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Full text of "Geologische Rundschau : Zeitschrift für Allgemeine Geologie"

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GEOLOGISCHE  RUNDSCHAU 

ZEITSCHRIFT  FÜR  ALLGEMEINE  GEOLOGIE 

HERATJSGEGEBEN  VON  DER 

GEOLOGISCHEN 

VEREINIGUNG 

UNTER  DER  SCHRIETLEITUNG  VON 

G.  STEINMANN 

(BONN) 

W.  SALOMON  O.  WILCKENS 

(HEIDELBERG)  (STRASSBURG,  z.  Z.  BREMEN) 

NEUNTER  BAND 
MIT  8  FIGUREN  IM  TEXT  UND  3  TAFELN 


LEIPZIG 

VERLAG  VON  WILHELM  ENGELMANN 


1918 


Es  wurden  ausgegeben: 


Heft  1/2  am  19.  Juli  1918 
Heft  3/6  am  15.  April  1919 
Heft  7/8  am  11.  Juli  1919 


INHALT. 


I.  Aufsätze  und  Mitteilungen: 

Kampfrath,  A.,  Die  Geländestufen  und  Geländegräben  in  der 
Umgebung  von  Dresden  und  ihre  Beziehungen  zur  Ent¬ 
stehung  des  Elbtales  zwischen  Pirna  und  Meißen  und  zu 
einem  vorgeschichtlichen  Erdbeben.  (Mit  Tafel  I)  .  .  .  . 

v.  Lozinsky,  W.,  Vulkanismus  und  Zusammenschub  .  .  .  . 

Pietzsch,  K.,  Zu  A.  Kampfraths  Aufsatz  über  die  Gelände¬ 
stufen  und  Geländegräben  der  Umgebung  von  Dresden  . 

Solch,  J.,  Epigenetische  Erosion  und  Denudation.  (Mit  7  Text¬ 
figuren)  . 

Nowak,  E.,  Die  Entstehung  der  Inntalterrasse . 


Seite 


1 

65 

98 

161 

178 


II.  Besprechungen: 

Das  Klimaproblem  der  permokarbonen  Eiszeit  unter  besonderer  Berück¬ 
sichtigung  der  Forschungen  Fritz  v.  Kerners  W.  A.  Eckardt).  .  .  30 

Die  Paläogeographie  des  Nillandes  in  Kreide  und  Tertiär  (Th.  Arldt)  47,  104 
i  Die  Wurzeln  der  alpinen  Überschiebungsdecken.  I.  Teil.  Die  Wurzeln  der 
ostalpinen  Decken  im  südlichen  Graubünden  und  der  hiindnerischen 
Gneis-Deckfalten.  (Mit  1  Textfigur.)  (Otto  Wilckens) . 125 


III.  Geologischer  Unterricht: 

Verzeichnis  der  geologischen,  palaontologischen,  petrographischen  und 
mineralogischen  Vorlesungen  an  den  deutschen  Hochschulen  im 


Sommersemester  1918 . 57 

Desgl.  im  Wintersemester  1918/19 . 147 

Pfingstsitzung  des  »Damnu«  in  Güttingen  (Wagner,  P.) . 146 

Erlaß  des  preußischen  Kultusministeriums . 195 


IV.  Bücher-  und  Zeitschriftenschau: 

Seite 

Munk,  E.,  Die  Graptolithen  der  Zone  18  usw.  (Hundt) . 60 

Wunderlich,  E.,  Geomorphologische  Forschungen  über  das  Gebiet  zwischen 

Elbe  und  Oder  (Hundt) . 151 

Steuer,  A.,  Obersilur  in  der  Lindener  Mark  bei  Gießen  (Hundt)  ....  155 

Häberle  D.,  Die  Höhlen  der  Rheinpfalz  (Salomon) . 155 

Wiegner,  G.,  Boden  und  Bodenbildung  in  kolloidchemischer  Betrachtung 

(Stremme) . 155 

Ramann,  E.,  Der  Boden  und  sein  geographischer  Wert  (Salomon)  .  .  .  156 
Doelter,  C.,  Handbuch  der  Mineralchemie  Bd.  II,  12.  (Salomon)  ..  .  156 

Beck,  R.,  Abraham  Gottlob  Werner  (Salomon) . 157 

Sachs,  A.,  Die  Grundlinien  der  Mineralogie  für  Mineralogen,  Chemiker  und 

Physiker  (Salomon) . 157 

y.  Toula,  F.,  Lehrbuch  der  Geologie.  3.  Aufl.  (Wi  Icke  ns) . 157 

Jahresberichte  und  Mitteilungen  des  Oberrheinischen  geologischen  Vereins. 

N.  F.  Bd.  VII . 158 

Neue  Forschungen  über  das  Altpaläozoikum  im  Zuge  des  Erzgebirges  und 

der  Sudeten  (Hundt) . . . 190 


V.  Persönliches . 195 


VI.  Geologische  Vereinigung: 

Mitglieder  der  Geologischen  Vereinigung  1.  Januar  1919 . 197 


Nachrufe: 

Karl  Deninger*  (Mit  Tafel  II; . 62 

Oswald  Marschall.  (Mit  Tafel  III) . 159 


BAND  IX  <T3  AUli.iyiö  HEFT  1/2 


t - 

GEOLOGISCHE  RUNDSCHAU 


ZEITSCHRIFT  FÜR  ALLGEMEINE  GEOLOGIE 

HER  AU  S  GE  GEBEN  VON  DER 

GEOLOGISCHEN 

VEREINIGUNG 

UNTER  DER  SCHRIFTLEITUNG  VON 

G.  STEINMANN 

(BONN) 

W.  SALOMON  O.  WILCKENS 

(HEIDELBERG)  (STRASSBURG  i.E.) 

ERSCHEINT  JÄHRLICH  IN  8  HEFTEN  VON  JE  4-5  BOGEN 
BEZUGSPREIS  M.  12.—.  EINZELHEFTE  M.  2.- 


LEIPZIG 

VERLAG  VON  WILHELM  ENGELMANN 

1918 


Ausgegeben  am  19.  Juli  1918. 


INHALT 

Seile 

I.  Aufsätze  und  Mitteilungen: 

Adolf  Kampfrath,  Die  Geländestufen  und  Geländegräben 
in  der  Umgebung  von  Dresden  und  ihre  Beziehungen 
zur  Entstehung  des  Elbtales  zwischen  Pirnä  und  Meißen 
und  zu  einem  vorgeschichtlichen  Erdbeben.  Mit  Tafel  I 
und  1  Textfigur  .  .  .  .  .  .  .  .  .  / . .  1 

II.  Besprechungen: 

Das  Klimaproblem  der  permokarbonen  Eiszeit  unter  besonderer  Be¬ 
rücksichtigung  der  Forschungen  Fritz  von  Kerners.  ( W.  R.  E  c  k  a  r  d  t)  30 

Die  Paläogeographie  des  Nillandes  in  Kreide  und  Tertiär.  (Th.  Arid t)  47 

III.  Geologischer  Unterricht: 

Verzeichnis  der  geologischen ,  paläontologischen,  petrographischen 
und  mineralogischen  Vorlesungen  an  den  deutschen  Hochschulen 


im  S.-S.  1918  .  .  .  ...  .  .  .  .  ............  57 

IV.  Bücher-  und  Zeitschriftenschau: 

Der  Nachweis  der  mittelsilurischen  Zone  18  in  Deutschland.  Hundt)  60 
V.  Geologische  Vereinigung: 

Karl  Deningeri  (Mit  Tafel  II.)  (Wilckens).  . .  62 


Die  Fachgenossen  und  Verleg  er  werden  gebeten, 
Bücher  und  Sonderabzüge  zum  Zwech  der  Besprechung 
an  den  Verleger  der  Bundschau,  Wilhelm  Fngelmann, 
Leipzig,  Mittelstraße  2  zu  senden .  Ebendahin  sind 
auch  Beschwerden  über  nicht  zugegangene  Hefte  der 
Zeitschrift  zu  richten . 

Zusendungen  an  die  Schriftleitung . 

An  den  Schriftleiter  Professor  G.  Steinmann,  Bonn ,  Poppelsdorfer  Allee  98 
sind  zu  senden : 

1.  Aufsätze  und  kleinere  Mitteilungen,  Notizen  usw. 

2.  Besprechungen  aus  den  Gebieten:  Tektonik,  Niveauschwankungen, 
Morphologie,  Erosion,  Glazialgeologie,  Sedimentbildung,  Erdöl,  Kohlen, 
usw.  Geologischer  Unterricht. 

An  den  Schriftleiter  Professor  W,  Solomon,  Heidelberg: 

Besprechungen  aus  den  Gebieten:  Chemische  Geologie,  Petrographie, 
Salzlagerstätten,  Metamorphosen,  Erzgangbildung,  Präkambrium,  Erd¬ 
inneres,  Vulkanismus,  Erdbeben,  Geologie  anderer  Weltkörper,  Tech¬ 
nische  Geologie. 

An  den  Schriftleiter  Professor  O.  Wilckens 9  Straßburg  i,  E»,  Ruprechts¬ 
auer  Allee  22: 

Besprechungen  aus  den  Gebieten:  Stratigraphie,  Regionale  Geologie. 

Die  Verfasser  von  Aufsätzen  und  Mitteilungen  erhalten  50  Sonderdrucke 
unentgeltlich,  weitere  gegen  Erstattung  der  Herstellungskosten.  Zusammen- 
f assende  Besprechungen  werden  mit  60  Jl,  Einzelreferate  und  kleinere 
Mitteilungen  mit  40  Jl  für  den  Bogen  bezahlt.  Von  den  Besprechungen 
werden  30  Sonderdrucke  unentgeltlich,  weitere  gegen  Erstattung  der  Herstellungs¬ 
kosten  geliefert. 

Die  Kosten  für  Satzverbesserüngen,  die  das  übliche  Maß  über¬ 
schreiten,  fallen  den  Verfassern  zur  Last. 

Über  die  Beigabe  von  Abbildungen  ist  vorherige  Verständigung  mit  der 
Schriftleitung  erforderlich. 

In  der  Niederschrift  sind  zu  bezeichnen: 

Verfassernamen  (Majuskel),  Versteinerungsnamen - -  (kursiv), 

wichtige  Dinge  -  (gesperrt),  Überschriften  =====  (fett). 


Von  der  Firma . 

erbitte  ich 

Einbanddecke  zur  „Geologischen 
Rundschau“  Band  VIII  für  M.  3  — 

(Verlag  von  Wilhelm  Engelmann  in  Leipzig) 

Ort  und^  Datum :  Besteller: 


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I.  Aufsätze  und  Mitteilungen. 


Die  Geländestufen  und  Geländegräben  in  der  Um¬ 
gebung  von  Dresden  und  ihre  Beziehungen  zur  Ent¬ 
stehung  des  Elbtales  zwischen  Pirna  und  Meißen 
und  zu  einem  vorgeschichtlichen  Erdbeben. 

Von  Adolf  Kampfrath  (Dresden). 

(Mit  Tafel  I,  1  Textfigur  und  1  Tabelle.) 

Bodenbewegungen  geringeren  Umfanges,  die  sicher  erst  nach  dem 
Rückzuge  des  diluvialen  Inlandeises  stattgefunden  haben,  sind  in  Mittel¬ 
deutschland  an  mehreren  Stellen  nachgewiesen  worden.  Aus  gewissen 
Lagerungsverhältnissen  verschieden  alter  Schichten  sind  aber  auch 
Krustenbewegungen  größeren  Umfanges  gefolgert  worden.  So  hat 
A.  Pence:1)  aus  der  eigentümlichen  Verteilung  des  Grundgebirges,  des 
mesozoischen  Deckgebirges  und  der  Tertiärschichten  geschlossen,  daß 
erstens  jene  Gebiete,  in  welchen  das  Deckgebirge  in  tiefer  Lage  auf- 
tritt,  wahrscheinlich  vor  der  Braunkohlenbildung  abgesenkt  wurden, 
daß  zweitens  da,  wo  Oligozän-  und  Miozänschichten  in  Senkungsfeldern 
unmittelbar  auf  dem  Grundgebirge  aufruhen,  die  Absenkung  später 
als  die  Braunkohlenbildung  geschah,  und  daß  drittens  für  diejenigen 
Senkungsfelder,  die  nicht  mit  mesozoischen  und  Tertiärschichten  er¬ 
füllt  sind,  eine  sehr  jugendliche  Entstehung  anzunehmen* sei.  «Von 
diesem  Gesichtspunkte  aus  die  nördliche  Umwallung  Böhmens  betrach¬ 
tend,  zeigt  sich,  daß  der  Westflügel  stabiler  geblieben  ist  als  der  Ost¬ 
flügel.  Seine  Bildung  war  nach  der  Braunkohlenbildung  vollendet, 
während  zwischen  den  zahleichen  herzynischen  Spalten  noch  lebhafte 
Verschiebungen  selbst  in  jüngster  Zeit  eintraten.  Hier  brachen  manche 
Becken,  ,  wie  das  Elbtal  bei  Dresden  und  der  Hirschberger  Kessel 
erst  während  der  Diluvialperiode  ein.«  «Durch  zwei  Vorgänge 
nun  erhielt  die  Lausitzer  Platte  ihre  Individualität.  Es  sank  im  Osten 
die  Lausitzer  Bucht  ein,  während  im  Westen  das  Elbtal  entstand.  Die 
erstere  ist  ein  in  nachmiozäner  Zeit  hart  am  Kreidegebirge  eingebrochenes 
Stück  der  granitischen  Tafel  mit  ihrer  Braunkohlenbedeckung.  Gleich¬ 
zeitig  hiermit  sind  wahrscheinlich  vulkanische  Ausbrüche  erfolgt  und  so 
kommt  es,  daß  angesichts  der  Lausitzer  Bucht  das  Lausitzer  Gebirge 

1)  Das  Deutsche  Reich  von  A.  Penck,  S.  423  u.  f.  (in  Kfrchhoff,  Unser  Wissen 
von  der  Erde,  II.  Landeskunde  Europas  1,  1). 

Geologische  Rundschau.  IX. 


1 


2 


I.  Aufsätze  und  Mitteilungen. 

als  ein  Anstieg  der  Quader  sandsteinplatte,  überragt  von  Phonolith- 
kegeln  entgegentritt.  Sehr  komplizierte  Verschiebungen  hatton  sich 
am  Westrande  der  Lausitzer  Platte  geltend  gemacht.  'Hier  brach  ein 
etwa  3 — 5  km  breiter  und  über  20  km  langer  Streifen  Landes  ein  und 
ward  an  beiden  Planken  überschoben,  so  daß  die  Kreide  an  beiden 
Seiten  des  Tales  unter  das  Grundgebirge  gepreßt  wurde.  Dieser  Vor¬ 
gang  dürfte  sich  erst  nachträglich  an  die  Unterschiebung  des  Erzgebirges 
unter  die  Lausitzer  Platte  angeknüpft  haben.  Denn  wiewohl  das  Land 
tief  unter  die  umgebende  Braunkohlenformation  eingesunken  ist,  birgt 
es  doch  keinerlei  Beste  derselben,  und  manche  Anzeichen  sprechen 
dafür,  daß  noch  in  jüngster  Gegenwart  die  Absenkungen 
fortgedauert  haben.  In  Dresden  vor  genommene  Bohrungen  lehrten 
die  Sohle  der  dortigen  Elbanschwemmungen  in  tieferem  Niveau  als  den 
Plußriegel  kennen,  welchen  die  Elbe  bei  Meißen  zu  passieren  hat,  so  daß 
also  hier  ähnliche  Verhältnisse  vorzuliegen  scheinen,  welche  die  ober¬ 
rheinische  Tiefebene  an  ihrem  Nordrand  bietet.« 

Pür  die  Annahme  eines  nacheiszeitlichen  Einbruches  des  Elbtales 
zwischen  Pirna  und  Meißen  glaube  ich  nun  Anzeichen  in  zwei  eigen¬ 
tümlichen  Oberflächenformen  gefunden  zu  haben,  die  in  der  näheren 
und  weiteren  Umgebung  von  Dresden  in  auffallend  großer  Zahl  an¬ 
getroffen  werden.  Diese  beiden  Oberflächenformen  stellen  stufenartige 
Unterbrechungen  und  grabenartige  Vertiefungen  der  allgemeinen  Ober¬ 
fläche  dar,  die  ich  Geländestufen  und  Geländegräben  und  im 
folgenden  kurz  Stufen  und  Gräben  nennen  will.  Die  ersteren  fasse  ich 
als  zutagetretende  Kutsch-  und  Verwerfungsflächen,  die  letzteren  als 
klaffende  Spalten  auf  und  erblicke  in  ihnen  die  Zeugen  eines  vorgeschicht¬ 
lichen,  heftigen  Erdbebens.  Beide  Pormen  kommen  auch  miteinander 
verbunden  vor.  In  der  geologischen  Literatur,  soweit  sie  hier  in  Präge 
kommen  kann,  habe  ich  über  diese  beiden  Oberflächenformen  nichts 
finden  können.  Dies  mag  vielleicht  durch  folgende  Lhnstände  begründet 
sein.  Erstens  treten  die  Geländestufen  und  -gräben  nur  an  wenigen 
Stellen  besonders  auffällig  hervor  und  sind  hier  vielleicht  für  rein  ört¬ 
liche  Kutschungen,  hervorgerufen  durch  Unterwaschung  und  Auf¬ 
weichung  des  Untergrundes,  gehalten  worden,  was  in  einigen  Fällen 
auch  tatsächlich  der  Pall  gewesen  sein  mag.  Zweitens  sind  auf  den  alten 
topographischen  Karten  im  Maßstabe  1  :  25  000,  die  auch  der  geolo¬ 
gischen  Aufnahme  zur  Unterlage  gedient  haben,  die  Stufen  und  Gräben 
sehr  lückenhaft  verzeichnet,  vielfach  fehlen  sie  vollständig.  Es  war  daher 
auch  nicht  möglich  ihre  oberflächliche  Verbreitung  zu  überblicken.  In 
der  Natur  selbst  läßt  dies  aber  die  Kleinheit  der  Gebilde  nicht  zu.  Bei 
der  Neuaufnahme  dieser  Karte  sind  die  Oberflächenformen  überhaupt 
wesentlich  sorgfältiger  behandelt  worden.  Die  Stufen  und  Gräben  sind 
daher  ziemlich  vollständig  und  richtig  verzeichnet.  Hier  und  da  fehlen 
aber  doch  einzelne  und  manchmal  sogar  an  Stellen,  wo  sie  in  der  alten 
Aufnahme  angegeben  waren. 


A.  Kampprath  —  Die  Geländestufen  und  Geländegräben  usw.  3 

Die  Geländestufen  (Fig.  1,  S.  11 ;  Taf.  I,  Fig.  2)  stellen  scharf  aus¬ 
geprägte  Unterbrechungen  der  allgemeinen  Geländeoberfläche  dar,  die 
durch  mehr  oder  weniger  steile  Böschungen  vermittelt  werden.  Die 
Stufenhöhe  schwankt  zwischen  einigen  Dezimetern  und  mehreren  Metern. 
Die  Stufen  erreichen  Längen  von  mehr  als  1  km,  sind  aber  manchmal 
kaum  10  m  lang.  Der  Verlauf  im  Grundriß  ist  meist  geradlinig,  seltener 
bogenförmig  gekrümmt.  Irgendeine  Beziehung  zu  den  Höhenschichtlinien 
ist  nirgends  zu  entdecken.  Diese  werden  vielmehr  unter  allen  möglichen 
Winkeln  von  den  Stufen  geschnitten.  Sie  sind  auf  den  Talsohlen,  den 
Talgehängen  und  den  Hochflächen  zu  finden.  Auch  ist  es  gleichgültig, 
ob  der  Untergrund  aus  Schwemmland  oder  festem  Gestein  besteht,  nur 
im  lockeren  Heidesand  fehlen  sie.  Man  trifft  sie  einzeln,  aber  auch  in 
Scharen  hinter  und  nebeneinander.  In  letzterem  Falle  sind  sie  dann  meist 
ausgezeichnet  parallel  gerichtet.  Auch  winkelförmige  Umbiegungen  und 
Durchkreuzungen  kommen  vor.  Die  oberen  und  unteren  Kanten  der 
Stufenböschungen  folgen  den  Krümmungen  der  oben  und  unten  an¬ 
schließenden  Geländeflächen.  Da,  wo  die  Stufe  in  dieser  verschwindet, 
vereinigen  sich  beide  Böschungskanten  unter  spitzem  Winkel.  Von  der 
Landwirtschaft  werden  die  Geländestufen  wenig  oder  gar  nicht  benutzt. 
Häufig  sind  die  Feldwirt schaf tswege  entlang  den  Stufenkanten  geführt. 
Die  Stufen  sind  auch  vielfach  für  die  Anordnung  der  Flurstücksgrenzen 
bestimmend  gewesen. 

Die  Geländegräben  sind,  wie  schon  der  Karne  sagt,  grabenartige 
Vertiefungen  des  Geländes.  Im  Grundriß  erscheinen  sie  geradlinig, 
ein-  und  mehrfach  gekrümmt,  sowie  auch  zickzackförmig  gebrochen. 
Länge,  Breite  und  Tiefe  sind  sehr  wechselnd  (Länge  über  1  km,  Breite 
bis  über  50  m,  Tiefe  bis  über  10  m).  Die  oberen  Kanten  der  Böschungen 
gehen  unvermittelt  in  die  allgemeine  Geländeoberfläche  über.  Unten 
ist  der  Übergang  zwischen  den  Böschungen  und  der  meist  ebenen 
Grabensohle  gewöhnlich  etwas  ausgerundet.  Bei  geradlinigem  Verlauf 
sehen  sie  in  manchen  Fällen  künstlichen  Weg-  und  Eisenbahneinschnitten 
außerordentlich  ähnlich.  Die  Gräben  sind  in  der  Regel  trocken  und 
enthalten  nur  in  wenigen  Fällen  einen  ständig  fließenden  Wasserlauf. 
Dagegen  führen  vielfach  Wege  hindurch.  Es  kommt  aber  auch  vor, 
daß  der  Weg,  vermutlich  mit  Rücksicht  auf  Schneeverwehung  und 
das  erschwerte  Austrocknen  der  tiefliegenden  Grabensohle,  neben  den 
Graben  gelegt  worden  ist.  Die  Mehrzahl  der  in  der  Umgebung  Dresdens 
ziemlich  häufig  vorkommenden  Hohlwege  sind  Geländegräben,  also 
natürlichen,  nicht  künstlichen  Ursprungs.  Bei  den  meisten  dieser  Hohl¬ 
wege  wird  man  bei  Betrachtung  der  örtlichen  Verhältnisse  vergeblich 
nach  einem  einleuchtenden  Grunde  für  die  Anlage  und  nach  dem  Ver¬ 
bleib  der  ausgeschachteten  Erdmassen  suchen.  Hin  und  wieder  kommen 
auch  Durchkreuzungen  und  Gabelungen  der  Gräben  vor.  Häufig  sind 
die  Fälle,  wo  ein  Geländegraben  mit  einer  Geländestufe  verbunden  ist. 
Dann  sind  die  den  Graben  beiderseits  begrenzenden  Geländeflächen 

1* 


4 


I.  Aufsätze  und  Mitteilungen. 


lotrecht  gegeneinander  verschoben,  d.  h.  denkt  man  sich  die  eine  Fläche 
über  den  Graben  weg  erweitert,  so  trifft  man  nicht  auf  die  andere  Fläche, 
sondern  darüber  oder  darunter  (Taf .  I,  Fig.  6).  Durch  dieses  Kennzeichen 
lassen  sich  die  natürlichen  Gräben,  sofern  sie  mit  Stufen  verbunden 
sind,  von  den  künstlichen  Einschnitten  unzweifelhaft  unterscheiden, 
da  bei  diesen  ein  solches  Verhalten  ausgeschlossen  ist. 

Die  Verbreitung  der  Stufen  und  Gräben  zeigt  die  Übersichtskarte 
(Taf.  I,  Fig.  1)  im  Maßstabe  1  :  200000,  welcher  die  Aufnahmen  der  topo¬ 
graphischen  Karte  1  :  25  000  zugrunde  gelegt  sind.  Sie  umfaßt  die 
vollen  Blätter 

Nr.  49  Kötzschenbroda,  Nr.  81  Tharandt, 

»  50  Moritzburg,  »  82  Kreischa, 

»  51  Radeberg,  »  83  Pirna, 

»  65  Wilsdruff,  »  100  Frauenstein, 

»  66  Dresden,  »  101  Dippoldiswalde, 

»  67  Pillnitz,  »  102  Berggießhübel, 

sowie  Teile  der  Blätter  Nr.  34  Radeburg,  Nr.  118  Nassau,  Nr.  119  Alten¬ 
berg  und  Nr.  120  Fürstenwalde. 

Die  eingezeichneten  ausgezogenen  Verwerfungslinien  sind  den  geo¬ 
logischen  Übersichtskarten  im  Maßstabe  1  :  250  000  und  1  :  500  C00 
entnommen.  Es  war  mir  natürlich  nicht  möglich,  sämtliche  in  Fig.  1, 
Taf.  I  verzeichnete  Stufen  und  Gräben  in  der  Natur  zu  besichtigen, 
um  über  den  natürlichen  oder  künstlichen  Ursprung  eine  zuverlässige 
Entscheidung  zu  treffen.  Es  werden  daher  manche  zweifelhafte  Fälle 
darunter  sein.  Augenscheinlich  künstliche  Straßen-  und  Eisenbahn¬ 
einschnitte  und  -böschungen  sind  weggelassen  worden.  Andererseits 
fehlen  aber  wieder  einzelne  unzweifelhafte  Stufen  und  Gräben,  die  wegen 
ihrer  geringen  Höhe  und  Tiefe  auf  den  topographischen  Karten  nicht 
dar  gestellt  worden  sind. 

Auf  den  im  Westen  anstoßenden  Blättern  verschwinden  die  Stufen 
und  Gräben  allmählich,  was  sich  schon  innerhalb  der  Kartengrenze 
bemerkbar  macht.  Das  gleiche  geschieht  nach  Norden  zu.  Sie  lassen 
sich  aber  bis  über  den  Keulenberg  hinaus  und  bis  in  die  Gegend,  von 
Großenhain  verfolgen.  Wie  weit  sie  nach  Böhmen  hineinreichen,  konnte 
ich  mangels  neuerer  Karten  nicht  ermitteln.  Aus  dem  Blatte  Fürsten¬ 
walde  ist  jedoch  zu  ersehen,  daß  die  Stufen  nicht  allein  bis  auf  den 
Erzgebirgskamm  hinaufsteigen,  sondern  sich  auch  darüber  hinaus  am 
Südabhange  (Nollendorfer  Höhe)  und  auf  der  abgesunkenen  Scholle 
am  Erzgebirgsfuße  zeigen.  Auf  dem  an  Blatt  Berggießhübel  östlich 
anstoßenden  Blatte  Rosenthal  (Nr.  103)  erscheinen  sie  nur  in  der  Nord¬ 
westecke,  während  sie  im  übrigen  Teile  fast  vollständig  fehlen.  Auf 
Blatt  Königstein  (Nr.  84),  an  Blatt  Pirna  anstoßend,  sind  sie  gleichfalls 
nur  in  sehr  geringer  Zahl  zu  finden.  Darunter  sind  aber  einige  Stufen¬ 
gruppen  dadurch  bemerkenswert,  daß  sie  parallel  der  Lausitzer  Haupt¬ 
verwerfung  NW. — SO.  streichen  und  zum  Teil  auch  ganz  in  ihrer  Nähe 


A.  Kampfrath  — -  Db  Geländestufen  und  Geländegräben  usw.  5 

liegen.  Diese  Stufen  befinden  sieb  südlich  von  Waltersdorf  und  nördlich 
von  Porschdorf  auf  der  Liliensteiner  Ebenheit,  sowie  östlich  von  Hohn¬ 
stein  auf  der  Lausitzer  Granitplatte.  Auf  Blatt  Stolpen  (Nr.  68),  östlich 
von  Blatt  Pillnitz,  sind  nördlich  von  der  Stadt  Stolpen  mehrere  auf¬ 
fällige  Gräben  und  an  der  Südseite  des  basaltischen  Schloßfelsens  von 
Stolpen  drei  bogenförmige  Stufen  besonders  anzuführen. 

Die  Betrachtung  der  Karte  lehrt,  daß  die  Stufen  und  Gräben  in 
dem  südlich  der  Elbe  gelegenen  Gebiete  besonders  zahlreich  auftreten 
und  hier  wieder  in  der  Richtung  von  Westen  nach  Osten  zunehmen 
etwa  bis  zu  einer  Linie  von  Pirna  nach  Nollendorf.  Am  dichtesten 
liegen  sie  in  der  Gegend  von  Berggießhübel.  Auf  der  Lausitzer  Granit¬ 
platte  sind  sie  weit  weniger  zahlreich.  Außerdem  ergeben  sich  noch 
folgende  Eigentümlichkeiten  in  der  Verteilung.  Auf  dem  abgesunkenen 
südwestlichen  Elügel  der  Wendischcarsdorf  er  Verwerfung  fehlen  die 
Stufen  und  Gräben  auf  etwa  2  km  Länge  und  0,5  km  Breite,  während 
sie  auf  dem  nordöstlichen  Flügel  sehr  zahlreich  sind  und  ziemlich  nahe 
an  die  Verwerfungslinie  heranreichen.  Nicht  minder  auffällig  ist  es, 
daß  sie  im  Gebiete  des  Teplitzer  Quarzporphyrstockes  fast  fehlen  und 
nur  randlich  auftreten.  Ebenso  scheinen  die  Basaltschlote  den  Ver¬ 
lauf  der  Stufen  zu  beeinflussen.  Am  besten  zeigt  sich  dies  an  dem  süd¬ 
östlich  von  Dippoldiswalde  gelegenen  Luchberg  (Taf .  I,  Fig.  5).  Dieser  wird 
von  mehreren  kreisbogenförmig  gekrümmten  Stufen  umgeben,  in  welchen 
man  Bruchstücke  von  zwei  konzentrischen  Ringen  erblicken  kann.  Die 
bogenförmigen  Stufen  bei  Stolpen  wurden  bereits  erwähnt.  In  der 
näheren  Umgebung  des  basaltischen  Wilisch  fehlen  Stufen  ganz.  Auf 
der  östlichen  und  westlichen  Flanke  des  Cottaer  Spitzbergs  treten  je 
eine  Schar  paralleler  Stufen  auf.  Weniger  deutlich  ist  diese  Erscheinung 
am  Sattelberg  und  Geisingberg.  Für  dieses  eigentümliche  Verhalten  gibt 
vielleicht  folgende  Überlegung  eine  Erklärung.  Die  basaltischen  Schlot¬ 
ausfüllungen  ragen  gleichsam  als  steinerne  Pfähle  bis  in  sehr  große 
Tiefe  hinab.  Wenn  nun  die  umgebenden  oberflächlichen  Schollenteile 
aus  irgendeinem  Grunde  zu  einer  Abwärtsbewegung  veranlaßt  werden, 
so  kann  dies  in  der  Nähe  der  Basaltpfähle  zum  Abreißen  führen,  da  diese 
selbst  wegen  des  Aufsitzens  in  großer  Tiefe  die  Abwärtsbewegung  nicht 
mitmachen  können.  Die  Basaltschlote  sind  in  gewissem  Sinne  den  in 
der  Baukunst  angewendeten  Gründungspfählen  vergleichbar.  Auch  der 
Porphyrstock  scheint  ein  solcher  in  große  Tiefe  reichender  Block  zu  sein, 
der  die  umgebenden  Schollen  durchragt  und  an  deren  Bewegung  nicht 
teilnimmt. 

Die  Gräben  treten  an  Zahl  hinter  den  Stufen  wesentlich  zurück. 
An  den  folgenden  drei  Stellen  fallen  sie  aber  durch  ihre  Häufigkeit  auf. 
Diese  sind:  1.  ein  schwach  bogenförmig  gekrümmter  Geländestreifen 
zwischen  Pirna  und  Briesnitz,  2.  der  einspringende  Winkel  der  Lausitzer 
Hauptverwerfung  bei  Wünschendorf  nördlich  von  Pirna,  3.  das  Gelände 
westlich  von  Radeburg.  An  der  ersten  Stelle  ist  auf  das  häufig  wieder- 


6 


I.  Aufsätze  und"  Mitteilungen. 


kehrende  SW. — NO. -Streichen  der  Gräben  aufmerksam  zu  machen.  Es 
hat  den  Anschein,  als  habe  quer  zu  dieser  Richtung  eine  Zerrung  der 
Schichten  stattgefunden.  An  der  Stelle  unter  3.  liegen  die  folgenden  Ver¬ 
hältnisse  vor.  Westlich  von  Radeburg  streicht  der  nördliche  Zweig  der 
Lausitzer  Hauptverwerfung  vorbei.  Der  hangende,  nordöstliche  Flügel  be¬ 
steht  aus  Granit  und  einer  darauf  lagernden  Grauwackenscholle,  während 
der  liegende  südwestliche  Flügel  durch  die  Meißner  Syenitscholle  ge¬ 
bildet  wird.  Der  Verlauf  der  zahlreichen  Gräben  auf  dem  hangenden 
Flügel  ist  rechtwinklig  zur  Verwerfungslinie  gerichtet.  Man  gewinnt 
bei  aufmerksamer  Betrachtung  den  Eindruck,  als  sei  durch  ein  weiteres 
Unterschieben  der  Meißner  Syenitscholle  unter  die  Lausitzer  Granit¬ 
platte  die  obenauf  liegende  Grauwackenscholle  flach  emporgewölbt  wor¬ 
den  und  dabei  an  den  Stellen,  wo  jetzt  die  Gräben  liegen,  geborsten. 
Man  kann  natürlich  auch  umgekehrt  ein  Aufschieben  des  Lausitzer 
Granits  auf  die  Syenitscholle  annehmen. 

Nach  dem  ersten  Eindruck  der  Karte  scheinen  die  Stufen  und  Gräben 
ein  regelloses  Gewirr  zu  bilden.  Bei  näherer  Betrachtung,  insbesondere 
wenn  man  sie  auch  in  der  Natur  aufsucht,  entdeckt  man  aber  doch 
zwischen  einzelnen  Stufen  und  Gräben,  sowie  Stufenscharen  Beziehungen, 
und  man  erkennt,  daß  oft  weit  auseinander  liegende  Stufen  und  Gräben 
nur  die  zurzeit  noch  sichtbaren  Reste  einer  längeren  Störungslinie  dar¬ 
stellen.  Die  folgende  Besprechung  einiger  solcher  Fälle  wird  dies  zeigen. 
Wir  beginnen  unsere  Wanderung  in  Löbtau. 

Von  der  Lübecker  Straße  in  Löbtau  zweigt  an  der  Umbiegung  aus 
NNW.  in  NW.  ein  alter  Fußweg  ab,  welcher  in  der  ersten  Richtung 
fortlaufend  zwischen  der  Fröbelstraße  und  der  Straße  auf  dem  linken 
Weißeritzufer  an  der  oberen  Kante  einer  etwa  1 — 1,5  m  hohen  und  350  m 
langen  Stufe  hinführt  (Taf.  I,  Fig.  1  bei  1).  150  m  ostwärts  beginnt  an 
der  Fröbelstraße  eine  zweite,  mit  der  erstgenannten  parallel  laufende, 
ungefähr  ebenso  lange  Stufe,  die  zugleich  eine  Flurstücksgrenze  bildet. 
Mit  den  Ab-  und  Ausgrabungen,  die  aus  Anlaß  der  im  Jahre  1891  be¬ 
gonnenen  Weißeritzverlegung  und  der  Friedrichstädter  Eisenbahn¬ 
anlagen  in  dieser  Gegend  vorgenomuaen  worden  sind,  haben  diese  Stufen 
aber  nichts  zu  tun,  denn  sie  finden  sich  bereits  auf  einem  Stadtplan 
vom  Jahre  1875  verzeichnet,  als  dort  noch  alles  freies  Feld  war.  Auf 
der  geologischen  Karte  vom  Jahre  1887  sind  die  beiden  Stufen  nicht 
verzeichnet,  wohl  aber  auf  der  topographischen  Karte  vom  Jahre  1912. 
Sie  fallen  beide  auf  die  untere  mit  Lehm  (d  a  J)  überzogene  Weißeritz¬ 
terrasse,  die  eine  jungdiluviale  Bildung  darstellt. 

