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Full text of "Genera Muscorum frondosorum, classes Schistocarporum, Cleistocarporum, Stegocarporum complectentia, exceptis Orthotrichaceis et Pleurocarpis : Gattungen und Gruppen der Laubmoose in historischer und systematischer Beziehung, sowie nach ihrer geographischen Verbreitung unter Berücksichtigung der Arten"

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GENERA \luscorun FRONDOSORUN. 


CLASSES 


SCHISTOCARPORUM, CLEISTOCARPO RUM, 
STEGOCARPORUM 


COMPLECTENTIA, 
EXCEPTIS ORTHOTRICHACEIS ET PLEUROCARPIS. 


GATTUNGEN UND GRUPPEN DER LAUBMOOSE 
IN 


HISTORISCHER UND SYSTEMATISCHER BEZIEHUNG, SOWIE NACH IHRER 
GEOGRAPHISCHEN VERBREITUNG UNTER BERÜCKSICHTIGUNG DER ARTEN. 


HANDSCHRIFTLICHER NACHLASS 
VON 
Dr. CARL MÜLLER Har. 


PROFESSOR. 


MIT EINEM VORWORTE VON Dr. KARL SCHLIEPHACKE. 
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VERLAG VON EDUARD KUMMER 
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Vorwort. 


Vor sechzig Jahren, im Sommer 1840, botanisirte in den 
oldenburgischen Mooren ein junger Apotheker und entdeckte in 
der Umgegend von Jever auf nassem Haideboden ein für Europa 
neues Torfmoos (Sphagnum molluscoides ej = Sph. Mülleri Schpr.), 
damit einen grossen Scharfblick bekundend, denn die Kenntniss 
dieser schwierigen Gattung war zu jener Zeit noch eine sehr 
unvollkommene. Zwei Jahre später sehen wir ihn in Blanken- 
burg am Harz bei dem Apotheker E. Hampe die Icones mus- 
corum novorum vel minus cognitorum zeichnen, welche Hampe dann 
in Decaden herausgab. 

Dieser junge Mann, geb. am 16. December 1818 zu Allstedt 
(Grossherzogthum Weimar), war der nachmalige Professor Dr. Carl 
Müller von Halle (er wohnte seit 1843 in Halle und wählte das 
Epitheton zum Unterschiede von seinen vielen Namensvettern). 
Dorthin war er von Professor von Schlechtendal berufen worden, 
um an der Redaction der kurz vorher gegründeten Botanischen 
Zeitung Theil zu nehmen, während er gleichzeitig von 1843 bis 
1846 an der Universität studirte Und schon im nächsten Jahre, 
1547, begann er mit der Herausgabe eines grossen, in der Moos- 
kunde Epoche machenden Werkes, seiner Synopsis muscorum fron- 
dosorum omnium hucusque cogenitorum, dessen ersten Band 
(812 Seiten) er bis 1849, also binnen zwei Jahren, beendigte, 
sowie auch der zweite Band (772 Seiten) 1851, ebenfalls nach 
zwei Jahren erschien. In diesem Werke fügte er den bekannten 
Laubmoosen nicht weniger als 473 neue Arten hinzu, welche hier 
zum ersten Male beschrieben wurden. Schon vorher hatte die 
philosophische Facultät der Universität Rostock ihm den Doctor 
honoris causa verliehen. 

Dies waren gewaltige Anfangsleistungen und die Hoffnungen, 
welche man an dieselben knüpfen durfte, hat er voll bewahr- 
heitet. Den Beleg liefern seine zahlreichen Abhandlungen über 
Laubmoose aus allen Theilen der Erde, in welchen er Tausende 
von neuen Arten beschrieb. (Ein Verzeichniss dieser Abhand- 
lungen folgt hier bei.) Wir haben durch ihn ganz neue Moos- 
Provinzen kennen gelernt, welche bis dahin bryologisch noch voll- 


IV Vorwort. 


ständige terrae incognitae waren; er hat die Familie der Laub- 
moose in einer Weise ausgebaut, wie kein Forscher vor ihm. 
Das Moosbild der Erde stand vor seinem geistigen Auge in einer 
Klarheit, welche nur möglich wurde durch die umfassende Kennt- 
-niss des riesig angewachsenen Materials. Und dabei war die 
Arbeitslust und Schaffenskraft dieses aussergewöhnlichen Mannes 
so gross, dass er neben diesen bryologischen Studien noch eine 
"Anzahl grösserer naturwissenschaftlicher Werke verfassen, viele 
Abhandlungen aus anderen Gebieten der Botanik schreiben und 
die Redaktion der Zeitschrift „Die Natur“ besorgen konnte, zu- 
erst, 1852—1876, gemeinschaftlich mit Dr. Otto Ule, dann, nach 
dessen Tode, noch weitere zwanzig Jahre bis Frühling 1896 allein. 

Die Liebe zur Mooswelt hat er sein ganzes Leben hindurch 
bewahrt. Schreiber dieses, dem er 1851 bryologischer Lehrer 
und dann lebenslänglicher treuer Freund wurde, empfing im Oc- 
tober 1898 von dem damals fast Achtzigjährigen folgende Mit- 
theilung: „. . . . die Freude der Bryologie leben zu können, 
empfinde ich in ihrer ganzen Herrlichkeit, die mich freilich für 
den Augenblick ganz malad gemacht hat...“ Er hatte näm- 
lich in grösster Sommerhitze eine bedeutende Sammlung antark- 
tischer Moose untersucht und in derselben fast 250 neue Arten 
bestimmt. Durch diese aufopfernde Hingabe, selbst unter körper- 
lich höchst anstrengenden Verhältnissen, hat er sich, neben seinen 
vielen Werken, ein dauerndes Denkmal in der Wissenschaft ge- 
setzt. Wenige Monate später, am 9. Februar 1899, löschte der 
Tod die Lebensfackel dieses so unermüdlich-thätigen Forschers 
aus: ein organisches Leiden setzte seinem Dasein ein Ziel. : 

Am 23. November 1880 war sein ihm innig verbundener 
Freund, Professor Dr. Ernst Hampe, im Alter von 85 Jahren 
gestorben und in Nr. 4 der „Natur“ 1881 sagte er in dem be- 
treffenden Nekrologe von ihm: „Das Höchste, was die Wissenschaft 
zu leisten vermag, ein glückliches Selbstvergessen in den Wider- 
wärtickeiten des Lebens und eine gehobene Seelenstimmung auch 
unter dem Drucke dieser Leiden, das hat sie ihm reichlich ge- 
schenkt und so hat er, der Nestor der deutschen Botaniker, die 
höchste Lebensphilosophie aus seiner Wissenschaft davon ge- 
tragen.“ Dieser Ausspruch Müller’s über Hampe könnte auch 
in einem Nekrologe über ihn selbst stehen, denn es trifft Wort 
für Wort auch bei ihm zu. 

Schon vor Decennien dachte er an einen dritten Band seiner 
Synopsis und begann auch vorläufig mit der Publikation von 
Supplementen und Additamenten zu derselben. Aber der ununter- 
brochene Eingang von Sendungen neuer Moose aus allen Erd- 
theilen liess diesen dritten Band nicht zur Ausführung kommen. 
Da begann er in seinen letzten Lebensjahren ein Werk zu schreiben, 


Vorwort. V 


in welchem er die systematischen und morphologischen Ansichten 
über die Gattungen und Arten niederlegte, wie sich solche bei 
ihm sein Leben hindurch entwickelt und ausgebildet hatten. Er 
arbeitete an diesem Werke mit grösster Liebe und Hingabe; es 
wurde so zu sagen ein Testament seines bryologischen Wissens. 
Er gab die Charakteristik der Gruppen und Gattungen, ihre 
historische Entwickelung und die geographische Verbreitung der 
Arten; bereits abgehandelte Gattungen führte er durch Einschal- 
tung der nachträglich entdeckten Arten bis auf die Neuzeit fort, 
wobei ihm seine Moosherbar*) mit ca. 12000 Arten in ca. 70 000 
Exemplaren zur Seite stand. 

Als Nestor der Bryologie war er Centralist, während die 
jüngeren Forscher decentralisiren. Bei ihm, der die Ausgestal- 
tung der Mooswelt in toto überblickte, war es ganz natürlich, 
dass er über den Gattungs-Begrifft andere Ansichten hatte und 
haben musste, als andere Forscher, denen eine solche General- 
Uebersicht nicht vergönnt war. Sein Gattungs-Begriff war ein 
höherer, er erblickte in dem Genus die Zusammenfassung der 
Sectionen, d. h. derjenigen Gruppen, denen Allen der Gattungs- 
Begriff gemeinsam war, während wiederum jede Section die durch 
Habitus ete. verwandtschaftlich einander nahe stehenden Arten ver- 
einigte. So ist es gekommen, dass wir bei ihm viele Gattungen 
anderer Autoren als Sectionen seiner Genera antreffen. Anderer- 
seits ist die Decentralisation, das Zertheilen artenreicher Gattungen 
in mehrere, kleinere Genera, so zu sagen ein Zug der Neuzeit 
geworden; man specialisirt jetzt überall und behauptet, dass der 
Stoff dadurch übersichtlicher werde. Die Ursache der verschie- 
denen Anschauungsweisen liegt einerseits in dem Umstande, dass 
die Natur nur Arten geschaffen und andererseits darin, dass von 
den geschaffenen Arten bis jetzt nur ein Bruchtheil bekannt ist 
und es erscheint deshalb passend, an das zu erinnern, was er 
selbst in dem nachfolgenden Werke (p. 8 Absatz 2) gesagt hat: 
„Es giebt innerhalb einer und derselben Familie keine aufsteigende 
Entwicklung, alle Gestalten sind coordinirte, und wir selbst sind 
es, welche der Uebersicht wegen ein System in sie hineinbringen, 
weshalb auch alles Streiten um Systeme ein unfruchtbares_ ist. 
Vor der Hand wenigstens, wo nur erst der kleinste Theil der 
Organismen vor uns liest, kann man nicht ermessen, wie sich 
dereinst die Bürger des Gewächsreiches aneinanderreihen 
werden.“ — Wer vermag in der bryologischen Systematik den 
Beweis für die Richtigkeit seiner Ansicht zw erbringen? Nie- 
mand! es steht eben Ansicht gegen Ansicht; die eine hat genau 


*) Ist in Besitz des Königl. Botanischen Museums zu Berlin 
gelangt. — 


VI Vorwort. 


soviel Berechtigung wie die andere. Daher wird jeder billig 
denkende Forscher selbst gegentheilige Ansichten achten und 
ehren. 

Leider sollte es dem Entschlafenen nicht vergönnt sein, dies 
grosse Werk bis zu Ende zu führen; zu früh nahm der Tod ihm 
die Feder aus der Hand! Obgleich dem hinterlassenen Manu- 
seripte des Altmeisters der Mooskunde der letzte Rest der Acro- 
:arpen und die Pleurocarpen fehlen, während die Sphognaceen 
eine Stelle hinter den Leucobryaceen gefunden haben, so besitzt 
das Vorhandene immerhin einen so bedeutenden wissenschaftlichen 
Werth, dass die Drucklegung durch die Verlagsfirma Eduard 
Kummer in Leipzig, durch welche es der Nachwelt über- 
liefert und damit zugleich ein lebhafter Wunsch der hinterbliebenen 
Gattin erfüllt wird, dankbar anzuerkennen ist. Dank gebührt 
auch meinem verehrten Freunde, Herrn Apotheker Adalbert 
Geheeb in Freiburg im Breisgau, für seine bereitwillige Hülfe bei 
der Herausgabe. 

Und nun zum Schluss! — Das Müller’sche Werk bietet 
vielmehr, als der Titel erwarten lässt. Der Autor wollte nicht 
nur nackte Diagnosen und Daten geben: auf hoher Warte 
stehend und aus dem Vollen schöpfend, entwickelte er in über- 
zeugender Weise Gesichtspunkte, nach denen ein bryologisches 
System zu beurtheilen ist, und er that dies unter Zngrundeleg- 
ung schlagender Beispiele, dabei die Kritik nicht ausschliessend. 
Es ist ein Werk, welches man nicht nur mit Nutzen studiren und 
auf Einzelheiten befragen, sondern das man auch mit Genuss 
lesen kann! Es ist ein Originalwerk! 

Dieses Vorwort hat der Unterzeichnete auf Wunsch der 
hinterbliebenen Gattin, Frau Professor Hedwig Müller, ge- 
schrieben. 


Naumburg aSaale im December 1900. 


K. Schliephacke. 


Inhalt. 


Bester @lasse: Schistocarpi 2 en ne 1 
IGruppessAudreseacese. nenne 1 
Bweiter@lasse: Gleistocarpi .CaWe 0 7 
2=Grappe-Brüchiacese namen. un ana nn I 


3 55 Borentzielacese SE 7, ana. se 1A 
4. R Eristichaeeae Fe en ana 2. 18 
5: = Ehaseatese? me. nn, Re 
6. E Ephemeracene ee 
% r Voltliaceae@ a et 27 
Diriitea@lasse: .StELOCarpI .. SA ee mm 29 


Erste Unterclasse: Aecroeapgım 2 2. . „2... 2.53 

TE; Distichophylie ee NE a3 
Be@ruppe:: Schistostegenesn ae 2 2 u nn. 87 
9. " Distichiaceae sem n arnee 540 
10. A Drepanophylacemesn 7... 1... u. u, 47 
2. r Fissidenteaen erg 0 00 ee AT. 
II.’ Polystichophye re 77 
l2aGruppe: Leucobryaceaegr ee... 78 
3. 5 SPhagracenek re u se dA 
14. 5 Eunariordeaese 0 2 a a nca 2.2010 
1aUnvergruppe: Kunamageser 23 nu cr ur 103 

2. R Splachumeraese. nass 116 

192. Gruppe: Gieaspermnacenenge er er 109 
16. 5 Mniordesem me ea 13 
1. Untergruppe: Mmaeenelg 20. 5. uw 2. net 11 

2 Untergruppe: Bolytrichacener I. 7. nu... 0 202 20487 

72 Gruppe: Bryaceaen ser ee er 5 186 


18. = Dieranaceaen m A rt 29942 
19. 2 Leptotrichzeueg pm IE I, 25.283083 
20. “ Bartramioideneg spe ne 2732 
ie Untersruppe: Merseacenem ar 2.2. ne 0326 
2, e: Bartrardmeeaepr sn sen. 20% 02020330 
2 Gruppe: Galymperacene mm 2 en 0857 


22. 5 Encalyptaceae Varna ee. 3709 
23. = Pottiaceaer "Arm EN ee 385 


” 


Erste Klasse. 
Schistocarpi, Spaltfrüchtler. 


Frucht der Länge nach bis etwa zur Hälfte in 4 oder 8 
Klappen aufspringend. und ungedeckelt. 


1. Gruppe. Andreaeaceae, Mohrenmoose. 


Polsterförmig wachsende Moose, von fast schwarzbrauner Fär- 
bung, mit allseitswendigen Blättern, deren Blattnetz aus sechsseitigen, 
durch Verdickung gewöhnlich runden Zellen besteht. Fruchtstiel 
blass, hinfällig, aus einem länglichen, geschlossenen, gipfelstän- 
digen, elliptischen, meist aufgeschwollenen Kelche hervorbrechend. 
Frucht elliptisch, meist mit einem blassen Halse versehen, dunkel- 
braun, leicht in 4—8 Klappen aufspringend, welche an der Spitze 
nach zusammenhängen und zwischen sich das Säulchen durch- 
scheinen lassen. Sporensack die ganze Frucht ausfüllend. Mütze 
sehr klein, unscheinbar, frühzeitig verschwindend. 


1. Andreaea Ehrh. (Hannover-Magazin 1778, p. 1601.) 


Charakter der Gattung wie jener der Gruppe. Wurde von 
Ehrhart zu Ehren seines Freundes, des hannoverischen Apo- 
thekers J. G. R. Andreae, benannt, nachdem die hierher ge- 
hörigen Moose bis dahin, ungetrennt von den Lebermoosen, als 
Lichenastrum-Gattung in dem Pflanzensysteme figurirt hatten. Als 
im Jahre 1741 die wissenschaftliche Mooskunde mit der für ihre 
Zeit klassischen Historia Muscorum, von Professor Dillenius in 
Oxford, früher in Giessen, begann, kannte man von der seltsam 
geformten Gruppe der Andreaeaceae nur eine einzige Art: unsere 
heutige Andreaea alpina. Dillenius bildete sie unter dem Namen 
Lichenastrum alpinum nigricans auf Tafel 73, Figur 39 kenntlich 
ab, und ich bemerke dies ausdrücklich, weil es zweifelhaft ist, ob 
Figur 40 derselben Tafel noch zu Andreaea, oder zu den Leber- 

C. Müller Hal. Genera muscorum. 1 


2 Schistocarpi, Spaltfrüchtler. 


moosen gehört. Auch Linne stellte die beiden ihm bekannten 
Arten (A. rupestris und alpina) zu den Lebermoosen, und zwar 
als Jungermannia-Arten, bis endlich sein scharfsichtiger Schüler 
Ehrhart, auf Grund einer dritten Art (A. petrophila), die er bei 
Upsala gesammelt hatte, die betreffenden Gewächse zu einer eigenen, 
höchst charakteristischen Gattung erhob und sie den Laubmoosen 
überwies, indem er die 4 Segmente der Frucht ganz richtig als 
4 Klappen betrachtete. 

Hedwig’s letzte Arbeit war es, aus diesen 4 Klappen 
ebenso viele Zähne der Kapselmündung zu machen und damit 
wieder hinter Ehrhart zurückzugehen. 

Noch später, 1807, erhoben Weber und Mohr die von Roth 
in der norddeutschen Ebene auf erratischen Blöcken entdeckte 
A. rupestris Hdw. zu einer eigenen, wohl unterschiedenen Art, 
A. Rothii, und als noch später der ältere Hooker die in Schott- 
land von ihm entdeckte A. nivalis aufstellte, waren zu der Zeit, 
wo Bridel im Jahre 1827 seine Bryologia universa erscheinen 
liess, nur diese wenigen Arten für die ganze Welt bekannt. 

Was seitdem noch hinzu entdeckt w urde, gehört der neueren 
und neuesten Zeit an. Zunächst unterschied Bruch noch die 
A. erassinervia der Alpen, bis sich unter Schimper’s Händen 
und Augen allmählich 12 Arten für ganz Europa zusammen 
fanden: A. petrophila Ehrh., alpestris Bryol. Eur., obovata Theden., 
Hartmanni Thed., }Thedenii Bryol. Eur., Zsparsifolia Zetterst., 
alpina Turn., Tnpestris (Rothü), crassinerwia Bruch, falcata Bry ol. 
E ur., tBlyttii Bryol. Eur. und Tnivalis Hook., von denen die 7 ersten 
Arten rippenlose, die übrigen 5, gerippte Blätter besitzen. 

In der neuesten Zeit haben sich noch zwei Arten dazu ein- 
gefunden: A. frigida Hübn, welche Breidler auch an nassen 
Granitfelsen Steiermarks in 2000 m Höhe sammelte, und A. an- 
gustata Lindb., welche derselbe glückliche Sammler auf Glimmer- 
schiefer in der Sölk bei St. Nikolai in Steiermark bei 1650 m 
entdeckte. Sieben Arten gehören allein dem europäischen Norden 
(Schottland, England und Skandinavien) an, und zwar die vorhin 
mit einem bezeichneten, denen sich noch eine gerippte Art 
der Insel Smölen in West-Norwegen, A. Huntii Limpr., anschliesst, 
womit die Zahl der europäischen Arten auf 15 steigen würde. 

Als ich im Jahre 1847 meine Synopsis Muscorum begann, 
hatte ich im Ganzen überhaupt nur 13 Arten zu verzeichnen, 
und davon waren nur 5 europäische, 6 hatte der jüngere Hooker 
auf der grossen antarktischen Entdeckungsreise des Kapit. Ross 
auf den Inseln des Feuerlandes entdeckt, 1 stammte als längst 
bekannte exotische Art vom Tafelberge des Kaplandes und 1 von 
dem Paramo de Ruiz in Neu-Granada, wo sie, wie dies auch noch 
ein paar andere Arten pflegen, auf vulkanischer Asche an der 


Andreaeaceae, Mohrenmoose. 3 


Schneegrenze lebt. Das Glänzendste dieser Entdeckungen war, 
dass J. D. Hooker mit einem Schlage mehr als ein halbes 
Dutzend Arten entdeckte, indem sich später noch einige Arten 
als neu für den fuögianischen Archipel erwiesen. Heute zähle ich 
etwa ein halbes Hundert ausländische Arten, von denen ich zur 
Stunde 50 selbst besitze. Dass diese Zahl aber, obgleich an sich 
gegen frühere Zeit höchst bedeutend, eine für den Raum unseres 
Planeten winzige sei, geht daraus hervor, dass besagte Moose als 
echt polare Typen nicht nur den arktischen und antarktischen 
Gürtel, sondern überhaupt die Grenzen der Lebewelt bewohnen, 
wo sie mit Grimmien, denen sie so sehr gleichen, und mit Flechten 
die letzten Bürger des Gewächsreiches zu sein pflegen, da sie mit 
den kältesten und windigsten Standorten vorliebnehmen. Nur 
gleichen sie sich in ihrer Tracht so ungemein, dass sie, welche 
überall echte Felsbewohner sind und an den Gesteinen selbst 
auf niedrigeren Höhen verharren, wenn selbige nur recht windig, 
dem Klassifikator meist grosse Schwierigkeiten in der Arten- 
Unterscheidung machen; grössere, als man sie in anderen Gruppen 
der Moose findet, die, wie z. B. Torf- und Weissmoose, als ebenso 
streng in sich abgeschlossene Typen bestehen. Hierdurch erklären 
sich einfach manche Artbestimmungen, welche z. B. europäische 
Andreaea-Arten über den ganzen Erdkreis gehen lassen oder sie 
auf tropischen Höhen angeben, als ob bei diesen Mohrenmoosen 
die Gesetze der Pflanzenverbreitung nicht mehr zuträfen. 
Betrachten wir die nichteuropäischen Arten einmal von 
diesem Standpunkte und verfügen wir uns zu diesem Behufe 
zuerst nach dem arktischen Gürtel, so treten uns hier in der 
That auch solche entgegen, welche ihm eigenthümlich angehören. 
Auf Spitzbergen, Bären-Insel und Grönland erscheint unter anderen 
Arten die oft stattliche A. papillosa Ldbe., im Britischen Kolumbia 
auf gegen 7000 F. Höhe die schlanke A. Macounii Kdbg. mit 
gerippten Blättern, in Alaska A. parvifolia C. Müll., auf der 
Tschuktschen-Halbinsel als neu von mir beschrieben: A. Krauseana, 
cuspidata, compacta, patens, filiformis und assimilis. Hinreichende 
Beispiele für die Anschauung, dass selbst noch innerhalb eines 
Kältegürtels die Exposition der Standorte ihre geographische 
Bedeutung hat. Dieselbe Anschauung trifft zu, wenn wir uns in 
den antarktischen Gürtel begeben. Gerade hier taucht ein ganzes 
Heer neuer Arten auf, nicht selten ganz eigenthümlicher Formung. 
Bis jetzt kenne ich daselbst keine europäischen, sondern nur 
endemische Arten. Das Inselmeer des Feuerlandes, welches doch 
noch so viele Anklänge an die "Tropen-Zone besitzt, beherbergt 
eine Reihe z. T. sehr charakteristischer Arten: A. Wilsoni Hook., 
nitida, marginata, acutifolia, mutabilis und laxifolia, sämmtlich 
von Hooker und Wilson beschrieben, A. appendiculata Schpr., 
ji 


4 Schistocarpi, Spaltfrüchtler. 


pseudo-alpina €. Müll. und pseudo-subulata C. Müll. Sonderbarer 
Weise aber reicht von diesen Arten nur eine einzige, A. acutifolia, 
bis nach dem südlicheren Kerguelens-Lande, alle übrigen dieses von 
Stürmen umwehten grossen Insellandes gehören ihm eigenthüm- 
lich an: A. flabellata, aterrima, parallela, subappendiculata, nana, 
squamata und Naumanni C. Müll. Verfügen wir uns noch süd- 
licher, nach dem zwischen dem Feuerlande und Kerguelens-Lande 
gelegenen Südgeorgien, wo die antarktische Flora noch dürftiger 
wird, als sie auf Kerguelenslande oder gar auf den Inseln Fuögias 
ist, so tritt auch hier wieder die Exposition ins Feld mit völlig 
neuen, wenn auch ähnlichen Arten: A. Willii, viridis, regularis 
und liliputana C. Müll. An allen diesen Punkten steigen die 
Andreaea-Arten bis auf die felsige Thalsohle, in den heissen 
Ländern sind sie natürlich auf entsprechenden kalten und stürmi- . 
schen Höhen allein zu erwarten. Im Himalaya sammelte 
J. D. Hooker meine A. commutata auf Höhen von 11—15,000 F., 
ebenso die A. rigida Wils. Doch kennen wir ausser A. Indica 
und densifolia Mitt., sowie einer als A. petrophila von Mitten 
angegebenen Art bisher keine anderen Arten jenes höchsten Ge- 
birges der Erde. Jedenfalls nur das Ergebnis mangelnder Samnler, 
indem nicht nur der Himalaya, sondern alle vom Pamirplateau 
an bis nach China hin so grossartig aufsteigenden Gebirgszüge 
zweifellos eine unendlich reiche Heimath für die Mohrenmoose sein 
müssen und sein werden. Für Asien spendete nur noch Japan 
vom Mt. Hakkoda A. Fauriei Bescher. Auch Afrika hat bisher 
nur wenig geliefert: auf dem Tafelberge bei Kapstadt die charak- 
teristische A. subulata Harv., auf der Insel Bourbon die A. Bor- 
bonica Bescher., auf dem Kilima-Ndscharo A. striata und A. firma 
C. Müll. aus einer Höhe von 3000—4000 Meter. Mehr schon 
ergab Australien, indem Mitten von Tasmanien seine A. acumi- 
nata und montana neben drei anderen Arten (A. subulata, nitida, 
petrophila) aufzählt, die sicher nicht richtig von ihm bestimmt 
sind. Ich selbst kenne von Tasmanien A. erubescens n. Sp., 
subulifolia n. sp. und A. amblyophylla nebst A. eximia n. Sp., 
die meisten vom Mt. Wellington; aber auch die vermeintliche 
A. subulata, die ich Andr. subulatissima nannte. Auf Banks 
Halbinsel bewohnt A. obtusissima n. sp. ansehnliche Höhen des 
neuseeländischen Küstenlandes.. Am reichsten aber scheint doch 
der Mt. Wellington zu sein, auf dessen Scheitel (4000 F.) 
F. M. Weymouth neuerdings (1891) noch zwei neue Arten 
(A. julicaulis und A. attenuata) entdeckte. Auf den Blauen Bergen 
von Neusüdwales sammelte ferner Th. Whiteloppe A. tenera 
n. sp. Im Jahre 1892 sendete mir Herr Beckett von Christchurch 
auf der Südinsel Neuseelands sechs in seiner Provinz, z. T. in 
bedeutender Höhe gesammelte Arten, und diese waren sämmtlich 


Andreaeaceae, Mohrenmoose. 5 


neu. Ein Paar (A. aquatica und A. subfluitans) wachsen davon 
auf Gestein in strömendem Wasser; eine dritte Art (A. cochleari- 
folia) zeigt löffelförmig hohle und glänzende Blätter mit angedeu- 
teter Rippe; eine vierte Art (A. arctoaeoides) gleicht äusserlich 
einer Arctoa und hat fast scheidenartige lang zugespitzte Blätter 
mit auslaufender Rippe: eine fünfte Art bildet dicht zusammen- 
gedrängte Polster (A. pulvinata) und eine sechste (A. homomalla) 
zeigt sehr dünne Stengel mit einwärts gekrümmten, spitz zu- 
laufenden rippenlosen Blättern. Das war wirklich sehr viel auf 
einem einzigen Flecke! Nichts desto weniger empfing ich in einer 
zweiten Sendung nochmals drei neue Arten: A. micro-vaginata 
von der Kelly Range, A. Arthuriana von dem Arthurpasse u. A. 
filamentosa aus den südlichen Alpen. Die eigentlichen austra- 
lischen Alpen lieferten A. australis F. v. Müll. und A. asperula 
Mitt. Rechnen wir das Feuerland, sowie auch Grönland, Spitz- 
bergen und Bäreninsel zu Amerika, so entstammen diesem Fest- 
lande die meisten bisher bekannten aussereuropäischen Arten. 
Die Kordilleren Argentiniens bewohnen: A. arachnoiden, Lorentziana, 
fragilis und semisquarrosa C. Müll., und noch viel reicher dürften 
die Gipfel der peruvianischen Anden sein. Dort sammelte Spruce 
in einer Höhe von etwa 13,000 F. auf dem Litaicun seine A. bre- 
vipes, Moritz Wagner auf dem Vulkane Iliniza bei 12,000 F. 
in den Anden von Anito A. vulcanica Lrtz., Jameson in den- 
selben Gebirgen von Anito A. subpetrophila €. Müll. (A. petro- 
phila Mitt.) und A. subenervia Hook., Hermann Karsten auf 
dem Vulkane Pichincha A. Karsteniana €. Müll. Zwei andere 
Arten gehören Mittelamerika an: A. julacea Hpe. Guatemala, 
wo sie Bernouilli sammelte, und A. turgescens Schpr. Mexiko, 
wo sie von Liebmann und Hahn auf den Schneegipfeln Orizaba 
und Nevado de Palma aufgenommen wurden. Ausserdem ver- 
zeichnet Mitten noch seine A. striata auf den Anden von Quito, 
sowie sonderbarer aber wenig wahrscheinlicher Weise auf den 
höchsten Höhen des brasilianischen Orgelgebirges endlich A. squar- 
rosa Mitt., die er ebenfalls auf den Anden von Quito angiebt. 
Hieraus ergiebt sich, dass nur der kleinste Teil der Erde bisher 
Beiträge zu einer Monographie der Andreaeaceae lieferte. 87 Arten. 

Wie demnach die Gestaltung des seltsamen Typus sich voll- 
zieht, steht noch der Zukunft anbefohlen. Nach den bisher ent- 
deckten und beschriebenen Arten ist der Formenkreis kein grosser. 
Die Frucht wechselt nach Grösse und Form, indem sie vom 
Elliptischen in das Cylindrische übergeht, in den meisten Fällen 
mit vier, nur bei A. Wilsoni mit acht Klappen aufspringt, welche 
an die Frucht der Hepaticae foliosae erinnern. Auch die Gestalt 
des Blattes unterliegt nicht einem solchen Schwanken, dass hier- 
durch der allgemeine Typus wesentlich verändert werden könnte: 


6 Schistocarpi, Spaltfrüchtler. 


sie folgt im allgemeinen dem Lanzettlichen, so aber, dass der 
Blattrand überall keine eigentliche Zähnelung erleidet und die 
Blattspitze höchstens etwas abgestumpft, nur bei A. obtusissima 
ganz auffallend abgerundet und zungenförmig wird. Bei wenigen 
Arten, und diese gehören fast ausschliesslich dem Inselmeere des 
Feuerlandes an, kommen an dem Rande des Blattes unbedeutende 
Auswüchse vor, die jedoch den betreffenden Arten (z. B. A. appen- 
dieulata und subappendiculata) einen scharfen Charakter verleihen, 
so dass sich hierdurch unter anderen A. pseudo-alpina C. Müll. 
sofort von A. alpina unterscheidet. Ebenso merkwürdig gestaltet 
sich die Blatthöhlung: häufig tritt sie bauchartig auf und bildet 
dann, indem sie bei A. alpina zwei solcher Bäuche erzeugt, eine 
geigenartige Form. Dass man die Arten in gerippte und ungerippte 
theilen kann, ist schon früher erwähnt. Die erste Form kommt 
am seltensten vor und erlangt ihre höchste Schönheit in A. margi- 
nata. Denn, wie die Rippe überhaupt sehr flach ist und sich 
nur durch eine andere Zellenform im Blatte unterscheidet, so 
verbreitert sie sich hier der Art, dass sie die ganze Spitze des 
Blattes einnimmt und unterhalb nur einen schmalen Blattsaum 
lässt, welcher dem Blatte das Ansehen giebt, als ob es ein Folium 
marginatum sei, wie es fälschlich auch Wilson glaubte, indem 
er den Trivialnamen „marginata“ wählte. Am beständigsten ist 
das Blattnetz, dessen Zellen bei sämmtlichen Arten mehr oder 
weniger hornartig verdickt und gebräunt sind, bis die oberen 
Schichten cellulae rotundatae werden, während die des Blatt- 
grundes gestreckter bleiben. Auch überziehen sich die oberen 
bei manchen Arten (z. B. papillosa) so mit Papillen, dass sie 
hierdurch von anderen unterschieden werden können und einen 
besonderen Glanz erlangen, wenn derselbe nicht etwa von blosser 
Verdickung der Zellen abhängt, wie das auch der Fall wird. 
Die Imbrikation der Blätter schwankt beträchtlich: einmal legen 
sich die Blätter dachziegelförmig dicht über einander und bilden 
einen caulis julaceus (A. julacea, Karsteniana, alpina u. s. w.); 
das andere Mal treten sie mehr oder weniger von der Achse des 
Stengels zurück und bilden dann folia squarrosa (z. B. A. squa- 
mata); das dritte Mal — und das ist der gewöhnliche Fall — 
legen sie sich einfach über einander; oder sie liegen ganz lose 
über einander und bilden dann eine den Grimmia-Arten sehr ähn- 
liche Form (A. australis), oder sie werden folia falcata (A. falcata, 
nivalis, subulata, subulatissima u. a.). Viel weniger ist von dem 
Stengel zu sagen: derselbe gabelt sich diehotomisch vielfacher 
Art. 3ei so beständigen Charakteren kann man sich nicht 
wundern, dass die sonst so einzige Gruppe nur aus einer einzigen 
Gattung besteht; es müsste seltsam zugehen, wenn noch einmal 
eine zweite oder xte Gattung entdeckt werden sollte. Denn dass 


Andreaeaceae, Mohrenmoose. 7 


Acroschisma Wils. mit 8 Fruchtklappen keine morphologische 
Gattung bilden kann, liegt auf der Hand. 


Zweite Klasse. 


Oleistocarpi, Faulfrüchtler oder Verschlossen- 
früchtler. 


Frucht sich fast bei allen Arten nur durch Fäulniss öffnend. 


Ich sage „fast“, weil doch ein paar Fälle vorkommen, wo die 
Frucht sich zwar nicht durch einen Deckel, aber doch so öffnet, 
dass sich an ihrem oberen Ende ringsum ein Riss einstellt: z. B. 
deutlich bei meinem Phascum disrumpens aus Australien, das ich 
deshalb auch zu einer eigenen Sektion „Schizophascum“ erhob. 
Nichts desto weniger kann hier niemals von einem Deckel ge- 
sprochen werden, weil das Aufspringen rings um die Kapsel doch 
nur sehr unregelmässig eriolgt. Nach dem Vorgange von Hampe 
sind nun einige Bryologen der Ansicht gewesen, dass die hierher 
gehörigen Moose nach ihrem Blattnetze unter die entsprechenden 
Deckelfrüchtler vertheilt werden müssten, und einige derselben 
— 2. B. Mitten, Spruce, Bridel — sind ihm auch darin als 
Schriftsteller nachgefolgt. Die Sache liegt jedoch so, wie man 
das Dasein oder Fehlen eines Deckels der Frucht beurtheilt. Legt 
man auf sein Fehlen ein physiologisches Gewicht, wie ich das 
thue, so hat man oben sämmtliche deckellose Moose als eine für 
sich bestehende Einheit zu betrachten, und umgekehrt. Thut man 
ersteres, dann zerfallen die deckellosen Moose nach ihrem Zellnetze 
und ihren Blättern in verschiedene Gruppen; 1. Bruchiaceae, 
2. Lorentziellaceae, 3. Tristichiaceae, 4. Phascaceae, 5. Ephe- 
meraceae, 6. Voitiaceae. Es gab aber eine Zeit, wo man, mit 
Ausnahme von 2 und 5, sämmtliche deckellose Moose im allge- 
meinen als Phascaceen betrachtete, da der Name Phascum der 
älteste für den deckellosen Moostypus war und noch niemand 
das Blattnetz als systematisches Merkmal aufgefasst hatte. Noch 
Bridel, welcher doch so viel Verständnis für Typisches in der 
Mooswelt in sich trug und somit eigentlich der Erste war, der 
einer natürlichen Systematik zu folgen verstand, vermengt doch, 
obgleich er sonst Archidium und Pleuridium von Phascum zu 
trennen wusste, unter dem Namen Phascum das Fremdartigste; und 
so ging es bis auf Hampe, welcher zuerst eine Trennung der 
verschiedenen Typen vornahm. Man begreift aber sofort die 
Systematik der älteren Bryologen, wenn man von der Verschieden- 


8 Cleistocarpi, Faulfrüchtler oder Verschlossenfrüchtler. 


heit des Zellnetzes absieht. Dann werden sich sämmtliche hierher 
gehörige Arten so verwandt, dass sie, wenn nicht eine verschiedene 
Form der Fruchtmütze vorhanden wäre, unbedingt eine Einheit 
für sich bilden müssten. In dieser Beziehung sind uns die 
älteren Bryologen mit der Anschauung vorausgegangen, dass die 
deckellosen Moose nicht zerstückelt werden dürfen. 

In der That hat das für uns etwas Gewaltsames; denn auch 
das sonstige Leben der cleistocarpischen Moose stellt sie dicht 
neben einander, und nicht selten ereignet es sich, dass die ver- 
schiedensten Arten gemeinschaftlich mit einander auf derselben 
Unterlage, immer dem Erdboden, leben. So fand ich z. B. die 
charakteristische Lorentziella glauca mit der schönen Bruchia 
Uruguensis und dem nicht minder schönen Astomum subner- 
vosum auf uruguensischer Erde dicht verbunden. Auch muss ich 
hierzu erwähnen, dass mir Professor Goebel aus Rostock ein 
steriles Moos zusendete, welches er auf Java in einer Höhe von 
4500 F. auf den Blättern einer Ingwerpflanze parasitisch sammelte 
und welches, so weit wir Beide finden konnten, höchst wahr- 
scheinlich ein epiphytisches Ephemerum sein wird. Das ist bis 
jetzt die einzige Andeutung, dass es deckellose Moose auch auf 
Pflanzen geben könne. So überziehen sie meist als die Zwerge 
der Mooswelt den ganzen Erdkreis in allen Zonen und Regionen, 
doch mehr in den warmen und gemässigten, als in den kalten, 
nur sich den Blicken des Beobachters mehr, wie andere Moose, 
durch Winzigkeit entziehend, aber durch einzelne Arten (Voitia, 
Kauseella) auch wieder eine verhältnismässige beträchtliche Statt- 
lichkeit erlangend. Sorgfältig wählen sie, wie die empfindlichsten 
Gewächse, ihre Bodenart und entwickeln selbst in ihrer Kleinheit 
nicht selten eine hohe Schönheit. 

Ob man aber ein Recht habe, sie ob dieser Kleinheit und 
Einfachheit als diejenigen Moose zu betrachten, mit denen man 
das Moossystem zu beginnen habe, wie manche wollen, bezweifle 
ich. Wie innerhalb vieler Pflanzenfamilien auch Zwerge neben 
Riesen vorkommen, wie das z. B. unter den Farnkräutern mit 
Hymenophyllum- neben Cyathea-Arten geschieht, ohne dass man 
deshalb die ersteren auf eine niedrigere Stufe stellen darf, ebenso 
hier. Es giebt innerhalb einer und derselben Familie keine auf- 
steigende Entwicklung, alle Gestaltungen sind koordinirte, und 
wir selbst sind es, welche der Übersicht wegen ein System in 
sie hinein bringen, weshalb auch alies Streiten um Systeme ein 
unfruchtbares ist. Vor der Hand mindestens, wo nur erst der 
kleinste Theil der Organismen vor uns liegt, kann man nicht 
ermessen, wie sich dereinst die Bürger des Gewächsreiches an 
einander reihen werden. 

Vergleichen wir unseren heutigen Standpunkt freilich mit 


Bruchiaceae. 9 


dem eines Dillenius, von 1741, so sind wir um ein Namhaftes 
dem Ziele näher gerückt, eine Einsicht in den Formenkreis der 
cleistocarpischen Moose zu gewinnen. Damals kannte jener nicht 
mehr als drei Arten, welche er als Sphagnumarten unterschied: 
Acaulon muticum, Phascum cuspidatum und Astomum subulatum. 
Dagegen beschrieb Bridel 1827 schon 34 Arten, von denen 
aber nach unserer heutigen Anschauung 10 nur Abarten waren. 
Im Jahre 1862 belief sich die Zahl der wirklichen Arten in meiner 
Synopsis auf 47 und erweiterte sich im Laufe der Zeit so be- 
trächtlich, dass ich in der 1. Nummer der „Flora“ von 1888 so- 
gleich 26 neue ausländische Arten zu beschreiben vermochte. 
Meine Bryothek besitzt in diesem Augenblicke an europäischen 
und ausländischen Arten 134, und die sonst noch beschriebenen 
dürften die Klasse auf etwa 150 bringen. Eine nähere Betrach- 
tung dieser Arten ergiebt folgendes Bild. 


2. Gruppe: Bruchiaceae. 


Sehr winzige Pflanzen, heerdenweise oder schwach polster- 
förmig wachsend, mit gipfel-, selten astständigen Früchten. Stengel 
einfach oder durch Sprossenbildung ästige. Blätter aus breitem 
eiförmigen Grunde lanzettlich oder pfriemenförmig zugespitzt. 
Blattnetz aus lockeren sechsseitigen, oft rautenförmig verlängerten, 
glatten, dünnhäutigen zarten Zellen gebildet, meist ohne Blatt- 
erün. Rippe platt, breit. Kelchblätter meist scheidenartig und 
breiter als die Stengelblätter. Frucht eiförmig oder kugelig, 
meist schiefgeschnäbelt und oft mit einem sehr schlanken Halse 
versehen. Antheridien keulenförmig, klein; Archegonien schmal: 
Saftfäden sehr zart, fadenförmig. 

Diejenigen, welche die eleistocarpischen Moose zu den deckel- 
früchtigen Moosen stellen, müssen die hierher gehörigen Arten 
zu den Leptotrichaceen bringen. Dagegen brachte Hampe die 
Bruchia-Arten zu den Splachnaceen, weil die damals allein be- 
kannte Art, B. Vogesiaca, gern wie diese auf thierischem Dünger 
lebt, was von den übrigen Arten aber nicht gesagt werden kann. 
Im Gegentheil leben sie am liebsten auf sandigthonigem Boden 
und hier gliedern sie sich in drei Gattungen: Archidium, Astomum 
(Pleuridium Schpr.) und Bruchia. 


2. Archidium Brid. Br. univ. I. p. 747, Urmoos Bridel’s. 


Hier umfasst das Mützchen noch die ganze kugelige Frucht 
und zerreisst dann unregelmässig schon frühzeitig, so dass kein 


10 Cleistocarpi, Faulfrüchtler oder Verschlossenfrüchtler. 


eigentliches Scheidchen (vaginula) am Grunde der Kapsel und 
keine eigentliche Mütze auf ihrem Scheitel besonders abgeschieden 
wird. Nur das wunderbare A. Brisbanicum Brother. schnürt mit- 
unter ein grosses glockenförmiges Mützchen ab, wie auch die 
Kapsel manchmal sich in der Mitte abschnürt. Dieses Moos ver- 
diente überhaupt bei grösserem Materiale, als ich es habe, einer 
eingehenden Untersuchung. In dieser primitiven Form erschien 
unserem Bridel die Gattung, von welcher er nur A. phascoides 
(A. alternifolium Schpr.) kannte, als die niederste aller Moos- 
gattungen. Auf diesem Standpunkte hätte er Recht gehabt, wenn 
es zulässig wäre, das ganze Moossystem mit der Form der Mütze 
zu beginnen. Doch würde er dann genöthigt worden sein, auch 
Sphagnum darauf folgen zu lassen, dessen Mütze nicht minder 
unregelmässig zerreisst, während die Torfmoose an sich recht 
stattliche Pflanzen sind. Im Laufe der Zeit haben sich zu der 
in Deutschland zuerst bei Zweibrücken von Bruch entdeckten 
Art gegen 20 auswärtige eingefunden, welche sämmtlich nicht nur 
das Kennzeichen der Mütze, sondern auch sehr grosse Sporen be- 
sitzen. Im dieser Beziehung würden diese Moose wieder umge- 
kehrt an der Spitze aller Moose stehen, da nur Gigaspermum 
Ldbg. und Lorentziella C. Müll. die gleichen grossen Sporen haben, 
welche übrigens in der Regel eine gewisse Zahl nicht über- 
schreiten. Nordamerika, Argentinien, Südafrika, das tropische 
Westafrika, Indien und Australien haben die ausländischen Arten 
geliefert, und selbige gliedern sich in drei Abtheilungen: Euar- 
chidium, Scelerarchidium und Protobium. Die erste, welche 
die meisten Arten umfasst, stützt sich auf den Typus der euro- 
päischen Art, deren Blätter vom Stengel abstehen; die zweite er- 
zeugt einen caulis julaceus (z. B. A. stolonaceum mihi aus Neu- 
Süd-Wales, A. Arechavaletae mihi aus Montevideo, A. julaceum 
mihi aus Uruguay). Mit dieser Formung pflegt sofort eine Ver- 
diekung des Zellnetzes, ein Sclerenchym, verbunden zu sein, und 
dieses kehrt vielfach auch in anderen Moosfamilien wieder: bei 
Euängströmia und Sclerodictyon unter Bryum, wo besagte Zellen- 
form durchweg vorkommt und ausnahmsweise auch bei einigen 
anderen Moosen. Die Dritte nimmt die Tracht eines Phascum an, 
ohne die zarten Sprossen der beiden vorigen Abtheilungen zu er- 
zeugen, wie das bei A. Lorentzi mihi aus Uruguay der Fall ist. 
Auf den ersten Blick würde man in dieser letzteren Form kein 
Archidium vermuthen: so kräftig erscheint das niedliche Moos mit 
grossen und breiten, lang zugespitzten und ausnahmsweise weit- 
maschigen und schwach chlorophyllosen, dickrippigen Blättern. 
Doch stellen es die grossen (schlafthäutigen) Sporen augenblick- 
lich zu Archidium. Es ist gewiss nur der Mangel an Sammlern 
und an Scharfsichtigkeit, welche diese zwar kleinen, aber inter- 


Bruchiaceae. 11 


essanten Moose nicht auch aus anderen Ländern hat bekannt 
werden lassen. 

Was mir bisher von Archidiumarten bekannt wurde, kann 
ich nun ohne weitere Gruppirung zusammenfassen, wie es sich 
geographisch verhält. Die erste bekannt gewordene Art war und 
blieb eine europäische: A. phascoides Brid. Um so reicher er- 
wies sich viel später Nordamerika, das bisher nicht weniger als 
fünf Arten ergab: A. Ohioense Schpr., tenerrimum Mitt., Rave- 
nelii Aust., Hallii Aust. und longifolium Lesq. & James; sämmt- 
lich nur den südlicheren Theilen angehörig. Von den übrigen 
Ländern der neuen Welt stellt sich nur Argentinien mit einer 
gleichen Zahl zur Seite, nämlich mit A. julaceum m., Lorentzi m., 
ephemeroides m., amplexicaule m. in Entrerios am Uruguay und 
A. Arechavalitae m. in Montevideo. Asien verhält sich bisher 
noch wie Europa und hat in A. Indicum Hpe. & C. Müll. die 
einzige Art aus Birma geliefert. Afrika ist nur durch das Kap- 
land vertreten, und zwar mit A. Capense Hsch., chrysecarpum 
Schpr., Eckloni Hpe., laterale Bruch, subulatum m., Rehmanni m., 
compactum m. und Campylopodium n. sp. Endlich entdeckte der 
australische Sammler Whitelegge im Jahre 1884 A. stonolaceum 
m. für Neu-Süd-Wales; H. Tregon im Jahre 1890 A. Brisbani- 
cum Brother. für Queensland. 20 Arten. 


3. Astomum Hope. in Linnaea 1832, Fehlmund. 


Mütze halbseitig regelmässig, die Fruchtspitze zierlich be- 
deckend. Dieser zierliche und einfache Typus schmiegt sich der 
Tracht und dem Blattnetze nach an die Gattung Garckea und 
Eccremidium unter den Leptotrichacem noch enger an, als Archi- 
dium. Auch sind die hierher gehörigen Arten untereinander nahe 
verwandt, obschon wir bereits 15 Arten kennen, von denen 3 auf 
Südafrika, 4 auf Australien, 2 auf Indien (Neilgherries und Hima- 
laya), 1 auf Kalifornien, 1 auf Chile, 1 anf Argentinien, und 4 
auf Europa kommen, unter den letzteren eine neue Art (A. Al- 
gesirense mihi) aus Südspanien, wo sie R. Fritze aus Rybnik 
sammelte. Diese Arten gliedern sich in zwei Richtungen: mit 
abstehenden und anliegenden glänzenden Blättern. Erstere (Euasto- 
mum) ergeben den gewöhnlichen Typus und entsprechen (z. B. 
in A. subulatum) dem Euarchidium; letztere wiederholen als 
Sclerastomum die Sclerarchidium-Arten: z. B. A. nervosum m. 
aus Südafrika, A. viride m. aus Neu-Süd-Wales, A. subnervosum 
m. aus den Platastaaten. Diese haben die Neigung, ihre Früchte 
aus dem Kelche etwas seitlich hängend zu stellen. Wollte man 
sie alle nach der Fruchtform gruppiren, so müsste man solche 


12 Cleistocarpi, Faulfrüchtler oder Verschlossenfrüchtler. 


mit eiförmigen oder kugeligen und solche mit schmalen ellip- 
tischen Kapseln (A. Algesirense z. B.) unterscheiden. Im Jahre 
1852 waren im ganzen 7 Arten bekannt, von denen 3 auf Deutsch- 
land fielen, wie das noch heute der Fall ist. 

Gruppiren wir die bekannten Arten nach ihrer geographi- 
schen Verbreitung, so besitzt Europa in seinen vier Arten (A. 
alternifolium Hpe., nitidum Hpe., subulatum Hpe. und Algesirense 
m.) nur den Typus von Euästomum, welchen Schlimper Pleuri- 
dium mit Bridel nannte. Nordamerika besitzt hiervon nur die 
erste und dritte Art, dagegen noch zwei eigenthümliche Arten: 
A. Ravenelii Aust. und Bolenderi m., von denen ich nur die letzte 
Art kenne. Aus Asien besitze ich blos A. denticulatum m. von 
von den Neilgherries, während Mitten der alpinen Region des 
Sikkim-Himalaya noch ein A. tenue Mitt. zuschreibt. Eine recht 
liliputanische Art hat Afrika in A. Breutelianum Hpe. vom Kap 
hervorgebracht, die einzige, welche der grosse Kontinent bisher 
sendete. Das Gleiche ist vom australischen Festlande zu sagen, 
von wo ich nur A. exiguum Wils. (sub Phasco) oder Hampes 
A. Krauseanum kenne, während ich von Mittens beiden tasma- 
nischen Arten nichts, wohl aber A. lampropyxis n. sp. besitze. 

Diesen 12 Euästomum-Arten stehen nun folgende 8 Sclerasto- 
mum-Arten gegenüber: in Nordamerika A. Sullivanti Aust., in Chile 
A. Robinsonii m., in Entrerios A. subnervosum m., in Südafrika 
A. nervosum m. und Pappeanum m., auf dem australischen Fest- 
lande A. brachycanlon m., viride m., Sullivani n. sp., auf Tas- 
mania und Neuseeland A. exsereus n. sp. und A. gracilentum 
Mitt. 21 Arten. 


4. Bruchia Schwägr. Suppl. II. p. 91. Faulköpfchen. 


Mützchen glockenförmig, oft fast die ganze Frucht bedeckend. 
Hiermit haben die Bruchiaceen sämmtliche Mützenformen der Moose 
erschöpft und einen überaus zierlichen Typus entwickelt, der sich 
aber wieder eng an Astomum anschliesst. Als Mougeot und 
Nestler den Typus auf dem Gipfel des Hohneck in den Vogesen 
am 22. September 1822 auf Kuhdünger entdeckt hatten, glaubten 
sie ein Phascum Vogesiacum, wie sie das Moos selbst benannten, 
entdeckt zu haben, wogegen es Hornschuch brieflich als eine 
Voitia Vogesiaca betrachtete. Offenbar nur, weil das Moos gleich 
Voitia nivalis auf thierischem Dünger wuchs; sonst hätte augen- 
blicklich die glockenförmige Mütze von einem solchen Fehlgriffe 
abhalten sollen. Allein, das Moos gelangte nach seiner Ent- 
deckung auch an andere ausgezeichnete Bryologen, wie Bridel 
in Gotha und Professor Schwägrichen in Leipzig, und beide 


Bruchiaceae. 13 


erkannten in ihm einen neuen Typus, welchen der erstere Sa- 
proma (Faulköpfchen), der letztere Bruchia, zu Ehren des damals 
aufkeimenden Bryologen Bruch, Apothekers in Zweibrücken 
(Rheinpfalz), benannte. Bruchia schlug durch, nachdem Bridel 
seinen früher aufgestellten Namen im zweiten Theile seiner Bryo- 
logia universa selbst zurückgenommen hatte. 

Mit diesem schönen Moose war aber nur eine Abtheilung der 
neuen Gattung entdeckt, nämlich mit emporgehobenen Früchten 
(Eubruchia); Gelegenheit zur Erkenntnis einer zweiten Abtheilung 
mit eingesenkten Früchten gab der ältere Hooker durch Auf- 
stellung seiner Br. brevipes vom Kap der guten Hoffnung. Später 
ist diese Sektion, nach dem Vorgange von Hampe, als eigene 
Gattung aufgestellt und nach unserem beiderseitigen Freunde 
Sporleder, damals Regierungsdirektor zu Wernigerode a. H., 
welcher sich sehr für Moose interessirte, Sporledera getauft 
worden. Ein Name, den auch Schimper beibehielt, während 
ich ihn nur als Sektionsnamen verwerthete. In der That wüsste 
ich auch heute keinen generischen Unterschied zwischen Eu- 
bruchia und Sporledera anzugeben, und auch Schimper hat 
keinen solchen angegeben, wenn man ihn nicht etwa in der 
Regelmässigkeit oder Unregelmässigkeit des Mützenrandes, sowie 
in einer halslosen und einer halsigen, eingesenkten oder gestielten 
Kapsel finden will. Ganz noch an Astomum erinnert Sporledera, 
sodass man bei Br. palustris nie weiss, ob sie zu A. subulatum 
oder zu Sporledera gehöre, wenn man keine Mütze beobachtet. 
Sie vertritt den Typus als einzige Art in Europa. Nordamerika 
besitzt wenigstens 2 Arten als eigenthümlich ausser der vorigen: 
Sp. Ravenelii Wils. und Sp. Beyrichiana Hpe. Chile hat Sp. 
Hampeana m., deren Mütze mit grossen Warzen besetzt ist, Neu- 
Granada die liliputanische Sp. Lindigiana Hpe., Australien die 
Sp. Whiteleggei mihi aus Neu-Süd-Wales und Queensland, die 
unserer europäischen Art täuschend ähnlich sieht; Südafrika 
wartet mit 4 Arten auf: Sp. elegans m., brevipes Hook., Ecklo- 
niana m., Rehmanni m. Weit eleganter präsentiren sich die 
Eubruchia-Arten, welche durch die gestielte, mehr oder minder 
langhalsige Frucht und die sichtbarer hervortretende Mütze sich 
charakterisiren. Europa kennt nur 2 Arten: Eubr. Vogesiaca 
und Trobasiana De Not. In Nordamerika wiederholt Br. flexuosa 
m., die am längsten bekannte und gemeinste Art der Vereinigten 
Staaten, unsere Br. Vogesiaca, und ausser ihr hat man noch t1ol- 
gende entdeckt: Br. Sullivantii Aust., Boländeri Lesq., brevicollis 
Lesq. & James, curviseta Lesq., Hallii Aust., Donnellii Aust., 
Texana Aust., brevifolia Sulliv. Die Vereinigten Staaten sind 
mithin das an Bruchien reichste Land, und vielleicht gesellt sich 
ihm einmal auch Argentinien zu, obgleich es bis jetzt nur die 


14 Cleistocarpi, Faulfrüchtler oder Verschlossenfrüchtler. . 


schöne Br. Uruguensis m. aufzuweisen hat. Die reizende nied- 
liche Br. aurea Bescher. gehört dem benachbarten Paraguay, die 
niedliche Br. Uleana n. sp. mit kurzen, aber sehr locker ge- 
webten Blättern dem subtropischen Brasilien in Sa. Catharina 
an, wo sie E. Ule 1889 sammelte. Die schönste ihrer Art aber 
dürfte Br. amoena m. aus Neu-Süd-Wales sein, deren Frucht fast 
an einen Trematodon erinnnert. Neuerdings hat sich nun zu den 
beiden Abtheilungen noch eine dritte eingefunden, welche ich Pye- 
neura genannt und auf Br. ligulata m. aus Paraguay gegründet 
habe. Sie charakterisirt sich durch zungenförmig zugespitzte 
abgestumpfte Blätter, mit sehr schmaler Rippe, während die Arten 
der beiden vorigen Abtheilungen folia subulata crassius nervosa 
erzeugen. Bis heute kenne ich aber von dieser ganz eigenthüm- 
lichen Sektion, welche sehr viel Ähnlichkeit mit Ephemerum 
hat, nur die genannte Art, deren Verbreitung in Paraguay keine 
seltene zu sein scheint. Sie ist eine Kombination des Bruchia- 
ceentypus mit dem Weisiatypus. 26 Arten. 


3. Gruppe: Lorentziellaceae ©. Müll. 


Phascumartige, eladocarpische, heerdenweise wachsende Moose 
auf einem verzweigten fleischigen hellen Rhizome; Blätter dach- 
ziegelförmig über einander liegend, gross und löffelförmig, gerippt 
und glänzend oder sehr glatt und rauschblätterig (scariös), aber 
aufgeweicht zart und erpodiumartig, weich, aus grossen quadra- 
tisch-parenchymatischen, wenig blattgrünhaltigen, weichen Zellen 
bestehend, grannenartig behaart; Rippe sehr schmal, flach, gleich- 
sam streifenartig aufgelöst; Antheridien klein, birnförmig, auf- 
geschwollen und ohne Saftfäden; Archegonien klein, in einem 
breiten, netzartig gewebten, bleichen, breitröhrigen Hals ausgedehnt, 
ohne Saftfäden, daher die lange eylindrische, am Grunde gelappte, 
sehr zarte und frühzeitig verschwindende Mütze von einem langen 
griffelartigen Fortsatze gekrönt; Fruchthülle dick, aus grossen 
Zellen bestehend, bleich, mit einem freien, kaum den dritten Theil 
der Kapsel füllenden Sporangium; Sporen sehr gross, tetraödrisch- 
eckig, zuerst grün und gekörnt, dann braun und undurchsichtig, 
schon dem unbewafineten Auge gekörnt erscheinend, aus einer 
äusseren derben und gefärbten, sowie aus einer inneren durch- 
scheinenden zarten Zelle bestehend. Pflanzen etwa einem Phascum 
cuspidatum ähnelnd, aber schon durch ein ästiges und kriechendes 
Rhizom, durch rauschblätteriges glänzendes Laub und sehr grosse 
Sporen ausgezeichnet, durch letztere den Gigaspermen Lindbergs 
oder den Archidiumarten am nächsten stehend, von ersteren 
durch das phascumartige, aber dichtere Blattnetz und die cleisto- 


Lorentziellaceae. 1:5 


carpische Frucht, von letzteren durch die phascumartige Tracht, 
die Blattform und Blattnetz, sowie endlich durch die Mützenform 
schon sehr scharf geschieden. 


5. Lorentziella C. Müll. 


Diese neue Familie und Gattung, welche ich im XLII. Bande 
der Linnaea von 1879 aufstellte, bereichert die Mooswelt in einer 
höchst bemerkenswerten Art. Wer, wie ich, einen Nachdruck 
auf die Art der Kapselöftnung legst, muss sie zu den cleisto- 
carpischen Moosen stellen; wer jenes Merkmal für eine Moos- 
gruppe nicht ausreichend hält, muss sie mit Gigaspermum Ldbe. 
-— nämlich mit G. repens Ldbg. aus Neuholland und G. Breuteli m. 
(Anoectangium repens Schpr. in Muse. Breutel.) aus Südafrika 
vergleichen und der grossen Sporen wegen, die beide Moosreihen 
aufweisen, vielleicht in eine Familie bringen, weil die vegetativen 
Merkmale beider, nämlich Rhizom und Blattbau, eine merkwürdige 
Ähnlichkeit haben, obgleich die Blätter von Gigaspermum rippen- 
los, die der Lorentziellaceen gerippt sind. Jedenfalls entsprechen 
sich beide Moosreihen in auffallender Beziehung morphologisch, 
wie geographisch. Denn es ist. ebenso auffallend, dass manche 
argentinische Moostypen, z. B. Dimerodontium, bisher nur im 
tiefen Süden Amerikas und Afrikas vorkommen. In morpho- 
logischer Beziehung laufen beide Reihen, wenn man sie mit mir 
klassifizirt, in verschiedenen Ordnungen einander parallel, d. h. 
wiederholen sich in veränderter Form, wie das öfters bei den 
Moosen geschieht. An und für sich stehen die Lorentziellaceen 
unter den cleistocarpischen Moosen ganz einzig da, wie sie auch 
ebenso von allen übrigen Moosen abweichen, und zwar durch das 
freie Sporangium, welches sich im Innern der Frucht entwickelt. 
Ursprünglich freilich scheint es ganz ebenso zu entstehen, wie 
jedes andere Sporangium der Laubmoose; denn ich fand es in 
seiner frühesten Jugend durch einzelne sehr zarte, unten sich 
verzweigte Fasern mit der inneren Fruchtwand verbunden. Doch 
schwinden diese Fasern der Art, dass man in dem Sporangium die 
eigentliche Kapsel zu erblicken glaubt, welche sich innerhalb 
einer geschlossen bleibenden, zu einem dieken Balge umgestalteten 
Mütze entwickelte. In der That auch war dies die erste Ansicht, 
welche ich bei Untersuchung der zuerst entdeckten Art (Lorentziella 
globiceps m.) aus der Sierra de Cordoba in Argentinien gewann. 
Erst die Entdeckung einer zweiten Art (L. glauca m.) um Con- 
cepcion del Uruguay im Jahre 1877 durch denselben scharf- 
sichtigen Bryologen, Prof. P. G. Lorentz, spielte mir diese in 
allen Stadien der Entwickelung in die Hände, wodurch ich mich 


16 Cleistocarpi, Faulfrüchtler oder Verschlossenfrüchtler. 


von dem Dasein einer Mütze nach Art der Ephemera, nur 
cylindrisch, vollkommen überzeugen konnte. Wäre das nicht der 
Fall gewesen, so würde Lorentziella nicht nur eine neue Familie, 
sondern auch eine ganz neue Moosordnung dargestellt haben, da 
selbst Sphagnum und Archidium, welchem letzteren sie in der 
Reihe der cleistocarpischen Moose wohl am nächsten gestellt 
werden muss, ihre Mütze wenigstens zerreissen. Übrigens kann 
man um so mehr in einen solchen Irrthum verfallen, als der 
kurze Fruchtstiel, ähnlich wie bei Sphagnum, das Wesen eines 
falschen pedunculus anzunehmen scheint, indem er bei seinem 
sehr zarten Wesen zugleich eine bleiche Färbe trägt. Doch ist 
eine vaginula deutlich zu erkennen, und dies erhebt ihn schon 
allein zu dem Range eines echten Fruchtstieles. Uebrigens weicht 
die Gestalt der Frucht bei L. glauca in ihrer Jugend wesentlich 
ab von der ausgebildeten Kapsel. Denn während jene fast birn- 
förmig einer Bruchia ähnelt, stellt diese eine eiförmige Frucht 
dar, welche an zwei sich entsprechenden Seiten etwas bauch- 
förmig aufgetrieben ist. Diese Fruchthülle weicht sehr wesentlich 
von jener der übrigen Moose ab, indem ihre grossen verdickten 
Zellen nicht das schöne glatte Zellgewebe darstellen, welches man 
sonst an der Moosfrucht gewohnt zu sein pflegt. Das Sporangium 
umschliesst die grossen Sporen so fest, dass es wie eine kleine 
Kugel erscheint, deren Haut, mehr oder weniger derb, doch end- 
lich aufgelöst werden dürfte. Jedenfalls wird, begünstigt durch 
die Zartheit des Fruchtstielchens, die ganze Frucht aus dem 
Perichätium fallen und die Sporen erst nach langer Maceration 
der Fruchthülle und des Sporangiums entleeren. Diese Sporen 
sind wahre Riesensporen für die Laubmoose und kehren ähnlich 
nur bei Archidium und Gigaspermum wieder. Die Geschlechts- 
Werkzeuge erhalten sich, wenigstens die unbefruchteten Archegonien, 
noch bis in ein spätes Alter der Frucht, während die Antheridien 
früh zu vergehen scheinen. Mindestens fand ich sie nur selten, ob- 
wohl sie da, wo ich sie beobachtete, nämlich bei L. glauca, zu 
mehreren vereint eine eigene Gruppe mit eigenem Deckblatte 
innerhalb der weiblichen Blüthe, die wieder ihr eigenes Deckblatt 
besitzt, bildet. Hier liegt folglich eine androgyne Blüthe vor, 
und diese entdeckt man mit Sicherheit nur in einem der jugend- 
lichsten Zustände der Pflanze. Beiderlei Werkzeuge entbehren der 
Saftfäden, wie Gigaspermum wenigstens bei den Archegonien, 
während dessen Androecium, achselständig wie es ist, dergleichen 
enthält. Die ganze Blüthe wird übrigens von den innersten 
Perichätialblättern fast tutenartig eingeschlossen, so dass sie 
nicht gesicherter gegen Wind und Wetter sein könnte, was bei 
der grossen Zartheit aller Theile, welche sich im Wasser leicht 
gelatinös anhängen, seine besondere Bedeutung hat. Diese Perichä- 


Lorentziellaceae. 17 


tialblätter verleihen dem Pflänzchen seinen eigentlichen Charakter. 
Denn nicht nur sind sie weit grösser, als die Stengelblätter, 
sondern sie drängen sich auch in einen so dichten Schopf zu- 
sammen, dass sie bei L. globiceps eine kugelförmige, bei L. glauca 
. eine zugespitzte, dem Phascum cuspidatum ähnliche Stengelspitze 
erzeugen, und diese wird um so charakteristischer, als die frag- 
lichen Blätter in eine lange wasserhelle, am Grunde flache Granne 
auslaufen. Bei den Stengelblättern ist selbige zwar auch ent- 
wickelt, aber weit kürzer. Im allgemeinen scheint diese Stengel- 
spitze nur zwei Formen, eben die geschilderten, anzunehmen. 
Die Zellen des Blattgewebes dürfen im Ganzen so ziemlich den 
Typus der Gigaspermeae beanspruchen; doch sind die der letzteren 
weit grösser und lockerer, ähnlich denen der Funariaceae, zu 
denen ich sie früher stellen zu müssen glaubte, während die der 
Lorentziellaceae mehr dem Zellgewebe der Pottiaceae sich nähern. 
Alles in Allem genommen, haben wir es mit einer ganz ausser- 
ordentlich scharf geschiedenen Moosgruppe zu thun, deren 
antarktischer Charakter in einigen Momenten wesentlich zu den 
Gigaspermen hinüber spielt. 

Als ich die erste Art, L. globiceps, vor mir hatte, fielen mir 
die kleinen dicht aneinander gedrängten Pflänzchen durch ihre 
Folia scarioso-membranacea splendentia der Art auf, dass ich kaum 
wagte, sie als Laubmoose zu betrachten, bis ich die Frucht ge- 
sehen hatte. In Wahrheit erschienen die betreffenden Arten ganz 
fremdartig, und wer je die schöne L. glauca mit ihren prachtvoll 
blaugrünen Blättern gesehen, wird dieses Urtheil unterschreiben. 
3is jetzt kennen wir nur eine Gattung, die ich zu Ehren des 
Entdeckers zweier Arten, des ehemaligen Professors P. G. Lorentz 
in Cordoba, später in Concepeion del Uruguay nur zu jung ver- 
storben, Lorentziella nannte, da ihm zu Ehren schon Griese- 
bach eine recht plebejische Composite Lorentzia aufgestellt hatte. 
Vorliegende Moosgattung entspricht in ihrer morphelogischen 
und geographischen Bedeutung den grossen Verdiensten, welche 
sich jener Mann auf so vielen mühseligen Reisen von Cordoba 
durch die Cordilleren bis nach Bolivia um die argentinische 
Mooswelt erwarb, die ohne ihn sicher noch in tiefstem Dunkel 
für uns liegen würde, während sie durch ihn jetzt als eigene 
grosse Moosprovinz klar und reich dasteht. Doch ist der 
wunderbare Typus nicht allein auf Argentinien angewiesen, viel- 
mehr war ich im Stande, sogleich bei der ersten Bekanntmachung 
desselben noch von einer dritten Art (L. Paraguensis Bescher.) 
zu reden, welche der vortreffliche französische Sammler B. Balansa 
in Paraguay fand und die der L. glauca sehr nahe steht. Eine 
vierte Art, L. Giberti m., sammelte übrigens schon 1873 der 
Franzose Gibert bei La Paz in Montevideo, Prof. Arechavaleta 

C. Müller Hal, Genera muscorum. 2 


18 Cleistocarpi, Faulfrüchtler oder Verschlossenfrüchtler. 


bei Azasto ebendaselbst schon 1876. Es folgt daraus, dass der 
Typus dem grossen Quellgebiete des La Plata angehört und wahr- 
scheinlich auch in Corrientes, Missiores u. s. w. vorkommt. Wie 
weit er über die Sierra de Cordoba westlich hinaus reicht, und 
ob er noch auf einigen der vielen kleinen Sierren mittlerer Er- 
hebung westlich von Buenos Aires zu finden sein wird, müssen 
spätere Nachforschungen ergeben. Uebrigens scheint das Vor- 
kommen der seltsamen Moose an ganz besondere Umstände ge- 
knüpft zu sein: denn Prof. Lorentz, welcher s. Z. eine Ent- 
wickelungsgeschichte der L. glauca beabsichtigte, war nicht im 
Stande, das Moos bei Concepcion del Uruguay da wieder auf- 
zufinden, wo er es nur ein Jahr vorher in Menge gesammelt 
hatte. 4 Arten. 


4. Gruppe: Tristichiaceae ©. Müll. 


Kleine Pflänzchen, winzige lockere Räschen bildend; Stengel 
von der Tracht des Bryoziphium norvegicum Mitt., oder auch des 
Distichium Br. Europ. oder endlich der Eustichia Brid. und sehr 
winzig, im unfruchtbaren Zustande einfach, im fruchtbaren an 
der Spitze in zwei sehr kurze Ästchen durch Innovation getheilt, 
sehr starr; Blätter einen sehr schmalen dreiseitig eckigen Stengel 
bildend, dicht übereinander lagernd, linear-zungenförmig, tief 
gekielt, daher reitend, aus sehr schmalen in eine gelbe Membran 
zusammenfliessenden, prosenchymatischen Zellen, wie bei den 
Leptotrichaceen gebildet, gerippt; Frucht gipfelständig und ge- 
stielt, kugeligeiförmig, in einen zarten, spitzen schiefen Schnabel 
verlängert; Sporen winzig, abgerundet; männliche Blüthe am 
Grunde des Perichätiums als sehr kleine und sehr schmale, über 
die Blätter gehobene Knospe. 


6. Tristichium C. Müll. in Linnaea XLII, 1879, p. 235. 


Charakter der Gruppe; Mützchen halbseitig geschnäbelt, die 
Frucht nur wenig deckend. 

Auch diese Gruppe und Gattung der Moose ist eine der 
merkwürdigsten Entdeckungen des Prof. Lorentz innerhalb der 
argentinischen Moosprovinz. Durch sie wird die Welt der 
cleistocarpischen Moose in einer Gestaltung vertreten, welche 
bisher ebenso ungekannt, als ungeahnt war. Denn sie hat mit 
keiner anderen cleistocarpischen Gattung eine Ähnlichkeit, ausser 
soweit dieselbe durch die Schliessfrucht vermittelt werden muss. 
Diese erinnert am meisten an Phascum bryoides, während man 
den unfruchtbaren Stengel sicher eher zu Distichium oder zu 


Phascaceae. 19 


einer der oben genannten Gattungen bringen würde. Das ist es 
auch, was das sonderbare Moos von allen bisher entdeckten 
cleistocarpischen Moosen unterscheidet und zu einer eigenen 
Gruppe erhebt, deren Charakter oben geschildert wurde. Ohne 
diese Selbständigkeit der Gruppe würde das neue Moos mit den 
Bruchiaceen, speciell mit Astomum zusammenfallen. So lange 
man aber die Distichiaceen als eigene Gruppe von den Lepto- 
trichaceen getrennt halten wird, so lange wird man auch ge- 
nöthigt sein, die Tristichiaceen der Schliessfruchtmoose für sich 
bestehen zu lassen. 

An und für sich hat freilich Freund Lorentz von dem 
Moose, das ich ihm zu Ehren Tr. Lorentzi nannte, nichts ge- 
wusst. Ich fand dasselbe in grösseren Rasen von Mielichhoferia- 
arten, welche er auf beträchtlichen Höhen gesammelt und mir zur 
Bestimmung gesendet hatte. Diese Höhen befinden sich in dem 
halb tropischen Argentinien: auf den Alpen von Salta, wo das 
Moos mit M. leptoclada m. wächst, ferner auf den Alpen von 
Tucuman, wo es mit derselben Mielichhoferia lebt, endlich auf 
den Alpen von Tafi im Tucumanischen Argentinien, wo es 1872 
mit M. serridens m. gesammelt wurde. Es scheint selten zu 
sein, da ich von allen drei Standorten nur wenige Exemplare 
vorfand, die sich gänzlich unter jene Mielichhoferien versteckt 
hatten. Auch Freund Hampe wurde von dem neuen Typus 
freudig überrascht, und in der That: wenn man bis dahin nur 
die gewöhnliche Bauart der Moose unter den cleistocarpischen 
Moosen, d. h. nur einen Stengel mit allseitig gestellten Blättern 
sah, so macht dieser neue Moostypus einen ganz eigenartigen 
Eindruck auf das bryologisch geschulte Auge. Wie mögen wohl 
die übrigen Arten der Gattung oder die übrigen Gattungen der 
Gruppe aussehen, wenn es etwa noch solche giebt? Jedenfalls 
übertrifft die Natur die kühnste Phantasie des Menschen. 1 Art. 


5. Gruppe: Phascaceae. 


Meist sehr winzige Moose, heerdenweise oder schwach polster- 
förmig wachsend, mit stets gipfelständigen Früchten, nur auf Erde 
lebend; Stengel einfach oder durch Sprossung ästig; Blätter läng- 
lich, eiförmig, lanzettlich oder spatelförmig, hohl; Rippe dick, 
rund; Kelchblätter den Stengelblättern ähnlich, nur an dem Grunde 
zarter gewebt; Blattnetz aus sechsseitigen oder rundlichen, durch 
Wärzchen (Papillen) oft rauhen, chlorophylihaltigen, mehr oder 
minder weichen Zellen gebildet; Frucht eiförmig, meist schief 
geschnäbelt; Antheridien, Archegonien und Saftfäden wie bei den 
Bruchiaceen. 

9* 


[4 


20 Cleistocarpi, Faulfrüchtler oder Verschlossenfrüchtler. 


Diese Gruppe ist unter ihresgleichen ein Seitenstück zu den 
Pottiaceen unter den Deckelmoosen, und zwar der Art, dass die 
hierher gehörigen Arten auch von Hampe dahin gestellt wurden. 
Unter den cleistocarpischen Moosen gehören sie zu den verbrei- 
tetsten, insofern manche Arten, z. B. Phascum cuspidatum, fast 
keinem angebauten Felde fehlen. Sonst fehlt noch sehr viel, die 
Phascaceen über die ganze Erde hin zu verfolgen. Ich selbst 
besitze in meiner Sammlung im Ganzen 45 Arten, die sich wahr- 
scheinlich mit denen anderer Sammlungen auf 50 erhöhen dürften, 
von denen 13 Europa angehören. Sie alle zerfallen nach ihrer 
Mützenform in drei Gattungen: Acaulon, Phascum und Beckettia. 


7. Acaulon C. Müll. Bot. Zeit. 1847. S. 99. 


Pflänzchen sehr winzig, heerdenweise beisammen; Frucht im 
Kelche völlig eingeschlossen; Mütze glockenförmig, zart; Blüthen- 
stand einhäusig, dann die männliche Blüthe auf besonderem Aste 
am Grunde des fruchtbaren Stengels, oder zweihäusig und gipfel- 
ständig. — Selbstverständlich bezieht sich der Name Acaulon nur 
auf die scheinbare Stengellosigkeit dieser winzigen Moose. 

Ich kenne 13 hierher gehörige Arten, die sich in drei Ab- 
theilungen gruppiren, welche sich mehr oder weniger nahe 
stehen. Ihr Urtypus ist A. muticam, welches eine kleine ge- 
schlossene Knospe darstellt. Schimper hat ihn als eigene Gattung 
Sphaerangium von den übrigen Arten abgezweigt, während 
ich diesen Namen nur als Sektion beibehalten kann. Es gehören 
dahin: A. muticum und triquetrum aus Europa, A. Schimperianum 
Sulliv. aus Texas, A. rufescens Jäg. aus den mittleren und öst- 
lichen Vereinigten Staaten, A. integrifolium m. aus Australien vom 
Yarra und A. Sullivani m. vom Araratgebirge in Victoria, A. 
vesiculosum m. vom La Plata in Argentinien, A. Uleanum m. aus 
Brasilien und A. Capense m. aus dem Kaplande. Eine zweite 
Gruppe hat Schimper, welcher kein Acaulon annimmt, als 
Microbryum getrennt, nämlich die kleinsten Arten, deren Knösp- 
chen sich weniger dicht schliessen: A. Flörkeanum, zu welcher 
europäischen Art sich noch A. nanum aus Paraguay gesellt, 
wenn dieses winzige Moos nicht besser bei Sphaerangium unter- 
gebracht wird. Ich selbst habe noch zwei Abtheilungen schon 
vor Jahren in der Linnaea vorgeschlagen: 1871 Pyenocaulon 
und 1878 Macerobryum. Bei ersterem, von welchem ich anfangs 
nur A. Brisbanicum m. aus Queensland in Australien kannte, 
kann man sagen, dass es der Typus der Weisia unter Acaulon 
vertritt, indem sein Blattnetz aus winzigen gerundeten und dunklen 
Zellen besteht und die Blattform eine lineare mit Stachelspitze 


Phascaceae. 31 


ist. Später stellte sich noch eine zweite Art dazu ein, deren 
Blätter ebenfalls im getrockneten Zustande kraus, im feuchten 
Zustande schmal und kielig erscheinen, indem sie bereits eine Art 
Rosette bilden: A. verrucosum Bescher. (sub Ephemella). Hier 
kehrt die Eigenthümlichkeit wieder, dass die glockenförmige Mütze, 
ganz ähnlich wie einige Sporledera-Arten, mit groben Warzen 
bedeckt ist und die Sporen sehr gross werden. Man kann diese 
Moose einen Parallelismus zu Systagium unter der Gattung 
Phascum nennen, von welchem letzteren sie sich eben nur durch 
die glockenförmige Mütze unterscheiden. Macröbryum sehe ich 
mich jetzt genöthigt, mit Pyenocaulon zu vereinigen, da sein 
Zellnetz ein dem Weisiennetze ähnliches ist. Damit würde diese 
Sektion aus drei Arten bestehen, indem ich A. Lorentzi m. aus 
Entrerios dazuziehe. 13 Arten. 


8a. Phascum Hmp. in Linnaea 1832, Ohnmund. 


Pflänzchen meist kräftiger, als die vorigen, darum häufig 
polsterförmig wachsend, und den Pottia-Arten sehr ähnlich; Frucht 
eingesenkt oder gestielt, mit halbseitiger Mütze. — Der Name 
Phascum, griechischen Ursprunges, bedeutete bei Theophrastos 
die Bartflechte (Usnea barbata), wurde aber von Hedwig für 
alle cleistocarpischen Moose verwendet, bis Hampe nur die den 
Pottiaceen ähnlichen Arten damit schmückte. Im Grunde gliedern 
sich diese Moose in zwei grössere Reihen: Euphascum und 
Systegium. 

Ersteres charakterisirt sich durch völlig pottienähnliche 
Blätter, die meist aus spatel- oder eiförmigem Grunde sich all- 
mählich zuspitzen, ein grösseres sechsseitiges Zellnetz von weicher 
und blattgrünhaltiger Beschaffenheit besitzen, dadurch grössere 
Maschen von oft hoher Eleganz bilden und eine auslaufende 
Rippe haben. 

Die hierher gehörenden Arten zerfallen jedoch wieder in 
vier besondere Gruppen: Euphascum an sich, Leptophascum, 
Schizophascum und Tetrapterum Hmp., welcher daraus eine 
Gattung machte. Von diesen vier Gruppen gehört nur Euphas- 
cum Europa an, das ganz den vorhin geschilderten Charakter 
hat und sehr gut durch Phascum cuspidatum und Ph. bryoides 
vertreten wird, welche beide wiederum zwei Reihen entsprechen, 
von denen die eine eingesenkte, die andere länger gestielte und 
empor gehobene Früchte besitzt. Diesen beiden Arten stehen noch 
(drei europäische von beträchtlicher Kleinheit gegenüber: Ph. car- 
niolicum mit eingesenktem, Ph. rectum mit kurz gestieltem und 
Ph. curvicollum mit etwas abwärts gebogenem Fruchtstiele. Die 


2 Cleistocarpi, Faulfrüchtler oder Verschlossenfrüchtler. 


letzteren beiden kommen nicht in Nordamerika vor, dagegen be- 
sitzt dieses am Saskatchawan in der arktischen Zone das nied- 
liche und winzige Ph. subexsertum Hook. mit kurz gestielten 
Früchtehen, und Ph. calodietyon m. wiederholt in Montevideo 
unser Ph. cuspidatum in anderer Blattform. Von den übrigen 
Erdtheilen hat nur noch Afrika mehrere Arten geliefert: Algerien 
Ph. piptocarpum Mtge., eine Art Ph. bryoides, das Kapland Ph. 
peraristatum m. und Ph. assimile Hmp., eine Art Ph. cuspidatum, 
Ph. splachnoides Hsch., eine winzige Art Ph. bryoides. — Dem 
allgemeinen Typus nach entfernt sich Leptophascum lepto- 
phyllum m. nicht von den vorigen Arten, aber das Blatt stellt 
sich so dicht neben Zygodon Forsteri, als ob es zu dieser Gattung 
gehöre, indem es aus sehr deutlich spatelförmigem Grunde eiförmig 
wird, und dabei ein äusserst zartes am Rande des Blattes fein. 
gekerbtes, sonst sehr durchsichtiges, elegantes Blattnetz und eine 
zarte, zwar kielige, aber doch gleichsam streifenartige Rippe er- 
zeugt. Auch diese schöne Form gehört Südafrika an. Nicht 
weniger seltsam ist Ph. tetragonum Harv. aus denselben Gegenden, 
der Typus des Tetrapterum. Hier wird die, wie bei Ph. bryoides 
empor gehobene, aber cylindrische Frucht sehr ausnahmsweise 
vierseitig und damit kantig, was Hampe noch bei einer austra- 
lischen Art, die er T. australe nannte, welche aber wahrscheinlich 
eine zur Euphascum gehörige Art (Ph. tetrapteroides) mit glatter 
Frucht ist, gefunden haben wollte. Das Schizophascum endlich 
wiederholt in etwas kräftigerer Form das Ph. splachnoides, nur 
mit dem Unterschiede, dass die Frucht normal am Scheitel ringsum 
zerreisst und so sich öffnet. — Wie man sieht, fehlen auch hier 
die meisten Länder der Erde, um ihre Beiträge zu liefern, die 
sie jedenfalls in sich bergen. 14 Arten. 

Wie Euphascum zu den Pottien hin neigt, ebenso neigt 
Systegium Schimp. zu dem Weisia-Typus hin, und in der That 
hat dies Schimper Veranlassung gegeben, die betreffenden Arten 
mit anderen Gattungen als eigene Gattung zu einer Familie der 
Weisiaceae zu bringen, indem er einen sitzenbleibenden oder nur 
selten sich lösenden Deckel annimmt. Die Blätter machen sich 
im trockenen Zustande durch ihre Kräuselung, im angefeuchteten 
durch eine schmale lineare Form, bei sehr kleinem rundlichen und 
dunklen Zellgewebe, kenntlich. Auch hier zerfallen die mir be- 
kannten Arten in zwei Reihen, wie bei Euphascum: in solche 
mit eingesenkten und solche mit emporgehobenen Früchten. Drei 
der europäischen Arten (Ph. erispum, multicapsulare und Mitteni) 
gehören zu der ersten Reihe, die vierte (Ph. rostellatum) mit 
etwas höher gestielten Früchtchen stellt Schimper zu Hymeno- 
stomum), mit welchem das Moos aber auch nicht die geringste 
Ähnlichkeit hat. Milde wollte beobachtet haben, dass sich das 


Phascaceae. 23 


Moos durch einen Deckel öffne, was ich bisher nicht sah. Wahr- 
scheinlich kehrt hier ein ähnlicher Fall wieder, wie bei meinem 
Schizophascum der vorher geschilderten Abtheilung. Aus St. Ca- 
tharina empfing ich zwei sehr niedliche Arten: Ph. vernicosum m. 
und Ph. liliputanum m., aus Goyaz in Brasilien Ph. mollifolium m. 
Zu den Arten mit eingesenkten Früchten lieferte Nordamerika 
noch drei: P. Sullivanti Schpr., nitidulum Schpr. und Ludovicianum 
Sulliv, welche entweder als Systegium oder Astomum von ihren 
Autoren betrachtet wurden. Das subtropische St. Catharina in 
Brasilien ergab an Arten mit eingesenkter Frucht Ph. occeultum 
n. sp., Ph. lonchophyllum n. sp., Ph. eryptocarpum n. sp. Auch 
das südliche Amerika ergab eine Art: Ph. Frucharti m., wie auf 
den Anden von Quito eine solche (Ph. subacaule Mitt. sub Systegio) 
und eine andere auf den Anden von Santa Fe de Bogota (Ph. 
|Systegium| Lindeni Hmp.) entdeckt wurden. Australien birgt 
ebenfalls zwei Arten: Ph. eylindrieum Tayl. und Ph. brachypelma 
m. Dagegen besitzt es die kräftigste Art der zweiten Reihe mit 
emporgehobenen Früchten: Ph. Sullivani m. in Victoria, welcher 
Ph. Weymouthi n. sp. auf Tasmania sich sehr ähnlich anschliesst, 
ebenso Ph. austro-crispum n. sp. aus Neuseeland, und eine höchst 
zwergige zarte Art: Ph. perpusillum m. in Queensland. Letzterer 
schliessen sich in Argentinien und Montevideo noch drei Arten 
an Grösse und Gestaltung an: Ph. recurvirostrum m., lamprothe- 
cium m. und lamprocarpum m. Es dürften mithin beide Reihen 
in weiteren Ländern überall vorkommen. 25 Arten. 


8b. Beckettia (in litt. ad T. W. Naylor Beckett in Fendalton 
prope Christchurch Novae Seelandiae, 1892). 


Auf den ersten Blick haben die Pflänzchen die Tracht einer 
Bruchia wegen der grossen, schlanken, die ganze Frucht bedecken- 
den Mütze; allein bei näherer Untersuchung gleicht diese Mütze 
insofern der eines Calymperes, als sie sich nach unten verengt, 
ohne jedoch spiralig gedreht zu sein. Im Gegentheile besteht sie 
aus einer glatten derben glänzenden Haut, welche in einen 
langen Hals ausläuft. Sie ist also eine calyptra pyramidali-cam- 
panulata, welche auch sehr an Pyramidium unter den Funariaceen 
erinnert. Damit wäre die Gattung als cleistocarpische schon hin- 
reichend begründet; allein es kommt hierzu noch das Blatt. Sein 
Zellgewebe ist vollkommen das einer Pottia mit granulirten 
Maschen, welche am Rande des Blattes aber zu einem kolorirten 
Saum sich verengen. Dies, sowie die in eine kurze Grannenspitze 
auslaufende Rippe und das an der Spitze scharf gezähnte Blatt 
hat die Art, welche ich Beckettia bruchioides n. sp. genannt 


24 Cleistocarpi, Faulfrüchtler oder Verschlossenfrüchtler. 


habe, sonderbarer Weise so sehr mit Pottia marginata von den 
Pino Hills bei Duardia auf Neuseeland gemein, dass sie der Ent- 
decker in der That mit derselben verwechselte. Er fand sie im 
Oktober 1887 auf thonigem Boden in den Lyttelton Hills mit 
wohl entwickelten Früchten, aber meist jungen Kapseln. Diese 
Entdeckung füllt geradezu eine Lücke unter den Phascaceae aus, 
die man sich beinahe a priori hätte konstruiren können. 


6. Gruppe: Ephemeraceae, Tagmoose. 


Meist sehr winzige Moose, heerdenweise oder schwach polster- 
förmig wachsend, mit stets gipfelständigen Früchten, auf Erde 
lebend, aber auch, wie es scheint und bereits von mir früher in 
der Einleitung zu den cleistocarpischen Moosen erwähnt wurde, 
ausnahmsweise parasitisch auf Blättern; Stengel einfach; Blätter 
mehr oder weniger eiförmig oder schmal-lanzettlich, ein wenig 
hohl, mit oder ohne Rippe; Blattnetz überall locker wit langen 
glatten durchsichtigen Zellen. Alles übrige wie bei der vorigen 
Gruppe. 

Diese zartesten aller Schliessfruchtmoose gehen nach ihrem 
Blattnetze so parallel mit den Funariaceen, dass sie in der That 
von einigen Bryologen, voran Hampe und Spruce, zu diesen 
gebracht worden sind. Aus diesem Grunde auch schuf Schimper 
für sie die Gruppe der Physcomitrioideae, nur dass er meine 
Gattung Ephemerella von ihnen trennte und zu seiner Gruppe 
der Pottioideae (mit Phascum und Acaulon) brachte. In meiner 
Synopsis Muscorum kannte ich 1847 nur 8 Arten, heute sind sie 
auf 23 in meinem Herbarium angewachsen, von denen 15 Europa 
nicht angehören und welche doch nur einen sehr kleinen Theil der 
auf der Erde befindlichen Verwandten ausmachen werden. Die- 
selben zerfallen nach meiner Anschauung in zwei Gattungen: 
Ephemerum und Ephemerella, indem jenes eine glockenför- 
mige, diese eine halbseitige Mütze erzeugt. 


9. Eph&merum Hmp. Linn. 1832, Tagmoos. 


Charakter der Gruppe. 


Hampe wählte den Namen, um damit an die Eintagsfliegen 
zu erinnern, weil die betrefienden Moose nicht nur zu den win- 
zigsten, sondern auch zu den vergänglichsten gehören, indem sie 
plötzlich da und plötzlich verschwunden sind. Unter ihnen 
machen sich zwei Reihen bemerkbar, die man auseinander zu 
halten hat, und welche Schimper sogar generisch voneinander 


189] 


Ephemeraceae. 95 


trennte, die einen als Ephemerella, die anderen als Physcomitrella 
bezeichnend. Nach meiner Klassifikation gehören sie aber der 
Gattung nach zusammen, wenn man nicht geradezu jede kleine 
Abweichung von einem bestimmten Typus sogleich zu einer Gat- 
tung erheben will. Dann gestaltet sich aber die Sache folgender- 
massen: Der eine Typus umfasst eine Menge sehr winziger Moose, 
die ich zu einer Sektion Euephemerum erhebe, und welche nur 
wie ganz unscheinbare Knöspchen auf einem ungleich bedeutender 
ausgebreiteten Prothallium — d. i. ein aus gegliederten und man- 
nigfach verzweigten grünen Fäden bestehender byssusartiger, so- 
genannter Vorkeim — erscheinen. Die den Typus bildenden 
Blättchen sind lanzettlich oder eilanzettlich, am Rande meist tief 
und scharf, aber zierlich eingeschnitten, gezähnt. Aber auch 
diese Sektion zerfällt wieder in zwei Reihen: in Arten mit ge- 
rippten oder rippenlosen Blättern. 

Neben diesen beiden Reihen läuft noch eine andere mit rip- 
penlosen Blättern, aber mit höchst minutiöser Mütze, welche der 
amerikanische Bryolog Austin in seinen Muscis Appalachianis 
Micromitrium, Lindberg in Helsingforrss Nanomitrium 
nannte, die ich aber in keiner Weise von den rippenlosen Euephe- 
merum-Arten zu trennen weiss. Zu diesen letzteren gehören 
die nordamerikanischen E. Austini Sulliv.. E. synoicum James., 
und E. megalospermum Aust. (sub Micromitrio). Europa lieferte zu 
den rippenlosen Arten: E. serratum Hmp. u. tenerum Bruch., 
das südliche gemässigte Amerika: E. homomallum m. und E. coni- 
cum m., das tropische Amerika: E. Wrightii m., auf Cuba, die 
Provinz Sa. Catharina in Brasilien: E. Uleanum n. sp. eine 
fast blätterlöse winzige Art, und E. grandifolium n. sp. eben- 
daher mit recht grossen Blättern, Goyaz das E. lacustre m. mit 
‚langen schmalen Blättern, das Kongobecken: E. Pechueli m., das 
Kapland: E. capense m., Queensland: E. fimbriatum m. Für die 
Reihe mit gerippten Blättern fanden sich in Europa: E. cohaerens 
Hmp., E. sessile m. (stenophyllum Br. Eur.), E. Rutheanum Schpr. 
und E. longifolium Philib. Von ausländischen Arten mit geripptem 
Laube sind: E. crassinervium Schw. (sub Phasco) aus Pennsylvanien 
und E. eristatum Hook. u. Wils. (sub Phasco) aus Westaustralien 
die am längsten bekannten; aus der neueren Zeit stammt die 
Entdeckung von E. grosso-ciliatum n. sp. im australischen Victoria 
mit grossen und tief geschlitzten Blättern, sowie von E. spinu- 
losum Schpr., papillosum Aust. und hystrix Ldbg., sämmtlich aus 
den Vereinigten Staaten von Nordamerika, die ich aber nicht 
kenne. Alle diese zarten Gewächse scheinen auf den ersten Blick 
ziemlich hilflos zu sein, sobald man nur das confervenartige 
_Prothallium mit seinen büschelförmigen Verzweigungen betrachtet. 
Mindestens muss man sie bei der Vergänglichkeit dieses Prothal- 


36 Cleistocarpi, Faulfrüchtler oder Verschlossenfrüchtler. 


liumtheiles für einjährig halten. Ich habe aber Grund, das Gegen- 
theil anzunehmen; denn der Mutterstamm eines solchen Vorkeimes 
entwickelt z. B. bei E. conicum m. aus Entrerios durch Knospung 
und aus einer anfangs einfachen, später mehrzelligen Kugel 
rhizomartige Gebilde, die in ihrer Formung die wunderlichsten 
(Gestalten annehmen, indem sie bald kapselartige braune Kugeln, 
bald lang gestreckte knollige Auftreibungen, wie bei dem Ingwer, 
bald gehäufte Knollen von brauner Färbung aussenden. Sicher 
(rebilde, durch welche sich die Pflanze wesentlich gegen Zeit und 
Witterung schützt. Es sind ganz ähnliche, nur noch zartere 
(Gebilde, wie die, welche ich auch bei Entosthodon rhizomaticus m. 
von den Cordilleren Tucumäns in Argentinien fand und in der 
Linnaea (XLII S. 262) beschrieben habe. Will man ein Gegen- 
stück zu ihnen aus einer anderen cryptogamischen Familie, so 
würden es die an den äussersten Enden der Wurzeltheile der 
Characeen befindlichen Bulbillen sein, auf die Alexander Braun 
zuerst aufmerksam machte. Unsere Ephemerumorgane finden sich 
auch bei anderen Arten, z. B. bei E. Wrishti m., nur dass die 
rhizomartigen Gebilde hier cylindrisch verdickt, gegliedert und 
mit abwechselnden kurzen braunen Ästchen bedeckt sind. Wahr- 
scheinlich finden sie sich demnach bei allen Arten und wechseln, 
je nach deren Verschiedenheit, in ihren Formungen und man 
sollte gerade hierauf bei frischem Materiale künftig besonders 
achten. — Der zweite Typus, Physcomitrella Schpr., welchen 
übrigens Bayrhoffer in dem „Jahrbuche des Vereins für Natur- 
kunde im Herzogtum Nassau“ (1849, 5. Heft, S. 2), also in dem- 
selben Jahre, woSchimper in der Bryologia Europaea (Fasc. XLII) 
die Physcomitrella aufstellte, Genthia (patens) genannt hatte, ist 
ein weit kräftigerer, als der vorige. Denn die einzige Art, welche 
ihn vertritt, E. patens aus Europa, entwickelt kein Prothallium, 
dafür aber einen um so bedeutenderen Stengel, dessen Blätter 
aus spatelartigem Grunde eiförmig, wie bei echten Funariaceen 
werden. Es widersteht mir, hieraus sogleich eine neue Gattung 
zu schaffen, und so wollen wir abwarten, ob nicht neue Ent- 
deckungen den Kreis dieser sonst so schönen Art erweitern 
und aufklären. — Übrigens muss noch ausdrücklich bemerkt 
werden, dass sonderbarer Weise sämmtliche Ephemera eingesenkte 
Früchte haben; es würde hiernach vielleicht zu erwarten sein, 
dass sich noch eine zweite Reihe mit gestielten Früchten, wie 
bei den vorigen Gruppen, finden lassen könnte. 25 Arten. 


10. Ephemerella C. Müll. Bot. Zeit. 1847. p. 101 (Dickköpfchen). 


Pflänzchen ganz wie Euephömerum erscheinend, auch mit 
einem Prothallium versehen, mit lanzettlichen gezähnten Blättern, 


Voitiaceae. 37 


endlich mit eingesenkter Frucht, aber halbseitiger Mütze; sonst 
ganz wie Ephömerum. 

Ich kenne bis jetzt nur vier echte Arten: E. pachycarpa 
Schw. (sub Phasco) und E. Flotowiana Schpr., beide aus Europa, 
E. Caldensis aus Brasilien und Rehmanni m. aus dem Kaplande. 
Bekanntlich stellt Schimper diese Moose zu den Pottioideae der 
cleistocarpischen Moose, beachtet also gar nicht, dass sie ganz, 
wie Euephemerum, ein Prothallium entwickeln, das den pottien- 
ähnlichen Schliessfruchtmoosen ganz fremd ist. Die Ephemerellae 
erzeugen im allgemeinen lang zugespitze Blätter mit etwas 
dichterem Zellnetze, als es die Ephemera besitzen, und ähneln 
so mitunter, z. B. in der kapischen Art, den Astomumarten. 
Aber wie bei Ephemerum, kehren auch hier zwei Reihen wieder, 
eine mit gerippten und eine mit rippenlosen Blättern, zu welchen 
letzteren die Afrikanerin gehört. Bei dieser fliessen übrigens 
die Blattzellen fast in eine rauschblätterige (scariose) Membran 
im oberen Blattteile zusammen, während jedoch der Blattgrund 
locker gewebt ist. Man darf sich durch solche Abweichungen 
nicht irre machen lassen, da das Volumen der Blattzelle in den 
einzelnen Moosfamilien oft ungemein ändert und dichte schmale 
Zellen neben lockeren weiten bei verschieden Arten sich ein- 
stellen. 4 Arten. 


7. Gruppe: Voitiaceae ©. Müll. in Bot. Zeit. 1847. p. 102, dann 
Schpr., in Synops. Musc. Europ. ed. II. (1876) p. 21. 


Pflanzen kräftig, 1—2 Zoll hohe, mehr oder minder lockere 
Rasen bildend; Blätter ebenso kräftig, mit sehr lockerem gross- 
maschigen Zellnetze; Früchte lang und kräftig gestielt, die 
grössten aller Faulfrüchtler, elliptisch oder kugelförmig mit sehr 
deutlich entwickeltem Schnabel. 

Die hierher gehörigen Moose habe ich früher als selbständig 
betrachtet, später zu der vorigen Familie gebracht, bloss um des 
- lockeren Blattnetzes willen; gegenwärtig kann ich jedoch nur 
Schimper folgen und sie wieder als eigene Familie betrachten, 
da sie schon durch ihre grosse Kräftigkeit von allen Faulfrücht- 
lern weit abstehen. Dagegen ist es verwunderlich, bei Schimper 
zu lesen, dass diese herrlichen Moose kaum irgend eine Ähnlich- 
keit mit den Splachnaceen besitzen sollen, wohin sie bereits 
Hampe, so viel später Juratzka in seiner „Laubmoosflora von 
Österreich-Ungarn“ als eigene Gruppe (Voitieae) stelle. Ich meine, 
dass die fraglichen Moose die allergrösste Ähnlichkeit mit den 
Splachnaceen besitzen und unbedingt zu ihnen gestellt werden 
müssen, sobald man die Schliessfrucht unberücksichtigt lässt. 


238 Cleistocarpi, Faulfrüchtler oder Verschlossenfrüchtler. 


Ja, die zweite hierher gehörige Gattung, Krauseella, ähnelt dem 
Typus nach den Dissodonarten so völlig, dass ich anfangs in der 
That eine solche vor mir zu haben glaubte. Bis zum Jahre 1883 
nämlich, wo ich jene Gattung aufstellte, gab es überhaupt nur 
eine einzige Gattung, welche Schimpers Familie bildete, und es 
gehört deshalb die Entdeckung der Krauseella zu den werthvollsten 
Eroberungen der neuesten Bryologie. Beide Gattungen aber 
basiren auf ausdauernden Moosen, deren Früchte überwintern, 
um erst im nächsten Jahre abzufallen und auf der Erde zu ver- 
wittern. Wahrscheinlich wachsen auch die Arten beider Gattungen 
auf grasigem Untergrunde, welcher von weidenden Thieren ge- 
düngt wird. Eine Ernährungsart, die sie erst recht neben die 
Splachnaceen stellt, welche das Gleiche thun. Der Typus der 
Familie ist die Gattung: 


11. Voitia Hsch. Comm. de Voita et Systylio p. 5. (1818). 


Charakter der Gruppe: Mütze halbseitig, die ganze Hälfte 
der Frucht und darüber hinaus bedeckend, kräftig, lange auf 
einem krummen Schnabel der Frucht sitzend. 

Der Typus dieses schönen Mooses (Voitia nivalis) wurde im 
Jahre 1817 von Prof. Hornschuch aus Greifswald auf der Pa- 
sterze am Grossglockner entdeckt und zu Ehren des Bryologen 
Dr. Voit in Schweinfurt benannt. Lange Zeit galt überhaupt 
das Glocknergebiet in Kärnthen als die alleinige Heimat des 
schönen Mooses, bis es später auch in Tirol um Windischmattrei 
in Tirol, noch später auf dem Venediger und in neuester Zeit 
(1881) endlich selbst in der Schweiz auf dem Aiger von dem 
Hallischen Botaniker Oertel aufgefunden wurde. Uberall aber 
war es ein Bürger der hochalpinen Region, und so konnte man 
sich nicht wundern, dass der berühmte Nordpolfahrer Kapt. Sabine 
eine zweite Art (V. hyperborea Grev. u. Arn.) auf der Melville- 
insel im arktischen Amerika sammelte und sie 1822 mit nach 
Europa brachte. Diese Art zeichnet sich schon durch ihre Klein- 
heit in allen ihren Theilen, besonders aber durch eine kleine 
rundliche Frucht aus, deren Spitze einen sehr feinen und sehr 
schief gestellten Schnabel bildet, wie das bei V. nivalis in 
dieser Art nicht der Fall ist: Weinmann will das zierliche 
Moos auch von der polar-asiatischen Sinjawiästrasse empfangen 
haben. Auf Spitzbergen kommt eine Art vor, deren Frucht jedoch 
vielmal dicker als die von der Melville-Insel ist, und die man 
deshalb als eigene Art ansprechen möchte, wozu freilich mehr 
Material gehört, als ich es besitze. Eine dritte Art hat der 
Sikkim-Himälaya aus einer Höhe von 4—7000 F. geliefert. 
(V. Hookeri Mitt. oder V. stenocarpa Wils.) Schimper möchte 


Voitiaceae. 39 


sie eher für eine Abart von V. nivalis halten, während sie Mitten 
durch geigenförmige Blätter und kleinere, derbere parallelo- 
grammatische Zellen des Blattnetzes unterscheidet. Wir haben 
es mithin in den Voitia-Arten mit den polarsten cleistocarpischen 
Moosen zu thun. Dasselbe ist auch der Fall mit 


12. Krauseella C©. Müll. Bot. Centralblatt, 1883, XVI. p. 91. 


Frucht klein, aufrecht, elliptisch, kurzhalsig, mit sehr kurzem 
konischen Deckel!) und sehr kleiner halbseitiger Mütze, die, nur 
wenig grösser als das Deckelchen, am Grunde in einige wenige 
Lappen gespalten, sonst aus lockeren Zellen gewebt ist. 

Diese neue Gattung benannte ich zu Ehren der beiden Ent- 
decker, der Gebrüder Krause, welche im Auftrage des Bremer 
Vereins für Polarforschung im Jahre 1881 nach der Tschuktschen- 
Halbinsel gingen und hier das Moos im August, wo auch Voitia 
reift, an verschiedenen Orten mit reifen Früchten sammelten. Die 
einzige bisher gekannte Art, Kr. Tschuctschica m., ist ein wahres 
Prachtmoos mit glänzend goldgelbem, 1 Zoll langen Fruchtstiele 
und kleiner goldbrauner Kapsel. Diese kleine, überaus zierliche 
Frucht, welche gleichsam ein Diminutiv von Dissodon darstellt; 
ferner der geschilderte steife, aber doch etwas gebogene Frucht- 
stiel, welcher die splachnumartigen Stengelchen weit überragt: 
sie geben dem Moose ein wahrhaft schönes Ansehen, das nur im 
Alter durch ein Schwärzlichwerden der Frucht und durch das 
Röthlichwerden des Fruchtstieles verliert. Wie bei Voitia, fallen 
die Fruchtstiele im Alter aus den Kelchen heraus. Es liegt auf 
der Hand, dass die Erscheinung einer solchen zweiten Gattung 
der Voitiaceae, und das unter völlig gleichen geographischen Be- 
dingungen, ein grosser Gewinn für die Bryologie war. In ihr 
haben die Faulfrüchtler zugleich ihre höchste Schönheit erlangt. 
Welche hochinteressante Formenbildung von Archidium bis hierher 
bei höchster Einfachheit des Baues! 1 Art. 


Dritte Klasse. 
Stegocarpi, Deckelfrüchtler. 


Frucht durch einen abspringenden Deckel sich öffnend und 
so ihre Sporen entleerend. 
Dieser Deckel — so kann ich nur wiederholen, was ich 


1) Da der Autor dies Moos den Oleistocarpen zugesellt, so kann 
es kein abspringendes Deckelchen, sondern nur eine Fruchtspitze haben. 
Vergl. auch das auf p. 30 Gesagte. — Schliephake. 


30 Stegocarpi, Deckelfrüchtler. 


bereits 1853 in meinen „Deutschlands Moosen“ darüber schrieb — 
drückt der ganzen Klasse ein eigenthümliches Wesen auf, so dass 
darin sogar das Wesen der Laubmoose hätte gefunden werden 
können, wenn der Deckel bei allen Moosen vorhanden wäre, wie 
die Mütze. Folglich legt die Natur keinen ausschliesslichen 
Werth auf ihn, obgleich sie ihn bei der grossen Mehrheit der 
Moose anwendet. Dies ist jedenfalls sehr wunderbar, wenn man 
die Zahlenverhältnisse in Betracht zieht. Alsdann fehlt der Deckel 
den wenigen Spalt- und Faulfrüchtlern, während er bei Tausenden 
von Arten doch vorhanden ist. Richtig ist ja, dass man,, wenig- 
stens bei den Faulfrüchtlern, den Scheitel der Frucht, wie auch 
vielfach gethan, als einen Deckel betrachten kann, aber als einen 
solchen, der sich nie ablöst. Auf diesen Standpunkt haben sich 
diejenigen zu stellen, welche die Faulfrüchtler in die ent- 
sprechenden Familien der Deckelfrüchtler bringen. In Folge dessen 
kann es für sie nur Spalt- und Deckelfrüchtler geben. Bei den 
echten Deckelfrüchtlern löst sich der Deckel häufig durch ein 
eigenes Organ, den Ring, ab: eine Reihe elastischer Zellen, die, 
zu einem Kranze einfach oder doppelt an einander gefesselt, 
zwischen dem Deckel und der Kapselmündung liegen und bei 
ihrem Aufquellen im feuchten Zustande den Deckel, oft plötzlich, 
abheben. Letzterer ist als oberster Kapselabschnitt in der Regel 
kürzer, als die übrige Frucht, oder er ist doch wenigstens so 
ungemein pfriemenförmig zugespitzt, dass er, wenn er dann auch 
grösser als die Frucht erscheint, nicht in Erstaunen setzt, indem 
dann seine Länge zu seiner Schlankheit im Verhältnisse steht. 
Nur bei drei Moosen der Deckelfrüchtler kommt die seltsame 
Eigenthümlichkeit vor, dass sich die Frucht in der Mitte abschnürt 
und so in zwei fast gleiche halbkugelige Theile zerfällt: nämlich 
bei Aphanorhegma serratum Sulliv. aus Nordamerika, sowie bei 
Eecremidium arcuatum Wils. undE. pulchellum Wils. aus Australien. 
Doch ist das zur Begründung einer Gattung unwesentlich, da im 
allgemeinen der Deckel keinen Anhalt für die Gattung bildet. 
Nur bei den Arten mit schiefem oder gewundenem Mundbesatze 
kann er oft bei minder vorgerückter Reife der Frucht, namentlich 
bei dem gewundenen Mundbesatze, entschieden auf die Spur helfen, 
wie z. B. bei Barbula, welche ich deshalb leicht von Trichostomum 
unterscheide, indem auch die Zellen des Deckels spiralig gewunden 
auftreten. Minder bestimmend für die Gattung, aber doch eher 
für die Untergruppe tritt dasselbe Verhältnis bei den Funariaceen 
auf, wo die Zellen der Deckelspitze etwas gewunden sind, wodurch 
die meisten Funariaceen mit schiefem Mundbesatze von den ver- 
wandten Splachnaceen geschieden werden können. Die Form des 
Deckels übrigens ist nicht immer eine durchgreifende für die 
Familie oder Gruppe, nicht einmal für die Gattung, sodass ihr 


Stegocarpi, Deckelfrüchtler. 31 


Schimper viel zu viel Gewicht beilegte, wenn er ein Eurhyn- 
chium, ein Rhynchostegium, ein Brachythecium u. s. w. aufstellte. 
So giebt es bei Tamariscella Arten, deren Früchte bald einen 
abgestumpften (Hypnum microphyllum Sw.), bald einen lang ge- 
schnäbelten (Hypn. minutulum Hdw.), bald einen konischen 
(H. abietinum L.), bald einen nadelförmigen Deckel (Hypn. raphi- 
dostegum m.) u. s. w. besitzen. Brachythecium, sonst so charak- 
teristisch durch einen kurzen konischen Deckel, entwickelt bei 
Hypnum paradoxum Hook. u. Wils. aus Fuögia einen gewölbten 
kurzen und darum völlig abgerundeten Deckel, weshalb ich auch 
in der „Flora“ von 1885 (S. 426) ein Brachythecium - Sphaero- 
stegium aufstellte. Unter den Polytrichaceen, wo doch im allge- 
meinen ein recht kräftig konischer Deckel vorhanden ist, wird der- 
selbe in der Gattung Catharinea bei allen Atrichumarten zu 
einem langen Schnabel, während er bei Psilopilum ein kleines 
schiefes nadelartiges Schnäbelchen, bei Oligotrichum bald ein 
kurzer Kegel (C. Hercynica), bald eine lange Spitze (C. Riede- 
liana Hmp.), bei Polytrichadelphus bald ein gewölbtes Kegelchen 
mit kurzem schiefen Schnäbelchen, bald ein langer krummer 
Schnabel wird und in der Gattung Dawsonia als langes schmales 
häutiges Kegelchen eine Gestalt annimmt, die, von allen Deckeln 
der Moose abweichend, nur noch bei Buxbaumia angetroffen wird. 
Bei Mnium wechseln kugelförmige, geschnäbelte und gewölbte 
Deckel, je nach der Art, mit einander. Selbst die Gattung Bryum, 
welche doch sonst ihrer mehr oder weniger konischen Deckelform 
treu bleibt, verlängert dieselbe mitunter zu einer Art Schnabel 
(Br. acuminatum). Kurz, es giebt kaum eine artenreiche Gattung, 
welche nicht so oder so die Form ihres Deckels änderte. Der- ® 
selbe hat folglich so wenig Anrecht darauf, ein Gruppenmerkmal 
zu sein, wie der unter ihm liegende Ring, sobald dieser über- 
haupt erscheint, was er in diesem Falle allerdings höchst be- 
ständig thut. Beide Organe sind also gute Artmerkmale. 

Ist nun dieser Deckel abgeworfen, was bei der Reife, je 
nach der Art, leichter oder schwerer, d. h. früher oder später 
geschieht, so ist eben die Kapsel geöffnet zur Ausstreuung der 
Sporen, selbst wenn mitunter der Deckel, durch das Säulchen in 
der Mitte der Kapsel emporgehoben, noch länger über dem Kapsel- 
munde verweilt (Desmatodon systylius). In den meisten Fällen 
aber kommt dann noch ein höchst merkwürdiges Organ zum Vor- 
scheine, das den Mund der Kapsel krönt: der sogenannte Mund- 
besatz oder das Peristom (peristomium). Es wird in den oberen 
Schichten des Sporensackes oder Sporenbehälters (sporangium) 
einesteils, anderntheils in den zwischen Sporensack und äusseren 
Fruchthaut liegenden Zellen gebildet, indem letztere sich zu einer 
festeren Haut umbilden und dieselbe sich sodann der Länge nach 


32 Stegocarpi, Deckelfrüchtler. 


in lanzettliche Lappen, sogenannte Zähne spaltet. Geschieht dies 
von beiden Häuten zugleich, so ist die höchste Vollendung des 
Mundbesatzes, der doppelte, gegeben. Mit diesem Peristome eröffnet 
sich uns eine eigene Welt, wie sie in keiner zweiten Pflanzen- 
familie wieder erscheint. Darum ist dieses wunderbare Organ, 
welches kaum eine erkennbare physiologische Thätigkeit besitzt, 
als ein organisches Nebenproduct des Wachsthums der Moos- 
frucht ebenso zu betrachten, wie etwa die vielerlei Anhängsel 
auf dem Körper der Käfer, welche auch keinen weiteren Zweck 
haben, als dass sie da sind. Frühzeitig, d.h. schon von Hedwig, 
dem Begründer einer wissenschaftlichen Bryologie, ist es als für 
die Klassifikation der Moose höchst bedeutungsvoll erkannt und 
verwerthet worden. Doch verdient dieser Vorgang ein besonderes 
geschichtliches Eingehen. 

Wendet man sich auf Dillenius zurück, so ist dessen 
Historia Muscorum (1741) ein @Quodlibet der verschiedensten 
Kryptogamen: Algen, Pilze, Flechten, Leber- und Laubmoose, ja 
selbst von kryptogamischen Gefässpflanzen. Man hatte folglich 
damals selbst auf der Stufe der Wissenschaft eine ähnliche An- 
schauung von der Sache, wie sie noch heute das tägliche Leben 
bietet, wenn man sieht, wie der gewöhnliche Laie und Mann alles 
Moos nennt, was keine Blume im Sinne der Blüthenpflanzen 
erzeugt. Dennoch war man wenigstens so weit voraus, dass man 
jene Kryptogamen wenigstens von einander trennte und unter 
sich zu klassifiziren suchte. So finden wir bei Dillenius von 
Moosgattungen: Mnium, Sphagnum, Fontinalis, Hypnum, Bryum 
und Polytrichum. Das waren sämmtliche Gattungen, welche der 
Genannte für ein recht stattliches Heer von Laubmoosen kannte, 
und man kann hiernach schon von vornherein beurtheilen, dass 
besagte Gattungen ein wahres Ragout des verschiedenartigsten 
sein mussten. Man braucht in dieser Beziehung nur Sphagnum 
näher zu betrachten; denn dieses enthielt mehrere wirkliche Arten 
unserer Torfmoose, auch Grimmia apocarpa, Hedwigia ciliata, 
Cryphaea heteromalla, Neckera- und Phascumarten und Diphyscium, 
während die Gattungen Bryum und Hypnum noch viel heterogener 
waren. Bei derartiger Sachlage konnte von einem scharfen Klas- 
sifikationsprinzipe noch nicht gesprochen werden, und dennoch 
sehen wir!) schon acht Jahre später (1749) Albert Haller 
(Opuscula sua botanica etc.) eine botanische Alpenreise vom 
Jahre 1731 veröffentlichen, in welcher er (p. 39) zum ersten 
Male darauf aufmerksam macht, dass wohl die Zähne des frag- 


1) Mit Benutzung der vortrefflichen geschichtlichen Darstellung 
von Kurt Sprengel’s „Einleitung in das Studium der kryptogo- 
nischen Gewächse“. Halle 1804, p. 298 u. £. 


Stegocarpi, Deckelfrüchtler. 33 


lichen Mundbesatzes eine gute Quelle der Moosklassifikation werden 
könnten. Eine Anschauung, die ihm selbst sehr fruchtbar er- 
schienen sein muss, da er sie später, gestützt auf Untersuchungen 
seines Landsmannes Saussure, weiter ausführte (Hist. stirp. 
helvet. III. p. 18), ohne doch einen praktischen Gebrauch davon 
zu machen. Auch Linn erwärmte sich für die neue Methode, 
nur dass er (1767) in einem Briefe an Schreber (De Phasco, 
p. V) ihre Einführung von einem Anderen erwartete, der — 
was er selbst nicht war — als Mikroskopiker auftreten konnte. 
Dieser Mann erschien auch, und zwar kein Geringerer als Prot. 
Hedwig in Leipzig. Ein ihm innig befreundeter Botaniker — 
Kurt Sprengel in Halle — schreibt darüber: Als Hedwig 
die Micholi’sche Entdeckung von den Geschlechtstheilen der 
Moose vervollkommnet hatte, verfolgte er die Haller’sche Idee 
und lieferte eine Eintheilung der Moose nach der Zahl, Gestalt 
und Eintheilung der Zähne, welche die Mündung der Mooskapseln 
umgeben. Zugleich aber gebrauchte er als Norm der Unterabthei- 
lungen die Gestalt der sog. männlichen Blüthen, indem er darauf 
Rücksicht nahm, ob sie scheiben-, knopf- oder knospenförmig 
seien. Die drei Gattungen: Mnium, Bryum und Hypnum kommen 
nämlich grossen Theils in der Form der beiden Mündungsbesat- 
zungen überein; aber Mnium hat scheiben-, Bryum knopf- und 
Hypnum knospenförmig männliche Blüthen.“ 

Später jedoch überzeugte sich Hedwig, namentlich durch 
Willdenow veranlasst, welcher ihm in Usteri’s Magazine für 
die Botanik (IX. p. 28) entgegen trat, dass diese Formung der 
Moosblüthe kein Eintheilungmerkmal bleiben könne. Sonst erwarb 
sich das neue, auf das Peristom gegründete Prinzip der Klassifi- 
kation die allgemeinste Zustimmung, wenn man auch im Einzelnen 
von einander hier und da abweichen mochte, wie das z. B. von 
Schreber geschah. 

Das ist allerdings ein Punkt, über welchen noch viel zu 
sagen wäre; denn die Deutung eines Peristomes als Typus kann 
vielen Schwierigkeiten unterliegen und damit schliesslich sehr 
subjektiv werden. Einen recht schlagenden Beweis liefert uns 
z. B. die Gattung Macromitrium, welche in allen ihren Theilen so 
natürlich ist, dass man ihre Arten nicht leicht falsch unterbringen 
dürfte. Hier giebt es Arten ohne, mit einfachen und mit doppelten 
Mundbesatze, was schon drei Typen ergeben könnte. Allein das 
einfache Peristom kann wieder ein äusseres oder ein inneres, ein 
normales oder ein unvollständiges sein, und der gleiche Fall 
kann auch bei dem doppelten Peristome vorkommen. Was ist 
hier zu thun? Etwa die Arten so vielfach generisch trennen, als 
besagtes Peristom abweicht? Man könnte dies ja thun, würde 
aber damit die nächsten Verwandten auseinander reissen. Es 


C. Müller Hal. Genera muscorum. > 


34 Stegocarpi, Deckelfrüchtler. 


bleibt folglich bei der Beurtheilung des Mundbesatzes häufig nur 
der glückliche natürliche Blick übrig, um den Schwierigkeiten 
der Deutung zu entgehen. Manchmal hat man am Deckel einen 
Anhalt, und so wird dieser unter Umständen doch auch einmal 
generisches Merkmal. So z. B. steht sich das Peristom mancher 
Trichostoma und Barbulae so nahe, dass man in Verlegenheit 
sein würde, sich zu entscheiden, wenn man nicht einen Deckel 
ausfindig machen kann, der eine Barbula, wie schon früher gesagt, 
unter allen Umständen durch seine spiralig gewundeten Zellen 
andeutete. 

An sich folgt der Mundbesatz bei seiner Entwicklung ganz 
genau derselben geometrischen Progression, wie die Pollenkörner 
oder Sporen, welche in einer Zelle vierfach entstehen. Immer 
ist deshalb die Zahl der Zähne des Peristomes durch vier theilbar. 
Am einfachsten tritt er, und das nur hier, bei der Gattung 
Georgia (Hedwigs Tetraphis) Ehrh. auf, am höchsten bei Poly- 
trichum, wo 64 Zähne vorhanden sein können, während Dawsonia 
die Zähne in lange pinselförmig zusammen stehende Wimpern 
zahllos spaltet. Bei solcher Gesetzmässigkeit muss man sich dar- 
über wundern, dass der Mundbesatz nicht immer bei allen Arten 
der gleichen Gattung vorkommt. Auf einer ähnlichen Verwunderung 
mag es wohl beruhen, dass man früher seit Hedwig alle nackt- 
mündigen Moose in eine und dieselbe Gattung zu stellen beliebte. 
Ein Vorgang, welcher das Verschiedenste in der Gattung Gymno- 
stomum (Nacktmund) zusammen würfelte, folglich die natürlichsten 
Verwandten auseinander riss. Der natürliche Blick entscheidet 
ja aber bei derartigen Fällen ziemlich leicht, wohin eine nackt- 
mündige Art zu stellen sei. Es folgt aber aus dem Thatsächlichen, 
dass der Mundbesatz, weil nicht immer vorhanden, bei den natür- 
lichsten Verwandten kein durchgreifendes Gattungsmerkmal sein 
kann, wenn er auch im hohen Grade berücksichtigt werden muss, 
wo er überhaupt vorkommt. An sich hat das Alles eine hohe 
systematische Bedeutung: es zeigt uns, dass das, was wir schon 
beim Deckelchen fanden, welches nicht bei allen Arten derselben 
Gattung das gleiche bleibt, auch bei dem Peristome zutrifft, dass, 
mit anderen Worten, die Natur gar nicht ängstlich zu Werke 
seht, sondern, gleichsam nach einer Art Laune, die Regel verlässt 
und Ausnahmen macht. Wer System und Plan in ihr sucht, wird 
hierdurch nicht wenig betroffen dastehen. 


Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 35 


Erste Unterklasse. 
Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Frucht gipfelständig, durch Sprossung oft seitenständig: 
Leben der Fruchtachse mit der Fruchtbildung abgeschlossen. 


Schon die älteren Botaniker, wie Kurt Sprengel, wussten, 
dass sich die Frucht der Laubmoose entweder aus der Spitze 
der Äste, oder aus den Blattachseln, oder aus der Basis ent- 
wickeln, also gesetzmässig entspringen. Aber Bridel war es, 
der auf diese Gesetzmässigkeit hin zuerst drei grosse Gruppen 
der Moose aufstellte: Gipfelfrüchtler, Seitenfrüchtler (Pleurocarpi) 
und Astfrüchtler (Cladocarpi). Im Grunde genommen kann es 
aber eigentlich nur Gipfel- und Seitenfrüchtler geben, und wenn 
es dennoch eine Aststellung giebt, so kann selbige nur sagen, 
dass ein Ast sich derartig verlängern könne, bis er im fruchten- 
den Zustande, auf dem Gipfel eine Kapsel tragend, einem Gipfel- 
früchtler ähnelt, obgleich er selbst nur ein achselständiger 
Seitenzweig war. Was Sprengel, welcher damit auf einige 
Rhizogoniumarten hindeutet, mit dem basilaren Fruchtstande 
sagen wollte, ist ein Irrthum: zwar erscheint der Fruchtstiel am 
Grunde eines Stengels, allein er ist dennoch terminal, weil sich 
an der Basis des Stengels eine fruchtbare Pflanze bildet, welche 
nur sehr kurz bleibt, während ihre ganze Kraft in Fruchtstiel 
und Frucht übergeht. Bei der dreifachen Theilung der Deckel- 
früchtler muss man sich nach dieser Darstellung zuvor verstän- 
digen, da die Astfrüchtler doch offenbar eine wissenschaftliche 
Inkonsequenz einschliessen. An sich kann man sie ja aufstellen, 
aber es ist keine wissenschaftliche Nothwendigkeit, weil sie sich 
als Seitenfrüchtler bequem deuten lassen. Bleiben dann nur zwei 
Unterklassen der Deckelfrüchtler übrig, so hat man zwei überaus 
scharf geschiedene Klassen in Gipfel- und Seitenfrüchtlern, soweit 
man in der Natur überhaupt von Konsequenz sprechen kann. 
Denn wie bei den Seitenfrüchtlern scheinbare Gipfelfrüchtler in 
den Astfrüchtlern auftreten können, ebenso erscheinen bei den 
Gipfelfrüchtlern manchmal Seitenfrüchtler (Mielichhoferia, Anoect- 
angium mit Zygodon). Erste Gipfelfrüchtler pflegen gleichsam 
die saftigen Kräuter, die Seitenfrüchtler die strauch- oder baum- 
artigen Typen zu sein, weil jener im Allgemeinen die einfachsten 
und vergänglichsten, diese die verzweigtesten und ausdauerndsten 
zu sein pflegen. Aber auch das ist nur cum grano salis zu ver- 
stehen; denn in ihren wichtigsten baumartigen Formen gleichen 
sich beide Klassen vollständig, nur dass die einen gipfel-, die 
anderen seitenständige Früchte tragen: dort bei Dendroligotrichum 


2* 
{9} 


36 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


unter den Polytrichaceen, hier bei Hypnodendron unter den Hyp- 
naceen. Ubrigens verstand Bridel, was wir hier doch noch aus- 
drücklich bemerken müssen, unter seinen AÄstfrüchtlern irriger 
Weise nur acrocarpische Moose (Archidium und Sphagnum), 
während es eigentlich Hampe war, der auf die Aufstellung einer 
Mittelklasse der Cladocarpi für Cryphaea, Fontinalis und einige 
andere Moostypen hindrängte. Bridel hatte aber ausser den 
genannten drei Klassen noch drei andere: Rhizocarpi, die man 
Wurzelfrüchtler nennen kann und mit Sprengel’s basilarem 
Fruchtstande zusammenfallen:; ferner Entophyllocarpi oder solche 
Moose, deren Früchte aus der Achsel eines gespaltenen Blattes 
hervorgehen sollen; wie er das bei Schistostega, Drepanophyllum, 
Phyllogonium, Fissidens und Octodiceras, also bei Moosen mit 
„reitenden“ zweizeiligen Blättern angab; endlich Hypophyllocarpi, 
bei welchen (z. B. Hypopterygium) die Frucht in der Achsel eines 
Nebenblattes entstehen sollte. Man sieht alsbald aus dieser Klas- 
sifikation, dass Bridel in seinen sechs Klassen ganz verschiedene 
Grundsätze zur Anwendung brachte. Von diesen Klassen haben 
sich eben nur Acrocarpi, Pleurocarpi und Cladocarpi bis auf 
unsere Zeit erhalten. 


I. Distichophylli, Zweizeilblättler. 


Blätter in zwei geraden Reihen an den Stengel gestellt. 


Mit dieser Abtheilung begann ich in der Synopsis Muscorum 
die Acrocarpi zu eröffnen, und ich folge auch heute derselben 
Eintheilung mit jener Einschränkung, welcher ich bereits in meinen 


„Deutschlands Moosen“ Ausdruck gab. „Wenn man — so heisst 
es dort — die Verschiedenheiten der Blattstellung zur Grundlage 


von Abtheilungen machen wollte, wie das hier mit der zweizeiligen 
Blattstellung geschieht, so würde man in die widernatürlichsten 
Ansichten gerathen. Die nächsten Verwandten würden von einander 
gerissen werden und damit würde man doch noch folgerichtig 
gehandelt haben. Allein, schon ein näheres Eingehen auf die Blatt- 
stellung zeigt, dass sie nur wenige brauchbare Grundgestalten 
hat. Hierher gehört die zweizeilige bei den Gipfelfrüchtlern“, und 
es würde in der That höchst merkwürdig sein, wenn es z. B. 
einen Fissidens geben sollte, dessen bekannte lamellöse Blattgestalt 
sich nicht mehr an die zweizeilige, sondern an eine vielzeilige 
Blattstellung knüpfen würde. Dasselbe würde mit Schistostega, 
Drepanophyllum, Distichium und Eustichia der Fall sein: selbige 
würden mit einer anderen Blattstellung, als der zweizeiligen, 
augenblicklich ihren ganzen Charakter verändern. Aus diesem 
Grunde halte ich auch noch heute an der alten Eintheilung fest, 


Schistostegeae, Wedelmoose. 37 


doch mit dem ausdrücklichen Bemerken, dass wir Menschen es 
stets sind, welche, um Ein- und Übersicht der Formenwelt zu 
gewinnen, Systeme machen, und dass das System eines jeden ist, 
wie er die Sache anschaut. 


a) Blätter scheitelrecht angeheftet. 
8. Gruppe: Schistostegeae, Wedelmoose. 


Sehr zarte, heerdenweise wachsende, doch mit dem Wurzel- 
filze häufig recht zusammenhängende Moose; Stengel sehr zart, 
aufrecht, unten nackt, oben blättrig; Blätter scheitelrecht an der 
Achse sitzend, am Grunde zusammenlaufend, an der Spitze der 
Achse oder am fruchtbaren Stengelchen gewöhnlich wagrecht an- 
seheftet, rippenlos, sehr zart; Blattnetz aus länglichen, rauten- 
förmigen, locker an einander gefügten, prosenchymatischen, durch- 
sichtigen, oft chlorophyllosen Zellen gebildet; Frucht giptelständig, 
sehr winzig, kaum sichtbar, kugelig-eiförmig, gleichmässig, mit 
sehr kleinem gewölbten Deckelchen, ringlos: Archegonien klein, 
dick, ohne Saftfäden, wie die keiten Antheridien. 

Eine der merkwürdigsten und zierlichsten Moostamilien, 
welche nur aus einer einzigen Gattung und Art besteht, deren 
Verbreitungskreis in Europa und Nordamerika liegt. Ich kenne 
nur noch einen Fissidens, dessen Blätter eine ähnliche vertikale 
Stellung einnehmen und am Grunde, ähnlich etwa einem Poly- 
podium vulgare, mehr oder weniger zusammen laufen, und dessen 
Abteilung ich deshalb auch Polypodiopsis genannt habe: nämlich 
Fissid. Metzgeria m. aus dem Monbuttulande im centralen Afrika. 
Eine Erinnerung an die Lebermoose, bei denen diese vertikale 
Blattstellung so häufig vorkommt, dass man sich wundern muss, 
sie bei den Laubmoosen nur noch gleichsam angedeutet zu finden. 
In ihrer ganzen Tracht haben die Schistostegeen etwas Antedilu- 
vianisches, als ob sie als Rest einer früheren Schöpfung ange- 
hörten. Gern flüchten sie an dunkle Orte, in Höhlen, Fuchsbauten 
in Quadersandsteingegenden u. s. w., und dennoch geben sie aus 
diesen Verstecken her ihr Dasein durch eine Eigenschaft Kund, 
wie sie kein zweites Moos wieder besitzt, nämlich durch das 
Leuchten ihrer Vorkeime, welche einst Bridel für eine Alge 
(Catopridium smaragdinum genannt) hielt. Offenbar ein reflektirtes 
Licht, welches dem Moose (Schistostega osmundacea) unter den 
Laien den populär gewordenen Namen „Leuchtmoos“ verschaffte. 


38 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


13. Schistostega Mohr Obss. p. 26. Web. u. Mohr. DBotan. 
Taschenb. 1807. p. 92. t. VI. 


Charakter der Gruppe: Mützchen cylindrisch-glockenförmig; 
Kapselmund nackt; Blüthenstand zweihäusig; männliche Pflanze 
der weiblichen ähnlich, mit locker knospenförmiger gipfelständiger 
Blüthe. 

„Das Deckelchen geht nicht ganz ab, sondern theilt sich vom 
Mittelpunkt her in feine Plättchen, die sich zurückrollen und 
so die Mündung der Kapsel eröffnen. Die beste Abbildung dieses 
gespaltenen Deckelchens findet man in Hedwigs Descript. et 
adumbr. musc. frond. I. t. 29. f£ 11. Fr. Weber hat diese 
Gattung zuerst (nein, sein Freund Mohr!) von dem Gymnostomum 
getrennt, mit welchem sie Hedwig vereinigte, da sie Diekson 
als Entdecker zum Mnium gerechnet hatte. Nach den oben an- 
geführten Grundsätzen muss ich ihm darin beistimmen: denn mit 
eben dem Rechte, als wir die Gattung Phascum wegen. des 
fehlenden Deckelchens absondern, mit eben demselben müssen wir 
diese Spaltung des Deckelchens als unterscheidendes Gattungs- 
merkmal von Schistostega annehmen.“ So begründet Kurt 
Sprengel die Gattung in seiner „Einleitung in das Studium der 
kryptogamischen Gewächse“ (Halle 1804), und einer schrieb es 
dem anderen nach, dass sich das Deckelchen von der Spitze her 
in unregelmässige Theile spalte und von da sich zurückrolle. Ich 
finde aber keineswegs, dass Hedwigs Abbildung eine solche 
Meinung ergäbe, obgleich er sonst über das Deckelchen dieselbe 
Meinung äusserte. Vielmehr stützte man sich nur auf eine Beo- 
bachtung Schkuhrs, dessen Scharfblicke man nicht zu wider- 
sprechen wagte. So kam es, dass Weber und Mohr die Gattung 
mit griechischem Namen Spaltdeckelchen nannten. Auch späteren 
Bryologen machte besagtes Deckelchen noch grosse Noth, wie z. B. 
len Herausgebern der Bryologia Germanica (1823), von denen 
Hornschuch (im 1. Theile, p. 106) Folgendes schreibt: „Das 
Deckelchen, oder vielmehr der Theil, den man bisher unter diesem 
Namen beschrieb, hat einen merkwürdigen Bau. Es besteht 
nämlich aus einer dünnen, weisslichen, netzartig gewebten Mem- 
bran, die in mässiger Wölbung die Mündung der völlig reifen 
Kapsel schliesst und, was auch Schkuhr dagegen einwenden 
mag, eine strahlenförmig vom Mittelpunkte nach dem Umfange 
gehende Streifung zeigt.“ „Sich selbst überlassen, löst sich aber 
diese Membran nach der Richtung der Streifen — ich glaubte 
16 zu zählen! — bald in mehrere zahnförmige Fortsätze auf, 
welche sich aber eben so schnell, ihrer Zartheit wegen, von oben 
nach unten ganz verlieren, so dass man gewöhnlich bei älteren 


Schistostegeae, Wedelmoose. 39 


Exemplaren nur noch Reste derselben am inneren Rande der Mündung 
erblicken kann. Es mag sein, dass Schkuhr das noch frische 
und ungespaltene Deckelchen querüber abtrennen konnte, aber 
die gewöhnliche Form seiner natürlichen Ablösung ist es gewiss 
nicht. Was uns nun zuletzt die ganze Annahme, dass der be- 
schriebene Theil das wirkliche Deckelchen der Kapsel sei, zweifel- 
haft macht, ist, ausser der eigenen, ganz besonderen Zartheit und 
Hinfälligkeit seiner Textur, noch der Umstand, dass derselbe 
nicht, wie jedem anderen Moosdeckelchen zukommt, den Rand der 
äusseren Kapselmündung überdeckt, sondern nur an der inneren 
Schärfe desselben anstösst, während der eigentliche Saum der 
ziemlich verengten Mündung als eine schief abgeflachte Leiste 
im Umfange sichtbar bleibt. Wir wagen daher die Vermuthung, 
dass entweder diesem Moose das Deckelchen ganz fehle, oder 
(dass dasselbe, was uns noch wahrscheinlicher dünkt, schon mit 
der ansehnlichen Mütze abfalle, und vielleicht mit derselben ver- 
wachsen sei.“ Was für Ansichten! Bridel hatte deshalb (1826) 
ganz Recht, als er in seiner Bryologia universa (I. p. 111) 
sarkastisch von einer Hallucination sprach, welcher sowohl 
Schkuhr, als aus Hedwig verfallen gewesen seien, indem sie 
(len Ring für das Deckelchen gehalten hätten. Nur hatte Bridel 
wiederum nicht Recht, von einem solchen Ringe zu sprechen; 
denn ein solcher existirt nicht, was man für ihn hielt, war weiter 
nichts, als ein rother Rand am Deckelchen, die Ursache des Irr- 
thums die Kindheit mikroskopischen Sehens! 

So ist einmal eine der ausgezeichnetsten Moosgattungen auf 
eine ganz falsche Beobachtung hin aufgestellt worden, als ihr 
Typus endlich zur systematischen Ruhe kam. Denn als das Moos 
fast gleichzeitig von dem Engländer Newberry in Devonshire 
im Jahre 1784, von unserem scharfsichtigen Ehrhart auf dem 
Harze im Brockengebirge 1785 entdeckt wurde, hatte es der be- 
rühmte Mooskenner Diekson Mnium osmundaceum, Ehrhart 
aber Dicksonia pusilla genannt, während es Hedwig später 
wieder zu einem Gymnostomum pennatum machte. Das Moos 
steht so ganz allein, dass die Gattung schwerlich jemals an- 
gefochten werden dürfte, und nur ganz äusserlich erinnert die 
neuseeländische Gattung Calomnium Wilsons, sowie manches 
kleinere Rhizogonium an Schistostega. Sonderbarerweise erschien 
sie Schimper als den Splachnaceen am nächsten verwandt, so 
dass er sie zwischen seine Tetraphidaceae und die Splachnaceae 
in Wirklichkeit stellte. Ich kann beim besten Willen ihm nicht 
beistimmen, wenn ich auch mein Splachnobryum, die kleinste 
Splachnacee, zum Vergleiche herbeiziehen wollte. 1 Art. 


40 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


b) Blätter wagrecht am Stengel angeheftet. 
9. Gruppe: Distichiaceae, Zweizeilenmoose. 


Gipfelfrüchtige, auch seitenfrüchtige Moose, dichte Rasen 
bildend (Distichium) oder fast heerdenweise wachsend (Eustichia):; 
Stengel aufrecht, einfach oder ästig, unten fast nackt, oben durch 
allmählich grössere Blättchen an Breite zunehmend, zusammen- 
gepresst, steif oder starr: Blättchen zwei- oder dreireihig, dicht 
dachziegelförmig, den Stengel fast scheidenartig halb umfassend 
oder durch ihre kielartighohle Gestalt gleichsam auf dem Stengel 
reitend, glänzend, mit kräftigen hervortretenden Rippen, dicht- 
parenchymatisch aus kleinen, sechsseitigen, durch Verdiekung 
mehr oder minder rundlichen oder vierseitigen, kaum papillosen 
Zellen gebildet; Antheridien schmal, sehr lang, ebenso die Arche- 
eonien; Saftfäden sehr zart. fadenförmieg. 

Diese kleine Gruppe schliesst sich durch Distichium so eng 
an die Leptotrichaceen an, dass sie zu letzteren gebracht werden 
müsste, wenn man die zweireihige Blattstellung ignoriren wollte. 
Auch Eustichia würde noch dazu gehören und nicht minder 
Tristichiopsis, weniger Diplostichum. Denn nur aus diesen vier 
kleinen Gattungen setzt sich die Gruppe zusammen. Alle aber 
sind so eigenthümlich, dass sie ein ganz besonderes Eingehen be- 
anspruchen. 


14. Distichium, Zweizeilchen. Br. Europ. Fase. XXX. 
Trichostomaceae. 


Mützchen halbseitie. Mundbesatz einfach, aus 16 gleich- 
mässig entfernten, am Grunde freien, ein- oder mehrmals, regel- 
mässig oder unregelmässig vom Grunde bis zur Spitze gespaltenen, 
tief purpurfarbigen, quergerippten, gleichartighäutigen, glatten 
oder rauhen Zähnen bestehend. 

Die hierher gehörigen Moose sind echte Bergbewohner und 
kommen von der Bergregion bis zu jener der Alpen in zwei Arten 
bei uns vor: D. capillaceum Br. Eur. und D. inclinatum Br. Eur. 
Genau in derselben Form kehren sie aber auch in den anderen 
Bergländern wieder. So entspricht D. Lorentzi m. auf den Cor- 
ddilleren Catamarcas unserem D. capillaceum, während D. austro- 
inelinatum m. in denselben Resionen unser D. inclinatum ver- 
tritt, indem sich beide zugleich mit anderen europäisch-alpinen 
Moosen, z. B. mit einem Anoectangium (lineare) vergesellschaften. 
Auf den Höhen der Anden, besonders den Gipfeln des Chimborazo 


Distichiaceae, Zweizeilenmoose. 4A 


und Pichincha in den Anden von Quito, sammelte R. Spruce nicht 
unter 14,000 F. eine fünfte Art, welche sich dicht an D. capilla- 
ceum anschliesst, von Mitten auch dahin gestellt, aber von mir 
D. setifolium genannt wurde. Eine sechste Art sammelte Wilh. 
Schimper auf dem Berge Silke des abessinischen Hochlandes 
zwischen Cladonienflechten auf torfigem Boden (D. abessinicum m.): 
eine dem capillaceum ebenfalls nahe stehende Art. Das gleiche 
ist der Fall mit D. Kilimandscharicum m., welches auf dem 
afrikanischen Schneeberge zwischen 3000—4800 m prächtige 
Rasen bildet. Dagegen lieferte die Hochebene von Tibet dem 
englischen Reisenden T. Thomson in einer Höhe von gegen 
18.000 F. über Le eine siebente, dem D. capillaceum ähnliche Art 
(D. capillaceum Wils. im Hb. Ind. Or. No. 33), welche ich 
D. trachyphyllum nannte, in einer Höhe von 16,000 F. im Süd- 
osten des Salzsees eine achte (D. brevifolium m. oder D. capillaceum 
Wils. in Hb. Ind. Or. No. 32), deren Frucht an D. inclinatum 
erinnert, während J. D. Hooker in einer Höhe von 11.000 F. 
auf dem Sikkim-Himalaya eine neunte Art (D. crispatum m. oder 
D. capillacum Wils. in Hb. Ind. Or. No. 20) sammelte. Auf den 
Gebirgen Rdonsug in der chinesischen Provinz Kansu sammelte 
1886 Potanin D. papillosum n. sp. ‚mit sehr krausen Blättern: 
bei 10— 11,000 F. A. Regel 1882 im Sarandschan-Gebiet D. brevi- 
folium n. sp. Auf dem Dschagastai in Turkestan sammelte derselbe 
Reisende D. remotifolium n. sp. Eine Art endlich fand Dr. Will in 
Felsenspalten des Hochplateaus der antarktischen Insel Süd-Georgien 
(D. austro-georgicum m.) im Jahre 1883. Es ist in Folge dessen an- 
zunehmen, dass hiermit die Zahl der Arten noch lange nicht erschöpft 
ist, dass sie aber, wie aus dem Vorstehenden erhellt, in der Regel 
mit einer unserer europäischen Arten, denen sämmtliche aus- 
ländische Arten täuschend ähnlich sehen, verwechselt werden. 
Aus dieser Ähnlichkeit geht das wichtige geographische Gesetz 
hervor, dass gleiche Regionen unter ähnlichen chemisch-physika- 
lischen Bedingungen ähnliche Arten produzirt haben. Ganz 
abweichend von allen diesen Arten steht D. Macouni €. Müll. 
und Kdbe. im Britischen Kolumbien da, indem die zwei- 
reihige Stellung der Blätter sehr undeutlich wird und letztere 
die Blattfläche mehr hervortreten lassen. 15 Arten. 


15. Tristichiopsis C. Müll. in Linnaea XLII. p. 393. (1881). 


Der Tracht nach dem Tristichium unter den cleistocarpischen 
Moosen vollkommen ähnlich, aber mit einer Frucht, welche einen 
breiten Ring und einen bestimmt ablösbaren Deckel erzeugt. 
Die Mütze noch unbekannt. wahrscheinlich aber, nach dem schief 


42 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


geschnäbelten Deckel zu urtheilen, halbseitig.. Einzige Art: 
T. mirabilis m. von den Cuesta de Pinos im Abstiege von der 
hohen Puna in das Thal von Tarija in Bolivien, wo sie unter 
Conostomum Lorentzi m. als ein zwergiges Moos von der Tracht 
eines Fissidens oder Distichium, nur mit dreizeiligen Blättern, lebt. 

Nichts hat mich mehr in Erstaunen gesetzt, als die Auf- 
findung dieser neuen Gattung. Beim ersten Anblicke glaubte 
ich nicht anders, als eine zweite Art der Gattung Tristichium, 
aber mit straffem Fruchtstielchen, vor mir zu haben, da ich 
keine Frucht zu entdecken vermochte. Erst nach einem zwölf- 
stündigen Einweichen gelang mir das, wodurch sich das zarte, 
überaus kleine Moos sogleich von Tristichium wesentlich unter- 
schied. Nun aber glaubte ich selbstverständlich in letzterem 
ebenfalls ein Deckelmoos sehen zu müssen, an welchem ich viel- 
leicht den Deckel übersehen hätte. In Folge dessen unterwarf ich 
auch Tristichium einem längeren Einweichen, konnte aber trotz- 
dem keine Deckelfrucht entdecken. Ich musste also diese cleisto- 
carpische Gattung aufrecht erhalten und ihr die neue stego- 
carpische gegenüber stellen. Andere werden vielleicht beide in 
eine Gattung bringen, indem sie keinen Werth auf die Abschnürung 
des Deckels legen. Ich, der ich den grössten Werth darauf lege, 
könnte mich dem nicht anschliessen, indem ich annehmen müsste, 
dass es höchst nahe verwandte Moosgattungen geben kann, welche 
sich in der einen oder in der anderen Ordnung wiederholen, also 
parallel mit einander gehen können. Wem dies nicht glaublich 
erscheint, den verweise ich einfach auf Archidium julaceum m., 
das den Stengel und das Blatt von Sclerobryum, Euängströmia 
und Astomum subnervosum derart wiederholt, dass es im sterilen 
Zustande von diesen gar nicht zu unterscheiden ist. Des gleichen 
Charakters ist auch die neue Gattung Phasconica m., welche in 
ihrer ganzen Tracht vollkommen auf die Systegiumgruppe bei 
Phascum zurückweist, aber eine Deckelfrucht besitzt. Jedenfalls 
muss die Abschnürung eines Deckels mittels eines Ringes als ein 
schwerwiegendes physiologisches Merkmal betrachtet werden, 
gegenüber einem Moose, welches einen solchen Deckel gar nicht 
abzuschnüren vermag. Stellt man sich ein Distichium mit drei- 
seitigem Stengelchen, einem schwanenhalsartig gebogenen Frucht- 
stielchen und einer winzigen kugeligen, schief geschnäbelten nackt- 
mündigen Frucht vor, so gewinnt man alsbald ein Bild des selt- 
samen Mooses, dessen Blattzellen sehr schmal und lang sind, aber 
in eine gelbe derbe Membran zusammenfliessen, am Blattgrunde 
nur deutlicher, am Rande weisslich werden. 1 Art. 


Distichiaceae, Zweizeilenmoose. 43 


16. Eustichia. Brid. als Unterabtheilung von Phyllogonium in 

Bryologia universa Il. p. 674 (1827). Bryoziphium Mitt. in Muse. 

Austro-Americ. p. 580. Bryoxiphium Bescher. Journ. Bot. 1892. 
p. 177—180. 


Pflänzchen heerdenweise wachsend, niedrig, unverästelt; Stengel 
zusammengepresst zweiseitig; Blätter zweizeilig reitend, also mit 
zusammengelegten Flügeln; Frucht gipfelständig, wohl nacktmündig; 
Mütze unbekannt. - 

Schimper hat aus dieser Gattung eine eigene Gruppe, die 
Eustichiaceae, gemacht; doch wüsste ich nicht, wie ich sie von 
Distichium trennen sollte. Indes hat er sie so dicht auf die 
Distichiaceae folgen lassen, dass auch schon hieraus ihr enger 
Zusammenhang sichtbar wird. Ich selbst habe sie zuerst mit den 
Distichiaceen vereinigt, nachdem sie von Bridel als Untergattung 
zu Phyllogonium gebracht und mit Diplostichum verbunden worden 
war. Mit Phyllogonium selbst, so wie es Bridel in zwei Arten 
(Ph. fulgens und viride) kannte, hat sie nichts weiter gemein, als 
die reitenden Blätter, durch welche ein fissidensartiger Stengel 
gebildet wird. Eher könnte man ihre Arten mit der Phyllogonia- 
ceengattung Orthorrhynchium Rehdt. vergleichen; doch bleibt 
auch diese immerhin pleurocarpisch, während Eustichia entschieden 
acrocarpisch ist. Wunderbar genug aber, dass ein so lange schon 
bekanntes Moos, wie E. Norvegica Brid., welches Jahrzehnte hin- 
durch die einzige bekannte Art ihrer Gattung war und in Nord- 
amerika an Sandsteinfelsen, an schattigen und feuchten Stellen 
les unteren Ohiogebietes, sowie im südlichen Kentucky doch häufig 
genug vorkommt, noch niemals mit Frucht gefunden wurde! 
Freilich ist das Moos zweihäusig. Noch seltsamer ist, dass es 
zuerst in Norwegen, wo es Desvaux angiebt, dann auf Irland 
gesammelt sein soll und von keinem neueren Bryologen daselbst 
wieder aufgefunden wurde. Von Irland besitze ich es selbst 
durch Hampe, an welchen es ein Herr Mörck sendete, bevor 
es noch aus Nordamerika bekannt war, wo es Freund Sullivant 
zuerst entdeckte. Es giebt noch eine zweite Art in Mexiko, 
E. Mexicana Hmp., welche der Franzose Bourgeau (in einem 
Walde der „Desierta Vieja“) sammelte und nach Schimper auch 
von Liebmann in Mexiko gesammelt sein soll; Schimper aber 
ist im Unrecht, wenn er dieses schöne Moos zu dem vorigen 
stellt. Denn während bei letzterem die Blattspitze in der Regel 
sich abgestumpft und dann mit einem mehr oder weniger kurzen 
Stachelchen bekrönt, verlängert sie sich hier regelmässig ohne 
Abstumpfung in eine so viel längere Granne, welche auch eine 
andere Frucht vermuthen lässt. Eine dritte Art endlich aus 


44 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Japan, wo sie Dr. Kjellman und noch früher Savatier, der 
japanische Florist, auf nackter Erde bei Yokocka sammelte, war 
die erste Art, welche eine Frucht zeigte. Sie befindet sich auf 
einem zarten vielfach gebogenen Stielchen aufrecht als kleine 
runde Kapsel und hat, wie auch Geheeb fand (Flora 1881, No. 19), 
einen nackten Mund, während sie nach Husnot (Revue bryo- 
logique 1883, No. 5 mit schlechter Abbildung!) Spuren eines 
Peristomes zeigen soll. Es ist E. Japonica Berggren. oder 
E. Savatieri Husn. Ich bin aber ungewiss, ob diese Art nicht 
besser mit E. Norvegica vereinigt wird, da ihre Blattform wesent- 
lich nicht abweicht. Doch kann sich das erst zeigen, wenn man 
letztere ebenfalls mit Frucht gesammelt haben wird. 3 Arten. 


17. Diplostichum Mtge. in Annal. des sc. nat. 1845. IV. p. 116. 

— Cymbaria Tayl. in Hook. Lond. Journ. VII. p. 190. — Didy- 

modon Schw. — Eustichia Brid. Bryol. univ. II. p. 674, et ©. Müll. 
Syn. Muse. I. p. 42. 


Pflänzchen in meist sehr grossen, mehr oder weniger dichten, 
srünen Rasen, den Anomodonarten einigermassen ähnelnd; Stengel 
aufrecht, unten einfach, an der Spitze mehrfach in zarte Ästchen 
geteilt; Blätter dicht übereinander liegend, klein, zweireihig ge- 
stellt, mit kieliger etwas kräftiger Rippe und aus kleinen rund- 
lichen Zellen gewebt; Fruchtstiel am Grunde des Stengels seiten- 
ständig aus einem kurzen Ästchen entspringend, lang, gelb; Frucht 
klein, schmal, eylindrisch, mit lang und spitz geschnäbeltem, 
schiefen Deckelchen, gleichmässig, ringlos, im Alter gern der Länge 
nach in zwei Theile spaltend; Mundbesatz einfach: Zähne 16, gleich- 
weit auseinanderstehend, lanzettlich, flach, mit Querbalken und 
ler Länge nach gestreift, an der Spitze bisweilen durchbrochen. 
3lüthenstand zweihäusig; Archegonien sehr wenig, lang und von 
sehr wenigen langen zarten hyalinen Saftfäden begleitet; Anthe- 
ridien sehr wenig, zart und hyalin, mit sehr wenigen gelben Saft- 
fäden. 

Diese Schilderung ist von derjenigen Art hergeleitet, welche 
Pöppig im Jahre 1829 bei Antuco in Chile sammelte und welche 
bisher von allen Bryologen als die Eustichia longirostris Bridels 
betrachtet wurde. Ich habe jedoch aus phytogegraphischen Zweifeln 
allen Grund, sie gegenwärtig als eigene Art hinzustellen. Denn 
(las Bridelsche Moos entstammt der Insel Tristan da Cunha, wo 
es, nach Bridel, von Aubert du Petit Thouars gesammelt 
wurde, nicht Madagascar, wie ich in der Syn. Muse. I. p. 42 
schrieb. Es wäre höchst ungewöhnlich, wenn ein chilenisches 
Moos auf einer so weit entlegenen ozeanischen Insel wiederkehren 


Distichiaceae, Zweizeilenmoose. 45 


sollte; und darum will ich‘.das chilenische Moos Dipl. Poeppigii 
nennen, obgleich es auch später von Krause und Lechler in 
Chile auf Erde gesammelt wurde. Bridel stellte es zuerst unter 
seine pleurocarpische Gattung Pterigynandrum, bis er diesen 
Irrthum am Schlusse seiner Bryologia universa erkannte, das Moos 
aber wieder mit Eustichia Norvegica vereinigte, was auch mich 
verführte, ihm zu folgen. Mitten führt diese Eustichia longi- 
rostris Brid. (Muse. Austro-Amer. S. 604) nicht nur in den Anden 
von Quito, sondern auch auf der Insel Bourbon und Tristan da 
Cunha auf, was aus den genannten Gründen sicher ein Irrthum 
ist. In Folge dessen trenne ich das auf dem Chimborazo und 
Pichincha von Jameson, sowie auf dem Tunguragua, Carguai- 
razo und Pichincha von Spruce in einer Höhe von 9000 bis 
12,000 F. gesammelte niedliche Moos (Spruce Coll. No. 1) als 
Dipl. Spruceanum von Dipl. longirostre m. Auch Mexiko besitzt 
eine eigene Art, welche von dem in jenem Lande ermordeten 
elsässischen Reisenden Frederique Müller bei Mirador unter 
anderen Moosen gefunden wurde; ich nenne sie Dipl. Miradoricum. 
Sogar Brasilien hat in D. Brotheri Bescher., welches in Höhlen 
von Minas Geraös auf der Serra de Caldas wächst, eine zierliche 
Art aufzuweisen. Eine fünfte Art sammelte der leider zu früh 
verstorbene Prof. P. G. Lorentz auf seiner patagonischen Reise 
im patagonischen Argentinien in grosser Menge, sowohl in den 
Vorbergen, als auch in den Höhlen, Klüften und Erdabbrüchen 
der Sierra Ventana im März 1881, doch nur mit ein paar ver- 
welkten Früchten. Es scheint eben, als ob diese Moose sehr 
selten oder doch nur sehr ärmlich fruchteten; um so mehr, als sie 
den Schatten der Höhlen und Klüfte lieben. Ich habe diese 
vierte Art Dipl. Lorentzi in meinem Herbare genannt. Eine 
sechste Art muss wohl die der Insel Bourbon (jetzt Reunion) 
sein; doch habe ich sie nicht gesehen. Eine siebente kann ich 
aber aus Südafrika hinzufügen, wo sie Prof. Rehmann (jetzt in 
Lemberg) ebenfalls in Höhlen des Orange-Freistaates bei Kadzi- 
burg entdeckte: Dipl. Africanum.m. Alle diese Moose haben 
ihrer Tracht nach grosse Ähnlichkeit mit Rhizogonium bifarium: 
zumal des basilaren Fruchtstieles wegen. Um sie jedoch gründ- 
licher zu kennen, müssen wir grössere Mengen dieser Arten mit 
Früchten abwarten. 7 Arten. 


18. Sorapilla.. Spruce & Mitt. in Musc. Austro-Amer. p. 503. 


Von dieser neuen Gattung habe ich niemals etwas gesehen 
und bin daher nicht im Stande, zu sagen, ob sie, wie ich jedoch 
vermuthe, in diese Reihe gehört. Auch glaube ich am besten zu 


46 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


verfahren, wenn ich Mittens lateinische Mittheilungen über dieses, 
wie es scheint, merkwürdige Moos vollständig wiedergebe, wie 
folgt: 


S. Sprucei Mitt. (l. c.).  Caulis irregulariter subpinnatim 
'amosus, basi radicellis purpureis paucis vestitus. Folia bifariam 
imbricata, equitantia, ypatenti-incurva, lateraliter visa lineari- 
ligulata, verticaliter explanataque ovata cymbiformi - excavata 
(lamina vera), lamina apicali subovata acuta dorso decurrente, 
nervo pellucido paulo ultra apicem laminae verae producto, mar- 
ginibus laminae verae a paulo supra basin fere ad apicem usque 
limbo lato flexuoso tenero hyalino e cellulis oblongis rectangularis 
parietibus angustissimis hyalinis areolata ornatis, ubique integer- 
rimis; cellulis minutis rotundis inter se remotis levibus; folia 
ubique subpellucida. Fructus in ramis ramulisve lateralis, ramulo 
proprio brevissimo; foliis perichaetialibus erectis ovato-oblongis 
complicatis basi enerviis, apice lamina apicali angulato-subserru- 
lata mucronatis, in carinaque ad medium folii longitudinis 
descendente, cellulis elongatis firmis. Theca immersa oblonga, bre- 
vissime pedicellata, castanea, subplicata, operculo acuminato brevi- 
rostro; peristomii dentes 16, elongati, angusti, rubri, inferne arti- 
culationibus irregularibus striatuli, rarius pertusi, basi brevissime 
coaliti; annulus compositus; calyptra conica, operculi rostrum 
tegens, basi multifida, superne ramentis paucis obtecta. Flos 
masculus apicalis gemmiformis, diphyllus; antheridia 10, para- 
physibus paueis intermixtis. 


Patria. Andes Quitenses, in monte Abitagua: Spruce 
Coll. No. 559. 


Caulis 2- uncialis, ramis ,— ', -uncialibus sparsis ramosus, 
latitudine cum foliis 1—1'/,-linearis. Folia lineam longa, lutea, 
glauca, sicca parum recurva. Theca parva, ', lineam longa, 
leptoderma, intense colorata. — Apud Indos Maynenses, in radi- 
cibus Andium orientalibus, Sorapilla nomen genericum est, quod 
„Museum“ vult dicere. 


Mitten hat diese neue Gattung unter seine „Skitophylleae“, 
welche unseren Distichiophylla ziemlich entsprechen, zwischen 
die Fissidenteae und Eustichia gestellt. Es erscheint mir sehr 
merkwürdig, dass die alpinen Höhen der Anden so manche Moos- 
gattung mit zweireihigen Blättern hervorgebracht haben, die sich 
anderwärts nicht findet, und deren sanz einzelne Arten sie zu 
monotypischen machen, wie Tristichium, Tristichiopsis, Sorapilla. 
Sphaerothecium Hmp., Schliephackea m. 


Drepanophyllaceae, Sichelblattmoose. 47 


10. Gruppe: Drepanophyllaceae, Sichelblattmoose. 


Pflanzen lockere neckeraartige Rasen bildend, acrocarpisch: 
Stempel farnartig beblättert, ästig; Blätter halb horizontal, halb 
vertikal am Stengel angeheftet, asymmetrisch sichelförmig ge- 
krümmt, den Homaliaarten ähnlich, mit einer seitlich (nicht in 
der Mitte) verlaufenden Rippe, am Grunde aus längeren schmäleren, 
nach der Spitze hin prosenchymatischen rhomboidalen kleinen 
Zellen gewebt, eine sehr glatte und glänzende Haut darstellend: 
Blüthenstand zweihäusig; Antheridien —? Archegonien kurz, dick, 
intensiv braun; Saftfäden wenig fadenförmig, goldgelb; Frucht 
lang gestielt, aufrecht, eiförmig, stumpf gedeckelt, nacktmündig: 
Mütze unbekannt. 


19. Drepanophyllum. Rich. in Hook. Muse. Exot. II. t. 145. 


Charakter der Gattung ganz wie jener der Gruppe. 

Es giebt bisher nur eine einzige Art (Dr. fulvum Rich.), 
welche nicht, wie Bridel, dem ich in der Synopsis Muscorum 
folgte, auf der Insel Bourbon, sondern nur dem tropischen Ame- 
rika eigenthümlich ist, wo sie von Thuillers auf St. Domingo 
zuerst, später von Weigelt in Surinam, in der neuesten Zeit 
von Spruce in Waldungen bei Parä im amazonischen Brasilien, 
dann am Rio-Negro am Fusse des Cocui-Gebirges, ebenso auf dem 
Cerro de Canopuna und endlich am Casiquiare, nirgends gemein, 
gesammelt wurde. Auf alle Fälle haben wir es mit einem der 
merkwürdigsten, schönsten und noch vielfach unbekannten Moose 
zu thun, welches durch Verästelung und Blattform auffallend an 
einige Homalia-Arten erinnert, aber entschieden acrocarpisch ist. 
Mitten hat ihn in seinen Muscis Austro-Americanis (S. 318) 
eine zweite Art zugesellt, die er Dr. viride nennt, welche aber 
nach meinem Dafürhalten eine ganz eigene Gattung bildet, die 
ich als Mniomalia unter die Mniaceen gestellt habe. Wahr- 
scheinlich gehört auch sein Dr. oppositifolium im Lond. Journ. 
of bot. (1872. XII, p. 305) von Ceylon hierzu. Es ist vielleicht 
nicht überflüssig, zu bemerken, dass Mitten die ganze Gattung 
Drepanophyllum in diese Gruppe der Mniaceae brachte. Nach 
Briaels Auffassung wiederholt Drepanophyllum die Schistostega, 
was ich nun nicht bestätigen möchte. 1 Art. 


11. Gruppe: Fissidenteae, Spaltzahnmoose. 


Meist heerdenweise, seltener rasenförmig wachsende Moose; 
Stengel von kaum sichtbarer Höhe bis zu mehreren Centimetern, 


48 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 

\ 
einfach oder gabelartig getheilt, gipfel- oder seitenfrüchtig: Blätter 
durchweg auf dem Rücken der Rippe mit einer Lamelle versehen, 
wodurch ein dritter Blattflügel gebildet wird, der sich über die 
Blattspitze hinauszieht und über ihr skalpellartig oder lanzettlich 
entwickelt, sodass dieser letztere, welcher von der Rippe in seiner 
Mitte durchlaufen wird, senkrecht auf der Mittelebene der Blatt- 
höhlung zu stehen kommen würde, während dasselbe mit dem 
Rückenflügel, welcher sich nur von der Rippe aus bildet, auf dem 
Rücken der Fall ist; Blattnetz aus parenchymatischen, sechsseitigen, 
dichten oder lockeren, glatten oder papillösen, durchsichtigen 
oder durch Blattgrün und Wärzchen (Papillen) getrübten Zellen 
bestehend; alle Blätter sich mehr oder minder dicht deckend, 
vollkommen zweizeilig, so dass sie jochartig am Stengel stehen, 
dem sie eine wedelförmige Gestalt verleihen: Kelchblätter ab- 
weichend durch den Spitzenflügel, welcher meist ungleich länger, 
als das Blatt selbst ist und gewöhnlich dicht über der Blatt- 
spitze eingebogen erscheint; Antheridien und Archegonien sehr 
klein: Saftfäden fehlend; Fruchtstiel stets aus knieeförmig ge- 
bogenem Grunde aufrecht oder äusserst kurz; Frucht mit oder 
ohne Hals, je nach der Art ausserordentlich winzig oder kräftig, 
eiförmig oder eylindrisch, sehr selten mit einem Ringe. 

Diese ausserordentlich natürliche Gruppe zeichnet sich augen- 
blicklich durch die merkwürdige Blattbildung aus, wie sie kein 
anderes Laubmoos wieder besitzt, obwohl blattartige Erweiterungen 
(Lamellen) auch an den Blättern vieler anderer Laubmoose vor- 
kommen (Polytrichum, Catharinea, Dawsonia, Barbula- und Pottia- 
Arten u. s. w.). Das Laubmoosblatt besteht seinem Wesen nach 
stets aus einer hohlen Fläche mit oder ohne Rippe; hier aber 
tritt gesetzmässig eine Abweichung dadurch ein, dass sich stets 
unter fast bestimmten Gestalten noch ein Rücken- und Spitzen- 
flügel von der Rippe aus bildet. Diese beiden Rippenflügel stehen 
natürlich scheitelrecht auf der Stengelebene, während das eigent- 
liche (hohle) Blatt wagrecht am Stengel befestigt ist. In Folge 
dieser abweichenden Verhältnisse habe ich schon 1847 drei Theile 
des Fissidensblattes unterschieden: 1. Die Lamina vera oder die 
eigentliche Blattspreite, 2. die Lamina dorsalis oder die auf dem 
Rücken des Blattkieles entspringende „Rückenspreite“, 3. die 
Lamina apicalis oder die über die eigentliche Blattspreite hinaus 
reichende Spitzenspreite. Dass die Rückenspreite nicht ein Pro- 
dukt der Rippe sein kann, beweisen die Arten ohne Rippe, z.B. 
‚onomitrium Metzgeria m. aus Centralafrika. Auch folgten so- 
wohl die Rücken, als auch die Spitzenspreite ihren eigenen Ge- 
setzen. So können sie ganzrandig und gerandet (limbatae la- 
minae) sein, während die eigentliche Blattspreite gezähnt und un- 
gerandet sein kann und umgekehrt. Im Allgemeinen ist die 


Fissidenteae, Spaltzahnmoose. 49 


Lamina apicalis gerade so lang wie das eigentliche Blatt, oft ist 
sie aber auch länger. Dabei kommt auch die Eigenthümlichkeit 
vor, dass sich die Spitze der Lamina vera in der That spaltet 
und die eine Seite in die Lamina apicalis verläuft, während die 
andere Seite sich seitwärts auf den Spitzenflügel lest und mit 
ihm verwächst. Durch diese ganze Bildungsweise muss es natür- 
lich stets geschehen, dass das eigentliche Blatt eine kielartige 
Gestalt und Höhlung annimmt, wodurch es als ein reitendes (fo- 
lium equitans) erscheint. Aus diesem Grunde erschien es den 
älteren Bryologen wie Hedwig und Bridel, als ob das Fissi- 
densblatt durch eine vorn befindliche Spaltung (fissura seu dupli- 
catura antica) gebildet sei, weshalb auch La Pylaie für die 
Gattung Fissidens den Namen Skitophyllum (besser Schistophyllum) 
vorschlug. Erst Robert Brown war es, der im Jahre 1819 in 
seiner Abhandlung über Lyellia (Transactions of the Linnean 
Society of London, Vol. xIL pP. 360 —83) eine richtige Deutung 
des fraglichen Blattes gab, womit das Folium duplicato-fissum 
der Vergessenheit hätte anheim fallen sollen. Nichtsdestoweniger 
sahen wir Bridel noch acht Jahre später die alte Meinung wieder 
aufwärmen (Bryol. universa p. 680). Im Allgemeinen ist die 
Formung aer Blätter eine lanzettliche oder doch zungenförmige 
und dann abgestumpft. 

Trotz dieser einfachen Gestaltung ist das Heer der Fissi- 
denteae ein wahrhaft staunenerregendes und den Bryologen fast 
erdrückendes. Denn der Typus ist über die ganze Welt ver- 
breitet und jeder Kontinent, ja jede isolirt liegende Insel oder 
Flora pflest ihre eigenthümlichen Arten hervorzubringen, welche 
ebensowohl ein Baum-, wie ein Erden- und Felsenleben führen 
können, aber auch das Wasser nicht scheuen. Von der Gattung 
Fissidens allein besitzt mein Herbar, ausser den etwa 18—19 
zählenden Arten Europas, die enorme Zahl von 315 Arten, und 
eine Ubersicht derselben ergiebt, wie viele Länderlücken dabei 
noch vorhanden sind. Denn von diesen Arten kommen auf Ame- 
rika nur 131: Brasilien 40, Argentinien, Montevideo, Corrientes 
und Paraguay 30, Chile 3, Guiana 4, Westindien und Cuba 24, 
das andinische Amerika 12, Mittelamerika 13, Nordamerika 9: 
auf Afrika nur 60: Abessinien und Somalia 8, Madagascar und 
Comören 14, Mascarenen 5, Nord- und Centralafrika 10, Süd- 
afrika 27, Westafrika 7, Canarien 4; auf Australien nur 29: 
Neuseeland und Tasmanien 5, Neucaledonien und Neu-Irland 6, 
Australisches Festland 18; auf Oceanien nur 11: auf Asien nur 
47: Japan und China 3, Ceylon 4, Indien 21, Himalaya 8, in- 
discher Archipel 11. Und das sind noch nicht alle von einzelnen 
Autoren beschriebene Arten, obwohl selbige schwerlich über 30 
hinausreichen, so dass reichlich 350 Arten in unseren Herbarien 

C. Müller Hal. Genera muscorum. 4 


50 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


registriren. Von den übrigen Gattungen der Fissidenteen können 
wir hierzu noch 81 zählen, sodass im Ganzen reichlich 400 Fissi- 
denteen bis heute mir bekannt wurden. Wie dieselben aber auch 
beschaffen sein mögen, niemals wird es einem Bryologen zweifel- 
haft sein, ob er ein Mitglied der Fissidenteen vor sich habe, so 
abweichend auch sonst Blattform und Blattnetz sein möchten. 
Jedenfalls ist das eine höchst merkwürdige Erscheinung bei einem 
so auffallenden Moostypus, welcher sämmtlichen Zonen, wenn auch 
vielleicht nicht sämmtlichen Regionen angehört. Denn, sonderbar 
genug, gehören die meisten Arten der Gruppe der Gattung Fissi- 
dens an, und ein kleiner Teil hat nur durch die Form der Mütze 
abgezweigt werden können (Conomitrium), der allerkleinste Theil 
(Mönkemeyera) durch das Peristom. Ich selbst habe es ehemals 
versucht, Unterschiede des Fissidensperistomes herbeizuziehen, 
um eine Untergattung (Antennidens) zu begründen, finde aber die 
Übergänge der Mundbesatzzähne so zahlreich, dass ich wieder 
davon abgekommen bin. Andere Theile zur Begründung eigener 
Gattungen herbeizuziehen, als Mütze und Peristom, werden nur 
Unnatürliches bewirken. 


20. Mönkemeyera (. Müll. in Flora 1886. S. 506. 


Mundbesatz aus 16 zarten, sehr kurzen, rothen, ein kurzes 
niedergedrücktes Kegelchen bildenden, ungetheilten, aber nach Art 
des Weisia-Peristomes querbalkigen, am Grunde breiteren, lanzett- 
lichen Zähnchen; Mützchen sehr klein, glockenförmig-konisch, 
glatt: Ring fehlend; Blüthenstand zwittrig und polygamisch. 

Man hatte sich schon gewöhnt, anzunehmen, dass es inner- 
halb der Fissidenteae nur ein Dicranum-Peristom gebe, als W. 
Mönkemeyer, ein deutscher Gärtner, welcher um Boma an der 
Kongomündung Plantagen angelegt hatte, auf seiner Heimreise 
bei Old-Calabar im Nigergebiete unter anderen interessanten Moosen 
am 11. Oktober 1884 auch dieses winzige Moos sammelte, welches 
zum ersten Male jene Annahme zu nichte machte. Äusserlich 
ergab das Moos keinerlei Abweichung von Fissidens, und so kam 
es dann, dass ich es ohne Weiteres F. microdietyoides nannte. 
Erst die nähere Untersuchung, behufs seiner Beschreibung für 
die Regensburger „Flora“ ergab das überraschende Resultat, dass 
es sich hier um ein Moos handle, welches nicht mehr ein Peri- 
stom des Dieranum, sondern der Weisia besitzt. So entstand die 
Mönkemeyera mirabilis m., welche sich auch durch eine merk- 
würdig kleine und zarte Frucht, sowie durch deren schon vom 
Grunde aus äusserst schmalen Deckel vor den Spaltzähnen aus- 
zeichnet. Es steht jedoch zu hoffen, dass die neue Gattung nicht 
auf das tropische Westafrika beschränkt bleiben werde; da jedoch 


- 


Fissidenteae, Spaltzahnmoose. 51 


ihre Tracht so ganz der aller Fissidenten gleicht, so wird man 
bei jeder neu aus den Tropen kommenden Art auf seiner Hut 
sein müssen, um den Mundbesatz nicht zu vernachlässigen, da 
man letzteren nur zu leicht als den eines Fissidens voraussetzt. 

Nachdem dieses längst niedergeschrieben war, empfange ich 
durch meinen scharfsichtigen Neffen Ernst Ule aus der brasilia- 
nischen Provinz Sa. Catharina eine zweite Art, die ich M. Uleana 
senannt habe. Auch sie ist ein winziges Moos, welches, auf Baum- 
stämmen lebend, nur aus wenigen zungenförmig ovalen Blättchen 
besteht, die auf der Rückseite etwas papillös sind. Die Frucht 
befindet sich auf einem zurück gekrümmten, feucht aber sich 
aufwärts krümmenden Stielchen als winzige cylindrische, unter 
der Mündung flaschenförmig zusammengezogene Kapsel mit 
konischem aufrechten Deckelchen, und 16 sehr schmalen unge- 
theilten, für die Frucht aber ziemlich langen und gegliederten 
Zähnchen. Hiernach dürften die Arten nur liliputischkleine 
Pflänzchen sein, die sich aber mehrfach durch einen eigentümlichen 
Charakter von den Fissidens-Arten unterscheiden. Die neue Art 
ist polygamisch und erweist sich schon auf den ersten Blick als 
ein seltsames Moos, «das aber dem vorigen nahe verwandt ist. 
Von ihm unterscheidet es sich, ausser durch rauhe und längere 
Zähne, dadurch, dass es seine verschiedenwerthigen Blüthenknospen 
zu 3—4 an die Spitze des Stengelchens stellt, während sie bei 
M. mirabilis in den oberen Blattachseln stehen; die fruchtbare 
ist aber terminal. — Auch dieses war längst geschrieben, als 
sich bei einer genaueren Untersuchung des Conomitrium hians 
Hpe. von Lagos an der Guineaküste Afrikas eine dritte Art 
herausstellte, welche sich von der oben genannten sogleich durch 
ungesäumte Blätter schon weit entfernt. In Folge dessen ist das 
seltsame Moos, welches von Rabenhorst Fil. auf Steinen 1880 
gesammelt wurde, als M. hians m. zu begrüssen, und so wäre 
die Gattung eigentlich schon vier Jahre früher entdeckt gewesen, 
als sie Mönkemeyer entdeckte, wenn Freund Hampe das ab- 
weichende Peristom untersucht hätte. Übrigens ersehe ich aus 
den Mittheilungen von Brotherus in Helsingfors, dass sein 
Landsmann Wainio im Jahre 1885 in Minas Geraös ebenfalls 
eine eigene Art entdeckte, ‘welche ich M. Wainionis n. sp. ge- 
nannt habe und die den M. Uleana am nächsten mit ihrer zarten 
und cylindrischen Frucht auf kurzen Stielchen und mit ähnlichen 
Zähnen zu stehen kommt. 4 Arten. 


21. Fissidens Hiw. (Spaltzahn) in Fundam. Musc. II. p. 92. 


Zähne des Mundbesatzes 16, nach Art des Dieranum bis 
etwa zur Mitte in zwei dünnere Schenkel gespalten, die wie die 


52 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Basis des Zahnes durch Querbalken gegliedert, im zartesten Zu- 
stande (Antennaria mihi) durch warmen Hauch äusserst beweglich, 
sonst in einen Kegel dicht zusammengeschlossen sind; Mützchen 
halbseitig. 

Wenn man die älteren Botaniker unseres Jahrhunderts liest, 
so muss man erstaunen über den natürlichen Blick, welchen 
Hedwig zeigte, als er diese Gattung aufstellte. Denn da man 
damals, ohne Rücksicht auf andere Moostheile, nur nach dem 
Peristome die Moose klassifizirte, so war es für sie ganz natür- 
lich, sämmtliche hierher gehörende Arten zu Dieranum zu stellen, 
von welchem sie Hedwig trennte Kurt Sprengel (Einleitung 
in d. Stud. d. krypt. Gew. 1804. p. 283) sagte darüber: „Dass 
Hedwig’s Unterscheidung dieser Gattung (Dicranum) in zwei 
besondere, Fissidens und Dicranum, nach dem Stande der männ- 
lichen Blüthen nicht angenommen werden kann, ist für sich klar. 
Der würdige Swartz, Schrader und Fr. Weber sind ebenfalls 
meiner Meinung.“ In der That brachte Letzterer mit seinem 
Freunde D. M. H. Mohr (Bot. Taschenb. auf das Jahr 1807. 
Kiel) alle Fissidentes als Abtheilung wieder zu Dieranum, folge- 
richtig auch Leucröbryum und Dicranella, sodass sich nach der 
alten Klassifikation vier grundverschiedene Moosgattungen fried- 
lich unter einem Dache zusammenfanden, während sie heute 
sogar vier verschiedenen Familien angehören. Nur hatte Sprengel 
darin Recht, dass die Gattung Fissidens nicht nach dem Blüthen- 
stande getrennt werden durfte. Sonst hatten ja die Alten keine 
Ahnung von einem Gesetze der Combinationen, welchem die Natur 
überall folgt, indem sie unter den verschiedensten Modifikationen 
Merkmale wiederholt, wie sie es hier mit dem Dicranum-Peristome 
that, das sie an vier Stellen unterbrachte, welche nach ihrem 
Blattnetze eben in vierfache Familien zerfallen. 

Welche Fülle von Arten die Gattung Fissidens in sich birgt, 
ist schon in der Schilderung der Gruppe hervorgehoben worden: 
sie ist so gross, dass sie dreist mit Bryum und Hypnum in die 
Schranken treten könnte. Bei dieser Sachlage aber steht die 
Gattung doch wieder hinter diesen weit zurück, indem sie sich 
nicht in so viele Sektionen zerlegen lässt, als jene. Wollte man 
nach der Grösse unterscheiden, so gehen die Arten von den 
kleinsten bis zu den grössten allmählich in einander über und 
eine Klassifikation in Fissidentes caulescentes und humiles hat 
keinen morphologischen Sinn. Will man nach dem Blattnetze 
gliedern, so hätte man nur zwei Gruppen anzunehmen: solche 
Arten, deren Blattzellen überaus klein, abgerundet, ‚mehr oder 
weniger papillös sind, und solche, deren Zellen mehr oder minder 
gross und entschieden sechsseitige Maschen bilden. Aber auch 
hier gehen die Arten allmählich in einander über, indem ihr 


Fissidenteae, Spaltzahnmoose. 53 


Blattnetz keine festen Grenzen zwischen beiden Abtheilungen zieht. 
In dieser Noth habe ich schon 1851 mich genöthigt gesehen, zwei 
sanz andere Abtheilungen zu errichten: Pachyfissidens und 
Eufissidens. Die Arten der ersteren, wozu die grössten der 
Gattung gehören, erzeugen starre, horn- oder lederartige Blätter, 
welche oft aus mehreren Zellenschichten bestehen, wodurch die 
Blattzellen höchst undeutlich werden. Aber auch die Arten dieser 
Abtheilung zerfallen nach ihrer Grösse wieder in zwei Gruppen, 
die ich in meinem Herbarium als Microthallia und Macro- 
thallia bezeichnet hatte. Zur ersteren gehört z. B. Fissidens 
glaucescens Hse h.u. F. plumosus Hsch. vom Kap, zu der letzteren 
unser F. grandifrons Brid. nebst seinen wenigen Verwandten, die 
grössten und starrsten ihrer Gattung. Aber auch Eufissidens 
könnte wiederum in zwei ähnliche Gruppen als Micro- und Macro- 
thallia zerfallen, denn einige Arten der letzteren überragen an 
Grösse alles, was die Gattung Fissidens in sich birgt, und diese 
Arten sind zugleich die Vollendung des Typus. Obenan steht in 
dieser Beziehung F. nobilis Grift. vom Himalaya; ein Moos von 
einigen Centimetern Länge und farnartiger Tracht. Ihm gleichen 
mehr oder weniger F. polyphyllus Wils. Irlands, F. filieinus 
Dz. u. Mb. der Sunda-Inseln, F. areolatus Grift. Indiens, F. Japo- 
nicus Dz. u. Mb. und F. Hakonicus m. n. sp. aus Japan, F. ser- 
rulatus Brid. von Teneriffa, Madeira und Italien, F. polypodioides 
Sw. aus dem tropischen Amerika und F. Örstedianus m. aus 
Costarica; alles Arten, welche den breitesten wedelartigen Stengel 
bilden. Alle übrigen Arten bleiben hinter ihnen, z. Th. weit zurück. 
Eine mittlere Stellung nimmt der europäische F. adiantoides oder 
der westindische F. asplenioides unter den Fissidentes caulescentes 
ein; dann folgen die zwergigen Arten. Wie einfach aber auch 
die Formen des Blattes beschaffen sein mögen, so nehmen sie 
doch im trockenen Zustande z. Th. eine recht eigenthümliche Tracht 
an, indem sie sich sehr mannigfach zusammenrollen und dadurch 
kraus werden. Das ist jedoch bei den grössten oben genannten 
Arten weniger, als bei den Arten mittlerer und geringerer Grösse 
der Fall. Bei den mittleren kommt der eigenthümliche Fall vor, 


dass manche Arten — z. B. F. mammillosus m. aus Dar-Fertit, 
F. cymathophyllus m. aus Südafrika, F. glossophyllus m. von 
den argentinischen Cordilleren — an ihren Stengeln zellige 


Hügel über der Anheftungsstelle der Blätter haben, welche im 
trockenen Zustande zusammensinken, im feuchten aber wieder 
als Wärzchen hervortreten. Wahrscheinlich verrichten sie die 
Funktion der Porenspalten. Wo sie erscheinen, können sie höchst 
merkwürdige Artmerkmale abgeben, da sie über jedem Blatte 
regelmässig auftreten. Jede Flora pflegt wenigstens Arten der 
mittleren und geringeren Grösse zu besitzen. Dem Blattnetze 


54 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


nach pflegen bei letzteren diejenigen Arten die grösste Schönheit 
zu entfalten, welche wie die Arten von Reticularia bei Conomi- 
trium ein sehr lockeres Zellnetz und ein Folium limbatum ent- 
wickeln. In dieser Beziehung werden wir jedoch bei Conomitrium 
noch mehr überrascht werden. Nach dem Vorstehenden habe ich 
nun die schwierige Arbeit durchgeführt, die mir bekannten Arten 
zu klassifiziren, an deren strenger Klassifikation ich lange ver- 
zweifelte. 

Dagegen zeigte mir doch ein tiefer eingehendes Studium der 
Fissidensarten, fast unerwartet, eine sehr strenge Gliederung ihrer 
Formen, welche über die ganze Welt mit gleicher Beständigkeit 
reicht; und dies giebt der artenreichen Gattung einen Reiz, den 
sie nicht haben würde, sofern, wie es bisher schien, ihre Arten 
chaotisch oder regellos nach den einzelnen- Kennzeichen ihrer _ 
Organe untereinander gewürfelt wären. Im Gegentheile prägen 
sich die Artenformen unter gewissen grösseren Gesichtspunkten 
so einheitlich ab, dass sie heute, wo bereits eine so grosse Zahl 
bekannt ist, nicht nur eine scharfe Gruppirung erlauben, sondern 
innerhalb derselben eine nahe Verwandtschaft in Blattform und 
Blattnetz bekunden. Nach den mir bis heute bekannten Arten 
unterscheide ich nach wiederholten Untersuchungen zwölf Gruppen 
und stelle selbige zur besseren Übersicht in folgender Tabelle in 
botanischer Kunstsprache vor: 


A. Folia limbata. 


I. Caulis dimorphus. 
1. Heterocaulon. 


II. Caulis monomorphus. 


a) Folio omnino limbata. 
«) Limbus tenuis. 


* Folia lanceolata. 


2. Bryoidium. 


** Folia angustissime linearia. 


3. Pyenothallia. 


P) Limbus crassus. 


4. Pachylomidium. 


b) Folia semilimbata. 


5. Semilimbidium. 


Fissidenteae, Spaltzahnmoose. 


[S}) 
or 


B. Folia elimbata. 


a) Areolatio reticulata. 


6. Aloma. 


b) Areolatio minute rotundata. 
«&) Plantae minusculae parvifoliae. 


- 


‘. Crenularia. 
ß) Plantae majusculae grossifoliae. 
* Folia obtusata. 


8. Amblyothallia. 
** Folia acuminata. 
7 Folia crispata. 


9. Crispidium. 


+r Folia strietiuscula. 


10. Orthothallia. 
tr Folia stricta. 


11. Pachyfissidens. 


ce) Areolatio grosse rotundata. 


13 Sezrıidaum. 


Es ist in der That sehr merkwürdig, wie die Arten innerhalb 
dieses Rahmens zuverlässig verwandt sind und so über die ganze 
Erde sich ausbreiten. Nur geschieht dies, je nach der Gruppe, 
höchst ungleich an Zahl, so dass manche Gruppen — z. B. Bryoi- 
dium alle übrigen weit überragen, während andere — z.B. 
Pachylomidium — nur sehr vereinzelt vorkommen. Doch das wird 
sich am besten kund geben, wenn wir die einzelnen Gruppen 
näher betrachten, die gewissermassen eine aufsteigende Formen- 
reihe innehalten. 


1. Heterocaulon C. Müll. oder Fissidentes heterocaules. 


Pflänzchen sehr klein: Stengel zweierlei Art: die unfrucht- 
baren, wo sie vorhanden sind, mit winzigen aber elegant ange- 


56 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


ordneten Blättchen von rhombisch-ovaler Form, deren lamina 
dorsalis mitunter gänzlich fehlt (F. elamellosus), in der Regel 
mindestens wenig entwickelt ist, während die lamina vera sich 
verhältnismässig bedeutend entfaltet; die. fruchtbaren weit kleiner, 
mit grösseren Blättern, deren lamina dorsalis erst hoch oben an 
der lamina apicalis beginnt und mit dieser eine Art lang ge- 
zogener, gleichsam zweischneidiger Spitze bildet; nur die lamina 
vera pflegt einen deutlicheren limbus zu bilden, während derselbe 
an den Blättchen des unfruchtbaren Stengels verschwindet oder 
doch nur sehr wenig entwickelt ist; Rippe sehr dünn und aus- 
laufend; Blattrand, wo er ungesäumt ist, ganz oder kaum krenu- 
lirt; Blattnetz aus sehr kleinen rundlichen, aber doch nicht 
gerade dunkeln oder papillösen Zellen gebildet. 

Europa kennt diesen Typus nicht; dagegen besitzt ihn Nord- 
amerika in F. Closteri Aust. um Closter in New Jersey als eine 
der winzigsten Arten. Häufiger tritt er in dem gemässigten 
Argentinien auf, nämlich in F. Geheebii m. in Entrerios, so wie 
in F. Hauthali n. sp. aus Buenos-Aires und in Montevideo. Bra- 
silien lieferte dazu F. truncatidens n. sp., F. antennidens n. sp. 
und F. subinclinatus n. sp. in dem subtropischen Santa Catharina. 
Aus Afrika kenne ich nur F. bifrons Schpr., F. longulus n. sp. 
und F. pygmaeus Hsch. (die am längsten bekannte Art!) im Kap- 
lande. Verbreiteter tritt der Typus wieder in Australien auf, am 
meisten in der aussertropischen Provinz Victoria, nämlich in 
F. Sullivani n. sp. vom Ararat in den Grampians, in F. elamel- 
losus Hpe. u. C. Müll.. F. basilaris Hpe. u. C. Müll.. F. semi- 
limbatus Hpe. u. C. Müll.. F. macrodus Hpe., sowie F. sarco- 
phyllus n. sp. vom Mt. Wellington und F. cuspidicalyx n. sp. 
vom Podders Gully auf Tasmania. Auf der Südinsel Neuseelands 
schliesst sich F. ramiger n. sp. an. Zwei Arten bewohnen auch 
das tropische Queensland: F. liliputano-ineurvus n. sp. und F. 
liliputano-bryoides n. sp. Diese Arten haben sich folglich mehr 
der gemässigten, als der heissen Zone zugewendet. In mancher 
Beziehung streifen sie an die Crenularia-Arten an, soweit dies 
Kleinheit und Blattform betrifft, weichen aber entschieden durch 
die oben gegebene Charakteristik, namentlich durch folia semi- 
limbata ab, welche sie dem Semilimbidium näher bringen. 
19 Arten. 


2. Bryoidium C. Müll. oder Fissidentes bryoidei. 


Pflanzen klein, aber auch schon länger, aber stets mit weieh- 
zelligen Blättern, deren Rand stets und überall mit einem dünnen, 
meist hellen limbus, der jedoch manchmal vor der Blattspitze 


Fissidenteae, Spaltzahnmoose. 57 


endet, deren Gewebe aus sechsseitigen Zellen besteht. — Nur 
F. leptocladus n. sp. aus Tasmanien besitzt ein Blattgewebe von 
kleinen rundlichen Zellen. Doch mochte ich die Art nicht in 
eine besondere Rubrik stellen, um die Abtheilungen nicht zu sehr 
zu vermehren. 

Diese grösste und verbreitetste Gruppe könnte wieder in 
zwei Theile gespalten werden, indem der eine eine areolatio reti- 
culata mit ziemlich grossen sechsseitigen Zellen besitzt, während 
der andere ein Gewebe bildet, dessen Zellen, kleiner als die 
vorigen, erst nach längerem Einweichen die sechsseitige Form 
zeigen. Ich habe sie aber nicht zu trennen gewagt, da die Über- 
gänge in diesem Zellgewebe vielfache sind und sämmtliche Arten 
doch leicht an dem überall vorhandenen Blattlimbus erkannt 
werden. Nur ist richtig, dass die Arten mit einem dichteren 
Blattnetze gern gekräuselte Blätter im trockenen Zustande tragen, 
während die der anderen Gruppe höchstens zusammenschrumpfen 
und sich in der Feuchtigkeit schnell ausbreiten. Überall aber 
pflegen die Blätter der eiförmigen und zugespitzten Form zu 
folgen, obgleich einige Arten ihre Blätter mehr abstumpten. 
Immer jedoch ist der allseitige limbus vorhanden. 

Typus dieser Gruppe ist F. bryoides Hdw. und die meisten 
unserer europäischen Arten gehören zu seiner Verwandtschaft: 
F. incurvus Schw. (incl. F. pusillus Schpr.), gymnandrus Buse, 
eyprius Jur., Algarvicus Solms., inconstans Schpr., Bambergeri 
Schpr. Mit Ausnahme von No. 2, 3, 4 und 6 gehören diese 
Arten auch Nordamerika, wogegen es F. limbatus Sulliv. in Cali- 
fornien eigenthümlich besitzt. Zu diesen Arten fügt Mexiko in 
den höheren Regionen F. tortilis Hpe. u. C. Müll., Guatemala 
F. Carionis n. sp. und F. fasciculato-bryoides n. sp., Costarica 
F. plagiocarpus n. sp., F. arcuatulus n. sp. und F. reclinatulus 
n. sp. Das an Fissidensarten so reiche Cuba schliesst sich so- 
gleich mit vier Arten an: mit F. clavipes Sulliv., subelavipes 
n. sp., angustifolius Sulliv. und F. conostegus n. sp. (F. clavipes 
Sull. No. 20 in Coll. Wrisht.), Guadeloupe mit F. flexifrons 
Bescher. und F. Lefevriei Bescher. Auch Surinam gab zwei 
Arten: F. Kegelianus m. und F. intermedius m. Am reichsten 
erwies sich Brasilien, wo nach den Beobachtungen von Ernst 
Ule überhaupt jedes Flussthal seine eigene Art zu haben pflegt. 
Aus der äquatorialen Provinz Rio de Janeiro kenne ich: F. acu- 
tissimus n. sp., subpalmatus Hpe. (sub Conomitrio), aus der sub- 
tropischen Provinz Santa Catharina: F. percrispus n. sp. aus den 
Araukariawäldern der Serre Geral, F. leucopteris n. sp., F. dis- 
sitifohus n. sp., F. Uleanus n. sp., den nahe verwandten F. similis 
n. sp., campylopelma n. sp., pseudo-incurvatus n. sp. pseudo- 
bryoides Schlieph. und F. stoloniformis n. sp., sowie F. cespitu- 


58 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


losus n. sp. Auch Südbrasilien hat zwei Arten dazu beigetragen: 
F. campylopyxis n. sp. und ramulosus Geh. und Hpe. Aus Caldas 
endlich empfing einst S. O. Lindberg F. falcatus Ldbg. und 
luteo-viridis Ldbg., Brotherus den F. micro-incurvatus n. sp. 
Selbst die Nachbarländer haben uns den Typus erschlossen: 
Paraguay durch F. suberispus Bescher., Balansaeanus Bescher. 
und stenocarpus n. sp., Montevideo durch F. vitreo-limbatus n. sp. 
und leptocaulis n. sp.. Corrientes durch F. erispus Mtge. Nicht 
weniger reich, als Brasilien, bewährt sich auch Argentinien. 
Nehmen wir zunächst seine gemässigten Regionen, so gehört 
F. macro-bryoides m. Entrerios an, während F. decursivus m., 
stolonaceus m. und jungermanniopsis m. der Sierra von Cordoba, 
F. inclinatulus n. sp. der Umgegend von La Plata, F. fossicolus 
m. der Provinz Buenos-Aires und F. Ventanae n. sp. der Sierra 
Ventana im patagonischen Argentinien zukommen. Einige ander- 
weitige Arten fallen auf den subtropischen Theil, also das Cordil- 
leren Gebiet, nämlich F. terebrifolius n. sp., synoicus m. plagiothe- 
cioides m., lonchothecius m., odontoloma m., leucodietyus n. Sp. 
und crenatulus n. sp. Seltsamer Weise hat das benachbarte 
Gebiet der Anden, trotz der grossen Mannigfaltigkeit seiner Ober- 
fläche, bisher nur noch wenige Arten geliefert. Ich selbst kenne 
davon nur F. aporrocheilos m., Fendleri m., secundulus n. sp. und 
inclinis aus Venezuela, F. repandus Mitt. aus Ecuador, F. Peru- 
vianus Hpe. aus Peru und F. Wallisi m. vom Paramo de Ruiz 
in Antioquia. 

