbelei, 
©udjt  nach  äußerem  ©djein,  ©ebroabbaftigteit,  ©cbeinliebe,  ©ebeirns 
niSfrämerei:  aßeg  bag  ©cbäben  ber  ©efelifcbaft,  bie  mehr  2TE)orE)eiten 
alg  Verbrechen  finb.  Sod;  bie  ©atire  gebt  tiefer;  fie  greift  in  bag 
©lenb  ber  untenftebenben  ©chidjten  hinein,  geigt  bitter  ladjenb  ben 
©ib  ber  Äranfheit.  SBudjer  unb  «ßrogeBfudbt,  oben  feile  Veftedjlichleit, 
unten  unwürbigeg  Suhlen  um  bie  ©unftbejeugung  ber  ©rofjen.  Seim 
Säuern  ift  oft  meljr  Serftänbnig  für  bie  wahren  ©üter  beg  Sebeng  ju 
finben  alg  beim  ©belfjerrn.  Sag  Sbema  be§  §ofmeifterelenbg  Hingt 
hier  an,  ba§  in  Senj’  Srama  „Ser  ^ofmeifter"  ben  greßen  ülugllang 
finben  foßte. 

Eigentümlich  ift  bie  ©teßung  ber  grauen  in  ©eßertg  gabeln. 
äBäbrenb  fid;  im  geiftigen  Seben  feiner  3eit  bie  grauenaebtung  hebt 
unb  er  felbft  oom  Söeifaß  beg  „oernünftigengrauenaimmerg"  entaiieft 
ift,  atmen  feine  gabeln  noch,  wenn  auch  oerfeinert,  bie  Suft  roher  $eis 
ten,  bie  in  ber  grau  nur  bag  fpottmerte  fdjmäd;Iitf;e  ©efdböpf  feben. 
©eßert  folgt  eben  fjier  nicht  eigner  Seobadjtung,  fonbern  litterarifdjer 
Überlieferung.  Sag  altnorbifdje  ©prucblieb  ber  ©bba  fdjon  »ergleicljt 
ben  grauenfiitn  einer  ©eefaljrt  ohne  ©teuer,  einer  ©igfabrt  ohne  $ü= 
Sei  unb  in  Solfgwib  unb  fchriftlidjer  Sidjtung  mirb  biefeg  SUb  ber 
grauenfcbroäd;e  fortgetragen,  ©o  fdjilbert  auch  ©eßert  bie  grauen  alg 
pubfüdbtig,  mantetmiitig,  wiberfprudjgooß,  llatfd)füd;tig,  eitel,  unoers 
träglid;,  unaufrieben,  fdjmabhaft,  alg  größte  ©träfe,  alg  bitterfte  2lrä= 
nei  für  ben  Slann.  Sod;  bag  finb  bie  grauen  nur  im  ©efeßfdjaftgs 
pufj,  unb  fo  immer  noch  anmutig  unb  in  ihren  ©chmätfjen  oerfiibrerifcb. 
©eßert  fennt  fie  unb  fpottet  ihrer  alg  leichtfertiger  ©attinnen,  alg  ©lies 
ber  ber  flatjcb=  unb  oergnügunggfüchtigen  ©efeßfdfaft.  gm  gamilien* 
Ireife  lennt  er  fie  nid;t,  alg  SKutter  nennt  er  fie  nicht.  gn  ben  Suft* 

10 


5Der  ©ebarttenfrei?  ber  ©eUertfc&en  gabeln. 


fpielen  bann  Befreit  er  fictj  nonber  Überlieferung nnb oerfudjt  bie grauen 
au§  ber  Veobad)tung  feines  Umganges  ju  seidjnen.  Siefer  fatirifdfjen 
Spijje  ber  nteiften  fabeln  gegenüber  tritt  ber  allgemein  moralifcfje  Sn* 
Ijalt  anbrer  giemBtd^  jurücf.  SaS  Sob  ber  gotbnen  SDIittelftrafse  roirb 
auSgefprodjen,  sugleicf)  troftreid^e  Sßafjrtjeit  bargetegt:  Sßie  gut  unb 
paffenb  bie  SBelt  bod;  eingerichtet  fei;  roie  bort,  roo  ber  übtenfd;  nur 
©djatten  felje,  fich  bod;  audjSictjt  fdjltefjlid)  Blieben  taffe  unb  umgeletjrt; 
mie  oft  beS  dJtenfcfjen  liebfter  SöunfdE)  Sljorljeit  fei,  unb  roie  baS,  roaS 
er  fürchtet,  ju  feinem  £eile  auSfdjtage.  ©S  roerben  menfctflidje  §anb- 
lungen,  bie  bem  fd;roärseften  ober  tidtiteften  ©fjaralter  entfpringen, 
oorgefütjrt  ober  gar  nur  ipolisei*  unb  Äriminalnactjricfjten  in  Sßerfe 
gebracht.  Sn  einigen  biefer  ©rjäldungen  geht  ©eitert  nicht  nom  mo= 
ralifdjen,  fonbern  nom  pfgcfjotogifctjen  Stanbpunlt  auS  unb  fuctjt  etwa 
(in  „£erobeS  unb  §erobiaS"),  ähnlich  wie  in  einer  feiner  feinen  ©tja* 
rafterseidjnungen  unb  roie  ber  Vtagifter  im  „SoS  in  ber  Sotterie",  nact)* 
juroeifen,  bafs  alte  Safter  auS  einem  Safter  notroenbig  tjeroorgefjen 
muffen. 

SBirlfam  ift  fo  fjauptfäd&Iicfj  ber  fittlidje  ©ef;alt  ber  gabeln.  Sie 
©infteibung  ift  rneift  miftungen,  oft  unoerantroortlid;  platt  unb  rot;, 
oerftänbtich  nur  auS  feinergeit,  roeldje  burd;  biegfutoon@eIegenf)eitS* 
gebieten  an  bie  abenteuertidjften  unb  albernften  ©infteibungen  ge» 
loöhnt  roar. 

9teu  roar  babei  bie  Verroenbung  ber  ©djaferform  su  ©pott*  unb 
©trafgebict)ten.  2Birffam  anbrerfeitS,  unb  befonberS  nadf)  oben  f)in, 
roar  bie  gorm  ber  Sarftettung,  bie  Seicfjtigleit,  bie  «Sicherheit  ber 
©prad;e.  §atte  ©untrer  in  Seibenfc^aftSgtut  bie  IjauSbadne,  peban* 
tifch  ftare  ober  fdjroütftig  gefpreigte  SidjtungSfpracfje  burd;brod;en,  fo 
beroeift  ©eitert  fdjon  fühle ,  felbftberoufjte  §errfdjaft  über  bie  ©pradje. 

©r  läfjt  ftch  roenig  oon  feftgefügten  SBenbungen  unb©prad;bilbern 
leiten,  er  pafjt  bie  ©pradje  bem  raf eueren  ©eifteSIeben  ber  f)ötjeren 
©tänbe  an,  unb  roie  in  anregenber  ©efeüfchaft  ein  ©ebanfe  ©egen* 
meinung  tjernorruft  ober  ©inroi'trfe  unb  greif  cfjenfragett,  roie  er  auf 
oerroanbte  VorfteltungSgebiete  führt,  fo  folgt  bie  ©prad;e  ber  ©eitert* 
fdE)en  gabeln  biefem  gluffe  ber  ©ebanlen;  fie  roirb  jur  fünftterifd;  ge* 
Ijanbljabtett  UmgangSfpractje.  ©atjer  bie  nieten  groifdjenbemerfungen, 
©inroürfe,  batb  einem  emsigen  Sßort,  batb  bem  gansen  ©ebanlen  get* 
tenb;  baljer  bie  Snterjeftionen,  ber  rafdje  gtufs  batb,  batb  müEifameS 
©urcfiroinben  beS  ©rsäfjlungSfabenS  burd;  Ätammem  unb  groifd;en* 
fragen,  ©eitert  fiat  fjier  burd;  §agebornS  Vermittelung  non  ben  gran* 
sofen  gelernt,  unb  in  feine  ©d;ute  ift  fpäter  ber  junge  Seffing  gegangen. 

11 


©etlertS  Seoen  tittb  ffierfe. 


§atte  er  jo,  nad)  ©cfjererg  SBort,  bie  ©raste  in  bie  beutfcfje  Sitte* 
ratttr  eingefütjrt  unb  jo  bett  geinfcfjmectern  unter  beit  ©ebilbeten,  beut 
2lbel,  bie  Siiictfetjr  oom  gransofentum  su  ber  £>eimat  oertocfenber  ge* 
madjt,  jo  greift  ein  geioifjer  ootfgtümtid)er  3ug  aucf;  in  bie  tieferen 
Sotfgfdjidjten  hinein.  Sotfgtümtidje  2Iugbrüde  unb  formen  sioar 
erfctjeineit  fetten  unb  oerbanfett  augenfdfeintitf;  nur  tjie  unb  ba  ber 
3teim*  unb  SÜIetrumnot  it)re  2lufitafjme.  2lBer  neben  bibtifcfien  unb  an* 
tifen  Stoffen  treten  oot£gtümtid)e  auf,  neben  ©tjtorig,  Samon,  ißtjpt* 
ti§  2C.  roirb  aucf)  oon  Setten,  §annc£;en,  gri£  ersäht.  Ser  Sotfgtoifj 
oont  3iegen§Burger  ©trübet  at§  SJtäbctjenproBe  bient  einer  Sieitie  oon 
(Srsäfjtungeii  in  urfprüngtidjer  unb  in  antitifterenber  gornt  (SEjaron) 
at§  (Sinfleibting.  3Jtit  biefetn  ootfgtümtidjen  3uge  oerBinbet  fid^  ein 
fittblidjer,  fdjattfjafter  Junior.  Son  friooren  ©tfjerjen  unb  2tnbeu* 
tungen,  oon  teife  oerfjütfteu  ©ctjamtofigteiten,  oon  beiten  bie  Sittera* 
tur  feiner  Seit  überftiefct,  ift  ©eitert  siemtid)  frei.  (Sr  fdfielt  fjöcfjfteng 
auf  ben  Satj  ber  Sauerubirne,  tacfjt  aber  ^ergtic^  über  bag  5tinb,  bag 
ben  Sijcfj  Bittet,  er  möge  nictjt  toatfetn.  @g  ift  bag  nidjt  ©djioädfe,  eg 
ift  ^erjengreinfieit  unb  gejunber  SottSgeift. 

3u  gleicher  Seit  faft  mit  ben  gabeln  oeröffenttidffte  ©eitert  aud) 
feine  Suftfpiere  unb  einen  Sioman.  3mei©d)äferfpieIe:,,Sag33anb" 
unb  „©ptoia",  Ratten  fdjon  bie  „Setuftigungen"  (1744  unb  1745) 
gebracht.  Seibe,  in  ©ottfdfjebfdjen  Safjnen  loanbetnb,  beffeit  „2(ta* 
tanta"  auf  biefem  ©ebiete  ntuftergebenb  gemorbeit  mar,  töjen  in  gtat* 
ter,  aber  unbebeutenber  ©pracfje  ben  Änoten,  ber  fid)  in  ber  ©d)ä= 
fertiebegtänbetei,  bort  burtf)  bag  aKi&oerftänbnig  eineg  Sanbeg,  tjier 
btird)  bie  ^ersengfpröbigteit  ber  ©djäferitt  gefcfjtungen  Ijat.  Son  gn* 
tereffe  finb  fie  ttitg  nur  baburd),  bajs  ber  junge  ©oetfje  in  manchen  3ü* 
gen  feine  „Saune  beg  Sertiebten"  an  bag  erfte  ber  genannten  ©djäfer* 
jpiete  antefjnt  unb  aug  beut  sioeiten  ebeitbort  einige  ©ebanfen  fjer* 
übernimmt. 

®ie  attbern  Suftfpiete  ftefjen  faft  au3fd}tie&tid&  auf  bem  23oben  beg 
fransöfijct;en  rüljrenben  Suftfpietg.  Sie  „Setfcfiioefter"  ift  bag  ättefte 
berfetben  unb  sugteid)  bag  erfte  „rüfjrenbe  Suftfpiet"  in  Seutfcfjtanb: 
bte  ^anbtung  —  joioeit  überhaupt  oon  einer  fotdjen  bie  Siebe  fein 
fann  —  jerfättt  in  jioei  Dieifjen.  Sie  eine  fe£t  ben  jcfjott  früher  in 
einer  ©rjä^tung  oenoerteten  ©tjaratter  ber  „23etjd)ioefter"  burcf)  eigne 
©r3at|tung  jotoie  burcf)  Mitteilung  anbrer  Sßerfonen  augeinanber  unb 
f  tcljt  jugleicf)  bie  Sertobung  ber  Sodfter  mit  oem  reichen  ijjerrn  ©imon 
Qtneiir,  bie  burcfi  Unoerftanb  unb  ^abfucfjt  ber  Butter  getöftunb  bann 
loteber  gefniipft  toirb. 


12 


©djäferfpiele.  SDie  33etfdJroefter. 


Saneben  läuft  eine  jweite  §anblung§reihe,  welche  beit  eigent¬ 
lichen  @e[;alt  be§  Suftfpielä  auSmadjt.  Sa§  16jährige  Sljriftianc^en, 
ba§  ©imon  nor  einem  falben  galjre  flüchtig  gefehlt  unb  um  feines 
pbfdjeit  ©eftd^td^enS  willen  liebgewonnen  hat,  geigt  ftd;  ihm  bei  näfje= 
rer  Betrachtung  al§  etwas  „einfältig".  ©r  fagt  ber  Braut  bie  „gärt* 
lidfjften  ©adjen"  nor,  unb  fie  bteibt  unempfinblid;  unb  antwortet  nichts 
als  „ja".  Sagegen  gieF)t  ihn  bie  muntere,  witzige,  in  ber  neueren  Sitte- 
ratur,  im  „©pectator",  in  ber  „Pamela",  bem  batnalS  hodjbewunber* 
ten  3toman  be§  ©ngläitberS  Diidjarbfon,  beroanberte  ©efellfchafterin 
Sorchen  an.  Stach  bem  Brudje  mit  ber  grau  9tid;arbin  wirbt  er  fogleid; 
um  Sordjen  unb  erhält  nur  gögernb  iF»r  gawort,  ba  fie  hoch  nod;  baS 
©liid  ihrer  greunbin  erhofft.  Slber  ©Fjriftiandfien  ift  nun  eine  ctnbre 
geworben.  gm  ©treben,  Sordjen  gtiicf ticfj  51t  mad;en  unb  ben  eignen 
ehemaligen  Bräutigam  für  bie  greunbin  ju  gewinnen,  erfdjliejjt  fiel; 
it;r  £erj  unb  ihr  Sttunb,  ben  bisher  Befangenheit  oerfdjloffen  hielt, 
gljr  [djöneS  2luge  ftraEjbt  nun  auch  in  ©eift  unb  Seben  unb,  ba  im 
beffen  aud)  bie  Südjarbin  befänftigt  worben,  tritt  Sorchen  wieber  au 
gttnften  GFwiftinnenS  jurüd. 

Ser  Bobetr  be§  frangöfifd^en  rührenben  SuftfpielS  ift  nicht  gu  oer- 
feitnen.  Unb  gwar  in  einer  fd;on  fortgefcljrittenen  gorm.  Sie  $omif 
ift  faft  ganj  »erbannt  unb  tritt  nur  in  bem  einen  Beftanbteil  be§  Suft 
fptelS  unb  ba  als  ©atire  auf.  Söfen  wir  bie  ©ebantengruppe,  bie  au§ 
ber  ©rjähtung  „Sie  Betfdjwefter"  entnommen  ift,  auS,  fo  bleibt  eine 
rein  rührenbe  <ganblung,  bie  fitf;,  einem  iffiorte  SordjenS  gentäft,  etwa 
„Siebe  unb  greunbfchaft"  nennen  tonnte  unb  in  SSlotiuen  unb  2luS- 
führung  ber  Sa  (5r;auffeefc£;en,,©cF)uIe  ber  greunbe"  entfpräd;e.  Jgaupt-- 
thema:  ber  ebte  Bktteifer  bet  beiben  SSMbdjen  in  ©etbftentfagung, 
rührenb  unb  aneifernb  gugteidf;;  bie  Sarftellitng  überfliefjenb  non 
Diührfgetten,  ba  jeher  SluSbrud  ebter  ©efüfjle  unb  eblen  SentenS  mit 
S'hränen  beftegett  wirb.  B3aS  fdjon  biefeS  Suftfpiel  ©ellertS  über  bie 
@ottfd;ebfcfje  Äontöbie  unb  äugleid;  über  bie  eben  in  ©cljmang  ge= 
tommene  fbolbergifrfje  hoch  erhebt,  baS  ift,  bah  bie  £anblung  auS  ber 
©phäre  beS  3ufalt3  in  bie  ber  pfr;djologifd;en  Begrünbung,  auS  ben 
£>änbeit  ber  ßammeraofen  unb  wiegen  Sataien  in  ben  ©Ijaratter 
ber  Sräger  ber  §anblung  gewiefen  ift.  greitich  faft  mit  Berluft  be§ 
lebenbigen  gortfchritteS.  ©aenenwedjfel  mufs  burd;  unmotbierteg 
©in?  unb  2lbtreten  herbeigeführt  werben;  bie  ©haraftergeicOnung  ber 
einäetnen  ißerfonen  wirb  nid;t  burd;  aufcr;autid;e  £>anblung,  fonbern 
burd;  ©wählen  geboten.  Sod;  i\berrafd;t  bie  feine  ©ntwidelung  in 
©hriftiancljen. 


13 


©eHertä  Sefcen  uub  SBerfe. 


Sedmifd;  oollenbeter,  bühnengerechter  unb  reicher  an  2l6ioed^fe= 
[ung,  Äomit,  freilich  auch  nn  äußeren  ©tü^en  ber  £anbtung  ift  ba3 
jroei  ^afjre  fpäter  in  ben  „Sremer  Beiträgen"  oeröff entrichte  Sufifpiel: 
„Sa§  So3  in  ber  Sotterie".  ©eitert  ift  hier  hei  §olberg  in  bie 
Schute  gegangen,  ©injelne  SBenbungen  unb  ©jenen,  roie  bie  Sluf* 
fatjrt  be3  Drgon  in  einer  ©änfte,  ba3  ©efpräd;  jroifd)en  ©imon  unb 
grau  Drgon,  bie  ©eftalt  be§  frangöfifierenben  ©imon,  finb  gerabeju 
an  IgoIbergS  „Heinrich  unb  ^ernitte"  unb  ben  „©lüdlichen  ©djiffbruch" 
angetehnt.  ©ben  biefer  Slnfchlufi  an^olberg  jebocEj  lägt  ben  ©ellertfchen 
©eift  auch  in  biefent  Suftfpiele  erft  recht  tjeroortreten.  2BoE)l  tefen  fich 
bie  ©jenen,  in  benen  Igolbergifcfjer  äBitj  Ejeroortritt,  angenehmer  unb 
haben  genug  auch  bei  Stufführungen  bem  ©tiide  ben  großen  S3eifaH 
uerfdmfft,  aber  ©ettertS  SieblingSfigur  ift  hoch  bie  tugenbfame  IgauS* 
frau  unb  bereu  ebenfo  tugenbfameg  aI3  geiftig  rege3  unb  in  feften 
©runbfätjen  fidjer  fich  beroegenbeS  SDiünbet.  Sie  Sugenb  mufs  hoch 
ftegen!  Unb  jur  Seroafjrheitung  biefe§  ©at;e3  tnuji  fethft  ber  btinbe 
3ufatt  herl)alten.  SaSSotterietoS  mit  berSeoife  „pour  la  vertu“  man; 
bert  non  tpanb  ju  §aitb,  um  im  richtigen  geitpuntte,  ba  e3  mit  einem 
grofjen  ©eroinfte  gejogen  roirb,  bie  tpeirat  $aroIind)en3  ju  errnög* 
liehen.  ©3  ift  eine  bebentlidje  SJiorat,  bie  im  Sotteriegeroinfte  I8e* 
tohnung  ber  SCugenb  fieht,  aber  ftfjliefilid;  hoch  eine  SJiorat  an  ©teile 
be3  Sriumph3  non  Sift  unb  23o3E)eit,  ber  oft  in  £rolbergfd;en  Suft* 
fpieten  verherrlicht  roirb.  Stber  ebenfo  geroifi  ift  auch,  bah  bie  brei 
ißerfonen  be3  ©tücfeS,  bie  voll  unb  ganj  im  Sienfte  ber  Sugenb  ftel;en, 
bie  tangroeitigften  unb  bie  am  nerfchroommenften  gejeichneten  finb. 

Sßährenb  baS  Stachfpiet  „Sie  tränte  grau"  ben  in  ber  gleich* 
nctmigen  ©rjählung  behanbetten  ©toff  mit  attertei  fomifchen  unb  fa* 
tirifchen  Siebeitepifoben  au3fchmücft  unb  fo  auch  innerlich  ben  §an3= 
rourfttomöbien  nahe  tritt,  jeigt  unS  ba3  teilte  Suftfpiet  ©ettert3:  „Sie 
8 örtlichen  ©chroeftern",  bie  3tüI;rtomübie  auf  bem  §öf)epunfte. 
Sie  $omit  befchräntt  fiel;  in  ihm  nur  auf  eine  einjige  ifJerfon.  ©ine  un* 
enbtich  magere  §anblung,  au3gebehnt  auf  brei  Slufjiige.  3Kan  tonnte 
mit  SBottaire  fageit:  brei  Sitte  unb  teilte  einzige  ©jene.  ©3  roerbett 
jroei  ©cl;roeftern  uub  jroei  Siebljaber  norgeführt.  Sottdjen  tann  ben 
ihrigen  nicht  heiraten,  roeil  ©icgmunbS  SJater  im  Ißrojeffe  ba3  gefamte 
Vermögen  oerloreit  hat.  Suld)en  tann  fich  5ur  föeirat  mit  bem  reichen 
SamiS  nicl;t  entfchliefsen,  roeil  fie  ihre  greifjeit  nicht  aufgeben  roilt  unb 
vernünftige  greunbfdjaft  ber  Siebe  oorjieht.  Schließlich  erroeift  fich 
©iegmunb  al3  unroürbiger  SJlitgiftjäger,  roährenb  anberfeit.8  Sulchen 
ihre  Siebe  ertennt  unb  Sami3  mit  ihrer  £>anb  begliicft. 

H 


©ellertä  Suftfpiele.  2UIgeme{ne  ©fmratteriftif  bei'fet&en. 


Sie  ©eftalt  beS  entlaroten  SiebBaberS  ift  ein  igolbergifdjeS  2J?otio 
(SJiagifter  SiofiftengiuS  im  „©lücf  liehen  ©chiffbruch") ,  ber  ©aug  unb 
2tufbau  erinnern  an  baS  ©djäfevbrama:  eS  roerben  p>ei  ißaare  gegen* 
übergeftetlt,  ein  (roenigftenS  fcheinbar)  glüdlid;  geeintes  unb  eines, 
baS  erft  burcf)  Sefiegung  beS  fpröben  9)läbcBenfinnS  unb  burdj  23er* 
mittetung  beS  erften  ißaareS  sur  ©inigung  gelangt.  2lber  bie  igaupt* 
murjel  beS  ©tücfeS  fü^rt  bod^  pr  Siüljrfomöbie  Stioelle  be  Sa  ©Bau}* 
feeS.  ©obalb  fic^  ber  23ürgerftanb  auf  fid;  felbft  befann  unb  auS  fei; 
ner  Unterroürfigfeit  bem  2lbel  gegenüber  erhob,  war  baS  erfte,  worauf 
wohlgefällig  feine  Stugen  blicften,  bie  bürgerliche  gegenüber  bem 
roüften  el)elid;en  Seben  ber  obern  ©tänbe.  Sie  Sebingungen,  bie  £iei* 
ligfeit,  bie  2IIIma(f|t  ber  ©Be  <*I8  foldjer  im  Kampfe  gegen  leidjtfin* 
lüge  ©Begatten  bilbett  ben  ©runbftoff  beS  Sa  ©Bauffeefchen 
fpietS.  @o  aucB  bei  ©eitert.  ©S  wirb  über  bie  ©Be  pljilofopBiert.  Ser 
SRagifter  in  logifcffen  Seroeifen  auS  bem  groecfe  ber  ©Be  bie  9lotroen* 
bigteit  ber  Siebe  ableitenb  —  faft  an  fbartmawtfdje  2IuSfüBrungen 
gemaBnenb  — ,  SottcBen,  ber  oernünfiigen  Siebe  meBr  §o!jeit  als  ber 
Freiheit  sufprechenb,  unb  gulchen  motjl  am  praftifdffien,  inbem  fie, 
burcB  leifefte  ©iferfucBtSamoanblungen  belehrt,  iE>r  fpröbeS  §et-§  ber 
Siebe  erfdjtiefjt.  Saneben  aber  nod;  ein  Siührmotio:  ber  eble  SBettftreit 
ber  beiben  ©dEjroeftern,  beren  jebe  oon  bem  ©ebanfen  beglücft  ift,  bafi 
ber  anbern  baS  oon  einer  Xante  Binterlaffene  ©rbgut  pgefaden  fei. 

gn  feinem  fo  fetjr  wie  in  biefem  äeigen  fich  bie  SOiängel  ber  ©eiferte 
fcfieit  Suftfpielbidftung.  Sie  Ißerfonen  finb  ©ebilbe,  auS  ©runbfäBen, 
guten  unb  böfen  ©igenfdjaften  pfammengefeBt,  aber  eS  fehlt  ihnen 
bie  SebenSfraft.  ©otd)e  Sltenfchen  mürben  im  roirfUcBen  Seben  un* 
mögtid;  fein  ober  unmöglid)  roerben.  Ser  IDlann  fanit  nur  Beiraten, 
roenn  er  ober  feine  gufünftige  30,000  XBaler  be fi|t,  roeldje  ©rbfcBaft 
ober  fonft  ein  .gufall  iBm  tn  ben  ©djofj  geworfen.  SSon  XageSarbeit, 
ba  ber  SJtann  mit  ©infeBung  feines  ©eifteS  unb  feiner  Jfraft  erwirbt 
unb  bie  grau  mit  roirtfdjaftlidjem  ©ittne  »enneBrt,  baoon  ift  feine 
Siebe.  Sie  grauen  finb  oerniinftig,  tefen  im  „gufdiauer",  fprecBen 
franpfifcB,  feunen  bieneuefte  fcBöngeiftigeSitteratur,  finb  tugenbBaft, 
liebenSmiirbig,  aber  fodjen  unb  2Birtfdf)aft  führen  fönnen  fie  gewifj 
nicht.  ©S  ift  eben  bem  Siebter  nicht  um  bie  iperfotten  ju  tljun,  fon* 
bern  um  ben  moralifdjen  ©ebanfenfvetS,  ben  fie  oertreten.  Siidjt  fie 
tragen  ben  ©ebanfen,  fonbern  fie  roerben  oon  ihm  getragen,  unb  fo 
fommt  eS  benn  reicht  oor,  bafj  fie  öfter  im  SieicBe  ber  gbeett  fdjroe* 
ben  als  fie  auf  ber  feften  ©rbe  fufjen.  ©o  bietet  benn  auch  biefeS  Suft* 
fpiet  oorjüglicB  ftttlichen  2lnfdjauungSunterrid)t  für  bie  ©rroacBfeneit 

15 


©eUcrt?  Seben  urtb  SBerte. 


Sicht  roie  Siebe  entfielt  unb  ipittberniffe  iiberroinbet,  fonbern  roie  Sie* 
benbe  in  Raffen  fitttidfer  ©ntfdfeibung  Raubein,  roirb  bargeftettt.  llnb 
begt)a[b  treten  atte  Siebegpaare  fdjon  non  oornljerein  im  ißerfonenoer* 
jeicfjnig  al§  fotclje  auf. 

©ettertg  gefammetteSuftfpiete — barinnen  auch  bie  Operette,,®  ag 
Drafet",  bie  Umarbeitung  eineg  gleichnamigen Suftfpielg  oon  Saint* 
goi£  —  erfdfienen  1747.  ©in  gahr  früher  fcfjon  hatte  er  feinen  33er* 
fuch  auf  bem©ebietebegSomang  veröffentlicht,  ©r  nennt  fich:  „Seben 
ber  fdjwebifdjen  ©räfin  oott  ©**".  @g  ift  bie  ©efd)id)te  ©noch 
Strbeng  aug  bem  einfachen  gifdferborfe  emporgehoben  in  bie  Greife 
beg  ©eifteg*,  Sugettb*  unb  ©eburtgabelg.  Sie  ©räfin  heiratet  nad) 
bem  oermeintIid)en  Sobe  ifjreg  ©atten  einen  greunb  beg  £aufeg.  Sad) 
fahren  gtüdtidffter  jroeiter  ©he  !etjrt  ber  erfte  ©atte  aug  Sibirien  31t* 
rüd,  nimmt  feine  ©ematdin  in  Vefifj,  um  fie  bei  feinem  halb  roirf(id) 
erfotgten  Sobe  abermaig  an  ben  greunb  absutreten.  Sod)  auch  biefer 
ftirbt,  ba  bie  ©räfin  eben  juin  Seroujitfein  beffen  fommt,  „mie  fet)r 
fie  ihn  noch  liebte". 

Ser  Soman  ©eiterig  mirtt  heute  —  foioeit  er  nicht  tangroeitt  — 
abftofjenb.  2ltg  Varnhagett  ihn,  ohne  ben  Verfaffer  ju  nennen,  in 
einer  ©efettfdjaft  oortag,  manbte  fich  ber  igörerfreig  oerabfcheuenb  ab 
in  ber  Steinung,  eg  fei  ein  9Sad)roerf  ber  neuefien  Verirrung  beg  Sich* 
tungggeifteg.  Verführung,  23tutfdjanbe,  Soppelehe,  fittlidje  ©reuet 
alter  2trt  erfdjeinen  aufeinaitber  gehäuft:  unb  bennod)  führt  er  mit 
Secfjt  ben  9tamen  beg  erften  moralifdjen  Somang.  ©in  tjatbeg  gaffr* 
hunbert  oorher  hatte  frühreif  unb  läffig  ©hriftian  Seuter  feinen „Schel* 
muffgfg"  in  bie  Seferoett  geworfen,  in  ihm  gefettfcEjafttidtje  guftänbe 
unb  jugteicf;  bie  litterarifdje  Stöbe  ber  Seife*  unb  2tbenteuerromane 
geifjetnb.  Unb  bennod)  mürbe  giegterg  „Vaitife"  nod)  immer  neu  auf* 
gelegt  unb  faitb  begeifterte  Sefer.  Sitterromane,  Seiferomane  häuften 
fid).  Sn  ferne  ©egenben  führten  bie  Somane,  mit  neuen  Vitbern  bie 
ißhontafie  reijenb;  ©eitert  [eitet  bag  ^ntereffe  non  ben  äuffern  ©e* 
fdjehniffen  ju  donftiften  beg  innern  Seetentebeng.  Unb  wie  fein  Vor* 
bitb,  berSngtänber  Sidjarbfon,  in  ber„ißamela"  ben  fiegreidjen  dampf 
beg  tugenbfjaften  SBeibeg  gefchitbert  hatte,  wirb  ber  £>etbenroman 
aud)  bei  ihm  jurn  grauenromait.  Sie  grau  tritt  in  ben  Stittetpunft. 
Sie  Seetengröffe  finbet  nicht  im  öanbetn  ben  2tugbrud,  fonbern  im 
Sulben.  ©g  gilt,  nicht  mit  SSannegfraft  in  ben  ©ang  beg  ©efdjideg 
einjugreifen,  fonbern  mit  bem  Sdjatje  ber  fQerjengtugenb  unb  §er* 
jengbitbung  fich  in  oüe  Sctjidfalgfügungen  hineinjufinben.  So  teben 
bie  gelben  beg  Somang  nicht  in  biefer  2Mt  ber  ©egenfü£e,  beg  dam* 

16 


©eOertS  Siotnan:  „Se&en  bcv  ftüioebift^en  ©räfin  oon  ©**". 


pfe§,  ber  SCrbeit;  fie  toiffen  mit  ©clb  unb  ©ut  nichts  angufangen,  fie 
[eben  nur  bem  geiftigen  ©enuffe,  bem  „©mpfinben".  Sie  „Scfjwebifche 
©räfin"  hat  bie  Saat  geftreut,  bie  „SBerther"  brei  3ahrgef)nte  nacEjtjer 
geerntet.  Sind)  äujjerlich.  Sie  führt  bie  Briefform  ein  ober  ergäbt 
wenigftenS  in  ber  „3ch"=5ßerfon,  fo  in  ber  fubjeltioften  SarfiettunßS* 
weife  bie  gorm  bem  gnjjalte  anpaffenb. 

©§  muB  wohl  gugeftanben  werben,  baB  ©eKertS  ißhantafie  unb 
©eftaltungSlraft  bem  Stoffe  nicht  gewachfen  waren,  ©in  weiblicher 
©raf  oon  ©[eichen,  bem  [ein  SiSpenS  non  3tom  bie  Söfung  feines 
ÄonflifteS  bringen  fonnte,  muffte  tiefer  angetegt  fein.  Sie  Helbiit  ift 
flach.  3h®  in  öer  Sugenb  bie  Dieligion  auf  eine  oernünftige  3Irt  bei* 
gebracht,  unb  fie  ift  non  ben  Vorteilen  ber  Sugenb  überführt  worben. 
Solch  hofßeS  Sugenbformelwerl  muB  natürlich,  fobalb  baS  Seben  eine 
fdjwere  fittlidje  grage  heranbringt,  gufammenfinlen.  2BaS  thut  bie 
©räfin,  ba  ber  erfie  ©atte  bie  Stelle  wieberforbert,  bie  nun  ein  grceU 
ter,  ebenfo  geliebter  unterbeffen  eingenommen?  3m  SewuBtfein  ihrer 
Sugenb  fühlt  fie  fidf  barüber  erhaben,  tief  erfchüttert  gu  werben.  3?Jit 
gragiöfem  Sögeln  faft  [ehrt  fie  jum  erften  ©atten  gurüd  unb  oermag 
eS  bennoch,  Sag  für  Sag  noch  mit  bem  gweiten  ©atten  gu  oerlehren. 
,,©r  (Herr  9t.)  unterhielt  mich  mit  greunbfcljaft  unb  Hochachtung  unb 
beförberte  mein  unb  meines  ©rafen  SSergnitgen  mit  Slufopferung  be§ 
feinigen.  @r  war  oft  gange  Sage  bei  mir  allein.  3$  glaube,  baB  ich 
fooiel  Schwachheit  gehabt  hätte,  ihn  anguljören,  wenn  er  an  bie  oo= 
rigen  geiten  gebaut  hätte.  Unb  wer  weiB,  ob  ich  ihm  uicht  wiber 
meinen  SBillen  burcl;  manchen  S3licB  ein  ftummeS  SefenntniS  oon  meü 
ner  Siebe  getljan  habe,  fo  gewiffenljaft  ich  auch  mit  ihm  umging,  unb 
fo  fel;r  ich  meinen  ©rafen  liebte."  Sie  Söfung  beS  tief  geljenben 
SebenSfonflilteS  burdj  ein  folcheS  frieblicljeS  gufammenleben  ift  hoch 
fittlich  unmöglich. 

Unb  ebenfo  unmöglich  ift  bie  Söfung  fo  mancher  attberer  fittlicljer 
gragen,  bie  ber3toman  fehr  unnötigerweife  erhebt.  Sem  jungen  9Jlann, 
ber  feine©eliebte oerführt  unb  fie  an  bem  Sage,  ba  fie  fOtutterfchmergen 
gu  überftehen  hat,  auf  bem  gelbe  beS  SchmucfeS  unb  ©elbeS  beraubt 
unb  bort  ihrem  Schictfal  überläßt,  wirb  groBmütig  oergieljen,  weil  er 
3teue  geigt  unb  in  feinem  „gerftreuten  unb  auSgegehrten  ©eficljte  noch 
Spuren  genug  oon  einer  angenehmen  Silbung  unb  einem  gärtlidjen 
Hergen"  gu  fehen  firtb.  ätfthetifdje  ©efchmacfSurteile  mifchen  fich  in 
Ijöchft  unglücflicher Söeife  mit  ethifchen,unb  berSicljter  ift  nicht  fo  Iraft» 
ooll,  baß  er  am  beS  faulen  ÄernS  willen  bie  fchöne  Saroe  gerftört  hätte. 

Ser  ©rfolg,  ben  ©eltertS  Sichtungen  bei  ber  ÜDtitmelt  errangen, 

©eitert  17  II 


©ettertä  Sieben  unb  Sffierfe. 


roar  ein  bi§  batjin  noch  beifpiellofer.  ©r  ift  nicht  als  ein  rein  littera; 
rifc§er  ju  meffen.  Sn  ©edert  unb  feiner  Sidjtung  liegt  nodj  etwas 
oom  alten  vates,  oom  Sidjterpriefter,  wobei  freilidj  religiöser  Schwung 
fic^  ju  moralifdjer  Mehrung  oerbünnt  batte,  ©eifert  ift,  rote  einft 
SDtelandjthon  e§  roar,  burdj  feine  Sichtungen  für  lange  3eit  ^itumS 
ein  praeceptor  Germaniae  geworben.  2Baä  bie  litterarifdjen  tfein; 
fdjmecfer  anjog,  ift  fd)on  oben  anjubeuten  oerfucht  worben.  ©3  war 
ba§  Safontainifdje,  ba§  „Soutante"  in  ihm,  wie  griebrid»  ber  ©rofje 
fid)  auSbrücfte,  wa§  bett  2lbel  unb  befonberS  bie  SBiener  Greife  ge* 
wann.  Sen  Senfenben  unter  ben  höher  ©ebilbeten  waren  bie  großen 
gftängel  feiner  Sichtung  nicht  oerborgen.  21.  ©djlegel  fc^reibt  gerabeju 
an  iöobmer  (1746):  „Sooiel  ift  gewifc,  bafs  £err  iWagifter  ©edert 
nicht  adejeit  ber  befte  IJSoet  ift",  hier  freilich  nur  bie  frül)ften  Seröffent* 
lidjungen  be3  Sid)ter§  im  2luge  ijaltenb.  2tber  eS  biente  geroifj  zum 
Vorteile  feines  3tuljme§,  baff  bie  eben  tonangebenb  werbenbe  Iittera* 
rifclje  Sugenb  gteidjfam  unter  feinen  2lugen  hetangewacfjfen  war  unb 
nun  wohl  ben  oereljrten  Söleifter  in  fonnigerem  Sichte  anfaE) ,  als  eS 
fonft  iljr  fritifdjeS  ©eroiffen  erlaubt  hätte. 

Seffing  fpricht  feiten,  hoch  immer  warm  oon  ihm,  ßlopftocf  preift 
ihn  in  feiner  ©bert*Dbe  unb  ruft  nach  einer  SSorftedung  ber  „3art* 
lidjeit  ScJjroeftern": 

„Sa  fdjwebte  lanfle  freubiger  ©ruft  um  mich. 

D  Sugenb!  rief  idj,  Sugenb,  wie  fdjön  bift  bu! 

SDeld)  göttlich  Üdeifterftüct  fiub  Seelen, 

Sie  fich  hinauf  bis  ju  biv  erheben!" 

2lnt  feurigften  aber  hat  ber  frülfuerftorbene  SBratoe  in  einem  fchönen, 
audj  in  feiner  überfchroenglidjleit  ben  Stempel  wahrer  23egeifterung 
tragenben  ^Briefe  ben  Sidjier  oerherrlicht1.  2luf  einem  Spaziergänge 
umfdjwärmcn  ihn  im  hi'tunlifchen  ©lanje  Jünglinge  unb  -Stäbchen. 
Sie  tragen  ein  blumengefdjmüdteS  löilb.  ©ine  ber  Schönen  ertlärt 
ihm  baS  ©efeljene.  „grembling",  fagte  fie,  „ber,  beffen  33ilb  bu  hier 
fiehft,  war  ein  Sichter  unb  lebte  oor  otjugefähr  hunbert  galjren,  noch 
5U  ben  böfen  unb  triegerifdjeu  3eiiett.  Seine  ©ebichte  halfen  baS  gol* 
bette  SBeltalter  wieberherfteden.  gäljrlid)  feiern  wir  beSfjalö  feinem 
©ebächtniffe  ein  geft.  SBir  neunen  e§  ba§  ©edertfche.  Siefer  Sorbeer* 
hain  bort  oerbirgt  fein  ©rab."  Sann  erfdjeint  ihm  ber  ©eift  ber  Sicht* 
lunft.  „Su  fiehft",  fprad;  er,  „wa§  oor  ein  glanjenb  ©efcf)icf  ich  einem 
meiner  oornehmfteit  Sieblittge  aufbehalten  habe.  iOtelbe  eS  ihm." 


1  Sictje  2t.  ©auer:  „Joachim  2ßilE)elm  uon  Sürawe  je.",  S.  13. 

18 


Urteil  ber  geitgenoffen.  fflirtimg  auf  bie  breite  SßoltSmnfJe. 


©roß  nor  allem  mar  bie  SBtrfung  auf  bie  breite  VolISmaffe.  tQier 
nerfdEjlug  e§  nun  nichts ,  baß  bie  gabeln  ißfjantafiearmnt  aufroiefeit, 
baß  fie  bie  ©eutlicfjfeit  faft  pr  Spfatt^eit  überfpannten,  baß  in  ben 
Suftfpielen  altpgreK  Sicht  unb  ©Ratten  auf  einzelne  ißerfonen  gehäuft 
mären.  Vicht  bie  gorrn,  fonbern  ber  ©efjalt  erhob  unb  ftärtte.  Vidjt 
mitreißenbe,  herauf  d;enbe  neue  gbeen,  aber  ein  ftetige§  Vorwärts^ 
brängen  unb  ^inroeiS  auf  ba§  Veffere,  nicht  Vegeifterung  pm  Um= 
fturä  ber  nieberbrüdenben  Seben3oerhältniffe,  aber  Sicherheit  unb  ge= 
ftigteit  im  2tufftreben  fdjöpfte  ba§  Bürgertum  au§  ©ellertS  gabeln 
unb  Suftfpielen.  9Jtilb  läc^elnb  unb  fpöttelnb,  in  unfdjeinbarer  ©in= 
Heibung  hatte  er  roeithin  nacljmirfenbe  Veformgebanfen  in  feine- 9)tit= 
melt  geroorfen.  ©r  Eiatte  fiel)  be§  ©lenbS  be§  gemeinen  9)tanne§  ait= 
genommen  unb  in  feinem  Vamen  ßlage  erhoben  gegen  Sßudjer,  ©eij, 
tgartherjtgfeit  ber  Veicßen,  er  erhob  ba§  ©tanbeSbemußtfein  be3  93ür= 
ger§,  inbem  er  ben  ©tanbeSunterfdjieb  oon  2lbel  unb  Vürger  nieber= 
riß,  er  lehrte  alle  SebenSoerljältniffe  nom  ©tanbpuntte  ber  reinen, 
oernünftigen  menfchlidjen  ©mpfinbung  anjufefjen  unb  ber  !onDentio= 
nellen  Vorurteile  nidjt  p  achten,  ©eine  Suftfpiele  brauten  beutfcfie§, 
bürgerliche^  Seben  auf  bie  Vüljne,  unb  roenn  fich  auch  nach  SeffingS 
tabelnbem  2Borte  in  ihnen  bie  SfmHieit  nngefdjminft,  in  ihrer  gansen 
©rbärmlichfeit,  ohne  ben  Jgaud;  poetifcher  Verüärung  geigt,  fo  roirften 
fie  hoch  fittigenb  unb  bilbenb,  roeil  fie  eben  neben  ber  3:^orf)eit  and; 
bie  menfchliche,  bürgerliche  Sugenb  pm  SBorte  brachten,  ©r  hatte  fid; 
—  auch  h'erin  SeffingS  Sehrer  —  ber  nerachteten  guben  angenommen. 
Sie  Überfettung  feiner  gabeln  in§  £ebräifdje  mar  ber  Saut  bafiir. 
9?ocf)  bei  tpageborn  mußte  ber  Vetrüger  unb  2Bud;erer  ein  gube  fein, 
©eitert  fdjilbert  in  feinem  Vomane  einen  eblen  guben,  ber  battfbar 
überreich  bie  ihm  erroiefene  SBohlthat  oergilt.  Unb  enblid;  auch  ber 
Sienftboten  hatte  ber  Sidfter  gebacht.  Vtufterbilber  non  menfdjem 
rotirbiger  Vefjanblung  ber  Sienerfcljaft  bot  ber  ©ellertfdje  Vornan,  unb 
non  ihm  beeinflußt  hat  ber  preußifche  §ofrat  Vordjroarb  1754  feinen 
„Vorftfdag  pm  gemeinen  Veften  ber  Jperrfdjaften  unb  Sienftboten" 
herausgegeben. 

Vur  eine  Heine  aHpftreng*  unb  rechtgläubige  Äirdjenpartei 
fchntähte  ben  Sichter.  2113  getreuer  ©ol)n  ber  eben  pr  §öhe  geftiegc* 
nen  2tufflärung§seit  hatte  er  roie  oernimftig  leben,  lieben,  heiraten, 
fo  aud;  nernünftig  glauben  gelehrt  unb  berer  gefpottet,  bie  bie  Ver= 
nunft  au§töfd)ten,  um  in  ber  ©d;rift  p  forfchen.  ©r  hatte  ba3  Vilb 
einer  „Vetfchroefter"  auf  bie  Vühne  gebraut:  unb  beSIjalb  fchalten  fie 
ihn  gottlos  unb  VeligionSfpötter.  ©eraiß  mit  Unredft;  er  hatte  ja 

19  U* 


(Heilerts  SeBen  unb  fflerfe. 


nicht  übertrieben,  fonbern  falfd^e  grömmigEeit,  ben  SBolf  in  ©cfjafg* 
fteibern  an  ben  pranget  geftettt,  freilich  ihr  auch  titterarifche  Siotjeit1 
unb  lächerlichen  TU'iüUcpeitSgtauben  norgeraorfen.  Sag  mag  jene  am 
meiften  geEränEt  haben.  Stuf  ©eitert  fetbft  hat  ber  erhobene  Sorrourf 
ber  ©otttofigEeit  fchmeren  ©inbruc!  gemacht,  ©r  hätte  gern  bag,  roie 
©iefeEe  erjähtt,  unter  gammer  gebrachte  ©iücE  fpäter  roieber  oer* 
nicljtet.  Sa  eg  nicht  metjr  möglich  mar,  milberte  er  roenigfteng  an* 
ftöjjige  Sßorte  unb  Stugfätte. 

@o  ift  e§  benn  cerftänblich,  bafj  ©eiterig  Sichtungen  atgbatb  in 
Saufenbett  non  ©jemptaren  verbreitet  roaren.  Sie  gabeln  mürben 
immer  roieber  neu  aufgelegt,  nachgebrucEt,  in  moberne  unb  Etaffifche 
Sprachen  üöerfeijt,  311m  ©djutgebrauche  Eommentiert,  ja  fogar  —  bra* 
matifiert2.  Sie  „©cfjroebifche  ©räfin"  rourbe  vielfach  überfe|t  unb  nach* 
geahmt,  bie  Suftfpiete  fanben  (freilich  nicht  immer  311  beS  Sidjterg  Qu-- 
friebenheit)  ^Beurteilung  unb  Überfefjung  in  fran3Öfifd)en  Sitteratur* 
blättern.  SCrm  unb  reich,  hoch  unb  niebrig  beftrebten  fiel;,  bem  Sichter 
ihr  Sßohlgefatten  an  feinen  SßerEen  Euttbsuttjun.  ©r,  ben  man  „mit 
einer  Eteinen  Schmeichelei  fo  roeit  bringen  Eonnte,  baff  er  feine  §anb 
oor§  ©efidtjt  hielt  unb  fich  fchämte",  roar  nie  ftdjer,  bafs  nicht  berb  ober 
fein,  in  Briefen  oberSöorten  ober  ©efcf;enEen  ihn  ^utbigung  unb  Ser* 
ehntng  überfalle.  Sag  Säuertein,  bag  im  SBinter  eine  guljre  ^»otg  »er 
feine  SßoEjnung  im  „SdE)roar3en  Srett"  fährt  ober  ihn  im  Suctjbinber* 
laben  ermahnte,  recht  fteifjig  roeiter  311  bidjten,  bie  Sßoftmeiftergmagb, 
ber  auggebiente  SBacEjtmeifter,  ber  abtige  Dffijier:  eine  lange  Steitje, 
bie  unterften  mit  ben  oberften  ©tänben  »erbinbenb  unb  einig  im  greife 
beg  „großen  Sttanneg". 

3Diit  bem@nbe  ber  uierjigergaFire  beginnt  biebictjterifcbe  Schöpfer* 
Eraft  ©eiterig  311  »erftegen.  Stur  einmal  noch  hoi  er  fich  5U  höc^ftev 
Straftentfattung  aufgerafft:  inbengeifttichenSiebcrn.  1752fchonfchreibt 
er  an  einen  greunb:  „geh  bin  beg  Stutorg  giemtich  fatt."  ©ein  Sebeu 
roar  unterbeffen  im  früheren  ruhigen  ©ange  geftoffen.  1751  roar  er 
jum  aufserorbenttichen  fjSrofeffor  mit  einem  ©etjatte  non  100  Stjo^eni 


1  ®ie  58etftfpoefter  roeijj  5. 58.  ntd)t,  oB  man  Pamela  ober  Pemala  fage;  t)on 
©criuerä  „Seetenfc^aij"  miß  fie  nichts  roiffen. 

a  „9l§<jnfolt  unb  ©aplpra",  non  Gfir.  2.  SDtartint.  3«  2Bien  öfters  aufgefütjrt. 
@tef;e  „^Dramaturgie,  Sitteratur  unb  Sitten".  SSßien  1769.  ©.  369.  SaS  ©tüd 
rourbe  fmuptfäclfticl)  burdj  ben  ©toff  unb  bie  Jtunft  ber  ©djaitfpieler  über  SBaffer 
erhalten.  3n  berfelfiett  Sliejenfion  roirb  and;  einer  SDramatijierung  von  „Snfie 
unb  3)arifo"  gebad;t.  ffiine  Sluffüfjrung  non  „Jfnfie  unb  2)arito"  als  Söaltett  fanb 
ftatt  in  igermannftabt  nodj  am  31.  3uti  1791.  (58gl.  „®ev  StriegSBote",  ^ermann* 
ftabt  1791,  9ir.  58.) 


20 


©cUertä  S3olt3tümlic§teit.  SDie  movaü(djen  Siorlefungert. 


Beförbert  roorben  unb  hatte  feine  fßrofeffur  mit  einem  Programm  ü6et 
baS  rüfjrenbe  Suftfpiet  unb  mit  einer  Bebe  über  ben  „©inftufi  ber  fdjö-- 
nen  SBiffenfchaften  auf  §erj  itnb  ©itien"  angetreten.  §ot)e  ©önncr 
oerfudjten  feine  SebenSfteßung  3U  fiebern.  3Jtan  fpraclj  oon  fjaße,  mo= 
hin  er  auch  gern  gegangen  märe,  „wenn  bie  SebenSart  ber  ©iubenten 
fittfamer  unb  friebfertiger"  geroefen  märe. 

einer  fgeirat  hat  er  fiel)  —  obwohl  er  baS  ©lüct  ber  ©I)e  immer 
hod)  prie§  —  nicht  entfdjliefsen  tonnen.  3n  einem  ©fücttounfd)fd)reiben 
an  feine  ©cfjroefter  ju  i^rer  Berheiratttng  tjei^t  eS:  „Unter  ben  finn* 
reidjen  ©enffprüdjen,  bie  ich  immer  im  SDtunbe  ju  führen  pflege,  ift 
biefer  einer  ber  oornehmften:  ©fjeftanb,  SSe^eftanb."  ©o  blieb  er  ein 
einfanter  ^unggefeße,  gern  oon  atten  ©eiten  ?u  ©afte  gefaben,  fjeimaU 
Io§,  unb  aßen  Angriffen  einer  heimtüctifchen  Jtranf^eit  fdjonungSfoS 
auSgeliefert.  ©djon  im  frühen  BtanneSafter  roarb  fein  ohnehin  fd)toad)= 
lieber  Äörper  oon  fcfjtoeren  Seiben  heimgefudjt,  roefdje  bie  gofge  oon 
immer  mehr  fid)  fteigernben  Störungen  ber  UnterleibSfunttionen  ioa- 
ren.  Bon  bem  50.  Safjre  an  mar  fein  Seben  nur  ein  ftetigeS  fMnfterben. 
$eiti  SBunber,  bafs  fein  ganjeS  ©enten  unb  güfjfen  nttn  immer  erm 
ftere  unb  büfterere  gärbung  annafjm,  bafi  refigiöfe  unb  ©obeSgeban» 
ten  oon  nun  an  im  SRittefpuntte  feines  geiftigen  SebenS  ftefjen. 

2Iud)  feine  Borfefungen  neigten  immer  mehr  bem  retigiöferc 
©ebiete  ju.  $u  benen  über  fdjöne  SDBiffenf haften  traten  nun  bie  Bor* 
fefungen  über  Btoraf,  eine  Betrachtung  beS  menfd)fid)en  SebenS  oonr 
chriftlid^religiöfen  ©tanbpunfte  auS,  bie  Dorjügtidj  in  eine  aßgemeine 
unb  befonbere  3ßflid)tenlef)re  auSfief.  ©iefe  Berufungen  finb  nach  beS 
©idfterS  ©obe  oon  3.  2t.  ©chfeget  unb  ©.  S.  £eper  herauSgegeben 
toorben1,  fo  baff  audj  in  biefen  ^roeig  ber  SBirtfamfeit  ©eßertS  eine 
©inficht  ermöglicht  ift.  ©ie  erheben  nicht  ben  2lnfprud),  ein  eignes 
©pftem  aufjufteßen,  haben  auch  nicht  bie  2tbfidjt,  ein  frembeS  roiffen- 
fdjaftfid)  barjufegen,  fonbern  etlettifd)  fammefn  fie  ©ebanfen  auS  ben 
beäügfid;en  Sßerten  oon  ©rufiuS,  Baumgarten,  SDioSheim  unb  auS  bc* 
nen  ber  ©ngfänber  £>utd)efon  unb  f^orbtjce  unb  fudjen  prebigtartig  51t 
tugenbfjaftem  unb  gottioohlgefäßigem  §anbeln  ansueifern.  2tn  ein= 
jefnen  Beifpiel'en  roerben  ©ugenb  unb  Safter  oerbeutticht,  f)kx  jur 
SBarnung,  bort  jum  Borbifbe.  Überaß  gilt  als  Bicfjtfchnur  bas  chrift» 
liehe  ©ebot  ber  ©otteS  =  unb  BädEfftenltebe,  ars  3iel  bie  menfdjfid;e 
©füdfefigteit  in  ber  ©ugenb,  a(S  Queße  feer  ©ittentehre  bie  ©otteS= 
Offenbarung,  foioeit  fie  in  ber  ^eiligen  ©chrift  niebergefegt  ift.  2tn 


i  1770  al3  5.  unb  6.  S3anb  ber  gefammelten  ©Triften. 

21 


CSetCertS  SeBen  unb  SBerfe. 


tfjr  wirb  EleinlidEj  genug  bie  Storal  bei-  Sitten  gemeffen  unb  uerbammt: 
freilief;  uon  bem  ©runbirrtum  auSgeljettb,  ber  in  ber  römifdjen  unb 
nicht  in  ber  griec^tfd^en  «pEjitofop^ie  unb  Sichtung  bie  SBtüte  ber  2tn* 
tife  fie^t.  Som  chrifttichen  StanbpunEt  roirb  —  eS  ift  baS  eines  ber 
intereffanteften  Ä'apiteE  ber  S3orlefungen  —  über  bie  „greibenEer"  als 
bie  ärgften,  unfittlidjfien,  uermorfenftenSerbrecher  ber  Stab  gebroden. 
§erau§äupben  finb  noch  —  jugleich  als  Zeugnis,  wie  weithin  fid^  beS 
SeljrerS  Sorfdjriften  erftrecEten  —  bie  Ausführungen  über  bie  Rinber* 
erjiepmg.  ©ewiffe  gorberungen  eines  naturgemäßen  Unterrichts, 
baju  23erücffid)tigung  ber  leiblichen  AuSbifbung  unb  Sermenbung  beS 
Spiels  als  Sehrmittel  taffen  in  ihm  ben  Vorläufer  ber  philanthropü 
niftifchen  Bewegung  erEennen.  3n  einem  IßunEte  berührt  er  fich  fogar 
mit  bem  uon  ihm  als  ©otteSIeugner  fo  fehr  gehaßten  Souffeau:  auch 
er  eifert  in  Sichtung  unb  tßortefung  gegen  bie  mibernatürliche,  un* 
gefunbe  Sitte  be§  AmmenwefettS.  AIS  Ruriofum  fei  auch  ber  £of= 
tneifteraEabemien  gebaeßt,  bie  ©eitert  hier  in  SSorfcfjlag  bringt,  ein 
©lieb  in  ber  Rette  ber  SBeffrebungen,  bie  fcfjon  feit  hunbert  fahren  l;er 
auf  ©rrichtung  uon  UniuerfitätSfeminaren  bringen. 

Sie  gorm  ber  Sorlefungen  ift  eine  mehr  rhetorifdje  als  abljan= 
belnbe.  Sie  foHen  nicht  überseugen,  fonbern  rühren.  SeSIjatb  auch 
bie  uielen  eingeftreuten  ©ebichte,  bie  teils  ben  fabeln  entnommen  finb, 
teils  nur  hier  erfdfjeinen.  So  haben  benn  bie  Sortefungen  auch  ihre 
SßirEung  nicht  uerfefdt.  ©eitert  laS  mit  hohler,  weinerlicher  Stimme; 
er  bat  feine  Igörer,  ja  um  ©otteSmilfen  nicht  biefen  unb  jenen  Serfüp 
rungen  ju  folgen,  boch  ihrer  ©Item,  Sehrer,  ©otteS  311  gebenEen.  Rra= 
mer  erjählt,  baß  bie  oft  mehrere  Jjnmbert  betragenbe  Igörerfchaft  bis  ju 
Shränen  gerührt  mürbe  —  freilich  Eonnte  hierbei  ber  granjofe  recht 
haben,  ber  uon  ©eitert  urteilte:  „Laissez  le  faire,  il  nous  forme  de 
dupes“. 

„SdjwachEöpfe"nur,  benn  uor  lauter  blinber  Eingebung  an©otteS 
SBitlen,  an  baS  gefchriebene  ©fjriftengefeß  blieb  ja  lein  Saum  für  eigne 
©ntfdjeibung,  Eein  Saum  für  bie  Silbung  eines  feften  ©haraEterS. 

3n  bemfelben  ernft-religiöfen  ©ebanEenEreife  bewegen  fich  aucÜ  bie 
„Storalifdjen  ©ebichte",  bie  er  1754  gefammelt  herauSgab.  3«  ber 
©efamtauSgabe  uott  1769  erfetjienen  fie  im  fetben  Sanb  mit  ben  geift= 
liehen  Oben  unb  Siebern,  fdjon  baburcl;  auch  ben  innern  ffufammem 
hang  anbeutenb.  Sie  fanben  wenig  AnElang.  3a  paarweis  gereimten 
Slejanbrinern  bringen  fie  Ausführungen  ber  moralifcßen  Sorlefungen 
in  Seim  unb  Stetrum,  ohne  Schwung  nüchtern  baS  gür  unb  2Biber  an 
EonEreten  SebenSbilbern  barlegcnb  unb  fchtießlidj  bie  Semut,  bie 

22 


9JioraIifdje  unb  geiftlic^e  Sichtungen 


friebenheit  mit  betrt  eignen  ©cljid'fal  alg  bag  hödffte  ©lücf,  alg  bag  8iel 
menfcblidjeit  ©trebeng  barlegenb.  gntereffe  erregen  fie  nur,  wo  fie, 
wie  in  „Seicbtum  unb  ©hre",  augenfcjjeinlidj  8Ü3e  aug  beg  Siebter» 
eignem  Seelenleben  bieten  ober,  wie  im  „■ätienfdjenfreunb",  bag  Su; 
genbibeat,  bie  ffierwirKidjung  beg  ©eboteg  ber  djriftüdpen  Sädpftett; 
liebe  fefeilbern. 

Siefer  aber,  noch  einmal  alg  Slpoftel  beg  „golbenen  8eitalterg" 
joirlte  er  auf  8eÜ9enoffen  unb  Sacbwelt  mit  feinen  „©eiftlidjen 
Oben  unb  Siebern",  ©cfjon  in  früheren gahren  (1743)  hatte  er  fid; 
in  Keinen  Siebern  analreontifdjen  gnbaltg  oerfudjt.  ©ie  mären  alg 
©efanggeinlagen  nur  in  wenigen  ©jemplaren  gebrudt  worben.  ©eit; 
bem  batte  er  in  biefer  Stiftung  nidpt  weiter  gebiebtet,  unb  nun  gab  er 
beit  alten  Sieberweifen  neuen,  ernften  gnljalt.  1757  erfebienen  feine 
„©eiftlidjen  Oben  unb  Sieber".  gn  ihnen  bat  er  ftetg  bag  oollenbetftc 
unb  banfengwertefte  SDBerf  feineg  Sebeng  gefeljen.  9tur  im  Sienfte  ber 
gftoral  hatte  für  ibn  bie  ißoefie  einen  8u>ed.  gljren  bödjften  jebodp  er; 
füllte  fie  im  religiöfen  Siebe.  Db  er  auch  bie  tljeologifdje  Saufbabn, 
auf  bie  iljn  fdpon  feine  ©räiebung  im  ißfarr;  unb  SSaterbaufe  gewiefen, 
oerlaffeit  butte,  ein  ©eiftlicber  war  er  boeb  geblieben  unb  alg  ein  foldper 
bat  er  fid;  gefühlt  fein  Seben  lang,  ©eine  religiöfe  ©mpfinbung  ift  fpä; 
ter  in  ©elbftquülerei  umgefdplagen;  alg  er  bie  geiftlidjen Sieber  bidptete, 
war  fie  noch  ooü  unb  rein.  Unb  wie  er  eg  alg  eine  ipflidjt  betrachtete, 
bie  Äraft  ber  fßoefie  ben  SEBalprheiten  unb  ©mpfinbungeit  ber  Seligion 
ju  wibnten,  —  „ich  weife  alte  Äircbengefänge",  fpridpt  er  in  ber  SSor; 
rebe,  „bie  ich  mit  ihren  SMobien  lieber  oerfertigt  haben  mödpte,  alg 
alle  Oben  beg  ipinbar  unb  ^oraj"  —  fo  fab  er  bie  2lrbeit  an  biefen 
Oben  alg  eine  2trt  ©ottegbienft  an,  ju  bem  er  nur  bie  am  beiterfteu 
geftimmten  Sage  unb  ©tunben  feineg  oon  lörperlidpen  Seiben  faft  nie; 
bergebrüdten  Sebeng  wählte.  Unb  ebenfo  fudjte  er  bann  ängftlicb  ber 
greunbe  Seirat,  um  ben  Siebern  bie  möglidpft  würbige  gönn  ju  geben. 
Söefonberg  21.  ©djlegel  ftanb  ihm  hierbei  hilfreich  sur  ©eite. 

©eifert  unterfebeibet  „Sefpr;Dben"  unb  „Oben  für  bag  §erj".  gn 
ben  erftern  Iperrfcht  mehr  „Unterridjt",  in  ben  ledern  melpr  „©mpfirt; 
bung"oor.  SieSefpnDben  führen  mitten  inbenrationaliftiftfpen©trom 
ber  8eit  hinein.  SSerunftgemäfee  ©rfaffung  unb  Übung  religiöfer  ©e5ote 
bag  Ster,  ju  bem  fie  führen,  ©o  enthalten  fie  2lnmeifungen  äum  ©ebet, 
äunt  Sefen  ber  ©cfjrift,  wo,  wann,  warum  wir  fie  lefen  follen;  warnen 
oor  Übermut,  ©eij,  SBolluft,  mahnen  jur  Sßadpfamfeit,  jum  ©ebenfen 
an  ben  Sob.  ©ie  oerfuchen,  Kar  unb  einbringlid)  p  fein  unb  werben 
babei  langweilig  unb  oft  auch  roh-  ©ie  warnen,  mit  ©peife  unb  Sranf 

23 


@e2evt§  SeBeit  unb  UBerle. 


bag  £erj  ju  befdjmeren,  fie  forbern  auf,  bie  „leichtern  Sriebe  ©ott  auf» 
juopfern",  benn  „bag  ift  bag  2Iuge,  bxefeg  ift  ber  gufj,  bie  fid;  ber  ©hofft 
entreißen  muff". 

Slug  bem  coden,  tiefen  ©emütgleben  erroadjfen,  einfach  unb  raun» 
berbar  ergreifenb  bagegen  finb  eine  Steilje  anbrer  Siebet  —  bie  Oben 
für  bag  §era.  Sie  finb  unftreitig  bag  ebelfte  unb  tieffte,  mag  ©edert 
gef  Raffen  f)at.  £ier  bricht  roirflidjeg  religiöfeg  Seben,  nicht  ttjeoto» 
gifdjeg  Senfen  fiertor,  hier  fteibet  fid;  ebter  ^ntjatt  in  einfache  unb 
bodj  fließende  gorrn.  ©eiten  nur  unb  auch  ba  nicfjt  ftörenb  tritt  leife 
9ieffejion  ein.  £ier  fteigt  ber  ißrofeffor  uom  Äatfjeber  herab,  unb  bie 
meinerlidje  Stimme  manbelt  fid;  in  roden  ©horgefang  ber  andächtigen 
©emeinbe.  Sag  adgenteine  menfd;Iid;e  ©efüf;f  ift  fjier  jum  2Iugbrucf 
gebracht,  bag  bem  fdjlidjten  Sattbmann  ebenfo  eignet  toie  bem  fbod;ge» 
bilbeten,  bag  ©efü^t  ber  Eingebung  an  bag  pcbfte,  Siebe  geroäljrenbe 
unb  Siebe  oerlangenbe  Sßefen.  ©ott  ift  eg,  ben  ©edertg  Sieber  preifen. 
®a§  ift  eg,  n>a§  fie  fofort  empor!) ob  über  bie  poetifdjen  2lugroüdjfe 
beg  pietifiifch»herrnhutifdjen  fBipftijigmug,  mag  ihnen  noch  fjeute  unb 
für  ade  feiten  ifjren  Sfiert  beioahrt.  Sa  gilt  fein  Sogma,  feine  Äon» 
feffion,  ba  fpricfjt  fiel)  fdefigion  aug.  ©cf;iDäd^tic§  unb  meidjtidj  fonft 
im  Seben  unb  oft  aud;  im  Sidjten,  ergebt  er  fid;  !;ier  5U  nie  geahnter 
Stärfe.  ©g  ift  nicfjt  Sufad,  baß  mehreren  ber  mächtigft  roirfenben 
Sonfd;öpfungen  Seethooeng  ©edertfd;e  Sieber  atg  Sejt  unterliegen. 

Sie  Sieber  unb  Oben,  fcljon  oon  oornfjerein  meift  an  oorEjanbene 
Äirdjenmelobien  angepaßt,  mürben  algbalb  in  bie  eoangelifdjen  Äir» 
d;engefangbüdjer  aufgenommen,  ©ie  bilbeten  aud;  bie  Srüde  oon 
Äonfeffion  ju  Äonfeffion.  Sie  I;atten  im  efjemalg  heiß  entbrannten 
Kampfe  ber  beiben  eoangelifdjen  Kirchen  für  bie  reformierte  Stedung 
genommen,  inbetn  fie  augbrüdlid;  bie  guten  SBerfe,  ben  tl;ätigen 
©tauben  gegenüber  ber  ftrengtuttjerifdjen  ©laubengauffaffung  erhoben, 
unb  baburd;  aud;  ber  fatfjolifd;en  Kirche  bie  §anb  gereicht,  ©in  fattjo» 
lifd;er  iJJriefter  roenigfteng  glaubte  l;ier  ben  ißunft  ju  finben,  oon  bem 
aug  ber  fromme  Sid;ter  aud;  alg  rechtgläubiger  KatEjolif  angefetjen 
roerben  fonne. 

3u  beginn  ber  fünfjiger  Qaf;re  hatten  bie  alten  greunbe  ade 
Seipjig  oerlaffen,  bafür  mar  bem  Sid;ter,  in  aden  Sanben  oerbreitet, 
ein  Kreig  9fat  unb  Belehrung  fud;enber  greunbe  unb  greunbinnen 
erftanben.  2ln  ©edert  roanbte  man  fid;  in  aderlei  geiftigen  dtöten  beg 
Sebeng.  Sitten  um  Anempfehlung  oon  tpofmeiftern  roaren  noch  bag 
©eringfte;  er  fodte  auch  ©emiffeugrat  fein,  roieber  gteichfam  alg  führet 
5U  jenem  golbnen  Zeitalter,  oon  bem  Srame  gefprod;en.  ©in  preu» 

24 


§ot>er  Sßert  ber  geifttid^ert  Oben.  Sriefroet^fet. 


^jtfc^er  Offizier  etroa  fragt  an,  maS  er  tlpn  foHe,  ba  er  fitf;  aüjuteicfjt  in 
©efellfdjaft  oergeffe  unb  ben  Vergnügungen  alSbann  pfefjr  nachhänge; 
ungarifdje  junge  ©belleute  bitten  um  Verhaltungsmaßregeln  beim 
Eintritte  in  bie  SBelt;  ein  Sucfjmacher  roenbet  ficf;  an  ihn,  ilpt  fßtittel 
unb  Empfehlung  jum  ©tubiurn  p  oerfdjaffen;  einem  entpfinblidhen 
grauenjimtner  foß  er  bie  greifet  über  £>erj  unb  ©tjaratter  beruhigen, 
einem  anbern ben fßlittelroeg  angeben  püfdEjen  häuslicher  Befdjäftigung 
unb  fdjöngeiftigem  ©enuffe.  2tuc£)  für  biefe  obern  Schichten  ber  ©e= 
feßfc^aft  mar  er  Sichter  unb  ißriefter  pgleidE).  „An  ©eßert,  bie  Su= 
genb  unb  bie  Religion  glauben,  ift  bei  unferm  ißublilo  beinahe  eins", 
fcfjrieb  ber  junge  ©oetlie. 

Saburcf)  aber  roarb  er  in  roeittäufige  Briefoerbinbungen  getnüpft. 
@r  ift  oiefleicfjt  ber  §auptoertreter  ber  brieffetigen  geit  beS  oorigen 
SaljrhunbertS.  Unb  pmr  einer  Briefgattung ,  bie  weniger  fdjriftticfie 
$ortfe|ung  eines  gewohnten  I;er§Iid^en  Umgangs  mar,  fonbertt  bie  eine 
briefgeborne  greunbfcfjaft  pflegte,  in  Betrachtungen  über  moraltfdje, 
titterarifcfie  fragen  fi$  erging  unb  biSroeilen  auch  nur  auS  lauter 
©inleitung  unb  ©dfjluß  beftanb.  ©eßert  felbft  flagt  über  bie  $üße 
feiner  Briefüerpflidjtungen  unb  barüber  auch,  baß  er  oft  Briefe  em= 
pfangen  unb  fcßreiben  müffe,  in  benen  nichts  ftelje,  als  roie  fetjr  ber 
empfangene  Brief  erfreut,  unb  baß  man  mieber  fcßreiben  foße.  Sodj 
galten  auch  formeß  bie  Briefe  ©eßertS  als  Atufter.  ©ie  mürben  abge= 
fchrieben,  auSgetaufc£)t,  als  teures  Vermächtnis  greunben  hintertaffen. 

Aabener  brang' in  ben  greunb,  eine  Sammlung  oon  Briefen 
herauSpgeben  unb  pgleiclj  eine  Anleitung  pm  guten  Briefftile  311 
oerfaffen.  gögernb  unb  faft  nur  überliftet  ging  ©eßert  barauf  ein. 

©0  erfdjienen  1751  feine  „Briefe  nebft  einer  praftifdEjen  Ab* 
hanblung  oon  bem  guten  ©efcßmatfe  in  Briefen".  Sen  gefpreij; 
ten,  überfchmülftigen  Briefanmeifungen  AeufirdjS  ober  SunlerS  ge; 
genüber  fteßt  er  bie  gorberung  ber  Aatürlidjfeit  auf  unb  faßt  feine 
Ausführungen  in  einer  hübfdjen,  in  bie  anbern  Sammlungen  nicht 
aufgenommenen  fjabel  pfammen.  Zugleich  aber  foß  ein  guter  Brief 
muntern  2öiß  erhalten  unb  oon  lebhaften  ©mpfinbungen  ber  greunb; 
f  chaft  unb  Siebe  überfliegen.  Sie  franjöfifche  Brieffammlung  ber  grau 
oon  ©eoigne1  gilt  ihm  barin  als  unübertroffenes  SOtufter.  Sie  eignen 
unb  fremben  Briefe,  bie  ©eßert  als  Aiufterbeifpiele  beigab,  erman= 
geln  eines  ansiehenben  Inhaltes,  ©eine  Ängfilicfifeit,  bie  Scheu,  in= 


1  „Lettres  de  Madame  Rabutin-Chantal,  Marquise  de  Sevigne,  k  Ma¬ 
dame  la  comtesse  de  Grignan,  sa  fille.“  1726. 

©eitert.  25  II  * 


©ettertä  Sebett  unb  Sßerfe. 


binibuelle  Serljältniffe  art  ba§  Sicht  zu  zerren,  Ratten  t^tt  betrogen, 
meifi  nur  farblofe  Briefe  zu  oeröffentlicl)en.  -ERach  feinem  Sobe  gaben 
greunbe  eine  reiche  SluStuahl  au§  bem  ÜRachlaf)  herau§.  Sie  lang* 
bauernbe  Rorrefponbenz  mit  einem  ffräulein  £uciu§  in  Sregbett  unb 
©rbmutfie  non  ©cfjönfelb  ift  erft  fpäter  oeröffentlid)t  roorben. 

Ser  grofe  Rrieg  griebrich§  fanb  ben  Sichter  fchon  al§  gebrodenen 
EDiann.  2tu§  bem  Rattonenbonner  ber  ©d^Tac^t  bei  Sofsbacl)  hörte  er 
mir  bas>  SEBehgefcljrei  ber  ©terbenben  unb  Sertounbeten,  nid^tö  nont 
Subelruf  beutfdjer  Rraft  unb  beutfcljen  ©iege§.  Sluclj  ber  geiftige  gorU 
fdjriit  feines SSotJeS  blieb  ihm  oerfdfloffen.  ©ine§Rlopftocf§,  SEBielanbS, 
SeffrngS  hat  er  in  feinen  Sorlefungen  nid)t  gebaut.  Sein  Süd  toar  ju 
feffr  nach  innen  gerichtet,  al§  bajj  er  ba§  SBefien  ber  neuen  Seit,  bie  er 
felbft  mit  ^erbeigerufen  ^atte,  zu  hören  uertnochte.  @o  fel)r  nach  in= 
nen,  baf;  er  fid)  faft  in  felbfiquäterifcfjer  grömmigfeit  zu  ©runbe  riet;: 
tete.  Sa§  neu  aufgefunbene  Sagebucfi  non  1761  ift  ein  berebteS  Seltg: 
ni§  bafür.  Su  bemfelben  Sahre,  ba  er  eine  ifim  angetragene  orbenttidje 
iprofeffur  nidjt  anneljmen  zu  bürfen  glaubt,  forfefjt  er  felbftpeinigenb 
nach  feinen  ©iinben,  bie  toof)I  bie  Ur  fache  feiner  Rranflfeit  feien,  quält 
fiel)  mit  ^Betrachtungen  über  ©itttbe  unb  Suffe  ab,  banfet  ©ott  für  jebe 
frei  burcbfdjlafne  Stacht  unb  fügt  fid;  mit  ©ebulb  unb  in  tieffter  Se; 
mut  ben  Schmerzen,  bie  nun,  naclibem  beinahe  eine  Sähmung  ber  Sers 
bauungSorgatte  eingetreten,  faft  tagtäglich  il)n  heimfudEjen.  Ser  mehr* 
malige  Sefutf;  be§  RurbrunnenS  in  Sauchftebt  unb  Rarl§bab,  über 
welchen  er  in  anmutigen  Sriefett  an  feine  greuttbitt  berichtete,  brachte 
gcitroeilige  ©rleicfjterung,  aber  an  eine  Leitung  mar  nid;t  mefjr  ju  bem 
fett.  SEBie  £id;tblicfe  nur  erftfjeinett  ba  bie  faft  unzähligen  Setoeife  non 
Slnerfennung ,  bereit  er  fich  gerabe  in  biefem  Saljre  zu  erfreuen  hotte. 
Sefannte  unb  unbefannte  ©penber  festen  ihm  Eßettfionen  au§  ober 
fdjid'teit  il)m  anfefjnlidje  ©elbgeftf;enfe,  bie  er  mit  immer  mehr  toacf)= 
fenber  Sefrentbung  unb  ©leichgültigfeit  aufnahm  unb  meift  zur  Unter* 
ftütjung  armer  SSernmnbten  oerioenbete.  Rein  grember  non  ©taube, 
ber  burdj  Seipzig  reifte,  nerfäumte  e§,  ihn  zu  befudjett.  Son  fjürftin* 
nen,  Herzoginnen,  bie  ihn  zu  fid)  gerufen,  erzählen  feine  Sriefe.  Ser 
Rönig  non  Eßreujjen  unterhielt  fid;  längere  Seit  mit  ihm,  ber  Rurfürft 
Sriebrich  Sfuguft  non  ©achfen  lief?  fid)  non  ihm  über  „Sefchaffenljeit, 
Umfang  unb  Sitten  ber  SJtoral"  in  einer  Sorlefung  unterrichten.  Sa 
autf;  bie  rohe  ©otbateSfa  ehrte  ben  frommen  Sichter;  fein  ©eburtg* 
fiäbtcheit  tnurbe  nont  fjeinbe  nur  mit  geringer  Rontribution  belegt  unb 
ihm  felbft  ber  Surdjzug  burch  bie  feinbliche  Sorpoftenlinie  freunblich 
geftattet. 


26 


SebenSabenb  unb  SEob.  SlUgemeine  SSeurteilung. 


Anfang  SDejemBer  1769  oerbreitete  ftd)  bie  iftachridft,  bag  Seben 
beg  ©idfterg  fei  im  ©rlöfcffen.  Set  Kttrfürft  fanbte  feinen  Seibarjt, 
bod)  umfoitft.  ©efaßt  unb  gottegfürdjtig,  roie  er  gelebt  hatte,  ftarb  er 
am  15.  ©egember  1769  in  ber  2Jiitternacf|tgftunbe. 

©er  ©ob  ©edertg  rief  adenthalben  tiefgefühlten  Sdjmerj  mach. 
Sn  ungejählten  ©rauerobert,  -Jtadjrufen  fanb  berfelbe  in  überfchroeng-- 
lichen  Sßorten  Vugbrud,  rief  aber  baburd)  auch  bie  S^eaftion  heooor1, 
unter  beren  Sann  mir  noch  heute  fielen,  ©ie  „Vriefe  über  bett  SDßert 
einiger  beutfcher  ©icbter"  oon  9JtauoiÜon  unb  Unser  (1771)  fpradjjen 
juerft  bag  heru&nmrbigenbe  Urteil  über  ©ellert  aug,  bag  in  oerfd;ie= 
beneit  Variationen  big  junt  heutigen  ©age  mieberholt  mirb.  „©ellert", 
fagett  fie,  „mar  ein  feister  ©djriftfteder;  a£g  fold;er  gefiel  er  ben  feid;= 
ten  Köpfen  unb,  ba  biefe  immer  bie  HJtehrljeit  beg  lefeitben  ißublifumg 
bilben,  fo  ift  eg  Jein  Vktnber,  menn  ©ellert  ber  ÜDtann  beg  ©ageg 
mürbe.  @r  mar  ber  Siebling  aller  Sanbprebiger  unb  SanbprebigerS-- 
tödjter  —  meid)  ungeßeureg  Kontingent  oon  Verounberern,  Verehrern, 
Sobpreifertt!"  2lud;  ©oet£;e  änberte  in  ber  Vesenfion  ber  Vriefe  („fyranlf; 
furter  ©eiehrte  Steigen"  oon  1772)  nicht  oiel  an  biefetn  Urteile.  ,,©r 
mar  nichts  mehr  alg  ein  bei  esprit,  ein  brauchbarer  Kopf;  allein  muh 
man  ihm  baraug  ein  Verbrechen  machen  unb  fid;  munbern,  menn  ber 
gemeine  Raufen  nur  Slugeit  unb  Ohren  für  bergleidjen  2lrt  oon  Schrift; 
ftellern  hat?  Sticht  allein  bei  ung,  fonbern  in  allen  Säubern  mirb  bie 
SInjahl  ber  benfenben  SJtenfdjen,  ber  mähren  ©laubigen  immer  eine 
unfidEjtbare  Kirche  bleiben." 

©ellert  märe  bernnad;  —  unb  bag  ift  aud)  heute  noch  geltenbe 
ÜReinung  über  ihn  —  burdjauS  ein  mittelmäßiger  ©id;ter  gemefett,  bem 
nur  bie  ©mpfänglicßfeit  ber  ©urdjfchnittSbilbung  für  foldf;eS  SUittel; 
gut  pm  großen  ©rfofge  oerhalf,  ©in  folcßeg  Urteil  aber  ift  geroiß  ju 
hart  unb  fdfjief.  @g  überfieht  oor  adern  bie  große  Mturgefd;id)tliche 
Vebeutung  beg  ©icfjterS.  Sticht,  meil  bag  gemeine  Vol!  ihm  bequem 
folgen  fonnte  ohne  ©ebanfen  unb  ©emütganftrengung,  marb  er  beffen 
Siebling,  fonbern  meil  bie  ÜDtaffe  bei  il;m  in  anfprecßenber  gorrn  ©e* 
banfett  fanb,  bie  aug  bem  ©rüde  ber  Verhältniffe  emporhoben.  Unb 
aud;  ber  litterarifcfjen  Vebeutung  ©edertg  mirb  bag  Urteil  nicht  gerecht. 


1  g«  bem  „Pandaemonium  gerraanicum“  »ott  SR.  Settj  fd^tei^t  ©ellert  in 
einen  SBintet  ber  SRu§meä£)aUe,  aW  er  Safontaine  erbiidt. 

27 


II** 


©eHert«  Seien  unb  SHSerte. 


Stuf  bem  engen  ©ebiete  ber  gäbet  unb  ber  geifttid^en  Sieber  fjat  er  ge= 
teiftet,  roa§  nacf)  tfjm  feiner  erreichte.  S8or  altem  aber  liegt  barin  bie 
töebeutung  feiner  ©tettung  am  2lnbrudE)e  ber  neuen  geit,  baff  er  im 
ganzen  beutfdfen  Sßotfe ,  in  ben  unteren  ©cfjidjten  burct)  ben  fittticfjen 
©rnft  be§  gntjattg,  in  ben  oberen  burct;  2tnmut  ber  gorm,  roieber  ©ittn 
unb  Siebe  für  biebeutfdfe  Sichtung  erroedt  fjat.  Unb  biefeg  Serbienft 
fott  ifjm  nictjt  gefdfjmätert  raerben1. 


1  SDie  erfte  ©efamtau§gabe  ber  ©ellertfdjen  ©Triften,  berert  erfte  jinei 
Sänbe  er  jum  SEeil  noch  felBft  burd)feljen  tonnte,  erfriert  1769-74  in  jefjn  Sans 
ben.  ®er  letjte  enthielt  aufjer  einigen  ©ebäd;titi§oben  auf  ©eitert  bie  Süiogra= 
pljie  be3  ®id;ter§  non  3.  2t.  ©ranter.  ©ine  nollftänbigere  ©efamtauSgabe,  beforgt 
non  3.  2.  Älee,  erfdjien  1839.  ®a  eine  neuere  iöiograptiie  mangelt  (£>.  ®öring, 
©reij  1833,  2  S3be.),  ift  ju  nertneifen  auf  bie  geiftnotle  biograptufdje  ©fijje  ©rief; 
©djmibtä  in  ber  „Slllgemeinen  beutfdjen  S3iograptjie"  unb  auf  bie  trefflichen,  uor= 
jüglich  bie  tulturgefdjicfjtlictje  Sebeutung  ®ellert§  Ijernortiebenben  2lu?fül)rungen 
St.  SStebertnannä  im  jiueiten  SSanbe  feines  äßerfeä  „®entfd;laub  im  achtzehnten 
3afjrf)unbert". 


28 


gabeln  «üb  ßtjäfjlunflc«. 


täellert. 


1 


@r|ies  'gßud) 


i te  ÜtadjtigaU  mtit  Me  gmljr. 

•flfNie  Sadjtigall  fang  einft  mit  Bieter  ßunft; 

Jy  Shr  Sieb  ertoarB  ber  ganjett  ©egenb  ©unft; 

Sie  SSIätter  in  bcn  ©tyfeltt  fdjtoiegen 
Unb  füllten  ein  geheim  Vergnügen. 

Ser  Sögel  Gfjot  Bergafj  ber  9iu§’ 

Unb  hörte  ipfjilomelen  ju. 

Sturora  felBft  öerjog  am  ^jorijonte, 

SBeit  fie  bie  Sängerin  nicht  gnug  Betounbern  fonntc. 
Senn  aud)  bie  ©ötter  rührt  ber  Schall 
Ser  angenehmen  Sacf)tigatt; 

Unb  ihr,  ber  ©öttin,  ihr  ju  ©l)1"60 

Sieh  iphilomele  fiel)  noch  ätoeimal  jehöner  hören. 

Sie  fcfjtoeigt  barauf.  Sie  Serdje  naht  fid)  i'hr 
Unb  ft>ricf)t:  „Su  fingft  Diel  reijenber  al§  toir, 

Sir  toirb  mit  Utecht  ber  Sorjug  sugefprodjett; 

Sodj  ein§  gefällt  un§  nid)t  an  bir, 

Su  fingft  ba§  ganje  Sahr  nicht  mehr  al§  toenig  äöodjcu." 

Sod)  Sßhilomele  lacht  unb  fpridjt: 

„Sein  Bittrer  Sortoitrf  fränft  mid)  nicht 
llnb  toirb  mir  etoig  ©l)l'e  Bringen. 

Sch  finge  lurge  Seit.  äöarum?  Um  fchön  ju  fingen.1 
Sch  folg’  im  Singen  ber  fftatur; 

So  lange  fie  geBeut,  fo  lauge  fing’  id)  nur, 

SoBalb  fie  nicht  geBeut,  fo  hör’  id)  auf  31t  fingen; 

Senn  bie  Satur  läfjt  fid)  nicht  ätoingen." 


Sigt.  in  bet  G.  Stuf  tritt: 

„®ie  ©djnmlbe  läßt  ißr  £ieb  beu  ganjen  ©ontmer  Hingen ; 
SUCein  bie  Obac^tigaU  pflegt  furje  tjeit  ju  fingen." 


1 


fta&eln  unb  @rjäf)[ungen.  (Srftel  Such. 


D  Sidjter,  benft  au  üpfjilomelen, 

Singt  nidjt,  fo  lang’  if)r  fingen  ioottt. 

Statut  unb  ©eift,  bie  eud)  Befeelen, 

Sinb  eud)  nur  toenig  Sa|re  fjolb. 

Sott  euer  SGitj  bie  äöelt  entlüden, 

So  fingt,  fo  lang’  tf)r  feurig  feib, 

Unb  öffnet  eud)  mit  ttfteifterftüden 
3)en  ©ingang  in  bie  ©toigfeit. 

Singt  geiftreid)  ber  Statur  ju  ©Ijren; 

Unb  fdjeint  eud)  bie  nid)t  mefjr  geneigt, 

So  eilt,  um  ritt) ml i d)  aufjuijören1, 

©f}’  ifjr  ju  fpät  mit  Staube  fd)toeigt. 

2öer,  fpredjt  ifjr,  toitt  ben  Sidjter  jloingen? 

©r  Binbet  fid)  an  feine  Seit. 

So  fafjrt  benn  fort,  nocf)  alt  ju  fingen, 

Unb  fingt  eud)  um  bie  ©ioigfeit. 

/jCiu  SetftS  toar’g  unb  eine  dtadjtigatt, 
w  $ie  einft  ju  gleicher  Seit  öor  SarnonS  fünfter  gingen. 
Sie  9tad)tigatt  fing  an  if)r  götftidj  ßieb  5U  fingen, 

Unb  S)amon§  ff  einem  Sofyt  gefiel  ber  füfje  Sd)att. 

,,2ld)  toeldjer  fingt  Bon  Bciben  bodj  fo  fdjön1? 

Sen  S5ogef  möd)t’  idj  ioirUid)  fef)n!" 

Ser  Siater  mad)t  if)nt  biefe  $reube, 

©r  nimmt  bie  SSöget  gleidj  herein. 

„J&ier“,  fprid)t  er,  „finb  fie  atte  Beibe; 

Sod)  toeldjer  toirb  ber  fd)öne  Sänger  fein1? 

©etrauft  bu  bid),  mir  ba§  ju  fagen?" 

Ser  Soljn  läfjt  ficfj  nidjt  gtoeimal  fragen, 

Sdjnett  ioeift  er  auf  ben  Seifig  Ijin; 

„Ser",  fpridjt  er,  „muff  e§  fein,  fo  iuafjr  idj  e^rlid^  Bin. 
Sßie  fd)ön  unb  gelB  ift  fein  ©efieber! 

Srum  fingt  er  and)  fo  fdjöne  ßieber; 


1  SJgl.  baju  tn  gj.  21.  Sd;[ege[3  ©atire:  „SBom  Natürlichen  in  Schäfergebicljten" 
(1746)  ben  fingierten  SEitet  einer  ©ottfcfiebfcfien  Schrift:  „Rechtfertigung  bei  ßerrn 
iprofeffor  ©ottfcheb  gegen  ben  SBorrourf,  bafj  er  ju  fAreiben  gar  nicht  aufhören 
tann".  ' 


®ie  SKadjtigaU  linb  bie  üerd)e.  ®er  Seifig.  ®er  SEanjbär. 


5 


Sem  anbern  fietjt  man’§  gteid)  an  feinen  Gebern  an, 
Sajj  er  nichts  ßtugeS1  fingen  !ann." 

* 

*  * 

©agt,  ob  man  im  gemeinen  ßcbeit 
Sticfjt  oft  tote  biefer  ßnabe  fdftiefjt? 

2Bem  $arb’  unb  $teib  ein  Stnfetjn  geben, 

Ser  tjat  SJerftanb,  fo  bumnt  er  ift. 

©taj  tömmt,  unb  taum  ift  ©tag  erfctjienen, 

©o  t)ätt  man  itjn  aucf)  fdfon  für  fing. 

Sßarum?  ©et)t  nur  auf  feine  SJtienen, 

Söie  borteittjaft  ift  jeber  3ug! 

(Sin  anbrer  t)at  gtoar  biet  ©efdfide, 

Socf)  toeil  bie  SJticne  nid)t§  berfgridft, 

©o  fc^tie^t  man  bei  bem  erften  SSIidte, 

2Iu§  bem  ©efid)t,  ait§  ber  Sßeritcfe, 

Safj  it)m  SSerftanb  unb  2Bit$  gebridjt. 


frr  fianfträr. 

/Cin  23  är,  ber  tauge  .Qeit  fern  23rot  ertönten  müffen, 
VIP  (Sntrann  unb  toäbjlte  fid)  ben  erften  Stufenttjatt. 
Sie  SSären  grüßten  it)n  mit  brüberlidfen  Äüffett 
Unb  brummten  freubig  burd)  ben  2öatb, 

Unb  too  ein  23är  ben  anbern  fat), 

©o  f)icfi  e§:  „^ßeij  ift  toieber  ba!" 

Ser  23ar  erjafjUe  brauf,  toa§  er  in  fremben  ßanbeit 
fyür  SIbenteuer  auSgeftanbeu, 

2öa§  er  gefetin,  gehört,  getlfan. 

Unb  fing,  ba  er  toom  Sanjen  reb’tc, 

2It§  ging’  er  nod)  an  feiner  ßette, 

Stuf  fotnifd)  fd)ön  ju  tanjen  an. 


Sie  23rüber,  bie  it)n  tanken  faf)n, 
SSetounberten  bie  2Benbung  feiner  ©lieber, 
Unb  gteid)  berfucfften  e§  bie  SSrüber; 
Stttein  anftatt,  toie  er,  ju  getfn, 

©o  tonnten  fie  taum  aufrcd)t  ftetjn, 


.Jttug",  tn  älterer  Sebeutung  f.  v.  to,  fdfmud,  pbfcl),  nett. 


6 


fabeln  unb  Svjä^lungett.  ßcfteS  S3u$. 


Unb  mattetet  fiel  bie  Sänge  lang  batnieber. 

Um  befio  metjr  tiejs  fiel)  ber  Sänket  feljn; 

©odj  feine  Hunft  berbrofj  ben  gangen  Raufen. 

„gort",  fdjrieen  alle,  „fort  mit  bir! 

®u  Tcarr  rnittft  flüger  fein  al§  mir?" 

9Jtan  gmang  ben  Sßeij ,  babongulaufen. 

* 

•k  * 

©ei  nidjt  gefdjiclt,  man  mirb  bid)  menig  Raffen, 

2öeil  bir  bann  jeber  ät)nlid)  ift; 

©od)  je  gefdjidter  bu  bor  bielen  anbern  Bift, 

3e  mcl)r  nimm  bid)  in  ad)t,  bid)  pratjlenb  feljn  gu  laffen. 
2öat)r  ift’S,  man  mirb  auf  lurge  Seit 
S5on  beinen  fünften  rttljmtid)  fpredjen; 

®od)  traue  nid)t,  Balb  folgt  ber  9teib 
Unb  madjt  au§  ber  ©efd)idlid)teit 
(Sin  unbergeBlid)eS  SlerBredjen. 


fte  dücfrljtrijte  nmt  imnt  fjitfb. 

®a§  erfle  Sud). 


^TNer  erfte,  ber  mit  lluger  tjpanb 

,+y  ©er  dftänner  ©djmud,  ben  <£jut,  erfanb, 

©t'ug  feinen  <£>ut  unauf  gef  plagen; 

®ic  Uremften  gingen  flad)  IjeraB; 

Unb  bennod)  mufft’  er  iljn  gu  tragen, 

SDajj  iljtn  ber  -jput  ein  9lnfe|n  gab. 

Gr  ftarB  unb  lieft  Bei  feinem  ©terBen 
©ett  runben  £iut  beut  nädjften  GrBen. 


©er  (SrBe  meifj  ben  runben  |mt 
9üd)t  redjt  gemädjlidj  angugreifen; 

Gr  finnt  unb  magt  e§  lurg  unb  gut, 

Gr  magt’§,  gmo  Krempen  aufgufteifen. 

©rauf  (äfft  er  fid)  bem  SMfe  feljn; 

©a§  35ol!  BleiBt  Bor  Sßermunbruug  fteljn 
Unb  fdjreit:  „9hm  läfjt  ber  £ut  erft  fd)ön!" 

Gr  ftarB  unb  lieft  Bei  feinem  ©terBen 
©en  aufgefteiften  <£mt  bem  GrBen. 


SDie  ©efdjictyte  oon  beut  §ute 


7 


©er  (SrBe  nimmt  ben  <f?ut  ltnb  fcftmäfjlt, 

,,3fcf)",  faridjt  er,  „fet)e  moftl,  maB  fcftlt." 

(Sr  feftt  barauf  mit  m eifern  d)tute 
©ie  britte  Ätem!pe  ju  bem  fpute. 

„£)!"  rief  baB  Stolt,  ,,ber  f)at  SBerftanb! 

©ef)t,  maB  ein  ©terbtidfer  erfanb! 

(Sr,  er  erftöftt  fein  Staterlanb!" 

(Sr  ftarB  unb  tief]  Bei  feinem  ©terBen 
©en  breifad)  fpiften  fput  bem  (SrBen. 

©er  -gmt  mar  freilief)  nict)t  meftr  rein; 

©od)  fagt,  mie  tonnt’  eB  anberB  fein? 

(Sr  ging  fcftort  burdj  bie  bierten  -fpänbe. 

SDer  (SrBe  färBt  iftn  feftmara,  bamit  er  U>aB  erfänbe 
„Sßeglüdter  (Sinfalt!"  rief  bie  ©tabt, 

,,©o  meit  fat)  feiner  nod),  alB  ber  gefeften  Ijat. 

(Sin  meiner  §ut  lieft  täcfterlid); 

©djmarj,  SSrüber,  fdjmarä!  fo  fdjidt  eB  fid)." 

(Sr  ftarB  nnb  tieft  Bei  feinem  ©terBen 
SDen  f cf) marken  fput  bem  näd)ften  (SrBen. 

©er  (SrBe  trägt  if)n  in  fein  -fpauB 
Unb  fiet)t,  er  ift  fefjr  abgetragen: 

(Sr  finnt,  unb  finnt  baB  Eunftftüd  auB, 

Rfjn  über  einen  ©tod  ju  fotogen, 

©urcf)  fteifte  SStirften  mirb  er  rein; 

(Sr  faftt  it)n  gar  mit  ©cf)uüren  ein 
9Run  geftt  er  auB,  unb  alte  feftreien: 

„3BaB  fef)n  mir?  ©inb  eB  Räubereien? 

(Sin  neuer  ffntt!  £>  gtiidtid)  ßanb, 

Eöo  2öat)n  unb  ginfterniB  berfd)minbenl 
dRetjr  fann  tein  ©terbfid)er  erfinben, 

SIIB  biefer  grofte  ©eift  erfanb." 

(Sr  ftarB  unb  lieft  Bei  feinem  ©terBen 
SDen  umgemanbten  fput  bem  (SrBen. 

(Srfinbitng  maeftt  bie  Zünftler  groft 
Unb  Bei  ber  iRacftmett  unbergeffen; 

©er  (SrBe  reiftt  bie  ©eftnüre  foB, 
limsieftt  ben  £>ut  mit  golbnen  ©reffen, 


8 


fabeln  unb  (Srjälittmgen.  Erfteä  S3uu). 


Sterßerrlidjt  ißtt  burd)  einen  JlnoBf 
Unb  brüdt  ißn  feittoärtS  auf  ben  $opf. 

3ßn  fielet  ba§  SMf  unb  taumelt  bot  ätergntigcn. 

9hiu  ift  bie  Äunft  erft  ßocßgeftiegen! 

,,3'Tjnt",  fdjrie  e§,  „iß  nt  allein  ift  2ßiß  unb  ©eift  berüeßn 
9ticf)tS  finb  bie  attbern  gegen  ißn!" 

@r  ftarB  unb  lief?  Bei  feinem  ©terBen 
©en  eingefaßten  <£mt  bem  ©rBen. 

Unb  jcbcSmal  tnarb  bie  ctfunbne  ©radjt 
3m  gangen  Saube  nadjgcmadjt. 

Cmbe  be§  erften  23ud)3. 

* 

❖  * 

2Ba3  mit  bem  -gmte  fid)  nocß  ferner  gugetragen, 

Söift  id)  int  gtncitcn  ©Buße  fagen. 

©er  ©rBe  ließ  itjm  nie  bie  borige  ©eftalt. 

©a§  Slußentnerf  tuarb  neu,  er  felBft,  ber  £ut,  Blieb  alt. 
Unb,  baß  id)’§  furg  gufamntengicf)’, 

@8  ging  bem  £ute  faft  mie  ber  ^ilofo^^ie. 


Slcr  ©ret 


if* 


Bon  einem  ©reife  mitt  id)  fingen, 

©er  neunzig  3faßr’  bie  2Mt  gefeßn. 
Unb  tbirb  mir  ißt  fein  Sieb  gelingen, 

©o  mirb  c§  einig  nictjt  gefcßeßn. 


Sßou  einem  ©reife  tnid  idi  biäjtett 
Unb  rnelben,  tuaS  burd)  ißn  gefcßaß, 

Unb  fingen,  iba§  id)  in  ©efd)icßtcn 
S5on  ißm,  bon  biefcm  ©reife,  faß. 

(Singt,  ©idjter,  mit  entBranutem  ©riebe, 
©tngt  eud)  Beriißmt  an  SieB’  unb  Söeitt! 
3dt  laß  eud)  allen  SBein  unb  SieBe; 

©er  ®rei§  nur  fott  mein  SoBIieb  fein. 


®er  ©rei§.  ®aS  guEeu. 


9 


©ingt  bon  SSefdjü^ern  ganjer  Staaten, 
SSeremigt  eud)  unb  ifre  9Jlüt)’ ! 

Sd)  finge  nidft  bon  fpelbentf) eiten; 

©er  ©rei§  fei  meine  ißocfie. 

£)  iKulint,  bring’  in  ber  tdadfioelt  Oljrcn, 
©u  9tul)m,  ben  fid)  mein  ©rei§  ertoarb ! 
4?ört,  feiten,  t)ört’§!  ©r  toarb  geboren, 

©r  lebte,  naljnt  ein  Söeib,  unb  ftarb. 


Um*  ^itliru. 

/f©in  lüften,  ba§  bie  fdjtoere  SSürbe 
©e§  ftotjen  9teuter§  nie  gefüllt, 

©en  Manien  Saunt  für  eine  Sßürbe 
©er  jngerittnen  Sßferbe  Ijielt : 

©ie§  Süden  lief  nad)  allen  5ßferben, 
Söorauf  e§  einen  dftann  erblidt, 

Unb  münfdjte,  batb  ein  Oioff  ju  to erben, 
©a§  ©attet ,  Saun:  unb  Deuter  fcljmüdt. 

dßie  feiten  lennt  bie  ©tjrbegierbe 
©a§  ©lüd,  ba§  fie  3U  münfdjeit  pflegt! 
©a§  Steutjeug,  bie  getoünfdjic  Sürbe, 
äöirb  biefem  Süden  aufgelegt. 

9Jtan  fi'djrt  e§  ftreicCjelnb  T;in  unb  micbcr, 
©aff  e§  ben  Siuang  gemoljnen1  fod: 

©UI3  geljt  ba§  Süden  auf  uub  nieber, 
Unb  ftolj  gefädt  fidj’3  felber  looljl. 

©§  lam  mit  firüdftigen  ©eberben 
Surüd  in  ben  toerlafjnen  ©tanb 
Unb  ntadjte  miet)ernb  aden  Sßferbcit 
©ein  neu  ert)altne§  ©li'td  befannt. 

,,2id)!"  fbrad)  e§  3U  bem  näd)ften  ©aide, 
,,5(Jlicf)  lobten  ade,  bie  micff  faljn; 

©in  roter  3<nnn  lief  au§  bem  SJtanle 
©ie  fdfttmrjen  9Mt)ncn  ftolj  Ijinati." 


1  geroofmen ,  f.  v.  ro.  fict;  gewönnen.  So  and)  ßei  Sefflng. 


10 


g-abcln  imb  Erjäljtungen.  Srfte?  S3udj. 


Stilein  tute  ging’S  am  artbent  Sage? 

Sa§  Jütten  fam  Betrübt  jurüd, 

Unb  fcpttnpenb  fpracp  e§:  „SIMcpe  ^ßtage 
Sft  nicpt  mein  eingcbilbet  ©lüd! 

3it)ar  bient  bet  3  cm  nt,  micp  auSjuputjen; 
Socp  baru nt  toarb  er  nicpt  gemalt. 

©r  ift  att  meine§  Heutet»  Stupen 
Unb  meiner  ©flaberei  erbad)t." 

* 

*  * 

SöaS  toüufcpt  man  fiep  Bei  jungen  Sagen? 
©in  ©lüd,  baS  in  bie  Singen  fällt; 

SDaS  ©lüd,  ein  präcptig  Slmt  ju  tragen, 

SaS  feiner  bocp  51t  fpät  erhält. 

Silan  eilt  öergnügt,  e§  31t  erreichen, 

Unb,  feiner  grcipeit  ungetreu, 

©ilt  man  nacp  ftoljen  ©ptenjeicpen 
Unb  befto  tiefrer  ©Haberei. 


(Mjloris. 


^uS  ©ifcrfudjt  bc§  ßebenS  fatt, 

Söarf  ©ploriS  fid)  Betrübt  auf  ipre  ßagerftatt; 

Unb  iljren  33upler  recpt  ju  fränfen, 

Ser  einen  23Iid  nacp  ©tjlbicn  gctpan, 

9lief  fie  bie  iöenuS  Brünftig  an, 

Spt  einen  leidsten  Sob  ju  fcpenfen. 

33ielXeid)t  tnar  bieS  ©eüct  fo  eifrig  nidjt  gemeint. 
Verliebt  unb  jung  ju  fein,  uttb  um  .benSob  jtt  flehen: 
2ßem  bieS  nicpt  lüiberfjrtecpenb  fdjeint, 

Ser  muff  bie  ßiebe  fdflccpt  berftepen. 

Sod)  mitten  in  ber  größten  ipein 
©iel)t  ©ploriS  ipten  greunb  gepupt  inS  ßimntet  treten, 
Unb  plöplicp  pört  fie  auf  ju  Beten 
Unb  tbünfept  nicpt  ntept,  entfeelt  31t  fein. 

©r  fagt  ipt  taufenb  ©djtneicpelcien; 

©r  feufjt,  er  fiept,  er  fcptoört,  er  fiifjt. 

€)  ©plotiS  1  lap’  bicp’S  nicpt  gereuen, 

£>ap  btt  nod)  nicpt  geftorben  Bift; 


GhloriS. 


11 


Sein  Satnon  fdjtoört,  bidj  einig  treu  ju  lieben, 

28ie  lönnteft  bu  iljn  bod)  burd)  beinen  Sob  Betrüben? 

^  Set  meiften  ©dfönen  .gorn  gleicht  iljrer  gärtlidffeit, 
©ie  banetn  Beibe  furge  $eit. 

llnb  SljloriS  lief)  fid)  balb  berföljnt  bott  bern  umfangen, 
Sen  fie  bot  furjent  nod)  be§  fpaffeS  tnütbig  fanb. 

©ie  Hopft  ipn  auf  bie  Braunen  Söangen 
Unb  ftreidjelt  iljn  mit  Butjlerifdfet  -fpanb. 

Soct)  fd)neH  etftarren  il)te  «jpänbe. 

2öie,  2tenu§!  nälfert  fid)  il)t  ©nbe? 

©ie  fällt  in  fanfter  Dl)nntad)t  t)in ; 

Gein  Heiner  ©dfnabel  toirb  au§  iljtem  Keinen  .ftinu, 

3u  klügeln  m erben  i'fjre  foänbe; 

31fr  Sßufen  toirb  mit  einem  $ropf  berBaut, 
llnb  Gebern  üBerjieljn  bie  <£aut. 

3fi’§  möglidj,  bafj  id)  biefe§  glaube? 

^a!  GH)Iori§  toirb  ju  einer  SauBe. 

2Bie  gittert  iljt  ©dichter  nidjt! 

«g»iet  fielet  et  feine  ©dföne  fliegen. 

©ie  fliegt  tfnn  bteimal  um§  ©efidft, 

2tl§  toollte  fie  fid)  nod)  burd)  einen  Äufj  bergniigen. 
Sßoju  fie  fonft  bie  Neigung  angetrieben, 

Sa§  fd)eint  fie  and)  al§  SauBe  nod)  ju  lieben. 

Sa§  pulsen  toar  il)r  geitbertreiB. 

©  fet)t,  tnie  Jpu^t  fie  ilfren  SeiB! 

©ie  rupft  bie  Gebern  au§,  um  fief)  red)t  glatt  ju  ntadjen; 
©ie  fliegt  an§  SBafdjfafj  f)in,  tt>ut,  toa§  fie  fonft  getl)au, 
$ängt  |)al§  unb  SSruft  ju  Baben  an. 

Sßie  fd)ön  l)ßr’  id)  bie  SauBe  ladfen! 
fyragt  nic^t,  toa§  fie  gu  Iad)en  mad)t! 

©ie  tjat  al§  Gü)lori§  fdfon  oft  über  nidjtä  gelad)t. 

3fjt  napt  fie  fid)  bem  großen  ©piegel, 

Slot  bem  fie  manchen  Sag  in  SOtienen  fid)  geübt, 

SSefiel)t  ben  toeiffen  ,f)al§,  Betounbert  d)te  Flügel 

llnb  fängt  fdfon  an,  in  fid)  berliebt, 

fDtit  jüngferlid)em  ©tolj  fid)  loftbar1  31t  geBerben. 


1  91acf)  bem  fronj.  precienx  =  ftet)  jierenb,  offettiert.  Seffing  4,  117  (£ad)* 
mannfd^e  2lu§g.):  „Seine  Schreibart  übrigens  fchntedt  ein  wenig  nach  ber  Io  ft* 
baren  Slrt,  bie  auch  feine  ffiteinigfeit  ohne  SBenbtmg  fagen  will."  Schiller  in  „Ka* 
bäte  unb  Siebe",  TV,  7;  Sabi;  ju  Suife:  „äöo  will  beun  Sie  hinan?,  meine  fl  oftbare  ?" 


12 


gafcetrt  unb  ©rjäljlungen,  SrfteS  SSudj. 


,,5ld)  ©ötter!"  ruft  i'f)r  $reunb  Betrübt, 

„ßafit  biefe  Daube  bod)  jur  Sf)Iori§  mieber  merben." 

„Umfonft",  fprid)t  SBenuS,  „ift  beiit  Sdetjn; 

^ur  Daube  fcf)idte  fie  fidj  fdjön, 

Unb  niemals  tuerb’  id)  il)r  bie  SJtenfdftjeit  tbiebergeben. 
©ie  I;at  gefcufjt,  gebuhlt,  gclacfjt, 

©id)  ftetS  gepult  unb  nie  gebad)t; 

SllS  Daube  !ann  fie  redft  nad)  iffrer  Steigung  leben." 

D!  toenn  fid)  nur  bie  ©>öttin  nid)t  entfdfliefft, 

Die  ©djönen  alle  gu  bertnanbeln, 

Die  ebenfo  toie  ©tfloriS  tjanbeln! 

SStan  jagt,  bafi  fie  eS  mittenS  ift. 

Std) !  ©öttin,  ad)!  tuic  galftreid)  )uirb  auf  ©rbett 
SllSbann  baS  SSoIf  ber  Dauben  merben! 

SJtit  einer  Sa'au  tnirb  man  ju  SBctte  gefm, 

Unb  frül)  auf  feiner  Sßruft  ein  Däubdfen  fiijeu  fetjn. 
Sliicfj  bauert  im  borauS  ntand)  rei^enbe§  ©efid)t. 

D  liebe  SknuS,  tl)u’  eS  nicfjt! 


IP er  |trmt!tc. 

/|tin  SJtann,  ben  lange  fdmn  bie  ©ilieberfraufljeit1  plagte, 
w'  Dtjat  alles ,  maS  ntan  il)in  nur  fagte, 

Unb  lonnte  bod)  bon  feiner  ipein 
Stuf  leine  SBcife  fid)  befrein. 

©itt  alteS  Söcib,  ber  er  fein  ©lenb  flagte, 

<5d)lug  il)nt  gctjeimuiSboIl  ein  magifd)  SJtittel  bor. 

„Sljr  ntitftt  ©ud)",  jifdjt  fie  iljrn  inS  £)tjr, 

„Stuf  eines  frommen  ©rab  bei  früher  ©onnc  fetjen; 

Unb  ©ud)  mit  bem  gefallncn  Dan 

Dreimal  bie  £>anb,  breimal  ben  ©dfcnfel  netten; 

@S  tjitft,  gcbenft  an  eine  $rau!" 


Der  ßranle  ttjat,  toaS  il)tn  bie  Sllte  fagte; 

Denn  fagt,  maS  tput  man  nid)t,  ein  Übel  loS  51t  fein? 
©r  ging  jnm  ^ird)l)of  l)in,  unb  jmar,  fobalb  eS  tagte, 
Unb  trat  an  einen  ßeidjenftein 


>  ©ttebevlrnutlieit,  f.  ».  ro. 


SDer  itranfe. 


13 


Hub  la§:  „2öer  btefer  fötann  getoefen. 

Söfft,  SGanbrer,  bid)  fein  Grabmal  lefett. 

©r  mar  ba§  SBunber  feiner  3eit, 

2) a§  fülufter  mal)  rer  ^römmigfeit; 

tinb,  baff  man  Diel  mit  menig  äöorten  fagt: 

©r  ift’§,  ben  ßirdj’  nnb  ©djul’  unb  ©tabt  unb  Sanb  beflagt." 

.jpier  feist  fitf)  ber  ©efüagte  itieber, 

SSenetjt  bie  fjalb  gelähmten  ©lieber; 

SDocfj  offne  Sßirfung  bleibt  bie  Äur, 

©ein  ©lieberfdjmerä  bermeljrt  fid)  nur. 

©r  greift  betrübt  nad)  feinem  ©tabe, 

©cf)leic£)t  bon  be§  frommen  9Jtanne§  ©rabe 
Unb  feijt  ficf)  auf  ba§  nädjfte  ©rab, 

SDem  feine  ©djrift  ein  ©enfntal  gab; 

-fpier  nafjnt  fein  ©djtnerj  allmäljlidj  ab. 

©r  braudjt  fogleid)  fein  fDtittel  mieber; 

©cfjnett  lebten  bie  gelähmten  ©lieber, 

Unb  offne  ©cfjmerä  unb  offne  ©tab 
äferliefj  er  biefe§  fromme  ©rab. 

„9tdf!"  rief  er,  „läfjt  fein  ©teilt  micff  lefett, 

2öer  biefer  fromme  fRtann  getoefen?" 

3) er  Jfüfter  fant  bon  ungefähr  1)  erb  ei; 

5Den  fragt  ber  üftann,  toer  Ificr  begraben  fei? 

5Der  Lüfter  läfjt  fid)  lange  fragen, 

2ll§  fönnt’  er’3  offne  ©cljcu  niefjt  fagen. 

„2ldf!"  ffub  er  enblidf  fenfjenb  an, 

„SSergeiff’  mir’§  ©ott !  e§  mar  ein  üftann, 

SDem,  tneil  er  Webereien  glaubte, 

2Jtait  faum  ein  efrlidf  ©rab  erlaubte; 

©in  fUlann,  ber  lofe  fünfte  trieb, 

Homöbien  unb  SSerfe  fdfrieb; 

©r  mar,  mie  id)  mit  fftedft  behaupte, 

©in  Neuling1  unb  ein  23ofemidft." 

„jftetn!"  fpradf  ber  dftamt ,  „ba§  mar  er  nidft, 

©o  gottlob  iljn  bie  Seute  Italien; 

2)odf  jener  bort,  ben  Sljr  für  fromm  gehalten, 

35on  bem  fein  ©rab  fo  rüfjntlidf  foridjt, 

S)er  mar  gemifj  ein  SSöfetbidfl" 

_ _  — ■? — §-* *- 

*  Sleulinß,  f  ».  iu.  Sßeuerunßäfilc&tiger. 


14 


gabeln  unb  IStjäftlungen.  ®r(ieg  Söuc^. 


§  er  «gitrijö  mtii  bit  ©1  fln*. 

T5ui  ©Iftei  fpiadj  bei-  f5uc£)§ :  „D,  toenn  icC)  fingen  mag, 
&  2öa§  fpitcfjft  bu  bod)  ben  ganzen  Sag? 

Su  fpiidjft  loot)t  Bon  Befonbein  Singen?" 

„Sie  äßatji'fjeit",  lief  fie,  „Bieif  id)  au§. 

2Ba§  feinet  toeij)  t)eiau§äuBiingen, 

Siing’  id)  buid)  meinen  gteiff  f)eiau§, 

SSom  Ütbtei  Bi§  jui  ^lebeimauS." 

„Stoff  id)",  Ucifeijt  bei  gud)3,  „mit  Sitten  bid)  Befd)lt>eten, 
©o  münfdff  id)  mii,  cttoa§  Bon  beinei  ^unft  ju  tjöien." 

©o  toie  ein  toeifei  Sti^t,  bei  auf  bei  Süljne  ftet)t 
Unb  feine  fünfte  rütjmt,  Balb  Boi,  Balb  iitdtoäit§  get)t, 
©ein  feibneg  ©d)nuf)ftud)  nimmt,  fid)  läufpeit  unb  bannfpiicf)t: 
©o  lief  bie  ßtftei  and)  ben  2t|t  Batb  auf,  Balb  niebei 
Unb  ftiidj  au  einen  3ü>eig  ben  ©djnaBet  tjin  unb  toicbei 
Unb  mad)t  ein  fetfi  geteilt  ©efid)t. 

Siauf  fängt  fie  einfttjaft  an  unb  fpiidjt: 

,,3d)  biene  gern  mit  meinen  ©aBen, 

Senn  id)  Bemalte  uidjt§  füi  mid). 

9tid)t  tualji,  ©ie  beuten  bod),  baff  ©ie  Biel  3'üfte  tjaBeu? 
dUXeiu,  «Ipen  fyud)§,  ©ie  inen  fid). 

9iui  äuget) Bit!  ©ie  toeiben’§  finbeu, 

Senn  id)  Betoeif  e§  gteid)  mit  ©liinbcu. 

„3't)i  Suff  Beloegt  fid),  tuenn  ev  gef)t, 

Unb  ei  Beluegt  fid)  nidjt,  fotaug’  ei  ftitte  fte'f)t; 

Sod)  meifen  ©ie,  loa§  id)  i^t  fagen  tueibe, 

Senn  biefesj  ift  e§  nod)  nidjt  gan(v 

©o  oft  3'f)i  guff  nui  gef)t,  fo  get)t  ei  auf  bei  ©ibe. 

Setiad)ten  ©ie  nun  3d)ieu  ©dftoanä. 

©ie  fet)cu,  tuenn  3t)i  Suff  fid)  leget, 

Saft  aud)  $'f)t  ©djloana  fid)  mit  Beloeget; 

Sijt  ift  3t) i  gufi  Batb  I)iei,  Batb  boit, 

Unb  fo  ge^t  aud)  3‘t)i  ©djtoanä  mit  auf  bei  ©ibe  foit, 

©o  oft  ©ie  nad)  beit  .Ipiitjuein  leifen. 

Saiau§  äiet)’  id)  nun  tuet)  i  ben  ©d)tu§, 

3f)i  ©djloanä,  baä  fei  2>t)i  fünftel  gitfj; 

Unb  bie§ ,  «*pen  3ud)§,  mai  glt  Beloeifen." 


®er  gudjS  unb  bie  elfter.  ®aä  fcttnb  ber  ^jinfenben. 


15 


pct,  bte|e§  tjat  un£  nod)  gefehlt; 

SBie  freu’  idj  nticf),  baff  e§  Bei  Vieren 

Stucf)  groffe  ©elfter  gibt ,  bie  at(e§  bemonftrieren! 

s,lUir  t;at’ö  ber  gucf)3  für  ganj  getoifj  erjäfjlt. 

„3e  minber  fie  Berftefjn",  füradj  biefe§  fd)laue  Stiel), 
„Unt  befto  meijr  Betoeifert  fie." 

c*i  r  e) 


$  ns  Irtiti»  i>n*  Dtitlu'itiicir. 


Bereiten  gaB’§  ein  fleineS  ßanb, 

Söorin  ntan  feinen  ültenfdjen  fanb, 

Ser  nidjt  geftottert,  toenn  er  reb’te, 

9tidjt,  toenn  er  ging,  gefjinfet  tjätte; 

Senn  6cibe§  t)ielt  man  für  galant. 

©in  grember  fat)  ben  ÜBelftanb; 

.fpier,  bad)t’  er,  toirb  man  bid)  im  ©eljn  Betouubern  muffen, 
Unb  ging  einher  mit  fteifen  $üfjen. 

©r  ging,  ein  jeber  falj  il)n  an, 

Unb  alle  ladjten,  bie  Üjn  faljn, 

Unb  fcber  BlieB  Bor  ßadjen  fielen 

Unb  fdjrie:  „ßefjrt  bod)  ben  ^rauben  get;en !" 


Ser  $rembe  Ijielt’g  für  feine  ißfUdjt, 

Sen  Stortourf  Bon  fidj  aBäitleljnen. 

„Sdjr",  rief  er,  „fjinft,  idj  aber  nidjt: 

Sen  ©ang  müfjt  itjr  eitcf)  aBgetoöfjnen!" 

Ser  ßärnten1  toirb  nod)  meijr  Bermefjrt, 

Sa  man  ben  ^remben  fpredjen  t)ört. 

©r  ftammelt  nic^t ;  genug  jur  ©djanbe! 

iDtan  fBottet  fein  im  ganzen  ßanbe. 

* 

■M  % 

©etooljuljeit  madjt  ben  ft-eljler  fdjön, 

Sen  toir  Bon  ^ugenb  auf  gefefjn. 

33ergeBen§  toirb’S  ein  Äluger  toageit 
Unb,  baff  toir  tfjöridjt  finb,  un§  fageu. 

Sßir  felBer  galten  iljn  bafür, 

SSIofj  toeil  er  ftüger  ift  al§  toir. 

_ — ^ — 

i  SD  er  Sännen  (feit  bem  15.  ga$r§unbert;  auä  beut  tomau.  all  arme),  auch 
bei  ©oetlfe  unb  SSJieianb. 


16 


gabeln  unb  ©rjäfilungen.  Srfteä  S3u$. 


gtithle  uni»  Uartliö.1 

^ftie  Siebe  311m  ©eminft,  bie  ung  juerfi  gelehrt, 

Jy  2öie  man  auf  leichtem  ^>oIj  butcl)  tuilbe  Stuten  fätjrt, 
Sie  ung  be^erjt  gemacht,  bag  liebfie  ©ut,  bag  ßeben, 

Ser  ungemiffen  ©ee  auf  Brettern  fixeiäjugeBen: 

Sie  Siebe  311111  ©eminft,  bet  beuttidje  begriff 

Son  Sorteit  unb  Sertuft,  trieb  SnEIctt  auf  ein  ©d)iff. 

©r  ofifette  bet  ©ee  bie  Kräfte  feinet  Sugenb; 

Senn  ^anbeln  tnat  fein  Söiij,  unb  ütecfjnen  feine  Sugctib. 


St)u  todt  bag  reiche  ßanb,  bag  mit  bitrdjg  ©d)mett  beMjtt, 
Sag  mit  bag  Stjriftentum  unb  unfern  ©e^  gelehrt. 

©r  fietjt  Stmerifa;  boct)  nat)’  an  biefent  ßanbe 

Betreibt  bet  ©türm  fein©d)iff.  gmar  gliidt  egitjm,  am©ttanbe 

Sent  Sobe  3U  entgehn;  attein  bet  SBitben  ©d)ar 

Siet  auf  bie  Sriten  log,  unb  mer  entfomnten  mat, 

Sen  frafj  itjt  hungrig  ©djmert.  Sut  Snfte  fott  nod)  leben; 
Sie  fftudjt  in  einen  Söatb  mufj  if)iit  Sefdfirmung  geben. 

Stom  Saufen  atemtog,  mirft  mit  betmirttem  ©inn 
Set  Stite  ftd)  3utetjt  bei  einem  Saunte  tjiu, 

Umringt  mit  na'fjer  Sutdjt  unb  ungetoiffem  ©ränten, 

Ob  junger  ober  ©dfmert  itjm  mirb  bag  Seben  neunten. 

©in  btöididjeg  ©eräufd)  erfdjredt  fein  fd)üd)tern  Otjr. 

©in  mitbeg  Stabten  fbringt  aug  bem  ©cbüfdt)  Verbot 
llub  fietjt  mit  fdjnettem  Stid  ben  ©urofjäer  liegen. 

©ie  ftufct.  2Üag  mirb  fie  tfjun?  beftiirst  surüde  fliegen? 

O  nein!  fo  ftreng  unb  beutfdj  finb  milbe  ©djönen  nid)t. 

©ie  fietjt  ben  Stembling  an;  fein  ruub  unb  meifj  ©efidjt, 

©ein  -fteib,  fein  lodidjt  £mar,  bie  Stnmut  feinet  Stide 
©cfältt  bet  ©d)önen  motjt,  tjätt  fie  mit  Suft  3utüde. 

Stud)  Sutten  nimmt  bieg  Äinb  bei  milbet  Stnmut  ein 
Unmiffettb  in  bet  .fünft,  butd)  gmang  berftettt  3U  fein 
Settät  fie  butd)  ben  Stid  bie  Seguug  itjrer  Stiebe: 

Stm  2tuge  fbrad)  bou  ©unft  unb  bat  um  ©egeutiebe. 

Sie  Subianetin  mar  tiebengmert  gebaut. 

Sutd)  Stienen  teb’t  bieg  ißaar,  butd)  Stienen  mitb’g  betttaut. 


1  Über  ©ramatifiermig  f.  ©Inleitung,  S.  20. 


Jfntte  mtb  SJarifo. 


17 


©ie  toinft  itjm  mit  ber  fpanb,  er  folget  intern  ©dritte; 

9)tit  grüctjten  fpeift  fie  it)n  in  einer  tteinen  Ipütte 
Unb  jeigt  itjnt  einen  Guett,  bom  SDurft  fidj  31t  befrein. 

Gur  cf)  ßäcfjeln  rät  fie  itfm,  getroft  unb  frot)  ju  fein. 

©ie  fat)  itjn  getminal  an  unb  fpiett’  an  feinen  paaren 
Unb  fcfjien  bermunberngbott,  baff  fie  fo  XocCidjt  toaren. 

©0  oft  ber  9Jtorgen  förnrnt,  fo  madft  5)arifo 
Gurct)  neuen  Unterhalt  ben  lieben  greinbling  frot) 

Unb  jeigt  burdf  gärtlictjfeit  mit  jebern  neuen  Gage, 
äßa§  für  ein  treueg  fperg  in  einer  Göitben  fdftage! 

©ie  bringt  it)m  manct)  ©efdfent  unb  fcffmüdt  fein  fleineS  fpaug 
9Jtit  ntandjer  bunten  -fpaut,  mit  bunten  Gebern  au§; 

Unb  eine  neue  Gradft  üon  frönen  ÜJlufdfelfdja'ten 
SJiuji,  menn  fie  itjn  befudft,  um  i£>re  ©djultern  praßten, 
gur  91acf)tgeit  füfrt  fie  itjn  31t  einem  Söafferfad, 

Unb  unter  bent  ©er auf d)  unb  5ßt)iIomeIett§  ©djatl 
©djläft  unfer  ^rembting  ein.  2tu§  järttidjem  ©rbarmen 
IBetoac^t  fie  jebe  5Xad)t  ben  ^reunb  in  ilfren  5trmeu. 

SBirb  in  ©uropa  tuot)X  ein  fperj  fo  ebel  fein? 

Gie  ßiebe  ftöfjt  bem  ißaar  halb  eine  dJtunbart  ein. 

©ie  unterreben  fid)  burcf)  fetbft  erfunbne  Göne: 

^urj,  er  berftetjt  fein  Jtinb ,  unb  it)n  öerftetjt  bie  ©cfjöue. 

©ft  fagt  it)r  ^ntle  bor,  mag  feine  tßaterftabt 
tffür  füfje  ßebengart ,  für  Äoftbarfeiten  t)at. 

©r  münfdjt,  fie  neben  fidj  in  ßonbon  einft  3U  fetjen; 

©ie  tjört’g  unb  ^ürnet  fd>on,  bafj  e§  nod)  nid)t  gefd)et)en. 
„Gort",  fpridjt  er,  „tteib’  iid)  bidj",  unb  jeiget  auf  fein  Äteib, 
„3n  lauter  bunten  3eug  bon  gröfjrer  J?oftbar!eit; 

3n  Raufern,  tjatb  bon  ©lag,  befpannt  mit  rafd)en  ipferben 
©ottft  bu  in  biefer  ©tabt  bequem  getragen  merbeu. 

tßor  ffrreuben  toeint  bieg  $inb  unb  fieljt,  inbent  fie  meint, 
©djon  nadj  ber  offnen  ©ee,  ob  nod)  fein  ©djiff  erfcfjeint. 

©g  gtüdt  iljr,  mag  fie  mitnfdjt,  in  furjem  gu  entbeden; 

©ie  fietjt  ein  ©cf)iff  am  ©traub  unb  läuft  mit  frohem  ©cljreden, 
©udjt  iljren  g^embting  auf,  bergifjt  it)r  ißaterlanb 
Stug  Greue  gegen  iljn  unb  eilt  an  feiner  fpaub 
©0  freubig  in  bie  ©ee,  atg  ob  bag  ©cf)iff  im  sUleere, 

$n  bag  fie  fteigen  mitt,  ein  $aug  in  ßonbon  märe. 

CSeUert.  2 


18 


gabeln  utib  Sträflingen,  ©rfteä  Sud). 


Oa§  ©d)iff  feßt  feinen  ßauf  mit  gutem  Söinbe  fort 
Unb  fliegt  nad)  SBarbabog1;  bod)  biefe§  mar  bcr  Ort, 

2öo  Stifte  ganj  beftürjt  fein  ©d)idfat  überbacßte, 

S(I3  fcßnefl  in  feiner  SÖruft  ber  .ßauftnannSgeift  ermatte. 

®r  tarn  mit  leerer  «Ipanb  au§  Snbien  jurücf; 

SDie§  mar  für  feinen  ©eij  ein  traurige^  ©efdjid. 

,,©o  ßab’  idj",  fing  er  an,  „um  arm  jurücfjufommen, 

Oie  fürcfjterlidje  ©ee  mit  Stlrnf)’  unb  Stngft  burcßfcßmommen?" 
©r  ftittt  in  furjer  3eit  ben  junger  nad)  ©eminn 
Unb  füßrt  fßarifo  jum  ©ffabenfjänbler  fjin. 
tg>ier  mirb  bie  Oanfbarfeit  in  Oßrannei  bermaubett, 

Unb  bie,  bie  ißn  erhielt,  3ur  ©flaberei  üerfjanbelt. 

©ie  fällt  ißm  um  ben  f?at§,  fie  fällt  bor  ißm  auf§  Änie, 
©ie  ftef)t,  fie  meint,  fie  fcßreit.  Stid)t§!  er  berfaufet  fie. 

„ajtid),  bie  idj  fd)manger  bin,  mid)!"  fäßrt  fie  fort  ju  f tagen. 
Stemegt  ifjn  bie§?  5ld)  ja!  ©ie  ßöljer  anpfdjlagen. 

Stodj  brei  ^ßfunb  Sterling  nteßr!  |)ier,  fpricßt  ber  SBrite  frofj, 
.pier ,  Kaufmann,  ift  ba§  Söeib,  fie  ßeißt  si)arifo ! 

* 

*  * 

D  Snfte!  bu  SSarbar,  beut  feiner  gleidj  getoefen, 

O  ntöd)te  beinen  ©djimpf  ein  jeber  Söettteil  tefcu! 

Oie  größte  9teblid)feit,  bie  allergrößte  Oreu’ 

S3etof)nft  bu,  SBöfemicßt!  uocb)  gar  mit  ©flaberei? 

©in  SJtäbdjen,  ba§  für  bid)  ißr  eigen  ßeben  magte, 

Oa§  bid)  bent  Oob  entriß  unb  ißrent  Stoff  entfagte, 
sMt  bir  ba§  SRcer  burd)ftricf)  unb  bei  ber  ©lieber  Steij 
SDa§  beftc  -fperj  befaß,  berfjaubetft  bu  au§  ©eij? 

©ei  ftotj!  Äein  SSöfemicfjt  bringt  bid)  um  beinen  Planten; 

Siie  mirb  e§  möglid)  fein,  bein  ßafter  uadjjualjmen. 

§  er  ftiutuuk* 

^jTNer  fiudud  fpradj  mit  einem  ©tar, 

Oer  au§  ber  ©tabt  entftoßen  mar. 

„Söa§  fprießt  man",  fing  er  an  ju  feßreien, 

„2öa§  fprid)t  man  in  ber  ©tabt  bon  unfern  aMobeien? 


1  SöarbaboS  ift  eine  non  ben  fiaraibifdjen  Unfein,  uietd&e  ben  ©nglänbent 
jugeljö ret.  @s  toirb  ein  grojjer  Stiaoentianbel  bafelbft  getrieben.  (®eUert.) 


®er  Jtutfucf.  5Dnä  fflefpenft. 


19 


2öa3  jpricCjt  man  bon  bei;  9tac£)tigatt?" 

,,©ie  gange  ©tabt  lobt  iijre  Sieber." 

„Unb  bon  ber  Serdje?"  rief  er  teieber. 

,,©ie  t)all>e  ©tabt  lobt  itjrer  ©timme  ©djatt". 

„Unb  bon  ber  Slmfel?"  fubjr  er  fort. 

,,3lucb)  biefe  lobt  man  t»ier  unb  bort." 

„3fdj  ntufj  bief)  bod)  nod)  etioa§  fragen: 

2Ba§",  rief  er,  „fpridjt  man  benn  bon  mir?" 

,,©a§",  fpvacb)  ber  ©tat,  „ba§  teeifc  ict)  nidjt  gu  fagen; 
©enn  feine  ©Seele  reb’t  bon  bir." 

,,©o  teilt  idj",  fuf)t  er  fort,  „midj  an  beut  Unbant  rächen 
Unb  etnig  bon  mir  felber  fpredjen." 

f n$  (SteJjttitfh 

flZin  <§>au§nnrt,  toie  man  mir  ergäfjlt, 
w  Söarb  lange  3«*  burefj  ein  ©ef^euft  gequält. 

(Sr  lieft,  bes  ®eift§  fiel)  git  etteeftren, 

©id)  t>eimlic£)  ba§  Verbannen  lehren; 

©od)  fraftlo§  blieb  ber  gauberftratd). 

©er  ©eifi  entfette  fiel)  bor  feinen  Sftarafteren 
Unb  gab  in  einem  teeiften  ©uef) 

$l)m  alle  ütädjte  ben  SSefud). 

©in  ©idjter  gog  in  biefe§  <f?au§. 

©er  SBirt,  ber  bei  ber  9lad)t  nidjt  gern  allein  geteefen, 
33at  fid)  be§  ©idjter!  gufprudj  aug 
Unb  lieft  fid)  feine  Söerfe  lefen. 

©er  ©idjter  la§  ein  froftig  ©rauerfpiel, 

©a§,  teo  nic^t  feinem  SBirt,  bodj  itjrn  feljr  tootjl  gefiel. 

©er  ©eift,  ben  nur  ber  Söirt,  bod)  nidjt  ber  ©icljter  falj, 
©rfdjien  unb  Ijörte  gu;  e§  fing  ifjn  an  gu  fdjauern, 

©r  fonnt’  e§  länger  nicf)t  al§  einen  Stuftritt  bauern1; 
©enn  ef)’  ber  anbre  fam,  fo  tear  er  nidjt  meljr  ba. 

©er  SDßirt,  bon  Hoffnung  eingenommen, 

Siefj  gleidj  bie  anbre  9tadjt  ben  ©idjter  toieber  fommen. 


i  bauern  =  auSbauern.  ©onft  nur  in  nadjiäffiger  2Betfe  gebraust. 


20 


gabeln  unb  (SrjaljUmget!.  ®vfteä  !8ud). 


©er  SDidCjter  taS;  bei;  ©eift  erfc^ien, 

©odf  üljtie  lange  31t  berjietjn. 

,,©ut!"  fpractj  her  SGßirt  bei  ficf),  „bidj  butt  id)  batb  berjagen 
Äannft  bu  bie  ©terfe  nid)t  bertragen?" 

©ie  brüte  fJtad)t  blieb  uttfer  SBirt  allein. 

©obalb  eS  jtoiälfe  fdjtug,  lief}  baS  ©efpenft  fic^  btiden; 
„^ofjann!"  fing  brauf  ber  ©ßirt  getnattig  an  ju  fc^rein, 
„©er  ©ictfter  (lauft  gefdjtbiitb!)  fott  bon  ber  ©üte  fein 
Unb  mir  fein  ©rauerffnet  auf  eine  ©tunbe  fdjiden." 

©er  ©eift  erfdiraf  unb  toinfte  mit  ber  fpanb, 

©er  ©iener  füllte  ja  nid)t  getjen. 

Unb  turj,  ber  iüei§e  ©eift  berfdfioaitb 
Unb  lief}  ficf)  niemals  ioieber  feljen. 

* 

*  * 

©in  jeber,  ber  bieS  ©öuuber  tieft, 

3iet)’  ficf)  barauS  bie  gute  Sefjre, 

©a|  tein  ©ebidjt  fo  etenb  ift, 

©aS  nicf)t  ju  ettoaS  nütdid)  mare. 

Unb  ioenn  ficf)  ein  ©efpenft  bor  fd)Ied)ten  SSerfen  fdjcut, 
©0  tanu  unS  bieS  311m  großen  ©rofte  bienen. 

©efetjt,  baff  fie  3U  unfrer  3ed 
Stud)  tegiouetiloeis  erfdfienen, 

©0  toirb,  um  ficf)  bon  atteu  ju  befreiit, 

©tu  Sßerfen  bod)  fein  ©Range!  fein. 


§cr  gübflmcri). 

■|J\  Jüngling,  lern’  auS  ber  ©efd)id)te, 

^  ©ie  bid)  bietteidft  311  ©frönen  3toingt, 
2öaS  für  fejammernStberte  griid)te 
©ie  ßiebe  3U  ben  ©d)önen  bringt! 


©in  SBcifpieX  mot)Ige3ogner  $ugenb, 
©eS  alten  SSaterS  ©roft  unb  ©tab, 

©in  Jüngling,  ber  burd)  früfje  ©ugenb 
3ur  größten  Hoffnung  ©tntafj  gab, 


®er  Selbftmorb.  ®ie  SBetfcginefter. 


21 


Sen  jmang  bie  531ac£)t  bcr  fdjönen  Stiebe 
ßlimenen  ffärtlid)  nad^ugetjn. 

(Sr  jeufU’,  er  Bat  um  ©egenlieBe; 

Sittein  BergeBeng  mar  fein  5lel)n. 

Srufjfättig  ftagt  er  it)r  fein  ßeibett; 
Umfonft!  (Slimene  1)  eifit  itjn  fliefjn. 

„5a",  fdjreit  er,  „ja,  id)  mitt  bidj  meiben; 
5d)  mitt  mid)  emig  bir  entjieljn." 

(Sr  reifst  ben  Segen  aug  ber  ©djeibe, 

Unb  • —  o,  mag  tann  Bermegner  jein! 

$urj,  er  Befielt  bie  ©fit}’  unb  ©djneibe 
Unb  ftedt  i'tjn  langjam  mieber  ein. 


§  ic  grffdjüiefier,1 

-^5j\ie  frömmjte  $rau  in  unfrer  ©tabt, 

Jy  $n  Kleibern  fromm  unb  fromm  in  üttienen, 

Sie  ftetg  ben  ÜTcunb  Bott  SCnbacfjt  tjat, 

Söirb  biefe  nidjt  ein  ßieb  Berbienen? 

2öie  letirreid)  ift  it>r  ßeBenglauf! 
j?aum  ftel)t  bie  fromme  5rau  fort  itjrem  ßager  auf, 
Äaum  tönt  ber  $lang  Born  achten  ©tunbenfd)Iage, 

©o  fudjt  fie  bag  ©eBet  au  bem  Bortjanbnen2  Sage. 

Unb  oB  fie  gleid)  ben  ©dfritt  in  fedjjig  fd)on  getfjan, 

©o  ruft  fie  bodj  ben  jperrn  nodj  Ijeut’  um  $eufd)l)eit  an. 
Unb  ob  fie  gleid)  nod)  nie  fid)  fatt  gegeffen, 

©o  flet)t  fie  boefj  um  SJtäjn  gleit  im  (Sffen. 

Unb  ob  fie  gleid)  auf  alle  ißfänber  leifjt, 

©o  feufjt  fie  bod)  um  Sroft  bei  iljrer  Sürftigfeit. 


i  ©eitert  maegt  im  JfngaltSoeraeicgniS  gierju  bie  Semcrtung:  „?!ncg  ben. 
Snlmtie  einer  flomöbie,  roelcge  eben  biefen  Siatnen  fügrt."  SDocg  beriegtet  3.  St. 
Eramer,  ba§  ©ellert  erft  bureg  bie  nortiegenbe  Erjäglung  aur  Ausarbeitung  beS 
gleichnamigen  SuftfpielS  angeregt  toorben  fei.  ®r  gäbe  fobann  bie  grjagtung 
felbft  unterbrüden  wollen,  fei  aber  auf  ben  9tat  ber  greunbe  banon  abgegangen 
®ie  Slnalpfe  beS  SuftfpieleS  „®ie  Setfcgroefter"  (f.  Einleitung,  S.  13)  beftätigt 
biefe  ®arftettung  notlfommen. 

o  oorganben  =  gegenwärtig,  ©cgider:  „®er  5Cage  legter  ift  oorganben". 


22 


fabeln  unb  Srjätjlungen.  @rfte3  Sudft. 


aöeldj  reblidj  §exj!  aöeldj  tjeüigeS  SSertraucn! 

©ie  lieft  ba§  Saljr  Ijinburdj  bie  SBiöel  jtoeintal  au§ 

Hub  reifst  baburd)  iljr  ganzes  -jpau§ 

Stuf  einig  au§  be§  ©eufel§  flauen. 

Ijioölf  ßieber  ftimmt  fie  täglidj  an. 

3öer  föntmt?  3ft’§  nidjt  ein  armer  SJtann? 

©elf’,  $-red)er!  iuittft  bu  fie  bietteidjt  im  Singen  ftörcn? 
Stein,  inenn  fie  fingt,  !ann  fie  nidft  Ijören. 

©et)’  nur  unb  Ijungre  tuie  jubor! 

Sie  IjeBt  iljr  «jperj  ju  ©ott  empor; 

©ott  fie  bie§  ^>erj  bont  Fimmel  lenlen 
Unb  iijt  an  einen  Sinnen  beulen? 

Sie  fingt  unb  trägt  ba§  ©ff eit  fingenb  auf, 

Sie  ifjt  unb  fdfmäljtt  auf  Bßfer  geiten  ßauf; 

Sittein  luer  Hopft  fdjon  luicber  an  bie  ©t)iire? 

Sin  arme§  SBeifi,  bie  feinen  SBiffcn  33rot - 

,,©et)t,  quält  midj  nidjt  mit  eurer  Slot, 

Söenn  ict)  bie  .fpanb  junt  SJtunbe  fitere. 

9tid)t  inaljr,  iljr  fingt  unb  Betet  nii^t? 

©eib  fromm  unb  benft  an  eure  ißflid)t: 

©er  4?err  bergifjt  bie  ©einen  nidjt. 

SUeun  fel)t  iljr  midj  benn  Betteln  getjen? 

Sittein  man  ntufj  ju  ©ott  aud)  Briinftig  fd)rein  unb  fletjen 
©odj  ift  bie  lieBe,  fromme  grau 
Sticpt  gar  ju  Ijart,  nid)t  gu  genau? 
aöotjnt  nidjt  in  it)r  meljr  Äaltfinn  at§  ©rBarmen? 

Stein,  nein!  fie  bient  unb  Ijilft  ben  Slrmen; 

@ie  Beffert  fie  burd)  SSortourf  unb  33er)nei§ 
llnb  ioeift  fie  ju  ©eBet  unb  $leifj; 

Sft  biefcg  nidjt  ber  ©d)rift  ©eljeifj? 

©ie  bient  ja  gern  mit  itjren  ©ittcru, 

Sittein  nur  rebticfjen  ©emi'ttern. 

3ft  inol)l  ein  fromnte§  aöeiB  in  unfrer  ga^cn  ©tabt, 
©a§  in  ber  Slot  Bei  iljr  nicpt  3uftud)t  t)at? 

©ic  mag  iljr  aud)  bie  f leinfte  Leitung  Bringen, 

©0  eilt  fie  bodj,  bem  äBeiBe  Beijufpringen. 

Stdj  ja!  33eatcn§  ^erj  ift  mittig  unb  Bereit, 

©ie  Söclt  mag  nod)  fobiel  an  iljr  3U  tabeln  finbcn. 

Slidjt  nur  ben  ßeBenben  nüt)t  it)re  SMbiglcit; 

©  nein!  fie  tneijj  fidj  and)  bie  ©oten  gu  berBinben. 


®ev  äüiube  unb  ber  Sahnte. 


23 


Söenn  tbirb  ein  tinb  jur  ©ruft  gebraut, 

Um  beffen  ©arg  itjr  trau]  fid)  nidjt  berbient  gemad)t? 
Söenn  fftredjen  nidjt  bie  ßeidjengäfte: 

„Skatens?  tranj  ioar  bod)  ber  befte!" 

Sßetd)  fdjönc§  tri^fU!  bon  tbem  toirb  biefe§  fein? 

Skate  fd)idt’§  unb  toilt’S  bem  ßeidjnam  toeitju. 

S)a§  fromme  Söcib !  ©riebt  fie  mein  ©rblaffen, 

©o  tbirb  fie  meinen  ©arg  getbijj  berfilbern  laffen. 

©ie  {leibet  tanjel  unb  Stltar 
Unb  tbirb  fie  !ünftig§  neue  Satjr, 

©o  fetjr  bie  anbern  fie  betreiben, 
ffum  britten  State  bod)  betteibcn. 

St  an  ibirft  it)r  bor,  fie  fotC’S  au§  ©I)rfud)t  tt)iin; 

Stod)  fann  if)r  milbe§  fpers  nid)t  rnljn. 

SÖer  toar’S,  ber  itjt  in  bie  toltettc 

Stit  tangfam  flauer  £anb  ein  bode§  S3riefcd)en  ftedte? 

Skate  mar’§,  fie  teiljt  bem  fpertn, 

Unb  toa§  fie  gibt,  ba§  gibt  fie  gern. 

2Ba§  !ann  benn  fie  bafüt,  bafj  e§  bie  ßeute  f elfen? 

Skate!  tajj  bie  ßäftrer  fdjmaljen, 

Unb  taff  fie  au§  Skrleumbung  fprec^en, 

S)u  toott’ft  bie  StIImadjt  nur  beftedjen, 

$a&  für  ben  SÖudjer,  ben  bu  treibft, 

3)u  einften§  nngeftrafet  bleibft. 
ßafj  bid)  bon  anbern  fpöttifdj  ridjten, 

StB  bftegteft  bu  ber  SBett  gern  ßafter  anjubidjten; 

StB  tbäre  bie§  für  bid)  bie  liebfte  Steuigteit, 

Söenn  anbern  Slot  unb  Unglüd  brätit; 

StB  tjätteft  bu  nid)B  afö  ber  £ugenb  ©djein. 

©djlneigt,  ©pötter,  fcfjtbeigU  2>ie§  lann  nid)t  fein; 
S)enn  betenb  ftef)t  fie  auf,  unb  fingenb  fdjtäft  fie  em. 


fbr  uitit  ücr  Stil)««. 

on  ungefähr  mujj1  eiben  Sßtinbcn 
©in  ßaijmer  auf  ber  ©trafje  finben, 

Unb  jener  tjofft  fdjon  freubenbolt, 

£)ajj  iljn  ber  anbre  leiten  folt. 

1  „9Jtufi"  £|ier  nodj  in  feiner  ätteften,  and)  bei  Sebaftian  fflvant  bejeugteti 
Söebeutimg:  „contingit,  eS  begegnet". 


Snfcein  unb  Erjügiungen  ErfteS  S3u<h. 


„SDtr",  jfricfit  ber  ßafjme,  „beijuftetien? 
$c£)  armer  fDtamt  !attn  felbft  nid)t  geljeit; 
®odj  jdjeint’g,  bafj  bu  3U  einer  Saft 
Wod)  fef)r  gejunbe  ©djultern  Jjaft. 

„©ntjdjliejje  bidj  mid)  fortsutragen, 

6o  milt  id)  btr  bie  ©tege  jagen: 

©o  mirb  bein  ftarfer  gufj  mein  Söein, 
SJtein  t)e!Xe§  Singe  beine§  fein." 

_£>et  ßa^me  fjängt  mit  jeinen  Brüden 
©id)  auj  be§  SSlinben  breiten  fßüden. 
Vereint  mirtt  aljo  biejeg  fßaar, 

2öa§  einzeln  feinem  möglidj  mar. 

* 

*  * 

SDu  tjaft  ba§  nidjt,  ma§  anbre  fjaben, 
Unb  anbern  mangeln  beine  ©aben; 

2lu§  biejer  Unbottfommenljeit 
©ntjbringet  bie  ©efettigteit. 

Söenn  jenem  nidjt  bie  ©abe  fehlte, 

SDie  bie  Statur  jür  mid)  ermäljlte, 

©o  mitrb’  er  nur  jür  fidj  allein 
Unb  nid)t  für  midj  befiimmert  jein. 

23ejd)mer’  bie  ©ötter  nid)t  mit  Klagen! 
Ser  Vorteil,  ben  jie  bir  berfagen 
Unb  jenem  fdjenfen,  mirb  gemein; 

Söir  biirjen  nur  gefällig  jein. 

irr  fjuitti. 

ber  jo  mandje  Statut 
'Jr  $au§  unb  fmf  getreu  bemadjt 
Unb  oft  ganzen  SiebeSbanben 
Surd)  jein  Selten  miberftanben; 
ip^tjlas,  bern  ßifog  Suttian1, 

Ser  boc^  gut  31t  fte^Ien  muffte, 

©elber  ^meirnal  meinen  mufjte, 

Siefen  fiel  ein  lieber  au. 


1  ßipä  XuUian,  feiner  Seit  ein  berüchtigter  SRäufier  (er  bieg  eigentlich 


®er  §unb. 


25 


Sitte  StacfjBarn  gaben  9tat. 
^rumndjoljöl  unb  'DJtitt^ribat* 1 
SJtufite  fic^)  ber  fpunb  Bequemen 
ttttiber  ttöitten  einjuneljmen. 

©elBft  be§  9tacf)Bar  ©afttt>irt§  SJtüf)’, 
©er  borbern  in  fremben  ßanben 
31I§  ein  ©oltor  auggeftanben 2, 
ttöar  bergeBeng  Bei  bent  SSielj. 

ßaum  erfdjott  bie  fcfjlitmne  Sßoft, 
31I§  Bon  djrer  ÜRittaggfoft 
Sitte  SSrüber  unb  SSefannten, 

5pi)t)la;r  ju  Befudjen,  rannten. 
Sßantelon,  fein  Befter  fjreunb, 
ßedt’  itjm  an  bem  Ifeifjen  SFatnbe. 
„D!"  erfeufjt’  er,  „Bittre  ©tunbe! 

0!  teer  fjätte  ba§  gemeint?" 

„31 d)!"  rief  ^tjlaj;,  „Sßantelon! 
3ft’§  nidjt  tbaljr,  id)  fterbe  fdjon? 
4?ätt’  id)  nur  nid)t§  eingenommen, 
SBar’  id)  tnoB)!  babon  gefommen. 
©terB’  id)  Slrmfter  fo  gefdjminb, 

D!  fo  fannft  bu  fieser  fctjreien, 

©afj  bie  bieien  Sirjeneien 
Stteineg  ©obeg  Quelle  finb. 

„Söie  jufrieben  fdjlief’  id)  ein, 
©ottt’  ici)  nur  fo  mandfeg  S3ein, 

©a§  icf)  mir  berfdjarren  müffen, 

S5or  bem  ©obe  nod)  genießen! 

©iefeg  mad)t  midj  tumtnerbott, 

©aff  id)  biefen  ©djatj  bergeffen, 

Stidjt  bor  meinem  6nbe  freffen, 

Slucfj  nicfjt  mit  mir  nehmen  fott. 


non  ©chönfnecht  unb  roar  ber  ®o£jn  be§  ©tabthauptmannS  non  Strasburg),  rourbe 
1715  mit  Bier  ©piefjgefeüen  in  5DreSben  Eingerichtet. 

1  9JHthribat,  ein  ehemals  berühmtes,  je^t  aber  aufser  ©ebrauch  gelommeneS 
Uninerfatmittel,  baS  Born  Honig  UlithribateS  @upator  erfunben  fein  foll. 

a  SluSftehen,  b.  h-  bie  Sehrjeit  bei  einem  SBteifter  beenben.  (®aä  SDoftern 
mürbe  noch  bis  in  unfer  gahrhunbert  a(S  fjanbmerf  angefehen  unb  erlernt.)  ®ia’ 
iettifch  auch  für  „tonfirmiert  roerben". 


26 


gabeln  unb  Erjäfjtungen.  Elfte?  SSudj. 


„ßiebft  bu  midj  unb  bi  ft  bu  treu, 

D!  fo  t)ote  fie  herbei; 

©ine§  mirft  bu  bet  ben  ßinben 
Sin  bent  ©artentt)ore  finben; 

©ine§,  lieber  Sßantelon! 

fpab’  id)  nur  nod)  geftern  SJtorgen 

^n  bent  2öinterrei§  tierborgen; 

Slber  frifj  mir  nid)t§  babon." 

ißantelon  mar  fortgerannt, 

23rad)te  treulid),  ma§  er  fanb; 
iftt)l)ta;c  rod),  bei  fdjmadfem  Sttittc, 

Slod)  ben  ©unft  bon  feinem  ©ute. 

©nblid),  ba  fein  Sluge  bricht, 

©prid)t  er:  „ßajf  mir  atte§  liegen! 

©terb’  id),  fo  fottft  bu  e§  Iricgen; 

Slber,  SSruber!  eljer  nicljt. 

,,©oüt’  id)  nur  fo  gliicElitf)  fein 
llnb  ba§  fd)öne  ©djintenbein, 

©a§  id) - bod)  id)  ntag’g  nid)t  fagen, 

2Bo  idj  biefe§  l)ingetragcu. 

Sßerb’  id)  micberunt  gefuttb, 

Söitt  id)  bir,  bei  meinem  ßeben, 

Sind)  bie  befte  Hälfte  geben; 

Sa  bu  fottft - "  -fpier  ftarb  ber  -fpuub. 

*  * 

®er  ©eijl)al§  bleibt  im  £obe  larg. 
gmeen  33lide  mirft  er  auf  ben  ©arg, 

Unb  taufenb  mirft  er  mit  ©ntfetjen 
Stad)  ben  mit  Slugft  bermal)rten  ©d)cit)en. 
£>  fernere  ßaft  ber  ©itetfeit! 

Um  fd)led)t  ju  leben,  fd)mer  ju  fterben, 
©ud)t  man  frei)  ©iiter  ju  ermerben; 
93erbient  ein  fold)e§  ©li'tct  mol)l  Slcib? 


Ser  iprojejj. 


27 


§er  $tro?c|f. 

Ja,  ja,  ißrojcffe  ntüffen  fein! 

©efetd,  fie  tuären  nidft  auf  CSrben, 
ttßie  !önnt’  aföbann  ba§  SJtein  unb  ©ein 
SSeftimmet  unb  entfclfieben  tu  erben? 

©a§  ©treiten  lelfrt  ttn§  bie  3tatur; 

©rum,  SSruber,  red)t’  unb  ftreite  nur. 

©u  fielfft,  man  tu  UI  bidf  übertäuben: 

©ud)  gib  nid)t  nad),  feij’  aXIe§  auf 
Unb  laff  bcm  Raubet  feinen  ßauf; 

©enn  lftetf)t  muff  bod)  fRod^t  bleiben. 

* 

*  * 

„2öa§  fpred)t  Slfr,  9tad)bar?  ©iefer  3iain, 
©er  fottte,  meint  Slfr,  ©uer  fein? 

3tein,  er  gehört  ju  meinen  .fpufen." 

„3ttdft  bod),  ©ebatter!  nid)t,  SI)r  irrt; 

3d)  tuitt  ©ud)  patzig  S^gen  rufen, 

Sßon  benen  jeher  fagen  tuirb, 

©aff  lange  bor  ber  ©dfiuebenjeit  —  — " 

„©ebatter,  Slfr  feib  nid)t  gefdfeit! 

SSerftelft  Slfr  micff?  Sdf  tuitt’S  ©ud)  teuren, 
©aff  ifrain  unb  ©ra§  mir  jugefjören. 

Sd)  tuitt  nidft  elfer  fanfte  rul)n; 

©a§  3tedft,  ba§  fott  ben  3lu§fprud)  tl)un." 

©o  faget  -ttun^,  fdflägt  in  bie  .jpanb 
Unb  rüdt  ben  fpitjen  -jput  bie  Quere. 

„Sa,  elf’  idf  biefen  3iain  entbehre, 

©o  nteib’  id)  lieber  ©ut  unb  ßanb." 

©er  bringt  ilfn  p  fd)ttetten  ©d)ritten, 
©r  eilet  naclf  ber  nal)ett  ©tabt. 

9lttcin  $err  ©limpf,  fein  Slbbolat, 
ttßar  turj  pbor  itt§  SImt  geritten. 

©r  läuft  unb  I)oIt  £>err  ©limpfen  ein. 

Söie,  fpred)t  i'Ifr,  !ann  ba§  möglid)  fein? 
Unnj  Suar  p  jpj)  unb  ©litnpf  gu  ißferbe. 

©o  glaubt  Ufr,  baff  id)  lügen  tuerbe? 

Sd)  bitt’  eud),  ftettt  ba§  3teben  ein, 


28 


g-abetn  unb  erjätiUinsen.  (Srfteg  SSucfj. 


©onft  toexb’  t(f) ,  biefen  ©cCptmpf  gu  rächen, 

©Icicf)  fetbex  mit  «g>exr  ©timbfen  fpxedjen. 

3dj  fag’  eg  nod)  einmal,  ßunj  Ijolt  -fperr  ©'[impfen  ein, 
©reift  in  ben  gaum  unb  grifft  .foexx  ©limpfen. 

