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GEOLOGISCHE RUNDSCHAU
ZEITSCHRIFT FÜR ALLGEMEINE GEOLOGIE
HERATJSGEGEBEN VON DER
GEOLOGISCHEN
VEREINIGUNG
UNTER DER SCHRIETLEITUNG VON
G. STEINMANN
(BONN)
W. SALOMON O. WILCKENS
(HEIDELBERG) (STRASSBURG, z. Z. BREMEN)
NEUNTER BAND
MIT 8 FIGUREN IM TEXT UND 3 TAFELN
LEIPZIG
VERLAG VON WILHELM ENGELMANN
1918
Es wurden ausgegeben:
Heft 1/2 am 19. Juli 1918
Heft 3/6 am 15. April 1919
Heft 7/8 am 11. Juli 1919
INHALT.
I. Aufsätze und Mitteilungen:
Kampfrath, A., Die Geländestufen und Geländegräben in der
Umgebung von Dresden und ihre Beziehungen zur Ent¬
stehung des Elbtales zwischen Pirna und Meißen und zu
einem vorgeschichtlichen Erdbeben. (Mit Tafel I) . . . .
v. Lozinsky, W., Vulkanismus und Zusammenschub . . . .
Pietzsch, K., Zu A. Kampfraths Aufsatz über die Gelände¬
stufen und Geländegräben der Umgebung von Dresden .
Solch, J., Epigenetische Erosion und Denudation. (Mit 7 Text¬
figuren) .
Nowak, E., Die Entstehung der Inntalterrasse .
Seite
1
65
98
161
178
II. Besprechungen:
Das Klimaproblem der permokarbonen Eiszeit unter besonderer Berück¬
sichtigung der Forschungen Fritz v. Kerners W. A. Eckardt). . . 30
Die Paläogeographie des Nillandes in Kreide und Tertiär (Th. Arldt) 47, 104
i Die Wurzeln der alpinen Überschiebungsdecken. I. Teil. Die Wurzeln der
ostalpinen Decken im südlichen Graubünden und der hiindnerischen
Gneis-Deckfalten. (Mit 1 Textfigur.) (Otto Wilckens) . 125
III. Geologischer Unterricht:
Verzeichnis der geologischen, palaontologischen, petrographischen und
mineralogischen Vorlesungen an den deutschen Hochschulen im
Sommersemester 1918 . 57
Desgl. im Wintersemester 1918/19 . 147
Pfingstsitzung des »Damnu« in Güttingen (Wagner, P.) . 146
Erlaß des preußischen Kultusministeriums . 195
IV. Bücher- und Zeitschriftenschau:
Seite
Munk, E., Die Graptolithen der Zone 18 usw. (Hundt) . 60
Wunderlich, E., Geomorphologische Forschungen über das Gebiet zwischen
Elbe und Oder (Hundt) . 151
Steuer, A., Obersilur in der Lindener Mark bei Gießen (Hundt) .... 155
Häberle D., Die Höhlen der Rheinpfalz (Salomon) . 155
Wiegner, G., Boden und Bodenbildung in kolloidchemischer Betrachtung
(Stremme) . 155
Ramann, E., Der Boden und sein geographischer Wert (Salomon) . . . 156
Doelter, C., Handbuch der Mineralchemie Bd. II, 12. (Salomon) .. . 156
Beck, R., Abraham Gottlob Werner (Salomon) . 157
Sachs, A., Die Grundlinien der Mineralogie für Mineralogen, Chemiker und
Physiker (Salomon) . 157
y. Toula, F., Lehrbuch der Geologie. 3. Aufl. (Wi Icke ns) . 157
Jahresberichte und Mitteilungen des Oberrheinischen geologischen Vereins.
N. F. Bd. VII . 158
Neue Forschungen über das Altpaläozoikum im Zuge des Erzgebirges und
der Sudeten (Hundt) . . . 190
V. Persönliches . 195
VI. Geologische Vereinigung:
Mitglieder der Geologischen Vereinigung 1. Januar 1919 . 197
Nachrufe:
Karl Deninger* (Mit Tafel II; . 62
Oswald Marschall. (Mit Tafel III) . 159
BAND IX <T3 AUli.iyiö HEFT 1/2
t -
GEOLOGISCHE RUNDSCHAU
ZEITSCHRIFT FÜR ALLGEMEINE GEOLOGIE
HER AU S GE GEBEN VON DER
GEOLOGISCHEN
VEREINIGUNG
UNTER DER SCHRIFTLEITUNG VON
G. STEINMANN
(BONN)
W. SALOMON O. WILCKENS
(HEIDELBERG) (STRASSBURG i.E.)
ERSCHEINT JÄHRLICH IN 8 HEFTEN VON JE 4-5 BOGEN
BEZUGSPREIS M. 12.—. EINZELHEFTE M. 2.-
LEIPZIG
VERLAG VON WILHELM ENGELMANN
1918
Ausgegeben am 19. Juli 1918.
INHALT
Seile
I. Aufsätze und Mitteilungen:
Adolf Kampfrath, Die Geländestufen und Geländegräben
in der Umgebung von Dresden und ihre Beziehungen
zur Entstehung des Elbtales zwischen Pirnä und Meißen
und zu einem vorgeschichtlichen Erdbeben. Mit Tafel I
und 1 Textfigur . . . . . . . . . / . . 1
II. Besprechungen:
Das Klimaproblem der permokarbonen Eiszeit unter besonderer Be¬
rücksichtigung der Forschungen Fritz von Kerners. ( W. R. E c k a r d t) 30
Die Paläogeographie des Nillandes in Kreide und Tertiär. (Th. Arid t) 47
III. Geologischer Unterricht:
Verzeichnis der geologischen , paläontologischen, petrographischen
und mineralogischen Vorlesungen an den deutschen Hochschulen
im S.-S. 1918 . . . ... . . . . ............ 57
IV. Bücher- und Zeitschriftenschau:
Der Nachweis der mittelsilurischen Zone 18 in Deutschland. Hundt) 60
V. Geologische Vereinigung:
Karl Deningeri (Mit Tafel II.) (Wilckens). . . 62
Die Fachgenossen und Verleg er werden gebeten,
Bücher und Sonderabzüge zum Zwech der Besprechung
an den Verleger der Bundschau, Wilhelm Fngelmann,
Leipzig, Mittelstraße 2 zu senden . Ebendahin sind
auch Beschwerden über nicht zugegangene Hefte der
Zeitschrift zu richten .
Zusendungen an die Schriftleitung .
An den Schriftleiter Professor G. Steinmann, Bonn , Poppelsdorfer Allee 98
sind zu senden :
1. Aufsätze und kleinere Mitteilungen, Notizen usw.
2. Besprechungen aus den Gebieten: Tektonik, Niveauschwankungen,
Morphologie, Erosion, Glazialgeologie, Sedimentbildung, Erdöl, Kohlen,
usw. Geologischer Unterricht.
An den Schriftleiter Professor W, Solomon, Heidelberg:
Besprechungen aus den Gebieten: Chemische Geologie, Petrographie,
Salzlagerstätten, Metamorphosen, Erzgangbildung, Präkambrium, Erd¬
inneres, Vulkanismus, Erdbeben, Geologie anderer Weltkörper, Tech¬
nische Geologie.
An den Schriftleiter Professor O. Wilckens 9 Straßburg i, E», Ruprechts¬
auer Allee 22:
Besprechungen aus den Gebieten: Stratigraphie, Regionale Geologie.
Die Verfasser von Aufsätzen und Mitteilungen erhalten 50 Sonderdrucke
unentgeltlich, weitere gegen Erstattung der Herstellungskosten. Zusammen-
f assende Besprechungen werden mit 60 Jl, Einzelreferate und kleinere
Mitteilungen mit 40 Jl für den Bogen bezahlt. Von den Besprechungen
werden 30 Sonderdrucke unentgeltlich, weitere gegen Erstattung der Herstellungs¬
kosten geliefert.
Die Kosten für Satzverbesserüngen, die das übliche Maß über¬
schreiten, fallen den Verfassern zur Last.
Über die Beigabe von Abbildungen ist vorherige Verständigung mit der
Schriftleitung erforderlich.
In der Niederschrift sind zu bezeichnen:
Verfassernamen (Majuskel), Versteinerungsnamen - - (kursiv),
wichtige Dinge - (gesperrt), Überschriften ===== (fett).
Von der Firma .
erbitte ich
Einbanddecke zur „Geologischen
Rundschau“ Band VIII für M. 3 —
(Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig)
Ort und^ Datum : Besteller:
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I. Aufsätze und Mitteilungen.
Die Geländestufen und Geländegräben in der Um¬
gebung von Dresden und ihre Beziehungen zur Ent¬
stehung des Elbtales zwischen Pirna und Meißen
und zu einem vorgeschichtlichen Erdbeben.
Von Adolf Kampfrath (Dresden).
(Mit Tafel I, 1 Textfigur und 1 Tabelle.)
Bodenbewegungen geringeren Umfanges, die sicher erst nach dem
Rückzuge des diluvialen Inlandeises stattgefunden haben, sind in Mittel¬
deutschland an mehreren Stellen nachgewiesen worden. Aus gewissen
Lagerungsverhältnissen verschieden alter Schichten sind aber auch
Krustenbewegungen größeren Umfanges gefolgert worden. So hat
A. Pence:1) aus der eigentümlichen Verteilung des Grundgebirges, des
mesozoischen Deckgebirges und der Tertiärschichten geschlossen, daß
erstens jene Gebiete, in welchen das Deckgebirge in tiefer Lage auf-
tritt, wahrscheinlich vor der Braunkohlenbildung abgesenkt wurden,
daß zweitens da, wo Oligozän- und Miozänschichten in Senkungsfeldern
unmittelbar auf dem Grundgebirge aufruhen, die Absenkung später
als die Braunkohlenbildung geschah, und daß drittens für diejenigen
Senkungsfelder, die nicht mit mesozoischen und Tertiärschichten er¬
füllt sind, eine sehr jugendliche Entstehung anzunehmen* sei. «Von
diesem Gesichtspunkte aus die nördliche Umwallung Böhmens betrach¬
tend, zeigt sich, daß der Westflügel stabiler geblieben ist als der Ost¬
flügel. Seine Bildung war nach der Braunkohlenbildung vollendet,
während zwischen den zahleichen herzynischen Spalten noch lebhafte
Verschiebungen selbst in jüngster Zeit eintraten. Hier brachen manche
Becken, , wie das Elbtal bei Dresden und der Hirschberger Kessel
erst während der Diluvialperiode ein.« «Durch zwei Vorgänge
nun erhielt die Lausitzer Platte ihre Individualität. Es sank im Osten
die Lausitzer Bucht ein, während im Westen das Elbtal entstand. Die
erstere ist ein in nachmiozäner Zeit hart am Kreidegebirge eingebrochenes
Stück der granitischen Tafel mit ihrer Braunkohlenbedeckung. Gleich¬
zeitig hiermit sind wahrscheinlich vulkanische Ausbrüche erfolgt und so
kommt es, daß angesichts der Lausitzer Bucht das Lausitzer Gebirge
1) Das Deutsche Reich von A. Penck, S. 423 u. f. (in Kfrchhoff, Unser Wissen
von der Erde, II. Landeskunde Europas 1, 1).
Geologische Rundschau. IX.
1
2
I. Aufsätze und Mitteilungen.
als ein Anstieg der Quader sandsteinplatte, überragt von Phonolith-
kegeln entgegentritt. Sehr komplizierte Verschiebungen hatton sich
am Westrande der Lausitzer Platte geltend gemacht. 'Hier brach ein
etwa 3 — 5 km breiter und über 20 km langer Streifen Landes ein und
ward an beiden Planken überschoben, so daß die Kreide an beiden
Seiten des Tales unter das Grundgebirge gepreßt wurde. Dieser Vor¬
gang dürfte sich erst nachträglich an die Unterschiebung des Erzgebirges
unter die Lausitzer Platte angeknüpft haben. Denn wiewohl das Land
tief unter die umgebende Braunkohlenformation eingesunken ist, birgt
es doch keinerlei Beste derselben, und manche Anzeichen sprechen
dafür, daß noch in jüngster Gegenwart die Absenkungen
fortgedauert haben. In Dresden vor genommene Bohrungen lehrten
die Sohle der dortigen Elbanschwemmungen in tieferem Niveau als den
Plußriegel kennen, welchen die Elbe bei Meißen zu passieren hat, so daß
also hier ähnliche Verhältnisse vorzuliegen scheinen, welche die ober¬
rheinische Tiefebene an ihrem Nordrand bietet.«
Pür die Annahme eines nacheiszeitlichen Einbruches des Elbtales
zwischen Pirna und Meißen glaube ich nun Anzeichen in zwei eigen¬
tümlichen Oberflächenformen gefunden zu haben, die in der näheren
und weiteren Umgebung von Dresden in auffallend großer Zahl an¬
getroffen werden. Diese beiden Oberflächenformen stellen stufenartige
Unterbrechungen und grabenartige Vertiefungen der allgemeinen Ober¬
fläche dar, die ich Geländestufen und Geländegräben und im
folgenden kurz Stufen und Gräben nennen will. Die ersteren fasse ich
als zutagetretende Kutsch- und Verwerfungsflächen, die letzteren als
klaffende Spalten auf und erblicke in ihnen die Zeugen eines vorgeschicht¬
lichen, heftigen Erdbebens. Beide Pormen kommen auch miteinander
verbunden vor. In der geologischen Literatur, soweit sie hier in Präge
kommen kann, habe ich über diese beiden Oberflächenformen nichts
finden können. Dies mag vielleicht durch folgende Lhnstände begründet
sein. Erstens treten die Geländestufen und -gräben nur an wenigen
Stellen besonders auffällig hervor und sind hier vielleicht für rein ört¬
liche Kutschungen, hervorgerufen durch Unterwaschung und Auf¬
weichung des Untergrundes, gehalten worden, was in einigen Fällen
auch tatsächlich der Pall gewesen sein mag. Zweitens sind auf den alten
topographischen Karten im Maßstabe 1 : 25 000, die auch der geolo¬
gischen Aufnahme zur Unterlage gedient haben, die Stufen und Gräben
sehr lückenhaft verzeichnet, vielfach fehlen sie vollständig. Es war daher
auch nicht möglich ihre oberflächliche Verbreitung zu überblicken. In
der Natur selbst läßt dies aber die Kleinheit der Gebilde nicht zu. Bei
der Neuaufnahme dieser Karte sind die Oberflächenformen überhaupt
wesentlich sorgfältiger behandelt worden. Die Stufen und Gräben sind
daher ziemlich vollständig und richtig verzeichnet. Hier und da fehlen
aber doch einzelne und manchmal sogar an Stellen, wo sie in der alten
Aufnahme angegeben waren.
A. Kampprath — Die Geländestufen und Geländegräben usw. 3
Die Geländestufen (Fig. 1, S. 11 ; Taf. I, Fig. 2) stellen scharf aus¬
geprägte Unterbrechungen der allgemeinen Geländeoberfläche dar, die
durch mehr oder weniger steile Böschungen vermittelt werden. Die
Stufenhöhe schwankt zwischen einigen Dezimetern und mehreren Metern.
Die Stufen erreichen Längen von mehr als 1 km, sind aber manchmal
kaum 10 m lang. Der Verlauf im Grundriß ist meist geradlinig, seltener
bogenförmig gekrümmt. Irgendeine Beziehung zu den Höhenschichtlinien
ist nirgends zu entdecken. Diese werden vielmehr unter allen möglichen
Winkeln von den Stufen geschnitten. Sie sind auf den Talsohlen, den
Talgehängen und den Hochflächen zu finden. Auch ist es gleichgültig,
ob der Untergrund aus Schwemmland oder festem Gestein besteht, nur
im lockeren Heidesand fehlen sie. Man trifft sie einzeln, aber auch in
Scharen hinter und nebeneinander. In letzterem Falle sind sie dann meist
ausgezeichnet parallel gerichtet. Auch winkelförmige Umbiegungen und
Durchkreuzungen kommen vor. Die oberen und unteren Kanten der
Stufenböschungen folgen den Krümmungen der oben und unten an¬
schließenden Geländeflächen. Da, wo die Stufe in dieser verschwindet,
vereinigen sich beide Böschungskanten unter spitzem Winkel. Von der
Landwirtschaft werden die Geländestufen wenig oder gar nicht benutzt.
Häufig sind die Feldwirt schaf tswege entlang den Stufenkanten geführt.
Die Stufen sind auch vielfach für die Anordnung der Flurstücksgrenzen
bestimmend gewesen.
Die Geländegräben sind, wie schon der Karne sagt, grabenartige
Vertiefungen des Geländes. Im Grundriß erscheinen sie geradlinig,
ein- und mehrfach gekrümmt, sowie auch zickzackförmig gebrochen.
Länge, Breite und Tiefe sind sehr wechselnd (Länge über 1 km, Breite
bis über 50 m, Tiefe bis über 10 m). Die oberen Kanten der Böschungen
gehen unvermittelt in die allgemeine Geländeoberfläche über. Unten
ist der Übergang zwischen den Böschungen und der meist ebenen
Grabensohle gewöhnlich etwas ausgerundet. Bei geradlinigem Verlauf
sehen sie in manchen Fällen künstlichen Weg- und Eisenbahneinschnitten
außerordentlich ähnlich. Die Gräben sind in der Regel trocken und
enthalten nur in wenigen Fällen einen ständig fließenden Wasserlauf.
Dagegen führen vielfach Wege hindurch. Es kommt aber auch vor,
daß der Weg, vermutlich mit Rücksicht auf Schneeverwehung und
das erschwerte Austrocknen der tiefliegenden Grabensohle, neben den
Graben gelegt worden ist. Die Mehrzahl der in der Umgebung Dresdens
ziemlich häufig vorkommenden Hohlwege sind Geländegräben, also
natürlichen, nicht künstlichen Ursprungs. Bei den meisten dieser Hohl¬
wege wird man bei Betrachtung der örtlichen Verhältnisse vergeblich
nach einem einleuchtenden Grunde für die Anlage und nach dem Ver¬
bleib der ausgeschachteten Erdmassen suchen. Hin und wieder kommen
auch Durchkreuzungen und Gabelungen der Gräben vor. Häufig sind
die Fälle, wo ein Geländegraben mit einer Geländestufe verbunden ist.
Dann sind die den Graben beiderseits begrenzenden Geländeflächen
1*
4
I. Aufsätze und Mitteilungen.
lotrecht gegeneinander verschoben, d. h. denkt man sich die eine Fläche
über den Graben weg erweitert, so trifft man nicht auf die andere Fläche,
sondern darüber oder darunter (Taf . I, Fig. 6). Durch dieses Kennzeichen
lassen sich die natürlichen Gräben, sofern sie mit Stufen verbunden
sind, von den künstlichen Einschnitten unzweifelhaft unterscheiden,
da bei diesen ein solches Verhalten ausgeschlossen ist.
Die Verbreitung der Stufen und Gräben zeigt die Übersichtskarte
(Taf. I, Fig. 1) im Maßstabe 1 : 200000, welcher die Aufnahmen der topo¬
graphischen Karte 1 : 25 000 zugrunde gelegt sind. Sie umfaßt die
vollen Blätter
Nr. 49 Kötzschenbroda, Nr. 81 Tharandt,
» 50 Moritzburg, » 82 Kreischa,
» 51 Radeberg, » 83 Pirna,
» 65 Wilsdruff, » 100 Frauenstein,
» 66 Dresden, » 101 Dippoldiswalde,
» 67 Pillnitz, » 102 Berggießhübel,
sowie Teile der Blätter Nr. 34 Radeburg, Nr. 118 Nassau, Nr. 119 Alten¬
berg und Nr. 120 Fürstenwalde.
Die eingezeichneten ausgezogenen Verwerfungslinien sind den geo¬
logischen Übersichtskarten im Maßstabe 1 : 250 000 und 1 : 500 C00
entnommen. Es war mir natürlich nicht möglich, sämtliche in Fig. 1,
Taf. I verzeichnete Stufen und Gräben in der Natur zu besichtigen,
um über den natürlichen oder künstlichen Ursprung eine zuverlässige
Entscheidung zu treffen. Es werden daher manche zweifelhafte Fälle
darunter sein. Augenscheinlich künstliche Straßen- und Eisenbahn¬
einschnitte und -böschungen sind weggelassen worden. Andererseits
fehlen aber wieder einzelne unzweifelhafte Stufen und Gräben, die wegen
ihrer geringen Höhe und Tiefe auf den topographischen Karten nicht
dar gestellt worden sind.
Auf den im Westen anstoßenden Blättern verschwinden die Stufen
und Gräben allmählich, was sich schon innerhalb der Kartengrenze
bemerkbar macht. Das gleiche geschieht nach Norden zu. Sie lassen
sich aber bis über den Keulenberg hinaus und bis in die Gegend, von
Großenhain verfolgen. Wie weit sie nach Böhmen hineinreichen, konnte
ich mangels neuerer Karten nicht ermitteln. Aus dem Blatte Fürsten¬
walde ist jedoch zu ersehen, daß die Stufen nicht allein bis auf den
Erzgebirgskamm hinaufsteigen, sondern sich auch darüber hinaus am
Südabhange (Nollendorfer Höhe) und auf der abgesunkenen Scholle
am Erzgebirgsfuße zeigen. Auf dem an Blatt Berggießhübel östlich
anstoßenden Blatte Rosenthal (Nr. 103) erscheinen sie nur in der Nord¬
westecke, während sie im übrigen Teile fast vollständig fehlen. Auf
Blatt Königstein (Nr. 84), an Blatt Pirna anstoßend, sind sie gleichfalls
nur in sehr geringer Zahl zu finden. Darunter sind aber einige Stufen¬
gruppen dadurch bemerkenswert, daß sie parallel der Lausitzer Haupt¬
verwerfung NW. — SO. streichen und zum Teil auch ganz in ihrer Nähe
A. Kampfrath — - Db Geländestufen und Geländegräben usw. 5
liegen. Diese Stufen befinden sieb südlich von Waltersdorf und nördlich
von Porschdorf auf der Liliensteiner Ebenheit, sowie östlich von Hohn¬
stein auf der Lausitzer Granitplatte. Auf Blatt Stolpen (Nr. 68), östlich
von Blatt Pillnitz, sind nördlich von der Stadt Stolpen mehrere auf¬
fällige Gräben und an der Südseite des basaltischen Schloßfelsens von
Stolpen drei bogenförmige Stufen besonders anzuführen.
Die Betrachtung der Karte lehrt, daß die Stufen und Gräben in
dem südlich der Elbe gelegenen Gebiete besonders zahlreich auftreten
und hier wieder in der Richtung von Westen nach Osten zunehmen
etwa bis zu einer Linie von Pirna nach Nollendorf. Am dichtesten
liegen sie in der Gegend von Berggießhübel. Auf der Lausitzer Granit¬
platte sind sie weit weniger zahlreich. Außerdem ergeben sich noch
folgende Eigentümlichkeiten in der Verteilung. Auf dem abgesunkenen
südwestlichen Elügel der Wendischcarsdorf er Verwerfung fehlen die
Stufen und Gräben auf etwa 2 km Länge und 0,5 km Breite, während
sie auf dem nordöstlichen Flügel sehr zahlreich sind und ziemlich nahe
an die Verwerfungslinie heranreichen. Nicht minder auffällig ist es,
daß sie im Gebiete des Teplitzer Quarzporphyrstockes fast fehlen und
nur randlich auftreten. Ebenso scheinen die Basaltschlote den Ver¬
lauf der Stufen zu beeinflussen. Am besten zeigt sich dies an dem süd¬
östlich von Dippoldiswalde gelegenen Luchberg (Taf . I, Fig. 5). Dieser wird
von mehreren kreisbogenförmig gekrümmten Stufen umgeben, in welchen
man Bruchstücke von zwei konzentrischen Ringen erblicken kann. Die
bogenförmigen Stufen bei Stolpen wurden bereits erwähnt. In der
näheren Umgebung des basaltischen Wilisch fehlen Stufen ganz. Auf
der östlichen und westlichen Flanke des Cottaer Spitzbergs treten je
eine Schar paralleler Stufen auf. Weniger deutlich ist diese Erscheinung
am Sattelberg und Geisingberg. Für dieses eigentümliche Verhalten gibt
vielleicht folgende Überlegung eine Erklärung. Die basaltischen Schlot¬
ausfüllungen ragen gleichsam als steinerne Pfähle bis in sehr große
Tiefe hinab. Wenn nun die umgebenden oberflächlichen Schollenteile
aus irgendeinem Grunde zu einer Abwärtsbewegung veranlaßt werden,
so kann dies in der Nähe der Basaltpfähle zum Abreißen führen, da diese
selbst wegen des Aufsitzens in großer Tiefe die Abwärtsbewegung nicht
mitmachen können. Die Basaltschlote sind in gewissem Sinne den in
der Baukunst angewendeten Gründungspfählen vergleichbar. Auch der
Porphyrstock scheint ein solcher in große Tiefe reichender Block zu sein,
der die umgebenden Schollen durchragt und an deren Bewegung nicht
teilnimmt.
Die Gräben treten an Zahl hinter den Stufen wesentlich zurück.
An den folgenden drei Stellen fallen sie aber durch ihre Häufigkeit auf.
Diese sind: 1. ein schwach bogenförmig gekrümmter Geländestreifen
zwischen Pirna und Briesnitz, 2. der einspringende Winkel der Lausitzer
Hauptverwerfung bei Wünschendorf nördlich von Pirna, 3. das Gelände
westlich von Radeburg. An der ersten Stelle ist auf das häufig wieder-
6
I. Aufsätze und" Mitteilungen.
kehrende SW. — NO. -Streichen der Gräben aufmerksam zu machen. Es
hat den Anschein, als habe quer zu dieser Richtung eine Zerrung der
Schichten stattgefunden. An der Stelle unter 3. liegen die folgenden Ver¬
hältnisse vor. Westlich von Radeburg streicht der nördliche Zweig der
Lausitzer Hauptverwerfung vorbei. Der hangende, nordöstliche Flügel be¬
steht aus Granit und einer darauf lagernden Grauwackenscholle, während
der liegende südwestliche Flügel durch die Meißner Syenitscholle ge¬
bildet wird. Der Verlauf der zahlreichen Gräben auf dem hangenden
Flügel ist rechtwinklig zur Verwerfungslinie gerichtet. Man gewinnt
bei aufmerksamer Betrachtung den Eindruck, als sei durch ein weiteres
Unterschieben der Meißner Syenitscholle unter die Lausitzer Granit¬
platte die obenauf liegende Grauwackenscholle flach emporgewölbt wor¬
den und dabei an den Stellen, wo jetzt die Gräben liegen, geborsten.
Man kann natürlich auch umgekehrt ein Aufschieben des Lausitzer
Granits auf die Syenitscholle annehmen.
Nach dem ersten Eindruck der Karte scheinen die Stufen und Gräben
ein regelloses Gewirr zu bilden. Bei näherer Betrachtung, insbesondere
wenn man sie auch in der Natur aufsucht, entdeckt man aber doch
zwischen einzelnen Stufen und Gräben, sowie Stufenscharen Beziehungen,
und man erkennt, daß oft weit auseinander liegende Stufen und Gräben
nur die zurzeit noch sichtbaren Reste einer längeren Störungslinie dar¬
stellen. Die folgende Besprechung einiger solcher Fälle wird dies zeigen.
Wir beginnen unsere Wanderung in Löbtau.
Von der Lübecker Straße in Löbtau zweigt an der Umbiegung aus
NNW. in NW. ein alter Fußweg ab, welcher in der ersten Richtung
fortlaufend zwischen der Fröbelstraße und der Straße auf dem linken
Weißeritzufer an der oberen Kante einer etwa 1 — 1,5 m hohen und 350 m
langen Stufe hinführt (Taf. I, Fig. 1 bei 1). 150 m ostwärts beginnt an
der Fröbelstraße eine zweite, mit der erstgenannten parallel laufende,
ungefähr ebenso lange Stufe, die zugleich eine Flurstücksgrenze bildet.
Mit den Ab- und Ausgrabungen, die aus Anlaß der im Jahre 1891 be¬
gonnenen Weißeritzverlegung und der Friedrichstädter Eisenbahn¬
anlagen in dieser Gegend vorgenomuaen worden sind, haben diese Stufen
aber nichts zu tun, denn sie finden sich bereits auf einem Stadtplan
vom Jahre 1875 verzeichnet, als dort noch alles freies Feld war. Auf
der geologischen Karte vom Jahre 1887 sind die beiden Stufen nicht
verzeichnet, wohl aber auf der topographischen Karte vom Jahre 1912.
Sie fallen beide auf die untere mit Lehm (d a J) überzogene Weißeritz¬
terrasse, die eine jungdiluviale Bildung darstellt.
