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Full text of "Gemeinnüzzige Naturgeschichte des Thierreichs : darinn die merkwürdigsten und nüzlichsten Thiere in systematischer Ordnung beschrieben und alle Geschlechter in Abbildungen nach der Natur vorgestellet werden"

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Raturgeſigte 
des Thierreichs, 





darin 


die merkwuͤrdigſten und nuͤzlichſten Thiere 
in ſyſtematiſcher Ordnung 
beſchrieben, 
und die Geſchlechter 
in Abbildungen nach der Natur 
vorgeſtellt werden, * * 





„fortgefegt 
bo 
Sohann Friedrich Willem BEN 


Mrediger bey der Marien: und Heil. Geift-Kirche zu Berlin; ordentlichent 
Mitglied der Berlinfchen Gefellfchaft naturforfchender Freunde, der churs 
fuͤrſtl. Baierfchen öfonomifchen Gefellfchaft zu Burghaufen, und 
der Hallifchen naturforſchenden Geſellſchaft. 


re Band, von ben Infekte 





Berlin und Stralfund; 
bey Öottlieb Auguf Lange 
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Das Thierreich, 
in ſyſtematiſcher Ordnung beſchrieben, und mit 
natürlichen Abbildungen erläutert, 


VI Klaffe 


Snfeften 





VI Bandes, ites Stüd, 
oder 
Acht und zwanzigſtes Zwoͤlf Kupfer. 
ie Taf. 325-.6is 336, 


Berlin und Stralfund, 


bey Goctlieb Auguft Sange 
1786; 


han 


RS 








Sünfte Srdnung 
mit häufigen ehe 


Hymenoptera. 


8 )e Linneiſche Ausdruk: Hymenoptera, der diejenigen 
Inſekten beſtimmen ſoll, welche in dieſe Klaſſe gehören, 
bezieht ſich eigentlich nur auf die Fluͤgel, und iſt vom griechiſchen 
Worte Ygnv hergenommen, welches eine kleine, dünne, durch ſichtige 
Haut bedeutet. Indeſſen, wenn ſich dies gleich freilic) von den 
Flügeln der Inſekten dieſer Klaſſe ſagen läßt, daß fie haͤutig, und 
durchſichtig ſind, ſo wuͤrde ſie dies doch noch nicht hinreichend 
von vielen Inſekten der vorigen Klaſſen unterſcheiden. Man 
wird alſo ihre Fluͤgel noch genauer beſtimmen muͤſſen; und da 
kann man von ihnen im allgemeinen ſagen, daß die Oberflüs 
gel viel Fürger und. ſchmaler find, als bey den vorigen, und daß 
hauptſaͤchlich aud) die Unterflügel viel ſchmaler, den obern faft 
gleichfoͤrmig, und meiftentheils noch Fürzer find, Die Ober 
flüget haben am Worderrande eine fehr jtarfe Membrane oder 
Ader, die ihnen eine groffe Feſtigkeit oder Steife giebt, die 
zur Schnelligkeit des Fluges nothwendig ift, und gemeiniglic) 
in der !uft ein Sumfen erregt: Die Unterflügel find ſchwaͤ⸗ 
‘cher, zwar von den obern abgefondert, aber doc) oft durch Fleine 
Häkchen mir ihnen verbunden, fo daß, wenn alle Flügel ause 

a Vals gebreis 








4 


gebreitet find, fie nur eine Fläche ausmachen, welches denn 
noch mehr zur geſchwinden Bewegung beytraͤgt. 


Bey allen Inſekten dieſer Klaſſe ſteht der Kopf auf einem 
duͤnnen Halſe, auf welchem er ſich faſt ganz herumdrehen laͤßt, 
wie ein Rad um die Achſe, und daher ſehr beweglich iſt. Die 
Fuͤhlhoͤrner ſind nach den beſondern Familien auch verſchieden; 
borſtenfoͤrmig, kammartig, gebrochen, keulfoͤrmig. Die zwey 
Augen ſind groß netzfoͤrmig, und zwiſchen ihnen ſtehen oben 
noch drey Ozellen im Dreyeck. Das Maul hat ſtarke Freßzan⸗ 
gen, und bey einigen auch noch eine Zunge; neben dem Maule 
ftehen vier Freßipigen. "Die Fußblätter haben fünf Gelenfe. 
Der Hinterleib des Weibchens ift bey den meiften mit einem Sta. 
chel verfehen, der. 'oft ſehr lang ift, und zwifchen zwey Schei— 
den liegt; bey vielen ift er als der Legeftachel anzufehen, und 
dann ſteht er gemeiniglich auffer dem Leibe frey, ausgeftreckr, 
oder unter den Bauch gefchlagen; bey andern dient er zur Ver: 
theidigung, und ift alsdann im $eibe verborgen; aud) findet man ' 
ihn alsdann bey beyden Geſchlechtern; ; indeffen läßt ſich bierü- 
ber eigentlich nichts allgemeines beftimmen , weil fid) zu A 
Ausnahmen finden. 


"Die meiften Inſekten dieſer Ordnung leben blos vom 
PDflanzenreiche, doch finder man unter ihnen aud) einige Mörs 
der ihres gleichen, oder ſchwaͤcherer Inſekten; ja viele leben in 
ihrem Jarvenftande bios in den Leibern andrer Inſekten und Ges 
würme Sie muͤſſen auch alledurd) die Sarvenhülle, und durch 
einen ganz unthätigen, ſchlafaͤhnlichen Puppenftand zu ihrer 
Vollkommenheit übergeben. 


H inne’ hat alle Inſekten diefer Ordnung unter zehn Hate 
tungen gebracht; denen dabey vorfommenden Familien hat 
Fabricius zum Theil eigene Gattungs. Namen gegeben; beyde 
will id) alfo zu mehrerer DeutlichFfeit gegen einander ftellen, in« 
dem id) aus des Fabricii Syftem alle diejenigen unter diefe Ord— 
nung gebrachten Gattungen weglaffe, die nad) dem Linne un. 
ter eine ganz andere Klaſſe gehören. 
| Pins 


——— 


Rinne‘. | —— 
1. Cynips. — — — 1. Cynips. 
2. Tenthredo. — — Tenthredo. 
3. Sirex. — |, 3, SireX. 
4. Ichneumon. — — 4. Ichneumon. 
5. Sphex. — — — 5. Sphex. 
6.. Evania. 
7. Tiphia. 
8. Scolia. 


9. Leucoſpis. 
6. Chryſis. — — — 10. Chryfis. 
7. Veſpa. — — — 11. Veſpa. 
12. Thynnus. 
13. Beinbex. 
14. Crabro. biers 
unter ftehen viele von no. 5. „ginn. 
8. Apis. — — — 15. Apis. 
16. Andrena. 
17. Nomada. 
9. Formica. — — 18. Formica 
10. Mutilla. — — 19. Mutilla. 


Einige von den neuen abriciuffifchen Gattungen find auch) 
als wirflid) neu angufehen, da Linne’ Feine einzige dazu gehörige 
Urt gekannt hat, und fie gewiß als von den feinigen ganz dere 
ſchiedene Gattungen angefehen haben wuͤrde. 


Erſte Gattung. 
Die Gallweſpe. Cynips. Le Cinips. 


Ein jeder nicht ganz unachrfamer Beobachter der Pflane 
gen und Gewaͤchſe wird an denfelben oft Beulen, Knoten, Blaſen, 
Blattern, und andre unnatürliche, an Größe und Geftalt fehr ver» 
ſchiedene Veränderungen wahrnehmen. Gie entftehen größten: 
theils von Fliegen, Wefpen , Käfern, Schmetterlingen, und 


andern Inſekten, die mit ihrem Stadel in die Blätter oder 
43 Rinde 


6 eg — 


Kinde bohren, und gemeiniglich ihre Ener hineinlegen. Man 
findet daher bey der Eröfnung in diefen Beulen bald Eyer, bald 
Käupchen, Sarnen, Fliegen, Käfer und Schmetterlinge, fo 
wie man auch) in der Haut der Thiere oft ſolche Beulen, und 
in denfelben Würmer findet. Hauptfächlic) findet man an dem 
Blättern und deren Stielen oft groffe runde Blafen oder Kno— 
gen denen man den allgemeinen Namen Gallen oder Gallaͤp⸗ 
fel beygelegt hat. Ihre Geftalten, Farben, Gröffen und ihre 
Feftigkeit find fehr vielfach; viele find Fuglicht, von der Gröffe 
eines NMadelfopfs bis zur Gröffe eines kleinen Apfels; einige 
haben fehr ſchoͤne Farben, und man folte fie für Früchte halten, 
da fie auch ein denfelben aͤhnliches Fleiſch haben. Andere find 
faft bolyigt, andere wie ein Sonnenfhirm geftalter, wie ein 
Nagel, Kahn, Miere, Artſchocke, Blume u. ſ. w.; einige 
find glänzend, andere ſtachlicht, andere mit dicken Haaren bes 
fest; einige haben nur einen Wurm in fich, andere mehrere. 
Es giebt Hallen faft aufallen Bäumen und Sträuchen. Wenn 
nämlich das Inſekt mit feinem Stachel in das Blatt oder in den 
Stiel ein Loch gebohrt, fein Ey hineingelegt und auf ſolche Art 
eine Verlegung verurfacht hat, fo geſchicht hiereben das, mas 
bey den thierifchen Körpern an einem verwundeten und entzuͤnde⸗ 
ten Orte ſich zugutragen pflegt, nämlid) die Säfte ziehen fih 
dahin, durch ihr Anſammlen ſchwillet der verwundere Theil auf; 
fommen nun die Säfte an das Ey, und an die Defnung, ſo ge⸗ 
rinnen fie, und quillen um das Ey herum in einer kugelfoͤrmi— 
gen Öeftalt auf, Daher wachſen fie nun aud) allmälig zugleich 
mit dem darin befindlichen Wurme, wozu aud) diefeg viel bey» 
zutragen fcheint, daß diefer Wurm, $arve oder Raͤupchen von 
diefen Ballen lebt; durd) fein Saugen wird alfo der Zufluß der 
Säfte mehr dahin gezogen, und alfo aud) der Ort immer flär. 
fer aufgetrieben, 


Da alfo diefe Gallen durch den Stich der Inſekten ver⸗ 
urſacht werden, fo. gab Linne einigen Fleinen Wefpenarten, die 
am meiften die eigentlichen zur Färberey gebraudylichen Galläp- 
fel der Eicdyen hervorbringen, den Namen Cynips, womit ſchon 
die Alten eine gewiſſe Art Stechfliegen belegten, Man muß 


alſo 





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alfo diefe Eleinen Wefpen von denen Inſekten wohl unterfcheis 
den, die von einigen Scriftftellern unter dem Namen Gallin⸗ 
fekten, Ballenfliege, Ballenwefpe, vorkommen, und wo⸗ 
runter fie bald eine Art Chermes, bald eine Schlupfmwefpe, bis⸗ 
weilen felbft einen Eleinen Schmetterling verftehen, deſſen Raupe 
in den jungen Fichtenzweigen harzigte Beulen verurfadyt, und 
in denſelben lebt. 

Die hierher nun gehörigen Gallweſpen ſind ungemein klein, 
ſo daß ſie ohne Vergroͤſſerung nicht gut nach ihren einzelnen 
Theilen zu kennen ſind. Folgende Gattungskennzeichen werden 
ſie von andern kleinen gefluͤgelten Inſekten leicht unterſcheiden 
laſſen: 

I Fuͤhlhoͤrner find gebrochen, das heiße, das erfte Ge« 
lenke derfelben ift fait fo lang, wie alle übrigen zufam« 
men, und dies haben fie mit den gemeinen Wefpen gleich« 
förmig. 

Der Beufifebitd ift eyrund und bucklig. 

Die Flügel find nicht gefalten; hiedurch unterfcjeiden fie 
fid) von den Wefpen. 

Der Hinterleib ift an den Seiten zufammengedrüct, unten 
fharf, und in diefer Schärfe liegt der Stachel in einer 
Scheide. 

Der Kopf dieſer Gallweſpen iſt nur klein, rund, die Füße 
börner haben bald 7, bald 11, auch wehl 13 Glieder, von denen 
das erfte allzeit das längfte if. Oben auf dem. Kopfe nach 
Hinten zu ftehendrey Dzellen. Das Maul ift mit ftarken Freß⸗ 
zangen verfehen, bat aber feinen Ruͤſſel. Die Oberflügel find 
groß, breit, und falten ſich nicht zufammen; die Unterflügel 
find nur Flein. Bey einigen liegt der Stachel ganz im $eibe 
verborgen, bey andern nur zur Hälfte, ja bey einigen ſteht er 
ganz aufferhalb, und: lege ſich am Bauche an; allemal läßt er 
ſich ſehr verlängern, und erreicht alsdann die Länge des gan⸗ 
zen Seibes; das Thierchen Fann ihn aber auch zurückziehen, und 
im $eibe gleichfam aufwickeln. Mur das Weibchen hat diefen 
Stachel, weil er nöthig ift, um die Eyer an ihren gehörigen 
Ort zu bringen, naͤmlich bald in die dicken Adern der Blätter, 
bald in die zarten Zweige, bald auch in Raupen, ja felbit in 

“4 Blatt⸗ 


3— 
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Blattlaͤuſe. Die Farbe diefer Gallwefpen ift oft fehr ſchoͤn mit 
Goldglanz überzogen, oft fammetartig grün, und die Flügel 
fpielen gemeiniglicy mit Regenbogenfarben. Die Gallwefpen 
entftehen, wie fehon oben gefagt ift, aus einem Ey, welches 
die Mutter durch einen Stich in die Bläfter oder Knoſpen der 
Bäume und Pflanzen bringt; aus dem Ey wird eine Larve, 
die von denen Säften lebt, die fid) aus dem Gewaͤchs in Ge— 
ftalt einer Galle um fie verſammlen. Es ſcheint einigem Zwei— 
fel unterworfen zu feyn , ob diefe Larven Ercremente vonfich ges 
ben, da man nie dergleichen finder; vielleicht ift ihr Magen fo 
befihaffen, daß er die ihnen zum Unterhalt dienenden vegetabi« 
liſchen Säfte gänzlich verdauet, oder zum Uebergang in die 
äuffern Theile des Körpers gefchift macht, ohne grobe Theile 
abzufondern, die aus dem Körper ausgeführt werden müßten. . 
Die Sarve wird nad) erreichter Gröffe zur Puppe, aus welcher 
zulezt Die vollfonimne Wefpe kommt. 

Es find obngefähr 40 Arten bekannt, doch würden ſich 
bey mehrerer Aufmerffamfeit, und wenn 5 — oft die Kleinheit 
daran hinderte, noch weit mehrere Arten entdecken laſſen. 


1. Der Roſenbohrer. 
Cynips Rofae. 
re inf. LIV, Fig rt. 

Man findet an der gemeinen wilden Roſe oder Hagbutten. 
ftrauch (rofa canina) öfters Auswuͤchſe oder Knollen von der 
Gröffe einer Kaſtanie; ihre Dberfläche iſt durch flache, braun. 
rothe Fäferchen haarig, und fie waren fonft in den Apotheefen 
unter den Namen: Schlafapfel, (Spongia Cynosbati) zum 
medicinifehen Gebraud) fehr befannt; auch führen fie daſelbſt 
oft dem Namen Bedeguar; Franz. galles du Cynorrhodon), _ 
Man brauchte fie nicht ohne Wirfung gegen den Durchlauf, 

» den Stein, den Eforbut, und gegen die Würmer, auch follen 
fie Urintreibend feyn. Sie ſcheinen eine ganz neue Wegetation 
zu haben, die von der des Strauchs, an weldyem fie ſitzen, ganz 
verfchieden ift. Die fie umgebenden Faferdjen nehmen ihren 
Urfprung von ihrem äuffern Theil, welcher fefter iſt; der ganze 
gaouen beſteht aus vielen an en anher geleimten kernartigen 

Kno⸗ 





— — 


Knoten, davon jeder eine runde Hoͤhlung hat, und nichts an⸗ 
ders, als die Zelle eines Wurmes iſt. Die Wände diefer Zel⸗ 
len, oder die Rinde diefer Knoten find härter, als hartes Holz; 
die innere Fläche der Höhle ift glänzend glatt; die Faͤſerchen 
haben alfo ihren Urfprung in der aͤuſſern Oberfläche, und 
mar nur an einer einzigen Stelle. Da die Zahl diefer Fafern 
bis in die taufende läuft, fo Fann auch Die lebhafteſte Einbildungs— 
kraft fie nicht etwa fürein verumftalteres Blatt halten; es ift aber 
wahrfcheinfich, Daß ein einziges Blatt zu einer groffen Menge 
diefer Faſern den Stof gegeben, fich gleichfam fo vielfach ge« 
theilt, oder jede Fiber deffelben ein foldyes Faͤſerchen gebildet habe. 


Die Gallweſpe nun, welche durd) ihren Stich diefe Knol⸗ 
len verurſacht, und welche ich bey Fig. 1. fehr vergröffert vor— 
geftelle habe, hat einen ſchwarzen Kopf und Bruftfchild, der 
hoͤkrigt iſt; der Leib des Männchen ift gleichfalls ſchwarz, beym 
Weibchen aber glänzend Faftanienbraun, an den Seiten etwas 
platt; die langen Fuͤhlhoͤrner find ſchwarz; die Füffe haben die 
Farbe des Hinterleibes; die Flügel haben einen grünlichen 

Schein. Die ganze Gröffe des Thierchens übertrift nicht ſehr 
die Gröffe einer aus, Das Weibchen bohrt mit feinem Sta- 
chel ein $och in Die Ader eines Blattes, und legt fein Ey hinein. 
Die Säfte des Blattes umgeben das Ey, und bilden dadurch 
nach und nad) die Galle, oder den Knollen in deſſen Höhlung 
die Larve aus dem Ey Friecht, und von den Gäften derfelben 
lebt, zur Puppe wird, und als Ballwefpe fih durchbeißt. Go 
ſehr die Larve vor aller Gefahr in ihrer dicken, rauhen Höhle 
. verwahrt zu ſeyn fcheint, fo bat fie doch viele Verfolgungen auss 
zuftchen, indem eine kleine Schlupfmefpe (Ichneumon bedegu- 
aris) mit ihrem langen Stachel durch die harte Schale des Knol— 
len bohrt, undihr Ey in die Larve bringe; dieſe lebt noch wohl 
eine Zeitlang, und, mächft auch noch, aber fie hat einen heim» 
lichen Feind in ſich, der immer mächtiger wird, und fie zulezt 
ganz und gar verzehrt. Merkwuͤrdig iſt es, Daß obgleich die 
$arve der Schlupfwefpe nichts weiter zur Nahrung har, als 
den $eib der Larve der Gallwefpe, fie doch um ein berrachtlis 
ches groͤſſer wird, Ju 

| 95 2. Der 


10 — Diem 
2. Der Feigenſtecher. N BR: 
Cynips Pfenes. \ 


Diefe Gallmefpe, welche ſich In Griechenland aufpäft, iſt 
ein fehr nüglicyes Thier, weil durch daffelbe die Caprifikation, 
oder Befruchtung des Zeigenbaums hervorgebracht wird, die fchon 
den alten Maturforfchern Theopbraft und Plinius befannt 
war, undunter die Wunder der Natur gezählt wurde. Wenn 
nun gleich die Sache nicht fo wunderbar ift, wie fie, und viele 
nach ihnen, erzählen, fo bleibt fie dody immer fehr merfwürdig. 
Man fagt nämlich, der Feigenbaum babe zwey abgefonderte 
Gefchlechter, und der-weibliche Fönne nicht eher Früchte tragen, 
bis er vom männlicyen befruchtet werde ; zu dem Ende nun bes 
lade diefes Inſekt, welches fie Pfenes nannten, feine Flügel 
init dem Saamenftaub des männlichen Seigenbaums, bringe ihn 
zu Den weiblichen Feigen, wodurd) diefelben befruchter würden. 
Wir wiffen es nun aber, daß die Blumen, oder der männliche 
Eaamen innerhalb der N fo genannten Frucht ver- 
fihloffen find. Es hat alfo mit der Kaprififation folgende Be 
wandniß. Man findet in der $evante zweyerley Arten von Feie 
genbäumen, eine wilde Art, und eine zahme, Die man in Gär« 
ten hat. Die wilde Art trägt zwar jährlidy dreymal Früd)re, 
aber Eeine ift eßbar; eine jede hat ihren befondern Namen; die 
vom Auguft bis Movember wächft, beißt Fornites; die von 
September bis May des folgenden Jahres heißt Cratitires, 
und die dritte, welche im May bervorfommt, und bis im Aus 
guft waͤchſt, und weit gröffer wird, als die zwey vorhergehen« 
den, heißt Orni. Alle drey Arten, hauptſaͤchlich aber die lez⸗ 
te, beherbergen eine Art Gallenwefpen, die als Ey und Larve 
in der Frucht leben, bernad) als Weſpe auskriechen, fid) paa— 
ren, und nun andere Feigen auffuchen, in welche fie ftechen, 
um ihre Eyer hineinzulegen. Nun ift es bekannt, daß eine 
Frucht, welche von Welpen angeſtochen wird, weit gefchwin. 
der reift, und aud) gröffer zu werden pflegt. Der Gartenfei« 
genbaum fräge nun zwar wohl reife Früchte, aber doch nicht 
fo viele, und fo gute, als er tragen koͤnnte. Man bemuͤhet 


ſich 


— Bi mn 11 


ſich alſo, zu bewerkſtelligen, daß ſie von den Gallweſpen, die, 
wie geſagt, in den Feigen des wilden Feigenbaums leben, ge⸗ 
ſtochen werden. Die Einwohner wenden daher viele Zeit und 
Sorgfalt an, die wilden Feigen Orni grade zu der Zeit zu ſamm— 
len, wenn die Gallweſpe im Begrif ift, auszufriechen, wel 
ches fie an gewiffen Kennzeichen aus der Erfahrung wiſſen. 
Diefe wilden Feigen bringen fie nun bey ihre zahmen Feigen« 
bäume bin, damit die Welpen, fo bald jie ausfriechen, auch 
gleich deren Feigen in der Nähe finden, und fie anftechen, wo— 
durch fie denn innerhalb 14 Tagen zur Reife gelangen, da fie 
aufferdem meiftentheils als unfruchtbar abfallen würden, und 
dies iſt die eigentliche Caprififation. Der Unterfihied ift fo 
groß, daß da ohne diefe Brwerfilelligung ein Feigenbaum 
kaum 25 Pfund reife, gute Feigen träge, er vermictelft der 
Gaprififation wohl zwey bis drey hundert Pfund liefert, die fo 
lange fie frifch find, einen fehr angenehmen Geſchmack haben, 
will man fie aber que erhalten, fo muͤſſen fie, fo bald fie reif 
find, im Ofen getrofnet werden; dehn da fie Die Ever der Weſ— 
pen in fich haben, fo würden diefe ohne jene Vorſicht auskrie⸗ 
den, und als Maden die Feigen verzehren oder doch verderben, 
und ihnen alle Annehmlichfeit des Geſchmaks rauben. Andre 
erzählen dieſe Caprifikation auf eine Art, die zwar wunderbas 
rer,. aber mir nicht fo wahrfcheintich iſt; naͤmlich der wilde Fei⸗ 

genbaum fey blos männlichen, und der Gartenfeigenbaum blos 
— * — Geſchlechts; in den wilden Feigen lebten blos die 
männtichen Gallwelpen, und im zahmen blos die weiblichen. 
Die Biüthe der männlichen Feigen fen in dem Yanren der Frucht, 
durch meldye die jungen Gallwefpen fi) durchbohren müßten, 
um ſich einen Ausgang zu verfhaffen, da fie denn vom Gtaube 

ganz bepudert würden. Nun flögen fie nad) dem zahmen Fei⸗ 
genbaum hin, bohrten ſich in die Frucht, um in deren Einge 
weide die weiblichen Gallwefpen aufzufuchen; indem fie nun 
zwifchen die fpigigen Zäferchen der Feigen inwendig umberliefen, 
fo firichefich an diefen der Saamenttaub der mannchen Felgen 
ab, wodurch jene befruchtet würden, 


Diefe 


12 — —— 


Dieſe Gallweſpe ſelbſt iſt nun uͤbrigens noch von nieman⸗ 
den genau beſchrieben, und man weiß nur ſo viel, daß der 
Koͤrper roth iſt, und daß die Fluͤgel eine weißliche Farbe haben. 





3. Die Eichenblattweſpe. 
Oynips quercus folii. 
Kupfert. Inſ. LV. Fig. 2. 


Die Sale, in welchen diefe Gallwefpenart als Larve 
wohnt, fit allzeit an der untern Fläche des Eichenblattes; man 
findet an einem Blatte bald mehrere, bald wenigere, fo wie 
von verfchiedener Gröffe und Neife; die reifen find an der Gon« 
nenfeiterotb. Im Julio haben fie die Gröffe einer Erbfe, und 
wenn man fie öfnet, findet man kaum einen Fleinen Mittelpunkt 
in denfelben. In vierzehn Tagen, find fie noch einmal fo groß, 
und beym Aufichneiden fieht man in der Mitte eine Fleine Made, 
wie einen weiffen Punft; nad) einigen Wochen ift diefelbe ſchon 
beträchtlich berangewachfen, bat ſich eine Höhle gefreffen, und 
liege. in derfelben in einer einwärts gefrümmten dag. Man 
findet an der Made diefer Art Fein Zangengebiß, wie bey an⸗ 
dern Arten, fondern an deffen Statt ein erhabenes Wärzchen. 
Zu Ende des Septembers wird man beym Auffchneiden Diefer 
Gallen fchon viele Larven verpuppt finden; und nad) drey Wos 
chen finder man die Weſpe in ihrer Vollkommenheit, die indefe 
fen ihre Wohnung noch nicht verläßt, fondern den ganzen Wins 
ter hindurch in derfelben bleibt, ob man gleid) nicht wahrnimmt, 
daß fie von der Galle lebte, vielmehr iſt fie in einem Stande der 
Betäubung oder des Schlaf. Mur erft im kommenden Frühes 
ling, wenn die Eidyen ihre zarten Blätter zu freiben anfangen, 
bohren fie fid) dur, und fommen ans Tages Licht. Ihre 
Farbe ift orangegelb, mit ſchwaͤrzlichen Strichen; der Hin« 
terfeib ift glänzend Faftanienbraun, Euglicht, die Füffe find lang, 
und man behauptet, daß bey diefer Are das Weibchen feinen 
segeftachel Habe. Die Eyer find oval, mit einem Erumgeboge- 
nen, blattähnlichem Anhange, der vermuthlich Dazu Diener, 

das 





13 


das Ey inder Defnung zu befeftigen, die die Wefpe mahrfchein. 
lic) mit, den Maule macht. Auch die Made dDiefer Gallwefe 
penart wird von Schlupfwefpen fehr geplagt. 


Es iſt hier niche der Ort, die eigentliche Art des Wachs: 
thums der Galläpfel aus einander zu feßen, und id) bitte alfo 
meine $efer, welche einige finnreihe Meinungen hierüber leſen 
wollen, ſolche im Reaumärfchen Werfe Tom. 3. oder aud) im Roͤ— 
ſel T.III.nachzufchlagen, Der Gebrauch der Gallaͤpfel in der Faͤr⸗ 
berey , und zur Berfertigung der Dinte ift befannt, auch wer— 
den fie als eine Arzney bey Blurflüffen gebraucht. = Je beiffer 
das Sand ift, wo die Eichen wachfen, defto.beffer find die Gall 
äpfel, daher die orientalifchen den europäifchen, und zwar die 
ſchwarzen oder türfifchen, welche aus Aleppo und Smirna 

kommen, allen andern vorgezogen werden. 


4. Die Stielgallwefpe. ge, 





* 


Po; 


Cynips. quercus petioli. Be; 


RKupfert. Inſ. LIV. Fig, 3. ab 


So wie die vorigen Galläpfel auf der untern Seite ber 
‚ Eichenblätter faffen, fo kommen diefe aus dem Winfel hervor, 
den ein Eichenblart mit dem Aeftchen macht, Es fißen folcher 
Gallen oft mehrere dicht an einander, die von verfchiedener Gröffe 
und Reife find, wie ich bey Fig. 3. a. angezeiget habe. Die 
ganz reifen haben eine ſchoͤne, mitroth und gelb vermifchte Farbe, 
und man findet an ihnen, wiein.der Abbildung zu fehen, ein rundes 
Loch, wenn die Wefpe ſchon ausgefrochen iſt. Man findet in ihrem 
Innren oft mehr als eine Made, aber jede hat ihre befondre 
Zelle Sie ift weiß mit einem braunen Zangengebiß. Die 
Puppe ift hinten gelb, vorne braunlih. Die Weſpe ſelbſt hat 
einen Eleinen, braunen , niederhangenden Kopf und Furze Fühls 
hoͤrner. Der Bruftfchild ift did, gemwölbr, hellbraun, mit 
zarten Sängslinien; der Hinterleibift dick, rund, glänzend glatt, 
orange, nach oben zu ſchwaͤrzlich, die Fuͤſſe find roͤthlich gelb, 
die Flügel hell, viel länger, als der Leib; das Weibchen hat 
| einen 


14 — — 


einen langen Stachel. Dieſe Gallweſpen kommen im Herbſt 
aus ihren Wohnungen, paaren ſich, das Weibchen lege feine 
Eyer in die garten Knoſpen der jungen Reiſer, und beyde Ges 
fehlechter fterben vor den Winter. Im folgenden Jahre, wenn 
der Saft in die Bäume tritt, fo fommt zwar an ſolchen Knos⸗ 
pen ein Blatt zum Borfchein, aber der Trieb, oder der junge 
Sproſſe bleibe zurück, weil der Reſt diefes Knofpens, in wel⸗ 
chem das Ey verborgen liege, zu einer Galle wird. * 


Auſſer dieſen zwey Gallwefpen s Arten zähle Linne“ noch 
6 andre Arten, die insgefanımt an den Eichbäumen Gallen 
machen, welche alle eine andre Lage haben, und auch die Weſ⸗ 
pen felbft find an Geftalt und Farbe von einander verfchieden. 
r ; 3 





Zweite Gattung, 
Die Blattwefve, Tenthredo. Le Frelon. 


Der deutſche Name: Blattweſpe hat feinen Urfprung 
daher, weil die Larven diefer Wefpen, fo wie die Raupen, auf _ 
den Blättern leben, und deshaib auch Afrerraupen genenne 
werden , weil man fie leicht mit den wahren Raupen, "aus wels 
chen Schmetterlinge werden, verwechfelt., Der lateinſche Nas 
me: Teuthredo ſtammt noch ausdem Alterthum ber; nıan vers 
ſtand damals ein fliegendes Inſekt darunter,das einen Stachel hat 
te. und fich häufig in den Küchen einfinde. Dies laͤßt ſich nun von 
diefen Blattweſpen gar nicht fagen; aber Linne“ wollte doch 
gerne alle brauchbare Namen des Alterthums irgendivo anbrin⸗ 
gen, um ſie im Andenken zu erhalten. Man nennt ſie auch 
bisweilen Saͤgefliegen Mouches a Scie, wegen eines am Af⸗ 
ter befindlichen Sägeäbnliches Inſtruments, wovon ich unten 
weiter reden werde. | | 


Folgendes find die Gattungsfennzeichen. 


Des Maul hat zwey Zähne, feinen Saugrüffel, _ 
Die Stirn hat drey Fleine, glatte Dgellen, 
N, Die 


— — 15 


Die vier Fluͤgel ſind breit, groß, die hintern kleiner, ſie 
falten ſi ch nicht zuſammen, aber find etwas kraus, ſchla⸗ 
gen fi) im Ruheffande etwas um den Leib herum, und 
Freuzen fich auf dem Rüden, 

Der Hinterleib fehließe dicht, ohne Stiel, an das Srufk 
üfan, 
| ehe Weibchen hat hinten ein fägeförmiges Bohr. 


. Der Kopf ift breit, flach, bey vielen faft fcheibenförmig 
tund; die groffen Augen find oval, oben ftehen zwiſchen ihnen 
die drey Ozellen. Das Maul hat groffe, krumme, an der 
Innenſeite geferbte Zaͤhne, zwifchen zwey Lippen, deren obere 
einer Fleinen, hornartigen Platte ähnlich, die unfre gerheile 
und mit vier Freßfpigen befeze ift. Der Hals ift weißlich, 
hautig, läßt fic) verlängern, und hat an jeder Seite eine Fleine, 
ſchwarze, bornartige Platte, und-dicht an dehfelben find unten 
die Vorderfüffe eingelenft. Die Fuͤhlhoͤrner Fönnen bey diefer 
Gattung kein ficheres Kennzeichen abgeben , weil ihre Geftalt 
ſehr verfchieden, bald miteinem Knopf am Ende verfehen, bald 
Feulenförmig, fadenförmig, bärtig, borftenareig ift. Der Brufte 
ſchild iſt dick, Höfrig, bornartig; an ihm figen die vier Flü- 
‚gel, und unten dievier Hinterfüffe, welche lang find, die Schen» 
‚Fel haben am Ende zwey Dornfpigen; das Fußblatt hat fuͤnf 
Gelenke, von denen die vier erſten unten einen haͤutigen Anhang 
haben, dag lezte aber zwey Klauen, und zwiſchen denſelben eis - 
nen Ballen. Der Hinterleib ift bey. den meiften ziemlich weich, 
neunringlicht, dick, gemeiniglich eben etwas platt, unten ges 
woͤlbt, bisweilen faft etwas dreyeckig. Am Ende haben die 
Männchen einige hernartige, Fegelförmige Theile die zum Feſt— 
halten beyder Begattung dienen ; die Weibdyen haben dagegen ein 
‚fägeförmiges Bohr, das nicht ben allen von gleicher Geftalt iſt. 
Man ſieht naͤmlich am Schwanzende einen ſchwarzen, hervors 
ſtehenden, wie eine fcharfe Lamelle geftalteten, an beyden Seiten 
flach gedrüdten Körper, Er beiteht aus zwey hornartigen, 
lamelloͤſen inwendig ausgehöhlten Blättern, die die eigentliche 
Säge in ſich ſchlieſſen. Diefe befteht aus zwey geferbten famel« 

len, welche mit dem Rücken in den Rinnen liegen; fie find breit, 
* durch 


durch ihre Mitte läuft eine Flechſe, die fich oben etwas verlän. 
gert, und gleichjam den Gtiel der Gäge ausmacht; unten ges 
hen fie fpigig zu. Vermittelſt diefer Säge ſchneiden fie ins 
Holz der jungen Zweige, und legen ihre Eyer hinein; daher 
findet man bald an der Säge felbft, bald befonders, eine hohle 
Roͤhre, welche der Eyergang if. Und fo Fönnte man fagen, 
dies Inſekt habe ein dreyfaches Inſtrument, nämlid) eine Doppelte 
Säge, eine Raſpel und ein Stihbohr. Hiemit macht es zwan⸗ 
zig und mehrere Einfchnitte in einen Zweig, und legt in jeden 
ein Ey. Diefe Eyer feinen wenn fie fehon gelegt find, noch 
zu wachfen; denn die erft gelegten find ungleich gröffer, als die 
legten. Diefe Eyer find halbdurchſichtig; eine Zeitlang vorber, 
ehe die $arve auskriecht, Fann man fie fchon inwendig feben, 
wo fie fo zufammengemidelt liegt, alslägen Zweye darin, Die 
Eyer haben vermuthlich ihren Wachsthun den ausſchwitzenden 
Säften des Blattes zu Danfen, welche in ein folhes Ey wie 
in eine Eleine Placenta eindringen, und es von Allen Seiten 
vergröffern. WBielleiht bat aud) dus Ey Sauggefäße, mel. 
che fid) an die Schwigporen des Blattes anfaugen, Dies 
wird auch dadurch wahrfcheinlich, weil die Ever fogfeich zufam- 
men ſchrumpfen und verderben, wenn das Blatt abgebrochen 
wird, undverteofnet. Daß diefesnicht geſchehen würde, wenn 
fie nicht vom Blatte ernähret würden, fieht man an den Schmet⸗ 
terlingseyern, welche durch ein ſolches Vertroknen des Blattes 
wicht verderben. | Bi RRREN | 


\ 


Aus dem ins Holz gelegten Ey kommt eine Larve, die der 
wahren Raupe fehr nahe fommt, und daher auch Afterraupe 
genannt wird. Diefe Larven unterfpeiden fih am deutlichften 
von den wahren Raupen durd) den mehr Fugelförmigen Kopf, 
end durch die mehrere Anzahl der Baudyfüffe, Die unten feine 
Haken haben; aud) pflegt der Schwanz von den meiften etwas 
unter fich gefrümmt getragen zu:werden, Der Kopf hatıziem« 
ich groffe Augen, die bey den wahren Raupen noch bezweifelt 
werden; ber $eib ift von Unfang bis zu Ende von gleicher Dice, 
chlindriſch, oft mic lebhaften Farben gezeichnet, oft auch voller 
ſchwarzer, erhöheter Punfte, ja felbjt voll langer, doppelter, 

ſchwar⸗ 


ann u Pa mn 17 


ſchwarzer Stadheln. Zwölf Bauchfuͤſſe ift allzeit die geringfte 
Anzahl. Sie leben bald einſam baid in Geſellſchaft; einige 
fisen, wenn fie freffen, auf der Schaͤrfe des Blattes, andere 
liegen, wenn fieruben, in einer Schnedentienie auf dem Blatte, 
und andere fißen beftändig auf der Fläche deſſelben. Sie lieben 
fehr die Freyheit, und find Daher aufferordentlich ſchwer zu: er» 
ziehen. Zur Verwandlung kriechen einige in die Erde, andre 
fpinnen ſich aufferhalb ein; ihr Gefpinnite ift zwar nur fehr loſe, 
aber die Seide fehr grob, hart, zaͤhe, fo daß das Geipinufte 
faſt gar nicht ‚zu zerreiſſen iſt. In diefem liegen fie, ohne ſich 
zu verpuppen, den Winter über, und nur erft im Frühjahr 
Furz vor der legten Verwandlung geht die Verpuppung vor ſich. 
Die Anzahl der Blattwefpen ift ungemein zahlreich, da man 
fhon einige ſechzig Arten entdeckt hat. Zu mehrerer Bequems 
lich£eit bringe man fie alfo unter mehrere Familien. Einige 
fehen bey diefer Zamilien - Eintheilung nur auf die Larve, und 
- machen daher folgende Abtheilungen : 
erfte Familie. Larven mit 22 Füßen, nämlich feche 
bornartige, vierzehn Bauchfüffe, zwey KHinterfüffe; 
hier hat alfo nur blog der vierte Ning Feine Füße. 
zweyte Samilie. Larven mit 20 Füffen, da dem viers 
ten und eilften Ringe nur Fuͤſſe mangeln, 
dritte Familie. Larven mit.ıg Fuͤſſen; bier hat der 
vierte, zehnte und eilfte Ning feine 
vierte Kamilie. Larven ohne Bauchfuͤſſe; diefe haben 
nur die drey Paar Klauenfüffe, und der Körper endige 
ſich mit zwey hörnerartigen Spigen: 

Das mißliche ſolcher Eintheilungen babe ich fchon bey den 
Raupen gezeigt, weil es eine Kenntniß aller $arven voraus 
ſezt. Es ift alfo die linneiſche Eintheilung vorzuziehen, der 
die Familien» Kennzeichen vom vollfommenen Inſekt, und wie 
geröhnlich von den Fuͤhlhoͤrnern hernimmt; namlich: 

1. mit Fnopfförmigen Fuͤhlhoͤrnern, 

2, mit ungegliederten Fuͤhlhoͤrnern, 

\ 3; mit fammartigen Fuͤhlhoͤrnern, RE 
Gem. Naturg. VIILB, ıtesöt. B 4. mit 


18 — ale 
4. mit halbfugelförmigen, gegliederten Fühlhörnern, 
5. mit fadenförmigen , die fieben bis acht Glieder haben, » 
6. mit borftenförmigen, vielgliedrichten Fühlhörnern, 


Erſte Samilie, Mie Zühlbörnern, die an der Spiße einen 
Kopf haben. | 


1. Der Dikſchenkel. 
Tenthredo Femorata. 
Kupfert. Inſ. LV. A. Fig. ı. 


Diefe Blattweſpe gehört zuden größten; Kopf, Bruftfihild 

und Hinterleib find ganz ſchwarz, nur dicht hinter den Brufte 
fhilde fteht ein groffer, eyfoͤrmiger, blasgelber Fleck, und über 
demfelben nod) zwey Fleine, etwas Fonvere, fehr dünnhäutige 
Flecke; die Züffe find fehwarg, die Hinterfüffe haben fehr dicke 
Hüften, und find überhaupt länger und ftärfer, die Fußblaͤtter 
find bey allen, fo wie die Fühlhörner, okergelb. Die Frügel 
find durchfichtig, hellbräunlich, nur am Auffenrande ftehen drey 
durchfichtige Flecke; die dicke Ader des Worderrandes iſt röth- 
lid); das ganze Inſekt ift rauchhaarig. Die Larve lebt auf 
den Sahlmweiden und Erlen, iftgroß, über anderthalb Zoll lang; 
die Farbe ift matt grünfichgelb, mit einer bläulichen Laͤngsſtreife 
mitten auf dem Rücken, die an jeder Seite eine ähnliche gelbe 
Streife hat. Die $uftlöcher ſtehen auf dreyeckigen, ſchwarzen 
Flecken; an jeder Seitefind zroölf Eleine, blaue, runde Flecke, die 
fo auf den zwölf Ringen liegen, daß jeder zwey derfelben bat. 
Der Kopf iſt weißlich, der Leib hat, wie faft bey allen, fo viele 
Querfurchen, daß ſich die eigentlichen Ringe nicht gut unterfihei= 
den laffen. Unten ftehen zwey und zwanzig Füffe; aud) ftchen 
an den Seiten viele weiffe, Fegelförmig erhabene Punkte, und 
unter den $uftlöchern ziemlich hohe Buceln. Im Rudeftande 
liegt fie in einer zirfelrunden Stellung, und ſprizt beym Beruͤh⸗ 
ten aus den Seitenlöchern einen grünen Saft von fid. Zu 
Ende des Sommers macht fie fich ein grobes, feftes, braunes, 
| eyfoͤr⸗ 





. 





| — — | 19 
eyfoͤrmiges Geſpinnſte auſſer der Erde, in welchem ſie bis im 


Maͤy des kuͤnftigen Jahres bleibt, ſich alsdann verwandelt, 
und durchbeißt. & 


2. Die gelbe Blattweſpe. 
Tenthredo Lutea. 
Kupfert: nf. LV. A. Fig. 2. 


Es erreicht diefe Arc faft die Gröffe der Horniffen. Der 
Kopfund Bruſtſchild find dunfelbraun, etwas ins &elbe fallend ; 
die Fuͤhlhoͤrner find braungelb roͤthlich, und die Füffe noch et« 
was dunkler. Der Hinterleib ift okergelb, drey Ringe aber 
dunkelviolet, und die Fugen der übrigen haben ſchwaͤrzliche 

' Querftreifen; unter dem Bauch findet man einige dunfie Flecke 
und Schattierungen; die vier Flügel find durchfichtig, mit eis 
nem braungelblichen Anftrid) und braunen Adern , fie kreuzen 
ſich im Rubeftande , und bedecken den ganzen Ruͤcken. 

Ihre Larve lebt auf Erlen, Birken und Sahlweiden, 
und man findet fie vom Auguft bis September auf denfeiben ; 
ihre Farbe ift rörhlich gelb, mit grün: vermifcht; mitten auf. 
dem Rücken läuft von oben bis-unten ein dunfelblauer, ſchwarz 
geränderter Streif, an deffen Seiten die Grundfarbe heller ift; die 
ganze Haut ift mit weiſſen Haaren befejt, die unter dem Vers. 
gröfferungsglafe wie Fegelförmige, fpisige Knoͤpfchen ausfehen, 

“Die Luftlöcher find ſchwarz, jedes fteht auf einem bläulichen,. 
dreyecfigen Fleck. Der ganze Körper ift voller Falten und 
Duerrungeln, nur der lezte Ring ift glatt; unter den Luftloͤchern 

iſt die Haut hoͤckrig. Der Kopf ift did, rund, vorne platf, 
glatt, grüngelb, wird aber mit dem Alter röthlich; diefe Farbe, 
haben auch die 22 Füffe. Ueber den Luftloͤchern ftehen noch, 
ganz Fleine Defnungen, aus welchen die $arve, wenn man fie. 
berührt, viele Waffertropfen wohl einen Fuß weit von ſich fpris 
Get, Die etwas grünlich und von unangenehmen Geruche find. 
Zur Verwandlung gehe fie nicht in die Erde, fondern mache 
fih ein Gefpinnftevon bräunlicher, dicker Seide, unregelmäßi 
B 2 | geflo a 


209 — zu 





geflochten, die fo feft wird, als wäre fie durch Leim gezogen. . 
Sin diefem. bleibe fie als eine zufammengefchrumpfte $arve, und 
wird erft im Fünftigen Frühling, kurz vor ihrer legten Ver— 
wandelung zur Puppe Man hat gefunden, daß fo wie bey 
einigen Schmetterlings Puppen, alfo auch bier einige ein ganz 
zes Jahr über liegen bleiben, ehe fie fi zur Vollkommenheit 
anfchicfen. An der Nympge ſieht man ſchon alle Theile der 
Wefpe, da jeder Theil fein eigenes Futteral hat, und nicht, 
wie bey den Puppen, in einer allgemeinen Haut alle —— 
eingewickelt ſind. 


Zweyte Familie. Mit ungegliederten Fahlhoenem 


3. Das Glatthorn. 9 
Tenthredo Enodis. 
Kupfer nf. LV. A. Fig. 3. 


| Man kann nicht eigentlich) fagen, daß die gehihörner beh 
dieſer Familie ganz ungegliedert waͤren, denn ſie haben doch 
drey Glieder, aber die beyden erſten ſtehen dicht am Kopfe, und 
find ſehr kurz, das dritte aber iſt fang, und bilder eine Keule. 
Dieſe Blattweſpe num iſt von mittler Groͤſſe, dicken und plum— 
pen Körper, überall glänzend fahlblan, nur die Fuͤhlhoͤrner 
find ſchwarz. Die Larve lebe auf der ‚Sapiweide, ift ohngefehr 
einen Zoll lang, grasgrün, an jeder Seite mit einer weißgelbe _ 
lichen, aufgeworſenen, gerunzelten Laͤngsbinde; der ganze Ruͤ—⸗ 
cken iſt mit ſchwarzen, erhabenen, glänzenden ‚ bornartigen 
Punkten beſtreuet; aus jedem geht ein Haͤrchen hervor. Die 
uuftloͤcher find ſchwarz, mit einer kleinen weißlichen Mittelſpalte; 
die Augen ſind ſchwarz; hinten geht der Schwanz ſpitzig zu; 
unten ſtehen 18 Fuͤſſe, woran die hornartigen ziemlich lang, 
die Bauchfuͤſſe aber ſehr kurz, wie kaum ſichtbare Waͤrzchen 
ſind; am Ende des Schwanzes ſtehen zwey Fleiſchwarzen, mit 
welchen fie auf dem Blatte ruhet, fonft find fie ganz eingego« 
gen. Gie friße viel, und Friecht zu Ende Augufts in die Erde, 
wo fie ſich ein Gefpinnfte von weißgräulicher Seide, ohne Zufaß 
von 


—— a 


von Erde, macht, welches fo feſt, . Pergament iſt, aber 
noch ein.anderes feineres in ſich ſchließt. Im Junius des fol« 
genden Jahres kommt die Weſpe heraus. 


Dritte Familie, mit gekaͤmmten Fuͤhlhoͤrnern, 


4. Die Wacholderblattweſpe. 
 Tenthredo Fumiperi. 
Kupfert. Inſ. LV. A. Fig. 4. a. b, 


Der Leib diefer Blattweſpe ift ſchwarz, der Bruſtſchild 
glatt, die Schenkel und Schienbeine find bräunlid) ; das Manns 
chen bat gefiederte Fühlhärner, deren ‘Bauart aus Fig. b. am 
beften zu erkennen ift. Die Fühlhörner des Weibchen find 
fägeförmig, und der $eib greis. Die Larve lebt auf den Was 
olderfträuchen, ift hell grasgruͤn, mit ſchwarzen Punften. 


Vierte Samilie; mit Feulförmigen, geglieberten Zühlbör« 
nern. 


5. Der Bauer. 
Tenthredo Ruſtica. 


Von dieſer vierten Familie iſt nur erſt dieſe einzige Art 

bekannt. Die Fuͤhlhoͤrner gehen vorne etwas dicker zu, und 
haben neun Glieder, Das ganze Thierchen gleicht fehr einer 
Welpe, iſt fünf Linien lang, der Körper glänzend ſchwarz, ohne 
Haare; oben auf dem Hinterleibe, ftehen drey gelbe Duerftreis 
fen, der erfte dicht am Bruſtſchilde, die andern beyden dicht 
neben einander nad) dem Schwange zu; unter dem Bauche ftes 
hen einige Eleine gelbe Flecken, und vorne an jeder Seite des 
Bruftfchildes ein gelber Streif, der Hinterleib läuft Fegelför- 
mig zu, ift am Ende braun, die Fühlhörner ſchwarz, die Fuͤſſe 
ofergelb mit ſchwarzen Zeichnungen an den Hüften; die Flügel ha⸗ 
ben einen ftarfen braunen Anſtrich. Die Larve lebt auf dem Geiß— 

B3 (aube 


22 — Fan nn 

laube, ſizt oben auf den Blättern in einer runden Sage, 
und frißt nur des Nachts. Sie ift weißgrau, längs dem Nüs 
cken ſteht eine Reihe von eilf braunen, groffen, deutlich gezeich⸗ 
neten, faſt Drepecfigen Flecken, deren Spige nach oben zu ſteht. 
Auf dem erften Ninge zeigt fich ein eyförmiger Fleck, nebft eis 
nigen Fleineren; der Kopf ift dunkelbraun. Sie hat 22 Füffez 
ihre Facbe verändert fidy Furz vor der Verwandlung, und dann _ 
fäumet fie auch nicht, in die Erde zu friechen , in welcher fie 
ſich ein Gehaͤuſe von Erde mit feidenen Fäden durchwebt macht, 
das inwendig mit Seide überzogen ift; dies gejchicht im Sep⸗ 
tember, undim Julius des kuͤnftigen Jahrs kommt die Weſpe 
heraus. IM | 


Sünfte Samilie. Mit fadenförmigen Fuͤhlhoͤrnern, welche 
fieben bis acht Glieder haben, 


6, Die Roſenblattweſpe. 
Tentbredo Rofae. 
Kupfert. Inſ. LV. B. Fig, 1. 


Sie ift etwa vier Linien lang, plump, Kopf und Fühl. 
börner find ſchwarz, der Bruftfhild oben und unten ſchwarz, 
an den Seiten geld; der Hinterleib und die Fuͤſſe rotbgelb; 
die Vorderhaͤlfte aller Flügel hat einen ftarfen gelben Anftrich, 
das übrige ift farbenlos; der dicke Rand der Oberflügel bilder 
einen ſchwarzen Streif. Wenn das Weibchen fich ihrer Eyer 
entledigen will, fo ſucht fie fich allemaf diejenigen Zweige des 
Roſenſtocks aus, die noch zart und im beften Wachsthum find. 
Auf einen folchen Zweig‘ feze fie ſich, ftrecft den Stachel aus 
dem Bauche, fezt ihn an, und indem fie die Wunde in den 
Mofenzweig macht, legt fie ein Ey nad) dem andern hinein. 
Sie hat einen fo ftarfen Trieb, diefe Arbeit bald zu Ende zu 
bringen, ‚daß fie darüber ihre eigene Sicherheit vergißt; denn 
man Fann fie über der Arbeit mit den Fingern wegnehmen, obne 
daß fie fort fliege. Iſt die Arbeit fertig, fo fieht man aud) die 
Wunde mit einer glanzenden, zähen Feuchtigkeit benezt, gi 

e 


— Fan — —————— 33 


che die getrennten Theile aus einander hält, daß fie fich nicht 
wieder zufammen thun. Gemeiniglich geht der Schnitt am 
Zweige nach Mitternacht zu, damit ihn die Sonnenftrah. 

fen nicht treffen und austrofnen.: So lange die Wunde friſch 
iſt, nimmt man feine Eyer wahr; wenn man ober nad) eini⸗ 
gen Tagen die Mündung der Wunde öffnet, fo wird man fie 
alle an der Oberfläche, jedes in feiner befondern Zelle finden. 
Diefe Zellen machen zwey Reihen in der fänge aus; und der 
Stachel Hat jedem Ey feine Fleine Zelle ausgehöbler, von dem 
anliegenden durch eine Scheidewand abgeſondert, und durch 
eine andre Wand alle Zellen der Laͤnge nach in zwey Reihen 
getheilt. Dieſer Stachel iſt hornartig, an der Spitze gekruͤmmt; 
er beſteht aus drey Theilen, naͤmlich zwey Saͤgen, und einem 
Roͤhrchen, welches der Eyerkanal iſt. Die Saͤgen ſind am 
Ende ſichelfoͤrmig; jeder Zahn beſteht wieder aus andern ſpitzi— 
gen Zaͤhnchen, und der Raum zwiſchen zweien iſt auch mit 
ſcharfen Zaͤhnen beſezt. Auch die Seiten der Saͤge ſind ſtark 
mit Zaͤhnen beſezt, die aber nur mittelſt einer beweglichen Mem⸗ 
brane auffitzen, und ſich daher verſchieben laſſen. Mit die⸗ 
ſem Werkzeuge kann die Weſpe nicht nur einen Spalt in den 
Zweig machen; ſondern auch die Holzfaſern zerreiſſen, die ihr 
an der Arbeit hinderlich ſind. Beyde Saͤgen werden von dem 
Inſekt ſo gebraucht; daß indem die eine aufwaͤrts faͤhrt, ſo geht, 
die andre unterwaͤrts, und ſo wechſeln beyde immer ab. 


Die aus dem Ey zu Anfang des Auguſts hervorkommende 
$arve iſt am Kopf und Ruͤcken dunkelgelb, an den Seiten und 
unten hellgrün und weißlich; der ganze Leib ift mit Eleinen, glaͤn⸗ 
jend ſchwarzen Knöpfchen beftreuet aus deren jedem ein Haͤr⸗ 

chen geht; den Schwanz trägt fie unter ſich gefrümme; bey 
einiger Berührung Frümmt fie fi) zufammen, und falle auf 
die Erde; fie bat 18 Füffe, wovon die vordern am Ende einen 
Ballen oder eine Blaſe haben, an deflen einem Ende ein Ha» 
fen ſizt. Zur Verwandlung geht fie in die Erde, und macht 
fid) dicht unter der Oberfläche ein feidenes Gefpinnfte ohne Zu⸗ 
faz von Erde, in welchem fie bis zum Fünftigen Sommer lie« 


gen bleibet. 
D4 7. Der 


24 j —) a — 
7. Der Rordfchlupfer. 
Tenthredo Septentrionalis. 
Kupfert. Inf. LV. B. Fig. 2, 


Die Fühlhörner diefer Blattweſpe haben 7 Glieder, die fo 
wie der Kopf und Bruftfchild, ſchwarz find; der Hinterleib ift 
rothgelb, die benden erften undlezten Ringe ſchwan ‚die Flügel 
haben einen dunfel violetten Schein mit erwag roͤthlich in der 
Mitte, und aufdem obern Theile am Auffenrande befindet fich ein 
ſchwarzer Fleck: das merfwürdigite an diefer Blattweſpe find Die 
Hinterfuͤſſe, welche fehr viel länger find, als die übrigen, und das 
bey ganz platt gedrückt. Die Schienbeine find am Anfange dünne, 
weiß, am Ende werden fie fehr breit, fcehwarz, mit zwey braunen _ 
Dornen. Das erfte Glied des Fußblatts iſt eine groſſe, ſchwarze, 
länglichtovale, platte Lamelle; die übrigen vier Glieder haben 
die gewöhnliche Geftalt und Gröffe. Ihre Larve lebt auf den 
Erlen und Birfen, und fiewird faft einen Zoll lang; ift grün, der 
erite und lezte Ning rörblichgelb, der Kopf ift ſchwarz, die 
Bauchfuͤſſe find gelb; über den $uftlöchern an jeder Seite des 
Körpers fteht eine Reihe von eilf ſchwarzen, runden, groffen 
Flecken, und unter den Luftloͤchern zwey Reihen enförmiger, 
ſchwarzer ‚ erhabener, glänzender Flecken; oben auf dem Hin⸗ 
tertheile ein hornartiger, glänzend ſchwarzer Fleck, längs dem 
Ruͤcken eine dunfelgrüne Linte. Ob fie gleich, wie faft alle, 
den Schwanz unter fich gefrümmt trägt, fo ſchlaͤgt fie ihn doch 
ben einer Berührung über ſich in die Höhe, bis felbit über den 
Kopf weg, und hält ſich nur mit den vorderften Fuͤſſen feft; 
auch treibt fie alsdann zwifchen den Bauchfüflen einige grüne, 
kegelfoͤrmige Fleiſchwarzen hervor. Zu Ende des Augufts bes 
giebt.fie fi unter die Erde, und macht ſich ein ſchwarzes Ge— 
fpinnfte, aus weldyem fie im May des — 538 sah wieder 
als ABefpe hervortritt. 


8. Die 


25 
8. Die Rothbruſt. 


Tenthredo Rufspectus.. 
Kupfer. nf, LV. B. Fig. 3. N 


Die ganze Blattweſpe ift ſchwarz, mit einigem Glanze; die 
Fuͤhlhoͤrner, welche faſt fpindelförmig find, haben eine rothgelbe 
Farbe, und fo aud) Die ganze Unterfeite des Bruſtſchildes; Die 
Dinterfüffe find gelblich. 


Sechſte Familie. Mit borftenähnlichen, vielgliedrigen 
Fuͤhlhoͤrnern. 


9 Der Rothkopf. 
. ‚Tenthredo Erytrocephala. 
- Kupfert. Inſ. LV. B. Fig. 4. 


Man findet fie nicht häufig. Der Kopf ift ockergelb und 
baarig, zwifchen beyden braunen Augen fteht ein groffer, drey- 
eiger, blauer Fleck. Der Bruftfihild der Hinterleib und 
die Füffe find glänzend blaugruͤnlich; die Fluͤgel haben einen 
leichten braunen Anftrich mit vielen dunfelbraunen Adern. Die 
Fuͤhlhoͤrner find ſchwarz, borftenartig, mit 24 Öliedern. Das 
Männchen ift ganz ſchwarz, nur das Maul und die Schien« 
beine der Vorderfüffe find gelb. Man findet fie auf den Fich« 
ten, und ihre Larve ift noch nicht befannt. 


Dritte Gattung. 
Holzwefpe. Sirex. 
Der Name Holzwefpe kommt diefen Wefpenarten fehr 
wohl zu, weil ſich ihre $arven im Hole aufhalten; im übrigen 


find fie den folgenden Schlupfiwefpen ſehr aͤhnlich. Zu den 
‚ Öattungsfennzeichen Fann man folgende rechnen. 


Das Maul bat are) ſtarke Zaͤhne, und ungleiche Freß⸗ 
ſpitzen. 
— Die 


26 — un), Fa run 


Die Fuͤhlhoͤrner find fadenförmig, haben mehr. als 24 
Glieder. 9 
Zwiſchen den groſſen Augen ſtehen drey Ozellen. 
Der Hinterleib iſt chlindriſch, von gleicher Dicke. 
Die Fluͤgel ſind ſchmal, lang, und liegen flach auf. 