„$exx!"  fängt  er  gang  erbittert  an, 

„SJtein  Stadjbax,  ber  infame  SJtann, 

©er  ©djelm,  id)  toitt  iljtt  gtoax  niefjt  fdjintpfen, 

©er,  bentt  nur!  fpxidjt,  ber  fdjmale  Statu, 

©er  gtoifdjeu  unfern  Reibern  lieget, 

©er,  fpxidjt  ber  Starr,  ber  toäxe  fein. 

Sittein,  ben  mitt  id)  fet)n,  ber  mid)  barum  betrüget. 

$err!"  fufjr  er  fort,  „fpexr,  meine  befte  ßul), 

©edjg  ©djeffel  «Ipabex  nod)  bagu! 

(,£>iex  toieljexte  ba§  Sßferb  bor  Qrcuben.) 

•D,  bient  mir  trüber  itjn  unb  tjetft  bie  ©ad)’  entf Reiben." 

„Stein  SJtenfdj",  bexfeigt  ^errfölirnftf,  „bient  freubiger  alg  icfj. 
©er  Stadjbax  Ifat  nidjtg  eingutoenben, 
gljx  tjabt  ba§  größte  Stedjt  in  .fpänben; 

Slu§  Suren  Sieben  geigt  eg  fid). 

©enug,  bexilagt  ben  Ungeftnmcn! 

3d)  loitt  mid)  gtoax  nidjt  felber  rntjmen, 

©ieg  tljut  lein  eljxlidjex  guxift; 

©oct)  biefeg  tönnt  $l)x  leidet  erfahren, 

Db  ein  ißxogefj  feit  gtoangig  galjxen 
S3on  mix  bexloxen  tooxben  ift? 

2fd)  tuitt  Sud)  Suxe  ©adje  füllen, 

Sin  SCÖoxt,  ein  SJtann!  gljx  fottt  fie  nidjt  bextiexen." 
©lintpf  xeutet  foxt.  „£>exx!"  xuft  itjnt  Äung  nod)  nad), 
,,2fd)  tjalte,  toag  id)  Snd)  bexfpxadj." 

SÖte  tjiijig  toixb  bex  ©txeit  getxieben! 

SJtand)  Stieg  Rapier-  toixb  bott  gefdjxieben, 

©ag  tjalbe  ©oxf  muff  in  bag  Stmt; 

SStan  eilt,  bie  geugen  abguljöxcn, 

Unb  fiinfunbgtnangig  miiffen  fdjtoöxen, 

Unb  biefe  fdjtoöxen  inggefamt, 

©aff,  toie  bie  alte  Stadjxicfjt  leljxte, 

©ex  Stain  il)m  gax  nidjt  gngeljört. 


SDer  Söetttev. 


29 


Si,  ßuuj,  bag  Sing  getjt  jientlidj  fdjledjt! 

Sdj  toeifj  ätnar  toenig  bon  beut  Diente; 

Sodj  im  SSertraun  gereb’t,  idj  badete, 

Su  tjätteft  nidjt  bag  größte  9ted)t. 

Dtandj  toibxig  Urteil  tömrnt;  bod)  lafjt  eg  toibrig  Itingeu! 
©limpf  muntert  ben  Klienten  auf: 

„ßafjt  bem  ^rojeffe  feinen  Sauf, 

Sd)  fdjtoör’  Sud),  enblid)  burdjpb  ringen; 

Sod)  — " 

„$err,  idj  t)ör’  eg  fäjon,  id)  mitl  bag  ©elb  gteid)  bringen." 
$unj  borgt  mandj  Habitat,  $ünf  3al)re  mä|rt  bev  ©treit; 
Sldein  toarum  fo  lange  _3eü? 

Sie§,  Sefer,  fann  id)  bir  nid)t  fagen, 

Su  mufjt  bie  9tedjtggelel)rten  fragen. 

Sin  letjteg  Urteil  fömnit.  £)  feb)t  bod) ,  Jhtnj  geloinnt! 
Sr  Ijat  jmar  biel  babei  gelitten; 

Slllein,  mag  ttjut’g,  bafj  .jpaug  unb  <fpof  berftritten 
Xlnb  <£>aug  unb  <fpof  fd)on  angefdjlagen1  finb? 

©enug,  bafj  er  ben  3tain  geminnt. 

„£)!"  ruft  er,  „lernt  bon  mir,  ben  ©treit  anfg  .fpödjfte  treiben; 
3d)r  fel)t  ja,  Sredjt  mufj  bodj  sJied)t  bleiben!" 


fer  Dritter, 

in  SSettler  lam  mit  blofjem  Segen 


$n  eineg  reidjen  Dtanneg  ijaug 
Unb  bat  fidj,  toie  bie  SBettler  pflegen, 

Stur  eine  Heine  2ßol|ttf)at  aug. 

„3dj",  fpradj  er,  „fenn’  3l)r  djriftlidj  -fperje; 

©ie  forgen  gern  für  anbrer  £>eil 
Unb  neunten  mit  gerechtem  ©djmer<)e 
Sin  $ljreg  Stapften  Sienb  teil. 

3dj  meifj,  mein  gleljn  mirb  ©ie  betoegen! 

©ie  fefjn,  id)  forbre  nidjtg  mit  Unbefd)eibent)eit; 

Stein,  idj  berlaffe  midj  (t)ier  toieg  er  iljm  ben  Segen), 
Sillein  auf  3djre  ©iitigfeit." 


i  5lnf  d)  lag  ert,  b  jum  gend)tticf)en  SSertaufe  iaiiereit. 


30 


g-abetn  unb  ®tjiU)limgen.  ©vfteä  93ucfj. 


5Die§  ift  bie  2lrt  lobgieriger  ©fribenten, 

Söenn  fte  um  unfern  SBeifaH  fielet; 

©ie  geben  un§  mit  toielen  ßontplimenten 
Sie  harte  gorbrung  ju  berfte^n. 

©er  2lutor  miff  ben  SSeifatC  nicf)t  erbreffen; 
Sein ,  er  berläfft  fidj  blojj  auf  unfre  Siffigfeit; 
©off),  baff  mir  biefe  nid^t  bergeffen, 

©o  geigt  er  un§  ju  gleicher  Seit 
Sn  beiben  fbättbett  Ärieg  unb  ©treit. 

— i ItHf— 


§  as  |tfrri>  ittti»  btc  §xmft* 

/(©in  ©aut,  ber  ©cffmuff  bon  meinen  tßferbcn, 
Son  ©ffjenfetn  teiff)t,  fdjöu  bon  ©eftalt 
Unb,  mie  ein  Stenfff),  ftolj  in  ©eberben, 

©rüg  feinen  fperrn  burff)  einen  SBalb, 

21B  mitten  in  beut  ftoljen  ©äuge 
St)m  eine  Sremf  entgegenjog 
Unb  burftig  auf  bie  naffe  ©tange 
2ln  feinem  btanfeu  Saunte  flog. 

©ie  Icffte  bon  betit  tieifjetr  (Schaume, 

©er  t)cfict)t  am  ©ebiffe  floff; 

„©efffjnteifjel"  fbract)  ba§  mitbe  9tofj, 

,,©u  fff)cuft  biff)  nic^t  bor  meinem  Saume? 

2öo  bleibt  bie  ©Ijrfurcht  gegen  miff)? 
äßie?  barfft  bu  moljt  ein  5ßferb  erbittern? 

Sff)  fffjüttle  nur,  fo  mufft  bu  jittern." 

©§  fffjüttelte;  bie  Srentfe  mich- 
21  ffeitt  fie  fuffffe  fiff)  ju  raff)  eit; 

©ie  flog  ihm  nach,  um  ihn  ju  ftetffjen, 

Unb  ftaff)  ben  ©ff)intmel  in  ba§  Staitl. 

©a§  Sßferb  erfffjraf  unb  blieb  bor  ©cfjrecfen 

Sn  ffötirjeln  mit  bem  ©ifen  ftcffen 

Unb  brach  ein  Sein;  fffer  lag  ber  ftotje  ©aut. 


* 


®aä  spfetb  uitb  bte  äjrcmfe.  $ie  Steile. 


31 


Stuf  fid)  beit  -fpaff  bei:  fiebern  laben, 
£)ie§  ftürjet  oft  beit  größten  9) tarnt, 
2Bcr  bit  at§  $reunb  nidjt  nü^en  fann, 
-fSantt  altemal  at§  fyeiitb  bit  fdfaben. 


fit  ftttfe» 

/j^iuft  machte  burcf)  fein  ganzes  Saub 
©in  ß!önig  beit  33efef)I  Befannt, 

SDajf  febet,  bet  eüt  Slntt  erhalten  toollte, 

©eloiffe  Seit  auf  Reifen  gelten  foCCte, 

Um  fid)  in  fünften  untäufelfn. 

©r  tieff  genaue  hatten  ftecfjen 

Unb  gab  baju  nod)  jcbent  ba»  33etfbred)en, 

Sfjnt,  mütb’  et  nut,  foioeit  et  fönnte,  getjn, 

SJtit  bent  äSermögen  feinet  ©dfäije 
3tl§bann  auf  Steifen  beijuftetm. 

©§  toat  ba3  beuttidffte  ©efetje, 

3)a§  jemat§  nodf  bie  Söett  gefetjn; 

5Doc£)  toeü  bie  meiften  ficf)  Bot  biefer  Steife  freuten, 
©o  fat)  man  biete  ©unfettjeit. 

SDie  Siebe  ju  fidj  fetbft  uitb  jur  SBequemtid/feit 
.fpatf  ba§  ©efeij  fef)t  finnreid)  beuten; 

Unb  febet  gab  itjm  ben  SSetftanb, 

SDert  et  bequem  für  feine  Steigung  fanb; 

SDodf  alte  toaren  ein§,  baff  mau  gelfordfen  muffte. 


SJtau  ntad)te  fic^  bie  hatten  batb  befannt, 

SDantit  man  bocf)  bet  Sauber  ©egenb  toüfste. 

©ef)t  biete  reiften  nut  im  ©eift 

Unb  überreb’ten  ficf) ,  at§  tfätten  fie  gereift. 

Stod)  anbte  fdfaffteit  ba§  ©eräte 
Sn  ifjrer  Steife  fleißig  an 

Unb  glaubten,  toenn  man  nut  ftet§  teifefettig  ttjäte, 
©o  t)ätte  man  bie  Steife  fdfon  getrau. 

©et)t  biete  fingen  an  gu  eden, 

2tt§  mottten  fie  bie  gange  äöett  burdfgetjn; 

©ie  reiften,  aber  toenig  SJtciten, 

Unb  meinten,  bem  SSefetjt  fei  nun  genug  gefdfefju. 


32 


gnfceln  unb  ©rjätjlungen.  @rfteä  Sud). 


dtocf)  anbre  juchten  auf  beit  Dteifen 
9iod)  rnetjr  ©efjorfam  ju  Betoeifen 
21I§  bett,  ben  ba§  ©efet;  Befahl; 

©ie  reiften  nicf)t  burd)  grüne  gelber, 

D  nein!  fie  fudften  finftre  Söälber 
Unb  reiften  unter  $urd)t  unb  Qual; 

SSetfängten  ficB)  mit  ferneren  23ürben 

Unb  glaubten,  toenit  fie  auSgejefjrt 

Unb  fiecf)  unb  tränt  jurüde  fontmen  mürben, 

©o  mären  fie  be§  Beften  3lmte§  mert; 

©ie  reiften  nie  auf  Soften  be§  Regenten; 

SDod)  jene,  bie  jur  geit  nod)  feinen  ©cfjritt  getffan, 
Die  Rieften  Sag  für  Sag  um  ^teifefofteu  an, 
Damit  fie  loeiter  fommen  tonnten. 

* 

*  * 

SGßie  etenb,  f)ör’  id)  maud)en  flagen, 

3ft  nid)t  bie§  dftärdfen  au§gebad)t! 

©d)amt  fid)  bcr  Siebter  nid)t,  un§  Dinge  Borjufageit, 
Die  man  faunt  Äinbern  glauBtid)  ntac^t? 

Söo  gibt  c§  mofjl  fo  ftumpfe  ^Töpfe, 

5tl§  un§  ber  Dichter  BorgefteUt? 

Die§  finb  utifinnige  ©efdjöpfe 
Unb  nidjt  iBemotjner  uufrer  äöelt. 

Q  greunb!  toa§  janfft  btt  mit  bent  Siebter? 

©iet)’  bod)  bie  meiften  ©Triften  an; 

33etrad)te  fie,  unb  bann  fei  fRidfter, 

DB  biefeS  23ilb  uttglauBIid)  fjeijfen  fantt. 


Das  ®r)lü»u’itt. 

^tpbfjitemon,  ber  Bei  großen  ©dfatjen 
Xp  ©in  ebetmiitig  4perj  Befajj 
Unb,  anbrer  fötangel  ju  erfefjen, 

©eit  eignen  SSorteit  gern  Bergaff; 

iß^itemon  tonnte  bod)  betn  9teibe  nid)t  entgegen, 

©o  »oillig  er  aud)  mar,  ben  Leibern  Belüftet} en. 

3meeit  3tad)Baru  B;a^teu  ifju,  ^toeen  3tad)Barit  ruhten  nie, 
9tuf§  fd)imbftid)fte  Bon  if)tn  p  fpreetjen. 


®a§  Seftament. 


33 


Sßarum?  Sr  toar  beglüdt  unb  glüdlidfer  afg  fie; 

Sft  bieg  nid^t  fdjon  ein  groff  äferbredjen? 

Sie  greunbe  rieten  if)nt,  ftc^  für  ben  ©d)imf>f  ju  rächen. 
„9tein",  fprad)  er,  „lafjt  fie  neibifcf)  fdjmütju, 

©ie  to  erben  fdjon  nad)  meinem  Sobe  feljn, 

SBiebicl  fie  Ütedft  gehabt,  ein  ©lüd  mir  nidjt  ju  gönnen, 
Sa§  toenig  ÜJtenfdien  nüijen  fönnen." 

Sr  ftirbt.  9)can  finb’t  fein  Seftament 
Unb  lieft:  „2fc§  toitt,  bafj  einft,  nad)  meinem  Sterben, 
9Jtein  Ijinterlafjneg  ©nt  bie  beibcn  dtadjbarn  erben, 

Sßeil  fie  bieg  ©nt  mir  nicfjt  gegönnt." 

©o  mancher  fjreunb  bertoünfdit  bieg  Seftament! 

„2Bie?  tonnt’  idj  ifjn  nicfjt  and)  beneiben? 

9JUr  gibt  er  nidjtg  unb  alleg  biefen  beiben?" 

Sie  beiben  Utadjbarn  fefjn  bergnügt 
Sen  ©inn  beg  Seftamentg  bo'fffüljren. 

Senn  bamalg  muffte  man  nid)t  redjt  ju  fDrogeffieren, 
©onft  Ratten  beibe  nidjtg  gefricgt; 

©o  aber  fricgten  fie  bag  böttige  Vermögen. 

2Bie  rühmten  fie  ben  ©et’gcn  nicfjt ! 

„Sr  mar  bie  ©rojjmut  felbft,  er  toar  ber  feiten  ßidjt. 
Unb  adeg  bieg  beg  Seftamenteg  toegen; 

Senn  et)’  er  ftarb,  mar  er’g  nodj  nidjt. 

©inb  unfre  9tadjbarn  nun  begtüdt? 

S5ieHeicf)t.  2Bir  motten  Slcfjtung  geben. 

Ser  eine  fftadjbar  toeifjt  entjüdt 
Sem  reichen  Mafien  9iut)’  unb  ßeben. 

Sr  Ijütet  iljn  mit  farger  «jpanb 

Unb  madjt,  toenn  anbre  fcfjnardjenb  liegen, 

Unb  münfdjt  mit  Strömen  fidj  33erftanb, 

Sie  fdjlauen  Siebe  jü  betrügen; 

©bringt  oft,  burcfj  böfe  Sräunt’  crfcfjredt, 

9llg  ob  man  ibn  beftoljlen  tjätte, 

ttftit  fdjnetten  fyüfjen  aug  bem  SSette 

Unb  fudjt  ben  £>rt,  mo  er  ben  ©djat;  berftedt. 

Sr  martert  fid)  mit  taufcnb  ©orgen, 

©ein  bieleg  ©elb  bermeljrt  31t  fefjn, 

Unb  nimmt  aug  ©eij  ficf)  bor,  bie  fpälfte  3U  berborgen, 
Unb  läfjt  ben,  ben  er  rief,  bocf)  leer  3urüde  get)n. 

©eitert.  3 


34 


fabeln  unb  Erjäljiungen.  (gvftcä  Sud). 


2lrm  er  ficf)  nocf)  fatt  gegeffen; 

Seid)  hungert’  er  bei  falbem  @ffen, 

Unb  fdjnitt  ba§  23rot,  ba§  er  ben  ©einen  gab, 
dftit  Klagen  über  ©ott  unb  über  Neurung  ab, 

Unb  toarb  mit  jebetu  neuen  Sage 
©er  ©einen  Saft  unb  feine  ißlage. 

©er  anbre  9tadjbar  lachte  fein. 

„©er  ©tjorljeit",  fpradf  er,  „toiti  idj  mehren; 

2Ba§  id)  geerbt,  mitt  icf)  berjeljren 
Unb  midj  be§  ©egenä  red)t  erfreun." 

©r  Ijielt  fein  Söort  unb  fal)  in  menig  ^afjren 
©ein  biele§  ©elb  in  frember  fpanb; 

©urd)  ©affen,  tno  er  fonft  ftolj  auf  unb  ab  gefahren, 
©d)lid)  itjt  fein  fjrufj  ganj  unbefannt. 

„5td>!"  fbrad)  er  ju  bem  anbem  ©rben, 

„5ßt)iIemon  tjat  e3  tooljl  gebaut, 

©afj  un§  ber  iReicfjtum  mirb  berberben; 

©rum  t)at  er  un§  fein  ©ut  bermadjt. 

©u  tjungerft  farg,  ict)  tjab’  e§  burdjgebracfjt. 

2ßir  toaren  mert,  ben  Sfteidjtum  ju  befitjcn; 

©enn  feiner  ttmfjt’  it)n  redfit  ju  nütjen. 

5— 1- 


famötas  mti>  ^IjgUis.1 

fl%amöta§  toar  fdjon  lange  3eit 
Jy  ©er  jungen  ißf)t)IIi3  nadjgegangen; 
9tod)  fonnte  feine  3ärtlid)feit 
9tid)t  einen  ßufj  bon  it)r  erlangen. 

©r  bat,  er  gab  ficfj  alle  dftül)’; 

©od)  feine  ©probe  tjört’  il)n  nie. 


©r  fbrad):  „3tbei  23änber  geb’  id)  bir, 
3lurf)  foU  fein  Söarten  ntidj  berbriefjen; 
SJerfpricf)  nur,  fd)öne  5ß^t)lli§,  mir, 

9Jtid)  biefen  ©ommer  nod)  ju  füffeu." 

©ie  fieljt  fie  an,  er  tjofft  fein  ©lüd; 

©ie  lobt  fie,  unb  gibt  fie  jurüd. 


1  Urfprünglid)  ein  §od)jeitSgebid)t  in  frembent  9iamen.  Sie  ©runbibee  ifl 
biefelbe  tuie  im  @d)äferf)ne£  „Sijioia''. 


SDamfltaä  imb  ^p^tjlliä. 


35 


Gr  bot  ein  Samut,  nod)  jtoei  barauf, 

Sann  jefjn,  bann  alle  feine  gerben. 

©o  biel?  SicS  ift  ein  teurer  $auf. 
iltun  tüirb  fie  bo(i)  gewonnen  toerben? 

Sod)  nidjtS  natjrn  unfre  ißljtjEiS  ein; 

9Jtit  finftrer  ©tirne  fpradj  fie:  „9tein!“ 

„SBie?“  rief  SamötaS  ganj  ertjitjt, 

,,©o  toiHfi  bu  einig  toiberftreben? 

©ut,  id)  berbiete  bir  ani|t, 

9)tir  jemals  einen  $ufj  §u  geben.“ 

„£)!“  rief  fie,  „fürdjte  nichts  bon  mir, 

3d)  bin  bir  etoig  gut  bafiir.“ 

Sie  ©ßröbe  Iad)t;  ber  ©td)äfer  geßt, 
©djteid)t  ungefüfst  ju  feinen  ©djafen. 

51m  anbern  borgen  mar  Samöt 
SSei  feinen  gerben  eingefdjlafen; 

Gr  fdjlief,  nnb  im  2)orübergetjn 
SStieb  PftjEiS  bei  bem  ©d)äfer  ftetjn. 

„2Bie  rot“,  ffmcfjt  ißljtjEiS,  „ift  fein  Eftunb! 
SSatb  bfirft’  id)  mid)  maS  entfdjüefjen. 

£),  tfjäte  nidjt  fein  böfer  <!punb, 

$d)  miifjte  biefen  ©djäfer  fiiffen.“ 

©ie  geßt;  bod)  ba  fie  getjen  miE, 

©o  ftcljt  fie  bor  Verlangen  fiiE. 

©ie  fietjt  fid)  breimat  fdjüdjtern  um, 

Unb  fudjt  bie  beugen,  bie  fie  freute; 

©ie  mad)t  ben  «jpunb  mit  ©treidjeln  ftumm 
Unb  todt  ifjn  freunblid)  auf  bie  ©eite; 

©ie  finnt,  bis  baff  fie,  ganj  berjagt, 

©id)  nodj  jmeen  ©dritte  nätjer  magt. 

<g)ier  ftefjt  nunmeßr  baS  gute  SUnb; 

StEein  fie  fann  fidj  nidjt  cntfdjtiefjen. 

Sod)  nein,  i|t  büdt  fie  fid)  gefdjminb 
Unb  magt’S,  Santöten  fanft  ju  füffen. 

©ie  gibt  itjm  brauf  nodj  einen  SSlid 
Unb  feCjrt  nad)  itjrer  ffrlur  juriiE. 


3* 


36 


gabeln  unb  ©rjitfjlungen.  ©vfte§  S3ud). 


Sßie  ffibe  mub  ein  $ufj  nicht  fein! 

©enn  fömmt  noc|  einmal  mieber, 

(Scheint  ntinber  ficf)  al§  exft  ju  fdjeun 
Unb  läfjt  fic^  bei  bem  ©djäfer  nieber; 

©ie  Eü^t  unb  nimmt  fidj  nidfjt  in  ad)t, 

©ie  tüfjt  itjn,  unb  ©amöt  ertoadjt. 

„D!"  fing  ©amöt  halb  fcfjtafenb  an, 

„ÜJtibgönnft  bu  mir  bie  fanfte  ©tunbe?" 

,,©ir",  fbradj  fie,  „bab’  id)  nichts  getljan, 

3cb  fbiette  nur  mit  beinern  -jpunbe; 

Unb  übertjaupt,  e§  ftetjt  nidjt  fein, 

@in  ©d)äfer  unb  ftet§  fdjtäfrig  fein. 

,,$ebod),  toa§  gibft  bu  mir,  ©amöt? 

©o  foltft  bu  mid)  jum  ©djerje  tüffen." 

„9hm",  fbradj  ber  ©cEjäfer,  „ift’g  ju  fpät, 

©u  mirft  an  mich  bejahten  müffen." 

©rauf  gab  bie  gute  ©d)äferin 
Um  einen  $ub  je^n  $üffe  bin. 



fix  Pibt'rfprfdjrrtm 

J§mene  batte  noch,  bei  bieten  anbern  ©aben 
2Iudj  biefe,  bab  fie  tüiberfprad^. 
dftan  fagt  e§  überhaupt  ben  guten  SBeibern  nach, 

©ab  alle  biefe  ©ugenb  haben; 

©od),  tnenn’§  aud)  taufenbmal  ber  ganje  2Öett!rei§  fbridjt, 
©o  halt’  idj’S  bodj  für  ein  ©ebidjt. 

Unb  fag’  e§  öffentlich,  icb  glaub’  e§  emig  nidjt. 

3dj  bin  ja  aud)  mit  mancher  ffrau  betannt, 

$dj  bab’  e§  oft  berfucbt  unb  manche  fdjön  genannt, 

©o  babtid)  fie  auch  ioar,  btob,  toeil  idj  haben  mottte, 
©ab  fie  mir  U)iberfpred)en  füllte; 
dtttein  fie  toiberfbradj  mir  nid)t. 

Unb  alfo  ift  e§  falfcf),  bab  febe  toiberffjricfjt. 

©o  fräntt  man  eudj,  ihr  guten  ©d)önen! 

2fijt  tomm’  ich  mieber  3U  3§menen. 

S§menen  fagte  man’§  nic^t  au§  Sßerleitmbung  nach; 
mar  getoib,  fie  toiberfbradj. 


Sie  SBiberfpvedferin 


37 


©inft  fafj  fie  mit  bem  dJtann  bei  £ifd)e; 

(Sie  afjen  unter  anbern  gifdje, 

9dic£)  beudjt,  e§  toar  ein  grüner  fped)t. 

„dftein  ©ngel",  fprad)  ber  dftann,  „mein  ©ngel,  ift  mir  red^t 
©o  ift  ber  fyifdj  nidjt  gar  p  blau  gefotten." 

„®a§",  rief  fie,  „tjab’  idj  tool)l  gebadet; 

©o  gut  man  and)  bie  Stnftalt  madft, 

©o  finben  ©ie  bodf  ©runb,  ber  armen  $rau  p  fpotten. 
Sdj  fag’  e§  Sitten  lur^,  ber  ^>ed)t  ift  gar  p  blau." 
„®ut",  fpradf  er,  „meine  liebe  grau, 
döir  motten  nidjt  barüber  ftreiten, 

Söa§  t)at  bie  ©adje  ju  bebeuten?" 

©o  toie  bem  metfdjen  fpatp,  bem  man  ma§  IRote§  jeigt, 
üDer  Sorn  ben  Slugenblid  in  9taf’  unb  ßefjen  fteigt, 

©ie  rot  unb  blau  burd)ftrömt,  lang  au§einanber  treibet, 
Sn  beiben  Slugen  blijd,  fiel)  in  ben  klügeln  fträubet, 

^n  ade  gebern  bringt  unb  fie  gen  fpimmel  fe^rt, 
llnb  jitternb,  mit  ©efdjrei  unb  foltern  au§  itjnt  fäfjrt: 

©o  fi|ie^t  Santenen  and),  ba  bie§  it)r  ßiebfter  fpridjt, 

2)a§  23lut  ben  Slugenblid  in  itjr  fonft  blajj  ©efid)t; 

SDie  Slbem  tiefen  auf,  bie  Siugen  tnurben  enger, 

2)ie  ßippen  bid  unb  blau,  unb  $inn  unb  iftafe  länger; 
St)r  <£?aar  bemegte  fid),  ftieg  boder  gorn  empor 
Unb  ftie§ ,  inbem  e§  ftieg,  ba§  Staditjeug  bon  bem  Dljr. 
SDrauf  fing  fie  jitternb  an:  „Sdj,  ddann!  icfj,  beine  grau, 
Sdj  fag’  e§  nod)  einmal,  ber  .fpedjt  mar  gar  ju  blau." 

©ie  nimmt  ba§  ©la§  unb  trinlt.  £>,  lajjt  fie  bod)  nidjt  trinlen! 

St)r  ßiebfter  geljt  unb  fagt  lein  dßort; 
ßaurn  aber  ift  Üjr  ßiebfter  fort, 

©o  fieljt  man  fie  in  0£)nmad)t  finden. 

döie  lonnt’  e§  anber§  fein?  ©leid)  auf  ben  3orn  p  trinten! 

©in  plöidicfje§  ©efdjrei  bemegt  ba§  ganje  fpau§; 

9Jtan  brid)t  ber  grau  bie  ©aunten  auS;1 

5dan  ftreid)t  fie  Iräftig  an;  lein  SBalfam  toid  fie  ftärlen. 

dftan  reibt  üjr  ©cbjlaf  unb  ißulS;  lein  ßeben  ift  p  merlen. 


1  SDert  Saumen  ber  äufatmnengelrampften  §anb  jurüdjubreeffen  unb  fo  bie 
$anb  ju  öffnen  roar  ein  Beliebtet  SPiittel  bei  epileptifdjen  Stnfäßen. 


38 


gabeln  unb  ®rjäf)lungen.  (SrftcS  S3uc§. 


dJtan  nimmt  berfengte§  ^aar  unb  t)ält’§  it)r  Por’§  ©eftdjt; 
Umfonft!  umfonft!  fie  riecht  e§  nid)t! 

9tic£)t§  fann  ben  ©eift  if)v  miebergeben. 

dftan  ruft  ben  ÜJtann;  er  fömmt  unb  fd)reit:„©u  ftirbfi,  mein 

Seben! 

©u  ftirbft?  $c£)  armer  dttann!  5td£) !  meine  liebe  Qrau, 
2Ber  t)ie£i  ntidj  bir  bodf  toiberftreben! 

2Icf),  ber  berbammte  gifcff!  ©ott  meifj,  er  mar  nicf)t  blau." 
©en  3tugenbti(f  befant  fie  mieber  2 eben. 

„33Iau  mar  er",  rief  fie  au§,  „midft  bu  bid)  nod)  nidft  geben?" 

©o  tffat  ber  ©eift  be§  2öiberfprud)§ 

2ftet)r  SBirtung  al§  bie  $raft  be§  tjeftigften  ©erud)§! 


fas  $j eupfrrii  nimr  imr  (ßkitsljüpfpr. 

/|©in  Söagen  <fpeu,  ben  S5elten§  §anb 

3u  t)ocf)  gebäumt  unb  fdflecfft  befpannt, 
Äonnt’  enblidf  bon  ben  matten  Sßferben 
5tid)t  meiter  fortgejogen  merben. 


©e§  $ut)rmann§  9Jtad)t=  unb  ©ittenfprud}, 
©in  jeffumal  miebert)oIter  fjrludf, 

Söar  eben,  mie  ber  sßeitfd)e  ©dflagen, 

3u  fefpoad)  bei  biefem  ferneren  Söagen. 

©in  |>eupferb,  ba§  bei  ber  ©efabjr 
3n  oberft  auf  bem  SöicSbaum1  mar, 

©prang  brauf  Iferab  unb  fpraef)  mit  ßadjen: 
,,3d)  mitl’§  bem  SMje  leidjter  machen." 


©rauf  marb  ber  2Bagen  fortgerüdt. 

,,©i",  rief  ba§  ^eupferb  ganj  entpdt. 

,,©u,  Smfyrntann,  mirft  an  mid)  gebeuten; 
öatjr’  fort!  ben  ©an!  mit!  ic£)  bir  fetjenten." 


— ■%- - 


1  —  §eu6aum ,  jnr  Söefcftigung  beS  tiodjgetabenen  §eue3  auf  bem  Sfflagen 
©aä  9D8ort  tuirb  geroßfmtldjj  mm  „SBiefe"  abgeleitet 


Bus  jgeupferb  ober  ber  ©raäliüpfer.  ©emnon  unb  baä  Drafel.  39 


;5mnwm  uni»  bas  (Draltel. 

kein  fünftig  ©dfidfal  ju  erfahren, 
gilt  ©emnon  bolt  S3egter  jurn  belp^ifc^ert  Slltar. 

©ie  ©ottfjeit  Weigert  fiel) ,  ifjm  ba£  ju  offenbaren, 

2öa§  über  ilfn  bertiänget  War. 

©ie  fpridft:  „$u  wirft  ein  grofje§  ©lüd  genießen; 

©odj  wirb’3  bein  Unglüd  fein,  fobatb  bn  e£  wirft  Wiffen." 


Sft  ©emnon§  Neugier  nun  bergnügt? 

5Jtid)t£  weniger!  9tur  meljr  Wädfft  fein  Verlangen. 

„£)  ©ottljeit",  fätjrt  er  fort,  „Wenn  Sßitten  bid)  befiegt, 

©0  lafj  ntict)  gröfjre§  2id)t  bon  meinem  ©lüd  empfangen!“ 
©0  traut  ber  ÜJtenfd)  unb  traut  jugleicf)  and)  nidft. 

©in  ©emnon  glaubt  fein  ©tüd,  nid)t,  Weil’§  bie  ©ottfjeit  faget, 
9tein,  weil  er’£  fdfon  geWünfdft,  tty  er  fte  nod)  gef  raget, 
©ocl)  glaubt  er  aud),  wenn  fte  bom  llnglüd  fprid)t? 

£)  nein!  benn  biefe§  Wünfdft  er  nicf)t. 

©und)  ßlugljeit  benft  er  fd)on  ba§  Unglüd  abjuwetjren. 
$urj,  ©emnon  läfjt  nicf)t  nad),  er  will  fein  ©d)idfal  fjören. 

,,©u  wirft",  f)ub  ba£  Drafel  an, 

„©urdj  beine§  2öeibe§  ©unft  ben  Septer  fünftig  führen 
Unb  SJölfer,  bie  bic^  bienen  fafjn, 

©ereinft  burcf)  einen  2öinf  regieren.“ 

©eftärft  burd)  biefe§  ©ötterWort, 

©ilt,  ber  al£  ißilgrim  fam,  at§  ^rinj  in  Hoffnung  fort, 
üftifjt,  oljne  Sanb,  im  ©eift  fdfon  feine§  fReidjeS  ©röjjen 
Unb  läfjt  fdjon,  oljne  SMf,  fein  -fpeer  ba£  ©d)Wert  entblöfjen. 

SlUein  fo  frol)  er  War,  fo  war  er’£  nid)t  genug. 

©r  Weifj  nod)  nicf)t,  Wa£  er  bod)  Wiffen  Wollte, 

©ie  in  ber  fein  ftujf  ben  ©t)ron  befteigen  füllte; 

©ie  UngeWifdjeit  War’£,  bie  ilfn  nod)  nieberfdflug. 

„Unb“,  fprad)  er,  „Wenn  id)  aud)  nun  halb  ben  ©Ijron  beftiegen, 
2Bie  lange  wäljrt  al£bann  mein  föniglid)  Vergnügen  ?“ 

©er  füljne  Sweifel  treibt  ilm  an, 

Sum  belpljifdfen  Stpo'll  fid)  nod)  einmal  ju  naljn. 

„D  ©Ijor",  berfefd  5lpoH,  ,,eud)  ©terblidjen  jum  ©lüde 
Verbarg  ber  ©ötter  ©d)lufj  bie  Sufunft  eurem  33lide. 


40 


gaöetit  unb  Erkältungen.  ®rfte§  Su^i- 


©o  toiffe  bettn:  in  findet  geit 
©djmitdt  bid)  be§  9ßurpur§  .fpettltd)!eit; 

S)od)  raubt  bie  ipanb,  bie  btt  ben  iThron  gegeben, 

SDiv  mit  bcm  £hwne  halb  ba§  ßebcn." 

©r  tlfat  barauf  int  Kriege  fidf  Verbot 
Unb  ftieg  au§  einem  niebern  ©taube 
3nr  I)öd)i'ten  Söürb’  im  ißaterlanbe 
SDurd)  feine  SLapferleit  empor. 

SDa»  ihm  fo  günftige  ©efdpde 
(Erfüllte  be§  £)ra!et§  ©inn, 

Unb  ©emnon  toatb,  bei  immer  gröfterm  ©lüde, 

SDer  ßiebling  feiner  Königin. 

©ie  fd)en!t  itjnt  .fperj  unb  2t) ton;  bod)  ein  berborgne§  ©dfreden 
ßäfjt  it)n  ba§  ©liid  ber  -fpotieit  menig  fchmeden. 

©ein  reigertbeS  ©ernat)!,  ba§  er  tfatb  liebt,  halb  fdfeut, 
(Erfüllt  it)n  halb  mit  $roft  unb  tjalb  mit  gürtliddeit. 

3|t  tüünfd)t  er  taufenbmal,  fein  ©dfidfal  nidft  ju  tennen, 
Um  fo  für  fte,  mie  fie  für  ihn,  ju  brennen. 

©ie  merft  be§  ßönig§  fpröben  ©inn, 

©ie  jietjt  it)n  in  Sterbadjt  mit  einer  33uf)Ierin, 

©ie  gibt  it)m  tjeimtidj  ©ift;  er  ftirbt  bor  ihren  griffen. 

©agt,  3Jtenfd)en,  ift’S  fein©tüd,  fein©d)idjal  nicht  jumiffen? 


fas  ftartenljans. 

^|Na§  $inb  greift  nad)  ben  bunten  harten; 

©in  |mu§  31t  bauen  fällt  itjrn  ein. 

©§  baut  unb  !aun  e§  faunt  ermarten, 

S5i§  biefe§  -fpau§  mirb  fertig  fein. 

fltun  ftcljt  ber  SSau.  £),  toeld^e  greube! 
SDodj  ac£) !  ein  ungefährer  ©toff 
©rfdjiittert  plötjlid)  ba§  ©ebäube, 

Unb  alle  SSänber  reiften  to§. 

2)ie  fDtutter  tann  im  ß’homberfpieten, 
Söenn  fie  ben  testen  ©at?  berfpiett, 

$aunt  fo  biel  bange§  ©chreden  füllen, 

5U§  i^r  beftür<$te§  ßinb  i|jt  fühlt. 


®a§  Rartenl)au§.  ®ie  järiltc^e  grau. 


41 


©o<$  teer  toirb  gleich  ben  Sülut  berlieren? 

©a§  $inb  entfdjliefjt  fid)  fe’jjnfudjtlboll, 

(Sin  neue§  Suftfdjlojj  aufjufülfren, 

©a§  bem  gerftörtett  gteidjen  fotl. 

©ie  ©eljnfudjt  muff  ben  ©djmetj  befiegen; 

©a§  etfte  fpau§  fietjt  teieber  ba. 

Söie  lebhaft  toar  be§  $inb§  Vergnügen, 

Stl§  e§  fein  fpaug  bon  neuem  fa§! 

9tun  teitC  id)  mid)  teot)t  beffer  t)üten, 

©amit  mein  £>au§  nidjt  meb)r  jerbric^t. 

,,©ifd)!"  tuft  ba§  $inb,  „taf  btt  gebieten 
Unb  ftefje  feft  unb  toadle  nid)t!" 

©a§  4?au§  bleibt  unetfdjitttert  ftetjen, 

©a§  tinb  t)ört  auf,  fid)  p  erfteun; 

Umnfdjt,  e§  teieber  neu  ju  fetjen, 

Unb  reifft  e§  halb  mit  SBilten  ein. 

* 

*  * 

©d)ilt  nidjt  ben  Unbeftanb  bet  ©itter, 

©u  fietjft  bein  eigen  -fpetä  nidjt  ein; 

SSetänbetlid;  finb  bie  (gemittet, 

©o  mußten  and)  bie  ©inge  fein. 

SSei  ©ittetn,  bie  mit  ftet§  genießen, 
äÖitb  ba§  Stergnügen  enbticb)  matt; 

Unb  mütben  fie  un§  nidft  entriffen, 

Sßo  fänb’  ein  neu  Stet gnü gen  ftatt? 

— - »sfr- 

f)  u  järtlirij?  «grau, 

^ijAie  alt  ift  nidjt  bet  SBaljn,  teie  alt  unb  ungeteilt, 
JJJy  2ll§  ob  bit,  teeiblid)e§  ©efdjledjt, 

©ie  Siebe  nic£)t  bon  ^etjen  ginge! 

©a§  Slltet  fang  in  biefem  2on; 

Ston  feinem  Stater  t)ött’§  bet  ©ot)n 
Unb  glaubt  bie  ungereimten  ©inge. 


42 


gabeln  unb  Erjäfilutigen.  Erftess  *öuc§. 


Sierfafjt,  o  9Jtänner,  btefett  SBafjn, 

Unb  baji  ifjr  ifjn  berfaftt,  jo  fjört  ein  SSetfpiel  an, 

$a§  idj  für  alle  9Mnner  finge. 

©u  aber,  bie  tnid)  bitten  Ifeifjt, 

©u,  Siebe,  ftärfe  ntid),  baff  mir  ein  Sieb  botC  (Seift, 
ein  überjeugenb  ßieb  gelinge! 

Unb  gib  mir  ju  gefegter  $eit 
ein  2Beib  bon  fo  biel  ^ärtlidjfeit, 

21I§  biefe  mar,  bie  idj  befinge! 

* 

*  * 

Alarme  liebt  bcn  treuften  9Jtann, 

©en  fie  nid)t  beffer  münfcfjen  fann, 

©ie  liebt  ifjn  red)t  bon  iperjen^grunbe. 

Unb  menn  bir  bie§  ungfaubUdj  fdjeint, 

©o  miffe  nur,  feit  ber  beglücften  ©tunbe, 

©ie  fie  mit  it)rem  ERann  bereint, 

2öar  nod)  fein^aljr  borbei;  nun  gtaubft bu’g bot^),  meingreunb? 

ßfarine  fannte  feine  greube, 
ßein  größer  ©füd  af§  ifjren  9Rann; 

©ie  liebte,  ma§  er  liebgemann, 

2öa§  eine§  moEte,  moEten  beibe; 

SBa§  iljm  mifjficl,  mißfiel  aucfj  ifjr. 

D,  ffirid^ft  bu,  fo  ein  Söeib,  fo  eine§  münfdjt’  idj  mir! 
Satoof)l!  2;dj  münfd)’  e§  aud^  mit  bir. 

©ei  nur  red£)t  järtfidj  eingenommen; 

2E)b  3Jtann  mirb  franf;  bieEcidjt  fannft  bu  fie  nod)  befommen. 
ßranf,  fag’  idj,  mirb  ifjr  dRann,  unb  redjt  gefäfyrUd)  franf; 
@r  quält  fidj  biefe  ©age  fang, 

S3on  ganjen  ©trömen  ©djmeifj  mar  fein  ©efidjt  umftoffen; 
®odj  nod)  bon  ©frönen  mefjr,  bie  fie  um  ifyn  bergoffen, 
„©ob!"  fängt  fie  ganj  erbärmfidj  an, 

„©ob!  menn  idj  bidj  erbitten  fann, 

5timin  Ueber  midj,  af§  meinen  ERann!" 

2öenn’§  nun  ber  ©ob  gehöret  Ijätte? 

Samofjt!  er  fjört  e§  audj;  er  fjört  $farinen§  9tot, 

6r  förnrnt  unb  fragt:  „2öer  rief?"  —  „|)ier!"  fd^reit  fie, 

„Ueber  ©ob, 

€>ier  Hegt  er,  f)ier  in  biefem  SSette!" 


2>er  jiirtlidje  Sülann. 


43 


Der  jartlidje  |tlantt. 

^Tsde  if)r  fo  eiferfiid)tig  feib 
MP  Unb  nidjt§  al§  Unbeftänbigfeit 
©en  «Diannern  borjurüden  pfleget, 

£>!  Söeiber,  überminbet  eud): 

Seft  bie§  ©ebid)t  unb  feib  jugleid) 

SSefdjämt  unb  emig  toiberteget. 

2öir  «Dtänner  finb  e§  gong  allein, 

©ie  einmal  nur,  bod£)  einig  lieben; 

Un§  ift  bie  ©reu’  in§  SBlut  gejcffrieben. 

SSemeift  e§!  tjör’  id)  alle  fcf)rein. 

9ted)t  gut!  e§  folt  betniefen  fein. 

* 

*  * 

©in  lieber  SBeib  tnarb  Iran!;  mobnn?  bon  bieler  ©alle? 
©ie  alte  ©pötterei!  lein  kluger  glaubt  fie  nteljr. 

«Rein,  nein,  bie  Söeiber  fiedjten  alle, 

Söenn  biefeS  Übel  fdjäblicf)  Inär’. 

©enug,  fie  mirb  feljr  franf.  ©er  «Utann  luenb’t  atte§  an, 

2öa§  man  bon  ÜMnnern  forbern  lann; 

gilt,  il)r  ju  rechter  Seit  bie  Sßulber  ern^uf  Jütten; 

©r  läfjt  für  feine  grau  in  allen  Mrd^en  bitten 
Unb  gibt  nod)  mcfjr  bafür,  als  fonft  gebräud)lid)  tnar; 
Unb  bod)  bermel)rt  fid)  bie  ©efaljr. 

©r  ädjjt,  er  meint  unb  fc^reit,  er  teilt  mit  it>r  berberbcn. 
,,9ld) ,  ©ngel",  fpri^t  bie  grau,  „ftetC’  beine  Klagen  ein! 
gd)  merbe  mit  Vergnügen  fterben, 

Sterfpricf)  mir  nur,  nicfyt  nod)  einmal  ju  frein." 

ßr  fdjmört,  fid)  feine  mefjr  ju  mäfjlen. 

„©ein  ©djatten",  ruft  er,  „fott  ntid)  quälen, 

SBenn  mid)  ein  ätoeiteg  Söeib  befiegt." 
ßr  fdimört.  Run  ftirbt  fein  2öeib  bergnügt. 

SBer  fann  ben  Kummer  mof)l  befdjreiben, 

©er  unfern  SBitmer  überfällt? 

©r  meifc  bor  gammer  faunt  ju  bleiben; 

3u  eng  ift  ifjrn  fein  £au3,  ju  flein  ift  iljm  bie  Sßclt. 

©r  opfert  feiner  grau  bie  altertreuften  Magen, 

«Bleibt  oljne  ©peif  unb  ©rauf,  fudjt  feine  Sagerftatt; 


44 


!?a6eln  unb  ©rjätylungen.  (Sr fteS  S3ud). 


©r  flagt  unb  ift  be§  ßeben§  fatt. 

Sube§  befiehlt  bte  Seit,  fie  in  ba§  ©rab  ju  tragen. 

9Jtan  legt  ber  ©etigen  iljr  fchtoarjeS  SSrautfleib  an; 

©er  Eöittoer  tritt  bekrönt  an  ihren  ©arg  hinan. 
„3Ba§?"  fängt  er  plötjlidj  an  gu  füllen, 

„2Ba§  genfer,  toa§  foE  biefe§  fein? 

fyür  eine  tote  Srau  ein  SBrautfleib  auSjufudjen? 

©efept,  ict)  tooEte  toieber  frein, 

©0  müjjt’  iE)  ja  ein  neue§  machen  laffen." 

ßeute  träntt  it>n  nicht,  get)t,  holt  ein  anber  $leib 
Unb  lajjt  bern  armen  Sßittoer  Seit! 

©r  toirb  fidj  mit  ber  Seit  fEjon  faffen. 

Ü «  gpimte. 

■"TuoEmtütig  über  iljre  fünfte 

Söarf  bom  bitrE)fiE)tigen  ©efpittfte 
©ie  ©pinne  manEjen  finftern  SSliE 
Stuf  einen  ©eibentourm  ^urüE; 

©0  aufgebläht  toie  ein  5ßebant, 

S)er  it)t,  bon  feinem  Söert  er^i^et, 

^n  SBerten  feiner  eignen  fpanb 
S3i§  an  ben  ißart  bergraben  fiijct 
Unb  auf  ben  ©Epiler,  ber  it>n  grillt, 

S)en  33liE  mit  halben  ülugcn  fE)iefjt. 

©er  ©eibentourm,  ben  erft  bor  toenig  ©agen 
©er  fperr  jur  ßuft  mit  fiel)  in§  ,§>auä  getragen, 

©iel)t  biefer  ©pinne  lange  ju 

Unb  fragt  julejjt:  „2öa§  toebft  bcnn  bu?" 

„Untoiffenber!"  täfjt  fiE)  bie  ©pinn’  erbittert  hören 
,,©u  lannft  mich  noch  burE)  folEje  fragen  ftören? ' 

SE)  toetie  für  bie  ©toigleit!" 

©0^  laum  erteilte  fie  ben  tro^gen  SSefEjeib, 

©0  reifft  bie  iDtagb,  mit  SSorften  in  ben  -jpänben, 

Sion  ben  noch  nicht  gepulten  Eöänben 
©ie  ©pinne  nebft  ber  ©toigleit. 


®ie  ©pinne  ®ie  SBiene  unb  bie  §enne. 


45 


Sie  ßunft  fei  nod)  fo  groB,  bie  betn  SSerftanb  befitjet, 
©ie  bleibt  bod)  lädjerlidj,  menn  fie  ber  Söelt  nitfjt  nützet. 
„Sßerbient",  ruft  ein  Sßebant,  „mein  QleiB  benn  leinen  Sani?" 
fRein!  benn  er  t)ilft  nid)t§  meljr  al§  anbrer  SRiiBiggang. 

- «K§jjÜ>* — 

f  xt  $tm  mti>  bie  gernte, 

■^jftXun  23iene",  fpracg  bie  träge  §cnne, 

„MX  „Sie»  muB  idj  in  ber  Sljat  gefteljn, 

©o  lange  ged,  al§  id)  bid)  lenne, 

©o  fei)’  id)  bid)  and)  utiiBig  geljn. 

Su  finnft  auf  nid)t§  al§  bein  Vergnügen; 

$m  ©arten  auf  bie  SBlumen  fliegen 
Unb  iljren  SBlüten  ©aft  ent^icijn, 

SRag  eben  nid)t  fo  fegr  bemülin. 

SBleib’  immer  auf  ber  fReffe  fiijen, 

Sann  fliege  ju  bem  iRofenftraud). 

2Bär’  id),  tnie  bu,  id)  tfjät’  eg  audj. 

SDa§  braudjft  bu  anbern  biel  ju  nüijeu? 

©enug,  baB  mir  fo  mand)en  borgen 
2Rit  ©iern  unfer  ^au§  berforgen." 

„£)",  rief  bie  SBiene,  „fpotte  nid)t! 

Su  benlft,  toeil  id)  bei  meiner  5pflid)t 
fRidft  fo,  toie  bu  bei  einem  (Sie, 

2lu§  bottern  -fpalfe  jetjnmal  fcgreie: 

©o,  benlft  bu,  mär’  id)  ol)ne  Qrbufi- 
Ser  SBienenftod  fei  mein  SBcioei§, 

2öer  ßunft  unb  Slrbeit  beffer  lenne, 

$d)  ober  eine  träge  fpenne? 

Senn,  menn  mir  auf  ben  SBlumen  liegen, 

©o  finb  mir  nid)t  auf  un§  bebadjt; 

2ötr  f ammein  ©aft,  ber  .£>onig  mad)t, 

Um  frembe  jungen  3U  bergniigcn. 
fFtadft  unfer  gleiB  lein  groB  ©eräufd), 

Unb  fdjreien  mir  bei  marrnen  Sagen, 

SBenn  mir  ben  ©aft  in  Sitten  tragen, 

Un§  nidft,  mie  bu  im  fRefte,  fjeifdj1, 


i  ^eifdp  -  rau§.  Sefct  nur  nod)  Me  fortgebilbete  ftorm  „Reifer"  ge&räucMUl 


46 


fabeln  uitb  erjätjlungen.  (SrfteS  ffliui). 


©o  präge  bir  e§  itjunb  ein: 

Eöir  Raffen  aEen  ftoljen  ©cfjein, 

Unb  iner  un§  f ennen  tnilX ,  ber  muff  in  Soft1  unb  $ucf)en 
öleifj,  $unft  unb  Srbnung  unterfudjen. 

Sudj  f)at  un§  bie  Satur  Befdjenft 
Unb  einen  ©tadjel  eingefentt, 

2Jtit  bem  mir  bie  Beftrafen  foEen, 

Sie,  toaä  fie  felBer  nidjt  Berftefjn, 

Sodj  rneiftern  unb  B erachten  motten: 

Srutn,  fpenne!  rat’  iE)  bir,  ju  getjn." 

* 

*  * 

£>  ©pötter,  ber  mit  ftoljer  Stiene, 

2fn  jtdj  BerlieBt,  bie  Sidjtfunft  fdjilt, 

Sief)  unterrichtet  biefeä  23ifb. 

Sie  Sicfjtlunft  ift  bie  ftiEe  SSiene; 

Unb  mittft  bu  felBft  bie  fpenne  jein, 

©o  trifft  bie  fjfaBel  oöEig  ein. 

Su  fragft,  mag  nü|t  bie  ißoefie? 

©ie  Iet)rt  unb  unterrichtet  nie. 

ÜlEein  toie  fannft  bu  boefj  fo  fragen? 

Su  fiefjft  an  bir,  hoju  fie  nüfjt: 

Sem,  ber  nidht  Biel  Serftanb  Befitst, 

Sie  2Safjrfjeit  burdf  ein  Sifb  31t  fagen. 

fer  fiip  ®rmtut. 

"tjl|\it  Sräumen,  bie  uns  fcfjön  Betrügen, 

MUZ  grfreut  ben  Simon  einft  bie  Sacfjt; 

3m  ©djlaf  erfeBt  er  ba§  Vergnügen, 

Sn  ba§  er  maäjenb  faunt  gebaut. 

®r  fief)t,  au§  feinet  Sette  Stitte 
©teigt  fcfjneE  ein  großer  ©djatj  fjerauf, 

Unb  fcfjneE  Baut  er  au§  feiner  ^ütte 
3nt  ©djfafe  fdjon  ein  Suftfdjlojj  auf. 


1  iHoft  für  bas  geioofmlidjeve  3io|  =  .fjotiigroabe. 


5Der  füge  SErourn. 


47 


©ein  SSorfaal  toimmelt  bon  Klienten, 

Unb,  unbetteibet  am  Flamin, 

ßäjjt  er,  bie  iijn  borbein  faum  nennten, 

Sn  ©tjrfurdft  itit  auf  fid)  berjietjn. 

Sie  ©dföne,  bie  iffn  oft  im  SBacfjen 
Surd)  ilfre  ©pröbigfeit  Betrübt, 
fDtufj  Simong  ©tüd  botlfommen  mailen; 
Senn  tränmenb  fief)t  er  fict)  geliebt. 

6r  fiet)t  bon  Sorig  fid)  umfangen 
Unb  ruft,  atg  bieg  itjm  träumt,  bergnügt, 
6r  lallt:  „O  Sorig,  mein  Verlangen! 

.fpat  Simon  enbtid)  bid)  befiegt?" 

©ein  ©d)taf gefette  t)ört  it>n  tatten, 

©r  f)ört,  ba|  iffn  ein  Sraum  berfüfjrt, 

Unb  ttiut  djnt  liebreid)  ben  ©efallen 
Unb  mad)t,  baff  fid)  fein  Sraum  berliert. 
„Sreunb",  ruft  er,  „tafj  bid)  nidft  betrügen, 
©g  ift  ein  Sraum,  ermuntre  bid)!" 

„O,  böfer  greunb,  um  meid)  Vergnügen", 
$lagt  Simon  ängftlidb) ,  „bringft  bu  mid)! 
Su  madjeft,  baff  mein  Sraum  berfdftoinbet; 
Söarum  ent^iefift  bu  mir  bie  ßuft? 

©enug,  id)  t)iett  fie  für  gegrünbet 
äßeil  icf)  ben  Saturn  nicft  getourt." 

* 

*  * 

Oft  quält  it)r  ung,  itjr  Söaljrljeitgfreunbe, 
fDtit  eurer  Sienftbcfliffenl)eit; 

Oft  feib  iffr  unfrer  ütutje  fjeinbe, 

Snbem  ifjt  unfre  ßeljrer  feib. 

2Ber  tjei^t  eud)  ung  ben  Srrtum  rauben, 
Sen  unfer  -fperj  mit  ßuft  befiijt, 

Unb  ber,  fo  fjeftig  mir  if>n  glauben, 

Ung  bennod)  minber  fdjab’t,  alg  nütjt? 

Ser  mirb  bie  Ijalbe  SBelt  betrügen, 

2Ber  alten  äßatjn  ber  Söelt  entäie'f)t. 

Sie  meiften  Slrten  bon  Vergnügen 
©ntfteljen,  meit  man  bunfel  fiet)t. 
äöag  bentt  ber  .fpelb  bei  feinen  ©dfladften? 
©r  bentt,  er  fei  ber  größte  -fpetb. 


48 


fabeln  unb  ©rjäfjlutigen.  @rfteä  S3uc§. 


©önnt  iffm  bie  ßuft,  ftcf)  fjocfijuacfiten, 
©amit  ifmt  nid)t  ber  SXcut  entfällt. 

©efjt,  fragt:  2öa§  benft  mofjl  SlbeUjeibe? 
©ie  benft,  mein  SJtann  liebt  midj  getreu, 
©ie  irrt;  bod)  gönnt  ifjr  it>re  greube 
Unb  lafjt  ba§  arme  SBeib  babei. 

2Ba§  glaubt  ber  ©fjmann  bon  ßifetten? 

@r  glaubt,  bafj  fie  bie  ^eufcffljeit  ift. 

©r  irrt;  id)  motlte  felber  metten; 

©od)  fdimeigt,  menn  if)r  e§  beffer  mifjt. 
2öa§  benft  ber  5pt)iIofot)^  im  ©Treiben? 
50tic£)  lieft  ber  .fpof,  nticf)  efjrt  bie  ©tabt! 
@r  irrt!  bod)  lafjt  ifjn  irrig  bleiben, 

©amit  er  ßuft  jurn  ©enfen  Ijat. 

©urd)fud)t  ber  SJtenfdjen  ganje§  ßeben, 
2ßa§  treibt  ju  großen  ©tfateu  an? 

2öa§  pflegt  un§  Stuf)’  unb  ©roft  gu  geben 
©efjr  oft  ein  ©raum,  ein  fiifjer  SBafjn. 
©enug,  bafj  mir  babei  empfinben! 

©3  fei  aud)  taufenbtnal  ein  ©dfjein ! 

©ottt’  alter  Irrtum  gan;$  berfdjminben, 

©o  mär’  e§  fd)Iimm,  ein  SJtcnfd)  ju  fein. 


f  tr  Üteiftnim. 

Ö^in  Sßanbrer  bat  ben  ©ott  ber  ©ötter, 
*  ©en  3eu§,  t>ei  ungeftümen  Söetter 
Um  [title  ßuft  unb  ©onnenfcfyein. 

Umfonft!  3eu§  lä^t  fid)  nid)t  bemegen; 
©er  <£)immel  [türmt  mit  Söinb  unb  Stegen 
©enn  ftürmifd)  foltt’  e§  f)eute  fein. 

©er  SSanbrer  fetjt  mit  bittrer  $fage, 
©a£  $eu§  mit  3-teifj  bie  SJtenfdjen  fdage, 
©ie  faure  Steife  müfjfam  fort. 

©o  oft  ein  neuer  ©turmminb  mittet 
Unb  fdjnett  if)tn,  ftitt  3U  ftetjn,  gebietet, 
©0  oft  ertönt  ein  ßäfterümrt. 


SDer  Dteifenbe.  5Der  erhörte  Steb^aDer. 


49 


Gin  naper  2Batb  foE  ipn  befcpirmeu; 

Gr  eilt,  bem  Stegen  unb  ben  ©türmen 
Sn  biedern  ^»olje  ju  entgehn; 

5Docp  et)’  ber  EBalb  ipn  aufgenommen, 

©o  fiept  er  einen  Stäuber  fomnten 
Unb  bleibt  bor  fjurd^t  im  Stegen  ftepn. 

®er  Stäuber  greift  nad)  feinem  SSogcn', 
SDen  fdfon  bie  Stäffe  fd)Iaff  gezogen; 

Gr  jictt  unb  fapt  ben  tilget  iuopl. 

5Dod)  SSinb  unb  Stegen  finb  jumiber; 

2)er  ipfeil  fällt  matt  bor  bem  barnieber, 
5)em  er  ba§  ^erj  burcpbopren  foE. 

„O  Spor!"  läpt  3eu§  fid)  zornig  pören, 
„Eöirb  bicp  ber  nape  Sßfeil  nun  lehren, 

£)b  itp  bem  ©türm  ju  biel  erlaubt? 

.fpätt’  icp  bir  ©onnenfdjein  gegeben, 

©o  pätte  bir  ber  ipfeil  ba§  Seben, 

£>a§  bir  ber  ©türm  erhielt,  geraubt" 


f  rr  nijörtc  gtrltpttkr. 

größte  krepier  in  ber  Siebe, 

Jy  Q  Süngting,  ift  bie  gurcptfamteit; 
2Ba§  Reifen  bir  bie  füfjett  Triebe 
SSei  einer  ftummen  ©dpupternpeit? 

S)u  liebft  unb  toittft  e§  bod)  nidjt  magen, 
G§  beiner  ©cpönen  ju  geftcpn; 

2ßa§  beine  Sippen  ipr  nicpt  fagen, 

©oE  fie  in  beinen  Slugen  fepn. 

Sm  ftiEen  trägft  bu  beinern  Jxittbe1 
$a§  <f?er3  mit  Gprerbietung  an 
Unb  ioünfcpeft,  bap  fie  ba§  empfinbe, 
2Ba§  bocp  bein  SJtunb  nicpt  fagen  tarnt. 
2)u  pörft  nicpt  auf,  fie  pocp  ju  ad)ten, 
Unb  eprft  fie  burcp  SBefcpeibenpeit; 


1  itinb  im  altern  Spracligebrauct)  au  d)  Jüngling ,  befonberS  aber  „junges 
SD!äbd;en".  Sgl.  „(SoetEieä  Sriefiuecf;fel  mit  einem  Äinbe". 

(SeHert.  ■* 


50 


geißeln  unb  erjälilungen.  (Si'fteS  Sitcfj. 


©ie  fütjlt  mtb  tä^t  bicfj  bennocf)  fdjntacf)teu 
Unb  mattet  auf  Söeftänbigleit. 

©ie  läßt  bicf)  in  ben  Singen  lefen, 

Söiebiet  bin  biefer  SSotgug  niijjt; 

©rft  liebt  fic  bein  befdjetbnc§  Sßefen 
llnb  enblicf)  ben,  bei;  e§  befrist. 

©in  3al)r  tierfliegt;  o,  Iac£)t  be§  23'löbeit, 

2öa§  t)at  er  benn  für  feine  ? 

6t  barf  mit  it)r  ton  Siebe  reben 
Unb  toagt  ben  erften  J?ufj  auf  fie. 

©in  ^al)r !  unb  nod)  lein  größer  ©lüde? 

Sn  SÖafjtjjeit,  ba§  ift  lädjerlidj. 

SBantm  rief  er  beim  erften  25lide 
Sticht  gleich :  „ttftein  .ttinb,  itf)  liebe  bidj!" 

S)a  lob’  id)  eudj,  il)t  jungen  gelben, 

Sfjt  trifft  bon  leiner  langen  ifßcin; 

Sl)t  tafjt  eudj  bei  ber  ©d)önen  rnelbcn, 

S^t  lammt  unb  fefjt  unb  netjmt  fie  ein. 

Unb  euren  ttüut  redjt  gu  befeelen, 

©en  itjr  bei  eurer  Siebe  fufjtt, 

©o  tritt  id)  eud)  ben  ©ieg  errafften, 

©)en  einft  Se§nüu  fctjr  fdjnctt  erhielt. 

* 

*  * 

©in  junger  SJteufdj,  ber  giitigft  mottte, 

©>afj  jebe§  fdjöne  ttinb  bie  ©fjre  Ijabcn  fällte, 

23on  il)m  geliebt,  bon  itjrn  gelüst  ju  fein, 

Se§ntin,  falj  ©tjlbien,  baS  Ijeifjt,  fie  naljm  iljn  ein. 

@r  fat)  fie  in  bem  dufter  liegen, 

Sßarb  fdjnctt  befiegt  unb  fcfjtrur,  fie  triebet  51t  befiegen. 
3)ic  Ijalbe  fJiadjt  berftridj,  baff  mein  Se3ntin  nic^t  fdjtief; 
©r  fantt  auf  einen  SicbeSbrief, 

©djtug  bie  Romane  nad)  unb  trug  bie  tjettften  Stammen 
Sn  einen  Sßrief  au§  jtranjigen  jufamnten. 

S)er  23 rief  trarb  fortgefd)idt,  unb  für  fein  bareS  Selb 
Söarb  aud)  ber  23rief  getreu  beftettt. 

Sittein  bie  Slnttnort  tritt  nicf)t  lammen. 

Se§min,  bom  Äummer  eingenommen, 

©r greift  ba§  SSricfbafner  unb  fdjreibct  nodj  einmal. 

©r  llagt  ber  ©d)önen  feine  Qual, 


Ster  erhörte  SiettjaSer. 


51 


©r  reb’t  Bon  ftrengen  SieBeSferjen, 

Sion  Slugenfonnen,  fjeijj  an  Sßein, 

Sion  Sigerntildj,  Bon  biamantnen  fper^en 
llnb  Bon  ber  Hoffnung  5^ox’bCirf)tfcf»ein, 

Unb  fdjmört,  toeil  ©tjlBia  burdj  nicfjt§  ermeid)t  gemotben, 
©icfj  Bei  ©elegenl)eit  au»  ßieBe  ju  ermorben. 

©etroft,  $e§ntin,  Berftegle  beinen  SSrief I 
©o  toie  ba§  ©iegelmadjS  am  ßid)te  nieberlief, 

©o  mirb  ber  ©cfjönen  «fperj ,  elj’  2tad)t  unb  Sag  Berfliejlen, 
Sion  betne§  23riefe§  ©lut  ermeicfjt  jerf^nteläen  müffen. 

Ser  SSrief  mirb  fortgefcf)irft  unb  richtig  üBexBracfjt. 

2fe§min  tljut  mancf)  ©eBet  an  2Senu§’  Ileinen  Knaben;  ' 
Sod)  folgt  bie  Slntmort  nicf)t.  SÖer  Ijatte  ba§  gebaut! 

Sa§  SJtäbdjen  muff  ein  fberj  Bon  ©taljl  unb  ©ifen  |aBen; 
Sod)  meiner  25aum  fällt  auf  ben  erften  JpieB? 

3d)  jmeifte  nid)t,  bie  ©cf)öne  fjat  itjn  lieB, 

Unb  iljre  ©pröbigfeit  ift  ein  Berftelltc§  Söefen, 

Um  nur  Bon  i^m  meljr  SSrtefe  nod)  31t  lefcit. 

Söie  lönnte  fie  bem  Ijeifjen  gleljn 
Unb,  ba  fie  iljn  oljnlängft  gepult  gefehlt, 

Ser  reidfen  Süefte  miberfteljn? 

$d)  meijj  nod)  einen  Stat,  unb  biefer  Stat  mirb  glücfen: 
Sttrd)  Slcrfe  lann  man  fe^r  entjiicfen; 

3n  21er fen,  mein  3e»min,  in  SSerfcn  fcfjreiB’  au  fie; 

©iegft  bu  burcf)  Slerfe  nicf)t ,  $e§min!  fo  fiegft  bu  nie. 

©r  folgt.  O  münfd)t  mit  mir,  bafj  if)nt  bie  Steinte  fließen! 
©el)t,  meid)  ein  feurig  Sieb  SeSmin  jur  SSelt  geBar! 

2ßa§  tonnte  man  aud)  anber§  fdjlieffen, 

Sa  feine  ißrofa  fd)on  fo  Ijodj  unb  feurig  mar? 

Hauttt  l)atte  ©tjlBia  ba§  fpelbenlieb  getefen, 

©0  taut  aud)  fcfjon  ein  ©egenBrief. 

SJtan  ftette  fid)  nur  Bor,  mie  frol)  S'e§min  getoefen, 

2öic  frolj  3e§min  ber  SJtagb  entgegenlief! 

Sie  fcfilaue  SJta  gb  grüfjt  ifn  galant. 

©r  fteft  unb  l)ält  ben  SSrief  entjüdt  in  feiner  fpanb 
Unb  Brennet  Bor  SSegier,  ben  S^alt  Balb  ju  miffcn, 

Unb  lann  Bor  gärtliclileit  fiel)  bennod)  nid)t  entfetteten, 
Sa§  Heine  ©iegel  aB^ieljn; 

©r  briidt  ben  SSrief  an  fid),  er  brüiit  unb  Büffet  iljn. 

4* 


52 


jyabetn  unb  ®rjäJ)tungen.  @rfte§  ®ud). 


SDie  50tagb  iriegt  ein  ^piftot1  unb  fc£)tt)ört,  ifjm  treu  31t  bleiben. 
Sillein,  toa§  fiunb  in  biefem  ©Treiben, 

3tt§  e§  ge§min  frot)  au§einanber  jcf)Iug? 

.Eeiit 2öörtdjeninctjral§  bie§:  „SJtein  f)err,©ie  jtnb nidjt  ftug!“ 


fi'r  gUtdtltdj  gnunrimtc  ©jjemumi. 

"tCfrontin  liebt  ^annc^en  bi§  3UIU  ©terben; 

SDenn  «jpanndjen  trat  ein  fc^öneS  «Einb. 

Mein,  je  reijenber  bie  Xofen  Sftäbdjen  finb, 

Um  befto  Weniger  iann  man  itjr  «Iper, 3  ertoerben. 
grontiu  erfuhr  e§  ioolft.  $rei  ga|re  Hebt’  er  fie; 

StEein  umjonft  toar  o'tte  SJtüf)’. 

2öa§  ttjat  er  enbtief)  ?  ©r  berreifte 
Unb  ging  (toa§  iann  toot)t  Strgcrg  fein?), 

©ing,  jag’  idj,  mit  bem  böfen  ©eifte 
©in  33ünbni§  an  bem  33Iod§berg  ein; 

©in  23itnbni§,  bajj  er  itjrn  jtoei  gatjre  bienen  iuolite, 
Eöofern  er  «jpannetjen  nodj  jur  grau  bpfomnten  fotCte. 

©ie  toerben  Ijurtig  ein§  unb  fdjtiefjen  Ujren  $auf2 3; 

®er  böfe  ©eijt  gibt  itjm  bie  «jpanb  barauf. 

Unb  ob  er  gteid)  bie  SBelt  fetjr  oft  belogen 
Unb  Softor  gauften  felbft  betrogen, 

©0  tjiett  er  bodj  fein  Sßort  genau. 

grontiu  toarb  «jpanndjen^  SDlann,  unb  fie  toarb  feine  grau. 


SDoct)  et/  hier  SBodjen  fidb)  berlierat, 

©0  fängt  grontiu  fefjon  an,  ben  ©dfloarsen  311  citieren. 
„Stctj!“  fpridjt  er,  ba  ber  ©eift  erfdjeint, 

„Stet) !  barf  ict),  lieber  böfe  geinb, 

Stodj  einer  SSitte  mid)  erfüfjnen? 

gef)  tjabe  bir  getobt,  für  «jpanndjen,  meine  grau, 

gtoci  gatjrc,  mie  bu  toeifjt,  3U  bienen, 

Unb  bieg  erfüll’  idj  aud)  genau. 

3)od)  toiEft  bu  mir  mein  .jpanndjen  toieber  nehmen, 

©0  foE  mein  2)ienft  ein  gafjr  bertängert  fein.“ 


1  Unter  pftoleit  oerftanb  man  in  SDeutfd)[anb  früher  aüe  qolbnen  S?ünf* 

tbaterftüde. 

3  Jtauf,  f.  n.  ir.  SSertrag,  qBatt. 


©er  aItt<Hi<9  geworbene  Seemann,  ©er  2lrme  unb  ber  Stetere. 


Ser  23öfe  teilt  ficfj  ni(f)t  Bequemen. 

SDrauf  geljt  grontin  bie  $rift  nocff  ^toeimat  ein; 

„Senn",  fpxad^  er  Bei  fidj  felBft,  „fo  arg  bu  immer  Bift, 
©o  teeifj  idf  bodj,  bafj  ^annefjen  ärger  ift." 

— H-i-K — 


§  er  gütige  gejndj. 

/ttitt  offner  $opf,  ein  muntrer  ©eift, 

Vü'  ^ur^,  einer  Bon  ben  feinen  ßeuten, 

Sie  iljr  SSeruf  ju  Üteuigfeiten 
9tie  beulen,  etoig  reben  tjeifjt, 

Sie  mit  ©etealt  eg  fjaBen  teotten, 

Sajj  Ätuge  närrifd)  teerben  fotten, 

©in  folcffer  ©dfteätjer  trat  herein, 

Sem  Sinter  ben  tSefucf)  gu  geben1. 

„ö",  rief  er,  „teeldj)  ein  traurig  ßeBen! 

2Bie?  fdflafen  ©ie  benn  nicfjt  Bei  Streit  SBüdfern  ein? 
©o  finb  ©ie  benn  fo  ganj  allein 
Unb  ntüffen  gar  Bor  ßangerteeile  lefen? 

$cf)  badjt’  eg  teot)I,  brum  !am  ict)  fo  gefdjteinb." 

Bin",  fgraä)  ber  5ßoet,  „nodj  nie  allein  geteefen, 
211g  feit  ber  Seit,  ba  ©ie  jugegen  finb." 


•Der  JUrne  imü  Uer  fieitlje, 

^fijret,  ein  tugenbljafter  ÜJtann, 

Sem  nicfjtg  alg  ©elb  unb  ©üter  fehlten, 
9tief,  alg  iljn  einft  bie  ©cfjulben  quälten, 

Sag  ©tüd  um  feinen  SSeiftanb  an. 

Sag  ©lüii,  bag  feine  lieBften  ©aBen 
©onft  immer  für  bie  ßeute  fpart, 

Sie  Bon  ben  ©ütern  Beffrer  2lrt 
9ti(t)t  gar  ju  Biel  Belommen  IfaBen, 

($ntfcf)loü  fi«^»  bennodf  auf  fein  $Ieljn, 

Sem  teadern  Spanne  Beijuftefjn, 


S8efuc§  geben,  erft  im  18.  gafjrljunbert  gebräudf>[icf),  nactj  bem  frans,  donner 


visite. 


54 


gabeln  unb  Grääfjlungen.  Grfieä  S3udj. 


Unb  Iie§  itjn  in  Verborgnen  ©rünben 
2tuS  ©eij  Verharrte  ©djcitje  finben. 

©r  ftefjt  barauf  in  turjer  3 eit 
33on  feinen  ©djutbnern1  fid)  Befreit. 

S)od)  ift  it)m  motjl  bie  9tot  Benommen, 

2)a  ftatt  ber  ©djutbner  ©dnneidjter  tommen? 

©o  oft  er  trintt,  fo  oft  er  ijjt, 
ßontmt  einer,  ber  itjn  burftig  tüjjt, 

9tad)  feinem  SBofjtfein  ängfttidj  fraget 
Unb  iljn  mit  -jpoftidjteit  unb  ßift, 

34Ht  ßoBett  unb  Sßemunbern  plaget 

Unb  bod)  burdj  altes  nidjtS,  atS  baff  itjn  Ijungert,  faget. 

„£>  ©tiide!"  rief  2(ret,  „fotl  eins  Bon  Beiben  fein, 
$ann  alte  $Iugt)eit  nid)t  Bon  ©djmeidjtern  mid)  Befrein: 
©o  mitt  idj  mid)  Bon  ©djutbnern  lieber  Raffen, 

21IS  mid)  Bon  ©djmeidjlern  lieben  taffen. 

SSor  jenen  tann  man  bod)  jutoeiten  fid)er  fein, 

Sodj  bicfe  SSrnt  fd)teid)t  fid)  ju  alten  feiten  ein." 


Damukku. 

/jffctauBt  nicfjt ,  baff  Bei  bem  größten  ©lüde 
Mi?  ©in  SBiitrid)  jemals  gtüdtid)  ift; 

©r  gittert  in  bem  2Iugenblide, 

5Da  er  ber  .j?ot)eit  g-rucf)t  geniest. 

ä3ei  alter  |)errtid)teit  ftört  itjn  beS  SlobcS  ©djreden 

Unb  täfjt  itjn  nichts  at§  teures  ©tenb  fd)nteden. 

* 

1t  1t 

2ltS  ben  SLtjrannen  SDiontjS2 
©in  ©djmeidjlet  einftenS  glitdlidj  ^rie§ 

Unb  au§  bent  ©Ianj  ber  äufferlidjen  ©tjre, 

2luS  reid)em  ÜBerftuff  an  SSott  unb  ©olb  ertoieS, 
SDajj  fein  SLtjrann  unenbüdj  glüdtictj  toäre,  . 

2ltS  bieS  SDamotteS  etnft  gettjan, 
ging  2)ionl)S  ju  biefem  ©c£)meicf)Ier  an: 


1  ©d;utbner,  tuie  öfter  bet  ©eifert ,  f.  n.  tu.  ©laubiger. 

“  ßiongfiu.«  ber  ältere,  5Et>rann  omt  ©gratuä  (406-367  v.  ®)r.) 


2>amoUeS.  SDte  beibeu  £unbe. 


55 


,,©o  jeßr  mein  ©tüd  bicß  eingenommen, 

©o  fennft  bu  e§  bodj  unboddo  turnen; 

©oeß  jeßmedteft  bu  c§  jelbft,  mie  mürbe  bicß’i?  erfreuit! 
Sßittft  bu  einmal  an  meiner  ©teile  jein?" 

„33on  ^»erjen  gern!"  fällt  ipnt  ©amolle3  ein. 

(Sin  golbner  ©tupl  mirb  fcpnell  für  ipn  ßerbeigebradjt. 
(Sr  fißt  uttb  fiept  auf  beibeu  ©eiten 
©er  «poßen  größte  perrlicßleiten, 

©ie  ©top  unb  SBottuft  auggebaißt. 

33ou  5ßurfjur  bangen  alle  SBänbe, 

©olb  jcßtitüdt  bie  ©afcl  au§,  im  ©olbe  perlt  ber  SBcin. 
(Sin  äöinl!  fo  eilen  jütangig  pänbe, 

©e§  f)of)en  SBinle»  mert  jn  fein. 

(Sin  ©ßori!  fo  fliegt  bie  Stenge  jßötter  Änaben 
Unb  fußt  ben  fRuptn,  bie§  äöort  bollftredt  ju  ßaben. 

S)ott  Söolluft  fit  ft  beraufeßt,  bou  fperrliißfeit  enpiidt, 
©cßäßt  fiel)  ©antollc»  für  beglüdt. 

„£>  -poßeit!"  ruft  er  au£,  „lönnf  tcß  bicß  etoig  fdjmeden!" 
©od)  ad)!  toa§  nimmt  er  plöplidj  tuaßr? 

(Sin  fcßarfe§  ©eßmert  an  einem  Sßferbcljaar, 

©a§  an  ber  ©ede  ßäugt,  erfüllt  fein  £>er5  mit  ©cßredeu; 
(Sr  fiel)t  bie  broßenbe  ©efaßr 
jftaß’  über  feinem  jpaupte  jdjroeben. 

©er  ©tüdtieße  fängt  an  gu  beben, 

(Sr  fiept  niefjt  mepr  auf  feine§  3immer§  ißraeßt, 
jRicßt  auf  ben  SBein,  ber  äug  bent  ©olbe  laißt; 

(Sr  langt  nitpt  mepr  naep  ben  fepmadpaften  ©peifett, 

(Sr  pört  nießt  mepr  ber  ©änger  fanfte  Steifen. 

„9Icp!"  fängt  er  jitternb  an  31t  fd)rein, 

„Saß  mieß,  0  ©ionp§,  nid)t  länger  gliidticß  fein!" 


H«  kiteit  fj  unta. 

>£j\aß  oft  bie  aKerbeften  ©aben 
JtP  ©ie  menigften  äkmunbrer  paben, 
Unb  baß  ber  größte  ©eil  ber  2Mt 
©a§  ©cßlecßte  für  ba§  ©ute  pält, 


56 


gabeln  unb  Erjtttjhmgen.  ErfteS  33uc§. 


©ie§  Übel  fiefjt  matt  atte  ©age. 

3tUein,  toie  mehrt  man  biefer  ißeft? 

Sh  streifte.  baff  fidj  biefe  5plage 
9Iu§  unfrer  Söelt  berbtingen  täfft. 

©in  einjtg  üftittet  ift  auf  ©rben; 

Sitleiu,  eS  ift  unenblid)  ferner: 

©ie  Starren  müßten  toeife  merben, 

Unb  fetjt!  fie  toerben’S  nimmermehr. 

9Ue  tennen  fie  ben  äöert  ber  Singe; 

Sh*  Sluge  fdjtiefjt,  nicht  ihr  Sterftanb, 

©ie  loben  etoig  ba§  ©eringe, 

Söeil  fie  baS  ©ute  nie  getannt. 

* 

*  * 

Stoeen  §unbe  bienten  einem  .fperrn; 

©er  eine  bon  ben  beiben  ©ieren, 

Soli,  berftunb  bie  Jhmft,  fich  luftig  aufsufiihren, 

Unb  mer  ihn  fatj,  bertrug  ihn  gern. 

©r  hotte  bie  bertornen  ©inge 
Unb  fpieXte  botter  Ungeftüm. 

ÜJtan  tobte  feinen  ©cherj,  belachte  feine  ©fniiuge; 

©eht,  hieh  e§,  atCe§  lebt  an  ihm! 

■Dft  bifj  er  mitten  in  bem  ©  treideln; 

©o  falfh  unb  bo§haft  toar  fein  ^erj. 

©leih  fing  er  toieber  au  31t  fdmteiheln; 

©ann  f)ie|  fein  SSifj  ein  feiner  ©d)er3. 

©r  toar  betragt  unb  ungezogen; 

©oh  ob  er  gleih  sur  Unjeit  bettt’  unb  fdjrte, 

©0  blieb  ihm  bod)  ba§  gan3e  §au§  getoogen, 

©r  hiefj  ber  luftige  Soli, 
üttit  ihm  bergnügte  fih  Sifctte, 

©r  forang  mit  it)r  31t  ©ifh  unb  SSette, 

Unb  beibe  teilten  ihre  Seit 

Sft  ©d)taf,  in  ©dpa  unb  SitfibarMt. 

©ie  aber  übertraf  it;n  toeit. 

Sibet,  ber  anbre  <£>unb,  toar  bon  gana  anbernt  Söefen, 
Sutn  Söiije  nicht  erfehn,  3um  ©her'3e  niht  ertefen, 
feehr  erufttjaft  bon  Statur,  bod)  toachfam  um  ba§  §au§, 
©ing  öfter?  auf  bie  Sagb  mit  au§, 


©elirtbe. 


57 


2Bar  treu  unb  tjerjtjaft  in  ®efat)r 
Unb  Bellte  nidjt,  at§  trenn  e§  nötig  trat. 

(Sr  ftirBt.  iDlan  f)ört  itjn  !aunt  erträtpen; 

9Ean  tragt  itjn  ungerüljmt  tjinau§. 

$oti  ftirBt  audj.  Sa  ftiefjen  grünen! 

©ef)t !  itjn  Betlagt  ba§  gan(p  ^au§, 

Sie  gange  iftadjBarfdjaft  Bezeiget  itjren  ©djnterg. 

©o  gilt  ein  Bifjdjen  SBii}  meljr  at§  ein  gute§  ^erg! 


Flinte. 

^pka§  fcfjönfte  Jtinb1  p  itjren  Seiten, 

Jy  Selinbe,  reidj  an  SieBtidjfeiten, 

©djön,  trenn  icfj  atfo  fagen  mag, 

©djön  toie  ba§  Morgenrot  unb  Reiter  trie  ber  Sag, 
©etinbe  fott  fidj  malen  taffen. 

©ie  treigert  fidj;  ber  SJlater  liefj  nicfjt  nad); 

(Sr  Bat,  Bi§  fie  e§  itjrn  üerfftradj, 

Unb  fdjtrur,  fie  redjt  getreu  p  faffen. 

©ie  fragt,  triebiet  man  dpi  Begatjtt? 

$d)  tjätte  fie  umfrnft  gemalt, 

Unb  Ijätt’  idj  ja  tra§  forbern  fotten, 

©o  ijätt’  idj  Griffe  forbern  trotten. 


©o  fcfjön  ©etinbe  trirttidj  trar, 

©o  fdjön,  unb  fd)öner  nicf)t,  ftettt  fie  ber  Stlater  bar;' 
Sie  fteinfte  9)tiene  muff  dpt  gtüden, 

Sa§  23itb  trar  treu  unb  fd)ön  Bi§  pm  (Sntpden, 

©o  reigenb,  bajj  e§  fetBft  ber  üttatcr  hurtig  füfjt, 
©oBalb  fein  SöeiB  nic£)t  um  itjn  ift. 

Ser  9Jlater  Bringt  fein  götttidje§  ©efid)t. 

©etinbe  fiet)t  e§  an,  erfdpidt  unb  legt  e§  nieber. 

„§ier  netjm’  (Sr  fein  (Semätbe  mieber, 

(Sr  irrt,  mein  $reunb,  ba§  Bin  id)  nid)t. 

2öcr  tjiefj  Sfön  fr  riet  ©dpteidjeleien 
Unb  fo  Biet  tfteig  auf  meine  83itbung  ftreuen? 


i  <S.  oben,  ®  49. 


58 


gafceln  tmb  Srjä^tuugen.  (SrfteS  53udf). 


Grbidjtet  ift  bei'  SJhtnb,  berfdjönert  ift  ba§  Äinti. 

Äiti'3,  neljm’  Gr  nur  jein  StilbniS  f)in; 

Sei)  mag  nid)t  fcfjöner  fein,  al§  idj  in  äöafjrljeit  bin. 
S3ieEeiä)t  moEt’  Gr  bie  3tenu§  malen; 

S3on  biefer  lajj  Gr  fidj  Be^aljlen." 

©o  ift  fie  benn  aEein  ba§  $iub, 

®a§  fdjön  ift,  ot)n’  e§  fein  gu  moEen? 

SBie  biete  fenn’  id)  niefjt ,  bie  mirflid)  Ijäfjticfj  finb, 
ltnb  bie  mir  mit  ©emalt  für  englifd)  galten  foEen! 

5Der  fötaler  nimmt  fein  Stilb  unb  jagt  fein  einzig  SBort, 
©el)t  trotzig  mie  ein  Zünftler  fort. 

2Ba§  mirb  er  tfjun?  Gr  mirb  e§  bodj  nidjt  magen 
ltnb  fo  ein  fdjöne§  -Einb  berflagen? 

Gr  ftagt.  ©elinbe  muff  fidj  fteEen. 

2)ie  Slater  merben  bod)  ein  gütig  Urteil  fällen ! 

£),  fatji't  fie  nidjt  geBietrifcfj  an; 

©o  feljr  fie  unrecht  t)at,  fo  ebet  ift  itjr  2Bat)n. 

fMer  förnmt  fie  jcfjon,  t)ier  föinrnt  ©elinbe! 

2ßer  t)at  metjr  Slnmut  noifj  gejeljn? 

S)er  ganje  fRat  erftaunt  bor  biefem  jdjönen  Elinbe, 

Unb  fein  Grftaunen  greift  fie  fd)ön. 

Unb  jeber  ©rei»  in  bem  ©ertöte 
Verliert  bie  9iun(;eln  bont  ©efidjte; 

•Elan  fatj  attf§  Stilb,  bodj  jebesmal 
Stocf)  tängre  geit  auf  ba§  Original, 

Unb  jeber  rief:  ,,©ie  ift  getroffen!" 

„£>!"  fbrad)  fie  gan^  Befdjämt,  „mie  fönnt’  id)  biefe§  Ijoffen! 
Gr  l)at  tnidj  biet  §u  fd)ön  gemalt, 
ltnb  ©djmeidjler  merben  nid)t  Besaljtt." 

„©elinbe",  IjuB  ber  fftidjter  an, 

„jEein  fötaler  tonnt’  Gud)  treuer  malen; 

Gr  l)at  nad)  feiner  fßflidjt  getljan, 

SlBBütenb  foEt  3t)r  tt)n  Bewalden. 

®od^  meit  $t)r  bon  Gud)  felbft  nidjt  eingenommen  feib, 

©o  gel)t  nidjt  unBetofjnt  bon  biefem  9iid)terf)la^e: 

GmBfangt  ein  fpeiratggut  au§  bem  gemeinen  ©d)aüe, 

3um  ßoljtte  ber  S3efd)eibentjeit." 


©er  Sdjafc. 


59 


£),  treifer  Stann,  ber  biefcö  fpridjt! 

©etedjter  ift  lein  ©prud)  ju  finbcn; 

©u,  bu  betbienft  ein  etüig  ßobgebidjt, 

Unb  trärft  bu  jung,  berbienteft  bu  ©elinben! 

©elinbe  gel)t.  ©et  SeifaE  folgt  if)t  nad); 

Scan  fpracf)  bon  it)t  getoifj,  trenn  man  bou  ©d)önen  fprad); 
3e  meljr  fie  jtreifelte,  ob  fie  fo  teijenb  träte, 

Um  befto  meft  erhielt  fie  ©Ijte. 

* 

*  * 

3e  ntinbet  ftdj  bet  ßlugejelbft  gefaßt, 

Um  befto  rneljr  fdjäpt  iljn  bie  Söelt. 

_ ji i  •  »I  _ 

Dbr  §djaij. 

/fTin  trautet  Sater  tief  ben  ©ol)n. 

VSp  „©ot)n!"  fprad)  et,  „um  bid)  ju  betfotgeu, 

£ab’  idj  bot  langet  Seit  einft  einen  ©d)a|  betbergen; 

©r  liegt - "  «g>iet  ftatb  bet  Sätet  fdjon. 

2Ber  tnar  beftitrjter  als  bet  ©ot)n? 

„©in  ©cfjafe  l  (fo  traten  feine  SBorte), 

©in  ©cfjatj!  Stttein  an  treldpn  Orte? 

Söo  finb’  ic£)  if)n?"  ©r  fdjiät  nad)  Seiden  au§, 

©ie  ©djätje  füllen  graben  fönnen, 

©urdjbridjt  ber  ©djeuetn  Ijarte  ©ennen, 

©urdjgräbt  ben  ©arten  unb  ba§  £>au§ 
llnb  gräbt  bod)  teinen  ©dialj  t)erau§. 

Sad)  biet  Pergeblid)em  Semüfien 
.fpiefj  et  bie  gremben  triebet  gieren, 

©udjt  fetber  in  bem  £>aufe  nad), 

©urdifuc^t  be§  Sater§  ©djlafgemad) 

Unb  finb’t  mit  leistet  9Jtüt)’  (trie  gto§  trat  fein  Setgnugen!) 
$t)n  unter  einet  ©iete  liegen. 

* 

*  * 

Sielleitöt,  ba£  mannet  et)’  bie  2ßat)r£)eit  finben  füllte, 
2öenn  er  mit  minbrer  2Rfi$’  bie  äöafjrbjeit  fudjen  trollte. 
Unb  mancher  Ijätte  fie  tool)t  geitiger  entbecEt, 

©Sofern  et  nid)t  geglaubt,  fie  träte  tief  berftedt. 


60 


gaMit  unb  SrjäJiIungett.  SrfteS  Söudj. 


Verborgen  ift  fie  mo'fjl;  allein  nidjt  fo  berborgen, 

Safj  bu  ber  ftnftern  ©Triften  Söuft, 

Um  fie  ju  fet)n,  mit  taufenb  ©orgen 
S5i§  auf  ben  ©runb  burcfjmütjlen  mufft. 

SSerlajj’  bidj  nidjt  auf  frembe  fDtülj’, 

©ucf)’  felbft,  fucf)’  aufmerffam,  fudj’  oft;  bu  finbeft  fie. 

Sie  SBatjrtjeit,  lieber  gdeunb,  bie  alte  nötig  tjaben, 

Sie  ung  atg  fDtenfdjen  gtüdlicfj  ntadjt, 

Söarb  bon  ber  meifen  .jpanb,  bie  fie  ung  jugebac^t, 

Stur  leidjt  berbedt,  nidjt  tief  bergraben. 

3#tontitw. 

^J\urcf)  fc^örter  ©lieber  9teia,  burcf)  ©djöntjeit  beg  33erftanb§, 
^  ©rtoarb  fDtoninte  fid)  ben  tBeifad  ©riedjenlanbg. 

©o  nt  and)  eg  33ut)lerg  £>era  befiegten  U)re  SUide; 
dTrit  Stöottuft  fat)  er  fie,  befdjämt  toid)  er  juriide; 

Senn  mar  dJtonime  fdjön,  fo  mar  itjr  #era  augteidj 
2ln  Unfdjulb,  mie  itjr  SSlid  an  ©eift  unb  ifyeuer  reicf). 

Sie  Sugettb,  bie  bent  äöunfdj  ertjitster  SSutjter  mehrte, 

Srieb  felbft  ben  Sudler  an,  baff  er  fie  metjr  berefjrte. 

Stritt  mar  fie  bon  ©eburt  unb  aart  bon  Seibenfdiaft, 

9JUt  ©d)meid)(ern  ftetg  umringt,  unb  blieb  bod)  tugenbtjaft? 
Sod)  bringt  ©efdjenfe  fjer!  Ser  Siamanten  gieren, 

Seg  ©olbg  SSerebfantfeit  mirb  fie  nid)t  miberftetjcn. 

©in  5ßrina  ang  ißontug  ift’g,  ber  gro£e  SDtittjribat, 

Ser  mit  entbrannter  SSruft  fid)  au  «ötonimen  natjt; 

©in  Völlig  fenfat  unb  flefjt.  3u  fd)ineid)etnbe  ©ebanfeu! 
äötrb  nid)t  bei  biefem  ©lüd  fDtonimeng  Sugenb  manfen? 

„Britta",  fing  fie  tjerafyaft  an,  „bu  fdjeinft  burdj  mid)  gerührt 
Unb  riiljmft  ben  fteinen  9icia,  ber  meine  Gilbung  3iert; 

3<i)  baute  ber  Statur  für  biefen  ©djtnud  ber  $ugenb; 

Sie  ©djöntjeit  gab  fie  mir,  unb  id)  gab  mir  bie  Sugenb. 
9ttd)t  jene  mad)t  mid)  ftota,  nein,  biefe  mac^t  mid)  fütjn; 
©et  taufenbmat  ein  $rina:  umfonft  ift  bein  23emüf)n! 

niedre  nie  bie  3ai)l  ertaufter  Sudlerinnen, 

5tur  alg  ©ematjt  mirft  bu  SJtonimeng  fpera  geminnen." 


SJlcmiine.  35er  unfterßtic^e  Stator 


61 


6o  itnbetoegfid)  BttcB  ifjr  tugcnbtjafter  ©inn. 

SDer  Sßtinj,  be§  ißrinjen  3U'f)n,  ber  ^räcfjtigfte  ©etoinn, 
©e§  £)ofe§  ßunft  ittib  Sift,  nicfjtä  formte  fie  bejtoiugeu; 
©er  ^rirtj  muff  für  ifjr  fperj  ifjr  fetbft  bie  Grotte  bringen. 

O  toefd)  ein  fettncS  ©fücf!  bon  nieberm  58 tut  cntftefjn 
Unb  au§  bern  ©taube  ftcf)  bi§  3U  bent  ©fjrou  erfjöfjn! 

Söie  fange,  grofjeS  ©fücf,  toirft  bu  ifjr  .fperj  bergnügett? 
2öie  fange? 


SJtitfjribat  f)offt  tfrom  nodj  p  befiegeit, 
SBerfä^t  5Dfonimen§  2frnt,  um  in  ben  Jfrieg  p  pfjit. 

©odj  ber,  ber  fiegen  toiff,  fängt  an,  befiegt  p  füefjnj 
9tout  feist  ifjnt  fiegreidj  nadj;  fein  Sanb  toirb  eingenommen, 
©odj  foff  ba§  ftofje  9vom  ÜJtonimen  nicf)t  befommeu; 

Gfj’  bie§  ber  iprirtj  ertaubt,  befiehlt  er  ifjren  ©ob. 

(Sin  ©ff ab’  eröffnet  ifjr,  toa§  93titf)ribat  gebot. 

„©0",  ruft  fie,  „raubt  mir  aucf)  bie  fpofjeit  nodj  ba§  ßebeu, 
©ie  für  entrinne  ©ad)’  mir  einen  ©fjrou  gegeben, 

3fuf  bem  idj  ungefiebt  burdj  ©eue  midj  gequäft, 

©afj  idj  ben  SUebrigften  mir  nid)t  pm  ©Tcann  ertoäfjft?" 
©ie  reif#  ben  -fpaufitfcfimucf  ab,  um  ftofj  fiefj  umpbringeu, 
Unb  eilt,  ifjr  ©iabem  fidj  um  ben  fpafö  311  fdjfingen; 

Sftfein  ba§  fdjtoadie  23anb  erfiifft  ifjr  äöünfdjen  nidjt, 

@§  reifst  unb  meigert  fid)  ber  fo  betrübten  ißffidjt. 

„0",  ruft  fie,  „©djmud,  ben  idj  p  meiner  ißein  getragen, 
©ogar  ben  fdjfimmftpn  ©ienft  toiffft  bu  mir  nodj  berfagen?" 
©ie  toirft  ifjn  bor  fid)  fjin,  tritt  bo'ffer  2ßut  barauf 
Unb  gibt  burd)  einen  ©ofefj  af§bafb  ifjr  ßeben  auf. 


D n  mtJfbrfjltiljb  Juttar, 

/jTirt  Sfutor  fefirieb  fefjr  biefe  SSänbe 
Up  Unb  toar  ba§  äßnnber  feiner  Seit; 
©er  ^ournafiften  güt’ge  -fpänbe 
Sterefjrten  ifjnt  bie  (Stoigfeit. 

(Sr  fafj  bor  feinem  fanften  ©nbe 
^afi  affe  2Berfe  feiner  £>änbe 


62 


^n6e[n  urtb  (Srjii^lungen.  Grfteä  S3udj. 


©a3  fecfifte  SJtal  fctjon  aufgelegt, 
ttnb  ficf) ,  mit  tief  gelehrtem  IBXicJe, 

Sn  eineu  fpanifctjen  ißerücfe 
Sot  jebe3  ©itetbtatt  geprägt. 

©r  Blieb  bot  SBiberfarechern  ficf) et 

Unb  f  cf)  rieb  Bi3  an  ben  Sag,  ba  it)n  beu  ©ob  entfeelt; 

Unb  ba3  S5etjeic^ni§  feiner  SBiicf)er, 

©ie  tfeinen  ©Schriften  mitgegätjlt, 

Staf)m  an  bem  ßeben3tauf  allein 
©rei  Sogen  nnb  brei  ©eiten  ein. 

SJtan  ta3  nacf)  biefe3  S)tanne3  ©obe 
©ie  ©cfjriften  mit  Sebacf)tfamteit; 

Unb  fef)t,  ba3  SBnnber  feinet  3eit 
,f?am  in  je^n  $af)ten  au3  bet  SJtobe, 

Unb  feine  göttliche  Sttetfjobe 
£neff  eine  Bange  ©rocfentjeit. 

©et  SJtann  mat  Bloff  Berühmt  gemefen, 

Söeil  ©tiimbet  ifjn  getobt,  et)’  kennet  it)n  getefen. 

* 

*  * 

Setüljmt  jtt  merben,  ift  nicht  fcfjtbet, 

SJtan  batf  nur  biel  für  Keine  (Seiftet  fcfjrciben; 

©ocf)  Bei  bet  StacfjUiett  grof)  31t  Bleiben, 

©aju  gehört  noch  etma3  mef)t 

91(3,  feiert  an  ©eift,  in  ftrenget  2e'f)tatt  fcfjtcibcn. 

— - 


Her  grölte  ®fcl. 

ue  oft  meifi  n i ct) t  ein  Statt  bittet)  tt)öticf)t  Unternehmen 
Stiel  tanfenb  ©l)oten  31t  Bcfct)ämcn! 

St  et  an,  ein  ftuget  Statt,  färbt  einen  ©fei  grün, 

Stm  Seibe  grün,  tot  an  ben  Seinen, 

Sängt  an,  mit  ihm  bic  ©affen  burd)  31t  giet^n ; 

<$r  sieht,  nnb  jung  nnb  alt  erfreuten. 

„äöetdj  Söunbet!“  rief  bie  ganse  ©tabt, 

„©in  ©fei,  seifiggtün !  bet  tote  Söffe  hat! 

©a3  muh  bie  ©l)tonit  einft  ben  ©nfetn  noch  echten, 

2Ba3  e3  3U  nnfret  3eit  für  SBitnbetbinge  gab!" 


“Ber  grüne  Gfet.  3>er  fiaronifterte  SBürger. 


63 


Sie  ©affen  bummelten  bon  Millionen  ©eelen, 

Wau  f)e6t  bie  fünfter  aitö ,  man  beift  bie  Sädfet  ab; 

Senn  alles  b>ill  beit  grünen  ©fei  felgt, 

llnb  alle  fonnten  bod)  nicfjt  mit  bent  ©fei  geljn. 

Wan  lief  bie  Beiben  erftcn  Sage 
Sem  ©fei  mit  SSeltmnbrung  nadf. 

Ser  ßtaufe  felBft  bergaf  ber  Äranfifeit  ißlage, 

Wenn  man  bom  grünen  ©fei  fpradf. 

Sie  ß  in  ber  in  ben  ©dflaf  31t  Bringen, 

Sang  feine  Wärterin  ntel)t  bon  bem  fcfjmarjen  ©dfaf; 
S)om  grünen  ©fei  (fort  man  fingen, 
llnb  fo  gerät  ba§  Jlinb  in  ©cf)Iaf. 

Srei  Sage  tnaren  faum  bergangen, 

©0  toar  c§  um  ben  Wett  be§  armen  Siet§  gefdfeljn; 
Sa§  SSotf  Bejeigte  fein  Sterlangen, 

Sen  grünen  ©fei  mefjr  31t  fef)n; 

Hub  fo  Belmtnbern§toert  er  anfangs  allen  fdfien, 

©0  badft’  itjt  bocf)  fein  Wettfdf  mit  einer  ©itb’  an  iffn. 

* 

ij<  * 

©in  Sing  mag  nocff  fo  nättifä)  fein, 

©§  fei  nur  neu,  fo  nimmt’§  ben  ipöBet  ein: 

©r  fieljt,  unb  er  erftauut.  Äeitt  kluger  barf  i'ffm  mehren. 
Stauf  fömmt  bie  Seit  unb  benft  au  i'ffte  Sßflicljt; 

Senn  fie  berftelft  bie  fiunft,  bie  Darren  31t  Belehren, 

©ie  mögen  btollen  ober  nidft. 


frr  Imronificrtr  $ürörr. 

■^e§  f argen  33ater§  flöget  ©olfn 

JP  Warb  nacf)  be§  S5ater§  Sob  £>ett  einer  Williou 

llnb  für  fein  ©elb  in  furzet  Seit  23arou. 

©r  uafjm  fidf  bor,  ein  großer  Wann  31t  inerben, 
llnb  afjmte,  rt>enn  i'ffm  gleidj  ber  innre  Wert  gcBradf, 
Sodf  bie  geBietrifdfen  ©eüerben 
Ser  ©rofjen  juberficfitlicf)  nacf». 

23alb  hmnfdjt’  er  fid)  be§  ©taat§mann§  ©ffre, 

Vertraut  mit  dürften  utnaugclfn; 

SBalb  münfdft’  er  fid)  ba§  ©lüd,  bereiuft  bor  einem  ßeeve 
Wit  SorBeern  be§  ©ugenS  31t  ftelfn. 


64 


gabeln  unb  Erjä^lurtgeti.  ©rfteä  SBucf). 


Shtr^,  er  Blieb  ungetotfj,  too  er  meljr  Slnfetjn  Ijätte, 

DB  in  bem  $elb,  oB  in  bem  Kabinette. 

^nbeffen  mar  er  bodj  SSaron, 

Unb  fein  Söerbienft,  bie  SDtiHion, 
ßiefj  fidj  3U  aEe§  S5oII§  (Sntjüden 
$n  ßäufern  unb  Spaibufen1  Bilden. 

(Sr  na^nt  bie  'fjalBe  Stabt  in  Solb, 

SSebedte  fid)  unb  fein  ©cfolg’  mit  ©olb 
Unb  Briiftete  fidj  rneljr  in  feiner  StaatStaroffe 
2U§  bie  baran  gekannten  Stoffe. 

(Sr  toar  ber  Sdjmeidjler  fütäcenat. 

(Sin  ©ed,  ber  it)n  geBiidt  um  feine  ©nabe  Bat 
Unb  aHe§,  toa§  fein  Stolj  Begonnte, 
fftedjt  unBerfdjämi  Bemunbern  tonnte, 

Der  tarn  fogXeidt)  in  jener  fyrennbe  gatjl, 

3n  ber  man  mit  itjrn  aff,  iljn  tobt’  unb  itjn  Beftafjl, 

Unb,  menn  man  il)n  Betrog,  juglcid)  iljn  üBerreb’te, 

Dafj  er  be§  2lrgu§  2Iugen  tjätte. 

2Ba§  Brandt  e§  metjr,  al§  Stolj  unb  Unberftanb, 

Um  fütittionen  burdjjuBringen? 

Unfidjrer  ift  tein  Sdjatj  al§  in  be§  $üngling§  ßanb, 

Den  SGßoUuft,  Sßradjt  unb  Stolä  ju  iljren  Dienften  gloingen. 
Der  Sperr  SSaron  Bergafj  bei  feinem  grofjen  (Scija^ 

Den  Staatsmann  unb  ben  $elb,  toarb  finnreid)  im  33er= 

fdjtaenben 

Unb  fatp  in  furjer  _3eit  fein  ©ut  in  fremben  fpänben; 
StarB  arm  unb  unBeriUjmt.  ßurj,  er  Beioie§  ben  SaB 
Dajj  (SItern  itpre  ßinber  f) affen, 

Eöofern  fie  ifjucn  nichts  afö  Steidjtum  f)interlaffen. 


|rr  arme  gdftffier. 

Z^tin  armer  Sdjiffer  ftaf  in  Sdjulbcn 
vjr-  Unb  ttagte  bem  5ptjilet  fein  ßeib. 

„€»err!"  fprad)  er,  „Ieit)t  mir  tiunbert  ©ulben; 


1  SDie  fdjmucfe  Xradjt  ber  §aibufen  (ein  mit  ben  SUJagparen  nerfctyntolflener 
SJolEgftamm)  mar  für  Wiener  unb  ßutfdjer  ju  ©eUertS  Seiten  fel;r  beliebt. 


©er  amte  @d)if[er. 


65 


SUlein  311  guter  ©idferljeit 

4?aB’  id)  fein  anbet  5J3fanb  at§  meine  9teblidjfeit. 

Snbeffen  feifjt  mit  au§  (StB atmen 
Sie  ljunbett  ©ulben  auf  ein  Saljr." 

Sߣ)itet ,  ein  Stellet  in  ©efafjt, 

©in  Sätet  Bieter  fjunbert  Slroteu, 

3äI)It  itjm  ba§  ©elb  mit  ^teuben  bat. 

„§ier",  fBridjt  et,  „nimm  e§  t)iit  uub  Braud)’  e§  otjne  (Sorgen, 
$dj  freue  midj,  baff  id)  bit  bienen  fann; 

Sn  Bift  ein  orbentlidjer  Staun, 

Sem  muff  man  oljne  -fpanbfdjrift  Borgen." 

gin  Saljr  unb  ttodj  ein  Sjatjr  Oerftrcidjt; 
ßein  <Sd)iffer  läfft  fid)  tuieber  feljen. 

2Bie?  fottt’  et  aud)  fßt)ileten  tjintergefjcn 
Xlnb  ein  Setrüget  fein?  Sietteidft. 

Sod)  nein!  fjier  föntutt  bet  ©kiffet  gteic^. 

,,-fperr!"  fängt  er  an,  „erfreuet  ©ud)! 

3d)  Bin  au§  öden  meinen  ©djulben; 

Unb  fef)t,  tjier  ftnb  jtoeifjunbert  ©ulben, 

Sie  id)  burd)  guet  ©elb  getoantt. 

Sfd)  Bitt’  gud)  tjerslid),  nefjint  fie  an! 

2ff;t  feib  ein  gar  31t  ioadrer  Staun." 

„£)",  fpricfjt  Pfilet,  ,,id)  fann  mid)  nid)t  Befinnen, 

Saff  id)  bit  jemals  ©elb  getielfn. 

|>ier  ift  mein  SedjmtngSBud),  id)  toitt’§  311  State  siefjn ; 
Sfdein,  id)  meiff  e§  fctjon,  bu  fteljeft  nid)t  barinnen." 

Set  Sdjiffet  fietjt  if)n  an  unb  fd)toeigt  Betroffen  ftiff 
llnb  fränft  fic^ ,  baff  pjitet  ba§  ©elb  uic£)t  nehmen  luiff. 
gr  läuft  unb  fömmt  mit  Boiler  ^mub  surüde. 

„fpier",  ff)tid)t  er,  „ift  bet  Steft  Bon  meinem  galten  ©lüde, 

Sod)  tjunbert  ©ulben!  netjmt  fie  l)in 

Unb  lafft  mit  nur  ba§  ßoB,  baff  id)  erfenutlid)  Bin. 

3d)  Bin  Bergniigt,  id)  l)aBe  feine  ©dplbeit, 

Sie§  ©lüde  bauf’  id)  ©ud)  allein; 

Unb  toollt  3'l)t  ja  Ted;t  gütig  fein, 

©0  lcil)t  mit  toicbet  findig  ©ulbcit." 

©ellert.  5 


66 


fabeln  unb  ©rjci^tungen.  ®rfte8  SSucI). 


„4?ier",  ypxicf)t  ißljilet,  ,,t)ier  ift  beitt  (Selb, 

33et;alte  beinen  ganzen  ©egen; 

©in  Wann,  ber  Sreu’  unb  ©tauben  f)ätt, 

SSerbient  it)n  feiner  Steue  ioegen. 

©ei  bu  mein  greuttb!  Sa3  ©elb  ift  bein; 

©3  finb  nidjt  mcfjr  at3  ^unbert  ©utben  mein, 

Sie  fotten  beinen  Äinbern  fein." 

* 

*  * 

Wenfd)!  madje  bidj  betbient  um  atibter  SSofftergetjen; 
Senn  toa3  ift  göttlicher,  al3  tuenn  bu  tiebreidj  bift 
Unb  mit  Vergnügen  eitft,  bem  9iäd)ften  beijuftetjen, 

Ser,  menn  er  ©rofjmut  fiefjt,  großmütig  bantbar  ift? 


i Jts  grijiritful. 

'IlS  Wenfd) !  ma§  ftrebft  bu  bodj  ben  iliatfdjlufj  ju  ergrünben, 
My  9iadj  toeldjent  ©ott  bie  Söelt  regiert? 

Wit  etiblidjer  Sternunft  ibittft  bu  bie  SIbfidjt  finbett. 

Sie  ber  Unenblid)e  bei  feiner  ©djidung  fiiljrt? 

Su  fiet)ft  bei  Singen,  bie  gefdjeljen, 

9iie  ba3  Vergangne  redjt  unb  aud)  bie  gotge  nicfjt, 

Unb  t)offeft  boed)  ben  ©ruttb  ju  fef)en, 

Warum  ba3,  U>a3  gefdjat),  gefdjidjt? 

Sie  3torfid)t  ift  gcredjt  in  alten  itjren  ©djtüffen. 

Sie§  fietjft  bu  freilidj  niefjt  bei  allen  gatten  ein; 

Sodj  mottteft  bu  ben  ©runb  bon  jeher  ©djidung  tniffen, 

©o  milfjteft  bu,  iua3  ©ott  ift,  fein. 

SSeguiige  bied) ,  bie  2tbfid)t  ju  bereiten, 

Sie  bu  ju  fetjit,  ju  btöb’  am  ©cifte  bift, 

Unb  taff  bid)  t)ier  ein  jitbifd)  SSeiffnet  tetjren, 

Sa|  ba3,  tba3  ©ott  bertjängt,  au3  toeifen  ©riinben  fließt 
llnb,  mentt  bir’3  graufam  fdjeiut,  gerechtes  ©djidfat  ift. 


* 

*  * 

2113  Wofe3  eiuft  bor  ©ott  auf  einem  23erge  trat 
Unb  it)tt  bon  jenem  em’geu  füat, 

Ser  unfer  ©d;idfat  teuft,  um  größte  Kenntnis  bat 


®a8  Sdjidjal.  ßifette. 


67 


(So  marb  itjm  ein  Sßef e£)t ,  er  foXtte  Bon  ben  §öf)en, 
Sßorauf  er  ftanb,  t)inaB  inS  ©Bne  jetjen. 

4j>ier  flofj  ein  !tarer  Duett.  Sin  reifenber  ©olbat 
©tieg  Bei  bent  Duett  Bon  feinem  ißferbe 
Hub  trän!,  ttauiu  mar  ber  Deuter  fort, 

©o  lief  ein  $naBe  Bon  ber  fperbe 
tRadj  einem  Drun!  an  biefeu  Drt. 

©r  fanb  ben  (Selbfad  Bei  beut  Duette, 

Der  jenem  tjier  entfiel;  er  naljin  iljn  unb  entmidj, 

ttöorauf  nadj  eBenbiefer  ©teile 

©in  ©reis  geBüdt  an  feinem  ©taBe  fdjlid). 

©r  trän!  unb  fetjte  fiel),  um  auSjuruljen,  nieber; 

©ein  ferneres  .fpaufit  faul  jitternb  in  baS  ©raS, 

23iS  eS  im  ©cttjlaf  beS  SllterS  Saft  Bergab 
^ubeffen  !am  ber  Deuter  mieber, 

S3ebrol)te  biefett  ©reis  mit  milbein  Ungeftüm 
ttnb  forberte  fein  ©elb  Bon  it)tn. 

Der  2llte  fdjmört,  er  t)aBe  nidjtS  gefunben, 

Der  Sllte  flet)t  unb  meint;  ber  Deuter  flucht  unb  brotjt 
Unb  fticljt  julef3t  mit  Bielen  Söunben 
Den  armen  üllten  mütenb  tot. 

2llS  StofeS  biefeS  fal),  fiel  er  Betrübt  jur  ©rben; 

Dod)  eine  ©timrne  rief:  „fpier  fannft  bu  inne  merben, 
ttÖie  in  ber  2Selt  fid)  alles  Billig  fügt; 

Denn  Buff:  eS  l)at  ber  ©reis,  ber  iijt  im  SBlute  liegt, 
DeS  ßnaBenS  Später  einft  erfdjlagen, 

Der  ben  Berlornen  tRauB  juBor  baBongetragen." 

gmu. 

Ötin  juuge§  2MB,  fie  t)iejj  Sifette, 

V  Dies  2MBd)en  lag  an  flattern  Blinb, 
fRun  meifj  man  moljl,  mie  junge  2MBer  finb; 

Drum  burft’  il)r  ttRann  nicl)t  Bon  bem  Sette, 

©o  gern  er  fie  Berlaffen  tjättc; 

Denn  lafjt  ein  2MB  fd)ön  mie  ©t)tl)eren  fein, 

äÖeuu  fie  bie  Slattern  l)at,  fo  nimmt  fie  nicf)t  mel;r  ein 

«fpier  fiijt  ber  gute  Stann  ju  feiner  größten  Sßein 

PL  * 


68 


gabetit  unb  ®rjäl)[ungen.  ®rfteä  5öitc§. 


Hub  ntufj  be§  trauten  2Beibe§  pflegen, 

3t)r  Riffen  oft  ju  rechte  legen 

Unb  oft  burcf)  ein  ©ebet  um  itjre  SSeffrung  flefjn; 

Unb  gleidjmotjt  mar  fie  nidjt  ntetjr  fdjön. 

3dj  f)ött’  it)tt  mögen  beten  fetjn. 

2>er  arme  9Rann!  id)  meifj  ifjm  nidjt  ju  raten; 

SUetteidjt  befinnt  er  fidj  unb  tljut,  ma§  anbre  traten. 

(Sin  franfeS  SBcib  braucfjt  eine  SBärtcrin; 

Unb  ßordjen  loarb  baju  ertefen, 

SBeit  tf)r  ßifetteu§  ©igenfinn 
S5or  anbern  Iciugft  befannt  getoefen. 

<©ie  trat  itjr  2tmt  bienftfertig  an 
Unb  muffte  fiel)  in  allen  ©tüden 
@ut  in  Sie  traute  grau  ju  fdjiden 
Unb  and)  in  ben  gefuuben  Sftann. 

©ie  toar  beforgt,  gefällig,  jung  unb  fdjön 
Unb  atfo  ganj  gefd^idt,  mit  beiben  umäugctjn. 

3öa§  tljut  man  nidjt,  um  fid;  bon  ©ram  unb  ißein, 
S5ott  ßangcrmeite  5U  befrein? 

S)er  fJJtann  fietjt  Sorten  an  unb  reb’t  mit  ifjr  bitrd;  tBlidc, 
Söeit  er  nidjt  anber§  reben  barf ; 

Unb  jeber  SSIid,  ben  er  auf  ßordjen  marf, 
üant,  mo  nid)t  ganj,  bod;  batb  erljört  aurilde. 

2Id;,  arme  traute  grau!  e§  ift  bein  großes  ©lüde, 

®afj  bit  nidjt  felgen  tanuft;  bein  dRann  tt;ut  redjt  galant. 
SDeirt  fötann,  icf)  mottte  biet  brauf  metten, 

£>at  ßordjen  fdjön  bortjer  getanut 
Hub  fie  mit  gleifj  jur  Söärterin  ernannt. 

3a,  mernt  fie  blofj  bitrd;  SBtide  reb’ten, 

©0  utöd)t’  e§  ettblid;  motjt  nodj  getjn; 

5Utein  batb  mirb  man  fie  einauber  fitffen  fetjii. 

@r  tömmt  unb  ftopft  fie  in  ben  fftaden 
Unb  fneipt  fie  in  bic  botten  SSadcu; 

©ie  metjrt  fid)  gana  bequem,  bequem  mie  eine  33raut, 

Unb  finbet  batb  für  gut,  fid;  meiter  nid;t  ju  mehren. 

©ie  tüffen  fid)  red)t  gärtlid;  uub  bertraut; 

Slltem  fie  fügten  gar  3U  taut. 

Söie  tonnt’  e§  anber§  fein?  ßifette  mufft’  e§  tjören. 

©ie  tjövt’3  unb  fragt:  „9öa§  fdjattt  fo  t;ctl?" 

„fütabam’,  fötabam’!"  ruft  ßordjen  fdjuett, 


®ie  S8er(ct;iuiegeul)eit. 


69 


ift  3f)r  .jperr,  er  ädjät  bor  grofjent  ©djmerj 
Unb  toiff  fidj  nic£)t  jufrieben  geben." 

„9ldj",  ffradjt  fie,  „lieber  dftantt,  tüte  rebfidj  meint’3  betn  .fpcrj! 
D  gräme  bidj  bod)  nid)t!  id)  bin  ja  nod)  am  Sebeit." 


U xt  IferfdjtmrgcHljcit. 


-f\  SD ori§,  märft  bu  nur  berfdjmiegen, 
.,*P  ©o  mofft’  idj  bir  etma§  gefte^n. 


©in  ©füd,  ein  ungemein  SSerguügen  — 

SDodj  nein,  idj  fdjmeige",  |praä)  Stircn. 
„Söie?"  rief  bie  fdjöne  (Schäferin, 

„SDu  jmeifelft  nod),  ob  id)  berfdjmiegen  bin? 
SDu  fannfi  mir’§  fiefjer  offenbaren; 

3dj  fd)toör’,  e§  foff’S  fein  dJtenfd)  erfahren." 


„SDu  fennft",  berfe|t  Sliren,  „bie  fpröbe  ©tyfbia, 

SDie  fdjüdjtern  bor  mir  flof),  fo  oft  fie  mid)  fouft  faf). 
3dj  fotnme  gleid)  bon  biefer  ff  einen  ©ftröben; 

SDodj  ad)!  id)  barf  nid)t  toeiter  reben. 

9tein,  SDoriS,  nein,  e§  getjt  nid)t  an; 

©§  mär’  unt  il)re  ©unft  unb  um  mein  ©füd  getrau, 
Sffienn  ©tpfbia  bereinft  erführe, 

SDafj  —  bringe  nid)t  in  mid),  id)  Ijafte  meine  ©d)toüre." 


,,©o  liebt  fie  bidj?"  fuljr  SDori§  fort. 

„3amol)f!  SDodj  fage  ja  fein  Sföort! 

3dj  fjab’  iljr  |>er3  nun  böffig  eingenommen 
Ilnb  i|t  bon  iljr  ben  erften  Üujj  befomnten. 

,S£iren‘,  fpradj  fie  ju  mir,  ,mein  -fpcrj  fei  etoig  bein; 

SDodj  eine§  bitt’  id)  bidj,  bu  mufft  berfdjtoiegen  fein. 

SDafj  mir  un§  günftig  finb,  un§  treu  unb  järtfidj  füffen, 
SBraudjt  niemanb  auf  ber  $tur  af§  id)  unb  bu  31t  miffen.' 
SDntm  bitt’  idj,  SDori§,  fd)meige  ja! 

©onft  fließt  unb  fjafjt  mid)  ©tjfbia." 

$ie  fteine  SDori§  geljt.  SDodj  mirb  aud)  SDori§  fdjmcigen? 
3a,  bie  35erfd)tuiegenl)cit  ift  affen  ©djönen  eigen. 

©efetjt,  baff  SDori§  aud)  e§  betit  SDamöt  bertraut; 

2öa§  ift  e§  bettn  nun  mefjr?  ©ic  fagt  e§  ja  nidjt  taut! 


70 


fabeln  unb  Erjäljlungen.  Grfteä  S8uc§. 


Spr  ©cpäfer,  ipr  ©amöt,  fömtnt  ipr  öerXieBt  entgegen, 
©rücft  ipre  meidje  .jpanb  unb  fragt, 

3öa§  ipr  fein  $reunb  ©iren  gefagt? 

„©antöt!  bu  meijjt  ja  mopt,  ma§  tuir  ju  reben  pflegen, 
©u  fenuft  ben  eptlicpert  ©iren; 

mar  nicpt§  2öicptige§,  fonft  miirb’  icp  bir’§  geftepn. 

@r  fagte  mir  —  bcrlang’  e§  nicpt  ju  miffen; 

S<P  pab’  e§  ipm  berfpredjett  ntüffen, 

©aff  icp  jeitteBenS  fcpmeigen  mitt." 

©antöt  mirb  traurig,  fdjmeiget  ftitt, 

Umarmt  fein  Itinb,  bocp  nur  mit  palbent  fyeuer. 

©ie  ©djäferin  erfcpridt,  baff  fie  ©autöten§  ß'ufj 
©o  unbotlfontmen  fcpmcdeu  muff. 

,,©u  jürneft",  ruft  fie,  „mein  (Betreuer? 

D  äürtte  nicpt,  id)  mitt  e§  bir  geftepn: 

©ie  fpröbe  ©ptbia  ergibt  fid)  bcnt  ©iren 
Unb  pat  ipm  ipt  in  itjrem  ßeben 
©cn  attererften  tttif]  gegeben; 

Sittein  btt  mufft  betfdjmiegen  fein." 

__  ©antöt  berfpricpt’3.  ßattut  ift  ©amöt  allein, 

©o  fiiplt  er  fipon  bie  größte  ^peitt, 

©ein  neu  ©epeimni§  ju  bemapreu. 

„3a!"  fängt  ©antöt  ju  fingen  au, 

,,Sd)  tnitt  e§  feinem  offenbaren, 

©aff  ©ptbia  ©itetten  liebt, 

Spm  .ttiiffe  nimmt  unb  Jtitffe  gibt; 

©u,  ftutnnter  SSufd),  nur  fottft’S  erfapren, 

©Bett  ©plbia  berftoplen  liebt." 

©oep  ad)!  in  biefent  23ufdj  mar  uttfre  ©pfbia, 

©ie  fid)  burd)  biefe§  ßieb  bcfd)äntt  betraten  fap, 

Unb  eine  -jpeimtiepfeit  fo  laut  erfapren  muffte, 

©ie  iprer  Meinung  ttad)  nur  ipr  (Beliebter  muffte. 

©ie  läuft  unb  fud)t  ben  ©cpmüper,  ben  ©iren. 

Sfd),  ©cpäfer,  ad)!  mie  mirb  bir’§  gepn! 

„fötidj",  fängt  fie  an,  „fo  ju  betrüben! 

©id)  ffttaubrer  fottt’  id)  länger  lieben?" 


$>ie  junge  Ente 


71 


Unb  furj;  Siren  berliert  bie  jd)i)ne  ©djäfetin 
Unb  !öintnt,  Samöten  anjuflagett. 

„Sa“,  fptidjt  Samöt,  ,,ic£)  mujj  e§  felbet  jagen, 

Safj  id)  nid)t  menig  ftrafbar  bin; 

Stttein,  mie  lannft  bu  ntid)  ben  größten  ©d)tt>äber  nennen? 
Sa  djaft  ja  felbft  nidjt  fdjmeigen  fönnen!" 


Hie  junge  (ümtß. 

^5|Nie  fpenne  fü^et  bet  jungen  ©djar, 

Jty  äöoruntet  and)  ein  ©ntdjen  mar, 

Sa§  fie  jugleid)  mit  au§gebrütet. 

Ser  3ug  jott  in  ben  ©arten  gefjn ; 

®ie  Sitte  gibt’S  bet  SS  tut  butd)  Soden  au  öetftel^n; 

Unb  jebe§  folgt,  fobalb  fie  nut  gebietet, 

2)enn  fie  gebot  mit  3ärtlid)!eit. 

Sie  ©nte  madelt  mit;  allein  nic^t  gat  au  meit. 

©ie  fietjt  ben  Seid),  ben  fie  nod)  nidjt  gefebjen; 

©ie  läuft  hinein,  fie  habet  fiel).  '  _ 

äöie,  !leine§  Siet!  bu  fdjtoimmft?  met  lejjtt  e§  btd)? 

2öer  Ijiefj  bid)  in  ba§  Söaffet  get)en? 

äßitft  bu  fo  jung  ba§  ©djttntnmen  fdjon  berftetjen« 

Sie  .fpenne  läuft  mit  ftrupfidjtem  ©efieber 
Sa§  Ufet  ae^urnat  auf  unb  niebet 
Unb  teilt  d)t  Äinb  au§  bet  ©efaf)t  beftem, 

©ebt  ae^umat  an  unb  fliegt  boef)  nicf)t  b)itteiu; 

Senn  bie  Statut  bjeifjt  fie  ba§  SÖaffet  fdjeun. 

Sod)  nidjtä  etfd)tedt  ben  fühlt  bet  ©nte; 

©ie  jdjmimmt  betjetat  in  iljtem  Elemente 
Unb  ftagt  bie  £enne  gana  etfteut, 

SÖatum  fie  benn  fo  ängftlid)  fdjreit? 

* 

*  * 

2öa§  bit  ©ntfe^en  btingt,  btingt  jenem  oft  SSetgnügen, 
Ser  fann  mit  ßuft  au  Selbe  liegen, 

Unb  bidj  erfdjredt  bet  blo^e  Stame  £elb. 

Set  fdjmimmt  betrat  auf  offnen  SJteeren, 

Su  aitterft  jdjon  auf  angebunbnen  Sagten 
Unb  fieijft  ben  Untergang  bet  SBelt. 


72 


fabeln  unb  ßrflüfjtungen.  Ei'ftss  S8ucf). 


Öefürdjte  nichts  für  beffett  ßeben, 

Ser  führte  Stjaten  unternimmt; 

2Ben  bie  9tatur  31t  ber  ©efatjr  beftimmt, 

©ent  T;at  fie  aud)  ben  «lut  31t  ber  (5>efaf)r  gegeben. 


i it  lurmtke  fratt.1 

^tlfter  fennt  bie  3<Ü)t  bon  fo  biet  böfen  Singen, 
Sie  un§  um  bie  ©efunbtjcit  Bringen? 

©odj  nötig  ift’§,  bafj  man  fie  fettnen  lernt, 
ge  ntetjr  mir  folcfjer  -Duetten  tniffen, 

SBorau»  ©efafyr  unb  Unzeit  fließen, 

Um  befto  leidster  mirb  bag  ÜB  et  fetBft  entfernt. 


Seg  «lanueg  teurer  Zeitvertreib, 

©utfntia,  ein  jungeg,  fdjöneg  SBcib, 

©ing  munter  3UU1  Soefud),  traut  aber  taut  fie  miebcr 
Unb  fiel  tjatb  tot  auf»  «utjebette  nieber. 

@ie  rödjett.  Sßie?  Vergibt  itjr  «tut  ben  ßauf? 
©efdjtuiub  töft  itjr  bie  ©djnürBruft  auf! 

©efdjtuinb!  Sod)  täfjt  fidj  bieg  erhängen? 

©ed)§  £>ciube  tnaren  jtnar  Bereit, 

Sod)  eine  grau  aug  itjrem  ©taat  ju  Bringen, 
äßiebiet  erforbcrt  bie§  nidjt  Zeit ! 

Ser  arme  «bann  fdjtbimutt  ganj  in  SBräuen ; 

«lit  ülecfjt  Beftürjt  itjn  biefe  «ot. 

3u  frid)  ift’g,  nad)  ber  ©atün  Sob 
gm  erftcn  gab) re  fid)  311  fernen. 

©r  fd)idt  nad)  einem  Slr^t.  ©in  junger  ttgfntaf) 
©rfdjeint  fogteid)  in  Bottem  SraB 
Unb  fctjt  fid)  Bor  ba§  ^rantenbette, 

S3or  bciti  er  fid)  fo  eine  «liene  gab, 

W3  ob  er  für  ben  Sob  ein  fidjreg  «littet  glitte, 
ßr  fragt  ben  ^ut§,  unb  ba  er  itjn  gefragt, 

©d)tägt  er  im  ©eifte  nad),  mag  fein  9?e3cf)tbud)  fagt. 


1  9!adj  bem  gnljcUte  beS  gleidjtinmigeu  3latf;fpict3  ©cKecta 


$ie  tränte  grau 


73 


Unb  läjjt,  bie  ßranffjeit  511  Betbringen, 

©id)  cilcnbg  Sint’  unb  gebet  Bringen. 

(Sr  fdjreiBt.  Ser  Wiener  läuft,  gubeffen  ruft  ber  9ftantt 
Sen  fo  erfahrnen  2!rgt  Betfette 
Unb  fragt,  toa§  bodj  ber  gitfatt  too!)l  Bebeute? 

Ser  Softor  fief)t  iBjn  lädjelnb  au: 

„Sie  fragen  midj,  toa§  e§  Bebeutcn  fann? 

Sa§  Braudj’  idj  gljnen  nidjt  gu  fagen; 

©ie  tniffen  fcfjon,  e§  geigt  Biel  ©ute§  an, 
äöenn  fidj  bie  jungen  SBeiBer  Uagen." 

Sen  dttann  erfreut  ein  foldjcr  llnterridjt. 

SDie  9tad)t  Berftreid)t,  ber  Sranf  ift  eingenommen; 

Mein  ber  teure  Statt!  !)ilft  nidjt; 

Stunt  muff  ber  gtocite  Sottor  fotitmen. 

(Sr  förnntt.  ©ebttlb!  nun  tnerben  toir’S  erfahren. 

2Ba§  ift’3?  2Sa§  feljlt  ber  fdjönen  grau? 

Ser  Soüor  fieB)t  e§  gang  genau, 

Saft  fidj  bie  SSIattern  offenbaren. 

©ufyitia!  erft  fottft  bu  fditoanger  fein? 
sftun  fottft  bu  gar  bie  SSIattern  friegen? 
gfjr  2lrgte  fditoeigt  unb  geBt  it)t  gar  nichts  ein, 

Senn  einer  muff  fief)  boc|  Betrügen. 

3tcin,  üBerlafjt  fie  ber  Statur 
Unb  bem  if)r  fo  getreuen  Sßette; 

©efetjt,  bajj  fie  bie  fd)timmfte  $ranff)eit  fjätte, 

©0  ift  fie  nidjt  fo  fdjltntnt  af§  eure  Äur. 

©ebttfb!  BieEeid^t  geneft  fie  fjeute. 

Ser  9Jlaun  förnmt  nidjt  Bott  ifjtcr  ©eite, 

Unb  bie  ©tunbe  f)aIB  Berffiefjt, 

gragt  er  fie  fjunbertmal,  oB’§  nodj  nidjt  Beffer  ift? 

2td) !  ungeftünter  9Jtann,  bu  nötigft  fie  gttnt  ©Bremen! 
SBie?  toirb  fie  nid)t  ba§  ffteben  fd)toäd)en? 

©ie  fpridjt  ja  mit  geBrod)nem  Sou, 
ilub  an  ber  ©prad)e  tjörft  btt  fdjon, 

Safj  fidj  bie  ©d)mergen  ftetS  Bergtöfjern. 
ißalb  toirb  c§  fid)  mit  beiner  ©attin  Beffern! 


74 


ga&etn  unb  @tjä^[ungett.  SrfteS  5öu$ 


©er  ©ob,  ber  ©ob  bringt  fdjon  herein, 

©ie  Bon  ber  harter  ju  Befrein! 

SBer  podjt?  (5§  toirb  ber  ©oftor  fein; 

©od)  nein,  ber  ©djneiber  tömmt  unb  Bringt  ein  Äteib  getragen 
©utpitia  fängt  an,  bie  Slugen  aufjufdjlagen. 

„(Sr  tömmt",  fo  ftammelt  fie,  „(Sr  tömmt  ju  rechter  Seit; 
Sft  bieg  bietleidjt  mein  ©terbefteib? 

Sa,  mie  (Sr  fieljt,  fo  tuerb’  idj  Balb  erBIaffen. 

©odj  tjätte  midj  ber  .fpimntel  teBen  taffen, 

©o  tjätt’  id)  mir  ein  fotdjeg  Äteib  Beftettt, 

Ston  fotdjent  ©toff ,  atg  (Sr,  (Sr  mirb’g  fd)on  miffen, 
gilt  meine  grcunbin  madjen  miiffen; 

(Sg  ift  nid)t§  ©djönerg  auf  ber  Söett. 

2tlg  id)  äuletjt  äßefucf)  gegeben, 

©o  trug  fie  biefeg  neue  Äteib; 

©odj  get)’  (Sr  nur.  ©  furjeg  ßeben! 

(Sg  ift  bodj  alteg  (Sitetfeit!" 

£),  faffe  btdj,  Betrübter  9Jtann! 

©u  tjörft  ja,  bafj  bein  Söeib  nodj  siemlidb)  reben  fann. 

D,  taff  bie  Hoffnung  nidjt  berfdjminben! 

©er  Sttent  toirb  fid)  miebcr  finben. 

©er  ©d)neiber  geljt,  ber  9Jtanu  Begleitet  it)n; 

©ie  reben  tjeintlidj  bor  ber  ©fjitrc. 

©er  ©d)neiber  tt)ut  bie  größten  ©d)loüre 
Unb  eilt,  bie  ©adje  ju  bottjicljn. 

diod)  bor  beut  Stbenb  tömmt  er  mieber. 

©utpitia  liegt  uod)  barnicbcr 

ltnb  bantt  Üjnt  fcttfjcnb  für  bcn  ©rufj. 

Slttcin  mer  fagt,  mag  bod)  ber  ©djneiber  Bringen  ntufj? 

(Sr  tjat  eg  in  ein  ©ttdj  gefd)tageu, 

(Sr  midett’g  aug.  ©,  toetdje  ©ettentjeit! 

©ie§  ift  ber  ©toff,  bie§  ift  ba§  reid)e  ßteib. 

Sttteitt,  mag  foTI  eg  iljr?  ©ie  tarnt  eg  ja  nidjt  tragen. 

„2tdj,  (Snget!"  fpridjt  ber  9Jtann  Bei  fanftem  -fpänbebrüdett, 
„üttein  ganj  SJertnögen  gab’  id»  t)in, 

Stönnt’  id)  bid)  nur  gefunb  in  biefent  ©djtuud  erbtiden." 
„©!"  fängt  fie  att,  „fo  traut  id)  Bin, 


®er  gute  9)at. 


75 


©o  fann  idj  gljnen  bod),  mein  SieBftcr,  nid)t§  berfagen. 
gd)  Witt  mid)  au§  bem  SSette  mageu; 

©o  fönnen  ©ie  nocf)  Ijeute  felfn, 
äßie  mir  ba§  neue  SHeib  wirb  ftetjn." 

Wlait  Bringt  ben  ©d)irm,  unb  fie  berläjft  ba§  SSette, 

©o  fdfwacf),  als  dB  fie  fdfon  ein  gat)r  gelegen  l)ätte. 

Wtau  puijt  fie  an,  gefmtjt  trinft  fie  Kaffee; 

$ein  ginger  tf)ut  it)r  Weiter  Wel). 

2) er  $ranff)eit  Gkunb  mar  Blof}  ein  Äleib  gcmefeu, 

Unb  burd)  ba§  JHeib  mu|  fie  genefen. 

©o  l)eilt  beS  ©djnciberS  finge 
Gin  Übel,  baS  fein  Wrjt  gefannt! 

■ — — 

Der  gute  $lat. 

Ö£in  funger  Wteufd),  ber  fid)  bermdpn  motlte, 

£  Unb  bem  mau  mandjen  SSorfd)lag  tt;at, 

23at  einen  ©reis  um  einen  guten  Wat, 

2ßaS  für  ein  2BeiB  er  nehmen  füllte? 

„greunb",  farad)  ber  ©reis,  „baS  Weifc  idj  nid)t. 

©o"  gut  man  Wäfjlt,  fann  man  fid)  bod)  Betrügen. 

©ud)t  gl)r  ein  2BeiB  Blojj  jurn  Vergnügen, 

©o  mäl)tet  Gud)  ein  fd)ön  ©efid)t; 

®od)  liegt  Guct)  met)r  an  Renten  unb  am  ©taatc, 

211S  am  berlieBten  geitbertreiB, 

©o  bien’  idj  Gud)  mit  einem  anbern  Wate, 

SSemüBt  Gud)  um  ein  reidjeS  SBeiB;  _ 

S)od)  ftreBt  gl)r  burd)  bie  grau  nad)  einem  l)ol)en  Wange, 
Wuu  fo  bergest,  ba£  Beffre  Wtäbc^en  finb, 

SBiiljft  eine§  großen  WtanneS  ftinb 
Unb  untcrfnd)t  bie  2öat)l  nid)t  lange. 

®od)  wollt  gljr  mel)r  für  Gure  ©celc  wal)len, 

211S  für  bie  ©innen  unb  ben  ßeiB, 

©o  wagt’S,  um  Gud)  nad)  2Bunfd)e  ju  bermül)len, 

Unb  wäP  Gud)  ein  gelehrtes  SBeiB." 
fpier  fd)Wieg  ber  Wlte  lacfjeub  füll. 


76 


ftnCetn  imb  (Srjäljturtgen.  ©vfteS  Sucfj. 


Ml"  farad)  bcr  junge  SJtenfd),  „ba§  Und  id)  ja  nid)t 

toiffen; 

Sä)  frage,  tr»elcd)c§  Söeifi  id)  toerbe  toasten  ntüffen, 

SBenn  id)  juf rieben  leben  loitt? 

Unb  tnenn  id),  oljne  ntid)  ju  grämen  — " 

„C!"  fiel  ber  ©rei§  itjrn  ein,  „ba  müfjt  3ftjr  feine  neunten." 

f ie  ktörit  JjbUödjfiu 

T)ü>ei  junge  dttäbdjen  hofften  beibe, 

'Q  Söorauf?  ©ehnfj  auf  einen  SJianit; 

SDentt  bie§  ift  bodj  bie  größte  greube, 

Stuf  bie  ein  SMbdjen  tjoffen  famt. 

SDte  jüngfte  ©djiuefter,  ^itiptmte, 

Söar  nidjt  unorbentlidj  gebaut; 

6ic  tjatt’  ein  runb  ©efidjt  unb  eine  jarte  £mut, 

SDod)  eine  fe^r  gelungne  SJtiene. 

So  feft  gefdjnürt  fie  immer  ging, 

©o  biel  fie  ©djntud  in§  Dljr  unb  bor  ben  SBufen  tjing, 
©o  fdjöit  fie  aud)  it)r  £aar  anfamntenrodte: 

©o  toarb  fie  bod)  bei  ade  betit, 

metjr  man  fat),  baff  fie  gefallen  modte, 

Um  befto  ntinber  angenehm. 

SDie  anbere  ©djiuefter,  Caroline, 

2Bar  im  ©efidjte  nidjt  fo  3art, 

SDodj  frei  unb  reijenb  in  bcr  dltienc 
Unb  tiebreid)  mit  getaffner  Strt. 

Unb  tbenn  man  auf  ben  Reitern  2öangeit 
©leid)  fteine  ©ommerfteden  fanb, 

Söarb  itjrem  Sieij  bod)  nid)t§  baburdj  entiuanbt, 

Unb  felbft  djt  Sieij  fd)ien  fold)e  ju  bertangen. 

©ie  butjte  fid)  nidjt  ntüljfam  au§, 

©ie  brat)ite  uid)t  mit  teuren  .ftoftbarfeiten. 

@iu  artig  SSanb,  ein  frifd)er  ©traufj, 

SDie  über  itjren  Ort,  ben  fie  erlangt,  fid)  freuten, 

Unb  eine  nad)  bem  ßeib  iuof)l  abgemeffne  SDradjt 
SBar  J?aroIinen§  ganje  i{kad)t. 


$Die  Beiben  WSbdjett.  SDer  Waler. 


77 


(Sin  freier  !ant;  man  mie§  iljnt  sptjtlipfHneu; 

©r  ja!)  fie  an,  erftaunt’  unb  Ijiefj  fie  fd^ön; 
dtttein  jein  Blieb  frei,  er  moltte  toieber  getjn. 
ßaitm  aber  jal)  er  Karolinen, 

6o  blieb  er  bor  ©ntjüditng  fielen. 


3nt  Sßilbe  biefer  Srauenjimmer 
geigt  fidj  bie  Jlunft  unb  bie  iftatur; 

©ie  erfte  praljlt  mit  toeit  gejuxtem  ©d)imnter, 
©ie  feffelt  nidjt,  fie  blenbet  nur; 

©ie  anbre  fudjt  burdj  ©infalt  ju  gefallen, 
ßäjit  fid)  befdjeiben  fefiu,  unb  fo  gefällt  fie  allen. 


§n*  Paln*.1 

in  Ituger  DJtaler  in  Sitten, 


©er  minber,  meit  man  iljit  bellte, 

3ll§,  meil  er  ©t)re  fudjte,  malte, 

ßiejf  einen  Kenner  einft  ben  d)iar§  im  SSilbe  feljn 

Unb  bat  fid)  feine  dReiuung  au§. 

©er  Kenner  fagt’  iljm  frei  l)erau§, 

©afj  iljm  ba§  S3ilb  nidjt  ganj  gefallen  moltte, 
Unb  bajj  e§,  um  red)t  fdjön  31t  fein, 

Sßcit  minber  Hunft  berraten  füllte. 

©er  dRater  manbte  bicle§  ein; 

©er  Seltner  ftritt  mit  ifjnt  au§  ©rilnben 
Unb  fonut’  it)n  bod)  nid)t  übermiuben. 

©leid)  trat  ein  junger  ©ed  herein 
Unb  naljm  ba§  SStlb  in  dlugenfdjeiu. 

„O",  rief  er  bei  beut  erfteu  SSlidc, 

„Sfljr  ©ötter,  meid)  ein  dRcifterftiide! 

3ld)  meldjer  gujj!  £)  mie  gefd)idt 
©inb  nid)t  bie  dtägcl  au§gcbrüdt! 
dRar§  lebt  burd)ait§  in  biefem  SSilbe. 

2Bie  bicle  ßunft,  mie  biele  ijkad)t 


1  ©edert  trug  griebridO  beut  ©ro(jeit  im  3at;re  1760  (18.  Sejember)  biefe 


78 


gabeln  unb  (Srjä^tungen.  ©rfteä  33uc$. 


2fft  in  bern  .jpeltn  unb  in  bent  ©djilbe 
Unb  in  ber  Lüftung  angebracht !" 

©er  SJtaler  tnarb  befcfjämt,  gerüstet 
Unb  faf)  ben  Kenner  ftägtidj  an. 

„9tun",  fpradj  et,  „bin  idj  überführet! 

3tjf  ha^i  mir  nicht  ju  biet  gettjan." 

©er  junge  ©ed  trat  faum  hinauf, 

©o  ftricfj  er  feinen  $rieg§gott  au§. 

* 

*  * 

äßentt  beine  ©djrift  bem  Kenner  nidjt  gefällt, 
©o  ift  e§  fd)on  ein  böfe§  .3ei<hetl; 

©och  trenn  fie  gar  be§  Darren  ßob  erhält, 

©o  ift  e§  Seü,  fie  au§juftreicf)en. 


Zweite* 


§  k  betten 

^ntoo  ©dfmafben  fangen  um  bie  Söette 
,3  Unb  fangen  mit  bem  größten  5Iei§; 

2>od)  menn  bie  eine  fd)tie,  baß  fie  ben  $otsug  t)ätte, 

(Sab  bod)  bie  anbte  fid)  ben  3ßiei§. 

®ie  ßetcße  tömmt.  Sie  fott  ben  ©heit  entleiben; 

Unb  beibe  ftimmen  ^erä^aft  an. 

„9tun",  ffieß  „ffotidj,  met  ton  un§  beiben 
5lm  meiftetttdfften  fingen  fann?" 

„3)a§  meiß  id)  nid)t",  fotadj  fie  befdjeiben 

Unb  fat)  fie  gans  müleibig  an 

Unb  mottte  fid)  nad)  itjxex  «g>öt)e  feßmingen. 

2) od)  nein,  fie  fugten  if)t  ben  2lu§ft)tud)  abjustDingen. 
,,©o",  fptad)  fie,  „mitt  id)’§  benn  gefte^n: 

S5ie  !ann  fo  gut  mie  fene  fingen; 

S)od)  fingt,  fofang’  if)t  toottt,  e§  fingt  bod)  feine  fcßön. 
fpöh  man  ba§  Sieb  geifheidjet  M)tigatten, 

©o  fann  un§  eute§  nid)t  gefallen." 

* 

*  * 

$f)T  mittelmäßigen  ©hibenten, 

0'  menn  mit  eud)  bod)  ftiebfam  mad)en  fönuten! 

Sßt  janft,  met  beffet  benft?  Saßt  feinen  ©heit  entftetfn. 
2öit  motten  feinen  bon  eud)  ftänfen; 

®et  eine  fann  fo  gut  mie  feitet  benfen; 

$od)  feinet  bon  eud)  benfet  fd;ön. 

2fßt  ©dfmäßet!  sanft  nidjt  um  bie  ©aben 

3)  et  geifttidfen  Setebfamfeit. 


80 


fabeln  unb  ©rfläljtungen.  fjnjcitcä 


©olange  mir  iDlogljeime1  fjaben, 

6o  feljti  mir  otjne  ©djmierigfeit, 

SDafj  i|r  berebte  ßinber  feib. 

Sanft  nidjt  um  eure  fjofjen  ©aben, 

Sfjr  ©riinbiidfen,  o  bleibt  in  9tufj’! 

SDu  bemonftrierft  mie  er,  unb  er  fo  fein  mie  bu; 
Sittein,  folange  mir  ßeibuije  bor  un§  Ijaben, 

©o  fjört  eud)  feine  ©eele  31t. 

D  janft  nidft  um  be§  5ßf)öbu§  ©aben, 
ffteinireidje  ©änger  unfrer  3cit ! 

$f)r  alle  reimt  mit  gleicher  g-ertigfeit; 

Sittein,  fofange  mir  nocf)  «fpageborne2  Ijaben, 

©0  beuft  man  nidjt  baran,  baff  ifjr  jugegen  feib. 


§m>  Itnolntli  imr 

Jtt  eine  ©tabt,  midj  beudjt,  fie  lag  in  ©riedjeulaub 
©rang  einft  ber  geinb,  bau  Söul  entbrannt, 

Unb  moütc,  meil  bie  ©tabt  mit  ©turnt  erobert  morben 

SDic  ^Bürger  in  ber  Stafcrei 

SSi§  auf  ben  lebten  SJtann  ermorben. 

O  -fpimtuel!  meid)  ein  Slngftgefdjrei 
©rregten  nidjt  ber  SBeiber  blaffe  ©djareti! 

SJlan  ftette  fidj  nur  bor,  menn  taufenb  SBeiber  fdjreiit, 
3öa§  muff  ba§  für  ein  Särmen  fein! 

Sd)  jittre  fd)ott,  mentt  jmei  nur  fdjrein. 

©ie  liefen  mit  jerftreuten  paaren, 

SJtit  Slugett,  bie  bon  grauen  rot, 

SM  .'paubett,  bie  ^errungen  tnaren, 

Unb  marfen  fdjon,  bor  Slngft  Ijalb  tot, 

©idj  bor  ben  ^elbljerrn  ber  ^Barbaren 
Unb  flehten  in  gemeiner3  Slot 


1  3.  S.  3Jto3l)eim,  suletst  sprofeffor  bev  SEljeologie  utib  Jtanjler  in  ©öttingen, 

geft.  9.  September  1755.  Söerütnnt  befonberä  burdf)  feine  „^eiligen  Sieben". 

3  Wriebrid)  non  §agebont,  ber  feiner  Seit  fel)r  beliebte  5Dict;ter,  lebte  1708 
bis  1754. 

3  SD.  tj.  allgemeiner 


£ci3  Uiiglild  ber  SBeiber. 


81 


S^u  inSgefamt  um  iljret  9Mnner  ßeben. 

©o  tfat’S  bon  Saufenben  nidft  eine  grau  gegeben, 

Sie  fiel)  gemünfdjt,  be§  fötanneS  lo§  ju  fein? 

33on  Saitfenbcn  nidft  eine?  Stein. 

Siun,  ba§  ift  biel;  ba  muff,  bei  meinem  ßeben! 

Stodf  gute  Seit  geioefen  fein. 

©o  tjart  al§  anc^  ber  gelbtjerr  mar, 

©o  lonnt’  er  bod)  bem  janberif^en  gteljen 
Ser  Söeiber  nidft  gang  miberftetjen, 

Senn  meldjen  SJtann,  er  fei  and)  jetjumal  ein  SSarbar, 
äßeifj  nicfit  ein  Söeib  burd)  Sliränen  ju  bemegen? 

SJtein  ganjeS  §erj  fängt  jidj  t)ier  an  ju  regen. 

$d)  t)ätte  niäjt  ber  ©eneral  fein  mögen, 

Star  bem  ber  Söeiber  ©d)ar  fo  lläglict)  fid)  bereint; 

l)ätte  mie  ein  ßinb  gemeint 
llnb  oljne  (Selb  ben  SJtännem  gleich  ba§  ßeben 
Unb  jeher  grau  31t  itjrer  9tul}’ 

Sen  SJtann  unb  einen  nodj  baju, 
äßenn  fie’S  bon  mir  berlangt,  gegeben. 

Sittein  fo  gar  gelinb  mar  biefer  gelbtjerr  nicf)t; 

„gtjr  ©djönen",  fängt  er  an  unb  ffmidjt  — 
gt)r  ©djönen?  SiefeS  glaub’  idj  nidjt; 

©in  parier  ©eneral  mirb  nidjt  fo  liebreidj  fbredjcn. 
2ßa§  mUtft  bu  bir  ben  Äopf  jerbredjen? 

©enug!  er  tjat’S  gefagt.  ©in  alter  ©eneral 
£->at,  bädjt’  idj,  bodj  mot)l  toiffen  fönnen, 

Saft  man  bie  äßeiber  allemal, 

©ie  fei’n  e§  ober  nid)t,  lann  meine  ©djönen  nennen. 

„gtjr  ©djönen",  fpracfj  ber  ©eneral, 

„$dj  fdjenf  eud)  eurer  Sltänner  ßeben ; 

Sodj  jebe  inufj  für  ben  ©emaljt 
SJtir  gleidj  iljr  ganj  ©efcljmeibe  geben, 
llnb  bie  ein  ©tüd  surüd  beljält, 

Verliert  ben  fDtanu  bor  biefent  gelt." 

äßie?  fingen  nid)t  bie  äßeiber  an  3U  beben? 
gt)r  gana  ©efd)tueibe  fjinjugebeu? 

Sen  ganzen  ©d}tnud  für  einen  SJtann? 

©emifs,  ber  ©eneral  mar  bemtodj  ein  S^rann. 

©etlcrt.  ö 


82 


gabeln  unb  @vjäfjtimgeit.  sjmeiteä  S3ucf). 


2Ba§  palf§,  baff  er  „$pr  ©djöneit!"  fagte, 

Ga  er  bie  ©d)önen  bod)  jo  plagte? 

Gocp  toeit  gefehlt,  bajj  audj  nur  eine  jagte, 

©o  gölten  fie  bietmepr  mit  ^reuben  ipren  ©cprnud. 

Gern  ©eneral  mar  bie§  nod)  nicpt  genug: 

@r  lief)  nicpt  ep’  uad)  ipren  9Räunern  fdjidcn, 

2ll§  bi§  fie  einen  ©ib  getpan 

(Ser  ©eneral  mar  jetbft  ein  ©pentann), 

S3i§,  fag’  id),  fie  ben  ©ib  getpan, 

Gen  Männern  nie  bie  Söopltpat  borjurüden, 

3tad)  einen  neuen  ©djmud  ben  dJtännern  aBjubriiden. 
Grauf  Iriegte  jebe  grau  ben  9Jtann. 

G  treidle  SBoIluft!  meid)  ©ntjüden! 

GtergeBenS  mihifd)’  icf)’§  au§jubritden, 

dRit  melier  Skünftigfeit  bie  grau  ben  2Ranu  umfing! 

5Rit  ma§  für  fepnfucpt§bollen  33liden 
gpr  2lug’  an  feinem  9luge  ping! 

Ger  geinb  berliejj  bie  ©tabt.  Gie  GßeiBer  blieben  fielen. 
Um  ipren  geinben  nadpjufepen; 

SHSbatm  flog  jebe  frot)  mit  iprem  SJtann  in§  fpau§. 
gft  bie  ©ef  (piepte  benn  nun  au§? 

9lodj  nicfjt ,  mein  greunb!  9tadj  menig  Gagen 
©ntfiel  ben  SßeiBern  aller  2Rut. 

©ie  grämten  fiep  nnb  burften’S  bodj  nidjt  fagen. 

2Ber  mirb’§,  ben  ©ib  ju  Bredjen,  magen? 

©enug,  ber  Kummer  trat  in§  33Iut. 

©ie  legten  fid;;  brauf  ftarBen  in  jepn  Gagen, 

Ge§  SeBenS  müb’  unb  fatt  neunpunbert  an  ber  gapl. 

Ger  alte  böfe  ©eneral! 


’ltjif — 


5*r  ßnrlmtk  Unter. 

0Gin  Sater  pinterliefj  jmeen  ©rBen, 

©priftoppen,  ber  mar  Itug,  unb  ©örgen,  ber  mar  burnm. 
©ein  ©nbe  tarn,  unb  furj  bor  feinem  ©terBen 
©ap  er  fidj  ganj  BetrüBt  uad)  feinem  ©priftopp  um. 


$er  fierbenbe  SBater.  $)er  junge  ®refd)er. 


83 


„©oljn!"  fing  er  an,  „ntid)  quält  ein  trauriger  ©ebanfe: 
Su  tjaft  Sßerftanb,  inie  tuirb  bir’S  tiinftig  geljn? 
fpör’  an,  id)  tjat»’  in  meinem  ©djranfe 
©in  ^äftdjen  mit  $utt>elen  ftcljn, 

SDie  fallen1  bein.  9iimnt  fie,  mein  ©ol)u, 

Unb  gib  bcm  SSruber  nidjtS  babon." 

Ser  ©ofjn  erfdjraf  nnb  ftuijte  lange. 

,,3ld)  Später!"  ljub  er  an,  „toenn  id)  fo  biel  entbfange, 
äßie  fömmt  alSbann  mein  S3ruber  fort?" 

„Sr?"  fiel  ber  33ater  il;m  in§  Söort, 

„Siir  ©örgen  ift  mir  gar  nid)t  bange, 

Ser  lömmt  gemifj  burdj  feine  Summijeit  fort." 

■*§-•— S*- 

frr  junge  frefdjcr. 

"ÄTNem  Srefdjer,  ber  int  tucidjen  ©ra§ 

Jy  2)or  feinem  Sobf  mit  9JUld)  unb  jdjtoarjent  S3rote  fajj, 
Sem  mollte  feine  fDtild)  nid)t  fdjmeden. 

@r  fing  berbriejjtidj  an,  fid)  in  ba§  ©ra§  ju  ftredcn, 
Sad)t’  ängftlid)  feinem  ©djidfal  nad) 

Unb  beljnte  fid)  breimal  unb  fprad) : 

„Su  bift  ein  fdjledjter  ^erl,  bu  l)aft  lein  eignes  Sad) 

Unb  mufft  bicf)  Sag  bor  Sag  mit  beinern  Siegel  blageu! 
Su  Ujatft  ja  gern  mit  beinern  ©djalje  fd)ön; 

3lttein  bu  fftarr  mujjt  in  ber  ©djcune  fteljn 
Unb  fannft  nad)  langen  bierjeljn  Sagen 
$aum  einmal  in  bie  ©d)ente  gel)n 
Unb  einen  $rug  mit  SSier  unb  beine  dJtiefe  fefjtt. 

Su  bift  nod)  jung  unb  fannft  Ijübjdjlefen  unb  Ijübfdj  fdjreiben, 
Unb  moltteft  ftetS  ein  Srefdjer  bleiben? 

Sc§  ©djuljenS  Sodjter  ift  bir  gut, 

3 ft  reidj  unb  fann  fid)  Ijiibfd)2  geberben: 

©o  nimm  fie  borfj.  Su  fannft,  mein  SSlut ! 