Dieser Fülle amerikanischer Arten stehen in den übrigen 
Welttheilen verhältnismässig nur wenige Arten gegenüber, sogar 
in Asien. Von hier kenne ich aus der Neilgherries: F. Schmidii 
m., F. nanocarpus n. sp. (F. Schmidii Mitt.) von Ceylon, aus 
dem Sikkim-Terrai (der untersten Waldregion) F. subpalmatus 
m., aus dem Sikkim-Himalaya selbst (7000) F. corticola Hpe., 
aus Singapore F. calodictyus n. sp. von den Andamanen F. per- 
elongatus n. sp., einem Verwandten des folgenden von dem Arra- 
kanischen Boronga-Island F. Borongensis Hpe., aus Java F. Zollin- 
geri Mtge., F. longipes n. sp. von Tonking. 

Afrika hat schon viel mehr Beiträge ergeben: auf Madeira 
F. pseudo-ineurvus Geh., im Nigergebiete F. platybryoides m., 
an der Ostküste im Somalilande F. leptocheilos m. und calci- 
colus m., dann in Taita F. pseudo-rufescens m., auf der Insel 
Nossi-be F. Nossibeanus n. sp. und obsoletidens n. sp., auf dem 
benachbarten Madagascar F. leucocinctus Hpe. Aus dem Inneren 
sind, von Dr. Schweinfurth gesammelt, F. liliputanus m. im 
Lande der Monbuttu und F. lepidopiloides m. im Lande der Djur 
bekannt geworden. Selbst das grossartige Alpenland Abessiniens 
ergab ein paar Arten: F. Simensis Schpr. und F. helietocaulis m., 


Fissidenteae, Spaltzahnmoose. 59 


das Hochplateau von Leikipia F. lineari-limbatus mihi. Alle diese 
Arten fallen in den Tropengürtel, aber ihnen stellt Südafrika 
allein eine noch grössere Zahl entgegen, welche die heisse und 
gemässigte Zone bewohnen: am Zambesi F. Menyharti n. sp. im 
Kaplande F. rufescens Hsch., pauperrimus m. (paucifolius m. in 
Coll. Rutenberg.), flavescens Hsch., Mac-Owanianus n. sp.) Breu- 
telii Schpr., marginatus Schpr., ischyro-bryoides n. sp., remoti- 
folius m., malaco-bryoides n. sp., cuspidatus m., Gueinzii m. und 
subremotifolius n. sp. von Transvaal. Diese Fülle gab allerdings 
ehemals, wo die übrigen Welttheile' nur noch sehr schlecht bryo- 
logisch untersucht waren, dem Prof. Hornschuch in Greifswalde 
Recht, als er das Kap der guten Hoffnung für das eigentliche 
Vaterland der Fissidensarten hielt, was nicht zutrifft. 

Von den Südsee-Eilanden kenne ich nur eine Art: F. daltoniae- 
folius m. von den Samoanen; so wenig ist bisher auf diesen 
fruchtbaren Inseln nach Fissidensarten gesucht worden, die hier 
sicher in grösserer Zahl erscheinen. Dafür ergänzt Australien 
einigermassen diese Lücke. So kenne ich aus Neuseeland F. Cheese- 
mani Geh. n. sp., ferner F. gonioneurus n. sp., F. lineari-limbatus 
n. sp.. F. campyloneurus n. sp., F. inclinabilis n. sp. auf dam- 
pfender Erde bei Christchurch, auf Gippsland F. linearis Brid., aus 
Victoria F. nanopyxis n. sp., aus Neu-Süd-Wales F.leptoloma n. sp., 
aus Queensland F. Dietrichiae m., F. densifolius Brother., F. undato- 
decurrens n. sp. und pungens Hpe. u. C. Müll. (bartramiocarpus 
und incurvo-bryoides in schedulis), ferner F. microlecythis n. sp. 
von der Trinity-Bey, F. leptocladus n. sp. von Tasmania und 
F. Bescherellei n. sp. von Neu-Caledonien (Zollingeri Bescher. in 
Balansae Coll. No. 3887) 120 Arten. 


3. Pyenothallia C. Müll. oder Fissidentes linealifolii. 


Pflänzchen zwar dichte Räschen bildend, aber sehr winzig, 
einfach; Blätter äusserst schmal lineal-lanzettlich und zugespitzt, 
mit einer wenig oder doch nur hoch oben an der Achse ent- 
wickelten lamina dorsalis, sonst überall mit einem limbus angus- 
tissimus umgeben und aus sehr kleinen sechsseitigen Zellen zu- 
sammengesetzt. 

Diese Arten weichen folglich typisch nicht von Bryoidium 
ab, da sie Blattnetz und Blattsaum der letzteren einhalten, ge- 
hören aber als eigene Gruppe dennoch zusammen, weil sie sämmt- 
lich die grösste Verwandtschaft zu einander haben. Die ausser- 
ordentliche Schmalheit ihrer Blätter äussert sich in solche Weise 
nicht bei Bryoidium, obgleich z. B. F. linearis Australiens selbige 
recht schmal besitzt. Ich kenne indess nur wenige Arten: 


60 Acrocarpi, Spaltzahnmoose. 


F. Fritzei Geh. n. sp. von Madeira, F. subglaucissimus Brother. 
von der Insel Sn. Thome im Busen von Guinea, F. pycenophyllus 
n. sp. vom Kaplande, F. perangustus n. sp. von Neu-Caledonien 
und F. indistinetus m. von Jujui im subtropischen Argentinien. 
5 Arten. 


4. Pachylomidium C. Müll. oder Fissidentes pachylomati. 


Pflanzen mehr oder weniger kräftig und verzweigt: Blätter 
wie bei Bryoidium, nur mit einem limbus crassus überall ver- 
sehen. 

Wie die vorige Gruppe, fällt auch diese mit Bryoidium 
typisch zusammen; denn ihre Arten sind gewissermassen nur die 
Wasserformen der Fissidentes bryoidei, da sie alle in der Nähe 
von Wasserfällen wohnen. Doch hätten sie, gleich den vorigen 
Arten, unter allen Umständen eine eigene Kategorie für sich 
bilden müssen, und so stehen sie denn als Pachylomidia inner- 
halb des Bryoidium-Rahmens als ausgezeichnete Form da. Ihr 
Typus sind bei uns F. rufulus Schpr. oder F. crassipes Schpr. 
oder F. rivularis Schpr.; drei europäische, höchst nahe verwandte 
Arten. In Kalifornien vertritt F. ventricosus Lesq. den ersteren 
als gute Art., im subtropischen Brasilien erscheint auf den 
steinigen Ufern des Itajahi in St. Catharina F. saxicolus n. sp. 
und F. protractinervus n. sp. in der Kolonie Blumenau an Steinen 
der Garcia, sowie B. oediloma n. sp. in Minas Geraös auf der 
Serra de Caldas an Steinen der Bäche, eine Art mit sehr ver- 
diekten Blattzellen. Dieselbe Provinz besitzt übrigens in F. cre- 
natulus n. sp. an Steinen ihrer Flüsse eine Art mit weit grösseren 
Blattzellen und F. pugioninervis n. sp. aus den Bächen San Paulos, 
weicht nur durch eine kurz aber dick auslaufende Blattrippe ab. 
In Abessinien wiederholt F. pachyloma m. vom Bachit in Semea 
(12,000) die zweite europäische Art: in Chile gesellt sich 
F. Lechleri Hpe. im Venezuela (Tovär) F. Goebeli n. sp., in 
Tasmania F. rigidulus H. u. W. hinzu, während die Provinz 
Imerina im centralen Madagascar sogleich zwei neue Arten hin- 
zufügt: F. euryoloma n. sp. und F. rubenti-marginatus n. Sp. 
14 Arten. 


5. Semilimbidium C. Müll. oder Fissidentes semilimbatı. 


Pflanzen winzig, einfach; Blätter klein, aus sehr winzigen 
rundlichen Zellen gewebt, meist undurchsichtig und oft an dem 
Rande der lamina dorsalis und apicalis papillös hervorspringend, 


Fissidenteae, Spaltzahnmoose. 61 


am Rande der lamina vera aber allein mit einem limbus ver- 
sehen. 

Sowie der limbus nicht mehr das ganze Blatt einfasst, sinkt 
das bisher so deutlich sechsseitige Zellgewebe hier auf seine ein- 
fachste Stufe und gewährt nicht mehr den angenehmen Anblick. 
Dagegen fällt der ästhetische Schwerpunkt auf die Form der 
Blätter, welche oft einen eleganten kleinen Wedel bilden, und 
auf ihre Rippen, die entweder bei völliger Undurchsichtigkeit 
des Zellgewebes mehr oder weniger hyalin, oft aber auch schön 
gelb oder eisenfarbig braun werden. Alle hierher gehörigen Arten 
fallen fast ausschliesslich der Tropenzone anheim. 

Zunächst treten sie auf den westindischen Inseln auf mit 
F. Portoricensis Hpe. aus Portorico, F. leptoprion n. sp. und F. 
rufo-costatus n. sp. von Cuba, F. hemiloma Bescher. und F. flavi- 
frons Bescher. Das tropische Brasilien betheiligt sich an dem 
Typus mit F. haemicheilos n. sp. (F. semilimbatus Spruce Coll. 
No. 539) vom Rio Negro, F. Hornschuchii Mtge. und F. inaequus 
n. sp. aus Rio de Janeiro, das subtropische Sa. Catharina mit 
F. microblastus n. sp., monomorphus n. sp., paucifolius n. sp., 
pseudo-monomorphus n. sp. und acicularis n. sp. Letzterer 
empfängt in F. subacicularis n. sp. aus Minas Geraös einen nahe 
Verwandten. Auch die Serra Geral in Sa. Catharina lieferte 
dazu F. nanoloma n. sp., welcher nur an dem ersten Blatte einen 
schwach entwickelten Saum hat. Aus dem andinischen Amerika 
besitze ich F. tenuifolius Mitt. aus Peru, F. semimarginatus n. sp. 
und F. Moritzianus m. aus Venezuela. Südlicheren Weges „ab 
Paraguay einen Beitrag in F. glaucifrons Bescher. Noch dünner 
sind die Arten im tropischen Asien gesäet: auf Ceylon durch 
F. socialis m., auf den Andamanen durch F. simplex n. sp., im 
Sikkim-Terrai durch F. Titalyanus m., in Birma durch dureh F. 
granulatus Hpe. und F. suberenulatus Hpe., auf Java durch F. 
Holleanus Dz. und Mb. — Reichlicher wieder treten sie in Afrika 
auf: an der Westküste F. basicarpus m. und F. glaucopteris n. sp. 
im niederen Kamerun, auf Madagascar F. ferrugineus m., Made- 
gassus Schpr., Imerinae n. sp. auf Nossi-be F. Nossianus Bescher. 
und F. flavo-limbatus Bescher. Die beiden letzten Arten fallen 
auf das Kapland: F. submarginatus Bruch und F. megalotis Schpr. 
Oceanien lieferte F. chioneurus m. auf St. Helena, F. nutans m. 
auf den Fidschi- und Samoainseln; Australien endlich kennt den 
Typus in F. vittatus Mitt. auf. Tasmania. 34 Arten. 


6. Aloma C. Müll. oder Fissidentes pellueidi. 


Pflanzen ganz wie bei Bryoidium; Blätter oval oder gern 
lineal und zugespitzt:; Blattzellen ein oft sehr anmuthiges sechs- 


62 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


seitiges Maschengewebe bildend: Blattrand gänzlich ohne Saum, 
dagegen hier und da etwas krenulirt durch hervorspringende 
Zellen. 

Diese schönen Arten würden zu Bryoidium gehören, wenn 
ihre Blätter einen allseitigen limbus besässen. Ohne denselben 
aber bilden sie sicher eine ganz eigenartige Gruppe, welche eben 
mit Bryoidium parallel geht. Europa kennt sie in F. Bloxami 
Wils., den Schimper für F. exilis Hdw. hält. In Nordamerika 
taucht er schon artenreicher auf in F. exiguus Sulliv., F. minu- 
tulus Sulliv. und dem stumpfblätterigen F. obtusifolius Wils. 
(F. Arnoldi Ruthe). Noch reicher ist die tropische Zone Amerikas: 
auf Cuba durch F. fuscatulus n. sp., in Guyana durch F. lepto- 
phyllus Mtge., in Brasiliens Tropen durch F. grandiretis n. sp., 
tlexinervis Mitt., muriculatus Mitt., pellucidus Hsch. (F. astero- 
dontius m.), nanosetus n. sp. aus den Araukariawäldern Sa. Catha- 
dinas, F. squamulatus n. sp. vom Tubaraogebiete und brachypus 
Mitt., in Venezuela durch F. validi-costatus Sulliv. — Aus dem 
äquatorischen Asien besitze ich folgende Arten: F. discolor Wils., 
F. terminiflorus Mitt. auf Ceylon, F. lancifolius Hpe. aus Sikkim- 
Himalaya (S—10, 000°) F. jungermannioides Griff. aus den Ge- 
birgen Khasiyas (4000), F. urceolatus Hpe. aus Birma, F. cras- 
sinervis Lac. von den Gehängen des Salak auf Java (2500) und 
F. lacer n. sp. von den Andamanen. — Das grosse, fast durch- 
weg so heisse Afrika hat mir bisher nur folgende Arten geliefert: 
F. Alexandrinus Lrtz. aus Aegypten, F. Bogosicus m. aus den 
abessinischen Bogos-Ländern (4500), F. grossiretis m. aus dem 
Monbuttulande, F. eryptarum m. aus dem Bongo-Lande, F. chry- 
soneurus n. sp. von Kamerun, nebst F. pulcher n. sp. und F. 
sigmocarpus n. sp., dann F. Calabariae n. sp. von Old Calabar. — 
Aus Oceanien kam bisher nur F. fissicaulis m. von den Fidschi- 
Inseln, aus Australien nur F. assimilis n. sp. von Sydneys Küste. 
Diese letzte Art streift bereits sehr an die Arten von Crispidium 
an, nur dass ihre Blattzellen grösser sind und sich mehr denen 
von Aloma nähern. Eine andere Art (F. applanatus n. sp.) vom 
Richmond-River in Neusüdwales hat wenigstens ein sehr kleines 
Blattnetz. Eine letzte Art gab Neuseeland in F. leptochaete n. sp. 
32 Arten. 


7. GCrenularia €. Müll. oder Fissidentes crenulatifolii. 


Pflänzchen ganz wie Semilimbidium, nur dass ihre Blättchen 
keinen limbus haben, darum auch mehr am Rande gezähnelt 
sind; obgleich diese Eigenschaft mitunter sehr unterdrückt ist. 
Sämmtliche Arten haben einen weissen oder etwas gelblichen Nerven. 


Fissidenteae, Spaltzahnmoose. 63 


Europa besitzt hiervon keine Art und in Nordamerika. kenne 
ich nur F. Ravenelii Sulliv. aus Südcarolina. Derselbe schweift 
bereits nach Westindien hinüber, woher ich schon folgende Arten 
besitze: F. cuspidulatus Sulliv., densiretis Sulliv., pulchrijugus 
n. sp., microcaulos n. sp., sublagenarius n. sp., sulphurinervis 
n. sp. und F. dispar Bescher. von Guadeloupe. Eine der schon 
am längsten bekannten Arten ist F. prionodus Mtge. aus Guyana; 
eine sehr typische Art, welche den Aloma-Arten sehr nahe steht, 
aber durch ein sehr papillöses Blattnetz und kleinere rundliche 
Zellen abweicht. Brasilien ist auch hier die reichste Zone durch 
verschiedene Arten: F. dimorphus m., granulosus n. sp., crenu- 
latulus n. sp., bellifrons n. sp., flavinervis Mitt., brevifalcatus 
n. Sp., curvinervis n. sp. und albinervis n. sp., sämmtlich der 
tropischen oder subtropischen Zone angehörig. Aus dem weiten 
und mannigfaltig gestalteten Argentinien kenne ich nur F. prio- 
nocheillos m. in Entrerios, aus Centralamerika endlich nur 
F. Bernoulli Schpr. in Guatemala. — Diesen verhältnismässig 
vielen amerikanischen Arten gegenüber lieferte nur Asien wenige, 
nämlich: F. Ceylonensis Dz. und Mb. auf Ceylon und Java, 
F. Antrophyi m. auf Ceylon, F. polysetulus n. sp. im Sikkim- 
Himalaya (6000'), F. subspathulatus Hpe. und crocatus Hpe. in 
Birma. — Afrika übertrifft Asien durch ein paar Arten: durch 
F. Rabenhorstii Hpe. von Lagos an der Küste von Guinea, durch 
den prächtigen F. purpureocaulis n. sp. von der Insel Sn. Thom& 
mit purpurner Achse und entfernt stehenden Blättern, sowie den 
verwandten F. leucocaulis n. sp. derselben Insel, durch F. Danckel- 
manni m. von der Insel Eloby im Busen von Guinea, durch 
F. Stirtoni n. sp. von Victoria und durch F. sarcophyllus n. sp. 
von Kamerun an der tropischen Westküste, durch F. alomoides 
n. sp. von Kamerun, durch F. horizonticarpus m. aus der Kuilu- 
Niederung, F. Borgenii Hpe. aus Natal, F. subobtusatus n. sp. 
vom Lake Chriss in Transvaal, F. Dornbyi Schpr. von Mauritius, 
F. reflexus Hpe. aus Madagascar, F. Hildebrandti m. von der 
Somaliküste und F. pugionifoius m. aus dem centralafrika- 
nischen Lande der Niam-niam. — Oceanien beherbergt den Typus 
in F. inconspicuus Mitt. auf den Samoanen, Australien in F. leu- 
coneurus n. sp. aus Queensland, F. paucifolius Bescher. aus Neu- 
Caledonien und F. bicolor Hpe. aus Neu-Irland. 42 Arten, sämmt- 
lich tropisch oder halbtropisch. 


8. Amblyothallia €. Müll. oder Fissidentes obtusifolii. 


Pflanzen kräftig, mit mehr oder weniger starren, im trockenen 
Zustande aber meist gekräuselten Blättern mit abgestumpfter oder 


64 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


stumpflicher Spitze: Blattnetz aus rundlichen, mehr oder minder 
undurchsichtigen Zellen gebildet; Blattrand glatt, ohne limbus; 
Form des Blattes zungenartig verlängert; Blattrippe ‘gern knie- 
förmig gebogen und bleich. 

Diese Arten weichen ihrer Tracht und Blattformung nach 
zwar von denen der Gruppe Crispidium nicht ab, erlangen aber 
durch die stumpfe Spitze des zungenartigen Blattes und durch 
meist sehr kräftige Stengel eine so auffallende Verschiedenheit, 
dass sie leicht von allen übrigen Gruppen zu unterscheiden und 
auch nicht mit den stumpfblättrigen Arten mancher anderen 
Gruppen zu verwechseln sind. Die meisten Glieder der Gruppe 
fallen auf die Tropenzone, die wenigsten auf die gemässigte. 
Westindien kennt den Typus in F. rugosulus n. sp. cf. auf Cuba, 
Venezuela in F. genunervis m., Ecuador in F. turbinatus Tayl. 
um Quito (10,000). Das centrale Amerika hat zwei kräftige 
Arten hervorgebracht: F. linguatus n. sp. und F. gracilifrondeus 
n. sp. „in Guatemala. Brasilien gab mir folgende Arten: F. stipi- 
tatus Angstr. um Petropolis, F. obtusatus Hpe., um Rio de 
Janeiro, F. seriatus n. sp. aus der Serra de Caldas in Minas 
Geraös von Steinen der Bäche, F. acuto-ligulatus n. sp. und F. 
lingenifolius n. sp. an den Gewässern von Santa Catharina, das 
auf feuchten Sandsteinfelsen der Serra do Oratorio noch den 
stolzen F. spectabilis n. sp., an Bachufern den F. araucarieti 
n. sp. auf der Serra Geral hinzufügt. Argentinien besitzt den 
Typus in F. pycenoglossus m. in der gemässigten Sierra de Cor- 
doba und in F. glossophyllus m. ebendaselbst, von wo er auch 
in die subtropischen Hochgebirge übergeht. — Im tropischen 
Asien erscheint die Gruppe nicht besonders kräftig entwickelt in 
F. Kurzii m. aus dem nördlichen Bengalen und in F. auriculatus 
m. der Rajemehal-Hills ebendaselbst. Dagegen führt sie Madeira 
in F. obtusulus n. sp. schon recht kräftig und Afrika schliesst 
sich an mit dem langstengeligen F. amblyophyllus n. sp. in Natal 
und Transvaal, F. Boivinianus Bescher. auf Bourbon, F. ligulinus 
n. sp. auf Madagascar, F. Duseni n. sp. und F. nematopteris n. 
sp. in Kamerun, endlich mit F. caloglottis m. auf dem grasigen 
Scheitel des Kilima-Ndscharo. — Australien gab bisher F. pulvi- 
natulus n. sp. aus Victoria, F. substrumulosus n. sp. aus Neu- 
Caledonien. F. obtuso-acuminatus n. sp. um Brisbane in Queens- 
land und F. commutatus m. 27 Arten. 


9. Crispidium C. Müll. oder Fissidentes erispifolii. 


Pflanzen etwas kräftig, mit mehr oder weniger starren, im 
trockenen Zustande gekräuselten, zugespitzten Blättern; Blattrand 


Fissidenteae, Spaltzahnmoose. 65 


ohne limbus und glatt; Blattnetz aus kleinen rundlichen Zellen 
bestehend. 

Diese Moose unterscheiden sich von denen der vorigen 
Gruppe weniger durch gekräuselte, als durch mehr oder weniger 
scharf zugespitzte Blätter, stimmen aber mit ihnen im übrigen 
Blattbaue völlig überein. Da jedoch die abgestumpften und 
zungenförmigen Blätter ohne allen Zweifel etwas ganz Eigen- 
artiges an sich tragen, so mussten die Arten von den Verwandten 
mit zugespitzten Blättern nothwendig getrennt werden, obgleich 
z. B. F. amblyophyllus durch halb abgestumpfte und halb etwas 
zugespitzte Blätter eine Art Mittelstellung einnimmt. Aehnliches 
habe ich auch über die Verwandtschaft zur folgenden Gruppe 
auszusagen. Von dieser unterscheiden sich die Crispidia nur 
durch weit kleinere Blattzellen, durchschnittlieh auch durch ge- 
ringere Grösse, sowie durch einen meist völlig glatten, seltener 
etwas krenulirten Blattrand und schärfer zugespitzte Blätter. 
Dagegen weichen die Serridia durch weit gröbere Blattzellen 
und stumpfere Blattspitzen, sowie durch die Neigung, letztere 
mit Zähnen zu versehen, und durchschnittlich durch kräftigere 
Tracht ab. 

Europa kennt diesen Typus nicht. Auch in Amerika beginnt 
er erst auf den westindischen Inseln mit F. densijugus n. sp., 
semidorsalis n. sp. und similiretis Sulliv. Von da müssen wir 
sogleich auf das tropische Asien überspringen, woher ich aber 
auch nur F. Zippelianus Br. Jav. auf Java für den ostindischen 
Archipel kenne. In Bengalen bewohnt F. teraicola m. das Terai 
oder die unterste Waldzone zum Sikkim-Himalaya, von welchem 
ich F. pallidulus n. sp. und F. involutus Mitt. empfing. Aus 
Birma und ähnlichen Regionen kenne ich F. diversifolius Mitt. 
und F. corneus n. sp. Diesem sehr ähnlich ist F. subcorneus n. sp. 
von den Andamanen-Inseln. Aus China kenne ich F. micropoma 
n. sp. von Hongkong. — Afrika ist reicher an Arten: die West- 
küste besitzt F. Mönkemeyeri m., eine ziemlich stattliche Art 
von Fernando Po, F. Cameruniae n. sp. an der Westküste, F. 
Somaliae m. von der Somaliküste, F. mammillosus m. aus Dar- 
Fertit, F. undifolius m. vom grasigen Scheitel des Kilima-Ndscharo. 
Südafrika erfreut sich des F. glaucescens Hsch., F. afro-asplenioi- 
des n. sp. in Somerset-East, F. Nataliae n. sp., beide im tropischen 
Natal, sowie des F. lanceolatus Bruch und aus dem oceanischen 
Afrika kamen F. ellipticus Bescher. und F. ovatus Brid. von 
Bourbon, F. Comorensis m. von den Comoren-Inseln, der ziemlich 
langstengelige F. Mahorensis m. (F. glaucescens var. Maho- 
rensis Bescher.) von Mayotta, F. Arbogasti Rem. u. Card. von 
St. Marie auf Madagascar, und F. pseudocomorensis n. sp. von 
der Insel Nossi-b& bei Madagascar. — Oceanien ergab F. Hele- 


C. Müller Hal. Genera muscorum. 5 


66 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


0 
nicus Geh. von St. Helena, F. delicatulus Angstr. von Honolulu 
auf den Hawai-Inseln und F. Samoanus m. von den Samoanen 
und Fidschi’s. — Australien endlich betheiligte sich mit F. Keria- 
nus n. sp. von der Ker Range (5200) in Queensland, mit F. 
oblongifolius Hook u. Wils. von Neuseeland und Tasmanien, mit 
F. Walteri n. sp. aus Gippsland, F. leptopelma n. sp. und Woll- 
sianus n. sp. aus Neusüdwales. — Bei ein paar dieser Arten 
entdeckte ich, wie früher schon bemerkt, über dem Insertions- 
punkte der Blätter ein merkwürdiges Organ, nämlich eine blasen- 
artige Auftreibung, welche im Trockenen in sich selbst mehr oder . 
weniger zurückfällt, dagegen im aufgeweichten Zustande gleich 
einer zarten Warze hervorquillt. Ich fand sie zuerst bei F. mam- 
millosus und glaube nicht zu irren, wenn ich sie als eine Art 
von Ersatz einer Porenspalte betrachte. 33 Arten. 


10. Orthothallia CE. Müll. oder Fissidentes strietifolii. 


Pflanzen kräftig, starr; Blätter entweder starr aufrecht oder 
an den Spitzen etwas hakenartig gekrümmt, lederartig; Blattrand 
ganz und glatt: Blattzellen sehr winzig, rundlich. 

Auch diese Arten stehen den vorigen sehr nahe; wenn man 
jedoch manche von ihnen, z. B. F. plumosus, fasciculatus oder 
Boryanus mit ihnen vergleicht, so ist der Unterschied durch die 
starr-aufrechten Blätter ein sehr bedeutender. — In Folge dessen 
habe ich nicht umhin gekonnt, auch diejenigen Arten hierher zu 
ziehen, deren Blätter wenigstens nicht gekräuselt und schnecken- 
artig zusammengerollt sind, sondern nur ihre Spitzen hakenartig 
krümmen. Im Ganzen werden diese Moose zwar kräftig, entwickeln 
aber nur selten einen längeren Stengel, welcher aber bei den 
kürzeren Arten breite Rasen bildet, in denen die Stengel gleichsam 
wie Schuppen über einander liegen; um so mehr, als sie eben 
lederartig derb und glänzend sind. Sie alle gehören nur warmen 
Regionen an. So erscheint F. petrophilus Sulliv. auf Cuba, F. lon- 
eifaleatus n. sp. u. F. pseudostipitatus n. sp. im äquatorialen und 
subtropischen Brasilien, F. campylopus Mtge. in Chile. Asien hat 
folgende zu verzeichnen: F. Hongkongiae n. sp. (F. pungens 
Sulliv. nee Hpe. u. C. Müll.) in Hongkong, F. Teysmannianus 
Dz. u. Mb. auf Java, F. nigro-viridis n. sp. (F. geminiflorus Hpe. 
nec Dz. u. Mb.) in Sarawak auf Borneo, F. lutescens n. sp. und 
F. ceraspedophyllus n. sp. in Birma, F. marginatulus n. sp. auf 
den Andamanen, F. circinnatus Hpe. im niederen Sikkim. — 
Afrika ergab die meisten Arten im Kaplande: F. fasciculatus 
Hsch., Thunbergii Brid., cymathophyllus n. sp., Rehmanni n. sp. 
und glaucescens Hsch., während das oceanische Afrika nur F. 


Fissidenteae, Spaltzahnmoose. 67 


planifolius Bescher., und Boryanus Bescher. lieferte. — Australien 
hat ähnliche Formen aufzuweisen: F. pallidus Hook. u. Wils. in 
Neuseeland, F. subapplanatus n. sp. und applanatus n. sp. in Neu- 
südwales, F. Whiteleggeanus n. sp. ebendaselbst und in Queens- 
land, F. Kriegeri Bescher. in Neucaledonien. 23 Arten. 


11. Pachyfissidens C. Müll. oder Fissidentes crassifolii. 


Pflanzen lang und büschelförmig verästelt, mit dickem Stengel; 
Blätter steif-aufrecht, kurz, schmal, lanzettlich und zugespitzt, im auf- 
geweichten Zustande fast fleischig; Blattrand ganz und glatt; Blatt- 
zellen diekhäutig; Tracht fast wie bei Octodiceras; Frucht, soweit 
sie bekannt, ziemlich langgestielt und klein, terminal oder lateral. 

Sämmtliche Arten bewohnen das Wasser, und zwar oft an 
den bedeutendsten Katarakten, wie am Rheinfalle bei Schaffhausen 
und am Niagara, wo F. grandifrons Brid., die älteste bekannte 
Art, gefunden wird. Ich kenne nur noch folgende ähnliche statt- 
liche Arten: F. subgrandifrons m. aus einer Höhe von 7000—8000 FE. 
der Himalaya in Tibets Industhale, F. planicaulis Bescher. von 
Kuroishi in Japan, F. Yünnanensis Bescher. aus der chinesischen 
Provinz Yünnan (2800 m), mit lateraler Frucht, dem vorigen 
innig verwandt, und F. acutifrons n. sp., welchen Dr. A. Regel 
1882 in Turkestan zwischen 6000—7000 F. Höhe sammelte, 
während er in ähnlicher Lage im Gebiete des Amu-Darja (Oxus) 
im Pändsch eine weit robustere Art, F. carnosus n. sp., dazu 
entdeckte, ferner F. insignis Schpr. vom ÖOrizaba in Mexiko, 
endlich F. rigidulus Hook. u. Wils. in Tasmanien und an feuchten 
Felsen der australischen Alpen. Herrliche Moose von üppigster 
Vegetation! — 8 Arten. 


12. Serridium C. Müll. oder Fissidentes polypodiacei. 


Pflanzen kräftig, z. Th. sehr stattlich und dann sehr ästig; 
Stengel mehr oder weniger lang und farnartig gestaltet; Blätter 
ziemlich breit und gross, mit breiter meist kurzer Spitze, am 
oberen Theile gern gesägt oder doch mit der Neigung, den Blatt- 
rand zu unterbrechen, selten mit einem gesägten limbus; Blattnetz 
aus groben, derben, rundlichen Zellen bestehend; Blattrand oft 
durch hellere Zellen gesäumt. 

Durch diesen Typus erlangt Fissidens seine grösste Statt- 
lichkeit, wie schon diejenigen Arten bezeugen, welche die älteren 
Bryologen F. polypodioides, asplenioides, adiantoides und taxifolius 
nannten, obgleich dieselben in keiner Weise mit dem so viel 

5* 


68 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


stattlicheren F. filieinus oder F. nobilis wetteifern könnten. Merk- 
würdig genug, nimmt gerade das gemässigte Europa an dieser 
schönen Formung regen Antheil durch F. polyphyllus Wils., Wel- 
witschii Schpr., adiantoides Hdw., decipiens De-Not., taxifolius Hdw. 
und den herrlichen F. serrulatus Brid., der, ursprünglich auf 
Teneriffa und den Canarischen Inseln entdeckt, auch dem Mittel- 
meergebiete Algeriens, Portugals und Italiens angehört. Nord- 
amerika beansprucht zwei ganz verschiedene Arten: F. subbasilaris 
Hdw. und F. polypodioides Hdw., welcher letztere aus den Golf- 
Staaten nach Westindien hinüber tritt, wo diese schöne Art ver- 
schiedene Inseln bewohnt, um schliesslich selbst noch in Venezuela, 
sowie im Mittelamerika aufzutreten. Auf Cuba habe ich noch 
F. amblystegioides n. sp. und asplenioides Sw., auf Jamaica F. 
austro-adiantoides n. sp., auf Martinique F. Martinicensis n. Sp. 
zu verzeichnen. Centralamerika gab mir F. eircinans Schpr. und 
F. pallido-marginatus n. sp., aus Mexiko, den schönen und statt- 
lichen F. Oerstedianus m. aus Costa-Rica. Sonst kenne ich aus 
Amerika nur noch F. maschalanthus Mtge. aus Chile. — Dagegen 
reiht sich Asien als die reichere Zone mit den stattlichsten Arten 
an, denen freilich auch schmalwedelige zur Seite stehen, wie 
überall, wo Polypodium-artige Arten erscheinen. Zu den schmal- 
stengeligen Arten gehören F. Beccarii n. sp. von Sumatra, F. 
geminiflorus Dz. u. Mb. auf Java, F. flaceidus n. sp. von Birma, 
F. neckeroides Griff. auf dem Sikkim-Himalaya (8—10000'), F. 
anomalus Mtge. auf den Neilgherries, F. eryptotheca Dz. u. Mb. 
der Sunda-Inseln, F. cristatus Wils. auf Java. Zu den breit-stenge- 
ligen Arten zählen sich F. areolatus Griff. in Khasiya und Birma, 
F. nobilis Griff. im Sikkim-Himalaya und F. filieinus Dz u. Mb. 
der Sunda-Inseln. Sogar Japan hat noch zwei stattliche, an F. ser- 
rulatus erinnernde Arten aufzuweisen: F. Japonicus Dz. u. Mb. 
mit entschieden gesäumten Blättern und F. Haconicus n. sp. aus 
dem Hakourgebirge „mit ungesäumten Blättern. — Zwei oceanische 
Arten. F. pacificus AÄngstr. und F. Mauiensis n. sp. (8000° vom 
Haleakala) der Hawaii-Inseln gehören zu der schmal-stengeligen 
Arten. — In Australien kehren dieselben beiden Formen wieder: 
die schmal-stengelige Form in F. Zürnianus n. sp. von Neuseeland, 
die noch viel zwergigere in F. arcuatus Beschr. und F. Neocale- 
donicus Bescher. in Neucaledonien, als breitblätterige Form in 
F. serrato-marginatus n. sp. aus Südaustralien. — Von allen 
diesen Arten nehmen F. nobilis und filieinus in der Tracht den 
ersten Rang ein, wogegen F. cryptotheca durch seine eingesenkten 
Früchte ganz einzig dasteht. Sehr eigenthümlich ist auch F. serri- 
limbatus n. sp. aus Neuguinea, welcher an Orthotheca unter Syr- 
rhopodon erinnert. 36 Arten. 

UÜberblickt man diese grosse Menge von Arten, so muss man 


Fissidenteae, Spaltzahnmoose. 69 


sich nur wundern, wie die Natur es fertig brachte, innerhalb 
dieser 12 Gruppen so viele Arten hervorzubringen, da es doch 
kaum einen einfacheren Bau geben kann, als einen Fissidens. Es 
stehen ihr hier zu Gebote: die Verschiedenheit des Blüthenstandes, 
Bau und Verzweigung des Stengels, Form des Blattes und Blatt- 
netzes, Fruchtstand, Form der Frucht, des Deckels, des Mund- 
besatzes. Das ist im Ganzen wenig genug, aber schon durch kleine 
Abweichungen weiss sie beträchtliche Unterschiede zu machen. 
So z. B. durch die lamina dorsalis, ob dieselbe bis unter den 
Insertionspunkt des Blattes herab reicht, oder ob sie erst hoch 
über denselben sich entwickelt, wodurch stets eine ganz eigen- 
thümliche Form das Blattes, aber auch des ganzen Wedels entsteht. 
Wie das Dasein oder Fehlen eines Blattlimbus wirkt, ist in 
dem Vorstehenden klar genug geworden. Wie selbst der Blattrand 
durch hervorspringende Zellen oder auch durch Papillen granulos 
oder zart crenulirt werden kann, kann man bei einzelnen Arten 
in ganz auffallender Weise beobachten. Kurz und gut: es giebt 
kaum einmal so viele Gelegenheit unter den Laubmoosen, in die 
raffinirte Combinationsgabe der Natur und ihr Laboratorium zu 
sehen, wie bei den Fissidentes. Von diesem Standpunkte aus be- 
trachtet, wo die Systematik zu einer Physiologie der Form wird, 
gewinnen die einzelnen Arten alsbald das rechte Interesse für 
den Bryologen, dem es aber nicht auf die Zahl der Arten schlecht- 
hin, sondern auf das Gesetzliche ankommt, welches so viele Arten 
durch die einfachsten Mittel hervorbringt. Die Fissidens-Arten 
können als ganz besonders feine organische Reagentien für jede 
Abweichung von den chemisch-physikalischen Bedingungen einer 
bestimmten Region betrachtet werden, zumal die einzelnen Arten 
ebenso für das Baum-, wie für das Erden- und Wasserleben orga- 
nisirt sind. Wie viele aber von ihnen etwa zu den ganz und gar 
parallel gehenden Conomitrium-Arten gebracht werden müssen, kann 
ich selbst noch nicht ermessen, da hier erst für jede einzelne 
Art die betreffende Calyptra erforscht werden muss. Man hat 
folglich bei einer Bestimmung der Arten in beiden Gattungen zu 
prüfen, wo sie etwa untergebracht sind. 


22. Conomitrium Montge. Ann. des sc. nat. 1837. VIII. p. 250. 
(Kegelmütze.) 


Mützchen glockenförmig-kegelig, ein aufrechtes Deckelchen 
bedeckend, am Grunde ganz randig; Zähne des Mundbesatzes ganz 
wie bei Fissidens. 

Dass diese Gattung ebenso berechtigt ist, wie die von Grimmia 
durch eine halbseitige Mütze getrennte Gattung Gümbelia, wird 


70 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Jeder zugestehen, der überhaupt die Form der Mütze als Gattungs- 
merkmal anerkennt. Es ist nur leider nicht immer möglich, bei 
den exotischen Fissidenteen diese Mütze aufzufinden, und so wird 
künftig noch vielerlei sowohl bei Fissidens als auch bei Conomi- 
trium zu berichtigen sein, da Hampe und ich uns bei der Fest- 
stellung beider Gattungen fast immer nur nach der Form des 
Deckelchens richteten. Denn wir sagten uns Beide, dass, wo ein 
operculum erectum vorkomme, auch eine Calyptra conica mitri- 
formis zu erwarten sein werde. 

Ursprünglich hatte Bridel von Fissidens die Gattung Octo- 
diceras (Achtgabelzahn) in seinen „Species Muscorum“ (1817) ab- 
geschieden, und zwar für die im Wasser wachsenden Arten mit 
kegelförmiger Mütze, wobei er aber den Irrthum beging, von 
acht Zähnen des Mundbesatzes zu reden, während letzterer doch 
ganz wie bei Fissidens gebildet ist. Das bestimmte auch Freund 
Dr. Montagne in Paris zwanzig Jahre später, Octodiceras einzu- 
ziehen und dafür Conomitrium zu schreiben. Er war jedoch nicht 
folgerichtig genug, das auch auf die übrigen Fissidens-Arten mit 
konischem Mützchen anzuwenden. Als ich dies 1851 that, ge- 
brauchte ich dann beide Namen: Conomitrium für die Gattung, 
Octodiceras für eine prachtvolle Abtheilung derselben, die, wie 
schon gesagt, nur ein Wasserleben führt. t 

Bridel kannte von der Abtheilung Octodiceras bereits 
drei Arten: O. fissidentoides (C. Hedwigi Mtge.) aus Chile, O. Dil- 
lenii (C. Dillenii Mtge.) aus Patagonien und O. Julianum (C. Ju- 
lianum Mtge.) aus Europa. Es sind Pflanzen von dem Wuchse 
und der Lebensweise der Fontinalis-Arten, mit oft sehr langen, 
zarten und sehr verästelten, fluthenden Stengeln, aus deren Blatt- 
achseln heraus sich winzige fruchtbare Zweige entwickeln, auf 
deren Spitze die kleine zierliche Frucht wie ein Knöpfchen oder 
Töpfchen thront, welche Ästchen aber in einem gewissen Alter 
der Reife abfallen. Jahrzehnte hindurch kannten die Bryologen 
im Allgemeinen nur die europäische Art, die, zuerst von Micheli 
in einem Bache bei S. Giuliano, von dem sie ihren Namen hat, 
in der Nähe von Pisa entdeckt, später an verschiedenen Orten 
Europas selbst Deutschlands, ja selbst in Ägypten (See von Ramleh 
bei Alexandria) und in Nordamerika aufgefunden wurde. Die Ent- 
deckung der übrigen Arten gehört der Neuzeit an. So entdeckte 
E. Hall an ins Wasser sefallenem Holze eines Brunnens in Illi- 
nois in den 60er Jahren eine der kleinsten und zierlichsten Arten: 
C. Hallianum Sull. u. Lesqx., während sie auch an schattigen 
feuchten Felsen an den Little Falls und bei Ogdenburg in New- 
Jersey (1867) von dem leider zu früh für die Bryologia Americana 
verstobenen Austin gesammelt wurde. So winzig sie auch ist, 
so trägt diese reizende Art doch ganz den Charakter von Octo- 


Fissidenteae, Spaltzahnmoose. 7 


diceras. Viel reicher an solchen Arten steht Südamerika da. Ab- 
gesehen von C. Hedwigi, C. Dillenii und C. Berterii Mtge. aus 
Chile, die man schon 1837 kannte, besitzt mein Herbar noch €. 
longidens Bescher. von Montevideo, wo es im Corrientes und 
einigen Arroyos von Gibert 1873, von Fruchart und Prof. 
Arechavaleta 1876 entdeckt wurde, C. molle m. aus Entrerios 
und eine prachtvolle Art (C. Lorentziae m.) und der Provinz 
Buenos-Aires, wo es Frau Professor Lorentz bei Pillahuinco in 
einem ausgetrockneten Bachbette an Hornblendeschieferfelsen am 
7. Februar 1881 in grosser Menge sammelte, endlich C. nigritum 
m. und dem patagonischen Argentinien, wo es Prof. Lorentz 1881 
in einem Bache der Sierra del Chico aufnahm. Guatemala besitzt 
das zarte ©. Türkheimi n. sp. und Mexiko lieferte ©. Mexicanum 
Schpr., welches der Orizaba im Rio Blanco beherbergt und von 
Frederique Müller der Wissenschaft zugeführt wurde. In den 
Anden von Quito wächst in einer Höhe von 1500 F. in dem 
Bombonasa-Flusse, der den Caneloswald durchfliesst, an Baumästen 
C. Hydropogon Spruce, in den Gewässern von Santa Catharina 
in Brasilien €. stissotheca Hmp., eine etwas abweichende Art, »so- 
wie das wiederum verwandte C. Ulei n. sp., in den Gewässern 
von Minas Gerais C. Regnellii Broth. Auch Australien hat eine 
recht schöne Art in C. Mülleri Hmp. aufzuweisen, die im Murray 
wächst, und Neuseeland besitzt in den Gewässern der Nordinsel 
C. aciculare n. sp. (C. Diltenii Hook. u. Wils.). Afrika endlich 
birgt im Kaplande das von Drege mitgebrachte C. Capense m., 
welches unserer europäischen Art sehr ähnlich ist, ferner C: 
nigrescens Rehm. im Orange-Freistaate, wo es in den Fluthen des 
Caledonflusses bei Kadziberg von Prof. Rehmann in den 70er Jahren 
gefunden wurde, auf Bourbon das ©. Borbonicum m., endlich in 
Centralafrika im Lande der Niam-niams das C. amphibium m., 
das, noch kleiner als €. Hallii, eine etwas andere Tracht besitzt 
und von Georg Schweinfurth am 27. Mai 1870 in Schluchten 
am Fusse des Baginse aufgenommen wurde. Von allen diesen 
Arten nahmen nur ©. amphibium, Hydropogon und stissotheca 
eine etwas andere Tracht an, die sie den gewöhnlichen Fissidens- 
Arten ähnlicher macht. Sonst bleibt der Typus überall merkwürdig 
beständig, und keine Art entwickelt ausser einem mehr oder 
minder grossmaschigen weichen Blattnetze ein anderes Zellen- 
gefüge, womit ziemlich lange zungenförmig-lanzettliche. ganzrandige 
und ungesäumte Blätter Hand in Hand gehen. Letztere finden 
sich bisher nur bei zwei aquatischen Fissidenteen: im geringsten 
Grade bei den Conomitrium Beccarii Hmp., welches Dr. O.Beccari 
auf Borneo an den Ufern des Rejangflusses im November 1867 
mit Früchten sammelte, und bei C. smaragdinum Lrtz. et €. Müll.. 
welches Prof. Lorentz an dem Wasserfalle der Calera in der 


72 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


F# 


Sierra de Cördoba (Argentinien) im Juni 1871 fand. Das erstere 
unterscheidet sich von den Octodiceras-Arten auf den ersten Blick 
dnreh einen Stengel, welcher nicht mehr dichotomisch, sondern 
mittelst einer Menge kurzer, gerade abstehender Zweige fiederartig 
verzweigt ist. An diesen Zweigen brechen hier und da wieder 
kleinere sitzenbleibende Zweige hervor, auf deren Spitze die 
Frucht als kleine eiförmige Kapsel ziemlich eingesenkt thront und 
auf einem geraden spitzen Deckelchen eine glockenförmige Mütze 
trägt. Auch die Blätter gestalten sich ganz anders: sie nehmen 
statt einer zungenförmig-lanzettlichen Form eine eiförmig-zugespitzte 
an und umsäumen sich an der lamina vera. Hierdurch weicht das 
Moos so beträchtlich von Octodiceras ab, dass ich es als Sarawakia 
(nach der Hauptstadt Borneos) von ihm trenne; um so mehr, als 
die lamina vera einmal ausnahmsweise weit grösser wie die lamina 
apicalis, und das Blattnetz zwar weich, aber aus groben abge- 
rundet-sechsseitigen dichten Maschen besteht. Gänzlich anders ge- 
staltet sich C.smaragdinum: es wiederholt als Diminutiv die Tracht 
des Octodiceras nach Verzweigung und Blatt; allein, Erstere ist 
eine sehr spärliche und Letzteres nimmt eine kurze lanzettliche 
stachelspitzige Form an, deren Ränder überall, wie die Rippe, 
blass und gesäumt sind, während die lamina vera in ihre gewöhn- 
liche Proportion zu der lamina apicalis tritt und das Blattnetz 
aus kleinen hellen Zellen gewebt ist. Die zarten, rasenförmig 
dicht zusammenwachsenden Pflänzchen mit ihren ebenso zarten 
und äusserst symmetrisch zweizeiligen Blättern färben sich in ein 
helles Smaragdgrün; das Ganze, leider noch nicht mit Frucht 
bekannt, weicht wesentlich von Octodiceras ab. Der Folia limbata 
wegen habe ich es Limbidium genannt. 23 Arten. 

Eine schon durch ihre geringe Grösse höchst abweichende, 
dem Fissidens bryoides etwa zu vergleichende Reihe von Cono- 
mitrium-Arten hatte ich unter dem Namen Reticularia zu- 
sammengefasst und unterschieden. Es sind unverzweigte ein- 
jährige Moose, deren Blätter mehr oder weniger skalpell-förmig 
gestaltet, aber durch ein mehr oder minder lockeres Maschen- 
gewebe höchst elegant geformt sind. Auch das Peristom entspricht 
dieser eleganten Zartheit, indem seine Zähnchen, einwärts gebogen 
wie sie sind, das darstellen, was ich Antennidens (Linnaea 39, 
1575, p. 365), also Antennenzähnchen, genannt habe. Doch 
gliedert sich diese Reihe wieder mehrfach, je nachdem das Zell- 
gewebe des Blattes dichter oder lockerer ist. Für eine dieser 
Ärten, welche übrigens Europa nicht angehören, schlug ich in 
der Linnaea (l. e. p. 360) den Namen Polypodiopsis vor, näm- 
lich für Conom. Metzgeria m. aus dem Monbuttulande; und dieses 
winzige Moos würde sich als an die Feuchtigkeit gebunden noch 
an die vorigen Arten anreihen. Das Stengelchen besteht aus 


Fissidenteae, Spaltzahnmoose. 713 


einem lockeren Zellgewebe, an welches die zungenförmig-lanzett- 
lichen, buckelig aufgeschwollenen und sehr schmal gesäumten 
Blätter nur lose angeheftet sind und einen Polypodium-artigen 
winzigen Wedel bilden, aber, was bei den Fissidenteen äusserst 
selten, keine Rippe haben, sondern nur aus sehr lockeren Splach- 
num-artigen sehr weichen, etwas fleischizen, chlorophyllosen Zellen 
eine im Wasser aufquellende Membran entwickeln. Leider fand 
ich diese eigenthümliche Art, welche Schweinfurth am 14. April 
1870 mit anderen Moosen sammelte, ohne Frucht. Die lamina 
vera ist bei den Blättern dieses charakteristischen Mooses so sehr 
unterdrückt und zusammengepresst, dass man Mühe hat, sie zu 
erkennen. Wo sie aber einmal an dem Stengel mehr auseinander 
weicht und ihre Blattachsel preisgiebt, kommen eigenthümliche, 
gestielte, Puccinia-artige Körperchen von keulenartiger Beschaffen- 
heit, gesellig gestellt, zu Tage, welche ich nur für angehende 
Wurzelbildungen halte, da wirklich aus einer Blattachsel der- 
gleichen hervorgehend beobachtet wurden. Im Jahre 1885 sendete 
mir das Hb. von Melbourne ein Conomitrium, das ich amplirete 
nannte, aus der Umgegend von Sydney, wo es Hr. Whitelegge 
1884 entdeckte. Auch diese Art ist rippenlos und stellt sich 
am besten an die Seite der vorigen, obschon sie nicht ganz so 
Polypodium-artig mit ihren schmal gesäumten Blättern ist. Da- 
gegen tauchte am Congo an den Ufern des Baches Loa eine der 
centralafrikanischen sehr verwandte Art, auf quarzitischem Sand- 
stein, auf, mein C. Pechueli. Diese Art hat zu C. Metzgeria 
äusserlich die grösste Aehnlichkeit, besitzt aber gerippte Blätter 
und muss deshalb zu Weberiopsis gebracht werden. Es geht 
daraus hervor, dass die gerippten und ungerippten Arten wohl 
zusammengehören und vereint eine grössere Section Reticularia 
bilden, die ich nur um ihrer Modifikationen willen hier weiter 
auflöse. 2 Arten. 

Sehr nahe steht diesem, nur mehrere Millimeter hohen Moose 
eine andere Art (C. hyalinum Wils. et Hook. sub Fissidente), 
welche von T. G. Lea 1839 um Cineinnati auf feuchter Fels- 
unterlage, von H. ©. Beardslee in Ohio auf Thon, 1876 aber 
auch von Austin bei Closter in New-Jersey gefunden wurde. 
Das sind bis jetzt die einzigen Wohnorte dieses seltenen und 
wunderbaren Mooses, welches den Typus einer anderweitigen 
Section bildet, die ich Schistostegiopsis (Linnaea 39, p. 362) 
nannte. Auch hier fehlt dem Blatte die Rippe, während das 
Blattnetz noch viel lockerer und zarter und so durchsichtig ist, 
dass es, des Chlorophylles gänzlich entbehrend, den Namen hya- 
linum (glasartig-durchsichtig) mit vollem Rechte geniesst. Ferner 
fehlt dem Blatte ein Saum, und so besitzt das Moos, dessen Blätter 
an dem Stengel mehr herab laufen, eine gewisse Verwandtschaft 


74 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


zu Schistostega. Bis jetzt vertritt es seine Abtheilung als alleinige 
Art. 1 Art. 

Eine recht nahe stehende weitere Section, Weberiopsis m., 
unterscheidet sich dadurch, dass die Zellen des Blattnetzes lang 
und locker, wie bei den Webera-Arten foliis laxe retieulatis, sind 
und das Blatt eine Rippe erhält. Der Typus hierzu wird von 
C. assimile Hmp. aus der Umgebung von Rio de Janeiro, wo es 
Glaziou fand, und C. acutifolium Ldbg. aus derselben Region 
gegeben. Dass hierher C. Pechueli m. gehört, ist schon oben be- 
richtet. Ueberhaupt scheint diese Abtheilung die artenreichste zu 
sein. Es gehören noch hierher: ein C. Göbeli n. sp. und C. latius- 
culum m. aus Venezuela, Ü. prosenchymaticum n. sp. und C. ela- 
chistophyllum n. sp. von Sa. Catharina in Brasilien, C. commu- 
tatum n. sp. aus der Provinz S. Paulo, C. hookeriaceum n. sp. 
aus Guatemala, C. splachnoides Brother. aus Queensland, das 
merkwürdige C. Bryum n. sp. aus Kamerun, C. atroviride Bescher. 
(sub Fissidente) von Mayotte auf den Comoren-Inseln, ©. sphagni- 
folium Sulliv. (sub Fissid.), C. dissitifolium Sulliv. (sub Fissid.) 
und C. bryifolium n. sp. aus Cuba. Aber das sind alle Arten, 
welche mir bisher mit einem solchen lockeren Blattnetze vor- 
gekommen sind, mit Zellen, welche in der Regel einen Primor- 
dial-Schlauch (utrieulus primordialis) deutlich besitzen. 14 Arten. 

Eine andere Modifikation von Reticularia ist diejenige, 
‚welche ich zuerst unter diesem Namen aufstellte, das Gegenstück 
von Bryoidium, weshalb sie auch Bryoidiopsis heissen möge. Eine 
Gruppe mit dichteren sechsseitigen Blattzellen, einem Blattlimbus 
und einem deutlichen Nerven. Den Typus hierzu liefert C. pal- 
matum Sw. (sub Fissidente) aus Westindien mit einem Blatt- 
gewebe, wie es ähnlich unser Fissidens bryoides besitzt, also mit 
mehr oder weniger lockeren und kleinen sechsseitigen aber durch- 
sichtigen Maschen. Diese Abtheilung ist noch weniger artenreich, 
wie die vorige. Ich zähle von ihr: aus Westindien C. palmatum, 
Wrightii (Fiss. Wrightii Jäg.), C. monandrum Mitt. (sub Fiss.), 
aus Columbien C. Caripense Hpe. et C. Müll., aus Indien C. Ben- 
galense Hpe., aus Afrika ©. Thomsoni m. (Fissidens Thomsoni m.) 
von der tropischen Westküste und €. oceultifolium n. sp. eben- 
daher von Old Calabar. 6 Arten. 

Eine anderweitige Form von Retieularia entspricht vollkommen 
der Gruppe Aloma mit foliis exlimbatis hexagono — reticulatis 
und kann deshalb Alomidium €C. Müll. genannt werden. Auch 
von ihr kenne ich nur wenige Arten: C. vitreum n. sp. von der 
Antillen-Insel Trinidad, C. Wrightii m. (Fissidens rufulus Sulliv. 
in Wright-Cub. Coll. No. 17 und F. flexinervis Mitt. ex parte) 
von Cuba, C. elachistophyllum n. sp. und C. platybryoides n. sp. 
aus der brasilianischen Provinz Sa. Catharina, C. trachelyma m. 


Fissidenteae, Spaltzahnmoose. 75 


von der Silla de Valencia, ©. subulatifolium n. sp. von Tovar 
(1800 m), und C. amoenum m. von Caripe in Venezuela, Ö. Mariei 
"Bescher. von der madegassischen Insel Nossi-be, ©. porosum Hpe. 
aus Neusüdwales, C. flabellulum (Mitt.) aus Ceylon und C. plani- 
folium n. sp. aus Birma. 12 Arten. 

Auch Pyenothallidium €. Müll. hat in einer Gruppe von 
Fissidens sein Vorbild, nämlich von Pyenothallia mit äusserst 
schmalen Blättern, deren Maschennetz in entsprechender Weise 
aus so viel kleineren sechsseitigen Zellen besteht, welche durch 
einen dünnen limbus eingefasst werden. Hiervon kenne ich nur 
C. Lindigii Hpe. von Tequendama (2500 m) im alten Neu-Granada 
und C. gracile Hpe. im Kaplande. 2 Arten. 

Die letzte, von mir schon in der Synopsis Muscorum II. 
p. 526 aufgestellte Abtheilung von Conomitrium ist Sciarodium. 
Hier sinken die Zellen des Blattnetzes auf die geringste Grösse 
herab und erzeugen ein dichtes, mehr oder weniger rundmaschiges, 
undurchsichtiges Zellgewebe. Der grösste Theil der Arten — 
und diese Abtheilung ist ziemlich reich — dürfte einjährig sein, 
und bildet darum nur unverästelte Stengel mit mehr oder minder 
dichter Blattimbrication, deren einzelne Blätter steifer oder ge- 
kräuselter sind. Wie sie aber auch gestaltelt sein mögen, sie 
wiederholen nur schon Dagewesenes aus der Gattung Fissidens 
und bilden drei Gruppen, welche ich dem Namen nach eng an 
die betreffenden Gruppen von Fissidens anknüpfe, wie folgt. 

Crispidiella €. Müll. oder Conomitria crispata. Pflanzen 
kräftig; Stengel einfach oder wenig verzweigt; Blätter ziemlich 
lederartig derb, scharf zugespitzt oder auch etwas abgerundeter, 
im trockenen Zustande gekräuselt, überall ohne limbus, am Rande 
ganz oder nur durch hervorspringende Zellchen wie gezähnelt: 
Blattzellen kleiner oder gröber, rundlich, derb. 

Diese Gruppe entspricht Crispidium nach allen Richtungen 
und besitzt in Europa und Nordamerika nur das schöne C. osmun- 
dioides m. Alle übrigen Arten finden sich in Australien: Ü. equi- 
tans n. sp. in Neusüdwales, ©. Novae Hollandiae (Hsch.), wahr- 
scheinlich ebendaselbst, wo es Sieber sammelte, C. Lühmannianum 
n. sp. in Gippsland, wo es Lühmann am Moe River, mit Fissi- 
dens linearis vereint, 1881 fand, C. ligulatum Hook. et Wils. 
in Neuseeland. 5 Arten. 

Crenulidium €. Müll. oder Conomitria erenulifolia. Pflanzen 
klein, einfach; Blätter klein, gänzlich ohne limbus, dafür durch 
hervorspringende Zellen wie gekerbt oder sogar papillös gezähnt: 
Blattzellen klein und rundlich, oft granulös-papillös. 

Diese Gruppe entspricht durchweg der Crenularia bei Fissi- 
dens und ist schon weiter über die Erde verbreitet. Aus Amerika 
kenne ich sie in C. radicans (Mtge.) in Guyana, C. sinuosum Hpe. 


76 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


aus dem äquatorialen Brasilien von Rio de Janeiro, C. tenerrimum 
n. sp. und €. longipedicellatum n. sp. aus Minas Geraös, C. lon- 
gipes Geh. und Hpe., sowie C©. Puiggarii Geh. und Hpe. aus der 
südlichen Provinz S. Paulo, und C. brunneolum m. (F. prionodes 
Mitt. in M. A. A. oder Spence Coll. No. 4969 aus Peru und 
C. firmiusculum Bescher. von Guadeloupe Aus dem tropischen 
Asien besitze ich: ©. Wilsoni (Mtge.) von den Neilgherries, C. ser- 
ratum m. und C. Bräunii m. von Java. — Drei der übrigen 
Arten gehören Afrika an: C. pseudo-serratum m. dem Kaplande, 
©. erosulum m. und C. Gumangense m. dem central-afrikanischen 
Lande der Niam-niams. Australien endlich lieferte mir ©. trachy- 
phyllum n. sp., €. coarctatum n. sp. und C. semirufum n. sp. 
Neusüdwales, C. perpusillum Hpe. et C. Müll. der Provinz Victoria. 
18 Arten. : 

Semilimbidiella €. Müll. oder Conomitria semilimbata. 
Pflanzen klein und einfach; Blätter der vorigen Gruppe, aber an 
der lamina vera mit einem limbus versehen. 

Sämmtliche Arten sind tropischen Ursprungs und entsprechen 
auch hierin den ihnen parallel gehenden Semilimbidium-Arten. 
Für Amerika erscheinen sie in C. psatyrocheilon Schlieph. auf 
der Antilleninsel Trinidad, C. Glaziovii Hpe. in Rio de Janeiro, 
C. semilimbatum Schlieph. und C. biforme n. sp. in Sa. Catharina, 
C. intramarginatum Hpe. in Neugranada (2500 m) und C. biareo- 
latum n. sp. auf der Silla de Valencia in Venezuela. — Aus 
Asien kenne ich nur €. Sinense Rabenh. von Saigon, aus Neu- 
südwales in Australien nur C. semirufum n. sp., aus Afrika C. 
inclinatulum m. im Nigergebiete und C. palustre m. von Mungo 
an der tropischen Westküste. C. inflatum m. und C. ündatum m. 
im Lande der Bongo, Ü. sanguineonerve m. und C. ulna m. in 
Dar Fartit, ©. Schweinfurthi m. und C. semiobscurum m. im Lande 
der Niam-niams, C. desertorum m. und C. perfoliatum m. im Lande 
der Djur fallen sämmtlich auf das innere Afrika der nördlichen 
Halbkugel, wo sie Dr. Schweinfurth entdeckte. Madagascar 
besitzt diesen Typus in C. scleromitrium Bescher. 18 Arten. 

Ueberblicken wir diese Formenreihe tabellarisch, so empfangen 
wir auch hier 12 besondere Gruppen. 


I. Aquatica. 
1. Octodiceras. 2. Sarawakia. 3. Limbidium. 
ll. Terrestria. 
A. Reticularia. 
4. Polypodiopsis. 5. Schistostegiopsis. 6. Weberiopsis. 
7. Bryoidiopsis. 8. Alomidium. 9. Pycenothallidium. 


B. Sciarodium. 
10. Crispidiella. 11. Crenulidium. 12. Semilimbidiella. 


Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. Zi 


II. Polystichophylli, Vielzeilblättler. 


Blätter in vielen Reihen an dem Stengel, quincuncial 
gestellt. 


A. Blätter auf dem Querschnitte ein Chlorophyll-haltiges 
Zellensystem zeigend. 


Bei dem allergrössten Theile der Moose wird das Blatt 
aus einer einzigen Lage von Zellen gebildet. Nur eine kleine 
Gruppe macht davon eine Ausnahme, die der Weissmose. Sonder- 
bar aber tritt mit dieser Vermehrung der. Zellschichten noch ein 
eigenes Zellsystem auf, in welchem allein das Chlorophyll ab- 
geschieden wird. Es zieht sich, auf dem Querschnitte des Blattes 
betrachtet, in dreiseitiger Form bei Octoblepharum, in vierseitiger 
bei Leucobryum, Schistomitrium, Leucophanes und Artrocormus 
durch das Blattgewebe, doch so, dass immer zwei der dreiseitigen, 
und zwar die mittelsten, aber nur einer dieser Zellenschläuche 
bei der vierseitigen Form, aus der Ebene der Schläuche heraus- 
treten, wie ich das zuerst in der Linnaea 1843 (Bd. XVII) zeigte. 
Ein ähnliches Zellsystem erzeugen aber auch die Torfmoose, ob- 
gleich hier das Blatt nur aus einer einzigen Zellenlage besteht. 
Dann sieht man auf dem Querschnitte eines solchen Blattes 
zwischen je zwei Zellen den Durchschnitt eines derartigen 
Schlauches, der sich durch das ganze Blattnetz verzweigt zieht, 
meist in ovaler Gestalt. Auch hier liegt dieses Schlauchsystem 
innerhalb hyaliner und leerer, poröser, d. i. lochartig durch- 
brochener Zellen, welche bei den Weissmoosen kubisch, bei den 
Torfmoosen prosenchymatisch sind. Es mag nebenbei bemerkt 
sein, dass man sich dergleichen Querschnitte leicht verschafft, 
wenn man ein Blatt je einer Moosgruppe flach auf ein Stückchen 
ganz glatten Korkes lest, den Zeigefinger der linken Hand darauf 
hält und mit einem scharfen Rasirmesser an der Spitze des Blattes 
so dünn wie möglich abzuschneiden beginnt, allmählich mit dem 
Zeigefinger fortrückt und so rasch, als es angeht, schneidet. Unter 
den vielen zarten Schnitten findet sich dann immer eine Anzahl 
brauchbarer Präparate, deren anatomische Einzelheiten für die 
Systematik der Weiss- und Torfmoose von Bedeutung sind. Ich 
habe das fragliche blattgrünhaltige Zellsystem früher geradezu 
die Interzellulargänge der betreffenden Moosblätter genannt; da 
es jedoch nur an gewissen Stellen der Zellschicht vorkommt, so 
ist es allerdings wohl richtiger, von einem selbstständigen System 
zu sprechen. 


78 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


12. Gruppe: Leucobryaceae, Weissmoose. 


Sämmtliche Arten in mehr oder minder polsterförmigen und 
dichten, aber locker zusammenhängenden, Anfangs grünen, dann 
weiss werdenden Rasen wachsend, gipfel-, seiten- oder astfrüchtig; 
Stengel meist kräftig un.| wenig getheilt, Blätter weiss werdend 
und bei gehörigem Einfallswinkel des Lichtes gewöhnlich irisirend, 
brüchig, aus mehreren Zellenlagen nach dem Innern zu, aber 
nach dem Rande hin oft nur aus einer einzigen Zellenlage zu- 
sammengesetzt; Fruchtstiel purpurn, trocken sehr gedreht: Frucht 
Anfangs olivenfarbig, dann braun oder purpurn; Archegonien 
ausserordentlich lang, röthlich, sehr schmal, kaum von Saftfäden 
umgeben; Antheridien gross, keulenförmig, dann braun, von kurzen 
Saftfäden eingerahmt. 

Diese Moose gehören gleich den Torfmoosen, mit denen sie 
durch das eigenthümliche chlorophyllhaltige Zellsystem und die 
äusseren hyalinen porösen Zellen in so naher Berührung stehen, 
zu den eigenthümlichen Charaktermoosen der ganzen Erde, erlangen 
jedoch den Schwerpunkt ihrer Verbreitung erst in der tropischen 
Zone, wo sie mitunter höchst eigenthümliche Typen hervorbringen. 
In unseren Breiten kann man das kaum ahnen; denn in der 
ganzen nördlichen Region (Europa, ein grosser Theil von Asien 
und Amerika) kennen wir nur zwei Leucobryum-Arten (L. vulgare 
und L. minus), von denen ersteres allein Europa zukommt, während 
eine dritte Art (L. Japonicum m.) in Japan auftritt. Zu Hedwigs 
Zeiten kannte man überhaupt nur zwei Arten, Leucobryum vulgare 
und Octoblepharum albidum; heute zähle ich in meiner eigenen 
Sammlung bereits 118 Arten in 6 Gattungen: Leucobryum, Leu- 
cophanes, Octoblepharum, Ochrobryum, Schistomitrium und Arthro- 
cormus. Ich glaube kaum, dass jene Zahl der bekannten Arten 
sich bis auf 120 beläuft. Dieselben führen theils ein Baum-, theils 
ein Erdenleben, und zwar mit Auswahl ihrer Unterlage: im ersten 
Falle, der sich nur auf die Tropenzone bezieht, häufig auf 
charakteristischen Palmen. Wo und wie sie aber auch auftreten 
mögen, überall fallen sie selbst dem Laien auf durch ihre weisse 
Farbe, die ja eben sonst kein Attribut der Pflanzenwelt für deren 
Blättergestalten ist. Am reichlichsten sind vertreten: Leucobryum 
mit 71, dann Leucophanes mit 25 Arten; 7 andere gehören 
ÖOctoblepharum und 7 Ochrobryum, je 3 aber Schistomitrum und 
Arthrocormus an. Hieraus folgt, dass die Leucobrya die eigent- 
lichen Vertreter der Gruppe sind, weshalb ich Letztere auch die 
der Leucobryaceae nannte, während Hampe sie bis dahin immer 
als Leucophaneae betrachtet hatte. 


Leucobryaceae, Weissmoose. 79 


23. Leucobryum Hmp. in Linnaea XIII. p. 42. 


Mützchen halbseitig; Mundbesatz aus 16 langen, purpur- 
rothen, querrippigen, derben, in zwei lange Schenkel tief ge- 
spaltenen Zähnchen bestehend; Frucht auf purpurnem Stielchen 
gebogen, purpurn, am Grunde mit einem Kropfe versehen. 

Wie schon einmal berührt, betrachteten die älteren Bryologen, 
nach ihrem Grundsatze: die Gattungen auf Peristom zu begründen, 
ganz mit Recht, das L. glaucum als Dieranum, und so hiess 
denn unser heutiges L. glaucum ehemals Dieranum glaucum, bis 
Hampe den glücklichen Blick hatte, das Fehlerhafte einzusehen 
und der anatomischen Structur Rechnung zu tragen. Heute, wo 
wir bereits eine so grosse Zahl von Arten kennen, würde sich 
besagter Irrthum in keiner Weise mehr halten lassen, da die 
Natur schon durch diese Menge von Arten gegen die Verbindung 
mit Dieranum protestiren würde. Man könnte ohne Uebertreibung 
sagen, dass jedes Land sein Leucobryum habe; und so dürfte 
sich zu den schon bekannten Arten noch eine recht stattliche 
Zahl neuer in Zukunft gesellen. In Folge dessen macht sich eine 
Auflösung dieser Arten in natürliche Sectionen sehr fühlbar. Der 
Erste, welcher dies mit den südamerikanischen Arten unternahm, 
war Mitten in seinen: „Musci austro-americani“ (1869, p. 110 
u. f.), wo er ein Euleucobryum und ein Pegophyllum aufstellte 
und jenes durch terminale, dieses durch laterale Fruchtstiele 
charakterisirte. Damit hatte er jedoch nichts weniger als natür- 
lich klassifieirt; denn wenn man unter Letzterem so verschiedene 
Typen zusammengewürfelt findet, wie L. Martianum, cerispum, 
longifolium und giganteum, so muss man sagen, dass vier ver- 
schiedene Typen friedlich nebeneinander stehen, wie sich aus 
nachstehender Klassifikation von selbst ergeben wird. Mit der- 
selben wird zum ersten Mal der Versuch gemacht, die scheinbar 
sich so ähnlichen Arten nach ihrer Tracht natürlich zu gruppiren. 
Ich beginne natürlich mit derjenigen Section, welche recht eigent- 
lich als Leucobryum erscheint, weil sie die zuerst bekannt ge- 
wordene Art — unser L. glaucum — zum Typus hat und die 
gewöhnlichste Tracht besitzt, nämlich mit 


1. Euleucobryum C. Müll. 


Die hierher gehörigeu Arten sind schwer zu charakterisiren. 
An einem ganz kräftigen Stengel tragen sie ziemlich kurze, aber 
kräftige, dicht gedrängte Blätter oder doch solche, welche in eine 
recht kurze Stachelspitze auslaufen, ziemlich deutlich einseits- 


s0 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


wendig, auch meist blaugrüner gefärbt sind, als die übrigen Arten, 
und einen glatten Rücken nebst einem ungezähnten Rande ent- 
wickeln. — Ich habe von den mir bekannten Arten 18 aus- 
geschieden, welche diesen oder einen ähnlichen Charakter haben. 
Es sind für Europa und Amerika L. vulgare, für die indischen 
Gebirge L. Neilgherrense m., triviale m., für Westindien L. An- 
tillarum Bescher., Eggersianum n. sp., für das andinische Amerika 
L. microcarpum m., flavo-mucronatum m., für Brasilien L. angustum 
Hpe., clavatum Hpe., squarrosum Brother., für die Mascarenen L. 
Mauritianum n. sp., für die Comoren L. Comorense m., für die 
westafrikanische Insel St. Thome L. leucophanoides m. und L. 
Cameruniae n. sp. für das gegenüber liegende Festland, wozu sich 
noch ein L. afro-glaucum n. sp. von Kamerun gesellt, für Mada- 
gascar L. Boivianum Bescher., Madagassum ej., molle n. sp., für 
die Hawaii-Inseln L. Baldwini n. sp. secundifolium n. sp. für 
Neu-Caledonien L. Neocaledonicum Dub., ochraceum Hpe. (L. Mar- 
tianum Becher.). Ich hoffe damit wenigstens die nächsten Ver- 
wandten zusammengestellt zu haben. 22 Arten. 


2. Prionacron C. Müll. 


Wenn die vorigen Arten Blätter mit glattem Rücken und 
sanzem Rand hatten, so tritt hier der umgekehrte Fall ein, wie 
schon der Name, buchstäblich: Sägespitze, aussagen soll. In der 
That wird hier der Rücken der Blattspitze durch oft recht kräftige 
wellenförmige Erhöhungen, die nicht selten in Warzen, Kegelchen 
oder zahnartige Erhebungen auslaufen, welche sich dann auch 
dem Rande des Blattes mittheilen, ausserordentlich uneben. Man 
kann diese Erhabenheiten meist schon unter der Lupe auf dem 
Blatte sehen, wo sie als deutliche Linien erscheinen. Sonst 
stehen diese Moose der Tracht nach dem Vorigen sehr nahe, wenn 
auch Einige ein ganz abweichendes Ansehen erhalten, indem ihre 
Blätter sich in deutlich unterschiedenen Reihen anordnen, wie 
z. B. L. pentastichum und Teysmannianum thun. Dieser schöne 
und eigenthümliche Typus war früher nur in dem australischen 
L. brachyphyllum Hpe. bekannt; seit einiger Zeit aber sind noch 
andere Arten aus den australischen Regionen hinzugekommen, 
so dass man den Typus nur einen australischen nennen kann, 
obgleich er noch in ein paar anderen Arten auf den Sunda-, 
Fidschi- und Samoa-Inseln auftritt. Das australische Festland 
besitzt L. brachyphyllum Hpe., conocladulum n. sp., Camerae n. 
sp., speirostichum n. sp., flavescens n. sp., minutum n. sp., Bai- 
leyanum n. sp. Die östlich von Australien liegende Norfolk-Insel 
trägt L. speirostichellum n. sp.; auf den Neuen Hebriden findet 


Leucobryaceae, Weissmoose. si 


man L. fragile m. und das seltsame bleiche L. albescens n. sp. 
mit langer, recht gesägter Blattspitze; Neu-Caledonien beherbergt 
L. selaginicaule n. sp., L.ochraceum Hpe., L. stenophyllum Bescher. 
und L. conocladum Bescher., Neuseeland die überaus kräftigen 
L. laticaule n. sp. und L. interruptum n. sp., sowie das so viel 
kleinere L. brachyopus n. sp., Tasmanien das L. spinidorsum n. 
sp., welches mit L. interruptum korrespondirt. Dagegen fallen 
auf Indien und seinen Archipel nur L. miero-pentastichum, L. adun- 
cum Br. Javan, drepaneum n. sp. von Borneo, pentastichum e)., 
Teysmannianum ej. und L. chlorophyllosum m., das bei seinem 
ersten Bekanntwerden kaum folia dorso apieis scabra besass, auf 
die tropischen Südsee-Inseln L. pungens m., Tahitense Angstr. 
und laminatum Mitt. Man könnte auch diese Arten wiederum 
in einzelne Gruppen zerlegen, ohne damit für die Zwecke dieses 
Werkes etwas zu gewinnen. 26 Arten. 


3. Megaphyllum C. Müll., Grossblatt. 


Auch diese Section trägt ihren Charakter schon in dem 
Namen (Grossblatt). Die betreffenden Arten erlangen die be- 
trächtlichste Grösse unter den Leucobryaceen, und darum ist es 
zu begreifen, dass die am längsten bekannte Art (L. Javense m.) 
s. Z. als Sphagnum Javense noch. von dem Leipziger Professor 
Schwägrichen angesprochen wurde. Es sind grosse Moose, deren 
Stengel mächtige lockere Polster erzeugen, an sich aber nur sehr 
wenig getheilt sind und grosse, breite, kräftige, entschieden nach 
einer Seite gewendete, sichelartig gekrümmte, äusserst locker ge- 
stellte und stachelspitzige Blätter erzeugen, welche bei ihrer 
intensiven weissen Färbung mehr, als grünliche Arten, irisiren, 
sonst aber meist glatt auf dem Rücken und ganzrandig bleiben. 
Nur L. Javense bedeckt sich auf dem Rücken der Blattspitze, 
ähnlich wie bei Prionacron, noch mit Warzen und Zähnen, und 
könnte somit noch eine eigene Abtheilung bilden, was ich hier 
für unnöthig halte. Auch L. pachyphyllum n. sp. von den Hawaii- 
Inseln hat diesen Charakter, dessen Fehlen L. Sumatranum Brother. 
gut unterscheidet. Wegen der sichelartig gekrümmten Form 
dieser Blätter hatte ich in der Synopsis Muscorum das genannte 
Moos L. falcatum genannt, allein mit Unrecht, denn seine übrigen 
Verwandten besitzen eben die gleiche Blattgestalt. Bisher sind 
mir jedoch nur wenige Arten bekannt geworden: ausser dem 
herrlichen L. Javense der Sunda-Inseln und Indiens beherbergt 
mein Herbarium nur noch L. giganteum m. für die Hochgebirge 
Venezuelas, L. calycinum m.; (L. giganteum Lortz.) für die Anden 
von Ecuador und Peru, L. sublongifolium n. sp. für Costarica 

6. Müller Hal. Genera muscorum. 65 


32 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


_ 


(2000 m.), L. Brasiliense m. (L. giganteum Hope.) für Brasilien, 
L. longifolium Hpe. für Westindien und Brasilien, L. Boryanum 
Bescher. für die Insel Bourbon, L. Hildebrandti m. und L. Peroti 
Ren. und Oard. für Madagascar. Die westafrikanische Insel 
Sn. Thome lieferte in L. homomallum Brother. eine zartere Art 
hinzu. 13 Arten. 


4. Ulöbryum C. Müll., Krausblatt. 


Dieser Typus knüpft sich unmittelbar an den vorigen an 
und zeichnet sich durch die gleichen lockeren weissen Polster und 
die sehr locker gestellten schmalen Blätter aus; allein letztere 
nehmen durch die Menge ihrer Biegungen eine oft sehr krause 
Gestalt an. Durch L. longifolium, welches mitunter auch kleine 
Formen erzeugt, geht so die vorige Section in diese über, welche 
sich eigentlich nur durch die geringere Grösse ihrer Arten und 
die so viel schmäleren, zarteren, sehr krausen Blätter unter- 
scheidet. Typus hierfür sind L. erispum m. aus Venezuela, L. 
subulatum Hpe. für Westindien, L. sordidum Angstr. für die 
brasilianische Landschaft Caldas, L. linealifolium n. sp. für die 
brasilianische Provinz Rio Grande do Sul. Auch das tropische 
Brasilien erzeugt um Bahia eine eigene Art (L. suberispum n. sp.), 
das subtropische Argentinien im Chaco eine andere (L. Argenti- 
nicum m.). Genau derselbe Typus kehrt im Sikkim-Himalaya 
wieder (L. Bowringi Mitt.), während Südafrika in L. Rehmanni 
m. und Neu-Guinea in L. microthecium m. kräftigere Arten be- 
herbergen. Auf den Hawaii-Inseln, die somit drei Arten haben, 
kommt in L. nano-crispulum n. sp. eine sehr niedliche Art vor, 
auf den Sundas L. pyenophyllum n. sp. Im Ganzen scheint der 
Typus aber eine amerikanische Gestaltung zu sein. Das Blatt 
endet in einer kurzen Stachelspitze. 20 Arten. 


5. Vesiculifolium C. Müll. 


Hier werden die kurzen Blätter wieder kräftiger, obwohl sie 
noch vielfach hin und her gebogen sind, und nehmen durch einen 
etwas aufgeblasenen Grund eine blasenartige Auftreibung an, 
welche sich in dem Namen der Section (Blasenblatt) ausdrücken 
soll. Der erste Typus ist L. sanctum Hpe. der Sunda-Inseln, 
Fidschi-Inseln und Malaccas, an welches sich nur noch auf dem 
südlichen Neu-Guinea am Fly-River in L. auriculatum m. eine 
zweite, aber meergrün gefärbte Art anschliesst. Bei beiden Arten 
haben die Blätter einen glatten Rücken und eine kurze Spitze. 


Leucobryaceae, Weissmoose. 83 


Eine dritte Art von der Ker Range in Queensland hängt eng 
mit der von Neu-Guinea zusammen: L. vesiculosum n.sp. 8 Arten. 


6. Capillamentaria C. Müll. Perückenmoos. 


Hier bleiben die Polster sehr niedrig und bestehen aus kurzen 
Stengeln, deren Blätter, schmal und kurz wie sie sind, sich fast 
fächer- oder perückenartig niederdrücken, dabei einen glatten 
Rücken, eine kurze Stachelspitze und eine derbe Textur besitzen. 
Der Typus dieser kleinen Section ist L. Martianum Hpe. aus 
dem niederen äquatorialen Brasilien und seinen Nachbarländern. 
Ich kenne nur noch eine zweite Art, L. Hollianum Bryol. Javan. 
der Sunda-Inseln und eine dritte von Sumatra, das L. angusti- 
folium Brother., welche sich hier ausschliesst, und eine vierte von 
den Louisiaden (L. Louisiadum n. sp.), wo sie Sir Wm. Me. Gregor 
fand, und eine fünfte von der Great Natunas-Insel im indischen 
Archipel (L. sericeum Broth.) 5 Arten. 


7. Juniperella C. Müll. Wachholdermoos. 


Dieser Typus schliesst sich eigentlich mehr an Euleucobryum, 
wie an eine andere Section an; man könnte ihn ein Diminutiv 
desselben nennen. Denn hier werden, bei übrigens gleicher 
Polsterform, die Stengel und Blätter kleiner, dichter, und Letztere 
erinnern in Bezug auf ihre Imbrication mitunter wohl sehr an 
die des Wachholders mit seinen abstehenden Nadeln. Blattrücken 
und Blattspitze sind sonst wie bei Euleucobryum und erinnern 
auch wohl mitunter an die Section Orthophyllum unter Syrrho- 
podon. Vorbild wäre L. juniperoideum Brid. von Madeira und 
Teneriffa oder L. minus Hpe. aus Nordamerika, welchen L. Japo- 
nicum n. sp. aus Japan nahe steht. Sonst geht der Typus über 
die ganze Welt: Durch Südbrasilien (L. lato-marginatum n. Sp.), 
Sa. Catharina (L. araucarietorum n. sp.), Westindien und Mexico 
(L. sediforme m., L. minusculum m.), Indien (L. Wighti Mitt. 
und L. exsertum Hpe.), Südafrika (L. Gueinzii m.) und die tropischen 
Südsee-Inseln (L. Tahitense Angstr.). 14 Arten. 


8. Cuspidella C. Müll. Spitzenmoos. 


Die einzige mir bekannte Art dieses Typus ist L. hetero- 
dietyon Bescher. von St. Marie auf Madagascar, wo es der 
Franzose Marie sammelte. Das schöne Moos erscheint nach 

6 


s4 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


seiner Tracht wie L. laticaulis m. von Neuseeland, ist aber viel 
kleiner, bildet mit seinen breiten, kurzen, kräftigen Stengeln, 
welche sich am Grunde vielfach in gleichkräftige Stengel theilen, 
dichte blassmeergrüne Polster, während die Blätter kurz und 
kräftig dicht über einander lagern, einen glatten Rücken, aber 
eine ziemlich lang vorgezogene, fast grannenartige Blattspitze 
und ein sehr lockeres Zellgewebe bilden. Freund Bescherelle 
in Paris war geneigt, das Moos als Typus einer eigenen Gattung 
anzusprechen; allein bis heute ist noch keine Frucht bekannt. 
1 Art. 


9. Cladopodanthus Bryol. Javan. Zweigfussblume, 
als Gattung. 


So nannten Dozy und Molkenboer im Jahre 1854, wo 
sie die Musci Frondosi Inediti Archipelagi Indiei herausgaben, 
das eigenthümliche Moos, wegen des terminalen Blüthenstandes 
auf seitlichen Zweigen, und führten das Moos der javanischen 
Gebirge als eigene Gattung in die Bryologie ein. Als wesent- 
liches Kennzeichen galt ihnen das Peristom, dessen Zähne unter- 
halb des Kapselmundes angeheftet, bald ungetheilt, durchbrochen, 
bald zweitheilig oder zweigespalten in einer und derselben Frucht 
sind, deren Form übrigens eine aufrechte ohne Kropf ist. Es 
kann nicht geläugnet werden, dass dies Unterschiede zwischen 
unserem Moose und Leucobryum sind; um so mehr, als sich die 
Zähne über den Kapselmund zurückschlagen im trockenen Zu- 
stande, allein als wesentlich Morphologische vermag ich sie nicht 
anzuerkennen, und so bin ich auch heute in der Lage, die Gattung 
als eine Section von Leucobryum zu betrachten. Denn sie hat 
nicht, wie ihre Autoren sagten, eine Verwandtschaft zu den 
Leucodonteen, mit denen sie in der That gar nichts zu thun hat, 
sondern sie ist in jeder Beziehung eine Leucobryacee mit stiel- 
rundem Stengel, der sich allerdings, wie Cuspidella, am Grunde 
verzweigt, aber Blätter erzeugt, die sich dicht über einander 
legen und aus ihrer Spitze ein sehr langes, gefärbtes, knieförmig 
hin und her gebogenes Haar treiben. Durch alle diese Merk- 
male stellt sich Cladopodanthus pilifer als eines der merkwürdigsten 
Leucobrya dar. 1 Art. 


10. Selaginöbryum C. Müll. Selagomoos. 


Diese letzte Section gründet sich auf ein Moos, das von 
J. M. Hildebrandt 1883 im centralen Madagascar, d. i. 


- 


Leucobryaceae, Weissmoose. 35 


in Ost-Imerina, aber auch früher von Norwegern auf jener 
grossen Insel gesammelt wurde. Dasselbe zeichnet sich sofort 
vor allen Gattungsverwandten durch die längeren, wenig in 
parallele Zweige getheilten Stengel, und die dicht über einander 
liegenden kurzen Blätter aus, welche einen kräftigen aber stiel- 
runden Stengel bedingen und so eine Form erzeugen, die ganz 
an die Ochrobryum-Arten erinnert. Ob das Moos, das ich nur 
steril kenne, dereinst zu dieser Gattung zu bringen sei, steht 
dahin; gegenwärtig kann ich es nur als Leucobryum selaginoides 
aufstellen, um damit an diejenigen Lycopodien zu erinnern, welche 
eine ähnliche Achse bilden. Der Rücken des Blattes ist glatt, 
die Blattspitze kurz und stachelspitzig. 1 Art. 


24. Leucöphanes Brid. Bryol. univ. I. p. 763, Bleichmoos. 


Frucht aufrecht gleichmässig; Mundbesatz einfach mit sech- 
zehn gleichweit entfernt stehenden kurzen, linearen, lanzettlichen, 
kaum querrippigen Zähnen; Mütze halbseitig; Blätter gerippt, 
aus zwei Zellenlagen zusammengesetzt, deren Chlorophyllzellen 
auf dem Querschnitte vierseitig sind. 

Obgleich diese Moose in keiner Weise mit Leucobryum ver- 
wechselt werden können, verrathen sie doch schon durch die 
weisse oder meergrüne Färbung und ihre starren kurzen Blätter 
die engste Verwandtschaft zu ihnen. Echte Tropenkinder, wie 
sie es sind, stellen sie vermöge ihres Mundbesatzes gleichsam die 
Weisia-Arten der Leucobryaceen dar, während die vorigen Moose 
den Dicranum-Typus wiederholten. Es ging ihnen aber bei den 
älteren Bryologen ebenso, wie den Leucobryum-Arten, als man nur 
nach dem Peristome klassifieirte; denn wie man die Letzteren so 
zu Dicranum-Arten machte, stellte man die Leucophanes-Arten zu 
Syrrhopodon, bis sie Bridel’s natürlicher Blick trennte, während 
er Leucobryum doch bei Dieranum beliess. Alle Arten haben 
Anspruch auf unser besonderes Interesse: denn erstens gehören 
sie mit Syrropodon, Calymperes und Octoblepharum so zu einer 
und derselben Landsmannschaft, dass kaum je ein Glied dieser 
drei Gattungen fehlt, wo die eine Gattung auftritt; zweitens er- 
rest ihr anatomischer Blattbau unsere ganze Aufmerksamkeit. 
Nach diesem ordnen sie sich in drei grössere ausserordentlich 
natürliche Gruppen: Tropinotus, Trachynotus und Leionotus. 


1. Tropinötus. 


Blätter aufrecht, auf dem Rücken kielig und glatt, mit einer 
sehr schmalen Rippe, welche auf ihrem Inneren rinnenartig ist. 


s6 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Es sind Moose mit niedrigem Stengel, nur wenig parallel ver- 
zweigt, welche kleine und grosse lockere weisse oder kaum meer- 
grüne, dafür aber gern glänzende Rasen meist auf Bäumen bilden. 
Ich kenne bis jetzt folgende Arten: L. cuspidatum m. aus West- 
indien, L. calymperaceum n. sp. aus dem englischen Guyana, 
L. pugionatum n. sp. von den Tenimber-Inseln, L. octoblepharoides 
Brid. von den Sunda-Inseln, L. aciculare n. sp. von Malacca, L. 
Nicobaricum m. von den Nicobaren, L. glaucescens m. von den 
indischen Küsten, L. compactum Broth. von Great Natunas, L. 
apiculatum Hpe. von den tropisch-australischen Küsten, L. australe 
Brother. von der Ker Range in Queensland, L. Vitianum m. und 
L. albo-nitens m. von den tropischen Südsee-Inseln, L. minatum 
n. sp. vom Fly-River im südlichen Neu-Guinea und L. Naumanni 
m. von der Mc. Cluer Bay ebendaselbst, L. Molleri m. von der 
westafrikanischen portugiesischen Insel St. Thome, L. Cameruniae- 
n. sp. und L. calymperaceum n. sp. von Kamerun, L. obtusatulum 
n. sp. aus Batanga, dessen Hinterlande, und L. Hildebrandti m. 
von den Comoren. Dieses Letztere gehört mit seinen ausgedehnten, 
äusserst weichen, flachen und weissglänzenden Rasen zu den 
schönsten Arten seiner Section, L. Rodriguezii n. sp. von der 
Insel Bourbon, wo es Herr Rodriguez sammelte, weicht sogleich 
durch seine starren Blätter ab. Ob L. Guadelupense Ldbe. 
hierher gehört, weiss ich nicht; die Diagnose (Oefvers. af K. Vet. 
Akad. Förh. 1864, No. 4, p. 608) schweigt von der Beschaffen- 
heit des Rückens. 20 Arten. 


2. Trachynötus C. Müll. 1. c. p. 7, Rauhrücken. 


Blätter aufrecht, schmal, mit starker Rippe, auf dem Rücken 
rauh oder gesägt. Die mir bekannten Arten erinnern durch 
Blattgestalt und Imbrication meist so sehr an Arthrocormus, dass 
man sich zu hüten hat, beide zu verwechseln. Doch warnt schon 
der oft überaus prächtig bewarzte oder bewimperte Rücken des 
Blattes vor solchem Irrthum. Eine solche Reihe könnte man 
Arthrocormiopsis nennen. Eine zweite hat breitere Blätter und 
könnte Tropinotiopsis heissen. Der Verbreitungskreis ist ein ähn- 
licher, wie der vorige: es entfallen L. Blumei m. und L. arthro- 
cormoides n. sp. auf die Sundas, L. glauculum n. sp. und L. sub- 
glaucescens n. sp. auf die Philippinen, L. albescens m. auf die 
indischen Küsten und die Nicobaren, L. Seychellarum Bescher. 
auf die Seychellen, L. subscabrum Broth. und L. sordidum m. 
auf Neu-Guinea, L. scabrum Mitt. (sub Octoblepharo) und L. 
asperum Mitt. (sub Octoblepharo), auf die tropischen Südsee-Inseln, ' 
L. Guadalupense Ldbg. auf Westindien. 11 Arten. 


Leucobryaceae, Weissmoose. 87 


3.heconotus C. Müll. Izerp7, Glattrücken. 


Polster gross und hoch, aber locker und meist schneeweiss 
oder in das Gelbliche spielend; Blätter kräftig, am Stengel zurück 
gekrümmt, auf dem Rücken glatt, mit schmaler flachrinniger 
Rippe. Von dieser stattlichsten Section besitze ich nur 4 Arten, 
welche da, wo sie vorkommen, jedenfalls wahre Charakter-Moose 
für die Landschaft sind. Am längsten bekannt ist L. Rein- 
wardtianum m., und auch am meisten verbreitet. Denn ich kenne 
es auf Java, auf Saparuria, wo es der bekannte Botaniker Rein- 
wardt zuerst sammelte, auf Borneo, Malacca und Neu-Guinea. 
So stattlich und charakteristisch dasselbe auch ist, so wird es 
doch von L. Tetensi m. auf den Palao-Inseln (West-Carolinen) 
durch die enormen schneeweissen Polster, die es macht, über- 
troffen. Dagegen tritt L. recurvum Mitt. (sub Octoblepharo) von 
den Samoanen, obschon ein recht üppiges Moos mit lichtgelber 
Färbung, zurück. Eine vierte Art, L. puceiniferum m., welche 
aus den Blattspitzen leicht Würzelchen in Form der Puceinia- 
Pilze entwickelt und auf den Anachoreten (Neu-Britannien) wohnt, 
kenne ich nur in Bruchstücken. Eine fünfte (L. Nukahivense 
Bescher.) von den Marquesas-Inseln wiederholt Arthrocormiopsis, 
aber mit Blättern, welche eine sehr schmale, auf dem Rücken 
glatte Rippen haben. 5 Arten. 


25. Octoblöpharum Hdw. (Achtwimperchen) in Musc. Frond. 
IIT.>p.2 19.2656: 


Pflanzen niedrig und aufrecht getheilt, meist rundliche kleine 
Polster oder Kissen mehr oder weniger dicht bildend; Frucht 
aufrecht, gleichmässig; Mundbesatz mit 8, nach Mitten auch 
mit 16 (also wohl getheilten) aufrechten, kurzen, breitlanzett- 
lichen, gleichweit von einander entfernt stehenden, aus zwei 
Zellenschichten gebildeten, durchscheinend gelblichen Zähnen; 
Blätter starr aufrecht und leicht ablösbar, mehr oder weniger 
deutlich dreiseitig, aus mehreren Zellenschichten nach dem Inneren 
der Mitte zu, aus einer einzigen Naht am Rande des Blattgrundes 
zusammengesetzt: Chlorophylizellen auf dem Querschnitte drei- 
seitig, von denen die beiden mittelsten aus der Ebene dieser 
Chlorophyll-Zellen heraustreten; Rippen fehlend. Baumleben. 

Sonderbar genug, erkannte Hedwig sehr bald die Selbst- 
ständigkeit dieser charakteristischen Gattung, welche er doch 
nach dem Peristom-Prinzipe etwa zu den Weisia-Arten hätte stellen 
müssen, während er Leucobryum nicht als Familienmitglied zu 
deuten wusste. So kam es aber, dass gerade Octoblepharum als 


ss Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


die erste Gattung der künftigen Leucobryaceen bekannt und all- 
gemein auch angenommen wurde So kam es ferner, dass 0. 
albidum Hdw. seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts bis zum 
Jahre 1847 als ein Moos dastand, das sanz vereinzelt schien. 
Denn erst in diesem Jahre war ich selbst in der Lage, eine 
zweite Art aus Guyana (O0. eylindricum Schpr.) zu beschreiben, 
womit abermals ein nicht unbeträchtlicher Zeitraum (bis 1869) 
verfloss, bis Mitten in seinen Muse. austro-americanis (p. 108 u. f.) 
allein aus Amerika 8 Arten beschrieb, nachdem er zuvor einige 
Arten der Südsee-Inseln beschrieben hatte, welche nicht hierher 
gehören. Ich kenne leider von jenen acht Amerikanern nur zwei, 
weiss also über die sechs Uebrigen nichts auszusagen, dass es aber 
mehr Arten der fraglichen Gattung giebt, ist mir längst klar und 
ich habe selbst noch zwei Arten Brasiliens aus Goyoz beschrieben: 
OÖ. perforatum m. und O. raphidostegium m. Nur stehen sich 
sämmtliche Arten, so weit ich sie kenne, so nahe, dass man keine 
besondere Gruppirung unter ihnen zu erkennen vermag. Das 
verbreitetste Octoblepharum ist O. albidum. Bis in die sub- 
tropischen Regionen sowohl des nördlichen, wie des südlichen 
Amerikas verbreitet es sich aus der intensivsten Tropenzone 
heraus, und zwar ohne gross zu variiren. Aber ebenso stellt es 
sich längs der afrikanischen Westküste sowohl auf dem Fest- 
lande, wie auf den Inseln ein und dringt bis zu den tropischen 
Inseln des östlichen Afrika vor. Ebenso kennen die Küsten und 
Inseln Indiens das Moos bis zu den Philippinen und Sunda-Inseln, 
während es auf den tropischen Südsee-Inseln und in Australien 
fehlt, auf den ersteren (Tahiti) durch O. longifolium Ldbg. ersetzt 
wird, dagegen von Kapt. Armit noch auf den Mount Astrolabe 
in Nen-Guinea auf Cycadeen gesammelt wurde. An der Torres- 
strasse nimmt auf Goode-Island, wo es W. Powell 1881 aufnahm, 
O0. exiguum n. sp. seine Stelle ein; ein alsbald durch höchst ge- 
ringe Grösse aller Theile bemerkenswerthes Moos, dessen kleine 
Blätter aus sehr kurzem erweitertem Grunde entspringen, sich 
deutlich mit einem hellen Saume umgeben und ein sichtbarer 
hervortretendes Zellgewebe bilden. Auf Neu-Hannover wuchert 
OÖ. lineafolium n. sp. im Dschungel auf Baumstämmen, wo es 
Dr. F. Naumann fand, und dieses Moos unterscheidet sich so- 
gleich durch äusserst schmale Blätter mit abgestumpfter, aber 
höchst zierlich ausgefranster oder ausgefressener Spitze, wie sie 
keine zweite Art wieder besitzt. Zwar besitzt auch O. cuspidatum 
n. sp. von den Philippinen schmale Blätter, allein, dieselben ver- 
längern sich in eine ziemlich lange Stachelspitze. Eine sonder- 
bare Art, ©. depressum n. sp. von Moulneria in Birma, wo es 
Sulpiz Kurz 1876 in höchst geringer Menge steril fand, weicht 
sofort durch lange, breite und zusammen gedrückte Blätter ab. 


\ 7 701 Q , 
‚W se. 
Leucobryaceae, Weissmoose 89 


Ihm steht der Tracht noch ein Moos sehr nahe, das ich O. pellu- 
cidum n. sp. genannt habe, und welches aus Brasilien, und zwar 
aus der Nähe von Rio de Janeiro stammt, woselbst es unter 
Hypnum rutilans Brid. auf Bäumen lebt. Auch von ihm besitze 
ich nur ein Bruchstück, aber dessen Blätter ergeben schon beim 
ersten Untersuchen eine der besten Arten von Octoblepharum. 
Lang, wie sie sind, tritt bei ihnen das grosse Maschengewebe 
augenblicklich vollkommen deutlich im angefeuchteten Zustande 
unter dem Mikroskope hervor und lässt ersehen, dass diese Blätter 
bei abgestumpfter, aber kurz gestachelter Spitze deutlich drei- 
seitig sind, während ©. albidum und die meisten übrigen Arten 
Blätter besitzen, welche erst sehr lange weichen müssen, um das 
Zellgewebe einigermassen zu zeigen. Das sind sämmtliche 7 Arten, 
welche ich zu unterscheiden vermochte; sollten aber die Mitten- 
schen Arten anzunehmen sein, so würden wir im Ganzen 14 be- 
kannte Octoblephara haben. Mitten legt übrigens (Musc. A. 
Amer. p. 109 u. f.) diesen Moosen eine Blattrippe bei, indem er 
wahrscheinlich die schmale mehrschichtige Mitte des Blattgrundes 
als die beginnende Rippe betrachtet, welche dann das ganze obere 
Blatt einehmen würde. Dagegen habe ich geltend zu machen, dass 
das Zellgewebe dieser Rippe durchaus nichts von dem verdickten 
Gewebe einer Rippe an sich hat, vielmehr ja die bekannten vier- 
seitigen Chlorophylizellen in sich schliesst. Das Baumleben der 
Öctoblephara würde sich schliesslich sicher recht interessant ge- 
stalten, wenn wir mehr darüber wüssten, auf welchen Bäumen 
sie leben. Mitten giebt sein O. Cocaiense auf Palmen an, und 
wahrscheinlich werden es häufig auch Palmen oder Cycadeen sein, 
auf denen sie schmarotzen. Es bleibt wahrhaft zu bedauern, dass 
die meisten Sammler auf die Erkenntniss der Unterlage der Laub- 
moose gar keine Rücksicht nehmen, als ob hierauf auch gar nichts 
ankäme, obgleich es für die Biologie der Moose doch jedenfalls 
von höchstem Interesse ist, zu erfahren, wo und wie sie wohnen. 


26. Ochröbryum Mitt. in Musc. A. Amer. p. 107, Tutenmoos. 


Pflänzchen dichotomisch getheilt in dichte Polster zusammen- 
gedrängt; Blätter ganz die von Leucobryum, aber tiefrinnenförmig, 
auch mit den vierseitigen Chlorophylizellen versehen; Mütze wie 
eine lang gezogene, äusserst schmale und gerade Tute trichter- 
förmig auf dem Deckel sitzend; Frucht eingesenkt, ohne Mund- 
besatz; Baum- oder Erdleben in den Tropen. 

Es giebt unter den Moosen keine zweite Gattung, mit einer 
so merkwürdigen Fruchtmütze, und darum ist die Gattung Ochrö- 
bryum ein schöner Gewinn für die Bryologie; um so mehr, als 


9) Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


auch die eingesenkte kleine Frucht von napf- oder topfartiger 
Formung unter den Leucobryaceen unerhört ist. Die zuerst be- 
kannt gewordene Art, ©. obtusifolium. Mitt. war mein Schisto- 
mitrium obtusifolium, das ich 1857 in der botanischen Zeitung 
beschrieb, als mir die Frucht noch unbekannt war und ich doch 
augenblicklich die grosse Verschiedenheit von Leucöbryum einsah, 
wie die an der Spitze kapuzenartig-hohlen abgestumpften Blätter 
ergeben. Mitten sah die Früchte zuerst bei denselben Exemplaren, 
welche Funck u. Schlim, ehemals Samnler für J. Linden in 
Brüssel, auf der Sierra Nevada von Santa Martha im tropischen Süd- 
amerika auf alten Waldbäumen bei 3500 F. Höhe gesammelt hatten. 
Es muss dort niedrige, dichte, aber ausgedehnte, gelblichweisse, 
Leucobryum-ähnliche Polster treiben und so gewissermassen Leu- 
cobryum ersetzen. Eine zweite Art war eine tropische Brasilia- 
nerin, die ich 1847 zuerst als Leucophanes angesprochen hatte, 
nämlich ©. Gardnerianum Mitt. Auch diese sah Mitten zuerst 
mit Früchten. Selbige Art treibt aus der Blattspitze gern dünne 
oder keulenförmig aufgetriebene Würzelchen, die nach Art des 
Örthotrichum Tütlandieum die Spitze rosenartig krönen. Erst im 
Jahre 1875 stellte sich hierzu eine dritte Amerikanerin ein, 
O. Polakowskyi n. sp., welche Dr. H. Polakowsky (jetzt in Berlin) 
in Costarica auf feuchten Wegen bei Naranjo in der Provinz 
Cartago entdeckte, leider nicht mit Früchten fand. Diese schöne 
Art erinnert in ihrer Tracht deutlich an Selaginobryum von Ma- 
dagascar, hat aber sehr graziöse, über 1 Zoll lange Stengel, deren 
Tracht gänzlich an ein Leucobryum aus der Abtheilung Juniperella 
erinnert, und deren Blätter, ganz wie bei Leucobryum, in eine 
kurze Stachelspitze auslaufen. Im Jahre 1862 kam auch die erste, 
dem ©. Gardnerianum verwandte, Indierin an: O. Nietneri n. sp., 
das auf Ceylon gemeinschaftlich mit Xiphopteris cucullata oder 
anderen Farnen in äusserst winzigen Räschen lebt. Eine zweite 
Art Ceylon’s ist O0. Mittenii n..sp., welches Nietner auf einem 
Anthrophyum sammelte, aber auch sonst in Indien vorkommt und 
mit dem Mitten’schen indischen O. Gardnerianum zusammenfällt. 
Zehn Jahre später sendete Sulpiz Kurz, der frühere Conservator 
des indischen Herbars zu Kalkutta, an Hampe mit anderen 
Birma-Moosen noch zwei indische Ochröbrya: O. subulatum Hpe., 
bei Plumedoe auf einer Höhe von 3000—4000 F. gesammelt, und 
OÖ. Kurzii n. sp., welches Dr. Stolitzka in den Moulmein-Hills 
und Kurz selbst bei Pega Yomba an Bäumen aufgenommen hatte. 
Das Erstere ist ein sonderbares kleines Polstermoos mit einer 
ausserordentlich winzigen Frucht, die, auf einem kurzen gekrümmten 
Stielchen befindlich, kaum aus dem Kelche empor sich hebt uud 
wie ein abgebrochener Rest einer kleinen Kapsel erscheint und 
dabei sehr schmale, zugespitzte Blätter hat. Das Letztere ist nicht 


Leucobryaceae, Weissmoose. 91 


minder sonderbar: viel kräftiger, wie die vorige Art, wird auch 
die Frucht weit grösser und becherförmiger, dagegen die Mütze 
mindestens um 10—15 Mal länger als die Kapsel. In Folge dessen 
nimmt das noch mit seinen Mützen versehene Polsterchen eine 
Tracht an, als ob es mit kleinen Anthoceros-ähnlichen Hörnchen 
besäet sei. Eine siebente Art, die ich wenigstens hierher ziehe, 
obgleich ich wegen ihrer Unfruchtbarkeit keine Gewissheit darüber 
habe, habe ich 1881 (Reliquiae Rutenbergianae, p. 204) als ©. 
Rutenbergi beschrieben. Auch dieses ist ein winziges Moos, aber 
mit winzigen dicht über einander liegenden, ein fast stielrundes 
Stengelchen bildenden Blättern, deren Spitze abgerundet-abge- 
stumpft erscheint. Es sollte mich sehr wundern, wenn das Moos 
zu einer anderen Gattung gestellt werden müsste. Jedenfalls aber 
erschweren die Ochrobrya, sobald sie steril nach Europa kommen, 
ihre Unterscheidung von Leucobryum ungemein. An sich selbst 
gruppiren sie sich in zwei Sectionen: in solche, deren Stengel 
eine mehr oder weniger stielrunde Tracht annehmen und dichte 
Polster bilden (Imbricatella) und in solche, deren Stengel die 
Blätter locker umgeben (Laxicaulis). Zu den Ersteren gehören: 
O. obtusifolium, Polakowskyi und Rutenbergi, zu den Letzteren 
die vier übrigen Arten. Im Jahre 1897 war die Zahl der Arten 
in einer Abhandlung von Bescherelle auf 16 gestiegen, von 
denen ich leider die Hälfte nicht kenne. 


27. Schistomitrium Dz. u. Mb. in Musc. Fr. Ined. Archipel. 
Ind. (1854) p. 67, Spaltmütze. 


Mütze conisch oder ceylindrisch glockenförmig, am Grunde 
in Wimpern zerschlitzt; Frucht gleichmässig; Mundbesatz einfach, 
aus 16 gleichweit von einander entfernt stehenden, langen oder 
kürzeren lanzettlichen, unterhalb des Kapselmundes entspringen- 
den, ganzen, querrippigen, einwärtsgebogenen, im trockenen Zu- 
stande zurückgeschlagenen, durch eine Mittellinie nicht ausge- 
zeichneten Zähnen. 

Auch diese schöne Gattung hatte Anfangs das Geschick, von 
denselben Autoren als zu Syrrhopodon gehörig, wie Leucophanes, 
angesehen zu werden. Als sie aber später die Berechtigung der 
Gattung erkannten, beschrieben sie eine Art: S. apiculatum von 
den Sunda-Inseln, zu welcher sie in der Bryologia Javanica später 
noch 'eine zweite Art von Java brachten: S. robustum. Erstere 
fand Beccari übrigens auch auf Borneo, Feodor Jagor auf der 
Philippineninsel Luzon, so dass die Gattung nur auf eine höchst 
beschränkte Region der indischen Tropenwelt eingeengt ist. 
Gleichzeitig mit Sch. apiculatum veröffentlichten Dozy und Mol- 


9 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


F# 


kenboer (a. a. OÖ.) noch eine neue Gattung: Spirula (speciosa) 
aus Java, die sie früher ebenfalls als Syrrohopodon betrachtet 
hatten. Indem sie aber dieses Moos zu einer eigenen Gattung 
erhoben, gingen sie wieder zu weit, indem es sich von Schisto- 
mitrium nur durch unwesentliche Merkmale unterscheidet, nämlich 
durch kürzere Zähne und einer am Grunde weniger gewimperten 
Mütze. Den wesentlichsten Ausschlag mag aber wohl die eigent- 
thümliche Tracht des Mooses gegeben haben, dessen Stengel voll- 
kommen stielrund, dessen dicht gedrängte Blätter in einer deut- 
lichen Spirale um die Achse laufen und an stumpfer Spitze eine 
haarförmige Verlängerung treiben. Merkmale, welche niemals eine 
morphologische Gattung, wohl aber eine ausgezeichnete Section 
begründen können. Aus diesem Grunde auch habe ich Hampe 
beitreten müssen, welcher dasMoos in der Botan. Zeitung von 1847 
(p. 922) zu Schistomitrium zog, während ich es ehemals, da ich 
selbst noch keine Mütze gesehen hatte, zu Leucophanes gestellt 
hatte. Wenn man nun die drei Arten mit einander vergleicht, so 
tritt uns der seltene Fall entgegen, dass jede Art eine besondere 
Section ergiebt. Die stattlichste ist: 


1. Spirula Dz. u. Mb. (l. c.), Spiralmoos. 


Polster hoch, breit, schmutzig weiss, scheinbar dicht, aber 
mit lose an einander hängenden, dichotomisch verzweigten, stiel- 
runden, an der Spitze abgestumpften Stengeln; Blätter dicht über 
einander liegend, in schiefe Reihen gestellt, starr, aus stumpfer 
Spitze ein dünnes Haar treibend; Frucht auf ziemlich kurzen 
Stielchen aufrecht, eylindrisch, lateral. Sch. speciosum Hmp. 


2. Leucobryopsis C. Müll. Weissmoosvetter. 


Polster ziemlich hoch und kräftig, schmutzig meergrün; mit 
lose an einander hängenden, dichotomisch verzweigten, kräftigen, 
aufschwellenden Stengeln; Blätter kräftig, dicht über einander 
liegend, fast einseitswendig, ohne Reihen zu bilden, starr, mit 
zurückgekrümmter Stachelspitze; Frucht kurz gestielt, aufrecht, 
eylindrisch. Sch. robustum Dz. u. Mb. 


3. Chalarocaulon ©. Müll. Lockerstengel. 


Rasen niedrig, weich und zart, gelblichweiss oder mehr blau- 
weiss, mit kurzen in einander verzweigten zarten Stengelchen; 
Blätter klein und schmal, sehr locker gestellt, in eine lange steife 
Stachelspitze vorgezogen (Sch. apiculatum Dz. u. Mb. auf den 


Leucobryaceae, Weissmoose. 93 


Sunda-Inseln) oder kurz zugespitzt (Sch. mucronatum m. auf Neu- 
Guinea, 4000 F. hoch). 

In seiner Beschreibung der Laub- und Lebermoose, welche 
von dem unglücklichen Bischof Hannington im centralen Afrika 
gesammelt waren (Lond. Journ. of the Linn. Soc. 1886, p. 302), 
führt Mitten noch drei weitere Arten an: Sch. eucullatum Thw. 
et Mitt. von Ceylon, Sch. acutifolium Mitt. von Usagara (trop. 
Ostafrika), Natal und Madagascar, endlich Sch. Lowii Mitt. von 
Kina Balu im indischen Archipel. Die Artenrichtigkeit nach 
allen Richtungen hin zugegeben, die ich bei Sch. acutifolium be- 
zweifle, so scheinen die ersten beiden Arten zu Chalarocaulon, 
Sch. Lowii zu Leucobryopsis zu gehören. Letzteres, etwas kleiner 
als Sch. robustum, soll einseitswendige oder sichelförmig ge- 
krümmte Blätter haben, was sich mit der Section sehr gut ver- 
tragen würde. Sch. cucullatum, das ich kenne, gehört sicher zu 
Leucobryopsis. 7 Arten. 


28. Arthrocormus Dz. u. Mb. in Musc. Archipel. Ind. p. 75, 
Gliedstengel. 


Pflanzen in kleine lockere Rasen gestellt; Stengel höchst 
brüchig; fächerförmig verzweigt; Blätter klein und starr; Frucht 
sehr schmal cylindrisch, gleichmässig, auf zarten Stielchen, auf- 
recht; Mützchen halbseitig und ganzrandig; Mundbesatz einfach: 
Zähne 16 kurz, lanzettlich, stumpflich, gepaart, dem inneren 
Rande des Kapselmundes angedrückt, zart querrippig, aufrecht, 
hyalin. — Die Blätter sind dreiseitig und bestehen aus mehreren 
Zellenschichten, wie bei Octoblepharum, haben aber keine drei-, 
sondern vierseitige Chlorophylizellen (auf dem Querschnitte), 
nehmen also eine Mittelstellung zwischen Octoblepharum und 
Leucobryum, sowie den ähnlichen Gattungen ein. Blüthenstand 
zweihäusig terminal. 

Welche Schwierigkeiten es ehemals kostete, eine Gattung 
wie diese zu erkennen, bezeugen dieselben Autoren, welche sie 
aufstellen. Denn im Jahre 1844, freilich zehn Jahre vor dem 
oben genannten Werk, hatten sie die einzige Art, welche sie 
kannten, noch zu Mielichhoferia gestellt, in eine Gattung, zu 
welcher sie auch ein Hymenodon (sericeus) brachten, und welche 
mit Arthrocormus gerade so verwandt ist, wie etwa die Ross- 
kastanie mit der Kastanie. Als besagte Herren aber die Gattung 
wirklich erkannt hatten, schossen sie wieder über das Ziel hinaus 
und glaubten in ihr den Typus einer eigenen Gruppe (Tribus) 
zu erkennen. Sie kann aber in keiner Weise von den Leuco- 
bryaceen getrennt werden; man müsste denn auf die Form der 


94 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Frucht klassifiziren. Dann würden allerdings die Gattungen mit 
aufrechter, kleiner eylindrischer und gleichmässiger Frucht sich 
von der Dieranumfrucht der meisten Leucobrya zu trennen haben, 
und man würde zwei neben einander herlaufende Gruppen haben, 
welche durch den anatomischen Blattbau eng zusammen gehalten 
würden. Eine derartige Klassifikation aber dürfte für unseren 
heutigen Standpunkt bryologischer Kenntniss noch sehr unzeit- 
gemäss sein. Ich kenne bis heute von Arthrocormus nur fünf 
Arten: A. Schimperi Dz. und Mb. von den Sunda-Inseln und ihrer 
Nachbarschaft, eine zweite (A. Modiglianii m. von der Insel En- 
gano im Süden von Sumatra, 1891 von Modigliani gesammelt, 
dann eine neue Art aus Madagascar, A. Africanus Brother., welche 
mir Hr. Brotherus aus Helsingfors zusendete, eine anderweitige 
Art von Neu-Guinea mit abgestumpften Blättern: A. subdentatus- 
Broth., welche Letzterer von Kärnbach empfing, und A. dentatus 
Mitt. (sub Octoblepharo) von den Samoanen. Diese Arten neigen 
nach zwei Richtungen in ihrer Formung, und zwar folgender- 
massen. 

1. Euarthrocormus (. Müll. Blätter breiter, steif auf- 
recht anliegend. A. Schimperi und A. Africanus. 

2. Falcatella €. Müll., Sichelblatt. Blätter schmäler, 
gekrümmt und von dem Stengel auswärts zurückgeschlagen. A. 
dentatus und A. subdentatus. 

Die erste Section könnte recht wohl mit Octoblepharum 
verglichen werden; dann aber müsste die zweite mit den Trachy- 
notus-Arten der Gattung Leucophanes im Vergleiche zusammen 
fallen; um so mehr, als L. asperum und L. scabrum von den 
Samoanen, welche Mitten ehemals zu ÖOctoblepharum brachte, 
dem Arthrocormus der Tracht nach sehr nahe stehen, wenn sie 
sich auch durch den anatomischen Bau und den rauhen Rücken 
des Blattes weit von ihm zurückziehen. 4 Arten. 


13. Gruppe: Sphagnaceae, Torfmoose. 


Pflanzen ausgedehnte polsterföürmige Rasen bildend; Stengel 
einfach oder dichotonisch verzweigt, meist kräftig und lang, mit 
abwechselnden, abstehenden, herauf oder herunter gebogenen, 
büschelförmig vereinten, einfachen Aestchen; Blätter anfangs grün- 
lich, dann weiss oder gelblich, im Alter oft roth, bei einigen 
tropischen Arten aber auch schon in der Jugend schön purpur- 
roth, locker angepresst oder sparrig abstehend, leicht abnehmbar; 
Blattnetz aus langen, mit den Spitzen in einander verlaufenden 
(prosenchymatischen) leeren Zellen, meist mit Ringfasern (Ring- 
platten Russow’s) im Inneren und mit Löchern an den Wandungen 


Sphagnaceae, Torfmoose. 95 


versehen, gebildet, durchsichtig (hyalin) hell; chlorophyllhaltige 
Zellen: je eine zwischen je zwei Zellen, von denen nur immer 
eine einzige Schicht das Blatt bildet, im Querschnitt dreieckig, 
vierseitig oder auch linsenförmig, der Länge nach gestreckt, ein 
eigenes Maschenwerk zwischen hyalinen Zellen bildend; Frucht- 
stiel ein in die Höhe geschossener nackter Ast, seitenständig; 
Frucht kugelig, auf dem Aste sitzend, während sich sein eigent- 
liches Stielchen (seta) als Scheibe zwischen ihr und dem Aste 
befindet; Kapselmund stets ohne Mundbesatz; Deckelchen klein 
und gewölbt; Ring stets fehlend; Mützchen sich nicht erhebend, 
durch die anschwellende Frucht später durchbrochen und zer- 
rissen; Mittelsäulchen der inneren Frucht fast verkümmert; Arche- 
gonium: nur ein einziges vorhanden, ohne Saftfäden; Antheridien 
kugelig, lang gestielt. 

Nach dieser ganzen Charakteristik haben wir keinen Grund, 
die Torfmoose von den übrigen Laubmoosen zu trennen, als ob 
sie, wie manche Bryologen zu glauben scheinen, eine Pflanzen- 
ordnung für sich begründen könnten. Sicher nur ist, dass sie 
allerdings eine in sich selbst höchst scharf abgerundete Gruppe 
bilden, welche etwas Fremdartiges an sich trägt. Ich habe das 
ehemals durch das hohe Alter der Torfmoose zu erklären ge-. 
sucht, indem ich annahm, dass sie ein Rest vormaliger Schöpfungen 
sein könnten. Diese Anschauung hat thatsächlich Anklang ge- 
funden, und so habe ich in keiner Weise Veranlassung, sie nicht 
aufrecht zu erhalten. In Folge dessen aber reihen sich die 
Torfmoose ganz von selbst in die Welt der übrigen Laubmoose 
ein, und ich bringe sie daher, wie früher, neben die Weissmoose, 
mit denen sie ein doppeltes Zellensystem und eine normale Poro- 
sität der hyalinen Zellenwände theilen. Dieses letzte Merkmal 
verbindet aber auch beide Gruppen in biologischer Hinsicht. 
Denn wie die Torfmoose im Stande sind, mittelst ihrer porösen 
Zellen gewaltige Mengen von Wasser aufzuehmen, und sich wie 
ein Schwamm voll zu saugen, ebenso die Weissmoose; hierdurch 
werden letztere in der Natur häufig die Vorläufer der Torfmoose. 
Das will sagen, dass die Weissmoose, wo sie Depressionen der 
Erdoberfläche ausfüllen, mit der Zeit den Boden säuern und für 
die Torfmoose vorbereiten können, wie man das häufig im Gebirge 
beobachten kann, wo beiderlei Moose intime Freundschaft pflegen. 
Auch das Dasein von Ringfasern in den hyalinen Zellen hat 
manchem Bryologen als Grund gegolten, die Torfmoose von den 
übrigen Moosen zu sondern; allein, dieser Grund wird dadurch 
hinfällig, dass jene Ringfasern nicht in allen Sphagnum-Arten vor- 
kommen. Das Verkümmern des Mittelsäulchens (columella) in 
der Frucht kann unmöglich ein Trennungsmerkmal für die 
Torfmoose sein; sonst müsste man diejenigen Moose, wo es um- 


96 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


gekehrt sich über den Kapselmund empor hebt, wie bei manchen 
Splachnaceen, bei Pottia Heimii, Desmatodon Systylius u. s. w., 
ebenfalls von ihren Verwandten trennen. Die Mütze von Sphag- 
num erhebt sich zwar nicht, wie bei den meisten übrigen Moosen, 
dagegen findet der gleiche Umstand auch bei Archidium statt, wo 
die Mütze erst durch die schwellende Frucht zerrissen und be- 
seitigt wird. So bleibt von den absonderlichen Merkmalen der 
Torfmoose nur der falsche Fruchtstiel übrig. Allein, bei Aula- 
comnion-Arten erhebt sich unter Umständen manch ein Ast in 
die Höhe und treibt erst an der Spitze kleine Blätter (die sog. 
Pseudopodien!). Damit fällt für mich jeder Grund hinweg, die 
Torfmoose als Fremdlinge der Laubmooswelt zu betrachten. 

Es ist eine sehr schwierige Sache, Torfmoose so zu charak- 
terisiren, dass das Bild einer Art sogleich in der Beschreibung 
klar vor der Seele des Lesers steht. Es geht darin ebenso, wie 
bei Leucobryum: das Auge erkennt auf den ersten Blick das 
Fremdartige einer Art, und doch ist man nicht im Stande, diesen 
Charakter, die Summe vieler Kleinigkeiten, welche eine Diagnose 
sehr verwickelt machen würden, in seiner vollen Deutlichkeit mit 
Worten wiederzugeben. Schliesslich hätte man Ursache, die 
Form und Imbrication sämmtlicher Blätter eines Aestchens vom 
Grunde bis zur Spitze desselben zu beschreiben. Denn wenn man 
z. B. Sph. Portoricense Hpe. betrachtet, so würde man Grund-, 
Mittel- und Spitzenblätter deutlich von einander unterschieden 
finden. Ebenso wäre genau auf die Form und Imbrication der 
Kopf-, Mittel- und Grundzweige Rücksicht zu nehmen, wie ihre 
Stellung nach oben oder unten oder gerade aus genau zu be- 
achten. In Folge solcher Schwierigkeiten hat sich an manchen 
Orten die Ansicht eingenistet, dass die Sphagna, abweichend von 
allen übrigen Gewächsen, nicht den gewöhnlichen Gesetzen der 
Verbreitung folgen, sondern nur Formen unserer europäischen 
Arten sein sollen. Dr. Röll (Flora 1885 No. 32/33) ist sogar 
der Ansicht gewesen, dass die Sphagna das Darwinistische Prinzip 
schlagend beweisen sollen. Das ist einfach ein Irrthum; denn 
richtig nur ist an der Sache, dass unsere europäischen Arten -in 
anderen Welttheilen durch ähnliche, aber andere Arten vertreten 
werden, indem Letztere, je nach der Heimath, dem Sphagnum 
cymbifolium, acutifolium, cuspidatum, molluscum, squarrosum, 
rigidum und subsecundum ähnlich erscheinen und nur wenige 
andere Arten einem eigenen Typus folgen. Gruppirt man näm- 
lich sämmtliche Torfmoose in natürliche Sectionen, so stellen sich 
folgende neun Abtheilungen ein: 


1. Platysphagnum €. Müll.: Astblätter schuppenförmig 
über einander liegend, gross und kräftig, an der Spitze abgerundet 


Sphagnaceae, Torfmoose. 97 


stumpf, der Höhlung nach vor dieser Spitze kapuzenartig. — Das 
sind die Sphagna ceymbifolia. 


2. Comatosphagnum C. Müll.: Astblätter dicht über ein- 
ander, mehr oder minder kätzchenartig stielrund, an der Spitze 
abgestutzt und ausgezackt. Sphagna subsecunda. 


3. Acisphagnum (. Müll.: Astblätter mehr oder weniger 
sparrig und locker über einander und mehr rückwärts gekrümmt, 
mehr oder weniger lang, an der Spitze abgestutzt und ausgezackt. 
Sphagna cuspidata. 


4. Anacamptosphagnum C. Müll. Astblätter sehr sparrig 
und locker über einander gestellt, kürzer und kräftiger wie die 
Vorigen. Sphagna squarrosa. 


5. Malacosphagnum C. Müll.: Astblätter breit und kräftig, 
kaum sparrig und ziemlich starr über einander, locker gestellt, 
an der Spitze abgestumpft und ausgezackt. Sphagna rigida. 


6. Pyenosphagnum C. Müll.: Astblätter dachziegelförmig 
über einander, klein, sehr schmale zarte Aestchen bildend, an der 
Spitze abgestutzt und ausgezackt. Sphagna acutifolia. 


7. Acrosphagnum (C. Müll.: Astblätter dachziegelförmig 
übereinander, klein, weiche Stengelchen bildend, eiförmig, zu- 
gespitzt mit falscher Stachelspitze, welche sich kaum etwas spaltet, 
sonst weder abgestumpft noch ausgezackt ist. Sphagna 
mucronata; z. B. Sph. pyenocladulum m. aus Südafrika, Sph. 
Hildebrandti m. und Sph. mucronatum m. aus Madagascar. 


8. Acocosphagnum C. Müll.: Blätter klein, dachziegel- 
förmig übereinander, seidenartig glänzend, stachelspitzig, ohne 
Ringfasern.. Sphagna sericea; z. B. Sph. sericeum m., Sph. 
seriolum m. und Sph. Hollianum Bryol. Javan., alle drei von den 
Sunda-Inseln, bis jetzt die einzigen ihrer Section. 


9. Isocladus Ldbg. Oefvers. af. K. Wet. Akad. Förh. 1862, 
No. 2, p. 113; (als Genus-Name): Blätter sehr locker gestellt, 
lang und rinnenförmig, lang nadelförmig, etwas abgestumpft, aus 
sehr langen unl schmalen Hypnum-artigen, durchlöcherten, aber 
ringfaserlosen Zellen gebildet. Sphagna macrophylla: z. B. 
als einzige Art Sph. macrophyllum Bernh. aus Nordamerika. 


In diese Sectionen sind alle bekannten Arten mit Bequem- 
lichkeit unterzubringen. Davon kommen nur 7, 8 und 9 nicht 
in Europa vor, während die übrigen Sectionen fast sämmtlich 
auch den Tropen angehören. Jedenfalls ist die Zahl der Arten 
eine nicht unbeträchtliche für den ganzen Erdkreis. Als ich im 
Jahre 1847 in meiner Synopsis Muscorum die Gattung der Torf- 

C. Müller Hal. Genera muscorum. 7 


98 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


moose zu bearbeiten hatte, fanden sich im Ganzen 18 wohl be- 
schriebene und 6 ungewisse Arten vor, von welchen letzteren 
sich noch eine Art als gut heraus stellte, so dass man von den 
etwa 20 wohl begründeten Arten sprechen konnte. Vierzig Jahre 
später war ich in der Lage, mit einem Schlage 30 neue Arten 
in der Regensburger „Flora“ (1887) zu beschreiben. Im Allge- 
meinen zählt mein Herbarium bis heute 97 ausser-europäische und 
sämmtliche europäische Arten, so dass ich die gesammte Zahl der 
bis heute mir selbst bekannten auf etwa 118, mit den mir nicht 
bekannten auf etwa 123 veranschlagen kann. Alle diese Arten 
gehören zu einer einzigen Gattung: 


29. Sphagnum Dill. Hist. Musc. p. 240, Torfmoos. 


Charakter der Gruppe. — Der Name ist uralt und von 
Plinius etwa so verbraucht worden, wie etwa heute der gemeine 
Mann alles Moos nennt, was Laub- und Lebermoos, Flechte, Alge 
oder Pilz sein kann. Er ist sodann von Dillenius wieder auf- 
gegriffen und keineswegs in dem heutigen Sinne verstanden 
worden. Selbst Linne war noch weit davon entfernt, und erst 
Hedwig führte ihn für die Torfmoose speciell ein. Seitdem ist 
nichts wieder an ihm geändert worden. Von ausser-europäischen 
mir bekannten Arten kommen 8 eigenthümliche auf Nord- 
amerika. 3 auf Feuerland und die antarktischen Inseln über- 
haupt, 1 auf Argentinien, 3 auf Chile, 5 auf Westindien, 1 auf 
Guyana, 4 auf das Andes-Gebirge, 1 auf Mexiko, 20 auf Brasilien, 
S auf Indien, 6 auf den ostindischen Archipel, 4 auf Oceanien, 
10 auf Südafrika, 9 auf das oceanische tropische Afrika, 14 auf 
Australien mit Neuseeland und Tasmanien. Da fehlt noch manche 
Region! 

Wo dieselben aber auch vorkommen mögen, überall tragen 
sie ihren deutschen Namen der Torfmoose mit Recht. Denn es 
ist nicht richtig, dass die Tropenzone keinen Torf erzeuge: überall, 
wo pflanzliche Bestandtheile unter der Einwirkung von Feuchtig- 
keit zerfallen, entsteht Humus mit seinen Säuren, und das geht 
ebenso unter einer tropischen, wie unter einer gemässigten und 
polaren Sonne vor sich. Keine Pflanze aber dürfte sich in diesem 
humussauren Heim wohler fühlen, wie die Torfmoose, die zer- 
fallend selbst wieder nicht unwesentlich zur Bildung des Torfes 
beitragen. So kommt es, dass sie sich über die ganze Welt ver- 
breiten und, so sehr sie sich auch ähneln mögen, doch Formen 
hervorbringen, die von den europäischen wesentlich abweichen. 
Ich erinnere nur an das seltsame Sph. macrophyllum in Nord- 
amerika, an die ringfaserlosen seidenglänzenden Arten der Section 


Sphagnaceae, Torfmoose. 99 


Acocosphagnum, an Sph. hyalinum Hpe. von der Insel St. Paul, 
das bei seinem kurzen Stengelchen fast nur Blatt ist, an Sph. 
ericetorum Brid. vom Piton des Neiges auf der Insel Bourbon, 
das so brüchig ist, dass es leicht in sich selbst zusammenbricht; 
ferner an australische Arten, die, wie es bei australischen Leu- 
cobryum-Arten der Fall ist, auf demRücken der Blattspitze stachel- 
artige Warzen erzeugen und dennoch dem Habitus nach ganz an 
unsere europäischen Arten erinnern: Sph. Novae Seelandiae, S. 
trachyacron n. sp.). Wie sie aber auch geformt sein mögen, leisten 
sie doch sämmtlich in dem grossen Naturhaushalte die gleiche 
Arbeit: die Feuchtigkeit atmosphärischer Niederschläge in sich 
aufzunehmen, sie für lange Zeit zu bewahren und zum grössten 
Theile nach unten in den Schoss der Erde abzugeben, wodurch 
sie nicht nur grosse Strecken feucht erhalten und somit an die 
Luft durch Verdunstung abgeben, sondern auch zu den wichtigsten 
Quellenbildern der Welt gehören. Das ist gerade so viel, dass die 
Torfmoose sowohl bryologisch, wie auch kosmisch betrachtet, zu 
den bedeutungsvollsten Bürgern der Mooswelt gehören. 

Trotz dieser enormen Bedeutung haben doch die Sphagna in 
ihrer ganzen Tracht etwas Einförmiges. Wo sie auch wohnen, 
ob in der polaren, in der gemässigten, in der warmen oder in der 
heissen Zone, ob in den Niederungen oder auf den Höhen der 
Alpen, üherall nahmen sie den gleichen Ausdruck an. Es giebt 
bis jetzt keine Art, die man nicht auf den ersten Blick als 
Sphagnum erkennen könnte; selbst das noch am fremdartigsten 
erscheinende Sph. macrophyllum weicht darin nicht ab. Kein ein- 
ziges Organ ändert in beträchtlicher Weise, obgleich doch die 
einzelnen Arten unter den verschiedensten Bedingungen von Wärme, 
Licht und sonstigen Ernährungsagentien wachsen. Die Form des 
Blattes entwickelt sich stets aus einem eiförmigen hohlen Grunde, 
indem es sich mehr oder weniger lang zu einer meist abgestutzten 
und ausgezackten Spitze ausdehnt, meist einen sehr schmalen 
Saum um sich herum bildet und höchst selten den Rand bezähnt. 
Einen Fall der*letzten Art kenne ich eigentlich nur an meinem 
Sph. Trinitense, welches deshalb Austin auch Sph. serratum für 
Florida nannte. Keine einzige Art besitzt eine Rippe in ihrem 
Blatte, und wenn einmal eine solche Art entdeckt werden sollte, 
würde höchst wahrscheinlich ihre ganze Tracht damit verändert 
sein. Auch die Frucht ändert nur wenig: immer ist und bleibt 
sie eine Kugel und schwankt nur in der, Grösse, wie man das 
z. B. an Sph. molluscum sieht, welches bisher die kleinste Kapsel 
lieferte. Auch in Bezug auf Schönheit der Form hat keine Zone 
einen Vorzug vor der anderen, im Gegentheile stimmen mitunter 
weit aus einander liegende Arten äusserlich auffallend mit ein- 
ander: z. B. mein herrliches Sph. pyenocladulum von Südafrika 


(* 


100 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


mit Sph. pyenocladum Angstr. (S. Wultli Girg.) im skandinavischen 
und russischen Norden. Selbst an Grösse verlieren die Torfmoose 
nicht in nordischen Regionen, und Sph. auriculatum, Wulf, Lind- 
bergii, riparium Angstr. u. A. wetteifern an Länge der Stengel 
mit jeder anderen Art der Tropen. Selbst in Bezug auf Massigkeit 
der Entwicklung steht der Norden nicht hinter dem Süden zurück: 
vielleicht übertrifft er alle übrigen Zonen in dieser Beziehung. 
Denn so ausgedehnte Torfmoostundren. wie sie z. B. die sibirischen 
Regionen besitzen, kennt, so viel bekannt, kein anderes Land der 
Welt. Nichtsdestoweniger treten die Sphagna, wo sie überhaupt 
vorkommen und die günstigen Bedingungen ihrer Entwicklung 
finden, als Massenvegetation auf, welche für viele andere Gewächse 
ein mütterlicher Boden wird. Es’hiess sogleich, eine Flora der 
Sumpfgewächse aufzählen, wollte ich auch nur die charakteri- 
stischsten dieser Pflanzen in allen Welttheilen aufsuchen. Aber 
man braucht nur daran zu erinnern, dass, wie bei uns z. B. die 
niedliche Orchidee Malaxis paludosa die Torfmoospolster als ihren 
Vegetationsheerd aufsucht, auch die seltsamen Arten von Sarracenia, 
Dionaea u. A. in den Vereinigten Staaten solche Stätten allein 
bewohnen. Dies, sowie die oft prachtvolle Färbung der Torfmoos- 
Formationen, sichert diesen auch landschaftlich die höchste Be- 
deutung, namentlich wenn selbige sich in den Purpur des Alters 
hüllen. In dieser Beziehung stellen die Torfmoose etwas ganz 
Aehnliches dar, was man in der herbstlichen Färbung nordischer, 
namentlich nordamerikanischer Bäume und Sträucher beobachtet. 
Es wäre für einen jungen Physiologen eine schöne Aufgabe, diese 
Umwandlung der Farbe aus hyalinen Zellen chemisch zu erklären. 


Das Seltsamste bei Sphagnum ist, dass einzelne Arten — und 
selbige bewohnen, abgesehen von Sph. macrophyllum, nur die 
Sunda-Inseln auf beträchtlichen Höhen — keine Ringfasern in 


ihren Zellen entwickeln. Als ich 1847 Sph. sericeum aus dem 
sumatranischen Batta-Lande, von wo es Junghuhn nach Halle 
gesendet hatte, beschrieb, glaubte selbst ein Schleiden nicht, dass 
ich recht gesehen haben könnte: ‘so sehr hatte man sich daran 
gewöhnt, die Ringfasern als einen unzertrennlichen Bestandtheil 
der Sphagnumzelle zu betrachten. Aber siehe da, gegenwärtig 
kennen wir auf jenen sundaischen Gebirgen schon drei Arten ohne 
solche Ringfasern, welche kein Bryolog zu einer anderen Gattung 
stellen würde, als zu Sphagnum. Das hat insofern eine besondere 
Bedeutung, als doch sonst die Sphagna eine so ausserordentliche 
Einförmigkeit an sich tragen. Die Natur ist eben nirgends pedantisch. 

Lassen wir bei einer geographischen Betrachtung der Arten 
unsere europäischen Arten nicht bei Seite, so nehme ich mit 
Schimper folgende an: für Pyenosphagnum Sph. acutifolium Ehrh., 
rubellum Wils., Girgensohnii Russ., fimbriatum Wils.; für Aci- 


Sphagnaceae, Torfmoose. 101 


sphagnum Sph. recurvum P. B., euspidatum Ehrh., Lindbergii 
Schpr. „spectabile; für Anacamptosphagnum Sph. squarrosum Pers., 
teres Angstr., Wulfianum Girgens. (pyenocladum Angstr.); _ für 
Malacosphagnum Sph. rigidum Schpr., molluscoides m., Ang- 
strömi Hartm.; für Comatosphagnum Sph. subsecundum Bryol. Germ., 
auriculatum Schpr., laricinum Spruce, molluscum Bruch; für Platy- 
sphagnum Sph. eymbifolium Ehrh., Austini Sull. — Wie immer, 
entspricht Nordamerika diesem Formenkreise durch dieselben oder 
ähnliche Arten. Nach Lesquereux besitzt es Sph. acutifolium, 
rubellum, Girgensohnii, fimbriatum, euspidatum, recurvum, Lind- 
bergi, squarrosum, teres, Wulfianum, rigidum, molluscoides, molle, 
(Garberi Lesq. u. James, subsecundum, laricinum, Mendocinum 
Sull. u. Lesq., molluscum, eymbifolium,papillosum Ldbg., Austini 
Sull.. Portoricense Hpe., eyclophyllum Sull. u. Lesq., sedoi- 
des Brid., Fitzgeraldi Renauld., Pylaisii Brid. und macro- 
phyllum Bernh. Die gesperrt gedruckten Namen bezeichnen die 
Nordamerika eigenthümlichen Arten, von denen jedoch Sph. sedoides 
auch am Cap Finistere in Frankreich vorkommt. — Aus Mexiko 
kenne ich nur S. (Malacosph.) platyeladum m., mehr schon aus 
dem Andengebirge, nämlich S. (Platysph.) Dorbignyanum Lrtz. aus 
Bolivia, S. subrigidum Hpe. u. Lortz. aus Ecuador (Malacosph.), 
S. (Acisph.) Meridense m., S. (Platysph.) Wallisi m. vom Päramo 
de Sonson (10—12,000°) in Antioquia. — Die westindischen 
Inseln S. (Anacamptos.) Domingense n. sp. von St. Domingo, 8. 
(Malacos.) Guyoni Warnst. von Martinique, S. (Acisph.) Trinitense 
m. von Trinidad und Florida (Sph. serratum Aust.) und S. (Platys.) 


Wrightii m. von Cuba und Guadeloupe. — Das verwandte Guyana 
lieferte S. (Malacos.) Kegelianum m. — Am reichsten hat sich 


bisher Brasilien gezeigt. Von Comatosphagnum hat es S. campi- 
colum n. sp. in den Araucarienwäldern der Serra do Oratoria 
aufzuweisen; von Platysphagnum besitzt es S. ovalifolium Warnst., 
Brasiliense Warnst., suberythrocalyx n. sp., subtursum n. sp., sub- 
brachyeladum n. sp., S. perichaetiale Hpe., erythrocalyx Hpe., 
loricatum m., tursum m., Puiggarii m., brachycladum n. sp., bre- 
virameum Hpe.: von Pyenosphagnum: S. aciphyllum m., nanum n. sp., 
purpuratum m., sparsum Hpe.; von Comatosphagnum: S._ platy- 
phylloideum Warnst., S. subaequifolium Hpe. (affıne Angstr.), 
Negrense Mitt., gracilescens Hpe., angustifrons n. sp., brachycaulon 
n. sp., Caldense m.; von Acisphagnum: S. hymenophyllophilum 
n. sp., S. pulchricoma m., subpulchricoma m., fontanum n. sp.: 
serrae n. sp., von Malacosphagnum: S. submolluscum Hpe., brachy- 
bolax n. sp., Uleanum m. — Aus Chile kenne ich von Platy- 
sphagnum: S. Andinum Hpe. und S. Hahnianum n. sp., von Pyc- 
nosphagnum: S. Chilense Lrtz.; aus Argentinien von Acisphagnum: 
S. diblastum m. von La Plata und Montevideo; aus Fuögia von 


102 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Platysphagnum: S. bicolor Bescher., von Acisphagnum: 8. falca- 
tulum Bescher. Auf den antarktischen einzelnen Inseln giebt 
Mitten ein S. (Platysph.) Antarceticum Mitt. an, während ich von 
Süd-Georgien und Kerguelenslande keinerlei Torfmoose gesehen 
habe. — Viel ärmer, aber eigenthümlicher hat sich Asien erwiesen. 
Von Platysphagnum besitzt der Sikkim-Himälaya: S. pseudo-eym- 
bifolium m., ovatum Hpe., Assam: S. Assamicum m., Borneo: 8. 
Beccarii Hpe., Java: S. Junghuhnianum Dz. u. Mb.; von Malaco- 
sphagnum Khasia: S. Khasianum Mitt., von Acisphagnum Java: 
S. Gedeanum Bryol. Javan., der Himälaya: S. rufulum m., sowie 
er auch mit Khasia und den Philippinen S. Thomsoni theilt. 
Khasia: S. cuspidatulum m., Birma: S. Feae n. sp., ebenso theilt 
das Sikkim-Gebirge mit Java: S. Hookeri m. Die ganz abwei- 
chende Form ohne Ringfasern im Acocosphagnum ergeben S. seri- 
ceum m. und S. Hollianum Dz. u. Mb., sowie S. seriolum m. auf 
Sumätra. — Noch viel wenigere Beiträge hat Oceanien ergeben. 
Ich kenne nur: S. (Platysph.) lonchocladum n. sp. und S. (Malacosph.) 
Wheeleri m. von den Hawaii-Inseln, S. (Pycnosph.) Reichardti 
Hpe. von St. Paul, S. (Acisph.) Seemanni m. von den Fidschi- 
Inseln und das sonderbare S. hyalinum Hpe. von St. Paul, das 
wahrscheinlich zu Comatosphagnum gehört. — Das grosse Afrika 
will lieber nach seinen Flanken betrachtet sein. Von der West- 
küste sendete es aus dem Gabun-Gebiete: S. (Acisph.) planifolium 
m., von der Ostküste aus Mozambique: S. (Pyenosph.) violascens 
m.; von Madagascar: S. (Comatosph.) Rutenbergii m., S. (Acisph.) 
Madegassum m., S. (Acrosph.) mucronatum m., S. (Acrosph.) Hilde- 
brandti m.; von den Mascarenen: S. (Malacosph.) humidulum 
Bescher., S. (Comatosph.) Bordasii Bescher., S. (Platysph.) erice- 
torum Brid. In Südafrika überwiegen die Arten von Malaco- 
sphagnum, nämlich: S. austro-molle m., subrotundifolium m., Pap- 
peanum m., mollissimum m., panduraefolium m. Ihnen gesellen 
sich zu: S. (Acisph.) fluctuans m., sowie die zu Comatosphagnum 
gehörigen S. coronatum m., oligodon Rehm. und marginatum m., 
S. Transvaaliense n. sp., endlich das sehr schöne und langstengelige 
S. (Acrosph.) pyenocladulum m. — Was schliesslich Australien 
betrifft, so überwiegen daselbst wieder die Platysphagna: S. leio- 
notum m. und Novo-Zelandicum Mitt. auf Neuseeland, S. Australe 
Mitt. auf Tasmania, S. Whiteleggei m. und Wilcoxii m. in Neu- 
Süd-Wales, S. ceristatum Hpe. auf dem alpinen Scheitel des Mt. 
Kosciusco. Dann folgen die Comatosphagna mit S. eymbifolioides 
m., subeontortum Hpe. und comosum m. in Nea-Süd-Wales, sowie 
das herrliche S. elegans auf Neuseeland. In dritter Linie stehen 
die Acisphagna: S. Naumanni m. in Queensland, S. molliculum 
Wils. in Tasmania, Neu-Süd-Wales und anderwärts in Australien. 
Für Malacosphagnum bildet S. macro-rigidum m. geradezu einen 


Funariaceae, Drehmoose. 103 


D 


Riesen von mehr als 6 Zoll Länge. Auf Tasmania verzeichnet 
Mitten noch ein $S. confertum Mitt. von der Tracht des S. rigi- 
dum var. compactum, so dass es wohl auch zu Malacosphagnum 
gehören dürfte. In den moosreichen Grampians Viectorias endlich 
sammelte D. Sullivan 1875 am Mount William Creek S. Sulli- 
vani n. sp., dessen Blätter an der Spitze sehr zierlich und kurz 
ausgezackt sind. 130 Arten. 


B. Blätter auf dem Querschnitte ohne ein zweites Zellensystem 
I. Blätter warzenlos. 
1. Blätter locker gewebt. 
14. Gruppe: Funarioideae, drehmoosartige Laubmoose. 


Blätter breit eiförmig aus spatelartigem Grunde, mit locker 
gewebter Rippe und parenchymatischen, sechsseitigen, grossen, am 
Blattgrunde sehr locker gewebten und rectangularen, nach der 
Blattspitze hin sechsseitigen oder vieleckigen, lockeren, Blattgrün- 
haltigen, sehr durchsichtigen, elegante Maschen bildenden Zellen. 


1. Untergruppe: Funariaceae, Drehmoose. 


Rasen locker oder heerdenweise auseinander gezogen; Stengel 
locker-blättrig, ziemlich einfach; Blüthenstand meist einhäusig: 
männliche Pflanzen klein am Grunde der weiblichen; männliche 
Blüthe scheibenförmig auf der Spitze des männlichen Aestchens, 
sehr selten nackt in den Blattachseln. Antheridien klein, eiförmig: 
Archegonien klein, schmal zugespitzt; Saftfäden an der Spitze 
meist mit keulenförmigen Gliedern; Mundbesatz, wo er vorhanden, 
schief, asymmetrisch; Frucht fast stets birnförmig, lang-halsig, 
mit häufig sehr gedrehtem und glatten, nur bei Entosthodon papil- 
losus m. (von den alpinen Höhen Tucumäns in Argentinien) 
rauhen Stielchen und schief-gewebtem, flach-gewölbten Deckelchen: 
Ring gewöhnlich breit und kräftig, sich zusammen rollend oder 
fehlend. 

Wenn die Sphagnaceae recht eigentlich die Moose der Sümptfe 
und der Meere waren, so sind die Funariaceae stets an das feste 
Land gebunden, an angebaute, besonders brach liegende feuchte 
Gründe, Thonboden, grasige Stellen, Kohlenmeiler-Boden, seltener 
an Haiden, obschon Funaria hygrometrica auf allen festeren Tort- 
mooren in Menge auftritt und dadurch bekundet, dass die eigent- 
liche Nahrung der Drehmoose ein humusreicher Boden sein muss. 


104 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


So überziehen sie, so weit bekannt, den grössten Theil der Erde, 
in den kühleren und gemässigteren Regionen gerade so schön, 
wie in den warmen und heissen, nur nicht so mannigfaltig. Nee 
Sammlung hat allein für drei Gattungen: Funaria, Entosthodon 
und Physcomitrium, drei starke Fascikel aufzuweisen; allerdings 
für drei Gattungen, welche die Hauptmasse der Gruppe in sich 
fassen. Für diese allein zähle ich in jener Sammlung bereits 
163 Arten, so dass die gesammte Summe der bekannten Arten, 
etwa 200 betragen mag, vier Mal so viel, als ich im Jahre 1853 
zählen konnte, wo diese Summe nur etwa 50 Arten betrug, aber 
unendlich gering für die gesammte Anzahl der Funariaceen auf 
der ganzen Erde. In Tracht und Lebensweise vielfach mit den 
Eupottia-Arten konkurrirend, weichen sie sämmtlich doch durch 
das sehr lockere Blattnetz sofort von ihnen ab, und wo das Blatt, 
wenn es keinen Saum bildet, sondern seinen Rand einschneidet, 
dla geschieht es durch kleine Zellen, welche hervorspringend die 
Zähne desselben bilden, deren kräftige Form wesentlich von den 
Eupottia-Blättern abweicht, wo selbige sezähnelt auftreten. Die- 
selbe Kräftiekeit geht auf die Frucht über, deren langhalsige 
Kapsel oft völlig becherartig wird. Die bekannteste Gattung ist: 


30. Funaria Schreb. Gen. Pl. n. 1650, Drehmoos. 


Mütze halbseitig, am Grunde bauchig aufgetrieben und an 
(len Ecken abgerundet stumpf, kleiner als die Frucht oder grösser, 
in der Jugend die Frucht bauchig-glockenförmig vollständig be: 
deckend; Mundbesatz doppelt, der innere bisweilen verkümmert, 
aufrecht; äussere Zähne 16, schief, breit lanzettlich, pfriemen- 
förmig zugespitzt, an der Spitze oft scheibenförmig zusammen- 
hängend, querrippig; Rippen als Anhängsel an der Seite der Zähne 
hervortretend; innere Zähne 16, den äusseren entgegen stehend, 
am Grunde in ein Häutchen verlaufend, lanzettlich, körnig-rauh, 
mit einem längs verlaufenden Theilungs-Striche versehen, dünn- 
häutie; Deckelchen an der Spitze mit schneckenförmig gewunden 
verlaufenden Zellen. 

Als Schreber die Gattung benannte, leitete er den Namen 
von der Funaria hygrometrica ab, einem der häufigsten Moose, 
welches die Erde trägt, und zwar von funis, indem er den 
Fruchtstiel, welcher sich über warmem Wasser beständig dreht, 
mit einem in der Feuchtiekeit sich ebenfalls drehenden Faden 
verglich. Diese Eigenschaft kommt jedoch der oben genannten 
Art, welche deshalb auch hygrometrica, die Feuchtigkeit messende, 
heisst, nicht allein unter den Funaria-Arten zu. Sie war dagegen 
die erste Art der Gattung, welche man kannte, bis Nordamerika 


Funariaceae, Drehmoose. 105 


F. tlavicans Michx. und F. Mühlenbergii Hdw. fil., das tropische 
Amerika die F. calvescens Schw. dazu lieferte. Im Jahre 1827 
zählte Bridel bereits 10 Arten auf, von denen jedoch ein paar 
unsichere waren. Seitdem hat sich die Zahl beträchtlich erhöht. 
Ich selbst besitze schon 57 Arten aus allen Theilen der Welt, 
während ich 1853 nur erst 16 zählte, und diese gruppiren sich 
sehr natürlich in zwei Abtheilungen: 


.i. Eutunarıa Ge Mill: 


Frucht auf meist langem und hygrometrischen, deshalb oft 
abwärts gekrümmten Stielchen, birnenförmig aufgeschwollen mit 
langem Halse, an den Seiten mit Längsstreifen gerieft, mit kräf- 
tigem Ringe. 

Alle hierher gehörige Arten ähneln sich im Habitus ausser- 
ordentlich und weichen nur durch Blattrand, Grösse und Form 
der Blattzellen, Länge und Form der Rippe, sowie durch Modi- 
fikationen des Peristomes ab. Typus: F. hygrometrica Hdw. und 
F. microstoma Br. Eur., die beiden einzigen Arten Europas. 
Näher betrachtet, sind mir ausser den beiden europäischen Arten 
bisher folgende Arten bekannt: F. flavicans Mchx. und convoluta 
Hpe. für die Vereinigten Staaten von Nordamerika, welche über- 
dies auch F. hygrometrica besitzen. Das tropische Südamerika 
besitzt weit verbreitet F. calvescens Schw. die meisten Arten hat 
(las subtropische Argentinien geliefert, nämlich F. incompleta m., 
linearidens m., pulchricolor m., während das aussertropische Ar- 
gentinien noch F. Schnyderi m. und tenella m. gab. Da das 
subtropische Gebiet aber bis nach Bolivia reicht, so will ich für 
(dieses Hochland die F. incurvifolia n. sp. von La Paz (10000’) 
anführen. Aus Paraguay kenne ich F. cuspidatissima n. sp., aus 
Chile die höchst lockerzellige F. Valdiviae n. sp. und F. Fuegiana 
m. beschliesst als antarktisch-amerikanische Art die Reihe der 
amerikanischen Arten. Die indischen Gebirge bewohnen F. con- 
nivens m. in den Neilgherries, sowie F. mutica n. sp. im nord- 
westlichen Himälaya, F. Nepalensis m. und F. submicrostoma n. sp., 
Letztere in Tibet. Der Kaukasus gab F. aequidens Ldbg. Aus 
Afrika habe ich Folgende kennen gelernt: F. acicularis m. von 
der Insel S. Thom& im Meerbusen von Guinea, F. subleptopoda 
Hpe. von Madagascar, F. Campylopus Brid. von der Insel Bourbon 
(Reunion), F. plagiostoma m., gracilescens Schpr. und lonchopelma 
n. sp. vom Kap der guten Hoffnung, F. Bogosica m., pallescens 
Schpr. und Abessinica Schpr. aus Abessinien. Eine sehr gut 
unterschiedene Art lieferte Afrika in F. Kilimandscharica m. von 
seinem höchsten Gebirgsstocke, die aber der F. hygrometrica 
äusserlich ebenso ähnelt, wie F. Sickenbergeri n. sp. vom Ufer 


106 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


des Bittersee in der libyschen Oase Dachel mit grobzähnigen 
Blättern. Australien endlich besitzt F. papillata Hpe. und die 
weit verbreitete F. sphaerocarpa m., die Stellvertreterin unserer 
F. hygrometrieca. 32 Arten. 


2. Leiolecythis C. Müll. 


Frucht auf kurzem, nicht hygrometrischen, aufrechten Stielchen 
aufrecht oder Meesea-artig gekrümmt, aus mehr oder weniger 
langem Halse symmetrischer birnförmig, mit glatter Kapselwand, 
mit keinem Ringe versehen. 

Diese Abtheilung ist bereits bis auf 29 Arten angewachsen, 
soweit ich sie selbst kenne, von denen 14 auf Amerika, 6 auf 
Australien, 3 auf Afrika, 3 auf Asien und 3 auf Europa kommen. 
Die angegebenen Merkmale unterscheiden sie, namentlich die 
glatte Frucht, auf alle Fälle scharf, so oft sie auch den Habitus 
der Vorigen anzunehmen streben. Im Uebrigen durchlaufen sie 
ebensowenig einen grossen Formenkreis, wie die Vorigen, nähern 
sich aber mitunter so sehr den Entosthodon-Arten, dass man, 
wenn das Peristom nicht schiefe Zähne hätte, in Ungewissheit 
über die Gattung bleiben könnte, weshalb wohl auch Mitten 
die Section Plagiodus (Schiefzahn) in seinen Muscis austro-ameri- 
canis nannte. Man kann sich aus dieser Ungewissheit nur durch 
die Betrachtung des Deckelchen befreien. Denn wie man Barbula 
und Trichostomum sicher durch die spiralige Drehung der Deckel- 
zellen unterscheiden kann, wo man im Zweifel über die Gattung 
bleiben könnte, ebenso kann man sicher eine Funaria durch die 
spiralig gestellten Zellen des Deckels unterscheiden, wogegen bei 
Entosthodon das Deckelchen stets regelmässig gewebte Zellen be- 
sitzt. Typus: F. Mühlenbergii Schw. und F. Hibernica Hook. 
Geographisch betrachtet, verhalten sich diese Arten wie folgt, 
wobei ich die beiden Europäischen nicht wieder erwähne, sondern 
nur F. convexa Spruce anreihe. Aus Nordamerika kenne ich als 
ihm eigenthümlich F. Californica Sull. u. Lesq. und serrata P. B., 
aus Mexiko F. Orizabensis m. und Sartorii m., aus den Anden 
von Quito F. laevis Mitt., Jamesoni Tayl. und subereceta Mitt., 
aus Brasilien F. laxissima m., aus den subtropischen Cordilleren 
Argentiniens F. meeseacea m. und Jujuiensis m., aus Bolivia F. 
Soratensis Schpr., aus dem gemässigten Argentinien F. aristatula 
m. und Lorentzi m., aus Chile F. Berteroana Schpr. Australien 
gab mir bisher F. subnuda Tayl., pulchridens n. sp., Novae Valesiae 
n. sp., glabra Tayl., acaulis Hpe. und Tasmanica Hpe. u. C. Müll. 
Afrika sendete F. Fontanesii Schw. von den Canarien, F. curvi- 
apiculata m. aus Aegypten, F. Nubica n. sp. aus Nubien, der 
Ersteren verwandt, und F. spathulata Schpr. vom Kap, Asien end- 


Funariaceae, Drehmoose. 107 


lich F. anomala Jur. von Aleppo, F. physcomitrioides Mtge. von 
den Neilgherries und F. orthocarpa Mitt. von Tibet. 30 Arten. 


31. Entösthodon Schw. emend. Suppl. II. P. I. p. 44, 
Innenzähnchen. 


Tracht von Leiolecythis; Haube bauchig-halbseitig; Mund- 
besatz einfach oder doppelt oder auch fehlend, wagrecht unter dem 
Deckelchen liegend, trocken aufrecht; äussere Zähne 16, lanzettlich, 
ohne Anhängsel, mehr oder minder schief, einzeln oder doppelt 
stehend, aussen flach, innen querrippig, an der Spitze in keine Scheibe 
verlaufend; innere Zähne aus 16 Lappen oder wirklichen Zähnchen 
von lanzettlicher Form und dünnhäutiger Beschaffenheit bestehend, 
oft fehlend (Amphoritheca Hpe.) Ring nicht vorhanden. 

Trotz der weiten Verbreitung giebt es auch hier keinen 
grossen Formenkreis, und ich finde, dass man eigentlich nur zwei 
Sectionen bilden kann: 


1. Euentösthodon €. Müll. mit aufrechter kleiner eiförmiger 
oder grösserer keulenförmiger Frucht. Typus: E. ericetorum, fas- 
cicularis u. A. 

2. Plagiocleidion €. Müll. (Schiefkeulchen) mit keulen- 
förmiger geneigter Frucht. Typus: E. curvisetus m. 


Von der letzten Section kenne ich ausser der genannten Art 
nur noch E. plagiothecius m. aus Entrerios, E. dissodontoides m. 
aus Victoria in Australien (Mount William), E. curvipes m. aus 
Abessinien, E. campylopodioides m. aus dem Oranje-Freistaate in 
Südafrika und E. papillosus m. Alle übrigen Arten besitzen ent- 
weder eine aus verlängertem Halse aufsteigende eiförmige oder 
eylindrische oder keulenförmige, mitunter auch Meesea-artig ge- 
krümmte Frucht auf geradem Fruchtstielchen. Es geht folglich 
die Fruchtform so allmählich aus der ersten in die zweite Section 
über, dass scharfe Unterschiede hier nicht gefunden werden. So 
z. B. steht E. Taylori m. aus Australien mit seiner schönen 
keulenförmigen, aber aufrechten Frucht den Arten von Plagioclei- 
dion ausserordentlich nahe, aber weicht eben nur durch die auf- 
rechte Kapsel ab. 

Nach Blatt und Mundbesatz modificiren sich die Arten von 
Entosthodon gerade so, wie Funaria. Auffallend dabei ist, dass 
gewisse Arten des nördlichen Afrikas, die zartesten Blätter mit 
ausserordentlich lockeren grossen Maschen bilden; z. B. E. Durieui 
Mtge. aus Algerien, E. Arabicus m. aus dem Wadi Adfe in der 
arabischen Wüste, E. Niloticus Schpr. aus dem Nilthale, nament- 
lich des Fajums. Eine viel wesentlichere Modification ist das 


108 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Fehlen des Mundbesatzes; z. B. bei E. curvisetus, Rottleri, erice- 
torum, Taylori u. A. Hampe neigte deshalb zu der Ansicht, dass 
man diese nacktmündigen Arten als eigene Gattung, welche er 
Amphoritheca nannte, abzuscheiden habe. Eine Annahme, der ich 
nicht folgen kann, weil in sehr vielen Gattungen nacktmündige 
Arten wiederkehren, die man nur gezwungen von ihren Verwandten 
entfernen könnte. Wer dagegen Amphoritheca als Abtheilung ge- 
brauchen will, kann sich den Spass erlauben. Die seltsamste aller 
Abänderungen ist und bleibt jedoch der Umstand, dass, während 
sämmtliche Funariaceen einen glatten Fruchtstiel haben, selbiger 
bei E. papillosus auch einmal warzig erscheinen kann. Ein so 
seltener Fall, wie etwa eine behaarte Mütze bei der Mnium-Frucht; 
um so mehr, als besagte Art mit dem gekrümmten, vom Grunde 
bis zur Kapsel überaus warzigen Fruchtstielchen auf bedeutenden 
alpinen Höhen der Cienega des tukumanischen Argentiniens in 
Gesellschaft der hochalpinen Rhabdoweisia sphaerothecia m. vor- 
kommt. Erst im Jahre 1596 ist mir eine zweite dieser Arten mit 
warzigem Fruchtstiele bekannt geworden: E. verrucosus m. aus 
dem Hochlande von Bolivien. Sonst ist von den Abänderungen 
der Entosthodon-Arten nur noch zu bemerken, dass ihre Blätter 
entweder sanzrandig oder zezähnt oder mit einem eleganten 
Saum umgeben sind. 

Nach der geographischen Verbreitung gewähren die zu Euen- 
tosthodon gehörigen Arten folgendes Bild. Die in Europa auf- 
tretenden sind: E. fascicularis m., ericetorum m., pallescens Jur. 
und Templetoni Hook., von denen nur Letzterer auch Nordamerika 
angehört. Dagegen besitzt dieses E. Bolanderi Lesq. in Californien 
und E. Drummondi Sulliv. in den südlichen Staaten. Letzterer 
leitet durch seine längeren Fruchtstiele bereits zu E. longisetus 
Schpr. in Mexiko über. Die westindischen Inseln schliessen sich 
mit marginatulus n. sp. auf Cuba (Ch. Wright. Coll. II, No. 86), 
E. pellueidus m. von Martinique und den gleichfalls laneborstigen 
E. Antillarum Bescher. von Martinique und Guadeloupe an. Reicher 
wird schon das Andengebirge durch E. Lindigii Hpe. (sub Am- 
phoritheca), pseudo-marginatus Hpe. und Jamesoni Mitt. in Neu- 
Granada, E. lanceolatus n. sp., E. acutifolius Hpe. und E. Trumpfii 
m. aus Venezuela, E. acidotus Tayl. (sub Gymnostomo) vom Pi- 
chincha (11,000), E. longicollis Mitt. von Banos in den Anden 
von Quito (6000) und E. apieulatus Schpr. vom bolivischen Hoch- 
lande. Guatemala gab E. micerocarpus n. sp. von Coban (4400’). 
Recht beträchtlich hat schon Brasilien beigesteuert. Von hier be- 
sitze ich: E. riparius Ldbg. aus Caldas, E. Puiggarii Geh. u. Hpe. 
aus S. Paulo, E. Apiahyensis n. sp. ebendaher, F. Uleanus n. sp. 
von der Insel S. Franzisco und aus Santa Catharina E. serrae 
n. sp. aus den Araucariawäldern der Serra do Oratorio in letz- 


Funariaceae, Drehmoose. 109 


terer Provinz selbst, endlich E. dentilimbatus n. sp. von Rio de 
Janeiro. In Paraguay sammelte Balansa E. Balansae Bescher., 
in Montevideo Prof. Arechavaleta E. clavellatus Mitt., im sub- 
tropischen Argentinien Prof. P. G. Lorentz E. rhizomaticus m. 
u. flexisetus m. In Chile fand sich bisher nur E. Matthewsii 
Hook. til. Kerguelensland beschliesst diese Reihe als antarktische 
Insel mit E. antarcticus m. und laxus Mitt. — Diesen amerika- 
nischen Formen gegenüber hat Asien bisher nur Folgende aufzu- 
weisen: E. Beccarii Hpe. (sub Amphoritheca) von Ceylon, E. nutans 
Mitt. in der Ganges-Niederung, E. submarginatus m., Perrottetii 
Mtge. (sub Physcomitrio) und diversinervis m. von den Neilgherries, 
E. Dozyanus m.; E. monticolus Broth., Javanicus Dz. u. Mb. und 
Buseanus Dz. u. Mb. von den Sunda-Inseln. Doch reicht das 
Verbreitungsgebiet noch bis Nepal (E. pilifer Mitt.) und Tibet 
(E. Wallichi Mitt.), wie ich literarisch weiss. — Reicher wieder 
hat sich Afrika erwiesen. Von dessen Nordküste kennen wir E. 
commutatus Mtge., Durieui Mtge., subpallescens n. sp. von Mirsa 
Tobenk a. d. Küste von Marmarica, E. Schweinfurthi m. und Ni- 
loticus Schpr. in Aegypten, E. Arabicus n. sp. im Wadi Adfe in 
der Arabischen Wüste. Die Insel Madeira, wenn wir selbige zu 
Afrika rechnen wollen, besitzt E. Fritzei Geh. In Südwestafrika 
sammelte Dr. Hans Schinz E. Schinzii Geh. und rivalis Geh. 
im Gross-Namaqualande 1885. Dagegen stellt sich das Kapland 
mit folgenden Arten ein: E. ampliretis Rehm., longicollis Schpr. 
(Röttleri m.), micropyxis n. sp., Bergianus Hsch., marginatus m. 
und limbatus m. Transvaal mit E. gracilescens n. sp. Das tro- 
pische Ostafrika gab in Taita auf dem Berge bei Ndara (2—3000') 
E. Hildebrandti m. Im oceanischen Afrika erscheinen: E. Leper- 
vanchei Bescher. und Borbonicus Bescher. auf Reunion, E. Mauri- 
tianus Schpr. auf Mauritius, E. marginatulus n. sp. auf Madagascar. 
Aus Abessinien endlich sendete W. Schimper E. Amblyodon 
Schpr. aus einer Erhebung von 11,500 F. in Semen. — Ganz 
unerwartet viele Beiträge gab Australien; denn ich zähle auf 
dem Festlande noch folgende Arten: E. cuspidatus Kiär. und 
ampullaceus m. in Queensland, E. Woollsianus n. sp. und Jateanus 
n. sp. in Neu-Süd-Wales, E. Taylori m., Campelliae Brother. n. sp., 
Sullivani n. sp., productus Mitt., varius Mitt., clavaeformis Hpe. 
u. C. Müll., minuticaulis m., in Victoria, E. recurvipilus n. sp. in 
Öst-Gippsland, E. vesiculifolius n. sp. und E. brachycaulis n. sp. 
mit E. productes Mitt. auf Tasmania, E. physcomitrioides n. sp. 
auf der Südinsel Neuseelands, welche ganz wie Physcomitrium 
turbinatum aussieht, aber eine calyptra dimidiata hat. Selbst Neu- 
caledonien lieferte noch zwei Arten hinzu: E. Noumeanus Bescher. 
und Bescherellei n. sp. (Funaria glabra Bescher.). 82 Arten. 

Zu Plagiocleidion gehört nur eine kleine Zahl aus den ver- 


110 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


schiedensten Winkeln der Erde. Ich kenne von dieser Form E. 
curvisetus m., im südlicheren Europa weiter verbreitet, E. plagio- 
thecius m. in Entrerios am Uruguay, E. papillosus m., eine Am- 
phoritheca mit papillösem Fruchtstiele, der bei den Funariaceen 
nicht wieder vorkommt, von den alpinen Höhen der Cienega im 
subtropischen Argentinien, E. dissodontoides n. sp. vom Mt. Wil- 
liam im australischen Victoria, E. campylopodioides n. sp. aus 
dem afrikanischen Oranje-Freistaate und E. curvipes m. aus Abes- 
sinien. 6 Arten. 


32. Physcomitrium Brid. emend. Bryol. univ. I. p. 97, 
Spaltmützchen. 


Haube mützenförmig das Deckelchen bedeckend, am Grunde 
in mehrere breite Lappen gespalten, viel kleiner als die Frucht, 
lang gespitzt; Frucht symmetrisch, aufrecht, aus mehr oder weniger 
langem Halse birnförmig, ohne Mundbesatz; Deckelzellen mit regel- 
mässigen Maschen. 

Hier könnte durch neue Entdeckungen wohl auch einmal der 
umgekehrte Fall von Entosthodon eintreten, dass nämlich, während 
Ampbhoritheca der Ausnahmefall bei ihm, aber der normale Fall 
bei Physcomitrium ist, peristomatische Arten auftauchen könnten, 
was nach meiner Ansicht keine neue Gattung bedingen würde. 
Die 43 mir bisher bekannt gewordenen Arten — 30 mehr, als 
ich 1853 zählen konnte — sind sämmtlich nacktmündig. Es fallen 
von ihnen 4 auf Europa, 1 auf Japan, 2 auf Indien, 5 auf Nord- 
amerika, 11 auf das tropische Amerika, 10 auf das südliche 
Amerika, 3 auf Afrika, 6 auf Australien und die nicht in meinem 
Besitze befindlichen Arten betragen wohl kaum 10. Gleich den 
vorigen beiden Gattungen, ändert Physcomitrium ebenfalls nicht 
beträchtlich, und ich finde eigentlich nur zwei Typen, die sich 
folgendermassen charakterisiren lassen: 

1. Euphyscomitrium (C. Müll. Fruchtstiel über den Kelch 
mehr oder weniger empor gehoben. Typus: pyriforme, sphaericum, 
acuminatum u. Ss. w. 

2. Cryptopyxis C. Müll. (Geheimfrucht). Frucht eingesenkt. 
Typus: P. immersum Sulliv. aus Nordamerika und Ph. (Aphano- 
rhesma) brevisetum Mitt. von dem Inaccessible Island. 


Wie stets in Gattungen, wo es gestielte und sitzende Früchte 
giebt, nehmen diese beiden Reihen einen sehr verschiedenen Aus- 
druck an. Von den 39 Physcomitrium-Arten gehören 32 zu der 
ersten, nur 7 zu der zweiten Section: Ph. (Mierostegium) Niloticum 
Ldbg. aus Aegypten, Ph. cyathicarpum Mitt. aus Indien, Ph. Lo- 


Funariaceae, Drehmoose. 111 


rentzi m. aus Argentinien, Ph. macroglobum m. ebendaher, Ph. 
Cubense Mitt. aus Cuba, Ph. immersum Sulliv. und Ph. serratum 
(Sulliv.) m. aus Nordamerika. Das zuletzt genannte Moos erhob 
Sullivant zu einer eigenen Gattung (Aphanorhegma), weil die 
Kapsel ihren Deckel zur Hälfte ihrer Wand abschnürt und die 
männlichen Werkzeuge nackt in den Blattachseln unterhalb der 
terminalen Frucht stehen. Merkmale, die mir zur Begründung 
einer morphologischen Gattung nicht genügend erscheinen. Zu 
meiner Genugthuung ist auch Mitten (M. a. amer. p. 240) der- 
selben Ansicht, nur dass er die ganze Section sogleich Aphano- 
rhegma nennt. Die Früchte dieser Section pflegen selbst bei der- 
jenigen Art, welche die grössten Kapseln trägt (Ph. macroglobium) 
nur einen längeren Hals, nicht das zu entwickeln, was man einen 
Kapselansatz (apophysis) genannt hat. Ein solcher tritt erst bei 
einigen Arten der ersten Section auf, wenigstens in seiner An- 
deutung. Im Allgemeinen bringen die Physcomitria die grössten 
Früchte der Funariaceae hervor, so dass selbige bei Ph. turbinatum 
aus Nordamerika wahrhaft imposant werden; um so mehr, als 
sie im entdeckelten Zustande becherförmig sich gestalten. Doch 
gehört unser inländisches Ph. pyriforme auch in dieser Beziehung 
zu den schönsten Arten der Gattung. 

Der Verbreitung nach gestaltet sich Euphyscomitrium wie 
folgt. Vier gut unterschiedene Arten beobachtet man in Europa: 
Ph. sphaericum Schw., eurystomum Sendtn., pyriforme Brid. und 
acuminatum (Schleich.) Von diesen fand man bisher in Nord- 
amerika nur die dritte und vierte Art, dagegen als eigenthümlich 
das schöne und stattliche Ph. turbinatum Brid., das kleine Ph. 
latifolium Hock.) und das noch kleinere Ph. pygmaeum James. 
des Wahsatchgebirges in Utah (6500), welches ich aber noch 
nicht kenne. Auch Mexiko besitzt die schöne Form in Ph. sub- 
sphaericum Schpr. am Orizaba (11,000), während Costarica 
das niedliche Ph. macrocyatheum n. sp. an feuchten Grabenständen 
beherberst. Aus den eigentlichen Anden kenne ich noch keine 
Art, wohl aber führt Mitten Ph. turgidum Mitt. am Chimborazo 
auf und Humboldt brachte von dem andinischen Hochlande das 
Ph. Bonplandi Brid. zurück, das sich auch in Chile findet. Auf 
Cuba verzeichnet Mitten Ph. cupuliferum Mitt., sowie Brasilien 
das dort weit verbreitete Ph. Thieleanum Hpe. besitzt, von welchem 
Mitten in der Provinz Sa. Catharina mit Recht ein Ph. serru- 
latum Mitt. unterscheidet. Auch ein Ph. umbonatum Mitt. giebt 
er in Brasilien bei Corritiba (2000) an, und dazu entdeckte 
Ernst Ule im Jahre 1889 und 1890 um Tuburao und auf der 
Serra Geral in Sa. Catharina noch das niedliche Ph. obtuso-apicu- 
latum n. sp. mit kurzem stumpfen Blattspitzchen, ferner Ph. nanum 
n. sp. Ph. sylvestre n. sp., Ph. serricolum n. sp., Ph. platyphyllum 


112 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


n. sp., Ph. flavum n. sp., so dass der Staat Sa. Catharina nicht 
weniger als acht Arten lieferte. Ueberhaupt scheint Brasilien, 
wenigstens der Staat St. Catharina, reich an Arten zu sein. Denn 
Ernst Ule sendete mir 1890 von dort in einer einzigen Samm- 
lung vier weitere neue Ärten von hohem und niedrigen Stengel- 
bau: für den ersten Typus Ph. platyphyllum n. sp. u. Ph. syl- 
vestre n. sp. für den zweiten Ph. nanum n. sp. u. Ph. flavum 
n. sp. Aus S. Paulo kenne ich nur das zierliche Ph. Puiggarii 
Hpe. und Geh. Das im Süden befindliche Ph. Orbignianum Mtge. 
gehört Corrientes an, welches in Paraguay von Ph. Paraguense 
Bescher. und Ph. luteolum Beschr. ersetzt wird. Am reichlichsten 
ist die grosse argentinische Republik versehen: in Montevideo mit 
Ph. densirete (Bescher. sub Amphoritheca), in dem Pampas-Argen- 
tinien mit Ph. chlorodietyon m. in Enterrios, Ph. cupulare m. 
ebendaselbst, Ph. integrifolium n. sp., Ph. Spegazzinii n. sp. und 
Ph. pusillum m. in Buenos-Aires, Ph. Germanillae m. und Ph. 
serrifoium m. in Cordoba. — Diesen 23 amerikanischen Arten 
stehen mir wenige asiatische gegenüber: Ph. systylioides n. sp. 
in Japan, Ph. repandum Mitt. und Ph. pulchellum Mitt. in 
Khasia. — Auch Afrika ist noch recht arm geblieben; es ver- 
zeichnet Ph. brachypodium n. sp. und Ph. spathulatum m. am 
Kap, Ph. leptolimbatum n. sp. in Transvaal und Ph. coarctatum 
n. sp. auf Madagascar. — Dafür ist wieder Australien reicher 
durch: Ph. torquescens n. sp. in Neu-Süd-Wales, Ph. integrifolium 
Hpe. et C. Müll. und Ph. subserratum Hpe. in Victoria, Ph. 
minutulum m. in Queensland, Ph. Brisbanicum m. und Ph. Tryoni 
Brother. ebendaselbst und Ph. coniecum Mitt. auf Neuseeland. 
42 Arten. 

Die Abtheilung Cryptopyxis gewinnt folgendes Ansehen. In 
Nordamerika beginnt sie mit Ph. immersum Sulliv. und Ph. Apha- 
norhegma m. (Aphanorh. serrata Sulliv.), springt dann auf die 
westindischen Inseln nach Cuba durch Cubense Mitt., tritt in 
Montevideo und dem gemässigten Argentinien durch Ph. erypto- 
theca Bescher. auf und kehrt auch in Cordobas Sierra mit Ph. 


Lorentzi m. wieder. — Aus Asien kenne ich nur Ph. cyathi- 
carpum Mitt. in der heissen indischen Niederung. — Die letzte 


mir bekannte schöne Form ist Ph. Niloticum Ldb. in Aegypten. 
Auch kenne ich eine australische Art von Melbourne: Ph. Readeri 
n. sp., deren Mundöffnung gleichsam nur eine Perforation ist. 
S Arten. 


Funariaceae, Drehmoose. 113 


33. Pyramidium Brid. Mant. Musc. p. 20, Pyramidenhut. 


Haube vierseitig pyramidenförmig, die ganze Frucht bauchig 
glockenförmig einschliessend und stehen bleibend, am Grunde des- 
halb verengt; Mundbesatz fehlend; Deckelzellen regelmässig. 

Gleich Physcomitrium, gehörte auch diese Gattung, weil ihre 
Arten nacktmündig sind, zu der alten Hedwig’schen, nach ihm 
aber vielfach umgestalteten Gattung Gymnostomum, und es war 
nur ein richtiger Blick von Bridel, die einzige bisher bekannte 
Art von der vorigen Gattung getrennt zu halten. Denn wenn 
man diese Art mit voller Haube neben ein Physcomitrium, das 
ebenfalls noch seine Haube trägt, vergleichend stellt, so ist der 
Ausdruck ein so verschiedener, dass er sich alsbald jedem Be- 
obachter aufdrängt. (rewissermassen ist hier die Mütze, nur be- 
trächtlich vergrössert, eine ähnliche, wie sie die Gattung Calym- 
peres unter den Syrrhopodonteen oder die Gattung Aulacopilum 
unter den Erpodiaceen besitzen, wenn sie dieselbe auch in spiralige 
Falten legen. Sonderbar genug hat Europa nur diese eine Art 
erzeugt, und sollte sich noch eine zweite, dritte u. s. w. irgendwo 
vorfinden, so dürfte es im nördlichen Amerika oder Asien der 
Fall werden. 1 Art. 


34. Thiemea (. Müll. Botan. Centralblatt 1881. No. 37, 
Thiemee. 


Pflänzchen niedrig, heerdenweise in kleine lockere Räschen 
gedrängt, zart und einfach, durch Sprossung fruchtbar-getheilt; 
Blätter lineal-lanzettlich, lang, verdünnt zulaufend, durch eine 
einzige lange Zelle gekrönt, gleichsam stechend, rinnenartig-hohl, 
schmal- -rippig, mit weiten lockeren, durchsichtigen Zellen; Frucht- 
stiel lang, zart; Frucht winzig, geneigt oder horizontal, einer 
Funaria ähnlich, aus kurzem Halse eiförmig oder, entleert unter 
der verhältnissmässig grossen Kapsel- Mündung zusammengeschnürt; 

Haube unbekannt; Mundbesatz 16 zarte Zähne, bis auf eine sehr 
schmale Schicht gespalten, an der Spitze hakenförmig einwärts 
geschlagen. 

Diese seltsame Gattung, welche bisher ebenfalls nur durch 
eine einzige Art (Th. Hampeana m.) vertreten ist und von Sulpiz 
Kurz in Birma am Fusse des Berges Kambila im Muigycerthale 
am 21. Februar 1871 gesammelt und an Hampe gesendet wurde, 
ist von mir zum Andenken desjenigen Mannes aufgestellt worden, 
dem ich schon als Knabe die Einführung in die Naturwissen- 
schaften verdankte, nämlich des Dr. August Thieme zu Allstedt 

C. Müller Hal. Genera muscorum. S 


114 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


in der Goldenen Aue, weiland Predigers daselbst. Bei völlig ent- 
wickeltem Funariaceen-Blattnetze ist sie gewissermassen eine Ver- 
bindung desselben mit einem Trichostomum- oder auch Fissidens- 
Peristome und in dieser Beziehung folglich ungemein interessant. 
Leider gelang es nicht, von Kurz in Kalkutta, wo derselbe bald 
starb. noch mehr Material zu beziehen, um auch die Mütze und 
den Blüthenstand, welcher wahrscheinlich zweihäusig ist, kennen 
zu lernen; denn was derselbe zum zweiten Male sendete, gehörte 
zu einem ganz anderen Moose. Denkt man sich ein Leptotrichum 
mit dem Blattnetze einer Funariacee und dem Mundbesatze eines 
Trichostomum, so hat man eine gute Vorstellung von dem seltenen 
Moose, das nach den Mittheilungen seines Entdeckers auf Granit 
oder ähnlichem Gesteine lebt. 1 Art. 


35. Discelium Brid. Bryol. univ. I. p. 365. 


Rothmund nach Bridel, aber wörtlich: Zweibein, weil 
die Zähne des Mundbesatzes in zwei Schenkel, welche aber noch 
an der Spitze zusammenhängen, gespalten sind. Da aber das 
eigenthümliche Moos bei WahlenbergWeisiarosea, beiSchwäg- 
richen W. incarnata hiess, so rechtfertigt sich Bridels 
deutscher Name. — Haube lang und schmal, fast bis zur Spitze ge- 
spalten, in der Mitte breiter, am Grunde mit beiderseits zusammen- 
gerollten Rändern: Frucht winzig, halbkugelig, wagrecht. mit 
eonischem abgestumpften Deckelchen; Mundbesatz einfach: Zähne 
16, lanzettlich, tleischig, in der Mitte spaltbar, mit oben zusammen- 
hängenden Schenkeln, querrippig und längs gestreift, lederartig, 
röthlich oder orangefarbig; Pflanzen äusserst niedrig, so dass sie 
beinahe nur Fruchtstielchen und Frucht sind, während das winzige 
Stengelchen aus wenigen, fest um die Achse geschlagenen kleinen, 
rippenlosen Blättern mit lockerem grossen Maschennetze besteht. 

Es giebt nur eine einzige Art dieser Gattung: D. nudum 
Brid., und selbige wurde am Ende des vorigen Jahrhunderts von 
D. Caley bei Manchester, von D. Don bei Perth in Schottland 
an den Ufern des Tay entdeckt, von Diekson Bryum nudum genannt. 
Von da ab hiess das Moos bald Grimmia, bald Weisia nuda oder 
auch Weisia rosea und incarnata, bis ihm Bridel endlich in eigener 
Gattung Halt bot. Wahlenberg sammelte es ebenfalls in dem 
thonigen Schlamme der Flüsse in Lappland bei Torneo,, bei Chri- 
stiania Blytt, in Medilpadia, Upland und Wermland Angström, 
in Dalarne S. O. Lindberg, bei Upsala Hartman, in Finn- 
land bei Helsingfors V. F. Brotherus, bei Kajana derselbe und 
E. F. Lackström, sowie es auch im nördlichen Frankreich ge- 
funden wurde. In Deutschland fand es erst 1857 am 27. Juni um 


Funariaceae, Drehmoose. 115 


Königshütte bei Plessen in Oberschlesien der Mecklenburger Karl 
Struck in Waren mit jungen Früchten, in Westphalen an Ab- 
hängen bei Blankenstein Schemmann im Mai 1882 mit veralteten 
Früchten. 

Ausserdem kommt das seltene Moos auch in Nordamerika 
vor, und zwar äusserst selten in Illinois, wo es der Bryolog 
J. Wolf entdeckte. Nach meinem Dafürhalten ist es ein Moos des 
Mergelgrundes, welches möglicher Weise mit den erratischen Er- 
scheinungen der Mergel-Gegenden zusammenhängt und vorzugsweise 
Skandinavien, wie Grossbritannien angehören mag, wo es am 
häufigsten auftritt. 1 Art. 

Schimper giebt ihm als „Tribus incertae sedis“ eine Stellung 
zwischen Splachnaceen und Physcomitriaceen, wie er sie auffasst, 
und nennt die Familie eine paradoxe, welche, indem weibliche 
und männliche Pflanzen nach Art der Ephemera aus einem Pro- 
thallium hervorgehen, doch nach der Fruchtform theilweise an die 
Funaria-, theilweise an die Bryum-Arten herantrete, aber auch 
nach der gespaltenen Form des Peristomes an die Trematodon- 
Arten erinnere, wahrscheinlich jedoch mehr an die Diceranaceen 
(seiner Auffassung!), als an die Bryaceen zu bringen sei. Er hätte 
noch hinzusetzen können, dass die Fruchtform ebenso, wie schon 
Bridel bemerkte, mit Catoscopium zu vergleichen sei. Ich selbst 
folgte früher der Bryologia Europaea, indem ich das Moos als 
Typus einer eigenen Tribus der Disceliaceae auf die Splachnaceen 
folgen liess. Dagegen hatte ich es im Jahre 1843 in der Bota- 
nischen Zeitung (Nr. 30, mit Tafel!) zu den Funariaceen gebracht, 
indem ich (p. 508) sagte: „Die seta hygrometrica, die schiefe, 
dicke, runde Kapsel, alles das deutet (in Verbindung mit dem 
lockeren Blattnetze!) die echte Funariacee an, und nur eine ent- 
fernte Aehnlichkeit mit Oreas und Catoscopium mag dazu beige- 
tragen haben, dass man dieses Moos nicht schon längst zu dieser 
Familie brachte.“ Zu dieser Ansicht bin ich nach 45 Jahren 
zurückgekehrt und fühle mich dazu um so mehr berechtigt, als 
es sicher ist, dass das Moos in die nächste Nähe der Funariaceen 
gehört, wie auch Schimper zeigt. Will Jemand es als Typus 
einer Untergruppe, der Disceliaceae, betrachten, weil die Gattung 
eine so seltsame Combination verschiedener Moosgattungen ist, so 
steht dem nichts entgegen. Allein, dann müsste sie eben immer 
der Hauptgruppe untergeordnet bleiben; denn es ist wissenschaft- 
licher, zusammen zu halten, als zu zerstreuen, so dass Alles ohne 
höhere Gesichtspunkte auseinanderfällt. 


Se 


116 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


2. Untergruppe: Splachnaceae, Schirmmoose. 


Rasen verfilzt, mehr oder minder dicht; Stengel ziemlich 
oder wirklich dicht-blättrig, durch Sprossung getheilt; Blüthen- 
stand zwittrig oder 1—2 häusig: männliche Blüthe meist in Gestalt 
einer Knospe kopfförmig auf dem Gipfel eines Aestchens (Spla- 
chnaceen im engeren Sinne) oder als Knöspchen terminal (Spla- 
chnaceen im weiteren Sinne); Antheridien gross, keulen- oder 
tonnenförmig  geschwollen; Archegonien schmal, lang zugespitzt; 
Saftfäden nach der Spitze hin keulenförmig oder fehlend: Mund- 
besatz symmetrisch, aufrecht oder später an den äusseren Kapsel- 
mund zurückgeschlagen; Frucht am Grunde entweder bauchförmig 
aufgetrieben oder birnförmig, mitunter auf einem Schirmcehen 
stehend oder auch eylindrisch; Deckelchen gewölbt oder kegel- 
förmig: Säulchen meist, und dann kopfförmig an der Spitze ver- 
diekt, über den Fruchtmund heraustretend; Stielehen nicht oder 
wenig gedreht; Fruchthals bei den ersten Splachnaceen mit 
Porenspalten. 


a) Splachnaceae verae, echte Schirmmoose im 
engeren Sinne. . 


Pflanzen kräftig, mit breiten, sehr locker gewebten Blättern, 
mehr oder minder hohe Rasen bildend; die terminale männliche 
Blüthe kopfförmig; Antheridien gross, keulenförmig, gekrümmt; 
Saftfäden keulenförmig zulaufend. 

Diese Gruppe gehört zu den natürlichsten Verwandtschafts- 
kreisen und birgt sehr schöne Arten in sich, die z. Th. zu den 
schönsten Moosen der Erde gehören. Auch sind die hierher ge- 
hörigen Arten leicht zu erkennen, wenn man sich den Typus an der 
am häufigsten vorkommenden Art, Splachnum ampullaceum, einmal 
eingeprägt hat. Selbst im unfruchtbaren Zustande unterscheidet 
man ein Schirmmoos leicht an dem dichten filzigen Rasenwuchse, 
der am liebsten auf thierischem Dünger ausgeführt wird, sowie 
an den kräftigen, breiten, äusserst locker gewebten Zellen des 
Blattnetzes. Gerade da, wo im Allgemeinen die Vegetation in 
Abnahme begriffen ist und auf ihr geringstes Maass herabsinkt, 
gerade auf alpinen Höhen oder innerhalb des Polarkreises ent- 
falten die Schirmmoose ihre höchste Pracht, ja erzeugen sie eigent- 
lich erst, was ihnen diesen Namen verschafft hat. Denn Splachnum 
rubrum undSpl.luteum sind es, welche als die einzigen ihrer Gruppe 
einen rothen und einen gelben Schirm am Grunde der Frucht 
entwickeln. Im Jahre 1853 zählte ich 27 Arten, heute sind die 


Splachnaceae, Schirmmoose. 117 


Schirmmoose auf 48 angewachsen; nämlich von Tayloria 3 ın 
Europa und 8 in den Anden oder im Feuerlande, von Splachnum 
6 in Europa, von Tetraplodon 3 in Europa, 1 in Nordamerika, 
1 im Feuerlande und 1 auf der Tschuktschen-Halbinsel in Nord- 
asien, von Oedipodium 1 in Europa, von Hymenocleiston 1 im 
Feuerlande, von Dissodon 7 in Australien, 6 in Indien, 3 in 
Europa, 2 in Südamerika, 1 auf Madagascar, 2 auf Bourbon und 
1 auf den Hawaii-Inseln. Von allen genannten Gattungen ist 
diejenige, welcher die Gruppe ihren Namen verdankt, die ver- 
breitetste, nämlich: 


36. Splachnum L. emend., Flaschenmoos. 


Haube kegelförmig, klein, ganz oder am Grunde zerrissen; 

Zähne des Mundbesatzes 16, aus einer doppelten Reihe von Zellen 
gebildet, lanzettlich, gross, gelblich, gepaart und theilweise zu- 
sammenfliessend, trocken zurückgeschlagen und der Fruchtwand 
angedrückt; Frucht aufrecht, an der Spitze einwärts gebogen. 
„ Bis jetzt gehören die Arten nur der gemässigten Zone und 
dem hohen Norden der nördlichen Halbkugel an, und zwar mit 
nur 6 Arten, welche schon seit langer Zeit bekannt sind. Auf 
sie wendete Linn& zuerst den Namen Splachnum an; doch galt 
derselbe früher, noch vor Dillenius, der bekannten Bartflechte 
(Usnea barbata) und wurde Splachnon geschrieben. Ein Name, 
welcher nach Dillenius schon dem Theophrastos und Plinius 
angehörte. Die geringe Zahl der hierher zu rechnenden Arten 
wird jedoch durch einen ziemlich schroffen Formenkreis ersetzt, 
so dass alle 6 Arten, so innig sie auch sonst verwandt sind, sehr 
eigenthümlich von einander abweichen, und zwar in zwei Sec- 
tionen: 

1. Ampullaria C. Müll. Syn..M. I. p. 143, Flaschenfrucht. 
Kapsel mit einem flaschenförmigen, mitunter recht bauchig auf- 
getriebenen Ansatze (Apophysis) am Grunde (Halse). 

Hierher gehören Sph. vasculosum L., das zwar auch in den 
Hudsonsbay-Ländern vorkommt, aber seine höchste Schönheit erst 
im skandinavischen Norden erlangt, wo es einen mit Purpur ge- 
sättigten, beträchtlich aufgeschwollenen Kapselansatz ausbildet; 
ferner Spl. ampullaceum L., dessen prächtig violet-roth gefärbte 
Kapseln dem Vorigen wenig nachgeben und sich ebenso auf unseren 
einheimischen, wie auf den nordischen und amerikanischen Mooren, 
wo es aber selten ist, prächtig entwickeln; endlich: Spl. sphae- 
ricum L. fil. und Spl. Wormskioldii Hornem. Ersteres erscheint 
auf allen alpinen Höhen Europas und der Felsengebirge, Letzteres 
nur in hochnordischen Regionen Europas, Asiens und Amerikas. 


118 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Diese letzten beiden Arten entwickeln die Flaschengestalt ihrer 
kleinen Früchte weniger, als die beiden ersteren, weichen aber 
sonst typisch nicht ab, wenn auch der Grund der Frucht mehr 
eiförmig ist. 

2. Umbracularia C. Müll. 1. c. p. 146, Schirmfrucht. 
Kapsel statt des Halses ein Schirmehen (Spl. rubrum L.), das in 
den tiefsten Purpur getaucht ist, oder ein wagrechtes Scheibchen 
bildend, das umgekehrt die Farbe des Goldes an sich trägt (Spl. 
luteum L.). 

Diese beiden Arten sind bis jetzt die einzigen ihrer Abthei- 
lung geblieben. Denn obgleich Schwägrichen ehemals noch 
ein Spl. melanocaulon aus Kamtschatka aufstellte, so erwies sich 
dasselbe doch nicht als gute Art. In der That beschränken sich 
beide Arten nicht, wie man früher glaubte, auf den skandinavi-- 
schen und russischen Norden, sondern wurden auch, zuerst von 
Drummond, in den Felsengebirgen gesammelt. Nach Wahlen- 
berg, der beide Moose in Lappland sammelte, giebt es in der 
nordischen Polarzone im Pflanzenreiche nichts, was sich an Schön- 
heit und Originalität der Form und Farbe mit diesen Moosen 
vergleichen liesse. Sie waren ehemals in unseren Sammlungen 
so selten, dass man ein Exemplar mit einem Dukaten bezahlte. 
Jedenfalls erheben sich die Splachnaceen in ihnen zur höchsten 
Schönheit. Kein Wunder, dass man Spl. rubrum schon seit 
1695 kannte, wo es Richard Wheeler, nach den Mittheilungen 
von Dillenius, zuerst bei Portsgrund in Norwegen gesammelt 
haben soll. Dillenius führt das Moos, welches er ziemlich gut 
abbildete, als Muscus Norvegicus umbraculo ruberrimo insignitus 
auf, wie es zuerst Petiver nannte. Auch sagt er, einige Exemplare 
von Jo. Amman empfangen zu haben, welche dessen Freunde 
an der Lena in Sibirien gesammelt hätten. Kurz, eines der 
beiden Moose unserer Abtheilung, wenn nicht beide, gehört zu 
den Moosen, die man am längsten kennt. Nirgends zeigt sich 
wieder eine so merkwürdige Apophysis, deren Entwickelungs- 
geschichte dringend zu wünschen wäre ?2 Arten. 


37. Teträplodon Bryol. Europ. XXIII et XXIV, 
Vierlingszahn. 


Mütze klein, halbseitig, bis zur Mitte gespalten, zugespitzt, 
zart; Mundbesatz einfach, aus 16 zu vieren neben einander 
stehenden breiten, aus 2 Zellenreihen gebildeten, am Grunde zu- 
sammen geflossenen, trocken zurückgebogenen, feucht aufrecht- 
einwärts gebogenen, kurzen Zähnen bestehend. Blüthenstand ein- 
häusig; männliche Blume eine kopfförmige Knospe. 