Am kenntlichſten werden dieſe Holzweſpen durch die Weib⸗ 
chen; dieſe tragen am Ende des Leibes einen Stiel oder eine 
fadenfoͤrmige Fortſetzung, die mit dem Leibe eine gleiche hori⸗ 
zontale Lage hat. Unter dieſer ſchwanzfoͤrmigen Fortſetzung 
liegt ein gezaͤhnter Legeſtachel verborgen, womit das Inſekt ing 
Holz bohret, und alsdann feine Eyer hinein legt- Diefe lange 
Spige giebt ihnen ein fürchterliches Anfehen, zumal da fieim 
fliegen ein ſehr ftarfes Gebrumfe machen; indeffen haben fie 
doch feinen Stachel, womit fie ſchaden fönnten. Der eigent« . 
liche Segeftachel befteht, wie bey der vorigen Gattung, in einer 
Säge oder Feile, die in einem voppelten Zutterale liege, und 
womit das Inſekt in groffer Geſchwindigkeit ein tiefes Loch ins 
Holz bohrt. DieUnterflügel find etwas Eleiner, als die obern, 
breit, feitwärts etwas gefalten; die obern bedecfen nicht den 
ganzen Hinterleib, liegen flach und gefreuge auf dem Nücken, 


Die Larven leben als Holzmaden einige Jahre im Holze, 
haben ein ftarfes Gebiß, und fehen den Käferlarven ähnlid). 
Uebrigens find nut wenige recht befannt, da dieſe ganze Gats 
tung größtentheils etwas felten iſt. 


Man Eennet überhaupt ohngefehr dreyzehn Arten. 


1, Die Rieſenweſpe. 
Sirex Gigas. 
Kupfert. Snf- LVI. B. Fig. 1. ie 
Dieſe Urt ift hier zu Sande fehr felten, in der Schweiß 
häufig, in Frankreich und in andern füdlichen Provinzen gar 


nicht, defto häufiger aber in Schweden, Sappland, und ans 
dern 


en 27 


dern norbifchen Sändern. Das Weibchen, welches in der Ab- 
bildung vorgeftelle wird, ift groß und did. Der Kopf ift 
ſchwarz, hinter den Augen fieht ein groffer, gelber Fleck, vie 
Fuͤh hoͤrner find gelb, der Halsfragen ſchwarz; an diefem fizt 
der Bruftfchild, ‘ohne merflich-von jenem abgefezt zu feyn; er 
ift ſchwarz, und fo wie der Kopfund Kragen mit Ffurzen ſchwar⸗ 
zen Haaren befezt. Der Hinterleib fizt diche am Bruftfchilde 
an, iſt ſchwarz, nur die zwey erften, und die drey lezten Ringe 
find rorhgelb; der ftielähnliche Fortſatz ift aud) rothgelb, der 
Bohrſtachel ſchwarzbraun, die Hüften ſchwarz, die übrigen 
Glieder der Füffe rothgelb. Die Flügel find durchfichtig, mit 
einem bräunlichen Anſtrich. Der Bohrftachel mit feinem Fute 
terale ift fo lang, als der Bauch; er fänge ohngefehr in der 
Mitte unter dem Bauche an, und liege dicht an demfelben in 
zwey Halbfutteralen; dieſe liegen mit der halben Laͤnge am 
Bauche feit, nehmen miteinem dien Knopf ihren Anfang, und 
da, wo fie anfangen, frey und nicht mehr am Bauche feft zu 
feyn, haben fie an der Auffenfeite eine Spige; der in ihrer 
Höhlung ruhende Stachel ift mit Spigen befezt, um zur Säge 
zu dienen, und hat am ‚Anfang in dem Knopfe ein Gelenke, 
daß er fic) alfo herunter biegen ‚läßt. Die fpindelförmige 
Spige am Schwanze ift hohl, hat am Ende eine Defnung, 
und iſt der eigentliche Kanal, durch weldyen die Ener in die vom 
Stachel gemachte Defnung gelegt werden, Diefe Eyer find 
länglich, ſchmal, und lauffen an beyden Seiten ganz fpig zu. 
Das Männcen ift viel Fleiner, hat längere Fühlhörner, und 
die Farben find etwas anders vertheiltz der Leib endige fich mit 
einer fteifen, kurzen, ſchwarzen Spitze. 


Die Sarve lebt im Holze, und erreicht faſt die Groͤſſe von 

2 Zoll; die Farbe ift blaß ocfergelb; der Kopf ift faft Fugels 
rund, mehr abgefezt, als bey den Larven der Holzfäfer, das Mauf 
bat Fleine braune Freßzangen. Der $eib ift enlindrifd), bat 
zwölf Ringe, auf welche noch zulezt ein dickerer, gröfferer 
folgt, der viele Falten hat, und der ſich in eine harte, fcharfe, 
fhywarzbraune Spitze endigt, an welcher in der Mitte nod) 
“eine Eleine Abfagjpige hervorragt; mit diefer Spiße — 
ſi h 








28 — a 


ſich die Larve in ihrer Höhle an, wenn fie ſich bewegen will, 
ob fie gleich) auch vorne dren Paar Furze Füffe hat. Zur Vers 
wandlung fpinnet fie in ihrer Höhle ein weißliches dünnes Ges 
webe um ſich; nach einigen Tagen beritet die Larvenhaut auf 
dem Rüden auf, und die Nymphe entledigt fich derfelben durch 
vielfältige Krümmungen; ihre Farbe ift anfangs blaß, wird 
aber nachher hochgelb. Diefe Nympohe zeigt nun ſchon alle 
Theile der Welpe, auch ihren Stahel, nur fiegen fie dicht am 
$eibe angeſchloſſen; die kurzen Flügelfcheiden biegen ſich um die 
Bruft herum. Nach drey Wochen entledigt ich die Weſpe ih⸗ 
rer lezten Banden; wenn aber die Sarve erft im Herbft ihren 
völligen Wachsthum erreicht hat, fo tritt auch die Wefpe erft 
den Fünftigen Sommer in den Zuftand ihrer Vollkommenheit. 


Man hat wahrgenommen, daß diefe Art ſich nur im Sich» 
tenholze aufhalte, und daher kann fie aud) nur an folden Ore 
ten Bäufig feyn, wo dieſe Holzart häufig waͤchſt. Mit dem 

Sichtenholze wird fie aud haufig in Die Bergwerke ges 
bracht; von den Bergleuten bat fie den Namen Zucker befom- 
men, und wird nicht gern von ihnen gefehen, weil fie ihnen. 
ins Licht fliege, und daffelbe ausloͤſcht. 


2. Dar Kurzſchwanz. 
Sirex luvencus. 
v. Kupfert. Inſ. LVI. B. Fig, 2. 


Es hat diefe Holzweſpe die völlige Geſtalt der Vorigen, 
nur ift fie Eleiner, doch aber noch über einen Zoll fang. Die 
Farbe ift überall fahlblau, und glänzend, die Fuͤhlhoͤrner find 
halbſchwarz, halbbraungelblich, die Füffe rorbgelb, die Fluͤ— 
gel haben einen leichten, braunen Anſtrich; die nezförmigen 
Augen find ſchwarz; der Leib endige ſich gleichfalls mit einer 
furzen, fteifen, zugefpizfen Legroͤhre, unter welcher der fünf 
Linien lange Stachel liegt. Der Halsfragen ift vorne abgeftugt, 
etwas hohl, mit zwey Spißen; Kopf und Bruſtſchild find be= 
haart. Beym Maͤnnchen find nur Die zwey erſten Ringe des 

in⸗ 


\ 


Sr Ab 2 © " 29 








Hinterfeibes blau, die Abeigen braunroth; der Schenfel der 
Hinterfüffe ift Flein und roth, das Schienbein und Fußblatt 
fang, breit, plate gedrückt, ſchwarz, Das Klauenglied roth. 
Die $arve ift noch nicht befannt; es it aber m vermuthen, daß 
fe auch im Fichtenhotze lebe 


3 Das Geſpenſt — 5 Io 
..Sirex Spedr um. —— 
aupten Inſ. LVI. 'B, Fig3. 


"Noch; Eleiner,. als, Die vorige Kit, | '&ie ift ganz ae 
auffer ‚den Fuͤſſen, welche gelbroth find; an jeder Seite des 
Halsfragens liegt eine hellbraune oder gelbliche Streife; der 
Leib iſt etwas in die Hoͤhe gebogen, und endigt ſich gleichfalls 
mit einem ſpitzen Schwange; der Balsfragen fteht mir einer 
kleinen Spitze vor; der Bohrſtachel ift fehr lang. Die * 
lebt — faulen Holze der dig 5. 
ki: 


wer 7 — — 


148 
> 368 


* ac Bierte‘ Gattung Pa 
Schlupfweſpen. Ichneumon. 


2 Name diefer — iſt von der — 
— Ratze —— von welcher die Alten die Fabel 
erzähften, daß fie dem fehlafenden Krokodill ins Maul Frieche, 
und in deffen Eingeweiden fchlüpfe. Und von dieſer Weſpenget 
tung iſt es gewiß, daß ſie als Larve in dem Eingeweide andrer 
Inſekten lebt, und von ihren Säften zehrt. Ihre Gattungss 
kennzeichen beſtehen darin: 


Das Maul hat zwey Zähne, ohne Saugruͤſſel. 

Die Fluͤgel find ziemlich, breit, und liegen horizontal. „ 

- Der Sinterleib iſt durch ein bald kuͤrzeres, bald lnge 
res Stielchen am Bruftfchilde befeftigr. 


Das Weibchen hat einen Bohrſtachel am Ende des $eis 
bes. Der Kopf ift ziemlich rund, und fit an einem dünnen 
gi Ä Hals; 


Hals; das Maul hat eine Unterlippe, und vier Freßſpitzen. 
Die Fühlhörner Fönnen Fein eigentliches Gattungsfennzeichen 
abgeben, weil ihre Geſtalt fehr verichieden iſt, fadenförmig, 
borftenförmig, Feulförmig,, aͤſtig, bald lang, bald Fury; mit 
Diefen Fuͤhlhoͤrnern vippern fie beſtaͤndig. Eben fo verfdyieden 
iſt auch) der Hinterleib, kurz, dick, enförmig, länglich oval, 
walzenförmig, fpindelförmig, unten flach gedruͤckt, fichelföre 
mig, auch wohl am Ende kugelartig. Am Ende deffelben has 
ben die meiiten Weibchen einen borftenähnfichen- Legeſtachel, der 
bey einigen fehr lang ift; er befteht aus drey Theilen, zwey 
derfelben find die Scheiden, und der dritte ift der Stachel ſelbſt; 
Diefer iſt inwendig hohl, und durch ihn gehen Die Eyer an den 
Hreihrer Beftimmung. Die Füffe find ziemlich lang, haupt⸗ 
fächlic) bey einigen die Hinterfüffe; überhaupt find dieſe Inſek⸗ 
ten ſchlank, lebhaft und flüchtig auf den Fuͤſen. - 


Ihre Anzahl ift überaus groß, und man ſindet auch zahle 
reiche Arten unter ihnen. Sie ſind in der Natur von ſehr groſ⸗ 
fem Nugen, weil durch fie Hauptfächlich die ungeheure Anzahl 
der Raupen fo fehr verminderewird.  Sielegen überhaupt ihre 
Eyer entweder in oder an den Körper andrer Inſekten, als der 
Raupen, Gallinfeften, Kaͤferlarven, Spinnen und dergleis 
chen mehr; daher iſt auch ihre Groͤſſe ſo ſehr verſchieden; denn 
einige ſind ſo klein, daß ſie ihre Eyer in die Blattlaͤuſe und 
Eyer der Schmetterlinge legen. Einige bezweifeln noch, Daß 
die Schlupfweſpe die Haut der Raupe durchſteche, um ihre 
Eyer in dieielbe zu bringen, ſondern glauben, fie lege fie nur 
auffen an die Haut ber Naupe, woran fie vermittelft einer leim- 
artigen Feuchtigkeit feft kleben; Die Larve bohre fich durch die 
Seite des Enes, welche an die Kaupe anliegt, und bohre ſich 
fodurdy die Haut in Die Raupe hinein, Die daraus kommende 
$arve lebt von ihrer innren Subftanz , hat ftets einen hornarti⸗ 
gen Kopf, aber Feine Füffe, und nachdem fie ausgewachſen 
find, verwandeln fie ſich bald in» bald aufferhatb des Kör- 
pers, in welchem fie lebten, oft in einem Gefpinfte, oft ohne 
daffelbe, m Nymphen. Die Raupe, welche ſolche Feinde in ſich 
naͤhrt, ſrißt indeſſen beſtandig fort, und waͤchſet; man merkt 

| | ihr 





—— 31 


übe. äufferlich nichts an, denn die Larve weiß mit groffer Wors 
ſicht die wefentlichen $ebenstheile zu verfchonen, weil ihr eig= 
nes $eben davon abhängt. Ja die Raupe verwandelt ſich oft 
felbit no) zur Puppe, wenn fie ſchon erwachfen war, ehe fie die 
tödliche Einquartierung befam; aber fie gelangt nie bis zum ' 
Schmetterling. + PN 


Man’ Fennet bisher fat an 150 Arten, von denen aber 
doch ben genauerer Unterfuchung manche ausfallen möchten, meil 
die Männchen und Weibchen oft ganz verfchieden gezeichnet find, 
und daher leicht für zwey verfchiedene Arten gehalten werden 
koͤnnen. inne’ und Sabricius haben fie unter folgende Fa⸗ 
milien vertheilt. 


1. Der kleine Ruͤckenſchild weißlich, die ſchwarzen Sift 
hörner haben einen weiffen Ring. 

2. Der Fe weißlich, die Fuͤhlhoͤrner ohne weife 
fen Ring. 

3. Der Ruͤckenſchild ſchwarz, die Fuͤhlhoͤrner mie weiſ⸗ 
ſen Ring. 

4. Der Ruͤckenſchild ſchwarz, die Fuͤhlhoͤrner * weiſ⸗ 

en Ring. 
5. Die Fauͤhlhoͤrner borſtenartig, gelb. 


6. Die Fuͤhlhoͤrner dratfoͤrmig, der Hinterleib eyrund, 
das ganze Inſekt klein. 


Hiebey ſind die vier erſten Familienkennzeichen nicht richtig; 
denn oft hat das Männchen Feine weiſſen Ringe um die Fuͤhl⸗ 
hörner , aber das Weibchen, oder umgefeprt; und oft hat das 
eine Geſchlech einen weiſſen Ruͤckenſchild, und das andre nicht. 
Etwas ſicherer iſt die Degeerſche Eintheifung,, die hauptfäche 
lid) auf die Geftale des Hinterleibes Ruͤckſicht nimmt. 


Erſte Familie. Der Ruͤckenſchild weißlich, die ſchwar⸗ 
zen Fuͤhlhoͤrner mit einer weiſſen Binde. 


1, Der 


32 — — 
1. Der Fuͤller. 


IIchneumon Saturatorius. 

* Nupfett. Inf. LVII. A. Fig. 1. 

Die Fuͤhlhoͤrner find Fonifhfadenförmig, faft fo lang 
als der Körper, ſchwarz, mit einer weißigelblichten Binde in 
der Mirte, die an der äuffern Seite fteben ſchwarze Punkte hat. 
Die Stirn ift gelblih weiß, übrigens ift der Kopf ſchwarz, 
und fo auch der Bruftfchild, doc) ftehen am Halsfragen drey 
Eleine, gelbe Flecke. Der Hinterleib hängt vermittelſt eines 
ſchwarzen Stieldyens am Bruftftüc, ‚die obre Hälfte deſſelben 
ft roth, die hintre ſchwarz, mit einigen gelben Binden, und 
einem gelblichen Punft am Ende. Die Hinterfüffe find laͤn⸗ 
ger, als die übrigen, und find vermittelt eines ſchwarzen, 
plumpen , dicken Theils eingelenft, haben aber fonft übrigens 
eine roͤthlich gelbe Farbe, mie auch die übrigen. Die Flügel 
haben einen bräunlichen Anftrich ; Die a ganzen Inſekts 
iſt ohngefähr neun Sinien, Sie legt ihre Eyer in die Gabele 


ſchwanzraupe. 
2. Der Dehner. 


Ichneumon Extenforius. 
Kupfert. Inſ. LVII. A. Fig. 2. 

Es iſt diefe Schlupfivefpe der Borigen ahnlich; Kopf und 
Bruftttich find ſchwarz, ungefleckt; der zweyte und dritte Xing 
des Hinterleibes find roftfarbig, Die übrigen ſchwarz, Die lez— 
ten haben mweiffe Spigen, die Fuͤſſe find roth, das Schildlein 
gelblichweiß. | 

zZweyte Samilie. Die Fühlhörner einfarbig, das Schild. 
fein weißlid). An 
3, Der Verfuͤhrer. 
v“ Ichneumon Perfuaforius. 
Kupfert. Inſ-LVII. A. Fig. 3. 
Eine der größten einländifchen Schlupfweſpen. Das 


gonge IJnſekt iſt ſchwarz, der Halskragen und der Bauch haben 
unten 


An 


— 7a 33 


unten gelbliche Flecke; die Sippe ift weiß; die Fuͤſſe find aelb, 
roth, bey den Hinterfüffen aber oft nur die Hüften; der Bohr: 
ftachel des Weibchen iſt aufferordentlid lang, die Fuͤgel ohne 
merflihe Farbe. Vor und hinter dem Auge ſteht ein weiſſes 
Strichlein, aud) drey dergleichen an den Seiten der Bruſt; 
das Schildlein hat zwey weiffe Flecken, davon der hintere Eleie 
ner ift. Der Hinterleib ift zwar cylindrifch, doch neigt er ſich 
etwas zur firhelförmigen Geſtalt; auf jeder Seite jedes Bauch 
rings ftehen zwey weiffe Flecken. Man pflege diefe Arc in den 
Gärten zu finden. | 


4. Der Gieffer. 
Ichneumon Fuforius. 


Kupfert. Inſ. LVII. A. Fig. 4. 


Auch dieſe hat eine ziemliche Gröffe; Kopf und Bruſt. 
ſchild ſind ſchwarz, mit weißlichen Flecken; der ganze Hinter 
leib iſt roftfarbig oder gelbroth, nur das Stielchen ſchwarz; 
das Schildlein iſt gelb. Man findet ihn in den Gehoͤlzen. 


Dritte Familie; die Fuͤhlhoͤrner mit einer gelblichen Bin⸗ 
de, das Schildlein ſchwarz. 


5. Der Begleiter 
Ichneunon Commtator. 


Sie iftohngefähr einen halben Zoll fang, und überall ſchwarz, 
nur haben die Fonifch fadenförmigen Fuͤhlhoͤrner in der Mitte 
eine weiſſe Binde Der Hinterleib ift durd einen Stiel am 
Bruftftüc befeftiget. Sie ſucht hauptſaͤchlich die Netter ver 
Mauerbienen auf, und toͤdtet die junge Brut derfelben. Idre 


Füffe find vörhlich. 


Gem. Naturg. VIII B. 1tes St. € Dierte 


34 — — % — 





Vierte Familie einfarbiges Schildlein, nicht Aeniior 
te Zühihörner. 
6. Der Schwärzer. 
Ichneumon Denigrator. 
Kupfert. nf. LVII. B. Fig. ı. 

Won mittler Gröffe; die Fühlhörner haben kaum die Sän- 
ge des Seibes, der ganze Körper ift ſchwarz, nur der Hinter 
leib rothgelb, und. ſizt nur Durch ein Furzes Stielchen an dem 
$eibe, ſo daß er nur wenig vom Bruſtſtuͤck abgeſondert iſt. Der 
Stachel ift fo lang, wie der Leib und fehwarz Die Flügel 
find ſchwaͤrzlich, und die obern haben in der Mitte einen durch⸗ 
ſichtigen mondfoͤrmigen F leck. 


7. Der Stecher. 
Ichneumon Compunctor. 
Lupfert. Inſ. LVII. B. Fig. 2. 


Dieſe iſt faſt die gefaͤhrlichſte Feindin der Puppen der 
Tagſchmetterlinge; ſie iſt uͤberall ſchwarz, nur die Fuͤſſe ſind 
voftfarbig, und die borſtenaͤhnlichen Freßſpitzen gelblichbraun, 
ſo wie auch die unterſten Glieder der Fuͤhlhoͤrner; der Hinter⸗ 
leib iſt laͤnglich, und ſizt an einem Stielchen; die Fußblaͤtter 
der Hinterfuͤſſe ſind braun mit ſchwarzen Spitzen. 


Fir 

Sünfte Samilie, mit gelben Fuͤhlhoͤrnern. 

8. Die Gelbe. 

| Ichneumon Enteus. 

Kupfert. Inf. LVII. B, Fig. 3. 

Sie gehört mit zu den größten einlänbifchen , if als 
all ocfergelb, etwas roͤthlich, Die Augen dunfel Fupfergrün; 
die Füblhörner fo lang als der Leib, braun, bey der Wurzel 
braunroth, audy) wohl rörhlic) gelb; die dren glatten Ozellen 
auf der Stirn gröffer, als gewöhnlich, braun, glänzend, in 
einem Schwarzen Felde. Der Hinterleib iſt anfangs ſchmaͤchtig, 

wird 


Bu 


— — 35 





wird aber immer breiter , und iſt an den Seiten platt gedruͤckt, 
ſo daß er eine fichelförmige Geſtalt hat; die ihm in der Ab» 
bildung gegebene Geftalt taugt nichts. Das Bohr des Weib« 
chen ift braun. _ Die Flügel find ohne Farbe, durchfichtig, mit 
braunen Adern; ein röthlichgelber länglicher Fleck ſteht am die 
den Rande der Hberflügel ; Die Fluͤgel des Männchen find kuͤrzer. 
Diele Art foll fehr empfindlich Stechen, welches man fonft den 
Schlupfmefpen nicht zutraut. Ihre Larve ſizt auſſerhalb am Leibe 
der Gabelſchwanzraupe, beißt in deren Haut, und ſaugt 
die Raupe aus. 


Fuͤnfte Familie. Kleine Schlupfweſpen; die gaͤhlhor⸗ 
ner fadenförmig, der Hinterleib eyrund. 
9, Der Zotenbalg. 
Ichneumon Conglomeratus.. .. - 
Kupfert. Inf. LVII. C. Fig. 4. 


Sie-ift nur Flein, ganz ſchwarz, mit dunkelgelben Füfe 
fen, ‚bisweilen ſchimmert die ſchwarze Farbe ins grünes die 
Fuͤhlhoͤrner find lang, die Oberflügel haben am äufferften Kane 
de einen ſchwarzen Fleck; der Leib hängt durch ein Stielchen 


am Bruftftüc, und ift laͤnglich eyrund. Die Larven leben ingroß 


fer Anzahl in den Kohlraupen; wenn fie zur völligen Gröfle ges 
lange find, beiffen fie fid) durch den Raupenbalg durch, und 
fpinnen fid) zu gleicher Zeit in gelbliche,: ovale Tönnchen ein, 
die aber alle unter einer allgemeinen Dede von weiffer Seide 
liegen ; dies verurfacht bey Unerfahrnen die Meinung , als wenn 
die Raupe folche gelbe Eyer lege, Die Nymphe iſt geiblich, 
mit braunen Augen, welche durch das Tönnchen durchfiheinen. 
Da eine einzige Raupe wohl zwanzig bis dreitjig folcher Schlupf« 
weſpen⸗ Larven in fic) hat, und von allen Roblraupen wohl zwey 
Drittel damit angeſtekt ſind, ſo kann man daraus auf die Per 
lige Menge diefer einzigen Art ſchueſpac⸗ 


C 2 10. Die 


36 - — an 


10, Die Hainbuttenwefpe, 
Ichneumon Bedeguaris. 
“ Bupfert. Inſ. LVII. B. Fig. 5. a. b, 

Diefe Schlupfmefpe lebt als Larve in den achlichten Gals 
fen der wilden Rofenftöce. Sie ift fo groß, als eine braunrothe 
Ameife, Kopf und Bruftfchild ift ſchoͤn glänzendgrün, der 
laͤnglich eyrunde Hinterleib ift glängend purpurfarbig, die Seis 
ten find geflammt feuerfarbig, die Fuͤſſe gelb, die Fuͤhlhoͤrner 
nicht laͤnger, als der Bruſtſchild, gebrochen, keulfoͤrmig; 

die Fluͤgel haben einen leichten braunen Anſtrich; das Weibchen 
hat am Ende ein langes, ſchwarzes, grades Bohr; mit dieſem 
bohrt es in die Gallen, und legt ſein Ey in die in dieſen Gallen 
wohnende Larve der Gallcaweſpe. 


Fuͤnfte Gattung. 
Raupentoͤdter. Sphex. 


Man nennet die Inſekten dieſer Gattung auch wohl Bas 
ftardwefpen, oder Afterweſpen, welche Benennung fo viel 
fagen foll, daß fie den eigentlichen Wefpen fehr aͤhnlich find, 
fo daß esbey einigen Arten wirklich ſchwer ift, genau zu beftims 

men, zu welchen von beyden Gattungen fie gehören, Man , 

Bu Be gemeiniglich des Hauptunterfcheidungsfennzeichen das 
rin, daß beydiefen Baftardwefpen die Oberflügelnicht in Falten 
liegen, biezu ift denn aber nöthig, daß man fie febendig fehe; 
denn wenn fie todt, und die Flügel wohl gar ſchon ausgebreitee 
find, fo ift dies auch nicht mehr fichtbar. 


Ihre Gattungsken zeichen beſtehen in ſolgenden. 
Die Fuͤhlhoͤrner find kurz, haben zehn bis eilf Glieder— 
Das Maul bar Zähne, aber feinen Saugrüffel. 
Der Hinterleib ift durd) ein: Furges Stielchen mit dem 
Bruftfchilde verbunden.  . 
nu nezförmigen Augen find eyrund, und nicht ausgewin⸗ 
elt. 


—2. Durch 








8 


— em I. 


Durch diefes legte Kennzeichen find fie. am beften von den 
eigentlichen Wefpen zu unterfcheiden; bey diefen nämlich find 
diegroffen Augen beftändigan der Innenſeite tief ausgefchweift,; 
welches ihnen eine halbmondförmige Geftalt mit abgerundeten 
Hörnern giebt; bey den Baftardivefpen aber find die Augen 
allzeit glatt eyrund, nur find fie Diefermegen nicht gut von den 
Bienen zu unterfcheiden, die gleichfalls eyrunde Augen haben. 
Die Fuͤhlhoͤrner der Baftardwefpen find gebrochen, fo daß das 
erfte Gelenk faft die Hälfte des Fühlhorns an Laͤnge einnimmt, 
die übrigen zufammen find kurz, fadenförmig, oft etwas fpin- 
delförmig; auf dem Kopfe ftehen drey Ozellen; das Maul bat 
ein ftarfes Zangengebiß; auf jeder Seite des Mauls fteht eine 
kurze Borfte. Die Flügel liegen ungefaltet flach auf den Rüs 
en, die untern find leiner. Die Füffe find nicht groß, und 
bey einigen die Hüften der Hinterfüffe Feulförmig. Im $eibe 
liegt ein Stadyel verborgen, womit fie gewaltig ftechen Eönnen. 


* 





Sie leben groͤßtentheils von dem Safte der Blumen, 
hauptſaͤchlich der ſchirmtragenden Gewaͤchſe. Aber doch kommt 
ihnen der Name Baupentoͤdter ganz eigentlich zu, weil fie 
deren ſehr viele fangen, um ihrer Brut Nahrung zu verfchafe 
fen. Diele nämlidy ſcharren eine Fleine Höhle in die Erde, 
fangen alsdann eine Raupe, welche fie mif den Zähnen födten, 
in diefe Höhle legen, und darneben ein Ey; darauf verfchliefe 
fen fie die Höhle; aus dem Ey fommt eine Larve, welche gleid) 
in ihrer Vorrachsfanımer ihren Lebensunterhalt findet. Andre 
fuchen fich Eleine Löcher in Bäumen oder Mauren, und verfah⸗ 
ren übrigens auf gleiche Weiſe; andre bauen ordentlicye Zellen, 
und andre bauen unter den Dächern fpiralförmige Gänge von 
Erde, worin fie wohnen; die Defnungen der Zellen veritopfen 
fie mit Thon, Koch oder Saͤgeſpaͤnen. Die Larven felbft ha— 
ben feine FZüffe, find weich, blafenförmig, und liegen in den 
Leibern der ihnen von der Mutter zur Nahrung ertheilten In— 
feften verborgen. Die Nymphe it der Weſpe felbit fehr aͤhn⸗ 
lich, doch hat fie nur erft Fleine Spuren von Flügeln. 


C3 Bon 


38 — 


Von dieſen Inſekten ſind auch wohl ſchon einige funfzig 
Arten entdekt, welche Linne“ unter folgende zwey Familien 
vertheilt: 


1. Der Hinterleib iſt mit einem ea Stiele am Bruſt⸗ 
ftück befeſtigt. 

3. Der Hinterleib ſchließt faft ohne Hals dicht am Brufte 
ftücfe an, 


Fabrietus bringt alle hieher gehörige Inſekten unter fole 
gende eigene Gattungen, Die auffer mehreren Verfchiedendeiten _ 
an den Freßmerfzeugen aud) durch die Fuͤhlhoͤrner von einander 
verfchieden find. 


1. Evania. Die Fuͤhlhoͤrner find fadenförmig, beftehen aus 
mebreren cylindriſchen, unter ſich gleichen Gliedern, ‚das 
erite ift gröffer, das lezte zugeſpizt. 

2. Sphex. Die Zühlhörner find“ kurz, zuſammengewickelt, 
borftenähnlich, eilfgliedricht, die Glieder find unter’ fid) 
gleich, eylindrifch, das erfte etwas dicker. 

3. Tiphia. Die Fühlhörner krumm gebogen, das erfte 
Glied etwas länger, die übrigen Faum von einander zu 
unterfcheiden, fehr kurz, rundlid). 

4. Scolia. Die Fuͤhlhoͤrner dick, fadenförmig, das erfte 
Glied länger, die übrigen Eaum zu unterfcheiden, cyline 
driſch, Furz. 


Wir folgen , wie gewöhnlich, der Sinneifchen Ordnung. 





Erſte Familie. Der $eib ſizt an einem langen Stiel, 


Der Sandgraͤber. J 
Sphex  Sabnlofa. 
Kupfert. Inſ. LVUL Fig. ı. 


Dieſer Raupentödter gehört unter bie größten einfändie 
ſchen; der Kopf ift groß, breitftirnig, weil die Augen weit aus 
einander ftehen; die Fühlhörner find fo lang, als der Brufte 
ſchid; der Bruſtſchild iſt dick, und wie der Kopf ſchwarz, 

doch 


—— 9 


doch ein Theil des Worberleibes rothgelb. Die Flügel find 
kurz, und pflegen ftets in einer zifternden Bewegung zu fenn; 
fie haben seinen bräunlichen Anftrih. Der Hinterfeib ift ey⸗ 
förmig, und hat einen langen Stiel; diefer ift nebft dem erften 
und zweyten Ninge rothgelb, das übrige fbwarz, Die Vor— 
derfüffe find die Fürzeften, und die hintern die längften; die 
Fußblätter haben fünf Glieder, und am Ende zwey Krallen, 
Der Stachel iſt fehr lang, und da der Hinterleib fehr biegfam 
ift, fo Fönnen fie den Stachel nad) allen Seiten hinbringen, 
und daher ift es fehr gefährlich, fie irgendwo anzufaffen; er 
befteht aus zwey Pfeilen, die in einem Zutterale liegen, und 
fie Haben eben ſolche Wiederhaken, als der Bienenſtachel. 


Die Naupentödter graben und ſcharren fich Loͤcher in die 
Erde, wo fie feft, duͤrre und fandig ift. Syn diefe begraben fie 
Raupen, Puppen, Spinnen, die von ihnen fo betäubt wer: 
den, daß fie zwar lebendig bleiben, aber fich nicht regen koͤn— 
nen ; neben ihnen legen fie die Eyer, Damit die ausfommendew 
$arven gieid) ihre Nahrung finden. Rajus der diefes Ver— 
"fahren des Naupentödters mit angefeben, erzählt es folgen 
dergeftalt: ein Naupentödter Fam mit einer, Raupe, die Drep« 
mal gröffer war, als er felbft, und welche er aus einer Ents 
fernung von mehr als funfzehn Fuß bis an feine Höhle zog; 
et legte fie vor der Defnung der von ihm gemachten Höhle nies 
der, drauf nahm er eine Pille von Erde, womit er den Eins 
gang der Höhle bedeckt hatte, weg, gieng erſt allein in die 
Höhle herab, nach einem Fleinen Augenblick Fam er wieder her 
auf, und zog die Raupe mit ſich hinab, ließ fie dafelbft, kam 
wieder heraus, und nahm Eleine Stücfgen Erde, welche er eins 
nach demandern in den Eingang der Höhle legte, auch wech— 
felsweife mit den Borderfüffen Sand dazwiſchen ſcharrete, und 
von Zeit zu Zeit feft druͤckte; auch holte er einigemal Harz vor 
einem nahe ftehenden Fichtenbaum, um e8 dazmwifdyen zu kle— 
ben, damit die Maffe deftomehr Feſtigkeit befame. Als nun 
das Loch mie der Oberfläche der Erde fo gleich angefüller war, 
daß man nichts mehr davon fehen Fonnte, fo holte er zwey Fich⸗ 
tennadeln und legte fie auf die ui Stelle, vermuth⸗ 
\ 4 


lich 








49 — ae 


lich um damit der Ort zu bezeichnen. Zum Graben der Höhle 
bedient er fich der Zähne und Füffez die Sandförner nimmt 
er mit den Zähnen weg, und alle groffe Erdkluͤmpchen legt er 
an die Seite, weil er fie hernach wieder braucht ; das Scyar« 
ren und Kragen thut er hintrwarts, wie die Hühner; den 
Gang, welchen er auf foldye Are ausfcharrer, führe er ſchraͤg 
an der Oberfläche der Erde hin, fo daß das Loch abfhüßig in 
die Erde hinunter gebt. Einige wollen bemerft haben, daß 

er die zugemauerte Höhle von Zeit zu Zeit wieder öfne, und 
ein neues Inſekt der Larve zur Nahrung bringe. | 


2. Der Schraubendreher, 
Sphex Spirifex. 
Kupfert. inf. LVIII. Fig. 2. 


Er ift noch etwas gröffer, als der Vorige; Kopf und 
Bruftfehild find ſchwarz, haarig, ungefleckt, das Schildlein hat 
einen gelben Querſtrich; die vier Worderfüffe find gelb, der 
Anfang der Schenfel ſchwarz, fo wie bey den hintern das Ens 
de der Schenfel und Schienbeine; der lange Stiel, an welchem 
der Hinterleib fizt, ift gelb, und befteht nur aus einem einzigen 
Gliede; der Hinterleib felbft ift eyförmig und ſchwarz. Diefe 
© macht fich unter den Daͤchern einen gewundenen Gang von 

rde. — 


3. Der Hangkoͤrper. 
Sphex (Evania) Appendigaſter. 


Eine fehr ſeltſame Surinamfche Baftardwefpe; fie ift 
nicht viel gröffer, als eine Stubenfliege. Die Fuͤhlhoͤrner find 
fadenförmig, etwas länger, als der Bruſtſchild; Kopf und 
Bruſtſchild find ziemlich dick und hoch, ſchwarz, voll unzählis 
ger kleiner hohler Punkte. Die Flügel find kurz, durchfichtig. ° 
Das Merfwürdigfte ift der Hinterleib; dieſer iſt an ſich 
ſelbſt fo Elein, daß man anfangs glaubt, er fehle ganz; er ift 

| fur, 


% 


| furz, an den Seiten ganz plott gedrüft, fieht aus wie ein hals 


an 41 


— —— 





bes Opal, weil er hinten abgeſtuzt iſt; er hängt an einem lan⸗ 
gen, dünnen, walzenförmigen Stiel, der fic) unterwärts kruͤm⸗ 
met, und der, welches das Merfwürbigfte ift, mitten auf dem 
Ruͤcken Dice neben den Fluͤgeln eingelenfe if. . Da 
die Hinterfuͤſſe fehrlang find, fo verliere fid) der Hinterleib ganz 
zwiſchen ihnen. 


Zweyte Samilie. Der Sintertib — dicht am Bruſt⸗ 


ſtuͤck an, 


4. Die Raſpel. 
Sphex (Scolia) bicincta, aut radula. 
Kupfere. Inſ. LVIIL Fig. 3. 

- Der Kopf ift nady Verhäftniß nur Flein, ſchwarz, haa⸗ 
tig, Die Augen grau, die Fühlhörner ſchwarz, dick, länger als 
der Bruſtſchild, haben dreyzehn cylindrijcye Ölieder ; der Brufts 
ſchild ift vorne rotbbraun, hinten ſchwarz, ftarf behaart, an 


den Seiten mie gezaͤhnt. Der erſte Bauchring ift fast triche 


terförmig, ſchwarz, oben glatt, unten haarig, und macht gleich⸗ 
fam den Stiel aus: denn erft beym zweiten fcheint eigentlich 
der Bauch) anzugehen; auf dem dritten ftehen zwey gelbe zus 
fanmengelaufene Flecke, und die legten find mit rothbraunen 
Haaren beſezt. Die Flügel find ſchwaͤrzlichbraun, und fpielen 
ins blaue; die Füffe find ſchwarz und haarig. Er fommt aus 
Afrika. . 


1. Die Gelbſtirn. 


* ‚Sphex (Scolia) Navifrons. 


Kubpfert. nf. LVIII. Fig. 4. 


Aus Italien. Der Kopf iſt ſchwarz, aber oben auf — 
gelb; die Fuͤhlhoͤrner ſind kurz, nicht viel laͤnger als der Kopf, 
ſchwarz, haben dreyzehn Glieder, welche ſchief auf einander ſtehen. 


Der Bruſtſchild iſt ſchwarz, 9 haaris bet aber oben A 
Fable, 


4 — 





kahle, glatte Platte. Auf dem Schildlein ſtehen zwey gelbe 
Punkte. Der erſte Ring des Hinterleibes iſt mit dem zweiten 
durch ein Gelenk verbunden, ſchwarz, haarig, obenauf mit 
einem Gruͤbchen; der zweyte iſt glatt, mit einem rothgelben 
Fleck, der aus zwey zuſammengefloſſenen beſteht. Der dritte 

Ring iſt auch glatt, und hat zwey hochgelbe Flecke; die uͤbri⸗ 
gen ſind ſchwarz, und behaart. Die Fuͤſſe ſind ſchwarz, rauch» 
baarig, die Flügel ſchwaͤrzlich braun. 


6. Die Siebbiene. 
Sphex Cribraria. 


Die Shhriftfteller find uneinig, unter welche Gattung 
man dieſes Inſekt bringen ſoll; einige fegen es unter die Bie⸗ 
nen, andre unter die Schlupfwefpen, Fabricius unter die Hors 
niffen. Sie hat die Gröffe einer Fleinen Wefpe, it aber viel 
ſchmaͤchtiger; der Kopf ift groß, breiter als der Bruftfchild, 
fhwarz, baarig, die Oberlippe filberfarbig, auch haben die 
Augen inwendig eine filberfarbige Einfaffung; die Fühlhörner 
find ſchwarz. Der Bruſtſchild ift ſchwarz, haarig. Der Hinter 
leib ift fpinvelföormig, ſchwarz mit fieben gelben Ringen. Das 
Merkwuͤrdigſte find die Worderfüffe, die an den Schenfeln ein 
grofles hornartiges, dünnes Stück, wie eine inwendig hohle 
$amelle haben, welche fehr viele durchfichtige Punkte hat. Diefe 
Punfte hielt man ehemals für wirkliche Loͤcher, und man glaubte, 
wahrgenommen zu haben, daß das Inſekt in diefen hohlen as 
mellen den Blumenftaub fammfe und durchfichte, und’ man 
ſchloß daraus, die Natur Habe diefem Jaſekt eben dazu diefe 
Siebe gegeben um mit dem Blumenftaube vermittelft des 
Duurchſichtens einen Staubregen zu verurfachen, wodurch die 

Diftillen der Blumen defto leichter befruchtet würden. So 
finnreich dies ausgedacht ift, fo wenig ſtimmt es mit der Ere 
fahrung überein. Durch Hülfe des Vergröfferungsglafes fin 
det man, daß diefe vermeintlichen Loͤcher Feine wahren Löcher, 
fondern vielmehr Sauggefäffe find, wodurch fi) das Männs 
chen bey der Begattung an das Weibchen feſt haͤlt, ſo wie eben 

dies 





43 


Dies bey einigen Wafferfäfern gefunden wird. Man findet das 
ber dieſen lamelloͤſen Theil — nur an den Vorderfſſen der 
Männchen. 


Eeechſte attung 
Goldweſpe. Chryfis 


Dieſer Name foll anzeigen, daß diefe Sinfeften den Wen 
fpen ähnlich find, und einen Goldglanz haben, der ihnen ein 
prächtiges Anfehen giebt. Sie find nur Elein, und haben füle 
gende Kennzeichen: 


Die Fuͤhlhoͤrner find fadenförmig, gebrochen, zwoͤlf⸗ 
gliedrig. 
Das Maul hat Zähne, aber feinen Saugruͤſſel. 
Die Slügel find breit, ungefaltet. | 
Der Ainterleib iſt unten ausgehöhlt, und har einen Sta« 
chei in fich. 


Der Kopf hat nichts befonders; an den Fühlhörnern ift das 
erfte Glied das längfte, und macht mit den übrigen einen Win= 
fel; die Oberlippe fteht fehr hervor. Der Bruſtſchild ift ‚ges 
meiniglich unterhalb an den Seiten mit Dornen beſezt. Dee 
KHinterleib ift oval, oberhalb ziemlicy gewoͤlbt, der legte Ring 
pflegt ſich in vier ftumpfe Spigen zu endigen, Mit dem Sta« 
chel im Leibe Fann fie fehr empfindlich ſtechen. 


Die Goldweſpen ſind gar nicht ſelten; einige Arten findet 
man den Sommer uͤber ſehr haͤufig an hoͤlzernen und leimernen 
Waͤnden ſitzen; andre halten ſich auf ſandigem Boden auf. 
Ihre Verwandlungsgeſchichte iſt nicht ſehr bekannt; man weiß 
nur, daß einige Arten in den leimernen Waͤnden und Mauern 
Loͤcher machen, und ihre Eyer hinein legen. Es find auch ohn⸗ 
gefähr erft ein zu Arten befannt. 


' I, Die 





44 
v. Die: Glutweſpe. 
” Chryfis Be 
Kupfert. Inſ. LIX. Fig, 1. RR 


Sie hat ohngefähr die Gröffe der gemeinen ki 
nur ift fie länglicher ; Kopf, Bruſtſchild und Füffe haben ein glän« 
zendes Goldgruͤn; der Hinterleib ift oben purpurroth mit untet= 
gelegtem Golde, unten grün, Der Kopf bat gelbe Querfireis 
fen, auch die gewöhnlicyen drey Dgellen. Der fat länglic) 
viereckige Bruſtſchild hat an jeder Seite, dicht am Hinterleibe, 
eine hervorſtehende eckige Spitze. Die Fluͤgel haben einen 
blaßbraunen Anſtrich mit dunkeln Adern. Die Aushoͤhlung 
des Hinterleibes dient ihr dazu, daß ſie ſich ganz zuſammen 
kruͤmmen, und Kopf und Fuͤſſe in derſelben verbergen kann. 
Der ganze Hinterleib hat nur vier Ringe, die zwey erſten ſind 
lang, die lezten kurz; der lezte hat vier Zahnkerben. Der 
Bohr liege in einem Futteral, und kann ſehr geſchwind heraus 
und herein gezogen werden, Es hat dieſe Art auch einen ſtar⸗ 
fen unangenehmen Geruch. 


2. Der Blaubaud), 
Chryfis Cyanea. 
Kubpfert. Inſ. LIX. Fig. 2. 
Dieſe Art ift der vorigen fehr ähntich ‚ nur Eleiner, und, 
der Hinterleib ift nicht Fupferroth, fondern blaugrün; der legte 
Ning des Hinterfeibes iſt nicht vier, fondern nur dreymal ges 


zahnt. Gie hält ſich auch in den Mauren auf. Die Fluͤgel 
haben einen röthlichen Schein. 


3. Die Edleweſpe. 
Chryſis Nobilis. 
Kupfert. nf, LIX. Fig. 2. 


Sie ift viel gröffer, als die Worigen, und wird in der 
Schweiz gefunden. Der Kopf ift roͤthlich, das Brufiftück 
und 


undider'After blau, das Uebrige des Hinterleibes hat einen 
| were Die Flügel haben einen leichten —— Anſtrich. 


—9 Der Gruͤnbauch. 
Chryſis Viridula. 
Kupfert. Inſ. LIX. Fig 4. 


Sie ſieht ziemlich buntſcheckig aus, denn der Kopf iſt 
blau, die Augen ſchwarz; der Bruͤſtſchild iſt oben purpurfars 
big gold, ‚unten ſchwarzblau; eben fo roth goldglängend it auch 
der Hiriterleib, bis auf den legten Ring; Hr wieder blau, 
und bat vier Zahnkerben. 


5. Der Goldbauch. 
CEryſis Aurata. ee 
Kupfert, Inf. LIK, Fig. 5 | 


Etwas fhmächtigers die Fühlbörner find RER, ‚der 
- Bruftiebild blaugrün, der Hinterleib fehr glänzend Fupferfars 
big, der lezte Ning hat zwey Zahnkerben, die Stel einen 
braunen Anſtrich. 


Siebente Gattung. 
Schenkelweſpe. Leucoſpis. 


Nach dem Uinneiſchen Syſtem würden dieſe Inſekten zu 
den Weſpenarten zu zaͤhlen ſeyn; allein ſie haben doch ſoviel 
Eigenheiten, daß Fabricius fie mit Recht zu einer ganz eiges 
nen, dem Ritter Linne unbekannten, Gattung machte. Was 
er aber durch den Namen Leucofpis habe fagen wollen, ift mir 
gänzlich unbefannt, Herr Prof. Schranck, der eine Wefpe 
diefer Gattung entdeckte, ohne von deren Befchreibung im 
Syſtem des Hrn. Fabricius etwas zu wiffen, nannte die Gat— 
ung‘ Caelogalter, Hohlbauch, als welche — ſich 
dazu 





46 | — 


dazu wohl ſchickte; indeflen ift jene, als die ältere, nun —* 
faſt allgemein aufgenommen. 


Als Gattungskennzeichen ſind folgende zu betrachten: 


Die Fuͤhlhoͤrner find kurz, gerade, cylindriſch, am Ende 
etwas dicker, und beſtehen aus kurzen, chlindriſchen Glie⸗ 
dern; das erſte iſt etwas groͤſſer. 

Der Hinterleib ſchließt dicht an das Bruſtſtuͤck an, if an 
den Seiten gedrüft, oben auf dem Ruͤcken Eeilförmig er⸗ 
höher. ' 

Ein Legftachelfolang alsder Hinterleib ift aufferhalb unter 
den Baud) eingelenft, er biegt ſich aber herum big über 
den Rüden, und liegt in einer auf dem Nücken befindlle 
chen Rinne, 


Da alſo hauptſaͤchlich der Hinterleib die — Un⸗ 

terſcheidungskennzeichen giebt, fo will ich eine genauere Beſchrei⸗ 
bung deffelben mit den Worten des Herrn von Hochenwart 
Hinzufügen. Der Bauch iſt niedrig, länglid) eyrund, am 
Anfange zufammengedrüft, gleihfam aus zwey Abſchnitten in 
die Länge zufammengefegt, deren oberer fürger als der untre aus 
vier ungleichen, in die Quere liegenden Naͤthen beftehe ‚ ber 
unterfte einfach, kahnfoͤrmie g, mit der Spitze bogenweiſe in die 
Höhe fteigend, oben mit einem hoben Kanal verfehen, unten 
ftumpf zufammen gedrüft, in die Laͤnge zweymal gefpalten, 
mitten auf dem Rücken eine eingefchnittene Spalte, um den 
Stachel nad). Gefallen zu verbergen. Der Stachel ift fehr 
lang, fteif wie ein Pfriem, fadenförmig, fomme unten aus 
dem Bauche hervor, bewegt fich frey, it oben gebogen, und 
Fann zwifchen zwey Scheiden verborgen werden, die unten am 
DBauche feſt zufammen gewachfen find; von da bis an die äufe 
ferfte Spitze des Hintern. find fie frey, halb cylindrifeh und 
über den Nücfen unter einem n ſchiefen Winkel gegen das Bruſt⸗ 
ftüd zu gebogen. 


Unten an der Bruft ſteht ei eine Scuppe, bie ge fo 
lang als der Hinterleib iſt, und bedeft die Einlenfung des Sta- 
el, 


— —  \ 47 


hels. Diefe Schuppe iſt einfach, hornartig, Tanzerförmig, 
ſizt am Ende an der Wurzel des Bauchs an, ift übrigens frey 
und beweglich, auf der untern Seite ausgehöhlt, fo daß fie 
an der Seiten an den Bauch feft anfdyließt, fo large der Sta⸗ 
chel in feiner Scheide verborgen liegt. 2 - 

Bon der Lebensart diefer Weſpengattung ift noch nichts 
befannt, fo wie aud) nur erſt zwey Arten befanns find, 


f 


Die Ruͤckentraͤgerin. 
Leucoſpis Dorfigera. 
Kupfert, Inf. LIX, Fig. 6, 


©ie hat die Gröffe einer Fleinen Weſpe. Der Kopf ift 
ſchwarz, die Stirn gelb, die Fuͤhlhoͤrner haben zwölf dicht auf 
‚einander fißende Glieder, find ſchwarz, nur das erfte gelb. 
Dben auf ftehen die gewöhnlichen drey Dellen. Das Maul 
hat vier gelbliche Freßſpitzen. Der Hals ift länglic) viereckig, 
mit einem gelblichen Rande. Der Bruſtſchild ift wie ein 
Kiffen erhoben, auf beyden Seiten fteht eine. längliche gelbe 
$inie, und in der Mitte zwey vierecfige abgerundete gelbe Flecke. 
Das Schildlein ift halb zirfelrund, mit einem gelben halbmond⸗ 
förmigen Striche. Der obere Theil des Hinterleibes befteht aus 
vier Bauchringen, und hat einige gelbe Binden; der unfre 
Theil iſt Fahnförmig, gegen Die Epiße zu breiter; von unten 
kommt der doppelte Stachel darüber ber, der fid) über den Ruͤ⸗ 
cken hinaus in diedafelbft befindliche Rinne verbirgt; die Schups 
pe am Bauche iſt röthlid) braun. Die Flügel haben einen 
braunen Anftrich mit braunen Adern, und laffen ſich in Falten’ 
legen. Die vier Worderfüffe find ganz gelb, die hintern haben 
fehr dicke eyrunde Hüften, die gelb find, mit einem runden ſchwar⸗ 
zen Fleck, auch find fie am innern Nande mit ftachlichten Haas 
ven befezt; die Schienbeine find gelb, und krumm gebogen, 
Ob fie gleich felten if, fo hat man fie doch in Italien, der. 
Schweiz, in Sranfreid), und in verfchiedenen Gegenden von 
Deutfchland gefunden, hr 
Achte 


48 pn 
Achte Gattung. IR 
WeſpenVeſpae. 


Der deutſche Name Weſpe ſcheint faſt aus dem lateini— 
ſchen hergenommen zu ſeyn. In den meiſten übrigen Epra« 
chen haben dieſe Weſpen faſt einen aͤhnlichen Namen, naͤmlich 
franz. Guepe; engl. Waſp; holl. Welpen; ital, Velpa; gried). 
Sphex; bebr, Tzirguah, Zu ihren Kennzeichen gehören fols 
gende, 


Die Fuͤhlhoͤrner find walgenförmig, gebrochen. 

Das Maul bat Freßzangen, und einen häutigen , unter 
der Unterlippe verborgen liegenden Saugruͤſſel, der 
zwar nicht eigentlich die Geſtalt eines Saugrüffels, 
fondern mehr nur einer Sippe hat, aber doch die Stelie 
des Saugrüffels vertritt, 

Die Stirn hat drey Nebenaugen. 

Die Überflügel find in der $änge gefalten, und die um 

tern find viel kleiner. 

Ddoer Hinterleib ift durch ein kurzes Stielhen an ber 
Bruſt befeſtiget. 

Im Leibe iſt ein Stachel verborgen. 


Da die Weſpen den Bienen ſehr aͤhnlich ſehen, ſo wird es 
nöthig feyn, ihre Unterfeheidungsfenneichen anzugeben. Die Au⸗ 
a der Wefpen find wegen einer Ausſchweifung an der Innen— 
feite halbmondförmig, bey den Bienen aber glatt oval, Die 
Zlügel der Bienen find im Rubeftande nicht gefalten ; der Körs 
per der Bienen iſt gemeiniglich haarig, aber bey den Weſpen 
glatt, 


Die Nahrung der Welpen ift größfentheils aus dem 
Pflanzenreiche; fie ſuchen naͤmlich allerley Früchte auf, lieben 
doch aber am meiften diejenigen, welche viele Suͤßigkeit haben ; 
Daher fuchen fie auch den Honig in den Bienenftöcen auf, und 
virhpen oft grofle Verwuͤſtungen i in denfelben an, and) der Ho» 

| ** 


nigfaft der Blattläufe wird häufig von ihnen aufgefucht, ohne 
daß fie den DBlartläufen ſelbſt im geringſten beſchwerlich 
fallen, oder fie tödten; auch findee man fie häufig an den 
Blättern der Linden, und an folhen Bäumen, die einen jüß: 
fihen Saft ausſchwitzen. Indeſſen lieben fie doch auch rohes 
Fleiſch, und kommen deshalb gern in die Küchen und Speifes 
fammern; fie beiffen ſo groffe Stüden Fleiſch ab, als fie felbft 
find, tragen fie in ihre Mefter, wo fie unter die Gefellfhaft und 
an die ungen vertheilt werden ; aud) verfolgen fie andre Inſek⸗ 
ten, ünd freſſen ſſie auf. Den Arbeitsbienen beiffen fie den Uns 
terleib ab, und faugen den Honig daraus, 

Ihre $ebensart ift fehr verfchieden, und richtet ſich nad) 
den befondern Naturtrieben einer jeden Art; denn einige lieben 
das gefellige eben und andre die Einfamfeit. Die einfamen 
‚machen ihre Neſter bald unter der Erde, baldaus grobem Sande, 
und Fleben daffelbe an die Mauern; ein folches Neſt ift ülsdenn 
nur eine einzige Höhle, in welche das Weibchen ein En legt 
und zugleich fo viele Nahrung, als die ausfommende Larve 
brauche, und verfchließt alsdenn diefelbe. Die junge Larve 
lebt in diefer Zelle von ihrem Vorrath, und gegen die Zeit; 
daß derfelbe verzehrtift, har fie ihre vollfommene Gröffe erlangt; 
verwandelt ſich in eine Nymphe, aus weldyer bald darauf die 
vollkommene Wefpe bervorkomme, ſich durchbohrt, und zur 
Begattung andere ihres Gleichen ſucht. Andre machen fid) 
Pillen von Thon, böhlen fie aus, kleben fie an Die Blätter 
der Gewaͤchſe und legen ein Ey, und zugleich eine getödtete 
Spinne hinein, ine andre Arc bohrer fid) in harten dichten 
Sand ein Loch, ohngefähr zwey Zolle tief, diefes macht fie 
garız cylindriſch, puzt es inwendig fauber aus, und ſchaft allen 
Sand heraus, Aus diefem Loche laͤßt fie eine Röhre gebe, 
deren unteres Ende der Eingang des goches felbft it, und die 
öft fo hoch wird, als das Loch tief iſt. Zu dem Ende erweicht 
fie den niche weit vom Loche befindlichen harten Sand oder Thon, 
mit einer im Ueberfluß babenden Feuchtigkeit, macht von diefer 
erweichten Maffe ein Rlümpdyen los, formiert daraus einen 
laͤnglichen Ball, und legt denfelben an’ den Rand des. ausges 
Gem. Waturg, VI, 8. ites St, D hoͤhl⸗ 





höhlten Loches, und ziehe ihn mie den Füffen und Zähnen ein 
wenig in die $änge, darauf macht fie mehrere foldye Bälle, die 
fie rings um das Loch herumſezt, und feft an einander druͤckt; 
auf dieſe Reihe fezt fie eine zweyte und dritte, und verfähre 
eben fo; doch fliege fie oft dazwiſchen einige Augenblicke weg, 
um fid) vermuthlich neuen Vorrath von Feuchtigkeit zu hohlen; 
indeffen ift fie fo unermüdet in der Arbeit, daß fie in weni— 
gen Stunden ſowohl ein Loch von zwey bis drey Zoll rief gegra⸗ 
ben, als aud) eine eben fo hohe Nöhre darauf gefezt dat. Diefe 
Roͤhre fteht unten fenfrecht auf dem Loche, oben aber Frümmt 
fie fic) etwas; fie hat einen doppelten Zweck: der erfte ift, 
damit nicht, wenn fie in die Höhlung ihr Ey gelegt hat, und 
nun: ausfliegt, um den Proviant für die ausfommende Made 
zu hohlen, unter der Zeit Schlupfwefpen fommen, und ihre 
Eyer an das Ey der Wefpe anbringen; tenn die Schlupfwefpen 
wagen ſich nicht in einen fo langen finftern Weg: und der zweyte 
Nutzen ift, daß diefe aufgehäuften Bälle die Materialien find, 
die fie dann gleich) zum Zumauern der Zelle in der Nähe hat; 
denn wollte fie, nadydem fie das Ey gelegt, und die Zelle mit 
Mundvorrath verſorgt hat, nun erft die Bälle machen, fo 
wuͤrde dies zu viele Zeit wegnehmen, und der Proviant würde, 
weil er zu lange der freyen Luft ausgefezt wäre, vertrofnen, 
Wenn nun alles auf vorbefchriebene Art fertig gemacht ift, fo 
legt fie auf den Boden der Höhle ein Ey; darauf hohlt fie 
Eleine lebendige Würmer, die grün von Farbe und ohne Füffe 
find, und ſchichtet fie über einander. Man rechnet gemeinige 
lic) zehn bis zwoͤlfe in jedem Neſt. Die Welpe Eenner die 
Würmer genau, die zum Unterhalt der Jungen dienen; fie 
ftellt ihnen nach, fängt fie auf die gefchiftefte Weife, ohne fie 
‚zu tödten; fie wählt auch) blos die Ausgemachfenen , welche am 
längften, ohne zu fterben, hungern Fönnen; denn jüngere würs 
den bald abfterben, verfaulen, und der Wefpenmade tödlich 
werden. Auch weiß die Welpe genau, wie viel Nahrung die 
Made braucht, um völlig auszuwachſen; denn find die Wuͤr— 
mer gröffer, fo paft fie weniger ein, als wenn fie Eleiner find, 
Wenn nun alles in Ordnung ift, fo nimmt fie die aus lauter 
Sandbaͤllen beftehende Roͤhre wieder aus einander, und mauert 
| G mit 


———— 5t 


mit diefen Bäflen den Eingang des Soches zn Go bald bie 
. Made ausgefrochen ift, greift fie den ihr naͤchſten Wurm an, 
bohre ihm in den Leib, und ſaugt ihn nach und nach aus; und 
wenn fie nad) und nach den ganzen Vorrath verzeber bat, fo 
ift fie auch zur Verwandlung reif. 