2öol)l  mit  ber  nod)  ©djulje  tuerben: 

SllSbann  ifjt  bu  bein  ©tüde  Steift  in  9lul)’ 

Unb  trinfft  bein  gutes  23ier  ba^u 


1  Sollen  l;ier  in  bet  alten  SSebeutung  f.  u.  w.  fdjulbig  fein,  jugeljören 

a  §iibfd),  f.  b.  ro.  „wie  ed  am  $ofe  geBrciucfjtid;  ift",  artig,  manierlicf) 


84 


ft-ciDeln  uttb  ©i^nljlmigen.  ^loeiteä  Sütid), 


Hub  Ijaft  gteidj  ttadj  bent  Sßfarr’  bie  ©Ijre  — 

£)!  ioenn  id)  bod)  fdjon  Smutje  toäre!" 

Snbeiit  <£>auS  nod)  fo  fprac^,  fam  feine  Sdjöue  tjer. 

(Sie  tljat,  als  läute  fie  nur  fo  bon  ungefähr; 

Sittcin,  fie  fant  mit  gleifj,  tocil  fie  ifpt  fpredjen  tooltte 
Unb  er  bertncgeit  fein  unb  fie  redjt  bergen  fodte. 

Denn  9Mb  d)  eit,  tnenn  fie  gleidj  baS  Dorf  erlogen  ^at, 
©inb  toie  bie  9Mb  d)  eit  in  ber  Stabt. 

4?anS  jieljt  bie  Schöne  fanft  fidf>  inS  (Sriine  nieber, 
Sobt  itjren  neuen  ßatj,  fcfjielt  öfters  auf  ifjr  lieber, 

Saft  tbie  ein  funger  £>err,  nur  mit  beut  lluterfdfeib, 

©r  l)atte  inetjr  Sdiantijafttgfeit. 

^urj,  er  fing  an,  fie  redjt  berliebt  gtt  fuffen, 

SSat  um  itjr  .f3crj  unb  trug  ifjr  ^erj  babott 
Unb  toarb,  toie  biele  nod)  auf  biefem  Dorfe  toiffen, 

De§  reichen  Sdjttljeu  Sdjtüiegerfoljn. 

Muiu  ijatt’  er  fie,  fo  toarb  ber  Sitte  fdjott 

Durdj  fdjnetlcn  Dob  ber  Siöelt  unb  feinem  Dorf  entriffeu. 

2Öeu  toirb  mau  nun  ,fjetr  Sdjutje  grüßen? 

Söcn  auberS  a'(S  beit  Sdjtoiegerfolm? 

©r  eilt  inS  3lmt,  lörnrnt  Salb  unb  frettbig  toieber 
Hub  toirft  fid)  auf  bie  Mul  als  Sdjulä’  int  Dorfe  ttieber. 

So  toie  ein  bttrd)  beit  Steif;  bottenbeter  Stubeut 
9iadj  einem  gtüdlid)eu  ©ganten 
Sidf  felbft  bor  irttuluer  ßuft  uidjt  Icuut, 

Söenu  itjit  bie  9Mgb  in  feiner  Sdjöne  9lanteii 
9Jad)  einem  tiefen  Kompliment 
DaS  erftemal  §err  Doitor  nennt: 

So  toufjt’  aud)  CaatiS  bor  großer  greube 
9tid)t,  too  er  fpänb’  unb  gitfje  lief;, 

2tlS  it)it  SdjiduteifterS  Slbclljcibc 
DaS  erftemal  §err  Sdjulje  Ijief. 

2öic  glüdlid)  prieS  er  fid)  itt  feiner  ©t)renfteHc! 

6r  aji  fein  ©leifdi)  unb  tl)at  beit  (Säften  oft  SSefd^eib. 
9lÜein,  eS  fauten  mit  ber  ,3eit 
9lud)  bicl  uuangenel)tue  Säße; 

Denn  tocldjeS  2lutt  ift  tooljl  babott  befreit? 


SDer  junge  5Drefdf;er. 


85 


Stad)  einet  nicfjt  gar  langen  Seit 

Eßatf  fid)  §err  .gmnS  berbrteffttä)  auf  bte  ©teile, 

Stuf  bet  et  fid)  fein  ©Utd  etfreit 

Unb  oft  getoünfdjt:  Söenn  id)  bodj  ©djutje  toäre ! 

„3d§“,  fing  et  gu  fid)  felbet  an, 

„$ä)  tjabe  §au§  unb  £of  unb  (Stjre 

Unb  bin  mit  aEebent  bod)  ein  gebtagtet  fUtann. 

SSatb  foE  id)  bon  bet  SSauern  ßeben 
3fm  Stinte  9teb’  unb  SInttoort  geben; 

2)a  fätjtt  mid)  benn  bet  SImtmann  an 
Unb  tjeijft  rnidj  einen  bumnten  SJtann. 

SSatb  quälen  mid)  bie  teuftifdfen  ©otbaten 
Unb  ftudjen  mit  bie  Dffren  boE. 

SSatb  toeiff  id)  mit  bei  ben  SJtanbaten \ 

SSatb  in  Quatentbetn1 2  nidjt  ju  taten, 

SDie  id)  bem  ßanbfnedft3  fdjaffcn  foE. 

S)ie  SSauetn  btummen,  toenn  id)  ftrafe; 

Unb  fttaf  id)  nidjt,  fo  tacken  fie  mid)  au§. 

©onft  ftiitte  rnidj  fein  SJtenfdj  int  ©djtafe, 

3ijt  podjt  rnidj  jebet  Statt  t>etau§4, 

Unb  toenn  e§  niemanb  ttjut,  fo  Ijunat 5  bie  Stau  mid)  au§. 
Q  toäte  ntit’§  nur  feine  ©djanbe, 

$d)  griffe  nadj  bem  etften  ©taube 
Unb  ftürb’  at§  ©reffet  auf  bem  ßanbe." 

* 

*  * 

äßet  toeifj,  ob  mannet  (Stoffe  nidjt 
Sm  ^etjen  toie  bet  ©djitt^e  fbridjt? 

SBet  toeifj,  toie  biete  fonft  ju  SuBe  wt)ig  toaten, 

SDie  i|unb  mifjbergnügt  in  ftotjen  ßutfdjen  faxten? 


1  Stanbate,  b.  h-  Slnorbnungen  ber  DBerBehörbe. 

3  Duatentber,  Eurj  für  CutatemBergelb,  b.  t).  bie  SIBgaOen,  roelche  im  fächfi= 
fdjen  ©rägebirge  bie  ©enterte  niertetjährlich  gemeinfchaftiich  für  ben  511m  SergBau 
ii6erlaffenen  ©oben  bem  SanbeSIjerrn  ju  entrichten  hotten. 

3  Säanbtnedjjte,  f.  0.  w.  ©eridjtSbiener. 

4  Sßoht  mit  Sejug  auf  bie  alte  ©rjähtung,  mie  ber  Slater  mit  feinem  Äita* 
Ben  in  ber  Stacht  junt  Schulten  geht,  ihn  auä  beut  Schlafe  herauSflopft  unb  bann 
erfiürenb  jum  Sohne  fprid&t:  „Sieh’,  ba3  ift  baS  Stecht  eines  §Ube§heimer  SBilr* 
ger§,  bajs  er  in  aller  unb  jeber  Seit  ben  Söürgermeifter  fpredjen  tann.  SUdjtS  für 
ungut,  §err  SBürgermeifter." 

3  jgunjen,  f.  0.  10.  mie  einen  §unb  Behanbetn. 


86 


gabeln  unb  @rjä[;lnngen.  groeiteS  SBu<5. 


2öer  meijj,  ob  mattdje§  ^erj  nid)t  biet  jufriebner  fd)tug, 
©£)’  e§  bei-  Surften  ©unft  an  einem  Sanbe  trug? 

D  lernt,  tfjr  unpfriebnen  kleinen, 

©afj  ifjr  bie  fftuf)’  nidjt  burd)  ben  ©taub  gewinnt! 
ßernt  bodj,  ba[3  bie  am  tninb’ften  glüdtid)  finb, 

©ie  eud)  am  meiften  glüdlicf)  f feinen! 


i it  glüdtlidje  (JBIje. 


/irRLebauft  fei  e§  bem  ©ott  ber  6l)en! 

VÖ'  2öa§  id)  gemiinfd)t,  f)ab’  id)  gefeiten: 
Sdj  fal)  ein  redjt  pfriebne3  5ßaar; 

©in  ipaar,  ba§  ofpe  ©raut  unb  9teue, 

Sei  gleidjcr  ßieb’  unb  gleidjcr  ©reue 
Sn  fluger  ©l)e  glüdlicf)  mar. 


©in  Söilte  lenfte  fjter  jtoo  «Seelen, 
2ßa§  fie  gemäljlt,  pflegt’  er  31t  mäl)len, 
Sßa §  er  bertoarf,  bermarf  aucfj  fie. 

©in  Salt,  hm  anbre  fid)  betrübten, 
Stört’  iljre  Sulje  nie.  ©ie  liebten, 

Unb  füllten  nidjt  bc§  ßebenä  Still)’. 


©a  ilp  fein  ©igenfittn  berfüfjrte 
Unb  fie  fein  eitler  ©tolj  regierte, 

©0  Ijcrrfdjte  toeber  fie  nod)  er. 

©ie  Ijerrfdjtcn;  aber  blofj  mit  Sitten, 
©ie  ftritteu;  aber  metttt  fie  ftritten, 

^attt  blojj  ilp  ©treit  au§  6intrad)t  Ijer. 

©0  mie  mir,  et)’  mir  un§  bermätilen, 
Utt§  uttfre  SeljUr  fing  bert)el)len, 

Un§  falfd)  au§  ßiebe  Ijintergelp: 

©0  liefen  fie  and)  in  ben  Seiten 
©er  järtlid)ften  Sertraulidjfeiten 
©id)  nie  bie  fleinften  Seljter  fel)tt. 


©er  tcjjte  ©ag  in  il)rein  Sunbe, 
©er  lefjte  $ttfj  bon  il)rcm  Stunbe 


Die  glilcUicfje  Gije.  Die  6eiben  9ßäc§ter. 


87 


Staf)m  mie  ber  erfte  fie  nocf)  ein. 

Sie  ftarben.  2Genn?  —  2öie  tannft  bu  fragen? 
Sicht  Sage  nad)  ben  <f?od)jeittagen; 

©onft  mürben  bie§  nur  fabeln  fein. 


Hit  beiten  Pndjter. 

T>meen  äöadjter,  Me  fdjon  manche  Stadjt 
Sie  liebe  «Stabt  getreu  bemadjt, 

Verfolgten  fid)  au§  oder  5Jtacf)t 
Stuf  alten  SBier  =  unb  Vranntmeinbänten 
Itnb  ruhten  nid)t,  mit  pöbelhaften  Stänten 
Gciuanber  bis  auf§  SBIut  31t  tränten; 

Senn  feiner  brannte  bon  bem  ©pan, 

SBoran  ber  anbre  ficd)  ben  Sabaf  angejünbet, 

StuS  Jpafj  ben  feinen  jemals  an. 

ßurj,  jebeit  ©djintpf,  ben  nur  bie  Stad;’  erfinbet, 

Sen  geinbe  nocf)  ben  Qeinben  angettjan, 

Sen  traten  fie  einanber  an. 

Unb  jeber  mottte  Hoff  beit  anbern  überleben, 

Um  nod)  im  ©arg  if)m  einen  ©tofj  31t  geben. 


SJtan  riet  unb  muffte  lange  nicht, 

SBarum  fie  fotdje  geinbe  toaren; 

Sodj  enblidj  tarn  bie  ©adje  bor  ©erntet, 

Sa  muffte  ficfj’S  benn  offenbaren, 

Sßarum  fie  feit  fo  bieten  Sauren 
©0  heibnifd)  unberfötjulidj  marett. 

SBa§  mar  ber  ©runb?  Ser  SSrotucib!  SÖar  er’S  nicht? 
Stein.  Siefer  fang:  Vermaf>x't  ba§  Seuer  unb  ba§  Sicht! 
Stttein  fo  fang  ber  anbre  nicht. 

@r  fang:  Vemafjtt  ba§  fyeuer  unb  ba§  Sicht! 

StuS  biefer  fo  berfchiebnett  Slrt, 

Stn  bie  ficf)  beib’  im  ©ingen  jäntifdj  banben, 

2(u§  bem  bermahrt  unb  bem  bematjtt 

2öar  ©pott,  Veradjtung,  tpafc  unb  Stach’  unb  SBut  entftanben 


88 


gabeln  unb  SrjttQluttßen.  ^roeiteä  S3uJ>. 


©ie  JJBädjter,  Ijör’  idf  biete  fcBvein, 

Verfolgten  fidj  um  fotd^e  Äteinigfeiten? 

©ag  mußten  gro§e  Ravten  fein. 

3Br  Herren!  ftettt  bie  Sieben  ein, 

SB*  fönntet  fonft  ungtüdtid)  fein! 

2Bip  i§r  benn  nidftg  bon  fo  biet  großen  ßeuten, 
©ie  in  gelehrten  ©treitigf eiten 
Um  ©üben,  bie  gleicf»  biet  bebeuten, 

©ieB  mit  bei  größten  Söut  entatoeiten? 


$ns  ftutfrijpfh'i). 

/pin  ^ntfe^uferb  faB  ben  ©aut  ben  ipftug  im  2lüer  Uebn 
Unb  mief)erte  mit  ©tota  auf  i^n. 

„Söenn",  fpvacB  eg,  unb  fing  an,  bie  ©dientet  fcBön  ju  beben 
„Söemt  fannft  bu  bir  ein  folcBeg  Sinfetfn  geben? 

Unb  menn  betounbert  bid)  bie  SBelt?" 

„©cBtoeig  ",  tief  ber  (Saul,  „unb  taff  midj  tubig  bftiiqen ; 
©enn  baute  nidft  mein  ftteifi  bag  gelb, 

2öo  mürbeft  bu  ben  -habet  fliegen, 

©et  beiner  ©dfenfet  ©tota  ettjält?" 


©ie  if)t  bie  Siiebetn  fo  betastet, 

VorneBnte  VtüBiggänger,  hnfjt, 

©aB  fetbft  ber  ©tota,  mit  bem  i^t  fie  betrachtet 
©aB  euer  Vorzug  fetbft,  au§  bem  ibr  fie  beradtet, 

Vtuf  djreu  $IeiB  gegrünbet  ift. 

Sft  ber,  ber  fid)  unb  eud)  bumf>  feine  hiiub’  ernährt. 
Jtid)t§  Vefferg  alg  Verachtung  tbert? 

©efeijt,  bu  Bütteft  beffre  ©itten, 

©o  ift  ber  Völlig  bod)  nidjt  bein. 

©enn  ftammteft  bu  au§  ihren  Jütten, 

©o  Bütteft  bu  aucB  itjie  ©itten, 

Unb  mag  bu  bift,  unb  mehr,  bag  mürben  fie  audt  fein, 
duenu  fie  tote  bu  erjogen  mären. 

Ayid)  fann  bie  Söclt  fehr  teidjt,  itjit  aber  nidjt  cntbeBien. 


$>aä  flutfcfjpferb.  ®ie  gtiege. 


89 


fliege. 


'SjNajjaEe  Stiere  beulen  lönnen, 

SDie§  fc^eint  mir  au§gemad)t  p  fein. 

©in  dftann,  ben  aud)  bie  ßinber  toipig  nennen, 
2tfopu§ .  I)at’§  gejagt,  Fontaine1  ftimmt  mit  ein. 
Söer  toirb  and)  fo  mißgünftig  fein 
Unb  Stieren  nid)t  bie§  Heine  ©lüde  gönnen, 

9lu§  bem  bie  SCÖett  fo  tnenig  madjt? 

S)enl’  ober  beule  nidjt,  barauf  gibt  niemanb  adjt. 


Sn  einem  Stempel  boEer  Sßradjt, 

2Iu§  bem  bie  ßuuft  mit  eio’gem  ©totje  btidte, 

SDid)  fdjneE  pm  SSeifaE  atuang  unb  gleich  bafür  entpdte, 
Unb  toeun  fie  öid)  burdj  ©djmud  beftiiqt  gentad)t, 

SEtit  ebler  ©infalt  fctjon  bid^  toieber  p  bir  brachte: 

Sn  biefern  SSau  boE  örbnung  unb  boE  Spradjt 
©aß  eine  finftre  Stieg’  auf  einem  ©teilt  unb  badete. 

SDeun  bafi  bie  Stiegen  ftet§  au§  finftern  2lugen  fefjn 

Unb  oft  ben  ßopf  mit  einem  SBeine  ßalteu 

Unb  oft  bie  ftadje  ©Urne  falten, 

ßömmt  Hoff  baßer,  ioeit  fie  fobiel  berftetjn 

Unb  auf  ben  ©runb  bet  ©acßen  geßn. 

©o  faß  aucf)  l)ier  bie  toeife  Stiege. 

©in  ßatbc§  SDußeitb  emfte  $üge 
Sßerfinfterten  iljr  Stngeficßt. 

©ie  bentt  tieffinnig  nadj  unb  fpridit: 

„Eöoßer  ift  bieg  ©ebäub’  entftanben? 

Sft  außer  ißm  tootjl  fernanb  nocß  borßanbeu, 

SDer  e§  gemadjt?  Set)  feß’§  nid)t  ein. 

SÖer  foEte  biefer  Sentanb  fein?" 

„SDie  üunft",  fpradj  bie  bejahrte  ©pinne, 

„,jpat  biefen  Stempel  aufgebaut. 

Stßoßin  aucß  nur  bein  blöbe§  2tuge  fd)aut, 

Eöirb  e§  ©efeß  unb  Orbnung  inne, 

Unb  bie§  betteift,  baß  itp  bie  ßunft  gebaut." 

Jpier  tadjte  meine  Stiege  taut. 


Safontaiiie,  her  berühmte  franjöfifd^e  gabelbicpr  (geb.  1621,  geft- 1695). 


90 


fabeln  unb  (Srjätjlunflen.  gtDeiteS  ®ud) 


,,©ie  ßunft?"  fpracfj  fie  ganj  ^ö^nifc^  ju  ber  ©kirnte; 
„SBa§  ift  bie  ßunft?  finit’  unb  finne 
Unb  fet)e  nichts  at§  ein  ©ebirfjt. 

SÖaS  ift  fie  beim?  ©urd)  men  ift  fie  borljanben? 

5t ein,  biefeS  fBtärdjen  glaub’  id)  nid)t. 
ßern’  e§  bon  mit,  toie  biefer  SSait  entftanben: 

©§  tarnen  einft  boit  ungefähr 

Siet  ©teind)en  einer  2lrt  t)iet)er 

Unb  fingen  an,  jufammen  fiel)  3U  fetteten. 

©atauS  entftanb  bet  grofje  tjo^te  «Stein, 

Sn  meinem  mir  un§  beib’  erbtiefen. 

$ann  toa§  begreiflicher  als  biefe  Steinung  fein?" 

* 

*  * 

©er  Stiege  tonnen  mir  ein  foldj  ©hftem  bergeben; 
Slltein,  baff  grofje  ©eifter  leben, 

©ie  einer  orbnungSbotten  SCÖett 
©in  Ungefähr  junt  Ursprung  geben 
Unb  lieber  jufatt^meife  leben, 

9113  einen  ©ott  jum  ©tjron  ergeben: 

©aS  tann  man  ihnen  nicht  bergeben, 

SBenn  man  fie  nicht  für  Starren  hält. 

—Kffr— 

§ rr  arme  tets. 

mnt  baS  ftthtnojeroS  31t  fet)n 

((Srjähtte  mir  mein  Sreunb),  befdjlofj  id)  au33uget)n. 
Sd)  ging  bot»  ©l)or  btit  meinem  halben  ©ulbett, 

Unb  bor  mir  ging  ein  reicher,  reicher  SOtann, 

©er  feiner  SJticne  nad)  bie  eingetaufnen  ©djutben 
Stebft  bent,  maS  er  bamit  bie  SJteffe  burd)  gemann, 

Unb  maS  er,  menn’S  ihm  gtiiden  fotttc, 

©urd)  bett  ©eminft  nun  nod)  gemiuncit  mottte, 

Sn  ferneren  Ziffern  überfann. 

.fperr  Orgou  ging  bor  mir  (kt)  geb’  ihm  biefen  Samen, 
Söeit  id)  ben  feinen  nod)  nid)t  meifj); 

©r  ging;  hoch  et)’  mir  noch  31t  unfernt  ©iere  tarnen, 
^Begegnet’  uuS  eilt  alter,  fd)m ad) er  ©rei§. 


£)er  atme  ©rei-S. 


91 


$ür  ben,  audj  toenn  er  un§  um  nidjtS  gebeten  l^ätte, 

©ein  jittemb  fpaupt,  ba§  nur  tjalb  feine  toar, 

©ein  elfrlid)  fromm  ©efidjt,  fein  tjeilig  graue§  fpaar 
3Jtit  met)r  at§  iRebn  er  fünften  reb’te. 

„Std)!"  fprad)  er,  „ad),  erbarmt  eitcfj  mein! 

Sfd)  f)abe  nidjt§,  um  meinen  SDurft  ju  ftiften, 

Sfd)  mitt  eud)  fünftig  gern  nid)t  mefjr  bcfdjmerfid)  fein; 
Senn  ©ott  mirb  tbofjl  halb  meinen  Stöunfd)  erfüllen 
llnb  mid)  burdj  meinen  £ob  erfreun. 

£>  lieber  ©ott!  fafj  ifjn  nid)t  ferne  fein!" 

©o  fpracf)  bcr  ©rei§;  allein,  ma§  ffiracf)  ber  9teid)e? 
„$1fr  feib  ein  fo  bejahrter  SJtann, 

3f)r  feib  fdjon  eine  fjalbe  ßeicfje 

llnb  fprecfjt  mid)  nod)  um  ©elb  jum  Srinfen  an? 

2d)r  unberfdjämter  alter  dftann! 

9Jtüfjt  Slfr  benn  nod)  erft  SSranntmein  trinfen, 

Um  taumetnb  in  ba§  ©rab  ju  finfen? 

2öer  in  ber  $ugenb  fpart,  ber  barbt  im  Sitter  nid)t." 
Srauf  ging  ber  ©ei^alä  fort,  ©in  ©trom  fc^am^after  ^ät)ren 
glofj  bon  be§  SUten  91ngefid)t. 

„£)  ©ott!  bu  toeifjt’S."  fDtefjr  ffaracE)  er  nidft. 

Sd)  fonnte  mid)  ber  äöefjmut  faunt  ertbeljren, 

2öed  id)  ettoa§  mitleibig  bin. 

$d)  gab  itjm  in  ber  SIngft  ben  falben  ©ulben  t)in, 
gür  toefdjen  id)  bie  Neugier  füllen  tootCte, 

Unb  ging,  bamit  er  mid)  nid)t  meinen  fel)en  fottte. 

Allein  er  rafte  mid)  jurüd. 

,,3ld)!"  fprad)  er  mit  nod)  naffent  S3Iid, 

„$fjr  toerbet  ©ud)  Vergriffen  tjaben, 

©3  ift  ein  gar  ju  großes  ©tüd. 

3d)  bring’  @ud)  nidjt  barum,  gebt  mir  fo  Viel  jurüd, 

5U§  id)  bebarf,  um  mid)  burd)  ettoa§  SSier  ju  laben." 
„Sfjr",  fpvadj  id),  „fodt  eä  al£e§  ffaben; 

fei)’,  baff  $fjr’8  berbient;  trinft  ettoa§  SSein  bafür. 
Sod),  armer  ©rei§,  Ino  mostet  3t>r?" 

©r  fagte  mir  ba§  £>au§.  $d)  ging  am  anbern  Sage 
9?ad)  biefem  ©reis,  ber  mir  fo  reblid)  fd)ien, 

Unb  tlfat  im  ©eljn  fd)on  mand)e  Srag’  an  djn; 

2lttein,  inbem  id)  nad)  ifjm  frage, 


92 


gabeln  uub  erjäi;iimgen.  giueiteS  Sud;. 


2öar  er  feit  einer  ©tunbe  tot, 

©ie  fDtien’  auf  feinem  ©terbebette 

äöar  nod)  bie  reblicffe,  mit  ber  er  geftern  reb’te. 

©in  ^falmbud)1  unb  ein  menig  SSrot 
Sag  neben  itjrn  auf  feinem  garten  SSette. 

£)!  inenn  ber  ©eijt)aX§  bod)  ben  (Srei§  gcfefjen  l)ätte, 

9Jtit  bem  er  fo  itndjriftlid)  reb’te, 

Unb  ber  biedeidft  ifjn  it)t  bei  (Sott  berflagt, 

©afj  er  bor  feinem  ©ob  ifjm  einen  ©mnt  berfagt ! 

©o  fbradi  ntein^reunb  unb  Bat,  bie9Mf)’auf  rnid)  pne^m 
Unb  öffentlich  ben  ©ei^BjalS  ju  befdfänten. 

SBictnol)!  ein  9Jtann,  ber  fid)  31t  feiner  5ßflid)t 
2113  für  ba§  (Selb  berfteljt,  ber  fdjcimt  fid)  einig  nid)t. 


ßefer!  ftette  bir  mit  järtlidfent  (Semiite 
aP  ©inmal  bie  größte  ©d)önt)eit  bor, 

Stuf  beren  ©tim  ber  g-ridjliug  lädfelnb  blühte, 

Um  beren  ^erj  fid)  fängft  ein  ebefmiitig  ©bor 
©ntjüdter  Jünglinge  bemi'djte; 

©ie  ftett’  it)t  beinern  (Seifte  bar, 

Unb  füfjl’  e§  red)t,  Inie  fd)ön  fie  toar. 

©ie,  beren  ©d)idfal  id)  er^äfjfe, 

JMtifte,  grojf  burd)  ifjren  ©taub 
Unb  ebler  nod)  burd)  iljre  ©cele, 
ßiejf,  Ineil  fie  fic£)  nid)t  )uol)l  befanb, 

Unb  tneil  ber  ©oftor  if)r  ben  Slberlafj  befohlen, 

©e§  Königs  erften  äßnubarjt  I)olen. 

©r,  biefer  fo  berühmte  fDtann, 

©er  fd)mad)tenb  iugelfeim  ltaltiftcn§  fReij  bereite, 

Sßcil  itjnt  d)r  Ijolfer  ©taub  ein  größer  (Sliid  berloetfrtc, 
9tal)ut  bie  Gelegenheit  mit  taufenb  $reubcn  an. 

©r  fam.  ©  mar’  er  nie  gefontmeit! 


1  Ster  wie  im  9lieberbeutfd;en  unb  SDlittetfvantifdjen  allgemein  f.  v. 
tivd&lid;e!3  ©c(angbud). 


Stnllifte. 


93 


@1*  nimmt  ben  meifjen  Strut  uub  ftreift  if)u  ängftlid)  auf 
lliib  forfdjt,  Uoit  Sieb’  unb  Sttjnbung  eingenommen, 

S)iit  Rittern  ttacf)  ber  SIbern  Sauf 

Unb  ftreift  in  truufner  Stngft  ben  Strnt  nod)  Heimat  auf. 

Äa'diften?  Sreunbiu  fielet  itjn  jagen 
tlnb  fagt’§  itjr  (fjeimtid)  fagt  fie’3  itjr). 

ffmdjt  fie,  „taffen  ©ie  ben  fperrn  nur  rutjig  fdjtageit, 
Unb  fdjtüg’  er  jmeirnat  fet)t,  fo  toerb’  id)  bod)  nichts  fagen 
Set)  meijj,  er  meint  e§  gut  mit  mir." 

S)er  SIrjt  ftirad)  nod):  „Sa§  motten  mir  uidjt  Ijoffen!" 

Unb  fdftug  uub  rief:  „£)  ungtüdfel’ger  ©d)Iag! 

Sä)  tjabe  ja  ben  5ßut§  getroffen!" 

Uub  taumelte,  bi§  er  banieber  tag. 

©ie,  nod)  für  ben  beforgt  (tann  mau  ma§  ©bter§  beuten?), 
Ser  fo  gefaf)rticf)  fie  bertetd, 

Verbot  iljnt  oft,  fid)  nid^t  um  fie  ju  tränten, 

Uub  Hieb  jmeen  Sage  lang  bei  altem  ©djmerj  gefegt 
Süd).  bic§  mar  nur  geringe^  ßeiben. 

Sie  Strjte  fatjit  nunmehr  bie  töbtidje  (Befahr 

Unb  mürben  graufam  ein§,  ben  Strut  itjr  abjufdjneiben, 

Sßeil  fonften  leine  Rettung  mar; 

Unb  offne  fid)  barüber  ju  bettagen, 

Sieidjt  fie  ben  Strut,  beit  fdjönen  Strut,  fdjott  bar 
Uub  bittet  nur,  ben  ja  um  Stat  ju  fragen, 

Ser  fc^ntb  an  biefent  Ungtüct  mar. 

©o  marb  ber  ©d)öuen  bemt  ba§  Seben 
Sür  ben  SJertuft  be§  SlrntS  gegeben? 

©o  mar  ba§  ßeben  beim  für  fo  biet  ©djmerj  ber  ßobtt? 
©iet)’  nur  ben  Softor  an,  fein  ©Freden  fagt  bir’§  fdfoit! 
©r  fietjt  ben  SSranb  unb  ffmdjt  mit  bangem  Son: 

,,©ie  tonnen  tänger  nidjt  at§  nod)  brei  Sage  leben!" 

£)  ,©ott,  mie  furj  ift  biefe  Sri  ft! 

Sfjr  Slrjte,  l^etft  itjr  bod),  mcnn  itjr  jtt  Reifen  ift! 

SIudj  t)ier  blieb  itodf  ba§  groffe  ipcrj  gelaffen. 

„©o",  ffirad)  fie,  „fterb’  id)  bemt?  Söotftan!  ©r  ift  nid)t  fdfutb; 
@r  mürbe  gern  für  ntid)  erbtaffen. 

©ott  tfat’3  bert)äugt;  ©ott  et)r’  id)  burcf)  ©ebutb 


94 


gabeln  unb  erja&tungen.  ^meiteä  !8u$. 


Unb  bin  bereit,  ben  2lugenblid  ju  fterben. 

(2)er  äßunbarjt  trat  inbem  fierein), 

©ie  aber",  fu|r  fie  fort,  „fetj’  idj  l)iemit  junt  ßrben 
S3on  allen  meinen  ©ütern  ein, 

©ie  möchten  jonft  unglüdlid)  fein!" 

©ie  fpradj’3  unb  fc£)Xief  großmütig  ein. 

fer  M** 

fltin  3lffe  fal)  ein  5ßaar  gefdjidte  Knaben 
3m  SSrett  einmal  bie  25 ante  jie^n 
Unb  fal)  auf  jeben  ipiaij ,  ben  fie  bem  ©teinc  gaben, 
aJtit  einer  2lct)tfamfeit,  bie  ftofj  3U  fagen  fdjien, 

2113  löitnt’  er  fclbft  bie  25ame  jiefjn. 
ßr  fegte  halb  fein  2JUfjbergnügen, 

23alb  feinen  23eifaff  an  ben  Sag; 

ßr  f Rüttelte  ben  ßopf  ijjt  bei  be§  einen  tilgen 

Unb  Billigte  barauf  be§  anbern  feinen  ©djlag. 

®er  eine,  ber  gern  fiegen  moffte, 

©ann  einmal  lauge  nad),  um  red)t  gefdjidt  ju  jieljn; 
25er  2lffe  ftiefj  barauf  an  il)n 
Unb  nidtc,  bajj  er  madjen  füllte. 

„jDod)  meldjcn  ©tein  füll  id)  benu  jie^u, 

Sßcnn  bu’3  fo  gut  üerfteljft?"  fpradj  ber  erjiirnte  ßtiabe. 
„2)en,  jenen,  ober  biefeu  ba, 

2luf  mcldjern  id)  ben  Ringer  Ipbe1?" 

25er  2lffe  lädjelte,  bajj  er  fid)  fragen  fal), 

Unb  fprad)  3U  jebem  ©tein  mit  einem  2tiden:  „3ci." 

* 

*  * 

Um  beren  2ßei3l)cit  ju  ergrünben, 

2)ie  tljun,  al3  ob  fie  ba§,  toa3  bu  berfteljft,  berftüuben, 
©0  frage  fie  um  9lat.  ©inb  fie  mit  iljrem  3a 
Sßei  beineu  fragen  Ijurtig  ba, 

©0  lannft  bu  matljcmatijd)  fdjliejjcn, 

25ajj  fie  nid)t  ba3  ©eringfte  miffen. 


gier  Mf[e.  ger  iöauer  unb  fein  Soljn. 


95 


i^r  $  tut  er  »iti>  fein  Soljit. 

/jpin  guter  bummer  S3auerfnabe, 
w  Oen  Runter  £an§  cinft  mit  auf  «Reifen  uafjnt, 
ilub  ber  troij  feinem  £>errn  mit  einer  guten  ©abe, 
Üiecfft  breift  ju  lügen,  mieberfarn, 

©ing  furj  nadj  ber  bolttbradjten  «Reife 
9Jtit  feinem  Später  über  ßanb. 

Sriij,  ber  im  ©efjit  redft  $eit  jurn  ßitgcit  fanb, 
ßog  auf  bie  unberfdjämtfte  «ffieife. 

Su  feinem  Unglüii  fam  ein  großer  Apunb  gerannt. 
„3a,  S3ater",  rief  ber  unberfdjämte  ihtabe, 

„3t;r  mögt  mir’§  glauben  ober  nidjt, 

©o  fag’  ic^’g  (Sud)  unb  jebem  in§  ©efidit, 

Saf)  id)  einft  einen  £)unb  bei  .fpaag  gefetjen  fjabe, 
Apart  an  bent  2öeg,  mo  man  nad;  ^nnfreid)  fäfjrt, 
Ser,  ja,  id)  bin  niefjt  eljrenmert, 
äöenn  er  niefjt  größer  mar  af§  (Suer  größtes  «ßferb." 


„®a§",  fprad)  ber  35ater,  „nimmt  midj  muitber; 
Sßiemo^t  ein  jeber  Ort  läfjt  «Bunberbinge  fefjn. 

2Bir  jum  ©jempel  gefjn  i(mnber, 

Unb  toerben  feine  ©tunbe  gefjn, 

©o  mirft  bu  eine  23rüde  fetjn 
(2öir  müffen  felbft  bari’tber  geljn), 

Sie  fjat  bir  manchen  fdjon  betrogen; 

(Senn  überfjaubt  fott’3  bort  nidjt  gar  ju  richtig  fein): 
2tuf  biefer  Sßrütfe  liegt  ein  ©tein, 

2ln  ben  ftöfjt  man,  menn  man  benfelben  Sag  gelogen, 
Unb  fällt  unb  brid)t  fogleid)  ba§  33ein." 


Oer  SSub’  erfcfjraf,  fobalb  er  bieg  bernommen 
,,9lcf)!"  fbrad^  er,  „lauft  bodj  nidjt  fo  fefjr! 

Sodj  mieber  auf  ben  -fpunb  ju  fommen, 

Söie  grofj  fagt’  id),  baff  er  getoefen  mär’? 

SGßie  (Suer  großes  ißferb?  Oasu  mitt  biel  gehören. 

Oer  .fpunb,  itjt  fällt  mir’!  ein,  mar  erft  ein  Ijalbe§  3atjr; 
SlUein,  ba§  mollt’  id)  mofjf  befdjmören, 

Safj  er  fo  grojs  af§  mancher  Dcfjfc  mar." 


t 


96 


fabeln  unb  @rjäl)tiingen.  ^weites  SJucf». 


©ie  gingen  nod)  ein  gute§  ©tüde; 

©od)  ftriijen  fdjlug  ba§  fperj.  Söie  fonut’  e§  anber§  fein? 
©emt  nientanb  bricht  bod)  gern  ein  33ein. 

(Sr  ja!)  nunmehr  bie  xtd;terifc£)e  33rüde 
Unb  füllte  fdjon  ben  SSeinbrudj  fjatb. 

„3a,  Später",  fing  er  an,  „ber  £unb,  bon  bem  idj  reb’te, 
Sßar  grofj,  unb  toenn  icfj  iljn  aud)  ma§  bergröfjert  t)ätte, 
©o  mar  er  bod)  biel  größer  al§  ein  $alb." 

©ie  SSrüde  föntmt.  Srit}!  ffriti!  tnie  toirb  bir’S  geljen! 
©er  33a t er  geljt  boran,  bod)  Sfrifj  l)ält  iljn  gefd)ü>inb. 

,,3ld),  33a t er!"  fforidjt  er,  „feib  fein  ßinb 
Unb  glaubt,  bajj  id)  bergleidjen  fpunb  gefetien. 

©enn  fttrj  unb  gut,  et)’  mir  baritber  get)en, 

©er  £mnb  mar  nur  fo  grofj,  mie  alte  fpunbe  fiub." 

* 

*  * 

©u  mufft  e§  uid)t  gteidb)  übetneljmcn, 

3ßenn  t)ie  unb  ba  ein  ©ed  ju  lügen  fid)  erfüt)nt. 
ßüg’  aud),  unb  met)r  al§  er,  unb  fud)’  iljn  ju  befdjänten, 
©o  madftt  bu  bidj  um  it)n  unb  um  bie  3Mt  berbient. 

— $f*-H — 


§  er  üUidüidjt'  pdjU'r.1 

/j£iu  ©idjter,  ber  bei  <£>ofe  mar  — 

33ei  «!pofe?  ma§?  bei  fjmfe  gar? 

2öie  fam  er  beim  5U  biefer  (Sljre? 

3d)  müffte  nid)t,  ma§  ein  5ßoet, 

©in  9Jtenfdj,  ber  nidftS  bom  Dtcdjt  unb  ©taat  berftet)t, 
3Ba§  ber  bei  Jpofe  nötig  märe? 

3Ö3a§  ein  ipoet  bei  -fjofe  nötig  ift? 

3a,  ffreunb,  bu  tjaft  mot)t  red)t  ju  fragen. 

Ülidj  ärgerte,  baj)  3tuguft  ^meen  ©idjter2  gern  bertragen, 
©ie  mau  bod)  itft  fautu  in  ben  ©djulen  lieft. 


1  efjartier,  Sefretär  JtavtS  vr.  unb  5tart0  VII.  »ou  grantreid). 

a  ©emeint  fiub  Bergt!  unb  Jeoraj. 


£er  gUicftidje  Siebter.  Tie  3JMjjgeburt. 


97 


2öa§  ift’g  benn  nun  mit  jefju  Ütacineit 
llnb  Polieren?  9Ucf)t§!  gar  nid)t§!  SDer  eine  mad)t, 
man  Bei  £ofe  meint,  ber  anbre,  bajj  man  fadjt. 

$a§  Bieifjt  bem  ©taate  trefffid)  bienen, 

Saburtf)  mirb  ja  fein  ©rollen  eingeBrad)t! 

2>od)  auf  bie  ©adje  felBft  3U  fontmen. 

©in  SDiditer,  ben  ber  £of  in  feine  ©unft  genommen, 
©d)Iief  einft  Bei  Sag’  im  SouBre  ein. 

SBie  fo?  Söar  er  Beraufdjt?  ®a§  tann  mofjt  möglich  fein. 
9Jtan  fiat  in  £5?ranfreidj  guten  SBein, 

Unb  SDidjter  fotten  insgemein 

tßon  2Baf)rf)eit,  SieBe,  3Si^  unb  SBein 

©efjr  gute  greunb’  nnb  Kenner  fein. 

3$  mag  bie  SGett  nidjt  ßügen  ftrafen, 

SDrum  fag’  icfj  meber  ja  nocf)  nein. 

©’nug,  ber  ißoet  mar  eittgefdjtafen, 

Unb  mar  nidjt  fdjön,  ba§  mau  mofjt  meiden  mufj; 

SDo^  gaB  bie  Königin,  ben  ©djtaf  tfjnt  ju  Berfüfjen, 

$f)m  im  2forBeigef)n  einen  $ufj. 

„28a§",  rief  ein  ^rinj,  „ben  Blaffen  dltunb  ju  fiiffen?" 
„äStafj",  ffirad)  bie  Königin,  „Btafj  ift  er,  ba§  ift  mafjr; 
S)od)  fagt  ber  SJtann  mit  feinem  Blaffen  üftunbe 
2Jtef)r  ©d)öne§  oft  in  einer  ©tunbe 
21I§  ©ie,  mein  ißrins,  burd)§  gange  Safjr." 


fie  pifnctmrt. 

^HTrau  Orgon!"  rief  bie  fSrau  ©eBatterin, 

„^1  „2tdj  müßten  ©ie,  mo  icf)  gemefen  Bin! 

3dj  mit!  e§  Sfinen  mofjt  entbeden; 

Stttein,  ©ie  miiffcn  nidjt  erfdjredeu. 

^d)  fomme  gteid)  Bon  einer  Söödjuerin. 

Sucinbe,  baff  idj’§  furg  ergäf)te, 

Sucinbe,  bie  fo  ftofge  ©eefe, 

5Die  un§  burdj  ifjreit  ©taat  fo  oft  Befd)äntt  gentadjt, 
(Srfdjreden  ©ie  nur  nicf)t,  fjat  in  Bergangner  -Jtadjt 
(Sin  Ifinb  (Berjei-^’  ntir’3  ©ott!)  mit  langen  -jpafenofiren, 
(Sin  red)t  aBfdjeutidj  Sfinb  geboren. 

Settert.  7 


98 


ga&etn  unb  Srjctfjtimgert.  3Ioe'te^ 


Sie  ftolje  grau!  idj  richte  nicht; 

Allein  icf)  toeiB,  baB  nichts  umfonft  gefc^icf)t. 
ßucinbe  tuünfcht,  baB  eS  berfdjroiegen  bliebe, 
gd)  münfcl)’  e§  felbft  aug  9Jtenfd)enliebe; 

Sillein  bie  ©tabt  erföhrt’S ,  gebenden  ©ie  an  mid}. 
gnbeS  bemalten  ©ie  bie  .fpeimlidjfeit  für  fid)." 

grau  Orgon  eilt  bau  üjt  erfchrocfcn  ju  Sorinben; 

©ie  fragt  nach  ihrem  2öot)lbefinben 

Unb  fd)inöl)t  mit  it>r  bie  Söeiber,  bie  gern  fd)mähn. 

2öie?  füllte  fie  Sorinben  nid)t§  er^ä^len? 

sJtein,  benn  fie  fängt  fdjon  an  fid)  beftenS  ^u  empfehlen. 

Söarum  muf)  ber  23efud)  fo  halb  ju  ©nbe  gehn? 

Süelleidjt,  meil  beibe  fid)  bon  nid)t§  ju  reben  fdjämen. 
SeSmegen?  iftein,  baS  glaub’  id)  nid)t. 

Söie  füllten  bie§  fid)  Söeiber  übelneljmen, 

Sa  mancher  groBe  Wann,  gelehrt  bon  2lngefid)t, 

Oft  tagelang  bon  nicf)t§  mit  groBen  9)lännern  fprid)t? 

©o  ift  grau  Drgon  fd)on  gegangen? 

9tod)  nid)t.  iftun  aber  gel)t  fie  fort. 

Sod)  fefjt,  fie  lehrt  fid)  um:  „grau  ©d)mefter,  nod)  ein  SBort, 
©in  SBort!  ©§  foll  mid)  febjr  beriangen, 

Ob  ©ie?  —  ßucinbe  —  2öie?  ©ie  tjätten  nid)t§  gehört? 

9tid)t§,  (Sott  bergib  mir  meine  ©ünbe, 

iRid)t§  bon  ber  DliBgeburt  ber  loftbaren  ßucinbe, 

ÜJtit  toeldjer  fie  bie  Sßelt  befdfmert? 

■fpicr  fiel)t  man  redjt  bie  göttlidjen  ©erid)te! 

©in  5linb  mit  T)ärid)tem  ©cfid)te, 

Sa§  einem  |)afeit  gleicht ,  unb  einem  ißferbefuB, 

Sebenien  ©ie,  toie  ba§  erfdjredtid)  taffen  muB! 

Sltlein  ßucinbe  trntl’S  bert)el)len; 

Srum  fagen  ©ie  nur  meiter  nid)t§  babon, 

Sa§  arme  Äinb!  ©§  ift  ein  ©ol)n." 

_  Sorinbe  fagt’S  if)r  511.  Unb  bod)  fott  mir’§  nicht  fehlen, 
©ie  mirb  bie  9teuig!eit,  fobalb  fie  lann,  erzählen, 

SÖeit  jene  fie  ju  fd)ioeigen  bat. 

©ie  tljut  eS  fo  getreu,  at§  e§  grau  Orgon  tl)at. 

©rft  tjat  ba§  Jlinb  nur  .fpafenotjren, 

grau  Orgott  fd)en!t  ihm  brauf  noch  einen  i|3ferbefuB; 


®ie  @nte. 


99 


«nieitt  Sorinben  ift’S  nocl)  oiel  ju  fd)ön  geboren, 

Unb  meil  fie  roa§  Oerüeffern  muB, 
jtl)ut  fie  bem  Äinbe  ben  ©efallen 
Unb  ntadjt  ifjm  nod)  an  beibe  fpanbe  Graden. 

Gl)’  nod)  ber  ftadjmittag  üerftricfj, 

SieB  baS  ©ef)eimni§  fiel)  auf  allen  ©affen  fjören. 

Sie  alten  üftütter  freujten  fid) 
ilnb  fud)ten  fd)on  recf)t  miitterlid) 

Surd)  biefe§  3orngerid)t  bie  £öd)ter  ,]U  Befel)ten. 

5Da  mar  fein  DJtenfd),  ber  nidjt  mit  einem  ßld)! 

3)on  btefem  2öed)felBalge  fprad). 

Sie  ÄnaBen  ftritten  felBft  mit  Blutigem  ©efidjte 
©djon  für  bie  2Bal)rl)eit  ber  ©efd)id)te. 

©oBalb  al§  bieS  ber  3Jlagiftrat  erfuhr, 

©djidt’  er  ben  S-Pf)l)fifug  nad)  biefer  Kreatur. 

Gr  fant  neugierig  ju  ßucinben; 

Ültlein  anftatt  ben  2öecf)felBatg  ju  finben, 
ffranb  er  ein  moljlgeftalteS  Äinb, 

3ln  bem  bie  Obren  gröBer  maren, 

2ll§  fie  Bei  anbern  j?inbern  finb. 

Sa3  mar  bie  ÜRiBgeBurt,  ber  man  fo  mitgefaljren. 

* 

*  * 

Ser  Sörfer  unb  ber  ©täbte  ißlage, 

3krmitnfd)t  feift  bu,  gemeine  ©age! 

Sie  fdjnell  mit  bem,  ma§  fie  ju  miffen  friegt, 
©cl)eimniSboII  in  ade  Raufer  fliegt 
Unb,  menn  fie’S  breimal  fagt,  Oon  neuem  breintal  lügt. 
Gin  giftig  SBeiB,  ma§  fann  bie  nicf)t  erjälden, 

^umal,  menn  e§  ber  armen  greunbin  gilt! 

Gin  giftig  SBeiB  —  bod)  nein,  id)  mag  nid)t  fdjmüten, 
ÜJiid)  fdfredt  bie  Oiebefunft,  mit  ber  fie  anbre  fdjilt. 


(ÜBitfr. 


^fjNie  Gnte  fdjmarnrn  auf  einer  ißfülie 
Jy  Unb  fal)  am  9ianbe  ©änfe  gefju, 


Unb  fonnt’  au§  angeüornem  Söi^e 
Ser  ©pötterei  unmögtid)  miberftelpt. 


7* 


100 


fabeln  urtb  Srjäljlungeti.  ^weites  ©u<$. 


©ie  1)01)  bcn  $al§  empor  unb  lachte  breimal  laut 
Unb  fat)  um  fiel) ,  fo  mie  ein  ©ßipling  um  fid)  fdjaut, 

©er  einen  ©infalt  t)at  unb  mit  ©efdjrei  unb  Sachen 
©o  glüdlid)  ift,  itjm  ßuft  gu  ntadjen. 

©ie  ©ute  ladjte  nocf),  unb  eine  ©an§  blieb  fteffn. 

„2öa§",  fprad)  fie,  „Ijaft  bu  un§  gu  fagen?" 

,,3ld),  nidjt§!  3d)  t)ab’  end)  gugefet)n, 

$tjr  fönnt  bortrefflid)  au§märt§  getjn. 

Söie  lange  taugt  itjr  fdjon?  ©a§  moEt’  idj  eud)  nur  fragen." 
,,©a8",  fprad)  bie  ©au§,  „ioiE  id)  bir  gerne  fagen; 

SlEein  bu  mufft  mit  mir  fp  agieren  getjn." 

* 

*  * 

31) r  kleinen,  bie  iljr  ftct§  fo  gern  auf  ©röjjre  fdjmätjei, 
Sin  itjnen  taufenb  f^cb^Ter  fetjct, 

©ie  iljr  au  eud)  bod)  nie  entbcdt, 

©taubt,  bafs  au  eud)  ber  ©umpf,  in  beut  Ejr  eud)  fo  bläl)et, 
©iefelbcn  fjeljler  and)  berftedt. 

Unb  fallen  fie  ber  äöelt,  mie  eud),  unfidjtbar  bleiben, 

©o  lajjt  eud)  nid)t§  barau§  bertreibenl 

■*S— i'-fr*- 


m. 


Unb  ber  bieEeidjt,  um  anbre  fing  gu  niadjen, 

©a3  Slmt  be§  Silbernen  gemät)lt, 

(2öer  lennt  nid)t  ©iE§  berühmten  Stamen?) 

©iE  ©utcnfpiegel  gog  einmal 
Silit  anbern  über  S3erg  unb  ©t)al. 

©o  oft  al§  fie  gu  einem  23ergc  tarnen, 

©ing  ©ill  an  feinem  SBanberftab 

©en  SSerg  gang  fad)t  unb  gang  betrübt  t)inab; 

SlEein  menn  fie  berganmärtg  fliegen, 

SBar  ©ulenfpieget  boE  SSergnügen. 

„SBarum",  fing  einer  an,  „getjft  bu  bergan  fo  frot)? 
SSergunter  fo  betrübt?"  —  ,,3d)  bin",  fprad)  ©iE,  „nun  fo. 


SU.  Sieaitt. 


101 


2Benn  icf)  ben  33erg  hinunter  gefje, 

©o  ben!’  icf)  9farr  fdjon  an  bie  .fpöffe, 

S5ie  folgen  toirb,  unb  ba  bergest  mir  benn  ber  ©cfjers; 
9lHein  tbenn  icf)  bergantoärt§  gefje, 

©o  benf’  icf)  an  ba§  ©f)af,  ba§  folgt,  unb  faff  ein  -fperä." 

* 

*  * 

SBitlft  bu  bicfj  in  bem  ©lüif  nicfjt  anSgefaffen  frcun, 

Snt  Ungfücf  nicfjt  unmäßig  hänfen, 

©o  lern’  fo  ffug  toie  ©ulenffnegef  fein, 

SM  Ungfücf  gern  an§  ©füd,  im  ©füd  an§  Unglüdf  benfen. 


— 


/jffteant,  ein  lieber  SCbbofat, 

©er,  toie  e§  ifjrn  nad)  feinem  @ib  gebührte, 

©er  Unterbrüdten  ©acffe  führte 

Unb  manchen  armen  ©djclm  bom  ©algen  unb  bom  9iab 
©urcf)  feinen  2öit}  Io§  progeffierte, 

-fpaff,  toeil  man  ifjn  um  feinen  äoeiftanb  bat, 

©ie  lXnftfiuIb  gtoeener  ©iebe  retten 
Unb  brachte  fie,  toeil  er  gefdjidt  berfufjr, 

23alb  bon  ber  SJtarter  31t  bem  ©c£)tour 
Unb  burcf)  ben  ©cf)  tour  au§  tfjren  betten. 

©a§  arme  Stoff!  ©a  fielet  man’S  nun, 

2Bie  man  ber  Söelt  fann  Unrecfjt  tf>un! 

©enn  tuär’  er  nidjt  fo  treu  bie  ©ac£>e  burcfjgegangen, 

©0  fjätte  man  ba§  arme  Sßaar, 

©a§  feiner  ©fiat  faft  übertoiefen  toar, 

3n  aller  Unfcfiulb  aufgef)angen. 


$f;t  toaren  fie  nun  beibe  frei 
Unb  banften  ifjrent  SIbbofaten 
Stuf  ifjren  Jfnien  für  feine  Streu’ 

Unb  jafjlten  ifjtn,  toa§  bie  ©ebüfjren  traten, 
Unb  gaben  ifjrn,  bon  ©anfbarfeit  gerührt, 
Ob  er  gfeidj  nicfjt  3U  toenig  liquibiert, 

Sftodj  einen  SBeutef  mit  ©ufaten 


102 


fjabeln  unb  Grjätjtungett.  groeiteä  S3u<$. 


Unb  f(f)h)uren  ihm  bei  ihrer 
Söenn  beff’re  Rettert  lotnmen  foEten, 

©ah  fie  für  biefett  ©ienft,  burd)  ben  er  fie  befreit, 

Shn  reichlicher  belohnen  moEten. 

StEein  bie  9tad)t  mar  bor  ber  5t'f)ür. 

©ie  fahn  nun,  bah  fie  nicht  nah  -fpaufe  tornmen  fönnten 
©rum  gab  ber  Slbbotat  ben  rebtichen  Klienten 
3tug  ©antbarfeit  ein  3tad)tquartier, 

Söcit  fie  fo  gut  bejahtet  hatten. 

©ie§  tarn  ben  Herren  gut  ju  ftatten; 

©enn  fie  bebienten  fid)  ber  Stacht 
Unb  fnöbelten  ben  lieben  Eßirt  im  Sette 
Unb  ftat)ten  baS,  mag  fie  gebracht, 

Unb  juchten  fleifjig  nad),  ob  er  nichts  iueiter  hätte, 
©rauf  gingen  fie  ju  ihm  borg  Sette 
Unb  nahmen  höflid)  gute  Stadjt. 


§ it  Pndjifr. 

/j©itt  2öud)rer  tarn  in  turjer  Seit 
Vü'  3u  einem  gräflichen  Vermögen, 

Sicht  burcl)  Setrug  unb  Ungeredjtigfcit, 

3t ein,  er  befchmur  eS  oft,  aEein  burd)  ©otteg  ©egen. 
Unb  um  fein  bantbar  §erj  ©ott  an  ben  ©ag  ju  legen 
Unb  aud)  bieEeid)t  attS  h^gem  Stertraun, 

©ott  jur  Vergeltung  ju  bemegen, 

Sief]  er  ein  .fpoffntat  für  arme  fromme  bann. 


Snbcm  er  nun  ben  Sau  juftanbe  brachte 
ilnb  bor  beut  -fpaufe  ftunb  unb  heimtid)  überhöhte, 
Söie  fehr  berbient  er  jih  um  ©ott  unb  Strme  machte, 
©ing  ein  berfhmifjter  Sfreunb  borbei. 

©er  ©eijhalS,  ber  gern  haben  tooEte, 

©ah  biefer  fjreunb  ba§  .^aug  bemunbern  foEte, 
örvagt’  itjn  mit  freubigem  ©efhvei, 

Ob’s  groh  genug  für  Sirme  fei? 


®er  ffiudjever.  ®er  SEob  ber  glicge  imb  ber  SWiicfe  Slmijnt.  ]^Qg 


„Höarum  uidjt?"  fpradj  ber  Sreunb,  „Ijier  lömten  biel  ißerfonen 
9ied)t  feljr  bequem  beifamnten  fein; 

SDocf)  feilen  alle  bie  fjier  meinen, 

SDie  Sljr  Ijabt  arm  gemacht,  fo  ift  e§  biel  31t  Hein." 


Da:  iia  fliege  uni»  i>a  jptüika 

jf^cr  £ob  ber  fliege  f)eifjt  mid)  bidjten, 
2)er  2ob  ber  9Mde  Ijeifdjt  mein  Sieb; 
Unb  Uäglicfj  null  id)  bir  berichten, 

Söie  fene  ftarb  unb  bie  berfd)ieb. 


(Sie  fetjte  fid),  bie  junge  fliege, 
S5otC  9)lut  auf  einen  S3ed)er  2Bein, 
Qmtfdjlofj  fid),  tl)at  brei  gute  3ü0e 
Unb  fanl  bot  Suft  in§  ©la§  hinein, 


£ie  2Mcfe  fal)  bie  $reunbin  liegen; 
„$Die§  ©rabrnal",  f!prad)  fie,  „null  id)  fdjeun. 
21m  Sichte  tuitt  id)  mid)  bergnügen 
Unb  nidjt  an  einem  23edjer  Söein." 

2lUein,  berblenbet  bon  betn  Scheine, 
©ing  fie  ber  Suft  ju  eifrig  nad), 
Slerbrannte  fid)  bie  Ueinen  Seine 
Unb  ftarb  nad)  einem  furzen  2lcf»  J 

S'fjr,  bie  itjr  euren  SSrieb  51t  nähren, 

Sn  bem  Vergnügen  felbft  berbarbt, 

IRuljt  mol)!  unb  lafjt  3U  euren  ©Ijren 
9Jtid)  fügen,  baff  il)r  menfdjlid)  ftarbt. 


<r- 


^Jmtint,  ber  fid)  in  grofjer  9tot  befanb 
MV  Unb,  tnenn  er  nid}t  bie  Ipütte  nteiben  bDottte, 
S)ie  Ijart  berpfänbet  luar,  ^e^n  SHjaler  fdjaffen  füllte, 
SSat  einen  reidjen  fütann,  in  beffen  ©ienft  er  ftanb, 


104 


fabeln  unb  (Erklungen.  f5roeiteS  S3ud). 


®od)  btefeS  ttftal  fein  §er3  bor  itjrn  nidjt  ju  berfdfliefjen 
llnb  if)tn  %tf)n  Scaler  bo^ufdjiejjett. 

SDer  fRetd^e  ging  be§  Firmen  SSitte  ein; 

Denn  gleidj  auf§  erfte  Söort?  Std)  nein! 

@r  lief)  iljm  3^1,  erft  Dljränen  31t  bergieffen; 

@r  lief)  il>n  lange  troftloä  fteljn 
Unb  oft  um  (SotteStoilten  fteljn 
Unb  ätneimal  nad)  ber  Dritte  geljn. 

®r  ioarf  itjnt  erft  mit  manchem  garten  gludje 
Die  Strmut  bor  unb  fcfjlug  hierauf 
2$)m  in  bem  biden  9ied)nung§Bud)e 
Die  SJtenge  Böfer  Ddjulbner  auf, 

Unb  fut)r  il)tt  (benu  bafür  mar  er  ein  reidjer  fütann) 

SSei  jeher  ißoft  geüietrifdj  fdjauBenb  an. 

Da  fing  er  au  fidj  ju  entfdjliefjen, 

Dem  reblidjen  Stmi)nt,  ber  it)m  bie  fpanbfdjrift  gab, 

Stuf  fed>§  ißro^ent  3el)n  Dealer  borjufdjie^en, 

Unb  bie§  ipro^ent  30g  er  gleid)  aB. 

Stabern  baf;  nodj  ber  Steife  sollte, 

Do  trat  fein  f?anbmerf§ntann  Ijerein 
Unb  Bat,  tbeil’g  itjrn  an  (Selbe  fetjlte, 

©r  fottte  bod)  fo  gütig  fein 
Unb  itjrn  ben  Keinen  fReft  Besagten. 

„3rtU  triegt  i|t  nid)t§!"  fuljr  ifjn  ber  Ddjulbljerr  an; 

Sittein  ber  arme  fpanbmerlärnann 
SSat  if)n  31t  mieberljolten  SJtaleu, 

Sfjtn  bie  paar  Dealer  au§3U3at)len. 

Der  Steidje,  bem  ber  ttftann  31t  lange  ftefjen  BlieB, 

Snljr  enbiid)  auf:  ,,©e^t  fort,  Sfjr  Ddjelm,  S^r  DieB!" 
„6in  Ddjelnt?  bie§  märe  mir  nidjt  lieB. 

Sd)  toerbe  geljn  uub  Die  berllagcit; 

Slmtjnt  bort  l)at’3  gehört."  —  Unb  eilenb§  ging  ber  Sttann. 
„Stmljut!"  fing  brauf  ber  Söudjrer  an, 

„Söcnn  fie  (Sud)  bor  ©eridjte  fragen, 

Do  fönnt  3t)r  ja  mir  3U  (gefallen  fagen, 

Sftt'  l)ättet  nichts  gehört,  Sdj  mitt  aud)  banlBar  fein 
Unb  (Sud)  ftatt  3el)u  gleid)  3tnau3ig  Dealer  led)n. 

Denn  biefen  Dd)imf)f,  ben  er  bon  mir  erlitten, 

Sljttt  auf  bem  9latl)au§  aBsuBitten, 

Die§  mürbe  mir  ein  em’ger  Sßormurf  fein. 


§erobe§  unb  $erobia§ 


105 


^UT5,  tootlet  mid)  nid)t  alg  Senge  fränfen, 

So  toill  id)  (Sud)  bie  atoanaig  Sfjaler  f Genien; 

©o  fommt  Sför  gleich  aug  aller  (Suter  Slot." 

„fperr",  fprad)  Slmt)nt,  ,,id)  ^abe  feit  atoeen  Sagen 
tfrür  meine  ßinber  nicfjt  fatt  Sßrot, 

©ie  toerben  über  junger  flagen, 

©obalb  fie  mid)  nur  toieberfe|n; 

toirb  mir  an  bie  ©eele  geljn. 

Sie  ©d)ulbner  toerben  mid)  aug  meiner  glitte  jagen; 
SUtein  id)  toill’g  mit  ©ott  ertragen. 

©treid)t  (Suer  ©elb,  ba§  $tjr  mir  bietet,  ein, 

Unb  lernt  bon  mir  bie  ißfüdjt,  getoiffenfiaft  au  fein." 

— «-«fr— 


$j nrntes  uni»  gjenftfos. 


©ntljeiligt  in  bent  einen  ^aÖe 
Sm  ^eraen  audj  bie  anbern  mit. 

„£>!"  ffjridjft  bu,  „toeldje  ©ittentetjre 
©ibt  eudj  ber  (Seift  ber  ©djtoermut  ein! 

©efetd,  bafj  idj  ber  SBoIluft  bienftbar  toäte, 

SBerb’  id)  begtoegen  tootjl  ber  SJtorbfucfjt  eigen  fein?" 

3dj  glaub’  eg,  lieber  greunb ,  bu  toirft  e§  mir  beraeiljn; 
©djrift  unb  Vernunft  beraubten  biefe  Sebjre. 

Ser  Söitj,  ber  bic^  bie  28al)rf)eit  leljrt, 

Sie  Hurerei  fei  fein  Sterbredjett, 

SBirb,  toenn’g  bein  Vorteil  nur  begehrt, 

Sa§  Söort  a^gleid)  ber  2)torbfud)t  fbredjen. 

Stuf  einmal  toirb  man  nie  ber  größte  23öfetoid)t; 

Stilein  ben  ©runb  baau  fann  man  auf  einmal  legen. 
35erlet)e  nur  mit  SSorfaij  eine  Sßflidjt, 

©o  fjafi  bit  fdjon  bag  fd)redlic()e  Vermögen, 

Söoburd)  bein  §er-a  bie  anbern  brid)t. 

Söarnm  geljordjft  bu  ben  ©efctjcn? 


1  ©enfetßen  erläutert  aucfi  ber  fflogifler  in  ben  „8ärtlic§en  ®d)iueftern" 
unb  „©er  SDtnnu  mit  einem  Softer  unb  mit  nieten  ©ugeuben"  in  ben  „2)tora[i> 
idjen  G&nratteren" 


106 


gcibeln  unb  (Erstlingen.  ?)n)ette§ 


äßeil  Sott,  bet  -jpeilige,  bet  beine  2öol)lfal)tt  liebt, 

©ie  ben  Ißernünftigen  ju  it)tet  2Bol)lfai)tt  gibt. 

2)oct)  batfft  bu  ein  ©ebot  beließen, 

©o  fdjtoüdjft  bu  ja  ben  ©tunb,  auf  beut  fie  alte  ftcl)n. 
2Bag  fann  fid)  bit  benn  toiberfetjen, 

©idj  uidjt  an  allen  31t  betge^n? 

D!  mett’  eg  bodj,  nodj  unfdjulbgbotle  $ugenb! 

3d)  bitte  bid),  0  ntetf  eg  bit! 

©g  gibt  nidjt  uteijr  alg  eine  ©ugenb 
Unb  alg  ein  Saftet  neben  i'fjt. 

.jpaft  bu  ben  Siorfat)  nidjt,  nadj  alten  ^ed’gen  ißftidjtcn 
©id)  in  unb  aufjer  bit  ju  tickten, 

©0  prange  t)ier  unb  ba  mit  guter  ©igenfdjaft, 

©ein  <j?et3  ift  bod)  nicf)t  tugenbfjaft. 

©0  oft  bit’g  magft,  nur  eing  bon  ben  ©efeijen, 

SÖeil  e§  bein  .Sjetj  betlangt,  mit  Slotfatj  31t  betteten, 

©0  fdjmäd)ft  bu  alter  ©ugenb  straft 
Unb  bift  bei  ljunbert  guten  Staaten, 

©ie  Hoffnung  ober  f$urdjt,  Dtuljm  unb  9iatur  bit  raten, 
SSor  ©ott  unb  bet  tßernunft  bod)  böllig  Iaftert)aft. 

£)  Sugenb!  faff ’  bod)  biefe  Seiten, 

3^t  ift  bein  £>et3  gefd)icft  ba3U. 

©ein  tteinften  Saftet  bot3umet)ten, 

©ie  ©ugenb  emig  3U  bereiten, 

©ei  niemanb  eifriger  alg  bu! 

©urdj  fie  fteigft  bu  3um  göttlichen  ©efd)led)te, 

Unb  oljne  fie  finb  Könige  nur  Änedjte. 

©ie  macht  bit  erft  be§  Sebeng  Slnmut  fd)ön. 

©ie  tbitb  bei  mibtigern  ©efd)ide 
©id)  übet  bein  ©efdjid  ert)öt)n. 

©ie  tbitb  im  leijten  Slugenblide, 
äßenn  atte  traurig  bon  bit  get)u, 

3n  t)immlifd)et  ©eftalt  311  beiuet  ©eite  ftet)n 
Unb  in  bie  Söett  bet  fet’gen  .jpetrlid) leiten 
©en  ©eift  tneil  fie  it)n  liebt,  begleiten. 

©ie  toirb  bein  ©cl)iuud  bot  jenen  ©eiftetn  fein, 

©ie  fid)  fdjon  auf  bein  ©tiid  unb  beitten  Umgang  ftettn. 
Q  üOtenfcl)!  ift  bit  bieg  ©lüd  3U  !lein, 

Um  fttengc  gegen  bid)  3U  fein? 


§erebeS  unb  §erobia3. 


107 


9hmmeJ)t  mag  un§  ein  matfreS  Sßeifpiel  lehren, 

SBie  alle  ßafter  fid)  bon  einem  Saftet  nähten. 

* 

*  * 

£>erobia§,  toie  un§  bie  ©djrift  erjäfjtt1, 

SSracf)  bem  bie  Streu’,  mit  bem  fte  fidj  DermäJjIt, 

llnb  (fing  an  feines  23rubet§  ©eite 

SE)er  Neigung  nad),  bie  aud)  ein  .fpeibe  fcffeutc, 

Unb  bie  ber  -fpof,  ber  gern  mit  2Borten  fpielt, 
fyür  SürtlidfJeit  unb  nic£)t  für  Unpdft  Jjielt. 

SDod)  lafjt  bie  ©dfmeidjler  fned)tifd)  fpredjeit. 

3ot)anne§  föntmt  an  -fpof.  J?ein  St^ron  öerblenbet  ifjit, 

Söon  bem  baS  ßafter  ftraJjlt.  (Sr  fieJjt  e§  unb  fpridjt  tüljn: 
„SDu  Ijaft  be§  SßmberS  2ßeib;  bie§,  gürft,  ift  ein  Sßerbredfen!" 
©o  reb’t  ein  dJtann,  aus  bem  ber  (Seift  ber  Stugenb  fpricift. 
Sur  Sftieberträdftigfeit  reijt  ilfn  ber  SEIjron  ju  toertig. 

(Sr  fürd)tet  (Sott  meffr  al§  ben  $önig 
llnb  ^ält  ben  SJtut  für  feine  größte  $pflid)t, 

Söenn  er  jit  beffen  (Stjre  fpridjt, 

SSon  bem  mit  un§  bie  Könige  ber  (Srben 
2lu§  gleidfem  ©taub  gebilbet  merben. 

©o  breift  fprad)  gadfatiä  ©oJjn; 

SüHein  ber  Werter  marb  fein  ßolfn. 

(Sin  SBiberruf  Jönnt’  itjn  barauS  erretten; 

SDod)  nein!  ein  Stugenbfreunb  liegt  lieber  frei  an  .fetten, 
2tl§  ftlabifd)  um  ber  dürften  SOjron. 

©o  frei  inbeS  SotfanneS  and)  gefprodjen, 

©o  blieb  er  bod)  bem  dürften  mert. 

SDenn  felber  ber,  ber  jebe  üjßflidft  gebtodfen, 

Söirb  burd)  ein  -fpetj  gereift,  ba§  (Sott  unb  Stugenb  etfrt. 
©in  IjeimlidfeS  (Sefü|l  tfeifft  il;n  bieS  <£>er3  nod)  lieben 
Unb  fid),  bajj  er’S  nidft  Jjat  nod)  Jjaffen  fann,  betrüben. 

Unb  alfo  fdfeint  ber  $ürft  nod)  tugenbljaft  gu  fein, 

©o  feljr  iJjn  aud)  fein  ßafter  eingenommen. 

SBemt  er  unjiidjtig  ift,  ift  er  brurn  graufam?  9tein! 

SDod)  lafjt  nur  einen  Umftanb  Jommen, 


5  SuE.  VI,  17  ff. 


108 


gabeCtt  unb  ®rjäljlminen.  3roe’te®  ®udj. 


©o  toirb  et’S  bodj  au§  SBolluft  fein, 
ßettt  Saftet  herrfdjt  jemals  allein, 

Unb  bu  begingft  öietCeicfjt  toie  et  ba§  gröfjte, 

SBätft  bu  pm  größten  nicht  ju  Hein. 

©et  fjürftin  ©ochter  tanjt  an  einem  fjrteubenfefte. 

©et  fpof  betounbert  fie.  fperobeS  toirb  entjütft 
Unb  fü^lt,  inbem  et  fie  erblidt, 

©et  EJtutter  SSlid  in  ihrer  ©odjter  SSIidEe. 

(5t  toinlt  bet  ©alome:  „(Sebent  itjt  beinern  ©lüde, 

Unb  bitte,  toa§  bu  toillft;  füt  meine  Sieb’  unb  bict) 

Sft  nichts  ju  gtofj  unb  nidjtS  ju  löniglidj." 

©ie  ©ochter  eilt  mit  frohen  ©dritten 
■Su  bet  .jperobiaS  unb  fragt:  „2öaS  fott  ich  bitten?" 

„SSitf  um  beS  ©äuferS  trojdg  -fpaubt." 

£)  (Sott!  toet  hätte  baS  geglaubt? 

Sft  für  ein  toeidjeS  ^erj  unb  füt  betbuhlte  23lide 
©in  blutig  «Ipau^t  ein  teijungSbotleS  ©lüde? 

©in  Söeib,  baS  fonft  bie  lleinfteu  ©chmerjen  fdjeut, 

Sinb’t,  ba  bie  Söottuft  ihr  gebeut, 

©elbft  SöoEuft  in  bet  ©raufaudeit, 

Unb  lehrt  zugleich  bie  ©ödster  ein  Verbrechen? 

fperobeS  hört  ben  Söunfd),  etfcbjtidEt  unb  toitb  betrübt, 
SGBeil  et  ben  frommen  ©äufer  liebt; 

Slllein  bet  ^ürftenftolj  toeift  ihn  auf  fein  Verbrechen. 
fpat’S  nicht  bet  -fpof  gehört?  Vift  bu  nicht  fpert  unb  fjrürft? 
Söitb  fid)  ^erobiaS  nicht  gleidj  butdj  ^altfinn  rädjen, 
Söofetn  bu  nicht  ben  Söunfdj  erfüllen  toirft? 

©ebeut,  fptadj  feine  Vranft,  unb  eilig  toilligt  er 
Sn  biefeS  graufame  Vergnügen. 

Vtan  bringt  beS  ©äuferS  fpaufd  auf  einet  ©djüffel  her. 

£>iet  fiehft  bu  ja,  toie  halb  nach  leichter  ©egentoehr 
Sn  einem  Saftet  alle  fiegen! 


Ser  greigetft. 


109 


fpr  «gmgetpL 

'jftjt,  bie  it)t  nad)  bet  Sugenb  ftreBet, 

^  3t)t,  bie  itjr  bem  getjorfam  feib, 

äöag  bie  Sernunft  unb  mag  bte  ©djrift  gebeut, 

6-in  Sreigeift  tad)t  eud)  aug,  bafj  if)t  fo  fftabifth  lebet. 
„Sßag  fudjt  itjr?"  fragt  er  eud);  „nidjt  bie  Sufriebenfjeit? 
Sft’3  möglich,  fid)  fo  ju  Betrügen? 

Um  eud)  Bergniigt  §u  feffn,  raubt  if;r  eud)  bag  Vergnügen? 
Stjr  fud)t  bie  Sut)’  unb  finb’t  fie  in  ber  Saft, 

|>afjt,  mag  it)t  liebt,  unb  lieBet,  mag  itjr  tjafjt 
<£>aBt  itjr  Sernunft?  Sfd)  gtoeifle  faft. 

Sie  ^reitjeit  in  ber  Sugenb  fittben, 

Sa§  tjeifjt,  um  frei  p  fein,  fid)  erft  au  betten  Binben. 

„Sriugt  burd)  beg  SBergtauBeng  9tacf)t, 

Sie  eud)  jju  finftern  .köpfen  utadjt; 

Solgt  ber  Satur,  geniest,  mag  fie  eud)  fdfenfet; 

6ud)t  nidftg,  atg  mag  djr  münfdjt;  fließt  nid)tg,  atg  mag 

eud)  träntet; 

Sentt  frei  unb  leBet,  mie  itjr  beutet, 

Unb  geBt  nidjt  attf  bie  Sporen  ad)t. 

Ser  ipöBet  ift  ber  gröfjte  fpattf’  auf  erben, 

Son  biefent  reijjt  eud)  log.  ®r  meifj  nid)t,  mag  er  glaubt, 
■fpätt  feinen  SrieB  für  unertauBt 

Unb  fiefjt  nidjt,  bafj  er  fid)  fein  ©tiid  aug  SUtjfucljt  rauBt; 
©onft  miirb’  er  nicf)t  fo  aBergläubifdj  mcrben. 

„Smm  fajjt  ben  turnen  Unterricht: 
äöag  biete  glauben,  gtauBet  nid)t. 

©ie  glauben  eg  aug  Srägheit  nic£)t  ju  prüfen; 

Sod)  ein  Sernünftiger  bringt  in  ber  äöatjrtjeit  Siefen, 
äöag  ift  bie  ©djrift?  äöag  teeret  fie? 

©in  traurig  SeBeu,  reid)  an  3Jtüt)’, 

Unb  ätätfet,  bie  mir  auf jufd^Iiof^eu 
6rft  ber  Slernunft  entfagen  ntüffen. 
äöag  ift  bag  mad)tige  ©emiffen? 
ein  Sing,  bag  bie  ©rptjung  fdjafft, 
ein  tjedig  ©1‘Bteit  alter  Stöben; 

Sod)  bie,  bie  miffen,  mag  fie  reben, 

©mpfinben  nidjtg  bon  feiner  .draft. 


110 


fabeln  utib  SrjcifUungen.  groeUeä  S8ucf). 


„Sfotgt  ber  fJtatur.  Sie  ruft;  toa§  !ann  fie  anber§  mollert, 
2113  baj}  mir  it)t  gelfordjen  fotten? 

©ie  Sutdjt  erbadjte  jRecfjt  unb 
Unb  fcfjuf  ben  Fimmel  unb  bie  .jpölle, 

©et}t  bie  Sternunft  an  if)te  (Stelle: 

2Öa3  feljt  it)r  ba?  ben  -fpimmel  unb  bie  -jpöEe? 

O  nein!  ein  meibijd)e3  ©ebidft1. 

Sofft  bod)  bet  SBett  if)t  !inbifc£)e§  ©efdfmätje. 

2ßa3  jeben  rut)ig  nracfjt,  ift  jebe§  jein  ©ejetje; 
fDtelfr  glaubt  unb  braucht  ein  kluger  nid)t." 

5Die§  tuar  bet  2öit},  mit  beut  in  feinem  Seben 
Sin  Steige  ift  fein  ©Aftern  ermie§, 

©ie  ©ugenb  tion  bem  ©fjtone  ftiefj, 

Um  nut  fein  Saftet  btanf  gu  lieben. 

©ein  böfe§  jperg  mar  il)m  SSetnunft  unb  ©ott, 

Unb  bet  am  Stenge  ftarb,  mar  oft  be§  Sted)en  ©pott. 

©ein  Snbe  fam;  unb  bet,  ber  nie  gegittert, 

Söatb  plöljlid)  burdf  ben  ©ob  erfdjüttert. 

©a3  ©d) reden  einet  Smigfeit, 

Sin  fftidjter,  ber  al§  ©ott  iljm  fludjte, 

Sin  Slbgtunb,  meldjer  it)n  fd)on  gu  berjdjlingen  fud)te, 
Serftörte  ba§  ©tjftem  totlütljner  ©idjerljeit. 

Unb  bet,  bet  fonft  mit  feinen  tjotjcn  Seiten 
©er  gangen  2Mt  gu  miberfteljn  gernagt, 

Sing  an,  bet  5Dtagb  gebutbig  gttgufjören, 

Unb  lief}  bon  feinet  frommen  9Jtagb, 

ber  er  taufenbmal  „bu  d)tifttid)  ©ier"  gejagt, 

©id)  mibetlegen  unb  belebten2. 

©0  ftarl  finb  eines  S^eigeift’3  Seiten! 


— $ - 


1  SD.  I).  Erbietung,  ©rfinbung. 

5  ®gl.  itt  ben  „SioraHftfjen  SBorlefungett"  (III.  ißoriefung):  „@«urin,  ber 
uortrefflirfje  Saurin,  Jaget,  er  fjabe  leinen  gretgeift,  teinen  o£)tte  2luänal;me  ge= 
tannt^,  ber  nid)t  auf  feinem  SEobbctte  fein  Stjfiem  tuiberrufen  unb  oerabfdjeuet 


®nä  S3ermiictjtni§.  ®ie  ©utttjat. 


111 


fns  in'utndjtuts, 

'TjXtont,  ber  in  bet  SBeft  ba§  grafe  ©füd  erlebt, 

A'  ®a§  dürften  oft  ben  Ritten  laffen  müffen, 

©a§  ©lücf,  Don  einem  g-teunb  ficf)  treu  geliebt  31t  miffen, 
Oront,  ber  ficf)  bie§  ©lücf,  fo  arm  er  mar,  erftrebt, 
äßarb  traut,  ©ein  tluger  Slr^t  fab)  ait§  berfcfjiebnen  gaffen, 
©aff  feine  Oiettung  mögüd)  mar, 

©röffnete  bem  Traufen  bie  ©efafjt 
Unb  fjieff  il)n  balb  fein  <fpau§  befteffen. 

Orant,  ber  ficf)  nunntefjr  bem  ^rbifdjen  eutjiefjn 
Unb  frei  im  (Seift  ben  ©ob  ermatten  motfte, 

23at,  bafj  man  feinen  gteunb  ifjm  eifigft  rufen  fofXte. 

©ein  greunb,  fein  iflpfabeg,  erfcbjieu. 

,,2Icf) !'"  fprad)  Orant  naef)  järtfidjem  Umfaffen, 

,,3cf)  fterb’,  unb  ma§  mir  ©ott  berliefjn, 

Söitf  icf),  mein  greunb,  bir  fjinterf  affen: 

Oir  taff  id)  meinen  ©of)n,  if)n  rebfief)  31t  ergiefm, 

Unb  meine  Stau,  fie  311  ernähren; 

©enn  bu  berbienft,  baff  fie  bir  angefföten." 


i*tb  ©uttyat. 


^MAie  rüfjntficf)  ift’§,  bon  feinen  ©cbjä^eu 
(Sin  Sßfleger  ber  23ebrüugten  fein 


Unb  lieber  minber  fid)  ergeben, 
31X3  arme  23 rüber  nid)t  erfreun! 


SSeaten  fiel  fjeut  ein  Vermögen 
SSon  ©onnen  ©ofb3  burd)  ©rbfcbjaft  31t. 
„9fun",  fprad)  fie,  „fjab’  icf)  einen  ©egeit, 
Sion  bem  id)  3lrmeit  ©ute§  tf)ü’.'' 


©ie  fpraef)’©  ©feid)  fdffidj  31t  feinem  ©fitdc 
©in  fieefjer  Sllter  bar  if)r  <§au§ 

Unb  bat,  gef  nimmt  auf  feiner  Prüfte, 

©id)  eine  f feine  Sßoffftfiat  au© 


112 


gafcetn  unb  ®rjä^Umgett.  vjroeiteä  Sud). 


©ie  toarb  burct)brungen  bon  ©rbarmen 
llnb  füllte  recht  be§  Sirmen  Stot. 

©ie  meinte,  ging  unb  gab  bem  Firmen 
©in  großes  ©tücf  berfchimmelt  äSrot. 


gier  gtmtMbal. 

/£in  Jlanbibat,  ber  gern  befördert  merben  toollte, 
ßag  einem  febjr  berühmten  fDtann, 

©er  biel  berutodjt’,  inftänbig  an, 

©aff  er  fein  ©liid  ihm  machen  füllte, 

llnb  reifte,  meil  ein  ißlat;  im  Statftuhl  offen  mar 

©ent  ©önner  eine  SBittfcfjrift  bar. 

©er  ©butter  la§  fie  burcf)  unb  la§  fie  mit  SSergniigen. 

„@§  tränft  mich",  fing  er  an,  unb  natjm  ihn  bei  ber  -fpaub, 
„©aff  id)  ©ie  et)er  nidit  getannt. 

3dj  lieb’  unb  et)re  ben  Slerftanb; 

©ie  füllen  biefe§  Slmt  bor  alten  anbern  Iriegen." 

©r  fprad)  barauf  mit  ihm,  unb  ma§  ber  Jüngling  fpvad), 
Sperrtet  ben  beften  ©eift,  gefctjaffen  junt  ©tubieren, 

3unt  größten  Slmte  nicht  31t  fdjmad) 

Unb  toert,  bie  anbern  3U  regieren. 

,,Sld)!"  f ftrad)  ber  ©önner  ganj  erfreut, 

„Slun  !enn’  id)  ©ie,  ba§  Sind  ift  $hre." 

Unb  in  ber  größten  $reunblid)leit 

©ing  er  mit  ihm  bi§  bor  bie  3thül'e- 

<f?ier  bot  ber  Jüngling  il)m  ein  grofjeS  ©olbftiid  an, 

Hut  fichrer  ttod)  31t  gel)tt.  „Sicht",  fprad)  ber  toadre  SSlautt, 
„Nunmehr  fotl  biefeä  Slmt  nidjt  Stjre; 

©enn  toer  ©efdjettle  gibt,  nimmt  fie  auih  miebcr  an; 

3h*  -£>e*5  ift  fchled)t."  £>ier  griff  er  nad)  ber  St^üre. 


gib  frijlmum  pöiidjcn. 


©ie  Sitte  hielt  3U  ihrer  SSiuhuten  iplage 
©ehr  toenig  bon  ber  SStorgenruh’. 


®er  flnnbibflt  Sie  fdjCcittctt  SJMbd&en. 


113 


ßautit  fräste  noch  ber  <fpctf)n  Bet  frühem  Sage, 

©o  rief  fie  fdjon:  ,,©tel)t  auf,  if)r  SMbchen!  e§  ift  foät, 
®er  -&aljn  ^at  fcfjon  ätoeimat  gefrönt." 

3)ie  SJtäbdhen,  bie  fo  gern  noch  mehr  gef  Olafen  Ratten 
(®enn  üBerf)auf>t  fagt  man,  ba£  e§  fein  Stäbchen  gibt, 
2)te  nicht  ben  ©dflaf  unb  Ufr  ©efidjte  liebt), 

5Die  toanben  ftcf)  in  ihren  meinen  IBetten 

Unb  fdftouren  bem  Berbammten  ^a^n 

®en  Sob  unb  traten  ihm,  ba  fie  bie  Seit  erfaßt, 

Sen  ärgfteu  Sob  rad)fücfjtig  an. 

3<h  f)aB’§  gebaut,  bu  guter  .fpahn! 

©rprnter  ©chönen  ihrer  3tacf)e 
$ann  fein  ©efct)öBf  fo  leidet  entftiehn. 

Unb  ihren  Sorn  fid)  p3ujiet)n, 

3ft  leiber  eine  leichte  ©ache. 

Ser  arme  .fpahn  mar  affo  au§  ber  Söett. 

StergeBenS  nur  marb  Bon  ber  Sitten 
©in  fdjarf  ©jarnen  angeftettt. 

Sie  SJtäbcfjen  traten  fremb  unb  fchatten 
Stuf  ben,  ber  biefen  SJtorb  getrau, 

Unb  meinten  enbtict)  mit  ber  Sitten 
9tecf)t  Bitterlich  um  ihren  4?af)n. 

Sittein  ma§  ^alf’S  ben  f flauen  Äinbern? 

Ser  2:ob  be§  .g>ahn§  fottt’  ihre  tßtage  minbern, 

Unb  er  Bermehrte  fie  noch  mehr. 

Sie  33afe,  bie  fie  fonft  nicht  eh’  im  ©chtafe  ftörte, 

SII§  Bi§  fie  ihren  .fpauShafp  höl'te, 

SBuBt’  in  ber  Stacht  itjt  nicht,  um  metctje  Seit  e§  mär’; 
Slttein,  meit  eS  ihr  Sitter  mit  ft  et)  Brachte, 

Sah  fie  um  SJtittemacht  ermatte, 

©0  rief  fie  bie  auch  fcfjon  um  SSlitternacht, 

Sie,  fpäter  aufpftehn,  ben  $an§hahn  umgeBracfjt. 

* 

*  '* 

äöärft  bu  fo  flug,  bie  fleitten  plagen 
Se§  ßeBenS  mittig  auSpftehn, 

©0  toürbeft  bu  bich  nicht  fo  oft  genötigt  fehn, 

Sie  gröfjern  ÜBel  p  ertragen. 

— # — 


(SeCCert 


8 


114 


gabeln  unb  grjäfjlungen.  groeiteä  S3uc§. 


(üptctet*1 

^trVrlangft  bu  ein  gufriebneS  -fperj, 

K)  ©o  lern’  bie  Äunft,  bid)  ftoi^cf)  ju  befiegen, 

Unb  glaube  feft,  bafj  beine  ©innen  trügen. 

Ser  ©djmerj  ift  in  bet  Stjat  fein  ©djmerj, 

Unb  ba§  Sergniigen  fein  Vergnügen; 

©obalb  bu  biefe§  glaubft,  fo  nimmt  fein  ©lücf  bid)  ein, 
Unb  bu  mir  ft  in  ber  größten  ipein 
Sod)  allemal  jufrieben  fein. 

„Sa§",  fprid)ft  bu,  „fann  idj  fdjtner  Perfteljen. 

3 ft  aud)  bie  ftolje  SöeiSljeit  maljr?" 

Su  foHft  e§  glcid)  bemiefett  fefjen; 

Senn  Spictet  ftettt  bir  ein  SBeifpiel  bar. 

2fön,  al§  er  nodj  ein  ©flaüe  mar, 

©djlug  einft  fein  fperr  mit  einem  ftarfen  ©tabe 
^meirnal  fetjr  fjeftig  auf  ba§  Sein. 

„.•perr",  fprad)  ber  s$f)ilofoplj,  „idj  bitt’  3fjn,  lafj  Sr’S  fein, 
Senn  fonft  jerfdjlägt  Sr  mir  ba§  Sein." 

,,©ut,  meil  id)  bir’S  nod)  nidjt  jerfdjlagen  Ijabe, 

©o  foll  e§",  rief  ber  fperr,  „benn  gleid)  jerfdjlagen  fein." 
Unb  brauf  jerfdjlug  er  ifjm  baS  Sein, 

Socf)  ©pictet,  anftatt  fid)  3U  beflagen, 

Sritrg  ruljig  an:  „Sa  fielet  ©r’S  nun! 

4?ab’  idj’S  nidjt  gefagt,  Sr  mürbe  mir’S  jerfdjlagen?" 

* 

*  * 

SieS,  Stenfd),  fann  ,genon§2  SMSljeit  tljun! 

Sefiege  bie  Satur  burd)  biefe  ftarfen  ©rünbe; 

Unb  miEft  bu  ftetS  jufrieben  fein, 

©0  bilbe  bir  ergaben  ein, 
ß u ft  fei  nidjt  ßuft  unb  ipein  nidjt  5ßein. 

„ülttein",  fpridjft  bit,  „meun  id)  ba§  ©egenteil  empfinbe, 
2öic  fann  id)  biefer  Steinung  fein?" 

SaS  meifj  idj  felber  nidjt;  inbeffen  flingt’S  bod)  fein, 

Srotj  ber  Satur  fid)  ftetS  gelaffen  fein. 

■~S— •— S*- 


1  ©plctet,  Silane  be$  gpaptirobitoS,  ftoif^er iprplofopl^.  Start  unter  §abrian. 

2  ,8enon,  griedjifc^er  ipfjilofopl),  ber  Stifter  ber  ftoifdjen  Schule,  gebürtig 
auä  flittiou  auf  Eppent,  lebte  non  340  —  260. 


epictet.  etpitt.  ®a§  §ofpital. 


115 


©Ipttt. 

/piu  ©toBer  in  Sitten,  bet  lein  SJerbienft  befaB, 

Vir  21I§  baft  et  borneBtn  trau!  unb  aB 
Unb  fein  ©efd)led)t  311  rühmen  nie  bergaB, 

Verlangte  bod)  ben  IftuBm  gu  Baben, 

2U§  Bätt’  er  mitüid)  groBe  ©aben. 

Senn  maudier,  bet,  menn  iBn  nic£)t  bie  ©eburt  ei'BöBt’, 
Sa  ftiinbe,  mo  fein  ©BriftopB  fteBt, 

Unb  faum  jum  Siener  tüdjtig  märe, 

«fpält  befto  meBr  auf  fftuBm  unb  ©Bre, 

$e  breifter  ficb)  fein  fpetj  trotj  feinem  ©tolj  crfüBut 
Unb  iBm  oft  fagt,  baB  er  fie  nicfjt  berbient. 

3n  eben  biefer  ©tabt,  in  ber  ber  ©roBe  iooBnte, 

2®ar  ein  ifßoet,  ber  bie  33erbienfte  prie§, 

Sie  Sugenb  burd)  fein  ßieb  beloBnte 
Unb  burd)  fein  Sieb  unfterbticB  toerbeit  BieB; 

Sen  bat  ©Ipin,  iBn  ju  befingen. 

,,©ie  fönnen",  fptadj  ber  groBe  9Jlann, 

„Surd)  meinen  fftatnen  fict)  sugteicf)  in  ülnfeBn  bringen." 

„Ültein  fpert",  rief  ber  ißoet,  „e3  geBt  unntöglidj  an. 
Sfd)  Bab’  au3  ©igenjinn  einft  ein  ©elübb’  getBan, 

5tur  ba§  äterbienft  unb  nie  ben  tarnen  ju  befingen." 

— — 

$j0|fntaL 

/jßdmite  toar  jur  SBitme  toorben 

Unb  naBm  fid)  bor,  nid)t  meBr  ju  fvein. 

Sttteiu  fie  mar  nod)  jung;  ma§  macBt  man  ganj  allein? 

bäcfjte  bod),  fie  fönnte  mieber  frein. 

Ser  SBitmenftanb  ift  ein  betrübter  Ctben. 

©Imite  faB’3  unb  fcBritt  jur  jmeiten  2ÖaBl. 

21Uein  fie  mar  ba§  erftemal 
9iicBt  gar  ju  mol)l  bertoaBret  morben. 

Senn  leibet  finb  bie  feiten  fo  betrübt, 

SaB  e§  biel  böfe  dJlanner  gibt. 

©Imite  tljat  bal)er  ein  feierlich  ©eliibb’ 


8* 


116 


fjfafietn  uitb  @rjä§Itmnett.  s^roeitc?  SUitcfj. 


gnbem  fie  fid)  jur  gtoeiten  ©f)e  fdjidte: 

©ie  mollte,  rnenn  eS  if)r  mit  ifjrem  DJtanne  gfüdte, 

(Sin  ^)ofpita£  für  fromme  DJtänner  Baun; 

©enn  fie  toar  reid).  Unb  furj,  fie  lief;  fid)  toieber  traun. 

£)  rneldje  ßuft  erfolgt  oft  nacf)  bem  ßeibe! 

©aS  mar  ein  DJtann,  ein  attertieBfter  dRann! 
gromm  mie  ein  Äinb,  gefällig  mie  bie  greube, 

Unb  ber  auf  nicf)t§  als  if)r  Vergnügen  fann. 

Sßie  t)ätte  fie  fiel)  it;n  beim  Beffer  münfdjen  mögen? 

©ie  lief;  gefdfminb  beu  ©runb  jum  fpoffntale  legen. 
SSier  Söocfjen  ftridjen  l)in.  Diun  mar  ber  ©rttnb  gelegt, 
Unb  Balb  mirb  man  baS  erfte  ©tocfmerf  fefjen; 

©od)  nein,  (Emire  fömmt  unb  Ijeifjt,  Born  .gorn  Bemegt, 
©ie  DMurer  auSeinanber  gefjen. 

2ßie!  fottt’  eS  nid)t  mefjt  gut  in  ifjrer  (E)e  fielen? 

©aS  fann  nicf)t  möglidj  fein,  fie  finb  fa  faum  getraut! 
9iun  furj  unb  gut,  eS  marb  nidjt  fortgeBaut; 

Unb  ungefähr  nacf)  einem  BjatBen  Starre 
2ag  biefer  DJfann  aud)  auf  ber  SSaljre. 

©er  lieBe  ÜJtann! 


©ie  grau  fdjmört  ©tein  unb  SBein, 
gf)r  ßeBelang  nid)t  mef)r  ju  f rein ; 

Unb  bod)  mar  fie  nad)  jmeiunbfunfätg  äöodjen 
(©er  S5au  mufj  ja  Bolleubet  fein!) 

SSereitS  baS  britte  iDtal  Berfprodjen. 

£>,  bas  mar  erft  ein  mürbiger  ©emaf)I ! 

SSerftänbig,  järtlid)  unb  BerBinblidj, 

5Rid)t  eigenfinnig,  nidjt  empfinbÜcf) ; 

(Sr  Bat  ba  nur,  mo  jener  milb  Befaßt; 

©ie  33fide  feiner  grau  erfüllt’  er  als  33efef)le. 
ßurä,  Beibe  maren  redjt  ein  -jperj  unb  eine  ©eelc. 

©ie  gute  grau!  id)  gönn’  ifjr  biefen  dltann. 

Sllleiu,  fie  mollte  bod)  nidjt  trauen; 

©ie  fing  itidjt  gleidj,  mie  eljmalS,  an  ju  Bauen. 

Sd)  lobe  fie  barum  unb  Ijätt’  eS  felBft  getfjan; 

©er  genfer  mag  ben  DMnnern  trauen, 

Sßenn  man  fo  Ieid)t  ^mcinia!  fid)  irren  fann. 


®er  betrüMe  SBitiuer. 


117 


©ie  fanb  nunmehr  nadj  einem  falben  3afjre 
Den  ©alten  nodj  fo  Iieben§mert, 

3U§  an  bem  Sag’,  ba  er,  gefragt  bor  bem  Stftare, 

Stjr  burdj  ein  feufjenb  3a  fein  järtlidj  ^erj  erflärt. 

$er  33au  toirb  fortgefefct  3d)  fef)’  ©Imiren  fommen; 

Söie  freunblidj  fiet)t  fie  bic§ntal  an§! 

„Sldj,  5Dieifter,  förbert  bocf)  ba§  |jau§! 

Söarum  Ijabt  3tjr’§  benn  angenommen? 

3d)  geb’  ©udj  ja  ba§  Selb  borau§; 
ßafjt  bocf)  nod)  mefjr  ©ef elfen  fommen!" 

©i,  ba§  gefjt  gut!  3d)  fann  midj  nidjt  genug  erfreun; 
Da§  muff  ein  redjter  ©fj’utann  fein! 

Die  fDläurer  förbern  ficf) ,  unb  binnen  bieraefjn  Dagen 
©iefjt  man  ba§  erfte  ©todmerf  ftebjtt : 

Unb  nun  fäfjt  fidj  ©Imire  toieber  fefjn. 

99ian  fief)t’§  ifjr  an,  fie  l)at  ettba§  ju  fagen; 

DUetteidjt  faf)  fie  bie  9Murer  muffig  ftefjn? 

Denn  feiber  pffegt’S  fo  fjeraitgefjn. 

SSieHei(f)t  T^at  man  am  23au  etu>a§  berfefjn? 

Da§  fottte  micf)  bocf)  fefbft  berbriefjen. 

3tjt  öffnet  fie  ben  9Jtunb;  nun  mirb  fidj’§  geigen  ntüffcn 
„Sfdj",  fangt  fie  heftig  an  31t  fdjrein, 

,,«g)ört  auf,  unb  reifft  ben  ißfunber  ein! 

3dj  taffe  feinen  ©fein  mefjr  tragen; 
äöofitr  b  erb  aut’  id)  benn  mein  ©efb? 

3ür  düänner,  bie  bie  ttöeib  er  Etagen? 

Denn  anbre  gibt’3  nidjt  auf  ber  2Mt." 

Die  böfe  grau !  91c an  füllte  fie  berffagen. 


§er  betrübte  Jllltfttier. 

Jn  Poitou  (id)  tritt  mit  fjfei^  bie  ©egenb  nennen, 
Damit  fid)  bie  befragen  fönnen, 

Die,  menn  ein  ffeiner  Umftanb  fefft, 

©djon  jtbeifefn,  ob  man  tua'fjr  ergäfjtt), 

3n  ißoitou  lieb  ein  ft  ein  9Jcann  fein  2Mb  begraben. 
Sittein  man  uterf’  e3  tnoftt,  man  ift  in  ißoitou; 


118 


gabeln  unb  Cvjäljluugen.  gineiteä  ®ucb. 


5Da  getft  e§,  mentt  fie  Seiten  f)aben, 

©o  prächtig  mie  bei  un§  ntcf)t  3U. 

SStan  fteibet  fie  gefdfminb  mit  {einen  ©terberöden 
llttb  trägt  beit  ©arg,  ofpt’  itjn  erft  juijubeden, 

Sin  ben  für  it>n  beftimmten  £)rt. 

©o  trug  man  aucf)  ben  offnen  ©arg  ifit  fort. 

2)od)  ma3  gefct)iet)t,  inbent  fie  it)n  fo  tragen? 

SDer  2eid)eumeg  ging  bidjt  an  einer  ^>ede  tfin; 
fpier  ritjt  ein  5Dorn  bie  tote  grau  in§  ßintt. 

Stuf  einmal  fängt  fie  an,  bie  Stugen  aufjufdjtagen, 
Unb  ruft:  „2öot)in  modt  itjr  mid)  tragen?" 
fpier,  beud)t  midf,  t)ör’  id)  biete  fragen: 

2öie  taut  bie  gute  grau  jurtid? 

<£>ielt  e§  ber  91tann  audf  für  ein  ©lüd, 

SDie  fpälfte  mieber  ju  befomtnen, 

2)ie  ifjm  ber  2mb  jubor  genommen? 

2öie  mag  itjm  mot)t  getoefen  fein? 

3)a§  teilte  toirb  man  gleicf)  erfahren. 

Stad)  meniger  at§  fieben  gatjren 
Süjft’  fie  ba§  jmeite  SStat  ifjr  junge§  ßeben  ein. 
SDer  Staun  gab  tf)r  bom  neuen  ba§  ©eleite 
Uitb  ging  gefegt  au  feiner  ©attin  ©eite, 
döie  alle  tjarte  SSauerSteute. 

Sldein,  fobatb  er  nur  bie  .fpedc  mieber  fat), 

©o  mie§  er  erft,  miebiet  fein  fperä  empfänbe. 

©r  ruttg  mit  ilfränen  beibe  fpäube. 

„Stdj",  rief  er  au§,  „ba  mar  e§,  ba! 
ß'outmt  fa  ber  ^lede  nid)t  ju  nat)’!" 


fer  ©artarfiir|h 

ftZ  in  STartarfürft ,  bon  bem  man  in  ©efcf)icf)ten  preift, 
^  Safj  er  a{§  ißrinj  ©uropa  burdfgereift, 

S3efaf){,  meil  er  fein  Sott  galanter  madfen  modte, 

fein  boruel)me§  Söeib  itjr  Äinb  felbft  ftiden  fodte. 
5Die  milbeit  SDamcn  {adjten  nur; 

©ie  nährten  nach  mie  bor  ipr  .ftiub  mit  ipren  Sriifteu 


SDer  lartarfilrft.  ®er  junge  sprirtj. 


119 


llnb  glaubten,  baff  fie  ber  Satur 
Unb  iljren  Stüttern  folgen  müßten. 

©et  ©Ijan  fing  an,  fiel)  ju  enttüften, 

©ab  ein  fefjr  fdjarf  Stanbat  unb  fdjtour, 

©afj  jebe  grau  bont  ©tanbe  fterben  füllte, 

©ie  für  if)r  ßinb  rtitf)t  9Imnten  galten  tbollte. 

Unb  toeil  fie  fid§  gelungen  fafjn, 

6o  nahmen  fie  benn  Ülinmen  an. 

füttern  fie  tonnten  fiel)  be§  ©rieb§  nidjt  lang’  ertoef)ren, 

Sfu  eigen  Slut  an  iljrer  Stuft  3U  nähten. 

©ie  nteiften  fingen  an,  bent  ©f)an  ben  ©ob  ju  fcfpnören. 

©inft,  al§  bet  ©artarfürft  fidj  ganj  allein  befanb, 
^am  mit  bent  ©egen  in  bet  -fpanb 
©in  botneljm  äöeib  auf  iljn  gerannt 
Unb  fpradj,  bon  eblem  ©rintm  entbrannt: 

„fpör’  auf,  mein  Jtinb  mir  abjubringen, 

©onft  bin  idj  liier,  bic^  umjubringen. 

Sdj  fang’  e§  felbft  unb  fang’  e§  mir  jur  2uft; 
©e§megen  Ijab’  icf)  biefe  Stuft. 

Sn  biefer  ^ flicfit,  mein  Äinb  baran  ju  nehmen, 

©oll  mief),  0  Sürft,  fein  ©ier  befefjämen." 

©er  gute  ©artarfürft  erfdjraf 
Unb  unterließ,  um  nicJjt  fein  Seben  ju  berlieren, 

©en  europäififien  ©efdjmacf 
Sn  feinen  «fporben  einjufü^ren. 


f n  junge 

/ji©in  junger  fprittj,  ber  fiel)  be3  Dfjeimä  ©unft  empfohlen, 
W"  Sefam  bon  ifjm  jibeiliunbert  ©tüd  Sßiftolen, 

Stit  ber  ©rmunterung,  bamit  toof)I  untäuge^n. 


©r  lieft  nadj  ein’ger  Seit  fi$  lieber  bor  Ujm  feljn. 
Snbem  baff  nun  ber  Dljeim  mit  iljm  reb’te, 

©0  fragt’  er  iljn  gu  gleidjer  Seit, 

Db  er  ba§  leiste  ©elb  tool)l  angeiuenbet  Ifjätte? 


120 


gaBeln  unb  @rjü£)[ungen.  $nieite3  SBucf). 


,& ier",  ftiraip  ber  junge  ^rina  erfreut, 

„§ter  pab’  icp  meine  gange  $affe; 

2(n  ben  atoeipunberten  feplt  nicpt  ein  einjig  ©tüd.'- 

SDer  Dpeim  napm  ben  Stugenblid 
5Da§  (Selb  unb  tnarf  eg  auf  bie  ©affe. 

„ßernt,  Sßvina",  fing  brauf  ber  Dpeim  an, 

„Sie  Äunft,  bag  (Selb  nutzbarer  anautoenben; 

©in  Spring  T^at  barum  biel  in  Rauben, 

SSamit  er  bieten  bienen  faitn." 


fas  tmte  (fBpetwar. 

’:Jj\aä)  fo  biel  bittern  Jpinberniffen, 

^v^  iJtact)  fo  biel  ängfttidjer  ©efapr, 

2lt§  fematg  nocp  ein  gärtlicp  Spaar 

tpat  butben  unb  betoeinen  müffen, 

ßiefj  enbticp  bocf)  bie  Seit  mein  «paar  bag  ©tüd  genießen 

Sa§,  toenn’g  ein  ßopn  ber  Sugenb  ift, 

©ie  burcp  33eftcinbi gleit  gepnfacp  berbienet  patten. 

@ie,  bie  fid),  pari  bebropt,  alg  ßiebenbe  gefügt, 

Ste  fügten  fid)  nnnmepr  erlaubt  atg  ©pegatten 

Sfoupbeut  fie  ueib’fcper  greunbe  ßift 

Unb  ftrenger  ©Item  3orn  tiebreicp  befänftigt  Patten. 

Söer  mar  nad)  langer  Sapre  9Mp’ 

S'tun  glüdticper  alg  er  unb  fie? 

Senn  mag  man  liebt,  geliebt  befipen  fönnen, 

Sn  einem  treuen  Slrm  fiep  feines  ßebeng  freun, 

Sft,  tDtenfcpen!  bieS  fein  ©tüd  31t  nennen, 

©0  mufj  gar  fein§  auf  ©rben  fein. 

|)ier  toett’  iip  toopl,  bap  mamper  peimlid)  fbridjt: 

Ser  gute  9Jtenfcp  berftept  eg  nicpt; 

Settn  tnar  bie  ßieb’  ein  ©tüd,  mag  fönute  mir  benn  feplen 
Sa  ein  erlefneä  Söeib  in  meinen  türmen  liegt? 

Sft  fie  nidjt  reitp  unb  fcpöu?  boep  bin  icp  niept  bergniigt. 
^)cp  glaub’  eg,  lieber  $reunb;  adein  fiep  fo  bermäpten, 

Sßte  biete  tpnn,  bag  peipt  niept  lieben,  nein! 


$DaS  neue  ©fjepaar. 


121 


SDaS  Ijetfjt,  mit  meit  getrennten  Seelen 
©in  Seit)  in  einem  fpaufe  jein. 

©in  unverhofftes  ©lüdE  Begegnet  unfern  Beiben. 

2Bie  meinen  fie  Vor  gärtlicJjleit! 

S)er  arnteiDtann  fott  ißt  auf  furje  geit 

S5on  feiner  teuren  ©attin  fheiben, 

äßeil  ihn  ein  naher  greunb  in  einer  fernen  Stabt 

gunt  ©rben  eingefetjet  hat. 

35on  heiBea  ßifjpett  loSgeriffen, 
llnb  hoch  entbrannt,  fidf  länger  noch  ju  füffen, 

Sfirath  eines,  maS  baS  anbre  fBrad), 

Dem  anberm  immer  ftammetnb  nach, 

©in  SeBemot)!,  ein  feufjenb  Sich. 

©r  ftieg  nunmehr  inS  Schiff,  (tvie  oft  fah  er  prüde!) 
llnb  Doris  BtieB  am  Ufer  fteljn, 

Um  ihrem  Dämon,  ihrem  ©lüde, 

Stoch  lange  fchmachtenb  nachpfeljn. 

„Q  -jpimmel!"  hör’  ich  fm  nod)  an  bem  Ufer  flehn, 

„SSring’  meinen  SJcann  gefunb  prüde!" 

DaS  Schiff  Bringt  ihn  an  feinen  Ort. 

©r  fchreiBt  mit  jeber  5ßoft:  „SSalb,  Doris,  merb’  ich  lommen." 
$aum  hat  er  auch  fein  ©ut  nod)  in  SSefit}  genommen, 

So  eilt  er  fd)on  p  Schiffe  mieber  fort 

Unb  fchreiBt^  bamit  fie  nichts  Von  feiner  Slnlunft  müßte, 

Daß  miber  fein  gegebnes  SBort 

©r  noch  acht  Dage  märten  müßte, 

©h’  er  fie  mieberfäh’  unb  füßte. 

Die  junge  grau,  bie,  menn  bie  Sonn’  eutmich, 

SluS  ihrem  Von  ber  See  nicht  fernen  4?aufe  fdjlid) 

Unb  gern  am  Ufer  fich  Vermeitte, 

©ing  ißunb  an  ber  greunbin  -jpanb, 

SJtit  ber  fie  ftetS  il)t  -fperge  teilte, 

Sin  ben  ihr  angenehmen  Stranb. 

Sie  reb’ten.  Unb  moVon?  ©rrätft  bu  bieS  noch  nicht, 
SöoVon  ein  treues  SBeiB,  bie  fchmachtenb  märtet,  f Bricht, 

So  Bift  bu  auch  nicht  tvert,  ben  gnljait  p  erfahren. 


122 


ga&etii  unb  Gvjätjtunflen.  .yitieUeS  S3ud). 


Stein,  nein,  berfdjmeig’  e§,  mein  ©ebidjt, 

2Öie  j  artlict)  ©oti§’  äöünfdje  rnaren. 

©aS  jperj  mirb  bent,  bet  liebt,  fte  jetbet  offenbaren, 

Unb  für  bie  anbetn  fdjteib’  id)  nicf)t. 

gnbent  bajj  ©ori§  noch  mit  mandjem  fronen  2tdj! 

2)on  itjre§  ©atten  Stntunft  reb’te 
Unb  bon  bem  ©aftgebote  fpradj, 

©a§  fie  fiel)  auSgefonnen  hätte; 

Anbetn  fie  nod)  bon  ihrer  ©rbfdjaft  reb’te 

Unb,  loettn  fie  ben  ©ntmurf  bon  intern  ©tüd  gemacht, 

©id)  oft  in  bem  ©ntmurfe  ftörte 
Unb  ben,  bet  fie  im  ©eftament  bebacbjt, 

SJtit  banferfüttten  ©htänen  ehrte; 

gnbetn  fie  jutn  botauS  bie  Stinten  fpeifen  tief) 

Unb  mütterlich  ben  ©ßaifen  fid)  ertbieS, 

©er  Uranien  jperj  mit  ©tärtungen  erquidte 

Unb  ben  ©efangnen  jpilfe  fcfjidte; 

gnbetn  fie  bie§  im  ©eift  bon  itjrer  ©rbfdjaft  ttjat 

Unb  in  ifjt  ©tüd  bertieft  an§  Ufer  näher  trat, 

ging  itjre  greunbin  an:  „2öa§  fdjmhnmt  bort  auf  bem  SJteere? 

©in  Lüftchen?  Söie!  menn’S  bott  gutoelen  märe? 

91  cfj  ©ori§!  märe  ba§  nid)t  fd)ön? 

Stttein  id)  fag’  e§  bir,  id)  t)ab’§  juerft  gefehlt, 

Unb  föntmt  e§  an  ben  ©tranb  gefdjmontrnen, 

©o  ift  ba§  ©tüd  be§  ©djiffbrudjS  mein; 

©och  bu  toirft  ja  halb  niebertommen, 

Uttb  ba§  berfteht  fict)  jdjott,  ich  mujj  ©ebatter  fein, 

©antt  binb’  ich  bir  brei  ©djnuren  ißerten  ein." 

©ie  junge  grau  belohnte  ©djet^  mit  ©djerje. 

„©§  nähert  fid)",  fing  jene  mieber  an; 

©od)  mie  erfd) taten  fie,  als  fie  ju  ihrem  ©djmerje 
gern  einen  ßeidjnant  fdjmitnrnen  fahn. 

„9Ber  meifj",  fpradj)  ©oriS,  metdjer  fdjon 
©ie  ©h^nen  in  ben  Stugen  ftunben, 

„2öer  meifj,  ift  ber,  ber  Ijm*  fein  ©rab  gefunben, 

Stidjt  grauer  ©ttern  einiger  ©ot)n? 

Söer  meifj,  mit  metdjer  truntnen  greube 
gtd  bie  bertebten  Sitten  beibe, 


®a§  neue  etjepaar. 


123 


3djn  311  empfangen,  fertig  ftefjn 
llnb  fidj  im  (Seift  erfreun,  bie  SSvaitt  ipnt  anjubieten, 
Sie  fie  für  dfu  ermaßt  unb  treuüdj  für  ilm  Ritten! 
©ott  geb’  e§  nicpt,  baff  fie  ben  Slnbtid  feijtt! 

2öer  meifj,  marb  nicfft  burd)  feinen  ©ob 
5£)er  treuften  fyrau  ein  lieber  9Jtamt  entriffen, 

Sie  halb  il)r  eignes  2Bel),  halb  tprer  Äinber  9tot 
3n  Slrmut  mirb  bemeinen  ntüffen? 

Söer  meifj,  miebielmal  er  betlfränt, 

@1)’  er  nod)  ftarb,  ba§  arme  SÖeib  ermähnt! 

©od),  ff-mmbin,  fontm’  bon  ber  betrübten  ©tette, 
©amit  mein  fperg  nid)t  länger  gittern  barf." 

©ie§  fagte  fie  unb  ging,  als  eben  eine  Söetle 
©en  ©oten  an  baS  Ufer  marf. 

©ie  ^reunbin  fab)  ipn  an  unb  fd)rie  mit  llngeftüm: 
„Allein  Sletter!"  unb  fiel  neben  i|m. 

3luf  bie§  ©efdfrei  laut  ©ori§  mieber, 

©er  lieben  greunbin  bcijufteljn. 

Süd),  ©ori§ ,  ad)!  toaS  toirft  bu  feljn? 

©ie  ficb)t  unb  fällt  auf  iljren  ©atten  nieber 
Uub  ftirbt  an  feiner  ftarren  33 ruft. 

$nbeS  ermad)t  bie  greunbin  mieber 

Uub  §eigt  ber  9iad)barfd)aft  ben  hoppelten  Sterluft. 

.fpier  bebte  ber,  ben  man  nie  gittern  fetjn, 

Uub  bem,  ber  nie  gemeint,  flofi  ©ßetjmut  baut  ©efid)te, 
Uub  nientanb  fragte,  ma§  gefd)el)n. 

©er  Slnblid  felbft  erjäljlte  bie  ©efd)id)te. 

* 

*  * 

SSemeint,  iljr  mitleibSbollen  ©eelen, 

©ie  traurigfte  33egebenl)eit 
©lenb  gemorbner  3UrtIidb)beit, 

Unb  fdjmedt  ba§  ©lüd,  um  anbre  fiel)  3U  quälen! 
ßafjt  un§  bie  UnfcE)ulb  oft  im  größten  Uuglüd  fetju, 
Unb  leibet  mit  bei  fremben  ©djmerjen! 

©ie§  Sttitteib  heiligt  unfre  bergen 

Uub  Ijeifjt  bie  91tenfd)cntieb’  in  unS  itjr  £aupt  er^öfjn. 

©ie  ©ugenb  bleibt  un§  nod)  im  Unglüd  felbcr  fd)ön. 


124 


gaßettt  unb  Grjätilunflen.  .S'ueiteä  ®uc$. 


§tx  pnöitttg. 

/j£in  Jüngling,  toeldfer  biet  bon  einer  Stabt  gehört, 
ber  ber  ©egen  Wonnen  fottte, 

©ntfdjtofj  ftd),  baff  er  ba  fid)  niebertaffen  mo'ttte. 

„SDort",  fpracf)  er  oft,  „fei  bir  bein  ©tüd  befeuert!" 

©r  natjnt  bie  Steife  bor  unb  fat)  fdfon  mit  Vergnügen 
SDie  liebe  ©tabt  auf  einem  Serge  liegen. 

„(Motttob!"  fing  nufer  Jüngling  attf 
„©Jaff  id)  bie  ©tabt  fdfon  fefjen  tann. 

Stilein  ber  Serg  ift  fteit:  o,  toär’  er  fdfon  erftiegen!" 

©in  fruchtbar  STffat  ftiefj  an  be§  Serge§  Sfujf. 

2)ie  größte  93tenge  fdföner  Sriid)te 
giet  unfernt  Sängt ing  in 3  ©efidfte. 

„O",  badft’  er,  „toeil  id)  bodf  fetfr  lange  fteigen  muff, 

©o  tritt  idf,  meinen  5Durft  jn  ftillen, 

SDen  Steifefad  mit  fotdfen  Srüdften  fütten." 

©r  aff  unb  fanb  bie  fyvudft  bortrefftief)  bont  ©efdfntad 
Unb  füttte  feinen  Steifeiad. 

©r  ftieg  ben  Serg  tfinan  unb  fiet  beit  Stugcnbtid 
Sßetaben  in  ba§  24)  at  jurüd. 

„D  ^reunb!"  rief  einer  bou  ben  fpötfen, 

„2)er  Söeg  31t  nn§  ift  nidft  fo  teietjt  ju  get)en. 

2) er  Serg  ift  fteit  unb  mülffam  feber  ©d)ritt; 

Unb  bu  nimntft  bir  nod)  eine  Sitrbe  mit? 

Sergijf  ba§  Obft,  ba§  bu  31t  bir  genommen, 

©onft  mirft  bu  nicfjt  auf  biefen  ©iftfel  lomtnen. 

©teig’  teer,  ttnb  fteig’  be^er*3t ,  unb  gib  bir  alte  SJtiit)’; 

3) enn  nufer  ©tüd  berbienct  fie." 

©r  ftieg  unb  fat)  emftor,  ioie  ioeit  er  fteigen  muffte. 
Sldf,  fbimmet!  ad),  e§  Utar  nod)  meit. 

©r  ru|t’  unb  afj  3U  gleicher  Seit 

Sott  feiner  $rud)t,  bamit  er  fid)  bie  Sttütf’  berfiiffte. 

©r  fat)  halb  in  ba§  24)at  unb  batb  ben  Serg  Ifinan; 
fpier  traf  er  ©dfloierigfeit  unb  bort  Sergnügen  an. 

©r  finnt.  Sa  ja,  er  mag  e§  überlegen. 

„©teig’",  fagt’  ÜfmfeinSetftanb,  „bemuff’bidf  um  bein  ©tüd 


©er  gi'mgling.  Graft. 


125 


„Sein",  ffwad)  jein  .jperg,  „fefjr’  in  baS  £f)af  3Urikf; 
SDu  fteigft  fonft  über  bein  Vermögen. 

9tuty  etwa§  auS  unb  ifj  bic£)  jatt 

Hub  warte,  Bis  bein  gufj  bie  regten  Kräfte  B)at!" 

5DieS  ttjat  er  and).  ©r  Bffe0te  fidl  iw  SSfjale, 

©ntfdjfofj  fid)  oft  ju  gef)n  unb  fcfjien  fid)  ftetS  31t  matt. 
SDaS  erfte  -jpinberniS  galt  and)  bie  anbern  Stale; 
ßurj,  er  Bergajj  fein  ©lüd  unb  fam  nie  in  bie  ©tabt. 

* 

*  * 

5Dem  Jüngling  gteicfjen  Biele  Sljrifteu. 

©ie  Wagen  auf  ber  Sat)n  ber  üEugenb  einen  ©djritt 
Unb  fet)n  barauf  nad)  itjren  Stiften 
Unb  nehmen  iB)re  ßiifte  mit. 

Sefd)Wert  mit  biefen  jpinberniffen, 

2öeid)t  Balb  if)r  träger  (Seift  3urüd, 

Unb,  auf  ein  finnlid)  ©lüd  Beftiffen, 

Söergeffen  fie  bie  Stüf)’  um  ein  unenblid)  ©lüd. 


^TNorant,  ein  reid)er  Stann,  ber  Weiter  feinen  ©rBen 
Jty  2US  einen  Setter  Ijinterlicfj, 

25er  reidjer  War  als  er  unb  feinem  ©ut’S  erwieS, 
SDorant  Befd)lojj  Bei  feinem  ©terBen, 

5ln  feines  SetterS  ©tatt  ©raften  31t  erfreun, 

Unb  fe^te  biefen  greunb,  ber’S  Würbig  War,  3um  ©rBen 
Son  swansigtaufenb  STtjalern  ein. 


£>er  Setter,  ber  bie  ©tabt  red)t  giftig  üBerreb’te, 
SIS  oB  ©raft,  ber  fo  redjtfdjaffue  Staun, 

2)aS  geftament  crfd)lid)en  f)ätte, 
ging  einen  ©treit  um  bieS  Sermögen  an 
Unb  lief,  Bon  Seib  unb  ©e^  gebrungen, 

Stit  jdjrecffidjen  Sefdiufbigungen 
Unb  mit  ©efd)enfen  Bor  ©eric£)t; 

Sitein  fo  oft  aud)  bie  baS  Sed)t  ermutigen, 

©0  fiegten  fie  bod)  bieSmat  nic£)t. 


126 


^abetu  unb  Erjäfjlunflen.  sjroeiteä  S3u$. 


graft  gemawt.  „Sod)  btcfj",  fpridjt  er,  „311  überführen, 
•DB  icf)  ba§  Jeftament  mit  Sift  an  mich  gebracht, 

60  mitt  icf)  ba§,  ma§  mir  mein  greunb  bermacfjt, 

5tacf)bem  icf)  e§  gcmann,  berlieren. 

Sie  Jpätfte  fcbenf’  icf)  bir,  um  bid)  ju  miberlegen; 
gmeitaufenb  STtjaler  fotfen  mein1, 

Unb  ba§  nod)  übrige  Vermögen 

©oll  ein  ©efdjenf  für  arme  Söaifen  fein. 

Serbien’  id)  nod)  ben  fd)redlid)en  Serbad)t, 

Sah  id)  ba§  Seftament  mit  ßift  an  micf)  gebracht 


flas  Pfcrti  mtü  brr  ffifd. 

/C'in  ipferb,  bent  ©eift  unb  Stut  red)t  au§  ben  Singen  fafjn, 
w  ©ing,  ftofj  auf  fid)  unb  feinen  dRann, 

Unb  ftiefj  (mie  leid)t  ift  uid)t  ein  faffdjer  Schritt  gethan!) 
Sor  großem  g-euer  einyiaf  an. 

©in  träger  ©fei  faf)’§  unb  lad^te: 

„2ßer",  fprad)  er,  „mürb’  e§  mir  berjeifju, 

Sßenn  id)  bergfeidjen  fehler  madjte1? 

$d)  gef)’  ben  ganjen  Jag  unb  ftojf’  an  feinen  Stein." 
„Sdjmeig’",  rief  ba§  5ßferb,  „bu  bift  ju  meinem  llnbebad)tc, 
Ifu  meinen  $cf)Iern  biet  ju  fleiu." 


/jlTotitt,  ber,  mie  e§  bieten  geht, 

Vfii"  fßidjt  muhte,  ma§  er  utad)en  foffte, 

Unb  hoch  nid)t  tuit^ig  bfeibeti  moftte  — 

Senn  müffig  gef)it,  meun  ntan’S  nidft  red)t  berfteht, 
3ft  fdjmerer,  af§  man  benfen  foffte,  — 

©otiff  ging  affo  bor  bie  Stabt 
Unb  mad)te  ficf)  etma§  31t  fdiaffen. 

©r  ging  unb  fd)fug  im  ©elfen  oft  ein  9iab. 


1  G.  Stnmerluitfl  auf  ©  83 


!pferb  unb  ber  ©fei.  SotiH.  SDer  befievjte  ©ntfcfjluft. 


127 


fdjrie  matt,  „feljt  bett  jungen  ßaffen, 

Ser  bett  33erftanb  berloren  t)at ! 

St  ntad)t  bie  .Ipanbe  gar  ju  Sitten; 

$f)r  ^inber,  jtfdjt  ben  Starren  auS!" 

füttern  Solid  lieft  ftd)  bte§  alXe§  rtic£)t  berbriefjen. 

Äurj,  eS  gefiel  iljm  jo,  er  ging  borS  Sbor  l)inau§. 

9Ran  mochte,  maS  man  mottte,  jagen, 

Sr  fuf)t  bodj  fort,  im  ©eljn  fein  fRab  jn  fragen. 

„Ser  Teufel!  ©ebt,  baS  mar  ein  rechtes  fRab!" 

$ing  enblid)  einer  an  ju  fluten. 

„2db  mödjt’  eS  bod)  halb  felbft  berfudjen!" 

Sr  jagt’  eS  Eautn,  als  er’S  fcbon  tljat. 

„fRun",  fprad)  er,  ,,feb’  idj  mol)I,  miebiel  man  fßorteil  l)at. 
SS  ift  ganj  bi'tbfd)  um  fo  ein  fRab, 

Senn  man  erjpart  fid)  biele  ©dritte ; 

Ser  fJRann  ift  nidjt  fo  burnnt,  ber  eS  erfunben  ^at." 

Sen  Sag  barauf  tarn  fcbon  ber  britte 
Unb  Ujat  eS  nad).  Sie  gabl  bermebrte  ftd). 

3fn  Eur^em  farad)  man  fd)on  getinber; 
jJRan  fragte  ftarf  nad)  bem  Srfinber 
Unb  lobt’  ifjn  enblid)  öffentlid). 

* 

*  * 

fRimm  alles  bor,  eS  fei  fo  toll  eS  miil; 

^>eiü’  anfangs  närrifd),  mie  SotiTl: 

Sein  SSeifatt  ift  brum  nidjt  berloren.  _ 

©ei  nur  belferet  unb  ffiare  leinen 

Sin  Sl)or  finb’t  allemal  noch  einen  gröjjern  Sporen, 

Ser  feinen  Söert  3U  fdjä^en  toeiB- 


§ er  beljerjte  ©utfdjlufj. 

{(Tin  guter  etjrlidjer  ©olbat, 

Ser  (benn  maS  tbut  man  nid)t,  menn  man  getrnnEen  bat?) 
3nt  SrunEe  feinen  äöirt  erfdflagen, 
äßarb  it|t  ^inauSgefüBrt,  für  feine  fJRiffetljat 
Sen  ßo^n  burd)§  ©djmert  babonjutragen. 

Sr  fab  mobl  auS,  unb  mer  iljtt  fab, 


128 


gäbet«  imb  ©rjälUungett.  groeitesS  ®u<$. 


S3eb auexte  fein  fdjmätjtid)  ©nbe 

Unb  münfdjte,  bafj  et  nodj  Beim  $öuig  ©nabe  fcinbe. 

SSefonberg  ging  fein  fdjtoereg  ©nbe 

Studj  einer  alten  Jungfer  na!)’. 

Stuf  einmal  füllte  fie  bie  2tieBe 

5)eg  SJtitteibg  unb  bet  üftenfdjenlieBe 

Unb  füllte  fie  nur  meljr,  je  meljr  fie  auf  Üjn  fat). 

,,9(d)  Fimmel !  ift’g  nid)t  emig  fcfjabe? 

2)er  fcfjöne,  lange  Sltenfdj!  Söag  für  ein  fein  ©efidjt 
Unb  mag  für  Slugen  tjat  er  uicB)t ! 

©et)t  bod)  ben  tBart!  Sft  bag  nicf)t  eine  Sßabe! 

SDie  ©traf  ift  in  ber  2djat  ju  grofj. 

Süßer  !ann  fid)  benn  im  ©tunte  gaumen? 

Sd)  Bitt’  it)n  frei;  id)  mitt  iljn  nehmen." 

©ie  lief  unb  fdjtie  unb  Bat  itjn  log, 

Snbem  ^o^nn  fd)on  nieberlniete. 

„^o^ann",  fing  brauf  ber  9tid)ter  an, 

,,©g  finbet  fid)  ein  rebtidjeg  ©ernüte, 

Sieg  2ßeiB§Bilb  l)ier  bertanget  bid)  junt  SJtann, 

Unb  menn  bu  fie  berlangft,  fo  fdjen!’  idj  bir  bag  ßeBen.'* 

Soljann  erfdjraf  unb  fal)  bie  Jungfer  an; 

©ie  trat  fjinp,  itjn  aufutjeBen. 

„Sa",  fptadj  er,  ,,©uer  S)ienft  ift  gtofj; 

Slllein,  eg  nürb  mir  uidjt  riet  festen, 

Stjr  merbet  mid)  bafür  jeitleBeng  quäten. 

Sdj  fetj’  ©ud)’g  an;  mag  mitl  id)  lange  mähten? 

-fpaut  51t!  fo  lomm’  idj  bod)  ber  £)ual  auf  einmal  log." 


- - 

Ser  junge  ©eleljrle. 

/jlTin  junger  SJtenfcfj,  ber  riet  ftubierte 
Unb ,  mie  bie  ©Itern  gan3  motjt  fat)it, 
3öag  ©rofjeg  fcfion  im  ©cfjitbe  führte, 

©Btadj  einen  ©reig  um  fotd)e  ©Triften  an, 
SDie  ftar!  unb  finnreicfj  benten  letjrten, 

Silit  einem  äßort,  bie  pm  ©efdjmad  gehörten. 


3)er  junge  ©eteljrte.  SDciä  junge  äJIäbdjen. 


129 


Ser  Sllte  mar  bon  fperjen  fro'f) 

Utib  lobt’  iljm  ben  ^omer,  ben  5ßlato,  ©icero 
llnb  tjunbert  nteljr  au§  alt  unb  neuer  Jeit, 

Sie  mit  ben  tjeil’gen  ßorbeerlränsen 
Ser  Sidjtfunft  unb  Söoljlrebenljeit, 

Umleudjtet  bau  ber  ©migleit, 

Sen  Jünglingen  entgegenglän^en. 

„O",  f)ub  ber  junge  Eftenfdj  mit  ftotjem  ßädjeltx  an, 
,,Jd)  t)abe  fte  faft  alle  burdjgetefen; 

Sttlein"  —  „Sinn  gut",  fprad)  ber  gelehrte  SJiamt, 
,,©inb  fie  nadj  ©einem  ©inn  gemefen, 

©o  mufj  ©r  fie  nod)  jmeimal  lefen; 

Sodj  finb  fie  Jljm  nidjt  gut  genug  getoefen, 

©o  fag’  ©r’3  ja  ben  klugen  nid)t; 

Senn  fonft  erraten  fie,  moran  e§  Jl)tn  gebricht, 

Unb  Ijeijjen  Jljn  bie  Jeitung  lefen." 

— W*— 


fas  junge  i$täi>rijeu. 


/jTin  junger  SJtenfdj  fpradj  einen  modern  SJtann 
w  Surcfj  einen  guten  Jreunb  um  feine  Sodjter  an. 
Ser  Sitte,  ber  fein  ßinb  nodj  nidjt  berfpredjen  mottte, 
äßar  bennodj  ungemein  erfreut 
Unb  Bat  ben  Jreunb  mit  bieter  fpöflidjteit, 

Safj  er  bei  iljm  ju  Sifdje  bleiben  foltte. 


Sie  Sodjter,  ob  fid)  gteidj  ber  Stater  feljr  bcrfteltt, 
©rrät  bie  ©adje  halb.  „2ßa§?"  fängt  fie  an  ju  fd)Ue^en 
„©in  frember  -jperr,  ben  man  ju  Sifcfje  gleidj  bel)ätt, 
2öa§  bringt  bod)  ber?  Jcfj  foll’3  nic^t  miffen; 

Slttein  umfonft  büdt  er  ficd)  nidjt  fo  tief  bor  mir. 

Jfi  and)  ber  gute  Jreunb  mol)t  rneinetmegen  Ijier?" 

Ser  Jrembe  Ijofft,  e§  fott  iljm  nodj  gelingen, 

Unb  magt  e§  bei  bem  (Slafe  SBein, 

Sa»  äöort  für  feinen  Jrennb  nod)  einmal  anjubringen. 


„SJtein  fperr",  fiel  iljm  ber  Stater  ein, 

„D,  beulen  ©ie  boc§  nirf)t ,  ba]j  id)  ju  t)art  berfaljre; 
SMn  $inb  lann  mirllid)  nod)  nid)t  frein, 

©ie  ifi  gu  jung,  fie  ift  erft  bierjeljn  Ja!) re." 

©ettert.  9 


180 


gabeln  unb  ©vjätjtungen.  gtuelteS  SOuct). 


3nbem  er  bieg  nodj  fBradj,  trat  giddjen  felBft  geteilt 
Hub  trug  ein  ©ffen  auf.  „2Gag?"  fing  fie  an  ju  fcfjrein, 
„2Ba§  fagten  ©ie,  ißaBa?  ©ie  fjaBen  fid)  BerfBrodjen. 
^cf)  füllt’  erft  Bieren  $af)re  fein? 

9tein,  Bierjefin  3afjr’  unb  fieBen  Söodjen." 

Siefs  fie  ber  SSater  benn  nidjt  frein? 

Sag  meifj  id)  nidjt;  botf)  nein,  id)  mitt’g  nur  fageu: 
Senn  unter  benen,  bie  ntid)  fragen, 

Sa  tonnten  mof)I  felBft  junge  9Jtäbdjen  fein; 

Sie  jn  Beruhigen,  tüilX  idj’g  aufrichtig  fagen: 

Ser  SSater  fdjamte  fidj  unb  lief;  bie  Sod)ter  frein. 


§ u  ktimu  ftmtku. 

/iCdn  jüngrer  unb  ein  ältrer  SSuBe, 

Sie  ber  nodj  frütje  ßenj  aug  ber  Betrübten  ©tuBc 
SSont  SSucBe  ju  bent  ©arten  rief, 

S5ieHei(d)t,  toeil  gleid)  itjr  Informator  fd)tief, 

©erieten  Beib’  an  eine  ©ruBe, 

^n  ber  ber  ©djnee  nod)  nidjt  jertief. 

,,9td),  SBruber",  fBrad)  ber  tteine  S3uBe, 

„Söag  meinft  bu,  ift  bag  ßodj  moljl  tief? 

3dj  Ijätte  ßuft"  —  „3Bag?  ßuft,  tjineinsufBringen? 

Su  mufjt  bodj  auggelaffen  fein. 

Sßerfud)’  eg  nidjt  unb  fBring’  tjincin, 

Su  tönnteft  bidj  umg  ßeBen  Bringen. 

2öir  tönnen  ung  ja  fonft  nod)  mot)I  erfreun, 

5llg  baf;  mir  ung  unb  unfern  Kleibern  fdjaben 
llnb  finbifdj  ©djnee  unb  ©ig  burcfjmaben. 

Unb  fömmft  bu  brauf  junt  SBater  naf;  hinein, 

©o  tjaft  bu’g  ba  erft  augjuBaben." 

Sod)  feine  üiebefunft  nafjm  unfern  ÄnaBen  ein. 

„2öer  mirb  im  ©d)nee  beim  gteidj  erfaufen?" 

Unb  turä  unb  gut,  er  fBrang  I)inein 
Unb  lief;  fidj’g  moljl  in  feiner  ©ruBe  fein; 

Sod)  taum  mar  er  Bor  Jlälte  fortgetaufen, 

©o  fBrang  ber  ißfjilofoBf)  fo  gut  mie  er  fjinein. 


SMe  beiben  Jlnabeu.  ®ie  Säuern  unb  ber  'itmttnann. 


131 


©ie§  ift  bie  Äunft  ber  firengen  Storatiften. 

Sefannt  mit  beut  ©Aftern  unb  ton  ©runbfätten  toll, 
Setoeifen  fie  ba§,  toa§  man  taffen  foH, 

©o  frot),  at§  ob  fie  nichts  ton  ben  Segierbett  toüfften. 
©ie  finb  ton  beffernt  ©|ott  at§  toir, 

©ie  bättbigen  itfr  -fperj  burd)  bie  ©eloatt  ber  ©djtüffe; 
Un§  3t raten  ift  bie  ©tjortjeit  füfje, 

©odf  itjnen  etett  nur  bafür. 

23 ir  taffen  fie,  itentt  toir  fie  unternetjuten, 

3Iu§  gutem  fperjen  anbern  fetjn 

Unb  benfen  nid)t  baran,  baff  toir  un§  fo  bergest. 

©ie  aber,  bie  getetjrt  fid)  alter  ©tjortfeit  fdfänteit, 
Segetju  bie  ©Ijat,  bie  fie  un§  übetuetjuten, 

Stu§  ©ugenb  etjer  nidft,  at§  bi§  toir  e§  nid)t  fetjit. 


fit  Ämtern  uuit  brr  JVmtmmm. 


^j^in  fet)r  gefdjidter  Äaubibat, 


©er  lange  fdfon  mit  tielem  ßobe 
©ie  hangeln  in  ber  ©tabt  betrat, 

©tjat  auf  bem  ©orfe  feine  Sßrobe; 

3tttein,  fo  gut  er  fie  getfjan, 

©o  ftanb  er  bod)  ben  Säuern  gar  uicfjt  au. 

9tein,  ber  berftorbne  fperr,  ba§  toar  ein  anbrer  Statut, 
©er  Tratte  ret^t  auf  feinen  ©ejt  ftubieret 
Unb  ©otte§  SBort,  toie  fidb)’§  gebühret, 

Satb  griediifd),  batb  ebräifd)  angefiit)ret, 

©ie  $ird)enbäter  oft  citieret, 

©ie  Iteijer  ftattlid)  au§fd)änbieret 
Unb  ftet§  fo  fein  fdfematifieret, 

©aff  er  ber  Säuern  £erj  gerütjret. 


,,^err  Stmtmann,  toie  gefagt,  erftatt’  @r  nur  Seriäjt, 
2Bir  mögen  biefen  ^errtt  nidft  tjaben." 

,,©o  fagt  bod)  nur,  toaruut  beim  ttidft?" 

„®r  tjört’3  fa  toot)t,  er  fjat  niäjt  foteffe  ©oben 
2Öie  ber  berftorbne  fperr." 

—  ©er  3tnitmann  toiberfpridd, 
©er  ©uftrintenb  ermahnt;  uutfonft,  fie  tjören  nid)t. 


132 


gabeln  mtb  ©rjäljtungen.  groetteS  !öuaj. 


3Uian  mag  Simpson1  fein  unb  $el§  unb  SBalb  Bemegen, 
Se§megen  !ann  man  boc^i  nicB)t  Säuern  mibertegen. 

,ßurj ,  man  erstattete  Sericfjt, 

2BeiI  alte  fteif  auf  itjrem  Sinn  Betjarrten. 

Stunmetjr  fömmt  ein  Sefetjt.  $d)  fann  e§  laum  ertoarten, 
Si§  iljn  ber  Stmtmann  fmBlisiert. 

toctte  faft,  itjr  Säuern,  itjr  Verliert! 

Stan  öffnet  ben  Sefetjt.  Unb  fetjt,  ber  Saubrere  toottte, 
Safj  man  bem  Äanbibat  ba§  ißrieftertum  bertraun, 

Sen  Säuern  gegenteit§  e§  fjart  bertoeifen  füllte. 

Ser  Sufirintenb  fing  an  bie  Säuern  ju  erBaun 
Unb  fprati),  fo  jdjmierig  fie  nodj  fdjienen, 

Sod)  fetjr  getinb’  unb  fromm  mit  innert. 

„fperr  Sottor!"  fiel  ifjm  brauf  ber  Slmtmann  in  ba§  SBort, 
„Söoju  fott  biefe  Sanftmut  bienen? 

3t)r  Sinter,  Scfjöfj^en,  unb  fo  fort, 
fpört  ju!  id)  mitt  mein  Stmt  bermalten. 

3t>r  Ddjfen,  bie  itjr  alte  feib! 

@ud)  flegeln  geB’  idj  ben  Sefd^eib, 

$ljr  fottt  ben  fperrn  ju  eurem  üßfarrn  Betjatteu. 

Sagt’S,  toottt  itjr,  ober  nidjt?  benn  itjt  finb  mir  nocfj  ba." 

Sie  Säuern  lächelten:  „SIdj  ja,  .gurr  Slmtmann,  ja!" 

— H-iif— 

i er  $rmr. 

(ft  in  freier  Bat  einft  einen  Qreunb, 

$tjtn  bodj  ein  Stäbdjen  boräufdjtagen. 

3dj  teilt  bir  jmei,  berfetjte  jener,  jagen; 

Sann  teätjte  bie,  bie  fid)  für  bidj  ju  fdjiden  fdjeint. 

Sie  erftc  tjat  ncBft  einem  Stitterfitje 
Ein  rcdjt  BejauBernbe§  ©efidjt, 

SieBt  ben  ©efdjmad,  fpridjt  mit  bem  feiuften  Söitje 
Unb  jdjreiBt  bie  Spradjett,  bie  fie  ffmdjt. 


1  Sümpflion,  ber  mit  feinem  3i»illtng§bruber  Scü)o3  bie  SDirfe  ju  STobe  f d^Teif te 
(farneflfdier  Stier),  unb  nad)  beffeit  Sieierttang  fic§  bie  Steine  ber  ÜJiauer  um  5Ef)e» 
ben  oon  felbft  jufammenfügten. 


SDer  freier,  ©mit. 


133 


Sie  faielt  beit  Flügel  fd)ön  unb  fann  bortrefflid)  fingen 
Unb  malet  jo  gejd)idt,  al§  e§  bie  ßunft  begehrt, 

Unb  in  ber  2öirtfd)aft  felbft  gibt  fie  gemeinen  SDingen 
SDurd)  iljre  Sorgfalt  einen  SBert. 

5lKein  bei  aller  ihmft  unb  alten  ifjren  (Sabett 
<&at  fie  lein  gute§  ^perj. 

SDie  anbre  fieljt1  nid)t  fd)önr 
SBirb  toenig  im  Vermögen  Ijaben 
Unb  bou  bett  fünften  nid)t3,  bie  jene  tarnt,  berfteljn; 
SDodj  bei  Sßerftanb  unb  einem  füllen  fRei^e, 

SDer,  ofjne  ba|  fie’3  fielet,  gefällt, 

SBefiijt  fie,  frei  bon  Stotg  ttnb  ©eige, 

SDa§  befte  .jperge  bon  ber  Söelt. 

3öa§  ttjät’ft  bu  teoljl,  toenn  bid)  bie  erfte  l)aben  teo'üte'? 
,,2ld)",  fing  ber  freier  an,  „teentt  bieS  gefeiten  fottte, 
So  fbrädj’  icf)  gu  ber  erften  nein, 

Um  baburd)  halb  ber  anbern  mert  gufein." 


OBntil. 

/fltmit,  ber  feit  geraumer  Seit, 

V&-  SDen  klugen  teoljl  befannt,  bei  feinen  Südjern  lebte 
Unb  me^r  nad)  ber  ®efd)idlic£)feit 
Su  einem  Slmt,  al§  nad)  bem  Slmte  ftrebte, 

Sßarb  einft  bon  einem  $reunb  gefragt, 

Sßarum  er  benn  fein  2lmt  nod)  tjätte, 

®a  bodj  bie  gange  Stabt  fo  rüfmtlid)  bon  it)tn  reb’te, 
Unb  mandjer  fid)  bot  iljm  fdjon  in  ein  9lmt  geteagt, 

®er  nidjt  ben  geljnten  £eit  bon  feinen  ©aben  l)ätte? 
,,3d)",  fpradj  ©tnil,  „teilt  lieber,  ba£  man  fragt, 

Sßarum  man  ntid)  bod)  ot)n’  ein  Slmt  läfjt  leben, 

2ll§  baf)  man  fragt,  tearum  man  mir  ein  Urnt  gegeben?' 


*  fiel;!,  f.  b  ro.  fieljt  au3. 


134 


fabeln  unb  grjätjtungen.  fjioeiteä  iöitcfj. 


Der  ftimlre. 

/£iu  ßnaüe,  ber  ben  fleißigen  5ßapa 
V£p  Oft  naäj  ben  ©lernen  guden  fal), 

SöoHt’  and)  ben  fpimmel  lennen  lernen. 

©r  Blieb  fteif  Bor  bent  ©eljroljr  fielen 
Unb  fal)  Begierig  nad)  ben  ©lernen; 

SlUein  er  fonnte  nidjt  Biel  feljn. 

„2ßa§  ^eiBt  &  benn",  ffirad)  brauf  ber  ßnaBe, 

,,©aB  id)  faft  nichts  ernennen  !ann? 

fpa,  I)<U  nun  fällt  ntir’S  ein,  toa§  id)  öergeffen  IjaBe; 

SJtein  SSater  fangt  es  anbei»  an, 

©r  Blinkt  ptoeilen  p,  ba§  ^aB>’  id)  nidjt  getrau. 

£),  Bin  id)  nidjt  ein  bummer  5!naBe? 

©d)on  gut!  Stun  HieiB  idj,  ttia§  id)  tlju." 

Unb  t)urtig  Ijielt  er  fidj  bie  Singen  Beibe  p 
Unb  fal)  burdj§  ©eljroljr  nacfj  ben  ©lernen. 

Ser  Starr!  tt>a§  fal)  er  beim?  ©a§  alle§ ,  ma§  bu  fiel)ft, 
Söenn  bu,  um  burcfj  bie  ©d)rift  ©oll  beutlidj  feljn  p  lernen, 
®ir  bie  SBeruunft  Borljer  entjieBft. 


Utr  pgntr. 

Jtjr  SJteifter  in  ber  Äunft  p  lügen, 

Stürmt  euren  Sßit),  fd)lau  p  Betrügen! 

©o  Biel  iljr  un§  baBon  er^ä^It, 

©o  Bictt’  id)  bodj,  baB  eud)  bie  redjte  ßift  nodj  feljlt. 
(Sin  fd)led)ter  SJtenfdj,  il)r  Hierbei  ladjen, 

Söirb  eud)  ben  Storpg  ftreitig  mad)en. 


3»n  ßonbon  faB  ein  Böfer  33uBe 
SteBft  einem  anbcrtt  auf  ben  ©ob. 

©in  2Iuatomilu§  trat  in  bie  ßerlerftuBe 
Unb  tl)at  auf  feinen  ßeiB  bem  einen  ein  ©eüot1. 
©od)  Sti!(a§  fdjmur,  baB  il)tt  ber  ©eufel  Bjolen  feilte, 
©1)’  n  für  biefen  5ßrei§  bem  Slrjt  fid)  laffen  moUte. 


1  e§  ift  in  fionbott  ber  ©ebraudj,  bafj  bie  Srjte  ben  oerurteilten  Wtffetljäs 
tern  iljren  £eib  ablaufen,  (©eitert.) 


$>er  Süflrter.  SBie  ?ftau  unb  ber  (Seift. 


135 


„«giere",  fdjrie  bet  anbte  Delinquent, 

„(Sagt,  tote  31)t  utn  ben  $etl  fo  lange  Rubeln  tönnt? 
ßafft  feinen  ntagetn  Seit)  ben  Mafien. 

©et)t,  toie  gefunb  ic£)  Bin,  toie  fett!  3f)t  fottt  mid)  t)aBen. 
Unb  toi^t  3f)t,  ma§  31)t  geben  fottt? 

3c£)  toitt  e§  Billig  mit  (Sud)  mad)en: 

Drei  Sutben.  SSin  idj  tot,  fo  fdjneibet,  mie  3föt  »out, 

3d)  mit!  Bon  teinem  Schnitt  ettoadjen." 
flount  f)att’  et  nod)  ba§  Selb  empfangen, 

So  tief  bet  mitj’ge  Delinquent: 

„Selogen!  §ett,  fe^t  ju,  toie  3f)t  mid)  Itiegen  lönntl 
$d)  toetb’  in  betten  aufge^angen." 


§ tt  $rmt  uni)  J»er  OM)!. 

^%T\otbem,  ba  nod)  um  dJcittetnadjt, 

Den  atmen  StetBüdfen  ju  bienen, 

Die  (Seiftet  bann  unb  mann  etfdfienen, 

Siejj  fid)  ein  (Seift  in  einet  meinen  Dtadjt 
SSot  einet  Stau  im  Sßette  feljen 
Unb  I)ief]  fie  fteunblid)  mit  fid)  getjen 
Unb  qing  mit  if)t  auf  einen  müften  2ßlat). 

„Statt",  ffttad)  bet  Seift,  „f)tet  liegt  etn  gto&et  ©$a|; 
sjUmm  gteitf)  bein  «jpalkud)  aB  unb  mitf  e§  auf  ben  ^lat), 
Unb  motgen  um  bie  gtoöXfte  ©tunbe 
Äomnt’  f>et,  bann  finbeft  bu  ein  2id)t, 

Dem  gtaBe  nad),  bod)  tebe  nid)t; 

Denn  geX)t  ein  äßott  au§  beinern  üftunbe, 

©o  toitb  bet  ©djafc  Betfdjmunben  fein." 

Die  Stau  fanb  jut  gefegten  ©tunk 
Die  fJtadjt  batauf  fid)  mit  bem  StaBfdfett  etn. 

9lnn,  bie  muf]  tcd)t  Be^erjt  getnefen  fein! 

Sd)  fänbe  mid)  getotf)  nidjt  etn, 

Unb  füllt’  idj  jtoanjig  ©$ä$e  ^eBcn. 
gnßet  ftünbe  mit  benn  füt  mein  SeBen* 

Die  fftadjt  ift  Ieine§  fütenfe^en  Steunb;  _ 

Unb  menn’S  bet  Seift  ted)t  eljtlid)  mtt  mtt  meint 
©o  tarnt  et  mit  ben  ©c^at)  fa  auf  bet  ©tuBe  geBen 


136 


gabeht  urtb  @rjäf)Iungen.  gtoeiteS  Söuc§. 


S5er  grau  t>exjc£)lug  ba§  nid)t§;  fie  eilt,  ben  ©djatj  p  tjeben. 
„grau",  ^xid^t  fie  bei  fid)  fetbft,  „beileibe  fbrid)  lein  2Bort, 
©onft  rüdt  ber  ©cf)aij  auf  emig  fort." 

©ie  Ijält,  ma§  fie  fid)  borgenommen. 

©ie  fdjmeigt  unb  gräbt  getroft.  —  §a,  l)a,  nun  flingt  e§  t)o!jI, 
3Jun  mirb  ber  rcdfte  gled  halb  fommen; 

<pier  liegt  ber  ©dfatj,  ba§  badft’  id)  mol)I. 

Ö,  feljt,  ein  großer  £of>f  bon  lauter  ©olbe  botC! 
ö!  toenn  fie  bod)  ba§mal  nidjt  reb’te 
Unb  p  bem  ferneren  ©obf  gleich  einen  ©räger  Rattel 
3ft  bentt  üjr  ©eift  nidjt  ettoan  auf  bem  ißlat}? 

©r  tömmt  unb  b»ilft  ben  2of)f  iljr  au§  ber  ©rbe  neunten. 
„5lc^!"  rief  fie  fdjuett,  „idj  ntufj  utid)  fcljämen, 

©ie  p  bemiiljn"  —  Sßeg  mar  ber  ©dja!;! 

— — 

2f)tliube  blieb  oft  bor  bem  ©piegel  fteljn; 

2)enn  ade3  !ann  man  faft  ben  ©djönen, 
nidjt  ben  Srieb,  fidj  felber  gern  p  feljn 
Unb  p  bemunbern,  abgemöljnen. 

2)ie§  ift  ber  2ion,  au§  bem  bie  üftänner  fdjmäljn; 

5Dod),  9)täbd)en,  bleibet  nur  bor  euren  ©Riegeln  ftebn! 
gd)  laff’  e§  fjerslidj  gern  gefdjclm. 

2BaS  modtet  iljr  audj  fonft  moljl  ntadjen? 

SSeftänbig  tänbeln,  emig  ladjen 
Unb  ftet§  nadj  ben  Sterc^rern  feljn? 

S)ie§  märe  ja  nidjt  auäpfteljn! 

©enug,  ba§  fdjöne  Äinb,  bon  ber  idj  erft  erpljlte, 
SSefpiegelte  fid)  oft  unb  mufterte  ba§  .paar 
Unb  befferte,  mo  nic^t  ba§  minb’fte  fehlte. 

__  gf)r  S3ruber,  ber  ein  9Iutor  mar, 

©a^  fie  am  ©piegel  ftetjn  unb  fdjmälte. 

„pabt  gtjr  ©udj  nodj  nidjt  fatt  gefeljn? 
gd)  geb’  e§  p,  gf)r  feib  fet)r  ftdjön; 

£)odj  fein  ©efid^t  bie  ganje  geit  befeljn, 


<pt)ilinbe.  SUceft. 


137 


Verrat  eilt  gar  ju  eitle«  SBefen." 

„<f?err  Slutor",  ftitad)  fie,  „bet  St)t  feib, 

-£>ebt  mit  mit  auf;  beim  fid)  gent  fettet  lefcn 
Hub  getn  im  «Spiegel  fetjn,  ift  beibe§  ©itettcit. 

yf^Ttv 

§Urb|i 

^ffttceft,  ben  maulet  Kummet  btücfte, 

MX-  ©er,  toeil  et  fid)  nidjt  31t  bem  ßafter  fdjidte, 

Sttotf)  fid)  bot  tcidjen  ©fjoten  büdte, 

SBei  Sbetfj  unb  ßunft  ficf)  elenb  fat), 

©tunb  neulid)  traurig  auf.  fjdeunb,  geljt  bit  bie«  nid)t  nat)’, 
©03  biete  ßtuge  batben  muffen, 
äSIofj  toeit  fie  meljr  at§  anbre  toiffen 
Unb,  3U  betrug  unb  ßift  3U  btinb, 

3u  grojj  3U  9ßrat)terci  unb  Söinb, 

9tid)t  Inecd)tif(d)  g’nug  ju  ©djmeidjtern  finb? 

£)  Sdeuitb,  bebaute  bod)  Sttceften, 

3ft)n,  ben  itjt  fdjtoere  ©orgen  bilden; 

2ftjn,  bet  bon  einem  23ud)  befcfjämt  sunt  anbetn  fdjticfj 
Unb  bod)  bem  ßummet  nidjt  entmidj; 

2d)it,  bet  fid;  taut  butd)  mandjen  ©roftgtunb  teerte 
Unb  bod)  fein  <jpet3  biet  lauter  feuf^en  tjörte; 

©et  tjerstjaft  3U  fid)  fettet  fbrad): 

,,©ott  lebt,  ©ott  t)errfd)t  unb  tjört  bein  2tdj; 

©t  tjört,  fo  gtofj  er  ift,  bet  jungen  tftaben  Steljen, 

©tum  ift  et  nidjt  3U  grojj,  audj  bit  mit  beguftefjen;" 

Unb  bet,  inbem  er  biefeS  f^rac^, 

©odj  nodj  im  bergen  tief:  „Stßie  toitb  bit’S  tünftig  getjen?" 

©et  befte  ©roftgntnb  btieb  nod)  fdjtoadj; 

©enn  toetdj  betümmert  ^etj  befiegt  man  gletdj  mit  ©rünben? 
<5§  fidjtt  bet  ftarten  ©tünbe  .ftraft 
Unb  ftietjt  3Utüd  in  feine  ßeibenfdjaft, 

Um  jener  jütadd1  nidt)t  ju  empfinben. 

Sttceft  befdjtofj  ju  feinem  $teunb  31t  geljn, 


1  ©mpfinben  roirb  in  ber  altern  Spraye  mit  bem  (Senitin  perbunben. 


138 


gafieln  unb  Srjäljtunfien.  $toeite3  SBucf). 


Sen  er  jtoeen  Soge  nidjt  gefe^n. 

„(Sr",  fjtrad)  er,  „ift  e§  teert  (unb  fing  fdjon  an  ju  geljn), 
Saf)  id)  ju  il)m  mit  meinem  Kummer  eile 
Unb  meinen  Kummer  mit  ifjnt  teile; 

Sn  SatnonS  Slrtn,  tnenn  Santon  mit  mir  fpricfjt, 
äöirb  bie  ©ebulb,  bie  fonft  fo  fd) teere  5PfIicf)t, 
füJtir  lange  fo  Befdjtoerlid)  nidjt." 

(Sr  eilt  mit  fel)nfud)t§eottem  «gierten, 

SBie  nad)  bem  Slrgt  ein  ©iedjer,  ber  fonft  fdjleicfjt, 

Sn  «Hoffnung  fdjneEer  get)t  unb  Ijoffenb  feine  ©cfimerjen 
9tid)t  fiitjlt,  nod)  mertt,  teie  feljr  er  feudjt, 

23i§  er  be§  Slrgteg  f?au§  erreid)t. 

^n  biefent  Brennenben  Verlangen, 

Sen  treuen  Santon  3U  umfangen, 

Sritt  er  in3  fpau§  unb  eilt  bie  Sreftfie  fdjnett  t)inauf. 

Ser  SSorfaal  toimmelte  eott  ßeuten; 

SItceft  erfdjridt.  „(Sott,  iea§  fod  ba§  Bebeuten?" 

(Sr  tritt  herein,  unb  fet)t,  man  Baljrt  ben  Santon  auf. 

(Sr  teerte  Bon  bem  toten  greunbe 
dtad)  einem  testen  $ufj  jurilct. 

Sie  ©orgen,  feiner  dhdfe  f^-einbe, 

(Sntteidjen  in  bem  SlugeuBtid. 

„2ßa§",  fpradj  er,  „teilt  id)  ntiif)  benn  quälen? 
itann  mid)  ber  Sob  fo  Balb  entfeclcn, 

2öa§  nütjt  mir  atte§  ©li'td  ber  Söelt? 

Um  frol)  ju  fterBen,  teilt  id)  leBeit. 

Ser  -fperr,  ber  atte§  fjteifd)  erhält, 

Sötrb  mir,  foBiel  id)  Braudje,  geben. 