Splachnaceae, Schirmmoose. 119 


Gleich der vorigen Gattung, besitzt auch diese nur 6 Arten, 
von denen 3 bereits längst bekannt waren, aber früher als Splachna 
gingen. In der That weichen sie äusserlich auch von den Am- 
pullaria-Arten so wenig ab, dass man sie ohne Zwang recht wohl 
vereinigen könnte, wenn man keinen Nachdruck auf die Moditi- 
cation des Mundbesatzes legen will. Sie gehören mithin zu einer 
einzigen Abtheilung. Die drei einheimisehen Arten T. angustatus, 
mnioides und urceolatus sind hochalpine Moose, welche zugleich 
der nördlichen polaren Zone und ebenso Nordamerika angehören, 
sonderbarer Weise aber auch noch auf den Höhen des Himalaya 
wiederkehren. So sammelte J. D. Hooker T. angustatus noch 
auf Höhen von 11,000 F. um Lachen im Sikkim-Himalaya, T. 
urceolatns ebendaselbst noch bei 14.000 F., aber als kräftisere 
Form, T. mnioides auf denselben Höhen noch bei 10—12000 F. 
um Öhola in einer Form, welche dem Splachnum Brewerianum 
Hedw. mit längeren Früchten entspricht. Eine vierte Art, T.australis 
Sulliv. und Lesquer. erscheint auf den Küstensümpfen von 
New-Jersey bis Florida, besonders auf den Cedernsümpfen auf 
dem Miste von Maulthieren, dem T. angustatus höchst ähnlich. 
Eine fünfte Art (T. Fuegianus Bescher.) wurde an dem Südende 
Amerikas, bei Port Eden in der Orange Bay des Feuerlandes von 
Dr. Savatier im Januar 1879 mit Früchten, von der französi- 
schen Expedition der Astrolabe und Zelee 1837 an der Magel- 
haens-Strasse gesammelt; eine Art, welche etwa T. mnioides ent- 
spricht. Eine sechste Art (T. Tschuctschicus m.) kam durch die 
Gebrüder Krause von der Tschuktschen -Halbinsel; die kleinste 
aller Arten, mit höchst verkürzten Fruchtstielen und winzigen 
Früchten, gewissermassen zwischen T. mnioides und T. urceolatus 
stehend. Letzterer gehört zu denjenigen Moosen, welche die 
diehtesten Rasen bilden, ähnlich wie sie etwa unter den Bartra- 
miaceen Conostomum, Oreas und Catoscopium zu erzeugen pflegen. 
6 Arten. 


38. Tayloria Hook. (emend.) in Journ. of Se. and Arts, No. 3, 
p. 144. 


Tayloria, zu Ehren des Bryologen Dr. med. Thomas 
Taylor benannt, welcher zu Dunkerson in Irland im Jahre 1848 
starb. Sir William Jackson Hooker gab mit seiner Hilfe im 
Jahre 1818 eine Muscologia Britannica heraus. — Haube auf- 
geblasen-kegelförmig, an einer Seite gespalten, am Grunde zu- 
sammengeschnürt und am Rande ausgefressen oder zerrissen; 
Mundbesatz unterhalb des Fruchtmundes entstehend, 16—32zähnig; 
Zähne einzeln und gepaart, oft sehr lang, ganz oder getheilt, 


120 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


querrippig, feucht einwärts gebogen und zusammengerollt, trocken 
zurückgeschlagen, der Fruchtwand angedrückt, oder gewunden, 
nach der Feuchtigkeit beweglich, gelblich oder röthlich. Blüthen- 
stand einhäusig: männliche Blüthe entweder am Grunde eines 
neuen Sprosses oder kopfförmig auf eigenem Aestchen. Saftfäden 
sehr kurz oder fehlend. Das Säulchen der Frucht gewöhnlich 
kopfförmig über die Kapselöffnung hinaus ragend. Frucht mit 
kurzem Halse ceylindrisch oder eiförmig, mit kegelförmigem oder 
stumpfem Deckel. 

Als sehr schöne Moose bilden die Taylorien, auch der 
Alpenregion angehörend, meist grosse lockere Rasen mit reichen 
Früchten. Seltsamer Weise beschränken sie sich, so weit wir sie 
bis heute kennen, nur anf die Alpen Europas und Amerikas; 
denn von den bisher bekannten 10 Arten fallen nur 3 auf die 
alpine Region Europas und Nordamerikas (welches T. serrata und 
splachnoides besitzt) und die übrigen 5 Arten leben auf be- 
deutenden Höhen der Andes und Cordilleren. Dafür gehören die 
drei europäischen Taylorien einem eigenen Formenkreise an, 
während die andinischen zwei Formenkreise bezeichnen, wie folgt: 


1. Eutayloria C. Müll.: Frucht aus mehr oder minder 
langem Halse mehr oder weniger birnförmig oder aufgeschwollen 
eylindrisch, lang gestielt; Blätter locker über einander liegend, 
grob gesägt. 

Hierher gehören T. Rudolphiana Br. Eur., splachnoides Hook., 
serrata Br. Eur. und, wenn man mit Schimper classificirt, T. 
tenuis Br. Eur., welche von der Letzteren als Art abgezweigt 
wurde. Von diesen Arten steht die zuerst genannte als die 
schönste und kräftigste, sowie als Baumbewohnerin oben an. 
Eine fünfte Art (T. Delavayi Bescher.), welche der T. Rudolphiana 
sehr nahe steht, hat neuerdings das hochalpine chinesische Yünnan 
geliefert. Eine sechste sammelte 1877 der Russe Potanin in 
der nördlichen Mongolei am Ssangin-Dalai-See, Tayl. Potanini 
Brother., welche der T. serrata verwandt ist. Eine siebente 
(T. orbispathulata n. sp.) gehört dem gebirgigen Kamerun in West- 
Afrika als eine der kleinsten Arten an. 7 Arten. 


2. Brachymitrium Tayl. in Hook. Lond. Journ. Vol. 44. 
Frucht völlig eylindrisch, lang oder kurz gestielt; Blätter locker 
über einander liegend, kurz gesägt. 

Diese Arten zerfallen wiederum in zwei Abtheilungen: 1. in 
Arten mit sehr kurzem Fruchtstiele, wodurch sie ein sehr ver- 
ändertes Ansehen erlangen und die eigentlichen Brachymitrium- 
Arten darstellen. T. Jamesoni m. auf den Anden von Quito, wo 
sie auf dem Pichincha-Vulkan noch bei 10,000 F. gedeiht, ist als 
stattliches Moos mit recht braunfilzigem Stengel der würdige Ver- 


Splachnaceae, Schirmmoose. 191 


treter. Eine zweite Art, die ich T. Mandoni nenne und welche 
Schimper als Brachymitrium Jamesoni in den Moosen des 
Franzosen Mandon von Guayllapotunco in Bolivia ausgab, weicht 
sogleich durch weit kürzere Frucht ab. 2. erscheinen Arten mit 
etwas verlängertem Fruchtstiele, aber filzlosem Stengel, wenigstens 
einem solchen, der sich nicht bis in seine Spitze mit braunem 
Filze bekleidet, sondern Ba an seinem Grunde zurücklässt, 
wodurch abermals eine ganz neue Tracht entsteht. Hierher stellen 
sich T. papulata m. aus Beusdi mit blatternartig rauhem Frucht- 
stiele, wie ein Uebergang von den echten Brachymitrium-Arten 
zu der Dissodon-ähnlichen T. Moritziana m. Venezuelas und T. 
Lindigiana n. sp. Neu-Granadas, wohin auch T. spathulata Wils. 
aus Südamerika, T. Ulei m. aus Goyaz in Brasilien und nach 
Mitten auch T. Magellanica Schw. aus dem Feuerlande zu ge- 
hören scheinen. So sehr aber auch äusserlich die beiden Reihen 
von einander abweichen mögen, um so enger gehören sie doch 
durch die halslose cylindrische Frucht zusammen. 8 Arten. 


3. Cryptotayloria. Frucht eingesenkt, ziemlich gross und 
eiförmig, dünnhäutig und mit Warzen etwas bekleidet, mit 16 
sehr langen pfriemenförmig zugespitzten, gleichweit aus einander 
stehenden, am Grunde aber verbundenen, in der Feuchtigkeit 
einen etwas gedrehten Kegel bildenden, im trocknen Zustande 
jedoch mit einwärts gebogenen Spitzen versehenen, locker ge- 
drehten Zähnen, mit sehr grobwarziger Haube und dornförmig 
geschlitzten Blättern, endlich mit sehr kleiner männlicher Blüthe 
in den Achseln der unteren Blätter oder auf grundständigem. 
langem und schlankem Aestchen. 

Diese merkwürdige Section besitzt nur einen Vertreter: 
T. laciniata Spruce, welche ihr Autor auf den Anden von Quito 
in dem Walde Llalla auf Baumzweigen unter Plagiochila-Polstern 
noch in einer Höhe von 9000 F. sammelte. Durch die ziemlich 
eingesenkte Frucht und die mit langen wimper- oder dornen- 
artigen, entfernt von einander stehenden Zähnen berandeten 
Blätter weicht diese Art augenblicklich von allen übrigen Splach- 
naceen als eine der originellsten Formungen ab und stellt sich 
dicht neben die Orthodon-Arten der folgenden Gattung. 1 Art. 


39. Dissodon Grev. u. Arn. in Ann. Soc. Linn. 1826. p. 229, 
Zwillingszahn. 


Mütze wie bei Tayloria; Mundbesatz an der Fruchtmündung 
selbst entstehend; Zähne 32, zu 4 oder 2 gepaart, lanzettlich, 
flach quer gegliedert, feucht in einen Kegel zusammenneigend, 
trocken etwas nach innen gebogen. 


123 Acrocarpi, Gipfelfrüchler. 


Schon Mitten zog diese Gattung in seinen Muscis Indiae 
orientalis, sowie in den Muscis austro-americanis (p. 249 und 
250) zu der vorigen Gattung und charakterisirte sie in den letz- 
teren als Abtheilung von Brachymitrium-Tayloria durch langen 
Fruchtstiel, sowie durch paarweise genäherte oder paarig zu- 
sammenhängende Zähne, wohin er alle Arten zog, die ich unter 
Eutayloria zu einander brachte. Ich habe schon in meinen 
„Deutschlands Moosen“ (S. 139) darauf hingewiesen, wie nahe 
beide Gattungen stehen und wie sich die Dissodonten eigentlich 
nur durch die starren aufrechten, in einen Kegel zusammen- 
neigenden Zähne von Tayloria unterscheiden. In der That knüpfen 
sie unmittelbar an Eutayloria an, deren Tracht sie mehr oder 
weniger treu copiren. Im alten Sinne waren sie mit den meisten 
Taylorien Splachnum-Arten, von denen einzelne Bryologen einzelne 
Arten als Eremodon, Cyrtodon, Orthodon u. s. w. abzweigten. 
Halten wir sie aber ihres Mundbesatzes willen von den Taylorien 
entfernt, so bilden sie die einzige Gattung der Splachnaceen, welche 
einen grösseren Artenkreis entwickelt. Denn während die Tay- 
lorien nur 10, die Tetraplodonten und Splachnum-Arten je nur 
6 Arten bisher lieferten, beläuft sich die Zahl der Dissodonten 
auf 23: 3 in Europa, 2 auf der Insel Bourbon, 1 auf den Haywaii- 
Inseln, 1 auf Madagascar, 2 in Südamerika, 7 in Indien, 7 in 
Australien; beinahe die Hälfte aller bekannten Splachnaceen. 
Dieselben gruppiren sich um fünf Typen: einen vorzugsweise in- 
dischen (Orthodon), einen rein indischen (Orthodontopsis), einen 
ausschliesslich australischen (Aristella), einen europäisch-amerika- 
nischen (Oyrtodon) und einen fuögianischen (Eremodon). 

1. Cyrtodon R. Br. in Parry Voyage I. Blätter aus spatel- 
artigem Grunde mehr oder weniger zungenförmig verlängert, an 
der Spitze abgestumpft, am Rande mehr oder minder ganz oder 
nur mit kurzen, stumpfen Zähnchen; Frucht mit langem Halse. 

Hierher gehören D. splachnoides Grev. und Arn., D. Fröh- 
lichianus eor. und D. Hornschuchüi eor., alle drei Moose Arten 
der z. Th. höchsten Alpen-Region Europas und Nordamerikas. 
Davon ging D. Hornschuchüi, welches Hornschuch auf der 
Pasterze im Angesichte des Grossglockners in Kärnthen 1817 ent- 
deckte, lange Zeit unter dem von dem Entdecker ihm verliehenen 
Namen Systylium splachnoides, weil das Säulchen den Deckel mit 
in die Höhe hebt und noch längere Zeit trägt, was ehemals für 
überraschend galt, als man diese Eigenschaft noch nicht bei 
anderen Moosen kennen gelernt hatte. Ich kenne aber auch noch 
eine vierte Art auf den Höhen der Anden, wo sie Humboldt 
und Bonpland in der Provinz Jaön de Bracomoros in einer Er- 
hebung von 1060 Toisen aufnahmen, nämlich D. scabrisetus Grev. 
und Arn.; eine Art, welche, durch rauhen Fruchtstiel vor 


Splachnaceae, Schirmmoose. 193 


allen übrigen Splachnaceen ausgezeichnet, später auch von 
Alexander Lindig in den Anden von Bogota bei 2500 m, aber 
auch von Spruce in den Anden von Quito auf dem Titaicun 
zwischen 12,000— 13,000 F. wieder gefunden wurde. 4 Arten. 


2. Eremodon Brid. Bryol. univ. I. p. 233, als Gattung, 
Trennzahn. Blätter sehr lang gezogen, aber nicht durch die 
Rippe, sondern durch die Blattsubstanz selbst, welche in eine 
Spitze ausläuft, die in der Trockenheit sehr gedreht ist und der 
Blatt-Imbrication etwas Verworrenes (horridum) verleiht; Rand 
des Blattes durch grosse, stumpfe Zellen zahnartig getheilt; Frucht 
länglich-eiförmig, ohne Hals, aber unterhalb der Mitte apophysis- 
artig leicht eingeschnürt. 

Bisher vertritt nur eine Art, D. Magellanicus m., auf den 
Inseln des Feuerlandes diesen eigenartigen Typus. 1 Art. 


3. Orthodon Bory St. Vincent als Gattung in Schwägr. 
Suppl. II. p. 23, Rechtzahn. Blätter durch die auslaufende 
Rippe in eine lange Granne vorgezogen; Rand lappige und scharf 
gesägt; Frucht eiförmig, äusserst kurzhalsig; Mütze durch grosse 
Papillen sehr scharf oder behaart. 

Die älteste Art dieses schönen Typus von D. serratus, den 
Bory auf der Insel Bourbon entdeckte und als eigene Gattung 
(Orthodon) ansprach. Später lieferte der Himalaya mehrere Arten, 
welche Anfangs mit dem Vorigen verwechselt wurden: D. Indieus 
m., D. marginatus m. und D. tenellus (Mitt.), während die in- 
dischen Neilgherries D. Schmidii m., und andere indische Gebirge 
D. subglaber (Grift.) ergaben. Auf Ceylon sammelte Thwaites 
eine Art (Tayloria imbricata Mitt.), die ich nicht kenne, die aber 
hierher zu gehören scheint. (Linn. Soc. Journ. XIII. 1872, p. 305). 
In dem chinesischen Yünnan sammelte Herr Delavay eine Art, 
welche Bescherelle ©. subglaber, ich aber O. Delavayin. sp. 
nannte. Ja selbst der mascarenische D. serratus müsste neuer- 
dings in zwei Arten zerlegt werden, indem der Eine, welchen 
Mitten D. Boryanus nannte, eine fast nackte oder doch nur 
wenig papillöse Haube, der Andere, den man als D. serratus m. 
beibehalten kann, eine deutlich behaarte Mütze besitzt. Eine ganz 
ähnliche Art beherbergt auch das verwandte Madagascar: D. Mada- 
gassus n. sp., welchen J. M. Hildebrandt im centralen Theile 
der Insel 1881 sammelte und welcher durch eine mit sehr wenigen 
und kleinen Papillen bedeckte Haube dem D. Boryanus nahe steht. 
Sogar die Insel San. Thom& an der afrikanischen Westküste birgt 
noch einen D. Thomeanus Brother. mit behaarter Mütze. Eine 
sehr zarte Art! Dagegen bewohnt eine andere Art (D. Sandwi- 
censis n. sp.) die Hawaii-Inseln, wo sie anfangs der 70er Jahre 
von D. D. Baldwin auf West-Maui, 5000 F. hoch, gesammelt 


124 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


wurde. Diese recht stattliche Art, welche ich von einem Herrn 
Riemenschneider aus Honolulu 1875 empfing, zeichnet sich 
durch eine Haube aus, deren Papillen recht grosse und stumpfe 
Warzen bilden. Sonderbar genug bringt selbst das so südlich gelegene 
Tasmanien noch eine Art hervor: D. callophyllus m. (Eremodon 
robustus Fl. Novae Seel. p. 452), welchen Samuel Mossman 
1850 an Bäumen jener Insel sammelte; hier trägt die Mütze nur 
wenige kleine Papillen an der Spitze. Wie solche Papillen aber 
Bridel an dem Blatte von Orthodon auf dem Rücken desselben 
gesehen haben will, ist mir unverständlich. (Bryol. univ. I. p. 223). 
14 Arten. 


4. Orthodontopsis C. Müll. Tracht ganz die von Orthodon: 
Frucht völlig halslos, eiförmig-länglich. Blätter mit abgestumpfter 
Spitze, daselbst am Rande gewöhnlich mit grossen vorspringenden 
stumpfen Zellen zahnartig umgeben. 

Dieser zwischen Orthodon und Cyrtodon stehende Typus wird 
bis jetzt nur von einer Art vertreten: D. Jacquemonti Schpr. vom 
Himalaya, wo ihn der Franzose Jacquemont bei Deorah in 
Fichtenwäldern bei einer Höhe von 9000 F. entdeckte. Leider 
ist die Haube noch unbekannt. 1 Art. 


5. Aristella €. Müll. Blätter durch die austretende Rippe 
lang begrannt, wie bei Orthodon, aber auch ohne Rippe grannen- 
artig zugespitzt mit verschwindender Rippe, am Rande ganz oder 
kaum gesägt: Frucht mit langem Halse, oft ganz wie bei Trema- 
todon, ceylindrisch-birnförmig: Säulchen, wie bei Tayloria und 
Systylium, gewöhnlich über den Kapselmund kopfförmig erhoben. 

Von dieser Abtheilung kannte man schon in den 40er Jahren 
drei Arten: D. purpurascens (Hook. & Wils.) von den antarktischen 
Inseln Auckland und Campbell, D. plagiopus (Mtge.) ebenfalls 
von der Aucklands-Insel und D. cuspidatus m. (Splachnum octoble- 
pharum Hook.) von Tasmanien. Darauf sammelten Beccari und 
Zürn D. longicollis n. sp. auf der Nordinsel Neuseelands, 
R. Helms auf der Südinsel in der Nähe von Greymouth D. pur- 
pureus n. sp. mit langen, prachtvollen, an Ceratodon purpureus 
erinnernden Fruchtstielen. Eine sechste Art verbreitet sich über 
das östliche Australien, von der Provinz Vietoria durch die Provinz 
Neu-Süd-Wales bis nach Queensland: D. Novae Valesiae n. sp. mit 
sehr kurzen Fruchtstielen und Kapseln, deren langer Hals, wie 
früher erwähnt, ganz an Trematodon erinnert. Eine echt alpine 
Art, D. nanocarpus n. sp., bewohnt die 4100 F. hohe Spitze des 
Mt. Wellington auf Tasmanien. Eine sehr schmalblätterige, aber 
grob gezähnte Art sammelte Dr. Dus&n auf Kamerun in einer 
Höhe von 1590 m, nämlich D. Cameruniae n. sp. 8 Arten. 


Splachnaceae, Schirmmoose. 125 


40. Hymenocleiston Duby in Choix de Mousses Exot. 1875. 
p. 7, Spalthaut. 


Pflanzen schlank in etwa zollhohe, oft recht dichte Rasen zu- 
sammen gedrängt; Blätter aus lang und sehr schmal herablaufen- 
dem Grunde spatel-zungenförmig, abgerundet, abgestumpft, ganz- 
randig, löffelartig-hohl, mit verschwindender Rippe oder rippenlos; 
Frucht winzig, Dissodon-artig; Haube kegelförmig ganz, am Grunde 
sefranst; Mundbesatz: eine zarte kreisrunde Haut, welche durch 
Zerschlitzen die Fruchtmündung öffnet. — Eine einzige Art: H. 
Magellanicum Dub. 

Dieses merkwürdige Moos wurde zuerst von dem Schweden 
N. J. Andersson 1852 auf seiner Weltreise bei Port Famier 
an der Magelhaens-Strasse gesammelt und von J. Angström 
als Dissodon plagiopus Mtge. in der Öfversigt af Kongl. Vetens- 
kapt-Akademiens Förhandlinger (1872, No. 4, p. 4) bestimmt. 
So viel später fand es Pastor Duby zu Genf in dem Delessert- 
schen Herbarium daselbst, als von Hombron ebenfalls an der 
Magelhaens-Strasse gefunden, und beschrieb es unter dem obigen 
Namen. Auch Savatier hatte es 1879 an derselben Meerenge 
bei Port Eden gesammelt; Dr. Spegazzini sendete es mir vom 
Mount Richardson auf Staten Island, wo er es an quelligen Felsen 
der alpinen Region 1882 im März aufnahm, und endlich empfing 
ich es aus dem Hb. Hort. Rom. vom Prof. Pirotta (1885) eben- 
falls ans Fuögia, und zwar von der Plaja Parda Cove an der 
Magelhaens-Strasse. Dieses Moos hat darum eine besondere 
Wichtigkeit, weil es durch seinen ganzen Stengel- und Blattbau 
sich dicht an Splachnobryum stellt und dieses mit den Splachna- 
ceen verbindet, aber selbst zu den echten Splachnaceen gehört, 
da es mit dem Splachnobryum-Charakter die kopfförmige männ- 
liche Blüthe der Splachnaceen und die Dissodon-artige Frucht ver- 
bindet. Wäre namentlich Letztere nicht, so würde es bei cylin- 
drischer Frucht und Weisia-Peristome ganz zu Splachnobryum 
gezogen werden müssen. Den Mundbesatz habe ich nicht selbst 
gesehen und musste ihn darum nach Duby’s Beschreibung geben. 
17 Art: 


41. Oedipodium Schw. Suppl. II. I. p. 15. t. 105, Schwellfuss. 


Haube weich, schmal und lang, bis fast zur Spitze geschlitzt, 
abgestumpft, am Grunde etwas geschlitzt; Frucht fast kugelförmig, 
mit sehr locker gewebter Wand, sehr langem Halse, der sich 
schon aus dem weichen Fruchtstiele entwickelt, ohne Mundbesatz; 


126 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Säulchen an der Spitze sehr erweitert; Blüthenstand einhäusig: 
die fruchtbaren Blüthen zwitterig, mit grossen, länglichen, geraden 
Antheridien, etwas keulenförmigen Saftfäden, kürzeren Archegonien, 
die unfruchtbare Blüthe nur männlich. 

Dieses von Smith Gymnostomum, von Palisot de Beauvois 
Splachnum genannte schöne Moos schliesst sich vielfach an die 
vorige Gattung an. Denn Form und Zellnetz des Blattes können 
sehr wohl mit denen von Hymenocleiston verglichen werden; nur 
dass die Mütze eine halbseitige, die Frucht eine kugelförmige ist. 
Wie dort besitzt die Gattung nur eine einzige Art: Oed. Griffithia- 
num Schw., welche nur den Hochgebirgen Englands, Schott- 
lands, Norwegens und Lapplands angehört. Zunächst wurde das 
merkwürdige Moos von dem Prediger Griffith an der Ostseite 
des Snowdon-Gipfels in Wales entdeckt und von Diekson Bryum. 
Griffithianum genannt. Später dehnte es seinen Verbreitungs- 
Kreis zur Ueberraschung der Bryologen bis nach Norwegen aus, 
wo es Prediger Sommerfelt zuerst in der subalpinen Region 
um Ulvik in Osedalen (Prov. Bergen) auf quelligem Schotter ent- 
deckte, bis es Ax. Blytt auch auf dem alpinen Setnaesfjeld in 
Romsdalen, N. Wulfsberg in ‚Jotunfjeldlene am Sogne und 
Dr. Kiaer 1869 in schattigen und feuchten Felsspalten am Haf- 
stadfjeld bei Förde am Söndfjord zeigten. Im Jahre 1856 end- 
lich traf es Dr. J. Angström in der alpinen Region Lapplands, 
und zwar in dem Umeä-Distriete auf dem Getsfjällen. 1857 und 
1858 auch in La und Fjället desselben Distrietes, sogar fruchtbar. 
In der Natur muss dieses Moos nach seiner Tracht lebhaft an 
einen Anthoceros erinnern; so kraus zeigt sich die kleine Blatt- 
rosette in ihrer fleischigen Beschaffenheit und ihrer grünen 
Färbung, während die jungen fleischigen Fruchtstiele wie die 
hornförmigen Früchte jener Lebermoos-Gattung über sie empor 
ragen. Mit dem Reifen der Frucht ändert sich freilich das Bild, 
wenn auf einmal im Juli oder August eine orangefarbige kugel- 
runde Kapsel auf dem Fruchtstiele erscheint, bevor sie noch ihre 
grossen Sporen entleerte. Hier kann zwar kein Zweifel über die 
Splachnaceen-Natur des Mooses aufkommen, doch machen die !/, 
bis 1 Zoll hohen lockeren Räschen zunächst keinen derartigen 
Eindruck. Auch das Blatt steht vielfach einzig da: aus langem, 
schmalem Grunde, welcher aus sehr langen und lockeren, völlig 
wasserhellen und zarten Zellen besteht, entwickelt sich das Blatt 
in breiter, spatelartiger Form völlig abgerundet und ganzrandig, 
aus Zellen gewebt, die gegen die Spitze zwar kleiner werden, an 
sich aber doch noch immer recht gross und locker, äusserst 
fleischig und weich, dabei chlorophyllhaltig sind. Auch pflegen 
sie am Grunde mit langen, fadenähnlichen Wimpern besetzt zu 
sein. Die Rippe weicht von allen Gruppenverwandten wesentlich 


Splachnaceae, Schirmmoose. 197 


ab, indem sie bei beträchtlicher Breite aus einem höchst lockeren, 
flachen und weichen Gewebe besteht, das über der Mitte des 
Blattes verschwindet. So steht das Moos einzig in der Mooswelt 
da, gleich einem Reste aus der fernsten Vorzeit; und wenn man 
die merkwürdige Verbreitungslinie betrachtet, so möchte man 
leicht auf die Annahme kommen, dass es ehemals zwischen Gross- 
britannien und Skandinavien eine Landbrücke gab, welche als 
Verbindungsglied zwischen beiden Ländern und diesem ihrem selt- 
samen Moose dastand. 1 Art. 


b) Splachnaceae spuriae oder Schirmmoose im weiteren 
Sinne. 


Ich will mit dem vorstehenden Namen keineswegs unechte 
Schirmmoose bezeichnet haben. Denn die Gattung Splachnobryum 
schliesst sich so innig an die beiden vorigen Gattungen, nament- 
lich an Hymenocleiston an, dass, wie ich bei deren Schilderung 
bereits sagte, beide nicht von einander zu trennen sind. Nur 
weicht die kleine cylindrische Frucht mit der Tracht einer Weisia 
oder eines Fissidens mehr von den eigentlichen Splachnaceen ab, 
wie die Fruchtformen der vorigen Gattungen unter sich. Das 
ist aber auch der einzige Grund, weshalb ich Splachnobryum als 
eigene kleine Untergruppe hinstelle. 


42. Splachnobryum (. Müll. in den Verhandl. d. k. k. zool. 
bot. Ges. in Wien 1869, Schirmmoosvetter. 


Pflänzchen sehr niedrig und zierlich, in kleine lockere oder 
dichtere Räschen zusammengedrängt. Blätter zungen- oder spatel- 
förmig, fast kreisrund und abgestumpft, mit confervenartigen netz- 
törmig gewebten Fäden mitunter gemischt, mit einem zwar lockeren, 
aber doch dichteren Gewebe, als man es bei den Splachnaceen 
sonst findet; Frucht gestielt und klein, eiförmig oder eylindrisch, 
aufrecht, ohne Hals, mit winzigem, conischem Deckelchen, ein- 
gesenktem Säulchen, das scheibenförmig abgestumpft nur die 
Mitte der Kapsel erreicht, ohne Ring, aber mit 16 lanzettlich- 
linearen Zähnchen, welche steif aufrecht oder etwas gebogen zu 
Zweien zusammenstehen, röthlich gefärbt und aus entfernt stehen- 
den querrippigen Gliedern bestehen, welche sich in der Feuchtig- 
keit nach innen schlagen, den Kapselmund nur wenig überragen, 
aber unterhalb desselben entstehen; Fruchtstiel aus spiraligen 
Zellen gewebt; Blüthenstand zweihäusig: männliche Blüthe terminal 
oder durch Sprossung achselständig, knospenförmig, ohne Saft- 


128 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


fäden, mit ziemich grossen, tonnenförmig aufgeblasenen Antheri- 
dien; weibliche Blüthe terminal oder ebenfalls durch Sprossung 
seitenständig, mit wenigen Archegonien, die längs des Stengels 
bisweilen ohne Saftfäden einzeln in den Blattachseln stehen. Leben 
auf der Erde und in Quellen. 

Schon im Jahre 1847, als ich das erste Heft der Synopsis 
Muscorum vorbereitete, fiel es mir auf, dass der Didymodon ? splachni- 
tolius Hook. aus Westindien, nachdem er bereits als Weisia obtusa 
Brid. und W. obtusifolia Rich., ebenso als Syrrhopodon obtusus 
Schw. zu verschiedenen Gattungen hatte wandern müssen, ohne 
wuhe zu finden, höchst wahrscheinlich eine neue Gattung sei, 
welche zu den Splachnaceen gebracht werden müsse. Ich hatte 
ihn, wie die Synopsis bezeugt, schon damals in meimen brief- 
lichen und manuscriptlichen Aufzeichnungen *Amblyophyllum ge- 
nannt, aber die Gattung nicht weiter begründen können, da mir 
weder ein vollkommenes Peristom, noch eine reife Mütze zu Ge- 
bote standen. Als ich aber ein bedeutenderes Material empfing, 
fand ich, dass meine alte Vermuthung vollkommen begründet war 
und dass die Art, welche ich vorläufig zu Dissodon gebracht 
hatte, den schönsten Typus einer eigenen Gattung der Splachna- 
ceen bildet, um welchen sich eine ganze Reihe von Arten grup- 
pirt. So kam es denn, dass ich im Jahre 1869 im Stande war, 
alsbald 4 Arten aufzustellen, welche damals sämmtlich unter dem 
Namen der zuerst von Poiteau auf den Antillen gefundenen Art, 
eben des von mir in der Synopsis beschriebenen? Dissodon rotundi- 
folius gingen: Spl. Bernoullii für Guatemala und Spl. Wrightii 
für Cuba. Unterdess hatte Mitten in seinen Musc. austro-ame- 
ricanis (p. 141) sämmtliche ihm damals bekannte tropisch-ameri- 
kanische Arten unter dem Namen Weisia splachnifolia wieder 
zusammengefasst und sie als Section Tapeinodon wieder zu 
Weisia gebracht. Seit jener Zeit hat sich aber die Artenzahl nicht 
unbeträchtlich vermehrt, so dass sie bereits im tropischen Amerika 
mit 6 Arten: Spl. obtusum, Wrightii, Wullschlägelii, Bernoullii, 
Spruceanum m. für Peru und Spl. Mariei Bescher. für Guadeloupe, 
im gemässigten Argentinien mit Spl. Lorentzi m., sowie in Valdivia 
mit Spl. Valdiviae n. sp., in Indien mit 5 Arten: Spl. Oorschoti 
Lacoste., für Java, Spl. pulvinatum n. sp., für die Philippinen, 
Spl. Indieum m. für Java und Kalkutta, Spl. byssoides n. sp. für 
Birma, Spl. flaceidum m. (Weisia Hook.) für Nepal, in Afrika 
mit 4 Arten: Spl. Boivini m. und Spl. inundatum m. für Nossi-b& 
(Madagascar), Spl. aquaticum m. für das Somäli-Land, Spl. tenerum 
n. sp. für Kamerun, nebst Spl. erosulum s. sp. mit 1 Art: Spl. 
Baileyi Brother. für Queensland und Australien, endlich mit 1 Art: 
Spl. Novae Guineae Broth. für diese grosse Insel vertreten ist. 
Von diesen Arten gehören 18 der tropischen Zone an, nur 2 der 


Gigaspermaceae, Riesensporenmoose. 129 


gemässigten. In Folge davon stimmen sie in ihrem Aeusseren so 
beträchtlich mit einander überein, dass sie in einer früheren Zeit 
sicher nur als eine einzige Art betrachtet sein würden; wahr- 
scheinlich jedoch mit Ausnahme von Spl. aquaticum, dessen Blätter 
nicht mehr anliegend, wie bei allen übrigen Arten, sondern zurück- 
geschlagen sind. Bei allen Arten ist die Rippe nur wie ein Strich 
angedeutet und verschwindet unter der Spitze. Jedenfalls dehnen 
die Splachnobrya den Typus der Splachnaceen in eine Form aus, 
welche man sonst bei der Kräftigkeit der Gruppe kaum erwarten 
konnte. 20 Arten. 


15. Gruppe: Gigaspermaceae ©. Müll., Riesensporenmoose. 


Pflänzchen auf einem weithin kriechenden, weichen, weiss- 
lichen, fleischigen, sehr bewurzelten Rhizome entfernt von ein- 
ander stehend, sehr kurz, dicht beblättert, aufrecht, die frucht- 
baren keulenförmig verdickt, in zwei Aestchen getheilt: Der eine 
weiblich, der andere männlich; das Perichätium auf einem grösseren 
Aestchen terminal, nach dem Ganzen aber cladocarpisch: Blätter 
dicht über einander, weiss glänzend, breit-eiförmig, löftelförmig- 
hohl, in eine völlig blattgrün-lose Spitze ausgedehnt, rippenlos, 
ganzrandig, aus sehr lockeren, am Grunde parenchymatischen, an 
der Spitze prosenchymatischen hyalinen Zellen gewebt; Frucht ein- 
gesenkt, gross, napfartig, mit grosser Mündung, gewölbtem Deckel, 
sehr kleiner glockenförmiger Haube; Sporen sehr gross, lederartig, 
glatt oder sehr fein papillös, ungleich eckig, dünnhäutig. 

Die einzige Gattung dieser sehr vereinzelten Gruppe ist 
vielfach herumgeworfen worden. Ich selbst glaubte 1851, ihre 
Arten zu Physcomitrium bringen zu müssen, bis ich durch die 
Entdeckung der Lorentziellaceae in Argentinien eines Anderen 
belehrt wurde. Denn wie diese innerhalb der cleistocarpischen 
Moose stehen, genau so verhalten sich unter den acrocarpischen 
Stegocarpen die Gigaspermaceen: vor Allem durch das seltsame 
Stengelrhizom und die Blätter, deren Form und anatomischer 
Bau, sowie ihre grossen Sporen, ganz ausserordentlich an die 
Lorentziellaceen erinnern, wie ich bereits in der Schilderung 
derselben darlegte. In Folge dessen adoptire ich gern die Lind- 
berg’sche Anschauung, die betreffenden Moose in eigener Gattung 
und Gruppe von Physcomitrium abzuzweigen, gehe aber über die- 
selbe hinaus, indem ich die Gruppe der Gigaspermeae, wie sie 
Lindberg nannte, nicht mehr zu den Funariaceen bringe, sondern 
als selbstständig hinstelle. So seltsam die Lorentziellaceen, so 
seltsam sind auch die Gigaspermaceen, deren einziger Typus die 
Gattung Gigaspermum Ldbg. ist. In der Synopsis Muscorum 

C. Müller Hal. Genera muscorum. 9 


130 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


habe ich auch die von Wilson als Goniomitrium von Physco- 
mitrium abgezweisten G. enerve Hook. et Wils. und G. acumi- 
natum eor. in Verbindung mit den vorliegenden Moosen gebracht, 
was nach dem Vorstehenden sich von selbst rectificirt, indem ich 
beide Arten nach wie vor noch bei Physcomitrium belassen muss, 
bis mich Exemplare eines Anderen belehren. 


43. Gigaspermum Lidbe. in Oefvers. af ‘K. Vet. Akad. Förh. 
1864. No. 10. p. 599, Riesensame. 


Charakter der Gruppe. Die erste bekannte Art schreibt sich 
vom Jahre 1820 her, wo sie der ältere Hooker im 2. Bande seiner 
Musci Exotiei (t. 106) unter dem Namen Anoectangium repens 
beschrieb und abbildete. Das war noch eine ähnliche Classification, 
wie die, alle nacktmündigen acrocarpischen Moose zu Gymnostomum 
zu bringen. Dass dem so war, begriff auch Bridel 1826, als er 
das Moos, welches übrigens Menzies schon 1791 an der West- 
küste Neuhollands aufgenommen hatte, zu Schistidium brachte, 
obgleich diese seine Gattung ebenfalls ein Mischmasch alles Mög- 
lichen und Unmöglichen war. Im Jahre 1855 sah auch Wilson 
das Eigenthümliche des Typus ein, brachte ihn aber unbegreif- 
licher Weise sogar zu Hedwigia als Section Eurystomum in 
Hooker’s Flora Novae Zeelandiae (II. p. 92). Alle Autoren 
aber, welche noch darüber schrieben, kannten nur eine einzige 
Art, obwohl bereits drei Arten, freilich unter dem Namen Anoect- 
angium repens, im Umlaufe waren. Ich kenne zwar die echte 
Hooker’sche Art nicht, allein nach der Beschreibung ist sie die- 
selbe, welche sich auch an der Ostküste Neuhollands findet, woher 
sie mir Herr Sullivan, ein eifriger Moosfreund, aus den Gram- 
pians, und zwar von dem Berge Ararat 1882 und 1883 sehr 
schön sendete. Dieses Gigaspermum repens unterscheidet sich 
alsbald durch abgerundete Blätter, aus deren Scheitel sich eine 
ziemlich lange Spitze entwickelt. Die zweite Art nenne ich G. 
subrepens, und selbige ist das Moos, welches Preiss vom Swan 
River Anfangs der 40er Jahre mitbrachte. Es unterscheidet sich 
durch Blätter, welche allmählich in eine längere Spitze übergehen. 
Eine dritte Art kenne ich nur steril von der Stewart-Insel im 
äussersten Süden von Neuseelands Südinsel: G. tenellum n. Sp., 
von Kirk gesammelt. Sie liegt mir nur wie ein Anflug von 
Moos vor, dessen Stengel und Blätter aber völlig entwickelt sind. 
Eine vierte Art (G. Breutelii n. sp.) ist ein Moos, welches 
Breutel an der Saldanha-Bai in Südafrika sammelte und in den 
Herbarien unter dem Namen Goniomitrium Breutelii Hpe. oder 
Leptangium Breutelii Hpe., auch Anoectangium repens Schpr. 


Mniaceae, Sternmoose. 131 


vorkommt.. Dieses Moos, von mir in der Botanischen Zeitung 
von 1855 (p. 749) als Physcomitrium Breutelii beschrieben, weicht 
sogleich durch sehr breite und kräftige Blattspitze von den beiden 
übrigen Arten ab. Die mir noch unbekannte Art von Neuseeland 
fällt entweder mit G. repens zusammen oder steht selbständig 
da. Keines Falles können Gigaspermum und Goniomitrium mit 
einander zu derselben Gattung und Familie gebracht werden, da 
Letzterem das charakteristische Stengel-Rhizom und Anderes fehlt, 
was sie vereinigen könnte. 4 Arten. 


2. Blätter dieht gewebt. 
16. Gruppe: Mnioideae, Sternmoosartige Laubmoose. 


Pflanzen gipfel- oder (bei Rhizogonium) seitenfrüchtig; Blätter 
mehr oder weniger breit-eiförmig, spatelförmig, eiförmig oder 
lanzettlich, mehr oder minder flach; Blattrippe dick, auf dem 
Rücken des Blattes schwielig heraustretend; Zellen des Blatt- 
netzes am Grunde des Blattes mehr oder weniger gestreckt-vier- 
seitig, nach der Spitze hin rundlich-sechsseitig oder völlig gleich- 
mässig sechsseitig, parenchymatisch (auf wagrechten Wänden 
stehend), mit Blattgrün oder mit einem sehr deutlichen Primor- 
dial-Schlauche versehen, oder auch sehr verdickt und daher fest, 
fast brüchig, sehr selten mit Wärzchen bedeckt. 


1. Untergruppe: Mniaceae, Sternmoose. 


Rasen breit, locker, oft mit kriechenden beblätterten Sprossen, 
gipfel- oder seitenfrüchtig; Pflanzen bei einigen Arten auch 
heerdenweise beisammen; Blätter aus mehr oder weniger läng- 
lichem Grunde breit-eiförmig oder spatelartig, zungen- oder eiförmig, 
fast wie scheidenartig; Frucht ei- oder birnförmig oder eylindrisch, 
mit einem Ringe versehen; Mundbesatz sehr verschiedenartig; 
oft ganz an Bryum erinnernd. 

Durch die angegebenen Merkmale werden die Arten dieser 
Untergruppe leicht und sicher von den Polytrichaceen geschieden. 
Im Ganzen nähert sich ihre Tracht jener der Bryaceen, so dass 
beide auch früher zusammengefasst wurden. Die Bryaceen lassen 
sich doch ziemlich leicht durch die rautenförmigen Zellen des 
Blattnetzes von den Mniaceen unterscheiden, wie man das z. B. 
an Bryum einclidioides ersehen kann, welches dieser prosenchy- 
matischen Zellen wegen niemals mit Mnium verbunden werden 
sollte, wie das Einige, obenan der Entdecker, Hübener, gethan 

9* 


132 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


haben. Die Arten selbst gehen über die ganze Erde, doch so, 
dass einige Gattungen nur den wärmeren oder heisseren Erd- 
strichen angehören. 


44. Mnium Dill. Linn. emend.,. Sternmoos. 


Mütze halbseitig; Mundbesatz doppelt: äussere Zähne 16, 
lanzettlich zugespitzt, aussen querrippig, innen mit einer quer 
gerippten Platte versehen, deren Rippchen an den Seiten wie 
Anhängsel hervorstehen, in der Mitte der Länge nach mit einer 
Linie durchzogen, welche niemals auseinander tritt; innere Zähne 
16, auf einer mehr oder weniger kielförmig gefalteten Haut 
stehend, kielförmig selbst gefaltet und in eine zarte lange ge- 
gliederte Spitze ausgezogen, in der Mitte mehr oder minder aus- 
einander klaffend, zwischen sich am Grunde mit 2—4 gegliederten 
fadenartigen Wimpern versehen. Blüthenstand zwitterig, 1- bis 
2häusig, dann gipfelständig und scheibenförmig; Saftfäden "keulen- 
förmig verdiekt oder auch fadenförmig; Antheridien gross und 
keulenförmig. 

Diese schöne Gattung gliedert sich nach meiner Anschauung 
in mehrere besondere Abtheilungen, welche man wie früher, so 
auch jetzt wieder, zu eigenen Gattungen erhebt, ohne doch auch 
nur das Geringste, ausser der Tracht, beibringen zu können, wo- 
durch sie sich von einander morphologisch unterscheiden sollen. 
Haube und Mundbesatz sind bei allen dreien — Mnium,. Aula- 
comnium, Leucolepis, Trachyeystis und Rhizogonium —- voll- 
kommen dieselben; wenn man sie aber generisch trennt, hat man 
keine morphologischen Gattungen mehr, sondern nur noch vege- 
tative. 

Wenn der Habitus die Gattungen bestimmen soll, dann würde 
man das Heer der Moose beinahe bis auf die Art aufzulösen 
haben, da jede wirkliche Art ein Begriff für sich ist. Damit wäre 
freilich die Verwirrung auf ihren Gipfelpunkt gestiegen und es 
träte ein Gattungs-Chaos ein, bei welchem alle Uebersicht auf- 
hören müsste, da Alles auseinander fällt, statt unter dem höchsten 
Gesichtspunkte betrachtet zu werden. Man vergesse nur nicht, 
dass das letzte Ziel aller Wissenschaft ist, zu solchen höchsten 
Gesichtspunkten, zu einem Zusammenfassen des Vereinzelten zu 
gelangen. Es will gewiss etwas sagen, wenn ich selbst nach 
einem mehr als 50jährigen bryologischen Forschen am Ende 
meines Lebens noch immer der gleichen Anschauung huldige, wie 
ich sie stets hatte. Mein alter verewigter Freund Hampe pflegte 
sarkastisch von einer Maikäfer-Arbeit zu sprechen, welche Alles 
zernagt, statt zu bauen, wenn er von Bryologen sprach, welche 


Mniaceae, Sternmoose. 133 


wie Schimper, Milde u. A. den alten schönen morphologischen 
Gattungsbegriff aufhoben, indem sie das, was bei mir Section ist, 
zur Gattung, und was bei mir Gattung ist, zu Gruppe oder 
Familie machten. Auch der Forscher soll ein Philosoph sein, 
welcher, vom Einzelnen abstrahirend, das Allgemeine im Ganzen 
finden soll. In diesem Sinne habe ich bisher in diesem Werke 
gehandelt, in gleichem Sinne werde ich fortfahren, indem ich hier 
übergehe zu 

1. Eumnium C. Müll. Syn. M. I. p. 155. Sternmoos. 
Blätter breit, ei- oder spatelförmig, oder länglich zungenförmig, aus 
grossen, sechsseitigen, parenchymatischen, derbwandigen, mit einem 
Primordial-Schlauche erfüllten Zellen (ohne Papillen) gebildet: 
Frucht auf langem Fruchtstiele mehr oder minder hängend, gross, 
birn- oder keulenförmig, auch wohl eiförmig, glattwandig, mit ge- 
wölbtem oder schnabelartig ausgedehntem Deckelchen; Pflanzen 
Sprossen treibend. 

Die Arten dieser Section haben eine grosse Verwandtschaft 
zu der Bryum-Abtheilung Platyphyllum und sehen sich darum 
sehr ähnlich, so weit sie auch über den Erdkreis reichen mögen. 
Gegen die bisherigen Entdeckungen gehalten, steht Europa am 
reichsten mit 19 Arten da. 

Dieselben geben den Typus für alle Arten an, welche die 
Erde trägt, obgleich einige der ausländischen in einzelnen Merk- 
malen auffallend abweichen. Das ist z. B. der Fall mit M. tri- 
chomitrium, dessen Mütze einmal eine Behaarung zeigt, wie sie 
nicht wieder in der Gattung vorkommt. Sonst weichen die Arten 
durch hängende oder aufrechte Früchte, besonders aber durch ihre 
Blattstructur ab. Hier ist es namentlich der Blattrand, welcher 
entweder ganz zellig oder gesäumt, ungetheilt oder mit einfachen, 
aber auch häufig mit doppelten Zähnen geziert ist. Im Mund- 
besatze giebt es kaum grosse Abweichungen; nur dass M. cus- 
pidatum durchbrochene Zähne hat. Auch im Wuchse liegt keine 
grosse Abwechslung: bald streben die Stengel aufrecht in die Höhe, 
bald liegen sie auf den Boden hingestreckt, machen aber in diesem 
Falle oft weite Ausläufer, so dass sie weite Strecken überziehen. 
Im feuchten Zustande pflegen alle Blätter mehr oder weniger 
breite Flächen, oft prächtig gewellt, zu zeigen, im trocknen Zu- 
stande dagegen schrumpfen sie nicht selten bis zur Unkenntlich- 
keit zusammen. Im Ganzen dagegen ist die äussere Statur der 
Arten ziemlich eintönig. Ohne mich nun auf die systematische 
Gruppirung derselben weiter einzulassen, deute ich sie nur einfach 
mit Namen an. Die europäischen sind folgende: M. insigne Wils., 
M. affine Bland., M. undulatum Hdw., M. ambiguum H. Müll. 
(M. riparium Mitt.), M. punctatum L., M. spinulosum Br. Eur., 
M. stellare Hdw., M. subglobosum Br. Eur., M. rostratum Schw., 


134 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


M. serratum Brid., M. medium Br. Eur., M. cuspidatum Schw., M. 
hornum L., M. orthorrhynchum Br. Eur., M. spinosum Schw.; dann 
die meist in Skandinavien oder doch in unseren Alpen vegetiren- 
den M. Blyttii Br. Eur., M. hymenophylloides Hüb. und M. hyme- 
nophyllum Br. Eur. 

Ihm folgt nach meiner Sammlung Indien mit 29 Arten, 
worunter sich allerdings noch manche unbeschriebene befinden: 
auf den Philippinen M. pellitum n. sp., auf Sumätra M. aloma 
n. sp., M. minutidentatum n. sp., M. integrum Br. Jav., auf Ceylon 
M. Nietneri m., im nordwestlichen Himalaya bis zu bedeutenden 
Höhen M. heterophyllum Schw. und das verwandte M. Duthiei 
n. sp., M. spinulosoides n.‘sp., M. falcatulum n. sp., M. Tricho- 
manes Mitt., M. suceulentum Mitt., M. coriaceum Mitt., M. erispum 
Mitt., M. pseudo-crispum n. sp., im Sikkim-Himalaya M. suberis- 
pum n. sp., M. densirete Hpe. Hb., M. reflexifolium n. sp., M. 
tenerrimum n. sp., M. reticulatum Hpe. Hb., M. Iycopodioides 
Hook., M. dilatatum Wils., M. rhynchophorum Hook., in den Ge- 
birgen Khasiyas M. trichomitrium Wils. Unter diesen Arten ver- 
tritt M. tenerrimum mit einer nahe verwandten Art des nord- 
westlichen Himalaya’ (M. Gollani n. sp.) durch ausserordentlich 
zarte Stengel und Blätter einen eigenen Typus, welcher an manche 
zarte Brya erinnert. Auch M. Trichomanes dürfte hierher gehören. 

Diese indischen Mnia haben aber kaum etwas vor den euro- 
päischen voraus, als dass eine Art (Mnium trichomitrium Wils.) 
eine behaarte Mütze besitzt, was bei den übrigen Arten bisher 
nicht bemerkt wurde, und dass zwei Arten, die soeben genannte 
und Mn. crispum Mitt. eine aufrechte Fruchtkapsel erzeugen, 
weshalb sie Mitten und Wilson als Orthomnium zusammen- 
fassten. An dritter Stelle folgt Nordamerika so reich, wie Europa, 
nämlich mit 19 Arten, die man in dem Manual of the Mosses of 
North America von Leo Lesquereux und Thomas P. James 
(1884) zusammengestellt findet. Darunter verstecken sich aber 
nur 7, welche Europa nicht aufzuweisen hat: M. Neevii m., venu- 
stum Mitt., umbratile Mitt. und M. macro-ciliare C. Müll. et Ldbg., 
von denen die beiden Ersten vielleicht zusammenfallen, sowie M. 
inclinatum Ldbg., M. decurrens C. Müll. et Kdbg. und M. pseudo- 
lycopodioides eor., alle aber im Nordwesten des pacifischen Theiles 
von Nordamerika. Die schönsten Arten gehören Norwegen, über- 
haupt dem skandinavischen Norden an: M. Hymenophyllum Schpr., 
Blyttii Schpr. und M. hymenophylloides Hüb., Letzteres auch 
Nordamerika und unseren deutschen Alpen. Aus dem übrigen 
Amerika kenne ich nur M. chloroloma m. von den argentinischen 
Cordilleren, M. fluviatile n. sp. und M. marginatulum n. sp. 
aus Sa. Catharina, M. dimorphum m. aus Venezuela, eine der 
kleinsten Arten, und M. microblastum n. sp. aus Mexiko, wo es 


Mniaceae, Sternmoose. 135 


Sartorius bei Mirador sammelte. Das übrige Asien lieferte 
noch M. immarginatum Ldbg. und M. subheterophyllum n. sp. 
aus dem Kaukasus, M. flagellare Sulliv. et Lesq. aus Japan und 
Sachalin, sowie M. Japonicum Ldbg., M. reticulatum Mitt., M. 
angustum Brother. vom Fusiyama und das höchst ausgezeichnete, 
aber äusserst winzige M. decursivifolium n. sp. mit sehr kleinen, 
lang herablaufenden Blättern und sehr kleinem Maschennetze, 
dann M. acutum Ldbg. aus Japan und M. subacutum Brother. 
aus China, wo es der berühmte Reisende Przewalski in den 
Alpen (8500) der Provinz Kanfu 1880 sammelte. In denselben 
Regionen nahm auch Potanin 1886 ein reizendes M. purpu- 
reoneuron n. sp. auf, welches bei lang am Stengel herabwachsen- 
den Blättern Aehnlichkeit mit unserem M. orthorrhynchum hat. 
— Uebrigens empfing ich von Freund Bescherelle nicht weniger 
als 5 neue Arten von Japan und Insel Jeso: M. minutum Besch., 
die kleinste aller Mnium-Arten, M. speciosissimum Sch., M. de- 
crescens Sch., M. Sapporense Besch. und M. vesicatum Besch.; 
alle mit foliis limbatis oder marginatis, doch so, dass M. specio- 
sissimum prosenchymatische Zellen hat, wie Mniobryum. Afrika gab 
uns vom Kilima-Ndscharo-Gipfel M. Kilimandscharicum m., dort 
M. rostratum vertretend, ferner von Kamerun M. saxatile n. sp., 
dann ferner aus seinem Kaplande ein M. Ecklonii m., aus Ma- 
dagascar M. Hildebrandtii m. Schliesslich kenne ich noch ein 
M. prorepens n. sp. von den Hawaiischen Inseln, wo es Baldwin 
in einer Erhebung von 5700’ auf West-Maui sammelte, M. reptile 
n. sp. ebendaher mit sehr zarten, weit kriechenden Stengeln und 
geschnäbelter Frucht wie M. rostratum, ein M. rosicaule n. sp. 
von Neuseelands Südinsel und Südküste und ein M. Novae See- 
landiae n. sp., welches ich R. Helms in Greymouth auf der Süd- 
Insel Neuseelands verdanke. 

Fast alle diese Arten haben die Neigung, ihre oberen Blätter 
in eine Rosette zusammenzudrängen und, wie viele Brya, ihre 
Blätter überhaupt mit einem verdickten Saume (limbus) zu um- 
geben, aber auch manchmal recht kräftige Sägezähne zu bilden, 
die sich oft doppelt zusammenstellen. Ein Merkmal, das schon 
recht deutlich an die Polytrichaceen erinnert. Auch die Frucht 
neist am Grunde zu einer Halsbildung, was die Mnia abermals 
von den Bryum-Arten entlehnen. Wenn man aber dann, wie 
Schimper verfährt, die Mnia zu den Bryaceen stellt, so müssten 
sie eigentlich mit den Bryum-Arten zusammenfallen, da sie, wenn 
man das Blattnetz nicht als verschieden betrachtet, innerhalb der 
Bryaceae keine Gattung, sondern nur eine Section bilden könnten. 
Wunderbar ist auch die grosse Aehnlichkeit, welche manche 
Mnium-Arten der indischen und amerikanischen tropischen Berg- 
welt zu europäischen Arten haben; es ereignet sich das in der 


136 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Regel da, wo man die Art als Mnium rostratum bestimmen zu 
müssen glaubt: Bei derartigen grossen Aehnlichkeiten ist es ge- 
rathen, an den anatomischen Bau zu appelliren. Ueberhaupt ist 
es sehr auffällig, dass die Eumnia in allen Theilen der Welt so 
wenig von den europäischen verschieden sind. 73 Arten. 


2. Aulacomnion Schw. Suppl. III. I. 1 als Gattung, Streif- 
kopf. Blätter aus kleinen rundlichen Zellen gebildet, aus dem 
Eiförmigen dem Lanzettlichen sich zuneigend, auch häufig sich 
mit Papillen bedeckend; Frucht gipfelständig, eiförmig oder fast 
walzig, gekrümmt, wagrecht oder nur geneigt, aber gestreift, 
trocken gerippt; Pflanzen ohne Sprossung. 

Eine zwar kleine, doch sehr unterschiedene Abtheilung, welche 
recht eigentlich dem Norden der nördlichen Halbkugel zukommt, 
wenn auch eine Art aus Venezuela (Mn. Venezuelense Dz. u. Mb.), 
die freilich mit Frucht noch unbekannt ist, den Tropen angehört. 
Die übrigen Arten beschränken sich auf Europa und Nordamerika: 
M. palustre Hdw., androgynum L., turgidum Wahlenb., oder 
ganz auf Nordamerika: M. heterostichum Brid. und M. papil- 
losum m., dieses aus den Felsengebirgen Colorados (8000). Unter 
diesen Arten herrscht aber wieder eine ziemliche Verschiedenheit, 
welche eine neue Gruppirung nöthig macht: 

a) Orthopyxis P. B. als Gattung. Blätter lang-lanzettlich, 
trocken sich leicht kräuselnd, auf dem Rücken zart papillös, an 
der Spitze leicht gezähnelt; Frucht eiförmig-cylindrisch, gekrümmt, 
mit kegelförmigem Deckel; die unfruchtbaren Pflanzen gern soge- 
nannte Pseudopodien tragend. 

Hierher gehören M. palustre Hdw., androgynum L. und 
papillosum m., welche sich auf das Innigste verbinden und augen- 
blicklich durch die weit schlankeren Stengel abweichen. 


b) Arrhenöpterum Hdw. als Gattung. Blätter verkehrt- 
eiförmig, abgestumpft, aber mit scharfer Spitze, am Rande säge- 
zähnig, locker übereinander gelagert, einen ziemlich kräftigen 
Stengel bildend, dessen Blätter gern einseitswendig (folia secunda) 
werden; Frucht länglich-cylindrisch, etwas übergeneigt, mit schief- 
geschnäbeltem Deckel. — Hierher stellt sich M. heterostichum 
Brid. aus Nordamerika und Japan. 

c) Gymnocybe Fr. St. agr. femsj. p. 27. (1825) fide Lind- 
berg (de Mniaceis europaeis, 1868. p. 83.) als Gattung. Blätter 
auf einem kräftigen, langen, aufschwellenden Stengel, dessen Aeste 
parallel aufwärts liegen, eine fast stielrunde Achse bedingend, 
zungen-eiförmig, an der Spitze löffelförmig hohl, mehr oder minder 
gefaltet; Frucht eiförmig-cylindrisch, gekrümmt, am Grunde kropfig- 
buckelartig, mit kegelförmigem, gewarztem Deckelchen. — Ver- 
treten von M, turgidum Wahlenb., welches auch auf der Tschuk- 


Mniaceae, Sternmoose. 137 


tschen-Halbinsel von den Gebrüdern Krause im Jahre 1881 ge- 
funden worden ist. 

Ich habe mich sehr gewundert, dass von diesen echten Polar- 
Moosen, wie ich sie nennen möchte, auf den antarktischen Inseln 
bisher noch keine Spur entdeckt wurde, obgleich unsere bryolo- 
gischen Kenntnisse doch bis zur Kerguelen-Insel und nach Süd- 
Georgien reichen. Dort aber werden sie offenbar, namentlich auf 
den Inseln des Feuerlandes und in Süd-Georgien, von Polytri- 
chaceen vertreten, welche dem Sumpflande angehören. 


3. Leucölepis Ldbg. (De Museis Europ. p. 80) als Gattung. 
Pflanzen aus einem gemeinschaftlichen braunen Filze entspringend, 
ohne Sprossung, kleine Bäumchen bildend mit einem längeren 
astlosen Stengel, welcher von kleineren, häutigen Blättern schuppen- 
artig bekleidet wird; die terminalen Aestchen stellen sich schopf- 
artig um den Stengel herum und sind mit kleinen, oval-lanzett- 
lichen Blättern versehen, deren Rippe auf dem Rücken dornige 
Zähnchen entwickelt, wogegen der Rand des Blattes einfach kurz 
gesägt, jener der Stengel-Blätter gewimpert-gezähnt ist: Blattnetz 
aus rundlich-sechsseitigen, kleinen, verdickten Zellen, die nur am 
Blattgrunde lockerer werden, gebildet: Frucht auf langem Frucht- 
stiele aus der Stengelspitze entspringend, aus kurzem Halse 
ziemlich gross, eiförmig, später etwas cylindrisch, mit gewölbt- 
kegelförmigem Deckel, glatt-wandig (nicht profunde sulcata, wie 
Lindberg schreibt!), ziemlich hängend. 

Was etwa Hypnodendron unter den Hypnum-Arten, das ist 
vorliegendes schönes Moos unter den Mnium-Arten: die baum- 
artige Form, welche augenblicklich auch eine dornige Rippe der 
Blätter erzeugt, wie wir dieselbe dort finden. Leider giebt es 
nur eine einzige Art — Mnium Menziesii Hook. (sub Bryo) — 
das seines baumartigen Wuchses halber Schwägrichen sogleich 
Hypnum acanthoneuron nannte, ohne zu bedenken, dass es ein 
echt acrocarpisches, kein pleurocarpisches Moos ist, wie Hypno- 
dendron. Es gehört zu der kleinen Sammlung hoch interessanter 
Moose, welche, das pacifische Nordamerika bewohnend, diesem 
Erdtheile etwas Antediluvianisches verleihen, was auf eine frühere 
Flora schliessen lässt, als deren Reste man die fragliche Samm- 
lung betrachten könnte. Der alte schottische Seefahrer Menzies, 
welcher so viel an der Nordwest-Küste Nordamerikas botanisirte, 
entdeckte es zuerst am Ende des vorigen Jahrhunderts, worauf 
es bis zum Jahre 1863 völlig verschollen blieb, wo es ein deutscher 
Botaniker, H. Bolander, an feuchten, schattigen Ufern eines 
Baches in Californien (Marie Co.) im April mit reifen Früchten 
wieder sammelte, nachdem ihm der Schotte Douglas, welcher 
es am Columbia gesammelt hatte, vorausgegangen war. Im Jahre 


138 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


1874 empfing ich es aus den Wäldern von Portland in Oregon, 
von Rever. Dr. Neevius ebenfalls im Frühlinge mit schönen 
reifen Früchten aufgenommen. 1 Art. 


4. Trachyceystis Ldbe. l. ec. p. 80 als Gattung. Pflanzen 
niedrig und zart, ohne Sprossung, an der Spitze einige kurze 
Aestchen um den Stengel quirlförmig treibend; Stengel mit ent- 
fernt stehenden Blättchen; Blättchen linear-lanzettlich, mit kräftiger, 
in eine Stachelspitze auslaufender, bleicher Rippe, bleichem, ge- 
sägtem Rande; Blattnetz aus kleinen, rundlichen, aber kräftigen, 
bleichen, aber etwas grau gefärbten Zellen bestehend; Frucht 
terminal auf längerem Stielehen geneigt oder wagrecht, eiförmig, 
mit sehr kurzem Halse und gewölbtem Deckelchen; Blüthenstand 
zweihäusig, mit fadenförmigen Saftfäden. 

Diese Abtheilung wird bisher nur von einer Art (M. miero- 
phyllum Dz. u. Mb.) aus Japan (Rhizogonium Dozyi Lac.) und 
einer Art (M. radiatum Wils.) aus China vertreten und nimmt 
allerdings eine eigene Stellung unter Mnium ein. Wie das vorige 
Moos, hatte ich ehemals auch diese beiden Arten ohne Weiteres 
zu Rhizogonium gestellt; und in der That nähern sie sich diesem 
mehr, wie den Arten von Eumnium. Die unfruchtbaren Stämmchen 
namentlich wird man nicht leicht zu Mnium bringen, da sie, 
völlig einfach, ganz die Tracht eines winzigen Rhizogonium haben, 
doch sogleich durch das eigenthümliche Blattnetz, wie durch den 
nicht verdickten, bleichen, zurückgeschlagenen Blattrand und seine 
einfache, ausgefressene Zähnelung, endlich durch die auf dem Rücken, 
glatte, bleiche Rippe von diesem weit zurück weichen. Mit seinem 
eleganten und zarten, prachtvoll purpurn gefärbten Stengelchen, 
den sehr winzigen Blättern und der echt Bryum-artigen Frucht, 
deren Mundbesatz nach Lindberg jener eines Mnium ist, aber 
von Dozy und Molkenboer so wenig gesehen wurde, wie von 
mir, steht das unscheinbare Moos ganz einzig da und ist wegen 
der bleichen Rippe, sowie des bleichen Blattrandes gleichsam das 
Leucoloma der Mnia. Das Mnium radiatum, welches Mitten 
(Journ. of Linn. Soc. 1864. p. 152.) zu M. flagellare Sull. u. Lesq. 
von Japan stellt, das aber durch seine echt Eumnium-artige Tracht 
und die aus der Blattrosette entspringenden vielen zarten Flagellen 
ein völlig anderes Moos ist, stellt sich allerdings vollkommen an 
die Seite des M. microphyllum, wie ich an Exemplaren sehe, 
welche der zu Kopenhagen verstorbene Professor der Botanik, 
Didrichsen, von der chinesischen Insel Tschusan im Anfange 
der 60er Jahre mit nach Europa gebracht hatte. Eine dritte Art 
wächst mit einer Cupressina (rhynchostegiella) vereint in dem 
Walde von Yumato, M. simplieicaule n. sp. und eine vierte, 
M. arcuatum Brother., sammelte H. Mayr 1890 auf dem Fu- 


Mniaceae, Sternmoose. 139 


siyama. Jedenfalls vermitteln beide Moose den Uebergang von 
Mnium zu Rhizogonium in besonders auffälliger Weise. 4 Arten. 


5. Rhizogonium Brid. Bryol. univ. II. p. 664, Wurzel- 
stiel als Gattung. Fruchtstiel terminal und seitlich, (gewöhnlich) 
am Grunde eines Stengels entspringend; Blätter zwei- oder viel- 
reihig, aus kleinen verdickten, starren, oder auch aus lockeren 
gestreckten, mit einem Primordialschlauche versehenen durch- 
sichtigen Zellen gebildet, mit ganzem oder gesägtem, verdicktem 
oder flachem, gesäumtem oder ungesäumtem Rande. Frucht ei- 
förmig oder verkehrt-kegelförmig, länglich oder cylindrisch, glatt, 
kurzhalsig, mit scharf-kegelföürmigem Deckel. 

Bis auf Rh. subbasilare Schpr. und reticulatum Hpe., über 
die man streiten könnte, gehören hierher so verschiedenartige 
Moose, dass man die Abtheilung Rhizogonium geradezu einen 
Proteus nennen möchte. Denn so verschieden auch ihre Blatt- 
stellung, ihr Blattnetz, ihre Blattform, ihr Blattrand, ihre Frucht- 
stellung und Anderes sein mögen, gehören sie doch bald durch 
das Eine, bald durch das Andere eng zusammen. Wer einmal 
ein Rhizogonium kennen lernte, wird sie alle zusammen halten. 
Bisher konnte man sie durch den basilaren Fruchtstiel, welcher 
der Abtheilung ihren Namen gab, noch einigermassen scharf 
charakterisiren; seitdem jedoch Arten entdeckt worden sind, welche, 
wie meine Spiridentella Helmsii von Neuseeland, welche in der 
Regel terminale und nur ausnahmsweise laterale Früchte zeitigt, 
und doch den vollen Charakter eines Rhizogoniums an sich trägt, 
seit dieser Zeit verschwimmen alle Charaktere und zeigen uns, 
dass die Natur von einer Consequenz ihrer Formenbildung weit 
entfernt ist. Uebrigens gehören sämmtliche Arten nur dem Aus- 
lande an: in der Regel den Tropen, gehen aber auch bis zu den 
antarktischen Inseln. Den 9 Arten, welche ich in der Synopsis 
Muscorum ehemals beschrieb, stellen sich heute noch 22 zur 
Seite, die ich selbst besitze: so haben sich im Laufe von 40 Jahren 
die Entdeckungen für die fragliche Abtheilung gesteigert. Dafür 
stammen aber auch die meisten Arten aus Ländern, welche bis 
in die neuere Zeit den Sammlern ziemlich verschlossen waren, 
namentlich aus den australischen Regionen, d. h. aus solchen, 
deren Vegetation in vielfacher Beziehung eine antediluvianische 
ist. Daher mag sich auch die oft seltsame Eigenthümlichkeit der 
betreffenden Formen erklären. Es sind folgende: 


a. Pyrrhobryum Mitt. Journ. Linn. Soc. 1868, p. 174. 
Stengel einfach, schweifartig; Blätter überall eingefügt, starr, mit 
derber kräftiger, auf dem Rücken stachlicher Rippe, verdicktem 
dunklerem, einfach oder doppelt gesägtem Blattrande, kleinen, rund- 
lichen Zellen; Fruchtstiel tief am Grunde des Stengels, jedoch 


140 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


immer seitlich gestellt, lang; Frucht ceylindrisch, gekrümmt bis 
halbmondförmig, wagrecht, kurzhalsig mit kaum bemerkbarem 
Kropfe, glattwandig, kräftig. 

Typus dieser weit verbreiteten Abtheilung ist M. spini- 
forme L., welches sowohl das ganze heisse Amerika, wie Afrika, 
Indien und seinen Archipel, sowie die Hawaii-Inseln bewohnt. 
Hier befinden sich die Fruchtstiele wirklich am Grunde des 
Stengels. Der gleichen Form folgen in Australien M. brevi- 
folium Brother. von der Ker Range in Queensland, die kleinste 
aller Arten, M. Paramattense m., auf dem australischen Fest- 
lande und der östlich von ihm gelegenen Norfolk-Insel; ferner 
M. Novae Caledoniae Bescher. und M. medium ej. auf Neu- 
Caledonien; M. pungens Sulliv. von Honolulu; M. setosum m. 
von den Samoanen; M. Vallis Gratiae Hpe. aus Südafrika, eine 
der kleinsten dieser Arten; M. Pervilleanum Bescher. von Mada- 
gascar und M. Mauritianum ej. von der Insel Mauritius; M. 
latifolium Bryol. Javan. von der Insel Banca, M. brevicaule 
Hpe. von Java, M. Dozyanum Lac. vom Hakone-Gebirge auf 
Japan (eine schöne Art mit purpurnen Sprossen) und M. longi- 
collum n. sp. aus Chili(Valdivia) mit kleinen, langhalsigen Früchten. 
Neuguinea lieferte noch M. remotifolium m. Ich bemerke hierzu, 
dass es gleichgiltig ist, ob man diese Arten Mnium oder Rhizo- 
gonium nennt. 14 Arten. 


b. Pleuropelma €. Müll. Stengel hoch, zwar auch etwas 
schweifartig zulaufend, aber gern aufrecht getheilt; Früchte häufig 
zu mehreren auf langen Stielen, welche zwar seitlich, doch nicht 
am Grunde des Stengels, sondern viel höher stehen; sonst nach 
Blatt und Frucht ganz wie Pyrrhobryum. 

Diese kleine, nach dem Typus von M. polycarpum m. oder 
Rhizog. mnioides Schpr. von Chile und Patagonien geformte 
Gruppe steht zwar der vorigen ausserordentlich nahe, doch stellt 
sie der Fruchtstand in ihrer Tracht so abweichend hin, dass ich 
nicht wagte, sie mit der vorigen zusammenzuwürfeln, wie Mitten. 
Südamerika hat übrigens in seinem tropischen Theile noch eine 
zweite, nahe verwandte Art, welche die Herren Funck und 
Schlim in der Provinz Ocana in Columbien in einer Höhe von 
5000 F. sammelten und unter No. 645 der Linden’schen Samm- 
lung ausgaben; eine Art, die ich M. subpolycarpum n. sp. nenne, 
während sie Mitten zu der vorigen zog. Eine dritte Art, M. 
Hookeri m., gehört der antarktischen Insel Auckland an, und eine 
vierte, M. Mossmanianum von Neuseeland, habe ich schon 1851 
in der Bot. Zeitung beschrieben. 4 Arten. 


c. Bifariella ©. Müll. Stengel aufrecht, in mehrere zarte 
Aestchen büschelförmig an der oberen Achse getheilt, zart und 


Mniaceae, Sternmoose. 141 


dünn, wie zusammengepresst; Blätter fast zweireihig gestellt, doch 
häufig auch unbestimmter, klein, mit ebenso etwas verdicktem 
oder dunklerem, einfach oder doppelt gesägtem Rande und kräf- 
tiger, auf dem Rücken stachlicher Rippe; Früchte auf langen 
Stielchen gern zu mehreren gestellt, klein, kurzhalsig, gekrümmt. 

Schon von Menzies im Jahre 1791 auf Neuseeland entdeckt, 
ist das hierher gehörige M. bifarium, das ehemalige Hypnum 
bifarium Hook., doch erst in der neuesten Zeit mehr bekannt ge- 
worden, da mir R. Helms von Greymouth auf Neuseeland das 
schöne Moos ziemlich häufig sendete. Es kann daselbst auch 
nicht selten sein, weil es noch von anderen entfernten Orten, 
selbst der Nordinsel gesendet wurde. Sonst kommt es auch noch 
auf Tasmanien, sowie auf der antarktischen Aucklands-Insel und 
wahrscheinlich selbst auf dem australischen Festlande vor, wenig- 
stens kann ich die Exemplare, welche ich von Herrn White- 
legge aus Neu-Süd-Wales empfing, nur hier unterbringen, ob- 
wohl sie steril sind. Durch die oben gegebene Charakteristik 
stimmt das Moos zwar nach seinem Blattbaue gänzlich mit den 
beiden vorigen Abtheilungen überein, kann aber nie mit ihnen 
zusammenfallen, wenn man die völlig verschiedene Tracht berück- 
sichtigt. Ich kenne nur diese Art als einzige Vertreterin ihres 
Typus. "I Art. 


d. Eurhizogonium Mitt. Musc. austro-amer. p. 328. Stengel 
zart, federartig, einfach; Blättchen völlig zweireihig und darum 
ein wedelartiges Stengelchen bildend, zart, klein, mit schmaler, 
auf dem Rücken glatter Rippe, ungesäumtem und unverdicktem, 
aber einfach gesägtem Rande, endlich mit kleinen rundlichen, 
verdiekten, seltener mehr sechsseitigen und durchsichtigen Zellen; 
Frucht grundständig auf etwas langem Stielchen, klein, fast 
nickend, eylindrisch, fast ohne Hals. 

Der Typus dieser zierlichen und zarten Moose von der 
Tracht eines Fissidens, nämlich M. Novae Hollandiae, ist eben- 
falls schon um das Jahr 1791 bekannt, wo der französische 
Reisende, Jacques Jules Labillardiere, die zur Aufsuchung 
des verschollenen Seefahrers, La Perouse, ausgesendete Expedi- 
tion als Botaniker begleitete und das Moos an den Küsten Austra- 
liens sammelte. Später ist es auch auf Tasmanien und der Auck- 
lands-Insel gefunden und damit zugänglicher geworden. Fast 
gleichzeitig entdeckte Menzies dazu die zweite Art: Mn. distichum 
an der Dusky-Bay auf Neuseeland, während R. Helms es neuer- 
dings auf der Südinsel daselbst aufnahm und es auch sonst den 
Küsten des östlichen Australiens nicht fremd ist. Diesen beiden 
Arten stehen noch vier andere australische zur Seite: M. pusil- 
lum m. aus Neuguinea, welches dem M. Novae Hollandiae ent- 


142 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


spricht, M. Geheebii n. sp. aus Neu-Süd-Wales, ein schönes und 
zartes, an die nächste Abtheilung erinnerndes Moos, das schon 
1872 nach Europa kam; M. gracillimum Hpe. vom Dandenong 
und Buchan River in Australien (1876), eine der kleinsten und. 
winzigsten verästelten Arten; M. alpestre n. sp. von Mt. Wel- 
lington auf Tasmanien, dem Vorigen ganz ähnlich. Diesen 5 Arten 
gesellen sich noch 2 andere zu: eine (M. Graeffeanum m.) von 
den Samoanen in der tropischen Südsee und eine einzige aus 
dem tropischen Amerika (M. Lindigii Hpe.) von Bogota Guade- 
loupe in Neu-Granada. Dergleichen Arten mit zweireihig ge- 
stellten Blättern erinnern an gewisse Formen von Mnium stellare, 

welche nicht selten den gleichen Charakter annehmen, 7 Arten. 


e. Plumella C. Müll. Tracht ganz die der vorigen Ab- 
theilung, aber Blätter mit einem sehr ausgeprägten dicken Saume 
überall umgeben, nur klein gezähnelt. 

Typus dieser Section ist Hampe’s Rhizogonium aristatum 
von Mounts toward Lake Peddu auf Tasmanien, wo es von einem 
Herrn Schuster gesammelt und an das Melbourner Herbarium 
gegeben wurde, von wo es 1876 zu uns kam. Es ist ein über- 
aus feines und zartes Moos mit vollkommenster Zweireihigkeit 
der Blättchen. Doch wird es von einer zweiten Art an Schön- 
heit übertroffen, nämlich von Rh. sinuatum n. sp., welches 
R. Helms in den Gebirgen von Greymouth auf Neuseeland im 
Jahre 1885 gesammelt, mir gesendet und von mir anfangs als 
Rh. aristatum bestimmt wurde. Von diesem unterscheidet sich 
aber das herrliche Moos mit den federartig elegant geschweiften, 
kleinen, goldgelben und überaus regelmässig gefiederten Stämmchen 
von grösster Zartheit durch weit längere und buchtig am Rande 
ausgeschweifte Blättchen, welchem Merkmale wahrscheinlich die 
bei beiden Arten noch unbekannten Früchte entsprechen werden. 
Ich nehme an, dass selbige ebenfalls grundständig sind, wie bei 
der vorigen Section. 2 Arten. 


f. Mesochaete Ldbg. Oefvers. af Finska Vet. Soc. Förh. 
XII, 1869, No. 2, p. 70: als Gattung. Pflanzen kräftig, einem 
caulescirenden Fissidens ähnlich; Stengel einfach oder nur wenig 
dichotomisch getheilt, gern schweifartig geschwungen; Blätter 
kräftig vierreihig, dunkelgrün, wellenförmig gewurzelt, gross und 
breit, mit einem ausserordentlich lederartig dicken, von kräftigen, 
entfernt stehenden Zähnen bewehrten Saume (limbus) rings um- 
geben, mit kräftiger, schwielig hervortretender, auf dem Rücken 
glatter Rippe und aus kräftigen, sechsseitigen, derben, mit einem 
breiten wandständigen Primordialschlauche versehenen Zellen ge- 
bildet; Fruchtstiel lateral aus der Mitte des Stengels entspringend, 
kräftig und schwanenhalsartig geschweift; Frucht kräftig, cylin- 


Mniaceae, Sternmoose. 143 


drisch mit kurzem Halse, tief gerieft, mit kräftigem kegelförmig- 
zugespitztem Deckel. 

Typus dieser sehr schönen Abtheilung ist M. undulata Ldbg., 
welche das Melbourner Herbarium Anfangs aus Neu-England im 
östlichen Australien (Neu-Süd-Wales) empfing, woher es Lind- 
berg erhielt. Ich selbst kenne es von verschiedenen Orten der 
gleichen Provinz, sowie aus Queensland und dem nordöstlichen 
Australien vom Mossmans River. Das Moos nimmt mitunter 
Formen an, welche auf den ersten Blick wie ein Cyathophorum 
erscheinen. So schön und fremdartig es aber auch erscheinen 
mag, schliesst es sich doch innig an die vorigen Abtheilungen 
an, nur dass das Blattnetz, weit kräftiger und chlorophyllreicher, 
sich mehr den Eumnium-Arten nähert, wofür auch der schwielige 
Saum mit den kräftigen, kurzen Zähnen spricht. Bisher steht das 
Moos ganz allein da und vertritt den Rhizogonium-Typus in 
einer wirklich originellen Formung. 1 Art. 


g. Spiridentella C. Müll. Pflanzen hoch und kräftig, der 
Stengelgrund nur mit sehr winzigen, erst am oberen Stengel mit 
grossen linear-lanzettlichen, locker über einander liegenden Blättern 
bekleidet, schweifartig werdend, oben dichotomisch verästelt oder 
einfach, der Tracht nach einem Oncophorus ähnlich, an der Spitze 
auch, wie ein solcher, einseitswendig oder sichelförmig gekrümmt, 
Blätter ganz wie bei Pyrrhobryum geformt, mit dunklerem etwas 
verdicktem, doppelt gesägtem Rande, einer schwieligen auf dem 
Rücken gestachelten Rippe und kleinen, derben, starren, rundlichen 
Zellen; Früchte sehr kurz gestielt und darum zwischen den 
Blättern versteckt, terminal und oft viele an derselben Achse 
einzeln, längs derselben lateral, klein, aufrecht, ceylindrisch, dünn- 
wandig, nicht gerieft; männliche Pflanze sehr dichotomisch ver- 
zweigt, jedes Aestchen mit einer terminalen Blüthe abschliessend. 
Typus: Spiridentella Helmsii n. sp. von Neuseeland. 

Eine der schönsten bryologischen Entdeckungen der Neuzeit, 
gleicht das herrliche und stattliche Moos auf den ersten Blick 
einem Spiridens ungemein; doch stellt es bereits die erste mikro- 
skopische Untersuchung zu den Rhizogonien, deren stattlichste 
Formung es darstellt. Wie es auf der anderen Seite einige Aehn- 
lichkeit mit gewissen Bartramiaceen besitzt, bezeugt der Umstand, 
dass mir Dr. Kiaer in Christiania unter dem Namen eines Crypto- 
podium die männliche Pflanze zusendete, welche ein sehr eifriger, 
australischer Bryolog, Bailey, auf Neuseeland gesammelt hatte. 
Aus diesen Exemplaren war aber weiter nichts zu ersehen, als 
dass sie zu Rhizogonium gehörten; erst R. Helms in Grey- 
mouth sammelte das Moos seit 1881 wiederholt so schön, so 
vollständig und so massenhaft, dass jetzt kein Zweifel mehr über 


144 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


seine Stellung bleiben konnte. Aus diesem Grunde auch glaubte 
ich das Moos mit seinem Namen (Spiridentella Helmsii) belegen 
zu müssen; denn nun erst war die ganze Spiridens-artige Tracht 
des Mooses zu erkennen. Nach jenen wiederholten Sendungen 
kann das Moos auf der Südinsel nicht allzu selten sein; dagegen 
habe ich aus den übrigen australischen Ländern, so viel ich auch 
daher empfing, keine Spur eines ähnlichen Mooses gesehen. 1 Art. 


h. Goniobryum Ldbg. in Notiser ur Sällsk. pro Fauna et 
Flora fennica Förh. 1867 und in Oefers. W. Akad. Förh. XXI, 
p. 606, 1864, als Gattung. Photinophyllum Mitt. Journ. Linn. 
Soc. 1868 p.175, als Gattung, in Musc. Austro-amer. p. 327, 1869, 
als Section von Rhizogonium. Pflanzen niedrig, lockere Rasen 
bildend, nur am Grunde filzig; Stengel einfach oder durch zartere 
Aestchen sparsam getheilt, am untersten Grunde nackt oder mit 
sehr winzigen Blättchen, nach oben dichter aber locker beblättert, 
fast etwas keulenförmig geschweift zulaufend, wie bei manchen 
Mielichhoferien, schlaft; Blätter aus spatelartigeem Grunde ei- 
lanzettförmig, ungesäumt, aber mit ungleichen, einfachen oder 
doppelten Zähnchen besetzt; rinnenförmig hohl, mit dünner, ver- 
laufender, auf dem Rücken glatter Rippe: Blattnetz aus langen, 
sechsseitigen, dünnhäutigen, durchsichtigen, durch Blattgrün an- 
genehm gefärbten, sehr lockeren, am Grunde des Blattes ge- 
streckten Zellen gewebt: Frucht auf grundständigem Stielchen, 
welches das Stämmchen überragt, geneigt oder fast hängend, aus 
schmalem Halse allmählich gekrümmt-länglich oder cylindrisch. 

Es giebt bis jetzt nur zwei anerkannte Arten. Die zuerst 
bekannte war Rh. subbasilare m., welches Menzies im Jahre 
1787 am Kap Horn des Feuerlandes entdeckte und der ältere 
Hooker als Hypnum subbasilare in die Bryologie einführte. 
Auch bei Bridel, dem Begründer von Rhizogonium, blieb es ein 
Hypnum, obgleich er sonst die Aehnlichkeit mit Rh. spiniforme 
und mnioides sehr wohl erkannte. Vielleicht hatte es ihm auch 
Aehnlichkeit mit einem Plagiotheeium, wie es für Andere wieder 
die Tracht eines grösseren Senodictyon, z. B. eines Bryum erudum, 
an sich trägt. So liest es in meinem Herbarium als Webera 
Hariotiana Bescher. aus der feuerländischen Orange-Bay. Diesem 
Moose gesellte sich erst in den 50er Jahren unseres Jahrhunderts 
eine zweite Art aus der australischen Apollo-Bay hinzu: Rh. reti- 
culatum Hpe., die ich aber auch aus Neu-Süd-Wales von Delegate 
durch das Hb. Melbourne empfing. 

Eine dritte Art existirt wahrscheinlich auf der Samoa-Insel 
Tutuila, wo sie Mitten als zu Rhiz. subbasilare gehörig, aber 
wahrscheinlich mit Unrecht, angiebt. Wenn ich Lindberg 
folgen wollte, so müsste ich diese Arten zu der Gruppe der 


Mniaceae, Sternmoose. 145 


Bryaceae bringen, wie er (l. ec. p. 82) es selbst thut. Dagegen 
bringt Mitten (Musc. austr.-am. p. 326 u. f.) sämmtliche Rhizo- 
gonia überhaupt an diesen Platz hinter Mielichhoferia, ohne 
Goniobryum von ihnen der Gruppe nach zu trennen. Ich adop- 
tire das sehr gern, nur mit dem Unterschiede, dass ich dafür die 
Gruppe der Mnioideae einschiebe Das sehr lockere Zellnetz der 
Goniobrya ist ja allerdings etwas Ueberraschendes; ich habe mich 
aber während einer langen bryologischen Laufbahn davon über- 
zeugt, dass in mehreren Gruppen dergleichen anatomische Aus- 
nahmen vorkommen, weshalb ich auch Amblyodon wieder zu einer 
Meesea erhebe und aus dem Verbande der Funariaceae zu dem 
der Bartramiaceae bringe. Die grössten Schwierigkeiten der 
Systematik liegen ja in dem Erkennen des Typischen, was die 
Arten zusammenhält oder trennt. Wenn ich dies bei einem Rück- 
blicke auf Rhizogonium verwandte, so folgt daraus einfach, dass 
diese eigenthümliche Gruppe bei aller Zusammengehörigkeit einen 
seltenen Formenkreis durchläuft. Nach der von Schimper inau- 
gurirten Classification hätten daraus mindestens fünf Gattungen, 
für a, b und c eine, für d und e eine, für f, g und h je eine 
gemacht werden müssen. Die vorstehende Classification aber 
ermöglicht es, jenen Formenkreis, in Verbindung mit den übrigen 
Mnium-Arten, als einen einheitlichen, in sich ebenso verarbeiteten 
Organismus anzuschauen, wie etwa der Musiker im Stande ist, 
ein gegebenes Thema durch die verschiedensten Tonarten hin- 
durch zu variiren. 2 Arten. 


45. Cinclidium Sw. in Schrad. Bot. Journ. 1801. p. 25. t. 2, 
Kuppelmoos. 


Pflanzen ganz Mnium-artig; Mütze halbseitig; Mundbesatz 
doppelt: äussere Zähne 16, lanzettlich, abgestutzt, aussen quer- 
rippig, innen mit einer quer-gerippten Platte versehen, deren 
Rippen an den Seiten wie Anhängsel hervorstehen; innere Zähne 
zu einer kuppelförmigen Haut verwachsen, welche oben an der Seite 
mit 16, den äusseren Zähnen gegenüberstehenden Löchern ver- 
sehen, an der Spitze offen, sonst gefaltet ist. 

Die erste Art, welche man kennen lernte, war C. stygium 
Sw., die Swartz in tiefen Sümpfen bei Upsala entdeckte. Später fand 
man das schöne Moos unter gleichen Verhältnissen in einem 
grossen Theile des nördlichen Europas bis Lappland, wo es sehr 
häufig ist, bis nach den Mooren Labradors und der Felsengebirge, 
selbst Grönlands. Als es Blandow bei Waren in Mecklenburg 
fand, schrieb er an Mohr: „Eine Fläche von ungefähr 12 Qua- 
dratfuss ist mit diesem prächtigen Moose fast in einem Rasen 

C, Müller Hal. Genera muscorum. 10 


146 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


überzogen; selten findet man ein anderes Sumpfmoos dazwischen“, 
Da es viele, sehr feine filzartige Würzelchen treibt, so hängen die 
Stämme so genau an einander und verbinden sich gesellschaftlich 
so, dass man Hypnum aduncum und einige andere Sumpfmoose 
nur in der Nachbarschaft dieses Mooses trifft, die gleichsam aus- 
zuweichen scheinen. Eine zweite Art, C. arceticum Br. et Sch., 
entdeckte Schimper auf seiner norwegischen Reise im Jahre 1844 
auf dem Dovrefjeld, und zwar auf der Knutshö bei Kongsvold, wo- 
selbst sie nachher _von Anderen vielfach gesammelt wurde. Uebri- 


o 


gens konnte sie J. Angström als schönes Moos auch in Umeäa- 
Lappland am Laxfjället nachweisen. Eine dritte Art, ©. subrotundum 
Ldbg., beschrieb S. O. Lindberg im Jahre 1867 ebenfalls aus dem 
skandinavischen Norden, und eine vierte Art will er in dem Mnium 
Hymenophyllum Br. Eur. erblicken, das freilich bis jetzt nur noch 
unfruchtbar bekannt ist. Soweit die erste Art den Sümpfen Nord- 
Deutschlands angehört, dürfte sie als erratisches Moos zu be- 
trachten sein, das vormals mit erratischen Geschieben aus Skan- 
dinavien zu uns kam; sonst gehört es als eingeboren auch unsern 
Alpenländern, Tirol, Kärnthen und Salzburg an, deren ehemalige 
Gletscher das Moos auch in die süddeutsche Ebene führten. Auch 
die Schweiz kennt es. Noch unter 69° 35° bis 70% 30° n. Br. 
sammelte 1876 H. W. Arnell am Jenisei das niedliche. C. lati- 
folium Ldbg. 4 Arten. 


46. Leptöstomum R. Br. Transact. Linn. Soc. X. 1811. p. 130, 
Dünnmund. 


Pflanzen nicht allzu hoch, aber stets in dichte, filzige Polster 
zusammengedrängt, einfach, kaum einmal gespalten; Blätter Bryum- 
artig, doch mit Mnium-Zellnetz und oft weit heraustretender, 
srannenartiger Rippe; Frucht ziemlich gross und keulenförmig oder 
cylindrisch mit kurzem Halse und hemisphärischem oder Koni- 
schem Deckel; Haube halbseitig; Mundbesatz: ein einfacher innerer, 
gebildet aus einer Haut, die mehr oder weniger hoch und 16fach 
gefaltet, weisslich und sehr zart ist; Ring fehlend; Blüthenstand 
ein- oder zweihäusig, terminal. 

Als Robert Brown diese schöne Gattung begründete, kannte 
er schon den grössten Theil der Arten: L. inclinans von Tas- 
manien, wo er das Moos in einer Höhe von 3000—3500 F. an 
Felsen nahe der Spitze des Tafelberges entdeckte; L. erectum, 
das er ebenfallls, und zwar an der ausser-tropischen Ostküste 
Australiens an Felsen der Flüsse in der montanen Region fand, 
L. gracile, welches bereits Arch. Menzies auf schattigen Stellen 
an der Dusky-Bay Neuseelands, und L. Menziesii, das dieser 1787 


Mniaceae, Sternmoose, 147 


auf Staten-Land im Feuerlande sammelte. Nur hatte der be- 
rühmte Botaniker übersehen, dass bereits eine Art dieser schönen 
Gattung seit dem Jahre 1792 bekannt war, wo sie Hedwig im 
3. Bande seines grossen Prachtwerkes als Bryum macrocarpum 
beschrieben und sehr gut abgebildet hatte. Leider gab Hedwig 
dabei den Namen des Reisenden, von dem er es empfing, nicht 
näher an, wir lesen nur, dass es „in insulis meridionalibus“ ge- 
sammelt sein sollte, woraus Bridel Tahiti machte, dem ich folgte. 
Ich habe jedoch Grund anzunehmen, dass es von Banks auf 
einer Cook’schen Reise in Neuseeland gesammelt wurde, indem 
ich selbst noch ein solches Exemplar besitze; und in der That 
habe ich es neuerdings so massenhaft daher bekommen, dass an 
seiner neuseeländischen Heimath nicht zu zweifeln ist. ‚In den 
20er Jahren kam durch den älteren Hooker eine Art des ame- 
rikanischen Festlandes hinzu, nämlich L. splachnoides, das zuerst 
von Lay und Collie in Chile, im Jahre 1828 auch von Pöppig 
um Talcahuano gesammelt wurde, in einer Region, die mit den 
australischen Ländern so Vieles gemein hat, wie das auch von 
dem Feuerlande gilt. Im Jahre 1850 kam L. flexipile m. von 
Neuseeland, wo es Mossman auf Felsen am Wairoa-Flusse fand, 
während es Stuart aus Tasmanien, Ferd. v. Müller aus Austra- 
lien (Victoria) später sendeten. Eine noch unbeschriebene Art ist 
mein L. Norfolkianum von der Norfolk-Insel, östlich von Australien, 
wo es ein Hr. Robinson fand, und L. depile n. sp. aus Süd- 
Australien, wo es Miss Flora Campbell 18838 sammelte; eine 
Art, deren Blätter keinerlei Granne haben und ihre Rippe vor 
der Spitze enden lassen, endlich den Rand kaum umschlagen. 
Sonst kenne ich nur noch L. densum Thwait. et Mitt. von der 
Insel Ceylon und L. Celebicum Brother. von Celebes, die beide 
als indische Arten höchst merkwürdig sind. Die Gattung selbst 
ist eine in sich abgerundete Gruppe von Arten, welche höchstens 
durch die Form der Frucht, kaum durch die des Blattes von ein- 
ander abweichen, wenn es nicht etwa durch die merkwürdige 
Eigenthümlichkeit zweier Arten (L. macrocarpum, Norfolkianum) 
geschieht, eine Rippe zu bilden, die sich an der Spitze in mehrere 
zarte, fadenförmige Theile wimper- oder besser peitschenartig theilt, 
was nirgends in der Mooswelt wieder vorkommt, aber kein nor- 
maler Zustand zu sein scheint. Wenigstens finde ich, dass die 
neuseeländische Art auch einfach gebliebene Blatt-Grannen bildet. 
Dabei schlagen die länglichen, meist dicht gedrängten Blätter ihren 
Rand auffallend breit zurück, ohne ihn besonders auszuzeichnen. 
Das Blattnetz erinnert deutlich an Eumnium. . Vielleicht ist es 
nicht überflüssig, davon zu sprechen, dass das in der Synopsis 
Muscorum (I. p. 188) als fraglich aufgeführte L. pusillum Hook. 
et Wils aus Brasilien nach Mitten zu Mielichhoferia gehört. 
10* 


148 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Letztere spiegelt sich in der Fruchtform des L. Menziesii be- 
merklich ab, während L. macrocarpum eine Frucht wie Mnium 
hornum, L. erectum eine solche wie ein Dicranöbryum u. Ss. w. 
entwickeln. 10 Arten. 


47. Leptotheca Schw. Suppl. II. II. p. 135. t. 137, Dünnfrucht. 


Pflänzchen klein, wenig filzige Räschen bildend, von der 
Tracht eines verkleinerten Leptostomum:; Stämmchen einfach; 
Blätter klein, locker gestellt, allseits-wendig, schmal-länglich oder 
eiförmig-länglich, rinnenförmig hohl, mit bedeutend übergeneigtem, 
ungesäumtem und etwas klein-gesägtem Blattrande, mit verhält- 
nissmässig dickschwieliger Rippe, welche in eine starre kräftige 
Spitze ausläuft; Blattnetz aus kleinen rundlich-sechseckigen, mehr 
oder minder verdickten Zellen gebildet; Haube halbseitig: Mund- 
besatz doppelt: äussere Zähne 16, lanzettlich-linear, aufrecht, der 
inneren Wand der Frucht angewachsen; inneres Peristom: eine 
zarte Haut, welche in 16 lineare Wimpern ausläuft, zwischen 
denen die Rudimente von Zwischenwimpern stehen; Frucht 
klein und eylindrisch, ziemlich deutlich mehrfach gerieft, auf 
terminalem Stielchen; Blüthenstand zwitterig. Typus: L. Gaudi- 
chaudii Schw. 

Die Frucht dieser Art, welche bis jetzt allein fruchtbar voll- 
kommen bekannt ist, erinnert in ihrer Kleinheit noch mehr an 
ein Dicranobryum, als Leptostomum erectum, oder doch ebenso. 
Auch das kleine, fast stumpf-konische Deckelchen giebt der Frucht 
bei ihrem in der Trockenheit leichten Gerieftsein ein eigenthüm- 
liches Gepräge. Ein ziemlich breiter, heller Ring giebt der 
Frucht noch mehr Bryum-artiges. Das Moos kann in Australien, 
wo es zuerst bei Port Jackson, dem heutigen Sydney, von dem 
französischen Reisenden und Botaniker Gau dichaud, auf sandig- 
humosem Boden gesammelt wurde, nicht häufig sein. Mehr habe 
ich e$ schon aus Victoria, fruchtbar aber nur aus den Gram- 
pians, empfangen, wo es Sullivan auf dem Mount William 
sammelte. Eine zweite Art, ausgezeichnet durch Leptotrichum- 
artige, etwas schief gestellte Früchte und weit längere, schmälere 
Blätter mit länger austretender Rippe, brachte Dr. ©. Beccari 
von dem Mount Wellington auf Tasmanien nach Europa: L. Bec- 
carii n. sp. Eine dritte Art endlich beschrieb ich in der Flora 
1885 (p. 398) als L. Spegazzinii m. vom Feuerlande, aber nur 
steril. Bridel (Bryol. univ. I. p. 839) nennt die Gattung ein 
„genus vix satis firmum“, worin er aber Unrecht hat. Nur muss 
ich noch erwähnen, dass die von mir schon als fraglich auf- 
geführte L. speciosa Hook. et Wils. nach Mitten’s M. austro- 


Mniaceae, Sternmoose, 149 


am. zu Bryum Jamesoni des andinischen Amerikas gehören soll. 
3 Arten. 


48. Hymenodon Hook. et Wils. London Journ. of bot. 1844. 
p. 548, Hautzahn. 


Pflänzchen gesellig oder lockere Räschen bildend; Stämmchen 
einfach, unten fast nackt, nach oben locker beblättert, mehr oder 
weniger Fissidens-artig; Blättchen klein, fast flach länglich oder 
ellipsoidisch, mit oder ohne Rippe in eine lange Haarspitze aus- 
gezogen; Blattnetz aus kleinen, rundlich-sechsseitigen, meist sehr 
papillösen, darum sehr rauhen Zellen gebildet, Blattrand in Folge 
dessen wie ausgefressen — gezähnelt, aber ungesäumt: Frucht auf 
sehr zartem, grundständigem Stielchen aufrecht, sehr klein, kugel- 
oder eiförmig, auch cylindrisch, mit geschnäbeltem Deckelchen; 
Haube halbseitig; Mundbesatz einfach, ein innerer: 16 Zähnchen 
auf einer etwas kielig gefalteten Haut lanzettlich, steif-aufrecht, 
flach, hyalin, zellulos, mehr oder minder durchbohrt; Blüthenstand 
zweihäusig, knospenförmig, grundständig; Baumleben, meist wohl 
auf der Rinde baumartiger Farnkräuter. 

Eine reizende Gattung mit sehr zierlichen und zarten Arten, 
welche die genannten Autoren auf H. piliferus von Tasmanien 
und Neuseeland gründeten, während sie dieselbe anfangs als 
Rhizogonium betrachtet hatten. Ich hatte 1848 Gelegenheit, atıch 
ihr Rh. aeruginosum aus dem tropischen und subtropischen Brasi- 
lien hierher zu ziehen und gleichzeitig eine dritte Art von den 
Sunda-Inseln aus einer ganz ungeeigneten Stellung zu nehmen, 
indem Dozy und Molkenboer sie als Mielichhoferia sericea 
beschrieben und abgebildet hatten. Als zweifelhafte Art betrach- 
tete ich (Syn. M. p. 130) das Brachymenium ? ovatum Hook. et 
Wils. von den Falklands-Inseln, das von Mitten als Leptotheca 
Gaudichaudii, aber mit Unrecht, gegenwärtig angesehen wird.. Seit 
dieser Zeit sind noch einige andere Arten hinzugekommen, die 
ich am besten, mit der vorigen vereint, in ihrem kleinen Formen- 
kreise betrachte, welcher folgender ist: 


1. Euhymenodon C. Müll. Stämmchen am Grunde nackt, 
nach oben zusammengepresst, mit fast zweireihiger Blattstellung, 
darum ganz Fissidens-artig. 


Hierher gehört der zuerst beschriebene H. piliferus; eine 
sehr winzige Art, die auch in Australien (Victoria) vorkommt 
und eigentlich den Namen nicht verdient, weil sämmtliche Ärten 
species piliferae sind. Auch H. sericeus gesellt sich dazu und 
von Neuseelands Südinsel eine dritte neue Art, die ich H. hel- 


150 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


volus nenne. Dieselbe erhebt die Gattung zu ihrer höchsten 
Schönheit, indem die prächtig goldgelben Stämmchen fast zwei 
Zoll hoch werden und eine äusserst zierliche, wedelartige Pflanze 
mit zarten, elegant geschwungenen Achsen bilden, deren Blättchen 
sich völlig flach anreihen und unter der Lupe durch die kielig 
hervortretende Rippe gerieft erscheinen. Leider kenne ich das 
schöne, von R. Helms 1886 gesendete Moos nur steril. 3 Arten. 


2. Polystichella C. Müll. Stämmcehen am Grunde nackt, 
nach oben allseitig beblättert; Blättchen sehr schmal, lineal, aber 
ziemlich dicht über einander liegend. 


Zu dieser Abtheilung lieferte v. d. Sande-Lacoste (Species 
novae vel ined. Musc. Archipel. Indici. 1872) von Celebes, wo es 
Palmen bewohnt, den Hymen. angustifolius mit Abbildung. H.aeru- 
ginosus m. gehört ebenfalls hierher als diejenige Art, welche cum 
foliis glaucis gleichsam das Leptotrichum glaucescens unter seiner 
Gruppe vertritt. Von Neu-Irland kam Hym. aureus Hpe., von 
Neu-Caledonien H. sphaerothecus Bescher., auf baumartigen Farn- 
kräutern von Balansa und Pancher gesammelt. Diese merk- 
würdige Art besitzt ganz die Frucht von Eustichia Japonica, nur 
kleiner. 3 Arten. 


49. Mittenia Ldbg. in K. Wet. Akad. Förh. 1862. No. 10. p. 606. 
Mittenie. Mniopsis Mitt. in Fl. Tasman. 1858. p. 187. 


Der Name Mniopsis war zuvor schon zwei Mal vergeben: durch 
Dumortier 1822 an ein Lebermoos, das von Nees Haplomitrium 
genannt wurde, worauf v. Martius eine Mniopsis 1823 für die 
Podostemaceae gründete. Das hätte freilich nichts sagen wollen, 
da ich der Meinung bin, dass derselbe Name ebenso gut in 
unseren Familien vorkommen kann, wie wir das bei Ortschaften 
sehen; allein, hier war eine gute Gelegenheit, dem hochverdienten 
Mitten, dem grössten Bryologen, welchen die Engländer bis 
jetzt hervorgebracht haben, ein Denkmal aöre perennius zu setzen, 
und darum schliesse ich mich Lindberg an, der mir sonst mit 
seinen Prioritätsforschungen nur zu häufig weit über das Ziel 
hinausschiesst. 

Pflänzchen überaus winzig, der Schistostega sehr ähnlich, 
heerdenweise lebend; Stengelchen einfach, aufrecht oder an der 
Spitze zurück gekrümmt, am Grunde nackt, oben mit wenigen 
sehr kleinen Blättchen, die sich zweireihig, vertikal ordnen am 
sterilen Stengelchen, im Kelche zungenförmig und abgestumpft, 
dort aber länglich-eiförmig, am Stengel herablaufend und wie die 
Vorigen ganzrandig sind, in beiden Formen jedoch aus dicht- 


Mniaceae, Sternmoose, 151 


wandigen, kleinen, sechsseitigen Zellen bestehen; Frucht auf kurzem, 
malen Sselcher eiförmig- cylindrisch, sehr winzig, mit auf- 
rechtem, geschnäbeltem Deckelchen; Haube glockenförmig, nur das 
Deckelchen bedeckend: Mundbesatz doppelt: äussere Zähne 16, 
linear-pfriemenförmig, dicht querrippig, lang, roth, trocken ein- 
wärts gekrümmt oder kraus, innere 16, mit den vorigen wechselnd, 
auf wenig empor gehobenem, etwas faltigem Häutchen sehr kurz 
und wimperförmig. 

Dieses äusserst seltene Moos sammelten Archer und Old- 
field auf Tasmanien, worauf es von Mitten Mniopsis Plumula 
genannt wurde; ein Name, der eben in Mittenia Plumula ab- 
zuändern ist. Der Mundbesatz spielt zu den Aulacomnien, die 
Mütze zu den Georgien hinüber. Die männliche Blüthe befindet 
sich ohne Saftfäden kopfförmig terminal und schliesst sehr winzige 
Antheridien auf eigenen Pflänzchen ein. Wir kannten, wie bei 
Schistostega, bis 1892 nur eine Art, von der ich aber nicht weiss, 
ob sie auf Erde oder Bäumen lebt. In dem genannten Jahre aber 
kam eine zweite Art nach Europa, welche von Whitelegge in 
Neu-Süd-Wales entdeckt wurde. Ich nannte sie Mittenia rotundi- 
folia wegen ihrer kleinen, fast kreisrunden Blättchen. 2 Arten. 


50. Calomnium Hook. et Wils. in Fl. Novae Zelandiae (1855), 
p. 97. t. 87. f. 5; Prachtsternmoos. 


Pflänzchen klein und niedrig, aus kriechendem Rhizome ent- 
springend, wedelförmig, mit ziemlich nacktem Grunde, von der 
Tracht der Georgia pellucida, aber mit vierreihig gestellten Blättern, 
von denen die seitlichen echt zweireihig und anders geformt sind, 
wie die angedrückten, längsständigen, welche kleiner und mehr 
kreisrund erscheinen, während beide Formen ungesäumt, aus 
kleinen rundlichen, fast zusammenfliessenden Zellen gebildet sind; 
Frucht auf terminalem Stielchen aufrecht, cylindrisch, klein, mit 
lang geschnäbeltem Deckelchen und halbseitiger Haube; Mund- 
besatz fehlend, aber Ring vorhanden. Blüthenstand knospen- 
förmig, terminal, zweihäusig. 

Der Typus dieser niedlichen Gattung, Cal. laetum Hook. et 
Wils., wurde von Sinclair und J. D. Hooker auf Neuseeland 
an baumartigen Farnkräutern und todten Bäumen als selten ge- 
sammelt, später aber auch von dem neuseeländischen Botaniker 
Knight auf der Nordinsel aufgenommen. Erst 14 Jahre später (1869), 
als das Moos in der Flora Novae Zelandiae beschrieben und abge- 
bildet worden war, beschrieb Mitten eine zweite Art von den Samo- 
anen, C. denticulatum Mitt., und zwar von der Insel Upolu, wo sie, 
ebenfalls auf Bäumen lebend, von dem Missionar Thomas Powell 


152 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


entdeckt wurde. Auch diese Art hat zweierlei Blätter, von denen 
die kleineren, wie Mitten (Journ. Linn. Soc. X. 1869 p. 192) 
beschreibt, genau so angeordnet sind, wie bei der neuseeländischen 
Art, obgleich Letztere nicht in der tropischen Zone wächst. 
Hooker und Wilson beschreiben die Blätter ihrer Pflanze als 
dreireihig; so könnte es allerdings dem ersten Blicke erscheinen, 
näher betrachtet bemerkt man jedoch, dass hier ein ähnliches 
Verhältniss stattfindet, wie bei Epipterygium, das, ganz wie 
Hypopterygium, zwei Reihen kleiner, stipula-artiger Blätter bildet. 
2 Arten. 


51. Mniomalia ©. Müll. Journ. des Museum Godeffroy VI. p. 10. 
Sternmoos-Ebenblatt. 


Pflänzchen acrocarpisch, heerdenweise oder verfilzte Räschen 
bildend, dichotomisch verzweigt, Fissidens-artig; Blätter zweireihig, 
vertikal eingesenkt, klein, gegen die Spitze des Stämmchens hin 
grösser werdend, mit einer schwieligen, dicken Rippe, asym- 
metrisch: die untere Lamina an dem Stengel fast herablaufend, 
aus sehr schmalem Grunde nur wenig nach oben hin verbreitert, 
die obere Lamina viel breiter, die Hälfte eines rundlich-eiförmigen 
Blattes beschreibend, mit einem ziemlich kräftigen Limbus ver- 
sehen oder ohne denselben; Blattnetz aus sechsseitig-rundlichen 
derben oder verdickten, starren, leeren Zellen gebildet. Alles 
Uebrige noch unbekannt. 

Es ist wohl kaum noch vorgekommen, dass einmal eine 
Moosgattung auf vegetative Organe hin aufgestellt worden wäre. 
Hier indess blieb gar nichts Anderes übrig, wenn ich nicht dem 
Moose eine ähnliche schiefe Stellung geben wollte, wie es Mitten 
that, welcher die zuerst bekannt gewordene Art (Mn. semilimbata 
m.) zu Drepanophyllum stellte. Denn die Blattform steht geradezu 
einzig in der Mooswelt da, indem die beiden Blatthälften, ähnlich 
wie bei Omalia, ungleich, also asymmetrisch sind. Ein Umstand, 
der mich eben bestimmte, das seltsame Moos Mniomalia zu nennen, 
weil ich damit andeuten wollte, dass es gewissermassen eine Com- 
bination des Mnium- und des Omaliablattes sei. In der That stellt 
das Erstere die neue Gattung ganz in die Nähe von Georgia, 
Calomnion, Hymenodon u. s. w., während Drepanophyllum eine 
prosenchymatische Zelle mit aufrecht stehenden Wänden, die ihre 
Spitzen nach unten in einander schieben, in seinem Blattnetze 
besitzt. Mitten und ich empfingen das hoch interessante Moos 
von der samoanischen Insel Tutuila, wo es Dr. E. Graeffe und 
Th. Powell sammelten. Später brachte Spruce von seinen 
grossen und lang dauernden Reisen im tropischen Amerika, und 


Mniaceae, Sternmoose. 153 


zwar aus Brasilien, eine zweite Art (Mn. viridis) mit, die Mitten 
ebenfalls als Drepanophyllum (viride,M. austro-am. p. 318) beschrieb. 
Diese beiden Arten blieben bisher die winzigsten ihres Ge- 
schlechtes, die erste mit halb gesäumtem, die zweite mit unge- 
säumtem Blatte; höher und kräftiger wuchert eine dritte Art (Mn. 
Bernouillii n. sp.), welche die Herren Bernouilli u. Cario unter 
Nr. 91 ihres Herbarium Guatemalense ausgaben und 1866—78 
zwischen Chinaja und Rascuchi in Guatemala gesammelt hatten. 
Dieselbe trägt recht papillöse, längere ungesäumte, aber am Rande 
saumartig umgeschlagene Blätter. 

Die kräftigste und typischste aller Arten aber ist Mn. Nau- 
manni m., welche der Marine-Stabsarzt Dr. Naumann im Juli 
1875 auf der Insel Neu-Hannover im Dschungel und auch im 
Inneren auf Bäumen in einer Bergschlucht entdeckte. Nicht nur 
bildet sie die grössten Rasen, sondern auch die grössten, bedeutend 
gesäumten Blätter, bei denen die unsymmetrische, ungesäumte 
Hälfte beinahe bis auf Nichts verschwindet und das Blattnetz 
merkwürdig an das der Daltoniae erinnert. Aus den Spitzen der 
Aestchen entwickeln sich häufig kurze, aufrechte Würzelchen. Aus 
dem Ganzen folgt schon, dass, da wir nun bereits vier, unter- 
einander sehr verschiedene Arten kennen, eine Moosgruppe besteht, 
deren Fruchtorgane auf ebenso viel Originelles hoffen lassen. 
Es erscheint mir beachtenswerth, dass die amerikanischen Arten 
ungesäumte Blätter, die pacifischen gesäumte tragen. Ob das 
ceylonische Drepanophylium oppositifolium Mitt. ebenfalls hierher 
gehört, wie ich vermuthe, dürfte aus der Beschreibung (Lond. 
Journ. of Botan. XIII. 1872. p. 305) hervorgehen; dann würde 
aber die Art zu den Arten mit gesäumten Blättern zu stellen 
sein. 4 Arten. 


52. Georgia Ehrh. Hannover. Magaz. 1780. p. 931, Vierzahn 
oder auch Georgie. 


Pflänzchen heerdenweise bei einander, manchmal Rasen bil- 
dend, dann aber immer sehr locker gehäuft; Frucht terminal auf 
mehr oder weniger hohem Stielchen eiförmig oder walzig, klein; 
Haube glockenförmig, dicht angepresst, dünnhäutig, gefaltet; 
Deckelchen kegelförmig: Mundbesatz: vier pyramidale zellige Zähne, 
welche vollkommen aufrecht den Kapselmund wie ein Vierzack 
umgeben; Blüthenstand terminal, knospenförmig, einhäusig. 

Ich kann nur das wiederholen, was ich schon 1853 in 
meinen „Deutschlands Moose“ sagte. Die Tracht der Pflänzchen 
ist so eigenthümlich, dass sie ohne die Hymenodon-Arten gar 
nicht verstanden werden kann und auch nicht verstanden worden 


154 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


ist, da man die bekannten Arten als Grundgestalt einer eigenen, 
kleinen Gruppe, der Tetraphideae, ansah. So sind die Georgia- 
Arten für Europa und die nördliche Erdhälfte das, was die Hyme- 
nodon-Arten für die südliche Halbkugel sind, und nur hierdurch 
kann es begriffen werden, wenn sich bisher keine einzige Georgia 
auf der südlichen Halbkugel fand. Die Gattung selbst wurde 
zuerst von dem scharfsichtigen Ehrhart, einem Schüler von 
Linn& und einem Manne, dessen biederer Charakter aus jeder 
Zeile seiner, mitunter allerdings recht heiter geschriebenen Schriften, 
hervorleuchtet, zu Ehren Georgs des Dritten von England auf- 
gestellt, dem Ehrhart seine Anstellung als Botaniker am Garten 
von Herrenhausen bei Hannover verdankte. Später verwandelte 
Hedwig den Namen in Tetraphis ohne alle Ursache, obgleich 
Ehrhart schon einmal den Namen Tetracis vorgeschlagen hatte; 
einen Namen, der so gut oder so schlecht wie Tetraphis ist. Auch 
Bridel hatte an ihm herumgemodelt und ihn in Tetracmis verwandelt. 
Bei Linne gehörte die zuerst bekannte und verbreitetste Art 
(G. pellucida) zu Mnium, wie auch bei Dillenius. Unter allen 
Umständen aber gehört die Gattung zu den originellsten Gattungen 
der Moose; denn nicht nur vertritt sie die antediluvianischen 
Formen von Hymenodon und deren Verwandten auf der nördlichen 
Halbkugel, sondern ihr Mundbesatz steht ganz einzig da. Erst 
viel später entdeckte man zu der früher einzigen Art, eben der 
G. pellucida, noch eine zweite (G. Browniana m.) in Grossbritan- 
nien, wo Diekson das Moos für ein Bryum, Smith für ein Ortho- 
trichum erklärten, bis ihr Schwägrichen in Leipzig die rechte 
Stellung gab. In Deutschland entdeckte zuerst Schrader das 
seltene und seltsame Moos bei Reinhausen auf schattigem Granite, 
worauf es auch von Funck (1802) am Fusse des Ochsenkopfes 
im Fichtelgebirge u. s. w. gefunden, aber als eigene Art (Tetra- 
phis ovata Funck.) angesehen wurde. Eine dritte ähnliche Art 
entdeckte Funck auf Quarzit ebenfalls im Fichtelgebirge und 
nannte sie T. repanda. Eine vierte Art, welche Girgensohn 
Tetraphis geniculata benannte, kam zuerst durch P. Glehn von 
der ehemals japanischen Insel Sachalin, während sie von Maxi- 
mowicz bereits 1855 an der Mündung des Amurs im Hochwalde 
aufgenommen worden war. Noch früher fanden sie Mertens und 
Rastalsky auf der Insel Sitka, in Alaska die Gebrüder Krause 
im Juni 1882. So haben wir es nur mit 4 Arten zu thun, 
welche Schimper zu einer eigenen Familie vereinigt, während 
sie Lindberg 1867 (Obs. de Polytrich. p. 150) zu den Polytri- 
chaceen einfach als Gattung stellt und dabei nur zwei europäische 
Arten (G. pellueida und Browniana) anerkennt. Wie man aber auch 
classificiren möge, gewiss ist, dass die Arten sehr natürlich in 


Mniaceae, Sternmoose. 155 


zwei ganz verschiedene Gruppen zerfallen, die für Schimper 
allerdings auch Gattungen (Tetraphis und Tetrodontium) sind: 


1. Tetracmis Brid. I. p. 134. Pflänzchen in breiten Rasen, 
aber sehr locker beisammen, am Grunde nackt, erst nach oben 
hin immer dichter beblättert. Blätter aus dem Eiförmigen in 
das Lanzettliche und Zugespitzte (in den 'Kelchblättern) über- 
gehend, mit verschwindender tief-kieliger Rippe und derbem, aus 
grob-rundlichen, zarten oder beinahe verschmolzenen Zellen ge- 
bildeten Blattnetze; Frucht walzieg. 

Die einzige bekannte europäische Art (G. pellucida oder G. 
Mnemosynum Ehrh.) gedeiht ebenso in der Niederung, wie auf 
bedeutendern Höhen der montanen Region Europas und Nord- 
amerikas, ja, sie tritt sogar, von Griffith gesammelt, im Hima- 
laya auf, wo sie sich von der europäischen Form allerdings durch 
weit länger vorgezogene Kelchblätter unterscheidet. Die zweite 
Art ist die nahe verwandte, aber durch knieförmig gebogene, 
an der oberen Hälfte warzig-rauhe Fruchtstiele unterschiedene 
G. geniculata. 2 Arten. 


2. Tetrodontium Schw. Suppl. II. p. 102, als Gattung. 
Pflänzchen ausserordentlich winzig, heerdenweise beisammen, ziem- 
lich einfach, vielstengelig und Ve Stengel durch die viel- 
blätterige weibliche Blüthe abgeschlossen, eine Menge ausläufer- 
artiger Seitenästehen mit gehäuften, lanzettlichen Blättchen oder 
sehr lange, linienförmig keilartige, ganzrandige oder eingeschnittene 
Blätter erzeugend. 

Bisher nur von G. Browniana und repanda vertreten. So 
sehr aber auch beide Abtheilungen von einander in der Tracht 
abweichen mögen, so haben sie doch die gleiche Eigenschaft an 
sich, auf das bryologisch geübte Auge einen Eindruck hervor- 
zubringen, als ob sie Reste einer früheren Flora seien, die ihre 
Verwandten nur noch auf der südlichen Halbkugel besitzt. 2 Arten. 


53. Timmia Hedw. Musc. Fr. I. p. 83. t. 31 (1787), Timmie 
oder Nabelmoos. 


Pflanzen ziemlich kräftig, Polytrichum-artig, grosse, lockere 
Polster bildend, durch Sprossung verzweigt, überall locker be- 
blättert; Blätter aus scheidigem Grunde kräftig, lanzettlich, grob 
gezähnt, mit eingebogenem Rande, fast auslaufender, schwieliger 
Rippe, aus quadratisch-runden, verdickten, derben, nicht allzu 
groben Zellen gebildet; Frucht terminal auf hohem Stielchen; 
Mütze halbseitig, bald abfallend; Deckelchen gewölbt; Mundbesatz 
doppelt; äussere Zähne 16, wie bei Mnium gebildet, lanzettlich, 


156 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


sehr flach, dünn, häutig, ohne die innere Kammplatte, hell, nach 
der Spitze hin rauh, querrippig, trocken knieförmig nach aussen, 
dann nach innen gebogen; innerer Besatz: eine helle, in zahl- 
reiche, fadenförmige, knotige, mit Anhängseln versehene oder rauhe, 
anfangs zusammenhängende, dann freie, lange Wimpern gespaltene 
Haut; Blüthenstand ein- und zweihäusig, knospenförmig. 

Die erste, von dem ehemaligen Bürgermeister Timm in 
Malchin (Mecklenburg) auf einer torfigen Wiese entdeckte Art 
(T. Megapolitana Hdw.), welche nun den Namen ihres glücklichen 
Finders empfing, ist wahrscheinlich als eine erratische Pflanze für 
die norddeutsche Ebene zu betrachten, welche noch aus der 
Gletscherzeit dort zurückblieb, wie so viele Moose, die, dem skan- 
dinavischen Norden entsprungen, heute sicher keine Eingeborenen 
Deutschlands sein würden, da sie hier meist nicht die geeignete 
Gesteins-Unterlage haben könnten, wenn sie nicht noch auf erra- 
tischen Blöcken wucherten oder nach deren Verwitterung die ge- 
eignete Erde unter sich gefunden hätten. Später zeigte sich das 
schöne Moos an vielen Orten der nördlichen Halbkugel, bis in die 
Alpen, Pyrenäen, Apenninen, den Pondus u. s. w., selbst im arktischen 
und alpinen, aber auch niedrigen Nordamerika, woselbst das Moos 
wahrscheinlich ebenfalls erratisch ist, wie in Illinois. Eine zweite 
Art (T. Austriaca Hdw.) macht denselben Verbreitungskreis durch 
und eine dritte (T. Norvegica Zetterst.) wird von Einigen als 
wirkliche Art, von Anderen als Abart der T. Megapolitana be- 
trachtet, fand "sich anfangs nur in Skandinavien, später aber auch 
in Finnland, Schottland und Steiermark. 

Selbst der Himalaya birgt noch eine Art, die, von den eng- 
lischen Bryologen zu T. Megapolitana gezogen, von Schimper 
getrennt und Timmia Hookeri genannt wurde. Eine unzweifelhaft 
gute Art beherbergt auch das arktische Spitzbergen, welche mein 
Freund Kindberg mit Recht T. arctica nannte. Die neueste 
Art ist T. Alatavica n. sp. von Issykkul im Ala-Tau, wo sie 
Dr. A. Regel bei 6000 F. Höhe als Vertreterin unserer T. Mega- 
politana sammelte. Sonst ist auf den übrigen Gebirgen der Erde 
keine Spur einer Timmia gefunden; was um so seltsamer er- 
scheint, als auch die antarktischen Regionen nichts dergleichen 
geliefert haben, obschon man gerade ihnen entsprechende Arten 
zutrauen möchte. Jedenfalls ist das höchst auffallend, da der 
Mundbesatz der Timmien als ein sehr origineller dasteht. — Die 
Stellung der Gattung unter den Mniaceen rechtfertigt sich vollauf 
durch Blattnetz und F ruchtform, die ganz an Eumnium erinnert und 
ebenso an manche Leptostomum- Arten sich anschliesst. 6 Arten. 


Polytrichaceae, Widerthonmoose, 157 


2. Untergruppe: Polytrichaceae, Widerthonmoose. 


Pflanzen heerdenweise beisammen, oder in kleinen oder grossen 
breiten Rasen; Stengel meist einfach oder auch baumartig am 
Gipfel verästelt, am Grunde mit kleinen, schuppenartig angedrückten, 
höher hinauf mit gehäuften Blättern; Blätter von Gestalt der Mnia, 
im feuchten Zustande den Stengel wie die Nadeln des Wach- 
holders umgebend, im trocknen Zustande aufrecht oder gekräuselt, 
in der Regel auf der inneren Fläche der Rippe mit Lamellen 
versehen, die mitunter den grössten Theil des inneren Blattes be- 
decken, meist aus scheidigem Grunde lanzettlich, gern grob ein- 
fach oder doppelt am Rande gesägt; Blattnetz aus groben, sechs- 
seitigen, oft zusammengedrückten oder auch mehr abgerundeten, 
chlorophyllosen oder derben, lederartigen Zellen gebildet; Frucht 
auf mehr oder minder langem, oft sehr kräftigem, mitunter auch 
kantigem Stiele aufrecht oder auch eingesenkt; Blüthenstand 
zwitterig, ein- und zweihäusig. 

Es ist unmöglich, in dieser allgemeinen Charakteristik alle 
Eigenthümlichkeiten, welche sämmtliche Arten dieser schönen 
Gruppe an sich tragen, zusammenzufassen; um so weniger, als 
nach meinen heutigen Anschauungen auch die Buxbaumiaceae und 
die Diphysciaceae ohne allen Zweifel Mitglieder der Polytrichaceae 
sind. Ich habe das nie verkannt; um so weniger, als sich eine 
derartige Anschauung bereits dem scharfsichtigen Robert Brown 
aufgedrängt hatte. Allein, ich liess mich ehemals durch die 
Bryologia Europaea bestimmen, sie von den Widerthonmoosen 
auszuschliessen. Im Jahre 1867 schrieb Lindberg auch über 
diese in den Notiser ur Sällskapets pro Fauna et Flora Fennica 
(No. IX, p. 91—158) und machte hier den Anfang, selbst Bux- 
baumia und Diphyscium anzureihen. Ich schliesse mich dem voll- 
ständig an und theile in Folge dessen die Polytrichaceae in zwei 
besondere Reihen: asymmetrische und symmetrische. 


A. Polytrichaceae asymmetricae. 


Frucht auf empor gehobenem Fruchtstielchen oder eingesenkt, 
‚asymmetrisch, entweder mit zwei ganz verschiedenen Hälften oder 
buckelig und in einen kleinen Hals auslaufend. 


54. Buxbaumia Hall. Enumer. stirp. Helvet. I. p. 10 (1743), 
Schorfmoos nach Bridel, besser Paukenmoos. 


Pflänzchen fast stengellos mit wenigen unteren tief gezähnten 
und wenigen oberen handförmigen, tief eingeschnittenen und ge- 


158 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


wimperten, aber auch mit länglichen, ganzrandigen Blättchen; 
Frucht auf niederem, fleischigem, rothem Stielchen Anfangs aufrecht, 
dann schief gestellt, höchst asymmetrisch mit einer häutigen 
Paukenfläche und einem fleischigen, festen, glänzenden Rücken, 
kleinem, konischem Deckelchen, welches von einer kegelförmigen 
Haube bekleidet wird, am Grunde wie vom Stielchen abgesetzt 
und durch einen kurzen Ansatz mit ihm verbunden; Mundbesatz 
doppelt: äussere Zähne aus einer 3—4fachen Reihe bestehend 
oder unvollkommen dem Ringe angewachsen, den sehr winzigen 
Kapselmund pallisadenartig umgebend, inneres Peristom aus einer 
32fach gefalteten Haut bestehend, welche sich zu einem Kegelchen 
erhebt; Archegonien klein und dick, zu 3—4 gipfelständig; 
Antheridien klein, gestielt, knospenartige Körperchen darstellend; 
Blüthenstand einhäusig. 

Die älteste Art, B. aphylla L., ist längst bekannt und wurde 
im Jahre 1728 von Dr. Buxbaum, Vf. einer Flora von Halle 
und später Reisendem im Orient, bei Astrachan an den Ufern der 
Wolga entdeckt. Auch beschrieb er sie als Muscus capillaceus 
aphyllos capitulo crasso bivalvi (Plant. min. cogn. cent. II. p. 8) 
in dem genannten Jahre mit folgendem Ergusse: „Diu dubius 
haesi circa hune muscum a reliquis multum diversum, anne novum 
inde constituerem genus. Reperi deinde in Comm. Acad. Reg. sc. 
Par. 1713 Marchantium in honorem patris Lichenum petraeum 
C. B. apellare Marchantiam. Hujus ad exemplum et ego a patre 
meo volui mutuare nomen. Sed venit mihi in mentem vulpes, 
qui deridebatur ab aliis, quod uvas non pro se sed pro aegrota 
posceret matre.“ Daraus geht hervor, dass schon der Entdecker 
in dem Moose etwas höchst Eigenthümliches sah, wodurch es sich 
alsbald von allen übrigen Moosen der Welt himmelweit unter- 
scheidet. Auch die ihm von Anderen beigelesten Namen bestätigen 
das. So nannte es Fabricius im Jahre 1743 Hippopodium, fand 
also einen Pferdefuss in ihm, während Palisot de Beauvois es 
im Jahre 1805 Saccophorus, d. i. Sackträger, nannte. Sonder- 
barer Weise behielten aber fast sämmtliche Autoren den Trivial- 
namen aphylla (blattlos) bei, wie schon Buxbaum selbst gethan 
hatte. Man kann sich darüber nicht wundern, wenn wir sehen, 
dass z. B. noch in der neueren Zeit Prof. Lindberg (Obs. de 
Polytrich. 1867) darüber schreibt: „Omnes species Buxbaumiae re 
vera sunt aphyllae, quum folia earum nullo modo cum foliis, sed 
quidem cum bracteis Weberae (Diphyscii) analoga sint.“ Als es 
Dillenius dreizehn Jahre später beschrieb und abbildete, hatte 
er das Moos noch nicht selbst gesehen, da er sich Sn sdrueklich 
auf Buxbaum beruft. Und doch hätte er es ebenso in Deutsch- 
land, wie in England, genugsam sammeln können; denn das Moos 
reicht über einen grossen Theil des nördlichen und östlichen 


Polytrichaceae, Widerthonmoose. 159 


Europas und ist auch in Nordamerika zu Hause, ja, reicht fast 
in den Polarkreis hinein, überall nur in der Grösse der Frucht 
wechselnd, welche allerdings, da man von Stengel und Blättern 
mit blossem Auge nichts erblickt, das ganze Moos ist. Erst 
68 Jahre später (1796) entdeckte Bridel in der Schweiz eine 
zweite Art dazu, seine B. indusiata, welche sich seitdem noch an 
vielen anderen Orten, am liebsten auf faulendem Holze, fand. 
Schon glaubte man, dass die Buxbaumien nur an die nördliche 
Halbkugel, auf den Norden angewiesen seien, als ich im Jahre 
1847 im Stande war, die Gattung auch mit einer tropischen Art 
von Java (B. Javanica m.) zu bereichern, die s. Z. Dr. Franz 
Jungshuhn, der berühmte Naturforscher der Sunda-Inseln, da- 
selbst auf den Gehängen des Merapi gesammelt hatte. Dieses 
schöne, mit ganzrandigen Blättern ausgerüstete Moos fand sich 
später auch an Gehängen des Gede, und hier sammelte es noch 
im December 1883 Professor Graf Hermann Solms in der Gipfel- 
Region. Eine vierte Art (B. Tasmanica Mitt.), welche in der 
Flora Tasmanica (p. 199) 1858 beschrieben wurde, sammelte ein 
eifriger Botaniker, Mr. Archer, bei Cheshaut auf Tasmanien. 
Das sind die bisher entdeckten Arten; aber welchem sonderbaren 
Verbreitungskreise folgen doch dieselben, wenn man sieht, wie 
sie. an so weit von einander entfernten Punkten der Erde auf- 
tauchen! Selbstverständlich ist es jedoch immer dieselbe Zone, 
die kalte oder gemässigte, in welcher sie ihre Heimath fanden. 
4 Arten. 


55. Webera Ehrh. Hann. Magaz. 1779. p. 257 et Beiträge 1. 
(1781) p. 189. Diphyscium Web. et Mohr; Blasenmoos und 
Webere. 


Pflanzen niedrig und einfach, mit zweierlei deutlich ver- 
schiedenen Blättern, von denen die des Stengels zungenförmig, 
mehr oder weniger abgestumpft, oder kurzstachelspitzig sind, wäh- 
rend die des Kelches in lange Grannen ausgezogen zu sein pflegen; 
Blattnetz aus dunkeln, dichten, sechsseitig-rundlichen, papillösen 
Zellen bestehend; Frucht stets eingesenkt, gross und dick, schief- 
eiförmig oder buckelig, mit kegelförmigem Deckel und kegelförmiger, 
glatter Haube, welche nur das Deckelchen bedeckt: Mundöffnung 
mit einem vielfachen grossen Ringe umgeben; Mundbesatz doppelt: 
derselbe innere wie bei Buxbaumia. Aeusseres Peristom aus 16 
sehr kurzen, dreieckigen, quergegliederten Zähnen bestehend. 

Wie ich selbst den Namen Georgia für eine Ehrhart’sche 
Gattung wieder zu Ehren brachte und ein Unrecht Hedwigs 
wieder gutmachte, ebenso hat Lindberg (De Polytrich. 1867, 
p- 157) ein zweites Unrecht gesühnt, indem er den Namen Webera 


160 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


statt Diphyscium wieder annahm, wie ihn Ehrhart zuerst auf- 
gestellt hatte. Nur schrieb er W. Diphyscium für die einzige bei 
uns bekannte Art, welche Weber und Mohr Diphyscium foliosum 
im Jahre 1807 genannt hatten. Da jedoch schon Haller das 
Moos kannte und schon 1768 Sphagnum sessile, foliis radicalibus 
obtusis, centralibus eiliatis genannt hatte, so hat Lindberg ganz 
Recht, das Moos als Webera sessilis anzusprechen. Sonderbar 
genug gestehen Weber u. Mohr ihr Unrecht im „Botanischen 
Taschenbuche auf das Jahr. 1807“ (p. 378) auch offenherzig ein 
mit den Worten: „A Buxbaumia aphylla haecce foliosa species 
peristomio summopere discrepat, quo commotus Ehrh. proprium 
genus construxit.“ Was also diese Herren bewog, von der Ehr- 
hart’schen Nomenclatur dennoch abzugehen, ist nicht klar. 
Ehrhart hatte mit seinem Namen offenbar den ehemaligen. 
Kieler Professor, G. H. Weber, ehren wollen und kam damit 
zuerst. Denn alle übrigen Webera-Gattungen von Hedwig (1782), 
Schreber (1791), Gmelin (1791), Cramer (1803) kamen später 
zu Tage; und so bin auch ich, um consequent zu bleiben, ge- 
nöthigt, Lindberg zu folgen. Es ist vielleicht nicht überflüssig 
zu bemerken, dass die schöne Gattung, welche sich doch schon 
der Tracht nach wesentlich unterscheidet, früher bei Schmidel 
(1758) auch einmal Buxbaumia, bei P. d. B. (1805) ebenfalls Hyme- 
nopogon wie Buxbaumia hiess. Eine. Ansicht, die sich hören lässt, 
wenn man Webera als eine Buxbaumia mit innerem Peristome 
betrachten würde. 

Auch von dieser neuen Gattung kannte man lange Jahre 
hindurch nur die europäisch-amerikanische Art, bis Griffith in 
Assam eine zweite entdeckte, welche er Diphyscium longifolium 
nannte, die aber nach dem Vorstehenden nun Webera longifolia 
heissen muss. Darauf erschienen in der Bryologia Javanica (1855) 
zwei neue Arten, von denen D. rupestre schon in den Plantis 
Junghuhnianis (1854) beschrieben war, und welche sowohl von 
Java, als auch von Borneo kamen, während die andere Art, D. 
mucronifolium, wie die vorige auf Sandstein wachsend, nur Borneo 
angehört. Beide haben tief ein- und ausgeschnittene, gezähnte und 
lang-grannige Kelchblätter. Im Jahre 1859 fügten die Musei 
Indiae orientalis von Mitten noch zwei indische Arten hinzu: 
D. involutum ej. aus Khasia und D. fasceiculatum ej. vom Adams- 
Pik auf Ceylon, wodurch sich die indischen Arten auf 6 steigerten. 
Die siebente Art entdeckte Spruce, der sie deshalb D. Peru- 
vianum nannte, auf den Anden von Peru im Aufstiege zu dem 
Gipfel des Guayrapurina bei 2500 F., während die achte Art, die 
ich D. Fendleri nannte, in Venezuela im Anden-Gebirge von 
Valencia schon 1855 von Fendler gesammelt, aber erst 1879 
von mir in der Linnaea beschrieben wurde. Ich finde zwischen 


Polytrichaceae, Widerthonmoose. 161 


den indischen und andinischen Arten, welche natürlich sämmtlich 
Weberae zu schreiben sind, keinen typischen Unterschied, nur 
. dass die Kelchblätter mehr ganz an der austretenden Rippe ver- 
laufen. 8 Arten. 


56. Lyellia R. Br. Transact. Linn. Soc. Lond. XII. (1819) p. 561, 
Trommelknopf oder Lyellie. 


Pflanzen sehr kräftig und einfach, ganz wie ein Polytrichum 
mit gekräuselten Blättern; Frucht terminal auf langem und dickem, 
fast fleischig-derbem, starrem und nirgends gedrehtem Stiele auf- 
recht, asymmetrisch-eiförmig, mit einer kleineren, fast paukenartigen 
und einer grösseren, buckelig-convexen Hälfte, am Grunde mit 
Porenspalten versehen, mit schief geschnäbeltem, kleinem Deckelchen 
auf engem Munde und halbseitiger, an der Spitze rauher Haube: 
Mundbesatz fehlend, statt dessen ist der Mund verschlossen durch 
eine dicke 'scheibenartige, an dem Säulchen haftende Membran, 
welche durch ersteres durchbohrt wird; Blüthenstand zweihäusig, 
männliche Blüthe terminal und scheibenförmig; Antheridien sehr 
gross und keulenförmig, Saftfäden an der Spitze zellig gewebt 
und hyalin. 

Die einzige bekannte Art entdeckte D. Gardner, ein bota- 
nischer Sammler des botanischen Gartens zu Kalkutta unter 
Nathanael Wallich, in Nepal um Kathmandu. Später sam- 
melten sie Griffith in dem Hügellande von Bhotan und Abor. 
J. D. Hooker im Sikkim-Himalaya und in Nepal, wo sie nicht 
selten sein kann, Sulpiz Kurz (1868) auf Granit in Sikkim 
zwischen 5—6000 F., und zwar hier am stattlichsten. Denn in 
der That ist das Moos ein stattliches, das sich sogleich durch die 
gekräuselten Blätter, den überaus dieken und starren Fruchtstiel, 
sowie die (später horizontal geneigte) asymmetrische Kapsel mit 
zwei ganz verschiedenen Hälften von allen Gruppengliedern unter- 
scheidet. Seiner Fruchtform nach kann es nur mit Buxbaumia 
und Dawsonia verglichen werden. Die Gattung ist zu Ehren des 
englischen Botanikers Lyell aufgestellt worden. 1 Art. 


57. Dawsonia R. Br. Transact. Linn. Soc. Lond. X. (1811), 

Pinselhaar oder Dawsonie: zum Gedächtnisse seines Freundes 

Dawson Turner, des bekannten Bryologen, von dem Autor 
begründet. 


Pflanzen der Tracht nach völlig an Polytrichum herantretend, 
einfach, mit abstehenden oder übereinander liegenden kräftigen, 
C. Müller Hal. Genera muscorum. alal 


162 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


e4 


den Wachholder-Nadeln ähnlichen Blättern, deren Rand scharf 
gesägt zu sein pflegt; Frucht terminal, auf nicht allzu hohem 
Stielchen aufrecht, später geneigt, eiförmig mit zwei ungleichen 
Hälften: einer paukenartig-flachen und einer convexen, nach dem 
Munde zu sich verschmälernd, durch ein kurzes, kegelförmiges 
Deckelchen verschlossen; Haube halbseitig, aber durch eine Menge 
scharf gesägter und rothbraun gefärbter Haare so filzig, dass sie 
die ganze Frucht und den obersten Fruchtstiel einhüllt; Mund- 
besatz einfach, pinselförmig über den Fruchtmund hinausragend, 
hell, aus zahlreichen haarartigen und aufrechten, ungegliederten, 
am Grunde flachen, nach der Spitze zu in einen Cylinder gerollten, 
pallisadenartigen Zähnchen gebildet, von denen die einen aus der 
inneren Wand, die anderen aus dem Säulchen entspringen; Blüthen- 
stand zweihäusig: die männliche Blüthe scheibenförmig und nach 
der Weise der Polytricha häufig mehrfach proliferirend; Antheridien 
sehr gross, keulenförmig, $ Saftfäden aus langem, fadenartigem, sehr 
dünnem, gegliedertem Grunde etwas keulenförmig und ein wenig 
zellig auslaufend, sehr wasserhell. 

Eine wahre Zierde der Mooswelt, beschränken sich. die hierher 
gehörigen Moose leider nur auf diejenigen Regionen, welche man 
noch zur australischen Flora rechnen darf, obgleich sie auch dort 
nur noch in beschränkten Kreisen gefunden worden sind. Die 
erste Art, welche lange Zeit als die einzige ihrer Gattung dastand, 
sammelte Robert Brown selbst an der ausser-tropischen Ostküste 
Neuhollands um Port Jackson, heute Sydney genannt, an etwas 
schattigen Ufern der Flüsse am Fusse des Gebirges: Dawsonia 
polytrichoides R. Br. In neuerer Zeit ist mir dieses schöne Moos 
vielfach durch das Hb. Melbourne von den verschiedensten Orten 
in Neu-Süd-Wales, aber auch von Ash-Island und aus Queensland 
zugegangen. Eine zweite Art beschrieb erst 36 Jahre später 
Greville als von Augustus Erskine in Australien gesammelt 
als D. superba; und dieses Moos verdiente in Wahrheit diesen 
Namen. Denn es ist wirklich ein superbes Moos von oft fuss- 
hohem Wuchse, wobei die langen nadelartigen Blätter, äusserst 
locker gestellt, dem etwas kantigen Stengel die Tracht einer 
jungen Keim-Fichte verleihen, indem sie bald aufrecht, bald ab- 
stehend, nur die obere Hälfte bekleiden, während die untere von 
angedrückten, häutigen, schuppenartigen Blättchen in gewissen 
Abständen bedeckt ist. Dieses herrliche Moos besitzt aber einen 
noch engeren Verbreitungskreis: ich kenne es bisher nur vom 
Sealers Cove und Upper Tarwon (Hb. Melbourne), aus Neu-Süd- 
Wales und von der Nord-Insel Neuseelands. Der Sage nach soll 
es auf Neu-Guinea noch eine viel riesigere Art geben, und es 
wäre nicht unglaublich, dass diese bryologisch noch so unbekannte 
Insel an ihren Gebirgs-Flüssen dergleichen Arten beherbergt. 


Polytrichaceae, Widerthonmoose. 163 


Zwei andere neue Arten sendete Baron v. Müller 1864 an 
Hampe: D. longiseta ej. und D. appressa ej. Letztere ist nur 
einmal nach Europa, leider nicht an mich gekommen, so dass 
ich nur auf die Abbildung verweisen kann, welche ich für die 
„Analytical Drawings of Australian Mosses“ (I. 1864) des Barons 
v. Müller anfertiste. Erstere kam dreimal an mich: aus Neu- 
Süd-Wales und aus Queensland, wo auch sie nur an Flussufern 
wohnt. Dieses hübsche Moos ist mit der nahe verwandten D. 
appressa die kleinste aller Arten, gleichsam das Polytrichum 
piliferum (der Tracht nach!) der Dawsonia. Australien birgt aber 
noch eine sehr schöne Art, welche an Grösse die Mitte zwischen 
D. polytrichoides und D. superba hält, und die ich deshalb D. 
intermedia genannt habe. Ich empfing sie von den Quellen des 
Yarra-Yarra in Victoria, von Fernshaw am Upper-Yarra-River, 
von Fagus Country am Clarence-River (1200), aus Neu-Süd-Wales 
ohne Angabe des Standortes, wahrscheinlich aus dem Blauen 
Gebirge, und aus den Wäldern von Rocky Cape, bald steril, bald 
mit herrlichen Früchten. Diese neue Art weicht von D. polytri- 
choides sogleich durch bedeutendere Grösse und Kräftigkeit, die 
viel längeren, aber aufrecht locker angedrückten, am Gipfel nicht 
einseitswendigen Blätter, von D. superba durch weit kürzere, dicht 
übereinanderliegende Blätter sogleich deutlich ab. Australien 
lieferte folglich bisher zwei hohe, eine mittlere und zwei niedrige 
Species, also eine ganze Stufenleiter der Dawsonien. Es wäre 
darum nicht zu verwundern, wenn das australische Florengebiet 
in Zukunft noch Arten lieferte, welche die ganze Scala der Poly- 
tricha, an welche die Dawsonien doch so sehr erinnern, vielleicht 
wiederholen. In ihnen haben die Polytrichaceae asymmetricae ihre 
höchste Schönheit erreicht. 5 Arten. 


B. Polytrichaceae symmetricae. 


Frucht auf emporgehobenem Fruchtstielchen symmetrisch, ent- 
weder vollkommen eiförmig, eylindrisch ohne Riefen, oder mit 
solchen, oder auch vierkantig, aber immer regelmässig, mit oder 
ohne Ansatz (apophysis). 


58. Catharinea Ehrh. Beiträge I. p. 178, Schildmoos oder auch 
Katharinee, 


Pflanzen einfach, seltener verästelt, grün oder im Alter 
bräunlich; Blätter ähnlich den Wachholder-Nadeln oder auch 
trocken gekräuselt und feucht abstehend, einfach lanzettlich oder 

2= 


164 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


mit scheidigem Grunde, einfach oder doppelt gesägt; Frucht auf 
hohem Stielchen aufrecht oder geneigt; Haube halbseitig, ohne 
eine Filzdecke über das geschnäbelte, am Grunde gewölbte Deckelchen 
zu weben, wenn auch mitunter etwas behaart; Mundbesatz: in 
der Regel 32, aber durch Spaltung auch 64 zungenförmige Zähne, 
nur aus einer durchsichtigen Haut bestehend, durch welche sich 
parallele, röthliche Striemen, oft in grosser Menge, hindurch ziehen; 
eine scheibenförmige Membran (epiphragma) verschliesst die Frucht; 
Blüthenstand knospenförmig oder scheibenartig, mit grossen keulen- 
förmigen Antheridien und kolbig, zellulos zulaufenden Saftfäden. 

Der Name Catharinea wurde von Ehrhart zu Ehren der 
Kaiserin Katharina der Zweiten von Russland, jener Frau 
von grossen Tugenden und grossen Schwächen, aufgestellt. Die 
Letzteren gaben Veranlassung, den Namen wieder einzuziehen. 
Ehrhart erlebte das zwar vielfach, allein immer durch einen 
Verstoss gegen das Prioritätsgesetz. Er selbst war nichts weniger 
als Fürsten-Schmeichler, aber es trieb ihn, diejenigen Fürsten 
anzuerkennen, welche die Wissenschaften unterstützten, wie er 
sich selbst ausdrückt. 

Noch mehr wäre über die Selbständigkeit der Gattung, Poly- 
trichum gegenüber, zu sagen. Denn eigentlich ist bei beiden 
Gattungen die Haube eine halbseitige, und hierdurch würden die 
Arten beider Gattungen zusammenfallen, da es kein zweites Tren- 
nungsmerkmal als das giebt, dass die Haube der Catharinea-Arten 
als halbseitige sogleich sich ankündigt, wenn sie auch manchmal, 
z. B. bei C. ciliata der Päramos, an der Spitze etwas haarig wird, 
wogegen die Haube von Polytrichum, wie bei Dawsonia, einen 
Haarfilz entwickelt, der die ganze Frucht bedecken kann. Eine 
Eigenthümlichkeit, welche in der gesammten Mooswelt nicht wieder 
vorkommt. Auf Grund dieser aussergewöhnlichen Erscheinung 
rechtfertigt es sich allerdings, beide Gattungen getrennt von ein- 
ander zu halten: um so mehr, als der Formenkreis beider, da er 
über die ganze Erde reicht, ein nicht unbedeutender ist. Jener 
der Catharinea ist Folgender: 


1. Atrichum P. B. Prodr. p. 42, als Gattung. Pflanzen 
den Eumnium-Arten ähnelnd, mit breiten, grossen, scheidenlosen, 
querwellig-krausen, meist grünen Blättern und walzenförmiger, 
mehr oder weniger gekrümmtem Frucht mit geschnäbeltem Deckel. 

Typus dieser leicht erkennbaren Section ist C. undulata, 
welcher der Tracht nach €. angustata und C. tenella, oder auch 
C. erispa bei uns allein zur Seite stehen. In der Regel wachsen 
die Arten in weiten Rasen locker bei einander und tragen nicht 
unwesentlich dazu bei, ihre Unterlage zu charakterisiren. Diesen 
4 europäischen Arten gegenüber hat Nordamerika 6 eigene, und 


Polytrichaceae, Widerthonnmoose. 165 


3 andere mit Europa gemeinsam. Erstere 6 sind: C. Selwyni Aust., 
xanthopelma m., Lescurii James, parallela Mitt., leiophylla Kdbg. und 
rosulata C. Müll. et Kdbg. Aus Japan kenne ich nur €. intermedia 
' Mitt. undC. Niponiae n. sp., aus PersienC. Haussknechtii Jur. et Milde., 
aus Hoch-Indien: C. flaviseta Wils., obtusula m., subobtusula n. sp., 
subserrata Mitt., aus dem andinischen Amerika: C. planifolia m. 
und ©. Pastasana Mitt. aus Ecuador, €. nigricans n. sp. und €. sim- 
plex n. sp. aus den argentinischen Cordilleren, C. rigida Lrtz. aus 
Chile, C. runeinata n. sp. aus Guatemala, C. Oerstediana m. aus 
Costarica, C. subulirostris Schpr., polycarpa ej., Schimperiana 
Hpe., Winteri Bescher. und torquescens Schpr. aus Mexico, C. 
Moseni Brother. aus Minas Geraös in Brasilien, €. Ulei n. sp. 
von der Serra do Oratorio in Sa. Catharina ebendaselbst. Ueberall 
nehmen diese Arten ziemlich die gleiche Tracht an, wie man es 
auch bei Eumnium gewahrt; selbst die Afrikaner machen davon 
keine Ausnahme, ob sie wie Ü. Borbonica Bescher. auf der Insel 
Bourbon, oder wie C. polyphylla Rehm., synoica n. sp. und an- 
drogyna m. in Südafrika zu Hause sind. Selbst die australischen 
Arten (C. Mülleri Hpe. et C. Müll. €. sideroloma n. sp. aus 
Gippsland und C. leptocylindriea n. sp. von Neuseeland, C. pu- 
silla n. sp. aus Tasmania) schliessen sich eng darin an. Das sind 
diejenigen Arten, welche ich selbst besitze, und die ich etwa nicht 
habe, machen ebenfalls keine Ausnahme, wie C. ligulata Mitt. aus 
Tasmanien, welche Mitten ausdrücklich der C. Mülleri verwandt 
erklärt. Blüthenstand zwitterig, ein- und zweihäusig, knospen- 
förmig. 40 Arten. 


2. Psilöpilum Brid. IH. p. 95, als Gattung, Kahlmütze. 
Pflänzchen niedrig, in dichte Räschen locker vereint; Blätter 
Polytrichum-artig, aber ohne scheidigen Grund; Frucht aus bauch- 
artigem, mit Porenspalten zuweilen versehenem Grunde verdünnt 
zulaufend, mit enger Mündung, etwas gekrümmt, mit geschnäbeltem 
Deckel und 16 Zähnen; Haube in der Regel papillös oder etwas 
behaart; Blüthenstand zweihäusig: männliche Blüthe terminal 
scheibenförmieg. 

Eine prächtige, sehr natürliche Gruppe, von welcher Europa 
nur Cath. glabrata Hook. als echt arktisches Moos besitzt, das in 
grossen Heerden oder lockeren Räschen Lappland, Island, Grön- 
land, Labrador, Melville-Insel, überhaupt die östliche Hälfte der 
nördlichen Polarzone auf Torf oder Fluss-Sand bewohnt. Auf der 
Tschuktschen-Halbinsel wird es von Ps. Tschuctschicum m. ab- 
gelöst, und diese beiden Arten gehören allein der nördlichen 
Halbkugel an. Reicher ist dagegen die südliche. Hier beherbergen 
schon die Paramos der Anden Ps. trichodon (Hook. et Wils.) in 
Neu-Granäda, wo Purdie das Moos auf vulkanischer Asche an 


166 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


der Schneegrenze 1846 fand. Auf den höchsten Anden Boliviens 
sammelte der Franzose Mandon das niedliche Ps. aequinoctiale 
Schpr., dessen Blättchen sich am Gipfel des zarten und niedrigen 
Stengelchens in eine kleine Rosette zusammendrängen. Aehnlich, 
aber noch viel zwergiger ist Ps. gymnostomulum m. ohne Mund- 
besatz, welches der verstorbene Professor P. G. Lorentz in einer 
Höhe von etwa 11,000 F. auf den argentinischen Cordilleren 1874 
in Menge einheimste. Auf den Munyang Mountains der austra- 
lischen Alpen wächst Ps. pyriforme Hpe. an Gletscher-Quellen, 
ist aber auch von den Blue Mountains von Neu-Süd-Wales be- 
kannt und wahrscheinlich das Ps. crispulum Hook. et Wils. von 
Tasmanien. Letzteres beherbergt aber noch Ps. australe Hook. et 
Wils. vomMt.Wellington, und an dieses schliesst sich, der Tracht nach 
innig verwandt, das überaus kräftige Ps. antareticum m. an, die 
schönste und üppigste Art mit den grössten Conöstomum-artigen 
Früchten von der antarktischen Insel Kerguelens-Land, sowie 
von der Insel Süd-Georgien, wo es die östlichen Terrassen völlig 
überzieht. Das Gleiche verrichtet endlich Ps. tapes n. sp. auf 
Süd-Georgien, welches einen ganzen Bachgrund wie ein Teppich 
überzieht, weshalb ich ihm auch seinen Trivial-Namen „tapes“ 
gab. Dieses, leider nur unfruchtbar von Dr. Will 1883 gesam- 
melte Moos erzeugt die höchsten, den Timmien ähnliche derbe 
Rasen. Wie aber auch die Arten beschaffen sein mögen, stets 
liegen die kleinen derben Blätter wie Schuppen über einander; 
man sieht es diesen eigenthümlichen Moosen an, dass sie so recht für 
ein eisiges Klima entstanden. Catharinea compressa (Hook. et Wils.) 
von der antarktischen Eremiten-Insel, welche Art ich nicht kenne, 
dürfte von der Vorigen kaum irgendwie typisch abweichen. Damit 
leiten sie sehr schön zu den folgenden, der Tracht nach nicht 
unähnlichen Arten von Oligötrichum hinüber. 11 Arten. 


3. Oligötrichum Lam. et Dec. Fl. Franc. II. p. 492, als 
Gattung, Kurzhaar. Blätter stets gekräuselt in der Trockenheit, 
darum nicht, wie bei der vorigen Abtheilung, schuppenförmig 
über einander, sondern locker gestellt, ohne scheidigen Grund, 
gern abgestumpft und mit ganzem Rande; Frucht auf mehr oder 
weniger langem, terminalem Stielchen aufrecht, walzig, ei- oder 
urnenförmig. Blüthenstand zweihäusig, männliche Blüthe terminal 
scheibenförmig. 

Die Arten dieser Section entsprechen nach der Kräuselung 
ihrer Blätter vollständig denen von Catharinella bei Polytrichum; 
nur weichen sie durch eine calyptra dimidiata ohne Filzdecke 
und glatte, nicht geriefte Früchte sogleich weit ab. Der am 
längsten bekannte Typus ist ©. Hercynica Ehrh., welche Ehr- 
hart im Jahre 1780 am „Rehberger Graben“ zwischen Oden- 


Polytrichaceae, Widerthonmoose. 167 


brück und Rehberg im Harze entdeckte. Sie ist auch die einzige 
Art Europas geblieben, hat dagegen in anderen Ländern einige 
Genossen ihrer Abtheilung erhalten. So aus Nordamerika, wo 0. 
_ aligerum Mitt. eine sehr nahe Verwandte im Felsengebirge dar- 
stellt. Chile bewohnen drei Arten: O. canaliculatum Hook., 0. 
Molinae Mtge., O. atrichopsis n. sp. aus Valdivia mit stumpfer 
Blattspitze und 0. crispatissimum n. sp. mit stachelspitzigem 
Blatte, Brasilien O. Riedelianum Mtge., das Stattlichste aller. Indien 
lieferte vom Sikkim-Himalaya O. semilamellatum Hook. aus Höhen 
von 8—10,000 F., Java vom Gipfel des Sindoro 0. Javanicum 
Hpe,, Ceylon aus seiner Bergregion O0. Nietneri m. In Japan 
vertritt O. argutum Mitt. mit O. Mayri Brother. den Typus. 
Neuseeland endlich erschloss sich bereits 1791 dem schon oft ge- 
nannten Reisenden Archibald Menzies für O. tenuirostre Hook., 
welches derselbe in der Dusky-Bay aufnahm. Im grossen Ganzen 
machen diese Oligotricha keinen Anspruch auf eine besonders 
auffallende Tracht, obgleich sie sich innerhalb ihrer Gattung von 
den übrigen Arten streng unterscheiden. Nur eine sehr winzige 
Art vom Wellington-Berge auf Tasmania, 0. minutum n. sp., hat 
etwas Fremdes in ihrer Tracht. 14 Arten. 


4. Polytrichadelphus C. Müll. Syn. Muse. I. p. 201, (1848). 
Cyphoma Hook. et Wils. Fl. N. Zel. IH. p. 95 (1855); Wider- 
thonvetter. Pflanzen kräftig, an der Spitze gern mehrfach ver- 
zweigt; Blätter dicht über einander gelagert, im feuchten Zustande 
wachholderartig abstehend, kräftig, starr, ganz wie bei Polytrichum, 
und ebenso mit einer Blattscheide am Grunde versehen: Frucht 
auf mehr oder weniger langem Stielchen terminal, durch Sprossung 
lateral, Anfangs immer eine kräftige eiförmige, nach der Ent- 
leerung der Sporen stets kurze und cubisch-napfförmige, sehr 
weitmündige Kapsel darstellend, mit langem, schief geschnäbeltem 
Deckel. Blüthenstand terminal, männliche Blüthe scheibenförmieg. 

Die hierher gehörigen Arten nehmen in der Regel die Tracht 
des Polytrichum alpinum an und weichen von den bisher betrach- 
teten Gliedern der Gattung höchst wesentlich ab, so dass sie gar 
nicht zu verkennen sind. Trügen sie die Mütze von Polytrichum, 
so würden sie mit jenem meist in eine Gruppe zu bringen sein, 
namentlich was die Arten von mittlerer Höhe betrifft. Denn es 
giebt darunter zwar recht zwergige, aber auch recht ansehnliche 
und P. giganteus (Hook.), welchen Humboldt und Bonpland 
auf dem Quindiu an den Wurzeln der Wachspalme (Ceroxylon 
andicola) bis zu einer Erhebung von 9700 par. F. sammelten, wird 
über fusshoch, und P. ceiliatus (Hook. et Wils.), welcher die hohen 
Päramos im tropischen Südamerika bewohnt, ist eine Zierde dieser 
Einöden, beinahe fusshohe stielrunde, an der äussersten Spitze 


168 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


zweigige Stengel mit zahlreichen lateralen Früchten treibend. 
Dreierlei Formen sind unter den betreffenden Arten zu entdecken, 
die aber so in einander übergehen, dass man sie nicht streng 
sondern kann. Die eine Form ist die soeben geschilderte riesige 
mit stielrunden Stengeln und dicht angepressten Blättern; die 
zweite erzeugt Stämmchen mit in der Feuchtigkeit wachholder- 
artig abstehenden Blättern, die dritte hat mehr oder weniger ge- 
kräuselte, darum selbst in der Trockenheit den Stengel nicht 
ganz deckende Blätter. Dieser Fall betrifft namentlich australische 
Arten mit meergrünen Blättern, während andere Arten, besonders 
südamerikanische, mehr rostbraune tragen. Wie sie aber auch 
beschaffen sein mögen, immer machen sie den Eindruck von 
Polytrichum-Arten, die man bei mangelnder Mütze leicht zu diesen 
bringt, wenn man nicht durch die Form und laterale Stellung 
der Frucht aufmerksam wird. Europa besitzt nichts dergleichen; 
dagegen wächst bereits in den Felsengebirgen und in den höheren 
Gebirgen Californiens eine Art (P. Lyallii Mitt.), welche Mitten 
1864 beschrieb und welche sich wie eine kleine Form von Poly- 
trich. alpinum ausnimmt. An dem entgegengesetzten Ende des 
Continentes sammelte schon Commerson an der Magelhaens- 
Strasse die zuerst bekannte Art (P. Magellanicus Hdw. oder P. 
horridus Mitt.) von ähnlicher Tracht. Sonderbarer Weise besitzt 
auch das subtropische Brasilien eine völlig ähnliche Art, die 
früher deshalb auch vielfach mit der vorigen verwechselt wurde: 
P. eroceus Mitt. Dieser Art mit mehr angedrückten Blättern stellt 
sich (in Sa. Catharina) in der gleichen Provinz P. juniperaceus 
n. sp. mit völlig wachholderartig abstehenden Blättern entgegen. 
Am meisten artenreich sind die Anden: ausser den beiden oben 
Genannten erscheinen dort im Hochlande von Bolivia P. grossidens 
n. sp. und P. integrifolius n. sp. aus Höhen von 4000 und 
12,000 Fuss, auf den Paramos noch P. Trianae m., P. Abriaquiae 
m., P. aristatus Hpe., P. erosus Hpe., in Venezuela P. Valenciae m. 
Die übrigen mir bekannten Arten fallen auf Australien: P. proli- 
ficans n. sp. und P. lagenaceus n. sp. auf Tasmanien, P. innovans 
m. (P. Magellanicus Mitt.) ebendahin, P. glaucus Hpe. auf Neu- 
seeland, P. Arnoldi Hpe. auf die australischen Alpen, wo die Art 
bei 4000° Höhe auf dem Mt. Arnold gesammelt wurde. Es ist 
seltsam, dass die kleinen und mittleren Arten Fruchtstiele ent- 
wickeln, die zu ihrer Höhe sehr lang sind, nur bei den beiden 
Riesen der Section stehen dieselben in keinem Verhältnisse zu der 
Länge des Stammes. Dagegen ziert sich bei P. ciliatus die Mütze 
mit einigen recht ins Auge fallenden Haaren, welche gerade am 
Grunde der Haube ziemlich lang werden. 17 Arten. 


Polytrichaceae, Widerthonmoose. 169 


5. Dendroligötrichum C. Müll. Syn. Muse. I.p. 199 (1848). 
Phalacroma Hook. et Wils. Fl. N. Zel. II. p. 96 (1855). Pflanzen 
sehr hoch, mit langem, kantigem Stamme, der, mit zarten schuppen- 
“artigen Blättchen bekleidet, am Gipfel eine baumartige Veräste- 
lung eingeht; Blätter dieser Aeste aus scheidigem Grunde lang 
lanzettlich und zugespitzt, grob gesägt, mit dicker auf dem Rücken 
ebenfalls gesägter Rippe; Frucht der vorigen Abtheilung, gleich- 
zeitig terminal und lateral; Blüthenstand zweihäusig, männliche 
Blüthe terminal, scheibenförmie. 

Mit dieser Section erreicht die Gattung ihren Glanzpunkt. 
Denn was die Abtheilung Hypnodendron für die Hypnaceen, das 
ist die fragliche für die Polytrichaceen: die Baumform. Den Typus 
hierzu entdeckte Commerson bereits im December 1767 in den 
Buchten der Magelhaens-Strasse, und diese Art müsste deshalb 
recht eigentlich das Polytrichum dendroides Hdw. sein. Es trat 
aber später eine Verwechslung dreier Arten ein, von denen die 
eine nur im Feuerlande wächst und von Hooker u. Wilson 
Polytrichum squamosum genannt wurde, während sie eigentlich 
P. dendroides heissen sollte. Die zweite Art entdeckte Menzies 
in der an Moosen so reichen Dusky-Bay auf Neuseeland, und 
diese ist von der Flora Novae Zelandiae als Polytrichum den- 
droides angesprochen worden, wie sie bis dahin von sämmtlichen 
Bryologen mit diesem Namen belegt wurde. Diese ist mir in den 
herrlichsten Exemplaren durch R. Helms in Greymouth auf der 
Süd-Insel Neuseelands zugegangen und erwies sich als völlig ab- 
weichend. Ich nannte sie darum Catharinea microdendron, und wie 
Helms schreibt, findet sie sich in seiner Umgebung im Caswell- 
Sound, aber sehr selten, und weicht sofort durch die eigenthüm- 
lich krumm gebogenen, fast einseitswendigen Aeste der Krone ab. 
Ob diese Art auch die von Menzies sei, vermag ich nicht zu 
sagen, vermuthe es aber. Eine dritte Art ist Chile eigenthümlich 
(nicht Peru, wie ich nach sicher falscher Angabe des Hb. Berol. 
in meiner Syn. Musc. I. p. 200 angab), und muss in Valdivia 
ziemlich häufig sein, da ich sie wiederholt von Sammlern daher 
bekam. Diese ist die einzige Art, welche bisher mit Früchten 
nach Europa kam und darum vorzugsweise als Cath. dendroides 
angesehen wurde. Ich habe keine Veranlassung, die bisherige 
Classification umzuwerfen und neue Namen zu schaffen; wenn 
man nur weiss, wie eigentlich die Art-Erkenntniss zusammen 
hängt, so, sollte ich meinen, blieben Namen gleichgiltig. Bemer- 
kenswerth ist die grosse Zahl der Früchte, welche die chilenische 
Art erzeugt; ich habe an einem einzigen Exemplare etwa 30 ge- 
zählt. Auch in Bezug auf die Archegonien und Antheridien geht 
bei ihr Alles ins Grosse: jene erscheinen als beträchtlich grosse, 
von zahlreichen, sehr langen, fadenförmigen Saftfäden umgebene, 


170 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


sehr locker gewebte Organe mit trichterförmiger Spitze; diese 
sind ebenfalls sehr gross und umgeben sich mit zahllosen, sehr 
langen, fadenförmigen, an der Spitze bisweilen zellig aufgetriebenen 
Saftfäden. Man bemerke jedoch in der eigenthümlichen Verbreitung 
besagter drei Arten, wie gross hier abermals die Verwandtschaft 
der Floren von Fuögia, Chile und Neuseeland sich ausdrückt. 
Man kann eine so wunderbare Aehnlichkeit der Pflanzen, welche 
sich in der Regel entsprechen, sicher nicht anders erklären, als 
durch die Annahme, dass sowohl die Flora von Fuögia und Val- 
divia, wie die Flora von Neuseeland gleichalterig sein müssen. 
Sonderbar genug kehrt in der Gattung Polytrichum keine einzige 
Art wieder, die sich irgendwie mit Dendroligotrichum vergleichen 
liesse, selbst das Polytrichum alpinum und polare nicht, welche 
doch Beide bei oft anständiger Höhe sich gern und viel verzweigen. 
3 Arten. 


59. Polytrichum Dillen. emend. Hist. Musc. p. 419, Widerthon. 


Pflanzen und Mundbesatz wie bei Catharinea, nur die halb- 
seitige Mütze mit einem glockenförmig die Frucht bedeckenden 
Haarfilze versehen. 

Eigentlich lautet die buchstäbliche Uebersetzung des Namens 
„Vielhaar“. Denn ol£ — schreibt Dillenius a. a. 0. — graeca 
lingua pilum denotat, hine Polytrichum dietum videtur vel a setis, 
vel a foliis numerosis (20/0g, multum), capillorum paene instar 
tenuibus. Foliis tamen aptius, quam setis respondet hoc nomen, 
cum setae aliis muscis collatae, satis crassae sint, et quamvis 
folia etiam minus tenuia sint, quam aliorum multorum muscorum, 
danda tamen venia est Veteribus Botanicis, quod plantis majoribus 
et herbis crassioribus intenti, capillaceum huic generi illarum 
respectu tenuitatem tribuerint.“ Der Name ist hiermit nicht von 
Dillenius erfunden, sondern kommt als Polytrichon schon bei 
Apulejus vor, welcher nach Dillenius eine Art (P. commune) 
mit Oel auszog und sie zur Erhaltung der weiblichen Haare, wie 
er glaubte, mit Erfolg verwendete. Darum auch findet man einige 
dieser Moose mit langen Fruchtstielen wohl auch nach dem Volks- 
munde „Frauenhaar“ genannt; und dieses kam wahrscheinlich 
daher, dass man im ganzen Mittelalter in der Natur gewisse 
Zeichen (signa naturae) zur nützlichen Verwendung der Natur- 
producte sah. In unserem Falle glaubte man also, dass die vor- 
trefflich aussehenden blonden Fruchtstiele so mancher Polytricha, 
weil gewissermassen Haare der Pflanze darstellend, mit den blonden 
Haaren der Frauen in eine medieinische Verbindung zu bringen 
seien. Man hätte das aber nicht von allen Dillen’schen Arten 


Polytrichaceae, Widerthonmoose. 171 


behaupten können; denn unter den 12 von ihm aufgeführten, be- 
schriebenen und abgebildeten Arten stellen die Figuren 8—12 auf 
‚ Tafel LV nur Orthotricha dar, während die Figuren 1—7 der 
54. und 55. Tafel allerdings wirkliche Polytricha sind. In dieser 
Beziehung decken sie sich ausnahmsweise einmal noch mit unserer 
heutigen Classification. 

An und für sich gehören die fraglichen Moose theilweise zu 
den Charakterpflanzen der Erde. Wenn sie in Menge vorkommen. 
wo dies, oft mit Sphagnum verbunden, gewöhnlich einen sumpfigen 
Boden anzeigt, da überziehen sie in der Regel auf weite Strecken 
das Land und drücken demselben ihren Charakter auf. In Sibirien 
unterscheidet man deshalb auch eine Polytrichum-Tundra von der 
Sphagnum-Tundra; um so mehr, als manche Arten (P. commune, 
juniperinum, alpinum, gracile, strietum), besonders die drei zuerst 
Genannten, oft fusshoch werden. In gewisser Beziehung und für 
gewisse niedere Organismen ist das gerade so viel, als ob ihnen 
ein Wald gegeben sei, welcher in hochnordischen Regionen sich 
über viele Quadratmeilen auszudehnen vermag. Selbstverständ- 
lich kann man das auch mit einzelnen Arten von Catharinea 
verbinden. Denn vergegenwärtigt man sich z. B., dass da, wo 
die baumartig wachsenden Oligotricha erscheinen, der Fuss des 
Wanderers tief im Moose zu wandeln hat, so gewinnt das Bild 
eine besondere Bedeutung. Aber auch mit Polytrichum-Arten ist 
das der Fall. Dr. Will, der ein Jahr lang auf der antarktischen 
Insel Süd-Georgien lebte, erzählt Aehnliches von Arten, welche 
dort weite Strecken überziehen. Kein Wunder, dass sich der 
Lappe im Sommer eine Polytrichum-Tundra oft zum Bette wählt. 
Zu diesem Behufe schneidet er je nach seiner Grösse zwei grosse 
Plaggen aus dem Boden, legt die eine als Pfühl mit der Erde 
nach unten, die andere mit der Erde nach oben und hat so als- 
bald seine Bettdecke. Ganz etwas Aehnliches, was die Eskimo- 
Völker mit Sphagnum vollführen. Jedes Land wäre im Stande, 
dies zu thun, weil jedes seine Polytrichum-Arten besitzt: nur 
dass ihre Formen sehr verschieden sind, wie Nachstehendes 
zeigen wird. 


1. Rhacelopus Dz. et Mb. Bryol. Javan. I. p. 37, als Gattung, 
Warzenfruchtstiel. Pflänzchen sehr winzig und einfach; Blättchen 
angepresst, mit scheidigem Grunde, untere sehr kurz, lanzettlich und 
zugespitzt, ganzrandig, diekrippig, ohne Lamellen, aus schmalen 
sechsseitigen langen, am Grunde des Blattes breiteren und durch- 
sichtigen Zellen gewebt; Fruchtstiel im Verhältnisse zu der fast 
stengellosen Pflanze lang und überall warzig rauh: Frucht auf- 
recht cylindrisch, unter der Mündung etwas zusammengezogen, 
sechsfach gefaltet, etwas papillös, mit kurzem, kegelig-zugespitztem 


172 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Deckelchen und einer die ganze Frucht deckenden filzigen, am 
Grunde langhaarigen Haube; Mundbesatz: 32 kurze, abgestumpfte 
Zähne, geformt nach Art der Pogonatum-Arten; Blüthenstand 
zweihäusig. 

Dieses merkwürdige, von Dozy und Molkenboer be- 
schriebene und R. pilifer genannte Moos ist zuerst von Holle 
auf Java gesammelt worden; im November 1865 traf es Dr. Bec- 
cari auch auf Borneo mit Frucht und im Mai 1872, ebenfalls 
mit Frucht, auf Neu-Guinea. Eine zweite, von Mitten R. inermis 
genannte Art, ist mir unbekannt geblieben. Ohne allen Zweifel 
gehört das merkwürdige Moos, mit welchem ich die Gattung 
Polytrichum eröffne, zu diesem, und darum habe ich es im Jahre 
1857 in der Botanischen Zeitung (S. 531) Polytrichum Dozyanum 
genannt, weil wir bereits ein P. piliferum haben. Ich kann diese 
Classification auch heute nicht verlassen. Denn das Moos unter- 
scheidet sich von einer Aloidella, z. B. Gardneriana aus Brasilien, 
in der Tracht so gut wie gar nicht, weicht dagegen durch den 
warzigen Fruchtstiel, welcher allerdings bei Polytrichum einzig 
dasteht, sowie durch das Fehlen der Lamellen auf den Blättern, 
was freilich bei Kelchblättern anderer Polytricha ebenso vor- 
kommt, und das Zellnetz der Blätter ab. Bringt man nun die 
Pflanze zu den Polytrichaceen, was sicher schon des Mundbesatzes 
wegen später wohl geschehen wird, so reichen jene Merkmale in 
keiner Weise aus, eine eigene Gattung zu begründen; im Gegen- 
theile bezeugen sie abermals in einer recht handgreiflichen Weise, 
dass Zellnetz und Blattbau überhaupt, sowie Fruchtstiel und 
Anderes innerhalb desselben Typus beträchtlich abweichen können, 
dass folglich die Natur sich nicht ängstlich an eine bestimmte 
Richtung kettet. 1 Art. 


2. Aloidella C. Müll. Syn. Muse. I. p. 202, Alo&moos. 
Pflanzen sehr niedrig; Blätter am einfachen Stengelchen nur wenig 
vorhanden, aus scheidenartigem Grunde Aloö-artig-lanzettlich, trocken 
mehr oder weniger eingerollt und angepresst, mit Lamellen ver- 
sehen; Frucht auf ziemlich langem Stielchen aufrecht, eiförmig 
oder urnenartig, gern gekrümmt; Blüthenstand zweihäusig. 

Mit der vorigen Section gehören die Arten dieser neuen 
Abtheilung zu den kleinsten der Gattung, sind aber über den 
ganzen Erdkreis verbreitet, obschon verhältnissmässig nur noch 
wenige bekannt wurden. In Europa wird die Section durch 
P. aloides und P. nanum, zwei längst bekannte Arten, vertreten. 
Nordamerika fügte in P. brachyphyllum und P. Pennsylvanicum 
zwei andere, vortrefflich unterschiedene Arten hinzu, und Süd- 
afrika war das dritte Land, welches in P. Capense Hpe. die fünfte 
Art vor 40 Jahren lieferte. Seitdem hat die Abtheilung einen 


Polytrichaceae, Widerthonmoose. 173 


nicht unerheblichen Zuwachs erlebt: durch P. Gardneri m. in 
Brasilien, P. Wrightii n. sp. auf Cuba, P. varians Hpe. und P. 
neglectum Hpe. in Neu-Granada, P. perpusillum m. in Paraguay, 
für Südamerika. Etwas kräftiger, mehr Blattrosetten bildend, 
werden die indischen Arten: P. integerrimum Hpe. vom Sikkim- 
Himalaya (8 bis 10,000 F, hoch wohnend), P. tortipes Wils. 
ebendaher und P. Thomsoni Mitt. aus Bhotan. Japan besitzt P. 
trachythecium n. sp., eine dem P. aloides nahe stehende Art mit 
viel längerem Fruchtstiele und Stengel; ferner P. spinulosum Mitt. 
(sub Pogonato) und P. Bisseti n. sp. (Pogonatum Himalayanum 
Mitt.) und P. leptothele n. sp. auf dem Fusiyama, mit sehr zart- 
warziger Frucht und viel niedrigerem Stengel, als die erste Art. 
Dem P. Bisseti im Habitus nahe verwandt ist P. Otaruense Bescher. 
mit sehr kurzer Seta. Auch das chinesische Yünnan schliesst 
sich als Ausläufer des Himalaya mit P. Yünnanense Bescher. an. 
Die Canarischen Inseln erzeugten in P. subaloides m. eine dem 
europäischen P. aloides sehr nahe stehende Art, während Südafrika 
in P. Borgenii Hpe., und Madagascar in P. obtusatulum n. sp. 
eine dem F. Gardneri sehr ähnliche Art entwickelten. P. nano- 
carpum n. sp. von Walhalla in Gippsland, wo es Tisdall 1884 
sammelte, schliesst sich wieder an die kräftigere Form von P. 
aloides an. Oceanien endlich gab ebenso in P. Taitense Bescher. 
von Tahiti und P. Baldwini n. sp. von Hawaii zwei ganz euro- 
päisch geformte derbere Arten. 25 Arten. 


3. Cephalotrichum Br. et Sch. Bryol. Eur. Fasc. 21/22, 
Pogonatum, als Gattung. Pflanzen etwas höher wie die vorigen, 
aber ebenfalls einfach, am Grunde nackt, an dem Gipfel schopf- 
oder rosettenartig beblättert; Blätter im feuchten Zustande wach- 
holderartig abstehend, steif, lamellös, am Grunde scheidig; Frucht 
auf ziemlich langem Stielchen aufrecht eylindrisch, daher, bedeckt 
mit der filzigen Haube, gewöhnlich walzenförmig, mit gewölbtem, 
aber dann geschnäbeltem Deckelchen, glatt; Blüthenstand zwei- 
häusig. 

In der Synopsis Muscorum habe ich 4 Arten beschrieben: 
P. oligodus aus Chile, P. Simense aus Abessinien, P. perichaetiale 
Mtge. aus den Neilgherries und P. subulatum aus Neuseeland. 
Seit jener langen Zeit habe ich noch 10 andere Arten kennen 
gelernt: P. Thomsoni Mitt. aus Tibet, P. humile Hpe. aus einer 
Höhe von 10—11,000 F. des Sikkim-Himalaya, P. cuspidatum 
Bescher., Bescherellei Hpe., Schmitzianum Lrtz. und S Sartorii n. sp. 
aus Mexiko, P. Carionisi n. sp. und volvatum n. sp. aus Guate- 
mala, P. Jamesoni Tayl. aus den Anden von Quito (11,000°) und 
Neu-Granadas (8290), P. subdentatum Hpe. aus den Anden von 
Peru, P. polysetum Hook. et Arn. aus den Anden von Quito, 


174 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


und P. plurisetum m. von den argentinischen Cordilleren Saltas 
und Tucumans, aber auch Bolivias. Es geht daraus hervor, dass 
sämmtliche Arten alpine oder doch Hochgebirgsbewohner sind; 
in dieser Eigenschaft ist es aber auch um so bemerkenswerther, 
dass sie gern dazu neigen, mehrere Fruchtstiele aus einem ein- 
zigen Kelche zu treiben. Dies, die oft niedliche Blattrosette und 
die meist recht lange cylindrische, völlig gerade Frucht mit dem 
sie gänzlich bekleidenden Mützchen, das sich am Grunde der 
Kapsel um den Fruchtstiel herum schlingt, macht sie zu sehr 
niedlichen Moosen, welche zwar Pogonatum sehr nahe stehen, aber 
nach diesen Merkmalen leicht getrennt werden können. 14 Arten. 


4. Pogonätum Brid. Bryol. univ. II. p. 107 als Gattung, 
Filzmütze. Pflanzen viel höher als die vorigen, mehr Eupoly- 
trichum ähnlich und auch oft verzweigt; Blätter dachziegelartig 
über einander, feucht wachholderartig abstehend, derb, am Rande 
und Rücken meist gezähnt; Frucht auf ziemlich langem Stiele 
cylindrisch, gern geneigt oder gekrümmt, glatt, mit gewöhnlich 
urnenförmigem Munde; Mütze etwas kürzer wie vorher; Blüthen- 
stand zweihäusig. 

Die Auffassung, welche Bridel mit seinem Pogonatum ver- 
band, ist eine von der meinigen völlig verschiedene. Es stecken 
darunter alle diejenigen Arten, deren Frucht keine kantigen, 
sondern gleichmässige Wände bildet, so dass Aloidella, Cephalo- 
trichum, Pogonatum, Oedipyxis und Catharinella darin enthalten 
sind. Ich selbst verstehe darunter nur diejenigen Arten, welche 
eine ähnliche Tracht besitzen, wie unser P. urnigerum, aber auch 
durch gekräuselte Blätter an Catharinella herantreten, von welcher 
sie wegen einer glatten Frucht abweichen. Es sind Polytricha 
capsula cylindracea angusta aequali plus minus curvata sub ore 
coarctata, und deren giebt es auf dem Erdenrunde eine ganze 
Menge, die man nicht so ohne Weiteres mit anders gestalteten 
Arten zusammenwürfeln kann, wenn man es sich überhaupt an- 
gelegen sein lässt, Verwandtes mit Verwandtem zu gruppiren. 
Wenn man meine Synopsis vergleichen will, wird man finden, 
dass ich hier von jenem Pogonatum, wie ich es vor 40 Jahren 
auffasste, noch Oedipyxis abgeschieden habe, was man sicher billigen 
wird, sobald man ernstlich die betreffenden Moose mit einander 
vergleicht. Man wird eben erst schärfer im Sehen und Erkennen 
der Verwandtschaften, je mehr man Arten von der ganzen Welt 
kennen gelernt hat. Nach diesen Bemerkungen giebt es in Europa 
nur -eine einzige Art von Pogonatum in meinem Sinn: P. urni- 
serum, und ebenso hat Nordamerika das schöne, diesem aber nahe 
verwandte P. dentatum Menz., von Menzies im nordisch-pacifischen 
Theile geammelt, hervorgebracht. In Central-Amerika nehmen die 


Polytrichaceae, Widerthonmoose. 175 


Arten kräftigere Formen an, womit in der Regel kürzere Frucht- 
stiele verbunden sind. So bei den mexikanischen P. Liebmanni 
Schpr., nigrescens Bescher., macrocoma Schpr., Mülleri ej., sub- 
flexuosum Lrtz. (glaciale Mitt.), eylindrieum Schpr. und wohl 
auch P. Andrieuxii Lrtz.; nur P. leptopelma n. sp. aus Guatemala 
nähert sich ganz wieder dem P. urnigerum. Aehnliches geschieht 
auf den südamerikanischen Anden: dort nimmt P. flexuosum m. 
von der Silla de Caracas dieselbe kräftige Form, mit kurzem 
Fruchtstiele, an, während P. psilopiloides m. vom Paramo de 
Sonson in Antioquia (10—12,000'), sowie P. Andinum Hpe. aus 
Neu-Granada (8289) unser P. urnigerum vertritt. Auf den Ge- 
birgen der Sunda-Inseln geschieht Letzteres durch P. microphyllum 
Dz. et Mb., clavatum eor. und Junghuhnianum eor., auf denen 
der Philippinen durch P. albo-marginatum m., auf dem Himalaya 
durch P. Himalayanum Mitt. und microstomum R. Br., welches 
auch auf Ceylon auftritt, in den Gebirgen von Birma durch 
P. Feae n. sp. mit gekräuselten Blättern, in denen von Yünnan 
bei P. paucidens Bescher. mit anliegenden. Japan weicht insofern 
ab, als P. eircinnatulum n. sp. aus dem Hakonegebirge gekräuselte 
Blätter trägt, womit es zu Catharinella hinüber spielt, während 
es in P. angustatum Brother. allerdings sich dicht an P. urnigerum 
anschliesst, welches auf der Insel Jeso ebenfalls auftaucht. Auch 
P. rhopalophorum Bescher. neigt zu krausem Laube. Auf der 
Insel Bourbon bewohnt P. gracilisetum Bescher., wie P. urnigerum 
die Gebirge, nur mehr mit kurzer Frucht. Australien hat bis 
jetzt nur zwei Arten von Neuseeland geliefert, die Gleiches thun: 
P. nano-urnigerum n. sp. u. P. Maoriae n. sp., welches mir 
R. Helms sendete; in Neu-Caledonien erscheint P. Neo-caledonicum 
Bescher. auf dem Mont Arago. Eine sonderbare Ausnahme macht 
P. Nukahivense m. (Bot. Zeit. 1859, p. 205) von Pogonatum, indem 
es mit der Tracht des P. juniperinum oder commune eine lang 
gestielte, aufrechte, grosse, glatte Frucht verbindet. Diese Art passt 
zu der vorigen sehr wenig, vertritt vielleicht auf den Marquesas- 
Inseln eine eigene Section von Polytrichum, doch wage ich die- 
selbe aus Mangel an verwandten Arten, welche die Einsicht 
bessern könnten, nicht aufzustellen. 29 Arten. 


5. Oedipyxis C. Müll., Dickfrucht. Pflanzen ganz wie 
die vorigen, gern verzweigt, nur die Frucht bildet eine schief ge- 
stellte, eiförmige, kurze oder eine sehr kräftige cubisch-eiförmige, 
mehr oder minder horizontale Kapsel. 

Das beste Muster dieser Arten giebt P. alpinum ab, und in 
der That sind die meisten Glieder der Abtheilung polarische oder 
doch Hochgebirgsbewohner. Es giebt aber auch hier wieder 
zweierlei Formen. Die eine ist ganz das Abbild von P. alpinum, 


s 


176 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


und hierzu rechnet sich das schöne P. Macouni Kdbg. aus dem 
britischen Columbien, ferner P. polare m., wie auch P. austro- 
alpinum m. von Süd-Georgien, ganz ein kleines Abbild unseres 
P. alpinum, endlich P. pseudo-alpinum m. von den australischen 
Alpen, wo es v. Müller 6000 F. hoch auf dem Cobberas sammelte. 
Diesen Arten steht nach seiner kurzen geneigten Kapsel mein 
P. Wallisi von den Hochgebirgen der Philippinen am nächsten, 
weicht aber durch seine zarteren Stengel wieder ab und neigt zu 
P. urnigerum. , Gleiches vollführen, doch bei weitem zwergiger, 
P. longidens Angstr., dasselbe schöne Moos, welches man als P. 
capillare kennt und welches ein echt lappisches ist, ferner mein 
P. loricalyx und mein P. miecro-capillare von der Tschuktschen- 
Halbinsel. Letzteres ist vielleicht Pogonatum lamellosum James 
in Annual report of the board of regents of the Smithsonian In- 
stitution, 1867, p. 461. Man könnte die eine Hälfte als natür- 
liche Gruppe der alpina, die zweite der capillaria bezeichnen, 
wenn man diese dıei letzten Arten nicht lieber zu den vorigen 
bringen will. Ganz eigenthümlich ist P. sphaerothecium Bescher. 
vom nördlichen Nippon mit sehr kurzem, gekrümmtem Fruchtstielchen 
und unverhältnissmässig grosser, kugeliger Frucht. 10 Arten. 


6. Catharinella C. Müll. Syn. M. I. p. 213. Pflanzen 
niedrig oder hoch, meist mit gekräuselten Blättern, Blätter meist 
breit, sparrig-abstehend, ähnlich den Atrichum-Arten, grünlich; 
Frucht terminal und lateral, eylindrisch, gestreift oder gerieft; 
Blüthenstand zweihäusig. 

Von dieser Abtheilung besitzt Europa keine einzige Art, da- 
gegen hat Nordamerika zwei Arten aufzuweisen: P. contortum 
Menz., welches Menzies an der pacifischen Küste entdeckte, wo es 
weit verbreitet scheint, und P. atrovirens Mitt. von Sitcha. Auch 
Japan, wenigstens die Insel Sachalin, enthält eine ähnliche Art: 
P. Japonicum Sull. et Lesq. (in Rodgers North Pacif. Explor. 
Exped.). Es sind dies Moose von sehr schlankem Wuchse mit sehr 
dünnem Stengel, sehr gekräuselten Blättern und kurz gestielten 
Früchten. In Brasilien bewohnt P. serricolum n. sp. die Serra 
Geral in Sa. Catharina. In Westindien kommt diese Form auch 
vor, aber zugleich mit einer anderen, bei welcher die Blätter 
weniger gekräuselt und starrer, die Fruchtstiele länger sind, wo- 
durch sich die betreffenden Moose recht von einander unter- 
scheiden würden, wenn nicht so viele Uebergänge vorhanden 
wären. Zu der ersten Form mit kurz gestielten Früchten gehören 
dort P. tortile Sw., pseudo-laterale Bescher., Pleanum ej., Sintenisii 
n. sp., Cubense Sulliv., glaucinum Bescher., von Guadeloupe, 
Martinique, Portorico, Cuba und Domingo. Etwas länger gestielte, 
und dann auch terminale Früchte zeigen P. imbrieatum n. sp. 


Polytrichaceae, Widerthonmoose. 177 


und P. parvum n. sp. von Portorico. Doch. hält diese Eigenthüm- 
lichkeit nicht consequent vor: P. Polakowskyi m. aus Costarica 
hat kurze und doch terminale: Fruchtstiele, während P. Oerste- 
‚dianum n. sp. aus Costarica wieder relativ lange Seten und doch 
bei terminalem Stande hat. So wechselt es bei P. Sartorii m. aus 
Mexico, P. octangulare m. und P. Hoffmanni m. aus Costarica, 
so dass Letzteres z. B. ganz an unser P. aloides erinnert, bei P. 
albo-vaginatum Hpe. und subgracile Hpe. von Veracruz (Bot. Zeit. 
1870. Nr. 4). Auch die Arten des andinischen Amerikas machen 
davon keine Ausnahme: P. campylocarpum m. aus Venezuela, P. 
purpurascens Hpe. aus Neu-Granada, P. varians Lrtz. aus Ecuador, 
und ebenso wenig P. camptocaulon n. sp. aus Minas Geraös. Es 
ist ganz wunderbar, wie in weitentfernten Ländern der heissen 
Zone ganz gleiche Formen wiederkehren. So entsprechen P. War- 
burgi n. sp. von Celebes, ferner P. trachypelma n. sp. von Su- 
matra, und P. subtortile m. von Java und den Philippinen dem 
westindischen P. tortile, und die vielen indischen Arten wieder- 
holen mehr ‘oder weniger das Gleiche: P. gymnophyllum Mitt. 
und P. semilamellatum ej. in Bhotan, P. nudiusculum Mitt. und 
P. marginatum Mitt. auf Ceylon, P. Bavianum n. sp. in Tongking, 
P. hexagonum Mitt., striatum Hpe., proliferum Mitt., rufisetum ej. 
im Himalaya, P. Assamicum n. sp. in Assam, P. Birmense Hpe. in 
Birma, P. Neesii m. in den Neilgherries und auf Java, P. semi- 
nudum Mitt. um Madras:; weniger P. fuscatum Mitt. aus den Ge- 
birgen von Khasia, das sehr zarte und zugespitzte Blätter hat. 
Japan scheint in P. longicollum Mitt. eine ähnliche Art zu be- 
sitzen; ebenso in P. Akitense Bescher. Selbst Afrika ist davon 
nicht ausgenommen. Die Insel Mauritius besitzt ihr P. Belangeri 
m., die westafrikanische Insel $. Thome ihr P. rubenti-viride m. 
und Molleri m., Madagascar sein P. Hildebrandti n. sp., Südafrika 
sein P. Borgenii Hpe. in Natal und sein P. Transvaaliense n. sp. 
auf den Goldminen von Transvaal, Kamerun sein P. flexibilifolium 
n. sp. und P. breviurnaceum n. sp. Australien ernährt P. Austra- 
lasicum Hpe. et C. Müll. sowohl auf dem östlichen Festlande, als 
auch auf den Inseln Tasmanien und Neuseeland, Gippsland P. Tys- 
daleanum n. sp., Neu-Süd-Wales P. Camarae n. sp. und brachy- 
podum n. sp. Auf den Neuen Hebriden wohnt P. Collieanum n. sp., 
auf den Fidschi-Inseln P. Graeffeanum m. Alle diese Arten haben 
die Eigenthümlichkeit, die Riefen ihrer Früchte, je nach der 
Species, in bestimmter Anzahl und erst mit zunehmender Reife 
zu entwickeln. Bald sind sie zwergig, wie P. aloides, bald mitt- 
lerer, bald bedeutenderer Höhe; der Stengel wächst straff oder 
knieförmig aufwärts; die Blätter liegen dachziegelförmig locker 
oder auch mehr oder weniger bedeutend gekräuselt; der Fruchtstiel 
ändert nach Stellung, Höhe und Straffheit beträchtlich; die Frucht 
C Müller Hal. Genera muscorum. 12 


178 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


wechselt in gerader oder gekrümmter Formung, nach Zahl und 
Breite der Riefen u. s. w. Wie sie aber auch ändern mögen, 
immer ähneln sie sich und bereiten deshalb dem Beobachter 
Schwierigkeiten in der Bestimmung, da die Merkmale oft in 
Kleinigkeiten gefunden werden müssen, die aber constant sind. 
Man kann diese Arten als Catharinellae tortiles unterscheiden. 
56 Arten. 

Eine zweite Form reicht an Stattlichkeit weit über die 
vorigen Arten hinaus und kann zur Aufstellung einer eigenen 
Gruppe, der Catharinellae macrophyllae Veranlassung geben. 
Sie sind die Riesen der Section, deren Stengel meist vielfach ge- 
bogen zu Fusshöhe emporstreben können, und deren Blätter um 
ein Namhaftes die der vorigen Arten an Länge und Breite über- 
treffen. Herrliche, aber selten erreichbare Moose, bewohnen sie 
nur die höheren Regionen des tropischen Amerikas, der Sunda- 
Inseln und des Himalayas, sowie des oceanischen Afrikas und 
entwickeln bei terminalem oder lateralem Fruchtstand durchgängig 
kurze Fruchtstiele, kräftige ceylindrische, aber gekrümmte, unter 
dem Munde zusammengezogene Kapseln, kurze, kegelförmige Deckel 
und kurze, breite Mützen. Ich kenne bis jetzt selbst nur folgende 
Arten: für den indischen Archipel P. leucomitrium Hsch. und 
macrophyllum Dz. et Mb. (pachycarpum Hpe.), für den Sikkim- 
Himalaya P. fastigiatum Mitt., für Neu-Granada P. Ocafianum 
n. sp. in der Provinz Antioquia, und P. semipellucidum Hpe., das 
bis 2200 m und darüber geht, für Costarica P. Humboldtianum 
Hpe., für Guatemala P. Bernouillii n. sp., eines der stattlichsten 
Moose dieser Gruppe. Die Afrikaner gehören der Insel Bourbon 
(P. convolutum Brid.) und Madagascar (P. Rutenbergii m.) an, 
ohne jedoch die Stattlichkeit der meisten vorher genannten Arten 
zu erreichen. 9 Arten. 


7. Eupolytrichum C. Müll. Syn. M. I. p. 217. Pflanzen 
meist kräftig und hoch, in der Regel unverzweigt, am Grunde 
mit sehr kleinen Blättchen oder blattlos, nach oben hin durch 
Grösse und Dichte der Blätter zunehmend; Blätter selbst starr 
und derb, wachholderartig, lanzettlich, mit an der Spitze endender 
oder grannenartig heraustretender, auf dem Rücken oft gezähnter 
Rippe, mit ganzem oder grob gesägtem, einfach oder doppelt ge- 
zähntem Rande, auf der inneren Rippe und Seite mit mehr oder 
weniger kräftigen Lamellen, mit sehr entwickelter Scheide am 
Grunde, feucht abstehend, trocken angepresst oder zurückgekrümmt; 
Frucht auf kurzem oder langem, meist terminalem kräftigem Stiele, 
aufrecht, im Alter meist geneist oder nickend, cubisch mit 
4—6 Kanten, am Grunde mit einem knopf- oder scheibenförmigen 


Polytrichaceae, Widerthonmoose. 179 


Ansatze (apophysis); Blüthenstand zweihäusig: männliche Blüthe 
scheibenförmig. 