Die geſelligen Weſpen fuͤhren faſt eine Lebensart, wie die 
Bienen; es giebt auch unter ihnen drey Gefchlechter, nämlid) 
Weibchen „Maͤnnchen, und geſchlechtsloſe Arbeitswefpen, 
Sie machen fid) aud) einen ähnlichen Bau, wie die Bienen, 
nur bereiten fie Fein Wachs, fondern ihre Neſter und Zellen 
beftehen aus einer Papierähnlichen Materie, die fie vom alten 
Holze mit den Zähnen abziehen, durch Speichel zu einem Teig 
zufammenfleben,, und daraus regelmäßige, fechsecige Zellen 
verfertigen. Die Farbe diefer Materie ift verfchieden, nad) 
‚ber Befchaffenheit des Holzes, gemeiniglicy gelblidy grau und 
dunfler braunfcyecfig; fie beftebt aus laufer dünnen, an einana 
der gefitteten Plättchen oder Spänchen,, die fie mit den Zähne 
. chen vom vermwitterten Holze abgefchnitten haben. Eie ma« 
chen daraus ein Schabfel, bringen eg durch Zerbröceln und 
Anfeuchten in einen weichen Teig, und machen daraus runde 
Kügelchen, welche fie nad) ihrer Wohnung bringen. Diefe 
dehnen fie mit ihren Zähnen und Füffen in fehr dünne Blaͤtt⸗ 
chen aus, woraus fie die Zellen mit vielem Fleiße verfertigen. 
Man fönnte die gefelligen Wefpen unter drey Familien brins 
‚gen; nämlich) einige bauen unter der Erde; andre machen ihre 
‚Mefter in hohlen Bäumen, unter den Dächern, oder auf den 
‚Hausböden, und noch andre hängen fie in freyer Luft an Pflans 
‚zen oder Baumzweigen an, 


Die Wefpenrepublifen, die unfer der Erde leben, und 
oft fehr zahlreich find, kommen doch nur von einer Mutter her; 
nämlich) die Männchen und Baſtarte fterben vor dem Winter, 
und nur einige befruchtete Weibchen verbergen fid in hohlen 
Bäumen, oder unter den Steinen, vielleicht aud) wohl in der 
Erde, und bringen den Winter über in einer Art von Erftar« 
rung zu. Im Frühling nun bohre fid) eine folche weibliche 
il in die Erde, macht bafelbfk eine Höhle, und in diefer 
| D 2 eine 


L) 


* — * 5 * - 
— —— 
52 anuunma ne f! Einmamaunaa 


eine Eleine Tafel aus oben befchriebener Materie, die aus lau— 
ter fechsecfigen Zellen befteht, deren Defnungen alle ſenkrecht 
nad) unten zu gerichtet find. In jegliche Zelle legt fie ein Ey 
zu einer gefchlechtslofen Arbeitswefpe, weil dieſe zuerft zur 
MWergröfferung des Baues da feyn muͤſſen. Nachdem nun 
diefe von der Mutter aufgefürtert find, und ihre Vollfommens 
beit erreicht haben, fo müffen fie die Stadt vergröffern, und 
mehrere Zellen erbauen. In diefe Zellen legt darauf die Muts 
terwefpe Eyer zu männlichen, weiblichen und geſchlechtsloſen 
Welpen; die ausfriechenden ungen werden von den Battarı 
ten gefüttert. Sind diefe nun gleichfalls zur Vollkommenheit 
gelangt, fo müffen fowohl die ausfommenden Weibihen als 
die Geſchlechtsloſen an der Wermehrung der Zellen arbeiten, 
die Männchen aber pflegen der Ruhe, und befcyäftigen fih nur 
mit Befruchtung der Weibchen. Da nun niche wie bey den 
Bienen nur ein einziges Weibchen im Staate bleibt, fondern 
wohl einige hundert, fo wird ſowohl die Bevölferung um foviel 
gröffer, als auch müffen die Weibchen die Erziehung der Juns 
gen mit übernehmen, weil es den Gefchlechtstofen allein zu viel 
werden würde; die Männchen befchäftigen fid) denn dod) aud) 
mit Bleinen häuslichen Verrichtungen, indem fie die Tafeln reis 
nigen, und die todten Körper hinausfchaffen. Den ungen 
werden die Mahrungsmittel nach Befchaffenheit ihres Alters 
zugetheilt, der noch zarten Brut wird nur eine Art von Feuch— 
tigkeit gereicht, die älteren befommen härtere Speife. Sie 
werden nach Art der Vögel aus dem Rüjjel gefüttert, und man 
flöße ihnen die zum Theil verdaueren Speifen zum Munde ein. 
Die ungen ftrecfen den Mund zur Zelle heraus, und nehmen 
die Nahrung ein. Man Fann fie daher auch mit einem Späns 
‚hen, fo wie die Vögel füttern und aufziehen, Wenn. fie nun 
die gehörige Gröffe erreicht haben, fo fpinnen fie fich felbit über 
ihre Zelle einen Deckel von Seide, und verwandeln fid) zur 
Nymphe. Auf ſolche Art wäachft die Gefellfcyaft von Tage zu 
Tage, fo daß fie zu Ende des Sommers fchon eine Familie von 
einigen Taufenden ift. Ihr Neſt it alsdann wohl anderrhalb 
‚Fuß hoch, und über einen Fuß breit; es ift eyrund und bat 
zwölf bis fünfzehn Stocwerfe, von denen die mittelften die 

größten 


größten, find; ‚alle Defnungen der Zellen find, mie ſchon 
gefagt, nach) unfen zu geftellet, auch haben die Jungen ihren 
Kopf nad) unten zu gekehret. Zwifchen jeglichem Stodwerfe 
it eine Neihe Säulen, wodurd) die obere Tafel mit der untern 
verbunden wird. Diefen Säulen geben fie weit mehr Dichtig⸗ 
feit, als dem übrigen Gebäude, aud) legen fie den Fuß und 
das Kapital derfelben breiter an, damit fie die Theile, welche 
daran zwliegen,fommen , beffer tragen Finnen. Die Höhe der 
Stockwerke richtet ſich nach ‚der Gröffe. der Einwohner. Die 
obere Fläche jeder Tafel ift der, Fußboden, worauf die Wefpen 
bequem berumgehen, denn die Tafeln beftehen nicht, ‚wie bey 
den. Bienen aus zwey fagen von Zellen, die mit ihrem Boden 
an einander ftehen, fondern jede Tafel macht nur eine einzige 
Reihe von Zellen aus, deren Boden etwas gewölbt iſt. Die 
Anzahl viefee Zellen in einem Neſte ſteigt oft über ſechs⸗ 
tauſend; ihre Groͤſſe iſt verſchieden und richtet ſich nach dem 
Geſchlecht; die Weibchen haben die groͤßten Zellen, die Ba— 
ſtarte aber die kleinſten. Männchen und Weibchen liegen oft 
in einer Tafel unter einander zerftreut, die Baltarte aber neh« 
mn allzeit eine ganze Tafel allein ein. Die äufferliche Beklei— 
dung, die gleichfam die Stadrmauer ift, iſt von eben der Mas 
terie, als die Zellen, aber dicker. Sie befteht aus lauter Fleis 
nen Schwibbogen, die nur fehr locker über einander liegen, und 
ſich nur an den Rändern berühren ; fie liegen wohl anderthalb 
Zoll hoch über einander; dieſe verhindern nun, daß das Res 
genwaſſer nicht in die Zellen kommen kann; und wenn die ober⸗ 
ften Schichten diefer Schwibbogen auch vom Regen angefeuch⸗ 
tet werden, fo kann er doch wegen der; Zwifcyenräume nicht 
‚fo gleich weiter eindringen, und auch) leichterswieder ausdüniten, 
als wenn die Decke ganz maßiv wäre. Ein fo groffes Neft era | 
fordert auch eine groffe Höhle. Die Welpen wiffen daher das 
Erdreich wunderbar auszuhöhlen; auch bedienen fie fid) gern, 
um viele Mühe und Arbeit zu erfparen, derer Höhlungen, Die 
der Maulwurf ausgegraben hat. Ein mehr‘ oder weniger lans 
ger und gewundener Gang geht zur Defnung ihrer Fleinen uns 
terirdifchen Stadt; es ift ein gebahnter Weg, den die Wefpen 
allzeit finden Eönnen; und von auffen wie der Eingang einer 
—X D 3 Feld⸗ 


* 


Feldoilenhoͤhhle ausſieht; die Hohl⸗ ſelbſt iſt ein bis anderthalb 
Fuß unter der Erde, wo fie vor den meiften Anfaͤllen ihrer 


Feinde fiher find. So bewundernswuͤrdig und ergößend der 
Anblik einer ſolchen Republik ift, fo lange fie im Flor iſt, ſo 
betrübt und klaͤglich fieht es beym herannahenden Winter darin 


aus, Zuerſt werden bey einbrechender Kälte alle Jungen von. 


ihnen umgebracht, nachher ermorden fie ſich unter einander 
ſelbſt, fo daß ihr Stod einem Schladytfelde ähnlich ſieht; in— 
deffen ift es nicht eigentlich Graufamfeit, fondern Liebe, Die fie 
zu einem fo harten Verfahren zwingt, denn da Die Kälte fie 
doch toͤdten würde, fo verfürzen fie ſich und ihren Zungen ihr 
$eiden. Mur wenige befruchtere Weibchen bfeiben am Leben, 
die den Winter über ohne Nahrung in einer Erftarrung zubrin⸗ 
gen, und im folgenden Fruͤhling Stifter neuer Staaten werden. 


Die Weſpen, welche über der Erde Sölorich anlegen, vers 


fertigen fich Neſter, die von obigen wenig verfchieden find, nur _ 


iſt ide Neſt grob, dick, und ſehr zerbrechlich; die Säulen, welche 
die Tafeln halten, find höher und maffiver, infonderheit ift die 
mittelfte die ſtaͤrkſte. Die äuffere Bekleidung hat anfangs die 
Geſtalt einer Glocke. Sie haͤngen ein ſolches Neſt unter den 


Daͤchern oder in hohlen Baͤumen auf, die ſie —— Bau aus. | 


zuhoͤhlen * 


Endlich ſo hängen auch andere — ihr Neſt im frehen 
auf; dieſe ſind ſowohl von kleinerer Statur, als auch machen 
ſie nur kleine Geſellſchaften aus. Sie befeftigen ihr Neſt an 
einem dünnen Zweig; es wiirde daher der. Negen bald binein« 
dringen, wenn fie es nicht zu verhindern fuchtenz daher bededen 
einigeihr Neft mit einem Haufen Blätter von ihter Papierähne 
lichen Materie, die, die Farbe ausgenommen, den Blättern 
einer Roſe ähnlicd) fehen. Andere, die ihren Neftern Feine 
Bedeckung zu geben wiffen, hängen viefelben fo an den Zweig, 
daß die Ebene der Tafel faft eine vertifale Stellung hat, und 
da alſo die Achſe der Zellen horizontal ift, fo kann auch der 
Degen nicht in fie hineindringen. Auch hängen fie, Die Seite 
des Meftes, wo die Defnungen der Zeiten find, -gegen Morz 

gen 


nupan Son — 55 





gen und Mitternacht; und kn alfe überziehen daſſelbe mit ei⸗ 
nem fürs Waſſer undurchdringlichen $eim. In Cajenne giebt 
es eine Wefpenart ‚ die man auch deshalb die Pappenmacher⸗ 
Weſpe nennet, die ihr Neſt von einer Art Pappe machen, die 
wegen ihrer Weiſſe und Staͤrke nicht genug bewundert werden 
kann. Das Gebäude oder die Bedeckung worinn fie die Tafeln 
anlegen, ifteine von ihnen gemachte Pappenbüchfe, in Geftalt 
einer Glocke, die oft anderthalb Fuß lang ift, und diefe Hängen fie 
mit dem obern Ende an den Aſt eines Baums. Die Oefnung 
der. Glocke wird. durdy einen bauchigten Deckel von Pappe jus 
gemacht, aber von einer Seite deffelben laffen fie ein Eleines 
rundes $och, welches der einzige Eingang zum Gebäude iſt. 

Inwendig liegen die Tafeln in mehreren Stodwerken, aber 
nicht auf Säulen, wie bey den übrigen Arten, fondern fie find 
‚unmittelbar an den Wänden der äuffern Hülle befeftiger; fie 
legen daher zu jedem Stockwerk erft einen wirklichen zufammens 
hängenden Boden an, und an beffen untern Fläche ſezen ſie 
alsdann die Zellen auf; dieſe Boͤden haben gleichfalls eine bau— 
chigte Geſtalt; denn die Weſpen wollen, wenn ſie an den Bau 
der Zellen arbeiten, die Buͤchſe allezeit verfehloff: en haben; nun 
ift dieſe aber anfangs, wenn fie etwa nur erft zmey Tas, 
fein Hat, ſehr kurz, und wird durch Anfezen mehrerer Tafeln 
verlängert; fie verlängern Daher erft. den Nand der Büchfe, 
laſſen ihn auſſerhalb den Deckel herabgehen, und legen, wenn er 
genug verlängert ift, dafelbft einen neuen bauchigten Deckel an, 
der nunmehr die ganze Büchfe ſchließt, und eben deshalb bauchig 
ſeyn muß; der vorige Deckel wird nun der Boden einer neuen 
Zellenreihe, ſo wie dieſer neue Deckel gleichfalls, wenn die 
Buͤchſe wieder verlängert wird. Der Boden behaͤlt ſdie runde 
Oefnung, die er damals haben mußte, als er der Deckel war, 

durch welchen die Weſpen ein und ausgingen, und nun werden 
alle dieſe Söcher in den Boden die gemeinſchaftlichen Defnun« 
gen von einem Stokwerk zum andern, und es befomint dadurch 
jedes Stodwerf feinen Eingang, meil jeder Boden anfangs 
der Deckel war. Die Zellen: find gleichfalls ſechseckig; wenn 


die Re ihren Wachsthum erreicht hat, werfchlieffen fie die 
D4 Selle 





56 mm 


Zelfemit einem feidenen Defel. Man hat wahrgenommen daß 
es aud) unter diefer Art dreyerley Gefchlechter giebr. KR 

Die Anzahl der Weſpenarten ift nicht geringe; Linne! 
hat 28 Arten befchrieben; Sabricius 107 Arten, die er unter 
folgende Gefchledhter vertheilt. 

Bembex. Die Zühlhörner fadenförmig, eingewifelt, das 
erfte Glied länger, chlindriſch, die übrigen Furz, faſt nicht 
zu erkennen. 

Velpa. Die Fuͤhlhoͤrner fadenförmig, eingefrümme, das 
erfte Glied das längfte, cylindriſch, Das zweyte nicht 
viel Fürzer, die uͤbrigen kurz, Faum zu erfennen, 

Crabro. Die Fuͤhlhoͤrner fadenförmig, eingefrimmt, das 
erfte Glied das Längfte, cylindriſch, die übrigen Wi kur, 
faum zu erfennen, 


1, Der Tropifer, 
Veſpa Tropica. 
Kupfert. Inſ. LX. Fig, t, 


Sie iſt ſehr groß, ſchwarz, die Fuͤhlhoͤrner braun, die 
Augen mweißlich; der zweyte Ring des Hinterleibes ift ſehr breit 
und gelbroth. Die Flügel haben einen ftarfbraunen Anftric, 
der amdicfen Rande (hmärzlich wird. Die FZüffe find ſchwarz, 
am Ende braun und mit braunen- Haaren beſezt. Er komme 
aus, Amerifa und aud) aus Oſtindien. 


2. Die Hornniſſe. 
Ve/pa Crabro, 
‚Kupfert. Inſ. LX. Fig. 2. ; 

: Diefe Wefpenart ift unter * einlaͤndiſchen die N 
denn ihre Laͤnge überfteigt einen Zoll. Sie heiffen engl, Hor- * 
nes} franz. Guepe Frelon, boll, Hornaar, ſchwed. Bolgetting, 
Der Vorderkopf iſt gelb, zwiſchen den Augen ſteht ein ſchwarzer 
Fleck, worauf die kleinen glatten Ozellen liegen, Der Brufte 

ſchild 





sn 57 


ſchild ift ſchwarz mit zwey braunröthlichen'an einanberhangenden 
Flecken. Der Hinterleib dunfelgelb; der erfte Ning hat eine 
gewöibte, braunroͤthliche Winde und eine breite ſchwatze Quer 
ftreife ; der zweyte Ring iſt halb ſchwarz, halb gelb; das ſchwarze 
Stuͤck iſt am Hinterrandedreymal gezackt. Die übrigen Ninge 
find gelb, mit ünbeftändigen ſchwarzen Flecken. Die Männs 
ben haben einen Ring mehr am Hinterleibe. Sie leben auch) 
vom Gaft der Pflanzen, und der aus den Baumftämmen 
quillet; auch find fie rauberifch, und ftellen den Bienen fehr 
nah. Es giebt unter ihnen auch Männchen, Weibchen und 
Baſtarte. Sie niften gern in hohlen Bäumen, doch machen 
fie auch Neſter unter den Dächern, aus Mehl von faulen Holze, 
auch ſuchen fie wohl leere Bienenftöce auf, und hängen ihr 
Neſt in denfelben oben an. Ihr Stich ift fehr gefährlich. Vom 
Ey bis zum Auskriechen der Larve vergehen 35 Tage, und vom 
Einfpinnen derfelben bis zur Verwandlung 18 Tage, 


3, Die gemeine Weſpe. 

Ve efba Vulgaris: —W 
Kupfert. Juſ. LX. Fig. 3. 
Dieſe Weſpe iſt uͤberall ſehr bekannt, und eine umſtandi. 

che Beſchreibung daher unnuͤtz. Der Bruſtſchild hat auf bei⸗ 
den Seiten eine unterbrochene, gelbe Linie, das Schildlein vier 
gelbe Flecke, und der Hinterleib iſt gelb mit ſchwarzen Zeich— 
nungen und Flecken. Die Fuͤhlhoͤrner ſind ganz ſchwarz. Sie 
bauer Neſter unter den Dächern, ſtiehlt ven Bienen den Ho- 
nig, und fängt Fliegen und. andere Sinfeften. Die Maden oder- 
Sarnen find wie bey allen MWefpenarten did, Fegelförmig, vorne 
rund, am Schwanzende ftehen zwey fleifchigte Warzen. Der 
Körper hat dreyzehn ftarf abgefeste Ninge, an jeder Seite fteht 
der Laͤnge nad) eine wulftförmige Erhöhung, wodurch der Ruͤ— 
cken vom Bauche abgefondert wird, und an welcher die $ufte 
löcher liegen. $ängs den Kücen fcheinet der Speifefanal 
ſchwaͤrzlich durch. Füffe find nicht da, weil fie feine. bedarf. 
Der Kopf ift bornartig, hellbraun, dreyeckig; im Maule liege 
unter einer fleifchigten Lippe ein Paar frumme, braune Zähne, 
ab D 5 und 


/ 


Ent gelb. (Ran 


und unfer diefen bie Unterfippe, an welcher bie Spinnterfjeuge | 
figen. Die Augen find ſchwaͤrzlich, und noch mit einer Haue 

überzogen; Die Farbe der Made ift weiß, glänzend, die Obere 
fläche Flebrig. Die Nymphen find gelb, und laffen er alle 


Theile der Weſpe ſehen. 


4. Die Mauerweſpe. 
Veſpa Muraria. | 
Kupfert. Inſ LX. Fig. 4. 


- Der Name iſt ihr gegeben, weit fie ſewohl in — 
Mauern ſich ein Neſt macht, als auch an der Erde ein ſolches 
en auffuͤhret, mie ich es oben weitläuftiger befchrieben 
habe. Sie ift ſchwarz, ver Bruſtſchild Hat zwey gelbe Flecken; 
auf dem Hinterleibe ftehen vier gelbe Binden, von denen die 
erfte weit von den übrigen abfteht. Das Schildlein iſt unges 
flekt. Die Fuͤhlhoͤrner find etwas —— die ee 


5. Die Akertsefpe. * 
Ve efpa Arvenfis. 
Kupfert. Inſ. LX. Fig. 5. — ec | nd 


Die Stirn iftgelb; Kopf und Bruſtſchild ſi nd ſchwarz, Mi, | 
teres bat vorne eine kleine gelbe Querlinie, und oben zwifchen \ 
den Flügeln einen gelben Punkt, . Der. Hinterleib ift duch 
einen fangen birnförmigen Faden am Bruftftüce befeftige, er 
ift oval, flachgedruͤkt, ſchwarz mit drey gelben Biuden; zwi⸗ 
ſchen der zwenten und dritten ſteht an den Seiten ein gelber, 
Punft. Die Hüften find ſchwarz, die übrigen Glieder braunröthe 
lich. Sie macht ſich auf fandichten Aeckern $öcher Inder Erde, 
in welche fie ein Ey lege, und die Brut mit Fliegen fütterr. 


Neunte 


Be | m 
Neunte Gattung 
Bienen Apis } 


Es ift diefe Gattung fehr zahlreich und mannichfalig 
aber die Narurgefchichte der wenigſten hierunter begeiffenen Are 
fen ift erft genau befannt; von den meiften weiß man nichtg, 
als ihre äufferliche Bildung. Die Kennzeichen diefer Gattung 
— in folgenden; : 


Die Augen haben einen glatten, ovalen Umriß, ohne einen 
s Einſchnitt. 
Das Maul hat Zähne, und einen langen biegfamen, wie 
“ ein Ellenbogen gekruͤmmten Saugruͤſſel mit zwey doppelten 
Scheiden. 
Die Fluͤgel liegen flach, und ſind nicht gefaltet. 
Der Hinterleib > auſſer bey Maͤnnchen nicht, einen 
Stachel in ſich. 


Der Kopf hat wie gewohmich drey Ojellen. Die Fuͤhlhoͤr⸗ 
ner ſind gebrochen, ſo daß das erſte Glied die halbe Laͤnge der 
uͤbrigen zuſammen "ausmadır. Der Hinterleib, der gemeinig- 
lich haarig ift, ſizt vermitteljt eines Eleinen  Stieldyens am 
Bruſtſtuͤck feſt. Die Fußblaͤtter haben fuͤnf Glieder. 


Diie Lebensart der Bienen iſt nicht bey allen gleichfoͤrmig; 
einige Arten leben in Gefellfihaft, andre aber einfam. Einige 
Arten‘) welche Hummeln genannt werden, zeichnen ſich durch 
ihren dien, "rauhen Körper vor den übrigen aus, und errei- 
chen auch eine ſich ſehr auszeichnende Gröffe Die gefelligen 
Bienen machen fich zur Vermehrung ihres Geſchlechts groffe 
gemeinſchaftliche Mefter über oder in der Erde oder in hohlen | 
Bäumen; die einfamen zeigen indefjen nicht geringere bewuns 
dernswürdige Gefchiklichfeiten, auf die finnreihfte Weife I 
die, Erhaltung ihrer Nachkommenſchaft zu forgen. 


Die Sarven der Bienen find Würmer oder Maden ohne 
Su mit unbeweglichem horn artigem Kopfe, und fo unbehol. 
ſen, 


60 En 


Bi * — —— ——— 





fen, daß ſie verhungern muͤßten, wenn ſie nicht Verpfleger 
haͤtten, die ihnen das Futter darreichten. Wenn fie aufgefuͤt— 
tert find, machen fie ſich in ihren Zellen ein dünnes, leichtes, 
feidenes Gefpinnfte, worin fie ſich zur Nymphe verwandeln, 
die ſchon alle Theile des volllommenen Inſekts deutlich zeiget. 


Sie find fehr weichlich und zärtlich, Infonderheit Finnen 


fie Feine Kälte vertragen, Bey ihrer groffen Nuzbarfeit fehle _ 


es ihnen doc) nicht an unzähligen Feinden, nicht nur unter ans 
dern Inſekten, fondern aud) unter andern Thiergattungen, als 
den Mäufen, Fledermäufen, Froͤſchen, Bären, und verfc)ies 
denen Vögeln, die aber größtentheils nur auf ihren Honig bes 
gierig find; die Schwalben aber fangen und freffen die Bienen 


ſelbſt. Ihr Stid) verurfacht eine flarfe Entzündung, «und mo. 
mehrere über einen Menfchen fommen, koͤnnen ſie ihn gar töd» . 


ten; bey einigen Menfchen hingegen tbut ihr Stich) nicht die ge⸗ 
ringſte Wirkung. Indeſſen find die Bienen niche boͤſe, wenn 
fie nicht gereize werden, vielmehr laffen fie ſich locken, befänftie 
gen, auch beräuben, und recht zahm und gefellig machen. 


Nach Hinne‘ werden die Bienen unter zwey Familien ges. 


bracht. Pi | 
IB Ah Gewoͤhnliche Dienen. N h er ng 
2. Dummeln, etc 


fi Fabricius vertheilt fie unter drey Gattungen, BAM 
Andrena; die Fühlhörner kurz, fadenfoͤrmig, faſt wie 
auf einem Stiel ftehend, das erfte Glied wenig länger, 
das zweyte unten verengert, die übrigen unter fid) glei), 
kurz. Be 
Apis. Die Fuͤhlhoͤrner fadenförmig, Furz, das erſte Glied 
fehr lang, eingefrümmet, die übrigen kurz, unter ſich 
gleich. 


Nomada. Fadenfoͤrmige, kurze Fühlhörner, das erfte Glied 


etwas länger, die übrigen gleich, kurz, abgerundet; die 


hintern Zühlfpigen find zungenförmig, aber. die cylindri— 





61 





ſche Geſtalt, und die — Glieder zeigen, daß ſie 
wahre Fuͤhlſpitzen find. 
Linne bat 55 Arten beſchrieben, Fabricius 108 Arten, 


Erſte Familie; gewoͤhnliche Bienen. 


1. Die aſchgraue Biene, 
Apıs Cinerea.. 
Kupfert. nf. LXI. Fig. 4. 


Sie iſt nicht gemein, von mitler Groͤſſe der Leib 
ſchwarz, der ei raud, weißgrau, mit einer ſchwarzen 
Binde zwifhen den Flügeln; der ſchwarze Bauch fpielt ins 
‚blaue; oben iſt der Leib * die 9 ſind ſehr haarig und 
weißgrau. 


2. Die Eſausbiene. 
Apis Manicata. 
Kupfert. Inf. LXI. Fig. 5. 

Sie hat die Groͤſſe der Honigbiene der Leib iſt braun. 
lich, dee Hinterleib hat; an jeder Seite ſechs weißgelbe laͤng⸗ 
liche Flecke, der Hintre hat drey feftfigende, aus einander —7— 
rende Stacheln, und oben an jeder Seite einen etwas mehr vor« 
ftehenden, Die Vorderfüffe find geblich und fehr ſtark mit Haas 
ven befezt, als wenn fie eine Muffe trügen, als worauf die 
Benennung zielen foll. Die Stirn und Lippe find weißlich, 
Sie wohnt hier zu Sande in hohlen Bäumen. 


3. Die Honigbiene, 
Apis Mellifica. 


Diefes ift die uͤberall bekannte zahme Bienenart, welche 
in Koͤrben und Stoͤcken gehegt wird, und die uns ſo viel Honig 
und Wachs liefert. Sie iſt fo allgemein bekannt, daß id) eine 
| umjtänds 





63 — 


umſtaͤndliche Befchreibung ihrer Theile für uͤberfluͤſſig halte. 
Sie heiffen auf hebräifch Debora; griech. Melifla ; lat. Apis; 
franz. Abeille; ital. Ape; fpan, Abeja; holl. Bien; engl. Bee; 
fchmed. Bi. Im Deurfchen hat man aud) den Namen Im⸗ 
men, der ganz eigentlich nur diefen Honigbienen errheilt wird, 

da die obigen Namen mehr die ganze Gattung betreffen. Sie 
find mit kurzen Haaren überzogen; der Bruftichild ift greis. 
der Hinterleib braun. Die Zahne des Maufs find zwey harte, 
feharfe Kinnladen, die ſich wagerecht gegen einander bewegen. 
Der Rüffel, den die Biene nach Belieben einzieht und vers 
längere, ift Fein’ Eaugwerfzeug, fondern eine lange, haarigte 
Zunge, womit fie die Blumen beleckt, und dadurch den Ho 
nigfaft in den Mund bringe, von da er durch die Speiſeroͤhre 
in den erften Magen eingeht, und den fie dann nachher mies 
der ausfpeien. Im Leibe liegt ein Stadyel verborgen ‚ der vers- 
fehiedene Wiederhaken hat, und womit fie fehr empfindlich ſticht. 


Unter den Bienen, die einen Stock ausmad)en, ‚Berinden 
ſich drey verfchiedene Gefchlechter‘; ; naͤmlich 


1. Die Roͤnigin, die man auch ſonſt den Weiſel, Dies 
nenmutter, Mutterbiene, nennet; fie iſt zwar nicht die 
groͤßte im Stock, aber ſie iſt doch groͤſſer und laͤnger geſtreckt, 
‚als die gemeinen Bienen; ihre Farbe iſt lebhafter, gelbbraun, 
etwas roͤthlich; die Flügel find weit kuͤrzer, bedecfen Faum den 
hatben Hinterleib, ihre Fuͤſſe find hochbeinigt, ihr Stachel groß 
und lang, ob fie ſich deſſelben gleich nur felten bedient, Ihr 
Gang ift langfam und ernfihaft, fie ift die Mutter aller ihrer 
Unterthanen, Mutter von mehr als dreifjigtaufend Bienen, 
Sie wird daher auch allgemein geliebt; man hat Mühe feinen 
eignen Augen zu frauen, wenn man die Sorge, den Dienfteifer und 
die Pflichtbezeugungen ihrer Unterthanen gegen fie erbliße: man 
macht ihr überall Diaz, wo fie hingeht, und fie ift allegeit mit 
einer Menge umgeben, die ihr bios zur Aufwartung dienen, 
einige reichen ihr Honig, andre ftreicheln ihren $eib mit ihren 
Küffeln, und reinigen fie von allen Unreinigfeiten. Sie mun— 
tert durch ihre Gegenwart die Arbeiter auf, und ift in einem 

Stocke 








et — 63 


Stode durchaus nothwendig; ohne fie ift alles beftürze und 
"traurig. Dies ift daraus fichtbar, wenn man einen Stof 
theilet; derjenige Theil, in welchem die Königin fehle, arbeis 
tet nichts, da hingegen der andre Theil unter den Yugen der 
Königin die Arbeit fortſezt. Komme die Königin durd) einen 
Zufall um, fo verzehren fie den Vorrath immer weg bis er alle 
iſt, verlaffen nad) und nach den Stock, fehweifen in der Irre 
herum, wobey manche umfommen, die übrigen vertheilen fich 
in andre Stoͤcke. Doch Fann blos die Hofnung eine Königin 
zu befommen fie in ver Arbeit erhalten; denn wenn die Koͤni⸗ 
gin verlohren geht, es find aber noch Zellen da, in welchen fic) 
Mutterbienen. Würmer befinden, fo arbeiten fie fleißig fort, 
und füttern ſich eine neue Königin. Ja man hat Beobachtuns 
gen gemacht, daß jeder Wurm einer gemeinen Biene zur Koͤ— 
Nigin erzogen werden Fann, wenn er gehörig gefüttert wird, 
Man hat einige hundert Werkdienen mit einer Fleinen Tafel 
voll gemeiner Bienenwürmer in einen Stock gethan, die nur 
erſt drey bis vier Tage alt waren, da denn die Arbeiter fogleic) 
einige Zellen zerſtoͤrt, und an ihrer ftatt Weiſelzellen gebauer, 
‚und den Würmern ſolche Nahrung gebracht, wie es fi) für fie 
ſchicket, wie wir unten hören werden. Dies ift durch die Er— 
fahrungen mehrerer beftätigt, fo viele Einwendungen aud) von 
andern dagegen gemacht find; aber es ift immer die Bedingung 
Damit verfnüpft, daß die Würmer erft einige Tage alt feyn 
muͤſſen. Kein Stock leidet mehr, als Eine Königin; obgleich 
mehrere in einem Stocke aufgefüttert werden, um im Fall der 
Noth eine andre hoffen zu Fönnen, wenn die lebende verunglüs 
cken follte; fobald aber mehrere Weifel da find, fo werden fie 
von den Werkbienen bis auf eine getödtet; auch mögen ſich die 
Weiſel wohl ſelbſt anfallen und toͤdten, ohne daß die rechtmäfe 
fige Königin allzeit Siegerin bliebe; durch welches geheime 
Naturgefez mögen die Bienen ihrer Königin fo zugethan ſeyn? 
Sollte etwa der Geruch der Eyer int $eibe der Mutterbiene, 
oder ein andrer unbefannter Sinn auf die Bienen wirken ? 


Das zweyte Geſchlecht der Bienen in einem Stocke find 
die Drobnen, die auch Trehnen und Afterhummeln beiffen. 
— Sie 


64 zn 


Sie find die größten und dickſten; die Augen find fehr groß, 
und nehmen den ganzen Kepf ein; die Zähne find Flein, plate 
und verborgen, ihr Nüffel ift Fürzer und feiner, und der ganze, 
Leib ift viel rauber, und bat Feinen Stachel. Man bält fie 
für die Männchen Die die Königin befruchten, welche die 
Drohnen beiteigt, da ihr männliches Glied wie ein Bogen in 
die Höhe geht. Sie find träge, nehmen feinen Autheil an 
der Arbeit, und Fönnen nur durch viele Liebkoſungen der Koͤ— 
nigin gereizt werden. Dies würde ihnen auch nicht zu 
verdenfen feyn, wenn die Behauptung richtig feyn folite, 
die einige vorgeben, daß nad) jeder Begattung ein Manns 
chen fterbe, wovon man Dies zur Urſache angiebt, weil das 
bogenförmige männliche Glied nicht wieder zurück koͤnne, 
und weil die Königin auch niche eher vom Männchen ablaffe, 
bis es todt unter ihr liegen bleibe, Neuere Beobachter behaups 
ten, es gäbe zwey Arten von Drohnen, namlid Drohnen⸗ 
männchen diefe wären nicht viel gröffer, als die Werfbienen 
und eigentlich zur Befruchtung der Königin beſtimmt; auch woͤ⸗ 
ren ihrer nur wenigein einem Stode, und Drohnenfämmers 
linge, diefes wären die in gröfferer Anzahl vorhandenen grofe 
fen Drohnen, oder Brutbienen, die völlig geſchlechtslos feyn 
follen, und in ihren $eibern den Fufterbrey zubereiten für Die 
vielen taufend jungen Bienen, die im Frühling und Sommer 
- erzeugt werden. Daher, wenn man ihren Hinterleib quetſcht, 
ſo tritt eben der füßliche, weiße Brey oder Milch heraus, der 
bey den Maden in den Zellen anzutreffen ift, und von den Bie⸗ 
nen begierig aufgeleft wird; diefe Milch bielt man fonft für 
den männliden Saamen; und wenn man fahe, daß Die 
Drohnen von einer Zelle zur andern gingen, ihren Hinrerleib 
hinein ſteckten, und das Ey mit diefer Feuchtigkeit beneßeten, 
fo glaubte man, die Ever würden auf folche Art befruchter, 
In einen Stod von 10000 Bienen pflegen gegen 300 Droh⸗ 
nen zu feyn. Die Natur hat ihren Körper zur Arbeit untuͤch— 
tig gemacht; fie fliegen zwar aus, aber nur bey fehr gutem 
warmen Wetter in den Mitragsftunden, und Faum eine Stunde 
weit; fie fönnen mit ihrem kurzem, Dünnem Ruͤſſel Faum fo viel 
Honig fammlen, als fie zu ihrer Nahrung brauchen; aud) 

pfles 


— — 65 


pflegen nur wenige die Schwärme zu begleiten. Kälte Fönnen 
fie gar nicht vertragen; daher halten fie fi) im Korbe an den 
wärmjten Derrern auf, vermehren auch durch ihr Zufammen > 
friechen die Wärme, befördern dadurch den Wachthum der 
Brut, und mögen vielleicht auch aus diefer Abſicht fo zahlreich 
feyn. Sie werden von den Arbeitsbienen forgfältig gepflegt, 
bis zu Ende des Julii, da die Brutzeit zu Ende if, Alsdann 
find ihre Dienfte nicht mehr noͤthig, und fie wären nur unnüge 
Honigfreffer, die im Winter eine allgemeine Hungersnoth vers 
urfachen würden. Sie werden alfo von eben denen, die vors 
ber ihre Berpfleger waren, angepackt, zu den Flugloͤchern her⸗ 
ausgeſchleppt, todt gebiſſen, oder in einen Winkel in die 
Enge zuſammengetrieben, wo ſie verhungern muͤſſen. Dieſe 
Niederlage dauert wohl 14 Tage und es iſt gut, den Bienen 
diefe Arbeit zu erleichtern, und die aus dem Flugloche heraus⸗ 
Eommenden Drohnen zu töten. Man hat auch allerfey Werk⸗ 
zeuge erfunden, um die Drobnen von den Stoͤcken auszufchließ 
fen. Die Bienen tödten aber nicht allein die Drohnen ſelbſt, 
fondern aud) ale Drohneneyer, Maden und Nymphen werden 
aus ben Zellen herausgeriffen und vernichte. Was «mag 
die Bienen zu einen folchen Verfahren reizen, da fie doch vera 
muthlich nicht die Weberlegung anftellen, daß ihr Vorrarh für 
fo viele unnüge Miteffer niche hinreichend fey. Sollte etwa ein 
gewiffer unangenehmer finnlicher Eindruf fie zu diefer Grauſam⸗ 
feit bringen? | 


Die dritte Sorte Bienen in einem Stod find die gemei⸗ 

nen Wachs: oder Arbeitsbienen; fie find die kleinſten, und 
nicht fo rauch. Diele find nun die zablreichiten, und madjen 
eigentlich den Staat aus, Man nennet fie auch) Baſtarte 
(Mules), weil man fie bisher allgemein für geſchlechtslos ge— 
halten hat. Meuere Beobachter wollen aber diefe allgemeine Bee 
hauptung bejtreiten, und fagen, daß der größte Theil derfels 
ben weiblichen Gefchlechts fey. Sie gründen diefen Sag auf 
folgende Erfahrung. Wenn Arbeitsbienen ohne Weifel und 
‘ohne Brut in ein Käftchen mit ledigem Raas verfperret und ges 
füttert werden, fo findet man nad) adyt Tagen nicht nur Eyer in 
Gem. Naturg. VUIB. ıtes St, E den 


66 — 


den Zellen ſondern auch Brut angeſezt. Die dadurch erzeug- 
ten Bienen find aber insgeſammt Drohnen. Laͤßt man fie nad) 
einiger Zeit ausfliegen, fo treiben fie diefes Brutfezen ohne Wei— 
fel fort, fo Tange nod).einige Bienen beyfammen find. Haben 
fie in dem Raafen feine Drohnenzellen , fofegen fie ihre Brur In 
‘ eine; dadurch) befommen die ausgebrüteren Drohnen zwar 
eine etwas Fleinere Geſtalt, aber übrigens die ganze Geſtalt 
und alle Eigenfhaften der Drohnen. Daraus fdyeint fich zuers 
geben, das unter den Arbeitsbienen nicht nur weibliche find, 
die Eyer legen, fondern daß auch die Drobnen eigentlich von 
ihnen, und feinesweges vom Weiſel herkommen, weil fie alles 
mal ohne Weiſel erzeugt werden Fönnen, und jeder Weifellofe 
Korbnoc immer Drobnenbrut hat. Man Fönnte bier fragen, 


wovon denn diefe befruchtet werden; allein wenn man erft ans 


nimmt, daß die Arbeitsbietren überhaupt nicht gefchlechtstos, 
fondern die meiften Weibchen find, fo ſehe ich nicht ein, warum 
man nicht zugeben Fönnte, daß die übrigen Männchen find. 
Es würden alsdann viele Schwierigfeiten und Geheimniffe weg⸗ 
fallen, die bisher fo unerflärbar gefchienen, und bey einigen 
felbft die Vermuthung veranlaffet haben, daß die Königin ohne 
Befruchtung, wie die Blattläufe, Eyer lege. Naͤmlich es 


würden alsdann nur zweyerley Eyer in einem Stocke gelegt: 
die Königin lege eine Art, und dies wären blos Eyer der 


gemeinen Arbeitsbienen; fie werde dazu von den Eleinen Droh⸗ 
nen befruchtet, und einige diefer Eyer würden durch ein befon« 
deres Futter in befondern Zellen zu Weifel erzogen. Dies leztre 
ift wirklich durch viele Erfahrungen beftätige, und es ift aud) 


nichts den Begriffen einer gefunden Naturgefchichte widerfpres 


hendes darin, Daß eingeräumiger er Plaß, eine unterſchiedliche 
$age und eine reichliche, beffer zubereitete Nahrung aud) eine 
vollfommnere Entwicfelung der Theile und Werfzeuge hervors 
bringe. Und die zweyte Art Eyer wären die Drohneneyer, die 
von den Arbeitsbienen gelegt, und dazu von den unter fic) 
befindlichen Männchen befruchter würden. Die Einwendung, 
daß man an den Arbeitsbienen Feine Zeugungsglieder gefunden, 
kann damit beantwortet werden, daß man fie vielleicht nur an 


den fonft gewöhnlichen Orten des Leibes geſucht, wo fie nicht: 
eben 


eben norhwendig ſeyn müffen. Es find alfo in der Naturges 
ſchichte der Bienen gewiß noc) viele forgfältige Unterſuchun. 
gen zu machen uͤbrig. 


Die Geſchaͤfte der Bienen find fehr mannigfaltig, und 
es ift ein fehr angenehmer und ruͤhrender Anblick, wenn man 
einen Bienenftoc betrachtet, der einen jeden nochwendig in Er⸗ 
ſtaunen ſezen wird, Ihr erſtes und wichtigſtes Geſchaͤft iſt, 
wie bey allen uͤbrigen lebendigen Geſchoͤpfen, die Beſorgung der 

Nahrungsmittel. Dieſe find der Honigſaft der Pflanzen, wele 
‚her bauptfächlic) aus den Honigdrüfen in den Blumenkelchen 
ausſchwitzt, und den fie mit der Zunge ablecfen; vielleicht reis 
zen fie auch Damit die Oberfläche der Blätter, ihren Saft aus— 
zutreiben. Won der Zunge gebt der Saft ins Maul, und 
durch den Schlund in den erften Magen, mo er durch Gährung 
oder Beimifchung anderer Säfte feine gehörige Zubereitung era 
lange. Wenn fie ihren Magen damit angefüllet haben, fo 
eilen fie zu ihree Wohnung , fpeien ihn in die Zellen aus, fül« 
len fie damit an, und decken fie mit Wachs zu, damit er nicht 
Förnig werde, welches dem Schwarme ſchaͤdlich iſt. Dies 
Einfammien des Honigs geſchicht nur in den Mittags— 
ftunden, weil alsdann die Hige den Honig am häufigften auge 
ſchwitzen läßt. Das zweyte Gefchäft der Bienen ift das Eine 
fammien des Wachſes, wozu fie die Materie von dem Saa⸗ 
‚menftaube der Blüten hernehmen. Gie taudyen fid) mitten in 
die Blumen, die den meiften Saamenftaub haben. Die Härs 
en, womit der Körper uͤberall befeze ift, werden mit dieſem 
Staube ganz beladen; mit den Füffen bürften fie nun diefen 
Staub ab, ſammlen ihn, bringen ihn mit den Vordern auf 
die Mittel» und von diefen auf die Hinterfüße, mo fie ihn in Ges 
ftalt eines Rügelchen an die daſelbſt befindlichen Schaufeln brin⸗ 
gen, Darauf tragen fie es zum Stocke und legen e8 in Die Dazu befind⸗ 
lichen Zellen ab, dehnen diefe Kuͤgelchen mit dem Kopfe auseinans 
der, kneten fie, und laffen einwenig Feuchtigkeit dazu, wozu auch 
andre Bienen ihnen zu Huͤlfe kommen, wenn fie zu fehr ermiüs 
der find. Wenn die Saamenfapfeln, die den Blumenftaub 
en noch nicht offen find, — * die Biene ſie auf, nimmt 

die 





68 et), Ft ame 


die Staubförner heraus, und bringt fie an die Hinterfüffe, 
Diefer Saamenftaub ift aber nur erft Wachsmehl, aber nicht 
das Wadıs felbft; diefes Wachsmehl wird von ihnen gegeffen, 
vermifche fi im erften Magen mit dem Honig, fommt von 
da inden zweyten Magen und in das Eingemeide, wo ein Theil 
zur Mahrung dient, und das gröbere heffelben durd) den Hin⸗ 
tern weggeht, das wirfliche Wachs aber durd) die 6 Ninge des 
Hinterleibes herausſchwizt, und fid) zu Fleinen Blaͤttchen anſezt, 
welche die Bienen indgm fienod) warm find, mitihren Züffen her 
abziehen, und davon ihre Zellen machen. Diefes Wachs ift nicht 
von einerley Güre und Weiffe, und richter fic) nach der Natur 
des Saamenftaubes; aud) wird es immer brauner, je öfter die 
Zellen gebraucht und mit Honig angefüllt werden. Dieſes 
Wachs einſammlen geſchicht im Sommer gemeiniglid) des 
Morgens und Abends, weil in der Sonnenhitze der Saamen, 
ftaub zu trofen ift, und ihnen entfällt, wenn fie ihn mit den 
Fuͤſſen abſtreichen. Auffer diefem Wachfe tragen fie aud) 
noc) eine Art Kitt oder Dorwachs (Propolis) ein, wels 
ches fie von den Flebrichten und harzigten Knoſpen einiger Baͤu⸗ 
me fammlen, und fi) figend an die Füffe Eleben, wenn fie es mit 
den Zähnen von den Knoſpen abgenagt haben: fo wie fiedamit 
zu Haufe fommen, wird es ihnen von andern Bienen abs 
geriffen, und ohne weitere Bearbeitung zum Ausfchmieren der 
Ritzen und zum Ueberzug der inwendigen Wände angewandf, 
Aufferdem bringen auch einige Bienen noch Waſſer, und andre 
falzigte Theile ein, die fie aus dem Miſtlacken ſammlen. 


Das Wad)s wird hauptſaͤchlich zur Werfertigung der 
Zellen angewendet, und die Baufunft der Bienen übertrift 
noch der Wefpe ihre, hauptfächlicd in Erfparung des Naums; 
die Schichten der Wefpen beftanden aus einem Boden, der auf 
einer Flaͤche nur mit Zellen befezt war , bey den ‘Bienen aber ift 
der Boden in der Mitte, und beyde Flächen deffelben find mit 
Zellen befezt. - Sie fangen von oben herab zu bauen an; mas 
hen erft eine Anlage zu jeder Zelle; alsdann hohlen fie dieſen 
Boden aus in drey vierecfige ſchiefe Flächen, welche mit einen 
Winkel unten fpigig zufammengeben, fo daß die Eyer und die 

den - 





den Würmern zur Nahrung nöthigen Flüffigkeiten darin liegen 

‚Fönnen, ohne auszufallen. Anfangs madyen fie erft eine diefer 
Rauten, und legen damit den Grund zur Zelle; auf zwey der 

äuffern Seiten dicfer Rauten bauen fie zwey Felder der Zelle auf; 

darauf machen fie Die zweyte Raute, verbinden fie mit der er- 

ften unter einer fchiefen Richtung, und ftellen auf ihren zwey 

äuffern Seiten wieder zwey Seiten des Sechsecks auf; endlich) 
legen fie die dritte Raute nebft ben beyden lezten Feldern an. 

In der Zeit, da einige auf einer Seite diefes machen, arbeiten 
zugleich andere auf der andern Seite auf gleiche Weiſe, doc) 
fo, Daß die Drey Rhombi im Boden einer neuen Zelle eine Zu⸗ 

fammenfügung von 3 Rhombis verfchiedener Zellen find; fie 
laffen alfo feinen Raum zwifchen fi), und die fechsecfigte Fi— 
gur der Zellen ift Urfache, daß fie unmittelbar an einander ftes 
ben, und eine jede Seife — Zelle zugleich auch die Seite ei⸗ 
ner andern iſt; es wird alſo der moͤglichſte Raum und auch aufs 
‚möglichfte das Wachs erfpart, und jeder Zelle zugleich der mög« 
lichfte größte Kaum verſchaſt; zwey Seiten pflegen breiter zu 
ſeyn, als die übrigen, und man glaubt, daß dies der Made 
eine ſicherere und unbeweglichere Sage gebe. Anfänglid) ift das 
Werk ziemlich plump, aber fie hobeln es nad) und nad) mit 
ihren Zähnen fo ab, glätten es mit ihrer Zunge, und machen 

die Wände fo dünne, daß ihrer drey nur die Dicfe eines ftarfen 

Papiers haben, daher fi fie auch zu mehrerer Feſtigkeit um die 

ganze Zelle einen Nand von Wachs madyen. ihre Arbeit 
geht wegen der Menge fehr gefchwind von ſtatten, die Müden 
werden abgelöfer, und alles Hilft: einige nehmen denen das 

Wachs ab, welches fie bringen, andere reichen den Arbeitern 

mit dem Ruͤſſel Honig zur Nahrung dar, andre arbeiten das 

-beffer aus, was die vorigen fchlecht oder falfıhh gemacht hatten, 
Um weitläuftige Ummege zu erfparen, und geſchwinder von eis 

ner Tafel zur andern kommen zu fönnen, machen fie Durchgaͤn— 
ge oder Duerftraffen durd) die Tafel; diefe ſelbſt find einen Zoll 

dick, an den Wänden des Korbes feft gemacht, und gemeiniglic) 

fechs bis fieben ander Zahl; in groffen Körben thut man wohl, 

die Tafeln durch Kreuzhoͤlzer zu unterſtuͤtzen, weil fie fonft leicht 

wegen ihrer Schwere BAM: Man beredjnet einen Korb 

3 von 


zo — — 


von 7 Tafeln zu 50,000 Zellen, von bein 20,000 die Brut 
enthalten. Die Zellen namlich haben einen doppelten Zweck; 
ein Theil wird mit Honig angefüllee, und mit einem Wadjs- 
deckel verfchloffen, damit der Honig flüffig bleibe; der andre 
Theil ift beſtimmt, darin junge Bienen auszubrüten, Diefe 
- find daher von pekfchiebener Gröffe; die meiften find für die Ar— 
beitsbienen, und daher die Fleinften, ohngefähr 53 Linie 
tief; andere find für die Drohnen, und daher gröffer, obngefähr 
8 Linien tief. Die Zellen für die Königinnenmaden find an Groͤſſe, 
Geitalt, Lage und Menge der Materie von den übrigen ganz 
unterfchieden ; fie beftehen nicht aus fechsecfigen Möhren, fordern 
fie find rund, länglid), in Geftaft einer Flaſche, die vorne etwas em» 
por zuſammengeht. Sie hängen gemeiniglich wie Stalaftie- 
Tropfen am unterften Rande der Tafel, und die Materie dazu 
ift fo dick, daß fie Daraus vierhundere Zellen jür die Arbeitss 
bienen hätten machen fönnen, Die Drfaung ift nah unten zu 
gerichtet, und die Made liegt in derfelben anfangs in einer Run⸗ 
dung, nachher mit herunterhängendem Kopfe. Finden fich in 
einem Stocke noch alte Weifel Zellen, fo erziehen fie in denfelben 
noch wohl Arbeitsbienen, aber niemals in neuen; auch erziehen 
fie bisweilen eine Droßnenmade in einer gemeinen Zelle, die fie 
alsdann zu vergröffern wiffen, Die Bienen felbft wohnen alfo 
niemais in den Zellen, fondern halten fid) in den Öängen auf, wenn 
fie zu Haufe find. Auſſer diefem Zellenbauen giebt es noch) viele ° 
andre Verrichtungen für die Bienen im Korbe. Kinige fors 
gen für die Reinlichkeit, indem ſie alles, was faulen und die 
Luft im Stocke verderben Fönnte, wegfchaffen, alle todte Brut, 
Mottenwürmer, und todte Bienen berausfchleppen, audy die 
Veberbfeibfel der Brut, des Honigs und Wachsmehls, alles 
Gemülbe in ihren Ruchen wegſchaffen. Sie überziehen auch 
wohl die faulenden Rörper mit Wachs, wenn fie zu ſchwer find, 
als daß fie diefelben heranstragen Fönnten. Ihres eigenen Un» 
raths entledigen fie fich blos auſſerhalb dem Stocke. Andre forgen 
für Abkühlung und Keinigkeie der $uft, indem fie, hauptſach⸗ 
lich des Nachts am Flugloche mit ihren Fluͤgeln wedeln, die 
geſchikt die Stelle eines Ventilators vertreten; andre verkitten 
alle kleine Ritzen und Oefnungen mit dem eingefammleten Harz. 

r Andre 


Andre bewachen beftändig das Flugloch, patroulfiren auch des 
Abends aufferhatb herum, weil einige Nachtſchmetterlinge ide 
nen fehr gefährlich find, ruffen aud) wohl durch ein gewiffes 
Zeichen mehrere zur Hülfe, wenn Gefahr da iſt; noch andre 
fuͤttern die Jungen. 


Die Fortpflanzung der Bienen geſchicht nur, ſo viel man 
mit Gewißheit weiß, durch das Eyerlegen der Koͤnigin. Sie 
kommt mit einer Begleitung von zo bis 12 Bienen umgeben, 
die einen Kreis um fie machen, und ihr den Kopf zufehren. 
‚Sie geht erft in eine Zelle hinein, mit dem Kopfe voran, um 
zu fehen ob die Zelle leer, reinlicy und ihr anftändig iſt; alge 
denn fommt fie wieder heraus, und ftecft ihren Hinterleib tief 
hinein, und legt das Ey gerade in den Winfel des Bodens, 
der durch die pyramidaliſche Geſtalt deffelben verurſacht wird; 
zugleich tritt eine Seuchtigfeit mit heraus, wodurd) das Ey mit 
feinem fpißen Ende recht in der Mitte der Zelle auf dem Bo⸗ 
den angeleimt wird; es kann alfo weder heraus nod) zur Seite 
fallen. Das Ey felbft ift eyrund, auf der obern Spiße etwas 
runder, .alg unten; es befteht aus einem weiffen Häutchen, 
und faffet einen milchigten Saft in fih. So wie die Königin 
den Hinterleib wieder herauszieht, um langſam auf_der Tafel 
fortzufihreiten, fo wird Derfelbe von einigen ohne Unterlaß bes 
left, und gefäuberf, und andre reichen ihr Honig zur Stäte 
fung dar, Nachdem fie 5 bis 6 Eyer gelegt hat, ruhet fie 
etwas aus; doch fegt fie an 200 Stüd jeden Tag. Dies Eyere 
legen wihret den ganzen Sommer durch, iſt aber im Fruͤhling 
am zahlreichſten. Zuerſt legt fie die Eyer der Arbeitsbienen, 
und daher geht fie auch beym Eyerlegen manche Zellen gleid) 
vorbey, ohne fie einmal zu unterfuchen, die namlic) für Die 
Drohnen beftimmt find. Nachdem fie viele taufend derfelben 
gelegt bat, werden einige hundert Drohneneyer gelegt, (wo— 
mit nun aber obige Behauptung ſtreitet,) und zufezt ohngefaͤhr 
15 bis 20 Weiſeleyer. Das Legen gefchicht gemeiniglich des 
Morgens von 7 bis ro Uhr. Sind nicht Zellen genug fertig, 
fo legt fie mehrere Eyer in eine Zelle, die aber die Arbeitsbie— 
nen wieder herauswerfen, ey: nur eine Made in der Zelle Plaz 

4 bat. 


12 — — 


hat. Die Waͤrme im Stock bruͤtet die Eyer bald aus; und 
iſt dieſe Waͤrme im Fruͤhling noch nicht ſtark genug dazu, ſo 
lagern ſich die Bienen um die Zellen herum, um dieſe Waͤrme 
zu vermehren. Wenn die Maden ausgekrochen ſind, ſo ſind 
die Arbeitsbienen bemuͤht, ihnen die noͤthige Nahrung zu rei⸗ 
chen, Dieſe beſteht in einem dicken weiſſen Brey, der um den 
Wurm gelegt wird; er enthält Dorn , Wahsmehl, Waſſer 
und falinifche Thrife, und fein Geſchmack iſt nur ganz fchwach 
ſaͤuerlich füß. Aber der Fucterbrey für die Maden, die KRös 
niginnen werden follen, ift weit Fräftiger, und hat einen füffen 
und dabey Icharfen Gefhmad. Das Futter überhaupt richtet 
fit) fehe nach dem Alter des Wurms; jemehr er zunimmt, 
deſto dicker und ftärfer ſchmeckend wird der Saft, die Farbe 
wird immer grünlicher, da fie vorher weiß und gelb war. In 
7 bis 8 Tagen ift der Wurm erwachſen, es wird ihm noch fo 
viel Futter gegeben, als er bedarf, und die Zelle wird oben 
mit einem Wachsdeckel verfcyloffen, Damit er in der Verwand⸗ 
lung niche geitört werde, und die Wärme zufammen bfeibe, . 
Die Made verwandelt fi) zur Nymphe, und in 14 Tagen, 
oder von ihrem Ausfriechen aus dem Ey an in 2ı Tagen ift 
Die Biene zur Vollkommenheit gelangt, und beißt ſich mit Zus 
rücflaffung ihrer Nymphenhaut durch den Wachsdeckel durch; 
ſie wird von den uͤbrigen Bienen abgeleckt, und mit Honig ge⸗ 
fuͤttert, da fie denn ſchon nach wenigen Stunden als eine Ein⸗ 
mwohnerin mit an die Arbeit geht. Jnudeſſen fterben doc) viele 
bey der Verwandlung, oder werden Fröplich, und gleich als un» 
fauglich getödter,; in allen Fällen aber wird die Zelle fogleich 
gereinigt, die Wurm. und Nymphenhaut herausgebracht, 
aller Unrath weggeſchaft, das übrige des Wachsdeckels wegge— 
brochen, und die Zelle wieder zu einem neuen Ey in den vorigen 
Stand gefeze. Die Drohnenwürmer befommen auc) Eöniglie 
ches Futter, und nachdem fie mit einem Wachsdecfel verfchlofe 
fen find, wird derfelbe am 18. Tage geöfnet, und die nun volle 
komme Drohne gefüttert, und wieder verſchloſſen; dieß geſchicht 
bis zum 21. Tage, mo fie die Zelle verlaffen, und fich der 
Wärme wegen in die Mitte des Stocks begeben. 


Diefe 


ne), Zn ame 73 


Diefe fo zahlreiche Vermehrung der Bienen macht endlich 
den Stock zu enge, und das Schwärmen nothwendig; e8 foms 
men mehrere Königinnen aus den Zellen zum WBorfchein, zu 
jeder fdylagen fic) eine Anzahl Bienen und einige Drohnen, 
es entfteht ein innerlicher Krieg, wodurch eine, oder mehrere 
Königinnen, welches oft die rechtmaͤßige Befigerin ift, gezwun⸗ 
gen werden, mit ihrem Anhang den Stod zu verlaffen. Dies 
geſchicht gemeiniglich in den Mittagsſtunden; der größte zu der 
ſchwaͤrmenden Parthey gehörige Theil zieht erfi heraus, und 
fezt fich irgend wo an; und wenn fie fich in einen Rlumpen zu« 
ſammen gefezt haben, pflegt erit die Königin, meift zulezt aus⸗ 
zuziehen, ſezt fich neben den Schwarm, und wenn er fid) did? 
angelegt bat, fezt fie ſich mitten zwifchen ihn. 