Sl)iu  teert  ju  fein,  ber  Sttgenb  nadelt  ftreBcn, 

Sieg  fei  mein  Kummer  auf  ber  2Mt." 


fer  uuutiu'rbnrc  ©rannt. 

einem  alten  SaBelBuc£)e 
M  (Ser  SitclBogen  fetjtt  baran, 

©onft  fiUjrt’  id)’§  meinen  ßefertt  an), 

3lu§  bem  id)  mid)  Ütat§  ju  erholen  fitere, 


3)er  rounberfcare  Stvniim. 


139 


Höenn  idj  felbft  nidjtS  erfinben  lann, 

?tu§  biefent  alten  beutfcfjen  Sßuclje, 

©a§  mit  fdjon  mannen  ©ienft  gettjan, 

Söitt  idj  mit  einen  Staum  ertoätjlen. 

5ll§  idj  einmal,  fo  fängt  mein  Slutot  an, 

9tadj  feinet  Söeife  jn  etjäljlen, 

^n  einet  $irdje  fafj,  fo  fiel  mit  jäljling  ein: 

28er  mag  Don  fo  biel  taufenb  ©eelen, 

©ie  biefen  Ott  ju  iljrer  ülnbadjt  toäljlen, 

©ocfj  tooljl  bie  ftömmfte  ©eete  fein? 

Sn  ben  Gebanten  fdjlief  id)  ein 
-  llnb  fatj  im  Staunt  bot  mit  be§  SentpelS  ©djutjgcift  fteljen. 
,,©u",  fprad)  et,  „münfdjeft  bit,  ba§  ftömmfte  öpet(^  3U  feljen?" 
Unb  rührte  mein  Gefidjt  mit  feinet  iftedjten  an. 

9Jtir  Jam,  foBalb  et  bie§  gettjan, 

Gin  fanftet,  Jalter  ©djauer  an, 

Unb  plötdicfj  falj  id)  mid)  in  tjeil’gem  Glanze  fielen. 
„Sang’  an",  fpradj  et,  „bie  $ird>e  burdjsugetjen ! 

©er,  ben  bein  Glans  fo  ridjrt,  bafs  et  bidj  bteimal  Jiifjt, 
©et  $at  ba§  ftömmfte  fpers,  ba§  Jjier  ju  finben  ift." 

Sd)  ging,  nm  e§  redjt  halb  ju  buffen 
Sn  bem  entpfangnen  Glans  Ijart  bot  bet  ©afriftci 
©inmal  unb  nod)  einmal  borbei, 

2Beil  e§  mit  fdjien,  als  toottte  man  midj  tüffen. 

Sd)  toartete  nodj  eine  gute  Stift 

Unb  toarb  einmal,  allein  gans  falt,  getilgt. 

Sd)  ging  batauf  in  bie  Kapellen, 

Sn  benen  id)  bie  frömmften  dienen  fanb, 

Unb  alle§  fd)ien  ficfj  aufsuljetten. 

9Jian  läcfjelte,  man  ttjat  galant 
Unb  füfjte  ntit  snt  9tot  bie  <f?anb. 

©tauf  lie§  id)  midj  auf  einet  Ijötjcru  23ül)ne 
Gefixtem,  boE  bon  Gtnft  unb  tiefet  28eiSl)eit,  fel)n. 

Sd)  Blieb  ein  feines  28eild)en  fteljn; 

©ie  faljn  mid)  an  unb  madjten  eine  9Jtiene, 

StlS  ob  fie  fid)  an  mir  fdjon  fatt  gefelm; 

Unb  uugelüjjt  mußt’  idj  bon  bannen  getjn. 


140 


gfaßetrt  uttb  ©rjä^tungen.  .Srceiteä  ®ud). 


Set)  fteTXte  micf)  nun  bor  bte  niebern  ©tänbe. 

■fpier  matfen  mit  biel’  meifje  .fpänbe 
Sa  einen  Suff,  bort  einen  gu. 

Sd)  lief?  mein  Sluge  lange  fragen: 

„Sld),  gute§  ^erj!  mo  toofjneft  bu?" 

Sittein,  man  mottt’  e§  nic£)t,  mict)  3U  umarmen,  mögen, 
Unb  id)  ging  ganj  betrübt  auf  meinen  ©djutsgeift  ju, 
ttftein  traurig  ©djidfal  iljm  ju  !tagen. 

Snbern,  baff  ict)  nod)  burct)  bie  $atte  fdjlicf), 

©at)  mid)  in  einem  fdjledjten  Steibe 

(Sin  Iiebe§  SMbcfjen  an,  unb  fet)t!  fie  tüfjte  micf) 

ttttit  einer  falö^tictt)en  unb  unfdjulbssbotten  fyreube; 

Unb  et)’  ict)  nod)  bon  ifjr  ben  brüten  Sufj  erhielt, 

©0  füt)tt’  idj  fcf)on  bie  fel’gen  Stiebe 
Ser  Stcblidjleit  unb  SJtenfcfjenliebe 
©0  ftarf  in  mir,  al§  ict)  fie  nie  gefüllt. 

„(Sin  SJtäbdjen",  rief  ict)  au§,  „au  ba§  bie  Söett  faurn  badjte, 
SSefiijt  ba§  befte  .fpetj?"  S^  rief  e§  unb  ermadjte. 


mn  jenem  Slufj,  ju  beut  mir  atte  miiffen, 

(S§  mag  un§  nodj  fo  fefjr  berbriefjen, 

Sin  jenem  Stufj  !am  einft  ein  fjodjgclefjrter  SJtann, 

SSeftaubt  bon  feinen  SBüdjern,  an 
Unb  eilte  ju  be§  6t)aron§  Saljn. 

„Sßittfommen!"  fing  ber  Säfjrmamt  an, 

Snbem  er  fiel)  aufS  Stüber  lernte 

Unb  bei  bent  Sßort  Sßittfommen  fjerjlict)  gähnte, 

„3ßer  feib  S'ttt  beim,  mein  lieber  fütann?" 

„(Sin  tpolt)f)iftor",  ftaraü)  ber  ©djatten, 

Süt  ben  bie  ©djiden  (Sljrfurdjt  Ijatten." 

Snbem  er  nocf)  bor  ©jaronä  Soffn 
S3on  feinen  ©firadjen  ffread),  bon  nichts  al§  ©tümficrn  reb’te 
Unb  bon  Quartanten  fctjrie,  bie  er  gefdjrieben  t)ätte, 

Sam  nod)  ein  anbrer  ©djatten  an 


Ser  Sßoltj^iftor.  Sie  Siad^tigaU  unb  ber  Rudud 


141 


9Jtit  einer  bemutstiollcn  dftiene. 

„Unb  ioer  feib  and)  ein  gelehrter  9Jtann?" 

,,3d)  gtoeifte  fe^r",  faradf  er,  „ob  id)  ben  9tul)m  berbiene. 
Sdj  ^abe  nitf)t§  al§  mich  ftubiert, 

9tid)t§  al§  mein  Cjperz,  ba§  mid)  jo  oft  berfüljrt, 

SDe§  itiefe  fudjt’  id)  p  ergrünben, 

Um  meine  9tul)’  unb  anbter  IRut)’  p  finben; 
ültlein,  fo  biel  id)  immer  nad)gebad)t, 

Unb  fo  befannt  icf)  mid)  mit  ber  Vernunft  gemad)t, 

©o  Ijab’  id)’£>  bodj  nicht  ioeit  gebracht, 

2öie  mid)  biel  §e|ler  überzeugen." 

S)er  ißolt)'E)iftor  Ijört’S  unb  ladjt 
Unb  eilt,  um  in  ben  Äatp  jn  attererft  ju  fteigen. 
„3urüd!"  rief  Sharon  ziemlich  tjart, 

„2fdj  muff  jiterft  ben  Gingen  überfahren, 
ilaum  einer  tömmt  in  Ipnbert  Sauren; 

Sittein  an  ßeuten  öurer  Slrt, 

SDie  ftolje  ipottjtjiftorg  maren, 

.jpab’  ich  utidj  fd)on  halb  tahm  gefahren." 


pe  Itncljttgall  mti>  ber  ftitrlutdt. 

-^T\ie  Nachtigall  fang  einft  ihr  göttlicf)e§  ©ebid)t, 
Jy  3U  fe^n,  ob  e§  bie  dftenfdjen  fühlten. 

3)ie  Knaben,  bie  im  2hale  ffnelten, 

®ie  fpielten  fort  unb  hörten  nicht. 

Snbem  lieh  fid)  ber  ßudud  luftig  hören, 

Unb  ber  erhielt  ein  freubig  2id)! 

5Die  Änaben  lachten  laut  unb  machten  ihm  zu  Öhren 
£>a§  fchöne  ^udud  zehnmal  nadj. 

„.jpörft  bu?"  fpradj  er  zu  ißhdcnnelen, 

„®en  Herren  fatt’  ich  *ed)t  in§  £>lp 
Sch  benf,  e§  toirb  mir  nicht  biel  fehlen, 

©ie  zielp  mein  Sieb  bem  beinen  bor." 

2)rauf  !ant  5Damöt  mit  feiner  ©chöne. 

S)er  $udud  fchrie  fein  ßieb;  fie  gingen  ftolz  borbei. 


142 


fabeln  unb  Etjätjluugen.  .gioeiteä  S>u<$. 


5Run  fang  bie  füteifterin  ber  jauberift^en  ©öue 
2Sor  bem  ©arnöt  unb  feiner  ©t^öne 
Sn  einer  fanften  iDtelobei. 

©ie  füllten  bie  ©einalt  ber  ßieber. 

©amöt  ftefjt  ftiCC ,  unb  iß^t)tti§  feist  fiel)  nieber 
Unb  fjört  it)r  ehrerbietig  gu. 

Sl)r  gärtlid)  33tut  fängt  an  gu  tnallen; 

Sh*  2luge  läfjt  bergnügte  Sah*61*  fallen. 

rief  bie  ütactstigatt,  „ba,  ©chtbät$er,  lerne  bu, 
2ßa§  man  erhalt,  tnenn  man  ben  Hlugen  fingt, 
©er  5lu§bruct)  einer  ftummen  3ähre 
Söringt  Nachtigallen  toeit  mehr  ©hre/ 

NB  bir  ber  laute  SSeifatt  bringt." 


Griffes  "ggucö. 


§tt  ^nfürmator. 

/j£in  Sauer,  ber  biel  ©elb  unb  nur  gmeen  ©öljne  Ijatte, 
Vip  Sat)tn  einen  Informator  an. 

,,3d)",  fprad)  er,  „unb  mein  ©Ijegatte, 

2Bir  übergeben  3t) tu ,  al§  einem  modern  Staun, 

2öa§  un§  am  liebften  ift.  Sütjr’  ©r  fie  treulid)  an; 

©r  fief)t’§,  e§  finb  jloei  muntre  Knaben; 

Unb  freilid)  mirb  ©r  Stülje  Ifaben; 

Slltem  icl)  mill  erfenntlid)  fein. 

3d)  tjatte  toieX  auf»  Steinen  unb  auf§  ©cfjreiben, 

€)ie§  lajj  ©r  fie  fein  fleißig  treiben. 

Unb  präg’  ©r  if)nen  fa  ba§  6f)riftentum  motjl  ein. 

3df  fann’§  3t)tn  nid)t  fr  «d)t  befcf)reiben; 

5Idein  ©r  mirb  mid)  moljl  berftelin. 

3d)  mödfte  fie  gern  !Iug  unb  efjrlid;  fefjn: 

S)ie§  ntadjt  bei  atter  2Mt  gelitten 
Unb  ift  bor  ©ott  im  Fimmel  fd)ön; 

©rfütt’  ©r  alfo  meine  Sitten! 

§ier  geb’  id)  3l)m  jmei  ©tübcffen  ein, 

Unb  ma§  er  braucht,  ba§  fott  ju  ©einen  Oienften  fein." 


2)er  ßelfrer  fanb  ein  .fperg  bei  feinen  Sauerfnaben, 
9tl§  ljunbert  3unfer  e§  nid)t  tjaben; 

£>enn  jeugt  nidjt  manct)e§  fd)led)te  -fpauS 
Oft  Araber  mit  ben  größten  ©aben? 

Unb  bilbete  bie  Xtunft  ben  rollen  Starntor  au§ 

33a§  mürben  mir  für  große  Scanner  f;aben ! 

Söol)l  mandfer,  ber  im  Jtrug  fo  gern  Slanbate  lieft. 
2rüg’  itjt  berbicnt  al§  Staatsmann  feinen  Orben; 
SBotjl  mandier,  ber  bei  einem  Sauernätoift, 


144 


gabeln  unb  (SrjäljCurtgen.  SDritteä  Suc§. 


Serfet)n  mit  Kühnheit  unb  mit  Sift, 

SuS  ©Ijrgeiä  gern  ber  ffführer  ift, 
äßär’  einft  ein  größter  «g>etb  geworben, 

SIS  bu,  bornet)mer  fpelb,  nicht  bift. 

Oer  junge  Mann,  gefdjictt  im  Unterrichten, 

©rfiittte  reblidj  feine  bjifiicfjtetr; 

Unb  bieS  gefiel  bem  Sauer  fetjr. 

(Sr  hielt  ihn  ungemein  in  (ihren, 
ßam  oft,  ben  ^inbem  pjuhören, 

SIS  ob’§  bie  Pflicht  ber  Säter  mär’. 

Sun  mar  ein  Sal)t  borbet.  „perr",  fpracb)  ber  gute  Sauer, 
„SöaS  fott1  für  ©eine  Mühe  ©ein?" 

„Sch  forbre  breiig  Schaler. "  —  „Sein, 

Sein",  fiel  ber  Site  hitjifl  ein, 

©ein  Snformatorbienft  ift  fauer. 

©o  triegte  ja  ber  ©rohtnedjt,  ber  mir  pflügt, 

Seinah’  fo  biet,  als  ber  ©eiehrte  triegt, 

Oer  baS  beforgt,  WaS  mir  am  fperjen  liegt. 

Oie  $inber  nüijen  Shn  ia  burdj  thr  ganjeS  ßeben; 

Sein,  lieber  perr,  baS  geht  nicht  an, 

©o  menig  gibt  tein  reicher  Stann. 

Sch  tbitt  Shm  wehr,  ich  Witt  Shm  hun5)ert  Slhater  geben, 
Unb  mich  baju  bon  fperjen  gern  berfteljn, 

Shm  jährlich  biefen  ßoljn  anfehnlicf)  ju  erhöhn. 

©efejjt,  ich  müht’  ein  ©ut  betpfänben; 

Such  baS.  Sft’S  benn  ein  Subenftücf? 

Siel  beffer ,  ich  berpfänb’S  ju  meiner  $inber  ©lücf, 

SIS  bah  fie’S,  reich  unb  lafterhaft,  berfdjmenben." 

* 

*  * 

£)at  bieS  fich  Wirtlich  jugetragen? 

Sa,  Wirtlich,  ©laub’  eS  auf  mein  SBort. 

Sei)  Wollte  bir  fogar  ben  Ort, 

SBo  biefer  Sauer  Wohnt,  unb  feinen  Samen  fagen; 

Sttein  bieS  War’  für  itm  betrübt. 

(Sr  würbe  nur  Serbrujj  bom  ©beimanne  haben, 

Söeil  ber  für  fein  halb  Ouijenb  Knaben 
Mit  biclern  ©tolj  faunt  breifjig  ©itlben  gibt. 


1  S.  SCnmerlung  1  auf  <5.  83. 


©tmire  unb  Selinbe. 


145 


©lurire  uni) 


itjxen  ßtängen  in  ben  paaren 
»&TU-  (SnfcCjienen  einft  box  ©f)axon§  ßalfu 
3tbo  Jungfern  in  ben  Befielt  Satfxen 
llnb  mottten  eilenbS  üBexfatjxen. 

Sex  ©djiffex,  fonft  ein  finftxex  9Jionn, 

©al)  feine  ©dfönen  fxeunblid)  an: 

„3B)x  ßinbex,  lomrnt  iijx  gax  ju  ißaaxen? 
2Ba§  tjat  eud)  benn  bie  GBexmelt  getljan? 
3}ox  fux^em  fant  ein  IjüBfdfex  Jüngling  an; 
Sn  ba  in  beinen  fdjmaxjen  fpaaxen, 

SBax  biefe§  ettoan  bein  ©alan? 

Sd)  mödjt’  e§  Balb  au§  beinen  Slugen  lefen. 
Unb  bu  boxt,  läd)elnbe§  ©eficf)t, 
iftidjt  max,  iijx  fcib  bexIteBt  getoefen? 

©eftetft  mix’3,  e^ex  faljx’  id)  nid)t." 


„iDtein  -fpexx,  ma§  mitt  ©x  mit  bex  SieBe?" 
Siel  it)m  ©Imixe  Ijitjig  ein; 

„$ann  man  benn  ofjne  biefe  SxieBe 
Äein  fd)ön  unb  glücBIicf)  ÜRäbc^en  fein? 

2öa§?  Sei)  bexlieBt ?  ©x  ixxt  fid).  dtein, 

Sd)  lann  e§  Sf)m  buxdj  einen  @ib  bexftdjexit, 
Saf3  id)  Bei  meinem  X)oX)en  ©taub, 

Sani  fei’3  bex  Sngenb  unb  ben  Sßüd)exn, 

Sie  SieBe  nid)t  gemünfefjt,  nod)  toenigex  gelannt. 
Unb  luxj,  toa§  Bxaudj’  id)  md)x  31t  fagen, 

Sa  idf  bie  ßieBe  ftet§  betfdjmäljt? 

S$exfd)on’  ©x  mid)  mit  joldjen  S*asem 
äßobon  bieUeidft  ©elinbe  mef)X  bexfteljt." 


M",  ffixad)  fie,  „mitt’»  aufxic^tig  fagen, 

Sdj  fdjäme  mid)  bex  füfjcn  ©d)mad)f)eit  nid)t. 
iDtein  ©dfäfex  toax,  mie  man  in  unfxex  ©fixadje  fpxicfjt, 
füiein  gxöfitei  Söunfd),  unb  id)  fein  ©tiid  unb  fein  ©ebid)t. 
Sd>  gaB  itfrn  oft  ©elegenfjeit  junt  Kliffen 
Unb  tljat,  al§  moEte  midj’S  bexbxiefjen; 

Sod)  in  bex  Sliat  bexbxofj  mid)’§  nid)t. 

Sd)  jüxnte,  menn  ex  jaxtlid)  xeb’te, 

Unb  tjötte  boti)  gemeint,  menn  ex  gefdfmiegen  l)ätte. 

©eitert.  10 


146 


gafeeln  unb  @rjäl)tungen.  SDritteä  SSudj 


Sei)  jc^aXt  iljn,  baj}  et  mit  Don  nidjt§  al§  ßiebe  fd^tteB 
Unb  meinen  9ieij  in  ßiebern  übertrieb, 

Sm  -fperjen  aber  mat  mit’§  lieb. 

Sd)  lief}  ntidj  oft  bon  it)m  naäjläfftg  überfd)teid)en 
Unb  ftüX)  gefdjtoinb  unb  lief}  im  2öeid)en 
©efdfidt  il)m  $ät,  ntid)  §u  erteilen. 

©o  l)ab’  idj  unfd;uIb§boE,  bi§  mid)  bet  ©ob  ereilt, 

©in  aftitlidj  4?etj  mit  iljm  geteilt." 

,,©ut",  fing  bet$äl)rmann  an,  „gleich)  toitb  fidf’S  offenbaten, 
2Ber  nutet  eud)  ben  Ätanj  mit  ©fften  ttägt. 

©obalb  id)  meinen  $at)n  betoegt, 

©o  toitb  er  bet,  bie  nidjt  mit  tftedft  iljn  trägt, 

9Jtit  Ungeftüm  Oom  ßoßfe  fahren. 

Äommt,  Äinbet,  lo  turnt,  bantit  toir’3  fetfn!" 

©en  Slugenblid  riß  iljn  ©Imite  bon  ben  paaren; 

SlEein  ©elinbe  lie§  iljn  fte^n. 


i* 


ffmts 


/cf^in  iDtann,  bet  fidf  auf  bieletlei  berftunb, 

©Ijat  butct)  ben  ©rucf  in  ßonbon  funb, 

©aß  et  ein  feltne§  Äunftftüd  müßte, 

Unb  lub  auf  fein  erbaut  ©erüfte 

S)en  tunft’gen  ©ag  bie  SSiitger  ein; 

ßieß  einen  engen  Ätug  unb  fidj  in  $ußfer  ftedjen. 

„Sn  biefen  Ärug,  toat  fein  SBerfpreäjen, 

$ried)’  idj,  ^>an§  9toib ,  mit  Äopf  unb  SSein 
Um  jeßn  Ul)t  burdj  ben  <§al3  l)  in  ein; 

©et  Sßreiä  für  einen  ißlaß  foE  nur  ad)t  (Stoffen  fein." 


dtun  ging  ba§  S3tatt  butd)  aEe  ©affen. 

„Sn  einen  $rug?  toa§?  taft  bet  iDtann? 

©a§  foE  et  mit  tool)l  bleiben  laffen. 

SOtit  einem  Söort,  e§  getjt  nicßt  an; 

©et  biimmfte  Äoßf  muß  ba§  berftetjen; 

SlEein  adjt  ©rofdjen  mag’  idf  bran. 

ßomm  SSrubcr,  fomm ,  ben  hatten  muß  idj  feßen!" 

Äutj,  einer  riß  ben  anbetn  fort. 


£ait?  Jlorb. 


147 


SDent  ißöBel  folgten  fdjon  ßaroffen  um  bte  SBette, 

SBorin  bet  Kaufmann  unb  bet  ßotb 

2lu§  ©riinben  bet  5ßB)t)fif  Betoiefen,  bafj  <f?an§  dtorb 

Unmögliäj  Staunt  in  einem  Ätuge  tjätte. 

„©efetjt  aud)",  manbte  ßabt)  ein, 

„©efeft,  bie§  fönnte  mögtid)  fein, 

©o  toitb  bod)  ftetS  bet  ÜHuge  ftagen: 

Söie  tömmt  bet  Start  benn  butd)  ben  4?al§  tjineiu? 

SDodj  unfet  ßutfdjer  fdjläft  gang  ein; 

Sratjrt  gu,  ^otjann!  iijt  toitb  e§  Steune  fdjtagen." 

«fpatB  ßonbon  fajj  nunmehr  an  bem  Beftintmten  £)tt 
llnb  fat)  ben  Ärug  etftaunt  auf  bem  SEtjeater  fielen.  • 
„SBitb  nid)t  ba§  SBerf  Balb  Oot  ficf)  gel)en?" 

SJtan  mattet,  pod)t  unb  lärmt.  Snbeffen  fd)Xiif)  §an§  Storb 
©idj  tjeimlidj  mit  bem  ©elbe  fort. 

SB  et  mat  nunmehr  bet  größte  2djor  gu  nennen? 

Storb,  ober  eine  tjalBe  (Stabt, 

S)ie  ficf),  Bon  Steugier  Blinb,  auf  fein  ptjantafiifcf)  SSIatt 
Slot  feine  23üf)ne  btäitgen  föttnen? 

* 

*  * 

35u  lad)  ft;  bod)  toeijjt  bu  and),  baff  bu  burcf)  gtöBte  ßift 
6o  Ieid)t,  tootjl  leidster  nod),  gu  Ijintergetjen  Bift? 

SBa§  Brandet  motjl  ein  -£>an§  Storb,  Betfeljn  gurn  SSüdjerfdjmieren, 
3Ba§  Braucht  er,  um  bid)  311  B erführen? 

©in  munbetBate§  SEitelBIatt, 

S)a§  ben  33ettug  fd)on  Bei  ficf)  ^at: 

©r  mit!  bie  gange  SBett  butd)  ©olbtinftur  futieten, 

SDttrdj  einen  ©djtuji  bid)  ftug  unb  gtüdtid)  bemonftrieren, 
©ein  grünbtidj  SBörterBud)  erwart  btt  ba§  ©tubieren, 

©r  tef)tt  otjn’  Umgang  bid^  bie  Jtunft  31t  fonBetfieten, 

©r  te'fjrt  bid)  otjne  Stint)’  finnteid)  fioetifieten, 

5Dicfj  otjne  Soften  SBirtfdjaft  fügten; 

Unb  gtüdtid)  täjjt  bu  bid)  ba§  SBunbetBate  rütjren, 
©rftaunft  unb  eilft  unb  tauf  ft  unb  lieft  — 

3Ba§  benn?  —  baff  bu  Betrogen  Bift. 

— Ri« — 


10 


148 


gabeln  uttb  ©rjiifjtuttgen.  5Dritte§  SSudj. 


Dn*  alte  fliiljter  mtii  tar  junge  $tritihus, 

in  Jüngling  [tritt  mit  einem  Sitten 
©eljr  lebtjaft  über  ein  ©ebicfjt. 

©er  SCIte  tjielt’S  für  fdjön,  ber  Jüngling  aber  nidjt 
Unb  tjatte  redjt,  eS  nidfjt  für  fdjön  ju  falten. 

©r  mie§  bent  Sitten  Stritt  für  ©djritt 
[pier  halb  ba§  Platte,  bort  ba§  ßeere, 

Unb  bacfjte  nidjt,  bafj  ber,  mit  bent  er  [tritt, 

©er  Slutor  beS  ©ebid)te§  märe. 

,,2öie",  fpradj  ber  Sitte  ganj  erljitjt, 

,,©ie  tabein  Slus&rud  unb  ©ebanlen? 

Stein  fperr,  ©ie  finb  ju  jung,  mit  einem  911  amt  ju  jaulen, 
©en  ffleifj,  ©efdjmacf  unb  Sitter  fdjütjt. 

©a  man  ©ie  nocfj  im  Slrnt  getragen, 
fpab’  id)  ber  Hunft  fdjön  nadjgebad)t. 

Unb  furj,  toa§  mürben  ©ie  tüof)l  fagen, 

Söenn  id)  bie  Scrfe  felbft  gemacht?" 

„$dj",  fpradj  er,  „mürbe,  meil  ©ie  fragen, 

3d)  mürbe  ganj  gelaffen  fagen, 

©afj  man,  ©efdjmacf  unb  ©idjtfunft  ju  entmciljn, 

Oft  nidjtS  metjr  brauet,  als  alt  unb  ftotj  ju  fein." 


&Iceft, 

>|%urd)  Uttglüd  utcl)r  als  burd)  Serfetjn 
JP  Stertor  Sllceft  im  $anbel  fein  Vermögen, 
ßr  fafj  bereits  ber  ©djutben  tnegen. 

Hein  greuub  erfdjien,  il)tn  beijufteljn, 

©obiel  in  ßonbon  itjrer  maren. 

©ein  ©of)tt  allein,  nod)  in  ben  3ünglittgSjal)ren, 
dßagt’S,  feine  greiljeit  ju  er  fiel)  n. 

(Sr  magt  fid)  järtlid)  bor  Salereit, 

©er  bem  Sllceft  baS  meifte  (Selb  geliebt, 

Unb  bittet  mit  ben  treuften  3äljren, 

©ie  [djamljaft  bon  ben  SBangen  flieljn, 

©ent  Sater  boc£)  baS  ©tüd  ber  greif  eit  ju  gemätjren. 


5Der  alte  ®tdjtev  uttb  ber  junge  Jtrititu?.  Sllceft. 


149 


„Stein",  ^xic£)t  SBaler,  „mit  meinem  ^Bitten  uidjt. 
©ott  mid)  ein  jeber  SSöfemidft 
Um  fo  biel  taufenb  ißfunb  betrügen? 

SBejaiffet  ntid)  bein  SBater  nid)t, 

©o  fall  er  nie  bie  greitjeit  mieber  triegen." 

SSeftürmt  bon  ©d)am,  bon  34rtlidj)feit  ltnb  ißflidjt, 
Söirft  fid)  bet  ©ofjn  51t  feinen  $iifjen. 

„£)  ©ott!  ma§  l)ab’  id)  tjören  muffen! 

©dfmäfjt  meinen  armen  Stater  nid)t. 

Unglüdlid)  ift  et  nur,  allein  fein  33öfemid)t. 
ßafst  mid)  an  feiner  ©tatt  berfctjlieffen; 

3cf)  metdfe  nid)t  bon  ©uren  güffen, 

3U§  bi§  id)  biefen  28unfd)  erreicht!" 


SB  ater  bemutibcrte  be§  2jiingling§  ebte  ©riebe, 

©ntpfanb  bie  S)tad)t  be§  2)titteib§  unb  ber  ßiebe 
Unb  marb  mit  einemmal  ermeidft. 

©r  f)ob  it)it  auf  mit  gitternbem  ©tbarmen. 

„$d)",  forad)  er,  „f)abe  bid)  burd)  meine  Streng*  entefjrt; 
Baff  3ur  SSerfölfnung  bid)  umarmen, 

©ein  §ers  ift  beiner  SSitte  inert, 

©em  SSater  fott  be§  ©ol)ne§  megen 
©ie  ganje  ©d)it!b  erfaffen  fein; 

Stttein,  mer  mirb  ba§  anbre  ©elb  erlegen, 

Um  beinen  Sktter  jn  befrein?" 

©er  Jüngling  meint. 

„fpöt’  an,  icf)  fjabe  biet  SSetmögen 
Unb  eine  ©od)ter  nur,  bie  lieb’  id)  ungemein, 
gjjr  ,§erj  ift  beiner  mert;  mittft  bu  mein  ©ibam  fein? 

©0  fjabe  fie  nnb  meinen  ganzen  ©egen." 


©ie  ©cfjöne  reid)t  bie  -grnnb  bem  ebten  Jüngling  bar, 
Unb  0,  mie  glüdlid)  marb  bie§  Sßaar! 

3tjt  aber  gingen  fie,  ber  Jüngling  unb  bie  ©d)öne, 

Slu§  ber  ©efangenfdfaft  ben  Sßatcr  §u  befrein. 

©rft  tritt  ber  ©ofjn  unb  nun  tritt  fie  herein. 

Stöeldj  freubig  ©greifen  nimmt  mid)  ein! 

3fd)  fet)e  fie  —  bocf)  biefe  ©jene 

äöift  nur  gefüllt  unb  nid)t  betrieben  fern. 


150 


gabeln  unb  Grjätilungen.  drittes  S3udj. 


per  giijojftt'  |5atljm. 


Bott  Don  fiel)  felBft  unb  bon  ber  Cljat, 

Sie  er  bottfüljrt,  ging  CuttiuS  entlüdet 
Sjtt  auS  ©ijilien,  mol)in  ifjn  ber  ©enat 
33or  einem  3al)r  als  Cuäftor  abgefttjittet; 

©r  ging  gurütt  nact)  fRotit  unb  teilte  jutit  boraitS 
Sut  tarnen  fftomS  fitt)  bic  23elol)nung  auS. 

„28er  ift  moljl  itjt  beS  föolfS  Verlangen? 

2Ben",  battjt’  er,  „nennt  man  i|t,  als  micfj? 
äßen  mirb  man  jauepenber  empfangen, 

2llS  bi  et),  o  CuttiuS,  at§  bittj? 

,CaS  ift  er',  ruft  man  bir  entgegen, 

,Cer  au§  ©ijilien  ber  Ceurung  abgemetjrt, 

SDer  unS  mit  einem  reichen  ©egen 
2km  ßorn  ein  ganzes  Safjr  ernährt.'" 

Sn  biefen  fttjmeidfelnben  ©ebanteu 

©tieg  bei  5jßuteoli  ber  Cuäftor  an  baS  ßaub, 

2öo  er  ganj  unberljofft  borneljme  Diömer  fanb, 
SDie  bamalS  gleitt)  ben  Srunnen  tränten. 


©ctmett  Xie§  er  fitt)  bor  feinen  ©öttuern  felju 
Unb  fu^te  fct)on  fein  Sob  in  itjren  fDlienen. 

„5ft  baS  nittjt  Gicero?"  rief  einer  unter  iljnen. 

„Sa,  ja,  er  ift’S;  o,  baS  ift  ftfiüu! 

2öie  lange  Ijaben  mir  ftt)on  nichts  bon  9tom  bernommen! 
Söie  ftet)t’S  in  fftom?  2Benn  reiften  @ie  bon  ba?"  — 
„SBie",  rief  er  ganj  erjürnt,  „mie  fönnt’  itf)  baljer  tontmen? 
Stt)  fomm  aus  ber  probinj."  —  „83ietteitt)t  auS  «Ifrita?" 
SSerfetjt’  ein  anbrer  Ijurtig  mieber. 

Jpier  jitterteu  bem  Cuäftor  alte  ©lieber. 

„9iein,  auS  ©ijilien  tomm’  itt)  als  Cuäftor  mieber."  — 
„Sa",  futjr  nunmeljr  ein  dritter  fort, 

„@r  tömmt  batjer;  berlafft  cutt)  auf  mein  SOSort!" 
ttRit  biefem  iJiufjtu  fdflitt)  CuttiitS  fitt)  fort. 

* 

*  * 

Cu,  ber  bit  bentft,  baff  alle  bon  bir  miffen, 

Sßon  bir  it(t  alle  reben  ntiiffen, 


©er  gehoffte  3htt)m.  ©er  greunbfdjaftäbienft. 


151 


Unb  bid)  tm  fersen  ftolj  erffebft: 

33on  £aufenben,  bie  bict)  nadf  beiner  Meinung  lernten 
Unb  bid)  unb  beine  SLtjatert  nennen, 

SBeifj  oft  laum  einer,  baff  bu  lebft. 

irr  ^mmbfdjaftfrMcuft 

^j\ocf)  unbelannt  nnb  ungefrriefen 

Sebt  t)ter  nnb  bort  ein  Sonatfjan, 

®er  größte  £reu’  bent  $reunb  erioiefen, 

Sll§  man  bon  SSrübern  hoffen  lann. 

2>t)n  ju  befingert,  toä^l’  ict)  einen, 

Unb,  bon  ber  giacfjtueXt  ^od>gefd)ä^t, 
ßeb’  tJtmtjant  unb  Ifabe  leinen, 

SDen  man  il)m  an  bie  ©eite  feist. 

©pridft  einft  in  ben  noäf  fernen  Sauren 
(Sin  Ütebner  bon  ber  greunbe  5ßflid)t, 

©o  benl’  er  fein,  unb  ganzen  ©dfaren 
ßod’  er  bie  üOfränen  in?  ©eficf)t. 

3u  i'fjm,  bem  treuften  greunb  auf  ©rben, 
tarn  einft  3ßt)ilint,  fein  anber  Set). 

„5-reunb",  farad)  er,  „t)ilf  mir  glüdlict)  toerben, 
^ct)  meiff  ein  liebeS  Söeib  für  mid). 

,,©ie  Xjat,  toa?  bielen  ©d)önen  fehlet, 

©ie  tiat  »erftanb  unb  9ieij  unb  ©tücf. 

Sfjr  &era ,  bon  9teblict)leit  befeetet, 

©efättt  unb  ffmctjt  in  febem  SBticl. 

,,21d),  2tm>?ant!  bu  lannft  mir  bienen, 

SDu  bift  ein  angefeljner  Dlann. 

SSerreif’  unb  tjaU’  um  2öiU)elminen 
g-ür  mid)  bei  i^ren  (Htem  an. 

„Sch  toeiB,  haft  bid)  ©efd&äfte  galten; 

®ocb  — "  —  „©dftbeig5 1"  fiel  21mt)ant  t^n  ein, 
„($efcf)äfte  lann  id)  ftetS  b er to alten, 

Mein  nid)t  ftetS  bir  nü^Xid)  fein. 


152 


gaSetn  unb  Efjä^itungen.  SDritteS  59ud). 


„3<fj  xeife  gleich,  um  bir  gu  bienen." 

©r  tfjat’3,  et)’  nod)  her  £ag  berftricf). 

@r  reifte,  fafje  SBillfelminen 

Unb  natjnt  bie  ©djöne  felbft  für  ficf). 

frr  grnffmüttgr  $iutkr. 

“tauf  offnem  2Seg  fjiett  einen  äßcmberSmann 
©in  Räuber  naf)’  um  Sonbon  an. 

,,9lcC)",  fprad)  ber  arme  28anber§mann, 

,,3il)  bitt’  ©ucf),  lafft  mir  nur  ba§  Seben. 

3d)  l)ab’  ©ud)  ja  !ein  2eib§  getlfan 

Unb  modt’  ©ud)  gern,  ma§  3l)r  berlangtet,  geben: 

©>od)  feilte  f)ab’  icf)  nid)t§  bei  mir. 

3d)  gef)’  ifct  nad)  ber  ©tabt,  um  ba  jefm  «Pfnnb  3U  fjeben, 

Unb  morgen  bin  id)  mieber  f)ier 

Unb  teile  fie  mit  ©ud),  fo  maf)r  ©ott  über  mir!" 

,,©ut",  fing  er  an,  „bu  fjaft  gefdjmoren; 
glaube  bir’§.  ©ef)’  fort!  3d)  münfcfje  bir  biel  ©tüd." 
3m  fitrjen  laut  ber  Söanber§mann  gurüd; 

,,2ld)",  fprad)  er  mit  erfreutem  35lid, 

,,©e^t,  ma§  id)  trmfter  fanb!  3f)r  f)abt’§  bod)  mof)l  berloren, 
Seljn  ^Pfunb ,  unb  meljr  nod)  —  meid)  ein  ©tüd! 

Unb  biefe  bring’  id)  ©ud)  prüd; 

©rlafft  mir  ba§,  ma§  id)  befcffmoren." 

„dtein",  l)itb  ber  tftäuber  an,  ,,icf)  fjabe  nicf)t§  berloren. 
SScljaltet  ©iter  ©etb,  meil  3f)r  fo  cf)rlidj  feib." 

* 

*  * 

©0  fiip  oft  felbft  ein  ©djelm  ben  2Bert  ber  9teblid)feit. 

— # - 


iarmit 

/prfdjroden  laut  Qdontin  ju  feinem  fyreuub  SDorant. 
w  ,,2ld),  liebfter  fyreunb,  ift  bir’§  benn  nicEjt  belannt? 
3d)  fann  bor  3orn  lein  ©lieb  mefjr  rüfjren! 

SSebcnfe  bie  berftuc£)te  ßift: 


©er  großmütige  Stäuber.  ©orant.  ©er  Sinne  tmb  baä  ©lücf.  J53 


ERatt  ftrebt  nadj  bent,  ma§  bit  am  lieb  ft  en  ift: 

ERan  miE  btt  bcirte  Stau  entfilzten. 

Sn  biefer  91ac£)t  nod)  foE’§  gefcZeZn. 

UnglüdlicZer!  ma§  mittft  bn  macZen? 

Saft  bod)  gefd)tninb  ba§  ^au§  bemalten. 

EReitt  SSlut  foE  bit  gu  ©ienften  fteZn, 

Unb  idj  miE  augenblidlid)  geZn, 

©en  (Satten  unb  ben  fpof  berfdjliefjen." 

„Stein",  fdjrie  ©orant,  „tüiTXft  bn  mid)  glüdlid)  miffett, 
©o  laf)  bie  SEZüten  offen  ftcl)n." 

* 

*  * 

SZ*  Söeiber,  btefe§  Hingt  nidjt  fdjön! 

Sft’§  möglidj,  feib  iZt  an  ben  plagen 
ßieblofer  ©Zen  toirtlicZ  fdjulb? 

„Sa,  nacZ  bet  ERänner  il)ren  Etagen 
©inb  mit  butcZ  mibrigeS  ^Betragen 
2ln  aEer  Dual  bet  ©Zen  fdjulb; 

©od)  menn  halb  nadj  ben  ^od^äeittagen 
©ie  SQtänner  un§  gebietrifdj  plagen, 

©ie  un§  bergöttern,  menn  fie  ftein, 

Söie  tonnen  mit  ba  lange  jartlidj  fein?" 

SZ*  ERänner,  biefeS  Hingt  nid)t  fein! 


f  er  Jlrme  mti>  iuts  dülütlt. 

/i£in  atmet  ERann,  betfel)n  sum  ©raben, 

SßoEt’  itR  ein  beffet  ©d)idfal  Znben 
Unb  tief  ba§  ©liid  um  SSeiftanb  an. 

©a§  ©lüd  etZötte  fein  Stetlangen. 

©r  fanb,  inbent  er  grub,  jmo  ftatle  golbne  ©langen; 
SlEein  bet  ungefdjidte  ERann 
©aZ  fie  für  alteg  EReffing  an 

Unb  gab  fiit  menig  ©elb  ben  Eteidjtum  au§  ben  Rauben, 
SuZr  fort  unb  bat  ba§  ©lüd,  bocZ  nteZt  iZnt  ättaumenben. 

„D  ©Zor!"  i'ief  iZtn  bie  ©ottZeit  gu, 

„£öa§  quälft  bu  mid),  bidj  3U  beglüdett? 


154 


gnBelrt  imb  Grjäfjtungen.  ®ritte$  Sud). 


2Öer  märe  glüdlicßer  als  bu, 

Söetttt  bu  getourt,  biiß  in  bein  ®lüd  ju  fcßiden?" 

* 

*  * 

®u  ttjiinfd^eft  bit  mit  3lng[t  ein  (SIücE 
Unb  tlagft,  baß  bir  nocß  !ein§  erfcßtenen. 
ßtag’  nicßt,  e§  tömmt  gemiß  ein  günft’ger  2lugenBlid; 
SlUein,  Bitt’  um  33erftanb,  bicß  feiner  ju  Bebienen, 
SDenn  biejeS  ift  ba§  größte  ©lüd. 


- - 

§tx  ^tßtuäßar. 

-^JNte  größte  Sßlage  lluger  Dßren, 

X v  (Hn  SluSBunb  bon  Berebten  ütßoren, 

@tn  unentftießlicß  Ungemacß, 

@in  ©cßmaßer,  ber  ju  ollen  feiten 
9Jtit  rebnerijdjem  O  unb  2lcß 
23 ott  ben  geringsten  ßleinigteiten, 

23on  geitungSangelegenßeiten 

Unb,  ma§  nod)  fcßlintmer  mar,  nteift  Bon  fit^  jelBer  fpracß, 
Unb,  baß  eS  ißnt  ja  nicßt  am  ©toffe  feßlte, 

2£a§  er  Borßer  erjäßlt,  gleicß  nodj  einmal  er^äßlte, 

Gein  jo  Berebter  «jperr  faß  einen  Baadern  9Jtann, 

2)er  bentenb  fcßmieg,  Beräcßtlicß  an. 

„SDcr  -jperr",  jifcßt  er  bem  SJtadjBar  in  bie  Dßren, 

„$at  moßl  ba§  Sieben  gar  Berfcßmoren; 

Sfd)  ioett’,  er  ijt  ein  fftarr  unb  meiß  nicßt,  ma§  er  tuttC."  — 
„5Da§  bäißt’  icß  nicßt",  jifißt  ber  tßm  mieber  in  bie  Dßreit. 
„@in  3tarr,  mein  §err,  fcßmcigt  niemals  ftitt." 


Der  ungeratene  gjaßn. 

/j£in  S3ater  mar,  mie  Biele  Später, 

V£p  3Jtit  einem  toilben  ©oßn  geßlagt. 
fJticßtS  2ßöricßte§,  nicßtS  HüßneS  marb  geioagt, 
Soßamt,  fein  ©oßn,  mar  allemal  ber  £ßätcr. 


®er  ©dfiuii^er.  Ser  ungeratene  ®ot)rt. 


155 


©et  SSater,  bet  lein  30'iittel  fafj, 

S3ei  giften  in  bet  ©tabt  gu  bleiben, 

<Scf)icEt’  ilfn,  um  ilfm  ben  $iitjel  ju  betttciben, 

3toex  3  affte  nacff  2lntettfa, 

©0  fauet  aucf)  bie  liebe  ÜJhtttet  faff. 

Slllein  toa?  fjalf??  Soffamt  laut  totebet, 

Hub  tuet  toat  ätget  al?  Sodann? 

©et  SSatet  unb  be?  SSatet?  S3tiibet 
Sßefdfloffen  enblidf  iDtann  füt  9)tann, 

©aff,  tocil  et  niclft  gelfordfen  tnolltc, 

Sodann  bet  ©tommel  folgen  füllte. 

©et  au?gelaffne  ©ofju  toatb  alfo  ein  ©ofbat, 

Unb  bie?  toat  audf  bet  befte  fRat; 

©enn  toa?  nun  aucff  bie  ßeute  fagen, 

©ie  biefcm  ©tanb  nidft  günftig  fiitb, 

©0  ioatb  bodf  mandfet  SJluttet  Umb 
S5on  einem  -fpettn  oft  fing  gefdflagen, 

©et  ttoti  bet  ©cffet^e,  bie  et  trug, 

fltidft  toeifet  toat  al?  bet,  ben  et  betniinftig  fdflug. 

©odf  biefe  gucfft  toatb  and)  betgeben?  untetnommen, 
Sodann  blieb  toilb  unb  ungeftiint. 

©et  fpaufitmann  licff  ben  Statet  tommen: 

„9telfmi  guten  ©otjn  gutüd,  idf  jielfe  nidft?  an?  ilfm." 
©et  2)atet  muff  ilfn  toicbet  nehmen. 

31un  toitb  et  tootjl  ben  SSilbfang  nicmal?  jäfjmcn. 
©odf  nein,  ein  dftütel  l)alf  gefdftoinb, 

Unb  elf’  biet  Söodfen  nodf  betgingen, 
äöat  fein  Soljann  ftomm  toie  ein  $inb. 

2Bie?  ßieff  et  ilfn  in?  Sudfdfau?  bringen? 

$df  badfte  gat!  SÖatunt  nidft  liebet  auf  ben  Sau?1 
gt  toufft’  ilfn  beffer  31t  bejtoitigen, 
gt  gab  ifjnt  eine  böfe  Stau. 


1  Sau,  b.  I).  geftungäbau,  geftungSarbeit  (aB  fdjmere  Strafe). 


156 


gaSetti  unb  erjjiUjtunflen.  SDritteg  S3ud). 


g) k  fciten  gtrljmarjein 

T^meen  ©djmat^e  lebten  einft,  berbammt  311t  ©tlaberet, 
2)em  fto^en  ©panier  unb  if)t em  ©cfjidfal  treu. 

©ie  mären  beibe  jung,  unb  Bei  beut  $reunbfdjaft3triebe 
ßntpfanbcn  fie  jugteicf)  bie  ©tiirte  gleicher  Siebe. 

5Da3  fdjönfte  fdjmarse  $inb,  ba3  noäj  ifjr  SBatcrlanb 
2tie  reijenber  gefcljn,  mar  beiber  (Begenftanb, 

2113  ©ttabin  lebte  fie  bei  einem  fperrn  mit  ifjnen, 

Unb  jeber  miinfdjt’  allein  it)r  ^erj  ficf)  31t  berbienen 
Unb  trug  in  jebent  Solid  ibjr  fcin3  befdjeibcn  an. 

„Sfdj  lieb’  eud)",  fpract)  fie  oft,  „unb  einer  fei  mein  SJtann; 
Stttein,  id)  mät)te  nidjt,  um  teinen  31t  betrüben; 

Slergleidjt  eud),  unb  al3bann  mitl  id)  nur  einen  lieben." 

6 in  trauriger  Sßergleid),  für  beibe  ftet3  3U  fcfjtoer  I 
®enn  jeber  liebte  fid)  bei  biefent  (Btüd  3U  feljr, 

2113  bafj  er  eine  SSraut,  bie  fid;  itjm  f dienten  mottte, 

Unb  bie  er  fcl)on  gehofft,  beut  anbern  taffen  fottte; 

Qie3  tarnt  er  nid)t.  2tttein  bei  alter  Särtlidjteit 
SSefafj  ein  jeber  audj  31t  bict  9icd)tfd)affcnt)cit, 

2113  bafj,  fotang’  itjn  nicfjt  fein  fyreunb  fetbft  überreb’te, 
ßr  iljn  geträntt  unb  fie  bem  greunb  eut3ogen  t)ätte. 

@0  blieb  in  tanger  3eü,  be3  2tu3gang3  ungemijj, 

3um  Ungtiid  jeglicher  be3  anbern  -gnnberaiä, 

Unb  ftitt  ertrugen  fie  bie  Qual  feinbfet’ger  Triebe, 

2) ie  Guat  bet  ßiferfud)t,  ber  iftebtidjfcit  unb  Siebe, 

Unb  fatjn  fied)  oft,  toenn  fie  befcljämt  einanber  fatjn, 
dttit  SEljräncn,  bie  ba3  ^>au3  fetbft  meinen  madjten,  an, 
2Jtit  grünen,  mie  fie  ba  3tt>een  SSrüber  treu  bergiefjen, 

3) te  fid)  im  Ungtiid  fetjti  unb  feine  Rettung  miffen. 

2tadj  oft  gefiit)ttcr  9ßein  unb  unentfdjiebnem  ©treit 
®er  freunbfd)afttid)en  Streu’  unb  gleicher  ,3ärttidjtcit, 

Unb  at3  fie  einft  mit  it)r  betrübt  im  (Brünen  fitjen, 

2Birb  it)re  Siebe  2But.  _3u  fdjmadj,  ficf)  31t  befdn'ttjen, 
Semittigen  fie  fd)nett  ben  fdjredtid)ften  SSerluft, 

Unb  jeber  fiöjjt  ben  SDotd)  in  ber  (Beliebten  SBritft. 
ßin  ©Habe  fat)  bon  fern  bie  fdjrcden3botle  ©3ene. 
ßr  tarn;  fjier  tagen  fie,  umarmten  it)re  ©d)ötte, 


©ie  fcetben  ©cfjroarjen.  ©er  fromme  ©enernt. 


157 


SBetDetnten  il)ten  Sob,  fat)n  fiel)  nod)  einmal  an 
11  nb  traten  fdjtted  an  fid) ,  ma§  fie  an  ifjr  getl)an. 

* 

*  * 

S3oit  nt  and)  ex  2djat,  bte  bie  Statut  entehrte, 

SBax  oft  ber  ©xunb  ein  eblex  Stieb, 

Sex  in  ein  Saftet*  fid)  bexfef)xte, 

SSlofj  meil  ex  ungebtlbet  blieb. 

- - 


flrr  frommt  (tömxal 


in  ©böttex  bex  Religion 

Unb  and)  ein  gxofjex  Spxinj  —  benn  txägt  nidjt  ntandjex 

Sljxon 


Stod)  ©böttex  bex  Religion?  — 

©bxad)  einft  mit  einem  tabfexn  ©tetfe 
Unb  iljxem  gxofjen  $xeunb,  nad)  fübnex  ©böttex  SScife, 
23on  it)x  in  einem  Son,  au§  bem  ein  ©tollet*  Iad)t, 
Sex  fein  ©efetj  exfennt,  at§  ba§  ex  felbft  gemacht. 


„üßfinä“,  fbxad)  bex  ©euexal,  ,,©ie  fxänfen  meinen  ©tauben 
Unb  motten  mix,  mix  altem  SJtann, 

Se§  Seben§  Sxoft,  ben  Sxoft  im  Sobe  xaitben! 

2Ba§  t)ab’  id)  Sbnen  benn  getljan?“ 

„9iid)t§“,  xief  bex  Sfüxft,  „St)X  feib  ein  tabfxex  Statut, 

$l)x  feib  mein  beftex  Untextban, 

S3i§  auf  ben  fxommen  Slbexgtauben; 

9htx  ben  bexlafft!"  —  „Stein,  ben  bexlaf;’  id)  nid)t.“  — 
„Slud)  ba  nicht,  menn  id)’3  ©ud)  befehle?“  — 

„Stein,  bie§  ift  mibex  Sbl'e 

©ott  ift  nux  fpexx  bon  meinet*  ©eele, 

Unb  alle  dürften  finb  e§  nicht."  — 

„SDßie  abex,  menn  ich  4?exx  bon  gutem  Seben  mäxe?“  — 
„Sie§  finb  ©ie“,  fbxad)  bex  ©rei§;  ,,id)  l)db’  unbex^agt 
Sn  me'hx  al§  einex  ©d)tad)t  füx  ©ie,  mein  güxft,  getoagt; 
Unb  ifct  mag’  idj’S  3«  ©otte§  ©l)te.“  — 

„Shox!"  tief  ber  5ßxina,  „mie,  menn  nun  feinet  mäxe? 
Söie,  menn  id)  bith,  baff  feinet*  ift,  belehre?“-— 


158 


gfnbetn  unb  ©rjitfjlungen.  Sritteg  33ud). 


,,©o  f)ütt’  id)  ßujt,  ein  SSöfetoidjt  ju  jein, 

Unb  toiirbe,  toar’  fein  ©ott,  aud)  feinen  $önig  jdjeun: 
Unb  meiner  toürben  in  bem  jpeere 
©etoijj  nocf)  biete  taujenb  jein. 

Sie§,  Sßrinä,  bie§  fließt  au§  Sf)ter  ßeljre!" 


JUjpfalt  intii  Jutta.1 

mrnjonjt  manbt’  SUj^njolt  alle»  an, 

©in  reijenb  SBeib,  getreu  bem  SJtann, 

©in  eble§  -jpers  pr  Söottujt  p  berjüt)ren. 

Sfyn  öjjnete  jein  Ijofjer  ©tanb  if)r  jpau§; 

Sittein  jie  toid)  be§  dürften  ßiebling  au§ 

Unb  tiefj  ifjn  bie  $eracf)tung  jjjüren, 

Sie  ber,  toar’3  aud)  ein  Eßrinj,  berbicnt, 

SDer  jtcf),  bie  Sttgenb  p  berjuljren, 

Slu§  Stieberträdjtigfeit  erfidpt. 

2öa§  fann  ba§  ßajter  nic£)t  erpingen, 
ttöenn  e§  bie  -jpoljeit  unterjtütit! 

©ottt’  e§  ber  SSrunjt,  bie  9Upnjolt§  ^»erj  erlpt, 

Surd)  Unrecht  nic£)t,  nid)t  burcf)  ©etoalt  gelingen? 
©eridjtlid)  pf)t  er  halb  be§  2Beibe§  ©fj’mann  ein 
Unb  eilet,  dpi  ba§  ßeben  abpjpredien. 

Sittein,  toa3  ijt  benn  jein  SSerbredien? 

Sjt’§  mef)r  nodj,  al§  ber  SJtann  ber  jdpnjten  ^rau  p  jein, 
Sie  bon  ber  3ßflid)t  nicttjt  toeid)t,  ben  ttttann  allein  p  lieben? 
Sa,  Sttjtpjolt  jeigt,  toer  Sanbelt  jei; 

©r  überführet  i^n  ber  ßaub§berräterei 
Surd)  SSric je ,  bie  er  nie  gejdjrieben, 

Unb  morgen  eilt  jein  Sobe§tag  tjerbei. 

©ein  ttöeib  ioirjt  jid)  ju  9ilpnjottü  $üfjen 
Unb  flagt  unb  fielet  berpeiftung§bott. 

Sott)  aucl)  ba§  Stuge  jelbjt,  au§  bem  itjt  Spänen  jdpfjen, 
Sa§  Sld)!  ba§  ifp  mitleibig  ntadjen  jott, 


1  Über  Sramatifierung  oben  S.  20  ber  biograptjifdjen  Einleitung. 


9Jfjt;nfoIt  unb  fiucia. 


159 


(Sin  SBIidE,  Befeett  Bon  ©ßetjmut  unb  Bon  ©reue, 
Unb  «jpänbe,  bic  gerungen  ftetjn, 

(Srf)it$en  nur  bes  3iid)tcr§  ©lut  auf§  neue. 

9tie  fatj  er  ßucien  jo  fdjön. 

(Sr  ttagt  itjr  fein  unteufc§e§  Qeuer.  — 

3Serfd)ämte  99tufe,  fag’§  nidjt  nadj, 

2öa§  ein  erhabnes  Ungeheuer 
Sn  einem  frommen  äöeibe  jprad)! 

Um  fie  burd)  itjren  9Xcaun  ju  rühren, 
ßäfjt  er  fie  fetbft  in  feinen  Werter  führen 
Unb  täfjt  fie  ba  mit  if)m  allein. 

©ie  Stampfen  mit  bem  größten  ßeiben, 
ßieb’  unb  Skrgioeiftung  jpridjt  aus  beiben. 

„£)  ©anBett!  fott  id)  bic^  Born  ©obe  nidjt  Befreiu? 
9Jtan  eilt,  bid)  fdjredtidj  tfinpridjten. 

SSergeff  id)  nidit  nod)  tjeute  meiner  tpftidjten, 

©o  hoirft  bu  morgen  nidjt  metjr  fein. 

Söittft  bu  bie  ©cfjanbe  mir  Berjeifjtt, 

9tun,  fo  gebeut!"  —  ©ie  gittert,  metjr  ju  fagen, 
Unb  brüdt  itjn  ftarr  an  itjre  SSruft. 

(Sr  ftagt  unb  meint  in  itjre  Klagen; 

2d)U  fd)redt  ein  boppelter  Sßerluft. 

„©oll  idj  ben  ©ob,  ben  peintid)ften,  erbutbeu? 

Std)!  tiebfteS  Söeib,  id)  Bin  ju  fcfjmad)! 

SBefreift  bu  mid)  burd)  beine  ©d)tnad), 

©o  finb  e§  jmar  nid)t  beiner  ©ugenb  ©djutben; 
Unb  bod)  —  £>  ©ott,  ma§  fott  id)  nun  erbutben?" 

©er  borgen  fömmt,  unb  ßucia, 

©ie  ©anBett§  ©ob  Bor  Stugen  fat), 

(SrgiBt  fid)  tljränenb  bem  Barbaren. 

(Sr  ftittt  bie  SSrunft  unb  Bittet  ungefdjeut, 

fDtit  einer  gleichen  ©ütigfeit 

Stuct)  gegen  itjn  in  gufunft  fortjufaljren. 

„3^t  aber",  fängt  er  tädjelnb  an, 

„3f^t  tannft  bu  beinen  tieben  ÜJtann 

3tad)  beinern  ©ßunfdj  au§  feinem  Werter  tjolen; 

©odj  baff  er  mir  nidjt  fünftig  fdjaben  fann, 

©o  tjab’  idj  baS  gugteicf)  gettjan, 


160 


gabeln  imb  grjäfjlurtgen.  Sritteä  SSudb. 


3Ba§  Sieb’  imb  ßtugtjeit  mir  befohlen. 

Sei)  meifj,  bu  äürnft  belegen  nidjt." 

©ie  ftietjt,  mit  ©dfam  imb  mit  berlei^ter  3ßftidft, 

Se§  9Jtanne§  fetter  aufäufdfliejmn. 

Sodj  Fimmel!  otjne  .fpaupt  lag  er  ju  ifjren  güfjen. 

©ie  ftetjt  erftarrt;  fein  2td)  erjc^altt, 

9Jtan  |iet)t  auef)  feine  Sf)rane  rinnen, 

Se§  ©c^merjenä  löbliche  ©etoalt 
fmfjt  fie  attein  auf  iftadfe  finnen. 

©ie  fud)t  ben  #of,  too  Äarl,  it)r  Sfürfl,  regiert, 

Unb  f)at  ba§  ©tüd,  ben  dürften  ju  erreichen. 

„äßenn  bief)“,  ruft  fie,  „bie  ©djntadj  ber  Sugenb  rüf)rt, 

©o  taff,  o  $arl,  bidj  iijt  mein  glefjn  ermeid)en! 

ift  au  fpät,  mein  ©djutj  ju  fein. 

Sn  fannft  ntd)ts  tf)un,  al§  mid)  Gtenbe  rächen. 

S)enn  gt^nfolt  —  ftrafe  fein  SSerbredien! 

3d)  fdjäme  mid),  e§  au^ufprcdien. 
ßie§  biefe  ©djrift  unb  fitste  meine  5ftein!" 

Start  tieft,  unb  eine  fromme  S^re 
gtiefjt  boti  be§  gelben  ütngefidft, 

Ser  Sugenb  unb  and)  ifjm  jur  Gtjre. 

S^r  dürften,  meid)  ein  ßobgebid)t! 

Start  tieft,  unb  eine  fromme  3äf)re 
gtiefjt  bon  be§  gelben  3tngefid)t. 

Sodf  ift’§  genug,  ba§  ßafter  ju  bem  einen? 

(Sin  Sag  mirb  angefetjt;  ber  ßiebting  muff  erfdjeinen, 

Unb  gleid)  nad)  itjnt  tritt  ßueia  fjerein. 

„Stennft  bu  bie<3  SBeib?"  fpridjt  Start.  Gin  ptötjtid)e§  Grfdjreden 
Sterrät  ben  23öfemid)t;  er  räumt  ba§  ßafter  ein, 

Unb  it)re  ©djaitbe  ju  bebeden, 

2Bitt  er  mit  it)r  bermäfjtet  fein. 

Ser  S-ürft  täjjt  gleicf)  ben  SSifdjof  fommen 
Unb  motjnt  ber  Srauung  fetber  bei. 

„Sn",  fpridft  er,  „fjaft  fie  jloar  an§  gurdjt  bor  mir  genommen, 
Sod)  bie§  bemeift  nid)t  beine  Srcu’; 

©ie  jur  Vergebung  ju  bemegen, 

35erfd)reib’  it)r  alte  bein  Vermögen!" 


Ser  Sdjäfer  unb  bie  Sirene. 


161 


©r  tf)Ut’S.  ,,©iel)’,  Sucia",  fing  bvauf  ber  ^ergog  an, 

„S)u  Bift  buvcf)  ntidj  geräd^t;  allein  auS  gleiten  ^flicfjten 
IRätf)’  idj  nunmehr  aud)  beineit  tDtann." 

Unb  er  gebot,  ben  SieBling  Ijinguricfjten. 

— # - 


§et  §rijiifrr  uni»  Bie  Sirene.1 

/jj^in  ©djäfer  auS  ber  golbnen  geit, 

'fcr  $n  feinem  füllen  |)irtenftanbe 
©ans  9M)e,  gattj  3ufi'iebenl;cit, 

SLrieU  öfters  an  beS  ddeereS  ©tranbe, 

Unb  ioaS  er  fang,  toar  Seöljlidfteit. 

Sf)n  rührten  feine  ©djäferinnen. 

©efiel  iljm  SDapfjne  ja  jumeilen  Bei  bent  ©fiiel, 
©o  fonnte  fie  bodj  nidjtS  getoinnen, 

511s  bafj  fie  flüdjtig  iljm  gefiel. 

©in  feltner  $ad,  bafj  oljne  ©djöne 
©in  junger  ©cfjäfer  glücflic^  toar! 
üDocfj  feinem  Iperjen  brofjt  ©efaljr. 

SÖeld)  eine  reijenbe  ©irene 

©djtoimmt  bort!  .damit  toirb  er  fie  getoaljv, 

©o  füljlt  fein  ^er^  SieB’  unb  ©efaBjr. 

©r  ftel)t,  unb  toid  nicd)t  fielen  BleiBeit, 
©rftaunt,  Blidt  auf  bie  ©ängeritt, 
äöid  aBtoärtS  mit  ber  §erbe  treiben 
Unb  treibt  nur  mefjr  anS  Ufer  f)in. 


1  3$  Ijabe  mtc§  über  biefe  unb  bie  folgenben  gabeln  unb  ©rjäßtungen  iit 
ber  SBorrebe,  bie  idj  etjebem  ber  Sammlung  meiner  „Söermifdjten  Sdjriften"  oors 
gefegt,  atfo  erliäret:  „3dj  erfülle  hiermit  ba3  Serfpredjen,  ba3  id)  uutängft  offent* 
lieb  (in  bem  123.  Stüct  beä  ,|>amburgifd;ert  ftorrefponbenten1  oom  3nßre  1756), 
obgleich  geswungen  getfjan  ßabe,  unb  liefere  meinen  Sefern  ben  größten  Seit  ber 
, gabeln  unb  Srsäßtungen1  aus  ben  33etuftigungeu  nerbeffevt  unb  an  nieten  Dr» 
ten  geänbert.  SJieUeid^t  ift  biefe  Sttrbeit  eine  ber  unbanfbarften,  bie  idj  jemals 
unternommen  fjabe;  fo  roie  fie  mir  eine  ber  unangenetjmften  gemefen  ift.  ®efeßt, 
eä  märe  mir  geglücEt,  biefe  meine  erften  SSerfudje  non  ben  meifiett  gebtern  ju  rei= 
nigen:  fo  ift  bod)  bie  Sübroefenßeit  ber  geßter  in  ben  Sßetfen  beS  ©efdimacES  mefjr 
eine  5tot»enbigteit  al§  SJerbienft.  SDtan  tann  einer  ifioefte  burd)  Sßerbefferungen 
tleine  Sdjönfjeiten  geben;  baä  ift  geroiß.  Stber  bie  §auptfd;önf)eit,  bie  in  ber 
ganjen  ütntage,  in  ber  ungejroungetten  ©inridjtung,  in  ber  garbe  ber  Schreibart 
fetbft  befteßt,  roie  Eamt  biefe  einem  Stierte  erteilet  roerben,  roenn  fie  nidjt  in  feis 
ner  ®eburt  mit  iljm  erseugt  roirb,  roenn  fie  nidjt  roie  bie  Seele  mit  itjrem  ßör« 
per  jugleidj  ba  ift?  Saburdj,  baß  man  bem  ©efidjte  bie  gierten  entjießt,  roirb 
bie  dtiene  notf;  uießt  eiitneßmenb."  (©eüert.) 

©eitert.  1 1 


162 


gabeln  itnb  grjä^hmgeii.  drittes  SBudj). 


«Run  irrt  attetn,  ttjr  guten  gerben! 

©er  ©cffafer  fjat  für  eud)  itjt  feine  Seit. 

©r  flagt  burd)  ßieber  unb  ©ebärben 
©er  ©dfönen  feine  3ärtXid^Ieit, 

3}erff>rid)t  il)r  alle  feine  gerben 
Unb  atte§  ©lüd  ber  golbnen  S^d. 

(©ie,  mof)I  in  Üjrer  Äunft  erfahren, 

§ört  nid)t§  Bon  beut,  ma§  er  Berff>rid)t, 

©dfer^t  mit  ber  ©ee,  fmfst  an  ben  paaren, 

2tt§  fälfe  fie  ben  ©d)äfer  nid)t, 

Unb  nötigt  iljn  burd)  fd)Iaue  33fide, 

©en  Antrag  if)r  nod)  oft  ju  tl)un. 

„pf)“,  fingt  fie,  „Bin  nid)t  mein.  iRefitun  Beftimmt  mein  ©lüde; 
Unb  tuenn  id)  bid)  nid)t  pdftig  nur  entjüde, 

©o  gef)’  unb  Bitte  ben  dteptun." 

©r  Bat.  „iReht“,  fftrad)  ber  ©ott  ber  9Reere, 

„SÖenn  icf)  bie  SSittc  bir  gemäf)rc, 

©ernähr’  id)  bir  bein  llnglüd  nur.“ 

©er  ©d)äfer  fd)Ieid)t  Betrübt  nad)  feiner  -fpütte; 

9tun  Iad)t  iB)m  toeiter  feine  pur. 

©o  oft  Steptun  am  ©tranbe  ftd)r, 

©o  mieberf)ott’  er  feine  SSitte. 

„iRebtun!  ©o  fott  ba§  fDteer  bie  trefflid)fte  ©eftalt, 

©ie  utid)  entjüdt,  in  feinen  ©dfof)  Begraben'?“  — 

„iRcin“,  rief  ber  ©ott,  „bu  fottft  fie  I)aBen; 

©enn  btt  Berlangft  fie  mit  ©etualt." 

2öie  f)urtig  fdjmatniit  nunmehr  bie  ©d)öne 
©ent  Ufer  gu!  2Bie  fd)ön  fang  fie,  mie  jauBerifd)! 

©r  rcid)t’  it)r  feine  £>anb.  „Somm,  göttfidje  ©irene!“  — 
©od)  meid)  ©ntfetjeu!  ©eine  ©d)öne, 

©eitt  ßieüüitg,  mar  IjalB  fölenfd),  I)aIB  pfd). 

9Rit  Rittern  flol)  ©amöt  Born  SReere 
Unb  gab  nad)f)er  ber  pur  fefjr  oft  bie  ßeljre, 

©aff  nufer  licbfter  SBunfd)  oft  groffe  ©f)ort)cit  märe. 


SDie  Sielten. 


163 


Dt?  gtmu. 

Jn  einem  33tenenftocE  entmann  fid)  ehtft  ein  ©treit 
Ser  bürgertidjen  (Sitetfcit; 
i'cit  einem  äöort,  ein  ©treit  ber  (St) re, 

SBer  ebter  unb  nnebter  märe. 

„£)!"  rief  bie  ftacf)Iicf)te  Partei, 

„2öa§  Brancfjt  man  lange  nod)  51t  fragen, 

Söer  Beffer  ober  fcf)Ied)tcr  fei? 

SBir,  bie  mir  in  ben  martnen  Sagen 
Sie  ^öSi^en1  in  bie  fetten  tragen 
Unb  ftet§  mit  ßunft  Beschäftigt  finb, 

Safj  unfer  9ioft  bon  <£mnig  rinnt: 

SBer  fiet)t  e§  nicht,  baff  mir  bie  Beffern  finb? 

2öa§  braucht  man  atfo  nod)  ju  fragen?" 

,,©o?"  fielen  tjier  bie  anbern  ein, 

„Söo  mirb  benn  euer  -fponig  fein, 

SBofern  mir  nid)t  ba§  SBaffer  fünfttidj  tragen? 

Safi  euer  ©tacket  un§  geBricfjt, 

SieS  fchabet  unferm  SÖerte  nicht; 

®enug,  baff  mir  ba§  2lmt  getreu  bermatten, 

SBojU  ber  ©taat  un§  für  gefdjidt  gehalten. 

©0  niebrig  unfre  üßftidft  eud)  fdfeint, 

©0  füll  eud)  bocf)  ber  9tu§gang  teuren, 

Saf)  mir  mit  eud)  sugteid)  bereiut 
3ur  ganzen  9te)mf)Ii!  gehören. 

©ie  trugen  brauf  fein  döaffer  tne'lje. 

3tun  mußten  bie,  bie  h°n^3  madjten, 
ffrticfjn  ober  in  ber  Srut  berfdjmadjten, 

Unb  biete  Seftm  mürben  teer. 

Ser  Äöeifer2  rief  barauf  ben  Oteft  ber  Untertanen, 
11m  fie  jur  (Sintrad)t  31t  ermahnen. 

„Ser  Unterfchteb  in  eurer  ipftidjt 
(Srjeugt",  farad)  er,  „ben  Süorjug  nid)t. 

9cur  bie  bent  ©taat  am  treuften  bienen, 

Sie§  finb  attein  bie  beffern  SBieneit." 

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1  £ö3cT;en  feigen  bie  äBacp&Iättdjeit  au  ben  .sjiiitcvfiijjeu  bei'  Sienen. 

2  2Bei[er,  SBieneitüSitig;  uoißtitmtidj  für  „SBelfel",  SBienenföntgiu. 

11* 


164 


gabeln  unb  erklungen.  SDrttteg  33n$. 


gier  gjeli»  uni>  imr  gteutluterijt 

/jtin  £>elb,  ber  ficf)  burdj  mandje  ©djladjt, 

©urdj  mandj  öer^eerteg  ßanb  beg  ßorBeerg  Vuert  gemalt, 
ffdolj  einfteng  naclj  berloruer  ©djladjt 
»ermunbet  in  ben  Söalb,  ben  geinben  ju  entfommen, 

©taf  einen  ©remiteu  an 

Unb  marb  bou  biefem  frommen  Scann 

gUeBft  feinem  Seutlnedjt  aufgenommen; 

©od)  Beiher  ©ob  mar  nalj’. 


„21dj!"  fing  ber  Seutlnedjt  an, 
„SBerb’  id)  benu  aucfj  in  Fimmel  lornmen? 

^d>  IjaBe  leiber  nidjtg  getljan, 

3H3  meine§  §erru  fein  Siel)  getreu  in  ad)t  genommen. 

$dj  armer  unb  unmürb’ger  Stann! 

Sittein,  mein  §err,  ber  muff  in  fMmmcI  lommen; 

©enn  er,  ad),  er  Ijat  bi  et  getljan! 

©r  Ijat  brei  Könige  Belrieget, 

$n  fieBen  ©djlacljten  ftetö  gefieget 

Unb  ©adjen  auSgefüBjrt,  bie  man  iaurn  glauben  fann." 

©er  ©remit  fal)  brauf  ben  gelben  Uäglidj  an: 

„SÖarum  IjaBt  31)r  beim  alleg  bieg  getljan?"  — 

„äßamrn?  3u  meineg  Sarneng  ©Ijren, 

Um  meine  ßänber  ju  bermeljrcn, 

Um,  mag  id)  Bin,  ein  £>elb  5U  Iein-"  — 

„D",  fiel  ber  ©re mit  iljnt  ein, 

„©egmegen  mufftet  31jr  fo  biele§  »lut  bergiefjen? 

3fdj  Bitt’  ©udj,  lafjt’g  ©udj  nidjt  berbrieffen, 

3d)  fag’  eg  ©ucfj  auf  mein  ©etoiffen: 

©er  Seutlnedjt  al§  ein  fdjledjter1  Staun 
fpat  mirtlidj  nteljr  alg  $l)r  getljan." 


Sd&ledjt  iit  älterer  Söebeutung,  b.  t).  fd^lidjt,  cinfadj 


®er  £elb  unb  ber  SReutInec$t.  ®er  Rrtabc  unb  bie  SWücJeit.  Iß5 


fie  ferdje  mti>  tu  $tßdjttpll. 


llnb  freute  fid),  tvemt  burd)  hr  fc^metternb  Sieb 
Sic  Serdje  minber  Üuuft  Verriet. 

„£)",  fprod)  fie,  „tvenn  idj  bod)  ein  Sieb 
(Sjleit^  feinen  tio^en  Siebern  fange!" 

Unb  fang,  inbent  fie  biefe§  foradj, 

Sem  9tac£)bar  eiferfüdjtig  nad), 

Verliebte  fid)  in  feine  fremben  ©an ge 
Unb  quälte  fid),  ben  angebornen  Son 
Surdj  ben  erlernten  ju  Verbringen, 

Unb  trug  nad)  Vieler  dftüt)’  juleid  ba§  ©lüd  baVon, 
ßanarifd)  fef)tert)aft  ju  fingen. 


„£)",  hrad)  bie  dtadftigatt,  bie  lang’  hr  juge^ört, 

„2Sie  finnreid)  bift  bu  nidft,  mein  Ob)r  unb  bein§  3U  quälen ! 
Sid)  t)atte  bie  dtatur  Vortrefflich  fein  gelehrt, 

Unb  fiel)’,  nun  lehrt  ber  .g^ang  fehbert/' 

*  * 

©hin  fd) reibt  niebrig  unb  fdjieibt  fdfön; 
ßleantt)  fd)reibt  l)od).  ©hin  münfdjt  it)m  p  gleichen. 

SÖie  teuer  tömrnt  e§  hm  3U  ftelfn! 

©r  fncht  JHeantt)en  ju  erreichen 

Unb  äfft  ifm  nah  unb  muff  hm  tveidjen 

Unb  fdfreibt  unb  beult  für  leinen  dJtenfhen  fd)ön. 


— #fü— 


fl fr  fimht'  mit  Me  fltitdteu. 

^Timern  Später  geht  in§  ©olj,  ttrie  ih  gemeldet  Ijabe", 
n  itl  ©0  fagte  griij,  ein  Heiner  muntrer  fnabe, 

Unb  hü^ft’,  inbent  er  biefe§  fpradj, 

2Son  feinem  gugenbgtücc  gerü^ret, 

2)on  feinem  2ßl)))Iaj  angefü^ret, 

Sem  Später  fdion  bon  meitem  nah- 

Haum  trat  er  in  ben  SSufh,  al3  hn  ^ier  eine  dttüde, 

Sort  tvieber  eine  dltüde  ftacf). 


166 


gctbeln  utib  ffivjä^Umgeti.  ®ritteä  SOud). 


©r  fdjalt  uub  lief  ein  gutc§  ©tüde, 

Scut  Böfen  ©cfjmarnte  jtt  entfliegt; 

Sldciu,  je  titelt  er  lief,  je  mehr  berfolgt’  er  if)rt. 

,,©ut",  fpradj  er,  „ftecfjt  nur  immer  füljn, 

$d)  toitt  e§  nicht  umfouft  beteuern, 

3’Ijr  finbet  f)ier  Ijeut’  euer  ©raü." 

Erbittert  bridjt  er  Stuten  ab 
Hub  tctmbft  mit  feinen  Ungeheuern; 

Sntcin,  fie  fanben  nid)t  Ufr  ©rab, 

Hub  ftadjen  fie  jttbor  au§  bloßer  Suft,  ju  ftedjen, 

©o  ftadjen  fie  nunmehr,  um  fidj  ju  rddjen. 

SBermunbct  im  ©efidjt,  auf  beiben  Cpänben  rot, 
gilt  Sriij  bem  SSater  ju  unb  flagt  ihm  feine  Slot. 

„D,  fehlt  ©ie  nur,  ba§  nenn’  id)  ftedjen! 

3fd)  hab’g  halb  fo,  halb  fo  berfucfjt. 

3d)  tief,  ich  fcf)Iug,  unb  bodj  half  tneber  ©djtag  nod)  SUtdjt."  — 
„$ritj",  hui>  ber  Später  an,  „bu  h^ffS  nicht  red)t  berfudjt. 
©eh’  ruhig  fort,  fo  tarnt  id)  bir  berfpredjeit, 

©ie  toerben  tneniger,  al§  toenit  bu  fcfilägft,  bid)  ftedjen. 

©in  Heiner  $einb,  bie§  lerne  fein, 

Sßitt  burdj  ©ebulb  ermübet  fein; 

llitb  trittft  bu  einft  gleidj  mir  itt§  grofje  ßebett  ein 

Unb  ioirft  um  bid)  biel  Heine  fyeinb’  erbliden, 

©o  achte  nidjt  auf  ihre  Süden! 

Verfölge  beinen  3Beg  getroft  unb  beide  fein 
9lti  bie  ©efd)id)te  mit  beit  SÜtüden." 

— — 

$  ir  Pndjtcl  mtb  brr  Hänfling 

T>ur  SBadjtel,  mcldje  ber  ©efaljr 
,3  2)e§  ©arn§  mit  Slot  entgangen  mar, 
ßiefj  fiel)  ber  ftolje  Hänfling  nieber. 

„SJtid)  bauert",  fpradj  er,  „beiit  ©efieber. 

€  fage,  mie  e§  immer  taut, 

3)afj  man  bir  beinc  Freiheit  nahm?" 

„SJtidj",  tyrad)  fie,  „lodte  jene  ffflttr, 
llttb  id),  ju  lüftern  bou  Statur, 


SDie  3Bac§teI  imb  ber  Hänfling.  $cr  §od;jeittng. 


1G7 


fytog  ^in,  uub  tiefer  int  ©etreibc 
fpört’  id)  ben  San  ber  Sieb’  imb  fjreube. 

Sä)  lief;  taum  naht’  id)  ittid)  bem  Sott, 

©o  tjcitte  mich  ba§  Stet)  aud)  fdfou." 

„Sa§  Stet)",  fpracf)  biefer,  „nid)t  31t  fel)n? 
Sir  glattergeift  ift  red)t  gefd)et)n. 

9Tcan  muff,  teilt  man  ein  ©litef  genießen, 

Sie  Freiheit  31t  beraubten  teiffen. 

Unb  teenn  id)  nod)  fo  liiftern  teär’ , 

©in  Sletj,  ba§  fängt  mid)  nimmermehr!" 

©r  fliegt  unb  ruft  nod):  „Stiert’  e§  bir!" 
■fiurj  brauf  fietjt  fie  ben  Sreunb ,  ber  itjr 
Sctt  teeifen  Unterrid)t  gegeben, 

Stuf  einer  SSogcIrute  !leben. 

„©brich",  rief  fie,  „teie  e§  immer  laut, 

Sah  man  bir  beine  Freiheit  nahm?" 

„Sie  greunbin",  fprad)  er,  „ging  mir  nat)’, 
Sie  id)  in  biefem  Sauer  fat). 

©ie  rief,  unb  burch  ba§  (Stiid  beteogen, 

Um  fie  ju  fein,  tarn  ich  geflogen; 

Sinn  teeijs  id)  nid)t,  burd)  teetdje  ßift 
Stein  $ufj  1)in  angefeffett  ift!" 

„Sie  Stute",  farad)  fie,  „nidjt  3U  fehlt? 

Sir  gtattergeift  ift  red)t  gefdtjehn. 

SJtan  muff,  teilt  man  ein  ©tiict  geniefjen, 

Sie  Freiheit  3U  behaupten  teiffen. 

Siun  lerne,  teenn  bict)’g  nicht  berbrieft, 

2Bie  nah’  t>er  bem  ©idjern  ift!" 


in*  Dnftjjnttitg. 

^tr\om  Sater  feiner  Sraut  erhielt  ij$hdet  ba§  ©UM, 
W  SJtit  ©htbien  fid)  enbtich  3U  bermählen 
Unb  fetbft  ben  Sag  mit  ihr  3U  wählen; 

SBe'td)  ein  bergniigter  Stugenblid 


168 


^atetn  irnb  ®tja|tungen.  drittes  S3uc§. 


Qür  ein  ißaar  fef)nfud)t§BoEe  (Seelen! 

©ie  fe^n  fic^  fd)mad)tenb  an  unb  tnäljlen. 

„31)r  ^Ünber",  fuljx  bet-  Stater  fort, 

„Söottt  if)r  mir  altem  üftann  nod)  eine  Sieb’  ertoeifen, 

©o  fatfrt  (id)  Bin  31t  fd)toad),  fonft  toürb’  id)  mit  eud)  reifen) 
2!uf§  Dorf  unb  lafst  eud)  an  bem  Drt 
Unb  Bon  be§  $riefter§  fpanb,  ber  mir  mein  ©lüd  im  ßeBen, 
SJtein  felig  ©Ij’toeiB  gaB,  ganj  ftitC  pfautmengeBen!" 

iß^ilet  reift  auf  be§  3Sater§  Söort 
fDUt  feiner  SBraut  an  ben  Beftimmten  Drt. 

©eit  geftern  toar  er  nun  mit  ©tjlBien  BerBunben 
Unb  tarn  üjt  gleid)  au§  einem  SBIumenftüd 
9Jtit  ifjr  unb  einem  $ran3,  Bon  il)rer  fpanb  geiounben, 
©ntjiidt  Bon  ßieB’  unb  ßenj  in  fein  ©emad)  juriid, 

Unb  feber  Euf]  unb  feber  SBlid 
äkrmeljrte  fein  unb  feiner  ©d)önen  ©lüd. 

Sn  fdjerjenber  SSertraulidfleit 
Unb  an  bem  Difd),  auf  bem  ein  5f]aar  ipifioleit  liegen, 

Die  er  Bont  ©ctjufj  nod)  geftern  felBft  Befreit, 

©tet)t  er  mit  ifir  allein,  unb  trunten  Bor  Vergnügen 
©rgreift  er  ein§.  „9tun",  fängt  er  fdjerjtiaft  an, 

„dtunmeljr  Bereut  bie  Keinen  ©raufandciten! 

SöieBiel  IjaBt  31) r  mir  beren  angetan! 

SBefinnt  31) r  (Sud)  nod)  auf  bie  Seiten, 

Da  id)  umfonft  _  au  ©iter  fünfter  tarn? 

Da  3^r  mir  Ürmften  —  ©terBt,  SJtabam, 

Silit  aller  ©urer  5?unft,  bie  .^erjen  3U  Befinden, 

SJtit  ©uern  3auBerifd)en  SBIiden, 

SJtit  ©uerm  fpaar,  fo  fefttid)  fc£)ön  e§  ift!"  — 

,,©d)icfj’  I)cr",  ffmd)t  fie  mit  lädfelnben  ©eBerben, 

,,©d)ie^’  l)er,  toenu  bu  fo  graufam  Bift!" 

©r  fdjiefft.  9ldj  ©ott!  unb  fie  fällt  tot  3ur  ©rben. 

Unb  ü>er  Befd)reiBt  tool)l  feine  ipein? 

Dod)  aud)  im  größten  ©ci)mcr3  nod)  fein, 

Stuft  er  ben  Diener  laut  herein 

Unb  fdjliefjt  bie  Dljüre  31t.  „2öcr  lub  mir  bie  ißiftolen?"  — 
,,3d)  tliat’S,  toeil  mir’3  3ur  Steife  nötig  fd)ien."  — 


Sie  Elfter  unb  ber  Sperling. 


169 


,,$d)  tjabe  bir’S  bod)  nid)t  Befohlen?“  — 

„9tein  Iperr!"  —  Unb  gleid)  erfdjofj  et  djn. 

©>ann  fd)rieb  et  biefen  SStief :  $d),  bet  bot  toenig  ©tunben 
©id)  als  ben  glüdtid)ften  btt,  Slater,  borgefteltt, 

SSin  nacf)  bent  größten  (Slüd,  ba§  je  ein  SJtenfd)  empfunben, 
3fet  bet  Unfeligfte  bet  SGBett. 

D!  bütfteft  bu  bod)  niemals  toiffen, 

Söie  elenb  id)  unb  bu  getuotben  finb!  — 

(Setötet  bon  mit  felbft,  liegt  fie  bot  meinen  fSmjjen, 

SJtein  göttlid)  Söeib,  bein  tiebfteS  ^inb! 

9Jtein  ©ienet,  beffen  ©d)ulb  mid)  um  itjr  Sehen  Brachte, 
Siegt  fd)on  burd)  gleichen  ©d)ufj  gefällt; 

Sd)  aber,  ber  id)  mid)  mit  2lbfd)eu  nur  Betrachte, 

SöaS  fottt’  id)  länget  auf  bet  2Mt? 

9Zein,  beinet  ©odjter  ©ob  fott  gleid)  bet  meine  täd)en. 
Sßenn’S  möglich  ift,  o!  fo  betflud)’  nid)t  iljren  51tann! 

2fd)  Bete  nod)  für  bid),  toenn  mit  bie  2tugen  Btedjen, 

©er  id)  für  mid)  nid)t  Beten  lann  — 

Sftan  traf  itjn  neben  il)r  butd)§  ©d)ioert  getötet  an. 


pu  Elfter  uui>  tmr  pinlmg, 

fltin  ©fierting  lief)  fid)’§  auf  ben  ©töden 
w  ©e§  SGeinbetgS  ted)t  bortrefftid)  fd)medeu 
Unb  fd)Iudte  füll  bie  Beften  SBeeten  ein. 

©ie  giftet  fat)’3  mit  fd)eetem  SUide 
Unb  molXte  bon  be§  ©berlingS  ©lüde 
9tid)t  blofj  ein  ferner  Senge  fröt- 
©ie  tjüpfte  31t  ben  botlen  ©rauben. 

„3Bie?  barf  id)  meinen  klugen  glauben? 

©,  melier  Slotrat!  Sa,  gemifi, 

@0  reif,  fperr  ©petting,  unb  fo  fitfj 
(©enn  ©ie  berftel)n  fid)  auf  bie  ©rauben) 
Söat,  toa§  nun  and)  bet  Söin^et  fpricfjt, 

©et  Söein  feit  bieten  Satiren  nid)t." 

©et  SSin^er  t)ört  bet  giftet  Sobgebid)t 
Unb  jlningt  bie  (Säfte  fortjufliegeu. 


170 


ft-a&eln  ititb  ßrjätjtungen.  dritte?  Sitd). 


„£)",  fprcicC;  bet  Sperling,  „meldj  Vergnügen 
©ntgieljft  btt  mit,  btt  ©cljmätjetin! 
äöittft  bu  bet  gtudjt  in  Sul)’  genießen, 

©o  muff  e§  nidjt  bet  gärige  SBeinBerg  miffen. 

©ieljft  bu  benn  ntc'Cjt ,  lute  ftUX  idj  Bin? 

SDtum  fdjmeig’  itnb  !omtn,  ben  Serg  ttoef)  einmal  burdjgu= 

ftreifen." 

©ie  tljut’y  uub  frijjt  mit  il)tn  gang  ftill. 

„(£in  eingig  äßort,  fpett  ©pat(,  id)  fann  c§  ttid)t  begreifen, 
äöatum  mit’s  itjt  nidjt  fdjmedcn  tut  11; 

Sie  Stauben  fhtb  ja  reif.  Sodj  ftill ! 

Ser  äßinget  läfjt  fiel)  miebet  Ijöten. 

Stunt  meifjt  bu,  tua§  ic£»  machen  mitt? 

3dj  neunte  bon  ben  Blauen  Seeren 

ÜJlit  eine  Staube  mit,  fie  ruljig  gu  betgeljien. 

$omm  mit  mit  unter  jenen  Saum." 

©ie  nimmt  bie  SrauBe  mit,  unb  faum 
Gtteicljte  fie  ben  fidjern  Saum, 

©o  fd)tie  fie  laut:  „£)  Sperling,  meld)e  ftteube! 

S3ie  glüdlidj  finb  mit  alle  Beibe! 

3n  2ßal)tl)ett,  glüdlicl)  Big  gum  Seibe." 

©o  fdjrie  fie  uodj,  al§  fdjon  ein  ©djmarm  Bon  elftem  £am 
Unb  ba§  geptiefne  ©litd  ttjr  naf)in. 

* 

*  * 

Sn,  bet  fein  ©lüd  bet  gangen  äßelt  entbedt, 

£)  ©cpmäljet !  lern’  ein  ©nt  genießen, 

Sa§,  meil  e§  menig  Seiber  miffen, 

Un§  fidjtet  BleiBt  unb  filmet  fdpnedt! 


frr  QSdjtumttsmrrUr. 

1V\it  f et) t  gel)eimni§b  ollen  Sinnen 

Sfitt  ©trepl)on  in  $tifpincn§  pau§, 
©tubiert  Beim  ©intritt  Balb  5?rifpinen 
Unb  Balb  bie  ©einen  fedmättS  au§. 


SDer  SeljeimniiStioHe.  SHe  £ei'df;e. 


171 


Stau  Bringt  ben  ©tul)t;  bod)  nur  mit  Sengen 
SSerBittet  er  bie  fpöftidfleit. 

@r  fteljt  nnb  fdjtoeigt,  unb  jagt  bttrd)  ©djtoeigcn 
©ie  midjtigfte  ScgeBenlfeit. 

„Stein  $err,  l)at  fiel)  ma§  ^ngetvagen? 

D  reben  ©ie!  2öir  finb  allein. 

2öa§  giüt’3?"  Umfonft  finb  alle  fragen: 

©r  mieberljolt  fein  mtyftifd)  Sein. 

£)  lern’  bod),  unüorfid)t’ge  $ugenb, 

©ie  laut  Bon  alten  ©adjen  fdjreit, 

Sou  ©trefdfon  bie  Berühmte  ©ugenb, 

©ie  ©ugenb  ber  33el)utf  amleit! 

Sadfbem  er  ben  $rifpin  Befdfmoren, 

©a§  gu  berfdjtoeigen,  ma§  er  fagt, 

©o  jifdjelt  er  iljnt  in  bie  ©Ijren: 

„©er  $önig  fuljr  iijt  auf  bie  ^agb." 


gib  gbrdje. 


^5%ic  Serdje,  bie  ju  ©amon§  Sreuben 
Jy  Srei  im  ©emad)  iljr  Sieb  oft  fang 
Unb  ungetool)ut,  ben  SBiberljalt  31t  leiben, 
©er  au§  beut  naljen  Zimmer  brang, 

Stit  befto  ftärlrcr  Stimme  fang, 

©aff  itjt  beut  ©Riegel  gegenüber 
Unb  fang  unb  fal)  il)r  eignet  Silb 
Unb  floff,  mit  (Hferfucfft  erfüllt, 

Son  fefimetternben  ©efängen  über 
Unb  Bilbete  31t  iljrer  Ißein 
Stit  iljrem  eignen  2Biberfd)ein 
©id)  einen  SeBenBulfler  ein. 


Sod)  oft  erljoljte  fte  bie  ©Umnte; 

Stilein  umfonft  mar  $unft  unb  Stül)’, 

©tet§  fang  ber  Sßiberljalt  mie  fie. 

©ie  fdjoff  barauf  mit  el)rfud)t§boltem  ©rimrne 
Stuf  iljrcu  SeBeuBuljler  311, 


172 


f’fCi&efrt  unb  ©rjäljturtnen.  ®rttte3  Sitcf). 


©en  il)r  ber  ©Riegel  borgelogen, 

Unb  ftaxt) ,  fid)  felBft  JU  feljr  gezogen, 

Saft  fo,  9iul)mfüd)tiger,  toie  bu, 

©urcff  ©itelleit  unb  burcf)  ein  9Ucf)t§  Betrogen. 

— 14fr— 

ft t  teitatt  fältmiuer. 

^Stoeen  Söanbrer  üBerfiel  bie  Dtacfft. 

/3  „£)  Spelten,  nimm  bid)  ja  in  ad)t", 

©pracff  ^unj,  bon  ©Freden  eingenommen, 
„©amit  mir  nidjt  bom  Söege  Jommen! 

©ort  läfjt  fiel)  fdfon  ein  Srrlidjt  feljn. 

Utur  baff  mir  un§  nidjt  felüer  Blenben 
Unb  un§  nad)  biefent  ßicfjte  menbcn; 

©onft  ift  e§  um  ben  Sßeg  gefdjeljn!" 

„©djott  gut!"  rief  Selten,  „eile  nur' 

©ocf),  SSruber,  menn  id)  bie  fftatur, 

Unb  mag  ein  Srrlidjt  fagcn  motlte, 
fftur  einmal  redjt  berfteBjeu  füllte! 

©tubierte  nennen  e§  bie  ©unft, 

©ie  au§  ben  Sümpfen  aufgeftiegen. 

$dj  meifj  uid)t,  oB  bie  Seute  lügen; 

©entt  oft  ift  ßiigen  if>re  ßunft." 

,,©prid),  Selten,  oB  bu  tBjöridjt  Bift; 

©u  meifft  nicf)t,  mag  ein  Srrlidjt  ift? 

£),  bürft’  idj’g  nur  Bei  fRadjtjeit  mageu, 

Sd)  moUte  bir’g  moljl  anberg  fagen! 

Sft’g  mal)r,  baff  bu  fein  Srrlidjt  fcnnft, 

Unb  Bift  fdjon  nal)’  an  breiig  Satire? 

©in  Srrlidjt,  baff  utid)  ©ott  Bemaljre! 

©in  Srrlidjt,  ba§  ift  ein  ©efpenft. 

,,©eu  ©radfen  B)aft  bu  bodf  gefehlt, 

©er,  mie  ju  ©tepljeng  geit  gefdjeljn, 

Sei  Uleinborf1  im  3}orüBerjtel)en 
©etreib’  unb  ßälBer  auggefpieen? 


Öfterä  torfommettber  Ortsname,  §ier  tdo^I  tein  Beftimmter  Drt. 


Sie  beiben  SBanbrer. 


173 


2Da§,  toa§  ber  ©rad)’  im  großen  Ijeijjt, 

Stenn’  ich  ba§  Srrlid)t  gern  im  fleinen; 

SDenn  ba  fie  nur  bei  Stacht  erfcheinen, 

©o  finb  fie  mobil  fein  guter  (Seift." 

„Stein,  Hunj,  nein  fag’  id|!  nimmermehr! 

©in  ^rrmifcf)  ift  fein  mütenb  §eer. 

Sei),  ot)ne,  ^unj ,  bidj  bumm  ju  nennen, 

SJtufj  bie  ©efpenfter  beffer  fennen. 

©in  iRübejahl,  ein  fold)e§  gier, 

9ll§  äu  ©etjofen1  ebfebeffen 
SDie  ßüc£)’  im  ©belljof  befeffen, 

SDieS  finb  ©efpenfter,  glaube  mir! 

„©in  Srrmifti)  muff  mast  anber§  fein." 

„Söie,  Siebten ,  uennft  bu  biefen  ©d)ein?" 

St.  ,,Sd)  nenn’  ihn  ^rrmifcf)."  „Sft’S  erhöret? 
SBer  hat  bicb)  micber  ba§  gelehret? 

©in  Srrlidjt  heifjt’g,  fein  i^rrmifcf)  nid;t; 

©o  fpricl)t  man  ja  mein  ßebetage." 

3S.  „©o  fpräche  man?  Stein,  üung,  ich  fage, 

25afi  alle  Söelt  ein  Srrmifd)  fprid)t." 

„©dpoeig’,  Sielten,  ba§  Hingt  lügenhaft. 

Sch  W  e§  auf  ^ei;  Söanberfdjaft 
Uub,  SBruber,  ohne  biel  jn  fchmören, 

Ston  SJteiftern  Srrtid)t  nennen  hören." 

©o  ftritten  fie  noch  lange  3 eit, 

Sht  um  bie  ©ad)’,  itjt  um  ben  Stauten, 

33i§  fie  gule^t  bom  Söege  famen; 

Uub  fd)intpfenb  fdjloffen  fie  ben  ©treit. 

* 

*  * 

©o  ftreiten  unftubierte  Stellen 
Um  ©adfen,  bie  fie  nicht  berftehn, 

Unb  enbigen  ben  ©treit  mit  ©dj  eiten. 

S)ie  ©horen  tollten  erft  ju  ben  gelehrten  Stetten 
Unb  ßun^en  in  bie  ©cfjule  gehn! 

Sie  ftreiten  bialeftifch  fd)ön 
Unb  ohne  SÖortfrieg,  ohne  ©dielten 


i  S.  oben,  <3.  172. 


174 


fabeln  unb  ffirjäfjtuttgeu.  dritte?  3?ud). 


Um  Singe,  bie  fie  gan^  berftehn, 

Unb  fehlen  if)re§  2Bege§  feiten, 
äöeil  fie  ben  Söeg  bei-  ©ernten  gehn; 
Senn  ba  läfct  fid)  fein  $rrlid)t  fef)n. 


- - 


f  aö  (SUfidi  mtD  Die 

/Cin ft  toottten  Sieb’  unb  ©lüd  fid)  fidftbar  überführen, 
2ßer  ftärfer  fei,  be§  dttenfdfeu  fperj  p  rühren; 

Unb  ©emnon,  mie  bie  ©ctg’  erzählt, 

©in  dftann,  ber  oft  ba3  ©lüd  um  feine  ©unft  gequält, 
©in  dftann  in  feinen  beften  fahren, 
äßarb ,  um  an  ihm  e§  ju  erfahren, 

Stont  ©liid  unb  bon  ber  Sieb’  ermählt. 


Sa§  ©liid  bot  alle§  auf,  ma§  je  ber  SJlenfdj  gefdjäijt. 
2Ba§  feine  ©inne  rührt,  ma§  je  fein  §erj  ergebt, 

SBoburd)  ber  ©tolj  fid)  he^i  unb  Jur  SSetounbrung  eilet, 
Söarb  bon  ber  fpanb  be§  ©Iüd§  bem  ©emnon  itjt  erteilet, 
©r  fah  fid)  reid),  unb  ÜJiarmor  fcfjloU  il;n  ein, 

©ein  3 immer  fd)ieu  ber  fffreuben  Shr°n  5U  fein; 

Unb  täglid)  mudj§  bie  ißradjt  ber  fd)on  gefäjmücften  äöänbc 
5tod)  burd)  ber  Zünftler  finge  .'pänbe; 

Unb  täglid)  mudj§  im  ©beifefaal 
Ser  ©Rüffeln  unb  ber  Siener  3aI)I, 
fDüt  ihnen  ber  SSeiounbrer  Stenge 
Unb  ber  Klienten  Sobgefänge. 

SBalb  fiel  ein  reid)e§  ©rb’  an  ihn, 

2tu  ba§  er  nicht  gebad)t;  faunt  mar  il)m  bie§  berliehtt, 

©o  30g  ba§  ©lüd  bitrd)  feine  fünfte 
©djoit  in  ben  reidfften  ßotterien 
$ür  feinen  f^reunb  bie  «Ipaulptgeminfte. 

©o  marb  ein  neuer  ©djatj  ihm  täglicf)  fuub  gemadjt, 

SSalb  ma§  fein  jhij1,  halb  ma§  fein  ©cf)iff  gebracht, 

Unb  fo  biel  ©unft  au§  feines  ©XiicfeS  «giäubeu 
Sßlieb  alle  bpvactjt  ju  menig  31t  berfchmenben. 


flu};,  b.  I).  ®efi(jauteil  au  einem  Sergmevl.  aSia^vfcpeinlicT)  ein  flanUfdpeS 


®aä  ©UicE  unb  bie  Siebe. 


175 


©t  fcfjtief,  betaufctjt  Don  greuben,  ein, 

©taub  auf,  ben  greuben  fiel)  ju  toeitjn. 

©ein  äßiitf  toat  bet  Sßevefjtet  äßitte, 

Unb  jebet  Sag  ein  geft  be§  ©tüife§  unb  bet  f^ütte. 

„äßet  jmeifett",  fbtadj  ba§  ©tüif,  „bafj  mit  bet  fRut;m 

gebüljtt? 

Sft  ©emnon  nidjt  unenbtictj  fetjt  getütjft?" 

„älieEeictjt",  Deefetjt’  batauf  bie  Siebe, 

,,9iütjt’  icfj  fein  .fpetj  bittet)  ftätftc  Stiebe. 

©t  foE  ©etinen  fefjn;  ifjt  unfcfjutbOoEet  93licf 
23efiegt  DieEeictjt  bicb) ,  inädjtig’S  ©IM!" 

©t  fatj  nunme|t  bie  göttliche  ©etine. 
gtjn  tüb)tt  bet  äteig  bet  ebten  5)tiene, 

So  et)  metjt,  at§  iljt  betebt  ©cficfjt, 

Sa§  -jperj,  ba§  au§  ©etinen  fjmctjt. 

©ctjon  fetjeint  bet  ©tanj  bon  feinen  ©cfjätjen, 

©djon  fein  Sßalaft,  fetjon  gteunb  unb  äßeiit, 

©ctjon  bie  9Jtufif  it)n  minbet  31t  ergeben. 

„2ßie  gtücftidj,  lo  dt’  ifjt  ^»etj  etft  mein, 
äßie  gliicftidj  luiitb’  icfj  bann  nietjt  fein! 

£)  Siebe!  tetjte  mid),  bie§  -fperj  mit  ju  betbicueit 
Unb  ffn'idj:  toobutdj  befieg’  idj  etnft  ©etinen?"  — 

,,©ei",  ffmdjt  fie,  „fein  Sletfcfjloenbef  metjt, 

©ib  ©cfjmeicfjtetn  lueitet  fein  ©etjöt" 

©cfjon  ift  et  fein  Sktfdjioenbet  metjt, 

©djon  gibt  et  ©djmeictjtern  fein  ©etjöt. 

,,©uct)’  beine  Suft  in  ftiEetn  gveuben, 

©ei  gütig,  liebteidj  unb  befdjeiben, 

Unb  liebe  nidjt  bein  ©tiid  ju  fetjt." 

©ct)on  fucfjte  ©emnon  ftitt’te  greuben, 

©djon  matb  et  liebteidj  unb  befdjeiben; 

©etine  ftotj  itjn  fdjon  nidjt  metjt, 

©etine  gab  ifjnt  fetjon  ©etjöt 
Unb  toatb  bie  ©cete  feinet  gteubeu. 

„Sie  Siebe",  fptadj  ba§  ©tücf,  „fdjeiitt  ©emnon  botjusietju ; 
9lEein  metjt  at§  3U  batb  fott  et  ©etinen  flietjn. 

©obiet  idj  itjm  gefdjenft,  foöiel  fei  itjm  entriffen! 
äßitb  itjm  bie  Siebe  motjt  bet  ätrmut  Qual  betfiifjen?" 


176 


ga6etn  unb  ©rjälitungen.  ®ritteä  S3ud). 


5Da§  (SXücE  B  erlief*  ifjn  btauf,  unb  ©emnon§  ©ut  Berfdjtoanb. 
ßein  SSergtoerf  fjaff  ifjm  met)r,  fein  ©cfjiff  fatn  ntefir  an§ 

ßanb; 

©ein  üteidjtum  toarb  bet  ßifi  unb  bet  ©etoaft  jur  SSeute, 
Unb  nid)t§  Blieb  ü)rn  Bon  bem,  toa§  jonft  jein  .fperj  erfreute, 
9ticf)t§  af§  fein  treue§  SBeiB;  im  toibrigften  ©efcfjitt 
©ein  SSeiftanb  unb  auf  ftet§  fein  ©fütt. 

©itrcf)  Sleifj  entriffen  fie  fici)  ber  ©efafjr  §u  batBen, 

Unb  ftofj  genoffen  fie,  toa§  fie  burcf;  gfeij*  ertoatBen. 
Umfonft  Berfpratt)  ba§  ©fütt,  if)n  bop^eXt  3U  erfreun, 

Söenn  er  ber  ßieü’  entfagen  toottte. 

„Stein",  rief  er,  „toenn  icf)  audj  ein  $töfu§  toetben  jottte, 
©ing’  icf)  bocf)  nie  bein  SfnerBieten  ein. 

5Die  ßieBe  fäfjt  midj  toeifer  fein, 

Slf§  baf*  icf)  bidj  mir  toieber  toünfcfjen  toottte. 

©erine,  fomm!  SJtein  §er§  BleiBt  bein; 

SM  Beffer,  otjne  ©lütt,  al§  oljne  ßieBe  fein."  — 

„Sa,  ©ernnon,  ja,  mein  .jperj  ift  bein; 

SM  Beffer,  ofjne  ©lütt,  af§  offne  ßieBe  fein." 

^ßZaum.  tjatte  nodj  be§  ©djneiberS  ^anb 
JjX  ©in  Bunte§  fonttfcf)e§  ©etoanb 
SDem  muntern  Slffen  umgefjangen, 

©o  gaB  fein  Stott  ifjm  ba§  Sterfangen, 

©icf)  in  bent  ©piegel  ju  Befefjn. 

„Sn  Söafjrfjeit",  fpradj  er,  „icf)  Bin  fdjön! 

©oBief  icf)  mir  gcfdjmeidjeft  f;aBe, 

©o  fann  bem  jungen  -jperrn  ber  Siott  nittjt  Beffer  ftefjn. 
ßomtn",  rief  er,  „ffeiner  ©bcffnaüe, 

Söir  müffen  un3  jugfeicf)  im  ©flieget  feXjn." 

©r  fant.  SD  er  Slff’  erfdjtaf,  Berjerrte  ba§  ©eficXjt, 

©tief*  an  ben  jput  unb  rüttte  bie  Sßerütte, 

Unb  bott)  gfitt)  er  bem  Sunfer  nidjt. 

SD  er  ©piegef  toarf,  toa§  er  empfing,  jurütfe, 

©in  uärrifcf)  fjaaridjteS  ©efidjt 
Sn  einer  ftruppidjten  Sßerütte. 


$er  Slffe.  ®ie  2Bitir>e. 


Ser  gunfer  lacpt.  „5ßfui",  pub  bei-  2lff  erbittert  an, 
„5ßfui,  ©Riegel,  tote  btt  liigft!  toa§  pab’  icp  btt  getpan?' 
Ser  ©piegel  läuft  baiauf  bon  feinem  -jpaucpeu  an 
Unb  jeigt  ipt  feinen  2lffen  toeiter. 

„Sa§  bacpt’  icp",  tief  ei  fepr  erfreut, 

„Sie  ©cpulb  liegt  niept  an  meiner  £)äplicpfeit; 

Sieht,  junger  -gtetr,  ber  ©piegel  toar  niept  peiter!" 

©cpon  eilte  gunfer  grip  mit  ber  Sßegebenpeit, 

©ie  bem  SJtagifter  ju  errafften; 

Unb  biefem  tonnt’  e§  gar  niept  festen, 

SJtit  einer  nüplicpen  SJloral 
(Sr  toar  gelehrt)  fie  ju  Befeeten. 

„Sinn",  fpracp  er,  „fepen  ©ie  einmal 
Sie  EÖaprpeit  an  be§  ©piegel§  ©teile. 

©ie  jeigt  ber  Sporen  .fpäpliepfeü; 

Ser  Spor,  ber  fiep  bor  iprem  ßtepte  fepeut, 

SSerpiiEt  fie  brauf  in  Sunfelpeit 
Unb  fepmeidjelt  fiep,  fie  fei  niept  peEe." 


fie  fütütre. 

@in  SMrcfcen. 


^^orinben§  junger  Spegatte, 


Sen  fie  fo  lieb  toie  fi<p  unb  toopl  noep  lieber  patte 
„Stocp  lieber?"  toirft  ber  ©pötter  ein 
Unb  lacpet  pöpnifdj;  boep  er  lacpe! 

Surcp  eine  ©pötterei  pört  eine  toapre  ©aepe 
Srum  noep  niept  auf,  getoifj  ju  fein. 

©enug,  ber  Sob  entrip  Sorinben 
©epr  früp  ben  treuften,  Beften  SJtann; 

Unb  iip  tann  feine  EÖorte  finben, 

©o  leiept  man  im  Slffeft  fie  fonft  autp  finben  fann, 

Um  aEe§  ba§  red)t  lebpaft  augjubrücfen, 

2Ba§  fie,  bie  junge  grau,  gefüplt, 

Sie  ipn  bor  toenig  Slugenblicfen 
©efunb,  ipt  aber  tot  in  ipren  Slrnten  pielt 


©eitert. 


12 


178 


fabeln  unb  ©rjälUmgen.  dritte?  ©ut§. 


Unb  it)n  au§  intern  2trm  aucf)  tot  nicf)t  taffen  motlte. 

©er  ^rieften  tarn,  ber  fie  befänft’gen  fo'llte; 

©ie  ganje  3reunbfd)aft  tarn:  bocf)  nicf)te  bemegte  fie. 

Sie  meffr  man  tröftete,  fe  metjr  ©orinbe  fcfjrie. 

2ftan  muffte  mit  ©emalt  fie  bon  beut  ©oten  bringen. 

©in  unauftjörticf)  -fpänberingen 

SBar  altc§,  toa§  fie  tt)at,  unb  ein  entfetjtid)  Stet)! 

Söar  atte§,  toa§  fie  troftlo§  farad). 

©ie§  trieb  fie  länger  nod)  ate  bierunbätoan^ig  ©tunben. 

^nbeffen  tjatte  fiel)  ber  fftadfbar  eingefunben, 

©in  2Rann,  gefdfidt  in  §ol3  3U  t)aun. 

©r  fat)  ©orinben§  ©d)mer3;  unb  teils  auf  ifjr  33egel)ren, 
©eit§  ate  eiu  $reunb  beu  «Seligen  3U  eljren 
Unb  feinem  Untergang  im  ©obe  borjubaun, 

©ntfdflojf  er  fid),  in  ^olj  itjn  auSju^aun. 

©3  gtiidt  be§  ^ünfttete  meifen  .«pänben, 

©a§  2Bert  in  turpem  31t  bollenben, 

Unb  (Stefan  ftunb  in  2eben§gröffe  ba. 

©in  steifte rftüd  pflegt  halb  befannt  311  merben; 

©a§  3$olf  lief  3U  unb  fc^rie ,  fobalb’S  beu  ©tepljan  fat): 
,,2ld)  ^immel!  ad),  ba§  ift  er.  3a, 

@et)t  nur  bie  tädfelnben  ©eberbett! 

©et)t  nur  beu  aufgetoorfnen  fUtunb! 

fftein,  2tl)nlid)er’§  !ann  nichts  gefutxben  merben; 

©0  fat)  id)  it)n  nod)  fiingft,  ate  er  ©ebatter  ftunb." 

9Ran  brad)te  ben  gefirnißten  ©atten, 

©er  nod)  allein  ber  äöitme  ©roft  bertieß, 

3u§  smcite  ©tod,  too  er  unb  fie 

©in  gan3e§  bergnügt  gcfdftafen  Ratten. 

§icr  fdfloff  fie  fid)  mit  i|nt  in  ißre  Kammer  ein 

Unb  fud)te  fftut)5  in  ©djmers  unb  fßeitt 

Unb  ßielfS  für  it)re  3ßflid)t,  mit  gatten  ©tränten  gälfren, 

Um  feiner  emig  mert  311  fein, 

3l)n  nod)  im  ©obe  3U  bereden. 

2öer  laitn  tootjl  metjr  bon  einer  grau  begehren? 

©0  faff  ©orinbe  biele  äöodfcn 
Unb  batte,  mie  mein  2öät)rmann  fagt, 


5Die  ÜBttnie. 


179 


-Stein  teBenbeS  ©efdjöfif  feit  bieder  Seit  geffn'odjen 
2Il§  itjren  -jpttitb  unb  ifjre  33tagb. 

Unb  ^eute  mar’S  nad)  jo  Biet  Bangen  Söodjen 
SDa§  erfte  33t  al,  baff  fie  auS  itjrent  fjenftev  fat); 

Unb  in  bent  SlugenBIid  mar  and)  ein  Sfrember  ba. 

©djnett  farn  bie  33tagb  mit  fcfjtaueu  dienen: 

„33tabaut,  e§  fragt  ein  §err  nad)  Stjnen, 

©in  fdjöner  -fperr,  faft  mie  ber  fel’ge  3Jtann; 

@r  tjat  etmaS  Bei  Sljnen  au§jitrid)ten, 

SDa3  er  mir  nidjt  Bertranen  tarnt."  — 

„SDu  tannft",  fprad)  fie,  „nur  ma§  erbitten, 

Sfd)  getje  niefjt  Bon  meinem  lieBen  53t amt; 

Unb  furj,  bu  barfft  iljnt  nur  Berichten, 

Sdj  märe  tränt  Bor  Bietern  ©raut. 

SDenn  ad)!  fein  SÖunber  mär’§  — " 

,,5Dic§  get)t  nidjt  an,  SJtabam; 
©r  I)at  ©ie  ftfion,  iubeut  er  angetommen, 

Sin  St)  reut  fünfter  mat)rgenomrnen. 

©ie  müffett  mit  Ijeruuterfommen; 

SD' er  frembe  -giert  rut)t  et) er  nid)t. 

©r  Ijat  ma§  äöidjt’gcä  attguBriugeit. 

Sdj  bädjte  bod),  93tabant,  ©ie  gingen!" 


SDie  junge  SBihoe  fteljt  Beftürgt, 

Umarmt  mit  einem  fdjnetten  $cuer 

SDa§  SBilb,  mit  bem  fie  fid)  seither  bie  geil  Berfürjt, 

Unb  nimmt  beit  Srentben  au.  Sßer  mirb  e§  fein?  ein  freier? 
SUetteidjt  gibt  ttttg  bie  33tagb  33ericfjt? 

©ie  Ijordjt  fd)ou  an  ber  STfjür;  atteiu,  fie  taun  nidjtS  fjören 
Stt»  beit  BetrüBten  SDon,  mit  beut  SDorinbe  fpric^it. 

SDer  Stadjmittag  Berftreid)t;  ber  frembe  geljt  nod)  nid)t. 
©oll  er  beim  gar  itjr  ©aft  jtt  fein  Begehren? 


SDorinbe  tömiut,  unb  jmar  atteiu; 

©ie  mirb  fid)  tooljl  einmal  am  23itbe  le^eit  motten. 
„3)tagb",  fängt  fie  au,  „fprid),  ma§  mir  mad)eit  fotten: 
®er  giert  mifl  mit  ©etoatt  mein  ©aft  ben  SIBenb  fein. 
SDu  mufft  gefd)minb  bie  -Staune  ©d)uterteu  fiebert."  — 
„Sa,  ja,  SJtabant,  idj  Bitt’3  gufriebeit." 


180 


fabeln  unb  @rjäf)[ungen.  ®ritte8  S3uc§ 


©orinbe  cjct;t  juritd.  ©ie  ttftagb  burdjfudjt  bag  fpaug, 

3mrt  Sieben  faxtet  fpolä  ju  finben. 

Sie  finbet  feing  unb  ruft  ©orinben 
3n  aller  ülngft  gefdjminb  Xjeraug. 

„Stabant,  ad)  laffert  Sie  ficfj’g  flagen! 

@§  ift  lein  t)ax*te§  fjifd^tjolä 1  ba. 

Sott  idj  bag  SSitb  herunter  tragen, 

@g  ift  t)art  $oIj,  unb  eg  äerfdjlagen?“  — 

,,©ag  Sßilb?  Sein,  nein  —  bodj  —  tfju’g  nur.  3a.  — 

Söag  braudjft  bu  utid)  beim  erft  ju  fragen?“  — 

„Sttein  bag  SSiXb  ift  fdjmer,  idj  fann’g  allein  nidjt  tragen; 
3um  genfter  ging  e§  tvof/l  tj  eräug."  — 

„Sun  gut,  fo  barfft  bu  ja  bag  ^>0X3  uid)t  erft  gerfdjlagen. 
©er  -jperr  3ieX)t  fünftig  in  mein  £aug; 

©a  barf  id)  fo  nid)t  länger  flagen.“ 

©a§  fünfter  öffnet  fidj,  unb  Stefan  fliegt  fjeraug. 


f  rr  jung«  ftrebs  unb  bic  §rcnutfrijrl. 

'SENer  Stufdjel,  bie  am  feidjten  Straube 
Jy  3fjr  .jpaug  halb  boneinanber  bog, 

Salb  micber  feft  jufammenjog, 

Safj  einft  mit  Seib  unb  Unberftanbe 
6in  junger  $reb§  aug  feiner  «g>öX)Xe  ju. 

„£>  Stufdjel,  toie  bcgliidt  bift  bu! 

Q,  baff  mir  Ärebfe  nur  fo  clenb  mosten  miiffen! 

Salb  ftöfjt  ber  Sadjbar  utid)  aug  meiner  2öof)nung  aug 
11  nb  halb  ber  Sturm.  ®u  f)aft  bein  eigen  fteinern  -fpaitg, 
ßannft,  meun  bu  mittft,  eg  öffnen  unb  berfdjüefjen. 
Sergönne  mir  nur  einen  Slugenblid, 

3d)  toeifj,  bu  gönnft  mir  biefeg  ©liid, 

3n  beinern  Sdjloffe  iftta^  ju  nehmen.“  — 

,,3d)",  fprad)  fie,  „fottte  mid)  jmar  fdjänten, 

3n  mein  nid)t  aufgefntijteg  ifpaug, 


1  gifdjljolj,  b.  I).  Kein  gel;acfte3,  trocfueä  §olj  jum  Sieben  bei'  gifclje. 
fju(ammeni)ang  bevfetben  ©efd;ict)te  fd;on  in  einem  ft-aftnadjtäfpteie  SiprerS. 


®er  junge  Jtre63  unfa  bte  Seemujdjel.  ®a§  Jlinb  mit  ber  ©djere.  181 


Senn  in  ber  Sljat  fieljt’S  itjt  uidjt  reinlidj  aus, 

SSorneljme  Herren  einjuneljmeu. 

Sodf  bienet  eS  ju  Sljrer 

Stuf  turje  3ett  31t  mir  fiel)  31t  Der  fügen, 

©0  bien’  ict)  Sinnen  mit  Sßerguügen; 

Sßir  IjaBen  5piatj."  ©r  fömmt.  ©ie  fdjliefjt  iljr  ©djtofj  feft  ju. 
„SJtad)’  auf",  fcfjreit  er,  „benn  idj  erftide."  — 

„Salb",  fpridjt  fie,  „toitt  idj  bicE)  Befrein; 

©ief)’  erft  ber  SJUfjgunft  Sljorljeit  ein, 

Unb  lerne  Ijier,  mit  beinern  ©lüde, 

SSenn  bir’S  gefallt,  jufrieben  fern." 


.m1 


f  tts  ftini>  mit  Ber  grijrrr. 

,inb",  BjuX)  bie  SJlutter  an,  „eins  mufft  bu  mir  berfprecSjen: 
Sie  SJceffer  unb  bie  ©ab ein  ftedjen; 

Srum  rüljre  teinS  bon  Beiben  an."  — 

„Slüein,  bie  ©djere,  follt’  idj  glauben, 

Sie  tonnten  ©ie  mir  tooljl  erlauBen1?"  — 

„StidjtS  toeniger;  toaS  bidj  berieten  lanu, 

©iel)’  niemals  als  bein  ©pielloerl  an." 


SaS  $inb  geljordjt;  bodj  ein  gemeinter  SrieB 
Unb  baS  SerBot  berfdjönerten  bie  ©djere. 

„^a",  fpridjt  eS  p  fidj  felBft,  „toenn  eS  bie  ©aBel  märe. 
Sie  IjaB’  id)  lange  nic£)t  fo  lieB, 

©0  lief)’  id)  fie  mit  greuben  liegen. 

Slllein  bie  ©d)er’  ift  mein  Vergnügen, 

©ie  Ijat  ein  gar  p  fdjöneS  SSanb. 

©efei)t,  id)  ritjte  midj  ein  menig  in  bie  £anb, 

©0  tjätte  bieS  nicfjt  biel  3U  fagen. 

©0  flein  id)  Bin,  fo  fjaB’  id)  fa  Serftanb, 

Unb  alfo  toerb’  idj’S  immer  magen, 

©oBalb  bie  Butter  nur  bie  2lugen  meggemanbt. 

Sodj  nein,  meil  fiinber  folgen  rnüffen, 

©0  mär’  eS  ja  nidjt  redjt  getrau. 

Stein,  nein,  id)  fefje  bic^)  Blofj  an; 

D  fd)öne  ©cf)ere,  laft  bidB)  lüffen! 


182 


fabeln  utib  ®rjfi£)tungeii.  dritte?  S3ud). 


2fd)  rütjre  ja  lein  Keffer  an, 

@o  merb’  id)  bod)"  —  ©djon  griff  es»  uadj  bev  ©djere 
,,^a,  menn  idj  unborfidjtig  märe, 

©a  freitief)  fdjnitte  midj  bie  ©djere; 

SlKein  id)  bin  ja  fdjon  mit  it)r  belannt." 

©o  ff>rad)’§  unb  fdjnitt  fidj  in  bie  fpanb. 

©ie  Butter  tarn.  £),  metdje  Ijarte  Setjre! 

,,9td)",  I)ub  ba§  Äittb  fu^fättig  an, 

Iränft  mid)  fetjr,  ba£  id)’§  geUjan. 

3d)  bitte  ©ie,  serbredjen  ©ie  bie  ©djere, 

©antit  id)  fie  nid)t  me1jr  begehre 
Unb  otjne  gmang  getjordjen  fann." 

* 

*  * 

Oft  fiitb  mir  Sltenfdjen  biefe§  $inb. 

SSerfeljn  mit  billigen  ©efetien, 

©ie  göttlid)  unb  un§  Ijeilfam  finb, 

©djeut  fid)  ba§  ^erj,  fie  alte  ju  berieten. 

Söir  unierlaffen  mie  ba§  ßinb, 

©ie  ©inge,  bie  mir  menig  fdjätjcn, 

Um  bie  ju  tt)un,  bie  un§  am  tiebften  finb. 

©ie  9ieue  tömmt.  2öir  fe^n,  mie  fetjr  mir  festen; 
©ann  benten  mir,  bann  beten  mir  afö  ßinb. 

2Ba§  tjei^t  in  bicler  taufenb  ©eelen: 

„S3emat)re  mid),  o  ©ott,  bor  biefer  SStiffetljat!" 

2Ba§  tjei^t  e§?  2öel)re  mir  ba§  SBäljlen, 

©amit  mein  ben  gmang  nid)t  nötig  Ijat. 


§te  ^ffru  itnit  b\ t  $Ktrrn. 

^5Nie  Stffen  baten  einft  bie  SSärcn, 

©ie  mödjten  gnäbigft  fid)  bemüljn 
Unb  itjnen  bod)  bie  3?unft  erttären, 

3n  ber  bie  Station  ber  SSärcn 
©ie  ganje  SBett  be§  2öalb§  ju  übertreffen  fehlen, 
©ie  Äunft,  in  ber  fie  nod)  fo  unerfahren  mären, 
©ie  jungen  grofj  unb  ftar!  p  jietjn. 


Sie  Slffett  unb  bie  Säten. 


183 


„33ietleid)t",  tjub  bon  ben  Slffenmtittern 
Die  toeijefte  bebädjtig  an, 

„SSietleidjt,  id)  jag’  eS  botler  Sittern, 

2Bäc£)ft  unjre  Sugenb  btofj  barunt  jo  fiedj  bjeran, 

Sßeil  toir  jie  gar  gu  toenig  jüttern. 
ißietleicfjt  ijt  aucfj  ber  Mangel  ber  ©ebulb, 

©ie  janjt  gu  totegeu  unb  gu  tragen, 

SSietleidjt  and)  unjre  9Mdj  an  ifjrett  fiebern  jdjulb. 
StieEeicfjt  jdjtoädjt  and)  baS  Dbft  ben  üttagen. 

3Sictteic£)t  ijt  jetbjt  bie  Sujt,  bie  unjre  $inber  trifjt, 

(2öer  fann  jie  bor  ber  Sujt  betoa^ren?) 

©in  ©ijt  in  it)ren  erjten  3at)ren 
Unb  bann  auj  SebenSgeit  ein  ©ijt. 

SSietteicjit  ijt,  olpe  bafj  toir’S  benfen, 

Stucf)  bie  SSetoegung  it)re  ißejt. 

©ie  fönnen  jid)  burcf)  ©bringen  unb  burd)  ©djtoenlen 
Djt  ettoaS  in  ber  SBrujt  berrenfen, 

2öie  ficljS  jetjr  leidjt  begreijen  täfjt; 

Denn  unjre  Sterben  jinb  nidjt  feft." 

«g>ier  fängt  jie  gärtlidj  an  gu  deinen, 
iJtimmt  einS  bon  itjren  lieben  kleinen, 

2)aS  jie  jo  lang’  unb  tiergticf)  an  jid;  brüdt, 

S3iS  it)r  geliebtes  ß'inb  erftidt. 

„Du",  jpradj  bie  SSärtn,  „lannjt  nod)  fragen, 

SBarum  it)r  jo  bejtrajt  mit  tranfen  Äinbern  jeib% 

9tid)t  liegt’S  an  Sujt  unb  9M<i)  unbnid)t  an  Dbjt  unb  Klagen; 
$t)r  tötet  jie  burd)  eure  2Beid)lid)feit, 

S)urd)  eure  Siebe  bor  ber  Seit. 

©ebt  adjt  auj  unjern  jungen  ^aujen; 

SGßir  nehmen  jie,  jobalb  jie  laujen, 

mit  uns  in  £ifc’  unb  Sroft,  burd)  gtnren  unb  burd)  Söatb, 

©o  toerben  jie  gejunb  unb  alt." 

* 

*  * 

2öaS  rnadjt  biel  ßinber  ftedb)?  bieüeicf)t  iRatur  unb  3eit? 
jRein,  meljr  ber  ©Item  2Öeid)lid)feit. 

D  iReidjer,  jolt  bein  Äinb  gejunb  in  ©täbten  blühen, 

©o  aie^’  eS  in  ber  ©tabt,  toie  eS  bie  Dörfer  gietjen! 


184 


ga&etn  unb  ®rjä|tutigen.  drittes  ®ud). 


fn*  gnrijtrutn. 

ßcidjtfinn,  toie  bie  gäbet  fagt, 

MP  ©ie  gabel  au§  ben  golbnen  galjren, 

SOßarb  boit  ben  fütenfdjen  einft  berjagt, 
äöeit  alte  feiner  ntübe  tnaren. 
ßr  ftot)  jjum  3eu§  unb  Bat  nrn  Stufenttjatt. 
daunt  fat)  fütertur  bie  luftige  ©eftalt, 

©o  füt)tt  er  fdfott  bie  *ßftid)t,  bent  gtüdjtting  Beipfftringett 
,,©o  mitt  bid)  ade  äöett  berbringen? 

©u  bauerft  ntidj.  Üomnt,  tjüftf’  auf  meine  ©dfmingen! 

3  d)  Ijoffc  bid)  gut  anpbringen. 
ßotttm,  5paf>t)0§  fei  bein  9tufenttjatt!" 

©d)tted  Bracf)t’  er  itjn  pr  3Senu§  fleincm  Knaben. 

,,^ier,  ©ott  ßufnbo",  fing  er  an, 

,,©d)idt  St)  neu  3tui§  t,en  angenetjmfien  iDtanit, 

©er  fd)ärfer  al§  ©ie  fetjen  tarnt; 

©ie  foICctt  itjn  p  Syrern  gut)  rer  IfaBen." 

©er  ßeidftfinn  trat  fein  3tmt  mit  ßifer  au, 

©a§  2Imt,  ber  ßiebe  borptraBen, 

Unb  fott,  toie  bie  gebaute  gäbet  fprid)t, 

SSon  biefer  3cit  au  feine  ißflidft 
©et)r  feiten  unterlaffen  tjaben. 

— KHf— 


fn*  mrije  OMjljals. 

/Y^in  reidfer  ©rei§,  baut  ©obe  nidft  inetjr  fern 
w'  Uttb  nngefd)idt,  metjr  ©djäije  ju  er  to  er  Bett, 

Eöarb  Iran!  unb  motttc  bod)  nid)t  fterBen; 

©enn  bteldfer  ©cigtjatS  ftirBt  toot)I  gern1? 
ßr  mottte  nad)  betn  ©oltor  fdfiden; 

-Sunt  ©lüde  fiel  itfnx  nod)  ber  Ifarte  Scaler  ein, 

®en  er  genötigt  htär’,  itpx  in  bie  «fpanb  p  brüden, 
Unb  alfo  tiefj  er’§  lieber  fein. 

SDod)  mit  betn  ©ob  ift  glcictjmotjl  nidjt  ju  fdjerjen. 
©er  2ttte  füllte  neue  ©djmerjen 


Ser  geidjtfinn.  Ser  reidje  ©etjljalä. 


185 


Unb  rief  ben  ^rieftet  in  fein  £au§ 
ilnb  Bat  fid)  ju  Berfdfiebnen  Skalen, 

5Denn  bafür  burft’  er  nichts  Bejahen, 

£roft  auf  bent  ßranlenlager  au§. 

£>er  «priefter  toottf  i$n  ifct  neriaffen. 

'-.'5^  ®r"'  ^rac^  ^er  ®re^,  ,,©ott  toirb’3  ju  fpergen  faffen ; 

Unb  romm’  idf  Bon  bem  Säger  auf, 

©o  geB’  id)  3$m  bie  £anb  barauf, 

3dj  tx>iIX  midj  banIBar  finben  laffen." 

toeiB  nidjt,  Bat  er  für  ben  Sitten, 

Unb  toann  er  Bat,  Bat  er  mit  Sledjt? 

©enug,  ba§  menfd)Iid)e  ©efdjledjt 
©ottt’  einen  ©eijl)al§  nteljt  Bemalten; 

©§  Befferte  fid)  mit  bem  Sitten. 

©er  Sßriefter  toirb  geruft.  ,,3d)  toei£  too$I"  fürad)  ber  ©rei§ 
»2öa§  id)  35m  einft  gereb’t,  toenn  ©r’s  gteidj  uidjt  metjr  toeifj 
ipier  felj’  ©r  felBft,  toa§  id)  unb  meine  grau  erfparten; 

3c5  3«8’  35nt  nur  bie  feltnen  SIrten. 

©teljt  3^ m  ba§  grofje  ©olbftüd  an? 

©a  finb  fie  nodj  Bon  gröfjerm  Söerte; 

©oc5  in  eil  fie  ©ott  mir  tounberBar  Befeuerte, 

©o  5aB’  id)  ein  ©elüBb’  get^an, 

Stidjt  ein§  Bon  allen  au§augeBen, 

Unb  follt’  id)  5unbert  3a5re  UBen. 

,,3BiU  ©t  nunmehr  bie  ©itBermünaen  fe^n? 

3a,  lieber  fperr,  auc5  bie  finb  fdjön. 

-&ier  5aB’  id),  glaub’  ©r  mir’3,  me^r  5arte  Scaler  liegen 
SIßid)  unb  ©r  jufammen  toiegen; 

Slllein  fie  mögen  immer  liegen, 

©ie  füllen1  ade  für  mein  £au§. 

©odj  lafj  ©r  un3  nod)  Breiter  ge^en. 

|>ier  fie^t  ©r  bie  gtoeibrittel 2  fielen; 

©a  lef  ©r  ein§  für  feine  $inber  au§ 

Unb  Bitt’  ©r  ©ott  um  ©egen  für  mein  <§>au§!" 


1  ©.  ©.  83. 

a  *i  5E&«IerftUcfe. 


— — 


186 


gaBetn  unb  @rjä§tunflert.  ®ritteä  S3u$. 


ol)n",  fing  ber  SSater  an,  inbern  er  fterben  toottte, 
„JP  „2Öie  rul)ig  fdjjüef  id)  itjt  nid)t  ein, 

Söenn  idj  nad)  meinem  Sob  bid)  glüdlid)  toiffen  fottte! 


Su  bift  e§  toert  unb  toirft  e§  fein. 

.fpier  fjaft  bn  meinen  lebten  Söilten; 

©obalb  bu  midi  in§  ©rab  gebracht, 

©o  brid)  if)n  auf  unb  fud)’  ifjn  31t  erfüllen, 

©o  ift  bein  ©lüd  getoi£  gemalt. 

SSerfpricf)  mir  bie§,  fo  totE  id)  freubig  fterben." 


Ser  Sßater  ftarb,  unb  für 3  barauf 
SSracfj  aud)  ber  ©ol)n  ba§  Seftament  fd)on  auf 
Unb  la§:  „fütein  ©ol>n,  bu  toirft  Oon  mir  feljr  toenig  erben, 
2ll§  ettoan  ein  gut  23udj  unb  meinen  Sebenälauf, 

Sen  fetj’  idj  bir  ju  beiner  9tadjridjt  auf. 

9Jtein  Söunfdj  tuar  meine  lpftid)t.  SSei  taufenb  -fpinberniffeu 
33eflifi  idj  ftet§  midj  auf  ein  gut  ©etoiffen. 

Serftridj  ein  Sag,  fo  fing  idj  ju  mir  an: 

,Ser  Sag  ift  l)in;  tjaft  bu  toa§  fftüfdid)e§  getljan? 

Unb  bift  bu  toeifer  al§  am  fDtorgen?1 
Sie§,  lieber  ©oljn,  bie§  toaren  meine  ©orgen. 

©0  fanb  id)  benn  bon  3<ut  $u  3«t 
3u  meinem  täglidjen  ©ejd)äfte 
9!)tefjr  (Eifer  unb  jugteidj  meljr  Kräfte 
Unb  in  ber  ^pflidjt  ftetS  meb>r  3ufriebent>eit. 

©0  lernt’  id),  niicb)  mit  Eöenigem  begnügen, 

Unb  ftedte  meinem  Eßunfdj  ein  3dl. 

,fpaft  bu  genug',  badjt’  id),  ,fo  tjaft  bu  biel; 

Unb  l)aft  bu  nid)t  genug,  fo  toirb’3  bie  SSorfidjt  fügen. 
2öa§  folgt  bir,  ioenn  bu  Ijeute  ftirbft? 

Sie  Söürben,  bie  bir  fDtenfdjen  gaben? 

Ser  9teid)tum?  9tein,  ba§  ©lüd,  ber  SOßeXt  genügt  ju  Ijaben. 
Srum  fei  bergnügt,  toenn  bu  bir  bie§  ertoirbft.' 

©0  bad)t’  itd),  liebfter  ©oljn,  fo  fudjt’  idj  aud)  ju  leben. 
Unb  biefeä  ©lüd  fannft  bu  mit  ©ott  bir  felber  geben. 
33ergif!  e§  nic^t :  Sa§  toaljre  ©lüd  allein 
3ft,  ein  redjtfdjaffner  9)tann  ju  fein." 


■ — Hilf — - 


S)a$  Xeftament.  flrifpin  unb  JU-itpinc. 


187 


ftrtlpiit  »nb  gtrifirtite. 

nTVfj  oft  bie  äöeibet  T6ig  tni  (Srab 

©idj  mit  ben  SMnttern  fdjledjt  Beiträgen, 

©inb  leiber  fdjon  feljr  alte  Klagen, 

©ie  man  un§  oft  ju  lefen  gab; 

©ocf)  baff  bie  9Mnner  bi§  in§  (Srab 
©o  manche  gute  (Sattin  flogen, 

©inb  bieg  nicf)t  aud)  gerechte  Klagen? 

©od)  toeldjer  ©änger  fingt  fie  ab? 

©aff  oft  bie  grau  junt  3eüöextreiBe 
©ent  9Jtanne  jänfifcf)  toiberffrid)t, 

©arüber  Ilagt  mand)  ©pottgcbidf)t; 

©od)  baff  bet  dtiann  mit  feinem  StBeiBc 
Oft  al§  mit  einer  ©flairin  fpvitfjt, 

SBie  feiten  ftraft  bieg  ein  (Sebidjt! 

©aff  SSeiber  nidft  ju  folgen  toiffen, 

©arüber  feufjt  unb  Ilagt  ber  iDtann; 

©od)  füllte  man  barau§  nid)t  fd/Iicfjen, 

©afj  SMnner  nidjt  ju  Ijerrfdfen  toiffen, 

SÖeil  iljre  grau  fo  fdftoer  geljordjeu  fanit? 

©ajj  SöeiBer  gern  bem  ©taate  fid)  ergeben 
Hub  leben,  um  gepult  ju  leben, 

©arüber  forgt  ber  9)  tarnt  fid)  grau; 

©ocfj  baff  bie  fDlänner  fidj  bent  ßaltfinn  gern  ergeben, 
91itr  fid),  nidft  idjren  SBeibern  leben, 
äöie  feljr  Befeufjt  bieg  manche  grau! 

©aff  bei  bem  Sfietj  ber  äufferlidjen  (Saben 
©ie  Sßeiber  oft  ber  ©eele  Dteg  nidjt  I)aben, 

©ieg  ift  biedeidjt  nid)t  feiten  toaljr; 

©od)  baff  bie  SJtänner  oft  nur  (Selb  unb  ©d)i3nljeit  eljren, 
©er  grau,  tüerftanb  ju  fjaben,  toel)ren, 

©ie  burd)  if)r  IBeifpiel  ©I)orI)cit  lehren 
Unb  über  ©I)orI)eit  fid)  befdjtoeren, 
klingt  in  ber  ©I)at  feljr  tounberbar; 

Unb  bennod)  ift’g  nidjt  feiten  toaljr. 

©rum  SJtänner,  left  tfjr,  toie  ßrifpine 
©o  Ijerglid)  ben  Ihuffin  geljafjt, 

©o  legt’g  nidjt  gleid)  mit  einer  9Jiännerntiene 


188 


ga&eln  unb  @rjät)[ungen  drittes  Sud). 


Ser  atmen  fjduu  allein  jur  Saft. 

Unb  jeib  if)t  jelbft  unglüdlidje  Utifpine, 

6o  benlt,  toenn  eucf)  Ärijpine  liajjt: 

Ob  ic£)’§  bietleidjt  moIjI  gar  berbiene? 

Unb  bejjert  ettd).  iöielleidjt  tl)ut’§  audj  Ärijpine. 

* 

*  * 

3?rijpine  ftarb ,  unb  binnen  menig  Sagen 
©tarb  aud)  ßrijpin,  ib>r  dRarat,  jdjott  nad), 

Unb  §mar  bot  lautet  ©djmera  unb  51dj, 

Sßenu  mit  ba§  ßeidjenfarmen  fragen. 

Socfj  biele  mollten  liebet  jagen, 

Set  3otn  iljn  bal)in  getafft; 

SUlein  bet  3otn  ift  nidjt  bet  Sännet  Seibenjdjaft. 

©enug  et  ftarb  unb  matb,  meil  er’§  jo  Ijaben  mottte, 
Sajj  jein  ©ebein  bei  bet  bertoejen  jollte, 

Sie  iljn  gemattet  unb  gepflegt, 

3u  jeiner  ^tau  in§  ©rab  gelegt. 

©o  lag  benn  dttann  unb  Söeib  in  einer  ©ruft  bereinet ; 
Unb  nientanb  Ijätte  ba§  bermeinet, 

2öa§  nad)  bet  Seit  me^t  al§  ju  ojt  gefdjeljn. 

Sie  $xau  lieft  jicf)  bei  intern  ©tabe 
Se3  dtadjtS  int  ©terbelleibe  jeftn. 

Ser  Lüfter  unb  be§  Lüfters  $nabe, 

$ein§  mottte  rneljr  junt  dJtorgenlauten  geljn; 

Senn  allemal  lieft  jid)  Ätijpinc  jeftn 
Unb  mie§  gattj  ängftlid)  nad)  bem  ©tabe. 

Set  lüftet  magt’3  ben  neunten  Sag 
Unb  tujt  bie  jamtlidjen  firijpinen, 
sJRadjt  breimal  etft  ba§  ^teug  unb  jagt,  mer  iljm  erjcEjienen, 
Unb  forjdjt  unb  überlegt  mit  Ujnen, 

2öa§  bod)  bie  dtul)’  bet  ©el’gcn  jtöten  mag. 

„4?at  jie  bieUeidjt  im  Sobe  maä  befohlen?"  — 

„dtidjtg",  fing  bie  Steunbjdjajt  an,  „nid)t§  al§  ben  ßeidjeu- 

ftein."  — 

„Sa§",  rujt  bet  Lüfter,  „mitb  e§  jein." 

dftan  läftt  gejdjminb  ben  jdjönjten  ©tabjtein  tjolen; 

Ser  ©teinmeft  l)aut  jmei  jper^en  in  ben  ©tein 


JTrifpiit  unb  Svifpine. 


189 


Unb  biefe  ©djrift  bom  Lüfter  ein: 

„fpier  ttdjt  eiu  gärtlicf)  ißaar,  boE  gleicher  Sieb’  itnb  Sirene; 
Ser  Tob,  ber  fie  getrennt,  bereinte  beib’  auf§  neue." 

9tun  toirb  bie  grau  bodj  ruljig  fein? 

9hd)t§  ineniger.  2Bar  fie  jubor  erfc^ienen, 

©rfdjien  fie  nur  nod)  me'tjr  unb  mit  nod)  bangem  Eftienen 
Unb  lief  bem  guten  Lüfter  nad) 

Unb  öffnete  ben  Eftunb,  al§  ob  fie  ffmdjen  bDottte; 

SlEeht,  ein  unberneljmlid)  Sldj, 

Sie§  tnar  e§  ade»,  toa§  fie  fpradj. 

Eöer  tourte  nun,  tna§  ba§  bebeuten  fottte? 

9Jtan  öffnete  ba§  ©rab.  ©§  tnar  tein  ©arg  berfetjrt, 
Unb  tnie  man  fie  gelegt,  fo  lagen  fie  nod)  biente; 
gur  rechten  er  unb  fie  jur  linlen  ©eite. 

„9tein",  fdjrie  ber  Äüfter,  „umgefeljrt! 

$l)r  Totengräber  feib  nidjt  inert  —  — " 

Ser  ©arg  tnarb  umgefejjt;  aEein  bie  Solge  lehrte, 

Sa#  nicfjt  ber  3tang  be§  2Beibe§  9tut)e  ftörte. 

9Jtid)  beucht,  bieg  ift  ber  ©cffönen  geljler  nid)t; 

Unb  ift  er’§  ja,  tnie  mancher  ©fmtter  fpricfit, 

©o  ift  er’g  bocf)  im  ©rabe  nid)t. 

5?riff)ine  lief)  nidjt  nad),  bem  Lüfter  ju  erfd)einen. 

©ie  meinte  fo,  tnie  ©djatten  meinen, 

2Bieg  immer  auf  iljr  ©rab  unb  machte  mit  ber  fpanb 
©in  geidjen,  ba§  3ule|t  ber  Lüfter  bodj  berftanb. 

©r  lief)  nocfj  biefe  9iadjt  ben  Totengräber  lontmen. 

Ser  9Jtann  inarb  aug  ber  ©ruft  genommen 
Unb  meit  babon  befonberg  eingefdjarrt. 

Unb  nod)  in  beiber  ©egentuart 
S?erfd)tnanb  bie  grau  mit  Reitern  dienen 
Unb  ift  feitbem  nidjt  meljr  erfdjienen. 


190 


gabeln  unb  Sräätjlungen.  drittes  Sud). 


§ tx  güitöltu0  mtb  ter  <$rtis . 


Vl^ie  fang’  id/§  au,  um  nticf)  emBotsufc^toingen?" 
r*Hy  ffrtagt’  etnft  ein  Jüngling  eineu  ©teig. 


„Set  SJtittel",  fing  et  an,  „um  eä  tedjt  Ijod)  3U  Bringen, 
©inb  jmet  Bi§  btei,  foBiel  idj  tneifj. 

©eib  tapfer!  dftandfet  ift  geftiegen, 

SBeil  et  entfdjloffen  in  ©efatjt, 

(Sin  geiub  Bon  riutj’  unb  Bon  Vergnügen 
Unb  butftig  nad)  bet  (SI)te  toat. 

©eib  toeife,  ©oljn.  Sen  riiebtigften  auf  (Stben 
Sft’S  oft  butct)  äßiij  unb  butd)  Slerftanb  gegtüdt, 
rillt  <£jofe  grofri  gtofj  in  ber  ©tabt  31t  toetben; 

3u  Beibent  ntadjt  man  fid)  butd)  geit  unb  fSIeijj  gefdjidt. 
SieS  finb  bie  drittel  gtofjer  ©eelen."  — 

„Sod)  fie  finb  fdjtuer.  3d)  toitt’S  3'f)m  nidjt  Betfjeljlen, 

$d)  IjaBe  leistete  gehofft."  •  — 

,,©nt",  fptad)  bet  ©tei§,  „modt  3t)t  ein  Ieid)tte§  mät)len, 
©0  feib  ein  riatt;  aucf)  riartett  fteigeit  oft." 


SFlotalifdje  ©ebicfjte. 


(2lugraa!)l.) 


jetig  lebt  ein  SJcaun,  ber  jeine  SßfUc^ten  fennt 
£Ty  Unb,  jeine  ij}fücf)t  ju  tfjuit,  au§  SJtenjcfjenlieBe  Brennt, 
SDer,  toenn  if)n  audj  fein  @ib  junt  SDienft  ber  Söelt  BerBinbet, 
23eruj  unb  @ib  unb  21mt  jc£)on  in  jic£)  jelBer  jinbet! 

$f)m  luirb  be§  onbern  äöofjl  jein  eignet  -jpimmelrcidj); 

©r  jüf)Iet  meine  Slot,  al§  traf  ifjn  jelBjt  ber  (Streif; 

Unb  ba§,  ma§  if>n  Befjerrjdjt,  ijt  ein  gerecht  SSejtreBeit, 

©o  treu,  al§  er  jtcf)  leBt,  ber  ganzen  Söelt  ju  leBcn. 

SDaji  jeine  milbe  jpanb  bir  ©lücf  nnb  Stufje  jdjajjt, 

3jt  fein  erjiuungner  £rieb  Bon  beiner  greinen  itra jt : 

©r  jiefjt,  bu  Bijt  e§  inert,  er  jiefjt,  er  fann  bir  nützen, 

Unb  ntefjr,  atö  bu  gefiojjt,  toirjt  bu  burcf)  iljn  Bejitjen. 
Sticfjt  madjt  er  bic£)  Begliicft,  bajj  bu  jein  ©ffaBe  jeijt 
Unb  au§  ©rfenntlicfjfeit  ifjrn  bein  ©emijfen  leifjjt 
Unb,  ineil  er  bein  gebaut,  ifjrn  bicf)  auj  einig  jdjenfeft 
Unb,  inie  er  benft  unb  glaubt,  aucfj  mit  ifjrn  gfauBjt  unb  benfejt. 
2lud)  f)ilft  bir  nictit  jein  ^)erj  nur  Blojj  au§  2ßeic£)Iicf)feit, 
Snbent  e§  jebe  Slot  au§  innrer  SÖottujt  jcfjeut; 

23iel  minber  mirb  er  bicfj  mit  jeiner  ©unft  Beglücfen, 

11m,  ioa§  er  einmal  tfjat,  bir  äefjnmal  Boräurücfen. 

Siidjt  barum  tnirb  bein  ©lücf  Bon  jeiner  -jpulb  Berme^rt, 
S3on  jeinem  2lrm  Bejcfjütjt,  bamit  man  öjter§  T^ört: 

,,3cf)  f)oB  ifjn  au§  bem  ©tauB  in  ben  Beglüdten  Drben, 

$cfj  jjiracf):  er  inerbe  grojj!  unb  er  ijt  grojj  geinorben." 
Stein,  lnenn  ber  SJtenjd^enjreunb  jidj  um  bein  2Gof)I  Bemüht, 
©o  glauB’,  er  inartet  nicfjt,  Bi§  e§  ber  ©rbfrei§  jiefjt. 

©r  Bittet  bicf)  Bielmeljr,  bie  2Bof)UIjat  ju  Bcrjdjineigen; 

©ott  unb  jeiit  eignet  <§er3  jinb  if)nt  bie  lieBjten  geugen. 
$ein  ©tolj  nocfj  ©igennuij  inirlt  jeine  ©iitigfeit. 
äüa§  bie  Statur  Befiehlt,  ioa3  bie  S3ernunjt  gebeut, 

@eUett.  ig 


194 


*DZoratifd)e  ©ebidjte. 


SöaS  beirt  SBebüvf ttt§  Ijeifdjt,  bie§  reifet  feine  SrieBe 
Sind)  oljne  Stut)m  unb  ßoljn  au  matter  9Jtenfcf)enließe. 

9tie  t)äBt  er  fid)  ju  fdfmad),  bir  Pfreiclj  Beiauftep; 

©ein  Slnfetjn  unb  fein  f$rcunb,  fein  ©tanb,  fein  SBol)terget)n 
©inb  Mittel  beineS  ©lüdS;  unb  !ann  er  niefjt  burd)  Spten, 
©o  rnirb  er  burd)  Sterftanb  nub  burd)  ©rfapuitg  raten. 

„£)!"  fpricf)t  er  Bei  fid)  felBft,  „mir  gaB  ber  2tEmacf)t  panb 
Stei  ©ütern  unb  ©emalt  aucij  SttiEen  unb  Sterftanb; 

SDie  lebten  toenb’  id)  an,  bamit  bie  erften  ©aBen, 

^nbent  fie  mir  genügt,  ber  SMt  genüget  IfaBen. 

SöaS  füll  ber  reiche  ©djaij?  Söie,  foE  er  nur  allein 
2)e§  9Eober§  ptBer  9tauB  unb  meine  harter  fein? 

Unb  foE  id),  als  ein  Spr,  mein  pera  unb  mein  ©emiffeit, 
Vergnügen  unb  Sterftanb  augleicf)  mit  il)m  Berfcfjliefien? 
Söeld)  ©lenb  ift  mein  ©lüd,  menn  id)  Bon  Unrat)’  BoE, 

SllS  meines  ©dfatjeS  perr,  ben  ©ä)afj  nur  pten  foE ! 
Stelam  id)  barunt  nur  ber  Stüter  reicf»e§  6rBe, 

Somit  id)  reifer  nod)  als  meine  Stüter  fterBe? 

$ft  bieS  beS  SteicfftumS  $rucf)t,  baff  id),  bem  ©eije  treu, 
Stei  aEent  ÜBerflnft  fetBft  arm  unb  bürftig  fei: 

©o  fXucf)’  icfj  auf  mein  ©lüd  unb  nenn’  eS  eine  Stürbe 
Unb  plt’  ein  greubenfeft,  meitn  fie  geftopn  mürbe. 

Ser,  ber  auS  feiner  panb,  bie  it)n  mit  SEütj’  ernäpt 
Unb  nod)  Born  Steife  fcpitjt,  fein  fcparaeS  Strot  Beraept 
Unb  ftdf’S  jufrieben  gönnt,  ift’S  gleid)  baS  letzte  ©tüde, 
ßeBt  Beffer  ope  ©lüd  als  id)  Bei  großem  ©lüde." 

3mar  fei)’  id),  mie  ©argil  fein  reicf)e§  ©ut  geBraucp 
Söenn  ftetS  fein  ©peifefaal  Bon  amanaig  ©cpffeln  raud)t; 
SUe  pBt  bie  SEafel  an,  fo  geigen  neue  Srad)ten, 

Safj  itjm  bie  Stüter  nid)t  umfonft  ip  ©etb  Bermadjten. 
SBap  ift’S,  ©argil  IcBt  moi)t;  tomm’  aud)  um  SJUtternadft! 
Sa  tömrnt  fein  ©aft  an  fpüt,  mo  ftetS  ber  Sllunbfod)  tnaep 
S)icf)  mirb  ber  tieBfte  SBirt  mit  ©peifen  üBerlaben, 

SJtit  ©tüfern  auf  bidp  gct)n  unb  bidj  mit  SBcine  Baben. 
Sein!’  bid)  um  bert  Sterftanb,  bn  trintft  ilfm  nie  ju  Biet. 
Su  taumetft,  taumle  reep  benn  biefeS  toünfcp  ©argil; 

©r  Iad)t  ben  anbern  Sag,  menn  bu  bie  ©time  ftreiepft 
Unb  Iran!  burd)  feine  «fpulb  auS  feinem  ^aufe  fdjleidjeft. 


©er  SDlenfd&ertfreunb. 


195 


©o  Braucht  ©argil  fein  ©ut  unb  legt  ber  ©dftoelgerei, 

Stit  toeldfer  er’3  berprafjt,  ber  ©rofjntut  Samen  Bei 
Unb  meint,  er  leBe  tlug,  unb  leBt  unb  fdftoelgt  Betöret, 
Si§  fein  Sßalaft  für  ©d)ulb  ber  gangen  ©tabt  gehöret. 

„£> !"  benlt  ber  Stenfdjenfreunb,  „©uffen  mag  fpäufer  Baun 
Unb  fidj  Beim  SeBen  fdjon  burdj  ©teilt  bereinigt  fdfaun; 
3Ba§  nütjt  bie  ftolge  Söanb,  al§  baff  bon  feinem  (Segen 
©ie  ©nfel  einft  in  if;r  ber  SöoUuft  fanfter  pflegen? 

<5  aut  gange  Söälber  um,  legt  teure  ©arten  an, 

Siel  IjaBt  i|r  für  bie  ißradft,  nidjtS  für  bie  2Belt  getljatt; 
©dfmüdt  ©arten,  §au§  unb  fpof  mit  Silbern  unb  mit©äulen, 
©en  Zünftlern  toirb  bie  Söelt,  nitf)t  eud)  ben  Suljin  erteilen. 
3fd|  null  mit  meinem  ©nt,  ba§  mir  ba§  ©lüd  berlieljn, 
Stein  reinlidfeS  ©emad)  nidjt  glängenb  üBergielm; 

ift  Bequem  genug,  mid)  unb  ben  greunb  gu  f affen; 

©er  greunb  Befudft  e§  gern  unb  toirb’S  nidjt  gern  berlaffen. 
©eit  gremben  unb  bem  fjreunb  fei  ftet§  mein  ©ifd)  gebedt, 
SLßenit  ein  gefunb  ©erüd)t  mir  unb  ben  ©äften  fdjmedt; 
2Ba§  fott  ber  ÜBerfluff  au§  Reibern,  SMb  unb  ©een, 

©em  ©ifd)  nnb  mir  gur  Saft,  bor  meinen  Slugen  fielen? 
Stadft  mid)  ein  tluger  greuitb  burd)  3t eben  botter  ©eift 
Sei  tbenig  ©peifen  fatt,  fo  I)aB’  icf)  tool)l  gefpeift 
Unb  taufäje  nic^t  mit  bem,  ber  Ifunbert  ©djüffeln  gältet 
Unb  bod)  Bei  jeber  llagt,  baff  Ujtn  ber  junger  fehlet. 

,,©te  2öelt  Ijat  Secfft  genug  gu  meiitent  2öol)tergel)n. 
2Ba§  id)  nidft  felBft  Bebarf,  muff  i^r  gu  ©ienfte  fteljn. 
gür  alle  fdfuf  ber  fperr  bie  ©üter  biefer  ©rben, 
gür  alle,  bie  ba  finb  unb  nod)  geboren  tuerben. 

©ajj  mancher  fromme  barBt,  mand)  reblid)  fperg  PerbirBt, 
Unb  ber,  gurn  ©rei§  berfeljit,  bor  9t ot  al§  Jüngling  ftirBt; 
©aff  mandjer  Sater  acfigt,  toeil  er  Bei  gleifj  unb  SJadfen 
syticdjt  fo  biel  Srot  erfdftoitd,  bie  Jtinber  fatt  gu  iitacljen, 
©l)ut  biefeS  bie  Satur?  ©iBt  fie  nid)t  reidflid)  g’nug? 
Serfdftbenbuug,  Hoffart,  ©eig,  ßift,  ©igennu^,  Setrug, 
©ie§  madft  ben  ©rbfrei§  arm.  ©  fteinern  ^ierg  be§  Söfen, 
3um  Setten  tjaft  bu  Straft  unb  toittft  bod)  nidft  erlöfen! 
©o  lange  fiedft  teilet  bon  S)el)’  unb  2lngft  Bellemmt. 
SBarum?  toeil  nod)  Bi§  ijjt  lein  ©amariter  fömmt. 

13* 


106 


OTorcitifdje  Wcbictjte. 


©r  leibet  oljne  ©ctjulb  itnb  märe  längft  geriefelt, 

Söärft  bu  jutn  SJtitleib  tticfjt  ju  falt  unb  larg  gemefen." 

©o  beult  ber  SStenfcfjenfreunb;  er  bentt  nidit  nur,  er  ttjut; 
@r  teilt  mit  ßhtgfjeit  au»  uub  freut  fidj ,  bap  fein  ©ut 
Sie  Sat)l  ber  g-rofieu  metjrt,  bie  Safjl  ©ntbiöjster  minbert 
Unb,  toenn  er  längft  Permeft,  notf)  mand)e3  ©tenb  Ijinbert. 
©r  frdft  ber  3öiffeufd)aft;  toeil,  menn  er  bie  befd)üt;t, 

©r  and)  ber  SBaljrtjeit  Ijitft  unb  aud)  ber  Sugenb  nütjt, 
Unb  d)retn  größten  geittb,  ber  ©ott  unb  fie  entehret, 

Sern  ©ot)n  ber  ginftcrui§,  bem  216  er  glauben,  toefjret. 