Die nächsten Stufen findet man auf dem von der Reichenbach¬
straße nach Räcknitz hinaufziehenden Gelände. Man kann sie am
besten beobachten, wenn man den von der Ecke Vhland — Reichenbach¬
straße südwärts nach Räcknitz führenden Fußweg verfolgt. Zunächst
liegen zwei größere Stufen auf dem Abhang der oberen Weißeritzterrasse
ostwärts vom Wege (Taf. I, Fig. 1 bei 2). Zurzeit sind sie aber durch
A. Kampfrath — I j ici Gelände stufen und Gcländegräbcri uhw.
7
Schrebergärten etwas verdeckt, so daß sie von der Reichen bach straße aus
nicht mehr so deutlich zu sehen sind wie, früher. Nach Überschreitung
der schwach geneigten Oberfläche genannter Terrasse trifft man auf dem
wieder ansteigenden Hange noch zwei, aber nur wenige Dezimeter hohe
Stufen, gleichfalls ostwärts vom Wege. Der eben begangene Fußweg
mündet oben in die Moreaustraße, die Räcknitz mit Zschernitz ver¬
bindet und anscheinend am Nordfuße einer 0. — W. streichenden Stufe
hinführt. Durch den Straßenbau sind aber die ursprünglichen Verhält¬
nisse hier etwas verwischt worden. Westlich vom begangenen Fußwege
sind jetzt keine Stufen mehr erkennbar. Es sind aber solche auf alten
Plänen (z. B. von AsTERSche Aufnahme aus dem Jahre 1813) zwischen
dem Fußwege und der alten Dippol dis waldaer Straße, jetzt Radetzky¬
straße, und jenseits auf dem 11 ahneberg verzeichnet, der jetzt durch
das vollständig ausgebaute Schweizer viertel eingenommen wird (Taf. 1,
Fig. 1 bei 3). Westlich von der alten Dippoldis waldaer Straße schwenkten
die Stufen nach NW. um, was auf einen Anschluß an die beiden Stufen
bei Löbtau hin weist. Als Fortsetzung der unteren Stufen an der Reichen¬
bachstraße erscheint ein Rest einer westöstlich gerichteten Stufe zwischen
Ackermannstraße und Teplitzer Straße nördlich vom Lehrerseminar
(Taf. I, Fig. 1 bei 4). An der Ostseite der letztgenannten Straße ist ferner
noch ein kleines Reststück einer NW. — SO. streichenden Stufe erhalten
geblieben (Taf. I, Fig. I bei 5). Die obere Kante derselben war mit Kirsch¬
bäumen bepflanzt, Von denen noch einige auf dem Reststück stehen,
während an der unteren Kante ein Fußweg nach Neuostra hinführte.
Neben dem Fußweg zog sich eine flache Vertiefung mit einem Wässerchen
hin. Ich vermute hier die Spur eines Grabens. Durch den Rau der
Teplitzer Straße hat jedoch das Gelände jetzt eine andere Gestalt er¬
halten. Verfolgt man die Richtung dieser verloren gegangenen Stufe,
die annähernd in gleicher Richtung mit der Teplitzer Straße verlief,
weiter, so stößt man jenseits der breiten Kaitzbachaue auf eine Schar
scharf ausgeprägter, WNW. — OSO. streichender Stufen, die sich auf
dem zwischen Leubnitz und Torna hinziehenden Hange ausbreiten
(Taf. T, Fig. 1, 2 und 3). Auf der Landstraße nach Lockwitz stehend
erblickt man rechts zunächst eine Gruppe von fünf Stufen, die an
einer SSW. — NNO. verlaufenden Linie, anscheinend einer Quer¬
verwerfung, scharf abstoßen, östlich von dieser Linie erscheinen nur
noch drei Stufen, die aber andere Abstände einhaiten und nicht als
Fortsetzung der westlichen Gruppe angesehen werden können. Nach
einer Lücke von einigen Kilometern trifft man bei Gommern, südwest¬
lich vom Rahnhof Mügeln, auf drei Scharen von Stufen, die den NO.-
Abhang der Meuscher Höhe einnehmen (Taf. I, Fig. 1 bei 7 und Fig. 8
und 9). Die westliche Schar besteht nach der Karte aus 15, die mittlere
aus 22 und die östliche aus 11 Stufen, die alle annähernd von NW. nach
SO. streichen. Nach der geologischen Karte (Blatt Pirna, 1 .Auflage), auf
der übrigens diese Stufen vollständig fehlen, besteht der Abhang, dessen
8
I. Aufsätze und Mitteilungen.
mittleres Gefälle 1 : 9 bis 1 : 10 beträgt, zu unterst aus Labiatuspläner
(t 1 p), der von altdiluvialen Miiglitzschottern (d 1 e) -und diluvialen
Schottern (d 1) überschüttet ist. Oberflächlich bedeckt der Gehänge¬
lehm (d s l) den größeren Teil der Schotter, östlich der Müglitz auf dem
aus der Eibaue nach Dohna und dem Kahlbusch sanft ansteigenden
(1 : 15) Hange findet sich wieder eine Schar von neun Stufen mit
WNW. — OSO. -Streichen, die aber zum Teil nur geringe Höhe aufweisen.
Auf der Karte sind nur sechs angegeben (Taf. I, Fig. 1 bei 8). Der
Untergrund besteht hier aus Carinatenpläner {dp), Müglitzschottern
und Gehängelehm, östlich von dem Wege, der auf dem Hange nach
Dohna hinauf führt, erscheinen nochmals mehrere Stufenscharen, die
durch querkommende Gräben voneinander getrennt werden. In der
östlichen Schar biegt das Streichen in SW.— NO. um und hier geht
der sanft geneigte Hang in den steilen Abhang über, der sich in flachem
Bogen von Kleinsedlitz bis zum Eeistenberg bei Pirna hinzieht. Dieser
selbst weist auf dem nördlichen und östlichen Abhange wieder mehrere
Stufen auf.
Verbindet man die soeben besprochenen Stufenscharen miteinander
durch eine Linie, so ergibt sich der mehrfach geknickte Linienzug AB CD.
Zwischen dieser Linie und der Lausitzer Hauptverwerfung breitet sich
die Scholle der Eibaue aus, deren ebene Oberfläche sich aus jungdilu¬
vialen und alluvialen Bildungen zusammensetzt. Südwest lieh stößt
die Erzgeb irgsscholle an. Darunter ist hier und im folgenden das aus dem
Elbtalschiefergebirge und dem eigentlichen erzgebirgischen Gneisgebirge
sich zusammensetzende Krustenstück zu verstehen. Der Übergang
zwischen beiden Schollen vollzieht sich an einigen Stellen ganz all¬
mählich, an anderen aber durch deutliche Gefällsbrüche, eben die Stufen¬
scharen und den Steilabhang bei Klein- und Großsedlitz. Die Höhe
des Gefällsbruches nimmt von Westen nach Osten zu. In Löbtau be¬
trägt sie etwa 1 — 1,5 m, an der Reichenbachstraße etwa 10 m, bei Leub¬
nitz etwa 20 m und bei Mügeln und Großsedlitz etwa 60 m.
An diesem aus Labiatuspläner bestehenden Steilabhange bei Gro߬
sedlitz läßt sich aus den Angaben der geologischen Karte und der Er¬
läuterung folgendes feststellen. Westlich der Pechhütte kommt die
Auflagerfläche des Labiatuspläners auf dem Granit an zwei Stellen
zwischen 120 und 140 m Seehöhe zum Vorschein. In dem auf dem
Gelände der Zellstoffabrik niedergebrachten Bohrloch1) wurde der Granit
dagegen erst in 53 m Seehöhe angetroffen. Dieses Bohrloch ist von der
Pechhütte in der Richtung des WNW. — OSO. -Streichens etwa 1100 m
und in der Richtung des Fallens etwa 300 m entfernt. Aus der Karte
läßt sich für die zwischen Köttewitz und Pechhütte hegende Pläner¬
decke ein Gefälle von rund 2° herleiten, wobei sich für Carinaten- und
i) Erläuterungen zu Blatt 83 (Pirna) der geologischen Karte von Sachsen,
S. 118 unter IV (in der 2. Aufl. auf S. 156).
A. Kampfrath — Die Geländestufen und Geländegräben usw. 9
Labiatuspläner zusammen eine Mächtigkeit von 60 — 70 m ergibt, was
mit anderen Angaben übereinstimmt. 300 m nordnordöstlich von der
Pechhütte müßte dann die Granitoberfläche in rund 110 m Seehöhe
liegen. Daraus ist auf eine Versenkung um etwa 60 m zu schließen.
Zum sicheren Nachweis reichen jedoch die Angaben der Karte und der
Erläuterungen nicht aus.
Ich vermute nun, daß die hier am Steilabhang bei Großsedlitz un¬
mittelbar zutage tretende Verwerfung sich unter dem oben verfolgten
Stufenzuge in der Tiefe fortsetzt bis in die Gegend von Cotta, und zwar
unter allmählicher Abnahme der Sprunghöhe. Dabei lasse ich es unent¬
schieden, ob man in den Stufenscharen die oberflächlich sichtbaren
Teile von parallelen, staffelförmig angeordneten Brüchen oder von keil¬
förmig angeordneten Klüften, hervorgegangen durch Zersplitterung
einer einzigen Verwerfungskluft in der Tiefe, zu sehen hat, oder ob
man ihre Entstehung auf flach geneigte Rutschflächen zurückführt,
welche die eigentliche Verwerfungskluft verdecken (Taf. I, Eig. 7). In der
Verwerfungslinie A B C D sind bei Strehlen und Lockwitz zwei auffällig
breite Lücken vorhanden, durch die je ein Bach in die Eibaue hinaustritt.
Bevor wir uns aber damit näher befassen, wollen wir uns zuerst noch die
Gräben ansehen, die gerade auf dem Gelände südlich von der Ver¬
werfung ganz besonders zahlreich auftreten.
Die auf dem linken LIfer der Weißeritz zwischen Leutewitz und
Dölzschen vorhandenen Gräben zeigen im allgemeinen nichts Besonderes.
Ein südöstlich von Roßthal gelegener Graben fällt durch seinen scharf¬
winkligen Zickzackverlauf auf. Bemerkenswert ist, daß sich die Mehr¬
zahl der Gräben zwischen den Höhenschichtlinien 220 und 160 m finden
und daß sie auf dem gleichmäßig abgedachten Gelände unvermittelt
anfangen und enden, und zwar ohne den Fuß des Abhanges zu er¬
reichen. Durch Erosion läßt sich dieses sonderbare Verhalten kaum
erklären. Wir begeben uns nun in das Gelände südlich von Dresden
und finden da zunächst zwei Gräben, die von der bereits erwähnten
Moreaustraße zwischen Räcknitz und Zschertnitz nach Süden abzweigen.
Durch den östlichen Graben führt eine Straße nach Mockritz1), durch
den westlichen ein Fußweg nach Kleinpestitz. Dieser Graben läuft
nicht allmählich aus, sondern wird durch eine geneigte, dreieckförmige
Endfläche abgeschlossen. Auf alten Karten sind diese Gräben bereits
verzeichnet, können also durch den Ziegeleibetrieb in der Nachbarschaft
nicht geschaffen worden sein. Die durch den erstgenannten Graben
führende Straße liegt beim Abstieg nach Mockritz wieder in einem
Graben, der aber jetzt infolge der Straßenverbreiterung nicht mehr die
ursprüngliche Form zeigt. Durchschreitet man Mockritz südwärts, so trifft
man auf dem wieder ansteigenden Hange drei gabelförmig angeordnete
x) Der jetzige Straßeneinschnitt ist durch Vertiefung und Erweiterung des
nördlichen Teiles des alten Hohlweges entstanden, von dem ein Rest an der öst¬
lichen Straßenböschung noch erkennbar ist.
10
I. Aufsätze und Mitteilungen.
Gräben (Taf. I, Fig. 1 bei 9). Etwa 800 m westlich von diesem Grabenzug
wiederholt sich ein ähnlicher Fall an der nach Dippoldiswalde führenden
Staatsstraße. Geht man diese von Räcknitz südwärts nach Kaitz zu,
so hat man rechter Hand einen flachen Graben, der anfangs ziemlich
breit ist, sich aber nach oben hin züsammenzieht. An der nach Kaitz
abfallenden Strecke erhebt sich links eine Stufe, bei welcher der öst¬
liche Flügel hoch, der westliche tief liegt. An dem gegenüberliegenden
Talabhang, den man nach Durchschreitung des Kaitzbachtales erreicht,
wiederholt sich der umgekehrte Fall. Der westliche Flügel der Stufe ist
höher als der östliche. Zugleich erscheint hier wieder ein deutlicher
Graben. Nördlich von Räcknitz lag diese Straße, in Dresdner Flur
»Bergstraße« genannt, früher am Bergkeller zwischen Reichs- und
Sedanplatz in einem Einschnitt, der jetzt infolge der neuzeitlichen
Bebauung verschwunden ist. Ich vermute aber, daß dieser Einschnitt
gleichfalls ein natürlicher Graben gewesen ist. Dies gäbe mit den vor¬
genannten Gräben zusammen einen 3 km langen N. — S. laufenden
Graben- bzw. Spaltenzug. Über den verschwundenen Graben am Berg¬
keller läßt sich vielleicht aus alten Stadt- und Bauplänen noch etwas
Näheres ermitteln.
Wir gehen weiter nach Gostritz, und zwar an die Stelle, wo von der
Landstraße im Dorfe der Fußweg nach Goppeln abzweigt. Längs der
Landstraße, die von Neuostra nach Rosentitz führt, erhebt sich an der
Südseite eine hohe Stufe, die westlich vom Dorfe von einem 300 m
langen tiefen Graben begleitet wird. Der Goppelner Fußweg steigt
in südlicher Richtung durch einen Graben (Hohlweg) nach der Höhe
hinauf. Oben läuft der Weg nach dem Heraustreten aus dem Graben
ziemlich eben hin. Die westliche Grabenböschung setzt sich aber
als wenige Dezimeter hohe Stufe noch auf eine längere Strecke fort.
Der Weg senkt sich dann wieder durch einen gekrümmten Graben in
eine flache kesselförmige Senke hinab. Auf der Westseite erscheinen
hier drei Stufen, während gleichzeitig die westliche Grabenböschung
verschwindet, so daß weiter unten nur noch die östliche Grabenböschung
als Stufe bestehen bleibt. Die Senke, die sich von der eben überschrittenen
Höhe gut überblicken läßt, hat einen eiförmigen Umriß. Die große,
etwa 3 km lange Achse erstreckt sich in der Richtung SW. — NO. Die
kleine Achse ist etwa 2 km lang. Rings herum liegen die Dörfer Neuostra,
Gostritz, Rosentitz, Eutschütz, Rippien und Goppeln. Bei Gostritz
beträgt die Tiefe der Einsenkung etwa 28 m auf 400 m Länge. Im süd¬
westlichen Teile senkt sich das Gelände ziemlich gleichmäßig von 280
auf 180 m Seehöhe und weist hier zwischen den Höhenschichtlinien
240 und 180 drei lange Gräben auf (Britschen-, Keul- und Zauchgraben
genannt (Taf. I, Fig. 1 bei 10, 11 und 12). Außerdem liegen noch am Um¬
fange mehrere Gräben an den von Neuostra nach Eutschütz und Goppeln
führenden Landstraßen. Alle diese Gräben haben mit Ausnahme des
Zauchgrabens einen ziemlich geradlinigen Verlauf und führen keine
A, Kampfrath — Die Geländestufen und Geländegräben usw. 11
Wasserläufe. Der Keulgraben endet in 200 m, der Britschen- und
Zauchgraben in 180 m Seeböbe. Die Grabenbösebungen setzen sieb
aber einseitig noeb eine Strecke weit als Stufen fort, die dann an
querkommenden Stufen abstoßen. Es kommen auf diese Weise ganz
eigentümliche Oberfläcbenformen zustande. Beachtet man weiter, daß
die drei Gräben sieb nicht zu einem gemeinsamen Gerinne vereinigen,
so muß man notwendig zu dem Schlüsse kommen, daß hier andere
Kräfte als die Erosion im Spiele gewesen sind. Im NO. besitzt die
Senke einen Ausgang nach der Eibaue durch ein 30 m tiefes, enges, aber
wasserloses Tal, in welchem sich der sog. «Heilige Brunnen« befindet
Big. 1.
(Taf. I, Fig. 1 bei 13). Bei aufmerksamer Betrachtung der Talgehänge er¬
kennt man, daß an diesen steile Stufen hinführen, die dem Talquerschnitt
die in Taf. X, Fig. 10 dar gestellte Form erteilen. Am' SO. -Abhange schließt
sich an die beiden Stufen eine Schar von acht Stufen an (Taf. I, Fig. 1
bei 14), die vielleicht als die Fortsetzung der östlich von Leubnitz ge¬
legenen und bereits oben besprochenen Stufenschar anzusehen ist (Text-
fig. 1). Die ganze Senke nebst Ausgangstal macht den Eindruck eines
kesselförmigen Einbruches. Das außergewöhnliche Einfallen der Pläner?
schichten nördlich von Goppeln unter 5 — 7° nach Westen dürfte dadurch
eine Erklärung finden. Das in der Quelle des Heiligen Brunnens zutage¬
tretende Wasser ist wahrscheinlich zum größten Teil das L ie derschlags¬
wasser der Senke, das auf den zahlreichen Spalten, die sich oberfläch¬
lich als Stufen und Gräben kundgeben, in die Tiefe versinkt. Ein Teil
12
I. Aufsätze und Mitteilungen.
des Wassers kann aber auch auf den das Ausgangstal begrenzenden
Spalten aus größerer Tiefe stammen. Es wäre dann nickt unmög¬
lich, daß es dann eine größere Menge Radiumemanation enthält, auf
welche die dem Wasser zugeschriebene heilkräftige Wirkung zurückzu¬
führen wäre. Der Untergrund der jSenke besteht im südlichen Teil aus
Sandstein, im nördlichen Teil aus Pläner, die beide der Labiatusstufe
angehören. Überzogen sind diese Schichten zum größeren Teil mit
Gehängelehm und teilweise auch mit Geschiebelehm.
Zwischen Strehlen und Neuostra münden die vereinigten Täler des
Kaitzbaches und des von Nöthnitz herabkommenden namenlosen Baches
(hier Nöthnitzbach genannt) in der auffallenden Breite von 0,5 km
in die Eibaue aus. Dies ist um so auffälliger, als diese beiden kleinen
Wasserläufe — der Kaitzbach ist etwa 6, der Nöthnitzbach 41/2 km
lang — bis Kaitz bzw. Gostritz in engen Tälern fließen. Der Höhen¬
rücken, der die beiden Bäche trennt, trägt südlich vom Mockritzer Teich
eine mit Geschiebelehm überzogene Kuppe, die bis 171 m aufragt. Der
Geschiebelehm selbst zieht sich aber bis auf 150 m Seehöhe herab. Eine
auf der Kuppe angelegte Kiesgrube lehrt, daß der nur einige Meter
mächtige Geschiebelehm von Schottern unterlagert wird, die jedenfalls
den altdiluvialen Schottern entsprechen, die südwestlich von Räcknitz
auf etwa 200 m Höhe lagern. Die Seehöhe der Auflagerfläche des Ge¬
schiebelehms ist auf etwa 148 m am Fuße und 168 m an der Spitze der
Kuppe anzunehmen. Auf den Höhen bei Gostritz und Leubnitz im
Süden und bei Zschertnitz im Norden befindet sich aber die Auflager¬
fläche des Geschiebelehms in etwa 170 m Seehöhe. Dieser erhebliche
Höhenunterschied von 20 m einmal an der Kuppe selbst und das andere
Mal in bezug auf die benachbarten Höhen dürfte sich ohne Annahme
einer Versenkung nur schwer erklären lassen, zumal wenn man die
geringe Entfernung in der Wagrechten berücksichtigt. Für eine Ver¬
senkung sprechen aber auch die beiden hohen Stufen an der Nordseite
der Kuppe, von denen sich die untere an der Straße von Strehlen nach
Kaitz über 1/2 km weit hinzieht. Auf der Westseite wird die Kuppe
von einem mit einer Stufe verbundenen Graben (Weg von Mockritz
nach Gostritz) begrenzt und auf der Ostseite zieht eine niedrige, auf
der Karte nicht angegebene Stufe von der Straße den Abhang hinauf.
Eine weitere Stütze für die Versenkung erblicke ich in den Stufen, die
sich an dem nördlichen Talgehänge des Kaitzbaches und dem südlichen
Talgehänge des Nöthnitzbaches hinziehen. Von letzteren sind jetzt
eine Anzahl durch den Ziegeleibetrieb bei Gostritz verschwunden. Auf
der geologischen Karte sind sie aber verzeichnet. Erwähnen will ich
an dieser Stelle noch, daß früher auf der Sohle des Kaitzbaches unweit
der Westseite des Mockritzer Teiches eine Quelle durch das Aufwallen
des Sandes sich bemerkbar machte. Diese örtlichen Verhältnisse zeigen
eine gewisse Ähnlichkeit mit denjenigen in dem Tale des Heiligen Brun¬
nens bei Neuostra.
A. Kampfrath — Die Geländestufen und Geländegräben usw.
13
Wir begeben uns jetzt nach Lockwitz. Hier sehen wir das enge Tal
des Lockwitzbaches ziemlich nahe an die Eibaue herantreten. Nur eine
flache trichterförmige Erweiterung vermittelt den Übergang. Aber auch
hier finden sich Andeutungen für eine Versenkung. Zunächst liegt
östlich von Lock witz die Malde (Taf. I, Fig. 1 bei 15), eine mehrfach gewun¬
dene lange Stufe, während auf der Westseite lange Stufen am Trützsch
( = Höhe 200) und an der Niedermühle erscheinen (Taf. I, Fig. 1 bei 16).
Hier soll auch der 700 m lange Graben erwähnt werden, der sich von
Prohlis in südwestlicher Richtung bis zu dem Verbindungsweg Torna —
Nickern erstreckt und in dessen Verlängerung bis zum Gamighübel
mehrere Stufen auftreten.
Eine eigentümliche Büdung ist die nischenartige Einsenkung im
Nordabhang der Meuscher Höhe südlich vom Dorfe Gommern. Hier
scheint ein wirklicher Erdrutsch vorzuliegen, der anscheinend erst nach
Entstehung der dortigen Stufen stattgefunden hat, da diese dadurch auf
300 m Länge zerstört und unterbrochen worden sind. Der Verlauf der
Höhenschichtlinien (Taf. I, Fig. 9), die oben einwärts, unten aber auswärts
gebogen sind, sowie die Schnittlinie (Profil) c — d in der Längsachse, be¬
sonders wenn man diese mit der Schnittlinie des unversehrten Hanges a—b
vergleicht, läßt kaum eine andere Deutung zu (Taf. I, Fig. 8). Das Dorf
selbst liegt auf den abgerutschten Massen am Fuße des Abhanges. Dieser
Fall ist auch insofern lehrreich, als er Stufen und Rutschung unmittelbar
nebeneinander vor führt und damit zugleich Rückschlüsse auf die Ver¬
schiedenheit der Kräfte und Vorgänge zuläßt, die diese beiden Bildungen
hervorgerufen haben. Die Stufen lassen sich danach nicht ohne weiteres
als Rutschungen auf fassen. Nach meiner Ansicht hat bei dem Erd¬
rutsch die Schwerkraft nach eingetretener Verminderung der Reibung
und bei den Stufen ein senkrechter Stoß gewirkt.
Zwischen dem Feistenberg (südlich vom Bahnhof Pirna) und der
Pirnaer Ebenheit mündet -die Gottleuba in die Eibaue aus, und zwar
unter Verhältnissen, die denjenigen an der Kaitzbachmündung (s. o.)
auffallend ähnlich sind, nur in größerem Maßstabe auftreten. Hier wie
dort vereinigen sich zwei Bäche, die durch einen keilförmigen Rücken
getrennt sind, kurz vor dem Austritt in die Eibaue. Diese selbst greift
in Form breiter, ebener Böden in die Täler hinein.
Der Nordrand der Elbauenscholle wird von der bekannten Lausitzer
Hauptverwerfung gebildet. Für den Südrand habe ich gleichfalls eine
Verwerfung als wahrscheinlich nachzuweisen versucht. Es entsteht
nun die Frage, in welcher Weise wird die Elbauenscholle im Osten mit
den Ebenheiten der Sächsischen Schweiz verbunden. Ich vermute,
daß die breiten Talauen der Seidewitz und Gottleuba Grabenversen¬
kungen sind, die sich bis nach Zuschendorf und Rottwerndorf hinauf -
ziehen und dabei allmählich auskeilen. Die den Kohlberg tragende
Scholle wäre dann eine Art Horst. Für den Nachweis kommen zwei
Bohrlöcher zu Hilfe. Das eine (II auf S. 118 der Erläuterungen zu
14
I. Aufsätze und Mitteilungen.
Bl. Pirna) liegt westlich vom Kohlberg in der Ziegelei von Rex am
Rande des Kohlbergs, das andere (III auf S. 118 ebenda) östlich vom
Kohlberg mitten in der Gottleubaaue. Ein in Richtung des Schichten¬
streichens (WNW. — OSO.) durch 'das Bohrloch III gelegter Schnitt
lehrt zunächst, daß der Brongniartipläner (t 2 p), eine weit verbreitete
Leit Schicht, am Os tabhange des Kohlbergs und am westlichen Steil¬
abhang der Pirnaer Ebenheit annähernd gleich hoch liegen. Nach der
geologischen Karte hat die Mündung des Bohrloches III 128,3 m See¬
höhe. Aus der Bohrt ab eile ergibt sich für die Sohle der vorerwähnten
Plänerschicht 116,3 m. Es folgen dann 18,5 m Grünsandstein- und
Mergelschichten, so daß die Grenze zwischen Brongniarti- und Labiatus-
stufe in 97,8 m Seehöhe zu liegen kommt. Nach Abzug der Mächtigkeit
des Labiatussandsteins ( = 56,9 m) erhält man die Seehöhe der Grenze
zwischen Labiatus- und Carinatenstufe zu 40,0 m. Am Ostabhange
des Kohlberges liegt die Sohle des Brogniartipläners (t 2 p) an der Stelle,
wo der gedachte Schnitt hindurchführt, in 145,0 m Seehöhe. Die Grenze
zwischen Labiatus- und Carinatenstufe kommt dann in 69,6 m Seehöhe
zu liegen, vorausgesetzt, daß der Labiatussandstein hier ebenso mächtig
ist wie im Bohrloch, was man bei der geringen Entfernung von nur
400 m wohl als annähernd zutreffend annehmen kann. Sonach wären
die Schichten der Gottleubaaue um rund 29 m gegen die Schichten des
Kohlbergs und auch der Pirnaer Ebenheit versenkt. Zu einer ähnlichen
Zahl für die Seehöhe der Grenze zwischen Labiatus- und Carinatenstufe
gelangt man, wenn man vom Bohrloch II ausgeht. Nach der Karte
hat die Mündung desselben 139 m Seehöhe. Aus den Angaben der
Bohrtabelle folgt für die letztgenannte Grenze 107,6 m. Da dieses
Bohrloch von der Schnittebene durch Bohrloch III 630 m Abstand hat,
so würde die Grenzschicht unter Annahme eines Fallwinkels von 3°
die Schnittebene in 74,8 m, statt 69,6 m wie oben ermittelt, erreichen.
Bei 3Va° Fallwinkel würde Übereinstimmung herrschen.
Für das Seidewitztal ist wegen der großen Ähnlichkeit der Ober¬
flächengestaltung gleichfalls eine Grabenversenkung anzunehmen. Zum
Nachweis fehlen aber hier günstig gelegene Bohrlöcher.
Das Gottleubatal verengt sich bei Rottwerndorf, um sich gleich
darauf wieder zu erweitern und einen zweiten ebenen Talboden zu
bilden. Erst bei Neundorf beginnt das enge Erosionstal. Das gleiche
Verhalten zeigt auch das Seide witztal, das bei Zuschendorf eine Ein¬
schnürung aufweist. Ob diese südlich sich anschließenden Talweitungen
ebenfalls auf Grabenversenkungen zurückzuführen sind oder ob für
diese eine andere Entstehungsursache anzunehmen ist, muß ich unent¬
schieden lassen (s. u.).
An dieser Stelle will ich noch auf die flache Einsenkung, in welcher
das Dorf Krebs liegt, aufmerksam machen. Diese Senke gleicht in
vieler Beziehung der oben besprochenen Senke bei Gostritz. Sie weist
ringsum Stufen und Gräben auf, die alle ein Absinken nach innen an-
A. Kampfrath — Die Geländestufen und Geländegräbsn usw.
15
deuten. Ebenso ist der enge Ausgang nach der Seidewitzaue beiderseits
von Stufen begleitet. Es ist nicht ausgeschlossen, daß auch dieser kessel-
förmige Einbruch als eine unvollendete Fortsetzung des Seidewitz¬
grabens anzusehen ist.