Dies iſt das vornehmfte, was von der eigentlichen Mas 
turgeſchichte Diefer fo merfwürdigen und nügzlichen Inſekten zu 
fagen ift,; und woben ich mid) noch fehr ins kurze habe faffen 
muͤſſen. Was die eigentliche Bienenzucht, ihre Verpflegung, 
ihre Krankheiten, ihre Feinde, und viele andre Dinge betrift, 
ſo gehoͤrt dies nicht eigentlich hierher, und ich wuͤrde viel zu 
weitlaͤuftig werden, wenn ich auch nur das wichtigſte hiervon 
berühren wollte, Ich muß alſo meine Leſer hiebey auf Reau⸗ 
muͤrs meitläuftige Abhandlung in feinem groſſen Werke ver- 
weifen, die aud) befonders ins deutſche überfegt ift; desgleichen auf 
Kruͤnitz vefonomifche Encyklopaͤdie "Tom. 4. aus welcher 
ich manches in obiger Beſchreibung entlehnt habe; und wer 
fih von der fünftlichen Bauart der Zellen unterrichten will, der 
beliebe die neuen Mannigfaltigkeiten zr Jahrgang Tab. XXXI. 
pag. 732. nachzuſchlagen. Die wilden Bienen oder Die Wald. 
bienen find nicht eine von obigen Gartenbienen verfchiedene 
Art, obgleich Die veränderten Umftände auch manche Verſchie⸗ 
denheit in EM Haushaltung nad) fic) ziehen. 


€ s 4. Die 


4. Die — 
Apis Ceutuncularis. 


- Diefe einſam wohnende Biene graͤbt ſich in die Erde, und 
legt daſelbſt eine cylindeifche Hoͤhle an. Alsdann uͤberkleidet ſie 
dieſelbe inwendig auf das zierlichſte mit lauter ausgefreſſenen 
Stuͤckchen Blaͤtter von Klapperroſen und wilden Mohnblumen. 
Ihre Hoͤhle iſt ohngefaͤhr drey Zolle tief und genau cylindriſch. 
Die Stuͤkchen Blätter, die fie mie den Fuͤſſen feſthaltend here 
zubringt, find zwar ſehr zerknittert, allein ſie weiß dieſelben 


geſchickt auszudehnen, und an die Wände ihrer Wohnung ans 


zubringen, ja fie uͤberzieht diefelben doppelt mit Diefer Tapete, 
und felbft der Eingang zu ihrer Zelle wird fo gefhmüdt, und - 
was an den Blattſtuͤckchen zu groß ift, ſchneidet fieab, und träge 


'e3 zum Soche heraus. Alsdann lege fie in diefe Höhle ein Ey; 


trägt diefelbe voll Honigteig, etwa fieben Linien hoch; darauf 
macht fie die Tapeten wieder log, biegt fie um den Teig, und 
wickelt ihn damit überall ein, fo daß fi) Fein Sand oder Erde 
mit denfelben vermifchen Fann, und nun verfchürter fie den Eins‘ 


"gang fo forgfältig, daß ihn niemand finden kann. Diefe Biene 


ift Fleiner, als die Honigbiene, der Kopf ift ſchwarz, die Stirn 
aſchgrau, der Bruſtſchild ſchwarz, mit afdygrauen Haaren bes 
ſezt; der Hinterleib iſt eyrund, ſchwarz, zugefpigf, die Ringe . 
haben weiffe Ränder; unten it er durd) toftfarbige Haare fehr 
rauch; die Füfle find fihwarz, Die Larve ſieht wie cine andre 
Bienenlarbe aus, fpinnet fi, wenn fie erwachſen iſt, in ein 
braunes Toͤnnchen ein, welches inwendig wie weiſſer Atlas glaͤn⸗ 
zet, und bleibt in demſelben den Winter uͤber liegen. 


⸗ 


5. Die Maurerbiene. 
Apis Murifex. 
Diefe Biene verfteht die Baufunft fo gut, wir wir. , Sie 


verfertigt aus Sand, den fie Korn für Korn ausfucht, und 


durch eine Are Mörtel verbindee, für fich und ihre Samilie ein 
p feftes 


— — 75 


ſeſtes und bequemes Gebäude, welches inwendig mit vielen 
‚Kammern und Abtheilungen verfehen ift, die alle an einander 
ftoffen , aber nicht in einander geben, Kine allgemeine Mauer 
ſchließt fie alle ein, die feinen Ausgang bat. Diefe Mauer 
ift fo bart, als Stein. Man finder diefe Bienennefter. häufig 
an den Vordergiebein der Haͤuſer. In jede Kammer legt die 
Biene ein Ey nebft etwas Honigteig zur Nahrung, für Die 
ungen, 


Zwote Samilie; Hummeln. 


6, Die Violethummel, 
Apis Violacea. 
Kupfert. Inſ. LXI. Fig, 1. 


Dieſe Hummel iſt vermuthlich die Groͤßte von allen, da 
fie oft über einen Zoll fang und über einen halben breit wird. 
Der Leib iſt etwas flach, glänzend ſchwarz, glatt, nur die Sei— 
ten find mit ftarfen Haaren befezt; die Fuͤſſe find Dick, breit, 
und fehr rauch; die Worderfülfe des Männchen haben breite 
lamellöfe, etwas ausgehöhite Scheiben, wie die Wafferfafer, 
und haben auch vermuthlich eben denfelben Zwef. Die Flür 
gel haben eine blaue Grundfarbe, fpielen ader fehr ſchoͤn mit 
Gold, grün und violett. Sie fommt aus Indien; dafelbft 
bohrt fie in die trocknen Stämme, hoͤhlet in denfelben der Laͤnge 
nach mehrere Zellen aus, die fie mit einer aus Blumenftaub 
und Honig vermifchten Materie anfüllet, und in jede ein Ey 
legt; durch vier bis fünf hölzerne Ninge werden die Neſter ab», 
gefondert. 


* Die Erdhummel. 
Apis Terreſtris. 


Dieſe hier zu Sande ſehr häufige Hummelart iſt ſehr rauch, 
ſchwarz, der Bruſtſchild hat eine gelbe Binde, und der Hins 
ter⸗ 





76 — — 


terleib iſt am Ende mit weiſſen Haaren beſezt. Dieſe Art lebt auch 
in Geſellſchaft; ſie machen ſich in der Erde groſſe Hoͤhlen, und 
legen in derſelben groſſe runde Zellen an, die an einander kleben, 
fie beſtehen aus einer feſten, zaͤhen Materie, die pergament- 
artig ift, und faft wie Süßholz riecht. In diefe Zellen legen 
fie ein Ey, füllen fie mit Honig an, den fie zum Theil den Bie⸗ 
nen ftehlen, und darauf verſchlieſſen jie dieſelbe. 


8. Die Steinhummel, 
Apis Lapidaria. . 
Kupfert. Inf. LXI. Fig. 3. 


Diefe einländifhe Hummel ift ganz ſchwarz, rauch, der 
After ift mie fuchsrothen Haaren befezt. Sie bauet fid) ein 
Met unter Steinhaufen, ſammlet auch Honig ein, ift aber da. 
bey'oft unglücklich, wenn fie es den Bienen raubt. Man fin 
det ſowohl bey diefer als bey mehreren Hummelarten, daß fie 
an Größe fehr verfchieden; find; man hält dieß gemeiniglidy 
für Varietäten, id) halte aber vielmehr dafür, daß die klei— 
nen, Die Gefchlechtsiofen ein und eben derfelben Are find, - 


\ 


9, Die Boftonianerin, 
Apis Boftoniana. 
Kupfert. Inf, LXI. Fig. 2. 
Auch diefe gehört zu ben größten Hummeln. Sie ift 
ſchwarz, der Bruftfchitd ift mit fuchsrothen Haaren befezt, der 
Hinterleib ift oberhalb ſchwarzrauch, am After vollgreifer Haare, 
Die Schienbeine endigen fich in gelbrothen dicken Büfcheln. Die 


Fluͤgel find braun und breiter, wie gewöhnlich. Sie kommt 
aus Amerika. Ä 


Zehnte 


— — 77 
Zehnte Gattung. 
Ameiſen. Formica. 


Dieſe Inſekten ſind auch ſonſt unter den Namen Myren 
bekannt. Griechiſch heiſſen fie uceuos; hebr. Nemalim; franz. 
Fourmi; fpan. Hermiga; engl. Haus, Emote, Pismire; hol, 
Mieren; dan. Mprer; Nord. Mimauer; Lett. Skudderis; 
Ehſt. Sibblifas; Schwed. Mira; Ruſſ. Myrabei; Perf, Mur; 


Ihr Eharafter ift: | 
Das Maulbat Kinnladen, vier Freßfpigen, Eeine Zunge, 
Die Fuͤhlhoͤrner find fadenförmig, gebrochen. 


Ein ſenkrecht fiehendes Schüpchen zwifchen der Bruſt 
und dem NHinterleibe, welches ‚aber doch bey einigen 
wenigen feblet. 


Vier horizontal liegende Stägel haben die Männden und 
Weibchen, die Arbeitsameifen aber find ohne Flügel, 


Der Kopf ift etwas eckigt, die Stirn breit, die Fuͤhl— 
börner find faft fo lang, als die Bruft, haben zwölf Gelenfe, 
deren erftes den dritten Theil der ganzen Laͤnge hat; fie find mit 
ſehr feinen Härchen beſezt; binter den Fuͤhlhoͤrnern ftehen die 
Augen, und einige Arten haben aud) die drey Ozellen; hinten 
ift der Kopf herzfoͤrmig ausgefchnitten. Das Bruſtſtuͤck iſt 
fhmaler, als der Kopf, und hat mehrere Fügungen, die an 
den Seiten fpißig hervorgehen; zwifchen der Bruſt ſteht ein 
ſenkrechtes Schüpchen, Der Hinterleib ift eyrund, hinten zus 
gefpigt; in demfeiben befindet fich bey den Weibchen und Ges 
ſchlechtsloſen ein feiner, hohler Stachel, aus welchem ſich, ine 
dem fie verlegen, ein fcharfer, beiffender Saft ergieft, der 
Jucken und Geſchwulſt verurſacht. Die Hüften find aus drey 
Knoten zuſammen gefezt, und mit feinen Haͤrchen befezt. Ei 

erſte 


78 — —— 


erſte Gelenk des Fußblatts iſt halb fo lang, als die übrigen viere 
zuſammen; das lezte hat zwey Klauen. Die Fluͤgel ſind viel 
länger, als der Leib, liegen platt auf, und kreuzen ſich. Es 
giebt unter ihnen, wie bey den ‘Bienen dreh Gefchlechter: Weib» 
hen, Männchen, und Geſchlechtloſe. Die Weibchen find 
gröffer, als die Männchen; dieſe lezten gröffer, als Die Arbeits» 
ameifen, ihre Zaͤhne feiner, die Augen geöffer ; die Arbeits 
ameifen haben ſtarke Freßzangen, Feine Ozellen, Feine Flügel, 
Die Ever der Ameifen find fo Flein, daß fie Faum mit bloffen 


Augen gefehen werden koͤnnen, ihre Oberfläche ift glänzend glatt, 


wiepoliert. Aus diefem Ey kommt ein Wurm, der Feine Füffe 
bat, fein Leib hat zwölf Ninge, und liegt immer gefrümmt, 
Diefer Wurm wird, wenn er ausgewachfen ift, zur Nymphe, 
die in einer weiffen, gefponnenen Hülfe liegt, und eben diefe 


# 


find es, Die ganz faͤlſchlich für Ameifeneyer gehalten, und zum 


Sutter für die Nachtigallen gebraucht werden, 


Die Ameiſen leben größtentheils, wie die Bienen, in 
ganzen Republiken zuſammen; fie machen ſich ein groſſes ges 
meinſchaftliches Gebaube von vielen Kammern in der Erde, 
welches man einen Ameifenhaufen nenne. Cie tragen dazu 
allerley zufammen, verfertigen hohe gemölbte Gänge, in wels 
den fie ungehindert mit einander umgeben, und ihren Beruf 
erfüllen Eönnen, Die Männchen und Weibdyen befchäftigen 
fich blos mit der Fortpflanzung ihres Geſchlechts. Die Arbeits 


ameifen müffen fo wohl den Bau verrichten als auch die Jun⸗ 


gen füttern, und erziehen; fie fragen diefelben zwifchen den Zaͤh⸗ 
nen allenthalben hin, wo fie es für nöthig finden; wird die Era 


de trocken, fo tragen fie fie tiefer in die Erde; wird fie feuchter, . 


fo bringen fie fie hoͤher; falle Falte, naffe Witterung ein, 
fo bringen fie fie an die Mittagsfeire, und bey groffer 
Hise an die Mitternachtfeite des Haufens, Ihre Nahrung ift 
verfchieden; im Winter leben fie, wie die meiften Inſekten ohne 
Nahrung, und find in einem Zuftande der Betäubung; des 
Sommers fuchen fie fih Früchte, Inſekten, Würmer, auch 
Aas Fleinerer Thiere, welches fie völlig ffeletiven; am meiften 
lisben fie Süßigfeiten, kommen daher auch gern in die Speife, 

fans 


— 79 


kammern, fuchen fid) Zuefer , Honig und füfle Früchte, lecken 
an den Saft der Zweige, finden fid) fleifig zwifchen den Blat-· 
läufen ein, belecken fie und verzehren den von ihnen hervorges 
brachten Honigfaft. 


Man will bemerkt haben, daß die Ameifen, nach Art der 
Bienen, jaͤhrlich ſchwaͤrmen, das heißt, alle Männchen und 
Weibchen verlaffen den Haufen, vielleicht werden fie auch von 
den Arbeitern ausgetrieben. Ihre Anzahl ift oft fo groß, daß 
fie in fheinbaren Dampffäulen fich in die Luft erheben, und 
von ferne das Anfehen von einem Nordlicht geben; ja in der 
naſſen Jahrszeit verfinitern ihre Scharen oft die Luft, und feßen 
Abergläubige in Schrecken; bey diefem Schwaͤrmen verlieren 
fie die Flügel, die fehr loſe figen, fallen herunter, und diejeni« 
gen, die den Vögeln entrinnen, kommen dod) kuͤmmerlich um; 
keine kehrt zum Haufen zuruͤck. 


Ihre Zaͤrtlichkeit gegen die Jungen iſt uͤberaus groß; den 
ganzen Tag ſchleppen ſie ſich damit, und wenn man einen 
Ameiſenhaufen zerſtoͤrt, ſo iſt es ein ruͤhrender Anblik, zu ſehen, 
wie ſie ihr eigenes Leben nicht achten, und nur an die Rettung 
der Jungen denken; ihre erſte Sorge iſt, ſie im Schatten zu 
bringen, weil ſie die Sonnenſtrahlen nicht vertragen koͤnnen; 
wenn man daher in der Sonnenhitze neben dem Haufen vermit⸗ 
telſt eines Bretes einen Schatten macht, ein weiſſes Tuch dar⸗ 
innen ausbreitet, und nun den Haufen zerſtoͤrt, ſo tragen die 
Ameiſen ihre Jungen ſelbſt auf dieſes Tuch, und ſo kann man 
in kurzer Zeit eine große Menge ſammlen. Es ift unglaub⸗ 
lich, wie gefchwind fie die Jungen der Gefahr zu entreiffen, 
und wie beherzt fie diefelben zu vertheidigen fuchen. Man hat 
gefehen, daß eine Ameife, mitten von einander gefchnitten, 
nod) acht bis zehn Jungen weggetragen hat. 


Der Fleiß der Ameife ift ſchon oft ein würdiger Gegen— 
ftand der Dichtfunft geweſen. Bey Anlegung eines Haus 
fens find fie ganz unermüder befchäftige, die Erde auszuböhlen 

und 


80 — — 


und wegzuſchleppen, allerley Grasfaͤſerchen, Fichtennadeln, 
Stroh, Holz, und kleine Körner jufammenzutragen, und fo 
unordentlich ihre Arbeit zu ſeyn ſcheint, fo verräth fie doch viele 
Kunſt. Nicht jedes Erdreich ſchickt fich zum Ameifenhaufen, 
fondern eg muß etwas feucht feyn, fonft fallen die Höhlen zus 
fammen. Gemeiniglich ift die Sage abſchuͤßig, am Fuß eines 
Baums, deffen Wurzeln das Waſſer abhalten, daß es nicht 
zu ſtark in den Haufen dringe; oder auch in den Höhlen der 
Bäume, an trofnen Erdhöhen, in alten Maulmurfshügeln, 
und unten an den Wänden und Mauern. Bey der Arbeit 
theilen fie fic) in zwey Kolonnen, die eine bauer, die andere 
‚träge Die Erde weg. Die Gänge unter der Erde haben mit 
einander Gemeinfdyaft, und find gleichfam die Straßen der 
Stadt. Oben gebt der Ameifenhaufen Fegelförmig fpiz zu, 
damit das Waffer beffer ablaufe, und nicht zu flarf eindringe, 
Ihre Nahrung und ihren Vorrarh pflegen fie von weitem here 
zuhohlen; fie laffen überall, wo fie gegangen find, einen Pfad, 
den man zwar nicht fehen Fann, weil er vielleicht nur dem Ges 
ruch merfbar ift, auf weldyem fie aber ficher ihren Haufen wie: 
derfinden Finnen. Man wird denfelben am Beſten dadurdy 
gewahr, weil fie auf demfelben beftändig auf und abwärts lau— 
fen; ftreiht man mit dem Finger einigemal quer über denfele 
ben weg, jo ſieht man ihre Verlegenheit, fie bleiben da ſtehen, 
als wenn fie nicht wüßten, wo fienun weiter hin follten. Fine 
den fie gröffere Körper, als daß eine fie tragen koͤnnte, fo foms 
men mehrere zu Hülfe, sieben und ftoffen fie fort, oder zerfiüs 
den fie mit den Zaͤhnen; bat eine Ameiſe einen glüflicen Fund 
gethan, etwa füffe Früchte, Zucker oder Kornyaufen, fo giebt 
fie ein Zeichen, und bald ift die ganze Republik in Bewegung, 
und der ganze Zug geht dahin; fie machen fich auch perfchies 
dene Wege für die ausgehenden, und für die beladen zuruͤkkeh— 
renden. Teiftdie Beladene unterweges eine an, die nichts traͤgt, 
fo giebt fie oft ihre Buͤrde an dieſelbe ab, die fie weiter trägt, 
und die erfte Fehrt gleich wieder zum neuen Rule um. 
Die Todten tragen jr aus ihrer Stadt weg. 


/ 


Mite 


— — N 


Mitten im Haufen ift ein groffer freyer Platz, diefer ift 
r Verſammlungs · und Speifefaal; auch verfammlen fie fid) 
daſelbſt zum langen Winterfchlaf; denn die Körner, welche fie 
aufjuchen, find nicht zum Vorrath auf den Winter beſtimmt, 
wie man falſch geglaubt hat, weil fir Feinen Vorrath bedürfen. 
Sind die Jebensmittel rar, fo giebt man das Noͤthige den Jun— 
gen, und die übrigen falten bis auf beffrre Zeiten. Damit 
das Korn welches fie famınlen, nicht auswahie, fo pfle⸗ 
en fie alle Keime ſogleich abzubeiſſen; und damit es niche 
faule ‚ fo trofnen fie es täglid) auf einem Haͤufchen zufammen, 
getragener dürrer Erde, | 
Alle Ameifen eines Haufens Fennen ſich unter einander, 
und Feine fremde wagt es, ſich unter fie zu mifchen, weil fie, 
dafelbft ihren Tod finden würde; aud) halt fid) jede Ameife zu 
ihrem eignen Nefte, und würde fie in ein anders Fommen, fo 
wird fie herausgeriffen, und nachdruͤcklich beſtraft; man har es 
verfucht, eine Ameife aus ihrem Neite zu nehmen, und in ein 
andres zu fezen; fie fam aber bald wieder heraus, und wurde 
von zwey andern fehr higig verfolge. Cie find überhaupt febe 
hitzig und zornig, und vertheidigen ſich mit ſtandhaftem Muth. 
Ihre Stärke ift nad) Verhältniß ihrer Gröffe fehr groß, denn 
fie ſchleppen Körper, die vielemal gröffer und ſchwerer find, als 
fie ſelbſt, Stundenlang hohe und fteile Mauren hinauf und 
berunter. 

Es möchtedenn doch wohl einige Verfchönerung ber Eins 
bildung dabey feyn, wenn man von ihnen erzählt, daß, wenn 
es gleich ein unverbrüchliches Gefeg bey ihnen fey, daß Feine in 
das Kaͤmmerchen einer andern kommen dürfe, fo daß alfo Feine 
Befuche, und feine Gaftfreyheit bey ihnen ftatt habe, fü dien» 
ten fie ſich dod) in fo fern einander, daß fie ihre Laſten oft an 
den Eingängen andrer Mefter niederlegten, und von deren Eins 
wohnern herein getragen würden; ja fie trieben einen Taufch« 
handel, liehen ſich einander Korn, fraften diejenigen, die ibre 
Schuldigkeit nicht thaͤten; und wenn eine ein Staateverbredyen 
begangen, fo würde fie als ein Delinquent von einigen heraus- 
geführt, und dafelbft in Süden zerriffen, Wer mehrere Be 

Gem. Naturg. VIILB. ıtesSt. F mer⸗ 








82 — 


merkungen einer lebhaften Einbildungskraſt zu leſen wuͤnſcht, 
den verweiſe ich auf des ſeel. Prof. Meyers Verſuch eines 
Lehrgebaͤudes von den Seelen der Thiere pag. 52 — 64. 


Tief in den Ameifenhaufen findet man oft die Larve des 
groffen Goldkaͤfers; fie wird daher von den gemeinen Leuten der 
Ameifenkönig genannt; ob diefelbe der Wärme wegen ft fih da 
aufhalte, und fi freundlich, oder feindlic) — iſt noch 
unbekannt; nur die Ameiſen thun ihr nichts. 


Man findet auch viele Harzkoͤrner in den Ameiſenhaufen, 
die von den Fichtenbaͤumen und Wacholderſtraͤuchen geſammlet 
werden; ſie geben dem Haufen, wenn man ihn ruͤhrt, einen 
angenehmen Geruch, und werden auch wohl zum Räucjern ges 
ſammlet. 


So wie Die Ameiſen mancherley Schaden anrichten, auch 
die Obſtbaͤume verderben, fo haben fie dagegen auch viele Feinde; 
worunter bier zu Lande der Ameifenlöwe (Formicaleo) und in 
wärmern Jändern der Ameifenfreffer (Tamandua-Guacu) gehört, 
welcher feine faft drey Schuhe lange Zunge in die Haufen fticht, 
an welcher fich die Ameifen wie an einer Leimruthe feftfegen, 
und von ihm verfehlucfe werden. Da die Ameifen eine ftarfe - 
faure Seuchtigfeit, flüchtiges Salz und Oehl enthalten ‚ fo has 
ben fie einen groffen medicinifchen Nugen; und in der Natur 
helfen fie die Mienge der Raupen und ander Infetten vermin⸗ 
dern, und das Aas wegſchaffen. 


Von dieſen Inſekten har Zinne‘ ſiebzehn, und — 
ſieben und dreiſſig Arten beſchrieben. 
1. Die rothe Ameiſe. 
Formica Rufa. 
Kupfert. Inf. LXII. Fig. 1. 
Diefe Art ift unter den einlandifchen eine der Größten, 


und macht in den Fichtenwaͤldern groffe Fegelförmige Haufen: 
aus 





aus Fichtennadeln, Holzfpänen, Reiſern und andern Materias 
lien. Den Winter über wohnen fie unten auf dem Boden des 
Haufens, und kommen erft im Frühjahr in die Höhe. Ihre 
$ange beträgt etwa vier Linien. Der Kopf ift braunroth, zwi⸗ 
fhen den Fuͤhlhoͤrnern ſchwarz; der Bruftfchild ift braunrorh, 
der Hinterleib dunfel, ſchwarzbraun, die Züffe braun. - Das 
Schuͤpchen, welches zwiſchen dem Hinterleibe und dem Bruſt-⸗ 
Schilde ſteht, ift ein Fleiner, flacher, bornartiger, ſenkrecht 
ftehender Theil, oben breiter, unten ſpitz. Diefe Art bat feis 
nen Stachel, aber fie fprigen einen Flaren, ſtarkriechenden, 
fäuerlichen Saft von fich, der auf der Haut Fleine Blafen her⸗ 
vorbringt. Sie ſind auch boshaft genug, mit den Zaͤhnen in 
die Haut zu beiſſen. In der Hitze ſind ſie ſehr lebhaft, die 
Kaͤlte aber macht ſie traͤge und erſtarrt. Sie tragen ſehr viel 
Harzkoͤrner zuſammen, die doch vermuthlich nur zu Baumate— 
rialien gebraucht werden; denn daß ſie davon leben ſollten, iſt 
nicht wahrſcheinlich. Ihre Haufen ſind oft einige Fuß hoch, 
und er / iſt voll hohler Gaͤnge, die auf den Boden geben, und an 
der Oberflaͤche ihren Ausgang haben. In der Mitte iſt die gea 
woͤhnliche Wohnung der Larven; nimmt man ſie da weg, ſo tra⸗ 
gen die Ameiſen ſie mit ängftlicher Sorgfalt wieder in ihren 
vorigen Ort. Die Larve mache fid) zur Verwandlung ein 
enförmiges Gefpinfte von mweißgrauer Seide, welches genau 
die Gröffe der Nymphe hat; dies gefchicht in Junius. Die 
vollkommene Ameife kann aber nicht aus dem Gefpinfte fommen, 
wenn die Arbeiter nicht eine Defnung einbeiffen, aus welchen 
— = BEFORE Fann, | 


2, Die Zugameife. - 
Formica Cephalotes. 
Kupfert. nf. LXI. Fig, 2. h 
Dies ift unter den befannfen die größte Art, und in Sus 


rinam zu Haufe, Der Kopf I aufferordentlic) groß und Di, 
und 


84 — — 





und in der Mitte durch eine tiefe Furche getheilt, hinten ſteht 
an jeder Seite eine kleine Dornſpitze. Die Zaͤhne ſind groß 
und gekerbt, die kleinen Ozellen fehlen. Der Bruſtſchild ſitzt 
vermittelſt eines kurzen dünnen Halſes am Kopf; er bat vier 
bobe, jcharfe Dornfpigen, und noch an jeder Seite eine Fleine, 
rüfwärts gefrümmte Spige. Das Stielchen des Hinterleibes 
bat die gewöhnliche Schuppe nicht, aber einige Spigen. Die 
Fuſſe find fehr lang. Diefe Ameifen fönnen vielen Schaden 
anrichten, undin einer Mache einen Baum gänzlich entblättern; 
viele klettern hinauf, und beiffen die Blätter ab, und viele taus 
fende ftehen unter dem Baum, fallen über die abfallenden Blaͤt⸗ 
ter her, und tragen ſie in ihr Neſt. Sie machen ſich Hoͤhlen 
in der Erde, die oft acht Fuß hoch find, und fo geſchickt, als 
Menſchen fie faum machen fünaen. Wenn fie an einen Ort 
wollen, wo kein Weg hingebt, fo machen fie fi) folgender Geſtalt 
eine Bruͤcke; Die erfte feztfid) auf ein Suͤckchen Holz, und beißt 
fi) feſt an daſſelbe mit den Zähnen an; die zweyte fezt ſich an 
die erfte, und haͤlt ſich feſt, die dritte an die zweyte, und ſo 
weiter, ſo haͤngen ſie wie eine Kette an einander und laſſen ſich 
nun vom Winde an den Ort hinwehen, wohin fe wollen, da 
ſich denn Die lezte von der Kette feft anflammert ; nun iſt alfo 
die ‘Brücke fertig, über welche denn fogleid) viele taufende weg» 
laufen. Mit den Spinnen und andern Inſekten führen fie bes - 
ftäandig Krieg. Alle Jahre kommen fie einmal mit unzähligen 
Schwaͤrmen aus ihren Höhlen, dringen in die Häufer, durch— 
laufen alle Zimmer, und tödten alle groffe und Fleine Inſekten, 
die fie dafelbit finden; die größten Spinnen werden gleid) von 
fo vielen angepackt, daß fie fid) nicye wehren fünnen. Die ' 
Menſchen felbit müffen vor ihnen fliehen, denn fie geben trupps 
weife aus einem Zimmer ins andre, und wenn ein Haus ges 
reinigt ift, gehen fie ins benachbarte, und fo alle Häufer durd), 
bis fie zulezt in ihre Höhlen zurüffehren. Eben diefer Reini— 
gung wegen fieht man fie gern; wenn fie ankommen, ſchließt 
man alie Kiften und Schränfe auf, "denn fie ſuchen alles durch, 
verjagen alle Rasen, Mäufe, Kackerlacken, Scorpionen, und 
was ER für gefährliche Inſekten des — find; wenn ſie 

aber 


— æ— 85 


aber beleidigt werden, fo raͤchen fie ſich, und zerfreſſen Schuhe 
und Struͤmpfe. 


3. Die Raſenameiſe. 
Formica Caefpitum. 
Kupfert. nf. LXII. Fig. 3. a. b. e 


Sice haͤlt ſich in Kolonien unter der Borke oder unter Stei« 
nen auf, und iſt dunkelrothbraun; der Kopf iſt braun, und fo 
groß. als der Hinterleib; der Bruftihild hat zwey Höcker oder 
Dornipigen, und das Stieldyen zwiſchen dem Bruſtſtuͤck und 
dem Hinterleibe zwey Knoͤtchen, ohne Schüpchen; die Weib. 
chen Fig. 2. c. find viel gröffer, als die Männdyen Fig. 3. b. 
welche ſich in Schwärmen auf Blätter fegen, und mit den Flü« 
geln in beftändiger Bewegung find. Die Larven find weiß, 
mit einem groffen braunen Mittelfledfe, welcher der durchſchei— 
nende Darmfanal iſt. Sie verwandelt ſich ohne Gefpinfte zur 
Nymphe. / 


Der Doppelhafe. 
Formica Bibamita. 
Kupfert. Inſ. LXIT. Fig. 4. 


Sie ift bey Madagaffar zu Haufe, gelbbraun; oben auf 
dem Bruſtſchilde ſtehen zwey Dornen, und aud) vorne auf jes 
. der See; die Schuppe auf dem Stielchen iſt groß, und en⸗ 
digt ſich oben in zwey auf die Seiten gefrümmte Hafen. 


Eilfte 


Eilfte Gattung. 
Afterbiene. Mutilla 


Der Name foll eine Verftümmelung anzeigen, womit 
auf Die Abwefenheit der Flügel. gezielet wird, die ihnen größten« 
theils eigen iſt; obgleich einige diefe ungeflügelten nur für Weib- 
hen halten wollen. Sie haben im übrigen viele Aehnlichkeit 
mit den Bienen, doc) zählen andre fie lieber unter die SAME 
welpen. Zudem Charakter derfelben gehört: 

Die meiften haben Feine Flügel. 

Der Körper ift rauchhaarig. 

Das Bruftftück ift hintenher zurüfgebogen. 

Die Zühlhörner find fadenförmig, das erfte Glied lan— 

ger, eingebogen. 

Die uͤbrigen ſind kurz und unter ſich gleich. 

Sm Lebe liegt ein Stachel verborgen. 


Von ihrer Geſchichte iſt uͤbrigens noch wenig bekannt, 
weil ſie uͤberhaupt ſelten ſind. 


Man kennet zehn bis zwoͤlf Arten. 


1. Die europaͤiſche. 
Mutilla Europaea. 
Kupfert. Inf, LXIII. Fig. 1. a. b, 


‚Sie hat die Gröffe der gemeinen Biene; Kopf und Fuͤhl⸗ 

hörner find ſchwarz, leztere kuͤrzer als der Bruftfchild; dieſes 
iſt ſchoͤn roth, vorne ſchwarz; der Hinterleib iſt ſehr haarig, 
ſchwarz, mit drey weiſſen Binden, wovon die zwey hinteren 
oft unterbrochen find; die Fuͤſſe ſind ſchwarz. Das Weibchen 
e feine Slügel, 


| 


2. Der 


| — mn 87 
2. Der Südländer. 

Mutilla Americana. 
Kupfert. Inf. LxIII. Fig. 2. 


Etwas gröffer, wie die groffe Waldameife, ſchwarz, mit 
filberweiffen Haaren befezt, die Haut chagrinartig; auf dem 
Bruſtſchilde ftehen vier groffe, ovale, weiffe, paarweife liegende 
Flecke, und auf jeder Seite bey der Wurzel der Mittelfüffe ein 
weiſſer, länglicyter. Der erfte Ning des Hinterleibes ift fo 
groß, wie die übrigen zufammen; auf demfelben ftehen vier 
rothe Flecke, und an jeder Seite eine weiffe !ängslinie. Auf 
den übrigen Ringen flehen drey weifle Sängsftreifen, eine in der 
Mitte, dieandernanden Seiten. Die Fühlhörner find ſaͤwarz, 
gebrochen, zwölfgliedrig, Die Fuͤſſe baarig und mit vielen 
Dornfpigen befezt, - —* | 





4 


# —J — 
RER UN 


N 





Das Thierreich, 
in foftematifcher Ordnung befchrieben, und mit 
natürlichen Abbildungen erläutert, 


VI. Stoffe 


ne: 





VI. Bandes, 2tes Stüd, 


oder 
Neun und zwanzigſtes Zwoͤlf Kupfer. 
Taf. 337 bis 348. 





Berlin und Stralſund, 


| "bey Gottlieb Auguft fange 
1786. 


— 


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N 
By 








Sechfte Ordnung. 


Inſekten mit zwey Fluͤgeln. 
Diptera. 





—X 


$ ie Gnfiften, welche zu diefer 5 en, finb das 

durch, daß fie nur zwey Zügel haben, von der Natur 
feldft durdy deutliche und ſtandhafte Kennzeichen von den 
übrigen genug abgefondert. Anſtatt der fehlenden Unrerflügel, 
die bey den vorigen Inſekten vielleicht auch mit zur Aufrecht« 
Haltung der Dberflügel dienen mögen, hat die Natur diefen 
zweyfluͤglichten Inſekten zwey Eleine gekeulte Stäbchen gegeben, 
die vielleicht auch als Fluͤgelhalter angeſehen werden koͤnnen, oder 
zum Auffliegen dienen; andere halten ſie fuͤr Balanzirſtangen, 
und glauben, daß ſich das Inſekt damit beym Fliegen im Gleich» 
gewicht zuerhalten fuche, Daß diefe Stäbchen den fumfenden 
oder fingenden Ton verurfache, den viele im Fliegen hören lafe 
fen, ift eine Bermuthung ‚ bie wenig für ſich bat, da viele der 
vorigen Juſekten mit vier Flügeln ein nod) größeres Sumfen 
madıen. 


Diefe Inſelten haben zwey große, vorſtehende Augen, die 
faft den ganzen Kopf einnehmen, und bey vielen in Gold und 
fchönen Farben fielen, fo lange das Thier lebt. Sie haben 
die Struftur der vorigen, und haben einige taufend Facetten; 

G 2 ſie 


93 — 





ſie ſpielen zum Theil mit ſchoͤnen Farben. Auch die kleinen 
Ozellen werden an den meiſten hinten auf dem Kopfe gefunden, 
ob fie gleich ihrer Kleinheit wegen kaum ſichtbar find. Ihre Fuͤhl⸗ 
börner find fehr verfchieden, fehaufelförmig, borſtenaͤhnlich und 
fadenförmig, Auch das Maul iſt fehr verfchieden ; denn einige ha- 
ben einen hornartigen Rüffel, womit fieempfindlich ftechen Fönnen, 
andre haben einen weichen, hohlen, unten offenen Nüffel, der ſich 
ausftrefen, zufammen ziehen und aufblafen läßt; oft ftehen 
noch nebenbey fpißige Zähne, womit das Inſekt erſt einbeiße, 
und dann des ausquilfende Blut oder Saft mie der Zunge ableft. 
Die Freßfpigen find fadenförmige gegliederte Stielchen vorne 
am Kopfe, dicht an der Wurzel des Saugrüffels, und find fehr 
verfchieden geftaltee. Der Kopf hängt mit einen fehr Furzen, 
dünnen, fadenförmigen Hals am Bruftfchilde feſt. Diefer 
Bruſtſchild ift meiftentheils oval, oft buklich, auch wohl mic 
Spitzen befezt, die ihm eine fattelförmige Oeftalt geben. Un- 
ter demfelben ftehen die Füffe, die von den übrigen Inſektenfuͤſ— 
ſen nicht abweichen, und allezeit fünf Gelenfe am Fußblatte ha» 
ben. Oben find die Flügel eingelenft, welche fehr dünne, haus 
tig, durchſichtig, auch oft mit Flecken gezeichnet find; fie lies 
gen horizontal auf dem Ruͤcken, und freuzen fich etwas. Hinz 
ter den Flügeln fteben Die Schuͤppchen, welche die Balanzir⸗ 
ftahge bedecken, wenn fie nicht etwa — * ſteht. Der Hinter: 
leib befteht aus Ningen, die fich) ausdehnen und zufammenzie- 
ben laffen, und gemeiniglic) oben und unten hornartige Plats 
ten haben, Die an den Seiten durch eine membraunöfe Hauf 
gefchieden find: jeder Ning bat zwey $uftlöcher, 

Alle Inſekten diefer Eiaffe leben vom Pflanzen » und Thier: 
veiche, fangen den: Honigfaft aus den Blumen, und das Blue 
aus fhierifihen Körpern, freffen auch Fleifch und andere Sins 
feften. Die Weibchen werden von den Männchen befruchtet, 
fegen darnad) Eyer, aus welchen $arven Friechen, die von 
Pflanzen und animalifchen Theilen leben, alsdenn zu Nymphen 
werden, und zulezt in den vollkommenen Zuſtand treten; da 
dies nicht bey allen auf einerley Art geſchicht, ſo wird dies bey 
jeder einzelnen Gattung genauer zu beflimmen feyn. Bey eini⸗ 
gen will man gefunden haben, daß ſie lebendig gebaͤhren. 

Lin⸗ 


— — 93 


Linne“ bat die Inſekten diefer Ordnung unter zehn Gate 
£ungen gebracht, wovon einige wieder Unterabtheilungen haben, 
aus welchen Sabricius eigene Gattungen gemacht, wie aus 
folgender ©egeneinanderftellung zu erfeben ift. 


Binne‘, - Fabricius. 
1. Oeſtrus. Oeſtrus. 
2. Tipula. Tipula. 
3. Muſca. Bibio. 
Stratiomus. 
Rhagio. 
Syrphus. 
a Mufca, 
4. Tabanus. Tabanus. 
Rhingia. 
5. Culex. Ks Culexu 
6. Empis. Empis. 
7. Conops. RO Conops. 
. Stomoxys, 
| Myopa.: 
8. Aſilus. Afılus. 
9. Bombylius. Bombylius. 
10. Hippobofca. Hippobofca. 


Erfte Gattung. 
Bremſen Oeftrus. 


Man nennet diefe Inſekten auch Wiehbremen, meil fie 
dem Viehe nicht nur fehr beſchwerlich, fondern auch gefährlich 
find. Imengliſchen heiffen fie: Whame und Gladflies. holl. 
Horfel. Ihre Gattungsfennzeichen find niche fo leicht von an 
dern genau zu beſtimmen. In Anfehung des Maules hat man 
wohl noch) gar gezweifelt, daß diefe Inſekten ein Maul haben. 
Sabricius giebt zum Kennzeichen an, daß das Maul einen 
Saugrüffel Habe, ohne haͤutigen Ruͤſſel und ohne Freßfpigen. 
Der Saugrüffel laffe ſich — blaſenaͤhnlicher, zuſam⸗ 

SM men⸗ 


94 — — 


mengewachſener Lippen zuruͤckziehen, welche eine kleine runde 
Oefnung haben, durch weiche ſich der Ruͤſſel hervorſtrecken laſſe. 
Die Fuͤhlhoͤrner find kurz, fadenfoͤrmig, das erſte Glied kug⸗ 
licht, und ſtehen auf einem dickern Gliede vor der Stirn, und 
haben am Ende ein ziemlich langes Haar mit einem Gelenke 
am Grundtheile ‚ es ſizt aber mehr an der Seite, als am Ende, 
Sie ftehen in einer Möhlung vor den Kopf, die eine Scheide⸗ 
wand zwifchenfich haben. Zwiſchen den groffen Aigen ftehen 
oben die drey Ozellen. Der Kopf ift ziemfich breit, und ver⸗ 
längert fid; unten in eine Art von runder Schnauze, Die einem 
Maule aͤhnlich fheint, aber weder Nüffel, Zahne, ned) Freße 
- fpigen bat; nur findet man drey eingedruchte Punkte, Die ana 
dre für Knoͤtchen halten und in einem eine Eleine Nöhre finden 
wollen. Der Leib ift fehr haarig, wodurch diefe Inſekten den 
Hummlen ähnlich fehen. Die Fußblaͤtter haben zwey Krallen 
und zwey Fußballen; die Flügel liegen horizontal, Das Weib. 
chen hat am Ende des Leibes eine hornartige, waljenförmige 
Roͤhre, und das Männchen zwey Hafen zum Anhalten. 

Die Sarven find diefe, weißliche, madenförmige Würs 
mer ohne Fuͤſſe; der Leib hat eilf Ninge, die oft an den Seiten 
fleine Doͤrnchen, allzeit aber hinten zwey $uftlöcher haben. Sie 
leben in thierifchen Körpern, indem die Bremfe das Ey auffer« 
halb an die Haare des Thiers legt; die ausfriedyende Larve beißt 
fi) in den. Körper ein, woraus eine Beule entfteht von deren 
Eiter der Wurm lebt, Wenn fie ihre Vollkommenheit erreicht 
bat, Eriecht fie rüfwärts aus dem Körper heraus, fällt auf die 
Erde, verbirgt ſich daſelbſt, und verwandelt ſich in eine eyfoͤr⸗ 
mige harte Puppe, die oben einen Deckel hat, welchen die Bremfe 

hernach beym Ausfriechen öfnet. 

Von diefer fo fehädlichen Gattung von Inſekten ſind zum 
Gluͤck nur ohngefehr 6 Arten bekannt. | 


1. Die Ochfenbremfe, 
| Oeftrus Bovis. 
-Rupfert. Inſ. LXIV, Fig. 1. | 
Sie hat die Größe der großen blauen Schmeigfliegen, iſt 


baati und einer kleinen Hummel aͤhnlich; vorne ſind die Haare 
grau, 











—— * 


grau, hinten braungelb, die Spitze des Hinterleibes iſt ſchwarz; 
die Fluͤgel ſind braunbandiert. Sie legt ihre Eyer auf die 
Haut des Rindviehes, der daraus kriechende Wurm beißt ſich 
in die Haut ein, und verurſacht eine eiternde Beule, worin ſie 
lebt, und den Schwanz zum Othenhohlen immer an die Ober« 
flaͤche haͤt. Die Bremfe ſucht immer gern das junge befte und 
gefundefte Vieh dazu aus: Das Rindvieh merkt es fehr wohl, 
wenn.eine ſolche Bremfe ihr nahe kommt, um ihm ihre Eyer 
anzubringen, es läuft daher mit aufgehobenem Schwanze aus 
allen Kräften, welches die Sandleute biffen, und die Bremſe 
den Biffewurm nennen. Bekomme ein Stüf Rindvieh viele 
folhe Beulen, fo wird es Frank und matt. Man öfner auch 
gern ze Beulen, und drückt den Wurm heraus, 


2. Die Rennthier Bremfe, 
Oeftrus Tarandı. 


Auch die Rennthiere werden, wie die Kühe, von einer 
Bremſenart fehr geplagt. Diefe ift groß, rauch, ſchwarz, 
mit großen, glänzenden ſchwarzen Augen; der Bruſtſchild ift 
bleihgelb, mit einem ſchwarzen Streif um die Bruft herum, 
Der Hinterleib ift unten eingedrückt, nächft der Bruft bleichgelb, 
übrigens roſtfarbig; die Flügel find weiß durchfichtig; die 
Schenfel find rauch, ſchwarz, die übrigen Glieder der Füffe 
bleich; am Ende jedes Fuſſes ftehen zwey groffe [harfe Klauen, 
die ein Haar zwifchen fidy haben; die Balanzirftangen find 
mit einem Fleinen Häuschen umkleidet, die Fühlhörner fehr kurz. 
Diefe Bremfe verfolge das Rennthier oft viele Stunden lang 
ohne Aufhören, und fliegt allzeit grade genen deffen Rücken 
oder unmittelbar hinter denfelben ; fie hält dabey den Schwanz 
beftändig grade ausgeftreft, und träge auf dem äufferften Ende 
deffelben ein.weiffes Ey, fo groß, als ein Fleines Genfforn. 
Sie ift mit diefem Ey fo vorſichtig, daß fie daffelbe auf des 
Rennthiers Rücken zu werfen nicht getrauet, wenn daffelbe nicht 
- eine Weile ſtille ſteht, und wenn fie auch vor Mattigkeit er» 
4 muͤdet 








mübet nieberfäffe, fo verfolgt fie doch nach einer Minute Ruhe 
das Rennthier wieder mit neuem Eifer. Das Renntbier be- 
kommt von den Maden derfelben groffe Beulen, die die Lappen 
Cırbma nennen, und wodurd) fie oft den dritten Theil ihrer 
Rennthiere verlieren. Die Larve ift fo groß, wie eine Eichel, 
weiß, aber an dem Schwanze ſchwarz, der an der Defrung der 
Beule fteht; der ganze Körper ift mit ringformlgen — 
Randern beſezt. 


3. Der Aftefriecher, 


 Ocfirus Haemorrhoidalis.. 
Kupfert. Inſ. LXIV. Fig. 2.3, 8, 


Sie ift über einen halben Zoll fa, — um das 
Schildchen weißlich; der Hinterleib am Ende roſtfarbig; die 
Flügel find ungefl: [2 ‚, und ben einem Geſchlechte viel Fürzer, 
alsder Hinterfeib. '- Die Larve lebt in den Gedärmen der Pferde, 
indem die Bremfe ihre Ever nahe am After legt, und die auge 
gekrochenen $arven.in denſelben hinein kriechen; je wird an 8 
$inien lang, ift-graugelblich ; die Ringe des Lei 
NHinterrande. ‚feine Dornſt acheln, vermittelſt welcher fie fi an 
den Wänden der Gedaͤrme anftemmet, damit, fie nit vom Un⸗ 
rath mit aus den After berausgetrieben werde, Der Kopf hat 
am Ende zwey bewegliche Hafen , die noch einen Fleinen horn» 
‚artigen Theil zwiſchen ſich haben; oben auf dem Kopfe ſtehen 


zwey kleine Fleiſchhorner mit einem ſchwarzen Mittelfieck. Wenn 


ſie ausgewachſen ſind, laſſen ſie ſich von dem Unrath mit aus 
dem Leibe berausitoffen, kriechen in die Erde, und verwandeln 
ſich dafelbft in ovale, barte, braunfchwarze Kofons aus ihrer 
eignen Haut, in welchen fie einen Monat. bleiben, und alsdenn 
‚wie eine liege aus dem aufaefpuengen. Aa hrer Huſſe her⸗ 
vortreten. 


4. Der 


es haben am 


— — — 97 
4. Der Stirngruͤbler. | 
u... Oeftrus, Ovis. 
Kupfert. nf. LXIV. Fig. 3. 


Diefe Art lebt als Larve im Kopfe der Schafe. Daß die 
Bremfe durch die Stirnhölen hinein Frieben, und ihre 
Eyer. bineinlegen folte, „glaube id) nicht, fondern vielmehr, daß 
die Larve von auffen durch die Nafe bineinfrieche; fie verurfas 
chen den Schafen ‚die bekannte Krankheit, die das Drehen der 
Schafe beißt. Die ,Bremfe ift aſchgrau, ſchwarz gefledt; 
der Hopf bat viele ausgehölte Punkte auf dem Wirbel. 


748 * 


Zweyte Gattung. 
>. Rangfüße Tipulae. 

Diefe Inſekten find auch unter den Namen Schnafen 
bekannt, und wegen der langen Füße der meiften Arten leicht zu 
Eennen. Das Wort Schnafen will man davon herleiten, daß ' 
fonft ſchnaken fo viel heiße, als Scherz treiben, und fo jen es 
auch mit diefen Inſekten, dieweil fie den Mücken ähnlid) find, 
auch leicht die Furcht erwecken Fönnfen, daß fie fehr empfind- 
lich ftechen koͤnnten; aber es fen nur ihr Scherz, indem fie 
wirklich nicht Rechen. Sie werden auch) bisweilen Erpfliegen, 
Erdmücden, Erpfchnafen genannt, Die eigentlichen Kenn. 
zeichen find folgende: 

Die Fühlhörner find fadenformig, ben den Männchen 

oft gefämmt, auch findet man einige Arten mit keulen— 
förmigen Fuͤhlhoͤrnern. 

Der Kopf ragt wie eine Schnauße hervor, hat am Ende 

ein Maul mit $ippen, einen Eurzen zurüf gebogenen 

' Saugrüßel, und zwey lange unterwärts gekruͤmmte und 
gegliederte Freßſpitzen. 

Der Kopf ift nur Flein und rund, mit zwey großen netz⸗ 

förmigen Augen; die Fleinen Ogellen fehlen. Der Bruſtſchild 

| 65; iſt 


98 — — 


iſt dick, und ſteht hoch gewoͤlbt indie Höhe. Die Fuͤſſe find auſ- 
ſerordentlich lang und dünne, und ſitzen an ſehr langen, fegele 
förmigen Hüftwirbeln; die Fußblätter haben fünf Glieder und. 
doppelte, zarte Krallen. Sie reiſſen ſich aufferordentlich Teiche 
vom Körper los. Die Flügel find ſchmal länglicht, am Ende 
‚abgerundet, bald länger, bald Fürzer, als der Hinterleib, wel⸗ 
cher lang, dünne, beym Männchen am Ende di, abgeftuzt, 
beym Weibchen fpiz zulaufend if. Die Balanzirftangen ftes 
hen ohne Schüppchen ganz frey; fie find lange, dünne Stiel- 
en, mit einem unregelmäßigen ovalen KRnöpfchen, weldyes 
unten wie ein $Jöffel ausgehöhle ift. Nach der Paarung lege 
das Weibchen die Eyer an verfihiederen Orten, weil aud) die 
$arven, fo wie ihre Lebensart und Verwandlungsgeſchichte, die 
noch) lange nicht von allen befannt ift,- fehr verſchieden find. Ei⸗ 
nige Sarven, infonderheit der gröffern Arten, find den Käfere 
larven ähnlich, Haben zwey Augen und fechs Füße, wohnen 
im faulen Holze, ftreifen zur Verwandlung in eine Puppe bie 
:Haut ab, und die Puppe hat am Kopfe zwey Erumme Hörner, 
wodurch fie Othem hohlt. Andere wohnen im Kuhmiſt, andre 
in der Erde an den Wurzeln der Pflanzen und die meiften der 
-Heinern Arten leben im Waſſer, haben hinten ein Paar $uftröbren, 
‚und vorne, ein Paar Erhöhungen, wie halbe Füße, ſchwim⸗ 
‚men zum Theil fehr geſchickt, zum Theil halten fie fid) an den 
‚Seiten des Ufers auf, fpinnen fid) einne Art Häuschen , in 
welchem fie verborgen leben, umnicht den Fifchen und Wafferine - 
feften zum Raube zu werden. Auch als Nymphen find fie fehr 
verfchieden; einige bleiben in den Loͤchern, in weldyen fie vor⸗ 
ber lebten, ſtille liegen, andre ſchwimmen und bewegen ſich 
auch als Nymphen von einem Ort zum andern, behalten aud) 
ihre Luftroͤhren, und fommen deshalb oft auf die Oberfläche, 
um frifche Luft einzuziehen. Die Schnafen felbft halten fid) 
theils auf den Wiefen, theils in Gärten, andre am Waffer 
auf. Diele figen auch auf den Blättern der Bäume, und les 
ben vonihrem Safte. Des Abends tanzen fie wie die Mücken, 
und fliegen auch gern dem Lichte zu. Man har ſchon an 70 Arten 
entdeckt, und diefelben unter folgende zwey Familien gebracht, 





I, Lang⸗ 








rise Sangfüße mit — Fluͤgeln, wenn ſie ruhen, 
und muͤckenartigen Geſtalt. 


2. Langfuͤße, ‚die mit den Flügeln im Ruheſtande den 
$eib bedecken, und den Fliegen aͤhnlich find. 


Erſte Samilie. Mückenartige Langfuͤße. 
Dos Kammhorn. 
Tipula Pe&inicormis. 
Kupfer Sf. LXV, Fig. ı. 2. 


Sie ift unter den einländifchen faft die größte; die Fuͤhl— 

hoͤrner des Männchen find federbufchartig, der Kopf ſchwarz, 
der Bruſtſchild orangefarbig, in der Mitte ſchwarz; der Hinter 
leib ift pomeranzenfarbig, mit ſchwarzen Flecken auf den Rüs 
den; die Flügel haben einen braunen Punfe in der Mitte, am 
dicken Rande. Die Larve lebt im Holzmehlalter, fauler Baum⸗ 
ftämme, und übermwintert in diefem Zuſtande. Sie werden 
über einen Zoll lang. Das Maul hat Zangen wie Raupens 
zaͤhne, und eine Unterlippe mit einigen Sreßfpigen, Sie ver. 
"wandeln fic) in diefer Erde in braune, ſtachlichte Nymphen 
mit zwey langen $Suftröhren am Bruftfhilde Die Schnafe 
kommt im Junius zum Vorſchein. 


Die Saffranfarbige, 
Tipula Crocata. 
Kupfert. nf, LXV. Fig, 3. 


Sie gehört auch unter die groffen Arten; die Grundfarbe 
iſt ſchwarz, die Zühlhörner find gezaͤhnt, der Hals gelb, der 
Bruſtſchild gewoͤlbbt, bucklig, an den Seiten gelb, fo wie das 
Schildlein; der Hinterleib ift fehr breit, am Ende zugefpizt, 
mit einem Euren Segeftachel zwifchen zwey Scheiden; an eini⸗ 
gen Bauchgliedern ftehen gelbe Ringe; die Schenkel des hin. 

tern 


100 ° euren 








tern Fußpaares haben einen braunen Ning; das Männchen 
unterfcheidee ſich durch gefiederre Fuͤhlhoͤrner und einen ſchma⸗ 
lern Hinterleib, auf welchem die gelben Ringe unterbrochen 
ſind. Die Larve wohnt auch in faulem Holze. 


3. Die Gartenſchnake. 
Npula Hortorum. 


Kupfert. Inſ. LXV. Fig. 5. 


Die groͤßte einheimiſche Schnake; die Farbe iſt braͤun⸗ 
lichgrau, die Fuͤhlhoͤrner ſind roſtfarbig und borſtenartig, die 
Fuͤße braͤunlich, die Fluͤgel braun mit weiſſen Flecken. 


| Zweyte Samilie, Fliegenartige Langfuͤße. 
| 4. Die Obſtſchnake. 
Tıpula Pomonae. 
! Kupfert. Inf. LXVI. Fig. 5. 


Sie ift ganz glänzend ſchwarz und glatt, die Fühlhörner 
find kurs, die Schenfel roftfarbig, und die Flügel ſchwaͤrzlich 
mit einem ſchwarzen Randpunkt. Sie ift den Blüten der 
Aepfelbaͤume fehr ſchaͤdlich, zumal da fie fich oft fehr zahlreich 
einfinder. 


Dritte Gattung. | 
Sliegen Mufca 


Nicht alle diejenigen Inſekten find wirkliche Stiegen, die 
viele im gemeinen geben unter diefen Namen begreifen, und 
faft alle ſolche, die zroey Flügel haben, dazu zählen. Man 
"muß alfo aud) hiebey auf die eigentlichen Kennzeichen —— 
ſam ſeyn; dieſe beſtehen darin: 


Die 


— — Tor 


Die Fuͤhlhoͤrner ſind ſchaufelfoͤrmig, naͤmlich das lezte 

Glied iſt wie eine Palette, oder Linſe und hat allezeit 

an der einen Seite ein deutliches Haar, das — 
an beyden Seiten baͤrtig ift. 


Das Maul bat einen Saugrüffel mit zwey Fleiſchlppen 
er laͤßt ſich ausdehnen, einziehen, mehr und weniger 
aufblaſen; die Freßſpitzen ſehlen. 


Der Kopf der Fliegen iſt groͤßtentheils rund, hat zwey 
groſſe, nezfoͤrmige Augen, und oben die drey glatten Ozellen. 
Er ſitzt vermittelſt eines muſkuloͤſen Halzes am Bruſtſchilde; 
dieſer iſt dicke, gewoͤlbt, bald rauch bald glatt, oft goldglaͤnzend 
oder mit andern Farben gezeichnet; an jeder Seite ſtehen zwey 
uftloͤcher, und ſowohl die 6 Füße, als die zwey Fluͤgel, find 
an denſelben befeftigt; hinten bat er ein flaches Stuͤck, welches 


das Ruͤckenſchildchen iſt. Die Flügel find gemeiniglic) läng- 


lid) eyrund, durchfichtig, mit vielen Adern durchzogen; oft 
gefärbt und flecfig; unten an der Wurzel derfelben ftehen zwey 
doppelte Schuͤppchen unter welchen die Balanzirftange liegt, 
die ein Stielchen ift, mit einem linfenförmigen Knoͤpfchen; ver- 
muthlich find alle diefe Theile zur Richtung des Fluges nöthig, 
Die Füffe haben nichts befonderes, die Fußblätter haben fünf 
Glieder, wovon das lezte Krallen und unten zwey Küffen bat. 
Der Hinterleib ift bey den meiften Arten kurz und dick, eyrund, 

binten fpiß zulaufend; er hat mehrere Ringe und an den Seiten 
£uftlöcher, 


Die Fliegen leben von unzähligen Dingen aus dem Thier- 
und Pflanzenreiche, die fie mit ihrem Nüffel belecken, flüf 
fige Dinge auffaugen, und nicht recht flüßige benegen, erwei— 
den, und dann davon zehren. Am meiften lieben fie die Süf- 
figfeiten; und fie werden den Menfchen oft fehr befehwerlich, 
ſowohl weil fie fi fo gern auf die Haut feßen, als auch weil 
fie alle Geraͤthſchaften in den Zimmern durch ihren haͤufigen 
Unrath ganz verderben. 


Zur Fortpflanzung ihres Geſchlechts muͤſſen ſie ſich begatten, 
toben ſie aber etwas ganz allein haben, naͤmlich daß F 
Weib⸗ 


102 — Ze 


Weibchen fein Zeugungsglied in die Gefchlechtstheile des Männ. 
chen einläße ‚undauf folche Art befruchtet wird ;mwenigftens iſt 
Dies von einigen Arten befannt. Das Weibdyen lege darauf Eyer 
an folhen Orten, wo die auskriechenden Maden fogleich ine 
Butter finden; von einigen Arten hat man auch wahrgenom« 
men, daß fie lebendig gebähren. Sie find fehr fruchtbar, fo 
daß eine Fliege einige hundert Maden hervorbringt, Die Made 
hat feine Füffe, etliche Ringe, vier Luftloͤcher, und anſtatt 
des Mundes einen Saugruͤſſel; ſie waͤchſt, haͤutet fſich einige 
mal, und wird zur Puppe, wobey die meiſten ihre Larvenhaut 
behalten, andre aber auch ſich ein eigenes eyfoͤrmiges Toͤnnchen 
formiren, welches einen Deckel hat, den die auskriechende Fliege 
aufſprengt. Wenn die Fliege ausgekrochen iſt, und ſich ent— 
wickelt hat, waͤchſt ſie nicht weiter, wie einige ganz irrig 
glauben. 