©in  Äopf,  bem  bie  Statur  met)r  ©eift  al§  ©liid  berlieljn, 
$ft  feiner  9ld)tung  Inert;  er  fudjt  itjn  aufpaiefjn, 

SDurd)  Seifpiel,  burd)  Serftanb,  burd)  ©roffmut,  -fpütf  unb 

Söacffen, 

$lug,  ebelmütig,  treu,  groff  unb  beglüdt  ju  ntadfen. 

SÖa§  fann  er  ©bler’3  ttjun,  al§  baff  er  für  bie  Söett 
©in  nid)t  bon  feinem  Stut  entfproff’ne§  $inb  erhält? 

©r  fcEjenCt  tf)tu  Sttcfjt  unb  Äunft;  ber  Sater  gab  ibjnt  Sebeti; 
2öer  tjat  für  biefen  ©oTjn  ba§  Steifte  Ijergegeben? 

©r  fetd  ba§  ganje  $at)r  geiniffe  ©etber  au3; 
fffür  tnen?  frifft  fie  bieUeidjt  ber  ©dpneidfter  uub  ber@d)ittau§? 
©rfauft  er  fid)  batnit  ber  Sid)ter  Sorbcerreifer? 

£)  nein!  errötet  nur,  er  baut  bcn  äßitmcn  Käufer, 

Söirb  harter  äÖaifen  ©ott  uub  fcfjätjt  fid)  bann  beglüdt, 
Söenn  fie,  burd)  feine  fpanb  junt  Sieuft  ber  SLÖett  gefdjidt, 
Sen  feiten  nütjUdj  finb.  „£)",  fpridjt  er,  „biefer  ©ante 
©ei,  mcnn  idj  nid)t  uteTjr  bin,  mein  iprci§  unb  fpäter  Staute!" 

©o  mie  ber  äßudjrer  sätflt,  Inenn  iltt  ein  $aT)r  berläuft, 
2Bie  I)od>  fein  bareg  (Selb  fid)  burd)  bie  Stufen  tjäuft, 

©o  ääljlt  ber  SJteufdjenfreunb  mit  febc§  Sagcg  ©ttbe 
Sen  Sßudjer  feines  ©utg,  ba§  SBotjltlfun  feiner  -fpänbe. 

©r  lat^t  beg  eitlen  ©taatS;  für  ba§  berfd)tniffne  ©elb, 
SöoPon  S.Uarud  ein  f3au§  unnützer  Wiener  Ijült, 

Sie  tf)nt  int  äöege  fielen  unb  djm  uub  feinen  Sßferben 
Slnt  SQtüfjiggattge  gleid)  unb  gleid)  an  ©eilljeit  merben, 

$ür  bieS  berpraffte  (Selb  raeiff  nufer  SJtcnfdjenfreunb 
Sen,  ber  mit  Jammer  madjt  uub  auf  bem  ßager  meint, 


5Der  ®}enfd§ettfmtnb. 


197 


Slug  Siebe  pt  Statux,  Betoegt  bon  fel’gen  Sßftidften, 
(großmütig  31t  exfxeun  itnb  göttticf)  aufjuric^ten. 

Sunt  Sßxmjen  fefjtt  itfm  xtic£)t§  atg  ein  gefmxctjenb  Sanb. 
$otnmt,  Sßötfex,  gebet  ifjrn  ben  Sefdex  tu  bie  -fpanb: 

©1  mixb  atg  SIntonin  bag  Stubex  meiglidj  füffxen, 

©etinbe  tote  Sxajan,  gxofj  inte  Sluguft  xegiexen. 

©x  f)ätt  nid)t  ©tüd  unb  SSotf  fiix  fitf)  allein  gemalt, 

©id)  tfätt  ex  fiix  bie  SBelt  bon  ©ott  tfexboxgebxadjt; 

Sdjut  mit!  ex,  at§  fein  SSitb,  buxdf  mafjxe  <f?of)eit  gleichen, 
Suxct)  Siebe  fudft  ex  bieg  nnb  mixb’g  buxcf)  Sieb’  exxeictjen. 
Ihm  Unban!  fcf)xedt  itjn  ab,  bix  nodf  fein  ^pexj  3U  meitjn. 
äkxfudf’  eg,  fei  fein  geinb,  bu  mixft’g  nict)t  lange  fein; 
Suxdj  Söotjlttjun  mixb  ex  halb  -fpafj  unb  Skxfotgung 

fdjmädfen 

Unb,  tuenn  bu  ifjn  bebxängft,  ficfj  nnx  buxcf)  ©xoffmut  tädjen. 

2Bo  abex  bleibt  bie  ^rutfjt  bon  altem,  inag  ex  gab? 

Q  gxeitnb,  fpxicfj  feincx  -fpütb  nidft  gteidj  ben  Stufen  ab! 
Sex  Sanbmann  Bftegt  im  §exbft  ben  SlcCex  feift  3U  bauen 
llnb  fein  exfpaxteg  $oxn  ben  -!pufeu  5U  bextxaueiu 
Sfit  fietjt  ex  feine  gxucfjt,  ex  fiefjt  und)  fuxjex  Seit 
©ein  xeicf)  geftxeuteg  $oxn  bexgxaben  unb  bexfdfneit, 

Unb  bod)  bexjagt  ex  nicf)t;  na<|  menig  gxüf)tinggtagen 
Seigt  fitf)  fein  $etb  bexeü,  im  ©ommex  xeitf)  ju  txagen. 
Sag  ©xüue  fpxofd  fjexbox,  bie  ©aat  fängt  an  31t  btüfjn; 
Sex  ©tenget  eineg  £?oxng,  fo  Hein  ex  exftlicf)  fcf)ien,  „ 
Söixb  bietfacf)  fdjon  ein  fpalnt;  bann  txägt  in  botten  Slfjxeu 
©in  einsig  Ifoxn  oft  S3xot,  bid)  Sage  31t  exnätjxen. 

©0  3eigt  bex  äöofjtttjat  Sxudjt  fidf  uid)t  im  Stugenbtid; 
$ijt  leget  fie  ben  ©xunb  3U  eineg  Sßaifen  ©tüd. 

Sieg  fdjeint  nic^t  biet  get^an;  mag  fjitft  bag  ©tüd  beg  einen, 
äßenn  Saufenb  gegen  if)n  it)x  Unglüd  nod)  bemcinen? 

Socf)  maxte  fuxse  Seit,  bex  äßaife  mixb  ein  SJtann, 

Sex  buxdf  Sßexftanb  unb  Äunft  unb  ©ütex  bienen  fann. 

©x  f)itft,  ex  bient,  ex  nfifct,  foxgt,  machet  unb  bexbeffext 
Unb  mefjxt  beg  anbexn  2Öof)t,  fo  mie  man  feing  bexgxöfjext. 
©0  feimt  aug  einem  ©tüd  oft  gansex  £aufex  £eit, 

Unb  gansex  -fpäufex  2Öof)t  mixb  gansex  Sänbex  Seit: 

©0  nü|t  beg  ©xften  fpanb,  bie  beut  bag  ©tüd  gegeben, 

Sn  ifjrn  nod)  oft  bex  SBelt  ttad)  eineg  SJtanneg  Seben. 


198 


äloratifdje  (SeMdjte. 


£>,  motlte  boct)  ber  SJtenfcf)  be§  SJtenfchen  ©djuhgott  fein, 
©o  mär’  ba§  rneifte  2öeh’  noch  unbefannte  Sßein! 

SMeBte  jebe§  fperj  ber  ©eift  ber  fütenfchenliebe, 

©o  mären  Steib  unb  <f?ah  noch  ungebeugte  Triebe. 

2113  ©lieber  fctjuf  un§  ©ott,  al§  SSürger  einer  äöett, 

$n  ber  be§  einen  Jpanb  bie  .fpanb  be§  anbern  hätt. 

Söir  trennen  bicfeS  SSanb  unb  BleiBen  füf)Ito§  ftefjen 
Unb  Banen  unfer  ©tücf  auf  anbrer  Untergeben. 

©in  treu  unb  reblidj  fperj  motjnt  Bei  Vernunft  in  bir; 
Stttein  bit  bentft,  bu  fbrichft,  bu  gtauBft  nic^t  fo  mie  mir: 
©o  fie'bft  bu  beine  Guat  in  Btinber  ©ifrer  ^änben, 

©ie  rebenb  heilig  finb  unb  ©ott  burct)  Gbaten  fchänben. 
2tu§  ©ifer  für  ben  ©ott,  ber  Siebe  nur  gebeut, 

Verfolgt  unb  brängt  ntan  bidj  unb  ftöfjt  au§  4?eiligfeit 
©ich  fdfäumenb  Bon  fidf  au3  unb  fucijet  burct)  SSerheeren, 
©urct)  SJtartern  be§  S5arBar3  bicf)  chriftlich  p  Belehren. 
4?ätt  nicht  noch  manches  2anb  au3  nie  BefoIjFner  Pflicht, 
StedjtgtäuBig  Bor  Bern  ^erm,  ein  Zeitig  SSIutgericf)t 
3um  SSau  be§  ©tjriftentumS  unb  Gebern  junt  SS  erb  erben, 
©ie  oft  meit  feliger  at§  ihre  genfer  fterben? 

©o  IieBto§  mact)t  ber  SJtenfch  ben  Sltenfchen  ungtüct§BoIt, 
©tatt  bah  er  ihn  tfrreunb  mit  Sanftmut  tragen  fott. 
Äomm  mieber,  gtücflicb  Sa'hr,  bu  gotbne  Seit  ber  Sitten, 
©a  Söahrheit,  ©reu’  unb  Stecht  unb  SOtenfchentieBe  gatten! 


^ctrijtmn  utti>  (ßljrt'. 

^lAie?  leb’  ich  barum  nur,  bah  ich  mich  lebettb  tränte? 

©o  ift  mein  ßeben  fetbft  ba§  fdjredttid^fte  ©efchente; 
©o  münfcht’  ich  taufenbmat,  bah  i<h,  Bon  ©inficht  teer, 
Unebet  mie  ba3  üEier,  nicht  mühte,  bah  ich  tBär’. 

^ufrieben  toitt  ich  fein,  gefiebert  Bor  ben  ©chmerjen; 

©ie3  münfcht  unb  fuefjt  mein  Jperg  unb  mit  ihm  alter  Gerjen. 
Slttein  mie  ftitt’  ich  itjn,  ben  ©rieb,  ber  mich  Befiegt? 

G,  mär’  ich  reich  unb  gvoh :  fo  mär’  ich  Urntjl  Bergnügt. 
ßöunt’  ich  im  ÜBerftuh  bie  ©üter  mir  gemährett, 

SöoBon  mich  jebeg  rührt,  ma3  mürb’  ich  mehr  Begehren? 


iWeicIjtum  itnb  Eljre. 


199 


\ 


Sa,  Seidjtunt  miitifd)’  tdf)  mir.  Docf  fab’  icf)  audf  Bebadjt, 
DB  ba§  ber  9teid)tum  ift,  moju  ber  (Schein  it)n  madjt? 
3?aun  nidft,  burdfSBatjn  Berfm§rt,  meiufperjfüritjn  entbrennen? 
S^r,  bie  ifr  itjn  Befitjt,  Iet)rt  feinen  äöert  mid)  tennen! 

(Steant,  ber  reid)fte  Staun,  mirb  ber  jufrieben  fern, 

©o  ruf)’  icf)  et)  er  nid)t,  Bi§  ©d)äfe  nticf)  erfreun. 

Sd)  getj’  ifjnt  tjeimlid)  nad).  (St  jatjlt  unb  tad)t  int  Säften 
Unb  eilt,  ma§  er  gejaftt,  in  <©d)löffern  ju  Berfeften. 

De§  Äaftenä  Df)üre  fnarrt,  Bor  bem  er  fcfmaditenb  fniet; 
(Steant  erfd)tidt,  fpfingt  auf  unb  fieft  ficf)  um  unb  fieft 
Die  Kammer  aefnmat  burd),  greift  gitternb  auf  ba§  Sette, 
DB  fid)  Bietteicft  ber  DieB  barin  BerBorgen  fätte. 

(Sr  finb  et  nichts  unb  geft,  tief  finnig  geft  er  fort, 
Stiftrauifcf)  tefrt  er  fd)ned  nad)  bem  Bertaffuen  Drt 
Hub  greift  an  jebe§  ©(|lof  unb  reift,  um  ju  erfahren, 

DB  fie  Berfdjtoffen  finb,  mie  fie  Berfcftoffen  loaren. 

(Steant!  Did)  ruft  bein  SöeiB,  ber  Difcf)  ift  fd)on  Bereit. 
Stan  Bringt  ein  tjaIBe§  Srot;  er  fieft  e§  an  unb  fdjreit: 
„2öie?  geftern  fdjnitt  icf)’§  auf,  unb  fatB  ift’§  fcfou  Beratet? 
grau!  Settier  merben  mir,  menn  ba§  nod)  länger  mäfret." 
(Sr  ift  unb  fdfiett  auf  ba§,  toa§  er  bem  2ÖeiBe  gaB; 

(S§  fctjmedt  ber  guten  fffrau:  „Die§  ift  genug;  bedt  aB! 

(Sin  Staun,  ber  mefr  Befift,  atö  oft  fein  iprinj  Befeffen, 
Sft  ficf)  nid)t  fatt  unb  täft  fein  SÖeiB  nicft  fatt  ftcf)  effen? 
9tid)t§mürbiger  (Steant,  bu  fottteft  glüdlicf)  fein? 

Du  beine§  ©djafe§  $ned)t?  Sein,  er  ift  beine  ifkin. 
Seftraf  micf)  nid)t,  o  (Sott,  mit  ©c^äfen  biefer  (Srben, 

Um  ein  Unfetiger,  um  ein  (Sleant  ju  merben! 

Scf  eite  Born  (Steant  pt  glüdticfjern  Sufin. 

(Sr  qtänat,  unb  alles  glaubt  in  feinem  £au§  um  itjn;  _ 

6r  fütjrt  rnidj  fetBft  fjerum.  Stefjr  tann  man  nidjt  ermüden, 
SteBr  Äunft  unb  metjr  ©efdjutad,  erfontten  jum  (Sntjüden. 
ßier  fterrfdjt  Sequemtid)feit,  Bereint  mit  f  Inger  3ßrac^t. 
S3a§  Zünftlern  mifig  gtüdt,  ma§  Stater  einig  madjt, 

SÖa§  feine  äöottuft  feifcft,  bie§  tacfte  mir  entgegen, 

Unb  nicBt§  geBracf  an  bem,  loa§  Stenfcfjen  münfcfen  mögen. 
„2öie  gtüdtid)'',  fing  icf)  an,  „mie  gtüdtid)  finb  ©ie  nicf)t!" 
Unb  eine  Söte  flieg  Sufinen  ins  ©efidit. 


200 


SKoraltfdje  @ebi<f)te. 


„äöa§  fantt  man",  fuf)r  id)  fort,  „nodj  mefjr  at§  bie§  Be= 

gehren?"  — 

„$cf>  glüdtid)  ?"  fpradj  Subin,  unb  fdjon  enttoifdjten  _8äfjren, 
„Stein  ©ofjn  ein  Söfetoidjt,  ben  id)  nic^t  Beffem  tann, 
Stein  SöeiB,  ba§  mid)  nicfjt  IteBt  —  2;d)  ungtüdfet’ger  Stann ! 
2Öa§  ^ilft  mir  mein  Sßataft,  tea§  Reifen  Stittionen? 

SBürb’  id)  bie§  (Henb  to§,  in  Jütten  toottt’  iE)  tuotjnen." 

Sttceft  ift  reicf)  unb  jung,  geniest,  toa§  er  Befitjt, 

Hub  forgt,  man  rüf)tnt’§  it)m  nadj,  baf)  e§  and)  Qreunben  nütjt. 
Äein  (Seig,  tein  SöeiB,  fein  ©otfn  ftört  itjn  in  feinen  Qdeuben, 
$eitt  Seib;  toie  fönnte  man  ben,  ber  gern  gibt,  Beneiben? 
©ein  <f?au§  ift  eine  ©tabt  unb  jeber  £ag  ein  $eft. 

2Benn  niemanb  gtüdlidj  ift,  fo  ift’S  Dietteidjt  Sllceft. 

Sfet  geigt  mir  itjn  mein  greunb.  D,  toetdj  ein  Btafj  (Sefidjte! 
2öie  fraftlo§  getjt  ber  Stann!  ©inb  bie§  be§  fJieBerS  grüdjte? 

fiecE)  gu  fein,  bie§  ift  fein  Ungtüd  auf  ber  Söelt. 

Sod)  fieser  machen  itjn  bie  Strgte  für  fein  (Selb. 

»3$  fenn’  it)n",  fpric^t  mein  fyreunb,  „bie  Sadjt  ift  feine  iptage, 
Hub  für  bie  Qual  ber  9tad)t  rädjt  fidj  Sllceft  Bei  Sage. 

®r  fnd)et  tfreunb’  unb  SBett,  Serftreuung,  ©Biet  unb  ©ctjerg; 
®odj  toeber  greunb  nod)  ßuft  bringt  in  fein  ntatteS  £>erg. 
©ein  £ifdj  ift  reidj  Befe^t,  fein  Söein  ift  ftetS  ber  Befte; 
$°dj  BeibeS,  $ifd)  unb  2Bein,  bergnügt  nur  feine  (Säfte. 
Sttccft  ift  ntifjbergnügt  unb  teilt  e§  bodj  nicfjt  fein. 

®r  ijjt,  ifjrn  etett  fdjon;  er  trintt,  ifjnt  fdjmedt  fein  SÖein. 
Qod)  fe^t  er  benen  gu,  bie  Bei  ber  Qafel  effen, 

Unb  trintt  ben  Söein  mit  gteang,  nur  um  fidj  gu  üergeffen. 
,2td)!‘  fBradj  er  cinft  gu  mir,  ,idj  Bin  mir  fetBft  öer^a^t; 
Stein  Sfteicfjtum  tjeijjt  mein  ©tüd  unb  ift  bod)  meine  Saft; 
2öag  ntidj  am  Sag’  erfreut,  quält  fdjtaflo§  mid)  im  Sette. 
©tecB  Bin  idj;  teürb’  idj’S  fein,  toofern  idj  minber  Mtte?‘" 
ßlcaut,  Supiu,  Sttccft,  fo  fetjtt,  fo  reicf)  i'fjr  feib, 

@ud)  Bei  bent  Überfluß  bod)  bie  gufriebentjeit? 

Unb  SEaufenb,  bie  ber  Spjor  Bei  ©djätjen  gfücflict)  greifet, 
Setecifen  taufenbfad)  mir  ba§,  tea§  itjr  Betoeifct. 

So  Braud)’  id),  um  Begtüdt,  nid)t  eben  reid)  gu  fein? 

Unb  gur  ^ufriebentjeit  nid)t  «pra$t  unb  gütte?  Sein. 
Vernunft!  fo  niedre  bod)  ben  ungereimten  Trieben, 

Unb  nötige  mein  <£jerg,  bie  ©djätje  nidjt  gu  lieben, 


SJietcfjtum  unb  Sfjre. 


201 


Sie  matt  mit  9Mtj’  getoinnt,  Balb  praffenb  fte  Ber^etjrt, 
SSalb  geizig  fte  bemacht  unb  Balb  mit  gtud)  Bermelfrt! 

2ßie  ferner,  mie  ntüljfam  ift’3,  ftdj  ©d)ä|e  ju  ertoerben! 
©ott  id)  fte  bttmm  erfrei’n  unb  tjintertiftig  erben? 

©ott  id)  burd)  ©UaBerei  Bor  ©roffen  fie  erftetjn 
Unb  nieberträdjtig  fein,  um  mid)  Balb  reid)  ju  fetjn? 

©ott  id)  fie,  toie  ©erfnt,  burd)  ÜJteineib  mir  erlügen, 
©taat,  9Mnbet  unb  Slltar  unb  ©ott  barum  Betrügen? 
Stertoünfdft  fei  fo  ein  ©djaf)!  Ißerfludjt  fei  ber  ©eloinn, 
Surdj  ben  id)  reid)  at§  Sljor,  reit^»  afö  ein  Räuber  Bin! 

„Sie§",  fpridjft  bu,  ,,fud)’  id)  itidjt.  3d)  tenne  Beffre  ©üter. 
Sft  nicf)t  ber  Stuljnt  ba§  3iet  Ber  feurigften  ©emüter? 

Sie  Stiftung  Bor  ber  2Mt,  bie  futf)t  mein  fperj  allein. 
Söeld)  ©tüd,  im  ßeben  groff,  im  Sob  unfterbtidj  fein! 

Sa§  tt)un,  mit  SSeifatt  tljun,  toa§  toenig  ficf)  erfütjnen! 
9tut)m  teilt  id)  nid)t  allein,  id)  teilt  ifm  and)  Berbietten; 
©nttoeber  ettea§  tljun,  ba§  fdjreiben§toürbig  ift; 

2öo  nidjt,  fetBft  biefer  fein,  ben  Söett  unb  9tad)toett  tieft. 
Söär’  id)  bie  Suft  be§  2Mf§,  ber  2öei§f)eit  erfte  3iexbe, 

©o  toürb’  id)  gtüdtid)  fein,  Begtüdt  burd)  Ohdjmbegierbe. 
3Jtein  ganje§  ^erj  entbrennt,  o  9tut)tn,  altein  für  bid)! 
Sir  toedj’  id)  meinen  ©tei^,  be§  Sebenä  Suft  unb  mid). 
ttftein  9tad)fter  liegt  unb  ruljt,  ber  träge  Sljor;  er  ru^e! 
3d)  toadfe  biefe  9tad)t,  baff  icf)  toa§  ©rojfe§  tljue. 

5Jtir  teinft  ein  lieber  greunb.  2Bie  gern  toär’  id)  um  itju! 
Sod)  nein,  mein  rüljmtid)  SBerf  —  ©eljt,  fagt’§,  er  fott  mid)  ftietm ! 
2öie  Reiter  Iad)t  ber  Sag!  2fd)  teilt  —  botf)  nein,  er  tad)e! 
2öa§  Ijeifft  ein  fcfföner  Sag,  toettn  id)  mid)  eteig  mad)e! 
2Bie  matt  Bin  id)  burd)  Steif} !  —  ©et)t,  langt  mir  ein  ©ta§ 

2Bein  — 

Sodj  er  erzeugt  ben  ©djtaf.  ©nt,  Söaffer  gebt  tjereitt! 

2öie  lange  l)ab’  idj  mid)  tebenbig  fdjon  Begraben! 
ßönnt’  id)  bid),  SoriS,  nidjt  §unt  ebtern  Umgang  fabelt? 
$n  beinern  treuen  2Irm  fdjmedf  idj  beß  Seben§  9tülj’: 

3Ber  ift  fo  fdjön,  fo  fing,  fo  treu,  fo  fromm  toie  bu? 

Sodj  fann  man,  toenn  matt  liebt,  audj  frei  nad)  @l)re  ftrebeit? 
£)  nein,  bie  Siebe  ftört.  ©ut,  id)  teilt  einfam  leben.  — 

SSieF  3at;re  finb  borBei.  SBett  rüljrnt  man  iijo?  2Jlidj. 
£öer  benft  am  grünbtid)ften?  äöer  fd)reibt  am  feinftett?  3dj. 


202 


9JIot'ali[cfje  ®ebid)te. 


©o  toarft  bu,  feltne§  ©lüd,  benn  mit  allein  Belieben? 
SDir,  (S^te,  fei’g  gebanft,  idf  bin  nunmeffr  aufrieben. 

3dj  bin  be§  Stoff e§  ßuft,  bet  Älugen  Slugenntetf. 

SütCein,  mein  Stuljnt  toitb  alt.  ©r  braucht  ein  neue§  Söerf. 
Stuf,  auf,  ©lüdfetiger!  bein  fetter  mödft’  erfüllen; 

S)en  St  ul)  nt,  ben  bu  etfiegt,  ben  mufft  bu  aud)  erhalten. 
Stuf!  mag’  e§  nocf)  einmal!  Stergiff  ben  .geitbertteib, 

@$laf,  ffreunbc,  Sieb’  unb  Söeiu;  betleugtte  bicb)  unb  fcbjreib’ ! 
äßaift  ift%  bein  flörper  fiedft,  bein  Steife  ift  fein  SSerbetbch; 
SDodf  beffet,  jung  mit  S  t  u  l)  m  al§  alt  untülfmlidf  ftetben. 

Stuit  tieft  bie  Söett  bott  mit  ein  neue§  SMfterftücf; 

©ie  lieft,  tieft’g  nocf)  einmal,  etftaunt  unb  toitnfdft  mit  ©lüd. 
Sinn  ift  mein  Söunfdf  gefüllt.  Söa§  lönnt’  idf  ntelft  begafften? 
STtit  bem  etfiegten  Stuffrn  fott  füll  mein  ^erj  fidf  nähten. 
SBie  biel  enUpfinb’  idf  iijt!  Söie  biet  —  bo4  lt)ie  midf  beucht, 
©o  fe'ff’  icf)  einen  nocff,  bet  mit  SSetuffmten  gleicht. 

Stuf  einen?  Stein,  nod)  biel’.  S5ie§  fanit  idf  tüäjt  betttagen, 
Stein,  neben  mit  31t  ftetjn,  bie§  muff  fic^  feinet  toagen. 

3df  teilt  ein  lltbilb  fein.  ©tf’  bin  idf  nidft  beignügt, 

35i§  feben,  bet  mit  gteidft,  mein  gtöferer  Seift  befiegt." 

äöie  lange  läfet  bu  bid),  0  SOfot,  baut  Stuljnt  befeeten! 

2) u  fiet)ft’§,  et  quälet  bid)  unb  toitb  bidf  etoig  quälen. 

Sßie  bei  be§  $iebet§  ©tut  ben  SDurft,  bet  bid)  betjeljtt, 

S)et  oft  genoff’ne  2/canf  nie  füllt  unb  ftet§  bertitefftt: 

©0  toitb  bitrdf  allen  Stulfm,  ben  man  für  bid)  cmpfiubet, 

3) ein  @l)tgeij  uidft  geftillt,  nut  irnmet  titelt  entjünbet. 

Söctradfte  boc^  ben  St  ul)  nt,  bie’lteicfft  bctlöfdft  bie  ©lut. 

3 ft  nid)t  bet  größte  3tul)m  ein  flein  unb  ftüdftig  ©ut? 
„©in  lleineS  ©ut",  fgridfft  bu,  „toenn  eine  Söe'lt  midf  elftet 
llttb,  toa§  fie  bott  mit  benft,  ntid)  butd)  töetounbtung  le'fftct?" 
£)  fjteuttb !  biefelbe  Söett,  bie  beinen  Statuen  greift, 
ffat  oft  in  einem  3Tag  ein  SÖanbrer  burdjgereift. 

2öa§  btal)lft  bu  mit  bet  SfÖelt?  SDet  fleinfte  SEeil  bet  ©tben 
Süat  nod)  nid)t  flein  genug,  bon  bit  etfüllt  ju  toetben. 
SDet  SStann,  bott  bent  btt  benfft,  baff  et  bid)  fdjäift  unb  lieft, 
Söeife  toal)tlid)  bietmal  fautn,  baff  bu  geboten  bift; 

Unb  bet,  auf  beffen  ©unft  bu  3ef)ntnal  ftolj  gefd)tootett, 
ßad)t  beimlid)  über  bid)  unb  3äl)lt  bid)  3U  ben  3lb)oven. 


9?eict)tum  unb  6I)re. 


203 


Sod)  bet  Setounbrer  3al)l,  bte  bid)  mit  3iutjm  erfreitn, 

©ei  ÜJtittionen  ftart,  toirft  bu  brum  glütfüd)  fein? 

28er  finb  bie  28illigen,  bie  bid)  jum  Söunbet  malten? 
Sft’S  meiftenS  nicht  ein  Soll,  baS  id)  unb  bu  betagten? 
<&at  einer  ober  peen,  toenn  Ijunbett  bid)  genannt, 

Sum  ßobfbtud)  g’nng  Sefdfmad,  jnm  Stiften  g’nng  Serfianb? 
©ei  ftolg !  3e|n  lobten  bid);  allein  bon  eben  biefen 
2Batb,  fei  nicht  länget  ftolj,  halb  btanf  ein  Sed  gebtiefen. 
,,©inb  benn  nidjt  Kenner  ba?  20a§  fagen  bie  bon  mit?" 
©ie  loben  bid);  nod)  mehr,  fie  finb  entpdt  bon  bir. 

21n  bit  hat  nnfre  3eit  ben  feinften  Seift  befomnten, 

Su  bift  bet  Ilügfte  .dobf,  fie  felbet  ausgenommen. 

Saft  jeber,  bet  bid)  lobt,  belohnt  fid)  für  ben  Sienft- 
IXnb  ift  fid)  ingeheim,  toaS  bu  p  fein  iljm  fdjienft. 

Sein  Kenner  ift  toie  bu,  hat  göttliid)  fcfföne  Sahen, 

Sod)  and),  toie  bu,  ben  ©tolj,  fie  nur  allein  p  haben. 

2M’  türmen  bid).  SBatunt?  2tuS  Überzeugung?  dtein. 
9Jtan  lehrt  butd)  «g>öf£ic^feit  bidj  toiebet  ^öflitd)  feilt, 
äöatunt  hat  bid)  ÄriSfnn  fo  bielmal  fd)on  erhoben? 

St  toitb  bein  Sob,  um  fid)  bet  28elt  felbft  ein^nloBett. 

Ser  ütebner  rühmet  bid);  nicht,  toeil  bu’S  toürbig  bift, 
9tein,  um  ttnS  barpthuu,  bah  et  ein  dehnet  ift. 

-Ipier  ffmd)t  ein  Sifd)  bon  bit.  28ie?  fdjä^en  bid)  bie  Stöben? 
£)  nein,  fie  toollten  itjt  nid)t  mehr  bom  SBetter  teben. 
©arfaft  lobt  heute  bid);  toatum?  bädjt’ft  bu  ba§  too'hl? 
Somit  fein  fünft’ger  ©pott  mehr  Sinbrud  machen  fod. 

Sefeijt,  bah  taufenb  fid)  im  Stuft  für  bid)  etfläten, 
Sefeijt,  bein  iftuhm  ift  gtoh,  roie  lange  toitb  et  toähten? 
Sin  ^etj,  ba§  biefen  Sag  bei  beinern  kanten  toadt, 

Sleibt  oft  ben  folgenben  bei  beinern  -Kamen  talt. 

Stan  toitb  e§  heimlich  fatt,  bich  immer  hod)  p  achten, 
ltnb  hört  fdfon  benen  p,  bie  bid)  p  ftürjeu  trachten. 
Sntgeht  ein  ©terblicher  ivoijl  je  bet  Sabelfucfft? 

Sft  nicht  beS  anbettt  9teib  felbft  beineS  DtuhmeS  Srud)t? 
Ser  Äluge  toitb  an  bit  halb  toaljre  fehler  ntetfen, 
llnb  mit  erbicfjteten  toitb  fie  bet  fJteib  berftärteu. 

Stau  hött  ben  ©pötter  an  unb  liebt  ihn  noch  bap; 

Senn  bah  bu  Selber  haft,  gehört  31t  unftet  fRuh’. 


204 


ÜJIoralifcije  ©ebictyte. 


©o  fixier  ifi  ber  Dtuljm  ber  gelben  unb  bet  Söeifen. 

Hub  um  ein  foldieg  ©ut  midft  bu  bid)  glüdlidj  greifen? 

Su  fammelft,  mag  bidj  fließt,  mit  9MI)’  unb  Rittern  ein, 
Unb  menn  bu’g  eublid)  tjaft,  fo  ift  eg  nod)  nicfjt  beim 
©oft  man  für  fo  ein  ©nt,  nod)  el)’  man  eg  Befeffen, 

Sann  audj,  menn  man’g  Befifct,  beg  SeBeng  3htf)’  Bergeffeu? 

©rfaljrung  unb  Vernunft,  o,  ftcljt  ung  Beibe  Bei! 
dftadjt  Bon  ber  ©Ijrfurcfjt  ung  Bote  Bon  bem  ©elbgeij  frei! 
Sticfjt  Stuljtn  nod)  Überfluß  !ann  unfre  Söünfdje  füllen; 

S5on  Beiben  fteljt  aud)  !eing  allein  in  unferm  Sölden. 

Söag  Beibeg  unferm  (Seift  gaB  unb  au  geben  fdjien, 

Sdüfirt  feine  $lädje  nur  unb  bringt  nidjt  felBft  in  ifjn. 
gin  ©nt,  bag  glüdlidj  ntadjt,  tnufj,  fod’g  ntidj  maljr  entaüden, 
Siidjt  unBeftänbig  fein  unb  für  ben  ©eift  ftdj  fäjiden. 

•IpaBt  Söottuft,  9htljm  unb  sDtad)t;  iljr  tjaBt’g  unb  mtinfdjt 

noc£)  ineljr; 

9todj  intmer  BleiBt  ein  Seil  in  eurer  ©eele  leer, 
llnb  biefer  leere  Seil,  für  men  ift  er  Befdjieben? 

Q  Sugenb!  giBft  beim  bu  BietCeicfjt  bem  -fperaen  ^rieben? 

3a,  SJtenfd),  enuirb  bir  fie,  fo  mirft  bu  rut)ig  fein! 

©ei  toeife,  lieber  ^eunb,  fdjrätd’  bie  SSegierben  ein! 

SÖaljr  ift’g,  bie  d'unft  ift  fetjmer,  fiel)  felBer  ju  Befiegeit; 
Sittern  in  biefer  flunft  moljnt  göttlidjeg  Vergnügen. 

Sein  Söunfdj  ift  Überfluß;  bod)  el)’  bu  iljn  nod)  ftilXft, 
Verfliegt  ein  ßeBett  fcfjoit,  bag  bu  genießen  midft. 

Söag  fucfjft  bu  Biel?  Q  lern’,  mag  bu  nitf»t  Braucf)eft,  nteibenl 
llnb  mag  bu  fyaft,  genieß’!  Sie  Söelt  ift  reid)  an  fjreuben; 
Su  aber  Bift  ju  fdjmadj,  bie  f$reuben  augaufpaljn, 

Unb  glaubft,  mo  taufenb  finb,  launt  eine  nur  au  fetjit. 
©önn’  jebem  gern  fein  ©lüd;  lern’  Borteilljaft  entfifinben 
Unb  in  ber  anbern  ©lüd  ein  Seil  Bon  beinern  finbenl 
Sem  marf  bie  ©djidmtg  Biel,  bir  aber  tnenig  au. 

Sft  jener  glüdlidjer,  ber  reidjer  ift  alg  bu? 

Su  benfft’g  unb  liigeft  bir.  ©teig’  glüdlidj  auf  bie  Sljronen, 
Su  mirft  beg  Sfjroneg  ©lüd  bod)  füljllog  Balb  gemeinen, 
Unb  feljn,  bafj  jener  bort,  beit  eine  |)ütt’  umfd)liefjt, 

Ser  tnenig  Ijat  unb  Braucfjt,  brum  nod)  nidjt  elenb  ift 
Unb  oft,  mcitn  iljn  ein  Quell  itad)  ftrenger  SlrBcit  füllet, 
dfteljr  Söoduft  Bei  bem  Quell  alg  bu  Beim  SÖeitte  füllet. 


Steidjtiim  imb  Sfjre. 


205 


(SntBefjrt  er  eine  Suft,  bie  bir  ber  Seid) tum  fdjenft, 

©o  fränft  iljn  ba§  audj  nidjt,  toa§  bid)  at§  Setdien  tväutt. 

©udj’  foldje  fyreubett  auf,  bie  ft  dt  beiit  fperj  Bcfeelett 
Unb,  toenn  bu  fie  gefüllt,  bid)  nidjt  mit  Seue  quälen! 
2Ba§  forgft  bu,  ob  bein  Sutjiit  bie  tjatBe  Söelt  burdjftridj? 
Sein  ffreunb,  bein  SöeiB,  bein  f?au§  finb  Söett  genug  für  bid). 
©uc^’  fie  burdj  ©orgfatt  bir,  burdj  SieBe  ju  berBiitbeu, 
Bub  bu  ioirft  ©ijr’  trnb  Suff  in  ifjrer  Siebe  finben. 

©in  jeber  fffreunbfdjaftSbienft,  ein  jeber  treuer  Sat, 

©o  Hein  bie  Söelt  ifjn  fdjäijt,  ift  eine  grofje  SL^at. 

Sud)  in  ber  Sunfelfjeit  giBt’§  göttlidj  fdjöne  SpfXic^ten, 

Bub  unBcmerft  fie  ttjun,  Bjeifft  mefjr  at§  fjetb  Berridjtcn. 

©in  Sinter  fiefjt  in  bir  ftet§  bciner  SBfidjt  ju, 

Sofjnt,  toenu  bu  ebet  toiEft,  bir  mit  geheimer  Sutj’. 

Su  ftreiteft  toiber  bid);  taurn  ift  ber  ©icg  gelungen, 

©o  frönt  fein  SeifaE  fdjmt  ba§  fperj ,  ba§  fidj  Behütungen. 
SBiEft  bu  bidj  au  ber  2Mt,  an  Sieb’  uttb  $rcunbfdjaft  frettn, 
©ent  öffnet  er  bein  fpers  unb  Idfjt  bie  Säeuben  ein; 

©r  fdjärfet  bein  ©efüfjl;  ba  fadjt  mit  reidjent  ©egen 
Sie  fträcfjtige  Satur  beut  Reitern  Sug’  entgegen. 

Söofjitt  bu  gefift,  get)t  and)  fein  fiiEcr  Seifail  mit, 

Bnb  jeber  Drt  ioirb  fdjön,  ben  nur  bein  fjufj  Betritt. 

Su  fdjteicfjft  burdj§  Bunte  Sfjaf ,  ftreifft  burd)  bie  grüne  «fjeibe, 
Bnb  toa§  bu  fiel)  ft,  ift  ßuft,  unb  ioa§  btt  füljfft,  ift  f^reube. 
Sein  Sug’  ertoeitert  fid)  unb  mit  itjnt  fe'tBft  bein  (Seift, 
©iefjft,  toie  ber  ftofje  Saunt  (Sott ,  feinen  ©djöftfer,  greift, 
©iefjft,  toie  burd)  QrrudjtBarfeit  bie  ©aaten  if)n  Bereiten 
Bnb  be§  Seruf§  fid)  frettn,  bie  Stenfcfjeu  gu  ernähren, 
©ief)ft,  toie  ba§  ffeinfte  ©ra§,  ba§  bort  in  Sentut  ftefjt, 
Sen  mit  OerBorgner  kunft,  ber  e§  gemalt,  crf)öT^t; 

Su  fiefjft’S  unb  toirft  entjüdt.  Sir  lacBjt  bie  ganje  ^tätdje, 
Sir  toef)t  ber  fanfte  Söeft,  bir  raufdjen  frolje  Sääje, 

Sir  fingt  ber  Söget  ©f)or,  bir  fttringt  jufriebneS  Söitb, 

Bnb  aEe§  ift  für  bid)  mit  SöoEuft  angefüEt; 

Bnb  bu,  an  Bnfdjufb  reitf)  uttb  fieser  int  CSetoiffen, 

Sriffft  ba  Biet’  ffreuben  an,  too  taufenb  fie  Bermiffett. 

grei  Bon  be§  Seibe§  ißein ,  frei  Bon  be§  (Seines  Saft, 
©treBft  bu  ttad)  SBenigem  unb  t)aft  mefjr,  aü§  bu  fjaft, 


206 


2J!oralifd§e  ©ebic^te. 


©iel)ft  ftctS  auf  beim  3ßflid)t,  oft  auf  bein  turjeS  ßebcn, 
Sie  ol;ne  ^reubigteit  auf  ben,  ber  bir’§  gegeben. 

©n  fieljft  burdj  beffen  £anb,  ber  toar,  ef)’  bu  gebaut, 

©en  *ßlan  ju  beinern  ©IM  bon  ©teigteit  gemalt, 

©en  ißlan  jum  ©lüd  beS  2öurm§,  ber  ifct  bor  bir  Verfd)teinbet 
Unb  Satzung  unb  ein  <!pau§  im  fteinften  ©anbforn  finbet. 

$n  beineS  greunbeS  2lrm,  an  beiner  ©attin  25 ruft 
Söirb  oft  ein  tleineS  ©lüd  für  bidj  bie  größte  ßuft. 

Unb  Eömmt  ein  Ungemad)  (benn  teer  hat  fein!  ju  tragen?) 
©o  ift’S  bod)  fdjon  ein  ©roft,  e3  ilim  unb  ifjr  gu  Hagen, 
©u  f)örft,  baff  bid)  bein  gctub  31t  läftern  fid)  erfü^nt. 

©8  fcffmerjt;  bod^  ©roft  genug,  bu  £)aft  eS  ni^t  berbient. 
©in  Unfall  raubt  bein  ©ut,  ein  Sauber  hat’S  entführet. 

©8  fdjmerjt;  bod)  ©lüd  genug,  baff  ©ott  bie  Söelt  regieret, 
©u  fütjlft  ein  anber  2M/;  bu  füljlft  ber  ßranffjett  Sßein; 
©od)  ©roft  genug,  nid)t  tränt  burdj  eigne  ©d)utb  ju  fein, 
©ir  raubt  ber  ©ob  bein  äöeib,  ben  greunb,  ben  einigen  ©rben. 
©8  fdjmerät;  bod)  ©roft  genug,  fie  toaren  teert  3U  fterben. 

©0  fei  bein  liebfte§  ©ut  ein  frommes,  teeifeS  -fperj! 

©ie8  mehre  beine  ßuft,  bieS  minbre  beinen  ©d)merj! 

©ie8  fei  bein  ©tolj,  bein  ©djatj,  bein  l)öd)fteS  .Siel  auf  ©rben! 
©onft  atCe§ ,  nur  nicht  bie8,  tann  bir  entriffen  teerben. 

^u  teiffen,  e8  fei  bein,  31t  fügten,  baff  bu’8  haft, 

©ie8  ©lüd  erfaufft  bu  nicht  um  aller  ©iiter  ßaft; 

Unb  ot)ne  biefeS  .^erj  fd)ined’  nod)  fo  biet  Vergnügen, 

©8  ift  ein  Saufd),  unb  halb,  halb  teirb  ber  Saufd)  Verfliegen. 


|rr  ©IjriJt. 

^|Vj\enfd),  ber  bu  ©Triften  fcfjmäljft,  tea8  ift  in  ihrer  ßetjre, 
©a8  ber  Vernunft  ein  ©djimpf  unb  ©ott  nidjt  rül)nt= 

lid)  teäre? 

SScrbient  fie  beinen  -gtafj,  berbient  fie  beinen  ©fiott? 

3eig’  un8  ein  beffer  ©lüd  unb  einen  beffern  ©ott, 

2118  un8  bie  ©djrift  gejeigt.  $omm’,  jeig’  un8  fdjönre  9ßflid)ten, 
Stetjr  2lntrieb,  fie  bem  ©ott  ber  Stenfdjen  31t  entrichten, 
Stehr  ©ugenb  für  baS  -jperj  unb  für  baS  ©lüd  ber  Söelt, 
3M)r  ©roft,  teenn  fein  ©eridjt  ber  Sidjter  in  unS  hält. 


SDer  G^rift. 


207 


EMjr  Sicht,  loentt  fürchterlid)  utt§  finftre  Steifet  quälen, 
9Eel)r  ©betmut  int  ©lüd,  trt  9tot  mehr  9tuh’  bei-  (Seelen! 
Sitng’  eine  ßetjre  Bor,  bie  Beffer  für  un§  Bmdjt, 

Un§  toeifer,  ruhiger  uttb  tugenbljafter  mad)t: 

Uub  bann  toiE  id)  mit  bir  bie  ©djrift  mit  ©Bott  Betrauten, 
$hr  Eöort  für  iDienfchentnort  ttnb  bein§  für  ©otte§  achten. 
SBring’  biefe  ße^re  Bor;  mo  nicfjt ,  fo  fei  ein  ©fjrift, 

Sßenn  bn,  mie  bu  bid)  rüt)mft,  ein  fjrennb  ber  Söa^rljeit  Bift. 
©onft  fürd)t’  ich,  baff  bein  ^erj,  fein  ßafter  31t  Bereiten, 
25cit  (Sott  nicht  lernten  toiE,  ben  feine  33oten  lehren. 

9tuf,  Sid)tlunft!  elfre  ben,  ben  ftotj  ber  greigeift  fd)ilt, 
Unb  3U  be§  ©Ijriften  SM)  nt  entmirf  be§  Stjriften  SBilb ! 

$ft  er  ber  Eöeife  nicht,  ber  nad)  ber  Söa^rljeit  ftreBet? 
Surcl)  fie  erleuchtet,  bentt,  burcf)  fie  geBeffert,  leBet? 

©r  ehret  bie  Skrnunft,  unb  ba§,  toa§  itir  geBricf)t, 

©rfetjt  in  feinem  ©eift  ein  göttlich  hetfer  Sicht. 

©r  ift’§,  ber  Bon  bem  äöalfn  bie  ööahrljeit  urtterfc^eibet 
Unb,  frei  Born  tßorurteit  nnb  Bon  bem  ©UE3  entfteibet, 

Sie  engen  ©re^cn  tennt,  bie  ein  SJerftanb  ermifjt, 

Sem  ©ott  oft  SunMl;eit,  ber  EEenfcf)  ein  Siätfel  ift. 

©r  nintmt  bie  2öei§^eit  auf,  mit  ber  ©ott  unterrichtet; 
llnb  beffen  SlugfBruch  ift’§,  ber  feine  3tncifel  fd)tid)tet, 

Ser  iljm  ba§  ßidft  erteilt,  bie  9teBel  3U  serftreun, 

Sen  Eftut,  trot;  aEem  2öal;n  ber  2öaf)r^eit  treu  3U  fein, 
Se§  Irrtums  Sqrannei  unb  bie  Bemehrtett  ßügen 
Se§  ßafter§,  ba§  fie  fc^ü^t,  burdf  ©lauBctt  31t  Befiegen. 

©r  lerntet  fid)  unb  ©ott;  fein  SBort  mirb  ihm  33erftanb. 

©0  l;at  lein  ©olrateS,  lein  ißlato  ©ott  gelaunt. 

„Surd)  bid/',  fo  fhridjt  ber  ©hrift,  „Bin  ich,  0  ©ott, 

Bort)anben. 

Sie  Fimmel  unb  ihr  fpcer  finb  burd)  bein  Eßort  eutftanben; 
Senn  toenn  bu  fpridjft,  gefd^ieht’§;  iuenn  btt  geBeutft,  ftel)t’§  ba. 
9Jtit  2lEmacht  Bift  bu  mir  unb  and)  mit  ©üte  nah’! 

Su  Bift  ber  ©ott  ber  JÜraft;  bich  greifen  ©rb’  uub  -üteere, 
Unb  .fpimmel  fmcbigen  bie  EÖunber  beiner  ©hre. 

Sid)  Bet’  id)  banlenb  an.  ÜJtein  <£)eil  lömmt  Bon  bem  $errn. 
Su  hörft  ber  9Jlenfchen  ©lehn,  unb  bu  erretteft  gern. 

Unb  toemt  ich  beiner  .fpilf’,  0  ©ott,  getoürbigt  tuerbe, 

2Ba§  frag’  ich  oujjer  kir  nach  Fimmel  unb  nad)  ©rbe? 


208 


3J!ora[ifc^e  Gebiete. 


3iu  Fimmel  bonncrft  bu,  unb  ©Freden  füllt  ba§  ßanb; 
Stod)  fürdjt’  id)  nid)t§,  benn  bu  ijättft  mid)  bei  beiner  &anb. 
Vknn  id)  bie  -fpimmel  fei)’,  bie  bu,  §err,  au§gebreitet, 

Ser  ©onne  Vtajeftät,  ben  SJtonb,  beu  bu  bereitet, 

2öa§  ift  ber  Vtenf^,  o  ©ott,  bafj  feiner  bu  gebenlft? 
Unjäpfl  ift  ba3  ©ut,  ba§  bu  it)tn  täglid)  fdjenlft. 

At§  ©djafe  tüfft  bu  nn§  auf  grünen  Auen  toeiben, 

©tärtft  un8  mit  ©fteif  unb  Sr  an!,  füttft  unfer  £erj  mit 

fyreuben. 

Su  fal)ft  mid; ,  et;’  ber  ©rnnb  ber  Söelt  gebeget  toar, 
gogft  mid)  an§  Mutterleib ,  unb  et)’  fie  mid)  gebar, 

Söogft  bu  mein  ©lüd  mir  ab  unb  ßeiben,  bie  mid)  üben, 
Hub  meiner  Sage  galjl  tnar  auf  bein  Vudj  gefctjrieben. 

Sn  bift  ber  Rommen  ©djut}  unb  bift  ber  SJtüben  Aut)’, 
©in  (Sott,  ber  gern  berjeil)t;  ioo  ift  ein  (Sott  mie  bu? 

Sßem  fott  id)  fouft  bertraun  at§  bir,  bu  (Sott  ber  ©ötter? 
äßen  errett  als  nur  bicf; ,  mein  ©djutj  unb  mein  ©rretter? 
2öie  füfj  ift  bein  Vefetfl:  ©ib  mir  bein  -fpera,  mein  ©oljn, 
Unb  liebe  midi;  id)  bin  bein  ©djilb  unb  großer  ßotjn! 
^perr,  bein  (Sebot  ift  $eil,  unb  beine  Söafrljcit  ßebcn. 

V3ie  fönnt’  id)  einem  ©ott  ber  ßiebe  Vniberftreben? 

Umfonft  lodt  mid)  ba§  (SXi'uf ,  in  bem  ba§  ßafter  bXüI;t; 
$önnt’  id)  ein  ©ünber  fein,  ba  mid)  bein  Auge  fielet? 

And)  im  Verborgnen  nid)t  fott  ifjnt  ber  ©ieg  getingen; 
Senn  bu  toirft  atter  SÖer!’  einft  bor  ©eridjte  bringen. 
Umfonft  reijt  mid)  bie  ßuft,  bott  Steift  unb  Vlut  berfü^t; 
$d)  tociff  e§,  baff  mein  ßcib  ein  Semmel  (Sotte§  ift. 

©ottt’  id)  ber  Vtenfdjcn  Autjm  ftolj  ju  erringen  trad)tcn? 
Vein,  .fperr,  toenn  bu  mid)  cf;rft,  mag  mid)  ber  Vtenfcfj  ber= 

adften! 

3ft  c§  be§  AcidjtumS  (Sliid,  bem  id)  bie  ©ecle  tneil)’? 

Um  9teid)tum  Itefj’  id)  (Sott?  ©cij  ift  Abgötterei ! 

©oltt’  id)  burdj  ©d)mät)ungen  be§  Siadjften  Ant)m  berberben? 
Söer  feinen  Vruber  tjafjt,  fann  ©otteS  tfteid;  nidjt  erben. 
Verleugnen  fotlt’  id)  bicb) ,  toenn  bie  Scannen  brot)n? 

Su  bift  ber  dürften  -fperr,  fbrid)  1  unb  fie  faden  fdjon. 
Verleugnen  fottt’  id)  bid),  toenn  ©bötter  beiner  flotten? 
Sief),  |>eilanb ,  bet’  id)  an;  bu  eilft,  fie  auSjurotten. 

Sein  Ären;  ift  Stfortjeit  nur  bem,  ber  bertoren  getft; 

Un§,  bie  ber  ©taube  ftärlt,  ift’S  £)eil  unb  SJtajeftat. 


®er  ©firift. 


209 


®arf  fid)  ein  gjtenfct)  bor  ©ott,  geregt  ju  fein,  erlügen? 
linb  inet  alg  ©otteg  ©ot)it  fonnt’  uit§  mit  ©ott  berfüffnen? 
gft  Beibeg  nid)t  gleicff  grofj ,  ber  Söelt  ein  ©d)öf>fer  fein 
Uitb  eine  äöelt,  bie  fiel,  bom  gatte  ju  Bef  rein? 

Söer  fann  bie  attajeftät  ber  ßieB’  unb  ©rojjmut  faffett? 

2113  ©oljn  beg  ©migcn  ber  ©ottljeit  STfjron  berlaffen, 

<©icff  felBft  erniebrigen,  einher  in  £)emut  geljn, 

SDer  Söaljrljeit  .fperolb  fein  nnb  fidf  berfjmttet  feffn, 

$ie  Söunber  ©otteg  tljuu  nnb,  an  bag  $reuj  gefdflagen, 
SDMt  Ijimmlifcffer  ©ebulb  beg  Sftenfcfjen  ©dfulben  tragen, 
lim  ber  jn  fein,  ber  iljut  ein  emig’g  «g>eil  ertoirBt? 

®e§  ^era  ift  göttlicff  grofj ,  ber  felBft  für  geinbe  ftirBt! 
©rfdjridt  nidjt  bie  Vernunft?  ga!  benn  fie  fott  erfdjreden. 
gu  fdjtoadj,  ber  ©ottljeit  9tat  bom  SJtenfd)en  p  entbeden, 
Siet’  icf)  ber  ßieBe  3ftacf)t,  bie  idj  nidft  f affen  fann, 

©ott  ift  fein  SJtenfdj  mie  icfj,  in  tieffter  SDemut  an. 

SDer  Sag  ber  ©migfeit  loirb  mefjr  ßicljt  mir  getoätjren, 

2)eg  ©ottmeffiag  ßieB’  int  ©trauen  mir  crflären. 
llnenblidj  ift  mein  Jpeil.  £>  ©taube,  ber  erfreut! 

©eloBet  fei  ber  -fperr,  gelobt  in  ©migfeit!" 

©o  fpricfjt  nnb  glaubt  ber  ©tjrift.  ßern’  meljr  jein  -fpera 

nod)  fennen, 

SDu  toirft,  fein  geinb  p  fein,  bir  länger  nidjt  bergönnen! 
gft  feine  ßetjr’  ein  SÖerf,  bag  ben  Skrftaub  nur  üBt? 
gljut  ßic^t,  bod)  aucf)  äitgleidj  nietjr  ©tolj  bem  fpergett  giBt? 
3tein,  ebler  mirb  fein  ^)erj.  SDie  ßüfte  p  Befiegen, 

Sie,  miber  bie  Vernunft,  fein  ©lüd  nttb  being  Befriegett; 
SDieS  ift  fein  göttlid^  2lmt.  2tidjt  fiegt  er  burd)  bie  ttraft, 
Sie  Balb  ber  ©igennufj  unb  Balb  ber  ©totj  erfcfjafft. 

3ticfjt  al§  bor  3Jtenfcfjett  nur,  bie  nadj  ben  2tugen  richten, 
Stein  felBer  alg  bor  ©ott  erfüllt  er  feine  jßflidjien. 

Sie  ©trenge  feiner  Sßflicfjt,  bie  bir  fo  traurig  f  eff  eint, 

3Jtad)t  iljn  pm  greubigften.  ©r  meifj,  ©ott  ift  fein  greunb 
ga,  ftreng’  ift  feine  ißflidjt ,  unb  fdfmer  finb  feine  Söerfe; 
Socf)  ein  unenblidj  ©lüd,  mie  biet  erteilt  bieg  ©tärfe! 

Ser  ©tjrift  fü^lt  biefeg  ©lüd.  §eit  unb  UnfterBlidffeit 
©lanBt  er,  bon  ©ott  Belebt,  unb  üBerminbet  meit. 
gft  bieg  fein  ebleg  .jperj,  bag  Brüberlidj  bid)  liebet? 
aiiit  bir  fid)  gern  erfreut,  fid)  gern  mit  bir  Betrübet? 

©eUert.  14 


210 


3J!oraIlf<5e  ®ebid)te. 


©er  ©Ijrift  erbtidt  bei«  ©ut,  fein  9teib  empöret  itjn; 

3ljn  Reifet  fein  eigneg  ©lüd  für  bein  ©lüd  fid)  bemüfjn. 

Unb  toenn  bu  elenb  bift,  tote  gütig  tnirb  er  eilen, 

SSon  bem,  toag  ©ott  it)m  gab,  bir  tjülfreic^i  mitauteiten! 
sjlidjt  bienet  bir  ber  ©Ijrift,  grofj  Bor  ber  SBelt  au  fein 
Unb  fict)  bereit  au  fe$n.  «Rein,  9Jienfd)en  au  erfreun, 

©ie§  ift  fein  ©ottegbienft;  unb  unBemertt  Bon  it)nen, 
äßirb  er  mit  £ilfe  t)ier  unb  bort  mit  9tate  bienen, 
glicht  treibt  itjn  erft  bein  ©anl  au  reifer  2öol)ltt)at  an; 
«Rein,  toag  er  SSrübern  tt)ut,  bag  t)at  er  ©ott  gettjan. 

©in  ©runl,  mit  bem  fein  ©ienft  bem  ©urftigen  begegnet, 
©in  23lid  Bott  ©roft,  mit  bem  fein  £>era  ben  SJtüben  fegnet, 
©in  9tat,  mit  bem  er  bid)  in  beinern  Kummer  ftärlt, 
gtidjtg,  toeifj  er,  ift  fo  Hein,  bag  nidjt  ber  &err  bemerft. 
©ilt  bort  ein  bog^aft  «g)era,  Unfrieben  anauridjten, 

©o  eilt  fein  fanfter  9Jhxt,  ber  33rüber  Steift  au  fdjlidjten. 
©r  toirb  ber  Unfdfulb  ©d)u£,  iljr  ßeiben  ift  fein  ©c^mera; 
Unb  ift  fein  ©djutj  au  fdjtoadj,  arbeitet  bod)  fein  «g>era- 
©r  t)ilft  ben  ©ürftigen  bie  Mittel  gern  erfinnen, 

©urd)  gteifj  i^r  eigen  Sßrot  in  Dtulje  au  getoinnen; 

©r  legt  burd)  ©Barfamleit  au,  aurter  äöaifen  ©liid, 

©ie  feine  |)anb  eraietjt,  ben  Überfluß  jurüd; 

Unb  er  erfoart  bag  ©ut,  bag  ©tola  unb  sJßracE)t  Berje^rcn, 
©en  Uranien  au  erfreun,  bie  Söittoe  au  ernötjren. 

5tod)  ftärler  nimmt  fein  .fpera  an  beiiter  ©ugenb  ©eit. 

©ein  SSeifpiel  lehret  bid);  unb  einer  ©eele  -fpeil 
Sft  iljm  bag  größte  ©lüd.  ©ir  mangeln  gute  ©Uten; 

©r  gibt  bir  llnterridjt  unb  ftärlet  itjn  burd)  ^Bitten. 

©r  ficf)t  ein  reblid)  -£>era,  bag  burd)  beg  fffreigeiftg  ©fjott 
3m  ©tauben  toanlen  tuitl;  er  fiet)t’g  unb  toirb  fein  ©ott. 
©r  fielet,  beg  ^ünglingg  Suff  B ertast  ben  2Beg  ber  ©ugeub; 
©r  eilt,  alg  toör’g  fein  ©otjn,  unb  rettet  feine  Sugenb. 

Oft  fagt  er,  toenn  bu  fetjlft,  eg  bir  aug  ©emut  nidjt; 

©od)  ein  lehrreicher  S3Ud  ruft  bid)  au  beiner  ipftidjt. 

©ei  grofj,  nid)t  aber  fromm;  er  toirb  bein  -fpera  Bcradjten. 
©ei  llein  unb  fromm!  er  toirb  nad)  beiner  ßiebe  trachten. 
Söenn  Iräntt  fein  reiner  ÜJlunb  aug  ©djntäljfudjt  beiue  Siulj’? 
©r  rühmet  bein  SBerbieirft ,  bcdt  beiue  Segler  au 
Unb  toagt,  toenn  beinen  iRuljrn  unb  toenn  ben  Stuf  ber  ©einen 
©in  ß  öftrer  fdjänben  toill,  für  beinen  ütufjm  ben  feilten. 


$)er  ei)rl|t. 


211 


ift  ber  toaljre  Sveunb.  ©ein  in  fid)  erfreut, 
Verbreitet  gern  in  bein§  ben  ©ag  ber  Weiterleit. 

Von  Süfien  nic£)t  betjerrfcfjt,  fiitjlt  er  mit  offnem  Triebe 
©er  Sreunbfdjaft  ljeilig’§  ©IM ,  unb  feine  ©eel’  ift  Siebe, 
©r  etjrt  mid)  toie  fiel)  felbft  unb  liebt  mid)  treu  toie  fid); 
©ein  Umgang  gibt  mir  Vtut,  unb  ifjnt  bertrau’  id)  mid), 
fDtein  SBeib,  mein  $inb,  ben  9tat,  mein  fünftig’3  ©lüd  ju  bauen. 
2öer  ©ott  bor  Stugen  Ijftt,  toie  foEt’  id)  bent  nid)t  trauen? 

Stur  ift’S  allein  ber  ©Ijrift,  ber  feine  Stadje  fudjt, 

©en  liebt,  ber  ifjtt  berfolgt,  ben  fegnet,  ber  il)tn  flucht. 

©r  bleibt  fid)  gleich,  benft  groff :  Safj  meinen  geinb  mid)  fdjetten; 
©ie  Stad)’  ift  mein,  fpridjt  ©ott,  unb  id),  id)  totE  bergelten. 
Veleibigt,  I;anbelt  er  nod)  al§  ein  Vtenfdjenfreunb: 

©ein  ^eiitb  ift  offne  Vrot;  er  fpeifet  feinen  fjfeinb. 

©ein  geinb  geljt  blojj  ein!)  er;  ber  Sljrift  erblidt  fein  Seiben, 
©rofjmütig  läfjt  er  ben,  ber  itjn  berfolgte,  fleiben. 

©oiW  toer  ben  ©d)impf  erträgt,  fjat  ber  tootjl  ©belmut? 
Stad)’  id)  nid)t  rütjntlidjer  bie  ©tjre  burd)  mein  Vlut, 

SB  e  tut  id)  be§  Unred)t§  bid)  burd)  SBaffeit  überfüljre? 

SJtein  SJtut  fud)t  beinen  gaE  —  ©ie»  ift  ber  Vtut  ber  ©iere! 
©t)or,  ruft  mir  bie  Vernunft,  ift  beim  ba§  Sebett  beüt? 
■Eätnpf’  fiegljaft,  fäE’  ben  geiub:  toirft  bu  fein  SJtörber  fein? 
£eiu  Seinb  be§  Vaterlanb§,  ben  feine  Städ)er  fud)en, 

Unb  fein  StebeE  bor  ©ott,  beut  aEc  Winimet  fluchen? 

©od)  räd)t  mein  Slrnt  fidj  nidjt,  fo  toirb  mein  Varn’  ein  ©pott! 
©ie  SB  eit  —  $ft  benn  bie  SBett  mel)r  al§  ein  ftarfer  ©ott? 
Unb  ift  ber  ©I)rift  fein  $äb,  ber  bir  ben  itampf  berfaget 
Unb  bod)  für§  Vaterlaub  fein  Vlut  mit  Sreubeit  toaget? 
SBer  toirb  jur  Veit  ber  5pfticf)t  ben  ©ob  tootjl  minber  fdjeun 
3113  ber,  ber  fjer^aft  glaubt:  id)  toerb’  unfterblidj  fein? 
SBirb,  in  ber  W^b  beS  Werrn,  i^n  bie  ©efafjr  erfdpittern? 
Stein;  bod)  toer  ©ott  nidjt  fdjeut,  ber  mufj  bor  aEent  gittern. 

©et)’  itft  bem  ©Triften  nad)  unb  folg’  ifjnt  in  fein  >£mu§. 
Verehret  uttb  geliebt,  teilt  er  I)ier  greubett  auS, 

©ud)t  burd)  belebten  Steif)  bie  ©einen  tooijl  ju  nähren, 
©urdj  fluge  ©parf amfeit  beS  SleijieS  Srudjt  3U  mefjren. 
©ein  SBeib,  fein  toürbig’»  SBeib  erleichtert  ihm  bie  SJtüf)’, 
Sotjnt  i^m  mit  Värtlidjfeit,  unb  er  empfinbet  fie. 

14* 


212 


TOovalifdJie  ®ebidjte. 


SIS  Sater  eilt  er  fromm,  ber  ßtnber  6  Ui  cf  ju  grünben 
llnb  in  bern  irrigen  feinS  nodf  einmal  ju  finben. 

©r  bilbet  gern  it)r  ^erj;  unb  an  beS  SaterSjpanb, 

Regiert  burcl)  (5>otte§furd)t ,  geleitet  burd)  Serftanb, 

Söäc^ft  fein  gefittet  $inb;  unb  er  fdjmedt  £eit  unb  ßeben, 
©ent  Fimmel  nnb  ber  äßelt  ein  tofirbig’S  ©lieb  ju  geben. 

tlug  oljne  -fpinterlift,  ftreng  oljne  Sitterleit, 

Sodj  liebreiä),  toenn  er  ftraft,  nod)  fanft,  toenn  er  gebeut, 
Regiert  ber  Stjrift  fein  £>auS;  unb  göttlidje  ©cfetje 
©inb  feines  äßanbelS  ßid)t  unb  feines  Kaufes  ©djätje. 

©ent  Siebent,  ber  iljm  bient,  begegnet  er  geredet, 

©ibt  gern  iljnt  feinen  ßoljn  unb  eljrt  in  feinem  $nedjt 
gin  göttliches  ©efdjöftf,  baS,  gleid)  ben  §errn  ber  ©oben, 
^pier  lebt,  um  tugenbljaft  unb  glüdlidj  einft  ju  toerben. 

©r  ift  beS  ßnedjteS  $ürft,  bod)  niemals  fein  St) rann. 

©r  ftraft  unb  geigt  iljm  aud),  baff  er  »ergeben  fattn, 

£)ält  ib)tt  bon  ßaftern  ab,  berminbert  if)nt  baS  ßeiben, 
Scloljnet  feine  ©reu’  unb  forgt  für  feine  Qreuben. 

2öie  treu  geljordjt  er  bir,  bu,  feines  ßanbeS  fffürftl 
©ebeut!  unb  er  bollgietjt,  maS  bu  gebieten  toirft. 

©er  ©ott,  ben  er  beredet,  ^at  bir  ben  ©tjron  gegeben, 

©en  ftiitjt  er  butd)  fein  ©ut  unb  fdjftfjt  Üjn  burd)  fein  ßeben. 
Stifjbraudje  bie  ©etoalt!  er  trotjt  i|r  nidjt;  er  flel)t 
Unb  blidt  mit  ©l)tfurd)t  nod)  auf  beine  Slajeftät. 

©ebeut  iljm,  maS  bu  mittft,  nur  nid)tS,  maS  ©ott  berboten; 
©aitn  mibexfeijt  er  fiel) ,  toenn  alle  dürften  broljten. 

©er  ©Ijrift,  ift  ber  ein  fffreunb  ber  Höben  ©cf)üd)ternf)cit, 
©'te  bor  ben  Stenfdjcn  fließt  unb  bie  ©efeEfdjaft  fdjeut? 
Sein,  Sn'cuub ,  er  mirb  mit  ßuft  unb  ruhigem  ©etoiffen 
©aS  ©litd,  ein  Stenfd)  ju  fein,  beS  Umgangs  ©litd  genießen, 
©ott  fd)uf  i^n  nid)t  jur  Qual,  ßab’  il)n  ju  f$?reuben  ein: 
©r  fd^ergt  mit  feinem  2Büj,  lacdjt  heitrer  bei  bent  Sßein, 
greut  fitf)  beS  ©aitenfpielS;  unb  ßieb’  in  beinen  Sliden 
Unb  greub’  auf  beiner  ©tirn’  toirb  feine  ©eel’  entlüden. 
©ieS,  baff  er  ff-reube  fdjntedt  unb  mäffig  fie  geniest, 

Sft  felbft  ber  2öol)lttjat  ©ant,  ben  er  ©ott  fd)ulbig  ift; 
Unb  tjeut’  erquidt  er  fid) ,  um  morgen  feine  ißflidjten, 

SIS  Sürger  unb  als  ©Ijrift,  geftärtter  ju  entrichten. 


$>er  El^rift. 


213 


3fn  bem  Vergnügen  fefbft  toirb  er  ficf)  ein  ©efep. 

Stoct)  ift  bein  Umgang  nichts  als  ein  berebt  ©efhtoäp, 
9iid)t§  als  ein  leer  ©etoerb’  bornehmer  ©itelteiten, 

StthtS  al§  ber  2Bi|,  ben  Stuhm  ber  anbern  ju  beftreiten, 
Sft’§  nichts  al§  (Schmeichelei,  nichts  als  ber  (Seift  ber  Sßradft, 
SeS  SSatteS  unb  beS  Spiels,  ber  fo  berebt  bicf)  macht: 

So  toirb  er  feine  3eit  ungern  bei  bir  berfhtoenben. 

@r  ift  3U  fing,  um  fie  nicht  ebler  anautoenben. 

Stennft  bn  bieS  ßebenSart,  fich  aus  ©efettigteit 
Seit  Taumel  mitber  ßuft,  baS  ©tücE  ber  2r unten!) eit, 

Sen  ßüpet  freien  Spotts  itn  Umgang  ju  bergönnen: 

So  ift  ber  ©tjrift  tein  SOtann  bon  ßebenSart  311  nennen. 

2Bie  ruhig  ift  ber  ©h1#,  toenn  fich  ber  Uncfjrift  quält! 
Shbt  g’nügt  bei  Söenigem,  toenn  biefem  atteS  fehlt. 

©rringt  er  fiel)  in  SJtüh’  ein  elenb  ©lücf  bitrch  Utänte? 
Sft’S  sJUieberträcb)tigf eit ,  finb’S  feffelnbe  ©efhente, 

Söoburh  er  fidj  bie  ©unft  beS  SJiächtigern  erfhleiht? 
Sufrieben  mit  bem  ©tüct,  baS  man  burct)  Steiff  erreicht 
Unb  burct)  SSerftanb  befhüpt;  nicht  burftig  nach  ben  ©fjren, 
Sie  beinen  Slang,  mit  ihm  bie  ^nechtfhaft  auch  bermehren; 
Sem  Slmte,  baS  er  giert ,  unb  feiner  Pflicht  getreu, 
ßebt  er  bon  mancher  Qual,  bie  bidf  berfolget,  frei. 

Sie  ßaft  beS  Übermuts,  in  ber  fich  Stolae  quälen, 

Sie  Mj\  mit  ber  fich  felbft  bie  ©einigen  beftehlen, 

Sie  $ein,  bie  fih  jum  ßopn  ber  Scf)toelger  toitb  erprafft, 
Ser  glüh,  ben  bor  ber  Söelt  ber  Raffer  fih  erhalt, 

Ser  Shntera,  mit  bem  ber  Sieib  fein  feinblih  <£>et3  bergehret, 
SaS  ©ift,  baS  früh  ben  ßena  beS  SöottüftlingS  berheeret, 
Ser  Schimpf,  mit  bem  beftraft  bort  ein  SBerfhtoenber  irrt, 
Ser  fpafj,  ber  enblih  noch  beS  ßäftrerS  Stäher  toirb; 

SieS  alles,  unb  toaS  fonft  bie  ßafter  bü^enb  tragen, 

Sinb,  tugenbhafter  ©h1#/  bir  nnbefannte  plagen, 

Unb  htor  tannft  bu  bicf)  fhon  beS  ßohnS  ber  Sugenb  freun. 

Soh  brüeft  tein  ©tenb  ihn?  $a,  tafj  ihn  elenb  fein, 
Unb  bann  toirft  bu  fein  «g>erg  in  feiner  ©röf}’  erblicfen; 
©roff  burh  Religion,  toenn  ihn  bie  ßeiben  brücten. 

SaS  geuer  frifjt  fein  ©ut,  ber  fpaget  feine  Saat; 
ßräntt  bieS  ben  ($hr^fben  nicht?  ©S  tränft  ihn;  hoch  ber  fftat 


214 


tffiorattfd&e  ©ebicfite. 


©er  SJorfidjt  mirb  fein  STroft.  SBenn  ljier  bet  Undjrift  tobet, 
©o  fpridjt  bet  gfirijl:  „Sott  gab’§;  ©ott  naljm’3;  et  fei 

gelobet!" 

31)ii  btüdt  bet  Slrmut  Saft,  fein  Seben  ift  nur  SJtül)’. 
ßr  füljlt  bie  ©ürftigleit,  nnb  ftill  erträgt  er  fie. 

©er,  ber  bie  SUien  fo  majeftätifdj  Reibet, 

©en  fpirfdj  jur  Quelle  füljrt,  ba§  ©djaf  in  Sluen  meibet, 
©en  jungen  Stäben  fpeift,  forgt  ber  für  fDtenfdjen  nidjt? 
ßr  forgt;  id)  Ijoff  auf  il)n.  ©ebulb  ift  meine  fßflidjt. 
23erleuntber  fdjinaljen  iljn.  ߧ  fdjmerjt;  bodj  ein  ©emiffcn, 
©a§  un§  mit  S3eifatt  loljnt,  Ijilft  biefcn  ©d)metj  berfüfjen. 
©er  geinb,  ben  er  genährt,  raubt  iljm  fein  (Eigentum; 

©od)  toer  ba§  Unrecht  tragt  um  ©ute§,  ba§  ift  Shtljm. 

©er  ©ob  ber  ©einigen  fdjlägt  feine  Stu^e  uieber; 
ßr  meint  unb  tröftet  fidj:  SSalb  fei)’  id)  bort  fie  mieber. 
©ein  ©laube  mirb  berfolgt;  bod),  flüdjtig  unb  entblößt, 
SBelennt  er  treu  ben  fperrn,  ber  teuer  il)n  erlöft, 

Uub  fpridjt,  bornfd)merften@d)lag  bc§3lrm§  bcSfperrn  getroffen: 
„2öenn  bu  midj  töten  moHt’ft,  mcrb’  id)  auf  bidj  bo(d)  Ijoffenl" 

©o  fiegt  ber  ßljrift  im  J?reuj  unb  finb’t  im  ßlenb  Shtlj’. 
©od)  bit,  be§  ßljriften  ©ob,  mie  feierlid)  bift  bu! 

Seftürjt  berlünbigt  itjnt  ber  SIrjt  ein  nalje§  ßnbe. 
ßr  b)ört’3,  fü^lt  neue  $raft,  brücft  baulbar  il)m  bie  fpänbe. 
,,©o  ift,  Slütnödjtiger,  beim  meine  «jpilfc  nalj’? 

©u  ruf  ft,  I)ier  biu  id),  Jperr !  ißrei§  unb  Sltteluja 
©ei  bir,  ber  feine  £>anb  ftet§  über  mid)  gebreitet, 

©ir,  ©ott,  ber  bi§  an§  ©rab  ntid)  munberbar  geleitet! 

Söie  oft  bergaf;  mein  ^erj  fein  <£>eil  unb  feine  ißflidjt! 
©od)  gingft  bu,  .^eiliger,  nidjt  mit  mir  iu§  ©eridjt. 
35eruimm  be§  ©anfe§  Sieb,  ba§  id)  bir  fterbenb  bringe! 

3d)  bin  biel  ju  gering,  ber  ©reu’  biel  ju  geringe 
llnb  ber  SSannljetygleit,  bie  bu  an  mir  getljan. 
ffroljlodenb  bet’  id)  biel)  mit  allen  fpimmeln  an, 

©id),  «g>eil  ber  ganjen  2Mt!  ßvfiiXle  mein  Vertrauen, 

Unb  beine  fperrlidjleit  lafj  meine  ©eele  fdjauen! 

©u  bift  bie  Sieb’,  0  ©ott,  unb  ©nabe  für  unb  für. 
fDtein  ©eift  mirb  felig  fein;  beun  iljn  befcl)!’  id)  bir. 

Dfltit  allen  ^eiligen,  bon  «g>errlicf)teit  umgeben, 

Unfterblidj,  ßngeln  gleidj,  merb’  id)  bid)  fdjaun  uub  leben. 


$er  djrijt. 


215 


Unb  bu,  mein  befter  grcitnb,  ber  fidj  ben  ftufjm  erwirbt, 
Sm  Sob  e§  mir  ju  jein,  leb’  Wot)l!"  —  (Sr  jprtd)t’§  unb  jtirbt. 


Sft  bie§  be§  (Stiften  SSilb,  bas  £era,  bie  9ßflid)t  be§  Stiften, 
Sa§  täfterft  bu,  fein  getnb?  3ft’8  Stjortfeit,  frei  bon  ßiiften, 
©ottfelig  unb  gerecht  unb  treu  unb  mäfjig  fein? 

©idj  ber  bottbradjten  Sßflidjt  unb  feines  2ebeu§  freuu? 
©efunb^eit,  ©ffr’  unb  iRuf)’  unb  ©tüd  ju  fdjä^en  wiffen? 
2öer  füll  berat  fonft  ba§  ©tuet,  beiu  greunb  ju  fein,  genießen? 
® er  Sann,  ber  feinen  Sott  unb  feinen  &tmmet  glaubt, 
ßein  SKedjt  unb  Unredjt  fennt,  fid),  Wa§  er  teilt,  ertaubt, 
Sir  ©tfre,  Stuf)’  unb  ©tilcf  unb  fetbft  bein  Seib  entwenbet, 
S5e§  ©ot)ne§  §era  berffitjrt  unb  beine  3töd)ter  fdjänbet? 


Socb,  fprid)ft  bu,  Werben  and)  biet  foldjer  Triften  fern, 
2Bie  fie  bein  Sieb  befingt?  Satjr  ift’3,  bie  34t  ift 
Sod)  waä  befdjwerft  bu  bic^?  Ülnftatt  bi<^  ju  befdjteerett, 
Sab  itjrer  toenig  finb,  fo  t)itf  bie  Sa^t  ber  mehren! 
giein,  fpric^ft  bu,  bie  Vernunft  ift  mir  ein  fetter  ßidft; 

Sf)t  folg’  idj.  gotg’  it)r  nur!  fie  tjint  ergebt  bid)  ntc^t; 
©üridj  fie  bebad)tfam  an,  bie  Sat)rt)eit  bir  31t  jeigen! 

Sod)  lab  ba§  Sßorurteit,  tab  beine  ßüfte  fd)teeigen! 

Sann  böre,  Wa§  fie  fprid)t !  fie  toirb  bir  taut  geftetjn, 

©in  menfd)lid)’§  Serf  ju  fein,  fei  fietä  bie  ©d)rift  au  fdjöu. 
©ntbtöto  bon  beinern  ©tolj,  mag’  bid)  in  ipre  Stefenj 
5ßriif’  atte§ I  Ser  bertoirft  ein  Serf,  ot>n’  e§  jn  prüfen? 
§rag’  fie:  Sa§  ift  ber  Senfd)?  Saä  fott  er  auf  ber  Seit? 
©t  ift  ber  2tttmad)t  Serf,  bie  tiebreid)  it)n  erhält. 
Unfterbtid)  ift  fein  ©eift  unb  fott  jn  ©eligfeiten 
3n  biefer  Seit  ber  Silt)’  burd)  Sugenb  fid)  bereiten. 
Antwortet  bie  Sßerramft,  Wenn  fie  ber  Seife  fragt, 

©0  götttid)  at§  ba§  Sort,  bem  bein  Stcrftanb  entfagt. 
fjrag’  fie  Wotfer  e§  förnrnt,  wenn  ©ott  bie  Seit  regieret, 
Sab  oft  bie  Sugenb  feufjt,  ba§  ßafter  triumphieret? 

$rag’  bie  SSernunft!  ©ie  fdjtoeigt.  $rag  bte  jfteltgtou. 

^n  fetter  Seit,  ffmd)t  fie,  berteitt  ©ott  ©traf  unbßot)n. 
Sn  fbotteft  ftotj  ber  ©d^rift,  nennft  fte  ben  Stfj  ber  Sßlöben; 
Socb  lab  bie  ©ofraten  bon  ©ott  unb  Slugenb  reben! 
©l)vid)t  einet  fo  gcVut^ ,  mit  fo  biel  Ätöft  itttb  ßic()tr 
©0  ätiberfidjttidj  fcfjött,  at§  eilt  Slfwftel  fbrid)t? 


216 


®ioraIifd&e  ©eMd)te. 


SDe§  SBitjeg  gürft,  ferner,  fingt  feiner  ©ottljeit  Aedjte. 
SBer  ift  fein  3eu§?  ein  ©ott,  ber  id)  uidjt  inerben  möchte. 
3djn  fteibe  nod)  fo  fdjön  bie  ißrad)t  ber  SDidjtfunft  ein, 

2fd)  bin  ju  ftolj,  fein  greunb,  unb  aud)  er  felbft  3U  fein. 
5Dod)  ioeldjen  ©ott  ber  SJtadjt  ergeben  Oabibg  ©i)öre? 
SBarum  berlünbigen  ben  ©ott  nid)t  bie  Homere? 

®a§  S?oll  be§  ^eibentum§,  berfüljrt  bom  bltnben  SBalfn, 
Auft  Ijier  ein  £ier  al§  ©ott,  bort  ^flanjen  betenb  an, 
©ibt  erft  burd)  feine  $unft  bent  ßlotje  -fpaupt  unb  ©lieber 
Unb  fällt  bann  bor  bent  ©ott,  ben  e§  gewimmert,  nieber1; 
©rl)ebt  ba§  ßafter  felbft,  ba§  e§  mit  ©djeu  begeht, 

3um  ©ott,  unt  beffen  ©djuij  ba§  33  tut  ber  Opfer  ftetjt. 
SBarum  entriffen  bie,  bie  fid)  in  SBei§I;eit  übten 
Unb  einen  beffern  ©ott  unb  beffre  (Sitten  liebten, 

Söarunt  entriffen  fie,  ©ott  unb  ber  STugenb  treu, 

3)a§  33olI  bem  ßafter  nid)t,  uidjt  ber  Abgötterei? 

SBarum  geljordjt  bie  SBelt  ber  ©tirnrne  blöber  3üben? 

©ie  reben,  unb  i^r  SBort  fät  SBeiSljeit  au§  unb  Trieben. 
£f)ut  SBu^e!  fpredjen  fie,  bie§  ift’g,  ioa§  ©ott  gebeut, 
©ntblöjjt  bon  Söiff enf d£) af t ,  fern  bon  33ercbf  amleit, 

Stritt  ein  Apoftel  auf  unb  fünbiget  ben  ßfiften 
SDen  $rieg  gottfetig  an,  unb  Reiben  in  erben  ©Triften. 

9Jtan  iniberfe^t  fid)  iljm.  SDcr  SBeife  fdjmäljt  ba§  SBort. 
SSeftrafet  unb  befdjimpft  ftöfjt  man  ben  ßetjrer  fort. 

©r  butbet  frol)  bie  ©djmadj,  mit  ber  man  itjrn  begegnet; 
Vtan  broljt,  er  gittert  niäjt;  man  fluchet  iljm,  er  fegnet, 
Aeb’t  freubig  bor  bem  Voll  unb  mutig  bor  bem  21jron, 
Unb  rcb’t  in  33anbcn  nodj  ba§  SBort  bon  ©otte§  ©oljn; 
Unb  feine  ßeljre  fiegt.  ©djon  ftürgen  bie  Altäre, 

S?on  -fpoljeit,  ©Ijr’  unb  ©lüd,  bon  ber  ©ctoalt  ber  .fjeere, 
SDetn  Arm  beg  Vorurteile,  beg  ßafterg  unb  ber  ßift 
Vergebens  unterst.  Oer  §eibe  ioirb  ein  ©t)rift. 

©r  glaubt,  Tbegiuingt  fein  -fperg,  Begtüingt  beg  ßafterg  Vtädjte, 
Unb  ©ttaben  initber  ßuft  finb  plöfclidj  ©otteg  $neci)te. 
©d)on  eilen  auf  it>r  .fpaupt  Verachtung,  ©djmadj  unb  ©pott: 
„Verleugnet  euern  #errn!"  —  „Aein!  unfer  £err  ift  ©ott.“ 
Vtan  iüütet,  unb  umfonft,  ber  ©Ijrift  erträgt  bie  ßeibett 
Unb,  in  beg  «gienterg  Slrnt,  beg  2obe§  Oual  mit  Qreubeu. 


1  Sfl(.  .Wat«,  14,  13. 


®te  fjreunbfcfyaft. 


217 


$ie  ßefjre  fiegt.  -grnt  ©ott  fie  nidjt  gefdjütjt, 

©ie  nidjt  burdj  ßraft  unb  ©eift,  burdj  Sömtber  untevftti^t, 
©o  mufjt  btt  bie§,  bafj  fie  T^at  SJeifaE  fittben  tönnett, 

Unb  baff  fie  fid)  erhielt,  ber  SSunber  Söunber  nennen. 

SDu  fieljft  biel  gmeifet.  ©ut!  ©ieljft  bu  nidjt  audj  biel  ßictjt? 
Sßenn  bu  SBetoeife  fieljft,  bann  ift  ber  ©taube  5pflidjt. 

2) er  Söatjrtjeit  tjeimtidj  feinb,  finnreid)  in  eiteln  fragen, 
4?ängft  bu  beut  Steifet  nacfj  unb  ntagft  itjm  nid)t  entfagem 
5ßrüf’  bie  Religion;  bodj  benf  and),  mag  bu  bift, 

5Dafj  bein  SSerftanb  umfdjräntt  unb  ©ott  mtenblidj  ift! 
2d)u’  itjreit  SBitten  treu!  bann  mit  ft  bu  inne  merben, 

©ie  fei  be§  ^intmel§  ©eift  unb  nidjt  ber  äöiij  ber  ©rben. 


—i— t— §* 


Dir 

jfcei  otjne  f^reunb;  miebiet  bertiert  bein  ßeben! 

^  2ßer  mirb  bir  Sr  oft  unb  SJcut  int  Ungtüd  geben 
Unb  bidj  bertraut  int  ©liid  erfreun? 

2Ber  mirb  mit  bir  bein  ©tüd  unb  Ungtüd  teilen, 
SDir,  menn  bu  rufft,  mit  9tat  entgegeneiten 
Unb,  menn  bu  fetjtft,  bein  SÖarner  fein? 


©pridjt  nidjt:  Söo  finb  ber  fjfreunbfdjaft  fettne  grüßte? 
Söer  tjätt  ben  23unb ,  ben  id)  mit  i'fjm  erridjte? 

28er  füljtt  ben  iErieb,  ben  id)  embfaub? 

£),  Etage  nidjt!  ©g  gibt  nod)  ebte  ©eeten. 

$odj  fetjit  mir  aud),  menn  mir  ung  greunbe  mätjten, 
©enttg  auf  iEugenb  unb  SSerftanb  ? 


2lug  ©itetfeit  für  jenen  fid)  erttären, 

2Beit  er  bietteidjt  begehrt,  mie  mir  begehren, 

Unb  meit  fein  Umgang  un§  gefällt, 

SDag  -jperj  it>nt  meitjn,  nodj  et)’  mir  feineg  tennen, 
2tu§  ©igemtujj  itjm  unfre  |jett  bergönnen: 

SDieg  ift  nic^t  greunbfdjaft,  bie§  ift  2Bett. 

Um  einen  $reunb  bon  ebter  2trt  $u  finbett, 
2ftuf)t  btt  guerft  ba§  ©bte  fetbft  embfinbeit, 

®a§  bid)  ber  ßiebe  mürbig  mad)t. 


218 


®Joralifdje  ®ebi$te. 


£aft  bu  Jöerbienft,  ein  ^perj  bott  toastet  ©üte 
©o  forge  nichts :  ein  äljntidjeS  ©emüte 
ßäfjt  beinen  ©Bert  nid)t  au§  ber  2tdjt. 

®u  mufft  für  bicf)  unb  bie  empfangnen  ©aben 
©rft  (Sorgfalt  g’nug,  g’nug  ©f)rerbietung  tjaben 
Unb  beinern  ^etjen  nid)t§  tierjei^n. 

©u  mufft  bidt)  oft,  ot)n’  ©igennut)  ju  bienen, 

®u  mufft  bid)  ftetS  geredft  31t  fein  erlügen 
Unb,  baff  e§  anbre  finb,  bid)  freun. 

©in  ^erj ,  ba§  nie  fid)  felbft  mit  ©rnft  belämbfet, 

5tie  ©totj  unb  9teib  unb  ©igenfinn  gebümpfet, 

Siebt  biefe§  ^erj  teot)l  bauerljaff? 

SBie  halb  teirb’S  nid)t  burd)  Keine  $att’  ermübettl 
©§  füllet  fid)  unb  ftört  ber  greunbfdfaft  ^rieben 
©urdj  uugejäfimte  ßeibenfdjaft. 

§aft  bu  ba§  -fpei‘3,  mit  bem  bu  bid)  terbunben, 

©em  beinen  gleid),  ber  Siebe  teert  gefunben, 

©0  ttfue,  teaS  bie  SCÖeiStjeit  ffmdft. 

©ie  Ijeifft  in  itjrn  bid)  jebe  ©ugenb  eljren, 
äöie  fetjr  bn  liebft,  burd)  ©tjaten  ilfn  belehren, 

Unb  mad)t  fein  ©lüd  ju  beitter  fpflidft. 

©ie  legt  bir  auf,  fein  ©ute§  nad)3uat)men. 

©u  atjmft  e§  nad),  unb  bu  belebft  ben  ©amen 
©er  ©intradft  unb  ber  gärtlicfffeit. 

©u  forgft  mit  ßuft  für  beineS  greunbeS  9M)e, 

©r,  ob  er  g’nug,  bid)  31t  Uerbienen,  tlfue; 

Unb  eure  ©reu’  teädjft  burd)  bie  3ed. 

©ein  ftreunb,  ein  fütenfd),  teirb  feine  t)aben; 

©u  bulbeft  fie  bei  feinen  gröffcrn  ©aben 
Unb  milberft  fie  mit  fanfter  -fpanb. 

©ein  gutes  -f?er3  bebient  fid)  gleidjer  fRed)te, 

SBegeiftert  beinS,  teeun’S  minber  rütjmlid)  badjte, 

Unb  fein  Sterftanb  teirb  bein  SSerftanb. 

Söenn,  ungeteiff  bei  meiner  fßflidft,  id)  teanle, 

2öie  ftärlt  midf  oft  ber  felige  ©ebanle: 

2öa§  t^ät’  Slrift  bei  biefer  «Pflicht? 


Sie  grambfdjaft. 


219 


Sterfatjxe  fo,  at§  mäx’  ex  fetbft  jugegen! 

6o  gibt  ein  S5Cicf  auf  itjn  mix  ein  töexmögen; 

Unb  bex  exft  manfte ,  man!t  üjt  nidjt. 

Sin  gteidjex  3med,  be§  ©eifte§  tjöcljfte  gxeube, 

Sex  3Bei§i)eit  ©titd,  bexeint  nnb  füfjrt  un§  beibe; 
Senn  id)  nnb  ex  finb  beib’  ifjx  $xeunb. 

©in  gleiches  ©ut,  ba§  t)öct)fte  ©ut  bex  ©xben, 

Sex  Sugenb  ©lücf ,  täfjt  un§  jufxiebnex  m erben; 

Senn  nnx  füx  fie  finb  mix  n  exeint. 

$d)  eile  frotj ,  fein  ©titd  itjm  31t  bexfüfjen; 

Sod),  bajj  id)’§  tt)at,  fott  ex  nict)t  intmex  miffen; 
2Mn  .^exj  betotjnt  ntid)  fdjon  bafüx. 
llnb  menn  id)  itjm  box  feinen  Gingen  biene, 

©ntjict)’  id)  bod)  bem  Sienft  be§  Sienfte§  IRiene, 

2ll§  niUjt’  id)  ntinbex  tfjm  benn  mix. 

Seilt  ex  mit  mix  bie  ßaft  bex  gröjjexn  ©oxgcn, 

©o  bleibt  bon  mix  bie  tteinft’  itjm  nidbjt  bexboxgen 
Unb  fdfminbet  in  35extxautid)feit. 
ßaum  Hag’  id)’§  it)m,  ma§  mid)  im  füllen  bxiidet, 
©o  l)at  fein  33Iid  oft  fdjon  mein  .Öexj  exquidet, 

©t)’  mid)  fein  dJhmb  mit  Sxoft  erfreut. 

©ntfernt  bon  itjm  toixb  mir  ein  ©lüd  31t  Seite; 
Unb  menn  im  ©eift  id)’§  itjm  31:  fagen  eite, 

2Bixb  mix  bie§  ©tiid  gebopfiett  fiifj. 

©ntfexnt  bon  itjm  bxot)n  mix  beS  Ungtüdä  ^feite; 
Unb  menn  im  ©eift  id)’§  itjm  311  Hagen  eite, 

©0  füt)I’  id)  minbex  Kümmernis. 

2öenn  mix  bextxaut  mit  aufgemedtent  fpeqen 
sftadj  xeifem  ©xnft  bie  ©tunb’  un§  fxo'f)  bexfdjexseu, 
©0  bitbet  bex  ©efdjmad  ben  ©cbjexg. 

Sen  Söit;,  ben  ©eift,  bie  un§  itd  fdjexscn  tetixen, 
SBefeett  bie  Sieb’ ;  unb  bafj  mix  un§  beretjren, 

SSexgifjt  aud)  nie  ba§  muntxe  £ex3. 

©ottt’  je  ein  3mift  bex  fjxeunbfcfjaft  9tut)e  txänten, 
©ottü  iibexeitt  id)  itjx  3um  9tad)teil  bettfen 
Unb  meinem  gxeunb  ein  Stnftojj  fein, 


220 


3Jtoratifd;e  Schichte. 


©o  eil’  ic£)  fdjon,  ben  geiler  ju  gefielen. 

Söar’S  Hein  Don  mit,  it)n  Ijittig  ju  Begehen, 

©o  ift  e§  groff,  itjn  31t  Bereun. 

9Jtenfd),  letne  bod)  bein  ßeBen  bit  Berfüften 
Unb  laf]  bein  fpers  Bon  greunbfdjaft  überfliegen, 

©et  füfjen  Quelle  füt  ben  (Seift! 

©ie  quillt  nid)t  Blof3  füt  biefe  futjen  fetten; 

©ie  toitb  ein  SSad),  bet  fid)  in  ©toigf  eiten 
©rquidenb  burd)  bie  ©eet’  eigenst. 

©ott  toetb’  id)  etft  bie  teinfte  greunbfcffaft  fdiaften 
Unb  Bei  bent  ©lüd,  fie  etoig  fortsufetjen, 

3ft)t  Ijeilig  9ted)t  Berülärt  Berfteljn. 

©ott  toetb’  id)  etft  it)t  gan3e§  fpeil  erfahren, 

SJttdj  etoig  fteun,  baft  toit  fo  glüdtid)  toaten, 
ötomm  miteinanbet  um3ugel)n. 


$ tr  |luljnt. 

ift  ba§  ©ut,  nod)  bem  bu  ftteBft, 

©et  gtuljnt,  füt  ben  bu  benlft  unb  leBft? 
2Bag’§,  bu  fein  gteunb,  it)n  3U  Betrachten! 
©etoäljtt  et,  toa§  et  bit  Bctff.itid;t, 

©0  BteiB’  il)m  treu!  ©etoäljtt  er’§  nidjt, 

©0  lern’  üjn  bteift  Betagten! 


Söeldj  ©lüd,  toenn  ntid)  ein  ©tofjer  fdjätjt, 
©et  ftürft  an  feine  ©eite  feljt 
Unb  tont  mit  feinen  SSeifall  fdfenfet ! 

9ll§bann  toitb  mein  SSetbienft  Belannt; 

©ann  benlt  Bon  mit  ba§  ganse  ßanb 
©tofj,  toie  mein  ©l»rgei3  bcnlct. 


SBet  ift  bet  ©rofje,  bet  bidj  etjrt? 
©Bticfj ,  lennt  er  bet  SSerbienfte  Söett? 
©e^’  iljn  im  ©eift  au§  feinem  ©taube! 
SSietteidjt  toitb  btt  fein  SSeifall  Hein; 
SSietteidjt  Ij  eilt  ft  bu’§,  itjm  teert  31t  fein, 
Siumneljt  füt  eine  ©djanbe. 


Ser  9!u^m. 


221 


äöenn  ijjt  be§  5Did)ter§  SoBgebidjt, 

SDer  Zehner  götttidj  bon  bir  fpxidjt, 

Unb  laut  bid)  bie  ©efdjidjte  greifen; 

2öenn,  auf  i|r  Söort ,  bie  tjatBe  Söelt 
©idj  für  beu  größten  SSeifett  tjätt: 

Söirft  bu  barunt  put  äöeifen? 

SBädjft  beiner  Smgetxb  ettoa§  p, 

©etoinnet  beineS  ©eifteä  Stut)’, 

Söeuu  biete  beinen  tarnen  Ijörett? 

SSift  bu  Begtüdt,  in  bir  Begtüdt, 

SBeuu  SOjor  unb  Snjöriu  auf  bicfj  Midi, 

Unb  Sauber  bid)  bereiten? 

©udjft  bu  beu  9tut)m  nidjt  in  ber  tpflidjt, 
©iBt  bir  bein  fpera  beu  SMfatt  nicfjt: 

2öa§  toirb  bir  anbrer  SSeifatt  uütsen? 

Unb  tjaft  bu  beineu  9tut)m  in  bir; 

2Ba§  forgft  bu  Eummerbott  bafür, 

SDen  äußern  31t  Befitjen? 

2öenu  jener  beinen  Flamen  tieft,  - 
©teidjgittig  nennt  unb  bann  bergifjt: 

3ft  bie§  ein  fdjätjBar  ©tüd  p  nennen? 

3ft  bie§  bie  Söett,  bie  bon  bir  tjört, 

2Öenn  gegen  ©inen,  ber  bid)  etjrt, 

2) idj  taufenb  nodj  nicfjt  tennen? 

3ft  bie§  be§  9tad)rut)m3  ©toigfeit, 
äßeun  ein  ©Eriüent  ber  S£rodent)eit 
©idj  Eünftig  an  bein  SeBen  toaget? 

Unb  trenn  bem  Söanbrer  einft  nod)  fpät 
SDer  ©tein,  bor  bem  er  müjjig  ftef)t, 

©aff  bu  3U  früt)  ftarBft,  faget? 

Unb  ift  ba§  ©tüd  fo  ungemein, 

3) on  einer  Söett  gerütimt  p  fein, 

SDie  oft  ben  lratjren  Ütutjm  berfennet, 

S5a§  ßafter  rütjmet,  trenn  e§  gtei^t, 

S)ie  äöitbtjeit  SJJ tut ,  ben  Unfinn  ©eift 
Unb  ©tjrfudjt  ©röjje  nennet? 


222 


2JJoraIif<$e  ©ebidite. 


©u  ftrebjt  mit  Gciferfudft  unb  Slngft, 
©amit  bit  iljren  üiuijm  erlangft. 

2ßot)lan,  bu  fotCft  tf>n  fdfnett  erftreBeit! 
©od)  toetd)  unficf)re§  Eigentum! 

23ietteid)t  reut  Balb  bie  SSkit  ber  Ütidjm, 
©ett  fie  bir  fdfnett  gegeben. 

Sie  3a()l  ber  Eiugen  ift  nidjt  groß. 
Stertangft  bu  xijren  SÖeifati  Mo^, 

©o  jud)’  ifjit  ftitt  in  ifjrer  ©pijare ! 

©er  Eiuge  fielet  auf  bein  Serbienft; 

Hub  Bift  bu  ba§  nidjt,  ü>a§  bu  fdjienft, 
©o  Bift  bu  fonber  ©ijre. 

(Srtoirb  bir  ©ugenb  unb  SSerftanb: 
9lidjt,  um  fie,  Bon  ber  äöelt  genannt, 
fDtit  eitlem  ©tolje  ju  Befijjen! 

(SrrairB  fie  bir  mit  ebier  2Jtüf)’ 

Unb  fjaite  bie§  für  SRufjnt,  burdj  fie 
©er  SBeit  unb  bir  gu  nütjen! 

iJtidft  beine§  9iamenS  leerer  ©cfjatt, 
iftidjt  beiner  ©ugenb  SBibertjatt 
ÜJiufj  bid)  3U  großen  ©Ijaten  ftärfen. 

©ie  ^eit,  bie  Eräfte,  grojjer  Seift! 

©ie  bu  fo  laut  bem  iRufyne  tneiijft, 

©ie  tueif)e  ftitt  ben  SBerfen! 

ßrfüttft  bu,  ü>a§  bie  äüeisijeit  fpridjt, 
Unb  gleicht  bein  Sifer  beiner  5ßflid)t, 

©o  wirb  ber  3tut)m  itjin  folgen  miiffen. 
Unb  toenu  bein  Stöert  ttjn  nid)t  ertjätt, 
©o  gibt  bir  itjn,  trotj  aller  SÖeit, 

©odj  emig  bein  ©ennffen. 


©eiftlidje  Cben  uttb  Siebet. 


Ildrretu. 


etttt  bte  ©pxadje  bet  Spoefie  boxsüglicfi  gefctjidt  ift,  bte 


©inbitbungStiaft  p  Beleben,  ben  ätexftanb  auf  eine  an= 
genehme  Söeife  31t  befdiäftigen  unb  bent  ©ebädftniffe  bte  Slxbeit 
31t  exleid)texn;  toemt  fie  gefdgdt  ift,  ba§  pexg  in  33etoegung 
p  feigen  unb  bie  ©npfinbungen  bex  ^deube,  bex  Siebe,  bex 
Setounbexung,  be§  9JtitIeiben§,  be§  ©d)tnex3e§  p  extoeden  obex 
p  untex^alten,  fo  ift  e§  unftxeitig  eitte  gxoffe  üßflidjit  bex  SDid)= 
tex,  biefe  $xaft  bex  ißoefie  boxnetjmtid)  ben  Söatjxtjeiten  unb 
©mpfinbungen  bex  Religion  p  toibnten.  SDa  übexbieS  bex  ©e= 
fang  eine  gxofje  ©etoatt  übex  unfxe  pexjen  pat  unb  bon  geUuf= 
fett  ©npfinbrntgen  ein  ebenfo  natüxtidfex  StuSbxud  ift,  afö  e§ 
bie  dftienen  unb  ©ebexben  be§  ©efidftS  finb,  fo  fotCte  man  bex 
Religion  befonbexS  biejenige  2Xxt  bex  Spoefie  ^eiligen,  bie  ge= 
fttngen  toexben  fann.  3c£)  £)d6e  in  ben  nact)ftet)enben  Oben 
unb  Siebexn  biefe  ipflidft  p  exfüEen  gefudft.  pabe  icf)  fie  ntit 
bent  gepöxigen  fPeiffe  üb*5  sugleiti)  mit  ©lüde  auSgeitbt,  finb 
biefe  ©efänge,  obex  bod)  nux  einige  bexfetben,  gefdfidt,  bie  ©x= 
bauung  bex  Sefex  jn  beföxbexn,  ben  ©efdfmad  an  bex  Religion 
31t  bexmetjxen  unb  ^exjett  in  fxomnte  ©mbfinbungen  31t  fe|en, 
fo  fott  mid)  bex  glüdüdje  ©xfolg  meines  UntexnetjmenS  rnetjx 
exfxetten,  als  menn  id)  mix  ben  9iut)nt  beS  gxöfften  Selbem 
bidftexS,  be§  bexebteften  Eöeltmeifen  attex  Nationen  exfiegt  tjütte. 
©tätiget  fagt  bon  einet  getoiffen  Obe  beS  poixg1,  bafj  ex  liebet 

1  Lib.  III,  Dbe  9:  Donec  gratus  eram  tibi.  Julius  Giifar  ©caiigcr  (geft. 
1558),  berühmter  gorajsSorfdjer. 

©eitert-  15 


226 


(SetfUtdje  Oben  mtb  £ieber. 


bet  SSerfaffer  berf  eiben  al§  $önig  in  Slragonieu  fein  möchte. 
3d)  toeifj  alte  $itd)engefänge,  bie  id)  mit  i£)ten  SMobien  lie= 
Bet  betfertiget  Ifaben  möchte  al§  alle  Oben  be§  ißinbatS  unb 
horaj.  SStan  tuirb  e§  mir  nidjt  Zutrauen,  baff  icf)  bie  ttfteifter= 
ftüde  be§  menfcfjltc^en  SBiijeS  betagte;  aber  tbenn  e§  felBft  bie 
ljeibnifd)en  5Did)ter  für  eine  3ßflid)t  ober  für  eine  @f)re  geljal= 
ten,  bie  Sßoefie  iljrer  berberBten  Religion  gu  toibmen,  füllten 
fidf)’§  cf)tiftlicl)e  5Did)ter  ju  leinet  Sßflidft,  gu  leinet  ©l)te  ma= 
dfen,  für  eine  göttliche  Dteligion  gu  bitten? 

SJietCeic^t  trägt  bie  ©eringfdiätjung,  mit  bet  bie  Sßelt  auf 
ein  geiftlicffeS  Sieb  Iferabfteljt,  nid)t  tuenig  gut  SSetabfäumung 
biefet  5)3ftid)t  Bei.  Slber  joXlen  toir  nur  alSbann  arbeiten, 
tbenn  bet  9?ul)m  unb  SSeifatt  bet  SMt  fid)  ju  unfret  S3elol)= 
nung  barbeut?  3ft  bie  ©rfüttung  feinet  ipftidft  nic£)t  fftulmt 
genug,  tuenn  and)  alle  jungen  bet  ttttenf  djen  fd]  wiegen?  3 ft 
bet  SSeifatt  feinet  ©etuiffenS  nidjt  ©t)te  genug,  tbenn  un§  aucl) 
bie  ganje  SSelt  für  einen  fanatifdfen  (Seift  anfäl)e?  ©ottte  bie 
gtoffe  Slbfiäjt,  SBeiSljeit  unb  3mgeub  unter  ben  fDtenfdfen  au§= 
pbreiten  unb  bie  ©tjre  be§  ©tifterS  unfret  fMigion  ju  bet= 
fjerrlidfen,  lein  Stuf]  nt  fein,  ba  nad)  bemfelben  aud)  bie  ©eifter 
be§  Rimmels,  bie  fo  tueit  über  un§  ergaben  finb,  ringen?  3ft 
bet  SSothmtf  eines  lleinen  unb  einfältigen  ©eifte§,  eine§  Slbet= 
gläubifc^en  ober  fttttläfüdjtigen ,  ben  un§  bie  ©fiötter  ntadfen 
lönnen,  ift  et,  au§  biefem  ©efidjtSfmnlte  betrachtet,  nicht  bet 
erl)abenfte  Sobfprud)  für  unä?  2£et  nicht  grof;  genug  ift,  fiel) 
übet  biefe  falfdfe  ©dfanbe  tjintoegäufeijen,  bet  ift  be§  ©lüde§ 
tuert,  nur  ben  SSeifatt  bet  Sporen  unb  Scidftfinnigen  ju  traben. 

^u  bet  SSeradftung  bet  geiftlidfen  ©efänge  überhaupt  tra= 
gen  unftreitig  bie  bielen  fdftedften  Siebet  biefet  ©attung  nicht 
tuenig  bei.  SSiele  tuadere  unb  fromme  ttftänner  haben  e§  getuagt, 
geiftlidje  Sieber  ju  bid)ten,  unb  il)ren  ©ifer  für  bie  ©efd)idlid)= 
leit  Jur  tpoefte  angefefjen.  Slber  tuie  bie  ffdömmigleit  bemjeni= 
gen,  bem  eS  an  Äenntniffen  bet  ©taatSlunft  fehlet,  nicht  bie 


Sßorrebe. 


227 


©efhidlihfeit  erteilen  toirb,  in  öffentlichen  ©efdjäften  glüdlid) 
31t  arbeiten,  fo  toirb  aud)  ein  frommer  Staun  blofj  barum,  toeil 
er  fromm  ift,  noch  nicht  mit  ©lüde  in  ber  t|3oefie  arbeiten,  toenn 
er  mit  i^ren  Segeln  nicht  befannt  nnb  mit  feinem  boetifdjen 
©enie  begabt  ift.  Stau  fann  ein  feljr  gute§  cfperj,  aucf)  Ser= 
ftanb  nnb  SBiffenfdjaft  nnb  bod)  einen  Übeln  ©efdmtacf  befitien. 
Stan  fann  fiel)  unnatürlich,  unrichtig,  abenteuerlich  au§brüdett, 
menn  man  boit  ben  heiligen  SBahrtjeiten  in  ber  ©brache  ber 
ißoefie  reben  toitt,  unb  man  fann  e§  bod)  fehr  gut  meinen. 
Stau  fann,  toenn  man  bie  Seffeln  ber  5Dicf)tfunft  gu  tragen 
unb  bie  Stenge  ihrer  ©djtoierigfeiten  ju  übertoinben  nicht  ge= 
toohnt  ift,  gelungne,  elenbe  unb  froftige  ßieber  jur  2fnbad)t 
Verfertigen  unb  bocfj  aufjerbem  ein  guter,  ja  gar  ein  großer 
Sebner  fein.  Um  befto  mehr  fodten  biejenigen,  bie  bon  ber 
Satur  bie  ©abe  ber  ijtoefie  empfangen  haben,  biefe§  ©efchenfe 
ber  Seligion  ifteiXigen,  ba  e§  nicht  bloh  auf  unfer  gute§  öperg, 
nicht  bloh  auf  ben  Serftanb  nnb  bie  ©ele'hrfamfeit,  ja  fetbft 
nicht  auf  bie  SSerebfamfeit  allein  aufömmt,  toenn  toir  ©efänge 
ber  Setigion  Verfertigen  tooden. 

Sodj  eine  Urfache,  toarurn  toir  Vielleicht  in  unfern  Sagen 
mehr  für  bie  geiftlidje  Sßoefie  arbeiten  füllten,  ift  biefe,  bah  fiel) 
ber  ©efchmad  ber  SDihtfunft  unb  Serebfamfeit  in  unferut  3af)t- 
hunberte  fehr  geänbert  hat.  SSieleä  ift  in  ber  ©brache  unfrer 
Stüter,  in  ihrer  Slrt  ju  benfen  erlaubt,  gebräuchlich  unb  nnan= 
ftöjjig  getoefen,  ba§  e§  in  unfern  Sagen  nicht  mehr  ift.  Sille 
lebenbe  ©brachen  haben  ba§  ©djidfal,  bah  Üe  Üh  änbern,  toenn 
gleich»  nicht  ftet§  Verbeffern;  bahSöörter  beralten  unb  ihren  Söert 
Verlieren,  neue  auffommett  unb  einen  SBert  erhalten,  toenn  er 
auh  nur  toittfürlicf)  fein  follte.  ©nblidj,  toenn  bie  ©itten  feiner 
toerben,  fo  befommen  toir  an  einer  nadjläffigen,  ungetoalilten 
unb  blatten  ©hreibart  einen  ©fei.  SDiefer  ©fei  crftredt  ficb» 
auh  auf  bie  ©hreibart  in  ben  Sßerfen  ber  Seligion;  unb  toir 
fangen  an,  oft  bie  Übungen  ber  Slnbadjt  gering  ju  fdjähen  ober 

is* 


228 


©etftlidfje  Oben  unb  Siebei'. 


ju  Deradjten,  toeil  bie  Mittel,  fie  31t  ertoeden  ober  ju  unterteil; 
teit,  bem  allgemeinen  ©efefmiaefe  nicf)t  nteljr  gentäff  finb.  2fd) 
Dutt  biefeu  ©fei  nidjt  ganj  billigen;  aber  id)  billige  e§  aud) 
ntd)i,  baff  matt  uid)t  eifriger  ift,  ifjut  bor^utoefiren.  $aben  toir 
niefjt  eine  Sttenge  guter  alter  iftrebigten,  unb  toarunt  brudt  man 
fo  bie!  neue  mit  Stedjte?  Ser  ©efdintad  in  ber  S3erebfam= 
feit  t)at  fid)  geänbert  unb  gebelfert;  unb  Diele  fönnen  bie  raulje 
unb  unbearbeitete  ©pradje  unb  ben  forgtofen  2Iu§brud  unfrei' 
Stäter  nid)t  ntefjr  bulbett.  2tu§  eben  biefent  ©runbe  toirb  man 
aud)  in  ber  geiftüdjen  Sftoefie,  toenigfteng  tnegen  be§  gefittetern . 
Seil§  unfrer  Nation,  neue  Sterfudje  tragen  muffen,  ob  e§  gleich) 
getoifi  bleibt,  bafs  toir  Diel  fdjötte  Sieber  Ijaben,  bie  in  I)Utt= 
bert  Sauren  nod)  ebenfo  Derftänblid)  unb  geiftreid)  fein  toerben, 
al§  fie  Dor  fjunbert  ober  jtoeiljunbert  Sauren  toaren.  SSer 
biefe  Derbrängt,  um  nur  neuere  bafür  unterjufdjieben,  ber  ift 
gegen  unfre  Später  unb  auf  bar  unb  gegen  bie  ©rbauung,  toeldje 
fie  f Raffen,  itnertopfinblid).  Stiele  alte  Sieber  finb  aud)  nur 
ftellentoeife  Dertoerflid),  unb  toare  ju  toünfdfen,  bafj  bie  SJerbef= 
fentng  berfelbett  toeniger©c§toierigf eiten  auggefetjet  fein  mödjte. 
Sd)  glaube  uid)t,  um  nur  ein  Steifbiel  anjufü^ren,  baff  unfre 
Stüter  bitrd)  bie  ©teile  be§  2lbenbliebc§: 

Öffne  Deiner  ©iite  fjertftet*, 

©ettbe  Deine  SBadf)’  fjerab, 

®afs  Die  fdjroarjeit  Siacfjtgefpenfter  je. 

finb  beleibtget  toorbett,  aber  id)  glaube,  baff  fie  in  unfern 
Sagen  beleibiget.  5Da§  glatte  in  ber  geiftlid)en  iftoefie  ift 
toeber  bie  ©d)ulb  unfrer  ©brache,  itod)  ber  Slnbadft.  Sutljer 
Ijat  in  feinen  fjerrlidjen  Siebern  bie  ©f>rad)e  meiften§  glüdlid) 
getodhjtt,  fo  entfernt  er  aud)  Don  unfern  Sagen  getoefen  ift.  ©3 
ift  aud)  nidjt  bie  fpärte  ber  alten  ©ftradje,  toeldje  Sefer  Don 
©efdjtnade  beleibiget,  foubent  ba§  gejtoungtte,  froftige,  aben= 
teuerlidie  fparte;  nid)t  bie  Sterfetjuug  ber  SÖÖrter,  fonbern  bie 
unnötige  unb  armfelige  Stertoerfung.  SJtan  lefe  folgenbe  ©te'de : 


SBovvebe. 


229 


©g  ift  ja,  £err,  bein  ©efcfjenf  imb  ©ab’, 

SJJJein  Seit»,  <5eeC  tinb  affg,  mag  i A)  Ija&’ 

3«  biejem  armen  geben; 

Samü  icEj’S  brauch’  jum  Sobe  bein, 

Sunt  9lup  unb  Sienft  beg  tMdjften  mein, 

SBottft  mir  beine  ©nabe  geben! 

©te  t)at  biel  fpaxteS  nad)  unfxex  i^igen  Klunbaxt  unb  un£ 
ungetoöhnliche  äßerfetjungen;  unb  bennodj,  leer  !ann  fie  ohne 
SSetnegung,  ohne  baff  ex  filljtt ,  lute  feine  ©eele  bon  $)an{  unb 
üDemut  buxcfjbxungen  tuixb,  fingen  obex  tefen  ?  ©ie  ift  ntef)X 
luext,  als  gange  SSänbe  neuex  Sieber,  bie  {ein  anbxeS  Sßex= 
bienft  ^aben,  als  bah  fie  xein  finb.  Hub  tnaxum  ift  biefe 
©teile,  ungeachtet  ihrer  §äxte,  fo  fcf)ön‘?  Süßeil  bex  SluSbxuct 
ftaxf  unb  Ixäftig,  tueil  bex  Inhalt  beS  ©ebanlenS  gxofj  unb 
buch  bex  (gebaute  nicht  auggebetjnt  ift;  tueil  bie  $üxge  unb  bex 
Kathbxuct  baS  ßaxte  entfcCjuXbigen;  tueil  bie  Sßexfepungen  bex 
©eutlidjfeit  nicht  fd)abeu,  funbexn  mehx  bie  Slufmexff  amfeit 
Peföxbexn. 

SIu§  ben  guten  geiftlichen  ©eföngeti,  bie  tuix  haben,  unb 
überhaupt  auS  bex  fJlatnx  bexjenigen  ©attung  bon  ©ebicl)ten, 
bie  beut  ©efange  geluibmet  finb,  ift  eS  leicht,  fich  bie  Kegeln 
bon  biefex  Slxt  bex  geiftlichen  ißoefie  gu  entwerfen.  (SS  muh 
eine  allgemeine  ®eutli<$!eit  baxintte  hettfäjett,  bie  ben  SSexftanb 
nahet,  ohne  ihm  (Siel  ju  extuecten,  eine  ®eutli<$teit,  bie  nicht 
bon  bem  SJtatten  unb  Beeren,  foubexn  bon  bent  Süchtigen  ent= 
ftel)t.  (SS  muh  eine  getuiffe  ©täxte  beS  SluSbxucfS  in  ben  geift= 
liehen  ©efängen  hetxfchen,  bie  niefjt  foluohl  bie  ^xacht  unb 
bex  ©chmuct  bex  ipoefie,  als  bie  Sprache  bex  (Smpfinbung  unb 
bie  gemöhnliche  Sprache  beS  benfenben  SßexftanbeS  ift.  Kicpt 
ba§  SSilbexxei^e,  nicht  baS  <<poI)e  unb  prächtige  bex  Sigureu 
ift  baS,  toaS  fiel)  3«t  fingen  unb  leicht  in  (Smpfinbung  bex= 
toanbeln  lä^t.  $ie  finBilbungSfxaft  tuixb  oft  fo  fehx  babon 
erfüllt,  bah  t>aS  fpexg  nichts  empfängt.  (SS  muh  in  geiftlichen 


230 


©eiftlicfje  Oben  unb  lieber. 


Siebern  gtoar  bie  übliche  getoäljlte  ©brache  ber  Sßett  Jjetrjdjett, 
aber  noch  mehr,  too  eg  mögCic^  ift,  bte  Sprache  ber  ©dfrift, 
btefe  unnachahmliche  ©brache  bott  göttlicher  Roheit  unb  ent= 
gücfenber  ©infalt.  Oft  ift  ber  Stugbrucf  ber  ßut^erifc^en  Über= 
fe|ung  felbft  ber  Iräftigfte;  oft  gibt  bag  Altertum  beweiben  ber 
©teile  beg  Siebeg  eine  feierliche  unb  ehrtoürbige  ©eftalt;  oft 
to  erben  bie  äöaljrheiten,  Sehren,  Ißerheifjungen,  Drohungen  ber 
Religion  baburch  aut  geloiffeften  in  bag  ©ebächtnig  gurücf= 
gerufen,  ober  bie  SSorfteltung  babon  am  lebhafteften  in  unferm 
tüerftanbe  erneuert.  5a,  oft  löntten  auch  felbft  bie  ©teilen  unb 
Slugbrücfe  ber  ©c£)rift  burä)  ben  gufammenhang,  jn  ben  ||e 
ber  Sieberbicfjter  bringt,  eine  5lrt  Bon  ©ommentario  erhalten, 
ber  für  bie  Stenge  bielteicht  fehr  nötig  ift. 

gibt  eine  hoppelte  ©attung  ber  geifttidfen  Oben;  gu  ber 
einen  gehören  bie  Set)r=Oben,  gu  ber  anbem  bie  Oben  für  bag 
perg.  233ir  benennen  fie  fo,  nact)bem  mehr  Unterricht  ober  mehr 
©mbfinbung  barinne  Ijerrfchet.  ©g  toirb  alfo  auch  eine  hoppelte 
©chreibart  biefer  Oben  geben.  Sn  ben  Sehr=Dben  toirb  Oeut= 
lichfeit  unb  $ürge  bornehmlidj  herrschen  ntüffen;  in  ber  anbem 
©attung  bie  ©pracpe  beg  perg  eng ,  bie  lebhafte,  gebrungne, 
feurige  unb  bodf  ftetg  berftänbtiche  ©brache.  Oafj  ber  SSer= 
ftanb  in  ben  Siebern  unterrichtet  unb  genährt  tocrbe,  ift  eine 
fehr  nottoenbige  Pflicht,  toenn  man  bie  unrichtigen  SBegriffe, 
bie  ftdh  bie  9Jtenge  üon  ber  fReligion  macht,  ben  ÜJtangel  ber 
Henittnig  in  ben  SBaljrheiten  berfelben  unb  bie  täglichen  $er= 
ftreuungen  bebenlt,  unter  benen  itnfre  ©inficht  in  bie  Religion 
oft  ©äpe,  oft  33eftim  mutigen  unb  Setocife,  oft  toenigfteng  ben 
©inbrudf  unb  bie  lebhafte  SSorftellung  babon  berliert. 

Oie  Sieber  für  bag  perg,  benen  ber  ©efang  borgügtidf 
eigen  ift,  ntüffen  fo  Befdjaffen  fein,  baff  fie  un§  alleg,  toa§ 
erhaben  unb  rührenb  in  ber  Üieligion  ift,  fühlen  taffen;  bag 
peili ge  beg  ©taubeng,  bag  ©öttliche  ber  Siebe,  bag  pet= 
benmüticge  ber  ©elbftberieuguung,  bag  ©roffe  ber  Oernut, 


SCorrebe. 


231 


ba§  ßiebenStoütbige  bet  üDantbarleit,  ba§  ©bie  be§  ©eljorfamS 
gegen  ©ott  unb  unfein  ©tlöfer,  ba§  ©Uni,  eine  unftetbliclje, 
gut  SEugenb  unb  pm  einigen  ßeben  etfdjaffne  unb  erlöfte 
©eele  §u  Ijaben;  bafj  fie  un§  bie  ©djänblidjteit  be§  ßafterS, 
baS  Sierifdje  bet  Stifte  unb  ©innlidjleit,  baS  Stieberträd)tige 
be§  ©eijeS,  ba§  Steine  bet  ©iteKeit,  baS  ©djredlidje  bet  2Bot= 
luft,  mit  einem  SSorte,  bie  Steigungen  bet  £ugenb  unb  bie 
-jpäfjlidifeit  be§  ßafterS  embfinben  taffen;  bet  Sugenb,  tuie  fie 
ton  ©ott  geliebt,  befohlen,  ju  unfetrn  ©lüde  Befohlen  toitb; 
be§  ßafterS,  toie  eS  bot  ©ott  ein  21uftüE)t,  fiit  unS  ©d)anbe, 
äeitlidjeS  ©lenb,  einige  Sßein  ift. 

SDa  bie  geiftlidjen  ©efänge  nidjt  toie  bie  anbetn  Sitten  bet 
Sßoefie  baS  Sergnügen  p  itjtet  fpaubtabfidjt  f)aben,  fo  fott 
man  für  ben  2Öot)l!tang  toeniger  befolgt  fein,  als  fttt  baS 
Sadjbtüdlidje  unb  kräftige.  2)aS  Df)t  leibe  bei  einet  Keinen 
§ätte,  bei  einem  abgetiffnen  e,  bei  einem  nidjt  gang  teinen 
Steime,  toenn  nut  baS  ^erj  babei  getoinnt.  ©in  Heiner  Sef)= 
tet,  oljne  ben  eine  gtöfjre  ©djönljeit  nidjt  tootjl  erteilt  toetben 
tann,  t)ört  auf,  an  bemfelbigen  Orte  ein  Scf)Ier  31t  fein.  $a= 
butd)  toitt  idj  aber  toeber  meinen  Steilheiten  eine  ©djutjrebe 
galten  nod)  junge  ©idjter  in  bet  Stadpffigteit  beS  2Bol)t= 
KangeS  unb  SerSbaueS  beftätlen.  ©enug,  baff  idj  bie  5ßfCicf)= 
ten  bet  SluSbeffetung  bei  biefen  ©efängen  ebenfotoenig  bet= 
geffeu  Ijabe,  als  bei  meinen  übrigen  ©ebidjten.  2)ieS  Zeugnis, 
voeun  icf)  mit’S  nicl)t  fetbft  geben  batf,  fönnen  mir  bod)  meine 
Steunbe  geben,  kommen  in  biefen  ßiebetn  f)in  unb  toieber 
äljnlidje  SluSbtüde  unb  einerlei  biblifdje  ©teilen  bot,  fo  ted)t= 
fertiget  enttoeber  bet  Spalt  biefe  Steil) eit,  ober  bet  ©ebanle, 
baff  ein  ßieb  für  fidj  ein  ©anjeS  ift,  ba§  man  in  einet  Samm= 
lung  als  bon  ben  anbetn  abgefonbett  betrachten  mufj.  Sei 
ben  meifteu  biefet  ßieber  f>abe  idj  auf  Hirdjenmelobien  ptücK 
gefeiten,  bon  benen  idj  p  ©nbe  be§  SGerfeS  ein  SetjeidjniS 
angegangen;  unb  toie  bie  Mamation  be§  StebnetS  feiner 


232 


©eiftlidje  Dbett  urtb  Sieber. 


S'iebe  ba§  ßeBett  gibt,  fo  gibt  oft  bie  fUtetobie  erft  betn  Siebe 
feine  gange  $raft.  3Siete§  toirb  butdj  beit  ©efang  einbringem 
bet  urtb  fanftet  at§  e§  int  Sefen  trat;  unb  biete  Siebet  ntüf= 
)en  au§  biefent  ©efidjtäfmntte  am  meiften  betrachtet  toerben. 
©inb  enbticf)  bie  gegenwärtigen  nicht  alte  im  eigentlichen  33er= 
[taube  gunt  ©ingen  gefdjitft,  fo  toirb  e§  bodf  genug  S3etoh= 
ltung  für  mich  fein,  trenn  fte  fich  mit  ©röauung  tefen  taffen. 

Seifjgig,  im  9Jtonat  fDtärg  1757. 


Ritten.1 

/fffcott,  bettte  (Sitte  reitet  fo  toeit, 
v!ü'  ©o  toeit  bie  Söollen  gefjett; 

5Du  Ixönft  un§  mit  SJarmljeraigfeit, 

Unb  eilft ,  utt§  Beipftefjen. 
fQtxx,  meine  SSutg,  mein  $el§,  mein  §ort, 
SSernintm  mein  ffrlefm,  nterf’  auf  mein  äöort 
SDenn  idf  toiU  Bor  bir  Beten! 

Bitte  nicf)t  um  ÜBerfUtff 
Unb  ©äjäije  biefer  ©rben. 
ßafj  mir,  foBiel  icf)  fjaBen  muff, 

9iad)  beiner  ©nabe  to  erben. 

©iB  mir  nur  2öeiSf)eit  unb  Sterftanb, 
üDicf),  ©ott,  unb  ben,  bett  bu  gefattbt, 

Unb  micf)  felBft  ju  erlernten. 

$dj  Bitte  nicfit  um  ©fr’  unb  Sftufjm, 

©o  fefjr  fie  fDtenfdfen  rühren; 

SDeS  guten  ütamenS  ©igentum 
ßafj  ntid)  nur  niäjt  Berlieren. 
äJtein  toafjrer  üiüfjm  fei  meine  ipffidjt, 

S)er  fftufjm  Bor  beinern  Slngefidjt, 
ilnb  frommer  greunbe  ßieBe. 

©o  Bitt’  icf)  bicf) ,  -ffterr  geBaoifj, 

SUtcf)  nidjt  um  langes  ßeBen. 

$m  ©lüde  SDetnut,  9Jhtt  in  fftot, 

®a§  tootteft  bu  mir  geben. 

Sn  beiner  .fpanb  fte'fft  meine  Seit; 
ßaff  btt  mid)  nur  aSarm^erjigfeit 
23or  bir  im  £obe  finben. 


1  Sietobie:  „@S  ift  ba3  geil  un8  fommeit  l)tt  tc.‘ 


234 


©eiftlic&e  Oben  imb  Sieber. 


glmtkltrin 

'5\u  bift’ä,  bem  9tüt)m  imb  ©f)re  gebühret; 
Jy  Unb  Utut)m  imb  ©t)re  bring’  iet)  bir. 

©u,  fperr,  t>aft  ftet§  mein  ©djidfat  regieret, 
Unb  beine  f5anb  toar  über  mir. 

Söenn  fftot  ju  meiner  fpütte  jtdj  natjte: 

©o  tjörte  (Sott,  ber  £>err,  mein  §Iet)n, 

Unb  tief),  nacf)  feinem  gnäbigen  Iftate, 
fDHd)  nicfjt  in  meiner  Slot  bergetjn. 

fant  in  ©dfuter^  unb  ^ranffjeit  banieber 
Unb  rief:  D  fperr,  errette  mid) ! 

£)a  f)atf  mir  ©ott,  ber  mäd)tige,  toieber, 

Unb  mein  ©ebein  erfreute  fidj. 

Söenn  mid)  ber  .fpaff  be§  Qeinbe§  betrübte, 
Jtlagt’  ict)  ©ott  finblid)  meinen  ©ctjmerj. 

©r  |atf,  baff  id)  niefit  Stadfe  berübte. 

Unb  ftärfte  burd)  ©ebutb  mein  fperj. 

Söenn  id),  berirrt  bom  xicfjtigen  ^|5fabe, 
fDtit  ©ünbe  mict)  umfangen  fat), 

Stief  id)  51t  itjm,  bem  Später  ber  ©nabe, 

Unb  feine  ©nabe  toar  mir  nat). 

Um  £roft  toar  meiner  ©eete  fo  bange; 

SDenn  ©ott  berbarg  fein  Slngefidjt. 

Sd)  rief  ju  üjm:  9Xef) ,  fperr,  tbie  fo  lange  1 
Unb  ©ott  bertieff  ben  ©c£))oad)en  niefit. 

©r  tiatf,  unb  toirb  mid)  ferner  erlöfen. 

©r  t)itft;  ber  <£>err  ift  fromm  unb  gut. 

@r  t)itft  au§  ber  tÖerfucfiung  pm  23öfen, 

Unb  gibt  mir  311  ber  £ugenb  SJtut. 

3)ir  baut’  id)  für  bie  Sßrüfung  ber  Seiben, 
5Die  bu  mir  liebreid)  jugefdfidt. 

SDir  banf  id)  für  bie  fjäufigern  greifen, 
Söoniit  mict)  beine  fpanb  beglücft. 


©artUieb.  $te  ®§re  ®otte3  auS  ber  9tatur. 


235 


Sir  banf’  idj  für  bie  ©üter  ber  ©rben, 

-gitr  bie  ©efcfjenfe  beiner  Sreu’. 

Sir  bau!’  idj;  benn  bu  Ijiefjeft  fie  toerben, 

Xlnb  beitte  ©üt’  ift  täglitf)  neu. 

Sir  ban!’  icf)  für  ba§  SBunber  ber  ©üte; 
©elBft  beinen  ©ofjn  gab  ft  bu  für  rrticf». 

3)on  ganzer  ©eel’  nnb  gangem  ©entüte, 

3)on  allen  Kräften  fireif’  icf)  bicfj. 

©rf)eBt  itjn  einig,  göttliche  Söerfe! 

Sie  ©rb’  ift  BoU  ber  <g>utb  be§  $errn. 

©ein,  fein  ift  iftufjnt  nnb  2Öei§t)eit  nnb  ©tärfe; 
©r  t)itft  unb  er  errettet  gern. 

©r  t)itft.  Se§  SlfienbS  mähret  bie  ütage, 

Se§  9Jlorgen§  bie  3ufrieben^eit. 
ütactf  einer  Prüfung  meniger  Sage 
©rfjeBt  er  uns  gur  ©eligfeit. 

S3ergi^  niäfjt  beine§  ©otte§,  o  ©eele! 

Stergifj  nic£)t,  ina§  er  bir  getfjan. 
föerefjr’  unb  tjatte  feine  Sßefelfie, 

Unb  Bet’  ifjn  burcf)  ©efjorfant  an! 


Ui?  ©Ijrr  (>Mtrs  mts  Brr  $tutmr. 

•flfNie  fpinttnel  rühmen  be§  ©Inigen  @f)te, 

Jy  $tjr  ©c£)al!  ^flattat  feinen  tarnen  fort. 

3t)it  rüfjntt  ber  ©rbfreiS,  ifjn  greifen  bie  ÜJteere; 
Vernimm,  o  SJtenfcf),  üjr  göttlidj  Söort! 

Söer  trägt  ber  ffnntmel  uttgäfüBare  ©terne? 
Söer  fütjrt  bie  ©onn’  au§  itjrem  gelt1? 

©te  fömint  nnb  leucfftet  nnb  ladjt  nnS  Oon  ferne, 
Unb  läuft  ben  2öeg,  gleicf)  a!§  ein  -g>etb. 

S5ernimm’S  unb  fie^e  bie  Söunber  ber  äöerte, 
Sie  bie  9tatur  bir  aufgeftettt! 

SSerfiinbigt  SüeiSfjeit  unb  Drbuung  unb  ©tärfe 
Sir  nidjt  ben  fperrn, . ben  fperrn  ber  2Mt? 


23G 


©eifttidfe  Oben  unb  Sieber. 


$annft  bu  bex  Söefen  un^ätilbaxe  <£jeere, 

SDen  fCeinften  ©taub  fütjltoS  befdjaun? 

SDuxd)  tuen  ift  aXIe§?  £)  gib  itjnt  bie  ©t)xe! 
fUtix,  xuft  bex  fpexx,  fottft  bu  bextxautt. 

2Mn  ift  bie  ßxaft,  mein  ift  stimmet  unb  ©xbe; 
9ln  meinen  SBexten  lennft  bu  mid). 

$d)  bin’§  unb  tnexbe  fein,  bex  id)  fein  tnexbe, 

©ein  ©ott  unb  töatex  etoiglid). 

^cf)  bin  bein  ©djöpfex,  bin  2Gei§t)eit  unb  ©üte, 
©in  ©ott  bex  öxbnung  unb  bein  «fpeil; 

$dj  bin’§!  fDttdj  liebe  bon  ganzem  ©emiite, 

Unb  nimm  an  meinex  ©nabe  teil. 


$U*nfmtg  mit  ^brntin1 


|ex  ©ag  ift  toiebex  t)in,  unb  biefen  ©eil  be§  ßebett§, 

Söie  fjab’  id)  il)n  bexbxadjt?  töexftxid)  ex  mix  bexgeben§? 
fpab’  id)  mit  altem  ©ruft  bent  ©uten  nadjgeftxebt? 

|>ab’  id)  bieEeidjt  nux  mix,  nic^t  meinex  5}ßftidjt  gelebt? 


2öax’§  in  bex  guxdjt  be§  fpexxn,  baff  id)  itm  angefangen? 
ÜJtit  ©an!  unb  mit  ©ebet,  mit  eifxigent  tßexlangen, 
s2lt§  ein  ©efcfjöbf  bon  ©ott  bex  ©ugenb  mid)  §u  rneiijn, 
Unb  jüd)tig  unb  gexedjt  unb  ©otte§  $xeunb  ju  fein? 


fpab’  id)  in  bent  83exuf,  beu  ©ott  mix  angetniefen, 

©uxd)  ©ifex  unb  buxd)  $tetf)  i^n ,  biefen  ©ott,  gepxiefen? 
dJUx  unb  bex  Söelt  genügt  itnb  feben  ©ienft  getrau, 

Söeil  iljn  bex  fpexx  gebot,  nid)t  ioeil  mid)  iUtenfcbeu  fal)n? 

2öte  t)ab’  idj  biefen  ©ag  mein  eigen  ^exj  xegiexet? 
fpat  mid)  im  füllen  oft  ein  SSlicf  auf  ©ott  gexüljxet? 
©xfxeut’  id)  mid)  be3  fpexxn,  bex  ttnfex  ffletjn  bentexlt? 

Unb  Ijab’  id)  im  Sfextxaun  auf  itm  mein  §exg  gefühlt? 


1  ÜJtetobie:  „D  ©ott,  bu  frommer  ©ott  je.' 


Prüfung  am  SlEienb.  ©eiafienljeit. 


237 


®acf)t’  id)  Bet  bem  ©enufi  bet  ©üter  biefer  ©tben 
Stn  ben  SXXCmäc^tigen ,  butd)  bcrt  fie  finb  uttb  m  erben? 
Sleretjtt’  id)  üjn  im  ©taub?  ©mpfanb  id)  feilte  fpülb? 

Stutg  id)  ba§  ©tüd  mit  ©auf,  ben  Unfall  mit  ©ebülb? 

llitb  mie  genofi  mein  fperj  beS  Umgangs  fü^e  ©tunben? 
$üt)lt  idj  bet  greunbfdjaft  ©ü'td,  fptacf)  id),  tuaS  id)  embfuuben? 
Sttar  attci)  mein  (Stuft  nodj  fanft,  mein  ©d)etj  nod)  unfd)uib§bott? 
Unb  tjab’  id)  nid)t§  geteb’t,  ba§  id)  bereuen  fott? 

,<pab’  id)  bie  steinigen  burdj  Sorgfalt  mit  ber:pftid)tet, 
©ie  butd)  mein  SMfjnel  ftitt  jum  ©uten  unterrichtet? 

Söar  p  beS  3Jtitieib§  3ßflid)t  mein  §era  uidjt  ju  bequem? 
©in  ©lüd,  baS  attbte  ttaf,  Inat  bie§  mit  angenehm? 

Söar  mit  bet  fyelqütitt  leib,  jobalb  id)  Üjn  begangen? 
Sieftritt  id)  and)  in  mit  ein  unetlaubt  Siettangen? 

Unb  toenn  in  biefer  Stadjt  Sott  übet  mid)  gebeut, 

33in  id),  bot  il)m  p  fte'fju,  and)  mittig  unb  bereit? 

(Sott,  bet  bu  atteS  meifft,  maS  lönnt’  id)  bit  ber’fjeljlen? 
$dj  fü£)te  tägbicf)  noch)  bie  ©djmadjtjeit  meinet  ©eelen. 
Sietgib  butd)  ©tjrifti  SBIut  mit  bie  berteijte  ißflidjt; 

Sietgib,  nnb  getje  bu  nid)t  mit  mit  inS  ©etid)t. 

3fa,  bu  berjeiljeft  bem,  ben  feine  ©üttben  tränten; 

®u  liebft  33arml)etäigteit  unb  mitft  audj  mit  fie  fdjenfen. 
Sludj  biefe  Stad)t  bift  bu  bet  Söädjter  übet  mit; 
ßeb’  id),  fo  leb’  id)  bit,  ftetb’  id),  fo  ftetb’  id)  bit! 


-*-§ — 


(Maffimljt'tt.1 

aS  ift’S,  baff  id)  mid)  quäle? 


^patt5  feinet,  meine  ©eele, 
fpart’  unb  fei  unberpgt! 

SDu  ioeifjt  nic^t,  maS  bit  uüfcet; 
©ott  meif?  e§,  unb  ©ott  fd)üi)et, 

<§x  fdjütjet  ben,  bet  nad)  i^m  fragt. 


i  SDfeiobte:  „3n  allen  meinen  Saaten  jc." 


238 


©eifUWje  Oben  unb  fitcber. 


©r  gäfjtte  meine  Sage, 
dftein  ©tüd  unb  meine  ißtage, 

©)’  id)  bie  Söelt  nocß  fat). 

©tj’  idj  midj  fetBft  nodf  !annte, 

©t)’  idf  itjn  Später  nannte, 

Söar  er  mir  fcf)on  mit  -fpütfe  natj\ 

Sie  fleinfte  meiner  ©argen 
3rft  bem  ©ott  nicf)t  BerBorgen, 

Ser  alle§  fielet  unb  t)ätt; 

Unb  toag  er  mir  Belieben, 

Sa§  bient  ju  meinem  ^rieben, 

2öür’§  aud)  bie  größte  ßaft  ber  Söett. 

3d)  leBe  nid)t  auf  Gerben, 

Um  glüdtid)  tjier  ju  toerben; 

Sie  ßuft  ber  Söett  Bergest. 

$d)  leBe  tjier,  im  ©egen 
Sen  ©runb  jum  ©tüd  31t  legen, 

Sa§  etoig,  toie  mein  ©eift,  Befielt. 

2Ba§  biefe§  ©tüd  bermetjret, 

©ei  mir  Bon  bir  geiuätjret! 

©ott,  bu  geioätjrft  e§  gern. 

3Ba§  biefeg  ©tüd  Berietet, 

Söenn’g  atte  Söelt  and)  fc^ä^et, 

©ei,  tjperr,  mein  ©ott,  mir  emig  fern! 

©inb  aud)  ber  ßrauttjeit  plagen, 
Ser  331anget  fdjtoer  ju  tragen, 

9tod)  fernerer  ,£>af}  unb  ©Bott: 

©0  tjarr’  id)  unb  Bin  ftitte 
3u  ©ott;  beim  nidjt  mein  Sßitte, 

Sein  SGitte  nur,  gefdjet)’,  0  ©ott! 

Su  Bift  ber  iUtüben  ©tärte, 

Unb  alter  beiner  SBerte 
©rBarmft  bu  einig  bicf). 

2öa§  tarnt  mir  loiberfafjren, 

Söenn  ©ott  ntidj  ioiE  Betoaljren? 

Unb  er,  mein  ©ott,  Beioatjret  mid). 


Dfterlieb. 


239 


©fUrlirin1 

/f^rinnre  btc^ ,  mein  (Seift,  erfreut 
De§  tjofjeu  Dag§  ber  4?errtid)feit; 

-fo alt5  im  (Sebädj)tni§  gefum  ©Ifrift, 

Der  bau  bem  Dob  erftanben  ift! 

gü!)!5  alte  DantBarfeit  für  üjtt, 

9lt§  oB  er  ifeute  bir  erfdfien5, 

21I§  fprcict)’  er:  fyriebe  fei  mit  bir! 

©o  freue  bict),  mein  (Seift,  in  mir. 

©djau5  über  bid)  unb  Bet5  t£)n  an. 

6r  ntifjt  ben  ©ternen  ifjre  25a|n; 

©r  lebt  unb  Ijerrfdjt  mit  (Sott  Bereint 
Unb  ift  bein  finnig  unb  bein  greitnb. 

3L)lacf)t,  Dtüffnt  unb  fpotjeit  intnterbar 
Dem,  ber  ba  ift,  unb  ber  ba  toar! 

©ein  iJlante  fei  geBenebeit, 

SJon  nun  an  Bi§  in  ©ioigfeit! 

£)  (SlauBe,  ber  ba§  erljölft! 
ttöa§  ift  ber  ©rbe  ÜJtajeftät, 
äöenn  fie  mein  (Seift  mit  ber  Bergleidft, 

Die  ict)  burdj  (SotteS  ©of)rt  erreicht? 

2)or  feinem  D^ron,  in  feinem  9teid), 
UnfterBtict) ,  fettig,  ©ngettt  gteicf), 

Unb  einig,  einig  felig  fein; 
fperr,  ioelcfje  .fperrtic£)feit  ift  mein! 

ttttein  .'per^  erliegt  frot)  unter  itjr; 

Sieb5  unb  Skrtounbrung  fämBft  in  mir, 
Unb  Bott  Bon  ©tjrfurd)t,  Dan!  unb  !|3jBic£)t 
galt5  ict) ,  (Sott,  auf  mein  3tngefict)t. 

Du,  ber  bu  in  ben  4?immeln  tfjronft, 
gd)  fott  ba  tno^nen,  ino  bu  iootfnft? 

Unb  bu  erfüttft  einft  mein  iöertraun, 
gn  meinem  gteifdie  bict)  31t  fd)aun? 


'Blelobie:  „Söom  §immel  (jod),  ba  fomtn'  tc§  l)er  jc.1 


240 


©eifUtcije  Oben  itnb  Sieber. 


3c£)  jott,  menn  bit,  be§  ßeben§  Srürjt, 
$n  äßolfen  götttidj  formnen  toixft, 
©rmecft  au§  meinem  ©tabe  getjn, 

Unb  rein  ju  beiner  tftedjten  jtefjn? 

9Jlit  ©ttgcltt  ttnb  mit  ©er ab!) int, 
jDtit  ©fjronen  unb  mit  ©fjerubim, 

9Jtit  alten  frommen  aller  ,ßeit 
©ott  id)  mid)  jreun  in  ©migfeit? 

lue!cf)em  ©lütf ,  ju  mctdjent  iftufmt 
©rt)ebt  un§  nicdjt  ba§  ©fjriftentum! 
üftit  bir  gefreujigt,  ©otte§  ©ofm, 

©inb  mir  aud)  aujerftanben  jdjon. 

dtie  tomm1  e§  mir  au§  meinem  ©inn, 
2öa§  id),  mein  jpeit,  bir  fcdjutbig  bin; 
©amit  id)  mich,  in  Siebe  treu, 

3u  beinern  SSitbe  ftet§  erneu’. 

©r  ijt’§,  ber  ade§  in  un§  fcfjafft, 

©ein  ift  ba§  Oteidj,  jein  ift  bie  Äraft. 
.giatt’  im  ©ebftd)tni§  3?ejum  ©b;rift, 

©er  boti  bem  ©ob  erftauben  ift. 


— — 


Der  ftantpf  im*  ©ngtitiu1 
jt  flagt  bein  fperj,  mie  ferner  e§  fei. 


©en  Söcg  be§  jperrn  ju  manbetn, 
Unb  tägtidt) ,  feinem  äßorte  treu, 

3u  benten  unb  ju  tianbetn. 
äöafjr  ift’8,  bie  ©ugenb  foftet  SDÜH)’, 
©ie  ijt  ber  ©ieg  ber  Süjte; 

©odj  ritdjte  jetbjt,  ma§  märe  jie, 

SBenn  jie  nidjt  fäntjjfen  müjjte? 

©ie,  bie  jidj  itjrer  ßafter  freutt, 
©rifft  bie  fein  ©djmerj  fjienieben? 

©ie  jittb  bie  ©Haben  eigner  3ßeitt, 

Unb  Reiben  feinen  ^rieben. 


1  SDietobie:  „®urdj  Stbamä  $att  ift  gaitj  uerberbt  je." 


SDer  flnmpf  ber  SEugenb. 


241 


SDer  fromme,  ber  bie  Stifte  bämpft, 
tpat  oft  and;  feine  Seiben; 

Slttetn  ber  ©djnterj,  mit  bent  er  tämpft, 
StertoanbeÜ  fidj  in  greuben. 

SDeS  SafterS  23at)n  ift  anfangs  jtoar 
©in  Breiter  SDöeg  burcf)  3tuen ; 

Stttein  fein  gottgang  toirb  ©efafjr, 

©ein  ©nbe  9ladjt  unb  ©rauen. 

SDer  SDugenb  Sßfab  ift  anfangs  fteil, 

Säfit  nichts  als  ÜJtüfje  Bütten; 

SDod)  toeiter  fort  fütjrt  er  ptnt  .fpeit, 

Unb  enblict)  jum  ©ntgüden. 

5ümnt  an,  ©ott  fjätt’  eS  uns  tiergönnt, 
9tad)  unferS  gteifdjeS  SBiHen, 

SCBenn  SBoEuft,  9teib  unb  gorn  entbrennt, 
SDie  Stifte  frei  gu  füllen; 

9limnt  an,  ©ott  lief;’  ben  Unbant  ju, 

SDen  gretiel,  bicfj  ju  tränten, 

SDen  ÜJtenfdjentjafi:  toaS  toürbeft  bu 
Söon  biefent  ©otte  benfen? 

©ott  toiü,  toir  foüen  gtüdüct)  fein, 
SDrunt  gab  er  unS  ©efeije. 

©ie  finb  eS,  bie  baS  ^erj  erfreun, 

©ie  finb  beS  SeBenS  ©djätje. 

©r  reb’t  in  unS  burct)  ben  Söerftanb, 

Unb  fpridjt  burdj  baS  ©etoiffen, 

SBaS  toir,  ©efäjöpfe  feiner  ^anb, 
gtietjn  ober  mätjten  nxüffen. 

gfjn  fürsten,  baS  ift  2öeiSt)eit  nur, 

Unb  greitjeit  ift’S,  fie  toätjlen. 

©in  SDier  folgt  geffetn  ber  9tatur, 

©in  9Jtenfd)  bem  Sidjt  ber  ©eeten. 

28aS  ift  beS  ©eifteS  ©igentum? 

2£aS  fein  SSeruf  auf  ©rben? 

SDie  SDugenb!  2BaS  ifjr  Sotjn,  it)t  fJhdjnt1? 
©ott  einig  ätjnlid)  to erben! 

©etlei't. 


16 


242 


©etftüdje  Dbett  uttb  Sieber. 


Sern’  nur  ©efdjmad  am  2Bort  beä  .fpettn 
ilnb  feiner  ©nabe  finben, 

Unb  übe  bitf)  getreu  unb  gern, 

©ein  .fperj  ju  überminben, 

2öer  Äräfte  tjat,  mirb  burdj  ©ebraudj 
San  ©ott  noef)  meljr  befömnten; 

2Gcr  aber  nic£)t  tjat,  bem  mirb  and) 

©a§,  toa§  er  ^at,  genommen. 

©u  ftreiteft  nidjt  burdj  eigne  $raft, 

©rum  muff  es  bir  gelingen. 

©ott  ift  e§,  melier  beibeS  fetjafft, 

©aS  Söo'tlen  unb  Vollbringen. 

Vtenn  gab  ein  Vater  einen  ©tein 
©em  ©oljn,  ber  Vrot  begehrte? 

Vet’  oft:  ©ott  müfjte  ©ott  nidft  fein, 

Söenn  er  bic£)  nidjt  erhörte. 

©id)  ftarfet  auf  ber  ©ugenb  ißfab 
©aS  Veifpiel  fet’ger  ©eifter: 

Si)n  jeigte  bir  unb  i£)n  betrat 
©ein  ©ott  unb  <£>err  unb  Vceifter. 

©id)  müffe  nie  be§  Sredjen  ©pott 
Stuf  biefem  ißfabe  t)inbern; 

©er  toaljre  Vuljm  ift  9tuf)tn  bet  ©ott, 

Unb  nid)t  bei  fütenfdjenünbem. 

©ei  ftarJ ,  fei  männlid)  aEejeit, 

©ritt  oft  an  beine  Vafjre; 

Vergleidje  mit  ber  ©migteit 
©en  Äanipf  fo  Jurjer  Satire. 

©a§  Äleinob,  ba§  bein  ©laube  Ijält, 

Söirb  neuen  Vtut  bir  geben, 
llnb  Kräfte  ber  sufünft’gen  äöett, 

©ie  to  erben  ib)n  beleben. 

Hub  enblid),  Sljrift,  fei  unterlagt, 

Söentt  bir’S  nidjt  immer  gtüdet; 

SBenn  bidj,  fobiet  bein  ^erj  and)  magt, 
©tetS  neue  ©djmadjljeit  brüdet. 


®te  ©üte  Ootteä. 


243 


©ott  fiefjt  nicht  auf  bie  ©hat  allein, 
©t  fiel)t  auf  b  einen  äßillcn. 

©in  göttliches  Sßetbienft  ift  bein! 
©ieS  ntu§  bein  Spenge  füllen. 


§u  CBiitt  (SJoitüh 

•^iitiXie  gtoh  ift  beS  3lttmäht’gen  ©üte! 

MW  2tft  bet  ein  äftenfh,  ben  fie  nicht  iül)tt? 

©et  mit  begattetem  ©emüte 

©en  ©an!  et  [tieft,  bet  ihm  gehütet? 

SRein,  feine  Siebe  p  etmeffen, 

©ei  einig  mein  gtöfjte  Pflicht! 

©et  Spett  hat  mein  noch  nie  betgeffen: 
ä>etgi|,  mein  ^erj,  auch  feinet  nicht. 

äßet  hat  mich  iounbetbat  beteitet? 

©et  ©ott,  bet  meinet  nicht  bebatf. 
äßet  hat  mit  Sangmut  mich  geleitet? 

©t,  beffen  9tat  ich  oft  betinatf. 
äßet  ftär'ft  ben  Stieben  im  ©etoiffen? 
äßet  gibt  bem  ©eifte  neue  ßraft? 
äßet  Iaht  mich  fo  biel  ©lücC  geniehen? 

Sft’S  nicht  fein  2ltm,  bet  alles  fdjafft? 

©hau’,  o  mein  ©eift,  in  jenes  Sebeu, 

^n  toelhem  bu  etfhaffen  bift; 
äßo  bu,  mit  4?etrlichfeit  umgeben, 

©ott  einig  fe^rt  initft,  inie  et  ift. 

©u  haft  ein  9tecf)t  p  biefen  grenben; 

©utch  ©ntteS  ©üte  finb  fie  bein. 

©ieh’,  batum  muhte  ©htiftuS  leiben, 

©amit  bu  fönnteft  felig  fein. 

Unb  biefen  ©ott  füllt’  ich  nicht  el)ten? 

Unb  feine  ©üte  niht  berftelp? 

@t  füllte  tufen,  ih  niht  höten? 

©en  äßeg,  ben  et  mit  geigt,  niht  gehn? 

16* 


244 


©eifttidje  Oben  unb  Sieber. 


©ein  SBttt’  ift  mir  in’3  fperj  gefd^rieBen ; 
©ein  Söort  Beftärft  tfjn  etoigti(|. 

©ott  folt  id)  über  atte§  lieBen, 

Unb  meinen  ftädjften  gleich  al§  micfj. 

©ie§  ift  mein  ©anf,  bie§  ift  fein  äßiltc, 
$dj  fott  bottfommen  fein,  mie  er. 

©otang’  id)  bie§  ©ebot  erfütte, 

©teil’  idj  fein  33itbni§  in  mir  Ijer. 

SeBt  feine  ßieB’  in  meiner  ©eele: 

©o  treibt  fie  mict)  ju  jeber  ißflid)t. 

Unb  ob  icf)  fd)on  au§  ©dftoacfjtjeit  fetjtc, 
fperrfcfjt  bocf)  in  mir  bie  ©ünbe  nidjt. 

£)  ©ott!  lafj  beine  ©üt’  unb  Siebe 
9Jtir  immerbar  bor  Slugen  fein! 

©ie  ftärt’  in  mir  bie  guten  ©riebe, 

ÜJtein  gaxtjeä  ßeben  bir  ju  toeit)n. 

©ie  tröfte  ntidj  jur  Seit  ber  ©djmerjeu; 
©ie  leite  mid)  jur  Seit  be3  ©tiid§; 

Unb  fie  bcfteg’  in  meinem  Ipergen 
©ie  fjurdjt  be§  leijten  $tugenblid§. 

• — irrt; — 


fn*  Peg  iu'ö  ^rontumt. 


m 


xer  ©otte§  Söege  getjt,  nur  ber  Ijat  großen  Trieben, 

©r  Xoiberftetjt  ber  böfen  Suft; 

©r  fämbft  unb  ift  bc§  Sotjn§,  bcn  ©ott  bem  ßarnbf  befdjieben, 
Sft  feiner  ©ngenb  fid)  betonet. 


©r  mertt  auf  feinen  ©ang,  getjt  ifjn  mit  tjeit’gem  fUtute, 
Sßädjft  an  ©r!enntni§  unb  an  Äraft. 

Söirb  au§  ber  ©djtoadjljeit  ftart  unb  liebt  unb  fdjmedt  ba§ 

©ute, 

©a§  ©ott  in  feiner  ©eele  fdjafft. 


Sfm  t; a t  er  allezeit  bor  Gingen  unb  im  fpergen, 

Sßrixft  täglid)  fid)  bor  feinem  ©tjron, 

bereut  ber  S-et)ler  Saift  unb  tilgt  ber  ©iinben  ©djmerjcn 

©urd)  Sefurtt  Stjriftum,  feinen  ©otjn. 


SDer  Sffieg  beä  frommen.  ®er  ttjütige  ©taube. 


245 


©etreu  in  feinem  ©taub,  geniest  et  ©otte§  ©aben, 
2Be|rt  feinet  ©eete  ©eig  unb  9teib, 

Unb  ift,  toenn  anbte  gleid)  bi  ei  2Öein§  unb  Eotne§  Mafien, 
3n  ©ott  bei  toenigem  etfteui. 

©d)en!t  feine  fpanb  i|m  biel:  fo  toirb  et  bieten  nüfjen, 
Unb,  toie  fein  ©ott,  gutt^ätig  fein; 

®e§  greunbeS  ©lüd  eri)öt)n,  berlaffne  ©ugcttb  fcf)ü^en, 

Unb  felbft  ben  $einb  in  9tot  etfteun. 

^tjm  ift  e§  leidfte  Saft,  bie  5pflicf)ten  ait§juüben, 

©>ie  et  bem  9täcf)ften  fdfulbig  ift; 

5Die  Siebe  gegen  ©ott  Ijeifft  it)n  bie  ÜJtenfifien  lieben; 

Unb  butcf)  bie  Siebe  fiegt  bet  S|rift. 

©t  ttäntet  nie  bein  ©lüd,  fcbjü^t  beinen  fftulm,  bein  Sebent 
©eun  et  e|rt  ©otte§  3BiIb  in  bit. 

©r  ttägt  bidj  mit  ©ebulb,  ift  loiEig  jutn  Vergeben; 

©enn  ©ott,  benlt  et,  betgibt  aucf)  mit. 