Die  nächsten  Stufen  findet  man  auf  dem  von  der  Reichenbach¬ 
straße  nach  Räcknitz  hinaufziehenden  Gelände.  Man  kann  sie  am 
besten  beobachten,  wenn  man  den  von  der  Ecke  Vhland — Reichenbach¬ 
straße  südwärts  nach  Räcknitz  führenden  Fußweg  verfolgt.  Zunächst 
liegen  zwei  größere  Stufen  auf  dem  Abhang  der  oberen  Weißeritzterrasse 
ostwärts  vom  Wege  (Taf.  I,  Fig.  1  bei  2).  Zurzeit  sind  sie  aber  durch 


A.  Kampfrath  —  I  j ici  Gelände  stufen  und  Gcländegräbcri  uhw. 


7 


Schrebergärten  etwas  verdeckt,  so  daß  sie  von  der  Reichen bach straße  aus 
nicht  mehr  so  deutlich  zu  sehen  sind  wie,  früher.  Nach  Überschreitung 
der  schwach  geneigten  Oberfläche  genannter  Terrasse  trifft  man  auf  dem 
wieder  ansteigenden  Hange  noch  zwei,  aber  nur  wenige  Dezimeter  hohe 
Stufen,  gleichfalls  ostwärts  vom  Wege.  Der  eben  begangene  Fußweg 
mündet  oben  in  die  Moreaustraße,  die  Räcknitz  mit  Zschernitz  ver¬ 
bindet  und  anscheinend  am  Nordfuße  einer  0. — W.  streichenden  Stufe 
hinführt.  Durch  den  Straßenbau  sind  aber  die  ursprünglichen  Verhält¬ 
nisse  hier  etwas  verwischt  worden.  Westlich  vom  begangenen  Fußwege 
sind  jetzt  keine  Stufen  mehr  erkennbar.  Es  sind  aber  solche  auf  alten 
Plänen  (z.  B.  von  AsTERSche  Aufnahme  aus  dem  Jahre  1813)  zwischen 
dem  Fußwege  und  der  alten  Dippol  dis  waldaer  Straße,  jetzt  Radetzky¬ 
straße,  und  jenseits  auf  dem  11  ahneberg  verzeichnet,  der  jetzt  durch 
das  vollständig  ausgebaute  Schweizer  viertel  eingenommen  wird  (Taf.  1, 
Fig.  1  bei  3).  Westlich  von  der  alten  Dippoldis waldaer  Straße  schwenkten 
die  Stufen  nach  NW.  um,  was  auf  einen  Anschluß  an  die  beiden  Stufen 
bei  Löbtau  hin  weist.  Als  Fortsetzung  der  unteren  Stufen  an  der  Reichen¬ 
bachstraße  erscheint  ein  Rest  einer  westöstlich  gerichteten  Stufe  zwischen 
Ackermannstraße  und  Teplitzer  Straße  nördlich  vom  Lehrerseminar 
(Taf.  I,  Fig.  1  bei  4).  An  der  Ostseite  der  letztgenannten  Straße  ist  ferner 
noch  ein  kleines  Reststück  einer  NW. — SO.  streichenden  Stufe  erhalten 
geblieben  (Taf. I,  Fig.  I  bei  5).  Die  obere  Kante  derselben  war  mit  Kirsch¬ 
bäumen  bepflanzt,  Von  denen  noch  einige  auf  dem  Reststück  stehen, 
während  an  der  unteren  Kante  ein  Fußweg  nach  Neuostra  hinführte. 
Neben  dem  Fußweg  zog  sich  eine  flache  Vertiefung  mit  einem  Wässerchen 
hin.  Ich  vermute  hier  die  Spur  eines  Grabens.  Durch  den  Rau  der 
Teplitzer  Straße  hat  jedoch  das  Gelände  jetzt  eine  andere  Gestalt  er¬ 
halten.  Verfolgt  man  die  Richtung  dieser  verloren  gegangenen  Stufe, 
die  annähernd  in  gleicher  Richtung  mit  der  Teplitzer  Straße  verlief, 
weiter,  so  stößt  man  jenseits  der  breiten  Kaitzbachaue  auf  eine  Schar 
scharf  ausgeprägter,  WNW. — OSO.  streichender  Stufen,  die  sich  auf 
dem  zwischen  Leubnitz  und  Torna  hinziehenden  Hange  ausbreiten 
(Taf.  T,  Fig.  1,  2  und  3).  Auf  der  Landstraße  nach  Lockwitz  stehend 
erblickt  man  rechts  zunächst  eine  Gruppe  von  fünf  Stufen,  die  an 
einer  SSW. — NNO.  verlaufenden  Linie,  anscheinend  einer  Quer¬ 
verwerfung,  scharf  abstoßen,  östlich  von  dieser  Linie  erscheinen  nur 
noch  drei  Stufen,  die  aber  andere  Abstände  einhaiten  und  nicht  als 
Fortsetzung  der  westlichen  Gruppe  angesehen  werden  können.  Nach 
einer  Lücke  von  einigen  Kilometern  trifft  man  bei  Gommern,  südwest¬ 
lich  vom  Rahnhof  Mügeln,  auf  drei  Scharen  von  Stufen,  die  den  NO.- 
Abhang  der  Meuscher  Höhe  einnehmen  (Taf.  I,  Fig.  1  bei  7  und  Fig.  8 
und  9).  Die  westliche  Schar  besteht  nach  der  Karte  aus  15,  die  mittlere 
aus  22  und  die  östliche  aus  11  Stufen,  die  alle  annähernd  von  NW.  nach 
SO.  streichen.  Nach  der  geologischen  Karte  (Blatt  Pirna,  1  .Auflage),  auf 
der  übrigens  diese  Stufen  vollständig  fehlen,  besteht  der  Abhang,  dessen 


8 


I.  Aufsätze  und  Mitteilungen. 


mittleres  Gefälle  1  :  9  bis  1  :  10  beträgt,  zu  unterst  aus  Labiatuspläner 
(t  1  p),  der  von  altdiluvialen  Miiglitzschottern  (d  1  e)  -und  diluvialen 
Schottern  (d  1)  überschüttet  ist.  Oberflächlich  bedeckt  der  Gehänge¬ 
lehm  (d  s  l)  den  größeren  Teil  der  Schotter,  östlich  der  Müglitz  auf  dem 
aus  der  Eibaue  nach  Dohna  und  dem  Kahlbusch  sanft  ansteigenden 
(1  :  15)  Hange  findet  sich  wieder  eine  Schar  von  neun  Stufen  mit 
WNW. — OSO. -Streichen,  die  aber  zum  Teil  nur  geringe  Höhe  aufweisen. 
Auf  der  Karte  sind  nur  sechs  angegeben  (Taf.  I,  Fig.  1  bei  8).  Der 
Untergrund  besteht  hier  aus  Carinatenpläner  {dp),  Müglitzschottern 
und  Gehängelehm,  östlich  von  dem  Wege,  der  auf  dem  Hange  nach 
Dohna  hinauf  führt,  erscheinen  nochmals  mehrere  Stufenscharen,  die 
durch  querkommende  Gräben  voneinander  getrennt  werden.  In  der 
östlichen  Schar  biegt  das  Streichen  in  SW.— NO.  um  und  hier  geht 
der  sanft  geneigte  Hang  in  den  steilen  Abhang  über,  der  sich  in  flachem 
Bogen  von  Kleinsedlitz  bis  zum  Eeistenberg  bei  Pirna  hinzieht.  Dieser 
selbst  weist  auf  dem  nördlichen  und  östlichen  Abhange  wieder  mehrere 
Stufen  auf. 

Verbindet  man  die  soeben  besprochenen  Stufenscharen  miteinander 
durch  eine  Linie,  so  ergibt  sich  der  mehrfach  geknickte  Linienzug  AB  CD. 
Zwischen  dieser  Linie  und  der  Lausitzer  Hauptverwerfung  breitet  sich 
die  Scholle  der  Eibaue  aus,  deren  ebene  Oberfläche  sich  aus  jungdilu¬ 
vialen  und  alluvialen  Bildungen  zusammensetzt.  Südwest  lieh  stößt 
die  Erzgeb irgsscholle  an.  Darunter  ist  hier  und  im  folgenden  das  aus  dem 
Elbtalschiefergebirge  und  dem  eigentlichen  erzgebirgischen  Gneisgebirge 
sich  zusammensetzende  Krustenstück  zu  verstehen.  Der  Übergang 
zwischen  beiden  Schollen  vollzieht  sich  an  einigen  Stellen  ganz  all¬ 
mählich,  an  anderen  aber  durch  deutliche  Gefällsbrüche,  eben  die  Stufen¬ 
scharen  und  den  Steilabhang  bei  Klein-  und  Großsedlitz.  Die  Höhe 
des  Gefällsbruches  nimmt  von  Westen  nach  Osten  zu.  In  Löbtau  be¬ 
trägt  sie  etwa  1 — 1,5  m,  an  der  Reichenbachstraße  etwa  10  m,  bei  Leub¬ 
nitz  etwa  20  m  und  bei  Mügeln  und  Großsedlitz  etwa  60  m. 

An  diesem  aus  Labiatuspläner  bestehenden  Steilabhange  bei  Gro߬ 
sedlitz  läßt  sich  aus  den  Angaben  der  geologischen  Karte  und  der  Er¬ 
läuterung  folgendes  feststellen.  Westlich  der  Pechhütte  kommt  die 
Auflagerfläche  des  Labiatuspläners  auf  dem  Granit  an  zwei  Stellen 
zwischen  120  und  140  m  Seehöhe  zum  Vorschein.  In  dem  auf  dem 
Gelände  der  Zellstoffabrik  niedergebrachten  Bohrloch1)  wurde  der  Granit 
dagegen  erst  in  53  m  Seehöhe  angetroffen.  Dieses  Bohrloch  ist  von  der 
Pechhütte  in  der  Richtung  des  WNW. — OSO. -Streichens  etwa  1100  m 
und  in  der  Richtung  des  Fallens  etwa  300  m  entfernt.  Aus  der  Karte 
läßt  sich  für  die  zwischen  Köttewitz  und  Pechhütte  hegende  Pläner¬ 
decke  ein  Gefälle  von  rund  2°  herleiten,  wobei  sich  für  Carinaten-  und 


i)  Erläuterungen  zu  Blatt  83  (Pirna)  der  geologischen  Karte  von  Sachsen, 
S.  118  unter  IV  (in  der  2.  Aufl.  auf  S.  156). 


A.  Kampfrath  —  Die  Geländestufen  und  Geländegräben  usw.  9 

Labiatuspläner  zusammen  eine  Mächtigkeit  von  60 — 70  m  ergibt,  was 
mit  anderen  Angaben  übereinstimmt.  300  m  nordnordöstlich  von  der 
Pechhütte  müßte  dann  die  Granitoberfläche  in  rund  110  m  Seehöhe 
liegen.  Daraus  ist  auf  eine  Versenkung  um  etwa  60  m  zu  schließen. 
Zum  sicheren  Nachweis  reichen  jedoch  die  Angaben  der  Karte  und  der 
Erläuterungen  nicht  aus. 

Ich  vermute  nun,  daß  die  hier  am  Steilabhang  bei  Großsedlitz  un¬ 
mittelbar  zutage  tretende  Verwerfung  sich  unter  dem  oben  verfolgten 
Stufenzuge  in  der  Tiefe  fortsetzt  bis  in  die  Gegend  von  Cotta,  und  zwar 
unter  allmählicher  Abnahme  der  Sprunghöhe.  Dabei  lasse  ich  es  unent¬ 
schieden,  ob  man  in  den  Stufenscharen  die  oberflächlich  sichtbaren 
Teile  von  parallelen,  staffelförmig  angeordneten  Brüchen  oder  von  keil¬ 
förmig  angeordneten  Klüften,  hervorgegangen  durch  Zersplitterung 
einer  einzigen  Verwerfungskluft  in  der  Tiefe,  zu  sehen  hat,  oder  ob 
man  ihre  Entstehung  auf  flach  geneigte  Rutschflächen  zurückführt, 
welche  die  eigentliche  Verwerfungskluft  verdecken  (Taf.  I,  Eig.  7).  In  der 
Verwerfungslinie  A  B  C  D  sind  bei  Strehlen  und  Lockwitz  zwei  auffällig 
breite  Lücken  vorhanden,  durch  die  je  ein  Bach  in  die  Eibaue  hinaustritt. 
Bevor  wir  uns  aber  damit  näher  befassen,  wollen  wir  uns  zuerst  noch  die 
Gräben  ansehen,  die  gerade  auf  dem  Gelände  südlich  von  der  Ver¬ 
werfung  ganz  besonders  zahlreich  auftreten. 

Die  auf  dem  linken  LIfer  der  Weißeritz  zwischen  Leutewitz  und 
Dölzschen  vorhandenen  Gräben  zeigen  im  allgemeinen  nichts  Besonderes. 
Ein  südöstlich  von  Roßthal  gelegener  Graben  fällt  durch  seinen  scharf¬ 
winkligen  Zickzackverlauf  auf.  Bemerkenswert  ist,  daß  sich  die  Mehr¬ 
zahl  der  Gräben  zwischen  den  Höhenschichtlinien  220  und  160  m  finden 
und  daß  sie  auf  dem  gleichmäßig  abgedachten  Gelände  unvermittelt 
anfangen  und  enden,  und  zwar  ohne  den  Fuß  des  Abhanges  zu  er¬ 
reichen.  Durch  Erosion  läßt  sich  dieses  sonderbare  Verhalten  kaum 
erklären.  Wir  begeben  uns  nun  in  das  Gelände  südlich  von  Dresden 
und  finden  da  zunächst  zwei  Gräben,  die  von  der  bereits  erwähnten 
Moreaustraße  zwischen  Räcknitz  und  Zschertnitz  nach  Süden  abzweigen. 
Durch  den  östlichen  Graben  führt  eine  Straße  nach  Mockritz1),  durch 
den  westlichen  ein  Fußweg  nach  Kleinpestitz.  Dieser  Graben  läuft 
nicht  allmählich  aus,  sondern  wird  durch  eine  geneigte,  dreieckförmige 
Endfläche  abgeschlossen.  Auf  alten  Karten  sind  diese  Gräben  bereits 
verzeichnet,  können  also  durch  den  Ziegeleibetrieb  in  der  Nachbarschaft 
nicht  geschaffen  worden  sein.  Die  durch  den  erstgenannten  Graben 
führende  Straße  liegt  beim  Abstieg  nach  Mockritz  wieder  in  einem 
Graben,  der  aber  jetzt  infolge  der  Straßenverbreiterung  nicht  mehr  die 
ursprüngliche  Form  zeigt.  Durchschreitet  man  Mockritz  südwärts,  so  trifft 
man  auf  dem  wieder  ansteigenden  Hange  drei  gabelförmig  angeordnete 

x)  Der  jetzige  Straßeneinschnitt  ist  durch  Vertiefung  und  Erweiterung  des 
nördlichen  Teiles  des  alten  Hohlweges  entstanden,  von  dem  ein  Rest  an  der  öst¬ 
lichen  Straßenböschung  noch  erkennbar  ist. 


10 


I.  Aufsätze  und  Mitteilungen. 


Gräben  (Taf.  I,  Fig.  1  bei  9).  Etwa  800  m  westlich  von  diesem  Grabenzug 
wiederholt  sich  ein  ähnlicher  Fall  an  der  nach  Dippoldiswalde  führenden 
Staatsstraße.  Geht  man  diese  von  Räcknitz  südwärts  nach  Kaitz  zu, 
so  hat  man  rechter  Hand  einen  flachen  Graben,  der  anfangs  ziemlich 
breit  ist,  sich  aber  nach  oben  hin  züsammenzieht.  An  der  nach  Kaitz 
abfallenden  Strecke  erhebt  sich  links  eine  Stufe,  bei  welcher  der  öst¬ 
liche  Flügel  hoch,  der  westliche  tief  liegt.  An  dem  gegenüberliegenden 
Talabhang,  den  man  nach  Durchschreitung  des  Kaitzbachtales  erreicht, 
wiederholt  sich  der  umgekehrte  Fall.  Der  westliche  Flügel  der  Stufe  ist 
höher  als  der  östliche.  Zugleich  erscheint  hier  wieder  ein  deutlicher 
Graben.  Nördlich  von  Räcknitz  lag  diese  Straße,  in  Dresdner  Flur 
»Bergstraße«  genannt,  früher  am  Bergkeller  zwischen  Reichs-  und 
Sedanplatz  in  einem  Einschnitt,  der  jetzt  infolge  der  neuzeitlichen 
Bebauung  verschwunden  ist.  Ich  vermute  aber,  daß  dieser  Einschnitt 
gleichfalls  ein  natürlicher  Graben  gewesen  ist.  Dies  gäbe  mit  den  vor¬ 
genannten  Gräben  zusammen  einen  3  km  langen  N. — S.  laufenden 
Graben-  bzw.  Spaltenzug.  Über  den  verschwundenen  Graben  am  Berg¬ 
keller  läßt  sich  vielleicht  aus  alten  Stadt-  und  Bauplänen  noch  etwas 
Näheres  ermitteln. 

Wir  gehen  weiter  nach  Gostritz,  und  zwar  an  die  Stelle,  wo  von  der 
Landstraße  im  Dorfe  der  Fußweg  nach  Goppeln  abzweigt.  Längs  der 
Landstraße,  die  von  Neuostra  nach  Rosentitz  führt,  erhebt  sich  an  der 
Südseite  eine  hohe  Stufe,  die  westlich  vom  Dorfe  von  einem  300  m 
langen  tiefen  Graben  begleitet  wird.  Der  Goppelner  Fußweg  steigt 
in  südlicher  Richtung  durch  einen  Graben  (Hohlweg)  nach  der  Höhe 
hinauf.  Oben  läuft  der  Weg  nach  dem  Heraustreten  aus  dem  Graben 
ziemlich  eben  hin.  Die  westliche  Grabenböschung  setzt  sich  aber 
als  wenige  Dezimeter  hohe  Stufe  noch  auf  eine  längere  Strecke  fort. 
Der  Weg  senkt  sich  dann  wieder  durch  einen  gekrümmten  Graben  in 
eine  flache  kesselförmige  Senke  hinab.  Auf  der  Westseite  erscheinen 
hier  drei  Stufen,  während  gleichzeitig  die  westliche  Grabenböschung 
verschwindet,  so  daß  weiter  unten  nur  noch  die  östliche  Grabenböschung 
als  Stufe  bestehen  bleibt.  Die  Senke,  die  sich  von  der  eben  überschrittenen 
Höhe  gut  überblicken  läßt,  hat  einen  eiförmigen  Umriß.  Die  große, 
etwa  3  km  lange  Achse  erstreckt  sich  in  der  Richtung  SW. — NO.  Die 
kleine  Achse  ist  etwa  2  km  lang.  Rings  herum  liegen  die  Dörfer  Neuostra, 
Gostritz,  Rosentitz,  Eutschütz,  Rippien  und  Goppeln.  Bei  Gostritz 
beträgt  die  Tiefe  der  Einsenkung  etwa  28  m  auf  400  m  Länge.  Im  süd¬ 
westlichen  Teile  senkt  sich  das  Gelände  ziemlich  gleichmäßig  von  280 
auf  180  m  Seehöhe  und  weist  hier  zwischen  den  Höhenschichtlinien 
240  und  180  drei  lange  Gräben  auf  (Britschen-,  Keul-  und  Zauchgraben 
genannt  (Taf.  I,  Fig.  1  bei  10,  11  und  12).  Außerdem  liegen  noch  am  Um¬ 
fange  mehrere  Gräben  an  den  von  Neuostra  nach  Eutschütz  und  Goppeln 
führenden  Landstraßen.  Alle  diese  Gräben  haben  mit  Ausnahme  des 
Zauchgrabens  einen  ziemlich  geradlinigen  Verlauf  und  führen  keine 


A,  Kampfrath  —  Die  Geländestufen  und  Geländegräben  usw.  11 

Wasserläufe.  Der  Keulgraben  endet  in  200  m,  der  Britschen-  und 
Zauchgraben  in  180  m  Seeböbe.  Die  Grabenbösebungen  setzen  sieb 
aber  einseitig  noeb  eine  Strecke  weit  als  Stufen  fort,  die  dann  an 
querkommenden  Stufen  abstoßen.  Es  kommen  auf  diese  Weise  ganz 
eigentümliche  Oberfläcbenformen  zustande.  Beachtet  man  weiter,  daß 
die  drei  Gräben  sieb  nicht  zu  einem  gemeinsamen  Gerinne  vereinigen, 
so  muß  man  notwendig  zu  dem  Schlüsse  kommen,  daß  hier  andere 
Kräfte  als  die  Erosion  im  Spiele  gewesen  sind.  Im  NO.  besitzt  die 
Senke  einen  Ausgang  nach  der  Eibaue  durch  ein  30  m  tiefes,  enges,  aber 
wasserloses  Tal,  in  welchem  sich  der  sog.  «Heilige  Brunnen«  befindet 


Big.  1. 


(Taf.  I,  Fig.  1  bei  13).  Bei  aufmerksamer  Betrachtung  der  Talgehänge  er¬ 
kennt  man,  daß  an  diesen  steile  Stufen  hinführen,  die  dem  Talquerschnitt 
die  in  Taf.  X,  Fig.  10  dar  gestellte  Form  erteilen.  Am' SO. -Abhange  schließt 
sich  an  die  beiden  Stufen  eine  Schar  von  acht  Stufen  an  (Taf.  I,  Fig.  1 
bei  14),  die  vielleicht  als  die  Fortsetzung  der  östlich  von  Leubnitz  ge¬ 
legenen  und  bereits  oben  besprochenen  Stufenschar  anzusehen  ist  (Text- 
fig.  1).  Die  ganze  Senke  nebst  Ausgangstal  macht  den  Eindruck  eines 
kesselförmigen  Einbruches.  Das  außergewöhnliche  Einfallen  der  Pläner? 
schichten  nördlich  von  Goppeln  unter  5 — 7°  nach  Westen  dürfte  dadurch 
eine  Erklärung  finden.  Das  in  der  Quelle  des  Heiligen  Brunnens  zutage¬ 
tretende  Wasser  ist  wahrscheinlich  zum  größten  Teil  das  L  ie derschlags¬ 
wasser  der  Senke,  das  auf  den  zahlreichen  Spalten,  die  sich  oberfläch¬ 
lich  als  Stufen  und  Gräben  kundgeben,  in  die  Tiefe  versinkt.  Ein  Teil 


12 


I.  Aufsätze  und  Mitteilungen. 


des  Wassers  kann  aber  auch  auf  den  das  Ausgangstal  begrenzenden 
Spalten  aus  größerer  Tiefe  stammen.  Es  wäre  dann  nickt  unmög¬ 
lich,  daß  es  dann  eine  größere  Menge  Radiumemanation  enthält,  auf 
welche  die  dem  Wasser  zugeschriebene  heilkräftige  Wirkung  zurückzu¬ 
führen  wäre.  Der  Untergrund  der  jSenke  besteht  im  südlichen  Teil  aus 
Sandstein,  im  nördlichen  Teil  aus  Pläner,  die  beide  der  Labiatusstufe 
angehören.  Überzogen  sind  diese  Schichten  zum  größeren  Teil  mit 
Gehängelehm  und  teilweise  auch  mit  Geschiebelehm. 

Zwischen  Strehlen  und  Neuostra  münden  die  vereinigten  Täler  des 
Kaitzbaches  und  des  von  Nöthnitz  herabkommenden  namenlosen  Baches 
(hier  Nöthnitzbach  genannt)  in  der  auffallenden  Breite  von  0,5  km 
in  die  Eibaue  aus.  Dies  ist  um  so  auffälliger,  als  diese  beiden  kleinen 
Wasserläufe  —  der  Kaitzbach  ist  etwa  6,  der  Nöthnitzbach  41/2  km 
lang  —  bis  Kaitz  bzw.  Gostritz  in  engen  Tälern  fließen.  Der  Höhen¬ 
rücken,  der  die  beiden  Bäche  trennt,  trägt  südlich  vom  Mockritzer  Teich 
eine  mit  Geschiebelehm  überzogene  Kuppe,  die  bis  171  m  aufragt.  Der 
Geschiebelehm  selbst  zieht  sich  aber  bis  auf  150  m  Seehöhe  herab.  Eine 
auf  der  Kuppe  angelegte  Kiesgrube  lehrt,  daß  der  nur  einige  Meter 
mächtige  Geschiebelehm  von  Schottern  unterlagert  wird,  die  jedenfalls 
den  altdiluvialen  Schottern  entsprechen,  die  südwestlich  von  Räcknitz 
auf  etwa  200  m  Höhe  lagern.  Die  Seehöhe  der  Auflagerfläche  des  Ge¬ 
schiebelehms  ist  auf  etwa  148  m  am  Fuße  und  168  m  an  der  Spitze  der 
Kuppe  anzunehmen.  Auf  den  Höhen  bei  Gostritz  und  Leubnitz  im 
Süden  und  bei  Zschertnitz  im  Norden  befindet  sich  aber  die  Auflager¬ 
fläche  des  Geschiebelehms  in  etwa  170  m  Seehöhe.  Dieser  erhebliche 
Höhenunterschied  von  20  m  einmal  an  der  Kuppe  selbst  und  das  andere 
Mal  in  bezug  auf  die  benachbarten  Höhen  dürfte  sich  ohne  Annahme 
einer  Versenkung  nur  schwer  erklären  lassen,  zumal  wenn  man  die 
geringe  Entfernung  in  der  Wagrechten  berücksichtigt.  Für  eine  Ver¬ 
senkung  sprechen  aber  auch  die  beiden  hohen  Stufen  an  der  Nordseite 
der  Kuppe,  von  denen  sich  die  untere  an  der  Straße  von  Strehlen  nach 
Kaitz  über  1/2  km  weit  hinzieht.  Auf  der  Westseite  wird  die  Kuppe 
von  einem  mit  einer  Stufe  verbundenen  Graben  (Weg  von  Mockritz 
nach  Gostritz)  begrenzt  und  auf  der  Ostseite  zieht  eine  niedrige,  auf 
der  Karte  nicht  angegebene  Stufe  von  der  Straße  den  Abhang  hinauf. 
Eine  weitere  Stütze  für  die  Versenkung  erblicke  ich  in  den  Stufen,  die 
sich  an  dem  nördlichen  Talgehänge  des  Kaitzbaches  und  dem  südlichen 
Talgehänge  des  Nöthnitzbaches  hinziehen.  Von  letzteren  sind  jetzt 
eine  Anzahl  durch  den  Ziegeleibetrieb  bei  Gostritz  verschwunden.  Auf 
der  geologischen  Karte  sind  sie  aber  verzeichnet.  Erwähnen  will  ich 
an  dieser  Stelle  noch,  daß  früher  auf  der  Sohle  des  Kaitzbaches  unweit 
der  Westseite  des  Mockritzer  Teiches  eine  Quelle  durch  das  Aufwallen 
des  Sandes  sich  bemerkbar  machte.  Diese  örtlichen  Verhältnisse  zeigen 
eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  denjenigen  in  dem  Tale  des  Heiligen  Brun¬ 
nens  bei  Neuostra. 


A.  Kampfrath  —  Die  Geländestufen  und  Geländegräben  usw. 


13 


Wir  begeben  uns  jetzt  nach  Lockwitz.  Hier  sehen  wir  das  enge  Tal 
des  Lockwitzbaches  ziemlich  nahe  an  die  Eibaue  herantreten.  Nur  eine 
flache  trichterförmige  Erweiterung  vermittelt  den  Übergang.  Aber  auch 
hier  finden  sich  Andeutungen  für  eine  Versenkung.  Zunächst  liegt 
östlich  von  Lock  witz  die  Malde  (Taf.  I,  Fig.  1  bei  15),  eine  mehrfach  gewun¬ 
dene  lange  Stufe,  während  auf  der  Westseite  lange  Stufen  am  Trützsch 
(  =  Höhe  200)  und  an  der  Niedermühle  erscheinen  (Taf.  I,  Fig.  1  bei  16). 
Hier  soll  auch  der  700  m  lange  Graben  erwähnt  werden,  der  sich  von 
Prohlis  in  südwestlicher  Richtung  bis  zu  dem  Verbindungsweg  Torna — 
Nickern  erstreckt  und  in  dessen  Verlängerung  bis  zum  Gamighübel 
mehrere  Stufen  auftreten. 

Eine  eigentümliche  Büdung  ist  die  nischenartige  Einsenkung  im 
Nordabhang  der  Meuscher  Höhe  südlich  vom  Dorfe  Gommern.  Hier 
scheint  ein  wirklicher  Erdrutsch  vorzuliegen,  der  anscheinend  erst  nach 
Entstehung  der  dortigen  Stufen  stattgefunden  hat,  da  diese  dadurch  auf 
300  m  Länge  zerstört  und  unterbrochen  worden  sind.  Der  Verlauf  der 
Höhenschichtlinien  (Taf.  I,  Fig.  9),  die  oben  einwärts,  unten  aber  auswärts 
gebogen  sind,  sowie  die  Schnittlinie  (Profil)  c — d  in  der  Längsachse,  be¬ 
sonders  wenn  man  diese  mit  der  Schnittlinie  des  unversehrten  Hanges  a—b 
vergleicht,  läßt  kaum  eine  andere  Deutung  zu  (Taf.  I,  Fig.  8).  Das  Dorf 
selbst  liegt  auf  den  abgerutschten  Massen  am  Fuße  des  Abhanges.  Dieser 
Fall  ist  auch  insofern  lehrreich,  als  er  Stufen  und  Rutschung  unmittelbar 
nebeneinander  vor  führt  und  damit  zugleich  Rückschlüsse  auf  die  Ver¬ 
schiedenheit  der  Kräfte  und  Vorgänge  zuläßt,  die  diese  beiden  Bildungen 
hervorgerufen  haben.  Die  Stufen  lassen  sich  danach  nicht  ohne  weiteres 
als  Rutschungen  auf  fassen.  Nach  meiner  Ansicht  hat  bei  dem  Erd¬ 
rutsch  die  Schwerkraft  nach  eingetretener  Verminderung  der  Reibung 
und  bei  den  Stufen  ein  senkrechter  Stoß  gewirkt. 

Zwischen  dem  Feistenberg  (südlich  vom  Bahnhof  Pirna)  und  der 
Pirnaer  Ebenheit  mündet  -die  Gottleuba  in  die  Eibaue  aus,  und  zwar 
unter  Verhältnissen,  die  denjenigen  an  der  Kaitzbachmündung  (s.  o.) 
auffallend  ähnlich  sind,  nur  in  größerem  Maßstabe  auftreten.  Hier  wie 
dort  vereinigen  sich  zwei  Bäche,  die  durch  einen  keilförmigen  Rücken 
getrennt  sind,  kurz  vor  dem  Austritt  in  die  Eibaue.  Diese  selbst  greift 
in  Form  breiter,  ebener  Böden  in  die  Täler  hinein. 

Der  Nordrand  der  Elbauenscholle  wird  von  der  bekannten  Lausitzer 
Hauptverwerfung  gebildet.  Für  den  Südrand  habe  ich  gleichfalls  eine 
Verwerfung  als  wahrscheinlich  nachzuweisen  versucht.  Es  entsteht 
nun  die  Frage,  in  welcher  Weise  wird  die  Elbauenscholle  im  Osten  mit 
den  Ebenheiten  der  Sächsischen  Schweiz  verbunden.  Ich  vermute, 
daß  die  breiten  Talauen  der  Seidewitz  und  Gottleuba  Grabenversen¬ 
kungen  sind,  die  sich  bis  nach  Zuschendorf  und  Rottwerndorf  hinauf - 
ziehen  und  dabei  allmählich  auskeilen.  Die  den  Kohlberg  tragende 
Scholle  wäre  dann  eine  Art  Horst.  Für  den  Nachweis  kommen  zwei 
Bohrlöcher  zu  Hilfe.  Das  eine  (II  auf  S.  118  der  Erläuterungen  zu 


14 


I.  Aufsätze  und  Mitteilungen. 


Bl.  Pirna)  liegt  westlich  vom  Kohlberg  in  der  Ziegelei  von  Rex  am 
Rande  des  Kohlbergs,  das  andere  (III  auf  S.  118  ebenda)  östlich  vom 
Kohlberg  mitten  in  der  Gottleubaaue.  Ein  in  Richtung  des  Schichten¬ 
streichens  (WNW. — OSO.)  durch  'das  Bohrloch  III  gelegter  Schnitt 
lehrt  zunächst,  daß  der  Brongniartipläner  (t  2  p),  eine  weit  verbreitete 
Leit  Schicht,  am  Os  tabhange  des  Kohlbergs  und  am  westlichen  Steil¬ 
abhang  der  Pirnaer  Ebenheit  annähernd  gleich  hoch  liegen.  Nach  der 
geologischen  Karte  hat  die  Mündung  des  Bohrloches  III  128,3  m  See¬ 
höhe.  Aus  der  Bohrt  ab  eile  ergibt  sich  für  die  Sohle  der  vorerwähnten 
Plänerschicht  116,3  m.  Es  folgen  dann  18,5  m  Grünsandstein-  und 
Mergelschichten,  so  daß  die  Grenze  zwischen  Brongniarti-  und  Labiatus- 
stufe  in  97,8  m  Seehöhe  zu  liegen  kommt.  Nach  Abzug  der  Mächtigkeit 
des  Labiatussandsteins  ( =  56,9  m)  erhält  man  die  Seehöhe  der  Grenze 
zwischen  Labiatus-  und  Carinatenstufe  zu  40,0  m.  Am  Ostabhange 
des  Kohlberges  liegt  die  Sohle  des  Brogniartipläners  (t  2  p)  an  der  Stelle, 
wo  der  gedachte  Schnitt  hindurchführt,  in  145,0  m  Seehöhe.  Die  Grenze 
zwischen  Labiatus-  und  Carinatenstufe  kommt  dann  in  69,6  m  Seehöhe 
zu  liegen,  vorausgesetzt,  daß  der  Labiatussandstein  hier  ebenso  mächtig 
ist  wie  im  Bohrloch,  was  man  bei  der  geringen  Entfernung  von  nur 
400  m  wohl  als  annähernd  zutreffend  annehmen  kann.  Sonach  wären 
die  Schichten  der  Gottleubaaue  um  rund  29  m  gegen  die  Schichten  des 
Kohlbergs  und  auch  der  Pirnaer  Ebenheit  versenkt.  Zu  einer  ähnlichen 
Zahl  für  die  Seehöhe  der  Grenze  zwischen  Labiatus-  und  Carinatenstufe 
gelangt  man,  wenn  man  vom  Bohrloch  II  ausgeht.  Nach  der  Karte 
hat  die  Mündung  desselben  139  m  Seehöhe.  Aus  den  Angaben  der 
Bohrtabelle  folgt  für  die  letztgenannte  Grenze  107,6  m.  Da  dieses 
Bohrloch  von  der  Schnittebene  durch  Bohrloch  III  630  m  Abstand  hat, 
so  würde  die  Grenzschicht  unter  Annahme  eines  Fallwinkels  von  3° 
die  Schnittebene  in  74,8  m,  statt  69,6  m  wie  oben  ermittelt,  erreichen. 
Bei  3Va°  Fallwinkel  würde  Übereinstimmung  herrschen. 

Für  das  Seidewitztal  ist  wegen  der  großen  Ähnlichkeit  der  Ober¬ 
flächengestaltung  gleichfalls  eine  Grabenversenkung  anzunehmen.  Zum 
Nachweis  fehlen  aber  hier  günstig  gelegene  Bohrlöcher. 

Das  Gottleubatal  verengt  sich  bei  Rottwerndorf,  um  sich  gleich 
darauf  wieder  zu  erweitern  und  einen  zweiten  ebenen  Talboden  zu 
bilden.  Erst  bei  Neundorf  beginnt  das  enge  Erosionstal.  Das  gleiche 
Verhalten  zeigt  auch  das  Seide witztal,  das  bei  Zuschendorf  eine  Ein¬ 
schnürung  aufweist.  Ob  diese  südlich  sich  anschließenden  Talweitungen 
ebenfalls  auf  Grabenversenkungen  zurückzuführen  sind  oder  ob  für 
diese  eine  andere  Entstehungsursache  anzunehmen  ist,  muß  ich  unent¬ 
schieden  lassen  (s.  u.). 