Der groſſen Menge der Fliegenarten wegen hat man noͤ. 
thig gefunden, ſie in mehrere Familien zu vertheilen; man hat 
hlebey auf viele Verſchiedenheiten Ruͤckſicht genommen, die hier 
anzufuͤhren viel zu weitlaͤufig wäre, da nun einmal nur die lin⸗ 
neifche Einteilung in diefem Werke beybehalten wird, welcher 
folgende Familienabtheilungen macht: 


. Fliegen mit fadenfoͤrmigen Fuͤhlhoͤrnern, ohne Seiten⸗ 


borſte. 
2. Fliegen, deren Fuͤhlhoͤrner eine Seitenborſte haben, 
und dieſe ſind 


a. wolligte, doch iſt dies oft kaum zu merken; welche 
1. kamm oder federbuſchartige Fuͤhlhoͤrner haben; 
2. oder nur eine einfache Borſte an den Fuͤhlhoͤrnern. 
b. haarigte, ſo daß der Leib, vorzuͤglich der Bruſtſchild 
mit Borſten beſezt iſt; und dieſe haben wieder 
1. Eamm. oder federbuſchartige Fuͤhlhoͤrner, 
2. oder borſtenartige. 


Fabri⸗ 





a 103 





Fabricius bringt alle diefe Sliegenarten unter fünf eigene 


Gattungen, namlich: r 
1. Bibio, kurze, cylindrifche, Dicht aneinanderſtehende 
Fuͤhlhoͤrner. 


2. Stratiomus, hervorragende, cylindriſche, dicht an ein« 
anderftehende, zugefpigte Fuͤhlhoͤrner; das erfte Glied 
iſt groͤſſer, die übrigen unter fid) gleich. 


3, Rhagio, _furge, aneinanderftehende, cylindrifhe, am 
Ende zugefpiste, borftentragende Fuͤhlhoͤrner. 


4. Syrphus, kurze Fuͤhlhoͤrner, deren leztes Glied plattge⸗ 
drücke iſt, und eine Borſte traͤgt. 


5. Muſca, kurze eingekruͤmmte Fuͤhlhoͤrner, das lezte Glied 
iſt platt gedruͤckt, und traͤgt eine Borſte. 


1. mit einer nackten Borſte. 
2. mit einer gefiederten Borſte. 


Linne⸗ * in allen 129 Arten, Sabrieius 215 Art 
Befchrieben. 


Lifte Samilie. Mit fadenförmigen Fuͤhlhoͤrnern, ohne 
Seitenborfte. . 


1. Der Mohr. 
Muſca Morio. 
Kupfert. Inf. LXVI A. Fig. 1; 


Dieſe Stiege bat einen etwas breiten, platten $eib, ift 
überall ſchwarz, und rauchharigt; ber Hinterfeib hat an den Sein 
ten einige weiffe Haarbuͤſchel. Auch die Flügel find auf der 
innern Hälfte ſchwarz, und überhaupt lang und groß, und 
werben von der Fliege auch beym Sißen in einer ausgebreites 
sen Stellung getragen, Sie ijt nicht — 


v7 Der 


104 — 


2. Der Weißband. 
Mufca Maura. 
Kupfert. Inſ. I.XVI. A. Fig.2. 


Sie iſt der Vorigen ziemlich aͤhnlich, auch breitleibig 
undf chwarzhaarig; der Bruſtſchild iſt mir weißgelblichen Haa⸗ 
ren eingeſaßt; der Hinterleib bat weißliche Haarbinden, und 
die Fluͤgel ſind mit braunen Flecken beſprengt. 


3. Die Sattelfliege. 
Mufca Ephippium. 
RKupfert. Inſ. LXVI. A. Fig. $. 2 


Der Kopf ift Fleiner als gewöhnlich, breiter, "als lang; 
die Fuͤhlhoͤrner weichen etwas ab, und find rübenförmig, unten 
dick, oben fpiß zulaufend, und haben fieben Ringe: der Bruſt⸗ 
ſchild iſt obenauf roth, welches zu obiger Benennung Anlaß 
gegeben hat; die Einfaffung ift. überall ſchwarz, voll ſchwarzer 
Haare, und an jeder Seite ftehen drey Spigen; Hinten bat 
daffelbeeinen Fortfag mit zwey geöffern Dornfpigen, die Flügel 
find ziemlich groß und durchſichtig braun; die Fluͤgelkoͤlbchen 
find weiß; die Fuͤſſe find ſchwarz, der Hinterleib ſchwarz und 
haarig. Sie ijt felten. | 


4. Die Waflerfliege. 

Muſca Hydroleon. 
Kupfert. Inſ. LXVI. A. Fig. 4. N SV ne IE 
Die Fühlhörner find fadenförmig, am Ende dider, Kopf 
und Bruſtſchild ſchwarz, das Schildlein ſchwarz mit blaffen 
Zähnen befezt; die Fluͤgelkolben find grün; der Hinterleib ift 
überall grün, hat aber auf dem Rücken drey ſchwarze Flecken, 
die nad) hinten zu 'Fleiner werden, und in einander: laufen; 
vorne find die Seiten eckig; die Füße find gelbbraun. : Ihre 

$arve lebe im Wafler. 


37 


5. Der 


— im ; 105 
5. Der Wurmlömwe, 
Muſca Vermileo. | 
Kupfert. nf, LXVI. A. Fig. 5. u. 6. 


Diefe Stiege hat in ihrem erftem Sarvenftande viele Aehnlich— 
feit mit dem im zweiten Bande befchriebenen Ameifenlömen. 
Diefe Larve lebt auch im Sande, macht fi) in demfelben trich— 
terförmige Vertiefungen und wartet auf dem Grunde derfelben 
mit halbem im Sande verborgenen $eibe auf Fleine Inſekten, 
die in diefelbe fallen, welche fie umſchlingt, mit dem Fleinen 
Kopffpieße tode ſticht und ausfaugt; den übrigen todten Körper 
weiß fie mit dem Kopfe fehr geſchickt aus der Höhle herauszu: 
ſchnellen. Sie ift aber bey weitem nidjt fo raubbegierig, als 
der Ameifenlöwe, fondern ſehr ſchuͤchtern und furchtſam; im 
‚Sande ganz lebhaft, aber wenn man fie herausnimmt, unber 
meglih. Ihre Sänge beträgt einen halben Zoll, ihre Geftale 
iſt walzenfoͤrmig, vorne dünner als hinten, und fie frümmt ſich 
in allerley Geftalten; fie hat Feine Füße, fondern bewegt fid) 
wie die Regenwuͤrmer vermittelft des Kopfs und der Ringe des 
$eibes, deren eilf find; der Kopf ift Fegelförmig ‚ am Ende 
fpiß, braun, hornartig, etwas gefpalten, womit fie einbohre 
und faugt; fie Fann aber auch ven Kopf ganz einziehen. Auf 
dem Leibe ftehen hie und da fteife, nach vorne zu gefehrte Haare 
auf Fleinen Warzen, der legte Ring ift länger, als die andern, 
etivag platt, Frumm underhaben, und endigt fich mit vier kegel⸗ 
förmigen, ziemlich) langen, hörnerförmigen Fleiſchanhaͤngen, 
auf welchen fteife, ziemlich dicke, unbeweglidye Haare fteben ; 
oben auf jtehen zwey rothe Punfte, die man für &uftlöcher hält. | 
Auf dem fünften Ringe fiebt man zur Seite noch einen Fleinen, 
warjenähnlichen Theil, in defien Höblung bisweilen ein brau. 
nes, fegelförmiges, hornartiges ftumpfipigiges Spieß erfcheint, 
und vermuthlid zum Sefthalten ber Beute diene, Sie ver. 
wandelt ſich in der Erde ohne Hülfe, doc) zieht fie Die Haut ab, 
und der Sand Flebt ſich feft an der Nymphenhaut an. Mad) 
vierzehn Tagen zu Ende des Junii fpalter fid) die Haut auf 

Gem. Ylaturg. VIII. 2tes St. H dem 


106 — — 

dem Kopfe und Bruſtſchilde, und die Fliege kommt heraus, 
Sie iſt fuͤnftehalb Linien lang, gelb, mit vier ſchwarzen Stri— 
chen am Bruſtſchilde, und fuͤnf Reihen ſchwarzer Flecke am Hin⸗ 
terleibe; die Fluͤgel ſind ungefleckt. Fig. 6. zeigt ſie vergroͤſſert. 


Zweyte Familie. Wolligte, mit gefiederten Fuͤhlhoͤrnern. 


6. Die Wollenfliege. 
Muſca Bombyloides. 
Kupfert. Inſ. LXVI. B. Fig. 1. 


Kopf und Bruſtſchild ſind ſchwarz, obenher mit einem 
graugelblichen wolligten Weſen uͤberzogen; der Hinterleib iſt 
ſchwarz; am Ende mit weiſſen Haaren beſezt; am kenntlichſten 
wird ſie durch das mittelſte Fußpaar, welches ſehr viel laͤnger 
iſt, als die uͤbrigen, und die Schienbeine ſind gekruͤmmt; alle 
Fuͤſſe ſind haarigt und ſchwarz. 


Dritte Familie. Wolligte Fliegen, mit Fuͤhlhoͤrnern 
welche Borſten haben. 


7. Die Hornißfliege. 
Muſca Oeſtracea. 
Kupfert. Inſ. LXVI. B Fig. 2. 
Sie iſt wolligt ſchwarz, das Schildlein gelblich weiß, 
der Kopf iſt auch vorne, und der Bruſtſchild hinten weißwolligt; 
der Hinterleib iſt ſchwarz, am Ende rothgelb; die Fuͤße ſind 


ſchwarz, die Fußblaͤtter gelb; die Fluͤgel nach dem Vorderrande 
zu roͤthlich gelb, mit einem ſchwarzen Querſtrich in der Mitte. 


Vierte 


je 107 
Vierte Samilte, Haarigte , mit gefiederten Fuͤhlhoͤrnern. 
8. Der Hohlbauch. | 
| Mufca Inanis. 
Kupfert. nf. LXVL B. Fig. 3. 


Sie gehört unter die größten anlänbiſhen? Arten. Der 
Kopf iſt gelb, der Bruſtſchild ſchwarz; der Hinterleib hat drey 
gelbe und drey ſchwarze Binden, das Weibchen hat vier gelbe; 
dieſe gelben Binden ſind haledurſicheig und es ſcheint durch 
ſie der Hinterleib ganz hohl wie eine Blaſe zu ſeyn. Die Flü- 
gel haben einen gelbtichen Anſtrich. Die Larve dieſer Fliege 
lebt in den Neftern der Hummeln, und verzehrt deren Brut 
und Nymphen. 


9. Die Durchfcheinende, 
Mufca Pellucens. 
Kupfert. Inſ. LXVI. B. Fig. 4 


Sie gehört auch zu den größten, und ſchwebt mit einem 
jiemlichen Geſumſe oft lange in der Luft auf einer Stelle, und 
verändert ihren Dre mit einem Stoß, welches mehreren Arten 
gemein iſt; Sie ift ganz ſchwarz und rauh, die Stirn gelb, 
der zweite Ning des Hinterleibes ift breit, gelb, glatt wie Bern. 
ftein, und aud) fo durchſichtig; die Flügel haben einen braune 
lichen Anftrid), 


10, Die Schmeißfliege. 
Mufca Carnaria. 


Dieß iſt die überall befannte gie ſtahlblaue Sep; 
der Bruftfchitd iſt ſchwarz, taub, der Hinterleib blau mit 
ſchwarzen Binden; fie machen im Fliegen ein ftarfes Sumfen ; 

2 und 


108 er. 








und Ihr Geruch ift äufferft fein, daher fie das Fleiſch todter 
Körper fehr weit wittern Tönen, in welches fie ihre Eyer les 
gen, woraus Maden entitehen, die das Fleiſch verzehren, und 
deffen Fäulniß vermehren; dieſe Maden haben Feine Füße, aber 
am Maul zwey Hädchen, womit fie das Fleiſch abreiffen; vorne 
find fie ſpitz, und hinten am dickſten; zur Verwandlung Eries 
chen fie in die Erde, und machen ſich aus ihrer eigenen Haut 
eine Verwandlungohůlſe 


Eine andere Art Fleiſchfliegen, die eigentlich in den Speiſe— 
fammern und Küchen ſich aufhält, ift ſchwarz, und har auf 
dem Bruſtſchilde einige graue Laͤngsſtreifen; und der Hinterleib 
ift mie würfelartigen, glänzenden Flecken beſezt; jene nennet 
man zum Unterſchied Vomitoria, und dieſe Carnaria. 


11. Die Mittagöfliege. 
Mufca Meridiana. 
Kupfert. Inſ. LXVI. B. Fig. 5. 


Sie ift ſchwarz, und hat vorne am Kopfe zwey groffe gold. 
farbige Flecke; die Flügel find an der Wurzel ockergelb. Die 
$arven leben im Kuhmiſt, haben einen fpigigen Kopf, und an 
demfelben einen groffen Hafen; fie wohnen im Kuhmiſt. 


Fuͤnfte Samilie, Haarigte, mit borftenarrigen Fühlhörnern, 


12. Die Wohlriechende, 
Mufca Olens. 
Rupfert. nf. LXVI. B. Fig. 6. 


Sie ift fehr groß, überall gelblichroth, der Kopf braun, 
die Flügel liegen flach auf einander, und haben einen gelblicyen 
Anſtrich. Das Männchen ift ſchmaͤler und brauner; die 
Fliege hat einen ſtarken nicht unangenehmen Geruch, der 
ſich auch nach dem Tode noch einige Jahre erhaͤlt. 

13. Der 


ü unemk ir nn 109 
13. Der Wildfang, 
Mufca Fera. 
RKupfert. Inf, LXVI C. Fig. r. 


Sie ift ſchwarz, der Hinterlelb gelblich vorh, burchfchei- 
nend, und man Fann im Bauche nichts wahrnehmen ; auf dem 
Rücken defjelben ftehtein breiter ſchwarzer Laͤngsſtrich; die Fluͤ⸗ 
gel haben einen ſchwaͤrzlichen Anſtrich. 


14. Der Rieſe. 
Muſca Groſſa. 
Kupfert. Inſ. LXVI. C. Fig. 2. 


Unter allen einlaͤndiſchen Arten die dickſte und groͤßte. Der 
Kopf iſt an der Stirn gelb, die Augen ſind braun, der Bruſt⸗ 
ſchild und Hinterleib ſchwarz, voll langer, dicker Borſten. 
Die Fluͤgel haben einen gelbbraunen Anſtrich. Sie haͤlt ſich 
auf den Blumen auf, inſonderheit auch auf der Lindenbluͤte; 
fie find aber wegen ihrer Schnelligkeit ſchioer zu fangen, und 
fumfen ſtark. 


15, Die Sonnenwendefliege, . 
Muſea Solfkitialis. 
Rupfert. Inſ. LXVI. C. Fig. 3.2. b. 


Sie ift nicht groß; der Kopf rund, mit fchönen, grüne 
goldenen Augen; Fuͤhlhoͤrner, Füße und Rüff el gelb; der Bruft 
ſchild grüngelb mit einem grauen oder hellbraunen Fleck auf der 
Mitte; der Hinterleib grüngelb mit einigen ſchwarzen DAUER: 
Die Flügel find groß, mit vier blaßbraunen Querbinden. Das 
Weibchen hat am Ende des Leibes ein langes, okergelbes 
Bohr, womit es die Eyer in, bie Diftelblumen legt; in 
den Saamenförnern verfelben leben die Larven, fecffen ben 
Run aus, beshalb fie aud) am Kopfe ein hakenfoͤrmiges Or— 
| 23 gan 


118 — — 
gan haben; ſie verwandeln ſich auch in dieſen Koͤrnern, und 
im Junio kommt die Fliege zum Vorſchein. 
16. Die Sternfliege. 
Muſca Stellata. 
Kupfert Inf. LXVI. C Fig. 5. a. b. ®) 


Die ganze Fliege hat eine Aſchfarbe; hinten ſchwaͤrz⸗ 
lich, die Fluͤgel ſind durchſichtig, mit einer ſternfoͤrmigen 
Zeichnung am Ende. Man finder fie in der Schweiz in Gaͤr⸗ 
ten, Doch iſt fie felten, 


17. Die Betrübte, 
Mufca Triftis. 
Kupfer. Inſ. LXVI. €. Fig. 5. a. b. 


Sie ift ſchwarz, an den Seiten gelblichroth, unten weiß; 
die Flügel find fehr breit, und nach auffen zu braun; die Fuße 
blätter find breit, behaart, und haben lange Klauen, 


— 


Vierte Gattung. 
Pferdefliegen. Tabanus. 


Sie heiſſen auch Viehbremen, weil ſie eine Plage fuͤr das 
Vieh find, franz. Taon, engl. Burrefly, ital. Tavano, holl. 
Bremfen. Ihre Gattungsfennzeichen find: 


Die Fuͤhlhoͤrner find did, faft fo lang, als der Kopf, 
haben vier Stuͤcke; die zwey untern find kurze, ringelförmige 
Gelenke, das dritte ift lang, und bat bisweilen ein Häfchen, 
das vierte iſt dünne, fFegelförmig, und ſcheint aus drey bis 


vier Gelenken zu beftehen, die aber nicht deuclich zu unterfiheie 


den find, 
Das 


*) Yuf der Rupfertafel And Fig. 4 und 5 miteinander verwechfelt. 





— em 111 


Das Maul hat einen Ruͤſſel der ſich in zwey Fleiſchlippen 
endigt; zwey dicke Bartſpitzen bedecken ihn, und er fuͤhrt flache, 
lanzettenfoͤrmige Stacheln. Die Fluͤgel liegen nicht kreuzweis 
uͤber einander. Am Ende der Fußblaͤtter ſtehen drey Ballen. 


Der Kopf iſt ſo breit, als der Bruſtſchild, an welches 
er durch einen kurzen feinen Hals feſtſizt. Die nezfoͤrmigen 
Augen ſind groß, und nehmen faſt den ganzen Kopf ein, ſo daß 
ſie ſich beym Maͤnnchen beruͤhren, beym Weibchen aber einen 
kleinen Streif zwiſchen ſich laſſen; fie find im Leben gemeinig⸗ 
lich goldgruͤn, oft mit Purpurſtreifen, welches ſich aber im 





Tode verliert. Die Fuͤhlhoͤrner find nicht allezeit gleih; bald - - 


baben fie eine länglichte, halbmondförmige Palette, aus deren 
Grunde eine Eurze abgeftuzte Spige hervorgeht, und das Ende 
ift Fegelförmig, oben gefrümmt, viergliedrich; die Palette ift 
mit dem Kopfe durch zwey andre walgenförmige, haarichte, 
jufammengegliederte Theile vereinigt, Bey andern find die 
Fuͤhlhoͤrner länger, die Palette walzenförmig, unten dicker, 
vielgliedricht, etwas in die Höhe gekruͤmmt, und durch zwey 
andre walzenförmige haarichte, zufammengegliederte Theile am 
Kopf befeftige. Der Ruͤſſel fteht grade weg, liegt in Eeiner 
Höhle, iſt leifchicht, Hat einen Furzen Stiel, und zwey dicke 
tippen; oben in einem Falz liegt der zugefpigte Theil, der ei- 
gentlih zum Stechen gebraucht wird und aus fechs Lanzetten 
beſteht. Die Bartfpigen find beym Weibchen länger, als beym 
Männchen, zweygliedricht, haaricht. Oben auf dem Kopfe 
ftehen die drey Ozellen. Der Bruftfchild ift groß, haaricht. 
Der Hinterleib ift oval, bat fieben Ringe und furze Haare. 

Die Flügel find länger, als der Leib, und dicht an ihrer Wur⸗ 
zel fißen die Mufcheln, die die Balanzirflange bedecken. Die 
Vorderfüße find mit langen Wirbeln eingelenkt; die Fußblaͤtter 

haben fünf Glieder, am Ende zwey Krallen und drey Ballen, 


Sie fliegen bey Tage, fehnell, und brumfen. Sie ver 
folgen und ſtechen das Vieh, am meiften in der Hige; aber 
nur das Weibchen ift fo blurdürftig, da die Männchen auf 
Blumen leben, Ihre Larven leben in der Erde, Eönnen ſich 

24 ſehr 


112 — ü 


ſehr fang ausdehnen, find greiß; der Kopf ift glänzend braun, ° 
und läßt fi) ganz einziehen, fo wieder lezte Ring, der nur eine 
kleine, kegelfoͤrmige Warze ift; unter dem Leibe flehen einige 
Fleiſchwarzen anſtatt der Füße. Die Nymphe iſt mwalgenförmig, 
oft einen Zoll lang, braungrau, am Ende ſtehen 6 hornartige 
Spitzen, und vorne am Kopf zwey kleine Haken, welches ver: 
muthlich Luſtloͤcher find. 





Linne“ hat 19, Fabricius 28 Arten beſchtleben. 
1. Die Ochſenbremſe. 


Tobanus Bovinus. 
Kupfert. Inſ. LXVII. Fig. ı. 


Dieſe Art verfolgt und plagt die Pferde am meiſten, aber 
auch das Rindvieh; fie iſt braun, faſt einen Zoll lang, die 
Fuͤhlhoͤrner mondförmig, die Augen grün, die Schenfei gelb; 
der Dinterleib bat blaßgelbe Duerlinien und auf ver Mitte jedes 
Ringes einen blaßgelben dreyeckigen led. 


2. Die Rieſenbreme. 
Tabanus _Gigas. 

Kupfert. Inſ. LXVII. Fig. 2. 
Die größte unter den einländifhen; die Augen find grün, | 

der Bruftichild mit rojtfarbigen Haaren befezt, in der Mitte 
ſchwaͤrzlich, hinten mie weiffen Haaren eingefoßt. Der Hits 


terleib ſchwarzbraun, am After ſtehen rörhliche Haare, die Huͤf⸗ 
ten find fywarz, Die Schienbeine gelb, 


3. Die Grasbreme. 
© Tabanus Bromius. 
‚Kupfer. Inſ. LxVII. Fig. 3. 


Die Augen find grün, mit einer Purpurſtreife; der $eib | 
ift dunfel afchgrau, mit greis und ſchwarz ſcheckig; an ger | 
en 


— 813 


ften Ringen ſtehen an den Seiten hellgreiſe Flecken; das Maͤnn⸗ 
chen ſoll ſolche fahlbraune Flecken haben. 





4. Der Regendeuter. 
Tabanus Tropicus. 
Kupfert. Inſ. LXVII. Fig. 4. 


Die gemeinfte Biehbreme; braun mit grünen Augen, die 
drey Purpurftreifen haben; der Hinterleib hat an den Seiten 
einen groffen vojtfarbigen Fleck. Diefe Arc plage die Pferde 
am meijten, 


5, Der Blinger. 
Tabanus Coecutiens. 
Kupfert. Inf, LXVII. Fig, 5. 


Ein niedliches Thierchen ; die Augen haben ef — 
grünen Goldalanz mit Purpurpunften; der Kopf iſt grau, mit 
drey glaͤnzendſchwarzen, etwas erhabenen, im Dreyeck ftehenden 
Flecken, zwifchen welchen die Fühlhörner, und auf einem 
die Ozellen ſtehen. Der Bruftfchild und Leib find braun; auf 
dem lezten ſtehen gelbe, dreyeckige Flecken; die Fluͤgel haben 
drey braune Flecken wie Binden. Dieſe Art ſticht auch die 
Menſchen. 


Fuͤnfte Gattung 
Muͤſcken. Culex 


Einige Arten dieſer Inſekten ſind bekannt genug, und 
eine groſſe Plage der Menſchen. Man nennet ſie oft unrecht 
Schnaken; im franz, Couſin; holl. Muggen. In den waͤr— 
mern Sünden find fie noch häufiger, und machen es nothwen— 
dig, die Bettſtellen mit Flor zu uͤberziehen, wenn man ruhig 
ſchlafen will; in Amerika heiſſen fie Moſkinten, und daſelbſt 

5 iſt 





iſt ihe Stich noch N und —— Entzuͤndungen; 
vielleicht iſt dieſe Art aber auch von unſeren gemeinen Mücen | 
wirklich verfchieden. Die Kennzeichen find: 


Die Fühlhörner find Fegelförmige, behaarte Faden. - 


Ein Maul mit borftigen Stacheln in einer biegfamen 
Scheide, 


Der Kopf bat zwey groffe, ne&förmige Augen, aber 
feine Ozellen. Vorne flehen zwey Eleine Bartfpigen, und uns 
ter denfeiben der Rüffel; die Scheide deffelben ift haaricht, mit 
Fleinen : derſchuͤppchen bedeckt, am Ende eine Art von Knoͤpfchen 
mir einer Spalte; in dieſer Scheide ſtekt der ſehr zuſammen⸗ 
gefezte Stachel, deffen Spitze zum Theil aus der Spalte herz 
aus ſteht, wenn die Muͤcke Blue faugen will; diefer Stachel 
befteht aus vielen. fehr feinen $anzetten, die hornartig find. 
Die Fühlbörner haben viele Glieder, und find bey den Männchen 
wie Federbuͤſche. Die Flügel haben ftarfe Adern und Neben⸗ 
‚ äfte, und auf denfelben viele Eleine Federfchüppchen; fie liegen 
etwas gekreuzt über einander. Die Balanzirfölbchen find un« 
bedeckt. Das Bruftichildifthoch gewoͤlbt, und mic dicht übere 
einander liegenden Schuppen bedeckt. Der Hinterleib ift 
eplindrifch, anjeder Seite fteht eine Reihe langer, feiner Haare. 
Das Männdyen hat am Ende zwey groffe und zwey Fleine 
Hafen zum Anhalten; das Weibchen dagegen zwey — us. 
fammenfhlieffende Paletten. 


Daß fie ſich aufferordentlich vermehren, kann man aus 
der ungeheuren Menge fchlieffen, womit fie die Luft erfüllen ; 
und würden fie nicht durch die Voͤgel fo ſtark aufgerieben, fo 
würden fie in einigen Jahren die Menfchen verriigen. In 
feuchten Gegenden ift ihr liebſter Anfenthalt, wo man ſich oft : 
nur durch Rauch, oder wie die Lappen thun, durch Befihmie« 
ren der Hände und des Geſichts mir Fett wor ihnen verwahren _ 
kann. Einige Menfihen follen von ihren Stichen gänzlich vers 


fchone bleiben. Ihr liegen verurfacht einen fingenden Ton, 
der 


Pe engen 115 








ber im Bette fo unerträglich ift, als ihr Stich. Syn heiffen 
Tagen halten fie ſich den Tag über ziemlich rubig, figen unter 
den Blättern, und fommen nur gegen Abend hervor, verſamm⸗ 
len fich oft in groffen Haufen, und tanzen in der $uft herum, 
welches einige für ein Zeichen eines nahen Regens halten. 
Nach der Paarung geht das Weibchen zum Waffer, fezt fi) 
auf die Oberfläche deffelben, oder auf ein Blatt einer Waffer- 
pflanze und legt feine Eyer, die es in Form eines Schifchens 
zuſammenſchichtet, aus welchen die Larve kommt, die im Wafı 
fer, am liebften im ftillftehenden Waffer lebe. Diefe bar einen 
platten Kopf, braune Augen, kurze bogenförmige Fuͤhlhoͤrner 
mit fteifen Haaren beſezt; an ihrem Ende ſteht ein Büfchel 
fteifer Haare; um das Maul herum ftehen haarichte Bartfpi- 
gen, durch deren Vippern im Waffer Eleine Wirbel entftehen, 
- die ihr die Nahrungsmittel, als Eleine Inſekten und Pflanzen« 

theile zufuͤhren; auch verſchlucken fie wohl Fleine Erötheile. Sie 
häufen ſich in einigen Wochen dreymal, wobey ſie ſich auf die 
Oberflaͤche des Waffers lang hinlegen. Die Nymphe ſchwimmt 
und lebt im Waffer, wie die Larve, und hängt fid) mit ein 
Paar, am Bruftfchilde fißende, Hörner, welche Nefpirationsor. 
gane find, an der Oberfläche des Waffers an; und da fie fehe 
leicht iſt, muß fie mit den Schwinmfloffen am Schwarze 
rudern, wenn fie zu Grunde gehen will. Nach drey Wochen 
vom Ey an, kommt die Mücke heraus, die ſich aber forgfäftig 
aus der Nymphenhaut, die auf den Waffer ſchwimmt, heraus. 
ziehen muß, wenn fie nicht im Waſſer umfommen will; fie 
fteht alfo mit fpigen Fuͤſſen auf ihrem vorigen Balg, wie auf 
einem Schifchen, bis fie die Fefligfelt hat, daß fie davon flies 
gen kann. Da jedes Weibchen an 350 Eyer leg, und fie 
öfterer alseinmal im Jahre, Brut feßen, fo kann man daraus 
- auf die ungeheure Vermehrung ſchließen. Man will wahrges 
nommen haben, daß aud) von den Mücken blog die Weibchen 
ſtechen. Im Winter verbergen ſich die Weibchen in den Staͤl— 
len, gerathen in eine Erſtarrung, wachen im Frühjahr wieder 
auf, und legen ihre Eyer. 


Man 


116 um 
Man hat obngefehr fieben Muͤckenarten entdeckt. 
Die Singmuͤcke. 
Culex Pıpiens. 
Supfert. Inſ. LXVII, Fig. 1 — 4. 





Die Sarve diefer gemeinen Mücke, die ſich in allen Tei⸗ 
chen, Gräben und Wafferbehältern zu Taufenden aufhält, iſt 
Fig. 1. und vergröffere Fig. 2. vorgeflelle, woraus man fieht, 
daß der Kopf groß, und nod) breiter der Bruſtſchild iſt; auch 
die Fühlhörner und Haarbüfchel find darauf zu erfennen. Der 
Schwanz endige fi) in zwey Röhren, welche zum $ufteingie- 
ben dienen. Die Müce felbft it Fig. 3 abgebildet; und bey 
Gig. 4. der vergröfferte Kopf des Männchen, wo die Federbufch. 
ähntichen Fuͤhlhoͤrner, die zwey haarigten Bartſpitzen und die 
dazwiſchen liegende Scheide des Stachels ſogleich in die Au⸗ 
gen fallen. Und da obige allgemeine Beſchreibung eigentlich 
von dieſer am meiſten bekannten Art hergenommen iſt, ſo halte 
ich eine umſtaͤndliche Wiederholung fuͤr uͤberfluͤßig. 


Sechſte Gattung. 
Tanzfliegen. Empis 


Dieſe haben ſehr viele Aehnlichkeit mit den Muͤcken, und 
faſt noch mehr mit den Schnaken. Tanzfliegen heiſſen fie, weil 
fie fi) des Abends in Haufen verfammien, und in der Luft 
berumtanzen; die Holländer nennen fie Drillmuggen. Die 
Gattungskennzeichen hat Linne‘ En vom Maule ber 
genommen, nämlich: 


Das Maul iſt ein umgebogener , zweyklappiger, horn. 
artiger Ruͤſſel, länger als das Bruftftüd, die Klappen liegen 
horizontal, Die Fuͤhlhoͤrner find — Keulen, drey⸗ 
gliedricht, ſo lang, als der Kopf. 

er 


a — 117 


Der Kopf, Tab. LXIX. Fig. 2. b. iſt rund, bat zwey 
groffe nezförmige Augen, die faft Die ganze Oberfläche einneh. 
men. Die Zühlhörner haben drey Glieder, das erfte ift faft 
walzenförmig, Das zwente faſt rund, das dritte längfte Fegels 
foͤrmig, am Ende zugefpist, mit einem langen, fteifen Haar. 
Der Rüffel befteht aus fünf hornartigen Stüden, die ben dee 
geringften Berührung aus einander treten; Das eine ift das 
breitefte, und bat in der Laͤnge eine Rinne, in welcher die übris 
‚gen liegen, das zweyte macht die andre Halfte des Futterals aus, 
und hat auch eine Rinne; Die übrigen drey Theile machen den 
eigentlichen Saugrüffel, wovon der eine Theil etwas länger, und 
wie eine Mefferklinge gefkaltet if; am Anfange des Rüffels 
ftehen zwey Eleine, gegliederte Bartfpigen. Der Bruſtſchild 
ift etwas buflicht; der Hinterleiblänglidy, Fegelförmig zugeſpizt. 
-Die Flügel liegen horizontal, fo daß einer den andern bedeckt. 
Die langen Züffe find mit langen Wirbeln an den Bruftfchild 
befeſtigt. Die Fußblaͤtter find fünfgliedricht und Haben zwey 
Krallen: und Ballen. 





Sie leben vom Raube andrer Inſekten, die fie ausſau⸗ 
gen. Ben der Begattung fizt das Maͤnnchen dem Weibchen 
auf dem Rüden, und fie hängen im Fluge an einander. Ihre 
eigentliche Verwandlungsgeſchichte ift noch unbekannt. 


Linne’ hat 5, Fabricius 8 Arten befchrieben. 
1. Die Nordländerin. 
Empis Borealis. 
Kupfert. Inf. LXIX. Fig, 1, 


Etwas gröffer, alsdie Stubenfliegen, ſchmal und ſchwarz, 
die Fuͤhlhoͤrner pfriemenförmig, die Flügel eyfoͤrmig, abgerun. 
det, dunfelbrann, die Füße ſchwarz, mit groben Haaren be. 
fest, und das hintere Paar fehr lang. Sie fliegen ſchaaren⸗ 

weiſe in der $uft herum, 


2, Der 


118 — t— 
2. Der Grauhuͤpfer. 
Empis Livida. 
Kupfert. Inſ. LXIX. Fig. 2. 


Sie iſt groͤſſer und dicker, als die vorige, die Fuͤhlhoͤrner 
ſchwarz fadenfoͤrmig, und haben am Ende ein langes, nieder. 
gebogenes Haar. Die Farbe ift braungrau, mit 3 ſchwarzen 
Sängsftreifen am Bruſtſchilde; die durchſichtigen Flügel haben 
braune Adern, die Füffe find gelb roftfarbig 


5. Der Zangenfchwanz. 
Empis Forcipata. 
Rupfert. Inf. LXIX. Fig. 3. 


Sie ift auch afchgrau, die Fuͤhlhoͤrner pfriemenförmig, 
der Brufifchild ſchwarz geftreift, der Hinterleib ſchwarz, etwas 
behaart, lang, dünne, und endigt ſich in einen zangenförmis 
gen Fortfag. Die Füffe find roͤthlich, die Fußblätter ſchwarz, 
die Flügel find ziemlich) lang, mit zwey fdywargen Punkten ; 
die Augen ziegelfarbig. 


Siebente Gattung. 
Stechfliegen. Conops. 


Sie Haben die meiſte Aehnlichkeit mit den Fliegen, ja eis 
nige find dem äufferlichen Anfehen nad) kaum von ihnen zu une 
terſcheiden. Ihre Gattungsfennzeichen fondern fie aber Doc) 
Dinreichend von ihnen ab; denn 

Das Maul bar einen Nüffel, länger, als der Kopf, 

mit Bartfpigen verfehen, glatt, fteif, bornartig, ges 

brochen. 

Die Fuͤhlhoͤrner laͤnger, als der Kopf, dreygliedricht, 

ſtehen unten dicht beyſammen, das dritte Glied — 
oͤr⸗ 


na 7 mm ‘119 


förmig mit einem Eleinen gegliederten Häkchen am 
Ende, 


Der Hinterleib am Ende dicker, Feulförmig abgerunder. 


Der Kopf ift dick, rund, breiter als der Bruftfchild, 
die Yugen groß, neßförmig, die Eleinen Ogellen fehlen. ‘Der 
Bruſtſchild ift mehr hoch als breit. Die Flügel liegen horis 
zontal, und find Fürger, als der Hinterleib. Diefer ift länge 
lich, walzenförmig, am Ende vier, etwas unter fic) ges 
frümmt. Beym Männchen hat er einen Ring mehr, namlid) 
fieben, und am Ende einen hornartigen Hafen zum Fefthalten. 
Unter. dem fünften Ringe ein langes, hornartiges, kegelfoͤrmi— 
ges, bewegliches, ruͤkwaͤrts flehendes, am Ende aufwärts 
gebogenes Stuͤck, welches an zwey kleine hornartige, vorwärts 
gefrümmte, auf einer Eleinen Erhöhung ſtehende Häkchen ſtoͤßt. 


Sie fliegen in den Gärten, auf den Wiefen, auch zum 
Theil in den Zimmern herum; fangen den Honigfaft aus den 
Blumen, auch einige das Blut; ihr Fluch iſt ſchnell; ihre 
Verwandlungsgeſchichte unbefannt, 


Linne“ hat 13 Arten befchrieben; Fabricius funfzehn 
Arten, die er aber unter drey eigene Gattungen bringt, nem⸗ 
lid) Conops, Stomoxys und Myopa. 


1. Die Wadenſtecherin. 
Conops Calcitrans. 
Kupfert. Inſ. LXX. Fig. 1. 


Sie iſt der Stubenfliege ſehr aͤhnlich, aſchgrau, ſchwarz 
gefleckt, mit langem, ſteifem, vorſtehendem Ruͤſſel. Die Fuͤhl⸗ 
hoͤrner haben wie bey den Fliegen eine laͤngliche Palette mit einer 
Borſte. Sie ſticht das Rindvieh beſtaͤndig in die Fuͤße, da— 
her ſie ohne Aufhoͤren ſtampfen; am meiſten ſtechen ſie bey be⸗ 
vorſtehendem Regen. 


2. Der 


120 I >... 
2. Der Kegelſchnabel. " 
Conops Roftrata. 
Kupfert. Inſ. LXX. Fig. 2. 


Sie hat aud) die Geftale der Hausfliege, nur ift fie gröf: 
fer; der Ruͤſſel länger als der Kopf, hornaͤhnlich, Fegelförmig, 
‚grade ausgeſtreckt, und in demfelben liege der Saugſtachel. 
Die Farbe des Thiers ift braun, der Hinterleib gelblid) od 
platt, mit einigen braunen Binden. 


3. Der Grodfopf. 
Conops Macrocephala. 
Kupfert. Inſ. LXX. Fig. 3. 


Die Fuͤhlhoͤrner find länger, als der Kopf, Eeulförmig, 
ſchwarz, der Bruſtſchild ſchwarz, vorne mit zwey gelben Punk. 
ten; der Hinterleib ift chlindriſch, ſchwarz, hinten grau, mit 
drey gelben Ringen; die Fuͤſſe gelblich, der untre Theil der 
Schenkel und die Fußblaͤtter find ſchwarz. 


4. Der Dreyband. 
Conops Trifafciata. 
Kupfert. Inſ. LXX. Fig. 4. 
Der Kopf iſt ſchwarz, die Fuͤhlhoͤrner ſind lang, der 
ſchwarze Bruſtſchild hat einige gelbe Punkte, der Hinterleib 
iſt ſchwarz, und hat drey gelbe Querbinden, beym Maͤnnchen 


ſind deren nur zwey; die Fuͤße ſchwarz; die Fluͤgel — ei⸗ 
nen braͤunlichen Vorderrand. 


5. Die 


— Ze | 117 
5. Die Schwarze. 

| Conops Nigra. 
Kupfer. Inf. LXX. Fig. 5. 


Der Kopf hat eine gelbe Stirn; in der Abbildung ift 
falfhlicdy der ganze Kopf gelb gemacht, die Fuͤhlhoͤrner und 
Füße find roftfarbig,, der Bruftfchild ſchwarz, der Hinterleib 
ſchmaͤchtig, ſchwarz, unter fic) gefrümmt. Die Flügel find 
der Sänge nad) halb braun, halbdurchſichtig weiß. | 


Achte Gattung: 
Raubfliegem Afilus. 


Ihrer räuberifhen Natur wegen werben fie auch Wolfs. 
oder Habichtfliegen genannt, Alılle und Mouche loup. Zu den 
Gattungskennzeichen rechnet man vorzüglid) diefes: 


: Die Fühlhörner haben drey Glieder ; die beiden erften find 
walzenförmig, das dritte, weldyes das längfte iſt, hat die Ge 
ſtalt einer laͤnglichten Keule, iſt mit den übrigen gebrochen, 
und hat auch eine gebrochene Vorſte. 


Das Maul hat einen Ruͤſſel der unter dem Kopfe ſizt, mit 
der Spitze vorwaͤrts; er iſt voͤllig ſo lang als der Kopf, ſteif, 
hornartig, an den Seiten platt, am Ende abgerundet. Dies 
iſt aber nur die Scheide, die der Laͤnge nad) eine riemenfoͤrmi⸗ 
ge Hölung hat, worin verfrhiedene hornartige Theile liegen, 
von denen einer der wahre Stachel iſt, womit ſie andere Inſek— 
tenausfaugt. Am Grunde der Scheide ftehen zwey Eleine, ge— 
gliederte, walzenförmige, haarichte Bartfpigen, Die groffen 
Augen find nezförmig; die drey zellen ſtehen oben auf dem 
Kopfe. Der Körper und die Füße find bey den meiſten &r. 
ten fehr rauch. Die Flügel bedecken ſich im Ruheſtande. 

Die Balanzirftangen fteben frey ohne Bederfung. Der Hin- 
Gem. Naturg. VIII.B.ꝛtes St. ter⸗ 





118 


terleib hat am Ende ſehr zugeſpitzte Ringe, die ſich auſſeror 
dentlich verlaͤngern laſſen; das Maͤnnchen hat am Ende einen 
dicken hornartigen Theil, wie ein Rehfuß, mit drey Lamellen, 
zwiſchen welchen zwey bewegliche Haken zum Feſthalten ſtehen. 
Die Fußblaͤtter haben fuͤnf Glieder, zwey lange Krallen, und 
zwey hellbraune Ballen. 


Sie leben blos vom Raube und fangen allerley Arten 
von Inſekten; auch lieben fie, in der Sonne zu ſitzen. 


Ihre Larven leben in der Erde ; haben feine Füße, einen 
fleinen bornartigen Kopf mit zwey beweglichen Hafen. Der 
Körper iſt flach walzenfoͤrmig, glänzend glatthautig, zwölfring« 
ih. Sie hilft ſich mit den Kopfhafen fort, und gräbt fid) 
auch) damit in die Erde, Am erften Ringe ftehen zwey braune 
Punfte, weldyes Luftlöcher find. Sie leben von der Wurzeln 
der Pflanzen; verwandeln: fich in. der Erde zu Nymphen, und 
häuten fid) dabey ganz, ohne ein Oefpinfte zumachen. Der 
Kopf der Nymphe iſt di, rundlich, und hat zwey Hörner, 
die unter ſich gefrümme find, und auf jeder Seite drey Furze 
Spitzen; aud) der Bruftfchild hat einige kurze Spißen; auf 
jedem Ringe des Hinterleibes fteht unten und oben eine 
Reihe rüfwärtsftehender Dornſtacheln, und viele Eleine Haare. 
Am Ende ſtehen vier ziemlich lange Dornſpitzen. 


Linne bat 17 Arten beſchrieben, Fabrieius 33 Kıkäh, 
1, Der Straſſenr aͤuber. 
Afılus _Crabroniformis. 
Kupfert. Inſ LXKI, Fig. ‚pie 


Sie ift halbhaarig, Kopf, Bruſtſchild, Schenkel und 
Fußblaͤtter ockergelb, die Hüften braun; auf dem Bruftfchilde 
ſteht ein länglichter Fleck, der Durch eine gelbe Linie nady der 
Sänge getheilt wird, Der Hinterleib ift vorne ſchwarz, binten 
braungelb, Die — haben am Ende eine Botſte. 

f 2 Die 


— — 119 
2. Die Buckliche. 
Afılus Cibboſug. 
Kupfert. Inſ. LXXI. Fig. 2. 


Die größte unter den einlaͤndiſchen, ſchwarzhaarig, mit 
einfachen Fuͤhlhoͤrnern ‚ der Kopf mit grauen Haaren befezt, 
fo wie auch die legten Ringe des Hinterleibes graumeißlid) find. 


3. Der Gelbruͤcken. 
Afılıs Flavus. 
Kupfert. Inſ. LXXL Fig. 3. 


Etwas gröffer als eine Wefpe, ſchwarzhaarig, mit weis 
lihen Haaren am Bruftfchilde, der Hinterleib eyrund, mit 
fuchsrothen Haaren von fehr lebhafter Farbe; die Züge ſchwarz 
mit gelblichen Haaren befezt. 


4, Der Rothrüden, 
Afllus Gilvus. 
Kupfert. Inf. LXXI. Fig. 4. 


Sie iſt ſchwarzhaarig, die Flügel ſchwaͤrzlich, der Hinter 
leib faft vieredig, am Ende fegelförmig, mit glänzend und 
brennend rothen Haaren befezt. 


5. Der Delander. 
Aftlus Oelandicus. 
Kupfert. Inf. LXXI. Fig. 5. 


Glänzend ſchwarz, glatt unbehaart, nur am Halfe ftehen 
einige Haare; der Hinterleib ift lang, walzenförmig, am Ende 
etwas dicker, die Züffe gelb, die Flügel ſchwarz, und Fürzer 
als der Leib, 

J 2 6, Der 


0.20 Mh | 
6. Der Rothſtrumpf. 
Aſilus Germanicus. 
Kupfert. Inf. LXXI. Fig, 6. 


Der Koͤrper iſt rauchhaarig, aſchgrau; der Bruſtſchild 
hat einige gelbliche $ängsftreifen; die Schenkel find ſchwarz, 
die Schienbeine roch, die Flügel braun, an der Wurzel gelb. 


Neunte Gattung. 
Schwebfliegen Bombylius, 


Sice find zwar der Geftalt nach den Fliegen und Raub⸗ 
fliegen aͤhnlich, aber ſie unterſcheiden ſich doch auch hinreichend 
durch ſolgende Kennzeichen: 


Der Ruͤſſel iſt ſo lang, als der ganze Koͤrper, ſteht vor, 
ſitzt in einer Höhle am Vorderkopfe unter den Fuͤhl⸗ 
hoͤrnern. Im Ruheſtande ſieht er einem langen ſteifen 

Stiel aͤhnlich, doch iſt dies nur die Scheide, und be— 
ſteht aus zwey duͤnnen fadenfoͤrmigen, aufeinander lie⸗ 
genden Theilen, zwiſchen welchen der Stachel wie ein 
hornartiger Faden liegt; am Grunde des Futterals ſte⸗ 
hen zwey kleine, cylindriſche Bartſpitzen. 


Der Kopf iſt faſt wie bey den Fliegen, ſehr haaricht, mit 
zwey groffen, netzfoͤrmigen Augen, und drey Ozellen. 
Die Fuͤhlhoͤrner dreygliedricht, ſo lang als der Kopf. Der 
Bruſtſchild breit, flach, haaricht; der Hinterleib breit kurz, 
rund, langhaaricht. DieFluͤgel groß, ſtehen auch im Ruhe⸗ 
ſtande ausgebreitet; die Fuͤße lang und duͤnne. Sie fliegen 
ſchnell, ſchweben aber gemeiniglich ohne ſich zu ſetzen uͤber 
den Blumen, und faugen deren Saft aus, wie die Pfeil. 
ſchwaͤnze. Ihre Verwandlungsgefchichte iſt unbekannt. 


Man 


121 





Man Fenner ohngefehr nur 8 Arten, 

2. Die groſſe Schweßfliege, 
Bombylius Major. 

Kupfert. Inſ. LXXIL Fig. 1. 

Sie ift ſchwarz, voll grauer Haare, mie zarte Wolfe, 
die äufjere Hälfte der Flügel iſt der Länge nad) braun, welche 
Farbe wellenförmig zuder andern Durchfichtigen Haͤlfte hinüber 
gebt. k 

2, Die Mittlere, 

Bormbylius Medius. 
Kupfert. Inſ. LXXII. Fig. 2. 

Sie ift braunroth, mit gelblich, weiffen, und hinten mie 
ſchwarzen Haaren befest; auf dem Hinterleibe ſteht eine Reihe 
weiſſer Punkte; die Fuͤſſe find ſchwarz, Die Schienbeine roth, 
die Flügel ein wenig ſchwaͤrzlich, mit kleinen, ſchwarzen Punks 
ten beftreuet. . / 

3. Die Kleine. 

Bombylius "Minor. 
Kupfert. Inf, LXXII. Fig. 3. 

Sie ift überall roftfarbig wollige, ungefleckt; die Flügel 
haben einen ſchwachen braunen Anjtrih. Sie halt ſich auf 
ben Wiefen auf, 

4. Der Langruͤſſel. 

Bombylius Roftratus. 
Kupfert. Inf. LXXII. Fig, 4. 
Aus Indien; fie ift einer Viehbreme in der Geſtalt ähn. 
lich, der Ruͤſſel ſteht ſehr fang ſteif hervor; die Farbe iſt ſchwarz⸗ 
| 9 


3 grau, 


122 — Zn 


grau, die Stirn grau, Fegelförmig, der Hinterfeib hat greis« 
graue Binden. 


5. Die Bartige, 
Bombylius Barbatus. 
Kupfevt. Suf, LXXIT, Fig. 5. 


Bom Cap Die Stirn ift fegelförmig, grau; 
der Ruͤſſel fo lang, wie der Bruftfchild; der Hinterleib rofte 
farbig, mit zwey ſchmalen weiffen Binden; die Fuͤſſe braun, 


Zehnte Gattung. 
Spinnfliegen. Hippobofca. 


Man nennet fie auch Dferdefliegen, Stiegende Laͤuſe, 
franz. Hippoboſque, Mouche à chien. Sie ſehen den Spin⸗ 
nen nicht unaͤhnlich, und haͤngen ſich oft an die Pferde. Ihr 
Charakter iſt: 


Der Ruͤſſel beſteht aus einem duͤnnen Faden, der in zwey 
Halbfutteralen liegt. 


Die Fuͤhlhoͤrner find borftenförmig, und ruhen auf kleinen, 
runden Höcern. Sie find ganz zwifchen Haaren veriteckt, 
und daher ihr Dafeyn felbit noch etwas zweifelhaft. Fabricius 
fagt, fie find fehr kurz, fteben dicht neben einander, find fadene 
förmig, zweygliedricht, da das erfte Glied fehr kurz, das zweite 
fehr zart ift. Der Kopf hat Feine Ozellen; der Bruftfchild 
ift breit, platt, die Haut lederartig, Die Flügel Die, ftar 
adrig, kreuzen ſich im Ruheſtande; die Balanzierftangen lie⸗ 
gen unter hornartigen, platten, haarichten Bedeckungen. Der 
Hinterleib rundlich, platt, breit. Die Füffe haarich, lang, 
die Hüften plump, die Sußblätter baben fünf Glieder und 

zwey 





— —— 123 


zwey Krallen. Das Eyerlegen des Weibchen iſt merkwuͤrdig; 
das Ey iſt ſo groß, als der ganze Hinterleib der Fliege, anfangs 
milchweis, nach und nach wird es braun, und endlich ſchwarz, wie 
Ebenholz; doch hat es gleich anfangs an einem Ende einen groſſen 
glaͤnzend ſchwarzen Fleck; die Geſtalt iſt rundlich, platt, am Ende 
bes ſchwarzen Flecks ausgeſchweift, wie zwey ſtumpfe Hörner; 
es iſt weich, nur der Fleck hart. Man hat am andern Ende 
deſſelben eine Bewegung, wie Othemholen, wahrgenommen: 
Indeſſen iſt dies doc) eigentlich kein Ey zu nennen, ſondern es iſt die 
eyfoͤrmige Larve ſelbſt, die im Augenblick der: Geburt die Ge: 
ſtalt eines Kokons mit ihrer eigenen Haut annimmt, und ſich 
in eine Nymphe verwandelt. Es wird in einigen Tagen feſt, 
hart, hornartig. Merkwuͤrdig iſt es immer, daß ein Inſekt 
ſeine Brut fo groß ablegt, als ſein Leib ſelbſt ift, und daß dieſe 
nach der Geburt gar nicht mehr zu wachſen noͤthig hat, ſon⸗ 
dern gleich ‚die, Nymphengeſtalt annimmt. Zum Legen oͤfnet 
ſich der Leib der Mutter, und ſchließt ſich nachher wieder zu, 
ohne ihr tödlich zu werden, Es macht alſo diefes Thier eine 
Ausnahme von der allgemeinen Regel, da, man alle Thiere 
in gebendiggebärende und in Eyerlegende vertheilt, fo daß man 
diefes Niympbengebährend nennen muß. er 


TREE 


— 


Man kennt nur erſt vier Arten. 


164 Die fliegende. Pferdelaus. 
Hippoboſea Equina. | 
Kupfert. Inf. LXXIN. Fig n.ab 0 


Es ift dies die größte befannte Ark, und plagt die Pferde 
fehr. Sie itt überall braun, mit groſſen braunen Flügeln, die 
Fuͤſſe roſtfarbig; am Bruſtſchilde fteben einige ſchwarze Flecke; 
die groſſen nezſoͤrmigen Augen ſind dunkelbraun; der Kopf rund, 
platt; vorne ſteht ein ſchwarzer, koniſcher, beweglicher, haarichter 
Theil, der eigentlich zwey Halbfutterale ausmacht, Die den 
Stachel in ſich ſchließen. Die Ogellen fehlen. 


2. Die 


124 — ů 
2. Die Vogellausfliege. 


Hippobofea Auicularia. 
Kupfert. Snf. LXXIII. Fig. 2. 


Sie ift Fleiner, als die vorige, und plagf bie jungen aus, 
dem Mefte kommenden Vögel. Ihre Farbe iſt dunkelgrün, 
bie Züffe heller, die Flügel durchſichtig, mit ſchwarzen Adern, 
an einigen Stellen haarig. Der Kopf ift fphärifch, die groſſen 
Augen braunroth, hinten ftehen die drey Dzellen auf einer Eleis 
nen Erhöhung. Die Hüften der Vorderfüße find fehr Dick, 
und mic folder dünnen Haut überzogen, daß man den Pulse 
fehlag ſehen Fann; die Schenfet find krumm, von den fünf 
Zußblargliedern ift das lezte fo lang, alg die übrigen jufammen. 
Sie fliegen ſchnell, und kriechen geſchwind, ruͤk und vor⸗ 
waͤrts. 


3. Die Schwalbenlausfliege. 
| Hippobofea Hirundinis. 
Kupfert. nf. LXXIII. Fig. 3. 
Sie ift ockergelb, der Hinterleib ſchwaͤrzlich, die Flügel 


lang und zugefpizt; die Fußblärter follen drey Klauen haben. 
Man hat fie auf den Schwalben gefunden. u 


Das Thierreich, 
in ſyſtematiſcher Ordnung beſchrieben, und mit 
natuͤrlichen Abbildungen erlaͤutert, 


Vl. Klaſſe. 


ERTEELEN 





VI. Bandes, ztes Stud, 
oder 
Dreyßigſtes Zwdlf Kupfer. 
Taf. 349 bis 360. 





Berlin und Stralfund, 
bey Gottlieb Auguft Langé 
1787 








Sicebente Ordnung. 
Inſekten ohne Flügel, 
Aptera. 


ER NE U NE ——— 





J dieſe lezte Ordnung der Inſekten hat man nun endlich 
alle diejenigen zuſammengeworfen, welche keine Fluͤgel 
haben, das heißt, auch im Stande ihrer Vollkommenheit, 
niemals welche bekommen. Dies iſt es aber auch faſt allein, 
was die verſchiedenen in dieſer Ordnung vorkommenden Gat⸗ 
tungen mit einander gemein haben; denn im uͤbrigen gehoͤren 
ſie faſt auf keine Weiſe zuſammen, und man findet hier Infekten 
faſt von allen vorigen Klaſſen mit eingemiſcht, fo daß kaum 
zwey bis drey Gattungen bey einer natürlichen Klaſſifikation 
uſammen kommen wuͤrden. Die Geſchichte ihrer Erzeugung, 

J——— Nahrung und Lebensart iſt bey den meiſten 
gleichfalls noch in Dunkelheit eingehuͤllet; doch weiß man bon 
ihnen, daß, blos der Floh ausgenommen, die übrigen insge— 
ſammt nicht eine folche Verwandlung durchjugehen haben, ehe 
fie zur Vollkommenheit gelangen, als die meiften der Vorigen, 
ſondern fo wie fie aus dem Ey fommen, haben fie ſchon die 
Bildung, die fie ihre ganze $Jebensdauer hindurch behalten, 
außer nur, daß fie nach und nad) an Größe zunehmen, 
R 2 wozu 


126 nee run: 





wozu einige mehrere Fahre gebrauchen: doch befommen auch 
einige mit zunehmendem Alter mehrere Füße. Auch die wer 
fentlihen Kennzeichen ver Inſekten überhaupt gehen bey eini« 
gen ziemlich verlohren , weil bald ver Kopf nicht von der Bruft, 
oder die Bruſt nicht vom Hinterleibe durch Cifönie abge. 
fondert ift. ‚ 


| Man fann alle ungeflügelte Inſekten, wenn man auf die 
außerliche Bildung ficht, füglid) in drey Abtheilungen brin- 
gen, namlich: 
1. einige haben alfezeit fechs Füße, und der Kopf ift deutlich 
vom Bruftfchilde durch einen Einſchnitt abgefondert, 
2. andre haben acht Füße, und feinen vom Bruftfchilde ab- 
gefonderten Kopf: 


3. noch andre haben mehr als acht Füße, der Kopf ift vom 
Bruftfchilde zwar abgefonvdert, aber nicht der A 
vom Hinterleibe, 


Dies ift faft alles, was man im Allgemeinen von diefen 
Inſekten fagen kann, denn in allen übrigen Dingen hat ſich die 
Natur nach Feiner beftandigen Kegel gerichtet; einige haben gar. 
feine Sühlhörner , andre viele; einige gar Feine Yugen, andre 
haben fie zu Dutzenden; einige find fehr weich, andre mit eis. 
nem ftarfen Panzer überzogen; einige legen Eyer, andre gebäh- 
ren lebendige jungen. Diefe große Verfchiedenheit überhebt 
uns alfo aller allgemeinen Bemerkungen, und fordert, bey jeder 
einzelnen Gattung um fo viel umftändlicher zu feyn. 


Erſte Abtbeilung. Ungeflügelte Inſekten mit beurlich 
abgefeztem Kopfe und fechs Füßen. 


Erfte Gattung. 
Schuppenthierchen, Lepisma. Franz Forbicine. 


Die Benennung zielet auf die fhuppichte Oberfläche, 
vom griechifchen Aemıs, eine Schuppe. Aldrovandi nannte 
dies Inſekt Forbicina, woraus die franzöfifche Benennung ent⸗ 

ftanden 


um ln 127 


fanden ift; im Deutfchen wird es auch Zuckerlecker, Zucker⸗ 
gaſt, genannt. 


Die Kennzeichen diefer Gattung find folgende: 


Die Fuͤhlhoͤrner find borſtenfoͤrmig, und haben unzählige, 
fleine, unter fich gleiche Glieder, 

Das Maul hat zwey borftenförmige Freffpigen, und zwey 
mit Rnöpfchen. 

Der Leib hat einen glänzenden, ſchuppichten Ueberzug, und 
unten fechs Füße. 

Der Schwanz haf ausgebreitere Borften. 