Die beiderseitigen Gehänge der Gottleuba und Seidewitz weisen
zahlreiche einzelne Stufen sowie Stufenscharen auf. Unter diesen ver¬
dienen besonders diejenigen bei Kleincotta und Neundorf hervorgehoben
zu werden, und zwar erstens wegen der vollkommen parallelen Dichtung
auf den 1 km auseinander liegenden Talseiten und zweitens wegen der
doppelten Knickung der Stufen bei Kleincotta. Bei der Herausbildung
dieser Regelmäßigkeiten haben jedenfalls die Klüfte eine Rolle gespielt,
die die Sandsteinplatte in großer Zahl durchsetzen.
Der Bruch am Ostabhange des Gottleubatales wird sich wahrschein¬
lich in nördlicher Richtung über die Elbe fortsetzen. Stufen und Gräben,
die einen Fingerzeig für die Lage geben könnten, fehlen aber zunächst.
Ich vermute aber, daß der Bruch durch Copitz entlang des Abfalles
der Copitzer Ebenheit in das Weßnitztal hineinführt, bei Zatzschke in
nordwestlicher Richtung umbiegt und in dem Tale des von den Hohen
Brücken herabkommenden Baches durch Bonnewitz bis zur Lausitzer
Hauptverwerfung fortläuft. Hier bei Bonnewitz und Wünschendorf
treten wieder zahlreiche Gräben und auch Stufen auf. Im Erläuterungs¬
hefte zur 2. Auflage der geologischen Karte Blatt Pirna wird auf S. 102
gleichfalls die Vermutung ausgesprochen, daß in der Gegend bei Zatzschke
Lagerungsstörungen vorhanden sein können. Die neuere Untersuchung
der Lagerungsverhältnisse des Scaphitenmergels von Graupe-Bonnewitz
und des nördlich davon anstehenden Brongniartiquaders von Wünschen¬
dorf, die auf S. 48 u. f. des Erläuterungsheftes zur 2. Auflage von Blatt
Pillnitz behandelt sind, in das ich aber erst nach Niederschrift meiner
Arbeit Einsicht nehmen konnte, hat die Annahme einer in Lausitzer
Richtung streichenden Verwerfung in dieser Gegend als notwendig er¬
wiesen. Längs dieser Verwerfung sind die Scaphitenmergel gegenüber
dem Brongniartiquader versenkt worden, wras auch im Randprofil 2
der Karte zum Ausdruck gebracht worden ist.
Von den Stufen bei Löbtau, wo wir die Aufsuchung der am Süd¬
rande der Elbtalaue hinziehenden Verwerfung begannen, wird diese
vermutlich in nordwestlicher Richtung bis zur Elbe (Hofbrauhaus
Cotta) ziehen, hier nach NW. umbiegen und am Abhang entlang über
Briesnitz bis nach Cossebaude laufen, um hier in die schon lange
bekannte Niederwarthaer Verwerfung einzumünden. Zwischen Briesnitz
und Cossebaude zeigt sich wieder eine Anzahl Stufen. Darunter eine
500 m lange Stufe nördlich von Mobschatz. Die geologische Karte
(Blatt Dresden) gibt auch nordwestlich von der Briesnitzer Kirche eine
250 m lange N. — 40° W. streichende Stufe an. Damit wäre die Elb -
auensch welle bis auf den NW.-Rand von Verwerfungen begrenzt. Ob
diese nach dem Westrand (Linie Meißen-Oberau) hin ganz oder teilweise
16
I. Aufsätze und Mitteilungen.
auskeilen oder ob am Westrand selbst noch Verwerfungen hinziehen,
können erst weitere Untersuchungen lehren. Da nach der Karte Stufen
und Gräben hier fast fehlen, so dürfte die erste Annahme als die wahr-
scheinlichere anzusehen sein.
In der Nähe von Dresden sind Untergrundstörungen verhältnismäßig
jungen Alters bereits von anderer Seite mehrfach vermutet und in
einzelnen Fällen auch nachge wiesen* worden. So war nach W. Bergt1)
beim Bau der Geinitzstraße in Dresden-Südvorstadt an den Einschnitts¬
böschungen ein In- und Übereinandergreifen zwischen dem Brongniarti-
mergel und den Schottern der nachglazialen Weißeritzterrasse zu beob¬
achten. Es liegt nahe zwischen dieser Störung und dem südlich der
Beichenbachstraße gelegenen Stufen einen ursächlichen Zusammenhang
anzunehmen.
Beim Bau der Teplitzer Straße, ebenfalls in Dresden-Südvorstadt
liegend, wurden Mergelschichten aufgedeckt, die nach den darin ge¬
fundenen Versteinerungen von W. Petrascheck2) für jünger angesehen
wurden als die Plänerkalkschichten von Strehlen. Da diese Mergel¬
schichten aber nach Höhenlage und Eallwinkel bei ungestörter Lagerung
in das Liegende des Strehlener Kalkes kommen würden, so hat dieser
Umstand Petrascheck zur Annahme einer nicht sichtbaren Verwerfung
geführt. Von K. Wanderer ist dann das jüngere Alter dieser Schichten
bestritten worden. Welche Annahme die richtigere ist, interessiert uns
hier zunächst nicht weiter, dagegen ist besonders wichtig, was Petra¬
scheck an angeführter Stelle weiter sagt. Diese lautet wörtlich: »Zu¬
dem ist es wahrscheinlich, daß die Strehlener Verwerfung, zu deren
Annahme wir soeben geführt wurden, nicht die einzige ist, die sich
an der Bildung des linken Gehänges der Elbtalwanne von Dresden be¬
teiligt. Auf den Höhen oberhalb Plauen und bei Kaitz liegen ältere
Schichten Cenomon und unteres Turon; an ihrem Fuße, oft ganz in der
Nähe von Aufschlüssen in ersteren, jedoch beträchtlich tiefer, stehen
jüngere Horizonte an. Nicht immer genügt das sehr flache Einfallen
der Schichten zur Erklärung dieser Tatsache. Eine von meinem früheren
Kollegen, dem jetzigen Kgl. Preuß. Geologen Dr. E. Naumann mir
gegenüber geäußerte Ansicht, daß an den Gehängen von Plauen-Käcknitz
ein Bruch vorhanden sein könne, gewinnt sehr an Wahrscheinlichkeit,
um so mehr, als weiter elbabwärts bei Niederwartha ein solcher links¬
elbischer Bruch, der dem dortigen Elbtale den Charakter eines Grabens
verleiht, durch Beck und Dalmer nachgewiesen worden ist, ein Bruch,
der sich übrigens noch etwas weiter nach Südost in die Kreide verfolgen
läßt. Daß es auch an dem Gehänge von Plauen an Verwerfungen nicht
fehlt, war vor einem Jahre beim Bau einer am oberen Teil der Hohe
und Coschützer Straße verbindenden noch namenlosen Straße zu beob-
1) Sitzungsberichte der naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis zu Dresden.
Jahrg. 1903, S. 30.
2) Ebenda Jahrg, 1904, S. 9.
A. Kampfrath — Die Geländestufen und Geländegräben usw. 17
achten. Man hatte Labiatus- Pläner mit der darunter liegenden Ton¬
mergelschicht angeschnitten, die neben einem Bruche zu einer kleinen
flachen Mulde und einem ebenso flachen Sattel zusammengestaucht
waren. Jenseits, östlich des Bruches standen nach abwärts geschleppte
Plänerbänke an. Dieser Bruch schien nördlich bis nordöstliches Streichen
zu besitzen und dürfte wohl den Charakter einer kleinen Quer Störung
haben.« Wo die Stelle gewesen ist, geht hieraus nicht mit Sicherheit
hervor, und da jetzt das Gelände ziemlich vollständig bebaut ist, läßt
sich auch nicht mehr fest st eilen, ob etwa hier eine Stufe oder ein Graben
angeschnitten wurde. Auch K. Pietzsch sagt auf S. 86 der Erläute¬
rungen zur 2. Auflage von Blatt Kreischa, daß am Elbtalrande, ge¬
meint ist der. Südrand der Eibaue, entweder eine Flexur oder ein
staffelförmiges Absinken der Schichten gegen das Elbtal hin vor¬
handen sein müsse. Ferner möchte ich hier noch eine Beobachtung in
Erinnerung bringen, die im Jahre 1864 bei der Untersuchung des Bau¬
grundes für das Albrechtsschloß in Losch witz gemacht wurde1). Eine
in den Heidesand eingeschaltete Tonschicht war zerbrochen und ver¬
bogen in Sand eingehüllt (Taf. I, Fig. 11). Wegen der Nähe der Elbe ist
zunächst eine Unterwaschung der Uferböschung und darauffolgender
Zusammenbruch anzunehmen. Die Möglichkeit einer Verwerfung ist
aber auch hier nicht ganz auszuschließen.
Auf der Lausitzer Granitplatte sind Stufen und Gräben im all¬
gemeinen weniger zahlreich zu finden als auf der Erzgebirgsscholle.
Als nächstgelegene Beispiele seien hier die Scharen bei Weißig und am
Borsberg genannt. Daß im Bereiche des lockeren Heidesandes der
Dresdner Heide die Gebilde fehlen, ist im Hinblick auf ihre Entstehung
ohne weiteres verständlich. Ob die auf der Karte an einzelnen Stellen
der Dresdner Heide verzeichneten Gräben bzw. Hohlwege natürlichen
oder künstlichen Ursprungs sind, muß ich vorläufig unentschieden
lassen. Dagegen ist es nicht ausgeschlossen, daß die Entstehung der
drei in der Dresdner Heide liegenden Wasserfälle auf Stufenbildung
zurückzuführen ist. Den einen Wasserfall bildet die Prießnitz zwischen
Klotzsche und Heidemühle. Die beiden anderen Wasserfälle liegen
nordöstlich und östlich vom Wolfshügel und werden von dem Eisen¬
bornbach und dem Gutenbornbach gebildet. Die Verbindungslinie
dieser beiden Fälle streicht NW. — SO. parallel der Lausitzer Haupt¬
verwerfung. Die örtlichen Verhältnisse sind besonders am Gutenborn¬
bache recht eigentümliche. Vom Wolfshügel an bis zum Wasserfall
fließt der Bach durch eine enge in Granit eingeschnittene, über 20 m tiefe
Schlucht, die an einer steilen Felswand unvermittelt ihren Abschluß
findet. Es entstehen dadurch zwei etwas ausgerundete Kanten zwischen
der Abschlußwand und den beiden Talgehängen. An der westlichen
D Sitzungsberichte der naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis zu Dresden.
Jahrg. 1864, S. 53.
Geologische Rundschau. IX.
2
18
I. Aufsätze und Mitteilungen.
Kante stürzt der Bach in Kaskaden in die Tiefe, nachdem er vorher auf
der Höhe mit schwachem Gefälle dahingeflossen ist. Am südlichen
Gehänge der Schlucht befindet eich dann noch eine winkelförmige
Nische, deren Boden eine abflußlose Senke bildet. Eine Erklärung für
diese ungewöhnliche Oberflächengestaltung vermag ich nicht zu geben.
Wegen der Waldbedeckung lassen sich die Verhältnisse schwer über¬
sehen und für die Wiedergabe der Einzelheiten ist der Kartenmaßstab
1 : 25 000 zu klein. Es ist möglich, daß Stufen- und Grabenbildung
mit in Frage kommt. Es will mir aber scheinen, als seien auch noch
andere Gestaltungskräfte mit am Werke gewesen. Man könnte sich
z. B. vorstellen, daß ein aus der Stirn oder von der Höhe des Inland¬
eises herabstürzender Bach die Schlucht während des langsamen Zurück-
weichens des Eises ausgearbeitet hat. Nachdem die Schlucht bis zu
ihrem jetzigen oberen Ende fortgeschritten war, könnte dann der Vor¬
gang vielleicht infolge Verlegung des Baches oder sehr raschen Zurück¬
weichen des Eises unterbrochen worden zu sein.
Was die Zeit der Entstehung der Stufen und Gräben anlangt, so
war bereits oben gesagt worden, daß die Stufen bei Löbtau auf dem
Lehm der unteren Weißeritzterrasse (d a l) hegen und mithin jünger
als diese sein müssen. Auch mitten in der Elbaue habe ich deutliche
Stufen auf dem Tallehm (d a l) gefunden, so nördlich von Dobritz bei
Höhe 116,5 und nordöstlich von Prohlis. Diese letztere ist aber auf der
Karte wegen der geringen Höhe nicht angegeben. Die Bildung der
beiden Lehme d a l und dal ist als gleichzeitig erfolgt anzunehmen.
Beachtet man weiter, daß die Stufen auch auf den Gehängen der Täler
auftreten, so müssen diese annähernd bereits die gegenwärtige Tiefe
und Form gehabt haben, als die Stufen sich bildeten. Dieser Umstand
bedingt aber weiter, daß die gemutmaßte Verwerfung am Südrand der
Elbauenscholle ebenfalls schon bestand. Es liegt daher nahe, die Stufen¬
bildung als ein nachträgliches Nachsinken auf eine bereits früher erfolgte
größere Absenkung aufzufassen. Zum besseren Verständnis dieser
Verhältnisse wird es nützlich sein, sich den Bildungsgang des Dresdner
Elbtalkessels wenigstens in den Hauptzügen zu vergegenwärtigen.
Die etwa in der Mitte der Tertiärzeit durch die große Lausitzer Ver¬
werfung, deren jetzige Sprunghöhe bei Dresden etwa 400 m beträgt,
geschaffenen Höhen und Senken waren gegen Ende dieser Periode
zum größten Teil wieder eingeebnet. Auf der Lausitzer Granitplatte
waren die Kreideschichten fast vollständig verschwunden, auf der erz-
gebirgischen Scholle erheblich abgetragen und in der Sächsischen
Schweiz war die Tafel des Oberquaders im größeren südlichen Teile bis
auf die Ebenheiten und die als Zeugen stehen gebliebenen »Steine« ent¬
fernt. Der entlang der Lausitzer Verwerfung fließende Fluß — die
Elbe — lag auf den Ebenheiten, die man sich bis in die Gegend von
Meißen-Oberau erweitert zu denken hat. Die Flußwannen waren flach
und die Kante der Lausitzer Granitplatte erhob sich im Vergleich zum
A. Kampfrath — Die Geländestufen und Geländegräben rsw. 19
gegenwärtigen Zustande nur wenig über die Kreidescbichten heraus.
Der Abfall der Granitplatte nach dem Elbtal zeigt jetzt einen scharfen
Gefällsbruch, der in der Gegend von Pillnitz etwa mit der Höhenlinie
220 m zusammenfällt. Ich vermute, daß bis zu dieser Kante am Ende
der Tertiärzeit die Kreideschichten im Elbtal noch vorhanden waren
bzw. hinaufragten. Die Granitplatte erhebt sich jetzt an dieser Stelle,
abgesehen von einzelnen höheren Kuppen, bis zu etwa 300 m Seehöhe
und würde sonach damals eine nur etwa 80 m hohe Stufe gebildet haben,
während die jetzige Stufenhöhe über dem Elbtal etwa 190 m beträgt.
Dieser Gefällsbruch tritt im Landschaftsbilde sehr schön am Borsberg
in die Erscheinung. Da sich sowohl nördlich wie südlich des Elbtales
auf den Höhen Reste tertiärer Kies-, Sand- und Tonablagerungen er¬
halten haben, so ist es nicht ganz unwahrscheinlich, daß solche auch
auf der Elbauenscholle selbst zur Ablagerung gelangt sind, die nur
die späteren Ereignisse wieder vollständig beseitigt haben.
Während der ersten Eiszeit kam das Inlandeis zwar nicht selbst
nach Sachsen herein, bedingte aber durch die damit verbundene Klima¬
änderung eine erhebliche Vermehrung der Wasserführung der Flüsse
und eine gesteigerte Erosion in den gebirgigen Teilen. Infolgedessen
lagerten die Elbe und ihre Nebenflüsse in der flachen weit überschwemm¬
ten Niederung (erweiterte Ebenheit) bedeutende Menge von Schottern,
Kiesen und Sanden ab. Diese Ablagerungen, von denen jetzt nur noch
Reste vorhanden sind, enthalten im allgemeinen keine nordischen Ge¬
steine. Da, wo sich solche finden, sind sie durch Zuflüsse aus dem Be¬
reiche des Inlandeises auf dem Wasserwege von Norden her zugeführt
worden. Diese altdiluvialen Anschwemmungen lagern hier bei Dresden
südwestlich von Räcknitz in 200 m, bei Dölzschen in 230 m, bei Kaitz
in 180 m Höhe. An letzter Stelle ist die geringere Höhe wahrscheinlich
erst durch eine spätere Absenkung erreicht worden. Die in der Nähe
befindlichen Stufen deuten wenigstens darauf hin. In der zweiten
Eiszeit drang dann das Inlandeis selbst über Dresden hinweg vor und
lagerte unter sich als Grundmoräne den Geschiebelehm ab. Nachdem
sich dann das Inlandeis wieder nordwärts bis auf die Lausitzer Granit¬
platte zurückgezogen hatte, war das Elbtal mit den zurückgelassenen
Ablagerungen (altdiluviale Schotter und Geschiebelehm) für die Ab¬
führung der Schmelzwässer wieder freigegeben, die dann sofort ihr Zer¬
störungswerk an diesen Ablagerungen begannen. Während die Fort-
schwemmung und Umlagerung der losen diluvialen Massen sich auf
den Ebenheiten vollzog, trat jetzt noch ein neues Moment hinzu. Die
Elbe begann oberhalb Pirna ihr enges Tal in die Quaderschichten ein¬
zunagen. Die gleiche Tätigkeit entfalteten auch ihre Nebenflüsse. Als
Ursache dieser gesteigerten Tiefenerosion nehme ich ein Absinken der
Elbauenscholle verbunden mit einer Tieferlegung des Abflusses bei und
-unterhalb Meißen an. Vermutlich lief der die linkselbische Nieder-
warthaer Verwerfung bildende Sprung im Zusammenhang mit dem Ab-
2*
20
I. Aufsätze und Mitteilungen*
sinken der Elbauenscholle in nordwestlicher Richtung durch die Meißner
Granit-Syenitmasse weiter und zeichnete der Elbe einen neuen Abflu߬
weg vor, den diese nach und nach zu dem tiefen Durchbruchstale er-
weiterte. Das Meißner Spaargebirge winde bei diesem Vorgänge von der
linkselbischen Scholle abgetrennt und der bisherige Ablauf zwischen
Meißen und Oberau in der Folge trocken gelegt. Die Annahme eines
Einbruches der Elbauenscholle an dieser Stehe findet eine Stütze in
den Lagerungsverhältnissen der altdiluvialen Triebischschotter bei
Gauernitz. Ihre Auflager fläche hegt am Fuße des hnkselbischen Gehänges
in etwa 130 m Seehöhe und stellenweise noch tiefer, während die gleichen
Schotter in kaum 2 km Entfernung auf der Hochfläche in etwa 200 m
Höhe lagern. Die Annahme einer nachträglichen Abschwemmung oder
die ursprüngliche Ablagerung eines etwa 70 m mächtigen Schotter¬
kegels im Elbtale will’ mir nicht recht wahrscheinlich erscheinen. Die
an dieser Stelle sich zeigenden Stufen und Gräben weisen gleichfalls
auf eine nach Ablagerung der Schotter erfolgte Absenkung hin. Am
entgegengesetzten Ende der Elbauenscholle wiederholt sich ein ganz
ähnlicher Fall. Hier liegt die Sohle der Schotter von Großgraupe und
Bonnewitz., die als Mündungskegel eines diluvialen Flusses aufzufassen
sind, in etwa 150 m Seehöhe1). Auf der Höhe der" Quaderplatte südlich
von Wünschendorf liegt dagegen ein Rest gleichartiger Schotter in
245 m Seehöhe. Zwischen beiden streicht die Bonne witzer Verwerfung
durch. Dies gäbe eine Sprunghöhe von etwa 90 m, um welche der Mün¬
dungskegel mit der Elbauenscholle versenkt wurde. Die Versenkung
bei der am Südrande der Elbauenscholle gelegenen Pechhütte wurde
zu 60 m errechnet (s. o.). Nach meiner Ansicht haben diese Schotter
zusammen mit denjenigen, die sich in der Richtung über Dittersbach,
Hartha. Buckau hinziehen (Taf. I, Fig.4), die Ausfüllung eines NO. — SW.
gerichteten Tales gebildet. Über der absinkenden Scholle bildete sich
ein See, der den Zuflüssen Gelegenheit gab, ihre mit geführten Geröll-
und Schlammassen an den Einmündungsstellen in Form flacher Schutt¬
kegel abzusetzen. So entstanden die im Elbtal gelegenen oberen Flu߬
terrassen der erzgebirgischen Zuflüsse und der Elbe selbst. Die obere
Weißeritzterrasse, auf welcher rechts der Weißeritz das Schweizer- und
Münchner viertel und links der Weißeritz Löbtau steht, liegt zwischen
,120 und 140 m Seehöhe. Der noch übrig gebliebene Rest der ent¬
sprechenden Elbterrasse bei Pirna wird jetzt vom Pillnitzer Tännigt
eingenommen.
Nachdem die Elbe ihre kanonartige Talfurche bis etwa auf ein Drittel
der jetzigen Tiefe eingesägt hatte, kam die Tiefenerosion auf längere
Zeit zum Stülstand. Dies führte in den Nebentälern zur Büduns schwach
geneigter Talböden, die später zwar wieder ganz oder zum Teil zerstört
wurden, deren Reste sich aber jetzt noch als Talterrassen und durch
0 Erläuterungslieft zur 2. Auflage von Blatt Pillnitz, S. 6S u. f.
A. Kampfrath — Die Geländestufen und Geländegräben usw. 21
Gefällsbriiclie zu erkennen geben. Diese sind zuerst von Alfred
Hettner1) in der Sächsischen Schweiz nachgewiesen und untersucht
worden. Nach den Untersuchungen Hettners hat der alte Talboden
der Elbe während des Erosionsstillstandes etwa 40 m über dem jetzigen
gelegen, bei Pirna also etwa in 140 — 150 m Seehöhe, und Hettner
vermutet, daß die Bildung dieser flach geneigten Talböden mit dem
Bestände eines Sees im Dresdner Elbtalkessel verknüpft war. Viel¬
leicht entsprechen den Talterrassen der Sächsischen Schweiz die Tal-
Weitungen der erzgebirgischen Nebenflüsse südlich von Rottwerndorf
und Zuschendorf, sowie bei Häselich, Kreischa und Potschappel. Von
den linksseitigen Nebenflüssen unterhalb Briesnitz zeigt nur der Tal-
boden der Wilden Sau deutliche Gefällsbriiclie. Von der Kreuzung mit
der Staatsstraße bei Gauernitz, wo der Saubach in die Eibaue Übertritt,
folgen sich aufwärts die nachstehenden Gef ällsverhältnisse :
1375
m
1 : 92
350
1 : 35
1000
))
1 : 50
450
»
1 : 45
800
1 : 26,7
325
»
1 : 32,5 bis zur Neudeckmühle
2000
»
1 : 50 bei Klipphausen.
Der Hauptbruch liegt bei etwa 200 m Seehöhe.
Verlängert man diese letztere Gefällslinie abwärts, so erreicht sie
die Stelle, wo das Tal die Syenitscholle verläßt, etwa an der Einmün¬
dung des Röhrsdorfer Baches, in 134 m Seehöhe, also rund 34 m über
dem jetzigen Elbspiegel. Dies würde mit den Ermittelungen Hettners
annähernd im Einklang stehen. Bei den anderen Tälern, die wesentlich
kürzer sind als das Saubachtai, sind die alten Talböden wahrscheinlich
schon wieder vollständig abgetragen worden, da die Längsschnitte nur
undeutliche oder keine Gefällswechsel erkennen lassen.
Die Veranlassung zu dem Erosionsstillstande muß eine Störung im
Abflüsse gewesen sein, und man wird vielleicht nicht fehlgehen, wenn
man dafür das Inlandeis der dritten Eiszeit verantwortlich macht,
das zwar Sachsen nicht erreichte, aber die von Süden nach Norden
ablaufenden Wässer anstaute. Nach dem Rückzüge dieses letzten In¬
landeises senkte sich der Wasserspiegel nördlich von Meißen wieder
und die Tiefenerosion setzte von neuem ein. Ob in dem Absinken der
Eibauenscholle während des Erosionsstillstandes gleichzeitig eine Pause
eintrat oder ob dieser Vorgang seinen ungestörten Fortgang nahm,
vermag ich nicht zu sagen, auch kommt hier wenig darauf an. Ich
glaube aber, daß die langsame Senkung auch während des Erosions¬
stillstandes und weiter bis zum Ende der Diluvialzeit anhielt.
1) Gebirgsbau und Oberfläcbengestaltung der Sächsischen Schweiz von
A. Hettner, S. 101 und 104. (Auch enthalten in »Forschungen zur deutschen
Landes- und Volkskunde« von A. Kirchhoef, 2. Bd., 4. Heft.)
22
L Aufsätze und Mitteilungen.
Gegen Ende der Diluvialzeit, als die Täler annähernd schon die heutige
Tiefe und Form erreicht hatten, kam wohl infolge Aufzehrung des über¬
schüssigen Gefälles die Tiefenerosion wiederum zur Ruhe. Während
dieses zweiten Erosionsstillstandes bildeten sich in dem Elbtalsee,
dessen Spiegel sich allmählich in dem Maße senkte, als die Erosion in
dem unterhalb sich anschließenden Elbtal fortschritt und die den Boden
bildende Elbauenscholle einsank, vor den Mündungen der Nebenflüsse
die unteren Terrassen und auf dem übrigen Seeboden eine ebene Auf¬
schüttung von Talkies, -sand und -lehm. Mit dem weiteren Verschwin¬
den des Inlandeises nach Norden hin ward das Klima hier in Mittel¬
deutschland trockner und niederschlagsärmer. Infolgedessen verringerte
sich die Wasserführung der Flüsse und der Elbtalsee verschwand all¬
mählich, indem sich das fließende Wasser auf eine schmale Rinne zu¬
sammenzog, während in Einsenkungen des übrigen Seebodens stehendes
Wasser zurückblieb und einzelne kleine Seebecken bildete, die nach und
nach verlandeten, von denen aber einige Reste bei Dresden sich bis
in die historische Zeit hinein erhielten.
Jetzt erst trat das Ereignis ein, das die Stufen und Gräben hervor¬
brachte. Ein gewaltiges tektonisches Beben erschütterte den mittleren
Teil von Sachsen. Der Boden wurde durch zahllose Spalten zerrissen.
Die einzelnen Schollenstücke verschoben sich zum Teil gegeneinander,
so entstanden die Stufen. An anderen Stellen bildeten sich klaffende
Spalten, daraus gingen die Gräben hervor. Man sieht, die Stufen und
Gräben sind geologisch sehr junge Gebilde. Dafür spricht auch schon
der gute Erhaltungszustand. Die Denudation hat bis jetzt in der Haupt¬
sache nur die ursprünglich vorhanden gewesenen Unebenheiten der
Spaltenflächen geglättet und die klaffenden Spalten zum Teil aus¬
gefüllt. Ein Vergleich zwischen diesen jungdiluvialen Stufen und Gräben
und den in der Neuzeit durch Erdbeben entstandenen Stufen und Gräben
ist sehr zu empfehlen. Gute Abbildungen solcher sind aber nur selten.
Ich kann nur eine anführen. Diese stellt die Geländestufe dar, die sich
im Jahre 1891 im Neotale in Japan infolge eines heftigen Erdbebens
bildete1). Zur Vervollständigung des Bildes über den Entwicklungs¬
gang des Elbtalkessels will ich noch eine Bemerkung über den Heide¬
sand und den Gehängelehm und Gehängelöß einschalten, obwohl beide
Gebilde für die vorliegende Untersuchung nicht weiter von Belang sind.
Diese Bildungen sind jünger als der Geschiebelehm. Ihre Entstehungs¬
zeit fällt daher in die zweite Zwischeneiszeit, die dritte Eiszeit und zum
Teil noch in die Nacheiszeit. Das Material wurde wahrscheinlich zum
größeren Teile aus trocken gelegten Glazialablagerungen auf der Lausitzer
Platte durch Nord- und Nordostwinde an den Elbtalsee herangeführt.
Infolge der Windsichtung kam der Sand vornehmlich am Nordostufer,
der feine Gesteinsstaub dagegen am Südwestufer zur Ablagerung, und
D Handbuch der Erdbebenkunde von A. Sieberg, S. 102.