An  dieser  Stelle  will  ich  noch  auf  die  flache  Einsenkung,  in  welcher 
das  Dorf  Krebs  liegt,  aufmerksam  machen.  Diese  Senke  gleicht  in 
vieler  Beziehung  der  oben  besprochenen  Senke  bei  Gostritz.  Sie  weist 
ringsum  Stufen  und  Gräben  auf,  die  alle  ein  Absinken  nach  innen  an- 


A.  Kampfrath  —  Die  Geländestufen  und  Geländegräbsn  usw. 


15 


deuten.  Ebenso  ist  der  enge  Ausgang  nach  der  Seidewitzaue  beiderseits 
von  Stufen  begleitet.  Es  ist  nicht  ausgeschlossen,  daß  auch  dieser  kessel- 
förmige  Einbruch  als  eine  unvollendete  Fortsetzung  des  Seidewitz¬ 
grabens  anzusehen  ist. 

Die  beiderseitigen  Gehänge  der  Gottleuba  und  Seidewitz  weisen 
zahlreiche  einzelne  Stufen  sowie  Stufenscharen  auf.  Unter  diesen  ver¬ 
dienen  besonders  diejenigen  bei  Kleincotta  und  Neundorf  hervorgehoben 
zu  werden,  und  zwar  erstens  wegen  der  vollkommen  parallelen  Dichtung 
auf  den  1  km  auseinander  liegenden  Talseiten  und  zweitens  wegen  der 
doppelten  Knickung  der  Stufen  bei  Kleincotta.  Bei  der  Herausbildung 
dieser  Regelmäßigkeiten  haben  jedenfalls  die  Klüfte  eine  Rolle  gespielt, 
die  die  Sandsteinplatte  in  großer  Zahl  durchsetzen. 

Der  Bruch  am  Ostabhange  des  Gottleubatales  wird  sich  wahrschein¬ 
lich  in  nördlicher  Richtung  über  die  Elbe  fortsetzen.  Stufen  und  Gräben, 
die  einen  Fingerzeig  für  die  Lage  geben  könnten,  fehlen  aber  zunächst. 
Ich  vermute  aber,  daß  der  Bruch  durch  Copitz  entlang  des  Abfalles 
der  Copitzer  Ebenheit  in  das  Weßnitztal  hineinführt,  bei  Zatzschke  in 
nordwestlicher  Richtung  umbiegt  und  in  dem  Tale  des  von  den  Hohen 
Brücken  herabkommenden  Baches  durch  Bonnewitz  bis  zur  Lausitzer 
Hauptverwerfung  fortläuft.  Hier  bei  Bonnewitz  und  Wünschendorf 
treten  wieder  zahlreiche  Gräben  und  auch  Stufen  auf.  Im  Erläuterungs¬ 
hefte  zur  2.  Auflage  der  geologischen  Karte  Blatt  Pirna  wird  auf  S.  102 
gleichfalls  die  Vermutung  ausgesprochen,  daß  in  der  Gegend  bei  Zatzschke 
Lagerungsstörungen  vorhanden  sein  können.  Die  neuere  Untersuchung 
der  Lagerungsverhältnisse  des  Scaphitenmergels  von  Graupe-Bonnewitz 
und  des  nördlich  davon  anstehenden  Brongniartiquaders  von  Wünschen¬ 
dorf,  die  auf  S.  48  u.  f.  des  Erläuterungsheftes  zur  2.  Auflage  von  Blatt 
Pillnitz  behandelt  sind,  in  das  ich  aber  erst  nach  Niederschrift  meiner 
Arbeit  Einsicht  nehmen  konnte,  hat  die  Annahme  einer  in  Lausitzer 
Richtung  streichenden  Verwerfung  in  dieser  Gegend  als  notwendig  er¬ 
wiesen.  Längs  dieser  Verwerfung  sind  die  Scaphitenmergel  gegenüber 
dem  Brongniartiquader  versenkt  worden,  wras  auch  im  Randprofil  2 
der  Karte  zum  Ausdruck  gebracht  worden  ist. 

Von  den  Stufen  bei  Löbtau,  wo  wir  die  Aufsuchung  der  am  Süd¬ 
rande  der  Elbtalaue  hinziehenden  Verwerfung  begannen,  wird  diese 
vermutlich  in  nordwestlicher  Richtung  bis  zur  Elbe  (Hofbrauhaus 
Cotta)  ziehen,  hier  nach  NW.  umbiegen  und  am  Abhang  entlang  über 
Briesnitz  bis  nach  Cossebaude  laufen,  um  hier  in  die  schon  lange 
bekannte  Niederwarthaer  Verwerfung  einzumünden.  Zwischen  Briesnitz 
und  Cossebaude  zeigt  sich  wieder  eine  Anzahl  Stufen.  Darunter  eine 
500  m  lange  Stufe  nördlich  von  Mobschatz.  Die  geologische  Karte 
(Blatt  Dresden)  gibt  auch  nordwestlich  von  der  Briesnitzer  Kirche  eine 
250  m  lange  N. — 40°  W.  streichende  Stufe  an.  Damit  wäre  die  Elb - 
auensch welle  bis  auf  den  NW.-Rand  von  Verwerfungen  begrenzt.  Ob 
diese  nach  dem  Westrand  (Linie  Meißen-Oberau)  hin  ganz  oder  teilweise 


16 


I.  Aufsätze  und  Mitteilungen. 


auskeilen  oder  ob  am  Westrand  selbst  noch  Verwerfungen  hinziehen, 
können  erst  weitere  Untersuchungen  lehren.  Da  nach  der  Karte  Stufen 
und  Gräben  hier  fast  fehlen,  so  dürfte  die  erste  Annahme  als  die  wahr- 
scheinlichere  anzusehen  sein. 

In  der  Nähe  von  Dresden  sind  Untergrundstörungen  verhältnismäßig 
jungen  Alters  bereits  von  anderer  Seite  mehrfach  vermutet  und  in 
einzelnen  Fällen  auch  nachge wiesen*  worden.  So  war  nach  W.  Bergt1) 
beim  Bau  der  Geinitzstraße  in  Dresden-Südvorstadt  an  den  Einschnitts¬ 
böschungen  ein  In-  und  Übereinandergreifen  zwischen  dem  Brongniarti- 
mergel  und  den  Schottern  der  nachglazialen  Weißeritzterrasse  zu  beob¬ 
achten.  Es  liegt  nahe  zwischen  dieser  Störung  und  dem  südlich  der 
Beichenbachstraße  gelegenen  Stufen  einen  ursächlichen  Zusammenhang 
anzunehmen. 

Beim  Bau  der  Teplitzer  Straße,  ebenfalls  in  Dresden-Südvorstadt 
liegend,  wurden  Mergelschichten  aufgedeckt,  die  nach  den  darin  ge¬ 
fundenen  Versteinerungen  von  W.  Petrascheck2)  für  jünger  angesehen 
wurden  als  die  Plänerkalkschichten  von  Strehlen.  Da  diese  Mergel¬ 
schichten  aber  nach  Höhenlage  und  Eallwinkel  bei  ungestörter  Lagerung 
in  das  Liegende  des  Strehlener  Kalkes  kommen  würden,  so  hat  dieser 
Umstand  Petrascheck  zur  Annahme  einer  nicht  sichtbaren  Verwerfung 
geführt.  Von  K.  Wanderer  ist  dann  das  jüngere  Alter  dieser  Schichten 
bestritten  worden.  Welche  Annahme  die  richtigere  ist,  interessiert  uns 
hier  zunächst  nicht  weiter,  dagegen  ist  besonders  wichtig,  was  Petra¬ 
scheck  an  angeführter  Stelle  weiter  sagt.  Diese  lautet  wörtlich:  »Zu¬ 
dem  ist  es  wahrscheinlich,  daß  die  Strehlener  Verwerfung,  zu  deren 
Annahme  wir  soeben  geführt  wurden,  nicht  die  einzige  ist,  die  sich 
an  der  Bildung  des  linken  Gehänges  der  Elbtalwanne  von  Dresden  be¬ 
teiligt.  Auf  den  Höhen  oberhalb  Plauen  und  bei  Kaitz  liegen  ältere 
Schichten  Cenomon  und  unteres  Turon;  an  ihrem  Fuße,  oft  ganz  in  der 
Nähe  von  Aufschlüssen  in  ersteren,  jedoch  beträchtlich  tiefer,  stehen 
jüngere  Horizonte  an.  Nicht  immer  genügt  das  sehr  flache  Einfallen 
der  Schichten  zur  Erklärung  dieser  Tatsache.  Eine  von  meinem  früheren 
Kollegen,  dem  jetzigen  Kgl.  Preuß.  Geologen  Dr.  E.  Naumann  mir 
gegenüber  geäußerte  Ansicht,  daß  an  den  Gehängen  von  Plauen-Käcknitz 
ein  Bruch  vorhanden  sein  könne,  gewinnt  sehr  an  Wahrscheinlichkeit, 
um  so  mehr,  als  weiter  elbabwärts  bei  Niederwartha  ein  solcher  links¬ 
elbischer  Bruch,  der  dem  dortigen  Elbtale  den  Charakter  eines  Grabens 
verleiht,  durch  Beck  und  Dalmer  nachgewiesen  worden  ist,  ein  Bruch, 
der  sich  übrigens  noch  etwas  weiter  nach  Südost  in  die  Kreide  verfolgen 
läßt.  Daß  es  auch  an  dem  Gehänge  von  Plauen  an  Verwerfungen  nicht 
fehlt,  war  vor  einem  Jahre  beim  Bau  einer  am  oberen  Teil  der  Hohe 
und  Coschützer  Straße  verbindenden  noch  namenlosen  Straße  zu  beob- 

1)  Sitzungsberichte  der  naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  Isis  zu  Dresden. 
Jahrg.  1903,  S.  30. 

2)  Ebenda  Jahrg,  1904,  S.  9. 


A.  Kampfrath  —  Die  Geländestufen  und  Geländegräben  usw.  17 

achten.  Man  hatte  Labiatus- Pläner  mit  der  darunter  liegenden  Ton¬ 
mergelschicht  angeschnitten,  die  neben  einem  Bruche  zu  einer  kleinen 
flachen  Mulde  und  einem  ebenso  flachen  Sattel  zusammengestaucht 
waren.  Jenseits,  östlich  des  Bruches  standen  nach  abwärts  geschleppte 
Plänerbänke  an.  Dieser  Bruch  schien  nördlich  bis  nordöstliches  Streichen 
zu  besitzen  und  dürfte  wohl  den  Charakter  einer  kleinen  Quer  Störung 
haben.«  Wo  die  Stelle  gewesen  ist,  geht  hieraus  nicht  mit  Sicherheit 
hervor,  und  da  jetzt  das  Gelände  ziemlich  vollständig  bebaut  ist,  läßt 
sich  auch  nicht  mehr  fest  st  eilen,  ob  etwa  hier  eine  Stufe  oder  ein  Graben 
angeschnitten  wurde.  Auch  K.  Pietzsch  sagt  auf  S.  86  der  Erläute¬ 
rungen  zur  2.  Auflage  von  Blatt  Kreischa,  daß  am  Elbtalrande,  ge¬ 
meint  ist  der.  Südrand  der  Eibaue,  entweder  eine  Flexur  oder  ein 
staffelförmiges  Absinken  der  Schichten  gegen  das  Elbtal  hin  vor¬ 
handen  sein  müsse.  Ferner  möchte  ich  hier  noch  eine  Beobachtung  in 
Erinnerung  bringen,  die  im  Jahre  1864  bei  der  Untersuchung  des  Bau¬ 
grundes  für  das  Albrechtsschloß  in  Losch witz  gemacht  wurde1).  Eine 
in  den  Heidesand  eingeschaltete  Tonschicht  war  zerbrochen  und  ver¬ 
bogen  in  Sand  eingehüllt  (Taf.  I,  Fig.  11).  Wegen  der  Nähe  der  Elbe  ist 
zunächst  eine  Unterwaschung  der  Uferböschung  und  darauffolgender 
Zusammenbruch  anzunehmen.  Die  Möglichkeit  einer  Verwerfung  ist 
aber  auch  hier  nicht  ganz  auszuschließen. 

Auf  der  Lausitzer  Granitplatte  sind  Stufen  und  Gräben  im  all¬ 
gemeinen  weniger  zahlreich  zu  finden  als  auf  der  Erzgebirgsscholle. 
Als  nächstgelegene  Beispiele  seien  hier  die  Scharen  bei  Weißig  und  am 
Borsberg  genannt.  Daß  im  Bereiche  des  lockeren  Heidesandes  der 
Dresdner  Heide  die  Gebilde  fehlen,  ist  im  Hinblick  auf  ihre  Entstehung 
ohne  weiteres  verständlich.  Ob  die  auf  der  Karte  an  einzelnen  Stellen 
der  Dresdner  Heide  verzeichneten  Gräben  bzw.  Hohlwege  natürlichen 
oder  künstlichen  Ursprungs  sind,  muß  ich  vorläufig  unentschieden 
lassen.  Dagegen  ist  es  nicht  ausgeschlossen,  daß  die  Entstehung  der 
drei  in  der  Dresdner  Heide  liegenden  Wasserfälle  auf  Stufenbildung 
zurückzuführen  ist.  Den  einen  Wasserfall  bildet  die  Prießnitz  zwischen 
Klotzsche  und  Heidemühle.  Die  beiden  anderen  Wasserfälle  liegen 
nordöstlich  und  östlich  vom  Wolfshügel  und  werden  von  dem  Eisen¬ 
bornbach  und  dem  Gutenbornbach  gebildet.  Die  Verbindungslinie 
dieser  beiden  Fälle  streicht  NW. — SO.  parallel  der  Lausitzer  Haupt¬ 
verwerfung.  Die  örtlichen  Verhältnisse  sind  besonders  am  Gutenborn¬ 
bache  recht  eigentümliche.  Vom  Wolfshügel  an  bis  zum  Wasserfall 
fließt  der  Bach  durch  eine  enge  in  Granit  eingeschnittene,  über  20  m  tiefe 
Schlucht,  die  an  einer  steilen  Felswand  unvermittelt  ihren  Abschluß 
findet.  Es  entstehen  dadurch  zwei  etwas  ausgerundete  Kanten  zwischen 
der  Abschlußwand  und  den  beiden  Talgehängen.  An  der  westlichen 


D  Sitzungsberichte  der  naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  Isis  zu  Dresden. 
Jahrg.  1864,  S.  53. 

Geologische  Rundschau.  IX. 


2 


18 


I.  Aufsätze  und  Mitteilungen. 


Kante  stürzt  der  Bach  in  Kaskaden  in  die  Tiefe,  nachdem  er  vorher  auf 
der  Höhe  mit  schwachem  Gefälle  dahingeflossen  ist.  Am  südlichen 
Gehänge  der  Schlucht  befindet  eich  dann  noch  eine  winkelförmige 
Nische,  deren  Boden  eine  abflußlose  Senke  bildet.  Eine  Erklärung  für 
diese  ungewöhnliche  Oberflächengestaltung  vermag  ich  nicht  zu  geben. 
Wegen  der  Waldbedeckung  lassen  sich  die  Verhältnisse  schwer  über¬ 
sehen  und  für  die  Wiedergabe  der  Einzelheiten  ist  der  Kartenmaßstab 
1  :  25  000  zu  klein.  Es  ist  möglich,  daß  Stufen-  und  Grabenbildung 
mit  in  Frage  kommt.  Es  will  mir  aber  scheinen,  als  seien  auch  noch 
andere  Gestaltungskräfte  mit  am  Werke  gewesen.  Man  könnte  sich 
z.  B.  vorstellen,  daß  ein  aus  der  Stirn  oder  von  der  Höhe  des  Inland¬ 
eises  herabstürzender  Bach  die  Schlucht  während  des  langsamen  Zurück- 
weichens  des  Eises  ausgearbeitet  hat.  Nachdem  die  Schlucht  bis  zu 
ihrem  jetzigen  oberen  Ende  fortgeschritten  war,  könnte  dann  der  Vor¬ 
gang  vielleicht  infolge  Verlegung  des  Baches  oder  sehr  raschen  Zurück¬ 
weichen  des  Eises  unterbrochen  worden  zu  sein. 

Was  die  Zeit  der  Entstehung  der  Stufen  und  Gräben  anlangt,  so 
war  bereits  oben  gesagt  worden,  daß  die  Stufen  bei  Löbtau  auf  dem 
Lehm  der  unteren  Weißeritzterrasse  (d  a  l)  hegen  und  mithin  jünger 
als  diese  sein  müssen.  Auch  mitten  in  der  Elbaue  habe  ich  deutliche 
Stufen  auf  dem  Tallehm  (d  a  l)  gefunden,  so  nördlich  von  Dobritz  bei 
Höhe  116,5  und  nordöstlich  von  Prohlis.  Diese  letztere  ist  aber  auf  der 
Karte  wegen  der  geringen  Höhe  nicht  angegeben.  Die  Bildung  der 
beiden  Lehme  d  a  l  und  dal  ist  als  gleichzeitig  erfolgt  anzunehmen. 
Beachtet  man  weiter,  daß  die  Stufen  auch  auf  den  Gehängen  der  Täler 
auftreten,  so  müssen  diese  annähernd  bereits  die  gegenwärtige  Tiefe 
und  Form  gehabt  haben,  als  die  Stufen  sich  bildeten.  Dieser  Umstand 
bedingt  aber  weiter,  daß  die  gemutmaßte  Verwerfung  am  Südrand  der 
Elbauenscholle  ebenfalls  schon  bestand.  Es  liegt  daher  nahe,  die  Stufen¬ 
bildung  als  ein  nachträgliches  Nachsinken  auf  eine  bereits  früher  erfolgte 
größere  Absenkung  aufzufassen.  Zum  besseren  Verständnis  dieser 
Verhältnisse  wird  es  nützlich  sein,  sich  den  Bildungsgang  des  Dresdner 
Elbtalkessels  wenigstens  in  den  Hauptzügen  zu  vergegenwärtigen. 

Die  etwa  in  der  Mitte  der  Tertiärzeit  durch  die  große  Lausitzer  Ver¬ 
werfung,  deren  jetzige  Sprunghöhe  bei  Dresden  etwa  400  m  beträgt, 
geschaffenen  Höhen  und  Senken  waren  gegen  Ende  dieser  Periode 
zum  größten  Teil  wieder  eingeebnet.  Auf  der  Lausitzer  Granitplatte 
waren  die  Kreideschichten  fast  vollständig  verschwunden,  auf  der  erz- 
gebirgischen  Scholle  erheblich  abgetragen  und  in  der  Sächsischen 
Schweiz  war  die  Tafel  des  Oberquaders  im  größeren  südlichen  Teile  bis 
auf  die  Ebenheiten  und  die  als  Zeugen  stehen  gebliebenen  »Steine«  ent¬ 
fernt.  Der  entlang  der  Lausitzer  Verwerfung  fließende  Fluß  —  die 
Elbe  —  lag  auf  den  Ebenheiten,  die  man  sich  bis  in  die  Gegend  von 
Meißen-Oberau  erweitert  zu  denken  hat.  Die  Flußwannen  waren  flach 
und  die  Kante  der  Lausitzer  Granitplatte  erhob  sich  im  Vergleich  zum 


A.  Kampfrath  —  Die  Geländestufen  und  Geländegräben  rsw.  19 

gegenwärtigen  Zustande  nur  wenig  über  die  Kreidescbichten  heraus. 
Der  Abfall  der  Granitplatte  nach  dem  Elbtal  zeigt  jetzt  einen  scharfen 
Gefällsbruch,  der  in  der  Gegend  von  Pillnitz  etwa  mit  der  Höhenlinie 
220  m  zusammenfällt.  Ich  vermute,  daß  bis  zu  dieser  Kante  am  Ende 
der  Tertiärzeit  die  Kreideschichten  im  Elbtal  noch  vorhanden  waren 
bzw.  hinaufragten.  Die  Granitplatte  erhebt  sich  jetzt  an  dieser  Stelle, 
abgesehen  von  einzelnen  höheren  Kuppen,  bis  zu  etwa  300  m  Seehöhe 
und  würde  sonach  damals  eine  nur  etwa  80  m  hohe  Stufe  gebildet  haben, 
während  die  jetzige  Stufenhöhe  über  dem  Elbtal  etwa  190  m  beträgt. 
Dieser  Gefällsbruch  tritt  im  Landschaftsbilde  sehr  schön  am  Borsberg 
in  die  Erscheinung.  Da  sich  sowohl  nördlich  wie  südlich  des  Elbtales 
auf  den  Höhen  Reste  tertiärer  Kies-,  Sand-  und  Tonablagerungen  er¬ 
halten  haben,  so  ist  es  nicht  ganz  unwahrscheinlich,  daß  solche  auch 
auf  der  Elbauenscholle  selbst  zur  Ablagerung  gelangt  sind,  die  nur 
die  späteren  Ereignisse  wieder  vollständig  beseitigt  haben. 

Während  der  ersten  Eiszeit  kam  das  Inlandeis  zwar  nicht  selbst 
nach  Sachsen  herein,  bedingte  aber  durch  die  damit  verbundene  Klima¬ 
änderung  eine  erhebliche  Vermehrung  der  Wasserführung  der  Flüsse 
und  eine  gesteigerte  Erosion  in  den  gebirgigen  Teilen.  Infolgedessen 
lagerten  die  Elbe  und  ihre  Nebenflüsse  in  der  flachen  weit  überschwemm¬ 
ten  Niederung  (erweiterte  Ebenheit)  bedeutende  Menge  von  Schottern, 
Kiesen  und  Sanden  ab.  Diese  Ablagerungen,  von  denen  jetzt  nur  noch 
Reste  vorhanden  sind,  enthalten  im  allgemeinen  keine  nordischen  Ge¬ 
steine.  Da,  wo  sich  solche  finden,  sind  sie  durch  Zuflüsse  aus  dem  Be¬ 
reiche  des  Inlandeises  auf  dem  Wasserwege  von  Norden  her  zugeführt 
worden.  Diese  altdiluvialen  Anschwemmungen  lagern  hier  bei  Dresden 
südwestlich  von  Räcknitz  in  200  m,  bei  Dölzschen  in  230  m,  bei  Kaitz 
in  180  m  Höhe.  An  letzter  Stelle  ist  die  geringere  Höhe  wahrscheinlich 
erst  durch  eine  spätere  Absenkung  erreicht  worden.  Die  in  der  Nähe 
befindlichen  Stufen  deuten  wenigstens  darauf  hin.  In  der  zweiten 
Eiszeit  drang  dann  das  Inlandeis  selbst  über  Dresden  hinweg  vor  und 
lagerte  unter  sich  als  Grundmoräne  den  Geschiebelehm  ab.  Nachdem 
sich  dann  das  Inlandeis  wieder  nordwärts  bis  auf  die  Lausitzer  Granit¬ 
platte  zurückgezogen  hatte,  war  das  Elbtal  mit  den  zurückgelassenen 
Ablagerungen  (altdiluviale  Schotter  und  Geschiebelehm)  für  die  Ab¬ 
führung  der  Schmelzwässer  wieder  freigegeben,  die  dann  sofort  ihr  Zer¬ 
störungswerk  an  diesen  Ablagerungen  begannen.  Während  die  Fort- 
schwemmung  und  Umlagerung  der  losen  diluvialen  Massen  sich  auf 
den  Ebenheiten  vollzog,  trat  jetzt  noch  ein  neues  Moment  hinzu.  Die 
Elbe  begann  oberhalb  Pirna  ihr  enges  Tal  in  die  Quaderschichten  ein¬ 
zunagen.  Die  gleiche  Tätigkeit  entfalteten  auch  ihre  Nebenflüsse.  Als 
Ursache  dieser  gesteigerten  Tiefenerosion  nehme  ich  ein  Absinken  der 
Elbauenscholle  verbunden  mit  einer  Tieferlegung  des  Abflusses  bei  und 
-unterhalb  Meißen  an.  Vermutlich  lief  der  die  linkselbische  Nieder- 
warthaer  Verwerfung  bildende  Sprung  im  Zusammenhang  mit  dem  Ab- 

2* 


20 


I.  Aufsätze  und  Mitteilungen* 


sinken  der  Elbauenscholle  in  nordwestlicher  Richtung  durch  die  Meißner 
Granit-Syenitmasse  weiter  und  zeichnete  der  Elbe  einen  neuen  Abflu߬ 
weg  vor,  den  diese  nach  und  nach  zu  dem  tiefen  Durchbruchstale  er- 
weiterte.  Das  Meißner  Spaargebirge  winde  bei  diesem  Vorgänge  von  der 
linkselbischen  Scholle  abgetrennt  und  der  bisherige  Ablauf  zwischen 
Meißen  und  Oberau  in  der  Folge  trocken  gelegt.  Die  Annahme  eines 
Einbruches  der  Elbauenscholle  an  dieser  Stehe  findet  eine  Stütze  in 
den  Lagerungsverhältnissen  der  altdiluvialen  Triebischschotter  bei 
Gauernitz.  Ihre  Auflager  fläche  hegt  am  Fuße  des  hnkselbischen  Gehänges 
in  etwa  130  m  Seehöhe  und  stellenweise  noch  tiefer,  während  die  gleichen 
Schotter  in  kaum  2  km  Entfernung  auf  der  Hochfläche  in  etwa  200  m 
Höhe  lagern.  Die  Annahme  einer  nachträglichen  Abschwemmung  oder 
die  ursprüngliche  Ablagerung  eines  etwa  70  m  mächtigen  Schotter¬ 
kegels  im  Elbtale  will’ mir  nicht  recht  wahrscheinlich  erscheinen.  Die 
an  dieser  Stelle  sich  zeigenden  Stufen  und  Gräben  weisen  gleichfalls 
auf  eine  nach  Ablagerung  der  Schotter  erfolgte  Absenkung  hin.  Am 
entgegengesetzten  Ende  der  Elbauenscholle  wiederholt  sich  ein  ganz 
ähnlicher  Fall.  Hier  liegt  die  Sohle  der  Schotter  von  Großgraupe  und 
Bonnewitz.,  die  als  Mündungskegel  eines  diluvialen  Flusses  aufzufassen 
sind,  in  etwa  150  m  Seehöhe1).  Auf  der  Höhe  der"  Quaderplatte  südlich 
von  Wünschendorf  liegt  dagegen  ein  Rest  gleichartiger  Schotter  in 
245  m  Seehöhe.  Zwischen  beiden  streicht  die  Bonne witzer  Verwerfung 
durch.  Dies  gäbe  eine  Sprunghöhe  von  etwa  90  m,  um  welche  der  Mün¬ 
dungskegel  mit  der  Elbauenscholle  versenkt  wurde.  Die  Versenkung 
bei  der  am  Südrande  der  Elbauenscholle  gelegenen  Pechhütte  wurde 
zu  60  m  errechnet  (s.  o.).  Nach  meiner  Ansicht  haben  diese  Schotter 
zusammen  mit  denjenigen,  die  sich  in  der  Richtung  über  Dittersbach, 
Hartha.  Buckau  hinziehen  (Taf.  I,  Fig.4),  die  Ausfüllung  eines  NO. — SW. 
gerichteten  Tales  gebildet.  Über  der  absinkenden  Scholle  bildete  sich 
ein  See,  der  den  Zuflüssen  Gelegenheit  gab,  ihre  mit  geführten  Geröll- 
und  Schlammassen  an  den  Einmündungsstellen  in  Form  flacher  Schutt¬ 
kegel  abzusetzen.  So  entstanden  die  im  Elbtal  gelegenen  oberen  Flu߬ 
terrassen  der  erzgebirgischen  Zuflüsse  und  der  Elbe  selbst.  Die  obere 
Weißeritzterrasse,  auf  welcher  rechts  der  Weißeritz  das  Schweizer-  und 
Münchner  viertel  und  links  der  Weißeritz  Löbtau  steht,  liegt  zwischen 
,120  und  140  m  Seehöhe.  Der  noch  übrig  gebliebene  Rest  der  ent¬ 
sprechenden  Elbterrasse  bei  Pirna  wird  jetzt  vom  Pillnitzer  Tännigt 
eingenommen. 

Nachdem  die  Elbe  ihre  kanonartige  Talfurche  bis  etwa  auf  ein  Drittel 
der  jetzigen  Tiefe  eingesägt  hatte,  kam  die  Tiefenerosion  auf  längere 
Zeit  zum  Stülstand.  Dies  führte  in  den  Nebentälern  zur  Büduns  schwach 
geneigter  Talböden,  die  später  zwar  wieder  ganz  oder  zum  Teil  zerstört 
wurden,  deren  Reste  sich  aber  jetzt  noch  als  Talterrassen  und  durch 


0  Erläuterungslieft  zur  2.  Auflage  von  Blatt  Pillnitz,  S.  6S  u.  f. 


A.  Kampfrath  —  Die  Geländestufen  und  Geländegräben  usw.  21 

Gefällsbriiclie  zu  erkennen  geben.  Diese  sind  zuerst  von  Alfred 
Hettner1)  in  der  Sächsischen  Schweiz  nachgewiesen  und  untersucht 
worden.  Nach  den  Untersuchungen  Hettners  hat  der  alte  Talboden 
der  Elbe  während  des  Erosionsstillstandes  etwa  40  m  über  dem  jetzigen 
gelegen,  bei  Pirna  also  etwa  in  140 — 150  m  Seehöhe,  und  Hettner 
vermutet,  daß  die  Bildung  dieser  flach  geneigten  Talböden  mit  dem 
Bestände  eines  Sees  im  Dresdner  Elbtalkessel  verknüpft  war.  Viel¬ 
leicht  entsprechen  den  Talterrassen  der  Sächsischen  Schweiz  die  Tal- 
Weitungen  der  erzgebirgischen  Nebenflüsse  südlich  von  Rottwerndorf 
und  Zuschendorf,  sowie  bei  Häselich,  Kreischa  und  Potschappel.  Von 
den  linksseitigen  Nebenflüssen  unterhalb  Briesnitz  zeigt  nur  der  Tal- 
boden  der  Wilden  Sau  deutliche  Gefällsbriiclie.  Von  der  Kreuzung  mit 
der  Staatsstraße  bei  Gauernitz,  wo  der  Saubach  in  die  Eibaue  Übertritt, 
folgen  sich  aufwärts  die  nachstehenden  Gef ällsverhältnisse : 


1375 

m 

1  :  92 

350 

1  :  35 

1000 

)) 

1  :  50 

450 

» 

1  :  45 

800 

1  :  26,7 

325 

» 

1  :  32,5  bis  zur  Neudeckmühle 

2000 

» 

1  :  50  bei  Klipphausen. 

Der  Hauptbruch  liegt  bei  etwa  200  m  Seehöhe. 

Verlängert  man  diese  letztere  Gefällslinie  abwärts,  so  erreicht  sie 
die  Stelle,  wo  das  Tal  die  Syenitscholle  verläßt,  etwa  an  der  Einmün¬ 
dung  des  Röhrsdorfer  Baches,  in  134  m  Seehöhe,  also  rund  34  m  über 
dem  jetzigen  Elbspiegel.  Dies  würde  mit  den  Ermittelungen  Hettners 
annähernd  im  Einklang  stehen.  Bei  den  anderen  Tälern,  die  wesentlich 
kürzer  sind  als  das  Saubachtai,  sind  die  alten  Talböden  wahrscheinlich 
schon  wieder  vollständig  abgetragen  worden,  da  die  Längsschnitte  nur 
undeutliche  oder  keine  Gefällswechsel  erkennen  lassen. 

Die  Veranlassung  zu  dem  Erosionsstillstande  muß  eine  Störung  im 
Abflüsse  gewesen  sein,  und  man  wird  vielleicht  nicht  fehlgehen,  wenn 
man  dafür  das  Inlandeis  der  dritten  Eiszeit  verantwortlich  macht, 
das  zwar  Sachsen  nicht  erreichte,  aber  die  von  Süden  nach  Norden 
ablaufenden  Wässer  anstaute.  Nach  dem  Rückzüge  dieses  letzten  In¬ 
landeises  senkte  sich  der  Wasserspiegel  nördlich  von  Meißen  wieder 
und  die  Tiefenerosion  setzte  von  neuem  ein.  Ob  in  dem  Absinken  der 
Eibauenscholle  während  des  Erosionsstillstandes  gleichzeitig  eine  Pause 
eintrat  oder  ob  dieser  Vorgang  seinen  ungestörten  Fortgang  nahm, 
vermag  ich  nicht  zu  sagen,  auch  kommt  hier  wenig  darauf  an.  Ich 
glaube  aber,  daß  die  langsame  Senkung  auch  während  des  Erosions¬ 
stillstandes  und  weiter  bis  zum  Ende  der  Diluvialzeit  anhielt. 

1)  Gebirgsbau  und  Oberfläcbengestaltung  der  Sächsischen  Schweiz  von 
A.  Hettner,  S.  101  und  104.  (Auch  enthalten  in  »Forschungen  zur  deutschen 
Landes-  und  Volkskunde«  von  A.  Kirchhoef,  2.  Bd.,  4.  Heft.) 


22 


L  Aufsätze  und  Mitteilungen. 


Gegen  Ende  der  Diluvialzeit,  als  die  Täler  annähernd  schon  die  heutige 
Tiefe  und  Form  erreicht  hatten,  kam  wohl  infolge  Aufzehrung  des  über¬ 
schüssigen  Gefälles  die  Tiefenerosion  wiederum  zur  Ruhe.  Während 
dieses  zweiten  Erosionsstillstandes  bildeten  sich  in  dem  Elbtalsee, 
dessen  Spiegel  sich  allmählich  in  dem  Maße  senkte,  als  die  Erosion  in 
dem  unterhalb  sich  anschließenden  Elbtal  fortschritt  und  die  den  Boden 
bildende  Elbauenscholle  einsank,  vor  den  Mündungen  der  Nebenflüsse 
die  unteren  Terrassen  und  auf  dem  übrigen  Seeboden  eine  ebene  Auf¬ 
schüttung  von  Talkies,  -sand  und  -lehm.  Mit  dem  weiteren  Verschwin¬ 
den  des  Inlandeises  nach  Norden  hin  ward  das  Klima  hier  in  Mittel¬ 
deutschland  trockner  und  niederschlagsärmer.  Infolgedessen  verringerte 
sich  die  Wasserführung  der  Flüsse  und  der  Elbtalsee  verschwand  all¬ 
mählich,  indem  sich  das  fließende  Wasser  auf  eine  schmale  Rinne  zu¬ 
sammenzog,  während  in  Einsenkungen  des  übrigen  Seebodens  stehendes 
Wasser  zurückblieb  und  einzelne  kleine  Seebecken  bildete,  die  nach  und 
nach  verlandeten,  von  denen  aber  einige  Reste  bei  Dresden  sich  bis 
in  die  historische  Zeit  hinein  erhielten. 

Jetzt  erst  trat  das  Ereignis  ein,  das  die  Stufen  und  Gräben  hervor¬ 
brachte.  Ein  gewaltiges  tektonisches  Beben  erschütterte  den  mittleren 
Teil  von  Sachsen.  Der  Boden  wurde  durch  zahllose  Spalten  zerrissen. 
Die  einzelnen  Schollenstücke  verschoben  sich  zum  Teil  gegeneinander, 
so  entstanden  die  Stufen.  An  anderen  Stellen  bildeten  sich  klaffende 
Spalten,  daraus  gingen  die  Gräben  hervor.  Man  sieht,  die  Stufen  und 
Gräben  sind  geologisch  sehr  junge  Gebilde.  Dafür  spricht  auch  schon 
der  gute  Erhaltungszustand.  Die  Denudation  hat  bis  jetzt  in  der  Haupt¬ 
sache  nur  die  ursprünglich  vorhanden  gewesenen  Unebenheiten  der 
Spaltenflächen  geglättet  und  die  klaffenden  Spalten  zum  Teil  aus¬ 
gefüllt.  Ein  Vergleich  zwischen  diesen  jungdiluvialen  Stufen  und  Gräben 
und  den  in  der  Neuzeit  durch  Erdbeben  entstandenen  Stufen  und  Gräben 
ist  sehr  zu  empfehlen.  Gute  Abbildungen  solcher  sind  aber  nur  selten. 
Ich  kann  nur  eine  anführen.  Diese  stellt  die  Geländestufe  dar,  die  sich 
im  Jahre  1891  im  Neotale  in  Japan  infolge  eines  heftigen  Erdbebens 
bildete1).  Zur  Vervollständigung  des  Bildes  über  den  Entwicklungs¬ 
gang  des  Elbtalkessels  will  ich  noch  eine  Bemerkung  über  den  Heide¬ 
sand  und  den  Gehängelehm  und  Gehängelöß  einschalten,  obwohl  beide 
Gebilde  für  die  vorliegende  Untersuchung  nicht  weiter  von  Belang  sind. 
Diese  Bildungen  sind  jünger  als  der  Geschiebelehm.  Ihre  Entstehungs¬ 
zeit  fällt  daher  in  die  zweite  Zwischeneiszeit,  die  dritte  Eiszeit  und  zum 
Teil  noch  in  die  Nacheiszeit.  Das  Material  wurde  wahrscheinlich  zum 
größeren  Teile  aus  trocken  gelegten  Glazialablagerungen  auf  der  Lausitzer 
Platte  durch  Nord-  und  Nordostwinde  an  den  Elbtalsee  herangeführt. 
Infolge  der  Windsichtung  kam  der  Sand  vornehmlich  am  Nordostufer, 
der  feine  Gesteinsstaub  dagegen  am  Südwestufer  zur  Ablagerung,  und 


D  Handbuch  der  Erdbebenkunde  von  A.  Sieberg,  S.  102. 