Diese Abtheilung ist die reichste aller Sectionen; denn sie 
- bewohnt die ganze Erde, alle Zonen, alle Regionen und kann von 
Niemandem verkannt werden, der nur einmal eine hierher gehörige 
Art kennen lernte: die cubische, mehr oder weniger scharfkantige 
Frucht mit dem Ansatze am Grunde, der sie zu einem wahrhaft 
schönen Gefässe macht, entscheidet sofort. Als ich die Synopsis 
Muscorum schrieb, kannte ich (1848) nur 14 Arten, nachgerade 
aber hat sich ihre Zahl bis auf 80 in meiner Sammlung allein 
erhöht, und eine so grosse Zahl macht es nothwendig, die 
innere Gliederung zu untersuchen, um eine bessere Einsicht in 
ihre Formungen zu gewinnen. Im grossen Ganzen lässt sich aber 
von vornherein sagen, dass diese Gliederung keine so gewaltige 
ist, dass alle Gruppen schroff nebeneinander zu stehen kämen. 
Schimper suchte die 7 europäischen Arten, welche ihm die 
eigentliche Gattung Polytrichum bilden, in zwei Reihen aufzu- 
lösen: Polytricha quadrangularia und P. sexangularia. Allein, 
hierin kann, nach der Zahl der Fruchtkanten, niemals der natür- 
liche Habitus seinen Ausdruck finden. In Folge dessen habe ich 
mich durch die Art der Blatt-Imbrication, durch den Bau des 
Stengels und des Blattes leiten lassen, um das Heer der Arten 
doch einigermassen unter bestimmte Categorien zu bringen, die 
den Verwandtschaftskreisen entsprechen mögen. Es sind Folgende: 


a) Polytricha pilifera. Pflanzen meist niedrig und einfach 
oder höher und verzweigt: Blätter mit einer hellen, haarartigen 
Granne versehen. ' 

Diese hübsche Form ist bereits in unserem P. piliferum hin- 
reichend typisch ausgeprägt: einem Moose, das die ganze nördliche 
Halbkugel in deren Norden bewohnt, in Californien und Alaska 
aber in der Form laevipilum Hpe. beträchtlich höher wird. Hierzu 
entdeckte Kindberg bei Kongsvold im Dovrefjeld das zwergige 
P. boreale Kdbg. Eine ganz ähnliche Form taucht auf der süd- 
lichen Halbkugel als Gegenfüssler auf: P. tuberculosum m. auf 
dem antarktischen Kerguelenslande. Die gleiche Form, d. i. ein 
nur mit einem kleinen Blätterschopfe gekrönter kurzer Stengel, 
beherbergt das patagonische Argentinien in der Sierra Ventana, 
und zwar in P. Patagonicum n. sp., welches P. G. Lorentz 1881 
sammelte, und welches sich durch eine recht kleine Frucht aus- 
zeichnet. Im Jahre 1871 sammelte er in der Sierra de Cordoba 
leider steril das P. stolonigerum n. sp., das seine weissen Haare bald 
verliert. Eine fünfte Art (P. pilifolium n. sp.) sendete mir Dr. Spe- 
gazzini 1886 aus La Plata in Argentinien, leider ohne Frucht, 


eine andere (P. Spegazzinii m.), aus dem südlichen Feuerlande, mit 
1a= 


180 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


kurzer, hyaliner Blattspitze. Die schönste Form dieser Abtheilung 
bleibt jedoch P. hyperboreum R. Br., dessen zwei Zoll hohe 
Stengelchen ganz wie P. alpinum sich verzweigen und ein überaus 
hübsches, reichlich fruchtendes Moos gestalten, das ich von der 
Tschuktschen-Halbinsel durch die Gebr. Krause empfing, welches 
aber auch sonst im nordischen Polarlande vegetirt. Selbst der 
grasige Scheitel des afrikanischen Riesenberges Kilima-Ndscharo 
wird noch zwischen 3000—4000 m von einer zierlichen Art (P. 
nano-globulus m.) mit kugeliger Krone bewohnt. 9 Arten. 


b) Polytricha secundifolia. Pflanzen ausgedehnte Rasen 
bildend; Stengel in der Regel niederliegend, starr; Blätter ein- 
seitswendig, stumpf zugespitzt, mit ganzem, selten an der Spitze 
sezähneltem Rande, glänzend, oft wie gefirnisst. 

Es giebt nur eine einzige europäische Art, welche den Typus 
für diese Gruppe liefert, und selbige ist das charakteristische, 
hoch-alpine P. sexangulare Flörke. Dasselbe stellt gleichsam die On- 
cophorusform der Polytricha mit seinen einseitswendigen Blättern 
dar. Ich kenne keine zweite Art, die auch nur einigermassen 
mit ihm verglichen werden könnte. Auf den Alpen bezeichnet 
sein Vorkommen über oft weite Strecken immer eine bedeutende 
Erhebung, welche nicht unter 7000 F. betragen mag. Im diesen 
Teppich verweben sich gern auch die alpinen, kriechenden Zwerg- 
Weiden und andere kleinere Alpenpflanzen. In Norwegen, Lapp- 
land und auf den höchsten Spitzen der Felsengebirge sinkt zwar 
das schöne Moos zu einem Liliput herab, dessen wenige Blätter 
mehr steif aufrecht stehen, doch ist es dann immer noch an seinen 
firniss-glänzenden Blättchen zu erkennen. Eine ganz ausgezeichnete 
Art von hohem schlankem Wuchse lieferte der Kilima-Ndscharo in P. 
Höhneli m. Hierzu gab der Sikkim-Himalaya noch P. xanthopilum 
Wils., welches dem alpinen recht ähnelt, und P. dasyphyllum m. 
(P. densifolium Wils. non Hpe.), das aber weit schmälere, borsten- 
artige Blätter hat. 4 Arten. 


c) Polytricha appressifolia. Pflanzen von verschiedener 
Höhe, bald schmächtig, bald kräftig, einfach, sehr selten an der 
Spitze getheilt, am Grunde mehr oder minder nackt, nach oben 
mit dicht anliegenden, allerdings in der Feuchtigkeit immer 
wachholderartig abstehenden, kurzen Blättern, jedenfalls in der 
Trockenheit einen mehr oder minder walzenförmigen Stengel er- 
zeugend. 

Von dieser Form besitzt der Norden der nördlichen Halb- 
kugel nur eine einzige Art: das zweifellos schöne P. strietum 
Menz., das ich hier mit Schimper wieder als eigene Art her- 
stelle, nachdem es gewöhnlich mit P. juniperinum zusammen ge- 


Polytrichaceae, Widerthonmoose. 181 


worfen worden ist. Dieselbe Form mit schlanken Stengeln, welche 
sich bei der europäisch-asiatisch-nordamerikanischen Art oft bis 
über 1'/, Fuss verlängern, kommt auch auf der entgegengesetzten 
Halbkugel auf Süd-Georgien in P. macroraphis m. vor, welches 
daselbst das Hoch-Plateau in fusshohen Schichten auf weite Strecken 
hin bekleidet und so den steinigen Boden verhüllt. Selbst die 
tropische Zone kennt die schöne Form; denn in Minas Geraös 
fand Regnell das schlanke P. erectifolium Brother. und in den 
tiefen Sümpfen der Campos de Boa Vista in Santa Catharina 
(Brasilien) sammelte mein eigener Neffe, Ernst Ule, in einer Er- 
hebung von über 1000 m das schöne P. micropyxis n. sp. mit 
sechsseitiger Kapsel, und ebenso überzieht das nicht weniger 
schöne P. rhynchomitrium m. den Paramo de Sonson in Antioquia 
(Columbien) bei 10—12000 F. Erhebung. In den argentinischen 
Cordilleren sammelte P. G. Lorentz auf der Cuesta de Calderia 
und der Cuesta de Pinos P. tumescens n. sp. und P. pygmaeo- 
caulon n. sp., auf den Gebirgen Kameruns P. Dusen das niedliche 
P. Duseni n. sp. Diese Arten erzeugen kleinere Früchte, als sie 
die anderen Abtheilungen zu führen pflegen, und bilden einen 
eigenen kleinen Formenkreis, den man die Polytricha stricta 
nennen kann. 9 Arten. 

Ein zweiter Kreis schliesst sich eng an ihn an, weicht aber 
durch etwas dickere, fast keulenartig zulaufende Stengel mit noch 
dichter über einander liegenden Blättern ab und könnte darum 
die Polytricha clavata bilden. Auch hierher gehören nur 
wenige Arten, meist dem oceanischen Afrika eigenthümlich: P. 
Pervillei Bescher. vom nordöstlichen Madagascar, P. subpilosum 
P. B. von der Insel Bourbon, P. integrum m. von der Insel 
Tristan da Cunha, P. parvisetum n. sp. und P. robustum n. sp. 
aus Ost-Imerina im centralen Madagascar, wo sie der verstorbene 
J. M. Hildebrandt fand. Letzteres, der Glanz aller Eupolytricha 
überhaupt, ist ein fast fusshohes Moos mit äusserst kräftigen, 
nach oben hin immer dicker werdenden und an der Spitze gewöhn- 
lich in 2—4 kurze, starre, fruchtbare Zweige gabelartig getheilten 
Stengeln, mit höchst kräftigen und langen Fruchtstielen, wozu die 
an sich recht kräftigen Kapseln doch nur klein erscheinen. Eine 
letzte Art, von Neuseeland, wo sie R. Helms 1885 sammelte, weicht 
durch kurze Fruchtstiele und eine schöne rostbraune Färbung 
der Blätter — weshalb ich sie auch P. rubiginosum n. sp. nannte 
augenblicklich von den Vorigen ab, die sich durch eine dunkle, 
fast schwärzliche Färbung neben sie stellen. 5 Arten. 

Letzteres leitet bereits über zu einem dritten Kreise, den 
ich die Polytricha microcephala nenne. Es sind das kleine 
zarte Moose, welche nur ein sehr kurzes, verdicktes Stämmchen 
bilden, als ob sie nur ein kleines Blatt-Köpfehen trügen. Sie 


182 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


gehören der australischen Region an und theilen sich wiederum 
in zwei Gruppen. Die eine ist antarktisch und trägt die kleinsten 
Köpfchen: P. microcephalum m. auf Kerguelens-Lande, P. nano- 
cephalum n. sp. auf Süd-Georgien, P. trachynotum m. auf dem 
südlichen Feuerlande. Die andere ist rein australisch und ver- 
längert ihre Stämmehen mehr oder minder keulenförmig: P. Sul- 
livani Hpe. aus den Grampians, P. Tisdallii n. sp. aus Gippsland, 
P. Beccarii n. sp. auf Tasmanien und P. densifolium Hpe. von 
dem subalpinen Hochlande des Mt. Wellington in Victoria; alles 
Hochgebirgs-Moose. 7 Arten. 


d) Polytricha juniperifolia. Mit diesen Moosen gelangen 
wir zu der verbreitetsten Polytrichum-Form der Erde. Es sind 
Pflanzen mit mehr oder weniger kräftigen Stengeln, die unver- 
zweigt ihre wachholderartigen Blätter in der Trockenheit recht 
ungleich, oft verworren (folia horrida), häufig zurückgeschlagen, 
mindestens locker genug stellen. 

Es giebt von ihnen zwei Formenkreise. Der eine wiederholt 
die Polytricha microcephala in weit kräftigerer Gestaltung, doch 
immer so, dass man die Hauptform mit den nicht völlig anliegen- 
den, sondern abstehenden (folia patula) Blättern leicht heraus 
erkennt. Es giebt mithin eine kürzere und eine längere Form. 
Die erstere kann man etwa mit dem niedrigen P. piliferum ver- 
gleichen, und diese Form findet sich ebenso im tropischen Amerika, 
wie in Australien und Afrika. So besitzt Nordamerika P. Ohioense 
Ren. et Card., Mexico: P. juniperiforme Schpr., und P. aristatum 
ej.. Costarica: P. rhacomitrium n. sp., Guatemala: P. angustifolium 
Schpr. Auch das andinische Amerika kennt diese Form: der 
Chimborazo P. Chimborassi Lrtz. bei 9—10000 F., der Vulcan 
Pichincha bei Quito P. aequinoctiale Lrtz. bei 9—10500 F., der 
Paramo von Sonson in Antioquia (Columbien) bei 10—12000 F. 
P. thysanomitrium m., Bolivia P. cuspidirostrum Schpr., Venezuela 
P. brachymitrium m., Ecuador P. substrietum Hpe. und abermals 
Bolivia (6000) P. angusticaule n. sp., die Insel S. Domingo P. 
breviceps n. sp. bei 6969 F. Doch beherbergt selbst die tropische 
Region Brasiliens diese Form in P. lanipes n. sp. auf der Insel 
Santa Catharina, P. Petersianum m. (ehemals von mir in der 
Linnaea 1874. p. 575 als Pogonatum beschrieben) bei Neu-Frei- 
burg und P. pyenocarpum 'n. sp. auf dem Corcovado und der 
Tijuca bei Rio de Janeiro. Diese Arten dürften am besten als 
Polytricha brachycaulia bezeichnet werden, wie das auch 
mit den australischen Arten der Fall ist. Von hier kenne ich 
P. cypellomitrium und ryparomitrium, beides neue Arten aus Neu- 
Süd-Wales; P. recurvipilum n. sp. aus dem Braidwood-Districte 
(3000 F. hoch); ferner P. longipilum und obliquirostre, beides 


Polytrichaceae, Widerthonmoose. 183 


neue Arten aus den Grampians in Victoria. Südafrika giebt P. 
Rehmanni n. sp. dazu, der Comoren-Archipel P. Comorense n. sp., 
Madagascar P. juniperellum n. sp., der Kilima-Ndscharo (3000 bis 
4000 m) P. pungens m. 

Ich bemerke ausdrücklich, dass zwischen den genannten und 
den übrigen Arten kein anderer Unterschied besteht, als jener der 
Stengelhöhe. In der vorigen Gruppe habe ich diejenigen ver- 
einigt, welche etwa die Höhe von 1—3 Zoll erreichen, und diese 
machen allerdings einen anderen Eindruck, wie jene, die über 
dieses. Maass weit hinaus reichen, wie z. B. ein fusslanges P. 
commune oder juniperinum. Sobald sich aber die exotischen Arten 
einer solchen Grösse nähern und dem vorhin angegebenen Typus 
folgen, so werden sie gemeiniglich dem P. juniperinum so ähnlich, 
dass in den Bestimmungen der Herbarien die grösste Verwirrung 
herrscht, indem man in der Regel ohne Weiteres ein P. juniperinum 
voraussetzt, wo möglicher Weise eine ganz andere Art vorliegen 
kann. Doch hat man auf Form der Mütze und Kapsel hier 
ebenso zu merken, wie auf Bau und Zahl der Zähne, Form des 
Blattes u. s. w. Auch hier spielt, trotz aller Aehnlichkeit, die 
Imbrication der Blätter eine grosse Rolle. So nimmt P. Iycopo- 
dioides n. sp. von Tasmanien durch die schlaffe Imbrication seiner 
flachen, etwas abstehenden Blätter ganz die Tracht eines Lyco- 
podium linifolium an. Eine eigene stattliche Form entwickelt sich 
im oceanischen Afrika dadurch, dass ein langer Stengel am Grunde 
mehr oder minder nackt oder doch nur filzig bis zu einer be- 
trächtlichen Höhe erscheint, von wo aus er eine kräftige Spindel 
dicht gehäufter, aber abstehender oder zurück geschlagener Blätter 
bildet: P. Mahense Bescher. von den Seychellen, P. elatum Schw. 
von Isle de France, P. calopogon Bescher. und P. Mauritianum 
n. sp. von der Insel Mauritius, weniger P. subformosum Bescher. 
und -P. purpurellum ej. von der Insel Bourbon. Die Ersteren 
treten dadurch noch ganz besonders hervor, dass sie durch unge- 
wöhnlich lange, terminale Fruchtstiele ihre Höhe noch grösser 
machen, durch sehr grosse Früchte das Kräftige ihrer Erscheinung 
wesentlich erhöhen. Denn man bemerkt sogleich den grossen 
Abstand bei P. assimile Hpe. aus dem tropischen Brasilien, wenn 
diese beiden Organe nicht in ähnlicher Weise entwickelt sind, 
obgleich sonst die Form des Stammes eine ähnliche, wenn auch 
schmächtigere ist. Umgekehrt nehmen diejenigen Arten, welche 
sich sogleich vom Grunde aus beblättern und diese Blätter auf- 
recht stellen, eine Timmia-ähnliche Form an, wie P. plurirameum 
n. sp. und P. timmioides n. sp. auf Süd-Georgien, wo beide Arten 
das Hochplateau auf weite Strecken bekleiden. Wieder anders 
erscheinen die Arten, wenn sie am Grunde des Stengels nackt, 
nach oben beblättert, diese Blätter verworren und übergebogen 


184 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


sind, wie bei P. brachypelma n. sp. aus Neu-Süd-Wales mit zu- 
gleich kurzen Fruchtstielen, oder P. cataractarum n. sp. ebendaher 
mit langen Seten, oder P. serrulatum Hpe. aus Neuseeland. Auch 
Brasilien hat in P. caudatum n. sp. in Sn. Catharina eine ähn- 
liche Art. Noch eigenthümlicher - erscheinen einige Arten von 
Südafrika, deren Blätter bei grosser Schmalheit sich kräuseln: 
P. flexicaule n. sp., P. atrichoides n. sp. und P. flaceido-gracile 
n. sp., alle drei von Rehmann in den Wäldern des Knysna- 
Distrietes gesammelt. Alle übrigen Arten stehen mit unseren 
einheimischen Arten in einer Gruppe. Ich habe hier dergleichen 
Gruppen mit Absicht nicht weiter aufgestellt, da dies bei Arten, 
welche in ihrer Tracht so sehr in einander übergehen, erst bei 
grösserem Arten-Materiale mit Aussicht auf Erfolg geschehen 
dürfte. - Ich schweige deshalb von allen übrigen Arten, von denen 
ich noch manches Alte und manches Neue aufzuführen im Stande 
sein würde. 

Da es jedoch ein besonderes Interesse hat, die geographische 
Verbreitung dieser Arten zu überblicken, so füge ich auch diese 
hinzu. Zunächst besitzt Europa: P. commune L., P. juniperinum 
L., P. formosum Hdw. und P. gracile; Arten, welche sämmtlich 
auch dem gemässigten Nordamerika zukommen, welches sonst nur 
P. Ohioense R. et C. hat. Mit diesen correspondiren ein paar Arten 
der antarktischen Region: P. plurirameum m. und P. timmioides 
m. von Süd-Georgien. Auch in Valdivia (Chile) geschieht das, 
und zwar mit P. timmiaceum n. sp. und P. lonchopelma n. sp. 
Hierzu lieferten die argentinischen subtropischen Cordilleren: P. 
prionotrichum n. sp., P. prionotum n. sp. und P. breve n. sp. Süd- 
Brasilien schliesst sich an mit P. Paulense Geh. et Hpe., sowie 
mit P. subremotifolium Geh. et Hpe. in der Provinz S. Paulo, 
die subtropische Provinz Sa. Catharina mit P. brachypyxis n. sp., 
P. caudatum n. sp. und P. Uleanum n. sp., die äquatoriale Provinz 
Rio de Janeiro mit P. involutum Hpe. und P. assimile Hpe., das 
äquatoriale Minas Geraös mit dem sehr schlanken P. Regnellii 
Brother. Das Gebiet der Anden endlich betheiligte sich mit P. pa- 
tulum n. sp. in Bolivia (6000—13,000 F.), P. conforme Mitt. in den 
Anden von Quito (4—5000 F.) und P. aristiflorum Mitt. in Vene- 
zuela, Neu-Granada und Quito. — Asien gab bisher zwei Arten 
mit krausem Laube, wodurch sie an Catharinella erinnern: P. 
grandifolium Ldbg. in Japan und P. ulotopolytrichum n. sp. in 
Bhotan, welches das Hb. Kew. unter No. 780 des Hb. of the late 
East India Company fälschlich als P. fastigiatum Mitt. ausgab. 
Sonst kenne ich aus Japan noch P. membranaceum Brother. als 
zu den Eupolytricha brevicaulia gehörig. Afrika bot im Kaplande: 
P. flaceido-gracile n. sp., P. atrichoides n. sp., P. flexicaule n. sp. 
und P. trichodes Rehm., P. radulifolium n. sp. in Transvaal, an 


Polytrichaceae, Widerthonmoose. 185 


der tropischen Ostseite P. Mosambicense n. sp. in Mosambique. 
im oceanischen Theile P. Mauritianum n. sp. auf der Insel Mau- 
ritius, P. elatum Schw. auf Ile de France, P. calopogon Bescher., 
P. subformosum Bescher., P. purpurellum Bescher. und P. remoti- 
folium P. B. auf der Insel Reunion (Bourbon), P. Mahense Bescher. 
auf den Seychellen, P. longissimum n. sp. und P. lonchobasis n. sp. 
auf Madagascar. — Aus Australien kenne ich nur vier Arten: 
P. brachypelma n. sp. aus den Blauen Gebirgen in Neu-Süd-Wales, 
P. cataractarum n. sp. von den Fitzroy-Fällen ebendaselbst, P. 
lyeopodioides n. sp. auf Tasmania und P. serrulatum Hpe. auf 
Neuseeland. — Das sind die eigentlichen Eupolytricha juniperi- 
folia von stattlicherem Wuchse. Die E. brachycaulia verhalten 
sich folgendermassen. Auf Central-Amerika fallen P. angusti- 
folium Schpr. in Guatemala, P. rhacomitrium n. sp.-in Costarica, 
P. juniperiforme Schpr. und P. aristatum Schpr. in Mexiko. Aus 
Westindien kenne ich nur P. breviceps n. sp» von S. Domingo, 
aus Brasilien in der Provinz Sa. Catharina P. lanipes n. sp., P. 
campophilum n. sp., P. pallidipes n. sp., P. alticaule n. sp., einen 
nahen Verwandten von P. assimile, und P. pyenocarpum n. sp., 
P. Petersianum n. sp., sowie P. assimile Hpe. in der Provinz Rio 
de Janeiro, in Neu-Granada P. thysanomitrium m. aus Antioquia 
(10—12,000'), P. brachymitrium m. aus Venezuela, P. cuspidi- 
gerum Schpr. und P. angusticaule n. sp. aus Bolivia (8000). 
P. aequinoctiale Lrtz., P. Chimborassi Lrtz. und P. substrietum 
Hpe. aus Ecuador. Aus Asien kenne ich nur P. serricuspis n. sp. 
aus Bhotan, einen nahen Verwandten von P. juniperinum, und P. 
Potanini n. sp., welches G. N. Potanin 1879 in der nördlichen 
Mongolei auf Sumpflande längs des Flusses Har-Tarbagatai im 
Juli mit Früchten sammelte, welche jenen des P. gracile ähneln. 

In Afrika gab das Kapland P. Rehmanni n. sp., die Insel 
Grande Comore P. Comorense n. sp., Madagascar P. juniperellum 
n. sp., der Scheitel des Kilima-Ndscharos P. pungens m. — Austra- 
lien bewohnen in Vietoria P. longipilum n. sp. und P. obliqui- 
rostre n. sp. in den Grampians, Neu-Süd-Wales P. ryparomitrium 
n. sp. bei Liverpool, P.cypellomitrium n. sp. an den Fitzroy-Fällen und 
P. recurvipilum n. sp. im Braidwood-Districte (3400°). 72 Arten. 

Indem ich hiermit nicht nur die Polytrichaceae, sondern 
überhaupt die Mnioideae beschliesse, ist es wohl erlaubt, noch 
einen flüchtigen Blick auf dieselben zu werfen. Man ersieht aus 
vorstehender Classification ein sehr buntes Bild der Verarbeitung 
eines und desselben, aber zwiefach gespaltenen Typus. Die Mnia- 
ceae stellen sich in 10, die Polytrichaceae in 6 Gattungen 
vor; aber Letztere gliedern sich wiederum in so viele Gruppen, 
dass, wenn wir dieselben als selbstständige Gattungen ansehen 
wollten, bereits ein ganzes Heer aufgestellt werden müsste. So 


186 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


zerfällt Mnium in 5 Ober- und 11 Untergruppen, Hymenodon in 
2, Georgia in 2 Hauptgruppen, Catharinea in 5, Polytrichum in 
7 Gruppen, und selbige würden im Sinne einer Alles zerreissenden 
Classification ebenso viele Gattungen darstellen. Wir hätten 
mithin statt 16, 41 Gattungen erhalten. In solchem Sinne auf- 
gefasst, müsste schliesslich die Bryologie ein Heer von Gattungen 
so kleinlicher Art werden, dass gleichsam jede Compagnie zu 
einem Regimente erhoben dastände, während die nächsten Ver- 
wandten gewaltsam aus einander gerissen worden wären. 


17. Gruppe: Bryaceae, Knotenmoose. 


Pflanzen gipfel- oder seitenfrüchtig, meist dichte, verfilzte 
Rasen bildend, durch Sprossung ästig; Blätter lanzettlich, eirund, 
rund oder spatelartig, am Grunde aus vierseitigen, nach oben aus 
rautenförmig-prosenchymatischen, mehr oder minder dichten, 
Blattgrün enthaltenden eder mit einem Primordialschlauche ver- 
sehenen, im Alter leeren, stets glatten Zellen gebildet; Frucht 
fast durchgängig mit einem mehr oder minder langen Halse ver- 
sehen, darum meist birnförmig, aber auch eirund und walzig, mit 
sewölbtem oder kegelförmigem Deckel versehen, meist mit breitem 
Ringe, aufrecht oder hängend oder geneigt; Blüthenstand zwitterig 
oder in kleinen Knospen einhäusig, in kopfförmigen Knospen zwei- 
häusig. 

Diese Gruppe von Moosen gehört zu den natürlichsten, die 
wir kennen, und sie kehrt in allen Zonen und Regionen, von der 
Niederung bis zu den Gletschern, von den Tropen bis zu den 
Polarländern wieder, in mancher Beziehung den Mniaceen ähnelnd, 
aber durch die prosenchymatische Zellenform ihrer Blätter leicht 
unterschieden, während die der Mniaceen stets zur sechsseitigen 
parenchymatischen Zelle hinneigt. Trotz ihrer kosmopolitischen 
Verbreitung über den ganzen Erdkreis erreichen sie nicht die 
grosse Gattungsmannigfaltieckeit der Mniaceen; dafür aber wird 
die Artenzahl bei der Gattung Bryum so gross, dass diese und 
Hypnum gewissermassen den Aufzug der Moosdecke der Erde 
bilden, indem sie sich mit fast allen übrigen Moostypen, selbst 
mit Sphagneen und Polytrichaceen verbünden. So natürlich aber 
auch die Gruppe sein mag, so wenig war sie es, als Dillenius 
den Namen ihres Typus (Bryum) begründete. Da sehen wir in 
seiner Historia Muscorum in friedlichem Vereine neben einander: 
Arten von Bartramia, Splachnum, Pottia, „Barbula, Encalypta, 
Dieranum, Leucobryum, Catharinea, Grimmia, Angströmia, Lepto- 
trichum, Funaria u. s. w. u. s. w. Kurz, seine 81 Brya ver- 
treten die allerverschiedensten Gruppen der acrocarpischen Moose, 


Bryaceae, Knotenmoose. 187 


und warum? „Hoc nomen apprime respondet huie Muscorum 
generi, eo quod species, ejus per hyemem et primo vere laetissime 
pullulent, innumeris copiis latissimas areas occupantes.“ Hier 
schien dem Dillenius der Charakter dieser Moose ganz mit der 
Bedeutung des Namens Bryon überein zu stimmen, weil selbiger 
nach ihm und Dioskorides dasselbe bedeutet, was die Worte 
germinare (keimen), pullulare (ausschlagen), crescere (wachsen), 
florescere (blühen), pubescere (mannbar werden), gignere (zeugen) u. s.w. 
sagen wollen. Man war eben damals noch weit davon entfernt, 
andere als kosmische Verwandtschaften in der Welt organischer 
Formungen zu erblicken. Heute sind wir dahin gekommen, diese 
Verwandtschaften bis in das Blattnetz hinein zu ziehen. Dieses 
ist nur geringen Schwankungen unterworfen, und daher mag es 
rühren, dass die Bryaceen, wie oben bemerkt, in wenige Gattungen 
zerfallen. Aller Wandel, den man bei der Bryaceenzelle beob- 
achtet, ist bereits in der Gattung Bryum sichtbar, welche darum 
den eigentlichen Mittelpunkt der Gruppe bildet. Betrachten wir 
jedoch die kleineren Gattungen zuerst, so sind sie folgende: 


60. Mielichhoferia Hsch. in Bryol. Germ. II. p. 179, 
Mielichhoferie. 


Pflänzchen zart und meist in dichte, oft ganz verfilzte Räschen 
oder hasen zusammengedrängt; Frucht auf zartem, seitlich ge- 
stelltem Stielchen ei- oder birnenförmig, auch eylindrisch, gerade 
oder halbmondförmig gekrümmt, stets mit einem mehr oder minder 
langen Halse versehen; Deckelchen klein, kegelföürmig oder ge- 
wölbt; Haube halbseitig; Mundbesatz entweder einfach oder fehlend, 
im ersten Falle aus 16 gleichweit entfernt stehenden, fadenförmigen, 
etwas flachen, gegliederten, blassen, wimperartigen Zähnen ge- 
bildet, welche auch auf einer kurzen, kielig gefalteten Haut stehen 
können; Blüthenstand meist zwitterig, seltener zweihäusig. 

Diese reizende Gattung, welche in sich nicht wenig abgerundet 
erscheint, wurde zuerst von dem Ober-Bergrathe Mielichhofer 
im Jahre 1815 auf Talkschiefer und Halden in der Nähe des 
Grubenhauses und seiner Stollenöffnungen der Grube Schwarz- 
wand in der Grossarl der Salzburgischen Alpen-Region entdeckt, 
und zwar in jener Art, die heute M. nitida heisst. Diese Art 
hatte Prof. Hornschuch im Jahre 1819 als Weisia Mielichhoferi 
in der Regensburger botanischen Zeitung beschrieben, während 
Bridel 1826 eine Oreas Mielichhoferi daraus machte und zwei 
Arten beschrieb, indem er noch eine O. elongata nach Horn- 
schuch’s Unterscheidung von Ersterer abschied, zugleich sie aber 
mit einer Bartramiacee vermischte, die heute als O. Martiana 
weit davon entfernt steht. Hornschuch aber zeigte 1827 in der 


188 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Bryologia Germanica, dass die Bridel’sche Gattung ÖOreas in- 
sofern ausgemerzt werden müsse, als der Name Oreas bereits von 
Chamisso und Schlechtendal an eine phanerogamische Pflanzen- 
gattung vergeben worden sei. In Folge dessen schlug er den 
Namen Mielichhoferia vor, um damit den ausgezeichneten bota- 
nischen Freund zu ehren. Hierbei merzte er aber auch O. Mar- 
tiana aus, so dass die neue Gattung wirklich gesäubert dastand. 
Gleichzeitig wusste er aber auch schon, dass eine zweite Art (für 
ihn damals die dritte!) auf dem Teufelsberge im Kaplande wohne. 
wo sie Ecklon entdeckte, dem zu Ehren er sie als M. Eckloniana 
beschrieb. Trotzdem konnte er noch keine Ahnung davon haben, 
wie weit die Grenzen der Verbreitung seiner neuen Gattung 
reichen; denn das ist ein Ergebniss der 40er Jahre und der 
neuesten Zeit. Ich selbst besitze 47 Arten, davon 1 aus Europa, 
2 aus Chile, 1 aus Kerguelens-Lande, 1 aus Süd-Georgien, 3 aus 
Mexiko, 12 aus dem andinischen Amerika, 14 aus den argentini- 
schen und bolivianischen Cordilleren und Niederungen, 1 von Madeira, 
1 von Mauritius, 3 aus Abessinien, 4 aus Südafrika, 1 aus dem 
Himalaya, 1 aus den Neilgherries und 2 aus den australischen 
Hochgebirgen. Im Ganzen genommen ist folglich die Gattung 
eine rein alpine, die, wie sie hoch auch in den Norden geht, so 
bis zu den antarktischen Inseln reicht, in den Zwischengebieten 
aber bis zu bedeutenden Höhen aufsteigt. Nur wenige ihrer Arten 
bewohnen niedrigere Regionen. Will man sie künstlich charak- 
terisiren, wie es der Mundbesatz ergiebt, so kann man sagen, dass 
sie Bryaceen mit einem inneren Bryum-Peristom sind, von welchem 
die Hauptwimpern moldifieirt übrig blieben. Es wird dies da- 
(durch bezeugt, dass z. B. M. pohlioidea m. von den argentinischen 
Cordilleren noch Rudimente von Zwischen-Wimpern zeigt. Die 
meisten Kennzeichen der Arten entspringen aus den Modificationen 
dieser Zähnchen. Sonst gliedern sich die Arten nur in zwei 
Sectionen, die wir in Folgendem sehen. 


1. Bryella ©. Müll. Räschen dicht und halbkugelartig, aus 
sehr kurzen Pflänzchen zusammengesetzt; Blättchen dicht über 
einander liegend, mit kräftiger schwieliger Rippe (welche in eine 
kurze Granne ausläuft) und umgeschlagenem Rande: Blattnetz 
ziemlich dicht, am Grunde des tiefrinnigen Blattes locker, sonst 
aus lang gestreckten Zellen bestehend; Frucht auf kurzem, termi- 
nalem Stielehen völlig einem Bryum ähnlich, aus kurzem Halse 
keulenförmig verdickt, unter der Mündung etwas eingeschnürt. 
mit glänzend rothem, gewölbtem Deckel, purpurn gefärbt. 

Hierher gehört nur eine einzige Art, M. Notarisii Mitt. von 
Madeiras Felsengebirgen, dieselbe, welche später Juratzka M. 
crassinervia nannte. Ganz richtig erkannte er damit die grösste 


Bryaceae, Knotenmoose. 189 


Abweichung von den übrigen Arten, indem er den Nachdruck auf 
die dicke Rippe legte, welche als gleichmässige Schwiele den Kiel 
tes Blättehens durchzieht und in eine grannenartige Stachelspitze 
ausläuft. Hiermit erinnert das Blatt ganz und gar an die Dolio- 
lidium-Brya, nur dass das Blättchen seinen Rand umschlägt, eine 
tiefe Rinne bildet und das Zellnetz der Senodietyum-Brya besitzt. 
Mit der Frucht aber wiederholt das schöne Moos einige Eubrya, 
während sonst die Mielichhoferiae die Fruchtformen von Senodic- 
tyum haben. Aus diesen Gründen blieb nichts Anderes übrig, 
als dem Moose innerhalb seiner Gattung eine selbstständige Stellung 
zu geben und in dem Namen Bryella seine Aehnlichkeit mit 
Eubryum-Arten auszudrücken; um so mehr, als der Fruchtstand 
kein lateraler, sondern ein terminaler wie bei Bryum ist, wo der 
Kelch zwischen einigen kleinen Aestchen steht. Als besondere 
Eigenthümlichkeit krümmt sich der Fruchtstiel Campylopus-artig. 
Kurz, das Moos steht so eigen da, dass ich es als einen Rest der 
Tertiärzeit betrachte, welche auf Madeira noch so Manches im 
Pflanzenreiche zurück liess, das z. Th. sich vielleicht nur noch 
innerhalb der mediterranen, beziehungsweise griechischen Insel- 
welt finden dürfte. Was nun das Peristom betrifft, so läge sogar 
Grund vor, es als den Typus einer eigenen Gattung zu betrachten, 
die man Bryella nennen kann. Denn die 16 Zähne erscheinen 
mir ein äusseres Peristom zu sein, indem sie das äussere Bryum- 
Peristom linear bis auf eine wimperartig-schmale, durch eine 
Längslinie gleichsam getheilte, dicht gegliederte, hyaline und lang 
zugespitzte Lamelle einschrumpfen lassen, während ich das erste 
Mielichhoferia-Peristom als ein inneres betrachte. Doch wage ich 
nicht, die Gattung ohne Weiteres selbstständig zu machen, da uns 
möglicher Weise spätere Entdeckungen bei den Mielichhoferien 
auch ein äusseres Peristom bringen könnten, wie es mir bei M. 
pellucida Hpe. vom Kap allerdings scheinen will. Bryum gemmi- 
parum De Not., zu welchem Schimper das Moos stellt, ist ein 
gänzlich anderes Moos. 1 Art. 


2. Eumielichhoferia C. Müll. Räschen dicht und halb- 
kugelartig oder locker, aus sehr kurzen oder langen schlanken 
Pflänzchen zusammengesetzt, deren Stengel kätzchenartig stielrund 
oder locker-blätterig; Blättchen dicht über einander und seiden- 
artig glänzend oder lockerer an einem Stengelchen, welches am 
Grunde so gut wie nackt, nach oben hin erst beblättert ist; 
Rippe sehr schwach und schlaff, gewöhnlich vor der Spitze ver- 
schwindend; Blattrand umgebogen, aber meist deutlich gesägt: 
Blattnetz jenes von Senodietyum, aus gestreckten, dichten oder 
lockeren, prosenchymatischen Zellen bestehend; Frucht auf lateralem 
Stielchen, aus kurzem oder längerem Halse eiförmig oder eylin- 


190 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


drisch, je nachdem birnförmig, aufrecht und gleichmässig oder 
gekrümmt. 

Die Arten dieser Section umfassen alle übrigen Mielich- 
hoferien, aber so, dass eine unbedeutende Minorität (M. pellueida, 
squarrulosa n. sp. und clavata Br. nnd Sch., die beiden ersten 
vom Kap, die letzte aus Abessinien) kätzchenartig-stielrunde, seiden- 
artig glänzende Aestchen mit locker gewebten Blättchen bildet. 
Was ausser ihnen steht, ähnelt ganz und gar den Senodietyum- 
Arten. 

Es verdient aber bemerkt zu werden, dass diejenigen Arten, 
welche mehr lange oder cylindrische Früchte erzeugen und dann 
öfters halbmondförmig sich krümmen (M. pleurogena Mtge. aus 
Chile, M. campylocarpa m. aus Mexico, M. basilaris Br. et Sch. 
u. a.), auch lockere Rasen mit Pflänzchen zu bilden pflegen, welche 
am Grunde nackt, erst nach oben hin sich mehr beblättern. Da- 
gegen drängen sich die Pflanzen der Arten mit birn- oder eiför- 
migen klein-mündigen Früchtchen gewöhnlich in dichtere Rasen 
zusammen: unsere europäische M. nitida, M. Schiedeana m. aus 
Mexico, mierostoma Hpe. aus Neu-Granada, M. demissa m. aus 
Chile, M. pohlioidea m., mieropoma m., coaretata m., serridens m., 
immersidens m. u. a. aus den Cordilleren Argentiniens. Auf diese 
Weise stehen sich zwei Gruppen gegenüber, die sich leicht als 
relativ gross- und als kleinmündige Arten würden charakterisiren 
lassen; und wollte man Beiden einen Namen geben, so könnten 
die Ersteren als Mielichhoferiae macrostomae, die Letzteren 
als M. mierostomae gelten. 

Im Allgemeinen betrachtet, kenne ich folgende Arten: aus 
Europa und Nordamerika M. nitida, aus der Neuen Welt in 
Mexico M. campylotheca m., Schiedeana m., longicaulis Lrtz.; im 
andinischen Gebiete in Ecuador M. subpleurogena n. sp. (longiseta 
Mitt. Coll. Spruce. Nr. 247 und 248), M. punctulata Mitt., sämmt- 
lich auf Höhen von über 10000 F.; in Peru M. subcampylotheca 
Hpe. und plumosa m.; in Bolivia M. sericea Schpr. und modesta 
n. sp., ebenfalls in Höhen von über 10000 F.; in Neu-Granada M. 
pectinata m., microstoma Hpe., longiseta m., Lindigii Hpe., Bogo- 
tensis Hpe., megalocarpa Mitt., aus gleichen Höhen; aus Chile 
M. pleurogena Mtge., demissa m.; aus Sa. Catharina in Brasilien 
M. Ulei n. sp.; im antarktischen Gebiete auf dem Feuerlande 
M. Spegazzinii m., auf Kerguelens-Lande M. Kerguelensis m., 
auf Süd-Georgien M. austro-georgiea n. sp.; auf den argentinischen 
Cordilleren M. immersidens m., auriseta m., ochracea m., serridens 
m., coarctata m., micropoma m., Lorentziana m., acuminata m., 
pohlioidea m., Patagonica n. sp. (Sierra del Chico), leptoclada m. 
In Argentinien geht die Gattung sogar bis auf die Pampa von 
Buenos-Aires in M. pampae m., ähnlich wie in Montevideo M. 


Bryaceae, Knotenmoose. 191 


Uruguensis Bescher. Indien hat bisher nur ein paar Arten ge- 
liefert: M. Schmidii m. von den Neilgherries und die mir nur 
literarisch bekannte M. Himalayana Mitt. aus Kumaon (11000 F.), 
während Tibet noch ganz im Rückstande ist. Reicher ist wieder 
Afrika durch M. clavata Br. et Sch., hymenostoma eor. und ba- 
silaris eor. auf den Alpen Abessiniens, durch M. densifolia Angstr. 
auf Mauritius, durch M. Eckloni Hsch., M.Vallisgratiae Hpe., M. pel- 
lucida Hpe., M. squarrulosa n. sp. und M. Transvaaliensis n. sp. im 
Kaplande. Australien hat von seinen Grampians M. Sullivani 
n. sp. und australis Hpe. geliefert. Von den Inseln des Grossen 
Oceans kenne ich nur M. pulvinata n. sp. auf den Hawaii-Inseln. 
49 Arten, welche fast sämmtlich alpin sind. Eine 50. Art hat 
kein Peristom, die M. gymna n. sp. von der Cordillere in Vene- 
zuela, wo sie Prof. Goebel 1890 äusserst sparsam als ganz 
zwergige Bryacee sammelte. Eine 51. Art von derselben Quelle 
(M. canescens n. sp.) zeichnet sich, sonderbar genug, durch weiss- 
lich werdende Blätter aus. 


61. Leptochlaena Mtge. Annal. des sc. nat. 1845. 4. p. 105, 
Schmalmützchen. 


Pflanzen von der Tracht und Beblätterung der Senodietyum- 
artigen Mielichhoferien; Haube linear-pfriemenförmig, lang, sehr 
leicht vergehend, halbseitig; Mundbesatz doppelt: äusserer aus 
16 kurzen linear-lanzettlichen, gegliederten, feucht aufrechten, 
hyalinen, innerer aus einer kurzen Membran mit 16 fadenförmigen, 
mit den äusseren Zähnen alternirenden, mehr oder minder durch 
Anhängsel wie anastomosirenden Wimpern; Frucht lateral; Blüthen- 
stand einhäusig oder zwitterig. 

Die zuerst von Freund Dr. Montagne beschriebene monö- 
cische Art, L. Chilensis, von St. Jago in Chile, steht der Tracht 
nach den Mielichhoferien so nahe, dass sie nur durch das doppelte 
Peristom von Letzteren getrennt wird. Von Bryum unterscheidet 
sich die Gattung nur durch die wimperartigen inneren, der Neben- 
Wimpern völlig entbehrenden Zähnchen. Erst 17 Jahre später, 
nachdem sie aufgestellt war, entdeckte Alexander Lindig um 
Bogota Penna in Neu-Granada, in einer Erhebung von 2800 m, 
bei Bogota Guadalupe (3100 m) eine zweite Art: L. graciliseta mit 
zwitterigem Blüthenstande und etwas anastomosirenden, inneren 
Zähnchen. Diese letzte Eigenschaft wiederholt eine dritte Art, 
L. Rehmanni n. sp. vom Teufelspik im Kaplande, wo sie Dr. A. 
Rkehmann 1876 fand, in sehr bedeutendem Grade, wodurch das 
Peristom bei äusserst kurzen äusseren Zähnen allerdings etwas 
sehr Fremdartiges erhält. Eine weitere Art ist mir noch nicht be- 
kannt geworden. 3 Arten. 


192 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


62. Orthodontium Schwägr. Suppl. II. II. 2. p. 123, 
Geradzahn. 


Räschen locker, klein oder auch ausgebreitet; Pflänzchen 
niedrig, zart, einfach oder wenig getheilt, mit sehr schmalen, 
linearen, zugespitzten, in der Trockenheit fast gekräuselten, locker 
gestellten Blättchen; Blattrippe kielig, sehr schmal, zart, aus- 
laufend oder verschwindend; Blattrand aufrecht, wenig gezähnt 
oder ganz: Blattnetz aus langen, schmalen, prosenchymatischen, 
mehr oder weniger lockeren und inhaltsleeren Zellen gebildet; 
Haube klein, kapuzenförmig, flüchtig; Mundbesatz unterhalb des 
Kapsel-Mundes entstehend, doppelt: äussere Zähne 16, lanzettlich, 
pfriemenförmig zugespitzt, ganz wie bei Bryum, trocken nach 
innen geschlagen, feucht aufrecht, innere Zähne ebenso viele, mit 
den äusseren alternirend, viel kürzer oder fast gleich-lang, auf 
kurzer, etwas gefalteter Haut fadenförmig; Frucht terminal auf- 
recht, eylindrisch mit mehr oder minder langem Halse, sehr 
schmal, entleert und trocken oft wie gerieft; Deckelchen kegel- 
förmig, oder auch etwas geschnäbelt; Blüthenstand ein- oder 
zweihäusig. 

Europa besitzt nur eine Art, O. gracile Schw., welche zuerst 
von Wilson Bryum (Pohlia) gracile in der Mauscologia Britannica 
genannt wurde, als er sie 1833 bei Helsby in der Grafschaft 
Cheshire auf Felsen entdeckt hatte. Sie kommt ausserdem nur 
noch in Yorkshire, sonst nirgends in Europa vor und ist vielleicht 
ein Rest einer früheren Flora, welche an die Tropen erinnert 
haben mag. Denn die meisten übrigen Arten kommen nur in 
heisseren Ländern, die wenigsten in einem kälteren Klima vor, 
obgleich auch die tropischen Arten meist Hochgebirgs-Moose zu 
sein pflegen. Im Jahre 1848 vermochte ich in der Synopsis Mus- 
corum 6 Arten aufzuführen, heute besitze ich ausser der euro- 
päischen Art: 3 aus Brasilien (0. denticulatum Hpe. et Geh. aus 
S. Paulo, 0. Ulei n. sp. und O. pyenoblastum n. sp. aus Sa. Ca- 
tharina), 2 aus Venezuela (0. brachypus m. und 0. Fendleri m.), 
2 aus Neu-Granada (0. confine Hpe., O. longisetum Hpe.), 1 aus 
Peru (0. Peruvianum Hpe.), 1 aus Chile (O. tenue m.) und 1 aus 
Fuögia für das südliche Amerika (O0. australe Hook. et Wils.), 
von denen Mitten O. pellucens Hook. (sub Bryo) aus Peru und 
O. australe zu einer eigenen Gattung, (Apalodium) erhebt, während 
er nur ©. humile Mtge. und O. tenellum Mitt. als amerikanische 
Orthodontia gelten lässt. Von den Sunda-Inseln habe ich O. in- 
fractum Dz. et Mb., aus dem Himalaya ©. Emodi n. sp., welches 
Kurz 7000 F. hoch im Sikkim-Gebiete sammelte. Abessinien 
sendete uns durch W. Schimper, der es auf den Stengeln von 


Bryaceae, Knotenmoose. 193 


Gräsern und Riedgräsern am 4. October 1850 in einer Erhebung 
von 11200 F. bei Cosso-Berri fand, nämlich ©. Aethiopicum m., 
das W. P. Schimper mit Unrecht zu der europäischen Art zieht. 
Selbst die Insel Bourbon lieferte eine kleine, aber mit langen 
Fruchtstielen und lockenförmig gekräuselten Blättchen versehene 
Art: O. lorifolium Bescher. Australien endlich gab auf dem Wel- 
linston-Berge in Gippsland: O. lanceolatum Mitt., welches gleich 
Funaria hygrometrica auf Kohle wächst, und das weit kräftigere 
O. Zetterstedti n. sp., das ich aus der Nähe von Sydney ebenso, 
wie von dem Mt. William in Vietoria empfing, während O. sul- 
catum Hook. et Wils. dem westlichen Australien am Swan River 
angehört und auf Tasmanien noch zwei Arten (O. australe Hook. 
et Wils. und O. robustiusculum n. sp.) vorkommen. Durch seine 
eiförmige Frucht ganz abweichend ist O. ovale n. sp. von Gosford 
in Neu-Süd-Wales, wo es Th. Whitelegge 1891 entdeckte. Das 
Kapland besitzt noch O. lineare Schw. Es sind folglich heute 
gegen 20 Arten bekannt, die sich aber so nahe stehen, dass an 
eine weitere Theilung derselben nicht gedacht werden kann. Es 
sind überaus zarte und niedliche Moose. 23 Arten. 


63. Wilsoniella ©. Müll. in Botan. Centralblatt. 1881. Nr. 37. 


Tracht von Orthodontium; Mundbesatz von Trichöstomum, 
aus 16 bis zum Grunde gespaltenen, steifen oder gekräuselten 
Zähnchen bestehend; Mützchen halbseitig, am Grunde geschlitzt, 
oft wie conisch aussehend und dicht am Deckel anliegend. Ring 
ziemlich aufquellend. Erdleben. 

Eine Bryacee mit einem Trichöstomum-Peristome ist aller- 
dings eine so seltsame Combination, dass wir uns nicht wundern 
dürfen, wenn Wilson, dem zu Ehren ich die Gattung aufgestellt, 
die zuerst aus Indien bekannte Art (Kew. Journ. Bot. IX. p. 321) 
Trichostomum? pellucidum nannte, oder wenn später Mitten 
(Muse. Ind. Or. 1859. p. 13) einen Trematodon decipiens daraus 
machte. Das Moos gehört sowohl Ceylon, als auch Java an. Es 
kann aber gar kein Zweifel darüber herrschen, dass die neue 
Gattung in die nächste Nähe von Orthodontium gehört. Auch hier 
ist die Rippe sehr schmal und verschwindet vor der Spitze; die 
Zellen des Blattes dagegen besitzen einen Primordialschlauch; die 
Frucht ist ebenfalls gerade, ceylindrisch und kurz-halsig, sonst, 
wie die meisten Bryaceen, mit einem breiten Ringe unter dem 
kegelförmigen, aber geschnäbelt auslaufenden Deckelchen versehen. 
Eine zweite Art. W. Karsteniana m., welche W. pellucida sehr 
ähnlich ist, bewohnt das indische Gebiet der Trinity Bay Aus- 
traliens, wo sie ein Herr Karsten sammelte, um sie durch das 

C. Müller Hal. Genera muscorum. 13 


194 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Hb. Melbourne an mich gelangen zu lassen. Eine dritte Art stellte 
sich in W. Tonkinensis Bescher. aus Tongking ein, eine vierte in 
W. cerispidens n. sp. von der tropischen Westküste Afrikas aus 
Victoria, und eine fünfte in W. Jardini Bescher. von Tahiti. Eine 
seltsame Verbreitung! 5 Arten. 


64. Haplodontium Hpe. Prodr. Fl. Nov. Granat. p. 53. 


Rasen mehr oder weniger zusammenhängend oder dicht; 
Stämmchen einfach oder dichotomisch getheilt, oft in längere 
Kissen zusammengedrängt, fast walzig-rund; Blätter Mielichhoferien- 
artig, mehr oder weniger locker gewebt; Perichätium grundständig; 
Frucht auf mittel-hohem Stielchen kugel-birnförmig, etwas aufge- 
blasen, nickend; Deckelchen winzig, gewölbt; Ring breit, aufrollbar: 
Mundbesatz einfach: Zähne 16, klein, aus einer einzigen gewür- 
felten Lamelle gebildet, nicht (wie Bryum) kammförmig an den 
Seiten gezackt, mit körnigem Stoffe gefüllt, in der Trockenheit 
gemeiniglich gepaart, in der Feuchtigkeit einen kurzen Kegel 
bildend, mit einer Längslinie sehr feiner Art durchzogen, niemals 
mit Anhängseln versehen; Mütze halbseitig; alles Uebrige wie 
bei Mielichhoferia, nach der nickenden, aufgeblasen-birnförmigen, 
kleinen Frucht ganz Bryum, nach dem Peristome ein Brachy- 
menium, wenn man ein solches wenigstens für den Mundbesatz 
anerkennen will. 

Ich habe — so schrieb ich in der Linnaea XLII. p. 279 — 
lange geschwankt, ob vorstehende Gattung wirklich ein Recht 
auf Selbstständiekeit habe oder ob sie nicht besser zu einer Ab- 
theilung von Mielichhoferia, wie Mitten (Musc. Austro-Amer. 
p. 320) that, oder von Bryum zu ziehen sei. Allein die ange- 
gebenen Merkmale, besonders der einfache äussere Mundbesatz, 
sowie der anatomische Bau der Zähne, haben mich zu der Ueber- 
zeugung gebracht, dass die hierher gehörigen Arten in jeder Be- 
ziehung einen Formenkreis für sich bilden, welcher Bryum zu 
Mielichhoferia, oder umgekehrt, überleitet. Der Begründer der 
Gattung hatte leider nur ein Bild von Schwägrichen (Suppl. 
III. II. t. 265) vor sich, welches ihn zur Aufstellung der neuen 
Gattung auf den Didymodon megalocarpus Schw. aus Neu-Granada, 
den er nun Haplod. Jamesoni nannte, bewog, ohne dass er im 
Stande gewesen wäre, mehr über sie zu sagen, als dass sie ein 
einfaches, äusseres Peristom mit gepaarten Zähnen besitze. Beides 
wäre nicht hinreichend gewesen, die neue Gattung von Bryum zu 
trennen; denn die Zahn-Paarung ist nur ein leichtes Merkmal, 
und hätte der Zahnbau dem von Bryum geglichen, so hätten wir 
ein solches, nur mit einfachem Mundbesatze und Senodietyum- 


Bryaceae, Knotenmoose, 195 


artigen Blättern gehabt. Nach der basilaren Stellung der Peri- 
chätien aber nähern sich die Arten Mielichhoferia ausserordentlich, 
so dass Mitten recht wohl auf den Gedanken kommen konnte, 
die betreffenden Arten zu ihr zu bringen. Wenn man jedoch er- 
wägt, dass dem fraglichen Formenkreise ein ganzer Complex von 
Merkmalen eigenthümlich ist, dann bleibt eben nichts Anderes 
übrig, als ihn selbstständig für sich hinzustellen. In Bezug auf 
die Art aber, welche Hampe a. a. O. als das einzige ihm be- 
kannte Haplodontium aufstellte, lag ein Irrthum vor: denn sein 
H. Jamesoni fasst nach Mitten zwei ganz verschiedene Arten 
in sich, welche Mitten auch (Muse. A. Am. p. 324/5) als Mie- 
lichhoferia Jamesoni (H. Jamesoni m.) und M. megalocarpa (noch 
von Humboldt u. Bonpland gesammelt!, H. megalocarpum m.) 
getrennt beschreibt. Ich kenne davon nur die Erstere aus den 
Anden von Quito. Gleichzeitig beschreibt Mitten noch zwei 
andere Arten derselben Anden: Mielichh. argentifolia (H. argenti- 
folium m.) und M. diplodonta (H. diplodontium m.), von denen 
ich nur Erstere als sehr gute Art kenne. Beide mir bekannte 
Arten reihen sich nun vollkommen einem Formenkreise an, welcher 
auf den argentinischen Cordilleren sesshaft ist. Die eine Art ist 
das herrliche H. sanguinolentum m., welches Prof. P. G. Lorentz 
1573 auf der hohen Cuesta de la Calderia im nördlichen Argen- 
tinien in Gesellschaft von Cephalotrichum plurisetum und Mielich- 
hoferia Lorentziana aufnahm. Die zweite Art ist H. pernanum m. 
aus dem Alpen-Gebirge von Tafi im Tucumanischen Argentinien; 
eine sehr niedliche zwergige Art, welche dem H. Jamesoni sehr 
ähnlich wird. Eine dritte, leider noch nicht fruchtbar gefundene 
Art stellte sich dem Genannten auf seiner grossen argentinischen 
Reise an den Gehängen der bolivianischen Cordilleren entgegen, 
H. seriolum m. und eine vierte begegnete ihm auf dem argenti- 
nischen Nevado de Castillo im Gebirge von Salta ebenfalls steril: 
H. humipetens m. Das sind alle bis jetzt bekannte Arten, und 
selbige besitzen zugleich eine so brüchige Achse, dass sich die 
Blätter nur schwer von ihr lösen lassen. Aus anderen Ländern, 
ausser aus dem benachbarten Bolivien, wo ich ihn unter anderen 
Moosen des Dr. med. H. H.:Rusby in Fragmenten vom Ingenio 
del Oro (10000 F. hoch) kennen lernte, ist mir dieser schöne 
andinische Moostypus noch nicht vorgekommen. Man kann sich 
ihn leicht vorstellen, wenn man sich unsere schöne Mielichhoferia 
nitida nach Stengel und Frucht so viel kräftiger denkt und locker- 
maschige Blätter damit vereint. 8 Arten. 


192 


196 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


65. Bryum Dillen. emend. Hist. Musc. p. 338, Knotenmoos. 


Pflanzen von sehr verschiedener Höhe und Kraft, dichte oder 
lockere, kleine oder breite Rasen bildend; Stengel durch Sprossung 
getheilt, so dass in der Regel bei den kleineren Arten mehrere 
kurze Aestchen sich um das terminale Perichätium stellen, während 
bei höheren Arten gewöhnlich nur ein Spross oder doch nur sehr 
wenige über den Fruchtstiel hinausgehen; Blätter durchschnittlich 
aus dem Eiförmigen in das Lanzettliche übergehend; Rippe kräftig 
und schwielig, verschwindend, auslaufend oder in eine kurze 
Stachelspitze austretend, oft auch eine mehr oder weniger lange 
Granne bildend; Blattrand aufrecht oder zurückgeschlagen, ge- 
säumt oder ungesäumt, ganz oder gezähnt, auch wohl gesägt; 
Blattnetz aus rautenförmigen, mehr oder weniger gestreckten, am 
Grunde des Blattes meist rechteckigen und lockeren, sonst ent- 
weder schmalen und engen, oder weiten und durchsichtigen, in 
der Regel mit einem Primordialschlauche versehenen Zellen ge- 
bildet; Fruchtstiel terminal; Frucht im Durchschnitte birnförmig 
mit längerem oder kürzerem Halse, aber auch cylindrisch und 
dann an beiden Enden verschmälert, manchmal urnenförmig, meist 
jedoch geneigt, nickend oder hängend, oft mit gekrümmtem Halse, 
sonst ohne Ansatz, selten aufrecht; Deckelchen gewölbt, kegel- 
förmig oder sogar aufrecht geschnäbelt; Ring meist vorhanden, 
mehrzellig und einrollbar; Haube halbseitig, klein, glatt; Mund- 
besatz doppelt: der äussere aus 16 lanzettlich-pfriemenförmigen, 
weichen, schmutzig-gelblichen, gleichweit von einander abstehen- 
den, auf dem Rücken flachen, quer gegliederten, der Länge nach 
mit einer Linie durchfurchten, innerhalb lamellösen, sonst hygro- 
skopischen Zähnen gebildet; der innere: eine zarte, mehr oder 
weniger hohe und sechzehnfach gefaltete Haut, ausgehend in 16 
lanzettliche und gepfriemte, mehr oder weniger vollkommen in 
dieser Form ausgebildete, ebenfalls gefaltete und an der faltigen 
Kante durchbrochene (dentes hiantes) oder klaffende, wohl auch 
an dieser Kante auseinander gespaltene Zähnchen von der Höhe 
der äusseren Zähne, dazwischen häufig noch eine bis mehrere 
Wimpern, die auch fehlen oder nur rudimentär vorhanden sein 
können, sonst Zähnchen und Wimpern häufig mit Anhängseln 
versehen oder auch ohne diese; Blüthenstand zwitterig, ein- und 
zweihäusig oder auch androgyn. 

Was man seit Dillenius unter einem Bryum verstand, ist 
bereits in der Charakteristik der Bryaceae umständlicher gezeigt 
worden. Heute, wo alle diese heterogenen Bestandtheile in Weg- 
fall gekommen sind, übersehen wir dennoch ein ganzes Heer von 
Arten, indem es schwerlich ein Land der Erde giebt, welches 


Bryaceae, Knotenmoose. 197 


kein Bryum besässe. Ich habe jenes Heer schon vor vierzig Jahren 
in 10 Sectionen gebracht, während es Schimper in 5 wirkliche 
Gattungen im Jahre 1860 zerlegte. Ich habe keinen Grund, heute 
von meiner ehemaligen Classification irgendwie abzuweichen; im 
Gegentheile hat sich bei mir mit zunehmender Ueberschau des 
ganzen bryologischen Horizontes der Glaube an die Richtigkeit 
meines Vorganges immer mehr befestigt, und so ist es auch ge- 
kommen, dass ich unterdess genöthigt wurde, noch ein paar Sec- 
tionen mehr aufzustellen. Jedenfalls erweist sich die Formenwelt 
der Brya am besten erst in der Schilderung aller dieser Sectionen, 
von denen ich sogleich eine neue voranstelle. 


I. Brya mit aufrechten Früchten. 


1. Peromnion Schwägr. Suppl. III. I. 2. t. 250, mit falsch 
gezeichnetem Mundbesatze, als Gattung. Pflanzen mehr oder 
minder hohe, lockere Rasen bildend, einfach oder durch sparsame 
Sprossung, die über den terminalen Fruchtstiel hinaus ragt, wenig 
getheilt; Fruchtstiel bei allen Arten ziemlich lang und steif auf- 
recht; Frucht aufrecht, cylindrisch, Leptotrichum-artig, an beiden 
Enden verschmälert, daher lang eiförmig ausgezogen; Deckelehen 
kegelförmig oder lang geschnäbelt; Blätter breit, gerandet, locker 
gestellt. Baumleben. 

Als Schwägrichen seine Gattung aufstellte, kannte er nur 
das verhältnissmässig dürftige Bryum radieulosum Brasiliens, 
welches, wie es scheint, nur den Serren, z. B. der Serra Geral 
in Sa. Catharina, angehört. Seitdem aber sind weit schönere 
Arten entdeckt worden, die jedoch sämmtlich auf Südamerika 
kommen. Von allen die schönste ist ohne Zweifel Bryum Jamesoni 
aus den Anden von Quito, wo es die Lehnen des Chimborazo und 
Pallatanga bei 6000 F. Erhebung bewohnt, aber auch weiter ab- 
wärts geht. Gerade diese Art entwickelt ein lang geschnäbeltes 
Deckelchen und ein unvollkommenes, inneres Peristom. Eine zweite 
andinische Art ist mein Br. sordidissimum aus Venezuela, eine 
dritte Br. spinosulum n. sp. (Brachymenium Jamesoni Hpe. et 
Lrtz.) aus Ecuador (8000—11000'), eine vierte Br. Krausei (Bra- 
chymenium Hpe. et Lrtz.) von der hohen Cordillere in Ecuador 
(12000). Sonst erscheint noch eine Art (Br. Regnelli m.) in 
Brasilien (Caldas), welche Hampe in der Linnaea XXI. p. 582 
Streblopilum Regnelli nannte, ferner Br. brevipedicellatum n. sp. 
in Sa. Francisco (Brasilien) und eine letzte, deren Räschen sich 
sehr verfilzen, auf Cuba: Br. Wrighti Mitt. (Leptotheca Sulliv. 
Muse. Wright. No. 53). Eine andere Art (Br. Magellanicum 
Sulliv. Kew. Journ. II. p. 316) beschrieb Sullivant aus Fuögia, 


195 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


die ich nicht gesehen habe. Es sind reizende Arten, welche sich 
durch die aufrechte, cylindrisch - gestreckte Frucht und ihren 
pfriemenförmigen Deckel alsbald von den übrigen Bryum-Arten 
unterscheiden, während sie ihrer übrigen Tracht nach an Bryum 
bimum und dessen Verwandte erinnern. Nur eine Art, die übrigens 
sehr lange, vollkommen cylindrische, oft halbmondförmieg gekrümmte 
Früchte trägt, mein Bryum Carionis n. sp. aus Guatemala (12000'), 
entwickelt Pflanzen mit mehr gedrängteren Blättern und mehr 
conischen Deckelchen: die einzige Art, welche ich aus Mittel- 
Amerika kenne, wo sie ein wahres Charaktermoos für bedeutende 
Höhen ist. Gewissermassen leitet sie auf die folgende Section 
über. Dagegen hat sich die Leptotheca speciosa Hook. et Wils. 
von den Hochgebirgen Jamaicas als ein echtes Peromnion her- 
ausgestellt. 


2. Acidodontium Schwägr. Suppl. II. 2. p. 152, als Gat- 
tung. Pflanzen mehr oder minder niedrig, sonst kräftig, am Grunde 
mehr oder weniger verfilzt, mit locker gestellten Blättern; Blätter 
aus länglichem Grunde lang zugespitzt oder haarartig ausgedehnt, 
am Rande zurückgeschlagen. mit dünner Rippe, oft spiralig ge- 
dreht: Fruchtstiel meist lang, oft schlapp; Frucht gross, aufge- 
blasen-keulenförmig, langhalsig, aufrecht, mit kleinem. gewölbtem 
Deckelchen; Mundbesatz von Brachymenium. Baumleben. 

Es sind das herrliche Moose feinster Formung, welche so- 
gleich durch die schwellend-keulenförmigen, langhalsigen Früchte 
auffallen. Ihrer Verbreitung nach gehören sie so recht den tropisch- 
andinischen Hochgebirgen an und erreichen hier ihre grösste 
Schönheit. Die erste hier von Humboldt und Bonpland 
zwischen Quito und Tulca gefundene Art war Bryum megalocar- 
pum Hook., welches Schwägrichen als Acidodontium Kunthii 
abbildete. Später entdeckte Arten der Anden und Cordilleren 
waren Br. seminerve Hook. et Wils. von Quito, wo es Jameson 
sammelte, Br. exaltatum Spruce, welches der Genannte in den- 
selben Gebirgen in einer Erhebung von 8000 F. traf, Br. ramicola 
Spruce aus dem Walde Canelos bei 4000 F. Erhebung, Br. Sprucei 
Mitt., welches nach Spruce am Pichincha-Vulkane noch bis 
10000 F. hinaufreicht, Br. longifolium Schpr., von Mandon in 
Bolivia zwischen Caripotä und Tani noch bei 13200 F. aufge- 
nommen, und Br. macropoma m. aus dem subtropischen argenti- 
nischen Chaco zwischen Orän und Sn. Andres 1873 von P. G. 
Lorentz gesammelt, die einzige Art, welche die Niederung be- 
wohnt. Ob, wie Mitten glaubt, Br. rhamphostegium Hpe., dessen 
Cladodium (Prodr. Fl. Nov. Granat. p. 55), hierher gehört oder 
nicht besser zu Dieranöbryum, kann ich aus Mangel an frucht- 
baren Exemplaren nicht sagen. Br. subrotundum Tayl., welches 


Bryaceae, Knotenmoose. 199 


Mitten ebenfalls hierher zieht, neigt mehr zu Dicranobryum. 
Aus Mittel-Amerika sind mir nur zwei Arten vorgekommen, die 
sich. einigermassen an die Vorigen anschliessen, nämlich Br. Flo- 
resianum n. sp. (2043 m) und Br. clavatulum n. sp. aus Costarica, 
wo es Dr. H. Polakowsky 1875 auf Bäumen bei Alelujah sah. 
Indien darf wenigstens mit ein paar Arten angeschlossen werden, 
die noch allenfalls den Charakter der Vorigen annehmen, obgleich 
ihre Früchte viel kleiner und weniger langhalsig werden. So mit 
Br. Nepalense Hook. (Br. Hookeri Spr.) aus dem Himalaya, Br. 
brevicaule Hpe. auf Java, Br. gemmiforme Hpe. auf Luzon, Br. 
glaucum m. auf Ceylon und Br. eristatum m. von Bombay. In 
dieselbe Categorie gehört auch das abessinische Hochland mit 
Br. flexifolium (Br. et Sch.). Eine Form, welche auch im Sennar 
auf dem Gebel Dul in Där Fazoglu in Br. Sennariense n. sp. 
wiederholt wird. Kurz, im grossen Ganzen dürfen wir die Acido- 
dontia Hochgebirgs-Moose so gut nennen, wie die vorigen und 
die nachfolgenden Arten von 


3. Leptöstomöpsis C. Müll. in Linn. XLII. p. 378. Pflänz- 
chen niedrig, in compact-verfilzte Rasen zusammengedrängt. so 
dass der fruchtbare Stengel im rostbraunen Filze sitzt. während 
die unfruchtbaren kurzen, meist stielrunden und dünnen Sprossen 
nur wenig über den Filz hinausragen; Blättchen mehr oder weniger 
dicht übereinander, schuppenartig erscheinend und glänzend, klein, 
schmal, aus breiterem Grunde zungenförmig-länglich: Rippe dünn, 
kielartig. vielfach gekrümmt, in eine mehr oder weniger lange, 
meist hyaline, zarte, einfache oder zart-gezähnelte und gepfriemte 
Granne auslaufend; Blattrand aufrecht oder doch kaum convex:; 
Blattnetz am Grunde aus lockeren, nach der Spitze hin sehr 
selten auch lockeren, wohl aber diehteren, doch immer kleinen, 
in der Trockenheit wie zusammengeflossenen Zellen mit Primor- 
dial-Schlauche gebildet; Frucht aufrecht, eylindrisch-länglich oder 
etwas keulenförmig, kurz- halsig, am kleinen, conischen Deckelchen 
etwas eingeschnürt; Ring breit und einrollbar; Mundbesatz von 
Brachymenium. Baumleben. | 

Was Leptöstomum unter den Mniaceen, ist diese Section 
unter den Bryaceen, und zwar durch die starke Verfilzung der 
Pflanzen, die kleinen, zungenförmig-länglichen Blätter mit sehr 
ausgeprägter Granne, sowie durch die aufrechte (kurzhalsige) 
Frucht. Daher auch der Name der Section. Sämmtliche Arten 
können schön und eigenthümlich genannt werden; manche bilden 
so compacte und seidenartig glänzende Rasen, dass sie wie eine 
Art Sammet erscheinen. In dieser Beziehung gehören Br. velu- 
tinum m. von den Neileherries, Br. Koratranum m. und Br. pul- 
chrum m. aus dem Kaplande zu dem Schönsten, was die Gattung 


200 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Bryum aufzuweisen hat. Selbst das unscheinbarere Br. campylo- 
trichum n. sp. von der nordöstlichen Grenze Transvaals ist davon 
nicht ausgenommen. Br. Meruense n. sp. vom Berge Meru im 
Kilima-Ndscharo-Gebirge weicht durch sehr locker gewebte Blätter 
ab. Sonst lieferte Afrika bisher nur noch eine Art: Br. leucotri- 
chum m. aus dem Lande der Menschen-fressenden Niam-Niam, 
wo es Dr. Schweinfurth aufnahm. Auch Indien gab ausser der 
senannten Art nur noch Br. Levieri n. sp. im nordwestlichen 
Himalaya (7000—8000') und Br. leptostomoides m. von den Neil- 
gherries. Sonst fällt auch hier der Schwerpunkt der Verbreitung 
auf das tropische und subtropische Mittel- und Süd-Amerika. 
Mexico hat uns nicht weniger als fünf Arten geschenkt: Br. ca- 
pillifolium m., vom Orizaba, Br. subcapillifolium m. ebendaher, 
Br. luteolum m. von Mirador (4000), Br. Systylium m. vom 
Orizaba, und Br. imbricatifolium m. von San Pedro und Orizaba. 
Sie gehören folglich der höchsten Erhebung der mexicanischen 
Hochebene an. Costarica lieferte dazu: Br. brachypelma n. sp. 
Aber auch das Hochland von Quito in Ecuador kennt den schönen 
Typus in Br. erinitum Mitt., während er sich noch bis auf die 
argentinischen Cordilleren in dem schönen Br. malachiticum m. 
der Hochgebirge Tucumans, ja selbst noch bis in den subtropi- 
schen Chaco in Br. erubescens m. verliert. Doch müssen diese 
Arten wohl immer nur ganz vereinzelt in ihren betreffenden Be- 
zirken auftreten, da man sie in der Regel nur in kleinen Räschen 
und auch dann noch selten empfängt, obgleich einzelne Arten 
recht ansehnlich breite Rasen zu bilden scheinen, welche dann 
eine Art Plüsch über die Baumwurzeln ausbreiten mögen. Im 
Uebrigen stehen sie der folgenden Section überaus nahe. 


4. Orthocarpus C. Müll. Syn. Musc. I. p. 319. Pflanzen 
meist niedrig, unten etwas verfilzt, aber nie compacte Rasen 
bildend, darum frei über den Grund hinwegragend, locker be- 
blättert; Blätter in der Trockenheit gekräuselt oder spiralig um 
den Stengel gedreht, aus spatelfürmigem Grunde länglich oder 
eiförmig; Rippe mehr oder weniger kräftig, kielartig auf dem 
Rücken hervortretend, in eine längere Spitze oder in eine Granne 
auslaufend; Blattrand wenig oder bedeutender zurückgeschlagen, 
ganz, gezähnelt oder gezähnt, häufig gesäumt; Blattnetz aus 
grösseren, mit einem Primordial-Schlauche erfüllten Maschen ge- 
bildet; Frucht auf mehr oder weniger langem Stielchen aufrecht, 
meist kurzhalsig und ceylindrisch-eiförmig, nach oben manchmal 
etwas keulenförmig sich erweiternd, aber nicht aufgeschwollen, 
von mittlerer Grösse, mit sehr kleinem, kegelförmigem Deckelchen: 
Ring breit, einrollbar; Mundbesatz von Brachymenium. Baum- 
leben ? 


Bryaceae, Knotenmoose. 201 


Die Arten dieser Section sind gewissermassen eine Combi- 
nation von Acidodontium und Leptostomopsis, indem sie des 
Letzteren Frucht, des Ersteren Stengel und Blätter besitzen. 
Doch weichen sie in ihrer Tracht von Beiden so sehr ab, dass 
ich es für natürlich halten musste, sie zu trennen. Eine andere 
Classification könnte dahin gehen, alle vier vorstehende Sectionen, 
zugleich mit der nachfolgenden fünften als Theile einer einzigen 
grösseren Section zu betrachten, deren Arten sich durch gerade 
Früchte auszeichnen, folglich unter dem Collectiv-Namen Ortho- 
carpus zusammentreffen würden. Schliesslich aber käme die Sache 
auf dasselbe hinaus. Nach der geographischen Verbreitung halten 
die zu der speciellen Section Orthocarpus gehörenden Arten die 
tropischen und subtropischen Länder fest, wie die vorigen Brya. 
So ist Mexico besetzt von Br. capillifolioides n. sp., spirifolium m. 
und Mexicanum Mtge., Costarica von Br. Pittieri Ren. et Card. 
und Br. spathulifolium Ren. et Card., das Hochland von Quito 
durch Br. heteroneuron Mitt. und trachyticola m., beide Arten 
noch zwischen 9—11000 F. wohnend; Brasilien von Br. Horn- 
schuchianum m. und Br. Orphanidis n. sp., Paraguay von Br. 
spirale Bescher. Aus Indien kamen von den Neilgherries Br. 
clavariaeforme m., von dem Sikkim-Himalaya Br. contortum Hpe., 
vom nordwestlichen Himalaya (Kidarkaula, 12000 F.) Br. mega- 
blastum n. sp. (Br. Duthieanum m. olim in litt.), von der Insel 
Luzon Br. orthopelma m. Einige englische Arten sind mir unbe- 
kannt geblieben. Dagegen möchte ich noch zwei japanische Arten 
hierher ziehen: Br. clavigerum Mitt. (sub Brachymenio) von Ikao 
und Br. macroblastum n. sp. (Dieranobryum cellulare Hook.) von 
Joshin, welches Letztere freilich durch sein weites Zellnetz, seine 
folia illecebro-imbricata und seine kurze Rippe vielleicht doch 
mehr zu Dicranobryum zählt. 

Afrika trug bisher durch Kamerun mit Br. polychaete n. sp.. 
sonst mehr durch seine Inseln bei: durch die westafrikanische 
Insel Sn. Thom6 mit Br. Molleri m., welchem Br. Duseni n. sp. 
aus Kamerun sehr ähnelt, durch die Insel Bourbon (jetzt Reunion) 
mit Br. spathidophyllum Bescher. und Br. eurychelium Bescher., 
durch die Comoren mit Br. speirocladum n. sp. durch das nord- 
östliche Madagascar mit Br. nigrescens Bescher., endlich durch das 
centrale Madagascar mit Br. radiale n. sp. Letzteres ist geradezu 
eine der schönsten Bryum-Arten, indem es von kleinen, fast kreis- 
runden Räschen nach allen Richtungen wie von einem gemein- 
schaftlichen Mittelpunkte aus eine Unzahl von Früchtchen auf 
steifen Stielchen wie ebenso viele Radien aussendet und diese 
Früchtchen eine sehr ansprechende, aufgetrieben-eiförmige Gestalt 
annehmen. Doch muss man sich hüten, diese Arten mit denen 
der folgenden, sehr nahe stehenden Section zu verwechseln. 


302 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


- 


5. Dieranöbryum C. Müll. Syn. Muse. I. p. 309. Pflänz- 
chen sehr winzig und zart, kleine Räschen bildend; Blättchen 
dicht über einander gelagert, oft einen fadenartigen Spross erzeugend, 
lanzettlich, mit aufrechtem Rande, gleichmässiger dicker Rippe, 
welche in eine Stachelspitze oder kleine Granne ausläuft, mit 
sanzem Rande und kleinmaschigem, dichtem, aber manchmal 
auch lockerem Zellnetze, selten (Br. leptochlaenioides) wie bei 
den Vorigen gestaltet; Frucht klein, meist eiförmig, auch ceylin- 
drisch, oft einer Dieranella ähnelnd, unter der Mündung zusammen- 
gezogen, gern die Form eines winzigen Fläschehens annehmend, 
aufrecht oder leicht geneigt; Deckelchen conisch, meist wulstig 
über der Kapselmündung stehend; Ring breit, einrollbar. Mund- 
besatz von Brachymenium, Pohlia und Webera - Senodietyum. 
Erdleben. 

Die älteste Art stammt aus dem Kaplande vom Tafelberge, 
wo sie Ecklon sammelte, und diese wurde von Hornschuch 
sehr zutreffend Br. dieranoides genannt, woher auch mein Name, 
Dicranobryum, kommt. In späterer Zeit gewährte Süd-Afrika noch 
Br. Rehmanni n. sp. bei Kapstadt und Br. Plumella n. sp. in Trans- 
vaal, wogegen Madagascar folgende Arten gab: Br. grammophyllum 
n. sp., Br. Borgenianum Hpe.. Br. Philonotula n. sp., Br. oceul- 
tum n. sp. und Br. Madagassum Hpe.; sämmtlich Arten, welche 
dem indischen Br. exile Dz. et Mb. sehr ähnlich sehen, wie ja 
überhaupt Madagascar z. Th. sehr nach Indien gravitirt. Aus 
dem Lande der Niam-Niam brachte Dr. Schweinfurth Bir. 
fragile m., aus den abessinischen Bogos-Ländern Dr. Beccari Br. 
stereoneurum m., Br. mielichhoferioides m. und Br. haematoneuron 
m., Prof. Penzig aus der italienisch-abessinischen Colonie am 
Rothen Meere Br. leptochlaenoides n. sp. mit, während W.Schimper 
im abessinischen Hochlande bei Amba Sea in einer Erhebung von 
6000 F. Br. commutatum im Jahre 1847 sammelte. Letzteres 
kommt auf Mauern vor, wie auch Br. dieranoides, womit man 
einen Schluss auf das Leben der übrigen Arten machen darf. Die 
Mascarenen lieferten in Br. megalacrion Schw. eine dem Br. di- 
cranoides sehr verwandte Art. Aus Indien kenne ich: Br. coarc- 
tatum m. von Java, Br. byssotapis n. sp. von der Sunda-Insel 
Banda, sowie das nahe verwandte Br. Indiecum Dz. et Mb. von 
den Sunda-Inseln überhaupt, Br. Nietneri m. von Ceylon, Br. exile 
Dz. et Mb. von Java und den Neilgherries, Br. flaceidisetum m. 
von den Letzteren; Br. Harveyanum m. (Harv. sub. Brachymenio), 
Br. extenuatum Mitt. und Br. micans ej. aus Indien sind mir un- 
bekannt geblieben. Nur möchte ich noch Br. brachydontium Hpe. 
von Javas Merapi (3—4000 F.), Br. delicatulum Mitt. aus dem 
Sikkim und Khasia (”—11000 F.), sowie Br. rostratum m. von 
Calicut als etwas an Senodietyum erinnernd hierher ziehen. Selbst 


Bryaceae, Knotenmoose. 203 


Australien kennt den schönen Typus in Br. pilosithecium n. sp. 
und Br. chloroblastum n. sp. (Neu-Süd-Wales), Br. Preissianum 
Hpe. '(West-Australien), Br. semperlaxum m. (Queensland), Br. 
acithecium m. (Grampians in Victoria), Br. melanothecioides n. sp. 
und Br. pusillum m. (beide in Neu-Caledonien). Von den tropischen 
Samoa-Inseln kenne ich das zwitterblüthige Br. melanothecium m. 
mit recht dunklen Früchten. Alle übrigen von mir gekannten 
Arten fallen auf das tropische Amerika. 

Aus Mittelamerika kenne ich: Br. lonchothamnium n. sp., 
Br. Polakowskyi m. und Br. Barbaemontis n. sp. in Costarica, 
Br. murale Schpr. und Br. camptopelma n. sp. in Mexico, woher 
Freund Hampe noch Br. minutulum von Veracruz als Brachy- 
menium beschrieb. Aus dem columbischen Staate Antioquia sendete 
mir G. Wallis Br. Salaminae m., während Venezuela in Br. 
smaragdinum m., peraristatum m., papillosum m., longipedicellatum 
m., melanopyxis n. sp. und globirameum m. prächtige anderweitige 
Arten schenkte. Dem Hochlande von Quito entriss Spruce Br. 
subsmaragdinum m. aus Höhen von 6000 F. und Br. fusiferum 
Mitt. aus Höhen von 9500 F., Br. Wilsoni Mitt. aus Höhen von 
10000 F. und Br. sericeum Mitt. vom Tunguragua (7000 F.). 
Das Schönste aller dieser Moose. welches Mitten aber zu Acido- 
dontium stellt, ist das auf Höhen von 10—11000 F. wachsende 
Br. Taylori m. (Acidod. subrotundum Hook. et Wils.). Die hals- 
lose Frucht und die Form des conischen, aufschwellenden Deckels 
fügen das Moos, trotz einiger Aehnlichkeit mit den Acidodontinm- 
Arten, in die Reihe der Dieranöbrya. Die einzige Art, welche ich 
nur im subtropischen Gürtel in den argentinischen Cordilleren 
von Jujui kenne, ist mein Br. fabronioides, ein Verwandter des 
Br. fusiferum. 

Bis hierher unterliegt keine Art einem Zweifel. Dagegen 
birst Afrika noch ein paar Arten, deren Früchte nur zu winzig 
sind, um zu Acidodontium gebracht zu werden. In Wahrheit 
schw ellen dieselben bauchig auf und bekommen damit einen kurzen 
Hals. Doch wage ich diese paar Arten nicht von den Vorigen 
zu trennen; um so weniger, als Blattform und Blattnetz mit den 
Vorigen übereinstimmen. Es sind: Br. rufescens m. von Debra 
Eski im abessinischen Hochlande, von W. Sehimper bei 9500 F. 
Erhebung 1850 gesammelt, ferner Br. Abyssinicum Br. et Sch. 
(sub Brachymenio) von dem Berge Silke in Abessinien, endlich 
Br. Breutelii m. (Brachymenium pyriforme Schpr. in Muse. Breutel.) 
vom Kap, eine winzige, den Mielichhoferien ähnliche Art. Mit 
Dicranöbryum ist die eigenthümliche Reihe der Brya mit auf- 
rechter Frucht geschlossen. 


204 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


II. Brya mit nieckenden oder hängenden Früchten. 


6. Areodietyon C. Müll. Syn. M. I. p. 288. Zieria Schpr. 
Syn. M. Eur. ed. I. p. 383 als Gattung. Plagiobryum Ldbe. 
(propter Zieriam Rutacearum Sm. 1798) in K. Vet. Akad. Förh. 
1862. p. 606 als Gattung. — Pflanzen niedrig und dann mehr 
oder weniger dichte, verfilzte Räschen bildend, einfach, oder weit 
höher und durch Sprossung ästig; Blätter dichter oder lockerer 
gestellt, aus eiförmigem, hohlem Grunde zugespitzt, mit ungleicher 
Fläche und aufrechtem, ungetheiltem Rande, kaum auslaufender 
oder grannig austretender, schdaffer, purpurner Rippe; Blattnetz 
aus lockeren, zarten durchsichtigen, leeren Zellen gewebt; Frucht 
unregelmässig, aus aufsteigendem, deutlich ausgeprägtem Halse 
gekrümmt und mehr oder weniger aufgeblasen-birnförmig, mit 
einer Art Buckel gewöhnlich versehen; Mundbesatz von Pohlia 
und Bryum; Blüthenstand zweihäusig, knospenförmig. 

Ich habe ehemals noch eine Abtheilung mit regelmässigen 
Früchten, aber lockerem Blattnetze hierher gezogen, scheide Selbige 
aber aus und nehme die Abtheilung ganz in dem Sinne von 
Schimper und Lindberg an, weshalb auch wohl der Name 
Plagiobryum der bessere sein dürfte. In diesem Sinne genommen, 
ist die Abtheilung sehr klein, doch aber sehr bestimmt. Sie 
macht in gewisser Beziehung den Uebergang von den Bryum- 
Arten mit aufrechten zu denen mit geneigten Früchten, insofern 
wenigstens ihr Hals eine aufsteigende Richtung nimmt, wenn auch 
der übrige Theil der Frucht sich dem Neigenden zuwendet. Ge- 
wissermassen aber steht jede der wenigen hierher gehörigen in- 
ländischen Arten für sich allein da: Br. Zierii neigt mit seinen 
Blättern zu den Argyrobryum-Arten und Br. demissum steht mit 
seinen zart begrannten Blättern wieder selbstständig da. Ich kenne 
nur wenige ausländische Arten, welche sich der Letzteren anreihen. 
Zunächst Br. Emodi n. sp., welches Sulpiz Kurz 1872 vom 
Sikkim-Himalaya, wo er es zwischen 12—13000 F. Erhebung 
sammelte, nach Deutschlaad sendete, ferner Br. macro-demissum 
n. sp. aus dem westlichen Nepal (12000), Br. Japonicum Bescher. 
(sub Brachymenio), welches in jeder Beziehung ein Dimimutiv zu 
den purpurnen Räschen des Br. demissum ist, aber schon durch 
weit grössere und zartere Blattzellen abweicht, ferner Br. Bro- 
theri n. sp. von Barskau in Turkestan (8000'), ein Seitenstück 
zu Br. Zierii und Br. pugioni-demissum n. sp. ebenfalls vom Alatau 
in Turkestan, wo beide Arten Dr. A. Regel 1876 entdeckte. 
Dann folgt Br. campylocarpum n. sp. von Madagascar, wo es der 
norwegische Missionar Borgen unter anderen Bryaceen 1869 
sammelte, und Br. Wildii Brother. von den Highfields in dem 


Bryaceae, Knotenmoose. 205 


tropischen Queenslande. Eine andere Art nimmt wieder eine 
andere Stellung ein als Riese dieser schönen Moose, nämlich Br. 
lamprocarpum m. von Süd-Georgien, wo es Dr. Will 1882 als 
das schönste Bryum jener so polar gelegenen Gletscher-Insel 
sammelte. Seine Frucht erinnert auffallend an die gross-früchtige 
Form von Br. demissum, stellt sich aber auf einen sehr langen 
Stiel, der seinerseits wieder auf einem ziemlich langen und zarten 
Stengel terminal thront. Diese Art, welche mir mit ihrem locker 
gewebten Blatte und den lang gestielten Früchten Anfangs ein 
Räthsel war, da diese Früchte auch an Br. uliginosum erinnern, 
aber durch ihre im Alter firniss-glänzende Oberfläche sogleich 
eigenthümlich erscheinen, ist jedenfalls die höchste Vollendung 
ihrer Abtheilung, um so mehr, als auch sie, wie (mit Ausnahme 
des Madagassischen Mooses) die übrigen Arten, nur dem kältesten 
Klima angehört. Unter den bisherigen Bryen die ersten, welche 
auch Europa angehören. Erdleben. 


7. Amblyophyllum C. Müll. Syn. M. I. p. 286. Pflanzen 
niedrig oder hoch, dichte Rasen bildend oder heerdenweise lebend; 
Blätter locker gestellt, an der Spitze mehr oder minder abge- 
rundet stumpf, teller- oder napfförmig-hohl, mit aufrechtem oder 
doch nur selten am Grunde etwas zurückgeschlagenem, ungezähntem, 
manchmal gesäumtem Rande, verschwindender Rippe und quadra- 
tisch-rhombischem Zellnetze, Frucht terminal, auf ziemlich hohem 
Stielchen hängend, klein, verkehrt-eiförmig, entleert im Alter fast 
urnenartig und grossmündig, kurzhalsig, mit kleinem, etwas co- 
nischem Deckelchen. Blüthenstand ein- oder zweihäusig. Erdleben. 

Man kann im Zweifel darüber sein, ob diese kleine Gruppe 
eine selbstständige Stellung einnehme, da ihre Arten im Ganzen sich 
dieht an die Apalodietyon-Arten anreihen, weil ihr Blattrand 
aufrecht ist. Wenn man jedoch gleichzeitig die kleine Frucht 
und den kleinen Deckel in ihrer Formung berücksichtigt, so ge- 
hören die wenigen Arten dicht zusammen und bilden eine engere 
Gruppe, deren Typus das mehr heerdenweise lebende Br. latifolium 
Br. et Sch. ist, welches nicht, wie Schimper in der 2. Ausgabe 
der Synops. Musc. Europ. will, mit Br. calophyllum R. Br. 
(Br. obtusifolium Ldbg.), der nördlichen Polar-Gegenden zusammen- 
fällt. Dieses Letztere ist eine hoch wachsende Art, während 
jenes als eine zwergige erscheint und eigentlich Br. fornica- 
tum Brid. heissen sollte, da es zugleich die Weisia fornicata 
Bridels ist. Von den übrigen Arten überzieht Br. cyclo- 
phyllum Schwaegr., dem Br. Davalii ähnelnd, auf sumpfigem 
Boden oft weitere Strecken, während Br. Marratii, wieder auf 
die Zwergigkeit des Br. latifolium zurücksinkend und diesem 
ähnlich, mehr salzigen Boden der nordeuropäischen Küsten-Länder 


206 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


aufsucht. Eine japanische, aber nur noch steril bekannte Art von 
Niko in der Umgegend von Yokohama, ebenfalls sehr niedrig, 
aber mit Blättchen, deren Rippe fast die Spitze des Blattes er- 
reicht, habe ich wegen der löffelartigen Höhlung dieses Blattes 
Br. Catillum n. sp. genannt. Sonst ist mir noch keine sechste 
Art bekannt geworden. Sämmtliche dieser Arten gehören zu den 
seltensten ihrer Gattung und beanspruchen das Prädikat grosser 
Zierlichkeit, entweder nach der Kleinheit ihrer Stengel und 
Blätter, oder nach der Form ihres Blattnetzes oder nach der 
Kleinheit ihrer reizend geformten Früchte. 


8. Bryötis C. Müll. Linn. XXXIX. p. 379 (1875), Knoten- 
moosohr. Pflänzchen sehr niedrig, ausgedehnte lockere Räschen 
bildend, einfach, fast stielrund, zugespitzt; Blättchen dicht gestellt, 
aber mit auswärts stehenden Spitzchen, in der Feuchtigkeit ein 
weiches, kätzchenartiges Stengelchen (caulem julaceum) bildend, 
an einer sehr locker gewebten Achse, aus löftelförmig-hohlem 
Grunde, welcher zu beiden Seiten durch eine Art kleinen Öhres 
erweitert ist, kahnförmig-hohl, kurz zugespitzt; Blattohr aus weit 
grösseren parenchymatischen, zarten und durchsichtigen, aber an 
den Wänden chlorophyllosen Zellen gebildet; Blattrand aufrecht 
oder zurückgerollt und ungetheilt: Rippe kurz und ziemlich kräftig, 
in eine kurze oder längere Spitze austretend; Blattnetz aus langen, 
zarten, durchsichtigen, mit einem sehr zarten Primordial-Schlauche 
erfüllten prosenchymatischen Zellen gewebt. Frucht und Blüthen- 
stand unbekannt. Erdleben. 

Diese kleine Gruppe stützt sich nur auf zwei Arten, welche 
Dr. G. Schweinfurth aus dem Herzen von Afrika mitbrachte: 
Br. auriculatum m. aus Schluchten des Berges Baginse im Niam- 
Niam-Lande und Br. Myurella m. aus Dar Fertit, wo es auf 
Raseneisenstein am Flusse Dschih unter Pterigynandrum ferri- 
colum wächst. Sie gleichen Beide in ihrer Tracht sehr winzigen 
Formen von Brachythecium albicans und zeichnen sich von allen 
übrigen Bryum-Arten augenblicklich durch die sonderbaren Blatt- 
ohren am Grunde des Blattes aus. Diese erinnern an die cellulae 
alares der Dieranaceae wegen der gänzlich verschiedenen Zellen- 
Gruppe jener Ohren, die, im aufgeweichten Zustande betrachtet, 
dem Blattgrunde eine merkwürdige Höhlung am Anheftungspunkte 
geben, da das Blatt hier plötzlich wie aufgebauscht am Stengel 
haftet, um aus diesem bauchigen Grunde rasch in eine kahn- 
förmig verschmälerte Form überzugehen. Nach diesen einzig da- 
stehenden Abweichungen vom Bryum-Typus möchte man auch auf 
eine eigenthümliche Frucht schliessen. Uebrigens stellt sich die 
Abtheilung ganz dicht in die Nähe von Apalodietyon oder Dolio- 
lidium. 


Bryaceae, Knotenmoose. 207 


9. Doliolidium C. Müll. Linn. XXXIX. 1875. p.. 388, 
Tönnchen-Knotenmoos. Pflänzchen niedrig, im fruchtbaren 
Zustande mit mehreren Sprösschen um einen Kelch, mehr oder 
minder dichte, kleine oder grössere Rasen bildend;. Blätter ziem- 
lich steif, aufrecht, ziemlich dicht über einander liegend, aus eiför- 
migem Grunde zugespitzt, aber durch eine kräftige, austretende Rippe 
mehr oder minder lang-gegrannt; Blattrand aufrecht oder äusserst 
schmal zurückgerollt, höchstens gezähnelt; dann und wann ge- 
säumt. Blattnetz aus kleinen, derben, dichten oder lockeren, mit 
einem Primordial-Schlauche erfüllten Zellen gewebt; Frucht meist 
auf steif aufrechtem Stielchen vollkommen hängend oder nickend, 
der Form nach ein Tönnchen darstellend, aber mit kurzem Halse, 
welcher in der Regel warzenartig rauh ist, mit einem gewölbt- 
conischen Deckel, welcher gewöhnlich anders gefärbt ist als die 
Fruchtwand, mit einem breiten Ringe. Blüthenstand zweihäusig. 
Erdleben. 

Man erkennt diese Abtheilung sogleich an der tonnenartigen, 
vollkommen hängenden, kurzen Frucht mit dem relativ grossen 
und wulstigen Deckel, aber ebenso an den stets kräftig begrannten 
Blättern, und hat an den einheimischen Arten den besten Anhalt, 
an: Br. atropurpureum, erythrocarpum und versicolor. Man könnte 
wohl behaupten, dass jedes Land wenigstens eine Art dieser 
schönen Section besitze; manche Länder sind mit dem Typus ganz 
besonders gesegnet, und diese Verbreitung gestaltet sich folgender- 
massen: Nordamerika, das auch die europäischen Arten, ausser 
Br. Blindii, und ausserdem das eubanische Br. coronatum Schw. 
besitzt, hat noch das niedliche Br. Californicum Sulliv. aufzu- 
weisen, und selbst der antarktische Theil des grossen Continentes 
ernährt in Br. gemmatum m. im südlichen Feuerlande noch eine 
recht zarte Art an quelligen Orten. 

Nach Chile aufsteigend, tritt uns hier Br. Phallus m. mit 
seiner durch den Trivial-Namen gut charakterisirten langen cylin- 
drischen Frucht entgegen. Umgekehrt erzeugt Br. rivale m. in 
den argentinischen Cordilleren eine sehr kurze, gross-mündige 
Frucht, womit auch Br. philonotoides m. in Montevideo überein- 
stimmt, während Br. Giberti m. des gleichen Landes wie ein Di- 
minutiv von Br. atropurpureum erscheint. Eine der zuerst bekannt 
gewordenen tropischen Arten war B. coronatum Schw. von Cuba, 
und so kam es, dass die meisten ähnlichen Arten von den Bryo- 
logen als Abarten dieses schönen und eigenthümlichen Mooses 
bestimmt wurden, wie das etwa mit den Argyrobryum-Arten ge- 
schah. Dieses erlebte z. B. das Br. barbulaceum m. Brasiliens 
durch Wilson. Um Rio de Janeiro wächst Br. bulbillosum Mtge., 
welches, bei kleinen Früchten, in den Blattachseln winzige Bul- 
billen erzeugt, auf Sambaki-Schutte in Sa. Catharina Br. ferriviae 


208 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


n. sp. und Br. angustieymba n. sp. Die Anden haben mehrere 
Arten ergeben: Br. remotifolium Hpe., leptochaeton ej. und con- 
volutaceum m. (coronatum Hpe.) aus der Cordillere von Bogota 
(2600 m), Br. gracilifolium m. aus der Cordillere von Ecuador 
(4000), Br. ceramiocarpum m. von der Silla Valencia in Vene- 
zuela. Mexico besitzt um Veracruz Br. Hogbergi m., dessen kurze 
grossmündige Früchte einen glänzend-schwarzen Deckel haben, 
Costarica das Br. viviparum m. von Angostura, Guatemala Br. 
perminutum n. sp. Auch der Himalaya vermehrte die Abtheilung 
durch Br. hemisphaericarpım m. von Lachen im Sikkim-Gebiete 
(8000). Fast kugelig sind die winzigen Früchtchen des Br. pseudo- 
pachytheca m. aus dem Himalaya, nnd noch mehr die von Br. 
rugosum m. von den Neilgherries. Auch die des Br. rufinerve m. 
von dem Philippinen-Hochlande stellen sich daneben mit gleicher 
Formung. Eine sowohl im indischen Tieflande, als auch auf den 
Sunda-Inseln weit verbreitete Art ist Br. doliolum Duby, von 
welchem ich den Charakter für die ganze Section ableitete. Sie hat 
auf Borneo in Br. cerothecium m. (coronatum Hpe.) ihr Gegen- 
stück, während Br. Junghuhnianum Hpe. von Merbatu auf Java 
(7000) eine kurze, aber recht breitmündige Frucht erzeugt. Das 
tropische Tongking ergab zwei zwergige Arten: Br. lineari-limba- 
tum n. sp. und Br. perpygmaeum n. sp., Persien Br. gypsophilum 
n. sp. Afrika scheint ebenfalls nicht arm an Arten zu sein. Ich 
kenne an der Westküste auf Fernando Po Br. rhyparocaulon m., 
auf der Insel Sn. Thom& Br. erythrostegum m., in Sierra Leone 
und Lagos (Guinea) Br. afro-litorale m., was auch nach Kamerun 
reicht, auf dessen höheren Lehnen Br. perimbricatum n. sp. er- 
scheint, auf der Insel Nossi-B& bei Madagascar Br. Mariei Bescher. 
mit sehr schmalen, langen, cylindrischen, phallus-artigen, am Grunde 
höchst warzigen Früchten, in Süd-Afrika das dicht-rasige Br. con- 
densatum Hpe. und Br. horridulum n. sp. vom Zambesi, in Zan- 
zibar Br. Roscheri Lrtz. und aus dem Lande der Djur-Neger im 
Herzen von Afrika das kräftige und breit-rasige Br. Schwein- 
furthi m. und aus Usambara brachte Dr. Hans Meyer von 
seiner unglücklichen, zweiten Afrikareise das sehr flach-deckelige 
Br. Ioannis Meyeri n. sp. mit. Auf Bourbon sammelte Rodriguez 
Br. alto-cristatum Bescher. Selbst Australien bleibt nicht zurück 
und hat eine ganze Reihe z. Th. sehr schöner Arten geliefert: 
aus Queensland Br. angeiophyllum m. und subatropurpureum m., 
von der Norfolk-Insel, östlich von Australien, Br. pervenustum m., 
aus den Grampians: in Victoria Br. conostomoides m. (2500—3000'), 
vom Brown-hill-creek ebendaselbst Br. cupulatum m., ferner aus 
Vietoria Br. subaeneum Hpe. et €. Müll., Br. inaequale Tayl., 
Gambirense m., annulatum Hook. et Wils., aus Tasmania Br. calli- 
costatum n. sp., aus Neu-Süd-Wales Br. pachythecioides m., Br. 


Bryaceae, Knotenmoose. 209 


subdichotomum m., Br. subeupulatum n. sp., aus West-Australien 
vom Swan River Br. incanifolium m., pachytheca m. und macro- 
pelma m. Neu-Caledonien bewohnen Br. oedeneuron n. sp. mit 
sehr dicker Blattrippe, Br. flavipes m. mit flachs-gelben und Br. 
Savesii m. mit purpurnen Fruchtstielen. Eine der ältesten Arten, 
Br. dichotomum Hdw., welches noch Banks sammelte, bewohnt 
Neuseeland, wo auch Br. Cheesmani m. bei Auckland wächst. 
Auf der einsamen Insel Ascension endlich wächst noch in einer 
Erhebung von 1000 F. auf dem Green Mount Br. zygodontoides 
m. — Wenn wir nun diese 52 Arten noch einmal überblicken, 
so muss jedem Bryologen ihre innige Verwandtschaft auffallen: 
und ist dies der Fall, so ergiebt sich von selbst der Schluss, 
dass sie eine für sich bestehende Gruppe von Moosen bilden, 
deren Typus Freund Duby in Genf durch sein Br. doliolum 
treffend bezeichnete. Schimper, der sonst doch so viel Gewicht 
auf den Habitus legt, hat die Inländer an verschiedenen Stellen 
der Gattung Bryum zerstreut. Ich selbst hatte diese Moose ehe- 
mals mit Apalodietyon vereinigt, als nur erst sehr Wenige bekannt 
waren. 58 Arten. 


10. Apalodictyon C. Müll. Syn. M. I. p. 291. Pflanzen 
niedrig, zart, schlank, dichte oder lockere Räschen bildend; Blätter 
mehr oder minder steif aufrecht, eiförmig-lanzettlich, mit auslau- 
fender oder austretender kräftiger Rippe, aufrechtem oder kaum 
zurückgeschlagenem Rande, gewöhnlich klein-maschigem Zellgewebe 
und überhaupt von geringer Grösse; Frucht klein, terminal, geneigt, 
nicht hängend, oder nickend, aus kurzem Halse länglich oder 
birnförmig. 

Es ist für mich gar keine Frage, ob die hierher gehörigen 
Moose von den übrigen Bryum-Arten getrennt werden müssen. 
Die Kleinheit aller Theile, der zarte Wuchs und der aufrechte 
oder doch nur äusserst schmal zurückgerollte Blattrand entfernen 
sie von Eubryum, mit dem sie allein noch zusammengeworfen 
werden könnten. Wer z. B. Br. Gilliesii Hook. oder eine ihrer 
Verwandten mit einem Br. bimum, pseudo-triquetrum u. a. ver- 
gleicht, welcher Unterschied zwischen diesen kleinen Stengeln 
mit eng anliegenden kleinen, fast abgestumpften Blättchen von 
der Tracht einer Myurella und jenen kräftigen Moosen mit den 
grossen und locker gestellten Blättern von erweitert eiförmig-zu- 
gespitzter Formung und von einem so gross-maschigen Zellnetze! 
Die Arten selbst sind über den ganzen Erdkreis verbreitet, doch 
mehr in den wärmeren, als in den kälteren Zonen, und zerfallen 
in zwei Gruppen: 


1. Navicularia €. Müll. Pflänzchen sehr niedrig; Blättchen 
sehr klein, löffel- oder nachehförmig hohl, mit mehr oder minder 
C. Müller Hal. Genera muscorum. 14 


210 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


stumpfer Spitze und einer kräftigen, aber kaum bis zur Spitze 
reichenden Rippe. Erdleben. 

Diese Moose können nicht mit Amblyophyllum verwechselt 
oder vereinigt werden, so sehr auch die hier niedergelegten 
Charakteristiken dafür sprechen möchten. Denn die Blätter sind 
ungleich kleiner und anders geformt, die Rippe reicht gewöhnlich 
bis an die Spitze des Blattes und bildet diese darum anders aus, 
als da, wo sie unterhalb der Spitze verschwindet; endlich hat 
Amblyophyllum wirklich hängende Früchte. Im Ganzen unter- 
scheiden sich die Naviculariae von den Arten der zweiten Gruppe 
durch die Blatt-Imbrication, welche, streng und dicht aufrecht, wie 
sie ist, winzige keulenförmig nach oben verdickte oder doch mehr 
stielrunde Aestchen bildet. Europa besitzt diese Form nicht, und 
das Ausland lieferte die erste bekannte Art in dem brasilianischen 
Br. orthodontioides m., welches Schwägrichen so sehr fremd 
vorkam, dass er das Moos als Orthodontium julaceum bekannt 
machte. Es giebt aber in Brasilien noch mehr hierher fallende 
Arten: Br. brachystegium n. sp. auf Sambako-Schutte in Sa. Ca- 
tharina, Br. fabroniopsis m. aus Goyaz, Br. naviculare Hpe. von 
Rio de Janeiro und Br. conicum Hsch. Am reichlichsten ist das 
benachbarte Argentinien vertreten, und zwar durch Br. Hauthali 
n. sp. von Buenos Aires, Br, Gilliesii Hook., das auch sonst Süd- 
Amerika angehört, ferner durch Br. platyphylloides m., micron m., 
pseudo-mieron m., alles Moose der Provinz Cordoba, endlich durch 
Br. pertriste m. aus den subtropischen Cordilleren und Br. palli- 
dipes n. sp. von La Plata. In Chile wiederholt sich die fragliche 
Form in Br. platyphyllum Schw. (sub Pohlia), tenuicaule Mtge. 
und Philonotula n. sp. (von Chiloe). Sonst kenne ich den nied- 
lichen Typus für die Neue Welt nur noch in Br. ripense m. für 
Jamaika und Br. Sintenisi n. sp. für Portorico, in Br. ceymbifolium 
n. sp. für Mexico und in Br. flexuosum Aust. für das britische 
Columbien. Aus Afrika empfing ich ihn in Br. nanopyxis n. Sp. 
von Nossi-b& durch J. M. Hildebrandt, in Br. minutirete m. 
durch Dr. Hans Meyer vom Kilima-Ndscharo (3000—4000 m), 
durch den Schweden Dusen aus Kamerun Br. bullosum n. sp., 
von der Insel Ascension durch Marine-Stabsarzt Dr. Naumann 
in Br. rubrocostatum m., aus Neuseeland durch Samuel Moss- 
man in Br. incurvifolium m. Weitere Arten sind mir in natura 
noch nicht vorgekommen. 


2. Erythrocarpidium €. Müll. Pflanzen höher wachsend, 
in der Regel aber zart und durch locker gestellte Blätter etwas 
federartig; Blätter zugespitzt, durch eine kräftige austretende 
Rippe mehr oder weniger begrannt; Frucht terminal, aus kurzem 


Bryaceae, Knotenmoose. 211 


Halse länglich-birnförmig, klein, geneigt, fast horizontal, mit mehr 
oder weniger grossem, kegelförmig-scharfem Deckel. 

Den Typus dieser Abtheilung habe ich von unserem euro- 
päischen Bryum erythrocarpum abgeleitet; und in der That ähneln 
die Verwandten diesem meist in hohem Grade, obgleich einige, 
wie Br. Funckii, mehr sich der vorigen Abtheilung zuwenden, 
von der sie jedoch durch zugespitzte Blätter mit austretenden 
Rippen abweichen. Vielleicht ist es besser, solche Arten, zu denen 
auch mein sehr charakteristisches Br. Venturii mit verschwinden- 
der, aber sehr dünner Rippe gebracht werden könnte, zu dem 
Range einer eigenen Abtheilung zu erheben, sobald sich erst 
mehrere dieser Arten zusammengefunden haben sollten. Die übrigen 
europäischen Arten, welche ich hierher ziehe, sind: Br. Sauteri 
Schpr., Mildeanum Jur., murale Wils., Klinggraeffii Schpr.,- Bo- 
manssoni Ldbg. von den Alands-Inseln, welche sämmtlich, mit 
Ausnahme des südlicheren Br. murale, dem Br. erythrocarpum 
sehr nahe stehen. Letzteres besitzen auch die Vereinigten Staaten 
als Vertreter des Typus mit einer zweiten nördlichen Art von 
Vancouvers Island, Br. micro-erythrocarpum €. Müll. et Kadbg. 
Dagegen ist die gemässigte Zone Süd-Amerikas, wenigstens in 
Argentinien, reicher durch Br. splachnobryoides m., glauco-viride 
m., posthumum n. sp., mieroglossum n. sp., fusco-mucronatum n. Sp. 
und apiculatum Schw. (in Montevideo). Mittelamerika stellt sich 
etwa daneben mit Br. Bernouillianum n. sp. in Guatemala, Br. 
rufo-limbatum Ren. et Card. (2043 m), Br. juniperifolium n. sp., 
leucothrix n. sp. und limbatum m. in Costarica. Aus dem tro- 
pischen Südamerika haben wir die meisten Arten empfangen: aus 
Peru und den Anden von Quito Br. Maynense Spruce und Br. 
subpilosum Mitt.; aus den Cordilleren von Bogota: Br. Socorrense 
Hpe., microchaeton ej.; aus den Anden von Venezuela: Br. chry- 
soblastum m., mieropendulum m., Fendleri m. und Lansbergi Dz. 
et Mb. Ausserhalb der Anden wohnen auf Cuba: Br. leptocladon 
Sulliv., auf Trinidad und Cuba: Br. Crügeri Hpe., auf St. Do- 
mingo: Br. angustifolium Brid., auf Martinique: Br. pseudo-capillare 
Bescher. Aus dem überreichen Brasilien kenne ich allein 6 Arten: 
Br. Pabstianum m., gracilisetum Hsch., dentiferum Hpe. in der 
tropischen Zone, Br. Apiahyense n. sp. (Pabstianum Geheeb) und 
Puiggarii Geh. et Hpe. in der warmen gemässigten Zone Süd- 
Brasiliens, Br. purpurissatum n. sp., das lang- und krausblättrige 
Br. crispifolium n. sp., Br. oediloma n. sp. und Uleanum n. sp. 
in der dazwischen gelegenen subtropischen Zone Sa. Catharinas. 
Die gemässigte Westküste Südamerikas wird durch Br. elegan- 
tulum Lrtz., Meyenianum m. und crassinervium Lrtz. bereichert. 
Diesem amerikanischen Reichthum gegenüber ist Asien arm zu 
nennen, soweit es bis heute bekannt ist. Im Sikkim-Himalaya 


14* 


312 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


erscheint Br. rubens Mitt. zwischen 6—9000 F. Br. imbricatulum m. 
(Thomsoni Mitt.) zwischen 7—10000 F. in Tibet. Das Gebiet der 
Thee-Kultur in Assam lieferte Br. nitidum Mitt., Ceylon Br. nitens 
Hook., Br. cognatum Mitt. und Br. erythrinum Mitt., das Gebirge 
der Neilgherries Br. porphyreoneuron m., Tongking das dem Br. 
pachypoma sehr ähnliche Br. melanopyxidium n. sp., Turkestan Br. 
Regelii Broth. bei Taschkent. Von den Sunda-Inseln, speciell von 
Java kamen Br. pachypoma Mtge., Sandii Dz. et Mb., rufo-nervulum 
n. sp. (porphyreoneuron Lac.) und Gedeanum Bryol. Javan. 
Selbst in Afrika bewahren die Arten so ziemlich den euro- 
päischen Typus. Aegypten bewohnen Br. dens Fabroniae n. sp. 
im Fayum, Br. hyalinophyllum n. sp. und Br. Niloticum n. sp. 
an Gräben bei Kairo, Br. Remelei m. An der entgegengesetzten 
Seite treten in Südafrika auf: Br. subdecursivum m., gemmaceum 
n. sp., beide von Rehmann gesammelt, Br. Macleanum n. sp. 
und Br. pallido-julaceum n. sp. von Transvaal, Br. humidulum 
Sulliv. et Lesq. von Simonstown. Auch das oceanische und litorale 
Afrika besitzt den Typus mehrfach: auf Sn. Thome an der West- 
küste Br. areoblastum m., auf Fernando Po Br. lepto-areoblastum 
n. sp., in Kamerun Br. subareoblastum n. sp. und Br. Myurella 
n. sp., auf Mauritius Br. laete-virens n. sp., Br. erythrocarpulum 
n. sp., auf Nossi-be im Meere von Madagascar Br. alpinulum 
Bescher., auf den Comoren Br. Pomoniae m. Ob das Br. rubi- 
cundum m. von der kapverdischen Insel S. Nicolao wirklich hierher 
gehöre, weiss ich nicht sicher zu sagen, da ich es nur steril 
kenne; es neigt so sehr zu Mielichhoferia pellucida hin, dass es 
möglicher Weise eine ähnliche Art ist, wie Mielichh. Notarisii 
auf den Canarischen Inseln ist. Auf den Hawaii-Inseln gesellt 
sich Br. megalostegium Sulliv. mit kurz und spitzgegrannten 
Blättern hinzu; die einzige Art, welche ich von den Inseln des 
grossen Oceans kenne. Wie sehr der Typus sich auch in Austra- 
lien wiederholt, haben schon Br. suberythrocarpum m. aus West- 
Australien und Br. erythrocarpoides Hpe. et €. Müll. aus den 
Lofty Ranges in Victoria längst ergeben. Hierzu traten später aus 
dem australischen Festlande noch hinzu Br. subpachypoma Hpe. 
von der Rockingham-Bay, Br. lonchoneurum n. sp. vom Richmond- 
River, Br. brachytheciella n. sp. von der Mossmans-Bay, Br. Bai- 
leyi Brother. von der Ker Range (5200) in Queensland und Br. 
Pimpamae n. sp. ebenfalls aus Queensland von Pimpama. Doch 
birgt Neuseeland in ein paar Arten die schönsten ihrer Formung, 
nämlich Br. macro-erythrocarpum n. sp. und Br. Bellii n. sp., beide 
auf der Südinsel in der Umgegend von Christchurch und Dunedia. 
Die stattlichsten und schönsten Arten aber dürfte Neuseeland bieten 
in Br. Levieri n. sp. von Auckland, Br. duriusculum H. et Wils. 
ebendaher, Br. malacodietyon n. sp. von Greymouth an der Austra- 


Bryaceae, Knotenmoose. 213 


lien gegenüber liegenden Küste, endlich das herrliche Br. chry- 
soneurum- m. mit den längsten und purpurroth gefärbten Frucht- 
stielen. Sogar nach Neu-Guinea hin bleibt sich der Typus treu, 
und zwar auf Neu-Caledonien durch Br. torulosicollum n. sp. 
(erythrocarpoides Bescher.) und Br. erythrocarpulum n. sp. Was 
sonst noch von anderen mir nicht bekannten Arten hierher ge- 
hört, weiss ich nicht zu sagen; doch können es nicht viele sein 
und die vorstehend aufgeführten Arten ergeben schon eine so 
stattliche Zahl, dass an der Selbstständigkeit des Typus schwerlich 
zu zweifeln ist. Schon der Umstand, dass viele dieser Arten von 
einzelnen Bryologen schlankweg als Br. erythrocarpum bestimmt 
wurden, spricht dafür. Es ist genau dasselbe, wie wir es bei 
Doliolidium sahen, wo die meisten Arten ohne Weiteres zu Br. 
coronatum gestellt wurden. 

11. Sclerodictyon C. Müll. Syn. M. I. p. 315. Pflanzen 
fadenförmig schlank in lockere Rasen zusammengedrängt, mehr 
oder weniger ästig; Blätter dicht gehäuft und angedrückt, ein 
stielrundes Stengelchen bildend, sehr hohl, fast kahnförmig, aus 
derben, leeren, rhombischen, lederartigen Zellen gewebt, starr, 
klein, gelblich glänzend; Frucht auf terminalem, aber durch Spros- 
sung seitlichem Stielchen vollkommen hängend, mehr oder weniger 
schmal länglich-birnförmig, mit kurzem Halse. 

Ich scheide hier diejenigen drei Arten wieder aus, welche 
ich a.a. O0. in eine zweite Reihe foliis laxe imbricatis brachte, 
und behalte nur diejenigen bei, welche zu der ersten Reihe foliis 
julaceo-imbricatis gehören, von Schimper Anomobryum genannt 
und zu einer eigenen Unter-Gattung erhoben worden sind. Ob- 
wohl diese schönen und sehr scharf in sich begrenzten Moose 
meist echte Hochlands-Pflanzen sind, so kommen sie doch auch 
in niedrigeren Regionen vor, behalten aber überall ihren Typus 
bei. Ich kannte ehemals nur drei Arten, von denen zwei aus 
den Anden erst richtig gestellt oder als neu beschrieben werden 
mussten, während man bis dahin nur das Br. julaceum Sm. oder 
Br. filiforme Dicks. gekannt hatte. Jetzt hat sich schon ein recht 
ansehnlicher Formenkreis zusammengefunden, so dass Europa allein 
mit 6 Arten vertreten ist: Br. filiforme, Blindii, leptostomum Schpr. 
(sericeum de Lacroix) juliforme Solms (campestre Ldbg.), das so 
lange vernachlässigte Br. concinnatum Spruce und das winzige 
Räschen bildende Br. concavum Ldbg. (claviger Kaur. teste Lim- 
pricht) aus Norwegen und vom Hochgolling in Steiermark (2800 m). 
Nordamerika besitzt nur eine Art Diminutiv von Br. julaceum in 
Alaska, welches ich Br. bullatum genannt habe. Die erste aus- 
ländische Art brachte Humboldt von den Höhen der Anden 
nach Europa und selbige war Br. semiovatum Brid.. welches der 


314 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


ältere Hooker früher ohne Weiteres als Br. julaceum betrachtet 
hatte. Es kam in neuerer Zeit auch aus der Cordillere von Bogota 
durch Alex. Lindig, sowie aus Ecuador aus Höhen von 4000 F. 
durch Krause. Aus Höhen von 10000 F. sendete mir Gustav 
Wallis das ähnliche Br. clavicaule m. aus dem Staate Antioquia, 
von den Anden Venezuelas Prof. Goebel Br. pyenobaseum n. sp. 
Unterdess hatten bereits Funck u. Schlim in der Sierra Nevada 
von Merida in Höhen von 9000 F. Br. prostratum m. im Jahre 
1846 aufgenommen: ein Moos, das sich auch in der Cordillere 
von Bogota (Lindig), in Bolivia auf dem Cerro de Soque (Mandon), 
sowie auf den Anden von Quito (Jameson) in zwei ähnlichen 
Arten wiederholt, durch Br. pseudo-prostratum und Br. cymbifolium 
mit stumpfen Blättern. Von sehr bedeutenden Höhen der Anden 
muss auch Br. eygnicollum m. (Mielichhoferia Hpe.) in Chile vor- 
kommen. Selbst das Hochland Jamaikas beherbergt noch bei 
4900 F. das Br. chlorosum m., einen nahen Verwandten von Br. 
pseudo-prostratum. Sehr reichlich ist das argentinische Hochland 
mit dem Typus versehen. So wächst auf dem Nevado de Castillo 
bei Salta und auf der Cienega in Tucuman das kräftige Br. semi- 
reticulatum m., und ausserdem beherbergt das Alpenland von 
Tucuman noch Br. terminale m. und Br. Brachymeniopsis m. Es 
wiederholt sich aber in Argentinien, was wir in Europa in Bezug 
auf den Typus ebenfalls beobachten: wie die südlichen Regionen 
auf niedrigen Höhen zwei Arten haben, so erscheint in der Nie- 
derung von Entrerios Br. dissolutinerve m., in Montevideo Br. 
Giberti Bescher., auf der brasilianischen Serra do Oratorio Br. 
serrae n. sp., sowie am Tubarao Br. julaceo-riparium n. sp. Der 
Himalaya schliesst sich mit seinen Alpen auf das Innigste an: 
dort vertritt Br. auratum Mitt. in Nepal auf Höhen von 7000 FE. 
und im Sikkim-Himalaya auf Höhen von 5000—7000 F. das Br. 
prostratum. Sogar die subtropische Region der Khasia-Gebirge 
bei 2000—5000 F. hat eine Art (Br. eymbifolium Ldbg., das Br. 
filiforme [Griff.|Mitt.) aufzuweisen; eine dritte (Br. Schmidii m.) 
habe ich aus den Neilsherries beschrieben. Selbst Afrika geht 
nicht leer aus: bei Debr’ Eski im abessinischen Hochlande (9000 F.) 
sammelte W. Schimper 1850 Br. amoenum Br. et Sch.; sogar 
die Witteberge im Kaplande haben eine, freilich erst steril be- 
kannte Art in Br. procerrimum (Rehm. sub Mielichhoferia) er- 
geben; als weitere Arten kenne ich noch das Br. compressulum 
m. vom Scheitel des Kilima-Ndscharo (3000—4000 m), Br. ham- 
matocaulon n. sp., Br. afro-julaceum n. sp. von-den Gebirgen 
Kameruns, welche auch das herrliche Br. zonatum n. sp. haben, 
und Br. laceratum Bescher. (sub Anomobryo) von Grande Comore 
bei Madagascar, wo es Boivin fand. Alle diese Moose haben 
unter einander die grösste Aehnlichkeit und wiederholen genau 


Bryaceae, Knotenmoose. 2315 


die Tracht der Arten von Euängströmia, Sclerarchidium und 
Sclerästomum. Trotz dieser grossen Aehnlichkeit giebt es doch 
Merkmale genug, welche den Unterschied der Arten bedingen, 
und diese liegen in der Form des Blattes und seines Zellnetzes, 
in der Art, wie die Rippe ausläuft oder austritt, in der Structur 
des Blattrandes, in der Form des Fruchtdeckels und Peristomes. 
Man hat folglich keine Ursache, überall nur das Br. julaceum 
Sm. zu erblicken, wo eine ähnliche Art auftaucht. Der Wirrwarr, 
den das in der Phytogeographie anrichten würde, wäre ein sehr 
grosser. Denn, wenn die gleiche Art auf allen Punkten der Erde 
vorkäme, so hiesse das Gesetz: die Art bindet sich nicht an be- 
stimmte Bedingungen. Dies aber widerspricht aller Erfahrung, 
welche uns lehrt, dass unter gleichen Bedingungen allerdings 
gleiche Arten, unter ähnlichen Bedingungen aber nur ähnliche 
Arten auftreten. Ganz abweichend ist Br. Illecebraria n. sp. aus 
Rio Grande do Sul in Brasilien; es sieht einem Limnobium 
arcticum ähnlicher, als einem Bryum, indem es ziemlich robuste, 
stielrunde, grüne Stengel entwickelt. 


12. Argyröbryum C. Müll. Syn. M. I. p. 313, Silber- 
Knotenmoos. Pflanzen in mehr oder weniger dichte Rasen zu- 
sammengedrängt, mit stielrunden, meist fadenförmigen Aestchen: 
Blätter dicht über einander liegend, meist silberartig weiss, weich, 
löffelartig-hohl, am Blattrande aufrecht, klein, aus kleinen, rauten- 
artigen, vom Blattgrün völlig entblössten, nur mitunter am Grunde 
grünen und mehr rectangulären Zellen gewebt; Frucht vollkommen 
hängend, aus kurzem, oft etwas warzigem Halse tonnenförmig- 
eiförmig (wie bei Doliolidium), meist schön kolorirt, mit gewölbtem 
oder kegelförmigem Deckel. 

Vor vierzig Jahren kannte ich nur drei Arten dieses schönen 
Typus: unser Br. argenteum, microtheca m. von Manila und leu- 
cophyllum Dz. et Mb. von Java. Mit den übrigen Bryologen war 
ich der Meinung, dass die zuerst genannte Art über den ganzen 
Erdkreis gehe, weshalb auch alle ähnlichen Moose, mochten sie 
herkommen von wo sie wollten, einfach zu Br. argenteum, höchstens 
mit Hornschuch zu einer Abart var. lanatum gemacht wurden. 
Später stellte sich das als ein grosser Irrthum, als Wirklichkeit 
aber heraus, dass die einzelnen Länder ausserhalb Europa ins- 
gemein eigene Arten besitzen, welche in engster Verwandtschaft 
zu Br. argenteum stehen. So ist meine Sammlung bereits bis auf 
50 Arten angewachsen, ohne dass ich sagen könnte, es seien alle 
in meinem Besitze befindlichen Moose dieser Art bereits genau 
untersuchte. Unter jenen Arten sind eben nur die schon fest 
bestimmten zu verstehen. In der That sind die Unterschiede bei 
den einzelnen Arten so gross, dass man Letztere sogar in Gruppen 


216 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


auflösen könnte. Zwei derselben drängen sich dem Beobachter 
ganz von selbst auf, je nachdem die Blätter eine Kreisform be- 
schreiben, oder je nachdem sie in eine Spitze auslaufen. Mit 
diesen Merkmalen aber verbindet sich sogleich eine ganz eigene 
Tracht. Europa besitzt eine einzige Art: Br. argenteum, und 
dieses mag allerdings einen grossen Theil der nördlichen Halb- 
kugel, wenigstens deren Norden, besiedeln. Aus Mittel-Amerika 
kenne ich ein paar noch nicht exact untersuchte Arten aus 
Mexico, drei aber aus Guatemala: das sehr eigenthümliche Br. 
Guatemalense Hpe., Br. lagunicolum m. von der Lagune del Pino, 
und Br. subceorrugatum n. sp., aus San Salvador in Honduras 
Br. plagiopodium Schpr. Dem andinischen Amerika gehören fol- 
gende Arten an: Br. vulcanicum n. sp. auf Bimsstein-Sande der 
Hochebene Tacunga in Ecuador, das ausserordentlich klein-früchtige 
Br. subpendulinum Hpe. aus Peru, Br. paramicolum n. sp. auf 
dem Paramo von Sonson (8000 F.) in Antioquia, Br. leucurum m., 
Br. stenopyxis m. und Br. subleucophyllum n. sp. aus Venezuela, 
Br. candicans Tayl. vom Rio Negro, wo es Spruce sammelte. 
Was bei uns Br. argenteum, ist in einem subtropischen Theile 
von Brasilien Br. lanatum Hsch.; doch kommen auch noch andere 
Arten dort vor, z. B. in Caldas Br. Caldense n. sp. (corrugatum 
Angstr.). Sehr reich wieder, und ganz entsprechend den vielge- 
staltigen klimatischen Bedingungen des Landes, ist Argentinien. 
So wächst in dem Fluss-Sande des Rio primero bei Cordoba Br. 
capillisetum m., in der Sierra de Cordoba Br. Fabronia m. und 
Br. compactulum m., alle drei von grosser Kleinheit, in Entrerios 
Br. argyreum m., in den Hochgebirgen von Tucuman Br. bulbil- 
linum m. und Br. hamipilum m., an den Mauern und Gräben von 
Jujuc Br. atro-sanguineum m., an dem subtropischen Hange der 
bolivianischen Cordilleren Br. maceratum m., in Montevideo Br. 
mucronatum n. sp. und raminerve n. sp., woran sich Paraguay 
mit Br. Pseudo-Selerodietyon n. sp. schliesst. Auch Chile beher- 
bergt in Valdivia eine eigene Art mit sonderbar abgestumpften 
oder zerrissenen, kurzen Blattspitzen: Br. griseum n. sp. und 
sogar das unwirthliche Fuögia betheiligt sich noch mit dem sehr 
kleinen und schneeweissen Br. arenae m. Im Ganzen betrachtet, 
gehören vorstehende Arten zu der nächsten Verwandtschaft des 
Br. argenteum, und diesen Typus befolgen auch noch ein paar 
Afrikaner: Br. nano-ovale n. sp. (argenteum var. lanatum Schpr.) 
aus dem abessinischen Hochlande vom Boahit (12000 F.), Br. can- 
didum m. aus den Regionen von Massaua und Keren in Abys- 
sinien, Br. moniliforme n. sp. von Kamerun, mit welchem Br. 
praemorso-obtusum n. sp. bei 6000 F. wechselt, Br. capensi-argen- 
teum n. sp., Br. stellipilum n. sp. (aus Transvaal) und Br. Ora- 
nicum n. sp. aus Süd-Afrika, Br. Taitae m. aus der Umgegend 


Bryaceae, Knotenmoose. 917 


von Taita im tropischen Ost-Afrika, schliesslich Br. squarripilum 
m. von der westafrikanischen Insel Sn. Thome. Dagegen stellt 
sich mit drei Arten eine viel kräftigere Form ein, welche sehr 
breite, compacte Rasen bildet: Br. arachnoideum m., ebenfalls aus 
dem tropischen Ost-Afrika (Region Ukamba), ferner Br. albo-pul- 
vinatum m. von Pungo-an-dongo in Angola und Br. argyrotrichum 
m. aus dem Niam-niam-Lande. Gleiches wiederholt das oceanische 
Afrika, aber in anderer Weise. Grande Comore bei Madagascar 
hat noch den Typus von Br. argenteum in Br. interruptinerve 
n. sp., Madagascar in Br. subargenteum Hpe., die Insel Bourbon 
in Br. auricomum Bescher.; dagegen hat Madagascar zwei Arten 
hervorgebracht, die, zu den allerwinzigsten dieser Arten gehörend, 
in Br. penicillatum Hpe. und pendulinum Hpe. ein Stengelchen 
mit nur wenigen Blättern, aber einen um so längeren Fruchtstiel 
bilden, der nur eine Spur von Frucht trägt. Auch der Gipfel 
des Kilima-Ndscharo hat zwei Arten erzeugt, von denen Br. ar- 
gentisetum m. in einer Zone von 1800—3000 m die haarblättrigen, 
und Br. ellipsifolium m. die kreisblättrigen Arten in einer Zone 
von 3000—4800 m vertritt. Aus Asien sind bisher nur wenige 
Arten bekannt geworden. So wächst am Pfade von Subaskiri zum 
Fusi-jama das winzige Br. Fusiyamae n. sp., auf der indischen 
Halbinsel Br. albulum Mitt, auf dem Düüg-Plateau von Java 
(2045 m) Br. pygmaeophyllum n. sp., anderwärts auf Java Br. 
leucophyllum Dz. et Mb., bei Manila auf den Philippinen Br. mi- 
crotheca m. und auf dem Sikkim-Himalaya (4000 F.) Br. corru- 
gatum Hpe. Auch die Neilgherries und Ceylon sind bedacht, aber 
diese Arten harren noch der Untersuchung. Nur das Br. argen- 
teum Mitt. aus dem centralen Ceylon kann ich als Br. flexilisetum 
n. sp. hinstellen. Selbst auf einer so entlegenen Insel, wie Ascen- 
sion, taucht die Form des Br. argenteum auf dem Green Mount 
(2000 F.) wieder auf in Br. argentatum m. In Australien endlich 
kenne ich bereits zwei Arten: Br. Hampeanum m., das Gegenstück 
zu Br. leucophyllum, auf dem Mt. Ararat in den Grampians von 
Vietoria, und Br. Bateanum n. sp. vom Mt. Dromedary in Neu- 
Süd-Wales, wo es Miss Bate 1883 sammelte. Eine so grosse 
Zahl gleich oder ähnlich geformter Moose verlangt unter allen 
Umständen eine selbständige Gruppe, und zeigt so recht deutlich, 
wie die einheimische Moosflora, ohne einen Blick auf die ganze 
Erde, nur eine sehr mangelhafte Einsicht in die Formenwelt der 
Moose giebt. Recht durchschlagend bezeugt das ein wunderbares 
Moos, das ich Br. argyro-dieranöbryum n. sp. genannt habe, und 
welches bei Sn. Jos& in Costarica unter Funaria calvescens wächst. 
Dasselbe hat ganz die Frucht eines Dicranöbryum, aber Stengel 
und Blatt von Argyrobryum. Man könnte eine eigene Section 


318 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


darauf begründen, welche zwischen beiden Abtheilungen in der 
Mitte stände und eben Argyro-Dieranobryum heissen könnte. 


13. Senodietyon C. Müll. Syn. M.I. p. 325, Schmalnetz. 
Webera Schpr. Syn. M. Europ. p. 391, als Gattung. Pflanzen 
mehr oder weniger niedrig, lockere Rasen bildend, einfach, am 
Grunde häufig nackt oder doch nur mit kleinen Blättchen, nach 
oben beblätterter; Blätter glänzend, meist nach der Spitze des 
Stengels hin schopfartig zusammengedrängt, schmal, gewöhnlich 
lanzettlich; Zellen des Blattes in der Regel sehr schmal und sehr 
dicht, derb, verlängert, leer und grün oder gelblich, seltener locker 
und weich; Blattrand in der Mitte gewölbt zurückgerollt, oben 
gesägt oder gezähnelt; Rippe in kieliger Höhlung, dünn, ver- 
schwindend oder auslaufend, nie eine Stachelspitze bildend; Frucht 
von fast kugeliger Form in das Eiförmige und Cylindrische über- 
gehend, oft langhalsig, aufrechter oder geneigter, auch hängend; 
Mundbesatz bald von Pohlia, bald von Webera, aber auch von 
Brachymenium. 

Ich habe keinen Grund, die betreffenden Arten zu einer 
eigenen Gattung zu erheben, wie Schimper that. Hätte sich 
derselbe treu bleiben wollen, indem er nur auf Tracht und 
Aeusseres sah, so hätte er Gelegenheit haben können, aus seiner 
Gattung Webera noch einige andere Gattungen abzuscheiden. So 
verschiedenartig stellen sich die Senodietya zu einander durch 
die Form des Zellnetzes und der Frucht. Ersteres ist jedoch 
mehr oder weniger leicht auf den geschilderten Typus zurückzu- 
führen, wenn es auch mitunter recht locker wird, wie Br. car- 
neum, albicans u. A. Dagegen weichen die Fruchtformen bedeutend 
von einander ab. So z. B. zeitigt Br. Himalayanum Mitt. (sub 
Webera) aus Sikkim (10—11000 F.) eine so lange, cylindrische 
und mit einem Halse versehene Frucht, wie etwa unser Br. elon- 
gatum, während andere Arten wieder kugelige Früchte bringen. 
Dazwischen liegen aber wieder so viele eiförmige Uebergangs- 
formen, dass ich wenigstens daran verzweifele, scharfe besondere 
Gruppen aus den einzelnen Arten bilden zu können. Will man 
es nichtsdestoweniger versuchen, so würden die kugelfrüchtigen 
Arten etwa Dicranobryum-Arten, die eifrüchtigen und behalsten 
Arten etwa den Mielichhoferien mit gewöhnlich emporgehobenen 
Früchten, die eylinderfrüchtigen Arten etwa den Peromnium-Arten 
entsprechen, während eine vierte Reihe etwa mit Bryum cespiti- 
cium zu vergleichen wäre (z. B. Br. nutans). Kein Land der 
Welt besitzt ausschliesslich diese oder jene Gruppe, vielmehr 
pflegen die Gruppen gemischt aufzutreten; jedoch so, dass die 
meisten eylinderfrüchtigen Arten auf tropische Gebirge, die Arten 
der nutans-Reihe mehr auf die temperirte und kalte Zone, die 


Bryaceae, Knotenmoose. 219 


Arten der Mielichhoferia-Reihe, wozu unser Br. longicollum ge- 
hört, ebenfalls mehr auf diese Zone, und die Arten der Brachy- 
menium-Reihe mehr auf die alpinen Höhen des tropischen Indiens 
fallen. 

Aber auch hiermit ist das Heer der Senodietya nicht er- 
schöpfend charakterisirt, und ebenso wenig ist das der Fall bei 
den wenigen einheimischen Arten nach Schimper’scher Classi- 
fication. Denn selbige gruppirt sie in der Gattung Webera durch 
zwei Untergruppen: Pohlia und Webera. Zu Ersterer gehörte 
Bryum acuminatum, polymorphum, elongatum, longicollum, zu der 
Letzteren Br. nutans, cucullatum, crudum, sphagnicola, Schimperi, 
annotinum, Ludwigii, commutatum, pulchellum, carneum, Tozeri 
und albicans. Wer dieselben aber näher zerlegt, hat schon durch 
die Fruchtform Gelegenheit, mehrere Gruppen zu machen. So 
vertreten Br. elongatum und acuminatum eine solche durch eine 
lange, schmale, ceylindrische, kurzhalsige Frucht, während die 
ihnen nach Stengel- und Blattform so verwandten Br. erudum, 
longicollum und selbst cerassidens Libg. aus Norwegen eine mehr 
aufschwellende, eylindrische Frucht bilden, welche in das Eiförmige 
übergehen kann. Br. polymorphum nimmt sogar eine Form an, 
die oft an Mielichhoferia nitida erinnert und mich in den Alpen 
oft getäuscht hat. Dagegen entwickeln Br. albicans und carneum 
bei eigenthümlichem lockerem Blattnetze Früchte von kleiner Art 
und kugeliger, ziemlich langhalsiger Form, welche zwar an die 
kleinen Früchte von Br. annotinum, pulchellum, cucullatum, 
Schimperi, Ludwigii und commutatum (ein umzugestaltender Name, 
da er schon vergeben ist) erinnern, aber dadurch abweichen, dass 
Letztere eiförmig sind. Bryum nutans und sphagnicola weichen 
wiederum durch weit grössere Früchte von Letzteren ab. Hiermit 
wären schon. sechs verschiedene Gruppen durch die Frucht ge- 
geben, ohne dass man sagen könnte, dass selbige scharf von ein- 
ander unterschieden wären; eine siebente Gruppe würde Br. Tozeri 
veranlassen, wie wir noch später sehen werden. Hiernach kann 
man sagen, dass die europäischen Senodietya fast sämmtliche 
Formen ihrer Abtheiluug vertreten, welche Folgende sein würden. 


a) Brya acuminata. Frucht aus kurzem Halse eylindrisch, 
übergeneigt, mit mehr oder weniger zugespitztem kegelförmigen 
Deckelchen. 

Hierzu liefert Europa nur zwei Arten: Br. acuminatum und 
elongatum. Die indischen Gebirge erweitern die Form durch Br. 
trematodonteum m. auf den Neilgherries, und im Himalaya steigen 
die Arten zu beträchtlicher Höhe: Br. flexuosum (Hook.) in Sikkim 
bis 8000, Br. pauperum n. sp. im Nordwest-Himalaya bis zu den 
Gletschern bei 12000 F., Br. Himalayanum Mitt. (sub Webera) 


330 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


ui 


in Sikkim von 8—11000 F., während Br. rigescens Wils. in der 
gemässigten Zone wohnt, kaum wohl aber viel niedriger geht. 
In China sammelte Potanin Br. saprophilum Brother. in der 
gebirgigen Prov. Femsu. Auch in der Neuen Welt gehört die 
Form dem Hochlande an: in Brasilien wenigstens dem gebirgigen 
Minas Geraös durch Br. austro-acuminatum Brother., in Mexico 
durch Br. integridens m.:;: Br. cylindricum Schpr. (sub Webera) 
in den immergrünen Wäldern der wärmeren Regionen, die bis 
13000 F. reichen, am Orizaba; Br. Müllerianum Schpr. bei Mi- 
rador (4500 F.); Br. falcatum Bescher. In den südamerikanischen 
Anden, ebenso bei 8290 F. in der Cordillere von Bogotä wächst 
Br. spectabile m., wie es zwischen 5000—8000 F. in Costarica 
von A. S. Oersted entdeckt wurde, sofern beide Arten identisch 
sind. Auch Br. paucifolium Hpe. aus Bogotä gehört hierher. 
Aus Bolivia brachte Dr. Rusby von Yungas (6000 F.) Br. Rusby- 
anum n. sp. Die argentinischen Cordilleren erzeugen in Br. calo- 
pyxis m. eine dem Br. spectabile ganz ähnliche Art und Br. Ne- 
vadense m. zeigt schon in seinem Namen den alpinen Wohnort 
an, auf welchem es sich mit Psilopilum gymnostomum vergesell- 
schaftet. Aber auch ohne jene stattlichen Hochgebirge bewohnen 
Br. leptoblepharum m., brachymeniaceum n. sp. und mielichhofe- 
riaceum n. sp. das südafrikanische Kapland. 


b) Brya cruda. Rasen höher als die der vorigen Gruppe; 
Stengel kräftiger, am Grunde fast nackt, nach dem Scheitel hin 
schopfig zusammengedrängt, wie zusammengepresst und federartig 
erscheinend; Blätter kräftiger und breiter; Frucht mit der Neigung 
zu aufrechter Stellung und zur länglich-eiförmigen Gestaltung, gern 
etwas sichelförmig gekrümmt und unter der Mundöffnung etwas 
zusammengeschnürt, in Alter gewöhnlich nickend; Deckelchen kurz 
und etwas conisch. 

Typus dieser Formung sind unsere europäischen Br. crudum 
und Br. longicollum, welche auch der gemässigten und kälteren 
Zone Asiens und Nordamerikas angehören. Mittel-Asien gab uns 
aus Turkestan Br. sciuroides n. sp., welches Dr. Regel 1877 bei 
Sairam aufnahm. Auf der entgegengesetzten Halbkugel erscheinen 
dafür Br. austro-elongatum n. sp. und Br. austro-crudum n. sp. 
auf Kerguelens-Lande, Br. synoico-crudum m. auf dem Feuerlande, 
Br. viridatum n. sp., amplirete n. sp. und inflexum n. sp. auf 
Süd-Georgien. Etwas abweichend durch sehr lange Fruchtstiele 
und fast aufrechte, etwas aufgeblasene eiförmige Früchte ist 
Br. erassidens Ldbg. (sub Webera) oder trachydonteum Sanio (sub 
Webera), welchem nur eine japanische Art: Br. Braunsii n. sp. 
aus dem Hakone-Gebirge als höchst ähnlich an die Seite zu stellen 
ist. Mittel-Amerika hat aus Costarica das Br. Oerstedianum m. 


Bryaceae, Knotenmoose. 331 


aus einer Erhebung von 5000—8000 F. geliefert, während die 
argentinischen Cordilleren auf den alpinen Höhen von Tafi in 
der Provinz Tucuman Br. mancum m. gaben. Selbst von den 
Hawaiischen Inseln kam von Ost-Maui aus einer Höhe von 7500 F. 
das sehr elegante Br. plumaefolium n. sp., und Australien sendete 
aus den Blauen Gebirgen von Neu-Süd-Wales das so viel kleinere 
Br. erythrocaule Hpe. (sub Webera). Selbst der Kilima-Ndscharo 
beherbergt noch zwischen 3000—4800 m eine kleine, elegante Art 
in Br. afro-crudum m. für Ostafrika. 


ec) Brya nutantia. Rasen locker, mehr oder weniger hoch 
und breit; Stengel schlank; Blätter lanzettlich, nach der Spitze 
hin gesägt, mit verlaufender Rippe und dichtem Gewebe; Frucht 
länglich oder mehr eiförmig, hängend, mit conischem Deckelchen. 

Wie schon der Name der Abtheilung sagt, ist der Typus 
derselben von Bryum nutans abgeleitet, dem sich in der euro- 
päischen Flora Br. sphagnicola Bryol. Eur. anreiht, die wohl 
Beide die nördliche Zone der nördlichen Halbkugel bewohnen, 
obgleich das Letztere wohl nur die hochgelegenen Moore bekleidet, 
wie auf dem Dovrefjeld und auf den Torfsümpfen des schwarzen 
Moores im Rhön-Gebirge (779 m). Wer diese Arten einmal recht 
sich einprägte, erkennt ihre Form auch leicht in anderen Ländern 
wieder. Nordamerika, das sonst auch an Br. nutans Theil nimmt, 
bewohnen noch besondere Arten: Br. pyeno-decurrens C. M. et 
Kabg. von der Gold Range (7000) im britischen Columbia, Br. 
micro-dentieulatum €. M. et Kdbg. von derselben Schneegrenze, 
Br. canaliculatum €. M. et Kdbg. auf Vancouver Island und Br. 
micro-apiculatum €. M. et Kdbg. im pacifischen britischen Amerika. 
So kommt unter ganz gleichen Bedingungen, wie Br. sphagnicola 
Br. Eur., Br. sphagnadelphus m. auf Sphagnum-Sümpfen Fuögias 
am Südpunkte Amerikas vor. Noch südlicher liefert das antark- 
tische Kerguelens-Land eine dem Br. nutans völlig ähnliche Art 
in Br. austro-nutans m., wogegen das gleichfalls antarktische 
Süd-Georgien eine sehr kleine Art in Br. pulvinatum m. lieferte. 
Auch die einsam im Weltmeere ruhende Insel St. Paul ernährt 
in Br. laxum Rchdt., welches Jelinek zur Zeit der Novara-Expe- 
dition sammelte, ihr Br. nutans. Australien hat verschiedene 
Arten dieser Formung aufzuweisen: Br. longifolium Hpe. et 
C. Müll. aus Sphagnum-Sümpfen des Cobberas-Gebirges (6000 F.), 
Br. montanum n. sp. von Mount William in Victoria, Br. lepto- 
pelmatum n. sp. vom Mt. Kosciusco in Neu-Süd-Wales und Br. 
Beecarii n. sp. vom Mt. Wellington auf Tasmania. Asien tritt 
in seinem Br. flexuosum m. mit aufschwellender, Anfangs mehr 
gerader Frucht auf langem, schwankendem Stielchen dem japa- 
nischen Br. campylopus n. sp. zur Seite, welches ebenfalls hierher 


322 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


-_ 


gehört. Süd-Afrika endlich hat auch vier Arten ergeben: Br. 
Ecklonianum m. aus den Klein-Xiviers-Bergen (4. Höhe), Br. afro- 
nutans n. sp. vom Montagu-Passe, wo es Dr. Rehmann 1875 
auffand, und Br. Philonotula n. sp. aus Transvaal nebst Br. Pseudo- 
Philonotula vom Lake Chriss ebendaselbst. Sicher haben auch 
andere Länder ähnliche Arten noch aufzuweisen. So ist Br. Kor- 
bianum m. eines der wenigen Moose der Libyschen Wüste, Br. 
sacrum Lrtz. (sub Webera) der Sinai-Halbinsel angehörig. 


d) Brya polymorpha. Rasen dicht und niedrig; Stengel 
niedrig oder winzig, in der Regel nur mit in einen Schopf zu- 
sammengedrängten, kleinen, lanzettlichen Blättchen von dichtem 
Gewebe, gezähntem Rande und verlaufender Rippe; Frucht auf 
kurzem, oben Campylopus-artig gekrümmtem Stielchen, aus kurzem 
Halse keulen- oder birnförmig aufgetrieben, wagrecht oder nieder- 
gebeugt, etwas asymmetrisch. 

Die Grundform dieser niedlichen Moose ergiebt unser Br. 
polymorphum, das, wenn die Bestimmung zutrifft, im Sikkim- 
Himalaya am Kinschindscha noch bei 17000 F. beobachtet wurde. 
Ich habe aber Ursache anzunehmen, dass hiermit das sehr nied- 
liche Br. felvullum Wils. gemeint sei, welches fast an ein Dicra- 
nobryum erinnert. Alle Arten führen ein alpines Leben: Br. 
annotinum L. und Br. camptotrachelum Ren. et Card. (sub Webera) 
aus Californien ausgenommen, Br. austro-polymorphum m. auf 
Insel Kerguelen, Br. globosum Ldbg., wohl das kleinste Bryum 
überhaupt, nebst Br. album Arnell (sub Pohlia) am Jenissei in 
Sibirien (690 35’ n. Br.), Br. aggregatum Hpe. (sub Brachyme- 
nium) in Guatemala, Br. emergens m. in den alpinen Cordilleren 
von Tucuman in Argentinien, Br. Mielichhoferia n. sp. auf dem 
Mount Ararat in den australischen Grampians. Eine sehr nied- 
liche Art ist Br. nutanti-polymorphum n. sp. von der Nordinsel 
Neuseelands. Weitere Arten dieses schönen Typus sind mir noch 
nicht bekannt geworden, wenn nicht etwa das ostafrikanische Br. 
bulbillicaule m. mit achselständigen, an Br. annotinum erinnern- 
den Bulbillen hierher gehört. Dieselben Bulbillen, welche so sehr 
an Br. annotinum erinnern, hat auch Br. coarctatum n. sp. aus 
dem nordwestlichen Himalaya, welches dem Br. ampullaceum Hpe. 
aus Sikkim ähnelt. 


e) Brya cucullata. Räschen niedrig; Stengel winzig, seltener 
höher; Blätter lanzettlich, mit verschwindender Rippe, dichtem 
oder lockerem Zellnetze; Frucht auf ziemlich kurzem, aber auch 
höherem Stielechen wagrecht oder hängend, aus kurzem Halse auf- 
schwellend eiförmig, kurz, im entleerten Zustande grossmündig, 
napfförmig. 


Bryaceae, Knotenmoose. 3 


Wenn man will, so kann man diese Formung als eine Abart 
der Brya nutantia betrachten. Doch glaubte ich sie trennen zu 
müssen, weil sie durch die kurze, überhaupt kleine, weitmündige 
Frucht etwas Eigenthümliches annehmen. Dieser Charakter prägt 
sich bei Br. cucullatum besonders auffallend aus, und ihn nehmen 
mehr oder weniger Br. Ludwigii, Breidleri Jur. und Br. Schimperi 
an. Diesen europäischen Arten stehen in Nordamerika, das übrigens 
unser hoch-alpines Br. cucullatum in seinem Norden so gut, wie 
das alpine Europa und das glaciale Asien besitzt, gegenüber: Br. 
Cardoti Ren. (sub Webera), Br. microcaulon €. M. et Kdbg. an 
der Hudson-Strasse, Br. nudicaule Lesq. und Bolanderi ej. von 
den californischen Alpen und das sehr charakteristische Br. Drum- 
mondi m. von den höchsten Gipfeln der Felsengebirge. Daselbst 
wohnt auch an der Schneegrenze der Gold Range Br. pyeno- 
decurrens C. M. et Kdbg. und Br. subeucullatum C. M. et Kadbg. 
zwischen 6000—7000 F. In Bezug auf diese alpine Verbreitung 
stehen solche Moose den vorigen sehr nahe. 


f) Brya carnea. Räschen oder Rasen sehr locker; Stengel 
gern niederliegend, dann aufsteigend, gegen die Spitze hin spros- 
send; Blätter locker gestellt, lanzettlich, mit verschwindender 
Rippe und einem gern röthlich werdenden Blattnetze, welches aus 
langen, durchsichtigen, mehr oder weniger lockeren Maschen be- 
steht; Frucht klein, hängend, ei-napfförmig, am weiten Munde ab- 
gestutzt, unterhalb desselben etwas zusammengezogen, oft auch 
an das Kugelige anstreifend, mit kuppelförmig-conischem Deckelchen. 

In mancher Beziehung stellen sich die betreffenden Moose an 
die Seite der vorigen, weichen aber durch das durchsichtige, leicht 
röthlich sich färbende Zellnetz sogleich ab. Sie entlehnen ihren 
Typus von Br. carneum, dessen Fruchtstielchen freilich gern 
fleischig sich verdickt. In gewisser Beziehung wiederholen sie, 
wenigstens in ihren höher wachsenden Arten, wie Br. albicans, durch 
die lang werdenden wedelartigen Stengel die Brya cruda, weichen 
jedoch sogleich durch die Fruchtform von ihnen ab. Beide Moose 
vertreten innerhalb ihrer Abtheilung die niederliegend aufsteigen- 
den Arten mit sehr locker, gleichsam unordentlich gestellten 
Blättern und die gerade aufsprossenden Arten mit wedelartigen 
Stengeln. Zu Ersteren gehören, ausser Br. carneum, Br. pulchellum 
Hdw., Br. Columbicum Kdbg. aus Nordamerika, Br. macro-carneum 
n. sp. aus Chile, Br. Lescurianum Sulliv. aus Nordamerika, Br. 
sparsum Hpe. von nassen Abhängen an der Bay von San Fran- 
zisco; zu den Letzteren: Br. austro-albicans m. von Kerguelens- 
Lande und Br. alticaule m. aus dem Feuerlande. Ob, wie ich 
glaube, auch mein Br. philonoteum desselben Landes zu dieser 
Abtheilung gehört, weiss ich aus Mangel an Früchten nicht zu 


994 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


sagen. Der Stengel nimmt fast ganz die Tracht einer Philonotis 
an durch die wirtelförmig an der Spitze stehenden männlichen 
Blüthen. Sonst liegen die Blätter, welche sehr locker gewebt sind, 
ziemlich dicht übereinander und sind sehr kurz. Aus Asien kann 
ich Br. cellulare Hook. für den Himalaya anführen, ebenso Br. 
emodi-carneum n. sp. und Br. Mangiferae n. sp. Eine sehr schöne, 
durch äusserst lockermaschige Blätter ausgezeichnete Art (Br. 
Tepintzensa Bescher.) lieferte auch das chinesische hochalpine 
Yünnan. — Eine ganz eigenthümliche, zwischen Br. erudum und 
Br. albicans schwankende robuste, aber sehr elegante Art ist auch 
mein Br. lepidopiloides n. sp. aus Californien. Dasselbe trägt fast 
zweireihig angeordnete, etwas sichelförmig gekrümmte, scharf ge- 
sägte und locker gewebte Blätter, welche dem Stengel ein ge- 
fiedertes Ansehen geben, wie etwa bei Lepidopilum, so dass das 
Moos die wedelartigen am schönsten vertritt. Dagegen weicht 
Br. aptychoides m. von Kerguelens-Land durch dicht anliegende 
Blätter, also fast stielrunde Stengel ab. Dagegen dürfte sich Br. 
longibracteatum Brother. aus dem Washington Territorium in 
seiner besten Entwicklung wieder an Br. lepidopiloides anschliessen. 


g) Brya tenuifolia. Pflänzchen sehr winzig und einfach, 
mit wenigen locker gestellten, sehr schmalen und lang zugespitzten 
Blättern; Frucht sehr klein und kurz, aber cylindrisch-länglich, 
horizontal oder etwas nickend, mit relativ breitem Munde, äusserst 
kurzem Halse und stumpf-conischem Deckelchen. 

Diese Form gründet sich nur auf Br. tenuifolium Hook. et 
Wils. von Neuseeland und steht so eigenthümlich da, dass sie, 
beinahe an Discelium erinnernd, ganz allein unter dem Heere der 
Brya ihren Platz einnimmt. Auf keinen Fall mochte ich sie über- 
gehen; vielleicht dass gerade das oft so reich an eigenthümlichen 
Formen dastehende Australien noch mehrere Arten dieses Typus 
zu bieten hat. Wenn nicht Alles trügt, so gehört in der That 
auch Br. sericum Hpe. et €. Müll. von Tasmanien hierher, nur 
dass die Räschen höher, die Frucht wirklich hängend ist. 


h) Brya pyriformia. Leptobryum Schpr. als Gattung. Rasen 
denen der vorigen Abtheilung durch die lang gezogenen Blätter 
von sehr schmaler Formung mit langgezogenen Zellen sehr ähnlich, 
nur durch die birnenförmige, langhalsige, etwas asymmetrische 
Frucht mit glänzender, zarter Wand verschieden. 

Ich kenne bis jetzt nur eine Art, welche den Typus abgiebt: 
Br. pyriforme, aber dieselbe ist in meiner Sammlung auch aus 
Tibet, wie von dem Hochlande Quitos, der Tschuktschen-Halbinsel 
und dem Feuerlande vertreten. Spätere Untersuchungen haben 
bei grösserem Material festzustellen, ob diese Bestimmungen 


Bryaceae, Knotenmoose. 335 


- 


richtig sind, oder ob nicht vielmehr verschiedene Arten darunter 
stecken. Wie man aber, gleich Schimper, eine eigene Gattung 
auf das Moos begründen kann, wird mir nie einleuchten. 


14. Epipterygium Ldbg. in Oefvers. af K. Wet. Akad. 
Förh. 1862. No. 10. p. 603, als Gattung. Anisostichium Mitt. in 
Journ. Linn. Soc. VII. 1863. p. 119, als Gattung. Räschen niedrig, 
sehr locker; Stengel im unfruchtbaren Zustande einfach und wedel- 
artig, im fruchtbaren meist zarte Sprossen aus dem Grunde oder 
aus der Spitze treibend; Blätter vierreihig, d. i. zwei Reihen mit 
grösseren, zwei Reihen mit kleineren Blättern von eirunder For- 
mung und kurzer Spitze, meist wein-röthlich, gesäumt oder un- 
gesäumt: Blattnetz aus langen, ziemlich weiten und lockeren, 
rhombischen, durchsichtigen, weichen Zellen gebildet, von einer 
gefärbten, schwachen, verlaufenden Rippe durchfurcht: Frucht aus 
kurzem Halse birnförmig, meist nickend, klein. Zweihäusig. 

Sämmtliche hierher gehörige Arten besitzen eine grosse Aehn- 
lichkeit mit Bryum carneum, so dass ich mich gar nicht über 
Schimper wundere, der die einzige europäische Art, Bryum 
Tozeri Grev., zwischen Br. carneum und albicans stellte, freilich 
dabei abstritt, dass zweierlei Blätter vorhanden seien. Sie sind 
allerdings vorhanden, nur nicht immer deutlich sichtbar, an un- 
fruchtbaren wedelartigen, dem Mnium hymenophylloides ähnelnden 
Stengeln aber scharf zu unterscheiden. Mitten und Lindberg 
betrachten die kleineren Blätter als stipulae und begründen 
hierauf die generische Eigenschaft der fraglichen Moose. In dieser 
Beziehung muss ich nun wieder von ihnen’ abweichen: ich sehe 
nichts Stipula-Artiges in den kleineren Blättern und vermag folg- 
lich in dieser Abweichung nichts zu sehen, was die Arten zu einer 
eigenen, von Bryum unterschiedenen Gattung zu erheben vermöchte. 
Das Br. Tozeri selbst, in Europa, d. i. im Westen desselben, dem 
Br. carneum sehr ähnlich, tritt auf den canarischen Inseln und 
auf Teneriffa so wedelartig schön auf, dass es den tropischen 
Arten nichts nachgiebt und wirklich sehr deutlich an das oben 
genannte Mnium erinnert. Gleich allen Arten, wächst es am 
liebsten auf feuchtem Lehmboden und ist in dieser Art in Cali- 
fornien sehr gemein. Sonderbarer Weise kannte es Lindberg 
nicht als Epipterygium, als er diese seine Gattung aufstellte; 
damals fand er das Vaterland der Gattung nur in Westindien, 
in welchem er zwei Arten aufführte: Ep. Jamaicense Ldbe. und 
Wrightii (Sulliv. sub Mnio), jenes von Jamaica, dieses von Cuba. 
Sieben Jahre später zeigte aber Mitten (Musc. a. amer. p. 318), 
dass beide Arten identisch seien, nachdem er selbst schon sechs 
Jahre vorher ein Anisostichium Bakeri für Java unterschieden hatte. 

Am angeführten Orte kannte er dagegen wirklich zwei Arten: 

C. Müller Hal. Genera muscorum. 15 


3236 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


E. Wrigshtii und E. immarginatum Mitt. aus Guatemala, jenes 
mit gesäumten, dieses mit ungesäumten Blättern. Dem Letzteren 
kann ich aber noch eine Art mit gesäumten Blättern aus Guatemala, 
von Bernouilli und Cario gesammelt, hinzufügen, nämlich Br. 
lepidopiloides n. sp., dessen limbus aus mehreren Reihen sehr 
enger und lang gezogener, röthlicher Zellen besteht. Br. orbi- 
folium m. (sub Epipterygio) von der Silla de Valencia in Vene- 
zuela. erinnert mit fast kreisförmigen, grossen und rothgesäumten 
Blättern sehr an Br. Wrightii, weicht aber sogleich durch die 
grosse Winzigkeit der kleineren Blätter und Anderes ab. Br. Po- 
lakowskyi n. sp. aus Costarica, wo es bei Sn. Jose an Gräben 
von Dr. Polakowsky gesammelt wurde, zeichnet sich bei grosser 
Aehnlichkeit mit Br. carneum durch ziemlich lang und scharf zu- 
gespitzte und schmal gesäumte Blätter aus. Eine siebente Art 
beschrieb Emil Bescherelle in Paris als Br. Mexicanum (sub 
Webera), welcher Name wegen eines schon bestehenden geändert 
werden muss und nun in Br. Hahni umgewandelt sein mag, da 
ein Musiker L. Hahn das hübsche Moos in Mexico 1868 fand. 
Seine Blätter sind ungesäumt und bestehen aus recht undeutlichen, 
engeren Zellen, als sie die Vorigen haben. Eine achte Art aus 
Brasilien, E. serrae n. sp. von der Serra do Oratorio in Sa. Ca- 
tharina, wo es E. Ule 1889 fand, hat gesäumte Blätter, wogegen 
Br. Puiggarii Geh. et Hpe. aus St. Paulo, dem Br. carneum eben- 
falls täuschend ähnlich, ungesäumte, aber sehr locker gewebte 
Blätter hat, welche nicht weinröthlich, sondern mehr durchsichtig 
oder grünlich sind. Eine zehnte Art endlich wurde von dem Hb. 
Kew. aus dem Nordwest-Himalaya (Hb. Falconer) und von Simla 
(Hb. Griffith) als Epipterygium Tozeri vertheilt, steht aber als 
eigene Art da, die ich E. Falconeri nenne, und welche durch ein 
weit engeres Blattnetz sogleich von E. Tozeri abweicht. Hierzu 
entdeckte Brotherus 1877 im kaukasischen Imeretien das winzige 
E. rigidum Ldbg. Besagtes Blattnetz wiederholt bei sämmtlichen 
Arten jenes der lockrer gewebten Brya carnea der Senodietya und 
giebt ihnen eine hohe Eleganz, die um so grösser wird, als auch 
die Umrisse der Blätter bei grösster Einfachheit geschmackvoll 
sind und die Frucht mittelst eines gekrümmten Halses auf einem 
schwanenhalsartig gebogenen Stielchen jene Eleganz nur erhöht. 
Eine letzte Art, E. Duseni n. sp., sammelte der Schwede Dus@n 
im Jahre 1890 in Kamerun. 


15. Eubryum C. Müll. Syn. M. I. p. 252, emend. Pflanzen 
meist hoch und kräftig, dichte oder lockere, meist aber verfilzte, 
mehr oder weniger breite Rasen bildend: Stengel durch Sprossung 
ästig; Blätter breit eiförmig, entweder am Grunde oder überall 
mit deutlich zurückgerolltem Rande, kräftiger und schwieliger, 


Bryaceae, Knotenmoose. 3237 


Piz 


an der Basis noch dickerer, oft in eine Granne auslaufender 
Rippe; Blattnetz aus meist grösseren, aber meist auch dichteren 
und rhombischen, selten lockeren, in der Regel mit einem sehr 
deutlichen Primordialschlauche oder Chlorophyllkörnern versehenen 
Zellen gebildet; Frucht auf mehr oder weniger hohem Stiele ge- 
neigt, horizontal, nickend oder hängend, aus einem oft asymme- 
trischen Halse in eine birnförmige Gestalt übergehend; Deckelchen 
gewölbt oder conisch. Blüthenstand zwitterig, ein- und zwei- 
häusig. 

Mit dieser Abtheilung gerathen wir in ein wahres Chaos 
von Formen, die zu ordnen noch muthloser machen könnte, als 
das bei den Senodietyum-Arten der Fall war. Denn gerade diese 
Moose sind es, welche die ganze Erde in allen Zonen und Regionen 
bewohnen und darum auch so vielgestaltig werden, wie es die 
physikalischen Verhältnisse sind, unter denen sie leben. Will man 
sich jedoch einigermassen ein Bild dieser Gestaltung verschaffen, 
so bleibt eben nichts Anderes übrig, als jenes Chaos in Gruppen 
aufzulösen. In Folge dessen habe ich auch den Begriff von Eubryum 
enger gefasst, als in der Synopsis Muscorum. Denn seit der Zeit, 
wo ich dieses Werk schrieb und heute, ist das Bryum-Genus so 
erstaunlich herangewachsen, dass es immer dringender wird, dieses 
Heer in seine natürlichen Gruppen aufzulösen. Ich beginne mit 
einer der gewöhnlichsten Formen. 


a) Brya cespiticia (Cespitella). Rasen mehr oder weniger 
dicht und filzig verwebt; Stengel ziemlich schlank und dünn; 
Blätter übereinanderliegend, eiförmig zugespitzt, mit mehr oder 
weniger grannenartig heraustretender Rippe; Frucht gleichförmig 
länglich oder eiförmig, hängend. 

Das Vorbild dieser Gruppe ist natürlich unser Bryum cespi- 
ticium. Doch giebt es unter diesem Typus zwei Reihen, welche 
sich nicht von einander trennen lassen: eine in allen Theilen 
kleinere und eine grössere Form. Letztere gruppirt sich eben 
um Br. cespiticum. Von den einheimischen Arten sind es: Br. 
intermedium, pallescens, eirrhatum, inclinatum, badium, longisetum, 
pendulum, Baenitzii m., acutum Ldbg., von denen nur Letzteres, 
.Br. badium, longisetum und Baenitzii noch nicht in Nordamerika 
angetroffen worden sind. Dieses Land besitzt aber ausserdem noch 
in Alaska Br. stenotrichum m., ferner im britischen Columbien Br. 
synoico-cespiticium C. M. et Kdbg., Br. Vancouveriense Kadbg. 
und Br. Edwardsianum ©. M. et Kdbg. von den Prinz-Edwards- 
Inseln. Noch viel reicher ist die antarktische Inselwelt: das 
Feuerland mit Br. Spegazzinii m. und Br. minusculum m., Kergue- 
lens-Land mit Br. splachnoideum m., macrantherum m., validiner- 
vium m., austro-cespiticium m. u. robustulum m. Den argentinischen 

1” 


. 


228 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


A 


Fluren entrissen sind: Br. revolutum m. von der Sierra de Cordoba, 

jr. Schnyderi m. von der Sierra Larga, Br. gamophyllum m. von 
dem bolivianischen Gehänge der Cordilleren, Br. platytrichum n. sp. 
und diaphanum n. sp. von La Plata. Auch die Anden von Quito 
beherbergen den Typus in Br. congestum Mitt. (9000 F.), die Cor- 
dilleren von Venezuela in Br. leptoloma m., während der Monte 
Christi (in der litoralen Provinz Manabi Ecuador’s) eine sehr 
lang-früchtige Art ernährt: Br. Manabiae n. sp. Persien hat in Br. 
Elwendicum Fehln. auf dem Elwend bei Hamadau eine dem Br. 
eirrhatum oder pallescens sehr ähnliche hübsche Art aufzuweisen, 
wie in Br. Syriacum Ltz. auf dem Beryldash (8000 F.) eine Art, 
die sich sonderbarer Weise nach Juratzka’s Bestimmung auch 
auf dem Sinai findet. Der Himalaya gab in einer Erhebung von 
12000 F. auf der tibetischen Hochebene Br. Tibetanum Mitt., im 
nordwestlichen Theile Br. Narkandae n. sp. und Br. cespitulum 
n. sp. Für Afrika brachte P. Ascherson aus der Libyschen 
Wüste Br. Aschersoni m. Vielleicht gehört auch Br. semirubrum 
m. aus dem Niam-niam-Lande hierher, wie Br. dimorphum n. sp. 
aus dem Knysna-Distriete Süd-Afrikas. Australien endlich kennt 
in den Hochgebirgen Victorias das Br. Wallaceanum m., in Neu- 
Süd-Wales Br. leptopelma n. sp., in Queensland Br. Treyoni 
jrother., in Tasmania Br. cespiticioides n. sp. und Br. Weymouthi 
Brother. 

Indem ich nun zu der kleinen Form übergehe, bemerke ich 
noch einmal, dass sich diese Arten von den vorigen nicht streng 
unterscheiden, dass sie aber in ihrer ganzen Tracht, besonders 
durch die kleine Frucht, einen eigenthümlichen Habitus annehmen, 
der etwa mit dem eines Br. Aleovicum oder Br. lacustre ver- 
glichen werden kann. Letzteres ausgenommen, gehören die Arten 
der Alpen- oder der arktischen und antarktischen Region an; 
unseren europäischen Alpen: Br. imbricatum und Algovicum; 
Lappland und Ost-Grönland: Br. Archangelicum; Kerguelens-Lande: 
Br. Orthotheciella m., gemmaceolum m., pygmaeum m.; Süd-Geor- 
gıen: Br. obliquum m.; der Tschuktschen-Halbinsel: Br. arenarium 
m., microblastum m., mirabile m., utriculatum m.; den argentini- 
schen Cordilleren: Br. micropendulum m., purpuratum m.; dem 
abessinischen Hochlande: Br. Africanum Br. Sch. vom Bachit 
(10000 F.) und Br. Amharense Schpr. aus Semen. Neuerdings 
hat auch Nordamerika einige Arten dazu geliefert: Br. nanocaulon 
n. sp. aus Colorado, vom Gray’s Peak (11000—14000 F.), wo es 
Hooker und Asa Gray 1873 sammelten; ferner Br. oligochlorum 
6. M. et Kdbg. aus dem britischen Columbia und Br. mieroglobum 
C. M. et Kdbg. aus dem canadischen Ontario. Sogar die Tropen 
Australiens in Queensland kennen noch diese Liliputform in Br. 


Bryaceae, Knotenmoose. 329 


minutissimum n. sp. Auf Tasmania findet sich Br. cespiticioides 
n. sp. Weitere Arten kenne ich nicht. 


b) Brya bima (Bimella). In allen Stücken mit den vorigen 
Moosen übereinstimmend, nur viel kräftiger, selbst bis zu den 
Früchten und mit Stengeln, welche sich oft ungleich höher und 
selbstständiger erheben, vorzugsweise aber locker gestellte Blätter 
entwickeln. 

Wenn ich diese Brya als bima (zweijährige) bezeichnet habe, 
so soll das nur ihre Tracht ausdrücken. Betrachtet man nament- 
lich die brasilianischen Arten von dem Habitus des Br. graci- 
lescens m., so kann kein Zweifel stattfinden, dass diese Moose von 
den Vorigen zu trennen sind. Hier stehen die Blätter, oft um sich 
selbst gedreht, so locker, dass es vielleicht besser gewesen wäre, 
diese brasilianischen Arten als Typus zu betrachten und die Arten 
Brya gracilescentia zunennen. Doch wünschte ich ein einheimisches 
Bryum als Vorbild zu wählen, in der Meinung, dass man dann 
leichter den betreftenden Typus erkennen werde. 

Von den einheimischen Arten rechne ich hierher: Br. bimum, 
Schleicheri, Duvalii, pseudotriquetrum, Jackii m., ovatum Jur., 
von denen die drei Ersten auch Nordamerika angehören, während 
Letzteres noch bei 8000 F. Erhebung in Colorado Br. lonchocaulon 
m. als eine äusserst schmächtige Art besitzt. Die Felsengebirge 
ergaben noch ausserdem Br. leucolomatum €. Müll. et Kabg., 
Br. hyalodonteum €. Müll. et Kdbg., zwei stattliche Arten, und 
Br. denticulatum Kadbg.; Vancouver-Insel Br. hydrophilum Kabg.; 
Oregon gab das dem Br. lonchocaulon ähnliche Br. extenuatum 
Ren. et Card. Den Anden Columbiens eigenthümlich sind Br. 
semimarginatum Hpe. und soboliferum Tayl., dieses an Br. lon- 
chocaulon erinnernd. Argentinien gehört Br. austro-turbinatum m. 
von den temperirten Pampas an, während Br. aequabile m. und 
Br. linearifolium m. dem subtropischen Niederlande Argentiniens 
zukommen. Süd-Chile lieferte in Br. nivale m. vom vulcanischen 
Antuco ein in dessen Schnee-Gewässern am höchsten wohnendes 
Moos, wie Pöppig schrieb, der es am 16. Februar 1829 daselbst 
auffand. Am herrlichsten entfaltet sich der Typus, wie schon an- 
gedeutet, in Brasilien und Peru in Br. gracilescens m., welchem 
in Guatemala Br. pergracilescens n. sp. gegenüber steht, aber 
auch in Br. aberrans Hpe., Br. densifolium Brid., Br. Catharinae 
n. sp: (dem Letzteren dicht verwandt), Br. Capoeirae n. sp., Br. 
Araucariae n. sp. und pseudo-marginatum Geh. et Hpe., welche 
sämmtlich sich dicht um Br. gracilescens scharen, während Br. 
abbreviatum Hpe. von Rio de Janeiro seinem Namen alle Ehre 
macht. Für Afrika kenne ich vom Kilima-Ndscharo (3000—4800m) 
das elegante Br. bicolor m., aus dem Kapland nur eine einzige 


230 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


fruchtbare Art: Br. afro-turbinatum Rehm. n. sp. und zwei un- 
fruchtbare: Br. porphyreoloma n. sp. vom Wasserfalle des Devils- 
peak und Br. decurrens m. aus den Winterbergen, Cap. b. sp.; 
sonst noch aus Abessinien: Br. subturbinatum m. (7000—8000 F.), 
von den Mascarenen Br. erythrocaulon Brid. und Br. Auberti ej., 
sowie von Madagascar aus den Bergen Ankaratra: Br. semilim- 
batum Kiaer n. sp. Australien nähert sich in Br. subleptothecium 
n. sp. aus Queensland und Neu-Süd-Wales dem brasilianischen Br. 
gracilescens ungemein, und ebenso die Insel St. Paul in Br. Islea- 
num Bescher. und Paulense n. sp. Für Asien kenne ich nur 
wenige Arten: für den nordwestlichen Himalaya Br. chionophilum 
aus Kumaon (13000 F.) und Br. perfastigiatum n. sp., beide dem 
Br. Schleicheri verwandt, wie auch Br. Wrightii Mitt. von Ceylon 
und den Neilgherries, für Persien Br. Kamulosum n. sp. und Br. 
Stapfii n. sp., beide aus den reichen Quellen des Kuh Bungi bei 
Däscht-ardschen (8500 F.) im Süden des Landes, für China (Prov. 
Kansu) Br. atrotheca Broth. Aus der nördlichen Mongolei vom 
Türgun-Flusse brachte Potanin Br. defractum n. sp. mit abge- 
stutzter Blattspitze, während Prschewalskij 1873 in Höhen von 
13000 F. am Tatung im westchinesischen Kansu Br. crispatulum 
n. sp. als Seitenstück des Br. Schleicheri sammelte. 

Ich gedenke aber zum Schlusse noch ganz besonders einiger 
Arten, die ein nordpolares Leben führen und diesem getreu sehr 
kurze Blätter, die meist stumpflich wie bei Br. Duvalii sind, 
entwickeln. Es wäre vielleicht besser, diesen eigenthümlichen 
Moosen eine selbstständige Stellung unter dem Namen Polibryum 
zu geben, doch möchte ich die Auflösung der Brya für heute 
nicht übertreiben. Die betreffenden Arten sind: Br. obtusifolium 
Ldbg. von Spitzbergen, Grönland und Knudshoe bei Kongsvold 
in Norwegen als Quellen-Moos, Br. teres Ldbg. ebendaher und 
von Grönland, Br. calophyllum R. Br. aus denselben Regionen und 
von der Melville-Insel im arktischen Nordamerika, Br. nitidulum 
Ldbg. von Spitzbergen und Ost-Grönland, Br. subobtusifolium m. 
von der Tschuktschen-Halbinsel, Br. platydietyon n. sp. vom nord- 
westlichen Himalaya. Leider kamen diese Arten entweder ganz 
unfruchtbar oder doch nur mit veralteter Frucht in meine Hand, 
so dass ich nicht über sie abschliessen kann. Von Amblyophyllum 
unterscheidet sie der umgerollte Blattrand. Steril auch sendete 
Dr. Macoun aus dem britischen Columbia Br. lato-decurrens 
C. Müll. et Kdbg., dessen untere Blätter stumpf, dessen obere 
spitz zulaufend sind. 


c) Bryapallentia(Pallentella). Rasen wie vorher; Stengel 
schlanker: Blätter kleiner und dichter gestellt; Frucht weniger 
hängend als übergeneigt nickend auf einem Fruchtstielchen, das 


Bryaceae, Knotenmoose. 231 


am Scheiteı dünner und schwanenhalsartig gekrümmt, auch wohl 
durch eine kleine Verschlingung die Frucht herabzieht, die aus 
einem deutlichen Halse keulen- oder birnförmig aufgeschwollen, 
durch die obere (Rücken-)Seite etwas erhabener, folglich asymme- 
trisch und schief ist, oder auch kugelförmig aufschwillt. 

Alle diese Arten sind durch ihre Fruchtform ausgezeichnet 
hübsche Moose, deren Typus sich etwa um Br. pallens oder 
uliginosum bewegt. Seltsam genug setzt sich die Gruppe meist 
aus einheimischen Arten zusammen: ausser den beiden Genannten 
aus Br. turbinatum, öneum (hierher fallax Milde), subrotundum, 
subglobosum Schlieph.n. sp., Graefeanum ej., Warneum, cirrhiferum 
De Not. (Pohlia), luridum Ruth., sowie aus den nordischen Arten 
Br. purpurascens, Brownii, serotinum Ldbg., pyenodermum Limpr., 
mamillatum Ldbg., arcticum, microstegium, Lindbergii Kaur., 
oblongum Ldbg., murmanicum Broth. Die wenigen mir bekannten 
ausländischen Arten sind: Br. meeseoides Kdbg. von der Van- 
couver-Insel im pacifischen Nordamerika, Br. recurvulum Mitt. 
vom nordwestlichen und Br. flaccum Mitt. vom Sikkim-Himalaya 
(Mt. Phalloot, 8000’), Br. Juratzkae Milde aus Luristan vom 
Kellat, wo es Prof. Haussknecht 12000 F. hoch fand, Br. acu- 
tiusculum m. von Alaska, Br. posthumum m. aus Entrerios und 
Br. varians n. sp. von Neuseeland, auf dem abessinischen Hoch- 
lande Br. leptophyllum Br. et Sch., am Gestade des Ssanyindalai- 
Sees in der Nord-Mongolei sammelte N. Potanin 1877 noch Br. 
Maximowiezii Broth. In der folgenden Gruppe wird dagegen das 
Verhältniss ein umgekehrtes: d. h. die inländischen Arten ver- 
schwinden an Zahl gegen die ausländischen. 


d) Brya torquescentia (Torquescentella). Rasen wie 
vorher; Stengel ziemlich kräftig, durch die in der Trockenheit 
spiralig mehr oder weniger (rechts) um ihn gedrehten Blätter 
höchst ausgezeichnet: Frucht meist kräftig, in mehr oder weniger 
grossem Bogen des Fruchtstieles übergeneigt, aus einem kurzen 
Halse cy lindrisch- länglich, trocken vor dem kräftigen, meist glän- 
zenden Deckelchen etwas eingeschnürt, gern in das Purpurfarbige 
spielend, symmetrisch. 

Wie es der Name der Gruppe ergeben soll, sammeln sich 
die fraglichen Arten, welche zugleich zu den Hübschesten ihres 
Geschlechtes zählen, um den Typus des Br. torquescens, neben 
welchem in Europa nur noch Br. capillare und obconicum vor- 
kommen. Alle drei Moose verbreiten sich auch nach Nordamerika, 
woselbst Br. occidentale Sulliv., Br. arenarium Hpe. in Californien, 
Br. hyalinotrichum n. sp. (Br. cespiticum Hook. in Drummond. 
Coll. Nb. 265) in Canada, Br. heteroneuron C. M. et Kabg. auf 
Vancouver Island und Br. Sawyeri Ren. et Card. den Typus er- 


332 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


- 


weitern. Auch Japan kennt ihn in Br. physcomitrioides n. sp. und 
Br. Hakoniae n. sp., ebenso der Caucasus in Br. Kärnbachii m., 
die nördliche Mongolei in Br. arenicola Broth., sowie Indien in 
Br. lamprostegum m. und apalodietyoides m., beide in den Neil- 
gherries, in Br. pinetorum n. sp. aus den Nadelwaldungen Birma’s 
und in Br. emodi-pendulum im Nordwest-Himalaya aus Höhen 
von 13000 F. In Mittelamerika erscheint Br. vulcanicolum n. sp. 
auf dem Vulkane von Sta. Marie Guatemala’s in 12000 F. Er- 
hebung, Br. Botterii m. auf dem Vulkane Orizaba Mexico’s und 
Br. angustissimum n. sp. bei Mirador (4000), Br. Ehrenbergianum 
m. an noch nicht näher bekannten Orten in Mexico. Das andi- 
nische Amerika sendete von der Cumbre de Caracas in Venezuela 
Br. Waeneri m., aus der Cordillere von Bogota Br. sordidum 
Hpe. und Br. terebellum ej. In Chile vertritt am meisten den 
Typus das schöne Br. gracili-torquescens n. sp. aus Valdivia mit 
schlankem Stengel, dann Br. Philippianum m., weniger das kleine 
Br. Chilense Rehdt. von Valparaiso und noch weniger das Br. 
Gayanum Mtge. Hier liest der Fall vor, dass zwar die spiralige 
Windung der Blätter vorhanden, die Frucht aber klein und mehr 
eiförmig ist. 

Dagegen scheint Br. pyenodietyum n. sp. von der Insel Chilo&, 
das bisher nur steril bekannt ist, ein kräftiger Vertreter der Form 
zu sein. In Argentinien liegen die Verhältnisse wie in Chile: 
einmal giebt es echte Vertreter von Br. torquescens in Br. seno- 
pyxis m., vielleicht auch in Br. encalyptaceum m. aus Entrerios 
und Br. senopyxoides n. sp. aus Montevideo; das andere Mal 
nähern sich die Arten mehr dem Br. cespiticium, nur dass die 
spiralige Blätterwindung immer wieder vorhanden ist (Br. lepto- 
trichum n. sp. von Ajöo und Br. nanocoma m. aus dem Chaco). 
Sogar das patagonische Argentinien besitzt in dem hochrasigen 
Br. decurrentinervum n. sp. eine dem Br. capillare nahestehende 
Art. Das sonst so reiche Brasilien zeichnet sich durch keine be- 
sonders auffallende Art aus, indem es den Typus in Br. cespiticio- 
torquescens n. sp. aus Rio Grande do Sul, in Br. cavum m. und 
Br. rufo-nitens Hpe. besitzt. Umgekehrt bildet ihn das Kapland 
recht auffallend aus, nämlich in Br. lonchopyxis n. sp., Pappeanum 
ın., torquescentulum n. sp. und einigen nur noch mehr steril be- 
obachteten Arten. Auf Teneriffa tritt in einer Erhebung von 
2500 F. Br. Teneriffae Hpe. als naher Verwandter von Br. capillare 
hinzu, auf dem abessinischen Hochlande bei 7500 F. Br. capillari- 
forme Schpr., auf Kamerun bei 600 m Br. lepto-torquescens n. Sp., 
auf Grande Comore (Madagascar) Br. grammothecium n. sp., auf 
Mauritius Br. leptospeiron n. sp. und Br. ischyrospeiron n. Sp. 
In den Ländern zwischen Atbara und dem Rothen Meere sammelte 
Dr. Schweinfurth auf dem Erkauit (5164 F.) steril das pygmäische 


Bryaceae, Knotenmoose. 333 


Br. pottiaefolium m., Prof. Penzig in der italienischen Colonie 
am Rothen Meere Br. nano-capillare n. sp. und Br. splendidifolium 
n. sp., denen sich im Herzen Afrikas, im Niam-niam-Lande Br. 
erythrotropis m. anreiht. Auch den Kilima-Ndscharo bewohnt noch 
eine sehr winzige Art bei 1300 m in Br. nano-torquescens m. 
Sehr gesegnet mit Arten dieser Form bietet Australien ‘ganz 
ähnliche Moose, die bisher sämmtlich auf die Ostküste fallen, 
nämlich: Br. immarginatum Brother. in Queensland, Br. leptothrix 
n. sp. in der Trinity-Bay, Br. subfasciculare Hpe., Br. synoicum 
n. sp., aeruginosum n. sp., mierothecium n. sp., alle in Neu-Süd- 
Wales, das schöne Br. pyrothecium m., creberrimum Tayl., ple- 
bejum n. sp., Tasmanicum Hpe. und das kräftige Br. altisetum 
n. sp., sämmtlich aus Victoria. Die fraglichen Moose sind mithin 
zum grössten Theile Bewohner der warmen und heissen Zone. 
53 Arten. 


e) Brya alpina. Rasen mehr oder weniger dicht und ver- 
filzt, gemeiniglich runde Kissen bildend; Blätter dachziegelförmig 
die Achse bedeckend, eher lanzettlich als eiförmig, ziemlich starr 
durch eine dicke Rippe, mit umgerolltem Rande; Frucht wie bei 
Br. cespiticium, ei- oder länglich-eiförmig, gern vor dem Deckel 
eingeschnürt, hängend. 

Dieser Typus ist natürlich von Br. alpinum hergeleitet und 
nicht etwa davon, dass diese Moose alpine seien. Ich kenne hier- 
von überhaupt nur wenige Arten, in Europa ausser den genannten: 
Br. Mühlenbeckii, Reyeri Breidl. und gemmiparum De Not., von 
denen die ersten beiden der vier Arten auch in den Vereinigten 
Staaten einheimisch sind. An den berühmten Yosemit-Wasser- 
fällen in Californien entdeckte Mrs. Elizabeth E. Atwater 
1873 noch eine fünfte, dem Br. alpinum nahestehende Art, die 
ich Br. Atwateriae nannte und die sich auch in anderen paci- 
fischen Nord-Staaten wiederfindet. In Californien und im briti- 
schen Columbien kommt Br. miniatum Lesq. vor. Auch Br. per- 
currentinerve Kindbg. von Felsen im Britischen Columbien ziehe 
ich hierher, ebenso Br. Raui Aust. aus dem canadischen und 
columbischen Gebiete, welches auch ein Br. haematocarpum ©. Müll. 
et Kdbg. mit blutig-rothen Früchten ergab. Ueberhaupt scheint 
die pacifische Seite der Felsengebirge mit ihren bedeutenden Er- 
höhungen zugleich eine ganze Gruppe der Brya alpina hervor- 
gebracht zu haben. Denn ich kenne noch Br. pygmaeo-alpinum 
C. Müll. et Kdbg. aus Höhen von 5000 F. auf Vancouver-Insel, 
wo es mit Conostomum boreale vereint wächst, und Br. capitel- 
latum €. Müll. et Kdbg. von feuchten Felsen desselben moosreichen 
Eilandes, womit das britische Columbien zugleich die zweregigsten 
Arten verbirgt. Dagegen erinnert Br. crassirameum Ren. et Card. 


34 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


89) 


aus Oregon an die kräftigsten Arten, Br. rubicundulum €. Müll. 
et Kdbg. aus den canadischen Felsengebirgen mit seinen röthlich 
angehauchten Früchten an die kleineren. Dazu entdeckte Macoun, 
dessen Spürsinne fast alle genannten Arten. angehören, noch das 
überaus zwergige und rothzellige Br. anöctangiaceum C. Müll. et 
Kdbg. in denselben Felsengebirgen. In Argentinien wetteifert Br. 
lamproconum m. in der Sierra de Tucuman an Schönheit mit Br. 
gemmiparum, und Br. bartramiopsis m. von Concepeion del Ura- 
suay (Entrerios) wird sogar einer Eubartramia ähnlich. Aus 
Indien habe ich drei Arten empfangen: Br. Montagneanum m. 
(Brachymenium pendulum Mtge.) aus den Neilgherries, Br. pseudo- 
alpinum n. sp. und melanostegium n. sp. aus dem Sikkim-Himalaya, 
Letzteres aus einer Erhebung von gegen 11000 FE. 

Sogar der Orange-Freistaat in Südafrika enthält auf dem 
Katziberge eine dem Typus sehr ähnliche Art in Br. afro-alpinum 
Rehm., das ich noch aus Transvaal vom Spitzkop kenne. Uebrigens 
kommt in Transvaal noch eine andere hierher gehörige Art vor: 
Br. transvaalo-alpinum n. sp. Eine recht winzige Art (Br. inclusum 
m.) wächst auf dem Kilima-Ndscharo (3000—4800 m) in den 
dichten Rasen eines Argyrobryum; und Br. depressum n. sp. mit 
prachtvoller purpurner Blattrippe auf Steinplatten angedrückt in 
Kamerun. Auch Br. orthocladum Br. et Sch. vom abessinischen 
Hochlande möchte ich noch hierher ziehen, obschon es durch 
breitere Blätter abweicht. Doch schliesst es sich eng an Br. 
oblongifolium m. an; ein Moos, das Hampe zu Hypnum stellt, 
als H. (Illecebro-Hypnum) oblongifolium in der Linnaea (30. p. 
642) bekannt machte und in die Nähe von Hypnum trifarium 
brachte. Er hatte das allerdings seltsame Moos, das wahrschein- 
lich im Flusswasser lebt, und hier kätzchenartig verdickte, meist 
einfache, dunkel gefärbte Stengel treibt, aus Victoria vom South 
Esk River in Australien empfangen, während es später auch vom Rich- 
mond River aus Neu-Süd-Wales, sowie von Tasmanien kam. Wenn 
man will, könnte man in diesem Moose auch einen eigenen Typus 
erblicken. Mehr zu Br. alpinum neigen aber noch drei andere 
australische Arten: Br. Sullivani n. sp. aus den Grampians in 
Vietoria, Br. brachycladulum n. sp. aus Neu-Süd-Wales und Br. 
austro-alpinum n. sp. ebendaher. Diese drei Arten schliessen 
sich an Br. gemmiparum an. Eine letzte Art, Br. Australe Hpe. 
aus Westaustralien, tritt wieder mehr an Br. alpinum heran. 
Selbst das antarktische Gebiet lieferte in Br. micro-laevigatum m. 
auf Südgeorgien einen Vertreter. Ebenso ziehe ich Br. calobolax 
m. von der tschuktischen Halbinsel und Br. Wrightii Sulliv. 
von der Insel Arakamchetchene in der Behring’s-Strasse hierher. 
Alle drei Arten dürften als die kleinsten ihrer Gruppe eng zu- 


Bryaceae, Knotenmoose. 335 


sammengehören. Jedenfalls nehmen die hier ausgeschiedenen 
Moose einen sehr selbstständigen Rang in ihrer Gattung ein. 


16. Rhodöbryum Schpr. in Syn. Musc. Eur. Ed. 1. (1860) 
p. 381 als Untergattung. Rasen locker; Stengel am Grunde allein 
verfilzt, am Scheitel durch eine Blattrosette gekrönt, welche mit- 
unter mehrtach proliferirt; Blätter eiförmig zugespitzt, mit deut- 
lich zurückgerolltem, je nachdem gezähntem Rande und starker, 
oft austretender Rippe; Frucht auf hohem Stielchen übergeneigt, 
länglich, beinahe eylindrisch verkehrt-eiförmig, mit kurzem Halse, 
in der Regel etwas gekrümmt. 

Ich ziehe den Namen Rhodöbryum, als sehr bezeichnend für 
die fraglichen Moose, meinem Namen Platyphyllum vor, den ich 
in der Syn. Muse. I. p. 247 für die gleichen Arten aufstellte, 
ziehe aber, wenn auch als eigene Gruppe, noch diejenigen Arten 
hierher, welche ich unter der ersten Kategorie von Eubryum 
(foliis apice caulis densioribus, in rosulam congestis) darauf folgen 
liess. Denn diese Letzteren sind in keiner Weise von den Ersteren 
zu trennen, sondern stellen nur eine Art Diminutiv von ihnen 
dar. Selbst die Gestaltung der Frucht spricht dafür, und so erst 
kommt eine Menge verwandter Moose zusammen, die früher sich 
gewissermassen gegenüberstanden. Wenn man will, kann man 
die betreffende Form die Palmen-Form der Brya nennen, indem 
sich die Blätter, abgesehen von wenigen sehr kleinen des Stengel- 
grundes, zu einem rosettenartigen Schopfe am Gipfel der Axe 
zusammendrängen. Zum grössten Theile gehört diese Formung 
auch denselben Ländern an, welche Palmen besitzen. Ich beginne 
mit der kleineren Form, unterschieden als: 


a) Brya rosulata (Rhodobryum), welche schon durch das 
Vorstehende charakterisirt sind und von den übrigen Bryum-Arten 
eben nur durch die rosettenartige Stellung der kleinen Blätter 
unterschieden werden. Diese Formung ist aber nicht immer gleich 
deutlich und erfordert manchmal eine eingehendere Beobachtung, 
indem die Rosette bis zu einem Köpfchen undeutlich werden kann. 
Dann hilft nur das Aufweichen aus der Verlegenheit, wodurch sich 
die Rosette mehr oder minder deutlich ergiebt. Will man ein 
Vorbild zur Beurtheilung haben, so würde sich dazu entweder 
Br. Canariense oder Billardierii am besten empfehlen. 