A. Kampfrath — Die Geländestufen und Geländegräben usw. 23
zwar sowohl im See selbst als Lehm und auf den trockenen Ufer¬
flächen als Löß.
Auf der Tabelle S. 29 ist die Bildungsfolge des Elbtals noch ein¬
mal übersichtlich zur Anschauung gebracht worden.
Während bisher angenommen wurde, daß die Herausbildung des
Dresdner Elbtalkessels, dessen erste Anlage durch die Lausitzer Haupt¬
verwerfung geschaffen wurde, nur durch Erosion und die Verteilung
der Diluvialgebilde darin durch die abwechselnd aufschüttende und
forträumende Tätigkeit des Wassers zustande gekommen sei, bin ich
im Verfolg der Untersuchung der Stufen und Gräben zu der Ansicht
geführt worden, daß die Tiefe der Höhlung in erster Linie auf ein
Absinken der Eibauenscholle zwischen der alten Lausitzer Haupt¬
verwerfung und einer später gebildeten, südlich der Elbe hinziehenden
Verwerfung zurückzuführen ist. Dadurch wird die auf- und ab tragende
Tätigkeit des Wassers auf ein geringeres, aber wahrscheinlicheres Aus¬
maß beschränkt, als dies bei der bisherigen Annahme der Fall ist. Das
Elbtal wäre sonach nicht nur, wie bereits bekannt, von Cossebaude
abwärts bis Meißen ein Graben, sondern auch aufwärts bis Pirna ein
solcher. Nur der Umstand, daß zwischen Briesnitz und Leubnitz die
Erzgebirgsscholle an der Abwärtsbewegung der Elbauenscholle mehr
oder weniger teilnahm, hat auf dieser Strecke den Grabencharakter ver¬
wischt. Die Grabensenke hat sich im Südwesten von Dresden zu einem
flachen Kessel über den südlichen Bruchrand hinaus erweitert. Nur
die Stufen lassen noch die Lage der unterirdischen Bruchlinie erraten.
Erst von Leubnitz an tritt der Graben deutlicher in die Erscheinung.
Die bei Strehlen aus den Diluvialschichten als Hügel auf tauchenden
Kreideschichten scheinen mir der Teü der Elbauenscholle zu sein, der
an dem südwestlich vorbeiziehenden Bruchrande infolge Klemmens
hängen geblieben ist.
Bei der Untersuchung des Schüttergebietes des sudetischen Erd¬
bebens am 10. Januar 1901, dessen Epizentrum zwar nicht hier in Mittel¬
sachsen, sondern in Böhmen lag, das aber seine Erschütterungswellen
entlang der Lausitzer Hauptverwerfung bis nach Sachsen herein sandte,
war es H. Credner1) auf gef allen, daß zwar auf der Lausitzer Granit¬
platte nordöstlich der Hauptverwerfung ein allmählicher Übergang von
dem Gebiete hoher Schütterstärke in das mit geringer Schütterstärke
durch die Beobachtungen nachzuweisen war, daß aber wider Erwarten
auf der Südwestseite ein solches allmähliches Abklingen der Schütter¬
stärke nicht festgestellt werden konnte. Das Gebiet hoher Schütter¬
stärke breitete sich südwestlich der Hauptverwerfung nur auf der Eib¬
aue aus. Auf dem südwestlich anstoßenden Gebiete haben sich nur
1) H. Credner, Das sächsische Schüttergebiet des sudetischen Erdbebens
vom 10. Januar 1901, Berichte der math.-phys. Klasse d. Kgl. Sachs. Ges. d.
Wissenschaften zu Leipzig. Sitzung vom 4. März 1901. Herr Prof. Dr. Kaleiowsky
war so freundlich, mich auf diese Untersuchung hinzuweisen.
24
I. Aufsätze und Mitteilungen.
äußerst schwache Erschütterungen bemerkbar gemacht. Das deutet
auf einen lockeren Zusammenhang zwischen diesem Gebiete und der
Eibaue hin. Die von mir vermutete Verwerfung am Südrande der
Elbauenscholle gewinnt dadurch eine weitere Stütze. Daß die Erdbeben¬
wellen trotz der Lausitzer Hauptverwerfung ungeschwächt auf die Elb¬
auenscholle übergingen, wird erklärlich, wenn man sich erinnert, daß
die Randteile der Granitplatte auf die Kreideschichten hinauf geschoben
sind und daher mit ihrem Gewicht auf der Elbauenscholle ruhen.
An dieser Stelle will ich noch einige Betrachtungen über die mecha¬
nischen Kräfte und die damit zusammenhängenden tektonischen Vor¬
gänge einflechten, die bei der Bildung des Dresdner Elbtalkessels, sowie
der Stufen und Gräben nach meiner Ansicht mitgewirkt haben. Um
irrigen Auffassungen vorzubeugen, will ich vorausschicken, daß ich
mir die eigentlichen gebirgsbildenden Druckkräfte, um solche handelt
es sich zumeist, und die durch diese Kräfte hervorgerufenen Schub¬
bewegungen in größerer Tiefe wirkend denke. Die oberflächlichen,
unserer Einsicht zugänglichen Schichten nehmen in der Hauptsache
nur passiv an den Be wegungs Vorgängen der Tiefe teil. Man darf sich
daher bei der Beurteilung der Kraftäußerungen durch die Material¬
beschaffenheit und den Zustand der Oberflächenschichten nicht täuschen
lassen. Diese verhalten sich etwa wie der Mörtelputz auf dem Mauer¬
werk, der zur Festigkeit des Mauerwerks auch in keiner Beziehung steht.
Weiter nehme ich in der Erdkruste, soweit sie eine bruchlose (plastische)
Umformung nicht zuläßt, außer den mehr oder weniger seigeren Klüften
(Verwerfungsspalten) auch zahlreiche flach geneigte Trennungsflächen
\ Schubflächen) an, von welchen die obersten an die Erdoberfläche her¬
austreten. Die Erdkruste wird dadurch in viele übereinander gelagerte
keilförmige Schollenstücke (Schollenkeile) zerlegt. Es ist nun ohne
weiteres klar, daß durch die gegenseitige Verschiebung dieser Schollen¬
keile der obenauf liegende Keil gehoben oder gesenkt wird oder in gleicher
Höhe liegen bleibt, j e nachdem die Summe der Keiidicken nach der Ver¬
schiebung größer oder kleiner geworden ist oder sich nicht geändert hat.
Infolge einer solchen langsamen Verschiebung der unterirdischen
Schollenkeile sank die Elbauenscholle und benachbarte Teile der Erz-
gebirgsscholle (bei Dresden), diese aber in geringerem Maße ein. Aber
auch unter dem übrigen nordöstlichen Teile der Erzgebirgsscholle, etwa
bis zur Linie Pirna — Tyssa muß sich in der Tiefe eine solche Absenkung
vollzogen haben, der aber die obersten Schollen infolge eines Schubes,
der die Erzgebirgsscholle gegen die Scholle der Sächsischen Schweiz
preßte, die ihrerseits auf der anderen Seite an der Lausitzer Granitplatte
Widerstand fand, nicht folgen konnten. Infolgedessen müssen sich die
Schubflächen zu niedrigen Hohlräumen geöffnet haben. Durch eine
plötzliche Auslösung der Spannung, vielleicht infolge Ausweichens der
Scholle der Sächsischen Schweiz nach Osten hin, brach die wie ein Ge¬
wölbe in der Schwebe gehaltene Decke zusammen. Ein heftiges Erd-
A. Kampfrath — Die Geländestufen und Geländegräben usw. 25
beben und die Bildung der Stufen und Gräben an der Oberfläche war
die natürliche Folge dieses Vorganges. Ich vermute, daß dabei auch
die Eibauenscholle einen kleinen Sprung abwärts gemacht hat, worauf
ich noch näher zurückkomme.
Während des Absinkens der Eibauenscholle scheint sich gleich¬
zeitig auf der Lausitzer Seite eine beträchtliche Lberschiebung voll¬
zogen zu haben. Der Verlauf der Lausitzer Hauptverwerfung weist bei
Dittersbach und Großgraupe (östlich von Pillnitz) eine auffällige doppelte
Knickung auf. Verschiedene Anzeichen haben mich auf die Vermutung
gebracht, daß längs einer Linie, die man durch Verlängerung der Eichtung
Großgraupe — Dittersbach nach NO. hin über Harthau und Burckau
hinaus erhält, der westlich gelegene Teil der Lausitzer Granitplatte
etwa um den ' Betrag der Strecke Dittersbach — Großgraupe über die
Kluft der Lausitzer Hauptverwerfung hinweg auf die Eibauenscholle
hinauf geschoben worden ist. Die Lausitzer Hauptverwerfung würde
sonach von Dittersbach ab in ihrer bisherigen Eichtung Hohnstein —
Dittersbach unter der Granitplatte hindurchziehen und wahrscheinlich
im Prießnitztai bei Klotzsche wieder auftauchen, um in flachem Bogen
bis Kötzschenbroda weiterzuziehen (Taf. I, Fig. 4). Neben einem wag¬
rechten Vorschub scheint das nordwestlich von dem Dittersbach-
Burkauer Querbruche gelegene Tafelstück der Granitplatte (Eadeberger
Tafelstück) auch eine Senkung erfahren zu haben, denn es ist auffällig
niedriger als das südöstlich anstoßende Tafelstück (Stolpener). Durch das
untere Prießnitztai bei Dresden und in dessen Verlängerung nach NNO.
über Klotzsche — Hermsdorf — Okrilla scheint sich übrigens eine zweite
ähnliche Querstörung hinzuziehen. Der L^mstand, daß sich das obere
Prießnitztai in der Flucht der Lausitzer Hauptverwerfung zwischen
Hohnstein und Dittersbach erstreckt, also da, w~o ich unter dem Granit
die Fortsetzung der Verwerfung annehme, hat mich zu der Annahme
geführt, daß der auf die Elbauenscholle hinübergeschobene Teil (zwischen
Klotzsche, Großgraupe und Dittersbach) über der unterirdisch fort¬
laufenden Hauptverwerfung zwischen Dittersbach und Klotzsche abge¬
knickt ist. Taf. I, Fig. 12 soll den Vorgang so, wie ich mir ihn denke, ver¬
anschaulichen. Die Veranlassung zu dem Abknicken kann man vielleicht
darin erblicken, daß die Elbauenscholle etwas schneller sank als das an¬
stoßende Tafelstück der Lausitzer Granitplatte und die aus Plänern
und Mergeln bestehenden Kreideschichten unter der Last des auflagern¬
den Granites nachgaben. Aus dem Bruch ist dann das obere Prießnitztai
hervorgegangen. Dieses zwischen den beiden Querstörungen gelegene
Eadeberger Tafelstück hat wahrscheinlich beim Vorschieben infolge
seines keilförmigen LTmrisses — die beiden Querstörungen sind nicht
parallel — auch das nordwestlich sich anschließende Tafelstück ver¬
drückt und auf die Meißner Syenitscholle etwas hinaufgeschoben, was
dann die Bildung der auffallend zahlreichen Gräben westlich von Bade¬
burg zur Folge gehabt hat (s. o.). Da ich für die Gräben als ehemaligen
26
L Aufsätze und Mitteilungen.
Erdbebenspalten eine plötzliche Entstehung annehme, so ist zu folgern,
daß während des erwähnten Erdbebens das Radeberger Tafelstück
mitsamt dem benachbarten Radeburger ebenfalls ein kurzes Stück
plötzlich vorgerückt ist.
In die Verlängerung der Linie Großgraupe — Dittersbach fällt zunächst
bei diesem Orte ein Stück der Weßnitz, dann folgen die Wasserscheide
zwischen Röder und Weßnitz, der Grünebach (rechter Zufluß der We߬
nitz) von Harthau ab und das Burkauer Wasser bis Ostro, sowie nord¬
westlich neben diesem Bach der Südostrand der Kamenz — Elstraer
Grauwackenscholle. Besonders auffällig ist es, daß bei Ostro auf dem
Südostufer des Burkauer Wassers eine kleine Grauwackenscholle hegt,
deren Entfernung von der Südecke der Kamenz — Elstraer Scholle eben¬
sogroß ist wie der Vorsprung von Dittersbach bis Großgraupe. Das
sieht sonach so aus, als ob die kleine Ostroer Grauwackenscholle der
Rest der verschobenen Fortsetzung der Kamenz — Elstraer Scholle
sei. Weiter kommt auf der Strecke zwischen Großgraupe und Ditters¬
bach unmittelbar an der Verwerfungslinie an zwei Stehen Quarzporphyr
in Gangform vor (Taf.I, Fig. 1 bei 17 und 18). Die Gesteinsbeschaffenheit
weist nach der Erläuterung zu Blatt Pillnitz nur geringe Verschieden¬
heiten untereinander auf. Sollte es sich hier etwa um die auseinander
gerissenen Teile ein und desselben Ganges handeln? Dann hätte man
ein ziemlich genaues Maß für den Vorschub, der nach der Karte rund 4 km
betragen würde. Entlang der vermuteten Querstörung zwischen Ditters¬
bach und Burkau ziehen sich auch größere Ablagerungen altdiluvialer
Schotter hin. Das läßt auf einen alten Tallauf schließen. Jetzt hegt
allerdings die Oberfläche des westlichen Talstückes wesentlich niedriger
als die Oberfläche des östlichen Tafelstückes. Nach den obigen Dar¬
legungen ist aber zu berücksichtigen, daß diese alten Schotter vor dem
Eintritt der großen Senkung im Elbtalgebiete abgelagert worden sind,
als auch die westhch der Querstörung gelegenen Teile der Lausitzer
Granitplatte noch höher lagen.
Nach E. Suess sind Erzgebirge und Sudeten als Teile eines schwach
bogenförmig gekrümmten karbonischen Faltengebirges anzusehen (va-
ristischer Bogen). Dieser Bogen scheint infolge Vergrößerung der Krüm¬
mung hier im mittleren Sachsen eingeknickt zu sein. Der Knick hatte
die Bildung mehrerer flach nach NO. einfallender Abscherungsflächen
(die Überschiebungsflächen) zur Folge, auf denen sich die beiden Bogen¬
teile der fortschreitenden Krümmung folgend verschieben konnten,
und zwar schob sich der östliche Teil über den westlichen, dabei gleich¬
zeitig eine Drehbewegung im Sinne der Uhrzeiger vollführend. Diese
Schwenkung der starren Scholle führte zu Zerreißungen quer zur Vor¬
wärtsbewegung (die oben besprochenen Querstörungen). Die Scholle
zerfiel dadurch in mehrere nebeneinander liegende und unter sich be¬
wegliche Glieder (Tafelstücke). Während nun die Scholle der Sächsischen
Schweiz das andrängende Stolpener Tafelstück in der Bewegung auf-
A. Kampfrath — Die Geländestufen und Geländegräben usw. 27
hielt, wich die Elbauenscholle nach unten aus, so daß das heranrückende
Radeberger Tafelstück ungehindert vorwärts und auf die Elbauen¬
scholle hinauf wandert e.
Zu der oben ausgesprochenen Vermutung, daß bei dem erwähnten
Erdbeben auch die Elbauenscholle selbst ein Stück weiter eingesunken
sei, haben mich folgende Tatsachen geleitet. Die Müglitz und der Lock¬
witzbach biegen beim Übertritt auf die Elbauenscholle scharf nach
Osten um und fließen der Elbe schräg entgegen. Auch beim Kaitzbach
sind Anzeichen für ein solches Verhalten in früherer Zeit vorhanden.
Die Gottleuba zeigt umgekehrt eine scharfe Umbiegung nach Westen.
Der Lockwitzbach verfolgt den östlichen Lauf bis zu einem alten, ver¬
lassenen Elbbette bei Meußlitz und benutzt dann dieses in nördlicher
Richtung bis zur Mündung bei Laubegast. Ich erkläre mir dieses sonder¬
bare Verhalten dieser Zuflüsse folgendermaßen. Infolge des Erdbebens
senkte sich die Elbauenscholle plötzlich, und zwar bei Pirna tiefer als
bei Dresden. Die Folge war eine Umkehrung des Oberflächengefälles
in das Gegenteil. Die tiefste Einsenkung vermute ich bei Pratzschwitz.
An dieser Stelle mag sich vielleicht vorübergehend ein zweiter See ge¬
bildet haben, der aber einen kleineren Umfang besaß als der erste,
damals schon verschwundene See. Die erzgebir gischen Zuflüsse waren
aber gezwungen, ihren Lauf auf der Elbauenscholle nach dieser Ein¬
senkung hin zu richten. Gleichzeitig hat wahrscheinlich auch eine Ver¬
schiebung des Elblaufes selbst, der bis dahin mehr in der Mitte der Scholle
lag, in die jetzige Lage am Nordrande stattgefunden. Vielleicht weil
die Elbauenscholle an dem Nordrand etwas tiefer einsank als am Süd¬
rand. Dabei erinnere man sich an die verschieden große Sprunghöhe
bei Großgraupe und bei der Pechhütte, sowie an den vermuteten plötz¬
lichen Vorschub des Radeberger Tafelstückes. Auf diese während des
Erdbebens erfolgte Stromverlegung sind möglicherweise auch die ge¬
störten Lagerungsverhältnisse am Albrechtsschloß zurückzuführen.
Das Stück des alten Elblaufes zwischen Meußlitz und Mügeln, in dem
jetzt der Brüchiggraben hinfließt, hat ein Gefälle nach SO. Auch der
Abfluß des Birkwitzer Sees und der Seegraben bei Seidnitz, der auch
ein Rest des alten Elblaufes ist, haben ein östlich gerichtetes Gefälle.
In Niedersedlitz zweigt vom Lockwitzbach in nördlicher Richtung da,
wo dieser die Umbiegung nach Osten vollführt, ein Landgraben ab,
der bei Dobritz in den alten Elblauf einmündet und in diesem weiter
läuft. Es ist nicht ausgeschlossen, daß man bei Anlage dieses Grabens
dem damals vielleicht noch deutlich erkennbaren alten Lockwitzlaufe
vor 'der Ablenkung gefolgt ist.
Von einer weiteren Untersuchung über die außerhalb des Elbtal¬
kessels auf der Lausitzer Platte und der Erzgebirgsscholle vorkommen¬
den Stufen Und Gräben sehe ich hier ab, da die vorliegende Abhandlung
in der Hauptsache nur den Zweck haben soll, auf die unbeachtet ge¬
bliebenen Gebilde der Stufen und Gräben die Aufmerksamkeit der Geo-
28
I. Aufsätze und Mitteilungen.
logen hinzulenken und den Nachweis zu bringen, daß diesen Oberflächen¬
formen eine tiefere Bedeutung beizumessen ist. Diese Gebilde kommen
jedenfalls auch in anderen Gegenden vor, wo die Bedingungen für ihre
Entstehung gegeben waren. Daß dem so ist, lehrte mich zufällig eine
Abbildung im Lehrbuch der Allgemeinen Geologie von Kayser1), die
einen Ausschnitt aus dem Meßtischblatt Bodheim, und zwar die Um¬
gebung des Gleiberges im Norden von Gießen darstellt. Die Abbildung,
die selbst einem anderen Zwecke dient, weist auch eine Schar Stufen
auf. Es ist nicht ausgeschlossen, daß auch in der Gegenwart noch Krusten¬
bewegungen vor sich gehen, die sich in Verschiebungen entlang der
Stufen und Gräben äußern. Ich erinnere hier an die sächsischen Erd¬
beben von Dippoldiswalde (1877) und Hartmannsbach bei Gottleuba
(1891), sowie an die in den letzten Jahren in Dippoldiswalde vorge¬
kommenen Gebäudesenkungen. Ich empfehle daher bei der Wieder¬
holung von Höhenmessungen, die eine längere Beihe von Jahren aus¬
einanderliegen, etwa aufgefundenen Unstimmigkeiten nachzugehen und
zu untersuchen, ob etwa Stufen oder Gräben den Messungszug kreuzen
oder diesem nahe liegen. Ist dies der Ball, so wäre die Annahme einer
inzwischen eingetretenen Bodenbewegung als wahrscheinlich anzu¬
nehmen. Ferner schlage ich vor, bei einigen größeren Stufenscharen
oben und unten Höhenfixpunkte anzulegen und die Höhenunterschiede
in größeren Zeitabständen sowie nach stärkeren Erdbebenstößen durch
sorgfältige Messung feststellen zu lassen. Im Hinblick auf die ver¬
muteten Horizontalverschiebungen, die möglicherweise ebenfalls noch
andauern, halte ich auch eine Untersuchung darüber für angezeigt, ob
die Entfernungen der Dreieckspunkte der Landesvermessung, die auf
verschiedenen Seiten der Elbauenscholle hegen, eine Abnahme er¬
kennen lassen und ob sich die Dreieckswinkel verändern. Sollten diese
LTnt er suchungen positive Werte ergeben, so bestände die Möglichkeit,
hieraus ungefähre Zeitangaben für die Eiszeiten abzuleiten unter der
Annahme stetiger und gleichförmiger Bewegung und unter Vernach¬
lässigung der durch Erdbeben hervorgerufenen plötzlichen, der Größe
nach unbekannten Verschiebungen. Zum Schlüsse will ich nicht ver¬
fehlen darauf hinzuweisen, daß beim Aufsuchen von Wasser die Be¬
achtung der auf dem Gelände vorhandenen Stufen und Gräben von
Nutzen sein kann.
i) 2. Auflage 1905, S. 577.
Geologische Rundschau. Bd. IX
Ho tr
Kampfrath.
Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig.
A. Kampfrath — Die Geländestufen und Geländegräben usw.
29
II. Besprechungen.
Das Klimaproblem der permokarbonen Eiszeit
unter besonderer Berücksichtigung der
Forschungen Fritz v. Kerners.
Von Dr. W. R. Eckardt (Essen).
Es ist eine unumstößliche Tatsache, daß in keiner geologischen
Periode, auch, nicht in der wärmsten, ein vollkommen gleichförmiges
Tropenklima vom Äquator bis zu den Polen vorhanden gewesen sein
kann. Denn bei der Kugelgestalt der Erde können zonale Klimaunter¬
schiede nicht erst ein Merkmal der jüngsten geologischen Epochen sein:
immer trafen die Sonnenstrahlen das Tropengebiet unter steilem, die
Polargegenden unter flachem Winkel, und daher war stets die zuge¬
strahlte Wärme, die ein Quadratmeter Land von der Sonne erhielt,
abhängig von der geographischen Breite. Wenn dennoch in den warmen
Erdperioden tropische Pflanzen bis in die Nähe der Polarkreise in den
mildesten, begünstigtsten Landstrichen, ebenso wie vielfach auch große
wechselarme Reptilien, vorkamen, so beweist das nur, daß die größere
Gleichmäßigkeit des Erdenklimas in den warmen Perioden die in der
Gegenwart vorhandene starke Akzentuierung des Tropenklimas ver¬
hinderte, und daß das Klima in höheren Breiten wenigstens insofern
»tropisch« war, als die Winter sehr mild und wohl völlig frostfrei waren
und somit einen Kosmopolitismus der damaligen Organismen ermög¬
lichten.
Man kann demnach, wie schon E. Philippi1) treffend bemerkt,
nicht von einer Ausbildung von Klimazonen reden, die in einer gewissen
Epoche eingesetzt haben soll, sondern nur von einer schärferen Heraus¬
prägung und Verstärkung bereits vorhandener Temperaturunterschiede.
»Die Forderung, daß es erst seit der Kreidezeit khmatische Verschieden¬
heiten gäbe«, bemerkt Er. v. Kerner2) treffend, »schiene fast gleich¬
bedeutend mit dem kühnen Postulat, daß die Gesetze der Physik der
Atmosphäre erst seit der Kreidezeit bestünden. « Zonenbildung mußte
aber eintreten, wenn die Temperaturen aus Gründen, die übrigens
V) Über einige paläoklimatische Probleme. Neues Jahrbuch für Mineralogie
und Paläontologie. Beilageband 29, 1910.
2) Bemerkung zu »Carlos Bürckhardt: Sur le climat de Fepoque juras-
sique«. Verh. d. k. k. geol. Reichsanstalt. Wien 1907. Nr. 16. S. 385.
Dr. W. R. Eckabdt — Das Klimaproblem der permokarbonen Eiszeit usw. 31
durchaus auf der Erde selbst zu suchen sind, an der gesamten Erd¬
oberfläche sich senkten, so daß sich in den höheren Breiten die Bedin¬
gungen für stärkeren Schneefall einstellen konnten. Durch die stärkere
Reflexion der Schneedecke werden aber die Wintertemperaturen tief
herabgedrückt, während im Frühjahr ein großer Teil der Sonnen wärme,
der in schneefreien Gebieten der Erwärmung der Luft und des Landes
zugute kommt, zum Schmelzen von Eis und Schnee verbraucht wird.
Ferner wird in den kühlen Erdperioden von den höheren Breiten,
insbesondere von den vereisten Polarzonen aus, der Weltozean nicht nur
auf großen Teilen seiner Oberfläche, sondern auch in seiner gesamten
Tiefe abgekühlt, so daß schließlich auch die Tropen auf Umwegen
(durch kalte Auftriebwässer) nicht unbeeinflußt bleiben von den Wir¬
kungen der polaren Kälte. Wenn dagegen die Bedingungen für die Ent¬
stehung größerer Eismassen an den Polen fehlen, muß sich auch der
Weltozean erwärmen und somit seines abkühlenden Einflusses ver¬
lustig gehen; er wird im Gegenteil sogar zu einem Wärmespeicher für
die höheren Breiten, zumal wenn wir bedenken, daß, wenn ein geringer
Anstoß zur Erhöhung der Temperatur gegeben ist, die weitere Steigerung
etwa im Quadrat der ursprünglichen Bewegungsgeschwindigkeit erfolgt.
Daher die milden Klimate der höheren Breiten in den warmen Perioden,
die gewissermaßen die Regel für die Vergangenheit der Erde sind. Darin
ist aber auch die Tatsache begründet, daß roter Tiefseeton unter den
Sedimenten der Erde so selten ist. Denn er kann sich nur unter dem
oxydierenden Einfluß der kalten Tiefenwasser bilden, die ihrerseits
wiederum eben nur dann existieren können, wenn die Polar gebiete
vereist sind. Bis in die Tiefen weit entlegener Meere hin macht sich
demnach der Einfluß der polaren Eispanzer bemerkbar ; ja, es gibt wohl
kaum eine Erdstelle, die nicht von irgendwelchen Einflüssen der Ab¬
kühlung zur Zeit der großen Vereisungen betroffen worden wäre, wenn
wir sie jetzt auch noch nicht immer einwandfrei nach weisen können.
Am auffälligsten ist dieser Einfluß wohl in subtropischen Breiten an
den Westküsten der Kontinente, wo die ablandigen Passate das kalte
Tiefenwasser an die Oberfläche befördern. In den warmen Erdperioden
dagegen konnte in diesen Gegenden keine derartige negative Tem¬
peraturanomalie vorhanden sein.
Bei dieser Gelegenheit sei noch gestattet, eine kritische Bemerkung
über die paläoklimatologische Forschung auf geographischer Grundlage
einzuschalten. Diese deduktive Methode in der Paläoklimatologie ist
vor allem deshalb sehr wichtig, weil wir lediglich mit ihrer Hilfe den
Verlauf der Windströmungen und die Temperaturverhältnisse festzu¬
stellen vermögen, und zwar durch gewisse allgemeine Grundsätze über
Verteilung von barometrischen Tiefdruck- und Hochdruckgebieten unter
der angenommenen Festland- und Meeresverteilung nach analogen heu-
. tigen Verhältnissen. Es ist aber, wie v. Keüner, der erfolgreichste
Forscher auf paiäoklimatologischem Gebiet, selbst meint, mehr als frag-
32
II. Besprechungen.
lieh, ob die auf Grund der ehemaligen Festlandverteilung berechnete
Wärmeverteilung und die daraus abgeleiteten Formeln die Temperatur¬
verhältnisse der höheren Breiten speziell in den warmen Epochen nicht
zu ungünstig darstellen, da sie ja, »auch wenn man sie auf von den
heutigen abweichende Verhältnisse anwendet, doch noch die Zustände
der Gegenwart widerspiegeln«, d. h. eben die winterlichen Effekte der
großen Vereisungen der höheren Breiten in der Gegenwart; und das ist
zweifellos der Fall !
Jede stärkere Abkühlung des irdischen Klimas muß sich nun, wie
gesagt, zuerst und am deutlichsten stets an den Polen oder doch an
klimatisch sehr ungünstigen Stellen in nicht allzu weiter Entfernung
von diesen zeigen. Es ist daher ausgeschlossen, daß jemals auf der Erde
eine Abkühlung, die zur Bildung großer Binnenlandeismassen, deren
Enden zum Teil ins Meer kalben, führen mußte, in den Tropen oder
gar in den trockenen Passatzonen ihren Anfang hätte nehmen oder auf
diese hätte beschränkt bleiben können, während die höheren Breiten
überhaupt nicht merklich von jener Abkühlung betroffen worden wären.