Diefe Inſekten find jezt fehr häufig in Europa; fie follen 
aber doch eigentlich erft aus Amerika / zu uns berüber gefommen 
feyn: man findet fie daher in den nordlichen Ländern, als Nor— 
wegen und Schweden noch felten. Sie leben in den Häufern, 
an folchen Orten, wo es was zu nafchen giebt, in Brodſchraͤn⸗ 
fen, Zuckerfaften und Speifefammern, aud) lieben fie faules 
Holz und Kehrig; fie verbergen ſich gern in den Ritzen, und wer⸗ 
den von folchen, die nicht Kenner find, oft für Motten gehal- 
ten. Bon ihrer Fortpflanzungsgefchichte ift noch nichts befannt; 
während ihres Wachsthums häuten fie fic) einigemal. 

Man kennet von diefer Gattung nur erft vier Arten. 


1. Der Zucergaft. 
Lepisma faccharina. 
Kupfertaf, Inf. LXXIV. Fig, 1. a und b. 


Diefes Thierchen fieht einem Fifche ähnlich; auch nennen es 
die Kinder Schneiderfifchgen; feine Länge erreicht oft über einen 
halben Zoll; die Farbe ift glänzend filbergrau. Die Zühlhör- 
ner haben meift die Laͤnge des Leibes, und endigen fich in eine 
feine Spige. Die Augen beftehen aus vielen Fleinen Fonveren 
Kügelchen; von den Bartfpigen find zwey lang und zwey furz. 
Der Leib ift oben gemölbt, unten platt, lauft hinten fpiß zu, und 
ift aus Ringen zufanımengefezt, * drey erſten die Stelle 

3 des 


L 


128 ; — Almen mn 


des Bruſtſchildes vertreten, und die Fuße unter fich haben. 
Der ganze Leib ift mit glänzenden Schuppen befezt, die fich ſehr 
leicht abwifchen laffen ; jede Schuppe ſtekt mit einem kleinen Knoͤt⸗ 
chen in einem befonderen Fleinen $oche der Haut, und ift der 
tänge nad) zart geftreift. Am Schwanze ftehen drey lange, haa— 
rigte, ausgefperrefe Borften, und unter dem Echwanze noch 
zwey Fleinere; auch findet man am dritten oder vierten Ringe 
von hinten noch eine Fleine Borfte. Es laufen diefe Thierchen 
Außerft fchnelf, und find daher fehr ſchwer zu fangen; auc) jer- 
drüft man fie fehr leicht, weil fie weich und zart find. Des 


: Tages verbergen fie fich in den Risen, und des Nachts gehen 


fie auf Nahrung aus, die in Zucker, Mehifpeifen, faulem Holz, 
auch in Wolle und Leinenzeug, vielleicht auch in kleinen Inſek— 
gen beſteht. Fig. b. zeigt Dies Inſekt vergroͤßert. 


2. Das Fußthierchen. 
Lepisma polypoda. 
Kupfertaf. Inſ. LXXIV. Fig. 2. 


Die Fuͤhlhoͤrner firen unter dem Kopf, und haben die 
$änge des $eibes; die vordern längern Fuͤhlſpitzen haben fechs, 
die hintern fürzern dren Glieder. Außer den fechs Füßen an den 
drey erften größern Ringen des Leibes hat ein jeder Ring noch 
ein Paar fußäbnliche Glieder „ davon die zwey lejten die laͤng— 
ſten find; der Schwanz hat gleichfalls drey lange und zwey 
Furze Borfien. Die Farbe ift bräunlich, und der Leib fchma- 


fer, als bey der vorigen Art. Sie wohnen an fteinigten Ufern, 


und fpringen ſehr ſchnell, vermuthlich durch Hülfe der Schwanz⸗ 
borften, / 


tZweyte 


| — — Ä 129 
Zweyte Gattung. Ä 
Fußſchwanzthierchen, Podura. Franz. la Podure. 


Dieſe nur ſehr kleinen Inſekten werden auch wohl Pflan⸗ 
zenfloͤhe genannt, weil ſie wie die Floͤhe ſpringen, und ſich 
auf den jungen Pflanzen aufhalten. br Springen geſchieht 
aber nicht wie bey den Flöhen mit den Hinterfüffen, fondern 
vermittelft eines gabelförmigen umgebogenen Sortfaßes am En- 
de des Schwanzes. Die attungsfennzeichen find: 


Zwey Augen, deren jedes aus achten beftehr. 
Borftenförmige Fuͤhlhoͤrner. 
Kinnladen mit vier Feulenförmigen Freßſpitzen. 


Ein unter den Bauch gebogener Gabelſchwanz; welches 
man aber doch nicht bey allen Arten finder. | 


- Der Kopf ift eyrumd, ſtark von der Bruft abgeſondert. Die 
Fuͤhlhoͤrner find nicht bey allen Arten gleich; einige haben vier 
walzenförmige Glieder, andre haben noch ein fünftes fehr lan- 
ges, aus vielen Gelenfen beftehendes, und das mit den übri- 
gen einen Bruch macht; die Augen hinter den Fühlhörnern be- 
ftehen jedes aus acht Körnern. Der Bruſtſchild hat die fechs 
Füße unter fih, und ift vom NHinterleibe nicht durch einen 
Einſchnitt abgefondert. Diefer hat mehrere Ringe, und bey 
den meiften am Ende einen beweglichen Gabelfchwanz, der 
fi) unter den Bauch kruͤmmet, und vermictelft welchen ſich 
das Inſekt hoch in die Luft fchnellen fann. Der ganze Leib ift 
mit Haaren, auc) bey einigen mit Schuppen bedeckt. Diefe 
Thierchen Fönnen fehr geſchwind laufen. Sie leben gern an 
feuchten Orten unter Töpfen, auf Pflanzen, zwifchen Baum: 
tinden, unfer Moos, auch in den Risen der Fenſter und böl- 
zernen Wände. Sie häufen fid) während des Wachsthums 
‚wohl einigemal, aber fie verändern ihre Geftalt nicht. Einige 
Arten führen ein gefellfchaftliches $eben, und man finder fie 
truppmweife oben auf dem flillfiehenden Wafler, Die Größe 
84 I 


130 —— 


iſt etwa wie ein großer Floh. Man kennet ohngefaͤbr acht⸗ 
zehn Arten. 


1. Das zottigte Fußſchwanzthierchen. 
Fodura villoſa. 
Kupfertaf. Inf. LXXV. Fig.i, a, b. 
Unter ven Bekannten das größte; a zeigt die natürliche 
Größe, Es ift überall. rauh, die Farbe ſchwarzgrau, unten der 
Lib braun; laͤngſt dem Bauch iſt eine Ausholung , in welche 
die Gabel des Schwanzes paſſet, wie in der Vergrößerung 
bey b zu fehen if. Der Bruſtſchild hat ſteifere, nach vorne 
zu gerichtete Haare. 


2. Der Miftgräber. 
Podura fimitaria. 
Kupfertaf. Inf. LXXV. Fig. 2. 
Es ift fehr gemein auf dem Mifte und, in der Gartenerde, 
nicht größer als eine Linie lang, überall weißlich, und fein behaart; 


die Augen laffen ſich gar nicht entdecken, und der Schwanz bat 
feinen gabelförmigen Fortfaß. 








3. Der Wafferfreund, 
Podura aquatica, 
Kupfertaf. Inf. LXXV. Fig, 3. 


Man findet im Frühjahr auf den Waffergraben oft 
ſchwarze Flecke; dies find große Haufen diefer Inſekten, die 
gemeinfchaftlich auf dem Waſſer leben, und beftändig in Be— 
wegung find, Eie find feine ganze Linie lang, ſchwarz, mwal- 
zenfoͤrmig, hinten zugeſpizt. Der dicke runde Kopf hat vier- 
gliedrigte Fühlherner, Der Leib und die Füße find fein behaart, 
und am Ende des teibes ift der gewöhnliche Gabelfchwanz. 


4. Das 


— 132 

4, Das graue Fußſchwanzthierchen. 

Podura grifea. 
Kupfertaf. Inf. LXXV. Fig. 4. a. b. 

Auch, diefe Ars lebe auf dem Waſſer, iſt etwas größer, 
als die Vorige, grau, ftarf behaart; längft dem Rüden gehe 
eine breite ſchwarze Streife, und. an jeder Seite eine blaffere. 
Am Kopfe ftehen zwey große ovale Flecken, worauf die halb- 
runden Fleinen Augen liegen. Die Fuͤhlhoͤrner find etwas lan- 


ger, als bey der vorigen Art, und in beftändiger Bewegung, 
Außer dem Waſſer Fönnen fie nicht lange leben, 


Dritte Gattung. 
Holzläufe. Termes, 
Da einige Arten diefer Inſekten ſich im Holze aufhalten, 
und nur die Größe einer Laus haben, fo ift daher der deurfche 


Name entjtanden; was der Lateinifche fagen fol, ift nice 
bekannt. 


Die Gattungskennzeichen find: 
Sechs Lauffuͤße. 
5 Zwey Augen, 
DBorftenförmige Fühlhörner, länger als der Bruftfchild, 
Ein Maul mit zwey Sreßzangen, 
Sie leben von allerley Dingen » Holz, Bücher, Jeden, 
welches fie zernagen; fie find, fehr weich, und. werden bey 


‚ver geringften Berührung zerquetſcht. Im Saufen find fie 
ſehr geſchwind. | 


K5 u. De 


132 en 
> 12. Der Verwuͤſter. Ne 
Termes fatale. _ 
Kupfertaf. Inf. LXXVI. Fig. 1. a. b. c. d. 


Diefes Inſekt, welches unfer dem Namen ber weißen 
Ameife bekannt ift, vichtee in Oftindien großen Schaden an. 
Es lebt, wie die Ameifen, in großen Gefellfchaften. Sie 
machen fi Nefter unter der Erde. Der Raum eines folchen 
Neſtes ift nicht leicht über drey Schritte im Durchmeffer, und 
ihre größte Tiefe ift drey Fuß unter der Erde, mr flachen 
und hohen Boden haben die Röhren hoͤchſtens zwey Fuß, aber 
zwifchen Straͤuchen, an alten Stämmen und Reißfeldern ftei- 
‚gen folhe Röhren Mann hoch über der Flache in die Höhe. 
Die Zahl diefer Röhren, welche mehr als eine Oeffnung haben, 
ift nicht genau zu beftimmen, indeffen giebt es felten mehr, 
als eine Hauptröhre, welche gleich einer Säule aufgeführt iſt; 
die übrigen find nur niedrig. Diele und unregelmaßige Haupt⸗ 
eingänge geben durch diefe Röhren in die Erde, erft fenfrecht 
herunter, nachher zereheilen fie fich in mehrere Gange, und 
find rund; außer diefen haben fie noch hin und wieder scher, 
Die niedriger find. Kin jedes Meft ift in viele von einander . 
abgefonderre Wohnungen getheilt; man trift fie obngefähr in 
dren Reihen unter einander an; die oberfte liegt Faum einen 
Fuß tief unter der Erde, Jede einzelne Wohnung macht ein 
Fegelförmiges Gewölbe aus, welches am Boden platt, oben 
faft Eugelförmig ift. Die Wände find glatt und eben, und 
durch ftarfe Zwifchenräume von Erde gefrennet, Die Ein- 
gänge zu jeder Wohnung befinden ſich an einer Seite neben 
dem Boden. Die Größe einer einzelnen Wohnung ift zwey 
Drittel eines Fußes hoch, und die Halbe Höhe im Durchfchnitt, 
Sie beftehen aus unzähligen, in einander laufenden, unregels 
mäßigen Gängen, welches die Zellen find, wozu die mehreften 
Eingänge von unten gehen. Die Eingänge find rund, und 
erweitern fich inwendig an vielen Stellen. Die Wände der Zel- 
len find chagriniret, ihre Dicke ift Faum ein Drittel einer Linie. 
Das Innere der Wände iſt aus ganz zarten Faͤſerchens und 

A ’ wenigen 


# 


— 133 


wenigen Thonſtaͤubchens durch Leim, den die Inſekten bey ſich 
fuͤhren, zuſammengeſezt. Sie zergehen im Waſſer nicht. Die 
Wohnung der Koͤnigin iſt jederzeit in der Mitte des Neſtes 
zwiſchen dem oberen und unteren Stockwerke. Sie iſt ein gang 
flaches Gewoͤlbe, kaum einen Zoll hoch, und kaum einen Singer 
lang. Ale Wohnungen werden fehr reinlich gehalten. Die 
Männchen diefer Bewohner Fig. a. b. haben einen großen, plats 
ten, enförmigen Kopf, die Fuͤhlhoͤrner haben runde, behaarte 
Glieder; Augen finder man nicht, doc) aber einen fehr Fleinen 
dunkleren Fleck neben der Wurzel der Fühlhorner; das Maul 
hat zwey viergliedrigte Freßfpisen und zwey Paar Freßzangen. 
Der Brufifchild ift viel fehmäler, als der Kopf, rund, und 
beſteht aus drey fcharfen, ringförmigen Fleinen Etreifen. Der 
Hinterleib ift eyformig, länglich, hat acht Ringe, und Fleine 
aufrecheftehende Härchen. Das Weibchen, Fig c. d. ift viel 
größer und geflügele. Der Kopf ift dem des Männchen ähn- 
lich, hat aber zwey große Augen, und an deren innen Kan- 
de eine Ozelle. Der Bruftfehild ift platt, haarig. Die Flü- 
gel find viel länger, als der Leib, braun, und fehr fein geadert. 
Die Spadones find, wie die Männchen, nur ift der Kopf 
platter, dünner, haarigter; das Maul hat nur ein Paar Freß- 
jangen, das aber viel länger ift, und mweit aus dem Munde 
hervorſteht. Die ungen find durchfihrig, die Erwachfenen 
ganz weiß. Aus den Weibchen werden fünftig Königinnen, 
die nur an Größe von ihnen verfchieden find. In jeder Woh- 
nung ift nur eine Königin, und alfo in jedem Neſte hoͤchſtens 
drey. Die Spadones dienen ihr zur Aufmwartung. Wenn die 
Königin aus ihrer Wohnung gengmmen wird, ift fie fehr weich, 
und laͤßt eine dünne, fihleimichte Feuchtigkeit von fih, Sie 
fliegen aus, wie die andern Ameifen, gewöhnlich kurz vor der 
großen Negenzeit. Des Abends, wenn es dunfel geworden, 
ift die eigentliche Zeit, daß fie aus ihren Meftern ziehen; fie flies 
gen einem auch wohl ins Geſicht und ins Licht. So wie es aber 
‚Morgen wird, fallen ihnen die Flügel ab, und fie werden den 
Vögeln zu Theil, Die Anzahl der Ausfliegenden ift fehr groß, 
fo daß man aus einem Neſte wohl einen Scheffel voll ſammlen 
koͤnnte. Durch befondre Mittel werden fig auch wohl von den 

in, 


134 mn Fan 


Einwohnern beym Ausfliegen aufgefangen, getötet, von den 
Fluͤgeln gereinigt, geröftet und gegeſſen; auch wohl zermahlet, 
und mit Mehl vermifcht: doch zieht ihr haufiger. Genuß die 
Ruhr nach fih. Wenn die Männchen und Spadonen lange 
der freyen Luft ausgefeze werden, fo werden fie ſchwindlicht und 
fterben, I NER EN | 


2, Der Verheerer. 
Termes deſtructor. 
Kupfertaf. Inf. LXXVI, Fig, 2. a. b, 


Dieſe auch in Hftindien mohnende Art macht ihr Neſt in 
den hohlen Baumen, oder aud) wohl zwifchen den Zweigen der- 
felben. Der Kopf ift binten im Nacken fehr ftarf gemölbe, 
und die Stirn läuft in ein fhräge niedergehendes , zugefpizteg, 
‚ziemlich großes Horn aus; ihre Farbe ift bald weißlich, 
bald braun. 


3, Die Buͤcherlaus. 
Termes pulfatorsum. 
Kupfertaf. Inf, LXXVI, Fig.3. ab. 


Kleiner, als ein gemeiner Floh, meißgraugelblich; die 
Augen roch; der Hinterleib. hat Eleine voftfarbige Flecken; die 
Fuͤhlhoͤrner fo lang als der Leib. Der Kopf ift faft dreyedfig ; das 
Maul hat Freffpisen, die in beftändiger Bewegung find. Ihr 
Leib ift außerft zart; fie laufen fehr gefchwind. Man finder fie 
in Büchern, troknen Kräufern, Holz und andern Dingen. 
Das Klopfen in den Wänden, was unter dem Namen der Tod« 
tenuhr befannt ift, wird diefem Thierchen beygelege, aber mei- 
nes Erachtens ganz mit Unrecht, weil es dazu viel zu weich 
und zart tft. 


Dierte 


— — 135 
Vierte Gattung. 
Laͤuſſe. Pedieulus. 


| Der fateinifche Name ift eine Anfpielung auf die kurzen 
Füße, die diefe Inſekten in Verhältniß mit: andern haben, Die, 
nicht größer find, aber doch viel längere Füße haben, am mei: 
ften der Floh. Ihre —— ſind: 


Zwey Augen. 
Fadenfoͤrmige kurze Fuhlhener von fuͤnf Gelenken. 
Das Maul hat einen kurzen Saugruͤſſel. 

Der Hinterleib iſt breit und platt. 


Sie leben auf thieriſchen Koͤrpern, und da faſt ei eine e jede 
Thierart auch feine eigene Art von Laͤuſen naͤhret, fo iſt wohl 
vielleicht Feine Gattung von Inſekten fo zahlreich als diefe; in⸗ 
deſſen ift doch noch nicht eben eine größe Anzahl derfelben be— 
kannt, vermuthlich, weil ein natürlicher Efel uns abhält, fie 
aufzufchen, Sie pflanzen ſich fehr fehnell durch Eyer fort 
Man will bemerkt haben, daß wenn Laͤuſe von dem Thierför- 
per, den die Natur ihnen angewiefen hat, auf einen von andrer 
Art gefejt werden, darauf nicht ausdauren koͤnnen, fondern 
ängftlich umberlaufen, und ihn wieder verlaffen. Während 
ihres Wachsthums häufen fie fi) einigemal, behalten aber im- 
mer einerley Geſtalt. Einige behaupten, fie wären Zwitter; 
man findet aber doc) Eleinere, und rundere unter ihnen, die ver- 
muthlic die Männchen find. Man Fennet obngefahr einige 
fünfzig Arten: 


1. Die Menfchenlaus. 
Pediculus humanus. 
Kupfertaf Inf. LXXVI. Fig.i: a, b; 


Ein fehr befanntes Inſekt. Der Kopf geht fpigig zu, 
die Fühlhörner find kurz, fünfgliedrige; einige wollen bemerkt 
haben, 





136 


haben, daß diefe Gelenke wie bie Auszüge eines Perſpektivs in 
einander eingezogen werden Fönnen; die zwey runden, fihmar: 
zen Augen ſtehen hinter den Fühlhörnern, Der Bruſtſchild 
bejteht aus drey Theilen mit tiefen Einſchnitten; auf der Micte - 
ſteht der Nervenknoten, von dem die Nerven nach dem Kopfe 
und den Füßen wie Strahlen binlaufen; die Füße haben fünf 
Glieder, und am Ende einen langen, zugefpizten, beweglichen 
Haken, und eike gegenuͤberſtehende faſt gerade Spitze; zwi⸗ 
ſchen beyden noch einige kleine durchſichtige Spitzen. Der Hin: 
terleib hat ſechs tiefe Einſchnitte, und der lezte Ring iſt beym 
Weibchen wie geſpalten. Die Haut iſt ſo durchſichtig, daß die 
innern Theile durchſcheinen. Das Maͤnnchen hat am Ede | 
des Seibes einen braunen, bornartigen Stachel, womit das Ju⸗ 
dien der Haut verurfacht werden ſoll. Sie vermehren fich aufe 
ferordentlich, indem ein einziges Weibchen innerhalb ſechs Ta- 
gen an funfzig Eyer legen kann, und alfo aus zwey Müttern 
innerhalb acht Wochen zehntauſend Laͤuſe entftehen koͤnnen; fie 
Fleben die Eyer an die Haare an, und diefe heißen Niſſe. Der 
Menſch beherbergt zwey Arten von Säufen, KRopfläufe und $eib- 
oder Filzläufe; Die legten find größer, und hellergrau. Es find 
aber wirklich zwey verfchiedene Arten, denn Die rer: her⸗ 
bergen ſich niemals auf dem Leib. 


2. Die Gaͤnſelaus. 
Pediculus anſeris. 
Kupfertaf. Inſ. LXXVII. Fitg. 2. c. d. 
Sie iſt meiſt einen Viertelzoll lang, ſchwarzbraun, mit 
roͤthlich gelben Augen und Bauchringen; ver Kopf iſt drey⸗ 
eckig, ſchaufelfoͤrmig, der Hinterleib laͤnglich eyrund, und 


am Rande der Ringe mit Haͤcchen beſezt. Sie lebt auf den 
Bänfen, 


. Die 





u A 137 
3. Die Bienenlaug, 
Pediculus apis 
Kupfertaf. Inf. LXXVIL Fis. 3. 0 fi 


Diefe Laus fezt ſich bey den Bienen unter die Flügel, auch 
bohrt fie ſich untes die Ringe des Hinterleibes, da denn wohl 
vier bis fechs neben einander figer:, und weil fie ganz unbeweg— 
lich feft figen, fo fcheint es dem unbewaffneten Auge, als wäre 
der Hinterleib mit ftarfen Stacheln beſezt. ie ift dunkel— 
braun, faft eylindrifch, die Augen find Elein, die Fuͤhlhoͤrner 
borftenförmig, und der Bruſtſchild befteht aus zwey kugel⸗ 
foͤrmigen Theilcn. 


4. Die Lerchenlaus. 
Pediculus alaudae. 
Kupfertaf. Inſ. LXXVII. Fig. 4- 


Man findet fie auf den Feldlerchen. Der Kopf iſt ſchau⸗ 
felfoͤrmig, in der Mitte erhaben, ſehr groß; an den Seiten 
ſtehen zwey ſcharfſpitzige Lappen, zwiſchen welchen die Fuͤhlhoͤr⸗ 
ner hervorragen. Der Bruſtſchild iſt klein, rautenfoͤrmig. 
Der große Hinterleib hat zehn Ringe; die Füße find vierglie— 
drigt mie zwey feharfen Klauen am Ende; hie und da ftehen 
einzelne Borften, von denen Die an den Seitenecken des Kopfs 
fehr lang find, i 


Fuͤnfte Gattung, 
*föbe Pulex 
Auch diefes Inſekt iſt bekannt genug, vielleicht aber 
weniger die Gefchichte feiner Wermondelung. Die Gattungs- 
Fennzeichen find: * 


ven 


138 * — pen 
Zwey Augen. | 
Ein Maul mit einem furjen Saugruͤſſel. 
Fadenfoͤrmige, kurze Fuͤhlhoͤrner. 
Die Hinterfuͤße ſind Springfuͤße. 
Der Hinterleib iſt mit ſchuppichten Theilen beſezt. 
Da uns nur die eine gewoͤhnliche Art bekannt ift, foe er⸗ 


ſtrekt ſich auch die Beſchreibung dieſer Gattung hür auf dieſe 
eine Art; naͤmlich 


Den gemeinen Floh. 
Pulex irritans: 
Kupfertaf. Inſ. LXXVIIL, Fig. ab. c. 


Es entſteht der Floh nicht; wie man — glaubte, 
aus Unreinigkeiten, auch laffen fie ſich nicht aus Urin und Eä- 
gefpänen oder aus andern Künfteleyen bervorbringen, fondern 
er kommt aus einem von der Murter gelegten Ey, welches fie 
entweder an die Wurzel der Haare, oder auch in Ritzen der 
Wände, des Fußbodens, aud) in die Betten, Vorhänge, Hem⸗ 
den und Roͤcke legt. Mach fechs Tagen kommen aus diefen 
Eyern kleine Maden oder $arven, Fig. a. welche weißlich, laͤng⸗ 
lic, wenig behaart, und ohne Kopf in dreyzehn deutlich einge⸗ 
ſchnittene Ringe getheilt ſind. Der Kopf iſt hornartig, das 
Maul hat zwey ſehr bewegliche Bartſpitzen; vorne am Kopfe 
ſtehen zwey durchſichtige, eplindrifche Fuͤhlhoͤrner. Unten am 
Halfe ſteht ein Fleines, bemwegliches, zugefpiztes Stuͤk, welches 
die Larve im Kriechen beftändig aufftößt, und fic) damit forte 
hilfe, weil fie gar Feine Füße bat. Am lezten Ringe des Lei⸗ 
bes ſtehen unten zwey hakenfoͤrmige Theile, womit ſie ſich auf 
dem Boden feſtklammert, und ebenfalls forthilft. Sie iſt ſehr 
lebhaft, und lebt vom fettigen Weſen, Schmutz und Unrath; ſau⸗ 
get auch wohl Blut aus dem Koͤrper, auf welchem ſie ſich auf⸗ 
haͤlt; man kann ſie auch mit frifchgerödreren Fliegen füttern, fo 
wie fie auch lange falten kanns In vierzehri Tagen iſt fie er⸗ 

wachfen, 








— nn 139 


wachſen, verfriecht fich in die Erde, oder unter Etaub, reinigt 
fih, macht ein zartes Gefpinnfte um fi), in welchem fie fic) 
zur Nymphe verwandelt, die fchon deurlich die Geſtalt des Flo— 
bes zu erkennen giebt, Fig.b. Mach verjchiedenen Taxen 
fprenge der nun vollendete Floh die Hilfe auf, und hüpft davon. 
Die Farbe veffelben ift rothbraun; die Geftalt an den Eeiten 
etwas platt gedrüft. Der Kopf Fig. e: ift rund, Die zwey Au— 
gen liegen in Hölen; die Fühlbörher figen vor der Etirn dicht 
neben einander; fie find gleichdick und viergliedrigt, das Maut 
bat einen fegelförmigen, ruͤkwaͤrts gekruͤmmten Saugruͤſ— 
fel, der zwiſchen zwey Halbfcheiden verborgen liegt. Der 
Brufifchild befieht aus zwey fehmalen Ringen. Das erite 
Fußpaar fizt unter dem Kopfe an den Eeiten des Eaugrüffels; 
unter dem Bruftfchilde fißen die andern zwey Paar Fuͤße, von ves 
nen das lejte Paar zum Epringen gefchift ift; alle Füße find 
durch) lange Wirbel eingelenft; das Fußblatt hat fünf Glieder 
und zwey lange bewegliche Klauen; überall find die Füße mit 
vielen fteifen Stacheln beſezt. Der Hinterleib ift di, ver 
Bauch beym Weibchen ftatf gewoͤlbt, am Ende ift der Leib in 
die Höhe gerichtet: er befteht aus-mehreren Ringen, deren Rand 
mic fteifen Haaren befezt ift. Das Männchen hat am Ende 
zwey hornartige, platte, mit Haaren eingefafte, aufwärts ge: 
kruͤmmte Werkzeuge, die zum Fefthalten bey der Begattung 
‚dienen : izwiſchen ihnen liege das männliche Glied. Am Hin- 
terleibe des Weibchen ift eine Deffnung zum Eyerlegen. Bey 
der Begattung ſizt das Männchen unter dem Weibchen, zwis 
fehen ven zwey langen Hinterfüßen deſſelben. 





Sechfte Gattung. 
Milben Acarus. 

Die zu diefer Gattung gehörigen Inſekten find faft unter 
allen die Fleinften, meiftentheils nicht viel größer, als ein 
Sandkorn, viele noch Eleiner, und nur durch ein Vergrößes 
vungsglas fichtbar. Die Gattungsfennzeichen find: 


Gem, Naturg. VL B. ztes St 8 Der 


140 u —n— ge 
Der Kopf ift zugefpizt, und Bat einen Fleinen Saugruͤſſel. 
Am Maule ſtehen zwey kleine fußaͤhnliche Theile. 
Der Bruſtſchild iſt nicht vom Kopfe abgeſondert. 
Unter dem Koͤrper ſind acht Fuͤße. 





Es kommen dieſe Milben in vielen Stuͤcken den Krabben 
ſehr nahe. Der Kopf iſt faſt kegelfoͤrmig, und geht mit dem 
Bruſtſchilde in eins. Bey den meiſten ſieht man deutlich zwey 
Augen. Fuͤhlhoͤrner haben ſie nicht, doch ſtehen bey einigen 
am Kopfe zwey lange Hacrborſten. Die ſogenannten Kopf— 
arme vertreten die Stelle der Fuͤlerchen; ſie ſind bald lang, bald 
kurz, und haben einige Gelenke. Der Koͤrper iſt dick, eyrund, 
auch wohl ganz rund, bald behaart, bald glatt. Die Fuͤße ſind 
nach) Verhaͤltniß lang, haben viele Glieder, und am Ende Kral- 
len, auch wohl eine Elcine flache Blafe, die das Inſekt aufbla: 
fen und zufammenzieben Fann. | —— 


Die Milben entſtehen aus Eyern, die die Muͤtter gelegt 
haben; ſie haben ſchon von der Geburt an die Geſtalt, welc 
ſie immer behalten; nur das dritte Paar Fuͤße fehlt anfangs, 
und waͤchſt erſt nach, wenn ſie ſich einmal gehaͤutet haben. Ihr 
Sauf iſt bey einigen ſchnell, bey andern langſam, und ihre Ver: 
mehrung außerordentlic) groß. So Elein fie find, fo richten fie 
doc) viel Schaden an; ehemals gab man ihnen die Verurſa— 
ung mancher epidemiſchen Krankheiten Schuld, als der Ruhr, 
der Blattern, ver Kraͤtze und felbft der Peſt, welches aber von neue- 
ven Xerzten bezweifelt wird. Syn Amerita giebt es aber eine ſehr 
gefährliche Art, die auf Geſtraͤuchen lebe, fih aber gern an 
Menfchen und Vieh anhängt, ſich in die Haut bohrt, gefährs 
liche Gefchwüre und zulezt den Tod verurfacht. Daß es viel: 
leicht unzählige Arten von Milben gebe, obgleich die wenigften 
befannt find, Fann man daraus ſchließen, daß faft alle Thiere, 
Vögel, Inſekten welche beherbergen ; außerdem findet man Ders 
gleihen auf fo vielen Sebensinitteln, auf den Gewächfen, unter 
den Baumtinden, im Waſſer, in Düsen und Moraften, im 
fauren Biere, und an taufend andern Dingen, RE 


nn f 141 


1. Die gefäumte Milde, 
Acarus marginatus. 
Kupfertaf. nf. LXXIX. Fig. ı. a. *) 


Sie ift grau, oben weißlich, die Füße rord, Der Saug- 
rüffel ift mit zwen Zähnen begleiter, ausgeftreft, und hinter 
denfelben ftehen zwey undeutliche Augen. Das ganze Inſekt 
ift platt, zäbe, und der Hinterleib mit einem breiten Saum 
von dreyzehn Lappen. 


2. Die Kaͤſemilbe. 
Acarus Siro. 
Kupfertaf. Inf. LXXIX. Fig. 2 


Der Fegelförmige Kopf hat einen Nüffel, der atıs zwey 
Spitzen befteht. Der fogenannte Bruſtſchild hat die zwey er- 
ften Paar Fuͤße unter fich, Die etwas ftärfer find, als die andern. 
Der Hinterleid ift länglich ovel, und hat an den Seiten eine 
kleine Ausſchweifung; bie und da flehen fteife Haare, womit 
auch die Füße befezt find, Die Farbe des Inſekts ift durch⸗ 
feheinend weiß. Die Abbildung ftellt fie fehr vergrößert vor. 


3. Die Johannisbeerenmilbe. 
Acarus baccarum. 
Kupfertaf. Inf. LXXIX. Fig.3. c. d. 

Etwas größer, als- ein Floh; roth, glatt, mit aufftehen- 
den langen Borften. An jedem Gelenfe der Füße ftehen faft 
geradminflichte Etacheln. Die fichtbaren Augen find ſchwarz. 
Eie läuft fehnell, haͤnget fich aber fehr fefte an, und lebe 
auf vielen Gefträuchen, befonders auf dem Johannisbeeren⸗ 
ſtrauch. | 

68 4. Die 


#) Der Zeichner hat aus Verfehen bey b einen vergrößerten Floh 
vorgeitellt, der hier. gar nicht hingehoͤrt. 


142 — — 


4. Die Kaͤfermilbe. 
Acarus coleoptratus. 
Kupfertaf. Inf. LXXIX. Fig. 4. © f. 


Diefe Art lebt vorzüglich auf den großen Miftfafern und 
auf dem gemeinen Todtengräber, Sie ift eyrund, hartfchaa- 
figt, glänzend braun, auch wohl ſchwarz; die Seiten des Kür: 
pers haben einen flachen ecigten Rand, Man findet fie auch 
unter der Rinde alter Stamme, und in naffer Erde. 


5. Die rothe Waffermilbe, 
Acarus aquaticus. 
Kupfertaf. Inf. LXXIX. Fig, 5. 


Sie ift überalf blutroth, hat einen ſtumpfen dreyeckigten Kopf, 
kleine ſchwarze Augen, eine fleifcherne Schnauze und an jeder 
Eeite derfelben ein dünnes Fädchen. Der Leib iſt faft viereckigt, 
weich und ſchwammigt, voller Falten und Vertiefungen; von 
den acht Füßen fißen die vier erften an dem Vorderrande des 
$eibes, die vier hintern etwas von jenen entfernt unter dem Bau— 
che; jeder Fuß hat fünf cylindrifche Gelenke, und kurze Haare, 
Sie halten ſich im Waſſer auf, und leben vermuthlich von klei⸗ 
nen Infuſionsthierchen. | —9 


6. Die Waldmilbe. 
Acarus americanus. 


Diefe lebt in Amerifa auf Baumen und Gefträuchen ; die 
Engelländer nennen fie Tiks. Sie ift kaum eine Linie lang, 
aber wenn fie ſich voll Blut gefogen hat, wie das Ende eines 
Singers, platt, länglichrund, glatt, dunfelrorh, oft.mit einem 
weißen Fleck auf dem Rücken; die Fuͤhlhoͤrner fadenförmig,, die 
Füße bleichroth. Sie hat einen unangenehmen Geruch. Haupt: 
fahlih im Fruͤhjahr fize fie in unglaublicher Menge an Gebuͤ— 
fehen, im Grafe und unter dem abgefallenen Laube. Sie ift eine 
große Plage derer, die durch die Büfche gehen, und ſich etwa 

unfer 


— * — 143 





unter einen Baum niederſetzen. Man bekommt gleich einen 

ganzen Schwarm an ſich. Sie kriechen hinauf, und ſchmiegen 

ſich nach und nad) fort, bis fie eine bloße Stelle des Leibes errei- 

chen, da fie denn unvermerft anfangen, den Rüffel einzuftechen, 

Blut auszufaugen, 'und tief in die Haut zubohren, ohne daß man 

es merft, bis fie halb ins Fleifch gefommen find, worauf es ans 

fange zu jucken und wehe zu thun. Es ift alsdenn fehon ſchwer, 

fie oszubefommen ; denn wenn man fie herauszieht, bleibt ge- 

‚ meiniglich der Kopf und Nüffel zuruͤk, und dann ſchwillt die 
Stelle zu einer großen Beule auf, die unausfprechlich jukt, durch 

Reiben noch mehr aufſchwillt und ſchmerzt, zulezt aufbricht, 

wohl ein, einen Zoll großes Joch verurfacht, welches eitert, und 

ſehr gefaͤhrlich wird, Gemeiniglich bleibt, wo ſie ſich eingebohrt 
haben, ein harter Knoten, einer Erbſe groß zurüf, der oft erſt 

nad) ſechs Wochen wieder vergeht. Und fo bringt ein Gang im 

Walde oft hundert folcher Knoten hervor, die durch ihr Jucken 

eine wahre Zortur find. Noch fehädlicher wird das Inſekt, 

wenn es in die Ohren kommt, weil man nicht hinzukommen 

fan, es herauszunehmen, indem es fich fehr fefte einbeißt, 

daher die Ohren oft wie eine Fauft groß auffchwellen. Das 

ſchlimmſte ift, daß ihr Einbohren fo unvermerkt gefchieht, daß 

men gar nichts eher empfindet, als bis fie im Fleiſche fißen. 

Ihr Gang ift fehr langfam. ie hängen fid) auch an die Thie- 
re an; die Weichen der Pferde werben oft dadurch fo hart, wie 

\eine Rinde, und fie fißen oft fo dicht, daß man nicht mit der 
Spitze eines Meffers zwifchen fie fommen Fann. Dies mer- 

gelt die Thiere fo aus, daß fie unter vielen Echmerzen fterben. 
Sice haben ein fo zähes teben, daß wenn man ihnen den Kopf 
und einige Füße abgefchnitten hat, fo leben fie noch über eine 
Stunde, und ftolpern mit den übrigen Süßen herum. ie find 
fo hart, wie zähes Leder, und ſchwer zu zerdruͤcken. Wenn fie 
ſich voll gefogen haben, welches wohl einen Monat währet, fo 
fallen fie von felbft ab; fie find alsdann einen halben Zoll groß, 
grau mit rorhen Flecken. Legt man fie alsdann auf den Ruͤ— 
cken, fo Fönnen fie fich nicht wieder auftichten, legen aber auch) 
ob! einen Monat fo, bleiben gefund, ja legen oft in diefer fa: 
ge Eyer. Sie vermehren fich unendlich, und die Ener fommen 
3 — aus 


144 ——— — 
aus dem weißen Flecke auf dem Ruͤcken. Um ſie zu vertilgen, 
verbrannte man ſonſt das abgefallene Laub; da aber hierdurch 
die jungen Schoͤßlinge zu Grunde gerichtet wurden, ſo ward es 
verboten; ſeit der Zeit haben ſie ſich wieder ſehr vermehrt, und 
da das Vieh wegen der Hitze nur in den Waͤldern erhalten wer- 
den kann, ſo fiehen die Einwohner in Gefahr, entweder ihre 
Holzungen oder ihr Vieh zu verlieren. 


Siebente Gattung | 
Afterfpinnen; Phalangium. Franz Faucheur. 


Man hat diefen Inſekten verfchiedene Namen gegeben: 
Rrebsfpinne, Skorpionſpinne, Weberknecht, Banker. 
Sie haben viele Aehnlichkeit mit den Spinnen. Die Gat— 
tungskennzeichen ſind: 


7 


Zwey Augen, die oben auf dem Scheitel nahe an einander 
liegen, und viere an den Seiten des Kopfs. | 


Zwey fcheerenförmige Kinnladen. 
Zwey fußaͤhnliche Freßſpitzen. F 
Acht Fuͤße. 


Der Kopf iſt nicht vom Bruſtſchilde abgeſondert. Unter 
dem Maule ſtehen ein Paar Fuͤhlſpitzen, die bey einigen ſo lang 
ſind, als die Füße. Die Fuͤhlhoͤrner fehlen; Dagegen find die 
Kinnladen den Krebsfcheeren ähnlich, die gemeiniglich für Freß— 
ſpitzen gehalten werden, Die Fußblaͤtter haben baid vier, bald 
mehrere Gelenke, auch wohl feheerenähnliche Klauen; über 
haupt find die Süße lang. Cie leben auf dem Felde an den 
Pfianzen, auch in ven Käufern an den Wänden, und in den 
Schraͤnken. Sie leben vom Raube andrer Inſekken, auch einige 

in ver See auf den Fiſchen. Man kennet ohngefahe ſechzehn 
Arten. | 


I, Die 


— 145 


1. Die nierenfdrmige Afterfpinne, 
.  Pbalangium veniforme. 
Kupfertaf. Inf. LXXX. Fig. ı. 


Sie ift in den heißen Etrichen von Amerika zu Haufe, 
und fiheint ein fehr gefährliches Inſekt zu ſeyn, doch fehlen 
hievon beſondre Nachrichten. Der Bruſtſchild hat die Geftale 
einer Niere, ift höcerigt, fund hinten mit einem fein gezahnten 
Rande gefaumt. Inder Mitte des Vorderrandes ragt ein 
zweyhuͤgligter Knopf, und etwas hinter demſelben zwey einzeln 
- ftehende friftallhelle Augenpunfte hervor. Die Fangzanzen am 
Maule haben unten einen fiharfen Rand, und eine ſtarke Klauez 
jwifchen ihnen gebt ein langer, borſtenaͤhnlicher hornartiger 
Saugrüffel gerade vorwärts hinaus, Die Fangaͤrme find 
dreyeckigt, an der vordern Seite mit einer doppelten Reihe ftar: 
‚ Eer Dornen beſezt. Die Fühlfüge find auferorventlid) lang, 
wohl fechs Zoll, fehr dünne, und ftehen etwas höher, als die eigent⸗ 
fichen Füffe ; fie beftehen aus dem Grundftüf, einem Grundgelenfe, 
einem mit Haarpunften befezten Schenfel, und zwey langen wie 
die Fühlhörner der Krebfe, geringelten Glieder, deren erftes 43, 
das lezte 102 Ninge hat, und fid) in eine ftumpfe Spitze endi- 
get, Die übrigen Füße haben gleiche Laͤnge unter ſich. Der 
Hinterleib ift länglichrund, oben etwas edigt, und hat neun 
. Ringe, die fehuppenförmig über einander liegen. 


2, Die milbenförmige Afterfpinne. 
Pbphalangium araneoides. 
Kupfertaf, Inf. LXXX. Fig. 2. 


Es Hält fih in Aſien und Afrifa auf; fein Biß iſt 
giftig und gefährlih. Die Laͤnge des Inſekts iſt anderthalb 
Zoll. Der Bruftfchild ift vorne am dikſten, abgeftuze und 
mit einer haͤrtern Schale bedekt, als der Hinterleib, oben der. 
Laͤnge nach getheilt, gelbbraun, durch Harchen ſammetartig; 
vorne fteht in der Mitte ein dunfelbrauner Knopf, mit zwey 
ſchwarzen Augenpunkten auf den SER beym Männchen fehle 

| 4 dieſe 


s46 — —— | _ 


diefe Erhöhung, Die Freßzangen find frebsfcheerenförmig, 
groß und bauchigt, hart, mit fehwarzen Spitzen aefrümmt, 
am Rande mit ftarfen Zähnen bewaffnet; die bewegliche Klaue 
hat ftärfere Zähne, die andre Spitze haf mehrere in zwey Reis 
ben; zwifchen diefen Gebißzangen fteht der Mund, der aus ei= 
ner hornartigen, fenfrecht platten, etwas gekruͤmmten Scheide 
beſteht; unten fißen auf demfelben noch zwey weiche, zwey— 
gliedrigte Freßſpitzen. Das vorderfte Fußpaar find große Fühl- 
arme, ‚ etwas dicker, als die übrigen, mit langen Borſten beſezt. 
Das zweyte Paar, welches eigentlich die Fühlfüße der andern 
Afterfpinnen find, ift am dünneften und kuͤrzer; die übrigen drey 
Paar Füße dienen eigentlich zum friechen. Der Hinterleib ift 
langlich, hinten dicker, ſtumpf abgerundet, weichhäutig, Fahl, 
ſchmutzig gelbgrau, und hat neun Ringe, Sie hat gern bey 
ausgetrockneten Pfüsen ihre Hölen in der Erde. Sie beißt 
die Menfchen eigentlich nur, wenn man ihr zufällig zu nahe 
fümmt, oder wenn fie auf dem Machtlager Friecht , fid) in den 
Kieivern verfrochen hat, gedrüft, und dadurch gereizt wird. 
Wenn man fie einfperret, und reizt, zeigt fie viel Unerfchro- 
ckenheit und Wuth; fie erregt durch-das Aneinanderreiben ihrer 
Zangen ein Geräufch, zerfleifcht und verzehret jedes Inſekt, 
das man ihr vormirft, oder wenn es ein harter Käfer ift, beißt 
fie fo lange an ihm, bis fie vor Entkraͤftung ſtirbt. Sie friecht 
langfam, und hält die zwey Paar Fühlfüße beftändig halb auf- 
gerichtet voraus, und bewegt fie hin und her; fobald fie auf 
etwas ftößt, was ihr zum Raube dienen Fann, ſchießt fie mif 
Heftigfeie darauf zu. Sie kommt nur des Abends und des 
Nachts zum Vorfchein, außer in Haufern und Kellern, wo fie 
auch bey Tage fid) fehen laßt. In dem Augenblick, da es beißt, 
fühle man einen unausfprechlich heftigen Schmerz, wie ein 
Etich mit einer glühenden Nadel; fchlaft man, fo wacht man 
mit lauter Echreyen auf; einige fallen auch wohl in Ohn- 
macht; die gebiffene Etelle wird zu einem entzündeten Ge- 
fhwulft, und zugleich erfolge ein heftiges Fieber, das, wenn 
man bald Hülfe braucht, ſich mit einem Durchfall endiget. 
Wenn man gleich nach dem Biß Del auf die Wunde ftreichet, 
fo hören die übeln Folgen bald. auf, ie vermehre fich außer: 

* ardentlich, 











— — 147 


ordentlich, und wuͤrde daher die Menfchen bald zwingen , ganze 


Staͤdte und Gegenden zu verlaffen, wenn fie nicht von großen 
Naubfäfern und Scolopendern fehr verfolge und vertilge wür- 
de, Auch follen die Schafe fie auffuchen und begierig freſſen. 


x 


Achte Gattung, 
Spinnem Aranea, 
Die Eigenſchaft vieler Arten dieſer Inſekten, Faͤden zu 


ſpinnen, bat der ganzen Gattung der Namen gegeben. Sie 


enthalten viel merfwürdiges, aber es wird auch viel faljches 


von ihnen erzähle. Die Gattungsfennzeichen find: 


Acht Augen, die nicht facettirt find, und re Vo 
Stellungen haben, 


Das Maul hat zwey Freßzangen, 


Zwey gegliederte Fühlfpisen, an denen beym Männchen die 
Zeugungsglieder ftehen. 

Acht Füße unter der Bruſt. 

Am Hinterleibe fleifchigte Spinnwarzen. 


Der Kopf der Spinnen ift nicht von der Bruſt durd) 
einen Abſchnitt abgefondert, fondern nur durch eine kleine Fur— 
che getrennet, Die Augen der Spinnen find glatt, hart, horn- 
artig, ohne Facetten, , Gemeiniglich findet man deren acht, 
die bald von einerley Größe, bald von zwey- und dreyerlen 
Größe find. Ihre Stellung ift fehr mannigfaltig, vorwärts, 
ruͤkwaͤrts, und an den Seiten vertheilt, fo. daß die Spinne, 
ohne ſich zu bewegen, rund um fic) ſehen kann. Nach der ver- 
fehiedenen Sage der Augen haben einige Naturforſcher die Fa— 
milien=Abtheilungen gemacht. Die Farbe der Augen ift ge» 
meiniglich ſchwarz, doc) auch bisrgilen purpurfarbig roͤthlich 
oder grün, Die Sreßzangen find ſtark, hornartig, und be= 
ftehen entweder aus zwey Spießchen, die wie Zangen gebogen 
find, oder aus einem ftarfen Singer, der wie ein Taſchenmeſſer 

—J ein⸗ 





148 — — 


einſchlaͤgt, und gemeiniglich noch ſtumpfe Zahnkerben hat. 

Am Ende derſelben will man eine Oeffnung bemerkt haben, die 

man das Giftloch nennet, weil aus demſelben eine giftige 

Feuchtigkeit in die Wunde laufen ſoll. Zwiſchen ven Augen 

und dem Maule ftehen feitwärts ein Paar gegliederte Fühlfpi- 

Ken, wie fleine Füße geſtaltet; beym Weibchen find fie länger, 
und überall glei) dick, beym Männchen endigen fie ſich in_ei- 

nen Knopf, in welchem das männliche Glied ſitzt. Der Bruft- 

ſchild ift gemeiniglich, platt, hart, etwas hoͤckrigt, oft glatt, ı 
‚oft, behaart, Unter vemfelben fißen die acht Füße, die felten 

einerley Laͤnge haben, ſondern bald ift das eine Zußpaar, bald 

das andre langer oder kuͤrzer. Cie haben drey Abtheilungen, 

wie bey andern Inſekten, namlid Hüfte, Schienbein und 
Fußblatt, aber zwifchen jedem Theil ift ein Zmwifchengelenf oder 

Knoten; das Fußblatt hat am Ende drey gezähnte Klauen, 

davon eine gegen die andern beyden über ſteht. Gemeiniglich 
find die Fuͤße mis Haaren befezt.. Der Hinterleib ift groß, 

dick, mit einem kurzen dünnen Stielchen am Bruftfchilde be- 

feftigt; er ift weicher, als die übrigen Theile, und oft mit den 

fehönften Farben und Zeichnungen geziertz feine Form ıft fehr 

verfehieden, rund, oval, platt, taſchenfoͤrmig, ftachlicht; beym 

Weibchen größer, als beym Männchen. Unter demfelben, 

nahe am Bruſtſchilde, ſizt das weibliche Gefchlechtstheil, def- 

‘fen Heffnung von einem hakenfoͤrmigen Theile bedeckt wird, 

Der After fize zu Ende des Hinterleibes, dicht über ven Spinn- 

werkzeugen, und ift mit einer Kappe'verfeploffen. Die Spinn« 

mwerfzeuge beftehen aus fünf Warzen, deren Bejtalt fehr ver- 

ſchieden ift, in einer Rundung beyfammen fichen, ſich oben 

mit einem rundlichen Knoͤpfchen endigen, das viele Eleine Löcher 

hat, aus weldyen die Faͤden gezogen werden, 


Die Spinnen find wie befannt, Naubinfeften; und es 
iſt wohl nicht leicht ein Infekt von einem graufameren Natu⸗ 
rell, ſo daß fie felbft ihr eigenes Geſchlecht nicht verfihonen, 
fondern fich unter einander erwürgen; Daher find jie aud) (ehr 
mißtrauiſch, fhüchtern, jede lebt ganz für fi), keine trauer 
der andern, ſelbſt nicht bey ver Begattung, wo. fie ich nur 

ein⸗ 





— — 149 


einander mit Furchtſamkeit nähern, oft zuruͤkkriechen: inſon⸗ 
derheit hat das Männchen alle Vorficht noͤthig, wenn es nicht 
bey der Begattung vom Weibchen getödter feyn will; es reiche 
fein gleichfam auf einer langen Stange figendes märnliches 
Glied nur von ferne dar, und bringe es dem weiblichen Gliede 
an; der Knopf an den Fühlfpisen öffner fih, und laßt ein 
weißes Körperchen wie eine Feder hervorſpringen; die ganze 
Fuͤhlſpitze windet fich um den Bauch des Weibchens, und dies 
Körperchen vereinigt fich mit dem weiblichen Geburtsgliede ;.aber 
‚8 eilt auch nach der Begattung gleich wieder davon; fehr oft 
wird es vom Weibchen ergriffen, überfponnen und ausgefogen. 
As Raubthiere Fönnen fie. ungemein lange hungern. Diele 
fterben zu Ende des Jahrs, viele aber überwintern, und fal 

fen in einen erftarrenden Schlaf, Während des Wachs— 
thums bauten fie ſich einigemal, wobey fie franf find, und 
hungern, nach der Hautung find fie fehr weich, bis ſie durch 
die Luft härter werden. Cie haben ein außerordentlid) feines 
Gefühl, Hauptfächlich die Nesfpinnen. Ben diefen ift denn 
auch. hauprfächlich das ſchoͤne, regelmäßige, netzfoͤrmige Ge- 
webe fehr zu bewundern, welches fie mic der’ äußerften Kunſt 
fpinnen. Sie wifjen es genau, wo der Faden ftärfer feyn 
muß, weil davon die Dauerhaftigfeit des Netzes abhangt; der 
feinfte Faden befteht Doch noc) aus mehreren in einander lau- 
fenden Faden; die ftärferen find wohl zwanzigdoppele, Da das 
ausgeſpannete Meß an allen vier Enden befeftige feyn muß, fo 
würde es ganz unbegreiflic feyn, wie fie zu dem ihrer Woh— 
nung gegenüberftehenden Gegenftand hinkommen, der oft eini- 
ge Schritte entfernt ift, um die Hauptfäden des Netzes an den- 
feiben zu befeffigen, wenn man nicht wahrgenommen hätte, 
daß. fie fih zu dem Ende an einem langen Faden aufhängen, 
und fih nun vom Winde nach) dem Ort hinwerfen laffen, 
alsdann, wenn fie fih nun an den Gegenftand angeflam- 
mert halten, den Faden ftraf ziehen, und gehörig befefti- 
gen; dieſer Faden wird nun die Brücke, auf welchem die 
E vinne nac) Gefallen bin» und hergeben und ihr Netz fer⸗ 
eig machen fan, \ 


Das 





150 — ae 


Das Weibchen legt Ener, deren oft eine große Anzahl 
iſt, und fehließe fie in einen Sack von Eeide ein, den fie bald 
an fichern Orten anfleben, und ihn dann verlaffen,: andre aber 
fragen biefen Saf am Hintern mit fich herum; wenn fie ihn 
verlieren, werden fie fraurig und matt, fuchen ihn ängftlic) 
wieder, und hängen ihn wieder an ſich. Einige befeftigen den 
Sack voll Eyer an einen ruhigen Ort, ſetzen fic) drauf, bemwa- 
chen fie, und fiheinen fie felbft auszubrücen.. Die Spinnen- 
eyer haben eine dünne hautige Schale. Vor dem Auskriechen 
verändert das Ey feine Geftalt, man ſieht nach und nad) die 
vollkommen werdenden Glieder der Spinne durchfcheinen, bis 

"durch das innere Ausdehnen der Spinne die Eyerfchale plazt, 
und die Spinne nah und nad) ihre Gliedmaaßen heraus- 
zieht. Die ausgefommne junge Spinne iſt noch ſehr ſchwach, 
und bleibt auch acht und mehrere Tage in dieſem Zuſtande, 
haͤutet ſich alsdann zum erſtenmal, und wird von * Zeit. 
an erſt ſtark und munter. 


Die Anzahl der Spinnen ift ganz außerordentlich, und 
fo auch die Anzahl ihrer verfchiedenen Arten, die gewiß bey 
weitem noch nicht alle befaunt find; denn da fie einen weichen 
Körper voller Flüßigfeiten haben, fo laffen fie fich in Kabi— 
nettern nicht aufbewahren, weil fie eintrocknen, und die Farbe 
verlieren; man müßte fie alfo gleich) mahlen, wenn man fie 
gefangen hat, welches aber nicht jedermanns Sache ift; es 
‚wird alfo die unglaubliche Mannigfaltigkeie derfelben ſchwerlich 
recht befanne werden. 


Ob der Biß der Spinne den Menfchen gefährlich ſey, ift 
noch nicht ausgemacht. Die Spinnen unfers Landes Fönnen 
mwenigftens gewiß nicht fo ftarf beißen, daß es große Schmer- 
zen verurfachte. Aber freylich die großen Indianiſchen Arten 
fönnen wohl große und gefährliche Wunden verurfachen. Daß 
das, was man von der Tarantel, ihrem Biß, und der felt- 
famen Kur durch Tanz, der durch einen befondern Ton ver- 
urfacht wird, erzähle wird, —— ſey, iſt jezt wohl ſchon 


den meßreften befannt. 
Einige 





I5r 


Einige Schriftfteller haben die Spimenarten unter ber: 
fehiedene Familien vertheilt, wobey fie bald auf die Stellung 
der Augen, bald auf die Art des Gewebes Rüffiche genommen 
haben ; da aber Linne” Feine folche Abtheilungen gemacht hat, fo 
will ich mic) auch dabey nicht aufhalten. 


Daß die Spinnen in dem Reiche der Dinge auch ihren 
Mugen haben, ift wohl von dem weifen Schöpfer zu erwar— 
ten. ie fangen unzahlige Muͤcken und Fliegen, und andre 
Inſekten weg, die uns plagen und läftig feyn würden; fie 
felbft dienen den Vögeln theils zur Speife, theils*zur Arzney; 
ihr Gewebe, auf eine Fleine Wunde gelegt, ftiller das Blur. 
Man hat auch verfucht, das Gewebe wie vom Seidenwurm 
zu nußen, und wirklich Strümpfe und Handſchuhe davon 
verfertiget, es ift aber mie zu vielen Schwierigfeiten ver- 
knuͤpft, weil die Seide der Spinnen viel feiner it ‚ und fei- 
nen Glanz bat, daß es der Mühe niche lohnen würde, meh- 
rere Verſuche anzuftellen. 


1. Der Colibrifeſſer. 
Aranea avicularia. 
Kupfertaf. Inf. LXXXL Fig. i. 


Diefe größte unter allen Spinnen ift auch die haͤßlich⸗ 
fte, und in Amerika fehr haufig. ie ift überall dunkel— 
braun zottig, am Maule rothhaarig. Die Fangzangen find 
ſehr groß, bornartig, und fie muß damit bis auf den 
Knochen beißen Fönnen. Der Bruſtſchild iſt nierenförmig, 
Diefe Spinne würget nicht nur alle Inſekten, fondern fie 
fucht aud) die Eolibris in ihren Neſtern auf, wuͤrget fie, 
zerbricht auch ihre Eyer, und fauge fie aus. ie fpin- 
net fein Rad, fondern ovale Zellen in hohlen Mauern und 
Daumen, verbirgt ſich auch zwiſchen zufammengefponnenen 
Blättern. ! 


2. Die 


153 — ⸗— 
2. Die Tarantel. | 
Aranes tarantula. — 


Cie iſt in Italien, und andern warmen $andern be— 
Fannt, und macht fih Höhlen in der Erde, Sie hat wohl 
die Laͤnge eines Zolles und mehr, iſt gelblichgrau, - unten 
ſchwarz; vorne am Kopf ſtehen zwey große Augen, zwey hin— 
ter denfelben, und vier Eleineve unter den großen in einer Quer— 
linie. Der Bruſtſchild iſt grau mit fchwärzlichen Linien, die. 
von der Mitte aus ftrahliche laufen. Die Fuße find dif, grau, 
unterhalb ſchwarz geflekt und geftreift. 


— 


3. Die vierdornige Spinne. 
Aranea tetracantha. nahe 
Kupfertaf. Inſ. LXXXL Fig. 2. | 


Aus Indien, Der Bruftfchtlo ift kurz, braͤunlich, oben 
‚mit einem doppelten Köder. Die Augen ftehen in der 
Mitte hinter einander, an jeder Eeite eines, und hinfer 
benfelben noch ein Fleiner unmerfliher Punft, Die Fang: 
zangen find ſtark; die Fühlbörner und Füße bräunlich mit 
ſchwarzen Spigen, Der Hinterleib ift hartſchalig, oben platt, 
hinten breiter, und laͤuft an jeder Seite in einen ftarfen Dorn 
aus; zwey Fleinere Dornen ftehen in der Mitte des Hinter- 
randes, Die Farbe des Hinterieibes it gelblichweiß, unten 
ſchwarz mit milchweißen Punkten; die Dornen find braun. 