Europa besitzt nur das Erstere nebst Br. provinciale Philib. 
und Br. platyloma; also Moose, welche man leicht mit Br. capillare 
zusammenbringen könnte, wenn man nicht bei Letzteren auf die 
spiralige, bei Ersteren nicht auf die rosettenartige Blattspindel 
achten wollte. Von den genannten Arten kommt nur Br. pro- 
vinciale in den Ver. Staaten vor; ein Moos, welches Hampe längst 


236 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


vor Philibert Br. camptocarpum genannt hatte, als es zuerst 
durch den Apotheker J. Bauer 1862 aus Californien kam. Aus 
Nordamerika (Oregon) liegt nur Br. Hendersoni Card. et Ren. 
vor. Dagegen besitzt Mittelamerika eine ganze Reihe von Arten: 
Guatemala das Br. confluens n. sp. und Br. streptorhodon n. sp., 
Mexiko auf dem Cerro San Andres Br. rosulatum m., auf der 
Hochebene Br. comatum Bescher., procerum Schpr., Br. subroseum 
Bescher. und Br. Liebmanni Schpr., auf dem Orizaba Br. Schlum- 
bergeri Hpe., um Mirador Br. anicamptoloma n. sp. und Br. areo- 
latum n. sp. Der vorherschenden minutiösen Art mehr verwandt 
ist Br. rosulicoma Ren. et Card. vom Barba in Costarica. Das 
andinische Amerika hat einige Arten, welche dem Br. roseum an 
Grösse und Formung so nahe stehen, dass man sich versucht 
fühlen könnte, Letzteres überhaupt in die Reihe der kleinen Rhodo- 
brya zu stellen. Es sind: Br. grandifolium m., welches in Ecuador 
noch bei 12.000 F. Höhe und auch am Chimborazo gesammelt 
wurde, Br. mniopsis m. aus Neugranäda (10,000 F.), Br. rhodo- 
cephalum m. aus Ecuador (10,000), Br. pyenopyxis m. von der 
Silla de Valencia in Venezuela, das herrliche Br. caulifolium m. 
in Bolivien ete. Zu der kleinen Form stellen sich Br. Goudotii 
Hpe. von den Schneegebirgen von Tolima, Br. Lindigii Hpe. aus 
der Cordillere von Bogotä (2900 m) und Br. Valenciae m. von 
Valencia. Auf den Niederungen der argentinischen Republiken 
sinkt die kleine Form auf eine kleine Knospe herab, z. B. in Br. 
gemmaceum Bescher. in Montevideo, Br. campylotrichum n. sp. 
ebendaselbst, Br. laticeps m. von Cordoba, Br. pyrrhothrix m. aus 
dem Chaco, obwohl auch Br. Amblyodon m. aus den höheren Ge- 
birgen von Tucumän und Br. micro-comosum m. in Bolivien dahin 
neist. Der mittleren (also oben kleine genannten) Form folgen 
sonst nach Br. rosulans n. sp. von La Plata, Br. Pseudo-Aecido- 
dontium m. aus dem subtropischen Argentinien von Siambön und 
Br. coloratum m. von Bolivien. Aus Chile kenne ich nur vier 
Arten: Br. Lechleri m. und Br. Valdiviae Lrtz. aus Valdivia, Br. 
imacropelma m. aus den Anden von Antuco und Br. flagellans 
n. sp. von Agapatä, welches zarte Flagellen aus der kleinen 
Rosette treibt. Brasilien hat noch wenig hervortretende Arten 
geboten: Br. stenothecium Hpe., Brasiliense Hpe. und horizontale 
Hpe. aus der Region von Rio de Janeiro, das kleine Br. patens 
Hook. et Wils., ferner das kräftigere Br. rhodocephalum n. sp. 
der Moore und das zarte B. apalorhodon n. sp. von der Serra 
Geral in Sa. Catharina. — Indien bringt uns mit seinen Arten 
wieder in Verlegenheit: denn Br. Neilgherrense Mtge. aus den 
Neilgherries, Br. Decaisnei Dz. et Mb. von Java und ein Br. 
flavidulum n. sp. aus Birma (3400 F.) nähern sich dem Br. roseum 
mehr, als der kleineren Form. Doch kommt Letztere in Indien 


Bryaceae, Knotenmoose. 337 


ebenfalls vor, namentlich durch Br. Zollingeri Dub. von Java, 
Ceylon, Nepal und Neilgherries, sowie mehrere noch unvoilkommen 
beobachtete Arten. Das chinesische Yünnan besitzt das Br. ptycho- 
thecium Bescher. — Auch das oceanische Afrika wechselt mit 
beiden Formen ab: in Br. campylopodioides n. sp. und dem 
winzigen Br. nanorhodon n. sp. von Mauritius, sowie in Br. car- 
bonicolum n. sp. aus Ost-Imerina auf Madagascar mit der kleineren, 
in Br. homolobolax n. sp. aus Süd-Betsildeo auf Madagascar mit 
der grösseren, dem Br. roseum ähnlichen Form, der auch Br. 
truncorum Brid. von der Insel Bourbon und Br. Pintasi Brother. 
von der Insel Sa. Thome, sowie. zwei Arten von Kamerun nahe 
stehen: Br. chalarorhodon n. sp. und Br. globirhodon n. s. Erstere 
vertritt die grössere, Letztere die kleinere Form; und ähnlich ist 
es wieder in Jumbo bei 1080 m, wo Br. fluminale n. sp. auf 
Steinen im Manaflusse als kleinere Form, Br. lepto-roseum n. sp. 
auf Gesteinen überhaupt auftritt. Das Gleiche thut Br. alto- 
roseum n. sp., dem Letzteren nahe verwandt, wie sich überhaupt 
diese Kameruner Arten sehr nahe stehen und sich nur durch 
ihren Habitus, die Länge des Blattgrundes, sowie durch ihre Blatt- 
Reticulation unterscheiden. Das zarteste Gewebe besitzt wohl Br. 
fluminale, wogegen das ihm äusserlich ganz ähnliche Br. sapro- 
philum n. sp. ein Gewebe hat, das zwischen Letzterem und den 
übrigen Arten Kameruns steht. Doch wäre es gut, wenn diese 
bisher nur steril bekannten Arten mit Frucht gefunden würden. 
Br. integrifolium Rehm. vom Van Reenenpasse in Natal wiederholt Br. 
roseum Schreb., während alle übrigen Arten Südafrikas der kleineren 
und kleinsten Form angehören: Br. polytrichoideum m., ochropyxis 
n. sp.. Br. Rehmanni n. sp., aterrimum Rehm., pycnoloma n.sp., syn- 
trichiaefolium n. sp., cordylocarpum n. sp., Mundtii m., pervirens n. sp. 
und einige nur steril bekannte Arten: Br.syntrichioides n. sp., monili- 
caule n.sp. und chrysoloma n. sp. Sonst hat Afrika nur noch wenige 
andere Arten aufgezeigt: Br. minutirosatum m. von den Grasflächen 
des Kilima-Ndscharo-Scheitels (3000—4000 m), Br. rosulans m. 
ebendaher und ebenso winzig wie vorige Art, Br. tophaceum Dur. 
et Mtge. in Algerien und Br. pseudo-torquescens m. von dem abessi- 
nischen Hochlande (9000 F.). Am reichsten ist Australien mit der- 
artigen Moosen versehen. Auf Lord Howe’s Island ersetzt Br. 
leucocanthum Hpe. unser Br. roseum, auf Norfolk Island Br. 
angeiothecium n. sp. Dagegen ist Br. campylothecium Tayl. so- 
wohl der zuerst genannten Insel, als auch Tasmanien und der 
Provinz Victoria eigenthümlich, während Br. subcampylothecium 
Broth. bisher nur Tasmania zukommt. Br. leptothecium Tayl. 
gehört gleichzeitig der Norfolkinsel, Vietoria, Tasmanien und Neu- 
seeland an. Westaustralien ist durch Br. albo-limbatum Hpe. 
vertreten. Auf Gippsland bemerken wir am Moe River Br. flavi- 


338 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


tolium n. sp., am Genoa Br. River brunnidens n. sp., am Pyers River 
Br. globulare Hpe., das auch sonst noch in Victoria vorkommt, 
am Stringer’s Creek Br. subtlavifolium n. sp., während Br. sub- 
tomentosum Hpe. und tlaceidifolium ej, nur aus Vietoria sind. 
Letzteres ergab auf seinen Alpen ausserdem Br. robustum Hpe., 
sowie Br. leucothecium n. sp. und pohliaeopsis n. sp. in seinen 
Grampians. Einem grösseren Theile des südlichen und östlichen 
Australiens dürfte Br. Billardieri Schw. angehören. Sonst ver- 
zeichne ich aus Neu-Süd-Wales Br. erythropyxis n. sp., viridulum 
n. sp., das schöne Br. suberispatum n. sp. und crispatum Hpe., 
3r. abruptinervium n. sp., Br. crenatidens n. sp., Br. dilatato- 
marginatum n. sp., Br. olivaceum Hpe., Br. ischyrorhodon n. sp. 
und Lühmannianum n. sp. vom Upper Yarra River, wo es mit 
Dawsonia longiseta zusammen lebt. Ein Theil dieser letzten 
Arten verbreitet sich auch nach Queensland, das um Brisbane 
noch Br. subolivaceum n. sp. besitzt, dem Br. Dobsonianum n. sp. 
von Deal Island in der Nähe von Tasmania auffallend gleicht, 
das aber auch noch Br. humipetens n. sp. besitzt. Von Neu- 
Caledonien sind mir nur Br. laxifolium Bescher. und Br. crassi- 
nervium ej. bekannt geworden. Gewiss eine stattliche Reihe 
eigenthümlich gestalteter Moose, welche sämmtlich zusammenge- 
hören. Von den Hawaii-Inseln kann ich noch schliesslich Br. 
limbato-marginatum n. sp., von den Kurilen Br. Mayrii Broth. 
anschliessen. 


b) Brya platyphylla (Platyphyllum). In allen Theilen 
grösser; Stengel in der Regel sparrig verzweigt, sehr locker in 
einander gewebt; Blätter Mnium-artig, gross und breit, mit kräftiger 
Spitze, meist scharf gesägtem Rande, gewöhnlich wellenförmig- 
kraus, in der Trockenheit, mit dicker schwieliger Rippe, sehr 
locker gestellt; Blattnetz aus grossen rhombischen mit derbem 
Primordialschlauche erfüllten Zellen gebildet. 

Die einzige Art, welche Europa hervorbrachte, ist Br. roseum; 
aber Selbiges kommt meist in einer so kleinen Form vor, dass 
man wahrscheinlich besser thut, es an die Spitze der vorigen 
Gruppe zu stellen. Seltsamer Weise besitzt Nordamerika ausser 
ihm noch eine ganze Gruppe ebenso kleiner Arten: Br. Öntariense 
Kadbg., Br. simplex Kdbg. und Br. lucidum Britt., welche sich 
ganz neben das Erstere stellen. Doch kommt es hier wesentlich 
nur auf die Grösse an. Denn in Japan wächst an den Ufern der 
Flüsse eine Art, Br. macrorhodon n. sp., welche ganz den 
Charakter von Br. roseum an sich trägt, aber durch die Breite 
der Blattrosette zu den grossblätterigen Arten überleitet. Auch 
das über die ostindischen Gebirge weit über den Himalaya (noch 
bei 8000 F.), Khasia, Java und Sumatra verbreitete stattliche Br. 


Bryaceae, Knotenmoose. 239 


giganteum Hook. (Sollyanum Griff. für Khasia!) steht ihm äusser- 
lich sehr nahe. Die Neue Welt hat die Form vielfach aufzuweisen: 
für Mittelamerika in Br. diaphanulum n. sp., Br. utriculosum 
n. sp. und lato-cuspidatum n. sp. in Guatemala, in Br. Sartorii 
Schpr. in Mexiko (Miradör) und in Br. Galeottianum n. sp. eben 
daher (Oaxaca). Aus dem eigentlichen andinischen Amerika habe 
ich nur erst eine Art gesehen, Br. roseodens n. sp. aus Neu- 
Granada (13000 F.), wohl aber kenne ich Br. Lorentzianum m. 
aus dem subtropischen Chaco Argentiniens und von den bolivia- 
nischen Gehängen, ferner Br. Hieronymi m. aus der argentinischen 
Provinz Salta, wie aus Bolivien, das dem Br. roseum ähnliche 
Br. roseolum m. aus dem Chaco, Br. Platense n. sp. von La Plata 
am gleichnamigen Flusse und Br. Uruguense n. sp. von Monte- 
video. Westindien theilt in Br. Swartzianum m. (Antillarum 
Schpr.) sich in ein Moos mit Venezuela. Sehr eigenthümlich steht 
Br. vertieillatum Hpe. aus Brasilien da, indem es an einem ein- 
zigen kräftigen Stengel 3—4 Stockwerke von Blattrosetten bildet, 
wie wir das sonst nur an Polytrichum-Arten oder unter den 
Astmoosen bei Hypnum Menziesii gewohnt sind. Eine zweite 
brasilianische Art, Br. Beyrichianum Hsch., vertritt dafür wieder 
eine zweite Form mit sehr lockeren, zarten, meergrünen Blättern 
und roth angelaufenen Stengeln. Eine dritte brasilianische Art, 
Br. Uleanum n. sp., von der Insel Sa. Catharina, ergiebt eine 
dritte Form mit gewöhnlich mehreren Früchten in einer Rosette, 
welche wie buschig aus langen, dunklen Blättern gebildet erscheint. 
Der Tracht nach dieser ähnlich, entwickelt eine vierte Art, Br. 
alto-pedunculatum n. sp. aus Sa. Catharina, die längsten Frucht- 
stiele, welche ich bei einem Bryum kenne. Eine fünfte Art, Br. 
terebri-roseum n. sp. erscheint ebendaselbst auf der Serra de 
Oratorio. Aus Oceanien habe ich zwei Arten empfangen: Br. 
pseudo-giganteum m. (giganteum Sulliv.) von West-Maui auf den 
Hawaii-Inseln (5500 F.) mit proliferirenden Rosetten, wie sie Br. 
verticillatum entwickelt, und Br. Graeffeanum m. von den Fidschi- 
Inseln. Diese Art zeichnet sich durch sehr feine, korkzieherartig 
gedrehte Blätter aus. Afrika hat die Form mit proliferirenden 
Rosetten ebenfalls erzeugt, nämlich in Br. Umbraculum Hook., 
das schon seit mehr als einem Jahrhunderte vom Caplande be- 
kannt ist, das in einer gleichfalls proliferirenden Art, in Br. leuco- 
thrix n. sp. eine zweite Art neuerdings lieferte. Von Madagascar 
wurde Br. spiridens Ren. et Card. beschrieben. Eine von der Insel 
Bourbon auch schon längst bekannte Art verdanken wir Com- 
merson, Br. Commersoni Brid., und J.M. Hildebrandt entdeckte 
dazu auf der Komoreninsel Johanna Br. laxiroseum m. Eine 
recht kräftige Art fand der österr. Schiffsleutnant L. Höhnel 1887 
am Kenia und am Fusse der Aberdarekette in Brikigia, nicht 


240 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


weit vom Kenia in Ostafrika, nämlich Br. Keniae n. sp. Diesem 
schliesst sich auf dem Kilima-Ndscharo (1800— 3000 m) in dortiger 
Grasfläche Br. spathulosifolium m. an. Das sind sämmtliche 
Arten, welche ich bisher innerhalb der Brya platyphylla kennen 
lernte. Alle Arten aber zusammen betrachtet, auch die Brya 
rosulata eingerechnet, haben die Neigung, den Blattrand durch 
verdicktere engere Zellen einzusäumen, obgleich diese Eigenschaft 
nicht durchgreifend ist. 


17. Mniöbryum €. Müll. Rasen sehr hoch und locker, ob- 
schon am Grunde verfilzt: Stengel lang und locker beblättert, 
Mnium-artig, aus der vorjährigen Axe lange schlaffe Sprossen 
treibend; Blätter breit, eiförmig rund, nur bei den Kelchblättern 
mit spatelartigem Grunde, am Scheitel abgerundet und in eine 
kurze Spitze ausgezogen: Blattnetz aus zarten rhombischen Zellen 
gebildet, welche mit einem gefalteten Primordialschlauche erfüllt 
sind: Rippe kräftig, verschwindend: Blattrand ganz oder oben 
kaum gezähnelt, wie das ganze Blatt flach und nicht zurückge- 
rollt; Frucht auf langem Stielchen hängend, Mnium-artig-eiförmig, 
kurz und aufschwellend, grossmündig, mit gewölbtem, etwas zu- 
gespitztem Deckelchen. 

Diese schöne Form, die eleganteste aller Brya, wurde bisher 
nur von Br. einclidioides vertreten, welches der Entdecker, Dr. 
Hübener, zu Mnium stellte, während Prof. Blytt unseres Er- 
achtens ihm seine wahre Stellung unter Bryum gab. Sicher ist 
sein Blattnetz das eines Bryum und nicht eines Mnium, wohin 
Schimper das Moos wieder brachte. Doch hilft bei solchen 
Controversen kein noch so tiefes Eingehen, wenn man nicht selbst 
einen Blick für die Verschiedenheit der Zellsysteme in sich trägt. 
Ein wahrhaft schönes Moos von stattlicher Form mit tiefgrünen 
breiten, nach dem Grunde des Stengels tief schwarzen Blättern 
fügt sich in Br. megamorphum n. sp. von den Sümpfen der neu- 
seeländischen Südinsel an. Auf dem Kamerungebirge sammelte 
P. Dusen 1891 ein schönes, sehr langstengeliges Moos (Br. altissi- 
mum n. sp.), welches am besten hierher gebracht wird. 


Es dürfte am Schlusse der Bryum-Classification nicht über- 
flüssig sein, dem Heere der Brya nochmals einen Rückblick zu 
schenken. Dann erhalten wir für sämmtliche Gruppen und ihre 
Artenzahl folgendes Bild: 


1. Perömnion .... 19 Arten 5. Dieranöbrıyum .. 57 Arten 
2. Acidodöntium... 16 „, 6. Areodictyon :.. 10 , 
3. Leptostomöpsis. .. 17 7. Amblyophyllum . 5 „ 
4. Orthoeärpus ... 23 8. Bryötis u.a - a 


Bryaceae, Knotenmoose. 341 


9. Doliolidium ... 60 Arten g) Bryatenuifolia 2 Arten 
10. Apalodietyon h) „ pyriformia 1 „ 
a) Navicularia. . 25 „ 14. Epipterygium.. 12 „ 
b) Erythrocarpi- 15. Eubryum 
dmmeRaee 80, a) Brya cespiticia 57 „ 
11. Sclerodietyum. .. 39 „ Din vbima: 2:50. 
12. Argyröbryum .. 16 „ c) „ pallentia. 29 
3. Senodietyon d) .„ torques- 
a) Bryaacuminata 21 _.. centia ... 64 
Dr... .eruda, .. 17 e) „.alpina .. 34 
€) „ nutantia. 2 „ 16. Rhodöbryum 
d) „ polymorphal4 _„, a) Br.rosulata. 110 „ 
el. cueullata, 22° „ b) „, platyphylla 29 „ 
Pi 5 ssearhea:... 15 , 17. Mniobryum ... 3 


Zu diesen zusammengestellten Arten kommen noch einige, die 
ich noch nicht bestimmt klassificiren konnte, da ich sie nur unvoll- 
ständig kenne, und diejenigen Arten, welche, von Anderen bestimmt, 
noch nicht in meine Hände gelangten. Wir dürfen folglich das Heer 
der bekannten Brya auf reichlich 700 Arten schätzen. Daraus folgt, 
wie gross dieses Heer noch zu werden verspricht, wenn erst 
sämmtliche Floren der Erde durchforscht sein werden. Im grossen 
Ganzen dürfte wohl allerdings in der vorstehenden Uebersicht 
das Hauptgerippe der Typen gegeben sein; wenn man jedoch be- 
denkt, wie wenige Floren erst gründlich durchsucht sind, so muss 
man schon heute über den künftigen Zuwachs staunen, der sicher 
die Zahl der Arten auf über 1000 steigern dürfte; etwa so viel, 
wie Europa überhaupt Moos-Arten besitzt. Schon hieraus geht 
hervor, dass einmal eine Zeit kommen wird, wo die Kraft 
eines Einzelnen nicht einmal für die Mooswelt der ganzen Erde 
mehr ausreichen wird; ganz abgesehen. davon, wie schwer es 
werden muss, so viele Arten in einer einzigen Sammlung zu ver- 
einigen. Die Gattung Bryum, der Vertreter der Gattung Hypnum 
unter den acrocarpischen Moosen, ist, vereint mit dieser, der 
wirkliche Aufzug des Moosteppiches, der sich von Pol zu Pol 
über die Erde spannt; alle übrigen Moose sind gleichsam nur 
der Einschlag des Gewebes. Es liegt etwas Staunenerregendes 
darin, wie die Natur im Stande war, einen so einfachen Typus, 
wie Bryum, den nicht einmal das ungeübte Auge verkennen könnte, 
in so formenreicher Weise zu modifieiren, dass die Gattung im 
morphologischen Sinne immer dieselbe bleibt und doch die Arten 
so vielfach werden, wie die physikalisch-chemischen Bedingungen 
sind, unter denen sie in ihrer Heimat entstanden und weiter leben. 
Schon in Europa stellen sie ein ansehnliches Contingent zu dessen 
Moosflora: Schimper führte in der zweiten Auflage seiner 

C. Müller Hal. Genera muscorum. 16 


242 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Synopsis einschliesslich der von Bryum getrennten Arten nicht 
weniger als 99 Arten auf, was etwa den 10. Theil der europäischen 
Moos-Arten ausmacht, da seitdem noch mehrere neue Arten hinzu 
gekommen sind. Für Südamerika gab Mitten, abgesehen von den 
getrennten Arten, wie Epipterygium, 106 Arten in seinen „Musci 
Austro-Americani“ (1869), während ich selbst im Jahre 1848, 
also 21 Jahre früher, überhaupt nur 191 Arten in der Synopsis 
Muscorum aufzuführen im Stande war. Es hat sich folglich seit- 
dem die Anzahl der Brya bis heute um 500 Arten vermehrt. 
Dass jedoch schon den älteren Bryologen die Zahl der Brya an- 
fing, bedenklich anzuwachsen, ersehen wir aus ihrem Bestreben, 
verschiedene Gattungen nach dem Baue des inneren Peristomes 
aufzustellen. Hiernach nannte man Bryum diejenigen Arten, 
deren Zwischen-Wimpern vollkommen ausgebildet und mit An- 
hängseln an den Gliedern versehen sind; Webera solche Arten, 
deren Zwischen-Wimpern diese Anhängsel nicht besitzen; Pohlia 
jene Arten, deren Zwischen-Wimpern entweder fehlen, oder nur 
rudimentär angelegt sind; Ptychöstomum wiederum nur Arten, 
deren innere Zähne an den äusseren fest gewachsen und deren 
Zwischen-Wimpern entweder der Anhängsel entbehren oder über- 
haupt fehlen; Brachymenium solche Moose mit unvollständigem 
innerem Peristome: Acidodontium endlich nur die Arten, deren 
äussere Zähne sehr lang, an der Spitze einwärts gekrümmt und 
deren innere Zähne wie bei Bryum gebildet, nur sehr dicht ge- 
gliedert sind. Diese Classification hatte jedoch den Fehler, dass 
sie oft die nächsten Verwandten auseinander riss und zu ganz 
heterogenen Gattungen brachte. Gerade Bruch, welcher doch 
die eben beschriebenen Zahnbildungen am reinsten darstellte, 
war, als er Mitarbeiter an der Bryologia Europaea wurde, ge- 
nöthigt, diese Eintheilung wieder fallen zu lassen. Wo eben keine 
Gattungen von der Natur gemacht sind, lassen sich solche auch 
nicht mit künstlichen Mitteln herstellen. Gelingt es uns aber, 
mehr oder weniger scharfe Gruppen zu umschreiben, dann kommt 
die Sache auf das Gleiche hinaus, wie hoffentlich die obigen 
30 Gruppen zeigen werden. 


18. Gruppe: Dicranaceae, Gabelzahnmoose. 


Pflanzen in Rasen, gipfelfrüchtig, durch Sprossung ästig 
oder durch fruchtbare Aeste an der Spitze mehrfach getheilt; 
Blätter lanzettlich oder pfriemenförmig auslaufend, rinnenartig- 
hohl, mit dünner stielrunder oder sehr erweiterter flacher Rippe: 
Zellen des Blattnetzes prosenchymatisch, mit parenchymatischen 
am Grunde gemischt, meist sehr schmal und langgestreckt, oft 


Dicranaceae, Gabelzahnmoose. 343 


mit unterbrochenen Wänden (parietibus interruptis), meist leer, 
selten papillös, durch Verdickung oben öfters abgerundet oder 
elliptisch, am Grunde zu beiden Seiten der Rippe eine eigenthüm- 
liche Gruppe parenchymatischer, grosser, meist brauner oder 
rother, aber auch heller und zarter Zellen bildend, welche sehr 
häufig eine bauchige Aufschwellung des Blattgrundes, seltener 
eine flachere Maschengruppe bewirkt (Blattflügel-Zellen); Frucht 
aufrecht eiförmig oder cylindrisch, oft am Grunde kropfig, gerade 
oder gekrümmt, mit pfriemenförmigem Deckel; Mundbesatz immer 
einfach, purpurn; Zähne mit vielen Querbalken; Archegonien sehr 
lang ausgedehnt; Antheridien keulenförmig. 

Mit dieser Gruppe empfangen wir eine Reihe von Moosen, 
bei denen das Blattnetz in ganz besonderer Weise zum ersten 
Male zur Geltung kommt: nämlich durch diejenigen Zellen, welche, 
am Grunde der beiden Blattflügel stehend, von mir Blattflügel- 
Zellen (cellulae alares) genannt worden sind. Dieselben documen- 
tiren sich gerade hier als eine sehr selbstständige Gruppe des 
Blattnetzes und sind sämmtlichen Arten eigenthümlich, wenn auch 
in mehr oder weniger ausgeprägter Weise. Es kommt vor, dass 
die ganze Gruppe dieser Zellen so scharf in eine bauchige Aus- 
buchtung innerhalb des übrigen Gewebes gestellt ist, dass sie 
im Alter aus Letzterem geradezu herausfallen, z. B. bei Campylopus 
Helenicus m. Da sie sich nun bei den verwandten Leptotrichaceen 
nicht finden, so habe ich gerade durch die Anwesenheit oder das 
Fehlen der Blattflügel-Zellen beide Moosgruppen unterschieden 
und muss das auch jetzt noch beibehalten, indem ich daraus 
schliesse, dass besagte Blattflügel-Zellen im Haushalte der betref- 
fenden Moose eine wesentliche Rolle in der Ernährung spielen 
müssen. Bei den übrigen acrocarpischen Moosen treten sie fast 
ganz zurück oder erscheinen doch nur in quadratischer Gestalt, 
ohne indess eine besonders in sich abgeschlossene Gruppe von 
Zellen zu bilden. Bei den pleurocarpischen Moosen werden diese 
eigenthümlichen cellulae alares der Dieranaceae nochmals wieder- 
holt, und zwar bei denjenigen Arten, welchen Sprengel den 
Namen Harrisonia beilegte. Am bauchigsten treten sie bei der 
Gattung Dicranum auf, bei anderen Typen aber auch wieder flach, 
z. B. bei Eucämptodon und Dienemon. Die Dicranaceen selbst 
sind über die ganze Erde verbreitet und gehören sämmtlichen 
Zonen und Regionen an, wenn auch einzelne Gattungen oder 
Arten speciell in einer besonderen Zone oder Region leben. Aus 
diesem Grunde stellen sie sich dicht neben die Bryaceen, ohne 
jedoch deren grosse Artenfülle zu erreichen. Europa besitzt von 
ihren Gattungen nur zwei: Blindia und Dieranum. 


16* 


>44 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


66. Blindia Br. Eur. Fasc. 33—36, Blindie. 


Zu Ehren des Moosfreundes Pastor Blind zu Münster im 
Elsass von Bruch und Schimper benannt. Haube halbseitig; 
Mundbesatz fehlend oder einfach; Zähne 16, gleichweit von ein- 
ander entfernt stehend, lanzettlich, entfernt gegliedert, glatt, dünn, 
innerhalb mit leicht hervorstehenden Querbalken, purpurfarbig, 
lederartig; Frucht mit oder ohne Ring, aufrecht, eiförmig oder 
cylindrisch, mit geschnäbeltem Deckelchen. 

Als Schimper diese Gattung aufgestellt hatte, besass sie 
nur eine einzige Art, nämlich Bl. acuta, die alte Weisia acuta 
Hedwig’s, und auch in seiner zweiten Auflage der Syn. Muse. 
Europ. wiederholt er diese Ansicht, während ich selbst noch die 
Weisia compacta, crispula und eirrhata, sowie das frühere Schi- 
stidium caespiticium Brid. dazu gebracht hatte. Auf diese Weise 
reisst Schimper Moose aus einander, welche sich im höchsten 
Grade verwandt sind, indem er Blindia compacta, crispula und 
cirrhata mit Dieranum Brantoni zu einer Gattung Dicranoweisia 
Ldbg. vereinigt und sie mit der Gattung Weisia und anderen 
Typen zu einer Familie der Weisiaceae bringt, während er Bl. 
acuta und cespiticia in zwei verschiedenen Gattungen zu den 
Seligeriaceen stellte. Für mich kann es nicht zweifelhaft sein, 
meine alte Classification beizubehalten, da mich zu derselben 
ausser anderen Gründen die Blattflügel-Zellen nöthigen, welche 
weder echte Weisiae, noch Seligeriae besitzen. Alle hierher ge- 
hörigen 35 Arten bilden einen so zusammenhängenden Formen- 
kreis, dass sie sicher Niemand trennen wird, der ihn zu über- 
sehen vermag. Doch gliedern sie sich in bestimmt unterschiedene 
Abtheilungen: 


1. Eublindia. Blätter mehr oder weniger starr aufrecht; 
Frucht gestielt, entweder kugelig und sehr winzig, oder eiförmig 
oder auch eylindrisch. 

Die schönsten Arten dieser hübschen Abtheilung sind unsere 
einheimische Bl. acuta mit aufrechter, eiförmiger und Bl. Magel- 
lanica Schpr. mit Campylopus-artig gekrümmter kugeliger Frucht. 
In Europas Nähe kommt nur noch eine Art, Bl. Madeirensis Geh., 
auf Madeira in der Serra d’Agoa do Ribeiro da Medade vor, wo 
sie der Apotheker R. Fritze aus Rybnik am 5. März 1880, aber 
leider nur steril sammelte. Wer die Blattflügel-Zellen noch nicht 
gesehen hat, kann sie hier, bei einem sonst ganz winzigen Blatte, 
welches an Dieranella erinnert, höchst ausgeprägt finden. Ausser 
Bl. Sonsoniae m. aus der Provinz Antioquia in den Vereinigten 
Staaten von Columbien (9000 F.) und ausser Bl. Jamesoni Mtge. 


Dicranaceae, Gabelzahnmoose. 245 


(Syll. Crypt. p. 42) aus den Anden von Quito fallen alle übrigen 
Arten, wie die meisten Blindiae überhaupt, auf das antarktische 
Gebiet. Bl. Magellanica (Bl. arcuata Mitt.), Bl. curviseta Mitt., 
contecta m., leptotrichocarpa m. und Iygodipoda m. auf das Feuer- 
land, Bl. pulvinata m. und aschistodontoides m. auf Kerguelens- 
Land. Von allen aufgeführten Arten besitzt Nordamerika nur Bl. 
acuta, welche auch auf Grönland lebt. 


2. Stylostegium Bryol. Eur. Fasc. 33—36 als Gattung. 
Aestchen und Blätter steif aufrecht, wie vorher, letztere mit wasser- 
heller Spitze gekrönt; Frucht eingesenkt, verkehrt eiförmig-kugelig, 
abgestutzt, peristomlos, mit niedergedrücktem Deckelchen, das, 
schief geschnäbelt, mit dem Säulchen verwachsen ist. 

Diese Abtheilung hat bisher nur eine einzige Art aufzu- 
weisen: Bl. cespiticia m., eine Bewohnerin der höchsten Alpen 
und des scandinavischen Nordens. Dass ich dieselbe zu Blindia 
gezogen habe, könnte wieder den alten Streit entfachen, ob wir 
berechtigt seien, nacktmündige Arten mit peristomatischen in eine 
und dieselbe Gattung zu bringen. Für mich ist dieser Streit 
längst entschieden durch die Thatsache, dass es in einzelnen Gat- 
tungen höchst unnatürlich sein würde, das nicht zu thun, wie 
z. B. bei Macromitrium, Encalypta u. a., dass aber die Art, wenn 
man sie einmal zu Blindia gebracht hat, eine eigene Abtheilung 
bilden müsse, liegt auf der Hand, da jedes Moos mit eingesenkten 
Früchten eine ganz eigenthümliche Tracht annimmt. In dieser 
Beziehung würde sie sich ebenso verhalten, wie unter den Grim- 
miaceen z. B. die Abtheilung Platystoma. 1 Art. 


3. Oncophoridium ©. Müll. Aestchen an der Spitze haken- 
oder sichelartig gekrümmt, ziemlich kräftig; Blätter einseitswendig 
und sichelartig gekrümmt; Frucht gestielt, entweder kugelförmig, 
urnen- oder eiförmig oder eylindrisch. 

Wie bei Eublindia, könnte man nach der Form der Frucht 
die Arten wiederum in verschiedene Gruppen auflösen, welche 
jedoch der speciellen Art-Beschreibung am besten vorbehalten 
werden. Als die schönsten dieser Arten sind drei Arten Austra- 
liens und Fuögias anzusehen: 1. Bl. aquatilis n. sp. von dem See 
auf Mt. Thompson in Neuseeland, 2. Bl. robusta Hpe., welche 
1860 vom Munyang-Gebirge Victorias aus einer Höhe von 6000 
bis 7000 F., wo sie Alpen-Sümpfe bewohnt, nach Europa kam, 
aber auch später in den Blue Mountains von Neu-Süd-Wales, 
sowie in den Grampians (Victoria) auf den Mt. Kosciusco und 
sogar auf Mt. Wellington in Tasmanien gefunden wurde, wo sie 
mit der so viel zarteren, aber verwandten Bl. Wellingtonii n. sp. 
zusammen wohnt, und 3. Bl. tenuifolia Hook. et Wils. (sub Dicrano), 


246 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


welches dem Feuerlande ansehört. Beide Arten erscheinen ganz 
wie eine Oncophorus-Art, aber mit kurzen grossmündigen, verkehrt- 
eiförmigen oder halbkugeligen, tleischigen Früchten auf gebogenen, 
fleischigen, kurzen Stielchen. Ein dritte Art, Bl. strieta Hook. et 
Wils. (sub Weisia) von dem antarktischen Kerguelens-Lande bildet 
ansehnliche compacte Kissen, welche aus niedrigen steifen, dicho- 
tomisch verzweigten, weniger hakenförmig, sondern unbestimmt 
sichelförmig gekrümmten Aestchen mit eben solchen Blättchen be- 
stehen, über die sich auf kurzen Stielchen ziemlich aufgeschwollene, 
vollkommen kugelförmige, schwarze und firnissartig glänzende 
Früchtehen wie Knöpfe mit kleinem Munde erheben. Dieses Moos 
würde schon die zweite Gruppe bilden. Eine dritte Gruppe ent- 
steht durch Bl. auriculata m. von Staten Island im Feuerlande. 
Auch diese hat nur unbestimmt gekrümmte, aber derbe terminale 
Aestchen, doch auf kurzen Stielchen aufrechte, geschwollen-eiförmige, 
dunkle Früchte mit grosser Oeffnung. Eine vierte Gruppe ent- 
wickelt dünn- und zart-blättrige Stengel mit unbestimmter oder 
bestimmter hakenförmiger Krümmung, aber mit länger gestielten, 
eylindrischen oder eiförmigen, sehr dünnen Früchten. Von diesen 
Arten gehören Bl. Churaccana Bescher. und Savatieri m. (Bl. 
austro-crispula Bescher., non C. Müll.) dem Feuerlande als kleinere 
Moose an, während Bl. alpina Mitt. (sub Holomitrio) aus dem 
Sikkim-Himalaya von dem 15000 F. hohen Tunkna-Passe und Bl. 
sordida Wils. (sub Dierano) aus demselben Gebirge vom Ratong- 
River (7000 F.) Indien eigenthümlich sind. 9 Arten. 


4. Dieranoweisia Ldbe. als Gattung. Blätter mehr oder 
weniger kraus: Frucht auf terminalem Stielchen aufrecht, klein, 
eiförmig oder ceylindrisch. 

Das Vorbild dieser Abtheilung liefern Bl. cirrhata und cris- 
pula, für welche Lindberg den Namen gab, um die eigenthüm- 
liche Combination von Weisia u. Dieranum für die betreffenden 
Moose sehr gut damit zu bezeichnen. In Californien schliesst 
sich Bl. Bolanderi m. (cirrhata der Nordamerikaner) an. Bis auf 


Bl. Indica Mitt. (sub Holomitrio) vom Sikkim-Himalaya (11000 F. 
bei Lachen), welche ein recht Leptotrichum-artiges Aussehen hat 
und darum auch von Wilson L. tortuosum in Hb. Indiae Or. 
No. 42 genannt wurde, fallen alle übrigen bekannte Arten in die 
antarkt. Zone: nach Fuögia Bl. humilis m., antaretica m. u. austro-cris- 
pula m., nach Kerguelens-Lande die niedliche Bl. tortifolia Hook. 
et Wils. (sub Weisia) mit kopfförmig kugeligen oder eiförmigen, 
kleinen, glänzenden Früchten, Bl. tertelloides m., pallidifolia m. 
und dryptodontoides m. Hierzu gab die Südinsel Neuseelands die 
goldgelbe Bl. chrysea n. sp. 12 Arten. 


Dicranaceae, Gabelzahnmoose. 947 


5. Sympageia (. Müll. Räschen sehr compakt; Stengel 
niedrig und sehr zart; Blätter sehr klein und einseitswendig, an 
der Spitze der Aestchen oft sichelförmig gekrümmt; Frucht winzig 
eiförmig oder eylindrisch, auf kurzem Stielchen gerade. 

Zwar steht diese Abtheilung den Oncophoridium-Arten durch 
die gekrümmten Aestchen und Blätter nahe, doch dürfte es, bei 
gänzlich verschiedener Tracht, besser sein, die hierhergehörigen 
Moose als selbstständige Gruppe abzuscheiden. Europa besitzt nur 
auf den höchsten Alpen eine Art: Bl. compacta, die ich nicht, 
wie Lindberg, als Abart von Bl. crispula betrachte, sondern 
mit Schimper u. A. als eine sehr gute Art ansehe. Alle übrigen 
Arten haben sich, durch Dr. Will 1883 gesammelt, auf Süd- 
georgien gefunden: Bl. grimmiacea m., Bl. subinclinata m., diera- 
nellacea m. und brevipes m. Alle diese Moose fallen schon durch 
die Kleinheit ihrer Polsterchen und überhaupt durch die Kleinheit 
aller ihrer Theile ins Auge, 5 Arten. 


67. Eucamptodon Mtge. in Annal. d. sc. nat. 1845. 4. p. 120, 
Hüllkelch. 


Mütze halbseitig; Mundbesatz einfach: Zähne 16 gleichweit 
abstehend, breit, lanzettlich, durch eine hyaline Längslinie und 
durch einige Querlinien durchfurcht, purpurn, im feuchten Zu- 
stande horizontal einwärts gekrümmt, ganz, oder auch peristomlos; 
Frucht eiförmig oder cylindrisch aufrecht; Blätter mit einge- 
rolltem Rande. 

Ursprünglich hatte mein vortrefflicher Freund Dr. Montagne 
in Paris die erste Art dieser seiner Gattung ebenso zu Weisia 
gestellt, wie früher die ersten Blindia- Arten dahin gebracht 
wurden, nur dass er die ihm aus Chile bekannte Art zu einer 
eigenen Abtheilung erhob, die er eben Eucamptodon nannte Er 
wollte mit diesem Namen den Mundbesatz charakterisiren, der 
im feuchten Zustande seine Zähne vollkommen einwärts schlägt. 
Ob dies bei den übrigen peristomatischen Arten ebenfalls zutrifft, 
weiss ich nicht zu sagen; denn man empfängt die hierher ge- 
hörigen Arten in der Regel so unvollständig, dass man nicht viel 
mit ihnen anfangen kann. Auch Freund Bescherelle in Paris, 
welcher doch Gelegenheit hatte, für Neu-Caledonien drei eigene 
Arten aufzustellen, schweigt darüber, charakterisirt jedoch die 
Form der Zähne, wie auch -ich oben that. Bei seinem E. ciliatus 
allein bemerkt er, dass das Peristom sehr kurz, häufig sogar 
abortire, sonst unregelmässig geformt und hyalin sei. Wir würden 
hier folglich einen Uebergang zu denjenigen Arten haben, welche 
überhaupt peristomlos sind und von Freund Hampe deshalb zu 


. 248 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


einer eigenen Gattung Solmsia erhoben wurden. Auch mit der 
Blattrippe verhält es sich ähnlich: E. perichaetialis besitzt zwar 
eine solche, lässt sie aber auch wieder unentwickelt oder ent- 
wickelt sie gar nicht. Es geht daraus hervor, dass auf der Rippe 
kein Nachdruck liegt. Wenn es aber auch anders wäre, so zeigt 
doch Dienemon, dass es Arten mit und ohne Rippe geben kann. 
So arm an Arten sonst die Gattung ist, gliedern sich diese doch 
in ein paar Gruppen und stimmen äusserlich durch einen langen, 
in einen Cylinder gerollten Kelch mit einander überein, weshalb 
ich ihnen den deutschen Namen (Hüllkelch) beilegte. Selbiger 
stellt sie dicht in die Nähe von Dienemon und Holomitrium. Die 
Gruppen sind folgende: 


1. Eucämptodon. Braunfelsia Par. Index Bryoloe. 
p. 148. Blätter im Trocknen dachziegelförmig aufeinander liegend, 
einen mehr oder weniger kräftigen Stengel bildend, in eine kürzere 
oder längere Spitze auslaufend, mit oder ohne Rippe; Frucht mit 
oder ohne Peristom, mit geschnäbeltem Deckel. 

Ich ziehe hierher die ersten beiden Arten, die ich in der 
Synopsis Muscorum aufführen konnte: E. perichaetialis aus dem 
südlichen Chile, das so viele Anklänge an Australien hat, und 
E. macrocalyx, von den Hochgebirgen Java’s. Letzteren machten 
Dozy et Molkenboer zu einem Holomitrium enerve, Van der 
Sande-Lacoste in der Bryologia Javanica zu einem Dicranum, 
während Hampe daraus eine Solmsia enervis (im Nuovo Giornale 
Bot. Ital. 1872. p. 281) machte. Das Holomitrum dicranoides 
Dz. et Mb. von Java’s Hochgebirgen würde eine derartige Solmsia 
ohne Mundbesatz sein. Auch Ceylon gab eine peristomlose Art, 
das Dieranum edentulum Mitt.. welches Hampe 1872 a. a. 0. 
zu einer Solmsia scariosa machte. Ich bin geneigt, noch eine 
Art von Tahiti hierher zu ziehen, die ich 1858 in der Botan. 
Zeitung (p. 161) als Dienemon Banksii beschrieb und welche mir 
heute mehr, als damals, dem Typus von Eucamptodon zu folgen 
scheint: ich nenne sie jetzt E. Banksii. 6 Arten. 


2. Patentifolium C. Müll. Stengel schlanker; Blätter mehr 
oder weniger in gerader Linie abstehend oder auch mehr zurück- 
geschlagen, an der Spitze abgestumpft, rippenlos; Frucht eylind- 
risch, mit gleichmässigem oder kropfigem Grunde, mit geschnäbeltem 
Deckel. 

Das ist die neucaledonische, überhaupt australische Variation 
des Typus, und selbiger besteht nur aus folgenden Arten: E. Balan- 
saeanus Bescher. und E. squarrosus ej. Eine dem Letzteren höchst 
ähnliche, vielleicht mit ihm zusammenfallende Art kommt auch 
in den Hochgebirgen Australiens, nämlich Victorias, besonders in 


Dicranaceae, Gabelzahnmoose. 349 


Neu-Süd-Wales (Neu-England und Moss tale) vor: E. Hampeanus 
m., welchen Hampe sogar Leucodon perichaetialis nannte oder 
als ein Pterogonium ansprach. Es kursirt diese Art auch als 
Dienemon enerve Geh. in den Herbarien. 3 Arten. Doch hat 
Neu-Caledonien noch eine zweite, sehr interessante Variation her- 
vorgebracht: 


3. Blephäracis C. Müll. Pflanzen dichte, gelbbraune Rasen 
bildend, kräftig und ziemlich breit, aber nicht hoch; Blätter 
schuppenartig übereinanderliegend in der Trockenheit, rippenlos, 
plötzlich in ein langes Haar ausgezogen, welches mit hyalinen 
wimperartigen Papillen rundum besetzt ist, die auch auf den 
Rücken des Blattes übergehen; Frucht ziemlich gross und kropfig. 
eiförmig, kleinmündig, aufrecht oder etwas geneigt; mit ge- 
schnäbeltem Deckel. 

Diese merkwürdige Formung gründet sich nur auf E. eiliatus 
Bescher., welchen Hr. Balansa auf dem Mont Humboldt 1200 m 
hoch entdeckte, wo auch E. squarrosus wächst. Bescherelle 
findet in der Tracht des Mooses einige Aehnlichkeit mit Lepyrodon 
Lagurus. Wie die früheren Arten, besitzt auch diese sehr grosse 
Sporen, welche z. Th. schon in der Frucht keimen, wie Besche- 
relle glaubt. Ich selbst glaube das nicht, aber so viel ist sicher, 
dass es im ganzen Moosreiche nicht zum zweiten Male ähnliche 
Sporen giebt. Montagne, der sie zuerst sah, nannte sie 
„gemmulae“, während ich sie als Mutter- oder Urzellen jüngerer 
Sporen betrachtete. Diese Ansicht halte ich auch jetzt noch fest. 
Bei E. Hampeanus m. bilden dieselben ungleichseitige, vierseitige 
Täfelchen, in denen die Sporen als quadratische, flache Körperchen, 
erfüllt mit einem sehr bedeutend entwickelten Primordialschlauche, 
zusammenhängen. Wenn auch nicht in solcher Weise, so ent- 
wickeln sich doch nur noch die Sporen von Dienemon ganz ähn- 
lich: auch sie bilden grosse ungleich quadratische, aber dunkle 
Körper, die mit sehr zartem, körnigem Chlorophyll angefüllt sind, 
sogar das Tafelförmige befolgend. Schon diese Eigenschaften der 
Sporen entfernen beide Gattungen weit von dem sonst recht ähn- 
lichen Holomitrium und auch von Dieranum. In dem Baue des 
Mundbesatzes fand Bescherelle den von ÖOrthotrichum wieder- 
holt; auch das kann ich nicht bestätigen, da wir es hier offenbar 
nur mit einer dünnen, einfachen Zahnlamelle und nicht mit einer 
aufschwellenden, körnigen Membran zu thun haben. 1 Art. 


68. Dienemon Schwägr. Suppl. II. II. 1. p. 72, Doppelbein. 


Pflanzen in lockere oder dichtere Rasen verwebt durch mehr 
kriechende und verästelte Stengel; Blätter steif, mehr oder weniger 


250 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


eingerollt hohl; Kelchblätter einen langen dünnen Cylinder bildend 
wie bei Eucämptodon; Mütze ziemlich gross und glockenförmig, 
aber an der Seite doch bestimmt geschlitzt, am Grunde mehrfach 
sespalten; Frucht aufrecht, nur wenig oder kaum aus dem Kelche 
heraustretend, gerade und am Grunde gleichmässig oder ein 
wenie gekrümmt und daher kropfig; Deckelchen schief auf- 
sitzend und überquellend, lang geschnäbelt; kräftig und lederhart; 
Mundbesatz einfach: Zähne 16, am Grunde verbunden, aus zwei 
sehr ungleichen, über der Mitte des Zahnes entspringenden, sehr 
langen und dünn ausgezogenen, an der Spitze etwas gedrehten, 
wie der Grund purpurnen Schenkeln gebildet, während ihre un- 
sespaltene Basis aus zwei Lamellen besteht, einer äusseren derberen, 
purpurnen, an der Seite gewöhnlich, wie bei Prionodon, buchtig 
oder winkelig ausgezackten und einer inneren, mehr orangefarbigen; 
Sporen sehr gross, wie vorher. 

So nahe auch diese Moose Eucämptodon stehen, so sehr 
weichen sie doch durch das Dicranum-artige Peristom von ihm 
ab und verhalten sich überhaupt sehr eigenartig. Wir stehen 
hier einmal wieder vor einer Gattung, die. bei grosser Artenar- 
muth doch einen relativ grossen Reichthum an gruppenartiger 
Gliederung besitzt und damit vielleicht sagt, dass Letzterer bei 
jener Armuth an Arten darauf schliessen zu lassen scheint, dass 
eine Menge Arten ausgestorben sein mögen oder noch in grösserer 
Menge gefunden werden müssen. Die einzige hierher gehörige 
Art, welche am längsten bekannt war, ist D. calycinum Schw., 
der ehemalige Leucodon Calycinus Hook., den Menzies 1791 in 
der Dusky-Bay auf Neuseeland entdeckte. Nehmen wir nun diese 
Art als Typus aller übrigen Arten an, so fällt uns sogleich auf, 
dass selbige mit einer sehr dünnen Rippe in den Blättern ver- 
sehen ist, während die meisten übrigen Arten rippenlose Blätter 
haben. Ebenso hat sie einwärts gerollte Blätter, während D. 
planifolium fast flache besitzt. Drittens zeigen sämmtliche Arten 
bis auf D. obsoletinerve dasselbe oben beschriebene Peristom, aber 
die soeben genannte Art erzeugt keine an den Seiten ausge- 
buchteten Zähne. Auch die Blattimbrication und Form zeigt 
sonderbare Verschiedenheiten, so dass sich folgende Gliederung 
ergiebt. 


1. Leucodontella €. Müll. Pflanzen mit Leucodon-artigem 
Stengel; Blätter dicht übereinanderliegend, kurze und zugespitzte 
etwas aufquellende Aestchen bildend, glänzend, mit oder ohne 
Rippe, oben einwärts gerollt, & ganzrandie. Sporen bei D. semi- 
eryptum einen grossen, grünen, gewölbten Kegel bildend, Mundrand 
schief abgeschnitten, ebenso der Deckel. 

Hierher gehört das gerippte D. calycinum als Typus. Ich 


. Dicranaceae, Gabelzahnmoose. 351 


habe aber von Neuseeland noch zwei Arten kennen gelernt, welche 
sich ihm dicht anreihen: das mir nur steril bekannte D. Knightii 
Hpe. Herb. und D. semieryptum n. sp. Diese letzteren beiden Arten 
zeigen rippenlose Blätter und die letzte Art hat überdies eine 
gerade, kropflose Frucht, welche zur Hälfte noch im Kelche steht. 
Dagegen beschreibt mir Hampe die Frucht seiner Art als theca 
breviseta immersa und die calyptra als thecam prorsus involvens 
mitriformis integra, worüber ich keine Auskunft geben kann, ob- 
schon ich die Richtigkeit der letzten Beobachtung (über die Mütze) 
durchaus bezweifle. Ebenso wenig kann ich Auskunft darüber 
geben, ob D. rugosum Schw. aus Neuholland hierher gehöre; ich 
kenne dieses Moos, den Leucodon rugosus Hook., nur aus Be- 
schreibung und Abbildung. Die angeführten neuseeländischen 
Arten dürften dreist zu den eigenthümlichsten Typen der Moos- 
welt gezählt werden. Diese Eigenthümlichkeit steigert sich bei 
einem Moose, welches Dr. E. Graeffe auf den Fidschi-Inseln fand, 
und welches von Hampe Solmsia inflata genannt wurde, be- 
trächtlich. Dem ganzen Typus nach neigt es zu Leucodontella 
mit einer fast obsoleten dünnen Rippe; ebenso besitzt es den 
langen Hüllkelch; ob es aber ganz hierher gehöre, muss zweifel- 
haft bleiben, da ich keine Frucht zu vergleichen habe. Nach 
Hampe würde selbige nacktmündig sein müssen. Die Blätter, 
schuppig, wie sie aufquellend übereinander liegen, sind in eine 
längere wellige Spitze ausgezogen, wodurch das Moos einzig da- 
steht. 4 Arten. 


2. Synodontia Dub. in Bescherellei Florule bryolog. de la 
Nouvelle Caledonie (Ann. d. sc. nat. 5. ser. tom. XVIII.), p. 7, als 
Gattung. Pflanzen kriechend, sparrig ausgebreitet, Dieranum-artig, 
in der Jugend als Sprossen eylindrisch mit kleinen angedrückten 
Blättern, im Alter gänzlich wie Dieranum oder Eucamptodon mit 
abstehenden, ziemlich langen, starren, schmalen, an der Spitze 
eingerollten, ganzrandigen Blättern; Frucht auf langem Stiele, 
aber bis vor seine Spitze von dem äusserst schmalen Hüllkelche 
umfasst, aufrecht oder etwas geneigt, eiförmig, am Grunde kropfig, 
unter der Mündung zusammengezogen; Deckelchen von der Länge 
der Frucht schief geschnäbelt. 

Schon Freund Bescherelle wies a. a. OÖ. die neue Gattung 
zurück, und behielt den Namen nur für eine Gruppe von Dienemon 
bei. Ich muss ihm vollkommen beistimmen, aber auch hinzu- 
setzen, dass wir es hier in Synodontia spathoidea Dub. mit einem 
sehr eigenthümlichen Moose zu thun haben, welches mit Dienemon 
cuspidatum Bescher. den Mont Mou und Mont Humboldt auf Neu- 
Caledonien in einer Höhe von 1200 m bewohnt. 1 Art. 


292 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


3. Leucolomella €. Müll. Pflänzchen kleine, lockere Diera- 
num-artige Räschen bildend, wenig getheilt; Blätter sehr locker und 
abstehend gestellt, an der Spitze der Aestchen einseitswendig, aus 
breitem lanzettlichen Grunde in eine lange, spiralig gedrehte Spitze 
ausgezogen, mit sehr schmaler, verkümmerter Rippe, nach Art des 
Leucoloma weissem, aber an der Spitze gesägtem, Rande; Hüllkelch 
über die Frucht hinausgezogen, einen sehr schmalen Cylinder 
ebenfalls bildend; Frucht auf kurzem Stielchen gekrümmt-eylind- 
risch, am Grunde kropfig; Zähne des Mundbesatzes bis zur Mitte 
gespalten, an der Seite ganz und nicht buchtig. 

Auch diese Gruppe besteht bis jetzt nur aus einer Art: D. 
obsoletinerve Hpe. et ©. Müll. aus Neu-Seeland, welches schon 
1854 nach Deutschland kam. Erst im Jahre 1892 empfingen 
wir von Herrn Beckett in Christchurch das Moos noch einmal, 
gesammelt auf Baumfarnen um Waimate. Da wir aber auch dieses 
Mal keine Mütze vorfanden, mussten wir das seltene und seltsame 
Moos nach der ganzen Tracht zu Dienemon stellen, von dem es 
durch die nicht buchtig an der Seite ausgeschweiften Zähne des 
Peristoms abweicht. Hieraus aber eine neue Gattung folgern, 
halte ich für nicht wohl gethan. 1 Art. 


4. Brauniella ©. Müll. Pflanzen kriechend, dichte Räschen 
und kurze Aestchen bildend, am Grunde verfilzt; Aestchen auf- 
schwellend abgestumpft:; Blätter sehr klein, aber kräftig und starr, 
dicht übereinanderliegend, im feuchten Zustande aufrecht abstehend, 
breit - eiförmig - elliptisch, nicht eingerollt, sondern mit flachem 
Rande, rippenlos, stumpf zugespitzt, aus kräftigen elliptischen 
oder eckigen, aber an den Wänden verschmolzenen, starren Zellen 
gewebt: Hüllkelch lang und schmal bis an die Frucht reichend; 
Kapsel etwas gekrümmt-eylindrisch, am Grunde kropfig, unter 
der Mündung zusammengezogen; Deckelchen conisch, geschnäbelt; 
männliche Pflanze als winziges Knöspchen unter den weiblichen 
Pflanzen. 

Nach der Imbrication der Blätter erinnert das Moos an die 
Braunia-Arten und ist sehr gut charakterisirt, indem es Besche- 
relle Dienemon (oder wie er schreibt: Dienemos) planifolium 
nannte. Es gehört wiederum Neu-Caledonien an, wo es Pancher 
im südlichen Theile 600 m hoch auf eisenhaltigem Boden sammelte. 
Ich kenne keine zweite Art, die mit ihm verglichen werden 
könnte. 1 Art. 


5. Hypnopsis ©. Müll. Pflänzchen kriechend, kleine Räschen 
erzeugend, mit kurzen, Hypnum-artigen, schlanken Aestchen; Blätter 
übereinanderliegend, aber mit den Spitzen abstehend, mit ein- 
gerollten ganzen Rändern; Hüllkelch derGruppe; Frucht gekrümmt, 


‚Dieranaceae, Gabelzahnmoose. 353 


cylindrisch oder mehr eiförmig, am Grunde mehr oder weniger 
bestimmt kropfig, mit langgeschnäbeltem Deckelchen. 

Hierzu hat Neu-Caledonien die drei letzten bekannten Arten 
geliefert: D. connivens Bescher., euspidatum ej. und Pancheri ej. 
Alle Drei weichen durch ihre Tracht so sehr von den Vorigen ab, 
dass sie jedenfalls eine eigene Gruppe zu bilden haben, stehen 
ihnen aber generisch so nahe, dass sie auf keinen Fall von ihnen 
getrennt werden dürfen. Jedenfalls ist es höchst merkwürdig zu 
sehen, wie etwa 10 Arten im Stande sind, 5 Gruppen zu bilden. 
SaATTten. 


69. Holomitrium Brid. I. p. 226, Glattrand. 


Rasen mehr oder weniger hoch und filzie; Pflanzen wenig 
dichotomisch getheilt, meist schlank; Blätter in der Regel kraus, 
schneckenförmig eingerollt oder selten gestreckt, am Grunde halb 
stengelumfassend oder scheidiger, lanzettlich verlängert, zugespitzt 
oder äusserst selten absgestumpft, ganzrandig oder oben mehr 
oder minder gesägt; Hüllkelch langgezogen cylindrisch; Frucht 
auf längerem Stielchen aufrecht eiförmig oder eylindrisch, mit 
verenstem Munde und lang geschnäbeltem Deckelchen; Haube 
halbseitig; Mundbesatz einfach: Zähne 16, gleichweit entfernt 
von einanderstehend, feucht gemacht zurückgeschlagen, aus lanzett- 
lichem Grunde pfriemenförmig verlängert, unten mit Querbalken 
versehen, der Länge nach durch eine Linie in zwei zusammen- 
hängende, selten etwas auseinandertretende, fadenförmige, rauhe 
Spitzen getheilt, weit unterhalb der Mündung entstehend. Sporen 
sphärisch. 

Mit dieser Gattung erhalten wir unter den Dicranaceis die 
dritte, welche einen langen Hüllkelch besitzt und sich hierdurch 
den vorigen beiden Gattungen sehr nähert. Doch weicht sie 
schon durch Mundbesatz und Sporen ab, kann aber leicht mit 
Leptodontium verwechselt werden, wenn man nicht auf das Dasein 
von Blattflügelzellen, überhaupt auf das Dicranum-artige Zellnetz 
und die fast durchgängig krausen, eingerollten Blätter und den 
Mundbesatz achtet. In der Synopsis Muscorum kannte ich nur 
4 Arten, und 21 Jahre später (1869) beschrieb Mitten allein für 
Südamerika 15 Arten, während ich selbst heute dazu noch 
23 Arten fügen kann. Aeusserlich stehen sich dieselben ausser- 
ordentlich nahe und sind das Gegentheil der vorigen Gattung, 
indem sie der Tracht nach kaum Gruppen bilden. Nur der Blatt- 
form nach zerfallen sie einigermassen in Gruppen, wie sie im Fol- 
genden dargestellt werden. 


354 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


a) Holomitria integrifolia cuspidata. Blätter schnecken- 
förmig eingerollt, in eine lange, schmale Spitze ausgezogen, ganz- 
randig: Rippe kielig, ziemlich dünn; Blattnetz Dieranum-artig, 
mit mehr oder weniger langen, schmalen Zellen Blattflügel- 
zellen flach. 

Alle diese Arten verbreiten sich nur über die tropische Zone 
der Alten und Neuen Welt, woher ich kenne: H. perichaetiale Brid. 
und nanum Hpe. aus Neuseeland, H. Whiteleggei n. sp., H. Hodskin- 
soniae n.sp., H.Mülleri Hpe., H. Dietrichiae und corticolum Brother. 
aus Australien, H. iin n. sp. (vaginatum m. partim) von 
Tahiti, H. brevicalycinum n. sp. und H. seticalyeinum n. sp., 
Letzteres von West-Maui auf den Hawaii-Inseln (5000 F.), H. Sin- 
salanganum n. sp. von Sumatra, H. Javanicum Bryol. Jav. von 
Java, H. Griffithianum Mitt. von Bhotan und Khasia, H. Capense 

sp. (vaginatum m. partim) vom Kaplande, H. Borbonicum Hpe., 
vaginatum Brid. und subvaginatum Bescher. von der Insel Bourbon, 
H. Comorense m. von den Comoro-Inseln bei Madagascar, H. ha- 
matum n. sp. von dieser Insel selbst. 19 Arten. 


b) Holomitria integrifolia obtusata. Tracht und Blatt- 
form wie vorher, aber die Spitze des Blattes so abgestumpft, dass 
das Blatt löftelartig erscheint. 

Die einzige Art ist H. flagellare n. sp. von Madagascar. 
Seltsam genug zeichnet sich diese, sonst dem H. vaginatum var. 
cucullatum Bescher. ganz ähnliche Art durch sanz kurze, dünne 
Aestchen aus, welche aus der Spitze des Stengels hervorsprossen. 
Dieses Kennzeichen aber trägt auch die soeben genannte Abart 
H. cucullatum und ebenso mein H. Capense, obgleich Beide zuge- 
spitzte Blätter haben. 1 Art. 


c) Holomitria serrata erispata. Tracht und Blattform 
der Vorigen, nur der Blattrand oben ziemlich scharf gesägt. 

Sämmtliche Arten dieser Gruppe fallen auf die heisse Zone 
der Neuen Welt: H. Bolivianum n. sp. und das nahe verwandte 
H. terebellatum n. sp. aus Costarica (2500—2700 m), H. serratum 
Schpr. vom Orizaba in Mexico, H. pulchellum Mitt., undulatum 
ej., arboreum ej., longifolium Hpe., Moritzianum Hpe., lutescens m., 
tortuosum Mitt., flexuosum ej. von den Anden Ecuadors, Perus, 
Neu-Granadas und Venezuelas, H. marginatum Mitt. und caly einum 
Sw. von Westindien, H. Sellowii Schw. (erispım Hsch.), Olfer- 
sianum Hsch., intermedium Hpe., Glaziovii Hpe., H. araucarieti 
n. sp. und H. nigricans n. sp. aus den Araucarien-Wäldern der 
Serra do Oratorio in Sa. Chatharina, sowie H. robustum n. Sp. 
aus derselben Araucaria-Region der Serra Geral von Sa. Catharina 
in Brasilien, H. Paraguense Bescher. aus Paraguay. 21 Arten. 


ns 


Dicranaceae, Gabelzahnmoose. 355 


N 


d) Holomitria serrata strieta. Tracht der Vorigen, aber 
Blätter zwar gesägt, doch nicht kraus, sondern mehr oder weniger 
aufrecht, kaum irgendwie verändert, mit grobem, elliptischem 
Zellgewebe. 

Von dieser Gruppe kenne ich nur H. Wrightii Sulliv. von 
Cuba und nach der Beschreibung gehört auch H. proliterum Mitt. 
aus dem tropischen Brasilien hierher. 1 Art. 


70a. Pilopogon Brid. I. p. 519. Bartkappe. 


Rasen niedrig oder hoch, sehr locker und leicht auseinander 
fallend: Stengel steif und aufrecht, schlank, mit ziemlich dicht 
anliegenden Aesten und Blättern; Letztere steif und schmal, aber 
auch überhängend, mit breiter, flacherRippe und mehr oder weniger 
eingerollten Rändern: Kelchblätter in einen sehr dünnen, cylin- 
drischen, langgezogenen Hüllkelch zusammengewickelt: Frucht 
gleichmässig, aufrecht, cylindrisch oder eiförmig-cylindrisch, mit 
enger Mündung und geschnäbeltem Deckelchen; Haube halbseitig, 
am Grunde gefranst;: Mundbesatz einfach: Zähne 16, gleichweit 
von einander entferntstehend, aufrecht, lang, in einen Kegel zu- 
sammengelest, fadenförmig, rauh, ungetheilt, nur bisweilen durch 
eine Linie der Länge nach gefurcht, ohne Querbalken, das Ganze 
Campylopus-artig. 

Als Bridel im Jahre 1826 diese Gattung aufstellte, kannte 
er nur den Didymodon gracilis Hook., welchen Humboldt und 
Bonpland auf dem Quindiu in den Anden von Cundinamara 
sefunden hatten. Auch heute beschränkt sich das Geschlecht auf 
die Hochgebirge des tropischen Amerikas, wo es von Mittelamerika 
bis auf die Cordilleren der Vereinigten Staaten von Columbien 
reicht. Dieses weite Gefilde hat bis heute 15 Arten geliefert, die 
mit wenigen Ausnahmen sich äusserlich sehr nahe stehen und 
darum auch keine besondere Gruppen-Gliederung aufzuweisen 
haben. In der Reihe der Dieranaceae bilden sie die 4. Gattung 
mit einem Hüllkelche, welcher einen grösseren Theil des Frucht- 
stieles eylindrisch, aber weit unbestimmter, umgiebt. Sonst schliessen 
sie sich durch Tracht und Blatt mit der flachen, breiten Rippe 
auf das Innigste an Campylopus an, von dem sie sich freilich 
durch glockenförmige Haube, ungespaltene Zähne und zarte, eylin- 
drische Frucht auf den ersten Blick entfernen. An sich selbst 
sind sie wohl meist Hochgebirgs-Moose, welche bis zu Höhen von 
10—12000 F. aufsteigen, wo sie schattige Barrancos, aber auch 
trocknere Felsen und sogar Sümpfe als Charakter-Moose der Land- 
schaft bewohnen. Nahe dem höchsten Uebergangs-Punkte der 
Cordillere von Chile nach Ecuador sammelte noch bei 14000 F. 


356 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Erhebung Krause, Begleiter von Gustav Wallis, einen kleinen 
Pilopogon pilifer mit völlig ‘entwickelten Früchten. Am reichsten 
scheint das Anden-System mit Arten und Individuen bedacht zu 
sein. So sammelte Alexander Lindig ganze Stösse von P. gracilis 
im Jahre 1863 auf der Cordillere von Bogota in den verschieden- 
sten Lagen und Gustav Wallis sendete mir 1872 die Art in 
prachtvollen Exemplaren von dem Paramo bei Sonson im Staate 
Antioquia. Aus ähnlichen Höhen brachte Lindig den P. pilifer 
Hpe., sowie auch Wallis auf dem genannten Paramo noch bei 
12000 F. den P. paleaceus m. sammelte, der am meisten von den 
übrigen Arten durch kräftige, hellgelbe Stengel und kürzere, fast 
schuppig imbricirte Blätter abweicht. P. nanus Hpe. der Lindig- 
schen Sammlung erschien in den Hochgebirgen von Bogota bis 
3200 Meter. Aus den Anden von Quito brachte Spruce zwei 
Arten mit überhängenden, sehr feinen Blättern: nämlich P. setifolius 
n. sp. (gracilis Mitt.) und P. longirostratus Mitt., beide vom Fusse 
des Tunguragua (7000 F.). In bedeutenden Höhen Bolivias sammelte 
W. Germain 1889 die kleinste aller Arten: P. liliputanus, der 
nur etwa 1—2 cm hoch wird. Je nach diesen Höhen scheinen 
die Arten aber auch wesentlich zu variiren. Mittelamerika scheint 
weniger reich an Arten und Individuen zu sein: in Guatemala 
sammelten die Herren Bernouilli und Cario den P. Bernouillii, 
eine Abart des P. gracilis mit sehr zarten Stengeln, während 
Sartorius bei Mirador (4000 F.) in Mexico den P. Mohrianus 
m. und P. holomitrius n. sp., Freder. Müller auf dem Orizaba 
den P. calyeinus Schpr. entdeckten. Doch gehen auch Arten tiefer 
herab: im tropischen Brasilien bei Rio de Janeiro P. subjulaceus 
Hpe., bei Apiahy in Süd-Brasilien P. nanocarpus n. sp. (gracilis 
Geh.), auf der Insel Guadeloupe in Westindien P. capitiflorus 
Angstr., die längste aller Arten, welche tiefe Sümpfe aufzusuchen 
scheint. Auf Jamaika freilich erhebt sich P. glabrisetus m. auf 
eine Höhe von über 5000 F. — Schliesslich sehe ich mich ge- 
nöthigt, auch die Gattung Atractylocarpus Mitt. (in M. a. a. p. 71) 
mit der Art A. Mexicanus ej. hierher zu ziehen. Denn nach der 
Beschreibung weicht sie von Pilopogon nur durch eine wimper- 
lose Mütze ab, und so würden wir auch hier den Fall haben, 
welcher bei Campylopus öfter vorkommt, dass es auch Arten mit 
nackter Haube neben wimper-mützigen Arten giebt, die noch 
Niemand wagte, als eigene Gattungen anzusprechen. Uebrigens 
muss ich noch bemerken, dass Mitten der Gattung Pilopogon 
32 Zähne zuertheilt. 


Dicranaceae, Gabelzahnmoose. 357 


70b. Thysanomitriopsis C. Müll. n. gen. 


Tracht vollständig die eines Campylopus aus der Gruppe 
der Capitiflori, aber mit haartragenden Blättern; der fruchttra- 
sende Stengel also mit Blattschopft, aus dessen Inneren eine Menge 
ziemlich kurz gestielter Früchte hervorgehen; Kapsel klein, sehr 
schmal, aufrecht, glatt; Mütze halbseitig, am Grunde in Fransen 
geschlitzt; Mundbesatz: 16 in einen Kegel gestellte, haarförmige, 
undeutlich gegliederte, straffe, bleiche, wie bei Pilopogon geformte 
Zähne. 

Lange habe ich geschwankt, ob hier eine wirklich neue Gat- 
tung vorliege; schliesslich musste ich die Frage immer wieder 
bejahen, obgleich das Ganze so deutlich an Campylopus erinnert, 
dass man im ersten Augenblicke sicher nur an einen Solchen 
denkt. Doch macht schon die gerade Frucht bedenklich; denn 
diese «leicht sammt ihrem Mundbesatze vollkommen einem Pilo- 
pogon, nur dass sie, wie bei Thysanomitrium, am Grunde mit 
grossen Warzen besetzt ist. Jedenfalls haben wir eine seltsame Com- 
bination von Thysanomitrium und Pilopogon vor uns, welche ich auch 
in dem Namen Thysanomitriopsis Pilopogon auszudrücken suchte. 
Ich kann nur diese eine Art, welche Hr. F. Reader in Dimboola 
(Australia-Victoria) im Jahre 1882 auf der Nord-Insel Neusee- 
lands sammelte und mir 1892 von Dimboola sendete. Bei flüch- 
tiger Betrachtung stellt sich das seltsame Moos ganz zu Thysa- 
nomitrium. Uebrigens kann das Moos auf Neuseeland nicht allzu 
selten sein; denn ich besitze es auch von dem schwedischen 
Sammler C. Fristedt, der es 1890 bei Whangarei aufnahm. 
Diese Exemplare kommen, durch mich bestimmt, in schwedischen 
Herbarien als Campylopus pycnangius vor und zeigen nur eine 
weniger tuberculöse Frucht-Basis. 


71a. Sphaerothecium Hpe. Ann. d. sc. nat. ser. 5. III. p. 361, 
Kugelfrüchtchen. 


Rasen niedrig, Campylopus-artig; Stengel sehr kurz, sparsam 
getheilt, am Grunde filzig; Blätter dicht über einander, im feuchten 
Zustande abstehend, starr, schmal-lanzettlich-pfriemenförmig, kahn- 
artig-hohl, mit aufrechtem (gezähneltem) Rande und breiter, die 
Blattspitze gänzlich erfüllender, flacher Rippe; Blattnetz aus ellip- 
tischen, verdichteten derben Zellen gebildet; Blattflügel-Zellen flach, 
locker, parenchymatisch, braun oder röthlich; Kelchblätter aus ein- 
gerolltem Grunde allmählich oder plötzlich pfriemenförmig zuge- 
spitzt; Früchte Phascum-artig eingesenkt, olivenfarbig, später 
roth, auf sehr kleinem, gebogenem, fleischigem Stielchen, gehäuft, 

C. Müller Hal, Genera muscorum. 7 


358 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


sphärisch, sehr winzig, zarthäutig, mit verengtem Munde. Deckelchen 
äusserst klein, Buxbaumia-artig, derb, roth; Mützchen entschieden 
halbseitig, bis zur Spitze hin gespalten, am Grunde elegant ge- 
wimpert; Ring sehr breit, zurückrollbar, das Peristom gänzlich 
verdeckend: Peristom einfach und winzig: Zähne 16, sehr schmal 
linear einfach, mit dicht gestellten Querbalken, orangefarbig, glatt, 
sehr dicht an einander gedrängt, wallartig, eine Art von kurzer 
xöhre bildend. 

Die einzige bekannte Art dieser ganz ausgezeichneten und 
isolirt dastehenden Gattung — Sph. comosum Hpe, — stammt 
aus der Cordillere von Bogota in Südamerika. Sie wurde von 
Alexander Lindig aus Dresden, auf einer Höhe von 2600 m bei 
Cipaquira, von 2800 m bei Los Laches auf der Erde in breiten 
polsterartigen Rasen im Jahre 1862 entdeckt und von Hampe, 
welcher dessen Sammlung bestimmte, Anfangs Thysanomitrium 
phascoides genannt, in der Annahme, dass diese Gattung obsolet 
sei. Das Genus selbst ist eines der monotypischen Genera, wie 
sie Anden und Cordilleren mehrfach hervorgebracht haben. 1 Art. 


71b. Brothera C. Müll. n. gen. 


Rasen niedrig, am Grunde braunfilzig und compact, sonst 
hellgrün und glänzend; Stengel niedrig, über dem Filze locker 
beisammen, büschelförmig verzweigt, dünn; Blätter klein und 
kurz. linear-lanzettlich, zugespitzt, mehr oder weniger einwärts 
gerollt, mit sehr breiter Rippe, welche bei Br. Ankerkronae fast 
die ganze Blattfläche erfüllt; Blattnetz zart, aus linear-länglichen 
Zellen gebildet; Blattflügel-Zellen wenige, flach, äusserst zart und 
hyalin; die Blätter der Stengelspitze zu Puceinia-artigen, stern- 
förmig angeordneten, an beiden Enden zugespitzten Körperchen 
umgewandelt (abortirt); Frucht auf geradem, aber in der Feuchtig- 
keit etwas gekrümmtem, sonst dicht spiralig gewundenem Stielchen 
aufrecht, klein, eiförmig, mit lang geschnäbeltem, sehr zartem 
Deckelehen; Mütze sehr schmal, die ganze Frucht eylindrisch be- 
deckend, am Grunde mit einigen einfachen, hyalinen Wimpern 
geziert; Mundbesatz sehr winzig, aus sehr kurzen und sehr 
schmalen wimperartigen und einfachen, in einen kurzen Kegel 
zusammenneigenden Zähnchen gebildet. 

Diese neue Gattung steht Campylopus oder Thysanomitrium 
durch Mütze und Fruchtstiel nahe, weicht aber sogleich durch 
das merkwürdige Peristom ab, welches zu den winzigsten aller 
Moose gehört. Ich kenne bisher nur eine sichere Art: Br. Anker- 
kronae n. sp., von einem Herrn Ankerkrona gesammelt um 
Wladiwostock, dem bekannten russischen Hafengebiete südlich des 


‚Dieranaceae, Gabelzahnmoose. 359 


Amur-Gebietes. Sie wurde mir von Herrn V. F. Brotherus, dem 
verdienten finnischen Bryologen in Helsingfors, im Mai 1889 mit- 
getheilt und ihm zu Ehren von mir nach ihm benannt. Die merk- 
würdigen abortirten, zu dichten Sternen am Gipfel des Stengels 
angeordneten Blättchen erinnerten mich alsbald an Campylopus 
Leanus Sulliv. aus den Mittelstaaten der Vereinigten Staaten, und 
so glaube ich nicht zu irren, wenn ich annehme, dass dieses 
bisher nur steril bekannte schöne Moos die zweite Art der neuen 
Gattung als Brothera Leana m. darstellt. Eine dritte Art, Br. 
Japonica Brother., von Schischihu in Japan, entdeckte H. Mayr 
1890 im Mai, fruchtbar. 3 Arten. 


72. Thysanomitrium Schw. Suppl. II. I. p. 61, Fransenmütze. 


Tracht vollkommen von Campylopus, ebenso das Peristom, 
aber die Mütze elockenförmig (am Grunde gefranst); Frucht auf- 
recht, eylindrisch wie bei Pilopogon. 

Ich selbst habe ehemals diese Gattung nicht anerkannt; nicht 
weil ich die Form der Haube für bedeutuugslos gehalten hätte, 
sondern weil ich nicht glaubte, dass sie überhaupt glockenförmig 
sei. Vor vierzig Jahren hatte ich sie eben noch nicht gesehen; 
seitdem aber kenne ich sie hinreichend und muss Schwägrichen 
beistimmen, dass hier eine Gattung vorliegt, die sich von Dieranum 
ähnlich unterscheidet, wie Gümbelia von Grimmia, Pelekium von 
Tamariscella u.s. w. Bridel (I. p. 475) erklärte die Gattung 
als eine Anomalie von Campylopus. So wichen ehemals die An- 
sichten über sie auseinander. Seitdem aber kennen wir nicht nur 
Th. Richardi Schw. von Guadeloupe, sondern eine ganze kleine 
Reihe von Arten, die sich in zwei Gruppen theilen: 


1. Melanocaulon C. Müll. in Linnaea XXXVII. 1874. 
p- 551. Stengel gern am Grunde kräftig und dicht beblättert, 
mehr oder weniger dunkel, ja schwärzlich gefärbt, nach oben hin 
gern in schlanke, mit dicht anliegenden Blättern versehene, mehr 
oder weniger kätzchenartig-stielrunde Sprossen verlängert, oft 
auch in den oberen Theilen olivenfarbig oder gelb; Früchte inner- 
halb einer terminalen Rosette auf sehr kurzen Fruchtstielchen 
gehäuft, am Grunde gern warzig-rauh. 

Den Typus für diese eigenthümliche Section gab zuerst Th. 
Richardi von dem Vulcain de la Souffriere auf der Insel Guade- 
loupe, wo er 4500 F. hoch wohnt und zuerst von dem Franzosen 
Richard gefunden wurde. Es gehört zu ihm aber nicht Campy- 
lopus leptodus Mtge. aus Chile, wie ich in der Synops. Muse. 
angab. Eine sehr ähnliche Art kam aus den Vereinigten Staaten 

1U= 


360 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


von Columbien, Th. Mülleri Hpe., welches Lindig in Höhen von 
3000—3200 m auf der Cordillere von Bogota, Wallis im Staate 
Antioquia auf dem Paramo von Sonson 10—12000 F. hoch sam- 
melten und das Mitten mit Unrecht zu dem Vorigen rechnet. 
Auch Venezuela besitzt eine ähnliche, aber weit zierlichere, kleinere 
Art in Th. Caracasanum m. auf der Silla de Caracas. In Costarica 
sammelte Pittier bei 1400 m Höhe Th. gastrotis n. sp. Die 
westindische Insel Portorico hat neuerdings eine vierte Art, Th. 
Junqueanum n. sp., durch den Sammler Sintenis ergeben, und 
Selbige bewohnt den Gipfel des höchsten Berges „Junque“ daselbst. 
Eine fünfte Art, Th. Puiggarü n. sp. (Milleri Hpe. et Geh.) fand 
Ja2: Puiggari bei Apiahy im südlichen Brasilien 1879. Aus 
Minas Geraös sendete der Finne Wainio das zwergige aber nied- 
liche, unten schwarze, oben gelbe Th. Wainioi Brother. Eine mehr 
olivenfarbige Art gelangte aus der Provinz Rio de Janeiro durch 
Glaziou an Hampe, dessen Th. aemulans. Am schönsten und 
üppigsten aber entwickelt sich dieser Typus in zwei Arten- der 
Hochgebirge der Sunda-Inseln, in Th. exasperatum Nees. und Th. 
Beecarii Geh. n. sp. Auf Ceylon steht ihnen mein Th. pteroto- 
neurum (Dicranum olim!) nahe. Doch ist zu beachten, dass es 
auch ganz ähnliche Campylopus-Arten giebt, wie z. B. €. subexa- 
speratus m. von den Philippinen mit halbseitiger Mütze. Im 
Grossen Oceane beherbergen die Hawaü-Inseln eine der kleinsten 
Arten, Th. Hawaiicum n. sp., welcher eine viel grössere, Th. 
Baldwini, von West-Maui (2500 F.) gegenüber steht. Auf den 
Samoanen erscheint Th. Powelli als Vertreter des schönen Typus. 
Ob sonst noch aus der Reihe der Campylopus-Arten diese oder 
jene Art hierher gehört, muss sich erst zeigen, wenn die Hauben 
derselben genauer bekannt sein werden. Mitten zählt (M. a. a. 
p. 89 u. f.) sechs südamerikanische Arten auf, von denen ich 5 
hier nicht mitrechne, da sie mir als Thysanomitria zweifelhaft 
sind. Er selbst freilich betrachtet die Gattung nur als Abtheilung 
von Campylopus. 14 Arten. 

2. Leucocaulon C. Müll. 1. ce. Stengel ebenfalls Campylopus- 
artig, aber über und über schmutzig -blassgelb, gleichmässig 
überall beblättert, ohne besondere terminale Blattrosetten. 

Von dieser wenig auffallenden Form, welche die Tracht von 
Campylopus flexuosus und Verwandten annimmt, kenne ich nur 
3 Arten: Th. Pes Funariae m. aus der hohen Gebirgsregion von 
Mahahai auf den.Philippinen, Th. luteum m. von der Silla de 
Valencia in Venezuela und Th. platyneuron Hpe. (sub Campylopode) 
aus der Umgegend von Rio de Janeiro. Auch hier könnte es sich 
zutragen, dass noch einige schon beschriebene Campylopus-Arten 
zu dieser Abtheilung gezogen werden müssten, wenn erst ihre 
Mützen genauer bekannt sind. 3 Arten. 


‚Dieranaceae, Gabelzahnmoose. 361 


73. Dieranum Hdw. emend. Fundam. Muse. II. p. 91, 
Gabelzahn. 


Mütze halbseitig; Mundbesatz einfach: Zähne 16, am Grunde 
mehr oder weniger verbunden, auf einer mehr oder minder über 
die Kapselmündung hinausragenden Membran stehend, oder auch 
gleichweit von einander entfernt und unterhalb der Mündung 
entstehend, über der Mitte in zwei, selten drei oder mehrere freie 
pfriemenförmige Schenkel gespalten, in allen Theilen purpurroth 
oder ähnlich gefärbt und mit vielen Querrippen versehen, welche 
an den Schenkeln zu Knötchen werden können. Blattzellen selten 
papillös, bald weich und leer, oder chlorophyllös, rhombisch-pro- . 
senchymatisch oder parenchymatisch, bald verdickt quadratisch, 
leer und dunkel: Blattflügel-Zellen bald flach, bald bauchig aus- 
wärts aufschwellend: Zellwände regelmässig oder unterbrochen, 
gleichsam rosenkranzförmig in ihren einzelnen Theilen an ein- 
ander gereiht. 

Diese schöne Gattung umfasste nach Hedwig’ u. A. An- 
schauung ehemals alle diejenigen Moose acrocarpischen Werthes, 
deren Peristom aus Gabelzähnen besteht: also auch Leucöbryum, 
Fissidens, z. Th. Grimmia u. s. w. Die heutige Bryologie kann 
uns aber belehren, dass sich gewisse Organformen bei ganz ver- 
schiedenen Gattungen wiederholen können. Ein Naturvorgang, 
welcher von einem Gesetze der Combinationen spricht, dessen 
Dasein bei allen Classificationen nicht genug gedacht werden 
kann. Denn. gerade so, wie die Sprachen der ganzen Welt nur 
aus etwa 20 Buchstaben und sämmtliche Zahlenwerthe nur aus 
10 Zahlen bestehen und beide Elemente durch Verstellung doch 
für alle Ewigkeit ausreichen; ebenso macht es die Natur in der 
organischen Welt. Bei den Moosen verstellt sie in dieser Weise 
nur einige wenige Organe: Zellnetz, Haube, Peristom in gewissen 
Formungen zu den verschiedensten Familien und Gattungen. So 
angesehen, überrascht es nicht mehr, ein Peristom bei Dieranum 
zu finden, dem wir schon bei Fissidens und Leucobryum be- 
gegneten. Selbiges bewährt sich innerhalb seiner Gattungen 
höchst constant, und so ist es auch bei Dieranum der Fall. Nur 
die Mütze kann etwas anders gestaltet werden, indem sie am 
Grunde, wo sie sonst nackt, d. h. ungetheilt ist, sich mit eleganten 
Fransen bewimpern kann. Wir werden jedoch sogieich sehen, 
dass hierauf keine neue Gattung gegründet werden darf, wie das 
von Bridel geschah, welcher die Gattung Campylopus auf diesen 
Grund hin abschied. Sonst gehört Dieranum zu den kosmopo- 
litischen Gattungen, d. h. zu jenen, welche über die ganze Erde 
verbreitet sind, in Folge dessen aber auch bestimmte Gruppen 


262 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


bilden, von denen wir die Campylopus-artigen zunächst betrachten 
wollen, da sie dem Thysanomitrium am nächsten stehen. 


I. Fruchtstiele hygrometrisch sich krümmend. 


1. Mierocampylopus €. Müll. Pflanzen Räschen bildend, 
von der Tracht des Campylopus turfaceus, von meist niedrigem 
Wuchse; Blätter mit sehr breiter und flacher Rippe; Fruchtstiele 
hyproscopisch sich krümmend, Anfangs nach unten in den Rasen 
hineingesteckt, später sich aufwärts richtend und Schwanenhals- 
artig gekrümmt; Haube am Grunde ganzrandig. 

In der Synopsis Muscorum beschrieb ich vor 40 Jahren nur 
3 Arten dieser kleinsten aller Dieranum-Arten: D. nanum vom 
Cap, D. humile von Brasilien und ? D. Nepalense, von welchem 
es mir noch heute unsicher ist, ob das Moos hierher gehört. Ich 
zog diese 3 Arten damals zu Campylopus, wo sie gewissermassen 
nur wie eine Anomalie von Letzterem erschienen. Denn in der 
That stehen sie dem €. turfaceus so nahe, dass die capische Art von 
Hornschuch geradezu Dicranum flexuosum var. calyptra eucullato 
basi integra genannt wurde. Unterdess habe ich aber eine ganze 
Reihe von Arten mit gleichen Merkmalen kennen gelernt, so dass 
sie sich nun als eigene Gruppe darstellen. Am reichsten ist 
Indien vertreten, nämlich durch 8 Arten, excl. D. Nepalense. 
Hiervon gehören D. nivale m. und D. flagelliferum m. den Neil- 
sherrie-Gebirgen an, D. Zollingerianum m., pseudo-nanum m., 
subnanum m., flexifolium Br. Javan., comosum Hsch. den Sunda- 
Inseln, während D. Goughii Mitt. von Ceylon und den Neilgherries 
bis nach Nepal, dem Sikkim-Himalaya, Bhotan und Birma reicht. 
Von diesen Arten wird D. comosum, das Grösste aller, etwa zwei 
Zoll hoch. Amerika kommt Indien gleich mit: D. parvulum 
Schpr. (sub Campylopode) von Vera Cruz in Mexiko, D. friabile 
Hpe. von Las Nubes in Costarica, D. Türckheimi n. sp. in Guate- 
mala, D. pauperum Hpe. aus der Cordillere von Bogotä (2200 bis 
2700 m) und D. areodictyon m. aus der Sierra Nevada de Merida 
(9000 F.), D. amabile m. von der Cuesta de Buyuyu im subtro- 
pischen Argentinien, D. humifugum m. aus dem Gran Chaco der- 
selben Region und D. exile m. aus Paraguay m. (Balansa No. 3660). 
In Hoch-Bolivia erscheinen ©. leucognoodes und €. densicoma m. 
Das D. humile Mtge. (sub Campylopode) ist die einzige Art, 
welche das reiche Brasilien bisher lieferte. Auch Afrika blieb 
hinter den beiden ersten Ländern mit drei Arten zurück, von 
denen D. Cambouei Ren. et Card. auf Madagascar, D. nanum und 
pusillum Schpr. (sub Campylopode) auf das Capland, D. pallescens 
Bescher. auf die Insel Reunion fallen. Am Tarwin in Australien 


Dicranaceae, Gabelzahnmoose. 363 


fand sich D. nudum Hpe., ebenfalls eine kleine Art, die aber auch 
auf Neuseeland vorzukommen scheint. Die kleinste aller Arten 
ist das nur wenige Linien hohe D. eunanum m. (nanum Bescher.) 
von Neu-Caledonien. Alle diese Moose unterscheiden sich von 
Campylopus nur durch die Calyptra basi integra, also durch das 
Fehlen der Wimpern am Haubengrunde, el bezeugen hiermit, 
dass diese Wimpermütze kein generisches Merkmal sein kann. 
Ganz einzig steht eine neue Art Brasiliens da, welche mein Neffe, 
Ernst Ule, auf Itacolumitgestein in Brasilien, auf der Serra von 
Ouro Preto 1893 sammelte: Dier. Itacolumitis m. Selbige hat 
bei winzigen Stengeln nnd Blättern einen längeren nur oben sich 
krümmenden Fruchstiel, eine nacktmündige, häutige Kapsel und 
eine sehr winzige, ganzrandige Mütze, womit sie ganz merkwürdig 
isolirt dasteht. 27 Arten. 


2. Campylopus Brid. Br. univ. I. p. 468, Drehfuss. Pflanzen 
oft sehr grosse, dichte oder lockere Rasen bildend; Blätter aus 
lanzettlichem Grunde mehr oder weniger lang zugespitzt, gern 
kahnförmig-hohl, und am Rande wie eingerollt oder doch aufrecht. 
im untersten Theile lockrer gewebt, nach oben hin mit kleineren, 
meist elliptischen, verdickten Zellen, glatter und oft glänzender 
Fläche, mit einer Neigung zum Einseitswendigen bei vielen Arten; 
Rippe sehr breit und abgeflacht, auf der inneren Fläche aus 
lockeren, meist breiten, auf der äusseren Rückenfläche aus mehreren 
Schichten verdickter Zellen gewebt, mitunter auch auf dem Rücken 
mit niedrigen Lamellen versehen; Fruchtstiel in der Jugend 
nach unten in die Blattachseln gekrümmt, später aufrecht und 
Schwanenhals-artig gekrümmt, hygroscopisch, überhaupt selten 
aufrecht; Mütze am Grunde mit Wimpern versehen, im jugend- 
lichen Zustande leicht Wurzeln aus der Spitze in den Blattachseln 
treibend; Frucht klein, gewöhnlich aus kurzem, häufig kropfigem 
Halse eiförmig oder elliptisch, auch cylindrisch, sehr häufig tief 
gerieft, aufrecht oder auch ein wenig gekrümmt; Blüthenstand 
zw eihäusig. 

Diese sehr natürliche Gruppe, eine der schönsten, welche die 
Mooswelt besitzt, reicht über alle Zonen und Regionen in zahl- 
reichen Arten, deren weitere Zerlegung dem Classificator nicht 
geringe Schwierigkeiten bereitet. Denn bei der Fülle von Arten, 
welche sich äusserlich meist sehr ähnlich sehen, ist es äusserst 
schwierig, Gruppen mit solcher Schärfe abzuleiten, dass man sich 
leicht in Selbige hinein finden kann. Ich leugne nicht, Wochen 
gebraucht zu haben, um dergleichen möglich zu machen; so gross 
ist der Uebergang der Formen in einander. Allen wohnt mehr 
oder weniger der Trieb inne, den Stengel mit einer Art Blatt- 
rosette, aus welcher zahlreiche Früchte hervor gehen, abzuschliessen; 


364 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


allein bei sehr vielen Arten ist dieser Trieb auch wieder sehr 
unterdrückt, indem nur bei solchen Arten die Rosette deutlich 
hervortritt, wo der untere Stengel mehr stielrund durch anliegende 
Blätter wird. Wo die Blätter aber mehr abstehen, tritt sie eben 
oft so zurück, dass man sie kaum in ihrem Typus wieder er- 
kennt. Wollte man nun diese Anordnung der Blätter für die 
Gruppen zu Grunde legen, so würde man bald in Verwirrung 
gerathen und sehen, wie vielfach dieser Typus sich verwischt. 
So begann ich zu zerlegen und fand schliesslich keinen anderen 
Ausweg, als diesen Typus gänzlich fallen zu lassen und mich an 
den- allgemeinen Ausdruck der Tracht zu halten. Ich erwähne 
das ausdrücklich, um meinen Nachfolgern viele Mühe und Zeit 
zu ersparen, wenn sie etwa auf das gleiche Princip gerathen 
sollten, das sich nicht durchführen lässt. So kam es schliesslich, 
dass ich das Heer der Campylopus-Arten zunächst in zwei grosse 
Abtheilungen gliederte, von denen die eine haartragende, die 
andere haarlose Blätter besitzt. 

Hierin ist allerdings eine scharfe Grenze gegeben, die ich 
auch schon in der Synopsis Muscorum benutzte. Nichtsdestoweniger 
sammelt sich in der ersten Abtheilung eine solche Fülle von Arten 
zusammen, dass man sofort das Bedürfniss empfindet, auch diese 
weiter aufzulösen. Damit aber gelangt man wiederum in ein 
solches Chaos übergehender Formen, dass ich wenigstens es nicht 
wagte, selbiges weiter zu zergliedern. Man kann im Allgemeinen 
drei Formen der haartragenden Arten annehmen: 1. eine Form 
mit völlig einfachem, gleichmässigem oder an dem Gipfel zuge- 
spitztem Stengel, 2. eine mit einem Stengel, der den Trieb zur 
Rosetten-Bildung besitzt, aber ihn durch folia patentia horrida 
verdeckt, 3. eine Form mit vollendet stielrundem Stengel und 
höchst deutlich, oft kopf- oder knopfartig gebildeter Rosette am 
Gipfel, der bei manchen Arten wieder einen stielrunden, schief 
abstehenden, kurzen Spross treibt. Genau dieselben Formen durch- 
läuft die zweite Abtheilung und stellt sich damit als eine parallele 
Abtheilung der Vorigen hin. Nun fragt es sich, ob man besser 
thut, die entsprechenden Formen beider Abtheilungen zu einander 
zu bringen, ohne auf haartragende und haarlose Blätter Rück- 
sicht zu nehmen, oder ob es besser sei, diese beiden Abtheilungen 
anzunehmen und wenigstens die haarlos-blätterigen Arten weiter 
zu zerlegen, da sie die bei weitem grössere Zahl bilden? Ich habe 
mich für das Letztere entschieden, weil es besser ist, die behaarten 
und unbehaarten Arten sämmtlich zusammen zu halten, da hier- 
durch schärfere Grenzen sich ergeben. Von diesem Standpunkte 
sind die nachfolgenden Gruppen zu beurtheilen. 


m 
[ep) 
3) 


Dicranaceae, Gabelzahnmoose, 


I. Campylopodes piliferi. 


a) Campylopodes seniles. Stengel einfach, gleichmässig 
beblättert und schlank, oder kräftiger mit abstehenden Blättern 
und am Gipfel eine Rosette bildend, oder mit anliegenden Blättern 
und stielrund, am Gipfel eine kopf- oder knopftörmige Rosette 
tragend, unterhalb derselben häufig einen stielrunden Spross trei- 
bend, Blätter in eine gerade oder schief abstehende, kurze oder 
lange, weisse, meist gesägte Haarspitze endend. 

Europa besitzt von dieser Form, deren kleinste €. dieranel- 
loides Ren. et Car. von Madagascar ist, nur den Campylopus 
polytrichoides de Not. in seinen westlichen und südlichen Theilen, 
den ©. longipilus Brid. ebendaselbst und im westlichen Norwegen: 
beide Arten dem einfachsten Typus angehörend. In Nordamerikas 
Süden vertreten ©. Donnellii Aust. und C. leucotrichus Lesq. (fälsch- 
lich von seinem Autor später für €. introflexus gehalten!) den 
Ersteren. Alles Arten, welche eine so grosse Verwandtschaft zu 
den Campylopodes brevifolii haben, dass sie nur durch die folia 
prolifera von ihnen abweichen. Auf der entgegengesetzten Halb- 
kugel erscheinen Ü. canescens Schpr. und atratus Schpr. auf den 
Falklands-Inseln, Ü. perincanus m. auf dem Feuerlande, €. carinatus 
n. sp. und Ventanus n. sp. im patagonischen Argentinien: sämmt- 
lich zu der vorigen Form neigend. Manniegfaltiger gestalten sich 
die Arten bereits in dem weiten Bereiche der argentinischen Con- 
föderation. C. grimmioides m. beginnt diese Reihe auf der Sierra 
de Gördoba so winzig, dass er eher einer Gümbelia cespiticia 
gleicht, als einem Campylopus; höher wird €. serripilis n. sp. in 
Montevideo und ©. mucorinus n. sp. in Entrerios, sowie Ü. auri- 
ficus m. ebendaselbst und in Montevideo wiederholen unseren ©. 
polytrichoides. Dagegen strebt C. griseus m. in Montevideo und 
Süd-Brasilien mit einem höheren Stengel und zurückgekrümmten 
Blättern schon nach einer Gipfel-Rosette: und diese erlangen ©. 
subexalaris n. sp. in Montevideo, sowie C. senilis Lrtz.,. ©. trun- 
catus m., ©. latipilis n. sp., €. rectipilis n. sp., C. nanotrichus 
n. sp. und C. chalarobasis n. sp. in Chile. Aus Brasilien kenne 
ich in €. exalaris Hpe. von Rio de Janeiro und ©. pseudo-julaceus 
n. sp. von Rio Grande do Sul zwei Arten mit kopfförmiger Ro- 
setten-Bildung bei stielrunden Achsen, in €. Gardneri m. ein 
unserem C. turfaceus ähnlichen Typus von kurzer, einfacher Achse, 
in C. scoposum Hpe. eine Form mit undeutlicher Rosette bei sehr 
abstehend beblättertem Stengel, in C. subgriseus Hpe., pseudo- 
griseus n. sp. und recurvipilus n. sp. eine dem (©. griseus nahe 
verwandte Form mit gleichmässig kräftig beblättertem, zugespitztem 
Stengel und rückwärts gebogenen Blättern. In Sa. Catharina 


266 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


erscheint der kräftige C. lapidicolus n. sp. mit zurückgekrümmten 
Blattspitzen, der kleine ©. parvi-cespitosus n. sp. mit anliegenden 
Blättern, der ebenso kleine C. collinus n. sp. auf Hügeln der 
Campos der höheren Lagen. Am schönsten entfaltet sich die 
Form der behaarten Campylopodes auf den Anden; z. B. im C. 
proliferus m. aus Venezuela, welcher mehrere Zoll lange, äusserst 
schlanke, stielrunde Stengel erzeugt, die aus ihren kopfförmigen 
Rosetten mehrmals neue Sprossen aufrecht treiben. Ganz ähnlich 
macht es C. ereetus m. aus Venezuela, nur nicht ganz so üppig, 
C. subproliferus n. sp. aus Costarica vom Barba (2043 m), C. 
Liebmanni Schpr., Orizabae m., beide aus Mexico und ©. lamel- 
latus Mtge. aus Peru. C. laevigatus m. aus Mexico, auf weit ge- 
ringere Verhältnisse herabsinkend, bildet zwar auch eine Rosette 
aus, proliferirt aber nicht; ebensowenig der weit kräftigere C. 
rosulatus Hpe. aus der Cordillere von Bogota. Aus Indien kenne 
ich nur zwei Formen. Eine davon entspricht ünserem C. poly- 
trichoides: C. Civa Lrtz., subtricolor Lrtz., tricolor m., Crishna 
Lrtz. und pseudo-longipilus m. (C. ericetorum Mitt.), sämmtlich 
dem Himalaya-System angehörig, C. aureus Lac., sowie C. Mera- 
picolus n. sp. von Java. Die andere Form entwickelt sehr deut- 
liche kopfförmige Rosetten meist ohne weitere Sprossung (C. 
Dozyanus m. von Java und C. Thwaitesii Mitt. von ÜCeylon). 
Sonst kenne ich aus Ostasien noch einen: C. Hakoniae n. sp. von 
Japan, welcher unserem €. brevifolius ähnelt. Südafrika ist reich 
an behaarten Arten: 0. Laureri Lrtz., purpurascens ej., trichodes 
ej., leucobasis n. sp., catarractitis n. sp., ampliretis n. sp., pur- 
pureo-aureus n. sp., griseolus n. sp., olivaceo-nigricans n. sp., die 
letzteren Drei in Transvaal, Vallis Gratiae Hpe., atro-luteus n. Sp., 
subbartramiaceus n. sp.; nur 0. lepidophyllus m. hat, trotz seiner 
Kleinheit, die Neigung, die Gipfelblätter etwas rosettenartig zu- 
sammen zu ordnen. Die tropischen Mascarenen haben neben der 
einfachen Form des €. crateris Bescher. von Bourbon dieselbe 
Form in €. Valentini Bescher. und ripicolus ej., aber auch die 
kopftörmige Rosetten-tragende in dem sehr eigenthümlichen C. 
lonchocladus n. sp. der Insel Mauritius. Auf den Comoren und 
Madagascar kehrt dasselbe Verhältniss der drei Formen wieder 
in ©. pseudo-bicolor n. sp. von Madagascar, in C. Avogasti Ren., 
©. chryseolus n. sp. von Grande Comore und €. genuflexus n. sp. 
von Central-Madagascar. Ganz eigenthümlich steht C. nivalis Brid. 
der Insel Bourbon da, indem er nur hier und da auf der Blatt- 
spitze ein kurzes, weisses Haar ausbildet. Auf dem Kilima-Ndscharo 
sammelte Dr. Hans Meyer C. acrocaulis m., welcher dem (. 
leucobasis und €. Vallis Gratiae ähnelt, und ©. Ioannis Meyeri, 
welcher an unseren €. polytrichoides de Not. erinnert. Beide 
Arten treten zwischen 3000-4000 m auf. Wohl in derselben 


Dicranaceae, Gabelzahnmoose, 367 


Erhebung erscheint auch ©. Höhneli m., die stattlichste der Kilima- 
Ndscharo-Arten, welche dort eine Massen-Vegetation erzeugt. Am 
entgegengesetzten Punkte Afrikas auf der Insel Socotra sammelte 
Dr. Sehweinfurth 1881 auf Granit C. Schweinfurthi n. sp. in 
einer Höhe von 1000 Metern. Die einfachen rosettenlosen Formen 
ähneln sehr dem C. bicolor; z. B. C. pseudo-bicolor n. sp. und 
C. Bessoni Ren. et Card. von Madagascar, C. ripicolus Bescher. 
von Bourbon, weniger der sehr zwergige C. dieranelloides Ren. 
et Card., und noch viel weniger der grünfadige C. Arbogasti 
Ren. et Card. von ebendaher, während C. poicilophyllus n. sp. 
von Madagascar seinen dicht beblätterten schwärzlichen Stengel 
in eine geschlossene Rosette auslaufen lässt. Die Inseln des 
Grossen Oceans stellen sich an die Seite Südafrikas mit „C.per- 
tristis n. sp. von Oahu der Hawaii-Inseln, C. ochrodietyon Angstr. 
von St. Helena, ©. eximius Rechdt. von St. Paul, ©. Naumanni m. 
von Ascension, €. geronticus n. sp. von Tristan da Cunha und C. 
Didrichsenii m. von der Hawaii-Insel Oahu mit höchst kurzer, 
weisser Blattspitze. Die grosse australische Insel Neuseeland hat, 
soweit ich ihre Campylopus-Arten kenne, ebenfalls zwei Formen: 
eine einfache, welche an C. polytrichoides erinnert, in €. capil- 
latus Hook. et Wils., und eine Rosetten-tragende in Ü. leptoce- 
phalus m. und in ©. sulphureo-flavus n. sp., welche allein an der 
Rosette, die übrigens keine kopfförmige, sondern eine pinselartige 
ist, einen stielrunden, zugespitzten Spross entwickelt. Von dem 
subalpinen Mt. Wellington auf Tasmania kenne ich nur die ein- 
fachste Form in C. brunneus n. sp., während das Niederland die 
pinselartige Rosettenform in C. Tasmanicus Schpr. entwickelt, der 
auch auf dem australischen Festlande vorkommt. Letzteres besitzt 
dieselbe Form höchst ausgezeichnet in dem über und über be- 
haarten ©. senex n. sp. in Gippsland und Neu-Süd-Wales, weniger 
deutlich in ©. Whiteleggei n. sp. um Sydney. Zu der kopfförmigen 
Rosettenform gehören dagegen C. introflexus Hdw., der von Vic- 
toria bis Queensland reicht, und C. pudicus Hsch. von gleicher 
Verbreitung. Neu-Caledonien endlich hat in C. verrucosus Bescher. 
und ©. Balansaeanus ej. zwei winzige Arten der pinselartigen 
Rosettenform. 101 Arten. 


II. Campylopodes depiles. 


Es empfiehlt sich, wie schon bemerkt wurde, diese Arten 
wiederum in kleinere Gruppen aufzulösen, weil sie so überaus 
zahlreich sind, dass sie als Ganzes den Blick nur verwirren 
würden. Im Allgemeinen wiederholen sie die drei Formen der 
behaarten Arten, erzeugen aber auch neue, und eine solche ist 


268 - Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


sogleich diejenige, mit der wir ihre Welt eröffnen können, näm- 
lich die der: 


b) Campylopodes exaltati. Stengel mehr oder weniger 
hoch und kräftig, in aufrechte Aeste wenig getheilt; Blätter ziem- 
lich lang und breit, zwar aufrecht über einander, aber mit den 
langen Spitzen zurückgebogen, jedoch den Gipfel des Stengels 
zu einem mehr oder weniger langen, mehr eingewickelten besen- 
artigen oder schweifartigen Schopfe entwickelnd, blassgrün und 
elänzend; Früchte kurz gestielt, gleichmässig aufrecht oder ein 
wenig gekrümmt. 

Alle diese Arten sind wahre Prachtmoose, welche mit Aus- 
nahme des C. procerus m. vom Kilima-Ndscharo (3000—4800 m), 
welcher dem (C. altissimus ungemein ähnelt, durchgehends nur 
den Paramos oder doch den höheren Gebirgen des tropischen Süd- 
amerikas angehören. Ueber 9—10 em lang, mehr einem Ortho- 
dieranum gleichend, lebt C. altissimus m. auf dem Alto de Hato 
viejo zwischen 8—10000 F. in dem columbischen Staate Antioquia 
als eine der schönsten Arten. und ebenso wohnt auf der Silla de 
Valencia in Venezuela C. exaltatus m., auf der Cordillere von 
Bogota in 2900 m Höhe und ähnlichen Erhebungen Columbiens, 
mitunter bis 17000 F., C. Jamesoni Hook., den Mitten wohl 
mit Unrecht zu Dicranum concolor Hook. zieht, welches ebenfalls 
dem Andes-Systeme zusehört, während C. praealtus m. auf dem 
Gipfel des Junque auf Portorico, C. giganteus Sulliv. auf den 
höchsten Gebirgs-Höhen von Cuba und €. tortuosus Hpe. (sub 
Dierano) von Portorico, Westindien eigenthümlich sind. Vom Rio 
Negro und Uaup6s brachte Spruce dagegen von niedrigeren Höhen 
den €. Sprucei Mitt., welchem €. perreduncus n. sp. von Bolivia 
sehr ähnelt. Etwas abweichend durch bedeutend zurückgekrümmte 
Blätter, aber immer noch von stattlicher Form, verbreitet sich 
C. penieillatus Hsch. (lamellinervis m.), welchen Duby in der 
„Flora“ 1879 als Bartramia recurvifolia Dub. sonderbarer Weise 
beschrieb, über einen grossen Theil von Brasilien, überall pinsel- 
förmige Perichätien entwickelnd: jedenfalls eine eigene Form unter 
den vorigen Arten, wie C. tortuosus. Der C. subceuspidatus Hpe. 
(sub Dicerano) von Rio de Janeiro nähert sich wieder dem C. 
praealtus mit mehr aufrechten Blättern, welche jedoch eine hyaline 
Spitze zu entwickeln pflegen, so dass sie, wenn sich die Art nicht 
so innig hier anschlösse, eher zu den vorigen Arten gehören 
würde. Der gleiche Fall tritt auch bei D. Carassense Brother. 
aus Minas Geraös, einer sehr ähnlichen Art, ein. €. alopecurus m. 
aus dem Gran Chaco im subtropischen Argentinien endlich, sonst 
dem ©. Sprucei ähnlich, stellt sich neben die vorige Art durch 
ebenfalls zurückgekrümmte Blätter. Wenn man diese Moose mit 


Dicranaceae, Gabelzahnmoose. 369 


unseren einheimischen Arten vergleicht, so empfindet man sofort 
den gewaltigen Unterschied zwischen gemässigter und tropischer 
Zone. Zwei kleinere Arten, C. macrotis n. sp. und Ü. afro-conco- 
lor n. sp. ergab Kamerun. 17 Arten. 


c) Campylopodes filifolii. Pflanzen niedrig, mehr nieder- 
liegend und dann aufsteigend, zart, mit sehr dünner Achse, welche 
mehrmals proliferirt und somit einige zarte Rosetten wie Knoten 
an demselben Stengel bildet, so dass die untere kurze Achse 
stielrund wird und sich an die Spitze der Rosette ein Kranz 
zarter, feiner, mehr einseits gewendeter, pfriemenförmiger Blätter 
stellt; Frucht auf sehr dünnem Stielchen der Rosette entspringend, 
sehr klein, verkehrt-eiförmig, aber etwas gekrümmt. 

Typus dieser überaus hübschen Form, wenn sie vollendet 
auftritt, ist das zierliche Dieranum filifolium Hsch. aus dem tro- 
pischen Brasilien, welches auch auf Cuba und Portorico vorkommt, 
wenn diese letzten Moose, deren Frucht noch unbekannt, nicht etwa 
selbstständige Arten sind. Eine ganz ähnliche Art hat Hampe in 
C. Mülleri für das südliche Brasilien abgeschieden, und Ernst 
Ule entdeckte dazu in den Araucaria-Wäldern der brasilianischen 
Serra do Oratorio noch C. araucarieti n. sp., C. nano-filifolius 
n. sp. und ©. alto-filifolius n. sp., diese Letztere, die schönste aller 
Arten, auf der Serra Geral. Unerwartet genug entdeckte Beccari 
auf dem Singalang in Sumatra 1878 eine der zuerst genannten 
völlig ähnliche Art, die ich C. filifolioides genannt habe. Sonst 
kenne ich aus Indien nur noch C. caudatus m. von den Neil- 
sherries; alle übrigen Arten gehören wieder nach dem tropischen 
Amerika: C. nano-filifolius m. nach Hoch-Bolivia, C. pseudo-Hili- 
folius m. der Silla de Valencia in \:enezuela, C. porphyreodictyon 
m. ebendahin, während C. Rabenii Lrtz., rubricaulis Ldbg. und 
subulifolius Schpr. in Brasilien, ©. macrophyllus Kze. (C. filifolius 
m. Syn. M.) in Peru, C. cygneus Hdw. auf San Domingo leben. 
Alle diese zuletzt genannten amerikanischen Arten aber weichen 
von den zuerst erwähnten dadurch ab, dass sie meist nur einen 
Knoten bilden. Eine Form, welche leicht mit den Arten der fol- 
genden Gruppe zu verwechseln ist. Ausserhalb Amerika kenne 
ich nur noch C. interruptulus m. von der Mascarenen-Insel Mau- 
ritius und C. pygmaeo-tilifolius n. sp. von Madagascar. 21 Arten. 


d) Campylopodes capitiflori. Stengel viel kräftiger, als 
die Vorigen; Blätter in der Regel locker über einander, seltener 
dicht angepresst und so eine stielrunde Achse bildend, an deren 
Gipfel in eine pinselartige Rosette einmal zusammengedrängt, mehr 
oder weniger in eine lange Pfriemenspitze ausgezogen und darum 
mitunter kraus. 


370 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Im Grunde genommen haben wir es in diesen Arten mit 
der vorigen Form zu thun, insofern sie am Gipfel des Stengels 
eine Rosette bilden; allein, dieselbe proliferirt nicht und ihre 
Blätter haben nicht die einseitswendige Neigung, sondern bilden 
eben einen pinselartigen Kopf. Doch kommt es vor, dass sie 
durch die an der unteren Achse angepressten Blätter sich der 
folgenden Gruppe ausserordentlich nähern, wie das z. B. bei C. 
nigrescens Mitt., ©. capititlorus u. A. der Fall ist. Ihren Typus 
habe ich von Montagne’s C. capitiflorus von der Insel Bourbon 
abgeleitet; einer hübschen Art, welche insoweit eine Ausnahme 
bildet, als ihre untere Achse auch stielrund werden und mehrmals 
proliferiren kann, wodurch die neuen, kurzen Sprossen winklig ab- 
stehen. In vielen Fällen übrigens verkümmert die Rosette unserer 
Gruppe oder tritt doch nur unentwickelt zu Tage, so dass nur 
ein mehr oder weniger pinselartiger Schopf erscheint; um so mehr, 
sofern neben der Rosette sich ein oder mehrere Sprosse entwickeln. 
Diese Arten sind die eigentlichen Vertreter von Campylopus, da 
sie die bei weitem zahlreichsten der ganzen Erde sind, alle Re- 
gionen und Zonen derselben bewohnen. 

Europa hat nur wenige Arten aufzuweisen: C. fragilis (densus), 
flexuosus und setifolius. Von der entgegengesetzten Halbkugel 
kenne ich in der entsprechenden Region nur zwei unvollständig 
bekannte Arten: ©. Pilopogon n. sp. vom Feuerlande und C. stygius 
Schpr. von den Aucklands-Inseln. Nördlich von diesen Regionen 
nimmt die Zahl der Arten schon zu: in Chile durch (. incrassatus 
Kze. und €. leptodus Mtge., im subtropischen Gran Chaco Argen- 
tiniens durch (©. rigescens m. und durch €. Cacti m. in Entrerios, 
durch €. stenocarpus Hpe., scabrophyllus n. sp. und brachythy- 
sanos n. sp. in Montevideo. Weit reicher gestaltet sich das Zahlen- 
Verhältniss in Brasilien. Um Rio de Janeiro kenne ich allein: 
C. detonsus Hpe., Glaziovii ej., rectisetus ej. und controversus e].; 
in der subtropischen Provinz Sa. Catharina: C. arenicolus m., 
viridatus n. sp. und Uleanus n. sp.; in der Provinz S. Paulo: C. 
subarenicolus n. sp., brachymitrius Geh. et Hpe., dichotomus eor., 
calymperidietyus eor., welcher auch in Sa. Catharina erscheint; 
in Caldas: €. Widgrenii m., Regnellii Brother., ditrichoides Brother., 
Moseni Brother. und Caldensis n. sp.; von Ü. trachyblepharus m. 
ist das specielle Vaterland unbekannt, ist aber dem €. subtrachy- 
blepharus n. sp. von Santos in S. Paulo mit lamellösen Blättern 
nahe verwändt. Die brasilianische Serra do Oratorio in der Prov. 
Sa. Catharina ergab dem scharfsichtigen Ernst Ule in den 
Araucaria-Wäldern C. subbrachymitrius n. sp., ©. scopelliformis 
n. sp. und €. glauco-pallidus n. sp., im Gebiete des Tubarao C. 
dentato-acieularis n. sp., auf der Serra Geral €. rectipes n. sp., 
C. stramineolus n. sp. und ©. Dicksoniae n. sp., welch Letzterer 


Diceranaceae, Gabelzahnmoose. 271 


auf Dicksonia-Stämmen wächst. Dem Rande dieser Serra Geral 
gehören noch C. orthopelma n. sp. und C. perfalcatus n. sp. an. 
Aus Surinam zähle ich C. savannarum m., aus Cuba ©. Cubensis 
Sulliv.. aus Trinidad von den Antillen ©. Crügeri m. hierher. 
Auch das Anden-System scheint reichlich mit dergleichen Arten 
versehen zu sein: Venezuela durch C. crispicoma m., porphyreo- 
caulis m. und ©. percurvatus n. sp., während es ©. chionophilus m. 
mit der Cordillere von Bogota theilt. Bolivia gab C. leucognoodes 
n. sp. aus einer Höhe von 3200 m, wo ihn Mandon sammelte 
und als ©. areodietyus fälschlich ausgab. Peru bewohnt €. hetero- 
stachys Hpe. in einer Erhebung von 4000 m; von €. trichophorus 
Hpe. (C. penicillatus Schpr. in Lechler. Collect.) und C. Weddellii 
Bescher. weiss ich keine Höhe anzugeben; dagegen ist Ü. Krau- 
seanus Hpe. et Lor. von Krause in Ecuador auf einer Höhe 
von 13500—14000 F. gesammelt worden. Aus Mittelamerika 
ziehe ich hierher: ©. Hellerianus Hpe. von Huatusco (4500 F.), 
C. leucogaster m. von Jalapa und auch von Alabama, C.Chrismari m. 
von Mechoacan für Mexico und ©. spirothecius m. von Allelujah für 
Costarica. Für Ostasien kann ich C. Japonicus Brother. von Tsurugo 
in Japan anführen. Auch die indischen Regionen besitzen den Typus: 
Ceylon in ©. subreduncus n. sp., trachythecius m. und C. nano- 
exasperatus n. sp. (ericetorum Hpe. nec Mitt.); die Neilgherries 
in C. erythrographalos m., albescens m. und Schmidii m.; die 
subtropische Region von Assam, Khasia und Birma in €. nigres- 
cens Mitt.; Birma in €. rigidissimus n. sp., Kurzii Hpe. (7000 F.), 
ericoides Griff. (3000—5940 F.), €. laetus Mitt. (4500 F.), der 
auch in Khasia lebt; die Sunda-Inseln endlich in C. serratus 
Lac. von Banca, ©. Seuberti n. sp. vom Prahu (2500 m) auf Java; 
die Philippinen in C. hemitrichius m. aus den Gebirgen Luzon’s. 
Von den Westküste Afrikas habe ich bisher nur €. horridus Dub. 
aus Angola von Pungu-an-dongo, €. erythrocaulon Brother. von 
der Insel Sn. Thom& und €. Duseni n. sp. von Victoria empfangen, 
dagegen aus Südafrika C. tenax n. sp., C. nano-tenax n. sp., ste- 
nopelma n. sp., hygrometricus Rehm. und Inerangae ej. Das 
oceanische Afrika ist auch nicht arm an Arten dieser Formung; 
am reichsten ist die Insel Bourbon bedacht mit ©. arcuatus Brid., 
Echernieri Bescher., dolosus ej., Matarensis ej., capitiflorus 
Mtge. und Boryanus Bescher. Mit ihr wetteifert die Insel Mauritius 
durch €. brachymastix m., Boivinianus Bescher. und Robillardi 
ej. Die Comoren-Inseln besitzen C. Hildebrandti m., während C. 
comatus Ren. et Card. und C. squalidus n. sp. auf Madagascar 
grosse Rasen bilden. Selbst die Inseln des Grossen Oceans kennen 
den Typus in mancherlei Arten: die Hawaiischen Inseln in €. 
Hawaiicus m., purpureo-flavescens Hpe., Boswellii Hpe., Wheeleri 
Hpe. und densifolius Ängstr.; auf St. Helena erscheint €. Heleniecus 


Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


[89] 
— 
1897 


m., auf den Gallopagos ©. Auderssonii m., auf Amsterdam C. 
comatulus Bescher., auf St. Paul ©. megalotus ej. Auf den austra- 
lischen Inseln leben wiederum andere Arten: auf Neuseeland Ü. 
clavatus R. Br., C. pallidus Hook. et Wils., C. insititius eor., (. 
capillaceus eor., C. distractus n. sp., auf Neu-Caledonien C. polyan- 
thus Bescher. und C. subpolyanthus n. sp. 103 Arten. 


e) Campylopodes julacei. Stengel durch anliegende oder 
angepresste Blätter stielrund und schlank, an dem Gipfel mit 
einer kopf- oder pinselförmigen, aber sehr deutlich ausgeprägten 
Rosette gekrönt. 

Ich habe geglaubt, diese Arten, deren es übrigens im Allge- 
meinen nur wenige giebt, von den vorigen abscheiden zu müssen, 
obgleich sie derselben Formung folgen. Denn sie prägen sich auf 
den ersten Blick so dem Auge ein, dass man sie unwillkürlich 
als eigene Gruppe auffasst. Auch unter den behaarten Arten läuft 
ihnen dieselbe Gruppe parallel, und wollte man diese mit ihnen 
vereinen, so würde man doch immer beide von einander zu trennen 
haben, was schliesslich auf das Gleiche hinaus käme, als wenn 
man wie ich an diesem Orte classificirt. Es sind nur tropische 
Moose, welche den Typus von Thysanomitrium an sich tragen. 

Europa hat natürlich als ausser-tropischer Erdtheil keine Art. 
In Mexico kenne ich nur eine Art: €. Vitzliputzli Lrtz., in Surinam 
C. Surinamensis m... am Rio Negro des äquatorialen Südamerikas C. 
gracilicaulis Mitt., in den Anden von Quito C. brachyphyllus Wils. 
Alle diese Arten sind Liliputs ihrer Form. Um so mehr überragt sie 
€. Guadalupensis Brid., dessen Stengel von 1—3 Zoll lang werden 
können und eine so merkwürdige Aehnlichkeit mit Euängströmia 
vulcanica von Bourbon annehmen, dass Schwägrichen das im 
Hb. Sprengel. befindliche Exemplar von Guadeloupe in der That 
mit (diesem Namen beleste. Die Arten Brasiliens werden viel 
kräftiger und haben die Neigung, mehrmals aus ihrer Rosette zu 
proliferiren. Hierher kommen: €. julaceus Hpe., subincrassatus ej. 
und villicaulis ej. von Rio de Janeiro, sowie €. fusco-viridis Hpe. 
von Blumenau in Sa. Catharina. Im Allgemeinen darf man von 
diesen Formen wohl sagen, dass ihre Blätter um so kürzer und 
anliegender werden, je glänzender sie sind, dass in Folge dessen 
auch die Rosette um so kopfförmiger abgegliedert erscheint, und 
umgekehrt, je lockerer die Blätter über einander liegen, wodurch 
die Rosette auch mehr pinselartig wird. Letztere erscheint z. B. 
unter den indischen Arten in dieser Form bei €. nodiflorus m. 
von den Neilgherries und bei C. laxitextus Lac. von Calicut, Java 
und den Philippinen. Dagegen bilden die Blätter bei ©. Micholitzii 
n. sp. von den Philippinen, €. involutus m. von den Neilgherries 
und bei €. mierorhodon n. sp. (Dieran. Dozyanum Wils. in Hb. 


Dieranaceae, Gabelzahnmoose. 373 


Ind. Or. No. 78) aus dem Sikkim-Himalaya (5000 F.) einen caulis 
julaceus und damit die zuerst gemeinte Form. Eine Mittelform 
stellt ©. subexasperatus m. von den Philippinen (7200 F.) dar, 
indem die unfruchtbaren Stengel fast überall aufschwellen, was 
die fruchtbaren nur am unteren Theile ausführen, während sie 
im oberen Theile wiederum einen caulis julaceus mit sehr scharf 
abgegrenzter ‘Rosette bilden. Letztere Form treffen wir auch bei 
C. obscurus Änegstr. von Tahiti, wogegen Ü. praemorsus m. auf 
der Insel Kauai (4000 F.) der Hawaii- Inseln einen caulis julaceus 
überall hat. Für Australien kenne ich nur in C. strietissimus 
n. sp. von Neuseeland eine hierher gehörige Art. Sämmtliche 
Arten aber vertreten den rosettenartigen Typus des Thysano- 
mitrium. 19 Arten. 


f) Campylopodes brevifolii. Stengel gleichmässig oder 
nach oben schweifartig verlängert, ohne Rosetten- Bildung: Blätter 
kurz, häufig mit etwas abges tumpfter Spitze, meist grün, doch 
auch” mehrfarbig (folia bi-vel tricoloria), d. i. gelb und goldig, 
röthlich und roth, bräunlich und braun, blass und schwärzlich, 
aufrecht über einander liegend, aber keinen stielrunden, wohl je- 
doch öfters einen recht dichtblättrigen Stengel bildend, in Folge 
davon dichte Räschen. 

Als Typus kann man unseren inländischen C. brevifolius 
betrachten, und ebenso den schönen C. paradoxus Englands, aber 
auch C. Schwarzii und micans Wulfsb. Norwegens, die sämmtlich die 
geschweift-stengelige Form vertreten; unsere fünfte europäische 
Art, C. Schimperi, vertritt dagegen als echtes Hochalpen-Moos 
die Form mit compactem Räschen und dünneren abgestumpften 
dichtblättrigen Stengelchen, zu der auch ©. Oerstedianus m. ge- 
hört. Es lassen sich eben beide Formen nicht gut von einander 
trennen, da sie vielfach in einander übergehen. Eine seltsame 
Eigenthümlichkeit dieser Moose ist, dass sie sehr selten fruchten, 
wie das schon mit den europäischen der Fall, welche noch Nie- 
mand mit Frucht sah. Ich kenne bisher unter ihnen nur ein paar 
Arten fruchtbar. Nordamerika, dessen Arten ebenfalls nur noch 
steril bekannt sind, trägt zu diesem Formenkreise bei durch: €. 
Tallulensis Sull. et Lesq. von den Talluloh-Fällen im gebirgigen 
Georgien, C. Hallii Lesq. aus Colorado, C. frigidus Lesq. eben- 
daher, C. Virginicus Aust. von den Blackwater -Fällen im west- 
lichen Virginien, C. gracilicaulis Mitt. aus Süd-Florida, ©. angu- 
stiretis Aust. ebendaher. Ein schöner Ersatz für das Fehlen der 
obigen europäischen Arten in den Vereinigten Staaten. Solche 
Fülle kehrt in der Neuen Welt nur noch an ihrem Südpunkte, 
in Fuegia wieder. Aber wie seltsam! Fast jede Art vertritt 
wieder eine eigene Form innerhalb ihres Kreises. Zunächst 

C. Müller Hal. Genera muscorum. 18 


974 . Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


siebt es sogenannte species bicolores durch Gelb und Schwärz- 
lich, dann species chlorophyllosae, endlich species flavidae Zu 
den Ersteren gehört C. crassissimus Bescher. aus dem west- 
lichen Patagonien, eine ganz allein stehende Art mit aufge- 
schwollenen und an dem Gipfel ziemlich abgestumpften Stengeln, 
und €. substygius n. sp. von der Caracciolo-Bay an der west- 
lichen patagonischen Strasse, eine ebenfalls aufschwellende Art, 
aber mit zugespitzten Aesten und glänzenden Blättern, die ich 
dem Hb. Romanum verdanke. Die zweite Form setzt sich zu- 
sammen aus C. Saddleanus Bescher. von der Saddle-Insel (Wol- 
laston) und C. orthocomus Bescher. von der Eremiten-Insel: Erstere 
bildet grosse, lange, dichte Rasen durch Stengel, deren Blätter, 
sehr kurz und dicht über einander liegend, eine Art caulis trun- 
catus bilden; die Zweite hingegen hat lange Blätter und zieht 
den etwas aufschwellenden Stengel in eine aufrechte, lange Schweif- 
spitze aus. Die dritte Form mit 4 Arten gliedert sich nochmals 
in mehrere Gruppen: C. flavissimus Bescher. von Desolation-Land, 
ähnelt ganz einem Orthodicranum, etwa Sauteri; ©. laniger Bescher. 
von Orange- und Boria-Bay, erinnert an Dieranum fragilifolium; 
C. blindiaceus n. sp. von Fortune-Bay an der Magelhaens-Strasse, 
sowie 0. Spegazzinii m. von Staten-Eiland und Fortune-Bay neigen 
zu der Form von Blindia acuta oder Magellanica. Selbst die 
äusserste Thule des Südens, von der wir noch Moose kennen, 
Süd-Georgien, hat noch eine Art geliefert, ©. nano-caudatus n. Sp., 
welche sich als Diminutiv von ©. orthocomus darstellt. Gehen 
wir nun vom Süden der Neuen Welt nach Norden, so kenne ich 
von da nur ein paar hierher gehörige Arten: C. subtenuifolius 
Hpe. aus der Umgebung von Rio de Janeiro, eine chlorophyllose 
Art: ©. terebrifolius m. vom Pichincha in den Anden von Quito, 
eine Art, die sich merkwürdiger Weise durch korkzieherartig ge- 
wundene Blätter auszeichnet; C. flagellaceus n. sp. vom ÜCerro 
San Andres in Mexico, die auch an Dicranum fragilifolium er- 
innert; endlich C. Oerstedianus m. von dem vulcanischen Jrasü 
(11000 F.) in Costarica (vgl. oben). 

In der Alten Welt, soweit ich sie noch nicht betrachtete, 
gestaltet sich der Formenkreis folgendermassen. In Sikkim-Hima- 
laya wohnt zwischen 7000—13000 F. €. gracilis Mitt. (sub 
Dierano); eine bleich-blättrige Art mit sehr schlankem Stengel, 
deren Rasen an Orthodieranum oder an Dieranodontium attenuatum 
erinnern. Von Ceylon kenne ich aus der Gebirgsregion von 
4000-—8000 F. den ähnlichen, aber fast smaragd-grünen (€. Nietneri 
m., welcher unserem Ü. brevifolius zu vergleichen ist. Von der 
indischen Insel Batjan kenne ich €. Batjanensis Broth. Am reichsten 
steht Süd-Afrika da, und zwar in drei Formen. Die kräftigste 
tritt mehr oder weniger an ©. brevifolius oder Schwarzii heran: 


Dicranaceae, Gabelzahnmoose. 275 


C. Inandrae Rehm., Delagoae n. sp., chlorophyllosus m., sub- 
chlorophyllosus n. sp., serridorsus n. sp., longescens n. sp., alles 
grünlich gefärbte, kräftige Arten; die zweite, ebenfalls grünliche 
Form ist nur ein Diminutiv der vorigen und ähnelt darum mehr 
den Rasen eines Leptotrichum: ©. leptotrichaceus n. sp. und wei- 
siopsis n. sp., eine Form, welche auch Madeira in Ü. margina- 
tulus Geh. n. sp. besitzt; die dritte Form mit ganz niedrigen, 
ziemlich dichten Rasen, starren Stengeln und Blättern, nimmt 
fast die Tracht einer kleinen Bartramia an: C. bartramiaceus 
n. sp., pulvinatus Rehm. und aureo-viridis Schpr. (brevis Rehm. 
Coll.). Diese letzte Form erscheint auch auf den Mascarenen in 
C. virescens Bescher. und C. Angströmi n. sp. (C. aureo-nitens 
Angstr. nec ©. Müll.), in €. Pintasi Broth. auf der Insel San Thoms, 
C. nanophyllus n. sp. von Victoria an der afrikanischen Westküste, 
C. viridatulus n. sp., stramineus Mitt. und brachyphyllus n. sp. 
von Camerun. — Auf dem Kilima-Ndscharo lebt ein 0. leuco- 
chlorus m., welcher, zwischen 3000—4000 m, entweder an D. 
albicans oder an D. scoparium (sehr kleine Form) erinnern könnte. 
Die Inseln des Grossen Oceans haben bis jetzt nur die Form 
der chlorophyllosen Arten ergeben in C. smaragdinus Brid. von 
der Insel Ascension, , ©. Dietrichiae m. von der Insel Tongatabü 
und €. geniculatus Angstr. von Honolulu mit abgestumpfter Ast- 
spitze. — Aus Australien endlich sind bisher nur species bicolores 
gekommen: ©. bicolor Hsch., unter welchem Namen in den Samm- 
lungen sicher mehrere Arten umlaufen, C. subbicolor Geh. et 
Broth. von Mt. William in Victoria und €. nigro-flavus n. sp. 
von Mt. Lindsay in West-Australien, wo ihn 1882 Webb sammelte. 
50 Arten. 


eg) Campylopodes exiles. Stengel sehr klein, einfach oder 
büschelig getheilt, niemals proliferirend oder Rosetten bildend; 
Blätter pfriemenförmig, locker aufrecht gestellt, sehr schmal; 
‘Frucht klein auf einem sehr hygroscopischen Stielchen, welches 
die Länge des Stengels in der Regel übertrifft. 

Diese Arten wiederholen eigentlich nur Microcampylopus, aber 
mit der constanten Abweichung, dass die Fruchtmütze elegant 
gewimpert ist. Typus fast aller Arten ist unser C. turfaceus, und 
selbiger reicht weit um den Erdkreis herum, obwohl er, wie ich 
nach Lesquereux schliessen muss, in Nordamerika nicht vor- 
kommt, während er doch im tropischen Amerika gerade nicht 
selten auftritt. Aus Brasilien kenne ich C. Beyrichianus Dub., 
rufescens Brother., macrogastrus n. sp., Joinvilleanus Hpe., ery- 
throdontius ej. und arctocarpus Hsch., aus Venezuela ©. zygodon- 
ticarpus m. und Fendleri m., aus Bolivia C. trivialis n. sp. (nur 
steril von Mapiri. 3500 F. bekannt), aus Costarica C. Poasensis 

18 


376 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Ren. et Card. vom Gipfel des Poas (2644 m), aus Mexico den 
ebenso nur noch unfruchtbar bekannten C. destructilis m. Im 
subtropischen Argentinien lebt C. austro-alpinus m. auf der Sierra 
de Aconquija in Tucumän, in Montevideo C. fuscatus Bescher., 
auf der antarktischen Aucklands-Insel C. leucopteryx n. sp. — 
Auf den Canarien entdeckte Trumpff auf Machini den C. laete- 
virens m., der leider aber auch nur steril bekannt und darum 
etwas zweifelhaft wegen seiner Stellung ist. Dagegen wiederholt 
C. alpicolus m. im abessinischen Hochlande völlig unseren C. 
turfaceus, ©. Madegassus Bescher. auf Madagascar, wogegen (. 
dissitus n. sp. und C. chalarobaseus n. sp. von Camerun mehr 
an C. arctocarpus herantreten und C. flavicoma n. sp. von den- 
selben Gebirgen eigentlich nur einen fast stengellosen Schopf 
bildet. ©. trachynotus n. sp. und C. ryparochloros n. sp. von 
Madagascar schliessen sich wieder mehr an C. Madagassus an. 
Im Sikkim-Himalaya erscheint zwischen 9000—13000 F. der 
zwergige C. latinervis Mitt. (sub Dierano). Selbst Australien kennt 
die Form. So beherbergen Neuseeland, Tasmanien, Gippsland und 
Victoria einen sehr nahen Verwandten der europäischen Art in 
C. torquatus Mitt., ebenso in €. depilis n. sp. von Mt. William 
in Victoria, in C. subtorquatus n. sp. aus der Umgegend von 
Sydney, in C. Woollsii n. sp. ebendaher und aus Queensland, in 
C. homalobolax n. sp. aus King Georges Sound in West-Australien. 
29 Arten. 

Die hier classifieirten Campylopus-Arten, welche, abgesehen 
von den mir nur literarisch bekannten, kaum die Zahl 300 ergeben, 
bilden jedenfalls nur einen sehr geringen Theil der wirklich 
auf der Erde befindlichen, und es kann sich folglich erst nach 
langer Zeit durch neue Entdeckungen zeigen, ob die vorstehend 
gebildeten 7 Gruppen die einzigen seien. Es ist ja in der That 
Manches unter ihnen versteckt, was nicht immer scharf zu der 
Hauptform einer Gruppe passt, aber das liess sich nach der 
heutigen Kenntniss nicht ändern. Oft hat es sich ereignet, dass 
man lange Zeit eine Art als ganz isolirte kannte und doch nicht 
wissen konnte, dass es auf der Erde noch viele andere Arten 
gäbe, welche als nächste Verwandte zu ihr gehörten und auf die 
Bildung einer Gruppe Anspruch machten; z. B. Bryum argenteum. 
Charaktermoose sind die Campylopus-Arten aber auf alle Fälle; 
Moose, welche sowohl an brausenden Wasserfällen, als auch auf 
moorigen Sümpfen, auf nackter Erde, wie auf nackten Felsen 
wohnen können und, wo sie einmal leben, ihre Umgebung als 
Pflanzen-Ueberzug wohlthätig beleben, in. dem sie den trockenen 
oder feuchten Zustand ihres Wohnortes treu in ihrer Formung 
abspiegeln. Bis in die Höhlen hinein vollziehen das manche Arten, 
namentlich C. fragilis, wachsen an solchen Orten dem Lichte 


Dicranaceae, Gabelzahnmoose. 977 


wuchernd entgegen und nehmen so einen Ausdruck an, welcher 
sie dieht in die Nähe von Dieranodontium stellt. Es wäre darum 
wohl gut, dergleichen Wucherungen näher zu beobachten: bei 
C. fragilis schien es mir, als ob selbiger in nur wenig erleuch- 
teten Höhlen der Sächsischen Schweiz in Dieranodontium aristatum 
übergehen könne. 


3. Dieranodontium Bryol. Europ. Fasc. 41. p. 2 als Gat- 
tung. Rasen breit und ziemlich hoch, stets sehr locker; Stengel 
ganz wie Oncophorus verzweigt, am Gipfel mehr oder weniger 
hakenförmig gekrümmt; Blätter sichelförmig, mit sehr breiter 
Rippe; Frucht auf hygrometrischem Stielchen aufrecht, eiförmig 
oder eylindrisch, glatt; Mütze am Grunde ganz. 

Schimper, welcher bekanntlich auch Campylopus als eigene 
Gattung betrachtet, unterscheidet Dieranodontium von demselben 
durch die ganzrandige Mütze, eine weiche glatte Kapsel, Abwesen- 
heit eines Ringes, und durch Zähne, welche unterhalb der Frucht- 
mündung entspringen, am Grunde nicht zusammenfliessen, der 
ganzen Länge nach zweigetheilt sind oder deren Schenkel nur 
am untersten Theile zusammenhängen, sonst entfernter gegliedert 
und überall gestrichelt sind. Für mich sind das aber nur so 
relative Merkmale, dass ich auch heute nicht in der Lage bin, 
daraus eine Gattung zu machen, welche sich typisch oder mor- 
phologisch von Dieranum unterscheiden liesse. Ich entferne die 
Arten überhaupt von Campylopus nur durch ihre Tracht und die 
ganzrandige Haube; sonst liesse sich streiten, ob sie nicht besser 
mit Campylopus zu vereinigen seien, wie Microcampylopus auch. 
An sich selbst betrachtet, bilden die hierher gehörigen Moose 
eine recht einheitliche Gruppe, so dass sie eigentlich nur durch 
die Grösse der hakenförmigen Krümmung ihrer Gipfel und Blätter 
von einander abweichen. Sie nähern sich in dieser Tracht so sehr 
den ÖOncöphorus-, manchmal auch den Orthodieranum-Arten, dass 
sie recht eigentlich eine Zwischenform für. dieselben bilden. 

D. longirostre (incl. denudatum), eircinatum. und aristatum 
geben bereits in Europa ein gutes Bild ab für die ausländischen 
Arten. Deren Schwerpunkt liegt offenbar in den indischen Ge- 
birgen, von wo ich schon über ein Dutzend Arten kenne. In 
Sikkim und Bhotan findet sich D. attenuatum Mitt. zwischen 
8000—11000 F. In Sikkim geht D. cespitosum Mitt. sogar noch 
bis 13000 F., während D. asperulum Mitt. in Nepal bei 10000 FE. 
gefunden wurde. In Bhotan wächst noch D. dimorphum Mitt., 
in Khasia (5942 F.) D. Didymodon Griff., ausserdem in Sikkim 
noch D. dieticyon Mitt., hier von 7000—12000 F., in Birma um 
Nattoury bei 7000 F. vorkommend. Wahrscheinlich gehört auch 
D. sordidum Mitt. aus Nepal und Assam hierher, sicher D. nitidum 


378 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Br. Iavan. (sub Campylopode) als Diminutiv der folgenden Art, 
also D. uncinatum Harv. mit schönen, goldgelb glänzenden Blättern, 
beide von Java und D. purpurascens m. in der Gebirgsregion von 
Luzon auf den Philippinen. Die 12te asiatische Art ist D. uncina- 
tulum n. sp. von Niko in Japan, unserem D. longirostre verwandt. 
Ausser diesen 15 Arten kenne ich aus Guatemala nur noch D. 
nigricans n. sp., aus Südafrika D. chlorotrichum n. sp. und D. 
perfaleatum n. sp., aus Australien D. tapes n. sp. von Deal Island 
bei Tasmania, dem D. aristatum verwandt. 19 Arten. 


II. Fruchtstiele mehr oder weniger steif aufrecht. 


A. Blattrand weiss gesäumt. 


4. Leucoloma Brid. Br. univ. II. p. 218, Weissrand, als 
Gattung. Rasen weich, locker, selten dicht und filzig, meist blass- 
grün, selten wirklich grün, auch gelblich, ganz Dieranum-artig 
durch sichel- oder hakenförmig gekrümmte Aestchen; Blätter locker 
gestellt, einseitswendig, mit schmaler Rippe, pfriemenförmig zu- 
gespitzt aus lanzettlichem Grunde, am Rande gern einwärts ge- 
bogen, durchweg aber durch sehr schmale Zellen mehr oder weniger 
breit weiss gesäumt, am oberen Theile der Spitze aus kleinen 
quadratischen, oft papillösen Zellen gewebt; Kelch versteckt, nicht 
über die Blätter hinausreichend; Frucht auf starrem, dünnem Stiel- 
chen, cylindrisch oder eiförmig, mit geschnäbeltem Deckelchen. 
Blüthenstand wohl allermeist zweihäusig? 

Aus letzterem Grunde fruchten die meisten Arten nur sehr 
selten. so dass die meisten von ihnen nur steril bekannt sind. 
Alle aber gehören bis auf sehr wenige Ausnahmen der südlichen 
Halbkugel an, wo sie zum allergrössten Theile innerhalb des 
Tropen-Gürtels leben. Als Bridel im Jahre 1827 seine vermeint- 
liche Gattung aufstellte, kannte er nur eine Art, sein L. bifidum, 
das er, zuerst, von Commerson auf der Insel Bourbon ge- 
sammelt, später von Aubert Du Petit Thouars auf Madagascar 
gefunden, beschrieb. In einem Supplemente zum zweiten Theile 
seiner Bryologia universa kannte er von Bourbon noch eine Art, 
L. angustifolium, und von St. Domingo in Westindien L. serru- 
latum. Auch ich kannte 20 Jahre später nur 7 Arten. Wenn 
man aber nun findet, dass Bescherelle von den oceanisch-afri- 
kanischen Inseln im Jahre 1879 allein 20 Leucoloma-Arten auf- 
führte, so kann man daran erkennen, wie breit der Kreis der 
hierher gehörigen Arten sein muss. Er ist in der That schon so 
angewachsen, dass sich Bescherelle in seiner „Florule bryolo- 
gique de la R&union“ etc. veranlasst sah, jene 21 Arten in Sec- 


Dicranaceae, Gabelzahnmoose. 279 


tionen zu gruppiren, die er Dichelymoidea, Cespitulosa, Albes- 
centia, Dieranoidea und Prionodontoidea nannte. Ebenso hatte 
schon Mitten (in seinen M. austr.-am.) 1869 sich bewogen ge- 
funden, eine neue Gattung Poecilophyllum von Leucoloma abzu- 
scheiden, wobei er die kleinen niederliegenden Arten zu Letzterem, 
die langen zu Ersterem zog. Natürlich kann hierin kein morpho- 
logischer Grund liegen, eine neue Gattung aufzustellen; um so 
weniger, als Leucoloma selbst nicht dazu angethan ist, eine solche 
zu begründen. Denn der ganze Unterschied zwischen ihm und 
Dieranum besteht nur in der Anwesenheit eines weissen Blatt- 
saumes, welcher mit einer gewissen Tracht dieser Moose ver- 
bunden ist. Dass aber auch diese Tracht sehr ändern kann, be- 
zeugen folgende Gruppen. 


a) Leucolomata bifida. Rasen meist lang und locker: 
Stengel weich, lang, schlaff, wiederholt zweiarmig getheilt; Aeste 
am Gipfel mehr oder weniger einseitswendig gekrümmt und schweif- 
artig; Blätter lang und pfriemenförmig zugespitzt, an der Spitze 
nur wenig gezähnelt oder schwach gesägt, sehr locker gestellt 
meist sehr deutlich einseitswendig. 

Den Typus für diese Gruppe giebt am besten unter den 
amerikanischen Arten L. Bridelianum m. (serrulatum Brid.) von 
den westindischen Inseln ab, eine der am längsten bekannten 
Arten, die aber trotzdem noch nicht mit Frucht entdeckt wurde. 
Ihr ähnelt am meisten L. Riedlei Bescher. von S. Thomas. Auf 
dem benachbarten Festlande Venezuelas ersetzt es L. ecaudatum 
m., auf der Insel St. Vincent, wie es scheint, L. Vincentinum 
Mitt., in Brasilien L. triforme ej. von Rio de Janeiro, L. Moseni 
Brother. von Santos und L. Caldense n. sp. von Caldas (triforme 
Angstr.), während das L. biplicatum Hpe. von Rio de Janeiro 
der Typus einer schlankeren, dünnstengeligen Form ist, wie sie 
auch anderwärts, z. B. in Sa. Catharina als L. Catharinae n. sp. 
und L. semibrunneum n. sp. in Brasilien vorkommt. In Mexico 
lebt bei 4300 F. Erhebung um Mirador eine kleine Art mit fast 
zwischen den Blättern versteckten Früchten, L. cryptocarpum m. 
In Indien kehren beide Formen, die kräftigere und die schmächtige, 
wieder; in Bezug auf Erstere L. insigne m. auf Ceylon in der 
montanen Region zwischen 4000—8000 F., in Bezug auf Letztere 
L. tenerum Mitt. ebendaher und von der Malaiischen Halbinsel, 
sowie L. amoene-virens Mitt. aus dem indischen Niederlande 
und L. lueinerve Mitt. von Ceylon. Etwas verändert, weit mehr 
einem ÖOncöphorus, etwa dem ©. congestus ähnelnd, nicht mit 
einem so bestimmt zugespitzten Gipfelschweife versehen, tritt neben 
L. gracilescens Brother., einer schmächtigen Form, die kräftigere 
Form auf der westafrikanischen Insel Sn. Thom& zwischen 1150 


I80 Acrocarpi, Giptelfrüchtler. 


bis 1400 m in dem sehr eigenthümlichen L. secundifolium Mitt. 
auf. Mit ihm correspondirt auf den Seychellen allenfalls noch L. 
tortuosulum m. (secundifolium Bescher.), aber mit fast krausen 
Blättern. Sonst kenne ich auf den Mascarenen in L. bifidum 
Brid. und L. Lepervanchei Bescher. auf Bourbon, sowie in L. 
sinuosulum m. von Mauritius nur drei kleinere schlanke Arten. 
Die Mitte zwischen beiden Formen hält L. chrysobasilare m. von 
der Comoro-Insel Johanna (600—1570 m) und schlägt mit lang 
gezogener gekrümmter, aber sehr dünner Astspitze wieder auf 
L. serrulatum zurück. Madagascar hat bis heute nur schlanke 
Formen geliefert in L. subchrysobasilare n. sp., sigmatelloides 

sp. und L. brevifolium n. sp., aber auch eine kräftigere in L. 
Grandidieri Ren. et Card., zu denen sich L. thraustum Hpe. mit 
kaum entwickelter und kaum sekrümmter Astspitze nur wider- 
willig gesellte. Den Fidschi-Inseln ist bisher unter allen tropischen 
Südsee-Inseln in L. tenuifolium Mitt. die amerikanische kräftigere 
Form eigen. Dagegen verändert Australien den Typus abermals 
etwas, indem bei aller Aehnlichkeit mit der kräftigeren ameri- 
kanischen Form in L. Bauerae n. sp. aus Queensland die Blätter 
sammt der Astspitze mehr aufrecht werden; vorausgesetzt, dass 
diese hübsche grüne Art, welche ich nur steril kenne, nicht etwa 
gar zu Oncophorella gehört. Auch auf Neu-Caledonien stellen 
sich bei L. Noumeanum n. sp. (tenuifolium Bescher.) die Blätter 
aufrecht, sammt der. Astspitze. 29 Arten. 


b) Leucolomata dichelymacea. Stengel lang, äusserst 
schlank und schlaf, nur sehr wenig dichotomisch verzweigt, mit 
lang ausgezogener, sehr dünner schweifartiger, kaum gekrümmter 
Spitze; Blätter klein, fein und zart, ziemlich von einander entfernt 
und abstehend, nicht einseitswendig, aus schmal-lanzettlichem 
Grunde in eine lange grannenartige, feine Spitze ausgezogen. 

Diese schöne und zarte Form, welche sehr an die Lindigia- 
Arten erinnert, hat sich bisher nur in dem Vegetationsgebiete 
Madagascars gezeigt, nämlich in L. dichelymaceum n. sp. aus 
Central-Madagascar und aus den Gebirgen Ankaratra, sowie in 
L. dichelymoides m. von der Comoro-Insel Johanna (Anjouan) bei 
1300 m. Beide hängen wie kleine zarte Bärte von den Zweigen 
herab, auf denen sie leben. 2 Arten. 


c) Leucolomata orthophylla. Stengel kurz oder lang 
und schlank, dichotomisch wenig verästelt, mit aufrechten Spitzen- 
Blätter aufrecht über einander liegend oder abstehend, mit einem 
so breiten weissen Rande, dass bei ein paar Arten (L. Seychel- 
lense und acutum) nur ein ganz schmaler Streif mit kleinen qua- 
dratischen, rauhen Zellen in der Mitte übrig bleibt. 


Dicranaceae, Gabelzahnmoose, 281 


Die schönste und längste Art ist L. Seychellense Bescher., 
die ihre Heimat im Namen trägt; sie hat über einander liegende 
Blätter und wird deshalb fast bandartige. Umgekehrt entwickelt 
bei gleicher Länge L. Sanctae Mariae Bescher. auf Madagascar 
sparrig abstehende Blätter und nimmt darum einen ganz anderen 
Ausdruck an. Sowie aber in L. acutum Mitt. (sub Poecilophyllo) 
von der Insel Mauritius die über einander liegenden Blätter und 
vollkommen aufrechte Astspitzen wiederkehren, so stellt sich auch 
der ausserordentlich breite Rand des Blattes ein. Nur zaghaft 
bringe ich das kleine L. holomitrioides n. sp. von Alamagantra- 
Kover auf Madagascar noch hierher, weil es ebenfalls über ein- 
ander liegende kleine Blätter hat; doch neigt die nach Art des 
Holomitrium-Kelches zusammengerollte kleine Astspitze zu einer 
Krümmung. Jedenfalls ist die Art hier am besten untergebracht, 
da sie ebenfalls einen ziemlich breiten, weissen Rand am Blatte 
entwickelt. Dagegen gehört das kleine L. Zanzibarense Bescher. 
durchaus hierher; ebenso L. trachynotus n. sp. von Madagascar 
mit völlig-rauhem Blattrücken. 6 Arten. 


d) Leucolomata cespitulantia. Rasen niederliegend, oft 
wie angepresst auf die Rinde der Bäume, sonst locker und nicht 
filzig; Stengel kurz und fast einfach, .an der Spitze deutlich und 
bestimmt hakenförmig gekrümmt: Blätter sichelförmig gekrümmt 
und darum scharf einseitswendie. 

In gewisser Beziehung könnte man diese Form eine der 
Gruppe a) untergeordnete nennen; denn im Grunde unterscheidet sich 
Letztere nur durch die Länge der Stengel, die mehr schweifartige 
Spitze derselben und dadurch, dass diese Stengel mehr herab- 
hängende lockere Polster, als Rasen bilden. Seltsam genug sind 
es gerade diese Arten, welche noch am meisten fruchtbar ange- 
troffen werden, indem sie auf zarten aufrechten Stielchen aufrechte, 
zarte und cylindrische Früchte bilden. Auf den westindischen 
Inseln erscheinen L. albulum Sulliv. (Cuba), L. Crügerianum m. 
(Trinidad), L. Portoricense n. sp. aus der Sierra de Loquillo auf 
Portorico, in Venezuela (Valencia) L. asperrimum m., am Amazonas 
L. tortellum Mitt. (sub Poeecilophyllo), in Costarica (5—8000 F.) 
L. subimmarginatum m. Soweit ieh ohne Original-Exemplare 
sehen kann, wären noch hierher zu bringen: L. macrodon Hook. 
(sub Dierano) aus den Anden von Quito, L. procumbens Mitt. aus 
dem Andengebiete überhaupt, vielleicht auch L. mollissimum Mitt. 
ebendaher. Das tropische Asien ergab: L. sarcotrichum n. sp. auf 
den Andamanen, L. molle m. auf Java, L. Taylori Mitt. aus Birma: 
alle übrigen Arten kommen auf das tropisch-oceanische Afrika. 
So besitzt die Insel Mauritius L. amblyacron m., die Comoro- 


282 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Insel Johanna das ähnliche L. cespitulans m., Madagascar L. pu- 
milum m. und L. squarrosulum m. 16 Arten. 


e) Leucolomata platybasea. Räschen niedrig, ziemlich 
dicht; Stengel kurz und dicht beblättert; Blätter aufrecht, ein- 
seitswendig oder im Trocknen verworren abstehend, aus sehr 
breitem Grunde mit breitem, weissem Rande ziemlich rasch in 
eine steife, dunkel-zellige, rauhe und klein-gezähnelte, etwas abge- 
stumpfte Spitze verschmälert, kurz. 

Ich kenne von dieser Form nur drei Arten, welche sich da- 
durch leicht kenntlich machen, dass die Blätter wie aus einem 
etwas schwellenden Grunde hervorzugehen scheinen, folglich an 
diesem Theile etwas blasenförmig aussehen. Es sind L. Thuretii 
Bescher. von Madagascar, eine sehr eigenthümliche Art mit ganz 
kurzer, etwas seitlich gekrümmter Astspitze, verworren gestellten 
Blättern und äusserst kurz gestielter, kugelig-eiförmiger, kleiner 
Frucht, ferner L. einclidotioides Bescher. von der Insel Bourbon 
mit einseitswendigen Blättern und L. Dubyanum Bescher. von 
Mauritius mit kurzen, kräftigen Stengeln und steif aufrechten 
Blättern, welche sich in der Astspitze zu einem dünnen, straffen, 
kurzen Pinsel zusammen legen. Wie man sieht, weichen alle drei 
Arten wieder recht sehr von einander ab, da die erste Art mehr 
zu Dienemonella, die zweite mehr die Tracht eines Cinelidotus, 
die dritte die eines Orthodieranum, etwa des fragilifolium annimmt. 
Vielleicht ergeben die tropisch-oceanischen afrikanischen Inseln 
später noch andere Arten solcher Art, dass möglicher Weise alle 
drei Arten wiederum eigene drei Gruppentypen werden. Mit der 
oben geschilderten dritten Gruppe können sie aber nicht ver- 
wechselt werden, da deren Blätter keinen scheidenartig-breiten 
Grund haben. 3 Arten. 


f) Leucolomata setacea. Rasen niedrig, derb, nicht weich, 
von der Tracht eines zarten Orthodieranum oder einer Orthotheca 
(Syrrhöpodon), locker, aber am Grunde bewurzelt, und dichter; 
Stengelchen in eine lange, zarte, feine, aufrechte, pinselartige 
Spitze ausgezogen, dicht beblättert; Blätter aus sehr schmalem, 
fast gänzlich weiss gesäumtem, lanzettlichem, an den Rändern etwas 
einwärts gebogenem Grunde in eine lange, starre, feine, kaum 
sezähnelte, nadelförmige Spitze mit ungesäumtem Rande aus- 
gedehnt. 

Auch von dieser merkwürdigen Form kenne ich nur zwei 
Arten, deren Heimat weit von einander entfernt liegt: L. sinuosum 
Brid. (setaceum Schpr. in litt.) von Mauritius und Bourbon und 
L. calymperoideum n. sp. von der Titiranghi-Range, auf der Nord- 
Insel Neuseelands, wo es Dr. Beccari 1878 sammelte. Weder 


Dicranaceae, Gabelzahnmoose. 383 


die Gruppe der ÖOrthophylla, noch der Platybasea können mit 
diesen Arten verglichen werden, da sie beinahe wie haartragend 
erscheinen. 2 Arten. 


g) Leucolomata crispata. Rasen locker, weich; Stengel 
an der Spitze mehr oder weniger Dieranum-artig, d. h. haken- 
förmig gekrümmt: Blätter sehr locker gestellt, lang, in eine feine, 
aber sehr gekrümmte, oft schneckenförmig eingerollte, darum 
krause Haarspitze ausgedehnt, bis zur oberen Spitze am Rande 
sehr einwärts gerollt und überall schmal gesäumt. 

Am schönsten prägt sich diese Form in L. Arbuscula n. sp. 
von Madagascar aus, wo die kurzen Zweige sich büschelförmig 
an die obere Achse stellen und hier, in Verbindung mit den 
langen, krausen, schneckenförmig sgerollten Blättern eine Art 
dichteren, am Zipfel etwas gekrümmten Schopfes bilden, weshalb 
sie der Pflanze die Tracht eines Bäumchens verleihen. Das 
braun-blätterige L. Boivinianum Bescher. von den Comoren, mit 
langgestielter, cylindrischer Frucht, wird ihm ähnlich durch krause 
Blätter, während L. Rutenbergi m., sowie L. Ambreanum Ren. et. 
'ard. von Madagascar und L. longifolium Bescher. von Bourbon 
mehr die Tracht eines Oncöphorus annehmen. 5 Arten. 


h) Leucolomata compacta. Rasen kräftig und mehr oder 
weniger dicht, sammt den Blättern völlig einem Oncöphorus 
gleichend; Gipfel des Stengels hakenförmig gekrümmt; Blätter 
sichelförmig und einseitswendig, ziemlich kurz und kräftig. 

Am reichsten scheint Südafrika mit dieser Form bedacht zu 
sein, und hier präst sie sich auch sehr deutlich als echtes 
Dieranum aus. Bis jetzt empfing ich von da folgende charakte- 
ristische Arten: L. Sprengelianum m., Rehmanni n. sp., Zeyheri m. 
und Ecklonianum Lrtz. Auf Mauritius wird diese Form ebenso 
von L. candidulum n. sp. und L. persecundum n. sp., vertreten. 
Auf Madagascar stellt sich ihnen L. oncophorellum n. sp., nur 
etwas lockerere Rasen bildend, an die Seite. Alle diese Arten 
nehmen mehr oder weniger die Tracht von Dieranum congestum 
an; dagegen neigen L. fuscifolium Bescher. von Mauritius, ebenso 
auch L. Borchgrevinki n. sp. von Madagascar mehr zu Dieranum 
longifolium. 9 Arten. 

Damit sind die eigentlichen Leucoloma-Arten ‚mit aufrechter, 
gleichförmiger Frucht geschildert. Die beiden folgenden Gruppen 
gehören zwar ihrem weissgesäumten Blattrande nach ebenfalls 
zu Leucoloma, weichen aber durch ihre Oncophorus-artige Frucht 
so bedeutend von ihm ab, dass ich sie nothgedrungen abscheiden 
musste. 


284 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


5. Dienemonella C. Müll. Räschen niedrig, meergrün 
(glauci) oder etwas ins Schmutzig-Gelbe spielend, hart; Stengelchen 
niederliegend und kriechend, verzweigt, mit aufsteigenden, kurzen, 
mehr oder weniger stielrunden und kurzen, an der Spitze etwas 
abgestumpften, dicht beblätterten, dünnen Aestchen; Blätter Klein, 
sehr dicht übereinander liegend, und walzenförmige Achsen bildend, 
starr, aus breitem Grunde in eine kurze, starre Spitze vorgezogen, 
mit etwas eingebogenen, schmal gesäumten Rändern und sehr 
kleinen, rundlich-quadratischen chlorophyllosen Zellen, Frucht auf 
starrem Stielchen aufrecht, klein, aus kurzem, dünnem Halse ver- 
kehrt - eiförmig, unsymmetrischh, nach Entdeckelung etwas ge- 
krümmt; Deckelchen aus conischem Grunde lang geschnäbelt, 
schief. 

In solcher Tracht weichen die hierher gehörigen Arten weit 
von den Vorigen ab und ähneln, abgesehen von der meergrünen 
Färbung, einigen Dienemon-Arten, besonders D. Knightii und 
semieryptum, so ausserordentlich, dass ich eben hiervon den 
Namen ableitete. Unter den Syrrhopodon-Arten könnte vielleicht 
auch Leucobryella zum Vergleiche herangezogen werden. ‚Jeden- 
falls haben wir es mit höchst seltsamen Moosen zu thun, die sich 
bei aller Aehnlichkeit, die sie untereinander haben, doch wieder 
dreifach gliedern. Nur darin übereinstimmend, dass die kleinen 
Blättchen wie minutiöse Spreublätter mit kurzen, schmalen Spitzen 
übereinanderliegen, nehmen diese Spitzen doch eine dreifache 
Form an. Die Einen enden einfach in ein mehr oder weniger 
hervortretendes, weisses Stachelspitzchen (mucro): L. cuneifolium 
Hpe. von Madagascar, L. Sieberianum Hsch. (sub Dierano) aus 
Neusüdwales mit längeren Fruchtstielen. Die Anderen lassen 
jenes Stachelspitzchen in ein längeres, weisses Haar auslaufen: 
L. strietipillum n. sp. ebendaher. Die Dritten erzeugen ein ganz 
sonderbares Blatt, das sich gewissermassen in zwei Theile theilt, 
einen unteren normalen, und einen oberen Theil, welcher bei den 
Vorigen das Blatt nur wie eine sehr schmale Rinne fortführt, 
hier aber sich keulenförmig, undurchsichtig verdickt und dann 
leicht abfällt, was die Blätter der vorigen Arten insofern thun, 
als ihre Spitzen leicht abbrechen. Ich kenne bisher nur zwei 
Arten, deren Heimat weit auseinander geht: L. clavinervis n. sp. aus 
Queensland und L. Kunerti n. sp. aus Rio Grande do Sul in Brasilien, 
wo es bei Forromecco in der Serra Geral, und ebenso von Ernst 
Ule an Felsen in Sa. Catharina, auf faulem Holze im März 1888 
von Pastor A. Kunert steril entdeckt wurde, und zwar zu 
meiner höchsten Ueberraschung, da ich eine so ausgeprägt äusser- 
liche Form niemals in Brasilien gesucht haben würde. 5 Arten. 


Dicranaceae, Gabelzahnmoose. 385 


6. Oncophoroloma C. Müll. Rasen ganz Oncöphorus-artig, 
locker, am Grunde filzig; Stengel nur wenig dichotomisch ver- 
zweigt; Aestchen oben schopfartig beblättert und gerne haken- 
förmig gekrümmt; Blätter an der kräftigen Achse ziemlich locker, 
aufrecht oder einseitswendig, ebenfalls ziemlich kräftig und 
glänzend grün oder glänzend gelblich; Blattnetz fast nur aus 
langen, sehr schmalen Zellen bestehend, am Rande des Blattes 
einen höchst schmalen weissen Saum bildend; Frucht auf auf- 
rechtem, kurzem Stielchen geradestehend, klein, aus kropfigem 
Halse etwas gekrümmt, eiförmig oder eylindrisch. 

Die meisten Arten sind auf Afrika und Australien ange- 
wiesen und gliedern sich in 2 Gruppen nach der Farbe ihrer 
Blätter. Die gelblichen Arten ähneln am meisten Oncöphorus, von 
denen Dieranum drepanocladium m. vom Kilima-Ndscharo (1880 
bis 3000 m) und die Madagascar-Art (D. pyenoloma n. sp.), sowie 
D. Rodriguezii n. sp. von Bourbon am deutlichsten fadenförmig 
gekrümmte Aestchen bilden, während drei andere Arten, D. lim- 
batum Brother. aus Südaustralien, D. Sullivani n. sp. von Mt. 
William in Vietoria und D. platyloma Bescher. von Neu-Cale- 
donien mehr aufrechte Zweige bilden. Zu der Gruppe mit blass- 
grünen Blättern gehören D. Cameruniae n. sp. von Afrikas West- 
küste, D. Leichhardti Hpe. aus Neusüdwales, deren Blätter nur 
schwach einseitswendig gerichtet sind. D. austro-scoparium n. Sp. 
vom Bloomfield-River in Queensland, die Kräftigste aller mit eben- 
falls mehr aufrechten Blättern, D. dicarpum Hsch. aus Neusüd- 
Wales und D. fasciatum Hdw. (?) aus Neuseeland, beide mit sehr 
einseitswendigen Blättern. Ganz merkwürdig durch seine breiten 
robusten Stengel ist D. leucobryoides Bescher. von der Insel 
Chiloö, während L. Mariei Bescher. von Guadeloupe wieder sehr 
winziger Art ist und mit den Vorigen zu den Gelblichen gehört. 
Der indische Archipel gab das schöne D. Sumatranum Broth. 
vom Gepräge des D. scoparium mit fast gänzlich weissem 
Zellennetze. 13 Arten. 


7. Syrrhodietyon C. Müll. in Linn. XLIH. p. 397. Rasen 
2 und 3 Zoll hoch, locker, schmutzig-gelblich, weich; Stengel 
lang, schmal, schlaff oder vielfach gebogen, an der Spitze nur 
wenig schopfig, aber hakenförmig gekrümmt, einfach oder kaum 
getheilt; Blätter locker übereinander, einseitswendig, wie bei 
Drepanocladus, aus eiförmigem hohlem Grunde in eine lange, 
sichelförmige, tiefrinnige und ganzrandige Spitze ausgezogen, 
mit kaum einwärts gebogenem Rande, breiter gelber, in eine 
gelbliche Granne auslaufender Rippe; Zellen des Blattnetzes lang, 
sehr schmal, gelblich, dann weisslich, wie zusammenlaufend, (da- 
her der obige Name!) am Grunde des Blattes nur wenige kleine, 


286 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


verdickte, unbestimmt blasenförmige Zellen (cellulae alares) bildend. 
Frucht unbekannt. 

Diese bis jetzt völlig alleinstehende Form, die ich D. 
Pseudo-Leucoloma nannte, empfing ich durch Professor O0. Schnyder 
in Buenos-Aires aus dem argentinischen Patagonien, wo sie der 
Argentiner Moreno 1879 am Rio Santa Cruz fand. Sie hält ge- 
wissermassen die Mitte zwischen Leucoloma und Oncöphorus. 
Das Dasein einer so australischen Form deutet darauf hin, dass 
sie noch zu jenem Gebiete in Patagonien gehört, wo so manche 
australische Typen mit Australien, namentlich mit Neuseeland 
korrespondiren. 1 Art. 


B. Blattrand gar nicht gesäumt. 


a) Frucht mehr oder weniger gekrümmt. 


8. Scopella €. Müll. Rasen meist hoch, kräftig und locker, 
oft weite Strecken einnehmend, am Grunde verwurzelt oder ver- 
filzt; Stengel wie Leucoloma, gewöhnlich mit hakenförmig ge- 
krümmten Aesten und einseitswendigen, oft sichelförmig gebogenen 
Blättern; Blätter aus kräftigem, breitem, lanzettlichem Grunde in 
eine lange Spitze ausgedehnt, mit schmaler auslaufender oder 
verschwindender, auf dem Rücken glatter oder gesägter Rippe, 
am Rande oft scharf gesägt; Blattnetz aus langen schmalen Zellen 
bestehend, deren Wände meist vielfach unterbrochen (parietes 
interrupti) sind; Frucht aus einem kurzen, meist abgegliederten, 
mitunter etwas kropfigen Grunde gekrümmt und eylindrisch, an der 
Mündung etwas erweitert, aufrecht, mit lang geschnäbeltem 
Deckel. 

Ich habe die betreffenden Arten ehemals unter dem von 
Bridel eingeführten Namen Oncöphorus beschrieben, obwohl 
Bridel den Namen für eine andere Abtheilung von Dicranum 
gegeben hatte, zu welcher er theilweise auch Dieranella-Arten 
rechnete. In Folge dieses Umstandes lasse ich ihn für die Scopella- 
Arten fallen und bezeichne mit diesem letzteren Namen alle die- 
jenigen Dierana, welche ihren Typus in Dicranum scoparium 
haben. Obgleich einige Arten ihm entfernter stehen, so kommen 
sie doch in ihrer Fruchtform mehr oder weniger überein. Die 
einzelnen Unterschiede ergeben sich aber sogleich in der nach- 
folgenden Gruppirung der fraglichen Arten. 


a) Scopellae undulatae. Rasen hoch und kräftig, unten 
verfilzt;: Blätter mehr oder weniger wellenförmig, auf dem Rücken 
der Rippe gesägt; Früchte auf ziemlich langen Stielen, welche 
aus einem eingewickelten Kelche hervorgehen. 


Dicranaceae, Gabelzahnmoose. 387 


Diese hübsche Form entspricht in ihrer Weise dem Rhysto- 
phyllum bei Neckera, ist aber an Arten wenig reich. Die 
meisten gehören Europa an, nämlich Dieranum undulatum, Drum- 
mondi, Bergeri, spurium und palustre; Nordamerika schliesst sich 
mit D. undulifolium C. Müll. et Kdbg. in den Rocky Mountains 
und D. subpalustre ©. Müll. et Kdbg. im britischen Columbia 
an, und D. leioneuron Kdbg. aus Canada dürfte ebenfalls hierher 
zu ziehen sein. Sonst kenne ich nur noch D. lophoneuron m. 
vom Cerro San Andres in der mexikanischen Provinz Mechoacan, 
sowie D. Graeffeanum m. von der Samoanen-Insel Savaii, D. 
frigidum m. aus dem AÄndes-Gebirge der Ver. Staaten von Colum- 
bien und D. flaceidissimum m. vom Paramo de Sonson (10 bis 
12,000 F.) im Staate Antioquia desselben Gebietes. Alle diese 
Arten stimmen darin überein, dass ihre Blätter trotz ihres 
Glanzes den Eindruck des Weichen, Saftigen machen. 12 Arten. 


b) Scopellae crispifoliae. Tracht der vorigen Arten, aber 
mit Blättern, welche im Trocknen sich an den Spitzen kraus zu- 
sammenrollen, daher weder einseitswendig, noch hakenförmig 
eekrümmte Stengel bilden. 

Unser Dieranum Mühlenbeckii giebt am besten den Typus 
für diese Form ab, welche auch nicht artenreich ist. Ich ziehe 
von den europäischen Arten nur noch D. brevifolium Ldbg. aus 
Finnland und D. neglectum Jur. hierher, sowie D. convolutum 
Hpe. aus dem transbaikalischen Sibirien und D. crispifolium Mitt. 
aus Bhotan und dem Sikkim-Himalaya. Das britische Columbien, 
so reich an entsprechenden Arten der europäischen Moos-Flora, 
ist vertreten durch D. sulcatum Kdbe., D. erispulum €. Müll. et 
Kabg., D. congestiforme C. Müll. et Kdbg. und D. leucobasis C. 
Müll. et Kdbge. Dazu gab Florida noch das D. sabuletorum 
Ren. et Card. 10 Arten. 


c) Scopellae plicatae. Tracht des Dicranum scoparium, 
aber Stengel schlanker, Blätter kürzer, lanzettlich ohne besonders 
lange Spitzen, dagegen der Länge nach vielfach tief gefaltet. 
Frucht unbekannt. 

Die einzige Art dieser Form ist Dieranum Eegersii n. sp., 
welches Baron Eggers in Kopenhagen an Felsen bei Laudat 
auf S. Domingo 1837 aufnahm; ein goldgelb schimmerndes Moos, 
das unter Dieranum etwa dieselbe Rolle durch gefaltete Blätter 
spielt, wie Hemiragis unter Hookeria, oder Breutelia unter Bar- 
tramia. 1 Art. 


d) Scopellae brevisetae. Rasen mehr niedrig und gern 
niederliegend, nur am untersten Grunde filzig; Stengel wenig 
dichotomisch verzweigt, mit hakenförmige gekrümmten Aestchen; 


288 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Blätter locker gestellt, einseitswendig, aus breiter, scheidenartiger 
Basis in eine lange, steife und schmale, grannenartige, gesägte 
Spitze auslaufend, mit breiter Rippe, welche die Granne beinahe 
ganz erfüllt; Blattnetz am Grunde des Blattes aus elliptischen 
oder quadratischen, an der Spitze aus quadratischen Zellen ge- 
bildet; Frucht in einem lockerblättrigen Kelche auf kurzem, oft 
zwischen den Blättern verstecktem Stielchen aufrecht, klein, aus 
kurzem, an das Kropfige streifenden Halse gekrümmt-eiförmig, 
mit langem, spitzem Deckel. 

Alle Arten sind antipodischen Ursprunges und ganz eigen- 
thümlich. Ihr Typus ist D. Menziesii (brachypelma m.) von Neu- 
seeland, welches auf seiner Unterlage breite flache Rasen bildet. 
Ihm ganz ähnlich ist D. suberectum Hpe. aus Neusüdwales und 
Victoria, aber zarter. An den Fitzroy-Fällen bei Mossvale in 
Neusüdwales sammelte Herr Whitelegge das sehr ähnliche D. 
oedithecium n. sp., während H. Krone in dem Eucalypten- und 
Farn-Walde bei Fernchow in Victoria im April 1875, gelegent- 
lich der Venus-Expedition von 1874, eine neue Art: D. Kroneanum 
m. sammelte, das auch auf dem Mt. Wellington in Tasmanien im 
Februar 1878 von Dr. Beccari gleichfalls fruchtbar gefunden 
wurde. Sehr eigenthümlich steht D. Armiti n. sp. vom Jala-River 
auf Neu-Guinea da, indem es entschieden zu einer geraden Frucht 
neigt, aber sonst ganz und gar in die Nähe von D. Menziesii 
gehört. Auch D. calymperidioides n. sp. (D. brevisetum Bescher.) 
von Neu-Caledonien scheint hierher zu gehören, sowie D. bartra- 
mioides Broth. von der Lord Howe-Insel und D. Mindanense 
Broth. der Philippinen. Diese Arten neigen auf der einen Seite 
zu Oncophoroloma, auf der anderen zu den folgenden Arten, von 
denen sie sich aber durch die folia basi vaginacea und die cellulae 
quadratae breves des unteren und oberen Blattnetzes scharf unter- 
scheiden. 9 Arten. 


e) Scopellae orthophyllae. Rasen aufrecht, oft hoch und 
dieht; Blätter aufrecht, einen caulis setaceus bildend, mehr oder 
weniger allmählich pfriemenförmig zugespitzt, also am Grunde 
nicht scheidenartig erweitert, am Gipfel des Stengels aber manch- 
mal in einen etwas einseitswendigen Schopf zusammengedrängt; 
Rippe schmal; Blattnetz am Grunde aus langgezogenen, nach der 
Spitze zu immer kürzeren Zellen gewebt; Fruchtstiel meist kurz; 
Frucht klein, gekrümmt-eiförmig, an dem sehr kurzen Halse mit- 
unter etwas kropfig verdickt. 

Europäische Arten dieser Form sind Dieranum elongatum, 
fragilifolium Ldbg. und das rein nordische D. molle Wils. et Ldbeg. 
(D. areticam Schpr.), dem sich in Labrador, Lappland (D. tenui- 
nerve Zetterst.) und auf der Tschuktschen-Halbinsel das D. Labra- 


Dicranaceae, Gabelzahnmoose. 289 


doricum m. mit kürzeren, etwas stumpflichen Blättern anschliesst. 
Diesem steht im britischen Columbia Dier. plano-alare C. M. et 
Kabg. sehr nahe. Fast alle übrigen Arten sind, wie die vorigen, 
antipodisch. Auf den Chatham-Inseln erscheint D. trichophy Ilum 
Hpe., auf den fuögianischen und Aucklands-Inseln, sowie auf Ker- 
guelens-Lande D. pungens Hook. et Wils., im Feuerlande D. im- 
ponens Mtge., auf Neuseeland D. subconfine n. sp. Auf dem 
australischen östlichen Festlande häufen sich die Arten durch D. 
angustinerve Mitt., subpungens Hpe. und subsetosum n. sp. Auf 
Neu-Caledonien endlich tritt das Hemiragis-ähnliche D. Pancheri 
n. sp. (Coll. Pancher: Nr. 566) auf. Auf den Hawaii-Inseln wächst 
das schöne D. Sandwicense Sulliv., welches keine theca erecta hat, 
sondern sich an die Folgenden überleitend anschliesst. 15 Arten. 


f) Scopellae secundae. Rasen kräftig, oft weite Strecken 
bedeckend; Blätter mehr oder weniger einseitswendig oder sichel- 
förmig, einen hakenförmig gekrümmten Schopf bildend, aus eiför- 
migem Grunde allmählich in eine lange, oft grob gesägte Spitze 
verlaufend; Blattnetz am Grunde aus langgezogenen Zellen ge- 
webt, deren Wände unterbrochen (parietes interrupti) zu sein 
pflegen, Schopf meist kräftig und dicht zusammengefaltet; Rippe 
schmal, auf dem Rücken oft gesägt; Fruchtstiel in der Regel 
lang; Frucht meist kräftig, gekrümmt-eiförmig oder cylindrisch. 

Hierher gehören alle dem Dieranum scoparium mehr oder 
weniger verwandten Arten, die fast den ganzen Erdkreis bewohnen, 
dadurch überall wahre Charaktermoose werden; unter den europäi- 
schen: D. majus Turn., congestum Brid., angustum Ldbe. aus Finn- 
land. Im britischen Columbien wachsen D. Canadense Kabe., D. 
angustifolium Kabg., in Alaska D. dipteroneuron C. Müll. und 
in den Felsengebirgen D. rhabdocarpum Sulliv. Auf der entgegen- 
gesetzten Halbkugel bergen namentlich die antarktischen Archipels 
schöne Arten. Im Feuerlande stehen hierin obenan: D. robustum 
Hook. et Wils., australe Bescher., zwei nahe verwandte kräf- 
tige Arten von glänzend-goldgelber Färbung, D. Harioti n. sp. 
(D. robustum Bescher. forma inundata), D. eirrhifoliüm Schpr., 
nigricaule Ängst., albo-alare n. sp. und callocaulon n. sp. Hierzu 
spendeten die Aucklands-Inseln D. Billardieri Schw. und pseudo- 
robustum n. sp., Kerguelens-Land das sehr graziöse D. Kergue- 
lense m., Süd-Georgien D. austro-georgicum n. sp., welches unser 
D. scoparium vertritt. Dem Norden entgegen schliesst sich Chile 
mit vier ausgezeichneten Arten an, mit: D. truncorum Schpr., 
Chiloense n. sp., pseudo-truncorum n. sp. und helvolum n. sp. aus 
Valdivia. Neuerdings sammelte Dr. H. Hahn in Valdivia noch 
drei gute Arten: D. pseudo-australe n. sp., D. lonchotrix n. sp. 
und D. nano-cespitosum n. sp., so dass Chile in dieser Beziehung 

C Müller Hal. Genera muscorum. 19 


290 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


ein reiches Land sein dürfte. Sonderbarer Weise scheint die Form 
im übrigen Amerika sehr selten zu sein; ich kenne nur D. sco- 
parioides Schpr. vom Orizaba in Mexico, gewissermassen ein Di- 
minutiv von unseren D. majus. Aus dem nicht tropischen Asien 
kenne ich erst vier japanische Arten: D. Japonicum Hpe. und das 
höchst lockerzellige Dier. Braunsiae n. sp. aus dem Hakone- 
Gebirge, wo es Frau Professor Emma Brauns 1881 sammelte, 
D. caesium Mitt. und D. Niponiae (Mitt.) sub Dierano Japonico. 
Doch kommen dieselben an Schönheit nicht auf gegen das statt- 
liche D. assimile Hpe. und Braunii m. der sundaischen Gebirge, 
gegen die auch D. Ophirense Hpe. von dem Mt. Ophir auf der 
Halbinsel von Malacca sehr zurücktritt. Auch Afrika hat nur 
noch ärmlich beigesteuert, und zwar durch D. commutatum Hpe. 
vom Kap der guten Hoffnung, D. scopareolum m. von den Comoro- 
Inseln und D. dichotomum Brid. Auf dem Kilima-Ndscharo sam- 
melte Dr. Hans Meyer das kräftige D. acanthoneuron m. in einer 
Höhe von 1800—3000 m. Mit Australien fällt der Schwerpunkt 
der Form überhaupt auf die antipodische Welt. So ist das schöne 
D. polysetum Hpe. aus Victoria der Stellvertreter unseres D. 
majus, wie D. punctulatum Hpe. von den australischen Alpen an 
die Seite unseres D. scoparium zu stellen ist; aus Neu-Süd-Wales 
empfing ich unfruchtbar D. austro-congestum n. sp., aus dem 
tropischen Queensland D. calymperaceum n. sp. und Baileyanum 
n. sp.: D. confine Hpe. gehört sowohl dem australischen Festlande, 
als auch Tasmanien und Neuseeland an. Ersteres besitzt auf dem 
Mt. Wellington D. Pungentella n. sp. und D. rigens n. sp., auf 
dem Mt. Nelson D. Nelsoni n. sp., sonst auch D. Weymouthi n. sp. 
Letzteres aber scheint die Heimat der schönsten und stattlichsten 
Arten zu sein. Denn abgesehen von denen, welche ich nur lite- 
rarisch aus Hooker und Wilsons, sowie Mittens Beschreibungen 
kenne, habe ich folgende Arten anzuführen: D. grossialare n. sp. 
(Mt. Arthur-Plateau 4000 p. alt.), D. plurisetum n. sp. aus Bu- 
chenwäldern der Poverty Bay, ferner aus der Umgebung von Grey- 
mouth D. leucolomoides m., selenicarpum n. sp., pelliceum n. Sp., 
leucolomopsis n. sp., turgidum n. sp., chrysodrepaneum n. Sp., 
cylindropyxis n. sp., pallidosplendens n. sp. und platycaulon n. sp. 
Alle diese neuen Arten, von denen das Letztere nach Höhe und 
Breite seiner Stengel ein wahrer Riese Aller ist, kamen mir fast 
in einer einzigen Sendung von R. Helms in Greymouth auf der 
Süd-Insel zu. 57 Arten. 


&) Scopellae falcatae. Rasen kissenförmig, klein und zart; 
Stengel schlank und kurz, am Gipfel entschieden hakenförmig 
eekrümmt: Blätter schmal und zart, lanzettlich und pfriemenförmig 
zugespitzt, sichelartig gekrümmt, ganzrandig, mit schmaler, auf 


Dieranaceae, Gabelzahnmoose. 391 


dem Rücken glatter Rippe; Blattnetz aus sehr schmalen längeren, 
nach der Blattspitze hin weit kürzeren, zu einer glänzenden 
Membran fast in einander fliessenden Zellen gewebt; Frucht auf 
mittlerem, zartem Stielchen klein, etwas gekrümmt-eiförmig oder 
auch etwas cylindrisch. 

Bisher besteht diese Form nur aus sehr wenigen Arten, von 
denen drei alpine auch in den Felsengebirgen Nordamerikas vor- 
kommen: Dieranum falcatum, Starckii und Blyttii. Ausserdem 
kenne ich von ausländischen Arten nur eine australische von 
Neuseeland, wo sie der unglücklich verschollene G. Zürn im 
Jahre 1881 bei Auckland sammelte, nämlich D. subangustifolium 
n. sp. Die Arten haben in ihrer Tracht etwas von Dicranella 
und Cynodontium. 4 Arten. 


9. Cynodontium Schw. als Gattung, emend. durch Schimper 
als Gattung. Rasen kissenförmig, klein, weich; Stengel zart und 
schlank, durch Sprossung ästig; Blätter mehr oder weniger linea- 
lisch, rinnenförmig-hohl, feucht abstehend, trocken kraus, am 
Rande zurückgeschlagen und gezähnelt, mit schwieliger Rippe, 
chlorophyllos und papillos; Blattnetz am Grunde sechsseitig, nach 
der Spitze hin immer kleiner und quadratischer; Frucht auf mitt- 
lerem, zartem Stielchen aufrecht und eiförmig oder etwas gekrümmt 
und am Halse kropfig, klein, auch wohl leicht gestreift. 

Ich nehme zwar den Namen Schimpers für die hierher 
gehörigen Arten an, weiche aber insofern davon ab, als ich C. 
Schisti nicht dazu bringe, wohl dagegen Dieranum Bruntoni her- 
beiziehe. Dann liefert Europa noch hinzu: C. gracilescens und 
polycarpum, und Nordamerika in Canada noch C. subalpestre 
Kabg., in den Rocky Mountains €. strumulosum €. Müll. et Kdbg. 
Ausser diesen Arten kenne ich nur eine einzige ausländische: 
C. arctoaeoides m. von dem antarktischen Kerguelens-Lande. Die 
betreffenden Moose haben die grösste Verwandtschaft zu den kraus- 
blättrigen Blindia-Arten, weichen jedoch durch das Dicranum- 
Peristom ab. Cynodontium sowohl, als auch die Scopellae falcatae 
vereinigte Bridel unter seiner Gattung Oncöphorus, verband 
damit aber auch die kropffrüchtigen Dieranellae und andere Formen 
der Leptotrichaceen, sodass besagte Gattung ein recht buntes 
Allerlei ist, das nur durch die capsula strumosa zusammengehalten 
wird. 6 Arten. 


10. Arctoa Schpr. Bryol. Europ. Fasec. 33—36. p. 4. Rasen 
klein und zwereig, kissenförmig, dunkelgrün; Stengel kurz, auf- 
steigend, wenig getheilt, zart und dünn; Blätter aufrecht und 
sichelförmig, an der Spitze des Stengels in einen unscheinbaren 
zarten lockeren Schopf zusammengedrängt, linealisch pfriemen- 

192 


393 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


förmig; Blattnetz aus sehr schmalen Zellen gewebt; Frucht sehr 
kurz gestielt, aufrecht eiförmig, aber etwas gekrümmt, nach der 
Entleerung mit grosser Mundöffnung; Deckelchen klein, schief 
geschnäbelt. 

In der zweiten Auflage seiner Synopsis Muscorum Euro- 
paeorum ebenso, wie in der ersten Auflage, zog Schimper die 
von ihm ehemals als Gattung betrachtete Abtheilung Arctoa wieder 
ein und restituirte sie als Dierana fulvella. Doch scheint es mir 
heute besser, sie wenigstens als Untergruppe von Dicranum bei- 
zubehalten, da die beiden hierher gehörigen Arten, die zwergigsten 
aller Dierana, doch in ihrer ganzen Tracht von den übrigen 
Gattungs-Verwandten beträchtlich abweichen. Dies bezeugen schon 
die sehr kleinen, wenig über die Blätter hinaus reichenden Früchte 
in ihrer oben geschilderten Form. Die betreffenden Arten sind 
Dicranum fulvellum und hyperboreum, zwei hoch-alpine oder nor- 
dische Moose von eingeschränkter Verbreitung. 2 Arten. 


b) Frucht völlig aufrecht, gleichmässig, eiförmig oder 
eylindrisch. 


11. Orthodieranum C. Müll. Syn. Muse. I. p. 371. Rasen 
wie bei Scopella; Fruchtstiel sehr kurz oder lang, gerade aufrecht, 
nicht hygroscopisch; Frucht wie in der Ueberschrift. 

In dieser Abtheilung, welche die ganze Erde umfasst, wieder- 
holen sich vielfach die gleichen Formen, die wir schon bei Scopella 
angetroffen haben. So kommt unter Anderem eine Form darunter 
vor, die, wie ein Ei dem andern gleicht, der Gruppe der Scopellae 
secundae vollkommen ähnlich sieht. Damit wirft sich wie von 
selbst die Frage auf, ob es auch richtig sei, beide Gruppen von 
einander zu trennen? Ich bejahe sie, da man doch gezwungen 
sein würde, die gekrümmt-früchtigen Dierana von den gerad- 
früchtigen zu scheiden, selbst wenn man die Letzteren innerhalb 
der betreffenden Gruppen der Scopellae zusammenhielte. Folglich 
würde Beides auf Eines hinauslaufen. Doch hat die vorliegende 
Classification das für sich, dass hier wirklich zusammen kommt, 
was der Tracht nach zu einander gehört, und dass diese Tracht 
wesentlich durch die Form der Frucht bestimmt wird, unterliest 
keinem Zweifel. Was aber die folgenden Gruppen selbst betrifft, 
so wird man leicht bemerken, dass alles das, was der Tracht nach 
zu einander gehört, auch in dem Baue des Blattes und seines 
Zellgewebes begründet ist. 


a) Orthodicrana elata. Rasen hoch, locker, kräftig, gold- 
gelb glänzend; Stengel schlank, aber wohl beblättert, wenig getheilt, 
in einen langen, sehr schmalen, aufrechten und zugespitzten Schopf 


Dieranaceae, Gabelzahnmoose. 293 


auslaufend; Blätter aufrecht, locker, aus kurzem, lanzettlichem 
Grunde in eine lange, pfriemenartige, mehr oder weniger gekräuselte 
oder starre Spitze auslaufend, am Rande gern einwärts gerollt 
und nach der Spitze hin gezähnelt, mit breiter flacher Rippe; 
Blattnetz aus langen, schmalen, in eine sehr glatte Membran ver- 
diekten, an den Wänden unterbrochenen Zellen gewebt; Frucht 
lang gestielt, mit längerem, geschnäbeltem Deckelchen. 

Ich kenne von dieser prachtvollen Form nur drei Arten, 
und selbige vertreten innerhalb der Dicerana orthocarpa etwa die 
Campylopodes exaltati, mit denen sie auch die breite, flache Blatt- 
rippe theilen. Es sind Hochgebirgsmoose des tropischen Amerikas, 
nämlich Dieran. paramicolum m. vom Paramo de Sonson im Staate 
Antioquia (10—12000 F.), D. Wallisi m. vom Paramo de Ruiz 
in demselben Staate (10—12000 F.) und D. Hoffmanni m. aus 
Sümpfen des Vulcanes von Barba in Costarica. 3 Arten. 


b)Orthodierana speirophylla. Rasen hoch, locker, kräftig, 
am Grunde filzig, gelbgrün glänzend; Stengel fast einfach, locker 
beblättert, am Gipfel mit undeutlichem, etwas zusammengewickeltem, 
kurzem Blattschopfe; Blätter locker, aufrecht oder nur wenig ein- 
seitswendig, kräftig, breit, mehr oder minder spiralig zusammen- 
gedreht, mit einwärts gebogenem Rande, aus lanzettlichem Grunde 
in eine ziemlich kräftige und nur oben etwas gesägte Spitze aus- 
gedehnt, sonst kurz, überall glatt, mit sehr schmaler und flacher, 
kaum auslaufender Rippe; Blattnetz aus langen, groben, dick- 
wandigen, aber gleichsam in einandergeflossenen, überall gleichen 
Zellen gewebt; Frucht auf längerem Stiele aus einem zusammen- 
gewickelten Kelche hervorgehend, kräftig. 

Hierher kommen nur Diceranum speirophyllum Mtge. und 
breviflagellare n. sp., alle Beide aus den höheren Gebirgsregionen 
der Hawaii-Inseln; 2 prächtige, nahe verwandte Arten, die viel- 
leicht, da ich sie nur unfruchtbar kenne, zu den Scopellis ortho- 
phyllis gehören. 2 Arten. 


c) Orthodicrana plicata. Rasen und Pflanzen ganz wie 
D. scoparium oder D. palustre, d. h. entweder mit einseitswendigen 
Blättern und hakenförmig gekrümmtem Schopfe, auch mit zurück- 
geschlagenen oder mit aufrechten Blättern und aufrechtem, pinsel- 
förmigem Schopfe; Blätter aus lanzettlichem Grunde, der zu beiden 
Seiten der Rippe mit der Länge nach gestellten tiefen Falten ver- 
sehen ist, in eine grob gesägte kräftige Spitze auslaufend: Rippe 
schmal, aber der Rücken rinnenförmig-schwielig und grob gesägt; 
Blattnetz unten aus längeren, oben aus mehr und mehr elliptischen, 
meist verdickten, in einander fliessenden, glatten Zellen gebildet; 
Früchte auf mittelhohen Stielchen, gern zu mehreren aus einem 
zusammengelegten Kelche hervorgehend, wie bei D. majus. 


394 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Diese, durch gefaltete Blätter ausgezeichnete Form ist mir 
bis jetzt nur von den Sunda-Inseln vorgekommen. Die älteste 
Art ist D. dives m. von Java mit aufrechten Blättern, eine andere, 
D. reflexum m. von Java, mit zurückgeschlagenen Blättern, worin 
ihr auch das schöne D. reflexifolium m. von Java und Sumatra 
gleichkommt, eine vierte, D. plicatum Lac. von Java, mit be- 
stimmt einseitswendigen Blättern. 4 Arten. 


d) Orthodicerana breviseta. Rasen und Pflanzen wie D. 
scoparium, mit mehr oder weniger hakenförmig gekrümmtem 
Schopfe und einseitswendigen Blättern; Blätter aus eiförmigem 
Grunde in eine lange pfriemenförmige, aber kräftige, nach dem 
Ende hin grob gesägte Spitze ausgezogen, blass- oder braungelb 
glänzend: Rippe rinnenförmig, schmal, oben auf dem Rücken 
grob gesägt; Blattnetz aus langen, schmalen Zellen mit unter- 
brochenen Wänden gewebt; Früchte sehr kurz gestielt, kaum 
über die Blätter hinausragend, gern zu mehreren beisammen, 
eylindrisch. 

Eine hübsche, nur auf Indien beschränkte Gruppe mit 
wenigen Arten. Von diesen bewohnt Dieranum brevisetum Dz. 
et Mb. (Megalostylium eor.) Bäume auf den höchsten Gebirgen 
Javas und erscheint auch in der montanen Region Ceylons von 
3800 F. aufwärts. Das nahe verwandte D. leucophyllum Hpe. 
kenne ich von Sumatra, woher auch D. horridum Geh. n. sp. 
stammt. Eine weitere Art ist D. brachypelma m. von Java. 
4 Arten. 


e) Orthodicrana convolutifolia. Rasen hoch und weich, 
an die Vorigen erinnernd, angenehm braungelb; Stengel lang und 
schlaff, sehr hin und hergebogen, schlank, in einen langen, schmalen, 
einseitswendigen, zugespitzten Schopf ausgedehnt; Blätter sehr 
locker gestellt und nur wenig einseitswendig, aus stengel-um- 
fassendem, lanzettlichem Grunde in eine sehr lange und sehr 
schmale, um sich selbst vielfach gedrehte, nach einwärts gerollte, 
auf dem Rücken glatte, am -Rande schwach gezähnelte Spitze 
vorgezogen; Rippe sehr schmal und fadenförmig auslaufend; 
Blattnetz wie vorher: Frucht auf sehr kurzem Stielchen aufrecht, 
schmal-eylindrisch. 

Diese sehr schöne Form ist in Dieranum Blumei Nees von 
den Sunda-Inseln (Java, Sumatra, Borneo) und Philippinen ge- 
geben und gehört zu den angenehmsten Moosen dortiger Berg- 
region, wo es nicht selten zu sein scheint. Die Form selbst 
grenzt äusserlich ganz an die vorige, unterscheidet sich aber 
sehr wesentlich durch die am Rande und auf dem Rücken nicht 
grob gesägten Blätter, welche sich in vielen Drehungen gleichsam 
zusammen wickeln. 


Dicranaceae, Gabelzahnmoose. 295 


f) Orthodicrana circinnata. Rasen und Stengel dem 
Dicranum scoparium ähnlich; Blätter aus lanzettlichem Grunde 
in eine lange, schneckenförmig gekräuselte Pfriemenspitze ausge- 
dehnt, am aufrechten Rande oben gezähnelt; Rippe breit, schwielig- 
rinnenförmig, auf dem Rücken mehr oder weniger rauh; Blattnetz 
aus am Grunde rechteckigen, dichten, oben quadratischen und 
kleineren Zellen gewebt; Frucht cylindrisch, länger gestielt, ein- 
zeln gestellt. 

Es gehören hierher die Dierana mit krausen Blättern und 
aufrechter Frucht; die seltenen D. Scottianum Turn. und fulvum 
Hook., sowie das auf die Gebirge allein angewiesene D. montanum; 
Moose, die sich auf den Canarien und auf Teneriffa in D. Cana- 
riense Hpe. und D. erythrodontium Hpe. wiederholen, endlich 
in D. subulifolium Kdbg. von dem moosreichen Vancouver-Island 
im britischen Columbien, sowie in D. Mayrii Broth. aus Japan und 
in D. subreflexum n. sp. aus dem Sikkim-Himalaya, wo es Sulpiz 
Kurz in der gemässigten Region steril sammelte, Verwandte be- 
sitzen; Ersteres durch merkwürdig knieförmig gebogene Stengel 
und auffallend weit zurückgekrümmte, sehr einseitswendig gestellte 
Blätter ausgezeichnet. Alle diese Arten sind jedenfalls Typen 
einer Gruppe, welche von den übrigen auf den ersten Blick ab- 
weicht, wenn man nur obige Diagnose im Auge behält. 7 Arten. 


g) Orthodierana oocarpa. Tracht des Dieran. palustre; 
Blätter mehr oder weniger einseitswendig, mit einer Neigung 
zu aufrechter Stellung, darum sehr abstehend, locker gestellt, 
derb und glänzend, schmutzig-gelb oder braun, aus sehr kurzem, 
schmalem Grunde in eine lange, lanzettlich-pfriemenförmige, ein- 
wärts gewickelte und vielfach gedrehte, ganzrandige Spitze aus- 
gedehnt:; Rippe schmal, auf dem Rücken glatt, die ganze Spitze 
einnehmend: DBlattnetz aus langen, verdickten Zellen mit unter- 
brochenen Wänden gewebt; Frucht auf ziemlich langem Stiele 
aufrecht, vollkommen eiförmig, gleichmässig und kleinmündig, 
mit schief geschnäbeltem Deckelchen, im Alter sich schwärzend 
und mit grösserem Munde; Peristom kurz. 