Auch wäre es gar nicht einzusehen, warum sich gerade die Tropen ab¬
gekühlt haben sollten bis zum nivalen Klima selbst in manchen Teilen
ihrer Niederungen, während doch die Polargegenden gar nicht kalt
gewesen wären, also auch den Ozean gar nicht stärker hätten abkühlen
können. Eine tropische Vergletscherung, nach Analogie der polaren
Vereisungen, mit zu gewissen Zeiten des Jahres tief unter dem Gefrier¬
punkt liegenden Temperaturen, wie es in den permokarbonen Gletscher¬
gebieten zum Teil selbst im Meeresniveau der Fall gewesen war, ist
aber, wie v. Kerner selbst bemerkt, bei der heute der Erde von der
Sonne zugestrahlten Wärmemenge undenkbar1). Denn um unter den
gegenwärtigen geographischen Verhältnissen auf einem so un¬
geheuren Gebiete große Inlandeismassen, die selbst innerhalb der
Wendekreise stellenweise unter Begleitung starker Frosterscheinungen2)
das Meer erreichten, ins Dasein zu rufen, müßte die heutige Schnee¬
grenze vielfach über 3000 Meter herabgesenkt werden, so daß nur wenige
Teile der Erdoberfläche einer allgemein werdenden Vereisung entgehen
würden.
Ziemlich allgemein, mit wenigen Ausnahmen, betrachtet man nun,
wie auch Semper3) bemerkt, die permokarbonen Gletscherherde zwar
als hochliegende Landschaften, und die Tektonik der nach der Richtung
des Eisschubs als Herd in Betracht kommenden Gebiete verleiht dieser
x) Das paläoklimatische Problem. Mitteilungen der Geologischen Gesellschaft.
Wien II, 1911. S. 285.
2) Vgl. Fig. 185 in J. Walther, Geschichte der Erde und des Lebens.
Leipzig 1908. S. 348, bzw. Fig. 7 in W. R. Eckardt, Das Klimaproblem der geo¬
logischen Vergangenheit und historischen Gegenwart. Braunschweig 1909. S. 29.
3) Geologische Rundschau, Bd. I. Leipzig 1910. S. 66 (Das Ivlimaproblem
der Vorzeit).
Dr. W. R. Eckardt — Das Klimaproblem der permokarbonen Eiszeit usw. 33
Annahme eine Stütze, so daß man es dann jedenfalls in Indien und
Australien mit einem relativ steilen Gefälle der Gletseherbahn, mit
rasch vorwärts gedrängten Eismassen und demnach auch mit reich¬
lichen Niederschlägen auf den speisenden Firnfeldern zu tun hatte.
Das hat zweifellos für die Entstehung einer Anzahl permokarbonischer
Eisherde auch seine Gültigkeit. Allein es dürfte sicher sein, daß ein
anderer großer Teil der permokarbonen Gletschergebiete nicht nur zum
Teil in den Küstengebieten, sondern auch auf weiten Strecken des
Binnenlandes in nur geringer Meereshöhe lag, weil eben die Aussichten,
solche Moränen der älteren Perioden anzutreffen, sehr gering sind, da
die überhöhten Teile der Erdrinde mit allen ihren Bergen, Tälern und
Ablagerungen .am ehesten der Abtragung anheimgefallen und von der
Erdoberfläche verschwunden sind. Erst wenn die Moränen in tief ge¬
legenen Gegenden oder irgendwelchen Akkumulationsgebieten abgelagert
wurden, wo sie der Abtragung nicht ausgesetzt, sondern von anderen
Sedimenten überschichtet wurden, hatten sie Aussicht, sich lange zu
erhalten. Darum ist es auch, wie Ramsay1) mit Recht meint, schon
a priori wahrscheinlich, daß die noch existierenden glazialen Bildungen
der fernliegenden geologischen Perioden von Inlandeismassen in tief¬
liegenden Gegenden abgeladen sind, und eben deswegen ist ihre Beweis¬
kraft für die Klimafrage um so größer. Zugleich ist aber auch, wie
Philippi meint, denkbar, daß auch in unseren Breiten rotliegende
Glazialbildungen vorhanden waren, die aber sehr bald wieder zerstört
wurden. »Dies mußte sogar der Fall sein, wenn die Glazialsedimente
höher gelegene Teile der Festländer bedeckten, die später keine Senkung
erfuhren, oder wenn die Gebiete der jungpaläozoischen Vereisung ge¬
hoben wurden. Wenn das alpine Gebiet nicht nachträglich gesenkt
wird, so werden sich von seinen ausgedehnten quartären und rezenten
Glazialablagerungen im besten Falle geringe Reste am Südrande der
Alpen erhalten. Wenn aber permisches Glazial in so großer Verbreitung
besonders in niederen Breiten bekannt ist, so hat das seinen Grund
darin, daß es hier durch tiefe und langandauernde Senkungen vor früh¬
zeitiger Zerstörung geschützt wurde. « Jedenfalls dürften diese Senkungen
mit der bedeutenden Intensität des jungpaläozoischen Gebirgsbildungs¬
prozesses in Verbindung zu bringen sein und überdies noch eine gute
Erklärungsmöglichkeit für das schnelle Schwinden der permokarbonen
Schneezeit bieten, wie andererseits die teilweise bis an das Meeresniveau
Teichende Gletscherausdehnung selbst in relativ niederen Breiten damit
im Zusammenhang stehen dürfte, daß die den permokarbonen Gletscher¬
anhäufungen vorauf gegangenen Gebirgsbildungen weit breitere Zonen
umfaßten als die tertiären Faltungen, die der diluvialen Eiszeit voran¬
gingen.
B Orogenesis und Klima. Oefversigt of Finska Vetenskaps Societetens För-
- handlinger 52, 1909/1910, Aft. A, No. 11, S. 25. Vgl. auch E. Phillippi, Über
einige paläoklimatische Probleme, a. a. 0., S. 129.
Geologische Rundschau. IX.
3
34
II. Besprechungen.
Es fragt sich nun, ob die perrnokarbone Eiszeit im geologischen
Klimaproblem insofern etwa eine Ausnahmestellung einnimmt, als die
Annahme einer Polverschiebung oder von großen Krustenwanderungen
zu ihrer Erklärung unbedingt notwendig erscheint.
Was die Geologen und Klimatologen für die Hypothese einer Pol¬
verlagerung bzw. von Wanderungen der Erdkruste zur Permokarbon-
zeit einnehmen konnte oder mußte, war vor allem der Ideengang Pencks.
A. Penck, der 1900 eine sehr wertvolle Abhandlung1) über die Eis¬
zeiten Australiens veröffentlicht hat, ist in einer späteren Abhandlung2)
sicherlich im Irrtum, wenn er meint, daß die Annahme einer bloßen
Veränderung in der Verteilung von Wasser und Land ein Inlandeis am
Saume der Tropen keineswegs erklärlich mache, weil wir gerade in der
Nähe der Wendekreise heute so verschiedene Gruppierungen von Wasser
und Land hätten, daß wir uns kaum eine weitere, für die Entwicklung
von Vergletscherungen günstigere vorstellen könnten. Dieselbe höchst
merkwürdige Ansicht hat, jedenfalls in voller Anlehnung an Pence,
auch E. Plnbippi3) geäußert. Penck kommt dann auf die klimatischen
Verhältnisse am Himalaya, bzw. auf die des tibetanischen Hochlandes,
zu sprechen, die der Gletscherbildung ungünstig seien. Allein dieser
letztere von Penck vorgebrachte, an sich meteorologisch und klimato-
logisch einwandfreie Begründungs versuch paßt in keiner Weise auf
unseren Gegenstand. Denn der Himalaya, am allerwenigsten das tibe¬
tanische Hochland, sind insofern kein gutes Schulbeispiel für unsere
Sache, weil diese Gebirgsmassen ja nirgends an das Meer heranreichen.
Vor allem steht der Himalaya — und das ist der springende Punkt —
gerade an seiner polaren Seite mit einem Meere überhaupt nicht in
direkter Beziehung oder in Wechselwirkung. Im Gegenteil: die größte
Kontinentalmasse der Erde dehnt sich in seinem Kücken aus. Es ist
aber die Wahl des Beispieles mit dem tibetanischen Hochland und
seinem Südwall, dem Himalaya, vor allem auch aus dem Grunde keine
glückliche, weil die diesem Gebirge bzw. Plateauland eigenen Gletscher
größtenteils äquatorwärts und nicht polwärts abströmen, wie es in den
Hochgebirgen der permokarbonen Passatzonen im Gegensatz hierzu
meist der Fall war. Zudem liegt Tibet im Kegenschatten des Himalaya.
Da aber der Himalaya im gegenwärtigen Erdbilde das einzige Gebirge
ist, welches an der Grenze der Passatzone etwa den Breitekreisen einiger¬
maßen parallel verläuft, so wird die Behauptung Pencks und die Phi-
lippis, daß wir gerade in der Nähe der Wendekreise in der Gegenwart
die verschiedensten Gruppierungen von Wasser und Land hätten, voll¬
kommen hinfällig.
Was zunächst die Hypothese der permokarbonen Eiszeit in ihrem
x) Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin.
2) Südafrika und die Sambesifälle. Geogr. Zeitschrift 1906, S. 609/10.
3) »Die permische Eiszeit« im Zentralblatt für Mineralogie, Geol. u. Paläont. .
1908, Heft 12.
Dr. W. R. Eckardt — Das Klimaproblem der permokarbonen Eiszeit usw. 35
Verhältnis zu den absoluten Polverschiebungen* 1) anlangt, so bat bereits
NeumaVr gezeigt, daß, wie man auch immer die Erdachse drehen und
wenden mag, stets verschiedene Teile des großen permokarbonen Glet¬
schergebietes in die Äquatorialzone fallen würden; ja, man käme schlie߬
lich zu dem widersinnigsten aller Schlüsse, daß die Polargegenden damals
warmes und die Äquatorialgegenden kaltes Klima gehabt hätten. Ganz
anders aber ist es, worauf Penck hinweist, wenn wir den Fall von rela -
tiven Polverschiebungen annehmen. Die Antipodenpunkte der drei
Gebiete permokarboner Vergletscherungen fallen ins Meer: in den nörd¬
lichen und südlichen Stillen Ozean und in den nördlichen Atlantischen
Ozean ; sie gewähren also kein Material zur Entscheidung unserer Frage ;
aber im Dreieck zwischen jenen drei Antipodenpunkten liegt Land,
nämlich Mittelamerika, und hier ist nicht die leiseste Spur einer permo¬
karbonen Vergletscherung zu finden. Allein auf diese Tatsache bezug¬
nehmend, meint daher A. Penck2), daß die Bewegung der Erdkruste
in horizontalem Sinne als eine ernsthaft in Erwägung zu ziehende Ar¬
beitshypothese ins Auge gefaßt werden müßte. Doch befindet sich hier
Penck nur sehr bedingt im Recht, ganz abgesehen davon, daß die An¬
nahme von Polverschiebungen oder Krustenwanderungen für die Paläo-
klimatologie niemals das sein kann, was man unter »Arbeitshypo¬
these « zu verstehen hat. Das haben neuerdings Semper und v. KerJner
ausführlich gezeigt. Wir kommen weiter unten noch hierauf zu
sprechen.
Zunächst ist der Einwand Pencks, daß bei einer mittleren Lage des
Südpoles zwischen Südafrika, Indien und Australien der Gegenpol in
Gebiete zu liegen käme, in denen bisher keinerlei Glazialerscheinungen
paläozoischen Alters nachgewiesen werden konnten, nicht stichhaltig.
Denn es wäre nach Fr. v. KerIner3) sehr wohl möglich, daß manche
Gebiete, deren permische Schichten keine Glazialspuren enthalten, dem
damaligen Südpole näher gelegen hätten als andere, in deren gleich¬
altrigen Schichten Grundmoränen Vorkommen. Der Gegenpol einer
polaren Vergletscherung mußte nämlich nicht unbedingt ebenfalls ver¬
gletschert gewesen sein; er hätte infolge einer günstigen Konfiguration
des betreffenden Gebietes sehr wohl auch eisfrei sein können. »Würde
c
1) Unter absoluter Polverschiebung hat man eine einheitliche Drehung des
ganzen Erdkörpers, also eine Verlagerung der Rotationsachse mit dem Erdkörper,
der sich hierbei wie eine homogene Kugel verhalten würde, zu verstehen, so daß
der Äquator andere Länder schneidet und die Änderungen für Antipodenpunkte
entgegengesetzter Art sind, was bei einer Verschiebung der Erdkruste gegenüber
dem Erdkern (relative Polverschiebung) nicht unbedingt erforderlich ist.
2) Südafrika und die Sambesifälle. Geogr. Zeitschr. 1906, S. 609/10. Vgl.
auch die sehr beachtenswerte Abhandlung von A. Penck über die Eiszeiten Austra¬
liens in Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin 1900.
8) »Sind Eiszeiten durch Polverschiebungen zu erklären? « Bemerkungen zu
W. Eckardts »Klimaproblem«. Verh. d. k. k. geol. Reichsanstalt. Wien 1909.
Xr. 12.
3*
36
II. Besprechungen.
ein großer Teil des heutigen Südpolarkontinentes versinken und wären
in einer kommenden Epoche nur in Grahamland, Südgeorgien und Pata¬
gonien Glazialablagerungen der Gegenwart zu beobachten, so käme der
Antipodenpunkt des Zentrums dieser Vergletscherung in die Mitte eines
weiten Gebietes zu liegen, dessen gleichaltrige Schichten gar keine
Gletscherspuren zeigen, nämlich in die Gegend von Ostsibirien. Gleich¬
wohl wäre es dann nicht berechtigt, aus diesem Umstand den Schluß
zu ziehen, daß jene Vergletscherung keine in höheren Breiten ausgedehnte
gewesen sein könnte.« Und ein weiteres Beispiel führt v. Keüner1)
an: »Würden uns die heutigen Verhältnisse als Zeugen einer ferneren
Vergangenheit entgegentreten, und wollte man daraus, daß im Himalaya
Glazialablagerungen vorhanden sind, im Werchojanskischen Gebirge
aber fehlen, den Schluß ziehen, daß das letztere das vom Pol entferntere
gewesen sei, so würde das sehr falsch sein.«
Schließlich ist aber auch, wie v. Kerner2) meint, die Annahme einer
Polverlagerung in 20° S. und 80° E. L. v. Gr. — - also auch die Wegener-
sche Verschiebungshypothese — nicht imstande, das Rätsel der permo-
karbonen Eiszeit verständlicher zu machen: »Projiziert man das Frech -
sche Erdbild zu Ende des Karbons auf die ebenerwähnte Pollage, so
hätte man einen sehr ausgedehnten Kontinent, der die gesamte Polar¬
kappe umfassen und größtenteils noch weit über deren Grenzen in
mittlere und zum Teil noch in niedrigere Breiten hinabreichen würde.
Es würden gerade in diesem Falle überhaupt gar keine Polarströme
zur Abkühlung der Subtropen vorhanden sein, während sie bei Bei¬
behaltung der jetzigen Koordinaten nur dann in Wegfall kämen, wenn
die Blütezeit der wärmeliebenden Fusulinen in den hochnordischen
Meeren mit der altdyadischen Eiszeit zeitlich zusammenfiele3). Da¬
gegen würden die fraglichen Vergletscherungsgebiete bei der gedachten
Pollage und Landverteilung unter dem Einflüsse äquatorialer Strömungen
stehen, während bei Beibehaltung der jetzigen Koordinaten und An¬
nahme eines riesigen Gondwanalandes auf der Osthalbkugel über¬
haupt gar keine Äquatorialströme zur Erwärmung der Subtropen
vorhanden wären. Wenn jetzt die Antarktis tief vergletschert ist, so
hängt das aufs engste damit zusammen, daß sie hochgebirgig und ringsum
von einer ganz meerbedeckten Subpolarzone umgeben ist. In einer
von einer landbedeckten subpolaren Zone umgebenen landbedeckten
Antarktis würde sich dagegen wohl keine bedeutende Vergletscherung
entwickeln können, keinesfalls aber eine solche, daß die Vereisungs-
x) Die extremen thermischen Anomalien auf der Nordhemisphäre und ihre
Bedeutung für die Frage der geologischen Polverschiebungen. Met. Zeitschr. 1909,
Heft 10.
2) Nach einer brieflichen, seine neuesten Schriften ergänzenden Mitteilung
von Kerners an den Verfasser.
3) Vgl. hierüber: H. v. Staff, Zur Entwicklung der Fusuliniclen. Zentralbl.
f. Min., Geol. u. Paläont, 1908, Nr. 22, S. 691 ff.
Dr. W. R. Eckardt — Das Klimaproblem der permokarbonen Eiszeit usw. 37
her de Südafrikas, Südaustraliens und Indiens als letzte randliche Aus¬
läufer einer riesigen, weit über den Wendekreis hinausreichenden Eis¬
kappe auf gef aßt werden könnten«.
Projiziert man das Erdbild Kokens auf eine Pollage in 20° S. und
80° E. L. v. Gr., so hat man eine wasserbedeckte, mit den Meeren der
niedrigen Breiten in offener Verbindung stehende Antarktis. Diese
fröre, wie v. Kerner meint, im Winter zwar zu, aber die durch den
Zerfall des gebildeten Meereises in Schollen bedingte Abkühlung der
Meere mittlerer Breiten im Sommer wäre wohl viel schwächer als die
jetzige durch die von den Bändern einer vergletscherten landbedeckten
Antarktis kommenden Eisberge verursachte. Es würde daher auch
bei Kokens Bekonstruktion die Vereisung der Bandgebiete des heutigen
Indischen Ozeans bei der gedachten Pollage eher schwerer als leichter
verständlich sein als bei der heutigen Pollage.
Sehr bemerkenswert ist aber nach Kerner auch noch der oft betonte
Umstand, daß die gedachte Polverlagerung deshalb nicht zum Ziele
führen kann, weil die vom Pole am weitesten abstehenden Gletscher¬
spuren auch dann noch in die geographische Breite von Algier zu liegen
kommen. Denn.es zeigt sich in der Tat, daß bei der gedachten Pollage
und bei der vermuteten altdyadischen Landverteilung in 35° Br. keine
Gletscher gedeihen konnten.
Dagegen haben die allerneuesten Bechnungen Fr. v. Kerners er¬
geben, daß bei der heutigen Pollage und der altdyadischen Land¬
verteilung in 35° Br. ein Hinabreichen von Gletschern bis in die Meeres¬
nähe denkbar wäre. Es steht also fest, daß weder die Annahme großer
Polverlagerungen noch die Zuhilfenahme der WEGENERschen Ver¬
schiebungshypothese das Bätsel der permokarbonen Eiszeit verständ¬
lich macht. Im Gegenteil!
Zwingend für eine Hypothese von Polverschiebungen kann
nur der geologische Nachweis sein, daß für die Permokarbon-
zeit die bis heute so gut wie ausschließlich nur in niederen
Breiten gemachten Glazialfunde auf diese beschränkt blieben,
während die permischen Ablagerungen der höheren Breiten
nichts von einer ehedem stärkeren Abkühlung des irdischen
Klimas erkennen ließen. Nur so hätten wir einemzwingenden
Beweis für eine Polverlagerung, bzw. für stattgefundene
Krustenwanderungen größerer Erdgebiete. Denn jede stärkere
Abkühlung des irdischen Klimas muß sich zuerst und am deutlichsten
stets an den Polen oder doch in deren unmittelbarer Nähe zeigen, wie
ich oben auseinander setzte. Lediglich von diesem Standpunkte aus
hatte ich das Problem der permokarbonen Eiszeit in Heft 29 der Zeit¬
schrift »Die Naturwissenschaften«, V. Jahrgang 1917, folgerichtig be¬
leuchtet und war zu dem Ergebnis gekommen, daß von diesem Ge¬
sichtspunkte aus die Annahme von Polverlagerungen oder Krusten¬
wanderungen zur Lösung dieses Klimarätsels unvermeidlich sei.
38
II. Besprechungen.
Sehen wir uns die Permformation auf der Nordhalbkugel an, so
finden wir wenigstens keine sicheren Eisspuren als Äquivalent
der ausgedehnten Vereisungen der Subtropen und vor allem der Süd¬
halbkugel, und zwar namentlich nicht in höheren Breiten des Nordens.
Wenn auch die Rotliegenzeit nach v. Lozinski1) unter der Herrschaft
eines subarktischen Klimas gestanden haben könnte2), so ist doch ebenso¬
wenig wie diese Frage auch noch manches andere der Permokarbonzeit
in seinem Verhältnis zum Klima noch lange nicht geklärt3).
Die Frage, ob unter der Voraussetzung kalter Polarklimate eine Ver¬
eisung weiter Gebiete der Subtropen zur Permokarbonzeit möglich war,
ohne daß eine Polverschiebung stattgefunden hat, hat bis zu einem
gewissen hohen Grade von Wahrscheinlichkeit bereits Fr. v. Kerner
in seiner neuesten hochwichtigen Studie: »Untersuchungen über die
morphogene Klimakomponente der permischen Eiszeit Indiens4) be¬
jahend beantwortet, wenn diese rechnerische Untersuchung auch keines¬
wegs eine Lösung dieses Problems zum Ziele hat, sondern nur klimato-
logische Feststellungen bezweckt, die zu den unerläßlichen Vorarbeiten
für jeden ernsthaften Erklärungsversuch der permischen Eiszeit Indiens
zählen. Fr. v. Kerner will eine Beantwortung der Frage versuchen,
was für thermische Verhältnisse sich bei der für die Paläodyas ver¬
muteten Land- und Meeresverteilung für Südasien ergeben würden.
Der Versuch erfolgte unter rein klimatologischen Gesichtspunkten nach
verschiedenen Methoden und auf verschiedenen Grundlagen, indem
von den Ergebnissen der geologischen Forschung nur das paläogeo-
graphische Bild entlehnt wird, wohingegen die aus der Beschaffenheit
und aus den Einschlüssen der marinen und terrestrischen Sedimente
gezogenen paläoklimatologischen Schlüsse gänzlich außer Betracht
bleiben. Als Grundlage für die Konstruktion der morphogenen Paläo-
isothermen5) benutzte Fr. v. Kerner die von Frech entworfene Dar¬
stellung der Kontinente und Meere am Schluß der Steinkohlenzeit und
stellte auf diese Weise rechnerisch fest, daß die morphogenen Isodia-
krinen (Isothermen der Gegenwart minus Paläoisothermen) des Juli
1) Zur Bildungsweise der Konglomerate des Rotliegenden. Jahrb. d. k. k.
geol. Reichsanstalt, Bd. 62. Wien 1912. S. 209/218. Vgl. auch: Tschernyschew,
Die oberkarbonisclien Brachiopoden des Ural und des Timan. Mem. Comite geolog.
Tome 16, No. 2. St. Petersburg 1902. S. 713/718, sowie E. Dacque, Grundlagen
und Methoden der Paläogeographie. Jena 1915. S. 412/417.
2) Vgl. hierüber: E. Dacque, Grundlagen und Methoden der Paläogeographie.
Jena 1915. S. 413ff.
3) Ich will hier nur an die Glossopteris- Flora erinnern und auf meine Abhand¬
lung: »Was sagen uns Jahresringbildung und Jahresringlosigkeit des fossilen
Baumwuchses über das Klima der geologischen Perioden? « in: »Die Naturwissen¬
schaften«, 6. Jg., Heft 10, und die hier genannte Literatur verweisen.
4) Sitzungsbericht der Kaiserl. Akad. der Wiss. in Wien, math.-nat. Kl., Abt. I,
126. Bd., 2. u. 3. Heft.
5) Das sind die Linien gleicher Wärme der Vorzeit, soweit sie sich aus der
Verteilung des Festen und Flüssigen an der Erdoberfläche ergeben.
Dr. W. R. Eckabdt — Das Klimaproblem der permokarbonen Eiszeit usw. 39
im nordwestlichen Vorderindien einen Unterschied von — 20° auf-
weisen, so daß die Temperatur im Meeresspiegel in der dortigen Gegend
zur Permokarbonzeit im Juli nur 15° betrug. Man sieht also, daß unter
solchen Umständen die kritische mittlere Jahrestemperatur von 10°,
das ist die höchste, bei der jetzt ein Gletscher zu leben vermag, mög¬
licherweise in der Tat nicht überschritten wurde. Und was die Tat¬
sache anlangt, daß auch die permokarbonen Gletscher Südostaustraliens
teilweise das Meer erreichten, so ist dieser Umstand überhaupt nicht
weiter verwunderlicher als die tiefe Senkung der Schneegrenze, wie sie
auch zur Diluvialzeit auf Neuseeland unter etwa gleicher Breite vor¬
handen war.
Zwar hatte Philippi gegen die außer von Woeikof und anderen
auch von Koken versuchte Heranziehung kalter Meeresströme zur Er¬
klärung der permokarbonen Eiszeit das auf den ersten Bück berechtigte
Bedenken erhoben, daß solche Ströme auf einem benachbarten Lande
die Eeuchtigkeit mindern und daher eine Vergletscherung nicht fördern
könnten. Er. v. Kerner hat indessen neuerdihgs einwandfrei gezeigt,
daß man die beiden Hauptbedingungen einer Vereisung bis zu einem
gewissen Grade getrennt betrachten dürfe. Denn als Kältequelle könne
für niedere Breiten in erster Linie doch nur ein echter polarer
Meeresstrom in Betracht kommen, der direkt in den rücklaufenden
Bogen eines von den konstanten Passatwinden verursachten subtro¬
pischen Stromkreises eintritt, und man müsse dann eben annehmen, daß
die andere der beiden Hauptbedingungen: die Luftfeuchtigkeit, auf
anderem Wege herbeigebracht würde, und zwar wäre es wohl möglich,
daß an der Nordwestecke eines bis etwa 10° reichenden Südkontinentes
oder an der Süd westecke eines Nordkontinentes von Süd bzw. von
Nord kommende Kälte mit von Ost, d. h. mit einer kräftigen Passatdrift,
kommenden Feuchtigkeit zusammenträfen. Die Hauptfrage wäre dabei,
ob ein Polarstrom nach Durchquerung der sonnigen Subtropenzone noch
kalt in der Äquatorialzone anlangen könnte, und diese muß aus ver¬
schiedenen Gründen unbedingt bejaht werden. Denn zunächst würde
die Besonnung der Wasseroberfläche keine Erhöhung der Stromtem¬
peratur bedingen, weil sie ein vermehrtes Abschmelzen der mitgeführten
Eisberge zur Folge hätte. Sodann liegen über den kühlen Strömen an
den subtropischen Westküsten häufig Nebel, die die Sonnen Wirkung
bedeutend herabmindern. Weiterhin würde das kalte Wasser nicht in
die Tiefe sinken, weil es in einer Region mit Auftrieb wasser seinen Weg
nähme und wegen der Eisbergschmelze salzarm würde. Und schlie߬
lich würde das Auftrieb wasser eine Erwärmung behindern.
»Wenn in der Gegenwart die Meerestemperatur an den subtropischen
Auftriebsküsten nicht unter 13° herabsinkt, so hat das darin seinen
Grund, daß sich das kalte Ozeangrundwasser mit warmem Ozean¬
oberflächenwasser mischt. Wenn sich aber das nur 1 — 2° messende
Grundwasser mit kühlem Oberflächenwasser mischen würde — und bis
40
II. Besprechungen.
an die Polargrenze der Subtropen könnte letzteres ja noch mit niedriger
Temperatur gelangen — , könnte es wohl mit einer Temperatur zwischen
5 und 10 ° bis an die Grenzen der feuchten inneren Tropenzone kommen,
und es könnte dann der Fall eintreten, daß dort im Meeresniveau die
kritische mittlere Jahrestemperatur von 10° nicht überschritten würde
und die Bedingung für Firnbildung könnte dann in einem Küsten¬
gebirge wohl schon zwischen 1000 und 2000 m Meereshöhe erfüllt sein.
An der vom kalten Strome bespülten subtropischen Küste bestünde
aber wohl ein kühles Küstenklima wie an den Ufern des Ochotskischen
Meeres ohne Gletscher in einem die Küste eventuell begleitenden
Gebirge«1).