! 


er Neunte Gattung. 
Krebfaitcamoren 


Ein ſehr weitläuftiges und merkwuͤrdiges Gefchlecht. 
Der Name Krebs, ver faft in allen Sprachen ähnliche Be— 
nennungen bat, und griechiſch Kagxnoc, englifch Crevice, 

franzöfifch 


— — | 153 


franzoͤſiſch Eereviffe, holländifch Kreeft , fchwedifch Kraftweta 
heiße, ſcheint von feiner Friechenden Art hergenommen zu ſeyn. 
Daß die Krebfe wirkliche Inſekten find, wollen fich immer 
noch wenige überreden laſſen, fo genaues fich auch beweifen 
laͤßt. Die alten Naturforfcher fezten fie zum Theil unter die 
Sifche, blos weil fie gleichfalls im Waffer feben, fo wenig fie 
auch fonft mit den Fifchen gemein haben, Andre brachten fie 
unter die Schalthiere, die fie in bartfchaligte und weichfcha: 
ligte eintheilten: jenes waren wie Conchylien und dieſes vie, 
Krebfe. Allein auch) dies ſtimmt nicht mit der Natur überein, 
denn die Conchylien find bloße Gehäufe fehr weicher Thiere, 
Wenn man auf den ganzen Bau des Krebfes, hauptfächlich 
auf die Fuͤhlhoͤrner, Freßwerkzeuge und Füße Nüffiche nimmt, 
fo kann manonicht zweifeln, daß fie Inſekten find; zumal da 
fie wie andre Inſekten eine jährliche Hautung zu erfragen ha⸗ 
ben. Da Linne“ die Rrebje und Krabben unter einerley 
Gattung gebracht/ hat, fo halt es fehwer, allgemeine Kenne 
zeichen anzugeben; dazu gehören: 


Zehn Füße, deren vorderftes Paar mit Scheeren bewaffnet 


ift. | 
Zwey Augen, die bey ven meiften auf beweglichen Stielen 
ſtehen. — 


Fuͤhlhoͤrner, die bald lang, bald kurz find. 
Gegliederte, fußähnliche Freßfpigen. 
| Das ganze Inſekt ift mit einer harten Schale überzogen. 
Der Hinterleib ift ein Schwanz, der: aus mehreren fchup: 
penförmig über ‚einander liegenden Schildern befteht ; am 


Ende deſſelben ftehen oft Floffen, und unter demfeiben 
Schwimmfüße. | | 


Die Inſekten diefer Gattung find wahre Amphibien, weil 

fie im Waſſer und auch auf dem Sande leben, doch halten fie 
fi) am meiften im Waſſer auf, ausgenommen einige wenige, 

die fih Hölen in der Erde machen, Andre lieben fumpfigte 

am Gegen= 


154 

Gegenden, wohnen am Ufer unter den Wurzeln der Baͤume, 
oder in den ſalzigten Suͤmpfen am Meere, andre in den Ri— 
gen der Felfen, Die meiften im Meere felbft auf dem Grunde, 
und die fleineren Arten zwifchen dem Echilf und Eeemoofe. 
Am liebften fteigen fie. des Nachts ans Ufer, um fi) Nah— 
rung: zu füchen. Dieſe befteht aus Aeſern, Fiſchen, Froͤſchen, 
Inſekten, Würmern, Mufcheln und Schnecken, zugleich aber 
auch aus Kräutern und Früchten; ſie mäften ſich mit Erbfen 
und Tobafsblättern, fteigen auf die Bäume und holen ſich 
Früchte, brechen die Kokusnuͤſſe auf, und fangen deren Milch 
aus, auch verfehmähen fie Gras, Meffeln und Wurzeln nicht, 
ergögen fich an alleriey Unveinigfeiten, ja ihre Gefräfigfeit 
geht fo weit, daß fie ſich unter einander angreifen und per 
zehren. Ihre Größe iſt fehr verſchieden, indem einige nie gröf- 
fer werden, wie eine Erbfe, andre hingegen werden fo groß, 
daß ihr Fuß einem Menfchenfuße. an Laͤnge und Stärfe gleich 
fommt. Welche Stärke fie in ihren Scheeren haben, ift_dar- 
aus abzunehmen, daß einmal eine im Schif aufgehenfte le: 
bendige Krabbe eine vorbengehende Ziege beym Ohr faßte, und 
das ganze Thier In die Höhe zog. Auch ihre Farbe ift ſehr 
verfchieden, indem viele mit den fchönften Farben und Zeich— 
nungen, wie die Conchilien, geziert find; Andre find mit ei- 
nem rauhen, wolligten Weſen überzogen. % 


Sie begatten fich im Frühjahr, Beyde Gefchlechter ha- 
ben doppelte Zeugungswerkzeuge; beym Männchen ftehen fie 
unten bey der Einlenfung des lejten Fußpaares, und beym 
Weibchen am Grunde des zweyten Fußpaares. Das Weib- 
chen legt fich bey der Begattung auf den Rüden. Zu die 
fer Zeit find die Saamengefäße ſehr aufgefchwollen, haben 
das Anfehen eines ftarfen Zwirnfadens, und find mit einer 
weißen, Falfartigen Materie angefüllee. Sie vermehren fich 
außerordentlich, indem ein einziges Weibchen über zwoͤlftau⸗ 
fend Eyer legt. Mehrere Mannchen ftreiten fich oft um ein 
Weibchen. Die Eyer find anfangs im Leibe ber Mutter; 
nachher werden fie gelegt, das heißt, fie treten nad) einander 
aus der Deffnung , jedes hängt an einem Fleinen Baden, 
2 wird 


wird von den Unter dem — ſitzenden kur sen Schwimm⸗ 
fuͤßen in Empfang genommen, und an die Faſerchen, womit 
unten der Schwanz beſezt iſt, befeſtigt. Wenn nun die Eyer 
nach einigen Wochen unter dem Schwanze zur voͤlligen Reife 
gebracht find, fo friechen die ungen aus, halten fich aber 
noc) vierzehn Tage lang an der Murter feft, bis fie fich feibft 
forthelfen koͤnnen, verlaffen wohl bisweilen ihre Mutter in ei« 
ner Eleinen Entfernung, eilen aber gleich wieder unter ihren 
Schutz, wenn fie eine Bewegung mit dem Schmanze giebt, 
daß Gefahr da ſey. Nachher bangen fie fich an kleine Zäfer: 
hen der Baummurzeln feft, und wickeln fich darin ein, bis 
fie Stärfe genug haben, fi) dem Waſſer anzuverfrauen. 
Andre Krebfe legen ihre Ener am Ufer in den Sand, und 
laſſen fie von der Sonne ausbrüten. Die meiften jungen 
Krebſe werden wieder ein Raub der Fifche, 





Das merfnıirbigfe * den Krebfen ift das Wiederwach⸗ 
ſen der verlornen Glieder, hauptſaͤchlich der Fuͤße; dies Re— 
produktionsvermoͤgen muß am vierten Gelenke des Fußes am 
ſtaͤrkſten ſeyn, weil, wenn etwa die Spitzen der Fuͤße beſchaͤ— 
digt werden, der Krebs ſich ſelbſt den Fuß im vierten Ge— 
lenke abbricht. Der wiedergewachſene Theil iſt dem abgex 
nommenen ganz aͤhnlich, nur kuͤrzer, befommt aber doc) mit 
der Zeit die Größe des vorigen. Andre verlorne Glieder 
wachfen auch wohl wieder, aber viel langſamer; nur. der 
Schwanz waͤchſt nicht wieder, fondern deſſen Beſchaͤdigung 
zieht den Tod nach ſich. Es wird wohl jederzeit eine der 
ſchwerſten Aufgaben in der Naturgeſchichte bleiben, zu ertlaͤ—⸗ 
ten, mie es mic diefer Reproduktion zugehe. 


SALE meiften Krebsarten werfen jährlich die Schale ab, 
weil fie eine beträchtliche Härte hat, fich nicht ausdehnen läßt, 
und alfo der Krebs nicht wachfen fann, Dies fogenannte 
Maufern gefchieht beym Männchen im May, beym Weib- 
en im Auguft. Sie faften einige Tage vorher, und find 
kraͤnklich; dadurch fallen fie etwas ein, wodurch fic) die innre 
Haut von der aͤußern Schale abfondertz der Krebs. macht 

Gem, Taturg, VILB, ztes St. M— man⸗ 


156 — ——— 


mancherley unruhige Bewegungen, biähet fih auf, wodurch 


die Haut zerreißt, welche den DBruftfchild mir dem erjten 
Schwanzgelenke verbinder. Mach einiger Ruhe blaͤhet er fich 
noch mehr auf, der Helm erhebt ſich, Die Haut an den Kan: 
dern des Bauchs zerreißt, und der Brufifchild bleibe nun alfo 
nur noch in der Gegend des Meuls befeſtigt. Nun ziehe der 
Krebs den Kopf zurüf, macht die Augen aus ihren Fuftera- 
len los, und zieht die Scheeren etwas zurüf, Endlich blähee 
er fich noc) einmal auf, zieht den Körper zurück und zieht eine 


Scheere, oder. alle Füße auf einer Seite aus ihrer Schale; - 


wie aus Stiefein heraus; nachher zieht ev auc) Die andre 
Eeite heraus, kruͤmmt den Schwanz ein, und flreft ihn mit 
einer Schnellfraft wieder heraus, und vermittelſt dieſer ſtar— 
fen ftoßenden Bewegung macht ev fid) von feinem ganzen 
Ueberzug los. Indeſſen greift ihn diefe Arbeit fehr an, er ift 
außerft matt, und viele fterben auch bey dieſem Geſchaͤfft. 
Die abgezogene Schale zieht ſich fo völlig wieder in ihre alte 
Sage zufammen, daß man fie für den Krebs felbft halten follte; 
Eelbft die Haare an der l:eren Schale find nur Scheiden an: 
derer Haare, und es ift gewiß ſchwer zu begreifen, wie ſich 
alle diefe Theile losgeben, zumal wie die Scheeren abgezogen 
werden, die vorne weit breiter und Dicker find, als das Loch, 
oder die untern Gelenke, durch welche fie durch müffen. Be— 
greiflicher wird uns dies werden, wenn wir wiffen, daß die 
Schale der Scheren und Füße aus zwey Hälften befteht, die 
zwar am innren Rande feit zufammenfchließen, aber doch zur 
Zeit der Haͤutung fich etwas auseinander dehnen laffen, wodurch 
das Herausziehen erleichtert wird, Der abgezogne Krebs ift 
mit einer fehr weichen Haut bedekt, die aber in einigen Ta— 
gen die Härte des’ vorigen Panzers erhält, Der Krebs wirft 
aber nicht blos die äußere Schale ab, fondern auch der Ma- 
gen und die Eingeweide legen die äußere Haut zugleich ab, 
und diefe Häute fallen in den neuen Magen und werden von 
demfelben verzehrt. Während diefer Zeit, daß der Krebs nur 
eine weiche Haut um fid) bat, dehnen fich die unter der har- 
ten Schale zufammengedrüften Theile nun beffer aus, und dies 
ift fein Wachsthum für diefes Jahr. RR 
Noch 


— 157 


Noch eine merfwürbige Erfcheinung zeigt ſich bey den 
Krebfen zur Zeit des Mauferns, nömlich die Krebsfteine, Cie 
befiehen aus einer Falfartigen Materie, die in $amellen über 
einander liegt; fie find auf einer Eeite plaft, auf der andern 
gewölbe, weiß von Farbe, Ueber ihren Zweck find die Mei- 
nungen verſchieden, einige halten fie für eine Krankheit, an- 
dere glauben, fie dienen dem Krebs während dem Faften zur 
Nahrung. Am wahrfcheinlichiten feheine es mir, daß, da fie 
vorne im Magen fisen über dem Maule, fie erft ven Zwek 
haben, durch ihr immer größer werden den Helm vorne abzu« 
löfen, denn der Krebs fann vermitteljt dieſer zwey harten Körper 
den Helm beffer durch einen Druk in die Höhe heben; nach- 
ber löfen fich dieſe Krebafteine im Magen auf, werden wie ein 
milchigter Saft zur neuen Haut hingeführt, die davon inwendig 
überzogen wird. ie frift in die Poros derfelben, verhärter ſich 
‚wieder, und ift alfo Die Urſach der Härte der Echale, die mit 
den Krebsfteinen gleiche Beſtandtheile hat. 


Man findet oft Krebfe mit ganz monftröfen Gliedern; 
dies rührt daher, wenn der Krebs irgendwo verlest wird, fo 
drangen fi) die Säfte inımer mehr dahin, und machen alfo, 
wie im Pfianzenreicye, dergleicyen Auswuͤchſe. 


Unter die Feinde Der Krebfe gehörf vorzüglich ' der 
Menſch. Dar er fie iffet, iſt recht; aber unverantwortlich, 
und zu verwundern, daß die Polizei darüber Feine Auffiche 
hält, iſt es, daß fo viele fogenannfe Eyerkrebſe zum Verkauf 
gebracht werden, wodurch jaͤhrlich ganze Millionen getilgt 
werden, die, wenn die Mutterkrebſe gefchont würden, herane 
machfen und nüglid) werden könnten, Mod) unartiger ift eg, 
da foldye mit Eyer belaftete Krebfe gerade von fehr fehlechtem 
Geſchmak, leer und mager find, und alfo dem Wohlgeſchmak 
gar nichts darbieten. Auch die Fifche reiben viele Krebfe 
auf, fo wie Ueberſchwemmungen, Gewitter und einige Vögel 
ihnen ſehr nachtheilig find, fo daß bey der großen Fruchbar— 
keit verfelben man doc) nicht leicht über den zu großen Ueberfluß 
von Krebfen zu Flagen hat. | 
Ma Aus 


— + 


158 — — 


Aus dem jährlichen geringen Wachsthum laͤßt fich [hie 
fen, daß die Krebfe ein hohes Alter erreichen; denn wie viele 
Jahre wird nicht ein Hummer brauchen, ehe er ausgewachſen 
it? Im Winter leben fie in. Hölen am Ufer oder auf dem 
Grunde des Waflers, und nehmen wenige Nahrung zu fich. 
Daß die Mondesveranderung Einfluß auf ihre fette und ma-= 
gere Befchaffenbeit habe, wird zwar allgemein behauptet, aber 
es ift noch wenig hinreichend bewiefen, 


Man fängt die Krebfe bald mit Netzen, bald mit der 
Angel, oder man loft fie durch Aas in Reuſen, oder holt fie 
mit der Hand aus den Löchern am Ufer. Man will fie auch. 
mit einer Pfeife locken und fangen Fünnen, wozu ein ſtarker 
Glaube gehört, | } 


Wer übrigens was vollftändiges über die Krebfe lefen 
will, den verweife ich auf meinen herausgegebenen Verſuch 
über die Naturgeſchichte der Arabben und Krebfe: 
Zurich) 1782. 


Linne“ bringe alle Krebfe unter folgende drey Abrhei- 
fungen: | 
1. Kurzſchwaͤnze. Krabben, Brachyuri. 
2. Kahlſchwaͤnze. Schneckenkrebſe. Parafitici. 
3. Sangfchwänze, Krebſe. Macrouri. | 


| Ich habe bey genauerer Unferfuchung und mehrerer Be⸗ 
Fanntfchaft mit diefen Thieren, noͤthig gefunden, eine andre 
Eintheilung zu machen, die fich auf die ganz verfchiedene Struf- 
fur gründet, namlih:  - a. 
1. Kurzſchwaͤnze. Brachyuri. 
2. Halbe Langſchwaͤnze. Submacrouri. 
3. Weichſchwaͤnze. Parafitici. 


4 Sage 











a \ —n— 159 
4. Langſchwaͤnze. Maerouri. | 

5. Geſpenſtkrebſe. Squillae. 

6. Garneelaſſeln. Gammarelli. 


Wir folgen indefien hier, der Gewohnheit gemas, dem Linne‘. 


Erſte Horde. 
Krabben. Brachyuri. 


Sie werden auch Taſchenkrebſe, Seeſpinnen genannt, 
welche Benennung aber eigentlich nur einzelnen “Arten zu— 
kommt. Ihr Bruſtſchild iſt groß, und macht faſt das ganze 
Thier aus; ſeine Geſtalt iſt ſehr verſchieden. Vor demſelben 
ſtehen zwey Augen auf bald langen, bald kurzen Stielen, und 
koͤnnen in Hoͤlen vor der Bruſt ganz verborgen und eingelegt 
werden. Gemeiniglich haben ſie vier Fuͤhlhoͤrner, die aber nur 
kurz find, die äußern haben eine andre Struktur, als die innern; 
wenige haben lange borſtenfoͤrmige Fuͤhlhoͤrner. Der Schwan; 
ift nur kurz, und kruͤmmet ſich feft an den Bauch an; beym 
Weibchen ift er breit, beym Männchen fehmal, Alle Krab- 
ben haben zwey Scheeren, deven Bau fehr verfchieden, oft auch 
die eine an Größe und Geftalt von der andern ganz verfchieden 
ift. Der Füße find acht, felten nur fechs, und ihre Geſtalt 
ift auch fehr verſchieden; oft ift das hinterſte Fußpaar ganz 
platt, dünne, breit, und diefe heißen Schwimmfuͤße; nur me: 
-nige Arten haben lauter folhe Schwimmfuͤße. Alle Füße be- 
ſtehen aus fechs Gliedern, das Einlenkungsglied, ein Mittel 
glied, die Hüfte, ein Mittelglied, das Schienbein, und das 
Klauenglid. Die Freßwerfzeuge find ſehr zufammengefest, 
und Die Zähne ftehen, wie bey allen Krebjen überhaupt im Ma- 
gen. Ihre Groͤße iſt fehr verfihieden, und ihr Aufenthalt im 
Meere; nur eine einzige Flußkrabbe ift befannt. Die Krabben 
prangen nicht allein zum Theil mit fchönen Farben und Zeich— 
nungen, fordern auch die Struktur, baupffächlich des Bruſt— 

M 3 ſchildes, 


160 — — 


ſchildes, zeigt ganz bewundernswuͤrdige Verſchiedenheiten und 
Schoͤnheiten. Nach vemfelben bet Linne“ die Familien be— 
ſtimmt; naͤmlich: 

1. mit glattem Bruſtſchilde, der Seitenrand glatt, 

2. mit glattem Bruſtſchilde, der Seitenrand eingeferbt. 

3. mit rauhen Bruſtſchilde. 

4. mit ftachlichtem Bruſtſchilde, 

5, mit hoͤckrigem Bruſtſchilde. 

Da mir weit mehrere Arten befannt find, fo habe ich es 
ber Natur gemäßer gefunden, folgende Familien zu machen, 

1. mit dickem, vierecfigem Leibe. 

2. mit fugelförmigrundem Leibe. 

a. glatt, kurze Scheeren und Füße. 
b. koͤrnigt, auch wohl mit einigen Stacheln ; * Schee⸗ 
ren mit langen Fingern, runde Glieder der Füße, 

3. mit eylindrifchemn Leibe. 

4. mit plattem, halbviereckigem Bruſtſchilde. 

5, mit halbmondförmigem Ruͤckenſchilde. 

a. der Seitenrand glatt; 
b. ver Seitenrand eingekerbt. 

6. mit gefichtsähnlichen Zügen auf dem Bruſtſchilde; die 
zwey hinterften Paar Süße find Elein, und find oben 
am Echwanze gingelenft, 

7; mit dickem eyrundem Leibe; die Fuͤhlhoͤrner find lang und 
borſtenfoͤrmig. 

8. mit einem nach hintenzu breiter werdenden Bruſtſchilde, 
deſſen untere Seitenecken ſich erweitern; die Scheeren 
find ſehr breit, und oben ſaͤgefoͤrmig eingekerbt. 

9. mit ftachlichtem KRůckenſchilde. 

a. kugelfoͤrmig, die Vorderfuͤße ſehr lang, 
b. eyrund und platt. 
9 herz⸗ 





— 161 





c. herzfdrmig ſo daß deſſen Spitze nach vorne zu ſteht, 
und in einen Stachel auslaͤuft. 

d. der Leib dick, rund, rauh, die Hinterfuͤße ſtehen auf 
dem Küden. 

e, der Bruftfthild knotig, die Scheeren außerordentlich 
fang und breit, ' 


Da es zu weitläufig werden würde, auch nur von jeder 
Familie eine Art anaufügren, fo wollen wir. hier nur einige we: 
nige anmerken, 


I, Die Landkrabbe. 
Cancer ruricolu. 
Kupfertaf. Inf. LXXXII. Ar. 


Dieſe Krabbe lebt auf den Bahamiſchen Inſeln!auf den 
Bergen, und iſt daſelbſt ſehr haufig. Der Schild iſt vorne 
etwas ſtumpf, ringsherum glatt; der Schild wird vier bis ſechs 
Zoll groß, und iſt mit ſchoͤnen Farben gezeichnet, bald ganz 
roth, bald weiß oder gelb mit rothen, blauen oder gruͤnen Flam— 
men. Die Scheeren ſind glatt; die zwey lezten Gelenke der 
Fuͤße ſind mit Dornen beſezt. Gemeiniglich ſchlagen dieſe 
Krabben ihre Wohnung in dem Gebirge auf, ein Paar Mei— 
fen von der See ab; am zahlreichſten findet man fie des Abends 
unter den Bäumen, Wenn man ohne Stof geht, find fie ganz 
ruhig, hat man aber einen Stok, und drohet ihnen damit, fo he— 
ben jie den cinen Arm Auf, als wollten fie fich zur Wehre fegen, 
ſchlagen auch die Scheeren an einander, um Schrecken einzue 
jagen; fie laufen, wie faft alfe Krabben, von der Seite. Sie 
ind ein. vortreffliches Effen fir die Einwohner; ja fie fegen fie 
einige Tage auf ein Erdtoffelfeld, um fie zu maͤſten. Es giebt 
hievon drey etwas abweichende Arten; die Eleinern find die be- 
Fannten Tourlouroux. Sonderbar ifi es, daß diefe Krabben 
fo leicht Die Beine verlieren. Wenn man fie nur an einem 
Beine oder an der Schesre anfaßt, fo laſſen fie es in der Hand 
f M 4 und 





162 —u— 


und entfliehen; es ift als wären fie nur angeflebt;  indeffen 
ſchadet ihnen der Verfuft nicht ſehr, weil fie bald wieder wachſen. 
Im Marz und April begatten fie ſich. Des merkwuͤrdigſte ift 
ihre jährliche Wanderung nad) der See, Im May, als der 
Regenzeit treten fie die Wanderung an. Ein befondrer Narur- 
trieb führe fie den geraden Weg, nach der Gegend des Ufers 
zu, wo Sandpläße und Abhängungen find, von welchen fie am 
leichteften zur See tommen fönnen. Es fann. ihnen auch 
nichts hinderlich feyn, den geraden Weg nach der Gee fortzur 
friechen,, denn fie gehen uͤber alles hin, was ihnen nur vor— 
fomme, es mögen Zäune, Häufer, Kirchen, Berge, Klippen 
feyn, fo gehen fie doch immer gerade über alles weg, und klet— 
tern lieber mit Jebensgefahr hinauf, als daß fie einen Ummeg 
nehmen follten. Stuͤrzt eine herab, und bricht. die Glieder, fo 
wird fie gleich von den übrigen aufgefreffen. Es foll ein wun- 
derbarer Anblick feyn, wenn man fie die Berge herunter kom— 
men fieht. Ueberall fommen fie aus den holen Baͤumen, ver: 
faulten Stämmen, unter den Felfen, und aus unzähligen Loͤ— 
chen hervor. Ein unabfehbares Feld ift von ihnen ſo bedekt, 
dag man mit feinem Fuß treten fann, man denfe fich dabey 
die vielen ſchoͤnen Zeichnungen, die glanzendjten Farben, ihren 
fehiefen Gang, und ihre Geſchwindigkeit. Das Geräufc) ih— 
res Marfihes Flinge von weitem wie ein Korps Küraßier. 
Eie teilen ſich in drey Haufen, der erfte als Vortrab bricht 
einige Tage eher auf, und befteht aus lauter Männchen. Dar- 
auf, menn der große Negen kommt, bricht das Hauptheer 
auf, und beſteht faft aus lauter Weibchen; der Zug nimmt 
einige Meilen Raum ein, darauf folgt der Nachzug, der aus 
Männdyen und Weibihen befteht. Cie folgen fo viel als 
möglid den Lauf der Fluͤſſe und Negenbäche, um ſich darin 
abzukuͤhlen; auch ziehen fie nur des Nachts, es fey denn, daß 
es bey Tage regnet, fonft halten fie fi) den Tag über im Ge— 
hölze verborgen; außer dem Heere findet man noch überall 
zertireuete Haufın von Maroden, Will man fie ergreifen, fo 
feßen fie fi zur Wehre, und Fünnen ganze Stücen Fleiſch 
herunter reiſſen. Wenn während ihrer Wanderung der Re- 
gen aufhört, fo machen fie Halte, und graben fich in die Erde 

ein; 


ne nn . ...168 


ein; daher find fie oft ganze Monate auf der Reife, die fie 
fonft bey fortwährendem Negen in zehn Tagen vollenden, Wo 
fie durchziehen verderben fie alle Felder und Gärten; aber die 
Einwohner halten fich ſchadlos, und verzehren ihrer eine große 
Menge, denn fie find zu Diefer Zeit fehr fert, und von gutem 
Geſchmack. Wenn fie nun endlich das Ufer erreicht haben, 
. fo laffen fie fid) einigemal vom Seewaſſer befpühlen, und 
verfriechen fich unter Büfchen, in Hölen und in der Erve, 
Die Weibchen Fehren bald wieder zur See zurif, legen ihre 
"Ener ab, und verbergen fich dann wieder. Die Eyer wer: 
den durch die See auf den Sand geworfen, von der Sonnen 
ansgebrütet, die jungen Krabben bangen alsdenn zu Taufen- 
den an den Felfen, darauf begeben fie ſich unter Büfche und 
Kräuter, bis fie ffark genug find, ihren Müttern zu folgen. 
Ehe die Alten ihre Rüfreife antreten, legen fie erft ihre alte 
Scale ab. Zu dem Ende füllen fie ihre Hölen mit Blät- 
fern und Kräutern an, welche fie fheils zu ihrer Nahrung 
brauchen, theils fich in dieſelben einwicfeln. Darauf ver- 
ftopfen fie den Eingang der Hole feſt mit Erde, weil fie in 
ihrem nackenden Zuſtande Die Luft nicht vertragen koͤnnen. 
Wahrend diefer Zeit, die fechs Wochen wahrer, find fie fehr 
matt; da fie aber nun gerade am fetteften find, fo werden 
fie fleißig ausgegraben. Nachdem die neue Schale die ge- 
hörige Harte erreicht hat, ſchicken fie fih zur Nüfreife an, 
begleitet ‘von ihren berangemachfenen Kindern; da fie nun 
aber fehr abgenommen baben, fo geht die Reiſe Außerjt 
langfam. — hair 


Cancer vocans. 


Diefe Krabbe hat kaum die Größe eines Zolfes, aber 
die eine Schere ift größer, als der ganze Körper; man follte 
alauben, das Thier Fönne der Scheere wegen kaum aus der 
Stelle fommen, und doc) lauft fie ſo geſchwind, daß man fie 

5 faum 


164 — — 


kaum einholen kann. Sie lebt in Amerika am ſandigten Ufer, 
und beym ablaufenden Waſſer ſchwenkt ſie die große Scheere 
uͤber den Kopf, als wenn ſie die Leute winken wolle; kommt 
man aber nahe, ſo vergraͤbt ſie ſich ſo geſchwind in den Sand, 
daß man fie kaum durch ausgraben erhaſchen kann. Wegen 
ihrer Kleinheit wird ſie von Menſchen ſelten gegeſſen, aber die 
Enten ſuchen ſie aus dem Sande hervor, und werden ſehr 
fett davon. 


3. Der Pinnewachter. 
Cancer pinnophylax. 


Eine fehr Fleine Krabbe, nicht viel mehr afs eine Erbfe 
groß, die man gemeiniglid) neben der Pinna in ihrem Schne- 
ckengehaͤuſe finder, und von welcher die Alten erzählen, fie fey 
der Pinna zur Erhaltung des Lebens befoͤrderlich und unent- 
behrlich; denn fie gebe derfelben durch ihr fanftes Zwicken fogleich 
Machricht, wenn etwas zur Mahrung dienliches in die offen— 
ftehenden Thorflügel ihres gemeinfchaftlichen Haufes hereinge- 
kommen, damit fie diefelben ſogleich zufchließen koͤnne, da fie 
denn vie erhaſchte Beute freundfchaftlic) theilen; und durch ihr 
ftärferes Zwicken gebe fie ihr zu erkennen, wenn ein gefahr: 
licher Feind in der Naͤhe fey, damit fie ihre Thore verfchliegen 
Eönne, Obgleich diefe Erzählung ſchon bey den Aegyptiern 
und Griechen bekannt war, fo ift fie doch nur eine Zabel. 


4 Der Taſchenkrebs. 
Cancer pagurus. 
Kupfertaf. Inſ. LXXXIL A, 2, en 
Diefe Seekrabbe ift die gemeinfte bier zu Sande, und 
wird unter dem Namen Tafchenfrebs oder Seefpinne häufig 


von Hamburg und andern Seeſtaͤdten verſchickt, weil fie fleiſ 
ſig 


— —— 165 


fig 'gegeffen wird. Der Schild ift ohngefaͤhr fechs bis acht 
Zoll breit, und der Geitenrand hat neun Falten, Die Füße 
find mit fteifen Haarbüfcheln beſezt; die Epigen der Finger 
ſind allezeit ſchwarz. Sie naͤhrt ſich von Kräutern, Inſekten 
und Seewuͤrmern; ſie iſt ein Amphibium, und kann bis an 
den vierten Tag ohne Speiſe leben. Bey Tage verbirgt ſie 
ſich gern, und kommt nad) Sonnenuntergang aus dem Mee— 
ve, raubt in den benachbarten Suͤmpfen und in den boͤchern 
trokner Klippen, was fie daſelbſt an Würmern und ſich ein: 
genifteten Inſekten findet. Sie führt mit allen Krieg, feibft 
mit ihres gleichen. Sie fiſcht im Grunde des Meeres, in: 
dem fie ſich auf die hinterſten Süße ftelter, und die Arme mit 
den aufgefperreten Scheeren in die Höhe hebt, Sie ſchlaͤgt 
ſich haufig mit der ſchwarzen Schlange herum, weiß geſchikt 
den Druf ihrer Frummen Schlingen auszuweichen, und. fie.fo 
zu Fneipen, daß fie entfliehen muß. Bewundernswuͤrdig ift 
ihre Gefchwindigfeit, mit welcher fie auf dem Sande lauft, 
oder auf die Steinflippen kriecht; treibt man fie dafelbft in 
die Enge, fo fpringe fie gefhmwinde ins Meer, Wenn. diefe 
Krabben unter einander ftreiten, fo ftoßen fie, wie die Boͤcke 
Stirn gegen Stirn; fie koͤnnen mit gleicher Gefehreindigfeit 
vorwärts, feitwärts und rüfwarts laufen. Sie haben eine 
außerordentliche Empfindlichkeit, auch das geringfte Geräufch 
von ferne wahrzunehmen; wenn man bey finftrer Nacht und 
bey ruhigem Meere ans Ufer gebt, um fie mit Fadeln aufzu- 
fuchen, fo darf nur einer veden, oder fonft ein Geräufch ma— 
chen, indem ein andrer fie, die durch das Licht geblendet ift, 
ſchon erhafchen will, fo flieht fie von der Seite, und fpringe 
ins Meer. Ein Beobachter ftand in der Hole einer Klippe, 
um eine diefer Krabben zu beobachten, wie liftig fie auf die 
Patellen paflet, welche, wenn fie die Krabben wahrnehmen, 
fich gleich feft auf dem Dre anfleben, wo fie laufen; kaum 
wurde irgendwo Lerm gemacht, fo gab die Krabbe gleich ein 
Zeichen einer furchtfamen Empfindung von ſich, und drüfte 
ſich feſt zur Erde nieder, aud) denn, wenn fie fehon auf dem 
Eprunge fand, die fich wieder erhobene Patelle zu hafchen ; 

ja 


{ 166 um r Bes 


ja fie hörte den Glockenſchlag einer — Kirche eher, 
als der Beobachter— 


Nach der Paarung traͤgt die Krabbe die * — 
drey Monate lang im Leibe; wenn ſie denn darauf durch die 
beyden Eyergaͤnge geboren werden, uͤbertraͤgt ſie dieſelben den 
knorplichten Faſern der kleinen Schwanzfuͤße; bruͤtet und waͤr⸗ 
met fie daſelbſt noch zwanzig Tage; alsdann reißt fie diefel- 
ben mit allen Faſern der Schwanzfuͤße ab, und legt ſie un⸗ 
ter den Sand oder in Steinritzen nieder, da denn in vierzehn 
Tagen die Jungen auskriechen. 


Dieſe Krabbe hat einen großen Feind an dem Aal, det 
ſich um ihren Leib und Scheeren windet, fie zerdruͤkt und aus- 
fauge. Noch ‚gefährlicher ift ihr der überaus liſtige große 
Meerpolype. Indem die Krabbe oft der Patelle von hinten 
zu auflauret, fo fchleicht fich der Polype wieder hinter fie, und 
erwuͤrget fie, Daher Fommen die italienifchen Spridywörter: 
dormi Patella, ch’il granchio veglia, und guardati granchio 
ch’il Polpo viene, um anzuzeigen, daß wer böfes ehut , auch 
böfes erwarten müffe. Wenn indeffen die Krabbe ihren Feind. 
merkt, fo verläßt fie die Patelle, und geht ihrem gefräßigen 
Feinde entgegen, welcher allezeit argwoͤhniſch einige feiner 
Fuͤhlſpitzen aus der Deffnung feines Mundes berausjticht, die 
alsdann die Krabbe hurtig abfneipt, und mit diefer Beute 
davon eilt; Doch wartet fie noch auf eine empfindlicher Ha: 
che. Denn der Polnpe ift fo rooflüftig, daß er in zweh Jah— 
ren an der Schwindſucht ſtirbt; wenn er nun halb entkraͤftet 
da liegt, und ſchon lebendig in Faͤulniß uͤbergeht, ſo eilen von 
allen Seiten Fiſche, Krabben und Krebſe herzu, um ſich an 
dieſem gemeinſchaftlichen Feinde zu raͤchen. Der Ungluͤkliche 
ſpritzet zwar eine ſchwarze Materie aus, um ſeine Feinde zu 
verjagen, ſucht auch mit ſeinem krummen Schnabel, ſie zu 
verwunden, da er aber ſchon aller Kraͤfte beraubt iſt, ſo wird 
er uͤberall gezerret und zerfleiſcht. Die jungen Krabben leben 
anfangs in Geſellſchaft, fangen aber Be an, ſich um einige 
geraubte 


— FT — 167. 


geraubfe Inſekten zu zanfen, und fondern ſich endlich wegen 
- oft wiederholter Beleidigungen und BAnBRÄRkEN ab, leben 
einfam und wild, ‚find wahre Korfaren des Meeres und 
Banditen des $andes, und leben in beftändiger Furcht ge- 
gen ihres gleichen und gegen andre Feinde, denen fie nicht 
gewachfen find. 


Sie werden nicht nur häufig deseffen, fühbern man hält 

ſie aud) für heilfam gegen die Peſt; zu Pulver verbrannt 

und mif der rad. Gentiana vermiſcht, follen fie gegen den Biß 
toller Hunde mit Nutzen gebraucht werden. 


Wer etwas umſtaͤndlicheres uͤber dieſe Krabbe leſen will, 
den verweiſe ich auf meine Naturgeſchichte der Krabben und 
Krebſe, Tom. J. pag 165. 


9 Die Eitinderfraßbe, 
Cancer eilndricus. 
Kupfertaf. nf. LXXXIL A, 3. Fig. 1; 


Eine fo feltene als feltfame Krabbe aus Sftindien. Der 
Schild ift rund und Fugelförmig, verlängert ſich aber an bey« 
den. Eeiten in einen langen, dicken Cilinder, der am Ende 

‚abgerundet ift, und auf der Mitte diefer Rundung fteht ein 
Dorn. Auf der Mitte des Schildes fehlängeln ſich der Laͤn—⸗ 
ge nach zwey tiefe breite Zurchen. Die ganze Oberfläche iſt 
mit rothen Koͤrnern zierlich beftreuer, Die Scheeren und 
Füße find ungemein zart. 


6. Die Schnabelfrabbe, 
Cancer roftratus: 
Kupfertaf. Inſ. LXXXIL A. 3. Fig.2, 


Sie fommt aus der Nordfee; der Leib ift nur Flein, herz 
formig, lauft oben zmwifchen den Augen in einen gejpaitenen 
Schna⸗ 


I) 





168 
Schnabel aus. Die Oberfläche des Schildes ift hoͤckerig und 
mit Spißen beſezt; die Füße find außerordentlich lang und 
dünne, und die hinteren werden immer etwas kuͤrzer. Sie 


iſt nicht eßbar. 


* 

7. Die Teufelskrabbe. 
Cancer maja. 

Kupfertaf, uf. LXXKXI. A. 4. 


Diefe norwegifche Krabbe wird groß, und Dat ein fürch- 
terliches Anfehen, weil fie überall mit ſtarken D Dornen befeze 
if. Die Fiſcher haben fie nicht gern im Netze, weil fie die⸗ 
felben zerreiße. . Der Echild ift herzformig und läuft vorne 
in einen langen eefpaltenen Stachel aus. Die Finger und 
Klauen der Züße find mit ftärfen fteifen Haarbuͤſcheln beſezt. 
Diefe Krabbe ift faft die einzige, die nur fechs Füfe hat, 
doch haben ganz große Eremplare hinten am Schwanze noch 
ein ganz Furzes, glattes Fußpaar. 





Das Thierreich, 
in foftematifcher Ordnung beſchrieben, und mit 
natürlichen Abbildungen erläutert, 


VI Klaſſe. 
Sn DI are aa 


VI. Bandes, 4tes Stud, 
oder 
Ein und dreyßigſtes Zwölf Kupfer. 
Taf: 361 bis 372. 
2 


Berlin und Stralfund, 
ben Gottlieb Auguft fange 
1787 









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Zweyte Horde, 
Weichſchwaͤnze. Parafitici. 


8§ Je Krebſe, welche zu dieſer Abtheilung gehoͤren, ſind vor— 
zuͤglich dadurch merkwuͤrdig, daß ſie einen nackenden 
Schwanz haben, der nicht mit Schildern bedeckt iſt. Und 
weil ſie alſo ſehr leicht einer Verletzung ausgeſezt ſind, ſo ſind 
fie von der Naturjangewiefen, ihren Schwanz entweder in die Ri⸗— 
gender Felfen zu verbergen, oder auch denfelben in leere Schne— 
ckenſchaalen zu ſtecken; daher iſt die Spitze des Schwanzes mit 
einer harten Schaale überzogen, und bat zwey Fleine Füße oder 
Klauen, mit welchen fie fi) in der innerfien Spitze des 
Schneckenhauſes fo feft haften koͤnnen, daß fie nicht nur. ihr 
Haus überall mit herumtragen, fondern ſich auch eher zerreiffen 
laſſen, als daß fie fic) herausziehen ließen: und dies brachte eini- 
ge auf di: falfche Meinung, - daß fie glaubten, diefe Krebfe wären 
mit den Ende des Schwanzes im Schneckenhauſe feft gemachfen. 
Wenn bey mehrerem Wachsthum ihnen ihr Haus zu enge wird, 
fd verlaffen fie es, und füchen fich ein größeres; auch freiten 
fi) wehl mehrere um ein Schnedenhaus, wenn fie es bequem 
für ſich finden; willman, daß fie ihr Haus verlaffen follen, fo 
darf man nur an ber hinterſten Windung des Schnedenhaufes 
eine glühende Kohle halten. Dieſer Gewohnheit wegen ‚ihren 
Schwanz in Schnedenhäufer zu verbergen, werden fie auch 
Schnedenfrebfe genannt. Damit fie, um noch ficherer zu feyn, 
Rs defte 


\ 


174 En nie 


deſto tiefer hineinfriechen Fönnen, welches, wie leicht zu fehlief: 
fen, rüclings gefchehen muß, bat ihnen die Natur die zwey 
hinterſten Fußpaare nur ganz Flein und zart gegeben, daß die— 
feiben ganz tief hineingezogen werden koͤnnen; viele Fönnen alle 
Fuͤße, fo wie den ganzen Leib, felbft die eine Scheere, die ge: 
meiniglich viel Eleiner ift, als die andre, mit bineinziehen, und 
mie der andern größern Scheere die Deffnung des Schneden- 
haufes, wie mit einem Deckel, bedecken, und ſich auf folche 
Weiſe vor allen Nachitellungen und Befchädigungen völlig 
fichern. Die vordere Hälfte dieſer Krebfe ift den langgefihmänzten 
ziemlich ähnlich, nur ftehen die Augen auf weit längern Stielen 
dicht neben einander. Sie haben zwey lange Fühlhörner. Das 
Weichen tragt die Ener unter dem Schwanze. Man nennet 
dieſe Krebſe auch Soldaten, weil fie fid), wie diefe, in frem— 
de Haͤuſer einquartieren, Bernhardkrebſe, Einſiedler, Ere⸗ 
miten, weil ſie, wie dieſe, ein jeder in ſeiner Zelle lebt. Daß 
eine jede Art dieſer Krebſe ſich in eine eigene Art von Schne— 
ckenhaͤuſer verberge, und immer dieſelbe Art beybehalte, haben 
zwar einige behauptet, aber die Erfahrung ſtimmt damit 
nicht überein, Man kennet einige zwanzig Arten, 


8. Der Bernhardus. 
Cancer Bernhardus. 


Kupfertaf. Suf. LXXXI. B. 


Der Name zielt auf dar Einfiedler gleiches Namens, 
Diefe Art ift die gemeinfte von allen, und wird in den meiften 
Meeren gefunden, Die rechte Scheere ift allezeit die größte; _ 
die Farbe iſt überall röchlich, mit einigen hochrothen Flecken 
und Streifen, Die Echeeren find durch feharfe Körner und 
Spitzen rauch, die Arme voll ſchuppichter Erhöhungen, -Die 
vier Vorderfuͤße haben am Ende fehr lange, ftarfe Klauen. 
Eie friechen mit dem Haufe auf dem Rüden fehr gefchwind, 
ſchlupfen eifigft in daffelbe, wenn fie Gefahr merken, und koͤn— 
nen fehr ſtark Fneipen, Olaffen fand einmal in einer kleinen 
Bucht am Seeufer das Waſſer ganz blutroth und dick, wie 
geron⸗ 


— 175 


geronnenes Blut; bey genauer Unterſuchung fand er es voll 
kleiner Krebſe, welches die junge Brut dieſer Art war, die 
jezt noch ohne Haͤuſer, ganz weich, und kaum ein Paar 
Siniey lang waren, | 





Dritte Horde, 
Langgeſchwaͤnzte Krebſe. Aftaci 


Der gewöhnliche Flußkrebs ift überall bekannt, und alle 
Krebfe dieſer Abrheilung find diefem darin ahnlich, daß fie 
einen langen Schwanz haben, der mit mehreren Schildern be⸗ 
dekt ift, die fehuppicht über einander liegen, Im übrigen find 
fie fi) einander zum Theil fehr unähnlich, daher Zinne‘ folgen« 
de Unterabtheilungen machte: n 


Mic glattem Ruͤckenſchilde. 
Mit hoͤckrigem Ruͤckenſchilde. 
Mit dornigtem Ruͤckenſchilde. 
Mit laͤnglichem Ruͤckenſchilde ohne Finger, 
Mit kurzem Ruͤckenſchilde ohne Finger. 


Zu den lezten gehoͤren auch die Squillen und Garneelen, wel⸗ 
che beyde ich lieber für eigene Gattungen halten möchte, Wir 
wollen nur folgende anmerken, | 


9. Der Hummer, 
Cancer gammarus. 


Diefer Seefrebs ift befannt genug; er heißt Ital. Gam- 
baro di mare; $ranz. Homard; Schweiz, Langront; Span. 
Camarru; Engl, Lobfler; Dän. Hummer; (Brönl, Stek-- 
kuk; oll. Zeekreeft; Türk. Liezuda. Er kommt dem ges 
wöhnlichen Flußkrebſe in der Bildung ſehr nahe, ift ſchwarz ⸗ 
braun mic vörhlichen Flecken. Auf dem Rücken des Brufifchil« 

N4 des 


des geht der fange nach eine Furche; zwifchen der Stirn aͤuft 
der Schild in einen breiten, ftumpfen Schnabel aus, der an 
beyden Eeiten drey ſtumpfe Epigen hat; hinter den Augen 
ſteht ein Dorn; die innern Fuͤhlhoͤrner endigen ſich in eine dop= 
pelte Borfte, und find viel kuͤrzer, als die Außeren, die jo lang 
find, als der feib, Die rechte Scheere ift allemal größer und 
breiter, als die linfe, und hat am innern Rande vier ſtumpfe 
Epißen, und die Finger haben dicke ftarfe Zahne. Die linfe 
Scheere ift fehmäler, die Finger länger, gerader, und nur mit 
Fleinen Zähnen befezt. Die zwey erften Sußpaare haben auch 
am Ende kleine Scheeren; die zwey hintern Paare aber eine 
Klaue. Der Schwanz hat ſechs Gelenke, und an dem lezten 
ſitzen fuͤnf Floſſen. Unter dem Schwane ſtehen vier Paar 
Ruderfuͤße, jedes hat zwey Floſſen. Der Hummer iſt in der 
Nordſee ſehr gemein, fo wie auch in der Oſtſee. Sehr häufig 
findet man ihn an den englifchen Küften, aber am haͤufigſten 
bey Norwegen. Ihre Sortpflanzung ift ſehr zahlreich, man 
bat unter dem Schwanze eines einzigen Hummers zwoͤlftauſend 
vierhundert vier und vierzig Eyer gezaͤhlt. Sie legen ſie in 
den Sand, da ſie denn durch die Sonne ausgebruͤtet werden. 
Am liebften hält fich der Hummer auf einem fteinigten Grunde 
auf, oder wo das breiblättrigte Seegras waͤchſt; ſchlammigte 
Stellen liebt er nicht. Der Hummerfang iſt ein betraͤchtlicher 
Handlungszweig, da allein von Sonden und Amſterdam an 
vierzig Echiffe jährlich nach Norwegen fommen, und jedes 
Hummerſchiff an zwölftaufend Stuͤck faffen kann. Viele fterben 
freylich auf der Reife, zumal wenn es warm wird, oder wenn 
gar ein Gewitter koͤmmt, welches der Humnier (6 wenig vers 
fragen kann, als den Knall der Kanonen, Zwifchen DOftern 
und Johannis ift der Hummer am volleften, und das Weib- 
hen wird für mwohlfchmedender gehalten. In der Mitte 
des Sommers nähert er fi) am meiften dem Ufer. Man 
fängt ihn mit Reuſen, und auch mit großen hölzernen Zane 
gen. In Chili finder man auch in ven Flüffen eine Arc 
Hummer, die noch wohlſchmeckender feyn füllen. 





10. Der 


— — m 
10. Der Flußkrebs. 
Cancer flwviatilis, | 


Diefer Krebs ift tiberalf fo befannt, daß ich eine Be— 
fhreibung deffelben für überjlüßig halte; er heißt Franz. Ecre- 
viffe: Engl. Creyfifchz Holl. Rivierkreeft. Er ift in gang 
Europa zu Haufe, und auch in Indien. Diejenigen, die in Flüfe 
fen leben, werden größer, als die, welche fic) in fteinigten Bas 
chen aufhalten, welche mehr weiß find, im Kochen nur fahle 
‚roch werden, aber von feinerm Gefchmad find. Im fumpfig- 
ten Boden des Jaik findet man fie fehr groß, aber mager, 
ſchlecht von Geſchmack, und werden im Kochen gelbbraun. In 
ganz Sibirien vom Jaik an finder man feine Krebfe, In den 
benachbarten Flüffen des Eenegals findet man eine unbefchreib- 
liche Menge Krebfe, welche dicker und wohlſchmeckender find, 
als die Unfrigen. In Epili bleiben die Flußkrebſe fehr Flein, 
und werden Daher auch nicht geachtet. 


11, Der gerippte Krebs, 
| Cancer ftrigofus. 
Kupfertaf. Inf. LKXXIL C. ı. 


Diefer fehöne und feltene Krebs wird nicht groß. Der 
Bruftfchild ift nach Verhältnig breit, etwas platt, fehr fau- 
ber in die Queere gerippt, ober vielmehr befteht er aus lauter 
über einander gefchobenen Samellen, deren oberer Rand mit feir 
nen gelben fteifen Haaren befezt ift, welches durdy das Ver- 
groͤßerungsglas einen fehr fhönen Anblick giebt. An den Eei- 
ten ift der Bruftfchild mit Dornen befezt. Der Schnabel ift 
breit, ausgehöhle, zugefpize, und hat an jeder Seite vier 
Dornen. Unter den fugelformigen Augen ftehen drey Dornen. 
Der Schwanz ift auf gleiche Art, wie ver Bruſtſchild gerippt. 
Die Scheeren find lang, von gleicher Größe, koͤrnigt, mit ftar- 
fen Stacheln überall bewaffnet, und noch außerdem voll gelber 
Haare, Der Fühlhörner ift nur ein Paar, etwas langer, 

Ms | als 


178 en lg un 


als der Leib. Die Füße find kurz, dif und voller Dornen. 
Merkwuͤrdig ift es, daß dieſer Krebs nur drey Paar Füße har; 
ein viertes Paar fteht noch wohl hinten, es ift aber ganz Flein, 
dünne, kaum ſo dik, als die Fuͤhlhoͤrner, und ift dey den mei⸗ 
ften Eremplaren abgebrochen. Die Farbe des Krebfes ift 
ſchmutzigroth mit blaufichen Echattirungen. Er wird ſowohl 
im Norwegifchen als im mittelländifchen Meere gefunden, 


12, Die Seeheufchrecke, 
Cancer homarus, 
Kupfertaf, Inf, LXXXIL C. 2, 


Diefer feltfame Krebs erreicht faft die Größe des Hume 
mers. Die Farbe ift blau und gelb marmorire, die Füße ha- 
ben blaue Binden, der Nücenfchild ift voller Stacheln, die 
alle nach vorne zu gerichtet find. _ Vorne am Kopfe ftehen 
zwey große, Frumme, platte Hörner. Die Augen find groß, 
nierenförmig; unter denfelben jtehen die innern Eleinen Fuͤhl⸗ 
hörner; fie haben drey Glieder, und eine doppelte Borfte, deren 
aͤußere Fürzer ift,  Anftatt der Scheeren hat diefer Krebs fehr 
lange, dicke, ftachlichte Fuͤhlhoͤrner. Innerhalb der Fuͤhlhoͤr⸗ 
ner, neben dem Maule ſteht ein Paar Füße, anftatt der Freß- 
fpigen, fie find Dicker und Fürzer, als die übrigen vier Paare, 
welche fic) in eine kurze krumme, ſcharf zugefpizte Klaue endie 
gen, die am hinterften Paare bey dem Weibchen doppelt ift. 
Der Schwanz ift wie bey dem gemeinen Flußfrebs; am Ende 
ftehen fünf Floſſen, welche bäutig, fein gerippt- und mit fei- 
nen Stacheln befezt find, Es hat diefer Krebs ein weißes, 
hartes, fehr füßes Fleiſch, welches wenigen ſchmeckt. Es 
wohnt diefer Krebs in offner Eee, und aud) am Ufer; er 
friecht auch gern in die Fifcherförbe, Lebendig kann man ihn 
nicht fangen, weil er voller Stacheln ift, ſich mit den fangen, ° 
dornigten Fühldörnern wehrt, und um fich fehläge, auch fich mit 
dem Schwanze fo feft an Steine anhalten kann, daß er nicht 
davon leszumachen if, Im Waller geht er vorwärts, brei- 

tet 


— — 179 


tet die Fuͤhlhoͤrner ſeitwaͤrts aus, und ergreift damit alles, was 
er uͤberwinden zu koͤnnen glaubt; merkt er aber Gefahr, ſo geht 
er zuruͤk, und ſtrekt die Fuͤhlhoͤrner vor ſich aus; er ſchnellet 
auch oft vorwaͤrts, und ſtoͤßt mit den Hoͤrnern. Wenn er mit 
ins Netz der Fiſcher geraͤth, fo zerfezt er alle Fiſche in demſel— 
ben. Am meiſten liebt er ſteinigte ORerter. Im Winter ſucht er 
ſonnenreiche Ufer, und graͤbt ſich wie die Maulwuͤrfe in die Er— 
de oder im Schlamm ein. Seine Lebensdauer iſt lang. Ob 
er gleich nirgendwo verlezt werden kann, als unter dem Schwan⸗ 
ze, ſo hat er doch einen gefaͤhrlichen Feind an den Seepolypen, 
der die liſtigſten Stellungen zu erfinden weiß, um ihn mit den 
Spitzen ſeiner Arme an ſich zu locken; denn dieſer Krebs iſt 
ſehr fleiſchfreſſend; wenn er ihn aber nahe bis an die Oeffnung 
feines Mauls gebracht hat, fo umſchlingt er ihn mit, feinen 
dien Armen, und zerdruͤkt ihn, 





13. Der Baͤrenkrebs. 
Cancer arctus. 
Kupfertaf. Inf. LXXXII. C. 3, 


Es wurde diefer Krebs ſchon bey den Alten der Bär ges 
nannt, weil das Vordertheil defjelben breit und rauhhaarig ift. 
Seine fänge ift nicht viel über fechs Zoll, aber er ift eine Hand 
breit, überall mit einem grauen wolligten Wefen überzogen ; 
vorne ift er wohl fünf bis fechs Zoll breit, die Stirn ftumpf, 
die Augen ftehen fehr weit aus einander. Anſtatt der Schee— 
ren Ha vorne an beyden Seiten zwey breite duͤnne Sappen, 
deren Rand fägeförmig gekerbt und mit Haaren eingefaßt if; 
fie find durch ein Gelenf beweglich. Zwifchen ihnen ftehen Die 
Fuͤhlhoͤrner, welche vier Glieder haben, wovon das lejte gabele 
förmig ift. Der Füße find fünf Paare, die ſich in eine einfache 
Vogelklaue endigen. Der Niückenfchild ift ftarf geförnt, und 
an den Seiten einigemal geferbt. Der Schwanz ift aud) ge⸗ 
förnt, die Glieder defjelben gehen an den Seiten fpißig zu, 
am Ende ftehen fünf gerippte Floſſen. Es kriecht diefer Krebs 

nur 











180 


nur langſam auf dem Grunde. des Meeres herum, {und man 
ſticht ihn mit langen Gabeln, Sein Fleiſch ift weißlich, hart, 
und. fhmekt füßlich, 2 


14, ‚Der Geſpenſtkrebs. 
Cancer Mantis. - 
Kupfertaf. Inf. LXXXII. C. 4. 


Ein feltfames Thier, deffen Geftalt ſowohl im Ganzen, 
als in den Theilen fehr von den gewöhnlichen Krebfen abweicht. 
Der Nücenfchild ift vorne fchmäler, als hinten, bat zwey 
breite Sängsfurchen, deren Geiten fcharf in die Höhe ſtehen; 

oben laufen die Seitenecken in einen Dorn aus, und in der 
Mitte des Schnabels in eine abgerundete Lappe. Un- 
ter diefer ſtehen die großen, nierenförmigen, gegifterten Yugen 
dicht neben einander, Meben ihren Wurzeln ftchen die Kie- 
fern, Die einige mit unfer die Fuͤhlhoͤrner zaͤhlen. Zwifchen ihnen 
und den Augen ftehen die Außern kurzen Fühlhörner,, die aus 
zwey runden Gliedern und einer ganz fein zulaufenden Borſte 
beſtehen. Unter den Augen ſtehen die Iangern Fuͤhlhoͤrner; 
ſie haben drey lange, runde Glieder, und eine drenfache, nach 
außen zu gekruͤmmte Borfte, Der Bau der Scheeren ift ‚febr 
feltfam, der Arm ift lang, breit, mit einer glatten, grünen 
Aushölung am innern Nande, Die Handwurzel ift fehr Elein, 
mie zwey Zähnen am Innern Kande. Die Hand iſt lang, platt, 
glatt, der inne Rand hat eine Rinne, deren Ränder mit ſehr 
feinen Zaͤhnchen dicht beſezt find; in bieſer Rinne ſind ſo viele 
Loͤcher, als der Finger Zähne bat, fo daß ſich derfelbe in diefe 
Kinne wie ein Tafchenmeffer in feine Schaale einlegen Fann. 
Der Finger ift fo weiß und glatt, wie Elfenbein, mit fechs fichel« 
foͤrmigen Zähnen, deren hintere immer fürzer werden. Me: 
‚ben dem Maule fteht ein Paar fehr langer Fuͤhlfuͤße, die fechs 
Glieder haben. Darauf folgen drey Paar Scheerenfüße, fie 
find platt, vauch, am Ende fichelförmig gekruͤmmt, und die ein 
face, krumme Kiaue legt fi) wie ein Tafchenmeffer ein. 
| Nun 





— —⏑——— J—— 


Nun folgen drey Paar Füße, die ſehr dünne und zart find; 
an ihrem zweyten Gliede ſteht ein langer, fadenförmiger Ne— 
benajt, der ein eigenes Gelenke hat, Das lezte Glied iſt vorne 
abgeftuze, mit einem langen Haarbüfchel beſezt. Dev Hinter: 
feib-ift lang, vorne meift fo breit, als der Bruſtſchild; Hinten wird 
er immer. breiter, er hat eilf Öelenfe; das erfte ift fehr fehmel, 
die folgenden werden immer etwas länger, Der länge nad) 
laufen ſechs Eielförmige Erhöhungen, Am Ende des lesen 
Gliedes fteben vier ftarfe Dornen. Die Seitenfloffen find 
fhmal, ungleich geftalter, die äußeren haben am Mittelgliede 
ſechs bewegliche Spitzen. Unter dem Echwanze fichen fünf 
Paar Echwimmfüße, die aus membranöfen Lappen beflehen. 
Die Farbe dieſes Krebfes if gruͤnlich, mic einigen vothen 
Flecken am Ende: 


15. Der Bamffius, 
Cancer Bamffus. 


Kupfertaf. Inf. LXXXII. C. 5. | 
niſſe 


Dieſer Krebs weicht ſehr vom gewoͤhnlichen Verhaͤlt 
ab, denn der Leib iſt kaum fuͤnf Zoll, und die Scheeren haben 
eine Laͤnge von ſieben Zoll. Die Stirn lauft in eine drehſache 
Spitze aus, Die Augen ſtehen nicht auf Stielen, daher bie” 
Urt zu den Garneelen gehört. Die Scheeren find ſchlank o 
fehr haarig; die Hüften ſchwach und mie Borſten befezt; vie 
Fuͤhlhoͤrner Halb fo lang, wie der Leib, und dünne. 


Zehnte Gattung, 
Sforpionen Scörpio. 
Diefe Inſekten ſind, wenn gleich nicht hier zu Lande, doch 
in waͤrmern Gegenden bekannt genug; auch weiß man, daß 
die größeren Arten unter ihnen, die nur in den heißelten Him— 


‚melsftrichen ju Haufe find, wegen ihres giftigen Stiches ge⸗ 


fährlich 


! 


182 Ben Is meine 
fährlich find. Indeſſen find fie doch nicht fo fürchterlich, wie 
man glaube, indem fie, wenn fie nicht gereizt werden, nicht 
leicht fchaden: Der Stich der Fleineren Arten hat wenig zu 
bedeuten, Die Oattungskennzeichen find folgende: 
Der Ropf ift nicht vom Brufifchilo abgefondert, ſondern 
macht gewiffermaaßen den Vordertheil deffelben aus, 
Der Augen find fehs Dis acht. — 
Der Schwanz iſt lang, gegliedert, und hat am Ende ei⸗ 
nen krummen Stachel: | 
Acht Süße, und zwey Scheeren. 
Unten fißen am Ende der Bruſt zwey Fammförmige fa 
niellen. 