A.  Kampfrath  —  Die  Geländestufen  und  Geländegräben  usw.  23 

zwar  sowohl  im  See  selbst  als  Lehm  und  auf  den  trockenen  Ufer¬ 
flächen  als  Löß. 

Auf  der  Tabelle  S.  29  ist  die  Bildungsfolge  des  Elbtals  noch  ein¬ 
mal  übersichtlich  zur  Anschauung  gebracht  worden. 

Während  bisher  angenommen  wurde,  daß  die  Herausbildung  des 
Dresdner  Elbtalkessels,  dessen  erste  Anlage  durch  die  Lausitzer  Haupt¬ 
verwerfung  geschaffen  wurde,  nur  durch  Erosion  und  die  Verteilung 
der  Diluvialgebilde  darin  durch  die  abwechselnd  aufschüttende  und 
forträumende  Tätigkeit  des  Wassers  zustande  gekommen  sei,  bin  ich 
im  Verfolg  der  Untersuchung  der  Stufen  und  Gräben  zu  der  Ansicht 
geführt  worden,  daß  die  Tiefe  der  Höhlung  in  erster  Linie  auf  ein 
Absinken  der  Eibauenscholle  zwischen  der  alten  Lausitzer  Haupt¬ 
verwerfung  und  einer  später  gebildeten,  südlich  der  Elbe  hinziehenden 
Verwerfung  zurückzuführen  ist.  Dadurch  wird  die  auf-  und  ab  tragende 
Tätigkeit  des  Wassers  auf  ein  geringeres,  aber  wahrscheinlicheres  Aus¬ 
maß  beschränkt,  als  dies  bei  der  bisherigen  Annahme  der  Fall  ist.  Das 
Elbtal  wäre  sonach  nicht  nur,  wie  bereits  bekannt,  von  Cossebaude 
abwärts  bis  Meißen  ein  Graben,  sondern  auch  aufwärts  bis  Pirna  ein 
solcher.  Nur  der  Umstand,  daß  zwischen  Briesnitz  und  Leubnitz  die 
Erzgebirgsscholle  an  der  Abwärtsbewegung  der  Elbauenscholle  mehr 
oder  weniger  teilnahm,  hat  auf  dieser  Strecke  den  Grabencharakter  ver¬ 
wischt.  Die  Grabensenke  hat  sich  im  Südwesten  von  Dresden  zu  einem 
flachen  Kessel  über  den  südlichen  Bruchrand  hinaus  erweitert.  Nur 
die  Stufen  lassen  noch  die  Lage  der  unterirdischen  Bruchlinie  erraten. 
Erst  von  Leubnitz  an  tritt  der  Graben  deutlicher  in  die  Erscheinung. 
Die  bei  Strehlen  aus  den  Diluvialschichten  als  Hügel  auf  tauchenden 
Kreideschichten  scheinen  mir  der  Teü  der  Elbauenscholle  zu  sein,  der 
an  dem  südwestlich  vorbeiziehenden  Bruchrande  infolge  Klemmens 
hängen  geblieben  ist. 

Bei  der  Untersuchung  des  Schüttergebietes  des  sudetischen  Erd¬ 
bebens  am  10.  Januar  1901,  dessen  Epizentrum  zwar  nicht  hier  in  Mittel¬ 
sachsen,  sondern  in  Böhmen  lag,  das  aber  seine  Erschütterungswellen 
entlang  der  Lausitzer  Hauptverwerfung  bis  nach  Sachsen  herein  sandte, 
war  es  H.  Credner1)  auf  gef  allen,  daß  zwar  auf  der  Lausitzer  Granit¬ 
platte  nordöstlich  der  Hauptverwerfung  ein  allmählicher  Übergang  von 
dem  Gebiete  hoher  Schütterstärke  in  das  mit  geringer  Schütterstärke 
durch  die  Beobachtungen  nachzuweisen  war,  daß  aber  wider  Erwarten 
auf  der  Südwestseite  ein  solches  allmähliches  Abklingen  der  Schütter¬ 
stärke  nicht  festgestellt  werden  konnte.  Das  Gebiet  hoher  Schütter¬ 
stärke  breitete  sich  südwestlich  der  Hauptverwerfung  nur  auf  der  Eib¬ 
aue  aus.  Auf  dem  südwestlich  anstoßenden  Gebiete  haben  sich  nur 

1)  H.  Credner,  Das  sächsische  Schüttergebiet  des  sudetischen  Erdbebens 
vom  10.  Januar  1901,  Berichte  der  math.-phys.  Klasse  d.  Kgl.  Sachs.  Ges.  d. 
Wissenschaften  zu  Leipzig.  Sitzung  vom  4.  März  1901.  Herr  Prof.  Dr.  Kaleiowsky 
war  so  freundlich,  mich  auf  diese  Untersuchung  hinzuweisen. 


24 


I.  Aufsätze  und  Mitteilungen. 


äußerst  schwache  Erschütterungen  bemerkbar  gemacht.  Das  deutet 
auf  einen  lockeren  Zusammenhang  zwischen  diesem  Gebiete  und  der 
Eibaue  hin.  Die  von  mir  vermutete  Verwerfung  am  Südrande  der 
Elbauenscholle  gewinnt  dadurch  eine  weitere  Stütze.  Daß  die  Erdbeben¬ 
wellen  trotz  der  Lausitzer  Hauptverwerfung  ungeschwächt  auf  die  Elb¬ 
auenscholle  übergingen,  wird  erklärlich,  wenn  man  sich  erinnert,  daß 
die  Randteile  der  Granitplatte  auf  die  Kreideschichten  hinauf  geschoben 
sind  und  daher  mit  ihrem  Gewicht  auf  der  Elbauenscholle  ruhen. 

An  dieser  Stelle  will  ich  noch  einige  Betrachtungen  über  die  mecha¬ 
nischen  Kräfte  und  die  damit  zusammenhängenden  tektonischen  Vor¬ 
gänge  einflechten,  die  bei  der  Bildung  des  Dresdner  Elbtalkessels,  sowie 
der  Stufen  und  Gräben  nach  meiner  Ansicht  mitgewirkt  haben.  Um 
irrigen  Auffassungen  vorzubeugen,  will  ich  vorausschicken,  daß  ich 
mir  die  eigentlichen  gebirgsbildenden  Druckkräfte,  um  solche  handelt 
es  sich  zumeist,  und  die  durch  diese  Kräfte  hervorgerufenen  Schub¬ 
bewegungen  in  größerer  Tiefe  wirkend  denke.  Die  oberflächlichen, 
unserer  Einsicht  zugänglichen  Schichten  nehmen  in  der  Hauptsache 
nur  passiv  an  den  Be  wegungs  Vorgängen  der  Tiefe  teil.  Man  darf  sich 
daher  bei  der  Beurteilung  der  Kraftäußerungen  durch  die  Material¬ 
beschaffenheit  und  den  Zustand  der  Oberflächenschichten  nicht  täuschen 
lassen.  Diese  verhalten  sich  etwa  wie  der  Mörtelputz  auf  dem  Mauer¬ 
werk,  der  zur  Festigkeit  des  Mauerwerks  auch  in  keiner  Beziehung  steht. 
Weiter  nehme  ich  in  der  Erdkruste,  soweit  sie  eine  bruchlose  (plastische) 
Umformung  nicht  zuläßt,  außer  den  mehr  oder  weniger  seigeren  Klüften 
(Verwerfungsspalten)  auch  zahlreiche  flach  geneigte  Trennungsflächen 
\ Schubflächen)  an,  von  welchen  die  obersten  an  die  Erdoberfläche  her¬ 
austreten.  Die  Erdkruste  wird  dadurch  in  viele  übereinander  gelagerte 
keilförmige  Schollenstücke  (Schollenkeile)  zerlegt.  Es  ist  nun  ohne 
weiteres  klar,  daß  durch  die  gegenseitige  Verschiebung  dieser  Schollen¬ 
keile  der  obenauf  liegende  Keil  gehoben  oder  gesenkt  wird  oder  in  gleicher 
Höhe  liegen  bleibt,  j  e  nachdem  die  Summe  der  Keiidicken  nach  der  Ver¬ 
schiebung  größer  oder  kleiner  geworden  ist  oder  sich  nicht  geändert  hat. 

Infolge  einer  solchen  langsamen  Verschiebung  der  unterirdischen 
Schollenkeile  sank  die  Elbauenscholle  und  benachbarte  Teile  der  Erz- 
gebirgsscholle  (bei  Dresden),  diese  aber  in  geringerem  Maße  ein.  Aber 
auch  unter  dem  übrigen  nordöstlichen  Teile  der  Erzgebirgsscholle,  etwa 
bis  zur  Linie  Pirna — Tyssa  muß  sich  in  der  Tiefe  eine  solche  Absenkung 
vollzogen  haben,  der  aber  die  obersten  Schollen  infolge  eines  Schubes, 
der  die  Erzgebirgsscholle  gegen  die  Scholle  der  Sächsischen  Schweiz 
preßte,  die  ihrerseits  auf  der  anderen  Seite  an  der  Lausitzer  Granitplatte 
Widerstand  fand,  nicht  folgen  konnten.  Infolgedessen  müssen  sich  die 
Schubflächen  zu  niedrigen  Hohlräumen  geöffnet  haben.  Durch  eine 
plötzliche  Auslösung  der  Spannung,  vielleicht  infolge  Ausweichens  der 
Scholle  der  Sächsischen  Schweiz  nach  Osten  hin,  brach  die  wie  ein  Ge¬ 
wölbe  in  der  Schwebe  gehaltene  Decke  zusammen.  Ein  heftiges  Erd- 


A.  Kampfrath  —  Die  Geländestufen  und  Geländegräben  usw.  25 

beben  und  die  Bildung  der  Stufen  und  Gräben  an  der  Oberfläche  war 
die  natürliche  Folge  dieses  Vorganges.  Ich  vermute,  daß  dabei  auch 
die  Eibauenscholle  einen  kleinen  Sprung  abwärts  gemacht  hat,  worauf 
ich  noch  näher  zurückkomme. 

Während  des  Absinkens  der  Eibauenscholle  scheint  sich  gleich¬ 
zeitig  auf  der  Lausitzer  Seite  eine  beträchtliche  Lberschiebung  voll¬ 
zogen  zu  haben.  Der  Verlauf  der  Lausitzer  Hauptverwerfung  weist  bei 
Dittersbach  und  Großgraupe  (östlich  von  Pillnitz)  eine  auffällige  doppelte 
Knickung  auf.  Verschiedene  Anzeichen  haben  mich  auf  die  Vermutung 
gebracht,  daß  längs  einer  Linie,  die  man  durch  Verlängerung  der  Eichtung 
Großgraupe — Dittersbach  nach  NO.  hin  über  Harthau  und  Burckau 
hinaus  erhält,  der  westlich  gelegene  Teil  der  Lausitzer  Granitplatte 
etwa  um  den '  Betrag  der  Strecke  Dittersbach — Großgraupe  über  die 
Kluft  der  Lausitzer  Hauptverwerfung  hinweg  auf  die  Eibauenscholle 
hinauf  geschoben  worden  ist.  Die  Lausitzer  Hauptverwerfung  würde 
sonach  von  Dittersbach  ab  in  ihrer  bisherigen  Eichtung  Hohnstein — 
Dittersbach  unter  der  Granitplatte  hindurchziehen  und  wahrscheinlich 
im  Prießnitztai  bei  Klotzsche  wieder  auftauchen,  um  in  flachem  Bogen 
bis  Kötzschenbroda  weiterzuziehen  (Taf.  I,  Fig.  4).  Neben  einem  wag¬ 
rechten  Vorschub  scheint  das  nordwestlich  von  dem  Dittersbach- 
Burkauer  Querbruche  gelegene  Tafelstück  der  Granitplatte  (Eadeberger 
Tafelstück)  auch  eine  Senkung  erfahren  zu  haben,  denn  es  ist  auffällig 
niedriger  als  das  südöstlich  anstoßende  Tafelstück  (Stolpener).  Durch  das 
untere  Prießnitztai  bei  Dresden  und  in  dessen  Verlängerung  nach  NNO. 
über  Klotzsche — Hermsdorf — Okrilla  scheint  sich  übrigens  eine  zweite 
ähnliche  Querstörung  hinzuziehen.  Der  L^mstand,  daß  sich  das  obere 
Prießnitztai  in  der  Flucht  der  Lausitzer  Hauptverwerfung  zwischen 
Hohnstein  und  Dittersbach  erstreckt,  also  da,  w~o  ich  unter  dem  Granit 
die  Fortsetzung  der  Verwerfung  annehme,  hat  mich  zu  der  Annahme 
geführt,  daß  der  auf  die  Elbauenscholle  hinübergeschobene  Teil  (zwischen 
Klotzsche,  Großgraupe  und  Dittersbach)  über  der  unterirdisch  fort¬ 
laufenden  Hauptverwerfung  zwischen  Dittersbach  und  Klotzsche  abge¬ 
knickt  ist.  Taf.  I,  Fig.  12  soll  den  Vorgang  so,  wie  ich  mir  ihn  denke,  ver¬ 
anschaulichen.  Die  Veranlassung  zu  dem  Abknicken  kann  man  vielleicht 
darin  erblicken,  daß  die  Elbauenscholle  etwas  schneller  sank  als  das  an¬ 
stoßende  Tafelstück  der  Lausitzer  Granitplatte  und  die  aus  Plänern 
und  Mergeln  bestehenden  Kreideschichten  unter  der  Last  des  auflagern¬ 
den  Granites  nachgaben.  Aus  dem  Bruch  ist  dann  das  obere  Prießnitztai 
hervorgegangen.  Dieses  zwischen  den  beiden  Querstörungen  gelegene 
Eadeberger  Tafelstück  hat  wahrscheinlich  beim  Vorschieben  infolge 
seines  keilförmigen  LTmrisses  —  die  beiden  Querstörungen  sind  nicht 
parallel  —  auch  das  nordwestlich  sich  anschließende  Tafelstück  ver¬ 
drückt  und  auf  die  Meißner  Syenitscholle  etwas  hinaufgeschoben,  was 
dann  die  Bildung  der  auffallend  zahlreichen  Gräben  westlich  von  Bade¬ 
burg  zur  Folge  gehabt  hat  (s.  o.).  Da  ich  für  die  Gräben  als  ehemaligen 


26 


L  Aufsätze  und  Mitteilungen. 


Erdbebenspalten  eine  plötzliche  Entstehung  annehme,  so  ist  zu  folgern, 
daß  während  des  erwähnten  Erdbebens  das  Radeberger  Tafelstück 
mitsamt  dem  benachbarten  Radeburger  ebenfalls  ein  kurzes  Stück 
plötzlich  vorgerückt  ist. 

In  die  Verlängerung  der  Linie  Großgraupe — Dittersbach  fällt  zunächst 
bei  diesem  Orte  ein  Stück  der  Weßnitz,  dann  folgen  die  Wasserscheide 
zwischen  Röder  und  Weßnitz,  der  Grünebach  (rechter  Zufluß  der  We߬ 
nitz)  von  Harthau  ab  und  das  Burkauer  Wasser  bis  Ostro,  sowie  nord¬ 
westlich  neben  diesem  Bach  der  Südostrand  der  Kamenz — Elstraer 
Grauwackenscholle.  Besonders  auffällig  ist  es,  daß  bei  Ostro  auf  dem 
Südostufer  des  Burkauer  Wassers  eine  kleine  Grauwackenscholle  hegt, 
deren  Entfernung  von  der  Südecke  der  Kamenz — Elstraer  Scholle  eben¬ 
sogroß  ist  wie  der  Vorsprung  von  Dittersbach  bis  Großgraupe.  Das 
sieht  sonach  so  aus,  als  ob  die  kleine  Ostroer  Grauwackenscholle  der 
Rest  der  verschobenen  Fortsetzung  der  Kamenz — Elstraer  Scholle 
sei.  Weiter  kommt  auf  der  Strecke  zwischen  Großgraupe  und  Ditters¬ 
bach  unmittelbar  an  der  Verwerfungslinie  an  zwei  Stehen  Quarzporphyr 
in  Gangform  vor  (Taf.I,  Fig.  1  bei  17  und  18).  Die  Gesteinsbeschaffenheit 
weist  nach  der  Erläuterung  zu  Blatt  Pillnitz  nur  geringe  Verschieden¬ 
heiten  untereinander  auf.  Sollte  es  sich  hier  etwa  um  die  auseinander 
gerissenen  Teile  ein  und  desselben  Ganges  handeln?  Dann  hätte  man 
ein  ziemlich  genaues  Maß  für  den  Vorschub,  der  nach  der  Karte  rund  4  km 
betragen  würde.  Entlang  der  vermuteten  Querstörung  zwischen  Ditters¬ 
bach  und  Burkau  ziehen  sich  auch  größere  Ablagerungen  altdiluvialer 
Schotter  hin.  Das  läßt  auf  einen  alten  Tallauf  schließen.  Jetzt  hegt 
allerdings  die  Oberfläche  des  westlichen  Talstückes  wesentlich  niedriger 
als  die  Oberfläche  des  östlichen  Tafelstückes.  Nach  den  obigen  Dar¬ 
legungen  ist  aber  zu  berücksichtigen,  daß  diese  alten  Schotter  vor  dem 
Eintritt  der  großen  Senkung  im  Elbtalgebiete  abgelagert  worden  sind, 
als  auch  die  westhch  der  Querstörung  gelegenen  Teile  der  Lausitzer 
Granitplatte  noch  höher  lagen. 

Nach  E.  Suess  sind  Erzgebirge  und  Sudeten  als  Teile  eines  schwach 
bogenförmig  gekrümmten  karbonischen  Faltengebirges  anzusehen  (va- 
ristischer  Bogen).  Dieser  Bogen  scheint  infolge  Vergrößerung  der  Krüm¬ 
mung  hier  im  mittleren  Sachsen  eingeknickt  zu  sein.  Der  Knick  hatte 
die  Bildung  mehrerer  flach  nach  NO.  einfallender  Abscherungsflächen 
(die  Überschiebungsflächen)  zur  Folge,  auf  denen  sich  die  beiden  Bogen¬ 
teile  der  fortschreitenden  Krümmung  folgend  verschieben  konnten, 
und  zwar  schob  sich  der  östliche  Teil  über  den  westlichen,  dabei  gleich¬ 
zeitig  eine  Drehbewegung  im  Sinne  der  Uhrzeiger  vollführend.  Diese 
Schwenkung  der  starren  Scholle  führte  zu  Zerreißungen  quer  zur  Vor¬ 
wärtsbewegung  (die  oben  besprochenen  Querstörungen).  Die  Scholle 
zerfiel  dadurch  in  mehrere  nebeneinander  liegende  und  unter  sich  be¬ 
wegliche  Glieder  (Tafelstücke).  Während  nun  die  Scholle  der  Sächsischen 
Schweiz  das  andrängende  Stolpener  Tafelstück  in  der  Bewegung  auf- 


A.  Kampfrath  —  Die  Geländestufen  und  Geländegräben  usw.  27 

hielt,  wich  die  Elbauenscholle  nach  unten  aus,  so  daß  das  heranrückende 
Radeberger  Tafelstück  ungehindert  vorwärts  und  auf  die  Elbauen¬ 
scholle  hinauf  wandert  e. 

Zu  der  oben  ausgesprochenen  Vermutung,  daß  bei  dem  erwähnten 
Erdbeben  auch  die  Elbauenscholle  selbst  ein  Stück  weiter  eingesunken 
sei,  haben  mich  folgende  Tatsachen  geleitet.  Die  Müglitz  und  der  Lock¬ 
witzbach  biegen  beim  Übertritt  auf  die  Elbauenscholle  scharf  nach 
Osten  um  und  fließen  der  Elbe  schräg  entgegen.  Auch  beim  Kaitzbach 
sind  Anzeichen  für  ein  solches  Verhalten  in  früherer  Zeit  vorhanden. 
Die  Gottleuba  zeigt  umgekehrt  eine  scharfe  Umbiegung  nach  Westen. 
Der  Lockwitzbach  verfolgt  den  östlichen  Lauf  bis  zu  einem  alten,  ver¬ 
lassenen  Elbbette  bei  Meußlitz  und  benutzt  dann  dieses  in  nördlicher 
Richtung  bis  zur  Mündung  bei  Laubegast.  Ich  erkläre  mir  dieses  sonder¬ 
bare  Verhalten  dieser  Zuflüsse  folgendermaßen.  Infolge  des  Erdbebens 
senkte  sich  die  Elbauenscholle  plötzlich,  und  zwar  bei  Pirna  tiefer  als 
bei  Dresden.  Die  Folge  war  eine  Umkehrung  des  Oberflächengefälles 
in  das  Gegenteil.  Die  tiefste  Einsenkung  vermute  ich  bei  Pratzschwitz. 
An  dieser  Stelle  mag  sich  vielleicht  vorübergehend  ein  zweiter  See  ge¬ 
bildet  haben,  der  aber  einen  kleineren  Umfang  besaß  als  der  erste, 
damals  schon  verschwundene  See.  Die  erzgebir gischen  Zuflüsse  waren 
aber  gezwungen,  ihren  Lauf  auf  der  Elbauenscholle  nach  dieser  Ein¬ 
senkung  hin  zu  richten.  Gleichzeitig  hat  wahrscheinlich  auch  eine  Ver¬ 
schiebung  des  Elblaufes  selbst,  der  bis  dahin  mehr  in  der  Mitte  der  Scholle 
lag,  in  die  jetzige  Lage  am  Nordrande  stattgefunden.  Vielleicht  weil 
die  Elbauenscholle  an  dem  Nordrand  etwas  tiefer  einsank  als  am  Süd¬ 
rand.  Dabei  erinnere  man  sich  an  die  verschieden  große  Sprunghöhe 
bei  Großgraupe  und  bei  der  Pechhütte,  sowie  an  den  vermuteten  plötz¬ 
lichen  Vorschub  des  Radeberger  Tafelstückes.  Auf  diese  während  des 
Erdbebens  erfolgte  Stromverlegung  sind  möglicherweise  auch  die  ge¬ 
störten  Lagerungsverhältnisse  am  Albrechtsschloß  zurückzuführen. 
Das  Stück  des  alten  Elblaufes  zwischen  Meußlitz  und  Mügeln,  in  dem 
jetzt  der  Brüchiggraben  hinfließt,  hat  ein  Gefälle  nach  SO.  Auch  der 
Abfluß  des  Birkwitzer  Sees  und  der  Seegraben  bei  Seidnitz,  der  auch 
ein  Rest  des  alten  Elblaufes  ist,  haben  ein  östlich  gerichtetes  Gefälle. 
In  Niedersedlitz  zweigt  vom  Lockwitzbach  in  nördlicher  Richtung  da, 
wo  dieser  die  Umbiegung  nach  Osten  vollführt,  ein  Landgraben  ab, 
der  bei  Dobritz  in  den  alten  Elblauf  einmündet  und  in  diesem  weiter 
läuft.  Es  ist  nicht  ausgeschlossen,  daß  man  bei  Anlage  dieses  Grabens 
dem  damals  vielleicht  noch  deutlich  erkennbaren  alten  Lockwitzlaufe 
vor 'der  Ablenkung  gefolgt  ist. 

Von  einer  weiteren  Untersuchung  über  die  außerhalb  des  Elbtal¬ 
kessels  auf  der  Lausitzer  Platte  und  der  Erzgebirgsscholle  vorkommen¬ 
den  Stufen  Und  Gräben  sehe  ich  hier  ab,  da  die  vorliegende  Abhandlung 
in  der  Hauptsache  nur  den  Zweck  haben  soll,  auf  die  unbeachtet  ge¬ 
bliebenen  Gebilde  der  Stufen  und  Gräben  die  Aufmerksamkeit  der  Geo- 


28 


I.  Aufsätze  und  Mitteilungen. 


logen  hinzulenken  und  den  Nachweis  zu  bringen,  daß  diesen  Oberflächen¬ 
formen  eine  tiefere  Bedeutung  beizumessen  ist.  Diese  Gebilde  kommen 
jedenfalls  auch  in  anderen  Gegenden  vor,  wo  die  Bedingungen  für  ihre 
Entstehung  gegeben  waren.  Daß  dem  so  ist,  lehrte  mich  zufällig  eine 
Abbildung  im  Lehrbuch  der  Allgemeinen  Geologie  von  Kayser1),  die 
einen  Ausschnitt  aus  dem  Meßtischblatt  Bodheim,  und  zwar  die  Um¬ 
gebung  des  Gleiberges  im  Norden  von  Gießen  darstellt.  Die  Abbildung, 
die  selbst  einem  anderen  Zwecke  dient,  weist  auch  eine  Schar  Stufen 
auf.  Es  ist  nicht  ausgeschlossen,  daß  auch  in  der  Gegenwart  noch  Krusten¬ 
bewegungen  vor  sich  gehen,  die  sich  in  Verschiebungen  entlang  der 
Stufen  und  Gräben  äußern.  Ich  erinnere  hier  an  die  sächsischen  Erd¬ 
beben  von  Dippoldiswalde  (1877)  und  Hartmannsbach  bei  Gottleuba 
(1891),  sowie  an  die  in  den  letzten  Jahren  in  Dippoldiswalde  vorge¬ 
kommenen  Gebäudesenkungen.  Ich  empfehle  daher  bei  der  Wieder¬ 
holung  von  Höhenmessungen,  die  eine  längere  Beihe  von  Jahren  aus¬ 
einanderliegen,  etwa  aufgefundenen  Unstimmigkeiten  nachzugehen  und 
zu  untersuchen,  ob  etwa  Stufen  oder  Gräben  den  Messungszug  kreuzen 
oder  diesem  nahe  liegen.  Ist  dies  der  Ball,  so  wäre  die  Annahme  einer 
inzwischen  eingetretenen  Bodenbewegung  als  wahrscheinlich  anzu¬ 
nehmen.  Ferner  schlage  ich  vor,  bei  einigen  größeren  Stufenscharen 
oben  und  unten  Höhenfixpunkte  anzulegen  und  die  Höhenunterschiede 
in  größeren  Zeitabständen  sowie  nach  stärkeren  Erdbebenstößen  durch 
sorgfältige  Messung  feststellen  zu  lassen.  Im  Hinblick  auf  die  ver¬ 
muteten  Horizontalverschiebungen,  die  möglicherweise  ebenfalls  noch 
andauern,  halte  ich  auch  eine  Untersuchung  darüber  für  angezeigt,  ob 
die  Entfernungen  der  Dreieckspunkte  der  Landesvermessung,  die  auf 
verschiedenen  Seiten  der  Elbauenscholle  hegen,  eine  Abnahme  er¬ 
kennen  lassen  und  ob  sich  die  Dreieckswinkel  verändern.  Sollten  diese 
LTnt er suchungen  positive  Werte  ergeben,  so  bestände  die  Möglichkeit, 
hieraus  ungefähre  Zeitangaben  für  die  Eiszeiten  abzuleiten  unter  der 
Annahme  stetiger  und  gleichförmiger  Bewegung  und  unter  Vernach¬ 
lässigung  der  durch  Erdbeben  hervorgerufenen  plötzlichen,  der  Größe 
nach  unbekannten  Verschiebungen.  Zum  Schlüsse  will  ich  nicht  ver¬ 
fehlen  darauf  hinzuweisen,  daß  beim  Aufsuchen  von  Wasser  die  Be¬ 
achtung  der  auf  dem  Gelände  vorhandenen  Stufen  und  Gräben  von 
Nutzen  sein  kann. 


i)  2.  Auflage  1905,  S.  577. 


Geologische  Rundschau.  Bd.  IX 


Ho  tr 


Kampfrath. 


Verlag  von  Wilhelm  Engelmann  in  Leipzig. 


A.  Kampfrath  —  Die  Geländestufen  und  Geländegräben  usw. 


29 


II.  Besprechungen. 


Das  Klimaproblem  der  permokarbonen  Eiszeit 
unter  besonderer  Berücksichtigung  der 
Forschungen  Fritz  v.  Kerners. 

Von  Dr.  W.  R.  Eckardt  (Essen). 

Es  ist  eine  unumstößliche  Tatsache,  daß  in  keiner  geologischen 
Periode,  auch,  nicht  in  der  wärmsten,  ein  vollkommen  gleichförmiges 
Tropenklima  vom  Äquator  bis  zu  den  Polen  vorhanden  gewesen  sein 
kann.  Denn  bei  der  Kugelgestalt  der  Erde  können  zonale  Klimaunter¬ 
schiede  nicht  erst  ein  Merkmal  der  jüngsten  geologischen  Epochen  sein: 
immer  trafen  die  Sonnenstrahlen  das  Tropengebiet  unter  steilem,  die 
Polargegenden  unter  flachem  Winkel,  und  daher  war  stets  die  zuge¬ 
strahlte  Wärme,  die  ein  Quadratmeter  Land  von  der  Sonne  erhielt, 
abhängig  von  der  geographischen  Breite.  Wenn  dennoch  in  den  warmen 
Erdperioden  tropische  Pflanzen  bis  in  die  Nähe  der  Polarkreise  in  den 
mildesten,  begünstigtsten  Landstrichen,  ebenso  wie  vielfach  auch  große 
wechselarme  Reptilien,  vorkamen,  so  beweist  das  nur,  daß  die  größere 
Gleichmäßigkeit  des  Erdenklimas  in  den  warmen  Perioden  die  in  der 
Gegenwart  vorhandene  starke  Akzentuierung  des  Tropenklimas  ver¬ 
hinderte,  und  daß  das  Klima  in  höheren  Breiten  wenigstens  insofern 
»tropisch«  war,  als  die  Winter  sehr  mild  und  wohl  völlig  frostfrei  waren 
und  somit  einen  Kosmopolitismus  der  damaligen  Organismen  ermög¬ 
lichten. 

Man  kann  demnach,  wie  schon  E.  Philippi1)  treffend  bemerkt, 
nicht  von  einer  Ausbildung  von  Klimazonen  reden,  die  in  einer  gewissen 
Epoche  eingesetzt  haben  soll,  sondern  nur  von  einer  schärferen  Heraus¬ 
prägung  und  Verstärkung  bereits  vorhandener  Temperaturunterschiede. 
»Die  Forderung,  daß  es  erst  seit  der  Kreidezeit  khmatische  Verschieden¬ 
heiten  gäbe«,  bemerkt  Er.  v.  Kerner2)  treffend,  »schiene  fast  gleich¬ 
bedeutend  mit  dem  kühnen  Postulat,  daß  die  Gesetze  der  Physik  der 
Atmosphäre  erst  seit  der  Kreidezeit  bestünden. «  Zonenbildung  mußte 
aber  eintreten,  wenn  die  Temperaturen  aus  Gründen,  die  übrigens 

V)  Über  einige  paläoklimatische  Probleme.  Neues  Jahrbuch  für  Mineralogie 
und  Paläontologie.  Beilageband  29,  1910. 

2)  Bemerkung  zu  »Carlos  Bürckhardt:  Sur  le  climat  de  Fepoque  juras- 
sique«.  Verh.  d.  k.  k.  geol.  Reichsanstalt.  Wien  1907.  Nr.  16.  S.  385. 


Dr.  W.  R.  Eckabdt  —  Das  Klimaproblem  der  permokarbonen  Eiszeit  usw.  31 


durchaus  auf  der  Erde  selbst  zu  suchen  sind,  an  der  gesamten  Erd¬ 
oberfläche  sich  senkten,  so  daß  sich  in  den  höheren  Breiten  die  Bedin¬ 
gungen  für  stärkeren  Schneefall  einstellen  konnten.  Durch  die  stärkere 
Reflexion  der  Schneedecke  werden  aber  die  Wintertemperaturen  tief 
herabgedrückt,  während  im  Frühjahr  ein  großer  Teil  der  Sonnen  wärme, 
der  in  schneefreien  Gebieten  der  Erwärmung  der  Luft  und  des  Landes 
zugute  kommt,  zum  Schmelzen  von  Eis  und  Schnee  verbraucht  wird. 

Ferner  wird  in  den  kühlen  Erdperioden  von  den  höheren  Breiten, 
insbesondere  von  den  vereisten  Polarzonen  aus,  der  Weltozean  nicht  nur 
auf  großen  Teilen  seiner  Oberfläche,  sondern  auch  in  seiner  gesamten 
Tiefe  abgekühlt,  so  daß  schließlich  auch  die  Tropen  auf  Umwegen 
(durch  kalte  Auftriebwässer)  nicht  unbeeinflußt  bleiben  von  den  Wir¬ 
kungen  der  polaren  Kälte.  Wenn  dagegen  die  Bedingungen  für  die  Ent¬ 
stehung  größerer  Eismassen  an  den  Polen  fehlen,  muß  sich  auch  der 
Weltozean  erwärmen  und  somit  seines  abkühlenden  Einflusses  ver¬ 
lustig  gehen;  er  wird  im  Gegenteil  sogar  zu  einem  Wärmespeicher  für 
die  höheren  Breiten,  zumal  wenn  wir  bedenken,  daß,  wenn  ein  geringer 
Anstoß  zur  Erhöhung  der  Temperatur  gegeben  ist,  die  weitere  Steigerung 
etwa  im  Quadrat  der  ursprünglichen  Bewegungsgeschwindigkeit  erfolgt. 
Daher  die  milden  Klimate  der  höheren  Breiten  in  den  warmen  Perioden, 
die  gewissermaßen  die  Regel  für  die  Vergangenheit  der  Erde  sind.  Darin 
ist  aber  auch  die  Tatsache  begründet,  daß  roter  Tiefseeton  unter  den 
Sedimenten  der  Erde  so  selten  ist.  Denn  er  kann  sich  nur  unter  dem 
oxydierenden  Einfluß  der  kalten  Tiefenwasser  bilden,  die  ihrerseits 
wiederum  eben  nur  dann  existieren  können,  wenn  die  Polar  gebiete 
vereist  sind.  Bis  in  die  Tiefen  weit  entlegener  Meere  hin  macht  sich 
demnach  der  Einfluß  der  polaren  Eispanzer  bemerkbar  ;  ja,  es  gibt  wohl 
kaum  eine  Erdstelle,  die  nicht  von  irgendwelchen  Einflüssen  der  Ab¬ 
kühlung  zur  Zeit  der  großen  Vereisungen  betroffen  worden  wäre,  wenn 
wir  sie  jetzt  auch  noch  nicht  immer  einwandfrei  nach  weisen  können. 
Am  auffälligsten  ist  dieser  Einfluß  wohl  in  subtropischen  Breiten  an 
den  Westküsten  der  Kontinente,  wo  die  ablandigen  Passate  das  kalte 
Tiefenwasser  an  die  Oberfläche  befördern.  In  den  warmen  Erdperioden 
dagegen  konnte  in  diesen  Gegenden  keine  derartige  negative  Tem¬ 
peraturanomalie  vorhanden  sein. 