Was ferner die Bemerkung Woeiköfs betreffs einer Vergletscherung
der Küstengebirge Brasiliens anlangt, so liegen hier die Dinge ganz
anders als an jenen Küsten, die PhIlippi in Betracht zog. An den Ost¬
küsten bewegt sich kaltes Wasser polarer Herkunft sehr langsam äquator-
wärts und sinkt allmählich unter der vom Äquator kommenden warmen
Strömung unter. Es ist das Phänomen des »kalten Walles«, bei dem es
sich, wie v. Kerner näher auseinandersetzt, nicht um einen » eigent¬
lichen « Polarstrom handelt, sondern nur um eine die Küste begleitende
kühle Strömung, die aber im Gegensatz zu den kühlen rückläufigen
Ästen der subtropischen Stromkreise auf das benachbarte Land nicht
austrocknend wirkt. Die subtropischen Ostküsten sind feucht und
niederschlagsreich. Denkt man sich nun, daß dieses »sich langsam
äquatorwärts bewegende Wasser polarer Herkunft« reicher mit Eis¬
bergen beladen wäre und daß die warme Strömung schwächer wäre,
so wäre, nach v. Kerner, jener Zustand gegeben, den v. Hann als
für die Gletscherbildung besonders günstig bezeichnet, nämlich das
Eindringen warmer Strömungen in relativ kalte Meeresräume. Die warme
Strömung braucht aber nur in der Nähe zu sein und nicht die Küste zu
bespülen. Ist doch auch die Ostküste Grönlands sehr stark vergletschert
und dennoch von einem kalten Strome begleitet.
Da also v. Kerner hiermit einwandfrei gezeigt hat, unter welchen
naheliegenden natürlichen Bedingungen ein Polarstrom nach Durchque¬
rung der sonnigen Subtropenzone noch kalt in der Äquatorialzone anlangen
könnte, und auch des weiteren erörtert hat, wie trotz des Vorhandenseins
dieser kühlen Strömung die Feuchtigkeit für reichliche Niederschläge ge¬
liefert werden kann, so gewinnt die Annahme an Wahrscheinlichkeit, daß
auch die permokarbone Eiszeit keine Sonderstellung im geologischen
Klimaproblem einnimmt, sondern ebenfalls ohne Polverschiebungen oder
Krusten Wanderungen sich erklären lassen dürfte. Nur die ausgedehnten
Eisfelder der Südhalbkugel würden einem Erklärungsversuch, der seine
Zuflucht nicht zu hypothetischen Hilfsfaktoren nimmt, einige Schwierig¬
keiten bereiten. Doch wäre es ja immerhin möglich, daß die Erde eben
1) Nach einer brieflichen Mitteilung von Kerners.
Dr. W. R. Eckaedt — Das Klimaproblem der permokarbonen Eiszeit usw. 41
vom Karbon her ein anscheinend außergewöhnlich ausgeglichenes mari¬
times Klima auch noch im Perm besaß, in dem die heutige starke Akzen¬
tuierung der Tropen und Subtropen wegfiel, da eben allem Anschein
nach die niederen Breiten auf dem Wasserwege aus polarer Richtung
eine starke Abkühlung erfuhren. Unter solchen Umständen mußte der
um die Wende des Paläozoikums einsetzende Gebirgsbildungsprozeß
die schneeigen Niederschläge in entsprechender Höhenlage in allen Zonen
außergewöhnlich fördern. Denn in hohem Maße bemerkenswert ist,
daß auf die Bildung der Geschiebelehme eine eisfreie Periode folgte,
deren Gesteine für ein warmes Klima und üppige Vegetation in Indien
für ein warmes, trockenes in Afrika sprechen. »Das zeigt deutlich, «
bemerkt Walther, »daß die Gletscher in demselben Maße wieder ver¬
schwanden, als die zu nährenden Gebirge wieder abgetragen wurden. «
Für die gerade in den Passatzonen auftretenden Gletscherbildungen der
Permokarbonzeit könnte man wohl mit Recht die im Gegensatz zu heu¬
tigen Verhältnissen überwiegende Landbedeckung der niederen Breiten
verantwortlich machen. Dieser geographische Zustand brächte nämlich
in der kühlen Jahreszeit vermehrte* Bewölkung und erhöhte Möglichkeit
der winterlichen Zyklonenbildung über landumringten Meeren der Roß-
breiten wegen des geringeren Luftabflusses aus dem kühleren Tropen¬
gebiet 1).
Gleichwie übrigens in der diluvialen Eiszeit vor allem die gewaltigen
Gletschergebiete der Nordhalbkugel ihre Wirkungen auf das Klima der
ganzen Erde erstreckten2), so haben sich auch in der Permokarbonzeit
auf der ganzen Erde korrespondierende Erscheinungen offenbaren
müssen. Darum darf man wohl mit Recht voraussetzen, daß, gleichwie
die diluvialen, auch die zahlreichen permischen Vereisungen im wesent¬
lichen gleichzeitig waren, so daß man ihr Auftreten als Ausgangspunkt
für die Homotaxie benutzen kann.
Bemerkenswert wäre schließlich noch, daß die zu diesem Zweck
früher so oft herangezogene Glossopteris- Flora in Wirklichkeit im all¬
gemeinen kein geeignetes Material zur Beurteilung des Klimas der
Permokarbonzeit liefert, und zwar weder hinsichtlich ihrer geographischen
Verbreitung noch bezüglich ihres histologischen Baues 3).
Immerhin läßt sich mit Recht wohl das behaupten, daß die Ur¬
sachen der permokarbonischen Vereisungsgebiete .nicht nur in der
klimatischen Beschaffenheit der Tropenzone und ihrer Grenzgebiete,
sondern auch in den Eigentümlichkeiten des Klimas der ganzen Erde
x) Vgl. hierüber: Fe. von Kerker, Untersuchungen über die morphogene
Klimakomponente usw. a. a. 0., S. 42.
2) Vgl. hierüber: W. R. Eckaedt, Über die Fortschritte in der Kenntnis vom
Wesen und Klima der diluvialen Eiszeit. Die Naturwissenschaften, Heft 33, 1916.
3) Vgl. hierüber: W. R. Eckaedt, Was sagen Jahresringbildung und Jahres-
- ringlosigkeit des fossilen Baumwuchses über das Klima der geologischen Perioden?
Die Naturwissenschaften, Heft 10, Jg. 6, 1918, und die hier genannte Literatur.
42
II. Besprechungen.
zur damaligen Zeit zu suchen sind. Die Folgerung, daß eine für einzelne
Teile der Tropen geologisch nachgewiesene Vereisung mit einer Ver¬
eisung der ganzen Erde gleichbedeutend sei, ist demnach in keiner
Weise begründet. Es hätte gleichzeitig sehr wohl auch nicht vereiste,
sondern eben nur kühle insulare Äquatorialgebiete geben können,
während ozeanische Gebiete in der Passatregion sehr wohl ein mildes
niederschlagsreiches Klima hätte haben können; ja, im abgeschlossenen
Innern größerer tropischer oder subtropischer Kontinentalmassen hätte
es gleichzeitig sogar ziemlich warm sein können1), ganz abgesehen davon,
daß die Gletscher eine Erscheinung sind, die im Innern größerer Länder¬
räume die geeigneten klimatischen Bedingungen überhaupt nicht mehr
findet und daher auf gebirgige Küsten und Inseln angewiesen ist.
»Bedenkt man, wie groß und wie häufig erneuert die Luftmassen
sein müssen, um eine gewisse Wärmemenge zur Eisschmelze zu liefern,
so ist es schwerer zu erklären, wie die Eisschmelze gewaltigen, jährlich
zu kommen den Massen die Wage halten kann, als daß große Gletscher
bis in warme Landschaften reichen können.« Unter Berücksichtigung
solcher Umstände gewinnen die bereits 1881 von Woeikof2) angestellten
wertvollen Studien über »Gletscher und Eiszeiten « erneut an Bedeutung;
sie gipfeln in dem Satze : »Wer sich Kechenschaft davon gibt, wie wenig
die Wärme vieler Gegenden auf unserer Erde der an Ort und Stelle
empfangenen Sonnenwärme entspricht, wie sehr kalte Meeresströ¬
mungen und die Eisschmelze abkühlen können, und dann Wolken und
Nebel die direkte Wirkung der Sonnenstrahlen mindern, der wird in
der Vergletscherung Brasiliens keine physikalische L^nmöglichkeit
sehen und auch zur Erklärung derselben nicht zu völlig unbewiesenen
Hypothesen seine Zuflucht nehmen . . ., sondern sich mit den auf der
Erde jetzt wirkenden Ursachen begnügen, nur eine besondere Kom¬
bination derselben erfordernd3).«
Nach alledem handelt es sich also keineswegs mehr um einen kühnen
Versuch, auch »das dunkelste der paläo thermalen Probleme«: die
permokarbone Eiszeit, auf rein geographischem Wege zu lösen, wie
1911 v. Kerner selbst noch der Meinung war. Nur Kokens Superlative
Voraussetzungen konnten nach dieser Richtung hin keine befriedigende
!) Vgl. hierüber auch die lehrreichen Abhandlungen von Fritz v. Kerker:
»Klimatogenetische Betrachtungen zu W. D. Matthews Hypothetical Outlines
of the continents in tertiary times«. Verhandl. der k. k. geol. Reichsanstalt in
Wien 1910, 12, sowie Bemerkungen zu Carlos Burckhardt: »Sur le climat de
l’epoque jurassique«. Ebenda 1907, 16.
2) Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin 1881. In dieser für
die Paläoklimatologie außerordentlich wichtigen Abhandlung hat Woeikof auch
physikalische Berechnungen der hier angedeuteten Möglichkeiten gegeben.
3) Nach Becker hängt die maximale Entwicklung der Gletscher in einer
Gebirgsgruppe ab von dem Maximumwert einer Funktion von zwei Variablen, die
zueinander im umgekehrten Verhältnis stehen. ( »The influence of Convention to
glaciation«. Amer. Journ. of Science III, Vol. 27, S. 473.)
Dr. W. R. Eckardt — Das Klimaproblem der permokarbonen Eiszeit usw. 43
Lösung bringen, weil man, »um etwas Unwahrscheinliches glaubhaft,
machen zu können, höchstens mittlere Verhältnisse voraussetzen darf.«
Für die weitere Erklärung des Phänomens bleiben freilich trotz¬
dem noch recht beträchtliche Schwierigkeiten bestehen. Ich will
nur an die Eiszeitspuren im zentralen Afrika erinnern, wo wir im öst¬
lichen Kongostaate im Bereich des Lualabastromes, also in unmittel¬
barer Nähe des Äquators, noch drei zeitlich getrennte Glazialspuren
finden, die nicht nur permokarbonisch, sondern zum Teil auch älter
und jünger, im letzteren Falle mesozoisch, sein müssen und als solche
gleichaltrig sind mit den Resten einer subtropischen Flora auf Spitz¬
bergen und Grönland. Es kommt hinzu, daß in Zentralafrika mindestens
die Stirn des Gletschers in recht beträchtliche Tiefen hinabgestiegen
sein muß, wie überhaupt die Geomorphologie des in Frage kommenden
Gebietes für eine geringe Meereshöhe spricht, in der sich der Spiegel
jenes Binnenmeeres befand, in dem, bzw. an dessen Rande, sich die
glazialen Ablagerungen finden1).
Nach dem heutigen Stand der Forschung läßt sich demnach die
Möglichkeit der Lösung des permokarbonen Glazialphänomens kurz in
die folgenden Sätze zusammenfassen:
1. Sollte der Geologie der einwandfreie Nachweis einer starken Ab-
kühlung und vor allem von ausgedehnteren Vereisungen der Polarzonen
zur Permokarbonzeit gelingen, dann konnten auch weite Gebiete der
Subtropen vergletschert sein, und es erübrigt sich die Annahme von Pol¬
verschiebungen oder Krustenwanderungen, auch wenn solche bis zu
einem gewissen Grade stattgefunden haben sollten.
2. Sollte dagegen die Geologie einmal den sicheren Nachweis erbringen
können, daß die höheren Breiten der Erde in der Permformation, ähn¬
lich wie im Karbon und im Mesozoikum, ein warmes Klima besessen
haben, so ist die Annahme von Polverschiebungen unvermeidlich. Denn
man käme ja sonst zu dem widersinnigsten aller Schlüsse, daß in der
Permokarbonzeit die niederen Breiten kaltes, nivales Klima,’ die höheren
Breiten dagegen mildes Klima gehabt hätten.
3. Sollte sich ein bestimmter geologischer Nachweis überhaupt nicht
erzielen lassen, wie die klimatischen Verhältnisse der Polarzonen im
Permokarbon beschaffen waren, so muß die Frage, ob Polverschiebungen
stattgefunden haben oder nicht, naturgemäß unentschieden bleiben.
Immerhin ist und bleibt dann Fall 1 der wahrscheinlichere.
Die Möglichkeit, daß die Erdachse früher eine etwas andere Lage
einnahm, oder daß holosphärische Gleitbewegungen der Erdkruste über
einen in gleicher Achsenlage verharrenden Erdkern bis zu einem ge¬
wissen Grade stattfanden, ist wohl nicht gänzlich abzustreiten. Allein
ganz abgesehen davon, daß solchen Hypothesen überhaupt keine allzu
große Bedeutung beigemessen werden kann, sind sie schon deswegen
1) Vgl. hierüber: Enw. Heüslntg, Die Glazialerscheinungen in Äquatorial-
' und Südafrika. Geol. Rundschau 1915, S. 154/164.
44
II. Besprechungen.
für die Paläoklimatologie keine Arbeitshypothese1)? weil bei ihrer Her¬
anziehung alle paläogeographischen Rekonstruktionen sinn- und zweck¬
los werden und somit der Paläoklimatologie ihr wichtigster Lebensquell
versiegt.
Gleichwie die permokarbone Eiszeit, lassen sich ebensowenig auch
die diluviale Eiszeit oder gar die warmen Klimate der höheren Breiten
durch Polverschiebungen erklären. Denn wenn auch die Polargegenden
zweifellos für die Eis- und Gletscherbildung prädisponiert sind, so finden
wir doch in den pliothermen Erdperioden nirgends Eisspuren auf der
Erde, wo wir auch immer die Pole hin verlegen. Wollten wir zur Er¬
klärung des Paläoklimas Polverschiebungen heranziehen, so würde die
Lösung des Klimaproblems nicht nur nicht vereinfacht, sondern im
Gegenteil erschwert und durchaus unsicher. Schon in diesem Umstand
ist die Unwahrscheinlichkeit von Pol Verschiebungen bis zu einem ge¬
wissen hohen Grade begründet.
Nach Er. v. Kerner2) hat überhaupt nur ein biologisch wichtiges
Phänomen eine streng zonale Anordnung, so daß die einwandfreie Fest¬
stellung einer von der heutigen abweichenden Verbreitung dieses Phä¬
nomens der sichere Nachweis einer stattgehabten absoluten Polverschie¬
bung wäre: die Polarnacht.
Man könnte in dieser Beziehung etwa folgendes behaupten:
1. Wenn die in Betracht kommenden Pflanzen die Polarnacht nicht
überdauern konnten, und wenn es sich einwandfrei feststellen ließe, daß
diese ein zum heutigen Pol exzentrisch gelegenes kreisförmiges Gebiet
gemieden haben, so wäre das ein schwerwiegendes Argument für eine
stattgehabte Polverschiebung: die einwandfreie Feststellung jener
Gebietsmeidung hätte jedoch zur Voraussetzung, daß innerhalb jenes
Gebietes die betreffende Formation in derselben limnischen Facies wie
außerhalb desselben entwickelt wäre. Wenn man fossile Pflanzen nur
deshalb innerhalb eines zum heutigen Pole exzentrisch gelegenen kreis¬
förmigen Areals nicht fände, weil die Formation marin entwickelt ist,
oder wegen Denudation oder Überdeckung mit jüngeren Bildungen nicht
zu beobachten ist, so hätte man doch keinen Beweis für eine Polver¬
schiebung.
2. Wenn die in Betracht kommenden Pflanzen die Polarnacht nicht
überdauern konnten und doch innerhalb der ganzen Polarregion ge¬
funden werden, so müssen sie entweder durch Strömungen des Flüssigen
oder Festen, d. h. als Treibholz oder durch Krustenwanderungen, in
die Polarregion hineingelangt sein. Polverschiebungen könnten des¬
wegen doch noch stattgefunden haben, aber aus dem Lichtbedürfnis
der Pflanzen ließen sie sich nicht beweisen.
1) Vgl. hierüber auch: M. Semper, Was ist eine Arbeitshypothese? Zentralbl.
f. Mineralogie, Geologie u. Paläontologie. Stuttgart 1917. Heft 7.
2) »Die extremen thermischen Anomalien usw. « sowie nach einer brieflichen
Mitteilung von Kerners.
Dr. W. R. Eckardt — Das Klimaproblem der permokarbonen Eiszeit usw. 45
3. Wenn die in Betracht kommenden Pflanzen die Polarnacht über¬
dauern konnten, so ist ihr Vorkommen in höchsten Breiten für eine Pol¬
verschiebung nicht beweisend.
Was Punkt 3 anlangt, so ist es aber aus biologischen Gründen1) und
vor allem nach den von mir selbst experimentell vorgenommenen Unter¬
suchungen, indem ich verschiedene immergrüne Pflanzen der Mediterran¬
zone einer viermonatlichen, mäßig temperierten künstlichen »Polar¬
nacht« aussetzte, mehr als wahrscheinlich, daß die Pflanzen wirklich
die Polarnacht ohne Schaden ertragen konnten. Wenn auch die geo¬
logischen Aufschlüsse nicht dazu ausreichen, »um für diese Pflanzen kreis¬
förmige, zueinander konzentrische, aber zum Pol exzentrisch gelegene
Verbreitungsgebiete zu rekonstruieren«, so kann man doch so viel sagen,
daß die Vorkommnisse tertiärer Pflanzenfundorte einen zusammen -
hängenden Kranz um den Pol bilden, oder, wie der englische Geologe
Hutton sagt, »eine Kette, aus der der Pol so wenig entkommen kann,
wie eine Batte aus einer Falle, die ringsum von Dachshunden umstellt
ist«. Welche Stellung wir auch dem Pole anweisen mögen, jedenfalls
liegen ihm Lokalitäten, an welchen karboner Pflanzenwuchs und tertiäre
Waldbäume gefunden werden, weit näher als heute die nördliche Grenze
des Baum Wuchses. Es besteht daher wenig Aussicht, daß paläophyto-
geographische Verhältnisse zur Lösung des Problems, ob Polverschie¬
bungen stattgefunden haben oder nicht, etwas beitragen können, zumal
wenn wir bedenken, daß eventuell stattgefundene Polverlagerungen
doch in sehr langsamem Tempo vor sich gegangen sein müssen.
Die gerade von den Anhängern der Polverschiebungshypothesen
kaum gewürdigte Frage, wie die aus geologischen Polverschiebungen
erwachsenden Wärmeänderungen zu bestimmen sind, ist ebenfalls von
Fr. v. Kerner2) eingehender behandelt worden. Nach seinen Unter¬
suchungen ist es schon im Falle einer streng zonalen Land- und Meer¬
verteilung nicht allgemein zulässig, die durch eine Polverschiebung auf
einem in ihrem Meridiankreise gelegenen Punkte bedingte Wärme¬
änderung dem vor der Verschiebung zwischen der gegebenen und nach¬
maligen Ortsbreite bestehenden zonalen Temperaturunterschiede gleich¬
zusetzen. Auch kann die thermische Wirkung einer Polverschiebung im
allgemeinen weder nach dem mittleren Temperaturunterschiede noch
nach der im Meridane des betrachteten Ortes herrschenden Wärme¬
differenz zwischen der gegebenen und verschobenen Ortsbreite beurteilt
werden. Was schließlich die Bestimmungen der Wär me änder ungen in¬
folge der durch Verschiebung der Küstenlinien bedingten Umgestaltung
des Erdbildes anlangt, so sind die Aussichten für eine erfolgreiche Her-
1) Vgl. hierüber: W. R. Eckardt, Die Theorie von Polverschiebungen und ihre
Bedeutung für das paläothermale Problem. Globus 1910, Heft 8; sowie W. R.
Eckardt, Eigentümlichkeiten des geologischen Klimas, insbesondere des Paläo-
- zoikums. Prometheus 1910, Nr. 46/47.
2) Sitzungsber. d. Kais. Akad. der Wiss. in Wien, math.-nat. Kl., Abt. I,
126. Bd., 6. u. 7. Heft, S. 445 ff.
46
II. Besprechungen.
anziehung der Polverschiebungshypothese zur Lösung paläoklimatisdier
Rätsel sehr ungünstige, da wegen der Unsicherheit der paläogeo-
graphischen Forschungsresultate die jeweilige Land- und Wasser¬
verteilung der einzelnen Erdperioden als bekannter Klimafaktor nicht
ohne weiteres in Rechnung eingestellt werden kann. Wenn trotzdem
v. Kerner nebst anderen paläogeographische Rekonstruktionen wieder¬
holt als Rechnungsgrundlagen benutzt hat, um für die morphogene
Komponente geologischer Klimate Zahlenwerte zu erhalten, so muß
daran erinnert werden, daß diese Versuche lediglich als thermische
Feststellungen für mögliche Fälle der Vergangenheit gedacht waren.
Denn wir müssen, auf den Worten von Jon. Walther fußend, leider
gestehen, daß auch das Ziel, die Konfiguration der Länder und Meere
für die einzelnen geologischen Epochen genau festzulegen, so gut
wie noch für keine einzige Periode erreicht ist, und daß es noch
langer, mühseliger Mosaikarbeit bedarf, bis die einzelnen, lithologisch
oder paläontologisch leicht bestimmbaren Klimaregionen zu einem har¬
monischen System paläogeographischer Beziehungen angeordnet sein
werden.
Noch weniger als die Frage nach den Wärmeänderungen infolge von
Verlagerungen der Erdachse läßt sich, wie v. Kerner in seiner zuletzt
genannten Abhandlung ausführlich gezeigt hat, die Frage nach den ther¬
mischen Wirkungen großer Breitenwechsel infolge von partiellen oder
holosphärischen Erdkrustendrehungen über den Erdkern beantworten,
da sich die thermischen Wirkungen großer Krusten Wanderungen auch
nicht annähernd schätzen lassen.
Nach alledem verdanken wir jedenfalls Fr. von Kerner in aller¬
erster Linie, eine bisher fehlende Grundlage geschaffen zu haben, auf der
sich das permokarbone Eiszeiträtsel seiner Lösung näher bringen läßt.
Die Paläogeographie des Nillandes in Kreide
und Tertiär.5
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43. Beadnell, H. J. L., The Topography and Geology of the Fayum Province
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Prof. Dr. Th. Arldt — Die Paläogeograpliie des Nillandes usw.
49
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47. Blanckenhorn, M., Neues zur Geologie Palästinas und des ägyptischen Nil¬
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50. Dacqhe, E., Die fossilen Schildkröten Ägyptens. Geol. u. Paläontol. Abh.
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52. Haas, F. und Schwarz, E., Die Entwicklung des afrikanischen Stromsystems.
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53. Hahg, E., Tratte de Geologie. II.Les Periodes Geologiques. Paris 1908 — 1911.
54. Hay, O. P., The fossil Turtles of North America. Carnegie Inst. Washington
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62. Osborn, H. F., The Age of the Mammals in Europe, Asia and North America.
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64. Pellegrin, J., Sur la faune ichthyologique du lac Tchad. Compt. rend. Ac.
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Geologische Rundschau. IX.
4
50
II. Besprechungen.
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dem Fayum, Ägypten. Beiträge zur Paläont. u. Geol. Österreich-Ungarns
u. d. Orients. XXIV, 1911, S. 51—167.
73. Schmidt, M., Über Paarhufer der fluviomarinen Schichten des Fayum. Geol.
u. paläontol. Abhandl. N. F. XI, 1913, S. 153 — 264.
74. Stehlest, H. G., Über die Geschichte des Suidengebisses. Abh. Schweiz.
paläont. Ges. XXVI, 1899, S. 1—335, XXVII, 1900, S. 1—527.
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81. Stromer, E. v., Geographische und geologische Beobachtungen im Wadi
Natrun und Färegh in Ägypten. Abh. Senckenb. Naturf. Ges. XXIX, 1905,
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82. Stromer, E. v., Die Fischreste des mittleren und oberen Eozäns von Ägypten.
Beitr. z. Paläontol. u. Geol. Österreich-Ungarns u. d. Orients XVIII, 1905,
S. 184.
83. Stromer, E. v., Über die Bedeutung der fossilen Wirbeltiere Afrikas für die
Tiergeographie. Verh. deutsch, zool. Ges. 1906, S. 204 — 218.
84. Stromer, E. v., Fossile Wirbeltierreste aus dem Uadi Färegh und Uadi
Natrün in Ägypten. Abhandl. Senckenb. Naturf. Ges. XXIX, 1906, S. 97
bis 132.
85. Stromer, E. v., Geologische Beobachtungen im Fajum und im unteren Nil¬
tale in Ägypten. Abhandl. Senckenb. Naturf. Ges. XXIX, 1907, S. 135 — 148.
86. Stromer, E. v., Die Urwale ( Archaeoceti ). Anat. Anz. XXXIII, 1908, S. 81
bis 88.
87. Stromer, E. v., Die Archaeoceti des ägyptischen Eozäns. Beitr. Paläontol.
и. Geol. Österreich-Ungarns u. d. Orients 1908, S. 106 — 137.
88. Stromer, E. v., Lehrbuch der Paläozoologie. I. Wirbellose Tiere. Leipzig 1909.
89. Stromer, E. v.. Über Alttertiär in Westafrika und die Südatlantis. Jahrb.
к. preuß. geol. Landesanst. XXX, 1909, S. 511 — 515.
90. Stromer, E. v.. Über das Gebiß der Lepidosirenidae und die Verbreitung
tertiärer und mesozoischer Lungenfische. Her twig- Festschrift II, 1910,
S. 613—622.
91. Stromer, E. v., Die Geschichte des afrikanischen Festlandes nach neueren
Forschungen. Naturw. Wochenschr. XXV, 1910, S. 161 — 163.
92. Stromer, E. v., Mitteilungen über Wirbeltierreste aus dem Mittelpliozän des
Natrontales (Ägypten). 1. Affen. 2. Raubtiere. Zeitschr. d. Deutsch, geol.
Ges. LXV, 1913, S. 350—372.
93. Stromer, E. v., Mitteilungen über Wirbeltierreste aus dem Mittelpliozän
des Natrontales (Ägypten). 3. Artiodactylia Bunodontia : Flußpferde. Zeitschr.
d. Deutsch, geol. Ges. LXVI, 1914, S. 1 — 33.
94. Stromer, E. v., Mitteilungen über Wirbeltierreste aus dem Mittelpliozän
des Natrontales (Ägypten). 4. Fische, a) Dipnoi: Protopterus. Zeitschr. d.
Deutsch, geol. Ges. LXVI, 1914, Monatsber. S. 420 — 425.
95. Stromer, E. v.. Die Topographie und Geologie der Strecke Gharaq-Baharije
nebst Ausführungen über die geologische Geschichte Ägyptens. Abh. math.-
naturw. Kl. bayr. Ak. Wiss. XXVI, 1914, S. 1—78.
Prof. Dr. Th. Arldt — Die Paläogeographie des Nillandes usw. 51
96. Stromer, E. v., Wirbeltierreste der Baharije-Stufe. 1. Einleitung. 2. Liby-
cosuchus. Abhandl. math.-phys. Kl. k. bayr. Ak. Wiss. XXVII, 1914, Abh. 3.
97. Stromer, E. v., Wirbeltierreste der Baharije-Stufe. 3. Das Original des
Theropoden Spinosaurus aegyptiacus nov. gen. nov. spec. Abh. math.-
phys. Kl. k. bayr. Ak. Wiss. XXVIII, 1915, Abh. 3.
98. Stromer, E. v.. Die Entdeckung und die Bedeutung der Land und Sü߬
wasser bewohnenden Wirbeltiere im Tertiär und in der Kreide Ägyptens.
Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. LXVIII, 1916, S. 397 — 425.
99. Sthder, T., Über fossile Knochen am Wadi Natrun, Unterägypten. Mitt.
Naturf. Ges. Bern 1898, S. 72 — 77.
100. Tristram, H. B., On the geographica! and geological Relations of the Fauna
and Flora of Palestina. Proc. Roy. Soc. London XVI, 1868, p. 316 — 319.
101. Ttjllberg, T., Über das System der Nagetiere. Eine philogenetische Studie.
Nova Acta, Reg. Soc. Scient. Upsala XVIII, 1899, S. 1 — 514.