Der Bruſtſchild ift fang, hornartig, bald gewoͤlbt, bald 
platt; vorne fteht an jeder Seite ein großes, glänzendes Auge, 
und einige Eleinere in einer Querlinie am Vorderrande, bald 
vier, bald ferhs, Die Arme figen unter dem Bruftfchilde, ha: 
ben fünf Gelenfe, deren leztes die eigentliche Scheere ausmacht, 
welche den Krebsfcheeren ähnlich ift, nur in der Mitte breiter 
und dicker, als es bey jenen zu feyn pflege; auch ift der innre 
Finger unbeweglich, der aufßere aber beweglich, welches bey 
den Krebfen gerade umgefehre ift. Fuͤhlhoͤrner findet man gar 
nicht, Am Maule ftehen zwey Zähne; diefe find feheerenför: 
mig und ftarf behaart. Die acht Füße fisen unter der Bruft 
dicht neben einander; fie haben fieben eylindrifche Glieder, de⸗ 
ren drey lezten eigentlich das Fußblart ausmachen, und am 
Ende zwey Frumme Krallen haben. Die bintern Fuͤſſe wer: 
den immer etwas länger. Der Bauch oder Hinterleib befteht 
aus fieben Ringen, die oben eine hornartige Platte haben, die 
durch dazmwifchen liegende Haute mit einander verbunden find, 
vermittelft welcher fich der Leib zufammenjiehen und ausdehnen 
läßt. Der After fize nicht am Ende des Hinterleibes, fondern 
am Anfang dicht bey den Hinterfüßen; es ift eine Deffnung mit 
einem runzlichten Rande umgeben. Dicht hinter dem After 
figen bie zwey Fammförmigen damellen, die ganz was eigenes 


fin 


— fa 183 


find, was man fonft bey feinem Inſekt findet. Die Anzahl 
ihrer Zähne ift nicht allezeit gleich, daher Kinne’ hiernach die 
verfchiedenen Arten beſtimmt, welches. aber ein ſehr unficheres 
Kennzeichen ift, weil es feyn kann, daß bey ein und eben der- 
felben Art nach) dem verfchiedenen Alter auc) mehr oder weni 
ger Kammzähne gefunden werden, fo wie die Enden bey den 
Hirfchgeweihen ; denn man findet wirklich bey einerley Art 
doch oft eine ungleiche Anzahl von Zähnen. Die Schaalen, 
worinn die Zahne ftefen, Haben an beyden Seiten viele Fleine 
Knoͤtchen. Man hat bemerkt, daß der Sforpion, wenn er 
friecht, diefe beweglichen Lamellen wie ein Paar Fleine Flügel, 
bewegt. Was aber der eigentliche Zwek derfelben fey, kann 
man noch nicht mit Gewißheit beftimmen. Einige haben ver 
muthet, daß fie wohl gar Zißen feyn möchten, an welchen bie 
‚ neugebornen Sforpionen faugen; und fie gründen diefe Muth— 
maafung auf die Beobachtung, daß die jungen Skorpionen 
bis zur erften Haͤutung den Leib der Mutter nicht verlaffen, fone 
dern auf demfelben überall herumfriechen, hauptfächlich aber fich 
am liebften und öfterften nad) diefen Samellen hinbegeben; nun 
wachfen fie doch in diefer Zeit, und nehmen zu, ungeachtet 
feine Nahrung fonft-für fie zu finden ift; bingegen die Mutter 
zehret diefe Zeit hindurch ganz aus, und ſtirbt aud) bald nachher. 
Iſt diefe Muthmaaßung richtig, fo giebt es alfo auch fäugende 
Inſekten. Am Ende des Hinterleibes fizt der Schwanz; die: 
fer ift oft länger, als der Leib. Er befteht aus fünf Wirbeln, de- 
ven lezter immer der längfte iſt; fie haben einige erhöhete, ſchar⸗ 
fe Sängslinien, am fünften Wirbel fize ein Fugelförmiger Theil, 
der fich in einen langen, krummen, feharfen, hornartigen Sta= 
chel endiget. Am Anfang diefes Stachels find unten zwey 
Fleine Söcher, aus welchen der Sforpion, wenn er mit dem 
Stachel verwundet hat, eine giftige Feuchtigkeit in die Wunden 
fließen läßt. Wenn er ftille ſizt, bat er allezeit den Schwanz 
bogenförmig über ſich gekruͤmmt, um alfezeit zum ftechen bereit 
zu ſeyn. Beſonders ift es, daß ihr Stich nicht allezeit ſchaͤd⸗ 
lich iſt; man hat viele Verfuche angeftellt, und Hunde, Huͤh⸗ 
ner und Tauben von Sforpionen ftechen laffen; wenige ſtar⸗ 
ben nad) einigen Stunden an Konvulfionen, den übrigen 


ſchadote 








184 arm fo men 


ſchadete es nichts. Am meniaften fchäblich iſt ver Erich, 
wenn fih der Eforpion fchon erfchöpft hat. 


Die Skorpionen bewegen fich gemeiniglich ſtoßweiſe rüf- 
märts oder von der Seite, welches auch) nothwendig ift, meil 
fie fid) gern in Ritzen, Loͤcher und Winfel verfriechen. Sie 
leben vom Raube andrer Inſekten, hauptfächlich von Spinnen, 
Affeln und Fliegen. Daher halten fie fic) auch gern unter 
. Steinen auf, Man Fan fie in einer Schachtel lange mit Kel- 
lerwuͤrmern erhalten, thut man aber zu viele herein, und ver- 
mebren fie fid) ſtark, fo fpielen fie den Meifter, und freffen 
die Sforpionen auf; Die Eleinern Arten Friechen Auch gern in 
die Berten, ftechen aber nicht leicht, wenn man fie nicht etwa 
im Echlafe drüft, wenn man ihren Stid) fühlet, fo darf man 
fie nur gleich auf der, Wunde zerquerfchen, und etwas Skorpio— 
nenöl darauf ftreichen, fo ift Feine Gefahr zu fürchten. Wenn 
mehrete zufammen eingefpertet werden, fo freffen fie fich ſelbſt 
einander auf, | | 


Daß der Eforpion fid) felbft tödte, wenn man einen 
' Kreis von glühenden Kohlen um ihn ber legt, ift nicht durch 
die Erfahrung beftätige, auch nicht leiche moͤglich, weil er eine 
harte Schale hat, wie der Krebs, welche er mit feinem Sta: 
chel nicht leicht durchbohren kann. 


Die Männchen unterfcheiden fi) vom Weibchen dadurch, 
daß die fezten einen vunderen, breiteren Leib haben; aber ihre 
Gefchlechtsglieder hat man noch nicht finden Fonnen. Man 
bat auch bey aller angewandten Zeit und Mühe fie hoch nicht 
in der Degattung anfreffen koͤnnen. Es müßte denn das wirfe 
liche Begattung gewefen feyn, was Fuͤeßly bemerkte. Er 
brachte nämlich ein munteres Paar in eine Schachtel, gab ih: 
nen das nöthige Futter, und defte die Schachtel mit einer 
Glastafel zu. Mach vielem vergeblichen Betrachten fabe er fie 
eines Morgens in einer fonderbaren Stellung, nur Fonnte er 
richt alles genau beobachten, weil er in einiger Entfernung 
fehen mußte; denn diefe Thiere find fo ſcheu, daß m 
eym 








1 nenn 18 5 
beym geringſten Geraͤuſch oder Bewegung geſtoͤrt werden; da⸗ 
her es eben ſo viele Schwierigkeiten hat, ſie in der Begattung 
zu uͤberraſchen. Das Männchen ſtand gerade vor dem Weib» 
chen, und hielt mit feinen Scheren die Scheren des Weibchen 
fefte, und fuchte es immer näher an ſich zu ziehen, wogegen es fich 
aber ſehr ſtraͤubte. So blieben fie wohl eine Viertelftunde, als 
plöglid) das Männchen feinen Schwanz über fi) Dog, und den 
Stachelmit Heftigkeit Hinter dem zweyten Glied des linfen weib- 
lichen Fühlers in das Gefenf hinein trieb, Dies wirkte fo viel, 
daß das Weibchen naher ruͤckte, und es empfing ein aus oder 
unter dem Maul des Männchens herausgeftoffenes, ein Paar 
$inien langes, am Ende gefpaltenes Glied in fein Maul, oder 
in eine Oeffnung unter vemfelben. Das Männchen zeg das 
Glied aus und ein, und zog während diefer Zeit den Stachel 
nicht aus dem Öelenfe heraus. Mach einigen Minuten frenne 

ten fie fich ploͤtzlich, wiederhohften aber diefe Handlung nad) eis 
ner halben Stunde wieder. Ob dieſes nun eine wirkliche Be— 
gattung, oder nur die Vorbereitung dazu, und gleichfam ein Kuͤſ⸗ 
fen gewefen, ift noch nicht mie Gewißheit zu beftimmen. In⸗ 
deffen wurde doch das Weibchen ſchwanger, und befam nach 
einigen Monathen Junge, Die Sforpionen gebähren zwar 
lebendige unge, doch entitehen diefelben aus Eyern, die 
aber im Mutterleibe auskriechen. Die Fortpflanzung ift ziemlich 
fruchtbar, da man in dem. $eibe eines Weibchen von zwanzig 
bis zu fechzig Eyer gefunden hat; dieſe find gelb, laͤnglich, 
und liegen in 3 Reihen auf einen Faden gereihet im Leibe. Die 
neugebohrnen Sforpionen find erſt ganz weiß, und werden nur 
nach und nach roth, und zulezt braun. 

Die Sforpionen halten ſich den Tag über verborgen, und 
fiegen ganz ftill, mit dicht vor den Kopf gezogenen Scheren, 
und über ſich gekruͤmmtem Schwanze, Wenn fie des Nachts 
aus ihren Schlupfwinkeln hervorfommen, Tauffen fie ſchnell he— 
rum mit geöffneten Scheeren, und den Hinterleib und, Schwanz 
in die Höhe gerichtet, wodurch fie ein fürchterfiches Anfeheg bes 
kommen. 


Gem. Vaiurg. VIII. B. 4tes St. O ‘Die 


186 — — 


Die einzelnen Arten der Skorpione beſtimmt Linne’ nach 
der Anzahl der Kammzähne an den Samellen, wovon ich aber 
ſchon oben gefagt habe, Daß dies ein fehr unficheres Kennzeichen 
fey. Degeer bringt alle Sforpionen unter zwey Familien, 
nemlich mit ſechs Augen, und mit acht Augen; allein dies 
beftimme nicht jede einzelne Art; man muß alfo hiezu mehrere 
befondre Unterfchiede zu Hülfe nehmen. Ueberhaupt find etwa 
8 bis 10 Arten befannt. Wir wollen nur folgenden anmerken. 


Der afrikanifche Sforpion, 
Scorpio‘ AfER 
Kupfertaf. Inf. LXXXIIE 


Es ift diefer Sforpion der größte von allen, und in Afrika 
zu Haufe. Er hat acht Augen, groffe, haarigte, geförnte 
Scheeren; der Hinterleib iſt braunroth, der Schwanz ſchwarz, 
die Fuͤſſe haben viele einzelne Haare. An den Lamellen zähle 
man gewöhnlich dreyzehn Zähne. Der Stich) diefes Thiers iſt 
fehr gefährlich und eödtlich, fo wie überhaupt die gröffere oder ge- 
tingere Gefahr des Sforpionftichs ſich groffentheils mit nad) der 
ftärferen oder ſchwaͤcheren Hige richtet. 


Eilfte Gattung. 
Waſſerfloͤhe. Monoculus. 


Man nennet fie auch Kinaugen, weil man ehemals 
glaubte, daß fie nuß ein Auge hätten, Unter diefer Gattung kom⸗ 
men nad) dem Linne’ Inſekten neben einander zuftehen, die ſich 
fehr ungleich find. Schon in Anfehung der Gröffe ift eine un» 
glaubliche Verſchiedenheit; denn Die meiften find fo flein, daß 
fie kaum mit bloffen Augen gefehen werden koͤnnen, und andre, 
wenigftens eines, was mit hieher gezogen iſt, ift das größte al- 
ler Inſekten, und bisweilen mehrere Fuſſe lang. Wollte man 
alfo genauer verfahren, fo würden die hierher gezogenen Arten 


unfer mehrere eigene Gattungen vertheilt werden müflen, denn 
“ 


— — 187 





ſo wie ſie iezt zuſammenſtehen, laſſen ſich gar keine allgemeine 
Kennzeichen angeben; was alſo hier von ihnen geſagt wird, 
gilt nicht von allen. Die Gattungskennzeichen find alſo fol- 
gende; } 


Auffer den Ey fechs bis acht Füffen Haben fie 
noch äflige Schwimmfuͤſſe. 


Der Leib ift mit einer doppelten Schaale bedeckt. 
Am Ende des Seibes fteht ein langer Schwanz. 
Zwey äftige gegliederte Arme. 


Die Augen fisen bey den meiften mitten am Kopfe dicht 
neben einander, daher fie oft für ein einziges angefehen worden 
find; bey einigen find fie traubenfürmig. Die Anzahl der Fuͤſſe 
iſt nicht bey allen gleich, oft find fie auch, inſonderheit ben den 
Eleinern Arten, ſchwer aus einander zu bringen, und genau zu 
beſtimmen; bey einigen ſcheinen ſie ganz zu fehlen. Die 
Schwimmfuͤſſe ſind mit befranzten Strahlen beſezt, die wie 
Federn ausſehen. Die Arme liegen bey einigen in der Schaale, 
bey andern ſitzen fie auſſen an derſelben, und ſehen oft wie Fuͤhl— 
börner aus. Der Schwanz ift bald einfad), bald gegabelt, 
und fißt oft auffen an der Schaale, oft in der er ORblng derſel⸗ 
ben ſelbſt. 


Dieſe Inſekten leben im Baffer, ſowohl in Eeen, als 
in Moräften und Sümpfen, Sie ſchwimmen zum Theil lang- 
fam, zum Theil geſchwind, vermittelft ihrer befiederten Fuͤſſe 
und Arme, Don ihrer Fortpflanzung iſt noch wenig mit Ger 
wißheit befannt, indem einige fie gar für Zwitter halten wollen, 
da jedes fich in fich felbft begatte, Sie legen Eyer, die aber 
zwifchen ver Schaale bleiben, bis die Jungen herausfriechen; 
alsdann Erimmen fic) die Muͤtter, wodurch fid) die Schaalen 
von einander thun, und den ungen den Ausgang verftatten. 
Einige fragen auch die Eyer aufferhalb in traubenfoͤrmigen 
Saͤcken. Genauere Beobadyfungen, die aber freilich fehwer 
anzuftellen find, würden uns von diefen Inſekten noch ſehr 
viel merfmwürdiges lehren. So iſt es gewiß Ren wunderbar, 

2 daß 


188 sn hen mann 


daß wenn der Eumpf, worin fie leben, auch auf das feftefte 
austrocknet, fie gleichfalls ganz vertrocknen; und wenn denn 
nach mehreren Monaten wieder Waffer zufließe, fo werden fie- 
auch wieder lebendig. Auch ihre Häutung, die in der Jugend 
oft, nachher aber feltener gefchieht, muß fonderbar feyn, da 
fo unzählig viele Ölieder abgeftreift werden muͤſſen. Cie leben 
vom Pflanzenreich, die gröffern Arten auch von Fifchen, und 
wohnen zum Theil auf ihnen. Sie felbft dienen wieder den 
Fifhen, Wajferinfeften und Polypen zur Nahrung. Man 
will bemerfr haben, daß das Leuchten des Seewaſſers von fol- 
hen kleinen Wafferflöhen herruͤhre, die aus ihrem $eibe eine 
bläulichte leuchtende Feuchtigkeit laſſen. 


Von dieſen fo genannten Einaugen find etwa 10 Arten be» 
fehrieben. j un, 


1. Die Molukkiſche Krabbe, 
Monoculus Polyphemus. 
Kupfertaf. Inf. LXXXIV. A. 


Diefes höchft feltfame Inſekt wird an den Motuffifchen 
Sinfeln, hauptfächlich bey Java, in der See gefangen; der wun— 
derliche Bau deffelben läßt auch viel Eigenheiten in feiner Na— 
£urgefchichte vermuthen, die aber nur noch fehr wenig befannt 
ift. Dader Bau feiner Füffe fehr viel Aehnlichfeit mit den Krebs: 
fcheeren hat, fo wurde es fonft unter die Krabben gezählt, Anz 
dere haben es genannt Cancer perverfus, auch Xiphofura. Es 
iſt ohnftreitig das größte Inſekt, denn es foll bisweilen die Größe 
einer Stubenthür erreichen. Es befteht faſt aus nichts, als 
aus Schaale. Die Geftalt des Bruftfchildes ift einer. hohlen 
Halbkugel ahnlic), vorne ganz rund, mit glatfem Rande, 
binten aber tief ausgefchnitten, fo daß die Seiten in fangen 
Spißen vorftehen. In der Mitte diefes Ausſchnitts ift die zwey⸗ 
te Schaale, die gleihfam den Hinterfeib vorftellt, vermitteift 
eines Gelenfes befejtiger, fo daß diefe zweyte Schaale ſich in 
die erfte zufammenfchlagen läßt, und gleichfam ein Deckel wird, 

h der 


— — — 189 


der die in der Hoͤhlung der erſten Schaale befindlichen Gliedma⸗ 

‚fen bedeckt. Am Ende der zweyten Schaale ift wieder ein lan- 
ger, fiharfer zugefpigter Stiel eingelenft, der gleichfam ven 
Schwanz ausmacht. Dies find die drey Hauptabfchnitte des 
Inſekts. | 


Die erfte, runde und größte Schaafe, oder der Bruſt⸗ 
ſchild ift von auffen ftarf gemölbt, die, hart und glatt; vom 
hintern Ausſchnitt an laufen zwey erhöhete ſcharfe Linien nad) 
vorne zu, auf denfelben ftehet an beyden Seiten ein groffes, 
-gegittertes, aber mit in die Schaale verwachfenes Auge: es ift 
fein Inſekt bekannt, deſſen Augen fo weit von einander abftän- 
den; ‚fie beftcehen aus mehreren Fleinen durchfichtigen, ‚berne 
feeingelben, mit dem breiten Theil feftfigenden Kegeln. Eini⸗ 
ge wollen noch vorne am Bruftfchilde zwey Fleinere einfache 
Augen finden, die ic) aber nicht finden Fan. Diefe harte auf 
fere Schaale des Bruftfchildes ift inmendig oder in der Höhlung 
noch mit einer etwas duͤnneren Haut überjogen, die aber nad) 
vorne zu nicht dichte anliege, fondern einen leeren Raum zwi⸗ 
fchen fich laaͤßt. Diefer leere Raum ift bey dem Weibchen mit 
vielen taufend Eyern angefülltz nur kann man nicht begreifen, 
wie die Eyer dazwiſchen kommen, fo mie überhaupt Die Ge: 
fehlechtsglieder noch gar nicht entdecke worden find. In der 
Höhlung des Bruſtſchildes figen nur ſechs Paar Züffe. Das 
erfte Paar ift ganz Flein, ſchecrenfoͤrmig, und vertritt die Stelle 
der Zühlerchen oder Freßſpitzen. Die vier folgenden find groß, 
die Hintern werden immer gröffer, und haben am Ende Scheren 
mit langen glatten Fingern; fie fisen dicht neben einander, 
und mitten: zwifchen ihnen ift das Maul; vie Hüften ftehen auf 
groffen lappigten Einlenfungsgliedern, welche dicht mit Sta: 
cheln befezt find, und Diefe vertreten die Zahre des Mauls, fo 
daß alfo die Hüften gleihfam auf den Zähnen fißen. Das hine 
terite Fußpaar ift das größte, das lezte Klauenglied hat zwar 
auch eine Scheere, aber die Finger find nur ganz kurz, und nes 
ben diefem Klauengliede ftehen vier zugeſpitzte, blaͤtterfoͤrmige, 
ausgehöhlte Theile: das lappiate Einlenkungsglied bat an der 
innern Schärfe eine Neihe ftarter Zähne, Die am meiften zum 
O 3 Freſſen 





190 — nen 


Sreffen zu bienen fcheinen, und bie vielen Stacheln der übrigen 
mehr zum Feſthalten; hinten geht dieſes Glied in einen langen 
hafenförmigen Theil aus, wie ein neuer Fuß, doc) ohne Ger 
lenke. Dicht hinter den Hinterfüffen ſtehen nach zwey Kleine 
mit Dornen befejte einfache Glieder, die vermutblich den 
Zweck haben, die jermalmte Speife zu halten, daß fie nicht 
entfalle. Nun folgen fünf Paar Schwimmfüffe, melde die 
Hoͤhlung der zweyten Schaale ausfüllen ; fie beftehen aus runden 
Sappen, auf Deren innern Seite unzählige dünne Häute überein- 
ander liegen, wie bey den Fiſchohren. Die hintern Schwimm— 
füffe werden immer Fleiner. Der Geitenrand der zweyten 
Schaale hat fechs bemegliche dornartige Theile, Die auf Ge— 
lenken ſitzen; die drey erften find lang, die drey hinfern kurz: 
fie dienen mit zum Rudern. Der Schwanz oder der Stachel 
ift lang, dreyeckigt, unten fehe fcharf und ſpitz; er iſt durch ein 
Gelenk am Anfang beweglich, und unter demfelden ift die Oeff— 
nung des Maſtdarms. Mit diefem groffen Stachel vertheidige 
ſich ſowohl das Inſekt, als auch bohrt es fih) damit in den 
Grund des Waflers, und in diefer aufrechten Stellung em: 
pfängt es alles, was ihm vom Etrom enfgegen geführt wird; 
auch bohrt es fich damit in die Fiſche, und faugt ihnen Das Blut aus, 

Die Farbe diefes Ihiers ift im lebendigen Zuftande glaͤn— 
zend olivengrän. Es hat etwas weniges Fleiſch in den Fuͤſſen, 
und hinter denfelben, in einem Fleinen Saͤckchen, welches gegefjen 
wird. Es liebt am meiften mioraftige und flad;e Ufer; man foll 
gemeiniglich ein Männchen und Weibchen beyfommen finden, 
und lejteres, ſagt man, muß jenes welches kleiner ift, allzeit 
auf dem Ruͤcken tragen; vermuthlich aber gilt dies nur bey 
der Pasrung. Es hat einen ſchnellen Gang, und ſtreckt als⸗ 
dann den Schwanz in die Hoͤhe. 


2, Die Hemorslaus. I 
Menoculus  Hemoris. 
Kusfertaf nf. LXXXIV. B. Fig. 1.2. 
Diefe Art halt fiih auf tem Hemorfiſch, der eine Art von | 


Hayſiſch iſt, auf, Der Bruſtſchild it, wie beym vorigen, auf 
/ einer 


—e— 191 


einer Seite gewölbt, auf der andern Eeite ausgehöhlt, der 
Hand mit feinen Härchen beſezt. In der Höhlung fißen am 
Vorderrande zwey Fleine Erhöhungen, welches die Augen find. 
Man findet auch zwey Paar Klauenfüffe, zwifchen welchen der 
Laͤnge nach ein Saugftachel liegt, auf diefelbe Art, wie bey den 
Wanzen. Hinter den Füffen liegen noch zwen Paar Schwimm- 
füfle. Der Hinterlerb iſt länger und ſchmaͤler als der Bruſt— 
ſchild, und weich; am Ende deſſelben ſtehen zwey lappenförmige 
Theile auf Stielen, wie zwey Ruder, und haben auch vermuth— 
lich) das Rudern zum Zweck; über ihnen ftehen die zwey fehr lan⸗ 
gen fadenfürmigen Theile, und zwifchen ihnen der After, 





3. Der Siefenfuß. 
"Monoculus: Apus. 
Kupfertaf. Inf. LXXXIV. B. Fig. 3, 


Auch bey diefer Are ift der Schild Fahnförmig ausgehöhlt, 
in welchem das Ihier gleicyfam liegt. Der Schild ift eyrund, 
hellgelb mit dunflern Flecken, hornartig, mit einer ſcharfen 
Kante auf der Mitte. Vorne ftehen zwey nierenförmigg Er: 
höhungen neben einander, welches die Augen find, und hinter 
ihnen noch eine Eleine Delle. An beyden Seiten ragen drey 
lange Borften hervor, welche an den Schwimmfuͤſſen feſtſitzen. 
In der Höhlung des Schildes findet man erſt gleich vorne zwey 
kurze Fuͤhlhoͤrner; dicht unter denfelben das Maul mit einer 
klappenaͤhnlichen Dberlippe, und an den Seiten zwey Zähne; 
‚darauf folgen die zwey Schwimmfüffe mit drey Borſten am En⸗ 
de ; dann kommen 9 Paar gefcheerte Kiefenfüffe, nachher nod) ein 
etwas anders gebauetes Fußpaar, welches die Murterfüffe ge- 
nenne werden, weil an ihnen die Eyer feflfisen. Zulezt folgee 
eine ganze Menge blätterförmiger Schwimmfüffe, fo daß man 
in allen 120 Füffe gezahlt hat. Hinten, wo der Schild zu En- 
deift, ragt der Hinterleib hervor; er ift rund, wird am Ende 
immer fpißiger, und befteht aus vielen Ringen, wovon jeder 
einige Stacheln hat; am Ende deffelben ſtehen zwey Schwanz⸗ 

24 borften 








borften, und zwiſchen ihnen ift der After. Man hat an diefem | 
Fleinen Thierchen zwanzig Millionen Öelenfe gezaͤhlt. Es lebt 
In füiltftehenden faulen Waffern und Pfüsen. Es ſchwimmet for 
wohl auf dem Ruͤcken als auf dem Bauche. Mit feinen Fuͤſſen 
macht es wellenförmige Bewegungen im Waſſer, wodurch ihm 
die kleinen Waſſerthierchen zuftrömen, die 68 zur Nahrung 
brauche. Es häufer fich auch wahrend feines Wachsthums ei⸗ 
nigemal. Da man ımter diefen Inſekten Feine Männchen wahr: 
genommen hat, fo vermuthet man, daß fie beyde Gefihlechter 
in ſich vereinigen. 


\ 


Zwoͤlfte Gattung. 
Aſſelwuͤrmer. Onifcus. 


Ber diefen Inſekten findet man den Bruftfchild nicht vom. 
Hinterleibe abgefondert, fondern beydes zuſammen befteht aus 
zehn bis zwölf Ringen, Die gemeiniglich hinten ſchmaͤler wer- 
den, Die Öattungsfennzeichen find: 

Zwey fadenförmige, gebrochne Fuͤhlhoͤrner. 

Zwey negförmige Augen. 

Vierzehn Fuͤſſe. 


Ein eyrunder, geringelter Leib. 


Der Kopf iſt platt, klein, durch einen Einſchnitt vom 
Leibe abgeſondert. Die Augen find netzfoͤrmig; die fadenförs 
migen, gebrechenen Fühlhörner endigen ſich in eine Spitze; 
bey einigen Arten findet man vier Fuͤhlhoͤrner. Unter den fie 
ben erften Ringen ftehen die vierzehn Fuͤſſe Paarweiſe. Die: 
folgenden Ninge werden fehmäler, ver legte geht fpiß zu, und 
an deffen Seiten ftehen zwey bewegliche cylindriſche, fpißzulaus 
fende Anhänge. Oben auf ift der Leib gewoͤlbt und miteiner harten 
Schaale bedeckt; unten aber flach), auch wohl etwas ausgehoͤhlt. 
Der Hinterleib wird wegen feiner Kürze gemeiniglich nur. für 
den Schwanz gehalten, hat aber doch 3 bis 5 Ringe, felten 
nur einen einzigen. Die Fuͤſſe find kurz, und endigen ſich in 
eine Klaue. ** 

Es 





— ir me enn 193 


Es lieben diefe Inſekten feuchte und dunfle Oerter, das 
ber halten fie fich zu ganzen Haufen unter den Steinen und auf 
feuchter Erde ftehenden Gefäffen, in den Risen der Wände 
und Mauren, in Kellern und Höhlen auf, einige auch im Waſ⸗ 
fer. Sie friechen nur langſam, es fey denn, daß fie verfolgt 
würden. Cie leben von Wurzeln, Pflanzen, und Salpeter— 
feuchtigfeiten ; wenn man fie daher haufig an den Wänden fins 
det, fo urtheilet man daraus, daß anhaltendes Negenwetrer 
einfallen werde, weil alsdann die Wande auszufchlagen pflegen. 
Einige in der Eee lebende Arten faugen den Fifchen das - 
Blut aus, werden aber auch wiederum von Fifchen vere 
ſchlungen. 

Ihre Begattung halten fie ſehr verborgen. Das Weib« 
chen legt alsdann Eyer, die es aber noch eine Zeitlang in einem 
ovalen Saͤckchen zwiſchen den Fuͤſſen mit ſich herum traͤgt, und 
ausbruͤtet. Sind ſie zur Reife, ſo oͤffnet die Mutter den Sack, 
und laßt fie in Freyheit. Sie haben beym Ausfommen ſchon 
die Geftalt,, die fie behalten, und leiden feine Veränderung, 
‚als daß fie ſich einigemal bauten. Ihre Vermehrung ift ziem⸗ 
lich) zahlreich, 


Es find von ihnen ohngefähr 25 Arten befannt. 


1. Der Spießwurm. 
Oniſecus Entomon. 
' Rupfertaf. Inf. LXXXV. Fig. 1. 


Diefe Affel Halt fi) in der See auf, wird ziemlich groß, 
und wird von den Fifchern der Schachtwurm genannt. Am 
bäufigften haͤlt er fich an den Küften der Oftfee auf, und ver 
urfacht den Fifchern'viel Schaden, weil er ihnen die Fifche in 
ihren Stellnegen verzehrt. Sie freffen nicht nur Fleine Fifche 
ganz auf, fondern reiffen auch den groffen ganze Stuͤcke aus 
dem Leibe. Ihre Länge ift oft über 2 Zoll, ihre Geftalt länglic) 
rund. Der Kopf ift halbmondformig. An demfelben ftehen 

85 2 Paar 





94 — J — — 


2 Paar Fuͤhlhoͤrner; die innern find klein, und haben drey duͤn⸗ 
ne Öelenfe; die ufferen find länger und ftarf ; fie ftehen auf eis 
nem dien Grundſtuͤck, die unterften drey Glieder’ find Dick, 
etwas platt, am vordern Nande feharffantig, am hintern mit 
Härchen beſezt. Alsdann folgt eine Borftenfpige, die ohnge— 
fähr 12 Ölieder hat. Das Maut fteht unter einer dicken, ſchup⸗ 
penförmigen Sippe; das auffere Gebiß ift hornhart, braun, 
dreyzahnig, das innere blatterförmig, Fammartig gezahnt. Der 
Leib hat fieben rundgewoͤlbte Schaalen, die wie Schuppen übers 
einander liegen, Der Schwanz ift ſchmaͤler, als der $eib, und 
beſteht aus 4 Ringen, und einer langen zugefpigten Endſchuppe. 
Unter demſelben ftehen 3 Paar Schwimmfüffe; an dem zweyten 
Paar ftehen beym Männchen 2 lange Stieie, Das Weibchen 
Dingegen bat an der Bauchfläche 3 Paar blatterförmige Theile, 
innerhalb deren Wölbung es die Eyer fragt. Die drey erften 
Sußpaare haben Fangflauen, und find. vorwärts gekehrt; die 
Hintern, 4. Paare find ruͤkwaͤrts und nach auffen zu gefehrr, 
und haben eine einfache Riaue, Diefe Thiere fangen fic) fehon 
an zu vermehren, ebe fie einmal ganz ausgewachfen find, 


2, Die Seewanze. 
Onifcus PJora. 
Kupfertaf. Inf. LXXXV. Fig 2, 


Diefes Inſekt, welches am meiften bey Island im Merre 
gefangen wird, heißt in der dortigen Sprache Oſkabiorn, 
welches fo viel bedeuter, als Wunſchbaͤr, und feinen Eier= 
ſtock nennen fie Derrusftein oder Oroskeſteen, Wunſchſtein, 
weil fie glauben, daß wenn fie diefen Stein zu einer gewiſſen 
Zeit fanden, in den Mund nahmen, oder-an die Zunge hielten, 
fie Eeinen vergeblichen Wunfch mehr thun würden, Die Gröffe 
dieſes Thiers ift nach Verfchiedenbeit des Alters auch fehr ver— 
ſchieden, doch wird es felten über anderthalb Zoll lang; feine 
Geſtalt ift völlig eyförmig; oberwarts ift es gewölbt, bat fie= 
ben hornartige, fchuppicht über einander liegende Ringe oder 

| Schilde, 


% 





Echilde, alsdann folgen 5 Eleinere und ſchmaͤlere, und zuleze 
eine abgerundete Schwanzplatte, die fid) in eine Spitze endigt; 
anderfelben ſteht zu beyden Seiten ein Schwimmfuß mit doppelten 
Blättern, die mit Haaren eingefaßt find. Der Kopf bat zwey 
groffe gegitterte Augen, jedes beſteht ohngefähr aus 330 Facetten, 
deren jede eine fechsefige weiſſe Einfaffung hat, und mit einer 
dunkelgruͤnen Materie angefüllet ift; fie find mit einer durchſich⸗ 
tig hellen, hornartigen Haut überzogen. Der Fuͤhlhoͤrner find 
zwey Paar, die vordern find Furz, haben 7 !groffe Gelenke, 
und eine geringelte Borſte; unter diefen ſtehen die. gröffern, 
die fünf groffe Gelenfe und eine gegliederte Borfte haben, Une 
ter ihnen fteht das Maul. Der Fuͤſſe find vierzehn; die erſten 
drey Paare find nach) vorne zu gerichter, haben’ z Glieder und 
eine feharfe Vogelklaue; die vier hinterſten Paare find- länger, 
haben auch fünf Glieder, Feine Klaue, und find hinterwaͤrts 
gerichter. Man hat bemerkt, daß Die Fuffe wieder wachfen, 
wenn fie abbrechen. Der Bauch ift mit einer duͤnnen zahen Haut 
bedeckt, unter welchem die Eyer liegen. Dieſer Eyerſtock verhaͤr— 
tet fi), wenn das Thier todt ift, wirdfür einen Stein gehalten, 
und der Aberglaube macht damit viele Kuren. Es leben dieſe 
Inſekten auf den Fifchen, welche fie ganz ausſaugen; fie werden 
daher auch wohl Wallfifchläufe genannt. 


3. Die Waſſeraſſel. 
Oniſcus Aquaticus. 
Kupfertaf. Inf. LXXXV, Fig. 3. 


Man findet diefe Arc in allen füffen Waffern und zu allen 
Jahrszeiten. Im Winter halten fie fih im Schlamme auf, zur 
übrigen Zeit friechen fie an den Stein- und Waſſerpflanzen her- 
um, denn fie fönnen nicht ſchwimmen. Sie erreichen hoͤchſtens die 
$änge von fieben Linien. Sie find fehmusig braun mit gelbli» 
chen Flefen, und unten heller. Der Leib bat acht Ringe, 
‘der lezte Schwanzring iſt der größte und längfte; oben auf je= 
dem ſizt eine fehaalartige Platte, Der Kopf iſt groß, platt, 

unten 


196 — 


unten gewoͤlbt, und hat zwey Augen, welche klein, ſchwarz, kon⸗ 
ver und mit vielen Haaren umgeben find. Won den vier Fuͤhl⸗ 
börnern find die innern klein, viergliedrige, das lezte ift bor- 
ſtenfoͤrmig und hat vierzehn Ringe, die auffern find länger, 
fünfgliedricht und hat eine Borſte, die aus fehszig Ringen befteht. 
Das Mauf bat 4 Zangen und 4 Freßfpigen. Die Vorderfuͤſſe 
find kuͤrzer, als die übrigen, haarig, fünfgliedricht; die übrie 
gen Füffe haben ſechs Abtheilungen, und find mit Haaren und 
Stacheln befezt, Am Ende des Leibes find 2 gabelartige Ans 
Bänge, die aus einem zweyäftigen Stiel beſtehen; diefe Aeſte 
‘find wie fonifche Fäden, am Ende rundlich, mit vier langen 
Haaren, auffer vielen andern Fürzeren Haaren, Stacheln und 
Büfcheln; ihre Bewegung ift blos gegen einander zu, und von 
einander ab; fie fallen teicht ab, aber fie ergänzen ſich wie- 
der. Das Männchen ift groͤſſer, als das Weibchen; bey der 
Paarung ergreift es das Weibchen mit dem vierten Paar Füffe, 
fchiebt es unter fich, und fehlept es mehrere Tage fang überall 
mic fich fort, Sobald das Männchen das Weibchen verläßt, 
finder fic) unter dem Bauche des leztern ſchon ein Vorrath von 
Eyern. Sie find fehr fruchtbar, und man finder fie vom Fruͤh⸗ 
jahr an bis in die Mitte des Sommers eyertrachtig, felbft die- 
jenigen, die noch nicht ausgemwachfen find, 


Drepzehnte Gattung. 
Sfolopender. Scolopendra. 


Es werden diefe Inſekten auch wohl Taufendfüffe genannt, 
welche Benennung aber eher der folgenden Gattung zukommt. 
Die Gattungskennzeichen find: 

Ein langer, wurmförmiger, platter $eib mit vielen Ab- 
ſchnitten. 
Unter jedem Abſchnitte ein Fußpaar. 
Borftenförmige Fühlborner, 


Das Maul hat Zangen und Bartfpigen. 
Der 


— Anm 197 


Der Körper diefer Inſekten ift lang, fihmal, platt, 
und wegen der vielen Ninge fehr biegfam und zu unzähligen, 
fihlangenförmigen Bewegungen geſchickt. Der Kopf ift horn- 
arfig, platt, eyrund; die Fühlhörner borftenförmig, vielglie— 
dricht. Das Maul hat zwey groffe ftarfe Zähne, und zwey 
lange bewegliche Freffpigen mit einem Hafen am Ende, um 
den Raub feftzubaiten. Die Augen find wie bey den Spinnen 
am Kopfe zerfireuer, und nicht allezeit von gleicher Anzahl und 
Sage. Die Anzahl der Füffe ift auch fehr verſchieden, und rich: 
tet fich nach der Zahl der Ringe des Leibes, und man will for 
gar bemerkt haben, daß fie beym mehreren Heranmwachfen auch 
mehrere Füffe und $eibringe befommen, Die Füffe find Furz, 
fegelförmig, unterwärts gefrümme, und haben am Ende eine 
einfache, fpizige Bogelflaue, Am binterften Gelenfe des Lei— 
bes fizt ein längeres Fußpaar oder Gabelſchwanz. Aus der 
Menge der Füffe kann man auf die Schnelligkeit ihres Laufes 
fchlieffen. | 

Sie leben in der Erde, im faulen Holz, unter Steinen, 
Moos und an andern feuchten Orten. Sie rauben andere Wür« 
mer und Inſekten, und die groffen indianifchen Arten beiffen 
auch wohl die Menfchen; man halt ihren Biß für gefahr: 
fiher, alg den Stich des Scorpions. 





Es find ohngefähr drenzehn Arten befannt. 


1. Der Indianiſche Skolopender. 
Scolopendra Morfitans. 
Kupfertaf; Inf. LXXXVL Fig. 1. 


Dies Inſekt wird oft über 6 Zoll lang, und einen halben 
breit. Vorne am Kopfe, hinter jedem Fuͤhlhorn ftehen 4 fchmarze, 
halbfuglichte Augen im VBieref, Die Zangen des Mauls find 
ſehr ſtark, daß es alfo ſchrecklich beiſſen kann; dicht bey ihrer 
Spitze ſteht das Giftloch, aus welchem ein Saft heraus und in 
die Wunde tritt. Zwiſchen den Zaͤhnen ſtehen zwey weiche, 

mem⸗ 


198 — ——— 

membranoͤſe Theile. Der Leib bat ar Paar Füffe: die lezten 
find ſtachlicht, und follen siftig feyn; ihre Nägel find glänzend 
ſchwarz. 


2. Die Scheerenaſſel. 
Scolopendra Forficata. 
Kupfertaf. Inf. LXXXVI. Fiß. 2. 

Die dikſte und ſtaͤrkſte hieſiges Landes, ohngefaͤhr einen 
Zoll lang, aͤuſſerſt geſchwind. Die Farbe iſt braunroſtfarbig. 
Sie hat funfzehn Fußpaare; das hinterſte Paar iſt länger, und 
wird nur zum Ruͤckwaͤrtsgehen gebraucht. Ihr Biß ſcheint gif 


tig zu ſeyn, da eine Sliege fogleich akt Eie halten fich gerne 
unter Baumrinden auf, 


Vierzehnte Gattung. 
Vielfüffe Iulus. 


Die Inſekten diefer lezten Gattung haben unter allen die 
meiſten Fuͤſſe. Die Gattungskennzeichen ſind: 


Ein wurmfoͤrmiger, runder, walzenaͤhnlicher ve mie 
vielen Ringen. 


Zwey Paar Füffe an jedem Ninge, 

Zwey furze, fadenfoͤrmige Fuͤhlhoͤrner. 

Zwey nezfoͤrmige Augen. 

Ein Maul mit Zaͤhnen. 

Die ganze Geſtalt dieſer Inſekten zeigt uns, daß hier der 
Uebergang zu den Wuͤrmern ſey. Der Leib dieſer Inſekten iſt 
walzenfoͤrmig, am Ende etwas zugeſpizt. Die Zahl der Ringe 


des Leibes iſt ſehr verſchieden man findet zwanzig, funfzig, ja 
uͤber⸗ 





u en 199 


über hundert, Ihre Haut ift fehr fpröde und hornartig, doch 
koͤnnen fie fich ſehr feicht drehen und fihlanglicht winden, Wenn 
fie ruhen, liegen fie fpiralförmia, den Kopf in der Mitte, Der 
Kopf ift fo breit, alsder Körper, rund, hornartig, und mit 2 
nezförmigen Augen. Die Fühlhörner find fadenförmig, kurz, 
fechsgliedriche, und flehen vorne vor den Kugen, Das Mauf 
hat zwey Lippen und zwey Furze Zähne, Die Füffe find kurz, 
dünn, gegliedert, Fegelförmig, und endigen ſich mit einem klei— 
nen Häkchen, an jedem feibringe ftehen 2 Paar, grade gegen 
einander über. | % 
Sie leben an feuchten Orten, unter Steinen, Baumrinden 
und Moofe, find unſchaͤdlich, legen viele Eyer in die Erde. Die 
ausfriechenden ungen haben nur evft fieben bis acht Ringe, 
und nur drey Paar Fuͤſſe; die übrigen Ringe und Füffe wachfen 
mie der Zeit nach. Es find ohngefaͤhr 12 Arten bekannt, | 


1, Der Erdvielfuß. 
Iulus Terreftris. 
Kupfertaf. Inf. LXXXVII. Fig, 1. 


Unter den einlaͤndiſchen die groͤßte Art, meiſt anderthalb 
Zoll lang. Der Kopf rund, gewoͤlbt, mit 2 Zaͤhnen im Maul; 
die Fuͤhlhoͤrner haben 6 Glieder, und find ın beftändiger Bewe— 
gung, wenn das Thier friecht. Der $eib hat 104 Ringe; am 
legten ftehen 2 Erhabenheiten, und eine Spalte in ver Mitte, 
die der After ift. Auf jeder Seite ftehen 100 Fuffe: der erfte | 
und die drey lezten Ringe haben feine Fuͤſſe. Die Farbe ift 
braun, mit gelben fängsftreifen. - Sie haben einen jtarfen, 
widrigen Geruch. ; 


2, Der Spinnenartige Bielfuß. 
Julus Araneoides. 
Kupfertaf. Inf, LXXXVII, Fig. 2. 


Er halt fich in der Eee auf, und ift ohngefähr anderthalb. 
Zoll lang; der Kopfift mit einer Schuppe bedeckt, hat 2 gegitterte 
- } Augen 

4 





300 —— Zee 


Augen, und vor denfelben zwey lange borſtenfoͤrmige Fuͤhlhoͤr⸗ 
ner, die aus vielen Fleinen Gliedern beftehen. Das Maul hat 
ein Gebiß, eine zwenfpaltige Unterlippe und vier Freßſpitzen, die 
vier Glieder haben, Gleich am Kopfe ſtehen zwey kurze ftarfe 
Fangarme · mit einer Frummen Klaue. Derteib bat acht dichte 
aufliegende, hinten ftumpf eingeterbre Schilder, die bis zum 
vierten, welcher der größfe ift, an Gröffe zunehmen; die fol- 
genden drey nehmen etwas ab, der achte ift klein; zulezt ſteht 
noch ein Ring ohne Fuͤſſe, mit einer Gabelfpige, zwiſchen wel⸗ 
cher der After ift. Unten ftehen auf jedem Ringe zwey Fuße 
paare, Die Füffe find ganz wider die Gewohnheit diefer Gate 
tung fehr lang, und werden nach hinten zu immer gröffer. Bey der 
Einlenfung jedes Fuſſes ſteht eine kleine Schuppe, und auf dere 
felben eine oder zwey Borften. Die Fuͤſſe find haarig, haben 
auch einige Spigen, und endigen ſich mit einem unmerflichen 
Haͤkchen. Die Farbe ift oben braun mit zwey dunkeln Strei- 
fen, unten weiß. 


3. Der Indianer. 
Julus Indus. 
Kupfertaf. nf. LXXXVII. Fig. 3. 
Er ift driteehalb Zoll lang, drey Sinien breit; die Farbe 
iſt braun, und er hat hundert und zehn Paar voftfarbige Fuͤſſe. 
Man finder in Indien noch weir gröffere Arten, ob fie aber 


wirflich eigene Arten find, oder nur durch die Groͤſſe verfchie- 
den, ift noch nicht genau beftimmt. 


Ip — 6. 27 75 


Ders 


«in, 








2 ELLE NEE een nn nn ee 
| Berzeidniß ! 
der in dieſem Bande befindlihen Inſekten. 
V. Ordnung. Uymenoptera. ‚Geite e 
1. Gattung. Gallivefpe. Cynips. 5 
1, Rofae, Tab, LIV. Fig, 1. h — 58 
2. Pſenes. 10 
3. Quereus Folii. Tab. LIV. F. 2, 12 
4. Quercus Petioli. Tab. LXIV. F. 3. ab, —13 
2. Gattung. Blattweſpe. Tenthredo. 14 
a, mit Fuͤhlhoͤrnern, die an der Spitze einen Knopf haben. 
1. Feinorata. Tab. LV, A. F. 1. 18 
2. Lutea. Tab. LV. A.F. 2 ı 19 
b, mit ungegliederten Fühlbörnern, 
3. Enodis, Tab.LV.ARZ, Oo so 
e, mit gefämmten Fuͤhlhoͤrnern. 
4. Iuniperi. Tab. Lv. A. F. 4. a. b. a 
ſ. mit Eeulförmigen, gegliederten Fühlhörnern. 
5, Ruftica, — 
e, mit fadenfoͤrmigen, achtgliederichten Fuͤhlhoͤrnern. 
6. Roſae. Tab. LV. B. F. ı. 23 
7. Septentrionalis, Tab, LV. B. F. 2. 24 
8. Rufipeäus. Tab. LV. B.F.3 . RN = 
f. mit borftenförmigen, vielgliedrichten Fuͤhlhoͤrnern. | 
9. Erytrocephala. Tab, LV. BF.4 25 
3. Gattung. Holzweſpe. Sirex, \ 25 
1. Gigas. Tab. LVI. F. 1. 26 
2. juvencus, Tab. LVI, F. 2. 28 
3. Spectrum. Tab. LVI. F.3. 29 


Gem, Naturg. VII.B, tes St. 9 4. Gat⸗ 





4. Gattung. Schlupfweſpe. Ichneumon. 29 
e, der Ruͤckenſchild weislich, die Fo Alhoͤrner eine weiſſe 
Binde, 
1. Saturatorius. Tab. LVII,A.F.ı, > 32 


2. Extenforius, Tab, LV Il A,F z, — 


b. das Schildlein weißlich, die Fuͤhlhoͤrner einfarbig, 
3, Perfuaforius. Tab. LVT A, F. 3. PAR 
4: Fuforius, Tab. LVII. A, F. 4. 33 


e. das Schildlein ſchwarz, die Fühlbörner eine site Binde. 


5.0 omitator 


— 


d. Das Schildlein ſchwarz, die zJuͤhlhoͤrner ohne Binde. 
6. Denigrator. Tab. LVII. BF. ı. 34 
7. Compundtor, Tab. LVII. 3. F. 2. — 


e. mit gelben Fuͤhlhoͤrnern. 
8. Luteus. Tab. LVH.B.F, 3. 


£. kleine, mit eyrundem Hinterleib. 


9. Conglomeratus. Tab. LVII. B. F. 4. A 35 

10. Bedeguaris. Tab, LVI. B. F. 4. 36 

5. Battung. Raupentödter. Sphex. — 
a. der Leib an einem langen Stil. 

ı. Sabulofa. Tab. LVIII. F. 1. 38 


2. Spirifex. Tab. LVIII. F. 2, 
3. Appendigafter. 


b. der Hinterleib dicht anfchließend. 
4. Radula.. Tab LVill. F. 3. 41 


5. Flavifrons. Tab, LVIII. F. 4% — 
6. Cribraria. 


42 
6. Battung. Goldmeipe. Chryfis. 43 
I. Ignita, Tab. L!X. F. A 44 

2. Cyanea. ‚Tab. LIX. FE. — 


3. Nobilis. Tab LX. F. 3. 
4. Viridula. Tab. LX. F. 4 45 
5. Aurata. Tab. LIX. F, 5. 


N 7. Bat: 





‚7. Gattung. Schenkelweſpe. Leucofpis. 46 
Dorfiger.. Tab, LiX. F. 6, 47 
8. Gattung. Welpen. Vefpa, | 48 
1. Tropic Tab. LX, F. r. 56 
2 'Crabro. Tab. EX. R. 2, 56 
3. Vulgaris. Tab, LX. F. 3, 57 
4. Muraria. Tab, LX. F. 4. 58 
5. Arvenfis. Tab. LX. F.5 — 
9. Gattung. Bienen. Apis. 59 
a. gewoͤhnliche. | ı 
* 1. Cinerea. Tab. LXT, F, 4. 61 
2. Manicata. ‘Tab, LXL F, 5, — 
3, Mellifca, — 
4. Centuncularis 74 
5. Murifex, DE 
b. Hummeln. 
1. Violaces, Tab, LXI. FI. | ig 
2. Terreftris De 
3, Lapidaria, Tab. LX!. F. 3, ‚ze 
4. Boitoniana, Tab. LXI. F. 2% — 
10. Gattung. Ameifen. Formica, 77 
L.Rufa, Tab; EXIE. F. 1; - 82 
2; Cephalotes. Tab, LXiL. B.2,- : i 87 
3. Caelpitum. Tab. LXiL-F. 3.a. b. c, 85 
4. Bihamita. Tab. LXL. F.4 ie 
11. Gattung: Afterbiene. Mutilla, 86 
1. Europaea. Tab. LXIII. F.r.a. b, 
2. Americana. Tab. LXIII. F. 2, f 87 
VI. Ordnung. Diptera | gı 
1. Gattung. Bremfen. Oeftrus. 93 
1. Bovis. Tab. LXIV. F. 1. 94 
2. Tarandi. 95 
5: Haeınorrhoidalis. Tab, LXIV, E.2.a.b, 96 
4. Ovis Tab. LXIV. F. 3. 97 


2. 2. Gat⸗ 


e. Gattung. Langfuͤſſe. Tipula. 


a, Muͤckenartige. 


1. Pe&tinicornis. Tab. LXV, F, 1. 2; 
2. Crocata Tab. LXV. F, 3. 
3. Hortorum. Tab. LXV. F. 4. 


b. Sliegenartige, 
4. Pomonae. Tab. LXV. F. 5. 


3. Gattung. liegen. Mufca. 


a. fadenförmige Fuͤhlhoͤrner, ohne Seitenborſte. 


4, Morio. Tab. LXVI. A.F.ı, 

2. Maura. Tab, LXVI. A.F. 2, 

3. Ephippium, Tab, LXVI. A. F.3. 

4. Hydroleon. Tab. LXVI. A.F. 4. 

5. Vermileo, Tab. LXVI. AF. 5. 6 


b, gefiederte Fuͤhlhoͤrner. 
6. Bombyloidess Tab. LXVI. BF. r, 
c mit Fuͤhlhoͤrnern, die Borften haben. 
7. Oeſtracea. Tab. LXVI. B. F. 2. 
d. haarigte, gefiederte Fuͤhlhoͤrner. 
8. Inanis. Tab, LXVI. B. F. 3. 
9. Pellucens. Tab. LXVI. B. F. 4. 


ro, Carnaria, 
11. Meridiana, - Tab. LXVI. B. F. 5. 
e. haarigte, borſtige Fuͤhlhoͤrner. 
12. Olens. Tab. LXVI. B. F. 6. 
13. Fera. Tab. LXVLCE 1. 
14. Groffa. Tab. LXVI. G,F.2. 
15. Solfitialis. "Tab. LXVI. C. F. 3. a. b, 
16. Stellata. Tab. LXVI. C. F. 5. a. b. 
17. Triſtis. Tab. LVI. C. F. 4. a. b. 


4. — Pferdefliegen. Tabanus. 


x. Bovinus. Tab, LXVII. F. 1. 
2. Gigas. Tab. LXVII. F. 2. 

3. Bromius. Tab LXVII. F. 3. 
4. Tropieus, Tab, LXVII. F. 4 
5. Coeeutiens, Tab. LXVII. F. 5. 


99 


100 


112 


— 


113 
5. Gat⸗ 


x J 


5. Gattung. Mücken. Culex— 





1. Pipiens. Tab. LXVIII. F. 1, — 4, 116 

6. Gattung. Tanzfliegen. Empis. 116 
1. Borcalis. Tab. LXIX. F. ı. 117 
2. Livida. Tab, LXIX. F. 2. ER 
3. Forcipara, "Tab, LXIX. F. 3. — 

7. Gattung. Stechfliegen. Conops. 
1. Calcitrans, Tab. LXX. F. 1. 119 
2. Roſtrata. Tab. LXX. F. 2. 129 
3. Macrocephala. Tab, LXX.F.3. ' — 
4. Trifaſciata. Tab. LXX. F. 4. — 
5. Nigra. Tab. LXX. F. 


5. 
NB. hier ift durch einen Druckfehler wieber pag. ı 17. 
anftatt. pag. 121. 


8. Gattung. Naubfliegen. Afılus, | 
1. Crabroniformis. Tab. LXXI. F. ı —8 


2. Gibboſus. Tab. LXXI. F. 2. 119 

3. Flavus. Tab. LXXI. F. 3. — 

4. Gilvus. Tab: LXXI. F. 4. — 

5. Oelandicus. Tab. LXXI. F. 5. — 

6. Germanicus. Tab. LXXI. F. 6. 120 

9 Gattung. Schwebfliegen. Bombylius. — 

1. Major, Tab. LXXII. F. ı. 121 

2, Medius. Tab. LXXII. F. 2. ee 

3. Minor. Tab. LXXII. F. 3. — 

4. Roſtratus. Tab. LXXII. F. 4. — 

5. Barbatus. Tab. LXXII. F. 5. 122 

10. Gattung. Spinnfliegen. Hippobofca, — 

1. Equina. Tab. LXXIII. F. 1. a. b. 123 

2. Avicularia. Tab, LXXIII. F. 2. 124 

3. Hirundinis, Tab, LXXIU.F. 3. — 

VII. Ordnung. Aptera. 9 125 
3*1 

1. Gattung. Schuppenthierchen. Lepifma. 126 

1. Saccharina. Tab. LXXIV. F. 1. a. b. 127 

2. Polypoda. Tab. LXXIV. F. 2. 128 


Y 3 2. Gat⸗ 


ia —— 





2, Gattung. Fußſchwanzthierchen. Podura. 


ı. Villoſa. Tab. LXXV. F. ı.a.b, 
2, Fimitaria. "Tab. LXXV. F. 2 
3. Aquatica, Tab. LXXV, F. 3. 
4. Grifea Tab, LXXV. FAM ab, 


3. Sattung, Holzlaͤuſe. Termes. 


1. Fatale. Tab. LXXVLFab.c.d. 
2. Deſtruccor. Tab. LXXVL F.2.a.b, 
3. Pulfatorium. Teb. LXXVI. F. 3. a. b. 


4. Gattung. Laͤuſe. Pediculus. 


‘s. Humanus. Tab, LXXVII. F. ı.a, b. 
2. Anferis, Tab. LXXVil. Fig. 2, c, d. 
3. Apis. . Tab. LXXVIL\F. 3, ef, 

4. Alaudae. Tab. LXXVII. F. 4 


5. Gattung. Flöhe. Pulex, 
1. Irritans. : Tab, LXXVOLF,a.b, c, 


6. Gattung. Milben. Acarus. 


ı. Marginatus.. Tab, LXXIX. F. 1. a, 
2.Siro. Tab. LYXIX, FE. 2. b, 

3. Baccarum, Tab. LXXIX.F. 3. e.d. 

4. Coleoptratus. Tab. LXXIX. F. 4. e. f 
5. Aquaticus, "Tab, LXXIX, F, 5. 


6. Americanus. 


7. Gattung. Afterfpinnen. Phalangium, 


ı, Reniforme, Tab. LXXX. F. I. 
2. Arancoides Tab. LXXX. F. 2, 


9. Sattung. Spinnen. Aranea, 


ı. Avicularia. Tab. LXXXLF. r, 
2. Tarantula. 
3. Tetracantha. Tab. LXXXIL F. 2, 


9. Gattung. Krebfe. Cancer, : 


a. Krabben. Brachyuri, 
1. Ruricola. Tab, LXXXI. A. ı. 


2. Vocans 
3. Pinnophylax, 


— — Aussen 


4. Pagurus Tab. LXXXI. A 2. 


5. Cylindrieus Tab. LXXXIL A. 2. F. 1, 
6. Roftratus. Tab. LXXXIT. A, 3, F. 2. 


7. Maja, 


F. 
Tab. LXXXI. A. 4. 


b. Weichſchwaͤnze. Parafitiei, 
8. Bernhardus, Tab, LXXXII. B. 


c. Langſchwaͤnze. Aftaci, 

9. Gammarus, 

190. Fluviatilis, 

13. Strigofus. Tab. LXXXITC. ı. 
ı2. Homarus, Tab. LXXXIL C. 2. 
13. Arctus Tab. LAXX!l. C. 3, 

14. Mantis, Tab LXXXI C. 4. 

15. Bamfius. Teb. LXXXI C. 5, 


10. Gattung. 
1. Afer. 


11. Gattung. 


Skorpionen. Scorpio, 
Tab. LXXXIII. 


Wafferfiöbe. Monoculus, 


1. Polyphemus. Tab, LXXXIV, A. 
2. Hemoris. Tab. LXXXIV.B F. 1. 2. 


3. Apus, 


12, Gattung., 


Tab. LXXXIV, BF. 3, 


Aſſelwuͤrmer. Onifeus, 


t. Entomon: Tab. LXXXV. FE. tr. 


2. Pfora. 


Tab. LXXXV. F.2, 


3. Aquaticus. Tab LXXXV. F. 3. 


13, Gattung, 


Skolopender. Scolopendra, 


1. Morfitans. Tab, LXXXVL FE ı. 
2. Forficata. Tab. LXXXVL FE, 2. 


14, Öattung. 


Vielfuͤſſe. Tulus. 


1. Terreftris, Tab, LXXXVIL F. r. 
2. Araneoides, "Tab. LXXXVIl. F. 2. 


3, Indus. 


Tab. LXXXVII. F. 3. 


— 



























































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