Diese eigenthümliche Form stützt sich wesentlich auf das 
charakteristische Dieran. Himalayanum Mitt., welches im Sikkim- 
Himalaya zwischen 11—14000 F., aber auch in Kumaon und 
in Bhotan lebt und durch die dieken eiförmigen Früchte sogleich 
ins Auge fällt. Ich kenne eine zweite Art nur noch in dem nahe 
verwandten D. leptocaulon n. sp., welches S. Kurz ebenfalls im 
Sikkim-Gebiete sammelte und sich vom Vorigen durch folia horride 
patentissima sordida minus contorta und den schlaffen, fast winklig 
hin und her gekrümmten Stengel unterscheidet. In Australien 
kenne ich eine viel kleinere Art, die ich kaum anders unterzu- 


296 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


bringen weiss und die sich durch eine kleine, eiförmige Frucht 
auszeichnet, nämlich D. diaphanoneuron Hpe. von der Stirling- 
Range. 3 Arten. 


h) Orthodierana serrata. Tracht des Dieran. scoparium; 
Blätter einseitswendig und gern einen hakenförmig gekrümmten 
Schopf an der Spitze des Stengels bildend, aus lanzettlichem 
Grunde in eine mehr oder weniger lange, schmale, grob gesägte 
Spitze verlängert; Rippe schmal, mehr flach als rinnenförmig, 
auf dem Rücken oben grob gesägt; Blattnetz am Grunde des 
Blattes aus längeren, fast zusammenfliessenden, nach der Spitze 
des Blattes hin immer kürzeren, elliptischen Zellen gewebt; 
Frucht auf langem Fruchtstiele. 

Die hierher gehörigen Arten fallen dem Blatte und ihrer 
Tracht nach so ziemlich mit der Gruppe der Orthodierana bre- 
viseta zusammen, unterscheiden sich aber wesentlich durch die 
lang gestielte Frucht, wodurch sie einen ganz anderen Ausdruck 
annehmen. Doch kenne ich nur wenige Arten aus Indien und 
Australien. Ersteres besitzt D. subreflexifolium m. in der ge- 
mässigten Region (5000 F.) der Khasia-Gebirge, D. lorifolium 
Mitt. in derselben Region, sowie in Bhotan, Kaschmir und Sikkim, 
endlich D. fragile Hook. in der subtropischen Region von Khasia, 
in Bhotan und Nepal. Auf Australien fallen: D. chlorocladum 
n. sp. aus Neusüdwales, sowie D. orthopyxis n. sp. aus der Provinz 
Auckland auf Neuseeland. 6 Arten. 


i) Orthodierana holomitrioidea. Tracht des Dicran. 
scoparium, mit sehr einseitswendigen, sichelförmig gekrümmten 
Blättern und Astspitzen; Blätter aus breitem, eiförmigem, fast 
scheidigem und etwas zusammengerolltem Grunde in eine lange 
schmale, ganzrandige, an den Rändern mehr oder weniger ein- 
wärts gerollte oder an den Rändern zusammenneigende Spitze 
ausgedehnt; Rippe überall ausserordentlich schmal, auf dem Rücken 
sehr glatt; Blattnetz in eine glatte und glänzende Membran zu- 
sammengeflossen, am Grunde des Blattes aus länglichen, nach der 
Blattspitze hin elliptischen Zellen gewebt; Frucht auf mittlerem 
Stielchen völlig eylindrisch, aus einem bis fast zur Kapsel reichen- 
den Holomitrium-artigen Kelche hervorgehend. 

Ich begreife sehr wohl, dass Dozy und Molkenboer die 
einzige Art, welche vorliegende Form bildet, als ein Holomitrium 
dieranoides von Java ansprachen, bis sie von Lacoste zu einem 
Dieranum Molkenboeri gemacht wurde. Denn die Form des 
Kelches erinnert allerdings ganz an Holomitrium; nur dass 
Tracht und Zellnetz völlige abweichen. Wie schon angegeben, 
fällt die Tracht des eigenthümlichen Mooses, das bis jetzt nicht 


Dicranaceae, Gabelzahnmoose. 397 


seines Gleichen hat, völlig mit der eines D. scoparium bis auf 
den Kelch zusammen. 1 Art. 


k) Orthodierana longifolia. Stengel mit mehr oder 
weniger sichelförmig gekrümmter Astspitze; Blätter allermetst 
entschieden einseitswendig, aus schmalem, lanzettlichem Grunde 
allmählich in eine lange, borstenartige, kaum gezähnelte Spitze 
ausgedehnt; Rippe flach, ziemlich breit und allmählich die ganze 
obere Blattspitze einnehmend; Blattmetz am Grunde aus länglichen, 
dann immer mehr aus kürzeren, quadratischen Zellen gewebt; 
Frucht auf ziemlich langem Stielchen, eylindrisch. 

Im Allgemeinen richten sich hier die Arten nach unserem 
europäisch-amerikanischen Dieran. longifolium, an das sich D. 
Sauteri, weniger D. flagellare und viride anreihen, welche beiden 
Letzteren ich aber am besten an diesem Orte unterzubringen 
glaube. In Südamerika kenne ich nur D. macropus Kze. und 
D. microdus Lrtz. aus Chile, sowie D. leptostomoides m. (D. 
erectum Mitt.) aus den Anden von Quito und Bolivia. Indien 
hat dreierlei Formen dazu geliefert: eine von der Tracht des D. 
scoparium in dem sonderbaren nacktmündigen D. gymnostomum 
Mitt. (Solmsia Emodi Hpe.), welches J. D. Hooker 14,000 F. 
hoch in Nepal sammelte, und das später auch Sulpiz Kurz 
im Sikkim-Himalaya traf, zwei Arten von der Tracht eines 
kleinen D. longifolium in D. decipiens Mitt. aus Nepal (11,000 F.) 
und D. integerrimum n. sp. aus dem Sikkim-Gebiete, endlich 
eine Art von der Tracht des D. viride mit ebenso glasartig 
brüchigen Blättern in D. thraustophyllum n. sp. von Java (7500 F.). 
Ganz eigenthümlich steht das kleine, aber niedliche, fast durch 
eiförmig-cylindrische Früchte ausgezeichnete D. Semperi Hpe. 
von den Philippinen da: eine Art Diminutiv von D. scoparium. 
12 Arten. 


l) Orthodierana orthophylla. Rasen kräftig, hoch- 
strebend, meist dicht und gern verfilzt; Stengel mit aufrechtem, 
locker-blätterigem Schopfe; Blätter aufrecht übereinander, aus 
lanzettlichem Grunde in eine lange pfriemenförmige Spitze ver- 
längert, ganzrandig oder doch nur an der äussersten Spitze 
wenig gezähnelt; Rippe flach und breit, auf dem Rücken glatt, 
mitunter sehr locker gewebt, fast schon den Grund des Blattes 
(D. enerve), sonst meist die Blattspitze vollkommen einnehmend; 
Blattnetz unten aus länglichen, in eine glänzende Membran ver- 
schmolzenen, oben allmählich kurzen, vierseitigen Zellen gewehbt; 
Frucht auf längerem Stielchen länglich, an das Cylindrische an- 
streifend. 

Von unseren inländischen Arten ziehe ich D. enerve Thed. 


298 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


(albicans Br. Eur.) und D. strietum hierher, obwohl Ersteres von 
allen Uebrigen durch eine Rippe ausgezeichnet ist, welche fast 
das ganze Blatt einnimmt und darum Gelegenheit gab zu dem 
unrichtigen Namen enerve. Doch wechselt die Rippe bei den 
einzelnen Arten in ihrer Breite oft ganz beträchtlich, so dass 
sie z. B. bei D. Goudotii Hpe. zwar flach erscheint, aber weit 
schmäler am Grunde und nach oben ganz im Zellgewebe ver- 
läuft. Wie aber auch die Rippe beschaffen sein möge, so werden 
doch alle Arten durch die steif-aufrechten Schopfe und Blätter 
sehr kenntlich zusammengehalten und bilden eine scharf begrenzte 
Form. Bis jetzt kenne ich sie nur noch aus der Neuen Welt 
auf dem Andes-Gebirge, und zwar in D. strietulum m. vom 
Paramo de Sonson (10—12,000 F.), D. argyrocaulon m., D. 
deflexicaulon m. und D. reflexisetum ebendaher und aus gleicher 
Höhe. Ferner in D. Goudotii Hpe. von, Tolima und ähnlichen 
Höhen, sonst nur noch in D. rufulum Angstr., von der peruvia- 
nischen Insel St. Lorenzo bei Callao. Wahrscheinlich gehört auch 
das mir nur steril bekannte D. Miquelonense Ren. et Card. von 
der nordamerikanischen Insel Miquelon hierher, sowie D. brachy- 
caulon Kdbg. aus Neuschottland. Alle übrigen Arten fallen auf 
die antarktischen Gebiete: D. leucopterum m. und aciphyllum Hook. 
et Wils. auf das Feuerland, D. tenui-cuspidatum n. sp. auf Süd- 
Georgien. In Patagonien sammelten die Herren Moreno und 
Tonini noch D. syrrhopodontoides m. und D. Toninii m. Wir 
haben es folglich in diesen schönen Moosen nur mit hoch-alpinen 
oder polaren Arten zu thun. 15 Arten. 


m) Orthodicrana dieranellacea. Rasen niedrig und zart, 
nur am Grunde verfilzt; Stengel sehr wenig getheilt, mit sehr 
schwach einseitswendigem, locker-blätterigem Schopfe; Blätter auf- 
recht übereinander, aus lanzettlichem Grunde in eine lange 
pfriemenförmige, etwas sichelförmig gebogene, ganzrandige oder 
gezähnelte Spitze allmählich ausgedehnt; Rippe flach, glatt, die 
sanze borstenförmige Spitze einnehmend; Blattnetz aus langen, 
schmalen, leicht in einander fliessenden Zellen überall gewebt, aber 
am Grunde des Blattes mit sehr flüchtigen, schwer erkennbaren, 
und nur wenigen flachen Blattflügelzellen versehen; Frucht auf 
sehr dünnem, haarförmigem, langem Stielchen aufrecht, sehr schmal 
eylindrisch. 

Alle hierher gehörigen Arten haben ein Dicranella-artiges 
Ansehen, nur dass sie durch die sehr schmale ceylindrische 
Frucht und die freilich sehr schwer erkennbaren Blattflügelzellen 
alsbald abweichen. Von den Arten der vorigen Abtheilung, mit 
denen sie durch die Tracht von Stengel und Blatt etwas ver- 
wandt sind. weichen sie doch sogleich durch die Zartheit aller 


Dicranaceae, Gabelzahnmoose. 399 


Theile ‚ab. Jedenfalls vermitteln sie den Uebergang von Dicra- 
num zu Angströmia als hübsches Bindeglied. Eine einzige Art aus- 
genommen, fällt die Form recht eigentlich auf das Gebirgs- 
System des süd- und mittelamerikanischen Festlandes. Das 
Andes-Gebirge lieferte schon Humboldt und Bonpland eine 
charakteristische, auf bedeutenden Höhen dort weit verbreitete 
Art, D. longisetum Hook., zuerst vom Chimborazo. An diese schliessen 
sich D. macrodon Hook., spiripes m. und strietiusculum m. auf 
den Anden der Ver. Staaten von Columbien an. Aus Mittelamerika 
kenne ich bis jetzt nur D. Pittieri Ren: et Card., D. strigulosum 
n. sp. aus Höhen über 2000 m. in Costarica und D. sublongise- 
tum n. sp. aus Guatemala. Die einzige nicht amerikanische Art 
ist D. arcuatipes n. sp. von der Südinsel Neuseelands, die einen 
etwas veränderten Ausdruck durch ihre vielfach gebogenen Frucht- 
stiele annimmt. In Europa ist diesen Arten nur diejenige Ab- 
theilung der Moose verwandt, welche Schimper als eigene 
Gattung Metzleria von den deutschen uad schweizerischen Alpen 
beschrieb. 8 Arten. 


12. Metzleria Schpr. Syn. Musc. Europ. Ed. II. p. 100, 
als Gattung. Tracht völlig von Dicranella (Schimper sagt: 
von Dicranodontium); Stengel sehr kurz, an der Spitze sprossend, 
am Grunde etwas wurzelnd, aber nicht filzig; Blätter aufrecht. 
aus lanzettlicher, schmaler Basis in eine steife, halb eingerollte, 
pfriemenförmige, kurze Spitze ausgedehnt, überall glatt und glänzend, 
ganzrandig, am scheidenartigen Grunde aus grösseren, lockeren, 
rechteckigen, nach der Spitze hin aus viel kleineren, dichteren 
Zellen gewebt; Rippe sehr breit, die ganze Spitze einnehmend; 
Frucht auf zartem, ziemlich straffem Stielchen aufrecht, aus dem 
Eiförmigen in das Längliche übergehend, mit langem, dünnem 
Deckelchen; Mütze etwas länger als die Frucht, selbige halbseitig 
bedeckend, glänzend und ziemlich breit. 

Ich finde das Moos in keiner Weise typisch von Dieranum 
abweichend. Im Gegentheile nähert es sich der vorigen Gruppe 
so auffallend, dass man allen Grund hätte, es zu ihr zu bringen, 
wenn nicht das Zellnetz des Blattes anders beschaffen wäre. Dass 
es zu Dicranum wirklich gehört, wird durch die cellulae alares 
bezeugt; nur sind dieselben sehr schwierig zu erkennen, da diese 
Zellgruppe aus ein paar kleinen, leicht übersehbaren, auch leicht 
verschwindenden zarten, hellen und flachen Zellen besteht. Sonst 
würde das Moos in keiner Hinsicht von Dicranella zu trennen 
sein. Bisher kennt man diese Form nur in M. alpina, welche 
zuerst auf Torfboden der Bachalpe am Faulhorne, 6500 F. hoch, 
von A. Metzler in Frankfurt a. M., im August 1868 entdeckt, 
später auch auf Moorboden in der Umgebung des Gastl-Sees in 


300 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


den Schieferalpen bei Schöder in Steiermark 1800—2000 m 
hoch von Breidler, auf Torfboden von G. J. Boll auf dem 
schweizerischen Sustenpasse gesammelt wurde. Merkwürdig genug, 
dass ein so charakteristisches Moos so lange unbekannt bleiben 
konnte! Nur Brasilien hat auf der Serra Itatiaia bei 2300 m 
eine zweite Art (M. Brasiliensis) geliefert, die ebenfalls auf 
Sumpfboden wächst. 


73b. Monöcranum C. Müll. n. gen. Einzinken. 


Räschen klein und kissenartig; Stengel kurz und wenig ge- 
theilt, ziemlich kräftig und etwas aufschwellend, am Gipfel nur 
unbedeutend einseitig gekrümmt; Blätter für die Grösse der 
Pflanze kräftig, kurz, locker über einander gestellt, im feuchten. 
Zustande dicht aufrecht, aus länglichkem Grunde zungenförmig 
zulaufend, mehr oder weniger stumpf zugespitzt, kahnförmig hohl, 
mit aufrecht stehenden, ungetheilten Rändern, sehr dünner vor 
der Spitze verschwindender Rippe, grossen, groben Maschen und 
noch grösseren flachen, braunen, parenchymatischen, kräftigen 
Blattflügelzellen; Perichätialblätter am Grunde um den kurzen 
Fruchtstiel herum gewickelt, in eine lange, ziemlich breite und 
kräftige Spitze ausgedehnt; Frucht auf in dem Rasen verstecktem 
Stielchen aufrecht, eylindrisch-eiförmig, diekhäutig; Mundbesatz: 
16 kräftige ungetheilte, nach innen gebogene, fleischige, dunkel- 
rothe, in breite Glieder leicht quergestreifte Zähne, innerhalb des 
Kapselrandes entspringend. Mütze unbekannt. 

Diese neue Gattung hat im Aeusseren einige Aehnlichkeit mit 
Arctoa, wenn man nur an die Frucht denkt; sonst weicht sie 
auch von den Arctoa-Arten sogleich durch die kräftig-stengeligen 
Rasen ab, wie sie durch die ungetheilten Zähne von Dicranum 


augenblicklich unterschieden wird. In manchen Punkten — so 
nach Frucht und Mundbesatz — nähert sie sich Schliephackea, 


die aber alsbald durch kriechende zarte Stengel, gänzlich ver- 
schiedene Blätter und lang zugespitzte, hier und da perforirte 
oder in der Mitte unbedeutend aus einander weichende Zähne, 
im Uebrigen aber durch die äussere Tracht gänzlich zurücktritt. 
Die einzige mir bisher bekannte Art sammelte Dr. H. Hahn im 
Jahre 1886 in Valdivia (Chile), doch so wenig, dass mir die 
Mütze unbekannt blieb. Ich habe sie M. dieranoides genannt. 
SORTE 


74. Schliephackea (. Müll. Linn. 1875. p. 531. 


Rasen Hypnum-artig verwebt; Stengel weithin gleichsam 
kriechend, sehr zart, gewunden, mit kurzen, in ein sehr zartes 


Leptotrichaceae, Haarzahnmoose. 301 


Schöpfehen auslaufenden Aestchen hier und da versehen; Blättchen 
entfernt von einander, wagrecht abstehend, zart, sehr schmal 
linear-pfriemenförmig, aus herablaufendem, den Stengel halb um- 
fassendem Grunde, welcher den Stengel an Breite weit übertrifft 
und mit vielen lockeren, goldgelben und starren oder zerbrechlichen 
Blattflügel-Zellen versehen ist, zusammengewickelt lanzettlich und 
in eine lange rinnenförmige, sehr gesägte Spitze ausgedehnt, auf 
dem Rücken glatt, mit sehr schmaler Rippe; Blattnetz aus langen, 
mehr oder weniger zusammenfliessenden Zellen mit unterbrochenen 
Wänden gewebt; Frucht auf schwanenhalsartig aufrechtem, nur 
wenig aus dem äusserst schmalen und zusammengewickelten 
langen Kelche hervortretendem zartem Stielchen aufrecht, im Alter 
nickend, sehr klein und cylindrisch-eiförmig, gleichmässig, mit 
lang geschnäbeltem Deckelchen, halbseitiger, an der Spitze etwas 
rauher Mütze; Zähne des Mundbesatzes kräftig (16), aus breitem 
rothem Grunde lang pfriemenförmig zugespitzt, ungetheilt, quer 
gerippt, aber am Grunde senkrecht gestrichelt, sehr selten hier 
und da durchbrochen oder in der Mitte etwas aus einander 
weichend, nur niemals Dieranum-artig. 

Dieses zu Ehren meines langjährigen Freundes Dr. Karl 
Schliephacke, Direktors der Paraffın-Fabrik zu Waldau bei 
Osterfeld (Reg.-Bez. Merseburg), jetzt in Naumburg a. S., eines stets 
eifrigen Bryologen,. benannte Moos gehört zu den überraschendsten 
Erscheinungen unter den acrocarpischen Moosen, da es wie ein Hyp- 
num seine Stengel ausstreckt und somit gänzlich von allen übrigen 
Dicranaceen abweicht. Die einzige mir bekannte Art, Schl. pro- 
strata m.,sammelte mir mein unvergesslicher FreundGustavWallis 
aus Detmold in dem südamerikanischen Andes-Staate Antioquia 
auf dem Cerro bei Frontino in einer Erhebung von 8000 F. 
Das Moos, mit keinem anderen vergleichbar, verlängert wesent- 
lich die Reihe der monotypischen Moosgattungen der südamerika- 
nischen Anden und Cordilleren und beschliesst die Gruppe der 
Dicranaceen auf das Anmuthigste. 


19. Gruppe: Leptotrichaceae, Haarzahnmoose. 


Pflanzen heerdenweise beisammen und klein, oder Rasen 
bildend und hoch, gipfelfrüchtig, durch Sprossung ästig oder 
durch fruchtbare Aeste an der Spitze mehrfach getheilt. Blätter 
lanzettlich oder pfriemlich, oft rinnenförmig hohl, mit stielrunder 
oder meist abgeplatteter Rippe. Zellen des Blattnetzes prosen- 
chymatisch, mit parenchymatischen vermischt, locker oder dicht, 
fest, leer, an der Blattspitze nicht selten vierseitig und verdickt. 
Blattflügelzellen fehlend. Frucht eiförmig oder eylindrisch, bald 


302 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


F4 


gebogen, bald steif aufrecht, am Grunde öfters kropfig, mit kegel- 
förmigem oder pfriemlichem Deckel. Archegonien, Antheridien 
und Saftfäden meist wie bei den Gabelzahnmoosen, aber klein. 

Diese Gruppe steht der vorigen in Tracht und Blattbau im 
Ganzen ungemein nahe, weicht jedoch durch den Mangel an jenen 
grossen, oft bauchig herausstehenden und anders gefärbten Blatt- 
flügelzellen von diesen ab. Auch kommen diejenigen Zellen des 
Blattes, deren Wände häufig unterbrochen sind, nicht bei ihnen 
vor, wie bei den Gabelzahnmoosen. Da aber diese Unterschiede 
durchgreifende sind, so bleibt nichts Anderes übrig, als sie auf 
das Strengste zu beachten und beide Gruppen sorgfältig aus ein- 
ander zu halten. 


1. Miütxe conisch oder glockenförmiy. 


75. Brachyodus Fürnrohr (nom. emend. in Br. Germ. II. p. 2), 
Kurzzahn. . 


Pflänzchen heerdenweise beisammen, sehr kurz, einfach oder 
sparsam getheilt; Blätter sehr klein, aus zarterem Grunde pfriem- 
lich verlaufend, stumpf, ganzrandig; Frucht auf kurzem, steif auf- 
rechtem Stielchen aufrecht, winzig eiförmig; Deckel lang zu- 
gespitzt, aufrecht, Mützchen am Grunde lappig geschlitzt, allseitig 
den Deckel bedeckend; Mundbesatz einfach, aus 16 sehr kurzen, 
breiten abgestumpften, unregelmässig zerschlissenen, zarthäutigen, 
blassen, gleichweit entfernt stehenden, fast unter dem breiten 
Ringe verschwindenden Zähnchen bestehend. Blüthenstand ein- 
häusig. 

Die einzige bisher bekannte europäische Art, Br. trichodes 
Fürnr., welche auf feuchtem, schattigem Gesteine der gebirgigen 
Region von ganz Europa hier und da, gewöhnlich im tiefen 
Schatten der Wälder lebt und sehr viele Aehnlichkeit mit den 
Seligeria-Arten besitzt, galt, als sie entdeckt wurde, für peristom- 
los, weil man den Mundbesatz über dem breiten Ringe übersah, 
und so kam es, dass sie zuerst als ein Gymnostomum aufgefasst 
wurde. Es geschah das ebenso von Weber und Mohr, welche 
das Moos am Rehberger Graben im Oberharze entdeckten, in 
ihrem Botanischen Taschenbuche für 1807, wo sie das Moos 
G. trichodes nannten, als auch von Smith, welcher es zuerst 
als G. Davallianum begrüsste, da es von einem Herrn Davall 
in der Schweiz entdeckt wurde und 1802 mit dessen Sammlung 
in den Besitz von Smith kam. Dann wanderte das niedliche 
Moos durch Schwägrichen zu Anoectangium, durch Hooker 
und Taylor sogar zu Weisia, für die es nach der Bryologia 


Leptotrichaceae, Haarzahnmoose. 303 


Germanica sogar einen Uebergang bilden sollte, während die Vf. 
der Engl. Bot. es wieder als eine Grimmia betrachteten. So 
wanderte es hin und her, bis es schliesslich durch Fürnrohr, 
einen Schüler von Bruch, den aber Schimper eines Plagiates 
an Bruch bezüchtigt, zu einer eigenen Gattung erhoben wurde, 
die er nach Bruch’s Herbar-Notizen Brachydontium, später 
Brachyodon nannte, das die Bryologia Germanica aber in Brachy- 
odus umänderte. Für Schimper bildet die Gattung sogar eine 
eigene kleine Familie, die der Brachyodonteae, welche aus Brachy- 
odus und Campylosteleum besteht und bei ihm zuerst Campyloste- 
leaceae hiess. Eine zweite Art wurde seltsamer Weise erst auf 
der Cordillere von Bogotä in Columbien von Alexander Lindig 
am Anfange der 60er Jahre entdeckt und von Hampe Br. flexi- 
setus genannt. Eine dritte Art ist seit 1897 von der brasiliani- 
schen Serra Itataia (2000 m alt.) bekannt, nämlich B. bruchioi- 
des m. 


76. Campylosteleum Bryol. Eur. Fasc. 29—30, 
Krummstielchen. 


Pflänzchen wie vorher, ebenso die Mütze;, Mundbesatz ein- 
fach, aus 16 Zähnen bestehend, welche auf einer netzförmigen, 
empor gehobenen Haut gleichweit entfernt stehen, bei einer lanzett- 
lichen Form gabelig getheilt und purpurroth gefärbt sind; Ring 
ebenfalls vorhanden und breit. Blüthenstand einhäusig. 

Diese niedliche Gattung ist gleichsam eine Combination von 
Angströmia den Zähnen nach und von Brachyodus der Haube 
nach und besteht aus zwei europäischen Arten, von denen nur 
die älteste ©. saxicola Bryol. Eur. dem Namen entspricht, indem 
die Zweite, erst in neuerer Zeit vom Grafen Herm. zu Solms- 
Laubach in Algarve entdeckte, einen steif aufrechten Frucht- 
stiel besitzt. Von der Dritten weiter unten. Auch diese Moose, 
wenigstens das Erstere, haben das Geschick von Brachyodus er- 
lebt, bald zu Dryptodon und Campylopus von Bridel, bald zu 
Dieranum von Weber und Mohr, bald zu Weisia von Bridel 
oder zu Grimmia von Schwägrichen herum geworfen zu sein. 
Die portugiesische Art hat doch wenigstens nur erlebt, von 
Schimper zuerst Weisia Welwitschi genannt zu werden. Der 
Wohnort ist derselbe wie bei Brachyodus. Sonderbar genug ge- 
staltet sich bei der letzteren Gattung das Verhältniss des Frucht- 
stieles ganz ebenso, wie bei Campylosteleum, indem die euro- 
päische Art einen steif aufrechten, die columbische einen Cam- 
pylopus-artig gekrümmten Fruchtstiel besitzt. Ebenso sonderbar 
ist es, dass abermals im Systeme der Anden eine südamerika- 


304 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


nische Art erscheint, das C. Venezuelanum Dz. et Mb. aus der 
Umgegend von Caracas. Auch diese Art hat einen an der Spitze 
gekrümmten Fruchtstiel und einen breiten Ring. 3 Arten. 


77. Eceremidium Hook. et Wils. Lond. Journ. of bot. 1846. 
p. 450, Hängefrucht. 


Pflänzchen sehr winzig, von der Tracht eines Sclerästomum, 
mit kurzen, stielrunden Stengelchen (caulibus julaceis) und sehr 
winzigen angedrückten, gerippten Blättchen von der Structur 
jener Astoma; Frucht auf wenig über den Kelch gehobenem ge- 
krümmtem Stielehen hängend, klein, nacktmündig, in der Mitte 
aufspringend und mit dem Deckelchen fest zusammenhängend; 
Haube winzig, glockenförmig. 

Bisher nur West-Australien angehörig, kommen am Schwanen- 
flusse nur zwei Arten vor, welche der englische Reisende James 
Drummond daselbst entdeckte: E. arcuatum Hook. et Wils. und 
E. pulchellum eor. Wer keinen generischen Werth auf das Ge- 
schlossenbleiben der Moosfrucht legt, hat dieselben mit Bruchia 
zu vereinigen, was mir jedoch höchst unnatürlich erscheinen 
würde. 2 Arten., 


78. Garckea (Ü. Müll. in Bot. Zeit. 1845. p. 865. 


Zu Ehren des Berliner Botanikers Professor Dr. August 
Garcke benannt. Pflänzchen Astomum-artig, heerdenweise oder 
auch in lockeren Räschen bei einander; Frucht stets sitzend, auf- 
recht, cylindrisch-länglich, mit aufrechtem, am Grunde auf- 
schwellendem Deckel und doppeltem, nicht zurück rollbarem Ringe; 
Haube glockenförmig, den Deckel bedeckend, gewöhnlich warzig; 
Mundbesatz einfach; Zähne 16, lanzettlich, nur am Grunde mit 
wenigen Querbalken versehen, in der Mitte etwas auseinander 
weichend, ohne etwa gabelartig getheilt zu sein. Blüthenstand 
zweihäusig. 

Der Typus dieser schönen Gattung ist schon: seit 1830 be- 
kannt, wo der ältere Hooker die erste Art als Dicranum phas- 
coides aus Indien beschrieb, wo sie sich als Küstenmoos sowohl 
in Bengalen, als auch bis Birma, auf Java und Sumatra findet, 
ursprünglich aber von Wallich bei Sylhet in Indien entdeckt 
wurde. Erst ein halbes Jahrhundert später kam eine zweite Art 
(G. Bescherellei m.) von Reunion (Bourbon), und bald darauf eine 
dritte (G. Hildebrandti m.) von der Insel Nossi-be in der Nähe 
Madagascars, eine vierte im Jahre 1884 von Old-Calabar am 


Leptotrichaceae, Haarzahnmoose. 305 


Niger (G. Mönkemeyeri m.), welche den Verbreitungskreis der 
bis dahin rein indischen Gattung bis nach dem westlichen tropi- 
schen Afrika ausdehnt, ohne ihr jedoch den litoralen Charakter 
zu nehmen. Sämmtliche Arten tragen ein so übereinstimmendes 
Gepräge an sich, dass man sie auf den ersten Blick als zu- 
sammengehörig erkennt und sorgfältig zu sichten hat, sie von 
einander zu unterscheiden. Vielleicht vegetiren die noch nicht 
bekannten Arten auf den molukkischen Inseln, auf Neu-Guinea u.s.w. 
Sehr eigenthümlich ist der Bau des Stengels insofern, als er sich, 
obwohl so niedrig und unbedeutend, an der Spitze dichotomisch 
in mehrere fruchtbare, kurze Aestchen verzweigt. Die Rippe des 
Blattes pflegt auf dem Querschnitte flach oder nur wenig über 
die Blattfläche des Rückens schwielig empor zu ragen. Die 
Kelchblätter wickeln sich, scheidig am Grunde, um die Frucht. 
4 Arten. 


2. Mütxe halbseitig. 


79. Seligeria Bryol. Eur. Fasc. 33—36; zu Ehren des schlesi- 
schen Botanikers Pfarrer Seliger benannt. 


Pflänzchen heerdenweise, seltener rasig beisammen, sehr 
winzig und einfach; Blättchen wenig, lanzettlichpfriemlich oder 
auch abgerundet, mit einer die obere Spitze einnehmenden oder 
vor der Spitze abgebrochenen Rippe und sehr winzigem Gewebe; 
Frucht auf steif aufrechtem Stielchen aufrecht, birn-eiförmig, 
meist grossmündig, mit kegelförmigem oder pfriemlichem Deckel- 
chen, aber auch cylindrisch und etwas gekrümmt; Haube klein, 
halbseitig; Mundbesatz fehlend oder einfach: Zähne 16, gleich 
weit entfernt stehend, lanzettlich, sehr flach, orangenfarbig, ge- 
gliedert oder sehr glatt, bei der Abtheilung Leptotrichella auch 
durchbohrt und spaltbar oder von einer Mittellinie durchfurcht, 
darum in der Mitte spaltbar. Blüthenstand bei allen einheimischen 
Arten einhäusig. 


1. Euseligeria C. Müll. Pflanzen sehr klein mit pfriem- 
lichen Blättern; Frucht ei- oder birnförmig. 

Bei Schimper bildet diese niedliche und charakteristische 
Gruppe den Typus einer eigenen Familie Seligeriaceae mit 2 Gat- 
tungen: Anodus und Seligeria. Ersterer beruht auf der nackt- 
mündigen Seligeria Doniana, Letzterer zählt 7 europäische Arten: 
S. pusilla, calcarea, tristicha, recurvata, subcernua, diversifolia 
und crassinervia. Diesen von Schimper aufgeführten Arten 
kann noch S. acutifolia Ldbg. aus Derbyshire in England bei- 
gefügt werden. Selbst das polare Spitzbergen ergab dem schwe- 

C. Müller Hal. Genera muscorum. 20 


306 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


dischen Bryologen S. Berggren im Jahre 1868 noch eine sehr 
bestimmte Art (S. polaris Berggr.), die wirklich kleine Räschen 
auf Schieferstücken bildet, die von Schneewasser überrieselt 
werden. Nordamerika besitzt in S. campylopoda Kdbg. Canadas 
eine eigene Art. Alle diese Arten gehören mehr oder weniger 
dicht zusammen und bilden jedenfalls nur eine einzige Gruppe. 
Vielleicht gehört auch S. crassinervia Hpe. n. sp., welche Sulpiz 
Kurz an Kalkwänden bei Singapore sammelte, noch hierher; 
doch besitze ich von dieser Art mit eylindrischer, sehr schmaler 
Frucht und schief geschnäbeltem Deckelchen zu wenig, um ein 
endgiltiges Urtheil abzugeben. 12 Arten. 


2. Globulina C. Müll. Pflänzchen sehr winzig, äusserst 
flache, d. i. kurze Räschen bildend; Stengel mit nur wenigen, dicht 
in ein Kügelchen angepressten Blättchen, einfach; Blätter ei- 
törmig, löffelförmig hohl, sehr abgerundet abgestumpft; Rippe 
kräftig, an der Spitze des Blattes abgebrochen; Frucht länglich- 
eylindrisch, etwas geneigt, mit Ring und kegelförmig zugespitztem 
Deckelchen. 

Das niedliche Pflänzchen, welches diesen Typus begründet, 
nämlich Seligeria globifera Hpe., welche Strebel in den 60er 
Jahren an Kalkfelsen bei Veracruz in Mexiko sammelte, hat ganz 
die Tracht eines kleinen Trichostomum, etwa des T. obtusifolium 
Hpe., mit welchem es zusammen wächst, oder auch der Anaca- 
lypta cespitosa Bruch. Nur die einfachen kurzen Zähne ohne 
jede Theilungslinie und das aus winzigen, verdickten, elliptischen 
Zellchen gebildete Blattnetz entfernen das Moos davon und stellen 
es allerdings wohl am besten zu Seligeria, wie Hampe 1870 in 
der Bot. Zeitung (No. 4) that. Es leitet vielfach schon zu Lepto- 
trichella über. Ein zweites Moos von höchster Aehnlichkeit (Gl. 
Boliviana m.) wurde von W. Germain 1889 in dem Hochlande 
von Cochabamba gesammelt, konnte aber noch nicht in Bezug 
auf sein Peristom untersucht werden, da die Früchte noch unreif 
waren. 2 Arten. 


3. Leptotrichella C. Müll. Syn. Muse. I. p. 421. Pflänzchen 
höher, in allen Theilen grösser, als die vorigen Moose; Zähne 
des Mundbesatzes lanzettlich-pfriemlich, in der Regel durch eine 
Mittellinie gefurcht, an welcher die Zähnchen manchmal aus- 
einander treten. | 

Ich fragte schon in der Synopsis Muscorum, ob die hierher 
gehörigen Arten nicht etwa eine eigene Gattung bildeten? Wenn 
ich jedoch bedenke, wie innig sie wieder mit echten Seligerien, 
z. B. S. recurvata, zusammenhängen, so habe ich auch heute 
nicht den Muth, sie anders zu trennen, als durch eine eigene 


Leptotrichaceae, Haarzahnmoose. 307 


Abtheilung. Sie gehören bisher nur den wärmeren Zonen an. 
Davon kommen $. Kunzeana m., Lindigiana Hpe., globicarpa m., 
rostrata m. auf das Anden-System Mittel- und Südamerikas, S. 
gymnostoma n. sp. als nacktmündige Art auf die Cordillere von 
Peribebui in Paraguay, S. Miqueliana m. auf Java und Borneo, 
S. flaceidula Mitt. (sub Leptotricho) auf die Fidschi-Inseln, S. 
Hawaiica n. sp. auf die Sandwich-Inseln, S. Mönkemeyeri m. auf 
das Niger-Gebiet in Westafrika. Die Synopsis kannte ausserdem 
noch eine S. longirostris m. vom Schwefelberge auf Guadeloupe, 
eine S. pallidiseta m. auf Madagascar und eine S. pallens m. in 
West-Australien. Alle diese Arten weisen sehr bestimmt auf die 
Dicranella-Arten hin, stehen denselben aber an Zahl beträchtlich 
nach. Einige von ihnen haben einen Fruchtstiel, welcher gern 
gekrümmt ist, wie bei Campylopus. 12 Arten. 


80. Trochöbryum Breidler et Beck in den Verhandl. d. k. k. 
zoolog. bot. Gesellsch. in Wien, 1884. p. 105. t. 3; Töpfer- 
scheibenmoos. 


Pflänzchen sehr winzig, ganz von der Tracht der Euseli- 
geriae; Blätter aus kurzem, locker gewebtem Grunde in eine 
sehr lange, von der starken Rippe gebildeten Granne plötzlich 
verlängert; Frucht auf fleischiger dicker Borste aufrecht, klein, 
halbkugelförmig, dickhäutig, mit unbestimmtem, kurzem Halse, im 
getrockneten Zustande und entdeckelt scheibenförmig zusammen 
gepresst; Deckel halbkugelig-conisch, mit dem Säulchen ver- 
wachsen; Haube Deckel und halbe Frucht bedeckend, halbseitig; 
Mundbesatz: 16 gleich weit stehende, hygroscopische, breite, ab- 
gebrochene, durch viele Querbalken gegliederte Zähne. Blüthen- 
stand einhäusig, männliche Blüthe auf basilarem Aestchen ter- 
minal. 

Trotz der sehr nahen Verwandtschaft zu Euseligeria eine 
sehr eigenthümliche Gattung, welche sich durch die merkwürdigen 
zurückgeschlagenen, langgrannigen Blätter und die abgebrochenen 
breiten Zähne des Peristomes, sowie durch die Fruchtform aus- 
zeichnet. Die einzige bisher bekannte Art, Tr. Carniolicum Br. 
et Beck, entdeckte Pfarrer S. Robit& im Mai 1882 an zeit- 
weise überrieselten Steinen im Dobliza-Graben am Ulrichsberg 
in Krain. Ein echtes Karst-Moos, welches sich in der Karst- 
formation auch weiter finden dürfte! 


20* 


308 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


81. Tremätodon Rich. in Fl. Amer. Bor. Michx. II. p. 289; 
Löcherzahn. 


Pflänzchen niedrig, einfach, von der Tracht einer Dicranella 
oder eines Leptötrichum; Blätter aus scheidigem Grunde in eine 
mehr oder weniger lange, schmale, rinnenförmig hohle, oft ab- 
gestumpfte Spitze ausgedehnt; Rippe schmal, auslaufend oder ver- 
schwindend, oberhalb rinnenförmig hohl; Frucht auf ziemlich er- 
hobenem Stielchen aufrecht, aus längerem, sehr schmalem, oft 
kropfigem Halse in eine eiförmige oder eylindrische Büchse über- 
gehend, mit schief geschnäbeltem Deckel; Mundbesatz fehlend 
oder unvollständig oder einfach: Zähne 16, am Grunde verbunden, 
aufrecht, lanzettlich, durch Querbalken gegliedert, längsgestreift, 
körnig, purpurroth, spaltbar, mit mehr oder weniger auseinander 
tretenden Schenkeln, daher wie durchlöchert; Mützchen halbseitig. 
Blüthenstand einhäusig; Frucht am Halse mit Porenspalten ver- 
sehen, sonst mit breitem Ringe. 

Dieser sehr eigenthümliche Typus reicht fast über die ganze 
Erde und ist ebenso innerhalb der alpinen Region (Tr. brevi- 
collis), wie innerhalb der warmen und heissen Zone in allen 
Welttheilen zu Hause. Sonderbar genug bleibt er sich aber so 
gleich, dass schon eine sorgfältige vergleichende Untersuchung 
dazu gehört, die einzelnen Arten scharf von einander zu trennen. 
Mindestens bleiben sie sich in Bezug auf das ausschlaggebende 
Organ, die Frucht, vollkommen ähnlich, variiren hierin sehr wenig, 
und verlegen ihre Unterschiede mehr in die Form und das Ge- 
webe des Blattes. In erster Beziehung stellen sich die Blätter 
aufrecht oder schlagen sich sparrig zurück, entwickeln sich im 
seltensten Falle zu einer höchst schmalen, pfriemlichen Fläche, 
gehen aber in den meisten Fällen aus dieser zugespitzten Form 
in eine mehr zungenförmige über, welche bei Tr. latifolius, mehr 
noch bei T. firmifolius, die grösste Breite erlangt. In letzter 
Beziehung setzen sich die Blätter bei den meisten Arten aus 
etwas lockeren, quadratisch-prosenchymatischen Zellen zusammen, 
werden jedoch bei einzelnen Arten sehr locker-, bei anderen ver- 
diekt-maschig. Sonst liegen die übrigen Unterschiede in der 
Art des Blattrandes und ähnlichen nebensächlichen Dingen. 
Eigentliche Gruppen, wie bei anderen Gattungen, finden sich bei 
Trematodon nicht; nur kann man die Arten dennoch in zwei 
Gruppen nach dem Peristome bringen. Denn es ist allerdings 
zu beachten, dass diejenigen Arten, welche entweder nacktmündig 
sind oder ein vollständiges Peristom haben, auch eine gewisse 
äusserliche Aehnlichkeit besitzen, indem sie zu den kleinsten der 
Gattung gehören, die kürzesten Fruchtstielchen und kurze ei- 


Leptotrichaceae, Haarzahnmoose. 309 


förmige, kurzhalsige Früchte ansetzen. Ich bezeichne diese letzten 
Arten mit 


1. Gymnotrematodon C. Müll. Pflänzchen sehr niedrig, 
mit kurzem Fruchtstiele, kurzer eiförmiger, kropfloser oder kaum 
kropfiger Frucht; Mundbesatz fehlend oder als kurzes Häutchen 
nur angelegt. 

Die älteste bekannte Art ist Tr. paradoxus Hsch. in feuchten 
und schattigen Schluchten des Tafelberges am Cap der guten 
Hoffnung, wo ihn Ecklon fand. Für Afrika gehören Tr. nudus 
n. sp. von Kamerun, Tr. Pechueli m. vom Stanley-Pool am Congo 
und Tr. minutissimus n. sp. (Tr. paradoxus Bescher.) von Reunion 
mit Sicherheit hierher, unsicher aber Tr. reticulatus m. von 
Madagascar, den ich nicht mit reifer Frucht kenne. Dagegen 
hat der winzige Tr. platybasis n. sp. von Madagascar, dessen 
kleine Blätter die breiteste Basis haben, entschieden kein Peri- 
stom. Für Indien sammelte Bernhard Schmid auf den Neil- 
sherries Tr. Schmidi m. mit unvollständigem Mundbesatze. Bra- 
silien hat wieder eine völlig nacktmündige Art in Tr. gymnosto- 
mus Ldbe. (Tr. anomolus Hpe.) in Caldas, Rio de Janeiro und 
Lagoa Santa, sowie eine Bruchia-ähnliche Art (Tr. Serrae n. sp.) auf 
der Serra Geral in Sa. Catharina, eine sehr stumpfblätterige Art 
(Tr. lato-obtusus n. sp.) in S. Paulo, eine breitblätterige Art in 
Tr. lacustris m. in Goyaz und eine merkwürdig kleine, mit sehr 
breiten und zungenförmig abgestumpften Blättern (Tr. hetero- 
phyllus m.) auf der Serra de Caraca, welche fast alle Ernst 
Ule sammelte. Mittelamerika gab Tr. nitidulus Schpr. für Mexico, 
wo er von dem unglücklichen Frederic Müller 1856 auf dem 
Orizaba gesammelt wurde, und Tr. minutulus n. sp. für Costa 
Rica, wo ihn Dr. Polakowsky 1875 unter anderen Moosen 
nur in einem einzigen Exemplar fand, so dass er noch unsicher 
ist. In Montevideo endlich entdeckte Professor Arechavaleta 
1877 den Tr. latifolius n.sp., ebenfalls noch etwas unreif. Jeden- 
falls sind alle diese Arten von den übrigen wegen der Nacktmündig- 
keit ihrer Frucht fern zu halten. 15 Arten. 


2. Eutrematodon C. Müll. Pflänzchen höher, mit längeren 
Fruchtstielen, längerem Fruchthalse, deutlicherem Fruchtkropfe, 
längerer Frucht von mehr cylindrischer Form und ausgebildetem 
Mundbesatze. 

Von den vielen bekannten Arten waren natürlich die euro- 
päischen die zuerst entdeckten, obenan Tr. ambiguus Hsch., seit 
1819 zur Gattung erhoben, nachdem derselbe bei Hedwig ein 
Dieranum, bei Linn& noch ein Mnium setaceum gewesen war. 
Doch kam Tr. brevicollis Hsch. unserer Alpen erst in- dritter 


310 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Reihe, da Tr. longicollis der südlichen Ver. Staaten und des 
Mittelmeer-Gebietes früher entdeckt und als Cynontodium trema- 
todum P. B. genannt wurde. In der Synopsis Muscorum fügte 
ich selbst diesen drei ältesten Arten noch drei neue hinzu: Tr. 
acutus und paucifolius, Beide von Java, sowie Tr. reflexus aus 
Brasilien, nachdem Hornschuch noch einen Tr. erispatissimus 
in Brasilien, freilich gleichzeitig auch in Java und als Abart, 
angegeben hatte. DBesagte Arten sind nun bis heute in meiner 
Sammlung auf 28, die eben genannten inbegriffen, gestiegen, und 
diese vertheilen sich, wie folgt: auf Mexico Tr. uncinatus m., auf 
Venezuela Tr. Fendleri m., auf Brasilien Tr. reflexus m., vagi- 
natus m., squarrosus m., sylvestris n. sp., aureus n.sp., crispatis- 
simus Hsch., auf Montevideo und Paraguay, Tr. palettifolius m. 
Auf Indien kommen acht Arten, und zwar auf Bengalen Tr. in- 
dieus Mitt, auf Ceylon Tr. Ceylonensis m., auf den Sikkim. 
Himalaya, Nepal und Birma Tr. conformis Mitt, auf Sikkim 
allein Tr. Hookeri m. und megapophysatus, auf Java Tr. pauei- 
folius m. und acutus m., welch Letzterer auch auf den Neil- 
gherries erscheint, in Tongking Tr. pygmaeolus n. sp., und Tr. 
Tonkinensis Bescher., in Birma Tr. Kurzii Hmp., auf Formosa 
Tr. Formosae n. sp. In Afrika fanden sich folgende Arten: für 
die Insel Sn. Thome an der tropischen Westküste Tr. flexifolius 
m., für Vietoria an derselben Küste Tr. Victoriae n. sp., für 
Reunion Tr. Borbonicus Bescher. und subambiguus ej., für die 
Comoren-Inseln Tr. pallidens m., und Hildebrandti m. für die 
madagassische Insel Nossi-b& Tr. latifolius m. (pallidens Bescher.), 
für das centrale Madagascar Tr. firmifolius n. sp., und Tr. lacu- 
nosus Ren. et Card., für Südafrika Tr. ligulatus Rehm. Für die 
Tahiti-Inseln wies J. Angström seinen Tr. pacificus nach, während 
ich selbst für Oceanien noch einen Tr. latinervis n. sp. und Tr. 
squarrosulus n. sp. der Hawaii-Inseln und einen Tr. Novae 
Hannoverae n. sp. auf Neu-Hannover und Neu-Caledonien hinzu 
zu fügen habe. Für Australien wies Mitten zuerst den mir un- 
bekannten Tr. flexipes Mitt. auf Tasmania nach, wozu ich Tr. 
longescens n. sp. in Neusüdwales, Tr. Baileyi Brother. von der 
Ker Range in Queensland mit sparrigen Blättern, Tr. brachyphyllus 
n. sp. aus Queensland mit sehr kurzen Blättern, Tr. arcuatus 
Mitt. und Tr. integrifolius n. sp. von Neuseeland zu bringen 
habe. Für das tropische Amerika hatte übrigens Mitten noch 
drei mir unbekannte Arten in seinen Muscis Austro-Americanis 
angegeben: Tr. brachypus Mtge. in Brasilien, Tr.- brevirostris 
Hpe. in der Cordillere von Bogota und Tr. humilis Mitt. in den 
Anden von Quito. Alles in Allem werden folglich bis heute 
54 Arten für die ganze Gattung, d. i. ihrer beiden Gruppen, be- 
kannt sein, und es bleibt merkwürdig, dass manche Länder so- 


Leptotrichaceae, Haarzahnmoose. 311 


wohl die Form mit aufrechten, als auch mit sparrigen Blättern 
gleichzeitig besitzen, wie Brasilien und die Hawaii-Inseln. 


82. Leptötrichum Hmp. Linnaea 1847. p. 74, Haarzahn. 


Pflanzen theils Dieranum-artig, theils eigenthümlich, oft stark 
an Dicranella oder auch an Cerätodon erinnernd; Frucht ge- 
wöhnlich auf hohem und dünnem Stielchen aufrecht, mehr oder 
weniger cylindrisch oder eiförmig, mit meist langem, aufrechtem 
Deckel und eingeengtem Munde; Mütze halbseitig, schmal, oft 
gedreht; Mundbesatz einfach oder fehlend: Zähne 16, gleichweit 
entfernt stehend, pfriemlich, wimperförmig, straff aufrecht, durch 
eine Mittellinie gefurcht oder in Wimpern gespalten, dann 32 
paarweis verbunden, am Grunde in eine mehr oder minder empor 
gehobene Haut zusammengeflossen, röthlich. Blüthenstand ein- 
oder zweihäusig. 

Es ist geltend gemacht worden, den Namen Leptötrichum zu 
ändern, weil es schon eine Pilzgattung dieses Namens gebe. Ich 
kann mich für eine solche Aenderung nicht erwärmen, da dieser 
Einwurf sehr wenig ins Gewicht fällt, indem es ja durchaus nichts 
schadet, denselben Namen in verschiedenen grossen Familien, wie 
unter den Moosen und Pilzen, zu haben. Ich ziehe hierher nach 
dem Vorgange von Mitten (Journ. of the Linn. Soc. 1860, p. 66) 
auch die von Hooker und Wilson aufgestellte Gattung Lophiodon 
(Syn. Muse. I. p. 455) und gebrauche seine weitere Nomenclatur, 
indem ich das australische Moos, welches jene L. strietus nannten, 
jetzt als Leptotrickum Australe Mitt. anerkenne. Meist wurden 
die älteren Arten bei Trichöstomum, Didymodon und selbst bei 
Weisia untergebracht. Noch 1853, als ich „Deutschlands Moose* 
veröffentlichte, war es mir nicht möglich, das kleine über die 
ganze Erde verbreitete Heer der Leptötricha in weitere Gruppen 
zu spalten; heute dagegen schlage ich folgende vor: 


1. Campylodium C. Müll. Pflanzen etwa zollhohe, lockere 
Räschen bildend, mit schmalen, langen, gebogenen Blättern; Frucht- 
stiel ziemlich niedrig, Campylopus-artig gekrümmt; Frucht klein 
und eiförmig. 

Bisher kenne ich von diesem niedlichen Typus nur L. Horn- 
schuchii m. von St. Helena, und dieses zierliche Moos entspricht 
unter Leptötrichum etwa dem Campylopus unter Dicranum, am 
meisten aber dem Microcampylopus. 1 Art. 


2. Glaucodium C. Müll. Saelania I.dbg. als Gattung 
Pflanzen lockere Rasen bildend, mit blau bereiften, kurzen, etwas 


312 Acrocarpi, Gipfelfrüchler. 


gedrehten, linear-lanzettlichen Blättern und kurzer, eiförmiger 
Frucht auf ziemlich kurzem, rothem Stielchen. 

Auch dieser Typus steht ganz ausnahmsweise da, und zwar 
durch die blau bereiften Blätter, welche den Rasen ein höchst 
eigenthümliches Ansehen geben. Es gehört eben das merkwürdige 
L. glaucescens Hpe. hierher, das bis heute völlig isolirt unter den 
acrocarpischen Moosen stand. Ich bin aber in der Lage, ihm 
eine zweite Art an die Seite zu stellen, die ihm täuschend gleicht, 
jedoch ohne allen Zweifel selbstständig besteht: L. subglaucescens 
n. sp.; eine Art, welche D. D. Baldwin 8000 F. hoch auf East 
Maui bei Haleakala innerhalb der Hawaii-Inseln entdeckte. Mit 
der Entdeckung dieser zweiten Art war auch die Begründung 
einer eigenen Gruppe dringend geboten. 2 Arten. 


3. Ditrichum Timm Flor. megap. 1788, p. 177. Pflänzchen 
niedrig, einfach, mit kürzeren, oft einseitswendigen, aber aufrechten, 
lanzettlich-pfriemlichen, oft gekräuselten Blättern; Rippe ziemlich 
breit, rinnenförmig, auslaufend oder die ganze Blattspitze einnehmend. 

Hierher gehört eine ganze Reihe zierlicher Arten, welche 
theils Europa, theils Nordamerika angehören oder beiden gemein- 
schaftlich sind: L. homomallum, pallidum, tortile, nivale Schpr., 
vaginans, tenue, subulatum, Knappii Jur. aus Slavonien, wahr- 
scheinlich auch das mir unbekannte L. arcticum Schpr. und L. 
Schimperi Lesq. aus Californien, welches dem L. pallidum am 
nächsten steht. Der Typus verliert sich auch in das centrale 
Amerika: nach Mexico durch L. Mexicanum Schpr. und lepto- 
carpum ej., nach Costa Rica durch L. Costaricense m. und tenui- 
setum n. sp. Selbst dem Andesgebirge ist der Typus nicht fremd 
durch L. rufescens Hpe. in der Cordillere von Bogotä, durch L. 
crispatulum n. sp. von Tovar in Venezuela (1800 m) und ein 
paar Arten, welche Mitten unter Cynontodium aufführt: L. australe 
Mitt. und gracile ej. Das äquatoriale Brasilien kennt ihn in L. 
Paulense Geh. et Hpe. von San Paulo, in L. subrufescens Broth. 
in Minas Geraös, L. Ulei n. sp. und L. campicolum n. sp. auf 
der Serra Geral in Sa. Catharina, in L. Wrightii n. sp. auf Cuba, 
Chile in L. affine m. Asien hat bisher nur wenige Arten er- 
geben: so Japan L. arcuatum Geh. n. sp., Ceylon und Neilgherri- 
Gebirge L. plicatum Mtge., Sikkim L. Emodi n. sp. (4—7000 F.), 
L. apophysatum Hpe. (3—9000 F.), laxissimum Mitt., tortipes ej., 
Nepal L. Nepalense n. sp. (L. tortile Mitt.) bei 13,000 F. Er- 
hebung, Java L. difficile (Dub. sub Trichostomo), die Philippinen 
L. plagiacron m. Sehr eigenthümlich ist L. Schmidii m. (sub 
Ängströmia), eine nacktmündige Art aus den Neilgherries und 
ebenso L. amoenum Mitt. (sub Cynontodio), von Ceylon. Für 
Afrika lernten wir kennen: aus dem Caplande L. Capense m., 


Leptotrichaceae, Haarzahnmoose. 313 


L. dolichopodum Rehm., von den Goldminen am Spitzkop in Trans- 
vaal L. brevifolium n. sp., von Reunion L. Boryanum m., von 
Madagascar L. leptorrhynchum Schpr. Australien endlich hat 
ganz ähnliche Formen aufzuweisen: auf Tasmania L. strietius- 
culum n. sp., L. Oldfieldi Mitt., laxifolium (Hook. et Wils. sub 
Trichostomo) und cylindricarpum m., auf Neuseeland L. setosum 
Hook. et Wils. s. Trichost.), auf Neu-Caledonien L. Pancheri 
n. sp. (L. Boryanum Bescher.), auf dem australischen Festlande 
L. viride n. sp. von Queensland und vom Richmond-River in 
Neu-Süd-Wales, L. semilunare n. sp. von Gippsland, Hume-River 
und Upper-Yarra-River, L. Mülleri Hpe. von Victoria bis Queens- 
land, und L. subbrachycarpum n. sp. von den Grampians, sowie 
L. brachycarpum m. von den Blue Mountains in New South Wales. 
50 Arten. 


4. Aschistodon Mtge. Ann.d.sc. nat. 1845, IV. p. 109. Rasen 
höher und dichter, oft ganz verfilzt; Pflanzen schlank, einfach oder 
durch aufrechte Aestchen verzweigt; Blätter aufrecht, aus lanzett- 
lichem Grunde mehr oder weniger lang pfriemenförmig zugespitzt, 
häufig am Gipfel des Aestchens zusammen gewickelt oder doch 
dichter und mehr pinselförmig oder auch etwas schopfartig zu- 
sammen gedrängt und gern sichelförmig gekrümmt. Sonst wie vorher. 

Im Allgemeinen liefert unser einheimisches Leptotr. flexicaule 
den Typus zu dieser hübschen Abtheilung, welche die Riesen der 
Gattung in sich schliesst. Was mein längst verstorbener Freund 
Dr. Camille Montagne in Paris Aschistodon nannte, ist eine 
ganz ähnliche einfache Form, die bei seinem A. conicus (Lept. 
Montagnei m.) aus Chile nur in allen Theilen kleiner ist. Da- 
gegen fügen sich L. plumosum m., von der Silla de Valencia in 
Venezuela, und L. Bogotense Hpe. von der Cordillere de Bogotä 
(2900 m) eng an unsere europäische Art; nur L. neurophyllum 
Spruce vom Cordovasto in den Anden von Quito (11,000 F.) und 
L. Serrae n. sp. von der Serra Geral in Sn. Catharina sinkt 
wieder auf die Grösse des Aschistodon conicus herab. Uebrigens 
besitzt auch Mexico auf dem Orizaba (7000 F.) eine so niedrige 
Art in Lept. pinetorum m., während die Südspitze Amerikas in 
L. strietum H. et W. (sub Lophiodonte), besonders aber in L. 
Hookeri m., höher wachsende Arten von Blindia-artiger Tracht be- 
herbergt. L. praealtum Mitt. von der Magelheans-Strasse und L. hya- 
linum Mitt., welches dem L. Hookeri nahe stehen soll, kenne ich 
nicht. Es ist überhaupt schwer, bei Mitten zu entscheiden, ob 
er ein Leptotrichum in unserem Sinne meine, da er Dieranum 
und Leptotrichum nicht von einander trennt. Doch nehme ich 
an, dass sein L. ferrugineum von Tasmanien, welches ich aus 
Vietoria in Australien zu besitzen glaube, hierher gehört. Ebenso 


314 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


birgt der Mount Wellington auf Tasmanien eine sehr zarte, lang- 
stengelige Art in L. subcapillaceum m. (L. oder Distichium capil- 
laceum Mitt.) 12 Arten. 


5. Coleoleptötrichum C. Müll. Kräftigere Pflanzen als 
vorher; Blätter aus entschieden breitem, scheidigem Grunde, wo- 
durch sie wie in einander geschachtelt aussehen, in eine mehr 
oder weniger lange, pfriemliche Spitze ausgedehnt. 

Das beste Vorbild für diesen zierlichen Typus giebt ein Moos 
vom Mt. Wellington auf Tasmanien, das seiner weisslichen Blatt- 
scheide wegen beinahe an Syrrhöpodon erinnert, nämlich L. elon- 
gatum H. et W. Als zweite Art gesellt sich mein L. lorifolium 
aus Chile hinzu, das Lorentz später L. sericeum nannte. Die 
Abtheilung nimmt etwa den Werth unter Leptotrichum ein, wie 
Vaginella unter Bartramia oder Asteriscium unter Barbula u. s. w. 
2 Arten. 


83. Symblepharis Mtge. Annal. d. sc. natur. 1837. VIII. p. 252; 
Zwillingszahn. 


Rasen meist breit, niedrig oder etwa gegen zwei Zoll hoch, 
locker, am Grunde verfilzt, hart, meist gelblich, selten bräunlich; 
Pflanzen wenig getheilt, meist kräftig; Blätter aus sehr kräftigem, 
scheidigem, nach oben breiterem Grunde in eine lange, be- 
trächtlich gekräuselte Spitze ausgezogen, sparrig vom Stengel 
abstehend; Rippe schmal, auslaufend, auf dem Rücken gewöhn- 
lich scharf; Blattzellen des Grundes lang und locker, der meist 
gezähnten und rinnenförmigen Spitze quadratisch und verdickt; 
Frucht meist auf hohem Stielchen aufrecht, eylindrisch, durch 
Sprossung lateral; Mütze halbseitig; Mundbesatz einfach: Zähne 
16, paarweise genähert, unterhalb des Fruchtmundes entspringend, 
am Grunde fast zusammenlaufend, lanzettlich, bis zur Basis zwei- 
spaltig, aber mit zusammenhängenden Schenkeln, welche einen 
Kegel bilden, am Grunde querrippig. Blüthenstand einhäusig” 
oder zweihäusig, Deckelchen lang geschnäbelt, aufrecht. — Die 
Arten erinnern an Holomitrium, jedoch ohne das meist hoch 
emporgehobene Perichätium. 

Sämmtliche Arten dieser kleinen Gruppe bewahren sich einen 
und denselben Habitus durch die sparrig abstehenden und ge- 
kräuselten Blätter. Damit erinnern sie zwar einigermassen an 
einige Anisothecia oder etwa an Dicranella Reinwardti und 
nehmen dadurch etwas Dieranum-artiges an, allein die Kräuselung 
der Blätter geschieht so lockenartig, dass die Tracht doch wieder 
eine eigenthümliche wird. Als ich die Synopsis Muscorum 
schrieb, kannte ich nur drei Arten aus Mittel-Amerika: S. helico- 


Leptotrichaceae, Haarzahnmoose. 315 


phylla Mtge. aus Mexiko, S. Chrismari m. ebendaher und 
S. Oerstediana m. aus der Bergregion Costa Ricas (5000—8000 F.). 
Seit jener Zeit hat sich für die Andenwelt ihre Zahl nur um 
zwei vermehrt: durch S. Lindigii Hpe. aus der Cordillere von 
Bogota, wo sie 3600 m hoch auf dem Päramo Choachi lebt, und 
durch S. fragilis Mitt. aus den Anden von Quito, wo sie 8000 F. 
hoch auf dem Tunguragua erscheint. Auf den Hochgebirgen 
Jamaicas wiederholt S. Jamaicensis m. den Typus in gewöhn- 
licher Art. Dem ganz entsprechend, kehrt der Typus einheitlich 
auf dem Himälaya wieder; am verbreitetsten durch S. Hima- 
layana Mitt. in Sikkim (7”—13,000 F.) sowohl in der gemässigten, 
als auch in einer kälteren Region, in Kumaon (6000 F.), Nepal 
(8—12,000 F.), Bhotan u. s. w. Doch findet sich daneben die 
Kleinste aller Arten von der Grösse einer Dicranella Schreberiana 
ein, die S. pusilla n. sp., welche Sulpiz Kurz ebenfalls auf dem 
Himälaya sammelte, ohne aber ihren speciellen Wohnort an- 
zugeben. Eine dritte Art, S. gracillima n. sp., mit sehr dünnem 
Stengel von Zollhöhe und mit sehr gebräunten kleinen Blättern, 
brachte Kurz ebenfalls aus dem Sikkim nach Calcutta. Dazu 
sammelte Delavay 1890 in dem chinesischen Yünnan bei 
2500 m S. Asiatica Bescher. Sonst kenne ich aus anderen 
Ländern keine andere Art als S. Hillebrandii m. von den 
Hawaii-Inseln; denn was Freund Bescherelle von der Mascarenen- 
Insel Reunion S. eircinata nannte, gehört als zweifelhafte sterile 
Art an einen anderen Ort. Eine ganz eigenthümliche Stellung 
nimmt S. Boliviana ein, indem sie in ihrer Tracht an eine Oreo- 
weisia erinnert und gleichzeitig einen Campylopus-artigen Frucht- 
stiel in der Feuchtigkeit zeigt. 


84. Astomiöpsis C. Müll. Linn. XLIII. 1882. p. 390; 
Astomum-Vetter. 


Pflänzchen sehr klein, gesellig, kaum ein Räschen bildend. 
einfach, starr und zerbrechlich, stielrund, aber nach oben hin 
etwas keulenartig verdickt; Blättchen sehr klein, fest angedrückt, 
aus halb umfassendem Grunde rundlich-zungenförmig oder eiförmig 
mit kurzem Stachelspitzchen, aufrechtem gezähneltem Rande, ver- 
laufender flacher Rippe und elliptischen, in eine Membran gleich- 
sam zusammengeflossenen kleinen, am Grunde lockeren, mehr 
quadratischen Zellen; Frucht klein, eingesenkt, etwas seitlich ge- 
stellt, mit leicht gekrümmtem Stielchen, etwas kräftigem und 
schiefem Deckelchen, stehenbleibendem, unvollkommenem Ringe, 
halbseitiger in 3—4 Läppchen gespaltener Haube und ohne Mund- 
besatz. Blüthenstand einhäusig. Leben alpin. 


316 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Von dieser merkwürdigen neuen Gattung sammelteP.G.Lorentz 
auf seiner grossen Cordilleren-Reise in den argentinischen Alpen 
im Jahre 1873 sogleich zwei Arten, welche ich als A. amblyo- 
calyx und A. subulata beschrieb. Erstere fand sich auf dem Ab- 
stiege zum Nevado de Castillo bei Salta im subtropischen Argen- 
tinien, und zwar in einer Erhebung von 11000 F. unter Psilo- 
pilum gymnostomulum, unter den gleichen Verhältnissen auch 
auf der alpinen Cienega in Tucumän, Letztere am letzteren Orte. 
Beide Arten haben ganz die Tracht eines Astomum, z. B. des 
A. subnervosum. Die Gattung selbst verhält sich zu Astomum, 
wie Phasconica zu Phascum, oder Tristichiopsis zu Tristichium: 
diese Moose würden eben ohne sich abschnürenden Deckel voll- 
hommen zu den betreffenden cleistocarpischen Moosen stimmen. 
Ebenso kann die Gattung mit Euängströmia verglichen werden, 
da auch hier in der von Hampe „Illecebraria“ genannten Gruppe- 
die einzige bisher bekannte Art eine nacktmündige ist. Allein, 
dass bei Astomiopsis eine capsula immersa auftritt, dass diese 
Kapsel ganz die Form einer Phascumfrucht besitzt und dass nur 
der Deckel von einer sehr winzigen Haube bedeckt wird: dieses 
Alles giebt den hierher gehörigen Moosen einen ganz eigenthüm- 
lichen Charakter. Sie haben mich ausserordentlich überrascht 
durch diese Tracht, und es ist wunderbar genug, dass gerade 
auf den höchsten Höhen der argentinischen Cordilleren so viele 
winzige Moose von ganz abweichender Formung auftreten: 
Tristichium, Tristichiopsis, Astomiopsis.. In mancher Hinsicht 
wiederholt unsere Gattung durch ihre im späteren Alter geneigt 
aus dem Kelche heraustretende Frucht das australische Eceremi- 
dium. Es ist überhaupt merkwürdig, wie verschieden die ge- 
nerische Organisation derjenigen Moose ist, die, wie Euäng- 
strömia, Sclerodietyon unter Bryum, und ähnliche Moose, einen 
caulis julaceus besitzen. 


85. Angströmia Bryol. Eur. Fasc. 33—36; Angströmie. 


Tracht der Vorigen, theils eigenthümlich; Haube halbseitig: 
Mundbesatz fehlend oder einfach: Zähne 16, gleichweit von ein- 
ander stehend, am Grunde mehr oder weniger genähert, zweispaltig, 
unterhalb der Spaltung querrippig, meist purpurroth, mit ge- 
gliederten Zinken. Blüthenstand ein- oder zweihäusig. Deckelchen 
conisch oder geschnäbelt. 

Diese Gattung wurde zwar von Schimper aufgestellt, aber 
nur auf diejenigen Arten bezogen, welche ich in meiner Abtheilung 
Euängströmia zusammenfasse., Sie sollte dem verstorbenen schwe- 
dischen Bryologen Dr. J. Angström gewidmet sein und schloss 


Leptotrichaceae, Haarzahnmoose. 317 


folglich Alles aus, was ich ausser der genannten Abtheilung 
hierher bringe. Hier beginnt wieder der alte Streit zwischen 
meiner und der Schimper’schen Classification, welche letztere 
nur Habitus-Gattungen, keine morphologischen kennt. Ich finde 
aber auch heute noch keine Merkmale, welche die Gattung im 
morphologischen Sinne mit Schimper zerreissen lassen könnten, 
und so classificire ich noch heute, wie ich bereits vor vierzig 
Jahren gethan habe, wie folgt. 


a) Stengel stielrund mit angedrückten Blättern. 


1. Euängströmia C. Müll. Syn. Musc. I. p. 426. Pflanzen 
mehr gesellschaftlich als rasenartig bei einander, mehr oder weniger 
schlanke, fadenartige, stielrunde, einfache Stengel mit dicht ange- 
drückten Blättern bildend; Blätter denen von Bryum julaceum 
höchst ähnlich, mit aufrechtem Rande, meist löffelartig - hohl; 
Blattnetz am Grunde gern locker, oben aber aus sehr schmalen 
oder kleinen zusammengeflossenen Zellen bestehend; Frucht einge- 
senkt oder auf höherem Stielchen aufrecht, eiförmig oder cylin- 
drisch, nacktmündig oder peristomatisch. Zweihäusig. 

Die am längsten bekannte Art dieses reizenden Typus war A. 
vulcanica, welche Bory St. Vincent in dem Crater-Becken 
der Vulcane der Insel Bourbon (Reunion), und zwar in einer Er- 
hebung von 1300 Toisen (7800 Par. F.) sammelte. Diese besitzt 
eine eingesenkte Frucht. Ich kenne,aber noch eine afrikanische 
Art vom Spitzkop in, Transvaal: A. transvaaliensis n. sp. und 
eine von Madagascar (A. faleicaulis n. sp.). Eine andere Art ent- 
stammte ebenfalls einem Vulkane, nämlich dem Pichincha in den 
Anden von Quito, wo Humboldt und Bonpland sie in einer 
Erhebung von 14000 Par. F. aufnahmen und dem älteren Hooker 
zur Bestimmung sendeten. Für diesen war sie damals natürlich 
ein Gymnöstomum, das er G. julaceum nannte, während ich es, 
da alle „hierher gehörigen Arten diesen Trivial-Namen tragen 
könnten, A. andicola nannte. Hampe machte daraus eine eigene 
Gattung Illecebraria und zeigte, dass die Art auch auf der Cor- 
dillere von Bogotä zwischen 2700—3000 m vorkommt. Gleich- 
zeitig beschrieb er eine dritte Art aus jener Cordillere, aber eine 
peristomatische: A. acerosa (2800 m). Eine vierte der Anden 
sendete mir Gustav Wallis aus einer Höhe von 12000 F. des 
Cerro pellado in Ocana (Vereinigte Staaten von Columbien): A 
maculata m. Die Stattlichste aber bewohnt feuchte Felsen in der 
chilenischen, Provinz Valdivia: A. Gayana Mtge. (sub Dicrano); 
ihr steht A. julaceo-divaricata n. sp. aus Brasilien, ebenfalls an 
feuchten Felsen der Serra Geral in Sa. Catharina, sehr nahe. 


318 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Eine sehr zierliche „und ziemlich stattliche Art vom Gipfel des 
Orizaba in Mexico ist A. brevipes Hpe., welche Schimper’s Herbar 
fälschlich als die bourbonische kennt. Eine sehr kleine zweite 
mexicanische Art, ebenfalls vom Orizaba, und von, demselben 
Sammler (Freder. Müller), unterschied Hampe als A. appressa. 
Selbst, auf den Hochgebirgen Jamaicas (4900 F.) erscheint noch eine 
Art: A. Jamaicensis m. Sonst ist mir nur noch eine Art aus 
dem tropischen Amerika literarisch bekannt geworden, die wahr- 
scheinlich neu sein dürfte, aber von Mitten (M. Austr. Amer. 
p. 28) mit der bourbonischen identificirt wurde. Da sie auf 
dem Surruchuco in den Anden von Quito und gleichzeitig auf 
der Insel Jamaica von Mitten angegeben wird, ,so muss ich das 
Weitere dahin gestellt sein lassen. Eine Art, A. acutifolia Hpe., 
bezeugt, dass der schöne Typus auch dem Sikkim-Himalaya nicht 
unbekannt ist, wo ihn S. Kurz 11000 F. hoch steril fand. Man- 
hat sich in Acht zu nehmen, sterile Arten nicht mit Sclerodietyon- 
Arten zu verwechseln. Die letzte Art gehört den alpinen, Regionen 
Europas und der amerikanischen Felsengebirge an: A.longipes 
Sommerf. (sub Weisia), welche zuerst in Norwegen entdeckt wurde. 
13 Arten. 


b) Blätter aufrecht, Fruchtstiel gekrümmt. 


2. Campylopodium C. Müll. Syn. Muse. I. p. 429. Räschen 
sehr niedrig und zart; Pflänzchen kurz und einfach; Blätter aus 
scheidigem Grunde plötzlich in eine lange pfriemliche, von der 
Rippe eingenommene Spitze ausgezogen, gern einseitswendig; 
Frucht auf ziemlich kurzem, aber Campylopus-artig gekrümmtem 
Stielchen klein und aufrecht, eiförmig oder eylindrisch. Peristom 
manchmal fehlend. 

Diese zierliche Abtheilung entspricht jener von Campylodium 
unter Leptotrichum oder von Microcampylopus unter Dieranum 
und bestand zu der Zeit, wo ich sie aufstellte, nur aus A. eupho- 
roclada „m. von Java. Später kamen noch zwei indische Arten 
hinzu: A. phascoides m., eine nacktmündige Art aus den Neil- 
sherries, und A. Khasiana Mitt. (sub Leptotricho) aus dem 
Sikkim-Himalaya und aus Birma. Die Neue Welt kennt den Typus 
in A. Sartorii m. aus Mexico (3000 F.), A. Pilopögon m. eben- 
daher (3000 F.) und A. Fendleri m. von der Silla de Valencia 
in Venezuela, ebenso in A. curviseta Hpe. der Cordillere von 
Bogota. Die tropischen Südsee-Inseln (Fidschi-) besitzen ihn in A. 
trichophylla Mitt. (sub Dicranella), die Hawaii-Inseln in A. mi- 
crocampylopus n. sp., Neu-Öaledonien in A. „Neocaledonica n. sp. 
(C. euphorocladum Bescher.), Neuseeland in A. Buchanani n. sp. 


Leptotrichaceae, Haarzahnmoose. 319 


(Grimmia Buch. Stirton mss.) und A. capillacea H. et W. (sub 
Dierano). 10 Arten. 


3. Campylochaetium Bescher. Prodr. Bryol. Mexic. p. 24. 
Tracht der Vorigen, aber Blätter kürzer, ohne scheidigen Grund, 
sondern aus lanzettlicher Basis allmählich in eine schmale zungen- 
förmig-abgestumpfte Spitze verlängert, dünn-rippig; Frucht auf 
etwas gekrümmtem Stielchen eiförmig oder cylindrisch. Ring ge- 
gewöhnlich breit, Deckelchen lang geschnäbelt. 

Als Bescherelle diese Abtheilung aufstellte und zur Gat- 
tung erhob, kannte er nur sein C. Mexicanum vom Orizaba, das 
sich aber auch bei Mirador, (3500F.) fand. Ich kann noch eine mexi- 
canische Art hinzufügen: A. Liebmanniana m., und ebenso eine bra- 
silianische: A. Hilariana Mtge. (sub Dierano). Die angegebenen 
Merkmale entfernen die Abtheilung sicher von Campylopodium. 
Aus Tongking gab endlich, Balansa unter Nr. 168 auch eine 
schöne indische Art aus: A. ligulata n. sp. mit recht locker ge- 
webten und bedeutend abgestumpften Blättern. 4 Arten. 


ce) Blätter aus scheidigem Grunde sparrig abstehend, 
gekräuselt. 


4. Gyrophyllum Dz. et Mb. Muse. fr. ined. archip. indici. 
p. 149. t. 45 et 46. Pflanzen hoch und kräftig, breite, lockere, 
am Grunde verfilzte, glänzend-braune Rasen bildend, ziemlich 
verzweigt; Blätter sparrig abstehend, aus kräftigem breitem Grunde 
ziemlich plötzlich in eine lange schmale, trocken ausserordentlich 
gekräuselte, pfriemliche Spitze ausgezogen; Frucht auf kurzem 
Stielchen aufrecht, aufschwellend eiförmig, trocken ins Schwärz- 
liche spielend und etwas gefaltet; Deckel aus hohem, conischem 
Grunde lang geschnäbelt, etwas schief; Ring fehlend. Blüthen- 
stand einhäusig. 

Diese, schöne Abtheilung wird nur von einer einzigen Art 
gebildet: A. Reinwardti Dz. et Mb. (sub Gyrophyllo), die sie mit 
dem letzten Namen zur Gattung erhoben. Sie bewohnt die höheren 
Regionen der Sunda-Inseln und erscheint durch die Blätter-Tracht 
wie eine sehr kräftige Symblepharis oder wie eine kräftige Form 
des Oncophorus virens var. Richardsoni Hook. 1 Art. 


5. Oncöphorus Brid. Bryol. univ. I. p. 389. Rasen ziemlich 
kräftig, locker oder compact und verfilzt; Pflanzen einfach oder 
wenig kurz-verzweigt; Blätter locker, sparrig abstehend, aus schei- 
digem Grunde in eine lange, trocken sehr gekräuselte Spitze aus- 
gezogen; Frucht auf ziemlich niedrigem Stielchen klein, geneigt, 


320 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


etwas buckelig-eiförmig, gekrümmt, am Grunde deutlich kropfig. 
Deckel aus kegelförmigem Grunde schief geschnäbelt. Blüthenstand 
einhäusig. 

Auch für diesen, Typus kenne ich nur eine einzige Art, die 
alpine oder polare A. Wahlenbergi m., das alte Dicranum (On- 
cöphorus) Wahlenbergi, dessen echter Typus erst in derjenigen 
Form zur Erscheinung gelangt, welche der ältere Hooker in 
der Drummond’schen Sammlung von Moosen aus den Felsen- 
gebirgen (Nr. 104) Dieranum Richardsoni nannte, und welche 
besonders schön nur in den nördlichen, mehr pacifischen Theilen 
Nordamerikas vorkommt. Im unfruchtbaren Zustande tritt sie mit 
grösster Aehnlichkeit an Gyrophyllum heran, im fruchtbaren aber 
weicht sie durch ihre Fruchtform wesentlich ab. Bei den com- 
pacten Formen, die man früher als Dieranum microcarpum Hook. 
der Felsengebirge unterschied, geht der schöne Typus ziemlich 
verloren, indem alle Theile kleiner, die Blätter nicht mehr so 
gekräuselt werden, wie bei den vollkommen ‚entwickelten Formen. 
Natürlich trenne ich nach wie vor die A. virens m. (Dieranum 
Hdw.) von vorstehender Art und bringe dieselbe zur nächstfol- 
genden Abtheilung. 1 Art. 


d) Blätter aus scheidigem Grunde sparrig abstehend, 
zurückgeschlagen. 


6. Diobelon Hpe. in C. Müll. Syn. Musc. I. p. 438. Rasen 
mehr oder weniger hoch und kräftig, aber auch niedriger und 
zarter; Pflanzen sparsam dichotomisch verzweigt; Blätter locker 
gestellt, aus scheidigem, manchmal sehr locker gewebtem Grunde 
in eine zungenförmig-abgestumpfte oder doch lanzettlich-abge- 
stumpfte, beträchtlich zurückgeschlagene, also sparrig abstehende 
lamina ausgedehnt; Frucht auf höherem Stielchen etwas geneigt, 
am Grunde etwas aufschwellend, aber nicht kropfig. 

Dieser Typus ähnelt ganz und gar dem der Paludella und 
besteht bis jetzt, nur aus zwei Arten. Die eine ist unsere 
einheimische A. squarrosa, ein „entschiedenes Wasser-Moos der 
kälteren Regionen, die andere ist A. Paludella Bescher. (sub Di- 
chodontio), welche Dr. Savatier auf dem Feuerlande an der 
Magelhaens-Strasse auf Terre de la Desolation bei Churucca unter 
einer Campylopus-Art im Mai 1879 steril sammelte. Beide Arten 
gehören so sehr zusammen, dass sich die Aufstellung einer eigenen 
Abtheilung für sie ganz von selbst gebot. Am besten ist auch 
wohl die sonderbare zwergige Dicranella Canadensis Mitt. des 
britischen Amerikas hierher zu ziehen. 3 Arten. 


Leptotrichaceae, Haarzahnmoose. 321 


e) Blätter aus scheidigem Grunde sparrig abstehend, 
wenig kraus. 


7. Anisothecium Mitt. Musc. Amer. Austr. p. 39. Rasen 
meist hoch und locker, seltener compact; Pflanzen schlank und 
wenig verzweigt; Blätter aus scheidigem Grunde in eine aufrecht 
abstehende, trocken wenig krause lamina ausgedehnt, am Scheidchen 
häufig locker, nach oben aus kleinen, meist weichen, quadratischen 
Zellen gewebt; Frucht auf längerem Stielchen aufrecht oder wenig 
geneigt, oft gekrümmt, mit schief geschnäbeltem Deckelchen. Ein- 
oder zweihäusig, Dichodontium Schpr. Die meisten Arten dürften 
Wasser-Bewohner sein, wie A. rivularis Geh., das in strömenden 
Bächen der Cordilleren wächst; ganz so, wie A. squarrosa (Starcke). 

Zu dieser Abtheilung rechne ich von unseren einheimischen 
Arten die A. virens m. und pellucida m., welche auch Nordamerika 
angehören. Zahlreicher erscheinen die Arten auf den Anden, von 
woher als längst bekannte Art A. vaginata m. von Pasto, durch 
Humboldt und Bonpland kam. Von Quito besitze ich A. pseudo- 
vaginata n. sp, (A. vaginata Mitt. partim), A. Jamesoni Tayl. 
(sub Dierano), von Ecuador A. convoluta Hpe. und A. subcallosa 
Geh. von der östlichen Cordillere (2900 m), von der Cordillere 
von Bogotä die zum Verwechseln ähnliche A. callosa Hpe. Von 
dem Anden-Systeme zieht sich der Typus auch auf die Cordilleren 
Argentiniens in A. rufipes m., und A. Lorentzi m. auf den Alpen 
Tucumans; selbst auf den Vorbergen jener Cordilleren erscheint er, 
z. B. in A. capituligera m. auf der Serra de Cordoba. Ebenso 
tritt er auf den pacifischen Cordilleren Chiles in A. subelathrata 
Lrtz. und leiocarpa Lrtz. (sub Cynodontio) auf und reicht in A. 
Hookeri m. (Dieran. vaginatum H. et W.) bis zur Eremiten-Insel 
am Cap Hoorn. Ausserdem besitzen die Anden von Quito die mir 
nur literarisch bekannten Arten: A. planinervia Tayl. (sub Dicrano) 
und A. campylophylla Tayl. (sub Dierano), welche Mitten selbst 
hierher zieht. Von Westindien kenne ich aus Guadeloupe A. re- 
motifolia Bescher. (sub Dicranella) und von Süd-Brasilien A. 
Puiggarii Hpe. et Geh., eine sehr kleine Dicranella-artige Species. 
Auch das Rhamphidium purpuratum Mitt. von den Azoren muss 
ich hierher ziehen. Aus Australien habe ich nur anzuführen: A. 
clathrata Hook. et Wils. (sub Dierano) und A. lonchorrhyncha 
n. sp., Beide von Neuseeland, A. redunca n. sp. (Dieranella cam- 
pylophylla Hpe. Hb., nec Tayl.) ebendaher, A. subredunca n. sp. 
und A. gracillima n. sp. von der Südinsel Neuseelands, sowie A. 
pyenoglossa Brother. von der Ker Range in Queensland (5200 F.). 
Letztere besitzt eine gerade Frucht, wie Dieranella, und vielleicht 
dürften solche Arten von denen zu trennen sein, welche eine ge- 
neigte, meist gekrümmte Frucht haben. 25 Arten. 

C. Müller Hal. Genera muscorum. al 


332 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


f) Blätter aus scheidigem Grunde pfriemenförmig. 


8. Trichodon Schpr. Corollar. als Gattung. Pflanzen sehr 
klein und zierlich, heerdenweise beisammen oder nur winzige 
lockere Räschen bildend, einfach; Blätter aus scheidigem Grunde 
sparrig abstehend und rasch pfriemenförmig zugespitzt, kraus, aus 
rechteckigen oder lineal-rechteckigen Zellen gewebt; Rippe schwach, 
den oberen Theil gänzlich einnehmend; Frucht auf langem, zartem 
Stielchen aufrecht, höchst schmal-cylindrisch, meist regelmässig, 
aber auch mitunter etwas gekrümmt, zarthäutig; Deckelchen kegel- 
förmig; Ring sehr breit; Zähne des Peristomes tief gespalten, mit 
nach innen gekehrten hy groscopischen Spitzen. 

Nur ungern erhebe ich unter dem obigen Namen ein Moos 
zu einer eigenen Abtheilung, das sich kaum von den folgenden 
Moosen trennen lässt, nichts desto weniger von Schimper zu 
einer eigenen (Habitus-)Gattung erhoben wurde. Die im entleerten 
Zustande allein so beträchtlich schmalen und zarten Früchte 
mit conischem Deckelchen geben dem Moos eine eigenthümliche 
Tracht, und so mag denn diese Abtheilung die Reihe der kleineren 
Angströmia-Arten eröffnen. Die Art ist die A. cylindrica Europas. 
Eine andere, A. Dietrichiae m. aus Australien, wo sie, wie es 
scheint, in Neu-Süd-Wales von Sydney bis in die Blauen Gebirge 
westlich, sowie bis nach Queensland nördlich nicht selten zu sein 
scheint, kommt ihr in vieler Beziehung recht nahe, besonders 
durch die sehr schmale Frucht; allein, da selbige im Alter ge- 
turcht ist und sonst keinen kegelförmigen, sondern einen lang 
und schief geschnäbelten, äusserst fein-pfriemenförmigen Deckel 
trägt, weicht sie doch wieder ab und lässt Trichodon sich mehr 
zu Cerätodon oder Leptötrichum hin neigen. Trichodon oblongus 
Ldbg., das ich nur unreif von Spitzbergen habe, ist mir ebenso 
unklar, wie Trichodon flexifolius Ren. et Card. aus Florida ge- 
blieben. 3 Arten. 


9. Divaricatella C. Müll. Pflanzen zart, schlank, wenig 
hoch, einfach, lockere weite Räschen bildend; Blätter aus schei- 
digem Grunde sparrig abstehend, pfriemlich zugespitzt, mehr oder 
minder einseitswendig; Frucht klein, aufrecht, gern gefaltet, regel- 
mässig; Deckelchen lang und schief geschnäbelt. 

Diese Abtheilung würde mit der vorigen zusammenfallen, 
wenn nicht das Deckelchen der Frucht gänzlich verschieden wäre. 
Sämmtliche Arten sind ausländisch und haben ihren Typus in 
A. Guilleminiana Mtge. aus Brasilien. Ihr steht sehr nahe A. 
Wrightiana n. sp. (A. Guilleminiana Sulliv. Musc. Cub. Nr. 36) 
von Cuba. Aus Indien führe ich zwei Arten hierher: A. divaricata 
Mitt. (sub Leptotricho) aus den Khasia-Gebirgen Ost-Bengalens 


Leptotrichaceae, Haarzahnmoose. 323 


(2—4000 F.) und A. Griffithii Mitt. (sub Leptotricho) aus Assam 
und dem Sikkim-Himalaya (5—7000 F.). Aus ganz Afrika habe 
ich erst A. bella n. sp. in Kamerun kennen gelernt. Sonst habe 
ich nur noch ein paar Arten aus Australien anzuschliessen: A. 
Dietrichiae m. aus Neu-Süd-Wales und Queensland, sowie A. per- 
divaricata n. sp. von Tasmania. 7 Arten. 


10. Dieranidium C. Müll. Pflanzen noch kleiner als die 
Vorigen, sehr niedrige Räschen bildend; Blätter aus scheidigem 
Grunde sparrig abstehend, mit kurzer pfriemlicher Spitze; Frucht 
klein, geneigt, etwas gekrümmt: Deckelchen aus conischer auf- 
schwellender Basis kurz geschnäbelt. 

So sehr auch diese Abtheilung der Vorigen nahe steht, so 
scheidet sie doch die Form der Frucht und des Deckelchens auf 
den ersten Blick. Ich kenne bisher nur zwei inländische Arten, 
die den Typus begründen: A. Schreberi und Grevilleana. 2 Arten. 


g) Blätter aus lanzettlichem oder nur wenig scheidigem 
Grunde aufrecht oder gekräuselt. 

11. Dicranella C. Müll. Syn. Musc. I. p. 430. Pflanzen 
niedrig, kleine, selten höhere Rasen bildend; Frucht von Dicra- 
nidium, etwas buckelig. 

Diese Abtheilung herrscht so recht in Europa und Nord- 
amerika vor und bildet gewissermassen den Mittelpunkt der 
ganzen Gattung mit folgenden Arten: A. cerviculata, subulata, 
humilis Ruthe, Sauteri, curvata, heteromalla und varia. Von 
Nordamerika, welches in Louisiana A. Langloisii Ren. et Card. 
hinzu fügt, geht der Typus nach Mittelamerika über, und hier 
erscheint A. Schimperi Hpe. Hb. (Trichost. dicranelloides Schpr. 
Hb.) auf dem Orizaba in Mexico, A. Pittieri n. sp. in Costarica 
(2400 m). In Westindien vertritt ihn A. flava Bescher. (sub Di- 
cranella), in der Cordillere von Bogotä A. Bogotensis Hpe., im 
gemässigten Argentinien A. Argentinica m. Das gemässigte Asien 
kennt ihn in A. Caucasica m. und A. Levieri n. sp. im Caucasus 
und in A. gypsophila n. sp. auf der Halbinsel Buschir in Süd- 
Persien, das tropische Asien in A. setifera Mitt. (sub Dicranella) 
in Assam, und A. asperula Hpe. Hb. im Sikkim-Himalaya, in A. 
emodi-varia n. sp. im nordwestlichen Himalaya. Für Afrika ziehe 
ich A. flavipes Bescher. (sub Dicranella) von der Mascarenen- 
Insel Reunion hierher. Australien besitzt eine unserer A. varia 
ähnliche Art in A. paucifolia n. sp. aus der Provinz Victoria, 
und aus den Alpen Australiens, den Cobboras, beschrieb Freund 
Hampe A. rufo-aurea. 22 Arten. 


12. Weisiella €. Müll. Tracht der Vorigen, Frucht aber 
aufrecht und regelmässig, sehr selten mit einem Kropfe versehen, 
21% 


324 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


dagegen Deckelchen bald fein-pfriemenförmig, bald etwas conisch, 
doch mit einer Spitze gekrönt (A. rufescens); Fruchtmund in der 
Regel sehr eng. 

Umgekehrt wie bei der vorigen Abtheilung, fällt der geo- 
graphische Schwerpunkt dieser, wesentlich den Lehmboden be- 
wohnenden Section in die heissen Länder, so dass Europa und Nord- 
amerika nur zwei Arten besitzen: A. cerispa und A. rufescens. 
In Nordamerika reiht sich erst Florida mit A. Fitzgeraldi Ren. 
et Card. (sub Diceranella) an. Dagegen häufen sich die Arten schon 
in Mexico. So kenne ich allein aus der Umgegend von Mirador 
(3—4000 F.): A. angulata n. sp., subexigua n. sp., Schraderi n. sp., 
mierodonta m. (Microdus Liebmanni Schpr.), trematodontifolia m., 
endlich von unbekanntem Standorte A. brachyblepharis m. Aus 
Costarica empfing ich A. pseudo-debilis n. sp., A. Tonduzii Ren. 
et Card., A. Barbensis Ren. et Card. und A. leptorrhyncha Ren. 
et Card., aus Guatemala: A. alpina n. sp. und A. lagunaria n. sp. 
In Panama sammelte M. Wagner 1858 die A. subinclinata Lrtz. 
Gehen wir zu den Anden über, so bieten dieselben eine Fülle von 
Arten. So besitzt meine Sammlung aus Bolivia A. nanocarpa n. sp. 
von Yungas (4000 F.), aus Venezuela: A. Tovariensis m., Trumpffii 
Hpe. und bicolor m.; aus Neu-Granada: A. ditissima m., densa m,, 
pusilla Hpe., strumulosa Hpe., muralis Hpe. und crassinervis 
Hpe.; aus Peru: A. elata Schpr. Hb. (sub Dicranella) und A. 
densula n. sp. (Dicranella densa Mitt. in Spruce. Coll. No. 38); 
aus den Anden von Quito: A. trematodontophylla n. sp. (Diera- 
nella densa Mitt. Spruce. Coll. No. 42); aus den Cordilleren von 
Chile: A. tenuirostris m. und aulacocarpa Mtge. (sub Diecrano); 
aus Paraguay: A. Paraguensis (sub Microdonte). Dieser Fülle 
schliesst sich auch Westindien an mit A. stenocarpa Bescher. (sub 
Dieranella) und A. Perrottetii Mtge. (sub Dierano) von Martinique, 
ebenso mit A. homomalla Bescher. (sub Dicranella), der grössten 
aller Arten, und A. oncophoroides n. sp. von Guadeloupe, endlich 
mit A. chrysea n. sp. (A. varia var. Sulliv. M. Cub. No. 37) und 
A. Wrightii n. sp. von Cuba. Nach Nordamerika hinüber leitet 
dieser Typus durch A. debilis Hook. (sub Dierano) auf Cuba und 
in Alabama. Das so überaus reiche Brasilien ist auch hier reich 
vertreten und besitzt meine Sammlung folgende Arten: A. flexibilis 
n. sp., Martiana Hpe., exigua m., Pabstiana m., crinalis Geh. et 
Hpe., subsulcata Hpe., weisioidea n. sp., Glaziovii Hpe., tremato- 
dontopsis n. sp., Beyrichii Hpe. und strumosula n. sp. aus Rio 
Grande do Sul mit kropfiger Frucht. Dagegen sammelte E. Wainio 
in Minas Geraös noch zwei Arten von der Tracht der A. Beyrichii 
und exigua mit kropfloser, fast. kugelig-eiförmiger Frucht: A. 
nitida Brother. und A. fusca Brother. Die Neue Welt hat folg- 
lich den Typus in grösster Fülle der Arten hervorgebracht, indem 


Leptotrichaceae, Haarzahnmoose. 335 


sie uns in den Stand setzte, 40 Arten verzeichnen zu können. 
Unter den 31 Dicranella-Arten aber, welche Mitten (M. A. Am. 
p. 28 u. f.) für Südamerika aufzählt und beschreibt, stecken sicher 
noch einige hierher gehörige Arten: z. B. A. consimilis Hpe. von 
Bogotä, A. luteola Mitt. aus den Anden von Quito u. a. Gegen 
eine solche Fülle kommt das tropische Asien nicht auf, obschon 
es nicht arm an Arten ist. So kenne ich aus dem Sikkim- 
Himalaya A. villicaulis Hpe. Hb. (7000 F.), subexigua n. sp. aus 
dem Sikkim-Terai des nördlichen Bengalens, A. spiralis Mitt. (sub 
Leptotricho, 7—8000 F.), A. pomiformis Mitt. (sub Leptotricho, 
7000 F., auch auf Ceylon zwischen 4—8000 F.), A. aciculata n. sp. 
(4—5000 F.), A. pseudo-subulata n. sp., von Ceylon: A. subangu- 
lata Mitt., A. costata Mitt., A. infuscata Mitt., A. edentata Mitt. 
(7000 F.), welche durch ihre kugelige kleine Frucht eher an eine 
polare Seligeria erinnert. Aus Malacca besitze ich A. laevis Mitt. 
(sub Dicranella), aus Birma A. subcoarctata n. sp., aus Tongking 
A. eustegia Bescher., aus Java A. coarctata m. Aus dem übrigen 
Asien empfing ich nur A. obscura Sulliv. et Lesq. von Hongkong 
in China. Diese Arten nehmen sich, gegenüber den amerikanischen, 
recht ärmlich aus, wenn wir auch zuzugeben haben werden, dass 
noch einige wenige bereits beschriebene Arten hinzu kommen 
dürften. Ganz Aehnliches wäre von Afrika zu sagen. Von der 
tropischen Westküste habe ich nur A. ligulifolia m. aus dem 
Niger-Gebiete, sowie A. afro-exigua n. sp. und A. Cameruniae n. sp. 
von den Niederungen Cameruns, A. nodicoma n. sp. und A. fal- 
cularia n. sp. von Camerun-Victoria, A. ampullacea n. sp. von 
Old-Calaber zu verzeichnen; alle übrigen tropischen Arten be- 
schränken sich auf die Mascarenen und Madagascar. Jene lieferten 
A. Borbonica Bescher. (sub Dieranella) und A. lutaria Bescher. 
(sub Microdonte) von Reunion, dieses: A. limosa Bescher. (sub 
Dicranella), Pervilleana ej. (s. Dieranella) und minuta Hpe. Das 
südliche Afrika ergab bis heute: A. subsubulata Hpe., Borgeniana 
Hpe., subcompressa Hpe. und abruptifolia n. sp. Recht arm er- 
scheinen die oceanischen Inseln mit A. pyrrhotricha Bescher. (sub 
Dicranella) auf St. Paul, A. condensata Angstr. (s. Dicranella) 
auf St. Helena, A. Hawaiica n. sp. und A. Hillebrandi n. sp. auf 
den Hawaiischen Inseln. Dagegen heben sich die australischen 
Länder wieder besser hervor, namentlich Neu-Süd-Wales und 
Queensland mit A. trieruris m., Baileyana n. sp., apophysata n. sp., 
tenax n. sp. und Stackhousiana n. sp. Von Neuseeland kenne ich 
nur A. cyrtodonta m., von Neu-Caledonien aber A. glauca Bescher. 
(sub Dicranella), tenuisetula n. sp. und austro-exigua n. sp. Blicken 
wir auf diese lange Reihe zurück, so kann es keinem Zweifel 
unterliegen, dass die betreffenden Moose in innigster Verwandt- 
schaft zu einander stehen. Einen Theil derselben, und zwar die 


326 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


kleinsten Arten mit kleinster eng-mündiger Frucht und kurzem 
Peristome, nannte Schimper in seinem Herbare Microdus, und 
sern hätte ich diesen Namen verwendet, wenn er nur auf sämmt- 
liche Arten gepasst hätte. Hier sind eben die Uebergänge der- 
artig, dass man die Arten nicht nach der Grösse ihrer Peristom- 
Zähne trennen kann. 94 Arten. 


II. Blätter gern mit Warzen besäet. 
20. Gruppe: Bartramioideae, apfelmoosartige Laubmoose. 


Blätter lanzettlich, eiförmig, pfriemlich, gekielt oder ziemlich 
flach, steif aufrecht oder zurückgeschlagen, mit stielrunden Rippen; 
Zellen des Blattnetzes parenchymatisch, gemeiniglich an den. 
Querwänden auf beiden Seiten mit vereinzelten Papillen versehen, 
in der Regel vierseitig, aber auch mehr oder minder sechsseitig, 
locker oder dicht, selten mit Blattgrün oder einem Primordial- 
schlauche versehen, selten verdickt; Frucht langhalsig, drehmoos- 
artig-birnförmig oder kugelig, regelmässig oder asymmetrisch, mit 
meist schief gestellter Mundöffnung, glatt oder gestreift; Deckel 
gewölbt oder kegelförmig, selten schnabelartig. Saftfäden gern 
keulenförmig gegliedert, wie bei den Funariaceen, oder zugespitzt. 


1. Untergruppe: Meeseaceae, bruchmoosartige 
Laubmoose. 


Tracht drehmoosartig: Blattnetz theils locker und glatt, oft 
mit einem Primordialschlauche erfüllt (Meesea), theils locker, dicht 
und papillös (Paludella); Frucht auf hohem Stiele aufrecht, aus 
langem Halse in eine mehr oder weniger birnenförmige Kapsel 
übergehend, glatt, am Halse mit Stomatien versehen. Saftfäden 
keulenförmig; Blüthenstand knospenförmig oder scheibenartig. 

Seitdem ich mit Hampe diese, den Bruchländern oder 
Sümpfen allein eigenthümlichen Moose den Bartramiaceen verband, 
habe ich keine Ursache gehabt, meine fast ein halbes Jahrhundert 
alte Anschauung irgendwie zu ändern. Ich zeigte schon in der 
Synopsis Muscorum, dass es unter Bartramia eine javanische Art, 
B. longicollis, gebe, welche in ihrer Tracht den Meesea-Arten 
ausserordentlich ähnlich wird. Leider kennen wir die Letzteren 
fast nur aus der nördlichen und westlichen Halbkugel, so dass 
wir über ihre Abänderung nicht vollständig unterrichtet sind. 
Vielleicht würden die grossartigen Tafelländer, wie sie vom Kara- 
korüm weit nach China hinein sich ziehen, noch mancherlei Auf- 
schluss geben, und ebenso dürfen wir ihn wohl aus der Umgebung 


Meeseaceae, bruchmoosartige Laubmoose. 337 


der neuseeländischen und australischen Alpen erwarten, da hier 
doch wenigstens eine Art entdeckt worden ist. 


86. Meesea Hedw. Fund. Musc. II. p. 97, sub Meesia; 
Bruchmoos. 


Von Hedwig zu Ehren des niederländischen botanischen 
Gärtners David Meese benannt. Pflanzen in meist breiten und 
lockeren, am Grunde verfilzten Rasen, einfach oder durch Spros- 
sung verzweigt; Blätter am Grunde des Stengels halb umfassend, 
in eine zungenförmig abgestumpfte oder auch zugespitzte Lamina 
ausgedehnt; Mundbesatz doppelt; der äussere: 16 sehr kurze, 
breite, abgestumpfte, von einer Längslinie durchzogene oder etwas 
gespaltene Zähne; der innere: eine kurze Membran, auslaufend 
in 16 Zähnchen, welche, von einer Mittellinie durchfurcht oder 
gespalten und durchbrochen, lederartig sind; zwischen den Zähnchen 
mehr oder weniger ausgebildete, meist unregelmässig zusammen- 
hängende, mit Anhängseln versehene und mit den Zähnchen oft 
zusammenfliessenden Wimpern; Mütze halbseitig. Blüthenstand 
zwitterig, ein- und zweihäusig. 

Gleich den Sphagnum-Arten, charakterisiren die hierher ge- 
hörigen Moose die quelligen Stellen der höheren Gebirge oder 
noch viel mehr die torfhaltigen Sümpfe und Moore, wo sie nicht 
wenig zur Bildung des Bodens durch Vermoderung ihrer Theile 
beitragen. Diese Beschränkung auf ganz bestimmte enge Wohn- 
orte bringt es wahrscheinlich mit sich, dass sie nur in so wenigen 
Arten auftreten, wo sie überhaupt vorkommen. Denn ihre Wohn- 
orte sind noch viel beschränkter, als die der Sphagna, welche 
im Allgemeinen für bestimmte Floren-Gebiete nicht zahlreich an 
Arten zu sein pflegen. Dennoch zerfallen die betreffenden Moose 
in zwei sehr natürliche Abtheilungen, wie folgt: 


1. Eumeesea C. Müll. Blätter aufrecht und Blüthenstand 
zwitterig oder einhäusig; Frucht auf sehr langem oder auch (M. 
uliginosa var. minor) kurzem Stiele aufrecht, aus langem Halse 
sekrümmt birnförmieg. 

Diese Abtheilung wird von unseren drei einheimischen Arten, 
M. uliginosa, longiseta und hexagona gebildet. Ihnen gesellte 
sich M. Mülleri Hpe. mit abgestumpften Blättern, welche Mitten 
später M. macrantha nannte, von den Cobboras in den austra- 
lischen Alpen hinzu, wo sie von Baron Ferdinand v. Müller in 
Sphagnum-Rasen entdeckt wurde; sie besitzt eine sehr winzige 
Frucht. Eine fünfte Art sammelte Dr. Will im Jahre 1882 in 
einer Quelle des Hoch-Plateau’s auf Süd-Georgien, leider steril; 


328 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


auch sie hat abgestumpfte Blätter mit weit-maschigem Blattnetze. 
Im Jahre 1856 zog ich noch eine nacktmündige Art aus Java 
hierher, welche Dozy und Molkenboer als Entosthodon Mitteni 
in der Bryologia Javanica beschrieben und abbildeten, und nannte 
sie in der Botanischen Zeitung Meesea Mitteni; heute bin ich 
aber im Zweifel, ob selbige nicht doch besser zu den Funariaceen 
gebracht werde. Eine erst 1890 von Ernst Ule in Sümpfen des 
Campo auf der Serra Geral von Sa. Catharina in Brasilien ent- 
deckte herrliche Art ist M. Ulei n. sp. mit lang gezogenen und 
zugespitzten, weit-maschigen Blättern. Sie füllt eine grosse Lücke 
aus, gehört zu den interessantesten Entdeckungen der Bryologie 
und ähnelt am meisten der M. Albertinii. 6 Arten. 


2. Tristichöbryum C. Müll. Blätter sparrig zurückge- 
schlagen; Blüthenstand zweihäusig; Frucht auf sehr langem Stiel-- 
chen, sonst wie vorher. 

Durch die Folia squarrosa haben die Arten eine grosse Aehn- 
lichkeit mit Paludella, ohne jedoch den langen schlanken, einfachen 
Stengel zu erzeugen. Es gibt aber nur zwei Arten, welche den 
Typus begründen: unsere einheimische M.tristicha und M. Tschuct- 
schica m. Letztere sammelten die Gebrüder Krause auf einer 
Moos-Tundra an der St. Lorenz-Bai auf der Tschuktschen-Halb- 
insel als ein sehr verzweigtes Moos; Erstere reicht in ihrer geo- 
graphischen Verbreitung bis zum hohen Norden, his nach Grön- 
land und dem arktischen Amerika. 2 Arten. 


87. Amblyodon P. B. emend. Prodr. p. 41; Rundzahn. 


Tracht und Lebensweise von Meesea; Blätter, wie selbige, 
mit verlaufender Rippe, aus langen, parallelogrammatischen, lockeren, 
sehr grünen, nach der Spitze hin polygonischen Zellen gewebt: 
Mütze halbseitig, schmal, frühzeitig verschwindend, sehr zart; 
Frucht asymmetrisch-birnförmig, auf hohem Stiele aufrecht, peri- 
stomatisch, beringt; Mundbesatz doppelt; äussere Zähne 16, kurz, 
anzettlich, abgestumpft, aufrecht, quer gerippt, mit einer Längs- 
inie versehen; innere Zähne 16, lanzettlich, pfriemlich zugespitzt, 
in der Mitte der Länge nach gespalten und mehr oder weniger 
aus einander gehend, die äusseren an Länge weit überragend, 
gelblich, glatt, auf kurzer gefalteter Haut; Wimpern fehlend. 
Blüthenstand zwitterig und eingeschlechtig auf einem und dem- 
selben Stengel; Paraphysen keulenförmig gegliedert. 

In der Synopsis Muscorum habe ich diese Gattung, welche 
sich durch den Mangel an Zwischenwimpern des inneren Peri- 
stomes sehr leicht von Meesea unterscheidet, zu den Funariaceen 


Meeseaceae, bruchmoosartige Laubmoose. 329 


gebracht, weil ich damals das Blattnetz als zu jener Familie 
gehörig betrachtete. Ich gebe aber Schimper Recht, wenn er 
sie in die unmittelbare Nähe der Meeseaceae brachte. Ich würde 
ihm aber noch mehr Recht geben, wenn er sie, wie in der Bryo- 
logia Europaea ehemals, ganz zu dieser Familie gestellt hätte. 
Denn, wenn man sie nicht zu den Funariaceen stellen will, so 
sehe ich in keiner Weise ab, wie sie eine eigene Familie der 
Amblyodonteae neben den Meeseaceen bilden soll. Als ich sie zu 
den Funariaceen brachte, gab es nur noch sehr wenige Moose, 
deren Blattnetz, gegenüber den anderen Arten der Familie, welche 
sehr kleine und dichte Maschen bilden, aus sehr grossen Zellen 
locker gewebt war. Ich brauche heute nur an die locker-maschigen 
Fissidentes zu erinnern. Damit reihe ich die alte Meesea deal- 
bata Hedwigs unserer Sümpfe der Ebene und der Alpen wieder 
da ein, wo sie ihren ursprünglichen Platz hatte, wenn sie auch 
später als Amblyodon dealbatus von Palisot de Beauvois ge- 
schieden wurde. Eine zweite Art ist noch nicht bekannt, doch 
scheint Meesea Macouni Aust. (Bullet. Torrey Bot. Club 1874) 
aus Britisch-Columbia noch hierher zu gehören. 2 Arten. 


88. Paludella Ehrh. Phytophylac. No. 96; Sumpfmoos. 


Rasen hoch, sehr grün, mehr oder weniger dicht verfilzt: 
Stengel schlank, ziemlich einfach; Blätter locker abstehend und 
bedeutend zurückgeschlagen, aus lang herablaufendem scheidigem 
Grunde in eine rinnenartig-lanzettliche Fläche mit zurückge- 
krümmtem, ausgefressen-gezähneltemRande und aus kleinen, durch- 
scheinenden, quadratischen, nach der Spitze hin immer kleineren, 
sehr papillösen Zellen gewebt; Frucht auf langem Stiele ein 
wenig geneigt, aus kurzem Halse eiförmig-länglich, am Grunde 
mit Stomatien versehen, mit stumpf-kegelförmigem Deckelchen: 
Haube halbseitig; Mundbesatz doppelt: äussere Zähne 16, lanzett- 
lich, spitz, quer gerippt; innere Zähne 16, undurchbrochen, auf 
kurzer Haut; Zwischenwimpern fehlend (also ähnlich wie bei 
Pohlia unter Bryum). Blüthenstand zweihäusig; männliche Blüthe 
scheibenförmig; Saftfäden kolbig auslaufend. 

Auch diese schöne Gattung, ehemals bei Linn& noch Bryum 
oder Mnium, bei Weber und Mohr sogar Hypnum, und erst durch 
den scharfsichtigen Ehrhart selbstständig hingestellt, ist nur 
monotypisch, wie die vorige Gattung. Aber sie macht ihrem Namen 
alle Ehre, da P. squarrosa im Norden der nördlichen Halbkugel 
überall nur in tiefen Sümpfen lebt. Ob sie wirklich auf dem 
Caplande vorkommt, wie ich nach einem einzigen, von dem Bo- 
taniker Berg herstammenden Exemplare meiner Sammlung an- 
nehmen musste, steht dahin; vielleicht liegt ein Irrthum vor. 


330 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


89. Catoseöpium Brid. Bryol. univ. I. p. 368: Kegelmund. 


Rasen je nachdem, niedrig oder hoch, locker oder dicht, unten 
verfilzt; Pflanzen aufrecht, sehr schlank, dichotomisch getheilt; 
Blätter aufrecht, lanzettlich, starr, mit auslaufender Rippe, wenig 
zurückgerolltem Rande; Blattnetz aus quadratischen dickhäutigen, 
glatten, kleinen Zellen gebildet; Frucht auf längerem Stielchen 
horizontal geneigt, mit kurzem Halse, klein, kugel-eiförmig, ringlos: 
Haube klein, halbseitig: Mundbesatz einfach: Zähne 16, sehr kurz, 
abgestutzt-lanzettlich, ungleichartig, quer gegliedert, durch eine 
Mittellinie gefurcht, weisslich, ziemlich rauh, starr und fast auf- 
recht. Blüthenstand zweihäusige. Tracht einer sehr zarten Meesea. 

Nach dem Vorgange Schimpers bringe ich diese zierliche 
Gattung zu den Meeseaceen, während ich sie früher zu den Bar- 
tramiaceen mit vielen anderen Bryologen stellte. Die Sache kommt 
jedoch nach meiner Classification, welche die Meeseaceen mit den 
Bartramioideen verbindet, auf Eins hinaus; nur dürfte sich die 
Schimper’sche Classification insofern mehr empfehlen, als die 
Frucht, so winzig sie auch ist, mehr zu Meesea neigt, als zu 
Bartramia. Früher, in der Bryologia Europaea, hatte Schimper 
eine Familie der Oreadeae aufgestellt, zu welcher Catoscopium 
sehörte. Die Frucht hat übrigens auch eine gewisse Aehnlichkeit 
mit Discelium und ihr Fruchtstiel geht durch Verdickung in die 
Kapsel selbst über. Auch diese Gattung ist monotypisch durch 
C. nigritum Brid., welches an sich zwar ein echtes Alpenmoos 
ist, aber wahrscheinlich in der Eiszeit auf erratischen Blöcken 
selbst in die Ebenen geführt und hier an manchen Orten in 
Europa erhalten wurde. In Nordamerika reicht sein Verbreitungs- 
kreis von Canada bis nach Alaska durch die Felsengebirge hin- 
durch. 1 Art. i 


2. Untergruppe: Bartramiaceae, Apfelmoose. 


Tracht eigenthümlich; Blätter gern mit scharfen Papillen 
versehen; Blattnetz locker und glatt, aber auch locker und papillös, 
dicht und glatt, oder auch dicht und papillös; Frucht aufrecht 
oder geneigt, horizontal oder hängend, regelmässig oder asym- 
metrisch, glatt oder gerieft, mehr oder weniger sphärisch, am 
(Grunde ohne Hals und ohne Stomatien. Blüthenstand knospen- 
oder scheibenförmig; Saftfäden keulig gegliedert. 

Eine solche Beschreibung, wie die vorstehende, erscheint so 
allgemein gehalten, dass man*die hierher gehörigen Moose als 
eine Sammlung von sehr heterogenen Formen betrachten könnte. 


. Bartramiaceae, Apfelmoose. 801 


Dem ist jedoch nicht so: die ganze Gruppe ist so in sich selbst 
abgeschlossen, dass man nie ein Apfelmoos verkennen kann. Die 
meist asymmetrische, apfelartig-kugelige Frucht, durch einen kaum 
bemerkbaren, schief geneigten Hals meist horizontal, die Mund- 
öffnung, welche vollkommen flach bleibt, niemals urnenförmig 
ihren Rand erhebt, die eigenthümlich papillösen, am Rande meist 
sehr gesägten, gemeiniglich starren, glänzenden und ins Meergrüne 
übergehenden Blätter geben den betreffenden Moosen ihre Tracht. 
Im Einzelnen freilich weichen sie um so beträchtlicher von ein- 
ander ab und es kann vorkommen, dass manche Arten eher einem 
Dieranum oder sogar einem Lycopodium ähneln, als einer Bar- 
tramia. Immer aber wird das wieder durch die Frucht ausge- 
elichen. Ueber die ganze Erde verbreitet, fügen die Apfelmoose 
zu dem beträchtlichen Heere der Laubmoose ein nicht unbedeu- 
tendes Contingent, das sich nichtsdestoweniger doch nur in 
wenige Gattungen auflösen lässt, wie folgt: 


90. Conöstomum Sw. in Schrader. Neu. Bot. Journ. I. III; 
p. 14: Kegelmund. 


Rasen fast immer recht dicht, wenn nicht compact, kissen- 
förmig, in der Regel sehr meergrün; Pflanzen schlank, aufrecht, 
mit büschelförmig gestellten Aestchen; Blätter dicht über einander, 
gern in 5 deutliche Reihen spiralig geordnet, lanzettlich, aufrecht, 
kielig-hohl, mit breiter, leicht in eine Granne auslaufender Rippe: 
Blattnetz aus kleinen, weiten, unregelmässig sechsseitigen, durch- 
sichtigen Zellen gebildet; Frucht auf längerem Stiele etwas ge- 
neigt, später sogar fast horizontal, buckelig-eiförmig, im Alter 
gestreift, mit kegelförmigem, schief geschnäbeltem Deckel; Mütze 
halbseitig; Mundbesatz fehlend oder einfach: Zähne 16, lanzettlich, 
trocken und feucht aufrecht, dicht und knotig gerippt, an der 
Spitze paarweise verbunden und zu einem schiefen, geschlossenen 
Kegel vereinigt, am Grunde gleichweit abstehend, unterhalb des 
Mundrandes entstehend. Blüthenstand zweihäusig. 

Eine der schönsten Moos-Gattungen der alpinen und polaren 
Region, verbreiten diese Moose da, wo sie erscheinen, durch meist 
reiche Früchte und die halbkugeligen Polster von oft lebhaft 
meergrüner Färbung ein reiches Leben über ihre Umgebung, 
kommen aber gewöhnlich nur in einzelnen Polstern vor. Lange 
Zeit kannten wir nur die beiden von Olaf Swartz aufgestellten 
Arten, eine der alpinen und arktischen Welt, ©. boreale, und eine 
der antarktischen Region Fuägias, C. australe; und auch als ich 
die Synopsis Muscorum bearbeitete, kannte ich nur diese beiden 
Arten. Seitdem hat die südliche Halbkugel noch sechs Arten 


332 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


ergeben: zunächst noch eine zweite Art in Fuögia, C. Magella- 
nicum Sulliv., welcher sich C. rhynchostegium n. sp. auf dem 
antarktischen Süd-Georgien, von Dr. St. Will 1882 gesammelt, als 
diejenige Art anreihte, welche die reichsten Früchte trägt. In 
der australischen Welt fand sich C. parvulum Hpe. auf den Gram- 
pians der australischen Provinz Victoria, wahrscheinlich dieselbe 
Art, welche Hooker und Wilson in der Flora Neuseelands als 
C. pusillum beschrieben, die aber auf den westlichen Gebirgen 
Tasmaniens gefunden wurde. Eine andere, noch viel kleinere Art 
entstammt den Munyang-Gebirgen der australischen Alpen, nämlich 
Ü. eurvirostra Mitt. (Glyphocarpa rostrata Hpe.). Zur Abwechslung 
auch einmal eine nacktmündige Art. Die übrigen Arten gehören 
den Anden und Cordilleren an: C. aequinoctiale Schpr. Hb. auf 
den höchsten Höhen der bolivianischen Anden, wo es Mandon 
entdeckte, C. speirostichum m. auf den Gehängen des vuleanischen- 
Pichincha in den Anden von Quito, wo es Hermann Karsten 
zwischen Andreaea Karsteniana m. und Campylopus terebrifolius 
m. fand, und C. Lorentzi m. auf den alpinen Höhen des sub- 
tropischen Argentiniens, nämlich auf der Sierra de Aconquija in 
Tucuman, auf dem Nevado de Castillo bei Salta und auf der 
Cuesta de Pinos am Abstiere von der hohen Puna in das Thal 
von Tarija in Bolivien, wo es P. G. Lorentz 1872/73 als kleinste, 
aber höchst ausgezeichnete Art vielfach sammelte. Alle diese 
Arten scheinen einen sehr windigen und frostigen Standort zu 
lieben. Wie und wo sie aber auch erscheinen, ist ihr Typus ein 
unveränderter, der sich dicht an unsere europäisch-amerikanische 
Art anschliesst. 9 Arten. 


91. Bartramia Hdw. Musc. Frond. II. p. 111; Apfelmoos. 


Zu Ehren. des pennsylvanischen Kolonisten Bartram von 
Hedwig aufgestellt, weil Dillenius von demselben amerikanische 
Moose empfing. 

Pflanzen mehr oder weniger breite, dichte oder lockere Rasen 
bildend; Blätter aufrecht‘ oder zurückgeschlagen, meist sehr 
papillös; Früchte eingesenkt oder allermeist .auf höheren Stielen; 
Haube halbseitig; Mundbesatz fehlend, einfach oder doppelt; der 
äussere: 16 Zähne, lanzettlich, glatt, quer gerippt, von einer 
Mittellinie durchzogen oder in der Mitte auch bisweilen ausein- 
ander: weichend, trocken einwärts gebogen, feucht aufrecht, röth- 
lich; der innere: eine 16fach gefaltete Haut, auslaufend in 16 
lanzettliche breite, kielig gefaltete, dann in zwei divergirende, ge- 
gliederte Lappen auseinandertretend; Zwischenwimpern 1—3 oder 
tehlend. 


Bartramiaceae, Apfelmoose. 2333 


So eingeengt der vorige Typus an Arten und Wohnplätzen 
war, so verbreitet ist dieser über die ganze Erde. Es wäre aber 
vergeblich, von ihm eine allgemeine Schilderung zu entwerfen, 
denn seine Arten sind eben so mannigfaltig, dass man ihre For- 
mung nur aus ihrer Gliederung in Sectionen zu erkennen vermag. 


A. Bartramiae philonoteae (Philonotis al.). 


Aestchen, wenn vorhanden, fast quirlförmig an die Spitze 
des Stengels gestellt; Blätter lanzettlich, faltenlos. Männliche 
Blüthe scheibenförmig und gipfelständieg. 


1. Catenularia C. Müll. in Flora 1885. p. 411. Meist in 
dichten, blau bereiften Rasen; Pflanzen sehr schlank und dünn: 
Blättchen sehr locker gestellt, trocken anliegend, aber kraus, 
feucht aufrecht-abstehend, lanzettlich zugespitzt, mit herablaufen- 
der heller, mehr oder weniger in eine Spitze ausgehender Rippe, 
aufrechtem Rande und sehr rauhem aus kleinen, quadratischen, 
zarten Zellen gebildetem, schwer aufweichendem, undurchsichtigem 
Blattnetze; Frucht auf rothem, starrem Stielchen aufrecht, aber 
etwas geneigt und später gerieft. 

Was etwa Glaucodium unter Leptötrichum, ist diese Ab- 
theilung für Bartramia, die merkwürdig blau bereifte Form, welche 
aus fast sämmtlichen Arten sehr deutlich hervorleuchtet. Ich habe 
sie Catenularia genannt, weil ich eine Hampe’sche Art, Bartr. 
catenulata (in Linnaea XXX. p. 630) zum Typus nahm. Hampe 
bezog den Namen auf die, wie er meinte, kettenförmig angeord- 
neten Blätter (Folia dissita inflexo-imbricata [catenulata] ovato- 
lanceolata). Der Typus ist mir erst sehr allmählich klar ge- 
worden, und so stellte ich ihn früher zu Philonotis, was schon 
ein Fortschritt heissen konnte. Denn die zuerst bekannt se- 
wordene Art von den antarktischen Aucklands-Inseln, wo sie der 
Jüngere Hooker Anfangs der 40er Jahre auf seiner antarktischen 
Weltreise sammelte, wurde von ihm und Wilson sogar .als Hyp- 
num scabrifolium beschrieben und mit den  Tamariscella-Arten 
verglichen. So etwas konnte freilich nur geschehen, so lange das 
Moos nur unfruchtbar bekannt war; als jedoch die Frucht bekannt 
wurde, die zuerst in Sullivant’s Hände gelangte, so war die 
Stellung des merkwürdigen Mooses sofort gegeben, und Letzterer 
nannte es Bartramia exigua. Selbige kam ihm von dem Feuer- 
lande zu, und in der That kann sie dort nicht selten sein; sie 
bewohnt auf Smoke Island am Darwin-Sunde die, Felsen der 
Bergregion in einer Höhe von 200—250 m, auf Basket-Island an 
der Desolation-Bay die alpinen Tundren, ebenfalls auf Felsen, in 


334 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


einer Erhebung von 1550 m und darüber, . wie Dr. Spegazzini 
fand. Später stellte Mitten (M. A. A. p. 259) das Moos zu der 
B. appressa Hook. et Wils., die sie in der Flora Neuseelands 
beschrieben hatten, und zog hierzu auch die B. remotifolia Hook. 
et Wils. aus der Flora Tasmaniae, während er zugleich eine Art 
der Anden von Quito mit allen diesen Arten vereinigte, also aus 
einem antarktischen Moose auch ein andinisches machte. Er nahm 
folglich an, dass es nur eine einzige Art unseres Typus gäbe. 
Das trifft aber nicht zu, vielmehr kenne ich bis jetzt folgende 
Arten: Fangen wir mit den antarktischen an, so tritt uns zunächst 
als älteste Art B. exigua Sulliv. entgegen, gleichviel ob man 
sie so oder B. appressa oder scabrifolia nennen will. Ob sie aber 
gleichzeitig Fuögia, den Aucklands-Inseln, Tasmanien und Neu- 
seeland zukomme, kann ich aus Mangel an Exemplaren der beiden 
letzten Stationen nicht entscheiden. Eine zweite Art des antark- 
tischen Kerguelen-Landes habe ich B. subexigua genannt; eine 
dritte kommt noch auf dem antarktischen Süd-Georgien vor: B. 
Willii n. sp., welche noch in Gesellschaft eines zwergigen Hyme- 
nophyllum in Felsenritzen lebt. Vom Feuerlande entfernt sich 
der Typus nicht nur so weit südlich, sondern auch nördlich. So 
empfing ich in der P. G. Lorentz’schen Sammlung von Moosen 
aus der Sierra Ventana im argentinischen Patagonien eine Art, 
welche ebenfalls an trockenen Felsen wohnt: B. Ventanae n. sp., 
und ebenso hat Mitten Recht, den Typus auch in den Anden 
anzugeben. Denn die von Hampe unter dem Namen B. pinnata 
beschriebene Art von Tolima in Peru, wo sie Gordot sammelte, 
gehört ebenfalls hierher, obgleich ihre Blätter nicht so kraus sind, 
wie die der übrigen Arten, und meine B. pinnulata aus Bolivia 
vollendet den Typus zur elegantesten Form. Was sonst noch dem 
Typus zufällt, findet sich allein in der australischen Welt: B. 
catenulata Hpe. auf den australischen Alpen in einer Erhebung 
von 6000 F. auf den Cobboras, und B. glaucescens n. sp. aus 
der Provinz Vietoria am Upper Ovens River, sowie auf Gippsland 
am Pyers River. Ausserhalb dieser Gebiete kenne ich nur noch 
B. Hymenodon m. vom Cap der guten Hoffnung (Olifantshoek), 
sowie am Wasserfalle des Devilspik. Dieses letzte Vorkommen 
entspricht aber der Thatsache, dass Südafrika so Vieles mit der 
australischen Welt gemein hat. Wenn somit etwa 9 Arten sich 
um einen gemeinschaftlichen Typus gruppiren, so liegt es auf der 
Hand, dass dieser Typus ein natürlicher ist. 9 Arten. 


2. Bartramidula Schpr. Bryol. Eur. Pflänzchen kleine 
Rasen bildend, sehr klein und zierlich, völlig von der Tracht der 
Philonotulae; Blätter aufrecht abstehend, sehr klein, lanzettlich, 
gezähnelt, blass-grün, kielig-hohl, aus ziemlich lockeren kleinen, 


Bartramiaceae, Apfelmoose. 335 


etwas papillösen Zellen gewebt, mit schwacher auslaufender oder 
verschwindender Rippe; Frucht auf schwachem, geradem oder ge- 
krümmtem Stielchen, meist aufrecht; für die Kleinheit der Pflanze 
ziemlich gross, kugelig, dünnhäutig, leicht gefaltet, sehr locker 
gewebt, mit kleinem gewölbtem oder etwas kegelförmigem Deckel- 
chen; Mundbesatz gänzlich fehlend oder einfach oder nur aus 
einer rudimentären Haut bestehend. Blüthenstand zwitterig. 

An und für sich treten diese Moose so nahe an Philonotula 
heran, dass mich nur die auffallend aufrecht stehende kleine Kapsel 
der allermeisten Arten, welche ihnen ein eigenes Ansehen verleiht, 
dazu bestimmen konnte, eine eigene Abtheilung darauf zu be- 
gründen. Das Fehlen oder Unvollständige der Frucht hatte mich 
nicht dazu bestimmen können, weil das in so vielen Gattungen 
wiederkehrt, ohne dass damit sich die Tracht änderte. Bei der 
grossen Zahl derjenigen Arten aber, die man unter den Begriff 
Philonotis bringen muss, ist es ja ganz praktisch, noch eine Ab- 
theilung zu besitzen, um das kleine Heer der Arten in ihrer 
äusseren und inneren Formung zu übersehen. 

Europa besitzt davon nur eine Art, B. Wilsoni, die, von 
dem englischen Bryologen Wilson im Jahre 1829 auf humoser 
Erde des Conner Hill bei Dingle in Irland entdeckt, von ihm 
Glyphocarpa? cernua im Hooker’schen Journal of Botany 1841 
genannt wurde, bisher sich aber ganz auf die britischen Inseln 
beschränkt zeigte. Anfangs der 40er Jahre lernte man noch drei 
ganz ähnliche Arten kennen: B. cycnea Mtge. aus Chile, B. pusilla 
Hook. et Wils. (sub Glyphocarpa) von Tasmania, und B. Roylii 
Hook. Fil. (sub Glyphocarpa) vom Himalaya und von den Neil- 
sherries in Indien. Später gesellten sich hierzu noch einige Arten, 
welche sich sämmtlich als der Bergregion zugehörig heraus 
stellten. So entdeckte Fendler auf der Silla de Valencia in 
Venezuela B. Fendleri m., v. Türckheim auf der Alta Vera Paz 
bei Coban in Guatemala B. Türckheimi bei 4400 F., Alexander 
Lindig in der Cordillere von Bogota bei 2700 m Erhebung B. 
Lindigii Hpe. (sub Glyphocarpa), Frederic Müller am Rio de 
Orizaba in Mexico B. Mexicana Schpr. (Bartramidula), P. G. Lo- 
rentz auf den Alpen Tucumans in Argentinien B. defecta m., 
Sulpiz Kurz auf dem Himalaya B. microthecia n. sp., wogegen 
Hooker und Th. Thomson B. Griffithiana Wils. sowohl im 
Sikkim-Himalaya, als auch in den Khasia-Gebirgen des östlichen 
Bengalens mit sehr langem Fruchtstiele entdeckten. Einen solchen 
trägt auch B. trichodonta m. von der westafrikanischen tropischen 
Insel Sn. Thome, wo sie A. Moller bei 880 m sammelte. Süd- 
afrika beherbergt mehrere Arten: so B. sordida m. (Bartramidula 
Capensis Schpr.), welche Bischof Breutel bei Gnadenthal fand, 
B. comosa Hpe. (sub Glyphocarpa) vom Montague-Passe (Breutel), 


336 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


B. pilulifera n. sp. von demselben Standorte (Rehmann) und B. 
slobosa m. (Bartramidula Breutelii Schpr., Glyphocarpa Hpe.), 
auch von Breutel bei Gnadenthal aufgenommen. Eine in breiten 
dichten Rasen wachsende hübsche Art besitzen auch die höheren 
Gebirge der Hawaii-Inseln: B. Hawaiica n. sp. Die letzten mir 
bekannten Arten sind B. pygmaea n. sp. vom Mt. William in 
der australischen Provinz Victoria, und B. flexinutans n. sp. vom 
Mt. Welligton auf Tasmania. 19 Arten, wozu noch B. patula 
Mitt. vom Vulcane de Agua in Guatemala (7—12000 F.) und 
B. erecta Mitt. aus den Anden von Quito (9—11000 F.), die ich 
nur literarisch kenne, gerechnet werden müssen. Literarisch allein 
kenne ich B. pusilla H. et W. von Tasmania, welche mit B. 
flexinutans eng verwandt zu sein scheint. 20 Arten. 


3. Philonötula Schpr. Bryol. Eur. Pflanzen mehr oder 
minder zart, fadenförmig, oft ganz Byssus-ähnlich, aber auch 
wieder kräftiger, niederliegend und aufsteigend, doch auch sogleich 
aufrecht; Blätter der Vorigen, aber entschieden gesägt und meist 
überaus papillös; Frucht der Vorigen, aber geneigt oder horizontal, 
peristomatisch; Blüthenstand zweihäusig, männliche Blüthe scheiben- 
törmig. 

Auch diese Arten bilden keine fest in sich geschlossene, von 
der folgenden Abtheilung scharf getrennte Gruppe, da sie in Bezug 
auf ihre Kräftigkeit allmählich in Philonotis übergehen. Wo hier 
die Grenze liegt, ist schwer zu entscheiden, und so kam es, dass 
ich z. B. B. rigida in der Synopsis Muscorum zu Philonotis 
brachte, während sie Schimper zu Philonotula stellte. Umge- 
kehrt schrieb ich B. radicalis den Philonotula-Arten zu, welche 
ich ebenso gut zu Philonotis hätte bringen sollen, wie B. rigida. 
Unter solchen Umständen dürfte es am zweckmässigsten sein, 
diese mittleren Formen ganz zu Philonotula zu rechnen. Dann 
bleibt freilich noch immer ein kleines Heer von Arten für Philo- 
notula übrig, die in ihren kleinsten Formen eine so grosse Aehn- 
lichkeit mit einander haben, dass nur die genaueste Vergleichung 
ihre Unterschiede durch Blatt- und Blattnetz-Bau ergiebt. Sie 
sind echte Kinder der heisseren Zonen, und es giebt schwerlich 
eine solche, welche nicht ihre eigene Art besässe, wogegen die 
echten Philonotis-Arten mehr der gemässigten Zone eigen sind. 
Auf der einfachsten Stufe erscheinen die Ersteren oft nur wie 
ein grüner Anflug, wie ein keimendes Moos, und doch ist ihre 
künftige Natur schon vollkommen entwickelt. In der Regel stellen 
dann die winzigen Pflanzen äusserst zarte, an den Spitzen haken- 
törmig gekrümmte, einfache Stengelchen mit meist einseitswen- 
digen, kleinen Blättchen dar. 

Europa besitzt von dieser sonst so zahlreichen Formung in 


Bartramiaceae, Apfelmoose. 337 


B. rigida nur eine einzige Art, welche keinem Süden angehört 
und hier östlich bis zum Caucasus, westlich bis zu den Canari- 
schen Inseln reicht. Diese zierliche Art wird in dem Süden der 
Vereinigten Staaten von Nordamerika durch die ähnliche B. radi- 
calis ersetzt; eine Art, deren Trivial-Name besagt, dass der 
Fruchtstiel tief am Grunde des Stengels sitze, was mehr oder 
weniger auf sehr viele Arten passt. Beide Arten gehören zu der 
kräftigeren Form, welche mehrfach auch in den tropischen Ländern 
auftritt und sich schon durch grössere Früchte kund giebt. Das 
benachbarte Mexico hat bereits vier Arten geliefert: B. Orizabana 
Schpr. vom Orizaba, B. amblyoblasta m. von Stadt Mexico und 
Huatusco (5000 F.), B. graminicola m. von Mirador und Orizaba 
(4000 F.) und B. brachyclada Bescher. aus derselben Region. Auch 
das übrige Mittelamerika kennt den Typus, Costarica in B. nano- 
dendra‘n. sp., welche der B. Salvadorica nahe verwandt, B. Co- 
staricensis n. sp. und B. garckeoides n. sp., Honduras in B. Sal- 
vadorica m., Guatemala in B. chrysoblasta n. sp.. B. Bernouillii 
n. sp. und B. scobinifolia n. sp. Im Anden-Gebirge nimmt die 
Zahl der Arten beträchtlich zu. So ergaben die Gebirge Vene- 
zuela’s die lang- und zart-stengelige B. Moritziana Hpe., die ganz 
ähnliche B. alto-gracilis m. und B. macrodietya m. Auf der Cor- 
dillere von Bogotä erscheint B. curvata Hpe. als Ersatz von B. 
rigida zwischen 2500—2700 m, während die so viel kleinere B. 
minuta Tayl. dort schon bei 1100 m auftritt und bis nach den 
Anden von Quito reicht, wenn Hampe’s Bestimmung dieser Art 
für Columbien richtig ist. Dies trägt sich auch mit B. elegantula 
Tayl. zu, welche von Jameson bei Quito entdeckt, von Lindig 
nach Hampe auch bei Manzanos (2600 m) auf der Cordillere 
von Bogotä wieder gefunden wurde In den Anden von Quito 
entdeckte ferner Spruce bei 15000 F. B. umbratilis Spruce, und B. 
angulata Tayl. (7000 F.), wozu noch B. Osculatiana De Not. kommt. 
Sonst theilt noch Ecuador mit Neu-Granada B. versifolia Hpe. 
Das pacifische Ecuador besitzt in Utria B. Utriae n. sp., welche 
(Gustav Wallis 1876 auf einem Hügel bei Zampichi fand. Das 
Hochland von Bolivia hat uns zwei Arten geliefert: B. asperrima 
n. sp. (13000 F.) und B. Guyabayana Schpr. Hb., welche eben- 
falls zwischen 10—13000 F. Erhebung noch als höchst zarte Art 
gedeiht. Steigt man von Bolivia nach den argentinischen Cor- 
dilleren herab, so trifft man in den Alpen der Sierra de Acon- 
quijja auf B. elongatula m., bei Jujui auf B. acutissima m., im 
Gran Chaco am Rio Secco auf B. pomangium m.; auch die argen- 
tinischen Vorberge der Cordilleren haben noch ihre eigenen Arten: 
so B. crenatula m. bei Cordoba und auf der Sierra de Cordoba; 
und damit erreicht der zarte Typus auch die Ebene der Pampa’s. 
z. B. bei La Plata am Flusse gleichen Namens in B. subsecunda 
C. Müller Hal. Genera muscorum. 22 


338 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


n. sp. Das benachbarte Gebiet um Montevideo, in den 70er Jahren 
bryologisch erforscht von Arechavaleta, lieferte B. strietius- 
cula n. sp. und flexipes n. sp. Paraguay hat sich mit B. oreadea 
n. sp. dazu gesellt (Coll. Balansa. No. 3655). Auf den pacifischen 
Cordilleren erscheint B. Krausei m. in Valdivia mit B. delicatula 
n. sp. Auf der atlantischen Seite verbreitet sich der Typus in B. 
sphaerocarpa m. aus Venezuela bis auf die westindischen Inseln, 
wo ihr B. Berteroana m., ligulatula n. sp. von Portorico und B. 
uncinata Schw., eine Vertreterin von B. rigida und radicalis, 
Platz nahm. Brasilien endlich greift auch hier einmal wieder 
tüchtig ein, und zwar mit B. Gardneri m.,_ rufiflora Hsch., Pab- 
stiana m., polyclada n. sp., gracillima Angstr., tenella m.. 
filiformis Hsch., und percapillaris n. sp. von Sa. Catharina, wozu 
ich nur noch literarisch B. glaucescens Hsch., wahrscheinlich auch 
B. Glaziovii Hpe. und curta Hpe. (Beide sub Glyphocarpa) zu. 
zählen haben dürfte. Sonst sendete Glaziou von Rio de Janeiro 
noch an Hampe von unbestimmten Arten: B. obtusula n. sp.. 
B. coactilis n. sp. und B. hastata n. sp. In dieser Aufzählung 
hat die Neue Welt folglich 53 Arten geliefert. 54 Arten. 

Das tropische Asien vermehrt diese Zahl nicht unbeträchtlich. 
So kennen wir von Ceylon B. angusta Mitt., Thwaitesii ej., imbrica- 
tula ej., heterophylla ej., und von den Neileherries B. macrocarpa m. 
Der Himalaya besitzt in Sikkim bei 12000 F. Erhebung vielleicht 
die Kleinste aller Arten: B. leptocarpa Mitt.; die übrigen Arten 
sind: B. glomerata Wils., Kurzeana Hpe. Hb. und pallescens n. sp. 
Aus Birma kenne ich bereits: B. fabroniacea n. sp., sublaxissima 
n. sp., trichophylla n. sp., mollieula n. sp. und homomalla n. sp. 
(3000 F.), sämmtlich von Sulpiz Kurz gesammelt und gesendet. 
Von den Andamanen kenne ich B. leucolomacea n. sp. und B. 
stolonacea n. sp.; von den Sunda-Inseln empfingen wir aus Java 
B. mollis Dz. et Mb., secunda eor., laxissima m. und Solmsiana 
n. sp., von den Philippinen B. Wallisi m. und B. splachnobryoi- 
des n. sp. 22 Arten. 

Noch viel mehr hat sich Afrika betheiligt. Betreten wir zu- 
nächst die tropische Westküste, so lebt in dem Congo-Becken 
B. Pechueli m., in Angola bei Pungo-an-dongo B. incrassata m., 
auf der Insel Sn. Thome B. nanothecia m., an der Westküste 
Afrikas um Monrovia DB. latiuscula n. sp. und B. angustiuscula 
n. sp., in Camerun B. Floribundaria n. sp., B. microthamnia n. sp., 
B. capillaris n. sp., B. basaltica n. sp., B. curvula n. sp., B. den- 
siretis n. sp., B. perconferta n. sp., auf Fernando-Po B. flavinervis 
m., B. latiuscula n. sp. und B. angustiuscula n. sp., im Angola- 
Gebiete am Arthington-Wasserfall B. papillarioides n. sp. Aus 
dem Innern von Afrika brachte Dr. Georg Schweinfurth aus 
Dar Fertit B. arbuscula m., aus dem Mitta-Lande B. simplex m., 


Bartramiaceae, Apfelmoose. 339 


aus dem Niam-niam-Lande B. pygmaeola m., Baginsensis und 
Niamniamiae m. Die Mascarenen-Inseln beherbergen: B. Mauri- 
tiana Angstr. von Mauritius, wogegen Reunion sogleich mit 4 Arten 
aufwartet, mit: B. curvifolia Bescher., perigonialis ej., luteo-viridis 
ej. und polyclados ej. Auf den Comoren fand J. M. Hildebrandt 
B. Comorensis m., während Madagascar folgende ergab: B. spar- 
sifolia Hpe., tenuicula Hpe., cespitans n. sp., subcespitans n. sp., 
obtusatula n. sp., senodictyifolia n. sp. und erystallina n. sp. Auch 
das tropische Ostafrika lieferte aus einer Erhebung von 2000 bis 
3000 F. in der Region Taita eine sehr winzige Art: B. curyula 
m., in dem gebirgigen Usambara die etwas kräftigere B. Usam- 
barae n. sp. von Dr. Hans Meyer gesammelt. Südafrika endlich 
sendete schon früh durch den Hamburgischen Botaniker Drege 
B. Dregeana m., durch den norwegischen Missionar Borgen B. 
androgyna Hpe. Hieran schloss sich in der neuesten Zeit B. 
pernana n. sp. unter Gebüschen bei Belweder (Rehmann), wozu 
Prof. Mac Owan, der jetzige Director des botanischen Gartens 
zu Capetown, auf dem Boschberge noch drei schöne Arten auf- 
fand: B. gracilescens n. sp., B. Boschbergiana n. sp. und afro- 
uncinata n. sp. Ganz neuerdings (1892) entdeckte Prof. Sicken- 
berger an Mauern, welche vom Nile bespült werden, in Aegypten 
noch eine Art, Ph. Nilotica n. sp., eine zweite P. glabriuscula 
n. sp. bei Kairo. 44 Arten. 

Auch aus Oceanien kennen wir einige Arten von Interesse: 
B. Helenica Bescher. von St. Helena, B. subolescens m. von Green 
Mount auf der Insel Ascension (1000 F.), B. Tahitensis m., B. 
Jardini Besch., Vescoana Besch. und runecinatula n. sp. von Tahiti, 
endlich B. asperifolia Mitt. (sub Philonoti) von den Fidschi-Inseln. 
Auf Madeira lebt die grünspanfarbige Ph. Maderensis in ziemlich 
srossen Räschen an Felsen. 7 Arten. 

Australien schliesslich knüpft sich an die vorigen Gebiete 
nicht unrühmlich an. Bekannt sind von Tasmanien und den 
australischen Alpen: B. fertilis Mitt. (sub Philonoti), aus Neusee- 
land: B. tenuis Tayl., aus der Provinz Victoria: B. gemmifera 
Hpe. et‘C. Müll., vom Mt. William: B. pallida Hpe. Die meisten 
Arten aber hat Neu-Süd-Wales geliefert, woran Queensland z. Th. 
betheiligt ist, nämlich: B. Slateri Hpe., pseudo-mollis m., uncina- 
tula n. sp.; graminea n. sp., subsimplex n. sp., pilata n. sp. und 
die seltsame B. tortifolia n. sp. mit langen, pfriemenförmigen, ge- 
kräuselten Blättern. Die letzte Art, welche ich in natura kenne, 
ist B. angustissima n. sp. von Noumea auf Neu-Caledonien. 12 Arten. 

Eine ganz merkwürdige, für sich allein stehende Art ist B. 
Mathildae, welche ich zu Ehren der Frau Levier in Florenz 
benannte. Sie sammelte Herr Gollan im December 1895 um 
Mussovrie im West- Himalaya, und selbige trägt auf langem, 

99% 


340 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


haarförmigem Stengel eine nacktmündige Frucht, welche jener 
der Bartramidula auffallend ähnelt (5000 F. hoch). 

Im Laufe von etwa 40 Jahren seit der Beendigung meiner 
Synopsis Muscorum hat sich folglich die Zahl der damals nur 
10 betragenden Arten auf 112 erhöht. Eine so gewaltige Summe, 
dass sie am besten bezeugt, wie gross innerhalb des abgelaufenen 
Zeitraumes die bryologische Arbeit war, die ein so grosses Ma- 
terial zusammen brachte. Es erhöht sich diese Arbeit noch, wenn 
ich daran erinnere, dass es nicht einige wenige Arten sind, 
welche ich nicht genannt habe, weil sie mir nicht in Exem- 
plaren vorlagen. 


4. Philonotis Brid. in Bryol. univ. II. p. 15, Rasen hoch 
und kräftig, mehr oder weniger verfilzt oder verwurzelt; Pflanzen 
aufrecht und kräftig, an der Spitze mit büschel- oder wirtelförmig 
gestellten kleinen Aestchen oder auch einfach, namentlich im un- 
fruchtbaren Zustande: Blätter lanzettlich, kielig-hohl, durchsichtig 
sewebt, fleischiger als die Vorigen, aufrecht, mit kräftiger Rippe, 
ungefaltet; Frucht auf hohem Stiele apfelförmig, selten ceylindrisch 
und am Munde eingezogen (theca coarctata), geneigt, im Alter 
meist gefurcht, peristomatisch. Blüthenstand zweihäusig, männ- 
liche Blüthe scheibenförmig. Blattnetz gewöhnlich nur mit ver- 
einzelten grösseren Papillen. 

Wie sich diese Abtheilung zu der vorigen verhält, habe ich 
bei Letzterer schon angegeben. Die echten Philonotis-Arten sind, 
gegen diese gehalten, in entschiedener Minorität ihrer Zahl nach, 
gehören aber, wo sie auftreten, zu den echten Charakter-Moosen, 
welche besonders die quelligen Orte bewohnen. Ein Theil von 
ihnen erweist sich nur als eine hoch wachsende kräftigere Form 
von Philonotula: ein anderer gruppirt sich um unsere kräftige 
B. fontana: ein dritter bringt diese oder jene Form der Bar- 
tramiae plicatae in Erinnerung, so dass auch die Blätter mehr 
sparrig-abstehend werden können, wie das z. B. bei B. Pseudo- 
Philonotis der Fall ist: ein vierter Theil wird einer Timmia 
ähnlich (B. timmioides). 

Lange Zeit war von diesem Typus B. fontana Europas und 
Nordamerikas die einzige Art, bis Willdenow in der Nähe 
Berlins die B. Marchica dazu entdeckte und einige Jahrzehnte 
später B. calcarca von Schimper unterschieden wurde. Die erste 
und dritte Art gehören auch Nordamerika an, das aber noch 
andere Arten besitzt: B. Mühlenbergii Schw., Macounii Mitt., gla- 
briuscula Kdbg. und Mohriana m., die erste im Osten der Ver- 
einigten Staaten, die zweite auf Vancouver-Insel, die dritte mit 
sehr lockerem Zellgewebe in Neu-Braunschweig, die vierte in 
Louisiana. Letztere leitet bereits über auf eine mexicanische B. 


 Bartramiaceae, Apfelmoose. 341 


Schlumbergeri Schpr. Hb., welche am Orizaba, um Guatusco in 
der gemässigten Region (4500 F.) vorkommt. An diese schliessen 
sich in Mexico noch ein paar gänzlich verschiedene Arten an: B.ery- 
throcaulis m. und Sartorii n. sp. von Mirador (4000 F.). Im Andes- 
Gebirge tritt B. fontanella m. auf der Cordillere von Bogotä bei 
2700 m Erhebung auf, begleitet von B. gracilenta Hpe. In den 
Anden von Quito ersetzt sie B. scariosula m. mit merkwürdig 
sparrigen Blättern und sehr schmalem Blattnetze, in Bolivia B. 
breviseta Schpr. (Coll. Mandon.). Dann kenne ich noch eine Art 
für die argentinischen Cordilleren: B. striata m. von der Sierra 
de Aconquija in Tucumän, während eine letzte, B. simplieissima 
m., auf einer der argentinischen Vorberge der Cordilleren, der 
Sierra Larga, zum Vorschein kommt. Brasilien besitzt die B. 
spiralis Hpe., B. cespitosula n. sp. und B. rupicola n. sp. in der 
tropischen und subtropischen Zone. Letztere fügte in Sa. Catha- 
rinas Serra Geral die Sumpf-bewohnende sonderbare B. pyrrho- 
bryoides n. sp. der Campos hinzu. Ausser diesen Gebieten habe 
ich nur noch das antarktische gewissermassen als Fortsetzung 
(des südamerikanischen zu verzeichnen. So besitzt Fuögia eine sehr 
kräftige Art am Cap Hoorn und auf Staten-Island, die B. vagans 
Mitt., welche ich früher als Meesea ansehen zu müssen glaubte. 
Sie zieht sich bis nach dem südlichen Chile auf die Cordillere de 
Ranco, wo. sie Lechler 1854 entdeckte (B. dimorpha Schpr. Hb.). 
Das  insulare Kerguelens-Land ergab dem Marine - Stabsarzte 
Dr. Naumann B. anisothecioides m., polymorpha m. und grami- 
nicola m. Versetzen wir uns auf die nördliche Halbkugel zurück, 
so treten uns in Japan und auf Formosa in gemässigter Zone 
einige Arten entgegen: dort B. Japonica Sch., Savatieri Sch., 
‚Jespensis Besch., und B. carinata Mitt., hier B. palustris Mitt., 
in China B. Setschuanica n. sp., eine nahe Verwandte von B. 
palustris. Hieran schliessen sich auf den indischen Gebirgen B. 
pseudo-fontana m. auf den Neilgherries, im Himalaya B. Turne- 
riana Schw. (5700 F.), die übrigens auch auf den Hochgebirgen 
‚Javas wieder erscheint. Im nordwestlichen Himalaya, sowie in 
Assam tritt B. subulosa Griff. auf, in Sikkim B. angusta Mitt. 
und nitida Mitt. Hier auch wohnt die schon erwähnte B. longi- 
collis Hpe. (6—9000 F.), welche sich in Bhotan und auf Java 
wieder findet. Aus Birma kenne ich B. rhizogonioides n. sp. und 
B. profundifolia n. sp., welche in B. pilicalyx n. sp. des Ganges- 
thales eine sehr nahe Verwandte hat. Die B. speciosa Griff. aus 
Khasia und Nepal kenne ich dagegen nicht, sie scheint aber 
wirklich hierher zu gehören. Im nordwestlichen Himalaya lebt 
noch auf Höhen von 2000—3000 F. in Sansidara Ph. tophacea 
n. sp. mit stumpfen Blättern; auf Höhen von 10000 F. Philo- 
notis orthostichacea n. sp., deren Name schon ihr Gepräge aus- 


342 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


drückt. Ebenso ernährt noch Afghanistan auf Höhen von 11000 F. 
die zierliche, aber der Ph. fontana verwandte Ph. Afghanistanica 
n. sp. an Quellen. An denselben Stellen sammelte auch der be- 
rühmte Prschewalskij im Juni1885 auf den Höhen des Kuen-lün 
häufig die stattliche Ph. Mongolica Broth. Auf der entgegenge- 
setzten Seite des chinesischen Reiches, in dem hochgebirgigen 
Yünnan, lebt Ph. ruficuspis Bescher. bei 900 m Erhebung; der 
nächste Verwandte der Ph. Setschuanica. Aus Afrika habe ich 
nur wenige Arten empfangen, die schönsten und unserer B. fon- 
tana Ähnlichsten von dem Grasgipfel des Kilima-Ndscharo (3000 
bis 4800 m) in B. tricolor m., dann aus Südafrika von Prof. Mac 
Owan in Capetown, nämlich B. afro-fontana n. sp. von den Wasser- 
fällen des Boschberges (4000 F.), eine Art, welche Rehmann 
auch an den Ufern des Caledon bei Kadziberg sammelte und sub 
No. 192 als Philonotis Oraniae Rehm. vertheilte, dann B. Bosch- 
bergiana n. sp., eine weit kräftigere Art. Sonst schliesst sich noch 
die weit kürzere Philonotis Africana Rehm. von Inanda in Natal 
(Coll. No. 193), sowie B. aristaria n. sp. an, welche Letztere auf 
dem Tafelberge, auf Felsen des Montagu-Passes und in Natal 
(Inanda) vorkommt, von Rehmann (No. 184—185) als Glypho- 
carpus vertheilt wurde. Auf Reunion lebt B. submarchica Bescher. 
Am kärglichsten ist bisher Oceanien gewesen: nur die von Sul- 
livant für B. rigida betrachtete B. Sullivantii n. sp. von den 
Hawaii-Inseln Kauai (3000 F.) und West-Maui (3000 F.) kann 
hierher gerechnet werden. Als reicher erwies sich schliesslich das 
australische Floren-Gebiet. So erinnern B. Zürniana n. sp. von 
der Nord-Insel Neuseelands, sowie B. atro-lutea n. sp. aus Neu- 
Süd-Wales und B. subluteola n. sp. von Neuseeland durchaus an 
B. fontana, B. Walhallae n. sp. von Walhalla auf Gippsland an 
B. Marchica, wogegen B. timmioides n. sp. aus Neu-Süd-Wales 
mit fast gekräuselten Blättern schon in ihrem Namen ihre Aehn- 
lichkeit ankündigt. Das Gleiche thut Bartr. dieranellacea n. sp. 
von Sydney mit einfachem kurzem Stengel, und B. Pseudo-Philo- 
notis n. sp. (B. atrata m. in sched.) aus Neu-Süd-Wales bringt 
eine sehr kurzstengelige Art aus der Reihe der Bartramiae pli- 
catae in Erinnerung. Der moosreiche Mt. Wellington auf Tas- 
mania gab dem Herrn Weymouth 1890 Gelegenheit zur Auf- 
findung der B. Weymouthi n. sp., einer kleineren Art, wie er auch 
noch eine zweite Art (B. scariosifolia n. sp.) auf der Insel ent- 
deckte. — Diesen Arten schliessen sich wahrscheinlich noch einige 
südamerikanische an, welche Mitten (M. a. amer.) anführt: B. 
fontanoides Gill. et Grev. von Mendoza, B. striatula Mitt. aus 
Neu-Granada (7500—8600 F.). gracilenta Hpe. ebendaher (2200 
bis 2600 m), andina Mitt. von dem vulcanischen Pichincha, 


Bartramiaceae, Apfelmoose. 343 


(11000 F.) und fontanella Hpe. aus Neu-Granada (7000—8600 F.). 
Mit Letzteren vereint: 59 Arten. 


B. Bartramiae plicatae (Plicatella ©. Müll.). 


Stengel einfach oder an der Spitze mit quirlförmig gestellten 
Aestchen oder dichotomisch getheilt; Blätter gefaltet, gern sparrig 
abstehend und mehr oder weniger gekräuselt; Blattnetz in der 
Regel aus sehr schmalen und langen, glatteren oder papillöseren 
Zellen gewebt. Die meisten Arten kräftig und hoch, oft mit 
glänzenden Blättern, meist mit grossen Früchten. Sonst vielfach 
an die Vorigen erinnernd. 


5. Polyptychium C. Müll. Linn. 38. 1874. p. 600. Stengel 
niederliegend, vielfach gewunden, kätzchenartig-stielrund, am Grunde 
braun-fflzig, mit ungleichen Aestchen, von der Tracht eines Leu- 
codon; Blätter aufrecht, angedrückt, klein, mit etwas abstehender, 
oft aber wellig-krauser Spitze, aus orangenfarbiger und scheidiger, 
fünffach tief gefalteter, von sechs kegelförmig-bauchigen Höhlen 
gekrönter Basis lanzettlich-zugespitzt, der Länge nach fünffach 
gefaltete, mit sehr wenig zurückgeschlagenem oder oben aufrechtem, 
gezähneltem Rande: Rippe in eine dünne, gelbe, haarartige Granne 
auslaufend: Blattnetz aus langen, schmalen, sehr dichten, nach 
oben hin kleineren rechteckigen und quadratischen, nur am Grunde 
des Blattes punktförmig-papillösen Zellen gewebt. Frucht un- 
bekannt. 

Diese merkwürdige, durch so viele Höhlungen am Grunde 
des Blattes ausgezeichnete Abtheilnng war mir bisher nur von 
einer einzigen Art, B. polygastrica m. vertreten. Jetzt finde ich 
aber, dass auch B. cuspidissima m. von der Cuesta de Pinos und 
B. Lorentzi m. aus dem Gran Chaco, also Beide im tropischen 
Argentinien, hierher gehören. B. polygastrica bewohnt die höchsten 
Joche der Cordillere von Sachapatä und St. Gavän in Peru, wo sie 
Lechler 1854 sammelte, und ähnelt in ihrer Tracht sonst so 
auffallend etwa einer B. affinis Hook., dass man ihren wahren 
Charakter erst microscopisch erkennt. 1 Art. 


6. Lycopodiöbryum C. Müll. Stengel kurz, aber auch sehr 
lang, oft über fusshoch, breit und aufschwellend, von der Tracht 
eines Lycopodium mit abgerundet - abgestumpfter Stengelspitze., 
vielfach gebogen, einfach oder hier und da mit ein paar kurzen 
Aestchen, sonst auch wohl dichotomisch getheilt, blass-gelb; Blätter 
dieht über einander liegend, aufrecht, aus sehr breitem, den Stengel 
halb umfassendem Grunde, sehr breit lanzettlich und mehr oder 
weniger lang, aber ziemlich breit zugespitzt, an der Spitze aus- 


244 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


€ 


gefressen gesägt, mit aufrechtem Rande, der Länge nach gefaltet, 
mit dünner, in eine Granne auslaufender Rippe; Blattnetz am 
Grunde des Blattes, und zwar an dessen Rande, von sehr lockeren 
und zarten Zellen. gesäumt,. sonst aus sehr schmalen, dichten, 
hellen und langen, punktirt-papillösen Zellen gebildet. 

Dieser Typus gehört zu den stattlichsten Formungen der 
Mooswelt und erinnert in Wahrheit sehr täuschend an ein Lyco- 
podium aus der Sippe des L. elavatum oder inundatum. In der 
Mooswelt hat er ein Gegenstück an einigen Prionodon-Arten, und 
in der That beschrieb Hampe die erste, aus der Nachbarschaft 
von Rio de Janeiro durch Glaziou gesendete Art, die er später 
Bartramia grandis nannte, als Prionodon robustus. Eine zweite 
gleich-grosse und sehr ähnliche Art, B. Lycopodium m., hat 
1885 R. Helms aus Grevmouth, auf der Paparoa-Range in der 
Grafschaft Gray bei 3000 F. Erhebung auf der australischen - 
Seite der südlichen Insel Neuseelands gesammelt und mir ge- 
sendet. Eine dritte Art gehört den Hawaii-Inseln an, und 
empfing ich selbige aus Honolulu von D. D. Baldwin, der sie 
auf West-Maui bei 5700 F. Erhebung aufnahm. Ich nannte sie 
B. erassicaulis, und sie ist, obgleich sie vollständig den Cha- 
rakter der beiden vorigen Arten an sich trägt, doch nur ein paar 
Zoll hoch und völlig einfach. Ganz abweichend von den übrigen 
Plicatella-Arten, entwickeln alle Drei keinen oder nur sehr wenie 
Filz an ihren Stengeln. Die ersten beiden Arten aber gehören 
doch ganz besonders zusammen und nehmen allein den bärlapp- 
artigen Habitus an, womit Hand in Hand geht, dass die Gruppe 
der cellulae alares parenchymaticae am Blattgrunde sich nach 
oben in einen ziemlich breiten Saum am Rande fortpflanzt, der 
aus sehr schmalen, hellen, langen, leeren Zellen besteht, wie auch 
sonst die Blattzellen leer sind. Bei der Hawaiischen Art fehlt 
der betreffende Saum. Bei allen Dreien jedoch kann der unterste 
Theil des Blattes als ein sehr kurzes Scheidchen betrachtet werden, 
weil das Blatt sich von da nach oben hin erweitert, um von der 
stärksten Breite an wieder schmäler zu werden. Es scheint mir 
übrigens, nach der Abbildung in der Hooker’schen Flora Novae 
Z/eelandiae et Tasmaniae zu urtheilen, als ob die B. comosa Mitt. 
von Tasmanien (p. 195. t. 174. F. 7) ebenfalls hierher gehöre, 
und zwar als eine kürzere Form. Diese Art, welche ich aber, da 
schon Hampe eine B. comosa aufstellte, B. comiramea nennen 
will, ist fruchtbar bekannt und besitzt eine grosse, kurz gestielte 
terminale Frucht zwischen einem Winkel von mehreren kurzen 
Aestehen. Wenn dieses Moos nicht hierher zu bringen ist, was 
ich aus Mangel an Exemplaren unbestimmt lassen muss, so gehört 
es dann doch sicher zu der folgenden Abtheilune. Dagegen 


Bartramiaceae, Apfelmoose. 345 


schliesst sich B. erassa Hook. et Wils. von Tasmania sicher hier 
an... 5 Arten: 


7. Acoleus.C. Müll. Linn. 38. 1874. p. 598. Rasen’ niedrig, 
mehr oder weniger dicht verfilzt; Stengel ziemlich einfach und 
beträchtlich dünner als bei den vorigen Moosen, auch in allen Theilen 
weit kleiner; Blätter aufrecht-angedrückt, ebenfalls einen mehr 
oder weniger abgestumpften Stengel-Schopf bildend, lanzettlich 
ohne scheidigen Grund, gefaltet; Frucht, so weit bekannt, klein 
und kugelig, aufrecht, ebenfalls (im Alter) gefaltet. 

Eigentlich fallen diese Moose mit den Vorigen zusammen, 
doch unterscheiden sich Beide von einander etwa so, wie Philo- 
notis von Philonotula, und haben ihrem Aeusseren nach keinerlei 
Aehnlichkeit mit den vorigen riesigen Arten. Diejenige Art, für 
welche ich a.a.0.p.598 recht eigentlich den Typus begründete, war 
B. chrysea m. von den Paramos de Sonson (10—12000 F.) im 
Staate Antioquia (Ver. Staaten von Columbien). Auch die B. 
(Breutelia), intermedia Hpe. aus Mexico (Mirador, 4000 F.) möchte 
ich zu Acoleus rechnen, wie ich auch B.scorpioides n. sp. aus Bolivia 
hierher ziehe; eine Art, welche dem Hypnum scorpioides in der 
Tracht ähnelt. Diesen gesellen sich zu: für Afrika B. afro- 
scoparia n. sp. vom Boschberge im Caplande (4500 F.) und B. 
Kilimandscharica m. aus dem tropischen Ostafrika vom Kilima- 
Ndscharo (3—4000 m). Die B. Karsteniana m. von den Höhen 
der Anden, welche ich 1874 auch hierher zog, füge ich jetzt 
lieber der folgenden Abtheilung bei. 5 Arten. 


8. Breutelia Schpr.; zu Ehren des bryologischen Herrn- 
huter Bischofs Breutel benannt. Rasen gewöhnlich sehr breit, 
oft niederliegend, sehr locker oder auch dichter, in diesem Falle 
meist braun-filzig; Stengel herum schweifend-getheilt mit un- 
gleichen Aesten, kräftig, am Gipfel in der Regel mit einem pinsel- 
törmig-aufrechten Blattbüschelchen, wogegen an dessen Grunde 
(lie Blätter abstehen und somit eine sternartige Stengelspitze 
bildend; alle übrigen Blätter mehr oder weniger aufrecht ab- 
stehend oder etwas zurückstehend (folia patentia et patentissima), 
oder gänzlich zurückgeschlagen, aus stengelumfassendem Grunde 
lanzettlich oder eiförmig-lanzettlich, mehr oder weniger zugespitzt, 
häufig etwas gedreht im trocknen Zustande, starr, mit dünner, 
in die Spitze meist auslaufender Rippe; Blattnetz-Zellen sehr 
schmal, lang, dicht, nach der Blattspitze zu kleiner, mehr recht- 
eckig, durch meist kleine Papillen rauh; Frucht auf kurzem, ge- 
wöhnlich gekrümmtem Stielchen geneigt, apfelartig-kugelig, ge- 
faltet, oder auf längerem Stielchen Mnium-artig länelich und 
nickend, gefaltet. 


346 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Diese schöne Gruppe zerfällt wiederum in drei besondere 
Sippen, je nachdem die Blätter aus scheidenartigem Grunde wirk- 
lich bestimmt zurückgeschlagen sind (B. Hoffmanni m., ehemals B. 
divaricata m. in Linnaea 38. 1874. p. 594, auf dem Vulcane de 
Barba in Costarica von Dr. ©. Hoffmann gesammelt), oder je 
nachdem die Blätter nur folia patentia werden und dabei ent- 
weder eine kurze Seta mit kugeliger, oder eine lange Seta mit 
aufschwellend-ovaler Frucht sich bildet. Auf diese Gruppirung wird 
der nächste Monograph unter allen Umständen zu achten haben. 
An diesem Orte ist es nicht nöthig, diesen Habitus-Verhältnissen 
zu folgen; um so weniger, als noch nicht sämmtliche Arten mit 
Frucht bekannt sind. Europa besitzt in B. arcuata nur die kurz- 
borstige Form. Die gleiche Form, oft aber mit beträchtlich 
grösseren Früchten, kehrt meist in Mexico (B. subarcuata Schpr. 
auf dem Orizaba, 11000 F.) und auf den Anden wieder: B. to- 
mentosa Sw. in Venezuela, Quito und auf Jamaica, B. arcuatula 
n. sp. (subarceuata Hpe.) auf der Cordillere von Bogotä (2700 m), 
B. macrotheca Hpe. ebendaher (2600 m), B. Karsteniana m. aus 
den Anden von Quito und Neu-Granada, B. Hasskarliana Hpe. 
aus Peru (4000 F.), B. inclinata Hpe. et Lrtz. auf den sumpfigen 
Ebenen des höchsten Cordilleren-Rückens in Ecuador (14200 F.). 
Zu der Form mit längerer Borste (seta) gehören: B. integrifolia 
Tayl. aus den Anden von Quito und B. mniocarpa Schpr. (sub 
Philonitide) Hb. in Bolivia (10 773—13000 F.). Von den andi- 
nischen Arten ist mir nur noch B. aciphylla Wils. bekannt; ein 
Moos, das dadurch zu einer ganz eigenthümlichen Pflanze wird, dass 
es, wie die Arten von Lycopodiobryum, einigen Formen langer 
Lycopodia mit völlig abstehenden oder auch zurückgeschlagenen 
erossen Blättern ähnelt, leider mir nur unfruchtbar bekannt. Im 
Ganzen führt Mitten (M. austr.-amer.) 8 Arten für die Anden auf, 
was mit den genannten, Mitten unbekannten Arten 12 ergeben würde. 
Auch die Hochgebirge Westindiens haben ihre eigenen Arten: so 
B. scoparia Schw. mit langer Seta, während, wie ich bei Mitten 
sehe, B. hispida Mitt. und B. Jamaicensis ej. von Jamaica kurz- 
borstige Früchte tragen sollen. In diesem Range scheinen auch 
B. Eggersii Brother. und B. saprophila Brother. der Gebirge von 
Jamaica zu stehen. Auch Brasilien ist die Form nicht fremd, 
obwohl dieses Land nicht die hohen Gebirge der vorigen Länder 
besitzt. Hier erscheinen: B. subtomentosa Hpe., subdisticha ej. 
und Wainioi Brother. (Minas Geraös), während die moosreiche 
Serra Geral Sa. Oatharinas die schöne, der B. subdisticha nahe 
verwandte B. Ulei n. sp. trägt und S. Paulo B. Paulensis n. sp. 
beherbergt. Noch westlicher uns wendend, kehrt die Form auf 
den Ausläufern der Anden wieder: im patagonischen Argentinien, 
und zwar in den höheren Regionen der Sierra Ventana mit B. 


 Bartramiaceae, Apfelmoose. 347 


Joannae n. sp. (von Frau Johanne Lorentz 1381 gesammelt); 
im subtropischen Argentinien auf dem Abstiege von der Cuesta 
de Pinos, d. i. von der hohen Puna herab, nach dem Thale Tarija 
in Bolivien mit B. austro-arcuata m., von Lorentz 1873 ge- 
sammelt; im südlichen Chile mit B. Chilensis Lrtz. (eine lang- 
borstige Art) und B. plicata Mitt. (auch eine Art mit länger ge- 
stielter Frucht). Selbst das unwirthbare magellanische Fuögia 
beherbergt noch einige hübsche Arten: B. comosa Mitt., aureola 
Bescher., dumosa Mitt. und die seltsame Breutelia Hariotiana 
Bescher., die wieder mit längerem Stengel eine Lycopodium-artige 
Form annimmt. Von den indischen Hochgebirgen sind mir nur 
drei Arten bekannt geworden, sodass die südamerikanischen 
Gebiete das eigentliche Vaterland der Breutelien sind. Auch weichen 
diese indischen Arten in ihrer Tracht gänzlich ab. B. Yünnanensis 
Bescher. aus dem chinesischen Yünnan und B. dieranacea Mitt. 
werden durch die pinselförmige Stengelspitze und durch sehr 
zurückgeschlagene Blätter die Glieder einer eigenen Gruppe mit 
B. Hoffmanni und nehmen einen Habitus an, wie ihn manche 
Dierana scoparia haben. B. dieranacea erscheint sowohl auf den 
Neilgherries, als auch auf dem Sikkim-Himalaya, wo sie noch bei 
12000 und 13000 e. F. gesammelt wurde. Die dritte Art, die 
stolzeste ihrer kleinen Gruppe und ebenfalls einem Lycopodium 
nicht unähnlich, ziert die Hochgebirge Javas, Sumatras und der 
Philippinen, nämlich B. arundinifolia Duby (sub Hypno!!). Diese 
lang-borstige ist bisher stets mit B. gigantea Brid. von der Insel 
Reunion verwechselt worden. Neben dieser prächtigen Pflanze 
besitzt dieselbe Insel noch B. gnaphalea Brid., ein durchaus anderes 
Moos von der Verwandtschaft der B. arcuata, welches auf dem 
Gipfel des Kilima-Ndscharo von B. subgnaphalea m. vertreten 
wird. Sonst kenne ich für Afrika nur noch B. alpestris m. vom 
abessinischen Hochlande. Sogar, die Südsee-Inseln haben eine Art 
hierher geliefert: B. Eugeniae Angstr. von Tahiti. So weit ich die 
australischen Arten fruchtbar kenne, gehören sie zu der lang- 
borstigen Form, deren Frucht aber mehr aufrecht, öfters auch 
hängend (B. pendula Hook.), kleiner als sonst wird. B. reflexa 
n. sp. aus Gippsland ist eine dritte Art mit zurückgeschlagenen 
Blättern, ebenso die schöne B. Crawfordi n. sp. vom Apoley River 
in New England (Neu-Süd-Wales), B. Witherheadi n. sp. eben- 
daher eine Art mit mehr aufrecht abstehenden Blättern; B. Sieberi 
m. aus Neu-Süd-Wales gesellt sich ihr darin bei, ebenso B. luteola 
n. sp. ebendaher, auch die viel kleinere und schlankere B. lepto- 
dontioides n. sp. desselben Landes und die noch kürzere B. Bäuer- 
leni n. sp. von The Clyde in Neu-Süd-Wales. Die letzte mir 
bekannte Art dieses Landes ähnelt der Letzteren durch dicht be- 
blätterte, kurze, dicke Stengelchen mit sehr langem Fruchtstiele, 


348 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


nämlich B. Campbelliana n. sp. vom Hume River, eine Art, die 
mit der Vorigen sehr an die Acoleus-Arten erinnert. Die B. Riet- 
manniana n. sp. von den Neuen-Hebriden steht der B. Sieberi mit 
toliis valde patentibus und kleiner aufrechter Frucht sehr nahe. 
Die letzte mir aus den australischen Gebieten bekannte Art ist 
(die schöne B. divaricata Mitt. von Neuseeland; eine vielfach pro- 
liferirende Art mit 2—3 Schöpfen, welche die herrlichen Hypno- 
dendra derselben Insel sich gleichsam zum Vorbilde genommen 
hat. Welcher Reichthum und welche Schönheit der Formung in 
anderen Ländern, wenn man damit das monotypische Europa mit 
seiner B. arcuata vergleicht! 48 Arten. 


C. Bartramiae genuinae (Bartramia al.). 


Stengel dichotomisch getheilt, mit anliegenden Aestchen: 
Blätter ohne Falten, am Grunde mit oder ohne Scheide (vagina),' 
mit schmaler rinnenförmiger oder breiter kräftiger Rippe, welche 
oft das ganze obere Blatt einnimmt, meist starr und straff, mehr 
oder weniger aus lanzettlichem Grunde zugespitzt verlaufend; 
Blattzellen an der scheidigen Basis des Blattes locker, an der 
scheidenlosen engmaschig gewebt, an der übrigen Fläche des 
Blattes klein, dicht und meist undurchsichtig, zart oder gröber 
papillös. 


a) Blätter mit scheidigem Grunde, 


9. Cryptopodium Hpe. Linn. XX. p. 75, non Bridel. Rasen 
sehr locker, aber am Grunde braun-filzig, oft sehr breit; Stengel 
unterhalb dichotomisch, an der fruchtbaren Spitze gewöhnlich 
durch eine Menge kurzer Aestchen büschelig verzweigt; Blätter 
locker nach allen Seiten, aber auch einseitswendig gestellt, lang 
und sehr schmal, etwas kraus, an der Stengelspitze in der Regel 
in oft ausserordentlich lange, haarförmige Grannen ausgedehnt, 
am Grunde mit aufrechtem, kurzem Scheidchen, an dem oberen 
gesägten Theile gewöhnlich mit grossen Papillen rauh übersäet: 
vippe schmal und rinnenförmig: Blattzellen am Grunde des Blattes 
lang, schmal, locker und hell, am oberen Theile mehr sechsseitig, 
klein, weich, fast durchsichtig, chlorophyllös; Frucht zwischen 
(den Kelchblättern aufrecht sitzend, eingesenkt. Blüthenstand syn- 
öcisch. 

Die zuerst bekannte Art dieses reizenden Typus war der 
Leucodon Bartramioides Hook. sen. von den Anden Cuencas, wo 
sie W. Jameson fand. Ich selbst erkannte sie als eine Bartramia 
und nannte sie, die ich aus der Provinz Merida in Venezuela 
aus einer Erhebung von 5500 F. empfangen hatte, B. viridissima. 


Bartramiaceae, Apfelmoose. 349 


Später kam sie vielfach aus den Anden, woselbst sie bis zu 
3200 m (9849 par. F.) gesammelt und von Taylor Bartr. Ja- 
mesoni genannt wurde. So lange sie jedoch eine so isolirt ste- 
hende Art blieb, war es verzeihlich, wenn ich sie in der Syn. 
Muscorum nicht weiter von der Section Vaginella schied. Nach- 
dem dieses Hampe durch Aufstellung von Uryptopodium gethan 
hatte, stellten sich mehrere Arten von gleicher Formung ein und 
verlangten nun allerdings ihre Selbstständigkeit. Eine dieser 
Arten, B. aristata Mitt., von W. Jameson in einer Erhebung 
von 12000 F. auf dem Vulcane Pichincha in den Anden von 
Quito in Felsspalten entdeckt, weicht nur durch ihre längeren 
Blattzellen und ihre wenig entwickelte Blattscheide ab. Zwei 
andere Arten gehören Brasilien an: B. fuscescens Angstr. aus 
Caldas und Bartr. piligera Hpe. von Rio de Janeiro. Am ähn- 
lichsten ‚der B. viridissima wird sonderbarer Weise die Bartr. 
Borbonica n. sp. (Cryptop. Jamesoni Bescher. var. Borbonica ej.) von 
der Insel Reunion. Alle diese Arten haben eine gewisse Aehn- 
lichkeit mit Bartr. Halleriana Hdw., weichen jedoch sofort durch 
die langen grannenartigen Schopfblätter ab und trennen sich unter 
einander mannigfach, indem z. B. B. piligera einen sehr schmalen 
Blattsaum hat, welcher an Leucoloma erinnert und den übrigen 
Arten mangelt, die sich wiederum durch eine mehr oder weniger 
ausgebildete Blattscheide hervorthun. Letztere weicht aber von 
jener der Vaginellae wesentlich ab, und zwar dadurch, dass sie 
keine grössere Breite als die folgende Blattfläche hat, sondern 
allmählich in diese übergeht, während die Vaginella-Arten eine 
sehr hervortretende, unten schmälere, nach oben hin verbreitetere 
Blattscheide entwickeln. Uebrigens dürfen diese 5 Arten nicht 
mit B. Cryptopodium m. verwechselt werden, da selbige scheiden- 
lose Blätter hat. Doch kenne ich diese Art nur literarisch. 


10. Vaginella €. Müll. Syn. Muse. I. p. 492. Stengel dicho- 
tomisch getheilt, dichte oder lockere Rasen bildend; Blätter überall 
gleich, mit deutlich scheidigem, lockrer gewebtem, unten schmä- 
lerem, nach oben hin breiter werdendem Grunde, starr, lanzettlich, 
mit breiter, die obere Blattfläche fast gänzlich ausfüllender Rippe, 
am oberen sehr papillösen und gesägten Theile mehr oder weniger 
undurchsichtig, hier mit sehr kleinen Zellen; Frucht auf längerem 
terminalem oder kürzerem lateralem Stielchen. 

Schon in Europa zerfallen die Arten dieser Abtheilung in zwei 
Sippen, in solche mit einem langen und in solche mit einem 
kurzen Fruchtstiele, wie ich bereits in der Syn. Musc. classifi- 
cirte. Jede dieser Sippen besass damals je fünf Arten. Es hat 
sich seitdem herausgestellt, dass beide Gruppen durchgreifende 


350 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Ü 


sind, und darum empfiehlt es sich, sie zur Kenntniss der inneren 
(liederung beizubehalten, wie folgt. 


a. Vaginellae lonchopodae. Rasen niedrig, polsterförmig: 
Stengel mit anliegenden, aufrechten Aesten, dichotomisch verzweigt: 
Blätter aufrecht lanzettlich; Frucht auf längerem Stielchen ge- 
neigt oder aufrecht. Blüthenstand synöcisch oder androgynisch, 
aber auch diöcisch. 

Diese Arten haben ihr Vorbild in unserer einheimischen B. 
ithyphylla, zu der sich in unserer Zone nur noch die alpine B. su- 
bulata gesellt, welche die zweite Formung durch ihre kleine, aufrechte, 
nacktmündige Frucht vertritt, während jene die erste Formung 
mit geneigter, peristomatischer Capsel repräsentirt. Im arktischen 
Gürtel treten hinzu: B. nano-subulata m. von der Tschuktschen 
Halbinsel und B. Krauseana m. ebendaher, Beide synöcisch, aber 
Erstere nacktmündig, Letztere mit einfachem Peristome. Die ant- 
arktischen Arten verbreiten sich über Fuögia, Kerguelens-Land 
und Süd-Georgien. Ersteres bewirthet die B. patens Brid. als 
Vertreterin unserer B. ithyphylla weit und breit und giebt sie 
noch an Kerguelens-Land ab. Dieses Letztere bewohnen B. dimi- 
nutiva m., robusta Hook. et Wils. und austro-ithyphylla m. Der 
letzte Theil fällt Süd-Georgien anheim: nämlich B. subpatens n. sp.. 
Oreadella n. sp., pyenocoleos n. sp. und leucolomacea n. sp. Nörd- 
lich des antarktischen Gürtels kenne ich nur B. ithyphylloides 
Schpr. im südlichen Chile und auf der Küsten-Cordillere, ferner 
B. Lechleri m. (B. aristata Schpr.) auf der Cordillere von Ranco 
bei Arique, und B. Chilensis n. sp., eine der B. patens ähnliche 
Art der Insel Chilo& Von den Anden ist vielleicht die nur steril 
bekannte B. (Pyridium) polytrichoides m. vom Päramo de Sonson 
im Staate Antioquia (9000 F.) hierher zu ziehen; eine kuriose 
Art, die auf den Spitzen der Blätter später abfallende birnförmige 
Verdickungen trägt, weshalb ich sie Pyridium nannte. Sicher 
aber gehört hierher B. Cordillerae n. sp. von Venezuela, B. flavi- 
cans Mitt. von Quito und B. Potosica Mtge. von Potosi. Die 
Araucaria-Wälder der brasilianischen Serra do Oratorio lieferten 
B. serrae n. sp. und B. spurio-strieta n. sp. Dagegen erscheinen 
im Ganges-Thale B. Gangetica n. sp., auf dem Sikkim-Himalaya 
B. leptodonta Mitt. (10—11000 F.) und im temperirten Himalaya 
in Cumaon und Nepal B. subpellueida Mitt. als wirkliche Ver- 
treterinnen der B. ithyphylla. Eine solche taucht auch in Japan 
in B. longidens Brother. auf. Wie zu erwarten stand, konnte 
man für Afrika wesentlich das Capland als Heimath der Sippe 
erhoffen, und in der That wird Letztere hier ersetzt durch B. 
Hampeana m. vom Tafelberge und B. asperrima Hpe. ebendaher. 
Im Grossen Oceane lebt eine ziemlich hochstengelige Art, B. Bald- 


Bartramiaceae, Apfelmoose. 391 


wini n. sp. in einer Erhebung von 7500 F. auf East Maui, einer 
der Hawaii-Inseln. Am reichlichsten scheinen die fraglichen Arten 
in Australien vorzukommen. Ich kenne von daher B. acerosa Hpe. 
(papillata H. et W.), welche sowohl die Provinz Victoria, als auch 
Tasmanien und Neuseeland bewohnt, B. subacerosa n. sp. aus 
Neu-Süd-Wales, B. pallidifolia n. sp. aus Queensland; aus Vic- 
toria noch B. Stirlingi n. sp. von Omeo, B. Maccanniae n. sp. 
vom Upper Owens River und B. leptoneura n. sp. vom Genoa 
River in Gippsland, eine Art kam von dem Mt. Kosciusco in den 
Grampians, von Sullivan entdeckt, nämlich B. austro-alpina n. sp. 
eine andere von der Südinsel Neuseelands (B. Bellii n. sp.). 
38 Arten. 


b. Vaginellae brachypodae. Rasen niedrig und hoch, oft 
lockrer als die Vorigen; Stengel mehr büschelförmig getheilt; 
Blätter einseitswendig oder abstehend, trocken mehrfach gebogen, 
lanzettlich-pfriemlich; Frucht auf kleinem Stielchen mehr seitlich 
stehend. Blüthenstand synöcisch, ein- und zweihäusig. 

Hier giebt B. Halleriana als die einzige europäische und 
wahrscheinlich auch B. eincinnulata C. Müll. et Kdbe. aus Britisch- 
Columbien, die erst steril bekannt ist, als die einzige nordame- 
rikanische Art den Typus der Sippe, um welchen sich vor 40 Jahren 
nur vier Arten gruppirten. Eine derselben hatte Humboldt der 
Cordillere von Cundinamarca, und zwar den kalten Höhen des 
Quindiu entnommen, B. longifolia Hook., die aber auch in den 
Anden von Quito vorkommt; ein Moos, das sich noch schlanker 
als unser europäisches entwickelt. Eine zweite Art brachte er 
aus den höher gelegenen Chinawäldern, von Loxa: B. brevifolia 
Brid., die sich auch in der Sierra Nevada von Merida in Vene- 
zuela fand. Seit jener Zeit haben die Anden noch folgende Bei- 
träge geliefert: B. Rusbyana n. sp. von Mapiri in Bolivien (5000 F.) 
und die nahe verwandte B. auricola n. sp. von Ingenio del Oro 
ebendaher (10000 F.), sowie B. secunda Schpr. Hb. aus Bolivien 
(3200 m), B. Pseudo-Cryptopodium m. von der Sierra de Acon- 
quija bei Tafiı in Tucuman, B. rupta m. aus der Sierra de Cör- 
doba, B. perpumila m. aus den Alpen der Sierra de Aconqujja, 
B. Nevadensis m. ebendaher und anderwärts aus den Cordilleren 
des subtropischen Argentiniens, B. angustifolia Mitt. aus den Hoch- 
gebirgen von Quito, B. defoliata m. von dem Paramo de Sonson in 
Antioquia (10—12000F.), subbrevifoliam. von der Silla de Valencia 
in Venezuela; vielleicht gehört auch die nur unfruchtbar bekannte 
B. lineata m. von derselben Localität hierher. Aus Mittelamerika 
kenne ich nur B. Costaricensis m., angusto-vaginata n. sp. von 
Mirador in Mexico (4000 F.), B. glauca Lrtz. Das tropische Asien 
gab meiner Sammlung nur B. Schmidiana m. von den Neilgherries, 


352 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Süd-Afrika B. penicillata n. sp. vom Boschberge, die Insel Reunion 
B. Vuleanica Brid. und B. Boulayi Ren. et Card., Abessinien B. 
brachypus Br. et Sch. Auch Australien kennt den Typus noch im 
Bartr. Mossmanniana m. von Tasmanien; einem Moose, das Mitten 
mit Unrecht zu B. Halleriana bringt und überdies in Fuögia 
angiebt.”) Ob B. fragilis Mitt. von Tasmanien als Art mit kurz 
gestielter Frucht und Verwandte von B. acerosa hierher gehört, 
weiss ich nicht. Dagegen sendete mir Herr Beckett von der 
Südinsel Neuseelands B. Becketti n. sp., welche von B. Moss- 
manniana schon durch eine weit schmälere vagina folii abweicht. 
Alle diese Arten zerfallen wieder in zwei Gruppen: in solche 
mit langen Stengeln, welche lockere Rasen bilden, und in solche 
mit kurzen Stengeln, welche zu dichten der B. strieta ähnlichen 
Rasen zusammentreten. 25 Arten. 


b) Blätter ohne scheidigen Grund. 


11. Eubartramia C. Müll. Syn. M. I. p. 499. Rasen und 
Stengel wie die Vorigen; Blätter steif aufrecht, lanzettlich und 
zugespitzt, weder gefaltet noch gescheidet; Blattnetz aus kleinen 
papillösen Zellen gebildet. 

Die Arten dieser Abtheilung erlangen einen grösseren Formen- 
Reichthum, als die Vorigen. Es wird darum auch besser sein, 
selbstständige Unterabtheilungen aufzustellen, um ihre Verschieden- 
heit sogleich in einem einheitlichen Namen auszudrücken; um so 
mehr, als in dieser Beziehung Schimper vorausging, indem er 
die Gruppe Anacolia, wenn auch als Gattung, aufstellte. 


a. Ulotella ©. Müll.: Rasen hoch und locker, unterhalb 
braun-filzig; Stengel in schlanke, lange Aeste dichotomisch ver- 
zweigt; Blätter locker gestellt, lang, trocken, mehr oder weniger 
gekräuselt; Frucht lang oder kurz gestielt, im letzteren Falle in 
dem Rasen versteckt, apfelförmig, im entleerten Zustande gekrümmt 
und grossmündig, gefurcht. 

Ich kenne für diesen Typus nur wenige Arten. Die eine, 
B. pomiförmig, welche der gemässigten Zone der nördlichen Halb- 
kugel zukommt, vertritt die Form mit lang gestielter Frucht; die 
andere, B. Magellanica Angstr., der Tracht nach sehr an B. Hal- 
leriana erinnernd, vertritt im antarktischen Feuerlande die kurz- 
stielige Form. Ebenso geschieht es durch B. Golani n. sp. aus 
dem Nordwest-Himalaya (6—7000 F.). 3 Arten. 


b. Strietidium €. Müll.; Rasen meist kurz und dicht; 
Stengel durch angedrückte, kurze Aestchen dichotomisch verzweigt; 


*) Vgl. B. Magellanica Ängstr. bei Ulotella. 


Bartramiaceae, Apfelmoose. 353 


Blätter aufrecht, gern dicht über einander, kurz und starr, meist 
in das Meergrüne schimmernd, im feuchten Zustande einen Wach- 
holder-artigen Stamm bildend; Frucht auf mehr oder weniger 
langem Stielehen über dem Rasen emporstehend, aufrecht oder 
geneigt, gefurcht. Blüthenstand häufig synöcisch, aber auch diöcisch 
mit scheibenförmiger terminaler, männlicher Blüthe. Peristom auch 
unvollständig vorhanden. 

Prototyp ist unsere mediterrane B. strieta, welche auch in Cali- 
fornien wiederkehrt. Bei 3200 m wird sie auf der Cordillere von 
Bogotä in sehr kleinem Maasstabe und mit unvollständigem Mund- 
besatze von B. Bogotensis Hpe., bei 2700— 3200 m von B. strumosa 
Hpe. (sub Glyphocarpa) mit kropfiger Frucht, auf den Anden von 
Quito bei 10000 F. durch B. incana Tayl. wiederholt. Wahr- 
scheinlich gehört auch B. thelioides m. von dem Üerro pelado in 
Ocana (10-12000 F.) in den Vereinigten Staaten von Columbien 
hierher. Argentinien besitzt die Form ebenfalls in B. mierobasis m. 
auf der Sierra de Cördoba, in B. penicillatula m. auf der Sierra 
del Volcan, besonders ausgeprägt in B. austro-striecta n. sp. auf 
der Sierra Ventana im patagonischen Argentinien und in B. flavius- 
cula n. sp. ebendaher in abgeänderter Tracht. In Chile tritt der 
Typus in B. ambigua Mtge. auf, überlässt aber südlicher, nach 
Fuögia hin, der Vaginella-Form den Platz. Sehr bemerkenswerth 
taucht er dagegen im südlichen Afrika wieder auf: im Caplande 
als B. compacta Hsch., inserta Sulliv. et Lesq., sericea Hsch., 
substrieta Schpr., afro-striceta n. sp., Macowaniana n. sp., sub- 
asperrima n. sp., marginalis Rehm. Coll. No. 202, tecta n. sp. und 
Spielhausi n. sp., Letztere ihm in Breutelia-artiger Tracht am 
wenigsten gleichend. Aus dem übrigen Afrika kenne ich ihn nur 
noch vom Gipfel des Erkauit zwischen Berber und Suakin 
(5164 par. F.) am Rothen Meere in B. aprica m., von Schwein- 
furth auf Diorit gesammelt, und in B. strietula m. vom Scheitel 
des Kilima-Ndscharo (3000—4000 m), von Dr. Hans Meyer 
aufgenommen. Dazu lieferte die Telki’sche Expedition nach Ost- 
afrika aus der Region des Kenia vom Fusse der Aberdarrkette 
in Leikipia B. Leikipiae m., die des Schweden Dusen nach den 
Camerun-Gebirgen B. strieto-affinis n. sp. Aermer hat sich Austra- 
lien erwiesen durch B. strictifolia Tayl. in Victoria, B. erecta Hpe. 
(sub Glyphocarpa) von den australischen Pyrenäen und Grampians, 
und B. flavo-lurida n. sp. vom Laintree-River. — Wie weit die 
in der Synopsis M. aufgeführte B. quadrata Hook. aus dem Cap- 
lande hierher gehört, kann ich nicht entscheiden. 26 Arten. 


c. Anacolia Schpr. Syn. Musc. Eur. Ed. II. p. 513; Rasen 
meist breit und kräftig, unten braun verfilzt; Stengel mehr oder 
weniger niederliegend, durch den Filz dicht in einander verwebt, 

C. Müller Hal. Genera muscorum. 23 


354 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


gewöhnlich freudig-gelbgrün; Frucht aufgebläht-kugelig auf mehr 
oder weniger kurzem und abwärts gekrümmtem, zwischen 2 Aestchen 
stehendem Stielchen aufrecht, glänzend, blasenartig, nicht gefurcht, 
sondern nur runzelig oder tuberculös, mit engerer Mundöffnung 
und sehr kleinem halbkugeligem Deckelchen; Peristom fehlend 
oder rudimentär oder einfach. Blüthenstand diöcisch, knospenartig. 

Ich habe mit Absicht nichts über die Tracht des Stengels 
gesagt; denn diese ist eine doppelte und könnte Veranlassung 
zur Aufstellung von zwei Gruppen geben. Die Arten der einen 
Reihe nämlich haben einen Leucodon-artigen, d. i. fast stielrunden 
und kätzchenartigen Stengel, während die zweite Reihe einen 
Stengel entwickelt, der durch locker gestellte einseitswendige 
oder sichelförmig gekrümmte Blätter eine grosse Aehnlichkeit mit 
einigen Dieranum-Arten erwirbt. Nichtsdestoweniger stimmen 
beide Reihen in den glatten Früchten überein und deuten hier- 
durch ihren innigen Zusammenhang an, und überdies gehen beide 
Reihen in einander über. 

Die Leucodon-Reihe eröffnet ein merkwürdiges Moos, das, 
zuerst auf Teneriffa von Webb gesammelt, wo es zwischen 
3000—4000 F. lebt, später auch in Spanien im Xenil- (spr. Genil-) 
Thale von Schimper 1847, aber auch von R. Fritze 1873 in 
demselben Thale der Sierra Nevada bei 6000 F. Erhebung ge- 
sammelt wurde. Letzterer fand übrigens das Moos, welches 
Schimper zuerst als B. strieta mit ? betrachtete, wie seine an 
mich gesendeten Exemplare noch zeigen, auch bei 4000 F. Er- 
hebung in der Terra de Fora auf Madeira. Endlich empfing es 
Schimper auch, von Mabille gesammelt, aus Corsica, wo es 
auf dem höchsten Gipfel des Pigeo bei Bastia fruchtbar wächst. 
Es ist die B. Webbii Mtge. (sub Glyphocarpa). Dieselbe besitzt 
eine sehr nahe Verwandte in B. Menziesii Turn. von der paci- 
fischen Küste der Vereinigten Staaten von Nordamerika, und 
diese schöne Art kommt in Californien in zwei Formen vor, von 
denen die eine kugelige, die andere cylindrisch-ovale Früchte 
erzeugt. Letztere nannte Hampe Glyphocarpa Baueri. Alle diese 
Moose sind Bewohner der sonnigsten und sterilsten felsigen Ge- 
hänge, auf denen sie oft weite Strecken überziehen. Das Gleiche 
gilt auch von B. intertexta Schpr. aus Mexico, von welcher das 
Gymnostomum setifolium Hooker’s aus Peru höchst wahrschein- 
lich getrennt werden muss. Wie weit B. laevisphaera Tayl. (sub 
Glyphocarpa) vom Pichincha in den Anden von Quito hierher ge- 
hört, weiss ich aus Mangel an Exemplaren nicht zu sagen; doch 
dürfte ihr Platz hier sein. Auch die B. Abessinica m. findet hier 
ihre . richtige Stelle. — Die Dieranum-Reihe bezeichnet charak- 
teristisch die B. subsessilis Tayl. aus den Anden von Quito, wo 
sie zwischen 6000—10000 F. hoch vorkommt und sich durch eine 


Bartramiaceae, Apfelmoose. 355 


merkwürdige, in das Purpurne verlaufende Färbung auszeichnet. 
Eine ganz ähnliche Art ist B. Hampeana n. sp., welche Hampe 
als Glyphocarpa Taylori in den Lindig’schen Moosen ausgab und 
mit der Vorigen für gleich bedeutend hielt. 6 Arten. 


d. Anacoliopsis C. Müll. Rasen wie vorher; Stengel Leu- 
codon- oder Philonotis-artig, mit dichteren oder lockerer gestellten 
Blättern; Frucht peristomatisch auf längerem Stielchen, hängend, 
eiförmig, fast Bryum-artig, aber klein und gefurcht. Blüthenstand 
zweihäusig; männliche Blüthe, wie bei Philonotis, scheibenartig 
und terminal. 