In seinen vorzüglichen Ausführungen über die Entdeckung und die
Bedeutung der Land und Süßwasser bewohnenden Wirbeltiere im Tertiär
und in der Kreide Ägyptens wendet sich Stromer (98, S. 400) gegen
Schlüsse, die ich ähnlich wie Haas und SOhwarz (52, S. 607) aus der
Zusammensetzung der Süßwasserfaunen Afrikas auf die Entwicklungs¬
geschichte des Nils gezogen hatte (35, S. 299). Er findet, daß wir zu
wenig auf die fossilen Funde Rücksicht genommen haben, die man in
den beiden letzten Jahrzehnten in Unterägypten gemacht hat, und die
nach ihm zeigen, daß schon frühzeitig im Nil eine typisch äthiopische
Fauna heimisch war, während wir annehmen, daß die äthiopische Fauna
im Nil jung sei, während seine frühere Fauna paläarktisch gewesen wäre.
Nun räumt Stromer zunächst selbst ein, daß der heutige Nil nach
Blanckenhorn erst seit dem Pliozän bekannt ist (47, S. 431) und daß
die älteren Ablagerungen einem weiter westlich fließenden Urnil ent¬
stammen (46). Außerdem liegt aber auch ein Mißverständnis vor. Nicht
eine paläarktische Fauna habe ich im alten Nil angenommen, sondern
eine syrische. Das ist aber nicht dasselbe. Wie Stromer habe ich auch
schon vor 10 Jahren die Meinung vertreten, daß ganz Syrien bis zum
Miozän einen Teil des afrikanischen Festlandes bildete (26) und demnach
damals auch zur äthiopischen Region gehörte, die das ganze durch das
große Mittelmeer vollkommen isolierte Festland umfassen mußte. Der
Irrtum erklärt sich daraus, daß ich in der fraglichen Arbeit nur mehr
nebenbei auf das untere Nilgebiet eingegangen war, da sie sich haupt¬
sächlich mit den zentralafrikanischen Gewässern zu befassen hatte. An
anderer Stelle habe ich etwas eingehender die Paläogeographie des Nil¬
gebietes behandelt (36) und werde auf sie auch in anderen umfänglichen
Arbeiten noch eingehender zurückkommen (39, 40). Immerhin empfiehlt
es sich, die Frage hier für sich allein zu behandeln, um so mehr, als
Stromer in letzter Zeit eine ganze Anzahl neuer Funde gemacht hat
die für die Paläogeographie des Nilgebietes von Bedeutung sind (96,
97, 98).
4*
52
II. Besprechungen.
Es gibt nicht wenige Forscher, die alle Lebewesen ans einem einzigen
Heimatgebiete herleiten möchten. Ganz besonders sucht man dieses in
den nordischen Gebieten, von denen ans sie sich in immer neuen Wellen
nach dem Süden hin ansgebreitet haben sollen1. Wie Wilser, Simroth.
ist in neuester Zeit besonders Matthew für diese Annahme eingetreten.
Die südlichen Erdteile sollen hiernach in der Hauptsache nur immer
empfangend gewesen sein. Das ist freilich eine sehr wenig befriedigende
Vorstellung. Wir müssen es als von vornherein ganz unwahrscheinlich
bezeichnen, daß ein großes, vollkommen von allen anderen abgeschlossenes
Festland seinen Lebewesen sollte keine eigenartige Entwicklungsrichtung
haben auf prägen können. Aber auch die Tatsachen der Biogeographie
sprechen in allen Kontinenten gegen Matthews Annahme, ebenso auch
fossile Funde, soweit solche bisher gemacht worden sind. Hierin sind
wir aber bei den einzelnen Festländern sehr verschieden daran. Während
z. B. Südamerika schon eine reiche Fülle fossiler Formen aufzu weisen
hatte, die seine biologische Vorgeschichte ziemlich klar zu erkennen
gestatteten, sind in Afrika auch heute die bekannten Funde demgegen¬
über spärlich zu nennen. Trotzdem sind schon seit vielen Jahren eine
ganze Beihe von Forschern entschieden dafür eingetreten, daß Afrika
ein wichtiges Entwicklungszentrum speziell für die Säugetiere war, wie
Döderleih (75), Tullberg (101), Osborn (59, 62, 63), Stehein (74)
und besonders auch Stüomer (76, 77, 79, 83, 85, 98), denen auch ich
mich schon lange angeschlossen habe (26, 27, 28).
Zu den in Afrika entwickelten Formen kamen dann andere, die aus
fremden Gebieten zu verschiedenen Zeiten einwanderten. Sie weisen
auf alte Landbrücken hin, sind also paläogeographisch von besonderem
Interesse. In jüngster Vergangenheit treffen wir auf besonders enge
Beziehungen zu Indien (30), daneben aber auch zu Europa, nach dem
mindestens zwei Landbrücken, von Marokko nach Spanien und von
Tunesien über Sizilien nach Italien hinüberführten (31). Die letzte
Landbrücke muß auch in der Mitte der Tertiärzeit eine Bolle gespielt
haben (31). Sie führte damals jedenfalls über Süditalien nach der west¬
lichen Balkanhalbinsel. Für ältere Zeiten ist aber eine südatlantische
Verbindung mit Südamerika von besonderer Bedeutung, für die zuerst
besonders v. Jhering in zahlreichen Arbeiten eingetreten ist und für
die auch ich immer weitere Beweise zusammenzutragen gesucht habe
(23, 24, 25, 29, 32, 38, 40). Auch Stromer ist dieser Annahme nicht
abgeneigt, betont aber mit Becht, daß beide Festländer mindestens seit
dem Mitteleozän getrennt sein müssen (88, 89).
Die geologische Geschichte des Nillandes ist hauptsächlich durch
Blanckenhorn (45, 46, 47) aufgeklärt worden, an dessen Arbeiten sich
neuere Aufnahmen von Stromer (86, 95) anschließen. Die mittlere Kreide
ist im Cenomen in Unterägypten durch die von Stromer entdeckten
f luviomarinen Schichten der Baharij e- Oase nördlich von F araf rah und süd¬
westlich von Faj um vertreten (95). Hier lag also damals entschieden Land,
Prof. Dr. Th. Aeldt — Die Paläogeographie des Nillandes usw. 53
wie auch in Oberägypten westlich von Kosseir an aufwärts (47). Da¬
gegen bedeckte allerdings auch damals schon das Meer die nordöstlichen
Distrikte nach Palästina hin, ebenso wie im Turon und im Senon. Das
erstere ist überhaupt nur in marinen Schichten bekannt. Dagegen ist
der von Stromer zum Senon gestellte nubische Sandstein Oberägyptens
fluviomarin (98). Damals muß sich also das Meer wieder über diese
Gebiete ausgebreitet haben, schrittweise von Norden her vordringend,
da unterhalb von Assuan doch schon Turon vertreten zu sein scheint (47).
Dann zog sich das Meer wieder langsam zurück, zunächst von Palästina
und Syrien, die über Arabien halbinselartig mit Afrika verbunden
waren, während in Ägypten bis zum Mitteleozän das Meer das Becken
des unteren Nil bedeckte und hier marine Schichten absetzte. Dann
setzt aber auch hier der Meeresrückgang ein. Die Birket el Qerun-
Stufe am Nordrande des Fajumkessels hat zwar noch im wesentlichen
marinen Charakter, aber in der unmittelbar darüber lagernden Qasr es
Sagha-Stufe schieben sich doch schon Süßwasserablagerungen ein. Es
muß also das Land im Obereozän schon bis an die Grenzen Unter -
ägyptens herangereicht haben. Im Oligozän ist dann die Landwerdung
des Gebietes vollendet. Im Miozän griff das Meer in seichten Buchten
auf den bis Südsyrien reichenden afrikanischen Block über, in Unter¬
ägypten mit der Sinaihalbinsel und teilweise Palästina. Im Pliozän
zog sich das Meer ganz von diesen Gebieten zurück, ja es wurde sogar
das ganze jetzt vom Mittelmeer bedeckte Gebiet zwischen Ägypten,
Syrien und Cypern trocken gelegt, während gleichzeitig das über Klein¬
asien, Nordsyrien und Iran flutende Verbindungsmeer zwischen dem
Mittelmeere und dem Indischen Ozean trocken gelegt wurde (26, 36, 40),
nach Ansicht mancher Forscher, wie Stromers (98) freilich schon im
Verlaufe des Miozän. In der Mitte der Pliozänzeit begann das Mittel¬
meer wieder vorzudringen und überflutete wieder Unterägypten bis in
die Gegend von Moghara. Erst am Ende des Pliozän zog sich das Meer
wieder von Ägypten zurück. Inzwischen hatte aber in Ägypten und
seinen Nachbarländern die Bildung meridinaler Spaltenöysteme ein¬
gesetzt. Durch sie wurde schon im Pliozän der Urnil aus seinem west
liehen Laufe in seine heutige Bahn abgelenkt. Dann bildete sich östlich
von Ägypten die gewaltige Graben Versenkung des Boten Meeres heraus,
durch die Arabien und Syrien endgültig von Afrika getrennt und an Asien
angeschlossen wurden. Der Einbruch erfolgte jedenfalls von Süden her
und schritt nach Norden fort, so daß in ihn zunächst der Indische Ozean
eindrang, der dann bei Suez seine Gewässer mit denen des Mittelmeeres
mischte. Eine reiche tropische Fauna mit Korallen, Seeigeln, Mollusken
und Foraminiferen drang mit diesen indischen Gewässern nach Norden
vor. Im ältesten Diluvium setzten sich diese Einbrüche nach Osten hin
weiter fort und drohten Westsyrien von Asien abzutrennen. Am Ende
. der Günzzeit setzte dann wieder eine Hebung ein, durch die die Land¬
enge von Suez trocken gelegt wurde und Afrika wieder mit Asien in
54
II. Besprechungen.
Verbindung trat. Während der nachfolgenden Pluvialzeiten bedeckte
das Mittelmeer nur zeitweilig die unmittelbarsten Küstengebiete, ohne
daß es hier zu wesentlichen Änderungen gekommen wäre.
So viel läßt sich etwa in Kürze über den Küstenverlauf in den ver¬
schiedenen Perioden sagen. Wir werden am Schlüsse auf einiges noch¬
mals zurückzukommen haben, hauptsächlich auf die Frage der ver¬
schiedenen Landbrücken, die Afrika mit anderen Festländern verbunden
haben müssen. Jetzt möchten wir zunächst noch eine kurze Übersicht
über die Entwicklung des Nillaufes geben, wie sie sich uns nach den
geologischen, morphologischen und biogeographischen Beobachtungen
dargestellt hat (36). Wir können hiernach annehmen, daß der Urnil
von der nubischen Platte herkam und zunächst dem unteren Atbara
und dem Nillaufe von Berber bis Abu Hammed folgte. Hier nahm er
von links einen Nebenfluß auf, der das Niltal zwischen Altdongola und
Abu Hammed in umgekehrter Richtung durchfloß wie der heutige Strom.
Von hier benutzte er Wadi Galgabba und Wadi Allaka, kreuzte zwischen
Korosko und Assuan das heutige Niltal, und weiterhin bezeichnen seinen
Lauf die Oasen Kurkur, Charge, Dachei, Farafrah und Baharije. Zeit¬
weilig mündete er schon hier in das Mittelmeer, später weiter nordöstlich
bei Fa j um bzw. im Wadi Moghara, ein weites Ästuar bildend. Auch bei
Berber dürfte dieser Urnil einen Nebenfluß aufgenommen haben, der
dem heutigen Nillaufe folgend von Chartum herkam, ebenso bei Korosko,
wo uns der Nillauf bis in die Nähe von Altdongola, das Wadi Mhalik
und Wadi Melk eine alte Entwässerungsrinne bis zu den Bergen von Dar
For zu verfolgen gestatten.
Dagegen glauben wir dem Urnilgebiete den Blauen und den Weißen
Nil nicht zurechnen zu dürfen. Der letztere bestand wohl überhaupt
noch nicht. Vielmehr erfüllte das Bahr el Ghasäl-Becken südlich von
Dar For und Kordofan von Dar Fertit bis zum abessinischen Hochlande
ein riesiger See, der erst nach und nach trocken gelegt wurde. Noch
heute erkennen wir seine Bildungsgeschichte aus seiner Ebenheit, durch
die sich die Ströme langsam hindurchwinden, in zahlreiche Rinnen zer¬
fasert und oft völlig durch Grasbarren verstopft. Der Blaue Nil aber
gehörte ebenso wie der obere Atbara nach Blanckenhorn (46) einem
Stromsystem an, das über das heutige Gebiet des Roten Meeres nach
Norden floß und in der Gegend der Sinaihalbinsel in die ägyptische
Bucht einmundete. Im Pliozän wurde das Bahr el Ghasal-Becken
trocken gelegt, und es bildete sich hier ein ostwestlich gerichtetes Strom¬
system heraus. Der Hauptfluß führte vom Rudolf see über den Bahr el
Seraf, Bahr el Ghasal, Bahr el Arab und Bahr es Salamat nach dem
Tschadbecken. Im Unterpliozän wurde der untere Nil durch Graben¬
bildung von Assuan an in sein heutiges Bett abgelenkt, das er durch
Erosion allmählich weiter vertiefte, wahrend sein altes Bett sich in
eine Oasenreihe auf löste. Etwa im Oberpliozän wurden durch rück¬
wärtige Erosion vom Urnil her der Atbara, der Blaue Nil und der Bahr
Prof. Dr. Th. Arldt — Die Paläogeographie des Nillandes usw.
55
el Abiad bis unterbalb Faschoda angezapft. Dies muß geschehen sein,
ehe der Einbruch des Roten Meeres erfolgte. Denn hätte diese Einsenknng
schon bestanden, so würden die ihm zuströmenden Flüsse eine stärkere
Erosionskraft besessen haben als der noch weit über das Land hin¬
fließende Nil, konnten also von ihm nicht wohl abgefangen werden,
während vorher, infolge des Einbruches des unteren Niltales das Um¬
gekehrte der Fall und damit die Vorbedingung für die Anzapfung der
südlichen Flüsse gegeben war. Auch Suess (55) betont, daß die Graben¬
bildung jünger ist als die typische Nilfauna. Erst im Diluvium griff
das Nilsystem bis zum Bahr el Djebel zurück und zog den Sobat, den
Bahr el Ghasal und den durch den Albert-Edward-See und den Albert-
see fließenden- Semliki an sich. Damit wurde äthiopischen Formen
natürlich der Zugang zum Nilgebiete wesentlich erleichtert. Zeitweilig
war jetzt das ganze Nilgebiet vom Mittelmeer abgesperrt. Denn der
Nil floß, wie schon während der Günzzeit von Kairo zunächst nach
Osten und mündete hier in das bis zu den Bitterseen nordwärts reichende
Rote Meer; doch hat dieser Zustand nicht lange angedauert, und der
Nil gewann seine heutige Mündung.
Noch jünger als diese Anzapfungen dürfte die Ausbildung des großen
Nilbogens zwischen Abu Hammed und Assuan sein. Die größere Jugend
dieses Teiles des Flußlaufes erkennt man schon an den zahlreichen
Katarakten, die die Erosionskraft des Flusses noch nicht hat über¬
winden können. Der Nil hat hier entschieden vorgebildete Täler von
früheren Nebenflüssen benutzt. Die eigentlich wirksame Ursache ist
allerdings nicht leicht festzustellen. Am nächsten liegt die Annahme
einer einseitigen Hebung des östlichen Ägypten, durch die die Aus¬
bildung des heutigen Verlaufes zum mindesten stark erleichtert worden
sein müßte. Als letzter wurde wohl der seiner Fauna nach ganz selbstän¬
dige Viktoriasee vom Nil angezapft, wofür das Vorhandensein des Ripon-
falles, der Karumaschnellen und des Murchisonfalles im Sömerset- und
Viktorianil spricht (36).
Ziehen wir aus dieser Geschichte Schlüsse auf die in den einzelnen
Perioden zu erwartende Fauna desNilsystemes, so müssen wir diese
unbedingt vor dem Pliozän für äthiopisch ansehen. War doch Afrika
nach unserer Ansicht vom Dogger an dauernd durch das große Mittel¬
meer von Europa wie von Asien abgetrennt. Nut in der Mitte der
Tertiärzeit muß eine kurze Zeit andauernde lose Verbindung nach
Europa hin bestanden haben. Da aber das Nilsystem ganz von dem
innerafrikanischen Becken abgetrennt war, wird es auch eine von dessen
Fauna abweichende Tierwelt besessen und jedenfalls mit Syrien und
Arabien eine besondere faunistische Provinz gebildet haben, in der neben
den äthiopischen Elementen auch mediterrane eine Rolle spielten, nicht
aber paläarktische. Als dann Afrika mit Asien in Verbindung trat,
- mag dies nun schon im Miozän oder erst im Pliozän eingetreten sein,
mußte sofort eine gewaltige Invasion nordischer Formen aus den weiten
56
II. Besprechungen.
paläarktischen Festlandsgebieten einsetzen, die durch den viel schärferen
Konkurrenzkampf ihrer weiteren und klimatisch weniger begünstigten
Gebiete eine viel lebenskräftigere und wanderungslustigere Tierwelt
hatten heranzüchten müssen. Wie sich damals die nordischen Landtiere
zwischen Cypern und Sokotra in breitem Strome in das äthiopische Fest¬
land ergossen, so mußten auch die Süß wasserformen den gleichen Weg
einschlagen. Dabei mußten sie ganz besonders auf das isolierte Nil¬
gebiet einwirken und hier die äthiopischen Elemente weitgehend zurück¬
drängen, nach unserer Ansicht also vom Beginne des Pliozän an. Erst
die im Altquartär erfolgte Abf angung des Bahr el Ghasalsystems brachte
dem äthiopischen Elemente eine neue Verstärkung.
Dies ist die Meinung, die wir ständig vertreten haben. Der mediterran-
paläarktische Charakter der Nilfauna kann sich nur auf die Pliozänzeit
beziehen, nicht aber auf die frühere Tertiärzeit. Sehen wir nun zu, wie
sich die durch Stromer so wesentlich geförderte Paläontologie des
Nillandes zu unseren Schlüssen stellt, wobei wir auch die Schlüsse über
die verschiedenen Land Verbindungen Afrikas im Laufe seiner jüngeren
Geschichte nachzuprüfen Gelegenheit haben, was von ganz besonderer
Bedeutung ist. Wir folgen dabei der Reihenfolge der fossilführenden
Schichten Ägyptens und StüomErs Zusammenstellung von deren
Faunen (98).
Schluß folgt.
III. Geologischer Unterricht.
Verzeichnis der geologischen, paläontologischen,
petrographischen u. mineralogischen Vorlesungen
an den deutschen Hochschulen im S.-S. 1918.
Abkürzungen: Geol. = Geologie; g. = geologisch; Pal. = Paläontologie; p. = paläontologisch ;
Petr, = Petrographie ; petr. = petrographisch; Min. = Mineralogie ; m. = mineralogisch; Üb. =
Übungen; Anl.= Anleitung zu selbständigen Arbeiten; Exk.= Exkursionen; Coli. = Colloquium.
1. Universitäten.
A. Deutschland.
Berlin: Pompeckj: Allgemeine Geol.
mit Exk. und Üb. 6, Geol. des Harzes
und seiner Umgebung mit Exk. 1;
Pompeckj und Haarmann : G.-p. Üb.,
Anl. ; Liebisch : Allgemeine Min. und
Kristallographie 4, mit Üb., Anl. (Min.,
Petr., Kristallographie); Belowsxy:
Systematische Min. ; Tannhäuser : Petr,
mit Üb. 4, petr. Exk.; Schweydar:
Ausgewählte Kapitel aus der Geophysik.
Bonn: Steinmann: Geol. von
Deutschland mit Lichtbildern und Aus¬
flügen 4, Geschichte der Tier- und
Pflanzenwelt 2, Bau und Bodenschätze
der Iberischen Halbinsel 5 St., Üb.,
Anl., Coli.; Pohlig: Allgemeine Erdge¬
schichte, mit Demonstrationen und Aus¬
flügen 3, Abstammungsgesetz und Erd¬
geschichte (nach seinem gleichnamigen
Leitfaden) mit Demonstrationen 2,
Lichtbildervorträge, als Einführung in
die Geol. 1, erdgeschichtliche Spazier¬
gänge; Wanner: Leitfossilien mit Üb.
4, Technische Geol. 1 ; Tllmann : Boden¬
schätze des mitteleuropäischen Wirt¬
schaftsgebietes 1 ; Brauns : Mineralogie,
spezieller Teil 3, Petr. I. Die gesteins¬
bildenden Minerahen 2, Üb., Anl.,
Ausflüge in die Vulkangebiete des Nie¬
derrheins.
Breslau: Milch: Allgemeine Min.
(Morphologie und Kristallphysik) 5,
Einführung in den Gebrauch des Mikro¬
skops zur Gesteinsbestimmung, mit Üb. ;
Milch, Sachs, Beutell: M. Üb., Anl.
(Min., Petr. ) ; Me yer : Geol. v. Deutsch-
" Ostafrika 1, p. Üb. 2, Verständnis und
Aufnahme g. Karten 1 ; Sachs : Die
Mineralschätze Schlesiens : Kohlen, Erze,
nutzbare Gesteine 1 ; Beutell : Min. und
Petr, der Erzlagerstätten, mit Exk. 2;
Die natürlichen Karbonate, Sulfate und
Phosphate 1.
Erlangen: Lenk: Allgemeine Geol.
mit repetitorischen Besprechungen 5,
M. Üb., Anl. (Min. und Petr.); Lenk
und Krumbeck: Üb. in der makro¬
skopischen Gesteinsbestimmung, Anl.
(Geol.), Exk. ; Krumbeck: Historische
Geol. 3, Einführung in die Geol. von
Nordbayern 1, p. Üb., Anl. (Stratigra¬
phie und Pal.).
Frankfurt: Boeke: Die wichtigsten
Mineralgruppen und Gesteine 4, m. -
petr. Üb., Anl. (Min., Petr.); Drever-
mann: Allgemeine Geol. 4, Einführung
in die Kenntnis der Versteinerungen 2,
Das rheinische Schiefergebirge 1, Anl.
(Geol., Pal.), Coli.; Born: Aufbau und
Entstehung der Gebirge.
Freiburg: Deecke: Formations¬
lehre 5, g. und p. Üb., Anl. (Geol. und
Pal.); Wepfer: Geol. von Europa 2;
Osann: Spezielle Min. 4, Üb. im Be¬
stimmen von Kristallmodellen und Mi¬
nerahen, Anl. (Min., Petr.); Soellner:
Anl. zu petr. Untersuchungen im Ge¬
lände.
Gießen: Kaiser: Min. 5; m. und
petr. Üb., Anl. (Min., Petr., Geol.);
Kaiser und Harassowitz: Anl. zu g.-
petr. Beobachtungen im Gelände 3, g.
Exk.; Harassowitz: G. Bodenkunde
mit besonderer Berücksichtigung g.-
agronomischer Karten 2, Nutzbare
Lagerstätten Deutschlands 1.
58
III. Geologischer Unterricht.
Göttingen: Stille: Allgemeine Geol.
4, Geol. von Mittel- und Nordwest¬
deutschland mit Exk. 2, praktische Üb.
in g. Beobachtungen und Aufnahmen,
Anl. (Geol., Pal.); Saleeld: Die Jura¬
formation, mit Üb. 2; Fretjdenberg:
Die Urmenschen der älteren Steinzeit;
ihre Abstammung, ihre Lebensweise und
Kunst 2, Paläobiologische Fragen;
Mügge: Allgemeine Min. und Kristallo¬
graphie I. 4, Elemente der Gesteins¬
kunde mit Exk. 2, m. Üb., Anl. (Min.,
Petr. ).
Greifswald: Jaekel: Historische
Geol. 2, Pal. II (Wirbellose, Leitfossilien)
2, Üb., Anl. (Geol., Pal.), Exk.; Phi¬
lipp : Geol. der deutschen Mittelgebirge
2, Üb. zur Geol. von Europa 2; Kling¬
hardt: Üb. im Bestimmen von Leit¬
fossilien; Nacken: Allgemeine Min. 4,
Nutzbare Mineralien im Boden von
Deutschland 1, Üb., Anl. (Min., Petr.).
Halle: Walther: Einführung in die
Geol. (mit Üb. im Gelände) 2, Geschichte
der Erde und des Lebens 4, Anl. zum
Studium der Schausammlungen, g. Üb.,
Anl. (Geol., Pal.); v. Wolef: Gesteins¬
kunde mit Exk. 4, m.-petr. Coli. 1,
Mikrokopisch-petr. Üb., Anl. (Min.
Petr. ).
Heidelberg: S alomon : Geol. ( äußere
Dynamik) 5, G. Geschichte der Heidel¬
berger Gegend mit Ausflügen 1, g.-p.
Üb., Anl. (Geol., Pal.); Wülfing: Spe¬
zielle Min. 4, Petr, mit Exk. 2, m. Üb.,
Anl. (Min., Petr.); Goldschmidt: Über
Messen, Zeichnen und Berechnen der
Kristalle 2, Üb. im Bestimmen der
Mineralien 2, Lötrohranalyse 2, Anl.
(Min., Kristallographie).
Jena: Linck: Dynamische Geol. 2,
m. Üb.; v. Seidlitz: Praktische Geol.
mit Üb. im Gelände 2, Geol. von Thü¬
ringen 1, g.-p. Üb., g. Exk.
Kiel: Johnsen: Allgemeine Min.
nebst Kristallographie. a) physika¬
lischer Teil 3, b) chemischer Teil 2, Üb.
zur allgemeinen Min., Anl. (Min.)
m. Coli.
Königsberg: Berge at: Einführung
in die Gesteinskunde 2, m. Coli., Unter¬
weisung in der Benutzung der Lehr¬
sammlungen; Andree : Formationslehre
als Grundlage der Erdgeschichte und
Paläogeographie 4, Der Aufbau Europas
2, Pal. nebst Paläobiologie der niederen
Wirbellosen 3, g. Üb. 2, Anl. (Geol.,
Pal.), Exk.
Leipzig: Kossmat: Grundzüge der
Geol. (Allgemeine und historische Geol. )
4, Die Entwicklungsgeschichte der or¬
ganischen Welt 2, g. Üb., Anl. (Geol.),
Exk., Coli.; Felix: Pal. der Fische,
Amphibien und Reptilien 2; Rinne:
Gesteinskunde 6, m. Üb., Anl. (Min.,
Petr.); Niggli: Physikalisch-chemische
Min. und Petr. I 2; Bergt: Chemische
Petr. Sachsens 1, Erzlagerstätten 1;
Reinisch: Petr. Arbeiten im Felde.
Marburg: Wedekind: Allgemeine
Pal. 4, Geol. von Hessen mit Exk. 1,
g.-p. Üb., Anl. (Geol., Petr.); Weigel:
Allgemeine Min. 2. Teil 3, Erzlager¬
stätten 1, m. Üb., Anl. (Min.); Schtjltze
J ena : Morphologie der Erdoberfläche 4.
München: v. Groth: Min. einschlie߬
lich allgem. Gesteinslehre 6, Üb. im Be¬
stimmen der Mineralien 4, Anl. (Min.);
Martin und Birkner: Anthropolo¬
gisch-prähistorisches Seminar; Wein¬
schenk: Lagerstättenlehre II: Erz¬
lagerstätten, mit Exk. 2, Üb. im Be¬
stimmen von Gesteinen 4, Anl. (Petr.);
Stromer v. Reichenbach: Pal. der
Wirbeltiere I. Einleitung und Fische 1,
Pal. der Wirbeltiere V. Säugetiere 1,
Ergebnisse und Probleme der Pal. 1;
Broili: Pal. der Wirbeltiere II— IV:
Organisation, Systematik und Stammes¬
geschichte der Amphibien, Reptilien und
Vögel 1, Einführung in die Stratigra¬
phie (Formationskunde) 2, g.-p. Üb.,
Anl. (Geol., Pal.); Birkner: Kultur des
vorgeschichtlichen Menschen in Bayern
1; Gossner: Min. und Gesteinskunde
mit Üb. (für Studierende der Forstwirt¬
schaft) 4; Dacqtje: Geographie und
Biologie des mesozoischen Zeitalters 2,
Üb. im Präparieren von Fossilien 2,
Leijchs: Geol. von Ägypten 1, Boden:
Geol. der deutschen Mittelgebirge 1.
Münster: Busz: Min. II. 2; in. u.
petr. Üb., Anl. (Min., Petr.).
Rostock: Glinitz: Min., Erdge¬
schichte, m.-g. Üb., Exk.
Straßburg: Wilckens: Formations¬
kunde 4, Anl. (Geol. und Pal.); Bücking
min. Üb.; Kessler: Die nutzbaren Ab-
III. Geologischer Unterricht.
59
lagerungen Deutschlands 3, Geol. Süd¬
westdeutschlands 2, Repetitorium der
Stratigraphie 2; Hecker: Die Arbeits¬
methoden der Erdbebenforschung 1.