©ein  Seifjnel  fudjt  bein  fpeta  im  ©uten  31t  beftätfen, 

©t  nimmt  an  beiner  ©ugenb  ©eil; 

©enn  aEe  finb  bon  ©ott  gezeugt  p  guten  SSetlen, 

Unb  |aben  ©inen  £>ettn,  ©in  ■'peil. 

©ie3  f3eil  bet  ©toigleit,  ba§  |iet  bet  fromme  fdfmedet, 
©r|öf)t  fein  ©lüd,  ftiEt  feinen  ©dimerj, 

©ibt  i|m  ©ebulb  unb  fJJtut.  $ein  ©ob,  bet  i|n  erfdjredet! 
3m  ©obe  nod)  fteut  ficf)  fein  «^etg. 


W 


©ItT  iljiütge  CSlaulte,1 

et  ©otte§  ©Gort  nid)t  |alt  unb  ffmdjt: 
fenne  ©ott!"  bet  trüget; 


3n  folgern  ift  bie  2Ba|r|eit  nidjt, 

©ie  butcf)  ben  ©tauben  fieget. 

©öer  aber  fein  ©Sott  glaubt  unb  |alt, 
©et  ift  bon  ©ott,  nid)t  bon  bet  ©Belt. 


1  SDletobie:  „ütadi’S  mit  mir,  ©ott,  na$  beiner  ©ilt’  sc." 


246 


®etftlictje  Oben  unb  £ieber. 


©er  ©taube,  ben  fein  2öoxt  erzeugt, 
9Utufj  aud)  bie  ßieBe  jeugen. 

$e  |öt)ex  bein’  @xtenntni§  fteigt, 

,ye  mcljt  mixb  biefe  fteigen. 

©ex  ©taub’  erleudftet  nidjt  allein; 

@x  ftätft  ba§  unb  rnadjt  e§  rein. 

©uxdf  Sefurn  rein  bon  3Jcif)etIjat, 

©inb  tuir  nun  ©otte§  dinbex. 

SBex  foldfe  Hoffnung  ju  itjm  t)at, 

©ex  fließt  ben  Diät  bex  ©ünbex; 
ffotgt  ©Ijxifti  SSeiffitel  al§  ein  ©tjxift 
Unb  reinigt  fiel),  mie  ex  rein  ift. 

2U§bann  Bin  id)  ©ott  angenehm, 

Sßenn  idf  ©etjoxfam  üBe. 

2öer  bie  ©eBote  B)ätt,  in  bem 
Sft  maljxlidj  ®otte§  ßieBe. 

©in  täglid)  ttjätig  ©fjxiftentum, 

©a§  ift  beS  ®IauBen§  ffrxudjt  unb  9tut)m. 

©ex  BteiBt  in  ©ott  unb  ©ott  in  itjrn, 
2Bex  in  bex  ßieBe  BleiBet. 

SDie  ßieB’  ift’8,  bie  bie  ©fjexuBint, 

©ott  ju  getjoxdjen,  treibet. 

©ott  ift  bie  ßieB’;  an  feinem  «g>eit 
■fpat  otjne  ßieBe  niemanb  Seil. 

-t-t-f*- 

Pörgeugcfflitg.1 

^tjYftein  exft  ©efütjl  fei  SßxeiS  unb  ©an!; 
MvJ-  ©xtfeB’  it)n,  meine  ©eelc! 

©ex  fpexx  fjöxt  beiuen  ßoBgefang; 
ßoBfiug’  it)nt,  meine  ©eete! 

9ütid)  felBft  ju  fdjüfjen,  olfne  dRad)t, 
ßag  id)  unb  fdjlief  im  ^rieben. 

Söex  fdjafft  bie  ©idjertjeit  bex  9dac£)t 
Unb  9tutje  für  bie  9Jtüben? 


SOJ etobie :  „3cT;  baut’  btr  fcfyon  butd)  beirten  ©of)ti  je." 


ajforgengefang. 


247 


ttöct  toadd,  toenn  ict)  bon  mit  nichts  meifj, 
SStein  ßeben  ju  bemalten? 

2Bet  ftätft  mein  Sßlut  in  feinem  Steif) 

Unb  fdjüttf  midi  bot  ©efaiften? 

9Ber  XeXjtt  ba§  Sluge  feine  5ßf[id}t, 

©idf  fielet  jn  Bebecfen? 

Söet  tuft  bent  Sag  unb  feinem  ßicX>t, 

SDie  ©eele  ju  ettoeden? 

SDu  bift  e§,  $etr  unb  (Sott  bet  Sßelt, 

Unb  bein  ift  unfer  ßeben. 

®u  bift  e§,  bet  e§  un§  etX)äXt, 

Unb  mit’S  it)t  neu  gegeben. 

©elobet  feift  bu,  (Sott  bet  SJtacfd, 

(Setobt  fei  beine  SEteue! 

©ajj  id)  uad)  einet  fanften  Stadjt 
SStict)  biefeS  itagS  etfteue. 

ßafj  beiuen  ©egen  auf  mit  ruljn, 

SJticf)  beine  Sßege  matten; 

Unb  Xe^te  bu  mid)  feXbet  tfjun 
Stadf  beinern  Söoljlgef  allen. 

Stimm  meines  SebenS  gnäbig  toaljt; 

Stuf  bid;  Xjofft  meine  ©eele, 

©ei  mit  ein  Stettet  in  ©efa^t, 

(£in  SSatet,  toenn  id;  feljle. 

<Si b  mit  ein  $eta  bott  3uberfid)t, 

©tfiittt  mit  Sieb’  unb  Siufje, 

Sin  tueifeS  ^erj,  baS  feine  2ßfXid)t 
etlenn’  unb  mittig  ttjue. 

$afi  id)  als  ein  getteuet  $ned)t 
Stad)  beinern  Steidje  fttebe, 

©ottfeXig,  güd)tig  unb  geteert 
2)utd)  beine  ©nabe  lebe. 

$af}  id)  bem  Städiften  beiäuftetjn, 

Stie  SXei^  unb  SItbeit  f^eue, 

SSiid)  getn  an  anbtet  SBoXjtctgeljen 
Unb  iljtet  £ugenb  fteue. 


248 


®etfUid)e  Oben  unb  Sieber. 


©aff  idj  ba§  ©lüd  ber  ße'benäjeit 
3u  beiner  gurtet  genieße, 

Unb  meinen  ßauf  mit  Qüeubigteit, 
SBenn  bu  geßeutft,  befdflieffe. 


ftot#  ks  gtdjüjifbrs.1 

tlftentt  id),  o  ©djöpfer!  beine  2Jtadjt, 
ANS  ©ie  2öei§t)eit  beiner  Söege, 

©ie  ßiebe  bie  für  alle  madft, 

Slnfietenb  überlege: 

©o  meifj  icf),  bon  SSeümnbrung  boE, 
5tid)t,  mie  idf  bid)  erfjeben  foE, 

Eftein  ©ott,  mein  .fperr  unb  Stater! 


Efteüt  2luge  fielet,  toolfin  e§  Midi, 
©ie  EBnnber  beiner  SBerfe. 

©er  -fpimmel,  fnmditig  auSgefdfmüctt, 
greift  bid),  bu  ©ott  ber  ©Ende! 

SBer  tfat  bie  ©omt’  an  itjm  erd)öt)t? 
2öer  tteibet  fie  mit  9Jtajeftät? 

2Öer  ruft  bem  §eer  ber  ©terne? 


Eöer  mifjt  bem  Eöinbe  feinen  ßauf? 
2ßer  tjeifft  bie  fpimmel  regnen? 

2ßer  fdftiefft  ben  ©dioff  ber  ©rben  auf, 
Eftit  SBorrat  un§  gu  fegnen? 

£)  ©ott  ber  9Jlacf)t  unb  .fperrltdffeit! 

©ott,  beine  ©üte  reicht  fo  ibeit, 

©o  meit  bie  Söoüen  reifen! 

®idf  firebigt  ©onnenfdjein  unb  ©türm, 
©id)  greift  ber  ©anb  am  Efteere. 
bringt,  ruft  aud)  ber  geringfte  Eöitriit, 
SSringt  meinem  ©cfföfifer  ©Ifre! 

Efticf),  ruft  ber  SSaum  in  feiner  ^fßracfjt, 
EfticE),  ruft  bie  ©aat,  Ijat  ©ott  gcmadft; 
SSringt  unferm  ©dfttyfer  ©Ifre! 

1  aUelobie:  „@ei  8o6  unb  @t)r’  bem  £)Bct;ften  ®ut  je." 


?!rei3  beä  ©cppferä.  Sroft  ber  GrliJfmtg. 


249 


Oer  9Jtenfdj,  ein  ßeiB,  ben  beine  £>aub 
©o  tounberBar  Bereitet; 

Oer  ÜJtenfcf),  ein  ©eift,  ben  jein  SSerftanb 
Oidj  ju  ertennen,  leitet; 

Oer  iÜtenfdj,  ber  ©djöpfung  9fut)m  unb  ißreiS, 
Sft  fici)  ein  täglicher  SSetoeiS 
$on  beiner  ©üt’  unb  ©röfje. 

©rtjeB’  if)n  etoig ,  o  mein  ©eift! 

©rfjeBe  jeinen  tarnen! 

©ott,  unjer  SSater,  jei  gepreift, 

Unb  alle  3BcXt  jag’  Stuten! 

Unb  atte  SBett  fürdjt’  ifjren  ^errn, 

Unb  fjoff’  anj  ifm  unb  bien’  itjm  gern! 

2öer  toottte  ©ott  nic£)t  bienen? 


®ro|t  Brr  ©rltflmtg. 

/jf£  ebanfe,  ber  un§  SeBen  gieBt, 

2Mc£)  ^)erj  toermag  bic£)  ait^ubenfen! 
„mjo  f)at  ©ott  bie  SBelt  geliebt, 

Un§  jeinen  ©ofjn  ju  jct)enfen!" 


4?oc£)  über  bie  Sßernunft  erfjöfjt, 
Umringt  mit  fjeil’gen  ^infternijjen, 
Süttft  bu  mein  «^erg  mit  ÜJtajejtät 
Unb  ftittefi  mein  ©eioijjen. 


Set)  fann  ber  ©onne  äöunber  nidjt, 
9toc£>  if)ren  Sauf  unb  S3au  ergrünben; 
Unb  bod)  fann  idj  ber  ©onne  ßidjt 
Unb  ifjre  äöärm’  empfinbeit. 

©o  fann  mein  ©eijt  ben  tjotjen  9tat 
0>e§  Opfert  Seju  nidjt  ergrünben; 
Slttein  ba§  ©ötitidje  ber  ©tjat, 

Oa§  fann  mein  §erj  empfinben. 


250 


©etfUidjje  Oben  imb  Sieber. 


dtimm  mir  ben  Stroft,  bajf  3efu§  Sfjrift 
Slm  Sreuj  nidjt  meine  ©dfulb  getragen, 
iftidft  ©ott  unb  mein  (Mojer  ift, 

6o  toerb’  id)  angftbott  sagen. 

3ft  S^ifti  Söort  nicfjt  ©otte§  ©inn, 

©o  merb  id)  etnig  irren  müffen, 

Unb  mer  ©ott  ift,  unb  toa§  id)  Bin 
Unb  toerben  fall,  nidjt  miffen. 

iJtein,  biefen  Stroft  ber  ©fjriftenfjeit 
©oll  mir  fein  fredjer  ©pötter  rauBen; 

3dj  filmte  feine  ©öttlidjfeit, 

Unb  f)alte  feft  am  ©lauBen. 

©e§  ©ofme§  ©otte§  ©igentnm, 

©urd)  ifjn  be§  em’gen  ßeBen£  ©rbc, 

©ie§  Bin  idj;  unb  ba§  ift  mein  ütulfm, 
2luf  ben  id)  IeB’  unb  fterBe. 

©r  gibt  mir  feinen  ©eift,  ba§  ißfanb, 
©aran  mir  feine  ßiebe  meiden, 

Unb  Bilbet  un£  burd)  feine  fpanb 
3u  allen  guten  Söerfen. 

©ofang’  id)  feinen  Söillen  gern 
9Jtit  einem  reinen  ^>erjen  tfjue; 

©o  fitfff  id)  eine  Sraft  be£  §errn 
Unb  fcfjmede  fjrieb’  unb  Stufte. 

Unb  menn  mid)  meine  ©ünbe  fränft, 
Unb  id)  ju  feinem  Sreuse  trete, 

©o  meifj  idj,  baff  er  mein  gebenft, 

Unb  tfjut,  marurn  id)  Bete. 

3d)  meif;,  baff  mein  ©rföfer  lebt, 

©afj  id),  ermedet  au§  ber  ©rbe, 
äßenn  er  fid)  junt  ©eridft  ergebt, 

3m  rSfleifdj  ifjn  fdiauen  merbe. 

Sann  uufre  ßieb’  im  ©lauBen  fjier 
Sür  ben,  ber  un§  geliebt,  erfalten? 

©ie§  ift  bie  ßieb’,  o  ©ott!  ju  bir, 

©ein  SBort  Bott  ^erjen  galten. 


Sieb  am  ©eburtätage. 


251 


Gerfüll’  mein  mit  Sautbarteit 
©o  oft  idj  beitten  tarnen  nenne, 
tlnb  Ifilf,  baff  id)  bicf)  allezeit 
Sreu  bor  bet  Söelt  betenne. 

©oll  idj  bereinft  nodj  toürbig  fein, 

Um  beinetmilXen  ©djmadj  ju  leiben, 

©o  lafj  midj  leine  ©djmad)  unb  5ßein 
2km  beiner  Siebe  fcijeiben! 

Unb  foJX  idj,  (Sott,  nidjt  für  unb  für 
Se§  (Staubend  greubigteit  emfifinben, 

©o  mir!’  er  bodj  fein  Söert  in  mir, 

Unb  rein’ge  mid)  Bon  ©ünben. 

§at  (Sott  un§  feinen  ©oljn  gefdjentt 
(©o  lajj  mid)  nodj  im  Sobe  benten!), 
2Bie  füllt’  un§  ber,  ber  iljn  gefdjentt, 
dJtit  iljm  nidjt  aHe§  f dienten! 

— # - 


am  ©rburtstap. 

•^5|\ir  bant’  idj  Ijeute  für  mein  ßeben; 

21m  Jage,  ba  bu  mir’3  gegeben, 
Sant’  id)  bir,  (Sott,  bafür. 

Surdj  freie  (Snab’  allein  bemogen, 

.fpaft  bu  mid)  au§  bem  9tidjt§  gezogen; 
Surdj  beine  (Süte  bin  id)  lner- 


Su  fjaft  midj  tounberbar  bereitet, 
21n  beiner  Üiedjten  mid)  geleitet, 

23i§  biefen  21ugenblid. 

Su  gabft  mir  taufenb  frolje  Sage, 
2)ermanbeltefi  felbft  meine  ßlage 
Unb  meine  ßeiben  in  mein  <S1  üd. 


3dj  bin  ber  Sreue  31t  geringe, 
2)tit  ber  bu,  |?errfd)er  alter  Singe, 
©tet§  über  mid)  gemacht. 


252 


©eiftHcfje  Oben  unb  Sieber. 


£  ©ott!  bamit  id)  gliidtidj  ioerbe, 

«*paft  bu  an  trttcf) ,  mid)  ©taub  unb  ©rbe, 
2ton  ©migteit  fjer  fdfon  gebaut! 

©u  fa^ft  unb  Ijörteft  fc^on  mein  ©eljncn 
Unb  gäldteft  ade  meine  frönen, 

©I)’  id)  bereitet  mar; 

Unb  mogft,  elj’  id)  au  jein  begonnte, 

©Ij’  id)  ju  bir  nod)  rufen  tonnte, 

ÜTrir  mein  befcf^eibeu  ©eil  jcljoit  bar. 

SDu  liefj’ft  mid)  ©nabe  bor  bir  finben, 
Unb  faljft  bocfj  ade  meine  ©ünbett 
Storger  öon  ©migfeit. 

£  meld)e  Siebe!  meid)  ©rbarnten! 

©er  §err  ber  SBelt  forgt  für  mied)  SIrmeu 
Unb  ift  ein  Später,  ber  bergeifit. 

$ür  ade  dßitnber  beiner  ©reue 
$ür  ade§,  beffen  id)  mid)  freue, 
ßobfinget  bir  mein  ©eift. 

©r  felber  ift  bein  gröfjt  ©efdfenfe; 

©ein  ift’§,  baff  icf)  burd)  ifpr  bid)  benfe, 
Unb  bein,  baff  er  bid)  Ijeute  greift. 

©ajj  bu  mein  ßeben  mir  gefriftet, 
dJtit  ©tärf  unb  $raft  mid)  auSgernftet, 
©ic3,  Skter,  banf  id)  bir; 

©afj  bu  mid)  munberbar  gefü^ret, 
dJtit  beinern  ©eifte  mief)  regieret, 

©ie§  ade§,  Sßater,  bant’  icf)  bir. 

©od  id),  o  ©ott,  nod)  länger  leben, 

©o  mirft  bu,  ma§  mir  gut  ift,  geben ; 

©u  gibft’§,  id)  Ifoff’  auf  bid). 

©ir,  ©ott,  befe^f  id)  ßeib  unb  ©eele. 

©er  ^err,  -jperr,  bem  id)  fie  befehle, 

©er  fegne  unb  behüte  mid). 


S!om  SBovte  BotteS. 


253 


gfnm  Pflrte  (Ötotte*.1 


/iftlott  ift  mein  .Sport! 

VÜ'  Unb  auf  fein  äöort 
©oft  meine  ©eete  trauen. 

3ct)  tuanbte  t)ier, 

SMn  (Sott,  bor  bir 
$m  ©tauben,  nicf)t  im  ©dfauen. 


©ein  Söort  ift  toaljr; 
ßafj  immerbar 
ÜOticf)  feine  Kräfte  fchmecten! 
ßafj  feinen  ©bott, 

£>  -Sperr,  mein  ©ott, 

STciJ)  bon  bem  ©tauben  fchrecfeu! 

2Bo  t)ätt’  ich  Sic^t, 

Söofern  mich  nicht 

Sein  äöort  bie  Stöafjrljeit  tetjrte? 

©ott,  ohne  fte 

tßerftünb’  ich  nie, 

2Bie  ich  bich  tbürbig  ehrte. 

©ein  SBort  erftärt 
©er  ©eete  SBert, 
tlnfterbtidfteit  unb  ßeben. 

£ur  ©tbig'teit 
3ft  biefe  Seit 
2hm  bir  mir  übergeben. 


©ein  eto’ger  9tat, 

©ie  miffethat 

©er  ©ünber  ju  berfütjnen; 

©en  fennt’  ich  nicht, 

2öar’  mir  bie§  ßicfjt 

Sticht  burdf  bein  Söort  erfchienen. 

Sinn  barf  mein  §erj 
3n  3teu’  unb  ©chmerj 
©er  ©ünben  nidft  besagen; 


i  TOelobie:  „2t#  Bott  unb  &err  !C.' 


254 


©eifttidjc  eben  imb  Sieber. 


yietit ,  bu  üei'äeil)[t, 
öe^vft  meinen  Seift 
©in  gläubig  2tbba  jagen. 

üttief)  ju  ernenn, 

2Jüd)  bir  ju  meitjn, 

3ft  meinet  <f?eit§  Sefdjäfte. 
Surcf)  meine  ättüt)’ 

33etmag  ict)’§  nie; 

Sein  äiöott  gibt  mit  bie  Kräfte. 

.jpetr,  unfet  >j?ort, 

Safj  un§  bie§  Söort! 

Senn  bu  tjaft’S  un§  gegeben. 

(B  fei  mein  Seil, 

(B  fei  mit  .jpeil 

Unb  Straft  jum  eto’gen  Seben! 


IPttljitndjMutü1 

^JTSie§  ift  bet  Sag,  ben  Sott  gemacht; 
Jy  ©ein  merb’  in  alter  SBett  gebaut! 
3I;n  greife,  ma§  burct)  3efum  Stjrift 
3m  ipimmel  unb  auf  Srbett  ift ! 


Sie  SSötfet  tjaben  bein  gedarrt, 

23i§  bajj  bie  Seit  erfüllet  toarb; 

Sa  janbte  Sott  öon  feinem  Stjron 
Sa§  <j?eit  bet  Sßett,  bief),  feinen  ©ot)n. 


2öenn  id)  bie§  äßunbet  f affen  toitt, 
So  ftetjt  mein  Seift  bot  (Bjrfurdjt  füll; 
St  betet  an,  unb  er  ermifjt, 

Sajj  Sotte§  Sieb’  unenbtid)  ift. 


Satnit  bet  ©ünber  Snab’  erhalt, 
Srniebrigft  bu  bid),  .jpetr  bet  Sßelt, 
9ümmft  felbft  an  unfter  2Jtenfd)t)eit  Seit, 
Stfdjeinft  im  Steifet)  unb  mirft  un§  .'peil. 


1  SMobie:  „SÖom  Fimmel  ba  fontm'  idj)  $er  ir 


2Cei^nad>tätieh. 


255 


©ein  Äönig,  Q'um,  fömmt  ju  bir. 

„3dj  fomnt’,  im  23ud)e  ftefjt  bon  mir; 

(Sott ,  beinen  äöitten  tt)u’  icf)  gern." 

©elobt  fei,  ber  ba  fömmt  im  Jperrn! 

4?err,  ber  bu  üftenfd)  geboren  toirft, 
Emmanuel1  nnb  fjriebefürft, 

Stuf  ben  bie  Später  tjoffenb  fafm, 

©icf),  (Sott  2Jteffia§,  bet’  idj  an. 

©u,  unfer  fpeil  unb  fjödjfteg  ©ut, 
Stereineft  bidf  mit  ffdeifd)  unb  SSIut, 

SBirft  unfer  gfreunb  unb  33 r über  tjier, 

Unb  (SotteS  Uinber  toerben  mir. 

©ebanfe  butter  dJcajeftät ! 

©u  bift  e§,  ber  ba§  ^»erj  erfjötjt. 

©ebanfe  botter  ©eligfeit! 

©u  bift  e§,  ber  ba§  ^erj  erfreut. 

©urcf)  @ine§  ©ünbe  fiel  bie  Söelt. 

©in  dJUttler  ift’8,  ber  fie  erhält, 

2öa§  jagt  ber  üftenfcf),  toenn  ber  it)n  fdjiitjt, 
©er  in  be§  33ater§  ©djofje  fifd? 

3aud)jt,  Fimmel,  bie  if)r  if)n  erfuhrt, 

©en  ©ag  ber  fjeiligfien  ©eburt; 

Unb  ©rbe,  bie  iljn  tjeute  fiefjt, 

©ing’  if)m,  bem  fperrn ,  ein  neue§  Öieb! 

©ie£  ift  ber  ©ag,  ben  ©ott  gemalt; 

©ein  toerb’  in  aller  2BeIt  gebaut! 

3l;n  greife,  ma§  burcf)  3efum  Sljrift 
3m  Fimmel  unb  auf  ©rben  ift! 


Kommt  auä  bem  ^ebräifdpen  unb  bebeutet  wörtlich ;  ,,®ott  mit  un3.' 


256 


(Seiftlidje  Oben  imb  Sieber. 


©eirnlb.1 


.Ipexj,  o  ©ott!  in  Seib  unb  ^xeuj  gebulbtg, 
Vö'  Qa§  bin  icl)  bix  unb  meinem  ^ieile  fäjulbig. 
ßajj  rnidj  bie  5ßftid£)t,  bie  mir  fo  oft  bexgeffen, 
Säglid)  exmeffen. 


SSin  id)  nidjt  ©taub,  toie  alte  meine  Später? 
SSin  id)  box  bix,  <f?exx,  nidjt  ein  Übextxetex? 
Stju’  id)  ju  biel,  menn  id)  bie  fdjtoexen  Sage 
©tanbt)aft  extxage? 


SCÖie  oft,  o  ©ott!  menn  mix  ba§  SSöfe  bulben, 
©xbulben  mix  nux  unfxex  Stfoxtjeit  ©diulben, 

Unb  nennen  Sofm,  ben  mix  bexbient  belommen, 
Sxübfal  bex  frommen! 


Sft  Qüxftigteit,  in  bex  bie  Sxägen  Hagen, 

©inb  -fpaft  unb  ^ein,  bie  ©tolj  unb  Söottuft  txagen, 
S>e§  ©cb>metgex§  ©dfmexj,  be§  5teib§  Oexmifde  gxeuben, 
Stixiftlict)e§  ßeiben? 

Sft  bexen  Qual,  bie  beinen  fftat  bexadftet, 

9tad)  ©otte§fuxd)t  unb  ©lauben  nie  getxad)tet, 

Unb  bie  fid)  itjt  in  finftxex  ©d)to exmut  quälen, 

Sßxüfitng  bex  ©eeten? 

Qod)  felbft,  o  ©ott,  in  ©txafen  unfxex  ©ünben 
Säfft  bu  ben  äöeg  jn  unfexm  4?eil  un§  finben, 

Söettn  mix  fie  un§,  bie  iDtiffetljat  ju  tfaffen, 

Süchtigen  taffen. 

Sag’  id)  nux  nad)  bem  Sxieben  im  ©emiffen, 

Söixb  atle§  mix  junt  Seften  bienen  muffen. 

Qu,  £)exx,  xegiexft,  unb  cmig  mixtt  bein  SBiUe 
©nte§  bie  SitEe. 

Sd)  bin  ein  ©aft  unb  ißitgex  auf  bex  ©xben, 

Sbidb)t  t)iex,  exft  boxt,  boxt  foE  id)  glüdlid)  mexben; 

Unb  gegen  eud),  ma§  finb,  iljx  em’gen  ffrxenben, 

Qiefex  Seit  ßeiben? 


UTletobie :  „Serjtiebfter  Sefu,  umss  §aft  bu  oertvodjen  sc.'' 


©ebulb.  ©otteä  SDiadjt  unb  Süur|e^ung. 


257 


SBenn  idj  nur  nidjt  mein  ©tenb  felbft  berfdjutbe; 
2öenn  idj  al§  dltenfd),  at§  ©fjrift,  tjier  leib’  unb  butbe, 
©o  fann  id)  midj  ber  .fpiitfe  ber  ©rtöften 
©idfer  getxöften. 

$dj  bin  ein  Sttenfdj,  unb  Seibett  miiffen  frönten; 

©öd)  in  ber  9Xot  an  feinen  ©cfmbfer  benfeit 
Unb  itjnt  ber  traun,  bie§  ftärfet  unfre  -öer^en 
Bitten  in  ©dimer^en. 

©d)au’  über  bid)!  2öer  trägt  ber  «glimmet  .fpeere? 
3)terf’  auf!  2öer  fpridit:  „S3i§  t)ief)er!"  ju  bent  Üdeere? 
$ft  er  nid)t  and)  bein  Reifer  unb  ^Berater, 

©mig  bein  SSater? 

SSidft  bu  fo  biel,  al§  ber  Sldmeife,  buffen? 

$&t  meifft  bu  nidjt,  marutn  bu  leiben  müffeu; 

Stdein  bu  toirft,  ma§  feine  döege  mären, 

9tadjmal§  erfahren. 

©r  jüc^tigt  un§,  bamit  mir  gu  if)tn  natjen, 

Sie  Heiligung  be§  ©eifte§  p  etmpfaljen, 

Unb  mit  bem  £roft  ber  fpiitfe,  bie  mir  inerten, 

Slnbre  p  ftarfen. 

SDa§  Äreuj  be§  fperrn  mirft  2öei§f)eit  unb  ©rfaljrung; 
©rfafjrung  gibt  bem  ©tauben  93tut  unb  9taf)rung. 

©in  ftarfe§  ^erj  ftetjt  in  ber  9tot  nod)  fefte. 

-fpoffe  ba§  Sefte! 

— H-j-if— 

©ottes  Purljf  unb  Unrfieljung. 

/jftott  ift  mein  Sieb! 

vfi?  ©r  ift  ber  ©ott  ber  ©tärfe; 

e^et)r  ift  fein  9tam’,  unb  groji  finb  feine  Söerte, 

Unb  ade  glimmet  fein  ©ebiet. 

©r  mid  unb  fpridjt’3: 

©o  finb  unb  leben  SBetten. 

Unb  er  gebeut:  fo  faden  bur$  fein  ©fetten 
®ie  ^immet  mieber  in  itjr  fftidjt§. 

©eUert-  17 


258 


©eiftl td)e  Oben  unb  lieber. 


Sidjt  ift  fein  SHeib, 

Hub  feine  2öaljl  ba§  33eftc; 

@x  tjexxfdjt  al§  ©ott,  uub  feiueS  2d)xoue§  Sefte 
Sft  SBaljvIjeit  uub  ©exed)tig!eit. 

Uneubtid)  xeid), 

©in  DJieex  bott  ©etigfeiteu, 

ÖIju’  Stnfang  ©ott,  unb  ©ott  in  eto’geu  Seiten! 
.fpexx  atCer  SMt,  toex  ift  bir  gleid)? 

3£a§  ift  unb  toax 
3n  §immel,  ©xb’  unb  ÜJteexe, 

©a§  tenuet  ©ott,  unb  feinex  SBexfc  fpeexe 
©inb  einig  box  ilfm  offenbax. 

©x  ift  um  ntidj, 

©cfjafft,  baff  id)  fidfex  xulje; 

@x  fdjafft,  toa§  id)  box  obex  uadfntalS  tljue, 

Unb  ex  exfoxfd)et  utidj  unb  bid). 

@x  ift  bix  ual)’, 

©u  fitjeft  obex  gel;eft; 

£)b  bu  an§  fUleex,  ob  bu  gen  fpimmel  ftötjcft: 

©o  ift  ex  aUcntljalben  ba. 

ßx  leimt  mein  Qlefyi 
Unb  alten  Üiat  bex  ©ccte. 

©x  Xüciü ,  ibie  oft  id)  ©ute§  tt)u’  uub  fetfte, 

Unb  eilt,  mix  guäbig  bcijuftelfu. 

©x  ioog  mix  bax, 

2ßa§  ex  mix  geben  tooEte, 

©djxieb  auf  fein  33ud),  toie  lang’  id)  leben  fotCte, 
©a  id)  uod)  uubexeitet  tuax. 

91id)t§,  uid)t§  ift  mein, 

©a§  ©ott  nid)t  augcl)öxe. 

fpexx,  immexbax  fott  beitieg  fftamenS  @l)xe, 

©ein  ßob  in  meinem  fDtunbc  fein! 

Söex  !ann  bie  i$xad)t 
Sion  beinen  SGunbexn  f affen? 

©in  jebex  ©taub,  ben  bu  l)aft  toexben  taffen, 
löexlünbigt  feines  ©d)öpfex§  33tad)t. 


Zie  Siebe  bei  92ädj?ten. 


259 


35er  fleinfte  .fpattn 
3[t  beiner  2Eßetsf;eit  ©lieget. 

35u  Suft  urtb  fDceer,  ifjr  Sluen,  Sfjal  unb  fpüget, 
feib  fein  Sobüeb  unb  fein  ißfatm! 

2)u  tränfft  ba§  Saitb, 

$üf)rft  un§  auf  grüne  Söeiben; 

Unb  fRadjt  unb  Sag,  unb  Äorn  unb  SSein  unb  fjreuben 
Gmpfangen  mir  aus  beiner  .fpanb. 

Äein  Sperling  fällt, 
fperr,  oljne  beinen  SöiUen; 

Sollt’  \d)  mein  ßer^  nic^t  mit  bem  Srofte  ftiden, 

Saf  beine  §anb  mein  Sieben  tjält? 

3ft  ©ott  mein  Sd)ut3, 

Söilt  ©ott  mein  (Retter  merben, 

So  frag’  id)  nichts  nacf)  ^immet  unb  nad}  ©rben, 

Unb  Biete  fefbft  ber  fpöl te  Srutj. 


Sie  £ubz  bes  Hadjften.1 

So  jemanb  fpricf)t:  „3$  üebe  ©ott!" 

Unb  fyafjt  bod}  feine  Srüber, 

Ser  treibt  mit  ©otteS  2üat)rfjeit  Spott, 
Unb  reifst  fie  ganj  barnieber. 

©ott  ift  bie  Sieb’  unb  toiü,  baff  id) 

Sen  (Ra elften  liebe,  gleich  a(§  mief). 


2öer  biefer  ©rben  ©üter  fjat, 

Unb  fief)t  bie  (Brüber  (eiben, 

Unb  macfjt  ben  hungrigen  nid)t  fatt, 
Säft  (Radenbe  nidjt  Ueiben; 

Ser  ift  ein  {feinb  ber  erften  2ßfiic£)t, 

Unb  ()at  bie  Siebe  ©ottes  nidjt. 

SBer  feinet  (Radjften  ©ljre  fdjmäljt, 
Unb  gern  fie  fcfjmafjen  tjöret, 

(Sicfj  freut,  toenn  fid)  fein  geinb  »ergebt, 

1  aUelobie :  ,,3Jiad)’i  mit  mir,  (Sott,  nat$  beiner  (Siif  jc" 

17* 


260 


©eifUtdje  Oben  unb  Siebei;. 


11  nb  nichts  gurrt  SBeften  febjret, 

9lid)t  bem  älerteumbcr  miberffmcht, 

©er  liebt  and)  feinen  Söruber  nid)t. 

äßet  girren:  mit  9tat,  mit  STiroft  unb  ©chutj 
©en  9tächften  unterftütset, 

©od)  nur  au§  ©tolg,  au§  ©igennutj, 

2lu§  2ßeicf)tid)feit  it)m  nütjet, 

fJtidjt  au§  ©ehorfam,  nidEjt  au§  3ßflid)t, 

©er  liebt  and)  feinen  9täd)ften  nicht. 

äßet  1) artet,  bi§,  ihn  anguflehn, 

©in  ©ürft’ger  erft  erfreutet, 

9tid)t  eilt,  bem  frommen  beiguftetjn, 

©er  im  Verborgnen  meinet, 

9lid)t  gütig  forfdjt,  ob’s  ihm  gebricht, 

©er  liebt  aud)  feinen  9tad)ften  nid)t. 

äßer  anbre,  menn  er  fie  befd)irmt, 

ÜJtit  rpärt’  unb  SBormutf  quälet, 

Unb  ohne  fJtad)fid)t  ftraft  unb  ftürmt, 

©obalb  fein  9täd)iter  fehlet, 

2ßie  bleibt  bei  feinem  Ungeftüm 
©ie  Siebe  ©otte§  mol)l  in  it)m? 

2ßer  für  ber  Slrmen  .fpeit  unb  3ucd)t 
Wdt  91  at  unb  ©hat  nicht  mad)et, 

©cm  Übel  nicht  gu  mehren  fncht, 

©a§  oft  fie  bürftig  maihet, 
fJtnr  forgloS  ihnen  ©aben  gibt, 

©er  hat  fie  loenig  noch  geliebt. 

Sßahr  ift  e§,  bu  bermagft  e§  nicht, 

©tet§  burch  bie  ©hat  p  lieben. 

©och  bift  bu  nur  geneigt,  bie  Pflicht 
©etreulid)  auSguüben, 

Unb  münfdjeft  bir  bie  Uraft  bagu, 

Unb  forgft  bafür:  fo  liebeft  bu. 

©rmattet  biefer  ©rieb  in  bir, 

©o  fud)’  ilju  gu  beleben. 

©frrid)  oft:  „(Sott  ift  bie  Sieb’,  unb  mir 


2>ie  Siebe  beä  91M;ften. 


261 


fpat  et  jein  SSilb  gegeben." 

©ent’  oft:  „©ott,  toaS  idj  Bin,  ift  bein, 
©ottt’  ici) ,  gteidj  bir,  nic£)t  gütig  jein?" 

Söir  tjaben  einen  ©ott  unb  fperrn, 
©inb  eine§  SeibeS  ©lieber; 

©rum  biene  beinern  9tädjften  gern, 

©enn  toir  jinb  alle  SSrüber. 

©ott  fdjnf  bie  Sßett  nidjt  btojj  für  mid); 
SUtein  Städjfter  ijt  fein  J?inb,  toie  id). 

©in  -jpeil  ift  unjer  aller  ©ut. 

$d)  jottte  SSrüber  Raffen, 

SDie  ©ott  burd)  jeineS  ©otjneS  SStut 
©0  tjocfj  erlaufen  lafjen? 

©af)  ©ott  mid)  jcf>itf  unb  mid)  berjüljnt, 
.£>ab’  id)  bieS  rnetjr,  als  jie,  berbient? 

©u  jd)en!ft  mir  täglich  jo  biel  ©d)ulb, 
©u  fperr  bon  meinen  ©agen! 

3d)  aber  jottte  nidjt  ©ebutb 
ttJtit  meinen  SSrübern  tragen? 

©etn  nicB)t  berjeiljn,  bem  bu  bergiBjt, 

Unb  ben  nidjt  lieben,  ben  bu  ttebft? 

SÜöaS  idj  ben  frommen  l)ier  gefljan, 
©etn  JUeinften  audj  bon  biejen, 

©aS  jiet)t  er,  mein  ©rlöjer,  an, 

211S  t)ätt’  idj ’S  iljm  ertuiejen. 

Unb  idj,  idj  jottt’  ein  dJteujd)  nodj  fein, 
Unb  ©ott  in  SSrübern  nidjt  erjreun? 

©in  unbarmherziges  ©cridjt 
SBirb  über  ben  ergeben, 

©er  nidjt  barmherzig  ift,  ber  nidjt 
©ie  rettet,  bie  itjn  flehen. 

©rum  gib  mir,  ©ott!  burd)  beinett  ©eift 
©in  fpei'3,  baS  bidj  burd)  Siebe  greift. 


- 


©eifttic[;e  Oben  unb  ßieber. 


-tfTür  alle  ©fite  fei  gereift, 

(Sott  töater,  ©otfn  unb  l^eiX’ger  (Seift! 
bin  id)  gu  geringe. 

33ernimnt  ben  ©an!, 

©en  ßobgefang, 

©en  id)  bir  linblid)  finge. 

©u  natjmft  bid)  meiner  tjerjtid)  an, 

£>aft  ©rof^eg  !§eut’  an  mir  gettjan, 

5dtir  mein  ©ebet  gemätjret; 

«g>aft  bätcrlid) 
dftein  <§au§  unb  mid) 

SSefc^ül^et  unb  gcnälfrct. 

-fperr,  mag  id)  bin,  ift  bein  ©efdfetxf; 
©er  (Seift,  mit  bem  id)  bein  geben!’, 

©in  ru^igc§  ©emiite; 

Söag  id)  berntag 
S5i§  biefen  ©ag, 

3[t  alleg  beine  ©ixte. 

©ei  aud),  nad)  beiner  Sieb’  unb  üftadjt, 
9Jtein  ©djujj  unb  ©cf)irm  in  biefer  9tad)t; 
Vergib  mir  meine  ©ixtiben. 

Utxb  fömmt  mein  ©ob, 

-fperr  gcboott), 

©o  lafj  mid)  ©nabe  finben. 

3lm  Ivmmmtntbntagc.2 

Jd)  fomme,  .fperr,  unb  fud)e  bid), 
iDtütiJetig  unb  belaben. 

©ott,  mein  ©rbarmer,  mürb’ge  mid) 

©eg  Söunberg  beiner  ©naben. 


TOetobie:  „'JJIU  meinem  ©ott  gef)’  id)  jur  SRuf)’  ic.1 
SBietobie:  „D  Jiönig,  beffert  ÜJlajeftät  je." 


Slbettblieb.  Slm  Stommuniontage. 


263 


3d)  liege  t)ier  bot  beinern  Sljron, 

©ot)n  ©otte§  unb  be§  SJtenfdjen  ©otjn, 

9JUd)  beinet  31t  getröften. 

3df  fütjte  meinet  ©ünben  fJMtj’; 

fuäie  9hdj\  itnb  finbe  fie 
3m  ©tauben  bet  (Mafien. 

Sid)  bet’  id)  3Uberfid)tlid)  an, 

Sn  bift  ba§  .fpeit  bet  ©ünbet. 

Su  t)aft  bie  |>anbfd)rift  abgetan, 

Unb  mit  finb  ©otte§  Itinber. 

3d)  ben!’  an  beineä  Seiben§  9Jtad)t, 

Unb  an  bein  äßort:  ©§  ift  botlbtad)t! 

Su  tjaft  mein  $eil  betbienet. 

Su  tjaft  fi’tt  mid)  bid)  bargeftettt. 

©ott  mat  in  bit  unb  ffat  bie  Söett 
3n  bit  mit  fid)  berfiUjnet. 

©0  fteue  bid),  mein  ^etj,  in  mit! 

©t  tilget  beine  ©ünben, 

Unb  täfjt  an  feinet  SEafeX  T^iet 
Sid)  ©nab’  um  ©nabe  finben. 

Su  tufft,  unb  et  etXjött  bicX)  fdjon, 

©pridjt  Xiebteief) :  „©et  getroft,  mein  ©otjn! 
Sie  ©djulb  ift  bit  bergeben. 

Su  bift  in  meinen  Sab  getauft, 

Unb  bu  mitft  bem,  bet  bid)  erlauft, 

SSon  ganzem  ^etjen  leben. 

„Sein  ift  ba§  ©lüd  bet  ©eligfeit; 
©ernähr’  eS  Ijiet  im  ©tauben, 

Unb  lafj  butd)  leine  ©idjertjeit 
Sit  beine  $tone  tauben. 

©iel)\  id)  bereine  midi  mit  bit; 

3d)  bin  bet  Söeinftod,  bleib’  an  mit, 

©0  mitft  btt  3-rüd)te  bringen. 

3d)  tjelfe  bit,  id;  ftätle  bid); 

Unb  butcf)  bie  Siebe  gegen  mid) 

2ßitb  bit  bet  ©ieg  gelingen." 

3a,  £>ett,  mein  ©liicl  ift  bein  ©ebot; 
3c£)  mill  e§  treu  erfüllen, 


264 


©etfUic^e  Oben  unb  Sieber. 


Hub  Bitte  bidj,  burd)  beinen  ©ob, 

Um  Greift  ju  meinem  ©Bitten. 

ßafj  mid)  Bon  nun  an  mürbig  fein, 

dRein  ganzes  £)erj  bir,  .fperr,  ju  meifjn, 

Unb  beinen  ©ob  ju  greifen. 

ßafi  ntid)  ben  ©ruft  ber  Heiligung 

©urdj  eine  maljre  23efferung 

dJtir  unb  bei-  Äöett  Betneifen! 


Jhtfmtmnijett  mit  frutrut 


^u  ftagft  unb  füt)Ieft  bie  S5efd)tneiben 
©)e§  ©tanbS,  in  bem  bit  bürftig  leBft; 
5Du  ftieBeft,  gliidlicfjer  ju  merben, 

Unb  fiefjft,  bag  bu  BergeBenS  ftreBft. 


$a,  Itagc!  (Sott  eilauBt  bie  ,3ät)ren; 

S)od)  bent’  im  Klagen  aud)  jurüd. 

Sft  benn  baS  ©tüd,  baS  mir  Begehren, 

Silr  ung  aud)  ftetS  ein  matjreg  ©tüd? 

5tie  fd)entt  ber  ©taub,  nie  fdjenten  ©üter 
5Dent  99tcnfdjen  bie  .gufriebenljeit. 

S)ie  matjre  Ütufje  ber  ©emüter 
3ft  Sugenb  unb  ©enügfamfcit. 

©eniefje,  maS  bir  ©ott  Befdjieben, 

©ntBetjre  gern,  ma§  bu  nid)t  tjaft. 

©in  jeher  ©taub  tjat  feinen  ^rieben, 

©in  jeber  ©taub  aud)  feine  ßaft. 

©ott  ift  ber  -fperr,  unb  feinen  ©egen 
Verteilt  er  ftetS  mit  tueifer  fpanb; 
dtidjt  fo,  mie  mir’S  ju  münfdjen  pflegen 
®od)  fo,  mie  er’S  un§  tjeitfam  fanb. 

SBittft  bu  311  beuten  bid^  ertütjncn, 

£>afj  feine  ßicBe  bid)  Berget? 

@r  gibt  uns  mefjr,  atS  mir  Berbienen, 

Unb  niemals,  mag  ung  fdjäbtid)  ift. 


gufrtebeuljeit  mit  feinem  Suftanbe.  SSotn  5Eobe. 


265 


SSerjeljre  nttf)t  be§  ßeben§  Kräfte 
Sn  träger  llngufrieben^eit; 

33eforge  beine§  ©tanb§  ©efdjäfte, 

Unb  niitje  beine  ßeben§jeit. 

SSei  ^pftic£)t  unb  $leif)  ftcfj  ©ott  ergeben, 
©in  einig  ©lüd  in  Hoffnung  felm, 

SDieS  ift  ber  SBeg  ju  iftul)’  unb  ßeben. 
4?err,  letjre  bicfen  2öeg  midj  geljn! 


Jtnnt  tümli?.1 

^jYi\eine  ßeben^eit  berftreidjt, 

MJjJ-  ©tünblidj  eil’  id)  ju  bem  ©rabe, 
Unb  lno§  ift’§,  ba§  id)  bietteidft, 

SDaö  id)  nod)  ju  leben  tjabe? 

$enf’,  o  SJtenfd)!  an  beinen  Tob. 
©äunte  nidjt;  benn  6in§  ift  not. 

ßebe,  tnie  bu,  tnenn  bu  ftirbft, 
Söünfdjen  toirft,  gelebt  ju  traben. 

©üter,  bie  bu  l)ier  ertnirbft, 

SCÖürben,  bie  bir  9Utenfd)en  gaben, 
5tid)t§  tnirb  bid)  int  2nb  erfreun, 

SDiefe  ©üter  finb  nid)t  bein. 

9tur  ein  -fperj,  ba§  ©ute§  liebt, 
iJtur  ein  rut)ige§  ©etoiffen, 

®a§  bor  ©ott  bir  Zeugnis  gibt, 

SBirb  bir  beinen  2nb  berfüfjen; 

SDiefel  -fperj,  bon  ©ott  erneut, 

Sft  be§  £obe§  Qreubigleit. 

Söenn  in  beiner  lebten  5tot 
greunbe  tjiilfloS  um  bid)  beben: 

SDann  toirb  über  Söelt  unb  £ob 
5Di(d)  bie§  reine  fperj  ergeben; 

SDann  erfdjredt  bid)  lein  ©erid)t; 

©ott  ift  beine  .guberfidjt. 


J  «Dtclobic:  „3efu8,  meine  gu»erfi<$t  tc." 


266 


®eiftlid;e  Dbert  unb  Sieber. 


SDafj  bu  biefc§  ertoirBft, 
gürdfte  ©ott  unb  Bet’  unb  toadje. 
©orge  nicf)t ,  tote  früf)  bu  ftirBft; 

3)eine  Seit  ift  ®otte§  ©aäje. 

Sern’  nidjt  nur  ben  2tob  nidjt  fdjeurt, 
Sern’  aud)  feiner  bidj  erfreun. 

ÜBertoinb’  if)n  burdj  tßertraun, 
©Brief):  $d)  toeifj,  an  toen  icf)  glaube, 
Unb  id)  toeifj,  id^  toerb’  ifjn  fdfaun 
©inft  in  biefent  meinem  SeiBe. 

(Sr,  ber  rief:  „<S§  ift  BoffBradjt!" 
Staljm  Bern  2tobe  feine  SJtadjt. 

Stritt  im  (Seift  pm  ©raB  oft  f)in, 
©iefje  bein  ©eBein  Berfenfen; 

©Brid):  „fpert,  baff  id)  Gerbe  Bin, 
SeBjre  bu  midj  feXBft  Bebenfen; 

Sefjre  bu  midj’ä  feben  5Eag. 

SDafj  id)  toeifer  toerben  mag!" 


guptrin 

'ttn  bir  aff  ein,  an  bir  f)aB’  id)  gefünbigt, 

M  Unb  üBet  oft  Bor  bir  getffan. 

S)u  fief)ft  bie  ©d)idb,  bie  mir  ben  Qfud)  Berfünbigt; 
©ief)’,  ©ott,  aud)  meinen  Jammer  an. 

SDir  ift  mein  ffdefm,  mein  ©eufjen  nidjt  BerBorgen, 
Unb  meine  2üjräneu  finb  Bor  bir. 

2tdj  ©ott,  mein  ©ott,  toie  fange  fotC  idj  forgen? 
äßie  fang’  entfernft  bu  bied)  Bon  mir? 

-fperr,  fjanbfe  nidjt  mit  mir  nad)  meinen  ©iinben, 
Vergift  mir  nid)t  nad)  meiner  ©d)ttfb. 

3d)  fudje  bief) ;  faf)  midj  bein  5lntfi|  finben, 

®u  ©ott  ber  Sangmut  unb  ©ebufb. 


SöujHieb.  ®ie  Siebe  ber  ft-einbe. 


$rüf)  tootC’ft  bu  mid)  mit  beiner  (Snabe  füllen, 
(Sott,  SSater  bet  SSarmfieräigfeit. 

©rfteue  mid)  um  beine§  9tamen§  toitten; 

5Dtt  Bift  etn  (Sott,  bet  gern  etfteut. 

ßafj  beinen  SBeg  midj  totebet  fteubig  toaden, 

Unb  Iel)te  mid)  betn  heilig  tRedft, 
ttftid)  tägtid)  tfjun  nad)  betnem  Söotftgef  alten; 

HDtt  Bift  mein  (Sott,  icf)  Bin  bein  $ned)t. 

§etr,  eite  bu,  mein  ©cfjutj ,  mit  Beijuftetjen, 

Unb  leite  mict)  auf  eBnet  23at)n. 

©t  tjört  mein  ©djrein,  bet  -Bert  ertjört  mein  $tefj 
Xlnb  nimmt  fidj  meinet  ©eelen  an. 

— *!*— 

Di?  Bcr  iftttttit. 

Bie  toitt  id)  bem  ju  fd)aben  fudjett, 

S3et  mit  gu  fdiaben  fudjt. 

5tie  toitt  id)  meinem  Qeinbe  fluten, 
ttßenn  et  au§  «g>af3  mir  ftucf)t. 

ÜJtit  (Si'tte  toitt  id)  itjrn  Begegnen, 

9tid)t  btot)en,  toenn  et  broljt. 

Söenn  et  mid)  f cf)  itt ,  toitt  id)  it)n  fegnen; 
SDieS  ift  be§  fperrn  (SeBot. 

©r,  bet  Bon  feinet  ©ünbe  tourte, 

35  er  galt  bie  ©djtnad)  mit  fpulb, 
ltnb  titt,  fo  Biet  et  leiben  mufjte, 
ttttit  ©anftmut  unb  (Sebttlb. 

ttöitt  id),  fein  jünger,  voibetfd)etten, 

2)a  et  nid)t  toiberfdfalt? 

9Jtit  ÖieBe  nid)t  ben  fpafi  Betgetten, 

Söie  et  ben  §a§  Betgatt? 

SÖaf)t  ift’§,  Skrteumbung  butben  ntüffen, 

$ft  eine  fd)toere  ißftidft, 

S)od)  fetig ,  toenn  ein  gut  (Setoiffen 
t?,u  unftet  ©I)te  ft>rid)t! 


268 


©eiftlictye  Oben  unb  Sieber. 


SieS  toitC  id)  befto  metjr  Betrauten; 

©o  Beffert  mid)  mein  Seinb 
Unb  leljrt  micf),  ireifer  nur  B  erfahren, 
Snbem  er’S  Böfe  meint. 

Sd)  tritt  mid)  Bor  ben  getitern  Ritten, 

Sie  er  Bon  mir  ersann; 

Unb  and)  bie  gelter  mir  BerBieten, 

Sie  er  nidjt  triff en  tann. 

©o  tritt  id)  mid)  burd)  ©anftmut  rädjen, 
2ln  it)m  ba§  ©ute  feljn, 

Unb  biefcS  ©ute  Bon  itjrn  fpredien 
ttöie  fönnt’  er  länger  fdfmätjn! 

Sn  feinem  -fpafj  itjn  ju  ermüben, 
ttöitt  id)  itjrn  gern  Bergeiljn, 

Unb  al§  ein  ®£jrift  Bereit  pm  Sieben 
SSereit  3U  Sienften  fein. 

Unb  trirb  er,  mid)  31t  untertreten, 

Surcfj  ©üte  meljr  erBji^t, 
ttßitt  id)  im  füllen  für  i^n  Beten, 

Unb  ©ott  B  er  traun;  ©ott  fdjü&t. 


Uerftdjbntng  kr  (ßütak  (fMir#,1 


m 


T^off*  id)  benn  mit  feftent  5ttut 
Stuf  ©otteS  ©nab’  unb  ©frifti  SSIut; 
Sd)  tjoff’  ein  etrig  SeBen. 

©ott  ift  ein  Stater,  ber  Bergci^t, 

4?at  mir  ba§  fRcdjt  3ur  ©eligleit 
Sn  feinem  ©ot)n  gegeben. 


*f?err,  treldj  ein  unauSfpredjlidj  4?eil, 
2ln  bir,  an  beitter  ©nabe  teil, 

Seil  an  bem  Fimmel  IjaBen; 

Sm  -fper^en  burcl)  ben  ©lauBen  rein, 
Sieb  lieben,  unb  Berfidjert  fein 
3}ott  beineS  ©eifteS  ©oben! 


1  3MoMe:  „Kommt  $er  ju  mir,  fprtctjt  ©otteS  ©oi;n  k. 


Berfidjeruug  bet  ®uabe  ©otteö.  ©rntimterurtg,  bie  ©cfjrift  ju  tefeit.  269 


Sein  Sfiort,  ba§  Söort  bei;  ©etigfeii, 
3öirft  göttliche  gufriebentjeit, 

Söenn  mir  e§  treu  beloatjren. 

6§  ftiridjt  un§  S£roft  im  ©tenb  ju. 
35erfüfjet  un§  be§  ßeben§  Otut)’ 

Unb  ftärlt  un§  in  ©efatjren. 

©rtialte  mir,  o  «giert,  mein  «fport! 
SDen  ©tauben  an  bein  göttltdj  SGort, 
Um  beine§  9tamen§  mitten; 
ßajj  itjn  mein  ßidjt  auf  ©rbeit  fein, 
3tjn  tagtid)  metjr  mein  .öerj  erneun 
Unb  mid)  mit  5£roft  erfüllen! 


©rtmmUnutg,  im  §rijrtft  jtt  Ufrtt.1 

ffcott  bein  berberbtc§  -fperg  gur  Zeitigung  genefeu, 

A?  Stjrift,  fo  berfaume  nid)t,  ba§  äöort  be§  «fperrn  gu  tefen; 
23ebente,  baft  bie§  ttöort  ba§  «fpeit  ber  gaumen  Söett, 

SDen  iftat  ber  ©etigteit,  ben  ©eift  au§  ©oft  enthält. 

2Jtert’  auf,  al§  ob  bir  ©ott,  bein  ©ott,  gerufen  f)ütte; 
dfter!’  auf,  at§  ob  er  fetbft  3U  bir  bom  «glimmet  reb’te! 

©o  ties;  mit  ©tjrfurc^t  lieg;  mit  ßuft  unb  mit  35er traun, 
Unb  mit  bem  frommen  ©rnft,  in  ©ott  bid)  ju  erbaun. 

(©pridf  fromm:  „0  ©ott!  bor  bem  icfj  meine  «ipänbe  falte, 
©ib,  ba|  icf)  bein  ©ebot  für  bein  äöort  einig  tjatte; 

Unb  taff  mid)  beincn  9tat  embfinbung§bott  berftetm, 

SDie  Söunber  am  ©efeij,  am  Söort  bom  ^reu^e  fet)n!" 

©r,  alter  Söatjrtjeit  ©ott,  fann  bic^  nid)t  irren  taffen. 
ßie§,  (Stjrift ,  fein  Zeitig  35udj,  lieg  oft;  bu  mirft  e§  faffen, 
©obiel  bein  «gieit  bertangt.  ©ott  ift’§,  ber  2Löeig^eit  gibt, 
SBenn  man  fie  rebticf)  fudjt  unb  au§  ©emiffett  tiebt. 


1  äRetobie:  „D  Sott,  bu  frommer  ©ott  tc.' 


270 


©eiftlicfie  Oben  unb  Sieber. 


ßieä,  frei  bou  Seibenfcf;aft  unb  tebig  bou  (55e|c6)äften, 

Unb  fantmte  beinen  (Seift  mit  alten  feinen  Kräften. 

©er  befte  ©eit  be§  ©ag§,  be§  59torgen§  Weiterleit, 

Unb  bann  ber  ©ag  be§  femn,  ber  fei  ber  ©djrift  gemeitjt. 

Stüfjrt  bid)  ein  ftarfer  ©fjrudj,  fo  ruf’  itjn,  bir  junt  (Stüde, 
©e3  ©ag§  oft  in  bein  WclS/  ©t  füllen  oft  prüde; 
©npfinbe  feinen  (Seift  unb  ftärfe  bid)  burcfj  itjn 
3unt  matfren  ©betmut,  ba§  ©ute  p  bolläietjn. 

Um  tugenbtjaft  p  fein,  bap  finb  mir  auf  ©rben. 

©tju’,  mag  bie  ©djrift  gebeut,  bann  mir  ft  bu  inne  merbeu, 
©ie  ßetjre  fei  bon  ©ott,  bie  bir  berfünbigt  ift, 

Unb  bann  ba§  Söort  berftetjn,  bem  bu  getjorfam  bift. 

©fmd)t  fie  get)eimni§bott,  fo  taff  bid)  bie§  nidjt  f Freden, 
©in  enbtidjer  SJerftanb  tann  ©ott  nie  gan^  entbeden; 

©ott  bteibt  uneubtid)  t)od).  Söenn  er  fid)  bir  erttärt, 

©o  glaube,  mag  er  fpricf)t,  nid)t  mag  bein  2Gii)  begehrt. 

©id)  feiueg  fd)mad)en  ßic^t§  bei  ©otteg  ßid)t  nidjt  fd)ämen, 
Sft  9tut)m;  unb  bie  Vernunft  atgbann  gefangen  neunten, 
SBenn  ©ott  fid)  offenbart,  ift  ber  ©efdjöpfe  ^ftid)t; 

Unb  loeife  ©etnut  ift’g,  bag  glauben,  mag  ©ott  fbridjt. 

©rum  taff  bid),  frommer  Sljrift,  burd)  feine  3meifet  fräufcn. 
Wier  bift  bu  Äinb;  bod)  bort  mirb  ©ott  metjr  ßid)t  bir  fdjenlen. 
©ort  mädjft  mit  beinern  ©tüd  bein  ßidjt  in  ©migteit; 

©ort  ift  bie  ,3eit  beg  ©djaung,  unb  tjier  beg  ©taubeng  geit. 

33ereljre  ftct§  bie  ©djrift;  unb  fiel) ft  bu  ©unlett) eiten, 

©o  taff  bid)  beineu  $reuub,  ber  mel)r  atg  bu  fietjt,  leiten, 
©in  forfdjenber  Sjerftanb ,  ber  fid)  ber  ©d)rift  gemeint, 

©in  angefodjtneg  Werä  ^ebt  mand)e  ©unfetfjeit. 

Watt’  feft  an  ©otteg  Söort;  eg  ift  bein  ©tüd  auf  ©rben, 
Unb  mirb,  fo  matjr  ©ott  ift,  bein  ©tüd  im  Wdnmet  merben. 
5öerad)te  djrifttidj  grojj  beg  ©Hbetfeinbeg  ©bott; 

©ie  ßeljre,  bie  er  fdjmätjt,  bteibt  bod)  bag  2Bort  aug  ©ott. 


Sä&enbtteb. 


Imtiil«!).1 


kerr,  ber  bu  mir  ba§  ßeben 
23i§  biefen  Sag  gegeben, 

©icf)  bet’  id)  tinblid)  an! 

3d)  bin  biel  ju  geringe 
©er  ©reue,  bie  id)  finge, 

Unb  bie  bu  t)eut’  an  mir  getljan. 


dJcit  bantenbem  ©emüte 
3reu’  id)  midj  beiner  ©üte; 

3dj  freue  mid)  in  bir. 

©u  gibft  mir  ßraft  unb  ©tärfe, 

©ebeüjn  ju  meinem  SBerte 

Unb  fdjaffft  ein  reine»  §erj  in  mir. 


©ott,  toeldje  9tut)’  ber  ©eeleu, 

9tad)  beineS  SBortS  Sefeljlen 
©intjer  im  ßeben  geint; 

Stuf  beiue  ©üte  bjoffen, 

3m  ©eift  ben  Fimmel  offen 

Unb  bort  ben  ißreiS  be§  @Iaubett§  feint 

3d)  toeifj,  an  tuen  id)  glaube, 

Unb  nalje  mid)  im  ©taube 
$u  bir,  o  ©ott,  mein  fpeil! 

3dj  bin  ber  ©dfulb  entlaben, 

3cfj  bin  bei  bir  in  ©naben, 

Unb  in  bem  fpimntel  ift  mein  £>eil. 

SBebedt  mit  beinern  ©egen, 

©il’  id)  ber  9tui)’  entgegen; 

©ein  9tame  fei  gefireift! 

SOSein  ßeben  unb  mein  ©nbe 
3ft  beitt;  in  beine  «Ipattbe 
Sßefelji’  id),  Skter,  meinen  ©eifi. 


ÜJietobie:  „SRun  ru^eti  alle  SBälber  je 


272 


©eiftltdje  Oben  unb  Sieber. 


•pafltbusltd).1 

^fttetr,  ftarfe  mid),  beirt  Seiben  ju  bebenfen, 

^  dttidj  in  ba§  9Jteer  bet  Siebe  ju  berfenten, 

Sie  bid)  betoog,  bon  aller  ©dfulb  be§  SSofen 
Un3  ju  erlöfen! 

Vereint  mit  ©ott,  ein  9Jtenfcf)  gteidj  un3  auf  ©rben, 
Unb  bi§  jurn  Sob  am  $reuj  getjorfam  toerben; 

9ln  unfrer  ©tatt  gemartert  unb  jerfd)lagen, 

Sie  ©ünbe  tragen: 

äöeld)  munberbütt  f)od)t)ei£ige§  ©efdfafte! 

Sinn’  idj  i£)m  nad),  fo  jagen  meine  Ärafte, 
iötein  §erj  erbebt;  id)  fei)’  unb  id)  empfinbe 
Sen  glucfj  ber  ©ünbe. 

©ott  ift  geredet,  ein  Oiäd)er  a££e§  25öfen. 

©ott  ift  bie  Sieb’  unb  läfct  bie  SÖelt  erlöfen. 

Sie§  tann  mein  ©eift  mit  ©djreden  unb  ©ntjüden 
$im  ßreuä  erbtiden. 

©§  fdjlägt  ben  ©tolj  unb  mein  Sterbienft  barnieber, 
©3  ftiirjt  mid)  tief,  unb  es  ertjebt  rnidj  toieber; 

Seljrt  mid)  mein  ©lüd,  mad)t  mid)  au§  ©otte§  $einbe 
3u  ©otte§  Sreunbe. 

€)  §err!  mein  §eil,  an  beffen  SSInt  id)  glaube, 

3d)  liege  t)ier  bor  bir  gebiidt  im  ©taube, 

33erliere  mid)  mit  banlenbem  ©emüte 
Sn  beine  ©üte. 

©ie  überfteigt  bie  meufd)tid)eu  ©ebanfen; 

2lttein  fallt’  id)  barum  im  ©lauben  toairlen? 

Sd)  bin  ein  iDtenfd);  barf  ber  fid)  untertuinben, 

©ott  ju  ergrünben? 

Sa§  ©röfft’  in  ©ott  ift  ©nab’  unb  Sieb’  ertoeifen; 
Un§  lömmt  e§  ju,  fie  bemuBbott  ju  greifen, 

3u  feljn,  mie  ^oc^,  luenn  ©ott  un§  ©nab’  erjeiget, 

Sie  ©nabe  fteiget. 


'  SDlelobic:  „.öerjltebfter  3efu,  xvai  ^aft  bu  oerbroefjen  k." 


spafftonälieb. 


273 


ßa£  beineu  ©eift  midj  ftetg,  mein  £eitanb,  lehren, 
©ein  götititf)  $reuä  im  ©lauben  ju  bereiten; 

©a§  id),  getreu  in  bem  SSeruf  ber  Siebe, 

2Jtid)  dfrifttid)  übe. 

©a§  ©ute  ttjun,  bag  33öfe  flieljn  unb  meiben, 
$err,  biefe  ^flidft  lefjxt  midj  bein  Zeitig  Seiben. 
i?ann  id)  gugleid)  bag  SSöfe  mir  erlauben, 

Unb  an  bidj  glauben? 

$a  bu  biif)  felbft  für  mid)  baljin  gegeben, 
äßte  !önnt’  id)  noci^  nadj  meinem  SBdlen  leben? 

Unb  nidjt  bielnteljr,  toeil  id)  bir  angefjöre, 

3u  beiner  ©!)re? 

3dj  fällte  nidjt,  tnenn  Seiben  biefer  ©rben, 

SBenn  itreug  mid)  trifft,  gelaffneg  -^erjeng  tnerben, 
©a  bu  fo  biel  für  ung,  bie  tnir’g  berfdjulbet, 

Siebreidj  erbulbet? 

Sür  meiere  bu  bein  Seben  felbft  gelaffen, 
äßie  fönnt’  id)  fie ,  fie,  meine  SSrüber,  lj  affen? 

Unb  nidjt,  toie  bu,  tnenn  fie  mid)  untertreten, 

2rür  fie  nncfj  beten? 

Sd)  toitC  nid)t  #af)  mit  gleichem  fpafj  bergelten, 
Söenn  man  ntid)  fdjilt,  nidjt  räd)enb  tniberfd)elten. 
©u,  ^eiliger,  bu,  |jerr  unb  «gtau^t  ber  ©lieber, 
©djaltft  aud)  nidjt  tniber. 

©in  reineg  .g) erg ,  gteidj  beinern  ebleti  ^erjeu, 

©ieg  ift  ber  ©an!  für  beineg  Äreujeg  ©djmerjen. 

Unb  ©ott  gibt  ung  bie  Uraft  in  beinern  tarnen, 

©idj  nadjjualimett. 

Unertblidj  ©lüd!  ©u  Xitteft  ung  ju  gute. 

$dj  bin  berföljnt  mit  beinern  teuren  Sßlute. 

©u  tjaft  mein  .fpeil,  ba  bu  für  mid)  geftorben, 

5lm  Ureuj  ertnorben. 

©o  bin  icf)  beim  fdjon  felig  l)ier  im  ©tauben? 

©o  tnirb  mir  nicfjtg,  itidjtg  meine  Ärone  rauben? 

©o  tnerb’  id)  bort,  bon  |)errlid)feit  umgeben 
©inft  einig  leben? 


GJeüert. 


18 


274 


©eiftltdje  Oben  unb  lieber. 


Sa,  toetrn  id)  ftetS  bet  ©ugenb  $fab  betrete, 

Srn  (Stauben  fäntpf’,  tut  (Stauben  ioad)’  unb  bete: 
©o  ift  mein  £eit  jcbjon  fo  getbifj  erftrebet, 

3tt§  S«|u§  lebet. 

So  cf  t  böfe  Öuft  mein  £era  mit  intern  Üteije, 

©o  fdjrede  mid)  bein  Söort,  ba§  Söort  bom  Trense. 
Unb  metb’  id)  matt  im  Saufe  guter  äöerfe: 

©o  fei  mir’§  ©tärte. 

©et/  id)  bein  Äreuj  ben  ßtugen  biefer  Urben 
©in  Ärgernis  unb  eine  ©fjortjeit  merben, 

©o  fei’8  bodE)  mir  trofc  atte§  fredjen  ©botte§ 

®ie  SBeiStjeit  @otte§. 

©ott,  eite  nid)t,  fie  räcbjenb  5U  aerfdjmettetn; 
©rbarrne  bid),  toenn  einer  bon  ben  ©pöttern 
©id)  fbät  belehrt,  unb  ben,  ben  er  gefd)mäf)et, 

Um  ©nabe  fielet. 

äöcnu  enbtidj,  §err,  midj  meine  ©ünben  tränten, 
©0  taff  bein  ftreua  mir  toieber  9tuf)e  freuten; 

©ein  ß’rcuj,  bieg  fei,  menn  id)  ben  ©ob  einft  teibc, 
9JUr  grieb’  unb  Sreubc! 

— Kifr— 

git  Itrmtkljeii.1 

Jd)  t)ab’  in  guten  ©tunbett 
SDc§  Bebens  ©tüd  cmpfunben, 

Unb  Steuben  objne  ,3 afft: 

©0  mit!  id)  benn  getaffen 
5Jtid)  and)  in  Seiben  f affen; 

Söetd)  Seben  tjat  nidjt  feine  Quat? 

Sa,  «Iperr,  id)  bin  ein  ©ünber, 

Unb  ftetS  ftrafft  bu  getinber, 

2113  e3  ber  9Jtenfd)  berbient. 


1  mtelobte :  „gn  ade»  meinen  Senaten  ac.' 


3»  firanUjeit.  JBertrauen  auf  ©otteä  33ovfe$ung. 


275 


äöitt  id),  befdftoert  mit  ©djulben, 
$ein  aeitlidj  äßet)’  erbntben, 

2)a§  bod)  ju  meinem  SBeftett  bient? 

SDit  toid  id)  midj  ergeben, 

9Udjt  meine  3M)’,  mein  ßebett, 

ÜTcetfr  lieben  at§  ben  tperrn. 

®it,  ©ott,  toiCC  id)  üertrouen, 

Unb  nidjt  auf  ÜJtenfdjen  bauen; 

5Du  Ifilfft  unb  bu  erretteft  gern. 

ßaff  bu  midj  ©nabe  finben, 

ÜJtidj  ade  meine  ©ünben 
©rfennen  unb  bereun. 

Sfjt  t>at  mein  ©eift  nodj  Kräfte, 

©ein  §eil  taff  mein  ©efdjäfte, 

S)ein  äöort  mir  Stroft  unb  ßebett  fein. 

äöerat  id)  in  ©jrifto  fterbe, 

SSin  idj  be3  <^immel§  ©rbe. 

2Ba§  fdjredt  midj  ©rab  unb  £ob? 
Studj  auf  be§  £obe§  ißfabe 
Vertrau’  icf»  beiner  ©nabe; 

SDu,  §err,  bift  bei  mir  in  ber  ittot. 

$d)  und  bem  Kummer  mehren, 

©ott  burdj  ©ebulb  berelfren, 

3m  ©tauben  ju  itjrn  ftetjn. 

3dj  toid  ben  2ob  bebenfen. 

SDer  tperr  mirb  ade§  lenten; 

Unb  toa§  mir  gut  ift,  toirb  gefdjeljn. 


Ifrrtrmteu  auf  ©ottes  Uarfdjmtg.1 


^puf  ©ott,  unb  nidjt  auf  meinen  9iat, 
JvX  28id  id)  mein  ©lüde  bauen, 

Unb  bem,  ber  midj  erfcbjaffen  t)at, 
fdtit  ganzer  Seele  trauen. 


SJietoMe:  „2BaS  (Sott  t§ut,  baä  ift  wotUgetlicitt  jc.‘ 


18* 


276 


©eifttidje  Oben  unb  Sieber. 


©r,  ber  bie  Sßelt 
9Utmäd)tig  fjalt, 

2Sirb  mid)  in  meinen  Sagen 
5U§  (Sott  unb  3] ater  tragen. 

(Sr  fal)  boit  aller  ©migfeit, 

Söie  Diel  mir  nütjen  mürbe, 

JBeftimmte  meine  Seben§jeit, 

9Mn  ©lüd  unb  meine  23ürbe. 

2Ba§  aagt  mein  ^)erj? 

$ft  aud)  ein  Schmer?,, 

Ser  ju  be§  ©lauben§  ©f)re 
9tid)t  ju  belegen  märe? 

©ott  fennet,  ma§  mein  ^erj  begehrt, 
Unb  tjätte,  ma§  id)  bitte, 
fütir  gnäbig,  elf’  id)’§  bat,  gemährt, 
2ßenn’§  feine  3Bei§Ijeit  litte. 

©r  forgt  für  mid) 

(Stets  bäterüd); 

5Ud)t,  ma§  ict)  mir  erfefje, 

©ein  2ÖÜIe,  ber  gefdjefje! 

3[t  nidjt  ein  ungcftörteS  ©lüd 
ÜGeit  fdjmerer  oft  ,ju  tragen, 

5113  felbft  ba8  mibrige  ©efd)td, 

S5ei  beffeit  Saft  mir  flogen? 

Sie  größte  9tot 
.fpebt  bod)  ber  Sob, 

Unb  @f)re ,  ©lüd  unb  £>abe 
SSerlä^t  mid)  bod)  im  ©rabe. 

5ln  bent,  toa3  mal)rl)aft  glüdlid)  mad)t, 
Sofft  ©ott  e3  feinem  festen; 

©efunbfjcit ,  ©ifre,  ©lüd  unb  ißrad)t 
©inb  nidjt  ba3  ©lüd  ber  ©eelen. 

2Ber  ©otteS  Diät 
£8or  5lugen  l)at, 

Sem  mirb  ein  gut  ©emiffen 
Sie  Srübfal  aud)  ticrfüfjen. 


SlUgemetneä  ©eDet. 


277 


2öa§  ift  be§  Sehens  .fpexxlidj!eii? 
Söte  halb  ift  fie  bexjdjwunben! 

2Sa§  Ift  ba§  Seiben  biefex  £>eit? 
2öie  halb  ift’S  übexmunben! 

4>offt  auf  ben  «g>exxn ! 

©x  pilft  un§  gern: 

©eib  fxötjlicf),  if)x  ©exedften! 

Sex  fpexx  t)itft  feinen  Änedften. 


- - 


(Met*1 

Jcf)  Eomnte  box  bein  Slngefidjt, 

SSextoixf ,  o  (Sott ,  mein  Sieben  nidjt; 
33exgib  mix  alle  meine  ©djulb, 

©u  ©ott  bex  ©naben  unb  ©ebulb. 

©djaff’  bu  ein  xeineS  «g>ex§  in  mix, 

©in  -fpexg  boll  Sieb’  unb  fjuxcfjt  ju  bix, 
©in  -fpexj  boll  ©ernut,  3ßxei§  unb  ©an!, 
©in  xutjtg  «fpetj  mein  lebenlang. 

©ei  mein  S&efdjiiijex  in  ©efatjx; 

3t  dj  tjaxxe  beinex  immexbax. 

Stft  tuof)l  ein  Übel,  ba§  mid)  fdjxedt, 
äöenn  beine  fftecfjte  mid)  bebedt? 

3tcf)  bin  fa,  -fpexx,  in  beinex  <£>anb. 

S5on  bix  empfing  id)  ben  SSexftanb; 
©ibalt’  iljn  mir,  o  -fpexx!  mein  §oxt, 

Unb  ftäxF  itjn  buxd)  bein  göttlid)  Söoxt. 

ßafj ,  beineS  ücantenS  mid)  ju  fxeun, 
3ff)n  ftetS  box  meinen  2lugen  fein. 

Safj,  meines  ©laubenS  mid)  ju  fxeun, 

31)  n  ftetS  buxd)  Siebe  ttfätig  fein. 


TOelobie:  „giir  beinen  SEtivon  tret’  hiermit  2c." 


278 


©elftlidje  Oben  unb  Sieber. 


©a§  ift  mein  ©IM,  tt>a§  bu  mid)  te^rft. 
©a§  fei  mein  ©lüd,  baff  idj  juerft 
91  ad)  beinern  3leid)e  tracfjt’,  unb  treu 
5tt  allen  meinen  2ßflid)ten  fei! 

$d)  Bin  ju  fdjtoadj  au3  eigner  Äraft 
3 um  ©iege  meiner  ßeibenfdfaft; 

©u  aber  jjieljft  mit  Greift  mid)  au, 

©aff  id)  beu  ©ieg  erlangen  tann. 

©iB  Don  ben  ©ütern  biefer  2Mt 
dftir  $err,  fo  Diel,  a!§  bir  gefällt; 

©iB  beinern  $nedjt  ein  ntäffig  ©eil, 

Su  feinem  $leiffe  ©lüd  unb  $eil. 

©djenft  beine  ^»anb  mir  ÜBerfluff, 

©o  lafj  mid)  ntäffig  im  ©enufj, 

Unb,  bürft’ge  SSrüber  ju  erfreitn 
SübicB)  einen  fronen  ©eBer  fein 

©iB  mir  ©efunbfjeit,  unb  Derlei!)’, 

©aff  id)  fie  nütj’,  unb  banIBar  fei, 

Unb  nie,  au§  ßieBe  gegen  fie, 
dJtid)  jagljaft  einer  Sßflidjt  entjiel)’. 

©rtoede  mir  ftet§  einen  fffreunb, 

©er’§  treu  mit  meiner  Söoljtfaljrt  meint 
dJtit  mir  in  beiner  gurdjt  fidj  iiBt, 
dftir  3lat  unb  ©roft  unb  SSeiftuel  giBt. 

SSeftimmft  bu  mir  ein  Iängre§  Siel, 

Unb  merben  meiner  ©age  Diel, 

©o  lajj,  ©ott,  meine  Suberfidjt, 

SJerlafj  mid)  aud)  im  Silier  nidjt. 

Unb  luirb  fid)  einft  mein  ©nbe  na!)u, 

©o  nimm  bidj  meiner  Ijcralid)  an, 

Unb  fei  burdj  ©fjriftunt,  beineu  ©o!)n, 
dJcein  ©d)irm,  mein  ©dtjiXb  unb  großer  ßol)n! 


^ - 


SCroft  eineä  fc^ioermiltigen  Sänften. 


279 


to|t  tiwts  fdjum-müttgen  (£ljri|U’n. 

-fllNu  ftagft,  o  ©f)iift!  itt  fdjtoeien  ßeiben, 

Jy  Unb  feufjeft,  baff  bei  (Seift  bei-  fyieuben 
Ston  bit  getoidjen  ift. 

5Du  ftagft  unb  rafft:  „fpen,  tote  fo  lange1?" 
linb  (Sott  beijeudft,  unb  bin  toivb  bange, 

2)a§  bu  bon  ©ott  beitaffen  bift. 

©inb  meine  ©iinben  mii  beigeben; 
fpat  (Sott  mii  ©itnbei  fpeit  unb  Sehen 
Sn  feinem  ©ofp  beiXietjn : 

2Bo  finb  benn  feirteS  ©eifte§  bliebe? 

Söaiutn  emffinb’  id)  nidjt  bie  Siebe, 

Unb  t)offe  nidft  getioft  auf  if)n? 

fDtütlfetig,  fpiicfjft  bu,  unb  betaben 
fföi’  id)  ben  iioft  bom  Söoit  bei  ©naben, 
Unb  id)  empfinb’  itp  nidjt; 

S5in  abgeneigt,  boi  ©ott  p  tieten; 

Sdj  bet’,  unb  !ann  nitdjt  gläubig  beten; 

Set)  benfe  ©ott,  bocfj  o'fjne  ßidjt. 

©onft  toai  mix’8  Sieube,  feinen  äöitten 
S?on  ganzem  feigen  p  eifütten; 

©ein  äöoit  toai  mii  getoifj. 

S^t  !ann  id)’§  nid)t  p  ^eijen  f affen, 

Unb  meine  fliaft  fjat  midj  beitaffen, 

Unb  meinen  ©eift  bedt  SinfteraiS. 

Oft  füt)t’  id).  Stoeifet,  bie  mid)  quäten, 
fpeul’  oft  boi  Unrat)’  meinei  ©eeten; 

Unb  meine  fpütf  ift  fein. 

Sdj  fudje  3f?ut)’,  bie  id)  nidjt  finbe; 

Sn  meinem  fpeipt  tootjnt  nui  ©ünbe, 

9tui  Unmut,  feine  ftuidjt  beS  £>enn. 

Sag’  nidjt,  o  ©tjiift!  benn  beine  ©^met^en 
©inb  fidjie  Sengen  beffiei  feigen, 


280 


©eifttldje  Sieber  unb  Oben. 


3U§  bit  ba§  beine  jc£>etnt. 

SGSte  tönnteft  bu  bid)  fo  Behüben, 

Safj  bh  bte  $taft  fefjlt,  ©ott  gu  lieben, 
2öat’  nidjt  bein  fpetj  mit  ifjm  bereint? 

$ein  üftenfd)  betmag  ©ott  ju  etfennen, 
Otod)  Sefunt  einen  4?ettn  5U  nennen, 

2tt§  bnrcf)  ben  ^eit’gen  ©eift. 

4?aft  bu  nid)t  biefeit  ©eift  empfangen? 

©r  ift’§ ,  bet  bid)  nad)  ©ott  behängen 
Unb  fein  ©tb  atmen  fudjen  tjeifft. 

Skthau’  auf  ©ott.  ©t  moljnt  Bei  benen, 
Sie  fic£)  nad)  feinet  -fpülfe  fernen; 

©t  tennt  unb  mitt  bein  ©hilf. 

©t  tjötet  beineg  äöeineng  Stimme; 

Setbitgt  et  gteicf)  in  feinem  ©tirnnte 
Sid)  einen  tteinen  hugenbltif. 

©ott  lief;  fo  mandfen  feinet  frommen 
^n  bieg  ©efütjl  be§  ©lenbg  fornmen 
Unb  ftunb  it)m  mächtig  bei. 

®u  fotlft  bein  Oiictjtg  etfennen  letnen, 

©otlft  bag  SSettraun  auf  bic^  entfetnen, 

Unb  fetjn,  mag  ©otteg  ©nabe  fei. 

Skt  Sidjetfjeit  bid^  3U  bemalten, 

Söfft  et  bid)  feine  Stteitg’  etfabten, 

Unb  fct)i(ft  bit  biefe  Saft. 

©t  teinigt  bid),  mie  ©otb  im  Seuet, 

5)tad)t  bit  bag  <£)eil  bet  Seele  tenet, 

Samit  bu  fjalteft,  mag  bu  fjaft. 

So  mie  ein  SSatet  übet  $  inbet, 

©tbatmet  ©ott  ficf)  übet  Süubet, 

Sie  feinen  tarnen  fd)eun. 

Sein  Seufzen  ift  it)nt  nidjt  betbotgen; 

So  fetn  bet  hbenb  ift  00m  OJtotgen, 

Söfft  et  bon  bit  bie  Sünbe  fein. 


Dfterlieb. 


281 


3toar  ift  um  SLtofi  btt  itjo  Bange; 

SDenn  alle  3üd)tigung,  fotange 
©ie  ba  ift,  fdfeint  nn§  tjart. 

SDod)  nadjmatg  wirb  fie  ftiebfant  geben 
fyrucfjt  bet  ©eredftigfeit  unb  ßeben 
SDent,  bet  bnrcfj  fte  geüüet  Warb. 

ffrafjt’  fott  ^u  Beten  unb  gu  tnadien. 

©ott  ift  nocfj  mächtig  in  ben  ©cfjwadfen, 

S'ft  ©üte  für  unb  für. 

ßaff  bit  an  feinet  ©nabe  g’nügen. 

©ein  Söott  ift  toaljt  unb  tann  nicf)t  trügen: 
Sfd)  ftärfe  bid),  id)  tjetfe  bit! 

Stuf,  faffe  bid)  in  beinen  fftöten! 

©f>rid):  „SBoItte  mid)  bet  fperr  and)  töten, 

©o  tjarr’  icf)  bennodj  fein. 

fDtir  BteiBt  bag  ©rüteit  bet  ©rieften; 

Unb  mit!  mid)  ©ott  nic£)t  et) et  tröften, 

Sßirb  et  ntid)  boct)  int  SLob  etfteun." 

©fierlittn1 

Jefu§  lebt,  mit  it)m  attdj  idj. 

3Wb,  Wo  finb  nun  betrte  ©dftedcn? 
©r,  et  lebt  unb  mitb  aud)  mid) 

S3on  ben  üEoten  anfetmeden. 

©r  berftart  mid)  in  jein  ßidjt; 

SDieg  ift  meine  .Snnerficfjt. 

^efu§  lebt,  d)m  ift  ba§  fReidi) 

Übet  alle  Söett  gegeben; 

93tit  itjm  U>erb’  and)  id)  ^ttgleid) 

©mig  tjertfdjen,  einig  leben, 

©ott  erfüllt,  mag  et  netjfmd)t; 

SDieg  ift  meine  3uBerfid)t. 


1  9Uetobie :  „3efusi,  meine  fjimerficfit  je." 


282 


©eiftltdje  Oben  unb  Sieber. 


3efug  lebt,  tuet  nun  betragt, 
Säftert  il)n  nnb  ©otteg  @l)re, 

©nabe  Ejat  er  jugefagt, 

SDafj  ber  ©iinber  fidf  Belehre. 

©ott  berftöfft  in  SEjrifto  ni<f)t, 

SDieg  ift  meine  ^uBex'fic^t. 

Sefug  lebt,  fein  fpetl  ift  mein; 
©ein  fei  arnf)  mein  gan^eg  Seben. 
deines  .fper^eng  mitt  idj  fein, 

Unb  ben  Stiften  miberftreben. 

©r  berläfjt  ben  ©dfmadfen  nid^t; 
SDieg  ift  meine  ^uberfidit. 

Sefug  lebt,  idj  bin  getoifj, 

SJiidjtg  fall  mid)  bon  ^efu  fdjeiben, 
.ft' eine  füladjt  ber  ^infternig, 

Äeine  .§>errlid)!eit,  fein  Seiben. 

@r  gibt  ßraft  ju  biefer  5pfticd)t; 
3)ie§  ift  meine  .guberfidjt. 

SefuS  lebt,  nun  ift  ber  Stob 
9Jtir  ber  ©ingang  in  ba§  Seben. 
SBeldjen  Straft  in  Stobegnot 
Sßirb  er  meiner  ©eele  geben, 

Söenn  fie  gläubig  ju  iljm  fjrridjt: 
,,.§err,  fperr,  meine  guberftdjtl" 


— HiK~ 


Jtut  ©rgdimitfl  in  Öen  göttltdjxn  HJilldtt. 


<£>err,  mein  ©ott!  burtE)  ben  id)  bin  unb  lebe, 
©ib,  baff  id)  midj  in  beinen  9tat  ergebe; 

Safj  emig  beineu  Bitten  mein, 

Unb  mag  bu  tljuft,  mir  teuer  fein! 


SDu,  bu  regierft,  bift  Söeigtjeit,  Sieb’  unb  ©tärle. 
5Du,  §err,  erbarmft  bidj  aller  heitrer  äöerle. 


Um  Ergebung  in  ben  göttlfdjen  SEBiHeit.  Stm  neuen  Jjabre. 


3öft§  jag’  idj  einen  StugenBtid? 

£>u  Bifi  mein  ©ott  nnb  toittft  mein  ©IM. 

SSon  ©toigfeit  fjaft  bu  mein  ßo§  entfliehen. 
2öa§  bu  Beftimmft,  ba§  bient  ju  meinem  Rieben. 
5Du  toogft  mein  ©lütt,  bu  toogft  mein  ßeib, 

Unb  toa§  bu  fdfittft,  ift  ©etigteit. 

©efätCt  e§  bin,  jo  muffe  teilte  ifttage 
©idj  ju  mir  natm;  giB  mir  jufriebue  Sage. 

Stttein  bertoetjrt’3  mein  etoig  fpeit, 

©o  BleiBe  nur  bein  Sroft  mein  Seit. 

Sn  giB  ft  au§  fputb  un§  biefer  ©rbe  fffreuben; 
9tu§  gleicher  fpütb  Bertjüngft  bu  unfre  ßeiben. 

$ft  nur  mein  äßet)’  nidtjt  meine  ©djulb, 

©o  jag’  idj  nidjt.  Sn  giBft  ©cbutb. 

©ott  idj  ein  ©lüct,  ba§  bu  mir  gaBft,  Berliereu, 
Unb  toittft  bu,  ©ott!  ntidj  rautje  Söege  führen, 

©o  toirft  bu,  benn  bu  Tfjörft  mein  ^tetjn, 

SJtir  bennodj  eine  $filf  erfetm. 

SSietteidjt  muff  idj  nadj  toenig  Sagen  fterBeu. 
fperr,  toie  bu  toittft!  ©ott  icfj  ben  .fjimmel  erBen, 
Unb  biefer  ift  im  ©lauBen  mein, 

Söie  tann  ber  Sob  mir  fdjrettlidj  fein? 


Jim  neuen  gtnljre.1 

/jSr  ruft  ber  ©onn’,  unb  fdjafft  ben  SJtonb, 
V&P  £>a§  Satjr  barnatt)  p  teilen; 

©r  fdjafft  e§,  baff  man  fieser  tootjnt, 

Unb  fjeifjt  bie  feiten  eiten; 

©r  orbnet  $atjre,  Sag  unb  Staäjt; 

Stuf!  laf  t  un§  itjrn,  bem  ©ott  ber  Stlacfjt, 
Shüjnt,  SßreiS  unb  Sanf  erteilen. 


SDlelobie:  „®i 8  ift  baS  $eil  unS  tommen  ber  ic.1 


284 


©eiftlicfje  Oben  unb  Sieber. 


■fjett,  bet  ba  ift,  unb  bet  ba  toat! 
2hm  banfetfütlten  jungen 
©ei  btt  füt  ba§  betflofjne  Saf)r 
©in  fettig  ßieb  gefangen; 

Süt  ßeben,  Sßotjtfa’Ejrt,  ©roft  unb  fRat, 
gilt  gtieb’  unb  IRuf)’,  füt  jebe  ©t)at, 

©ie  un§  bittcf)  bidj  gelungen. 

ßafj  aud)  bie§  Saljt  gefegnet  fein, 

®a§  bu  un§  neu  gegeben. 

©tetleifj’  un§  ßtaft,  bie  Jhaft  ift  bein, 
Sn  beinet  Qmtdjt  gu  leben. 

®u  fdjütseft  un§,  unb  bu  betmefjtft 
©et  fDtenfdjen  ©lücf,  tnenn  fie  juetft 
fRadj  beinern  fReidje  ftteben. 

©ib  mit,  toofetn  e§  bit  gefällt, 

©e§  ßeben§  fRut)’  unb  Qa'mben. 

©odj  fdjabet  mit  ba§  ©tüd  bet  2Mt, 

©o  gib  mit  $teu(3  unb  ßeiben. 

5tut  ftät'fe  mit  ©ebulb  mein  fpetj, 

Unb  lafj  mid)  nid)t  in  fRot  unb  ©dfmeijj 
©ie  ©lüdlidjetn  beneiben. 

■fpitf  beinern  Sfolte  bäterlidj 
Sn  biefcm  Snlfte  mieber. 

©tbatme  bet  SÖetlaffnen  bidj, 

Unb  bet  bebtängten  ©liebet. 

©ib  ©Hirt  31t  jebet  guten  ©Tjat, 

Unb  lafj  bicf),  ©ott,  mit  -jpeil  unb  fRat 
Stuf  unfetn  Sütften  niebet; 

©afj  2Gei3t)eit  unb  ©eredjtigtcit 
Stuf  feinem  ©tuljte  ttjtone; 

©afj  ©ugenb  unb  Suftiebentjeit 
Sn  unfetrn  ßanbe  motjne; 

©afj  ©teu’  unb  ßiebe  bei  un§  fei; 

©ic§,  liebet  35ater,  bie§  betlcit)’ 

Sn  ©tjrifto,  beinern  ©otme! 


Sei-  @cf;u$  ber  5tird)e. 


285 


gbr  gdjulj  ter  fttrrijt.1 

enti  ©fftiftu§  feine  Äitdfe  fdjütjt, 


Mis  @o  mag  bie  fpötte  toüten. 

(St,  bev  gut  Utecfften  ©otte§  fi|t, 

£>at  9Jtacf)t,  if)t  ju  gebieten. 

(St  ift  mit  .fpütfe  naf)’; 

Söeitn  er  gebeut,  ftet]t’3  ba. 

(St  fdjütjet  feinen  Diufjm, 

Uub  t)ätt  bas  Stuften  tum: 

9Jtag  bodj  bie  <g>ö£Ce  tonten! 

©ott  fiefjt  bie  g-ütften  auf  bem  ©f)ton 
©icf)  toibet  ifjn  entböten; 

©enn  bett  ©efalbten,  feinen  ©of)n, 

$en  tootten  fie  nicfjt  elften. 

©ie  fdjämen  ficf)  be§  2Bott§, 

©e§  fpeitanbä,  unfer§  <f?ottg; 

©ein  Jlreus  ift  fetbft  i'fjt  ©bott; 

©od)  ifjnex  tad)et  ©ott. 

©ie  mögen  fidi  entböten! 

©et  Stehlet  mag  bie  2ÖaT;vt;eit  fdftttätfn; 
Un§  fantt  et  fie  nicfjt  tauben. 

SDet  Uudjtift  mag  ifjt  toibetfteljn; 

Söit  galten  feft  am  ©tauben. 

©etobt  fei  3efu§  Glftift! 

2Bet  tjiet  fein  Sünget  ift, 

©ein  SBoti  bon  ^erjen  t)ält, 

©etn  faun  bie  gan^e  Söett 
©ie  ©eligteit  nicfft  tauben. 

Stuf,  ©fftiften!  bie  if)t  t()nt  betttaut, 
ßafit  cud)  fein  ©tolfn  etfdftecfen! 

©et  ©ott,  bet  bon  bem  Fimmel  fdjaut, 
SÖitb  utt§  getoiff  bebeden, 

©et  fpett  |>etf  ^ebaott) 

4pätt  übet  fein  ©ebot, 


1  Süielobie:  ,,®in’  fefte  33iug  ift  unfer  ©ott  tc." 


286 


@eiftlic$e  Oben  unb  Sieber. 


gibt  un§  gebulb  in  Sot, 

Unb  $raft  unb  Stut  im  Sob! 
2Öa§  Unit  un§  bcnn  erfdjretfett? 


®ro|l  tes  jeujtgeit  geben*?.1 

^tj^act)  einer  Prüfung  furjer  Sage 
grtoartet  un§  bie  gtoigfeit, 

SDort,  bort  bertoanbelt  fief)  bie  i?lage 
^n  göttliche  Sufriebenlfeit. 

«fpier  übt  bie  Sugettb  ißren  Sleiff, 

Unb  jene  äßelt  reicht  itjr  ben  üßreig. 

2Bal)r  ift’8,  ber  fromme  fdtjntecEt  auf  geben 
©d)on  maulen  fel’gen  ülugenblid, 

SDod)  alle  Srcuben,  bie  itjin  toerben, 

©inb  itjrn  ein  unbolifomntneä  glüct. 
gr  bleibt  ein  Stenfd),  unb  feine  Süf)’ 
stimmt  in  ber  ©eele  ab  unb  ju. 

Salb  ftören  ißn  be§  Körpers  ©ct)uteräen, 
Salb  ba§  getüufdje  biefer  2Bett; 

Salb  fämbft  in  feinem  eignen  -fperjett 
gin  Sreinb,  ber  öfter  fiegt,  al§  füllt; 

Salb  fintt  er  burdf  be8  Süchten  ©c^ulb 
Sn  jhtmtner  unb  in  Ungebutb. 

•fpier,  too  bie  Sugenb  öfters  leibet, 

SDa§  ßafter  öfters  glüdlidf  ift, 

2öo  mau  ben  glüdlidjen  beneibet, 

Unb  beS  Sefummerten  berget; 

Jpier  tarnt  ber  Sienfcl)  nie  frei  bou  iß  ein, 

Sie  frei  bon  eigner  ©d)to  adrett  fein. 

§«r  fucl)’  id)’§  nur,  bort  toerb’  idj’8  finben; 
Dort  iuerb’  id>  tjeilig  unb  bertiart 


1  Sletobie;  „äßet  nur  ben  lieben  ©ott  läßt  walten  je.' 


5Eroft  bei  ewigen  £e6enä. 


287 


©et  ©ugenb  ganzen  2öert  embfiuben, 

©en  unau§fpredjtidj  großen  Söett; 

©en  ©ott  bet  Siebe  inetb’  id)  fetjti, 

2ftju  Heben,  einig  it>n  extjö^n. 

©a  initb  bet  S5otficf)t  fjeit’get  äöttte 
2)tein  2Bifl’  unb  meine  SEßoljtfa'tirt  fein; 

Unb  liebtid)  Söefen,  §eil  bie  gütte 
2tm  ©tjrone  ©otte§  mid)  etfteun. 

©ann  täfft  ©etninn  ftet§  auf  ©etuinit 
9Jtidj  füllen,  baff  id)  einig  bin. 

©a  inerb’  id)  ba§  im  Sidft  ertenneit, 

2Sa§  id)  auf  ©tben  bunfet  fatj; 

©a§  tnunbetbat  unb  Zeitig  nennen, 

3öa§  unerforfdflid)  T^iet  gef d)at); 

©a  benft  mein  ©eift  mit  5ßrei§  unb  ©an! 
©ie  ©djidung  im  3ufammeut)ang. 

©a  inetb’  id)  ju  bem  ©Ijtnne  bringen, 
äßn  ©ntt,  mein  .speit,  fid)  offenbatt; 

©in  Zeitig,  heilig,  heilig  fingen 
©em  Samme,  ba§  etinütget  tnatb; 

Unb  ©fferubim  unb  @eta:pf)im 
Unb  alte  Fimmel  fauchen  üjnt. 

©a  inetb’  id)  in  bet  ©nget  6d)aren 
9JUd)  itjneu  gteicf)  unb  tjeitig  fefju, 

©a§  nie  geftötte  ©tüd  erfaßten, 

2JUt  frommen  ftetS  fromm  umjuge^u. 

©a  initb  butdj  {eben  Stugenbtid 

3I)t  «fpeit  mein  Jpeil,  i'f)t  ©tüd  mein  ©tüd. 

©a  inetb’  id)  bem  ben  ©an!  bejahten, 
©et  ©otte§  2öeg  mid)  getjen  Ijief), 

Unb  itjn  ju  fMtionenmaten 
9toä)  fegnen,  baff  et  mit  it>n  tnie§; 

©a  finb’  id)  in  be§  <f?ödt)ften  £>anb 
©en  ft-reunb,  ben  id)  auf  ©rben  fanb. 


288 


©eifttfdje  Dbeit  unb  Sieber. 


©a  ruft,  o  möchte  ©ott  e§  geben! 
2}ietteicf)t  audj  mir  ein  ©et’ger  ju: 
„■jpeil  fei  bir!  bemt  bu  Bjaft  mein  ßeben, 
©te  ©eete  mir  gerettet;  bu!" 

G  (Sott,  mie  mu|  bieg  ©!üd  erfreun, 
©er  Setter  einer  ©eete  fein! 

Söa§  feib  if)r ,  ßeibeit  biefer  Gerben, 
©od)  gegen  jene  .fperrtidjfeit, 

©ie  offenbart  an  un§  fotl  toerben, 

3km  (jmigfeit  31t  ©migfeit? 

2öie  nid)t§,  inte  gar  nichts  gegen  fie, 

3ft  bodj  ein  Sugenbtiif  bott  i)ME|’! 


^  %+ - 


■gSorafir^e  (EffarafUerc.' 


$?r  rrgrltnäßige  Pnßtggüuger,  okr  tar  Patt»  tfjjne 
Jitpter  ntti>  offne  ©ugeniu 

/jCraft,  rneßr  etitfieblerifcß  al§  gefeUfd^aftlidt) ,  lebt  für  ficß  unb 
teilet  fein  Vermögen  fo  ein,  baß  er  etjrlictj  unb  rußig  leben 
fann.  ©r  ift  o'fjtte  Familie,  tjat  teine  -fpauSforgen,  ift  §err  feiner 
Seit  unb  forgt,  baß  er  niemanben  gur  Saft  faEe.  ©r  lebt  feit  jeßen 
Sauren  einen  Sag  fo  regelmäßig  als  ben  anbem,  ift  gefunb  unb 
mit  feinem  ©(ßictfalepfrieben.  Um  acht  Ußrertoacht  er;  berSTßee, 
bie  Seitung  ba§  genfter  befcßäftigen  ißn  bi§  jeßn  Uhr.  Um 
biefe  Seit  beforgt  er  feine  ©efcßäfte,  ba§  ^eißt,  er  trägt  bie  geftri= 
gen  SuSgaben  in  fein  Sngebucß  ein,  befielt  feinen  geftrigen  2ln= 
pg,  ob  etmaS  mangelhaft  baran  getoorben,  toätjlt  ben  heutigen, 
fcßreibt  einen  SSrief ,  toenn  ihm  ber  äöoßlftanb  einen  abforbert, 
blättert  in  einem  neuen  Suche,  ba§  ihm  auS  bem  ßaben  ift  pge= 
fcßictt  toorben,  ober  geicßnet  eine  halbe  ©tunbe  p  feinem  Ser= 
gniigen,  ober  tritt  an  feinen  glügel.  ©he  e§  gttiübf  Ußr  fd^Iägt, 
ift  er  angetleibet.  ©r  fßeift  gut,  aber  mäßig  unb  ioeiß  feit  breißig 
Saßren  nicßt,  toa§  ein  Saufet)  ift.  ©eine  Seit  bon  piei  Ußr  nach 
Sifcße  bi§  abenbS  um  jeßn  Uhr  ift  ebenfalls  gut  eingeteilet.  ©ine 
©iunbe  feßenft  er  bem  SiEarb,  eine  bem  Sefucße,  ben  er  gibt  ober 

i  2tui  bem  7.  SSanbe  ber  gefammetten  Schriften  non  1770,  <3.  611  ff.  SDie 
TEitel  ber  übrigen,  £)ier  niefjt  abgebrueften  GfiaraJteräeic^mmgen  flnb:  „SReg eU 
mäßige  ©inniidjteit,  in  bem  Gimratter  beä  Äriton  norgefteliet";  „Gupijemcn,  baS 
©egettteil  beS  Jtriton";  „G§rt;fe^,  ber  unbeftänbig  fein  ©liicE  in  aüerlfanb  ftnn» 
licken  SBergniiguitgen  fudßt  .  „33er  SBiann  mit  einem  Softer  unb  nieten  23u* 

genben";  „®er  pittgling  non  ber  guten  unb  fcfjlimmen  Seite";  „5Der  falftffe 
Sctmmiiafte,  ber  bie  mefenttic^e  ÜBoljIanftänbigJeit  ber  eingebiibeten  aufopfert"; 
„®er  ftolje  SDemütige" 

©eitert.  19 


290 


3J!oratifd)e  (Jljaraftere. 


annintÄt,  eine  fjatbe  ©tunbe  bem  ©cßtafe,  eine  ©tunbe  bent  ßefcn 
einer  anmutigen  ©cfjrift,  eine  bent  ©pagiergange,  merat  eg  ba§ 
Söetter  erlaubt,  eine  ber  Slbenbmaßlgeit,  unb  unt  geßn  Ußr  über= 
läßt  er  fieß  regelmäßig  bem  ©cßlafe.  S3on  biefer  Drbnung  meidßt 
er  nießt  ab,  außer  bc§  ©onntagg ,  ba  er  bie  $ircße  befucßt.  ©>ie= 
fer  9)tann  ßat  ben  9tußm  ber  ©ingegogenßeit  unb  einer  orbent= 
ließen  ßcbettgart.  ©e'in  SSebienter  rüßmt,  baß  fein  .fperr  alle  9)tor= 
gen  bete  unb  atte  Slbenbe  finge,  ttnb  in  ber  ©ßat,  ©raft  ift  mäßig 
unb  ß  augß  älter  if  cp,  lein  ffreunb  ber  Sßottuft  unb  tobenber  2)er= 
gnitgungen.  ©r  fprießt  bau  niemanben  SSöfeg,  läßt  jeben  in  fei= 
neu  äöürben,  begaßlt,  mag  er  gu  geben  fcßulbig  ift,  rießtig  unb 
lebt  ftitte  für  fieß.  ©leicßmoßl,  toer  ift  ©raft,  toenn  man  ißn  in 
feinem  gangen  ^Betragen  unterfueßt?  3  ft  er  meßr  alg  ein  regel= 
mäßiger  fDtüßiggänger?  ttöag  ift  bie  «fpauptabfießt  feineg  iplang1? 
aSeguemlicßleit  unb  metßobifierte  ©rägßeit.  (Sr  lebt  mäßig,  um 
gefunb  gu  fein;  mirtfeßaftlicß ,  um  nießt  gu  barben,  unb  orbent= 
ließ,  um  bie  befcpmerlicßen  folgen  ber  Unorbnung  gu  bermeiben. 
(Sr  lebt  für  fieß  unb  nießt  für  anbre.  3 ft  er  begmegen  in  bie  große 
©efettfeßaft  ber  fDtenfcßen  gefetjet  morben?  (Sr  beförbert  fein  23er = 
gnügen;  aber  ift  eg  ba§,  melcßeg  bon  ber23emunftgebittigetmirb? 
(Sr  geßt  mit  feinem  Vermögen  forgfältig  um,  tneil  eg  bie  tßflicßt 
eineg  2]ernitnftigcn  ift.  Slber  ift  nur  ber  ©ebraueß  beg  23er= 
mögen§,  nießt  aitcß  ber  nüßließe  ©ebraueß  ber  Seit  eine  ^fließt, 
eine  beftänbige  ^fließt?  ©r  menbet  bie  Seit  bloß  gur  Sßflege  unb 
©rßaltung  feineg  Jlörperg  an;  unb  alfo  lebt  er,  um  fünftig  fo 
lange  gelebt  gu  ßaben,  alg  er  nur  gefonnt?  ©r  ßat  eine  ©eete 
bloß  für  feine  ©inne  unb  einen  23erftanb,  bloß  um  bie  ©egen= 
ftänbe  gu  entbccfen,  bie  feiner  23equemlicßfeit  fepmeicßeln.  ©r 
glaubt,  er  tßue  nießtg  iööfeg,  meil  er  fieß  bor  ßaftern  ßütet,  bie 
fieß  felbft  beftrafen ;  allein  fein  ganger  ißlan  beg  ßebeng  ift  böfe, 
meil  ißn  bie  Vernunft  unb  bie  göttlicße  SSeftimmung  bermirft. 
©r  bemeift  felbft  bureß  feine  ©inrießtung,  baß  bie  ©eete  beg  9ften= 
feßm  ein  gefcßäftigeg  Söefen  ift,  meil  er  ißr  in  jeber  ©tunbe  eine 
21  et  ber  Unterßattung  gibt.  SBarum  fann  er  nießt  einfeßn,  baß 
eg  beffer  ift,  ein  ni’tßlicßer  unb  arbeitfanter  ttftann  gu  fein  alg 
ein  gefeßaftiger  fDtüßiggänger?  fpofft  er,  baß  ißn  ©ott  einft  emig 


S'er  fc^roemüHge  SCugenbljafte. 


291 


für  bie  SRülje  belohnen  foE,  bie  er  auf  ba?  SBergnügen  feiner 
©intte  fo  orbentticf)  bermanbt  hat?  könnte  er  fo  oft  fchlafen,  at? 
er  tooEtc,  fo  mürbe  er  ln a£) r f cti e i nli ct)  ben  größten  Seit  feines  ße= 
ben?  berfchlafen.  Ger  habe  noch  fo  menig  ©aben  bon  ber  Statur 
empfangen,  fo  fiat  er  bocf)  mit  allen  SRenfchen  bie  Pflicht  ber  Ster* 
nunft  unb  ber  Religion  gemein,  feine  geringenTalente  pm  bcften 
ber  Söelt  aufrichtig  ansumenben.  fpiertnnen  befte^t  feine  Tugenb 
unb  Ruhe.  @r  foE  gufrieben  leben  al?  ein  SRitbürger,  nicht  al? 
ein  träumcrifcf)er  ©inficbter.  ©r  barf  feine  SBequemlichfeit  fuchen, 
aber  er  lebt  nicht  für  ficb)  aEein,  fonft  mürbe  ihn  ber  ©cf)öpfer  in 
eine  fpötfte  eingcfdjtoffen  unb  mit  ben  nötigen  ßeben?mitteln  unt* 
ringt  haben,  ©nbliih  ift  e§  falfdj,  bah  ein  bequeme?  ßeben  ein 
3ufriebne?  ßeben  ift.  Söenn  ©raft  nad)benft  (unb  er  !ann  hoch 
nicht  aEc  ernfthafte  ©ebanfen  burdf  Trägheit  erfticfen),  macht 
ihm  fein  fper^  megen  feiner  finnlichcn  ßeben?art  gar  feine  Stör* 
tuürfe?  t5ü£)lt  er  nicht?  ßcere?  in  feiner  ©eele?  $eine  SBeforgni?, 
bah  cmbre,  für  bie  er  nicht?  Stühtidje?  tl)ut,  ihn  berachten  toer* 
ben?  ß’eine  SBefchütnung,  bah  er  bier^ig  ober  fünfzig  $al)re  Se" 
lebt  hat,  ohne  ein  befferer  SRenfdj  gcmorben  ju  fein?  3?ann  er 
fiif)  auf  bie  fchütjenbe  f?anb  ber  Storfehung  berlaffen  unb  fich, 
menn  fein  SBermögen,  ba?  er  itjt  nur  3U  feiner  SBequemlichfeit  ge* 
braucht,  fich  in  SRangel  bermanbeln  foEte,  mit  ihrem  SSeiftanbe 
tröften?  ßamt  er  auf  Hoffnung  fterben,  menn  er  an  ben  Tob 
benft?  |>at  er  biefe  Storteite  be?  ©eifte?  nicht,  fo  ift  er  nicht  3 u* 
frieben,  fonbern  nur  bon  feiner  SBequemlichfeit,  ber  er  bienet,  mit 
einem  angenehmen  ßütjel  auf  einige  3af)re  für  feine  SDienftbar* 
feit  belohnet  unb  zugleich  beftrafet. 


frr  fdjmrrmnttgb  ©ituenMjafU’. 

©ie  gehler  unfcr?  Temperament?  mifdfen  fich  beftänbig  in 
unfre  Tugenb  unb  geben  ihr  in  unfernt  Sßerftanbe  bie  ©eftalt, 
bie  mit  unfrer  eigentümlichen  Steigung  am  meiften  übereinftimmt. 
Ru?  biefer  Duelle  cntfpringen  unjahtige  grrtümer,  bie  mir  für 

19* 


292 


SDtorciIifdJe  Efiarattere. 


aöa^rtieiten  arm  ernten;  unb  feine  Srrtümer  finb  fermerer  ju 
heben,  als  bie  ihren  Sdjutj  in  bem  natürlichen  ©Ijarafter  unferS 
©cifteS  unb  in  ber  befonbern  ©inrid)tung  unferS  Körpers  finben 
unb  babei  mit  einem  guten  fperpn  fid)  bertragen. 

Slret  meint  eS  aufrichtig  mit  ber  Sugenb ,  unb  feine  «Strenge 
ift  toeber  f?eutf)elei  noef)  ftolje  grömmigfeit.  Stein,  aber  er  ift 
bon  Statur  fcJjtoermüttg  unb  furd)tfam,  unb  barunt  liebt  er  bie 
Sdjtoermut  unb  gurc^tfamfeit  auch  in  feiner  Sugenb  ober  bilbet 
biefe  nach  feiner  ©emütSart.  ©r  fließt  bie  unfdjulbigen  greuben 
beS  ßebenS,  toeil  er  fie  für  ftrafbar  hält.  Slber  toarum  l)ält  er 
fie  bafür?  «g>at  er  nicht  fo  biel  SJerftanb,  feinen  Irrtum  eiuäit= 
fel)en?  Sa,  er  hätte  ihn,  aber  fein  bideS,  fchtoarseS  SSlut  benebelt 
unb  berfinftert  feinen  Serftanb.  traurig  fein  ift  ihm  natürlich ; 
unb  biejenigenSSegriffe  bonSugenb,  bie  prSraurigfeit  am  beften 
baffen,  finb  beStoegen  fdjon  feiner  Slrt  ju  benfen  auc£)  natürlicher 
al§  baS  ©egenteil.  Slret  toirb  feiten  Iahen,  benn  feine  Sugenb 
hat  eine  finfae  Stirne,  unb  eine  frohe  SJtiene  tjält  er  für  ßeid)t= 
finn.  SJtan  muf]  bem  anbern  ftetS  ein  gutes  SSeifpiel  geben;  bie= 
feS  ift  fein  richtiger  ©runbfat).  Slber  toie  faltet)  legt  er  iljn  auS! 
SDieS  barf  unS  nicht  befremben,  benn  er  fudjjt  bte  Auslegung  bap 
in  feinem  ©Ijarafter.  ©r  berbannet  atteS  fyreie  auS  feinem  äujjer= 
liehen  ^Betragen,  grüfjt  mit  eben  ber  SJtiene,  mit  ber  er  betet,  fragt 
mit  eben  bem  Sone:  „Söie  befinben  Sie  fidf?"  mit  bem  er  bon 
einer  geuerSbrunft  reb’t,  unb  feufjet  im  ganzen  ©rnfte,  bafj  loir 
einen  erlaubten  Sdjerj  fagen,  nicht  immer  bie  Sugenb  im  SJtunbe 
führen,  nicht  feine  ßeibfpradfe  reben.  Unb  um  unS  ein  gutes  S3ei= 
fpiel  p  geben,  tlagt  er  ftetS  über  bie  böfen  Sitten,  ftreut  in  bie 
gleid)gültigften  ©efprädje  erjtüungne  Sugenbleljren  ein;  unb  um 
überall  nütjlic'h  p  toerben,  toirb  er  fogar  auS  ben  Leitungen  in 
bem  Sone  eines  StrafprebigerS  eräiil)ten  unb,  gefetjt,  bafi  er  eS 
auct)  Sä  dt  Safel  hüte,  nicht»  toeniger  glauben,  als  baff  er  pr 
Unzeit  eifere,  benn  er  mifjt  unfre©mpftnbungnac£)berfeinigenab. 
—SJtan  muntert  ihn  p  einem  Spiele  auf.  Slret  !ann  eSnidfttoohl 
abfchlagen;  unb  fehl,  er  fpielt  mit  eben  ber  feierlichen  SJtiene,  mit 
ber  er  einen  Uranien  befucht.  SJtan  muf],  benlt  er,  fid)  überall 
gleich  fein,  baS  heifjt  überatt  einen  finftern  ©rnft  feigen.  —  Shr 


®er  fdjtoerniiUIge  Slugenbljafte. 


293 


geT)t  mit  iljrtt  fftaaieren  unb  freuet  eud)  über  bie  ©d)önf)eiten  ber 
jftatur,  aber  fein  ^erj  läjjt  biefe  greuben  nicf)t  ein.  Sr  prebiget 
eud)  auS  guter  fffteinung  bie  SBmtber  ber  Statur,  benn  baS  ift 
itjm  leidster  als  bie  greube.  —  Sin  über  eine  me!anct)oIifd)e  fpöhle 
l)erabf)angenber  g-elfen  Wirb  feine  23lide  weit  etjer  unb  länger  an 
fid)  jiel)en  als  baS  anmutigfte  2t)al,  benn  in  jenem  finbet  er 
jftahrung  ju  finftern,  traurigen  ^Betrachtungen.  Sr  ift  nid)t  farg, 
aber  ein  geringes  (Mb  für  eine  ©haaierfahrt  ober  gute  iDhifif 
auSjugeben,  baS  l)ält  er  für  ©ünbe.  „sUticb",  jagt  er,  „mad)t  bie 
Eftufif  finntid)";  unb  mie  gut  wäre  eS  nicfjt,  toenn  er  fid)  autueilen 
finnticf)  machen  liehe!  ©ie  ftört  ibn  in  feiner  Sraurigfeit,  barutn 
Ijält  er  fie  für  gefätjrUcf)  unb  beflagt  anbre,  bie  fie  lieben.  SBeil 
er  bie  Sinfamfeit  liebt,  fo  gittert  er  bor  allen  großen  ©efeUfd)af= 
ten,  t)ält  fie  für  ©cljulen  ber  2l)orl)eit  unb  ermahnet  alle  jur  Sin= 
gejogenbeit,  baS  tjei^t  aur  einfieblerifd)en  ©raurigfeit.  2lret  ift 
toirflict)  bicnftfertig,  aber  mit  fo  bielem  fdjinerfäEigen  Srnfte,  baff 
man  glaubt,  er  fei  eS  nicht,  ober  feine  ©ienftferti  gleit  fofte  if)m 
bicl  Überroinbung.  Sr  liebt  bie  ©einigen,  forgt  aufrichtig  für  ihre 
SBohlfahrt  unb  hoch  jo  mürrifch,  bah  feine  ©orgfalt  wenig  frud)= 
tet  unb  oft  berfpottet  toirb.  Unter  feinen  beiben  ©öhnen  ift  ber 
eine  lebhaft  unb  flüchtig,  ber  anbre  träge  unb  langfant.  Sr  will 
ben  erften  in  feinem  atoötften  Sahre  pm  gefegten  ÜJtanne  machen 
unb  tränft  fid),  bah  er  ihm  feinen  ©efdjmad  an  ber  Srnftt)aftig= 
feit  nid)t  beibringen  fann.  2)en  anbern  Will  er  in  feinem  gefegten 
Sharafter  befeftigen  unb  freut  fid),  bah  « ihn  täglich)  unembfinb= 
lieber  toerben  fieht.  25on  bem  erften  hofft  er  tnenig,  bon  bem  fe|= 
ten  alles,  unb  bürd)  feine  traurige  Sraie^ung  berberbt  er  mit  bem 
beften  bäterlid)en  ^erjen  alle  beibe.  —  Slret  ift  rnitleibig  unb 
nimmt  an  bem  geringften  Slenbe  ber  anbern  teil,  aber  feiten  an 
ihrer  greube.  Sr  läht  ingel)eim  SIraeneien  unb  ©tärfungen  für 
Jhanfe  jub  ereilen  unb  fich  hoch  oft  bergebenS  bitten,  ehe  er  feine 
Skrtnanbten,  bie  fich  in  f«nem  ®arten  bergnügen  Wollen,  mit 
einer  2lbenbmaf)laeit  bewirtet.  „$>aS  Selb",  fagt  er,  „bauert  mich 
nicht;  aber  fönnte  id)  meine_3eit  nicht  noch  nützlicher  jubringen?" 
Sa,  für  et,  bringe  fie  nur  biefen  2lbenb  auS  «Pflid^t  mit  beinen 
25er tnanb ten  au,  unterhalte  fie  mit  greunblid)teit  unb  beförbre 


294 


2JtoraIiicfje  Gfiaraltere 


baburd)  t£)t  Vergnügen  unb  baö  Vertrauen,  ba§  fie  btt  unb  bet= 
nen  guten  Sextett  fdjulbig  finb:  fo  tjaft  bu  bie  ^eit  nützlicher  p= 
gebracht,  al§  bu  benfeft.  ©tue  feinet  Süchten  heiratet  einen  8anb= 
geiftlidjen;  et  ftattct  fie  reichlich  au§  unb  münfdit  ihr  ©lücf  gut 
©infamleit  be§  ßanbleben§.  ©ie  anbte,  bie  ebenfo  bernünftig 
ttnb  gefittet  ift,  t) eitatet  einen  redjtfdfaffenen  Offizier;  et  gibt  ihr 
nicht  fo  biet1  unb  fagt  tfjt  mit  Sutanen,  bajj  er  fie  Bebaute.  ©r 
ergießt  Söaifen.  ©er  eine  mid  ein  ^Bergmann  merben;  „ja",  fagt 
Slret,  „ba§  ift  eine  nottoenbige  SBefidjäftigung.  (Sott  hat  bie  SJte= 
tatXe  in  bie  ©rbe  gelegt,  bafj  fie  burdf  ben  fylei^  bet  SJtenfchen 
fallen  gefudjt  unb  genüget  tnerben;  id)  tnill  ©udj  Beifteljen."  Sion 
betn  anbetn  erphlet  ntan  iljnt ,  baff  et  eine  treffliche  gätfigleit 
pr  dltalerei  habe.  Slret  benft  an  bie  b etf ü£) r e tif c£) en  SBerfe  bie= 
fet  Jfunft,  ohne  an  ihre  guten  p  benfen,  unb  hört  auf,  für  feinen 
SBaifen  p  forgen.  „Stein",  fprid)t  et,  „bie9}talerei,bieS5ilbhauet= 
lunft,  bie  STtufil  —  ich  table  fie  nicht;  aber  ich  hnfo  meine  Ut= 
fachen,  icd)  laffe  biefe  fünfte  niemanben  auf  meine  Soften  lernen." 

2Beld)er  liebenätüürbige  unb  bet  SBelt  nü^lic^e  SJtann  mürbe 
Slret  fein,  menn  er  feine  Tugenb  nicht  burcf)  feinen  traurigen  ©l)a= 
ratter  entehrte  unb  bie  Slnforberungen  feiner  ©emüt§art  nicht 
mit  ben  Pflichten  ber  Tugenb  bermengte;  menn  er  lernen  modte, 
baff  man  fein  Temperament  burdj  bie  Tugenb  berbeffern,  nicht 
aber  biefer  pinnten  trtüffe,  fiep  nad)  jenem  p  bequemen!  Siiel= 
leicht  erlennt  Slret  feinen  fehler  unb  bie  Stotmenbigleit,  ihn  ab= 
plegen,  menn  er  auf  bie  Übel  f  elfen  mid,  bie  barau§  in  ber  ©e= 
fedfdjaft  entfielen.  (Sr  macht  bei  feinem  guten  bergen  unb  bei 
feinen  eblen  Slbfidjten  bie  Tugenb  berbüchtig  unb  oft  berädjtlid). 
@t  raubt  fidf  taufenb  Gelegenheiten,  ©5ute3  31t  thun,  meil  er  anbre 
burch  feinen  täglichen  ©rnft  bon  fich  entfernt  ober  au§  ©tnfteb* 
lerei  fich  ihnen  felbft  entzieht.  ©r  mirb  ungerecht  unb  graufam, 
mo  er  rechtfchaffen  fein  mid,  unb  berbriefjlid)  unb  mibermärtig, 
meil  er  pr  Unzeit  eifrig  ift.  .dann  er  glauben,  baff  mir  barum 
fromm  fein  foden,  um  un§  unb  anbern  bie  unfdpibigen  greuben, 
bie  un§  ber  ©djöpfer  angemiefen,  ju  entziehen  unb  nie  p  fühlen, 

1  ®.  I).  gar  nichts ;  baS  „fo"  ift  oon  einer  bejeidjneitben  §anbbeioegung  6e= 
gleitet  ju  bentetv 


Gljaralter  eines  feinen  BerteumberS. 


295 


bafj  mit  glücfCicf)  finb  unb  baff  biefe§  bie  fetige  9tbfic£)t  ©otte§ 
gegen  feine  @efct)öpfe  fei?  (St  fieljt  eine  natürliche  $utchtfam!eit 
unb  eine  atgmöhnifche  ©chmcrrnut  für  SSeljutfamfeit  unb  2öad)= 
famleit  an.  $ie  Söett  mürbe  freilich  in  bieten  ©tüden  beffer  unb 
eingejogner  fein,  toenn  biete  2Irete  mitten;  ba§  ift  ma£)t:  aber  fie 
mürbe  and)  Mb  in  eine  unfreunbtic£)e,  ntürrtfche  unb  abetglau= 
Bifdje  Söclt  ait§ arten  ober  ein  moI)Ieingeric!)tete§  <alagt)au§  mer= 
beit;  ba§  ift  ebenfo  mat)t.  Unfre  SDtgenb  muff  eBenfotoenig  in 
eine  natürliche  ©djmermut  al§  in  einen  natürlichen  ßeidjtfinn 
eingetleibet  merben. 

— #fSf— 

(üljarnltter  mt$  friimt  Itrrünmimrrn 

Grgon  gibt  fich  Bie  Dtiene,  baff  er  ©aben  unb  tßerbienfte 
fdhähe,  rno  er  fie  finbe,  unb  fye^ter  lieber  betbede  at§  offenbare. 
Sn  ber  £t)at  !ann  er  Sterbienfte  an  niemanben  bütben,  unb  er 
mürbe  frembcSugenben  nicht  benterfen,  menn  er  nicht  bttrd;(Sifer= 
fitcht  unb  ©totj  auf  fie  aufmerlfant  gemadjt  mürbe.  (Sr  hat  baä 
Verlangen,  beffer  311  fein  a£§  anbere;  aber  fein  her,;  ift  berberbt; 
fie  burä)  mal; re  »orjiige  übertreffen  31t  motten,  unb  be§megen  er= 
niebriget  er  anbere  burd)  ma^re  ober  erbidjtete  Setter,  um  at§= 
bann  über  fie  tnnmegjuragen.  (Sin  nieberträd)tige§  ©efdjäfte! 
Unb  bod)  ein  ©efd)äfte,  barauf  Drgon  feinen  SSerftanb  unb  feine 
3Biffenfd>aft  bermenbet  unb  moburd)  er  fidh  in  ©efettfdiaften  ben 
tarnen  be§  ©djarffinnigen,  be§  Sittenrichter?,  be?  tlugen  Utan= 
ne?  ermirbt. 

2)ie  Sotnt,  bie  er  feiner  Sterleumbung  gibt,  ift  gemeinigtidh 
ber  Sobfbrud).  ©r  flieht  bie  ehrenrührigen  2Borte  unb  mähtet 
au§  ber  ©pradfe  be§  3Tabel§  bie  getinbeften;  aber  e?  finb  and; 
nicht  btojf  bie  2ßorte,  burch  bie  er  feine  ©efinnungen  au?brüdt. 
fRein,  burch  ben  2on,  mit  bem  er  fie  au§ft>rid)t,  fagt  er  ba?,  ma? 
er  babei  benfet.  (Sine  Utiene,  ein  nathfinnenber  Stid,  ein  nieber= 
gefchtagene§  Stuge,  eine  fich  fattenbe  ©tirne,  eine  fünftlid)e  23e= 
megung  ber  £anb,  atte?  biefe?  berteumbet  an  ihm  mehr  at?  bie 
©prathe. 


296 


SJtoratifdJe  d^araftere. 


S5ie  ©efeEfhaft  lobt  feilte  ©amoni  ©efcfjicfficfjEett,  unb  nie* 
manb  ift  berebter  als  Orgon.  ©r  betlamiert  bon  ©amon3  S5et= 
bienften,  um  gu  geigen,  baff  er  ba3  Sierbienft  fenne  unb  bie  feltne 
2ugenb  befitje,  ben  Siorgug  be3  anbern  ohne  9teib  gu  fhähen  unb 
gu  Betounbem.  „3h",  fährt  Drgon  fort,  „bin  hm  unb  feiner 
($inftc£)t  fetjr  biet  fhulbig;  ih  tenne  hn,  unb  e3  träntt  mich  befto 
mehr,  menn  bie  SBelt  btefent  red)tfd)affnen  SJtanne  bon  ber  ©eite 
be§  guten  §ergen§S5ortoürfe  macht."  £ier  fhmeigt  er.  ©rnftunb 
Sßibertotlle  auf  feiner  ©time  machen  bie  SSormürfe  toahrfhein* 
lih,  unb  ein  gemiffeS  Surücttoerfen  be§  J?obfe3,  ba3  fie  gu  ent= 
fcfjulbigen  fdieint,  befeftigt  ben  3)erbaht  in  ben  Stugen  ber  2In= 
mefenben.  Orgon  ^at  genug  geboomten.  @r  fährt  fort,  ben 
Sterftanb,  bie  ©efi^idtidifeit,  bie  §öflic§teit  be3  ©amonS  gu  be= 
lounbern,  unb  fagt  lein  äöort  toeiter  bon  feinem  guten  fpergen.  — 
„Sa",  hören  toir  iljn  ein  anbermal  reben,  „2lmt)nt  ift  toirfticb)  ein 
bienftfertiger,  aufrichtiger  2Jtann;  bon  biefer  ©eite  tenne  iä)  ib>n. 
Söenn  er  nicht  ber  toifcigfte  3ßtann  ift,  fo  ift  Ütehtfhaffenhcit 
hoch  immer  mehr  al3  2öh;  unb  toenn  er  feinem  2lmte,  mie  man 
fagt,  nicht  gemachten  ift,  fo  ift  ba3  hoch  nicht  ber  geliter  feines 
-fpergenS.  @3  ift  mahr,  ber  33 är  in  ber  gäbet,  ber  feinem  greunbe, 
bem  dTcenfhen,  einen  SDienft  ber  Siebe  ermeifen  mitt  unb  ihm  un= 
borfihtig  ben  Üopf  einfcbjlägt,  ift  ein  gefährlicher  greunb;  aber 
Slufrihtigteit  bleibt  boci)  eine  groffe  ©ugenb.  ©er  gute  Slnhnt!" 
©iefen  2lu3ruf  pich*  er  mit  einem  gefhminben,  gmeibeutigen 
2one  au».  9Utan  fragt  ihn,  hoaS  2inhnt3  gehler  eigentlich»  fei? 
®r  fieht  ben  gragenben  an,  tfjut,  als  hörte  er  bie  grage  niht,  unb 
beantmortet  fie  baburh  am  boS^afteften,  bafj  er  fie  niht  beant* 
»oortet.  Orgon  tbeifj,  bafj  man  in  ber  ©inbitbuug  mehr  hingu= 
fe^en  mirb,  al3  er  tljun  bürfte. 

„©3  ift  gemijj",  pich*  Orgon,  ba  man  ihm  bie  23erebfamfeit 
cine3  ©ciphen  rühmet,  „er  fmbiget  bortreph,  unb  er  berbienet 
e3,  bafj  man  hm  biefeS  anfehnlihe  9lmt  ber  .Kirche  erteilet  hat. 
@r  ift  beinahe  ein  gmeiter  SSoffuetober  ©aurin.1"  3tah  einer  ftei= 


1  Sfacque«  SiSniqne  »offuet  (1627-1704),  feit  1681  SBifd&of  non  SDleaur, 
unbjfacqueg  ©aurin  (1677—1730),  bie  Beriifimtefteu  Jtanjetrebner  beS  17.  piafn-s 
^uubertä  in  grantreic^. 


ffi§ara[ter  etneä  feinen  Berteumberä. 


297 


nett  äkrgleidjung  3toifdfen  biefem  Stebner  unb  bent  ©aurin,  too 
er  feine  eigne  SSerebfamfeit  jeigt,  fäljrt  er  mit  einem  Slber  fort  unb 
ftodet.  „Stun,  <^err  £)rgon,  toa§  tiaben  ©ie,  toa§  ftoden  ©ie?"  — 
„9tid)t3.  .'gaben  bodf  SSoffuet  unb  ©aurin  fetbft  ben  Stortourf  ber 
«g)errfd^fud)t  unb  be§  ©eigeS  butben  miiffen;  benn  tocr  fann  eS 
leiben,  baff  grofje  SJtänner  leine  getjler  Ijaben?"  —  SJtan  reb’t 
morgen  nitfit  jum  beften  in  einer  großen  ©efettfdfaft  bon  ber 
üEugenb  einer  Verheirateten  SDame.  Drgon  fürchtet  fid),  31t  reben, 
aber  feine  bebentlid)e  ttftiene  faget  metjr ,  al§  nötig  ift,  ben  S5er= 
bacbjt  gegen  itjre  £ugenb  31t  beftarten.  —  ©eine  ©ittenfprüdfe, 
bie  er  fo  oft  einftreut:  „äöer  toirb  immer  ba§  SBöfe  bon  anbern 
glauben!"  —  ,,©S  ift  ntenfdjlidj,  anbre  fo  lange  für  gut  3U  tjat= 
ten,  al§  un§  teine  traurige  Stotrocnbigfeit  ba§  ©egenteil  teeret." 
—  „©§  ift  leichter,  anbrer  geiler  al§  iljre  £ugenben  ju  bemer= 
!en."  —  „3eber  tjat  feine  ttftängel;  unb  ber  ift  ber  SSefte,  ber  bie 
toenigften  Ijat ."  —  „iUan  muff  bie  geiler  ber  äJtenfdjen  bebecfen 
unb  butben;  toa§  toäre  fonft  fftadjfidjt  unb  SJtenfdjenliebe?"  — 
„SDie  9tac^rebe  bergröfjert  oft,  ofjne  baff  fie  e§  toiCC;  man  glaube 
bie  <f?atfte"  Sitte  biefe  feine  ©runbfätse,  bie  er  fünftlict)  einju= 
flechten  toeifj,  finb  Siruftto elften,  hinter  toetdfen  feine  besagte 
SSerleumbung  fidjer  ju  fein  Ijofft. 

ßleantl),  ein  Stutor,  tjat  ben  Sßetfatt  ber  ttöett  unb  tjat  il;n 
mit  fftecht.  Drgon  toeiff  toiber  biefen  9lui)m  im  hetzen  nid)t§ 
einjutoenben ,  aufjer  bafj  er  iljm  benfelben  nid)t  gönnt,  „liefet 
Slutor",  ff>rid)t  er,  „ift  audj  mein  Siebling,  unb  toer  toottte  iljn 
nicht  lefen?  ©r  fdjreibt  für  benSSerftanb,  für  bendöitj  unb  für  baS 
her 3  zugleich  unb  fdjreibt  fo  forgfältig,  baff  er  fid),  tote  man  fagt, 
beinahe  um  bie  ©efunbtjeit  gefdjrieben  tjat.  ©3  ift  ungerecht,  baff 
man  biefem  äftanne  lein  hinlängliches  SluStommen  berfdjftfft. 
©roffe  ©enieS  fotttcn  nie  genötiget  fein,  für  ©elb  gu  fdjreiben  unb 
beS  ©etoinnS  Ijatber  fid)  aufguoftfern.  äßet  d)  er  ©djintpf  für  unfer 
3at)rt)unbert!"  9Jcit  biefer  fmtriotifdjenJHage  mad)t er alfofeinen 
ßiebling,  ben  Slutor,  jum  getoinnfüdjttgen  ©djriftftetter  unb  feine 
gelobten  äderte  31t  grüßten  eines  hungrigen  tagend 

Orgon,  biefer  steiftet  in  feiner  ^rofeffion,  befifct  nod)  feinere 
$unftgriffe  al§  bie,  toeldje  bereits  ertoäljnt  toorben.  ©r  lafjt  fein 


298 


Sffloraliftfie  S^arattere. 


äterleumberifcpeS  „Elfter"  nidjt  ftetS  unmittelbar  auf  fein  ßoB  foI= 
gen.  dein,  er  ntadjt  peute  unb  morgen  bie  peimlidje  Slnlage  pr 
Stertleinerung  be§  dtontanS  burcp  Berfcptoenberifcpe  ßoBfprücpe, 
unb  bie  Gmttoidelung  folgt  erft,  toenn  er  bie  ©efedfcpaften  pnt 
Vorteile  feiner  SlufricptigMt  unb  ÄöaprpeitSlieBe  gewonnen  pat; 
fie  folgt  oft  erft  nadjdBocpenunbdtonaten.  dtontan,  berbie-fpanb 
eines  üeBenSinürbigen  grauengimnterS  fuc£)t,  dar  geitper  in  Or= 
gonS  dtunbe  ber  Befte  dtann.  «g)eute  fällt  bie  3tebe  auf  bie  ißer= 
fon,  bie  er  fiep  toünfcpt  unb  bie  ipm  Orgon  nicpt  gönnt.  (Sr  langt 
ein  prtlicpeS  ©ebidjt  perBor,  ba§  dtontan  Bor  langer  geit  an  ein 
grauenpnmer  aufgefept,  unb  lieft  eS  perjpaft  aB.  dtan  Hopft  in 
bie  £>änbe.  „5lBer  die,  $err  Orgon,  ift  baS  ©ebicBjtauf  bie  ©ori§, 
beren  ,3a‘dtontanfucpt?  @3  pajdjanicptalleSauffie."  —  „®o?" 
fäprt  er  lädjelnb  unb  fcperjpaft  fort,  „als  oB  man  nicpt  an  jdeen 
Orten  fein  ©li'td  Berfudjen  bürfte!  ©a§  ift  baS  iprtüilegium  ber 
5ßoefie.  fragen  ©ie  ben  dtontan,  an  tuen  eS  ift.  ©enug,  baff 
eS  fcpön  ift.  ©ie  anbern  fragen  gehören  nidjt  Bor  un§,  fonbern 
Bor  ben  dicpterftupl  ber  ßieBe."  —  dtit  biefem  froftigen  ©cperje 
pat  er  feine  SIBficpt  erreicht,  dt  an  palt  ben  dtontan  für  unBe= 
ftänbig  unb  pinterliftig.  .Raum  fiept  örgon  biefe  gute  äöirtung, 
fo  Berfiegelt  er  ben  SBerbacpt  burd)  ein:  „SIBer  Berraten  ©ie  midj 
nid)t,  meine  fdjönen  ©amen!"  Oft  leidet  er  ba§  ©efpräcp  auf 
gediffe^erfonen,  beren^epler  pm©eitBefanntfinb,  unbfcpdeigt, 
foBalb  bie  anbern  baS  Sind  ber  Sterleumbung  iiBer  fid)  genommen 
paBen.  Snbeffen  reb’t  er  birapßäcpeln,  burdjSefcpäftigungen  mit 
bem  ©tode,  ben  er  Balb  an  ben  dtunb  brüdt,  Balb  nacpbenfenb 
Befiept,  burcp  eineinfilBige§„©o?"„2öie?"„2öaS?"  ©rreb’t,  fagc 
icp,  ftidfcpdeigenb  alles  SSöfe  Bon  bem  anbern,  baS  jene  taunt  laut 
fagen;  unb  fo  erdirBt  er  fid)  Bei  ben  meiften  ba§  derbienft  eines 
fcparffidjtigen  unb  Billigen  dtanneS;  er,  ber  ein  neibiftper  S5er= 
leumber  ift,  ein  ©efcpöpf,  baS  ©iracp  in  ber  dangorbnung  nocp 
üBer  bie  daitBer  fepct.1 


1  Sivact)  5,  7:  „(Sin  iDieb  ift  ein  fdjänbtidj  SDirtö,  aber  ein  Söerleutnber 

ift  tuet  fd;änbtid)ev  " 


Sin  SNatin,  ber  feinen  SBeruf  beobachtet  je. 


299 


(Sin  Pmttt,  ber  feinen  geruf  benbnriftet,  oljne  baf  er 
feinem  gentfe  gnnj  lebt 

©ufebiuS,  ein  ©eifttxcCjer  auf  bem  Sanbe,  bem  eS  nid)t  an 
Söiffenfcßaft  nocß  an  natürlichen  ©aben  mangelt,  bermaltet,  nad) 
bem  öffentlichen  Stufe,  fein  Sind  genau,  lebt  unanftoßig  unb  ftetjt 
feinem  .fpaufe  moßt  bot.  Um  gu  erfahren,  ob  feine  ßebenSart  mit 
bem  ©ßaralter  eines  ©entließen  übereinftimme,  motten  mit  fie 
bon  ihren  berfcßiebnen  ©eiten  mtb  in  ihren  einzelnen  Bügen  be= 
trauten.  ©ufebiuSläßt  feiten  femanben  für  ficßßrebigen.  „Stein", 
fagt  et,  „ich  bin  bagu  betufen,  meine  ©einerne  felbft  gu  untertid^ 
ten  unb  gut  ©otteSfurcßt  gu  etmeden.  Boß  entmetfe  beS  ©onn= 
abenbS  in  einet  obet  gmo©tunben  ben  größtenSeilm einet ^ßrebigt 
unb  behalte ,  inbem  ich  fie  nieberfcßreibe,  zugleich  baS  meifte  beS 
2luSbrudS  im  ©ebacßtniffe.  Biß  braune  mißt  gelehrt  gußrebigen." 
$n  ber  Sßat  hören  ihn  feine  Bußörer  gern.  „Stuf  baS  $ir<ßen= 
ejamen",  fagt  er,  „batf  ich  «ließ  nicht  borbereiten.  2öel<ß  Un= 
glitt!  für  mich  unb  mein  2tmt,  rnenn  ich  bte  ©runbfäße  bet  Re¬ 
ligion  mit  ihren  Semeifen  nicht  inne  ßätte!"  Sie  Slrbcit  feines 
SeicßtftnßleS  ift  toegen  feinet  lteinen©emeinbe  geringe,  unb  feiten 
ruft  ihn  fein  2tmt  bot  baS  Sette  eines  Uranien,  ©efcßießt  eS,  fo 
ift  et  ebenfo  ungefäumt  ba,  als  er  beS  ©onntagS  gum  ©otte§= 
bienfte  gugegen  ift.  ©ufebiuS  ßat  nicht  baS  einträglicßfte  2lmt 
unb  sieht  feine  meiften  ©intünfte  auS  bem  getbbau,  ben  er  felbft 
beforgt.  ^nbeffen  mürben  fie,  aucß  menn  et  ißn  betrachtete ,  gu= 
reichen ,  feine  gamitie  bon  bier  Sßetfonen  31t  erhalten.  Sennocß 
führt  er  biefen  Seit  feiner  Haushaltung  felbft  unb  gibt  bot,  baß 
et  ben  Sorteil,  ben  bet  ^acßter  billig  gießen  mürbe,  felbft  nötig 
ßabe,  nnb  baß  e§  alfo  ein  Seil  feinet  ^fließt  fei,  ein  Olonom  gu 
fein.  Sie  gange  ©egenb  lobt  amß  feinen  gelbbau,  feine  Sießgucßt 
unb  feine  Heine  ©(ßäfetei.  ©r  ßat  in  bet  Racßbarfcßaft  ein 
HeineS  Sauergut,  baS  feinet  ©attin  erblich  gugefallen  ift. 
SiefeS  beforgt  et  buteß  einen  Sermalter  unb  buteß  fid)  felbft. 
„Söenn  id)’S  getauft  ßdtte",  fagt  et,  „fo  mürbe  icß  mit  einen 
Sormurf  batauS  maeßen.  2lber  eS  geßött  meiner  grau  unb 


300 


aSoratifc^e  Gljaraftere. 


meinen  Äinbern.  SDtefen  !ann  ich  bafür  einen  Informator  galten 
unb  meine  ättefteü£ocf)ter,  bie  ic£)  ju  meiner  ütnbermanbtingethan, 
in  ben  ©itten  ber  ©tabt  ergietjen  taffen."  —  ©eine  ,ttird)tinber 
haben  if)n  gern  bei  ©d)Ue§ung  eirteS  ÄontraftS  unb  fragen  if)n 
in  ihren  £)äu§Iid)en  Slngelegentjeiten  oft  um  fRat.  Sr  bient  ifjrten 
mit  feiner  Srfahrung  nnb  feinen  Ginfidjten,  ftrecft  ihnen  gegen 
einen  mäßigen  Sin3  Eieine  ©ummen  Oor,  öerfauft  fein  ©etreibe, 
tocnn  e§  guten  fßreifeg  ift,  führt  bie  Siedlung  be§  -fpau§mefen§; 
benn  toer  füllte  fie  fonft  führen?  Unb  auf  biefe  SBeife  befdjäftiget 
er  fidj  gemeiniglich  bie  äßodje  über.  Sebt  Sufebiu§  nach  biefer 
Sefdhreibung  toirfltcf)  feinem  kirnte,  ober  fiitjrt  er  mehr  fein  2tmt, 
um  ju  leben?  3ft  bie  ©orge  für  bie  geiftlidje  2öot)tfat)rt  feiner 
©emeinbe  in  bem  ganzen  ißlane  fein  .fpauptmerf?  Sr  fdjentt  ber 
fpauähattung  fo  biete  $age  unb  bem  Stmte  fo  loenige  ©tunben; 
ift  biefe§  nicht  berbädjtig?  2Mre  e§  nicht  anftänbiger,  er  ber= 
pachtete  fie  unb  erfparte  bafür  ben  Slufmanb  eine§  Informators, 
inbem  er  feine  $inber  fetbft  unterrichtete?  Sin  ©efdjäfte,  ba§  ihm 
bocf)  toeit  toeniger  Seit  htnlt,t'gnehmen  mürbe,  als  ipm  i|t  bie 
.fpauShattung  raubt?  $ft  eS  nach  feinem Slntte  nicht  bie  iuictjtigfte 
Pflicht?  Unb  er  hat  fo  üiel  Seit  übrig  unb  übertäfjt  biefe  Pflicht 
einem  anbern,  ben  er  nod)  bap  beppien  ntuh?  —  ©aff  SufebiuS 
in  einer  ober  po  ©tunben  eine  nidjt  uncrbautiche  fftrebigt  auf= 
fefcen  fann,  motten  mir  glauben.  i’Iber  mürbe  er  nicht  noch  Iehr= 
reicher,  beutticfjcr,  orbenttidjer  unb  erbaulicher  in  feinem  äsor= 
trage  fein,  menn  er  noch  mehr  Seit  auf  feine  fReben  Oermenbete, 
eine  Seit,  bie  ihm  feine 2Imt§gefcf)äfte  reichlich  erlauben?  ^Befiehlt 
c§  nictjt  fein  5lmt,  baff  er  täglich  in  ber  ©djrift  forfchcn  unb  gute 
SBüctjer  Xefen  fott,  um  feine  Sinfid)ten  31t  bermehren,  feinen  S3or= 
trag  31t  beleben  unb  bie  fRetigion  nicht  fotooht  in  baS  ©ebäctjtniS 
at§  in  ben  ungeübten  äkrftanb  feiner  Störer  unb  in  ihr  <£jera 
befto  glüdlidjer  übersutragen?  Sr  hat  für  feine  gelehrten  Su= 
hörer  3U  reben,  alfo  barf  er  forgXo§  reben?  fReb’t  er  nicht  Oor 
ttftenfchen,  bie  er  3ur  Smigfeit  meife  machen  fott  unb  bie  nteiftenS 
mit  ihrem  fersen  nur  für  baS  SoiHioIta  eingenommen  finb?  — 
Sr  fd)amt  fiel) ,  auf  fein  $atechiSmuSe;camen  fiel)  borsubereiten, 
unb  er  fottte  hoch  toiffen,  bah  biefer  Unterricht,  menn  er  feine 


Ein  -Kann,  ber  feinen  S3eruf  beo&adjtet  k. 


301 


9lbfid)t  erreichen  fotl,  eine  forgfälttge  ülnmenbung  beS  SßerftanbeS 
erforbert,  unb  baff  eine  lei)  treidie  ßatedjifationmeljr  fRutjen  ftiftet 
al§  a^u  feiner  beften  Sßrebigten.  Söäre  eS  feine  ifßflictjt  eines 
forgfältigen  ©eifilidjen,  täglidj  bie  ©d)ule  in  feinem  Sorfe  eine 
©tunbe  äu  befugen  unb  au  forgen,  bafj  bie  ßinber  mit  ntetjr  3Ser= 
ftanbe  in  ber  fReligion  untertoiefen  mürben?  —  ©r  fjat  menig 
©terbenbe,  bie  fein^lmt  forbern,  aber  bictteid)tbeftomet)r2ebenbe, 
beren  ©orglofigfeit  ober  Safter  eS  it)m  abforbern.  — 5Jtan  erholet 
fid)  feines  fftatS  in  f)äuSlid)en  Singen,  aber  marutn  nidjt  lieber 
in  ben  ©ad)en  ber  fReligion  unb  ©itten?  Söo  finb  in  feinen 
23erufSgefd)äften  bie  SBerfe  ber  Siebe  unb  ©uttljätigfeit?  2Öo 
bie  türmen,  für  bie  er  bittet  ober  bie  er  in  Arbeit  ju  fefcen  fud)t? 
gr  läfjt  feine  SodRer  in  ben©itten  ber  ©tabt  eraiefjen  unb  menbet 
ba rauf  einen  Seil  feines  SanbgutS:  Söiebiet  friefterlicdjer  mürbe 
er  Rubeln,  menn  er  biefen  Slufmanb  erfparte,  um  fein  äkrmalter 
5U  fein,  unb  feine  Sodjter  lieber  in  feinem  eignen  haufebernünftig 
unb  tugenbljaft  eraöge  unb  aur  33eforguttg  ber  <&nuSt)altungS= 
gefc^äfte  bon  feiner  ©attin  anfüljren  ließe?  ©r  ift  ein  töeifpiel 
eines  tfäuSli^en  URanneS,  aber  fein  tßeifpiel  eines  gemiffenßaften 
©eiftlid)en.  ©ollte  er,  menn  er  aud)  fjunbert  Sljaler  beS  galjreS 
baburd)  berlöre,  baff  er  feinen  gelbbau  einem  anbern  abträte, 
fie  nidjt  mit  greuben  pingeben,  um  feine  geit  feinem  Stmte,  ber 
^Religion  unb  bem  £>cile  ber  ©Driften  au  fdjenfen?  ©ollte  er  bei 
einer  öernünftigen  ©parfamfeit  unb  bei  einem  mapren  ©ifer  für 
feine  mieptige  ^fließt  uiept  getroft  au  ©ott  ßoffen  fönnen,  ba|  er 
ipn  unb  feinen  ©amen  nietjt  mürbe  naep  35rot  gepen  taffen? 
^ann  er  mit  äöafjrßeit  fagen:  „gep  lebe  unb  forge,  ba£  icß  baS 
3lmt  mit  greuben  Oollenbe,  baS  mir  ber  &err  übergeben  pat?" 
©ufebiuS  fcfcjeint  nid)t  oon  bem  ©eifte  feines  SlmteS  regiert  au 
merben,  menn  mir  fein  ßeben  betradRen,  fonbern  er  beobachtet 
mepr  fein  2imt,  um  leben  au  fönnen.  _ 


JHus  Öen  tnorafifdjen  ^orfefungen.1 


XXII.  gfarlbfuitg.  $ou  iiett  $Ifltdjtru  im-  (•Brjteljmtg, 
btfmtets  tu  kn  jrfictt  gtoljrrn  kr  gitukr. 

....  Äinber  errett  fjeifjt,  ifjren  Sierftanb ,  ifjr  ^perj,  ifjren 
Äörfier  unb  i£)re  befonbern  »aiurgaben  fo  bitben,  baff  fie  fic^  unb 
anbem  jum  ©lüde  leben  unb  bie  toidjtigen  Stbficfjten  i^reS 
S)afein§  erreichen  lernen.  Ätnber  eraie^en  fjeifft,  fie  frü^eitig 
antoeifen,  ba£  fie  @ott,  fi<$  fetbft,  bie  Sßelt,  bie  »teuften  unb 
bie  fMigion  feraten  unb  ifjr  »erfjatten  nad)  biefen  Äenntniffen 
einridjten  lernen;  ba&  fie  SöciSfjeit,  «Pflidjt  nnbSmgenb  frütj^eitig 
f affen  unb  lieben  unb  auSiiben  fernen.  2öir  tragen  bei  ber  ©r= 
jiefjung  ba§  ßidjt  unferS  »erftanbeS,  ba§  ßicfjt  ber  ^Religion,  ben 
»erteil  ber  (Srfafjrung  unb  bieöüter  unfer8#eraen8  in  bie©eeten 
ber  Sütgenb  gteidjfam  über;  aEein  e§  tömmt  Diel  auf  bie  2trt  an, 
mit  ber  mir  biefe§  tfjun,  unb  bie  befte  3lrt  in  einzelnen  gälten 
toirb  bon  bent  ©fjarafter  be§  ÄinbeS  fetbft  beftimntt. 

Ätnber  finb  ein  Seit  Don  unS  fetbft;  unb  mie  tnir  ifjnen  baS 
ßebeu  geben,  fo  geben  tnir  ifjnen  aud)  oft  mit  bemfetben  bie  ©tartc 
ober  ©cfjmadjtjeit  be§  ßötperS  unb  nidjt  fetten  gugteidj  bie  9tei= 
gungeu,  bie  ifjren  ©it;  in  unferm  »tute  Ijaben.  älter  fann  atfo 
jtoeifeln,  baff  e§  eine  SPftid^t  gegen  unfre  fRadjfommenfdjaft  gibt, 
etje  fie  nod;  baS  ßebeu  bon  un§  empfängt  unb  ben  ©djaubtatj  ber 
äöett  erbtidt?  Unmäßige,  ungefunbe,  bösartige  unb  btöbe  ©ttern 
tjaben  toentg  Hoffnung  ju  einer  gefunben,  berftänbigen  unb  gut= 


‘  bem  SUad&taffe  beS  ®id)terg  non  3.  2t.  (Siegel  unb  ©.  8.  §euer  als 
b.  unb  7.  -öanb  bei-  gefammelten  Schriften  (1770)  (jerauSgegebett. 


XXII.  SSovleftmg. 


S03 


hefigen  dtad)tommeufcf)aft;  toie  grofj  toirb  alfo  nicht  bie  Sßflidjt 
fein,  teils  in  bem  lebigen  ©taube,  teils  in  ber  Glje  fclbft  alle  bie 
Übel  ju  Oerhüten ,  bie  fiel)  ben  ©eelen  ober  ben  Aörpern  ber 
Aiitber  burd)  bie  gortbftanpng  mitteilen  tonnen?  Sine  un= 
fdjulbig  üerbrad)te  3ugenb  unb  gefd)onte  ©efunbljeit,  eine  feufdje 
unb  liebreid)e  Ghe,  ein  33erftanb,  mit  guten  ©runbfätjen  ange= 
füllt,  ein  fper3,  bon  ftürmifcl)enSeibenfchaften  befreiet,  finbGigen= 
f  «haften  ber  Gütern ,  auf  meiere  bie  noch  nidjt  gebornen  Ainber 
fd)on  2lnfprad)  machen,  unb  bie  ©orge  für  biefc  Gigcnfdjaften  ift 
eine  Pflicht  für  alle  Gltern.  9Jtit  einem  Sßorte,  bie  Pflichten  ber 
Gütern  fetjen  bie5ßflid)tenbeSüernünftigen,tugenb^aften9Jtenfd)en 
unb  ©atten  OorauS  unb  toerben  burd)  bie  ©eburt  ber  Ainber  nur 
tuebjr  beftimmt.  Gin  tugenbtjafter  33 ater,  id)  geftefje  eS,  tann 
feinen  Ainbern  auS  Mangel  ber  Ginficht  öietteidit  nidjt  bie  glüd= 
lidjfte  Gr^ieljung  geben;  allein  ber  Oerftänbigfte  33ater  otjne 
SLugenb  loirb  fie  ihnen  nodj  toeniger  geben  unb  bei  aller  feiner 
©orgfalt  auS  feinen  Ainbern  oieHeidjt  nichts  als  fünftlidj  ab= 
gerichtete Sriebmerte  ber  G£;rbegierbe  unb  beSGigemuitjcS  machen. 
33erftänbige  unb  fromme  Gltern  tonnen  fiep  freilich  noch ,  ohne 
baff  fie  eS  benten,  burch  bie  Siebe  gegen  bie  Amber  oft  gu  einer 
nachteiligen  Gr()iet)ung  Oerleiten  taffen,  allein  pnt  guten  ©lüde 
ift  bie  Grjiehung  feiten  ben  Gltern  gan3  überlaffen.  Sreunbe, 
UfnOertoanbte  unb  üluffefjer  treten  oft  früh  in  d)re  ©teile  ein,  unb 
oft  gefchieht  eS,  bafj  ber  ©ohn  eines  böfen  StoterS  in  bie  <S5änbe 
eines  rechtfdjaffenen  fpofnteifterS  unb  bie  Tochter  einer  tljöridjten 
unb  eiteln  UJtutter  in  bie  .fpänbe  einer  Oerftänbigen  3luffet)erin 
fällt,  ©eiten  toerben  beibeGhegatten  einenböfenGharatter haben. 
Oft  toirb  ber  eine  SJerftanb  unb  ber  anbre  ©ugenb  befipen,  oft 
toirb  ber  3U  großen  Siebe  berilJtutter  burd)  bie  ©trenge  beS  SaterS 
baS  ©leichgetoidjte  gegeben  toerben.  Gibt  eS  enblidj  bicl  gutge= 
finnte  Gltern,  bie  jn  toenig  ©efchidlid)teit  befi^en  ober  31t  feljr 
burd)  ©taub  unb  Sind  üerptbert  toerben,  ihre  Ainber  felbft  3U 
erziehen,  fo  tonnen  fie  bod)  einen  Steil  ihrer  Saft  auf  anbre  über¬ 
tragen.  Hub  toer  feine  Ainber  getoiffenbjaft  liebt,  toirb  teine 
©orge,  feinen Sluftoanb  unb  feine fperablaffung  fcheuen,  um  fotcf)e 
^erfoneu  3U  finben,  beuen  er  fie  glüdlid)  Jur  äufjtdjt  unb  SJil» 


804 


Süuä  ben  ntoralifcBen  Sorlefungen. 


bitng  anbertraueu  tarnt.  ©Item ,  bie  ben  ECuffefter ,  bem  fie  ihre 
hinter  übergeben,  als  ben  erften  SBebtenten  im  fpaufe  anfefjeit, 
feinen  gleijj  unb  feine  ©ebulb  bitte!)  ein  geringes  3a£)rgelb  für 
reichlich  belohnet  galten  unb  burdf  ein  geringfdjätügeS  SBejeigen 
ihn  felbft  in  ben  Slugen  ber  $inber  herabfetgen,  finb  thöridjt, 
toerat  fie  glauben,  baff  fie  ihren  ßinbern  eine  gute  ©rgiehung  geben. 
©Itern,  bie  nur  nach  ben  ©efcljidlichteiten  beS  SetjrerS  fragen, 
nic^t  nach  feinen  ©ittcn  unb  nad)  feinem  guten  fpergen,  haben 
toeber  bon  ber  ©Srgiehung ,  noch  bon  ber  dtatur  bc§  EJtenfchen  bie 
gehörige  ©rtenntniS,  unb  SJtänner,  bie  folche  ißerfonen  gu  biefem 
Elmte  forgloS  empfehlen,  berfünbigen  fid)  nicht  nur  an  einzelnen 
Familien,  fonbem  an  bem  gangen  gemeinen  äöefen1. 