Diese schöne Unterabtheilung wird man, so nahe sie auch 
Anacolia steht, doch nicht mit derselben vereinigen dürfen. Dies 
verbietet die hängende, kleine, gefurchte Frucht auf höherem 
Stielchen,, wodurch die Arten eine völlig neue Tracht annehmen. 
Am nächsten stehen der Anacolia noch die australischen Arten: 
B. affinis Hook. von Tasmanien, Gippsland und Victoria, B. com- 
mutata Hpe., welche mehr den höheren Gebirgen des australischen 
Festlandes zukommt, B. lonchopelma n. sp. aus Gippsland vom 
Snowy-River und auch sonst aus Victoria, mit den längsten 
Fruchtstielen. Auch B. Breutelii Schpr. und B. afro-affinis n. sp. 
aus dem Caplande werden noch hierher gerechnet werden müssen. 
Dagegen hat B. chrysura m. vom Kerguelens-Lande, für die ich 
keinen besseren Platz kenne, wenn sie nicht etwa zu der folgen- 
den Abtheilung gehört, eine Tracht wie zwischen Philonotis und 
Anacolia. 6 Arten. 


12. Oreadella ©. Müll. Syn. M. I. p. 508; Rasen hoch und 
breit, unten braun verfilzt; Stengel schlank, büschelig verzweigt: 
Blätter lanzettlich, wie bei Weisia zusammengefaltet-rinnenförmig, 
locker gestellt, aufrecht-abstehend, am Rande sehr zurückgeschlagen, 
an der Spitze und auf dem Rücken der auslaufenden Rippe ein- 
fach gesägt, sonst glatt; Blattzellen klein, dicht, quadratisch, mit 
Primordialschlauche; Frucht auf starrem Stielchen, welches über 
dem Rasen emporsteht, kugelig, klein, in trockenem Zustande tief 
gefurcht, mit spitzem, conischem Deckelchen, peristomatisch. Blüthen- 
stand synöcisch und zweihäusig. 

Indem die Tracht der schönen Pflanzen einige Aehnlichkeit 
mit Oreas hat, habe ich diese Abtheilung Oreadella genannt und 
auf B. gracilis oder Oederi begründet. Dieser europäischen Art 
steht nur B. Javanica Bryol. Javan. mit zweihäusigem Blüthen- 
stande entgegen; eine Art, die nicht nur Java, sondern auch dem 
Sikkim-Himalaya eigenthümlich ist. Die Gattung Plagiopus 
Brid. ist nur eine verkrüppelte, sehr compacte Form der ersten 
Art.. 2 Arten. 

23 


356 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


92. Oreas Brid. Bryol. univ. I. p. 380, Bergnymphe. 


Rasen hoch und sehr dicht verfilzt, sehr breit; Stengel lang, 
schlank, dichotomisch verzweigt; Blätter achtreihig locker gestellt, 
aufrecht-abstehend, klein, im trocknen Zustande gekräuselt, lanzett- 
lich, steif, kielig, mit auslaufender Rippe und wenig zurückge- 
schlagenem, ungetheiltem Rande; Blattnetz aus quadratischen, kaum 
papillösen Zellen gewebt; Frucht auf kurzem, schwanenhals-artig 
gekrümmtem Stielchen mehr oder weniger aufrecht oder nickend, 
klein, kugelig, deutlich gefurcht, mit kegelförmigem, schief ge- 
schnäbeltem Deckelchen; Haube halbseitig; Peristom einfach: 
Zähne 16, breit-lanzettlich, ohne Längslinie, an der inneren Seite 
lamellös-gegliedert, dünn, sehr glatt, flach, bisweilen hier und da 
durchbrochen, orangenfarbig, der Länge nach gestreift, im feuchten 
Zustande wagrecht, im trocknen aufrecht. Blüthenstand einhäusig. 

Wie so manche Gattungen der Hochgebirge unseres Planeten, 
ist auch diese schöne Gattung monotypisch und besteht nur aus 
der alpinen ©. Martiana Brid., welche Hornschuch im Jahre 
1817 auf dem Windisch-Matreier Tauern im nördlichen Tirol 
etwa 7500—7800F. hoch an der sog. Messerlingwand (Messalinwand, 
wie Lorentz an Ort und Stelle gehört zu haben glaubte, oder Möser- 
lingwand, wie Breidler schreibt!) entdeckte, welche aber auch an 
entsprechenden anderen überrieselten Orten Tirols, Kärnthens, 
Salzburgs, Steiermarks und Graubündens auf alpinen Höhen wieder 
erscheint. Da sie aber in den übrigen europäischen Alpenländern 
ebenso wenig vorkommt, wie in den nordamerikanischen, so ist 
es sehr auffallend, dass sie noch im Sikkim-Himalaya auftritt, 
wo sie J. D. Hooker in der alpinen Region von Momay bei 
15500 engl. F. Erhebung sammelte. Wenigstens finde ich, ganz 
wie Mitten, keinen Unterschied zwischen der alpinen und der 
Himalaya-Form, wenn auch bei der Letzteren die Frucht im ge- 
trockneten Zustande etwas gekrümmt, bei sonst aufrechter Stellung 
ist, während die alpine Form eine bei grösster Kleinheit birn- 
förmig-kugelige Frucht (ohne Ring) besitzt. Der systematischen 
Stellung nach betrachtet Schimper die Gattung als genus incertae 
sedis und bringt sie zwischen seine Familie der Aulacomnieae 
und Bartramieae, indem er ihre Aehnlichkeit mit Rhabdoweisia 
hervorhebt. Bekanntlich hatte auch Hornschuch seine neu ent- 
deckte Art zu einer Weisia gemacht, die er ohne besondere Ge- 
wissensbisse in diese Gattung einreihte. Ich selbst habe mich, 
indem ich sie unter die Bartramiaceen brachte, wesentlich von 
Oreadella leiten lassen, die so recht eine Mittel-Stellung zwischen 
Bartramia und ÖOr6as einnimmt, und sicher steht Letztere durch 
ihre Frucht den Bartramien näher, als Rhabdoweisia. 1 Art. 


Calymperaceae, Spaltmützenmoose. 357 


21. Gruppe: Calymperaceae, Spaltmützenmoose. 


Pflanzen niedrig wachsend, in mehr oder weniger lockere, 
seltener dichte Rasen zusammengedrängt; Biätter mit starrem, 
wasserhellem Grunde, der, aus grossen, völlig leeren, gemeiniglich 
durchlöcherten, zerbrechlichen und cubischen Zellen gebildet, sich 
in die obere Blattsubstanz wie in einen spitzen Winkel hinein- 
zieht, da meist lineal-lanzettlich und aus sehr kleinen, oft weichen, 
rundlichen, dann und wann auch deutlich papillösen und darum 
rauhen, häufig chlorophyllösen Zellen gewebt; Frucht aufrecht, 
cylindrisch, mit conisch-pfriemenförmigem Deckelchen, mit oder 
ohne Mundbesatz. 

Mit den hierher zu rechnenden Moosen treten wir in eine 
eigene Welt, die mit Europa gar nichts zu thun hat. Sie sind 
ausnahmslos Bewohner der äquatorialen Zone, die sich freilich 
bis zu einer heissen gemässigten Zone ausdehnen lässt, wo noch 
einzelne Ausläufer wohnen. Im Ganzen betrachtet, kann man diese 
Moose darum auch Malaria-Moose nennen, wie ich sie wirklich 
1887 in Nr. 17 der Zeitschrift: „Die Natur“ genannt habe. Das 
will dahin verstanden sein, dass sie sich am liebsten in derjenigen 
Atmosphäre aufhalten, welche für die Gesundheit des Menschen 
höchst verhängnissvoll ist, indem sie erfüllt ist mit jenen Sumpf- 
gasen, welche, eingeathmet, tropische Fieber der gefährlichsten 
Art veranlassen. Aus diesem Grunde auch trifft man die fraglichen 
Moose, besonders die Gattung Calymperes, am liebsten innerhalb 
der sumpfigen Niederungen, sowie innerhalb der berüchtigten 
Manglare (Waldungen mit Manglebäumen), welche so weit reichen, 
als sie brakisches Wasser noch unter ihren Stelz-Wurzeln fühlen. 
Wo diese Manglare auftauchen, da pflegen auch ganz ähnliche 
Moose auf dem Astwerke der Bäume zu wohnen, und in der 
Regel gehören dieselben der Abtheilung Hyophilina von Calym- 
peres an. In Folge dessen könnte man diese Hyophilinae die 
feinsten Reagentien auf Malaria-Ländereien nennen; und wem 
diese Moose bekannt sein sollten, dürfte wohl daran thun, ihre 
Umgebung so bald wie möglich zu verlassen. Es ist übrigens 
selbstverständlich, dass, wie überhaupt in der Natur nichts 
allein aufzutreten pflegt, sich auch hier mit den Hyophilinen 
eine Menge von Moosen verbündet, welche zwar einen ganz anderen 
Charakter an sich tragen, aber nichtsdestoweniger als Niederungs- 
Moose ähnliche Reagentien für eine Malaria- - Atmosphäre sein konn: 
z. B. die meisten Hookeriae, namentlich aus der Abtheilung Oalli- 
costella, viele Neckerae, besonders der Abtheilung Pinnatella, viele 
Hypna, der Abtheilung Vesicularia, ferner die Leucöphanes-Arten 
u.s.w. An sich selbst treten die Calymperaceae nur in vier 
Gattungen auf, allein, so sehr sich auch deren Arten im Allge- 


358 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


meinen ähneln, so gehen sie doch in ihrer typischen Verarbeitung 
weit auseinander, wie folgt: 


93. Calymperes Sw. Jahrbücher d. Gewächskunde von Sprengel, 
Schrader und Link, 1818. p. 1; Spaltmütze C. Müll, Hüllen- 
brecher Brid. 


Haube die ganze Frucht einschliessend, an der Seite oben 
gespalten, nach dem Grunde hin sehr verengt, den Fruchtstiel 
umschliessend, darum stehen bleibend, sonst etwas gedreht und 
bestimmt gefaltet; Frucht durchweg ohne Mundbesatz. Blüthen- 
stand zweihäusig; Antheridien und Archegonien schmal, ohne be- 
sondere Kennzeichen. 

In mancher Beziehung erinnert die seltsame Frucht-Haube 
an Jene von Pyramidula, nur dass diese letztere nicht gefaltet ist. 
Sie ertheilt aber den betreffenden Moosen eine so eigenthümliche 
Tracht, dass Olaf Swartz, als er die Gattung beschrieb, in die 
römischen Worte ausbrach: „semper aliquid novi ex Africa“, in- 
dem die ihm aus Sierra Leone bekannt gewordene Art damals 
die einzige blieb, mit welcher er nur noch eine andere aus Kayrum, 
die ihm aber zweifelhaft war, zu vergleichen wusste. Dreissig 
Jahre später kannte ich bereits 11 Arten, und heute bin ich im 
Stande, ein kleines Heer von Arten aufzuführen, nachdem die 
Sammler eine Menge von Orten berührten, wo eben diese Charakter- 
Moose leben. So viel grösser indess auch ihre Artenzahl geworden 
ist, blieb doch die Zahl ihrer Abtheilungen nur die gleiche, 
nämlich eine doppelte, indem sie noch heute nur in Hyophilina 
und Eucalymperes zerfällt. 


1. Hyophilina C. Müll. Syn. M. I. p. 523. Pflanzen ge- 
sellschaftlich beisammen auf grösseren Strecken, oder kleinere 
lockere Rasen bildend, allermeist dunkelgrün oder schmutzig-grün, 
niedrig, durch kurze Aestchen getheilt; Blätter starr, im trockenen 
Zustande gedreht, oft schneckenartig gekräuselt, mit breit ein- 
gerollten Rändern, die sich in der Feuchtigkeit wieder Hyophila- 
artig aufrollen, oft auch am Rande von einem Saume eingefasst, 
der sich in dem basilaren Blattgewebe verliert, abgestumpft oder 
durch die vorgeschobene dicke, schwielige Rippe in einen mehr 
oder weniger langen, starken Hals ausgedehnt, dessen Scheitel mit 
Puceinia-artigen Körperchen besetzt zu sein pflegt: Blattzellen 
über dem Grunde klein, rundlich, oft undurchsichtig. 

Da ich oben schon sagte, dass die Heimatspunkte der Hyo- 
philina-Arten wesentlich den Niederungen angehören, so ist es 
nicht zu verwundern, dass, wenn wir mit der Neuen Welt be- 
sinnen, auch hier die Niederländer vor Allem mit ihnen gesegnet 


Calymperaceae, Spaltmützenmoose. 359 


sein werden, obgleich selbst höhere Regionen, so weit die Macht 
der tropischen Sonne reicht, den Typus nicht ganz entbehren. 
So besitze ich aus Costarica den C. Oerstedi n. sp. (C. Richardi 
m. olim) aus einer Erhebung von 5000—8000 F., den €. Lindigii 
Hpe. aus einer Erhebung von 6700 F. aus der Cordillere von 
Bogotä, von Tovar in Venezuela (1800 m) C. perinvolutus n. sp., 
wozu Guatemala für Mittelamerika aus mir unbekannten Höhen 
C. Carionis n. sp. und C. emersum n. sp. lieferte. Das gebirgige 
Minas Geraös gab den S. Wainionis Brother. Dagegen sind die 
Flachländer Guyana’s reicher durch C. Richardi m., Wullschlägeli 
Lrtz., disciforme m. und erosum m., wozu die Antillen-Insel Trini- 
dad den C. Crügeri m. gab. Mitten kennt noch einen C. platy- 
loma aus dem englischen Guyana, während die eben Genannten 
auf Surinam fallen. Ebenso zählt Mitten den C. Guildingii Hook. 
et Grev.‘von der westindischen Insel St. Vincent hier auf. Das 
Gleiche gilt von Brasilien, aus welchem ich C. lanceolatum Hope. 
und chlorosum Hpe. von Rio de Janeiro, ©. Bahiense Brother. und 
Bodeni n. sp. von Bahia kenne. Wahrscheinlich aber sind die 
westindischen Inseln noch reich an ähnlichen Arten; nur die süd- 
lichen Vereinigten Staaten von Nordamerika haben noch keinen 
Zuwachs ergeben, obgleich sie doch einen Syrrhopodon besitzen. 

Auch Indien bestätigt diese Verbreitung. Denn noch habe ich 
keine Art aus seinen höheren Gebirgen empfangen, während die 
mir zugegangenen Arten sämmtlich den Niederungen angehören: 
C. Eutrichostomum n. sp. von Singapore, C. Kurzii Hpe. Hb. und 
Burmense ej. Hb. aus Birma, C. Kurzianum Hpe., C. linguatum 
n. sp. und C. Manii n. sp. sowie C. exlimbatum n. sp. von den 
Andamanen, C. inaequifolium m. von Pulo Pinang, ©. tenerum m. 
von Bengalen, C. Griffithii n. sp. von Calcutta, ©. Dozyanum Mitt. 
von Hinterindien bis Java, C. flaviusculum n. sp., dem Vorigen 
nahe verwandt, von Great Natunas im indischen Archipele, C. 
Hampei Dz. et Mb. von Java bis Timor, C. fasciculatum Dz. 
et Mb. von Java bis nach Neu-Guinea, C. Motleyi Mitt. und 
Moluccense Schw. von den Molukken bis nach Borneo, C. hete- 
rophyllum Hpe., Semperi ej. und hyophilaceum n. sp. von den 
Philippinen. Ich muss es vermeiden, noch beschriebene Arten, 
deren Zahl aber sehr gering ist, hierher zu ziehen, da ich aus 
den vorhandenen Beschreibungen nicht sicher entnehmen kann. 
ob sie wirklich Hyophilina-Arten sind. Dagegen knüpfe ich als- 
bald die oceanischen Arten an: aus der Banda-See, d. i. den kleinen 
Corallen-Inseln, ©. Pandani m., von Amboina C. pungens m. und 
semimarginatum m., von Neu-Hannover bis Neu-Guinea C. chamae- 
leonteum m., von der Mac Cluer Bay in Neu-Guinea €. stylophyl- 
lum m., C. denticulatum m., C. dissitifolium Brother. und €. sca- 
berrimum Brother. Dazu entdeckte Kärnbach an den Inseln 


360 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


und Küsten des Malaria-brauenden Neu-Guinea sogleich noch fünf 
neue Arten, welche den Vorigen mehr oder minder nahe stehen: 
©. Kaernbachii Broth., ©. subehamaeleonteum n. sp., C. stigmato- 
blastum n. sp., C. hyalinoblastum n. sp. und C. eymbifolium n. sp., 
von Tahiti C. Tahitense Angstr., von den Tonganen (Töngatabü) 
bis zu den Samoanen C. obliquatum m., von den Fidschi-Inseln 
bis zu den Samoanen C. croceum m., von den Samoanen ausschliess- 
lich ©. incurvatum m., setosum m., Graeffeanum m., linearifolium 
m., pachyneurum m., von der Insel Ascension C. Ascensionis n. Sp., 
hier sogar von dem Green Mount aus einer Erhebung von 1000 F. 

Wie es scheint, fällt jedoch der eigentliche Schwerpunkt der 
Hyophilinae auf Africa, und wenn man damit vergleicht, was ich 
oben über die Malaria-Moose sagte, so musste.man das auch von 
diesem Fieber-brauenden Erdtheile erwarten. Von der Comoren- 
Insel Johanna sendete J. M. Hildebrandt zwei nahe Verwandte. 
des C. Afzelii, nämlich C. Hildebrandti m. und pachylomatum m. 
(©. pachyloma Hpe.), von der Insel Nossi-be in der Umgebung 
Madagascars C. dilatatum n. sp., wozu Bescherelle noch C. Mariei, 
Sanctae Mariae und Nossi Combae fügte, während ich selbst C. 
decolorans m. und Isleanum Bescher., das zuerst von den Seychellen 
kam, hinzu thun kann. Auf Madagascar endlich sammelte der 
norwegische Missionar Borgen C. Borgenii Kiaer. und C. redun- 
cum ej. Es ist sicher, dass diese Reihe nur ein kleiner Anfang 
für das oceanische Afrika sein kann; und das dürfte auch von 
der tropischen Westküste zu sagen sein. Von dieser empfingen 
wir bisher: C. secundulum n. sp., C. leucocoleos n. sp., C. campy- 
lopodioides n. sp., €. asperum n. sp., C. tenellifolium n. sp., €. 
tenellum n. sp., ©. subdisciforme n. sp., C. Duseni n. sp., C. rotun- 
datum n. sp. von Kamerun, C. integrifolium m. aus der Kuilu- 
Niederung, C. rhypariophyllum m. und leucomitrium m. von der 
Niger-Mündung, ©. Rabenhorstii Hpe. et C. Müll. von der Guinea- 
Küste, C. Malimbae m. und orthophyllaceum n. sp. aus dem Gabun- 
Gebiete, ©. tomentosum n. sp. und C. Principis Brother. von der 
Insel Prineipe, C. Pintasi n. sp. von Sn. Thom& im Meerbusen 
von Guinea, C. Afzelii Sw., C. chrysoblastum m., C. asterigerum 
n. sp. und C. brachypelma n. sp. aus Sierra Leone, C. intra-limba- 
tum m. aus den Tschella-Gebirgen bei Mossamedes. Die ost- 
afrikanische Küste lieferte dazu das merkwürdige C. caudatum m. 
von Mombasa und das mir nur literarisch bekannte C. ligulare 
Mitt. aus den Usagara-Gebirgen, während Dr. Schweinfurth 
aus dem Herzen Afrikas, nämlich aus dem Monbuttu-Lande, C. 
nanum m. brachte. 

Daneben nimmt sich Australien höchst ärmlich aus, indem 
es bisher nur C. latifolium Hpe. von der Westküste ergab. 90 Arten. 
Diese Zahl hat Herr Bescherelle im Jahre 1895 (Ann. des sc. 


Calymperaceae, Spaltmützenmoose. 361 


nat.) auf 147 erhöht und in einer vortrefflichen systematischen 
Abhandlung, mit Beibehaltung unserer beiden Sectionen, in ge- 
eignete Gruppen nach ihrem Blattbau gebracht, wobei er die 
Zahl der Eucalymperes-Arten auf 28 zu erhöhen vermochte, so 
dass die Gesammtzahl von Calymperes in jenem Jahre 175 be- 
trug. Eine Zahl, welche noch lange nicht den wirklichen Bestand 
erreicht; um so weniger, S ihr Gebiet bereits in Florida unter 
30° n. Br. beginnt, aber innerhalb der eigentlichen Tropenzone 
sich über alle Erdtheile verbreitet. 

Ueberblicken wir diese nicht unbedeutende Menge von Arten, 
so nehmen sie im grossen Ganzen einen überraschend gleich- 
artigen Habitus an, wie er z.B. für C. Afzelii und Richardi 
typisch ist. In Folge dessen gehört eine sorgfältige Vergleichung 
der einzelnen Arten dazu, sie aus einander zu halten, und diese 
Sorgfalt hat sich besonders auf den Bau des Blattes, seines Zell- 
gewebes, seiner anomal auslaufenden Rippe und seines etwaigen 
Saumes zu richten. Alle Arten ähneln mehr oder weniger den 
Hyophila-Arten, weshalb ich ihrer Abtheilung auch den Namen 
Hyophilina gab. So sehr sie aber auch an Hyophila erinnern 
mag, so weicht sie doch augenblicklich durch den Zellenbau des 
Blattgrundes, welcher merkwürdig an den der Leucobryaceae an- 
grenzt, sowie durch die anomale Blattspitze ab, welche in der 
Regel jede Art heimsucht. 


2. Eucalymperes C. Müll. Syn. M. I. 1849 p. 526, Hi- 
mantophyllum Mitt. Journ. Linn. Soc. 1868. Pflanzen fast, wie 
man so sagt, stengellos, fast nur aus Blättern gebildet, seltener 
einen längeren Stengel treibend; Blätter lang und bandförmig- 
linealisch, mehr oder weniger flach, mit kräftiger i in einer schmalen 
Rinne laufender Rippe, welche nicht, wie bei Hyophilina, das über 
das Blatt heraustretende anomale Wachsthum eingeht, aber dann 
und wann Würzelchen schlagen kann; Blattrand mit verdicktem 
lamellösen Saum (limbus); Blattzellen gewöhnlich klein, rundlich 
verdickt, eine glänzende Membran zusammensetzend; Blätter sonst 
im trocknen Zustande lockenartig gekräuselt. 

Was von den vorigen Moosen galt, gilt auch von diesen: 
auch sie können als untrügliches Merkmal einer Malaria-Region 
angesehen werden. Doch ist ihre Zahl entschieden viel geringer, 
als die der Hyophilinae. Eine der am längsten bekannten Arten 
ist C. lonchophyllum Schw., das zuerst aus dem französischen 
Guyana kam, aber auch in den südamerikanischen Niederländern, 
namentlich auf den westindischen Inseln, weit verbreitet zu sein 
scheint. Im Jahre 1849 kannte ich von dem Typus noch eine 
zweite Art: C. serratum A. Br. von Java; heute kann ich diesen 
Arten doch wenigstens noch weitere Arten hinzufügen, nämlich 


362 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


aus den Wäldern von Chiser in Guatemala das kurz-stengelige 
©. lonchophylloides n. sp., ferner aus Indien das länger gestengelte 
©. Beccarii Hpe. von Borneo und das stengellose, aber sehr lang- 
blätterige C. cristatum Hpe. ebendaher, das kurz-blätterige C. 
Nietnerim. aus der Berg-Region Ceylons, das ebenso kurz-blätterige 
©. Nicobaricum n. sp. von den Nicobaren und das schmal-blätterige 
C. aeruginosum n. sp. von der Philippinen-Insel Basilan. Zu 
diesen Arten kommen noch C. strietum m. von der Stirling Range 
und C. arcuatum m. aus der Me. Cluer Bay Neu-Guineas, C. 
lorifolium Mitt. von den Samoanen und Fidschi-Inseln, endlich 
Ö. saxatile n. sp. von Sierra Leone, C. rupestre n. sp. von Kamerun, 
C. microblastum n. sp. ebendaher, C. Thomeanum m. von der 
portugiesischen Insel San Thome und Principe an der tropischen 
Westküste Afrikas. Es sind ganz eigenthümliche Moose, die zwar 
in keiner Weise von Calymperes abweichen, aber von Hyophilina 
doch durch den ganzen Blattbau, welcher sehr an die Orthotheca- 
Arten unter Syrrhopodon und an einige andere Syrrhopodontes 
erinnert, unterschieden werden. 15 Arten. 


94. Syrrhöpodon Schw. Suppl. II. 2. p. 110; Neigzahn. 


Haube kapuzenförmig; Mundbesatz aus 16 lanzettlichen, un- 
getheilten, lanzettlich-capillaren, gegliederten, zarten und häutigen, 
kleinen, meist horizontal nach innen geneigten Zähnen gebildet, 
oder fehlend. 

Wenn im letzten Falle die Mütze nicht halbseitig wäre, 
müsste man die entsprechenden Moose zu Calymperes bringen, 
sobald die Mützenform das zuliesse, So nahe grenzen die Syrrho- 
podon-Arten an die von Calymperes, dass beide Gattungen eine 
unzertrennliche Familie gründen. Auch an dem Leben der 
Calymperes-Arten nehmen die Syrrhopodontes Theil, indem sie in 
derselben Zone hausen, nur dass sie sich mehr den höheren 
Regionen zuneigen, sowohl Bäume, als auch Erde bewohnen und 
darum, entsprechend der hierdurch gewonnenen grösseren Mannig- 
faltigkeit der Heimats-Punkte, auch einen grösseren Formenkreis 
durchlaufen. Sie binden sich nicht so ängstlich an die durchaus 
heissen und sumpfigen Länder, wie die Calymperes-Moose, sondern 
überschreiten die eigentlichen Wendekreise und beginnen schon, 
wenn auch nur vereinzelt, in der heissen gemässigten Zone, z.B. 
schon in den südlichen Vereinigten Staaten Nordamerikas, in Süd- 
afrika u.s.w. Wo sie aber auch auftreten, bezeichnen sie unter allen 
Umständen ein heisseres Klima und flechten sich als Charakter- 
Moose in die betreffende Flora ein. Ihr Schwerpunkt fällt aber 
immer in die äquatoriale Zone, wo sie ungleich reicher an Arten 


Calymperaceae, Spaltmützenmoose. 363 


erscheinen, als Calymperes. Gegen die Letzteren gehalten, be- 
anspruchen sie einen weit eleganteren Charakter; denn ihr Blatt- 
und Zellenbau kann so zierlich und seltsam werden, dass man 
ihnen unter den Moosen nichts Aehnliches entgegen zu stellen 
haben würde. Wie einzig schön und zierlich stellen sich z. B. 
die Orthophylla dar, welche bei einfachster linealischer Blattform 
oft fast die ganze Blattfläche aus den schon erwähnten basilaren, 
hyalinen, starren, cubischen Zellen bilden, während die eigentlichen, 
sonst bei den übrigen Moosen meist den grössten Theil des Blattes 
bildenden kleinen, hier überaus winzigen rundlichen Zellen fast 
auf Nichts vermindert sind, während der Blattrand elegant ge- 
säumt die gleich-schmale Rippe wiederholt! Wie wenig fällt ferner 
ein Syrrhopodon ciliatus der Sunda-Inseln in die Augen, und 
doch, wie einzig stellt sich sein Blatt mit ähnlichem Zellenbau, 
aber von langen zarten Wimpern zierlich umgeben, dem Beobachter 
dar! In der That drückt sich die Gestaltungskraft der Tropen- 
zone unter den Moosen nirgends einschmeichelnder aus, als hier. 
Denn das soeben Gesagte beschränkt sich nicht nur auf die gross- 
artige Natur der Sunda-Inseln, sondern wiederholt sich z. B. in 
S. Leprieurii auch in Guyana. Nicht ohne Vergnügen wird man 
ferner die linealischen Blättchen eines S. mamillatus von den 
Fidschi-Inseln unter dem Microscope betrachten, wenn man sieht, 
wie selbige, überladen wie mit zarten Perlen von zahlreichen 
Papillen, eine Art gewissermassen adeln, welche auf den ersten 
Blick so wenig verspricht. Mit demselben Vergnügen empfängt 
gewiss der Bryolog die ersten Exemplare eines S. tristichus von 
den Sunda-Inseln; eines Mooses, das in der Zierlichkeit der schein- 
bar eine zarte Feder bildenden Blätter seines Gleichen unter den 
Gattungs-Verwandten sucht und es doch z. B. in einem S. lampro- 
carpus von der westafrikanischen Insel Sn. Thom& findet, der eine 
Unmasse solcher Moosfedern im herrlichsten Grün zu einem weit 
ausgebreiteten lockeren Rasen zusammenfügt. So könnte ich noch 
lange fortfahren, von der Schönheit und Eigenthümlichkeit der 
Syrrhopodonten zu sprechen, wenn es hier darauf ankäme, eine 
Aesthetik derselben zu geben. Im grossen Ganzen kann ich nur 
die Classification wiederholen, die ich von ihnen schon vor vierzig 
Jahren gab, obschon seitdem ihre Zahl beträchtlich zugenommen 
hat. Damals beschrieb ich etwa 33 Arten, und heute besitze ich 
selbst in meinem Herbare genau 100 Arten mehr. Zugleich ein 
Beleg für den Reichthum der äquatorialen Zone an diesen schönen 
Moosen, von denen doch nur der kleinste Theil bekannt ist. Nach 
meinen heutigen Anschauungen gliedern sie sich, wie folgt: 


1. Orthophyllum C. Müll. Syn. M. I. p. 532. Pflanzen in 
kleinen oder grossen, kurzen oder hohen, lockeren oder dichten 


364 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Rasen, sehr schlank und zierlich, entweder von der Tracht eines 
sehr schlanken und zarten Leucöbryum und dann in das Weissliche 
schimmernd, mit dicht über einander gelagerten Blättchen, oder 
Letztere pinselartig, noch besser federartig locker gestellt und 
dann meist in das Röthliche schimmernd, in beiden Fällen durch 
kurze Aestchen büschelartig getheilt; Blätter aufrecht, aus langem, 
nicht scheidigem Grunde mit hyalinen cubischen Zellen lineal- 
lanzettlich, so aber, dass für den oberen Theil des Blattes nur 
eine sehr kleine Fläche mit winzigen, rundlichen, dichten Zellen 
übrig bleibt, durch einen rippenartigen Limbus gesäumt; Frucht 
auf sehr zartem Stielchen aufrecht, eylindrisch, mit lang und schief 
geschnäbeltem Deckelchen; Haube Anfangs conisch die ganze Frucht 
bedeckend, später vom vielfach gespaltenen Grunde bis zur Mitte 
gespalten und halbspitzig, mit langem, braun-rothem und papillösem 
Halse. 

Freund Hampe hat die Leucöbryum-artigen Mitglieder dieser 
schönen Gruppe als Trachymitrium Brid. emend. (im Nuovo 
Giornale Bot. Ital. 1872 p. 280) von den übrigen Syrrhopodonten 
geschieden, weil er die Calyptra als eine „anguste mitriformis“ 
betrachtete. Das ist sie auch bis weit über die Jugend hinaus; 
allein, ich habe allen Grund, sie trotzdem eine Calyptra dimidiata 
zu nennen, weil ich bei anderen Arten einer zweiten Formenreihe, 
welche offenbar hierher zu rechnen sind, z. B. bei S. rufescens, 
die Mütze ganz entschieden halbseitig beobachtet habe. Die zu- 
letzt genannte Art vertritt zwar eine eigene Reihe mit feder- 
artiger Blattstellung, doch hängen beide Reihen durch ihren 
Blattbau so innig zusammen, dass sie nicht von einander zu trennen 
sind. In Folge dessen vermag ich meinem verstorbenen Freunde 
nicht beizupflichten und bleibe bei meiner schon vor vierzig Jahren 
befolgten Classification, welche beide Reihen zusammenhält und 
sie als die einfachste Form von Syrrhopodon betrachtet. Ich be- 
sitze von diesen zartesten aller Syrrhopodon-Formen, von denen ich 
früher nur fünf Arten kannte, heute wenigstens neun und mit 
dem mir nur literarisch bekannten S. rigescens Schw. von den 
Maluinen zehn; ein Beweis, dass die Form doch recht Arten-arm 
sein muss. Jedenfalls gliedert sie sich in zwei bestimmt von 
einander geschiedene Gruppen: 


a. Orthophylla leucobryacea, mit Leucöbryum-artigen 
Stengeln und dicht über einander liegenden Blättchen. Blüthen- 
stand ein- und zweihäusig, knospenförmig. 

Ich kenne von dieser Form nur sieben Arten, und selbige 
vertheilen sich als S. revolutus Dz. et Mb., sowie S. Bornensis Hpe. 
(sub Trachymitrio) auf Java und Borneo, als S. Banksii m. auf 
die tropischen Südsee-Inseln (Tahiti, Tuokura), als S. rotundatus 


Calymperaceae, Spaltmützenmoose. 365 


Brother. von Neu-Guinea, nächste Verwandte der vorigen Art, 
als S. involutus Schw. auf die Rawak-Insel der Südsee, als S. 
pseudo-involutus n. sp. (involutus Mitt. in Hb. of the late East 
India Company, No. 42) auf Malacca, als S. rigescens Schw. auf 
die Maluinen und als S. microbolax n. sp. auf die Comoren-Insel 
Nossi-be. 7 Arten. 


b, Orthophylla plumosa, mit lockerer gestellten, etwas 
abstehenden winzigen Blättchen. 

Stammform dieses sehr zierlichen, wenn auch unscheinbaren 
Typus ist der längst bekannte S. rufescens Hook. et Grev. des 
hinter-indischen Gebietes von Singapore und Pinang, das bis 
Borneo reicht. Ihm schliessen sich in denselben Gebieten S. spicu- 
losus Hook. et Grev., auf den Samoa-Inseln S. sub-spiculosus m. 
und auf ‚der ostindischen Insel Banca S. confertus Lac. an. So 
sehr diese Arten von der ersten Reihe durch ihre Tracht ab- 
weichen, so nahe stehen sie ihnen doch durch ihren Blattbau. 
4 Arten. 


2. Eusyrrhöpodon C. Müll. Syn. M. I. p. 540. Blätter 
aus scheidigem, mehr oder weniger nach oben hin erweitertem 
Grunde vom Stengel abstehend, linealisch oder auch breiter, rinnen- 
förmig-hohl, weisslich, grünlich oder gelblich, leicht aufweichbar, 
durch einen meist sehr schmalen, durchscheinenden gezähnelten 
oder gewimperten Limbus umgeben, starr oder kraus oder um sich 
selbst gedreht, häufig an der oberen Fläche durch Papillen rauh 
oder selbst dicht bestachelt (S. Sullivantii), am Rande mehr oder 
minder einwärts gerollt; Rippe gleich dem Limbus gebaut und 
gefärbt, meist durchschimmernd-weisslich, in die oft gezähnelte 
oder auch kurz gesägte und häufig abgestumpfte Spitze verlaufend, 
mitunter Wurzel schlagend und hier eine neue Pflanze treibend 
(S. prolifer). Blüthenstand meist zwei-, aber auch einhäusig. 
Frucht mehr cylindrisch. 

Als ich die Glieder dieser Abtheilung in der Syn. Muscorum 
behandelte, theilte ich sie in albide virides, sordide flavescentes 
und glauco-virides oder virescentes. Diese Classification entsprach 
dem damaligen Zustande unserer Kenntniss der Eusyrrhöpodon- 
tes, welche noch nicht einmal ein Dutzend Arten überschritt. 
Heute würde sie nicht mehr ausreichen; denn ich kenne in meiner 
Sammlung allein 53 aus allen tropischen Theilen der Welt, und 
selbige bewegen sich in einem nicht kleinen Formenkreise, den 
man erst bei solcher Menge einigermassen zu überblicken vermag. 
Im grosseu Ganzen ist es nicht mehr möglich, diese Zahl’ nach 
ihrer Färbung oder nach ihrer Tracht allein zu gruppiren; Letztere 
hierzn ist viel zu einfacher oder unscheinbarer Art. Es bleibt 


366 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


tolelich kein anderer Ausweg, als sie nach Tracht und Bau des 
Blattes zu ordnen, und dieser zeigt allerdings recht in die Augen 
springende Merkmale. Dabei wird stets vorausgesetzt, dass sämmt- 
liche Arten mit einem sehr ausgeprägten scheidigen Blattgrunde, 
einem mehr oder weniger kräftigen Blattlimbus, einer recht kräfti- 
gen, schwieligen, geraden Rippe und mehr oder weniger papillösen 
Blättern versehen sind. Dennoch ist der Unterschied zwischen 
den Papillen so gross, dass uns nichts Anderes übrig bleibt, als 
sie nach ihrer Grösse zu trennen, d. h. die Arten mit grossen 
und kleinen Papillen von einander zu scheiden; um so mehr, als 
durch Erstere das Blatt unter dem Mieroscope einen völlig anderen 
Anblick ergiebt. 


A. Blätter durch Papillen sehr rauh. 


a. Eusyrrhöpodontes spiculosi. Rasen sehr locker; 
Stengel dichotomisch verzweigt, kurz; Blätter zurück gekrümmt, 
linealisch, zungenförmig abgestumpft oder zugespitzt und am Scheitel 
ausgefressen-gesägt, überall mit verdicktem Saume umgeben; 
Papillen einzeln die ganze Blattfläche bedeckend, den Saum gleich- 
sam reihenförmig in Gestalt kleiner, zugeschärfter Perlen doppelt 
begleitend, auch den Rücken der kräftigen, auslaufenden Rippe 
schärfend. 

Die am längsten bekannte Art dieser seltsamen Moose ist 
S. Laboeanus Dz. et Mb. von Borneo, und selbige besitzt ein 
Blatt, dessen innere Fläche von der Rippe bis zum Saume der 
Länge nach Querrunzeln bildet. Letzteres zeigt nicht der ihr 
sehr ähnliche S. serra m. aus dem Bergwalde der inneren Me. 
Cluer Bay in Neu-Guinea. Eine dritte Art ist S. Lacosteanus 
n. sp. (S. spieulosus Lac. in Bryolog. Javan. II. p. 224) von der 
Zinn-Insel Banca, eine vierte S. mamillatus m. von der Fidschi- 
Insel Ovalau, eine fünfte S. pseudo-mamillatus n. sp. von den 
Samoanen und eine sechste S. theliphyllus n. sp. von Süd-Andaman 
in Hinterindien. 6 Arten. 


b. Eusyrrhöpodontes mamillosi. Rasen sehr locker 
und klein; Stengel kurz; Blätter trocken gekräuselt, feucht, auf- 
recht-abstehend, mehr oder weniger zusammen gewickelt, mit zarten, 
aber ziemlich scharfen Papillen an dem oberen Theile bedeckt. 

Diese Gruppe weicht von der vorigen wesentlich ab, indem 
die Papillen nicht mehr den perlenartigen Charakter an sich haben, 
folglich auch den Blattsaum nicht wie mit geschärften Höckerchen 
reihenweise begleiten. Gern pflegt sich die scheidige Blatt-Basis 
am Rande mit mehr oder minder langen Wimpern zu zieren. Die 


Calymperaceae, Spaltmützenmoose. 367 


älteste Art ist S. Leprieurii Mtge. aus Guyana; eine zweite kenne 

ich von den Philippinen, S. Semperi m., eine dritte von Neu- 
Caledonien, S. mamillosus m., eine vierte vom Gabun im tropischen 
Westafrika, S. phragmidiaceus m., eine fünfte von Madagascar, 
S. scabrosus n. sp. 5 Arten. 


c. Eusyrrhöpodontes hystrices. Pflanzen klein, sehr 
zart und sehr zerbrechlich, weiss-seidenartig, lockere kleine Rasen 
bildend; durch Sprossung verzweigt, nur durch die Blattscheiden 
bedeckt; Blätter 3—4reihig, sehr dünn, weich, durchscheinend, 
über dem gewimperten Scheidchen etwas zurück gekrümmt, schmal- 
linealisch und zugespitzt, etwas rinnenartig-hohl, am gesäumten 
Rande gewöhnlich mit doppelten, dornartigen, hyalinen Papillen, 
die aber bei S. calymperi-ciliatus m. von den Philippinen fehlen, 
ebenso auf der kräftigen vor der Spitze abgebrochenen Rippe 
überall mit gleichen Papillen besetzt; Blattnetz locker. 

Ich kenne nur eine Art dieser überaus seltsamen und schönen 
Formung, welche dem Blatte das Ansehen des Stachelschwein- 
artigen giebt. Die Form ist um so merkwürdiger, als das Blatt- 
netz aus rechteckigen kleinen, aber lockeren Zellen besteht, wo- 
durch S. Sullivantii Dz. et Mb. von Java auf alle Fälle eine sehr 
eigenthümliche Stellung unter den papillösen Eusyrrhöpodonten 
einnimmt. Vor lauter Rippe und Papillenborsten ist von dem 
Zellgewebe nur wenig zu sehen. Dass dasselbe aber, entgegen 
den übrigen Syrrhopodonten, wirklich einmal aus lockeren Zellen 
besteht, ist eine jener seltenen Ausnahmen, wie sie bei verschie- 
denen Familien vorkommen. Der Fall indess, dass bei der frag- 
lichen Pflanze die Papillen eine so seltsame Form und Stellung 
annehmen, zeigt, dass wir unter allen Umständen berechtigt, ja 
gezwungen sind, auf so eigenthümlich papillöse Blätter in der 
Classification zu achten. An und für sich nimmt das Moos eine 
Leucöphanes-artige Tracht an. Nur eine andere Art aus Bolivia 
(S. serpentinus m.) knüpft sich an diesen eigenthümlichen Typus 
wenigstens insofern an, als sie an dem Blattgrunde mehr oder 
weniger gewimpert, am oberen Blatte durch hyaline stachelartige 
Zähnchen auf dem Rücken einseitig gesägt ist. Aehnliches er- 
eignet sich auch bei S. scaberrimus m. aus dem englischen Guyana. 
Vielleicht gehört auch S. fimbriatus Mitt. aus Brasilien hierher. 
Auf die niederste Stufe der geschilderten Eigenheiten sinkt herab 
S.subeiliatus m. vom Yule-Gebirge (7000F.) auf Neu-Guinea, indem 
sie hier am schwächsten auftreten. 5 Arten. 


368 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


B. Blätter glatt oder kaum papillös. 
a) Blätter gekräuselt. 


d. Eusyrrhopodontes terebellati. Blätter korkzieher- 
artig um sich selbst, also mehrfach spiralig gewunden, mit schmalem, 
hyalinem Limbus gesäumt, von einer ebenfalls hyalinen kielartigen 
und schmalen Rippe durchzogen, schmal lanzettlich, an den Blatt- 
rändern aufrecht. 

Erst im Jahre 1857 lernte ich diese eigenthümliche und 
hübsche Form kennen, und zwar durch S. terebellum m. von der 
Isle of pines im Archipele von Neu-Caledonien, und diese nied- 
liche Art, deren Blättchen man auch lockenartig gedreht nennen 
könnte, blieb längere Zeit ganz isolirt, bis sich mehrere Arten 
zu ihr fanden. Eine derselben aus Neu-Süd-Wales, woher ich sie 
sowohl von Sydney, als auch vom Richmond River empfing, ist 
der ihr sehr ähnliche S. Novae Valesiae n. sp. Die übrigen Arten 
gehören dem tropischen Südamerika an, nämlich S. helicophyllus 
Mitt. vom Rio Negro in Brasilien, $. cineinnatus Hpe. in der 
Provinz Rio de Janeiro und S. elatior Hpe. ebendaher. Diese, 
an sich die grösste aller Arten, besitzt jedoch Blätter, welche am 
wenigsten die regelmässige Figur eines Korkziehers oder einer 
Locke haben. Alle zusammen, bis auf S. helicophyllus, welcher 
eine Orthotrichum-artige Tracht zeigt, zeichnen sich dadurch aus, 
dass die Blattscheiden beträchtlich breit und weiss hervortreten, 
wodurch diese Moose den folgenden Arten ähnlich werden. Eine 
Ausnahme macht S. elongatus Sulliv. von Cuba, bei welchem die 
Blattscheiden nicht so sehr hervortreten, und ganz ähnlich voll- 
zieht das auch S. Glaziovii Hpe. aus der brasilianischen Tropen- 
Region, zu welcher auch ein S. Catharinae Mst. aus Sa. Catha- 
rina gehört. Erst im Jahre 1890 lernte ich S. spiralis Ren. et 
Card. von Madagascar kennen. 7 Arten. 


e. Eusyrrhopodontes cerispati. Blätter über dem scheidigen 
Grunde mehr oder weniger gebogen und gekräuselt; sonst wie 
die Vorigen. 

Diese Arten tragen ebenfalls fast durchgängig denselben 
Charakter an sich, indem die hyalinen Blattscheiden sichtbar her- 
vortreten und auf ihnen die im trockenen Zustande recht be- 
deutend kraus zusammengeschrumpften grünen Blattspitzen sich 
abheben. Mit Ausnahme einer oceanischen Art, S. Isleanus 
Bescher. von der Insel St. Paul, und einer Art der Hawaii-Inseln 
(S. Hawaiicus n. sp.), gehören die mir bekannten Arten nur Amerika 
und Afrika an. Letzteres gab auf der Insel Reunion den S. 
Lepervanchei Bescher., in Südafrika: S. obliquirostris m., S. uncini- 


Calymperaceae, Spaltmützenmoose. 369 


folius n. sp. von Felsen des Montagu-Passes und S. erectifolius 
n. sp. ebendaher, mit Vorigem verbündet, also ausserhalb der 
Tropen. Aus Asien kenne ich nur S. parvulus Mitt. von Ceylon. 
Die Neue Welt aber scheint die reichste zu sein. Aus Mexico 
empfing ich von Mirador S. Sartorii m., aus Westindien S. recur- 
vulus Mitt. (S. Gaudichaudi Sulliv.) von Cuba, aus dem subtropi- 
schen argentinischen Chaco S. Argentinicus Lrtz., aus Venezuela 
S, flexi-areolatus m. von der Silla de Valencia; aus Brasilien S. 
undulatus m., S. spininervis Ldbg. und S. gracilis Brother. aus 
Minas Gera&s. 14 Arten. 


f. Eusyrrhopodontes cavifolii. Blätter kraus, wie bei den 
Vorigen, aber nicht mehr schmal, sondern über dem hyalinen 
Scheidehen breiter und mit den Rändern im trocknen Zustande 
Hyophila-artig eingerollt; sonst mit schmalem, hyalinem Limbus 
und ebensolcher Rippe. 


Die hierher gehörigen Moose haben äusserlich wenig Charak- 
teristisches an sich; im Gegentheile sind sie zu den Unschein- 
barsten ihres Geschlechtes zu rechnen. Allein, mit der Hyophila- 
artigen Natur der Blätter verbinden sie die andere Eigenthüm- 
lichkeit, entweder am Rande des Grundes oder der Spitze des 
Blattes entfernt stehende, kürzere oder längere Wimpern zu er- 
zeugen. In dieser Beziehung übertrifft S. eiliatus Schw. von den 
Sunda-Inseln und Molukken alle seine Verwandten, indem er nicht 
nur längs des ganzen Blattrandes, sondern auch theilweise auf 
dem Rippen-Rücken lange Wimpern besitzt. S. afro-ciliatus n. sp. 
von Kamerun steht ihm sehr nahe. S. cavifolius Lac. von der 
Insel Banca dagegen hat nur am Blattgrunde kurze Wimpern, 
ebenso S. fimbriatulus m. (S. fimbriatus m. Linn. 37. 1871. p. 151) 
von Brisbane in Queensland; die einzige mir aus Australien be- 
kannte Art. S. littoralis n. sp., welcher auf der Insel Nossi-b& 
an der Küste von Nordwest-Madagascar am Strande auf Fels- 
blöcken lebt, hat Wimpern, ähnlich wie die Eusyrrhopodontes 
hystrices nach ihrer Form, gleich kurzen borstenartigen Zähn- 
chen an der Blattspitze, selbst an der Rippe. In der Neuen 
Welt gleichen darin S. intermedius n. sp. aus der Provinz Rio de 
Janeiro in Brasilien, eine zwischen S. prolifer und Gaudichaudi 
stehende Art und S. Texanus Sulliv., die einzige Syrrhopodon-Art 
dieser Gruppe, welche die Ver. Staaten in ihrem Süden nebst Arten 
anderer Gruppen: Calymperes Richardi, disciforme, sowie Syrrh. 
crispus und Floridanus besitzt, und S. flammeo-nervis m. von den 
Philippinen hat sogar nur leicht gezähnelte Blattspitzen. Nur 
fraglich ziehe ich S. fragilis Hpe. aus den Vereinigten Staaten 
von Columbien mit völlig ganzen Blättern hierher. 8 Arten. 

C. Müller Hal. Genera muscorum. 24 


370 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


b) Blätter nur schwach gebogen oder starr. 


g. Eusyrrhopodontes tristichi. Blätter über dem scheidi- 
sen Grunde ziemlich zurückgeschlagen, sehr locker, also entfernt 
gestellt, sehr schmal, rinnenförmig oder flach, mit hyalinem Limbus 
und ähnlicher Rippe, schwach hin und her gebogen, lang. 

Diese Moose zählen zu den Elegantesten ihrer Gattung, 
indem die Pflanzen meist lange, sehr zarte Stengel bilden, an 
denen die Blätter wie feine Haare sitzen. Die am längsten be- 
kannte Art ist S. tristichus Nees von den Sunda-Inseln, mit sehr 
kurz gestielter kleiner Frucht. In dieser Form wiederholt sie 
S. Graeffeanus m. von den Fidseni- und Samoa-Inseln, während 
S. scolopendrius Mitt. von den Fidschi-Inseln kürzere, beträchtlicher 
zurückgekrümmte Blätter hat. Eine vierte Art von der west- 
afrikanischen Insel Sn. Thome, S. lamprocarpus Mitt., ist wahr- 
scheinlich die Robusteste und Eleganteste Aller; sonst kenne ich 
aus Afrika nur noch S. apertifolius Bescher. von der Insel Mauri- 
tius und S. afro-tristichus n. sp. von Kamerun. Aus der Neuen 
Welt kenne ich nur S. Husnoti Bescher. von Guadeloupe als dem 
S. tristichus Nees sehr ähnlich, während S. parvulus Schpr. aus 
Mexico, gegenüber allen diesen Arten, ein höchst liliputanisches 
Moos ist. 8 Arten. 


h. Eusyrrhopodontes proliferi. Blätter an einem mehr 
oder weniger deutlich ausgebildeten, aber kurzen Stengel befind- 
lich, meergrün, Blättchen über dem Scheidchen eine linealisch-lan- 
zettliche, rinnenförmige, von einem hyalinen limbus umsäumte 
Lamina bildend (Limbus nur äusserst selten fehlend: S. immar- 
ginatus aus dem Sikkim-Himälaya), mit limbus-ähnlicher Rippe, 
mehr oder weniger aufrecht, höchst schwach in dem einen Theile, 
im anderen Theile womöglich gar nicht gedreht. 

Bis jetzt kann ich nur wenige Arten zu dieser Form bringen, 
und diese haben gewissermassen ihren Mittelpunkt in S. prolifer 
Schw. aus dem tropischen Brasilien, nämlich S. macro-prolifer n. sp. 
und S. compactulus n. sp. aus Venezuela, S. Ulei n. sp. aus Sa. 
Catharina, S. argenteus Brother. aus Minas Geraös, sowie S. scaber 
Mitt. und S. breviligulatus n. sp., Beide aus Westindien. Selbst 
die Mascarenen (Bourbon) besitzen den Typus in S. glaucophyllus 
Ren. et Card. Etwas abweichend durch kleinere Blätter stellen 
sich S. albidus Mitt. und S. cespitosus Mitt. von Ceylon daneben, 
ebenso S. rufus Ren. et Card. von Madagascar. Es sind zarte 
Moose mit entsprechend zarten und kurz gestielten Früchten, und 
diese Arten neigen in ihrer Tracht hinüber zu den Calymperidium- 
Arten, von denen sie aber sogleich durch ihre weit kürzeren 
Blätter abweichen. 11 Arten. 


Calymperaceae, Spaltmützenmoose. 374 


i. Eusyrrhopodontes longifolii. Blätter meist an einem 
sehr kurzen Stengel, aufrecht, über dem Scheidchen eine lange, 
sehr schmale, bandartige flache, von einem derben Limbus um- 
säumte Lamina bildend, ziemlich starr oder doch nur sehr wenig 
gebogen, mit kräftiger Rippe Calymperidium Dz. et Mb. Bryol. 
Javan. I. p. 51, als Gattung. 

Dass hier von einer besonderen Gattung keine Rede sein 
konnte, hat auch der Vollender der Bryologia Javanica (II. p. 224) 
eingesehen, nachdem ich sie bereits 1857 in der Botanischen 
Zeitung (p. 534) gestrichen hatte. Selbst als eigene Form könnte 
der Name nur bestehen, wenn sämmtliche Arten species acaules 
foliis elongatis wären. Das ist nicht der Fall; denn es giebt 
einige Arten, welche etwas längere Stengel und etwas kürzere 
Blätter erzeugen und so mitten zwischen den vorigen und den 
langblätterigen Arten stehen. Es sind: S. Regelianus Hpe. aus 
den Anden Columbiens, S. eylindrothecius m. und S. epapillosus 
m. von der Silla de Valencia in Venezuela, endlich S. papillosus 
m. von der Silla de Caracas (5000 F.). Hierher gehört wahr- 
scheinlich auch S. Venezuelanus Mitt. aus den Anden von Vene- 
zuela. Die Blätter derselben sind so starr und bandartig, dass ich 
sie nicht zu den Vorigen zu bringen wage; um so weniger, da die 
ganze Tracht und Färbung sie auf die Majorität dieser Gruppe 
verweist. Ich habe allerdings zu erwähnen, dass in Bezug auf 
die Färbung die geringere Zahl meergrün, die grössere Zahl aber 
schmutzig braungelb ist. Zu Letzteren gehören die genannten 
Arten, welche hierdurch an die Moose der Gruppe Orthotheca 
heranstreifen. An und für sich weichen aber beide Theile nicht 
von einander ab. Zu den Meergrünen rechne ich S. ciliolatus 
Geh. et Hpe. aus Südbrasilien, S. longifolius Ldbge. aus Caldas, 
S. capillaceus Hpe. ebendaher und aus der Provinz Rio de Janeiro, 
S. Eggersii Brother. von Grenada in Westindien, endlich S. 
Baeuerleni n. sp. vom Strickland-River in Neu-Guinea. Die Braun- 
gelben sind: S. Schwaneckeanus m. von Portorico, S. tenuifolius 
Sulliv. (sub Calymperi) von Cuba, S. flavescens m. von Trinidad 
(Antillen); die Uebrigen gehören nach den Sunda-Inseln (S. Mülleri 
Lac. nach Sumätra und Borneo, S. subulatus Lac. nach Celebes) 
und Ceylon, wo S. strietus Mitt. den Typus vertritt, nach Neu- 
Guinea (S. strietifolius n. sp. vom Fly-River und S. atrovirens 
Brother. vom Me. Cluer-Golfe) oder nach den Samoanen (S. aristi- 
folius Mitt.), nach den Banda-Inseln: S. Ceramiae m.). 18 Arten. 


3. Orthotheca Brid. I. p. 778, als Gattung. Blätter starr, 
aber je nachdem aufrecht, gebogen oder schneckenförmig eingerollt, 
aus kurzem, scheidigem Grunde, welcher sich nach oben erweitert, 
etwas oder sehr zurückgeschlagen, bandartig flach oder auch 

24* 


372 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


mehr länglich verbreitert, mit einem verdickten lamellösen, meist 
scharf und doppelt gesägtem limbus und kräftiger starrer Rippe, 
welche oft anomal ausläuft wie bei Calymperes, seltener auch ohne 
oder mit nicht lamellösem limbus, schmutzig-grün, schwer auf- 
weichend:; eine oft glänzende und glatte, aber auch matte und 
durch Papillen rauhe Lamina erzeugend; Frucht mehr eiförmig, 
kürzer oder länger gestielt, äusserst selten eingesenkt. 

Es sind das Moose, welche die Vorigen gleichsam fortsetzen, 
sich aber allermeist leicht durch einen lamellösen Blattsaum unter- 
scheiden lassen. Denn wie sich auch die Blätter äusserlich ver- 
halten mögen, im grossen Ganzen ist und bleibt die Tracht der 
einzelnen Arten dieselbe und giebt keine Veranlassung zu weit- 
läufigen Gruppirungen, so dass man die Section Orthotheca ganz 
im Sinne Bridel’s annehmen kann, welcher sie auf S. Iycopodioides, 
Berteroana und cireinata gründete, von denen die ersten beiden 
Arten keinen lamellösen, sondern nur einen verdiekten Blattrand, 
die dritte dagegen einen lamellösen haben. Die gleiche schmutzig- 
gelb-grüne Färbung ist allen Arten gemeinsam und hält sie um 
so mehr zusammen, als hier die Blattscheide, weil zu kurz, wenig 
oder gar nicht hervortritt. Auch im trockenen Zustande bieten 
die Blätter, bis auf sehr seltene Ausnahmen, keine scharfen 
Unterschiede dar. Zwar haben S. polytrichoides und subpolytri- 
choides durch straffere Blätter eine eigenthümliche Tracht, allein, 
von diesen aufrechteren Blättern bis zu jenen, welche sich krümmen 
und dann auch sich etwas zusammenwickeln, sind so viele Ueber- 
gänge, dass man dergleichen Unterschiede nicht gebrauchen darf. 
Die Dreifachheit des Blattsaums aber lässt sich deshalb nicht 
verwenden, da derselbe durchaus nicht in die Tracht eingreift. 
Das Alles zusammen genommen, vermag ich nur folgende drei 
Sippen zu unterscheiden. 


a. Orthothecae reflexifoliae Blätter ziemlich kräftig 
und breit, sowohl im trockenen, wie im angefeuchteten Zustande 
über dem scheidigen Grunde hakenartig zurückgekrümmt; Frucht 
noch unbekannt, aber wahrscheinlich länger gestielt. 

Diese Form nimmt allerdings einen so bestimmten Ausdruck 
an, dass eine ihrer Arten von der Mac Cluer Bay in Neu-Guinea 
an der Galewo-Strasse, welche ich deshalb auch S. Campylopus 
nannte, ganz an Campylopus penicillatus und seine Verwandten 
erinnert; um so mehr, als sie eine recht kräftige Art ist. Ich kenne 
nur noch eine zweite, aber ungleich kleinere Art von der Samoa- 
Insel Tutuila, S. flavifolius m. Die Serratur des lamellösen Blatt- 
randes ist ebenfalls eine recht kräftige. 2 Arten. 


b. Orthothecae immersae. Heliconema Mitt. Muse. austr. 
amer. p. 114. Blätter starr, kurz, kaum gekrümmt, breit linealisch, 


Calymperaceae, Spaltmützenmoose. 373 


zungenförmig abgestumpft, lamellös-gesäumt und am Saume doppelt 
gesägt, überall durch kleine Papillen rauh; Rippe stark, vor der 
Spitze des Blattes wie abgebrochen; Frucht eingesenkt. 

Für Syrrhöpodon sind eingesenkte Früchte so selten, dass 
sie schon darum Anspruch auf Beachtung für die Classification 
haben. Wie es scheint, ist eine solche Form nur dem tropischen 
Süd-Amerika eigen; denn von hier stammen die drei Arten, welche 
die Form begründen. Von ihnen ist mir nur S. eryptocarpus 
Dz. et Mb. aus Surinam bekannt, die übrigen Beiden hat Mitten 
(M. a. amer. p. 115) beschrieben, nämlich: S. Spruceanus ej. und 
S. xanthophyllus ej., Beide von Sao Gabriel am Rio Negro in 
Brasilien. 3 Arten. 


c. Orthothecae genuinae. Blätter starr, feucht gebogen 
oder auch etwas schneckenförmig eingerollt, mehr oder weniger 
flach und linealisch: lanzettlich; Frucht auf ziemlich starrem 
Stielehen aufrecht, eiförmig, mit verengtem Munde und geschnäbel- 
tem Deckel. 

Die einzige Art, welche die Tropenzone noch an die warme 
gemässiste Zone auf der nördlichen Halbkugel abgiebt, ist 8. 
Floridanus Sulliv.. welcher aber nicht nur in Florida, sondern auch 
in Alabama, im Ersteren freilich am häufigsten vorkommt und 
durch seine Leptotrichum-artigen Früchte, sowie durch seine 
schmutzig-grünen, starren und ziemlich gerollten Blätter, ganz 
die Form der ausgeprägtesten Arten annimmt. Von da geht der 
Typus auf Mexico über mit S. Mohrii m. und bewohnt dort die 
Wälder der Hochebenen etwa bei 4000 F., ohne besonders ab- 
zuweichen. Das Gleiche geschieht mit S. Bernouillii n. sp. und 
S. deeölorans n. sp. in Guatemala. Auch auf den westindischen 
‚Inseln hat sich die Form mit recht bestimmten Arten ausgebreitet; 
so mit $. rigidus Hook. et Grev., Hobsoni eor., Berteroanus Brid. 
(sub. Orthotheca) und dem schönen S. longisetaceus m. mit Firniss- 
artig glänzenden Früchten. Auch theilen die Antillen mit dem 
benachbarten Festlande von Venezuela die schönste und grösste 
aller Arten, den S. Iycopodioides Brid. (sub Orthotheca), welcher 
sich sogar auf die Hochgebirge der Sierra Nevada von Merida 
und der Sierra Nevada von Santa Marta (8000—9000 F.) verliert. 
Ausserdem erscheint noch auf der Cumbre de Valencia der un- 
gleich zwergigere S. sordidus m. bei 4500 F. Selbst auf dem 
Hochlande von Quito in Ecuador kenne ich die Form noch in 
S. filamentosus n. sp., dort unter Pilopogon (Coll. Spruce. No. 12) 
wachsend, und sicher ist sie überhaupt im Anden - Gebirge 
weiter verbreitet. Auch Surinam hat für das Tiefland eine Art, 
S. Miquelianus m., geliefert und Brasilien betheiligt sich" daran 
mit: S. rupestris Mitt., S. Urvilleanus m., S. Carassensis Brother. 


374 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


aus Minas Geraös, einer der schönsten Arten mit purpursäumigen 
Blättern, S. Kroneanus n. sp. (in der Provinz Sao Paulo, Sierra 
de Paranapiacaba) und S. vaginans Brother. aus Minas Gera£s. 
An Stämmen der Cocos eriospatha im brasil. Campo d’Una (Prov. 
S. Catharina) entdeckte hierzu Ernst Ule den S. curvatus n. sp. 
Sonderbar genug hat das tropische Asien bisher nur aus dem 
Tieflande Hinterindiens oder aus dem ostindischen Archipele Bei- 
träge hierher gesendet. Von den Philippinen kenne ich S. 
aurantiacus Hpe. und S. Mindanensis Brother., von den Sunda- 
Inseln S. Junquillian Mitt., Gardneri Hook. und Beccarii Geh. 
n. sp. (von Sumätra), während Mitten von Singapore den 8. 
ceroceus Mitt. beschrieb. Auch in Afrika weicht die Form nicht 
ab, obschon ich sie aus den entferntesten Localitäten kenne. So 
wächst S. semicircularis n. sp. in Wäldern des Gebietes des 
Arthington-Wasserfalles in Gabun, S. Pintasii Brother. auf der 
westafrikanischen Inseln San Thome, S. Nossibeanus Bescher. auf 
Nossi-b& (NW.-Madagascar), S. aculeato-serratus „Bescher. auf 
Reunion, S. Mauritianus n. sp. (S. Malouinensis Angstr.) auf 
Mauritius und der stattliche S. Mahensis Bescher. von den Seychellen 
wiederholt beinahe den noch stattlicheren S. Iycopodioides. Selbst 
aus Ost-Afrika beschrieb Mitten einen S. asper aus dem Gebirgs- 
lande von Usagara und des Kilima-Ndscharo, den er dem 8. 
eireinatus ähnlich nennt. In Oceanien endlich erscheint die Form 
ohne lamellösen Blattrand in S. Malouinensis m. auf den Malouinen 
und in S. curvatus.n. sp. (S. Taitensis Mitt. non Sulliv.) auf den 
Samoanen und Fidschi-I. in ziemlich ähnlicher Art; nur S. Taitensis 
Sulliv. von Tahiti, S. polytrichoides Bescher. von dem Mt. Congui 
auf Neu-Caledonien und dem höchst ähnlichen S. subpolytrichoides 
m. aus Neu-Guinea’s Dschungel-Inseln bilden ziemlich steif-aufrechte, 
starre, linealische Blätter aus. Gerade diese letzteren Arten, be- 
sonders die von Tahiti, nähern sich den Rhizogonium-Arten von 
der Sippe des Rhiz. spiniforme so sehr, dass ein Anfänger sie nur 
leicht durch die anomale Blattspitze unterscheiden wird. 36 Arten. 


d. Leucobryella €. Müll. Linn. 1874. p. 555; Rasen Leucö- 
bryum-artig, dicht, oft weite Strecken überziehend; Stengel in der 
Hauptachse fortkriechend, mit kurzen, dicht an einander gedrängten, 
aufsteigenden und gewöhnlich stielrunden Aestchen, am Grunde 
filzig verwebt; Blätter in der Regel dicht über einander, sehr 
klein, aus kahnförmig-länglicher Basis lanzettlich und mehr oder 
weniger Hyophila-artig zusammengerollt, an der Spitze ab- 
gerundet und tief ausgeschnitten, gleichsam zwei abgestumpfte 
Klappen bildend, oder auch einfach kurz zugespitzt, am gesäumten 
Rande*hin und her gebogen, darum etwas kraus, mit dünner 
Rippe, an der oberen Lamina aus sehr winzigen Zellen gewebt. 


Calymperaceae, Spaltmützenmoose. 375 


Eine kleine Gruppe ganz ausgezeichneter, kleiner Arten, die 
wohl an die folgenden herantreten, aber mit relativ sehr winzigen 
Blättern versehen sind. Ursprünglich gründete ich die Form auf 
S. Wallisi m. von den Philippinen, wo ihn der berühmte Garten- 
Reisende Gustav Wallis sammelte. Dieses Moos erscheint auf 
den ersten Blick kaum wie ein Syrrhöpodon, wohl jedoch wie 
ein Ochröbryum, dessen Blättchen freilich unter dem Microscop 
alsbald den Syrrhöpodon-Charakter offenbaren, indem sie in einen 
lang gestreckten, zusammengerollten Hals mit abgerundeter, aus- 
geschnittener Spitze auslaufen uud hier Puceinia-artige Körper- 
chen entwickeln. An dieser Art bemerkt man auch höchst deutlich, 
wie die Hauptachsen vorwärts kriechen, als ob sie ein Macromitrium 
nachahmen wollten. So steht das Moos unter seines Gleichen 
recht allein da; nichts desto weniger schliessen sich an dasselbe 
mit Bestimmtheit noch einige andere Arten Ostindiens an. So 
der S. repens Hook. et Grev. aus Nepal, den ich ehemals als 
Calymperes betrachtete, die zuerst bekannt gewordene Art dieser 
Form; ebenso S. Manii n. sp. (S. repens Bryol. Javan.) von der 
Insel Banca und aus der Phönix-Bay in Süd-Andaman (Hinter- 
Indien). Während S. Wallisi bei ganzrandigen Blättern Aestchen 
bildet, deren oberste in ein kurzes pinselartiges Spitzchen aus- 
laufen, besitzen diese beiden Arten abgerundete Aestchen und 
sehr kurz gewimperte Blättchen von zungenartig-lanzettlicher 
Form. Ich kenne aber noch zwei ostindische Arten, welche eine 
dritte Reihe darstellen, indem sie, bei ganzrandigen Blättern, 
diese nicht so dicht über einander stellen, darum nicht den stiel- 
runden Stengel der Vorigen haben, nämlich S. Nicobaricus n. sp. 
von der Nicobaren-Insel Katschale, wo ihn S. Kurz entdeckte, 
und S. flavus m. von Java. Diese letzten vier Arten entwickeln 
zusammen folia ligulato-lanceolata brevissime mucronata. Trotz 
aller Unterschiede gehören alle diese indischen Arten zu einer 
Form: dagegen ändert Letztere in S. cyrtophyllus Bescher. von der 
Insel Reunion beträchtlich ab: das Kriechende der Achsen tritt 
zurück, die Aestchen werden bei grösserer Schlankheit länger, 
die Blätter noch kleiner und eisenartig-braun, schmal-eiförmig, 
abgestumpft, im trockenen Zustande einwärts gekrümmt-gekräuselt, 
sogar etwas faltig. Diese vierte Reihe könnte darum sehr wohl 
einen eigenen Typus mit ihren stielrunden Stengeln vertreten; 
doch will ich hier nur darauf hingedeutet haben: vielleicht dass 
sich später noch ähnliche Arten im oceanischen Afrika dazu ein- 
stellen. Ich selbst bin schon heute geneigt, den merkwürdigen 
S. leptodontioides Bescher. von NO.-Madagascar hierher zu ziehen; 
ein Moos, welches so recht den Uebergang zu Codonoblepharum 
vermittelt, aber, gleich den Vorigen, auch gefaltete, abgestumpfte 
und einwärts gekrümmte Blätter von ähnlicher Form besitzt, von 


376 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Codonoblepharum jedoch durch äusserst schlanke Stengel mit 
kleinen schmalen Blättern abweicht. Uebrigens muss ich noch 
darauf hinweisen, dass Mitten in seiner Bearbeitung der Samoa- 
Moose unter seinem dort aufgestellten Thyridium auch S. repens 
und S. Junquillian Mitt. mit doppeltem Mundbesatze begreift, 
worüber ich aus Mangel an Früchten nicht entscheiden kann. 
7 Arten. 


e. Calymperopsis C. Müll. Blätter ganz wie bei Calymperes 
in der Section Hyophilina, aber nicht mit anomaler Spitze, aus 
scheidigem, aber derbzelligem Grunde, welcher am Rande der 
grossen hyalianen Zellen durch einen Streifen winzig runder Zellen 
und an dessen Rande wieder, wie bei Leucoloma, durch einen 
sehr dünnen, weissen limbus gesäumt ist, in eine breite, mehr oder 
weniger eingerollte, am Rande aufrechte Lamina übergehend, mit 
schwieliger Rippe, welche in eine sehr kurze Spitze ausgeht. 

Von dieser seltsamen Verbindung der Gattung Syrrhopodon 
mit Calymperes kenne ich nur eine Art, und diese sammelte 
der Schwede P. Dusen am 29. Januar 1892 im Flussthale des 
Kello in Kamerun auf Baumästen bei 360 m. neben vielen anderen 
bemerkenswerthen Moosen, von denen jedoch Calymperopsis Duseni 
n. sp. das Wichtigste war. Das Peristom ist ganz wie bei 
Syrrhopodon, ebenso die Mütze, welche länger als die lang ge- 
schnäbelte Frucht ist. Wären diese Fruchttheile nicht vorhanden 
gewesen, so würde ich das Moos wahrscheinlich für eine Hyophilina 
gehalten haben. 1 Art. 


95. Codonoblepharum Dz. et Mb. in Musc. Frond. Ined. 
Archipelag. Indiei, 1854. p. 95, Glockenmund. 


Stengel niederliegend und vorwärts strebend, mit langen, auf- 
wärts gerichteten, mehr oder weniger kräftigen, hin und her 
gebogenen Aesten, sehr lockere Rasen bildend; Blätter lang, ge- 
kräuselt, mit scheidigem Grunde und sehr dicker schwieliger Rippe: 
Frucht auf ziemlich langem Fruchtstiele aufrecht, länglich, mit 
kurzem Halse, ohne Ring; Mundbesatz doppelt: äussere Zähne 16, 
paarweise genähert, oben glockenartig zusammenneigend, im 
trockenen Zustande zurückgeschlagen, lanzettlich, aus einer Zellen- 
reihe bestehend, innere Zähne 16, auf einer nur wenig über die 
Frucht- Mündung gehobenen Membran, ebenfalls glockenförmig zu- 
Sammenneree Haube halbseitig. Blüthenstand zweihäusig. 

Diese Moose gingen, obgleich die Gattung schon einige dreissig 
Jahre alt ist, in der Regel unter dem Namen Syrrhopodon in der 
Literatur. Es änderte daran nichts, dass Mitten 1869 in seiner 
Abhandlung über die Samoa-Moose zum zweiten Male eine neue 


Calymperaceae, Spaltmützenmoose. 377 


Gattung unter dem Namen Thyridium vorschlug. Die Erklärung 
iegt einfach darin, dass diese Moose nur höchst selten mit voll- 
ständigen Früchten zu uns kommen, folglich nicht leicht ein 
selbständiges Urtheil erlauben, während sonst alle übrigen Merk- 
male auf Syrrhöpodon deuten. Zunächst schliessen sie sich eng 
an die der vorigen Gattung an, indem die Blätter, nur so viel 
kräftiger, aus einer scheidigen Basis nach deren Spitze hin sich 
verbreitern, dieselbe Formung beibehalten, auch dieselbe wellen- 
förmige Lamina mit breiterem Saume erzeugend. Sollten also 
die Leucobryellae, wie Mitten will, zu Codonoblepharum gehören, 
so würden sie innerhalb dieser Gattung eine eigene Gruppe bilden. 
Sonst stimmen die Codonoblephara so sehr unter einander überein, 
dass ich nur geringe, und zwar dieselben Abweichungen bemerke, 
wie unter den Leucobryella-Arten. Dies bezieht sich namentlich 
auf ©. tubulosum (Syrrhöpodon Bryol. Javan.) von Borneo mit 
abgerundeter halsartiger Blattspitze, wie sie Leucobryella Wallisi 
besitzt. 

Im grossen Ganzen verbreiten sich die Arten über die 
oceanischen Länder-Gebiete. Die erste als Codonoblepharum auf- 
gestellte Art war C. undulatum Dz. et Mb. von den Sunda-Inseln. 
Ausserdem kenne ich von da C. tubulosum Lac. (sub Syrrhopodonte) 
von Borneo, C. fasciceulatum Hook. (sub Syrrhopodonte) von Java 
und Hinter-Indien, C. heterophyllum Mitt. (sub Syrrhopodonte) von 
Nepal und Insel Banca, Ü. crispum m. von Java und den Philippinen 
(Coll. Cuming. No. 2199), von Letzteren noch €. Micholitzii Brother. 
(sub Thyridio). Alle übrigen Arten erscheinen auf den Südsee- 
Inseln und in Neu-Guinea.. So €. constrietum Sulliv. (sub 
Calymperi) von den Hawaii-Inseln, das Urbild von C. tubulosum 
und Leucobryella Wallisi nach seiner Blattspitze, C. crassinerve 
Mitt. (sub Thyridio), C. subluteum m., C. lJuteum Mitt. (sub Thyridio) 
von den Samoanen, C. elatum n. sp. von den Samoanen, Fidschi-1. 
und Pitcairn-Insel, C. subfasciculatum Hpe. von Tuokuro-Insel, 
C. gracile n. sp., sowie C. leucoloma n. sp. von Neu-Guinea. Aus 
der Neuen Welt ähnelt diesen Arten Syrrhöpodon Moritzii Hpe. 
von der Silla de Caracas in Venezuela (Coll. Moritz. No. 62); 
allein dieses Moos hat Blätter ohne einen limbus und mit nur 
sehr wenig entwickelter hyaliner Basis, so dass es, da es nur 
unfruchtbar bekannt ist, als höchst zweifelhafte Art dasteht. Es 
wäre auch in der That höchst merkwürdig, dass ein Typus, welcher 
mit so vielen Arten nur der Südsee, sowie dem ostindischen Ge- 
biete und Neu-Guinea angehört, plötzlich auf dem Anden-Gebirge 
auftauchen sollte. Es hemmt die bryologische Einsicht zu einem 
nicht geringen Theile, dass so viele Arten bisher nur unfruchtbar 
bekannt geworden sind. Ich weiss deshalb auch nichts über den 
Syrrhöpodon clavatus Schw. aus Neuholland, der nach der Be- 


378 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


schreibung hierher gehört, auszusagen. Eine sehr eigenthümliche 
Art ist S. Chenagoni Ren. et Card. von Madagascar mit einem 
langen, aus lockeren hellen Zellen bestehenden Blattlimbus. 
15 Arten. 


96. Hypodontium C. Müll. n. gen. Innenmundbesatz. 


Pflanzen grosse, dichte und kräftige, starre, aber locker zu- 
sammenhängende Rasen bildend, nur wenig durch anliegend- 
aufrechte Aeste dichotomisch verzweigt; Blätter aufrecht, trocken, 
gekräuselt, starr und lederartig, dicht über einander, im feuchten 
Zustande abstehend, am gesäumten Rande eingerollt, mit scheidigem 
hellem Grunde und dicker schwieliger Rippe; Frucht auf wenig 
gehobenem, in ein haarblätteriges Perichätium eingesenktem Stiel- 
chen aufrecht, aufgeblasen länglich oder elliptisch oder auch kugel- 
förmig, unter dem engeren Munde sehr schmal zusammengeschnürt, 
mit schief geschnäbeltem Deckel; Mundbesatz einfach: Zähne 16, 
breit lanzettlich, einfach oder an der Spitze dann und wann nur 
ausnahmsweise undeutlich gabelig, aus derber Membran gebildet, 
mit kräftigen Querbaiken namentlich am Grunde gegliedert, dunkel- 
roth oder gelblich-roth, tief unter der Mundöffnung entsprossend; 
Haube halbseitig. Blüthenstand zweihäusig. 

Jetzt, nachdem ich vom Cap der guten Hoffnung besseres 
Material erhalten habe, bin ich durchaus nicht mehr im Zweifel, 
dass wir es hier mit einer sehr selbständigen Gattung zu thun 
haben, welche nicht mit Syrrhöpodon zusammenfallen kann, wie 
ich das früher annahm. Zunächst ist der Mundbesatz völlig ver- 
schieden, wenn man die kräftigen, breiten, lanzettlichen und zu- 
gespitzten Zähne mit den zarten capillaren Zähnen von Syrrhöpodon 
vergleicht. Dann ähnelt die Frucht insofern dem Holomitrium, 
als ihr Stielchen von einem langen, haarblättrigen Kelche umgeben 
ist. Die Blätter entwickeln eine so dicke, schwielige Rippe, wie 
sie keine andere Calymperacee besitzt; aber diese Rippe trägt, 
wie die Blätter, beträchtlich entwickelte Papillen. Der Tracht 
nach ist der beblätterte Stengel etwa mit einer Hyophilina zu 
vergleichen, da die Blätter fast schneckenförmig im trockenen 
Zustande eingerollt sind. Ich kenne als durchaus bekannt nur 
zwei längst beschriebene Arten, die früher als Syrrhopodontes 
singen, nämlich H. Dregei und pomiforme, beide aus Süd-Afrika, 
wo sie die höheren Gebirge, und hier entweder die Stämme von 
Cycadeen oder Felsen zwischen 4000—5000 F. bewohnen. Eine 
dritte Art sendete mir Professor Mac Owan aus Capetown, die 
er in Felsenspalten der höheren Regionen des Boschberges bei 
Somerset East steril bei 4500 F. Höhe gesammelt hatte und 
welche ich deshalb H. Mac Owanianum nannte. 3 Arten. 


Encalyptaceae, Glockenhutmoose 379 


Im Ganzen habe ich in dem Vorstehenden reichlich 200 Arten 
unter Dach und Fach gebracht, ohne der wenigen Arten zu ge- 
denken, welche ich sonst noch literarisch hätte hinzufügen können. 
Es ist das schon eine bedeutende Zahl von Arten für eine einzige 
Zone; doch ist sicher anzunehmen, dass sie sich durch künftige 
Entdeckungen noch weit beträchtlicher erhöhen werde. Geschieht das 
in der bisherigen Weise, so würde man besonders zu beachten haben 
ob sich der Grund des Blattes mit seinen hyalinen, starren, 
porösen Zellen gleich bleibt. Dieser Gleichheit entspricht auch 
die Frucht, welche in den 4 Gattungen je eine bestimmte Form 
beibehält. In Bezug auf die Blatt-Basis macht nur Hypodontium 
eine Ausnahme, indem hier die Zellen nicht mehr so starr, sondern 
viel weicher auftreten, wie es etwa unter den Pottiaceen der Fall 
ist, zu deren Formenkreise ich die Calymperaceen ehemals zählte. 
Doch hat Keiner der neueren Bryologen die beiden lang bekannten 
Arten anders, als für Syrrhopodonten angesehen, und das sagt 
schon, dass die fraglichen Moose zu dem Formenkreise der Calym- 
peraceae wirklich gehören. 


22. Gruppe: Encalyptaceae, Glockenhutmoose. 


Pflanzen in lockeren, kurzen und höheren Rasen, unten be- 
wurzelt; kräftig, gabelig verästelt; Blätter aufrecht, im feuchten 
Zustande abstehend, im trockenen mehr oder weniger gekräuselt, 
mit langem, scheidenartigem Grunde, welcher aus lockeren hyalinen 
oder röthlich angelaufenen, oft zarten Zellen gewebt ist, in eine 
spatelartige oder zungenförmige oder eiförmige Lamina mit flachem 
oder kaum zurück gerolltem Rande auslaufend, fleischig, ab- 
gestumpft oder stachelspitzig oder haarspitzig; Rippe sehr dick 
und schwielig; Blattzellen am Grunde leicht zerbrechlich und 
durchlöchert, im oberen Theile dick, durch Papillen dunkel, un- 
deutlich und chlorophyllös, alle mehr oder weniger sechsseitig. 

Ich habe früher diese Moose mit den vorigen verbunden, weil 
beide Reihen den fast gleichen Blattgrund gemein haben; doch 
weicht dieser insofern wesentlich ab, dass seine Zellen nicht so 
starr, sondern eher weich und zerbrechlich sind. Dazu kommt, 
dass hier niemals jene anomalen Blattspitzen zum Vorschein 
kommen, wie man sie so häufig bei den Calymperaceen findet, und 
dass der bei den Letzteren fast immer höchst ausgeprägte Limbus 
fehlt, dagegen sich ein fleischiges Zellgewebe der oberen Blatt- 
hälfte einstellt. Hiermit in Verbindung, weicht die geographische 
Verbreitung dadurch ab, dass sämmtliche bisher bekannte Arten, 
selbst wenn sie noch unter der Tropen-Sonne erscheinen, nur der 
gemässigten oder kalten Region, welche die Vorigen durchaus 


380 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


meiden, zukommen und darum bis in die alpine Region über die 
Schneegrenze hinaus reichen. Mit diesen Charakteren bildet die 
Gruppe eine in sich sehr natürlich abgeschlossene Sippe der 
acrocarpischen Laubmoose, welche nur aus drei Gattungen besteht. 


97. Encalypta Schreb. Gen. Pl. n. 1643, Glockenhut. 


Mütze gross, lang, glockenförmig die ganze Frucht bedeckend 
und oft weit über sie hinaus reichend, am Grunde ganz, in Lappen 
zerrissen oder mit wimperartigen Läppchen, die sich wie ein 
Deckel Anfangs nach innen an den Fruchtstiel anlegen, nach oben 
in einen langen, oft rauhen Hals verschmälert; Mundbesatz fehlend, 
einfach oder doppelt; Zähne des äusseren Kreises 16, lanzettlich 
oder in eine lange Pfriemenspitze ausgedehnt und wimperartig, 
meist mit einer Längslinie durchfurcht, röthlich, rauh: der innere 
Besatz: eine zarte Haut, den Zähnen anklebend und in lange, 
den Zähnen gegenüber stehende oder mit ihnen abwechselnde 
Wimpern verlängert. Blüthenstand ein- oder zweihäusig, knospen- 
förmig. 

Das durchgreifende Merkmal ist und bleibt die grosse glocken- 
förmige Haube, und selbige giebt den betreffenden Moosen eine so 
bestimmte Tracht, dass sie kaum von einem Anfänger übersehen 
werden könnte. Sie gleichen darin ganz den Schlotheimia-Arten der 
Tropenwelt; nur dass hier die Mütze stets aus einer fast knochen- 
harten, mehr oder weniger braunen Membran besteht, während sie 
bei Encalypta bleicher und weicher zu sein pflegt, obgleich sie 
auch bei E. streptocarpa in Bezug auf ihre Härte der Schlotheimien- 
Haube nichts nachzugeben pflegt. Auch die wimperartigen Lappen 
an ihrem Grunde kommen bei beiden Gattungen vor. Was jedoch 
den Fruchtmund betrifit, so theilt Encalypta die Mannigfaltigkeit 
seines Besatzes ebenfalls mit Schlotheimia oder noch besser mit 
Macromitrium. Aus dieser Mannigfaltigkeit kann man aber recht 
deutlich ersehen, dass der Mundbesatz oder sein Fehlen nicht als 
einziges Classifications-Merkmal betrachtet werden kann, wie 
namentlich die älteren Bryologen mit Hedwig wollten. Wir 
werden auch das bei Macromitrium in grösster Mannigfaltigkeit 
wiederfinden. Darum ist es keinem Bryologen jemals eingefallen, 
die Encalypta-Arten in so verschiedene Gattungen zu spalten, 
wie der Mundbesatz verschieden ist. In dieser Beziehung ist En- 
calypta so glücklich gewesen, wie Macromitrium und Schlotheimia. 
Selbst Schimper, welcher doch nicht lange zögerte, auf eine 
geringe Abweichung des Mundbesatzes hin eine neue Gattung 
aufzustellen, sah sich genöthigt, bei Encalypta zu sagen: Genus 
unicum vix in plura dividendum. 


Encalyptaceae, Glockenhutmoose. 381 


So arm die Gruppe an Gattungen ist, so arm ist sie im 
Allgemeinen auch an Arten; doch überwiegt Encalypta als echte 
Charakter-Gattung beträchtlich. Ihr grösster Theil fällt in den 
Norden der nördlichen Halbkugel und bildet schon hier die beiden 
Abtheilungen, in welche man sie, natürlich zerlegen darf. 


1. Psilotheca C. Müll. Syn. Musc. I. p. 513; Frucht cylin- 
drisch, mit abgestutzter Mund-Oeffnung, am Grunde gleichförmig 
oder mit einem ringförmigen Ansatze (apöphysis), oder auch mit 
einem längeren Halse versehen, sonst glatt und streifenlos, mit 
aufrecht geschnäbeltem Deckel und unter ihm mit schmalem, ein- 
fachem Ringe. 

Schimper theilt die fraglichen Arten in drei Sectionen, 
soweit sie Europa betreffen: 1. in solche ohne Peristom (E. 
commutata), 2. in solche mit einem einfachen, mehr oder weniger 
vollkommenen Peristom oder ohne Mundbesatz bei derselben Art 
(E. vulgaris, ciliata und rhabdocarpa, welche Letztere bei mir zur 
folgenden Abtheilung gehört), 3. in solche mit einfachem, regel- 
mässig entwickeltem Mundbesatze (E. apophysata, longicolla, 
brevicolla). Zu der Letzteren liefert Nordamerika in E. Macounii 
Aust. der Stewart’s Lake Mountains in Canada und in E. longipes 
Mitt. aus den Rocky Mountains noch zwei Mitglieder, während 
E. eucullata €. Müll. et Kdbg., sowie E. leiocarpa Kdbg. aus dem 
britischen Columbia nur unvollständig bekannt sind. Alle übrigen 
Arten, in der Tracht von den europäischen und nordamerikanischen 
in keiner Weise abweichend, gehören den höheren Gebirgen der 
Tropen oder warmen Ländern an. So erscheinen auf der Hoch- 
ebene von Mexico E. Mexicana m., auf den Anden von Quito 
E. coarctata Mitt. auf dem Pichincha bei 10,000 F. an der Schnee- 
grenze mit einfachem Peristom, während E. australis Mitt. auf 
der Insel Chilo& als nacktmündige Art auftritt. Im subtropischen 
Argentinien lebt noch auf bedeutenden Höhen der Cordilleren, auf 
der Cuesta de Pinos unter Bartramia strietiuscula E. emersa 
m., ebenfalls nacktmündig und mit fast eingesenkter Frucht. Es 
kommen folglich der Neuen Welt ausschliesslich sechs Arten zu. 
Im nordwestlichen Himalaya sammelte ©. G. Rogers bei 11,000 F. 
Höhe E. aristatula n. sp. als Gegensatz zu E. ciliata. Aus Afrika 
kennen wir bisher den Typus nur in der merkwürdigen E. cuspidata 
Br. et Sch. von dem abessinischen Hochlande, wo sie an Felsen 
bei Demerki 11,000 F. hoch und auf dem Dedschenu 13,000 F. 
hoch von W. Schimper gefunden wurde. Im Stillen Ocean lebt 
am Crater des Haloakala der Hawaii-Inseln eine, wie es scheint, 
auch nacktmündige Art, die ich E. vulcanica n. sp. nannte und 
welche von E. Sandwicensis sogleich durch lang gestielte, glatte 
Früchte abweicht, aber mit dieser zusammen zu leben scheint. 


382 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


_ 


Australiens Bergländer ergaben sowohl auf Tasmanien, als auch 
auf den Grampians des australischen Festlandes, nämlich auf dem 
Mt. Ararat, die unserer E. vulgaris sehr ähnliche. E. Tasmanica 
Hpe. et €. Müll. (E. australis Mitt.), welche nach Mitten auch auf 
Neuseeland vorkommt, sowie E. Novae Valisiae Hpe. von den 
Blue Mountains in Neu-Süd-Wales und anderen Localitäten des 
Festlandes; beide Arten wiederum nacktmündig, so dass Wallroth, 
der für die nacktmündige Form von Encalypta den Namen Pyra- 
mitrium vorschlug, seine Freude an so vielen gymnostomen Arten 
gehabt haben müsste. Ob Hymenostoma encalyptoides Griff. in 
Posth. Papers. p. 398 t. 103 F. 2, wie es wahrscheinlich, eine 
eigene Art der Khasia-Gebirge in Indien sei, weiss auch Mitten 
nicht zu sagen; sonst führt Letzterer für den Himälaya nur 
E. vulgaris, eiliata und commutata aus dieser Section auf, während 
E. rhabdocarpa und Tibetana zu der folgenden gehören. 13 Arten. 


2. Rhabdotheca C. Müll. Syn. Muse. I. p. 519; Alles wie 
vorher, nur die Frucht mit geraden oder spiralig verlaufenden 
Streifen oder Falten. 

Diese Abtheilung ist die an Arten ärmste, doch gehören ihr 
die kräftigsten und schönsten Arten zu. Europa und Nordamerika, 
welches E. leiomitria Kdbg. aus Canada und E. subspathulata 
GC. Müll. et Kdbg. aus dem britischen Columbien eigenthümlich 
hat, auch eine Zwischenform von E. procera und E. streptocarpa 
in E. Selwynii Aust. auf der pacifischen Seite beherbergt, besitzen 
gemeinschaftlich E. rhabdocarpa Schw., streptocarpa Hdw. und 
procera Br. Eur., wogegen Europa E. spathulata m. eigenthümlich 
ist, die, zuerst in Spanien auf der Sierra de Chiva im Kalkgebirge 
bei 5500 F. im Jahre 1844 von Willkomm entdeckt, 1871 von 
J. Breidler auch in Steiermark bei 2201 F., 1872 von J. Barth 
im Siebenbürgischen Erzgebirge auf Kalk-Gerölle und 1885 
von Prof. Haussknecht auf dem Karäva, dem höchsten Gipfel 
des Pindus in Griechenland zwischen 5500—6500 F. gesammelt 
wurde. Dieser Nacktmünderin stellt sich auf den Anden von 
Quito eine ebenfalls nacktmündige E. asperifolia Mitt. aus einer 
Erhebung von 9000 F. an die Seite, und auf den Hawaii-Inseln 
vollzieht dies E. Sandwicensis Sulliv., eine sehr winzige nackt- 
mündige Art, welche an den Gehängen des Mauna Kea, sowie 
auf der Lava des Haleakala-Kraters auf East Maui wohnt. Die 
letzte Art, E. Tibetana Mitt., stammt aus der hochalpinen Region 
Tibets. 10 Arten. 


Encalyptaceae, Glockenhutmoose. 383 


98a. Streptocalypta C. Müll. Linn. XLII (1878/79). p. 355. 
Spiralhut. 


Pflanzen heerdenweise beisammen und nur einen niedrigen 
meergrünen Rasen bildend, einfach, aber am Grunde durch Würzel- 
chen zusammenhängend; Blätter schneckenförmig gekräuselt, im an- 
gefeuchteten Zustande schnell aufweichend, aus kurzem, scheidigem, 
durchsichtigem Grunde, von kleinen, aber lockeren, rechteckigen, 
später röthlichen Zellen bestehend, in eine breite zungenförmig- 
lanzettliche, sehr kurz zugespitzte Lamina auslaufend, ganzrandig, 
mit dicker auslaufender Rippe, am Rande flach, sonst aus sehr 
fleischigen, aber dunkeln, grob-sechsseitigen, weichen, doch je von 
einer Papille bedeckten Zellen gewebt, darum kreisrund punktirt; 
Frucht auf kurzem, etwas röthlichem und spiralig gedrehtem Stielchen 
aufrecht, eiförmig-eylindrisch, etwas aufgeschwollen, von zarter, 
röthlich angelaufener Membran gebildet, glatt, mit kegelförmigem, 
schiefem Deekelchen und stehenbleibendem Ringe, nacktmündig: 
Haube klein, halbseitig, sehr schmal und einmal gedreht. Blüthen- 
stand synöeisch. 

Ich kenne nur eine Art, Str. Lorentziana m., welche P. G. 
Lorentz 1877 um Concepeion del Uruguay in Entrerios inner- 
halb der argentinischen Conföderation einmal sammelte. Sie stellt 
sich durch das Blattnetz, wie durch die röthliche Frucht ent- 
schieden in die Nähe von Encalypta und bildet darum eine hoch 
interessante Gattung, welche ich Anfangs zwar mit Zagen in die 
Gruppe der Glockenhutmoose einstellte, die ich aber nach wieder- 
holter Untersuchung am natürlichsten nur hier unterbringen kann. 
Es würde in jeder Beziehung von grösstem Interesse sein, wenn 
sich eine zweite Art dazu finden sollte. In ihrer Tracht stellt. sie 
sich wie ein Uebergangsglied zwischen Encalyptaceae und Pot- 
tiaceae. 1 Art. 


98b. Merceya Schpr. Syn. Musc. Europ. ed. II. p. 852. Scope- 
löphila Mitt. in Musci Austro-Amer. p. 135: sectio generis Weisia. 


Pflanzen niedrig, derb, mit lederartigen glänzenden Blättern, 
welche aus spatelartigem Grunde in eine breite zungenförmige, 
abgerundete, aber stumpfe oder stumpf zugespitzte Lamina aus- 
gezogen und ganzrandig, manchmal (M. Agoyanensis) am Rande 
durch etwa sechs Reihen hellere, etwas gelblicher, rundlicherer 
Zellchen gesäumt, sehr wenig hohl, darum fast flach sind: Rippe 
schmal, kielig, oft purpurröthlich; Blattnetz in der oberen Partie 
aus kleinen dichtgestellten Zellen, in der unteren Partie aus weit 
grösseren, lockeren, braunen Zellen bestehend: Frucht auf ziem- 


384 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


lich kurzem und gelbem Stielchen aufrecht, eiförmig, klein, oft 
mit sehr kurzem, wenig deutlichem Halse, nacktmündig, wohl aber 
manchmal mit einem Ringe versehen, dessen nicht abrollbare 
Zellen sehr klein sind (M. Duthiei); "Deckel zart, fadenförmig 
dünn, aufrecht oder schief gestellt; Haube wahrscheinlich halbseitig. 

Eine ganz merkwürdige Gattung, deren Geschichte aber, da 
die meisten Arten lange Zeit unfruchtbar bekannt waren, auch 
eine lange ist. Die erste hierher gehörige Art war die von Spru ce 
in den 40er Jahren an nassen Felsen der Pyrenäen entdeckte 
Encalypta (?) ligulata, wie er sie nannte. Ich glaubte darin einen 
Zygodon zu erkennen und stellte sie deshalb im Jahre 1851 in 
das System als Z. ligulatus ein, bis ihr Schimper 1876 den 
obigen Namen, zu Ehren des um die Moosflora der Pyrenäen 
verdienten Bryologen A. de Mercey, gab, ohne noch zu ahnen, 
dass Mitten schon im Jahre 1869 zwei fruchtbare Arten aus 
den Anden von Quito mit Früchten beschrieben, aber als Ab- 
theilung Scopelöphila a. a. O. unter die Gattung Weisia gestellt 
hatte, weshalb er auch nur die pyrenäische, bisher nur unfrucht- 
bar bekannte Art besass, welche er im Systeme nicht unterzu- 
bringen vermochte. Nach dem Bekanntwerden mehrerer Arten kann 
es aber nicht zweifelhaft sein, dass Spruce zuerst den rechten 
Blick hatte, indem das basilare Zellgewebe der Blätter ganz das 
der Encalyptae ist. Mitten also war es, der zuerst zwei neue 
Arten hinzu fügte, ohne jedoch die richtige Stellung zu errathen: 
M. agoyanensis und M. cataractae, die bei ihm als Weisia-Arten 
beschrieben sind. Viel später empfing ich aus Californien (San 
Jos6) eine vierte Art durch Fräulein E. E. Atwater, welche ich 
richtig in meiner Sammlung 1875 als Encalypta Atwateriae be- 
zeichnete. Freund Kindberg in Linköping (Schweden) beschrieb 
sie später von Vancouver Island als M. (Sopelöphila) latifolia im 
Bull. Torrey Bot. Club als von Prof. Macoun in Ottawa (Canada) 
1887 entdeckt. Währenddem hatte Freund Brotherus in Hel- 
singfors 1877 eine fünfte Art auf Schiefer am Rionflusse des 
kaukasischen Imeretiens entdeckt, welche Lindberg Scopelöphila 
acutiuscula nannte. Auch sie war unfruchtbar, wie die californische 
Art. Eine sechste Art aber erschien wieder mit Früchten aus 
dem nordwestlichen Himalaya, wo sie J. F. Duthie im Januar 
1892 im Rasyanna-Thale um Mussuvie zwischen 5000—6000 FE. 
entdeckte: M. Duthiei n. sp., also in einer Höhe, welche jener 
der beiden andinischen Arten vollkommen entspricht. Alle Arten 
haben die grösste Verwandtschaft zu einander, so weit sie auch 
aus einander wohnen, und gehören zu den merkwürdigsten Moosen 
der ganzen Erde. Mitten will übrigens auch eine Art von Java 
kennen, welche er jedoch in einer Anmerkung a. a. O0. ohne 
Namen lässt. 


Pottiaceae, Pottienmoose. | 385 


23. Gruppe: Pottiaceae, Pottienmoose. 


Pflanzen meist lockere niedrige Rasen bildend, einfach oder 
durch Sprossung verzweigt; Blätter aufrecht, aus verschmälerter 
Basis spatelförmig, eiförmig oder lanzettlich; Blattzellen am Grunde 
weich, mehr oder weniger durchsichtig, länger als die oberen, 
meist leer, die oberen sechsseitig, ebenfalls weich, gewöhnlich mit 
einem Primordialschlauche versehen, chlorophyllös, nur wo sie 
vorkommen mit sehr winzigen Papillen bedeckt; Frucht aufrecht, 
Blüthenstand knospenförmig, ein- und zweihäusig. Fruchtring, wenn 
vorhanden, einfach. 

Den Typus dieser grossen und vielfach gegliederten Gruppe 
kann man am besten an einer jener Arten studiren, welche, wie 
die Eupottiae, mit spatelförmigen Blättern begabt sind. Von da, 
bis zu den linear-blätterigen Arten der Weisiae ist ein weiter 
Schritt, und auf dieser langen Strecke verwandelt sich das Blatt 
der Art, dass es oft wenig mehr mit dem Typus zu thun hat. Die 
hierher gehörigen Moose sind zwar über die ganze Erde ver- 
breitet, bewohnen aber fast ausschliesslich nur Erde und Felsen, 
für deren Bodenverhältnisse sie ebenso feine Reagentien sind,’ wie 
es nur immer bodenstete Phanerogamen sein können. So zeigt 
Pottia Heimii fast durchweg Kochsalz-haltigen Boden, P. eustoma 
Thonunterlage, P. cespitosa Muschelkalk, Schistidium subsessile 
triassischen bunten Sandstein mit Kalk-Beimischung u. s. w. an. 
Manche Arten, wie P. eustoma, lanceolata u. A., überziehen mit- 
unter weite Strecken an rasigen Orten; auf Aeckern erscheinen 
wieder andere, wie z. B. P. cavifolia, die zugleich auch auf Mauern 
mit Verwandten aufzutreten liebt. 


99. Pottia Ehrh. Beiträge II. p. 175, Pottie. 


Zu Ehren des braunschweigischen Professors der Botanik, 
Fr: Pott, Verfassers einer Flora von Braunschweig, von Ehr- 
hart im Jahre 1787 begründet. 

Mütze halbseitig; Peristom einfach, aus 16 lanzettlichen, ge- 
gliederten, einfachen oder durch eine Längslinie gefurchten, flei- 
schigen, oft rauhen Zähnen gebildet oder auch fehlend; Frucht 
aufrecht, meist röthlich und glänzend, eiförmig mit abgestutztem 
Munde und schief geschnäbeltem Deckel. 

In der Synopsis Muscorum hatte ich die peristomatischen 
Arten unter dem Namen Anacalypta Röhl. von den nacktmündigen 
geschieden, und auch Schimper war noch halb und halb in der 
zweiten Auflage seiner Syn. M. Europ. diesen Weg gegangen. 
Diese Anschauung lässt sich heute nicht mehr aufrecht erhalten; 

C. Müller Hal. Genera muscorum. 25 


356 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


denn es giebt Arten, welche so eng verwandt sind, dass man sie 
nicht trennen kann, und doch sind die einen peristomatisch, die 
anderen nacktmündig. Ein solches Beispiel liegt unter Anderem 
in P. latifolia und P. Güssfeldti Schlieph. vor, in zwei Arten, 
von denen die Erstere, auf unseren Alpen erscheinend, von der 
Letzteren in den argentinischen Cordilleren auf das Beste vertreten 
wird, so dass beide Arten einer gemeinschaftlichen Section an- 
gehören. In Folge dessen bleibt nichts Anderes übrig, als die- 
jenigen Arten, welche ich ehemals als Anacalyptae sonderte, mit 
Eupottia zu vereinigen, oder anderwärts unterzubringen, wodurch 
der Name Anacalypta obsolet wird. Um ihn dennoch zu ver- 
brauchen, habe ich ihn darum schon seit längerer Zeit für die 
Trichostoma foliis ligulato-obtusis verwendet, nachdem Bruch ihn 
ehemals für Trichostomum tophaceum verwerthet hatte. Wenn aber 
auch somit das Peristom als Eintheilungs-Prineip fällt, so bleibt. 
doch das Blatt übrig, und dieses bietet eine so grosse Mannig- 
faltigkeit, dass es leicht wird, die Pottia-Arten nach ihnen zu 
ordnen, wie folgt: 


+1. Stegonia Venturi in Rev. bryol. 1883. No. 6. p. 95—96 
als Gattung. Blätter weisslich, dicht anliegend, einen stielrunden 
Stengel bildend, breit-eiförmig, abgerundet, aber durch eine Stachel- 
spitze, selbst durch ein Haar gekrönt, oder auch allmählich nach 
oben etwas zugespitzt, mit verschwindender oder auslaufender, 
gelber oder bräunlicher Rippe, sonst löftelförmig-hohl, mit flachem 
Rande; Blattzellen am Grunde des Blattes locker, durchsichtig, 
nach oben kleiner und dichter, glatt oder papillös. 

Obgleich ich für diese Section nur zwei Arten anführen 
kann, P. latifolia Schw. von den alpinen Höhen Europas und Nord- 
amerikas und P. Güssfeldti Schlieph. von den Ufern des Rio Negro 
in den argentinischen Cordilleren, so hat man doch die kleine 
Abtheilung, welche die Form von Pottia zu den höchsten Höhen 
der Erde trägt, als eine schon charakteristische anzuerkennen. 
Die alpine mit ihren goldgelben Fruchtstielen auf knospen- 
artig geschlossenen schneeweissen Stengelchen mit ihren kleinen 
cylindrisch-eiförmigen peristomatischen Früchten ist wirklich eine 
treffende Vorlage für die mit längeren, gelben Fruchtstielen und 
nacktmündigen Kapseln versehene andinische Art, welche Beide 
einmal recht deutlich das grosse geographische Gesetz ausdrücken, 
dass ähnliche alpine Höhen in verschiedenen Himmelsstrichen 
ähnliche Arten hervorbringen. Was Argyrobryum für die Gattung 
Bryum, ist Stegonia für Pottia. 2 Arten. 


2. Lamellipottia ©. Müll. Pflanzen niedrig, gesellig oder 
Räschen bildend; Blätter, eine geschlossene Knospe darstellend, 


Pottiaceae, Pottienmoose. 387 


abgerundet-eiförmig, löffelförmig-hohl; Rippe in ein Haar aus- 
laufend, auf der inneren Blattseite von einigen wellenförmigen 
Lamellen (nach Art der Argyrobarbula) bedeckt; Blattrand nicht 
zurückgerollt; Blattzellen am Blattgrunde lang, durchsichtig, 
locker, oben kleiner, etwas rhombenförmig-sechsseitig, glatt, wenig 
chlorophyllös; Frucht aufschwellend-eiförmig, nacktmündig oder 
nur mit kurzer Membran am Munde versehen. 

Mit dem Vorkommen der Lamellen auf der Blattrippe ver- 
bindet sich eine so eigenthümliche Tracht, welche durch die dicht 
anliegenden hohlen Blätter erzeugt wird, dass diese Formung 
ebenso eine eigene Gruppe beanspruchen darf, wie Argyrobarbula 
mit ihren lamellösen Blättern, obgleich ich bis jetzt nur eine 
einzige Art dafür nennen kann, nämlich unsere europäische P. 
cavifolia. Sonderbarer Weise giebt es auch eine Barbula cavifolia 
von völlig gleichem Ansehen, welche, wenn man sie nicht genauer 
auf ihren Mundbesatz untersucht, sehr leicht mit P. cavifolia ver- 
wechselt wird. Aus diesem Grunde hat Juratzka wahrschein- 
lich beide Arten in einer eigenen Gattung, Pterygoneurum (Flügel- 
Rippe), vereinigt (Die Laubmoos-Flora von Oesterreich-Ungarn, 
Sega). 1 Art. 


3. Eupottia C. Müll. Syn. M. I. p. 550. _Pflanzen meist 
einfach oder durch Sprossung verzweigt, gern lockere, selten 
dichtere Rasen zeugend; Blätter aus spatelartigem, locker ge- 
webtem und durchsichtigem Grunde in eine meist eiförmige oder 
lanzettliche, schwach zusgehöhlte, im trockenen Zustande gern 
gekräuselte Lamina übergehend, mit flachem oder nur wenig zurück- 
gerolltem Rande und kräftiger, meist in eine Stachelspitze aus- 
laufender Rippe; Blattzellen oben immer kleiner, chlorophyllös, 
weich, glatt oder wenig papillös.. Frucht auf kleinerem oder 
längerem Stielchen aufrecht, meist abgestutzt; Deckelchen auf dem 
sich über den Fruchtmund erhebenden Säulchen gern längere 
Zeit stehenbleibend, wie bei Desmatodon Systylius. 

Nach der von Pottia oben gegebenen Einleitung ziehe ich 
hierher alle bisher als peristomatisch bekannte Arten von dem 
Typus der P. eustoma oder minutula. Hierdurch aber zerfallen 
die Arten in zwei besondere Sippen, wie folst: 


a. Eupottiae eustomae. Blätter an einer kräftigen Achse 
spatelartig eiförmig, aufrecht-abstehend. 

Diese kräftigeren Arten tragen übrigens Blätter, welche, 
sanz wie die kleineren Arten, in der Regel ganzrandig sind und 
nur ausnahmsweise, z. B. bei P. flavipes aus Chile, P. longirostris 
aus Abessinien oder bei unserer einheimischen P. Heimii, an der 
Spitze gesägt werden. Aber selbst in diesem Zustande ähneln 

20 


358 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


sich die einzelnen Arten, wo sie auch auftreten mögen; gleichviel 
ob sie peristomatisch oder nacktmündig sind. Von den Ersteren 
kenne ich freilich nur zwei Arten: P. lanceolata m. aus Europa 
und Nordamerika und P. brachyodus Hpe. et ©. Müll. (Desmatodon 
adustus Mitt.) aus der australischen Provinz Victoria, aber Beide 
stehen sich der Tracht nach ausserordentlich nahe. Von den 
Letzteren besitzt Europa eine ziemliche Menge: P. Heimii Fürnr. 
und eustoma Ehrh., welche über den ganzen Continent reichen 
und auch Nordamerika zukommen; ferner P. pallida Ldbg. in 
Spanien, der sich P. cuneifolia Schpr. aus Portugal anreiht, P. 
venusta Jur. auf Cypern, P. Wilsoni Br. Eur. in England, Nord- 
frankreich (und Nordamerika), P. erinita Wils. in England, Nord- 
frankreich und dem deutschen Rhöngebirge, P. littoralis Mitt. in 
England und auf Kalk-Alluvium im rheinischen Oberbaden, P. 
asperula Mitt. und viridula Mitt. in England. Merkwürdig genug 
haben die übrigen Länder der Erde nur sehr wenige Arten dazu 
geliefert; doch ist wohl anzunehmen, dass das nur ein Zufall ist, 
welcher seine Begründung in der Unachtsamkeit der Sammler 
haben dürfte. Die meisten der bekannten Arten fallen auf die 
Neue Welt: P. Mexicana m. auf Mittelamerika, P. flavipes Mtge. 
auf Chile, die reizende P. physcomitrioides n. sp. von La Plata in 
Argentinien mit kurzen becherartigen Früchten und P. systyliopsis 
n. sp. aus derselben Gegend mit den längsten Fruchtstielen und 
lange stehenbleibenden Deckelchen, woher der Name. Ziemlich 
reich ist auch die antarktische Region durch P. Spegazzinii m. 
aus Fuögia, P. antarctica Angstr. (P. Heimii al.) ebendaher, P. 
Naumanni m., fusco-mucronata m. und die eigenthümliche dicht- 
rasige P. oedipodioidea m., alle Drei von der Kerguelens-Insel. 
Aus Afrika kenne ich P. longirostris Hpe. aus Abessinien und 
P. afro-phaea m. (Trichostomum afro-phaeum Rehm. Coll. No. 120) 
aus dem Oranje-Freistaate im Süden. Australien gab aus Victoria 
P. Readeri n. sp., eine der P. eustoma ähnliche Art, aus Neusee- 
land P. reticulata n. sp. und P. marginata n. sp., welche selt- 
samer Weise ganz die Blätter von Beckettia bruchioides hat. 
Uebrigens muss ich hierzu noch bemerken, dass Mitten in seinen 
Muse. austro-amer. die betreffenden Arten unter Barbula ordnet. 
26 Arten. 


b. Eupottiae minutulae. Blätter an einer winzigen Achse, 
lanzettlich oder wenig eiförmig, aufrecht-abstehend. 

Alle diese Arten haben ganzrandige Blätter und unterscheiden 
sich von den Vorigen auf den ersten Blick durch ihre Kleinheit, 
in welcher sie der P. minutula mehr oder weniger nahe kommen. 
Auch hier giebt es peristomatische und nacktmündige Arten. Die 
Ersteren werden in Europa vertreten von P. Starkeana und cespi- 


Pottiaceae, Pottienmoose. 389 


tosa, welcher Letzteren P. cespitulosa Hpe. et C. Müll. aus der 
australischen Provinz Victoria entgegensteht. Die nacktmündigen 
Arten vertritt in Europa P. minutula, und dieser stellen sich in 
ausser-europäischen Ländern Folgende zur Seite: P. Arabica n. sp. 
in dem Wadi Tia in der arabischen Wüste, P. Mac-Owaniana n. sp. 
im Caplande, P. brachyphylla Hpe. auf Quercus Cliffortiana in 
Australien und P. recurvimucronata n. sp. aus der Provinz Victoria 
8 Arten. 


4. Beccaria (. Müll. in Nuovo Giornale Botanico Italiano, 
1872. p. 11. Pflanzen von der Tracht der P. eustoma, aber weit 
zarter; Blätter aufrecht abstehend, aus spatelartigem Grunde ei- 
förmig zugespitzt, durch einen sehr schmalen limbus gesäumt, 
am Rande ganz und nicht zurückgerollt, mit dünner verschwin- 
dender ‚Rippe; an der Basis aus Funariaceen-artig lockeren, aber 
quadratischen oder weiten parallelogrammatischen, nicht sechs- 
seitigen, oben aus kleineren, aber ebenfalls sehr zarten und durch- 
sichtigen, chlorophyllösen, etwas tuberculös - papillösen Zellen 
gewebt; Frucht auf sehr dünnem Stielchen aufrecht, schmal eylin- 
drisch, mit conischem, schiefem Deckelchen, peristomlos, aber mit 
ange stehenbleibendem, breitem Ringe; Blüthenstand zweihäusig: 
männliche Blüthe aus den Achseln der vorjährigen Pflanze ent- 
springend, mit kurzen, aufgeschwollenen, keulenförmigen Antheridien. 

Diese zu Ehren des berühmten italienischen Reisenden Dr. O. 
Beccari aufgestellte Gruppe besteht aus zwei abessinischen Arten, 
welche der Reisende in den Bogos-Ländern in einer Erhebung 
von 4500 F. bei Keren im Jahre 1870 fand, und welche ich 
damals a. a. O0. Beccaria elatior und pusilla nannte. Ich glaubte 
nämlich, dass diese merkwürdigen, durch ein eigenthümliches 
zartes Blattnetz und einen limbus am Blattrande ausgezeichneten 
Moose eine eigene kleine Familie begründen könnten; um so mehr, 
da auch die Frucht mit ihrem Ringe ganz von den Pottia-Arten 
abweicht, allein wiederholte Untersuchungen haben mich bestimmt, 
sie lieber hierher zu ziehen, bis anderweitige Entdeckungen etwa 
eine andere Ansicht begründen. 2 Arten. 


5. Splachnobryella C. Müll. Pflanzen in ein zartes, dünnes, 
dunkelgrünes Räschen zusammengedrängt, sehr zart, hin und her 
gebogen, durch Sprossung am Grunde vielfach verästelt, auch wohl 
aus der Gipfel-Rosette proliferirend; Blättchen sehr klein, Splachno- 
bryum-artig, entferntstehend, aus spatelartigem, hellem und locker 
gewebtem Grunde in eine kreisförmig abgerundete Lamina über- 
gehend, welche aus kleinen und leeren, durchsichtigen sechsseitigen 
Zellen gewebt ist; Rippe sehr zart, an der Mitte abgebrochen: 
Kelchblätter zungenförmig, abgerundet, länger und schmäler, in 
ein aufrechtes Perichätium zusammengedrängt: Frucht auf zartem, 


390 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


hohem Stielchen aufrecht, winzig, eiförmig, nacktmündig, mit ziem- 
lich breitem Munde, aber nicht abgestutzt, firnissartig roth-glän- 
zend, beim Pressen in zwei Klappen sich spaltend; Deckelchen 
lang geschnäbelt; Säulchen zur Hälfte der Kapsel heran reichend, 
keulenartig. Blüthenstand zweihänusieg. 

Eine sonderbare Form, nach Tracht und Lebensweise auf 
Erde und Mauern, aber auch nach den Blättern ganz an Splachnö- 
bryum erinnernd, doch in Bezug auf das Blattnetz wieder völlig 
verschieden, ist bisher nur P. vernicosa Hpe. bekannt geworden. 
Junghuhn fand dieses äusserst zarte, fast den Jungermannien 
ähnliche Moos zuerst auf Mauern bei Djokjokarta auf Java in 
Gemeinschaft von Dieranobryum exile und coaretatum; Wallich 
hatte es in Indien gefunden, aber den Standort nicht bemerkt. 
Dagegen kenne ich es aus Birma, wo es Sulpiz Kurz im Jahre 
1872 steril und fertil sammelte, und von Amboina, wo es Micho- - 
litz 1891 ebenfalls steril fand. Es gehört zu den zartesten 
Moosen, welche ich kenne, und drückt sich schon beim ersten 
Anblick als eigener Typus aus. 1 Art. 


6. Gomphoneuron C. Müll. in Linn. XLII. p. 309. Pflänz- 
chen gesellig, einzeln sehr winzige braune Kügelchen über grössere 
Strecken ausbreitend, durch fest anliegende Blättchen eine eng 
geschlossene Knospe darstellend, einfach und derb, nur wenig über 
den Erdboden sich erhebend, darum denselben gleichsam mit eisen- 
farbigen Wärzchen überziehend, sehr zerbrechlich: Blättchen auch 
in der Feuchtigkeit dicht angedrückt und winzig, aus ziemlich 
langem, zartem und durchsichtigem, locker gewebtem Grunde spatel- 
förmig-kreisrund, kapuzenartig hohl, am aufrechten Rande gegen 
die abgestumpfte Spitze hin sehr zart crenulirt, mit schmaler, 
am Grunde blasser, nach oben röthlicher und keulenförmig ver- 
dickter, vor der kapuzenartigen Höhlung abgebrochener Rippe; 
Blattnetz der oberen Lamina aus immer kleineren, in eine röth- 
lich-goldgelbe, derbe und durchscheinende Membran verdickt, ab- 
gerundet-vierseitig; Frucht auf niedrigem Stielchen aufrecht, winzig 
elliptisch, braun, mit sehr kurzem und conischem Deckelchen, sehr 
breitem Ringe, aber ohne Mundbesatz; Mütze derb, schmal, ab- 
gestumpft, glatt, rothbraun, kaum länger als der Deckel. Blüthen- 
stand zweihäusig. 

Auch dieses Moos gehört zu den merkwürdigsten Formen, 
die ich kenne, und könnte recht wohl mit einer sehr kleinen 
Barbula aus der Abtheilung Aloidella verglichen werden. Prof. P. 
G. Lorentz entdeckte es auf den alpinen Höhen der Cordilleren 
zwischen Siambon und Tafi, sowie auf der alpinen Ciönega in der 
Sierra de Tucumän im subtropischen Argentinien, weshalb ich es 
P. Lorentzi- genannt habe. 1 Art. 


Pottiaceae, Pottienmoose. 391 


7. Senophyllaria €. Müll. in Linn. XLII. p. 310. Pflanzen 
sehr zart und schlank, in kaum zollhohe, sehr lockere, schmutzig- 
gelbgrüne Räschen zusammengedrängt, wenig verzweigt, schlaff; 
Blätter aufrecht, anliegend, klein, im trockenen Zustande etwas 
gekräuselt, nach der Spitze der Achse zu dichter, im feuchten 
Zustande mehr oder weniger zurückgeschlagen, die Oberen mehr 
aufrecht und wachholderartig abstehend, in eine einzige Rosette 
zusammengedrängt, kurz, aus länglichem Grunde in eine zungen- 
förmige, schmale, vollkommen rinnenartig-hohle, abgestumpfte 
Lamina verlaufend; Rippe kräftig und schwielig, vor der Spitze 
verschwindend; Blattrand ganz, nur an der äussersten Spitze des 
Blattes bestimmt und schmal zurückgerollt; Blattzellen am Grunde 
quadratisch, durchscheinend, oben mehr verdickt und abgerundeter, 
fast undurchsichtig; Frucht auf kurzem Stielchen aufrecht, winzig, 
länglich,ringlos und abgestutzt, nacktmündig, mit kurzem, conischem, 
nur wenig schiefem Deckelchen. Blüthenstand zweihäusig. 

Ich habe die beiden Arten, welche hierher gehören, a. a. O0. 
Senophyllaria genannt, weil sie an die Abtheilung Senophyllum 
unter Barbula erinnern. Sonst könnten sie auch mit der Weisia- 
Abtheilung Spathulidium verglichen werden. Doch bin ich nicht 
sicher, ob sie nicht besser zu den nacktmündigen Anacalypta-Arten 
gezogen werden. Es ist bei diesen Moosen aus der Familie der 
Pottiaceae so äusserst schwierig, wie man classificiren soll, dass 
man nicht weiss, nach welchen entscheidenden Merkmalen ein 
nacktmündiges Moos dieser Gruppe untergebracht werden soll. 
Die beiden Arten sind: P. Lorentziana m. (nicht zu verwechseln 
mit Gomphoneuron Lorentzi!) aus der Sierra de Cördoba in Argen- 
inien und P. Orbigniana m. aus Chile. 2 Arten. 


8. Julidium C. Müll. Pflanzen niedrig, gern anderen Moosen 
untermischt und mit ihnen durch Wurzelfilz verbunden, bräunlich- 
grün, einfach oder vom Grunde aus sprossend, äusserst schlank 
und unscheinbar, fadenförmig, ziemlich stielrund, starr und spröde, 
unten wenig oder nicht beblättert, nach oben hin mit sehr kleinen 
und Stipula-artigen, den Stengel halb umfassenden länglich-lan- 
zettlichen Blättern; Rippe kräftig und starr, kielig, röthlich, in 
die etwas einwärts gekrümmte Blattspitze auslaufend; Blattrand 
zurückgerollt; Blattzellen sehr klein und verdickt, quadratisch, 
ähnlich wie bei Sclerodictyum unter Bryum, nach dem Blattgrunde 
zu lockerer und durchsichtig; Frucht auf kurzem Stiele aufrecht 
oder mit unbedeutender Neigung zur Seite, länglich-eylindrisch, 
diekhäutig, bräunlich, nacktmündig, mit kurzem, conischem, kaum 
etwas gekrümmtem Deckelchen. Blüthenstand einhäusig. 

Auch diese Form ist sehr merkwürdig; denn sie wiederholt 
unter Pottia ganz dieselbe Blattnetz-Bildung, wie sie Sclerodietyum, 


393 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


y4 


Euängströmia, Sclerästomum und Sclerarchidium besitzen. Die 
einzige bekannte Art ist P. julacea Dz. et Mb., welche Junghuhn 
auf Java entdeckte und die seit jener Zeit, so viel ich weiss, nicht 
wieder gefunden, auch nirgends anderswo gesammelt wurde. 1 Art. 


9. Orthotrichella C. Müll. Pflanzen niedrig, aber ziemlich 
kräftig, lockere Räschen von gelbbrauner Färbung bildend, durch 
Sprossung ästig, in kurze Abtheilungen gegliedert; Blätter im 
trockenen Zustande gekräuselt, an den Rändern fast rillig, im 
feuchten Zustande abstehend, aber starr, aufrecht, Fissidens-artig 
flach, aus spatelförmigem Grunde zungenförmig-lanzettlich, am 
Rande nur ganz an der Basis zurückgerollt, sonst flach; Rippe gelblich 
kielig-schwielig, in der inneren Blattfläche die alleinige Rinne an 
Stelle einer Höhlung bildend; Blattzellen überall Orthotrichum- 
artig verdickt und kreisförmig, aber glatt, eine derbe gelbe Mem- 
bran erzeugend, an der eingeengten schmäleren Basis des Blattes 
grösser, mehr quadratisch, an der ganzrandigen Lamina nirgends 
etwa mit Papillen hervortretend; Frucht auf ziemlich kurzem 
Stielchen aufrecht, klein, eiförmig-cylindrisch, im trockenen Zu- 
stande leicht gefaltet, dünnhäutig, nacktmündig. 

Eine sehr eigenthümliche Pflanze ohne irgendein Analogon, in 
der That durch ihren Blattbau ziemlich täuschend an irgend ein 
Orthotrichum erinnernd, weshalb ich auch der Abtheilung den 
Namen Orthotrichella ertheilte. Sie stammt von dem vulkanischen 
Gede auf Java und wurde von G.M. van der Sande Lacoste 
in den Nachträgen zu der Bryologia Javanica (Spec. nov. vel ined. 
Muse. Archipel. Ind. 1872) unter dem Namen P. Gedeana be- 
schrieben und abgebildet. 1 Art. 


10. Hyöphila Brid. Bryol. univ. I. p. 760, als Gattung, 
Regenmoos. Pflanzen meist lockere, dunkel- oder schmutzig- 
grüne Rasen bildend, nur etwa zollhoch und gewöhnlich recht 
kräftig und derb, wenig verzweigt; Blätter im trockenen Zustande 
gekräuselt oder fast schneckenartig zusammengerollt, mit ein- 
gewickelten Rändern, die sich in der Feuchtigkeit leicht wieder 
aufrollen, dann etwa kahnförmig hohl, an den Rändern selbst 
flach und nicht eingerollt, wohl aber häufiger gezähnt, mehr oder 
weniger zungenförmig-länglich, oft kurz zugespitzt, mit spatelartig 
verschmälertem, locker gewebtem Grunde; Blattnetz an der Lamina 
aus mehr oder weniger rundlichen, kleinen, dichten, dunklen 
Zellchen gewebt; Frucht auf längerem Stielchen aufrecht, entweder 
deutlich eylindrisch mit kurzem Halse, oder mehr eiförmig ohne 
Hals, gewöhnlich mit breitem Ringe, allermeist nacktmündig oder 
(sehr selten) der Gattung gemäss peristomatisch; Haube sehr 
schmal, halbseitig, aber länger als der geschnäbelte Deckel, bis 


Pottiaceae, Pottienmoose. 393 


zu dem Fruchtstielchen herabreichend und denselben etwas 
spiralig umfassend. Blüthenstand zweihäusig, knospenartig. 

Eine sehr natürliche Gruppe mit vielen Arten, die aber fast 
sämmtlich der Tropenzone angehören und in der arktischen 
Region nur in einer einzigen Art, P. riparia Aust., in Nordamerika 
vorhanden sind. Man könnte zweifelhaft darüber sein, ob diese 
Arten nicht besser eine eigene Gattung begründen, weil sich die 
Haube in ihrer Verlängerung gern spiralig windet: allein ausser 
diesem Merkmale kann ich beim besten Willen keine anderen 
auffinden, welche den Zweifel bestätigen, und dieses Merkmal 
erscheint mir zu winzig, auch nicht beständig genug, um eine 
eigene Gattung in Hyöphila zu erblicken. Mitten hat sie sogar 
(Musc. austr. am. p. 135) zu Weisia gestellt. Es sind Erd- und 
Baum-Bewohner, die nach den Blättern kaum grössere typische 
Verschiedenheiten zeigen, wohl aber nach ihren Früchten sich 
mehrfach gliedern. Die grössere Zahl nämlich trägt Kapseln, 
welche aus einem unbedeutenden Hals-Ansatze sehr schmal-eylin- 
drisch und deren Deckelchen über einem etwas verengsten Munde 
ziemlich gerade geschnäbelt sind, während eine zweite Form 
mehr eiförmige Früchte mit mehr schief geschnäbeltem Deckelchen 
über einem breiten geöffneten Munde hervorbringt. So unbedeu- 
tend diese Merkmale auch zu sein scheinen, so sehr ändert sich 
nach ihnen doch das Aussehen der einzelnen Arten, und darum 
scheint es mir angezeigt, diese Unterschiede zu berücksichtigen, 
wie folgt: 


a. Hyophilae genuinae. Frucht aus kurzem Halse schmal- 
cylindrisch, braun und glatt, manchmal fast glänzend, derbwandig, 
mit etwas eingeenstem Munde, meist breitem Ringe und ziemlich 
gerade geschnäbeltem, fast conischem Deckel. 

Europa besitzt von dieser charakteristischen Form keine 
einzige Art; um so überraschender ist es, in P. riparia Aust. eine 
solche für Nordamerika zu finden, die auch in dem Süden des 
Staates New-York und in New-Jersey an feuchten Felsen längs 
der Flüsse vorkommt. Dagegen taucht die Form in Mittelamerika 
schon häufiger auf: in Mexico durch H. integerrima n. sp. von 
Mirador, durch H. Bescherellei m. ebendaher, durch H. Oerstediana 
m. von healejo in Nicaragua, H. contermina m. in Costarica, H. 
denticulata Schpr. Hb., H. incurva Mitt. (sub Weisia), sowie H. 
reflexifolia n. sp. und H. suberenulata n. sp. in den Gebirgen von 
Guatemala. Ebenso reichlich scheint die Form im Anden- 
Gebirge aufzutreten; von hier kenne ich: H. Lindigiana Hpe. aus 
einer Erhebung von 3100 m auf der Cordillere von Bogotä; ferner 
die peristomatische P. Wagneri m. von der Cumbre de Caracas 
und H. involutifolia m. von Caripe und Valencia in Venezuela, 


394 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


H. robusta Hpe. Hb. (H. Tortula Mitt.) aus den Anden von Quito, 
d. i. aus einer Erhebung von 5000 F. von dem Pastasä-Flusse über 
Agoyän. Aus den chilenischen Cordilleren ist bisher nur H. 
Pöppigiana m. bekannt geworden. Aus Westindien besitze ich 
von Portorico H. subrobusta n. sp., H. Barbula m., H. Wrightii 
n. sp. (Pottia Tortula Sulliv. in Coll. Wright. No. 2) von Cuba 
und literarisch kenne ich noch H. Leprieurii Mtge. aus Guyana. 
Am reichsten hat sich Brasilien erwiesen in: H. ovalifolia Hpe., 
Tortula m., melanöstoma Mitt., blanda m., Bahiensis n. sp., der 
winzigen H. Gardneriana m., der nicht minder zwergigen H. Moseni 
>rother. aus Minas Geraös, sowie den, kräftigeren H. laete-virens 
Brother., Regnellii n. sp. (Warmingii Angstr.) und Warmingii Hpe. 
Mitten führt für Brasilien noch auf: H. minutissima ej., arborea 
ej. und lurida Hsch. (sub Barbula). Der Neuen Welt schliesst 
sich dann fast ebenso reich Indien an: mit H. Javanica m. und 
Zollingeri m. auf Java, H. muralis n. sp. von Galumpit auf den 
Philippinen, H. subspathulata n. sp. von Singapore, H. suberosa n. sp. 
von den Andamanen, H. eircinata m. auf Ceylon, H. serratula n. sp., 
H.integerrima n. sp., H. suberenata n. sp., H.involuta m. und Sikkim- 
ensis n. sp. im Himälaya, H. spathulata m. von Calcutta, H. Birm- 
ensis n. sp., eylindrica m. und pygmaea n. sp. aus Birma und von 
anderen indischen Tiefländern. Neu-Guinea besitzt in H. Novae 
Guineae Brother. eine breitblätterige, entfernt gezähnelte Art. 
Selbst Afrika ändert den Typus fast in keiner Weise ab, obgleich 
es schon einige Arten lieferte, nämlich: H. papillinervis Lrtz. 
und Roscheri Lrtz., Beide von Zanzibar, H. Niamniamiae m. und 
H. Baginsensis m. aus dem Niam-niam-Lande, H. Cameruniae 
n.sp., H. crenulatula n.sp.. H. Vietoriae n. sp. und H. anöctangioides 
n. sp. von den Niederungen Cameruns, H. Somaliae m. aus dem 
Somäli-Lande, H. Potierii Bescher. von der madagassischen Insel 
Nossi-b&e und H. recurvifolia Hpe. Hb. von dem westafrikanischen 
Lagos. Literarisch bringe ich noch H. plicata Mitt. aus den 
Usagara-Gebirgen hierher. Zwei oceanische Arten sind mir zwar nur 
steril bekannt, gehören aber wahrscheinlich hierher: H. Vitiana m. 
von den Fidschi-Inseln und H. Samoana Mitt. von den Samoanen 
und Tonganen. Auf Neu-Caledonien sammelte Simonin H.acutissima 
n. sp. Die letzte mir bekannte Art ist eine australische und ge- 
hört als H. inflexa Hpe. et C. Müll. Tasmanien, Gippsland und 
Victoria an. 683 Arten. 


b. Hyophilae spuriae. Frucht halslos, eiförmig, mit ziem- 
lich erweitertem Munde und schief geschnäbeltem, nadelförmigem 
Deckelchen. 

Durch die charakterisirte Form der Kapsel nehmen die 
wenigen Arten, welche hierher zu rechnen sind, eine eigenthüm- 


Pottiaceae, Pottienmoose. 395 


liche Tracht an, die sie sofort von den Vorigen unterscheidet, 
obgleich sie nach den Blättern in keinerlei Weise eine eigene 
Gruppe begründen könnten. Ich bringe hierher H. Hollii m. von 
den canarischen Inseln, H. Zeyheri Hpe. vom Cap der guten 
Hoffnung, H. Griffithiana m. (Desmatodon longirostris Mitt. und 
Gymnostomum longirostre Griff.) aus Indien, H. loxorrhyncha m. 
(Syrrhöpodon Angstr.) aus Caldas und H. urceolaris Hpe. aus 
Lagoa Santa in Brasilien, H. pugionifolia n. sp. und angustifolia 
n. sp. aus Queensland. 7 Arten. 


11. Hymenostylium Brid. Bryol. univ. I. p. 81, Säulen- 
haut, als Gattung. Rasen dicht und locker, meist breit; Pflanzen 
wenig verzweigt; Blätter klein, kraus, gern blaugrün oder braun, 
im feuchten Zustande wachholderartig abstehend, schmal, kielig- 
lanzettlich, etwas einseitswendig, mit aufrechtem oder zurück- 
gerolltem Rande, kieliger und auslaufender oder verschwindender 
Rippe; Blattzellen am Grunde gewöhnlich grösser und lockerer, 
nach oben allmählich abgerundet, klein, starr und etwas papillös; 
Frucht auf mittelhohem Stielchen aufrecht, verkehrt eiförmig, 
mehr oder weniger abgestutzt, mit schief geschnäbeltem Deckel- 
chen, ringlos und nacktmündig. Zweihäusig. 

Man kann zweifelhaft darüber sein, ob diese Moose zu Pottia 
oder zu Weisia gebracht werden müssen, wo sie mit den nackt- 
mündigen Arten von Euweisia (Gymnöstomum), mit W. rupestris, 
curvirostris, calcarea u. s. w. zusammenfallen würden. In Wahr- 
heit classificirt Mitten in dieser Weise in seinen Muscis Indiae 
orientalis (p. 32) vom Jahre 1859, wo er sie jedoch als eigene 
Gattung Hymenostylium unter die Trichostomaceae stellt, während 
er sie in seinen Musc. a. amer. (p. 134) als vierte Section mit 
Gymnöstomum, Euweisia, Scopelöphila, Hyöphila, Tortularia und 
Tapeinodon (meinem Splachnöbryum) zu Weisia unmittelbar bringt. 
Ich vermag ihm nicht zu folgen, so heterogene Moose mit ein- 
ander zu vereinigen, gestehe ihm aber zu, dass man die Hymeno- 
stylia zu Weisia bringen könnte, auch nachdem sie von den nackt- 
mündigen Euweisia-Arten entfernt sein würden. Da sie sich jedoch 
in mancher Beziehung an die Hyophilae spuriae anschliessen, die 
sie gewissermassen fortsetzen, so ziehe ich es vor, sie mit den 
Hyophila-Arten zu Pottia zu stellen. Ich betone auch bei dieser 
Gelegenheit, dass unsere Olassificationen in vieler Beziehung Meinungs- 
sache sein werden, wo die Natur uns nicht mit durchgreifenden 
Leitcharakteren unterstützt. An sich selbst gehören die folgenden 
Arten streng zusammen und scheiden sich nur in zwei Gruppen 
nach ihren Blattfärbungen. 


a. Hymenostylia glauca. Die oberen Blätter blaugrün 
gefärbt, die unteren gern ockerfarbig; Frucht kurz, eiförmig und 


396 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


abgestutzt oder mehr cylindrisch, fuchsroth oder orangefarbig, 
manchmal firnissartig glänzend und von dem blaugrünen Rasen 
schön abstechend. 

Alle hierher gehörigen Arten sind meist tropische Ausländer, 
die aber einem Erdtheile nicht allzu reichlich zuertheilt sind. In 
der Neuen Welt erscheint eine niedliche kleine Art, H. incurvans 
Schpr. (sub Gymnostomo) an den Ufern des mexicanischen Flusses 
Orizaba, eine etwas grössere mit cylindrischer Frucht (H. pseudo- 
rupestre n. sp. = Gymnost. rupestre var. Sulliv. in Coll. Muse. 
Cub. Wright. No. 8) auf steilen beschatteten Fluss-Ufern der Insel 
Cuba, eine dritte auf überrieselten warmen Stellen des Flusses 
Pastasä (5000 F.) in den Anden von Quito (H. stillicidiorum Mitt.), 
eine vierte mit schönen goldgelben, im Alter fuchsrothen Früchten 
in den Cordilleren von Chile, nämlich H. Kunzeanum m. (Pottia 
longirostris m. Syn. M. I. p. 562). Die asiatischen Arten be- 
schränken sich auf die Gebirge des indischen Festlandes: H. xantho- 
carpum Hook. (sub Gymnostomo), aurantiacum Mitt., H. xanthan- 
gium n. sp., H. brachypelma n. sp., H. micrangium n. sp, H., 
cylindrangium n. sp. und pusillum Mitt. auf dem Himälaya. Aus 
Afrika kann ich ebenfalls nur drei Arten anführen: H. ceratodon- 
teum m. vom Kat-River im Caplande, H. secundum m. aus dem 
Somäli-Lande (600 m) und H. Schimperianum Hpe. (Gymnost. 
rutilans Br. et Sch. in Musc. Abessin. Coll. I. No. 794). 14 Arten. 


b. Hymenostylia rufescentia. Sämmtliche Blätter roth- 
braun gefärbt, starr und etwas gekräuselt; Frucht elliptisch, ent- 
leert eylindrisch, braun, mit kurzem schiefem Deckelchen. 

Von dieser eigenthümlichen Form kenne ich nur eine Art, 
H. Kurzii Hpe. (sub Gymnostomo), welches Sulpiz Kurz auf 
dem Scheitel des Phalloot im Sikkim-Himälaya sammelte und 
1872 an Hampe sendete. ' 


100. Spruceella ©. Müll. n. gen. 


Zu Ehren des verdienten englischen Botanikers und ameri- 
kanischen Reisenden R. Spruce begründet. 

Pflänzchen sehr klein und unbedeutend, aber in breite niedrige 
Räschen zusammengedrängt, völlig einfach; Blätter wenige, aus 
spatelartigem, locker gewebtem Grunde in eine zungen-eitörmige 
und abgerundete, flache und ganzrandige, aus kleinen runden Zellen 
gewebte, Hyophila-artige Lamina auslaufend, mit rinnenförmiger, 
auf dem Rücken gekielter, vor der kapuzenartig-hohlen Blattspitze 
verschwindender Rippe; Frucht auf sehr kurzem, zartem, blassem 
Stielchen aufrecht, klein, aus etwas diekerem Grunde eylindrisch, 


Pottiaceae, Pottienmoose. 397 


roth glänzend, mit etwas schief geschnäbeltem, langem Deckelchen ; 
Haube klein, halbseitig, kaum länger als das Deckelchen; Mund- 
besatz einfach: Zähne 8, bis zur Mitte gespalten, in vier ent- 
fernter von einander stehende Gruppen vereinigt, kurz und glatt. 
Blüthenstand zweihäusig. 

Es giebt von dieser neuen Gattung bisher nur eine einzige 
Art: Spr. octoblephara m., welche Spruce auf rother sandiger 
Erde an schattigen Orten bei Santarem am Amazonen-Strome ent- 
deckte. Eine Entdeckung, welche ihm bei der Winzigkeit des 
Mooses besondere Ehre macht. Sie wurde von Mitten (M. a. 
amer. p. 140) als Weisia octoblepharis unter seiner 7. Section 
Tortularia im Jahre 1869 zuerst beschrieben, nachdem sie von 
Spruce unter Nr. 163 seiner Sammlung Pottia (Anacalypta) 
octoblephara, später manuscriptlich bald Hyophila octoblephara, 
bald Spadophyllum octoblepharum genannt worden war. Eine 
Unsicherheit der Classification, welcher am besten ein Ende da- 
durch gemacht werden konnte, dass ich das merkwürdige Moos 
nach seinem Entdecker benannte. Derselbe hatte ganz richtig die 
nahe Verwandtschaft zu Hyophila bemerkt, ohne doch sicher zu 
werden, dass das eigenthümliche Peristom, dessen 8 Zähne paar- 
weise deutlich getrennt aus einander stehen, unter allen Umständen 
eine Selbstständigkeit des Mooses bezeugen, wenn (dasselbe auch, 
so zu sagen, zwischen Anacalypta und Hyophila schwankt. Mit 
Weisia es zu vereinigen, bin ich gänzlich ausser Stande. Die mir 
unbekannte männliche Pflanze schildert Mitten „foliis brevibus, 
flore gemmaceo, foliis orbicularibus obtusis apiculatisve, antheridia 
plura flava includentibus“. 


101. Phasconica (. Müll. in Linn. XLIII. 438, 
Ohnmundvetter. 


Pflanzen von der Tracht eines Phascum, sehr klein, rasen- 
artig gesellig, einfach, oder an der Spitze in ein paar winzige 
Zweige getheilt und sternförmig beblättert; Blätter gekräuselt 
Weisia-artig, im feuchten Zustande sehr abstehend oder etwas 
zurückgekrümmt, aus bleicherem, lockerer gewebtem kurzem Grunde 
ziemlich breit-linear-lanzettlich, tief-rinnig ausgehöhlt, am Rande 
aufrecht oder ein wenig eingerollt und ganz, mit kräftiger gelber, 
in eine kurze Stachelspitze austretender Rippe; Blattnetz aus 
kleinen rundlichen, grünen und dunklen Zellen gewebt; Frucht 
eingesenkt, kugelig und geschnäbelt, kleinmündig, ohne Mundbesatz, 
farblos; Haube klein, das Deckelchen kaum überragend, halbseitig, 
von einem langen stylus gekrönt. Blüthenstand zweihäusig. 

Diese neue Gattung — so schrieb ich a. a. 0. — ist ein 
bedeutender Gewinn für die gesammte Bryologie. Wer sich auf 


398 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


e 


dem Standpunkte befindet, dass die cleistocarpischen Moose in 
den betreffenden Familien der stegocarpischen Moose untergebracht 
werden müssen, wird sie unbedingt zu Phascum stellen, trotzdem 
der Deckel sich löst. Ich befinde mich nach wie vor auf dem 
entgegengesetzten Standpunkte und muss deshalb das seltsame 
Moos sowohl von Phascum, als auch von Pottia trennen. Mit 
letzter Gattung hat sie nur Blattbau und Blattnetz gemeinsam; 
die Kapsel stellt sich unbedingt zu den cleistocarpischen Moosen, 
und zwar in die nächste Nähe von Archidium und Lorentziella, 
indem sie mit ihrer kugeligen Gestalt zugleich eine farblose helle 
Fruchthaut besitzt, während sie doch sonst ihren Deckel löst und 
eine sehr kleine Mundöffnung erblicken lässt, die an ihrer Mündung 
ein wenig zusammengeschnürt erscheint. Dieses Alles, sowie die 
zarte winzige Mütze, welche noch den langen Hals ihres ehe- 
maligen Archegoniums trägt, rechtfertigt wohl mehr als hinreichend 
die Aufstellung einer Gattung, welche schon in ihrem Namen 
ihrer Tracht Ausdruck geben soll. Auch sonst haben die Pflänz- 
chen einen eigenthümlichen Habitus, der zwar nahe mit dem der 
Weisien zusammenfällt, aber durch die langen linienförmigen 
Blätter sogleich charakteristisch hervortritt. Diejenige Art, auf 
welche ich die Gattung begründete, ist Ph. Lorentzi m., die Freund 
P. G. Lorentz um Concepeion del Uruguay in Entrerios in Ge- 
sellschaft von Hymenostomum Balansaeanum 1877 sammelte. Sie 
ähnelt im trockenen Zustande einem Hymenöstomum, im .auf- 
geweichten einem Systegium. In einer aufsteigend entwickelten 
systematischen Reihe, wenn es überhaupt eine solche giebt, eröffnet 
diese Pflanze als einfachste Form die Pottiaceen, von denen sie in 
Bezug auf die Frucht so wesentlich abweicht. Die Archegonien, 
deren Zahl eine sehr winzige ist, sind nicht von Saftfäden um- 
seben und stehen ohne besondere Blätter gleichsam nackt zwischen 
den Kelchblättern. Ich kenne nur noch ein einziges Moos, welches 
dem vorstehenden zu vergleichen ist und mit ihm gewiss zu einer 
und derselben Gattung gehört: nämlich Ph. Balansae m., dessen 
Vaterland Neucaledonien ist. Selbiges wächst bei Noumea auf feuchter 
Erde zwischen Acaulon verrucosum m. (Ephemerella verrucosa 
Bescher.) und wurde von Balansa gesammelt, der auch in Para- 
suay Moose aufnahm. Ob darum eine Verwechslung des Vater- 
landes stattgefunden hat, weiss ich nicht: sonderbar aber bliebe es, 
wenn eine zweite Phasconica-Art plötzlich so weit entfernt von 
dem La Plata-Gebiete in der sonst gänzlich verschiedenen austra- 
lisch-oceanischen Flora auftauchte. Besaste Art unterscheidet sich 
freilich durch folia apice distinetissime revoluta und durch eine 
theca uniformi-eyathea truncata; allein, der geschnäbelte Deckel 
und die kleine, nur ihn bedeckende halbseitige Mütze mit dem 
stylus-artigen Fortsatze sind die gleichen Organe. 2 Arten. 


Pottiaceae, Pottienmoose. 399 


102. Rehmanniella C. Müll. Botan. Centralblatt. 1881. Nr. 37. 


Dem Dr. A. Rehmann, Prof. d. Botanik zu Lemberg, Ent- 
decker der Gattung, zu Ehren benannt. 

Pflanzen in breite Phascum-artige niedrige Rasen zusammen- 
gedrängt, klein, in mehrere fruchtbare Aestchen am Grunde dicho- 
tomisch getheilt; Blätter locker über einander, im feuchten Zu- 
stande abstehend, Pottien-artig und breit, die oberen in eine kleine 
Rosette zusammengedrängt, aus schmalem spatelartisem Grunde 
eiförmig und kurz zugespitzt, aber durch eine dicke, rinnenartig 
verlaufende, schwielige Rippe in eine lange, hin und her gebogene 
dicke Granne gekrönt; Blattrand aufrecht und ganz: Blattnetz 
aus grossen, vollkommen parenchymatisch-sechsseitigen, weichen, 
durchsichtigen, aber von Chlorophyll-Tüpfeln erfüllten, am Grunde 
des Blattes längeren und lockeren, auch durchsichtigeren Zellen 
höchst elegant gewebt; Frucht eingesenkt, halbkugelig-urnenförmig, 
breit abgestutzt, dünnhäutig, ringlos, nacktmündig: Deckel aus 
flachem Grunde gewölbt, schief geschnäbelt, in der Jugend fest 
anhaftend; Mütze gross, aufgeblasen-glockenförmig, Orthotrichum- 
artig achtfach gefaltet, am Grunde gelappt; Sporen gross, kugel- 
förmig, grün. Blüthenstand einhäusig. 

Die einzige bekannte Art wurde von Rehmann zwischen 
1875 und 1877 im Oranje-Freistaate bei Bloemfontein auf Erde 
entdeckt und unter Nr. 171 seiner Sammlung als Sphaerangium 
Africanum, d.i. als ein cleistocarpisches Moos, ausgegeben. Der 
Name ist mithin in Rehmanniella Africana umzuwandeln. Sie 
steht der folgenden Gattung sehr nahe, weicht aber schon durch 
die merkwürdige, gefaltete und an den Falten etwas geflügelte 
und gesägte Mütze beträchtlich ab. Freund Bescherelle in Paris 
war, wie er mir schrieb, geneigt, die Gattung lieber zu den 
Funariaceen wegen ihres weitmaschigen Blattnetzes zu stellen, 
wogegen ich in dem Letzteren nur ein echtes Pottiaceen-Blattnetz 
erblicke. Die Mützen liegen übrigens wie kleine Blasen so reich- 
lich über einen fraglichen flachen Rasen verbreitet, dass sie diesem 
ihren Charakter verleihen und kaum etwas Aehnliches in der 
Mooswelt zur Seite haben. 


103. Fiedleria habenh. in Regensb. Bot. Zeit. 1848. p. 252. 


Zu Ehren des mecklenburgischen Bryologen Dr. med. €. F. 
B. Fiedler in Schwerin, Verfasser einer Synopsis der Laubmoose 
Mecklenburgs, benannt. 

Pflanzen Phascum-artig, niedrig, heerdenweise beisammen 
oder in breite, lockere, grauhaarige Räschen vereint, wenig ver- 


400 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


ästelt; Blätter dicht gehäuft, aufrecht-abstehend, aus schmälerem 
und locker gewebtem Grunde in eine allmählich breitere und 
löffelförmig-hohle, an den Rändern etwas eingerollte Lamina aus- 
sedehnt; Rippe dick, in ein langes, stielrundes, gezähneltes, bleiches 
Haar austretend, auf der Oberseite von einigen wellenförmigen 
Lamellen bedeckt; oberes Blattnetz aus kleineren sechsseitigen 
und durchscheinenden, etwas papillösen Zellen bestehend; Frucht 
eingesenkt, fast kugelig, im entleerten Zustande becherförmig er- 
weitert und breit abgestutzt, mit weiter und nackter Mündung, 
ringlos; Deckel gross, gerad-schnäbelig; Mütze glockenförmig, die 
Fruchtspitze bedeckend, am Grunde geschlitzt. Blüthenstand 
einhäusig. 

Schimper, welcher in der bryologischen Literatur nicht 
besonders bewandert war, aber auch ohnedies leicht willkürlich 
sich über die Gesetze der Nomenclatur hinweg setzte, hat diese 
schöne Gattung zum Ueberflusse nochmals Pharomitrium genannt, 
während sie bis dahin als Schistidium Brid. gegolten hatte. Diesen 
Namen verwendete er dagegen für die eingesenkt-früchtigen Grim- 
mien. Nun kann man allerdings über den Namen verschiedener Mei- 
nung sein, weilBridel ihn nicht nur für die hier in Rede stehenden 
Arten, sondern auch für andere ganz verschiedene, nacktmündige 
Moose verwerthete; doch gab das keine Veranlassung zur Be- 
sründung eines neuen Namens, da eben Fiedleria bereits existirte, 
und so kehre ich, dem Gesetze der Priorität gehorchend, auf den 
Rabenhorst’schen zurück, der speciell für F. subsessilis, das ehe- 
malige Gymnöstomum subsessile Schwägr., aufgestellt war. Diese 
hübsche Art entdeckte Flörke zuerst im Anfange unseres Jahr- 
hunderts bei Jena und nannte sie Gymnöstomum acaule, worauf 
es Prof. Bernhardi auch bei Erfurt fand und Gymnost. nanum 
nannte. Da sie nun aber unter Flörke’s Namen von Weber 
und Mohr im „Botanischen Taschenbuche auf das Jahr 1807“ 
(p.79) bekannt gemacht wurde, so gebührt dem Moose eigentlich der 
Name Fiedleria acaulis. In der Synopsis Musc. kannte ich noch eine 
zweite Art, Schistidium marginatum Hook. et Wils. von der Insel 
Kerguelens-Land im antarktischen Meere. Nach wiederholter Unter- 
suchung aber gehört dieses eigenihümliche Moos gar nicht hierher, 
sondern an eine ganz andere Stelle, in die Nähe der Gattung 
Willia. Sonst war bisher keine andere Art bekannt. Heute je- 
doch bin ich in der Lage, noch ein paar neue Arten hinzuzufügen: 
F. Drummondi n. sp. oder das Gymnost. subsessile Hook. in der 
Drummond’schen Sammlung nordamerikanischer Moose (Nr. 19) 
von der Prairie des Saskatchawan; ferner F. Wrightiana n. sp. 
von San Marcos in Texas in der nordamerikanischen Sammlung 
von Sullivant und Lesquereux (Edit. II. No. 118) und F. Gil- 
liesii n. sp. oder die Tortula subsessilis Mitt. von Mendoza am 


Pottiaceae, Pottienmoose. 401 


Fusse der argentinisch-chilenischen Cordilleren. Denn Mitten 
betrachtet unsere Gattung (M. a. amer. p. 164 u. f.) sonderbarer 
Weise nicht als selbstständig, sondern als zu seiner 8. Section 
Desmätodon unter Barbula gehörig, obschon die Fruchtmütze doch 
eine so gänzlich verschiedene Form besitzt. Es ist übrigens schwer, 
die fraglichen Arten von einander zu unterscheiden, da sie genau 
demselben Typus folgen. 4 Arten. 


104. Cerätodon Brid. Br. univ. I. p. 430, Hornzahn. 


Rasen breit, dicht verfilzt, sonst locker zusammenhängend; 
Pflanzen schlank, gabelig getheilt, unten wurzelnd, schmutzig-grün; 
Blätter aufrecht-abstehend, ziemlich locker übereinander, im tro- 
ckenen Zustande etwas gekräuselt, länglich-lanzettlich, etwas zu- 
sammengefaltet-hohl, am ganzen Rande zurückgerollt, spärlich 
gezähnelt oder ganz, mit auslaufender kieliger Rippe, überall aus 
rundlich-quadratischen, ziemlich glatten, chlorophyllösen, kleinen 
Zellen gewebt: Frucht auf längerem, gern purpurrothem oder 
soldgelbem Stielchen aufrecht oder doch nur wenig geneigt, cylin- 
drisch-länglich oder wirklich eylindrisch, meist etwas halbmond- 
förmig gekrümmt, diekhäutig, glatt und fast glänzend, später 
gerieft, mit sehr kurzem Halse und kegelförmig-geschnäbeltem, 
glänzendem Deckel; Mütze halbseitig; Mundbesatz einfach: Zähne 
16, am Grunde durch ein zellig gewebtes Häutchen verbunden, 
in zwei lange knotig gegliederte, an den Seiten hellere Schenkel 
tief gespalten, am unteren Theile mit dicht gestellten Querrippen. 
Blüthenstand zweihäusig. 

Von dieser Gattung kannte Bridel nur zwei Arten: C. pur- 
pureus und chloropus, von denen der Erstere den ganzen nörd- 
lichen Scheitel der nördlichen Halbkugel als eines der häufigsten 
und variabelsten Moose bewohnt, während der Letztere dem 
Mittelmeer-Gebiete angehört, aber bis auf die Neuzeit (Schimper) 
von allen Bryologen zu Trichostomum gezogen wurde. Ein Vor- 
gang, dem ich nur folgen kann, weil weder Frucht, noch Mund- 
besatz dieses sonst ausgezeichneten Mooses die von Cerätodon 
sind. In der Syn. Muscorum fügte ich noch einen ©. stenocarpus 
Br. et Sch. zu, unter welchem aber längere Zeit hindurch mehrere 
tropische Arten Asiens und Amerikas verstanden wurden, so dass 
er später in diese Arten aufgelöst und als ein Phantom gestrichen 
werden musste. In der That, während man zuerst den C. pur- 
pureus über alle gemässigten Zonen der Welt gehen liess, weil 
sich die betreffenden Arten gerade so sehr ähneln, wie die der 
Fiedleria, haben sich im Laufe der Zeit verschiedene Arten in 
allen Theilen der Erde herausgestellt. Die erste europäische ist 

C. Müller Hal. Genera muscorum. 26 


402 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


- 


von Schimper als C. Corsieus unterschieden worden, so dass 
Europa nun vier Arten besitzen würde, sobald sich die genannte 
Art als wirklich beständig zeigen sollte. Beide Arten entwickeln 
einen durchaus purpurrothen oder doch einen röthlichen Frucht- 
stiel. Auf dem Vesuve wächst aber noch ein Ceratodon mit gelbem 
Fruchtstiele, welchen Schliephacke und Limpricht als C. 
flavisetus abgeschieden haben. Auch in Nordamerika wächst noch 
eine gute Art, der ©. conicus Ldbg., welcher zuerst von Hampe 
als Trichostomum conicum für Deutschland bestimmt wurde, und 
sich schon durch abgestumpfte Kelchblätter unterscheidet. Die tro- 
pisch-amerikanischen Arten erscheinen durchweg mit einem gelben 
Fruchtstiel. Durch einen solchen unterscheidet sich sogleich ©. Mexi- 
canus Hpe., welcher sonst unserem (. purpureus sehr nahe steht. 
Die übrigen Arten weichen durch eine längere, sehr schmale, 
cylindrische Frucht ab, die bei C. semilunaris n. sp. von der 
Sierra Nevada de Santa Marta (Rio Hacha, San Miguel, 7000 F.) 
halbmondförmig, bei €. Venezuelensis m. (vielleicht C. Novogra- 
natensis Hpe.) aus Venezuela und Neu-Granada (bis 2700 m) 
nur wenig gekrümmt, bei ©. vuleanicus n. sp. von dem Vulcane 
von Santa Maria in Guatemala (12000 F.) ziemlich gerade, aber 
strich-dünn ist. Von dem Vulcane Barba in Costarica unterscheide 
ich sogar zwei neue, gut unterschiedene Arten: C. capillisetus 
n. sp. mit gekräuselten, äusserst schmalen Blättern, und C. strieti- 
folius n. sp. mit kleinen, starr aufrechten Blättern und einge- 
wickeltem abgestumpftem Kelche. Mitten kennt im ganzen Süd- 
amerika bis zum Feuerlande nur einen C. purpureus, während 
ich in Valdivia noch einen C. Valdiviae n. sp. mit eingewickeltem 
Kelche unterscheide. In Indien muss ich bis jetzt zwei Arten 
mit gelben Fruchtstielen unterscheiden: einen C. Emodi n. sp. 
mit elliptischen Früchten für den Himalaya in Bhotan und die 
Gebirge in Khasia, dann einen €. Indicus n. sp. mit sehr schmaler 
eylindrischer Frucht für die Neilgherries.. Auf Java erscheint 
eine mir noch zweifelhafte Art auf dem Scheitel des Berges 
Sindoro, wo sie mit Catharinea Javanica zusammen wächst und 
ganz an Ü. purpureus erinnert. Für den indischen Ocean unter- 
schied Hampe einen (©. calyeinus auf der Insel St. Paul, während 
für die antarktische Welt C. amblyocalyx m. von dem Feuerlande 
und den Falklands-Inseln und ein ©. Kerguelensis m. von Ker- 
guelens-Land beschrieben wurden, die, so weit Früchte bekannt, 
purpurn gestielt sind. Denselben Charakter beansprucht auch der 
schöne ©. convolutus Rehdt. für die Nord- und Südinsel Neusee- 
lands. Dagegen scheint Australien nur unseren Ü. purpureus zu 
besitzen, den ich als var. australis bezeichne. Die Hawaii-Inseln 
besitzen C. mierocarpus n. sp., eine distinguirte Art mit sehr 
kleiner Frucht und sehr dicker Blattrippe, welche der Blattspitze 


Pottiaceae, Pottienmoose. 403 


etwas Stumpfes giebt. In Afrika weiss ich nur zwei Arten anzu- 
geben: C. conicus m. im Caplande mit gelben Fruchtstielen und 
C. pallipes n. sp. (C. purpureus var. pallipes Br. et Sch.) von 
Samien im abessinischen Hochlande. Es ist dringend zu wünschen, 
dass sich einmal ein in microscopischer Analyse geübter Bryologe 
der Gattung annähme, um sie über den ganzen Erdkreis mit mehr 
als gewöhnlicher Geschicklichkeit auf ihre Arten zu untersuchen. 
20 Arten. 


105. Tridontium Hook. fil. in Hook. Je. Plantar. Rar. III. t. 148, 
Dreizahn. 


Rasen hoch und locker; Pflanzen schlank, durch Sprossung 
ästig, hin‘und her gebogen, schmutzig-grün, derb; Blätter locker, 
aufrecht-abstehend, aus sehr kurzer, etwas scheidiger Basis in 
eine längliche, an der Spitze abgestumpfte und ein wenig nach 
einwärts gebogene Lamina ausgedehnt, am Rande ganz und nicht 
zurückgerollt, mit kräftiger, fast auslaufender, schwieliger Rippe; 
Blattnetz am Grunde des Blattes aus schmalen, ziemlich langen 
und ziemlich lockeren, schmutzig-blassen, nach oben aus kleinen, 
rundlichen, verdickten, ziemlich glatten Zellen gebildet, am Rande 
des Blattes einen undeutlichen Saum durch noch verdicktere Zellen 
bildend; Frucht auf steifem, nicht besonders hohem Stiele aufrecht, 
kräftig und kurz, ampelartig und grossmündig, mit conischem, 
lang geschnäbeltem Deckel, halbseitiger, an der Seite geschlitzter 
Mütze und einfachem Mundbesatze: Zähne 16, ziemlich lang, im 
trockenen Zustande an die Kapselwand zurückgeschlagen, oder 
aufrecht, im feuchten Zustande mehr nach innen geschlagen, jeder 
aus drei gegliederten, mehr oder weniger verbundenen Wimpern 
bestehend, dicht neben einanderstehend, blass durchscheinend und 
knochenartig hart. 

Eine ganz eigenthümliche Gattung, welche bisher nur aus 
einer einzigen Art, Tr. Tasmanicum Hook. fil., gebildet ist. Sie 
wurde an überrieselten Orten des Berges Ben Nevis auf Tas- 
manien von Ronald Gunn entdeckt, in.neuerer Zeit aber auch 
von Knight u. A. auf Neuseeland gesammelt. . Der Tracht nach 
gleicht sie so sehr einer Angströmia pellucida und ähnlichen Arten, 
dass sie Hampe in der That zu seiner Gattung Diöbelon zog. 
Doch finde ich im Zellgewebe keine Verwandtschaft zwischen 
Beiden, so wenig ich eine Verwandtschaft zwischen Scouleria und 
Wardia sehe, mit denen sie der Autor verglich. Eher lässt sie 
sich mit denjenigen Trichöstomum-Arten vergleichen, zu denen Tr. 
tophaceum gehört, obgleich die betreffende Pflanze so viel kräf- 
tiger und derber in ihrem ganzen Wesen bis zu den Früehten 

26* 


404 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


hinauf erscheint. Wie bei den meisten Wassermoosen bilden die 
Früchte dicke Wände, die im Alter schwärzlich werden, und 
ebenso nehmen die Blätter mit der Zeit ein haarförmiges Ansehen 
an, weil sie im Wasser durch die Bewegung desselben allmählich 
zerstört werden. Zwei Merkmale, die allenfalls auf Scouleria und 
Wardia, aber auch auf Cinclidotus u. a. Moose bezogen werden 
könnten. An sich selbst ist die Pflanze eine sehr interessante, 
die in ihrer Familie recht allein steht. 1 Art. 


106. Teichodontium (. Müll. n. gen. in Prodrom. Bryol. Bo- 
livian. in Nuov. Giorn. bot. ital. 1897. p. 119, Wallzahn. 


Pflanzen Leptodontium-artig, langstengelig, vielfach durch 
kleinere und längere Aestchen verzweigt, hin- und hergebogen, 
unten schlank, nach oben locker beblättert, sehr lockere hohe 
Rasen bildend; Blätter sich zwar mit dem scheidigen Grunde 
berührend, aber sonst von einander entfernt und bedeutend ab- 
stehend, sehr hin- und hergebogen und etwas gekräuselt, aus 
langem, schmalem und scheidigem Grunde in eine etwas zurück- 
gebogene lange, schmale, lanzettlich-zugespitzte, rinnenartig-hohle 
Lamina ausgedehnt: Blattrand unten zurückgeschlagen und ganz, 
oben aufrecht und ausgefressen zart gezähnelt; Rippe schmal und 
kielig, in der Blattrinne verlaufend, ausgehend; Blattzellen am 
Grunde lang, schmal, in eine gelbe Membran zusammenfliessend, 
nach oben rund, ziemlich kräftig und deutlich, grünlich; Frucht 
auf kurzem, spiralig gedrehtem Stiele aufrecht, ziemlich gross, 
eiförmig, mit grossem abgestutztem Munde und conischem, kurz 
geschnäbeltem Deckel; Mundbesatz doppelt: der äussere aus breiten, 
dicht mit Querbalken besetzten, in der Mitte abgebrochenen, in 
eine einzige wand- oder wallartige, fleischige und papillöse Mem- 
bran vereinigten Zähnen gebildet, der innere: 16 einfache, lineal- 
lanzettliche, blassgelbe, sehr glatte, homogene Zähne. 

Die einzige bisher bekannte Art dieser merkwürdigen Gattung 
ist T. Rusbyanum m. von Unduavi in Bolivia, wo sie Dr. med. 
H. H. Rusby 1885 in einer Erhebung von 12000 F. sammelte 
und dem Hb. Parke, Davis et Co. in New-York einverleibte, 
von wo sie mir Mstrs. E. G. Britton 1888 zur Bestimmung 
sendete. Sie kündigt sich schon in ihrem Aeusseren als ein eigen- 
thümliches Moos an, und das ist sie auch. Denn es ist das erste 
Mal, dass ein äusseres Peristom einen förmlichen Wall bildet, 
indem sich kein einziger Zahn selbstständig ablöst, sondern Alle 
vereint eine Wand bilden, hinter welcher der innere Mundbesatz 
verborgen ist. Es kommt wohl bei manchen Schlotheimia- und 
Macromitrium-Arten vor, dass die äusseren Zähne dicht neben 


Pottiaceae, Pottienmoose. 405 


einander stehen, doch ist jeder ein Theil für sich. Sonst reiht sich 
das Moos durchaus dem Leptodontium in der Tracht an und 
besitzt auch die Blattgestalt von demselben. In gewisser Bezie- 
hung ähnelt ihm Hymenostylium triquetrum Mitt. Hb. of the late 
East India Company, No. 843, aus Khasia in Indien, ohne doch 
völlig mit ihm zusammenzufallen; übrigens ein Moos, das, weil 
nur unfruchtbar bekannt, seiner systematischen Stellung nach 
sehr zweifelhaft ist. 1 Art. 


106b. Aulacomitrium Brother. in litt. 1892, nec Mitten. 


Pflänzchen lockere Räschen bildend, klein, wenig verzweigt 
oder einfach, mit wenigen lanzettlichen, kieligen Blättchen, deren 
auslaufende Rippe in einer tiefen Rinne verläuft; Blattnetz wie 
bei Sect. Senophylla von Barbula, aus kleinen rundlichen Zellen 
bestehend; Kelchblätter wie bei Holomitrium, ein etwas einge- 
wickeltes Perichätium bildend; Fruchtstiel kurz und glatt; Mütz- 
chen von dessen Länge, eylindrisch-glockenförmig, viel- 
fach tief der Länge nach gerillt und etwas spiralig 
gedreht, wie bei Calymperes; Frucht eiförmig, klein; Peristom 
einfach, aus acht gepaarten lanzettlichen, gegliederten, kurzen 
Zähnchen bestehend. 

Diese merkwürdige Gattung entdeckte O0. Warburg im 
December 1887 auf den Stämmen alter Theepflanzen in China 
bei Futschan in der einzigen bis jetzt bekannten Art: A. War- 
burgi Broth. Sie hat, wenn auch nur als Diminutiv einige Aehn- 
lichkeit mit Holomitrium, besitzt aber am Grunde ihrer Blätter 
keine cellulae alares, die ‚sie ebenfalls zu den Dicranaceen stellen 
könnten. In Folge dessen vermag ich sie nur unter den Pottiaceae 
einzureihen. 1 Art. 


107. Trichöstomum Hdw. emend. Muse. Fr. 1. t. 27, 
Haarmund. 


Mütze halbseitig; Mundbesatz einfach: Zähne 16, am Grunde 
in zwei zarte, haarförmige, oft in mehrere unregelmässige Theile 
gespalten, steif aufrecht, nicht gewunden. 

Ich habe es diesmal für passender gefunden, nur den allge- 
meinen Charakter aller hierher gehörigen Moose anzugeben und 
die besondere Schilderung ihren Abtheilungen zu überlassen. Denn 
diese stehen sich im Allgemeinen so abgesondert gegenüber, dass 
man sie als eigene Gattungen betrachten könnte, wenn sie nicht 
durch den Mundbesatz zusammengehalten würden, welchem gegen- 


406 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


über alle anderen abweichenden Merkmale gar nicht ins Gewicht 
fallen. Will man sie trennen, so hätte man nichts weiter, als 
Tracht-, aber keine morphologischen Gattungen. Weder nach dem 
Blattnetze, noch nach Mütze oder Mundbesatz ist eine Trennung 
möglich. Bei Leptodontium habe ich eine Zeit lang geglaubt, die 
Arten wenigstens durch ein Peristom generisch trennen zu können, 
welches tiefer unter dem Fruchtmunde entspringt; allein auch 
dieses Merkmal trifft nicht bei allen Arten zu. In mancher Be- 
ziehung ist Trichöstomum eine Gattung. welche Barbula parallel 
läuft, indem manchmal sowohl Mundbesatz, als auch Tracht ganz 
Barbula-artig werden: doch windet sich bei Letzterer das Peristom 
so spiralig um seine Achse, dass dieses Merkmal auch auf den 
Deckel übergeht, woraus man alsbald auf die Gattung schliessen 
kann. Keine einzige der Abtheilungen gehört ausschliesslich irgend 
einer Zone an, alle wandern über die ganze Erde, nehmen aber 
z. Th. bestimmte Regionen ein. In dieser Beziehung ist die 
exclusivste Abtheilung noch die folgende. 


1. Leptodontium Hpe. Linn. XX. p. 70, als Gattung. 
Pflanzen meist lang und schlank, mehr oder minder kräftig, in 
lockeren Rasen beisammen, hin- und hergebogen, durch ziemlich 
lange Aeste dichotomisch verzweigt, meist hell- oder gelb-grün 
oder bräunlich; Blätter locker gestellt, mehr oder weniger sparrig 
abstehend, im trockenen Zustande ziemlich gedreht, breit zu- 
sammengefaltet lanzettlich, oft ziemlich lang, mit wellenförmiger 
Fläche, meist gesägtem oberem und zurückgeschlagenem unterem 
Blattrande; Rippe schwach und auslaufend; Blattzellen am Grunde 
lang, schmal, locker, nach oben rundlich, oft kräftig, oft deutlich 
papillös; Kelchblätter in einen Cylinder zusammengewickelt, an 
der Spitze zurückgeschlagen; Frucht auf hellem, meist gelbem, 
nicht allzu langem Stiele aufrecht, eylindrisch oder länglich-eylin- 
drisch, gern engmündig und an der Mündung durch derbere, 
braune Zellen wie geringelt, sonst dünnhäutig, Deckel schief ge- 
schnäbelt; Zähne des Peristomes gern paarweise gruppirt und in 
helle, haarförmige Schenkel gespalten, oft sehr zusammenhängend. 
Blüthenstand zweihäusig, weshalb auch die meisten Arten nur 
unfruchtbar bekannt sind. 

So wenig man ein Leptodontium verkennen kann, so sehr weichen 
doch die einzelnen Arten von einander ab, ohne ihrem Typus untreu 
zu werden. Vergleicht man z. B. L. filescens mit L. subeirrhi- 
folium, zwei Moose, welche Beide auf bedeutenden Päramo-Höhen 
wachsen, so haben wir bei Ersterem einen fast haarförmigen 
niedrigen Stengel, während jener der zweiten Art 4—5 Zoll hohe 
Rasen bildet und gleich einem dünnen Stricke in die Höhe wächst. 
Dann hat die erste Art die grösste Aehnlichkeit mit L. flexifolium, 


Pottiaceae, Pottienmoose. 407 


obwohl dieses zu den kleinsten Arten der Abtheilung gehört. 
Doch findet man in Bezug auf Grösse und Kräftigkeit so viele 
Uebergänge, dass es sich kaum empfiehlt, die Arten besonders zu 
gruppiren. 

Im Allgemeinen ist ihr Typus durch L. squarrosum gegeben, 
und diesem folgen die meisten Arten, obschon manche ihre Blätter 
dichter stellen und so einen Braunia-artigen Ausdruck annehmen 
(L. Toannis Meyeri und braunioides). Aber selbst wenn die Stengel 
fadenartig-dünn werden, kommen verschiedene Grössen vor. So 
zwischen L. filesceens und Wallisi, das doch ebenfalls den Päramos 
angehört: jenes ist kaum einen Zoll hoch und dieses bildet über 
4 Zoll lange, fast gerade aufgerichtete, fadenförmige Stengel aus. 
Auch die Breite der Blätter giebt keine durchgreifenden Unter- 
schiede; denn die schmalblätterigen Arten, wie L. subalpinum, 
tenuifolwum, eirrhifolium u. A., ähneln doch in ihrer ganzen Tracht 
so sehr L. squarrosum und seinen Verwandten, dass sie sich nicht 
sut aus einander halten lassen, wenn das nicht etwa spätere Ent- 
deekungen nöthig machen. Der Classification nach stellt Schimper, 
welcher von der Abtheilung nur eine einzige europäische Art, 
das L. flexifolium kennt, diese Moose zu seiner Gattung Didy- 
modon, einem Quodlibet, unter welchem auch eine Abart von 
Philonotis fontana als D. mollis erscheint. Mitten erkennt die 
Abtheilung als Gattung an, stellt sie aber neben Symblepharis 
zu seinen Dicraneen. 

Europa hat bis jetzt drei Arten geliefert, welche es vor 
Nordamerika voraus hat. Das schon Dickson bekannte L. flexi- 
folium (Sm.), dessen Verbreitung grösser auf den britischen Inseln, 
als auf dem Festlande ist, und L. Styriacum, Juratzkas Didy- 
modon St., welcher von J. Breidler in Steiermark bei Schlad- 
ming 2200 m hoch am Abhange des Hexstein gegen des Gumpen- 
thal im Aug. 1869 entdeckt wurde, bilden zwei sehr kleine Arten, 
während L. subalpinum De Not. sub Trichostomo schon auffallend 
an L. squarrosum herantritt. Dieses schöne und noch so seltene 
Moos wurde zuerst von dem italienischen Bryologen Lisa in Val 
di Lanzo in Piemont einmal mit Frucht gesammelt, während es 
zum zweiten Male von Dr. Joh. Lange, jetzt Prof. emer. in 
Kopenhagen, auf seiner Forschungsreise in den Central-Pyre- 
näen an der Cascade de Montauban 1851 unfruchtbar gefunden 
wurde. Diese äusserst geringe Verbreitung aller drei Arten lässt 
sie wie Reste einer früheren Schöpfungsperiode erscheinen und 
das trifft selbst für Nordamerika zu, wo L. Canadense Kdbg. an 
den Fällen des Sydenham River in Canada als winzige Art lebt. 
4 ‚Arten. 

Der eigentliche geographische Schwerpunkt des schönen Typus 
fällt auf die Neue Welt, wo die Arten, so viel ich sehe, durchweg 


408 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


den Hochländern zukommen. In Mittelamerika erscheinen, den 
Typus von L. squarrosum bewahrend, L. ulocalyx m., luteolum 
Bescher. und Sartorii n. sp. Für das Hochland von Mexico, L. sul- 
phureum m., pseudo-sulphureum n. sp. und L. subgracile Ren. et 
Card. für das von Costarica. Noch viel reicher ist das Anden- 
Gebirge. Von diesem besitze ich als dem L. squarrosum ent- 
sprechend: L. luteum Mitt. (Tayl. sub Didymodonte) aus der Cordillere 
von Bogotä (3100 m), L. syntrichioides m., L. orthotrichoides m., 
mit ganzrandigen Blättern zur Ausnahme, von dem Päramo de 
Sonson in Antioquia (10—12000 F.), L. subeirrhifolium m. eben- 
daher, L. eirrhifolium Mitt. aus den Anden von Quito, L. pro- 
cumbens m. von Valencia in Venezuela, L. gracilescens n. sp. und 
L. Mandoni n. sp. aus Bolivia (5000—8000 F.) und L. grimmioi- 
des n. sp. sogar aus einer bolivianischen Höhe von 13000 FE. 
Die beiden letzten Arten, welche ich aus den Anden kenne, sind . 
L. Wallisi vom Päramo de Ruiz (13000 F.) in Antioquia, ein 
schönes mit Sphagnum-Arten in tiefen Sümpfen zusammenwachsen- 
des Moos mit langen fadenförmigen Stengeln, und L. filescens 
Hpe. vom Päramo de Choacha in Neu-Granada (3600 m). Von 
beiden Arten ist schon oben gesprochen. Mitten beschrieb noch 
für die betreffenden Länder ein L. brevisetum für Mexico, ein 
L. acutifolium für Guatemala und die Anden von Quito, denen 
er noch L. densifolium und longicaule aus Höhen von über 
10000 F. zuführte. — Selbst die Fortsetzung der Anden in den 
argentinischen Cordilleren erweist sich reich an Arten und selbige 
folgen sämmtlich dem Typus von L. squarrosum: L. rhacomitrioi- 
des m., L. Quefoae m., L. arachnoideum m., L. braunioides m. 
und L. cygodontoides m. Ja, selbst die Vor-Cordilleren der argen- 
tinischen Pampas-Länder betheiligen sich an diesem Reichthum 
durch L. capituligerum m., das sowohl in den eigentlichen Cor- 
dilleren, als auch in der Sierra de Cördoba erscheint und als 
weit verbreitetes Moos sogar nach Art unserer Syntrichiae auf 
Dächern lebt. Dazu sammelte der Franzose Fruchart auch in 
dem benachbarten Gebiet um Montevideo eine Art: L.subacutifolium 
Bescher., und Brasilien gab bereits mehrere Arten: L. citrinum 
Hpe. und L. Brasiliense Mitt. und in den Araucarien-Wäldern 
Sa. Catharinas der Serra Geral erscheinen L. araucarieti n. sp. 
und L. Serrae n. sp., in den Gebirgen von Minas Geraös L. saxicolum 
n. sp. Endlich sind selbst für die chilenische Insel Chilo& ein L. 
Chiloönse n. sp. und wunderbarer Weise auch für das Feuerland 
ein L. Magellanicum n. sp. anzuführen, so dass der Typus von 
L. squarrosum die Südspitze von Amerika erreicht. 36 Arten. 
Alle übrigen Länder tragen nur wenig zur Kenntniss des 
Typus bei. Der Himalaya gab den eigentlichen Typus in L. 
squarrosum (Hook.); sonst kenne ich von ihm nur noch das so 


Pottiaceae, Pottienmoose. 409 


viel zwergigere L. longifolium (Griff. sub. Trichöstomo) aus Sikkim 
(7000—11,000 F.), das sich mit L. flexifolium ebenso vergleichen 
lässt, wie eine dritte Art aus Sikkim (10—13 000 F.): L. den- 
tatum (Wils. sub Trichöstomo), das auch an L. filescens erinnert. 
Im Uebrigen kenne ich für das tropische Asien nur 3 Arten auf 
Java, aber alle Drei lassen sich zwar auf L. squarrosum zurück- 
führen, modificiren jedoch den Typus so, dass L. subdenticulatum 
m. ihm geradezu folgt, L. tenuifolium m. ihn durch sehr schmale 
und lange ganzrandige Blätter, L. aggregatum m. ihn durch folia 
patentissima apice surculi stellatim disposita etwas verändert. 
Nur eine steril bekannte Art aus Assam macht eine Ausnahme 
und ähnelt fast der Barbula duriuscula Mitt., weshalb ich sie 
auch L. duriusculum n. sp. genannt habe. Senr stattlich ist L. 
atrorubens Bescher. von grossen Höhen Yünnans. — Aus Afrika 
waren schon vor einem halben Jahrhunderte zwei Arten von der 
Insel Bourbon (Reunion) bekannt: L. stellatum (Brid. sub Dierano) 
und L. epunctatum m., Beide dem L. squarrosum ähnlich. Ausser- 
dem kenne ich die gleiche Form in L. Hildebrandti n. sp. aus 
dem centralen Madagascar und in L. leptoprion n. sp. von Mozam- 
bique. Mitten beschrieb ein ähnliches, gut unterschiedenes L. 
radicosum, das er gleichzeitig auf den Camerun-Gebirgen, sowie 
in den ostafrikanischen Gebirgen von Usagara und auf dem Kilima- 
Ndscharo angiebt. Von Letzterem beschrieb ich selbst ein Braunia- 
artiges L. Joannis Meyeri, das jenseits der Waldgrenze zwischen 
3000—4000 m mit Hedwigia Joannis Meyeri vereint vorkommt 
und weite Rasen auf den grasigen Flächen bildet. Ausserdem 
bewohnen den berühmten Schneeberg noch L. pumilum m. und 
L.repens m. auf ansehnlichen Höhen. In Australien verwandelt sich 
der Typus in keiner Weise durch L. Novae Seelandiae n. sp. von 
Greymouth auf der Südinsel, und L. australe n. sp. aus Queens- 
land, obgleich Letzteres einem Holomitrium nahe tritt. 19 Arten. 

Auch diese Arten bezeichnen einen bemerkenswerthen Fort- 
schritt in der Zunahme unserer bryologischen Erkenntniss, indem 
ich in der Synopsis Muscorum nur 6 sichere Arten kannte, von 
denen nur eine einzige der Neuen Welt angehörte. 


2. Eutrichöstomum C. Müll. Syn. M. I. p. 581. Timmi- 
ella Limpr. Blätter kielig-hohl, aufrecht über einander, abstehend, 
im trockenen Zustande einwärts gebogen und gekräuselt, schmal 
und ziemlich lang, mit scheideartigem, locker gewebtem, Calymperes- 
artigem, hyalinem Grunde; Blattzellen oben klein und rundlich, 
meist recht undurehsichtig, öfters papillös. 

Alle hierher gehörigen Moose treten von den Vorigen insofern 
bedeutend zurück, als die meisten Arten eine Barbula-artige Tracht 
annehmen und niedrig bleiben. In der Regel ist der Stengel ein- 


410 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


fach und seine Blätter nehmen nach oben hin an Grösse zu, so 
dass die obersten fast eine Rosette bilden. Im trockenen Zustande 
kräuseln sie sich oder rollen sich auch schneckenartig ein, wie 
bei Calymperes; im feuchten Zustande stehen sie wachholderartig 
ab, um so mehr, als sie sämmtlich mehr oder weniger stachel- 
spitz sind. So sehr aber auch die Arten nach dem locker ge- 
webten Blatt-Scheidehen zusammen gehören, so können doch drei 
besondere Gruppen von ihnen unterschieden werden. 


a. Eutrichöstoma amblystegioidea. Pflanzen niedrig, 
an die Senophylla unter Barbula erinnernd; Blätter klein, am 
oberen Rande entfernt und winzig gesägt; Rippe kräftig und röthlich; 
Frucht aufrecht, aus einem unbedeutenden Ansatze eylindrisch und 
halbmondförmig gekrümmt, mit conischem, geschnäbeltem Deckelchen 
und unter einer breiteren Mündung etwas zusammen geschnürt. 

Eine merkwürdige Form, welche durch die gekrümmte Frucht 
ein ganz eigenthümliches Ansehen erlangt und hiermit von sämmt- 
lichen Abtheilungs-Genossen völlig zurückweicht. Wäre dies nicht, 
so würde sie mit den Verwandten des Tr. rubellum gänzlich zu- 
sammen fallen, da sie sich sonst in keiner Weise von denselben 
unterscheidet. Ich kenne bisher nur drei Arten,. welche dem 
Andes-Gebirge angehören: Tr. campylocarpum m. aus Costarica, 
wo es A. S. Oersted 1847 in einer Erhebung von 5000—8000 F. 
entdeckte; ferner Tr. amblystegium n. sp. (Tr. inclinatum Hpe. non 
Schpr.) von der Cordillere von Bogotä, wo es Alexander Lindig 
1861 in einer Höhe von 2600 m häufig fand, und Tr. arcuatum m. 
(Mitt. sub Tortula), welches Spruce und Jameson in den Anden 
von Quito bis 10 000 F. Höhe sammelten. Alle drei Arten wirft 
Mitten (M. a. amer. p. 163) in eine einzige Art zusammen und 
zieht hierzu ausserdem noch ein Tr. inclinatum Schpr., das Letzterer 
von Liebmann aus Mexico empfing. Höchstwahrscheinlich gehört 
diese Art hierher, aber als selbstständig, so dass wir fünf Arten für 
den eigenthümlichen andinischen Typus anzuführen hätten, indem 
sich 1896 noch Tr. campylopyxis m. aus Bolivia dazu einfand. 
5 Arten. 


b. Eutrichöstoma rubella. Pflanzen wie die Vorigen, gern 
mit dem Alter röthliche Blätter entwickelnd, welche, gleich den 
Moosen der vorigen Abtheilung, am oberen Blattrande ausgefressen- 
gezähnelt oder gesägt werden; Frucht aufrecht, eylindrisch. 

Der Typus dieser Form ist unser Tr. rubellum, dessen Abart 
Tr. alpigenum Ventur. sehr deutlich gesägte Blattränder hat. Wie 
diese weit verbreitete Art hoch in das Alpengelände steigt und 
ebenso weit in das polare Gebiet wandert, leben noch zwei Arten 


Pottiaceae, Pottienmoose, 411 


im Tibetanischen Gebiete des Himalayas, nämlich Tr. dentatum 
Wils. (Hb. Ind. Or. No. 137) bei 9000 F. im Shayuk-Thale und 
Tr. erythraeum n. sp., welches Dr. Brandis im nordwestlichen 
Himalaya, d. i. bei Narkanda in Tibet, aufnahm. Eine sehr 
charakteristische Art sammelten die Herren Bernouilli und 
Cario bei 12000 F. auf dem nn S. Maria in Guatemala: 
Tr. leucodon m. Eine Art fand Dr. Naumann 1874 auf dem 
antarktischen Kerguelens-Lande: Tr. austro-alpigenum m. Eine 
afrikanische Art, Tr. Wilmsianum n. sp. vom Spitzkop östlich von 
Lydenburg in Transvaal, wo es Dr. Wilms 18388 sammelte, bahnt 
ganz mit der Tracht der folgenden Arten den Uebergang zu diesen. 
5 Arten. 


c. Eutrichöstoma barbuloidea. Pflanzen an die Tortella- 
Arten unter Barbula erinnernd, mit meist grün-glänzenden Blättern; 
Blatt aus sehr viel lockrer gewebtem, scheidigem Grunde in eine 
kielige Lamina übergehend, deren Gewebe aus sehr kleinen 
rundlichen Zellen besteht; Blattrand ganz; Blatt-Lamina in trocknem 
Zustande gekräuselt oder schneckenförmig zusammengerollt, mit 
den Blatträndern nach innen gewickelt, im aufgeweichten Zustande 
aber diese auseinander rollend, wie bei Hyophila: Blattnetz aus 
weichen, meist grünen, sehr chlorophyllösen, rundlichen, am Grunde 
des Blattes ziemlich langen, zarten und parenchymatischen, durch- 
sichtigen Zellen eh Frucht aufrecht, elliptisch, mit ver- 
schmälertem Munde und geradem Deckelchen oder mehr eiförmig 
mit schnabelartigem, schiefem Deckelchen. 

Nach dieser Charakteristik haben wir es eigentlich mit zwei 
Formen zu thun, welche sich durch ein gerades und ein schief 
geschnäbeltes Deckelchen unterscheiden lassen. Doch stehen sich 
die Arten so nahe, dass ich bei den vielen Uebergängen nicht 
wagte, sie auseinander zu halten. Die erste Form wird z. B. von 
Tr. Barbula Schw., die zweite Form von Tr. eylindricum m., das 
von Schimper zu seiner sehr heterogenen Gattung Didymodon 
gezogen wird. Auch kann man noch zwei Formen nach ganz- 
randigen und gezähnten Blättern unterscheiden. Zu Letzteren 
gehört das sehr typisch Tr. rosulatum m. aus dem inneren China 
mit einer Blatt-Rosette, wie bei Bryum roseum. 

Ich kenne von dieser Form nur folgende europäische Arten: 
Tr. Barbula Schw., Tr. anomalum Schpr. (vielleicht doch besser 
eine Barbula wegen des etwas spiralig gedrehten Deckelchens!), 
Tr. flexipes Br.-Eur. (eigentlich Tr. flexisetum Bruch, wie es von dem 
württembergischen Reise-Verein ehemals ausgegeben wurde), Tr. 
flavo-virens Bruch, Tr. triumphans De Not., alles Moose, welche 
dem Mittelmeergebiete angehören. Tr. littorale Mitt., bisher nur 
steril bekannt, wurde bisher nur in England, Belgien und der 


412 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Normandie gefunden, während Tr. cylindricum m. den Gebirgen eigen- 
thümlich ist. Hiervon besitzen die Vereinigten Staaten von Nord- 
amerika Nr. 2, 3, 4 und 7 der vorher genannten Moose in den 
entsprechenden Regionen. Cuba wiederholt den Typus für Westindien 
in Tr. involutum Sulliv., Tr. rivale Mitt. und Tr. rupicolum n. sp., in 
Tr. mierocarpum Guadeloupe, während ich ihn aus dem äquatorialen 
Brasilien nur in Tr. subeirrhatum Hpe. kenne. Am reichlichsten 
kommt er in Mexico vor, und zwar in Tr. hyalino-vaginatum n. sp., 
Tr. subanomalum Bescher., Tr. chlorophyllum m. und Tr. Schraderi 
n. sp. Hiergegen hat das weite Gebiet der Anden noch sehr 
wenige Arten geliefert: Tr. Andinum Sulliv. (15000 F. hoch) 
und Tr. juniperinum m. von Agapata in Peru, ferner Tr. calyp- 
tratum (Tayl. sub Didymodonte) in Ecuador. Tr. Schlimii m. von 
der Sierra Nevada von S. Martha (3500 F.) und Tr. canaliculatum 
Hpe. von der Silla de Caracas in Venezuela. Aus Argentinien 
sind mir 5 Arten bekannt geworden, und zwar Tr. plicatulum m. 
aus Entrerios, Tr. umbrosum m. aus der Pampa von Cördoba, 
Tr. acaulon m. und Tr. compactulum m. aus der Sierra de Cör- 
doba, endlich Tr. Tortella m. aus dem subtropischen Norden gegen 
Bolivia hin. — Im vollendetsten Gegensatze zu so vielen ameri- 
kanischen Arten steht Asien, d. i. durch Tr. corniculatum Schw. 
in Kamtschatka und Tr. Bombayense m. von Bombay, doch muss 
hierzu bemerkt werden, dass der Himälaya auf beträchtlichen 
Höhen noch Tr. anomalum, namentlich in Tibet, beherbergt. Von 
dem chinesischen Tr.rosulatum ist schon oben gesprochen. — Reicher 
wieder zeigt sich Afrika, wo das Capland unser Mittelmeergebiet 
vertritt durch Tr. atro-virens Rehm. in Natal. Tr. Breutelii Schpr., 
Tr. rufisetum n. sp., Tr. xanthocarpum Schpr., Tr. leiodontium 
n. sp., Tr. Vallis Gratiae Hpe. und Tr. torquescens Schpr. im 
eigentlichen Caplande. Ausserdem liefert noch Abessinien 2 Arten 
durch W. Schimper, in Tr. barbuloides Schpr. u. Tr. leptocarpum 
(Br. et Sch. sub Didymodonte). Die verwandte Flora von Leikipia, 
westlich von Kenia, besitzt Tr. Leikipiae m. — Australien endlich 
hat ebenfalls recht eigenthümliche Arten aufzuweisen: Tr. Lepto- 
theca m., Tr. rubiginosum m., Tr. cirrhatum Hpe. und Tr. calci- 
cola Hpe. auf dem australischen Festlande, Tr. albo-vaginatum 
Hpe. auf Lord Howe’s Island und Tr. insulare (Bescher. sub Didy- 
modonte) in Neu-Caledonien. 45 Arten, welchen 9 Arten der 
Synopsis Muscorum gegenüber stehen. 


3. Desmätodon Brid. Mant. Musc. p. 86 et Bryol. univ. 
I. p. 523 als Gattung; Bandzahn. Pflanzen niedrig, Pottia-artig, 
kleine oder grössere Räschen bildend; Blätter breit, mehr oder 
weniger hohl im feuchten Zustande, meist aus spatelförmigem 
Grunde eiförmig:; Blattnetz aus sechsseitigen chlorophyllösen, an 


Pottiaceae, Pottienmoose. 413 


der Basis des Blattes grösseren und ziemlich durchsichtigen Zellen 
gebildet; Rippe kielig; Frucht aufrecht oder auch geneigt. 

Als Bridel im Jahre 1819 in seiner Mantissa Muscorum 
(p. 86) dann 1826 in der Bryologie universa (I. p. 523) Desma- 
todon aufstellte, nannte er diese Arten mit Recht Barbula-artige, 
trennte sie aber, weil sie, wie schon der Name andeuten sollte, 
ein Peristom besitzen, dessen Zähne am Grunde wie durch ein 
Band verbunden seien. Ich selbst war der Erste, welcher besagtes 
Peristom als von dem des Trichostomum nicht specifisch ver- 
schieden betrachtete und deshalb die Arten 1849 in der Synopsis 
Muscorum mit dieser Gattung verband. Zehn Jahre später warf 
sie Mitten in den Muscis Indiae orientalis zusammen mit Arten 
von Barbula, Hyophila, Splachnöbryum, Trichostomum und Pottia, 
nud wieder zehn Jahre später (1869) betrachtete er in seinen 
Muscis Amer. austr. Desmatodon als eine Abtheilung seiner Syn- 
trichiae, unter welcher wir sogar Arten von Fiedleria, Pottia, Des- 
matodon, Eubarbula, Senophyllum, Hyophiladelphus, Syntrichiau.s.w. 
vereinigt finden. Juratzka verwerthet den Namen Desmatodon 
nicht nur für die echten Desmatodontes, sondern auch für die 
Barbulae cuneifoliae, murales, pungentesu.s.w. Schimper dagegen 
betrachtet den Typus als eigene Gattung, welche den Blättern nach 
den Pottia- Arten, dem Peristome nach den Trichöstomum- 
und Barbula-Arten nahe stehe. Für ihn gehören also nur die 
Arten mit breiten Blättern und weitem Blattnetze dahin: die 
europäischen Arten D. latifolius Brid., D. systylius Br.-Eur., D. cer- 
nuus Br.-Eur., D. obliquus Br.-Eur. und D. Laureri Br.-Eur., 
durchweg nur Alpenbewohner, welche auch in der alpinen Region 
Nordamerikas -wiederkehren. Es folgt hieraus eine sehr ver- 
schiedene Auffassung des Gattungsbegriffes, der mich aber nicht 
hindert, bei meiner früheren Meinung zu bleiben, welche die Des- 
matodontes mit Trichostomum verbindet. Ohne Frage vertreten 
sie in dieser Gattung die gleiche Stellung, deren sich Eubarbula 
unter Barbula erfreut. In vieler Beziehung spielen manche Arten 
ja auch sehr zu Barbula hinüber; nur fragt es sich, ob die 
Schimper’sche Auffassung nicht zu eng sei? Ich bejahe das, in- 
dem ich zugleich diejenigen Arten hierher ziehe, welche dick- 
rippige, fast fleischige, im trockenen Zustande meist beinahe 
schneckenförmig eingerollte, mehr oder minder zugespitzte oder 
durch die austretende Rippe stachelspitzige Blätter führen, wie 
Trichostomum convolutum Bruch, deren Zellgewebe im oberen 
Theile aus so viel kleineren, dichter gestellten und undurch- 
sichtigen Zellen gebildet ist. Auf diesem Standpunkte erhalten 
wir zwei besondere Gruppen: 


414 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


a. Desmatodontes pottiacei. Hierher gehören die oben 
genannten Arten, welche Schimper als eigentliche Desmatodon- 
Gattung betrachtet, und diesen kann ich noch Trichost. Thomsoni 
m. aus dem westlichen Tibet zuzählen, woselbst das schöne Moos 
bis 16000 F. Höhe von T. Thomson im südöstlichen Thale des 
Salzsees gesammelt wurde; ein Moos, das sich nicht nur durch 
grosse Blattzellen, sondern auch durch eine Blattgranne aus- 
zeichnet, welche am Grunde ebenso gezähnelt ist, wie die Blatt- 
spitze und knieförmig gebogen wird. Auch möchte ich mit Les- 
quereux Tr. Guepini m. beibehalten, das Schimper schliesslich 
zu einer Barbula erhob, die er mit Trichost. convolutum Brid. in 
eine und dieselbe Abtheilung der Barbulae erassicostatae brachte. 
Sonst kenne ich als hierher gehörig nur noch Trichost. murale 
Schpr. und Desmatodon corticolus Schpr. aus dem Hochlande von 
Abessinien, Letzteren auf den Stämmen von Euphorbia Colquall, 
sowie D. camptothecius Kdbg. aus Canada. 10 Arten. 


b. Desmatodontes convoluti. Charakteristik oben. Hier- 
von besitzt Europa nur Trichost. convolutum Brid., den Typus der 
Gruppe, und D. flavicans (Fk.), wogegen Nordamerika um fünf Arten 
reicher ist: Desmatodon arenaceus Sulliv. et Lesq., D. Garberi 
Lesq., D. Porteri James, D. plinthobius Sulliv. et Lesq., D. sub- 
torquescens C, Müll. et Kdbg. aus Canada, D. Neo-Mexicanus 
Sulliv. et Lesq., wozu noch Tr. convolutum kommt. Für Süd- 
amerika erscheint Desmat. amblyophyllus Mtge. in Chile, für Afrika 
Desmat. recurvatus m. (Barbula Hook.) im Caplande, Desmat. fusco- 
mucronatus m. an der Somali-Küste (600 m. bei Meid) und Desm. 
Bogosicus m. bei Keren im abessinischen Bogoslande (4500 F.). 
Australien endlich liefert hierzu: D. pachyneurus n. sp. und D. 
pachyneuroides n. sp. und Neu-Süd-Wales, Trichost. reflexidens 
Hpe. aus Victoria, Tr. Weymouthi n. sp. aus Tasmania und Tr. 
rubrum n. sp. aus Neuseeland (Südinsel). 17 Arten. 