Tübingen: Hennig: Geol. Deutsch¬
lands, unter besonderer Berücksichti¬
gung Württembergs 4, Pal. I. Wirbel¬
lose (mit Exk.) 4, g. Üb., p. Üb., Anl.
(Geol., Pak); Hennig, y. Huene, Lang,
Schmidt, Soergel : g. -p. -prähistorisches
Coli. ; v. Huene : Geschichte der Meere
1 ; Lang : Aussprache über paläoklima-
tische Fragen 1, Die Sedimente, ihre
Bildung und Diagenese 2 ; R. R.
Schmidt: Einführung in die deutsche
Vorgeschichte 2, Anl. (Prähistorie);
R. R. Schmidt und Soergel: Urge-
schichtliche und diluvialgeologische Üb.
mit Exk. ; Soergel: Abstammungslehre
und Erdgeschichte 2.
Würzburg: Beckenkamp: Geol. mit
Exk. 4, Üb. im Bestimmen von Mine¬
rahen 2, Anl. (Min., Petr.).
B. Österreich.
Graz: Hilber: Geol. und Pal. der
Formationen II. Tertiär und Quartär,
mit Exk. 5, Erläuterung der g. Abteilung
im Joanneum 2, g. Üb.; Hilber und
Heritsch : Anl. (Geol., Pal. ) ; Heritsch :
Grundzüge der dynamischen und stra¬
tigraphischen Geol. 4; Spengler: Die
fossilen Korallen 2; Scharizer: Spe¬
zielle Min. I. Die primären Mineralien
und Gesteine 5, m. und petrogr. Üb.,
Repetitorium aus der Min. ; Solch : Tal¬
bildung 2.
Innsbruck: Blaas: Bau und g. Ge¬
schichte der Tiroler Alpen 3, Demonstra¬
tionen und Colloquium zu dieser Vor¬
lesung 2 ; Cathrein : Typische Gesteins¬
formationen von Nordtirol 4, Petr. Ma¬
kro- und Mikrodiagnose 1, m.-petr. Üb.,
Anl. (Min., Petr.); Exk.
Prag: Wahner: G. Bau der böhmi¬
schen Masse 3, Grundzüge der Zoopalä¬
ontologie 2, g. und p. Üb., Anl. (Geol.,
Pal. ), Exk. ; Pelikan : Chemische Min.
4, Üb. zur chemischen Min. , Anl. (Min. ),
Exk.; Krasser: Grundzüge der Phyto-
paläontologie 2.
Wien: Stjess: Allgemeine Geol.
II. Teil: Stratigraphische Geol. 5, g.
Exk.; Diener: Allgemeine Pal. II. Ver-
tebrata 5, Anl. ; Diener und v. Artha¬
ber: p. Üb.; Abel: Die Stämme der
Wirbeltiere (II. Teil: Die höheren Ver¬
tebraten) 5; v. Arthaber: Über Gastro-
poden 2; Bchaffer: Geschichte des
Wiener Beckens, mit Exk. 4; Becke:
Die Feldspate und ihre Rolle in den
Gesteinen 3, Anl.; Doelter: Spezielle
Min. 5, Anl. (Min.); Doelter und
Leitmeier: Lötrohrpraktikum 4; Ber-
werth : Petr, der kristallinen Schiefer 2 ;
Dittler: Ausgewählte Kapitel aus der
Mineralchemie 1; Leitmeier: Repeti¬
torium der chemischen Min. 2, All¬
gemeine Min. 3.
C. Schweiz.
Basel: C. Schmidt: Gesteinsbildende
Mineralien und Gesteine 4, g. Exk. ;
Schmidt und Preis werk: m. Üb.;
Schmidt, Preiswerk, Buxtorf: Anl.;
Preiswerk : Optische Untersuchung
der Mineralien II. Teil 2; Buxtorf:
(Geol. Formationskunde) 3, Exk.
Bern: Hugi: Min. 4, Petr. II 2, Re¬
petitorium der Min. und Petr. 1, m.-
petr. Üb., Anl. (Min., Petr.); Arbenz:
Geol. der Schweiz 2, Ausgewählte Ka¬
pitel aus der Erdgeschichte 1, Anwen¬
dungen der Geol. in der Praxis 1, Üb.,
Anl. (Geol.), Exk.
Zürich: Schardt: Geol. der Schweiz
2, Repetitorium 1, Allgemeine Strati¬
graphie (Formationskunde und histo¬
rische Geol.) 2, g. Üb., Anl. (Geol.),
Exk. ; Rollier : Petref aktenkunde mit
Üb. 2, Stratigraphie und Erdgeschichte :
Paläozoikum 2; Grubenmann: Ge¬
steinslehre 3, Makroskopisches Bestim¬
men von Gesteinen 1, Kristalline Schie¬
fer 3, Anl. (Min. und Petr.). Wehrli:
Physische Geographie II. Teil: Morpho¬
logie der Erdoberfläche 3.
2. Technische Hochschulen.
A. Deutschland.
Aachen: Dannenberg: Erdge¬
schichte, Elemente der Min. und Geol.,
g. Üb.; Klockmann: Petr., mikrosko¬
pische Gesteinsuntersuchung, petr. Üb.,
Anl. (Min., Petr.); Semper: Geol. für
Hüttenleute und Chemiker, Geschichte
und Methoden der Geol.
III. Geologischer Unterricht.
Berlin: Hirschwald : Allgemeine
Geol. ; Tannhäuser: Die Prüfung der
natürlichen Bausteine auf ihre mecha¬
nischen Eigenschaften und auf ihre
Wetterbeständigkeit, Mikroskopische
Üb.; Rauff: Allgemeine Geol., Pal.,
Scheibe: Min., m. Üb., Gothan: Paläo-
botanik (Pflanzliche Leitfossilien, pa-
läobotanische Üb., Anl. (Paläobotanik).
Breslau: Milch: Einführung in die
Min., m. Üb. ; Sachs: Die Bodenschätze
Schlesiens: Erze, Kohlen, nutzbare Ge¬
steine.
Danzig: Stremme: Geol. 3, m.-g.
Üb., Anl. (Min., Geol.).
Dar mstadt: Klemm: M. Üb.,Exk. ;
Steuer: Geol., g. Üb., Exk. ; Greim:
Über Vulkane.
Dresden: Kalkowsky: Min. 5, m.
Üb., Geol. und Lagerstätten der Iberi¬
schen Halbinsel 1.
Hannover: Erdmannsdörffer :
Grundzüge der Geol. 4, m. Üb., petr.
Üb. ; Ho yer : Praktische Geol. II 2,
Geol. des nordwestlichen Deutschland
1; Schöhdorf: Technisch wichtige Mi¬
neralien und Gesteine Deutschlands 2,
Einführung in das Verständnis und die
praktische Verwertung g. Karten und
Profile 1, g. Üb.
Stuttgart: Sauer: Geol. 4, g. Be¬
lehrungsreisen, m.-g. Üb., petr. Unter¬
suchungsmethoden 2, Bodenkunde auf
g. Grundlage nebst Üb. im g. Kartieren
und in Bodenaufnahmen 2, Anl. (Min.,
Geol. ).
* *
Landwirtschaft!. Hochschulen.
Berlin: Fliegel: Geol. von Nord¬
deutschland 1, Vorkommen, Beschaffen¬
heit und Aufsuchung des unterirdischen
Wassers 1, g. Exk.; Schucht: G.-agro-
nomische Bodenaufnahme 1, Praktische
Bodenuntersuchungen im Felde.
Hohenheim: Plienlxger: Geol.
II. Teil 4, min. und g. Üb. 2, g. Lehr¬
ausflüge.
Poppelsdorf: Bratene: Geognosie2,
m. Üb. 1, g. Exk.
Weihenstephan: Ulsch: Min.,
Geol. * #
*
Die Forstakademien Eberswalde,
Münden und Tharandt sind während
des Krieges geschlossen. Die F. Eisenach
ist dauernd aufgehoben.
* ijs
*
Bergakademien.
Clausthal: geschlossen.
Freiberg: Beck: Geol. II, Lager¬
stättenlehre n, Versteinerungslehre H,
Geol. von Sachsen, Üb. im Bestimmen
von Gesteinen und Versteinerungen.
* *
*
Kolonialinstitut Hamburg: Gü-
rich: Die wichtigsten nutzbaren Mine¬
rale und Gesteine 2, Üb. im g. und agro¬
nomischen Kartieren; Schott: Phy¬
sische Meereskunde II. Teil: Die Be¬
wegungen des Meeres 1.
Akademie Posen: Mendelsohn :
Einführung in die Geol. 1, m. Üb.
IV. Bücher- und Zeitschriftenschau.
Der Nachweis der mittelsilurischen Zone 18 in Deutschland berichtet El¬
fried Muhck in seiner Arbeit: »Die Graptolithen der Zone 18, sowie Betiolites
Eiseli spec. nov., Monograptus bispinosus spec. nov. und Diplograptus radiculatus
spec. nov.« (Zeitschrift für Naturwissenschaften für 1917; Leipzig, Verlag von
Quelle & Meyer).
Er legt seinen Untersuchungen die Lapworthsche Zoneneinteilung von 1880
zugrunde, wonach 2 — 9 dem Untersilur, 10 — 19 dem Mittelsilur und Zone 20
dem Obersilur entsprechen. Muuck spricht davon, daß im deutschen Untersilur
die Graptolithen »vollständig« fehlen. Ich weise demgegenüber nur auf die Funde
Gürichs in Schlesien, Töbuquists bei Gabersreuth im Vogtland und meine Funde
im Frankenwald hin. Er will auch die Zone 20 als sicher nachgewiesen nicht
IV. Bücher- und Zeitschriftenschau.
61
gelten lassen, da sich ihm bis jetzt die für Zone 20 angeführten Graptolithen auch
in Zone 19 gezeigt haben. Diese Graptolithen sind:
Monograptus colonus Bare..,
» bohemiens Barr.,
» dubius Suess,
Retiolites nassa Holm.
Von der schon öfters in der Literatur genannten Graptolithenfundstelle am
Wetternhammer (muß genauer heißen »Heinrichstaler Hammer«) bei Gräfen-
werth im Frankenwalde und neuerdings bei Weckersdorf bei Zeulenroda be¬
schreibt Munck die Zone 18 mit einer vollständigen Fauneniiste:
Monograptus riccartonensis Lapw.,
» dubius Suess,
» vomerinus Nich.,
. » basilicus Lapw.,
» retroflexus Tullb. (Leitfossil),
» Flemingi Salter,
» priodon Bronn,
» flexilis Elles (Leitfossil),
» crenulatus Törnq.,
Cyrtograptus rigidus Tullb. (Leitfossil),
» Linnarssoni Lapw. (Leitfossil),
» ruthenicus Eisel,
» tubuliferus Ferner,
Retiolites praecursor Eisel,
» Eiseli Munck.
Für den Monograptus Flemingi Salter stellt Manch: eine Entwicklungsreihe
auf, die angeführt sei:
Zone 11 Cyrtograptus attenuatus Hopk.,
- - - A - ,
Zone 12 a Monoyr. elonqatus Törnquist,
Zone 12 b Monogr. lobiferus M’Coy.,
Zone 13
Zone 14
Zone 15
Zone 17
Zone 18
Monogr. distans Portl.,
, - - - A - s
Monogr. Becki Barr.,
Monogr. priodon Bronn,
✓ - - >
Monogr. Flemingi S^lt., Monogr. priodon Bronn,
Monogr. riccartonensis Lapw.,
Monogr. Flemingi Salt., Monogr. priodon Bronn, Mo¬
nogr. riccartonensis Lapw., Monogr. flexilis Elles.,
Zone 19 Monogr. Flemingi Salter.
Wem wäre die Ähnlichkeit mancher Cyrtograpten mit Monograpten höherer
Zonen nicht schon aufgefallen? Wenn auch abschließende Ergebnisse bis jetzt
noch nicht vorliegen, auf die Parallelbildungen sei doch aufmerksam gemacht:
Mon. flexilis Elles und Cyrtograptus rigidus Tullb.,
» pseudoprion Jäk. » » Murchisoni Carr.,
» Nilsoni Barr. » » Carruthersi Lapw.,
» curvus Munck » » flaccidus Tullb.
An neuen Spezies beschreibt er und bildet er ab: Mon. bispinosus aus Zone 13
vom Engelsbühl bei Ölsnitz i. Vogtl. und Diplograptus radiculatus aus Zone 12 a
vom Engelsbühl bei Ölsnitz und von Mühltroff i. Vogtl.
Rudolf Hundt, im Felde.
V. Geologische Vereinigung.
Karl Deninger f.
(Bildnis Tafel II.)
Am 15. Dezember 1917 starb Kahl Deninger, ao. Professor für
Geologie und Paläontologie an der Universität Freiburg i. B., als Kitt¬
meister d. Kes. den Heldentod für unser Vaterland. Wir verlieren in
ibm einen vielseitigen Naturforscher, einen liebenswürdigen Kollegen,
einen tapferen Offizier.
Karl Deninger wurde am 18. März 1878 als Sohn des Fabrikanten
Dr. Albert Deninger und dessen Frau, Elisabeth geb. Pistor, in Mainz
geboren. 1882 verlegte die Familie ihren Wohnsitz nach Barcelona,
1884 nach Dresden, später nach Mainz, wo die Deninger schon vor
mehr als 100 Jahren eine Lederfabrik innehatten. Deninger besuchte
das Gymnasium in Dresden und Mainz, studierte 1897 — 1902 in Frei¬
burg i. B., Zürich und München und genügte zwischendurch seiner
Dienstpflicht bei den 14. Dragonern.
Nachdem er bei Zittel promoviert hatte, wurde er Assistent bei
Kalkowsky in Dresden und 1905 Assistent Steinmanns am Geologi¬
schen Institut der Universität Freiburg i. B. Hier habilitierte er sich
im Jahre 1906 für Geologie und Paläontologie. Seine kaum begonnene
Lehrtätigkeit — Deninger las ein Semester über Säugetierpaläonto¬
logie — wurde durch eine Expedition nach Buru und Ceram (Molukken)
in den Jahren 1906/07 unterbrochen. Deninger hatte schon in den
Jahren 1902, 1904 und 1905 mit A. Tornquist Keisen in Sardinien
unternommen und namentlich die jüngeren Formationen dieser Insel
durchforscht. Ihm war deshalb auch die Darstellung von Sardinien
und Corsika im Handbuch der regionalen Geologie übertragen, an deren
Ausführung ihn leider der Krieg verhinderte. Für Forschungsreisen
war Deninger durch seine Ruhe, seine völlige Unerschrockenheit und
seine Furchtlosigkeit in besonderem Maße befähigt. Seine vielseitigen
naturwissenschaftlichen Interessen hatten eine reiche Gestaltung seiner
Keiseergebnisse zur Folge. Dies gilt besonders von seiner zweiten, mit
Stresemann und Tauern unternommenen Molukkenexpedition, auf
der er namentlich die Erforschung Cerams durchführte, und die reich
an geographischen, geologischen, zoologischen, anthropologischen und
ethnographischen Ergebnissen und Sammlungen zurückkehrte. Leider
war Deningers Gesundheit durch den langen Tropenaufenthalt 1910
VI. Geologische Vereinigung.
63
bis 1912 geschwächt und hierin ist die Erklärung dafür zu suchen, daß
er zu einer Bearbeitung seiner geologischen und paläontologischen Aus¬
beute noch nicht gekommen war, als der Krieg ausbrach.
Deninger war damals Oberleutnant d. Res. im badischen Dra¬
goner-Regiment Nr. 22 »Prinz Karl«. Nach vorübergehender ander¬
weitiger Verwendung wurde er Adjutant eines badischen Grenadier-
Regiments und als solcher am 29. September 1914 bei Fricourt durch
einen Schuß durch Oberarm und Lunge schwer verwundet. Im Früh¬
jahr 1915 zum Rittmeister befördert, wurde er, da der Arm erst sehr
langsam wieder gebrauchsfähig wurde, bei der Truppenausbildung in
der Heimat verwendet und hat namentlich bei der Kletter- und Ski¬
ausbildung Ausgezeichnetes geleistet. Nachdem er auf dem südtiroler
und dem mazedonischen Kriegsschauplatz tätig gewesen war, kämpfte
er von Sommer 1916 bis Herbst 1917 als Kompagnie- und später als
Bataillonsführer in den Karpathen. Ganz hervorragenden Anteil nahm
er endlich mit seinem Jägerbataillon an der Durchbruchsschlacht am
Isonzo. Er fiel durch eine Granate, die den ganzen Bataillonsstab zer¬
schmetterte. Er ist in Feltre begraben. Für seine ausgezeichneten
Leistungen erhielt Deninger das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse, die
hessische Tapferkeitsmedaille, das bayrische Verdienstkreuz und war
bei seinem Tode zum Hohenzollernschen Hausorden mit Schwertern,
zur Eisernen Krone und zum österreichischen Militärverdienstkreuz
eingegeben.
Deningers wissenschaf thche Verdienste liegen in erster Linie auf
dem Gebiete der Forschung. Das Wort in der Rede zu meistern, war für
ihn eine Aufgabe, die seiner Natur weniger lag. Seine Untersuchungen
zeichnen sich durch Vielseitigkeit, Gründlichkeit und völlige Vorurteils¬
losigkeit aus. Hervorragende Kenntnisse besaß Deninger auf dem
Gebiete der Säugetierpaläontologie. Er war ein sehr guter Photograph.
Deninger war ein ausgezeichneter Charakter, ruhig, furchtlos, ge¬
rade, zäh in der Verfolgung des gesteckten Zieles. Dabei lagen ihm
falscher Ehrgeiz und Strebertum fern. Er war ein liebenswürdiger
Mensch, hilfsbereit und freundlich. Gern teilte er andern seine Erfah¬
rungen und das von ihm gesammelte Material mit. Er war ein aus¬
gezeichneter Bergsteiger und auf den Exkursionen ein heiterer, gemüt¬
licher Kamerad.
c
Außer seinen Eltern und Schwestern trauert um ihn seine Gattin,
Lotte geb. Baumgart, aus Königsberg i. Pr., die er in Freiburg kennen
lernte und am 17. März 1915 heimführte. Möchte es ihr ein Trost sein,
daß ihres teuren Verstorbenen, mit dem sie nur so kurze Zeit verbunden
sein konnte, in der Welt seiner Fachgenossen stets als eines hochge¬
schätzten Forschers und als eines Helden sonder Furcht und Tadel
gedacht werden wird.
Wilckens.
64
V. Geologische Vereinigung.
Verzeichnis der Schriften von K. Deninger.
(Zusammengestellt von Br. Ci. Leidhold.)
- '
1901. Beitrag zur Kenntnis der Molluskenfauna der Tertiärbildungen von Reit
im Winkel und Reiclienhall. — Geognostiscke Jakreskefte Bd. 14, S. 221
bis 246. Tal VII und VIII. (Inaug.-Diss.)
1903. Ronzotherium Reichenaui aus dem Oligozän von Weinkeim bei Alzey. —
Zeitsckr. d. deutsch, geolog. Gesellsch. Bd. 55, S. 93 — 97. Taf. VI u. VII.
1905. Die Jura- und Kreidebildungen in Nord- und Ostsardinien. (Beiträge zur
Geologie der westlichen Mittelmeerländer von A. Toknqtjist. II.) —
Neues Jakrb. f. Min., Geol., Pal. Beil.-Bd. 20, S. 436 — 444.
1905. Die Gastropoden der sächsischen Kreideformation. — Beitr. z. Paläonto¬
logie und Geol. Österreich-Ungarns u. d. Orients. Bd. 18, S. 1 — 35. Taf. I
bis IV.
1906. Einige neue Tabulaten und Hydrozoen aus mesozoischen Ablagerungen. —
N. Jahrb. f. Min., Geol., Pal. 1906. I. S. 61—70. Taf. V— VII.
1907. Die mesozoischen Formationen auf Sardinien. — N. Jahrb. f. Min., GeoL,
Pal. Beil.-Bd. 23, S. 453—473. Taf. XIII— XV.
1909. Über Babirusa. — Ber. d. Natur! Ges. Freiburg i. B. Bd. 17, S. 179 — 200,
3 Taf.
1910. Über das Fliegen der fliegenden Eidechsen. — Nat. Wochenschrift. N. F.
Bd. 9, S. 20—21.
1910. Über einen Affenkiefer aus den Kendeng-Schichten von Java. — Centralbl.
f. Min., Geol., Pal. 1910, S. 1—3.
1910. Das Teufelsloch bei Nordschwaben am Dinkelberg. — Mitt. d. bad. Lan¬
desvereins f. Naturkunde 1910, S. 345 — 346.
1910. Einige Bemerkungen über die Stratigraphie der Molukken und über den
Wert paläontologischer Altersbestimmung überhaupt. — N. Jahrb. 1 Min.,
Geol., Pal. 1910. II. S. 1—15.
1911. Über einen Unterkiefer von Rhinoceros minutus aus der Molasse bei Stok-
kach. — Mitt. d. Gr. badischen geol. Landesanst. Bd. 6, S. 517 — 519.
Taf. 25 und 26.
1914. Morphologische Übersicht der Insel Seran. — Petermanns Mitt. 1914. II.
S. 16—18. Taf. IX.
2 9 AUS. 1918
Die Herren Mitarbeiter der »Geolog. Rundschau« werden darauf
aufmerksam gemacht, daß die Zahl der Sonderdrucke wegen Mangel
an geeignetem Papier für die nächste Zeit eingeschränkt werden muß.
Es empfiehlt sich daher, die Zahl der Sonderdrucke auf das aller -
notwendigste zu beschränken.
Geologische Rundschau. JJd. L X.
Tafel II.
Karl Deninger
Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig
I
Auszug aus deu Satzungen der „Geologischen Vereinigung“.
§ 3. Mitgliedschaft.
Die Anmeldung zur Mitgliedschaft erfolgt an den Kassenführer* . Das
Eintrittsgeld beträgt 5 M., der Jahresbeitrag 10 M. für Personen
sowohl wie für Institute, Bibliotheken usw. Die lebenslängliche Mit¬
gliedschaft einer Person kann durch einmalige Zahlung von 250 M.
erworben werden. Wer eine einmalige Zahlung von 1000 M. leistet,
wird als Stifter geführt. Alle Mitglieder erhalten die „Geologische
Rundschau“ (8 Hefte zu 4 — 5 Bogen im Jahre) unentgeltlich und porto¬
frei zugestellt.
Der Jahresbeitrag ist bis Ende Januar an den Kassenführer * einzuzahlen ,
andernfalls wird er durch Postauftrag erhoben. Verweigerung der Zah¬
lung bedeutet Austritt aus der Vereinigung und zieht Einstellung der
Zusendung der Zeitschrift nach sich.
- D e r Vo r s t a n d :
Vorsitzender: E. Kayser (Marburg)
Stellvertret. Vorsitzender: G. Gürich (Hamburg)
> > F. J. Becke (Wien)
> » L.w. Löczy (Budapest)
» » Ch. Schuchert (New Haven)
Schriftführer: Fr. Drevermann (Frankfurt a. M., Senckenbergi-
sches Museum, Victoria -Allee 7)
Stellvertret. Schriftführer: R. Liesegang (Frankfurt a. M.)
Schriftleiter G. Steinmann (Bonn, Poppelsdorfer Allee 98)
>. W. Salomon (Heidelberg)
> O. Wilckens (Straßburg i. E.)
* Kassenführer: Frau R. Drevermann (Frankfurt a. M.-Eschersheim,
Häberlinstr. 53).
Die früheren Jahrgänge der Geologischen Rundschau,
außer den Jahrgängen 1915116 , können von den Mitgliedern
der Geologischen Vereinigung durch den Rassenführer
zum Preise von Ji 10. — bezogen werden.
Sonderdrucke.
Sonderdrucke , in der Form der unentgeltlich gelieferten, icerden übe7 die pflicht¬
mäßige Zahl hinaus den Verfassern auf ihre Kosten von der Verlagsbuch¬
handlung geliefert und nach folgenden Sätzen berechnet:
Text :
Druck und Papier für den Bogen bei 10 Stück . . . . . 50 Pf g.
Tafeln:
In Autotypie: für die einfache Oktav- oder Doppeltafel . . 3 Pfg. bzw. 5 Pfg.
In Lichtdruck :
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..... 10—15 „
In Photolithogr. :
....... 6,„
einfarbig .. ,,
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mehrfarbig „ „
y> ",
... 8 Pfg. u. mehr*)
In Lithographie : „ „
w •
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. . . 10 — 30 Pfg*)
*) je nach der Zahl der nötigen Farbenplatten.
Umschlag :
Für 10 Stück . . .' . . . . 30 Pfg.
Broschur :
Für 10 Stück bei 2 Bogen Umfang . 30 „
„ 10 „ „ 3 und mehr Bogen Umfang . 50 „
„ 10 „ jeder Tafel extra . 10 „
In Fortsetzung erscheinende Abhandlungen gelangen , wenn nichts anderes bestellt
wird , nach Abschluß zusammen in einen Umschlag broschiert zur Ablieferung.
Soeben erfdjien:
©eorg 9Beber5
2BeItge|tf)id)te
in 3tnei JBctnben
opllftcmbtg neu bearbeitet non
Subtoig OJiefj
(£r[ter Sanb: Altertum unb SKittelalter
SJiit ausführlichem Snljaltsoerjei^nts unb Gegiftet
68 ©ogeit ge. 8°. ©cfjcftct UJiarl 18.-, gebuttbett SPlart 22.-
(©emitljt 1550 bejm. 1650 g)
OT uf ©runblage her längft oergtiffenen lebten Auflage bes in über 100000 (Exemplaren oerbreiteten
-C^roeibänbigen 933eberfd)en Sehrbudjs ber 933eltgefchichte fjat ber in toeiten Streifen rühmlicfjft befannte
heroorragenbe §i)iori!et Dr.Subtoig Giej) ein oollftänbig neues 933er! gefdjaffen. Uber bie ©efichtspunfte,
bie if)n bei ber Gieifterung biefer 2Iufgobe geleitet haben, berichtet er in feinem Gorroort:
„Sie gorberung einer in überficbtlidjem Gahmen ben gebilbeten Greifen bes heutigen 93oIfes
baräubietenben 933eltge)d)icijte hot fdjon ber Sinter griebrich Gücfert in unnachahmlicher Mrje
herootgehoben: _
„933te bte 933elt läuft immer roetter,
roirb ftets bie ©efäjidjte breiter;
unb uns roirb je mehr je länger
nötig ein 3ufammenbränger."
Das empfinbcn mir unter bem (Einbrucf bes nodj tobenben 933elt!rieges noch lebhafter als früher,
ba bie Gerfledjtung bet (Ereigniffe in roeiter gerne mit ben Sebensbebingungen unferes 93oI!es
unb 93aterlanbes jebermann fühlbar getoorben ift. Ser Sinter gibt auch bem öiftorifer, ber
fiel) an biefe grofje allgemeine Gufgabe roagt, befjer3igensa>erte Gorfchriften, toie er „jum Gau
bie Steine fdjichten“, „in bes (Ein3elnen §ülle allgemeine gülle legen“ unb bie „Gegebenheiten,
Säten unb gelben rafäf) oorübetfliehen Iaffen“ foll. 21m fcf)ärf)ten roenbet er |i<!) am Scf)Iufc
gegen bie £in3ufügung bes üblichen roiffenfchaftlichen Geitoerfs:
„Unb oor allem fpart bie Goten;
3ciget eud) nur toahr unb treu,
unb roirb mir ber Stern geboten,
frag’ ich nidf)t aus melier Spreu.“
Um fid) biefes Gertrauen bes £efers 3U oerbienen, barf ber ülutor feine Glühe fparcn, alles
933efentlidje 3U flarer Gnfdjauung 3U bringen, ohne bie Überfidjtlidhfeit unb ben Ieitenben gaben
ber (E^äljlung 3U oerlieren. 933ahrlid) ein hohes 3beal! 933ie roeit es erreicht ift, muh betn
Urteil ber ©efchidjtsfreunbe überladen roerben. 2In Gemühung hot es ber Gerfaffer nad) ben
(Erfahrungen einer 30 jährigen afabemifchen Sehrtätigfeit unb oielfeütger Stubien nicht fehlen Iaffen.
Sas leudjtenbe Gorbilb auf bem hier eingefd)Iagencn 933egc toar bie ©cfdhichtsfdjreibung Seopolb
oon Ganfes.“ >
$er jtoette (Sdjlufjs) Sanb beftnbßt fid) im $rucf unb foll oor
2Beif)nad)ien 1918 erf^einen.
Dieses Heft enthält eine Ankündigung der Firma B. Gr. Teubner in Leipzig über
»Davis-Braun, Grundzüge der Physiogeograpkie.«
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig.
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