SBtr  feigen  atfo  bei  einer  guten  ©rgieljung  bie  giinftigen  Uut= 
ftanbe  be§  |)aufe§  unb  bie  ©efdjicEIidjfeit  ber  tßerfonen,  bie  bagit 
nötig  finb,  borauS;  benn  ohne  gute  ©Item  unb  tüchtige  ßeljrer 
finb  alle  Einleitungen  bergeblidje  SSorfdjIäge,  unb  ma§  nüigen  bie 
beften  Oiiffe  ber  SBauIunft,  gu  beren  Einführung  ein  gefehlter 
äöerlmeifter  fehlet?  $>ie§  adeg  OorauSgefetst,  ift  e§  nicht  ferner, 
bie  EJtittel  unb  bie  EIrt  unb  SSeife  einer  guten  ©rgiehung  gu  bc* 
ftimmen.  3)on  einer  foldjen  forgfältigen  ©rgieljung,  toie  fie  in 
guten  Käufern  ftattfinbet  unb  Beobachtet  tu  erben  tann,  tooden 
ibir  i^t  baS  SSornehntfte  in  Elfificht  auf  bie  S3ilbung  unb  beit 
Unterricht  ber  erften  $al)re  bemerfen.  2öer  auf  ben  ©nbgtocd 
ber  ©rgieljung,  auf  bie  Etatur  ber  ßinber  unb  auf  bie  ©rfaljmng 


1  ein  redjtfdjaffener  fjofmeifter,  ein  SDiann  »on  sajiffenfdjaft  unb  gutem  £er* 
jen,  »on  bem  man  »erlangt,  baß  er  feine  Beften  3aljre  bem  ©lüde  eines  jungen 
IDlenfdien  fcfienie,  follte  wegen  feines  eignen  lünftigen  ©lüdS  notwenbig  in  Steher« 
beit  gefeijet  werben,  bamit  er  fid)  ber  Siitbung  beSfelBen  ganj  unb  unBefümmert 
wibmen  unb  beretnft  »on  einer  julättglidfen  jährlichen  S)3enfion,  gleich  einem  »er« 
bienten  Offigiere,  ber  für  fein  SSaterlanb  me|r  als  für  fid)  gelebt,  feinen  Unter» 
halt  |aBen  tonnte.  SSielleidjt  würbe  fid;  mancher  wadere  SBiann,  ber  i$t  jurüd» 
tritt,  ju  biefer  Süebienuttg  »erflehen,  ju  ber  }o  wenig  3)tenfd;en  gefcfiidt  finb  weil 
Befonbre  Xalente,  große  mecf;tf ctjaffen^eit ,  filug|eit,  Sorgfalt  unb  ©ebulb  baju 
erforbert  werben.  ißielleicht  wäre  eS  auch  für  bie  ©rgiehung  junger  StanbSper» 
fonen  ein  großes  ©lüd,  wenn  auf  Slfabemien  etliche  fotd;er  Männer,  bie  baS  Slmt 
beS  Sluffe|erS  ober  2lnfü|rerS  Bis  in  ihre  hohem  Satire  rühmlich  »ermattet  hätten, 
öffentlich)  unterhalten  würben,  bamit  fie  ben  Süngtingett,  bie  fid;  biefer  SebenSart 
wibmen  woüten,  Slat  unb  Unterricht  erteilen  unb  fie  burd;  il;re  ©rfahrimgen  auf» 
tlaren  lönnten.  2luf  biefe  ffieife  würben  Heine  'pftaujfchuten  entfteben,  wo  man 
gute  fjofmeifter  fud)en  tonnte.  (CSS  eitert.) 


XXII.  Säorlefung. 


305 


bet  Bcrftänbigen  achthat,  {attn  überhaupt  nicht  teicfjt  ungetoifj 
bleiben,  toelcfieS  bie  beften  Regeln  bei  ©rgieliung  fütb.  $ie 
befonbre  Slntoettbung  betreiben  muh  einen  jebett  ba§  eigentüm= 
tidfje  Naturell  ber  $inber  unb  bie  SBefcEjaffenbjeit  feines  §aufeS 
teuren. 

2>ie  er  ft e  Pflicht,  toelciie  bie  ©eburt  beB  $inbeS  ben  ©Itern 
auflegt,  ift  bie  ©orgfalt  für  bie  SBartung,  pflege  unb  ©e= 
fun bt) eit  beBfetben.  ©ie  fdfeint  am  toenigften  bernac£)läffiget 
gu  tu  erben  unb  tnirb  bte'üeicht  oft  fefjr  unrichtig  uerftanben  unb 
auBgeiibt. 

SIXXeB ,  toaS  bagu  beiträgt,  unfern  Äinbern  bon  ben  erften 
Satiren  an  einen  gefunben,  bauerhaften  unb  feften  Äörfter 
gu  geben,  muff  bie  beftänbige  ©orgfalt  ber  ©Item  fein,  Unfer 
©emütSct)ara!ter  hängt  in  bieten  ©lüden  bon  ber  Befdjaffenheit 
beB  flöcperS  ab  unb  tnirb  burct)  it)n  bon  ßinbtieit  auf  gebilbet. 
©in  ungefunbeS  Blut,  ein  unrichtiger  Umlauf  ber  ©äfte  unb 
SebenBgeifter,  eine  gu  große  ©mbfinblictileit  ober  Beigbarleit  ber 
finnticben  SBerfgeugc  muffen  itjt  unb  tünftig  einen  ©inftufj  in 
unfre  (Seele  traben  unb  ihre  2lrt  gu  beuten  unb  gu  begehen  be= 
ftimmen  helfen.  SßaS  unfern  Äörfter  träge  ober  gu  ernftfinblid) 
macht,  tnirb  bemBerftanbe,  toenn  er  tjerrfctien,  unbbenBegierben, 
toenn  fie  gehorchen  füllen,  ein  fpinbemiS  toerben.  ©in  fd)tbäch= 
tidjer  ßeib  macht  ber  Seele  ihre  Bemühungen  fc^tner  unb  ein 
fränttidher  hält  fie  in  ihren  Unternehmungen  auf.  ©in  bergär= 
tetter  ßeib,  ber  ftetB  an  ben  ßü|et  angenehmer  ©rnftfinbungen 
geioöhnet  unb  gegen  alte  Ungemächti^f eiten  unleibtid)  ift,  be= 
ftimmt  bie  Seele  unbermertt  in  ihren  tünftigen  Bleinungen  bon 
betn  falfdicn  SBerte  unb  Untoerte  ber  SDingc  unb  in  ber  §eftig= 
teit  gu  begehren  ober  gu  berabfcheuen. 

Unftreitig  füllte  eS  in  ben  gälten,  too  teine  ^rantheiten  ober 
befonbem  Umftänbe  eS  berbieten,  bieheitigfte  Pflicht  ber  Btütter 
fein,  bem  garten  ©efd^öpfe,  baS  fie  geboren,  bie  erfte  Nahrung 
ber  Bruft  felbft  gu  reichen.  BknigfienS  $at  bie  Statur  biefe  Pflicht 
mit  fo  bielem  Beige  beB  BergnügenS,  toenn  fie  bon  Biüttern  auS* 
geübt  toirb,  unb  öfters  mit  fo  bieten  ©chmergen  unb  ßranfheiten, 
menn  fie  bon  ihnen  unterlaffen,  berbunben,  bah  btan  an  ber 

©eHevt.  20 


806 


2tuä  bert  moraltfcben  SJorlefungen. 


©etoipeit  btefer  ißflidjt  toolfl  nidjt  3toeifeln  fann1.  Sie  Mutter 
fd^eint  fid)  burp  biefetbe  nid)t  allein  bie  Siebe  be§  $inbe§  p  er= 
laufen,  fonbern  and)  pre  Siebe  gegen  ba§  Äinb  p  befeftigen.  ©ie 
tuirb  eben  beätoegen  mep  ©orgfalt  für  bie  ©efunbpit  ipe§ 
JHnbe§  tragen  unb  burd)  bie  öftere  ©egentoart  nm  ba§fetbe  bie 
getjter  ber  SBärterinnen  bepinoern,  bie  ben  Seib  ber  $inber  31t 
gemaplid)  unb  baburp  fptoädflid)  bitben.  ©ie  toirb  au§  itjrem 
frommen  tperjen  gleipfam  bie  llnfpidb  ifjrent  ©äugtinge  mit 
itjren  beften  ©äften  einflöpn.  tBeftätiget  e§  nipt  bie  ©rfapung 
rnep  als  ju  oft,  bafj  bie  Slmmen  ebenfotoot)!  itjre  Äranftjeiten 
ber  ©eete  al§  bc§  25Iute§  ben  Hinbern  mitteilen?  Sa|  biefetben 
batb  leine,  halb  eine  tinbifpe  unb  btinbe  ©orgfalt  für  fie  Ijaben 
unb  fie  mit  taufeub  Singen  3U  befänftigen  ober  p  getoinnen 
fupen,  bie  ben  ©runb  31t  einem  Übeln  ©fjaralter  beS  ÄinbeS,  3unt 
©igenfinne,  3m*  ©innüp'teit,  3nr  -fpabfitpt,  3um  3ap3orne  unb 
Oietteipt  nipt  feiten  5ur  SöoEuft  legen? 

@§  ift  tounberfam,  menn  man  fieljt,  mie  gefunb  unb  feft  bie 
.flittber  unter  ber  einfältigen  «fpanb  einer  SBäuerin  toerben.  Ma§ 
mp  ioot)t  bie  Urfape  babon  fein?  9tap  ber  ©efunbljeit  ber  ©1= 
tern  unftreitig  bie  einfältige,  ungelünftelte  Siapung,  bie  gefunbe 
Mild),  an  bie  fie  ba§  ßinb  getoöpien,  ba§  frifpe  Sßaffer,  ba§  fie 
pm  früpeitig  einflöpn,  bie  freie  Suft,  an  bie  fie  e§  zeitig  3ur  ©r= 
frifd)nng  tragen,  bie  toolflpätige  ©onne,  bon  ber  fie  e§  befpeinen 
taffen,  anftatt  baf)  bie  ^iitber  großer  ©täbte  in  pipn  Zimmern 
fpmapten  müffen.  Sßie  batb  lernt  ba§  Murifpe  ^inb  mit  feften 
©dritten  ben  Sinnen  ber  Mutter  entlaufen  unb  fein  gefunbeS 
unb  fptoatpö  93rot  olpelptlfe  berStrste  bertragen!  ©in  gefunbeS 
Stier  toirb  ipn  ber  befte  Mein,  ein  leipteS  Mollen  bie  befte 


1  ®eHiu§  erjdt;let  in  feinem  12.  Söudje  uon  faent  iphitofopljen  Spi;aDorinu§ 
einen  mertioürbigen  äuSfprud).  SDiefer  iphilofoph  mar  ju  einem  feiner  ©djiller, 
beffen  ©attin  i|t  mit  einem  ©ohne  entbunben  inorben,  in§  .«gattS  geeilet,  um  ii;m 
©iüct  jtt  roilnfcfjen.  SDie  SEUuttev  ber  Jlinbbetterin  behauptete^  ihre  5Eochter  fönnte 
wegen  ber  auögeftanbenen  ©eburt3fd)mevjen  ba3  itinb  nid;t  feibft  ftitten.  „o“, 
fcigte  ipijaoorin,  „oro  te,  mulier,  eine  eam  totam  ac  integram  esse  matrem  filii 
sui.  Quod  est  enim  hoc  contra  naturam  imperfectum  ac  dimidiatum  matris 
genus,  peperisse  ac  statim  a  se  abjecisse?“  5Da§  ift:  „Jjd;  bitte  ©ie,  tiebe  grau, 
laffen  ©ie  bod)  Sb«  5Eod;ter  ganj  bie  SBlutter  iljreS  ©ohneä  fein.  2Ba§  ift  mehr 
roiber  bie  Siatur  als  biefe  halben  fflUttter,  bie  ihre  Kinber  non  fich  ftojjen,  fobalb 
fie  fie  geboren  haben?"  (Seifert.) 


XXII.  SBortefung. 


307 


sfltanbelmild).  dJcan  f  eff  eite,  ba  e§  nod)  prt  mar,  feine  meidjett 
©lieber  unb  ben  Umlauf  feines  f  dp  eit  eit  33lute§  nidjt  burd) 
tprannifdfe  ©dpürleiber;  unb  eä  pat  bod)  gerabe  ©liebmaffen 
unb  gefunbe  Serben.  9ftan  lief)  eä,  leidjt  bebedt,  auf  beut  meinen 
©rafe  unb  auf  ber  garten  Siele  fid)  mutig  malten;  unb  e§  ber= 
rentte  fid)  lein  ©lieb ,  eä  toarb  bielmeljr  part  unb  feft  an  feinen 
©liebmafjen.  ©ine  forgfältige  dftutter  tmm  ©taube  füllte  fid) 
bei  ber  erften  ©tjielpng  be§  $inbe§,  foDiel  eä  bie  il)m  fdjon  an= 
geborne  2öeiä)Iid)Ieit  berftattet,  p  ben  löblichen  ©itten  be§  Sanb= 
bolfe§  Ijerablaffen,  um  ifyn  einen  gefunben  unb  feften  Körper  p 
geben.  Sie  5ßftid)t  be§  SSater§  toirb  fein,  feine  ©attin  ptSSe* 
obacptung  biefer  (Sorgfalt  p  ermuntern,  it)r  foldje  burd)  Siebe 
p  berfüffen  unb  burd)  bernünftige  ©clplfen  ju  erleichtern:  *piu» 
tard)1  erjagtet  bon  bem  altern  ©ato,  baff  er,  nad)bem  ifpt  feine 
©emaf)Iin  einen  ©oI)n  geboren,  fid)  burd)  nid)t§  al§  burd)  bie 
öffentlichen  ©taat§gefd)äfte  'habe  obwalten  laffen,  um  fie  pfein, 
toenn  fie  ba§  tinb  bem  33abe  übergeben.  2öie  mancher  SSater 
mürbe  fid)  in  unfern  Sagen  biefe§  33eifpiel3  fd)ämen! 

Sie  ^m eite  unb  nicht  meniger  miäjtige  Pflicht,  meldje 
©Itern,  bie  ihren  ßinbern  eine  gute  ©rppung  geben  mollen,  au 
beobadften  haben,  iftbie©orgfa!t  für  bieSilbung  ber©eele 
berfelben,  aud)fd)on  in  ben  erften  unb  aarteften  fahren. 
—  SaS  $inb  ermaßt  halb  au§  bem  ©dRummer,  barinnen  eä 
feine  erften  Sage  Ijinbringt.  ©§  fängt  an,  burd)  feine  Neigungen 
ju  leben,  ehe  e3  burd)  ben  SSerftanb  lebt.  ©§  fjat  ©mpfinbungen, 
epe  eä  ©ebanlen  pat.  ©eine  Segierben  reben  burd)  ©eberbett 
unb  Söne,  etje  fie  burd)  äöorte  reben.  Ser  ©inbrud,  ben  bie 
©egenftänbe  auf  feine  ©inne  mad)en,  ift  in  ben  erften  Salden 
feine  äkrnunft.  Um  alfo  bie  ©mpfinbung§fraft  ber  Äinber  unb 
ihre  natürlidjen  »egierben  p  bilbcn,  folange  fid)  it)re  Vernunft 
noch  nicht  Puffert,  fo  entferne  man  forgfältig,  fomeit  fid)  foldheä 
bemerlftettigen  unb  eine  übertriebene  ©orgfalt  barinnen  nicht 
fdjäblidje  folgen  fürd)ten  läfjt,  biejenigen  ©egenftänbe,  bie  einen 
Übeln  ober  p  heftigen  ©inbrud  auf  ba§  &evj  beä  Hinbe§  mad)cn 

1  !BIutarc$  (50-120  n.  ©t;r.),  ber  Server  Äaifer  §abrian3;  bie  betreffenbe 
Stelle  in  feiner  sparatletMograp^ie  bei)  2triftibeiJ  unb  ättern  Gato,  .Ropitel  20. 

20* 


808 


2luä  be«  moratifdjen  SBortefungen. 


fönnen,  unb  rufe  a'Ee  bie  herbei,  bie  eine  unfdfulbige  unb  ange= 
neunte  Neigung  in  ihm  ertoecfen  lönnen.  HEein  toeil  ba§  $inb 
bie  unerlaubten  Neigungen  nicht  blofj  burd)  bie  ©inne  erhalt, 
fonbern,  toie  un§  eine  untrügliche  Erfahrung  lehret,  fcfjon  in 
feinem  Kerzen  mit  auf  bie  SBett  bringet,  fo  unterbrülle  man  biefe 
Neigungen  frübjgeitig  burd)  einen  ttugen  SBiberftanb,  burd)  toeife 
©ä)merzen  be§  Äörber§,  unb  menn  bie  ©eele  be§  ßinbe§  ertoad)t, 
burd)  ©chmerzen  ber  ©eele.  ©old)e  unartige  Neigungen,  bie 
fd)on  in  ben  jarteften  Sauren  be§  JIinbe§  aufteben  unb  fidj’3  an= 
mähen,  311  befehlen,  finb  bornehmlicf)  ©igenfinn,  gorn,  fpabfudjt 
unb  3tad)e. 

Eftatt  erfctjafft  ben  Äinbern  frühzeitig  eine  eigne  2Mt,  eine 
SBelt  ber  ©bieltoerfe.  SDiefer  (gebrauch  ift  jtoar  nicht  ju  ta= 
betn,  aber  man  ift  babei  nid)t  feiten  31t  unüorficfjtig  unb  ertoedt, 
inbem  man  ba§  Hinb  unterhalten,  befänftigen  unb  fid)  zugleid) 
an  ben  finuticfien  HuSbrüden  feiner  tinbifdjen  Neigungen  ber= 
gnügen  Und,  oft  unorbentIid)e  Neigungen  in  feinem  -fperzen. 
ERan  gibt  ihm  ein  ©bieltocrf,  man  ftreitet  fich  mit  ihm,  als 
tooEte  man  ihm  baäfelbe  nehmen,  unb  lehrt  e§,  toie  e§  fich  meigern 
muh,  un§  foIdjeS  abzutreten,  toie  e§  ba§  ©bieltoer!  berfteden  unb 
fich  fteEen  muh,  al§  hätte  e§  feines.  ERan  lehrt  e§,  toie  e§  unfern 
fpänben  eine  Heine  ©rgötsung  entreihen  muh-  Hber  heifE  baä 
nicht,  bie  Äinber  eigenfinnig  unb  begehrlich  machen?  ERan  gibt 
ihm  lein  f^i^igeS  Keffer,  toenn  e§  auch  noch  fo  fefjr  barnach 
fchreit,  man  foEte  ihm  ebenfotoenig  ein  ©bieltoerd,  ba§  c§burd) 
©dreien  berlanget,  getoähren.  ERan  befänftigt  bie  ßinber,  toenn 
fie  fid)  geftohen  haben,  ober  toenn  fie  gefaEen  finb,  ober  toenn 
ihnen  ettoa§  entzogen  toorben  ift,  baburd),  bah  man  bie  iprfon, 
bie  e§  ihnen  entziehen  muhte,  ober  ba§  ©bicltoert,  ben  Sifdj,  ben 
gupoben,  tooran  fie  fich  fliehen,  mit  brohenben  dienen  unb 
Söorten  fd)Iägt.  Hb  er  ermuntert  man  baburd)  nicht  ba§  Einb, 
rachgierig  zu  fein  unb  SMeibigungcn  zu  aljnben?  ERan  buht 
unb  fchmücft  ba§  Äinb  au§,  betounbert  e§,  hält  ihm  ben  ©bieget 
bor  unb  freut  fid),  toenn  e§  fich  fctbft  gefäEt  unb  einige  güge  be§ 
SBohlgefaEenS  an  fich  burd)  ba§  Hu  ge  ober  bie  ©ebetbungen  zu 
erfennen  gibt.  ERan  glaubt,  e§  fei  unfctjulbige  greube  für  ba§ 


XXII.  SBotlefung. 


309 


Ätttb,  unb  eigentlich  ift  e§  eine  Aufmunterung  ber  ©itelleit  unb 
(Eigenliebe.  Überhaupt  finb  plumpe  ©pieltoerle,  bie  man  Äinöertt 
gibt,  ein  buntfdjedichter  Anaug,  toomit  man  fie  augpupt,  unb 
elenbe  SJtelobepen,  mit  benen  man  fie  unterhält,  fepr  gefct)ic£t, 
ßinbern  einen  Übeln  ©efdjntad  anaugetoötjnen,  unb  barum  fdjon 
foHte  man  fidj  ihrer  bei  einer  guten  (Erjietiung  enthalten. 

Unter  bie  allgemeinen  gehler,  in  bie  man  bei  ber  (Erziehung 
31t  berfaüen  pflegt  unb  bor  benen  fich  toeife  unb  forgfältige  (Eltern 
hüten  müffen,  gehören  bornehmlid)  biefe.  SJtan  lä§t  ba§  ßinb 
ju  lange  in  ben  Ipänben  ungefitteter  Ammen  unb  Söärterinnen; 
nicht  anber§,  al§  ob  bie  erften  pei  ober  brei  gapre  toenig  ju  be= 
beuten  unb  bie  Steigungen  be§  Äinbe§  in  biefen  fahren  leinet  be= 
fonbernSSilbung  nötighätten,  toeil  e§  noch  teineißorftellungenunb 
©brache  berftünbe.  Aber  e§  berfteht  bod)  ben  £on,  bie  SJtiene  unb 
bie  SJeftrafung  unb  täfft  fid)  baburdj  lenten.  Sie  berftänbige 
SJtutter,  SJertoanbtin  unb  Auffeherin,  bie  fich  ber  (Srjiehung  biefer 
Satire  annehmen,  finb  bon  ber  Statur  mit  befonbern  ©aben  unb 
@efd)idlid)feiten  berfehen,  bie  fie  3um  SJeften  be§  .ffinbeg  fimtreidj 
machen,  fotoie  fie  bie  ßiebe  3U  ben  ttinbern  unb  ben  ©ebanfen  ber 
Sßflicht  forgfam,  heiter,  liebreich  unb  gebulbig  bei  ihrer  S3ilbung 
macht.  gn  ihren  fpänben  fällte  alfo  ba§  ftinb  bon  feinen  erften 
fahren  an  fein,  ferner,  man  glaubt  nicht,  bah  $inber  bie  gehler 
unb  ßeibenfchaften  ber  SJtenfchen  fo  früh  bemerken  unb  ©inbrütfe 
3itr  Stachatjmung  babon  annehmen,  al§  bod)  in  ber  2hat  gefdhiic^t. 
SJtan  folgt  gemeintglich  berjenigen  ©ratehung,  bie  man  in  feiner 
gugenb  felbft  genoffen,  bergi^t  ba§  Staturett  be§  ßittbeg  unb  bie 
befonbern  Umftänbe  feines  -jpaufeg ,  traut  feiner  ©inficht  unb 
fragt  ©rfahrne  3U  toenig  um  Stat,  al8  toare  e§  eine  ©djanbe  für 
©Item  unb  Auffeher,  Aat  in  ber  toidjtigftcn  ©ache  anaunehmen. 
SJtan  unterfcheibet  bie  gehler,  bie  bon  fich  Wt  berfd)toinben, 
3U  toenig  bon  benen,  bie  ohne  ©egenmittel  au  henhhenben  ©e= 
toohnheiten  toerben.  bBalb  toitt  man  alte  gehler  ber  ©eele  auf 
einmal  unb  mit  ©etoalt  heilen,  halb  toartet  man,  ben  ßaftem  31t 
toehren,  big  fie  fd)on  eingetouraelt  finb.  SJtan  bemüht  fich  au 
toenig,  bitrch  unfd)ulöige  SJtittel  bie  ßiebe  unb  ba§  Vertrauen 
ber  ßinber  au  behaupten  unb  au  bermehren,  herrfdjet  burch  gurcht 


310 


2CuS  ben  moralifdjett  SBorleJungett. 


unb  ©trafen  unb  eriuedt  ihnen  butcfj  beibeS  einen  ©tel  bor  unS 
unb  bor  ben  Sorfchriften,  bie  fie  beobadjten  füllen.  SStan  tabelt, 
broI)t  unb  [traft  eilfertig  unb  in  bet  [piße  beS  9Xffe£t§.  SStan  er= 
forfeßet  bie  gähigfeiten  unb  Neigungen  ber  Hinber  ju  ioenig  unb 
loeifet  fie  nietjt  genug  an,  frühzeitig  über  ißre  Keinen  ©efcßäfte 
nad)jubenlen,  als  hätten  fie  fein  Vermögen  baju.  SStan  b  erfährt 
entließ  fo,  als  ob  äöiffenfäjaft  unb  bieSilbung  beS  ÄötperS  unb 
beS  äußerlichen  zufälligen  SBoßlftanbeS  baS  Söidjtigfte  bei  ber 
(Sr^ietjung  märe.1 

Sie  befte  Segel  bei  bent  erften  Unterrichte,  ben  man  Äinbern 
erteilen  laitt,  ift  unftreitig  biefe ,  baß  eS  mehr  Vergnügen  als 
Arbeit,  mehr  finnlidieS  Sfneltoer!  aß  trodne  llntermetfung, 
mehr  anfällige  unb  gelegentliche  Unterrebung  als  förmliches  unb 
anßaltenbeS  Semen,  lurj,  baß  eS  ihrer  gäßigteit  gemäß  unb  für 
it;r  5  233  i^begievbe  eine  immer  neue  Nahrung  fein  muß.  28enn  mau 
bie  finnliihen  ©egenftänbe,  unb  toaS  bie  ßinber  fehen  unb  hören, 
oft  bei  ihrem  Stamen  mit  einer  reinen  3IuSfpracf)e  nennt  unb  fie 
ihnen  mit  fd)on  befaunten  Störten  turj  erzählt  unb  befc^reibt,  fo 
lernen  fie  bie  ©brache  halb  einigermaßen  berfteljen  unb  berntöge 
ißreS  natürlichen  ütriebeS  jur  Stachahmung  auch  halb  rebeit.  ©er 
Unterricht  in  zufälligen  ©efprädjen  lantt  früh  anfangen;  aber 
ber  förmliche,  bei  toelchem  Äinber  fißen,  bie  Singen  auf  ein  Sud) 
heften  unb  auf  einerlei  ©ad)e  nicht  minuten=,  fonbern  ftunben= 
lang  inerten  füllen,  ftreitet  mit  ber  Statur  beS  $inbeS  unb  feiner 
SStunterfeit  unb  macht  ihm  baS  Semen  mit  Sed)te  jum  ©tel. 
SStan  lehre  fie  bie  Sud)[taben  beS  SllßhabeteS  ohne  Sud)  unb  ba= 
burd)  tennen,  baß  man  fie  ihnen  auf  ihre  ©fiieltoerte  ober  auf 
harten,  Silber,  äöänbe,  Säume  Hebt  ober  malet,  kennen  fie 
biefe,  fo  macßt  man  nach  unb  nach  einige  SStinuteu  einen  Serfudj 
mit  einem  Sefebucße.  $n  biefem  ftehen  anfangs  einfilbigte,  jttiei= 
unb  breifilbigte  Stauten  angenehmer  Sachen,  barauf  turje  ange= 
nehme  ©äße  in  fragen,  Slnttoorten,  Sitten  unb  Scherzen,  bie 
noch  w  ihre  ©ilben  abgeteilet  finb;  alSbann  anmutige  Sefd)rei= 
bmtgen,  ©rjählungen ,  gabeln,  Sriefe,  moralifche  Segeln  unb 


1  ©.  SBofeboroä  „sprattifc^e  SCC)Uofopt)ie",  1.  Steil,  o.  b.  554.  ©  (©  etter  t). 


XXII.  Siorlefmtg. 


311 


enblidj  bie  etften  Söatjrtjeiten  ber  Religion,  bie  ftc£)  bcm  33er« 
ftanbe  eineg  Uinbe§  begreiflief)  madjen  taffen.  Oiefer  Unterricht, 
tuenn  er  bem  Stinbe  ©jnelmerl  fein  foE,  muff  in  ben  erfien  fünf 
ober  fedjg  Saljren  nur  einige  Stünden  binnen  pm  ober  brei 
©tunben  borgenommen  unb  ifjnt  burd)  tteine  fünfte  erteidjtert 
hier  ben.1 

Snbeffeti  bleibt  bie  Statur,  bie  belebte  mtb  unbelebte,  ba§ 
haufdbud),  barinnen  ber  neugierige  .futabe ,  ber  mit  ber  2öett 
uocf)  unbelannte  ©intooijner,  lernen  unb  ridjtige  Silber  in  feinen 
33erftanb  einfammetn  muff.  Unb  tote  reich  ift  bie  Statur  an 
©egenftänben,  bie  bag  ßinb  mit  Vergnügen  bebauen,  nennen 
unb  beiden  lernen  lann!  SBarum  geht  man  oft  fo  menig  auf 
biefem  äöege,  ben  eg  uns  burd)  feine  Steugierbe  felbft  anmeifet, 
fort?  33eut  nicht  bie  ©rbe  unb  ber  fpimmel,  ber  ©arten  unb  ba§ 
gelb  bem  Sluge  bie  Originale  aller  unfrer  Uenntniffe,  bie  nur 
irgenb  anmutgboE  unb  lehrreich  finb,  an?  Oer  junge  6d)üler, 
an  ber  hanb  eines  berftänbigen  unb  muntern  güfjrerg,  lann  ba 
biele§  unb  mit  ©lüde  f affen,  ©r  roeibet  feine  Singen,  bereichert 
fein  ©ebäd)tnig  unb  übt  feine  ©iitbilbungglraft.  ©r  miE  alleg 
roiffen,  toag  um  il)n  Ijerum  borget)!,  unb  alleg,  mag  er  fo  gern 
mairuimmt,  lann  jur  Übung  feineg  33erftanbeg  burd)  gefd)idte 
grageit  augemeubet  toerben. 

Oie  EBerte  ber  ßunft  haben  nadj  ben  SBerlen  ber  Statur  ben 
erften  Slang  unb  erfreu  bag  oft,  mag  ber  $nabe  in  ber  Statur 
nod)  nicht  bemerfen  lann.  ©r  l&fct  fiel)  ß«n  mit  ©emälbeu, 
.Eubferftidjen  unb  Stünjen  befestigen  unb  freut  fich,  er  l)ier 
Oiere,  Sögel,  gifdje,  Slumen,  Saume,  Käufer  unb  Stengen 
erblidt,  bie  er  entmeber  in  ber  Statur  fdjon  bemerlt,  ober  bou 
benen  er  boct)  2lplid)!eiten  matjrgeuommen  f)at-  SStan  gemüfpt 
ihn  baff  er  ung  bou  Seit  p  Seit  erjählett  muff,  mag  er  gefeljen 
unb  gefaxt  hat,  unb  hilft  dpt  Klüglich  fort.  Stau  übt  fdjon  im 
fünften  unb  festen  Saijre  bie  Stuf merlf amleit  unb  bag  Stad)= 
finnen  beg  Knaben,  um  d)tt  au  richtigen  Segriffen  unb  Urteilen 
ju  gemö^nen,  an  ben  ©egenftänben  beg  <g)au§geräte§,  an  ben 


1  <3.  SSafebowS  „SPvcUtifdJe  5ߣ)ilofovbie//,  1.  Seit,  a  b.  555.  it.  f.  @.  (®  eitert.) 


312 


2lu8  ben  tnoraiifc^en  SBorlefurtflen. 


gemeinen  Figuren  bei;  ©eometrie  unb  fud)t  burd)  leiste  fragen 
unb  burd)  ©egeneinanberhaltung  ber  Figuren  id>n  bafjin  gu 
Bringen,  baB  er  iB)re  thnlidjleit  unb  Unähnlichleit  benlen  unb 
mit  Porten  ongeBen  lernt.  3Jcan  läfjt  tfm  felöft  grobe  Umriffe 
ber  geometrifdjen  Figuren  toagen,  um  fie  tennen  gu  lernen,  ober 
fdjneibet  fie  il)m  in  -^afpe  auS  ober  läBt  fie  ihm  bon  einem 
künftler  Verfertigen,  ©o  fann  man  ifjm  and)  an  Keinen  regelntä= 
Bigen  ©eBäuben  Bon  £o!g,  bie  fo  berfertiget  finb,  baB  fie  fid)  auS= 
einanberneljmen  unb  Bequem  mieber  gufammenfehen  laffen,  bie 
tarnen  unb  «Begriffe  ber  Saulunft  im  ©fielen  Beibringen.  Ludj 
bie  ßanblarten  finb  eine  finnlidje  unb  angenehme  23efd)äftigung 
für  fltttber.  flennet  er  eine  ben  ßänbern  nad),  fo  lann  man  fie 
auf  Spa^e  leimen  unb  fauBer  gerfäneiben,  bamit  ber  knaBe  ein 
©efdjäfte  habe,  bie  untereinanber  geworfenen  ßänber  toieber  in 
i^re  gehörige  Drbnung  gu  Bringen  unb  fidj  bießage  berfelbenbefto 
fefter  eingubrüden.  93t  au  £)ilft  ihm  anfangs  ober  gibt  ihm  eine 
nocB  gange  flarte  gum  99tufter.  Lud)  biefeS  ©qiel  iiBt  baS 
finnen,  Wenn  ber  ßeljrmeifter  einige fpiilfe  babei  Iciftet,ol)ne93tühe. 
©in  Heiner  ©djriftlaften,  barauS  man  iljn  ©ilben,  SBorte  unb 
furge  ©tnnfbrüdje  gufammenfefeen  läBt,  ift  ebenfalls  eine  gute 
Übung  für  bie  Lufmerlf amfeit  unb  baS  ©ebädjtniS  beS  knaben. 
©obalb  er  fchreiben  lann,  Ijält  man  iljn  an,  feine  Heine  SOßeiSheit 
täglid)  unb  Wöchentlich  in  ein  ü£ageBud)  eingutragen.  ©oE  er 
eine  alte  ©f>rad)e  lernen  unb  l)at  einen  guten  ßeljrmeifter,  fo 
tou-b  lein  Befferer  SSeg  fein,  fie  ihm  BeiguBringen,  al§  baB  er  fie 
lerne,  Wie  man  bie  «Ulutterfpradje  lernet,  anfangs  ohne  alle  9te= 
geln  ber@rammatil,  baSüDellinieren  unb  konjugieren  auSgenom= 
men.  £at  er  eine  tage  Sßorte,  Lebensarten  unb  ©teilen  im 
©ebädjtniffe,  fo  laffe  man  ifjn  oft  lefen  unb  überfetjen,  unb  Wenn 
er  gerinnen  einige  bf  aljre  geüBet  Worben,  fo  neunte  man  aisbann 
eine  furge  ©rammatil  gu  £ülfe  unb  Wenbe  fie  Bei  bem  ßefen  unb 
©djreiben  an.1 

Liier  Unterricht  burch  Seifoiele  unb  fpanblungen  ift  finnlid) 
unb  alfo  ein  Unterricht  für  bie  erften  ^al)re.  ®urdj  ihn  fängt 

ten".'  5aeUferet.Jiefe;D!et&0be  au8Wrli*  ®*»nert  „meinen  beugen 


XXII.  SBortefung. 


813 


ber  Sekret  feilte  Geraunft»  unb  SLugenblehtefrül)  mit  bem  Knaben 
an  unb  ftedt  ifjrt  bie  fahlidjften  ©ittenfprüdje,  balb  in  tleinen  er= 
bichteten  Gegebenheiten  nad)  2lrt  einer  finnreidfen  Geaumont,1 
balb  in  gabeln  unb  ©rgählungen  eingetleibet  bor.  gn  ©djriften 
biefer  2lrt  lernt  ber  fhtabe  gern  lefen,  unb  fein  ßehrmeifter  mirb 
ihm  feine  ©ebanlen  unb  ©mhftnbungen  bei  folgen  Gorfäden  ab= 
loden  unb  fie  ju  üerbeffern  fucljen. 

llnt  ba§  -fherj  be§  Knaben  frülgeitig  ju  ben  frommen  ©mbfin= 
bungen  ber  Gtenfdicnlicbe,  be§  GtitleibenS,  ber  ©utttjätigleit,  ber 
SDanlbarfeit,  greunbfdjaft,  £>emut  unb  be§  Gertrauens  auf  bie 
göttliche  Gorfehung  ju  bilben,  fammelt  ber  ßeljrer  bie  Geifgiete 
biefer  £ugenben  unb  ber  entgegengefeijten  ßafter  au§  ber  ©e= 
fdjidfte,  infonberheit  ber  biblifchen,  erzählet  fie  ihm  in  einer  Äin= 
bern  berftänblichen  unb  angenehmen  ©bradje,  leigt  fie  ihn  felbft 
Xefen,  baritber  urteilen  unb  Heine  Gntoenbungen  machen  unb 
nötiget  ihn  alfo,  ba§  Gortrefflid)e  biefer  2mgenben  mit  Geifad 
lmbGetuunberung  unb  ba§©chre<Hidf  eher  ßafter  mit  äöibertoiden 
unb  Gbfcheu  gu  empfinben.  SBenn  er  ihm  gum  ©jembel  bie  £>e» 
rnut  eines  h^Ks^n  5ßaulu§  emfofinblicg  ntadjen  Und,  fo  mirb  er 
ign  guerft  auf  feine  ©rohe  aufmerffam  madien,  auf  feine  ©rlennt» 
ni§  bon  ©ott,  auf  feine  ©aben,  ber  Gatur  3U  gebieten,  Trante 
burch  ein  döort  gefunb,  Glinbe  fehenb,  ©elfenbe  blinb  31t  machen 
unb  felbft  2mten  baS  ßeben  mieber  ju  erteilen,  ©r  mirb  ihm  fei= 
neu  ©ifer  für  bie  ©hre  ®otte§,  feine  ßiebe  gegen  ade  3Genfd)en  in 
feinen  Saaten  unb  Arbeiten,  feine  ©rohmut,  feine  ©ebulb  in  fei» 
nen  ©efahren,  Gerfolgungen,  Gefchimbfungen  unb  ßeiben  geigen. 
2Bie  uneigenütjig  unb  grohmütig  ift  5ßauIuS,  bah  et  oft  mit  fei» 
nen  eignen  fpanben  fich  unb  feine  ©efährten  ernährt,  um  bie  ©e= 
meinen,  bie  er  ftiftet,  unterrichtet  unb  311m  Geid)e  ©otteS  gefd)idt 
mad)t,  nid)t  3U  befdjmeren!  3Git  meldjer  Roheit  ber  ©eele  erbul= 
bet  er  ade  Gefthm  erlich  feiten  unb  Gerfolgungen,  um  ben  Gdden 
©otteS  ju  thun!  ©t  erhebt  fid)  burd)  eine  dingliche  Gerachtung, 
burd)  einen  heiligen  -fpelbenmut  über  dJcangel  unbGeidjtum,  über 
©djanbe  unb  ©hte,  über  ©efängniS  unb  Ganbe,  über  ßeben  unb 

2  smarte  be  Söeattmont  (1711—80),  ©rjietyeriit  tu  gnglanb,  nerfafjte  meh¬ 
rere  wettrerbrettete  gfugeitbfd&riften ,  5.  ».  „Magasin  des  enfants“  (1757). 


814 


3C«S  bert  moratifc§ett  SSorlefmtgert. 


$ob,  über  ©ngel  unb  gürftentum.  Unb  biefer  auBerorbentltdfe 
SJtann,  biefer  ©efanbte  ©otte§,  btefer  2öunbertt)äter,  btefer  eifrige 
unb  Berebte  Setter,  biefer  Später  fo  Bieter  ©emeinen,  biefer  2öot)t= 
tljater  ganger  StiEler  fäjäfct  fid)  felBft  geringe,  achtet  anbre^er 
benn  ftdj,  fielet  aEe  fEtenfdien  als  feine  SMber  an,  gibt  in  aEen 
feinen  Unternehmungen,  Bärinnen  er  einen  fo  Bremtenben  ©ifer, 
eine  fo  groBe  Mugijeit,  einen  fo  unermübeten  gteiB  ein  ganzes 
SeBen  tunbitrd)  geigt,  ©ott  al§  bem  ©eBer  aEe§  ©uten,  als  bem 
Anfänger  unb  StoEenber  feines  SBoEenS  unb  feines  StoEBringenS 
aEein  bie  ©t)re.  SBiebiel  ©inbrud  auf  baS  «fperg  ntug  nicf)t  ein  fo 
ertjaBneS  35eiffuet  bet  SDemut  machen,  menn  eS  bem  Skrftanbe  ber 
Sugenb  auf  eine  faBlidje  9lrt  in  aEem  feinen  Umfange  unb  feiner 
©tärfe  gegeiget  mirb !  J?ann  baS  fperg  bcS  ßnabenS  nit^t  empfim 
ben,  baB  ber©l)arafter  eines  fo  bemütigenunbBefchetbnenfütanneS 
uicf)t  nur  au  fid)  etjrmürbig,  fonbern  aud)  für  anbrelieBenStoürbig 
fein  unb  üBeraE^uneigung  unb  Stertrauen  erloedenmüffe?  J?ann 
er  nidjt  bie  ficfjtbare  Stustegung  biefer  3ßal)ri)eit  felBft  in  einer 
SegeBentieit  erBliden,  bie  itjn  rühren  muB,  in  berSegeBentjeitauS 
ber  9lf>oftelgefcl)idjte:  „Unb  fte  geleiteten  Paulum  aEe  mit  Sßei= 
Bem  unb  ßinbern  an  baS  ©djiff  unb  fielen  ifjut  um  ben  £alS 
unb  toeinten  unb  tüffeten  itju?"1 

Söie  aEe  bie  heiligen  SJtänner  ber  Schrift  SEufter  ber  5Demut 
finb,  fo  finb  fie  aud)  Steifpiele  ber  ßieBe  gu  ©ott  unb  ben  3Dten= 
fd)en.  SDiefeS  muB  ber  ©dfüler  ber  £ugenb  mit  eignen  Siugen 
fetjen  unb  emf>ftnben  lernen,  ©r  muB  anfangen,  ben  SBunfd)  gu 
füllen,  baff  er  and)  lieBreid),  mol)ltt)atig,  treu,  iuatfrfjaft  unb 
freunbfd)aftlid)  gegen  aEe  SJleufdjen  fein  möchte,  ©r  muB  an 
ben  SBeifpielen  biefer  £ugenben  itjre  fpauptBcgriffe  felBft  entbeden 
lernen,  ©ein  £erg  muB  füllen  lernen,  baB  £>ioB  baburd),  baB 
er  fid)  ber  Unglüdtidjen  in  it)rent  ©lenbe  Ijülfreid)  annat)m,  ober 
toie  bie  ©dfrift  eS  fcfjön  auSbrüdt,  baB  er  beS  ßafjmen  guB  unb 
bc§  Sliuben  Sluge,  baB  er  ein  Stater  ber  SCrmen  mar,2  Biel  |cfc)ä^= 
Barer  ift  als  burd)  aEe  feine  gerben  unb  ffteid)tümer,  burd)  aEe 
feine  Älteste  unb  ©üter;  baB  er  unter  ben  fdjmergl)afteften  ßeiben 


1  SUitijleIgefcf;idjte  20,  37  —  38;  21,  5 
?  &iob  29,  15—16, 


XXII.  SJorlefurtg- 


815 


ber  Statur,  unter  allen  «Berfpothmgen  feiner  greitnbe,  in  ber  Slfdje 
fiijenb,  bennocf)  bei  feiner  ©ottegfurdjt  unb  ©rgebung  in  bie  gött= 
liehen  ©d)iclungen  tu  eit  glüdlidjer  ift,  al§  er  unter  allen  ■6errlid)= 
leiten  ber  ©rbe,  auf  einem  2d)rone  mit  ©djmeiäjlern  unb  9ln= 
betern  umringt,  unter  ben  Sßortoürfen  unb  Auflagen  eine§  böfen 
©emiffeng  unb  mit  fllabifdjer  gurd)t  bor  ©ott  erfüllt,  nicht  fein 
mürbe.  ©iefeg  !ann  ba§  jugenblidje  §erj  ju  füllen  fidj  anmafjen 
unb  burd)  biefe  zeitig  gemagten  ©mpfinbungen  beg  ©uten  gleich 
einem  jungen  Slbler,  ber  früh)  bem  Sichte  unb  ber  SMrrne  ber 
©onne  entgegeneilt,  fid)  ju  ber  Höhe  ber  ©ugenb  empor  Ijeben 
lernen.  «Ulan  bef^äftige  nur  ben  SJerftaub  be§  jungen  @d)üterg 
auf  eine  lebhafte  unb  geiftreidje  Stet  mit  ben  SSeifpielen  ber  SJteu= 
fd)enliebe  unb  ber  ®l)rfurd)t  unb  Untermerfung  gegen  ©ott,  bie 
fid)  in  ber  Schrift  fo  häufig  barbieten.  SJtan  erleid) tere  if)m  ba§ 
dlacfjfinnen  unb  laffe  djin  jugleid)  bie  fjreube,  felbft  31t  beulen 
unb  3U  erraten.  SJtan  laffe  ihm  bieljoljen  unb  tiebegboiten  2lu§= 
fpriidje  ber  Schrift  burd)  folcfje  SorfteUungen  begreiflich  merben, 
unb  er  mirb  richtigere  begriffe  bon  berSugenb  unb  mehr  Steigung 
für  fie  belommen  als  burd)  ade  3U  trodnc  aber  3U  ängftlid)e 
Äatechifationen.  ©r  mirb  an  bem  ©sempel  eine»  2tbral)am§,  ber 
feinen  Sohn  auf  SBefehl  ©otteg  3U  opfern  bereit  ift,  leichter  bie 
©igenfdjaften  beg  ©taubeug  unb  ber  erhabenften  Siebe  3U  ©ott, 
bie  über  bie  füfjcfte  Siebe  ber  Statur  gegen  einen  ©ohn  fiegt,  lenneu 
lernen,  atg  aug  ben  rid)tigften  Gegriffen  einer  magern  ©rflärung. 
Sßag  ift  bagSSefenntnig  eineg  ©ra'oaterg:  „Sh  bin  3U  geringe  aller 
ber  ©reue  unb  «Barm^e^igfett,  bie  bu  an  beinern  Rechte  gethan 
haft;<  — 1 ?1  3ft  eg  nicht  bie  befte  ©rllärung  ber  SDcmut  unb  ©and 
barleit? 

Sitte  SGBunbermerie  ber  Religion  finb  gteichfam  ©cntdlbe  ber 
göttlichen  ©igenfhaften  unb,  mie  bie  Söerle  ber  Statur,  Slbbrütfe 
ber  ©ottheit.  ©araug  lerne  ber  junge  «Bürger  ber  2Mt  feinen 
©ott  lernten  unb  feine  SSorfehung,  feine  ©üte  unb  fpeiügtcit  3m 
gleich  empfinben.  Söag  ift  bag  göttliche  Seben  unferg  ©rlöferg, 
fein  Seiben,  fein  ©ob,  feine  2luferftet)ung,  feine  Himmelfahrt,  toag 


*  1.  SRof.  32,  10 


316 


2luä  bert  morcUf^ett  Sorlefuttgen. 


ift  e§  at§  bie  fi^tbare  ©efdjtif )te  be§  jpimmetS  imb  ber  ©rbe,  ber 
©ottrjeit  unb  ber  Vtenfchheit?  2Ba§  lehret  fie,  trenn  fie  in  ihrem 
heiligen  Sichte  gegeigt  mirb?  Vtehr  als  aEe^ilofo^ie,  als  aEer 
Sieffinn  ber  Vernunft,  unenbticf)  mehr  lehrt  fie  bie  Seele  bie  VoE= 
fommentjeiten  beSSdjöbferS,  feine  |ieitigfeit  unb  feine  erbarmenbe 
Siebe  unb  in  ber  fßerfon  be§  ©rtöferS  bas  boEfommenfte  unb 
betounbernSmürbigfte  Veifbiet  be§  ©etjorfamS  gegen  ©ott,  ber 
Siebe  gegen  eine  gange  SBett  boE  untuürbiger  Vtenfdjen,  ba§ 
größte  ©jembet  ber  SDemut,  Verleugnung  unb  ©roßmut  in  alten 
Verfolgungen  unb  Seiben,  bei  alter  Unfdhutb  unb  felbft  in  bem 
beinlidiften  $obe.  SDiefe  ©efchicßte,  bem  Suitier,  toenn  er  gehörig 
bagu  borbereitet  ift,  au§  ihrem  hohen  ©efldhtSJmnfte  bon  bem 
Selber  mit  ©ruft  unb  Seben  gegeigt,  mirb  auf  feinen  Verftanb  unb 
auf  fein  fperg  ben  tiefften  ©inbrud  machen  unb  bei  mancher  frommen 
SlU'äne  il)n  füllen  taffen,  ma§  er  biefem  feinen  ©ott  unb  ©rtöfer 
für  ©hrfurdjt,  Siebe  unb  ©efjorfant  fcßulbig  fei.  Stber  toie  oft  läßt 
man  un§  bei  bem  erften  Unterrichte  in  ber  Religion  Vegriffe  au§= 
toenbig  lernen,  bie  mir  nicht  beruhen,  SBorte  herfagen,  bcren 
Saut  mir  nur  benten,  Se^rfätge  ins  ©ebäcbjtniä  fragen,  bie  für  un§ 
mit  ginfterniä  umgeben  finb!  Viie  oft  ermedt  man  uns  in  ben 
erften  fahren  burd)  trodne  unb  langtoeilige  ©rftarungen  einer 
©laubenStehre  ober  burd)  SluSmenbtglernen  eines  Hated)i§mi 
einen  ©fei  an  ber  thetigion,  ba  bod)  nid)t§  gefdjidtcr  ift,  unfer 
3n  rühren  unb  gur  Siebe  ©otte§  gn  bemegen  al§  eben  fie! 
2öie  oft  tetjrt  man  un§  ©ebete  unb  gemöt)ttet  un§  biefe  gebautem 
tofe  3lnbad)t  auf  unfre  fünftigen  3ahre  an!  %%  fürchte,  baß  ber 
©fd  gegen  bie  SBeiStjeit  unb  Vugenb  ber  Vetigion  bei  bieten 
größtenteils  bon  ber  etenben  Viethobe,  un§  biefetbe  in  ber  ^ugenb 
beigubringen,  herrühre.  3fd)  bertoeife  Sie  megen  berSlrt,  mie  man 
biefen  erften  Unterricht  bon  ©ott  unb  ber  fftetigion  einricfjten  foE, 
auf  bie  Ief)rreid)en  unb  trefflichen  Vtätter  in  bem„9torbifd)en2luf= 
jeher.1"  Vlan  fann  auch  biefen  Unterricht,  bon  bem  mir  ißt  ge= 
rebet  haben,  noch  lebhafter  madjen,  menn  man  gute  Itußferftidje 


„  ’  »' t  tmt2C  Xe'oU  baä  88-'  89-'  90-  91-  92.  u.  93.  ®t.  gngleidjen  ScSmofe 

"9*^®  a"f  bem  Sanbe“  im  1  SCeil ,  auf  ber  91.  u  f  @.  (SelletU—  SDer 
„Uorbifdje  Stuffeljer"  mürbe  feit  1758  fierauSgegeben  »on  3.  81.  gramer. 


XXII.  SBorlefung. 


317 


ju  ßmlfe  nimmt,  morinnen  bie  mertmürbigften  Seifpiefe  unb 
-jpanblungen  bet  ©cßrift  berebt  borgeftedet  finb.  äöir  haben  ton 
einem  Zünftler  in  2lugSburg,  Philipp  2lnbreaS  Kilian1,  gute 
Kitpferftidie  folget  Slrt  nach  ben  ©emälben  bet  beften  dltaler  er= 
tjalten  unb  bie  nodj  baju  nid)t  tjod)  ju  fielen  tommen. 

ddit  biefen  SBeif^ielen  ber  ©cfjrift  üexbinbet  berßeljtetbie  guten 
(Stempel  auS  ber  ifkofangefchidjte  beS  SlltertumS,  aber  mit  großer 
SSe'hutfamteit,  bamit  fein  ©djüler  bie  Sugenb  ber  Sternunft,  ber 
halb  eigenfinnigen,  halb  abergläubifdjen  Vernunft,  nicht  mit  ber 
Smgenb  ber  [Religion,  bie  lEugenb  beS  @^rgege§  unb  £etnpera= 
mentS  itid)t  mit  ber  Stugenb  eines.  erleudjteten  SJerftanbeS  uitb 
©ott  gemeinten  .jperjenS,  ober  bie  3öeiSf)eit  unb  fRec£)tfd)affeni)eit 
eine§  ©otrateS  unb  StriftibeS  nicht  mit  ber  äßeisijcit  unb  gröm= 
migteit  eines  SDabib  ober  fßautuS  berntenge;  baß  er  nicht  glaube, 
als  machten  etliche  einjetue  große  ^anblungen,  bie  inS  Sluge 
faden,  fdjon  ben  tugenbljaften  Sljaratter  eines  ÜTcanneS  auS. 
Vergißt  man  biefeS  nicht  bei  ben  berühmten  SSeifpieten  ber  Sitten, 
fo  tann  man  fie  mit  fftcdjte  31t  ßeßrern  ber  bürgerlichen  3Iugen= 
ben  auffteden  unb  bie  rühmliche  SSegierbe,  ftch  ihnen  ju  nähern, 
in  bem  fersen  ber  Sitgenb  ertoeden;  aber  ohne  eingeftreute  3?e= 
trad)tungen  mirb  oaS  ßeben  eines  tugenbhaften  fpeiben  ein  feßr 
buntter  unb  ungetreuer  ©piegel  für  fie  bleiben. 

SDaS  ißribatleben  eines  toeifen  unb  frommen  PJcanneS  ift  un= 
ftreitig  für  bie  Sugenb  lehrreicher  als  baS  glätgeitbe  ßeben  ber 
©roßen,  flttan  fudje  foldje  ßebenSbefdjreibungen  nadjahmungS; 
toürbiger  ffkrfonen  aderlei  ©tanbeS  unb  beiberlei@efchlechtS  auf, 
bie  mit  ©efdjntade  unbiBerebfamteit,  toie  baS  ßeben  eines  ©eSnerS 
bon  ©rnefti2unb  baS  ßebeneineS  jungen  braunfd)toeigifd)en5]3rin= 
jen  bon  Serufalem3,  oberbaS  ßeben  ßutl^er  §  bon  ©  dßr  ö  dEl; 4  b  ef  ehr  ie= 

1  spgiiipp  Slrtbreaä  Jtilian  (1714  —  59)  lieferte  ben  ©tid)  einer  Silber- 

bibel. 

2  gogann  2tug«ft  ©rnefti  (1707—81),  Sieftor  ber  SfjotnaSfdjute  in  Seip» 
jig,  fpäter  sprofeffor,  nerfetgte  bie  Söiograpgie  feine§  friUjern  Sorgefefjten,  bes 
©öttinger  ißrofefford  goDann  SDtattljiaS  ©edner  (1691  —  1761). 

»  gopann  griebrid)  2Bi£(ieIm  gerufatem  (1709—89),  bebeutenber 
Äonjelrebner,  t>on  §erjog  Karl  non  Söraunfdjroeig  jum  ©rjie^er  beb  ©rbprinjen 
fiarl  2BiHjeIm  gerbinetnb  berufen,  beffen  SSiograpIjie  er  fdjrieb. 

*  gopann  3ßatt$iaS  ©cfiröcfij  (1733—1808),  Aird^en^iftoriler.  ©ein 
fjauptioerf  ift  bie  „©{jriftltdje  ßivcfiengeftfjic^te"  (1768—1803). 


318 


Stuä  bert  moraltfdjen  SSortefungeti. 


ben  finb,  unb  man  lefe  fie  mit  feinem  Untergebenen  acfitfam  burd), 
jo  mirb  man  ihm  ju  gteidjer  £eit  eine  Sahrung  für  ba§  Sergunb 
für  ben  ©efäjntad  geben  unb  feine  Siebe  jum  Sefen  nodj  metjr  er= 
meden.  ©ibt  e§  in  ber  ffamilie  be§  <Scb)üter§  rühmliche  SSeifpiele 
unb  gute  Sadjrichten  bon  feinen  löorfafjren,  ober  t)at  ber  Sekret 
bergleid)en  in  feiner  Setanntfdjaft,  fo  merben  fie  feinen  ©d)ü= 
ler  befto  mehr  reifen,  je  näher  fie  ihn  angeljen.  Üb  erlaubt  füllten 
bei  einer  guten  ©rjicfiung  bie  täglichen  ÜBeifpiele  ber  ©Item  unb 
Sermaubten,  be§  2luffet)er§,  ber  Sebienten,  ber  jungen  greunbc 
be§  3?naben§  ficfcjtbare  Segeln  guter  ©Uten  für  itjn  fein.  ©§  ift 
befannt,  bafj  ein  grofjeg  Seil  ber  djinefifdjen  Sugenb,  bie  man  in 
unfern  Sagen  fo  feljr  bergöttert  hat1,  in  ber  ©rgieljung  ihrer  $in= 
ber  unb  in  ber  Regierung  be§  fpau§mefen§,  befonber§  aber  ba= 
rinnen  befielt,  bafj  fie  bie  Sugenb  nicht  fomohl  burd)  Sehren  unb 
©mubfatje,  al§  burd)  bie  Seiffnele  ber  Serftorbnen  unb  Seben= 
ben  unterrid)ten,  bereu  Sugenben  fie  ihnen  3U  erzählen  nid)t  mübe 
merben.  Sieber  fpauSbater,  jebe  SJtutter  unb  jeber  ältefte  ©ohn 
be§  ^)aufe§  ift  nad)  ben  ©efe^en  be§  Sanbe§  berbunben,  ba§  S5ei= 
fbiel  ber  bürgerlichen  Sugenb  gu  fein,  mcnn  er  nicht  b)öc£)ft  un= 
glitdlid)  merben  mit!.  Unb  bie  üinber  finb  berbunben,  biefe  Sei= 
fbiele  faft  göttlich  31t  beretjren  unb  ihren  ©Itern  unb  bejahrten 
Sermanbtcn  eine  ungemeffne  unb  übertriebne  Siebe  ju  erjeigen. 

mertmürbigfte§  ©rembel  ber  Sugenb  ift  ftet§  ber  Äaifer,  ber 
für  einen  Sohn  be§  f?intntel§  gehalten  mirb,  unb  beffen  SBanbel, 
folange  er  ben  ßanbe§gefetjen  folgt,  eine  fidjtbare  3Iu§legung  ber 
Sugenb  unb  ber  befehle  be§  fpintmel§  ift,  auf  bie  ba§  ganje  Sott 
gemiefen  mirb.  ©obicl  fehlerhaftes  in  ber  Snmenbung  biefeS 
Siittel»  bon  ben  ©hinefern  begangen  mirb:  fo  bleibt  bod)  ba§ 
üftittel  unb  ber  gute  ©rfolg  berfelben  ein  SemeiS  ber  Klugheit  unb 
zugleich  ein  Semei§  bon  ber  Uraft  ber  Seifbiele  bei  ber  ©rjiehung. 

Um2  bie^enntniffe  be§  fd)on  bentenbenßnabenS  3U  erweitern, 
lehrt  ber  ßehrer  mieber  mit  ihm  in  bie  Satur  jurüd  unb  unter= 


1  (gemeint  ift  bie  niet  angefeinbete  21bi)anblimg  Gfir.  2ßoIfg :  „De  Sinarum 
pliilosophia  practica“  (1721). 

2  ülicfit  abgebvudt  finb  bie  eiuieitenben  ©fifce  ju  ber  I;ier  begirmettben  23. 
(Borlefutig. 


XXIII.  Borlefung. 


319 


f)ält  tfirt  mit  iljten  Sßunbern,  tuelcfje  ju  faffen  fein  33erftanb  bom 
jetjnten  unb  jroölften  gafjre  an  fähiger  tuirb.  (Sr  fütjrt  ifjn  auf 
unfer  JpimnielSfoftent,  letjrt  t£)n  bie  3al)l,  ben  Sauf,  bie  unermefj= 
liäje  ©röjje  bet  tjtmmUfdjen  Hörfier,  ber  ©onnett  unb  Planeten, 
ben  erftaunenSmürbigen  2lf>ftanb  berfelben,  bie  (Srbe  mit  it>ren 
2Serf)ältniffen  gegen  bie  ©onne,  bie  tDof)ltl)ätigen  (Sinftüffe  ber 
©onne,  ber  ßuft,  beS  SßafferS,  ber  galjreSjeiten,  beS  ©agetued)= 
felS  fennen,  unb  überall  läßt  er  ifjn  bie  SBeiSljeit,  iDtacßt  unb 
©üte  ißreS  Urhebers  in  ber  ©dfönßeit,  Drbnung,  5]3racf)t  unb 
9tußf>arfeit  ber  Utatur  betounbern.  ©er  Seßrmeifter  ßat  auf  bie= 
fern  ißfabe  treffliche  Vorgänger.  (Sr  barf  nur  einem  ©uljer1, 
©erf)am2,  .fpertuet)3  unb  tplüdje4 *  nacf)gcXjert.  ©ie  (Srbe  allein-  mit 
ihren  ©dfäßen  unb  ber  dftenfd)  mit  feinem  tuunberbollen  Dörfler 
ift  eine  unerfdfößflidfe  Quelle  ber  (SrfenntniS  unb  SBeigljeit ,  ber 
nüijlidjften  unb  anmutigften  (SrfenntniS.  ©a§  ©ebädftniS  bcs 
JfnabenS  mit  berfftaturletjre  anfüllen,  baS  ift  menig,  baburd)luirb 
er  nid)t  gebeffert.  dtein,  bie  erften  (Sinbrüde  ber  dtatur  müffen 
äugleid)  (Sinbrüde  ber  fßeligion  unb  beS  Vergnügens  fein,  unb 
id)  fürdjte,  bie  ßcßrmeifter  finb  größtenteils  fdjulb,  iuenn  biefe 
(Sinbrüde  auSbleiben. 

2luS  eben  biefetit  ©efidjtSßunfte  fangt  ber  flu  ge  Slnfüßrer 
nunmeljr  an,  feinen  ©dfüler  in  baS  tu  eitere  gelb  ber  ©efd)idjte 
mit  bem  (Seifte  eines  Voffuet6  unb  (SramerS6  31t  leiten,  ©ie  @e= 
fd)id)te,  moralifd)  betrachtet,  tuaS  ift  fie,  als  ein  ^ommentariuS 
über  ben  hüten)  djen,  über  feine  SBeiSfjeit  unb  ©ßorljeit,  über  feine 
©ugenben  unb  ßafter,  über  fein  ©lüd  unb  Unglüd?  Unb  ift  fie 


1  ftoljann  ©eorg  ©utjer  (1720  —  79),  &ftl;etifer,  Berfaffer  ber  „21U> 

gemeinen  iljeorie  ber  fd;ünen  flünfte". 

3  SBitliam  SDer^am  (1657-1735),  Sprebiger  in  ©ffej:.  Jjn  feinen  berü£)tn» 
teu  naturiüiffenfd&afttic^en  SBerten  „^pftfot^eoiogie"  unb  „2Iftrotf;eotogie"  fud&te 
er  ben  BeroeiS  für  baS  SDnfein  unb  bie  Sigenfcfjaften  ©otteS  att§  ber  Betrachtung 
beS  jQiutineiä  unb  ber  Sdjöpfung  ju  erbringen. 

>  JtaineS  Heroep  (1713—58),  ^Jrebiger  in  ffiefton  gauell.  ip^ilotog  unb 
fltaturioiffenfctiaftler. 

*  StoelSpiudje  (geb.  1688),  Herausgeber  beS  SJBerteS  „Spectacle  de  nature“ 
(2.  Stuft,  Utrecht  1736),  einer  populären,  in  ©efpräcpform  abgefafsten  91aturgefdiid)te. 

6  Sögt,  bie  Stnmertung  anf  S.  296 

6  2f.  21.  ©rarner  (1723—88),  ber  betannte  Bieter  unb  feinfinnige  Biograpf) 
©ettertS 


820 


2Iu8  ben  tnoratifdjen  Sßorlefuitgen. 


nichts  titelt?  3[t  fie  nicht  sugleich  eine  2lus(egerin  bet  göttlichen 
Gorfehung  unb  it)xe§  befonbern  ©influffeS  in  bie  ©chidfale  gantet 
Göller  unb  einzelner  iilcenfdjen?  2ßa§  ift  lehrreicher  für  ben 
ftoljen  Gerfianb,  al§  in  ber  ©efd)id)te  fic£)t&ar  unterrichtet  31t 
Serben,  toie  toenig  alle  SBeifen  unb  unter  ihnen  fo  grofse  Gtänner, 
bie  ba§  ©efdjtecht  ber  ÜJlenfdEjen  beffern  tootlten,  au§gericf)tet 
haben,  toeil  fie  ihre  3Bei§t)eit  nicht  auf  bie  £$!urcht  ©otte§  bauten; 
tote  fie  jtoar  fcfjöne  ©ebote  unb  Sehren  gaben,  aber  Sehren  ohne 
©etoicht,  ohne  bie  Getoegung3grünbe  einiger  Gelohnungen  unb 
©trafen  einer  gütigen  unb  heiligen  ©ottheit;  toie  fie  310 ar  ben 
Gerftanb  unterrid)teten,  aber  nic£)t  tourten,  bttrd)  toa§  für  9Jtit= 
tel  fie  ben  unterrichteten  Gerfianb  in  feiner  Übergeugung  gegen 
fo  biele  2infätte  ber  ©inne  unb  ber  Seibenfdjaften  unterhalten 
füllten;  toie  fie  3toar  bie  Sügenb  rühmten  unb  bod)  ungefdjidt 
toaren,  bem  fersen  bie  SBittigleit  unb  Uraft  3U  geben,  ba§  ©ute 
3U  lieben  unb  au§3uüben  unb  bas  Safter  mit  feinen  für  unfre 
dtatur  3U  rei3enben  21nnehmlid)feiten  3U  erftiden;  toie  fie  3toar 
bie  SluSbrüdje  beS  fchäblidjen  SafterS  Oerbamntten,  aber  ben  ©if; 
ber  Safter,  bie  böfen  Gegierben,  unangegriffen  liefen?  2Bie  leicht 
toirb  eS  fein,  ben  Gorsug,  bie  Roheit  unb  ©öttlid)!eit,  toetche  ber 
2Bei§heit  ber  Religion  bor  ber  SÖeisheit  ber  Vernunft  eigen  ift, 
3U  seigen,  toenn  man  in  ber  ©efdjidjte  aufrichtige  Gergleidjungen 
anftellt  I  SSie  fehr  toerben  enblich  bie  in  ba§  ftti]  eingebrüdten 
©mbfinbungen  Oon  einer  gerechten  Gorfeljung  burd)  bie  ©efd)id)te 
ertocdet,  toenn  un§  in  ben  Gegebenheiten,  bie  fte  un§  ersählt,  bie 
bclohnenbe  ober  röchenbe  fpanb  berGorfeljungfo  oftficf)tbar  toirb! 
Unb  toie  feljr  berfünbiget  felbft  ba§  in  biefem  Seben  unbeftrafte 
Safter  ober  bie  unbelohnte  Gugenb  noch  eine  3toeite  Haushaltung 
©otteS,  too  er  jeglichen  nadj  feinen  28  er  len  lohnen  toirb! 

©0  toie  bie  ©infidjt  beS  ©djülerS  toäcfjft,  fo  muff  auch  ftu= 
fentoeife  ber  förmliche  Unterricht  in  ber  Religion  toach= 
fen.  SCßatt1  unb  ©aurin2  unb  in  unfrer  Kirche  $atobi3  unb 

1  Sfaac  2B a t tS  (1674  —  1T4S) ,  engCifcffer  Ujeolog  unb  ®ic§ter ;  BefonbevS 

Betannt  burd)  feine  ißfaCnienüBerft'Cjungen  unb  feine  „Divine  Songs  for  Children“. 

3  ©etiert  überfefcte  1763  SaurinS  (f.  bie  Ünmerfung  auf  S.  336)  „SlauBenbs 
unb  Sittenle^re"  aus  bem  ^ranjbfif#en  tn8  SDeutfdfe. 

3  So1!  griebr.  SfafoOi  (1712-  91),  ©eneraifuperiutenbent  in  EeHe. 


XXIII.  Sorlefung. 


321 


Schubert1  unb  anbre  mehr  Mafien  btefe  Stufen  beS  zunehntenben 
Unterrichts  in  ihren  SInleitungen  benterf  et ,  fotoie  ber  erfte  einen 
hoppelten  tjiftorifchen  ÄatechiSmum  beigefüget  hat.  ©er  Set) rer 
muh  3U  beurteilen  tuiffen,  tote  er  fid)  biefer  unb  anbrer  Arbeiten, 
put  EpempelbeS  ^ocarbi2  DortrefflidhenEatcctjetifchenllnterrictit», 
nach  bergälfigfeit  feiner  Untergebenen  bebienen  tann.  Er  muff  ftdj 
ftetS  erinnern,  bah  bie  ütetigion  ber  gugenb  ztoar  grünblich,  aber 
bamm  nicht  unberftänblicf) ,  ätoar  in  einer  guten  Orbnung,  aber 
barum  nicht  in  einem  tro  einen  unb  tieffinnigen Sehrgebäube  müffe 
borgetragen  toerben.  2öir  müffen  richtige  unb  toürbige  ^Begriffe 
bon  ben  heiligen  Sehren  beS©IaubenS  unb  beSSebenS  unS  machen 
lernen,  aber  toarum  bornehmlich?  ©amit  mir  bie  Stetigion  als 
göttliche  SBeiSheit  berehren,  lieben  unb  ifjr  toiEig  gehorchen,  bah 
toir  fie  als  bie  gröhte  Söohlifjat  bon  ©ott  unb  als  ben  einzigen 
SÖeg  zur  toaljren  ©lücffeligfeit  ertennen  lernen.  Sollte  unS  eine 
fotche  äöiffenfchaft  in  einer  buntein  unb  berbrithUchen  Sehrart 
borgetragen  toerben? 

©ie  Sßoefie  hat  einen  befonbern  Steiz  für  bie  gugenb ,  unb 
barum  toirb  ber  ßehrer  frühzeitig  mit  feinem  Schüler  biefem 
Steize  folgen  unb  auch  burth  bie  Sßoefie  feiu^erj  p  nähren  fuchen. 
Er  toirb  ihm  bie  beften  Stellen  ber  ©ichter  betannt  machen,  in 
toeläfen  ebte  ©runbfätje  unb  Empfinbungen  fchön  eingetteibet 
finb.  Er  toirb  mit  ihm  bon  ben  gabeln  unb  Erzählungen  zu  ber 
klaffe  ber  ßehrgebichte  fortgehen.  Er  toirb  ihm  bie  Schönheiten 
einer  Stelle  ober  eines  furzen  ©ebichtS  burch  fleine  Stnmerfungen 
empfinblich  machen  unb  iljn  unbermerft  burch  öfteres  Sefen  nü= 
tigen,  fie  fich  inS  ©ebächtniS  zu  brücten.  ©efetjt,  fein  Schüler 
berftünbe  feine  als  bie  fDtutterfprache,  fo  finb  unter  ben  Sßoefien 
ber  patter,  ^ageborne,  Schlegel,  Eranter  unb  anbrer  grohen©icf)= 
ter  ©egenftänbe  genug  für  ein  jugenblicheS  <g>erz*  Sßarum  füllte 
ein  $nabe  bon  neun  ober  zehn  fahren  nicht  eine  frohe  unb  nüh= 


*  2Cnbr.  Styr.  Sdjubart  (geft.  1698),  Cflaftor  unb  Sd)otard&  in  ^ade. 
@$rieb  eine  „©eiftlidfe  Katedj{8mua*£uft". 

&  J50I).  E^riftianSocarbi  (geft  1749),  Cfirebiger  in  SBerlin.  1745  erfctjien 
feine  „Katectietifdje  Sammlung  ber  unentbetjrlicCjften  SBaIjr§eiten  beä  G^riftentum« 
jur  ©rleicfjterung  einer  grünblicfcen  gaffurig  ber  c^riftlic^en  unb  eoangelifdjen 
SRetigion". 

©ellert.  21 


822 


8Iu8  beit  moralif^ett  SBorlefungett. 


Itc£>e  SIrbeit  unter  ber  Slufftcfjt  feines  ßetjrerS  unternehmen,  toenn 
er  täglich  eine  ©tunbe  in  einem  ©icf)ter  ober  in  bem  „gufchauer" 
unb  „Siorbifdien  3Iuffef)er" 1  bie  fahtidjften  SSXätter  tafe?  ©ein 
Slnführer  barf  nur  mit  ihm  tefen,  fo  loirb  ber  $nabe  p  gleicher 
3eit  für  ben  ©efdjmad,  für  bie  ©inficht  unb  für  bie  ©ugenb  tefen 
lernen.  SJtanftagt  mit  Rechte  über  ben  ©fei,  ben  junge  ßeute  gegen 
baS  ßefen  haßen;  aber  man  fottte  auch  über  bie  fchtedjte  2öat)t 
ber  S3üd)er  Hagen,  bie  mau  ihnen  p  tefen  gibt.  SJtan  ftagt,  bah 
fie  fo  flüdtjtig  unb  ohne  Vorteil  tefen,  aber  toarurn  geigt  man 
ihnen  bie  SSorteile  be§  ßefenS  nit^t  früh?  Söarum  ertoedt  man 
ihr  ©efütjt  gegen  ba§  ©djöne  unb  ©ute  ber  ©diriftftelter  nicht 
mit  größerer  ©orgfatt?  ©as  ßefen  ift  an  unb  für  fidj  feine  ©u= 
genb;  es  ift  loahr.  Slber  e§  ift  hoch  ein  fidjereg  fpiilfSmittel  jur 
SBeiSheit  unb  ©ugenb,  unb  atfo  mufj  bei  einer  guten  ©Ziehung 
bornehmtid)  barauf  gefehen  ln  er  ben,  baff  junge  ßeute  mit  ©e= 
fdjmad  unb  ©mpfinbung  tefen  lernen.  SJtan  muh  ben  Knaben 
3ur  Slrbeitf amfeit  geloöfmen;  aber  hcifet  biefeS  nur,  ihn  nötigen, 
bah  er  be§  $ageS  hier  bis  fünf  ©tunben  bei  feinen  S3üd)cm  unb 
papieren  fitjen  unb  ben  Sterbruh  barüber  berbergen  lerne?  ©er 
loirb  nie  arbedfam  gemacht,  ber  nid)t  mit  ßuft  unb  Sterftanb  ar= 
beiten  lernet,  ©urd)  baS  ßefen  aber  fann  man  ba§  Stadjbenfen 
beS  Knaben  üben;  man  fann  ihn  ermuntern,  fich  baS  ©etefene  in 
fein  ©iartum  ftetlenlneife  auf3U3eid)nen  unb  fteine  Stnmerfungen 
ba^u  31t  fetjen  unb  ficE)  atfo  ©d)ä^e  fammetn  ju  ternen,  bie  ihm 
toirflid)  SDtühe  foften  unb  hoch  aud)  angenehm  finb.  ©trengt 
man  ihn  im  ßefen  nid)t  giiglcict)  feiner  gähigfeit  gemäh  an,  fo 
loirb  er  nur  auS  SBoHuft  tefen  unb  nicht  mit  feinem  Sterftanbe 
arbeiten  lernen,  ©trengt  man  ihn  an,  blojj  um  ihn  pr  2trbeit= 
famfeit  3U  geloöhnen,  fo  loirb  man  ihn  in  einen  b  er  brühtief)  en 
©fei  ftürjen. 

©er  forgfättige  ©ebraud)  ber  $eit  ift  eine  fcf)ät;bare  ©ugenb, 
bie  ber  ^ugcnb  frühgeitig  beigebracht  loerben  muh.  SJtan  muh 
fie  unbermerft  31t  einer  beftänbigen  Slntoenbung  berfelben  3U  füf)= 


1  Sögt-  o6en  bie  Stnmei'tung  <3.  316.  5Der  „Sufcfmuer"  forootjC  atä  ber  „91er* 
btfe^e  äuffeljer"  finb  $eitfc§riften  moralifcCien  jfniiaCtä,  bert  engCifd^ert  (StbbifonS 
„Spectator“)  iiadigeatjmt. 


XXIII.  SBorlefung. 


823 


tcn  unb  fie  au  gemötjnen  fudEjen,  bafj  fie  bei  bem  ©nbe  eine§  jeben 
SEageä  fftectjenfdjaft  bon  fidj  feXBer  forbern  unb  itjre  getriebnen 
SSefdjäftigungen  überbenten  lernen,  3u  biefer  Stufrictjtigfeit  unb 
3tedjenfd)aft  t)ätt  ber  ßetjrer  feine  Untergebenen  Xiebreicf)  an,  unb 
fie  müffen  oft  fdjrifttid)  bie  gelter,  bie  fie  bei  ber  Slntoenbung  ber 
geit  begangen,  unb  aud)  itjren  gteiff  bemerken,  fiel)  bor  fid)  felbft 
fdjeimen  unb  über  fid)  felbft  freuen  lernen.  SD  er  tluge  ßetjrer  fann 
biet  auäridjten,  menn  er  nur  unberbroffen  unb  forgfam  unb  nid)t 
burd)  ben  ©igenfinn  ber  ©Itern  gefeffett  ift. 

2Iti  bem  ßefen  unb  'Schreiben,  an  ber  fDtufif,  an  ber  fftedjcn» 
funft,  an  bem  ^eidinen,  an  ben  ßeibe§übungen  mujj  ber  JXnabe 
Stufmerffamteit  unb  2XrbeitfamIeit  lernen;  an  ber  genauen  @tu= 
teilung  unb  ^Beobachtung  biefer  ©tunben  bie  tünftige  Drbnung 
in  feinen  ©efdjäften,  unb  an  ber  Stuffidjt  unb  richtigen  Söermatj= 
rung  feiner  SSüdjer,  Rapiere,  SSrtefe,  ©erätfdjaften  unb  3eitber= 
treibe  bie  Sorgfalt  ber  Qfonomie.  ©§  ift  ein  grofje§  Unglüd, 
baff  man  un§  bon  Sugenb  auf  bie  $unft  niä)t  lehret,  fid)  ftet§ 
nütjtidj  unb  bodj  nid)t  aur  Ungeit  au  befdjäftigen,  unb  ein  Un= 
glüd  für  bornet)me  $tnber,  bafj  man  ba§  au  fei)*  burd)  anbre  für 
fie  ttjun  tafjt,  toa§  fie  felbft  fottten  ttjun  lernen.  Söarum  über* 
taffen  oft  fo  biete  ©rofje  in  itjrgm  ßeben  bie  SBeforgung  gemiffer 
©efdjäfte,  bie  fie  fetbft  fütjren  fottten,  bem  Steifte  unb  bem  ©e= 
toiffen  anberer?  2lu§  23equemtid)feit.  Unb  Xjat  nid)t  oft  biefe  35e= 
quemtidjfeit  itjren  -fpaubtgrunb  in  ber  erften  ©raietjung?  SBarurn 
fönnen  fie  feine  förpertidjen  SSefdjmerben,  bie  bod)  bon  itjrent 
©tanbe  oft  unaertrenntid)  finb,  auäftefjen?  SBarum  ftietjen  fie 
bor  alter  Arbeit?  3Jtan  geXje  nur  in  iXjre  erften  Satjre  aurüd,  unb 
man  mirb  bie  Duette  teicfjt  finben.  ttöarum  t)ätt  e§  ber  SBornetjme 
für  eine  unentbeXjrtidje  ©tüdfetigfeit,  alte  Stugenbtide  forgfättig 
bebienet  31t  toerben;  für  ein  ©tüd,  beffen  ftttanget  i^n  trofttog 
ntadjen  mürbe?  2Beit  er  in  feiner  Sugenb,  fief)  fetbft  au  bebienen, 
nidjt  mei§tidj  getetjret  mürbe. 

tiefer  ©emädjlicfjfeit,  bie  ben  großen  SEugenben  fo  f)inbertid) 
ift,  biefem  cjpange  aur  SBequemtidjfeit  muft  ber  ßetjrer  burd)  bie 
SIrbeitfamfeit  metjren  unb  benßnaben  anfjatten,  foldjeaSemüftum 
gen  über  ficb  au  nehmen,  bie  feinem  ©eifte,  feinem  Körper,  feiner 

21* 


824 


2Iu3  ben  tnorati^en  Borlefungen. 


©efunbtjeit,  feinem  tünftigen©tanbe  bientidj  finb.  55a  bie  2Beicfj= 
ticfjfeit  bes  ßötperg  ein  grofjeg  unb  ftetg  pnefjmenbeg  fpinbernig 
ber  ©eele  unb  ber  3mgenb  ift,  fo  muff  er  um  fo  biel  rnetjr  bie  @r= 
jiefjung  feineg  Sefjrtingg  bon  biefer  ©eite  fjer  in  ©idjerfjeit  feijen, 
ifjn  bie  ßoftbarfeü  ber  ttRorgenftunbe  fctjätjen  lehren,  um  ifjn  bor 
ber  ttöottuft  beg  ©ctjtafeg  unb  be§  meinen  33etteg  p  betoatfren, 
feinen  Äörfier  burcf)  ßeibegübungen  abtjärten,  itjn  borfidjtig  an 
bie  ©rbutbuttg  ber  berfdjiebnen  SBitterungen  unb  Safjregjeiten 
bon  ben  erften  Sauren  fjer  gemöfjnen,  ifjn  tetjren,  bag  Vergnügen 
ber  SRatjIgeit  nictjt  in  ben  ©Reifen  allein,  fonbem  in  tjeitern  ©e= 
fpräcfjen  p  fucfjen  unb  ficfj  bag  mofjtfdjmecfenbe  ©ericfjt  burcf) 
bag  Sfnbenten  ber  bottenbeten  ©efcfjöfte  unb  burctj  bie  ttöürjje  beg 
erarbeiteten  |mngerg  nocfj  rnetjr  p  berfüfjen. 

SDie  «gjabfud^t  ift  oft  eine  frü^e  Steigung  ber  Sfugenb  fomotjt 
atg  bie  SSerftfjmenbung,  unb  ©parfamteit  unb  greigebigfeit  finb 
fo  grofje  ütugenben  beg  Sebeng,  bafj  fie  in  jungen  ©emütern  bon 
jetjer  ermectet  toerben  müffen.  ©er  ßnabe  lerne  in  ber  S8ertoal= 
tung  feinet  tleinen  StermögenS  unter  ber  Stufficfjt  feineg  Q'übjrerS 
bie  Stnfangggrünbe  ber  ©fjarfamteit.  @r  bürfe  taufen,  aber  er 
toerbe  gelenfet,  bag  iRotmenbige  bem  btojj  Slngenefjnten,  bag  25ef= 
fere  bem  ©eringem  borpptjen.  @r  lerne  früh)  bon  ben  Sluggaben 
für  fein  Vergnügen  ben  Stufmanb  p  einem  guten  SBud^e  unb  bag 
©etb  31t  einem  frotjen  Sttmofen  er f baren.  SRan  taffe  ben  ©tenben 
unb  Sinnen  bor  ifjtn  erfcfjeinen  unb  feine  fpanb  gegen  ifjn  mittig 
mie  fein  «gierj  mitteibig  merben.  ©r  fei  nie  fo  arm,  baff  er  nicfjt 
menigfteng  einen  ©cfjerf  p  einer  ©uttfjat  anmenben  fönne,  unb 
bag  Vergnügen,  einen  hungrigen  mit  einem  23iffen  SSrote  p  ftär= 
ten,  einen  SDurftigcn  mit  einem  frifcfjen  Grünte  p  laben,  müffe 
feiner  jungen  ©eele  ttöottuft  unb  feinem  Singe  ber  tjerrticfjfte  Sln= 
btiit  merben.  ©cfjeint  er  pr  äferfcfjmenbung  geneigt,  fo  fetjre 
man  fie  auf  bie  ©eite  ber  fyreigebigfeit.  Unb  menn  er  p  biel  unb 
p  unborficfjtig  gibt,  fo  erfe^e  man  ifjm  ben  föertuft  nicfjt,  fon= 
beim  taffe  ifjn  in  bie  Umftänbe  tommen,  baf$  er  angefpoctjen  mirb 
unb  nicfjtg  geben  fann;  baff  er  gern  etmag  taufen  möchte  unb  eg 
burct)  feine  ©ctplb  nicfjt  taufen  fann;  baff  er  gern  feinen  jungen 
Sreunb  bemirten  möchte  unb  eg  nicfjt  tfjun  tann;  bafj  er  gern 


XXIII.  »orlefung. 


325 


feinen  treuen  Schienten  für  eine  (Sorgfalt  belohnen  möchte  unb 
e§  nicht  tann.  ©o  mirb  man  hm  bie  ©parfamEeit  bnrcE)  fidjtöare 
(Grünbe  nottoenbig  unb  fhäijbar  ma^en. 

©anEbarEeit,  SDienftfertigteit,  2reue,  33 er f et) to tage ntj eit,  Scr= 
tragfamteit  füllen  bi  füg  and)  ©ugenben  ber  erften  gapre  fein, 
unb  bie  ßunft  ber  ©rgiehung  beftdjt  barinnen,  baff  man  fie  bie 
gugenb  bei  alten  (Gelegenheiten  auäüben  taffe  unb  ifjr  atsbann 
fomot)!  bie  ©ct)iinfjcit  unb  2Bid)tigteit  berfetben  at§  ba§  -fpäfjtidje 
be§  (Gegenteile  geige.  Sie  äöortbanEbarEeit,  gu  ber  man  Äinber 
gegen  tfjre  ©Item  anhält ,  bringt  fie  oft  auf  einen  tinbifdjen  23e= 
griff  ber  ©anEbarEeit.  Eftan  führe  fie  bapin,  too  fie  burdj  (Get)or= 
fam  in  gälten,  bie  ihnen  Übertoinbung  Eoften,  ifjre  ©Item  aus 
©anEbarEeit  bergnügen  Eönnen.  5lucf)  ber  fftiebrigfte,  ber  ihnen 
einen  ©ienft  getpan,  müffe  ihrem  (Gebädjtniffe  nicht  entfalten, 
©er  ©cfiüler  lerne,  baff  man  atlegeit  (Gelegenheit  hat,  bienftfertig 
gu  fein,  baff  eine  gürbitte,  ein  guter  fRat,  bah  üftitteiben  oft  mehr 
©ienft  fei  at§  ba§  (Gelb,  ba§  man  gibt;  bah  bie  9Irt,  mit  ber  man 
bienet,  bem  ©ienfte  ben  größten  Söert  gibt  unb  nimmt;  bah  bie 
Hochachtung,  bie  man  anbern  nicht  berfagt,  bie  «g>öftict)teit,  mit 
ber  man  ben  fftiebrigften  begegnet,  bie  (Güte,  mit  ber  man  au§ 
Unbermögen  eine  SSitte  abfhtägt,  bie  SlufmerEfamEeit,  mit  ber 
man  ba§  ©tenb  ber  SSittenben  anhört,  ober  mit  ber  man  in  ber  (Ge= 
feEfcfjaft  guljört,  gumeilen  bie  ©teile  be§  ©ienfteS  bertrete ,  ben 
man  mirElid)  gu  teiften  aufjer  ftanbe  ift,  unb  bah  man  alfo  ftetS 
Nahrung  gur  ©ienftfertigteit  finbe.  ©ben  biefe§  taffe  man  ba§ 
$inb  in  ben  (Gelegenheiten,  bie  fid)  geigen,  ober  bie  mir  Elügtih 
beranftatten,  erfahren. 

$ann  ber  ßnabe  niht  fdmn  ba§  ©bte  unb  5(lü^licE)e  ber  ©reue 
unb35erfhmiegenheit  in  bemllmgange  mit  feinem  jungen greunbe, 
mit  feinen  SBüttSbermanbten,  mit  feinen  ©Item  unb  ßehrern 
fhntecEen  lernen1?  ©ine  forgfättige  Anführung,  bie  fortgefeljet  unb 
bon  guten  Seifpieten  unterftütjet  mirb,  tt)ut  Söunber  für  ba§  -jperg 
ber  gugenb ,  unb  ma§  Eann  alfo  bie  Pflicht  ber  ©ttern  anber§  fein, 
at§  ihr  biefe  ©rgiehung  fetbft  gu  geben  ober  burd)  gefhidte  unb 
gemiffenhafte  ^erfonen  geben  gu  taffen  unb,  toenn  e§  mögtih  ift, 
ihren  Übungen  be§  Untcrrid)t§  oft  beigumo'hnen?  ©in  ©efhäfte, 


326 


Stuä  ben  tnoratifc§en  SBortefungen. 


311  bem  ein  ißaul  Bmtl1,  ein  2luguftu§  nicht  gu  grofj  getnefen  ftnb, 
unb  ba§  biele  unfrei  alten  dürften  unb  ffrirftinnen  füt  bie  toid^= 
tigfte  5ßfrtic£)t  gehalten  haben. 

2Xucfr  In  ei  je  Belohnungen  unb  ©trafen  ber  .füttber  ftnb  bei  bei 
Sorgfalt  füt  eine  gute  ©^iehung  ebenfo  unentbehrlich  al§  toid)= 
tig.  Sitte  bie  ®inge,  inelcffe  bet  ©itelfeit  unb  ©innlit^teit  be§ 
Sttenfc^en  fd)meicf)eltt,  fotteit  nut  feiten  unb  fefyt  borfid)tig  3U  Be= 
lohnungen  bet  $inber  angetnanbt  tnetben.  5Ban  belohne  ihren 
fy^eifr  toenig  mit  Bäfdjereten,  ©pieltoerfen,  neuen  Kleibern  unb 
fffreiftunben  unb  tneit  ntef)t  mit  nüfrlic^en  Gingen,  Büchern,  ^n= 
ftiumenten  unb  äöerfjeugen,  unb  mache  ihnen  bie  Kenntnis  bie= 
fei  obet  jenet  angenehmen  unb  nüfrtidjen  ©ad)e  gut  Bergeltung 
ifrteg  ©eljorfamg.  Untei  bie  beften  Belohnungen  gehöten  borgüg= 
lid)  bie  Bterfmale  bet  ßiebe  unb  be§  Beifalls.  ©in  betbiente! 
Beifall  muff  bie  jfrügfamfeit  bc§  -ftinbeS  ermuntern,  unb  e§  muh 
fein  ttöunfch  fein,  ben  bernünftigen  ^ufthauetn  feines  SebenS  5U 
gefallen,  dennoch  ift  bie  Btiebfebet  bet  @£)rüegierbe ,  butch  bie 
man  fein  -£>«3  3um  tüfjmlid^en  Bethatten  in  Belegung  fefren 
tbitt,  eine  gefährliche  Briebfeber  in  ben  Rauben  bielet  ©Hern  unb 
Sluffchet.  Smnter  ben  Äinbetn  borfagen,  tnie  fdfrn  e§  fei,  anbte 
3U  übertreffen,  tbie  biel  ©ute§  man  bon  biefent  ihtaben  unb  bon 
feinet  Sluffülitung  frtedie,  tbie  jener  Btann  butd)  feine  ©efd)id= 
lid)!eit  jut  ljöd)ften  Söütbe,  biefer  butch  feinen  gleifr  3U  Beict)= 
tümern  uttb  3U  einem  allgemeinen  Slnfeljn  gelanget  fei;  toicbiel 
Bühnt  fich  biefer  erfdjrieben,  jenet  erfochten  unb  ein  anbrer  fid) 
butd)  feine  9iebücd)feit  erljanbelt  habe,  ^eifrt  junge  -fper^en  nid)t 
gegen  baS  ©ute,  fonbcrn  gegen  ben  Buf}nt,  gegen  tpradfr  unb  2In= 
fetjen  unb  ttöottuft  empfinblid)  madjen  unb  bie  ©t)tfuc£)t  unb  ben 
Beib  3U  |)errfd)ern  ihrer  ©emüter  einfe^en.  ©in  uufeligeS  Bet» 
fahren,  benn  eS  ertoedt  unb  nährt  ben  ©totj ,  unb  biefer,  tocnn 
er  gleich  in  rühmliche  Saaten  auSbridjt,  ift  nichts  beffer  unb  ber= 
giftet  bie  ©eele  ebenfotoohl  als  ber  ©efr.  §at  bie  SBitrbe  ber  SEu» 
gcnb  unb  ber  Fimmel  feine  gtöficrn  ©rmunterungen  für  bie  ßieb= 


1  ©eineint  ift  SuciuS  Stmitiu«  Cpautiuä,  ber  im  galjre  168  o.  ©Ijr. 
ben  matebonif^en  König  Sperfeuä  in  ber  ©c^tac^it  bei  Sßnbna  befiegte.  ®r  ftarö 
im  gjafjre  160. 


XXIII.  Berufung. 


327 


fjaber  be§  ©uten?  Unb  folgen  benn  ©t)ie  unb  Sinfehen  unb  SBür= 
ben  fo  getrih  bet  Smgenb  nad) ,  al§  man  un§  in  unfern  jüngern 
Sagten  ^xatjterifct)  beleiht?  Unb  trenn  toir  nun  bie  STugenb 
nicht  reich,  nid)t  gtoh  nnb  unS  endlich  fetbft  ton  biefen  33eioJ)= 
nungen  neriaff  en  fehen,  toa§  trirb  ba  au§  bem  ©latente  unfrei 
ütügenb  treiben?  3ft  lein  Moljnenber  geuge  alie§  ©uten  gegen* 
toärtig,  auf  bcn  man  nn§  jurücffiit)ren  fönnte,  um  un§  burdj 
göttliche  unb  nid)t  blofj  durch  bürgertidje  SSetoegungSgrünbe  auf 
bcr  SSafm  be§  ©uten  ju  ftärfen? 

Wan  muh  junge  «^erjen  anfeuern ,  aEe§  auf  bie  rühmlidjfte 
nnb  boEfommenfte  Slrt  p  tfjun,  folgfam ,  arbeitfam,  toahifjaft, 
liebreid),  befdieiben,  mäfjig,  bemütig,  bantbar,  flug  unb  berftän* 
big  p  fein,  ba§  ift  trahr;  aber  nidjt  um  anbre  ju  tibertreffen  unb 
fid)  über  fie  entbotpfd) Ufingen,  fonbern  um  in  aEen  feinen  9tei= 
gnngen  unb  §anblungen  bie  einige  fftegel  p  beobachten,  meld)e 
ber  3lEmäd)tige  feftgefejjet  unb  burdj  bie  Vernunft  nnb  fein  SBort 
offenbaret  ^at ,  nnb  um  feinc§  2Bof)IgefaEen§  unb  ber  Siebe  ber 
S]ernünftigen  toürbig  31t  tnerben.  S)iefe§  fei  ber  einzige  (Hjtgeij, 
ben  man  ber  Sfugenb  ein^uftöfjcn  nidjt  mübe  toerbe.  ©aff  fie  ans 
Slbficht,  ben  SBiEen©otteS  31t  ttpn,  in  aEen  Umftänben  baSSBefte 
mät)te  unb  fid)  fein  fpinberni§  baöon  abhalten  taffe,  ba§  fei  ihr 
höd)fte§  ©bftcm  ber  ©Ijre  unb  dtadjeiferung!  SB  er  rühmlich  hau* 
beit,  tneil  er  feinen  SBeffetn,  feinen  Pflügern  unb  ©efittetern  über 
fidj  fetjen  toiE,  ber  ift  au§  ber  böfeften  Neigung,  au§  Wib,  gut; 
ber  muff  heimlich  trünfdjen,  baff  anbre  nicht  fo  gut  fein  möchten, 
ber  muh  fid)  freuen,  trenn  er  ftetjt,  bah  fie  e§  nidjt  fittb,  unb  fid) 
fränfen,  trenn  fie  Sotpge  haben.  SBeldje  nieberträd)tige  ©e= 
müt§befd)affenheit!  Unb  gleid)trohl  ift  e§  biejenige,  ju  ber  man 
un§  burd)  bie  Stiebfeber  ber  ©hrfud)t  unb  SSor3ug§ftreite§ 
nidjt  feiten  in  unfrei  Sugenb  fo  emfig  aufmuntert!  Um  fftuhm 
5u  haben,  lehrt  man  un§,  toeife  unb  tugenbhaft  3U  fein;  ba§  hei|t, 
man  macht  unS  erft  eitel  unb  finnlid),  um  un§  tedjtfchaffen  3U 
mad)en.  Wan  befeetet  un§  mit  ber  SSegierbe,  anbre  3U  übertreffen, 
unb  3U  gleich  mit  ber  ©eringfdjätpng  gegen  biejenigen,  bie  treni* 
ger  Talente  nnb  ©lüd  befitjen  als  toir.  EU  an  lehrt  utt§  bie  fyoä)- 
a^tung  unfrei  felbft  nicht  anberS,  al§  ob  e§  3U  befürchten  träte,. 


328 


StuS  bett  morattfc^en  Sorlefurtgen. 


baj3  mir  bie  Stugenb  bei  Sernut  übertreiben  mürben.  EJtan  erfüllt 
unfern  »erftanb  mit  guten  @runbfä|en  unb  btätjt  ba§  jpera  3m 
gleich  mit  ©itelleit  auf.  ÜJtan  leljrt  un§  fünfte,  äßiffenfcfiaften 
unb  ©etoerbe  treiben,  bamit  un§  bie  2©elt  beümnbere  unb  mir  ber 
Söelt  burd)  ©efdjidlidjleit  unb  ©lang  immer  in§  2luge  fallen. 
3n  ber  Sttjat  eine  mürbige  2lbfid)t,  marurn  un§  ©ott  mit  fo  eblen 
Kräften  ber  ©eele  auf  ben  ©d)auf)la|  be§  ßeben§  gefteEet  b>at! 
Söenn  unfre  ©efdjüfte,  in  benen  ber  größte  Steil  unfreö  ßeben§ 
berbradjt  mirb,  lein  ©egenftanb  ber  Stugenb,  leine  ©diule  be§ 
©el)orfam§  gegen  ben  ©eher  unfer§  ßeben»  fein  foEen ,  ma§  ift 
aföbann  bie  Stugenb?  Unb  in  ber  Sttjat,  ein  £od)mütiger  Ijat 
gar  leine  Stugenb,  menn  ber  ©tolj  leine  ift.  3Jtan  mad)t  burd) 
bie  ©ljrfud)t  junge  SS^eaterlönige,  bie  ibjre  9toEe  gut  fielen,  ba= 
mit  fie  ba§  -jpünbellatfdjen  ber  ßogen  unb  be§  parterre  erbeuten. 
SDtan  madjt  j?eud)ler  unb  emige  ßügner  au§  iljnen,  bie  au§  ©itel= 
leit  etma§  fein  mottten,  ma§  fie  nid)t  finb,  unb  ba§  flehten  motten, 
ma§  fie  nid)t  fein  lönnen  unb  oft  nid)t  merben  mögen,  ©ie  Ier= 
nen  ifjre  ©djmääje  lünftlict)  berbergen,  anftatt  fie  ju  öerbeffern, 
i^re  geiler  leugnen,  anftatt  fie  31t  gefielen  unb  aöjulegen.  ©ie 
lernen  bie  SEtiene,  ben  Son,  bie  ©teEung  be§  ©efitteten  unb  |jöf= 
Itdien  unb  Sienftfertigen  anuefynen  unb  fid)  einbitben,  baff  fie 
biefe»  finb  j  fie  lernen  alfo  fid)  felbft  belügen,  inbem  fie  anbre  t)in= 
tergetjcn.  Somit  ber  anbre  nidjt  beffer  fei  als  ber  etjrgeigige 
Änabe,  mirb  biefer  gar  halb  jenen  berlleinern,  itjin  geljler  anbid)= 
ten,  bie  magren  aber  au§breiten  unb  bergröfjern  lernen.  Stuf  foldje 
2lrt  mirb  er  ben  ©runb  311  bem  l)affen§mürbigen  ©fjaralter  legen, 
ba  man  ba§  ©ute  an  niemanben  als  an  fid)  fct»ä^et,  ba§  Sßerbienft 
niemanbcn  gönnet  unb  e§  am  menigften§  an  feinet  gleichen  ober 
an  ben  fiebrigem  butben  lann.  »erträgt  fid)  biefer  ©jaralter 
mit  ber  »ernunft,  fo  ift  bie  SÖernunft  eine  elenbe  Sdnfi'tijrerin  3unt 
©uten.  Unb  gehört  e§  jur  guten  ©r^ung,  ber  ^ugenb  bie  ©t)r= 
fudjt  beyubringen  unb  fie  burd)  ib)re  »etot)nungen  3U  rüljmlidjen 
8lbfid)ten  unb  Staaten  3U  bilben,  fo  ift  eine  nieberträdjtige  ©r= 
3tel)uug  für  ba§  £erj  nidjt  biel  gefährlicher,  für  bie  Söelt  aber 
felbft  meniger  fc^äbtidfc),  meil  fie  meniger  gemein  ift  ai§  jene,  mie 
taufenb  eljrfüdjtige  »eiffnele  in  aEen  Raufern  bemeifen  lönnen. 


XXIII.  SBorlefung. 


329 


2)tcm  irrt,  trenn  ntan  glaubt,  baf?  btefer  geiler  ber  ©ugehung 
nur  in  ben  Borneljmen  Käufern  herrfdje.  Sind)  bie  niebrigfte 
«gtütte  £>at  ihren  ©tolj,  ber  Balb  jtt  einer  anftedenben  ©eudje  für 
bie  $inber  toirb. 

Söa§  bie  ©trafen  anlanget,  beren  ntan  fidj  Bebienen  fott ,  fo 
ift  e§  Bietteidjt  genug,  toenn  fid)  Gütern  unb  Q-üfjrer  ftetS  erinnern, 
Inas  fie  Beftrafen  unb  toarum  fie  ftrafen,  um  bie  Beften  Slrten  unb 
ben  rechten  ©rab  ber  ©trafen  auSfünbig  p  machen.  ttltan  Be= 
ftrafet  bie  gehler  an  Ambern,  bamit  fie  foldje  nicht  mehr  Begehen. 
2öie  forgfältig  füllte  man  alfo  fein,  ben  ge|Ier  in  feiner  erften 
©eBurt  p  Beftrafen,  elje  er  unglüdliche  ©etuoButjeit  toirb !  (Sine 
einzige  feierliche  Züchtigung  mürbe  Bei  Bern  Anfänge  genug  ge= 
mefen  fein,  unb  Bei  bem  fchon  oft  mieberljolten  fJeBjIer  langt  oft 
eine  jetjufadje  SSeftrafung  nidjt  Bi§  pr  2lBfid)t  ber  ©träfe.  35a§ 
Äinb,  ba§  im  Reimten  gat)re  mit  aller  ©trenge  nicht  Bon  ber  Un= 
ma^r^aftigleit,  ber  ^aföftarrigleit,  ber  9tad)fud)t  prüdgehalten 
toerben  tann,  mürbe  im  bierten  unb  fünften  galjre  Bei  ben  erften 
2lu§Brüdjen  biefer  ßeibenfctjaften  mit  geringer  ©d)ärfe  unb  t»iel=> 
leicht  mit  einer  einzigen  ernftt>aften  Züchtigung  p  heilen  gemefen 
fein,  menn  man  biefe  gehler  nicht  au§  Unborfiäjtigleit  ober  au§ 
einer  BarBarifchen  Siebe  üBerfehen  hätte. 

gjtan  mache  einen  forgfültigen  Unterfdiieb  pnfchett  ben  get)= 
lern  be§  4?er§en§  unb  ben  gehlern  ber  Übereilung  unb  Sdmrljeit, 
jmifdien  ben  gehlem  be§  mefentlicticn  unb  be§  zufälligen  2üohl= 
ftanbeä.  ©in  gehler  be§  §eraen§  erhalte  nie  dlad)fid)t  unb  9]er= 
geBung,  Bi§  man  bie  ßinber  nicht  ba§  £&fjlidje  beSfelBen  hat 
fühlen  laffen.  Mafien  fie  p  menig  SSerfianb,  bie  ©rünbe  unb 
ätorftettungen  Bon  ber  ©trafBarieit  be§  SSöfen  einpfehen,  ba§  fie 
gethan,  fo  toerbe  bie  ©träfe  ihre  Sehrmeifterin,  bie  ©ntptjung  ber 
©emogenheit,  ber  Heine  Werter,  ber  junger,  je  nad)bem  e§  bie 
tBefdjaffenheit  be§  5ftaturett§  unb  ber  gahre  erforbern.  Unb  nie 
fei  bie  $ränflid)feit  be§  $inbe§  eine  Urfaihe  pr  9tachfid)t  gegen 
feine  Böfen  Neigungen.  SSofe  Neigungen  Berftärfen  bie  $ranf= 
heilen  be§  ßörf)er§  unb  finb  felBft  bie  gefäl)rlichfte  Trautheit. 
Sieb  er  ba§  fdjmächlidje  $inb  um  feiner  SSo§B)eit  mitten  Bi§  auf 
ba§  «Blut  geftraft,  al§  in  ihm  ein  unfetigeS  ©efchöbf  au  feiner  unfc 


830 


äluä  ben  moralifdjen  SQorlefungen. 


anbrer  Starter'  unb  pnt  Stifjfatten  be§  «g>öct)ftert  aufioadpfen 
Xaffett.  Sie  SQ3iberfe|jIic£)fett  beg  ttinbes  gegen  bte  ©Item  unb 
ßeprer,  ber  jc^recf  iieljfte  gepter,  ben  ntan  butben  lann,  toirb  mit 
ben  Säuert  SlufruXjr  unb  ©mpörmtg  in  allen  Serpältniffen  be§ 
ßebeng.  ©ben  ber  Jtnabe,  ber  feinen  ©Itern  ben  ©eporfam  ber= 
toeigert,  toirb  ipn  bem  Obern,  bent  Könige,  berfagen  unb  ©ott 
fetbft.  ©ben  ber,  ber  in  feiner  gugenb  nicpt  get)orcf)en  lernte, 
toirb  bie  ©efepe  ber  Orb  nun  g  at§  Jüngling  unb  Scann  unter  bie 
güffe  treten  unb  fiep  burcp  Ungeftüm  unb  ttöut  bie  Sapn  ber  Un= 
gebunbenpeit,  eg  tofte  ©pre  ober  Stut,  öffnen,  Stau  piite  fiep  nur, 
baff  man  bie  gepter  ber  ttinber  nidjt  im  gorne,  fonbern  ntepr  mit 
tattern  Stute  ftrafe;  man  überzeuge  fie,  bajj  man  fie  aug  ßiebe 
gücptige  unb  taffe  feine  gurbitte  bei  einem  gepter  ber  Sogpeit, 
and)  in  itjren  erftengapren,  gelten,  ©in  OeranftatteterSetrug,  ben 
fie  begehen,  toirb  oft  unfinnig  atg  2Bip  beg  .ttinbegbeiounbert,  unb 
er  fottte  gum  erften  State  gleid)  auf  bag  fdfärffte  beftrafet  toerben. 
©in  gepter  be§  äufjerticpen  äöoptftanbeg  wirb  oft  part  beftrafet 
unb  bem  Knaben  etotg  borgepatten,  unb  eine  feine  Untoaprpeit 
überfiept  man  ipnt.  ©teicptoopl  fottte  auf  biefe  bie  empfinbticpfte 
©träfe  unb  auf  ben  gepter  ber  erften  Strt  nur  eine  geringe  3lpn= 
bung  folgen.  Stuf  biefe  Söcife  toerben  5?inber  gu  einer  ungtüd= 
licken  unb  unridftigen  Strt,  gu  empfinben  unb  fiep  gu  fcpämen, 
Oertoöpnt.  ©ie  ternen  bor  bem  geringem  gepter  erfepreden  unb 
bei  bem  toapren  Söfen  gleidjgültig  bleiben:  ber  Srieb  ber  ©dfam= 
paftigteit,  ber  fo  götttidje  2Bädt)ter  ber  Sugenb,  toirb  nur  auf 
steinigte iten  unb  auf  bag  Slujfertidje  ber  ^anblung,  nid)t  auf  bag 
Unerlaubte  ber  Steigungen  unb  ber  Spat  fclbft  geleitet.  Unb  fo 
fiept  man  Äinbcr,  benen  bag  Stut  in§  ©efidjte  fteigt,  toenn  fie 
einen  gepter  beg  Sttoptftanbeg  bei  ber  Safel  aug  Unborfidjtigteit 
begehen,  bie  bei  einem  gteden  im  Äteibe  gittern,  unb  bie  boep  mit 
freier  ©tirne  eine  ßüge  borbringen  unb  einen  glud)  gurn  Setoeife 
pinfepen,  mit  f  altem  Stute  ein  Stier  ermorben,  ofjne  ©epamröte 
eineg  ©ebredtjticdjen  fpotten  unb  ben  ttiigern  Sebtenten  bie  fcpred= 
tiipften  Samen  beitegen.  Stau  fei  atfo  aufmertfant  bei  ben  gep= 
lern  unb  tepre  bag  .flinb  ba  bornepmtiep  erfepreden  unb  fictj 
fcpämen,  too  eg  bie  Sernunft  am  nteiften  befieptt.  ©o  oft  man 


XXIII.  SBorlefung. 


331 


burcß  ©orglofigteit,  burcß  üble  33eifpiele,  burcß  unproportioniert 
lidje  ©trafen  ben  natürlichen  unb  tounberboden  Xrteb  ber©cßam= 
töte  in  ben  $inbern  unnötig  lentet  ober  matt  ioerben  Xäffet,  jo 
oft  tj anbett  man  toiber  ißr  ©lüd  unb  aljo  toiber  bie  Siegeln  einer 
guten  ©rpßung.  Sie  Regeln  ber  mitten:  man  ßabe  für  ben 
Knaben  bie  größte  ©ßrerbietung,  ift  eine  ber  toeijejten. 
Sftan  üerfatjre  nur  in  ©eberben,  SBorten  unb  fjtanblungen,  in 
alten  erlaubten  Singen,  bie  man  in  feiner  ©egentoart  tßut,  ftet§ 
jo  jorgjältig,  al§  man  im  böcijein  be§  toeijejten,  borneßmften  unb 
frömmften  SJtanneg  tßun  mürbe,  jo  ßat  man  bieje  Siegel  ber  SSe= 
ßutfamleit  unb  be§  äußerlichen  33eifpiel§  erfüllt. 

©ine  jo  jorgjältig  fortgejeßte  ©rpßung  ber  Äinber  bi§  in  bie 
$aßre,  ba  jie  in  bie  große  SBelt  eintreten  unb  nun  fotooßl  ißren 
Oon  un§  geprüften  Steigungen  al§  aud)  ißren  Hmftänben  unb 
bem  ©taube,  barein  jie  burcß  bie  ©eburt  gefeßet  finb,  gemäß  eine 
getoijje  Seben§art  al§  ißren  SSeruf  ergreifen,  mirb  pberläffig 
auf  ißr  ganjeS  Seben  ißr  ©lüd  jejt  grüuben.  ©ie  Ioerben  baburcß 
nicßt  nur  gefcßidter  p  ben  ©ejcßäften  bc§  ßebeng,  jonbern  aud)  in 
ißrent  gnnerften  glüdlicßer,  in  ißrern  Iter^en  ebler  unb  pr  ©oig= 
leit  immer  reifer  merben.  ©§  ift  maßt,  baß  bieje  jorgjältige  6r= 
pßung  in  ben  meijten  ©tüden  nur  in  großen  Käufern  unb  unter 
ben  bap  günjtigen  Ümjtänben  jtattjinbet.  SlUein  man  erjcßrede 
nicßt.  SBir  jeßen  oft,  baß  Söißter  in  einem  niebrigen  fpauje  an 
ber  £anb  einer  SJtutter,  bie  nur  gejunben  SSerftanb  unb  ein  front* 
me§  fpera  bejißet,  unb  ©ößne  an  ber  fpanb  eines  nicßt  oorneßmen, 
nod)  geleßrten  SßaterS,  ber  aber  ©injicßt,  ©rfaßrung  unb  Sugenb 
bejißet,  toeijer  unb  glüdticßer  erpgett  toerben  al§  in  bem  £>aufe, 
mo  bie  bejte  unb  fcßarffinnigfte  ©rpßung  p  ßerrjdjen  jtßeint. 
Sie  $raft  be§  guten  23eifpiel§,  bie  natürlichen  ©abcn  ber  tinber 
unb  ber  befonbre  ©egen  ber  SSorfeßung,  ber  bie  SSemüßungen 
frommer  unb  unermübeter  ©Itern  begleitet,  jinb  bcrmutlicß  bie 
£aupturjacßen  bieje§  ©Iüd§.  ©Item,  bie  ißre  Äinber  SBeiSßeit 
unb  gute  ©itten  bon  ben  erften  gaßreu  an,  bi§  jie  in  bie  große 
SBelt  treten,  unberrüdt  burcß  ißre  Sßaten  unb  ißr  täglid)e§  S3er= 
halten  leßren,  leßren  jeßr  berebt  unb  ertoerben  jicß  ba§  eßrioürbige 
Slnjeßn,  ba§  ftilljcßloeigenb  unterrichtet  unb  audß  in  ber  gerne 


332 


2Iu§  beit  moratifdjen  SSorlefuttgen. 


ermuntert,  ©ie  ertoerBen  fid)  baburd)  bie  Siebe  ber  Kiuber,  bie 
jurn  ©efjorfame  bie  Befte  SCrieBfeber  ift.  ©otd)e  ©ttern  merben 
enblid)  burd)  bie  SieBe  31t  it)rem  ^inbe  unb  pr  ißftidft  oft  ba 
fdprffinnig,  too  anbre  ©ttern  nid)t§  feiert,  unb  burd)  bie  SieBe  31t 
©ott  oft  ba  unermiibet  unb  ftrenge,  too  anbre  forgto§  obernad)= 
fidjtig  berfat)ren.  ©atfer  tann  oft  if>r  gute§  tperj  Bei  einem 
gefunben  35erftanbe  ben  ftinbern  bie  gtücttid)fie  ©rptmng  geben, 
fiebrige  ©ttern,  bie  iffre  Äinber  p  bernünftigen  (£t)rtften  unb 
nüt)tid)en  ^Bürgern  aufersietjen,  I)aBen  fte  auf  ba§  gtüdtidjfte  er= 
jogen.  $>enn  tafjt  ben  EEenfdjen  in  allen  anbern  rütjmtidjen 
©rfenntniffen  untuiffenb  fein,  tafjt  itjn  in  ber  5Duntett)eit  Bleiben 
unb  feinen  tarnen  nidjt  unter  ben  EEenfctien  genannt  merben; 
tuenn  er  nur  gelernet  t)at,  melier  2öeg  pm  SeBen  füfjrt,  mer  fein 
©rlöfer  fei,  mer  itjrn  feine  ©ünben  BergiBt  unb  bie  Söunben  fei= 
ne§  ©etoiffen§  tjcitt,  toenn  er  burd)  bie  ©rteudjtung  ber  Stetigion 
©ott  über  aHe§  unb  feinen  5täd)ften  at§  fidj  p  lieben  gelernt  Ijat 
unb  nad)  biefen  ©eBoten  in  feinem  ermatten  ^Berufe  unb  ©tanbe 
lebt  unb  Ijanbelt:  fo  tann  er  auf  ©rben  rutjig  fein,  fo  ift  er  pm 
fpimmetreidje  gelehrt,  fo  mei£  er  aEe§,  ioarum  ber  Ettenfdj  ba  ift, 
fo  tann  er  einig  gtüdfelig  loerben. 

©lüdfelig,  meine  Herren,  finb  mir,  bie  mir  einer  guten  ©r= 
jictjung  genoffen,  unenbtid)  ftrafbar,  menn  mir  fie  benen  nidjt 
geben,  bie  fünftig  bon  un§  geboren  ober  unfern  .fpänben  pr  23it= 
bung  anbertraut  merben.  3ft  bie  ©rptjung  ba§  midjtigfte  äöert 
ber  ©ttern  unb  Stnffetjer,  fo  müffen  fie  ben  ©egen  ber  »orfetjung 
bemütig  fut^en  unb  fidb)  nid)t  auf  itjrenSerftanb  Bei  berfelben  bcr= 
taffen,  ©oEte  ©ott  motjt  biefen  ©egen  Bei  ber  SSitbung  ber©eeten, 
bie  er  pr  2ugenb  gefd)affen  tjat,  berfagen?  3ft  enblid)  bie  ©r= 
jietjung  ba§  größte  ©tiid  ber  Jtinber,  fo  müffen  biefe  eine  mittige 
golgfamteit  babei  Bemeifen  unb  ben  ©amen  einer  frühen  £ugenb 
nid)t  unter  bem  Untraute  ber  fatfcfjen  dtteinnngen,  ber  Süfte  unb 
Büfett  ©efeEfdjaften  erftiden  taffen.  ®ir,  nod)  jarte  ^ugenb,  bie 
mid)  ijjt  tjöret,  fei  e§  infonbertjeit  empfohlen:  ©t)re  Sßater  unb 
Eüutter  mit  ber  ü£t)at  (burd)  ©etjorfant)  unb  mit  Söorten  unb 
©ebutb,  auf  bajj  itjr  ©egen  über  bid)  fomme.  SDenn  mer  ben 
§crrn  fürchtet,  ber  etjret  audj  ben  tBater  unb  bienet  feinen  ©Item 


2IuS  bei’  III.  SSorlefurtß. 


333 


unb  peilt  fie  für  feine  Herren,  unb  über  ipn  förnmt  ber  bon  ©ott 
berpeifjne  ©egen:  auf  bafj  bir’g  toopfgepe  unb  bu  lange  lebeft 
auf  ©rben.1  $a,  toer  fiep  gern  läfjt  ftrafen  unb  steten  bon  fei= 
neu  ©Itern  unb  Vorgefepten,  ber  toirb  fing  io  erben,  toer  aber 
ungeftraft  fein  JoiE,  ber  bleibt  ein  dtarr.2  ©in  Vater  be§  ©erecp= 
ten  (be§2ugenbpaften)  freuet  ftdb),  unb  toer  einen  Söeifen  gejeuget 
pat,  ift  fröplicp  barüber.  ßafj  ficf)  alfo,  o  Sugettb,  beinen  Später 
freuen  unb  über  bir  friiplid)  fein,  bie  bi  cp  gegeuget  pat.8  ©enn 
be§  Vater§  g-reube  unb  ©egen  bauet  ben  ^inbern^äufer,  aber  ber 
Vtutter  Kummer  unb  glucp  reifet  fie  niebcr.4 S * * 


- - 


brr  III.  gorkfuitg.  $tun  itrnt  jUorfngr  brr  Ijeu- 
tigrn  Storni  ttor  brr  Pornl  brr  aitrn  ftpilofopljen  mtb 
oüu  brr  gfdjrrdiüdjkrtt  brr  frrtgrtftrrirdjru  3,-ttaral. 

2)a§  ©pftem  ber  freigeifterifcpen  Vioraf  ift  nicpt  fd)toer  311 
enttoerfen.  £)er  niebrigfte  Vtenfd),  ber  fid)  feinen  ßeibenfcpaften 
ungeftört  überlafjt,  prebiget  eg  in  feinen  fpaublungen,  unb  feine 
.panbtungen  faffen  fid)  leicpt  in  ©rwtbfäpe  aufföfeti.  —  ,,©ud)e 
bein  Vergnügen.  äöa§  biefeg  beförbert,  ift  erlaubt  unb  toeife; 
toa§  bi  cp  baüon  abpäft,  ift  Vporpcit,  gurcptfamfeit  unb  2lber= 
glaube.  SDie  ©elbftfiebe  ift  bein  ©efep;  folge  ipr,  fofange  bid) 
leine  offenbare  ©etoalt  abpält,  unb  fiircpte  nicptg  afg  ben  Strrn 
be§  -fpenferg.  Vicptg  ift  für  fiep  gut,  nicptg  böfe.  SDie  ©ottpeit 
aeptet  ber  niebrigen  -fpanbfungen  be§  Vtenfcpen  nid)t,  unb  feine 
Vatur  befieplt  ipm,  naep  bent  eingepftan^ten  ^nftinfte  311  pan= 
bein.  —  3)er  ift  frei,  ber  tpun  barf,  toag  er  toünfipet,  unb  toag 
er  toünfdjet,  nur  bag  ift  fein  ©lüd:  Vergnügungen  ber  ©inne  unb 
bei  ©inbilbunggfraft,  greuben  ber  SßoEuft,  ber  ©pre  unb  be§ 
ffteieptumg."  —  „bringt",  ruft  ber  greigeift  ung  ju: 


1  Sir  3,  9.  10;  8,  7. 

S  Spr.  Sat.  12,  1. 

a  Spr.  Sat.  23,  24.  25. 

*  Sir.  3,  2. 


334 


Sluä  beit  mora[tft§en  SSortefungen. 


„Sringt  burdf)  be§  Aberglaubens  SRac^t, 
golgt  ber  Statur,  geniefit,  mag  fie  euch  fcfjenfet; 

©ud)t  nichts,  als  mag  iljr  njünfcfjt,  fließt  nichts,  al§  roa§  eud) 

franfet; 

Senft  frei  itrtb  gebt  nicht  auf  bie  Sporen  ac^t. 

Ser  Sßöbef  ift  ber  größte  §auf  auf  Srben, 

33on  biefern  reifst  euch  Io8.  @r  roeifj  reicht,  raa§  er  glaubt, 

§ält  jeben  Srieb  für  unerlaubt 

Unb  fielet  nicht,  bajj  er  ftch  fein  ©lücf  au§  ÜDtiljfucht  raubt. 

Srurn  faßt  ben  furzen  Unterricht: 

2Ba3  niete  glauben,  glaubet  nicht! 

golgt  ber  Statur.  Sie  ruft,  roa§  fann  fie  anberS  motten, 

AIS  baf$  mir  ihr  gehorchen  fallen? 

Sie  furcht  erbachte  Siecht  unb  Pflicht 
Unb  fchuf  ben  igimmel  unb  bie  Jgötte. 

©e|t  bie  SSernunft  an  ihre  ©teile, 

3Ba§  fe£)t  ihr  ba?  Sen  Fimmel  unb  bie  igötte? 

D  nein,  ein  meibifcpeS  ©ebiept. 

Safjt  hoch  ber  Sßelt  ihr  finbifcpeS  ©efchroäpe. 

2BaS  jeben  ruhig  macht,  ift  jebetn  fein  ©efepe; 

■Dtepr  glaubt  unb  braucht  ein  kluger  nicht."1 

SDiefe§  ©pftern  berbienet  feine  SBiberlegung.  (£§  ermeefet  2lb= 
fcpeu,  fobalb  man  e§  in  feinen  folgen  benft,  unb  ba§  niept  gang 
Perberbte  -fperj  empört  ft  cp  mit  feiner  natürlichen  ©üte  miber  bie 
greeppeit  be§  Ungfauben§.  2Bie  elenb  mürbe  ber  greigeift  fein, 
menn  er  eine  jftepubüf  fDtenfcpen  ju  fotepen  jßpifofoppen  untbif= 
ben  fönnte,  al§  er  felbft  ift  ober  fein  mitt!  2Bie  mürbe  e§  mit 
feinem  bergötterten  Vergnügen,  mit  bemSSefipe  ber  ©üter  unb 
3ßerfonen,  bie  er  ;\u  feinem  Söunfcpe  bebarf,  mit  feiner  ©ieperpeit 
unb  feinem  Sieben  fiepen?  $cp  unb  atte  finb  al§bann  mie  er  ge= 
finnet.  2öir  fennen  auep  feinen  llnterfcpieb  bc§  ©uten  unb  33öfen. 
Unfer  ©ott  ift  ber  Gcigennup,  bie  ©elbftliebe  unb  ba§  Vergnügen 
ber  ©inne.  Söerben  mir  ipm  niept  feine  greuben  mit  ßift  ober 
©emalt  entreißen,  fobatb  e§  uttfer  Vergnügen  befiepft?  2Ba§  ift 
mir  an  feiner  3iupe  gelegen,  menn  icp  bie  meinige  burep  bie  3er= 
ftönutg  ber  feinigen  beförbern  fann?  $cp  taube  fie  ipm.  Stber 

1  2Iuä  ber  SrjCUjlutig  „5Der  greigeift".  S.  109. 


Slttä  ber  III.  Borlefuitg. 


336 


er  toirb  fid)  toiberfe^eit.  ©o  ioiberfe^e  id)  mid)  aud).  Gr  Bietet 
ßift  unb  ©üde,  ©ift  unb  2Jteud)elmorb  auf,  31t  feinem  ,3iele  311 
gelangen;  id)  aud).  Gtoiger , Krieg  be?  Gigennuije?  unb  ber  $redj= 
^eit!  $ft  tein  gerechter  ©ott,  teine  2mgenb,  leine  Unfterblid)* 
teit  ber  (Seele  unb  atfo  teine  einige  ffietobnung  ober  ©träfe:  loa? 
fott  rrtid)  aBI; alten,  fo  oft  id)  f  amt ,  ber  ©timme  meiner  erljitjten 
ßeibenfdjaften  3U  gehorchen? 

„®ann  ptt’  id)  Sufi,  ein  23öfenricijt  p  fein, 

Unb  mürbe,  mär’  tein  (Sott,  and)  feinen  ftönig  fdjemt."1 

©0  ifi  benn  nad)  bcm  ©tjfteme  be?  ^reibenler?  ber  fdjtoär« 
3efte  Unbanf ,  toenn  er  mein  Vergnügen  beförbert,  tein  ßafter? 
©0  barf  id)  meinen  fftäcbften  heimlich  plünbern,  loenn  e?  meine 
fftutje  atfo  Verlangt,  unb  ben  9tad)bar  mit  ©ifte  au?  bem  SCßege 
räumen,  toenn  id)  mid)  feiner  ©attin  nid)t  anber?  Bemäd)tigen 
famt?  ©0  finb  SSetrug,  Sßerräterci  unb  fDteineib  ertaubt,  foBalb 
fie  ein  ÜJtittet  finb,  b;e  S3efet)Ie  meine?  Gigennutje?  3U  beliebigen? 
©0  finb  bie  53anbe  ber  Familie  unb  ber  greunbfdjaft  nidjt?  al? 
aBergläuBifdje  geffcl?  ©0  barf  man  mir  meine  ©attin,  bie  id) 
toie  mich  liebe,  rauben;  meine  ©achter,  bie  greube  meine?  fpaufe?, 
entehren;  meinen  ©ol)n,  bie  Hoffnung  meine?  ßeben?,  311m  Un= 
geborfamen,  3uni  2?öfeloid)te,  3um  ßäftrer  ©otte?  machen?  ©0  ift 
nicht?  mein?  ©0  ift  feine  äu^erlid)e  ©id)erf)eit  al?  burd)  ßift 
unb  ©ewatt?  ©0  Bjat  ber  Obere  fein  ©efetj,  al?  bie  ©tittung  fei= 
ner  unmäfjtgen  SSegierben?  Unb  id)  fott  il)m  gehorchen?  ©0  bjat 
ber  fiebere  fein  ©efei),  al?  bie  ©eloalt,  too  er  fann,  öon  fid)  ab= 
3Utoenben  nnb  ba?  ßeben  be?  Obern  feinem  Gigcnnutje  anf3U= 
obfern?  Unb  id)  fott  regieren?  ©0  ift  feine  ©reue,  fein  33anb 
ber  ßiebe,  ba?  bie  f)Jtenfd)en  Oerfnüpft,  unb  nur  ber  Gigennuij  ift 
ipr  l)öd)fte?  ©efeb?  Unb  in  biefe  ©efettfdjaft  ber  Betrüger,  ber 
Unbanfbaren,  ber  dMneibigen,  berfKäuber,  ber  DJtörber,  ber 
S3tutfd)änber,  ber©otte?feugner  toottet  iljr  un?  Oerfeijen,  ibrgrei= 
geifter?  O  geinbe  ber  ^Jlenfdjen  unb  ©otte?!  gft  biefe?  bie  Söelt 
ber  ^ufriebenbeit,  0,  fo  fei  ber  2ag  unfrer  ©eburt  Oerflucbt! 

Steine  Herren,  biefe?  ©emälbe  ber  f re ig e ifterif  d) en  UJto rat  mufj 


2lu«  bem  „gromtnen  Seneeat".  6  oben,  <5.  158. 


836 


2tu3  ben  moralifdjen  Siorlefungen. 


uvia  nottoenbig  in  ber  üßerehrung  bet  lEugenb  ftärf  en ,  bie  un§ 
eine  erleuchtete  Vernunft,  ba§  ©etoiffen  unb  bie  Religion  anptei= 
fen.  9Xber  bieEeidft  fdfeint  ghnen  biefeS  ©ernätbe  nicht  getreu  ge= 
nug  ju  fein.  Unb  e§  ift  toahr,  nicht  aEe  geinbe  ber  geoffenbarten 
Religion  nehmen  gang  biefe  fcfirecftiche  ERoral  an.  Oie  äufier= 
liehen  Umftänbe,  in  metchen  fie  fict)  befinben,  ihr  persönlicher  6f)a= 
rafter  unb  fetbft  bie  mohtthätigen  ©inbrüefe,  toelche  ber  erfte  Un= 
terricht  in  ber  ^Religion  in  ihren  bergen,  ohne  baff  fie  e§  ertennen 
tooEen,  jutitef  gelaffen  hat,  fclfränten  biefelbe  in  einzelnen  gälten 
ein.  Slber  ift  e§  bei  bent  aEen  nicht  ebenfo  toahr,  baff  e3  bie  S)to= 
rat  bietergreigeifter  ift,  unb  bah  biegreigeifterei,  toenn  auch  nicht 
auf  einmal,  hoch  nach  unb  nach  auf  eine  folche  SRorat  abführet? 
Sßetoeifen  bie§  nicht  fo  manche  beiftifche  ©c£)riften  gut  ©enüge? 
SRan  bertaffe  nur  auf  bent  Eöege  ber  Pflicht  bie  leitenbe  fpanb 
ber  Offenbarung,  unb  halb  merben  fich  bie  berberbten  Steigungen 
be§  fpergenS  3U  gührerinnen  anbieten  unb  teigen,  noch  einen 
©chritt  toeiter  gu  mögen,  bis  man  cnbtich  über  aEe  ©rengen  ber 
ißfticht  hmau§  ift.  EöenigftenS  fe^t  man  fich  aEegeit  einer  fo 
großen  ©efahr  auS,  loenn  man  in  bem  heEften  Sichte  ber  Dffen= 
barung,  anftatt  fie  gehörig  gu  prüfen,  fich  entfehtiegen  tann,  Iie= 
ber  einOeifi  gu  fein.  33emahten©ie  atfo,  meine  Sperren,  ghre  noch 
garten  ©eelen  bor  ben  ©runbfäigen  bergreigeifterei,  bie,  fo  fchrec£= 
lieh  fie  überhaupt  finb,  bennoef)  eingetn  in  einem  unS  natürlichen 
-fpange  gum  Saftet  oft  ihren  ©Emp  finben;  bor  ben  freigeifteri= 
fchen  SJteinungen,  bie  bon  ben  2hwnen  ber  ©rohen  fcf)on  in  bie 
Jütten  ber  Stiebern  fich  berbreiten,  gleich  ber  üßeftiteng,  bie  im 
ginftern  fchleicht,  unb  ber©eucE)e,  bie  imSRittage  berberbt.  ©au= 
rin,  ber  treffliche  ©aurin,  faget1,  er  habe  teinen  greigeift,  teinen 
ohne  SluSnahnte,  getannt,  ber  nicht  auf  feinem  Oobbette  fein 
©hftem  miberntfen  unb  berabfeheuet  hätte;  unb  ©ie  finben  biete 
folcher  lehrreichen  SSeifpiete  in  einem  Eöerfe  beS  bänifchen  front» 
men  unb  gelehrten  SSifchofS  ißontoppiban  aufgefteEet.2  ga,  bei 

1  @.  ©aurinS  „iprebigten  über  bie  SeibenSgef d&id5te  3efu  unb  anbre  bamit 
oenuanbte  5D!aterien",  2.  Seit,  11.  fßrebigt,  272.  ©.  in  ber  neuen  Überlegung 
(® eitert.)  58gl.  baju  bie  @rjät)tung  „Der  greigeift",  oben  ©.  109. 

a  @.  ipontoppibonä  „.Kraft  ber  SCBafirtiett ,  ben  Unglauben  ju  beftegen" 
(©eitert.) 


5Tu§  ber  III.  SBortefutig. 


337 


bert  Prüften  einer  bauertjaften  ©efunbtjeit,  in  bem  Vauinet  ber 
ßcibenfcfjaften,  in  ber  tägtidjen  (Erneuerung  ber  äöo'llüfte,  in  bcn 
Serftreuungen  unb  ©efeltfdjaften  auSfdfmeifenber  Vtenfdjen,  bc= 
nebelt  Born  SBeiue,  unterraiefen  in  ben  ©etjeintniffen  ber  ^raeifeX= 
fudjt  unb  be§  ©potte§  über  bie  fpeitige  ©cprift,  tafft  fid)  ber  Ver= 
ftanb  gingen,  Unfinn  at§  Söatjr^eit  ju  glauben,  unb  ba§  ©c= 
miffen,  gteiä)  einer  gefdjänbeten  Unfcf)utb,  bertjüttt  fid)  einige 
Seit.  Slber  bei  ber  2lnnäf)erttng  einer  gefäl)rtid)en  $rantf)eit,  Io§= 
geriffelt  bon  ben  Vergnügungen,  an  bie  ber  StuSfdjmeifenbe  ge= 
feffelt  raar,  frei  unb  genötiget  jum  Vadjbenfen,  erblidt  er  bie 
©egenftünbe  in  einem  ganj  anbent  ßidfte.  SDie  Vernunft,  bom 
aufgeraaditenföeraiffen  gebrungen,  beraubtet  bie  Vecpte  ber2Skd)r= 
tjeit.  5£>ie  ©djreden  be§  Vobe§,  ber  ©ebanfe  ber  (Emigteü,  ber  ©e= 
bante  eine§  fjeitigen  ©otte§,  ben  fein  ga'eigeift  au§  feinem  §erjen 
bertitgen  tann,  bringen  mit  aller  Vtadft  auf  ifjrt  unb  finb  bie  3ot= 
ter  feiner  ©eete,  bie  ifjr  ba§  Vetenntni§  abnötiget,  bafj  fie  fid) 
raiber  ©ott  empöret  f)at,  baff  fie  ttnfelig  ift. 

2Bir  tjaben  in  unfern  Vagen  fo  biete  ßetjrer  ber  Qraeigeifterei; 
unb  bamit  itng  raeber  ein  fredjer  Vrite  nod)  ein  fpottenber  ©altier 
umfouft  unterridjten  möge,  fo  breiten  rair  jum  Vanfe  bafür  itjre 
©etjeimniffe  au§  unb  erfinnen  nur  Qrraben,  ben  Ungtauben  31t 
fdjmüden.  .fpüten  ©ie  fid)  bor  folgen  ©djriften  unb  Vtenfdjen, 
teuerfte  greunbe!  ©ie  treten  in  bie  groffe  SBett,  unb  biete  bon 
Seiten  eiten  bietteidjt  halb  in  frembe  ßiinber,  batb  in  bie  ©efatjr, 
mit  ben  ©runbfüijen  be§  Unglauben^  bertrauter  311  raerben.  3)a§ 
Vnfetjen  ehte§  fonft  geteerten  unb  fäjarffinnigen  d)tanne§,  einc§ 
Vtanne§  bon  feiner  ßeben§art,  ber  angeitefjm  unb  gefragt  in  ©e= 
fellfdjaft  ift,  bem  biete  getjorcpen  muffen,  befielt  ©d)tttj  rair  nid)t 
entbehren  tönnen,  macf)t  feinen  Ungtauben  oft  gtän3enb  in  un= 
fern  Stugen,  unb  ber  greigeift  im  Drben§banbe  tetjrt  immer  ein= 
bringenber  at§  ber  im  ©cputrode,  ob  fie  fcpon  beibe  gteid)  etenb 
lehren. 

3d)  bitte  ©ie,  meine  Herren,  benn  raa§  fann  icf)  anber§  ttjitn, 
atg  bitten?  3d)  bitte  ©ie,  at§  Spr  greunb,  bei  allem,  raa§  Sonett 
fcfjätjbar  ift  auf  (Erben  unb  im  -fpitnmel,  bei  ber  ßiebe  be§  Vtu= 
te§,  au§  bem  ©ie  entfproffen  finb,  bei  ber  Ututje  be§  |)er3en§,  bie 

©eitert  22 


338 


2iu3  ben  utoralifdjen  SBorlefungen. 


©ie  ade  fudjen,  Bei  bent  ©lüde  ber  iftadjmelt,  bie  bon  2»f)nen  ent* 
fpringen  fotl,  unb  Bet  wem  fottictjmeljr  Bitten?  33ei  ©ott,  Bern 21U= 
mächtigen !  —  miberftet)en©te  ben  SSerfüff  rangen  ber  g-reigei|terei 
unb  be§  £after§.  35etoaf)ren  ©ie  itjr  embfinbticfyeg  ©eroiffen  Bon 
$ugenb  auf,  uub  toefjren  ©ie  bnrcf)  ifjr  ftanbfjafte§  23eifpiel  ber 
UngeBunbent)eit  iti  ben  Meinungen  unb  ©itten,  toie  ©ie  rüljmltdj 
tljun.  ©rinnern  ©ie  fid)  oftberfd)reden§boEen2Borte:  ,,©Ieid)tx)ie 
fie  nid)t  geachtet  fjaüen,  baff  fie  ©ott  ertenneten,  t)at  fie  ©ott  batjin 
gegeben  in  berfctjrten  ©inn." 1 

©enfen©ie,  u>enn©ie  einen  freigeifterifdfen  ßönig  mit  feinem 
Unglauben  triumpfjteren  fet)en,  an  einen  red)tfd)affenen2lntonin2, 
ber  bod)  nod)  lange  fein  ©Ijrift  mar.  2)enfen©ie,  menn©iebereinft 
in  ben  ©emädjern  ber  ©rofjen  einen  fftodjefter,  einen  f?oBBe§3, 
einen  23olingBrode4  unb  ©l)afteäBurl)4ber  ^Religion fpotten  fjoren, 
benfen  ©ie  an  einen tßerutam5,  2lbbifon6,  ßittleton7 8  unbäüeft,  bie 
fie  burd)  ifjre  ©djriften  unb  ©itten  berfjerrlidjten.  ©er  gemiffen* 
tjafte  5)tini[ter ,  ber  fonft  ©aüen  be§  ©eifte§  unb  ©efd)idlid)feit 
ju  öffentlichen  ©efdjäften  Befitjet,  mirb  an  allen  fpöfen,  ui o 
nod)  fo  toenig  ^Religion  fjerrfdfet,  bennod)  ber  efjrmürbigfte  Blei* 
Ben.  3frrert  ©ie  bie  ©optjiftereien  cine§  33al)tes,  bie  er  mit  einem 
fpitjfitnbigen  @d)arffinne  unb  einer  rüfjntrcbigen  ©etefjrfamfeit 
unterftütjet,  o,  fo  benfen  ©ie  an  fo  biete  grofje  DJtänner,  toeldje  bie 
Vernunft  über  bie23egierbe,  finnreid)  unb  gelehrt  ju  fdjeinen,  unb 
ben  ©lauBen  über  beibe  tjerrfdjen  liefen,  ©in  gelehrter  ©ra§mu3 


i  9tüm.  1,  28. 

3  SEttuS  2lureltu8  2lntoninu3  5ß-tuS,  riimifd)er  Jtaifer  (138-161  it.  Gtjr.). 
Unter  ifjm  erfreuten  fid)  bie  Stiften  nicp  blof)  ber  ©utbung,  fonbern  auc§  feiner 
perfßnlicpen  ^ocpac^tung. 

3  StljomaS  ;gobbe3  (1588—1679),  33§itofopI)  unb  9iedf)t8lei)ter. 

4  33  iS  count  £ienrp  ©aint  3oE)n  23olingbro!e  (1678-1751),  Staats« 
mnnn  unb  tfäfiilofopti,  mit  2lit  t  f)  o  np  2tf  f)  I  ep  Go  op  er,  ©  raf  uon  SljafteS» 
burp  (1671-  1713),  einer  ber  ,'gauptoorlämpfer  beS  enghfdjen  SDeiSmuS. 

3  Söaco  non  33  er  ul  am  (1561  —  1626).  33g[.  feinen  berühmten  ©af;:  „$)ie 
tpbilofopt;ie,  mettn  fie  flüchtig  getoftet  wirb,  füljrt  uon  ©ott  ab,  biß  jum  ©runbe 
geleert,  fül;rt  fie  ju  ©ott  jurüd." 

6  3ofepb  Slbbifoit  (1672—1719),  Siebter  unb  ipopularptntofopl),  heraus« 
geber  beS  „Speotator“. 

7  Sorb  ©eorge  Sittleton  (geft.  1773),  oerfafste  „tßoetifc^e  ^Briefe". 

8  Speter  3)aple  (1647 — 1706),  beffen  „Dictionnaire  liistorique  et  critique1' 
eine  ^auptfnnbgrube  für  bie  „3luftlärung§p()i[ofopben"  würbe. 


2tu§  ber  III.  öortefung. 


839 


ober9Mand)tl)on  gefje  bei  Seiten  toeit  über  einen  geteerten  33at)le. 
2BaS  ift  ber  SBitj  eines  ßa  SJtettrie1 *,  mit  bem  er  fred)  über  baS 
.fpeiligfte  fpottet,  gegen  ben  (Seift  eines  Maliers,  mit  bem  er  bie 
Religion  unb  bie  9ied)te  ber  Vernunft3  Perteibiget.  SJergleidjen 
Sieben  2t  erftanb,  ber  auS  berSittenleljre  eines  9JtoSt)eimS8fprid)t, 
mit  bem  33erftanbe,  ber  auS  ber  Schrift  Pomglüdfeligenße= 
ben4  reb’t,  fo  ift  ber  erfte  ber  Sßerftanb  eine»  ©ngelS  unb  ber 
anbre  ber  Sterftanb  eines  unfaubern  ©eifteS.  ßefeu  Sie  bie  bor= 
trefflidjenSöerte  eineSSquire5,  eirte§ ‘DiöffeXt6  unb  gerufaleut7,  bie 
fie  jur  Sterteibigung  ber  äöotjrtjeit  unb  ©öttlidjteit  ber  Religion 
aufgefe^et ,  unb  tooburd)  fie  unfern  gelten  eine  toatjre  2öot)ttt)at 
erliefen  ijaben. 

Sdfämen  Sie  fid)  nie,  Religion  ju  fjabcit.  SDie  ebelften  Seelen 
tjaben  fie  für  ifjre  (Sljre  unb  it)r  ©lüd  gehalten.  Söiberiegen  Sie 
ben  Unglauben  burd)  ein  gefitteteS  ßeben,  unb  Ino  eS  nötig  ift, 
burd)  ©rünbe  unb  eble  greimütigfeit.  Slber  toaS  üürb  bie  große 
SBett  bon  mir  beuten,  toemt  idj  fo  getoiffentjaft  mid)  itjren  2tei= 
gungen  unb  23eifpielen  entgegenfteEe?  2ßirb  fie  mid)  nidjt  mit 
bem  Flamen  eines  Sdjtoermütigen,  eines  iUUläfüdjtigen,  eines 
SdjtoärmerS,  eines  fUtenfdjen,  ber  nidjt  ju  leben  toeijj,  bem  ber 
Sdjulftaub  ben  ßopf  berfinftert  tjat,  beftrafen?  Unb  toie  fefjr 
fürd)tet  fid)  ein  empfinblidjeS  #era  bor  biefen  Manien!  ©S  ift 
toa^r,  bie  25erad)tung  ift  ein  fürdjterlidjer  geiub ,  unb  itjr  51t 
entgegen,  tjaben  taufenb  ber  9tetigion  entfaget,  bie,  toenn  man 
fie  ifjnen  burd)  ©etoalt  ijätte  entreißen  looEen,  lieber  üjr  2ter= 
mögen  unb  ibjr  ßeben  felbft  preisgegeben  Ratten.  Slber  um  befto 
mel)r  müffen  mir  unS  tniber  biefe  falfdje  Sdjanbe  toaffnen  unb 
unS  burd)  ben  SöeifaE  beS  ©ettüffenS  über  ben  Spott  IjinauSfefcen. 


1  je  (a  suiettrie  (1709—51);  fein  5erü$mtefteS  2Ber(  ift:  „Ser  Slienfd) 

eine  üliafdjme". 

a  feine  Boritefftictfe  äSorrebe  ju  bem  uon  i$m  überfefcten  SBerfe  „'Prüfung 
ber  Sette,  bie  an  altem  jmeifelt".  (® eitert.) 

a  S.  Slnmertung  auf  ©.  80. 

‘  „Traite  de  la  Vie  Heureuse  par  Seneque“.  S3om  £a  SKettrte.  (©  eitert.) 

6  äBittiam  Squire  (geft.  1677),  engtifc^er  2(;eolog. 

eg.  g.  Slug.  Staffelt  (geft.  1807).  Seine  „SSerteibigung  ber  2ßat;rt;eit 
unb  ©öttlidjteit  ber  cfjriftlidjeu  Stetigion"  erfd&ien  1769  in  Satte. 

i  S.  Slnmertung  auf  S  317. 


22* 


340 


2tuS  ben  moraUft^en  SSotlefungen. 


©nblidj)  gibt  e§  ja  nod)  überatt  3tec£)tfd)affne  unb  gdeunbe  ber 
Religion,  bie  un§  bvtrd)  i^re  -g>od)ad)tung  fdjabloä  galten.  Unb 
gefegt,  e§  gäbe  itjrer  tnenige  ober  gar  lerne :  toa§  ift  bie  ©ering= 
fdjätjung  ber  «Sterblichen1?  2tud)  ber  ätornetjmfte  unter  ben  2d)o= 
ren  biefer  Gerbe? 

„2Ba§  ift  ber  frecfjfte  (Spott, 

©en  oft  bie&ugenb  leibet? 

Sför  wahrer  dtuEjm !  ©enn  wer  ba§  33öfe  nt  eibet, 

®a§  ©ute  t£)ut,  fjat  gtuijm  bei  ©ott!" 


Briefe. 


$it  tau  ©rnfbit  p.**  001t  $.*x 

ßet^äig,  ben  20.  SDej.  1754. 

Stein  lieber  ©raf! 

Ilm  Sie  für  Streit  lebten,  mitten  unter  bem  ümgeftüme 
Sb^er  greunbe  unb  boc$)  fo  fcfiön  getriebnen  SSrief ,  fo  gut  id) 
!ann,  ju  belohnen,  fo  fdjide  id)  Sbnen  etliche  Sogen  bon  ben  ©ra= 
merifcljett  ^fatmen1 2  unb  mit!  Sorten  jugleidj  eine  Keine  ©efd)id)te 
erzählen,  bie  Sbran  guten  herben  nidjt  gleichgültig  fein  tann. 
©in  junger  bteufnfdjer  Offigiex. .  -hat  bi«  bon  feiner  berftorbnen 
Xante  ein  ©rbfdjaft  bon  fünf=  ober  fedjSaufenb  Xbalertt  gettjan. 
Set)  habe  il)n,  meit  er  midj  ju  lernten  bertanget,  ^mehnat  bei  bem 
SlbbofatenX. . .  gefbrodjen  unbeinmal  mitibmnebftbiefem  Staune 
gefbeifet.  51m  Sonntage  treffe  id)  ib«  abenb§  toteber  ba  an.  ©be 
mir  nodj  affen,  maren  mir  einen  Slugettblicf  allein.  ,,5ld)",  fing  er 
mit  einer  fdj ambaften  Dffenbergigleit  an,  „Sie  miffen  e§  nicht,  id) 
bin  Sbb  Sdjulbner,  Sb*  SroB«  ©djulbner,  unb  id)  bitte  Sie  im 
ftänbig,  nehmen  Sie  eine  ©rtenntlid)!eit  bon  mir  an  unb  bauten 
Sie  mir  nicht  bafür."  ,3u  gleicher  £eit  brüdte  er  mir  ein  Fabier 
mit  ©etbe  in  bie  ,§>anb.  „Sie  mein  Scbulbner,  mein  §err,  ber  id) 
Sie  in  meinem  ßeben  nidjt  gefeben  unb  Sbnett  nie  ben  geriugften 
Sienft  ermiefen?"  —  „Sun,  id)  ruhe  nidjt,  Sie  müffen  e§  anneb= 
men.  Sie  buben  mein  ^erj  burd)  Sbre  Stiften  gebeffert,  unb 

1  ©raf  9Jtori(s  non  SSrüfit,  SReffe  be§  belannten  f(id&fif$en  -WiniftevS  unb 
gcjjilter  ©cUertä.  ©eitert  J>at  mit  it»m  in  Jahrelangem ,  innigem  »rieftoedjfel 
geftanben.  3n  ben  gefamwetten  Schriften  non  1769  -  74,  8.  Sörnb,  Jtr.  18. 

a  g.  2i.  GramerS  „tpoetifd^e  Überfefcung  ber  i)Jf  atmen"  er)c§ien  juerft  1755 


842 


SBriefe. 


gegen  biefe§  ©lüd  bertaufdjte  icf)  bie  ganjeSöelt  nicht.  2ffd  !ömmt 
greunb,  laufen  ©ie  mid)  nidjt  bergebeng  bitten.  ©r  foE  fein 
3euge  meiner  ©djulbigfeit  fein."  3»d)  nahm  eg  unb  muffte  bor 
freubiger  Geftürpng  nidjtg  p  antmorten.  ich  p  «fpaufe  bo g 
ißafner  öffnete,  fanb  id)  pranjig  ßouigbore.  9hm  erfdjraf  id)  pnt 
peiten  Eftale.  5Diefc§  freubige  ©Freden  tljat  eine  niädjtige  2öir= 
fung  auf  mein  fperj.  9hd)t  bag  ©elb  (nein,  bag  (Selb  tonnte  eg 
nicht  fein;  biefeg  bringt  nie  in  bag  Snnerfte  ber  ©eele),  Hoffet 
(Selb  !ann  biefe  fyreitbe  nid)t  erregen,  bie  id)  füllte.  Gein,  lieber 
©raf,  ein  ©ebanfe,  ein  buntter  ©ebanfe,  ben  id)  mid)  fäjeute,  ganj 
p  benfen,  mcit  id)  itjn  bor  ©ott  gcbad)te,  ein  ©ebanfe,  baff  ich 
nidjt  unnüije  märe,  eine  nid)t  ganj  unbernehmliäje  ©infpradje, 
baff  id)  getroft  fein,  baff  id)  aug  bicfem  GorfaEe  Glut  fdjöbfen 
unb  nid)t  immer  in  Kummer  berfinfen  foEte;  ein  foldjer  ©ebanfe 
mar  eg.  „2llfo  bift  bu  nod)  enpfinblich?"  fagte  id)  bei  mir  felber. 
„9llfo  rührt  bidj  bocfj  nod)  etmag?  S)a§  (Selb  moEteft  bu  gern 
mieber  einem  ehrlichen  Gtanne  geben,  menn  bu  nur  ben  ©inbrud 
biefer  Gegebenheit  immer  begatten  fönnteft.  Gicfjtg",  bacfjte  id) 
jitternb,  „nidjtg  ift  fo  flein,  bag  niid)t  unter  ber  göttlichen  9tegie= 
rung  fteljt.  ©oEteft  bu  nidjt  glauben,  baff  er  biefe  Gegebenheit 
p  beiner  $reube  pgetaffeit  hat?  3u  beiner  greube?  £5,  mer 
märeft  bu!  2öie  glüdtidj!  ©in-fjcrj  gebeffertl"  $d)  trat 
näher  pm  fünfter  unb  fal)  gen  föimmel.  9lEein  gemiffe  ©npfin= 
bringen  fann  unb  barf  man  and)  feinen  beften  greunben  nicht 
fagen.  ©obalb  man  fie  augbrüdt,  fo  gibt  bieEeicht  ber  ©hrgei^ 
heimlid)  bie  färben  bap  hem  ©enug,  mein  lieber  ©raf,  eg  mar 
ein  glüdlidjer  Slbenb  für  mich,  für  ben  id)  ©ott  nidjt  genug  ban= 
fen  fann.  Gtein  gütiger  greunb  bat  mich,  feine  greunbfdjaft  p 
berfchmeigeu.  Giemanb  foE  fie  aud)  miffen  alg  ©ie  unb  meine 
©djmefter.  ©r  hat  fid)  blojj  burd)  bag  ßefen  guter  Güdjer  aug 
ben  Gorurteilen  miber  bie  Religion,  mornit  ihn  fein  ©tanb  an= 
geftedet  hatte,  tjerauSgeriffen.  @r  ift  ein  getaffner,  befdjeibner 
unb  mirfüd)  meifer  ©olbat;  bod)  Ijat  feine  Ghene  noch  einen  Geft 
bon  einer  bormaligen  ü£raurigfeit,  morunter  fie  aber  nidjt  leibet, 
©r  miE  al§  ©olbat  fterben,  toeil  er  einmal  gelernt  hat,  mag  p 
biefem  ©taube  geljört.  ©r  fd>veibet  gut  unb  miE  bieS  ber  2lb= 


SGriefe. 


343 


hanblung  bor  meinen  ^Briefen  ju  banfen  haben.  2lber  ber  gute 
Platin ,  fein  fperg  unb  nict)t  meine  StBtjanblung  ift  bie  fJUtutter 
jeinet  ©djreibart.  3d)  fiabe  itj m  nod)  eine  tteine  SSibliothel  auj= 

gefegt. - 9tun,  ba§  ift  ein  langer  SBrief,  guter  ©raf.  ÜJteine 

ganje  3?ruft  tt)ut  mir  inet),  folange  habe  id)  gefeiert,  ßeben  ©ie 
moljl;  jo  glüdlid),  als  id)  mir  ju  fein  münjdje,  unb  Bleiben  ©ie 
es  Bi§  an  ben  leijten  3l)ter  3Tage !  ©ie§  märe  alfo  ber  Cetite  SBrief 
in  bem  1754.  Sat)re.  llttb  in  bem  Binftigen,  mie  mirb  e§  ba  jein? 
©ut!  fftun,  baS  gebe  ©ott! 

©ellert. 


— H-j-K— 


imitfelkn. 

SBonau,  ben  22.  jütärj  1758. 

Siebfter  ©raj! 

3d)  habe  biel  Materie  jn  einem  langen  SBrieje  an  ©ie,  menn 
nur  meine  SSrujt  auü)  Gbent  genug  jür  ben  ©^reibet  hätte.  ©oä) 
id)  mill  nicht  mit  Klagen,  id)  mitt  mit  ©antjagungen  anjangen. 
SBeldje  greube  haben  ©ie  mir  burd)  3l)ren  lebten  SBriej  gemalt! 
©r  ijt  bie  getreujte  unb  jeinjte  .ßopie  3l)re§  ganzen  guten,  bor= 
trefflichen  ^erjenS,  unb  id)  tneiB  niemanben  bon  meinen  jungen 
greunben,  ber  jo  fd)ön  jdjreibt  tbie  ©ie.  ©onjt  hatte  id)  ^u  3h n«t 

noch  einen  ©ronegl,  aber - ja,  guter  SDtorifc,  erfahren  ©ie  e§ 

nur,  benn  mein  jperä  fann  e§  nicht  länger  berbergen.  ©§  blutet! 
©ronegf  ijt  nicht  mehr,  nnjer  ©ronegt  ijt  ben  erjten  ©ag  in  biejem 
3ahre,  in  ber  erjten  ©tunbe  biejeS  SahreS  un§  entjogen  motben; 
mir  mahrjdjeinlid)  nicht  auf  lauge  Seit,  unb  bodj  hat  mid)  jein 
SSerluft  tiej  gebeugt1.  3d)  matf  mich  bei  ber  erjten  Reitling  bon 
feinem  ©obe  auf  ba§  Säger,  too  ich  ^enig  Söochen  borher  meinen 
eignen  ©ob  ermattete,  unb  meinte,  ©er  jelige  Säugling!  ©ie 
flattern  jinb  fein  ©ob  gemejen,  haben  ihn  an  einem  ftemben 

i  <*o bann  S?rtebri<$,  SReid&Sfrei^err  »on  Sronegl  (1731-58),  $r a« 
menbid;ter.  3Jlit  feinem  „Gobruä"  geioann  er  ben  oon  ber  „S3ibliot(iet  ber  2Bif« 
fenfd)aften"  auSgefefcten  '}Sreia  non  50  meac^ät^atern. 


344 


SBriefe. 


Orte  überfallen  unb  ben  neunten  Sag  getötet.  @r  hat  fein  ©nbe 
borauSgefehen  unb  feinen  Sob  ftaribfaft  erwartet.  Söenige  Sage 
not-  feinem  ©nbe  hat  er  auf  feinem  Sobbette  nod)  an  toerfäiebne 
feiner  greunbe  in  Singbach  getrieben  unb  pgteich  eine  »erorb= 
nuug  aufgefetjet,  in  ber  icf)  feinen  ©eift  mehr  betomtbre  al§  in 
feinen  beften  ©ebid)ten.  M)  biefer  »erorbnungmirb  feineSBibti= 
otTjet  bertauft  unb  bie  ©umme  in  brei  Seile  geteilet.  einen 
erhält  fein  elfter  fpfmeifter,  ber  £ofEaf>Ian  «Rabe,  ben  anbern 
11^ x,  ber  Siebter,  unb  ber  brüte  Seil  fott  einige  Lausanne  er* 
quicEen.  Ser  »ebiente  empfängt  einige  -gmnbertShaler,  fein  ©litcE 
3U  machen.  Sftir  hat  er  fein  Sßortrftt  unb  feinen  fRiitg  pm  Sln= 
benten  fiuterlaffen.  Siefeg  SSitb  eines  geiftreicf)en  unb  frommen 
SreunbeS  hängt  ifct  bor  meinen  Singen  unb  bertritt  oft  bei 
mir  bie  ©teEe  einer  lehrreichen  unb  anmutSboEen  ©d)rift.  ©eine 
lebten  SBorte  toaren:  „Sob,  loo  ift  bein©tad)el,  £öEe,  too  ift  bein 
©ieg?  ©ott  fei  San!,  ber  unS  ben  ©ieg  gegeben  hat  burd)  unfern 
^errn  Sefum  ©hrift!"  Stunmehr  freut  er  fict)  ber  Unfterblid)feit, 
ber  Stiebe  unb  ber  SCnbetung  feines  ©otteg.  SBir,  teuerfter  ©raf’ 
loir  feiert  ihm  in  ben  Fimmel  nach  unb  folgen  ihm  auf  ber  Sahn,' 
auf  tt> eiche  er  fo  rühmliche  guftapfen  cingebriiüt  hat.  ^cf)  hätte 
gern  alg  Sichter  ihn  betoeinet,  aber  in  meinen  i^igen  ilmftänben 
ift  biefeg  eine  unmögliche  Pflicht. 