Bei  dieser  Gelegenheit  sei  noch  gestattet,  eine  kritische  Bemerkung 
über  die  paläoklimatologische  Forschung  auf  geographischer  Grundlage 
einzuschalten.  Diese  deduktive  Methode  in  der  Paläoklimatologie  ist 
vor  allem  deshalb  sehr  wichtig,  weil  wir  lediglich  mit  ihrer  Hilfe  den 
Verlauf  der  Windströmungen  und  die  Temperaturverhältnisse  festzu¬ 
stellen  vermögen,  und  zwar  durch  gewisse  allgemeine  Grundsätze  über 
Verteilung  von  barometrischen  Tiefdruck-  und  Hochdruckgebieten  unter 
der  angenommenen  Festland-  und  Meeresverteilung  nach  analogen  heu- 
.  tigen  Verhältnissen.  Es  ist  aber,  wie  v.  Keüner,  der  erfolgreichste 
Forscher  auf  paiäoklimatologischem  Gebiet,  selbst  meint,  mehr  als  frag- 


32 


II.  Besprechungen. 


lieh,  ob  die  auf  Grund  der  ehemaligen  Festlandverteilung  berechnete 
Wärmeverteilung  und  die  daraus  abgeleiteten  Formeln  die  Temperatur¬ 
verhältnisse  der  höheren  Breiten  speziell  in  den  warmen  Epochen  nicht 
zu  ungünstig  darstellen,  da  sie  ja,  »auch  wenn  man  sie  auf  von  den 
heutigen  abweichende  Verhältnisse  anwendet,  doch  noch  die  Zustände 
der  Gegenwart  widerspiegeln«,  d.  h.  eben  die  winterlichen  Effekte  der 
großen  Vereisungen  der  höheren  Breiten  in  der  Gegenwart;  und  das  ist 
zweifellos  der  Fall ! 

Jede  stärkere  Abkühlung  des  irdischen  Klimas  muß  sich  nun,  wie 
gesagt,  zuerst  und  am  deutlichsten  stets  an  den  Polen  oder  doch  an 
klimatisch  sehr  ungünstigen  Stellen  in  nicht  allzu  weiter  Entfernung 
von  diesen  zeigen.  Es  ist  daher  ausgeschlossen,  daß  jemals  auf  der  Erde 
eine  Abkühlung,  die  zur  Bildung  großer  Binnenlandeismassen,  deren 
Enden  zum  Teil  ins  Meer  kalben,  führen  mußte,  in  den  Tropen  oder 
gar  in  den  trockenen  Passatzonen  ihren  Anfang  hätte  nehmen  oder  auf 
diese  hätte  beschränkt  bleiben  können,  während  die  höheren  Breiten 
überhaupt  nicht  merklich  von  jener  Abkühlung  betroffen  worden  wären. 
Auch  wäre  es  gar  nicht  einzusehen,  warum  sich  gerade  die  Tropen  ab¬ 
gekühlt  haben  sollten  bis  zum  nivalen  Klima  selbst  in  manchen  Teilen 
ihrer  Niederungen,  während  doch  die  Polargegenden  gar  nicht  kalt 
gewesen  wären,  also  auch  den  Ozean  gar  nicht  stärker  hätten  abkühlen 
können.  Eine  tropische  Vergletscherung,  nach  Analogie  der  polaren 
Vereisungen,  mit  zu  gewissen  Zeiten  des  Jahres  tief  unter  dem  Gefrier¬ 
punkt  liegenden  Temperaturen,  wie  es  in  den  permokarbonen  Gletscher¬ 
gebieten  zum  Teil  selbst  im  Meeresniveau  der  Fall  gewesen  war,  ist 
aber,  wie  v.  Kerner  selbst  bemerkt,  bei  der  heute  der  Erde  von  der 
Sonne  zugestrahlten  Wärmemenge  undenkbar1).  Denn  um  unter  den 
gegenwärtigen  geographischen  Verhältnissen  auf  einem  so  un¬ 
geheuren  Gebiete  große  Inlandeismassen,  die  selbst  innerhalb  der 
Wendekreise  stellenweise  unter  Begleitung  starker  Frosterscheinungen2) 
das  Meer  erreichten,  ins  Dasein  zu  rufen,  müßte  die  heutige  Schnee¬ 
grenze  vielfach  über  3000  Meter  herabgesenkt  werden,  so  daß  nur  wenige 
Teile  der  Erdoberfläche  einer  allgemein  werdenden  Vereisung  entgehen 
würden. 

Ziemlich  allgemein,  mit  wenigen  Ausnahmen,  betrachtet  man  nun, 
wie  auch  Semper3)  bemerkt,  die  permokarbonen  Gletscherherde  zwar 
als  hochliegende  Landschaften,  und  die  Tektonik  der  nach  der  Richtung 
des  Eisschubs  als  Herd  in  Betracht  kommenden  Gebiete  verleiht  dieser 


x)  Das  paläoklimatische  Problem.  Mitteilungen  der  Geologischen  Gesellschaft. 
Wien  II,  1911.  S.  285. 

2)  Vgl.  Fig.  185  in  J.  Walther,  Geschichte  der  Erde  und  des  Lebens. 
Leipzig  1908.  S.  348,  bzw.  Fig.  7  in  W.  R.  Eckardt,  Das  Klimaproblem  der  geo¬ 
logischen  Vergangenheit  und  historischen  Gegenwart.  Braunschweig  1909.  S.  29. 

3)  Geologische  Rundschau,  Bd.  I.  Leipzig  1910.  S.  66  (Das  Ivlimaproblem 
der  Vorzeit). 


Dr.  W.  R.  Eckardt  —  Das  Klimaproblem  der  permokarbonen  Eiszeit  usw.  33 

Annahme  eine  Stütze,  so  daß  man  es  dann  jedenfalls  in  Indien  und 
Australien  mit  einem  relativ  steilen  Gefälle  der  Gletseherbahn,  mit 
rasch  vorwärts  gedrängten  Eismassen  und  demnach  auch  mit  reich¬ 
lichen  Niederschlägen  auf  den  speisenden  Firnfeldern  zu  tun  hatte. 
Das  hat  zweifellos  für  die  Entstehung  einer  Anzahl  permokarbonischer 
Eisherde  auch  seine  Gültigkeit.  Allein  es  dürfte  sicher  sein,  daß  ein 
anderer  großer  Teil  der  permokarbonen  Gletschergebiete  nicht  nur  zum 
Teil  in  den  Küstengebieten,  sondern  auch  auf  weiten  Strecken  des 
Binnenlandes  in  nur  geringer  Meereshöhe  lag,  weil  eben  die  Aussichten, 
solche  Moränen  der  älteren  Perioden  anzutreffen,  sehr  gering  sind,  da 
die  überhöhten  Teile  der  Erdrinde  mit  allen  ihren  Bergen,  Tälern  und 
Ablagerungen  .am  ehesten  der  Abtragung  anheimgefallen  und  von  der 
Erdoberfläche  verschwunden  sind.  Erst  wenn  die  Moränen  in  tief  ge¬ 
legenen  Gegenden  oder  irgendwelchen  Akkumulationsgebieten  abgelagert 
wurden,  wo  sie  der  Abtragung  nicht  ausgesetzt,  sondern  von  anderen 
Sedimenten  überschichtet  wurden,  hatten  sie  Aussicht,  sich  lange  zu 
erhalten.  Darum  ist  es  auch,  wie  Ramsay1)  mit  Recht  meint,  schon 
a  priori  wahrscheinlich,  daß  die  noch  existierenden  glazialen  Bildungen 
der  fernliegenden  geologischen  Perioden  von  Inlandeismassen  in  tief¬ 
liegenden  Gegenden  abgeladen  sind,  und  eben  deswegen  ist  ihre  Beweis¬ 
kraft  für  die  Klimafrage  um  so  größer.  Zugleich  ist  aber  auch,  wie 
Philippi  meint,  denkbar,  daß  auch  in  unseren  Breiten  rotliegende 
Glazialbildungen  vorhanden  waren,  die  aber  sehr  bald  wieder  zerstört 
wurden.  »Dies  mußte  sogar  der  Fall  sein,  wenn  die  Glazialsedimente 
höher  gelegene  Teile  der  Festländer  bedeckten,  die  später  keine  Senkung 
erfuhren,  oder  wenn  die  Gebiete  der  jungpaläozoischen  Vereisung  ge¬ 
hoben  wurden.  Wenn  das  alpine  Gebiet  nicht  nachträglich  gesenkt 
wird,  so  werden  sich  von  seinen  ausgedehnten  quartären  und  rezenten 
Glazialablagerungen  im  besten  Falle  geringe  Reste  am  Südrande  der 
Alpen  erhalten.  Wenn  aber  permisches  Glazial  in  so  großer  Verbreitung 
besonders  in  niederen  Breiten  bekannt  ist,  so  hat  das  seinen  Grund 
darin,  daß  es  hier  durch  tiefe  und  langandauernde  Senkungen  vor  früh¬ 
zeitiger  Zerstörung  geschützt  wurde. «  Jedenfalls  dürften  diese  Senkungen 
mit  der  bedeutenden  Intensität  des  jungpaläozoischen  Gebirgsbildungs¬ 
prozesses  in  Verbindung  zu  bringen  sein  und  überdies  noch  eine  gute 
Erklärungsmöglichkeit  für  das  schnelle  Schwinden  der  permokarbonen 
Schneezeit  bieten,  wie  andererseits  die  teilweise  bis  an  das  Meeresniveau 
Teichende  Gletscherausdehnung  selbst  in  relativ  niederen  Breiten  damit 
im  Zusammenhang  stehen  dürfte,  daß  die  den  permokarbonen  Gletscher¬ 
anhäufungen  vorauf  gegangenen  Gebirgsbildungen  weit  breitere  Zonen 
umfaßten  als  die  tertiären  Faltungen,  die  der  diluvialen  Eiszeit  voran¬ 
gingen. 

B  Orogenesis  und  Klima.  Oefversigt  of  Finska  Vetenskaps  Societetens  För- 
-  handlinger  52,  1909/1910,  Aft.  A,  No.  11,  S.  25.  Vgl.  auch  E.  Phillippi,  Über 
einige  paläoklimatische  Probleme,  a.  a.  0.,  S.  129. 

Geologische  Rundschau.  IX. 


3 


34 


II.  Besprechungen. 


Es  fragt  sich  nun,  ob  die  perrnokarbone  Eiszeit  im  geologischen 
Klimaproblem  insofern  etwa  eine  Ausnahmestellung  einnimmt,  als  die 
Annahme  einer  Polverschiebung  oder  von  großen  Krustenwanderungen 
zu  ihrer  Erklärung  unbedingt  notwendig  erscheint. 

Was  die  Geologen  und  Klimatologen  für  die  Hypothese  einer  Pol¬ 
verlagerung  bzw.  von  Wanderungen  der  Erdkruste  zur  Permokarbon- 
zeit  einnehmen  konnte  oder  mußte,  war  vor  allem  der  Ideengang  Pencks. 

A.  Penck,  der  1900  eine  sehr  wertvolle  Abhandlung1)  über  die  Eis¬ 
zeiten  Australiens  veröffentlicht  hat,  ist  in  einer  späteren  Abhandlung2) 
sicherlich  im  Irrtum,  wenn  er  meint,  daß  die  Annahme  einer  bloßen 
Veränderung  in  der  Verteilung  von  Wasser  und  Land  ein  Inlandeis  am 
Saume  der  Tropen  keineswegs  erklärlich  mache,  weil  wir  gerade  in  der 
Nähe  der  Wendekreise  heute  so  verschiedene  Gruppierungen  von  Wasser 
und  Land  hätten,  daß  wir  uns  kaum  eine  weitere,  für  die  Entwicklung 
von  Vergletscherungen  günstigere  vorstellen  könnten.  Dieselbe  höchst 
merkwürdige  Ansicht  hat,  jedenfalls  in  voller  Anlehnung  an  Pence, 
auch  E.  Plnbippi3)  geäußert.  Penck  kommt  dann  auf  die  klimatischen 
Verhältnisse  am  Himalaya,  bzw.  auf  die  des  tibetanischen  Hochlandes, 
zu  sprechen,  die  der  Gletscherbildung  ungünstig  seien.  Allein  dieser 
letztere  von  Penck  vorgebrachte,  an  sich  meteorologisch  und  klimato- 
logisch  einwandfreie  Begründungs  versuch  paßt  in  keiner  Weise  auf 
unseren  Gegenstand.  Denn  der  Himalaya,  am  allerwenigsten  das  tibe¬ 
tanische  Hochland,  sind  insofern  kein  gutes  Schulbeispiel  für  unsere 
Sache,  weil  diese  Gebirgsmassen  ja  nirgends  an  das  Meer  heranreichen. 
Vor  allem  steht  der  Himalaya  —  und  das  ist  der  springende  Punkt  — 
gerade  an  seiner  polaren  Seite  mit  einem  Meere  überhaupt  nicht  in 
direkter  Beziehung  oder  in  Wechselwirkung.  Im  Gegenteil:  die  größte 
Kontinentalmasse  der  Erde  dehnt  sich  in  seinem  Kücken  aus.  Es  ist 
aber  die  Wahl  des  Beispieles  mit  dem  tibetanischen  Hochland  und 
seinem  Südwall,  dem  Himalaya,  vor  allem  auch  aus  dem  Grunde  keine 
glückliche,  weil  die  diesem  Gebirge  bzw.  Plateauland  eigenen  Gletscher 
größtenteils  äquatorwärts  und  nicht  polwärts  abströmen,  wie  es  in  den 
Hochgebirgen  der  permokarbonen  Passatzonen  im  Gegensatz  hierzu 
meist  der  Fall  war.  Zudem  liegt  Tibet  im  Kegenschatten  des  Himalaya. 
Da  aber  der  Himalaya  im  gegenwärtigen  Erdbilde  das  einzige  Gebirge 
ist,  welches  an  der  Grenze  der  Passatzone  etwa  den  Breitekreisen  einiger¬ 
maßen  parallel  verläuft,  so  wird  die  Behauptung  Pencks  und  die  Phi- 
lippis,  daß  wir  gerade  in  der  Nähe  der  Wendekreise  in  der  Gegenwart 
die  verschiedensten  Gruppierungen  von  Wasser  und  Land  hätten,  voll¬ 
kommen  hinfällig. 

Was  zunächst  die  Hypothese  der  permokarbonen  Eiszeit  in  ihrem 

x)  Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin. 

2)  Südafrika  und  die  Sambesifälle.  Geogr.  Zeitschrift  1906,  S.  609/10. 

3)  »Die  permische  Eiszeit«  im  Zentralblatt  für  Mineralogie,  Geol.  u.  Paläont.  . 
1908,  Heft  12. 


Dr.  W.  R.  Eckardt  —  Das  Klimaproblem  der  permokarbonen  Eiszeit  usw.  35 

Verhältnis  zu  den  absoluten  Polverschiebungen* 1)  anlangt,  so  bat  bereits 
NeumaVr  gezeigt,  daß,  wie  man  auch  immer  die  Erdachse  drehen  und 
wenden  mag,  stets  verschiedene  Teile  des  großen  permokarbonen  Glet¬ 
schergebietes  in  die  Äquatorialzone  fallen  würden;  ja,  man  käme  schlie߬ 
lich  zu  dem  widersinnigsten  aller  Schlüsse,  daß  die  Polargegenden  damals 
warmes  und  die  Äquatorialgegenden  kaltes  Klima  gehabt  hätten.  Ganz 
anders  aber  ist  es,  worauf  Penck  hinweist,  wenn  wir  den  Fall  von  rela  - 
tiven  Polverschiebungen  annehmen.  Die  Antipodenpunkte  der  drei 
Gebiete  permokarboner  Vergletscherungen  fallen  ins  Meer:  in  den  nörd¬ 
lichen  und  südlichen  Stillen  Ozean  und  in  den  nördlichen  Atlantischen 
Ozean ;  sie  gewähren  also  kein  Material  zur  Entscheidung  unserer  Frage ; 
aber  im  Dreieck  zwischen  jenen  drei  Antipodenpunkten  liegt  Land, 
nämlich  Mittelamerika,  und  hier  ist  nicht  die  leiseste  Spur  einer  permo¬ 
karbonen  Vergletscherung  zu  finden.  Allein  auf  diese  Tatsache  bezug¬ 
nehmend,  meint  daher  A.  Penck2),  daß  die  Bewegung  der  Erdkruste 
in  horizontalem  Sinne  als  eine  ernsthaft  in  Erwägung  zu  ziehende  Ar¬ 
beitshypothese  ins  Auge  gefaßt  werden  müßte.  Doch  befindet  sich  hier 
Penck  nur  sehr  bedingt  im  Recht,  ganz  abgesehen  davon,  daß  die  An¬ 
nahme  von  Polverschiebungen  oder  Krustenwanderungen  für  die  Paläo- 
klimatologie  niemals  das  sein  kann,  was  man  unter  »Arbeitshypo¬ 
these  «  zu  verstehen  hat.  Das  haben  neuerdings  Semper  und  v.  KerJner 
ausführlich  gezeigt.  Wir  kommen  weiter  unten  noch  hierauf  zu 
sprechen. 

Zunächst  ist  der  Einwand  Pencks,  daß  bei  einer  mittleren  Lage  des 
Südpoles  zwischen  Südafrika,  Indien  und  Australien  der  Gegenpol  in 
Gebiete  zu  liegen  käme,  in  denen  bisher  keinerlei  Glazialerscheinungen 
paläozoischen  Alters  nachgewiesen  werden  konnten,  nicht  stichhaltig. 
Denn  es  wäre  nach  Fr.  v.  KerIner3)  sehr  wohl  möglich,  daß  manche 
Gebiete,  deren  permische  Schichten  keine  Glazialspuren  enthalten,  dem 
damaligen  Südpole  näher  gelegen  hätten  als  andere,  in  deren  gleich¬ 
altrigen  Schichten  Grundmoränen  Vorkommen.  Der  Gegenpol  einer 
polaren  Vergletscherung  mußte  nämlich  nicht  unbedingt  ebenfalls  ver¬ 
gletschert  gewesen  sein;  er  hätte  infolge  einer  günstigen  Konfiguration 
des  betreffenden  Gebietes  sehr  wohl  auch  eisfrei  sein  können.  »Würde 

c 

1)  Unter  absoluter  Polverschiebung  hat  man  eine  einheitliche  Drehung  des 
ganzen  Erdkörpers,  also  eine  Verlagerung  der  Rotationsachse  mit  dem  Erdkörper, 
der  sich  hierbei  wie  eine  homogene  Kugel  verhalten  würde,  zu  verstehen,  so  daß 
der  Äquator  andere  Länder  schneidet  und  die  Änderungen  für  Antipodenpunkte 
entgegengesetzter  Art  sind,  was  bei  einer  Verschiebung  der  Erdkruste  gegenüber 
dem  Erdkern  (relative  Polverschiebung)  nicht  unbedingt  erforderlich  ist. 

2)  Südafrika  und  die  Sambesifälle.  Geogr.  Zeitschr.  1906,  S.  609/10.  Vgl. 
auch  die  sehr  beachtenswerte  Abhandlung  von  A.  Penck  über  die  Eiszeiten  Austra¬ 
liens  in  Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin  1900. 

8)  »Sind  Eiszeiten  durch  Polverschiebungen  zu  erklären?  «  Bemerkungen  zu 
W.  Eckardts  »Klimaproblem«.  Verh.  d.  k.  k.  geol.  Reichsanstalt.  Wien  1909. 
Xr.  12. 


3* 


36 


II.  Besprechungen. 


ein  großer  Teil  des  heutigen  Südpolarkontinentes  versinken  und  wären 
in  einer  kommenden  Epoche  nur  in  Grahamland,  Südgeorgien  und  Pata¬ 
gonien  Glazialablagerungen  der  Gegenwart  zu  beobachten,  so  käme  der 
Antipodenpunkt  des  Zentrums  dieser  Vergletscherung  in  die  Mitte  eines 
weiten  Gebietes  zu  liegen,  dessen  gleichaltrige  Schichten  gar  keine 
Gletscherspuren  zeigen,  nämlich  in  die  Gegend  von  Ostsibirien.  Gleich¬ 
wohl  wäre  es  dann  nicht  berechtigt,  aus  diesem  Umstand  den  Schluß 
zu  ziehen,  daß  jene  Vergletscherung  keine  in  höheren  Breiten  ausgedehnte 
gewesen  sein  könnte.«  Und  ein  weiteres  Beispiel  führt  v.  Keüner1) 
an:  »Würden  uns  die  heutigen  Verhältnisse  als  Zeugen  einer  ferneren 
Vergangenheit  entgegentreten,  und  wollte  man  daraus,  daß  im  Himalaya 
Glazialablagerungen  vorhanden  sind,  im  Werchojanskischen  Gebirge 
aber  fehlen,  den  Schluß  ziehen,  daß  das  letztere  das  vom  Pol  entferntere 
gewesen  sei,  so  würde  das  sehr  falsch  sein.« 

Schließlich  ist  aber  auch,  wie  v.  Kerner2)  meint,  die  Annahme  einer 
Polverlagerung  in  20°  S.  und  80°  E.  L.  v.  Gr.  — -  also  auch  die  Wegener- 
sche  Verschiebungshypothese  —  nicht  imstande,  das  Rätsel  der  permo- 
karbonen  Eiszeit  verständlicher  zu  machen:  »Projiziert  man  das  Frech - 
sche  Erdbild  zu  Ende  des  Karbons  auf  die  ebenerwähnte  Pollage,  so 
hätte  man  einen  sehr  ausgedehnten  Kontinent,  der  die  gesamte  Polar¬ 
kappe  umfassen  und  größtenteils  noch  weit  über  deren  Grenzen  in 
mittlere  und  zum  Teil  noch  in  niedrigere  Breiten  hinabreichen  würde. 
Es  würden  gerade  in  diesem  Falle  überhaupt  gar  keine  Polarströme 
zur  Abkühlung  der  Subtropen  vorhanden  sein,  während  sie  bei  Bei¬ 
behaltung  der  jetzigen  Koordinaten  nur  dann  in  Wegfall  kämen,  wenn 
die  Blütezeit  der  wärmeliebenden  Fusulinen  in  den  hochnordischen 
Meeren  mit  der  altdyadischen  Eiszeit  zeitlich  zusammenfiele3).  Da¬ 
gegen  würden  die  fraglichen  Vergletscherungsgebiete  bei  der  gedachten 
Pollage  und  Landverteilung  unter  dem  Einflüsse  äquatorialer  Strömungen 
stehen,  während  bei  Beibehaltung  der  jetzigen  Koordinaten  und  An¬ 
nahme  eines  riesigen  Gondwanalandes  auf  der  Osthalbkugel  über¬ 
haupt  gar  keine  Äquatorialströme  zur  Erwärmung  der  Subtropen 
vorhanden  wären.  Wenn  jetzt  die  Antarktis  tief  vergletschert  ist,  so 
hängt  das  aufs  engste  damit  zusammen,  daß  sie  hochgebirgig  und  ringsum 
von  einer  ganz  meerbedeckten  Subpolarzone  umgeben  ist.  In  einer 
von  einer  landbedeckten  subpolaren  Zone  umgebenen  landbedeckten 
Antarktis  würde  sich  dagegen  wohl  keine  bedeutende  Vergletscherung 
entwickeln  können,  keinesfalls  aber  eine  solche,  daß  die  Vereisungs- 

x)  Die  extremen  thermischen  Anomalien  auf  der  Nordhemisphäre  und  ihre 
Bedeutung  für  die  Frage  der  geologischen  Polverschiebungen.  Met.  Zeitschr.  1909, 
Heft  10. 

2)  Nach  einer  brieflichen,  seine  neuesten  Schriften  ergänzenden  Mitteilung 
von  Kerners  an  den  Verfasser. 

3)  Vgl.  hierüber:  H.  v.  Staff,  Zur  Entwicklung  der  Fusuliniclen.  Zentralbl. 
f.  Min.,  Geol.  u.  Paläont,  1908,  Nr.  22,  S.  691  ff. 


Dr.  W.  R.  Eckardt  —  Das  Klimaproblem  der  permokarbonen  Eiszeit  usw.  37 

her  de  Südafrikas,  Südaustraliens  und  Indiens  als  letzte  randliche  Aus¬ 
läufer  einer  riesigen,  weit  über  den  Wendekreis  hinausreichenden  Eis¬ 
kappe  auf  gef  aßt  werden  könnten«. 

Projiziert  man  das  Erdbild  Kokens  auf  eine  Pollage  in  20°  S.  und 
80°  E.  L.  v.  Gr.,  so  hat  man  eine  wasserbedeckte,  mit  den  Meeren  der 
niedrigen  Breiten  in  offener  Verbindung  stehende  Antarktis.  Diese 
fröre,  wie  v.  Kerner  meint,  im  Winter  zwar  zu,  aber  die  durch  den 
Zerfall  des  gebildeten  Meereises  in  Schollen  bedingte  Abkühlung  der 
Meere  mittlerer  Breiten  im  Sommer  wäre  wohl  viel  schwächer  als  die 
jetzige  durch  die  von  den  Bändern  einer  vergletscherten  landbedeckten 
Antarktis  kommenden  Eisberge  verursachte.  Es  würde  daher  auch 
bei  Kokens  Bekonstruktion  die  Vereisung  der  Bandgebiete  des  heutigen 
Indischen  Ozeans  bei  der  gedachten  Pollage  eher  schwerer  als  leichter 
verständlich  sein  als  bei  der  heutigen  Pollage. 

Sehr  bemerkenswert  ist  aber  nach  Kerner  auch  noch  der  oft  betonte 
Umstand,  daß  die  gedachte  Polverlagerung  deshalb  nicht  zum  Ziele 
führen  kann,  weil  die  vom  Pole  am  weitesten  abstehenden  Gletscher¬ 
spuren  auch  dann  noch  in  die  geographische  Breite  von  Algier  zu  liegen 
kommen.  Denn.es  zeigt  sich  in  der  Tat,  daß  bei  der  gedachten  Pollage 
und  bei  der  vermuteten  altdyadischen  Landverteilung  in  35°  Br.  keine 
Gletscher  gedeihen  konnten. 

Dagegen  haben  die  allerneuesten  Bechnungen  Fr.  v.  Kerners  er¬ 
geben,  daß  bei  der  heutigen  Pollage  und  der  altdyadischen  Land¬ 
verteilung  in  35°  Br.  ein  Hinabreichen  von  Gletschern  bis  in  die  Meeres¬ 
nähe  denkbar  wäre.  Es  steht  also  fest,  daß  weder  die  Annahme  großer 
Polverlagerungen  noch  die  Zuhilfenahme  der  WEGENERschen  Ver¬ 
schiebungshypothese  das  Bätsel  der  permokarbonen  Eiszeit  verständ¬ 
lich  macht.  Im  Gegenteil! 

Zwingend  für  eine  Hypothese  von  Polverschiebungen  kann 
nur  der  geologische  Nachweis  sein,  daß  für  die  Permokarbon- 
zeit  die  bis  heute  so  gut  wie  ausschließlich  nur  in  niederen 
Breiten  gemachten  Glazialfunde  auf  diese  beschränkt  blieben, 
während  die  permischen  Ablagerungen  der  höheren  Breiten 
nichts  von  einer  ehedem  stärkeren  Abkühlung  des  irdischen 
Klimas  erkennen  ließen.  Nur  so  hätten  wir  einemzwingenden 
Beweis  für  eine  Polverlagerung,  bzw.  für  stattgefundene 
Krustenwanderungen  größerer  Erdgebiete.  Denn  jede  stärkere 
Abkühlung  des  irdischen  Klimas  muß  sich  zuerst  und  am  deutlichsten 
stets  an  den  Polen  oder  doch  in  deren  unmittelbarer  Nähe  zeigen,  wie 
ich  oben  auseinander  setzte.  Lediglich  von  diesem  Standpunkte  aus 
hatte  ich  das  Problem  der  permokarbonen  Eiszeit  in  Heft  29  der  Zeit¬ 
schrift  »Die  Naturwissenschaften«,  V.  Jahrgang  1917,  folgerichtig  be¬ 
leuchtet  und  war  zu  dem  Ergebnis  gekommen,  daß  von  diesem  Ge¬ 
sichtspunkte  aus  die  Annahme  von  Polverlagerungen  oder  Krusten¬ 
wanderungen  zur  Lösung  dieses  Klimarätsels  unvermeidlich  sei. 


38 


II.  Besprechungen. 


Sehen  wir  uns  die  Permformation  auf  der  Nordhalbkugel  an,  so 
finden  wir  wenigstens  keine  sicheren  Eisspuren  als  Äquivalent 
der  ausgedehnten  Vereisungen  der  Subtropen  und  vor  allem  der  Süd¬ 
halbkugel,  und  zwar  namentlich  nicht  in  höheren  Breiten  des  Nordens. 
Wenn  auch  die  Rotliegenzeit  nach  v.  Lozinski1)  unter  der  Herrschaft 
eines  subarktischen  Klimas  gestanden  haben  könnte2),  so  ist  doch  ebenso¬ 
wenig  wie  diese  Frage  auch  noch  manches  andere  der  Permokarbonzeit 
in  seinem  Verhältnis  zum  Klima  noch  lange  nicht  geklärt3). 

Die  Frage,  ob  unter  der  Voraussetzung  kalter  Polarklimate  eine  Ver¬ 
eisung  weiter  Gebiete  der  Subtropen  zur  Permokarbonzeit  möglich  war, 
ohne  daß  eine  Polverschiebung  stattgefunden  hat,  hat  bis  zu  einem 
gewissen  hohen  Grade  von  Wahrscheinlichkeit  bereits  Fr.  v.  Kerner 
in  seiner  neuesten  hochwichtigen  Studie:  »Untersuchungen  über  die 
morphogene  Klimakomponente  der  permischen  Eiszeit  Indiens4)  be¬ 
jahend  beantwortet,  wenn  diese  rechnerische  Untersuchung  auch  keines¬ 
wegs  eine  Lösung  dieses  Problems  zum  Ziele  hat,  sondern  nur  klimato- 
logische  Feststellungen  bezweckt,  die  zu  den  unerläßlichen  Vorarbeiten 
für  jeden  ernsthaften  Erklärungsversuch  der  permischen  Eiszeit  Indiens 
zählen.  Fr.  v.  Kerner  will  eine  Beantwortung  der  Frage  versuchen, 
was  für  thermische  Verhältnisse  sich  bei  der  für  die  Paläodyas  ver¬ 
muteten  Land-  und  Meeresverteilung  für  Südasien  ergeben  würden. 
Der  Versuch  erfolgte  unter  rein  klimatologischen  Gesichtspunkten  nach 
verschiedenen  Methoden  und  auf  verschiedenen  Grundlagen,  indem 
von  den  Ergebnissen  der  geologischen  Forschung  nur  das  paläogeo- 
graphische  Bild  entlehnt  wird,  wohingegen  die  aus  der  Beschaffenheit 
und  aus  den  Einschlüssen  der  marinen  und  terrestrischen  Sedimente 
gezogenen  paläoklimatologischen  Schlüsse  gänzlich  außer  Betracht 
bleiben.  Als  Grundlage  für  die  Konstruktion  der  morphogenen  Paläo- 
isothermen5)  benutzte  Fr.  v.  Kerner  die  von  Frech  entworfene  Dar¬ 
stellung  der  Kontinente  und  Meere  am  Schluß  der  Steinkohlenzeit  und 
stellte  auf  diese  Weise  rechnerisch  fest,  daß  die  morphogenen  Isodia- 
krinen  (Isothermen  der  Gegenwart  minus  Paläoisothermen)  des  Juli 

1)  Zur  Bildungsweise  der  Konglomerate  des  Rotliegenden.  Jahrb.  d.  k.  k. 
geol.  Reichsanstalt,  Bd.  62.  Wien  1912.  S.  209/218.  Vgl.  auch:  Tschernyschew, 
Die  oberkarbonisclien  Brachiopoden  des  Ural  und  des  Timan.  Mem.  Comite  geolog. 
Tome  16,  No.  2.  St.  Petersburg  1902.  S.  713/718,  sowie  E.  Dacque,  Grundlagen 
und  Methoden  der  Paläogeographie.  Jena  1915.  S.  412/417. 

2)  Vgl.  hierüber:  E.  Dacque,  Grundlagen  und  Methoden  der  Paläogeographie. 
Jena  1915.  S.  413ff. 

3)  Ich  will  hier  nur  an  die  Glossopteris- Flora  erinnern  und  auf  meine  Abhand¬ 
lung:  »Was  sagen  uns  Jahresringbildung  und  Jahresringlosigkeit  des  fossilen 
Baumwuchses  über  das  Klima  der  geologischen  Perioden?  «  in:  »Die  Naturwissen¬ 
schaften«,  6.  Jg.,  Heft  10,  und  die  hier  genannte  Literatur  verweisen. 

4)  Sitzungsbericht  der  Kaiserl.  Akad.  der  Wiss.  in  Wien,  math.-nat.  Kl.,  Abt.  I, 
126.  Bd.,  2.  u.  3.  Heft. 

5)  Das  sind  die  Linien  gleicher  Wärme  der  Vorzeit,  soweit  sie  sich  aus  der 
Verteilung  des  Festen  und  Flüssigen  an  der  Erdoberfläche  ergeben. 


Dr.  W.  R.  Eckabdt  —  Das  Klimaproblem  der  permokarbonen  Eiszeit  usw.  39 


im  nordwestlichen  Vorderindien  einen  Unterschied  von  — 20°  auf- 
weisen,  so  daß  die  Temperatur  im  Meeresspiegel  in  der  dortigen  Gegend 
zur  Permokarbonzeit  im  Juli  nur  15°  betrug.  Man  sieht  also,  daß  unter 
solchen  Umständen  die  kritische  mittlere  Jahrestemperatur  von  10°, 
das  ist  die  höchste,  bei  der  jetzt  ein  Gletscher  zu  leben  vermag,  mög¬ 
licherweise  in  der  Tat  nicht  überschritten  wurde.  Und  was  die  Tat¬ 
sache  anlangt,  daß  auch  die  permokarbonen  Gletscher  Südostaustraliens 
teilweise  das  Meer  erreichten,  so  ist  dieser  Umstand  überhaupt  nicht 
weiter  verwunderlicher  als  die  tiefe  Senkung  der  Schneegrenze,  wie  sie 
auch  zur  Diluvialzeit  auf  Neuseeland  unter  etwa  gleicher  Breite  vor¬ 
handen  war. 

Zwar  hatte  Philippi  gegen  die  außer  von  Woeikof  und  anderen 
auch  von  Koken  versuchte  Heranziehung  kalter  Meeresströme  zur  Er¬ 
klärung  der  permokarbonen  Eiszeit  das  auf  den  ersten  Bück  berechtigte 
Bedenken  erhoben,  daß  solche  Ströme  auf  einem  benachbarten  Lande 
die  Eeuchtigkeit  mindern  und  daher  eine  Vergletscherung  nicht  fördern 
könnten.  Er.  v.  Kerner  hat  indessen  neuerdihgs  einwandfrei  gezeigt, 
daß  man  die  beiden  Hauptbedingungen  einer  Vereisung  bis  zu  einem 
gewissen  Grade  getrennt  betrachten  dürfe.  Denn  als  Kältequelle  könne 
für  niedere  Breiten  in  erster  Linie  doch  nur  ein  echter  polarer 
Meeresstrom  in  Betracht  kommen,  der  direkt  in  den  rücklaufenden 
Bogen  eines  von  den  konstanten  Passatwinden  verursachten  subtro¬ 
pischen  Stromkreises  eintritt,  und  man  müsse  dann  eben  annehmen,  daß 
die  andere  der  beiden  Hauptbedingungen:  die  Luftfeuchtigkeit,  auf 
anderem  Wege  herbeigebracht  würde,  und  zwar  wäre  es  wohl  möglich, 
daß  an  der  Nordwestecke  eines  bis  etwa  10°  reichenden  Südkontinentes 
oder  an  der  Süd  westecke  eines  Nordkontinentes  von  Süd  bzw.  von 
Nord  kommende  Kälte  mit  von  Ost,  d.  h.  mit  einer  kräftigen  Passatdrift, 
kommenden  Feuchtigkeit  zusammenträfen.  Die  Hauptfrage  wäre  dabei, 
ob  ein  Polarstrom  nach  Durchquerung  der  sonnigen  Subtropenzone  noch 
kalt  in  der  Äquatorialzone  anlangen  könnte,  und  diese  muß  aus  ver¬ 
schiedenen  Gründen  unbedingt  bejaht  werden.  Denn  zunächst  würde 
die  Besonnung  der  Wasseroberfläche  keine  Erhöhung  der  Stromtem¬ 
peratur  bedingen,  weil  sie  ein  vermehrtes  Abschmelzen  der  mitgeführten 
Eisberge  zur  Folge  hätte.  Sodann  liegen  über  den  kühlen  Strömen  an 
den  subtropischen  Westküsten  häufig  Nebel,  die  die  Sonnen  Wirkung 
bedeutend  herabmindern.  Weiterhin  würde  das  kalte  Wasser  nicht  in 
die  Tiefe  sinken,  weil  es  in  einer  Region  mit  Auftrieb wasser  seinen  Weg 
nähme  und  wegen  der  Eisbergschmelze  salzarm  würde.  Und  schlie߬ 
lich  würde  das  Auftrieb  wasser  eine  Erwärmung  behindern. 