4. Anacalypta (Röhl.) C. Müll. Rasen meist dicht; Stengel 
dünn und wenig getheilt; Blätter klein, zungenförmig und ab- 
gerundet-stumpf, der Regel nach sehr hohl und vor der Spitze 
kapuzenartig (folia eucullata), mit verschwindender oder kaum 
heraustretender Rippe und aus kleinen rundlichen Zellen gewebt. 
Peristom vollständig oder nur theilweise vorhanden oder auch ganz 
fehlend. 

Dieser charakteristische Typus besitzt seinen Hauptherd im 
wärmeren Amerika. Hier erscheint er für Mittelamerika in 
Trichost. Sartorii m. und Tr. obtusifolium Hpe. in Mexico, in 
Tr. hyophilaceum m. in Guatemala, in Tr. perpusillum n. sp. in 
Costarica, für das Andengebirge in Tr. Tovarense n. sp. von Venezuela, 


Pottiaceae, Pottienmoose. 415 


in Tr. erocatum Mitt. der Anden von Quito, Tr. involutum Hpe. 
auf der Cordillere von Bogotä (2800 m), in Tr. Sambacianun n. 
sp., welches auf Sambakischutte in Sa. Catharina wächst, und in 
Tr. stellatifolium (Hpe. sub Anacalypta) in Brasilien, in Tr. 
Schimperi Mtge. in Chile. Die meisten Arten hat Argentinien: im 
gemässigten Theile Tr. glauco-viride m. und Tr. microthecium m. 
in Entrerios, Tr. nudum m. und Tr. gracillimum m. in der Sierra 
de Cördoba, im subtropischen Theile in Tr. imperfectum m. an 
der bolivianischen Grenze, Tr. gymnum m. in Jujui, Tr. 
spathulato-lineare m. auf dem Nevado de Castillo, sowie in Tr. 
brunneum m. ebendaselbst und auf der Cuesta de Calderia. 
Diesen Arten gesellten sich in Uruguay Tr. ligulum n. sp., in 
Paraguay Tr. Paraguayense m. (Hyophila Bescher.) zu. Aus Afrika 
empfing ich Tr. afrum n. sp. vom Boschberge bei Somerset East 
im Caplande und Tr. apiculatum Kiaer (sub Weisia) von Madagascar, 
eine Art, deren Rippe kaum heraustritt und auf dem Rücken 
ziemlich papillös ist. Eine nacktmündige Art ist Tr. Knightii 
.Hpe. von Neuseeland, und eine letzte Art, Tr. Wildii (Brother. 
sub Barbula) von den Highfields in Queensland (1500 F. hoch ge- 
sammelt) ist nur steril bekannt. Im Ganzen genommen sind 
diese Arten Bewohner von Hochländern, in ihrer Art dasselbe, 
was die Desmatodontes pottiaoides für die Alpenregion Europas 
und Nordamerikas vorstellen. An und für sich selbst bewohnen 
sie nur das trockene Land, wodurch sie sich von den folgenden 
Arten wesentlich unterscheiden. 25 Arten. 


5. Hydrogonium C. Müll. Linnaea XL. 1876. p. 295. Als 
Wasserbewohner, gewöhnlich längere, oft incrustirte Rasen mit 
fluthenden verzweigten Stämmen bildend; Blätter länger als die 
der vorigen Gruppe, aus länglichem Grunde in eine meist lang- 
gezogene und abgestumpfte oder auch zugespitzte Lamina über- 
gehend, fast sparrig abstehend; Blattrand ganz: Blattnetz aus 
mehr sechsseitigen als rundlichen, manchmal recht lockeren Zellen 
gebildet; Rippe meist unter der Spitze verschwindend; Frucht 
(bisher nur bei Tr. tophaceum bekannt) aufrecht, eiförmig, mit 
langem, schief geschnäbeltem zartem Deckelchen. 

Indem ich Tr. tophaceum Br.-Eur. hierher als Typus ziehe, 
bemerke ich, dass selbiges durch seine vielen Formen gewisser- 
massen den Uebergang von den vorigen zu diesen Moosen bildet, 
je nachdem es eine Land- oder Wasserpflanze ist. Im ersten 
Falle schliesst es sich eng an die vorigen Moose mit kleinen 
Formen und kurzen, sehr abgestumpften Blättern; im andern Falle 
bildet es mehr oder weniger lange und incrustirte Stengel, deren 
Blätter viel länger und meist auch zugespitzt werden. Man 
kann deshalb auch zweifelhaft sein, ob man das seltsame Tuff- 


416 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


bildende Moos zu der vorigen oder zu dieser Gruppe zu ziehen 
habe. Ich ziehe das Letztere vor, weil das Moos eben zu denen 
gehört, welche kalkige Gewässer lieben, hier wie die Chara-Arten 
den sauren kohlensauren Kalk an ihren Vegetationsorganen an 
sich ziehen, ihm einen Theil seiner Kohlensäure zu eigener Er- 
nährung entziehen, den übrigen nun unlöslichen Theil als Kruste 
auf sich selbst abladen. In demselben Jahre, wo ich Hydrogonium 
aufstellte, schlug Schimper für das Moos den Namen Zygo- 
trichodon als Untergattung vor. Uebrigens erscheint die Pflanze 
nicht nur in Europa, sondern auch in Nordamerika und sogar 
auf den alpinen Höhen im westlichen Tibet. Ganz unzweifelhaft 
aber ist ein Moos hierher zu ziehen, das ich im Jahre 1878 (in 
literis) als Trichost. (Hydrogonium) mediterranneum n. sp. nannte. 
Dasselbe kommt ebenso in Südfrankreich, wie in Algerien in der 
Provinz Constantine, an feuchten Mauern und Wasserfällen vor 
und ist hier die zweite Tuff-bildende Trichostomum-Art. Eine 
Dritte hatte schon der berühmte Forscher Ehrenberg vor vielen 
Jahren auf der grossen orientalischen Reise (1820—1825) im 
Sinai-Gebirge, im Wadi Esle, an einem Bache gesammelt: Tr. 
Ehrenbergii Lrtz. (1867). Auch auf den Inseln des grünen Vor- 
gebirges erscheint der Typus in dem merkwürdigen Moose, das 
ich 1862 in der Botanischen Zeitung als Meesea Bolleana be- 
schrieb, als noch keines der fraglichen Moose von unzweifelhaftem 
Hydrogonium-Charakter bekannt war. Dr. Carl Bolle-Berlin 
entdeckte das seltsame Moos mit fluthenden Stengeln an feuchten, 
vom Wasser überrieselten Felsen am Ufer eines Baches im Thale 
Ribeira brava der Insel Sa. Nicolai im Jahre 1851, und offenbarte 
sich mir seine eigentliche Natur (Trichost. [Hydrogonium]| Bolleanum 
m.) erst 1876 durch eine fünfte Art, welche ich in der Linnaea 
Tr. fontanım m. nannte und das J. M. Hildebrandt im April 
1875 an der Somali-Küste bei Meid in der Bergregion (1200 m) 
in der Quelle Daffer, mit Splachnöbryum aquaticum m. vereint, 
unfruchtbar gesammelt hatte. Eine sechste Art beherbergt Afrika 
in Tr. afro-fontanum n. sp. (Didymodon fontanus Rehm. Coll. Nr. 82) 
im tropischen Natal auf dem Van Reenen-Passe. Zwei weitere 
Arten, die der amerikanischen Tropenregion angehören, sammelte 
Sintenis in Tr. crustaceum n. sp. auf Portorico im Urwalde bei 
Utuado an feuchten Kalkfelsen 1887 und in Tr. setifolium n. sp. 
bei Sabana, grande am Flusse Estero derselben Insel. Es ist 
merkwürdig genug, dass von diesen Arten sieben nur steril ge- 
funden wurden, woraus man auf eine gleiche Ursache in aller 
Welt schliessen darf. 8 Arten. 


6. Pyenophyllum €. Müll. in Syn. Muse. I. p. 567. Rasen 
meist dicht; Pflanzen gewöhnlich starr; Blätter mehr oder weniger 


Pottiaceae, Pottienmoose, 417 


schmal, steif aufrecht oder kraus, kielig-hohl, überall aus kleinen 
rundlichen oder auch manchmal quadratischen Zellen gewebt. 

Diese Abtheilung entspricht etwa den Senophyllum-Arten 
von Barbula und ist über die ganze Erde zerstreut; doch so, dass 
grosse Lücken zwischen den einzelnen Arten zum Vorscheine 
kommen. Entsprechend dieser weiten Verbreitung zerfallen aber auch 
die Arten in ziemlich viele Gruppen, die wiederum höchst un- 
gleiche Zahlen ergeben. Einige dieser Moose erinnern durch 
etwas abgestumpfte Blätter an die Anacalyptae; doch besitzen sie 
nicht deren folia cucullato-concava und sind darum leicht von 
ihnen zu unterscheiden. 


a. Pyenophylla parvifolia. Kleine zierliche Rasen; 
Pflänzchep ebenso zierlich als zart, kurz; Blättchen sehr klein, 
im trockenen Zustande etwas gedreht über einander liegend, im 
feuchten Zustande mehr oder weniger linear-lanzettlich, aber auch 
etwas abgestumpft, am Rande nur wenig zurückgeschlagen, gern 
papillös; Frucht sehr klein, eiförmig oder cylindrisch-elliptisch, 
mit schiefem Deckelchen. 

Ich kenne von dieser Form fünf Arten, von denen drei auf 
das heisse Amerika und zwei auf Indien fallen. Letzteres gab 
das am längsten bekannte Trich. Orientale Willd. von Bengalen, 
das aber auch auf Java und den Nicobaren auftritt und als 
Barbula Indica von der Bryologia Javanica abgebildet wurde. 
Eine zweite Art ist Tr. ovatum m. (Barbula ovata Mitt.), welches 
J. D. Hooker im alpinen Nepal bei Wallanchoon auf einer Höhe 
von 14000 F. sammelte und ganz starre braune Blättchen hat. 
Auch Amerika besitzt eine längst bekannte, von Bert6ro ge- 
sammelte Art auf St. Domingo, Tr. Berteroanum m., welches 
Bridel als eigene Gattung Plaubelia tortuosa zu Ehren seines 
microscopisch geübten Assistenten Plaubel, dem Bridel den 
grössten Theil seiner Beschreibungen in der Bryologia universa 
verdanken soll, aufstellte.e Ein Name, den Mitten in seinen 
Muse. austr. amer. nochmals als Abtheilung für seine Gattung 
Tortula verbraucht und mit sieben südamerikanischen Arten be- 
legt, von denen ich nur Tr. occidentale m. (Tortula Plaubelia 
oceidentalis Mitt.) aus den peruvianischen Anden (2000 F.) kenne. 
Als letzte Art besitze ich Tr. Sartorii n. sp. von Mirador (4000 F.) 
in Mexico. Alle diese Moose gehören zu den kleinsten und zier- 
lichsten ihrer Gattung. 5 Arten. 


b. Pycnophylla grosso-reticulata. Pflänzchen sehr klein, 
fast nur gesellig neben einander, wie kleine Eubarbulae; Blätter 
im trockenen Zustande wie Hyophila-Arten zusammen gerollt, 
zungenförmig-länglich, aber kurz zugespitzt, am Rande etwas ein- 

C. Müller Hal. Genera muscorum. 27 


418 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


gerollt; Blattnetz aus grossen sechsseitigen abgerundeten Zellen 
gewebt; Frucht sehr winzig, cylindrisch,h mit kegelförmigem 
Deckelchen. 

Eine sehr eigenthümliche Form, die ich in Tr. brevicaule 
Hpe. von Java im Jahre 1849 zuerst beschrieb. Seltsamer Weise 
gesellt sich zu ihr noch eine andere Art des australischen Gebietes 
von Neu-Caledonien, nämlich Tr. Pancheri n. sp., welches Besche- 
relle in der That auch für Tr. brevicaule bestimmte, sowie noch 
eine dritte von Neuseeland: Tr. phaeum Hook. et Wils. Die 
Blätter, welche beide Arten haben, erinnern an Desmatodon; doch 
sind sie ungleich kleiner und schmal. 3 Arten. 


c. Pyenophylla hyophilacea. Pflänzchen sehr klein, 
flache Räschen bildend; Blätter im trockenen Zustande etwas ge- 
kräuselt oder einwärts gerollt, im feuchten Zustande eine Art 
ausgebreiteten Sternchens bildend, ganz wie Hyophila mit etwas 
einwärts gerollten Rändern und ziemlich kräftiger, stachelspitzig 
austretender Rippe; Blattnetz aus kleinen rundlichen, am Grunde 
des Blattes etwas helleren Zellen gewebt; Frucht klein, eylindrisch- 
eiförmig, mit langem, schiefem Deckelchen. 

Diese Form wird bisher nur von Tr. pallidisetum H. Müll. 
vertreten, einem Moose, das ich zwar zuerst auf den Muschelkalk- 
Höhen von Freiburg a. Unstrut am 1. Juni 1851 entdeckte, aber 
zu Pottia cespitosa zog. Seitdem sich jedoch dieses Moos an 
verschiedenen Punkten Deutschlands und der Schweiz constant 
zeigte, bescheide ich mich, es ebenfalls zu Trichostomum zu 
bringen. 1 Art. 


d. Pyenophylla amplexicaulia. Pflanzen niedrig und 
sehr zierlich; Blätter klein, aber aus stengelumfassendem, scheidigem 
Grunde mehr oder weniger steif aufrecht oder auch etwas ge- 
dreht: sehr schmal-lanzettlich, zugespitzt oder etwas abgestumpft; 
Blattnetz aus sehr winzigen, rundlichen Zellen gewebt; Frucht 
eiförmig oder cylindrisch, klein, mit schief geschnäbeltem Deckel. 

Diese Form ist von Mitten (Musc. a. amer. p. 45) für Tr. 
macrostegium Sulliv. von Cuba als eigene Gattung Rhamphidium 
aufgestellt worden. Ich finde jedoch keinerlei Gründe, ihm zu 
folgen, und kann das Moos eben nur hier natürlich unterbringen. 
Sonst sind alle übrigen Arten amerikanischer Abkunft. Schon 
die südlichen Ver. Staaten beherbergen eine der vorigen nahe 
verwandte Art am Mississippi in Louisiana, nämlich Tr. Mohri 
n. sp. In Mexico erscheint Tr. dieranoides Schpr., in Venezuela 
auf der Sillade Valencia, Tr. Fendleri m., in Ecuador (4000 F.) 
Tr. brevifolium Hpe. (Angströmia brevifolia Hpe. et Ltz.), in Chile 
Tr. Chilense Mtge. und Tr. laetum Kze. Diese Moose erinnern 


Pottiaceae, Pottienmoose. 419 


im Kleinen an die freilich, weit kräftigeren Arten der Abtheilung 
Anisothecium unter den Angströmia-Arten, indem ihre Blättchen 
am Grunde den Stengel scheidenartig umfassen. Der Grösse 
nach, würden die fraglichen Moose noch besser mit Dieranidium 
bei Angströmia zu vergleichen sein. 6 Arten. 


e. Pyenophylla crassinervia. Rasen kräftig, diehter oder 
lockerer; Blätter meist sehr starr, im trockenen Zustande meist 
kraus, schneckenförmig eingerollt oder doch hakenförmig gekrümmt; 
im feuchten Zustande aufrecht oder wenig zurückgeschlagen, mit 
aufrechtem, ungetheiltem Blattrande; Rippe kräftig, schwielig, in 
eine Stachelspitze austretend; Blattnetz am Grunde des Blattes 
aus quadratischen, nach oben hin immer kleineren und rundlichen 
Zellen gewebt; Frucht eiförmig oder eylindrisch, mit schief ge- 
schnäbeltem Deckelchen. 

Recht charakteristische Arten dieser Formung, welche aber 
besonders dem Mittelmeer-Gebiete zukommt, hat Europa hervor- 
gebracht: Tr. erispulum Bruch, Tr. mutabile Bruch, Tr. guest- 
phalicum m. (Tr. cuspidatum Schpr. nee Bryol. Javan.), Tr. sinu- 
osum Wils. (sub Didymodonte), Tr. brevifolium Sendtn., von denen 
nur die erste Art in Californien für Nord-Amerika erscheint. 
Dafür treten mehrere Arten im äquatorialen Amerika auf: Tr. 
Clintoni €. Mohr, Tr. vaginalis Schpr. und Tr. lamprothecium m. 
in Mexico, Tr. Quitense Hpe. (Tortula Trichost. brachydontia Mitt. 
in Sprucei Coll. No. 148) in den Anden von Quito (5000 F.), Tr. 
linealifolium m. in der Silla de Valencia in Venezuela, eine Art 
mit zwar dünner, aber für das sehr schmale Blatt dicker Rippe. 
Aus Asien kenne ich nur Tr. cuspidatum Br. Javan. auf Java 
und Tr. Japonicum n. sp. aus Niko in Japan. Die letzte mir 
bekannte Art ist Tr. mucronatum Bescher. auf Neu-Caledonien. 
t2 Arten. 


f. Pycnophylla strietifolia. Rasen ähnlich den Seno- 
phyllum-Arten unter Barbula; Blätter trocken und feucht aufrecht, 
ohne Blattscheide, mit mehr oder weniger zurückgerolltem Rande 
und. mittelmässiger Rippe, lanzettlich zugespitzt;: Blattnetz aus 
kleinen rundlichen oder wenig sechsseitigen, aber verdickten Zellen 
gewebt; Frucht eiförmig oder elliptisch, mit geschnäbeltem längerem 
oder conischem kürzerem Deckelchen. 

Hierher kann ich nur wenige Arten bringen, und die meisten 
gehören der gemässigten Zone der nördlichen Halbkugel an: Tr. 
trifarium Sm. (Didymodon luridus Hsch.), Tr. cordatum Jur. (Didy- 
modon aliorum), Tr. Lamyanum Schpr. in litt. ad Lamy (Didy- 
modon Lamyi Schpr. Syn. Muse. Eur.). Von auswärtigen Arten 
vermag ich nur Tr. crassicostatum Geh. von der östlichen Cordillere 

27% 


420 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Ecuadors (2800 m) und Tr. Kumaonum n. sp. aus dem indischen 
Kumaon, wo es Strachey bei 5000 F. Erhebung sammelte, an- 
zuführen. Denn ich bin nicht sicher, ob Tr. Mexicanum Bescher. 
(sub Didymodonte) aus Mexico ganz hierher gehört, da es durch 
folia margine erecto cellulisgue majoribus abweicht. Das Moos 
wurde zu der folgenden Gruppe überwiesen. 6 Arten. 


e. Pyenophylla cuspidata. Rasen niedrig, locker; Pflanzen 
einfach; Blätter steif aufrecht sowohl im trockenen, wie im feuchten 
Zustande, aus breitem, den halben Stengel umfassendem Grunde 
breit lanzettlich, aber in eine lange, allmählich zugespitzte, grannen- 
artige Spitze verlaufend, mit breiter flacher, auf dem Rücken sehr 
papillöser, die ganze Spitze einnehmender Rippe; Blattnetz aus 
ziemlich derben, etwas quadratischen kleinen Zellen gewebt; Kelch- 
blätter mit langem scheidigem Grunde, aus langen und locker 
gewebten Zellen gebildet; Frucht elliptisch-eiförmig, mit kurzem 
kegelförmigem Deckelchen. 

Diese eigenthümliche Form wird von Tr. strietum Bruch 
aus dem Mittelmeer-Gebiete vertreten und war Bridels Cera- 
todon chloropus, den Schimper wieder anerkannte. Ich kann 
mich trotzdem nicht hierzu verstehen, sondern betrachte das 
Moos nach wie vor als ein Trichostomum, das allerdings von 
Rechtswegen Tr. chloropus heissen müsste. Die Frucht zeigt nie 
die merkwürdigen Falten der echten Ceratodon-Arten. Ich kenne 
nur noch eine indische Art von Simla, Tr. aciphyllum n. sp., 
welche im Allgemeinen mit der europäischen übereinstimmt, und 
eine afrikanische von Madagascar, wo sie F. Sikora sammelte, 
Tr. chrysopus n. sp. 5 Arten. 


108. Streptopogon Wils. in Hook. Lond. Journ. of bot. 1851. 
p. 51. Spiralbart. 


Tracht der Syntrichiae; Peristom ebenso; nur die Mütze 
elockenförmig; Blattnetz aber aus lockeren Splachnum-artigen 
Zellen mit deutlich entwickeltem utrieulus primordialis gewebt. 
Blüthenstand monöcisch und diöcisch. 

Es war im Jahre 1846, als Taylor im London Journal of 
botany eine Barbula erythrodonta beschrieb, welche der Münz- 
meister W. Jameson in Quito auf dem Pichincha-Vulkane ge- 
sammelt und an Taylor nach London gesendet hatte. Dieses 
eigenthümliche Moos, welches ich zur Zeit der Abfassung der 
Synopsis Muscorum noch nicht kannte, erwies sich aber dem 
Bryologen Wilson später als Typus einer eigenen neuen Gattung, 
die sich durch die oben angegebenen Merkmale wesentlich von 


Pottiaceae, Pottienmoose. 421 


Barbula unterschied, nun als Streptopogon erythrodontus Wils. 
in das System eingeführt wurde. Es geschah das zu grosser 
Ueberraschung der Bryologen, weil man bis dahin gar nicht die 
Erwartung gehabt hatte, einmal ein Moos mit einem Barbula- 
Peristom eine andere Gattung bilden zu sehen. Ich selbst zweifelte 
mit Hampe auch so lange daran, bis Alexander Lindig aus 
Dresden in der Cordillere von Bogotä, dem alten Neugranada, 
dieselbe und selbst noch eine zweite Art aufgefunden und nach 
Deutschland gebracht hatte. Die Ueberraschung war für uns Beide 
um so grösser, als diese Moose ein Blattnetz zeigten, wie es die 
Splachnaceen etwa besitzen, und wir blieben länger im Zweifel 
darüber, ob besagte Moose nicht besser hierher zu ziehen seien. 
Doch der Hinblick auf die vielfache Wiederkehr der gleichen Ab- 
änderung, des Blattnetzes in verschiedenen Moosfamilien — 
Fissidens, Meesea u. s. w. —, deren Arten eine ganze Stufenleiter 
derselben Zellenform von den kleinsten bis zu den lockersten 
Maschen aufweisen, überwog alle Bedenken, die fraglichen Moose 
zu der Gruppe der Barbula-artigen Moose zu stellen. Später 
sammelten Spruce und Weir in den Hochländern der Anden 
noch einige andere Arten, so dass Mitten im Stande war, 7 Arten 
für Süd-Amerika in «den Muscis austro-americanis aufzuzählen, 
von denen freilich sein Str. mnioides oder die Barbula mnioides 
Schw. aus Chile nicht hierher, sondern wirklich zu Syntrichia 
gehört. Die von ihm aufgeführten Arten gruppirten sich in zwei 
Abtheilungen: in solche mit foliis marginatis (Str. erythrodontus, 
clavipes Mitt., Lindigii Hpe., latifolius Mitt.) und solche mit un- 
gerandeten Blättern (Str. setiferus Mitt., cavifolius Mitt.). Von diesen 
Arten kenne ich nur Str. erythrodontus und Lindigii, habe aber 
das Vergnügen, noch eine neue Art für Bolivia, Str. Calymperopsis 
n. sp., von dem berühmten französischen Reisenden Weddel bei 
Tipoami & apaloberuba gesammelt, und noch eine weitere Art für 
Mittel-Amerika, wo sie Dr. H. Polakowsky 1875 in Üostarica 
in der Provinz Alajuela auf alten Bäumen an feuchten Wald- 
stellen fand, nämlich Str. calymperoides n. sp., hinzufügen zu 
können. Sind nun die sämmtlichen angeführten Mitten’schen 
Arten gute, worüber ich kein Urtheil haben kann, so hat Amerika 
bisher aus seinen äquatorialen Hochländern acht Arten geliefert. 
Die letzten Beiden gewähren noch ein besonderes Interesse da- 
durch, dass ihre Blätter ganz so anomal gebildet sind, wie bei 
Calymperes, indem sie durch die sich lang emporschiebende dicke 
Rippe in einen langen kräftigen Hals ausgezogen werden, dessen 
Scheitel sich mit vielen Puceinia-artigen Körpern knopflörmig 
krönt. Sonderbarer Weise wiederholt sich diese merkwürdige 
Eigenthümlichkeit auf Madagascar. Denn auch diese grosse und 
von dem eigentlichen Streptopogon-Herde Amerikas so fern ge- 


49 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


legene Insel beherbergt noch mit anderen andinischen Moos-Typen, 
z. B. Str. Lindigia, ebenfalls die Gattung, und zwarin der Weise, dass 
hier genau so, wie in dem Andes-Gebirge, Arten mit normalen und 
Arten mit anomalen Blättern auftreten. Zu Letzteren gehört Str. 
Calymperes m., das von dem unglücklichen Rutenberg in dem 
Walde von Ambatondrazaka gesammelt wurde. Die Ersteren ver- 
treten Str. Rutenbergii m., mit der Vorigen an gleicher Stelle 
wachsend, und Str. Hildebrandti n. sp. aus der Provinz Imerina 
in Central-Madagascar, wo ihn der viel zu früh auf Madagascar 
verstorbene J. M. Hildebrandt bei Andrangolöaka entdeckte. 
Diese letzte Art zeichnet sich dadurch besonders aus, dass ihre 
Mütze sich mit grossen, fast stachelartigen Warzen ziemlich dicht 
bedeckt, wie man das bei Dissodon- und Eriopus-Arten gewohnt 
ist. Eine Eigenthümlichkeit, welche auch anderen amerikanischen 
Arten .zukommt, so dass Str. erythrodontus eine calyptra superne 
setulosa, Str. clavipes eine calyptra superne ramentis brevibus 
pallidis dense vestita, Str. Lindigii eine cal. vix scabra, Str. lati- 
folius und Str. setiferus eine cal. superne dense minute dentata 
tragen. Sonst stimmen alle Arten darin überein, dass ihre Früchte 
sehr oder ziemlich kurz gestielt und cylindrisch sind,. ziemlich 
lange, kegelförmige, gerade Deckel und ein purpurrothes, vielfach 
gewundenes Peristom auf langer blasser Röhre tragen. Die 
normalen Arten entwickeln lang gegrannte Blätter, welche im 
trockenen Zustande zu einer sehr schmalen Lamina zusammen- 
schrumpfen, im feuchten Zustande meist gesägte und mit einem 
limbus umzogene Ränder zeigen. Nur Str. cavifolius mit elliptisch- 
länglichen, abgestumpften und kapuzenartig-hohlen und ungerandeten 
ganzen Blättern scheint eine besondere Ausnahme zu machen. 
Auch unterscheiden sich die einzelnen Arten durch ihr Blattnetz, 
indem selbiges, mindestens nach der Blattspitze hin, nicht überall 
das gleich lockere Maschen-Gewebe ist. Ein Grund mehr, die 
Streptopogon-Arten zu den Barbula-artigen Moosen zu bringen. 
Wie sie aber auch beschaffen sein mögen, stets bilden sie wahre 
Charakter-Moose, die für ihre Region wahrhaft eigenthümliche 
Reagentien sind. Was aber ausser den genannten Arten von 
Mitten noch für die antarktischen Regionen und Australien von 
Streptopogon verzeichnet wird, ist mir sehr zweifelhaft. Will 
man aber die echten Arten natürlich gruppiren, so wird es nur 
nach folgender Eintheilung geschehen können: 


1. Calymperella €. Müll. Blätter mit anomaler, aus der 
vorgeschobenen, halsartig verlängerten Rippe gebildeten Blattspitze, 
welche sich in Puceinia-artige Körper auflöst: Str. Calymperes 
aus Madagascar, Calymperopsis aus Bolivia, Calymperoides aus 


Pottiaceae, Pottienmoose. 433 


F4 


Costarica und Str. Schenckii n. sp. aus der Serra do Pict in der 
Provinz Rio de Janeiro. 


2. Eustreptopogon C. Müll. Blätter mit normaler Spitze; 
Rippe auslaufend oder in eine mehr oder weniger lange Granne 
austretend: Str. erythrodontus, clavipes, latifolius, Lindigii, setiferus, 
cavifolius. 

Die Aehnlichkeit aller dieser Arten mit Syntrichia ist zwar 
eine sehr grosse der Tracht nach, wie Barbula mnioides am 
besten bezeugen könnte, doch ist das Blattnetz beider Typen so 
abweichend, dass man einen Streptopogon selbst steril zu unter- 
scheiden im Stande ist. Auch will mir scheinen, als ob es bei 
Streptopogon am Grunde des Blattes keine Zellen gäbe, die wie 
bei Syntrichia porös-durchbrochene Wände besitzen. 12 Arten. 


109. Willia C. Müll. n. gen. in Musc. Austro-Georgiae Willianis 
Expeditionis antarcticae Germanicae oder der Internationalen 
Polarforschung II. p. 311 (1890). 


Zu Ehren ihres Entdeckers Dr. St. Will aus Erlangen be- 
nannt. ; 

Rasen kissenförmig, locker aufschwellend, graugrün, nach der 
Tracht an gewisse Grimmia-Arten, namentlich Gr. pulvinata er- 
innernd, aber kräftiger; doch auch wieder auf Syntrichia hin- 
weisend; Blätter lose übereinander lagernd, der Form nach wie 
Syntrichia panduraeformis gestellt, nämlich breit-länglich und in 
der Mitte geigenförmig eingeschnürt, mit kurzer Spitze, deren 
Rand sich bei den oberen und den Kelchblättern wie bei Bryum 
argenteum gänzlich weiss färbt und so mehr oder weniger breit eine 
chlorophyllöse Haut darstellt; Rippe kräftig und schwielig, in ein 
langes, am Grunde bei den Kelchblättern sehr breites und flaches, hya- 
lines Haar auslaufend; Blattnetz ganz wie bei Syntrichia aus kleineren 
sechs-seitigen Zellen gewebt, von noch kleineren und dichteren Zellen 
wie gesäumt; Frucht auf kurzem Stielchen zwischen den langen, 
starren und kräftigen Kelch-Haaren eingesenkt, klein, eiförmig, 
aufrecht, im entdeckelten Zustande abgestumpft (capsula truncata), 
mit sehr breitem, aus kleinen Zellen bestehendem Ringe, welcher 
die Mündung der Frucht lange umsäumt; Deckelchen kegelförmig 
und aufrecht geschnäbelt, nicht spiralig gedreht: Peristom fehlend; 
Mütze, gross und kräftig, glockenförmi &, weit über die kleine 
Frucht hinausragend, am Grunde in breite Lappen zerschlissen, 
glatt, diekhäutig. 

Von diesem neuen und merkwürdigen Typus kenne ich bis 
Jetzt nur zwei Arten, welche der vorstehenden Charakteristik ent- 


424 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


sprechen: die W. grimmioides m., welche Dr. Will als Natur- 
forscher der deutschen Expedition nach Süd-Georgien an Felsen 
des Köppenberges am 10. Mai 1883 fruchtbar entdeckte und W. 
senilis (Bescher.) oder Grimmia senilis Bescher. vom Feuerlande. 
Dass wir es hier, trotz so wunderlicher Abweichungen in Form 
und Grösse, Frucht und Mütze von dem Barbula-Typus doch mit 
einem solchen zu thun haben, ergiebt das Blatt nach Form und 
Zellnetz ganz unzweifelhaft. Um so merkwürdiger ist nun ein 
Moos, das Hooker und Wilson unter dem Namen Schistidium 
marginatum H. et W. von dem antarktischen Kerguelens-Lande be- 
kannt machten. Dieses Moos gehört sicher nicht zu Fiedleria 
oder dem alten lamellösen Schistidium, sondern schliesst sich nach 
seiner winzigen, kurz gestielten eiförmigen und nacktmündigen 
Frucht, die von einem aufrechten geschnäbelten Deckelchen be- 
deckt ist, sowie nach seiner grossen glockenförmigen, am Grunde 
in Lappen zackig ausgeschnittenen Mütze, endlich nach dem Blatt- 
gewebe eng an Willia an, aber das Blatt hat eine gänzlich ver- 
schiedene Form. Aus verschmälertem Grunde erweitert sich die 
Lamina zu einer hohlen schmalen Fläche, deren Rand von einem 
mehr oder weniger breiten limbus umsäumt wird. Damit wird 
das folium marginatum von Willia grimmioides zu einem folium 
limbatum, im Gegensatze zu dem übrigen Blattgewebe, das mit 
jenem der oben genannten Art übereinstimmt, wenn auch die 
cellulae basilares weit lockerer gewebt sind. Dagegen läuft zwar 
die Rippe in eine kräftige braune Stachelspitze aus, bildet aber 
keinerlei Haar, so dass die Formung der Blattspitze eine völlig 
andere ist. Es widersteht mir, hierauf eine neue Gattung zu 
begründen, wo die übrigen Kennzeichen doch mit denen von Willia 
zusammenfallen, und so wage ich es denn auch, das seltsame 
Moos, das leider nur einmal von dem so entfernt liegenden 
Kerguelens-Lande kam, als zweite Art, aber als Typus einer 
zweiten Abtheilung, zu Willia zu bringen. Jedenfalls müssen 
beide Moose auseinander gehalten werden, und so kann man für 
die erste Abtheilung den Namen Euwillia, für die zweite den 
Namen Schistidiella gebrauchen, so dass wir nur von einer 
Willia (Schistidiella) marginata m. zu sprechen haben. Es ist 
anziehend, selbst auf einer so unwirthlichen Insel, wie Kerguelens- 
Land, Süd-Georgien und des Feuerlandes Insel Hoorn je eine sind, 
noch dergleichen bryologische Probleme anzutreffen. 


110. Barbula Hdw. Fundam. Musc. Il. p. 92, Bartmoos. 


Mütze halbseitig; Mundbesatz einfach: Zähne 32, einzeln stehende 
oder haarige lange Wimpern, auf niederem oder höherem, röhren- 


Pottiaceae, Pottienmoose. 435 


artigem Häutchen, ein oder mehrere Male spiralförmig um ihre 
Achse (das Säulchen) gewunden. Dieselbe spiralige Windung 
zeigen auch die Zellen des Deckelchens und der Mütze, wodurch 
diejenigen Arten, welche, wie das äusserst selten der Fall ist, 
kein Peristom haben, augenblicklich zu erkennen sind. 

So ausgezeichnet auch diese Gattung an sich dasteht, giebt 
es doch Fälle, wo ihre Arten nur schwer von Trichostomum zu 
unterscheiden sind, und ich begreife deshalb auch Mitten sehr 
wohl, der sie Beide in den Muscis austro-americanis unter dem 
gemeinsamen Namen Tortula zusammenfasst, ohne ihm beipflichten 
zu können. Der Name Tortula hätte zwar auch für unsere Barbula- 
Arten die Priorität, ich habe mich aber schon in der Synops. 
Muscorum I]. p. 595 darüber ausgesprochen, warum es besser sei, 
den Namen Barbula beizubehalten. Die Arten bevölkern, in 
deutlich verschiedene Gruppen gespalten, die ganze Erde, sie ge- 
hören mit einigen Mitgliedern wohl jeder Gegend bis zu den Alpen 
hinauf an und haben darum schon ein recht stattliches Contingent 
zu dem Heere der Moose geliefert. 


1. Catillaria C. Müll. Pflänzchen sehr winzig, gesellig 
nebeneinander, zusammengeballte Rosettchen bildend; Blättchen 
dicht übereinander liegend, löftelförmig-rund, hohl, aus sehr zarten 
grünen Häutchen bestehend, mit ungetheiltem, aufrechtem Rande; 
Rippe dünn, wie ein starrer Strich über der Mitte des Blattes 
verschwindend; Blattnetz aus winzigen rundlichen Zellen be- 
stehend; Frucht entsprechend klein, cylindrisch, sehr schmal, mit 
spiralig gewundener Mütze. 

Ich gründe diese Abtheilung auf eine Art, welche die Herren 
Bernouilli und Cario in Nr. 127 ihres Herbarium Guatemalense 
ausgaben und welche von Schimper Barbula pellata genannt 
wurde, ohne dass ich anzugeben vermöchte, worauf sich dieser 
Trivialname beziehen soll. Ich selbst habe leider keine Gelegenheit 
gehabt, eine vollständige Frucht zu untersuchen, mussaberSchimper 
wohl beistimmen, dass er sie zu Barbula bringt, weil die Mütze 
wirklich deutlich spiralig in ihrem Zellnetze gedreht ist. Sonst 
weiss ich sehr wohl, dass das niedliche Moos grosse Aehnlichkeit 
mit Trichostomum (Anacalypta) obtusifolium Hpe. aus Mexico hat. 
Ich selbst kann die Sache nicht entscheiden, so möge es späteren 
Beobachtungen vorbehalten bleiben. 1 Art. 


2. Hyophiladelphus C. Müll. Syn. Musc. I. p. 604. 
Pflanzen schmal und niedrig; Blätter einwärts gerollt, am Rande 
aufrecht, mehr oder weniger spatelförmig, ziemlich flach lanzettlich 
oder auch etwas abgestumpft, am Grunde aus grösseren Zellen, 
nach der Spitze zu aus kleinen, mehr oder weniger dunklen, kaum 


426 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


papillösen Zellen gewebt; Rippe ziemlich kräftig, oft in eine 
Stachelspitze austretend. 

In der Syn. Muse. kannte ich nur 4 hierher gehörige Arten, 
deren Typus die Barbula agraria Sw. war, die man in einem 
srossen Theile des äquatorialen, namentlich des westindischen 
Amerikas findet. Heute kann ich wenigstens 10 Arten aufzählen, 
von denen B. Raui Aust. von Rev. E. A. Rau noch bei Bethlehem 
in Pennsylvanien, später von Bechtold in Texas entdeckt wurde. 
Ob auch B. Donnellii Lesq. aus Florida hierher gehört, weiss ich 
nicht; dagegen, dass auch B. agraria Sw. schon in Florida auf- 
tritt. Auf Cuba sammelte Charles Wright noch B. cucullatula 
n. sp. (B. linearis Sulliv. in Wright. Muse. Cubens. Nr. 29) und 
bei Quito Jameson B. subacaulis n. sp. In Guatemala entdeckten 
die Herren Bernouilli und Cario (Coll. Nr. 101) B. subagraria 
n. sp. Für Indien kamen von den Philippinen B. Micholitzii- 
Brother., von Java B. inflexa Dub. und B. calymperifolia m. 
oder die B. Javanica Dz. et Mb., von Birma B. hyophiloidea n. sp., 
B. selenocarpa n. sp. und B. marginatula n. sp., von Bengalen 
B. Kurzii m. und von Boronga Island der Arracanen B. Boron- 
gensis Hpe., Letztere durch Sulpiz Kurz. Sonst besitze ich nur 
noch B. leucochlora m. und B. cuspidatissima m. von dem Green 
Mount auf der Insel Ascension. 14 Arten. 

Wie schon der Sections-Name andeuten soll, vertreten diese 
Arten die Hyophila-Form von Pottia, indem sich die stets un- 
getheilten Blattränder nach innen zusammen und in der Feuchtig- 
keit wieder auseinander rollen. Ihre Zahl ist aber sicher weit 
grösser, als hier vorliegt. Wie es scheint, flüchten sie sich, gleich 
B. muralis, am liebsten an Mauern und dergleichen Unterlagen. 


3. Eubarbula C. Müll. Syn. Muse. I. p. 623. Pflanzen 
niedrig, in lockere Rasen zusammengedrängt, den Pottia-Arten 
vergleichbar; Blätter aus mehr oder weniger locker gewebtem 
Grunde meist spatelartig-eiförmig, ganzrandig oder selten gezähnt, 
nach oben hin aus kleineren aber sechsseitigen, häufig papillösen 
Zellen gewebt, welche sich durch einen Saum dichterer Zellen 
oder einen limbus gern zu umgeben pflegen. Frucht wie bei den 
Vorigen eiförmig oder eylindrisch, mit kegelförmigem Deckel und 
meist breitem Ringe. 

Diese Form ist über die ganze Erde verbreitet und spaltet 
sich deshalb auch in verschiedene Gruppen, welche mehr oder 
minder scharf neben einander stehen und an Zahl sehr ungleich 
sind. Wo diese Moose auftreten, pflegen sie Charaktere der Land- 
schaft zu sein; um so mehr, als sie besonders die Nähe des 
Menschen, seine Bauwerke und Ruinen lieben, an denen sie sich 
gern ansiedeln um farbiges Leben zu geben. 


Pottiaceae, Pottienmoose, 427 


a. Eubarbulae mniifoliae. Blätter aus spatelförmig ver- 
engtem Grunde eiförmig, an der Spitze aber abgerundet und etwas 
schneppenförmig gefaltet, überall mit einem wirklichen limbus 
umgeben, wie bei Mnium; Blattnetz am Grunde aus lockeren, nach 
oben aus dichteren, aber deutlichen sechsseitigen Zellen gebildet; 
Rippe dünn, wie der limbus, vor der Spitze abgebrochen. 

Eine merkwürdig hübsche Form, deren Blätter deutlich an 
Mniadelphus oder Daltonia erinnern, hat sie bisher doch nur zwei 
Arten geliefert. Die eine ist B. mniifolia Sulliv. von Cuba, wo 
sie auf schattigen Ufern wächst, die andere B. rubro-limbata n. sp. 
(B. mniifolia Mitt. in Spruce. Coll. No. 153) von Tarapotö in den 
peruanischen Anden (2000 F.), wo sie auf überrieselten Ufern 
lebt. 2 Arten. 


# 

b. Eubarbulae amplexae. Ganz wie Vorige und diesen 
äusserst nahe stehend, aber die abgerundeten oder doch nur ab- 
gestumpft zugespitzten Blätter ohne limbus, dagegen am unteren 
Rande zurückgerollt, am oberen papillös; Blattnetz aus zweierlei 
Zellen bestehend, von denen die randlichen, als die grösseren sechs- 
seitigen, einen lichten breiten Saum bilden, die inneren kleiner, 
undurchsichtiger und punktirt-papillös sind; Rippe vor der Spitze 
verschwindend. 

Auch diese Form ist eine bemerkenswerthe, kann aber mit 
der Vorigen, obwohl sie ihr sehr nahe steht, nicht verwechselt 
werden. Ich kenne von ihr nur B. amplexa Lesquer., welche der 
deutsche Einwanderer H. Bolander an nassen Abhängen der Bay 
von San Francisco in Californien entdeckte, ferner B. carnifolia 
C. Müll. et Kdbeg. und B. subcarnifolia C. Müll. et Kdbg., welche 
Macoun in dem verwandten Britischen Columbien und in Canada 
sammelte. 3 Arten. 


c. Eubarbulae serrulatae. Blätter mit ziemlich breitem, 
Limbus-artigem Saum, welcher nach der Spitze hin zart, aber 
scharf gesägt ist; Blattzellen deutlich sechsseitig; Rippe auslaufend 
oder in eine kurze Spitze austretend. 

Hierher gehört B. Kunzeana m. von Antuco in Chile, B. 
Spruceana Hpe. von San Gabriel am Rio Negro im tropischen 
Brasilien, von wo sie Spruce unter Nr. 157 als Hyophila Tor- 
tula vertheilte, und B. densifolia Hook. et Wils. von den Falk- 
land-Inseln. Diese Moose erinnern durch ihre gesägt-gesäumten 
Blätter an die Serridium-Arten unter Fissidens und haben sonst 
unter ihres Gleichen kein Analogon. 3 Arten. 


d. Eubarbulae cuneifoliae. Pflanzen in breiteren Rasen 
gesellig verbündet, niedrig; Blätter kleine Rosetten bildend, mit 


498 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


meist aufrechtem, ganzem Rande; Blattnetz häutig aus ziemlich 
grossen sechsseitigen, weichen, chlorophyllösen Maschen gewebt, 
am Rande gern durch eine Schicht kleinerer oder doch mehr aus- 
geprägter Zellen umsäumt; Rippe dünn, in der Regel vor der 
Spitze endend, seltener in eine kurze Spitze, noch seltener in 
eine längere, aber nicht hyaline Granne ausgedehnt. 

Sämmtliche Arten gehören dem Mittelmeer-Gebiete im weite- 
sten Sinne an und gruppiren sich mehr oder weniger um B. 
cuneifolia Dicks., welche auch, wie so manches andere Mittelmeer- 
Moos, in Californien wieder auftritt. Es sind: B. Vahliana Schultz. 
(B. oblongifolia Wils.), B. perlimbata Geh. von Madeira, B. mar- 
ginata Bruch und B. Solmsii Schpr., Letztere aus Portugal, Vor- 
letzte im ganzen Gebiete, sowie nach Lesquereux ebenfalls in 
Californien, aber auch in Washington und Virginien. Von diesen 
eleganten Moosen ist bisher nur B. cuneifolia in der deutschen 
Flora am Hunsrück von Herpell entdeckt worden. Am besten 
ist auch B. Egelingi Schlieph. aus Tennessee als Verwandte von 
B. marginata hierher zu ziehen. B. transcaspica Brother. aus der 
transcaspischen Steppe hat Blätter mit etwas umgeschlagenem 
Rande ohne Saum. 7 Arten. 


e. Eubarbulae pungentes. Pflanzen z. Th. kräftig, z. Th. 
klein und unbedeutend, alle aber durch kräftige dicke Rippen 
der Blätter ausgezeichnet; Blätter durchweg länglich, zugespitzt 
und durch die austretende Rippe in eine starre dicke Spitze aus- 
laufend, im trocknen Zustande und gern auch im feuchten ge- 
kräuselt, am Grunde mit lockerem, nach der Spitze hin mit 
engerem, häufig fleischigem Zellgewebe; Blattrand aufrecht oder 
hier und da etwas zurückgeschlagen, auf keinen Fall nach Art 
der Eubarbulae murales einen dicken Saum durch umgeschlagene 
Ränder bildend. 

Nach der äusseren Tracht schliessen sich die kräftigeren 
Arten an B. subulata an, und hierin folgen ihr B. inermis Mtge. 
und B. mucronifolia Schw., die schon in ihrem Trivial-Namen ihren 
Charakter angiebt. An sie schliesst sich auch B. Brandisi m. aus 
dem nordwestlichen Himalaya. Diese beiden Arten vertreten die 
kräftigere Gruppe, alle übrigen die zartere. So B. Bolanderi Lesgq. 
in Californien, B. contorta Hpe. in Chile, B. porphyreoneura m. 
von Ker6n in Abessinien (4500 F.), B. afro-inermis n. sp. und B. 
longipedunculata m. aus dem Caplande, B. erassinervia Tayl. aus 
der australischen Provinz Victoria (B. Sullivaniana m. in schedulis). 
Vielleicht wäre es besser gewesen, beide Gruppen von einander 
zu trennen, indess werden sie doch mittelst der dicken stachel- 
spitzigen Rippe auch zusammengehalten. 10 Arten. 


Pottiaceae, Pottienmoose. 439 


f. Eubarbulae murales. Pflanzen in kurze Rasen zu- 
sammengedrängt; Blätter gern spiralig, im trockenen Zustande ge- 
dreht, aus spatelförmigem lockerem Grunde meist abgerundet, ei- 
förmig und durch die austretende stielrunde Rippe mit einer ge- 
wöhnlich hyalinen, mehr oder minder verlängerten Granne ge- 
schmückt;: Blattrand entweder ganz oder theilweise umgerollt, 
ungetheilt. 

Der Typus dieser Form ist unsere gemeine B. muralis Tim.; 
ein Moos, das der Europäer nach allen Welttheilen verschleppt 
hat, so dass es sich den verschiedensten Verhältnissen anbequemte 
und deshalb nicht unbedeutend varürt. Eine der merkwürdigsten 
Abarten ist Schimper’s var. obcordata des Mittelmeer-Gebietes, 
indem selbige ihre Blattspitze in zwei abgerundete Lappen spaltet 
und auch sonst ein so zartes Blattnetz entwickelt, dass man sie 
fast als eigene Art betrachten möchte, welche unter Eubarbula nur in 
B. emarginata Dz. et Mb. aus Japan ihres Gleichen findet. Eine 
der B. muralis sehr nahe stehende, bisher aber nicht beachtete 
Art ist B. marginans n. sp. aus Sardinien. Dort wurde sie von 
Fr. Müller, welcher als Apotheker zu Schneeberg im Erzgebirge 
starb, gesammelt, um von Bruch als B. Vahliana bestimmt zu 
werden, unter welchem Namen sie mir der Entdecker sendete. 
Sie weicht augenblicklich durch einen wirklichen Saum anders 
organisirter Zellen am Blattrande ab, wie man ihn z. B. bei B. 
marginata kennt. Eine dritte europäische Art, B. canescens Bruch, 
gehört ebenfalls mehr dem Süden an. Aus Asien kenne ich nur 
vier eigenthümliche Arten: die schon genannte B. emarginata Dz. 
et Mb., B. caucasica Ldbg. vom Kura im Caucasus und B. lepto- 
pyxis m. von der Tschuktschen .Halbinsel; eine Art, welche hier 
etwas vereinzelt durch Blatt- und Fruchtbau dasteht, endlich B. 
Solomensis Broth. aus der chinesischen Provinz Kansu, wo sie 
Potanin am Solomo fand. Reicher ist Amerika durch B. rotundo- 
emarginata C. Müll. et Kdbg. im Britischen Columbien, B. bre- 
vipes Lesquer. in Californien, B. Annulus m., B. leptothrix n. sp. 
und B. streptostega n. sp. aus dem Staate Buenos-Aires in 
Argentinien, B. Berteroana m. von Quillota in Chile und B. muri- 
cola m. aus dem tropischen und subtropischen Brasilien. Für 
Afrika kann ich nur B. torquescens Schpr.”), B. torquatifolia Geh. 
und chrysoblasta n. sp. aus dem Caplande, für Australien nur 
B. austro-muralis n. sp. und B. nano-subulata n. sp., Beide aus 
der Gegend von Sydney, und B. elaphrotricha n. sp. von Tasmania 
anführen. Ueberhaupt kann ich nicht glauben, dass der fragliche 
Typus nur durch so wenige Arten vertreten sei, und es ist nicht 


*) B. Mauchii Rehm. Coll. Muse. Cap. No. 109. 


430 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


unwahrscheinlich, dass viele Moose für B. muralis gehalten werden, 
ie es nicht sind. 19 Arten. 

Von diesen Arten weichen nun einige Andere durch ihre 
Grösse ab, von welchen B. subulata Hdw. der Typus ist. Ich 
sehe aber darin keinen Grund, diese Gruppe als Barbulae subu- 
latae anders abzuscheiden, wie nur als eine Abart. Es sind noch 
B. mucronifolia Schw. und B. inermis Mtge. Alle drei Arten 
bringen den Typus auf seine höchste Höhe. 


4. Arsyrobarbula C. Müll. Syn. Musc. I. p. 597. Cros- 
sidium Jur. Laubmoos-Flora p. 127 als Gattung. Tracht der 
Vorigen; Blätter aufrecht, breit-eiförmig, am Grunde nicht scheidig, 
am Rande aufrecht oder zurückgerollt, an der Spitze ohne 
Chlorophyll und darum hyalin, meist durch ein wasserhelles Haar 
gekrönt, aber auch haarlos, doch wie alle übrigen Arten mit einer. 
lamellösen Rippe versehen, welche nicht immer ausläuft. 

Als ich die Section Argyrobarbula aufstellte, kannte man 
nur zwei echte Arten derselben: B. membranifolia Hook. und B. 
chloronotos Brid.; zwei Moose des Mittelmeer-Gebietes, welche 
über und über mit wasserhellen Haaren bedeckt, den Namen Argyro- 
barbula (Silber-Bartmoos) rechtfertigten. Seitdem aber sind noch 
ein paar andere Arten hinzugekommen, welche das Gegentheil 
davon zeigen, aber durch die lamellösen Rippen mit den ge- 
nannten Arten eng verbunden werden. In Folge dessen sollte der 
Name als hinfällig gestrichen werden, nichtsdestoweniger behalte 
ich ihn als geschichtlich berechtigt bei und classificire die Arten 
wie folgt: 

a. Argyrobarbulae genuinae. Blätter mit wasserheller 
Haar- und Blattspitze; Rippe mit einer Byssus-artigen Masse bedeckt. 

Das sind die ersten Silber-Bartmoose, wie sie vor 40 Jahren 
allein bekannt waren, wo man eben nur B. membranifolia und 
B. chloronotos zu verzeichnen hatte. Seit dieser Zeit ist eine 
Art hinzugekommen, die B. arenaria Griff. (Posth. Paper. p. 409, 
t. 103. Fig. 1) aus Afshanistan, welche Mitten, ohne sie ge- 
sehen zu haben, zu B. chloronotos (Procced. Linn. Soc. 1859. 
Suppl. p. 38) zog, die aber von B. membranifolia durch ein glattes 
Haar, von B. chloronotos durch eiförmige zugespitzte, nicht ab- 
gerundete Blätter scharf unterschieden zu sein scheint. Ueber 
allem Zweifel neu dagegen ist B. Henriei Rau, die mir der Autor 
1886 aus Salina County in Kansas, wo sie an Felsen wächst, zu- 
sendete; ein winziges Moos mit äusserst kleinen und zart ge- 
webten Blättern. 4 Arten. 


b. Argyrobarbulae cavifoliae. Blätter eiförmig und 
löffelförmig hohl, ohne hyaline Spitze, aber mit langem, hyalinem 
Haar versehen. 


Pottiaceae, Pottienmoose. 431 


e 


Diese Form wird bisher nur von B. lamellata Ldbg. ver- 
treten, welche Schimper als B. cavifolia Schpr. und Juratzka 
als Pterygoneurum lamellatum Jur. aufführen. Ein Moos, das in 
Mittel-Europa nicht selten ist, aber wegen seiner grossen Aehnlich- 
keit mit Pottia cavifolia leicht anerschen werden kann und früher 
wohl auch als peristomatische Form von Pottia cavifolia bekannt 
war. 1. Art. 


c. Argyrobarbulae spuriae. Blätter aus aufrechtem 
zartem und sehr locker gewebtem Grunde ziemlich lang, schmal- 
länglich, an der Spitze rundlich-abgestumpft; Blattrand zurück- 
gerollt; Blattnetz aus kleinen sechsseitigen Zellen gewebt, 
chlorophyllös; Rippe dicklich, nach oben mit einer chlorophyllösen, 
Byssus- -artigen Masse bedeckt, welche im Alter schwindet; Frucht 
winzig. 

Von dieser Form kenne ich nur B. Manniae m. aus Colorado; 
woselbst sie Miss Martha Mann im Mai 1886 auf Kalkboden 
sammelte. Sie vertritt unter Argyrobarbula gleichsam die Ana- 
calypta-Form. 1 Art. 


5. Aloina. C. Müll. Syn. Musc. I.p. 596. Pflanzen kurz, 
mehr gesellig als Rasen bildend; Blätter aus zarterem scheidigem 
Grunde zurückgeschlagen, fleischig, mit eingerolltem, ziemlich fest 
anliesendem Rande, in trockenem Zustande einwärts gerollt, kraus, 
sehr grün; ganzrandig; Rippe locker gewebt, breit, flach, nach 
oben durch gegliederte Fäden bedeckt; Blattspitze stachelspitzig 
oder haarförmieg. 

Schimper hat aus dieser Aloina eine Aloidella gemacht und 
selbige zu einer Unter-Gattung erhoben. Dazu liegt allerdings kein 
Grund vor, oder es müssten alle von mir aufgestellten Abtheilungen 
und Unterabtheilungen zu Gattungen und Untergattungen erhoben 
werden. An sich selbst ist die fragliche Abtheilung eine sehr natür- 
liche, die sich schon durch die derben hautartigen, länglich-lanzettlichen 
Blätter, deren nur wenige Sedum-artig übereinander liegen, aus- 
zeichnet. Das Blattnetz besteht aus verdickten, zusammengepressten 
Zellen, von fast vierseitiger Form, wie man sie etwa an den Blättern 
von Eupolytrichum gewohnt ist, und ebenso deutet die Rippe auf 
den breiten Nerven jener Moose hin. Im Allgemeinen stellt ein 
solches Blatt wirklich im Kleinen vor, was ein Aloö- oder Agave- 
Blatt im Grossen ist, und wenn es dann einmal wasserhelle Haare 
an seiner Spitze aussendet, so ist es gerade, als ob dieselben gar 
nicht zum Blatte gehören könnten. Vor 40 Jahren unterschied 
man 4 Arten europäischer Herkunft: B. rigida Schultz, B. ambigua 
Br. et Sch., B. aloides Br. et Sch. und B. brevirostris Hook. et 
Tayl., von denen die beiden Ersteren und die Letzte auch in den 


432 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Vereinigten Staaten erscheinen, ihnen kann noch B. macrerrhyncha 
Kabe. aus Canada beigesellt werden. Zu den Ersteren zog ich damals 
auch eine Art vom Caplande, welche Hornschuch in den Samm- 
lungen Drege’s als B. rigida var. pilifera bestimmt hatte. Diese 
hat sich nun als abweichend durch ihre Blattform herausgestellt 
und ich habe sie als 6. Art unter dem Namen B. Dregeana n. sp. 
in meiner Sammlung aufbewahrt. Als 7. Art ergiebt sich eine 
australische, welche D. Sullivan 1883 aus Moyston in Victoria 
sendete: B. Sullivaniana n. sp. (B. lamellosa n. sp. in schedulis). 
Sie hat die längsten Fruchtstiele bei grosser Kleinheit des Sten- 
sels mit haartragenden Blättern. Sonst kann ich nur noch be- 
merken, dass ich unter argentinischen Moosen ebenfalls Spuren 
einer Aloina antraf, obschon diese Abtheilung in Argentinien durch 
die folgende, namentlich auf den dortigen Cordilleren, ersetzt 
wird. Eine 8. Art sammelte Potanin auf Ruinen in der Mon- 
golei bei Ordos-Porobalgassum 1877, die völlig stumpfblätterige 
B. Potanini Brother. 8 Arten, welche nur eine einzige Gruppe 
bilden. 


6. Climacocaulon C. Müll. in Linnaea XLII. p. 327. Pflanzen 
den Vorigen ausserordentlich ähnlich, aber doch mehr dichte Räs- 
chen bildend, aus niedrigen, wenig-blätterigen Rosettchen bestehend; 
Blätter dicht übereinander, gleichsam Stufen erzeugend (daher der 
Name, von xAlues, scala), darum, wenn der Stengel aus vielen 
Blättern besteht, einen caulis julaceus nodulosus durch die dicht 
übereinander liegenden Blättchen entwickelnd; Blätter aus ange- 
drücktem kurzem Grunde spatelförmig-eiförmig, löftelförmig-hohl, 
vor der abgestumpften Spitze kapuzenartig (folium cucullatum) 
oder helmartig (folium galeatum); Blattrand nach innen geschlagen, 
sehr zart und meist eine weisse Haut bildend; Rippe flach, breit, 
aus lockeren Zellen erzeugt, allmählich von der Blattspitze aufge- 
löst, von einer chlorophyllösen Masse bedeckt; Blattnetz wie bei 
Aloina aus Polytrichum-artigen Blattzellen gewebt, aber manch- 
mal ziemlich weich; das Wurzelsystem, wie bei Aloina, aus ziem- 
lich kräftigen, vielfach verzweigten, weichen und hellen Fasern 
bestehend. 

Wie ich schon sagte, steht diese Abtheilung der vorigen so 
nahe, dass man sich fragen muss, ob es nicht besser sei, Beide 
mit einander zu vereinen. Dem würden die kleinsten Arten nicht 
viel entgegensetzen; wo aber die Pflanzen einen caulis julaceus 
bilden, da hört alsbald jede Aehnlichkeit auf, wie B. galeata be- 
zeugt. Hier sieht man am Stengel ein treppenartiges Aufsteigen 
der Blätter, indem dieselben mit ihrer blasig oder helmartig auf- 
getriebenen abgerundeten Spitze beträchtlicher hervorstehen und 
so den Stengel ringsum mit Stufen versehen. Diese Form ändert 


Pottiaceae, Pottienmoose. 433 


bei B. recurvipatula wesentlich ab, indem die Blätter aus halb 
umfassendem, locker gewebtem Grunde plötzlich zurück sich biegen, 
wodurch das Treppenartige verloren geht. Mithin kennen wir 
schon eine dreifache Modification von Climacocaulon: 1. eine mit 
winzigem Stengel, an welchem die Blätter Sedum-artig erscheinen 
(Climacocaulia sedifolia): B. sedifolia m. aus der Sierra de Cör- 
doba im gemässigten Argentinien und B. Catillum m. aus den sub- 
tropischen Cordilleren von Siambön und Tafi, 2. eine mit ver- 
längertem Stengel und treppenartig sich dehnenden Blättern (Clima- 
cocaulia scalaria): B. galeata m. vom alpinen Nevado de Castillo 
in den Hochgebirgen von Salta und B. cucullatifolia m. von den 
Cordilleren um Tati in Tucumän, 3. eine mit im feuchten Zustande 
zurückgeschlagenen Blättern (Climacocaulia recurvata): B. recur- 
vipatula m. aus der Sierra de Cördoba. Alle diese Arten fallen 
also auf Ärgentinien, woselbst sie Professor P. G. Lorentz 1870— 72 
sämmtlich entdeckte. Ich betone aber nochmals, dass zwar diese 
merkwürdige Form unsere Aloina im Grossen und Ganzen, da- 
selbst ersetzt, dass jedoch auch Aloina selbst von mir in Spuren 
unter anderen argentinischen Moosen gefunden wurde. 5 Arten. 


7. Amphidiopsis C. Müll. Linn. XLII. p. 332. Pflänzchen 
niedrig und zart, in lockere kleine Räschen gedrängt, einfach, 
weich, an der Spitze durch eine winzige innovirende Rosette ge- 
krönt; Blätter am Grunde des Stengels sehr zurückgeschlagen, 
nach oben dicht übereinander, klein und zart, aus spatelförmigem 
Grunde eiförmig, in eine kurze zellige Spitze auslaufend, rinnen- 
törmig, hohl und ungleichartig wellenförmig, am 'Rande nur am 
Grunde etwas zurückgeschlagen, sonst aufrecht und entfernt ge- 
zähnt; Rippe zart, bleich, zellie, auf dem Rücken schwielig, fast 
flügelartig über der Mitte abgebrochen; Blattnetz aus hellen, zarten, 
sechsseitigen, ziemlich grossen, weichen und punktirten, nach dem 
srunde hin längeren, durch eine chlorophyllöse Masse oder einen 
Primordial-Schlauch erfüllten Zellen gewebt. 

Diese Form, die zarteste aller, weicht durch ihr Blattnetz 
entschieden von den übrigen Gattungs-Verwandten ab. Dasselbe 
neigt sich mehr dem eines Zygodon Forsteri oder eines Erpodium 
zu, am meisten dem von Decodon. Erblickt man ein aufgeweichtes 
Blatt zum ersten Male unter dem Microscop, so empfängt man 
den Eindruck, als ob man es, wie etwa bei Hepaticina mit einem 
Lebermoose zu thun habe, indem sich an der Spitze des Blattes 
hier und da einige Zellen in Form von Zähnchen aus dem Blatt- 
rande hervor heben. Als ich die Abtheilung 1879 aufstellte, 
kannte ich nur eine Art, die B. amphidiifolia m. aus der Sierra 
de Cördoba im gemässigten Argentinien, beschrieb aber in der- 
selben Abhandlung noch eine zweite Art von den subtropischen 

C. Müller Hal. Genera muscorum. 28 


434 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Cordilleren Tucumäns, ohne sie als Amphidiopsis zu erkennen, nänı- 
lich B. Lorentzi m. die ich ehemals für eine Verwandte von ‚B. 
euneifolia hielt. Dies wird hierdurch corrigirt, und zwar um se 
lieber, als gerade die letzte Art als unzweifelhafte Barbula auch 
die Gattung für die erste, als noch etwas zweifelhafte Barbula, 
weil ohne Peristom beobachtete Art, bestätigt. 2 Arten. 


8. Asteriscium 0. Müll. in Linnaea XL. (1879). p. 340. 
Blätter bei einigen Arten (B. Pöppigiana u. a.) an der Spitze des 
niedrigen Stengels sternartig zusammengedrängt (daher der Name: 
Stern-Bartmoos), aus scheidigem, locker gewebtem Grunde plötzlich 
in eine mehr oder weniger zurückgeschlagene, schmale lanzettliche 
und zugespitzte lamina übergehend, im trocknen Zustande gern 
gekräuselt; Rippe dick und schwielig; Blattrand aufrecht oder 
zurückgerollt; Blattnetz am Grunde sehr durchsichtig oder zart, 
oben aus kleinen rundlich-sechsseitigen, chlorophyllösen, mehr oder 
minder undurchsichtigen Zellen gewebt. 

Das Hauptmerkmal dieser Form ist das scheidige Blatt, bei 
schmaler, fast bandartiger lamina. Durch dieses unterscheidet 
sich die Abtheilung von Senophyllum, in Verbindung mit den ge- 
kräuselten Blättern, welche sie von Tortella besitzt. Von dieser 
weicht sie aber dadurch ab, dass die zarten Zellen des scheidigen, 
Blattgrundes nicht an der oberen Blattfläche limbus-artig in die 
Höhe laufen, sondern hur die Blattbasis zieren. Auch rollt sie 
den Blattrand nicht, wie Tortella, nach innen ein. Bisher kenne 
ich die betreffenden Arten nur von Montevideo, Argentinien und 
Chile. Bald ähneln sie B. fallax oder B. pseudo-cespitosa, bald 
Trichostomum rubellum oder Tr. eylindricum. Doch geht ihre 
Tracht so über, dass es kaum gerathen ist, ihre Zahl in Gruppen 
aufzulösen. Schon 1879 deutete ich a. a. O. darauf hin, dass sich 
etwa drei Gruppen aufstellen liessen. Die Eine hat lange zuge- 
spitzte gekräuselte Blätter mit aufrechtem Rande (B. umbrosa. 
Pöppigiana), die Zweite kurze und mehr aufrechte Blätter mit 
kapuzenartig-hohlen Blattspitzen (B. leucocalyx, geniculata), die 
Dritte Blätter mit weniger entwickeltem, lockerem Scheidchen, aber 
mit stark zurückgerolltem Rande (B. uncinicoma). Im Allgemeinen 
kann man wohl über die Tracht sagen, dass sich die einzelnen 
Arten durch das Mehr oder Weniger ihrer Kräuselung, ihrer 
Länge und ihrer sternförmigen Anordnung der Blätter unter-, 
scheiden. 

Die am längsten bekannten Arten sind chilenische: B. Pöppi- 
giana m., B. graminicolor m., B. geniculata Mtge. und B. leuco- 
calyx Mtee. Die Kenntniss der argentinischen Arten gehört erst 
dder neueren Zeit an und sind dieselben: B. umbrosa m., B. un- 
cinicoma m., B. curvipes m., B. fuscula m., B. juniperoidea m., 


Pottiaceae, Pottienmoose. 435 


B. riparia .m., B. decidua m., während B. Arechavaletae n. sp. 
Montevideo bisher als einzige Art angehört. 12 Arten. 


9. Senophyllum C. Müll. Syn. Muse. I. p. 606. Pflanzen 
schlank, in iockere oder dichte Rasen  zusammengedrängt; Blätter 
aufrecht oder, namentlich in der Feuchtigkeit, beweglich zurück- 
geschlagen, starr oder gekräuselt oder spiralig gedreht, in allen 
Fällen aber schmal, gänzlich linear oder zungenförmig-linear, 
abgestumpft oder zugespitzt, lanzettlich oder stachelspitzig, 
ganzrandig oder papillös, in den seltensten Fällen gezähnt: 
Rippe dünner oder kräftiger, meist in einer tieferen Rinne ver- 
laufend, oder auch in eine kleinere (mucro) oder grössere 
(folium pungens) Stachelspitze, oder auch in eine lange tleischige 
stumpfspitzige Granne austretend, auf dem Rücken oft scharf papil- 
lös; Blattrand aufrecht oder zurückgerollt; Blattnetz aus sehr 
kleinen, rundlichen, meist dunklen, seltener eckig-rundlichen Zellen 
vewebt. 

Diese allgemeine Charakteristik dürfte alle Eigenschaften der 
hierher gehörigen Moose erschöpfen, und darum dürften Letztere 
als leicht classificirbar erscheinen. Leider verhält sich die Sache 
umgekehrt und nicht viele Moos-Gruppen haben meine Geduld so 
auf die Probe gestellt, wie das Heer der Senophylla, das mich 
Wochen lang beschäftigte, bevor ich bei der grossen Aehnlichkeit 
der Arten eine durchgreifendere Gruppirung klarer erkannte. Es 
lag nahe, eine solche nach der Form des Blattes im trockenen 
Zustande zu versuchen, also je nachdem die Blätter gekräuselt, 
gedreht oder spiralig gedreht, oder aufrecht anliegend u. s. w. er- 
schienen. Es ergab sich ‘aber bei der Kleinheit dieser Blätter 
keine rechte Brauchbarkeit und so musste denn ein anderer We« 
versucht werden, und dieser erwies sich schliesslich in der nur 
mieroscopisch zu tindenden Form des aufgeweichten Blattes, wie 
die folgenden Gruppen ergeben. 


a. Senophylla dentata. Blätter trocken schwach gedreht, 
aufgeweicht lanzettlich mit aufrechtem, in der Regel oben schwach 
sezähntem Rande. 

Hiervon kenne ich in Europa nur B. paludosa Schw., in China 
B. asperifolia m. und B. glabriuscula m. und scheide sie ab. 
weil eben diese gezähnte Blattform bei den Senophyllum-Arten so 
ausserordentlich selten ist. Unter den übrigen Verwandten wüsste 
ich ihr kaum drei Arten zur Seite zu stellen, die wenigstens an 
der äussersten Blattspitze, aber mehr durch Hervorragen von 
Papillen, eine Art minutiöser Zähnelung darbieten, nämlich B. 
cirrhulosa n. sp. vom Himalaya, B. speirostega n. sp. von Australien 
und B. pigmaea m. vom Kilima-Ndscharo. 3 Arten. 

28* 


436 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Ü 


b. Senophylla convoluta. Blätter sehr verschieden geformt, 
aber die Kelchblätter sich scheiden- oder röhrenartig um den 
Grund des Fruchtstieles schlagend und sich mit ihm über (die 
Stengelblätter erhebend. 

Diese allgemein angenommene Gruppe setzt sich nichtsdesto- 
weniger aus den verschiedenartigsten Formen zusammen und er- 
scheint, mieroscopisch betrachtet, als eine recht heterogene. Ihr 
Typus, B. convoluta Hedw., hat Blätter, welche ihn in die Gruppe 
der Senophylla revoluta stellen würden. Nach den so viel längeren 
und so viel schmäleren Blättern mit verlängerter kräftiger Stachel- 
spitze dagegen würde B. flavipes Br. Eur., früher mit Ersterer 
verwechselt, wieder in die Gruppe der Senophylla subulata ge- 
hören und damit würden zwei nahe verwandte Arten auseinander 
gerissen werden, weshalb ich die Gruppe der Senophylla convoluta 
annahm. DB. bicolor, dieses seltene und eigenthümliche Moos 
unserer Alpen, ohne einen ausgebildeten, nur in einer zarten hin 
fälligen Membran bestehenden Mundbesatz, weicht sofort wieder 
durch einen scheidenartigen, goldig gefärbten Blattgrund ab, der 
das Moos ganz eigenartig hinstellt. B. commutata Jur. endlich, 
die letzte unserer einheimischen Arten, besonders des orientalischen 
Gebietes, weicht mit ihren ziemlich robusten Blättern wieder von 
allen übrigen Verwandten ab. Ausserhalb Europas kenne ich noch 
76 Arten von ähnlicher Verschiedenheit. B. chrysopoda €. Müll. 
et Kdbg. aus dem britischen Columbia, mit abgestumpften, am 
Rande nicht zurückgerollten Blättern, ersetzt dort B. flavipes. 
B. Swartziana n. sp. von Jamaica, welche Olaf Swartz ehemals 
als B. agraria vertheilte, hat sogar zweierlei Blätter, wie die Gruppe 
der Senophylla dimorpha, halb abgestumpfte zungenförmig-lineare, 
halb stumpf zugespitzte. B. Fendleri m. von der Silla de Valen- 
cia in Venezuela hat wieder einerlei abgestumpfte, ziemlich fleischige 
Blätter, während der Kelch nur ein einziges zusammen gerolltes 
glattes Blatt besitzt. Abgestumpfte und etwas zugespitzte Blätter 
neben einem paar glatten und zugespitzten Kelchblättern besitzt 
wieder B. subretlexifolia n. sp. von Tovar in Venezuela (1800 m). 
Letzteres gilt auch von B. Rehmanni n. sp. aus dem Caplande, 
die zwar äusserlich unserer B. flavipes ungemein ähnelt, aber 
auch zweierlei abgestumpfte Blätter zeigt. Die letzten drei Arten 
gehören Australien an. Von selbigen neigt B. austro-unguiculata 
n. sp. von Double-Bay bei Sydney, trotz ihrer langen vollkommen 
röhrigen glatten Kelchblätter, durch ihre Stengelblätter ent- 
schieden zu der Gruppe der Senophylla pungentia, während ihre 
Tracht an B. unguiculata erinnert. Zu derselben Gruppe würde 
sich auch B. speirostega n. sp. aus den Blue Mountains in Neu- 
Süd-Wales stellen: ein Moos, dessen lange und schmale Blätter 
jedoch an der äussersten Blattspitze winzig gezähnelt sind, ob- 


Pottiaceae, Pottienmoose; 437 


e 


gleich seine Tracht es auf B. flavipes verweist. DB. subspiralis 
Hpe. endlich aus Gippsland, eine der kleinsten Arten ihrer Gruppe 
mit sehr kleinen, aber daneben stachelspitzigen Blättern stellt sich 
wieder an die Seite der Senophylla revoluta, während doch ihre 
abgestumpften Kelchblätter völlig ineinander gerollt sind. Aus 
Dimboola im australischen Victoria sandte mir 1892 Herr F. Reader 
in Dimboola eine unserer B. flavipes sehr ähnliche schöne Art: 
B. chrysochaete n. sp.  Ueberblickt man nun (diese verschieden 
geformten Arten, so fühlt man sich versucht, sie unter die folgenden 
Gruppen, je nach ihrer Blattform, zu vertheilen. Ich habe, aber 
schon oben gezeigt, dass hierdurch einzelne, in ihrer Tracht ganz 
ähnliche Arten auseinander gerissen werden würden, und so liegt 
die Vermuthung nahe, dass durch weitere Entdeckungen der Kreis 
vorstehender Arten noch beträchtlich sich erweitern und die ver- 
schieden "geformten Arten vorstehender Uebersicht wieder zu Typen 
innerhalb der Senophylla convoluta machen werde; zu Typen, 
welche gewissermassen mit den folgenden Gruppen, deren Kelch- 
blätter sich nicht'röhrenförmig um den Fruchtstiel schlagen, parallel 
gehen. 13 Arten. 


c. Senophylla dimorpha. . Blätter im trockenen Zustande 
aufrecht und angedrückt, gekräuselt, gewunden und in der Feuchtig- 
keit leicht beweglich, wohl manchmal auch etwas spiralig gedreht, 
kleiner oder länger, im feuchten Zustande zweiförmig, d. i. ent- 
weder die Unteren oder die Oberen abgestumpft, während die Uebrigen 
stumpf zugespitzt sind, meist fleischig und von sehr dunklem Zell- 
gewebe, auf dem Rücken der Rippe wohl auch papillös. 

Hierher kommen auch die wenigen, meist derben Arten der 
Senophylla, die sich meist bräunlich, röthlich oder purpurn, sehr 
selten bläulich färben, wie B. purpurea, brunneola, glaucescens, 
nigrescens, ferruginea, welche schon in ihren Namen ihre Färbung 
ausdrücken. Um so überraschender ist es, dass unter den übrigen 
Verwandten recht zarte grüne (B. Jooriana, B. microglottis), aber 
auch recht schmutzig gefärbte «B. dimorpha, trivialis, gregaria, 
muraria, frigida, subfallax) sich finden, während die übrigen Arten 
mehr in's Gelbliche spielen. Es wiederholt sich in diesen merk- 
würdigen Moosen der Typus von Anacalypta bei Trichostomum. 

Leider besitzen wir in Europa keine Art von ihm; dagegen 
tritt er mit 3 Arten schon im wärmeren Nord-Amerika auf: mit 
B. subfallax m. und B. purpurea m. in Californien, mit B. Jooriana 
m. in dem subtropischen Louisiana. Von da geht er nach Central- 
Amerika über mit B. lonchostega n. sp. und B. brunneola n. sp. 
in Guatemala; ebenso nach Westindien mit B. linearis Sw.. B. 
Crügeri Sond., B. microglottis n. sp. und B. Eggersiana n. sp. auf 
St. Domingo, sowie nach Brasilien mit B. gracilenta Hpe. in der 


43 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Provinz Rio de Janeiro. Auf dem Andes-Gebirge erscheint er in 
B. inundata Mitt. 7000 F. hoch auf dem Tunguragua und in B. 
inaequifolia Tavl. zwischen 9000—11000 F. auf den Anden von 
Quito, in B. frigida m. auf den höchsten Anden von Peru, 
15000 F. hoch auf torfigen Stellen der Anden von Pasco, in der 
liliputartigen B. pygmaea m. von Cochabamba in Bolivia und in 
der herrlichen B. glaucescens Hpe. 3200 m hoch in der CGordillere 
von Bogotä. In Indien finden wir ihn sowohl in der heissen 
Ganges-Niederung in B. Gangetica m. als auch auf den Höhen des 
Himalaya: in B. gregaria Mitt., B. nigrescens Mitt. und B. fer- 
ruginea Hpe. Hb. Hierher ziehe ich auch ein Moos, welches Sulpiz 
Kurz 1863 auf dem Phalloot zwischen 12—13000 F. im Sikkim- 
Himalaya sammelte und welches gänzlich ohne Peristom ist, näm- 
lich B. gymnostoma n. sp. Ich weiss sonst das Moos nirgends 
natürlicher unterzubringen, als neben B. gregaria, der es täuschend 
ähnlich ist. Auf den Philippinen trifft man den Typus in B. hyalina 
Hpe. auf der Insel Luzon und in B. muraria n. sp. bei dem Dorfe 
Galumpit. In Süd-Afrika überzieht er in B. dimorpha n. sp. bei 
Capstadt in breiten dichten Polstern das Erdreich, in B. trivialis 
n. sp. (Rehmann. Coll. No. 99) in kurzen weicheren Polsterchen 
den Boden im Oranje-Freistaat, in B. Natalensis Rehm. (Coll. 
No. 104) Anoectangium-artig in kurzen diehten Rasen die Land- 
schaft bei Durban in dem subtropischen Natal. 24 Arten. 


d. Senophylla obtuso-acuminata. Blätter kurz, aber 
kräftig, im trockenen Zustande wenig gedreht oder gekräuselt, im 
feuchten Zustande mehr oder weniger wachholderartig vom Stengel 
abstehend, _ aus ziemlich breitem eiförmigem Grunde in einen 
kürzeren und schmäleren Hals verlängert, der in der Regel einen 
aufrechten Rand besitzt, während der untere Theil des Blattes gern 
am Rande zurückgerollt ist: Rippe sehr kräftig, meist braun oder 
roth, manchmal in einer tiefen Rinne auslaufend, ohne jedoch aus 
der in der Regel dicken fleischigen, stumpflichen Blattspitze heraus 
zu treten: Blattfläche gern faltig. 

Man könnte diese Gruppe auch die Senophylla brachyphylla 
nennen. da dies sowohl auf einer ihrer Eigenthümlichkeiten, als 
auch darauf passt, dass B. brachyphylla Sulliv. aus Californien ihr 
Typus ist. Sie wiederholt durch ihre sehr kräftigen Rippen, mit 
der folgenden Gruppe vereint, die Eubarbulae pungentes. Europa 
kennt sie nicht, dagegen kommt noch im Washington-Territorium 
B. subeylindrica Brother. vor, welche Dr. Röll entdeckte. In 
Mexico wird sie von B. Orizabensis m. vertreten, welche dort an 
Mauern wächst. Sonst kenne ich für Amerika nur noch B. Schen- 
ckii Brother. aus Minas Geraös in Brasilien, B. unguiculatula m. 
aus den höheren Gebirgen des subtropischen Tucumän in Argen- 


Pottiaceae, Pottienmoose. 439 


tinien, B. grimmiacea m. im gemässigten und B. Ventanica n. sp. 
im patagonischen Argentinien. Diesem folgt das gemässigte Süd- 
Africa noch mit B. trichostomacea n. sp. von Rondebosch, B. xan- 
thocarpa. m. vom Zwartkops-Rivier, B. deserta n. sp., B. Laure- 
riana Lrtz. und B. pertorquata n. sp. von Capstadt, B. flexicaulis 
n. sp. vom Rhenocter-Rivier im Oranje-Freistaate, und B. crispi- 
folia n. sp. vom Spitzkopfe in Transvaal. Eine Art. B. subrevo- 
luta Hpe., gehört Madagascar, eine mit recht abgestumpften 
Blättern (B. Duseni n. sp.) Camerun, eine solche (B. Kaernbachii 
Broth.) Neu-Guinea an. 16 Arten. 


e. Senophylla pungentia. Blätter kräftig, wenig oder 
spiralig gedreht, auch schwach gekräuselt, im teuchten Zustande 
wachholderartig um. den Stengel abstehend, kürzer und mit 
breiterem Grunde oder auch länger mit schmälerem Grunde; Rippe 
kräftige, in eine ebenso kräftige, meist scharfe Stachelspitze aus- 
tretend; Blattrand mehr oder weniger bedeutend zurückgerollt: 
Blattnetz wie bei den vorigen Arten. 

Im Grunde genommen könnte man diese Gruppe mit der 
vorigen vereinen: «doch giebt ihren Arten die kräftig austretende 
Stachelspitze der Rippe ein so ganz anderes Aussehen, dass ich es 
vorzog, sie zu trennen. In Europa wird diese Form nur von der 
sonst recht kleinen B. Hornschuchiana Schultz vertreten, die in 
Nordamerika nicht lebt. Im Uebrigen besitzt Amerika B. pun- 
gentissima n. sp. (B. campylocarpa? Spruce Coll. Nr. 202) auf 
den Anden von Quito, B. depressa Sulliv. bei Valparaiso in Chile 
und B. declivium m. im gemässigten Argentinien. Das antarktische 
Kerguelens-Land wird von B. validinervia m. bewohnt. Aus dem 
nordwestlichen Himalaya kenne ich nur B. amplexifolia Mitt. und 
B. fuseifolia n. sp. Afrika ist reicher durch B. torquatifolia Geh. 
aus Süd-Central-Afrika, wo sie Dr. Hans Schinz 1886 in 
SO.-Ondonga sammelte, durch B. rufo-aristata n. sp., welche der 
Missionar Menyhart 1890 am mittleren Zambesi sammelte, 
ferner durch B. anoectangiacea n. sp. vom Boschberge im capischen 
Somerset East, endlich durch B. pseudo-gracilis m. aus dem 
abessinischen Bogoslande, wo sie Dr. Beccari 1870 bei Keren 
4500 F. hoch fand. Am reichsten ist Australien. Dasselbe gab 
mir: B. cylindrangia n. sp. von Ballarat, B. amoena n. sp. und 
B. acrophylla n. sp. vom Mt. William in Victoria, B. torquata 
Tayl. vom Mt. Gambier ebendaselbst und B. subtorquata Hpe. et 
C. Müll. von demselben Berge, B. chrysopus n. sp. von Tasmania. 
Für China habe ich B. trichostomifolia m. und B. flavicaulis 
anzuführen. 19 Arten. 


f. Senophylla revolutä seu mucronata. Blätter im 
trockenen Zustande mehr oder weniger gedreht oder spiralig sich 


440 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


legend, seltener dicht aufrecht, häufiger gekräuselt, im feuchten 
Zustande wachholderartig um den Stengel sich stellend; Blätter 
kurz, zungenförmig-linear, an der Spitze wie abgerundet, überall 
am Rande zurückgeschlagen, als ob das Blatt einen dicken 
fleischigen Saum habe: Rippe kräftig, straff aufrecht, auf dem 
Rücken ziemlich papillös, in eine sehr kurze Stachelspitze (mucro) 
austretend; Blattnetz mehr oder weniger fleischig, sehr undurch- 
sichtig, aus sehr kleinen rundlichen Zellen gewebt. 

Vortreffliche Beispiele dieser charakteristischen Formung sind 
unsere beiden einheimischen Arten: B. revoluta Brid. und B. un- 
guiculata Hdw., welche Letztere auch Nordamerika zukommt, das 
im Britischen Columbia B. oenea €. Müll. et Kdbg. hinzufügt. 
Von da geht die Form auch nach Mexico in B. olivacea Bescher. 
und B. spiralis Schpr. und erscheint ebenso in Guatemala für 
Mittelamerika in B. perlinearis n. sp. Noch auf bedeutenden 
Höhen erscheint sie im Anden-Gebiete für Ecuador auf dem vul- 
eanischen Imbabara (9000 bis 12000 F.) auf Trachyt als B. vulcanica 
Lrtz. und als B. replicata Tayl. an Mauern bei Banos (6000 F.) 
und Quito. In einer Höhe von 2600 m ersetzt Letztere B. apieu- 
lata Hpe. auf der Cordillere von Bogota (Neu Granada). Im ‚sub- 
tropischen Argentinien sitzt dafür B. tortelloides m. mit ge- 
kräuselten und B. alpicola n. sp. als dortige B. unguiculata mit 
wenig gedrehten Blättern auf den Cordilleren Tucumans und selbst 
auf der Sierra de Cördoba im gemässigten Argentinien erscheinen 
B. perrevoluta m. und B. perpusilla m., die ich ehemals zu Syn- 
trichia mit Unrecht zog, als vollendete Stellvertreterin unserer B. revo- 
luta. Sonst kenne ich noch aus dem heissen Indien B. consanguinea 
Mitt. von Ceylon, ferner eine zwergige Art mit sehr kurzen Frucht- 
stielen, welche an Mauern von Singapore wächst: B. thelimitria 
n. sp. mit sehr zart papillöser Mütze. Ihr höchst ähnlich ist auch 
B. murina n. sp. mit kürzeren Anacalypta-artigen Blättchen, 
welche ebenfalls an Mauern bei Singapore wächst. Aus dem süd- 
afrikanischen Transvaal besitze ich B. acutata n.sp., vom Zambesi: 
B. afro-unguieulata n. sp., sowie aus Neucaledonien B. furvo- 
fusca n. sp., B. Novae Caledoniae n. sp. und B. dissita n. sp. 
Aus Victoria in Australien sendete mir Herr Reader 1892 eine 
Art (B. austro-unguiculata n. sp.), welche schon durch ihren 
Namen andeutet, dass sie eine nahe Verwandte unserer B. un- 
guiculata ist. Sie wächst um Melbourne und weicht schon durch 
ein viel gröberes Zellnetz ab. Im den -Sandsteppen Sibiriens 
sammelte Dr. Martianoff 1888 B. campicola Broth., im Caucasus 
Dr. Brotherus B. Lindbergi Kdbe. hinzu. 24 Arten. 


g. Senophylla carneo-subulata. Blätter aufrecht, ge- 
kräuselt oder auch etwas gedreht, in der Feuchtiekeit leicht be- 


Pottiaceae, Pottienmoose. 441 


weglich, schmal linear mit aufrechtem, oder an der unteren Hälfte 
wenig zurückgeschlagenem Rande; Rippe dünn, aber in eine mehr 
oder weniger lange fleischige, starre oder gebogene pfriemliche 
Spitze, welche sie gänzlich ausfüllt, grannenartig ausgedehnt. 

Eine sehr charakteristische Form durch die sonderbare Blatt- 
spitze, wie sie in dieser Weise nur noch selten, 'z. B. bei Macro- 
mitrium sarcotrichum, vorkommt. Sie wird am leichtesten durch 
Betrachtung der Blätter von B. gracilis oder B. mobilis erkannt 
und kann nicht mit der Form der Barbulae pungentiae verwechselt 
werden. Wohl aber wäre dies möglich mit Arten der folgenden 
letzten Gruppe, welche die Arten mit linearischen Blättern be- 
schliesst, z. B. mit B. protracta, subulatula, horridifolia u. a., bei 
denen die Blattspitzen ebenfalls sehr lang und dünn ausgezogen 
sind. Dann aber wird man bei genauerer Betrachtung stets 
finden, dass die Rippe nicht die ganze Spitze, am wenigsten 
fleischig erfüllt, oder dass die äusserste Spitze, welche bei der 
vorliegenden Gruppe immer ganzrandig bleibt, bei den meisten 
Arten sehr zart gezähnelt ist. Uebrigens pflegen nicht immer sämmt- 
liche Blätter, sondern nur die obersten oder, wie bei B. graeilis, die 
Kelchblätter die fragliche Eigenschaft an sich zu tragen. 

Von unseren einheimischen Senophyllum-Arten schliessen sich 
deutlich an: B. vinealis Brid., B. gracilis Schw., B. viridis Schpr. 
und B. icmadophila Br.-Eur., von denen die ersten Beiden auch in 
Nordamerika wohnen. Ueberhaupt kommen die meisten Arten auf 
die Neue Welt. Hier erscheinen in den pacifischen Regionen 
Nordamerikas die der B. vinealis sehr nahe stehende B. eylindrica 
Libg. und B. subicmadophila ©. Müll et Kdbeg., eine nahe Ver- 
wandte, die unter gleichen Verhältnissen lebt. Mexico gab B. 
graciliformis Schpr. 11000 F. hoch auf dem EI Pelado bei Sem- 
praltepec, B. trachitica n. sp. 4500 F. hoch auf vulkanischem 
Tuffe bei Huatusco, B. teretiuscula Schpr., welche etwas vom 
Typus durch breitere Blätter abweicht, auf dem Orizaba, B. 
flaccidiseta Lrtz., deren sämmtliche Blätter in eine lange flexile 
Pfriemenspitze auslaufen, an Mauern bei Mexico, B. pygmaeo- 
gracilis n. sp. etwa 4000 F. hoch bei Mirador. Aus Costarica 
brachte Dr. H. Polakowsky B. brachyblepharis n. sp. von Ab- 
hängen der Provinz San Jose nach Europa, während die Herren 
Bernouilli und Cario aus Guatemala B. stietidens n. sp. von 
der Laguna del Pinar und B. lagunicola n. sp. von der Laguna 
del Pino, Godman uml Salvin B. Godmanianan.sp. vom Vulcan 
de Fuego in Guatemala einführten. An Mittelamerika schliesst 
sich auch das Anden-System an mit: B. campylocarpa Tayl. au 
Höhen von 10000 F. und B. rectifolia Tayl. auf Höhen von 
9000 F. in den Anden von Quito, B. Novogranatensis Hpe. in 
der Cordillere von Bogotä auf Höhen von 2500 m, B. stenocarpa 


442 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Hpe. auf Höhen von 2800 m, B. pallescens n. sp. (B. Novograna- 
tensis, B. teretiuscula Hpe.) auf Höhen von 3200 m und B. mobilis 
m. auf den Höhen der Silla de Valencia in Venezuela. Von den 
Anden steigt die Form südlich in die subtropischen Cordilleren 
Argentiniens: so in B. peruana m. in Tucuman, woran sich auch 
die Cordilleren Chiles knüpfen mit B. fusca m. von Talcahuano 
und B. rubricaulis n. sp. in Valdivia. Africa hat erst drei Arten 
geliefert: B. Sickenbergeri n. sp. aus Aegypten, B. Somaliae m. 
von der Somäli-Küste, bei 1800 m. und B. dioritica m. von der 
höchsten Spitze des Erkauit am Rothen Meer (5164 F.). Asien 
sab bisher B. propagulifera Brother. aus den sibirischen Sand- 
steppen und B. Prschawalzkii Brother. vom Kuen-lün, wo sie der 
berühmte Reisende in einer Höhe von 10000 F. auf feuchten 
Alpenwiesen antraf. In dem nordwestlichen Himalaya aber 
sammelte J. F. Duthie innerhalb einer Region von 6000 bis 
8000 F. B. horricomis n. sp., B. flagelligera n. sp., B. sarco- 
tricha n. sp. und B. capillifolia n. sp. Aus dem innern China 
(Schensi) kenne ich: B. altipes, ellipsithecia, faleifolia, rigidicaulis, 
ferrinervis, defossa, tectorum, Schensiana, die ich zuerst beschrieben 
habe. Australien endlich gab B. Australasiae Hook. et Grev. in 
Tasmania und Victoria. 34 Arten. 


h. Senophylla canaliculato-subulata. Blätter im tro- 
ckenen Zustande meist gekräuselt, seltener aufrecht oder spiralig 
gedreht, sehr schmal linearisch, bei entsprechender Länge in der 
Feuchtigkeit höchst beweglich und gern auch zurückgeschlagen, 
in der Regel rinnenförmig-hohl, dann an der nicht selten winzig 
sezähnelten und etwas einwärts gebogenen Spitze etwas kapuzen- 
förmig-hohl: Blattrand in der oberen Hälfte fast durchweg auf- 
recht, in der unteren nur wenig zurückgeschlagen oder ebenfalls 
aufrecht; Rippe dünn und auslaufend, aber niemals die ganze 
Spitze ausfüllend, dafür jedoch oft eine ziemlich lange Pfriemen- 
spitze bildend. 

Es ist gar kein Zweifel, dass die hierher gehörigen Moose 
von den Vorigen, mit denen sie nahe verwandt sind, geschieden 
werden müssen, indem ihre Rippe nicht in eine fleischige, die 
ganze Spitze des Blattes erfüllende Granne ausläuft. Aber eben 
so richtig ist, dass man leicht in die Versuchung kommt, beide 
Formen mit einander zu verwechseln; namentlich bei solchen 
Arten, deren Blattnetz aus dunkleren winzigen Zellen besteht, 
wogegen die: Arten mit mehr einwärts gebogener und kapuzen- 
törmig-hohler Spitze in der Regel ein Blattnetz mit deutlichen 
rundlichen Zellen besitzen. Von den einheimischen Arten gehören 
hierher: B. rigidula Milde, B. recurvifolia' Schpr., B. fallax Hdw.., 
B. insidiosa Jur. et Milde und B. eylindriea Schpr., von denen 


Pottiaceae, Pottienmoose. 443 


nur die vorletzte Art Nordamerika nicht zukommt. Dagegen be- 
sitzt dieses eine ganze Reihe von Arten, die wiederum nicht in 
Europa wohnen: B. cancellata m. in Texas, B. artocarpa Lesquer., 
B. virescens Lesquer. und B. flexifolia Hpe. in Californien, endlich 
B. elata Mtge., ebenfalls in Californien, aber auch in Italien und 
Algerien, B. sparsidens C. Müll. et Kdbg. im britischen Columbien, 
eine der kleinsten Arten, deren Mundbesatz gänzlich auseinander 
tritt. Diesen schliessen sich noch folgende Arten an, welche 
J. Macoun im britischen Columbien ebenfalls sammelte und die 
ich mit Kindberg im Sommer 1890 bestimmte: B. subgracilis, 
eircinatula, horridifolia, tortellifolia, robustifolia und melanocarpa. 
Aus Mexico besitzt meine Sammlung drei Arten: B. erythropoda 
Schpr., B. leptocarpa Bescher. und B. subspicata Schpr., sämmt- 
lich vom Orizaba. Aus Westindien hat bisher nur Cuba drei 
Arten geliefert: B. obscura Sulliv., B. subulifolia Sulliv. und B. 
Sullivanti n. sp. (B. graeilis Sulliv. in Ch. Wright. Coll. No. 27). 
Im Gebiete der Anden fanden sich hierzu: B. subulatula n. sp. 
(B. subulifolia Mitt. M. a. a. ex parte) 6000 F. hoch auf «dem 
Tunguragua in den Gebirgen von Quito, B. laevigata Mitt. 11000 F. 
hoch auf dem Cordovasto und 10000 F. hoch auf dem Chimborazo, 
B. protracta n. sp. (B. subulifolia Mitt. 1. ec. ex parte) 1200 F. 
hoch am Bombonasa-Flusse und B. cerispula Hpe. 6000 F. hoch 
zu Banos (Spruce Coll. No. 186), sämmtlich in Eenador. Auf 
den Anden Perus sammelte Spruce (Coll. No. 168) B. Mitteniana -» 
n. sp. (B. Crügeri Mitt. 1. ec.) zu Tarapoto, Mandon zu Gwuaylla 
patunca im Hochlande von Bolivia B. tristis Hpe. Hb. (B. fusca 
Schpr.). Endlich brachte Alexander Lindig aus Neu-Granada 
B. decolorans Hpe. aus einer Höhe von 3100 m nach Europa. 
Schliesslich betheiligte sich noch Argentinien an der Ausbeute durch: 
B. lonchodonta m. aus der Sierra de Cördoba, B. plebeja m. aus Entre- 
rios und B. anastomosans m. aus der subtropischen Provinz Jujui. — 
Diesen 21 rein amerikanischen Arten stehen nur wenige asiatische 
gegenüber, die sämmtlich auf Indien fallen: im Himalaya B. dieranel- 
loides n. sp., B. cirrhulosa n. sp.. B. horridifolia n. sp., B. subcomosa 
n. sp., B. rufescens Mitt. und B. comosa Dz. et Mb.. die aber auch 
Amboina angehört. Aus Birma kenne ich B. acutissima Hpe, Hb., 
aus Binsar (8000 F. hoch) B. erythrorrhiza Hpe. et ©. Müll. Hb. 
Wahrscheinlich gehören auch B. gracilenta Mitt., B. subpellucida 
Mitt.. B. asperifolia Mitt., B. albieuspis Mitt. und B. obscura 
Mitt. nec Sulliv.. sämmtlich aus dem Himalaya, sowie B. arcuata 
Griff. aus Khasia (7442 F.) hierher, worüber ich aus Mangel an 
Originalen nichts auszusagen weiss, Die letzte mir bekannt 
sewordene Art ist B. pygmaea m. vom Scheitel des Kilima- 
Ndscharos (3000-4000 m). Aus Tasmania kenne ich für Austra- 
lien nur eine winzige Art mit sehr kurzem Stengel, B. nanocaulis 


444 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


n. sp., welche als solche mit den Vorstehenden nicht viele Aehn- 
lichkeit hat. 47 Arten. 


i. Senophylla gigantea (Geheebia Schpr.). Pflanzen sehr 
lang, dichtere oder lockerere breite Rasen bildend, dichotomisch 
verzweigt: Blätter lang, aus breitem Grunde lanzettlich-zugespitzt., 
im feuchten Zustande sichelförmig gekrümmt, kräftig, am Rande 
von unten auf bis oder fast bis zur Spitze deutlich zurückgekrümmt. 
aus kräftigem sternförmig-eckigen, verdickten oder auch rund- 
licheren Zellen gewebt: Rippe kräftig, rostbraun, auslaufend, auf 
dem Rücken sehr papillös. 

Hierher bringe ich das schöne, oft fusslange Moos, welches 
Funck in der Flora 1832 S. 482 zuerst als B. gigantea Fck. 
vom Gössnitz-Falle bei Heiligenblut in Kärnthen bekannt machte, 
das sich aber nicht selten von der Münchener Hochebene bis zu . 
bedeutenden Alpen-Höhen erhebt, aber noch nie mit Frucht ge- 
funden, darum bald Barbula, bald Grimmia, Didymodon oder 
Geheebia genannt wurde. Eines der kräftigsten Alpen-Moose, ist 
es wunderbar genug, dass es noch Niemand, trotz weiter Ver- 
breitung, mit Frucht sah. Dasselbe gilt von einem zweiten, eben- 
falls genugsam in den Alpen verbreiteten Moose, dessen natür- 
liche Stelle mir hier gegeben zu sein scheint, nämlich von B. 
rufa Jur. oder Didymodon rufus Lrtz. Ein dritte Art mit gleichem 
kräftigem Zellnetze und der vorigen Art sehr nahe stehend, aber 
durch weit glattere Rippen und sehr brüchige Blätter alsbald von 
ihr abweichend, besitze ich noch unbeschrieben aus dem arktischen 
Amerika und habe sie darum B. arcto-americana n. sp. genannt. 
Eine vierte Art, B. subrufa Broth. sammelte A. Regel in Tur- 
kestan am oberen Taldy 9400 F. hoch im Mai 1877 als die 
kleinste aller Arten. 4 Arten. 


k. Senophylla lamprocarpa. Pflanzen schlank und ziem- 
lich lang, in breite schwellende Rasen verwebt: Stengel starr und 
wenig getheilt: Blätter im trocknen Zustande schmal zusammen- 
geschrumpft, gebogen oder kreisförmig gekrümmt, nach dem all- 
semeinen Aussehen gekräuselt, im feuchten Zustande wachholder- 
artig um den Stengel gestellt und starr, kräftig, aus ziemlich 
breitem, aber nicht scheidigem, sondern halb-stengel-umfassendem 
Grunde allmählich verschmälert, durch die austretende kräftige 
und schwielige Rippe in eine scharfe Stachelspitze ausgezogen: 
Blattrand auf der unteren Hälfte kräftig zurückgeschlagen, auf 
der oberen Hälfte aufrecht, überall ganz: Blattnetz überall aus 
deutlichen, quadratisch-rundlichen Zellen gewebt; Frucht auf langem, 
starrem und zähem Stielchen aufrecht, ziemlich lang und schmal, 
eylindrisch, dunkelbraun und glänzend: Deckelchen wie bei den 


Pottiaceae, Pottienmoose. 445 


Vorigen; Mundbesatz bis auf den Grund getheilt, lang und viel- 
fach gewunden. 

Diese Form steht wegen der im trockenen Zustande ge- 
kräuselten kräftigen Blätter völlig an der Seite von Tortella, 
stellt sich aber wegen der Abwesenheit eines Blattscheidehens 
und eines nur aus rundlichen, nicht am Grunde lockeren paren- 
chymatischen Gewebes wieder an die Seite von Senophyllum, so 
dass sie gewissermassen eine Mittelstellung einnimmt. Aus diesem 
Grunde musste ich ihr hier einen selbständigen Platz einräumen. 
Ich kenne nur eine einzige Art, auf welche vorstehende Charak- 
teristik der Frucht und Blätter passt, und selbige sendete mir 
R. Helms von der australischen Küste der Süd-Insel Neusee- 
lands zu: eine prächtige, durch die glänzende dunkle und sehr 
schmale Frucht, sowie durch die goldgelben gekräuselten Blätter 
ganz eigenthümlich dastehende Art, welche ich B. aureola n. sp. 
genannt habe. Eine zweite Art besitze ich von den Philippinen 
im unfruchtbaren Zustande von Galumpit, nämlich B. Llanosi 
n. sp., von dem Pater Llanos gesammelt, und diese unterscheidet 
sich nur durch die viel längeren Blätter, welche ganz an unsere 
B. tortuosa erinnern, indem sie sich völlig schneckenförmig zu- 
sammenrollen. Ob diese Art eine ähnliche Frucht bringt, weiss 
ich nicht und bringe sie in Folge dessen nur mit Zweifeln hierher. 
2 Arten. 


l. Senophylla marginata. Tracht der Anacalypta tophacea, 
gern mit incrustirten Blättern am Stengelgrunde; Blätter denen 
der Hyophila ähnlich, aber im trocknen Zustande nicht eingerollt, 
dazu am Rande, welcher etwas eingerollt ist, mit einem schmalen 
Saum umgeben, der aus etwas grösseren Zellen besteht. Die 
einzige bisher bekannte Art ist die B. Novae Guineae m. (Hyo- 
phila Broth.), welche Kaernbach auf Butaneng in Neu-Guinea 
sammelte und Brotherus in Musc. Micholitz No. 33 bestimmte. 
Eine merkwürdige Section, welche eine Lücke unter den Seno- 
phylla ausfüllt. 1 Art. 


Dieses kleine Heer der Senophylla stellt sich demjenigen vor 
40 Jahren als um mehr als 100 Arten reicher geworden gegen- 
über, da es zu jener Zeit nur 30, heute gegen 159 beträgt. Es 
ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass diese Form noch um ein 
Beträchtliches zunehmen wird, da die Annahme zulässig ist, sie 
für eine der gewöhnlichsten Moosformen zu halten. In dieser 
Beziehung aber stellt sie sich augenblicklich als Charakter-Moos- 
form aller Landschaften hin; um so mehr, da sie allen Regionen 
und Bodenarten, allen Zonen und topographischen Localitäten 
angehört, ebenso das trockenste Land, wie die brausendsten 
Katarrakten bewohnt, wo sie nicht selten die einzige Pflanzenform 


446 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


ist, welche. hier in schwellenden grossen Rasen die Felsen wehr- 
haft bekleidet. 


10. Tortella C. Müll. Syn. Musc. I. p. 599. Pflanzen 
kräftig und lang, in breite schwellende Rasen zusammengedrängt: 
Blätter ziemlich starr, mehr oder weniger lang und lockig ge- 
dreht, mit einem Scheidchen am Grunde versehen, dessen Zellen, 
stets locker und ziemlich lang, in der Regel noch als sehr 
schmaler Saum an dem unteren aufrechten Blattrande empor 
steigen und ein Gewebe von kleinen rundlichen Zellen umgeben; 
Rippe kräftig, schwielig auf dem Rücken des kielig-hohlen Blattes 
verlaufend; Blattrand meist aufrecht, seltener umgeschlagen. 

Diese Moose gehören, wo sie auftreten, zu den Charakter- 
Moosen der Landschaft, indem sie oft weite Strecken mit ihren 
weichen Polstern überziehen und beleben. An und für sich wieder- 
holen sie bei Barbula, was die Eutrichostoma bei der Gattung 
Trichostomum vorstellen. Aber auch sie zerfallen, so wenig ihrer 
im Ganzen sein mögen, noch in mehrere Gruppen, wie folgt: 


a. Tortellae calycinae. Kelchblätter in einen langen, über 
die Stengelblätter empor gehobenen Cylinder zusammengewickelt. 

Die hierher gehörigen Arten zeichnen sich ausserdem durch 
einen niedrigen Wuchs aus, der sie ganz eigenartig hinstellt: 
um so mehr, als die reichlichen Früchte auf Stielchen stehen, 
welche die Länge des Stengels in der Regel vielfach übertreffen. 
Auch die Blätter unterscheiden sich insofern, als sie kürzer zu 
sein pflegen und darum kaum lockig, sondern eben nur mehr oder 
weniger schneckenförmig in einander gerollt sind. Die wenigen 
Arten erscheinen bisher allein innerhalb des Gebietes, wo austra- 
lische Formen wohnen. Ihr Typus ist B. calycina Schwägr., die 
einen grossen Theil des australischen Festlandes bewohnt. Zu 
dieser gesellt sich B. subcalyeina m., welche von Neu-Süd-Wales 
bis nach Queensland reicht, also dem tropischeren Australien an- 
sehört. Eine dritte Art ist B. lamprocalyx m. aus Chile. Diese 
Moose vertreten auf ihrer Stufe die Senophylla convoluta. 3 Arten. 


b. Tortellae dentatae. Pflänzchen niedrig, einfach; Blätter 
wenig einwärts gedreht, im feuchten Zustande aufrecht-abstehend, 
Hyophila-artig am Rande einwärts gerollt, an ‘der aufrechten 
Spitze entfernt gezähnt: Rippe kräftig, in eine kurze Stachelspitze 
auslaufend, auf dem hücken papillös. 

Von dieser Form habe ich bisher nur zwei Arten beobachtet: 
B. orthodonta m. von den indischen Neilgherries, wo sie vor vielen 
Jahren der Missionar Bernhard Schmid aus Jena sammelte. Sie 
steht der folgenden Gruppe sehr nahe, unterscheidet sich aber 


Pottiaceae, Pottienmoose. 447 


dureh die gezähnte Blattspitze und durch die deutlich eingerollten 
Ränder leicht. Ihr gesellt sich im Sikkim-Himalaya und in Nepal 
noch eine zweite Art zu, die ihr sehr nahe verwandt ist: B. con- 
strieta Mitt.. welche im Hb. Ind. Or. No. 170 von Wilson als 
B. vinealis var. ausgegeben wurde. Wir haben es also im vor- 
liegender Form mit einer indischen zu thun. 2 Arten. 


c. Tortellae eutrichostomaceae. Pfanzen tlache, aber 
breite und grüne, durch die Blattrippe glänzende Rasen bildend: 
Blätter aufrecht in der Feuchtigkeit, im trockenen Zustande mehr 
oder weniger schneckenförmig einwärts gerollt; Hyophila-artig 
am Rände einwärts eingerollt, ganzrandig, hohl: Rippe kräftig, 
auf dem Rücken des Blattes schwielig und glatt, in eine mehr 
oder minder kräftige Stachelspitze austretend; Blattnetz am Grunde 
sehr locker und weiss, an dem Rande mit Syrrhopodon-artigen 
zarten Zellen empor strebend und eine Art Saum bildend. 


Diese letztere Eigenschaft hat die besondere Wichtigkeit, dass 
sie gute Arten-Merkmale giebt, welche in Verbindung mit Form 
und Länge des Blattscheidchens gebracht werden können und um 
so höher zu veranschlagen sind, als sonst die Form der Blätter 
keinen grossen Schwankungen unterliegt. Daher ähneln sich auch 
die meisten Arten, deren Tracht ganz an die von Eutrichostomum 
erinnert, das sie unter Barbula wiederholen. Sämmtliche Glieder 
der sehr natürlichen Gruppe entsprechen auch diesem Umstande 
in ihrer Verbreitung, indem sie den wärmeren Regionen und Zonen 
angehören. Die einzige europäische Art, welche aber auch in 
Nordamerika heimisch, ist B. cespitosa Schwägr., der jedoch der 
ältere Name B. Northiana Grev. gebührt, eine Bewohnerin des 
Mittelmeer-Gebietes im weitesten Sinne mit Ausläufern in nörd- 
lichern Regionen. Dieses charakteristische Moos liessen wir bis- 
her auch in Südafrika und Brasilien vorkommen. Thatsache 
aber ist, dass hier mehrere Arten vorliegen, wenn man nur den 
basilaren Blattsaum, das Austreten und die Form der Rippe, so- 
wie anderweitige Eigenschaften des Blattes und des Peristoms 
berücksichtigt. Im Caplande unterscheide ich eine B. afro-cespitosa 
n. sp. mit sehr lang austretender und sehr scharfer Blattrippe, in 
Natal B. Natalensi-cespitosa n. sp. mit weit stumpferer Blattspitze, 
sehr langem basilarem Blattsaum, welcher die Hälfte des Blattes 
beträgt, längerem Fruchtstiele und sechs Mal gewundenem Mund- 
besatze. Beide Arten aber zeigen folia undulata, wie. dies bei 
B. cespitosa der Fall ist. Nach ähnlichen Merkmalen aber habe 
ich die brasilianische Art als B. Uleana n. sp. getrennt. Es 
hiesse auch geradezu, alle phytogeographischen Gesetze über den 
Haufen werfen, sofern die alte Verbreitung der B. cespitosa eine 


448 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Wahrheit wäre. In der That bewährt sich diese Anschauung, je 
weiter man im Süden Amerikas vordringt. So beherbergt Argen- 
tinien sowohl in der gemässigten, wie in der subtropischen Zone 
den gleichen Typus, für welchen ich B. pseudo-cespitosa abgeschieden 
habe, ohne damit sagen zu wollen, dass die in der Linnaea (XLII. 
p. 339) von mir aufgestellten Abarten nicht noch einmal zu Arten 
erhoben . werden könnten. Die zuletzt genannte Art löst gleich- 
sam die brasilianische ab, und zwar schon von Montevideo ab, 
während in Paraguay B. pallido-viridis n. sp. (Coll. Balansae 
Nr. 3652 a) an ihre Stelle tritt. In Venezuela dürfte B. erosa 
Hpe. von Banuta (4000 F.), in Mexico B. leptodontioides n. sp. 
(Syrrhopodon eircinatus Schpr. Hb.) Ersatz für den fraglichen 
Typus sein. — Aus Asien kenne ich nur eine Art, vermuthe aber, 
dass B. eylindrotheca Mitt. aus dem Sikkim-Himalaya und B. 
Khasiana Mitt. aus den Gebirgen Khasias hierher zu bringen 
sein dürften. — Jene Art habe ich B. subanomala n. sp. genannt, 
und sie kommt noch bei 6000 F. Höhe in Indien vor, äusserlich 
dem Trichostomum anomalum völlig ähnlich, aber mit echtem 
Barbula-Peristome. — Begeben wir uns nach Afrika, so habe ich 
zunächst zu sagen, dass im Caplande eine dritte südafrikanische 
Art vorkommt, welche A. Rehmann auf Bäumen in Wäldern bei 
Blanco (Coll. Nr. 38) 1875 sammelte: B. Eutrichostomum n. sp. 
Sie hat die kürzesten Blätter und den kürzesten basilaren Blatt- 
saum. Die übrigen Arten finden sich in dem entgegengesetzten 
Theile Afrikas, obenan B. nitida Ldbg., welche P. G. Lorentz 
als B. Alexandrina Lrtz. nochmals unterschieden hatte, die aber 
auch nach Italien, Dalmatien, England und Belgien vordringt, wie 
es die mittelmeerische Flora vielfach thut. Sie überzieht an der 
300 Seemeilen von Alexandria entfernten Küste von Marmarica 
in den Felskesseln am Ursprunge der Thäler, die sich vom Plateau 
herabsenken, bei 300 F. Meereshöhe weite Strecken, wie mir Dr. 
G. Schweinfurth schrieb. Zwei weitere Arten haben eine ähn- 
liche Vertretung auf nackten Felsen in Spalten: B. nana m. auf 
dem 5164 F. hohen Erkauit zwischen Atbara und Rothem Meer 
und B. aprica m. an gleichem Standorte. Eine ganz ähnliche 
Form, wie B. nitida, sammelte endlich am 10. Mai 1881 Dr. G. 
Schweinfurth gelegentlich der Expedition Riebeck im Wadi 
Kischen 600 m hoch auf der Insel Socötra, B. Schweinfurthiana 
n. sp.; eine Art, deren überreife Früchte keinerlei Mundbesatz er- 
gaben. — Sogar Australien, welches allerdings die correspondirende 
Gruppe Eutrichostomum sehr gut entwickelt hat, besitzt noch eine 
Art von unverändertem Typus: B. nano-tortuosa n. sp. von der 
3alls Head Bay bei Sydney, wo sie Whitelegge 1884 sammelte, 
und die durch wellenförmigen Blattrand ausgezeichnete B. Knightii 
Mitt. von Tasmaniens Bergen. Etwas verändert taucht schliesslich 


Pottiaceae, Pottienmoose. 449 


die Form auch auf Neu-Caledonien in B. goniospora n. sp. auf, wo 
sie Saves 1886 fand. 17 Arten. 


d. Tortellae fragiles. Pflanzen in breite verfilzte, bis 
gegen 1 Zoll hohe dichte Rasen zusammengedrängt, starr aufrecht; 
Blätter im trockenen Zustande mehr dicht anliegend und aufrecht, 
als schneckenförmig gekräuselt, im feuchten Zustande starr empor- 
stehend, aus schmalem und locker gewebtem Grunde, dessen 
hyaline Zellen in einer einzigen Schicht bis hoch herauf zur 
Blattspitze als äusserst schmaler Saum gehen, allmählich lanzett- 
lich-pfriemlich; Rippe in der lang vorgezogenen «dunklen und 
fleischigen, aber leicht zerbrechlichen, grannenartigen Blattspitze 
verlaufend; kräftig und kielig, auf dem glatten Rücken weisslich glän- 
zend; Blattnetz aus sehr kleinen quadratisch-rundlichen Zellen gewebt. 

Von dieser Form, welche man unmöglich zu den vorigen 
oder den folgenden Arten ziehen kann, giebt es nur eine einzige 
bekannte Art, welche Drummond zuerst fruchtbar in den Felsen- 
gebirgen des westlichen Nordamerikas am Rande alpiner Seen 
entdeckte, nämlich B. fragilis (Hook.) Wilson, von Hooker zu- 
erst als Didymodon beschrieben. Später zeigte sie sich als Bewohnerin 
eines grossen Theiles der Alpen, wo sie bis zu bedeutenden Höhen auf 
torfigem Humusboden lebt, fast stets jedoch unfruchtbar bleibt. Wie 
Schimper ganz richtig sagt, neigt sie in ihrer Tracht mehr zu 
Dieranum als zu Barbula oder Trichostomum, zu welchem ich sie 
früher zog, und so kann man es erleben, sie an Ort und Stelle 
mit dem Dieranum albicans oder D. fragilifolium Ldbe. zu ver- 
wechseln. So verbreitet sie sich meist steril bis in die lappische 
Polar-Zone durch ganz Skandinavien hindurch. Schimper macht 
darauf aufmerksam, dass die männliche Blüthe, entgegen sonst der 
Gattung, nicht knospen-, sondern fast scheibenartig sei. Jedenfalls 
steht die Pflanze so eigenthümlich da, dass sie, obwohl eine 
Tortella, unter dieser einen eigenen Platz einzunehmen hat. 
Uebrigens gehört ihre Entdeckung Lapylaie an, der sie auf 
Terre Neuve zuerst sammelte. Ob die von Mitten (Muse. Ind. 
Or.) im Himalaya angegebene Art, «ie er als B. Drummondi Mitt. 
bezeichnet, wirklich unsere Art sei, weiss ich nicht. 1 Art. 


e. Tortellae squarrosae. Pflanzen in breite, sehr locker 
zusammenhängende Polster unregelmässig verwebt, brüchig, ohne 
Wurzelfilz, mehr niederliegend als aufrecht, mehr oder weniger 
lang: Blätter aus hellem und scheidigem, aufrechtem Grunde plötzlich 
sparrig zurückgekrümmt, im trockenen Zustande lockig gekräuselt, 
mehr oder weniger lang, lanzettlich, am aufrechten Rande gesägt 
oder gekerbt; Rippe kräftige, schwielig, in eine unbestimmte 

C. Müller Hal. Genera muscorum. 29 


450 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Stachelspitze auslaufend; Blattnetz am Grunde des Blattes aus 
zweierlei Zellen, verdickten und rundlichen bestehend, welche von 
einem breiten Saume hyaliner lockerer, zarter Zellen eingerahmt 
werden. 

Diese charakteristische Form wurde von 8. OÖ. Lindberg als 
Pleurochaete ausgeschieden. Nach meiner Ansicht mit Unrecht, 
indem sie sich von den übrigen Tortella-Arten nur durch die 
folia squarrosa und deren Formung unterscheidet. Nach solchen 
Kennzeichen aber Gattungen aufstellen, hiesse die ganze bryolo- 
gische Morphologie verkennen. Es ist ja sonst ganz richtig, dass 
B. squarrosa Brid., die einzige europäische, besonders mediterrane 
Art vorliegender Form der Tracht nach Aehnlichkeit hat mit 
einigen Leptodontium- oder auch Symblepharis-Arten, wie Lind- 
berg in seiner Abhandlung „Om de Europeiska Trichostomeae“ 
(1864) sagte, daraus folgt aber noch lange keine generische Selb- 
ständigkeit.. Der Name Pleurochaete sagt zwar aus, dass der 
Fruchtstiel ein lateraler sei. Das trifft allerdings im entwickelten 
Zustande der Frucht zu, allein das Perichätium ist nichtsdesto- 
weniger ein terminales, nur dass der Zweig innovirt und so dem 
Fruchtstiele eine seitliche Stellung giebt. Uebrigens ist die selt- 
same Dimorphie des Zellnetzes am Blattgrunde keine zufällige 
Ausnahme, sondern Regel der Gruppe. Denn sie findet sich auch 
und zwar in höchst ausgezeichneter Weise an einer zweiten Art 
von Keren im abessinischen Bogos- Lande (4500 F.), an B. Becearii 
(Venturi), welche Dr. ©. Beccari im August 1870 steril ent- 
deckte. Die Schönste aller Arten aber ist B. Riebecki n. sp., 
welche Dr. G. Schweinfurth auf der bekannten Expedition 
Riebeck 1881 auf der Insel Socötra im obersten Wadi Dilal 
bei Kischen 650 m hoch und oberhalb Wadi Kischen am Nord- 
Abhange des Haghier-Gebirges 800 m hoch in grossen Rasen 
sammelte und mir sandte. Dieses kräftige Moos, welches ohne 
Zweifel ebenso, wie B. squarrosa und B. Beccarii, weite Strecken 
öden und sonnverbrannten Landes überkleidet, zeigt recht deutlich 
die sternförmige Anordnung der Gipfel-Blätter, wie sie auch bei 
Leptodontium aggregatum u.a. Moosen vorkommt. Nach der eigen- 
thümlichen Dimorphie des Blattgrundes sind alle hierher gehörigen 
Arten leicht wieder zu erkennen und von den folgenden Arten 
zu unterscheiden. Das ist von wesentlichem Vortheile bei solchen 
Arten, welche sonst nichts Charakteristisches an sich tragen, wie 
B. malacophylla m. vom Erkauit (5164 F.) zwischen Atbara und 
Berber am Rothen Meere, wo sie Schweinfurth 1868 in Fels- 
spalten fand. Nach dieser Verbreitung ist anzunehmen, dass die 
vorliegende merkwürdige Form recht eigentlich jenen Ländern 
zukommt, welche in der Nachbarschaft des Rothen Meeres 
liegen. und es ist noch viel sonderbarer. dass eine ganz ähn- 


Pottiaceae, Pottienmoose. 451 


liche Form auf Madagascar auftritt, wie wir sogleich sehen werden. 
4 Arten. 


f. Tortella obtusifoliae. Pflanzen ganz von der Tracht 
der Tortellae genuinae, kräftig aber niedrig, dicht und filzig zu- 
sammengedrängt; Stengel von unten her roth-filzig und einfach, an 
der Spitze in mehrere dicht aneinandergepresste kurze‘ Aest- 
chen büschelförmig gespalten; Blätter lockenartig gekräuselt, im 
feuchten Zustande sofort aufrecht und etwas abstehend, einen 
recht kräftigen Stengel bildend, aus aufrechtem, schmal-länglichem 
Grunde in eine aufrechte längere schmalere, oben mehr oder 
weniger einwärts gebogene, völlig abgestumpfte, vielfach wellig 
eingeschnürte, an den aufrechten Rändern grob gebuchtete, sonst 
ziemlich undurchsichtige, hohle Lamina ausgedehnt; Rippe ziem- 
lich kräftig, auf dem glatten Rücken etwas schwielig, auslaufend, 
ohne irgendwie herauszutreten; Blattnetz trimorph: am Grunde in 
der Mitte des Blattes sehr verdickt und schmal, fast linear, wie 
in eine homogene Membran zusammengeschmolzen, umgeben von 
einem breiten Saume langer, schmaler und lockerer Zellen; das 
Alles übergehend in ein oberes Gewebe, dessen Zellen immer 
rundlicher und gröber werden: am untersten Blattgrunde endlich 
häufig in der Mitte lange lockere Zellen, welche zarter als die 
übrigen eine röthliche Färbung annehmen, wie bei (den Blattflügel- 
Zellen vieler Campylopus-Arten. 

Eine sehr auffallende Form, für die ich nur eine einzige Art 
von Madagascar anführen kann, welche J. M. Hildebrandt im 
centralen Theile der Insel in Ost-Imerina bei Andrangolöaka 1880 
in breiten Rasen sammelte, nämlich B. afro-duriuscula n. sp. Ich 
gab ihr diesen Namen, weil sie am meisten der Tracht nach 
an B. duriuscula Indiens erinnert, obschon selbige sonst sich weit 
von ihr entfernt. Es bleibt aber zu bedauern, dass ich das 
merkwürdige Moos nur unfruchtbar kenne. Der Analogie nach 
kann es freilich nur in die nächste Nachbarschaft der vorigen 
Gruppe gebracht werden, von der es sich augenblicklich schon 
durch folia erecta nec squarrosa entfernt. 1 Art. 


g. Tortellae genuinae. Pflanzen mehr oder minder kräftig 
und lang, in breite schwellende Rasen lockerer oder dichter zu- 
sammengedrängt: Blätter lockig gedreht, in der Feuchtigkeit auf- 
recht abstehend, aber nicht zurückgekrümmt:; Blattgrund überall 
aus einerlei lockeren langen Zellen gebildet, von denen sich eine 
Schicht am aufrechten Blattrande ziemlich lang emporzieht: Rippe 
schwielig und glatt, an einer tieferen Rinne verlaufend, in das 
sehr zugespitzte Blatt ausgehend, eine Stachelspitze bildend; Blatt- 
netz der oberen Blatthälfte aus sehr kleinen rundlichen Zellen 
gewebt. 

29* 


452 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


So nahe auch diese Moose den Tortellis squarrosis in der 
Tracht stehen mögen, weichen sie doch entschieden ab durch das 
aus einerlei lockeren Zellen gewebte Blattscheidchen, auf welchem 
die zweite Blatthälfte senkrecht steht. Auch sie gehören zu den 
Charakter-Moosen der Landschaft, indem sie nicht selten auf 
weite Strecken Fels und Boden mit einem weichen Polster über- 
ziehen. Ihr Typus ist unsere einheimische B. tortuosa Web. et 
Mohr. Ihr stellt sich, fast in ähnlichen Localitäten, B.inelinata 
Schwägr. zur Seite, und von beiden Arten verbreitet sich nur die 
Erstere über die Vereinigten Staaten von Nordamerika. Sonst 
kenne ich nur noch ein paar hierher gehörige Arten, nämlich B. 
angustata Mitt., welche der Autor von der Insel Ceylon beschrieb, 
die aber auch auf Java bis 9000 F. hoch vorkommt, und B. 
Lepto-Tortella n. sp. von dem Boschberge bei Somerset East im Cap- 
lande; ein Moos von kleiner Statur und durchdringendem Geruche im 
angefeuchteten Zustande, welches Professor Mac Owan in Capetown 
fand und mir sendete. Auf Neuseeland sammelte Dr. ©. Fristedt 
eine neue Art, B. Fristedti n. sp.; doch kenne ich sie wie die 
beiden vorigen Arten, nicht mit Frucht, muss jedoch nach der 
Organisation des Blattes ihre Verwandtschaft mit B. tortuosa an- 
nehmen. 5 Arten. 


h. Tortellae spuriae. Pflanzen von der Tracht der Vorigen, 
in filzige Rasen zusammengedrängt: Blätter ebenfalls die der 
Vorigen, aus kurzem scheidigen Grunde von langen, lockeren 
Zellen in eine lanzettliche, verschmälerte Lamina ausgezogen; Rippe 
kräftig und in eine scharfe Stachelspitze austretend: Fruchtstiel 
kurz, Frucht gerade und aufrecht, schmal eylindrisch, klein-mündig: 
Ring einfach stehenbleibend: Mundbesatz wie abgebrochen, nur 
aus sehr kurzen, paarweise stehenden Zähnen gebildet, in zwei 
unregelmässige Schenkel getheilt. 

Ich kenne von dieser Form nur wenige Arten, von denen 
B. duriuscula Mitt. und B. angustata Mitt. auf den Gebirgen 
Ceylons zwischen 4000— 8000 F. vorkommen, während B. sub- 
duriuscula m. der gleichen Region der Philippinen angehört, wo 
sie mein verstorbener Freund Gustav Wallis sammelte. Eine 
vierte Art kenne ich nur steril als B. Mauiensis n. sp. von den 
Hawaii-Inseln (West-Maui, 3500 F.). Wäre der Mundbesatz jener 
der vorigen Gruppe, so würde die zarte Fruchtkapsel nicht viel 
des Unterschiedes bieten ; mit dem kurzen Mundbesatze aber, der 
bei beiden Arten der gleiche, weicht doch die Form der Art ab, 
dass ich lange unentschlossen blieb, ob nicht hierauf eine eigene 
Gattung zu begründen sei. Allein, der Hinblick auf nacktmündige 
Arten der Gattung Barbula, ebenso der Hinblick auf B. bicolor 
mit kaum angeleetem Mundbesatze, endlich der Hinblick auf Macro- 


Pottiaceae, Pottienmoose. 453 


mitrium- und Schlotheimia-Arten mit abgebrochenen Zähnen, bewog 
mich zu der Ansicht, dass wir es hier mit einer ähnlichen Ab- 
weichung zu thun haben dürften; um so mehr, als das fragliche 
Peristom, wenn man es sich verlängert denkt, jedenfalls das einer 
echten Barbula werden müsste. .3 Arten. 


11. Edentella ©. Müll. Pflanzen kaum zollhoch, aber in 
weite, nicht filzige, starre, am Grunde dunkle, nach oben bräun- 
lich-gelbe Rasen zusammengedrängt, schlank und einfach; Blätter 
sehr gleichmässig gekräuselt und starr. nicht glänzend, schmal, 
im feuchten Zustande w achholderartig um den Stengel abstehend, 
aber einwärts gekrümmt, aus fest angedrücktem, locker und hell 
gewebtem, scheidigem, nach oben sich etwas erweiterndem Grunde, im 
schiefen Winkel abstehend, von da ab in eine schmale linear-lan- 
zettliche,‘ kielig-hohle, von der etwas einwärts gebogenen und aus- 
geschweiften Spitze einigermassen kapuzenförmige, kurze Lamina 
ausgedehnt: Rippe für das Blatt kräftig, auslaufend, ein kurzes, 
meist scharfes Stachelspitzchen bildend, Zellennetz am Grunde aus 
schmalen, zarten Zellen gewebt, die sich nicht als schmaler Saum 
emporheben, wie bei Tortella; das obere Blatt aus kleinen qua- 
dratisch-rundlichen Zellen gebildet: Frucht klein, oval, zarthäutig, 
mit etwas verenetem Munde, schief geschnäbeltem Deckelchen, 
einer nur den Deckel bekleidenden kleinen Mütze und ohne Mund- 
besatz. 

Ich besitze nur eine einzige Art dieser eigenthümlichen For- 
mung, welche Dr. G. Schweinfurth gelegentlich der Expedition 
Riebeck am 8. und 10. Mai 1881 im Wadi Kischen, der Insel 
Socotra S00O m hoch auf Granit sammelte und welche ich E. 
Schweinfurthi n. sp. genannt habe. Es ist ein merkwürdiges Moos, 
dass seine rechte Stellung sicherlich nur dicht neben Tortella Ban 
Dass ich für seine Abtheilung den Namen Edentella gewählt habe, 
sollte auf seine Peristomlosiekeit deuten. 1 Art. 


12. Syntrichia Brid. in Diar. bot. Schrader 1800. I. p. 299, 
als Gattung, Netzmund, weil die oben bartartig gewundenen 
Zähne des Mundbesatzes auf einer mehr oder minder hohen netz- 
artigen Membran stehen. — Pflanzen kräftig, den Encalypta-Arten 
in der Tracht ähnelnd, in der Regel weite lockere Rasen bildend; 
Blätter von allen Barbula-Arten die grössten, aus mehr oder 
weniger spatelförmigem Grunde meist eiförmig oder länglich, mit 
flachem oder zurückgeschlagenem Rande, oft mit grossen Papillen 
besetzt: Rippe kräftig, auslaufend oder in eine Stachelspitze oder 
in ein Haar austretend: Blattnetz am Grunde aus meist lockeren, 
oft hyalinen und brüchigen. häufig wie bei den Calymperaceen 
durchbohrten. ebenso häufige aus röthlichen und macerirenden 


454 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Zellen gewebt; Frucht kräftig, sonst ganz Barbula, öfters aber 
peristomlos. 

In gewisser Beziehung ist diese Schönste aller Gruppen von 
Barbula gleichsam eine erhöhte Potenz von Eubarbula, nur so viel 
kräftiger und perennirender, während die Eubarbula-Arten ein 
kürzeres Leben führen. Gleich diesen, verbreiten sie sich über 
die ganze Erde, bewohnen sowohl die Erde als auch die Bäume, 
sogar manchmal das Wasser, ziehen, wie sich unten ergeben wird, 
gewisse Regionen anderen vor und gehören daselbst zu wirklichen 
Charakter-Moosen der Landschaft, die bis zu den Alpen und 
sonstigen Hochländern hinauf oft ganze Strecken einnehmen, nach 
dieser weiten Verbreitung aber auch unter sich selbst wieder in 
eine ganze Reihe von Gruppen zerfallen. 


a. Syntrichiae convolutae. Blätter im trocknen Zustande 
spiralförmig gedreht, am Grunde aus weniger lockeren Zellen ge- 
webt, an der Spitze meist abgerundet, mit kräftiger, in eine lange 
gelbe Granne auslaufende Rippe: Kelchblätter in einen mehr oder 
weniger über die Stengelblätter hinaus ragenden Cylinder zu- 
sammengerollt. 

Diese Moose vertreten unter ihres Gleichen die Tortellae caly- 
einae oder die Senophylla convoluta und zweigen sich darum höchst 
natürlich von ihren folgenden Verwandten ab; und zwar derartig, 
dass sie äusserlich fast alle nur wie eine einzige Art aussehen. 
Den Typus hierzu lieferte die Barbula pilifera Hook., welche 
Diekson von Java besass. Von da hat sie bisher Niemand wieder 
gesehen, selbst die Verfasser der Bryologia Javanica nicht; da- 
gegen sammelte der Naturforscher Meyen auf seiner Weltreise 
bei Manila auf den Philippinen eine Art, die ich für die java- 
nische ansehen möchte. Was aber von mir, nach dem Vorgange 
von Hornschuch, aus anderen Ländern für B. pilifera betrachtet 
wurde, weicht von dieser Manila-Art ab. Zunächst jene, welche 
auf dem Cap der guten Hoffnung und landeinwärts häufig vor- 
kommt und zugleich die Schönste ihrer Gruppe ist. Ich nenne 
dieselbe B. flavipila Schpr. (in Musc. Breutelianis), obwohl 
Schimper offenbar nicht wusste, dass sie die B. pilifera Hsch. sei. 
Sein Name trifft eben die Sache von einer Seite her recht gut. 
Eine dritte Art, die bisher auch als B. pilifera ging, bewohnt 
Chile, wo sie Pöppig sammelte: ich nenne sie deshalb B. chilensi- 
pilifera n. sp. Eine vierte bewohnt ebenfalls Chile, nämlich B. 
breviseta Mtge., deren zusammengewickelte Kelche sich aber mehr 
zwischen den Stengelblättern verstecken. Zwei andere Arten hat 
Australien geliefert: die B. pseudo-pilifera Hpe. et C. Müll. aus 
Tasmania und Gippsland, sowie B. geminata n. sp. von dem Mt. 
William in den Grampians von Victoria, wo sie Sullivan 1883 


Pottiaceae, Pottienmoose. 455 


fand: eine durch gepaarte Fruchtstiele ausgezeichnete Art. Alle 
diese Arten sind schon durch ihren Blattbau leicht zu unter- 
scheiden, ebenso eine 7. Art aus Neusüdwales, B. chlorotricha 
Broth. et Geh. 7 Arten. 


b. Syntrichiae serratae. Blätter aus ziemlich locker ge- 
webtem scheidigem Grunde allmählich lanzettlich verschmälert, am 
Rande nur auf der unteren Hälfte zurückgeschlagen, auf der oberen 
aufrecht, ausgefressen, gezähnelt, gezähnt oder scharf gesägt; Rippe 
kräftige, gewöhnlich in eine kurze Stachelspitze austretend. 

Wie die Senophylla, Tortellae und Eubarbulae ihre Gruppe 
mit gezähnten Blättern besitzen, ebenso die Syntrichae: und da 
selbige mit einer eigenthümlichen, verschmälert zulaufenden Blatt- 
form zusammenhängen, welche keine Grannen entwickelt, so steht 
auch hier die fragliche Gruppe sehr natürlich da. Mitunter aber 
kommt es vor, dass die Zähnelung fast nur angedeutet ist oder 
sich auf die äusserste Spitze beschränkt, oder an einem Blatte 
fehlt, am andern um so deutlicher hervortritt. Manchmal (B. 
andicola u. a.) wird die Stachelspitze grannenartig und erst an 
ihrem Grunde tritt die Zähnelung ein. Dann läuft jedoch das Blatt 
immer mehr oder weniger lanzettlich zu und seine Serratur geht 
allmählich in die Granne über, wie B. subruneinata sehr ausge- 
prägt zeigt. Gern auch verbindet sich diese Serratur mit einer 
Umsäumung des Blattes aus dichteren Zellen, wie bei B. mnioides, 
B. fontana, welche Mitten mit Unrecht zu Streptopogon zieht. 
Uebrigens pflegt die Zähnelung sehr unregelmässig selbst im ent- 
wickelsten Falle zu sein, so dass man eigentlich immer von einem 
tolium runeinatum sprechen könnte. In dieser Richtung gehören 
sämmtliche Arten zu einem und demselben Typus, nicht aber in 
Bezug auf ihr Blattnetz. Denn sowohl die basilaren Zellen, 
welche eine ganze Reihe von Formen in Betreff ihrer Grösse und 
Lockerheit durchmachen, als auch die Zellen der oberen Blatt- 
hälfte, welche sehr verschieden gross und papillös oder dichter 
und glatter sind, ergeben grosse Unterschiede. 

Die Arten dieser Gruppe beschränken sich, mit Ausnahme 
von B. exesan, sp. des nordwestlichen Himalaya, wo sie zwischen 
7000—8000 F. lebt, und einer afrikanischen Art, nur auf die Neue 
und die antarktische Welt. Um so merkwürdiger ist es, dass 
sich am Züricher See auf Steinen bei Männedorf im Jahre 1885 
ein Moos fand, welches der Lehrer Warnsdorf in der Hedwigia 
selbigen Jahres als B. ligulata beschrieb und welches, wenn es 
es überhaupt zu Syntrichia gehören sollte — denn es ist nur 
steril bekannt —,an diese Stelle zu bringen wäre. Unzweifelhaft 
echt stellt sich zunächst B. Ehrenbergiana m. aus Mexico an die 
Spitze der amerikanischen Arten als dem äussersten Norden der 


456 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


Neuen Welt angehörig. Eine sehr schöne Art ist ferner B. andi- 
cola Mtge., welche der Autor aus den Anden von La Paz, also 
Bolivias, aus der Nähe des ewigen Schnees empfing, die ich aber 
auch aus der Sierra Nevada de Merida in Venezuela 1845 von 
Moritz erhielt und die mir dann vom Autor selbst als „ipsis- 
sima* bestätigt wurde. Auf derselben Sierra Nevada wohnt noch 
eine zweite kleinere Art, ebenfalls von Moritz gesammelt: B. 
Moritziana m. In den Anden von (Quito sammelte Jameson B. 
aculeata Mitt.. eine der B. andicola‘ gleichwerthige schöne Art. 
Kleiner wieder ist B. Jamesoni Tayl. von der westlichen Cordil- 
lere in den Anden von Quito (10000 F.) während B. Goudotii 
Hype. aus der Cordillere von Bogota Tolima und von Bäumen 
unterhalb der Schneeregion nochmals an B. andicola erinnert. — 
Auf dem Hochlande Bolivias entdeckte der Franzose Weddell 
die B. Weddelli Schpr. (sub Gymnobarbula) mit gesäumt gesägten 
Blättern und ohne Peristom. In den Cordilleren Chiles lebt die 
eisenthümliche B. mnioides Schwägr. und auf der Insel Chiloö B. 
subruneinata n. sp. (B. runcinata m. in Hb. Rom.). Selbst die 
Cordilleren Argentiniens zieren sich in der subtropischen Sierra 
de Aconquija in Tucuman mit einer Art B. rubiginosa m. und die 
letzte argentinische Art gehört Patagonien, und zwar der Sierra 
Ventana an, wo sie P. G. Lorentz 1881 fand in B. Ventanae 
n.sp. Alle übrigen Arten sind antarktisch: B. robusta Hook. et 
Gr. auf den Falklands-Inseln, sowie auf der Eremiten-Insel am 
Cap Hoorn und überhaupt in dem Gebiete Fuögias und B. serru- 
lata Hook. et Gr., vom Feuerlande, die ich aber selbst nicht sah. 
Auf Kerguelens-Lande vertritt B. geheebiaeopsis m. (B. undu- 
latifolia m. olim) gleichsam die kräftige B. gigantea Fk.: alle 
folgenden Arten gehören Süd-Georgien an: B. Lepto-Syntrichia m., 
B. filaris m., B. runeinata m. und B. fontana m., welche Dr. Will 
sämmtlich 1883 entdeckte. Aus Afrika kenne ich nur B. subuli- 
rostris Schpr. (sub Gymnobarbula) von dem Dedschen, aus einer 
Höhe von 13000 F., wo sie W. Schimper entdeckte. 20 Arten. 


c. Syntrichiae gemmuliferae.. Pflanzen von der Tracht der 
B. laevipila, ziemlich klein und in zierliche dichte Polsterchen zu- 
sammengedrängt: Blätter sehr einwärts zusammengewickelt. im 
feuchten Zustande auseinandergerollt mit flachem Rande: Rippe 
kräftig, in eine meist kurze hyaline Granne austretend, an der 
oberen Hälfte mit aufschwellenden blasenartigen, chlorophyllhaltigen 
Kugeln bedeckt: Blattnetz aus ziemlich grossen und weichen. in 
der oberen Blatthälfte mit deutlichem Primordial-Schlauche er- 
füllten Zellen gewebt, gern in das Bräunliche spielend und meist 
mit derben Papillen überzogen. 

Eine sehr merkwürdige Gruppe, welche durch die blasen- 


Pottiaceae, Pottienmoose. 457 


artigen Kugeln der inneren Rippe ein Gegenstück zu Argyro- 
barbula (mit lamellösen Rippen) bildet. Nur werden bei Letzterer 
die lamellösen Rippen mehr mit einer fast amorphen Zellenmasse 
belegt. Wahrscheinlich pflanzen besagte Kugeln die Art fort, 
ähnlich wie die Gonidien der Flechten diese. Daher der Ausdruck 
sgemmulae oder propagula für sie. Jedenfalls aber greifen sie in 
(las Leben dieser Moose insofern ein, als sie, vielen Nahrungs- 
stoffes bedürftig, selbigen in solcher Menge verbrauchen, dass die 
betreffenden Arten meist steril bleiben. Die erste hierher gehörige 
Art (B. papillosa Wils.) entdeckte der englische Bryologe Wilson 
1843 an alten Rüstern in England, worauf sie auch auf dem 
europäischen Festlande bis nach Skandinavien an vielen Orten, 
auf alten Bäumen verschiedenster Art bis zur Rosskastanie, bisher 
aber immer steril, aufgefunden wurde. Dieselbe Art giebt nunMitten 
in seinen Muscis austro-americanis (p. 174) auch auf den Falkland- 
Inseln und auf den Anden von Quito an, wo sie Spruce 8500 F. hoch 
bei Ambato und Tamante sammelte. Von diesem Punkte brachte 
Spruce das Moos mit Frucht nach Europa. Wenn ich aber phyto- 
segraphischen Gesetzen folge, so ist es ein Ding der Unmöglichkeit, 
B. papillosa auf den Hochebenen der Anden zu suchen, und darum 
trenne ich das Moos der Anden, selbst ohne es noch selbst unter- 
suchen zu können, ohne Weiteres von dem europäischen als B. 
Spruceana n. sp. Höchstwahrscheinlich ist aber auch das Moos 
der Falkland-Inseln eine eigene Art, worauf ich hier aufmerksam 
mache. Innerhalb Amerika kenne ich sonst nur noch eine Art 
von der Sierra de Cordoba im gemässigten Argentinien, welche 
ich B. aculeonervis m. genannt habe. Eine Art tritt uns sogar 
in Australien entgegen, wo sie D. Sullivan 1883 auf dem Mt. 
Ararat bei Moyston in Victoria entdeckte: B. vesiculosa n. sp. 
Dieselbe hat reichlich Früchte, die aber, wie bei B. Spruceana, 
auf sehr kurzen Stielchen sich befinden und überhaupt Diminutive 
der Syntrichia-Frucht sind. Die kleinen Räschen ähneln ganz 
solchen der Syntrichia laevipila. Es muss hierbei hervorgehoben 
werden, dass diese Art ihre Kelchblätter ähnlich wie die Syn- 
trichiae convolutae mehr oder weniger um den Grund des Frucht- 
stieles wiekelt und diese sich so etwas über die Stengelblätter 
erheben. Es ereignet sich auch, dass bei den fruchtbaren Exem- 
plaren die blasigen Kugeln der Rippe häufig fehlen, weil sie 
bereits abgefallen sind. Eine zweite australische Art ist B. strepto- 
pogoniacea n. sp. von Mossvale in Neu-Süd-Wales, wo sie White- 
lecse 1884 entdeckte. Selbige steht der Vorigen sehr nahe, hat 
aber folia magis acuminata pungentia dorso hispido-papillosa, 
sonst dieselben kurz gestielten Früchte von gleicher Grösse. Eine 
dritte australische Art wurde schon in den 50er Jahren auf dem 
Mt. Gambir in Victoria von Ferdinand v. Müller entdeckt: 


458 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


B. brevisetacea Hpe. et ©. Müll., mit einer in ein langes hyalines 
Haar ausgezogenen Rippe, die ganz den Charakter der B. laevipila 
hat, indem besagtes Haar fast glatt erscheint. Auch diese Art 
wickelt die Kelchblätter zu einer Art Röhre zusammen, woraus 
ich schliesse, dass dieser Charakter auch denjenigen Arten zu- 
kommt, die wir bisher nur steril kennen. 6 Arten. 


d. Syntrichiae limbatae. Blätter mit einem dicken Saum 
(limbus) umgeben, welcher aus mehreren Schichten dichter Zellen 
besteht und ganz rippenartig ist. 


Ich kenne nur zwei hierher gehörige Arten mit diesem Cha- 
rakter, aber jede dieser Arten bildet wieder einen Typus für sich. 
Da ist die älteste bekannte Art B. Brebissonii Brid., welche 
Schimper zum Typus einer eigenen Untergattung Dialytrichia 
erhob und als Zwischenglied der Barbulae unguiculatae und Syn- 
trichia betrachtete. Ihre Blätter drehen sichim getrockneten Zustande 
spiralförmig um den Stengel und zeigen im aufgeweichten Zustande 
bei einem ziemlich dichten und weichen Gewebe der oberen Hälfte 
eine regelmässige oval gerundete Form, aus welcher eine kräftige 
Rippe nur sehr wenig in eine stumpfe Spitze austritt. Diese 
herrliche Art, die ich ehemals mit Unrecht B. Romana m. nannte, 
gehört dem Mittelmeer-Gebiete, dem Westen Deutschlands und selbst 
England, sowie der Normandie an, und bildet an allen Orten um ihren 
Blattrandeinen dicken, tleischigen Limbus von opaken grünen Zellchen. 
Ganz anders die zweite Art: B. crispata Hpe. aus dem austra- 
lischen Vietoria und Tasmania. Hier ordnen sich die Blätter nicht 
spiralförmig an, sondern stehen einzeln, aber so wellig-kraus, dass 
ein Räschen dieser Art ein Gewirr von gekräuselten Blättern ist. 
Selbige rollen sich in der Trockenheit nach innen ein und rollen 
sich in der Feuchtigkeit wieder auseinander, weben sich aus 
sröberen dichten, eckig-rundlichen Zellen, spitzen sich oben zu. 
umgeben sich mit einem Limbus aus längeren, sehr schmalen, 
dicht aneinander gepressten, gelblichen Zellen und lassen die 
kräftige Rippe zu einer scharfen Stachelspitze austreten. Will 
man auch diesen eigenthümlichen Typus selbstständiger hinstellen, 
so könnte man ihn Pachylomella nennen, da besagter Limbus 
namentlich am Grunde des Blattes durch seine Breite und schöne 
goldgelbe Färbung ausserordentlich schön hervortritt, während er 
freilich nach der Blattspitze hin oft mehr ein einfaches folium 
limbatum bildet. Hiernach gehören die beiden Arten keines- 
wegs unter einen einzigen Typus, nicht einmal dem Limbus nach; 
doch mochte ich sie nicht auseinanderreissen, so lange sie noch 
so vereinzelt unter den Syntrichien stehen, von denen sie sonst 
nicht entfernt werden können. 2 Arten. 


Pottiaceae, Pottienmoose. 459 


e. Syntrichiae obtusatae. Rasen niedrig, gewöhnlich mit 
Erde überstäubt und darum schmutzig-grün; Blätter mit abge- 
rundeter stumpfer Spitze, vor oder an welcher die dicke Rippe 
entweder endet oder nur wenig in eine dicke abgestumpfte Stachel- 
spitze ausläuft. 

Ich habe von dieser Form bisher nur drei Arten kennen 
gelernt, an deren Spitze unsere europäische, aber auch Nord- 
amerika angehörige schöne B. latitolia Bruch steht. Die zweite 
Art ist B. brachyaichme n. sp., welche auf Bäumen um Capetown 
wie die vorige lebt, wo sie von Rehmann gesammelt wurde. 
Die dritte gehört der Somali-Küste an, wo sie J. M. Hilde- 
brandt 1800 m hoch auf dem Serrut 1875 entdeckte. Eine sehr 
merkwürdige vierte Art besitze ich, von P. G. Lorentz im sub- 
tropischen Argentinien auf sehr hohen Punkten der Cordilleren, 
auf der COuesta de Pinos und auf dem Monte Nevado bei Salta 
11000 F. hoch gesammelt, in B. percarnosa m. Dieses Moos trägt 
den Charakter der Form besonders ausgeprägt an sich: in dem 
oberen Theile des Blattes eine sehr fleischige Substanz. welche 
der Trivial-Name bezeichnen will, eine sehr dicke, aber vor der 
Spitze endende Rippe und einen flachen aufrechten Blattrand. 
Dazu kommt noch, dass die Frucht peristomlos ist. Ich hatte 
das Moos ehemals mit B. characodonta m. aus der Gruppe der 
Syntrichiae pungentes zu einem eigenen Typus wegen der flei- 
schigen Blätter vereint, doch scheint es mir hier seinen natür- 
lichen Platz besser einzunehmen: um so mehr, als es auch äusser- 
lich sogleich an B. latifolia erinnert. 4 Arten. 


f. Syntrichiae pungentes. Blätter allmählich zugespitzt 
und an der Rippe etwas in die Höhe laufend; Rippe ziemlich 
kräftig, in eine kurze, meist ungezähnte oder ungesägte kurze 
oder längere Stachelspitze austretend; sehr selten vor der Spitze 
verschwindend (B. mniadelphus m. aus Bolivia). 

Diese Arten bilden einen Zwischen-Zustand zwischen der 
vorigen und der nachfolgenden Gruppe und äussern selbigen auch 
in ihrer Tracht, indem sie nicht die grannenartigen Blattspitzen 
der Syntrichiae aristatae, aber auch nicht die abgestumpften 
Blätter der Syntrichiae obtusatae besitzen. Aus Europa vermag 
ich nur eine einzige, und zwar neue Art, zu verzeichnen, nämlich 
B. Lacmonica n. sp.; ein Moos, das, etwa der B. laevipila ähnelnd, 
von Prof. Haussknecht im Jahre 1885, leider unfruchtbar, auf 
dem Pindus Tymphaeus, und zwar auf der höchsten Spitze des 
Zygos, oder des Lakmon der Alten, oberhalb Metzovo zwischen 
4500—5000 F. auf quarzigem Serpentin sesammelt wurde. Die 
einzige europäische Art, deren Rippe nur in eine kurze Stachel- 
spitze austritt. Nun müssen wir aber alsbald einen grossen Sprung 


460 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


auf die Höhen der Anden machen, um die Verwandten zu be- 
grüssen. Sie finden sich in B. affinis Hpe. 2700 m hoch auf der 
Cordillere von Bogotä La Penna, B. recurvo-pungens n. sp. 2700 m 
hoch auf der Cordillere von Bogotä Laches (B. affınis Hpe. par- 
tim), B. fragilis Tayl. von den Höhen des Pichincha (ca. 10000 F.) 
in den Anden von Quito, B. Pichinchensis Tayl. in denselben 
Höhen. Mexico lieferte vom Orizaba B. amphidiacea m. Die 
Cordilleren des subtropischen Argentiniens steuerten die zwergige 
B. Podocarpi m. bei, während die Sierra de Cördoba des gemässigten 
Argentiniens die noch winzigere B. minutirosula m. gab. Noch 
ziehe ich ein Moos hierher von den Höhen der Sierra de Acon- 
quija in Tucumän: B. characodonta m., das ich ehemals (Linn. 
XLIII p. 431) als eigenen Typus Vallidens betrachtete wegen 
seines Peristomes, das wallartig und kurz an die Columella an- 
gedrückt liegt. Auch die B. seabrinervis m. aus der chilenischen 
Provinz Quillota gehört hierher als eine Art, deren kurze Stachel- 
spitze wie bei B. recurvo-pungens rückwärts gekrümmt ist. Selbst 
die antarktische Region betheiligt sich hier mit ein paar Arten, 
die recht charakteristisch sind: mit B. anacamptophylla m. auf 
Süd-Georgien und B. calobolax m. von Kerguelens-Land, der am 
dichtesten wachsenden Syntrichia-Form. Aus Asien kenne ich B. 
Schmidii m. von den Neilgherries, und B. pugionata m. aus China; 
doch ist wohl anzunehmen, dass um so mehr noch Lücken in 
Asien auszufüllen sind durch neue Entdeckungen. Reicher hat 
sich Afrika gezeigt; in Abessinien durch B. Euphorbiae n. sp. 
(B. commutata Br. et Sch. in Schimp. Muse. Abess. Ed. II. No. 18) 
von Deb@ Eski auf Euphorbia Colquall (8000—9000 F.), B. sub- 
spathulata m. vom hohen Bachit und B. erubescens m. von Maldi 
zwischen Massaua und Keren im Bogos-Lande, ferner durch B. 
Usambarae n. sp. aus Usambara im tropischen Ostafrika, wo sie 
Dr. Hans Meyer fand, endlich durch drei südafrikanische Arten: 
B. brevi-mucronata n. sp. aus Transvaal, eng verwandt der B. 
Macowaniana n. sp. von Somerset, B. exesa n. sp. vom hohen 
Boschberge in Somerset East, wo sie Prof.Mc. Owan entdeckte, 
Beide also im Caplande, dann B. Oranica n. sp. (Syrrhopodon 
obscurus Rehm. Coll. No. 126) von Bethlehem im Oranje-Freistaate. 
Auch das Massiv des Kilima-Ndscharo hat auf dem Berge Meru 
eine recht zwergige Art mit sehr kurzer Stachelspitze geliefert: 
B. Meruensis n. sp.. welche der B. brevi-mucronata sehr nahe 
steht. Schliesslich habe ich noch zwei australische Arten hinzu- 
zufügen: B. fleximarginata Hpe. et C. Müll. aus Victoria und B. 
aristatula m. (Encalypta aristata Hpe. in Linnaea XXXVII) aus 
den Blue Mountains in Neu-Süd-Wales. Alle diese Arten haben 
eine meist glatte Stachelspitze, während die Wenigen mit etwas 
sezähnter Stachelspitze bereits zu den Folgenden überleiten. 26 Arten. 


Pottiaceae, Pottienmoose, 461 


g. Syntrichiae rubripilae. Blätter durch eine kräftige 
rothe Rippe mit einer rothen, mehr oder weniger flachen (wenig- 
stens am Grunde) und gezähnten Granne gekrönt. 

Diese Form, gleichsam nur eine Fortsetzung der Vorigen, 
war von dieser doch abzutrennen, weil ein Blatt mit einer kurzen 
Stachelspitze oder ein Blatt mit einer grannenartig verlängerten 
Rippe zweierlei Dinge sind. Europa besitzt hiervon nur eine Art: 
B. aciphylla Br. et Sch., ein wesentlich alpines Moos. Auch in 
Amerika kommen die betreffenden Verwandten nur auf bedeuten- 
den Höhen vor: B. decidua Mitt. auf dem Pichincha (10—11000 F.), 
B. Trianae m. auf den Anden von Neu-Granada, B. Bogotensis 
Hpe. ebendaselbst auf Höhen von 2900 m der Cordillere von 
Bogotä. B. glacialis Kze. wohnt in Chile auf Felsen der höchsten 
Klippen des Vulcans von Antuco innerhalb der Gletscher, 11300 F. 
hoch. In Argentinien beschränkt sich die Form in B. serripungens 
Lrtz. et ©. Müll. nicht allein auf die höheren Punkte der Sierra 
de Cordoba im gemässigten und die höheren Punkte des subtro- 
pischen Theiles in Tucuman und dem benachbarten Bolivia, son- 
dern überzieht auch die niedrigen Regionen des patagonischen 
Argentiniens in B. Schnyderi m., um von da in die antarktischen 
Gebiete Fuögias hinüber zu gehen. Hier trifft man als Bewohner 
der z. Th. immergrünen Bäume B. conotricha m. und B. Pata- 
gonica m. Selbst auf dem entlegenen Kerguelens-Eilande sammelte 
der Marine-Stabsarzt Dr. Naumann noch B. semirubra m. an 
trockenen Felsen. Für Afrika habe ich nur B. reticularia n. sp. 
von Capetown in Südafrika, für Australien B. austro-alpina n. sp. 
vom Ben Mora (5000 F.) der Südinsel Neuseelands anzuführen. 
Es sind das sämmtlich schöne, durch die tiefrothe Rippe und 
Granne ausgezeichnete Moose. 12 Arten. 


h. Syntrichiae albipilae. Blätter durch ein mehr oder 
minder langes und stielrundes, glattes oder auch gezähneltes, oft 
über und über rauh-gesägtes Haar gekrönt. 

Diese Moose bilden einen gewissen Gegensatz zu den vorigen 
und pflegen die am weitesten verbreiteten zu sein. Ihr hyalines, 
manchmal am Grunde noch etwas röthlich angelaufenes Haar giebt 
ihnen schon im Aeusseren ein eigenthümliches greisenartiges Aus- 
sehen, welches um so mehr hervortritt, je länger, weisser und 
elänzender das Haar ist. Die letzte Eigenschaft erhält es namentlich 
durch die oft so reichlich über seine Fläche verstreuten papillen- 
artigen Zähne. Dieser Form gehören die meisten europäischen 
Arten an: B. ruralis Hedw., B. princeps De Not., B. laevipila 
3rid. (mit B. pagorum Milde), B. pulvinata Jur. (mit B. virescens 
De Not. und B. intermedia Wils.) und B. alpina Bruch., von denen 
die ersten Drei auch Nordamerika zukommen. Ausserdem besitzt 


462 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. 


dieses noch B. megalocarpa Kadbg. in Britisch-Columbien, das auch 
B. papillinervis ©. Müll. et Kdbg. und auf Vancouver Island B. 
lato-exeisa C. Müll. et Kdbg. enthält, in Canada die B. lepto- 
tricha C. Müll. et Kdbg. und B. brachycarpa C. Müll. et Kdbe. 
Aus Asien kenne ich nur 3 Arten: B. desertorum Brother. aus 
der transcaspischen Steppe, ein sehr charakteristisches Moos durch 
sein über und über rauhes langes Haar und seinen papillösen 
Rippenrücken, dann B. pseudo-princeps n. sp. (B. princeps Mitt. 
Hb. of the late East India Company, No. 64) vom Nordwest- 
Himalaya, endlich B. Bucharae n. sp. aus dem östlichen Buchara, 
wo es A. Regel als kleines Seitenstück zu B. princeps sammelte. 

Amerika hat mir folgende Arten geliefert: B. obtusissima m. 
in Mexico, B. macrocarpa Brid. von der Insel St. Domingo, B. 
flagellaris Schpr. in Chile, B. austro-ruralis n. sp. im patagonischen 
Argentinien, wo sie P. @. Lorentz 1881 am Fusse der Sierra 
Ventana sammelte, und B. tessellata n. sp. von La Plata im ge- 
mässigten Argentinien. Die übrigen Arten kamen aus dem an 
Syntrichia so reichen Feuerlande (Fuögia) und den Falklands- 
Inseln: von Letzteren B. antarctica Hpe., B. Lechleri m. vom Capo 
negro in der, Magelhaens-Strasse, B. chrysopila m. ebendaselbst, 
B. pusilla Angstr. von Port Famine und Uhsuvaia, B. Fuegiana 
Mitt., eine über den ganzen Archipel Fuögias verbreitete Art. 
Diesen schliesst sich auf Kerguelens-Lande B. hyalinotricha m. 
an. Für die Betheiligung Afrikas sorgte Abessinien durch B. 
subaristata Br. et. Sch. aus Höhen von 12000 F. und B. mollis 
Br. et Sch. von ebenfalls bedeutenden Höhen des Bachit, das 
Capland durch B. leucostega m., welche gleich unserer B. ruralis 
dort die Dächer zu bedecken pflegt ferner durch B. erythroneura 
Schpr. (in Muse. Breutel.) von Grenekloof und B. afro-ruralis n. 
sp. von Felsen bei Stinkwater, we sie Rehmann aufnahm. Am 
reichsten ergiebt sich Australien, wo sich zweierlei Formen aus- 
prägen, die sich aber schwerlich von einander trennen lassen: 
nämlich solche mit oben flachem’und solche mit zurückgeschlagenem 
Blattrande. Letztere haben die Uebermacht: Erstere gleichen 
unserer B. alpina, nur dass die Blätter mehr oder weniger eine 
geigenförmig ausgeschwungene Gestalt besitzen, indem sie von 
einem spatelförmigen Grund ausgehen, nach und nach immer 
kreisförmiger und in der Mitte etwas eingebuchtet werden, auch 
wohl sich selbst im feuchten Zustande nach innen einigermassen 
zusammenrollen und ein sehr weiches, ziemlich grossmaschiges 
Zellnetz mit deutlichem Primordial-Schlauche entwickeln. Es ge- 
hören hierher B. panduraefolia Hpe. et €. Müll., welche ebenso 
auf dem australischen Festlande in Victoria, wie auf Tasmania 
weit verbreitet scheint, und B. Baileyi Brother. aus Süd-Australien, 
wo sie F. M. Bailey 1888 bei Adelaide sammelte. Die übrigen 


Pottiaceae, Pottienmoose. 463 


australischen Arten vertheilen sich wie folgt: B. austro-ruralis n. 
sp. in der tropischen York-Halbinsel im N., B. asperifolia n. sp. 
am Macley-River, wo sie A. R. Crawford 1884 aufnahm und 
B. murina n. sp. am Unter-Hunter-River, wo sie Miss Carter 
1882 sammelte, Beide also über Neu-Süd-Wales; B. propinqua n. 
sp. von Moyston in Victoria, wo sie D. Sullivan 1883 fand, B. 
Readeri n. sp., B. androgyna n. sp., Beide in Victoria, und B. 
Latrobeana m. am Latrobe-River, wo sie F. v. Müller 1855 
zuerst erblickte, eine nahe Verwandte der vorigen Art. Die 
Letzte der festländischen Art ist B. Preissiana m.in West-Australien. 
Sonst kenne ich noch drei Arten in Neu-Seeland: B. rubella 
Hook. et Wils., B. cuspidata Hook et Wils., B. pseudo-antarctica 
n. sp. und B. brachytricha n. sp. von Tasmania. Jedenfalls ist die 
vorstehende Zahl von Arten mit hyalinen Blatt-Haaren nur eine 
sehr geringe, gegenüber der wirklich existirenden, weil gerade 
diese Form eine allverbreitete zu sein pflegt, welche überall mehr 
oder minder denselben Charakter in die Landschaft bringt: um 
so mehr, als die Arten in der Regel grosse Strecken mit ihren 
hohen oder niederen Polstern zu überziehen pflegen. 41 Arten. 


13. Rhystobarbula C. Müll. Pflanzen nach der Art der 
Tortellae genuinae weite lockere, leicht auseinanderfallende Rasen 
bildend, mehr oder weniger niederliegend und wenig getheilt, 
sonst kräftig und an B. pilifera erinnernd; Blätter im trockenen 
Zustande etwas spiralig um den Stengel gedreht, im feuchten Zu- 
stande abstehend, aus kurzem lockerem, gegen die Rippe hin leicht 
macerirendem zarterem Grunde in eine lanzettlich verschmälerte, 
durch die austretende kräftige gelbe Rippe scharf stachelspitzige, 
am unteren Rande breit zurückgeschlagene, auffallend wellige 
Lamina ausgezogen. 

Das einzige Moos, welches den Typus zu dieser eigenthüm- 
lichen Form hergiebt, ist dasselbe, das ich 1879 in der .Flora“ 
(p. 379) B. (Bulbibarbula) Eubryum m. genannt habe, und welches 
J. M. Hildebrandt im östlichen tropischen Afrika bei Kitui in 
Ukamba 1877 steril sammelte. Den Namen Bulbibarbula glaubte 
ich seinem Typus geben zu müssen, weil ich ganz eigenthümliche 
keulenförmige, mit einer grauen Masse angefüllte Körper an dem 
Grunde von Blättern fand, welche auf fadenförmigen, hin und 
her gekrümmten, wurzelartigen Fäden befestigt sind. Ich hielt 
selbige damals für Analoga der Archegonien, möchte sie aber 
jetzt für die Keime neuer Pflänzchen ihrer Art auf einer Proto- 
nema-artigen Unterlage halten, die sich nur ausnahmweise bilden. 
Aus diesem Grunde habe ich sie an den übrigen Exemplaren 
meiner Sammlung nicht wieder gefunden, sehe mich deshalb ver- 
anlasst, den alten Namen aufzugeben, um nicht Irrthümer zu ver- 


464 Acrocarpi, Gipfelfrüchtler. — Pottiaceae, Pottienmoose. 


anlassen, und nehme den oben hingestellten Secetions-Namen an,dersich 
sogleich von selbst erklärt, da die wellige Oberfläche der Blätter 
dieses Mooses wirklich eine höchst seltene Eigenschaft bei acro- 
carpischen Moosen ist. Mit ihr beschliessen wir die Reihe der 
Barbulae jedenfalls um so origineller. 1 Art. 

Doch kann ich diese interessante Gattung nicht verlassen, 
ohne darauf hinzuweisen, dass selbige im Jahre 1851 nur 93 
Arten stark war, während sie im Vorstehenden bereits 349 Arten 
aufzuweisen hat, die sich mit den hier nicht erwähnten auf etwa 
370 steigern dürften. Hiernach ist leicht zu ermessen, wie be- 
trächtlich das Heer der Barbulae dermaleinst angewachsen sein 
dürfte, wenn ihnen wiederum einige Jahrzehnte lang die Auf- 
merksamkeit der Sammler wie seither geschenkt sein wird. 


Verzeichniss 


der bryologischen Werke und Abhandlungen, 
welche Prof. Dr. Karl Müller Hal. seit dem Erscheinen der 
Synopsis veröffentlicht hat. 
Unter theilweiser Benutzung des Verzeichnisses von Prof. Dr. 
0. Taschenberg in „Leopoldina“. Hft. XXXV. Nr. 3. März 1899.*) 


Synopsis Muscorum frondosorum omnium hucusque cognitorum. 2Vol. 
Pars I. Musci vegetationis acrocarpicae. Pars II. Musci vegeta- 
tionis pleurocarpicae et Supplementum. Berolini sumptibus 
Foerstner, 1849, 51. 8%. 812 et 772 8. 

Plantae Wagnerianae Columbicae. — Linnaea XXV. 1852. p. 743—750. 

Deutschlands Moose oder Anleitung zur Kenntniss der Laubmoose 
Deutschlands, der Schweiz, der Niederlande und Dänemarks. — 
Halle, G. Schwetschke’scher Verlag 1553. 8%. 512 8. 

Musci Neilgherrenses. — Bot. Ztg. XI. 1853. p. 17—24; 33—40; 57—62; 
XII. 1854. p. 556—559; 569 - 574. 

Musci frondosi Australasiae ab Dr. Ferd. Müller lecti. — Linnaea 
XXVI 1853. p. 4S9—505. (Gemeinschaftlich mit Ernst Hampe.) 

Bryologische Beiträge zu einer Flora der Pyrenäen, des nördlichen und 
südlichen Spaniens. — Bot. Ztg. XII. 1854. p. 313—320. 


Hypnum pseudo-stramineum, ein neues deutsches Laubmoos. — Bot. 
Ztg. XIII. 1855. p. 500—503. 
De muscis novis, incomplete descriptis, neglectis criticisve. — Bot. 


Ztg. XIII. 1855. p. 745— 753; 761— 168; 782—789. 

Bryologische Notizen. — Bot. Ztg. XIV. 1856. p. 114—115. 

Symbolae ad Synopsin Muscorum. — Bot. Ztg. XIV. 1556. p. 415-421; 
436—440; 455—459. 

Eine neue Laubmoos-Species. — Jahresb. d. Naturf. Ges. Chur. III. 
1856—57. p. 166— 167. 

Decas Muscorum Oceani Pacifici. — Bot. Ztg. 1857. p. 777—182. 


*) Die vor dem Erscheinen der Synopsis von dem Autor bereits 
veröffentlichten 25 bryologischen Abhandlungen haben ihrem Inhalte 
nach in Letzterer Aufnahme gefunden, weshalb von einer speciellen 
Aufzählung derselben hier Abstand genommen wird. 


G. Müller Hal. Genera muscorum. 30 


466 Literaturverzeichniss. 


Manipulus muscorum Florae Novae Granadae. — Bot. Ztg. XV. 1857. 
p. 577—583. 

Beiträge zu einer Flora der Kryptogamen Brasiliens, insbesondere 
der Insel Santa Catharina. — Bot. Ztg. XV. 1857. col. 377—387. 

Additamenta nova ad Synopsin Muscorum. — Bot. Ztg. XVI. 1858. 
p. 154—156; 161—165; 169—172. 

Bryologische Notiz (Discelium nudum). — Bot. Ztg. XVI. 1858. p. 218. 


Supplementum novum ad Synopsin Muscorum. — Bot. Ztg. XVII. 
1859.p.197—198; 205 — 207 ;214—215 ; 219-221 ;229— 231 ;237— 238; 
246— 248. 

Beiträge zu einer Laubmoosflora der Canarischen Inseln. — Bot. Ztg. 
XX. 1862. p. 11—13. 

Additamenta ad Synopsin Muscorum nova. — Bot. Ztg. XX. 1862. 
p. .327—329; 337—339; 348—350; 361—362; 373—374; 381—382; 
392—393. 


Manipulus muscorum novorum. — Bot. Ztg. XXI. 1864. p. 339—342; 
347—350; 358—359; 367—368; 373. 

Musci. Dillen. Bearbeitet von Carl Müller, in Peters, Naturwissen- 
schaftliche Reise nach Mossambique. Botanik. II. Abtheilung. 
Berlin, Reimer, 1864. 4°. (p. 565—566.) 

Beitrag zur Ostaustralischen Moosflora. — Linnaea XXXV. 1567—68. 
p- 615—626. 

Zusatz zu Hampe’s „Musci frondosi in Ecuador collecti“. — Bot. Ztg. 
XXVIl. 1869. p. 457—458. 

Splachnobryum, eine neue Gattung der Splachnaceen. — Verh. d. k. 
k. Zool.-bot. Ges. Wien. Jhg. XIX. 1869. Abh. p. 501—506. 
Mittheilungen über Rhacomitrium lanuginosum und die verwandten 
Arten. — Verh. d. k. k. Zool.-bot. Ges. Wien. Jhg. XIX. 1869. 

Abh. p. 223—224. 

De muscorum Ceylonensium collecetione. — Linnaea XXX VI. 1869—70 
(1868). p. 1—40. 

Musci Australieci praesertim Brisbaniei novi. — Linnaea XXXVIL 
1871—73. p. 143—182. 

Sechs neue Laubmoose Nordamerikas: Mnium Nevii, Catharinea 
xanthopelma, Bartramia Mohriana, Barbula cancellata, Grimmia 
Nevii, Hypnum homolostegium. — Flora LVI. 1873. p. 481—484. 

Die Moose der Rohlfs’schen Expedition nach der Libyschen Wüste. 
— Flora LVII. 1874. p. 481—485. 

Die indischen Dissodon-Arten. — Flora LVI. 1874. p. 285—288. 

Novitates Bryothecae Müllerianae.— LinnaeaXXX VIII. 1874.p.545—660. 
1. Museci Philippinenses praesertim Wallisiani adjeetis nonnullis 

museis aliis Indieis. p. 545—572. 
2. Musci Novo-Granatenses Wallisiani adjeetis nonnullis aliis 


Literaturverzeichniss. 467 


museis novis andinis vel tropico-americanis vel australasiacis. 
p. 572—620. 

3. Musci Mexicani praesertim a Cl. ©. Mohr et Sartorius collecti. 
p- 620—660. 

Manipulus muscorum novorum ex America Septentrionali. — Flora 
LVII. 1875. p. 76-80; 89—93. 

Musci Novo-Granatenses nonnulli novi praesertim a Ol. Gust. Wallis 
collecti. — Flora LVII. 1875. p. 529—536; 545 —555. 

Musci Schweinfurthiani in itineribus duobus in Africam Centralem 
per annos 1868—1871 collecti, determinati et expositi. — Linnaea 
XXXIX. 1875. p. 325—474. — Auch separat: Berlin, Friedländer 
& Sohn 1875. 

Musci Hildebrandtiani in Archipelago Comorensi et in Somalia littoris 
Africani anno 1875 ab J. M. Hildebrandt lecti. — Linnaea XL. 
1876. p. 225—300. 

Musei polynesiaci praesertim Vitiani et Samoani Graeffeani. — Journ. 
des Mus. Godeffroy. Heft VI. 1573—74. p. 1—40. 

Laubmoose (der Koldewey’schen Nordpolexpedition) in: Die zweite 
Nordpolexpedition. 1874. II. p. 62— 14. 

Decas muscorum indicorum novorum. — Flora. LXI. 1578. p. 81—86. 

Musci Africae ÖOrientali-tropicae Hildebrandtiani. — Flora. LXII. 
1879. p. 376—380. 

Prodromus Bryologiae Argentinicae seu Musci Lorentziani Argen- 
tiniei. I. — Linnaea. XLII. 1878—79. p. 217—460. 

Musci Fendleriani Venezuelenses. — Linnaea. XLIl. 1878— 79. p.461—502. 

Prodromus Bryologiae Argentinicae seu Musci Lorentziani Argen- 
tiniei. II. — Linnaea. XLIII. 1880—82. p. 341—486. 

Genera Muscorum quatuor nova memorabilia (Wilsoniella, Thiemea, 
Rehmaniella et Hampeella). — Bot. Centralbl. 2. Jhrg. Bd. VII. 
No. 37. 1881. p. 345—349. 

Die auf der Expedition S. M. S. „Gazelle“ von Dr. Naumann ge- 
sammelten Laubmoose. — Engler’s Bot. Jahrbüch. V. Bd. 1. Heft. 
1883. p. 76—88. 

Musci Tschuctschieci. — Bot. Centralbl. 4. Jhrg. Bd. XVI. 1833. 
p. 57—63; 91—95; 121—122. 

Solmsiella, eine neue Laubmoos-Gattung. — Bot. Centralbl. 5. Jhrg. 
Bd. XIX. 1884. No. 31. p. 147—149. | 

Bryologia Fuegiana. — Flora. LXVII. 1885. p. 391—429. 


Bryologia insulae S. Thom& Africae occid. tropicae. — Flora. LXIX. 
1886. p. 275—286. 

Beiträge zu einer Bryologie West-Africas. — Flora. LXIX. 18S6. 
p. 499—525. 

Zwei neue Laubmoose Nord- Amerikas. — Flora. LXIX. 1856. P.539—540. 

Sphagnorum novorum descriptio. — Flora. LXX. 1587. p. 403—422, 


30 * 


468 Literaturverzeichniss. 


Beiträge zur Bryologie Nord-Amerikas. — Flora. LXX. 1887. p. 219—225. 

Erpodiaceae quatuor novae. — Flora. LXX. 1887. p. 446—450. 

Musei cleistocarpi novi. — Flora. LXXI. 1888. No. 1. 13 S. 

Die Mooswelt des Kilima-Ndscharos. — Flora. LXXI. 1888. p. 403—418. 

Bryologia Austro-Georgiae. — Werke der Ergebnisse der deutschen 
Polar-Expeditionen. Allg. Theil. Bd. II. 11. 1859. 46 8. 

Laubmoose (Musci frondosi) in Forschungsreise S. M. S. „Gazelle“ 
in den Jahren 1874—76. Berlin 1800. IV. Theil. Botanik. (Laub- 
moose.) 62 S. 

Die Moose von vier Kilima-Ndscharo-Expeditionen. — Flora. LXXIII. 
1890. Hft. 5. p. 465—499. 


Neue Laubmoose aus Africa. — Sitzungsber. d. k. k. Zool.-bot. Ges. 
Wien. Bd. XLIII. 1. März 1893. 1 S. 

Struckia, eine neue Laubmoos-Gattung. — Arch. d. Ver. d. Freunde 
d. Naturgesch. Mecklenburgs. 1893. p. 127—130. — Dass. auch 


separ.: Gustrow. (Opitz et Co.) 1893. gr. 8%. (4 S.) 

Bryologia Hawaiica adjectis nonnullis muscis novis oceanicis. — 
Flora LXXXI. 1896. p. 434—479. 

Musci nonnulli novi Guianae Anglicae prope Georgetown ad cata- 
ractas „Marshall falls“ fluvii Mazaruni a Cl. J. Quelch collecti. 
— Giornale Malpighia. Anno X. Vol. X. Genova 1896. p.512—520. 

Bryologia provinciae Schen-Si Sinensis. I. — Nuovo Giorn. bot. ital. 
(Nuova Ser.) Vol. III. 1896. p. S9—129. Firenze. 

Bryologia Guatemalensis ex collectionibus Domin. Bernoulli et Cario 
(1866— 1878). V. Türkheim et aliorum. — Bulletin de l’Herbier 
Boissier. T. V. No. 3. 1897. p. 171—220. 


Additamenta ad Bryolosiam Hawaiicam. — Bulletin de l’Herbier 
Boissier. T. V. No. 10. 1897. p. 850—853. 

Synopsis generis Harrisonia. — Oesterreich. bot. Ztschr. Jhrg. 1897. 
p- 1-15. 


Triquetrella genus Muscorum novum conditum et desceriptum. — 
Oesterreich. bot. Ztschr. Jhrg. 1897. p. 16—20. 


Levierella, novum genus Fabroniacearum muscorum. — Bull. Soe. 
bot. ital. Adunanza della Sede di Firenze del 14 Febbr. 1897. 
p- 73—174. 


Musci Venezuelenses novi a Prof. C. Goebel collecti. — Flora. LXXXII. 
1897. p. 327—341. 

Symbolae ad Bryologiam Australiae. I. — Hedwigia. Bd. XXXVI. 
1897. p. 331—365. 


Symbolae ad Bryologiam Jamaicensem. — Bull. de l’Herbier Boissier. 
T. V. No. 7. 1897. p. 547-567. 
Prodromus Bryologiae Bolivianae. — Nuovo Giorn. bot. ital. (Nuov. 


Ser.) Vol. IV. 1897. p. 6-50; 113—172. 


Literaturverzeichniss. 469 


Prodromus Bryologiae Argentinicae atque regionum vieinarum III. — 
Hedwigia. Bd. XXXVI. 1897. p. 84—144. 

Bryologia provinciae Schen-Si Sinensis II. — Nuovo Giorn. bot. ital. 
(Nuovo Ser.) Vol. IV. 1897. p. 245—276. 

Musci. in: Reinecke, F., Die Flora der Samoa-Inseln. — Engler’s bot. 
Jahrbüch. XXIII. 1897. p. 317—332. 

Bryologia Serrae Itatiaiae (Minas Geraös Brasiliae) adjeetis nonnullis 
speciebus affinibus regionum vieinarum. Bull. de l’Herbier 
Boissier. T. VI. 1898. p. 15—126. 

Bryologia provinciae Schen-Si Sinensis ex collectione Giraldiana III. 
— Giorn. bot. ital. (Nuov. Serie). Vol. V. No.2. 1898. p. 155—209. 

Analecta bryographica Antillarum. — Hedwigia. Bd. XXXVII. 1898. 
p. 219—266. i 

Symbolae ad Bryologiam Australiae II. — Hedwigia. Bd. XXXVI. 
1898."p. 76-171. 

Contributiones ad Bryologiam austro-afram. — Hedwigia. Bd.XXXVIII. 
1899. 155 S. (Nach dem Tode des Autors erschienen.) 

Ergebnisse einer Reise nach dem Pacific. (H. Schauinsland 1896—97.) 
Musci Schauinslandi. Ein Beitrag zur Kenntniss der Moosflora 
der Pacifischen Inseln. Von Karl Müller-Halle r und V.F. Bro- 
therus. — Abhandl. d. Nat. Ver. Bremen 1900. Bd. XVI. Heft 3. 

Symbolae ad Bryologiam Brasiliae et regionum vicinarum. — Hed- 
wigia. Bd. XXXIX 1900. p. 235—28S, continuatur. Die Fort- 
setzung soll in Heft I der Hedwigia Jahrg. 1901 erscheinen. 


Register der Genera und Sectionen 
der Rubriken. 


A. 


Acaulon C. M. 20. 
Acidodontium (Bryum) 198. 
Acisphagnum (Sphagn.) 97. 
Acocosphagnum (Sphagn.) 97. 
Acrosphagnum (Sphagn.) 97. 
Acoleus (Bartramia) 345. 
Aloidella (Polytrich.) 170. 
Aloina (Barbula) 431. 

Aloma (Fissidens) 55, 61. 
Alomidium (Conomitr.) 74, 76. 
Amblyodon P. B. 328. 
Amblyophyllum (Bryum) 205. 
Amblyothallia (Fissidens) 55, 63. 
Amphidiopsis (Barbula) 433. 
Ampullaria (Splachnum) 117. 
Anacalypta (Trichostom.) 414. 


Anacamptosphagnum (Sphagn.) 97. 


Anacolea (Bartram.) 353. 
Anacoliopsis (Bartram.) 355. 
Andreaea, Ehrh. 1. 
Ängströmia Br. „Eur. 316. 
Anisothecium (Angström.) 316. 
Apalodietyon (Bryum) 209. 
Archidium Brid. 9. 

Arctoa (Dicranum) 291. 
Areodietyon (Bryum) 204. 
Argyrobarbula (Barbula) 430. 
Argyrobryum (Bryum) 215. 
Aristella (Dissodon) 124. 


Arrhenopterum (Mnium) 136. 
Arthrocormus Dz. et Mb. 93. 
Aschistodon (Leptotrichum) 313. 


 Asteriscium (Barbula) 434. 


Astomiopsis ©. M. 315. 


, Astomum Hpe. 11. 
Atrichum (Catharinea) 164. 


Aulacomnion (Mnium) 136. 


Aulacomitrium Broth. 405. 


B. 


Barbula Hdw. 424. 
Bartramia Hdw. 332. 
Bartramidula (Bartram.) 334. 
Beccaria (Pottia) 389. 
Beckettia C. M. 23. 
Bifariella (Mnium) 140. 
Bimella (Bryum) 229. 
Blepharacis (Eucamptod.) 249. 
Blindia Br. Eur. 244. 
Brachymitrium Tayl. 120. 
Brachyodus Fürnr. 302. 
Brauniella (Dienemon) 252. 
Breutelia (Bartram.) 345. 


| Brothera C. M. 258. 


Bruchia Schw. 12. 

Bryella (Mielichhof.) 188. 
Bryoidiopsis (Conomitr.) 74, 76. 
Bryoidium (Fissidens) 54, 56. 


Register der Genera und Sectionen der Rubriken. 


Bryotis (Bryum) 206. 
Bryum Dill. 196. 
c. 

Calomnium Hook. et Wils. 151. 
Campylochaetium (Angström.) 319, 
Campylopodium (Leptotrich.) Sl 

ee (Angström.) 318, 
Campylopus (Dieranum) 263. 
Campylostelium Br. Eur. 303. 
Calymperella (Streptopog.) 420. 
Calymperes Sw. 358. 
Calymperopsis (Syrrhop.) 376. 
Capillamentaria (Leucobr.) 83. 
Catenularia (Bartram.) 333, 


Catharinea Ehrh. 163, 
Catharinella (Polytrich) 176. 
Catillaria (Barbula) 425. 
Catoscopium Brid. 330. 
Ceratodon Brid. 401. 
Cephalotrichum (Polytrich.) 173, 
Chalarocaulon (Schistomitr.) 99, 
Cinclidium Sw. 145. 
Cladopodanthus (Leucobr.) 84. 
Climacocaulon (Barbula) 432. 
Codonoblepharum Dz. et Mb. 376. 
Coleoleptotrichum (Leptotr.) 314, 
Comatosphagnum (Sphagn.) 97. 
Conomitrium Mtge. 69. 
Conostomum Sw. 331. 
Crenularia (Fissidens) 55, 62. 
Crenulidium (Conomitr.) 75, 76. 
Crispidella (Conomitr.) 75, 76. 
Crispidium (Fissidens) 55, 64. 
Cryptopodium (Bartram.) 348. 
Cryptopyxis (Physcom.) 110. 
Cryptotayloria (Taylor.) 121. 
Cuspidella (Leucobr.) 83. 
Cynodontium (Dieranum) 291. 


D. 


Dawsonia R. Br. 161. 
Dendroligotrichum (Catharin.) 169. 


471 


Desmatodon Brid. 412. 
Dienemonella (Dieranum) 284. 
Dienemon Schw. 249. 
Dicranella (Angström.) 323. 
Dicranidium (Angström.) 323. 
Dieranobryum (Bryum) 202. 
Dieranodontium (Dicranum) 277. 
Dicranoweisia (Blindia) 246. 
Dicranum Hdw. 261. 
Diobelon (Angström.) 320. 
Diplostichum Mtge. 44. 
Discelium Brid. 144. 


ı Dissodon Grey. et Arn. 123% 


Distichium Br. Eur. 40. 


ı Ditrichum (Leptotrich.) 312. 


Divaricatella (Angstr.) 322. 


ı Doliolidium (Bryum) 207. 


Drepanophyllum Rich. 47. 


E. 


Ecremidium Hook. et Wils. 304 


Edentella (Barbula) 453. 
Encalypta Schreb. 380. 
Entosthodon Schw. 107. 
Ephemerella ©. M. 26. 
Ephemerum Hpe. 24. 


| Epipterygium (Bryum) 225. 


Eremodon (Dissodon) 123. 
Erythrocarpidium (Bryum) 210. 


| Euängströmia 317. 


Euarthrocormus 94. 
Eubarbula 426. 
Eubartramia 352. 
Eublindia 244. 
Eubryum 226. 


ı Eucalymperes 361. 


Eucamptodon Mtge. 247. 

2 (Section) 248. 
Euentosthodon 107. 
Eufunaria 105. 
Euhymenodon 149. 


Euleucobryum 79. 


472 


- Eumeesea 327. 
Eumielichhoferia 159. 
Eumnium 133. 
Euphyscomitrium 110. 
Eupolytrichum 178. 
Eupottia 387. 
Eurhizogonium (Mnium) 141. 
Euseligeria 305. 
Eustichia Brid. 43. 
Eustreptopogon 423. 
Eusyrrhopodon 365. 
Eutayloria 120. 
Eutrematodon 309. 
Eutrichostomum 409. 


F. 


Falcatella (Arthrocorm.) 94. 
Fiedleria Rabenh. 399. 
Funaria Schreb. 104. 
Fissidens Hdw. 51 


6. 


Garckea ©. M. 304. 

Georgia Ehrh. 153. 
Gigaspermum Ldbg. 130. 
Glaucodium (Leptotrich.) 311. 
Globulina (Seligeria) 306. 
Gomphoneuron (Pottia) 390. 
Goniobryum (Mnium) 144. 
Gymnocybe (Mnium) 136. 


Gymnotrematodon (Tremat.) 309. 


Gyrophyllum (Ängström. ) 319. 


H. 


Haplodontium Hpe. 19. 
Heterocaulon (Fissid.) 54, 55. 
Holomitrium Brid. 253. 
Hydrogonium (Trichost.) 415. 
Hymenocleiston Duby 125. 


Hymenodon Hook. et Wils. 149. 


Hymenostylium (Pottia) 395. 


Register der Genera und Sectionen der Rubriken. 


Hyophila (Pottia) 392. 
Hyophiladelphus (Barbul.) 425. 
Hyophilina (Calymperes) 358. 
Hypodontium ©. M. 378, 

J. 


| Julidium (Pottia) 391. 
| Juniperella (Leucobr.) 83. 
Isocladus (Sphagn.) 97 


K. 
Krauseella C, M. 29. 


L. 


| Lamellipottia (Pottia) 386. 


Leconotus (Leucophanes) 87. 
Leioleeythis (Funar.) 106. 
Leptostomopsis (Bryum) 199. 
Leptochlaena Mtge, 191. 


' Leptodontium (Trichost.) 406. 


Leptostomum R. Br. 146. 
Leptotheca Schw. 148. 
Leptotrichella (Seligeria) 306. 
Leptotrichum Hpe. 79. 
Leucobryella (Syrrhop.) 374. 
Leucobryopsis (Schistomitr.) 92. 
Leucobryum Hpe. 311. 
Leucodontella (Dienemon) 250. 
Leucolepis (Mnium) 137. 
Leucoloma (Dieranum) 278. 
Leucolomella (Dienemon) 252. 
Leucophanes Brid. 85. 
Limbidium (Conomitr.) 72, 76. 
Lorentziella ©. M. 15. 
Lycopodiobryum (Bartram.) 343. 


| Lyellia R. Br. 161. 


M. 


Malacosphagnum (Sphagn.) 97. 
Meesea Hdw. 327. 


Register der Genera und 


Megaphyllum (Leucobr.) 81. | 
Melanocaulon (Thysanomitr.) 259. 
Merceya Schpr. 383. 

Mesochaete (Mnium) 142. 
Metzleria (Dieranum) 299. | 
Microcampylopus (Dicranum) 262. | 
Mielichhoferia Hsch. 187. 
Mittenia Ldbg. 150. 
Mniobryum (Bryum) 246. 
Mniomalia ©. M. 152. 
Mnium Dill. 134. 
Monocranum C. M. 300. 
Mönkemeyera ©. M. 50. 


N. 


Navicularia (Bryum) 209. 


v. 


Ochrobryum Mitt. 89. 
Octoblepharum Hdw. 87. 
Octodiceras (Conomitr.) 70, 76. 
Oedipodium Schw. 125. 
Oedipyxis (Polytrich.) 175. 
Oligotrichum (Catharin.) 166. 
ÖOncophoridium (Blindia) 245. 
Oncophoroloma (Dicranum) 285. 
Oncophorus (Ängström.) 319. 
Oreadella (Bartram.) 355. 
Oreas Brid. 356. 

Orthocarpus (Bryum) 200. 
Orthodieranum (Dicran.) 292. 
Orthodon (Dissodon) 123. 
Orthodontium Schw. 192. 
Orthodontopsis (Dissodon) 124. 
Orthophyllum (Syrrhop.) 362. 
Orthopyxis (Mnium) 136. 
Orthothallia (Fissid.) 55, 56. 
Orthotheca (Syrrhop.) 371. 
Örthotrichella (Pottia) 392. 


C. Müller Hal. Genera muscorum. 


Sectionen der Rubriken 


4753 


P. 


Pachyfissidens (Fissid.) 55, 67. 
Pachylomidium (Fissid.) 54, 60. 
Pallentella (Bryum) 230. 
Paludella Ehrh. 329. 


, Patentifolium (Eucamptodon) 248. 


Peromnion (Bryum) 197. 


ı Phasconica ©. M. 397. 

| Phascum Hpe. 21. 

| Philonotis (Bartram.) 340. 

' Philonotula (Bartram.) 336. 


Physcomitrium Brid. 110. 
Pilopogon Brid. 255. 
Plagiocleidon (Entosth.) 107. 
Platysphagnum (Sphagn.) 96. 
Platyphylla (Bryum) 238. 
Pleuropelma (Mnium) 140. 
Plumella (Mnium) 142. 


| Pogonatum (Polytrich.) 174. 


Polypodiopsis (Conomitr.) 72, 76. 
Polyptychium (Bartram.) 343. 
Polystichella (Hymenod.) 150, 
Polytrichadelphus (Catharin.) 167. 
Polytrichum Dill. 170. 

Pottia Ehrh. 355. 

Prionacron (Leucobr.) SO. 
Psilopilum (Catharin.) 165. 
Psilotheca (Encalypta) 382. 
Pyenosphagnum (Sphagn.) 9. 
Pyenophyllum (Trichost.) 416. 
Pyenothallia (Fissid.) 54, 60. 
Pyenothallidium (Conomitr.) 75,76. 
Pyramidium (Brid.) 113. 
Pyrrhobryum (Mnium) 139. 


R. 


Rehmanniella ©. M. 399, 
Reticularia (Conomitr.) 72, 76. 
Rhabdotheca (Encalypta) 382. 
Rhacelopus (Polytrich,) 171. 
Rhizogonium (Mnium) 139. 


| Rhodobryum (Bryum) 235. 


31 


474 Register der Genera und Sectionen der Rubriken. 


S. T. 
Sarawakia (Conomitr.) 72, 76. Tayloria Hook. 119. 
Schistidiella (Willia) 424. Teichodontium ©. M. 404. 
Schistomitrium Dz. et Mb. 91. Tetracmis (Georgia) 155. 
Schistostega Mohr 38. Tetradontium (Georgia) 115. 
Schistostegiopsis (Conomitr.) 73,76. | Tetraplodon Br. Eur. 118. 
Schliephackea ©. M. 300. Thiemea C. M. 113. 
Sciarodium (Conomitr.) 75, 76. Thysanomitriopsis ©. M. 257. 
Sclerodietyon (Bryum) 213. Thysanomitrium Schw. 259. 
Scopella (Dieranum) 286. ı Timmia Hdw. 155. 
Selagobryum (Leucobr.) &4.  Tortella (Barbula) 446. 
Seligeria Br. Eur. 305. Trachyeystis (Mnium) 138. 
Semilimbidiella (Conomitr.) 76. Trachynotus (Leucophan.) 86, 
Semilimbidium (Fissid.) 54, 60. Trematodon Rich. 308. 
Senodictyon (Bryum) 218. Trichodon (Angström.) 322. 


Triehostomum Hdw. 405. 
Tridontium Hook. 403. 


Senophyllaria (Pottia) 391. 
Senophyllum (Barbula) 435. 


Serridium (Fissid.) 55, 67. Tristichiopsis ©. M. 41. 

Sorapilla Spruce et Mitt. 45. Tristichium €C. M. 18. 

Sphagnum Dill. 98. Tristichobryum (Meesea) 328. 
Spiridentella (Mnium) 143. Trochobryum Breidler et Beck 307. 


Spirula (Schistomitr.) 92. Tropinotus (Leucophanes) 55. 


Splachnobryella (Pottia) 389. 


Splachnobryum C. M. 127. U. 
Splachnum L. 117. Ulobryum (Leucobr.) 82. 
Spruceella ©. M. 396. Ulotella (Bartram.) 352. 
Stegonia (Pottia) 386. Umbracularia (Splachn.) 118. 
Streptocalypta (Encalypta) 383. 

Streptopogon Wils. 420. V. 


Strietidium (Bartram.) 352. 
Stylostegium (Blindia) 245. 
Symblepharis Mtge. 314. 
Sympageia (Blindia) 247. 


Vaginella (Bartram.) 349. 
Vesiculifoium (Leucobr.) 82. 
Voitia Hsch. 28. 


Synodontia (Dienemon) 251. W 
Syntrichia (Barbula) 453. - 
Syrrhodietyon (Dieranum) 285. | Webera Ehrh. 159. 
Syrrhopodon Schw. 362. Weberiopsis (Conomitr.) 74, 76. 


Weisiella (Angström.) 323. 
| Willia ©. M. 423. 


Druck von August Pries in Leipzig. 


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