Ser  ajtajor  steift2  hat  auf  meinen  bermeinten  Sob  ein  ©inn= 
gebiete  berfertiget,  ba3  für  mich  unenbliä)  rühmlich  ift  unb  über 
ba§  hinaus  nichts  ©rofjcS  mehr  gebaut  toerben  tann.  Slber  act)! 
ich  XlntDürbiger!  3d)  berbiene  nid)t  bie  «fpiilfte  babon;  baS  fagt 
mir  mein  ^erj  laut. 

„2U§  jüngft  be§  Sobe§  ißfeit,  o  ©eitert,  bid;  getroffen, 

Elagt’  id)  unb  meint’  unb  falj  ben  §tmmel  plö|lidj  offen, 

Stuch  ben  belebten  Dtaum  ber  meiten  SBelt  fah  ich: 

®ie  ©rbe  roeinete,  ber  pmmet  freute  fidj." 

SIIS  id)  bie  erfte  Hälfte  ber  lebten  Seile  tag,  fo  erfchraf  ich 
fetjon  nicht  toenig,  aber  ©ott!  toie  gitterte  ich,  als  id)  meiter  lag: 


r  s,  -1  (1720-90),  ber  Befnnnte  Slnatveontifer,  lebte  in  feßr 

bebrangten  SBerpttmffen  in  anS6ad;ifdC;en  SDienften. 

3  ßioalb  e^riftian  non  JUeift  (1715-59),  ber  Sänger  be$  „grü$ting". 


Briefe, 


345 


ber  Fimmel  freute  fi$l  $d;  »einte,  bafj  iü)  biefeS  ©IüdE§ 
nidjt  tefirbig  toar,  unb  füllte  ben  göttlichen  Dteia  ber  Sugenb  unb 
mein  Diidjtö  in  einem  Dlugenblide.  ©ie,  liebfier  ©raf ,  tönnen 
fitf)  biefen  Sobftmtdj)  gana  berbienen,  unb  nad;  meiner  Siebe  gönne 
id)  ^nen  benfetben.  ®ie  ©rbe  teeinete!  ein  grofjeä  ©lüd,  id> 
gefte^e  e§;  ober  bodj  ein  ungeteiffeg  unb  atoeifelfjafteg  ©lüd,  bag 
großen ©eelen  im  £obe  nidjt  allezeit  folgt.  SD  er  Fimmel  freute 
f icS) !  äöeld;  ©litd,  bag  feine  ©rflärung  leibet,  bag  nur  gefüllt 
»erben  teilt  unb  bag  bocl)  jeber  eblen  ©eele  geteiffeg  ©lüd  unb 
^eilige  ©fjröegierbe  ift!  gl)r  ©lüd,  gljr  Dtuf)nt,  mein  ©raf,  unb 
einft  ganzer  Sebenglauf! 

. gef)  bin  nodj  tjinföllig  unb  l;abe  »enig  Dbern..  Slber 

©ott  »irb  Reifen,  ©r  beglüde  ©ie  immerbar!  Seben  ©ie  teoljl. 

©eitert. 


Siebfte  Äorreffionbentin!1 

Soffen  ©ie  fid)  eine  fleine  58egebenf)eit  eraötjlen,  bie  id)  ge» 
t)obt  f)abe.  Obgleich  bie  .fpauhtyerfon  nur  ein  gelbteebel  ift,  fo 
ift  er  bocl)  geteifä  teert,  3^nen  befannt  au  »erben;  benn  feine 
Dieben  unb  bie  frommen  ©efinmtngen,  bie  er  borinnen  äußerte, 
teürben  and;  einem  ©enerale  ©Ijre  rnadjen.  SDiefer  gclbteebel, 
ber  in  breufeifc^en  SDienften  geftanben,  Ijotte  micl;  fdfon  atmen 
Stage  onfgefudjt  unb  nid)t  fftred)en  fönnen.  ©nblid;  fom  er  bor= 
geftern  in  bie  DJtorol2  unb  teorb  meiner  nach  ber  ©tunbe  habhaft. 
$d)  nahm  ihn  au§  bem  Dlubitorio  mit  auf  meine  ©tube.  „tßer= 
aei^en  ©ie,  <£>err  Sprofeffor ,  baß  id;  au  Sljnen  fomme.  3cb  bin 
ein  .preujäifdier  gelbteebet,  habe  breinubbrei^ig  galjre  gebienet, 
habe  enblid)  meinen  5ibfd)teb  befontmen,  bin  auf  bem  Söege  nach 
Siblonb  in  mein  SSaterlanb  aurüdaufe'hren  unb  bin  fünf  DJteilen 
umgegangen,  um  ©ie  au  feljen  unb  gl;nen  mein  banf  bareg  pera 
an  aeigen." 


1  SDemoifeHe  Suciu?  in  $)re§beit. 

s  2).  Ij.  SBortefung  über  äßorat. 


846 


SSriefe. 


„©ttjen  ©ie  nieber,  lieber  -fperr  Qfelbtbebel.  Söomit  habe  id) 
benrt  3hre  SDantbarfeit  berbienet?" 

,,3)urd)  atte  31) re  ©djriften,  bie  idj  fdjon  feit  1748  lefe,  be= 
fonberS  burd)  3h«  lebten,  ©ie  fabelt  mich  oft  bom  23öfen  abge= 
galten  unb  pnt  (Sitten  ermuntert.  (Sott  fegne  ©ie  bafür  unb 
gebe  3^)neti  (Sefunbljeit  unb  ein  langes  ßeben  unb  baS  einige 
ßeben!  SBenn  ©ie  nur  müßten,  Wie  gut  idj’S  meine  unb  wie  ich 
mid)  erfreue,  ©ie  p  fet)en!" 

„@S  ift  eine  unerinartete  unb  grofje  -grettbe  für  mid),  ,£>err 
gelbwebel,  bafj  ©ie  mid)  haben  befugen  WoKett,  unb  id)  bante 
Sitten  für  3h«  2lufricf)tig(eit  unb  Siebe  ebenfo  fetjr,  als  ©ie 
mir  banfen,  benn  biefen  SDant  tnaren  ©ie  mir  nicht  fdjulbig. 
haben  3hnen  meine  ©cfjriften  genüget,  fo  Will  id)  (Sott  banten 
unb  mid)  freuen,  baff  fie  3f)nen  genüget  haben,  unb  baff  id)  einen 
fo  guten,  frommen,  alten  ©olbaten  t)abe  füllen  fennen  lernen, 
©inb  ©ie  über  3h«n  2lbfd)ieb  gufrieben?  haben  ©ie  fo  biel  in 
3h«w  SDienfte  gewonnen,  baff  ©ie  3h«  lebten  3at)«  babon 
leben  tonnen'?" 

„3<h  bringe  nichts  als  meine  Sr  eit)  eit  jurüd,  aber  id)  finbe 
nod)  fo  biel  ju  häufe,  baff  id)  nicht  DJtangel  leiben  toerbe.  ©nb= 
lieh  bin  id),  ungeachtet  aller  meiner  SBleffuren,  nod)  gefunb,  unb, 
o  toie  oft  hat  mid)  (Sott  nicht  im  Kriege  fid)tbar  befehliget  unb 
erhalten!  2US  id)  nad)  ber  Slffaire  bei  (Sörliti1  löblich  bleffieret 
nad)  SSö^men  gebracht  Würbe,  habe  ich  binnen  fünf  Sagen,  auf 
einem  ©dritten  liegenb,  nichts  gehabt  als  ein  ©titd  $t>mmiff= 
brot,  an  bem  ich  lauete,  unb  ben  ©djnee,  ben  mir  bie  SSauern, 
toelcl)e  bie  SSleffierten  fuhren,  in  ber  hanb  bor  ben  fühtnb  hielten, 
unb  bod)  erhielt  mich  (Sott  unb  gab  mir  (Slittf,  baff  id),  als  id) 
in  baS  Sajarett  tarn,  in  bie  hanbe  eines  fehr  gefd)idten  unb  mit= 
leibigen  böhmifchen  2lrjteS  fiel,  ber  tnid)  (id)  War  hinten  in  bie 
ßniefeh'le  gefdjoffcn,  unb  born  in  ber  $niefd)eibe  ftedte  bie  Jhtgel, 
unb  ich  litt  fd)redlid)e  ©d)merjen),  ber  mich  turierte  unb  mir 
nad)t)er  einen  freien  Zutritt  Wä'hrenb  meiner  <Sefangenfd)aft  in 
fein  tpauS  berftattete;  unb  bantalS  habe  id)  3h«  ©djriften  (er 


(Sd^Iad&t  bei  ®örli$  am  7  September  1757 


SJriefe. 


847 


patte  fie  aEe)  too^X  jmanjigrnat  burcpgetefen.  $cp  Bin  ganj  Bot 
greuben  auffer  mir,  baff  icp  ©ie  jeX>en  unb  fprccpen  barf.  fJiun 
toiE  id)  tjeute  (eS  mar  gegen  fünf  Uf)r)  meine  fReife  nocp  ein  paar 
fDteiten  fortfetjen."  SDatauf  napnt  er  auf  bie  Bemeglicpfte  Slrt 
SlBfcpieb. 

£>er  fölann  patte  eine  aufrichtige  Beperjte  9JUene,  ein  gutes 
Slnfepen,  trug  fid)  in  feiner  fDtontur  fepr  reinlich,  mar  eines  getb= 
fcpererS  auS  ßiotanb  ©opn,  patte  in  feiner  ^ugenb  ftubieren 
moEen  unb  mar  1730  in  ben  beffauifcpen  ßanben  Bon  ber  Sßoft 
mit  ©emalt  junt  ©olbaten  meggenommen  morben,  „unb  id)  patte 
bocp",  fepte  er  pinju,  „Bon  ^ugenb  auf  einen  ülßfcpeu  Bor  beut 
©olbatenleben  gepaßt  unb  patte  in  tuffifcpen  SDienften  Offizier 
merben  fönnen,  menn  icp  ßuft  31t  biefem  ßeßen  gepaßt  pätte.  SIBer 
gottloB!  eS  ift  üßerftanben."  ©r  mar  fecpS=  ober  acptunbfunfjig 
$apr  alt  unb  nod)  ftart  Born  ßeiße. 

2öaS  meinen  ©ie,  gute  EftabemoifeEe?  ©oEte  micp  ber  33ei= 
faE  unb  ber  SDanf  beS  geringen,  unßefannten  getbmeBetS  meniger 
rüpren  at§  ber  SSeifaE  unb  bas  Vertrauen  beS  gropcn,  Berüpmten 
unb  tapfern  ©eneralS,  eines  ßaubon?1 - 

ßeßen  ©ie  mopl. 

ßeipjig,  ben  15.  ©eptemßer  1763. 

©eitert. 


gcprett  eines  $aters  für  feinen  $üijit,  Bett  er  auf  Bie 
glkaiieittie  fdjitkt.2 

EJeein  ©opn! 

$cp  mieberpole  SDir  pier  bie  ßepten  fcpriftlicp,  bie  icp  SDir  teils 
Bon  ben  erften  Sfapren  an,  teils  ju  ber  Seit,  ba  icp  35ir  bie  2l!a= 
bemie  Bon  ferne  geigte,  gegeben  paße.  ßafj  ®tr  bicfe  ©cprift  einen 


1  ©ibeon  ©ruft,  $rei§err  oon  itaubon  (1716-90),  geftorben  at«  ©e« 
neraliffimuS  ber  äfterreict;if  elfen  Strmee. 

2  3m  5.  äianbe  ber  gefammelten  ©Triften. 


848 


Se^rert  eines  SBaterä  sc. 


beftärtbtgert  SemeiS  meiner  SieBe  gegen  SDid^  unb  auf  bem  Söege, 
ber  Sid)  nun  näfjer  3U  Seinem  ©lüde  führen  foE,  eine  tagfidfe 
©rmunterung  fein.  Sn  triitft  in  eine  neue  SeBenSart  unb  in  eine 
Sir  nodj  frembe  Söelt;  unb  id)  unb  Seine  recfEfdjaffnen  SInfüfjrer 
^aBen  Sid)  gu  feiner  anbern  SCBftd)t  fo  forgfältig  Bi§  in  Seine  er» 
madffnen  Safjre  geleitet,  als  um  Sid)  in  ben  ©tanb  3U  fe|en,  baff 
Su  nunmehr  Sein  eigner  Befjutfamer  güf)rer  merben  unb  ben 
©cfjritt  aus  Seines  SSaterS  häufe,  ben  Stritt  in  bie  groffe  SBett 
P  Seiner  2öof)Ifaf)rt  tfjun  fönneft.  3d)  fenne  Sein  gutes  hera, 
Seine  SieBe  31t  mir,  Seine  Segierbe  nad)  Söiffenf haften  unb  nad) 
bem  SSeifaEe  ber  Serftänbigen,  id)  fenne  Seine  Sugenb,  id)  fenne 
aber  aud)  bie  gefjfer  Seines  SIfterS  unb  SemperamentS,  ben 
«Dcangef  Seiner  ©rfalfrung,  ben  B er f üfjrerif c£) en  fkeij  beS  SafterS 
unb  bie  ©efaf)ren  ber  grofjen  SBelt,  in  benen  baS  Befte  «g>erj  unter» 
liegen  fann,  menn  eS  fid)  nicf)t  mit  täglicher  S5orfid)tigfeit  unb 
Mugfieit  toaffnet.  höre  ntiä)  benn  an,  mein  fiefifter  ©ofjn,  ben 
icf)  nid)t  aEeiu  für  biefe  Söelt,  fonbern  für  bie  ©migfeit  erjie^en 
miE.  Ser  ©ott,  ber  Sid)  mir  gegeben  f)at,  mirb  fRedfenfihaft 
Bon  mir  forbern,  tnie  id)  Sid)  gebilbet  fjaBe;  aBer  er  mirb  and) 
Bon  Sir  fRedjenfdEjaft  forbern,  mie  Su  ber  unterrtdjtenben  SieBe 
Seines  SSaterS  gefofget  Bift. 

©Ben  bie  ^afjre,  in  benen  Su  i£t  ftefjft,  finb  bie  entfd)eibenben 
Saf)re  Seines  SeBenS.  ©ie  finb  gefä^rlicf)  megen  ber  heftigfeit 
ber  jugenblidfen  Seibenfäjaften,  bie  fid)  fo  oft  ber  3ßeiSf)eit  unb 
Sugenb  miberfe^en,  unb  megen  ber  greif) eit,  bie  Su  erlangft, 
BieleS  nad)  Seinem  2öo'f)IgefaEen  3U  tfjun  ober  gu  unterlaffen, 
eine  greifjeit,  bie  fo  Bielen  auf  ber  Slfabemie  eine  Urfadje  iijrcS 
SSerberBenS  gemorbeu  ift. 

Su  mibrneft  Sid)  ben  2Biffenfd)aften,  bie  Seinen  föerftanb 
unb  Sein  ^erj  auSBilben  unb  SitE)  jum  Sienfte  berSöelt  unb  3ur 
Seförbemng  Seines  eignen  ©fitifS  gefd)idt  machen  foEen.  Siefe 
bo^efte  2fbfid)t  ift  ein  göttlicher  fRuf,  unb  biefer  «Ruf,  ber  Seiner 
natürfidjen  Steigung  gemäfj  ift,  muff  Seinem  ©tubierenSeBen  unb 
SBürbe  erteilen,  ©tubiere  alfo  nie,  um  nur  anbre  an  ©infidjten 
ju  üBertreffen,  um  in  ber  Söelt  mit  bem  Staraen  eines  großen 
©elefjrieit  31t  prangen,  um  f)oI)e  äßiirben  31t  erfteigen  unb  um 


Scliren  eine?  Sßaterä  jc. 


349 


burd)  fMd)tümer  unb  5ßracf)t  Seinen  gteifj  belohnet  p  fefjen. 
Solange  Sit  in  biefer  Ulbfic^t  ftubiereft ,  fo  berberbeft  Su  Sein 
herj  burd)  ©itetfeit  unb  ©tolj  p  eben  bet  3eü,  ba  Seinen 
töerftanb  unb  Sein  ©ebüdjtniS  mit  Senntniffen  unb  ($infid)ten 
bereicbjexft,  bie  an  ficb)  fet)r  nüijtid)  finb ,  Sit  fetbft  abet  tuenig 
fJtuijen  fdfaffen.  ©tubiere  pr  ©hte  ©otteS,  baS  fjei^t,  toenbe 
Seine  Steifte  gut  ©rtangung  bet  2ßei§t)eit  unb  Sugenb,  pr  be= 
ftänbigen3lu§übung  betfetben  unbp  ihrer  fünftigen2tu§breitung 
unter  ben  fülenfchen,  au§  ©ef)otfam  gegen  (Sott,  an:  fo  berf)err= 
lidjeft  Su  bie  göttlichen  Slbficfjten  unb  fo  ftubiereft  Su  djriftlid) 
fd)ön.  Sie  fRetigion,  mein  ©otjn,  toie  Su  oft  bon  mit  gehöret 
haft,  ift  fein  bloßer  ©egenftanb  be§  unmittelbaren  ©otteSbienfteS 
unb  bet  geheimen  ©tunben,  bie  mir  bet  Sfnbadjt  fdjenfen.  SBir 
entehren  fie,  menn  mir  ihre  Übung  nur  aß  ein  Opfer  betrachten, 
ba§  mir  ©ott  in  gemiffen  Seitpunften  bringen  foEen.  ©ie  ift 
eine  göttliche  SBetSIjeit,  bie  un§  gegeben  ift,  unfer  heut  ebetge= 
finnt  unb  rufjig  tu  machen,  unb  bie  bat) er  in  unfer  ganjeS  Geben 
entfliegen  foli.  äöir  fönnen  unb  foEen  bie  2Biffenfd)aften  au§ 
eben  ber  Slbfidjt  treiben,  auS  ber  mir  beten  ober  ein  Söerf  ber 
ßiebe  auSüben;  au§  ber  großen  unb  auf  ©ott  gerichteten  Slbfidjt, 
unfre  Sßftidht  tu  erfüllen;  bie  fpftid)t,  bie  er  un§  aufgelegt  hat,  aEe 
nützliche  Büttel  pr  Sterbefferung  unfrer  mannigfaltigen  Strafte 
unb  gähigfeiten  forgfättig  anpmenben,  um  baburct)  unfer  eigen 
©tüd  unb  ba§  aEgemeine  Sefte  p  beförbern.  ©e^en  mir  auf 
beiben  ©eiten  gleichbiet  Suft,  giihigfeiten,  Steif)  unb  ©etegenheit 
tiorauS,  metche  bie  ©etehrfamfeit  erforbert,  fo  ift  e§  gemif),  baff 
ein  ©tubieren,  metdjeS  burd)  eine  fo  ebte  Slbfidjt  belebt  loirb, 
gtüdtictjer  bon  ftatten  gehen  muff  at§  bie  ©rternung  ber  2Biffen= 
fehaften,  bie  ihre  fRatjrung  nur  au§  unfrer  (Sitelfeit  ober  au§ 
unferm  ©igennuije  sieht,  ©in  Steig,  ben  mir  mit  jebem  borgen 
burd)  bie  Betrachtung,  bafj  er  unfre  Pflicht  unb  unfer  ©lüd  ift, 
ermeden,  ben  mir  burd)  Klugheit  unb  nad)  ben  Borfdjriften  er= 
fahrner  fötänncr  be§  SageS  über  fortfetgen,  ein  folget  gefegter 
unb  in  guter  Drbuung  burd)  ganje  Salge  forteilenber  Steif)  mtrb 
eine  meit  reichere  unb  gefegnetere  ©rnte  bringen  at§  ber  gierigfte 
gteifj  eine§  eitlen  unb  lohnfüd)tigen  Säuglings. 


850 


Sehren  etneä  SSaterä  ic. 


2Ber  nicht  nur  aug  ©efchmad,  fonbern  auch  aug  Religion 
ftubiexet,  wirb  fparfamer  mit  feiner  3  eit  umgehen,  bie  <jpinber= 
niffe  beg  gleifjeg  leichter  überwinben,  ftanbljafter  in  bem  ißlane 
feiner  Unternehmungen  fein,  eifriger,  bag  SSefte  unb  Stühtichfte 
borjüglid)  p  erlernen,  unb  beftiffner,  ficf)  ben  Stat  unb  ben  Unter* 
rieht  einfic£)t§ooEer  Utänner  p  nutje  p  machen.  2Bie  er  nicht 
lernt,  um  p  prahlen,  p  fdjimmern  unb  bie  ©intünfte  beg  erften 
beften  Strnteg  p  erbeuten,  fo  mirb  er  nic^t  boreitig  in  feinem 
gleite  fein,  fonbern  feine  Steife  abWarten  unb  feine  ßräfte  auf 
Wahre  unb  grünbliche  SSerbienfte  unb  nicht  auf  ben  Schein  ber 
SSerbienfte  bertnenben.  —  ©in  junger  fUtenfä)  mit  gähigteiten, 
ber  auf  eitte  fo  gefetjte  Strt  ftubieret,  Wirb  Wadern  SOtännern  unb 
ebten  greunben  nicht  tauge  berborgen  bleiben,  ©r  Wirb  eben  ba= 
burch  mehr  günftige  (Gelegenheiten  für  feinen  gteifj  erlangen, 
mehr  jjtat,  mehr  ©rmunterung  unb  SSeifatl,  mehr  Unterftütpng 
burch  gute  iöücper,  bie  er  nicht  befiijt  ober  noch  nicht  fennt.  Unb 
ber  bienftfertige  tßerftanb  rechtschaffner  SDtanner,  Welcher  Vorteil 
ift  er  nicht  für  ben  Jüngling  auf  ber  SSafm  ber  Söiffenf  (haften! 

2öer  nicht  nur  aug  ©efchmad,  fonbern  aug  ©ifer  für  feine 
Sßfticht  ftubieret,  Wirb  ruhiger  ftubieren  atg  ein  anbrer.  äBeldjeg 
©tüd!  @r  Weih,  bah  er  bemüht  ift,  feine  Prüfte,  feine  geit  unb 
fein  SSermögen  nach  feine*  beften  ©inficht  unb  bem  State  ber 
klugen  anpWenben;  unb  biefeg  tröftet  ihn,  Wenn  er  nid)t  ftetg 
bag  erreicht,  Wag  er  Wünfcfjet,  unb  bie  gehler  erblidet,  benen  ung 
bie  menfdjtiche  (Schwachheit  jeben  £ag  bon  neuem  augfeijet,  unb 
bie  p  erfennen  unb  abplegen  ein  fo  grojjcg  ©efd)äfte  einer  jeben 
ßebengart  ift.  SDie  ©iferfudjt,  bah  anbre  gtüdlidjer  fortrüden 
ttub  ihre  latente  einen  gröfjern  Umfang  haben,  Wirb  ihn  fetten 
ober  hoch  nicht  tauge  beunruhigen  fönnen.  ©r  gebraucht  fein 
latent,  eg  fei  gegen  bie  ©aben  ber  anbern  aud)  noch  fo  ftein,  atg 
ein  göttlicheg  SDartetp.  ©r  fieht  eg  atg  ein  ©efdjent  ber  ©ottheit 
an,  bie  ihre  ©aben  ftetg  Weife  augteitet  unb  bon  bem,  ber  nur 
ein  iftfunb  hat,  auch  nicht  mehr  atg  ben  SBudjet  eineg  ißfunbeg 
forbert.  gft  er  treu  in  biefer  StnWenbung  feineg  ißfunbeg,  fo  ift 
er  bag,  Wag  er  nad)  ber  göttlichen  Seftimmung  fein  foIX,  unb  Steib 
unb  ©iferfucht  über  höhere  ©aben  Werben  fein  £>erä  nicht  leicht 


ße^rert  etneä  SDaterä  ic. 


351 


Pergiften.  Unb  eben  beSmegen,  toeil  er  fid)  rtaef)  feinen  Kräften 
mißt  unb  non  Kennern  meffen  läjjt,  mirb  er  nietjt  fruchtlos  nad) 
bem  ftreben,  mag  er  nicht  erreichen  !ann,  fonbern  fid)  ftetS  auf 
biejenige  ©eite  toenben,  mo  er  nach  feinem  natürlidjen  EljaraEter 
baS  meifte  auSrid)ten  unb  ben  größten  Butten  ftiften  tann.  — 
Ein  Btenfch,  liebfter  ©ohn,  ber  in  fo  ebter  Slbfidjt  ftubieret,  ber 
fid)  täglich  burd)  foldje  Betrachtungen  zu  ber  Pflicht  beS  gleijjeS 
anfeuert,  ber,  ohne  bie  Büttel  ber  ntenfd)lid)en  Klugheit  <$u  Per= 
abfäumen,  ben  ©eher  aller  Söei§X)eit  um  ©egen  p  feinen  Unter* 
netjmungen  zuPerfidjtlich  anruft,  ber  hat  biefen  ©egen  aud)  Dar 
anbern  p  genießen.  Unb  eben  bie  gnäbige  unb  toeife  Borfeljung, 
bie  ben  fßlan  unferS  ©d)idfalS  angelegt  hat,  ehe  mir  noch  toaren, 
mirb  ihm  nun  auch  bie  Eöege  bezeichnen,  bie  er  zu  feinem  ©lüde 
gehen  foE. 

ßafj  atfo  biefen  ©ebanfen,  mein  ©ohn,  bafj  bie  ^Religion  mit 
unferm  ganzen  ßeben  berbunben  fein  foE,  nie  auS  ©einer  ©eele 
meidjen,  menn  ©u  glüdlidj  unb  ruhig  ftubieren  unb  nid)t  nur 
ein  gelehrter,  fonbern  auch  ein  toeifer  Btann  merben  miEft.  ©ei 
ftetS  ein  ungeheuchetter  greunb  ber  ©ugenb,  fo  mirft  ©u  ein  befto 
beffrer  greunb  ber  B3iffenfd)aften  unb  ber  Btenfchen  fein,  ©u 
fannft  gelehrt  merben,  ohne  fromm  unb  tugenbhaft  zu  fein;  aber 
miffe,  baü  ein  ©elehrter  ohne  grömmigteit  unb  ©ugenb  baS 
elenbefte  unb  Peräcl)tlid)fte  ©efct»5pf  ift. 

©ei  früh  auf,  mein  ©ohn,  unt  bie  heiterfte  unb  bequemfte 
©tunbe  ben  Übungen  ber  2lnbad)t  unb  bem  ßefen  ber  ©d)rift  zu 
mibmen,  unb  hatte  ben  ©ag  für  bertoren,  ben  ©u  auS  Öeichtfinn 
ober  einer  anbern  ftrafbaren  Urfad)e  nicht  mit  bem  Opfer  beS 
©an!e§  unb  eines  bemütigen  unb  finblidjen  ©ebetS  um  bie  ©nabe 
be§  BEmäd)tigen  einmeihft,  ben  ©u  nicht  mit  Betrad) tungen 
über  ben  Söert  ©eines  ßebenS,  ©einer  fJMigion,  eines  guten  ©e* 
miffen§  unb  mit  ber  Erneuerung  ©eines  BunbeS  mit  ©ott  burd) 
bie  ©rtöfung  ©eines  göttlichen  £>eilanbeS  anfängft.  Überbente 
unb  orbne  alSbann  ©eine  ©efdjäfte  unb  teile  bie  ©tunben  beS 
©ageS  forgfältig  ein,  unb  roaS  ©ir  nach  ©einem  $tane  zu  thun 
borfömmt,  baS  thue  mit  Eifer,  baS  thue  frifd).  ©inb  beS  ©ageS 
Pier  ©tunben  zu  ©einen  £auptfoEegien,  Piere  zur  SBieberholung, 


352 


Seljren  eines  Siaterä  tc. 


Dtere  gu  ben  fünften  unb  ßeibegübungen  genug,  fo  Eannft©u  uod) 
fitnfe  ber  9Jtahtgeit,  ber  ©rhotuug  unb  beut  greunbe  unb  fieben 
beut  ©ctjlafe  fdjenfen.  ©er  ©ifer  ber  SIrbeit  mir  ft  oft  in  einer 
©htnbe  tnet)r  atg  ber  med)anifd)e,  fcfftäfrige  gteiff  in  brei  ©tum 
ben.  ©t>rid)  gu  ©ir:  „©er  fjtei§  ift  meine  ^ßfticfjt  unb  mein  ©tüd, 
unb  bie  ©rägfjeit  ift  mein  ©d)imf)f  unb  meine  ©cf)anbe.  ^dj 
tann  tjeute  ttjun,  mag  meiner  ©inbitbung  unb  meinen  ©innen 
fd)tneidfelt;  aber  ich  miE  if)un,  mag  mit  meinem  Sterftanbe  unb 
©emiffen  übereinfömmt.  3d)  miE  nic£)t  offne  bringenbe  llrfadjen 
boxt  meiner  ßrbnung  meinen.  ©ag  ift  mein  Statt,  baff  ich  fie 
fortgefetjt  unb  nid)t  nur  bann  unb  mann  beobachten  foE." 

©ei  borfidjtig  in  ©einen  SSergnügungen.  ©u  haft  burd)  ©ei= 
nen  gteijj  aEegeit  ein  Stecht  31t  ©rhotungen,  unb  nie  fdjmedi  bag 
Vergnügen  beg  ßebeng  fixier  atg  nach  ben  boEbrad)ten  Pflichten. 
9iie  ift  ber  ©d)erg  erquidenber  atg  nach  einem  meifen©mfte,  unb 
bie  mahre  2öei§heit  macht  nicht  fchmermütig,  fonbern  heiter.  ©e= 
uie^e  bie  unfd)ulbigen  greuben  ber  Statur,  berÄunft,  ber  fyreunb= 
fchaft  unb  beg  Umgangs.  3d)  labe  ©ich  bätertich  bagu  ein,  unb 
ich  befehle  ©ir  bag  erlaubte  Vergnügen  ebenfomohl  atg  ben 
S-Iei£. 

„3df;  bin  ein  ©reis,  ber  nicht  »ergibt, 

®ct|5  er  einft  jung  getcefen  ift. 

^ch  tiebe  Süngtinge,  bie  raiffen, 

©afs  fie  einft  ©reife  merben  miiffen." 

3lbcr  bie  2Saf)I  unb  bie  SJtctffiguug  beg  »ergnügeng  bleibt 
aEegeit  bag  28er!  ber  Storftdjtigfeit  unb  2Beighcit.  äöir  foEen 
uug  auf  ben  btumidften  Stuen,  bie  mir  auf  unfrer  Steife  burch 
biefeg  ßeben  finbeu,  nur  erholen,  um  neue  Prüfte  gu  fammetu, 
ben  SBeg  gu  unferm  Siete  Besorgt  fortgufefcen.  3n  biefer  Slbficht 
fann  man  felbft  bag  fßergnügen  gitr  ©ugenb  machen,  unb  fo 
loixft  ©u  auch  beit  ©efalfren,  bie  oft  au  ber  ©eite  begfetben  fidf 
Verborgen  hatten,  am  erften  augmeidfcn.  Sin  öffentlichen  Örtern 
ergäbe  bict)  lieber  an  ber  ©eite  beg  greunbeg  atg  aEein.  ©r  mirb 
fchen,  mo  bit  nicht  fiehft,  unb  bu  machft  über  bidf  aug  ßiebe  für 
ihn  unb  fctjeuft  it)n  aug  Sichtung,  ©ag  Stergniigen  beg  ©f) agier = 
gangeg,  beg  E'ougertg,  beg  guten  ©d;auffxietg  fudjen,  um  fid)  bon 


Sehren  elneä  SCaterä  ic. 


353 


feinem  ffleiBe  ju  erholen,  ober  fid)  burd)  ein  unfdjulbigeS  ©piel 
mit  feinen  Kommilitonen  ju  3erftreuen,  ift  erlaubt,  finite  ©id) 
nur  bor  ben  gefäl)rlid)en  Ortern,  too  bie  ©f>ielfud)t  U>ol)net,  bie 
fo  manchen  gutartigen,  aber  unborfidjtigen  Jüngling  erft  um 
feinen  gleiB,  bann  um  fein  fßermögen  unb  enbticf)  um  feine  guten 
©itten  gebracht  fjat.  SSor  ben  Käufern  auf  bem  Sanbe,  mo  bie 
gredfBeit  unb  SSöderei  djren  ©itj  aufgefcBlagen,  brauche  icB  einen 
fo  guten  Jüngling,  als  ©u  bift,  gar  nid)t  ju  toarnen.  ©ie  finb 
ju  fc^recEUcb),  als  baB  fie  eine  SSerfudjung  für  ©id)  merben  Eönn= 
ten,  folange  ©u  ©einem  ©Barafter  treu  bleibft. 

©ei  gefällig  im  Umgang  gegen  ade  unb  Babe  bod)  nur  ioenig 
ffreunbe.  ©ie  dRenge  ber  greunbe  ift  gemeütiglidj  ein  Kenn* 
geilen,  baB  man  leinen  loaljren  ffreunb  Babe,  ©ie  berrät  ben 
ddangel  beSSSerftanbeS  unb  berSrfaBrung,  fie  berrat  einejugenb= 
lid)e  fpaftigteit  beS  fperjenS,  baS  bon  fJtatur  unftet  ift,  immer  in 
dlbmedfSlung  fein  toid  unb  baS,  auS  23egierbe  ju  gefaden  unb 
bieler  Siebe  ju  ermerben,  leidet  ju  ©efädigteiten  fdjreiten  tann, 
bie  im  Infange  ©d)U>ad)Beiten  ftnb,  im  Fortgänge  3:E)ort)eiten 
merben  unb  oft,  ad)  nur  ju  oft,  in  Safter  fid)  enbigen.  Unb  mirft 
©u  bei  adju  bielen  gteunben  nocB  ber  g-reunb  ©einer  fßflidjt  unb 
ber  fperr  ©einer  Seit  bleiben?  ©er  toaBre  greunb  ift  aucB  nidjt 
ftetS  ber,  ber  unS  am  erften  gefällt ,  unb  bie  befteu  ßigenfdjaftcn 
beS  fyreunbeS  entbedcn  fid)  oft  erft  burd)  bie  2)ertraulid)feit  beS 
genaueren  Umganges. 

„3tur  bem  gehört  allein  be§  $reunbe8  ebler  Ulame, 

Ser  unfre  (Sorgen  teilt.  Betrübt  bei  unferm  ©raute, 

9)tit  unS  in  unferm  Unglücf  meint, 

Ser,  elf  wir  bitten,  Bilft,  unS  liebt,  bod)  unS  nidjt  fd)meid)elt,  . 
Sa,  traf’  iljn  unfer  3orn,  rtic^t  unfern  Süften  l)eud)elt; 

SBie  feiten,  Sol)n,  ift  biefer  greunb!" 

Vertraue  ©id)  bem  ffreigeifte  ebenfomeuig  als  bem  f?eud)Ier 
jitin  Umgänge  unb  Balte  benjenigen  ftetS  für  ebenfo  liufäBig  als 
unmürbig,  ©ein  toaBrer  ffreunb  ju  fein,  ber  ju  toenig  ©üte  beS 
fperaenS  Bat/ ein  ^cunb  ©otteS  ju  fein. 

dlber  lerne  ©id)  and)  adein  bcrguügeu.unb  uuterBalten,  cS 
fei  auf  ©einem  Simmer  burd;  biefpiilfe  ber  dftufit  ober  burd)  baS 

ffieQert  23 


354 


Beßren  eines  SBaterS  tc. 


Vergnügen  einer  angenehmen  unb  unfdplbigen  Schrift,  oberburch 
ben  SfJeiä  beS  JeidpenS  unb  ViatenS;  ober  eS  gefdjefje  im  freien, 
in  ber  glur,  in  bem  ©arten,  in  einem  anmutigen  ©efjölje.  fpabe 
5luge  itnb  ©hr,  mein  ©ol)n,  für  bie  ©chönheiten  ber  dtatur  unb 
lerne  ©id)  ihrer  erfreuen,  fo  oft  ©u  fie  emfifinbeft,  unb  enpfinbefie 
oft  mit  ben  greuben  ber  Anbetung.  Unertaufte  Vergnügungen, 
bie  aEe  genießen  tonnen  unb  bod)  bie  menigften  genießen,  ftnb  bie 
beften  unb  bauerhafteften.  Serne  enblidj  baS  ebelfte  Vergnügen, 
mit  2lbfid)t  red)t  gethan  p  haben,  lebhaft  empfinben  unb  ftärfe 
täglid)  burd)  biefe  greube  beS  fperaenS  bie  ßiebe  pr  fMigion  unb 
©ugenb.  @ie,  biefe  greube,  gibt  neuen  Vtut  unb  tft  ein  tägliches 
SBohtteben  ber  ©eele. 

©§  ift  fein  gutes  ^ennjeicffen,  roenn  ein  Jüngling  nur  ben 
Umgang  ber  Jünglinge  unb  nicht  auch  ber  Vtänner,  ja  fetbft  ber 
©reife  fud)t.  ©urd)  ihren  ©rnft  ntu|  er  feinen  Seidjtfinn  unb 
burd)  ihre  Vebad)tfamfeit  feine  ^i^e  mäßigen  lernen.  Jn  ihrem 
Umgang  muff  feine  Klugheit  reifen,  unb  burih  ihren  Veifatt  feine 
©hrbegierbe  genähret  luerben.  ©S  ift  ein  gehler  großer  Viänner, 
toenn  fie  lehrbegierigen  Jünglingen  ben  Antritt  p  fidj  fdjtoer 
machen,  ober  fie  faltfinnig  annehmen  unb  ebenfo  froftig  Oon  fich 
taffen.  Slber  eS  ift  ein  noch  größerer  gehler,  toenn  ein  Jüngling 
uidjt  bie  ertaubten  2Bege,  p  ber  genauem  Vefanutfd)aft  eines 
loadern  fVanneS  p  gelangen,  mit  ©orgfalt  unb  Vefdjeibenheit 
fnd)t.  ©ei  nie  ju  ftotj,  biefeS  ©tiid  ljodhaufdjäfeen,  unb  bünte 
©id)  nie  p  toeife,  ben  fftatfd)tägen  eines  JteunerS  p  gehorchen, 
©ante  ihm  burd)  ©hrerbietung,  ohne  ihm  burch  fd)meid)Ierifcf)e 
Komplimente  befd)toerlid)  51t  faden,  ©ei  aufridjtig  ohne  Unbe= 
bad)tfamteit  unb  lehrbegierig  ohne  ©djmafchaftigteit.  ©otange 
©id)  eine  befdjeibne  ßel)rbegierbe  berebt  machet,  mir  ft  ©u  bei 
alten  fleinen  get)Iern  immer  nod)  gefallen,  ©eminnt  er  ©id) 
toert  (unb  biefeS  ©lüd  erloarte  mehr,  als  ba£  bu  eS  erringen 
fottteft),  erlaubt  er  ©ir  einen  freien  Jutritt,  jieljt  er  ©idjp  feinen 
Vergnügungen  ober  p  feinen  Vüchern  ober  p  feiner  VtalEaeit, 
fo  bilbe  ©id)  ätoar  nach  feinem  Veifpiele,  aber  ohne  er  felbft  fehl 
p  tooEen,  unb  bergig  nid)t,  baff  bie  Vtiene  beS  reifen  VianneS 
ben  Jüngling  nicht  ohne  Ausnahme  fleibet,  nnb  ba£  bie  gehler 


Sefjrert  eines  SBatet'S  sc. 


355 


©eine§®öntter§  ba§  am  menigften  finb,  ü>a§©u  ttadjahnten  follft. 
Sluher  biefett  Vorteilen  mirb  ©id)  bie  ©d)eu  bar  biefem  STtanne 
bon  btelett  jugcnblidjen  Vergebungen  fturüdljalten,  fomie  bie 
2ld)tung  für  iX;:t  unb  bie  ©efettfdjaft,  in  bie  er  ©id)  sieht,  ©eine 
(Sitten  angenehmer  machen  hrirb.  ©enfe  bei  einer  5Et)ort)eit,  bie 
©id)  re  dt:  aber  ma§  mürbe  biefer  redjtfcfjaffne  SJtanit  bon  mir 
urteilen?  ©e  traue  ich  mir,  fie  ihm  p  erzählen,  ohne  p  erröten? 
äöürbe  er  fich  nicht  meiner  fdjänten,  unb  mürbe  id)  ihm  nad) 
einer  offenbaren  3X uSf chm eif un g  nod)  mit  SJtut  unter  bie  Gingen 
treten  tonnen? 

33ei  bem  Umgänge  mit  bent  attbern  ©efdjledjte  tann  id)  ©ir 
feine  befonbern  Siegeln  erteilen,  ©ei  mad)farn,  mein  ©ol)n,  unb 
hüte  ©id),  feiner  Steigung  Staunt  in  ©einer  Seele  31t  berftatten, 
bie  ©u  nicht  ©einem  ftrengften  fyreunbe  ohne  ©djamröte  follteft 
geftehen  föttnen.  ©ie  Verfügungen  biefer  ßeibenfehaft,  teuerfter 
©ohn,  finb  ftarf;  aber  bie  Eöaffen  ber  Steligion  unb  ber  2öad)= 
fantfeit  finb  ftärfer  al§  bie  Verfudjungen.  ©ie  ©tintntc  biefer 
ßeibenfd)üft  ift  bie  füjfcfte,  aber  bie  ©tintme  ber  Steligion:  „Söie 
foltte  id)  ein  foid)  grofj  Übel  tljun!"  hat  göttliche  $raft.  Vebenfe 
oft,  bah  ber  natürliche  ©rieb  ber  ßiebe  un§  bon  bem  SUlmäd)tigen 
31t  meifen  unb  heiligen  9lbfid)ten  eingefjflanaet  morbett,  bie  ©u 
einft  in  ©einen  männlichen  fahren  ohne  Verlegung  ©einer  litt* 
fdjulb,  in  ben  fanften  geffeln  ber  ©he,  pt  ©rf)attuug  ber  Belt, 
begliidt  burd)  bie  ffreunbfd)aft  unb  ßiebe  ber  ©attin,  erfiiHen 
follft.  Sd)  liebe  ©ich  mie  mid),  unb  ich  mürbe  lieber  fterben,  als 
bie  entf etliche  9tad)rid)t  erleben,  bah  ®ieh  be111  ßafter  ftei§= 
gäbeft.  ©enfe  an  biefe  ßiebe  ©eines  VaterS,  bah  fie  ®id)  bor* 
fidjtig  unb  mad)fatn  erhalte;  bod)  benfe  unenblid)  mehr  an  bie 
ßiebe  ©eines  allmächtigen  VaterS  im  §intmet,  ber  ©u  burd)  eine 
miffcntliche  SluSfdjmeifung  auf  eine  fctirecEliche  Slrt  entfageft.  Sa, 
mein  ©ohn  (unb  mein  ganjeS  ©lücf,  folange  ©u  redjtfdpffen 
bift),  befeftige  biefe  ©eite  ©eine§  füfjlcnben  .gteraenS  itjt  unb  fünf* 
tig  unb  täglid).  Vefd)äftige  ©ich  ernftlid),  unb  aud)  in  ben  ©tun* 
ben  ber  ©rl)otung  fei  nie  gan^  mühig.  ©ei  entfjaltfam  in  bem 
©enuffe  ber  ©Reifen  unb  ©etränfe.  f?üte  ©id),  id)  bitte  ©id) 
Väterlich,  bor  jenen  ©chriftcn  ber  if3oefie  unb  Verebfatnfeit,  mo 


356 


üe^ren  eines  SBaterS  sc. 


bag  Saftet,  in  ben  ©cfjleier  bet  Stnmut  gefleibet,  auftritt  uttb  bie 
£eibenfd)aften  burd)  döit)  überrebet.  (gntjte^e  Seine  SSIicfe  tooI= 
lüftigen  ©entälben.  ©ie  bejaubern  bie  ©inbilbunggfraft  unb  töten 
bag  ©efüljl  bet  Unfd)ulb.  Saff  Sein  Sluge  in  bem  Umgänge  mit 
bem  aitbetn  ©efdflechteSir  nid)t  gebieten,  fonbernfeiSufein£>err 
nnb  etfticfe  ben  unetlanbtcn  SXhmfd)  in  feiner  ©eburt;  bieg  ift 
bag  Strnt  bet  ©djamhaftigfeit. 

„Srpttre  cot  bem  erften  ©dritte; 

ÜDtit  ifjm  finb  ftifjmt  bie  anbern  dritte 

Su  einem  naljen  galt  getfian." 

Sod)  bie  SBoHuft  in  bet  ©eftalt  bet  SBottuft  tüitb  Sief)  nicht 
fo  Ieid)t  berühren.  3d)  fenne  Sein  guteg  ^etj.  SIBet  biefe  Sei« 
beufdpaft  in  bet  ©cftalt  erlaubter  greunbfehaft  unb  unfdjulbiget 
©etoogeuheit,  biefe  ift  einem  guten  Jünglinge  nid)t  feiten  am  ge« 
fül)tlid)ften.  ©r  gel)t  oft  jahrelang  mit  liebengtoiirbigen  d$er= 
fonen  beg  aitberen  ©efctjlechtg  um.  ©r  fühlt  nid)tg  alg  .fpochacf)« 
tttng  unb  feine  ©efafjr.  ©t  bleibt  frei;  bie  Seit  Betmefjtet  bie 
S5erbinblid)feiten  beg  unfcfjuIbigenUmgangg,  unb  feiner  ©üte  fidj 
Beinu^t,  toirb  bet  Süngling  pberfid)tlid)er,  ohne  ftrafbar  ju  toer= 
ben.  ©ein  gefitteteg  SSe^eigen  tüitb  mit  äkrtrauen  Belohnet,  feine 
Sefi^eibenljeit  mit  freunbfthaftlid)en©efälligf  eiten.  ©t  toagt  eine 
geringe  3Sertraulid)feit  nod)  an  bet  -fpanb  bet  Unfd)ulb.  ©r  et« 
raubt  fid)  bon  Seit  ju  Seit  bie  ©rneuetung  betfelben,  nid)t  in 
einet  jügellofen  2lbfid)t;  baüot  toilrbe  er  etjittern.  UnBefannt 
mit  bet  toasten  S3efd)affenheit  feiner  ©rnftfinbungen,  glaubt  et 
an  feinet  greunbiu  nur  bie  Sugenb  51t  lieben  unb  liebt  fdjon  ge= 
fäfjtlidj ;  unb  fo  fd)teitet  er  oft  fort  unb  fief)t  fid)  in  einet unfeligen 
Minute  üon  einet  lafterljaften  Siebe  unter  bet  ©eftalt  bergreunb« 
fi^aft  gefangen  unb,  toeun  nid)t  ein  iuadjfamer  fyteunb  ober  ein 
©ebaufe  bet  Dteligion  nod)  fein  ©dju^engel  toirb,  gefallet.  ©etje 
alfo  mein  ©oljn  aitcfj  bei  bem  erlaubteren  Umgänge  mit  bem 
anbeten  ©efd)Ied)te,  bet  für  fid)  ben  angenehmen  ©itten  guträg« 
lieh  ift,  fetje,  fage  id),  itjt  unb  füuftig  nod)  ein  ebleg  unb  geheimeg 
fütiff trauert  in  Sein  $etj,  unb  atoeiffe  nid)t,  baff,  toenn  Sid)  bie 
Neigung  31t  einer  ißetfou  bon  bet  $fiid)t  Seineg  gdeiffeg,  Bott  bet 


Sehren  etneä  SJuterg  )C. 


857 

SieBe  ber  Söiffenfdjaften,  Bon  bei-  ©eite  ©eines  QucunbeS  unb  Bon 
bem  ©eBete  aBjte^t ,  baff  fie,  fage  id),  Balb  für  ©id)  Berberütidj 
fein  merbe,  iuofem  fie  e§  nicht  fdjon  ift. 

©eine  $ef)Ier,  fotoo^B  auf  biefer  ©eite  atS  in  ben  üBiigcn 
Skrtjättniffen  beS  SeBenS  unb  bei  Pflicht,  ju  tennen  unb  ju  Ber= 
Beffem,  taffe  ©ir  mit  jebent  Enbe  beS  ©age§  bie  Prüfung,  bie 
fovgfättige  Prüfung  ©eines  -fjerjenS,  ©einer  ©efinnungen,  benen 
©u  ben  ©agüBer  gefolgt  Bift,  unb  aEeS  bcffen,  maS  ©u  in©einem 
gteifje  unb  in  ©einen  Erholungen,  in  ©efeEfdjaft  unb  in  bet  Ein= 
fantfeit  gebadjt,  gevebet,  gettjan,  Bon  mir  Bätertid)  empfoBjten  fein. 
äUer  mar  id)inbenSformittag§ftunben,  mer  besScadjmittagS,  mer 
biefen  SIBenb?  Söer  mar  id)?  38ar  id)  mein  eigner  fjreuub,  bcr 
greunb  ber Sßftidjt,  ber  fMfjigfeit,  ber StrBeitfamfeit,  ber  Bemünf= 
tige  unb  gefällige  ffreunb  beS  Umgangs,  ber  greunb  ber  Ste= 
ligion  unb  ber  ©iener  ©otteS?  SBerbe  jebett  ©ag  geteerter,  merbe 
ein  Söunber  ber  ©etetjrfamfeit,  nimmft  ©u  an  ©ugenb  unb  ßicBe 
©otteS  aB,  mein  ©oljtt,  fo  mirft  ©u  jcben  ©ag  eteubcr. 

ßafj  mid)  nun  einige  Erinnerungen  tjinjufügeu,  bie  bie  Slrt 
©eine§  ©tubierenS  unb  ©einer  ©fouomie  naher  Betreffen  foEen. 

©etje  baS  öefen  ber  Sitten,  in  bereu  ©Bradjen  unb  SSerfen 
©u  unterrichtet  Bift,  in  ©einen  afabemifdjen3at)ren  fo  menig  Bei= 
feite,  baff  ©u  ©ir  Bietmehr  ein  ©efe|  barauS  macheft,  bie  Beften 
noch  tägtid)  p  ftubieren.  SScftimme  ©ir  eine  ©tunbe  baju  unb 
meid)e  nid)t  Bon  biefer  Stege!  aB,  menn  ©u  bie  Bjö^ertt  2öiffen= 
fdjaften  grünblich  faffert  mitXft.  ©ie  Sitten  finb  in  ber  ©efdjidjte, 
in  ber  SSerebfautfeit  unb  in  ber  iftoefie  bie  OiteEen  unb  zugleich 
bie  «Beifpiete;  fie  finb  eS  auch  sunt  ©eite  in  ber  pilofoBhie. 
Befannter  ©u  mit  ihnen  Bift,  befto  glüdlidjer  mirft  ©u  bie  ©e= 
fd)id)te  unb  PjitofoBhie,  bie  fein  (gelehrter  entbehren  fann, 
erlernen;  unb  je  mehr  ©u  ihre  ©Brachen  Berftehft,  befto  nüpcfjer 
unb  angenehmer  mirft  ©u  fie  tefen.  ©u  mirft  in  ber  gotge  ftnben, 
bah  bie  guten  Schriften  ber  Sitten  nidjt  Söerfe  finb,  bie  mir  nur 
mit  einem  unreifen  ©eifte  auf  ben  niebem  ©d)uten  burdjeilen 
foEen,  Btofj  um  bie  ©Brache  ber  Sitten  auS  ihnen  51t  erlernen,  ©ie 
Beften  unter  ihnen  finb  nidjt  nur  bie  größten  ©enieS,  nicht  einfame 
©eiehrte,  bereu  30  eit  Btojj  bie  ©tubierftuBe  mar,  fonbern  SJtäuncr 


358 


Seiten  eines  SBnterS  je. 


getoefen,  bie  ben  ©taat  regiert  unb  «^eere  angefüljret  unb  if)ren 
SSerftanb  in  ben  großen  ©efefjäften  beS  ßebenS  gebraucht  unb  ge= 
fdfärft  Ijaben.  $cf)  ioeiB  eS,  bafj  man  bie  hod)ad)tung  gegen  bie 
Sitten  übertreibt,  baB  man  itjre  Söerte  Vergöttert,  um  bie  Sleueit 
3U  berfleinern;  baB  man  fie  [tubiert,  offne  fie  meiter  als  jur  9ßral)= 
terei  ju  nütjen;  baB  man  fie  jur  Sßottuft  unb  auS  5ßebanteretj,  oft 
auf  Soften  ber  Religion  unb  feines  eignen  fperjenS  lieft  unb  ifjre 
(Schreibart  fo  Hebgetoinnt,  baB  man  bie  ©direibart  ber  heiligen 
Schrift  barüber  Verachtet;  baB  man  enblid)  bafjinfömmt,  nichts 
für  toaffr  unb  fdfön  3U  halten,  als  toaS  h°nter,  iplato,  Xenoptyon, 
hör  03  unb  ©icero  gebad)t  unb  gefagt  tfaben.  Sitte  in  biefeS  atteS 
liebt  bie  fpflidft  nicht  auf,  bie  SBeften  ber  Sitten  mit  fyleiji  unb  in 
ber  großen  Slbfidft  ju  lefen,  baB  mau  feinen  SSerftanb  mit  ihren 
guten  ©infidjten,  fein  ©ebüdftniS  mit  ben  ßenrttuiffen  ifjrer  $ei= 
ten  unb  feine  ©inbilbungSfraft  mit  iffrent  lebhaften  Söitje  bc= 
reichere  unb  lieber  ber  blojf  ffaelnlatiVen  i]3§iIofof)I)ic,  bie  benöeift 
anftrengt,  ofme  ifjn  ju  nähren,  tueniger  3eit  fdjenfe.  23erftef)e 
mid)  toofjl:  icff  bin  fein  f$tinb  ber  gefunbenifttjitofofifiie,  icf)  ntüBte 
fonft  ein  fyeinb  ber  SSernuuft  fein;  id)  Ifabe  SDir  felbft  einen  föor= 
fdjmad  ber  neueren  «ftyilofojtljie  gegeben,  unb  SDu  mufft  fie  hören 
unb  ftubieren,  aber  nicht  auf  Soften  ber  anbern  Söiffenfdfaften. 
2)u  muBt  nicht  glauben,  tuenn  SDu  bie  Siegeln  unb  ©runbfäfce 
eine§  ©tjftemS  fjaft  berftelfn  lernen,  baff  $u  aisbann  gelehrt  feift, 
baB  3)u  alSbann  bie  ©abe  felbft  befiijeft,  lual)r  unb  richtig  unb 
fd)ön  31t  benfen,  ebenfotnenig,  als  SDu  ben  ©eift  ber  23erebfam= 
feit  befifjen  toirft,  toenn  ®u  ihre  Siegeln  gefaBt  Ifaft.  ®u  toirft 
bereinft  biete  SJIänner  finben,  bie  if)r  füfilofoblfifdieS  ©Aftern  auS= 
menbig  tbiffen,  unb  bie  bod)  fo  fd)Ied)te  ©fribenten,  SIcbner  unb 
ßeBrer  finb,  als  hätten  fie  nie  fpf)ilofobl)ie  geljört.  ßerne  infonber= 
Beit  jeitig  bie  gefaxten  ßef)ren  ber  ßogif  fnaftifd)  anmenben 
unb  treibe  biefe  tjeilfame  Übung  unter  ber  Slnfficht  eines  fd)arf= 
finnigen  ßefjrerS.  3)u  toirft  feljcn,  toaS  für  ein  groBcr  ©djritt 
bon  ber  Siegel  bis  3ur  Slntoenbung  fei.  ©teile  biefe  Übung  juerft 
mit  ben  ^Begriffen,  ©litjen  unb  SSctoeifen  beS  3ted)t§  ber  Statur 
unb  ber  ©ittentetjre  an;  fie  finb  bie  faBlidjften  unb  gemeim 
nüBigften.  $e  gcfi'mber  unb  richtiger  £>u  burd)  biefe  Übung  unb 


Sehren  eineä  SUaterS  je. 


359 


bag  ßefen  ber  Sitten  haft  benlen  unb  urteilen  lernen,  befto  fidjrcr 
bor  il ü fo^l) i icl) c n  träumen  dürft  ©u  ©ich  algbann  in  bag  ©e* 
biet  ber  blojj  fpelulatiben  2öelttt>eigt)eit  unb  SJletabhhP  tragen 
©u  lannft  nie  ju  richtig  unb  fdjarffinnig  benlen  lernen,  bag  ift 
getoih;  aber  ©u  tannft,  berliebt  in  bie  ©eheimniffe  ber  ißtjito= 
fop^ie,  bie  ber  äBifjbegierbe  beg  jugettblic£)en  SSerftanbeg  fo  fet;r 
fdjmeicheln,  mit  großer  SSegierbe  bie  tpi)ilofobt)ie  ganje  3at)re 
hören  unb  bodj  nidjt  benlen  lernen  unb  bod)  einen  elenben  33rief, 
eine  abenteucrlidje  Stbhanblung,  eine  leere  unb  linbifdie  Siebe 
niebcrfc£)reiben.  ©g  gehören  Slnmerlungen  unb  ßritilen  ba^u, 
um  richtig  unb  ben  cinjelnen  gatten  gentafj  31t  benlen ,  unb  33c= 
lefenljeit,  ©efd)tnad  unb  Erfahrung,  um  überall  fdjön  unb  ber 
6ad)e  tnürbig  3U  benlen.  SKeP&itofo^ie  feiert  erlernen,  benebelt 
nur  ben  (Seift  unb  macht  fcf)tt)a^aft;  fie  grünbtid)  unb  mit  eigner 
©inficht  erlernen,  macht  heiter  unb  üorfid)tig. 

plte  ©ir  bei  beut  ßefen  ein  Diarium  31t  ben  fdjönjten  .©tel* 
len  unb  übe  ©ein  ©cbachtnig  an  ihnen.  Überhaupt  tneid)e  nid)t 
ton  ber  ©emohnheit  ab,  su  ber  ich  angeführt  habe,  nidjt 
bieterlei,  fonbern  btel,  nicht  fomoljl  alle,  al§  bie  tßeftcu  oft  unb 
3ehnntal  3U  lefen.  ©riratre  ©ich  int  ^efen  ftetg  ber  Siegeln,  bie 
id)  ©ir  gegeben,  bah  man,  um  mit  Vorteile  3U  lefen,  nicht  pm 
fagen  blojj  mit  bem  ©ebädjtniffe,  fonbern  mit  feinem  gansen  S3er= 
ftanbe  lefen,  bah  man  feinen  Slutor  nicht  mit  pchtiger  Steugier 
burcfjeilen,  fonbern  iljm  mit  langfamcn  unb  bebächtigen  ©dritten 
nachgehen  unb  fclbft  mit  ihm  fortbenlen,  bah  mau  ben  Sßlan  be§= 
felben  forgfättig  auffuchen  unb  bitrch  bag  ©an3c  aufmerlfam 
Verfolgen,  bah  man  bie  Slrt  ber  Slugführung  felbft  genau  bemer= 
len,  jeben  S3ett>eig  fotnohl  an  fidj  als  in  ber  ihm  gegebenen  ©tel* 
tung  betradjtcn,  jeben  neuen  ober  borpglidjen  ©ebanlen,  jebe 
eble  ©efinnung  augseidjnen  unb  überhaupt  bag  SSefte  unb  2öidj= 
tigfte  beg  Söerleg  in  einem  fctrjen  Stugsug  aufammenfaffen  tnüffe. 
golge  biefen  Siegeln  ferner,  mein  ©otjn,  fo  toirft  ©u  nicht,  mie 
biete,  nur  für  bog  ©ebact)tnig  ober  für  bie  ©itelfeit,  biel  gelefett 
31t  haben,  fonbern  für  ©einen  SSerftanb,  ©ein  ^per3  unb  bie  toahre 
SSereicherung  bon  beiben  lefen.  ©ie  Sitten  gehen  oor,  aber  bie 
Steuern  folgen.  ßic§  aud)  biefe,  aber  nie  auf  Soften  ber  erfteren. 


360 


Sehren  ettteS  SSaterä  tc. 


ßie§  bie  fluten  franzöfifdjen  ©djriftfteEer  au§  bent  ßubmigifchen 
Zeitalter.  ©u  mir  ft  finben,  baff  fie  fidj  größtenteils  burdj  ben 
©eift  ber  Sitten  gebitbet  haben;  Iie§  fie,  fage  id),  unb  belebe  ©i<h 
burct)  ihre  SIrt  jtt  benten.  ©ie§  muff  auch  ber  größte  ßot)n  für 
bie  SJtülje  fein,  bie  ©u  auf  bie  franzöftfdje  ©p rac(je  gemenbet 
I;aft  unb  fünftig  auf  bie  cnglifdfje,  bietteid)t  and)  auf  bieitatienifche 
bermenben  mirft.  ©a§  ßefen  ber  frangöfifdjen  ©djriftfteEer  foE 
®id)  zugleich  in  ber  gertigteit  erhalten,  biefe  fo  unentbehrlich  ge= 
morbene  «S^racJje  ju  fehreiben  unb  zu  fijred&en.  9113  ein  ©eteljrter 
mufft  ©u  ©id)  gut  int  ßatein  auSbrüden  tonnen,  btefeS  ift  tßftidjt. 
Stergig  atfo  nicht,  ©id)  in  biefer  @^rad£)e  bitrdj  ©djreiben  unb 
Sieben  p  üben;  ©u  mirft  ben  Singen  biefer  ®efd)idtid)feit  in 
©einem  fünftigen  ßeben  fet)r  oft  erfahren.  9113  ein  2Jtann  für  bie 
2Iiett  muht  ©u  bie  ©brache  beS  £of§  in  ©einer  Sematt  haben, 
unb  als  ein  ©elehrter  für  ©ein  SMertanb  muht  ©u  ©id)  in 
©einer  SJtutterfgrache  leicht,  angenehm,  regelmähig  unb  gliidtid) 
auSbrüdten  tönnen.  ßie§  atfo  auch  kie  guten  äöerfe  in  ©einer 
SJiutterfbradje,  unb  hatte  eS  nicht  für  eine  ©C)re,  bie  ©brache 
©eines  ßanbcS  nicht  beffer  zu  berfiehen  als  ©ein  »ebienter.  Übe 
©id)  unter  einer  guten  2Infüt)rung  ißt  in  ber  Schreibart  ber 
SSricfe  unb  anbrer  fteinen  Stuffäße  unb  in  ©einem  legten  afabe= 
mifdfen  gaf)re  in  ber  öffentlichen  SSerebfamteit.  Slber  merbe  ja 
tein  frühzeitiger  Stutor,  meber  in  ber  Sßoefie  nod)  in  ber  ißrofa. 
SJtan  muh  fein  Senie  erft  mit  2Biffenfd)aften  nähren,  unb  bie  23e= 
gierbe  zu  fdjreiben  nicht  für  bie  Hraft  zu  feßreiben  hatten,  ©ie 
Stutorlranltjeit  gleicht  einem  bösartigen  lieber;  bie  erften  8ln= 
fülle  finb  ein  gemiffer  fünfter  Hügel,  ber  ftdß  enbtich  in  eine  ber= 
Zehrenbe  ßitje  für  ba§  Senic  unb  benjenigen  fyteih  bermanbett, 
ben  man  auf  bie  Erlernung  ber  SBiffenfdjaften  bermenben  foEtc! 
ßieS  bie  ftaffifeßen  ©cßriftfteEer  unfrer  Station,  bie  ich  ©id)  habe 
fenneu  lehren,  unb  bie  biefen  gleichen.  Stber  hüte  ©id)  bor  ber 
Hranttjeit,  nur  Journale,  Söochenblätter  unb  gelehrte  ©ageregifter 
Zit  Icfen.  glielje  ba§  Steumobifche  unb  baS  2IIlzugemäd)  = 
Hdje  in  ben  SBiffcnfchaften,  ben  gehler  unfrcS  gahrhunbertS. 
^d)  fege  ©tr  jährlich  etmaS  SemiffcS  zu  SSüdjern  au§.  @§  foE 
©ir  übertaffen  fein,  bie  33üdjer  nach  ©einem  ©inne  zu  mähten, 


Setjren  eine?  SaterS  je. 


361 


aber  icf)  muff  babei  aucf)  eine  ©timme  fjabcn.  Staue  feen  Urteilen 
bet  Rettungen  uic£)t  ju  beteilig.  SBerbe  nidjt  fo  geizig,  alle  guten 
Siidjet  befitjen  31t  moEcn,  aBcr  fei  getjig  auf  bie  dtebenftunben, 
in  benen  Su  oielc  gute  lefen  fannft.  3'd)  laffe  Siel)  fünf  big  fcdjg 
Raffte  auf  dlfabentien.  §iet  foEft  Su  nidjt  aEeg  lefen,  fonbetn 
bag  dtotmenbigfte  unb  Sefte,  unb  Su  foXIft  Sit  neben  bem  ©e= 
fdjtnad  am  ßefen,  bet  Siet)  in  Seinem  ganzen  ßeben  nicCjt  Ber= 
laffctt  müffc,  bie  Kenntnis  bet  beften  SSerfe  etmetben,  bie  Sn 
aufjer  ben  (Stengen  bet  dlfabemic  uodj  lefen  fannft.  $u  biefet 
üenntnig  ift  bet  genauere  Zugang  ju  einet  guten  Sibliotljef,  bet 
Umgang  mit  Belcfencn  Scannern,  bet  Sudjlaben  unb  ein  gelel;t= 
teg  guteg  Sagebudj  nötig.  Slbet  Bergifj  nidjt,  bafj  man  in  bet 
großen  SÜelt  mef)t  alg  bie  ,Rcnntui§  bet  Südjet  berlangt,  unb 
bafjSu  aug  Stängel  gcogtafiljifdict,  fjiftorifdjer  unb  öfonontifdjer 
SBiffenfdjaftcn  in  bem  SeBen  oft  lädjetlidj  unb  uuBtaudjBat 
merben  fannft.  Stau  ermattet  eg  Bon  einem  (Meljrten,  bafj  er 
feingtembling  auf  betßtbe  fein  foE.  Unb  elje  Su  bie  ©eografEjie 
unb  bag,  mag  ju  iljt  gefjört,  Betgiffeft,  fo  lieg  lieber  ljunbert 
müßige  ©djriften  meniget;  unb  elje  Su  bie  reine  Statljematif,  bie 
idj  Siel)  geleitet  IjaBe,  Berlernft  unb  Su  Seine  gute  fpanb  im 
©cfjreiben  Bemadjläffigeft,  fo  lerne  liebet  eine  ©bradje  meniget. 

Sein  Siatium,  mag  unb  mie  Su  liefeft,  miE  id)  ade  Quat= 
tale  feljen.  Su  mirft  mir  biefe  gteube  madjen  unb  eg  fortfetien, 
mie  Su  eg  an  meinet  ©eite  angefangen  Ijaft.  Söie  mirft  Su  Sid) 
einft  in  Seinem  Sllter  erfreuen  unb  Betmunbern,  menn  Su  bag 
Setjeidjnig  Seiner  gelefenen  ©Stiften  itberfdjauen  unb  Seine 
Slnmerf ungen  unb  Slugjüge  Balb  biEigen,  Balb  Bermetfen  mirft. 
Stittelmäfjige  ©djriften,  ja,  biefe  lieg  aucf),  um  Sit  einen  ©et  an 
bem  Stittelmäfjigen  ju  etmeden.  ©d)öne,  aber  gefährliche  ©d)tif= 
ten  lieg,  fo  gut  Sein  £erj  aud)  ift,  i^o  nicht-  ©ein  Vergnügen 
ift  mir  fo  lieb  alg  bag  meinige,  unb  Su  meifjt,  baff  id)  heiterfeit 
unb  Reinheit  beg  äöi^eg  liebe;  aber  ber  Sßiij  in  einem  ungefitteteu 
Söerfe  (unb  märe  eg  aud)  ber  feinfte,  ber  2öih  eineg  ©ebiEon1) 
ift  nidjtg  Sefferg  alg  bie  ©d)önf)eit  in  bent  häufe  ber  Unjucfit  unb 

1  Staube  sproäper  Sf.  be  Sri! bi II an  (1707-77),  fraitjofif^er  SKoman* 
f^riftfteUer;  eleganter  Stil,  aber  leichtfertiger  Qnhatt. 


362 


Sehren  eine«  JSaterä  sc. 


um  befto  bexfü^rertfc^er,  je  nteljr  er  bem  ßafter  bie  2lnmut  unb 
gjltene  ber  Unfdplb  31t  geben  meifj.  ©ie  geit  ber  Serien  unb 
ÜJteffen  toenbe  bornehmlicf)  aum  ßefen  unb  jur  äöieberholung  an. 
5Denn  menu  ©u  nid)t  and)  unter  ©einen  Sü^ernburc^ribatfleifj 
unb  eignes?  Mjfinnen  ©ein  täglicher  ßeljrer  mirft,  jo  Eannft  ©u 
einig  bie  JfoEegia  befucf)en  unb  bod)  auj  ber  33aljn  ber  2Biffen= 
fdjaften  nicht  toeit  fortrüden.  Stiege  bie  ©jaminatoria  nicfjt,  jie 
^aben  mehr  at§  einen  iRu|en.  Überhaupt,  mein  ©of)n,  höre  hier 
nod)  eine  ©ßarnung,  bie  ©ir  bei  ©einem  afabemifchen  gleite 
ftet§  tnid)tig  unb  gegentoärtig  fein  muff.  ßafj  bie  £mubttoiffen= 
jc^aft,  mit  ber  ©u  einjt  ber  Söelt  in  einem  öffentlichen  2Imte 
nit^en  foEft,  unb  bie  ©u  nadj  einer  forgfältigen  Prüfung  ©einer 
©aben  unb  Umftänbe  auf  ben  Dtat  eiufid)tgboEer  dJtänner  ge= 
inähtt  haft,  auch  ftetS  ba§  jpaufEäiel  ©eine§  SIeijje§  fein.  SBibme 
ihr  täglich  einen  beträd)ttid)en  unb  feftgefeijten  ©eil  ©einer  geit, 
unb  tafs  ©ich  bie  oft  angenehmem  ütebenftunben  nie  p  meit  bott 
©einer  ^aufitbahn  ableiten,  fo  rauh  unb  mühfam  fie  auch  ift. 
©ei  ftet§  auf  ©einer  jput,  bafj  ber  ©efchmacf  an  ben  frönen 
©ßiffenfchaften  unb  fünften  ©ir  gegen  ©eine  £auhtmiffenfdjaft 
nicht  einen  fatfdjen  ©fei  beibringe,  ber  für  ©ein  EünftigeS  2lmt 
bie  gefä-hrtichfte  Äranfheit  fein  mürbe,  äßie  mancher  junge  ©tn= 
bierenbe,  ber  nur  lauter  2öih  unb  ©efdjmad  fein  moEte,  unb  ber¬ 
iet  utit  ebenfobiel  Xlngefd)idtid)Ecit  al§  SIbneigung  fein  öffentlich 
2Imt  antritt,  mürbe  baSfetbe  mit  mehr  SBraudjbarf  eit,  ©tiid  unb 
gufriebenheit  bermalten,  menn  er  fidh  bor  biefer  ßranf'heit  ber= 
mähret  unb  mehr  für  feine  ißftidjt  unb  fein  2Imt  al§  für  fein  2?er= 
gnügen  ftubieret  hätte,  jpüte  ©idh,  mein  ©ohn,  bor  biefem  9Jti{j= 
braudje  ber  fd)önen  ©ßiffenfchaften  um  fobiel  mehr,  je  natürlid)er 
er  bem  jugcnbtidjen  -gerben  ift.  ©ie  frönen  SBiffenfchaften  foEen 
©ir  ben  ©efdjtnad  an  ben  mißlichem  unb  ernfthaftern  nidjt  be= 
nehmen,  fonbern  ©idj  bielmehr  ftärfen  unb  gefdhidt  machen,  ©ei= 
ncn  guten  ©efd)tnad,  ©eine  feinere  UrteiI§Eraft  auch  hier  p  ge= 
braudjen  unb  p  jeigen.  ©ie  foEen  ©einen  ©efcfjmad  nicht  ber= 
järtlen,  fonbern  läutern,  fie  foEen  ©ich  nicht  put  ©tutjer  in  ber 
gelehrten  Söelt,  fonbern  pnt  gefittetern  unb  anftänbigern@elehr= 
teit  madjeu. 


ßeljren  eine$  iüaterä  2c. 


863 


ßerne  bie  ©parfamfeit,  bie  nidjt  allein  für  fidj,  fonbertt 
megen  if)re§  (SinfluffoS  in  Xjöt;eve  Sugenben  fdjütjbar  ift.  Äeiit 
gitrft  ift  au  reid),  bafj  ifjn  bie  ©parfamfeit  nictjt  efjren  unb  bie 
Verfdjtuenbung  nidjt  befdjimpfen  fällte;  unb  ein  Vlann,  ber  mit 
bem  ©etbe  nid)t  unt3ugef)en  roeifj,  mirb  fidj  oft  in  bie  Umftänbe 
fetjen,  bie  itjm,  mo  nicfjt  bie  notmenbigen  Vebürfuiffe,  bod)  biete 
Seit,  Vulje  unb  Kräfte  bcS  ©eifteS  unb  taufenb  ©etegentjeiten, 
©ute§  au  tfjun,  rauben  unb  it)u  felbft  miber  feinen  SBittcnsmingen 
toerbcn,  in  bieten  gatten  fein  etjrtidjer  unb  redjtfdjaffner  V  tarnt 
3U  fein.  SeStoegen  ift  bie  ©fmrfamfeit  eine  rüljmtidje  Sugenb 
unb,  toeil  fie  fetten  bie  Sugenb  bcS  jugenbtidjen  SltterS  ift,  eine 
ipftidjt,  ju  ber  id)  Sidj  befto  feierlicher  ermuntern  inufj.  ©ei  alfo 
(jauSfjatteriidj  juerft  in  JHeinigfciten,  bie  einzeln  tocnig  betragen 
unb  um  befto  teidjter  berfitfjren,  bie  aber  iu  ber  gotge  jufammen» 
genommen  fo  gut  eine  anfefjntidje  Verfdüoenbung  auSmad)en,  at§ 
hätten  loir  bie  ©umtne  auf  einmal  berttjan.  9tid)t  fauffüdjtig 
fein,  fagt  ein  römifdjer^onful,  bemßönige  gehorchten  unb©d)% 
bergcbenS  anbieteu  tonnten,  nid)t  fauffüdjtig  fein,  ift  ein  grofjeS 
©infommen.  taufenb  Singe,  bie  itjreS  ©etbeS  fetjr  motjt  mert 
finb,  aber  meber  bon  ber  Votmenbigfeit  nodj  bon  bem  Söot)t= 
ftanbe  anbefof)ten,  fonbern  nur  bon  ber  Vtobe,  bon  ber  ©efd)id= 
lichteit  beS  ItünftlerS  unb  bon  bem  Stuge,  baS  baS  Veue  unb 
©ettne  tiebt,  empfofften  mcrbcn,  gehören  in  bie  Stoffe  ber  2luS= 
gaben,  für  bie  Su  ju  arm  fein  mujjt,  um  reich  5U  9totmenbig= 
feiten,  erteic^ternben  Vequendid)f  eiten,  Söotjtttjaten  fürSIrme  unb 
guten  Sittern  ju  fein.  ©S  ift  Verfd)tbenbung,  menn  Su,  um  ein 
f  oftbareS  ©er eite  311  tjaben,  ba§  nur  ba§  Stuge  füllt,  Sid)  arm 
madjeft,  bie  Soften  eines  ertaubten  Vergnügens,  einer  ©pasien 
fahrt  unb  eines  VufttmnbS  für  ben  Vefucf)  Seiner  greunbe  3U  be= 
ftreiten.  ©in  niiijtidj  Vud)  ift  eine  riif)mtid)e  SluSgabe,  unb  oft 
mirb  biefeS  ©etb,  3ur  ©rquidung  eines  ©tenben  angetoanbt,  eine 
mcit  rühmlichere  StuSgabe  fein,  ©ei  nie  fo  arm,  bafj  Su  nichts 
für  einen  Unglüdlidjen  erfparen  fönnteft.  ©ei  nicht  fo  finntidj, 
bafj  Su  Sir  3umeitcn  nicht  audj  ertaubte  Vergnügungen,  gefegt, 
bafj  fie  nod)  fo  toenig  Stufmanb  bertangten,  berfagen  fönnteft,  fo= 
mof)I  um  <§>err  über  Seine  Neigungen  als  £err  über  Sein  Ver= 


364 


Sehren  eirteä  SJaterä  ic. 


mögen  p  fein.  Sin  bem  Vermögen  SDetne§  StaterS  fottft  5Du  mit 
bemfenigen  umgeben  lernen,  baS  ©u  fünftig  SHr  felber  ermerben 
mirft.  Stör  groben  Sterfdjmenbungen,  bie  unmittelbar  in  Sd)ul= 
ben  ftüraen,  toarne  id)  ©id)  nicht;  ©u  bift  gu  meife  basu.  Sittein 
auef)  bie  bloße  Sorglofigfeit  in  ben  Keinen  SluS  gaben  machet  unS 
anfangs  3U  berfd)ämten  unb  enbiid)  toiber  unfre  Slbfidjt  31t  böfen 
unb  ungerechten  Scfjulbnern,  nac§  her  Vernunft  unb  Religion 
3U  Stäubern.  Siehe  alle  SBochen  unb  alle  SJionate  ©eine  3led)= 
nung  burd).  ©efättt  eS  ©ir,  fo  fchide  fie  mir  monatlich.  fpanble 
aufrichtig,  ich  berringre  ©ir  ©ein  (Selb  toegen  unborfidjtiger 
Ausgaben  nicht,  unb  id)  erhöhe  ©ir’S  nid)t  anbcrS  als  freimittig 
unb  menn  ©u  eS  bebarfft.  Sei  ©eines  StaterS  burd)  aufrichtige 
ßiebe  mert,  fo  mie  ich  beS  beften  SohneS  burd)  Sorgfalt  mert  fein 
mitt.  SBie  ©id)  bie  Sßarfamfeit  bom  Spiele,  bom  Söeine  unb 
ber  Fracht  in  «iberu  abhält,  fo  mirb  fie  ©ich  and)  bon  allen 
ben  (Befahren  ober  bem  Lächerlichen  entfernen,  melcßeS  mit  biefen 
©egenftänben  berbunben  ift.  Dime  fie  mirft  ©u,  auch  Bei  bem 
eifrigften  gleite,  ben  Stul)m  ber  guten  Lebensart  nicht  lange 
behaupten  unb  ©einem  f}leiße  felbft  ntand)cS  fpinberniS  er= 
fhaffen,  fomie  ©u  ohne  fie,  auch  bei  ber  größten  @eiet)rfamfeit 
unb  allen  anbern  Sterbicnften,  31t  bielen  öffentlichen  ©efdjäften 
uubraud)bar  unb  ein  unglüdlid)er  haitSbater  fein  mirft.  Unfer 
äußerlicher  Sßoljlftanb  hängt  bon  taufenb  Meinigieiten  ab,  bei 
benen  mir,  fo  menig  fie  einsein  31t  fagen  fheinen,  Slufmcrlfamfeit 
unb  Sorgfalt  anmenben  müffen,  unb  bie  feinen  großen  Sterftanb, 
noch  Weniger  aber  ©eiehr f amfeit  erforbem.  Slber  eben  meil  alle 
SJtenfhen  hieju  ©infid)t  genug  haben,  fo  ift  eS  bem  ©eiehrten  um 
befto  fdjimbftiiher,  menn  er  in  ben  hätten  Stcrftanb  31t  haben  ber= 
gi^t,  mo  il)n  ber  gemeine  SJiann  hat,  unb  ba  nachläffig  mirb,  mo 
fih  bie  Siadjläffigfeit  mit  Mangel  ober  Sterachtung  unb  ©eiädj= 
tcr  felbft  beftrafet.  —  ©ie  Qrbnung  gehört  aur  guten  SBirtfdjaft 
mie  ber  ©on  jitr  guten  SluStyradie,  unb  bie  Qrbnung  ift  baib  eine 
Frucht,  halb  bie  Quelle  ber  Sfmrfamfeit.  Stiele  SSebürfniffe  beS 
äußerlichen  2öot)lftanbeS  unb  ber  33equemlid)feit  behalten  ihre 
©auer  ober  ihre  Schönheit  länger,  je  naci)bcm  mir  forgfältig  unb 
orbentiidj  mit  ihnen  umgehen;  unb  auf  biefe  Slrt  erfoaren,  ift  eine 


Seiten  eirteS  33aterS  ic. 


365 


toeife  $unft  unb  für  einen  SJtenfdjen,  ber  gut  beult,  eine  grojje 
fpflidjt.  ©efet?t,  Su  lönnteft,  ofjne  ben  äßofüftanb  3U  befeibigen, 
burcf)  biefe  (Sorgfalt  in  etlichen  Sauren  Sir  bie  Soften  eines  JHei= 
beS  erfbaren  itnb  bafür  einen  redjtfdjaffnen  itnb  armen  greunb 
fleiben;  füfjfcft  Su  nidjt,  baff  biefe  Sorgfalt  etloaS  fefjr  SbleS  fein 
toürbe?  SSetradjteft  Su  bie  ©barfantfeit  bon  biefer  ©eite,  fo  loirb 
fie  fefjr  etjrtoiirbig ,  fie  ift  aisbann  fein  bloßer  üiat  ber  Elitgfjeit 
ntefjr,  ber  pr  Sugenb  führet,  fonbern  fie  ifi  baS  Sßerf  ber  Su= 
genb  felbft.  SaS  Vermögen  ift  ein  üJtittel  3U  un3äfjligen  guten 
Stbfidjten,  unb  eS  berloafjrlofen,  ift  beSloegen  fcfjoit  ntefjr  alSSfjor= 
Ijeit.  Sine  unbefomtene  fßerloaljrlofuug  ober  ein  unrtdjtiger  ©e= 
Brand)  beS  Vermögen?  ernäljrt  ade  bie  SSegierben  beS  .fpersenS, 
aus  beiten  mir  eS  berloafjrlofen;  eS  fei  Srägfjeit,  ©innlicfjfeit 
Siteffeit,  Seidjtfinn,  Siebe  pr  ißradjt  ober  eine  anbre  fdjlimme 
Steigung.  Sben  baffer  ift  eine  üble  .jpauSfjaftung  mefjr  als  Sfjor= 
Ijeit,  toeil  fie  baS  ^erj  unberuterft  berberbt,  loenn  fie  aucfj  un= 
ferm  äufjerfidjen  ©lüde  nidjt  fdjaben  fottte.  Sin  fßerfdjtoenöer 
fantt  nie  ein  Huger  düattn  unb  ebenfotoenig  ein  titgenbfjafter 
9Jtann  fein.  Sie  füerfdjloenbung  aber  finbet  bei  geringem  2)er= 
mögen  fotoof)X  als  bei  großen  ©djätjen  ftatt.  Seme  alfo  fbarfant 
fein  al§  Jüngling,  um  baS  geloiffe  ©tücf  gtt  Ijabett,  eS  als  idiauu 
3U  fein.  Sin  junger  2}erfdjloenber,  loenn  ifjn  bie  traurige  Srfaf)= 
rung  loeife  ober  btirftig  gemalt  ^at,  loirb  gern  ein  alter  ©egljalS, 
nnb  ber  ©eis,  mein  ©ofjn,  entehre  baS  23fut  meines  £>aufcS  fo 
menig  als  bie  SBoEuft  unb  fßerfdjloenbung!  <j?atte  Sief)  nidjt 
für  ju  bornefjm,  geloiffe  Meiitigfeiten  ber  Drbttttng  fefbft  jn  be= 
forgen,  fonbern  lerne  biefnteljr  an  djiten,  in  mistigen  Singen 
forgfältig  3U  fein.  Unb  loenn  id)  audj  nod)  fobief  Üteidjtiimer 
befüjje,  bie  id)  bod)  nic^t  befi^e,  fo  toürbe  icfj  Sir  eben  biefe  3tc= 
gefn  geben  unb  niemals  mefjr  jum  Sluftoanbe,  afS  Sein  ©taub 
erforbert;  benn  idj  liebe  Siet)  als  ein  bernünftiger  töater,  unb 
als  ein  bernünftig  gütiger  tßater  loilt  id)  Sidj  ersiefjett.  9Mjt 
bie  bfinbe  Siebe,  fonbern  bie  getoiffenljafte  loirb  midj  ftetS  bei 
Seinen  SluSgaben  leiten.  —  Sebe  fo  auf  ber  2ffabemie,  ioie  Su 
einft  in  Seinem  Sflter  gelebt  31t  fjaben  toiinfdjen  loirft.  Sebe 
fo,  bafj  Su  einft  ofjtte  ©djamröte  unb  Sittern,  bafj  Su  mit 


866 


Unterrebung  mit  gfriebrid)  bem  ®rof;en. 


Sreuben  unb  unberlctjtem  ©emiffen  in  Seine  atabentifdjen  Sahre 
prüdbenten  fannft !  hiermit  fegne  idj  Sid)  mit  bitterlichen  Um= 
armungen  unb  Bete,  bah  Su  mit  ben  ©dp^en  ber  SßeiSheit  unb 
Sugeitb  einft  prüd  in  meine  Sinne  unb  in  bie  Sienfte  ber  SBelt 
tet)reft.  SJtit  mehr  ©elehrfamteit  unb  meniger  gutem  -fperjen 
toetbe  id)  SDicB)  taltfinnig,  mit  uühlidfenEöiffenfchaften  unb  from= 
men  unb  angenehmen  Sitten  merbe  ich  Sich  boEer  ©ntpduugen 
empfangen,  ©ei  baS  gröfjte  ©enie  ber  ©rben  unb  lein  red)tfchaff= 
ner  ERann,  fo  meine  id),  Sir  baS  ßeben  gegeben  p  haben,  llnb 
hiermit  lebe  mol;!,  befter  ©olp! 


GMerts  ititimmimug  mit  ^rietirirlj  km  GBrufmu 


©eitert  an  Stabener1. 


Seipjig,  ben  29.  San.  1761. 

Siebfter  Stab  euer! 

©ie  mögen  mit  mir  machen,  toaS  ©ie  moEen,  fo  merbe  ich 
Simen  bod)  bieSmal  feine  ausführliche  SIntmort  fd)reiben,  bcnn 
ich  bin  fcf)on  feit  bier^hn  Sagen  bon  einem  duften  unb  bon 
©chmerjen  in  ber  linfen  £üfte  £ranf.  @S  ift  mahr,  bah  id)  in 
ber  SJHtte  beS  leisten  SJionatS  hörigen  Sfahreg  burch  einen  ERajor 
p  bem  Könige  gerufen  morben  bin;  bah  er  fid)  bon  hier  Uhr  bis 
brei  Sßiertel  auf  fed)S  Uhr  mit  mir  bon  ben  frönen  SBiffenfdjaften 
tmb  ber  beutfcheu  aittcratur  unb  ber  fötethobe,  mornit  er  feine 
■fplpodpubrie  lurieret  unb  mit  ber  ich  hie  mcinige  titrieren  foEtc, 
unterrcbet;  bah  er  mir  fahr  guäbig  begegnet  hat ;  bahkhmiberaEeu 
meinen  ©fprafter  ohne  bie  geringfte  Surd)t,  ohne  «egierbe,  31t  ge= 
faEen,  btofj  baS,  maSEÖahrheit  unb  ©hrerbietung  befahlen,  gerebet 
unb  eben  beSmegen  gefaEeu  habe.  Slot  ©nbe  beS  ©efpräd)S  fragte 


0®v«f  ift  Me  ««f  ««  launigeä  Sdpreiben  SRabenerS  au 

2d  ?anuar  1761 '  ,n  bem  ietter  flenauere  Slubtunft  tttier  ©eüerts 
Unten  ebung  mit  bem  großen  König  erbittet. 


llnterrebung  mit  ff-riebrid)  bent  ©rofien. 


367 


er  mid),  ob  id)  teine  bon  meinen  gabeln  augmenbig  tönnte? 
„%in,  ©ire."  —  ,,33efittrte  ©r  fid)  bodj,  fperr  ^Srofeffor,  id)  miE 
etlidjemal  in  ber  ©tobe  auf  nnb  nieber  geljen."  —  ©nbüd)  fiel 
id),  olpe  p  miffen  mar  um,  auf  ben  fötaler,  bie  letzte  gäbet  im 
erften  Seile1.  „9hm",  fagte  er,  „bag  ift  gut,  bag  ift  fctjr  gut,  na= 
türlid),  turj  unb  leidjt.  Sag  Ijabe  id)  nidjt  gebaut.  2Bo  tjat  @r 
fo  fdjreiben  lernen?"  —  „Sn  ber  ©cfjule  ber  Statur."  —  ,,.f?at  ©r 
ben  Safontaine  nadjgealjmt?"  —  „9tein,  Stjro  fötajeftät,  id) 
bin  ein  Original;  aber  barum  toeiff  id)  nod)  nid)t,  ob  id)  ein 
guteg  bin."  —  „9tein,  id)  muff  gt)u  toben."  Unb  ba  fagte  er  pnt 
fötajor,  ber  babeiftanb,  nod)  biel  p  meinem  Sobe,  bag  id)  in  ber 
Sl)at  nicfjt  l)ören  mollte.  —  „Äontnie  @r  mieber  31t  mir  unb 
ftede  ©r  ©eine  gabeln  ju  fid)  unb  lefe  ©r  mir  metdje  bor."  — 
9lllein,  guter  Dtabener,  id)  bin nidjt  miebergetornrnen.  Ser3B= 
nig  l>at  mid)  nidjt  mieber  rufen  taffen,  unb  id)  tjabe  an  ©irad)g 
Söort  gebad)t:  „Sriiuge  bid^  nic£)t  p  ben  Königen."2  @r  t)at  mid) 
ben  Sag  barauf  bei  ber  Safel  gegen  ben  Obriftlicutenant  fötar= 
mit),  aucf)  ben  englifd)en  ©efanbten3,  ben  fötarquig  b’Slrgcng4, 
ben  Settor  le  ©at  unb  anbere,  bie  mir’g  miebergefagt  fabelt,  mit 
einem  Sobffmtdje  gelobt,  ben  idj  nid)t  Ijerfetjen  miU,  meit  eg  bod) 
eitet  fein  mürbe.  Ser  englifcfje  ©cfanbte,  ber  ein  bortrefflidjer 
fötann  ift,  mag  motjl  bie  mat)re  llrfadje  gemefen  fein,  marum  mid) 
ber  Äönig  feljen  motten;  benn  ber  ©efanbte  t)at  mit  ©traubeu5 
in  SSreglau  meine  gabeln  gröjftenteitg  gelefcn  unb  ift  fefjr  für 
fie  eingenommen.  Ser  Äönig  fprad)  halb  bcittfd),  halb  franjiU 
fifd);  id)  meifteng  beutfd),  nur  im  Notfälle  franjöfifd).  Senaug= 
füt)rlid)en  gnljalt  einem  SSriefe  anpbertrauen,  mürbe  menigfteng 
miber  bie  Mugljeit  fein.  Söartcn  ©ie,  big  id)  ©ie  fped)c.  ©ott 
gebe,  baff  biefeg  halb  gefd)el)e,  unb  baff  id)  ©ie  gefunb  unb  pfrie= 
ben  umarmen  tarnt,  mo  eg  aud)  fei.  Sag  ©nbe  gtjreg  SSrtefeg, 


1  Sögt  oben,  @.  77. 

3  ©ivacb  7,  4;  13,  13. 

3  3)1  i  t  d)  e  1 1. 

4  ein  Subfranjofe,  ber  am  £ofe  ^riebrtc^'S  beg  ©ragen  lebte  unb  mit  bem 
ber  flöitig  luätjrenb  beei  ÄriegeS  eifrig  lorrefponbierte. 

3  2Botil  berfelbe,  ber  al4  eifriger  Stnljänger  ©ottfdjebS  unb  Mitarbeiter  au 
beffen  „Deutfdjer  Sdjaubitlme"  ®ufreäm)<3  „Spielerin"  übeifefete.  (1750  gab  er 
eine  Überfefcung  doh  Sßoltaireä  „Nanine“  geraut ) 


368 


Unterrebung  mit  griebrid)  bem  ©roßen. 


tiebfter  fftabenet,  ift  feBjr  ernfttjaft.  SlEein  3t)t  ©rnft  ift  mit  fo 

fdjäfcbar,  at§  faurn  31) t  ©djerj.  ©ie  rebert  Bon  3t)«m  Sobe. 

3a,  babon  foEten  mit  aEe  teben,  oft  teben,  unb  getroft,  mie  ©ie, 

teben.  ©ott  taffe  un§  leben,  um  mot)I  ju  fterben,  31t  bet  3eit,  ba 

er  e§  befdjtoffen  tjat.  Ettenfdftid)  ju  urteilen,  müffen  ©ie  midj 

lange  unb  meit  überleben.  3Wn  Eirief  an  ©ramern,  bet  auct) 

trefflid)  ift,  fjebe  id)  aEerbing§  auf.  Sin  ben  fperat  itammerrat 

ßinbentann  mütbe  ict)  gefcffrieben  unb  itjrn  3U  bet  fo  gtüdtidjen 

EBatjt  meinen  Eöunfcf)  redjt  bon  ganser  ©eele  abgeftattet  Ijaben, 

menn  id)  nidjt  jeitfjet  3U  aEen  Eterridj  hingen  unb  ißftidjten  bet 

©efeEfdjaft  ungefdjidt  gemefen  märe.  3cf)  umarme  ©ie,  tiebe  ©ie 

unb  bin  emig  .  . 

bet  3f)ttge. 

©eitert. 


SDen  5.  3ef>ruar. 

3cf)  Ifabe  aEe  Sage  nod)  metjr  31t  biefent  SBtiefe  fdjrciben 
moEen  unb  uidjt  getonnt.  SJtorgen  foE  er  atfo  fortgetfen.  ©in§ 
fönnen  ©ie  nod)  antjören.  SDer  Eönig  fragte  midj  uad)  ben  gu= 
ten  beutfd)en  ©djriftfteEern ,  unb  bie  erften,  bie  mit  einfielen, 
maren  ©ie  unb  ©tarnet,  ©r  fdjmätte  auf  bie  llnförmlid)feit 
unb  fpärte  bet  beutfdjen  ©Jjradje.  —  „Slber  marunt  nötigen  un§ 
bie  Seutfdjen  nic^t  burdj  fotdje  gute  Eiüdjer  mie  bie  gra^ofen, 
baff  mir  fie  tefen  müffen?"  —  „SiieEeidjt,  ©ire,  feljtt  uu§  nodj  bie 
3eit,  bieEeid)t  aud)  nodj  Slugufte  unb  ßoui§  XIV."  —  „©adjfeti 
Ijat  ja  3meeu  Slugufte  gehabt."1  —  „3a,  ©ire,  unb  mir  tjaben 
aud)  fdjon  einen  guten  Stnfang  in  ber  fdjönen  ßitteratur  gemadjt. 
Slt§  bie  ©riecfjcn  auftjörten  3U  fc£)reiben,  ba  fingen  bie  Störner  an. 
2Eir  tjoffeu  tuljigere  feiten."  —  „©0  gefaEen  3f)m  biefe  3eiteu 
nid)t?  ©inb’Sböfe^eiten?"  —  ,,3d)miiufd)erut)igere  feiten,  unb 
menn  id)  ber  ^önig  bon  ißteufjen  märe,  fo  tjätten  bie  3)eutfd)en 
Stiebe."  —  „©0?  fteljt  bte§  bei  mir?  Srei  mibet  einen!"  —  „3$ 


1  ®iefe  (irottifcfie)  SBemertung  feßlt  in  bem  ausfiUnlidjen  Sßerid&t  über  bie 
Unterrebung.  ©emeint  finb  griebrtdf)  Stuguft  1.  unb  II.  (als  Sättige  tton  Sßolen 
Muguft  II.  unb  III.). 


Unterrebmtg  mit  grtebrtd)  bem  ©rogen. 


369 


ftncbevljole  eS  nodj  einmal,  ©ire,  toollte  ©ott,  ©ie  gäben  unS 
ben  gricben!"  —  „ga,  ja!" 

©eitert. 


SIu§3ug  eine§  SSrief e§  auS  Seidig  bont 
27.  ganuar  1761. 

SDer  18.  Geaember  hörigen  gatjreS  mar  ber  merttoürbige 
Gag,  an  meldjent  -Sperr  3ßrofeffor  ©eitert  nachmittags  um  brei 
Uhr  in  feinem  ©djtafrode,  mit  einer  meinen  99tüijc,  unbarbiert 
unb  gar  nicht  motjt  auf  an  feinem  Spulte  fafj  unb  jemanb  an 
feine  üOjüre  bodjte.  —  „herein!" 

„gdj  bin  ber  fDtajor  GuintuS  gciliuS  unb  freue  midj, 
©ie  tennen  au  lernen,  ©e.  SJJbajeftat  ber  ßöitig  bertangen  ©ie  ju 
fpredjen  unb  haben  mid)  tjergefdjidt,  ©ie  311  ihm  3U  bringen." 

©eitert:  -Sperr  9'Jtajor,  ©ie  muffen  mir’S  anfetjen,  baff  id) 
traut  bin;  eS  mirb  bem  Könige  mit  einem  trauten  9Jtanne,  ber 
nidjt  reben  tann,  nicht  biet  gebienet  fein. 

99tajor:  ©S  ift  mat)r,  ©ie  fetjen  nidjt  mot)t  auS,  id)  ioerbe 
©ie  auch  nicht  nötigen,  heute  mit5ugetjen ;  aber  baS  muh  ich  ghnen 
fagen,  toenu  ©ie  fid)  mit  biefer  9tuSflud)t  gana  bon  bem  ©ange 
IoSaumad)en  gebenten,  fo  irren  ©ie  fid);  id)  muff  morgen  micber= 
tommen,  unb  U>enn  ©ie  ba  nicht  beffer  finb,  übermorgen,  unb  baS 
fo  fort,  bis  ©ie  mitgehen  tonnen,  @ntfdjliefjen  ©ie  fid)  atfo.  geh 
taffe  gt)nen  eine  ©tunbe  Seit.  Um  hier  Uhr  Ibill  id)  loieber  an= 
fragen,  ob  id)  ©ie  heute  ober  ein  anbermal  mitnehmen  fott. 

©eitert:  ga,  baS  tt)un  ©ie,  -Sperr  99tajor;  ich  mitl  fet)en, 
toie  id)  mich  aisbann  befinbe. 

9t un  ift  atfo  ber  9Jlajor  fort,  unb  ber  -Sperr  Sßrofeffor,  ber  311m 
Ungtiide  feinen  -fperrn  ©öbide1  nidjt  31t  -Spaufe  hat,  fdjafft  fid) 
mit  bietern  SterbruB  unb  grofjen  Uniftänben  einen  33arbier  unb 
eine  ifkrüde  unb  ift  um  hier  Uhr  fertig.  GuintuS  gciliuS 


‘  ©edertä  gantuluS,  ber  unter  anberm  auch  ben  ®ruct  ber  ©efamtauSgabe 
ber  ©ettertfe^en  ©Triften  »ou  17G9  ff.  übermalte. 

©eitert.  24 


370 


Unterrebung  mit  f^riebridj  bem  ®rofjen. 


lommt,  unb  fie  geljcn nad)  bem  5lb elften  -fpaufe1.  $n  bem  SJor= 
^immer  ftnben  fid)  etliche  ißerfonen,  toeldje  b  oller  greube  finb,  ben 
-fperrn  Dßrofeffor  lernten  ju  lernen,  getjt  aber  geljt  bie  31f)üre  31t 
©r.  DJtajeftät  ghnrner  auf.  ©ie  treten  ein  unb  bleiben  mit  bem 
Könige  bie  gange  geit  über  alleine. 

König:  gft  ©*  ber  ^Profeffor  ©ellert? 

©ellert:  ga,  gljro  9Jlajeftät. 

König:  Oer  englifdfe  ©efanbte  Ijat  mir  biel  ©uteg  001t 
gljm  gefügt.  Söo  ift  ©r  Ijeri 

©eitert:  35on  -fpainidjen  bei  greiberg. 

König:  -fpat  ©r  nidjt  nod)  einen  SSruber  in  greiberg?2 

©ellert:  ga,  gl)ro  DJtajeftät. 

König:  ©age  (Sr  mir,  luarum  mir  leinen  guten  beutfdjen 
©äfriftfteHer  Ijaben? 

Oer  DJtajor:  gliro  DJiajeftät  fe^en  bjier  einen  bor  fid),  ben 
bie  grangofen  felbft  überfetjt  l)aben  unb  benbeutfdjen  la  gon= 
taine  nennen. 

König:  Oag  ift  biel.  -fpat  ©r  ben  la  gontaine  gelefen? 

©ellert:  ga,  31) ro  ÜJtajeftät,  aber  uid)t  nad)geal)iut;  id) 
bin  ein  Original. 

-König:  Oag  ift  alfo  einer;  aber  mar  um  tjaben  mir  nid)t 
mel)f  gute  Dlutoren? 

©ellert:  gl)ro  DJtajeftät  finb  einmal  gegen  bie  Oeutfdjen 
eingenommen. 

König:  Dteitt,  bag  lann  id)  nid)t  fagen. 

©ellert:  äöenigfteng  gegen  bie  beutfcijen  ©  cf;  r  i  f  tft  eller . 

König:  Oag  ift  mal)r.  Sßarum  I)aben  mir  leine  guten 
©efd)icl)tfd)reiber? 

©ellert:  ©g  feljtt  uuä  baran  aitd)  nidjt.  äöir  l)aben  einen 
DJtag co b3,  einen  ©rarner,  ber  ben  Soffuet4  fortgefe^t  l)at. 


1  2tm  SNeuutarlte.  ©ier  rooljnte  ber  König,  ber  nadj  ber  Sctjtadjt  bei  SEorgau 
(3.  atooember  1760)  baS  Sffiinterquartier  in  Seippg  aufgefdftagen  £>atte. 

2  Gf;r  ift  lieb  ©tjregott  ©ellert,  ftarb  als  Süergrat  1795.  Gr  Ijat  fic§ 
fjolje  SBerbienfte  um  baS  fäd;ftfcbe  Sergs  uitb  §itttenn>efeu  erroorben. 

3  3oI;ann  Safob2Jta3coB  (1689  —  1761),  ®efd;id)tfd;reiber  unb  Staats» 
rec^tSietirer;  angefetjeuer  iprofeffor  in  Seipjig. 

4  ©.  Stnmertung  auf  <3.  296. 


Unterrebung  mit  griebri$  bem  ©roßen. 


371 


$önig:  Söte  ift  ba§  ntöglid),  bafj  ein  S)eutfct)ex  ben  Söojfuet 
foxtgefejjt  Ijat? 

©ettext:  3a,  ja,  unb  glilcfticfj.  Gin  ex  bon  3tjxo  fütajeftät 
gele'fjrteften  ^ßrofefforen  Ijat  gejagt,  baff  ex  il)n  mit  eben  bex  33e= 
xebfantfeit  unb  mit  mefjxexex  Ijiftorijcfjex  Stictjtigteit  foxtgefetjt 
tjabe. 

^  öitig:  ,<pat’§  bei  fJJtann  and)  bexftanben? 

©ettext:  2)ie  2öett  glaubte. 

^önig:  5t bex  maxunt  madjt  fiel;  feinex  an  ben  StacttuS1 II?1 
üDen  fotCte  man  übexfetjen. 

©ettext:  Sacitu»  i(t  fdjmex  3U  übexfe^en,  unb  mix  tjabeit 
and)  fdjtedjte  fxanjöfifdje  Übexfeijungeit  bon  itjiu. 

ßönig:  25a  X;at  Gx  xedjt. 

©ettext:  Unb  übextfaufit  taffen  fid)  bexfdjiebeite  Uxfadjen 
augeben,  maxunt  bie  Seutfctjen  nod)  nidjt  in  alter  5t xt  gutex 
©djxiften  fid)  tjexboxgettjan  tjaben.  5Da  bie  fünfte  unb  2öiffett= 
fdjaften  bei  ben  ©xiedfen  btütjeten,  führten  bie  3Xömexnoct)  Kriege. 
3}ietteid)t  ift  jetjt  ba§  fxiegexifdje  ©efulunt  bex  SDeutfdjen;  bie'U 
leicfjt  Xjat  e§  itinen  and)  nod)  an  Sluguften  unb  an  Souiä  XIY. 
gefetjtt. 

$önig:  SLÖie?  Sßitt  Gx  bemt  einen  5tuguft  in  gauj  ©eutfd)= 
lanb  tjaben? 

©ellext:  5tid)t  eben  ba§;  idj  miinfd)te  nux,  baff  ein  jebex 
£)exx  in  feinem  Sanbe  bie  guten  ©enie§  exmuntexte. 

Sättig:  3ft  Gx  gax  nidjt  au§  ©adjfcn  meggetornmen? 

©e  tlext:  3d)  bin  einmal  in  SSextin  gemefen.2 

ßönig:  Gx  fotlte  xeifen. 

©ettext:  3§xo  9Jtajeftät,  baju  fehlen  mix  ©efunbljeit  unb 
Slexmögen. 

Äönig:  2ßa§  X;at  Gx  beim  fi’tx  eine  üxantfjeit1?  Gtma  bie 
getetjxte? 


I  Gorneliuü  Sacituä  (ftarb  nad)  117  n.  G§r.),  ber  grüßte  unb  tieffte 
rümüdje  ©efdjicljtfctireiber.  S3on  feinen  beibeu  großen  SQJerfeu ,  „Stnnaten"  unb 
„^iftorien",  finb  teiber  nur  Srucfiftücte  erhalten,  bagegeu  bie  „Germania“  ganj 

II  3 in  Dftober  1751. 

24  * 


372 


Untembmtg  mit  griebrid)  bem  ©vofjen. 


©eitert:  äöeil  fie  Sljro  jUtajeftät  jo  nennen,  fo  mag  jie  jo 
tjeijjen;  in  meinem  jJJhtnbe  mürbe  e§  ju  ftotg  gelungen  Mafien. 

-König:  $d)  Ijabe  jie  audj  gehabt.  $cfj  mitten  Jurieren. 
©r  ntufj  alle  £age  auSreiten,  alle  2öod)cn  ffttjabarber  nehmen. 

©ellert:  Sljto  fötajeftät,  bieje  -Kur  mochte  moljl  eine  neue 
Kranfljeit  jür  ntidj  jein.  äöenu  ba§  Spjerb  gejiinber  märe  at§  ic^, 
jo  mürbe  id)  e§  nidjt  reiten  föttnen,  unb  märe  e§  ebenjo  Iran!,  jo 
mödjte  id)  and)  nicf)t  forttommen  tonnen. 

König:  ©o  mufs  ©r  fahren. 

©ellert:  5Dagit  fehlet  mir  ba§  äterntögen. 

König:  Sa,  ba§  ijt maljr,  baratt  fet)lt’§ immer beu ©eletjrten 
in  3)cutfd)lanb.  ©§  jiub  moljl  itjt  böje  feiten? 

©eitert:  Samotjt,  unb  meint  Stjro  dRajeftät  SDeutfd)laub 
beu  ^rieben  geben  mollteit - 

König:  Kamt  id)  beuit?  -jpat  ©r’S  beim  nicfjt  gehört?  ©§ 
jiub  ja  brei  miber  iitid). 

©ellert:  3d)  befüntiitere  ntid)  inetjr  um  bie  alte  al§  neue 
©ejd)id)te. 

König:  SBa§  meint  ©r?  2Mdjer  ijt  fd)öner  in  ber  ©bofme, 
-fpouter  ober  SSirgit? 

©ellert:  -ponter  jcT;eint  moljl  ben  Solang  ju  berbieneit, 
meil  er  ba§  Original  ijt. 

König:  5(ber  SHrgil  ijt  biet  polierter. 

©eitert:  2Bir  jinb  31t  meit  bom  poiner  entfernt,  als  bafj 
mir  bon  feiner  ©brache  unb  ©itten  richtig  genug  jollteu  urteilen 
tönneu.  3'd)  traue  barin  bem  ßuiutitiau1,  mcld)er  -jpouter 
ben  Storjug  gibt. 

König:  üftau  mttfj  aber  uid)t  ein  ©Habe  bott  beu  Urteilen 
ber  5llteu  jein. 

©eitert:  S)a§  bin  id)  nid)t;  id)  folge  it)nen  nur  alsbeun, 
menn  id)  mcgen  ber  ©ntfernung  jetbft  nid)t  urteilen  fanu. 

S)er  DJtajor:  ©r  l)at  and)  beutfdje  33riefe  Ijerausgegebeit. 


1  SllarcuS  gabiuS  OuiutiliauuS  (ftavb  uov  118)  gab  im  10.  Söucbe 
feinet  SeljrbudjeS  bei*  ä3erebfamfeit  („Institutio  oratoriaa)  eine  Ävittf  ber  römi* 
feiert  unb  gvied)ifd;en  SHtteratur.  5Das  betreffenbe  Urteil  fteBt  itau.  l,  s  85—87 
(^>altn ) 


llnterrebung  mit  griebridj  bem  ©rofjen. 


373 


Hönig:  ©o?  fpat  ©r  bemt  and)  wibcr  bett  Stylum  curiae1 
gefdjrieBen? 

©etlert:  31  d)  ja,  31)  ro  Vtajeftät.2 

Hönig:  2lbcr  Warum  Wirb  baS  rtidjt  anberS?  ©S  ift  WaS 
Verteufeltes,  ©ie  Bringen  mir  ganje  Vogen,  itnb  id)  berftefje 
nid)tS  babon. 

©eitert:  3Senn  eS  3^ro  Vtajeftiit  nicfjt  änbcrn  Wunen,  fo 
taun  id)’S  nod)  Weniger.  $d)  lann  nur  raten,  Wo  ©ie  Befehlen. , 

Honig:  Hann  @r  leine  oon  ©einen  gabeln  auSWenbig'? 

©eitert:  3d)3Weifle.  3Mn  ©ebädjhttS  ift  mir  fefjr  untreu. 

Hönig:  Vefinue  ©r  fidj,  id)  Will  unterbeffen  Ijerumgeljen 
- Vun,  l)at  ©r  eine? 

©eitert:  3a,  3l)ro  Vtajeftät,  ben  Vtatcr.3  „©in  ttuger 

Vtaler  in  9ltl)en - fo  ftrid)  er  feinen  HriegSgott 

au§." 

Hönig:  Unb  bie  Vtoral? 

©etlert:  „2Benn beine  ©djrift - auSjuftreidjen." 

Hönig:  ©aS  ift  red)t  fd)ön.  ©r  t)at  fo  etwas  HulanteS  in 
©einen  Vcrfen,  baS  berftefje  id)  atteS.  5Da  fjat  mir  aber  ©ott= 
fd)eb  eine Überfettung  ber  3bIhSenta4  borgelefcu;  id)  Ijabe  baS 
granjöfifdje  baBei  gehabt  unb  fein  Vlort  üerftauben.  ©ie  l)aBcn 
mir  nod)  einen  Joelen,  ben  5ßietfc§5 6,  gebracht;  ben  l)abe  id) 
Weggeworfen. 

©etlert:  3l)ro  Vtajeftät,  ben  Werfe  id)  aud)  Weg. 

Hönig:  9hm,  Wenn  id)  t)ier  Bleibe,  fo  muff  ©r  öfter  Wieber* 
tommen  unb  ©eine  gabeln  mitbringen  unb  mir  WaS  9teueS  bor= 
lefen. 


i  flurial»  ober  JtanstetftU,  ber  in  ber  SBilbung  »on  Sajimgetümen  baä 
UnmöflUc^fte  leiftete. 

a  Sn  feiner  „5pr«Itiftf;en  2lbl)anbtung  oon  bem  guten  ©efclfmact  in  SSriefen". 
gm  4.  Söanbe  ber  ©djriften. 

3  ®ie  tefcte  gäbet  im  erften  ^Eeite;  f.  <3.  77. 

<  eine  Überfe^ung  ber  f)tacinefct;en  „gp^genie».  (6rfdt;ien  im  '2.  Söanbe  ber 

,,'Deutfcben  ©dfaubü^ne,  nacfi  ben  Utegeln  ber  alten  ©rieten  nnb  SHomer  ein= 
gerietet",  1740  ff.) 

6  g  58 at  «ietfc^  (1690-1733),  ©ottfe^ebä  Se^rer.  Er  mar,  wie  SOeffer 
unb  ttlrWj  oon  König,  einer  ber  feiner  Seit  berüfjmteften,  in  ber  Sitteraturgeföid&te 
berüd^tigften  E)öfifd)en  ©elegenlieit^bi^ter. 


874 


llnterrebung  mit  griebrid)  bem  ©i'ofjen. 


©eitert:  Sei)  nicht,  oB  icE)  gut  lefe;  ich  tjaBe  fo  einen 
fiugenben,  gcBirgifchcn  £on. 

^önig:  Sa,  mie  bie  ©Rieftet.  9tein,  ©r  mu§  ©eine gabeln 
felBft  lefen,  fic  öerlieren  fonft  Biel.  9Zun,  fomm  ©r  Balb  tuieber. 

Ungeachtet  bcffeit,  tna§  ber  Jtimig  am  ©nbe  fagte,  ift  buch  ber 
Sßrofeffor  nicht  tuieber  gerufen  tnorben.  Sa  er  tneggcgangen,  hat 
ber  Gültig  gefagt:  „Sa§  ift  ein  ganj  anberer  9Jtann  aß  ®ott= 
fdjeb."  Unb  ben  aubern  Sag  Bei  ber  Safel:  „C’est  le  plus  rai- 
sonnable  de  tous  les  savants  allemands“. 


©Ijr0tt0l00te  tor  "Perke  (Mfrta.1 


?  3iuei  gugenbgebidjte.  (iJJtitgeteilt  in  bet  ©djrift  „Sie  ©etfert= 
ftiftung  unb  ba§  ©ellertbenfntal  in  §apnid;en."  1862.) 
1741—1744.  gabeln  in  ben  „Belüftigungen  beg  Berftanbeg  unb  beg 
2öi^e§". 

1743.  (3tt>ö[f)  Sieber. 

1744.  Sag  Banb,  ein  ©djäferfpiel  in  1  ülufäuge.  —  De  poesi  apolo- 

gorum  eorumque  scriptoribus. 

1745.  ©pluia,  ein  ©djaferfpiel.  —  Sie  »etjc$wefter,  ein  Suftfpiel 

in  3  2Iuf5itgen. 

1746.  Sa§  Sog  in  bet  Sotterie,  Suftfpiel  in  5  2lufjügen.  gabein 

unb  ©tjä^lungen.  (Ser  erfte  Seil.) 

1747.  Seben  ber  fcfjioebi^en  ©rafin  uon  ©***.  -  Suftfpiele.  (3teu 

barin:  Sie  järtlidjen  ©djroeftern,  Suftfpiel  in  3  2l!ten; 
S>ag  Dralel,  Operette  in  2  2lften;  Sie  franle  grau,  2iad)= 
fpiel.)  —  Bon  ben  Sroftgrünben  roiber  ein  fiecEjeg  Seben! 

1748.  gabeln  unb  ©rjäljtungen.  (2.  Seil  unb  Ser  SDtenfd&enfreunb.) 
1751.  Briefe,  nebft  einer  prattifc^en  2lbE|anbIung  oon  beut  guten  @e= 

fdjmade  in  Briefen.  • —  Pro  comoedia  commovente.  Cßr°5 
grantm  jutn  Eintritt  ber  aujjerorbentlid&en  Sßrofeffur.) 

1754.  Se^rgebidfte  unb  gelungen.  (Unter  ben  Se$rgebid&ten  ifl 
ber  ,,©tolj"  bag  ältefte.  Sie®r}äf)lungen  enthalten Umarbei* 
tungen  mehrerer  gabeln  aug  ben  Belüftigungen  =  3.  Seil 
ber  gabeln  unb  gelungen ) 


i  SKit  Senüijung  »on 


©oehete,  „©ruubriß",  2.  Stuft ,  4.  33b. ,  S.  35  ff. 


376 


ßtjronologie  ber  SBerfe  ©ettertä. 


1757.  ©eifttidje  Oben  unb  Sieber. 

1760.  ^Betrachtungen  über  bie  SRetigion. 

1763.  gafob  ©auring  ©laubeng  =  unb  ©itienleljre,  in  gönn  eines 
Äatecfjigmug,  aug  bem  granjoftfchen. 

1766.  ®on  ber  Sefcfjaffentjeit,  bem  Umfange  unb  bem  ißufjen  ber 
2)!orat;  eine  SSortefmtg. 

1770.  SKoralifche  Sortefungen,  nach  *>eS  S3erfaffer§  Sobe  fjerauS* 
gegeben  uon  g.  31.  ©flegeln  unb  ©.  S.  ^etjern.1 


1  Slucf;  alä  6.  unb  7.  Seit  in  bie  fämtlidjen  ©ebriften  (1769  —  74)  auf> 
genommen.  1 


glttmerlnmgjit 


23ei  28  ©rjätjtungen  »erroeift  (SJeCCert  fetbft  auf  feine  Quellen. 

Sänfte  unb  garifo.  ©ie!)e  ben  erften  Seit  be§  „gufdjauerS",  auf  ber 
51.  u.  f.  @. 

Sie  23etfctjroefter.  ttiad;  bem  Süüjfltte  einer  ^otnöbie,  roetdje  eben  biefen 
•Kamen  fütjret. 

Ser  23Iinbe  unb  ber  Sahnte,  ©ielje  „Sie  gäbet  eines  Unbefannten", 
roetcfje  £err  23reitinger  in  feiner  „^ritifdjen  Sicfjtfunft"  auf  ber 
232.  ©.  anfüfiret.  (2ludE)  bei  23urfarb  SßatbiS.) 

Sie  3ärttidt;e  grau.  Ser  äärtticlje  SDlann.  ©ielje  beS  2tbftemiuS  60. 
unb  103.  gäbet.  (2tucfj  bei  23.  2Batbi§.) 

Ser  gütige  23efu<fj.  ©ielje  be§  2tbftemiu3  75.  gäbet  „De  agricola  et 
poeta“.  (2Cud)  bei  23.  üßatbiS.) 

SamofteS.  ©ielje  ben  „©icero",  Lib.  Y.  Tuscul.  quaest. 

«Dtonime.  ©ielje  ben  ,/ptutarcfj  in  bem  Sebeit  be§  SucuttuS"  auf  ber 
503.  ©.,  a.  edit.  Sffiectjet. 

Ser  grüne  ©fei.  ©ietje  be§  2tbftemiu§  80.  gäbet  „De  vidua  et  asino 
viridi“.  (2lucfj  bei  23.  SßalbiS  unb  £ageborn.) 

Sa§  ©cfjüffat.  ©ietje  ben  „SufdEjauer"  im  3.  Seite  auf  ber  332.  ©.  u.f. 

Gatlifte,  ©ietje  bie  Hiadjricfjt  non  bem  Sobe  ber  grau  uon  SSittacerfe 
im  5.  Seite  be§  „gufctjauerä"  auf  ber  273.  ©.  f. 

Ser  23auer  unb  fein  ©ofjn.  ©ielje  23urtarb  SBalbiS,  in  bem  ganj 
neuro  gemachten  unb  in  Steinten  «erfaßten  „@f  opu§  ,  im 
3.  23ucfje,  178.  23tatt. 

Ser  getetjrte  Sichter,  ©r  tjie£  ©tjartier.  ©ietje  gö  djerö  „©eletjrtem 
Sejifon". 

Ser  Sßudjerer.  ©ietje  „Sa§  lurjroeilige  SuftljauS",  7.  © 

Sie  fcfjtauen  SKäbdjen.  ©ietje  23urtarb  SßalbiS,  im  erften  23ucfje  feines 
„©fopuS",  23iatt  51.  (2ludj  bei  Safontaine,  5.  23ucTj,  91r.  6.) 

Ser  betrübte  äBitroer.  Dictionnaire  de  Bayle  u.  2l§ctepiabe,  it.  2t. 


378 


Ülnmerluitgeu. 


Ser  junge  ißrinj.  „Elite  de  bons  mots“,  33b.  2,  <5.  65. 

Sag  neue  ©Ijepaar.  „The  Tatler“,  S3anb  2,  Sir.  82. 

©raft.  Sliatt  erhöhtet  eine  ebenjb  großmütige  ipanblung  non  bem  <£>ernt 
©aurin.  ©ieEie  „Lettres  serieuses  et  badines“,  ©.  616. 

Ser  beträte  ©ntfcf;iuß.  ©iet)e  23urfarb  SBatbig,  im  4.  SSucfje,  ©.  288. 
Sag  junge  SJiäbcheit.  ©ietje  ginlgräfg  „Seutjdfje  2lpophtf)egmata",  im 
3.  Seite,  314.  ©. 

©mit.  Vaniere  opuscul.,  ©.  213.  (Cato  ad  amicum  demirantem, 
quod  nullam  haberet  ßornae  statuam) 

Malo ,  mihi  statuam  cur  non  posuere ,  viator 
Exquirat ,  quam  si,  cur  posuere,  roget. 

Ser  Sügiter.  ©ietje  bag  504.  ©tüc!  beg  „gufcfjauerg",  im  7.  Seite, 
tpang  SRorb.  Stad)  einer  Stachricf)t,  bie  nor  einigen  Qatjren  in  beit  3ei= 
tungen  non  Sonbon  aug  gentelbet  morben. 

Sttceft.  ©ietje  „Elite  de  bons  mots“,  33b.  2,  @.  47. 

Ser  gehoffte  3iufmt.  ©ieEje  bie  Siebe  beg  Sic  er o  fürben  Vtanciug. 
Sie  beiben  ©ct;raar3en.  ©ietje  beit  „©pettator",  23attb  3,  Sir  215. 
Slfjpnfott  unb  Sucht.  @ietje  ben  „©pettator",  33anb  7,  Sir.  491. 

Ser  §oct)3eitiag.  ©ietje  ben  „Satter",  im  2.  33anbe,  Sir.  82. 

SocT)  ift  bie  „Vetjcfjmefter"  ätter  atg  bag  gleichnamige  Suftjptel 
unb  bie  obige  33emerfung  ©eiterig  rootjt  nicht  richtig.  ©.  ©intei» 
tung,  ©.  21. 

33eäügtict)  ber  übrigen  ©rsä^lttngeit  lann  noch  uermiefen  roer* 
ben  bei: 

Sie  ©ejdjidjte  non  bem  £ute.  ©iehe  ©roiftg  „Tale  of  a  tub“  (©rieh 
©chmibt,  2tn3.  f.  b.  21.  II,  59). 1 
igerobeg  unb  ^erobiag.  ©.  ©d.  SJiarc.  5, 17—28. 

Sie  Sßieberjprecherin.  Vergleiche  im  attgemeineit  Saiontaiite,  3.  Vud), 
Sir.  16:  Sie  ertruntene  grau. 

Sag  £eupferb  ober  ber  ©ragfjüpfer.  Safontaine,  7.  Such,  Sir  9:  Sie 
ßutjttje  unb  bie  gtiege. 

Ser  junge  £rebg  unb  bie  ©eemufetjet.  Safontaine,  8. 33uch,  Sir.  9:  Sie 
Siatte  unb  bie  Stufter. 

Sag  Vf«b  unb  bie  Vreinfe.  Safontaine,  2.  Such,  Sir.  9:  Ser  Söroe 
unb  bie  gtiege. 

1  (Sine  beutfepe  ü&erfefcung  tuar  1728  im  „Siebermann"  erhielten. 


3f*r?fid}nis  kr  |lnfmt05jeilrn  mtl> 
i(krfrl)rifien  kr  Ökkdjtr. 


Seite 


9tbenblieb .  262.  271 

llceft . 137.  148 

9tlcefl,  ben  maitdjer  ßummer  .  .  137 

9lOgcmeinc3  ©ebet . 277 

Slm  ßommuniontage . 262 

?tmt)nt . 103 

Slmipnt,  ber  ftd;  in  großer  9lot  .  103 
Hin  ben  ©rafen  Wl.**  öon  S.*  .  341 

üln  beufclbcn . 343 

9ln  bir  allein,  an  bir  b<*b’ idj .  .  266 
Ulit  jenem  glujj,  311  bem  mit  alle  140 
Ulret ,  ein  tugenbljafter  Dftann .  .  53 

Stuf  ©ott  unb  nid)t  auf  meinen  .  275 
Uluf  offnem  2Beg  hielt  ein  .  .  .  152 
9lul  ßiferfudjt  bei  Sebenl  fatt  .  10 

9tul  einem  alten  gabelbudje  .  .  138 

Sitten . 233 

Sitfjlicb . 266 

©baraf  ter  einel  feinen  Serleumberl  295 

©bloril .  10 

©amoflcl .  54 

©amötal  unb  tßt^üil.  ....  34 

©amötal  mar  jd)on  lange  Seit  •  34 

©antlieb . 234 

©al  güllen .  9 

©al  ©efßenft .  19 

©al  ©tiicf  unb  bie  Siebe  ...  174 
©al  ^jeupferb  ober  ber  ©raltjüpfer  38 

©al  £>ofpital . 115 

©al  junge  Uläbdjen . 129 

©a!  ßartenbaul .  40 

©al  ßinb  greift  ttad)  ben  bunten  40 
©al  ßinb  mit  ber  ©djere  ...  181 

©al  ßutfd)bferb . 88 

©al  Sanö  ber  ^infenben  ...  15 

©al  neue  ©Ijepaar . 120 

©al  tpferb  unb  ber  ©fei ....  126 
©al  fjiferb  unb  bie  Sremfe.  .  .  30 

©al  ©djidfal .  66 


Seite 


©al  fdjönfte  ßinb  ju  ihren  .  .  57 


©al  Ungtiid  ber  Uöeiber .  ...  80 

©al  23ermäd)tu:l . 111 

©ajj  ade  ©iere  benten  tönnen.  .  89 

©afe  oft  bie  aderbeften  ©oben  .  55 

©ab  oft  bie  SBeiber  bil  inl  ©rab  187 
©em  ©refdjer,  ber  im  meinen  .  83 


©er  alte  ©idjter  unb  ber  junge 

ßritiful . 148 

©er  arme  ©teil . 90 

©et  arme  ©djiffer .  64 

©er  Ulrme  unb  bal  ©liid  .  .  153 

©er  Ulrnte  unb  ber  3teid)e  ...  53 

©er  baronifterte  Sürger  ....  63 

©er  Sauer  unb  fein  SoI)ii  ...  95 

©er  bepergte  @ntfd)lub  ....  127 

©er  betrübte  Söitmer . 117 

©er  Settier .  29 

©er  Slinbe  unb  ber  Sabine  .  .  23 

©er  ©brift  . . 206 

©er  erhörte  Siebljaber . 49 

©er  erjte,  ber  mit  lluget  ögaub  .  6 

©er  greier . 132 

©er  fjreigeift . 109 

©er  greunbfdiaftlbicnfl  ....  151 

©er  fromme  ©eueral . 157 

©er  gfudll  unb  bie  ©Ifter  ...  14 

©er  ©eheimnilboUe . 170 

©er  gehoffte  9tul)m . 150 

©er  ©reil .  _8 

©er  großmütige  SRäubcr  ....  152 
©er  glütflidje  ©idjter  ...  .96 

©er  glttdlid)  gemorbene  ©bemann  52 
©er  größte  gebier  in  ber  Siebe  .  49 

©er  grüne  ©jel .  62 

©er  gute  sJ!at . .  ■  •  75 

©er  gütige  Sefud) .  53 


380 


Sltpbabeti fdjeä  Berjeictjnta  je. 


©er  £>eib  unb  ber  Steitfnedjt  .  . 

©er  ßodjgeittag . 

©er  £mnb . 

©er  Informator . 

©er  junge  ©refdjer . 

©er  junge  ©eteprte . 

©er  junge  fireb§  itnb  bi«  ©ee= 

mufdjet . 

©er  junge  tpring . 

©er  3itng(tng . 

©er  Süngling  itnb  bei  ©teil  .  . 
©er  ßantpf  ber  ©ugenb  .  .  .  . 

©er  fiatibibat . 

©er  .Rnabe . 

©er  ßnabe  unb  bie  SDtücteu  .  . 

©er  ßranfe . 

©er  ßuefuct . 

©er  ßuctudt  fprad)  mit  einem.  . 

©er  Seidjtfinu . 

©er  Seicbtfinn,  wie  bie  gäbet  . 

©er  Sügnet . 

©er  TOaler . 

©er  9Jteufd)enfrettub . 

©er  SJtufdjel,  bie  am  feidjten .  . 

©er  ipo!t)i)iftor . 

©er  Srogefj . 

©er  regelmäßige  SJtüfjiggängcr  . 

©er  reidje  ©ciäbalS . 

©er  SJeifcttbe . 

©er  tRuIjm . 

©er  ©djüfer  unb  bie  Sirene  .  . 

©er  ©djafj . 

©er  ©d)tiij  ber  fiirdjc . 

©er  ©djioatjer . 

©er  fdjmermütige  Sitgenbljafte  . 

©er  ©elbftmorb . 

©er  füfje  ©raum . 

©er  fterbenbe  SBater . 

©er  ©ag  ift  mieber  t)in  .... 

©er  ©angtmr . 

©er  ©artarfürfl . 

©er  ttjätige  (Staube . 

©er  ©ob  ber  gtiege  Reifet  mid)  . 
©er  ©ob  ber  gliege  unb  ber  SJtüde 

©er  ungeratne  ©otjn . 

©er  unfterbtidje  Slutor  .... 
©er  2Beg  bes  grommett  .... 

©er  2ßud)rer . 

©er  rouuberbare  ©raum  .... 

©er  gärtlicbe  SJtann . 

©er  Qeifig . 

®e§  targen  tßaterS  ftotgcr  ©oljn . 
©ic  Siffen  baten  einft  bie  SBüren . 
®ie  Stffen  unb  bie  SBären  .  . 
®ie  Säuern  unb  ber  Slmtmanti  . 
®ie  beiben  §unbe . 


©eite 


$ie  beiben  Knaben . 130 

®ie  beiben  SJtäücben .  76 

®ie  beibeit  ©tbraalbeu . 79 

®ie  beiben  ©ctnuargen . 156 

®ie  beiben  SBädßer . 87 

©ie  beiben  äßanbrer . 172 

$ie  Setfdimefter .  21 

©ie  Sienen . 163 

©ie  Siene  unb  bie  ^etine  ...  45 

®te  @bre  ©ottel  au§  ber  Statur.  235 
©ie  (älfter  unb  ber  ©perting  .  .  169 

©ie  6nte .  99 

©ie  Gute  fdjroamtn  auf  einer .  .  99 

©ie  gticge .  89 

©ie  grau  unb  ber  ©etjt ....  135 

©ie  greunbfdjaft . 217 

©ie  frömmftc  grau  in  unfrer .  .  21 

®ie  ©efd)id)te  bon  bem  £mte  .  .  6 

®te  gli'xcf lirfje  (äße .  86 

©ie  größte  tptage  ttuger  DIjreu  .  154 

©ie  ©üte  ©otte§ . 243 

©ie  ©uttt)at . 111 

©ie  §enue  führt  ber  jungen  .  .  71 

©ie  flimmel  rühmen  be§  fämigeu  235 
©ie  it)r  fo  eiferfiidjtig  feib  ...  43 

©ie  junge  Gute . 71 

©ie  traute  grau . 72 

©ie  Siebe  ber  geinbe . 267 

©ie  Siebe  bc§  Stapften  ....  259 
©ie  Siebe  jurn  ©eroinft,  bie  .  .  16 

©ie  Serene . 171 

©ie  Strebe,  bie  31t  ©arnoud  .  171 
©ie  Serdje  unb  bie  StadßigaU .  .  165 

©ie  DJtißgeburt .  97 

©ie  Stadbtigatt  fang  einft  it;r  .  .  141 
©ie  9tad)tiga((  fang  einft  mit .  .  3 

©ie  StadjtigaU  unb  ber  ßuefmt  .  141 
©ic  StadjtigaU  unb  bie  Serdje .  .  3 

©ie  Steife .  31 

©ie  fdjlauen  SMbdjen . 112 

®ie5  ift  ber  $ag,  beu  ©ott  .  .  254 

©ie  ©pinne .  44 

©ie  SBerfd)ttnegeut)eit . 69 

©ie  SSadjtel  unb  ber  Hänfling  .  166 

©ie  Sffiiberfprecberin . 36 

©ie  iPittue . 177 

©ie  gärtticbe  grau . 41 

$ir  bant’  itb  beute  für  mein  .  .  251 

©orant . 152 

©orant,  ein  reid)er  fOtann,  ber  .  125 
©orinbcnS  junger  Qiljegatte  .  .  177 
®u  bift’d,  bem  Ütubm  unb  &)xe .  234 
®u  ttagft,  0  Sfjrift,  in  fdgtoeren  279 
©u  ttagft  unb  fiitjleft  bie  ...  264 
©urd)  ftböner  ©lieber  Steig,  burd)  60 
©urd)  Ungtuct  mehr  at§  burd)  .  148 


Seite 

164 

167 

24 

143 

83 

128 

180 

119 

124 

190 

240 

112 

134 

165 

12 

18 

18 

184 

184 

134 

77 

193 

180 

140 

27 

289 

184 

48 

220 

161 

59 

285 

154 

291 

20 

46 

82 

236 

5 

118 

245 

103 

103 

154 

61 

244 

102 

138 

43 

4 

63 

182 

182 

131 

55 


tJttvfeabetifcfeeS  SBerjeiifentS  ic. 


381 


©eite 


(Sin  Sffe  fab  ein  Baar  gefd)idte  . 
©in  armer  Staun  Berfefen  jum  . 
©in  armer  ©duffer  ftaf  in  .  . 
©in  'Kutor  fiferieb  fefer  toicle  .  . 
©in  Sär,  ber  lange  geit  fein.  . 
©in  Sauer,  ber  oiet  ©elb  unb  . 
©in  Settier  laut  mit  btofeent  .  . 
©in  $id)ter,  ber  bei  £>ofe  mar  . 
©in  freier  bat  einft  einen  .  .  . 
©in  glitten,  bafe  bie  fernere  .  . 
©in  ©aut,  ber  Sdjinud  Don  .  . 
Gin  ©rofeer  in  ttttfecn,  ber  .  .  . 
©in  guter  bummer  Sauerlnabe  . 
©in  guter  eferlidjcr  ©olbat  .  .  . 
©in  .yaudtuirt,  wie  man  mir.  . 
©in  £>elb,  ber  ficb  burd)  mandje. 
©in  £erj,  o  ©ott,  in  Seib  unb  . 
Gin  junger  Stcnfrt),  ber  fid)  .  . 
©in  junger  Stenfcfe ,  ber  Biel  .  . 
Gilt  junger  Stenfd)  fBracfe  einen  . 
©in  junger  fehinä,  ber  fid)  be§  . 
©in  junge»  2öeib,  fie  Ijiefj  Sifette 
©in  3tingling  ftritt  mit  einem  . 
©in  3üngling,  weldjer  Biet  Bon  . 
©in  jüngrer  unb  ein  iittrer  Silbe 
©in  fiaiibibat,  ber  gern  befürbert 
©in  ßnabe,  ber  ben  fleißigen  .  . 
©in  ttuger  Stater  in  ^tttjen  .  . 
©in  Iranter  Sater  rief  ben  ©otjn 
Gin  Jlutfdjpfet'b  fat)  ben  ©aut  . 
©in  Scann,  ben  fefeon  tauge  bie . 
©in  Staun ,  ber  feinen  Seruf  be= 

obacfelct . 

©in  Stann,  ber  fid)  auf  Bietcrtei 
©in  Starr,  bem  oft  toeit  minber  . 
©in  offner  fiopf,  ein  muntrer  . 
©in  Sfevb,  bem  ©eift  unb  Stut . 
©itt  reidjer  ©eiggalS,  Born  £obc 
©in  Scfeiifer  au§  ber  golbneugeit 
©in  fet)r  gefcfeirftcc  fianbibat  .  . 
©in  Sterling  tiefe  fidj’3  auf  ben 
©in  SBötter  ber  Dieligion  .  .  . 
©inft  madjte  burd)  fein  ganje§  . 
©inft  tuoUten  Sieb’  unb  ©tüd  ftd) 
©in  Sartarfürft,  Bon  bem  man  in 
©in  Sater  feinterliefe  jweeu  ©rbett 
©in  Sater  loar  loie  Biete  Sater  . 
©in  SBagen  £eu,  ben  Seitens  . 
©in  äßanbrer  bat  ben  ©ott  ber  . 
©in  SBucfercr  tarn  in  turger  Seit 
©in  Seifig  war’S  unb  eine  .  .  . 

©Imire  unb  Setinbc . 

©tmire  war  jur  Sfflitiue  worben  . 

©©in . 

©mit . .  •  •  • 

©mit,  ber  feit  geraumer  gett .  . 


94 

153 
64 
61 

5 

143 

29 
96 

132 
9 

30 
115 

95 

127 
19 

164 

256 

75 

128 

129 
119 

67 

148 

124 

130 
112 
134 

77 

59 

88 

12 

299 

146 

100 

53 

126 

184 

161 

131 
169 
157 

31 
174 
118 

82 

154 
38 
48 

102 

4 

145 

115 

115 

133 
133 


©eite 


©Bittet . 114 

Graft . .  125 


Grinnre  bid) ,  mein  ©eift,  erfreut  239 
©rmuuterung  bie  Schrift  jti  Iefen  269 
©r  ruft  ber  Sonn’  unb  jdjafft  ben  283 
©rfdjroden  tarn  grotttin  ju  feinem  152 
„grau  Orgon!"  rief  bie  grau  .  97 

greunb,  wer  ein  Saftet  liebt,  ber  105 
grontin  Hebt  tpaitncfeen  big  jum  52 
gür  alte  ©üte  jei  gcBreift  .  .  .  262 
©ebante,  ber  un§  Scben  gibt  .  .  249 
©ebantt  fei  e§  bem  ©ott  ber  ©feen  86 


©ebutb . 256 

©ctaffentjeit . 237 

©taubt  nidjt,  bafe  bei  bem  größten  54 
©ott,  beine  ©iite  reidjt  fo  weit  .  233 
©otteg  Siad)t  unb  Sorfeljung  .  .  257 

©ott  ift  mein  ßort . 253 

©ott  ift  mein  Sieb . 257 

§an§  !)lorb . 146 

4>erobe§  unb  §erobia§  ....  105 
§err,  ber  bu  mir  ba§  Seben  .  .  271 
§err,  ftärfe  mid),  bein  Seibett  .  272 
ijoefemiitig  über  itjre  fiiiufte  .  .  44 

3d)  tjab’  in  guten  Stauben .  .  .  274 
3d)  t online,  §err,  unb  fuefee  biefe  262 
3d)  tomme  Bor  bein  ülugeficfet  .  277 
Sfer,  bie  il)r  nad)  Sugenb  ftrebet  109 
Sfer  Steiftet  in  ber  fiunft  ju  .  .  134 

Snt  neuen  Safere . 283 

Sn  einem  Sienenftod  entiBatin  .  163 
Sn  eine  Stabt,  mid)  bernfet,  fie  .  80 

Sntte  uub  'flarilo . 16 

Sn  Urantfecü . 274 

SnTJoitou,  (itfe  Witt  mit  Steife).  117 
Sömeite  featte  notfe,  bei  Bieten.  .  36 

Sa,  ja  ffSrojeffc  mtlffen  fein  .  .  27 

Sefu§  lebt,  mit  ifent  aud)  idj  .  .  281 

ßaltifte .  92 

Itauiu  featte  uod)  beg  Sd)ncibcr§  176 
„ffinb",  feub  bie  Stutter ....  181 

.dleaut . 101 

fiteant,  ein  lieber  'ilboofat  ...  101 

ßotiU . 126 

ßotiH,  ber,  wie  e§  Bieten  gefet  .  126 

ßriSBi«  unb  firi§piue . 187 

Sefecett  eineg  Satcrd . 347 

Sieb  am  ©eburtStagc . 251 

Sifette . 67 


Stein  Sater  gefet  in§  #olj,  wie  .  165 
3Jiein  erft  ©efüfel  fei  S>e>§  unb  .  246 
Steine  SebcnSjeit  uerftreidjt  .  .  265 
Stenfefe,  ber  bu  ©feriften  fcfemäfeft  206 
sJJ!it  iferen  drängen  in  ben  ßaaren  145 
9Jtit  fefer  ge'feeinmiSBotleu  Stienen  170 
Siit  Srüumen,  bie  und  ftfeön  .  .  46 


382 


ällpljabetifdjeä  SMerjeidJmä  tc. 


SKonime . 

SJtorgengefang . 

Bad)  einet  Prüfung  furjer  Sage 
Bad)  fo  Biel  bittern  ®inberniffen 
Bie  »tuü  id)  bem  ju  fctiaben  fudjen 
Bod)  unbetanut  unb  ungepriefen 
„Bun  Biene",  fprad)  bie  träge  . 
O  ®ori§!  tuärft  bu  nur  .... 
D  §err,  mein  ©ott,  burd)  ben  . 
Oft  tlagt  bein  £erg,  wie  fdjtuer . 
Oft  ließ  ber  ßunft  unb  feinem  . 
£>  Süngling,  lern’  au§  ber.  .  . 
O  Siefer !  ftelte  bir  mit  gärtlic^eni 
D  Bteufd)!  luad  ftrebft  bu  bod)  . 
Oront,  ber  in  ber  SBelt  ba?  große 

ßfterlieb .  239. 

spaffionMieb . 

$l}ilemon,  ber  bei  großen  @d)äüen 

SPßilinbe . 

Bhitiube  blieb  oft  Bor bem  ©piegei 
l)3b  lap,  ber  fo  mandje  Bad)t  .  . 

$rei§  be«  ©djöpferd . 

Briifung  am  Bbenb . 

Dteidjmm  unb  ßijre . 

Bhpnfolt  unb  Sucia . 

©ein  ttiuftig  ©djidfal  ju  erfahren 
©ei  ohne  fSfreuni;  mie  oiel .  .  . 

©eliube . 

©entnon  unb  ba§  Dratcl  .  .  . 
,,©olm",  fing  ber  Bater  an,  inbem 
©o  hoff’  id)  beim  mit  feftem  Blut 
©o  jemaub  fpridjt:  id)  liebe  ©ott 
©ott  bein  Berberbte?  Öen  .  .  . 

Sill .  .  .  .  . 

Sroft  ber  Grlöfung . 

Sroft  be§  etnigeu  ßeben§.  .  .  . 
Sroft  eine?  fd)iuermtttigcnßl)riftcn 
Um  ba§  !H|lnoäeroS  gn  feljn  .  . 
Um  ©rgebung  in  ben  göttlichen 

SBitlen . 

Umfouft  tuanbt’Bhhnfolt  atted  an 


©eite 

Unterrebung  mit  fjriebrid)  bem 

©roßen . 366 

Berlangfl  bn  ein  äufriebne?  öer3  114 
Berfidjerung  ber  ©nabe  ©otted  .  268 
Vertrauen  auf  ©otted  Borfepung  275 
Bott  bon  fid)  feibft  unb  Bon  ber  .  150 

Born  Sobe . 265 

Born  93nter  feiner  Braut  erhielt .  167 

Born  aßorte  ©otted . 253 

Bon  bem  Borguge  Ber  heutigen 


Btoral  .  . . 333 

Bon  ben  Pflichten  ber  6räiel)ung  302 
Bon  einem  ©reife  toilt  id)  fingen  8 
Bon  ungefähr  muß  einen  Blinbcn  23 
Borbem,  ba  uod)  um  Blitternacht  135 

Borrebe . 225 

Borjeiteit  gab’d  ein  tleined  Canb  15 
SBad  ift  ba?  ©ut,  nad)  bem  bu  .  220 
SBad  ift’d,  baß  id)  mich  quäle  .  .  287 

Sßeihnadudlieb . 254 

SBeutt  Eljriftus  feine  ßirdie  fd)üßt  285 
SBenn  id),  o  ©diöpfer,  beiue  .  .  248 
Sßer  ©otted  SBege  gcljt  .  .  .  244 

Sßer  ©otted  SBort  nicht  hält  .  .  245 
SBer  fenut  bie  ^aijl  uou  io  Biet  .  72 

SBie  alt  ift  nidjt  ber  SBabn,  mie  41 
213ie  fang  id)’?  an,  um  mich  .  .  190 
SB  je  groß  ift  bed  Vlttmädjt’gen  ©üte  243 
SBie?  leb’  ich  Barum  nur,  baß  id)  198 
iö.e  oft  weiß  nicht  ein  Barr  burd)  62 
SBie  rühmlich  ift’d,  Bon  feinen  .  111 
SBie  felig  lebt  ein  IDtann,  ber  feine  193 
Sufriebenheit  mit  feinem  guftanbe  264 
3ur  Elfter  fprad)  ber  fjudjd  .  .  14 

gur  Sßaditel,  tneldje  ber  ©efapr .  166 
Jjtoecn  ©djiujrge  lebten  einft  .  .  156 
8ü>een  2Bäd)ter,  bie  fdjon  maudje  84 
Üloeen  SBanbrer  überfiel  bie  Bad)t  172 
gtnei  junge  Btäbdjen  hofften  beibe  76 
^fluci  Btäbdjen  bradjten  ihre  Sage  112 
•3tno  ©djumlben  fangen  um  bie  .  79 


©eite 

60 

246 

286 

120 

267 

151 

45 

69 

282 

240 

165 

20 

92 

66 

11 

.  281 

272 

32 

136 

136 

24 

248 

236 

198 

158 

39 

217 

57 

39 

186 

268 

259 

269 

100 

249 

286 

279 

90 

282 

158 


|  n  Ija  1 1. 


95 o r lt> o r t  beS  Herausgebers  .  . .  @.  V 

©ellertS  Seben  unb  äöerte . [S.  1] 


$«Mu  mtb  ©vsäfjtungcu. 


©rfieS  Sud). 


©ie  Dtadjtigall  unb  bie  ßerdje  .  .  3 

©er  Seifig .  4 

®er  Sansbär .  5 

®ie  @efd)id)te  Bon  bem  Hute  .  .  6 

®er  ©reis .  8 

®«S  gütten .  9 

©IjloriS . 10 

©er  Traufe . 12 

®er  gud)S  unb  bte  (Elfter.  ...  14 
®aS  fiattb  ber  Hinteuben  ....  15 

3ntte  unb  ^)nrito . 16 

®er  Jludud . 18 

®aS  ©efpetift . 19 

©er  ©elbftmorb . 20 

©ie  Setfdjroefter . 21 

$er  Slittbe  uub  ber  Saljme  ...  23 

®er  Hmib . 24 

©er  Srojefj . 27 

®er  Settier . 29 

©a§  Sferb  unb  bie  Srentfe  ...  30 

®ie  [Reife . 31 

©aS  ©eftament.  . . 32 

©amBiaS  unb  5ßl)t)IIiS . 34 

®ie  3Biberjpred)crin . 36 

©aS  H?eupfcrb  ober  ber  ©vaSfjiipfer  38 
©emnott  unb  baS  OraEel  ....  39 

©aS  ßartentinuS . 40 

©ie  jcirtlidje  grau . 41 

©er  }ürtlid)e  SOtann . 43 

©ie  ©pinne . 44 

©ie  Siene  unb  bie  £unne  ...  45 

©er  füfje  ©raum . 46 

©er  SJieifenbe . 48 

©er  erhörte  Ciebljaber . 49 


©er  gli'idlid)  geworbene  @t)emami  52 


Seite 

©er  gütige  Seftid) . 53 

©er  9lrnte  unb  ber  'Jleidje  ...  53 

©amotleS . 54 

©ie  beiben  Haube . 55 

©dinbe . 57 

©er  ©d)at5 . 59 

PJionime . 60 

©er  unftcrbtidje  Slutor  .....  61 

©er  grüne  ©fei . 62 

©er  barouifierte  Sürger  ....  63 

©er  arme  ©djiffer . 64 

©aS  ©djidfal . 66 

Sifette . 67 

©ie  Serfdjmiegenljeic . 69 

©ie  junge  ©Ute . •  .  71 

©ie  traute  grau . 72 

©er  gute  SRat  ........  75 

©ie  beiben  SDläbdjeu . 76 

©er  Stater . 77 

gloeiteS  Sud). 

©ie  beiben  ©djtualbcit  ...  .79 

©aS  Uugtüd  ber  StBeiber  ....  80 

©er  fterbcnbe  Satcr . 82 

©er  junge  ©refdjer . 83 

©ie  gtüdlidje  ©l)e . 86 

©ie  beiben  2B«d)ter . 87 

©aS  llutfdjpferb . 88 

©ie  gliege . 89 

©er  arme  (SreiS . 90 

.ßattijte . 92 

©er  2tj[e . 94 

©er  Sauer  unb  feilt  @ot)n  ...  95 

©er  gtüdtidje  ®id)ter . 96 

©ie  [Kijjgeburt . 97 


384 


Sfrtfiatt. 


Seite 


®ie  gute . 99 

SitI . 100 

fileant . 101 

Ser  SSJucE) vev . 102 

®er  Sob  ber  fliege  unb  ber  TOürfe  103 

Dlnitjut . 103 

Aerobes  unb  §erobia§  ....  105 

Ser  greigeift . 109 

®a§  ®ermdd)tni§ . 111 

Sie  ©uttljat . 111 

Ser  Hanbibat . 112 

Sie  fdjtauen  TOäbdjen . 112 

©bittet . 114 

Glpitt . 115 

Sa§  §ofbital . 115 

®er  betrübte  SÖittuer . 117 

®er  Sartarfürft . 118 

®er  junge  $rinj . 119 

Sag  neue  ©tjebaar . 120 

®er  Süngttug . 124 

©raft . 125 

®a§  5J3ferb  unb  ber  ©fei ....  126 

ßotiü . 126 

®er  betete  ©ntfdjtufj  ....  127 

®er  junge  ©e(el)rte . 128 

®a§  junge  fJJidbdjeu . 129 

®ie  beiben  ßitaben . 130 

®ie  83auent  unb  ber  Stmtmamt  .  131 

®er  fjreier . 132 

©mit . 133 

Ser  fiuabe .  .  .  134 

®er  ßiigner . 134 

®ie  grau  unb  ber  ©ei|t  ....  135 

tpt)itinbe . 136 

ültceft . 137 

®er  nmnberbare  Sraum  ....  138 

®er  5J3olyIjiftor . 140 

®ie  91ad)tigatl  unb  ber  .fhttfurt  .  141 


®ritte§  Sud). 


®er  Snformator . 143 

©Irnire  unb  ©eünbc . 145 

ßau§  fJtorb . 146 

Ser  alte  Siebter  unb  ber  junge  .  148 

Sllceft . 148 

Sec  gehoffte  9}ul)tn . 150 

Ser  gfreunbfdjaftdbienft  ...  151 
Ser  großmütige  fRäuber  ....  152 

®oraut . 152 

Ser  ?trme  unb  ba§  ©lücf  .  .  .  153 

Ser  ©djradtjer . 154 

Ser  ungeratne  ©otju . 154 

Sie  beiben  ©djmarjen . 156 

Ser  fromme  ©eneral . 157 

fßbtjnfott  unb  ßueia . 158 

Ser  ©d)äjer  unb  bie  ©irene  .  .  161 

Sie  Sienen . 163 

Ser  Ajelb  unb  ber  DMtEnedjt  .  .  164 
Sie  ßerdje  unb  bie  Dtadjtigatt .  .  165 
®cr  Unabe  unb  bie  SDlücfen  .  .  165 
Sie  SBadjtet  unb  ber  Ajänfliug  .  166 

Ser  Apodjäeittag . 167 

®ie  Elfter  unb  ber  ©berting  .  .  169 

Ser  ©et)eimni§»otIe . 170 

Sie  ßerdje . 171 

Sie  beiben  Stöanbrer . 172 

Sas?  (Stüd  unb  bie  ßiebe.  .  .  .  174 

Ser  tätffe . 176 

Sie  äBitioe . 177 

Ser  junge  ßreb»  unb  bie  .  .  180 
Sa§  Hiub  mit  ber  ©djere  .  .  .  181 
Sie  Riffen  unb  bie  Sßäreu  ...  182 

®er  ßeicbtfitrn . 184 

Ser  reidje  ©eiätjatS . 184 

®a§  Scftameut  . 186 

ßriSb'm  unb  firi§biue . 187 

Ser  Süugting  unb  ber  ©rei§  .  .  190 


SHovnlifdje  ©cbitfjte.  (2lu§luaE)I.) 


Ser  DRenfdjeufrcuub . 193 

SReidjtum  unb  ©tjre . 198 

Ser  Gtjrift . 206 


Sie  greunbfdjaft . 217 

Ser  SRuljnr .  .  220 


©ciftlidje  £>beu  unb  Siebet*.  (3Xu§tuat)X.) 


aSorrebe . 225 

Sitten . 233 

Sauttieb . 234 

Sie  ©bre  ©otte§  au§  ber  ERatur  235 

Prüfung  am  Ttbenb . 236 

©eiaffenbeit . 237 

Cftertieb . 239 


Ser  llambf  ber  Sugenb  ....  240 

Sie  ©üte  ©otte§ . 243 

Ser  2i3eg  be§  frommen  •  ■  •  •  244 

Ser  ttjätige  ©taube . 245 

IJlorgeugcfaug . 246 

ißreiS  be§  ©d)öbfer§ . 248 

Sroft  ber  ©rlßfung . 249 


3nl)alt. 


385 


Seite 


Sieb  am  ©eburt§tage . 251 

SBom  SBorte  ©otted . 253 

335eil)nac^t§Iieb . 254 

©ebulb . 256 

©ottel  SJJtadht  unb  SBorjeljung  .  .  257 
®ie  Siebe  beb  Stächften  ....  259 

5lbenblieb . 262 

51m  ffommuniontage . 262 

gufriebenheit  mit  feinem  3»ftanbe  264 

SBom  ®obe . 265 

SBufjlieb . 266 

SD ie  Siebe  ber  gcinbe . 267 

SBerfichcrung  ber  ©nabe  ©otte§  .  268 


Seite 


Grmunterung,  bie  ©chrift  ju  lefen  269 

5lbenblieb . 271 

Sfäaffionälieb . 272 

Sn  ßrant()eit . 274 

Säertrauen  auf  ©otteS  S8orfe()ung  275 

ülllgemeined  ©ebet . 277 

®roft  eine§  fchtnermütigen  @l)riften  279 

Oftertieb . 281 

Ilm  (Jrgebung  in  ben  göttlichen 

SÜBiHen . 282 

3m  neuen  Satire . 283 

SDcr  ©diufj  ber  ffircfje . 285 

®roft  bei  einigen  Sehend.  .  .  .  286 


3Jlowlifcf)e 

®er  regelmäßige  SÜJtüfsiggänger, 
ober  ber  SJJtann  ohne  Safter  unb 

ohne  ®ugenb . 289 

®er  fchmermütige  ®ugenbf)afte  .  291 


(Sljawftete. 

©haraftcr  eine§  feinen  SBerleuntberS  295 
ßin  SDtann,  ber  feinen  SBevuf  be= 
obachtet,  ohne  baß  er  feinem 
Säerufe  gan^  lebt . 299 


2lu§  bctt  moralifdje«  *Bt)rlefunßen. 


XXII.  SBorlefung.  SBon  ben  Süflid)-- 
ten  ber  ©räiebung,  befonberd  in 
ben  erften  Sohren  ber  fiinber  .  302 

XXIII.  SBorlefung . 318 


5lud  ber  III.  SBorlefung.  SBon  betn 
SBorjuge  ber  heutigen  SDtoral  öor 
ber  DJtoral  ber  alten  Sfähilofobheu 
unb  bon  ber  ©ctirecf tidjfeit  ber 
freigeifterifchen  SDtoral  ....  333 


5lu  ben  ©rafen  SDl.**  bon  SB*  . 

5ln  benf eiben . 

51n  ®emoifeHe  Suciud . 


Briefe. 


341 

343 

345 


Sehren  eines  SBaterd  .  .  • 
Unterredung  mit  ^riebrich  beut 
©roßen . 


347 

366 


©hronologie  ber  SBetfe  ©eHertd . 375 

5Ubhabe'tif^e§  SBerseichnid  ber  5lnfangdäeiten  unb  Überfdjriften  ber  Schichte  379 


©eitert. 


26 


$Ittc£  ooiit  ®i6Iioflrctp§ifdjen  gnftitut  in  Seipjig. 


Date  Due 


PRINTED  IN  U.S.A 


64  0302896  6 


'xaEktlfzSSuSl. 


PT1ÖÖ3 


Geliert,  Christian  Fürchtegott 


Geliert s  dicht ungen 


DATE 


67947