»Wenn  in  der  Gegenwart  die  Meerestemperatur  an  den  subtropischen 
Auftriebsküsten  nicht  unter  13°  herabsinkt,  so  hat  das  darin  seinen 
Grund,  daß  sich  das  kalte  Ozeangrundwasser  mit  warmem  Ozean¬ 
oberflächenwasser  mischt.  Wenn  sich  aber  das  nur  1 — 2°  messende 
Grundwasser  mit  kühlem  Oberflächenwasser  mischen  würde  —  und  bis 


40 


II.  Besprechungen. 


an  die  Polargrenze  der  Subtropen  könnte  letzteres  ja  noch  mit  niedriger 
Temperatur  gelangen  — ,  könnte  es  wohl  mit  einer  Temperatur  zwischen 
5  und  10  °  bis  an  die  Grenzen  der  feuchten  inneren  Tropenzone  kommen, 
und  es  könnte  dann  der  Fall  eintreten,  daß  dort  im  Meeresniveau  die 
kritische  mittlere  Jahrestemperatur  von  10°  nicht  überschritten  würde 
und  die  Bedingung  für  Firnbildung  könnte  dann  in  einem  Küsten¬ 
gebirge  wohl  schon  zwischen  1000  und  2000  m  Meereshöhe  erfüllt  sein. 
An  der  vom  kalten  Strome  bespülten  subtropischen  Küste  bestünde 
aber  wohl  ein  kühles  Küstenklima  wie  an  den  Ufern  des  Ochotskischen 
Meeres  ohne  Gletscher  in  einem  die  Küste  eventuell  begleitenden 
Gebirge«1). 

Was  ferner  die  Bemerkung  Woeiköfs  betreffs  einer  Vergletscherung 
der  Küstengebirge  Brasiliens  anlangt,  so  liegen  hier  die  Dinge  ganz 
anders  als  an  jenen  Küsten,  die  PhIlippi  in  Betracht  zog.  An  den  Ost¬ 
küsten  bewegt  sich  kaltes  Wasser  polarer  Herkunft  sehr  langsam  äquator- 
wärts  und  sinkt  allmählich  unter  der  vom  Äquator  kommenden  warmen 
Strömung  unter.  Es  ist  das  Phänomen  des  »kalten  Walles«,  bei  dem  es 
sich,  wie  v.  Kerner  näher  auseinandersetzt,  nicht  um  einen  »  eigent¬ 
lichen  «  Polarstrom  handelt,  sondern  nur  um  eine  die  Küste  begleitende 
kühle  Strömung,  die  aber  im  Gegensatz  zu  den  kühlen  rückläufigen 
Ästen  der  subtropischen  Stromkreise  auf  das  benachbarte  Land  nicht 
austrocknend  wirkt.  Die  subtropischen  Ostküsten  sind  feucht  und 
niederschlagsreich.  Denkt  man  sich  nun,  daß  dieses  »sich  langsam 
äquatorwärts  bewegende  Wasser  polarer  Herkunft«  reicher  mit  Eis¬ 
bergen  beladen  wäre  und  daß  die  warme  Strömung  schwächer  wäre, 
so  wäre,  nach  v.  Kerner,  jener  Zustand  gegeben,  den  v.  Hann  als 
für  die  Gletscherbildung  besonders  günstig  bezeichnet,  nämlich  das 
Eindringen  warmer  Strömungen  in  relativ  kalte  Meeresräume.  Die  warme 
Strömung  braucht  aber  nur  in  der  Nähe  zu  sein  und  nicht  die  Küste  zu 
bespülen.  Ist  doch  auch  die  Ostküste  Grönlands  sehr  stark  vergletschert 
und  dennoch  von  einem  kalten  Strome  begleitet. 

Da  also  v.  Kerner  hiermit  einwandfrei  gezeigt  hat,  unter  welchen 
naheliegenden  natürlichen  Bedingungen  ein  Polarstrom  nach  Durchque¬ 
rung  der  sonnigen  Subtropenzone  noch  kalt  in  der  Äquatorialzone  anlangen 
könnte,  und  auch  des  weiteren  erörtert  hat,  wie  trotz  des  Vorhandenseins 
dieser  kühlen  Strömung  die  Feuchtigkeit  für  reichliche  Niederschläge  ge¬ 
liefert  werden  kann,  so  gewinnt  die  Annahme  an  Wahrscheinlichkeit,  daß 
auch  die  permokarbone  Eiszeit  keine  Sonderstellung  im  geologischen 
Klimaproblem  einnimmt,  sondern  ebenfalls  ohne  Polverschiebungen  oder 
Krusten  Wanderungen  sich  erklären  lassen  dürfte.  Nur  die  ausgedehnten 
Eisfelder  der  Südhalbkugel  würden  einem  Erklärungsversuch,  der  seine 
Zuflucht  nicht  zu  hypothetischen  Hilfsfaktoren  nimmt,  einige  Schwierig¬ 
keiten  bereiten.  Doch  wäre  es  ja  immerhin  möglich,  daß  die  Erde  eben 


1)  Nach  einer  brieflichen  Mitteilung  von  Kerners. 


Dr.  W.  R.  Eckaedt  —  Das  Klimaproblem  der  permokarbonen  Eiszeit  usw.  41 

vom  Karbon  her  ein  anscheinend  außergewöhnlich  ausgeglichenes  mari¬ 
times  Klima  auch  noch  im  Perm  besaß,  in  dem  die  heutige  starke  Akzen¬ 
tuierung  der  Tropen  und  Subtropen  wegfiel,  da  eben  allem  Anschein 
nach  die  niederen  Breiten  auf  dem  Wasserwege  aus  polarer  Richtung 
eine  starke  Abkühlung  erfuhren.  Unter  solchen  Umständen  mußte  der 
um  die  Wende  des  Paläozoikums  einsetzende  Gebirgsbildungsprozeß 
die  schneeigen  Niederschläge  in  entsprechender  Höhenlage  in  allen  Zonen 
außergewöhnlich  fördern.  Denn  in  hohem  Maße  bemerkenswert  ist, 
daß  auf  die  Bildung  der  Geschiebelehme  eine  eisfreie  Periode  folgte, 
deren  Gesteine  für  ein  warmes  Klima  und  üppige  Vegetation  in  Indien 
für  ein  warmes,  trockenes  in  Afrika  sprechen.  »Das  zeigt  deutlich, « 
bemerkt  Walther,  »daß  die  Gletscher  in  demselben  Maße  wieder  ver¬ 
schwanden,  als  die  zu  nährenden  Gebirge  wieder  abgetragen  wurden. « 
Für  die  gerade  in  den  Passatzonen  auftretenden  Gletscherbildungen  der 
Permokarbonzeit  könnte  man  wohl  mit  Recht  die  im  Gegensatz  zu  heu¬ 
tigen  Verhältnissen  überwiegende  Landbedeckung  der  niederen  Breiten 
verantwortlich  machen.  Dieser  geographische  Zustand  brächte  nämlich 
in  der  kühlen  Jahreszeit  vermehrte*  Bewölkung  und  erhöhte  Möglichkeit 
der  winterlichen  Zyklonenbildung  über  landumringten  Meeren  der  Roß- 
breiten  wegen  des  geringeren  Luftabflusses  aus  dem  kühleren  Tropen¬ 
gebiet  1). 

Gleichwie  übrigens  in  der  diluvialen  Eiszeit  vor  allem  die  gewaltigen 
Gletschergebiete  der  Nordhalbkugel  ihre  Wirkungen  auf  das  Klima  der 
ganzen  Erde  erstreckten2),  so  haben  sich  auch  in  der  Permokarbonzeit 
auf  der  ganzen  Erde  korrespondierende  Erscheinungen  offenbaren 
müssen.  Darum  darf  man  wohl  mit  Recht  voraussetzen,  daß,  gleichwie 
die  diluvialen,  auch  die  zahlreichen  permischen  Vereisungen  im  wesent¬ 
lichen  gleichzeitig  waren,  so  daß  man  ihr  Auftreten  als  Ausgangspunkt 
für  die  Homotaxie  benutzen  kann. 

Bemerkenswert  wäre  schließlich  noch,  daß  die  zu  diesem  Zweck 
früher  so  oft  herangezogene  Glossopteris- Flora  in  Wirklichkeit  im  all¬ 
gemeinen  kein  geeignetes  Material  zur  Beurteilung  des  Klimas  der 
Permokarbonzeit  liefert,  und  zwar  weder  hinsichtlich  ihrer  geographischen 
Verbreitung  noch  bezüglich  ihres  histologischen  Baues  3). 

Immerhin  läßt  sich  mit  Recht  wohl  das  behaupten,  daß  die  Ur¬ 
sachen  der  permokarbonischen  Vereisungsgebiete  .nicht  nur  in  der 
klimatischen  Beschaffenheit  der  Tropenzone  und  ihrer  Grenzgebiete, 
sondern  auch  in  den  Eigentümlichkeiten  des  Klimas  der  ganzen  Erde 

x)  Vgl.  hierüber:  Fe.  von  Kerker,  Untersuchungen  über  die  morphogene 
Klimakomponente  usw.  a.  a.  0.,  S.  42. 

2)  Vgl.  hierüber:  W.  R.  Eckaedt,  Über  die  Fortschritte  in  der  Kenntnis  vom 
Wesen  und  Klima  der  diluvialen  Eiszeit.  Die  Naturwissenschaften,  Heft  33,  1916. 

3)  Vgl.  hierüber:  W.  R.  Eckaedt,  Was  sagen  Jahresringbildung  und  Jahres- 
-  ringlosigkeit  des  fossilen  Baumwuchses  über  das  Klima  der  geologischen  Perioden? 

Die  Naturwissenschaften,  Heft  10,  Jg.  6,  1918,  und  die  hier  genannte  Literatur. 


42 


II.  Besprechungen. 


zur  damaligen  Zeit  zu  suchen  sind.  Die  Folgerung,  daß  eine  für  einzelne 
Teile  der  Tropen  geologisch  nachgewiesene  Vereisung  mit  einer  Ver¬ 
eisung  der  ganzen  Erde  gleichbedeutend  sei,  ist  demnach  in  keiner 
Weise  begründet.  Es  hätte  gleichzeitig  sehr  wohl  auch  nicht  vereiste, 
sondern  eben  nur  kühle  insulare  Äquatorialgebiete  geben  können, 
während  ozeanische  Gebiete  in  der  Passatregion  sehr  wohl  ein  mildes 
niederschlagsreiches  Klima  hätte  haben  können;  ja,  im  abgeschlossenen 
Innern  größerer  tropischer  oder  subtropischer  Kontinentalmassen  hätte 
es  gleichzeitig  sogar  ziemlich  warm  sein  können1),  ganz  abgesehen  davon, 
daß  die  Gletscher  eine  Erscheinung  sind,  die  im  Innern  größerer  Länder¬ 
räume  die  geeigneten  klimatischen  Bedingungen  überhaupt  nicht  mehr 
findet  und  daher  auf  gebirgige  Küsten  und  Inseln  angewiesen  ist. 

»Bedenkt  man,  wie  groß  und  wie  häufig  erneuert  die  Luftmassen 
sein  müssen,  um  eine  gewisse  Wärmemenge  zur  Eisschmelze  zu  liefern, 
so  ist  es  schwerer  zu  erklären,  wie  die  Eisschmelze  gewaltigen,  jährlich 
zu  kommen  den  Massen  die  Wage  halten  kann,  als  daß  große  Gletscher 
bis  in  warme  Landschaften  reichen  können.«  Unter  Berücksichtigung 
solcher  Umstände  gewinnen  die  bereits  1881  von  Woeikof2)  angestellten 
wertvollen  Studien  über  »Gletscher  und  Eiszeiten «  erneut  an  Bedeutung; 
sie  gipfeln  in  dem  Satze :  »Wer  sich  Kechenschaft  davon  gibt,  wie  wenig 
die  Wärme  vieler  Gegenden  auf  unserer  Erde  der  an  Ort  und  Stelle 
empfangenen  Sonnenwärme  entspricht,  wie  sehr  kalte  Meeresströ¬ 
mungen  und  die  Eisschmelze  abkühlen  können,  und  dann  Wolken  und 
Nebel  die  direkte  Wirkung  der  Sonnenstrahlen  mindern,  der  wird  in 
der  Vergletscherung  Brasiliens  keine  physikalische  L^nmöglichkeit 
sehen  und  auch  zur  Erklärung  derselben  nicht  zu  völlig  unbewiesenen 
Hypothesen  seine  Zuflucht  nehmen  .  .  .,  sondern  sich  mit  den  auf  der 
Erde  jetzt  wirkenden  Ursachen  begnügen,  nur  eine  besondere  Kom¬ 
bination  derselben  erfordernd3).« 

Nach  alledem  handelt  es  sich  also  keineswegs  mehr  um  einen  kühnen 
Versuch,  auch  »das  dunkelste  der  paläo thermalen  Probleme«:  die 
permokarbone  Eiszeit,  auf  rein  geographischem  Wege  zu  lösen,  wie 
1911  v.  Kerner  selbst  noch  der  Meinung  war.  Nur  Kokens  Superlative 
Voraussetzungen  konnten  nach  dieser  Richtung  hin  keine  befriedigende 

!)  Vgl.  hierüber  auch  die  lehrreichen  Abhandlungen  von  Fritz  v.  Kerker: 
»Klimatogenetische  Betrachtungen  zu  W.  D.  Matthews  Hypothetical  Outlines 
of  the  continents  in  tertiary  times«.  Verhandl.  der  k.  k.  geol.  Reichsanstalt  in 
Wien  1910,  12,  sowie  Bemerkungen  zu  Carlos  Burckhardt:  »Sur  le  climat  de 
l’epoque  jurassique«.  Ebenda  1907,  16. 

2)  Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin  1881.  In  dieser  für 
die  Paläoklimatologie  außerordentlich  wichtigen  Abhandlung  hat  Woeikof  auch 
physikalische  Berechnungen  der  hier  angedeuteten  Möglichkeiten  gegeben. 

3)  Nach  Becker  hängt  die  maximale  Entwicklung  der  Gletscher  in  einer 
Gebirgsgruppe  ab  von  dem  Maximumwert  einer  Funktion  von  zwei  Variablen,  die 
zueinander  im  umgekehrten  Verhältnis  stehen.  (  »The  influence  of  Convention  to 
glaciation«.  Amer.  Journ.  of  Science  III,  Vol.  27,  S.  473.) 


Dr.  W.  R.  Eckardt  —  Das  Klimaproblem  der  permokarbonen  Eiszeit  usw.  43 

Lösung  bringen,  weil  man,  »um  etwas  Unwahrscheinliches  glaubhaft, 
machen  zu  können,  höchstens  mittlere  Verhältnisse  voraussetzen  darf.« 

Für  die  weitere  Erklärung  des  Phänomens  bleiben  freilich  trotz¬ 
dem  noch  recht  beträchtliche  Schwierigkeiten  bestehen.  Ich  will 
nur  an  die  Eiszeitspuren  im  zentralen  Afrika  erinnern,  wo  wir  im  öst¬ 
lichen  Kongostaate  im  Bereich  des  Lualabastromes,  also  in  unmittel¬ 
barer  Nähe  des  Äquators,  noch  drei  zeitlich  getrennte  Glazialspuren 
finden,  die  nicht  nur  permokarbonisch,  sondern  zum  Teil  auch  älter 
und  jünger,  im  letzteren  Falle  mesozoisch,  sein  müssen  und  als  solche 
gleichaltrig  sind  mit  den  Resten  einer  subtropischen  Flora  auf  Spitz¬ 
bergen  und  Grönland.  Es  kommt  hinzu,  daß  in  Zentralafrika  mindestens 
die  Stirn  des  Gletschers  in  recht  beträchtliche  Tiefen  hinabgestiegen 
sein  muß,  wie  überhaupt  die  Geomorphologie  des  in  Frage  kommenden 
Gebietes  für  eine  geringe  Meereshöhe  spricht,  in  der  sich  der  Spiegel 
jenes  Binnenmeeres  befand,  in  dem,  bzw.  an  dessen  Rande,  sich  die 
glazialen  Ablagerungen  finden1). 

Nach  dem  heutigen  Stand  der  Forschung  läßt  sich  demnach  die 
Möglichkeit  der  Lösung  des  permokarbonen  Glazialphänomens  kurz  in 
die  folgenden  Sätze  zusammenfassen: 

1.  Sollte  der  Geologie  der  einwandfreie  Nachweis  einer  starken  Ab- 
kühlung  und  vor  allem  von  ausgedehnteren  Vereisungen  der  Polarzonen 
zur  Permokarbonzeit  gelingen,  dann  konnten  auch  weite  Gebiete  der 
Subtropen  vergletschert  sein,  und  es  erübrigt  sich  die  Annahme  von  Pol¬ 
verschiebungen  oder  Krustenwanderungen,  auch  wenn  solche  bis  zu 
einem  gewissen  Grade  stattgefunden  haben  sollten. 

2.  Sollte  dagegen  die  Geologie  einmal  den  sicheren  Nachweis  erbringen 
können,  daß  die  höheren  Breiten  der  Erde  in  der  Permformation,  ähn¬ 
lich  wie  im  Karbon  und  im  Mesozoikum,  ein  warmes  Klima  besessen 
haben,  so  ist  die  Annahme  von  Polverschiebungen  unvermeidlich.  Denn 
man  käme  ja  sonst  zu  dem  widersinnigsten  aller  Schlüsse,  daß  in  der 
Permokarbonzeit  die  niederen  Breiten  kaltes,  nivales  Klima,’  die  höheren 
Breiten  dagegen  mildes  Klima  gehabt  hätten. 

3.  Sollte  sich  ein  bestimmter  geologischer  Nachweis  überhaupt  nicht 
erzielen  lassen,  wie  die  klimatischen  Verhältnisse  der  Polarzonen  im 
Permokarbon  beschaffen  waren,  so  muß  die  Frage,  ob  Polverschiebungen 
stattgefunden  haben  oder  nicht,  naturgemäß  unentschieden  bleiben. 
Immerhin  ist  und  bleibt  dann  Fall  1  der  wahrscheinlichere. 

Die  Möglichkeit,  daß  die  Erdachse  früher  eine  etwas  andere  Lage 
einnahm,  oder  daß  holosphärische  Gleitbewegungen  der  Erdkruste  über 
einen  in  gleicher  Achsenlage  verharrenden  Erdkern  bis  zu  einem  ge¬ 
wissen  Grade  stattfanden,  ist  wohl  nicht  gänzlich  abzustreiten.  Allein 
ganz  abgesehen  davon,  daß  solchen  Hypothesen  überhaupt  keine  allzu 
große  Bedeutung  beigemessen  werden  kann,  sind  sie  schon  deswegen 

1)  Vgl.  hierüber:  Enw.  Heüslntg,  Die  Glazialerscheinungen  in  Äquatorial- 
'  und  Südafrika.  Geol.  Rundschau  1915,  S.  154/164. 


44 


II.  Besprechungen. 


für  die  Paläoklimatologie  keine  Arbeitshypothese1)?  weil  bei  ihrer  Her¬ 
anziehung  alle  paläogeographischen  Rekonstruktionen  sinn-  und  zweck¬ 
los  werden  und  somit  der  Paläoklimatologie  ihr  wichtigster  Lebensquell 
versiegt. 

Gleichwie  die  permokarbone  Eiszeit,  lassen  sich  ebensowenig  auch 
die  diluviale  Eiszeit  oder  gar  die  warmen  Klimate  der  höheren  Breiten 
durch  Polverschiebungen  erklären.  Denn  wenn  auch  die  Polargegenden 
zweifellos  für  die  Eis-  und  Gletscherbildung  prädisponiert  sind,  so  finden 
wir  doch  in  den  pliothermen  Erdperioden  nirgends  Eisspuren  auf  der 
Erde,  wo  wir  auch  immer  die  Pole  hin  verlegen.  Wollten  wir  zur  Er¬ 
klärung  des  Paläoklimas  Polverschiebungen  heranziehen,  so  würde  die 
Lösung  des  Klimaproblems  nicht  nur  nicht  vereinfacht,  sondern  im 
Gegenteil  erschwert  und  durchaus  unsicher.  Schon  in  diesem  Umstand 
ist  die  Unwahrscheinlichkeit  von  Pol  Verschiebungen  bis  zu  einem  ge¬ 
wissen  hohen  Grade  begründet. 

Nach  Er.  v.  Kerner2)  hat  überhaupt  nur  ein  biologisch  wichtiges 
Phänomen  eine  streng  zonale  Anordnung,  so  daß  die  einwandfreie  Fest¬ 
stellung  einer  von  der  heutigen  abweichenden  Verbreitung  dieses  Phä¬ 
nomens  der  sichere  Nachweis  einer  stattgehabten  absoluten  Polverschie¬ 
bung  wäre:  die  Polarnacht. 

Man  könnte  in  dieser  Beziehung  etwa  folgendes  behaupten: 

1.  Wenn  die  in  Betracht  kommenden  Pflanzen  die  Polarnacht  nicht 
überdauern  konnten,  und  wenn  es  sich  einwandfrei  feststellen  ließe,  daß 
diese  ein  zum  heutigen  Pol  exzentrisch  gelegenes  kreisförmiges  Gebiet 
gemieden  haben,  so  wäre  das  ein  schwerwiegendes  Argument  für  eine 
stattgehabte  Polverschiebung:  die  einwandfreie  Feststellung  jener 
Gebietsmeidung  hätte  jedoch  zur  Voraussetzung,  daß  innerhalb  jenes 
Gebietes  die  betreffende  Formation  in  derselben  limnischen  Facies  wie 
außerhalb  desselben  entwickelt  wäre.  Wenn  man  fossile  Pflanzen  nur 
deshalb  innerhalb  eines  zum  heutigen  Pole  exzentrisch  gelegenen  kreis¬ 
förmigen  Areals  nicht  fände,  weil  die  Formation  marin  entwickelt  ist, 
oder  wegen  Denudation  oder  Überdeckung  mit  jüngeren  Bildungen  nicht 
zu  beobachten  ist,  so  hätte  man  doch  keinen  Beweis  für  eine  Polver¬ 
schiebung. 

2.  Wenn  die  in  Betracht  kommenden  Pflanzen  die  Polarnacht  nicht 
überdauern  konnten  und  doch  innerhalb  der  ganzen  Polarregion  ge¬ 
funden  werden,  so  müssen  sie  entweder  durch  Strömungen  des  Flüssigen 
oder  Festen,  d.  h.  als  Treibholz  oder  durch  Krustenwanderungen,  in 
die  Polarregion  hineingelangt  sein.  Polverschiebungen  könnten  des¬ 
wegen  doch  noch  stattgefunden  haben,  aber  aus  dem  Lichtbedürfnis 
der  Pflanzen  ließen  sie  sich  nicht  beweisen. 

1)  Vgl.  hierüber  auch:  M.  Semper,  Was  ist  eine  Arbeitshypothese?  Zentralbl. 
f.  Mineralogie,  Geologie  u.  Paläontologie.  Stuttgart  1917.  Heft  7. 

2)  »Die  extremen  thermischen  Anomalien  usw. «  sowie  nach  einer  brieflichen 
Mitteilung  von  Kerners. 


Dr.  W.  R.  Eckardt  —  Das  Klimaproblem  der  permokarbonen  Eiszeit  usw.  45 

3.  Wenn  die  in  Betracht  kommenden  Pflanzen  die  Polarnacht  über¬ 
dauern  konnten,  so  ist  ihr  Vorkommen  in  höchsten  Breiten  für  eine  Pol¬ 
verschiebung  nicht  beweisend. 

Was  Punkt  3  anlangt,  so  ist  es  aber  aus  biologischen  Gründen1)  und 
vor  allem  nach  den  von  mir  selbst  experimentell  vorgenommenen  Unter¬ 
suchungen,  indem  ich  verschiedene  immergrüne  Pflanzen  der  Mediterran¬ 
zone  einer  viermonatlichen,  mäßig  temperierten  künstlichen  »Polar¬ 
nacht«  aussetzte,  mehr  als  wahrscheinlich,  daß  die  Pflanzen  wirklich 
die  Polarnacht  ohne  Schaden  ertragen  konnten.  Wenn  auch  die  geo¬ 
logischen  Aufschlüsse  nicht  dazu  ausreichen,  »um  für  diese  Pflanzen  kreis¬ 
förmige,  zueinander  konzentrische,  aber  zum  Pol  exzentrisch  gelegene 
Verbreitungsgebiete  zu  rekonstruieren«,  so  kann  man  doch  so  viel  sagen, 
daß  die  Vorkommnisse  tertiärer  Pflanzenfundorte  einen  zusammen  - 
hängenden  Kranz  um  den  Pol  bilden,  oder,  wie  der  englische  Geologe 
Hutton  sagt,  »eine  Kette,  aus  der  der  Pol  so  wenig  entkommen  kann, 
wie  eine  Batte  aus  einer  Falle,  die  ringsum  von  Dachshunden  umstellt 
ist«.  Welche  Stellung  wir  auch  dem  Pole  anweisen  mögen,  jedenfalls 
liegen  ihm  Lokalitäten,  an  welchen  karboner  Pflanzenwuchs  und  tertiäre 
Waldbäume  gefunden  werden,  weit  näher  als  heute  die  nördliche  Grenze 
des  Baum  Wuchses.  Es  besteht  daher  wenig  Aussicht,  daß  paläophyto- 
geographische  Verhältnisse  zur  Lösung  des  Problems,  ob  Polverschie¬ 
bungen  stattgefunden  haben  oder  nicht,  etwas  beitragen  können,  zumal 
wenn  wir  bedenken,  daß  eventuell  stattgefundene  Polverlagerungen 
doch  in  sehr  langsamem  Tempo  vor  sich  gegangen  sein  müssen. 

Die  gerade  von  den  Anhängern  der  Polverschiebungshypothesen 
kaum  gewürdigte  Frage,  wie  die  aus  geologischen  Polverschiebungen 
erwachsenden  Wärmeänderungen  zu  bestimmen  sind,  ist  ebenfalls  von 
Fr.  v.  Kerner2)  eingehender  behandelt  worden.  Nach  seinen  Unter¬ 
suchungen  ist  es  schon  im  Falle  einer  streng  zonalen  Land-  und  Meer¬ 
verteilung  nicht  allgemein  zulässig,  die  durch  eine  Polverschiebung  auf 
einem  in  ihrem  Meridiankreise  gelegenen  Punkte  bedingte  Wärme¬ 
änderung  dem  vor  der  Verschiebung  zwischen  der  gegebenen  und  nach¬ 
maligen  Ortsbreite  bestehenden  zonalen  Temperaturunterschiede  gleich¬ 
zusetzen.  Auch  kann  die  thermische  Wirkung  einer  Polverschiebung  im 
allgemeinen  weder  nach  dem  mittleren  Temperaturunterschiede  noch 
nach  der  im  Meridane  des  betrachteten  Ortes  herrschenden  Wärme¬ 
differenz  zwischen  der  gegebenen  und  verschobenen  Ortsbreite  beurteilt 
werden.  Was  schließlich  die  Bestimmungen  der  Wär me änder ungen  in¬ 
folge  der  durch  Verschiebung  der  Küstenlinien  bedingten  Umgestaltung 
des  Erdbildes  anlangt,  so  sind  die  Aussichten  für  eine  erfolgreiche  Her- 

1)  Vgl.  hierüber:  W.  R.  Eckardt,  Die  Theorie  von  Polverschiebungen  und  ihre 
Bedeutung  für  das  paläothermale  Problem.  Globus  1910,  Heft  8;  sowie  W.  R. 
Eckardt,  Eigentümlichkeiten  des  geologischen  Klimas,  insbesondere  des  Paläo- 

-  zoikums.  Prometheus  1910,  Nr.  46/47. 

2)  Sitzungsber.  d.  Kais.  Akad.  der  Wiss.  in  Wien,  math.-nat.  Kl.,  Abt.  I, 
126.  Bd.,  6.  u.  7.  Heft,  S.  445 ff. 


46 


II.  Besprechungen. 


anziehung  der  Polverschiebungshypothese  zur  Lösung  paläoklimatisdier 
Rätsel  sehr  ungünstige,  da  wegen  der  Unsicherheit  der  paläogeo- 
graphischen  Forschungsresultate  die  jeweilige  Land-  und  Wasser¬ 
verteilung  der  einzelnen  Erdperioden  als  bekannter  Klimafaktor  nicht 
ohne  weiteres  in  Rechnung  eingestellt  werden  kann.  Wenn  trotzdem 
v.  Kerner  nebst  anderen  paläogeographische  Rekonstruktionen  wieder¬ 
holt  als  Rechnungsgrundlagen  benutzt  hat,  um  für  die  morphogene 
Komponente  geologischer  Klimate  Zahlenwerte  zu  erhalten,  so  muß 
daran  erinnert  werden,  daß  diese  Versuche  lediglich  als  thermische 
Feststellungen  für  mögliche  Fälle  der  Vergangenheit  gedacht  waren. 
Denn  wir  müssen,  auf  den  Worten  von  Jon.  Walther  fußend,  leider 
gestehen,  daß  auch  das  Ziel,  die  Konfiguration  der  Länder  und  Meere 
für  die  einzelnen  geologischen  Epochen  genau  festzulegen,  so  gut 
wie  noch  für  keine  einzige  Periode  erreicht  ist,  und  daß  es  noch 
langer,  mühseliger  Mosaikarbeit  bedarf,  bis  die  einzelnen,  lithologisch 
oder  paläontologisch  leicht  bestimmbaren  Klimaregionen  zu  einem  har¬ 
monischen  System  paläogeographischer  Beziehungen  angeordnet  sein 
werden. 

Noch  weniger  als  die  Frage  nach  den  Wärmeänderungen  infolge  von 
Verlagerungen  der  Erdachse  läßt  sich,  wie  v.  Kerner  in  seiner  zuletzt 
genannten  Abhandlung  ausführlich  gezeigt  hat,  die  Frage  nach  den  ther¬ 
mischen  Wirkungen  großer  Breitenwechsel  infolge  von  partiellen  oder 
holosphärischen  Erdkrustendrehungen  über  den  Erdkern  beantworten, 
da  sich  die  thermischen  Wirkungen  großer  Krusten  Wanderungen  auch 
nicht  annähernd  schätzen  lassen. 

Nach  alledem  verdanken  wir  jedenfalls  Fr.  von  Kerner  in  aller¬ 
erster  Linie,  eine  bisher  fehlende  Grundlage  geschaffen  zu  haben,  auf  der 
sich  das  permokarbone  Eiszeiträtsel  seiner  Lösung  näher  bringen  läßt. 


Die  Paläogeographie  des  Nillandes  in  Kreide 

und  Tertiär.5 

Von  Prof.  Dr.  Th.  Arldt  (Radeberg). 

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48 


II.  Besprechungen. 


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bis  132,  307—502. 


Prof.  Dr.  Th.  Arldt  —  Die  Paläogeograpliie  des  Nillandes  usw. 


49 


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Geologische  Rundschau.  IX. 


4 


50 


II.  Besprechungen. 


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87.  Stromer,  E.  v.,  Die  Archaeoceti  des  ägyptischen  Eozäns.  Beitr.  Paläontol. 

и.  Geol.  Österreich-Ungarns  u.  d.  Orients  1908,  S.  106 — 137. 

88.  Stromer,  E.  v.,  Lehrbuch  der  Paläozoologie.  I.  Wirbellose  Tiere.  Leipzig  1909. 

89.  Stromer,  E.  v..  Über  Alttertiär  in  Westafrika  und  die  Südatlantis.  Jahrb. 

к.  preuß.  geol.  Landesanst.  XXX,  1909,  S.  511 — 515. 

90.  Stromer,  E.  v..  Über  das  Gebiß  der  Lepidosirenidae  und  die  Verbreitung 

tertiärer  und  mesozoischer  Lungenfische.  Her twig- Festschrift  II,  1910, 
S.  613—622. 

91.  Stromer,  E.  v.,  Die  Geschichte  des  afrikanischen  Festlandes  nach  neueren 

Forschungen.  Naturw.  Wochenschr.  XXV,  1910,  S.  161 — 163. 

92.  Stromer,  E.  v.,  Mitteilungen  über  Wirbeltierreste  aus  dem  Mittelpliozän  des 

Natrontales  (Ägypten).  1.  Affen.  2.  Raubtiere.  Zeitschr.  d.  Deutsch,  geol. 
Ges.  LXV,  1913,  S.  350—372. 

93.  Stromer,  E.  v.,  Mitteilungen  über  Wirbeltierreste  aus  dem  Mittelpliozän 

des  Natrontales  (Ägypten).  3.  Artiodactylia  Bunodontia :  Flußpferde.  Zeitschr. 
d.  Deutsch,  geol.  Ges.  LXVI,  1914,  S.  1 — 33. 

94.  Stromer,  E.  v.,  Mitteilungen  über  Wirbeltierreste  aus  dem  Mittelpliozän 

des  Natrontales  (Ägypten).  4.  Fische,  a)  Dipnoi:  Protopterus.  Zeitschr.  d. 
Deutsch,  geol.  Ges.  LXVI,  1914,  Monatsber.  S.  420 — 425. 

95.  Stromer,  E.  v..  Die  Topographie  und  Geologie  der  Strecke  Gharaq-Baharije 

nebst  Ausführungen  über  die  geologische  Geschichte  Ägyptens.  Abh.  math.- 
naturw.  Kl.  bayr.  Ak.  Wiss.  XXVI,  1914,  S.  1—78. 


Prof.  Dr.  Th.  Arldt  —  Die  Paläogeographie  des  Nillandes  usw.  51 

96.  Stromer,  E.  v.,  Wirbeltierreste  der  Baharije-Stufe.  1.  Einleitung.  2.  Liby- 

cosuchus.  Abhandl.  math.-phys.  Kl.  k.  bayr.  Ak.  Wiss.  XXVII,  1914,  Abh.  3. 

97.  Stromer,  E.  v.,  Wirbeltierreste  der  Baharije-Stufe.  3.  Das  Original  des 

Theropoden  Spinosaurus  aegyptiacus  nov.  gen.  nov.  spec.  Abh.  math.- 
phys.  Kl.  k.  bayr.  Ak.  Wiss.  XXVIII,  1915,  Abh.  3. 

98.  Stromer,  E.  v..  Die  Entdeckung  und  die  Bedeutung  der  Land  und  Sü߬ 

wasser  bewohnenden  Wirbeltiere  im  Tertiär  und  in  der  Kreide  Ägyptens. 
Zeitschr.  d.  Deutsch,  geol.  Ges.  LXVIII,  1916,  S.  397 — 425. 

99.  Sthder,  T.,  Über  fossile  Knochen  am  Wadi  Natrun,  Unterägypten.  Mitt. 

Naturf.  Ges.  Bern  1898,  S.  72 — 77. 

100.  Tristram,  H.  B.,  On  the  geographica!  and  geological  Relations  of  the  Fauna 

and  Flora  of  Palestina.  Proc.  Roy.  Soc.  London  XVI,  1868,  p.  316 — 319. 

101.  Ttjllberg,  T.,  Über  das  System  der  Nagetiere.  Eine  philogenetische  Studie. 

Nova  Acta,  Reg.  Soc.  Scient.  Upsala  XVIII,  1899,  S.  1 — 514. 


In  seinen  vorzüglichen  Ausführungen  über  die  Entdeckung  und  die 
Bedeutung  der  Land  und  Süßwasser  bewohnenden  Wirbeltiere  im  Tertiär 
und  in  der  Kreide  Ägyptens  wendet  sich  Stromer  (98,  S.  400)  gegen 
Schlüsse,  die  ich  ähnlich  wie  Haas  und  SOhwarz  (52,  S.  607)  aus  der 
Zusammensetzung  der  Süßwasserfaunen  Afrikas  auf  die  Entwicklungs¬ 
geschichte  des  Nils  gezogen  hatte  (35,  S.  299).  Er  findet,  daß  wir  zu 
wenig  auf  die  fossilen  Funde  Rücksicht  genommen  haben,  die  man  in 
den  beiden  letzten  Jahrzehnten  in  Unterägypten  gemacht  hat,  und  die 
nach  ihm  zeigen,  daß  schon  frühzeitig  im  Nil  eine  typisch  äthiopische 
Fauna  heimisch  war,  während  wir  annehmen,  daß  die  äthiopische  Fauna 
im  Nil  jung  sei,  während  seine  frühere  Fauna  paläarktisch  gewesen  wäre. 
Nun  räumt  Stromer  zunächst  selbst  ein,  daß  der  heutige  Nil  nach 
Blanckenhorn  erst  seit  dem  Pliozän  bekannt  ist  (47,  S.  431)  und  daß 
die  älteren  Ablagerungen  einem  weiter  westlich  fließenden  Urnil  ent¬ 
stammen  (46).  Außerdem  liegt  aber  auch  ein  Mißverständnis  vor.  Nicht 
eine  paläarktische  Fauna  habe  ich  im  alten  Nil  angenommen,  sondern 
eine  syrische.  Das  ist  aber  nicht  dasselbe.  Wie  Stromer  habe  ich  auch 
schon  vor  10  Jahren  die  Meinung  vertreten,  daß  ganz  Syrien  bis  zum 
Miozän  einen  Teil  des  afrikanischen  Festlandes  bildete  (26)  und  demnach 
damals  auch  zur  äthiopischen  Region  gehörte,  die  das  ganze  durch  das 
große  Mittelmeer  vollkommen  isolierte  Festland  umfassen  mußte.  Der 
Irrtum  erklärt  sich  daraus,  daß  ich  in  der  fraglichen  Arbeit  nur  mehr 
nebenbei  auf  das  untere  Nilgebiet  eingegangen  war,  da  sie  sich  haupt¬ 
sächlich  mit  den  zentralafrikanischen  Gewässern  zu  befassen  hatte.  An 
anderer  Stelle  habe  ich  etwas  eingehender  die  Paläogeographie  des  Nil¬ 
gebietes  behandelt  (36)  und  werde  auf  sie  auch  in  anderen  umfänglichen 
Arbeiten  noch  eingehender  zurückkommen  (39,  40).  Immerhin  empfiehlt 
es  sich,  die  Frage  hier  für  sich  allein  zu  behandeln,  um  so  mehr,  als 
Stromer  in  letzter  Zeit  eine  ganze  Anzahl  neuer  Funde  gemacht  hat 
die  für  die  Paläogeographie  des  Nilgebietes  von  Bedeutung  sind  (96, 
97,  98). 


4* 


52 


II.  Besprechungen. 


Es  gibt  nicht  wenige  Forscher,  die  alle  Lebewesen  ans  einem  einzigen 
Heimatgebiete  herleiten  möchten.  Ganz  besonders  sucht  man  dieses  in 
den  nordischen  Gebieten,  von  denen  ans  sie  sich  in  immer  neuen  Wellen 
nach  dem  Süden  hin  ansgebreitet  haben  sollen1.  Wie  Wilser,  Simroth. 
ist  in  neuester  Zeit  besonders  Matthew  für  diese  Annahme  eingetreten. 
Die  südlichen  Erdteile  sollen  hiernach  in  der  Hauptsache  nur  immer 
empfangend  gewesen  sein.  Das  ist  freilich  eine  sehr  wenig  befriedigende 
Vorstellung.  Wir  müssen  es  als  von  vornherein  ganz  unwahrscheinlich 
bezeichnen,  daß  ein  großes,  vollkommen  von  allen  anderen  abgeschlossenes 
Festland  seinen  Lebewesen  sollte  keine  eigenartige  Entwicklungsrichtung 
haben  auf  prägen  können.  Aber  auch  die  Tatsachen  der  Biogeographie 
sprechen  in  allen  Kontinenten  gegen  Matthews  Annahme,  ebenso  auch 
fossile  Funde,  soweit  solche  bisher  gemacht  worden  sind.  Hierin  sind 
wir  aber  bei  den  einzelnen  Festländern  sehr  verschieden  daran.  Während 
z.  B.  Südamerika  schon  eine  reiche  Fülle  fossiler  Formen  aufzu weisen 
hatte,  die  seine  biologische  Vorgeschichte  ziemlich  klar  zu  erkennen 
gestatteten,  sind  in  Afrika  auch  heute  die  bekannten  Funde  demgegen¬ 
über  spärlich  zu  nennen.  Trotzdem  sind  schon  seit  vielen  Jahren  eine 
ganze  Beihe  von  Forschern  entschieden  dafür  eingetreten,  daß  Afrika 
ein  wichtiges  Entwicklungszentrum  speziell  für  die  Säugetiere  war,  wie 
Döderleih  (75),  Tullberg  (101),  Osborn  (59,  62,  63),  Stehein  (74) 
und  besonders  auch  Stüomer  (76,  77,  79,  83,  85,  98),  denen  auch  ich 
mich  schon  lange  angeschlossen  habe  (26,  27,  28). 

Zu  den  in  Afrika  entwickelten  Formen  kamen  dann  andere,  die  aus 
fremden  Gebieten  zu  verschiedenen  Zeiten  einwanderten.  Sie  weisen 
auf  alte  Landbrücken  hin,  sind  also  paläogeographisch  von  besonderem 
Interesse.  In  jüngster  Vergangenheit  treffen  wir  auf  besonders  enge 
Beziehungen  zu  Indien  (30),  daneben  aber  auch  zu  Europa,  nach  dem 
mindestens  zwei  Landbrücken,  von  Marokko  nach  Spanien  und  von 
Tunesien  über  Sizilien  nach  Italien  hinüberführten  (31).  Die  letzte 
Landbrücke  muß  auch  in  der  Mitte  der  Tertiärzeit  eine  Bolle  gespielt 
haben  (31).  Sie  führte  damals  jedenfalls  über  Süditalien  nach  der  west¬ 
lichen  Balkanhalbinsel.  Für  ältere  Zeiten  ist  aber  eine  südatlantische 
Verbindung  mit  Südamerika  von  besonderer  Bedeutung,  für  die  zuerst 
besonders  v.  Jhering  in  zahlreichen  Arbeiten  eingetreten  ist  und  für 
die  auch  ich  immer  weitere  Beweise  zusammenzutragen  gesucht  habe 
(23,  24,  25,  29,  32,  38,  40).  Auch  Stromer  ist  dieser  Annahme  nicht 
abgeneigt,  betont  aber  mit  Becht,  daß  beide  Festländer  mindestens  seit 
dem  Mitteleozän  getrennt  sein  müssen  (88,  89). 

Die  geologische  Geschichte  des  Nillandes  ist  hauptsächlich  durch 
Blanckenhorn  (45,  46,  47)  aufgeklärt  worden,  an  dessen  Arbeiten  sich 
neuere  Aufnahmen  von  Stromer  (86, 95)  anschließen.  Die  mittlere  Kreide 
ist  im  Cenomen  in  Unterägypten  durch  die  von  Stromer  entdeckten 
f  luviomarinen  Schichten  der  Baharij  e-  Oase  nördlich  von  F araf rah  und  süd¬ 
westlich  von  Faj um  vertreten  (95).  Hier  lag  also  damals  entschieden  Land, 


Prof.  Dr.  Th.  Aeldt  —  Die  Paläogeographie  des  Nillandes  usw.  53 

wie  auch  in  Oberägypten  westlich  von  Kosseir  an  aufwärts  (47).  Da¬ 
gegen  bedeckte  allerdings  auch  damals  schon  das  Meer  die  nordöstlichen 
Distrikte  nach  Palästina  hin,  ebenso  wie  im  Turon  und  im  Senon.  Das 
erstere  ist  überhaupt  nur  in  marinen  Schichten  bekannt.  Dagegen  ist 
der  von  Stromer  zum  Senon  gestellte  nubische  Sandstein  Oberägyptens 
fluviomarin  (98).  Damals  muß  sich  also  das  Meer  wieder  über  diese 
Gebiete  ausgebreitet  haben,  schrittweise  von  Norden  her  vordringend, 
da  unterhalb  von  Assuan  doch  schon  Turon  vertreten  zu  sein  scheint  (47). 
Dann  zog  sich  das  Meer  wieder  langsam  zurück,  zunächst  von  Palästina 
und  Syrien,  die  über  Arabien  halbinselartig  mit  Afrika  verbunden 
waren,  während  in  Ägypten  bis  zum  Mitteleozän  das  Meer  das  Becken 
des  unteren  Nil  bedeckte  und  hier  marine  Schichten  absetzte.  Dann 
setzt  aber  auch  hier  der  Meeresrückgang  ein.  Die  Birket  el  Qerun- 
Stufe  am  Nordrande  des  Fajumkessels  hat  zwar  noch  im  wesentlichen 
marinen  Charakter,  aber  in  der  unmittelbar  darüber  lagernden  Qasr  es 
Sagha-Stufe  schieben  sich  doch  schon  Süßwasserablagerungen  ein.  Es 
muß  also  das  Land  im  Obereozän  schon  bis  an  die  Grenzen  Unter  - 
ägyptens  herangereicht  haben.  Im  Oligozän  ist  dann  die  Landwerdung 
des  Gebietes  vollendet.  Im  Miozän  griff  das  Meer  in  seichten  Buchten 
auf  den  bis  Südsyrien  reichenden  afrikanischen  Block  über,  in  Unter¬ 
ägypten  mit  der  Sinaihalbinsel  und  teilweise  Palästina.  Im  Pliozän 
zog  sich  das  Meer  ganz  von  diesen  Gebieten  zurück,  ja  es  wurde  sogar 
das  ganze  jetzt  vom  Mittelmeer  bedeckte  Gebiet  zwischen  Ägypten, 
Syrien  und  Cypern  trocken  gelegt,  während  gleichzeitig  das  über  Klein¬ 
asien,  Nordsyrien  und  Iran  flutende  Verbindungsmeer  zwischen  dem 
Mittelmeere  und  dem  Indischen  Ozean  trocken  gelegt  wurde  (26,  36,  40), 
nach  Ansicht  mancher  Forscher,  wie  Stromers  (98)  freilich  schon  im 
Verlaufe  des  Miozän.  In  der  Mitte  der  Pliozänzeit  begann  das  Mittel¬ 
meer  wieder  vorzudringen  und  überflutete  wieder  Unterägypten  bis  in 
die  Gegend  von  Moghara.  Erst  am  Ende  des  Pliozän  zog  sich  das  Meer 
wieder  von  Ägypten  zurück.  Inzwischen  hatte  aber  in  Ägypten  und 
seinen  Nachbarländern  die  Bildung  meridinaler  Spaltenöysteme  ein¬ 
gesetzt.  Durch  sie  wurde  schon  im  Pliozän  der  Urnil  aus  seinem  west 
liehen  Laufe  in  seine  heutige  Bahn  abgelenkt.  Dann  bildete  sich  östlich 
von  Ägypten  die  gewaltige  Graben  Versenkung  des  Boten  Meeres  heraus, 
durch  die  Arabien  und  Syrien  endgültig  von  Afrika  getrennt  und  an  Asien 
angeschlossen  wurden.  Der  Einbruch  erfolgte  jedenfalls  von  Süden  her 
und  schritt  nach  Norden  fort,  so  daß  in  ihn  zunächst  der  Indische  Ozean 
eindrang,  der  dann  bei  Suez  seine  Gewässer  mit  denen  des  Mittelmeeres 
mischte.  Eine  reiche  tropische  Fauna  mit  Korallen,  Seeigeln,  Mollusken 
und  Foraminiferen  drang  mit  diesen  indischen  Gewässern  nach  Norden 
vor.  Im  ältesten  Diluvium  setzten  sich  diese  Einbrüche  nach  Osten  hin 
weiter  fort  und  drohten  Westsyrien  von  Asien  abzutrennen.  Am  Ende 
.  der  Günzzeit  setzte  dann  wieder  eine  Hebung  ein,  durch  die  die  Land¬ 
enge  von  Suez  trocken  gelegt  wurde  und  Afrika  wieder  mit  Asien  in 


54 


II.  Besprechungen. 


Verbindung  trat.  Während  der  nachfolgenden  Pluvialzeiten  bedeckte 
das  Mittelmeer  nur  zeitweilig  die  unmittelbarsten  Küstengebiete,  ohne 
daß  es  hier  zu  wesentlichen  Änderungen  gekommen  wäre. 

So  viel  läßt  sich  etwa  in  Kürze  über  den  Küstenverlauf  in  den  ver¬ 
schiedenen  Perioden  sagen.  Wir  werden  am  Schlüsse  auf  einiges  noch¬ 
mals  zurückzukommen  haben,  hauptsächlich  auf  die  Frage  der  ver¬ 
schiedenen  Landbrücken,  die  Afrika  mit  anderen  Festländern  verbunden 
haben  müssen.  Jetzt  möchten  wir  zunächst  noch  eine  kurze  Übersicht 
über  die  Entwicklung  des  Nillaufes  geben,  wie  sie  sich  uns  nach  den 
geologischen,  morphologischen  und  biogeographischen  Beobachtungen 
dargestellt  hat  (36).  Wir  können  hiernach  annehmen,  daß  der  Urnil 
von  der  nubischen  Platte  herkam  und  zunächst  dem  unteren  Atbara 
und  dem  Nillaufe  von  Berber  bis  Abu  Hammed  folgte.  Hier  nahm  er 
von  links  einen  Nebenfluß  auf,  der  das  Niltal  zwischen  Altdongola  und 
Abu  Hammed  in  umgekehrter  Richtung  durchfloß  wie  der  heutige  Strom. 
Von  hier  benutzte  er  Wadi  Galgabba  und  Wadi  Allaka,  kreuzte  zwischen 
Korosko  und  Assuan  das  heutige  Niltal,  und  weiterhin  bezeichnen  seinen 
Lauf  die  Oasen  Kurkur,  Charge,  Dachei,  Farafrah  und  Baharije.  Zeit¬ 
weilig  mündete  er  schon  hier  in  das  Mittelmeer,  später  weiter  nordöstlich 
bei  Fa j um  bzw.  im  Wadi  Moghara,  ein  weites  Ästuar  bildend.  Auch  bei 
Berber  dürfte  dieser  Urnil  einen  Nebenfluß  aufgenommen  haben,  der 
dem  heutigen  Nillaufe  folgend  von  Chartum  herkam,  ebenso  bei  Korosko, 
wo  uns  der  Nillauf  bis  in  die  Nähe  von  Altdongola,  das  Wadi  Mhalik 
und  Wadi  Melk  eine  alte  Entwässerungsrinne  bis  zu  den  Bergen  von  Dar 
For  zu  verfolgen  gestatten. 

Dagegen  glauben  wir  dem  Urnilgebiete  den  Blauen  und  den  Weißen 
Nil  nicht  zurechnen  zu  dürfen.  Der  letztere  bestand  wohl  überhaupt 
noch  nicht.  Vielmehr  erfüllte  das  Bahr  el  Ghasäl-Becken  südlich  von 
Dar  For  und  Kordofan  von  Dar  Fertit  bis  zum  abessinischen  Hochlande 
ein  riesiger  See,  der  erst  nach  und  nach  trocken  gelegt  wurde.  Noch 
heute  erkennen  wir  seine  Bildungsgeschichte  aus  seiner  Ebenheit,  durch 
die  sich  die  Ströme  langsam  hindurchwinden,  in  zahlreiche  Rinnen  zer¬ 
fasert  und  oft  völlig  durch  Grasbarren  verstopft.  Der  Blaue  Nil  aber 
gehörte  ebenso  wie  der  obere  Atbara  nach  Blanckenhorn  (46)  einem 
Stromsystem  an,  das  über  das  heutige  Gebiet  des  Roten  Meeres  nach 
Norden  floß  und  in  der  Gegend  der  Sinaihalbinsel  in  die  ägyptische 
Bucht  einmundete.  Im  Pliozän  wurde  das  Bahr  el  Ghasal-Becken 
trocken  gelegt,  und  es  bildete  sich  hier  ein  ostwestlich  gerichtetes  Strom¬ 
system  heraus.  Der  Hauptfluß  führte  vom  Rudolf see  über  den  Bahr  el 
Seraf,  Bahr  el  Ghasal,  Bahr  el  Arab  und  Bahr  es  Salamat  nach  dem 
Tschadbecken.  Im  Unterpliozän  wurde  der  untere  Nil  durch  Graben¬ 
bildung  von  Assuan  an  in  sein  heutiges  Bett  abgelenkt,  das  er  durch 
Erosion  allmählich  weiter  vertiefte,  wahrend  sein  altes  Bett  sich  in 
eine  Oasenreihe  auf  löste.  Etwa  im  Oberpliozän  wurden  durch  rück¬ 
wärtige  Erosion  vom  Urnil  her  der  Atbara,  der  Blaue  Nil  und  der  Bahr 


Prof.  Dr.  Th.  Arldt  —  Die  Paläogeographie  des  Nillandes  usw. 


55 


el  Abiad  bis  unterbalb  Faschoda  angezapft.  Dies  muß  geschehen  sein, 
ehe  der  Einbruch  des  Roten  Meeres  erfolgte.  Denn  hätte  diese  Einsenknng 
schon  bestanden,  so  würden  die  ihm  zuströmenden  Flüsse  eine  stärkere 
Erosionskraft  besessen  haben  als  der  noch  weit  über  das  Land  hin¬ 
fließende  Nil,  konnten  also  von  ihm  nicht  wohl  abgefangen  werden, 
während  vorher,  infolge  des  Einbruches  des  unteren  Niltales  das  Um¬ 
gekehrte  der  Fall  und  damit  die  Vorbedingung  für  die  Anzapfung  der 
südlichen  Flüsse  gegeben  war.  Auch  Suess  (55)  betont,  daß  die  Graben¬ 
bildung  jünger  ist  als  die  typische  Nilfauna.  Erst  im  Diluvium  griff 
das  Nilsystem  bis  zum  Bahr  el  Djebel  zurück  und  zog  den  Sobat,  den 
Bahr  el  Ghasal  und  den  durch  den  Albert-Edward-See  und  den  Albert- 
see  fließenden-  Semliki  an  sich.  Damit  wurde  äthiopischen  Formen 
natürlich  der  Zugang  zum  Nilgebiete  wesentlich  erleichtert.  Zeitweilig 
war  jetzt  das  ganze  Nilgebiet  vom  Mittelmeer  abgesperrt.  Denn  der 
Nil  floß,  wie  schon  während  der  Günzzeit  von  Kairo  zunächst  nach 
Osten  und  mündete  hier  in  das  bis  zu  den  Bitterseen  nordwärts  reichende 
Rote  Meer;  doch  hat  dieser  Zustand  nicht  lange  angedauert,  und  der 
Nil  gewann  seine  heutige  Mündung. 

Noch  jünger  als  diese  Anzapfungen  dürfte  die  Ausbildung  des  großen 
Nilbogens  zwischen  Abu  Hammed  und  Assuan  sein.  Die  größere  Jugend 
dieses  Teiles  des  Flußlaufes  erkennt  man  schon  an  den  zahlreichen 
Katarakten,  die  die  Erosionskraft  des  Flusses  noch  nicht  hat  über¬ 
winden  können.  Der  Nil  hat  hier  entschieden  vorgebildete  Täler  von 
früheren  Nebenflüssen  benutzt.  Die  eigentlich  wirksame  Ursache  ist 
allerdings  nicht  leicht  festzustellen.  Am  nächsten  liegt  die  Annahme 
einer  einseitigen  Hebung  des  östlichen  Ägypten,  durch  die  die  Aus¬ 
bildung  des  heutigen  Verlaufes  zum  mindesten  stark  erleichtert  worden 
sein  müßte.  Als  letzter  wurde  wohl  der  seiner  Fauna  nach  ganz  selbstän¬ 
dige  Viktoriasee  vom  Nil  angezapft,  wofür  das  Vorhandensein  des  Ripon- 
falles,  der  Karumaschnellen  und  des  Murchisonfalles  im  Sömerset-  und 
Viktorianil  spricht  (36). 

Ziehen  wir  aus  dieser  Geschichte  Schlüsse  auf  die  in  den  einzelnen 
Perioden  zu  erwartende  Fauna  desNilsystemes,  so  müssen  wir  diese 
unbedingt  vor  dem  Pliozän  für  äthiopisch  ansehen.  War  doch  Afrika 
nach  unserer  Ansicht  vom  Dogger  an  dauernd  durch  das  große  Mittel¬ 
meer  von  Europa  wie  von  Asien  abgetrennt.  Nut  in  der  Mitte  der 
Tertiärzeit  muß  eine  kurze  Zeit  andauernde  lose  Verbindung  nach 
Europa  hin  bestanden  haben.  Da  aber  das  Nilsystem  ganz  von  dem 
innerafrikanischen  Becken  abgetrennt  war,  wird  es  auch  eine  von  dessen 
Fauna  abweichende  Tierwelt  besessen  und  jedenfalls  mit  Syrien  und 
Arabien  eine  besondere  faunistische  Provinz  gebildet  haben,  in  der  neben 
den  äthiopischen  Elementen  auch  mediterrane  eine  Rolle  spielten,  nicht 
aber  paläarktische.  Als  dann  Afrika  mit  Asien  in  Verbindung  trat, 
-  mag  dies  nun  schon  im  Miozän  oder  erst  im  Pliozän  eingetreten  sein, 
mußte  sofort  eine  gewaltige  Invasion  nordischer  Formen  aus  den  weiten 


56 


II.  Besprechungen. 


paläarktischen  Festlandsgebieten  einsetzen,  die  durch  den  viel  schärferen 
Konkurrenzkampf  ihrer  weiteren  und  klimatisch  weniger  begünstigten 
Gebiete  eine  viel  lebenskräftigere  und  wanderungslustigere  Tierwelt 
hatten  heranzüchten  müssen.  Wie  sich  damals  die  nordischen  Landtiere 
zwischen  Cypern  und  Sokotra  in  breitem  Strome  in  das  äthiopische  Fest¬ 
land  ergossen,  so  mußten  auch  die  Süß  wasserformen  den  gleichen  Weg 
einschlagen.  Dabei  mußten  sie  ganz  besonders  auf  das  isolierte  Nil¬ 
gebiet  einwirken  und  hier  die  äthiopischen  Elemente  weitgehend  zurück¬ 
drängen,  nach  unserer  Ansicht  also  vom  Beginne  des  Pliozän  an.  Erst 
die  im  Altquartär  erfolgte  Abf angung  des  Bahr  el  Ghasalsystems  brachte 
dem  äthiopischen  Elemente  eine  neue  Verstärkung. 

Dies  ist  die  Meinung,  die  wir  ständig  vertreten  haben.  Der  mediterran- 
paläarktische  Charakter  der  Nilfauna  kann  sich  nur  auf  die  Pliozänzeit 
beziehen,  nicht  aber  auf  die  frühere  Tertiärzeit.  Sehen  wir  nun  zu,  wie 
sich  die  durch  Stromer  so  wesentlich  geförderte  Paläontologie  des 
Nillandes  zu  unseren  Schlüssen  stellt,  wobei  wir  auch  die  Schlüsse  über 
die  verschiedenen  Land  Verbindungen  Afrikas  im  Laufe  seiner  jüngeren 
Geschichte  nachzuprüfen  Gelegenheit  haben,  was  von  ganz  besonderer 
Bedeutung  ist.  Wir  folgen  dabei  der  Reihenfolge  der  fossilführenden 
Schichten  Ägyptens  und  StüomErs  Zusammenstellung  von  deren 
Faunen  (98). 


Schluß  folgt. 


III.  Geologischer  Unterricht. 


Verzeichnis  der  geologischen,  paläontologischen, 
petrographischen  u.  mineralogischen  Vorlesungen 
an  den  deutschen  Hochschulen  im  S.-S.  1918. 

Abkürzungen:  Geol.  =  Geologie;  g.  =  geologisch;  Pal.  =  Paläontologie;  p.  =  paläontologisch ; 
Petr,  =  Petrographie ;  petr.  =  petrographisch;  Min.  =  Mineralogie ;  m.  =  mineralogisch;  Üb.  = 
Übungen;  Anl.=  Anleitung  zu  selbständigen  Arbeiten;  Exk.= Exkursionen;  Coli. = Colloquium. 


1.  Universitäten. 

A.  Deutschland. 

Berlin:  Pompeckj:  Allgemeine  Geol. 
mit  Exk.  und  Üb.  6,  Geol.  des  Harzes 
und  seiner  Umgebung  mit  Exk.  1; 
Pompeckj  und  Haarmann :  G.-p.  Üb., 
Anl. ;  Liebisch  :  Allgemeine  Min.  und 
Kristallographie  4,  mit  Üb.,  Anl.  (Min., 
Petr.,  Kristallographie);  Belowsxy: 
Systematische  Min. ;  Tannhäuser  :  Petr, 
mit  Üb.  4,  petr.  Exk.;  Schweydar: 
Ausgewählte  Kapitel  aus  der  Geophysik. 

Bonn:  Steinmann:  Geol.  von 

Deutschland  mit  Lichtbildern  und  Aus¬ 
flügen  4,  Geschichte  der  Tier-  und 
Pflanzenwelt  2,  Bau  und  Bodenschätze 
der  Iberischen  Halbinsel  5  St.,  Üb., 
Anl.,  Coli.;  Pohlig:  Allgemeine  Erdge¬ 
schichte,  mit  Demonstrationen  und  Aus¬ 
flügen  3,  Abstammungsgesetz  und  Erd¬ 
geschichte  (nach  seinem  gleichnamigen 
Leitfaden)  mit  Demonstrationen  2, 
Lichtbildervorträge,  als  Einführung  in 
die  Geol.  1,  erdgeschichtliche  Spazier¬ 
gänge;  Wanner:  Leitfossilien  mit  Üb. 
4,  Technische  Geol.  1 ;  Tllmann  :  Boden¬ 
schätze  des  mitteleuropäischen  Wirt¬ 
schaftsgebietes  1 ;  Brauns  :  Mineralogie, 
spezieller  Teil  3,  Petr.  I.  Die  gesteins¬ 
bildenden  Minerahen  2,  Üb.,  Anl., 
Ausflüge  in  die  Vulkangebiete  des  Nie¬ 
derrheins. 

Breslau:  Milch:  Allgemeine  Min. 
(Morphologie  und  Kristallphysik)  5, 
Einführung  in  den  Gebrauch  des  Mikro¬ 
skops  zur  Gesteinsbestimmung,  mit  Üb. ; 
Milch,  Sachs,  Beutell:  M.  Üb.,  Anl. 
(Min.,  Petr. ) ;  Me yer :  Geol.  v.  Deutsch- 
"  Ostafrika  1,  p.  Üb.  2,  Verständnis  und 


Aufnahme  g.  Karten  1 ;  Sachs  :  Die 
Mineralschätze  Schlesiens :  Kohlen, Erze, 
nutzbare  Gesteine  1 ;  Beutell  :  Min.  und 
Petr,  der  Erzlagerstätten,  mit  Exk.  2; 
Die  natürlichen  Karbonate,  Sulfate  und 
Phosphate  1. 

Erlangen:  Lenk:  Allgemeine  Geol. 
mit  repetitorischen  Besprechungen  5, 
M.  Üb.,  Anl.  (Min.  und  Petr.);  Lenk 
und  Krumbeck:  Üb.  in  der  makro¬ 
skopischen  Gesteinsbestimmung,  Anl. 
(Geol.),  Exk. ;  Krumbeck:  Historische 
Geol.  3,  Einführung  in  die  Geol.  von 
Nordbayern  1,  p.  Üb.,  Anl.  (Stratigra¬ 
phie  und  Pal.). 

Frankfurt:  Boeke:  Die  wichtigsten 
Mineralgruppen  und  Gesteine  4,  m.  - 
petr.  Üb.,  Anl.  (Min.,  Petr.);  Drever- 
mann:  Allgemeine  Geol.  4,  Einführung 
in  die  Kenntnis  der  Versteinerungen  2, 
Das  rheinische  Schiefergebirge  1,  Anl. 
(Geol.,  Pal.),  Coli.;  Born:  Aufbau  und 
Entstehung  der  Gebirge. 

Freiburg:  Deecke:  Formations¬ 
lehre  5,  g.  und  p.  Üb.,  Anl.  (Geol.  und 
Pal.);  Wepfer:  Geol.  von  Europa  2; 
Osann:  Spezielle  Min.  4,  Üb.  im  Be¬ 
stimmen  von  Kristallmodellen  und  Mi¬ 
nerahen,  Anl.  (Min.,  Petr.);  Soellner: 
Anl.  zu  petr.  Untersuchungen  im  Ge¬ 
lände. 

Gießen:  Kaiser:  Min.  5;  m.  und 
petr.  Üb.,  Anl.  (Min.,  Petr.,  Geol.); 
Kaiser  und  Harassowitz:  Anl.  zu  g.- 
petr.  Beobachtungen  im  Gelände  3,  g. 
Exk.;  Harassowitz:  G.  Bodenkunde 
mit  besonderer  Berücksichtigung  g.- 
agronomischer  Karten  2,  Nutzbare 
Lagerstätten  Deutschlands  1. 


58 


III.  Geologischer  Unterricht. 


Göttingen:  Stille:  Allgemeine Geol. 
4,  Geol.  von  Mittel-  und  Nordwest¬ 
deutschland  mit  Exk.  2,  praktische  Üb. 
in  g.  Beobachtungen  und  Aufnahmen, 
Anl.  (Geol.,  Pal.);  Saleeld:  Die  Jura¬ 
formation,  mit  Üb.  2;  Fretjdenberg: 
Die  Urmenschen  der  älteren  Steinzeit; 
ihre  Abstammung,  ihre  Lebensweise  und 
Kunst  2,  Paläobiologische  Fragen; 
Mügge:  Allgemeine  Min.  und  Kristallo¬ 
graphie  I.  4,  Elemente  der  Gesteins¬ 
kunde  mit  Exk.  2,  m.  Üb.,  Anl.  (Min., 
Petr. ). 

Greifswald:  Jaekel:  Historische 
Geol.  2,  Pal.  II  (Wirbellose,  Leitfossilien) 
2,  Üb.,  Anl.  (Geol.,  Pal.),  Exk.;  Phi¬ 
lipp  :  Geol.  der  deutschen  Mittelgebirge 
2,  Üb.  zur  Geol.  von  Europa  2;  Kling¬ 
hardt:  Üb.  im  Bestimmen  von  Leit¬ 
fossilien;  Nacken:  Allgemeine  Min.  4, 
Nutzbare  Mineralien  im  Boden  von 
Deutschland  1,  Üb.,  Anl.  (Min.,  Petr.). 

Halle:  Walther:  Einführung  in  die 
Geol.  (mit  Üb.  im  Gelände)  2,  Geschichte 
der  Erde  und  des  Lebens  4,  Anl.  zum 
Studium  der  Schausammlungen,  g.  Üb., 
Anl.  (Geol.,  Pal.);  v.  Wolef:  Gesteins¬ 
kunde  mit  Exk.  4,  m.-petr.  Coli.  1, 
Mikrokopisch-petr.  Üb.,  Anl.  (Min. 
Petr. ). 

Heidelberg:  S alomon : Geol. ( äußere 
Dynamik)  5,  G.  Geschichte  der  Heidel¬ 
berger  Gegend  mit  Ausflügen  1,  g.-p. 
Üb.,  Anl.  (Geol.,  Pal.);  Wülfing:  Spe¬ 
zielle  Min.  4,  Petr,  mit  Exk.  2,  m.  Üb., 
Anl.  (Min.,  Petr.);  Goldschmidt:  Über 
Messen,  Zeichnen  und  Berechnen  der 
Kristalle  2,  Üb.  im  Bestimmen  der 
Mineralien  2,  Lötrohranalyse  2,  Anl. 
(Min.,  Kristallographie). 

Jena:  Linck:  Dynamische  Geol.  2, 
m.  Üb.;  v.  Seidlitz:  Praktische  Geol. 
mit  Üb.  im  Gelände  2,  Geol.  von  Thü¬ 
ringen  1,  g.-p.  Üb.,  g.  Exk. 

Kiel:  Johnsen:  Allgemeine  Min. 
nebst  Kristallographie.  a)  physika¬ 
lischer  Teil  3,  b)  chemischer  Teil  2,  Üb. 
zur  allgemeinen  Min.,  Anl.  (Min.) 
m.  Coli. 

Königsberg:  Berge at:  Einführung 
in  die  Gesteinskunde  2,  m.  Coli.,  Unter¬ 
weisung  in  der  Benutzung  der  Lehr¬ 
sammlungen;  Andree  :  Formationslehre 
als  Grundlage  der  Erdgeschichte  und 


Paläogeographie  4,  Der  Aufbau  Europas 
2,  Pal.  nebst  Paläobiologie  der  niederen 
Wirbellosen  3,  g.  Üb.  2,  Anl.  (Geol., 
Pal.),  Exk. 

Leipzig:  Kossmat:  Grundzüge  der 
Geol.  (Allgemeine  und  historische  Geol. ) 
4,  Die  Entwicklungsgeschichte  der  or¬ 
ganischen  Welt  2,  g.  Üb.,  Anl.  (Geol.), 
Exk.,  Coli.;  Felix:  Pal.  der  Fische, 
Amphibien  und  Reptilien  2;  Rinne: 
Gesteinskunde  6,  m.  Üb.,  Anl.  (Min., 
Petr.);  Niggli:  Physikalisch-chemische 
Min.  und  Petr.  I  2;  Bergt:  Chemische 
Petr.  Sachsens  1,  Erzlagerstätten  1; 
Reinisch:  Petr.  Arbeiten  im  Felde. 

Marburg:  Wedekind:  Allgemeine 
Pal.  4,  Geol.  von  Hessen  mit  Exk.  1, 
g.-p.  Üb.,  Anl.  (Geol.,  Petr.);  Weigel: 
Allgemeine  Min.  2.  Teil  3,  Erzlager¬ 
stätten  1,  m.  Üb.,  Anl.  (Min.);  Schtjltze 
J ena  :  Morphologie  der  Erdoberfläche  4. 

München:  v.  Groth:  Min. einschlie߬ 
lich  allgem.  Gesteinslehre  6,  Üb.  im  Be¬ 
stimmen  der  Mineralien  4,  Anl.  (Min.); 
Martin  und  Birkner:  Anthropolo¬ 
gisch-prähistorisches  Seminar;  Wein¬ 
schenk:  Lagerstättenlehre  II:  Erz¬ 
lagerstätten,  mit  Exk.  2,  Üb.  im  Be¬ 
stimmen  von  Gesteinen  4,  Anl.  (Petr.); 
Stromer  v.  Reichenbach:  Pal.  der 
Wirbeltiere  I.  Einleitung  und  Fische  1, 
Pal.  der  Wirbeltiere  V.  Säugetiere  1, 
Ergebnisse  und  Probleme  der  Pal.  1; 
Broili:  Pal.  der  Wirbeltiere  II— IV: 
Organisation,  Systematik  und  Stammes¬ 
geschichte  der  Amphibien,  Reptilien  und 
Vögel  1,  Einführung  in  die  Stratigra¬ 
phie  (Formationskunde)  2,  g.-p.  Üb., 
Anl.  (Geol.,  Pal.);  Birkner:  Kultur  des 
vorgeschichtlichen  Menschen  in  Bayern 
1;  Gossner:  Min.  und  Gesteinskunde 
mit  Üb.  (für  Studierende  der  Forstwirt¬ 
schaft)  4;  Dacqtje:  Geographie  und 
Biologie  des  mesozoischen  Zeitalters  2, 
Üb.  im  Präparieren  von  Fossilien  2, 
Leijchs:  Geol.  von  Ägypten  1,  Boden: 
Geol.  der  deutschen  Mittelgebirge  1. 

Münster:  Busz:  Min.  II.  2;  in.  u. 
petr.  Üb.,  Anl.  (Min.,  Petr.). 

Rostock:  Glinitz:  Min.,  Erdge¬ 
schichte,  m.-g.  Üb.,  Exk. 

Straßburg:  Wilckens:  Formations¬ 
kunde  4,  Anl.  (Geol.  und  Pal.);  Bücking 
min.  Üb.;  Kessler:  Die  nutzbaren  Ab- 


III.  Geologischer  Unterricht. 


59 


lagerungen  Deutschlands  3,  Geol.  Süd¬ 
westdeutschlands  2,  Repetitorium  der 
Stratigraphie  2;  Hecker:  Die  Arbeits¬ 
methoden  der  Erdbebenforschung  1. 

Tübingen:  Hennig:  Geol.  Deutsch¬ 
lands,  unter  besonderer  Berücksichti¬ 
gung  Württembergs  4,  Pal.  I.  Wirbel¬ 
lose  (mit  Exk.)  4,  g.  Üb.,  p.  Üb.,  Anl. 
(Geol.,  Pak);  Hennig,  y.  Huene,  Lang, 
Schmidt,  Soergel  :  g.  -p.  -prähistorisches 
Coli. ;  v.  Huene  :  Geschichte  der  Meere 
1 ;  Lang  :  Aussprache  über  paläoklima- 
tische  Fragen  1,  Die  Sedimente,  ihre 
Bildung  und  Diagenese  2 ;  R.  R. 
Schmidt:  Einführung  in  die  deutsche 
Vorgeschichte  2,  Anl.  (Prähistorie); 
R.  R.  Schmidt  und  Soergel:  Urge- 
schichtliche  und  diluvialgeologische  Üb. 
mit  Exk. ;  Soergel:  Abstammungslehre 
und  Erdgeschichte  2. 

Würzburg:  Beckenkamp:  Geol.  mit 
Exk.  4,  Üb.  im  Bestimmen  von  Mine¬ 
rahen  2,  Anl.  (Min.,  Petr.). 

B.  Österreich. 

Graz:  Hilber:  Geol.  und  Pal.  der 
Formationen  II.  Tertiär  und  Quartär, 
mit  Exk.  5,  Erläuterung  der  g.  Abteilung 
im  Joanneum  2,  g.  Üb.;  Hilber  und 
Heritsch :  Anl.  (Geol.,  Pal. ) ;  Heritsch : 
Grundzüge  der  dynamischen  und  stra¬ 
tigraphischen  Geol.  4;  Spengler:  Die 
fossilen  Korallen  2;  Scharizer:  Spe¬ 
zielle  Min.  I.  Die  primären  Mineralien 
und  Gesteine  5,  m.  und  petrogr.  Üb., 
Repetitorium  aus  der  Min. ;  Solch  :  Tal¬ 
bildung  2. 

Innsbruck:  Blaas:  Bau  und  g.  Ge¬ 
schichte  der  Tiroler  Alpen  3, Demonstra¬ 
tionen  und  Colloquium  zu  dieser  Vor¬ 
lesung  2 ;  Cathrein  :  Typische  Gesteins¬ 
formationen  von  Nordtirol  4,  Petr.  Ma¬ 
kro-  und  Mikrodiagnose  1,  m.-petr.  Üb., 
Anl.  (Min.,  Petr.);  Exk. 

Prag:  Wahner:  G.  Bau  der  böhmi¬ 
schen  Masse  3,  Grundzüge  der  Zoopalä¬ 
ontologie  2,  g.  und  p.  Üb.,  Anl.  (Geol., 
Pal. ),  Exk. ;  Pelikan  :  Chemische  Min. 
4,  Üb.  zur  chemischen  Min. ,  Anl.  (Min. ), 
Exk.;  Krasser:  Grundzüge  der  Phyto- 
paläontologie  2. 

Wien:  Stjess:  Allgemeine  Geol. 
II.  Teil:  Stratigraphische  Geol.  5,  g. 
Exk.;  Diener:  Allgemeine  Pal.  II.  Ver- 


tebrata  5,  Anl. ;  Diener  und  v.  Artha¬ 
ber:  p.  Üb.;  Abel:  Die  Stämme  der 
Wirbeltiere  (II.  Teil:  Die  höheren  Ver¬ 
tebraten)  5;  v.  Arthaber:  Über  Gastro- 
poden  2;  Bchaffer:  Geschichte  des 
Wiener  Beckens,  mit  Exk.  4;  Becke: 
Die  Feldspate  und  ihre  Rolle  in  den 
Gesteinen  3,  Anl.;  Doelter:  Spezielle 
Min.  5,  Anl.  (Min.);  Doelter  und 
Leitmeier:  Lötrohrpraktikum  4;  Ber- 
werth  :  Petr,  der  kristallinen  Schiefer  2 ; 
Dittler:  Ausgewählte  Kapitel  aus  der 
Mineralchemie  1;  Leitmeier:  Repeti¬ 
torium  der  chemischen  Min.  2,  All¬ 
gemeine  Min.  3. 

C.  Schweiz. 

Basel:  C.  Schmidt:  Gesteinsbildende 
Mineralien  und  Gesteine  4,  g.  Exk. ; 
Schmidt  und  Preis  werk:  m.  Üb.; 
Schmidt,  Preiswerk,  Buxtorf:  Anl.; 
Preiswerk  :  Optische  Untersuchung 
der  Mineralien  II.  Teil  2;  Buxtorf: 
(Geol.  Formationskunde)  3,  Exk. 

Bern:  Hugi:  Min.  4,  Petr.  II  2,  Re¬ 
petitorium  der  Min.  und  Petr.  1,  m.- 
petr.  Üb.,  Anl.  (Min.,  Petr.);  Arbenz: 
Geol.  der  Schweiz  2,  Ausgewählte  Ka¬ 
pitel  aus  der  Erdgeschichte  1,  Anwen¬ 
dungen  der  Geol.  in  der  Praxis  1,  Üb., 
Anl.  (Geol.),  Exk. 

Zürich:  Schardt:  Geol.  der  Schweiz 
2,  Repetitorium  1,  Allgemeine  Strati¬ 
graphie  (Formationskunde  und  histo¬ 
rische  Geol.)  2,  g.  Üb.,  Anl.  (Geol.), 
Exk. ;  Rollier  :  Petref aktenkunde  mit 
Üb.  2,  Stratigraphie  und  Erdgeschichte : 
Paläozoikum  2;  Grubenmann:  Ge¬ 
steinslehre  3,  Makroskopisches  Bestim¬ 
men  von  Gesteinen  1,  Kristalline  Schie¬ 
fer  3,  Anl.  (Min.  und  Petr.).  Wehrli: 
Physische  Geographie  II.  Teil:  Morpho¬ 
logie  der  Erdoberfläche  3. 

2.  Technische  Hochschulen. 

A.  Deutschland. 

Aachen:  Dannenberg:  Erdge¬ 

schichte,  Elemente  der  Min.  und  Geol., 
g.  Üb.;  Klockmann:  Petr.,  mikrosko¬ 
pische  Gesteinsuntersuchung,  petr.  Üb., 
Anl.  (Min.,  Petr.);  Semper:  Geol.  für 
Hüttenleute  und  Chemiker,  Geschichte 
und  Methoden  der  Geol. 


III.  Geologischer  Unterricht. 


Berlin:  Hirschwald  :  Allgemeine 
Geol. ;  Tannhäuser:  Die  Prüfung  der 
natürlichen  Bausteine  auf  ihre  mecha¬ 
nischen  Eigenschaften  und  auf  ihre 
Wetterbeständigkeit,  Mikroskopische 
Üb.;  Rauff:  Allgemeine  Geol.,  Pal., 
Scheibe:  Min.,  m.  Üb.,  Gothan:  Paläo- 
botanik  (Pflanzliche  Leitfossilien,  pa- 
läobotanische  Üb.,  Anl.  (Paläobotanik). 

Breslau:  Milch:  Einführung  in  die 
Min.,  m.  Üb. ;  Sachs:  Die  Bodenschätze 
Schlesiens:  Erze,  Kohlen,  nutzbare  Ge¬ 
steine. 

Danzig:  Stremme:  Geol.  3,  m.-g. 
Üb.,  Anl.  (Min.,  Geol.). 

Dar  mstadt:  Klemm:  M.  Üb.,Exk. ; 
Steuer:  Geol.,  g.  Üb.,  Exk. ;  Greim: 
Über  Vulkane. 

Dresden:  Kalkowsky:  Min.  5,  m. 
Üb.,  Geol.  und  Lagerstätten  der  Iberi¬ 
schen  Halbinsel  1. 

Hannover:  Erdmannsdörffer  : 

Grundzüge  der  Geol.  4,  m.  Üb.,  petr. 
Üb. ;  Ho yer  :  Praktische  Geol.  II  2, 
Geol.  des  nordwestlichen  Deutschland 
1;  Schöhdorf:  Technisch  wichtige  Mi¬ 
neralien  und  Gesteine  Deutschlands  2, 
Einführung  in  das  Verständnis  und  die 
praktische  Verwertung  g.  Karten  und 
Profile  1,  g.  Üb. 

Stuttgart:  Sauer:  Geol.  4,  g.  Be¬ 
lehrungsreisen,  m.-g.  Üb.,  petr.  Unter¬ 
suchungsmethoden  2,  Bodenkunde  auf 
g.  Grundlage  nebst  Üb.  im  g.  Kartieren 
und  in  Bodenaufnahmen  2,  Anl.  (Min., 
Geol. ). 

*  * 


Landwirtschaft!.  Hochschulen. 

Berlin:  Fliegel:  Geol.  von  Nord¬ 
deutschland  1,  Vorkommen,  Beschaffen¬ 
heit  und  Aufsuchung  des  unterirdischen 
Wassers  1,  g.  Exk.;  Schucht:  G.-agro- 
nomische  Bodenaufnahme  1,  Praktische 
Bodenuntersuchungen  im  Felde. 

Hohenheim:  Plienlxger:  Geol. 
II.  Teil  4,  min.  und  g.  Üb.  2,  g.  Lehr¬ 
ausflüge. 

Poppelsdorf:  Bratene:  Geognosie2, 
m.  Üb.  1,  g.  Exk. 

Weihenstephan:  Ulsch:  Min., 

Geol.  *  # 

* 

Die  Forstakademien  Eberswalde, 
Münden  und  Tharandt  sind  während 
des  Krieges  geschlossen.  Die  F.  Eisenach 
ist  dauernd  aufgehoben. 

*  ijs 

* 

Bergakademien. 

Clausthal:  geschlossen. 

Freiberg:  Beck:  Geol.  II,  Lager¬ 
stättenlehre  n,  Versteinerungslehre  H, 
Geol.  von  Sachsen,  Üb.  im  Bestimmen 
von  Gesteinen  und  Versteinerungen. 

*  * 

* 

Kolonialinstitut  Hamburg:  Gü- 
rich:  Die  wichtigsten  nutzbaren  Mine¬ 
rale  und  Gesteine  2,  Üb.  im  g.  und  agro¬ 
nomischen  Kartieren;  Schott:  Phy¬ 
sische  Meereskunde  II.  Teil:  Die  Be¬ 
wegungen  des  Meeres  1. 

Akademie  Posen:  Mendelsohn  : 
Einführung  in  die  Geol.  1,  m.  Üb. 


IV.  Bücher-  und  Zeitschriftenschau. 


Der  Nachweis  der  mittelsilurischen  Zone  18  in  Deutschland  berichtet  El¬ 
fried  Muhck  in  seiner  Arbeit:  »Die  Graptolithen  der  Zone  18,  sowie  Betiolites 
Eiseli  spec.  nov.,  Monograptus  bispinosus  spec.  nov.  und  Diplograptus  radiculatus 
spec.  nov.«  (Zeitschrift  für  Naturwissenschaften  für  1917;  Leipzig,  Verlag  von 
Quelle  &  Meyer). 

Er  legt  seinen  Untersuchungen  die  Lapworthsche  Zoneneinteilung  von  1880 
zugrunde,  wonach  2 — 9  dem  Untersilur,  10 — 19  dem  Mittelsilur  und  Zone  20 
dem  Obersilur  entsprechen.  Muuck  spricht  davon,  daß  im  deutschen  Untersilur 
die  Graptolithen  »vollständig«  fehlen.  Ich  weise  demgegenüber  nur  auf  die  Funde 
Gürichs  in  Schlesien,  Töbuquists  bei  Gabersreuth  im  Vogtland  und  meine  Funde 
im  Frankenwald  hin.  Er  will  auch  die  Zone  20  als  sicher  nachgewiesen  nicht 


IV.  Bücher-  und  Zeitschriftenschau. 


61 


gelten  lassen,  da  sich  ihm  bis  jetzt  die  für  Zone  20  angeführten  Graptolithen  auch 
in  Zone  19  gezeigt  haben.  Diese  Graptolithen  sind: 

Monograptus  colonus  Bare.., 

»  bohemiens  Barr., 

»  dubius  Suess, 

Retiolites  nassa  Holm. 

Von  der  schon  öfters  in  der  Literatur  genannten  Graptolithenfundstelle  am 
Wetternhammer  (muß  genauer  heißen  »Heinrichstaler  Hammer«)  bei  Gräfen- 
werth  im  Frankenwalde  und  neuerdings  bei  Weckersdorf  bei  Zeulenroda  be¬ 
schreibt  Munck  die  Zone  18  mit  einer  vollständigen  Fauneniiste: 

Monograptus  riccartonensis  Lapw., 

»  dubius  Suess, 

»  vomerinus  Nich., 

. »  basilicus  Lapw., 

»  retroflexus  Tullb.  (Leitfossil), 

»  Flemingi  Salter, 

»  priodon  Bronn, 

»  flexilis  Elles  (Leitfossil), 

»  crenulatus  Törnq., 

Cyrtograptus  rigidus  Tullb.  (Leitfossil), 

»  Linnarssoni  Lapw.  (Leitfossil), 

»  ruthenicus  Eisel, 

»  tubuliferus  Ferner, 

Retiolites  praecursor  Eisel, 

»  Eiseli  Munck. 

Für  den  Monograptus  Flemingi  Salter  stellt  Manch:  eine  Entwicklungsreihe 
auf,  die  angeführt  sei: 

Zone  11  Cyrtograptus  attenuatus  Hopk., 

- - - A - , 

Zone  12  a  Monoyr.  elonqatus  Törnquist, 

Zone  12  b  Monogr.  lobiferus  M’Coy., 


Zone  13 
Zone  14 
Zone  15 
Zone  17 

Zone  18 


Monogr.  distans  Portl., 

, - - - A - s 

Monogr.  Becki  Barr., 
Monogr.  priodon  Bronn, 


✓  - -  > 

Monogr.  Flemingi  S^lt.,  Monogr.  priodon  Bronn, 

Monogr.  riccartonensis  Lapw., 


Monogr.  Flemingi  Salt.,  Monogr.  priodon  Bronn,  Mo¬ 
nogr.  riccartonensis  Lapw.,  Monogr.  flexilis  Elles., 

Zone  19  Monogr.  Flemingi  Salter. 

Wem  wäre  die  Ähnlichkeit  mancher  Cyrtograpten  mit  Monograpten  höherer 
Zonen  nicht  schon  aufgefallen?  Wenn  auch  abschließende  Ergebnisse  bis  jetzt 
noch  nicht  vorliegen,  auf  die  Parallelbildungen  sei  doch  aufmerksam  gemacht: 

Mon.  flexilis  Elles  und  Cyrtograptus  rigidus  Tullb., 

»  pseudoprion  Jäk.  »  »  Murchisoni  Carr., 

»  Nilsoni  Barr.  »  »  Carruthersi  Lapw., 

»  curvus  Munck  »  »  flaccidus  Tullb. 

An  neuen  Spezies  beschreibt  er  und  bildet  er  ab:  Mon.  bispinosus  aus  Zone  13 
vom  Engelsbühl  bei  Ölsnitz  i.  Vogtl.  und  Diplograptus  radiculatus  aus  Zone  12  a 
vom  Engelsbühl  bei  Ölsnitz  und  von  Mühltroff  i.  Vogtl. 

Rudolf  Hundt,  im  Felde. 


V.  Geologische  Vereinigung. 


Karl  Deninger  f. 

(Bildnis  Tafel  II.) 

Am  15.  Dezember  1917  starb  Kahl  Deninger,  ao.  Professor  für 
Geologie  und  Paläontologie  an  der  Universität  Freiburg  i.  B.,  als  Kitt¬ 
meister  d.  Kes.  den  Heldentod  für  unser  Vaterland.  Wir  verlieren  in 
ibm  einen  vielseitigen  Naturforscher,  einen  liebenswürdigen  Kollegen, 
einen  tapferen  Offizier. 

Karl  Deninger  wurde  am  18.  März  1878  als  Sohn  des  Fabrikanten 
Dr.  Albert  Deninger  und  dessen  Frau,  Elisabeth  geb.  Pistor,  in  Mainz 
geboren.  1882  verlegte  die  Familie  ihren  Wohnsitz  nach  Barcelona, 
1884  nach  Dresden,  später  nach  Mainz,  wo  die  Deninger  schon  vor 
mehr  als  100  Jahren  eine  Lederfabrik  innehatten.  Deninger  besuchte 
das  Gymnasium  in  Dresden  und  Mainz,  studierte  1897 — 1902  in  Frei¬ 
burg  i.  B.,  Zürich  und  München  und  genügte  zwischendurch  seiner 
Dienstpflicht  bei  den  14.  Dragonern. 

Nachdem  er  bei  Zittel  promoviert  hatte,  wurde  er  Assistent  bei 
Kalkowsky  in  Dresden  und  1905  Assistent  Steinmanns  am  Geologi¬ 
schen  Institut  der  Universität  Freiburg  i.  B.  Hier  habilitierte  er  sich 
im  Jahre  1906  für  Geologie  und  Paläontologie.  Seine  kaum  begonnene 
Lehrtätigkeit  —  Deninger  las  ein  Semester  über  Säugetierpaläonto¬ 
logie  —  wurde  durch  eine  Expedition  nach  Buru  und  Ceram  (Molukken) 
in  den  Jahren  1906/07  unterbrochen.  Deninger  hatte  schon  in  den 
Jahren  1902,  1904  und  1905  mit  A.  Tornquist  Keisen  in  Sardinien 
unternommen  und  namentlich  die  jüngeren  Formationen  dieser  Insel 
durchforscht.  Ihm  war  deshalb  auch  die  Darstellung  von  Sardinien 
und  Corsika  im  Handbuch  der  regionalen  Geologie  übertragen,  an  deren 
Ausführung  ihn  leider  der  Krieg  verhinderte.  Für  Forschungsreisen 
war  Deninger  durch  seine  Ruhe,  seine  völlige  Unerschrockenheit  und 
seine  Furchtlosigkeit  in  besonderem  Maße  befähigt.  Seine  vielseitigen 
naturwissenschaftlichen  Interessen  hatten  eine  reiche  Gestaltung  seiner 
Keiseergebnisse  zur  Folge.  Dies  gilt  besonders  von  seiner  zweiten,  mit 
Stresemann  und  Tauern  unternommenen  Molukkenexpedition,  auf 
der  er  namentlich  die  Erforschung  Cerams  durchführte,  und  die  reich 
an  geographischen,  geologischen,  zoologischen,  anthropologischen  und 
ethnographischen  Ergebnissen  und  Sammlungen  zurückkehrte.  Leider 
war  Deningers  Gesundheit  durch  den  langen  Tropenaufenthalt  1910 


VI.  Geologische  Vereinigung. 


63 


bis  1912  geschwächt  und  hierin  ist  die  Erklärung  dafür  zu  suchen,  daß 
er  zu  einer  Bearbeitung  seiner  geologischen  und  paläontologischen  Aus¬ 
beute  noch  nicht  gekommen  war,  als  der  Krieg  ausbrach. 

Deninger  war  damals  Oberleutnant  d.  Res.  im  badischen  Dra¬ 
goner-Regiment  Nr.  22  »Prinz  Karl«.  Nach  vorübergehender  ander¬ 
weitiger  Verwendung  wurde  er  Adjutant  eines  badischen  Grenadier- 
Regiments  und  als  solcher  am  29.  September  1914  bei  Fricourt  durch 
einen  Schuß  durch  Oberarm  und  Lunge  schwer  verwundet.  Im  Früh¬ 
jahr  1915  zum  Rittmeister  befördert,  wurde  er,  da  der  Arm  erst  sehr 
langsam  wieder  gebrauchsfähig  wurde,  bei  der  Truppenausbildung  in 
der  Heimat  verwendet  und  hat  namentlich  bei  der  Kletter-  und  Ski¬ 
ausbildung  Ausgezeichnetes  geleistet.  Nachdem  er  auf  dem  südtiroler 
und  dem  mazedonischen  Kriegsschauplatz  tätig  gewesen  war,  kämpfte 
er  von  Sommer  1916  bis  Herbst  1917  als  Kompagnie-  und  später  als 
Bataillonsführer  in  den  Karpathen.  Ganz  hervorragenden  Anteil  nahm 
er  endlich  mit  seinem  Jägerbataillon  an  der  Durchbruchsschlacht  am 
Isonzo.  Er  fiel  durch  eine  Granate,  die  den  ganzen  Bataillonsstab  zer¬ 
schmetterte.  Er  ist  in  Feltre  begraben.  Für  seine  ausgezeichneten 
Leistungen  erhielt  Deninger  das  Eiserne  Kreuz  II.  und  I.  Klasse,  die 
hessische  Tapferkeitsmedaille,  das  bayrische  Verdienstkreuz  und  war 
bei  seinem  Tode  zum  Hohenzollernschen  Hausorden  mit  Schwertern, 
zur  Eisernen  Krone  und  zum  österreichischen  Militärverdienstkreuz 
eingegeben. 

Deningers  wissenschaf thche  Verdienste  liegen  in  erster  Linie  auf 
dem  Gebiete  der  Forschung.  Das  Wort  in  der  Rede  zu  meistern,  war  für 
ihn  eine  Aufgabe,  die  seiner  Natur  weniger  lag.  Seine  Untersuchungen 
zeichnen  sich  durch  Vielseitigkeit,  Gründlichkeit  und  völlige  Vorurteils¬ 
losigkeit  aus.  Hervorragende  Kenntnisse  besaß  Deninger  auf  dem 
Gebiete  der  Säugetierpaläontologie.  Er  war  ein  sehr  guter  Photograph. 

Deninger  war  ein  ausgezeichneter  Charakter,  ruhig,  furchtlos,  ge¬ 
rade,  zäh  in  der  Verfolgung  des  gesteckten  Zieles.  Dabei  lagen  ihm 
falscher  Ehrgeiz  und  Strebertum  fern.  Er  war  ein  liebenswürdiger 
Mensch,  hilfsbereit  und  freundlich.  Gern  teilte  er  andern  seine  Erfah¬ 
rungen  und  das  von  ihm  gesammelte  Material  mit.  Er  war  ein  aus¬ 
gezeichneter  Bergsteiger  und  auf  den  Exkursionen  ein  heiterer,  gemüt¬ 
licher  Kamerad. 

c 

Außer  seinen  Eltern  und  Schwestern  trauert  um  ihn  seine  Gattin, 
Lotte  geb.  Baumgart,  aus  Königsberg  i.  Pr.,  die  er  in  Freiburg  kennen 
lernte  und  am  17.  März  1915  heimführte.  Möchte  es  ihr  ein  Trost  sein, 
daß  ihres  teuren  Verstorbenen,  mit  dem  sie  nur  so  kurze  Zeit  verbunden 
sein  konnte,  in  der  Welt  seiner  Fachgenossen  stets  als  eines  hochge¬ 
schätzten  Forschers  und  als  eines  Helden  sonder  Furcht  und  Tadel 
gedacht  werden  wird. 


Wilckens. 


64 


V.  Geologische  Vereinigung. 


Verzeichnis  der  Schriften  von  K.  Deninger. 

(Zusammengestellt  von  Br.  Ci.  Leidhold.) 

-  ' 

1901.  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Molluskenfauna  der  Tertiärbildungen  von  Reit 
im  Winkel  und  Reiclienhall.  —  Geognostiscke  Jakreskefte  Bd.  14,  S.  221 
bis  246.  Tal  VII  und  VIII.  (Inaug.-Diss.) 

1903.  Ronzotherium  Reichenaui  aus  dem  Oligozän  von  Weinkeim  bei  Alzey.  — 
Zeitsckr.  d.  deutsch,  geolog.  Gesellsch.  Bd.  55,  S.  93 — 97.  Taf.  VI  u.  VII. 

1905.  Die  Jura-  und  Kreidebildungen  in  Nord-  und  Ostsardinien.  (Beiträge  zur 
Geologie  der  westlichen  Mittelmeerländer  von  A.  Toknqtjist.  II.)  — 
Neues  Jakrb.  f.  Min.,  Geol.,  Pal.  Beil.-Bd.  20,  S.  436 — 444. 

1905.  Die  Gastropoden  der  sächsischen  Kreideformation.  —  Beitr.  z.  Paläonto¬ 
logie  und  Geol.  Österreich-Ungarns  u.  d.  Orients.  Bd.  18,  S.  1 — 35.  Taf.  I 
bis  IV. 

1906.  Einige  neue  Tabulaten  und  Hydrozoen  aus  mesozoischen  Ablagerungen.  — 
N.  Jahrb.  f.  Min.,  Geol.,  Pal.  1906.  I.  S.  61—70.  Taf.  V— VII. 

1907.  Die  mesozoischen  Formationen  auf  Sardinien.  —  N.  Jahrb.  f.  Min.,  GeoL, 
Pal.  Beil.-Bd.  23,  S.  453—473.  Taf.  XIII— XV. 

1909.  Über  Babirusa.  —  Ber.  d.  Natur!  Ges.  Freiburg  i.  B.  Bd.  17,  S.  179 — 200, 
3  Taf. 

1910.  Über  das  Fliegen  der  fliegenden  Eidechsen.  —  Nat.  Wochenschrift.  N.  F. 
Bd.  9,  S.  20—21. 

1910.  Über  einen  Affenkiefer  aus  den  Kendeng-Schichten  von  Java.  —  Centralbl. 
f.  Min.,  Geol.,  Pal.  1910,  S.  1—3. 

1910.  Das  Teufelsloch  bei  Nordschwaben  am  Dinkelberg.  —  Mitt.  d.  bad.  Lan¬ 
desvereins  f.  Naturkunde  1910,  S.  345 — 346. 

1910.  Einige  Bemerkungen  über  die  Stratigraphie  der  Molukken  und  über  den 
Wert  paläontologischer  Altersbestimmung  überhaupt.  —  N.  Jahrb.  1  Min., 
Geol.,  Pal.  1910.  II.  S.  1—15. 

1911.  Über  einen  Unterkiefer  von  Rhinoceros  minutus  aus  der  Molasse  bei  Stok- 
kach.  —  Mitt.  d.  Gr.  badischen  geol.  Landesanst.  Bd.  6,  S.  517 — 519. 
Taf.  25  und  26. 

1914.  Morphologische  Übersicht  der  Insel  Seran.  —  Petermanns  Mitt.  1914.  II. 
S.  16—18.  Taf.  IX. 


2  9  AUS.  1918 


Die  Herren  Mitarbeiter  der  »Geolog.  Rundschau«  werden  darauf 
aufmerksam  gemacht,  daß  die  Zahl  der  Sonderdrucke  wegen  Mangel 
an  geeignetem  Papier  für  die  nächste  Zeit  eingeschränkt  werden  muß. 
Es  empfiehlt  sich  daher,  die  Zahl  der  Sonderdrucke  auf  das  aller - 
notwendigste  zu  beschränken. 


Geologische  Rundschau.  JJd.  L X. 


Tafel  II. 


Karl  Deninger 


Verlag  von  Wilhelm  Engelmann  in  Leipzig 


I 


Auszug  aus  deu  Satzungen  der  „Geologischen  Vereinigung“. 

§  3.  Mitgliedschaft. 

Die  Anmeldung  zur  Mitgliedschaft  erfolgt  an  den  Kassenführer* .  Das 
Eintrittsgeld  beträgt  5  M.,  der  Jahresbeitrag  10  M.  für  Personen 
sowohl  wie  für  Institute,  Bibliotheken  usw.  Die  lebenslängliche  Mit¬ 
gliedschaft  einer  Person  kann  durch  einmalige  Zahlung  von  250  M. 
erworben  werden.  Wer  eine  einmalige  Zahlung  von  1000  M.  leistet, 
wird  als  Stifter  geführt.  Alle  Mitglieder  erhalten  die  „Geologische 
Rundschau“  (8  Hefte  zu  4 — 5  Bogen  im  Jahre)  unentgeltlich  und  porto¬ 
frei  zugestellt. 

Der  Jahresbeitrag  ist  bis  Ende  Januar  an  den  Kassenführer  *  einzuzahlen , 
andernfalls  wird  er  durch  Postauftrag  erhoben.  Verweigerung  der  Zah¬ 
lung  bedeutet  Austritt  aus  der  Vereinigung  und  zieht  Einstellung  der 
Zusendung  der  Zeitschrift  nach  sich. 

-  D  e  r  Vo  r  s  t  a  n  d : 

Vorsitzender:  E.  Kayser  (Marburg) 

Stellvertret.  Vorsitzender:  G.  Gürich  (Hamburg) 

>  >  F.  J.  Becke  (Wien) 

>  »  L.w.  Löczy  (Budapest) 

»  »  Ch.  Schuchert  (New  Haven) 

Schriftführer:  Fr.  Drevermann  (Frankfurt  a.  M.,  Senckenbergi- 

sches  Museum,  Victoria -Allee  7) 

Stellvertret.  Schriftführer:  R.  Liesegang  (Frankfurt  a.  M.) 

Schriftleiter  G.  Steinmann  (Bonn,  Poppelsdorfer  Allee  98) 

>.  W.  Salomon  (Heidelberg) 

>  O.  Wilckens  (Straßburg  i.  E.) 

*  Kassenführer:  Frau  R.  Drevermann  (Frankfurt  a.  M.-Eschersheim, 

Häberlinstr.  53). 

Die  früheren  Jahrgänge  der  Geologischen  Rundschau, 
außer  den  Jahrgängen  1915116 ,  können  von  den  Mitgliedern 
der  Geologischen  Vereinigung  durch  den  Rassenführer 
zum  Preise  von  Ji  10. —  bezogen  werden. 

Sonderdrucke. 

Sonderdrucke ,  in  der  Form  der  unentgeltlich  gelieferten,  icerden  übe7  die  pflicht¬ 
mäßige  Zahl  hinaus  den  Verfassern  auf  ihre  Kosten  von  der  Verlagsbuch¬ 
handlung  geliefert  und  nach  folgenden  Sätzen  berechnet: 

Text : 

Druck  und  Papier  für  den  Bogen  bei  10  Stück  .  . . .  .  50  Pf g. 

Tafeln: 

In  Autotypie:  für  die  einfache  Oktav-  oder  Doppeltafel  .  .  3  Pfg.  bzw.  5  Pfg. 


In  Lichtdruck : 

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•  • 

.....  10—15  „ 

In  Photolithogr. : 

.......  6,„ 

einfarbig  ..  ,, 

•  • 

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mehrfarbig  „  „ 

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...  8  Pfg.  u.  mehr*) 

In  Lithographie :  „  „ 

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.  .  .  10  — 30  Pfg*) 

*)  je  nach  der  Zahl  der  nötigen  Farbenplatten. 


Umschlag : 

Für  10  Stück . .  .'  .  .  . . 30  Pfg. 

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Für  10  Stück  bei  2  Bogen  Umfang . 30  „ 

„  10  „  „  3  und  mehr  Bogen  Umfang . 50  „ 

„  10  „  jeder  Tafel  extra . 10  „ 

In  Fortsetzung  erscheinende  Abhandlungen  gelangen ,  wenn  nichts  anderes  bestellt 
wird ,  nach  Abschluß  zusammen  in  einen  Umschlag  broschiert  zur  Ablieferung. 


Soeben  erfdjien: 

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2BeItge|tf)id)te 

in  3tnei  JBctnben 

opllftcmbtg  neu  bearbeitet  non 

Subtoig  OJiefj 

(£r[ter  Sanb:  Altertum  unb  SKittelalter 

SJiit  ausführlichem  Snljaltsoerjei^nts  unb  Gegiftet 

68  ©ogeit  ge.  8°.  ©cfjcftct  UJiarl  18.-,  gebuttbett  SPlart  22.- 

(©emitljt  1550  bejm.  1650  g) 

OT uf  ©runblage  her  längft  oergtiffenen  lebten  Auflage  bes  in  über  100000  (Exemplaren  oerbreiteten 
-C^roeibänbigen  933eberfd)en  Sehrbudjs  ber  933eltgefchichte  fjat  ber  in  toeiten  Streifen  rühmlicfjft  befannte 
heroorragenbe  §i)iori!et  Dr.Subtoig  Giej)  ein  oollftänbig  neues  933er!  gefdjaffen.  Uber  bie  ©efichtspunfte, 
bie  if)n  bei  ber  Gieifterung  biefer  2Iufgobe  geleitet  haben,  berichtet  er  in  feinem  Gorroort: 

„Sie  gorberung  einer  in  überficbtlidjem  Gahmen  ben  gebilbeten  Greifen  bes  heutigen  93oIfes 
baräubietenben  933eltge)d)icijte  hot  fdjon  ber  Sinter  griebrich  Gücfert  in  unnachahmlicher  Mrje 

herootgehoben:  _ 

„933te  bte  933elt  läuft  immer  roetter, 

roirb  ftets  bie  ©efäjidjte  breiter; 
unb  uns  roirb  je  mehr  je  länger 
nötig  ein  3ufammenbränger." 

Das  empfinbcn  mir  unter  bem  (Einbrucf  bes  nodj  tobenben  933elt!rieges  noch  lebhafter  als  früher, 
ba  bie  Gerfledjtung  bet  (Ereigniffe  in  roeiter  gerne  mit  ben  Sebensbebingungen  unferes  93oI!es 
unb  93aterlanbes  jebermann  fühlbar  getoorben  ift.  Ser  Sinter  gibt  auch  bem  öiftorifer,  ber 
fiel)  an  biefe  grofje  allgemeine  Gufgabe  roagt,  befjer3igensa>erte  Gorfchriften,  toie  er  „jum  Gau 
bie  Steine  fdjichten“,  „in  bes  (Ein3elnen  §ülle  allgemeine  gülle  legen“  unb  bie  „Gegebenheiten, 
Säten  unb  gelben  rafäf)  oorübetfliehen  Iaffen“  foll.  21m  fcf)ärf)ten  roenbet  er  |i<!)  am  Scf)Iufc 
gegen  bie  £in3ufügung  bes  üblichen  roiffenfchaftlichen  Geitoerfs: 

„Unb  oor  allem  fpart  bie  Goten; 

3ciget  eud)  nur  toahr  unb  treu, 
unb  roirb  mir  ber  Stern  geboten, 
frag’  ich  nidf)t  aus  melier  Spreu.“ 

Um  fid)  biefes  Gertrauen  bes  £efers  3U  oerbienen,  barf  ber  ülutor  feine  Glühe  fparcn,  alles 
933efentlidje  3U  flarer  Gnfdjauung  3U  bringen,  ohne  bie  Überfidjtlidhfeit  unb  ben  Ieitenben  gaben 
ber  (E^äljlung  3U  oerlieren.  933ahrlid)  ein  hohes  3beal!  933ie  roeit  es  erreicht  ift,  muh  betn 
Urteil  ber  ©efchidjtsfreunbe  überladen  roerben.  2In  Gemühung  hot  es  ber  Gerfaffer  nad)  ben 
(Erfahrungen  einer  30  jährigen  afabemifchen  Sehrtätigfeit  unb  oielfeütger  Stubien  nicht  fehlen  Iaffen. 

Sas  leudjtenbe  Gorbilb  auf  bem  hier  eingefd)Iagencn  933egc  toar  bie  ©cfdhichtsfdjreibung  Seopolb 
oon  Ganfes.“  > 

$er  jtoette  (Sdjlufjs)  Sanb  beftnbßt  fid)  im  $rucf  unb  foll  oor 

2Beif)nad)ien  1918  erf^einen. 


Dieses  Heft  enthält  eine  Ankündigung  der  Firma  B.  Gr.  Teubner  in  Leipzig  über 
»Davis-Braun,  Grundzüge  der  Physiogeograpkie.« 


Druck  von  Breitkopf  &  Härtel  in  Leipzig. 


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